Sizilien, Thailand, Belgrad – ein Reise-Extra, S.

45

N 0 39 22.9.2022

Schon wieder Blumenkohl?

 E in Gespräch mit Yotam Ottolenghi,
dem einflussreichsten Koch unserer Zeit
 Süß und herzhaft
22.9.22 N0 39 genießen mit
Rezepten vom
26
WOCHENMARKT
BUNTER WIRRWARR
Die Fotografin Maisie Cousins liebt das kindliche Chaos.
JETZT NEU:
Wir zeigen ihre Bilder
DAS
36 BACKBUCH
Titelfotos Frederike Helwig

EINS PLUS
Sieben Prominente erzählen von den Lehrern und
Lehrerinnen, die ihr Leben geprägt haben

45
FERNES GLÜCK
Der Himmel über Sizilien, ein Hotelzimmer in Belgrad
und der Panoramablick auf der
thailändischen Frog Island – unser Reise-Extra

»ZEITmagazin WOCHENMARKT – Das Backbuch«,

Bestell-Nr.: 43729; Preis: 20,00 €*

Die besten Rezepte für Kuchen,

Crumbles, Tartes, Plätzchen, Brot u. v. m.
jetzt in »ZEITmagazin WOCHENMARKT –
FAST ÜBERHÖRT Das Backbuch«
Für Elisabeth Raether ist Kuchenbacken
das Entspannteste, was man überhaupt
tun kann. Denn auch wenn alles schreck-
lich scheint, vereinen sich Butter, Eier,
Mehl und Zucker immer noch zu einem
himmlischen Ganzen.
In der beliebten ZEITmagazin-Kolumne
»Wochenmarkt« präsentiert die Autorin
jede Woche, was bei ihr auf den Tisch
kommt: nicht nur Hauptgerichte, sondern
auch süße und herzhafte Kuchen und
Gebäck. Alle Rezepte sind einfach, leicht
nachzubacken und arbeiten wie immer
mit frischen, saisonalen Zutaten.

Erhältlich unter
shop.zeit.de/wochenmarkt 
040/32 80-101
*Zzgl. Versandkosten | Anbieter: Zeitverlag Gerd Bucerius
GmbH & Co. KG, Buceriusstraße, Hamburg;
Geschäftsführer: Dr. Rainer Esser

Nadine Redlich lebt in Düsseldorf und zeichnet hier Szenen aus dem Alltag.
Wenn Sie selbst etwas zufällig erlebt haben, schreiben Sie an ueberhoert@zeit.de
 8

Heiter bis glücklich

»Ich habe heute Abend ein

Conan Ledesma, Torwart
beim FC Cadiz, ist
mitten im Spiel mit einem
Defibrillator zu einem Fan
gesprintet, der einen Herz-
stillstand erlitt (er überlebte).
Das nennen wir mal
sinnvolles Lauftraining!
Wegen der Energiekrise
diskutiert Italien das
»passive Pastakochen«: Nudeln
rein ins kochende Wasser,
dann Herd aus. Laut
eines Physikers funktioniert
es: Man spart Gas,
und die Pasta wird al dente
Lavendelbad genommen – Der Podcast Celebrity
also kurz vor der Verleihung –, Book Club with Steven & Lily
und jetzt bin ich ganz seziert Bücher von
aufgedunsen in meinem Kleid. Prominenten wie Drew
Und ich kann deshalb Barrymore oder Peggy Guggen-
schlecht sprechen.« heim – auf hoch­komische,
sehr erhellende Art
Aus der Emmy-Award-­
Dankesrede der herrlich
bekloppten Jennifer ­Coolidge
(die als beste Neben­
darstellerin in einer Miniserie
ausgezeichnet wurde)

Fotos Getty Image; ddp; Prologue Projects; Stephen Shore; Michael Benabib, 1989 / Taschen; Travis Scott x McDonalds; Kelly Wearstler; Jean-Michel Basquiat
Wer ein Chicken-Nugget-
Kissen kauft, erwartet
ein Chicken-Nugget-Kissen!
Käufer dieses Modells
Exklusiver war Bücher­ von Travis Scott x McDonalds,
schleppen selten: das auf dem Foto ja sehr
Bottega Veneta hat eine überzeugend aussieht, waren
lederne Version des eh schon deshalb enttäuscht von der
ikonischen Beutels der tatsächlich eher pfannkuchen-
New Yorker Buchhandlung ähnlichen Optik
Strand entworfen

Mercedes-Benz-Ketten, vier Diamantringe pro Hand, eine Reihe

Wer lieber zu Hause bleibt,
als auszugehen, kann
sein Wohnzimmer passender-
weise mit dieser faulen
Disco­kugelskulptur von Kelly
Wearstler dekorieren
Glitzerzähne: Wie Slick Rick, LL COOL J oder Kool Moe Dee
(oben, 1989 fotografiert von Michael Benabib) die Tradition Man sollte bald wieder nach
des behängten Hip-Hop-Künstlers prägten, zeigt das Buch Ice Cold. Wien fahren: Die Albertina
A Hip-Hop Jewelry History (Taschen); auch die Juweliere der zeigt in einer großen
Musiker kommen vor. Schmuck ist Macht, das veranschaulicht dieses Retrospektive rund 50 Werke
Buch. Wer nicht mehr dezent sein muss, hat es geschafft von Jean-Michel Basquiat

Die Entdeckungen der Woche von Claire Beermann

 10
HARALD MARTENSTEIN
Über das Land der Wölfe
In meiner Heimatzeitung, dem Uckermark-Kurier, stand etwas
über Wölfe, es gibt immer mehr davon. Den deutschen Wölfen
geht es gut, um die muss sich keiner Sorgen machen. Hauptfigur
des Artikels war der Wanderschäfer Wendelin Schmücker. Ich
dachte: »Wanderschäfer Wendelin Schmücker« wäre ein schöner
Titel für einen Roman des 19. Jahrhunderts gewesen, etwa von
Theodor Fontane. Oder auch für eine Kleist-Novelle.
Jedenfalls scheint dieser Wanderschäfer, wie bei Kleist der Michael
Kohlhaas, ein streitbarer Mensch zu sein. Er hat nämlich um das
Recht geklagt, aus einer Flinte, Kaliber 12, mehrere Schüsse ab-
zugeben, dabei denkt er in erster Linie an Warnschüsse. Wendelin
Schmücker besitzt 600 Mutterschafe und eine stattliche Zahl von
Lämmern, mit denen wandert er durch Niedersachsens Grünzonen.
In dritter Generation, so heißt es in dem Artikel. Das Fleisch der
Lämmer verkauft er, davon lebt er, was sich naturgemäß nur dann
machen lässt, wenn nicht ein Wolf das betreffende Lamm gefressen
hat. Wo es mehr Wölfe gibt, dort gibt es weniger Lämmer, so scheint
es sich in der Natur zu verhalten. Schmücker möchte die Wölfe durch
Schüsse verjagen, der Wolf ist ja in der Regel scheu und geht ungern
Risiken ein. Töten will Schmücker die Angreifer nur »im Notfall«.
Das Gericht in Lüneburg lehnte die Erlaubnis zum Kauf und
zur Benutzung einer Flinte ab. Der Wolf sei geschützt, dies unter-
scheidet die Wölfe sowohl von den Lämmern als auch von den
Wanderschäfern. Nun stellte Schmücker einen anderen Antrag,
nämlich den, mit Gummigeschossen die Wölfe verscheuchen zu
dürfen. Eine Verletzungsgefahr für den Wolf kann dabei natürlich
nicht ausgeschlossen werden. Auch dieser Vorschlag hat, laut dem
Bericht, »keine Aussicht auf Erfolg«.
Illustration Martin Fengel
Der Schäfer wurde behördlicherseits ausdrücklich darauf auf-
merksam gemacht, dass der deutsche Staat wolfsabweisende Zäu-
ne bezuschusst. Aber er ist nun mal ein Wanderschäfer, und an
einem unüberwindlichen Zaun endet seit je jede Wanderschaft.
Er könnte die Wölfe, von denen es immer mehr gibt, nach Her-
zenslust Lämmer reißen lassen und sich dafür aus Steuermitteln
Entschädigungen auszahlen lassen. Es wird so viel umverteilt und
bezuschusst, warum sollte nicht auch ein Schäfer Geld erhalten,
der einige seiner Schafe als Futter für Wölfe hütet? Irgendetwas
gefällt Wendelin Schmücker nicht an dieser Idee. Es läuft nach
seinen Worten wohl darauf hinaus, dass, wie einst in Deutschland
der Wolf, nun die Wanderschäfer aussterben. Es gebe ohnehin
nicht mehr viele.
Ich vermute, dass die Nachfahren seiner Schafe dann wolfssicher
eingesperrt im Gatter oder im Stall leben, die Nachfahren der
letzten Wanderschäfer leben am Stadtrand von der Sozialhilfe.
Letzteres klappt natürlich nur, wenn infolge der vielen absehbaren
Firmenpleiten nicht langsam auch die Steuerzahler aussterben. Die
Wölfe aber fressen dann das, was sie eh gefressen hätten, wenn der
Schäfer sie hätte vertreiben dürfen.
Das ist ja eine politische Geschichte, dachte ich. Die erzählt un-
Zu hören unter www.zeit.de/audio
heimlich viel über Deutschland. Der Wolf, den niemand auch nur
durch Gummigeschosse verscheuchen darf, der Wolf, der bei Ge-
richt die Schafe juristisch besiegt. Der sichere Stall als Endstation
ist eine Metapher, aber wofür? Da fiel mir das Gedicht Verteidigung
der Wölfe gegen die Lämmer ein, es ist ein Frühwerk von Hans Mag-
nus Enzensberger: »brüderlichkeit herrscht unter den wölfen: / sie
gehen in rudeln. / gelobt sei’n die räuber.«
Wochenmarkt 12 TARTE FÜR OBST ALLER ART

Zwetschgen-Mandel-Tarte
Zutaten für eine Springform von 24 cm Durchmesser: Für den Teig: 100 g (weiche) Butter, 80 g Zucker, 1 Ei, 200 g Mehl,
1 Prise Salz; für den Belag: 75 g (weiche) Butter, 75 g Zucker, 1 Ei, 75 g gemahlene Mandeln, 10 g Mehl, circa 500 g Zwetschgen

You say Zwetschge, I say Pflaume. Es ist vollkommen egal, ob man Teig kneten. Teig in Frischhaltefolie wickeln und 1 Stunde im Kühl-
diese Tarte mit der einen oder mit der anderen belegt. Ehrlicherwei- schrank ruhen lassen. Für den Belag Butter und Zucker verkneten
se können es auch Äpfel sein. Oder Aprikosen. Oder Birnen (wie in Schritt eins für den Teig). Ei, Mandeln und Mehl
Die
(so wie beim letzten Mal, als ich dieses Rezept vorgestellt unterrühren. Dann die Springform (24 cm Durchmesser)
habe). Diese Tarte – aus Mürbeteig mit Mandelcreme –
neue Ausgabe des vorbereiten: den Boden mit Backpapier bedecken, indem
macht alles mit, verzeiht fast alles und gelingt immer. ZEITmagazins man es zwischen Rand und Boden klemmt, Ränder und
Und noch etwas: Das Rezept verlangt, dass man mit WOCHENMARKT Boden mit wenig Butter einfetten. Teig in die Form drü-
seinen Händen Butter mit Zucker vermatscht, und das ist jetzt am Kiosk cken, der Rand sollte etwa 3 cm hoch sein. Mandelcreme
ist für Menschen, die den ganzen Tag in Büros eingesperrt erhältlich auf den Teig streichen (sie verdreifacht beim Backen ihr Vo-
sind, wahrscheinlich der sinnlichste Moment des Tages. lumen). Zwetschgen halbieren, entkernen, in Schnitze schnei-
Für den Teig die weiche Butter mit der Hand in den Zucker kne- den. Kreisförmig auf der Tarte anrichten. Bei 180 Grad Ober- und
ten. Ei unterrühren. Mehl und Salz hinzufügen und alles zu einem Unterhitze 30 bis 35 Minuten backen. Dazu passt Schlagsahne.

Von Elisabeth Raether Foto Silvio Knezevic

TAGEBUCH AUS KIEW 14 10. September: Neuer Alltag

In Kiew kann man den Schein des normalen Stadtlebens sehen.
Viele Menschen, die zu Beginn des Krieges weggezogen sind, kom-
men nach und nach zurück. Cafés und Bars sind geöffnet, und
es herrscht reger Betrieb, meist bis 21 Uhr. An manchen Tagen
und zu manchen Stunden sind die Straßen voller Autos. Es gibt
Straßenmusiker und andere Unterhaltungskünstler. Menschen ge-
hen spazieren und lachen in Gesellschaft. Irgendwo in den Parks
finden Yoga-Vormittage statt. Wenn man aber genauer hinschaut,
sieht man noch die Militärfahrzeuge – saubere und schmutzige.
An vielen Stellen in der Stadt finden Trauerfeiern statt. Soldaten
sind zu einem festen Bestandteil der Straßen geworden. Wenn die
Menschen über ihre Themen sprechen, ist eine große Anspannung
zu spüren: Militär, Freiwilligeneinsätze, Umzüge, die Frontlage.
Spät am Abend ist es weiter still.

Der Illustrator Sergiy Maidukov, 42, ist in Donezk geboren und aufgewachsen, seit 2006 wohnt er in Kiew.
Für uns zeichnet er, wie er sein Land in diesen Tagen sieht und erlebt
5x DIE ZEIT für
nur 5 € testen
Lesen Sie 5 Wochen lang DIE ZEIT gedruckt oder
digital für nur 5,– €, und erfahren Sie jede Woche
das Wichtigste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft
und Kultur. Dieses Angebot gilt nur für kurze Zeit!

Jetzt
bestellen:
040/42 23 70 70*
zeit.de/5fuer5

inklusive
ZEITmagazin

*Bitte Bestellnummer angeben: 2064226 · 2064227 Stud. · 2064228 Digital · 2064229 Digital Stud.
Anbieter: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Buceriusstraße, Hamburg
Yotam Ottolenghi im Garten seines Townhouses im Londoner Stadtteil Camden
»Geben Sie mir Mac’n’Cheese,
egal was, ich würde es essen«
Niemand hat den Geschmack des vergangenen Jahrzehnts so geprägt
wie Yotam Ottolenghi. Ein Gespräch mit dem israelisch-britischen
Koch über das Ottolenghisieren eines Schnitzels, die Notwendigkeit
von Käse und darüber, was er einmal der Queen serviert hat

Fotos FREDERIKE HELWIG

Von FIONA WEBER-STEINHAUS
Ein ungewöhnlich heißer Augusttag in London, es sind 26
Grad. Yotam Ottolenghi läuft in Turnschuhen durch sein
Townhouse in Camden. Nur eine gelbe Saftpresse und eine
KitchenAid-Küchenmaschine stehen auf der Arbeitsfläche
neben seinem Herd. »Ich bin kein Gadget-Koch«, sagt Otto-
lenghi, »ich brauche nur Töpfe und meine Messer.«
Yotam Ottolenghi, 53, hat in den vergangenen zwanzig Jah-
ren ein Kochimperium aufgebaut: fünf Delis und zwei Res-
taurants, alle in London, eine wöchentliche Kolumne im
Guardian und eine in der New York Times, neun Kochbücher,
allesamt Bestseller. Er gilt als der Mann, der vielen nicht ge-
müseaffinen Nationen nahegebracht hat, dass Auberginen und
Blumenkohl mehr als verkochte Beilagen sein können.
»Stört es Sie, wenn ich während unseres Gesprächs Marmelade
einkoche?«, fragt er und greift sich eine Schale mit Aprikosen.
Sein Ehemann und die beiden Söhne, sieben und neun Jahre
alt, verbringen einen Teil der Sommerferien in Nordirland,
wo die Familie ein Haus hat. Und die Söhne brauchen neue
Marmelade.
Ob Ottolenghi der Reporterin für das Gespräch eine hübsche
Eingangsszene liefern möchte oder seine beiden Söhne wirk-
lich ihre Essenswünsche durchgegeben haben – egal, ein süßer
Aprikosenduft zieht bald durch die Küche.
Herr Ottolenghi, wie werden Sie die Marmelade otto­len­ghi­
sie­ren?
Gar nicht, ich nehme nur Aprikosen und feinkörnigen Zu-
cker, aber nicht viel, die Marmelade soll flüssig sein. Die-
sen Sommer haben wir meine Mutter in Israel besucht, im
Garten steht ein Aprikosenbaum. Meine Kinder haben sich
diese Marmelade gewünscht.
Vor genau zehn Jahren erschien »Jerusalem«. Ihr damals
drittes Kochbuch gilt in Deutschland als ihr Durchbruch:
Seitdem stehen Tahini, Za’atar und Harissa auch in den
Vorratsschränken von Menschen ohne Verbindung zum
Nahen Osten. Ihr Nachname wurde zum Synonym für
den Levante-Kochstil. Wann haben Sie begonnen, von sich
selbst als Verb zu sprechen?
Vielleicht vor zwei, drei Jahren. Der Food-Kritiker Tim
Hayward, der übrigens vorher in diesem Haus gewohnt
hat, hatte in einem Financial Times-Artikel von to ottoleng-
hi-fy geschrieben. Dann fiel mir auf, dass es häufiger ver-
wendet wird. Ich stehe oft mit den anderen Köchen in der
Testküche um ein Gericht herum und debattiere, ob es nun
ottolenghi ist oder nicht.
Und, was ist ottolenghi?
Das Bekannte zu entfremden. Eine Überraschung im
Mund; der kurze, salzige Moment von Anchovis oder
die Säure von Käse. Einen bestimmten Geschmack mit
Gewürzen und Aromen zu umspielen. Das Gegenteil
von ottolenghi ist für mich eine pürierte Karottensuppe.
Gleichmäßige Textur, eintöniger Geschmack.
Wie würden Sie denn ein Schnitzel ottolenghisieren?
Ich würde zur Panade Koriandersamen, Sesam oder Küm-
melsamen hinzufügen. So hat man etwas Knuspriges, da-
18
Yotam Ottolenghi, geboren 1968 in Jerusalem,
gilt als einer der einflussreichsten Köche weltweit.
In seiner Ottolenghi Test Kitchen arbeitet er mit
mehreren internationalen Köchinnen und Köchen
an Rezepten. Er lebt mit seinem Ehemann und
zwei Söhnen in Camden, London. Sein neues Buch
»Extra Good Things«, geschrieben mit Noor
Murad, erscheint Ende September
zwischen den Geschmack der Gewürze. Statt der halben
Zitrone, die man oft zum Schnitzel reicht, könnte man
Zitronenscheiben grillen und den Saft auf dem Schnitzel aus-
drücken; so hätte man einen leicht rauchigen Geschmack.
Dazu ein Chutney oder einen Dip, wahrscheinlich auf
Sahne- oder Joghurt-Basis.
Und ein einfaches Gericht: Spaghetti pomodoro?
Da gibt es unendliche Möglichkeiten. Man könnte sich zum
Beispiel dem indischen Subkontinent nähern. Für eine süße
Säure würde ich Senfsamen und Curryblätter hinzufügen,
Tamarinde, Bockshornklee. Oder man geht in Richtung
Naher Osten, dann würde ich Kümmel nehmen und statt
Basilikum gehackten Koriander und Feta drüberstreuen.
Sehnen Sie sich auch mal nach einem Standard-Schnitzel
oder nach Pasta?
Was ich koche und selbst esse, unterscheidet sich voll-
kommen. Wenn ich abends nach Hause komme und den
ganzen Tag Ottolenghi-Gerichte probiert habe, möchte
ich meistens etwas Simples essen: Reis mit Butter. Käse
mit schwarzem Pfeffer. Ich glaube, man kann nur eine be-
stimmte Menge Geschmack an einem Tag vertragen, man
braucht eine Balance. Meine Söhne mögen auch gar nicht
so gerne Ottolenghi-Essen. Sie haben wie die meisten
Kinder einen einfacheren Geschmack.
Was kochen Sie dann für Ihre Kinder?
Im Alltag kocht mein Mann Karl. Er macht oft Tacos
mit Gemüse, Avocado und Koriander. Oder asiatische
Nudeln mit Gemüse, nicht zu intensiv. Ich bin für das
Frühstück zuständig und mache für die Kinder Käse-Ei-
Omelett oder weich gekochte Eier, dazu Gurke, Oliven
und Brot, wie in meiner eigenen Kindheit in Israel. Ich
esse allerdings nur dann mit, wenn ich erst spät in die
Testküche muss.
Sie sind in Jerusalem geboren. Ihr Stil ist der orientalisch-
jüdischen und arabischen Küche entlehnt. Sie selbst sind
allerdings gar nicht mit dieser Küche aufgewachsen.
Ich bin mit verschiedenen Einflüssen aufgewachsen. Mein
Vater, der aus einer italienischen Familie stammte, hat viel
Polenta, Pasta, Gemüse gekocht, in einer zurückhaltenden
Art, ohne viele Gewürze – wirklich gar nicht ottolenghi.
Kartoffeln hat er mit etwas Olivenöl, Rosmarin und Knob-
lauch in einem Topf angebraten. Er wusste genau, wie er
mit dem Gemüse umgehen muss, hat viel mit Dampf und
19
Hitze gespielt. Er hat immer mit einem Augenzwinkern
gesagt, meine Mutter habe ihn korrumpiert und von der
koscheren Küche abgebracht.
Ihre Mutter hat deutsch-jüdische Wurzeln.
Sie hat oft Hausmannskost gemacht, langsam gegarten
Kohl mit Schwein, Fleischklopse. Schinken hat sie beim
nicht koscheren Fleischer gekauft. Ich bin sehr säkular auf-
gewachsen. Wir haben keine Regeln befolgt. Sie hat auch
viele internationale Gerichte ausprobiert, zum Beispiel spa-
nischen Gazpacho.
Hatten Sie als Kind eine besondere Beziehung zum Ko-
chen? Haben Sie viel in der Küche mitgeholfen?
Nein, eigentlich nicht. Sami Tamimi, mein Freund und
Unternehmenspartner, mit dem ich Jerusalem geschrieben
hatte, stand immer mit den Frauen am Herd, schnippelte
und schaute, wie sie das Essen zubereiten. Ich habe nach
dem Militärdienst in Tel Aviv Literaturwissenschaft und
Philosophie studiert. Ich habe immer sehr gern gegessen,
habe aber erst dann – wie ein typischer Student – mit
dem Kochen begonnen, als niemand anderes mehr es für
mich getan hat.
Was wurde während des Studiums Ihr »signature dish«?
Mejadra, ein palästinensisches Gericht, sehr bekannt in
Israel und anderen Ländern des Nahen Ostens. Die Linsen
und den Reis habe ich oft in separaten Töpfen gekocht,
die Zwiebeln ganz knusprig-karamellisiert gebraten und
dann alles vermengt.
Verlieren die Zwiebeln dann nicht ihre Knusprigkeit?
Schon, aber dafür bekommt man einen intensiven, ka-
ramellisiert-salzigen Geschmack. Für den Crunch kann
man noch ein paar Zwiebeln drüberstreuen. Zu der Zeit
hätte ich mir niemals vorstellen können, hauptberuflich zu
kochen. Nach meinem Masterabschluss wollte ich promo-
vieren. Was in meiner akademischen Familie auch nahelag:
Mein Vater war Chemieprofessor, meine Mutter Direkto-
rin einer Highschool. Ich liebte die Debatten und Diskus-
sionen an der Universität, es passte zu meiner Vorstellung,
dass ich ein Intellektueller werden könnte.
Warum haben Sie sich umentschieden?
Dieses Gemeinschaftliche hatte mir an der Uni gefehlt.
Akademische Arbeit erreicht nur einen ganz kleinen Kreis.
Ich weiß noch, wie ich meine Masterarbeit über die Phi-
losophie des fotografischen Bildes siebenmal in einem
Copyshop ausdruckte und sie meiner Familie und engen
Freunden schickte. Ich hatte daran ewig gearbeitet – und
ich bin mir sicher, niemand von ihnen hat sie ganz gelesen.
Kochen ist das genaue Gegenteil. Jeder hat Freude daran,
gut zu essen; es verbindet Menschen.
Mit dreißig Jahren haben Sie dann angefangen, professio-
nell zu kochen.
»Die Menschen sind viel sensibler heutzutage, wenn es um Authentizität
geht. Aber im Endeffekt ist es so: Gerichte gehören keinen Nationen,
sie werden von Menschen weitergegeben«
Ich wollte eigentlich nur schauen, ob es mein Ding ist.
In London habe ich neben der Kochschule abends und
nachmittags in verschiedenen Restaurants gearbeitet. Die
Neunziger waren eine aufregende Zeit. Die britische Küche,
nach dem Zweiten Weltkrieg irgendwie vergessen, wurde
gerade wiederentdeckt. Es gab viele tolle, aufregende Köche.
Im The Capital, einem Michelin-Restaurant, habe ich in
der Patisserie gearbeitet.
Dort blieben Sie aber nur ein paar Jahre.
Die Küche war sehr traditionell französisch strukturiert,
harte Arbeitszeiten, neun Uhr morgens rein, 23 Uhr
abends raus – da passte ich einfach nicht rein. Ich habe
danach mehrere Jahre im Kensington Palace gearbeitet,
einem tollen Restaurant, aber auch traditionell in dem
Sinne, wie Küchen funktionieren. Das war auch nicht das,
was ich wollte.
Jetzt arbeiten Sie mit acht Kollegen in der Testküche, mit
einigen seit vielen Jahren. Sie arbeiten kollaborativ, die an-
deren Köche stehen auf dem Buchrücken als Co-Autoren.
War das eine bewusste Abkehr von Ihrer Erfahrung in den
Großküchen?
Vielleicht. Es ist entspannter, weil ich nicht die ganze Ver-
antwortung trage. Ich liebe es, mit anderen zu arbeiten. Ich
könnte das auch gar nicht anders, ich glaube, dass die Bü-
cher überhaupt deswegen nur so lange erfolgreich waren.
Die anderen Köche haben Wurzeln in Südamerika oder im
Nahen Osten. Auch die Gerichte in den Restaurants sind
die der jeweiligen Chefs – nicht meine.
Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Debatten
um kulturelle Aneignung von Gerichten. Das nahm teils
ganz schöne Ausmaße an: Der Kochbuchautorin Alison Ro-
man wurde vorgeworfen, sie hätte so getan, als hätte sie ein
Gericht erfunden – das aber einfach ein Curry war, wie es
in südasiatischen Ländern seit Jahrhunderten gekocht wird.
Die Menschen sind viel sensibler heutzutage, wenn es um
Authentizität geht. Aber im Endeffekt ist es so: Gerichte
gehören keinen Nationen, sie werden von Menschen wei-
tergegeben. Man sollte Ursprung und Identität der Ge-
richte respektieren, recherchieren und darauf hinweisen.
Ich fand es schon immer wichtig, zu erzählen, dass dieses
Rezept von der Nachbarin und dieses von Samis Tante
kommt. Als ich mit den Büchern anfing, meinte mein
Lektor: Muss immer die ganze Geschichte zu den Rezep-
ten? Ich finde: Ja.
In Ihrer täglichen Arbeit probieren Sie andauernd neue
Gerichte. Wie unterscheiden sich Essen und Probieren?
Eigentlich reichen zum Probieren zwei Bissen, mehr brau-
che ich nicht, um zu spüren, ob das Gericht stimmt oder
ob noch etwas fehlt. Es ist etwas anderes, als zu essen.
Für die Sinne ist es trotzdem irritierend: War das jetzt

schon eine Mahlzeit? Habe ich nur Appetit, oder bin ich
tatsächlich hungrig?
In den letzten Jahren hat sich Essen zu einem eigenen Life-
style entwickelt, zu einem Distinktionsmerkmal. Viel mehr
Menschen schauen darauf, welches Essen gesund ist. Zu-
cker gilt bei vielen als Suchtmittel. Zu viel Pasta am Abend
als Ausnahme.
Ich will das Problem nicht kleinreden, viele Menschen
sind stark übergewichtig, haben Diabetes – auch weil wir
als Gesellschaft zu viel Süßigkeiten und Schokolade aus-
gesetzt sind. Wenn man sich aber Dinge verbietet, steigert
man das Verlangen. Ich esse jeden Tag dunkle Schoko-
lade, meine Kinder Milchschokolade, nicht viel, mal ein
Stück, mal einen Riegel. Wer gibt seinen Kindern denn
keine Schokolade?
In einigen Kitas und Schulen in Deutschland, bestimmt
auch in vielen Kreisen, die Ihre Bücher im Regal stehen
haben, soll man keinen Geburtstagskuchen mit Zucker
mitbringen.
Wirklich? Das ist in der Schule meiner Söhne nicht so.
Natürlich ist zu viel Süßes schlecht für Kinder. Und, ja, in
einer idealen Welt würden Kinder und Erwachsene jeden
Tag nur ein Stück Obst nehmen. Aber mal ehrlich – das
passiert ja nicht.
Vor ein paar Jahren sagten Sie: »Es gibt wenig, was mich so
sehr nervt, wie anderen Leuten zu sagen, was sie essen sol-
len – und gesagt zu bekommen, was ich selbst essen soll.«
Hat sich das geändert angesichts der Klimakrise?
Nein. Es gibt eine schlaue und eine dumme Art, dafür zu
sorgen, dass Menschen ihren Lebenswandel ändern. Leute
darauf hinzuweisen, was sie essen oder nicht essen sollen,
führt nur zu Groll.
Machen Sie es sich da nicht zu einfach? Sie haben ja wirk-
lichen Einfluss.
Ich würde es eher überpragmatisch nennen. Es ist ein-
fach nicht mein Stil, Leute bekehren zu wollen. Und ich
glaube, dass es ineffektiv ist. Wir müssen Menschen eine
gute Alternative zum Fleisch bieten – und die gibt es ja!
Ich würde lieber sagen: Schaut her, was man mit diesen
Gemüsen Wunderbares kochen kann. Das ist eine Win-
win-Situation.
In »Jerusalem« gibt es keine explizit veganen Gerichte. In
den vergangenen zehn Jahren haben Sie in den anderen
Büchern begonnen, vegane Alternativen aufzulisten. Was
war der Grund dafür?
Ganz einfach: die Nachfrage. Immer mehr Menschen wol-
len vegane Optionen. Aber viele palästinensische Gerichte
sind sowieso vegan, in Jerusalem hatten wir sie nur nicht
explizit so gelabelt – allein Falafel hat sich ja zum Posterboy
des Veganismus entwickelt.
Können Sie sich vorstellen, vegan zu leben?
Auf keinen Fall! Ich kann ohne Probleme auf Fleisch ver-
zichten, aber auf Käse? Er bringt Gerichten so viel, hat so
viele verschiedene Geschmacksebenen. Auf Eier zu ver-
zichten fände ich auch schwierig.
Leute darauf hinzuweisen, was sie essen oder nicht essen sollen, führe nur zu Groll, so Ottolenghi
20
Ihre Rezepte haben sich über die letzten Jahre dennoch
verändert: Sie kochen weniger mit Fisch, in der Rezept-
kolumne im »Guardian« kaum oder gar nicht mehr mit
Rindfleisch.
Es ist einfach sehr schwer geworden, guten, nachhaltigen
Fisch zu finden. Und: Die Guardian-Redaktion hatte uns
ermuntert, die Rezepte für die Kolumne nachhaltiger zu
gestalten. Ich würde niemals sagen: Leute dürfen keinen
Fisch oder kein Rind essen. Aber ich muss sie nicht aktiv
auf den Tisch stellen.
Eine Kritik an Ihren Kochbüchern: Die Zutatenliste ist zu
lang, die Gerichte sind zu komplex.
Meine Gerichte waren nie so hochkomplex, dass man sie
nur in einer Profiküche nachkochen kann. Aber einen Teil
der Kritik kann ich nachvollziehen. Zu Beginn habe ich
ehrlich gesagt nicht sonderlich viel darüber nachgedacht,
was es bedeutet, die Gerichte von Anfang bis Ende zu
Hause nachzukochen. Das hat sich auch geändert, als ich
selbst Vater geworden bin.
Ist das der Unterschied zwischen Kochen und Abendessen-
machen?
Genau. Das Buch Simple hat sich daraus entwickelt. Da
sind auch nicht alle Rezepte superleicht – aber man kann
sie vergleichsweise schnell kochen oder mit weniger als
zehn Zutaten. Für mich als Rezepteschreiber ist es wichtig
nachzuvollziehen: In welcher Situation werden die Gerichte
gekocht? Ist das ein Essen für einen Mittwochabend für die
Familie? Ist es für eine Dinnerparty?
Was ist Ihr wichtigster Tipp, um für eine Dinnerparty zu
kochen?
Nicht bei der Dinnerparty zu kochen. Das mache ich nie.
Warum nicht?
Am allerwichtigsten ist ein entspannter Gastgeber. Wenn
der Gastgeber gestresst ist, sich nur um das Essen sorgt,
können die Gäste auch nicht entspannen und das Essen
nicht genießen. Ich koche deswegen nie, wenn Gäste bei
mir im Haus sind. Ich würde natürlich kurz vor dem Ser-
vieren einen Fisch schnell frittieren. Alles andere habe ich
schon lange vorher vorbereitet. Wenn Gäste da sind, kann
man Salate mischen, Soßen anrühren und drapieren. Aber
richtig kochen ist wirklich eine schlechte Idee.
Jemand kocht für Sie, aber es schmeckt nicht so richtig gut.
Sagen oder nicht sagen?
Wenn man sehr eng befreundet ist, kann man natürlich an-
merken: Ah, mit dem und dem Gewürz hat es letztens bes-
ser geschmeckt. Ansonsten würde ich nie etwas sagen. Das
Kochniveau ist oft total nebensächlich; bekocht zu werden
ist eine schöne Geste, es geht ums Geben und Teilen. Ich
selbst bin gar nicht so wählerisch, ich würde fast alles essen.
Sie kokettieren doch.
Nein, im Ernst. Geben Sie mir Mac’n’Cheese, egal was, ich
würde es essen.
Essen war schon immer politisch. Momentan gibt es Liefer-
probleme wegen des Ukraine-Krieges. Die Gaspreise stei-
gen. Die Lebensmittelpreise sollen in Großbritannien um

13 Prozent steigen. Sie persönlich wird es wahrscheinlich
nicht direkt treffen – aber wie trifft es Ihre Restaurants?
Die trifft es massiv, dazu kommen ja auch noch der Brexit
und Transportschwierigkeiten. Der Preis für Himbeeren
ist um ein Drei- oder Vierfaches gestiegen, sagten mir die
Chefköche. Also kamen dieses Jahr Himbeeren nicht in-
frage. Wir haben die Preise auch leicht erhöht. Aber dazu
muss ich auch sagen: Der Durchschnitt der britischen
Bevölkerung ist mit sehr viel größeren Problemen kon-
frontiert als unsere Gäste, die ja oft wohlsituiert sind. Wir
müssen die Gerichte jetzt nicht großartig umstellen, mit
Gemüse zu kochen ist eh günstiger, ich koche ja nie mit
Hummer, Kaviar oder prime beef cuts.
Man muss allerdings für Ihre Rezepte meist viele Gewürze
kaufen: Sumach, Berberitzen, eingelegte Zitronen, Za’atar.
Wenn man die allerdings einmal hat, muss man sie so
schnell nicht wieder kaufen.
Aber wie gehen Sie selbst vor, wenn Sie ein neues Rezept
entwickeln?
Es kann sein, dass ich in einem Restaurant ein Gericht
mit Makrele und Pastinake probiere und merke, wie gut
das zusammenpasst – dann überlege ich, wie ich das für
mich abändern kann, welche Gewürze dazu passen. In der
Testküche spielen wir das Assoziationsspiel. Jetzt gerade
ist zum Beispiel Steinobst-Saison. Wir überlegen also:
Was passt zu Aprikosen? Ziegenkäse! Sowieso passt Zie-
genkäse zu Früchten. Wie bekommen wir dann noch eine
andere Textur rein? Wir reden immer, bevor wir anfangen
zu ­kochen.
Können Sie überhaupt in ein Restaurant gehen und einfach
genießen?
Früher habe ich schon obsessiv versucht herauszufinden,
wie etwas gekocht wurde. Einmal war ich mit einem
Freund in Hanoi und aß auf einem Markt ein fantastisches
Austernomelett. Ich konnte nicht herausschmecken, wie
der Koch dieses leicht sabschige Gefühl des Omeletts kre-
iert hatte, mit Stärke und Wasser? Ich habe es mehrmals
nachzukochen versucht, mit dem Koch konnte ich nicht
sprechen, es war einer dieser großen Märkte. Inzwischen
bin ich besser darin, einfach zu genießen.
Woran liegt das, meinen Sie?
Dass ich nicht mehr allein dafür verantwortlich bin, Rezepte
zu kreieren, sondern mit den Kollegen in der Testküche
arbeite. Kollaboration macht einem das Leben leichter,
nimmt den Druck von den Schultern. Ich kann jetzt gut
am Wochenende mit Freunden und meiner Familie ins
Restaurant Imperial China gehen und Dim-Sum genießen.
Die würde ich auch nicht selbst nachkochen.
Ihre Restaurants haben auf dem Portal Tripadvisor über-
wiegend »exzellent« als Bewertung. Eine wiederkehrende
»Es kann sein, dass ich in einem Restaurant ein Gericht mit Makrele
und Pastinake probiere und merke, wie gut das zusammenpasst – dann
überlege ich, wie ich das für mich abändern kann«
22.9.22  N0 39
Kritik: zu viel Knoblauch. Keine Gerichte ohne Knob-
lauch. Sie würden nicht adäquat auf Menschen mit Knob-
lauchintoleranz reagieren.
Wirklich? Das wusste ich nicht. Also ja, es stimmt, wir
nutzen wirklich viel Knoblauch, schwarzen Knoblauch,
Knoblauch-Confit, gekochten Knoblauch. Wir versuchen,
auf Leute mit Knoblauchintoleranz, die gibt es ja wirklich,
einzugehen, aber wer wirklich keinen Knoblauch mag –
vielleicht wird der bei uns tatsächlich nicht so glücklich.
Was ist Ihr Trick, um den Knoblauchgeschmack loszuwer-
den? Petersilie essen?
Ich habe keinen. Ich liebe Knoblauch. Und wenn alle am
Tisch davon essen, ist es doch egal, wenn man eine Knob-
lauchfahne hat. Wir fahren im Sommer oft nach Griechen-
land, eines unserer Lieblingsrestaurants macht ein wun-
derbares Gericht aus vier Zutaten: Olivenöl, hauchdünn
gehobelter Knoblauch und gedünstete Zucchini. Darauf
noch mal gehobelter roher Knoblauch, Oregano, noch mal
Olivenöl. Das ist so dermaßen knoblauchlastig, das könnte
ich wirklich nicht in unserem Restaurant anbieten.
Sie haben nicht nur Bücher geschrieben und Kolumnen,
sondern auch Dokumentationen und Fernsehreportagen
gedreht, Sie machen Werbung für Lego, haben einen Pod-
cast gehostet, bald gehen Sie auf Kochtournee. Gibt es et-
was, bei dem Sie denken: Das ist mir zu blöd?
Ich hasse Kochshows, die wie Wettbewerbssport aufgebaut
sind. Die zerstören für mich den Kern des Kochens: die
Gemeinschaft.
Sie waren allerdings auch schon zweimal Gastjuror bei der
Fernsehshow »MasterChef Australia«.
Das stimmt. Aber bei MasterChef kochen die Menschen
gemeinsam und lernen etwas, es geht da tatsächlich um
Gemeinschaft. Die meisten Fernseh-Kochshows finde ich
aggressiv und kompetitiv.
Werden Sie denn als Juror angefragt?
Andauernd. Ich werde auch oft gefragt, ob ich bei Men-
schen zu Hause kochen würde. Da sage ich auch immer ab.
Ich habe so viel zu tun, dass ich mir genau überlege, was
ich machen möchte. Außerdem wollte ich, nachdem die
Kinder kamen, abends nicht mehr so viel unterwegs sein.
Einmal haben Sie für die Queen gekocht.
Fast. Es gab ein Riesen-Event zu ihrem diamantenen
Thronjubiläum in der Royal Academy of Arts. Mehrere
Köche zeigten, was sie so machen. Wir kreierten ein klassi-
sches Ottolenghi-Display, große Salate. Vorher bekam ich
noch ein Protokoll, wie ich mich zu verhalten habe.
Hat die Queen Ihr Essen probiert?
Nein. Sie hat wohl nie gegessen, wenn Kameras um sie
herum waren. Aber sie sagte: »Das sieht ja wunderschön
aus; sind Sie der Koch?«
ANZEIGE

Madeira

WILLKOMMEN IM
EWIGEN FRÜHLING
Fünf Inseln in sieben Tagen mit nur einmal Koffer packen und
kurzem Flug – entspannter als mit AIDA geht Winterurlaub
in der Sonne kaum. Geschweige denn atemberaubender, denn
die Kanarischen Inseln begeistern mit einladenden Stränden,
bizarren Vulkanlandschaften, spektakulären Küsten
Lanzarote und rund 300 Sonnentagen im Jahr.

Teneriffa
Fuerteventura
Gran Canaria

Bequem per Schiff von Insel zu Insel hüpfen

Leinen los zum Insel-Hopping
Von kalkweiß bis pechschwarz: Die Sand-
strände der Kanaren laden bei milden
Temperaturen selbst im Winter zum Baden,
Wind- oder Kitesurfen ein. Wer gerne
wandert, wird die Pfade durch die beein-
druckende Landschaft lieben – fantastische
Ausblicke inklusive. Doch keine Sorge,
mancher Anstieg lässt sich mühelos mit
einer Seilbahn erklimmen. So zum Beispiel
der Pico del Teide auf Teneriffa – der höchs-
te Berg Spaniens – oder der über Funchal
thronende Jardim Botânico. Madeira macht
ihrem Beinamen als Blumeninsel wirk-
lich alle Ehre. Doch nicht nur die Flora hat
hier ihren Reiz: Mit etwas Glück tauchen
vor den Küsten Wale auf und sorgen für
unvergessliche Eindrücke. Im Gedächtnis
bleibt auch der Besuch der Feuerberge auf
Lanzarote. Wo sonst genießt man Gerichte,
die mit Lavahitze gegrillt werden? Guten
Reiseappetit!
Reif für die Inseln?
Im kommenden Winter können Sie die Ka-
naren und Madeira bequem auf einer Kreuz-
fahrt ab / bis Teneriffa erkunden. AIDAnova,
die mit umweltschonendem Flüssigerdgas
betrieben werden kann, bringt Sie von einer
Insel zur nächsten, während Sie das ab-
wechslungsreiche Bordleben auskosten und
sich rundum verwöhnen lassen.

Blühendes Paradies: Madeira ist eine wahre Naturschönheit.

Jetzt scannen und

inspirieren lassen

Von Bord auf den Berg:

Die Kanaren sind ein Traumziel für Wanderfans.

AIDA Cruises · German Branch of Costa Crociere S. p.A. · Am Strande 3 d · 18055 Rostock
 24
Freie Fahrt
Wie lange kann man sich an einem einzigen
Kaffee festhalten? Der Herr da am Nach-
bartisch, ein Mann im Anzug, hat die Sache
jedenfalls perfektioniert. Er ist ein Könner,
das strahlt er aus. Er umklammert mit bei-
Unser Autor ist ICE- den Händen seine Tasse Café Creme M im
ICE-Bordrestaurant der Deutschen Bahn.
Vielfahrer. Seit einiger Seit einer halben Stunde trinkt er mal einen
winzigen Schluck, dann wieder täuscht er
Zeit fällt ihm auf: nur an, benetzt die Lippe, setzt direkt wie-
der ab. Bloß nichts überstürzen – mit dem
Das Bord­restaurant ist Getränk, das ihm die Freiheit bringt.
Ich bin begeistert, ich verstehe ihn. Wir
zum Rückzugsort sind Leidensgenossen. Ich bin Langstrecken-
pendler. Mehrmals die Woche, manchmal
für jene Menschen täglich, fahre ich Drei-Stunden-Touren
im ICE. Und ich reise mit Vorliebe im
geworden, die beim Bordrestaurant. Nicht weil ich so ein rie-
siger Fan der Bratwurst mit Zwiebelsoße
Bahnfahren keine Lust (aktuell für 11,90 Euro im Angebot) wäre.
Sondern weil es im Bordrestaurant mit der
auf die Maske haben. Maskenpflicht nicht so eng gesehen wird.
Weil sich ausgerechnet dieser kleine Speise-
Er ist einer von ihnen bereich, stets zwischen erster und zweiter
Klasse angesiedelt, zum friedlich-freudvol-
len Rückzugsort für Menschen entwickelt
Von MARTIN MACHOWECZ hat, die beim Bahnfahren keine Lust auf
die Maske haben.
Ehe ich hier nun gleich in Verruf gerate:
Illustration HUNTER FRENCH Doch, ich nehme die Pandemie ernst. Ich
war lange sehr strebsam. Aber die Zeiten ha-
ben sich geändert, das Risiko ist nicht mehr
dasselbe, so sehe ich das jedenfalls. Warum
auch immer sich Karl Lauterbach ausgerech-
net die ICE-Gäste für die strengsten Regeln
ausgesucht hat (selbst in Flugzeugen ist die
Maske künftig nicht mehr vorgeschrieben),
verstehe ich nicht. Und so gelange ich, wie
viele, allmählich in einer Phase an, in der
ich mir kleine Schlupflöcher suche.
In den Zügen des Fernverkehrs, muss man
wissen, herrscht nicht einfach nur Masken-
pflicht. Von Oktober an wird sie sogar ver-
schärft, man muss dann eine FFP2-Maske
aufziehen. Eine Ausnahme sehen die Be-
förderungsbedingungen vor: Wer isst und
trinkt, darf kurz das Gesicht freilegen.
Und das war wohl die Grundlage für diese
sonderbare, irgendwie drollige Kultur, die
sich wie zufällig herausgebildet hat – die
Bordrestaurants sind zu kleinen Inseln der
Mund- und Nasenfreiheit geworden. Wer
virologisch nicht die allerschlimmsten Be-
fürchtungen hat, steigt inzwischen sehr be-
wusst in den Restaurantwagen, wo zwischen
Flammkuchen und Currywurst mit Tortilla
Crunch ein liberalerer Geist herrscht.
Kommen Sie mal mit, fahren wir gemein-
sam von Berlin nach Hamburg! Ein Morgen
im September, um mich herum: nur Profis.

Ein Mann mit Cappuccino, seeehr lang-
sam schlürfend. Eine Frau mit Schinken-­
Käse-Baguette, es wird einfach nicht kleiner.
Einer­schon früh am Morgen mit Bierchen.
Lauterbachkonform trägt von den acht
­ gar Münder zu sehen sind, legen sie – und
Menschen hier niemand eine Maske. Ent-
weder hängt sie unter dem Kinn, oder sie
baumelt lässig an nur einem Ohr. Bei einem
liegt sie, fein zusammengefaltet, auf dem
Tisch. Rebellion, aber mit Ordnung.
Es ist natürlich ein moralischer Grau­
bereich, in dem wir uns bewegen, wir Viel-
fahrer, wir, die wir im Bordrestaurant an
den Latte macchiatos nippen (Größe M
für 4 Euro), oder abends an den Bitburger
Bieren vom Fass (0,5 Liter für 4,40 Euro).
Klar habe ich auch ein schlechtes Gewis-
sen. Die Polarisierung der Zuggesellschaft
schreitet voran. Immer weniger Menschen
sind, so scheint es mir, noch willens, die
innere Strenge für dreistündige Reisen
mit FFP2-Schutz aufzubringen. Die Dis-
ziplin der ICE-Gäste leidet so sehr, dass
die Durchsagen der Zugchefs verzweifel-
ter, dadurch auch übergriffiger klingen
(»Über Mund und Nase heißt über Mund
und Nase!«). Mir tun diese Schaffner leid,
niemals würde ich außerhalb des Bord­
restaurants die Maske ausziehen. Ich weiß
ja, welchen Stress ich ihnen sonst bereite.
25
Doch im Restaurant, da fühlt sich die Frei-
heit auch richtig an. Während die Schaffner
Fahrgäste in erster und zweiter Klasse oft
rüde zurechtzuppeln, sobald Nasen oder
ebenso das Bedienpersonal – im Restaurant
längst eine erstaunliche Milde an den Tag.
Im Bordrestaurant herrscht das stille Agree-
ment: Wir lassen einander in Ruhe. Man
steigt ein. Man setzt sich an einen Tisch.
Man schaut dem Herrn gegenüber ins
Gesicht – und beide wissen: Okay, sobald
der Kaffee kommt, ziehen wir blank.
Es gibt beim Umgang mit der Masken-
pflicht selbstredend unterschiedliche Bord-
restaurant-Mitarbeitertypen. Zu unter-
scheiden sind drei von ihnen: Immer öfter
erlebe ich DB-Gastronomen, die die Mas-
ke selbst, in Anpassung an die Kundschaft,
ein bisschen schlurrig unter der Nase tra-
gen. Da ist schon zu Fahrtbeginn klar: Das
wird eine entspannte Sache. Dann gibt es
jene, die vorbildlichst maskiert sind, aber
in absoluter Selbstverständlichkeit aus-
strahlen: Bei mir wird nicht gemaßregelt!
Tja, und selten, sehr selten gibt es noch
jene, die darauf bestehen, die Maske möge
bitte nach
jedem
Schluck wieder aufgesetzt werden. Das al-
lerdings habe ich schon seit Wochen nicht
mehr erlebt. Vielleicht, frage ich mich
manchmal, gibt es eine Art heimliche
Dienstanweisung der Bahn an ihre Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter: Im Bord-
restaurant sind wir nicht so penibel. Und
hätte das nicht sogar eine innere Logik?
Wäre es nicht eine gute Idee, tatsächlich
Waggons mit und ohne Maskenpflicht ein-
zuführen – damit jeder und jede selbst ent-
scheiden kann, wie sicher er oder sie reisen
möchte? Vielleicht ist das Bordrestaurant
in Wahrheit längst ein groß angelegter Test
des Bahnmanagements.
Wenn Sie die Sache nun ausprobieren
möchten, sei noch eine Warnung ausge-
sprochen. Es gibt einen Tag in der Woche,
an dem die ganze Sache nicht funktioniert.
Am Samstag, wenn keine Pendler reisen,
keine Profis, sondern Touristen, Gelegen-
heitsfahrer und ICE-Anfänger – dann weiß
auch keiner vom Restaurant-Konsens.
Dann ist man auch im Bordrestaurant
streng maskiert unterwegs. Dann ernten
jene, die die Sache eher lässig sehen, fiese
Blicke. Dann sitzen wir da mit unserem
Kaffee, trinken eher große, schnelle Schlu-
cke – und setzen auch gleich die Maske
wieder auf: Man will ja keinen Ärger haben.
Hausgemacht

Wie umgehen mit dem Chaos, das Kinder daheim anrichten?

Die Fotografin Maisie Cousins macht daraus Kunst
 Von CHRISTOPH AMEND
Frau Cousins, auf den Bildern, die wir in diesem ZEITma-
gazin zeigen, ist auch Ihre Tochter zu sehen ...
... ja, sie wird demnächst drei, sie hält mich wach.
Im wörtlichen Sinn?
O ja, gerade ist sie in der Phase, in der sie sich wünscht, dass
ich sie in den Schlaf streichle, was sie natürlich nicht daran
hindert, nachts um halb zwei aufzuwachen. Manchmal den-
ke ich, dass ich ein Kind haben wollte, um eine gute Ausrede
für all das Chaos zu haben, das ich so in meinen Bildern
anrichte, um selber ein bisschen länger kindlich zu bleiben.
Sie sind in diesem Jahr 30 geworden.
Und keine meiner Freundinnen und Freunde haben Kinder.
Ich war 27, als ich Mutter geworden bin, und das war auch
nicht lange geplant. Ich dachte einfach nur: Okay, auf geht’s.
Sie sind mittlerweile mit Ihrer Familie von London nach
Hastings gezogen, eine im Vergleich zu London kleine
Stadt an der Südküste Englands.
Wir konnten uns das Leben in London nicht mehr leisten.
Mein Partner arbeitet als Gärtner, ich bin selbstständig,
wir hätten so weit in einen Außenbezirk Londons ziehen
müssen – das wäre einfach nur deprimierend geworden. Bei
einem Besuch in Hastings haben wir uns spontan in die
Stadt verliebt, in die historischen Gebäude, in das berühmte
Kloster und in die traditionellen Pubs, die es hier noch gibt.
Hastings ist für die erste Schlacht bekannt, in der die Fran-
zosen die Engländer besiegt haben, das war allerdings im
Jahr 1066. Seitdem ...
... ja, es ist wirklich nicht viel los hier, aber man spürt noch
den Geist, den die Schmuggler, die es hier gab, hinterlassen
haben. Die alten Häuser, die Architektur – die Stadt hat
einen gespenstischen Vibe, der mir gefällt.
Wie haben Ihre Freunde aus London auf Ihren Umzug
reagiert?
Viele hatten nur eine Frage: warum? Mit den meisten habe
ich seitdem kaum noch Kontakt, weil sie es nicht nach Has-
tings schaffen. Wissen Sie, was ein Problem meiner Genera-
tion ist? Viele wollen ein Leben, in dem alles für sie bereit-
steht, ein schickes Café um die Ecke, ein kleines Restaurant,
wo es den perfekten Salat gibt, einen hübschen Park.
Eine perfekte Welt für Instagram.
Ganz genau. Langweilig.
Wie sieht Ihr Alltag heute aus?
Ich stehe um halb sieben auf, bringe meine Tochter in den
Kindergarten, mein Partner geht zum Arbeiten, und ich
habe das ganze Haus für mich. Ist das nicht herrlich? Ich
kann das machen, was ich am liebsten tue: Chaos veranstal-
ten, mit Bildern herumspielen, malen, collagieren. Neben-
bei koche ich, eigentlich bin ich immer am Kochen.
Was gibt’s heute?
Bohnen.
Sehr britisch.
Foto Molly Matalon
Ja! Wir sind ja in einer heftigen Inflation, da passen Boh-
nen doch perfekt.
Sie haben bereits als Teenager angefangen zu fotografieren.
Wie kamen Sie dazu?
35
Ich bin in einer engen Sozialwohnung aufgewachsen,
meine Mutter hat meine kleine Schwester und mich al-
lein großgezogen. Bis ich in meine erste eigene Wohnung
gezogen bin, hatte ich nie ein eigenes Zimmer. Es gab
keinen Platz, um zu malen, aber ich hatte meinen Laptop,
darin spielt sich ja für Teenager die Privatsphäre ab. Ich
habe angefangen, digital mit Fotos herumzuspielen, und
habe meine Bilder ins Internet gestellt, ohne groß darüber
nachzudenken.
Mittlerweile werden Sie zu den aufregendsten britischen
Künstlerinnen Ihrer Generation gezählt, Ihre Bilder sind in
Galerien zu sehen, in Mexiko hatten Sie Ihre erste Museums-
Einzelausstellung. Wie haben Sie Ihren Stil gefunden?
Der Fotograf Martin Parr war ein wichtiger Einfluss, ich
mochte seine grellen Bilder, und als ich herausfand, dass
er dafür einen Ringblitz benutzt, habe ich meine Mutter
überredet, mir auch einen zu kaufen. Und als ich 13 oder
14 war, habe ich die Postkarten von John Hinde entdeckt,
der das Nachkriegsengland fotografiert hat. Seine Bilder
sehen so idyllisch, so unrealistisch aus, obwohl es ja Foto-
grafien sind. Mysteriös. Das hat mich fasziniert.
Ihre Bilder sind Farbspektakel, dabei sind Sie in einem
Land aufgewachsen, das...
... sagen Sie es ruhig: Es regnet natürlich, während wir jetzt
miteinander reden. Im Nachhinein glaube ich auch, dass
meine Freude an Farben meine Art von Eskapismus war.
Bis ich Mitte 20 war, bin ich kaum außer Landes gekom-
men, aber dann bin ich zum ersten Mal nach Kuba gereist.
Diese Farben! Dieses Chaos!
Sie haben sich visuell zu Hause gefühlt?
Ja. Es war genau meine Welt.
Maisie Cousins, 30, hat Fotografie an der University
of Brighton studiert, heute lebt und arbeitet
sie in Hastings in Südengland. Ihre Werke werden
in Galerien und Museen weltweit ausgestellt
22.9.22  N0 39
 Klasse Arbeit
In der Schule hat man
es nicht immer leicht.
Ein Glück, wenn
da jemand ist, der Mut
macht, unterstützt
und begeistert.
Hier erzählen sieben
Prominente von den
Lehrern ihres Lebens
Aufgezeichnet von AMELIE APEL und NELE SOPHIE KARSTEN
37
 »Ich habe ihr sogar mal
gesagt: Du, ich lieb’ dich!«
Oliver Masucci, 53, wuchs als Sohn einer
deutschen Mutter und eines italienischen
Vaters in Bonn auf. Bekannt wurde der
Schauspieler für die Verkörperung Adolf
Hitlers in »Er ist wieder da«. 2021 erhielt
er den Deutschen Filmpreis. Zuletzt war er
im dritten Teil der Filmreihe »Phantastische
Tierwesen« im Kino zu sehen.
»In der Schulzeit war ich immer der Italie-
ner, der Spaghettifresser. Deutsch war für
mich ganz schwierig, weil ich es nie richtig
angenommen habe und auch mein Vater
mit mir schlechtes Deutsch gesprochen
hat. Mit ihm gab es regelmäßig Krach, weil
er wollte, dass ich seine drei Restaurants
übernehme. Ich wollte aber große Filme
drehen. Ich habe mal hundert Mark vor
dem Tresor meines Vaters gefunden und
bin damit in etliche Filme gegangen, die im
Bonner Programmkino Woki liefen.
In der Schule war ich immer der Klassen-
clown und hatte ein Problem mit Auto-
rität. Bis Frau Reiche kam. Sie war meine
Deutschlehrerin am Ernst-Moritz-Arndt-
Gymnasium, als ich 16 war. Sie merkte,
dass ich mit meinem Deutsch Probleme
hatte, und fragte mich, ob ich in der
Theater-AG in der Dreigroschenoper mit-
spielen wolle. Als ich das erste Mal in der
Aula stand, sang gerade die Seeräuber-
Jenny: ›Und ein Schiff mit acht Segeln und
mit 50 Kanonen wird liegen am Kai.‹ Ich
musste heulen, weil mich da irgendwas tief
berührt hat. Aus dem Mund von Kindern
klangen die furchtbar ideologischen Texte
von Brecht unschuldig, naiv und glaubhaft.
Das war der Moment, an dem Theater für
mich zum Sehnsuchtsort wurde.
Ich bekam die Rolle des Hakenfinger-­
Jakob, und mit Frau Reiche haben wir zwei
Jahre lang geprobt und alles selbst er-
arbeitet. Sie hat mich damit quasi von der
Straße geholt nachmittags. Ich wurde auch
zu einem besseren Schüler im Deutsch-
unterricht, weil ich über Brecht was wusste,
wir Sekundärliteratur gelesen haben und
ich mich nun mit dem beschäftigte, wovon
ich glaubte, es nicht zu können.
Als Kind oder Jugendlicher brauchst du
irgendwann jemanden, der dir etwas er-
öffnet, für das du dich interessierst. Frau
Reiche hat mir durch das Spiel gezeigt,
dass ich was kann und dass Literatur und
Sprache schön sein können. Sie fand mich
toll und gab mir die Aufmerksamkeit, die
ich anscheinend brauchte als junger, maro-
dierender Jugendlicher. Ich habe ihr sogar
mal gesagt: Du, ich lieb’ dich!
Die Dreigroschenoper an unserer Schule war
eine sehr beachtete Inszenierung. Es kamen
sogar Brecht-Erben angeflogen.
Danach begann ich, am Stadttheater kleine
Rollen zu spielen. Frau Reiche hat meine
Karriere die Jahre über verfolgt, wie ich
kürzlich erfahren habe. Ihre Tochter hat
mich kontaktiert, weil Frau Reiche letztes
Jahr 80 Jahre alt geworden ist. Ich drehte
gerade in den USA für Netflix, habe ihr
aber eine Videonachricht hinterlassen und
sie angerufen und nochmals gesagt, dass ich
ohne sie meinen Weg gar nicht gegangen
wäre. Ich glaube, sie hat sich sehr gefreut.«
»Sie ließ sich was einfallen,
um Stoff zu vermitteln«
Franziska Giffey, 44, wurde 2018 Bundes-
ministerin für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend. Heute ist die SPD-Politikerin
Berlins Regierende Bürgermeisterin.
»›Wir sind jetzt in der freien Marktwirt-
schaft, jetzt gibt es keine Einsen mehr.‹ Mit
diesem Satz begrüßte man uns auf dem
Werner-Seelenbinder-Gymnasium in Fürs-
tenwalde an der Spree. Ab der siebten Klasse
wurde ich dort im ersten Jahrgang nach der
Wiedervereinigung nach westdeutschem
System unterrichtet. Als die Mauer fiel, war
ich elf Jahre alt. Es war ein Donnerstag, das
weiß ich noch genau. Am nächsten Morgen
war nur die Hälfte der Klasse anwesend,
zum Werkunterricht am Sonnabend er-
schien kaum noch jemand. Alle waren mit
ihren Eltern in den Westen gefahren, um
zu sehen, wie es dort so ist. Stück für Stück
wurden die Karten aus dem Geografie-
Raum geräumt und ausgetauscht. Darauf
war West-Berlin noch ein weißer Fleck,
quasi nichtexistent für uns DDRler.
Ich war eine gute Schülerin, eher die typi-
sche Einser-Kandidatin. Denn Einsen gab
es natürlich auch in der freien Marktwirt-
schaft. Mir gefielen vor allem die Fächer,
in denen die Lehrer gut erklärten. Mein
Physik-Lehrer Peter Lukas schaffte es,
ganz locker zu demonstrieren, was all die
Atome, Moleküle und Magneten um uns
herum bedeuteten. Er war auch Rettungs-
schwimmer und leitete jeden Freitag die
AG Rettungsschwimmen. Auf jede Stunde
mit ihm habe ich mich gefreut.
Es gibt bei mir nicht den einen Lehrer, der
mich besonders geprägt hat – aber mehrere,
deren Unterricht ich so geschätzt habe, dass
ich ihnen nacheifern wollte. Mit meiner
Klassenlehrerin Frau Kanal lernten wir spie-
lerisch die englischen Zeitformen: go, went,
gone und so weiter. Sie ließ sich was einfal-
len, um Stoff zu vermitteln – zum Beispiel
ein kleines Jutesäckchen mit Gegenständen.
Wir durften mit geschlossenen Augen etwas
daraus fischen und die englische Vokabel
nennen. Mit ihr fuhren wir auf Klassen-
fahrt ins Ausland, nach Österreich und
nach London. Das fand ich unheimlich auf-
regend. Sie und meine Französischlehrerin
Frau Lüth haben mich darin bestärkt, nach
dem Abitur ein Lehramtsstudium mit den
Fächern Englisch und Französisch zu be-
ginnen. Das hat mir so gefallen an diesem
Beruf: junge Menschen auf ihrem Weg zu
begleiten, ihnen Wissen zu vermitteln und
sie zu ermächtigen, starke und eigenständige
Persönlichkeiten zu werden.
Damals waren Poesiealben in Mode, und
auch unsere Lehrer durften sich darin ver-
ewigen. Meine Grundschullehrerin Frau
Hempel schrieb mir ein Gedicht von Wil-
helm Busch hinein: ›Will das Glück nach
seinem Sinn Dir was Gutes schenken, sage
Dank, und nimm es hin ohne viel Beden-
ken. Jede Gabe sei begrüßt, doch vor allen
Dingen: Das, worum Du Dich bemühst,
möge Dir gelingen!‹ Noch heute kann ich
es auswendig aufsagen, weil daraus Ermu-
tigung und Zuversicht sprechen, die hilf-
reich sind im Leben.
Während des Lehramtsstudiums erhielt ich
die Diagnose Kehlkopfmuskelschwäche,
die mir langes lautes Sprechen erschwert.
Ich musste abbrechen. Ich hoffe, ich wäre
eine gute Lehrerin geworden. Eine, zu der
die Kinder gerne gehen und die sie ein
Leben lang im Positiven prägt.«
»Er konnte streng sein, blieb
aber stets auf Augenhöhe«
Pinar Atalay, 44, ist Journalistin. Sieben
Jahre lang moderierte sie die »Tagesthemen«.
Im August 2021 wechselte sie zu RTL, dort
ist sie in den Sendungen »RTL Aktuell« und
»RTL Direkt« zu sehen.
»Werner Damm unterrichtete Deutsch und
Geschichte. Von der neunten Klasse an war
er mein Lehrer, später mein Jahrgangs­
stufenleiter. Er war kein Lehrer, der stur
nach Plan lehrte und die Tafel vollschrieb.
Um ein Haar hätte ich ihn gar nicht ken-
nengelernt, denn auf meinem Zeugnis
Illustrationen Charles M. Schulz/Peanuts Worldwide LLC/Distr. Andrews McMeel Syndicate/Distr. Bulls

39
aus der Grundschule in Bösingfeld, einem
kleinen Ort in NRW, steht keine Gymna-
sialempfehlung. Obwohl ich ebenso gute
Noten hatte wie meine Mitschülerinnen
und Mitschüler, traute mir meine Lehrerin
das Gymnasium nicht zu. Sie dachte wohl,
und das sicher nicht böswillig: ›Das Mäd-
chen aus dem Arbeiterhaushalt mit den
türkischen Wurzeln geht mal lieber auf die
Realschule, da hat sie es leichter.‹ Ich habe
das damals nicht verstanden, ich wollte mit
meinen Freundinnen zusammenbleiben.
Meine Mutter schickte mich trotzdem aufs
Gymnasium nach Barntrup. Dort war ich
lange Zeit das einzige Kind mit türkischen
Wurzeln. Mein Vater ist Tischler und mei-
ne Mutter Schneiderin, 1972 sind sie aus
Istanbul nach Deutschland gekommen.
Bei uns zu Hause gab es nur wenige Bü-
cher, meine Eltern sprachen nicht perfekt
Deutsch. Sie haben sich bemüht, aber da
sie selbst keine hohe Bildung haben und
es die Sprachbarriere gab, konnten sie mir
schlicht nicht bei meinen Hausaufgaben
helfen. Hatte ich Fragen, bat ich die Nach-
barn und Freunde um Unterstützung.
Für Kinder aus Nichtakademikerfamilien
wie mich sind Lehrerinnen und Lehrer
wie Herr Damm oft entscheidend. Er hat
ein Miteinander geschaffen, statt von oben
herab zu uns zu sprechen. Er hat sich die
Zeit genommen, um genau hinzuschauen:
Was habe ich da eigentlich für Menschen
vor mir sitzen? Meine Clique und ich wa-
ren kreative Köpfe, stumpfes Auswendig-
lernen fanden wir furchtbar. Wir waren ein
wilder Haufen, aufmüpfig und politisch
engagiert. Wir organisierten Demos gegen
Castortransporte und den Kuwaitkrieg.
Das hat Herr Damm beobachtet und hat
die Themen, die uns beschäftigten, mit in
den Unterricht aufgenommen. Er hat ver-
sucht, unsere Perspektive einzunehmen,
war geduldig, verständnisvoll, ist nah an
uns drangeblieben. Streng konnte er auch
sein, blieb aber stets auf Augenhöhe. Ein-
mal sind wir nicht zu einer Klausur er-
schienen, obwohl sie wichtig war. Statt uns
eine Sechs zu verpassen, hat Herr Damm
das Gespräch gesucht und uns die Klausur
nachschreiben lassen. Das hätte er sicher
nicht machen müssen.
Ich war nie eine Musterschülerin mit Best-
noten. Aber ich war neugierig. Schon da-
mals habe ich alles Mögliche hinterfragt.
Bekam ich eine Klausur zurück, erwiderte
ich bei rot markierten Fehlern: ›Sind Sie
sicher, dass das falsch ist?‹ Ich wollte es
immer ganz genau wissen. Diese kritische
Hartnäckigkeit kommt mir bei meinem
heutigen Beruf als Journalistin zugute.
Viele Lehrer konnten mit meinem Eigen-
sinn nicht umgehen, nicht alle haben mei-
ne Rückfragen beantwortet – Herr Damm
schon. Er hat zugehört, verstanden, erklärt.
Jahre später habe ich ihn für mein Buch
Schwimmen muss man selbst über den Auf-
stieg vom Arbeiterkind zur Journalistin in-
terviewt. Wir sprachen über die gemeinsam
erlebte Schulzeit. Er habe mich damals als
viel bedachter und ruhiger wahrgenommen
als ich mich selbst, sagte er. Und allemal wä-
ren ihm aufmüpfige Schülerinnen wie ich,
die sich auch mal querstellten, lieber gewe-
sen als jene, die stumm alles mitschrieben.«
»Mit Herrn Wunberg
wurde Goethes ›Faust‹ zum
Abenteuerroman«
Ulrich Wickert, 79, verbrachte seine Kind-
heit in Japan, Deutschland und Frank-
reich. Er war ARD-Korrespondent in Paris
und New York und moderierte von 1991
bis 2006 die »Tagesthemen«.
»Gotthart Wunberg hat einen Deutsch-
unterricht gemacht, der so spannend war,
dass wir Schüler ihn nicht als Unterricht
betrachtet haben. Wir haben den Stoff mit
ihm gelebt. Bei ihm ging es nicht darum,
Fakten trocken herunterzubeten oder Zitate
aufsagen zu können. Er hat Geschichten er-
zählt. Mit ihm wurde Goethes Faust zum
Abenteuerroman. Er hatte einen ausgepräg-
ten Sinn für Sprache und Literatur.
Eigentlich ging ich in Paris zur Schule, wo
mein Vater als Diplomat arbeitete. Da-
mals wurde das französische Baccalauréat
an deutschen Universitäten jedoch nicht
anerkannt. Wenn man in Deutschland
studieren wollte, brauchte man das Abitur.
Deshalb verbrachte ich die letzten andert-
halb Schuljahre an der Urspringschule in
Schelklingen, einem Internat, das in einem
alten ausgetrockneten Donau-Arm liegt.
Herr Wunberg war noch keine 30 und hatte
vermutlich gerade deshalb so einen engen
Draht zu uns Schülern. Er trug die Haare
lang, was damals, Anfang der Sechziger-
jahre, noch recht ungewöhnlich war. Er war
gebildet und zugleich nahbar. Er hat uns als
Schüler respektiert, wie wir es von anderen
Lehrern nicht gewohnt waren. Für ihn wa-
ren wir gleichberechtigte Gesprächspartner,
er behandelte uns nicht von oben herab.
Unter seiner Leitung führten wir mit der
ganzen Klasse Macbeth auf, ich habe eine
der drei Hexen gespielt. ›When shall we
three meet again?‹ war mein Einsatz, ich
erinnere mich noch genau. Herr Wunberg
lehrte uns, mit dem Stoff umzugehen
und ihn spielerisch zu begreifen. Einmal
machten wir einen Ausflug nach Mün-
chen und besuchten die Oper: Woz­zeck.
Alban Berg ist nun nicht die gängige Mu-
sik, die man in dem Alter hört, und wir
Schüler fühlten uns etwas verloren. Herr
Wunberg aber hat nicht einfach gesagt:
›Ihr seid eben zu blöd.‹ Er hat den Inhalt
im Nachhinein mit uns besprochen, so-
dass wir ihn verstanden.
Ich hatte dann auch später noch ab und
an Kontakt zu Herrn Wunberg. Er wurde
Professor für Neue Deutsche Literatur an
der Universität Tübingen. Vor zwei Jahren
ist er leider verstorben. Einmal hat er uns
die Frage gestellt: ›Gibt es Zufall?‹ – er
sagte Nein, ich hielt dagegen. Eine Frage,
über die ich noch heute nachdenke.«
»Er bot mir an, in seinem
Tonstudio vorbeizukommen«
Kelvyn Benbella Ajala, 28, wuchs als Sohn
einer deutschen Mutter und eines nigeria-
nischen Vaters in Wiesbaden auf. Er rappt
unter dem Namen Kelvyn Colt, sein Durch-
bruch gelang ihm 2018 mit »Bury Me Alive«.
»In der Grundschule haben die Lehrer zu
meinen Eltern gesagt, ich hätte eine Lern-
schwäche und Konzentrationsprobleme,
weil ich oft unaufmerksam war und mich
mit anderen geprügelt habe. Meine Klas-
senlehrerin hatte mich richtig auf dem
Kieker, weil ich die Aufmerksamkeit auf
mich gezogen habe. Ein Psychologe kam,
der die Klasse ein paar Tage lang begleitet
hat, aber eigentlich nur da war, um mich
zu beobachten. Seine Auswertung und ein
IQ-Test haben ergeben, dass ich hoch-
begabt bin, ein besonderes Sprachtalent
habe und unterfordert war. Meine Schule
hat keine Rücksicht auf das Gutachten
genommen, deswegen bin ich dann auf
eine andere Schule gekommen. Da haben
sie genauer hingeguckt, und ich durfte die
dritte Klasse überspringen.
An dieser neuen Schule war Herr Leuck
mein Musiklehrer. Er hat uns mal die Auf-
gabe gestellt, einen Song zu singen und
zu performen. Ich habe Without Me von
Eminem gerappt. Das Album The Eminem
Show haben ich und mein bester Freund
damals die ganze Zeit gehört, auch wenn
wir natürlich als Kinder die tiefere gesell-
41
schaftliche Bedeutung seiner Songs noch
nicht gecheckt haben. Vor der Schulklasse
habe ich also das erste Mal so richtig vor
Publikum gerappt. Die Klasse und auch
Herr Leuck fanden es supercool, und ich
erinnere mich, dass ich gar nicht wirklich
nervös war. Dieser Auftritt hat auf jeden
Fall meine Liebe zur Performance entfacht.
Ich habe immer Gedichte geschrieben und
irgendwann angefangen, eigene Songtexte
daraus zu machen. Neben Eminem habe
ich 50 Cent geliebt. Im Laufe der Zeit und
aufgrund unser beider Liebe zur Musik hat
sich zwischen mir und Herrn Leuck eine
Art Freundschaft entwickelt, soweit das
eben möglich ist zwischen Schüler und
Lehrer. Irgendwann habe ich ihm meine
Raps gezeigt, und er bot mir an, in sei-
nem privaten Tonstudio vorbeizukommen
­­– das erste Studio, in dem ich je war. Ich
war 13 Jahre alt und habe bei ihm meinen
allerersten Song recorded.
Herr Leuck hat mir gezeigt, dass es cool ist,
was ich mache. Heute folgt er mir noch bei
Instagram, und ich sehe ab und zu, dass er
Sachen von mir likt.«
»Herr Neumann war einfach
cool. Er war er selbst«
Aminata Belli, 30, moderiert die NDR-
Talkshow »deep und deutlich«, das You-
Tube-Format »follow me.reports« und ar-
beitet unter anderem für MTV und ZDF.
»Ich wurde in Bad Segeberg eingeschult,
weil gerade in Bad Segeberg Jahrmarkt war.
Ich bin in einer Schaustellerfamilie groß
geworden und habe daher wöchentlich die
Schule gewechselt. Ich hatte dauernd neue
Lehrerinnen und Lehrer. Jedes Jahr tourten
wir durch dieselben Orte in Schleswig-
Holstein, manchmal auch in Mecklenburg-
Vorpommern und Hamburg. Wenn ich
einmal in dem Ort eine Schule gefunden
hatte, bin ich meistens jede Saison dahin zu-
rückgekehrt. Es war eine bunte und schöne
Kindheit. Ich habe gelernt, in kurzer Zeit
Beziehungen zu Menschen aufzubauen, was
mir in meinem Job als Reporterin hilft.
Von allen Lehrern hat mich am meisten
Herr Neumann geprägt, das war zu Abi-
turzeiten zwischen 2009 und 2012, als
ich dann fest an einer Schule war. Damals
konnte ich schon selbst mit dem Auto zur
Schule fahren, weil man das Abitur nicht
mit diesem Schulwechselsystem machen
kann. Er unterrichtete Deutsch und Politik,
und er hat uns als vollwertige Menschen
wahrgenommen, nicht als Schülerinnen
und Schüler. Sein Unterricht war immer
auf Augenhöhe und wahnsinnig spannend.
An Herrn Neumann ist eigentlich ein Jour-
nalist verloren gegangen, ich dachte bei ihm
immer: Der muss noch irgendwas anderes
machen, als Lehrer zu sein, was absurd ist,
denn er war der beste Lehrer, den ich je
hatte. Er sollte also genau das sein.
Herr Neumann war einfach cool. Er hatte
immer bunte Stiefel aus Schlangenleder zu
einem total legeren Look aus Hemd und
Jeans an. Er war er selbst. Ich finde, er hat
uns am besten auf das Leben vorbereitet.
Wenn es darum ging, wie viel wir schrei-
ben sollten, hat er immer gesagt: So viel
wie nötig und so wenig wie möglich. Das
kann ich bis heute auf mein ganzes Leben
anwenden. Er brachte uns bei, weiterzu-
denken und außerhalb der uns bekannten
Themengebiete zu schauen.
Ich wollte unbedingt Modejournalismus
studieren und hatte Sorgen, nicht ange-
nommen zu werden. In meiner mündlichen
Prüfung in Gemeinschaftskunde habe ich
nur drei Punkte gemacht. Ich hatte mich
aus Faulheit und Selbstüberschätzung nicht
vorbereitet. Ich war so verzweifelt, weil ich
wusste, dass es meine eigene Schuld war,
und ich Angst hatte, nur auf die Warteliste
für einen Studienplatz zu kommen. Da sagte
Herr Neumann zu mir: ›Aminata, Sie sind
niemand, der auf eine Warteliste kommt.‹
Dieser Satz war so krass. Ich habe sehr oft in
meinem Leben noch daran gedacht. Er hat
so an mich geglaubt und mich unterstützt,
dass ich es auch glauben konnte.
Ich habe gehört, dass Herr Neumann heute
an einer Berliner Schule unterrichtet, und
ich hoffe immer, dass ich ihn mal auf der
Straße treffe. Ich muss mich auf jeden Fall
irgendwann bei ihm bedanken für alles.«
»Herr Meyer hat Frieden in
mein Leben gebracht«
Atze Schröder, 56, wurde mit der RTL-Co-
medy-Serie »Alles Atze« bekannt. Die kürz-
lich erschienene Autobiografie »Blauäugig«
handelt von der Geschichte des Mannes hin-
ter der Comedyfigur, der auch hier erzählt.
»Meine Schulkarriere ging erst mal mit
einem sehr negativen Erlebnis los. In der
Grundschule hatten wir eine Klassenlehre-
rin, die noch den preußischen Erziehungs-
gedanken verinnerlicht hatte. In der dritten
Klasse bekamen alle von ihr eine Arbeit zu-
rück, außer ich. Meine Arbeit hat sie statt-
dessen der ganzen Klasse gezeigt, damit alle
sehen, was sie rot angestrichen hat und wie
dumm ich bin. Das hat mir für lange Zeit
den Spaß an der Schule verdorben.
Das änderte sich erst, als ich einen sehr en-
gagierten Klassenlehrer bekam: Herrn von
Meyer zu Altenschildesche. Er begeisterte
die ganze Klasse. Wir hatten ab der sechsten
Klasse bis zum Abi bei ihm Deutsch und
Sport. Während des Sportunterrichts hat
er mich beobachtet und bemerkt, dass ich
ein Bewegungstalent hatte. Er nahm mich
dann immer mit zum Sportverein oder ins
Leichtathletik-Stadion, wo er meine Zeiten
maß. Das hat er aber auf eine ganz tolle
Art gemacht: Er hat mich verführt sozusa-
gen, alles über den Spaßfaktor angeboten.
Ich war später dann ein sehr guter Turner,
einmal sogar deutscher Meister im Geräte-
turnen in der Altersklasse 14/15 in den Dis-
ziplinen Barren, Reck und Ringe. Er war
ein positives Leitbild für mich. Noch heute
denke ich immer wieder daran zurück, wie
schön das mit ihm war.
Weil ich so ein Vertrauen zu ihm hatte,
konnte er mich auch für Deutsch und Lite-
ratur begeistern. Er war selbst Literaturfan
und hat uns, bevor er die Bücher mit uns
gelesen hat, immer erst mal mit großer Be-
geisterung von ihnen erzählt. Man musste
schon ein völliger Ignorant sein, um sich
danach nicht auf das Buch zu freuen. Für
meine Karriere hat mir besonders diese
Literaturbegeisterung viel gebracht; wie man
schöne Sätze erkennt und gute Geschichten
baut. Comedy kann man, glaube ich, nicht
machen, wenn man nicht eine gewisse
Begeisterung für das Schreiben hat.
Bis zur fünften Klasse war ich wirklich ein
Terrorist, immer laut und unruhig, und
brauchte den Sport zum Ausgleich. Wenn
mich dann etwas interessiert hat, war ich
voll dabei. Warum Herr Meyer, wie er ge-
nannt wurde, gerade mich so gefördert hat,
weiß ich nicht. Entweder er hatte Angst,
dass ich irgendwann im Knast lande, oder
er fand mich wirklich ganz nett. Vorher war
die Schule immer eine Art Krieg für mich.
Er hat Frieden in mein Leben gebracht. Ich
glaube, ohne ihn hätte ich kein Abi gemacht.
Jahre später war es mir ein Bedürfnis, ihm
das auch noch mal mitzuteilen. Wir haben
uns dann verabredet, und da habe ich ihm
das gesagt. Er hat mir den Glauben an Leh-
rer und Lehrerinnen wiedergegeben.
Als Komiker mache ich gerne Lehrerwitze,
die kommen immer gut an. Da muss ich
aber immer an Herrn Meyer denken und
daran, dass er eben ganz anders war.«
22.9.22  N0 39
 www.zeitreisen.zeit.de

Hamburg
Marion-Dönhoff-Preisverleihung & Cecilia Bartoli Anbieter: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Buceriusstraße, Hamburg

in der Elbphilharmonie
Seien Sie als Ehrengast dabei, wenn zum zwanzigsten Mal der Marion-Dönhoff-Preis
für Internationale Verständigung und Versöhnung an Menschen verliehen wird, die
sich aus eigener Kraft und innerer Überzeugung für Verständigung und Versöhnung
zwischen den Völkern einsetzen oder sich in vorbildlicher Weise für soziale oder
kulturelle Projekte engagieren. Erleben Sie zudem musikalische Höhepunkte in der
Elbphilharmonie, und lassen Sie sich kulinarisch verwöhnen.
Termin: 2. – 5. 12. 2022
Preis: ab 1.890 €
© Illustration: Anatolij Pickmann

040/32 80-455
zeitreisen.zeit.de/doenhoffpreis

IN KOOPERATION MIT:
 REISEN

Hinterm Horizont:
Das Reise-Extra mit
Empfehlungen
aus Belgrad, Thailand,
Paris und Sizilien
 UNSERE REISEEMPFEHLUNGEN

Fantastische Vier
Diese Resort-Handtücher aus Boris Herrmann, 41,
türkischer Baumwolle ist schon nonstop um
der Firma Frontgate wurden die Welt gesegelt. Hier verrät
von der New York Times er seine liebsten Häfen

Fotos Frontgate; Maximilian Virgili; Pierre Bouras / Team Malizia; Catharina Gerritsen; Beurer; Valérie Belin / Elsa Schiaparelli, 1937–1938 / Musée des Arts décoratifs; MontiiCo; Dimitris Skigkopoulos
als beste Handtücher des
Jahres 2022 bezeichnet. Am Fischerhafen von Cefalù auf Sizilien Hamburg
Ein flauschiges Träumchen Unser Teambüro liegt
»Ich fotografiere seit Jahren immer wieder Wolken und den Himmel in in der Nähe des Hafens;
verschiedenen Ländern, die ich bereise – zu unterschiedlichen während ich mich
Tages­zeiten und Witterungen. Immer ist die Stimmung anders, mal sanft auf Regatten vorbereite,
und friedlich, mal brutal und bedrohlich. Eine visualisierte Palette höre ich die Typhone
menschlicher Gefühle. Der Fischerhafen von Cefalù liegt mitten im der Schiffe
Zentrum der Altstadt. Es ist der schönste Stadtstrand, den es gibt.«
Monaco
Der Fotograf Maximilian Virgili, 33, ehemals Bildchef des Mit meinem Freund Pierre
ZEITmagazins, hat das Titelbild für dieses Reise-Spezial aufgenommen Casiraghi gehe ich gerne
in den Club Bouliste
du Rocher – Denis Ravera.
Wir spielen dort Boule,
Der lässig schwingende genießen den Ausblick und
Psychedelic Rock der das eine oder andere Bier
niederländisch-türkischen
Band Altin Gün sorgt New York
selbst im Herbst im Auto für Ich werde nie vergessen,
das Cabrio-Gefühl. wie wir 2019 mit
Im November spielen sie in Greta Thunberg in New York
München (9. 11.), Salzburg Wer nicht für das (Über-) ankamen. Wir waren
(12. 11.) und in Rom (17. 11.) Gepäck mehr als für den zwei Wochen lang gesegelt,
gesamten Flug zahlen möchte, plötzlich sieht man
kann diese Kofferwaage von dann die Stadt aus dem
Beurer mitnehmen. Sie wiegt Wasser wachsen und
auch nur 107 Gramm wird von der Freiheitsstatue
begrüßt. Auf den letzten
Im Pariser Musée des Arts Meilen begleiteten uns
décoratifs ist in diesem 17 Boote in den Farben
Herbst surrealistische Mode der 17 Nachhaltigkeitsziele
der italienischen der Vereinten Nationen.
Designerin Elsa Schiaparelli Ein berührender Moment
zu sehen: Neben dem
In der isolierten »Food Jar« Sonnenmotiv werden auch Kapstadt
aus Edelstahl von ein Skelett-Kleid mit Mich fasziniert der Blick
MontiiCo bleibt das Obst Von den hypnotischen eingearbeiteter Wirbelstruktur, vom Hafen auf den Tafelberg.
stundenlang kalt, Augen wird der Besucher ein Hut in Form eines Das Wasser hier ist zwar
die Box kann aber auch Pop- im Hyper Hypo in Athen umgedrehten Absatzschuhs ein bisschen zu kalt
corn warm halten. begrüßt. Hier gibt es oder ein Kleid mit einem von zum Schwimmen, dafür hat
Ideal für Roadtrips und erstklassige Magazine und Salvador Dalí gezeichneten es perfekte Winde zum
Abende im Autokino Fotobildbände Hummer ­gezeigt ­Kitesurfen
Württemberger Originnal
FEIERABEND

IN
GENUSS N.
8 SORTE

MARKENWEINE
FÜR JEDEN ANLASS
Entdecken Sie Ihre neuen Lieblingsweine!
Aus dem sonnigen Württemberg gibt es jetzt
die beliebtesten Rebsorten in neuem Look.
Mit Leidenschaft und Sorgfalt wurden von
unseren Kellermeistern acht verschiedene
Weine ausgebaut – da ist für jeden Anlass
und jeden Geschmack was dabei!

So geht unkomplizierter Genuss, zum Feier-

abend und vielen anderen Gelegenheiten!
www.wzg-weine.de
WIE KOMME ICH DAHIN?
49

Frog Island liegt mitten im südthailändischen Cheow-Lan-Stausee, auf dem Weg dahin kann man
dem Meeresrauschen lauschen, einen Urwald durchqueren und gewürzte Heuschrecken essen
1. Flug: Die gut 16 Stunden Flug von
Deutschland nach Phuket, Thailands größ-
ter Insel, verschläft man am besten. Der
Anflug ist dann allerdings sehr aufregend:
Man glaubt, das Fahrwerk berühre die
Meeresoberfläche – genau in dem Moment
setzt es auf der Landebahn auf.
2. Zwischenstopp: Mit einem privaten
Fahrer, den wir schon von Deutschland
aus über Tripadvisor gebucht haben (und
der günstiger ist als ein Taxi), fahren wir
über die Sarasin-Brücke nach Norden aufs
Festland. Auf der Landstraße passieren wir
ein Polizeiboot, das 2004 vom Tsunami
ins Landesinnere gespült wurde und dort
noch immer wie ein Mahnmal liegt. Nach
insgesamt anderthalb Stunden erreichen
wir das Hotel Robinson Khao Lak, ver-
steckt in einem großen tropischen Garten
und direkt am Strand. Hier verbringen
wir ein paar ruhige Tage, überwinden den
Jetlag, schauen den Eichhörnchen beim
gegenseitigen Jagen zu oder wundern uns
über den schwimmenden kleinen Waran
im Pool. Der Strand eignet sich bei Ebbe
herrlich für Spaziergänge.
3. Restaurant und Ausflug: Neben dem
Hotel, direkt am Strand, liegt das Restau-
rant Bambi mit seinen köstlichen scharfen
Salaten (»Only one chili please!«) zu er-
schwinglichen Preisen. Danach eine Massa-
ge am Strand, bitte, während der man dem
Meeresrauschen lauschen kann. Im Hotel
Von Margit Stoffels
SO KOMME ICH DAHIN!
kann man auch ein Moped mieten, um auf
den Sonntagsmarkt ins 30 Kilometer ent-
fernte Old Takua Pa zu fahren. Dort reihen
sich auf der Hauptstraße viele Stände an-
einander, es gibt lokales Street-Food, das
wir zuerst probieren dürfen, bevor wir es
kaufen. Hier decken wir unseren Eiweißbe-
darf mit frittierten und raffiniert gewürzten
Heuschrecken und Larven, dazu trinken
wir frisch gepressten Zuckerrohrsaft.
4. Weiterfahrt: Wir verabschieden uns
vom idyllischen Strand. Nun geht es über
Serpentinen 60 Kilometer ins Landesinne-
re, durch verwunschenen Urwald, vorbei
an einem Wasserfall und Kalksteinbergen,
nach Khlong Sok. Auch hier empfiehlt sich
der »eigene Wagen« mit Fahrer als komfor-
tablere und dennoch bezahlbare Alternative
zu den Überlandbussen. An der Zufahrts-
straße zum Khao-Sok-Nationalpark liegt
das Montania Lifestyle Hotel. Kleine Holz-
bungalows gruppieren sich um einen Pool
mit Blick auf die üppig begrünten Kalk-
steinfelsen. Im Ort finden sich einige Reise-
büros, die Touren zum Cheow-Lan-See ver-
mitteln. Wir buchen bei einem Anbieter,
der auf kleine Gruppen spezialisiert ist.
5. Am Ziel: Vom Hotel fährt der Minibus
etwa eine Stunde zum Bootsliegeplatz am
Staudamm. Nach Anlegen der obligatori-
schen Schwimmweste knattern wir hinaus
auf die Weite des Sees, der mit seinen 165
Foto Seite 48/49 Nils Pictures / Shutterstock Fotos diese Seite Margit Stoffels (2); picture alliance
Quadratkilometern doppelt so groß wie
der Chiemsee ist. Es geht vorbei an den
aus dem Wasser steil aufragenden Drei-
Brüder-Felsen. Nach zwei Stunden landen
wir auf einer kleinen Insel namens Frog
Island. Der Panoramablick über den See
ist den weiten Weg wert. Und die Stille
verführt dazu, ein paar Stunden nichts
zu tun. Danach umrunden wir die Insel
mit festen Schuhen und hochgezoge-
nen Strümpfen (wegen der Blutegel) auf
1,6 Kilometern, unser kundiger Führer
mahnt, nichts anzufassen: Manche Pflan-
zen sind giftig. Nach der Wanderung
werden wir in der offenen Garküche mit
einem köstlichen Thaicurry, Laab Gai
(scharfer Salat mit gehacktem Hähnchen-
fleisch) und frischem Obst belohnt. Wer
hier nicht mehr wegmöchte, der kann
auch in einem der etwas weiter entfernten
Floßhäuser auf dem See übernachten.
 DER HERBST KANN KOMMEN
Mit dem Herbst kommen auch die kühleren Tage zurück. Deshalb
bietet MR MARVIS eine Kollektion herbsttauglicher Hosen an, wie
etwa die dehnbaren Easies, die leichten Longs, die vielseitigen
Coolerdays und die raffinierten Flannels. Von lässig bis smart:
Wähle das Modell, das zu Deinem Stil passt und mache Dich mit
MR MARVIS bereit für den Herbst.
ELA

ND

REI

HE
AL
GE

KO

RT IS
AN

VE
SC
BU

EN
UG

TA S
FE

SS
ST

T N
ST

IGT R CH LO S E R VER
IN PO ER HOSE RSC
HLUSS

BESTELLE JETZT AUF MRMARVIS.DE

 DIE GÜNSTIGSTEN ZIMMER IN DEN BESTEN HOTELS

Das Square Nine Hotel in Belgrad verbindet Bauhaus-Elemente und ­Midcentury-

Einrichtungsstil. Zum Frühstück gibt es hausgemachten Honig

Belgrad ist ein nostalgischer Ort. Sowjetische Betonbauten und

grandiose neoklassizistische Architektur erzählen von gescheiter-
ten sozialistischen Utopien und nationalen Großmachtfantasien.
Doch die Nostalgie hat auch etwas Warmes, charmant Uriges. Hier
sitzen nachmittags in der Lobby des Hotels Moskva, eines alten
Grandhotels von 1908, Damen auf Brokatsofas und verspeisen im
Zigarettendunst Sahnetorte. Hier wechseln einem Krawatten- und
Fliegenverkäufer nebenbei auch Euro in serbische Dinar, hier be-
kommt man in den Fußgängerzonen Lollis und Popcorn an rot-
weiß gestreiften Wägelchen.
Das 2011 eröffnete Square Nine Hotel, das im historischen Zentrum
in der Nähe des Universitäts-Campus liegt, hat etwas von Nostalgie
und Moderne zugleich. Vom brasilianischen Architekten Isay Wein-
feld entworfen, der auch in São Paolo das berühmte Hotel Fasano
gestaltet hat, verbindet das Gebäude Bauhaus-Elemente mit einem
Midcentury-Einrichtungsstil. Durch große Fenster blickt man auf
einen mit Olivenbäumen und Magnolien begrünten Innenhof,
Nischen auf den Korridoren sind mit Glücksfedern bepflanzt, auf
dem dunklen Holzboden liegen Patchworkläufer. In der Lobby, die
in Schokoladenbraun und Beige gehalten ist, glänzt das Holz der
Midcentury-Tische und der dänischen Ledersessel, dazwischen
stehen alte Globen. Im gesamten Haus duftet es leicht nach Zitrone.
Im Zimmer 502 (ab 300 Euro inklusive Frühstück) herrscht eine
herrliche Idylle durch die sanften Sandtöne, die in Kombination
mit den dunklen, glatten Holzmöbeln dem Raum Helligkeit und
Wärme verleihen. Das Bett wird umrahmt von goldenen Messing-
lampen, auf dem Boden liegt ein gestreifter Teppich aus der Türkei.
An der Wand hängen in kleine Holzrahmen eingefasste Sepia-Fotos
von Belgrad, auf denen alte, herrschaftliche Gebäude, Alleen und
Promenaden am Fluss zu sehen sind. Nach einem Tag in der Stadt
kann man sich auch in der geräumigen Badewanne entspannen, das
von Hermès hergestellte Duschgel und Shampoo riecht würzig und
frisch. An der Minibar im Zimmer gibt es Espresso und Tee, dann
rauf aufs Bett im Bademantel, um bei einer heißen Tasse den Blick
durchs große Fenster auf den Innenhof noch besser zu genießen. Das
morgens weich und beige durch die hellen, sandfarbenen Leinenvor-
hänge fallende Licht weckt die Bewohner des Zimmers sanft.
Vor dem Frühstück empfiehlt sich noch ein Abstecher zum Pool.
Auch hier wurde gekonnt mit Licht gearbeitet: Im langen, schmalen
Becken strahlt durch einen Streifen an der Decke die Morgensonne
von draußen auf die Wassersportler. Nach dem Schwimmen werden
Granola, hausgemachter Honig, Burak, Muffins, kleine Croissants,
frisch gepresste Säfte sowie Räucherlachs gereicht, die man mit sehr
gutem Bauern- oder Früchtebrot probieren kann. Bei der Abreise fragt
einen der Portier, ob man auch an seinen Reisepass gedacht habe.

Das nächste Reise-Extra im ZEITmagazin Von Johannes Dudziak

erscheint am 17.11.2022 52 Fotos Sanja Knežević
ANZEIGE Ein Spezial des Zeitverlags

HOTEL JUWELEN
. . im Allgäu
K L A R E B E RG LU F T U N D WO H LT U E N D E WE L L N E S S – DA S A LLG ÄU I S T
AU C H I M WI NTE R D E R P U R E G E N U S S . W W W. A L LG A E U -TO P - H OTE L S . D E

»Hotel Prinz-Luitpold-Bad **** Hotel Oberstdorf – Lass baumeln, Seele!

Dieses einzigartige Hotel überzeugt Im 1. Feelgood-Hotel im Allgäu
mit traumhaftem Bergpanorama, erwartet Sie einzigartiges Berg-
besonderem Ambiente, einem panorama, eine Wellnesswelt
Wellness-Bereich mit Whirlpool, mit Whirlpool, Außenpool, beson-
Innen- & Außenpool, Wanderwe- deren Saunen & Ruheräumen.
gen und Wintersport in der Umge- Freuen Sie sich auf Ihre Wellness-
bung. Flexibles Storno. Der ideale Auszeit mit Wohlfühlmomenten
Ort für einen Tapetenwechsel. und kulinarischen Highlights!

Hotel Prinz-Luitpold-Bad**** Hotel Oberstdorf

Andreas Groß-Str. 7 Reute 20
87541 Bad Hindelang 87561 Oberstdorf
Tel. (08324) 89 00 Tel. (08322) 94 07 70
info@luitpoldbad.de info@hotel-oberstdorf.de
www.luitpoldbad www.hotel-oberstdorf.de

AMERON Neuschwanstein – königlicher Genuss! Bergkristall **** – mein Resort im Allgäu

Tauchen Sie ein in den Alpenherbst Ihr Rückzugsort in den idylli-
im Allgäu und erleben Sie puren schen Allgäuer Alpen. Mit Pano-
Urlaubsgenuss direkt am Alpsee, rama-Wellness und Gesundem
am Fuße der Königsschlösser. Genuss auf höchstem Niveau. Mit
Erkunden Sie die idyllische Natur, herrlicher Lage und Weitblick in
lassen Sie sich kulinarisch verwöh- die Natur. Ihre Herzensheimat
nen und tanken Sie neue Kraft. auf Zeit, wo Sie den Alltag ganz
weit hinter sich lassen können.
AMERON Neuschwanstein
Alpsee Resort & Spa Resort Bergkristall
Alpseestraße 21 Willis 8
87645 Hohenschwangau 87534 Oberstaufen
Tel. (08362) 7030 0 Tel. (08386) 91 10
info@ameron-neuschwanstein.de wellness@bergkristall.de
www.ameron-neuschwanstein.de www.bergkristall.de

Alpe Dornach – Urlaub auf der Alpe Deluxe Hotel Mohren: Süßes Nichts tun im Allgäu
Willkommen auf 1.000 Metern über Im Herzen von Oberstdorf dürfen
dem Meer. Hier trifft Älplercharme Sie sich entspannt zurücklehnen
auf den Luxus eines 4*-Hotels. Fern- und den Herbst mit allen Sinnen
ab von Autolärm und Stadthektik genießen. Es warten Genuss-
findet Ihr 15 exklusive Zimmer und momente erster Klasse und eine
Suiten, kleine Wellnessoasen und ein gemütliche Auszeit im stilvollen
Gourmetrestaurant mit Traumpano- Ambiente des geschichtsträchti-
rama – für Euren besonderen Urlaub. gen Hotel Mohren auf Sie.

Alpe Dornach **** Hotel Mohren ****

Sesselweg 16 Marktplatz 6
87561 Oberstdorf / Tiefenbach 87561 Oberstdorf
Tel. (08322) 66 30 Tel. (08322) 91 20
info@alpe-dornach.de info@hotel-mohren.de
www.alpe-dornach.de www.hotel-mohren.de
Formell in der Freizeit: Poloshirt von Ralph Lauren
 Stil
Generation Polo
Warum eigentlich sind Polohemden so populär? Meine Theorie:
Sie sind im Grunde eine Mischung aus einem Hemd und einem
T-Shirt, also ein Kleidungsstück, das die Vorzüge eines kurzärmeli-
gen Teils mit denen eines Hemdes vereinigt. Irgendwie scheint das
Polohemd genau das zu sein, was Männer sich wünschen. Männer
spielen Fußball, aber tragen im Alltag keine Fußballtrikots. Männer
spielen kein Polo, aber sie lieben Poloshirts.
Das Spiel an sich war in Großbritannien im 19. Jahrhundert unter
Aristokraten beliebt. Während der Partien legte man viel Wert auf
Etikette. Man trug eine Kombination aus Hemd und Sakko, sie
war aber nicht sehr bequem. Daher entwickelte man das Polohemd,
das zunächst lange Ärmel hatte und aus Wollstoff gefertigt war. Der
Kragen sollte die Spieler beim Reiten vor dem Wind schützen. Nun
ist Polo ein sehr elitärer Sport. Es ist nicht möglich, damit ein-
fach mal anzufangen, denn um Polo überhaupt spielen zu können,
braucht man eine Grundausstattung von drei bis vier Pferden.
Diesen Hauch des Elitären griff ausgerechnet ein Tennisspieler auf,
als es darum ging, dieses Sporthemd zum Massenartikel zu machen.
René Lacoste, der nach seiner Profikarriere Modeunternehmer
wurde, entwarf in den Dreißigerjahren das Poloshirt, das den Mo-
dellen gleicht, die wir heute kennen: mit kurzen Ärmeln und aus
Pikee-Stoff. Er ist durch seine gestrickte Waffelstruktur besonders
luftig und doch reißfest. Bekannt wurde das Poloshirt von Lacoste
durch das Krokodil-Logo.
Schließlich meldete Ralph Lauren 1967 die Rechte an der Marke
»Polo« an. Er verzierte seine Shirts wie auch Lacoste mit einem ge-
Foto Beast
stickten Logo vorn auf der linken Brust: ein Polospieler auf seinem
Pferd. So sieht das Ralph-Lauren-Poloshirt bis heute aus.
Ein Poloshirt kostet manchmal nicht mehr als ein T-Shirt, aber
es transportiert die Vorstellung, dass man auf Markenkleidung
achtet, weil man eben ein Markenlogo auf der Brust trägt. Durch
seine Knopfleiste und den Kragen suggeriert so ein Oberteil auch,
dass der Träger normalerweise eher ein Hemd trägt. Das Poloshirt
ist also das allerbeste Kleidungsstück für jemanden, der auch in
seiner Freizeit nach Büro aussehen möchte, das Formelle in seinem
Leben nicht verlieren will und sich deswegen besser fühlt, wenn er
Knöpfe auf der Brust und einen Kragen um den Hals hat. Gleich-
zeitig bietet das Polohemd aber auch die Luftigkeit und den Kom-
fort, den Männer so schätzen. Man schwitzt darin weniger und
sieht immer noch sportlich aus. Das kann kein Businesshemd bie-
ten. Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass Männer ab
30 überhaupt noch etwas anderes tragen.
Von Tillmann Prüfer
Foto Peter Langer
55 Unter Strom
Mirko Borsche fühlt sich mit einem Blender
wie ein Science-Fiction-Held
So einige Mixer habe ich nun schon gesehen und getestet, und
eigentlich unterscheiden sie sich meist nur im Preis und in der
Qualität der Materialien. Entsprechend habe ich nicht mehr an
eine Überraschung im Blender-Universum geglaubt.
Doch der Beast Blender + Hydration System hat etwas, was allen
anderen Modellen bislang fehlte: Er sieht fast so aus wie der Flux-
kompensator des DeLorean DMC-12, des Autos, mit dem Marty
McFly im Film Zurück in die Zukunft durch die Zeit reist. Ich liebe
diesen Film und das Traumauto erst recht. Zu schade, dass es welt-
weit nur um die 7000 Exemplare davon gibt. Der Blender ist matt-
grau mit einem geriffelten Mittelteil aus Glas. Er kommt mit ver-
schiedenen Aufsätzen daher, unter anderem einem Henkelaufsatz,
sodass man seinen frischen Smoothie mitnehmen kann. So gelange
ich im Büro nicht nur an meine tägliche Obstration, sondern fühle
mich zudem ein bisschen wie McFly, wenn ich mit dem Shaker da-
hinschreite – leider nur durch Räume und nicht durch Zeitzonen.
Abgesehen vom coolen Look ist Grau einfach eine gute Farbe für
Küchengeräte. Normalerweise hat man bei vielen Modellen die Wahl
zwischen Schwarz oder Weiß, also zwischen sichtbaren Fettabdrü-
cken oder Flecken – Pest oder Cholera. Der Blender ist hochwertig
verarbeitet. Die Bedienung ist idiotensicher, es gibt nur einen Knopf
ohne viel Schnickschnack, einfach drücken und loshäckseln. Smoo-
thies, Pesto oder Soßen lassen sich damit einfach zubereiten, auch
Nüsse und Kerne sind für das Mahlwerk kein Problem. Ich bezweifle
zwar, dass McFly so wie ich dem Gesundheits-Smoothie-Trend ver-
fallen würde, ignoriere das aber munter und träume lieber davon,
eines Tages einen DeLorean zu besitzen. Den Fluxkompensator kann
ich ja schon bedienen.  Aufgezeichnet von Nele Sophie Karsten
Beast Blender + Hydration
System
Maße: 12,5 x 12,5 x 40 cm
Gewicht: 5,5 kg
Preis: 158 Euro
Mirko Borsche, Creative Director des ZEITmagazins,
testet jede Woche eine technische Neuheit
KENNENLERNEN
Private Anzeigentextannahme unter:
kontaktanzeigen@zeit.de oder
www.zeit.de/inserieren

SIE SUCHT IHN

Anspruchsvolle SCHÖNE mit dem gewissen Etwas… Noch einmal die Liebe finden: innen und außen junge strahlendschöne Frau (Anfang 60/171/58) mit
Single, Anf. 60, 167, blond, schlank, klug, apart. Durch eine Laune der Natur sehr attraktiv. Bin eher die klugem Köpfchen, weisem Herzen, tiefer Seele sucht den einen Mann, der so wie sie erfolgreich seine
einsame Wölfin…(folge nicht der Masse) vertraue stets meinem Gespür und tue immer das was ich Träume lebt, das Leben liebt, die Natur, das Meer und nach oben offen ist. PS: Sie dürfen auch Ritter,
liebe. Bin frei und unabhängig, unbeschwert und anspruchsvoll aber nicht abgehoben; habe Witz und Gentleman und Märchenprinz sein. Ich glaube noch immer an Magie, Zauber und Wunder und dass
Tiefsinn. Liebe die unberührte Natur, Klarheit, gutes Essen u. Gespräche, Musik, Stil, Niveau u.v.m. Ich wir Menschen mehr können, als wir tun. ZA 134726 DIE ZEIT, 20079 Hamburg
mag fantasievolle Erotik und bereichernde Zweisamkeit. Suche DICH...auch jünger (überrasch mich!)
Wenn wir den Herbst gemeinsam genießen wollen, sollten wir uns bald kennenlernen.
für eine lockere aber dauerhafte inspirierende Liaison vielleicht mit Zukunft. Raum Do / LP (bin nicht
Frau (58/170/NR) temperamentvoll, empfindsam, lebenslustig, kulturell unterwegs sucht Dich für
ortsgebunden). Fotomail an ringelrangelrose@gmail.com
eine feste Partnerschaft. Wenn Du verantwortungsvoll, finanziell unabhängig bist und das Leben
Ich weiblich geboren zwischen Orient und Okzident mit Niveau Bildung und Herzensbildung auch mal mit Humor nehmen kannst, würde ich mich über eine Nachricht freuen.
Wünsche mir einen Partner mit Klasse und Anspruch. Du solltest zwischen 50-70 Jahre alt sein nicht Gerne im Großbereich HH unter herbstflimmern@web.de
gewöhnlich sondern außergewöhnlich Leben und Wirken in deinem Umfeld. Mann mit Geschäftssinn
Das Leben feiern.. zum 2. Möchtest du auch wieder ein "Wir" entwickeln? Entdeckungen machen?
wünsche ich mir der mit mir gemeinsam nicht nur seine Freizeit verbringt sondern auch sein Leben.
Dich in der Natur austoben? Kultur, aber auch mal Stille genießen? Herausforderungen gemeinsam
Dich erwartet eine ansprechende Frau Ende 40 sportlich, schlank, mit allen positiven Attributen
meistern? Berührbar sein? Eine innige Verbindung leben? Ich, 64, 168, schl., sportl., musisch,
ausgestattet und die schönen Dinge des Lebens zu schätzen weiß. PLZ 5,6,8,9 nomad20222@web.de
warmherzig, mehrspr., verbindlich, humorvoll, berufl. eng. im R 4, freue mich auf Resonanz!
ZA 134443 DIE ZEIT, 20079 Hamburg
KORREKTE Mail-Adresse: Vivalavida26@web.de
Travel companion wanted!
Für den Rest des Lebens
Akademikerin, promoviert, (1,76, NR), Ende 50zig, IT-affin, grün lebend, liberal denkend, sucht für
suche ich, 67J,1,65 gr, schlank, verw, warmherzig, offen u.patent einen kultivierten Herrn i.R. Freiburg
roadtrip durchs Leben Mann mit Tiefgang, entspannter Entdeckertyp, gerne Fernflieger, interessiert
i./ Br. ZA 134735 DIE ZEIT, 20079 Hamburg
an Politik, Wirtschaft, Kultur, offen und neugierig für eine spannende Reise zu zweit, jetzt PLZ 4, ab
Mitte 2024 ortsunabhängig, husma63@yahoo.com Eine Frau der Sie nicht alle Tage begegnen, 66 J. Du fehlst mir … in Berlin
sehr attraktiv, sportl.-schlank, Studium, weltoffen, Bist du junggeblieben, geistreich, attraktiv,
Gemeinsam glücklich sein - Akad. gut anzusehen, fit und fröhlich mit Freude an Natur, Literatur, einfühlsam, kreativ, fantasievoll, selbstbewusst, stilsicher, naturverbunden, humorvoll, zärtlich,
Musik und Reisen sucht den Lebenspartner (bis ca. 70 J.) im Süden von D oder anderswo. Zuschriften unabh. zuverlässig. Wanderfreudiges Naturell. m.
verbindlich … mit Lust auf einen Neuanfang?
unter zusammenhalt@t-online.de viel Lust auf Naturerlebnisse zuhause u. auf Reisen
in Berge, ans Wasser o. Kultur/Städtetrips. Viels. Dann schreib mir BmB. Ich (58, 174, Akad.) suche
Wonder Woman sucht Wonder Man! Kölner Raum! Kulturleben in der Stadt. Sozial engagiert, schätzt vielleicht dich für Lachen, Leben & Lieben:
Attraktive, stets gut gelaunte, erfolgsverwöhnte, Frau, Ende 60, studiert, schlank, ansehnlicher den gehobenen als auch rustikalen Lebensstil. Sie ziemlichbestefreunde22@gmx.de
selbstbestimmte, unbeschwerte, humorvolle, jugendlicherTyp, lange graue Haare, Brille, 169, su. den gebildeten, geistreichen, lebenserfahrenen,
sportl. Mann f. feinsinnige Beziehung m. Tiefgang Sportliche Audit Director, 34/165
unternehmungsfreudige Künstlerin (70+) sehnt ohne "Altlasten" und verwitwet, sucht schlanken, u. Leichtigkeit. Bevorz. Großr. Freiburg + Stuttg.
sich nach geteilter Lebensfreude, tiefer gleichaltrigen oder leicht jüngeren weltoffenen T. 0711 610046 PV www.harmonie-50plus.de Im internat. Konzern u. selbst. Coach, reprä-
Zuneigung, lebendiger Kommunikation und und kultivierten Mann (NR) für Freundschaft mit sentativ, stilsicher, mit Abenteuer- & Unterneh-
Strandspaziergang an der Nordsee im Herbst mungslust, Empathie, freundl. Wesen, die gerne
intensiver Nähe. Souverän, ungebunden, getrenntem Wohnen. Interessen, die ich
Suche gebildeten, ausgeglichenen, lacht, entspannt, glücklich u. kuschelfreudig ist.
humorvoll, geistig großzügig, gern lässige zumindest teilw. gerne mit dir teilen würde:
Eleganz; sportlich und treu, lebensfroh und Kultur (Literatur, Musik, Kunst, Architektur, Kino,
ungebundenen Mann (45 - 55), der ehrlich zu Liebt schöne Kleider, Highheels u. Gummistie-
sich und zu anderen ist und der es eher grün, fel, mag Natur, Kultur, Fernreisen u. Südeuropa.
beziehungsbereit sollte er sein. Bevorzugt Politik), Natur (Wandern, Fahrradfahren), Reisen,
familär und lebensfroh mag. Sportlich und an Infos: Dörte Vardil, 040 22 85 944 80, auch WE.
Schriftsteller, Journalist, Architekt oder Künstler, Spielen, Kochen, guter Wein und nicht zuletzt
gern auch etwas jünger und bitte mit Sex und Zärtlichkeit. Antwort bmB an
Musik-, Medizin interessiert, gut aussehend... Esprit-Partnervermittlung.de
Bildzuschrift unter: libretto93@gmx.at uteldo@sags-per-mail.de
träumen darf man ZA 134722 DIE ZEIT, 20079 Ballindamm 3, 20095 Hamburg
Hamburg Die 1. Adresse für Hamburg & den Norden
Multkulturell, Weltoffen, 31/160
Leben – Lieben – Lachen
Welcher niveauvolle Mann Mitte bis Ende 60, Hübsche Architektin, südländ. Typ, lg. dunkle Haa-
ER SUCHT SIE
Nette, gutaussehende und intelligente Frau gesucht. So viel ist klar.
möchte mit mir 64, attraktiv, schlank, blond, re, schicker Kleidungsstil, fröhlich, warmherzig,
Würdest Du mir Hamburg zeigen? Ich meine, um herauszufinden, ob es vielleicht weitergeht, wenn
sportlich, beruflich erfolgreich, die schönen selbstbew., mag Sport, Tanz, Musik, Reisen, träumt
nicht so, dann eben anders weitergeht. Auf jeden Fall gut weitergeht. Für dich und für mich. Oder für
Seiten des Lebens genießen? Nach vom Haus in Südfrankreich, möchte sich als Frau
uns beide gemeinsam. "Ich", das ist ein Geheimnis, 185 cm, ledig, NR, gebildet, fröhlich, humorvoll,
jahrzehnterlanger erfüllter Partnerschaft bin ich wohlfühlen, Romantik leben, s. Partner der Liebe,
charmant, herzlich und einladend, immer gut drauf, verlässlich, ruhig, zurückhaltend, gefühlvoll,
offen für eine neue Liebe. Neben Golf und Sicherheit, Verlässlichkeit geben kann. Weitere
anschmiegsam, männlich und leidenschaftlich, unglaublich natürlich und verwöhnend, repräsentativ,
anderen sportlichen Aktivitäten mag ich gerne Infos: Dörte Vardil, 040228594480, auch WE.
kommunikativ, verbindlich, selbstbewusst, stressresistent, ein Mann mit Präsenz, Charisma, Romantik
Konzerte oder Abende in vertrauter und schöner Esprit-Partnervermittlung.de und Zärtlichkeit und einer frohmachenden Art mit brillanter Wachheit, bin mit mir im Reinen,
Atmosphäre zu zweit oder mit Freunden. Bitte Ballindamm 3, 20095 Hamburg dynamisch und aktiv im Leben und gebe nie auf, sehr wissbegierig, neugierig und offen für das
mit Bild an: Privat-cl@freenet.de, ZA 134733 DIE Die 1. Adresse für Hamburg & den Norden
Einüben einer ganz neuen Sicht auf diese eine Welt, außergewöhnlich, die sprichwörtliche Schulter
ZEIT, 20079 Hamburg
zum Anlegen, Zucken oder Ausrenken, das berühmte Herz zum Brechen, Ausschütten oder Wehtun,
Ich wünschte mir, daß irgendwo jemand auf das wünschenswerte Hirn zum Verstehen, Nichtverstehen oder Missverstehen. Kurz: Ich bin ein
In Gedanken und mit Händen berühren mich wartet absolutes Kleinod, das Antidepressivum, von dem die Frau ab 35 in und 'out of' Hamburg unter dem
Gebunden aber doch frei, suche ich eine lustvolle Ich bin 52 J., studiert, und mag Kunst und auch Himmel von Good old Germany nicht zu träumen wagt. Butter bei die Fische ist Trumpf. Zuschriften
bereichernde Zweitbeziehung. Geht es dir auch Radfahren und Essen. Ich warte auf einen gerne mit Bild. No-Gos: Antisemitin, extrem atheistisch verbohrt oder fundamentalistisch,
so? Ich bin schlank und sportlich, sinnlich, eleganten Mann mit Kopf, Hand und Herz im Kinderhasserin, Kartenleserin- oder Himalaya-Trekking-Typ. ZA 134738 DIE ZEIT, 20079 Hamburg
attraktiv mit langen dunkelblonden Haaren, Raum 40. Ein Bild sende ich gerne zu, bei
humorvoll und mit viel Lust auf lebendige und Anschrift an klaraine@gmail.com Ach, das könnte schön sein, // ein Häuschen mit Garten, / von wo aus in Frieden / wir die Welt uns
respektvolle Begegnungen. Du darfst um die 60 erschließen! // Doch wird's leider so sein: / Der Garten muss warten, / es ist uns beschieden, /
sein, offen für neue Erfahrungen und Nachkriegszukunft zu genießen... ||| Ich suche eine Frau für's Dennoch. Mehr: 3w.dienstrad-berlin.de
Entdeckungen im Raum 3…, bist du dabei?
traumpfade22@gmx.de Unsere Indiwirdualität Eine Zukunft zu zweit wünscht sich…
findet ihren Raum zwischen Wissenschaft, IMMOBILIENÖKONOM, 55/185; Alleinerziehender eines Sohnes (17 J.) sucht eine fröhliche u. gescheite
Suche: Fels in der Brandung und Partner auf
künstlerischer Kreativität, gesellschaftlicher Partnerin - gerne hübsche, ebenfalls Alleinerziehende mit Lust auf Familienleben – Haushaltspersonal ist
Verantwortung, erderhaltender Lebensweise. vorhanden! Es freut sich auf Ihre couragierte Rückmeldung ein gutaussehender, erfolgreicher CEO einer
Augenhöhe bis 58 J., für eine feste Partnerschaft. Bau-AG. Beruflich fliegt er ein kl. Firmenflugzeug u. ein Kennenlernen auf Bundesebene wäre für ihn kein
Worthirtin (52) mit Ziegenanhang bietet
Ich, weiblich, 53 J., attraktiv, tatkräftig und Problem. Mehr über ihn auf nachstehender Homepage unter „Anzeigen“! Freecall 0800/5208501,
Ankerräume für kongeniales Leben bei
sportlich suche aufrichtigen, humorvollen,
einfachem Sosein mit hohen Tagesdosen an tägl. von 10:00 - 20:00 Uhr, auch Sa./So., Original Akademiker-KREIS seit 42 J., Dr. Müller,
naturverbundenen und vielseitig interessierten
Mann. Ich freue mich auf eine e-mail mit Bild an
Lachen und Erfühlung. Neugierig? Du hast drei bundesweit – D, A, CH www.Akademiker-KREIS.com
Fragen frei! Schreib an post@indiwirdualitaet.de
cefalu22@outlook.de Stranger to Stranger: Wo bist Du, „Geliebte meiner 27 Sinne“? Ich wäre
Du trägst Glitzer aus Überzeugung, schlürfst Dir gerne schon im Frühling begegnet. Das bin
Das Leben ist zu kurz für irgendwann: Akad., Barbera, fluchst aus vollem Hals. Im Herzen eine ich: 63, 186, kultur- und naturliebend, humorvoll
52/160/NR, ein Kind, sportl., attraktiv, vielseitig Junggebliebene, humorvolle und vielseitig kernige Biene der Ruhrpott-Wabe, Lunge und heiter, ein zahmer Löwe, der das Wasser
interessiert sucht ihn zwischen 45 u. 60/NR, interessierte 69 jährige Frau HSA sucht schwarz geteert. Lass uns am Stammtisch Ideen liebt. Und Du? Hoffentlich auch lebenslustig,
erfolgreich u. optimistisch im Leben stehend im freundlichen, einfühlsamen Mann für die bei Pastéis de Nata und Superbock spinnen, bis sportlich, anmutig, spontan, neugierig und im
Raum PLZ 30. Freue mich über Deine Nachricht, schönen Dinge im Leben. ZA 134731 DIE ZEIT, das Patriarchat kippt. Für dich tanze ich im Raum 60-65 lebend. Ich freue mich, wenn wir
BmB: nachricht_von_Dir@web.de 20079 Hamburg goldenen Handschuh an der Stange. uns sehen (löwesuchtDich@gmx.de, BmB).
 Liv*, 31: »Meinen Mann lernte ich als
Studentin in Bamberg kennen, weil wir
denselben Dealer hatten. Ich war neu
in der Stadt und im Park auf der Suche
nach Gras. Dort fand ich tatsächlich
einen Dealer, der gerade schon einen
Kunden bediente. Dieser trug kinnlange
Dreadlocks, war mit seinem Hund un­
terwegs und gefiel mir sehr. Ich fragte
ihn, ob wir nicht zusammen rauchen
wollten. Er wohnte um die Ecke und
lud mich zu sich ein. Ich blieb erst über
Nacht und dann die ganze nächste Wo­
che. Am Ende der Woche machte ich
ihm einen Antrag mit einem günstigen
Illustration Anna Hofmann   *Name geändert
Ring aus dem Esoterikladen.
Er war erst 20, ich fünf Jahre älter,
beide wussten wir nicht so recht, wohin
mit uns. Ich hatte mein erstes Studium
abgebrochen, kaum andere Bezugsper­
sonen und ein großes Bedürfnis nach
Nähe. Ob Studium oder Jobs, nie hatte
ich etwas lange durchgezogen. Auf diese
Beziehung wollte ich mich aber ernst­
haft einlassen. Sie sollte mir Halt und
Wenn Sie uns etwas über die Liebe erzählen wollen, schreiben Sie uns an liebe@zeit.de
KENNENLERNEN
Private Anzeigentextannahme unter:
kontaktanzeigen@zeit.de oder
www.zeit.de/inserieren
ER SUCHT SIE
Seine „Königin“ sucht…
PATENTANWALT, 63 /185, Dr. jur. + Dipl.-Ing.; Chef einer renommierten Kanzlei. Vom Wesen her ein
„echter“ Oberbayer, der durch Ausgeglichenheit, Lebensfreude u. vor allem Toleranz seine Mitmenschen für
sich einnimmt. Näheres über ihn auf nachstehender Homepage unter „Anzeigen“! Freecall
0800/5208501, tägl. von 10:00 - 20:00 Uhr, auch Sa./So., Original Akademiker-KREIS
seit 42 J., DP Swart, bundesweit – D, A, CH www.Akademiker-KREIS.com
Lebensfreude, Empathie, 55/178.
Schweizer Autor, Jurist mit Zielen, Visionen,
Standhaftigkeit, liebt Wandern, Ski, Mountain-
bike, sein schönes Zuhause mit Blick auf die
Schweizer Berge, mag Handwerkeln, Garten-
gestaltung, Kochexperimente, die Nordsee zum
Segeln, Kitesurfen, s. fröhliche Frau mit Zeit u.
Spaß an 2 Wohnsitzen. Weitere Infos: Dörte Vardil,
040228594480, auch WE.
Esprit-Partnervermittlung.de
Ballindamm 3, 20095 Hamburg
Die 1. Adresse für Hamburg & den Norden
Komm mit mir woanders hin..
Charmanter, zupackender Kerl; Anfang 50; geb.
freundlich & intelligent sucht Komplizin im
Raum HH für regelmäßige Fluchten aus dem
Alltag. Fluchtauto und Versteck vorhanden.
Interesse unter wuensch_dir_was@freenet.de
Facharzt, 55/186, niedergel., e. rundum sympath. Er-
scheinung. Liebe e. gepfl. Zuhause + angeneh. Lifestyle.
Wünsche mir von Herzen e. Beziehung voller Vertrauen +
Harmonie. Sie sind bis Mitte 50, attrakt. + niveauv.? Gra-
tisruf  0800-222 89 89 tgl. 10-20 h, PV-Exklusiv.de
N 0  91
LEXIKON DER LIEBE
Nähe und Halt
Sympath. Chefarzt i.R., 79/182, Witwer, attrakt. +
gepfl., viels. interess.. Ich träume von e. lieben, älte-
ren Dame mit Herz + Niveau, bei getr. Wohnen. Haben
Sie den Mut für ein erstes Kennenlernen? Gratisruf
 0800-222 89 89 tgl. 10-20 h, PV-Exklusiv.de
Charm. Journalist i. R., Anf. 70/181, im Herzen jung-
geblieb. Witwer + des Alleinseins überdrüssig. Aka-
dem. mit gepfl., sympath. Erscheinung, vital + unter-
nehmungslg., viels. interess.. Suche die anspruchsv.,
ältere Dame, evtl. auch älter, bei getr. Wohnen. Gratis-
ruf  0800-222 89 89 tgl. 10-20 h, PV-Exklusiv.de
Charmanter Kosmopolit, Dr. jur., 55
Niederländer, stilvoll, souverän, kultiviert, in-
tellektuell, durch seine Art berührt er Herzen.
Ein empathischer Typ, Reisefan, Sportler, mit
gr. Kunst- u. Geschichtsinteresse, mag alte
Filme, Musik, Natur, Tiere. Er möchte wieder
eine Frau verwöhnen u. glücklich machen. In-
fos: Dörte Vardil, 040 22 85 944 80, auch WE.
Esprit-Partnervermittlung.de
Ballindamm 3, 20095 Hamburg
Die 1. Adresse für Hamburg & den Norden
ein Ziel geben. Zweifel hatte ich nur
daran, dass ich monogam leben konn­
te. Für ihn kam etwas anderes nicht in­
frage. Doch zusammen zu sein war uns
wichtiger, weshalb wir sechs Monate
später heirateten. Nach zwei Jahren
holten uns diese und andere Differen­
zen wieder ein. Wir waren einfach zu
verschieden, wollten andere Dinge und
waren sexuell auch nicht so kompatibel
wie gedacht.
Ich brauchte zwei weitere schmerzhafte
Jahre, um mich zu trennen. Ich konnte
einfach nicht verstehen, wie zwei Men­
schen, die sich doch lieben, nicht zu­
einander passen können. Letztlich be­
reue ich die Zeit mit ihm nicht, denn
jede Beziehung hat ihre Dauer.
Unsere Beziehung dauerte vier Jahre, in
denen ich mich weiterentwickeln konnte:
Ich habe das Kiffen endlich aufgegeben,
meine Beziehungen zu Freunden und
Familie gestärkt und mehr Verantwor­
tung für mein Leben übernommen.
Aufgezeichnet von Matthieu Praun
Musischer Akademiker, 62/185, Unternehmer, Wit- Suchst du
wer, gepfl., sportl. Erscheinung, warmherz. Wesen, mit NR, 196, sportlich schlank, vielseitig interessiert,
ausgepr. Sinn für alles Schöne. Spiele Klavier von Bach stubenrein, unterwegs mit Kindern im Gepäck,
bis Chopin. Suche a. d. Wege e. niveauv. Dame mit An- der die Leichtigkeit des Seins gerne teilen will?
spruchsdenken (evtl. auch älter). Gratisruf  0800- Lust auf tiefe Gespräche über die Welt und die
222 89 89 tgl. 10-20 h, PV-Exklusiv.de Dinge, innige Berührungen auf und unter der
Haut, abwechslungsreiche Abenteuer in der
Nähe und in der Ferne - schreib an:
ER SUCHT IHN friends-beyond@gmx.de.
GEMEINSAME FREIZEIT
Freundschaft Rhein-Main
Interessante, niveauvolle Menschen (w/m) von Endfünfzigerin gesucht, körperlich und geistig
beweglich, mit Freude am tiefen Austausch und Lust an gemeinsamen Unternehmungen.
helona252@gmail.com
INSTITUTE
 SCHACH

PHILOSOPHIEREN 8

MIT GENUSS
7

Genießen Sie philosophische

Abende mit Freunden und Familie 5

Mit der neuen ZEIT-Edition 4

»Das Philosophische Menü« werden Sie
zum Gastgeber außergewöhnlicher Abende, 3
an denen Sie leckere Menüs genießen und
dabei mit Ihren Gästen zu einem von 2
drei spannenden philosophischen Themen
diskutieren: über die Schönheit, über 1
Berührung oder über Verantwortung.
a b c d e f g h

Im kulturellen Schachmagazin Karl berichten Michael Ehn

und Ernst Strouhal über eine bewegende Ausstellung eines

NEU
Flüchtlingslagers im französischen Argelès-sur-Mer am Fuß
der ­Pyrenäen. Auf der Flucht vor den Nazis wählte 1940 ganz
in der Nähe ein völlig erschöpfter Walter Benjamin – der
für nur 59,95 €* im dänischen Exil übrigens gerne Schach mit Bertolt Brecht
spielte – den Freitod. In dem französischen Lager waren auf
der Flucht vor den Franco-Truppen von 1939 bis 1941 rund
100.000 ­Interbrigadisten, darunter viele Frauen und Kinder,
unter furchtbaren Bedingungen interniert. Unwillkürlich
denkt man an die heutigen Flüchtlingslager in Griechenland
und an der weißrussisch-polnischen Grenze. Nichts hat sich
»in unserem ­zivilisierten Europa« im Umgang mit den Flücht-
lingen geändert. Auf den Fotografien des Lagers wird oft
Schach gespielt, ein willkommenes Abtauchen in eine andere
Welt vor dem zermürbenden Alltag. Verfolgt und ins Exil ge-
trieben wurden auch die vielfachen israelischen Meister Izak
Aloni und Josef Porath, die ich beide bei der Schacholympiade
1964 in Tel Aviv kennenlernte. Beim aus Deutschland stam-
menden Porath war ich sogar zu Hause eingeladen.
Aloni (»Eiche«) stammte aus dem galizischen Lemberg (Lwiw)
und traf bei der Schacholympiade 1958 in München auf den
deutschen Gerhard Pfeiffer. Mit welcher feinen Kombination
erreichte er als Schwarzer am Zug entscheidenden Vorteil?

Darauf können Sie sich freuen: Lösung aus Nr. 38: Mit welchem listigen Zug konnte
Weiß gewinnen? Es war das »Läuferopfer« 1.Ld3!.
3 x 3 anregende Fragekarten mit
Nach 1...La8 2.Txf5+ fiele der Bauer f5 bei hoffnungs-
Denkanstößen aus der ZEIT-Redaktion loser Stellung, nach dem gespielten 1...Lxd3 2.a8D
3 inspirierende Lesehefte zur Einstimmung Txa8 3.Txa8 gab Schwarz freilich wegen des
Eindringens des weißen Königs über e3-f4-g5 und
oder Vertiefung Ihrer philosophischen Soiree
schließlich Fall des Bauern f5 auch auf (3...f4 4.Tg8+!)
3 raffinierte Menüs mit jeweils 4 Gängen
zum einfachen Nachkochen

Jetzt bestellen:
Impressum Editorial Director  Christoph Amend  Chefredakteur  Sascha ­Chaimowicz
Stellvertretende Chefredaktion  Anna Kemper, Tillmann Prüfer, Emilia Smechowski  
Creative Director  Mirko Borsche  Art Director  Jasmin Müller-Stoy  Textchefinnen  

shop.zeit.de/menue Christine Meffert, Annabel Wahba  Bildchefin  Milena Carstens  Berater (Bild)  Andreas

Wellnitz  Style Director  Claire Beermann  Redaktionelle Koordination  Margit
*zzgl. 4,95 € Versandkosten | Bestell-Nr.: 43099 | Illustration: Anatolij Pickmann
Stoffels  Redaktion  Anita Blasberg, Jörg Burger, Johannes Dudziak, Friederike Milbradt,
Anbieter: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Buceriusstraße, Hamburg
 LEBENSGESCHICHTE 59 SCRABBLE Spiele

Lange Zeit stand er im Schatten eines Mannes, der viele Jahre ein
Teamkollege war, zugleich sein Vorbild und Idol ist – und längst als
eine Art lebende Legende agiert, was man etwa daran sieht, dass man
ihm an seinem Geburtsort eine Statue errichtet hat. Aber inzwischen
ist er dem übergroßen Schatten des Meisters entkommen und kann
sicher sein, dass auch er in die Chroniken eingehen wird. Und wer
weiß, vielleicht errichten sie ja auch ihm eines Tages ein Denkmal in
jener Stadt am Fluss, in der er aufgewachsen ist. Wie wohl fast alle
jungen Männer dort hatte er dieses eine Ziel vor Augen, raus aus
dem Ghetto, rauf an die Spitze – als einer von ganz wenigen hat er
es auch geschafft. »Ich konnte der werden, von dem ich seit meiner
Jugend geträumt habe. Ich habe mehr als meinen Traum erreicht.
Das ist mein Erbe«, sagte er in einem Interview. Dabei sah es vor
gar nicht langer Zeit keineswegs danach aus. Er hatte sich etwas ab-
seits auf schiefes Terrain verirrt, die Gunst der Förderer und den
ohnehin schon leicht angekratzten Ruf dilettantisch verspielt. Letzt-
lich fand er sich vor Gericht wieder – einer, dem man nicht mehr so
recht über den Weg trauen mag. So verpasste er die vielleicht größte
Chance seines Lebens. Doch als wolle er das wiedergutmachen, läuft
er nun schon seit Längerem zur Bestform auf. Das Ganze umweht
ein Hauch von einer Saulus-Paulus-Story, wobei einige noch bezwei-
feln, dass er wirklich geläutert sei. Doch er setzt alles daran, sich neu Doppelter Wortwert Dreifacher Wortwert
zu bewähren. Eins, zwei, drei – Zauberei! Wer ist’s? Doppelter Buchstabenwert Dreifacher Buchstabenwert

Lösung aus Nr. 38: Adele (Adele Laurie Blue Adkins), geb. 1988 in London, ist eine der
erfolgreichsten Pop-, Soul- und R&B-Sängerinnen und Songwriterinnen. Das 2011 erschienene
Album »21« wurde mehr als 30 Millionen mal verkauft. Im November 2021 veröffentlichte
sie nach sechs Jahren Pause ihr Album »30«. Parallel zeigte sie sich auf Fotos und in der »Vogue«
um 45 Kilo leichter, was teilweise heftige öffentliche Reaktionen auslöste
Es gelten nur Wörter, die im Duden, »Die deutsche Rechtschreibung«, 28. Auflage,
verzeichnet sind sowie deren Beugungsformen.
Die Regeln finden Sie im Internet unter www.scrabble-info.de

SUDOKU Die hier abgebildete Spielsituation schickte mir Michael Rischke.

Begleitend schrieb der Berliner mit einem Hauch von Süffisanz:
»Unser Sonntagmorgen-Scrabble bot dieses Bild. Lässt sich aus
8 3 5 7 dem Urhandy irgendetwas Sinnvolles machen? Mehr als 108 Punk-
3 6 4 9 te habe ich nicht gefunden ...« Ich auch nicht. Und es hat durch-
aus ein Weilchen gedauert, bis mir die Lösung ins Auge fiel. Die
1 8 3 Konstellation ist geeignet, auf ein leserseitig mehrfach angespro-
2 9 chenes Thema einzugehen: den Blanko. Aus gutem Grund muss bei
Lösung aus Nr. 37 Turnieren umgehend vermerkt werden, welcher Buchstabe ersetzt
5 9 wird. Hier ist es zweifelsfrei ein T. Als Anfangsbuchstabe vor RAM-
9 4 1 2 5 8 6 7 3
8 6 8 2 3 6 7 9 4 1 5 PEND käme zwar auch ein K infrage, in Zeile H kann der Joker
5 6 7 3 1 4 8 9 2
in der Buchstabenkombination EINSÄ?ET jedoch nur für ein H
8 9 2 6
1
9
5
4
2
7
8
3
4
2
6
5
7
8
3
1
9 oder ein T stehen. Soweit ich mich entsinnen kann, bot der Blanko
2 5 3 4 7
3
3
8
8
9
5
4
9
6
1
5
2
1
4
2
6
7
in ­Scrabble-Aufgaben im ZEITmagazin niemals mehr als eine In-
4 7 5 1 2 3 9 6 8 terpretationsmöglichkeit. Sollte dies in der Zukunft der Fall sein,
4 7 8 3 2 1 6 9 8 7 3 5 4
werde ich selbstverständlich darauf hinweisen.
In jeder Zeile, jeder Spalte und jedem mit stärkeren Linien gekenn­zeichneten 3 × 3-Kasten Lösung aus Nr. 38: Die beiden in den 80ern dotierten Züge lauteten BREMSERN und
müssen alle Zah­­len von 1 bis 9 stehen. BREMERIN, waren auf 1H–1O anzulegen und brachten 83 bzw. 86 Zähler. Gar 96 Punkte
Nächste Woche an dieser Stelle: die Logelei und die Auflösung aus Nr. 38 ließen sich mit dem vierfach zählenden VERMÖGENDEREM auf N2–N14 erzielen

Lena Niethammer, Johanna Palla, Khuê Pha.m, Ilka Piepgras, Jürgen von Ruten­berg; Mohndruck GmbH  Repro  Twentyfour Seven Creative Media Services GmbH  
Mitarbeit: Klaus Stock­hausen (Contributing Fashion Director)  Gestaltung  Nina Bengtson, Anzeigen­preise  ZEITmagazin-­Preisliste Nr. 16 vom 1. 1. 2022  Anschrift Verlag  Zeitverlag
Mirko Merkel, Gianna Pfeifer; Mitarbeit: Leon Lothschütz  Bildredaktion  Nora Hollstein   Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Bucerius­straße, Eingang ­Speersort 1, 20095 Hamburg;
Autor(innen)  Heike Faller, Alard von Kittlitz, Harald Martenstein, Jana Simon, Matthias Stolz   Tel.: 040/32 80-0, Fax: 040/32 71 11; E-Mail: DieZeit@zeit.de  Anschrift Redaktion  
Korrektorat  Thomas Worthmann (verantw.)  Dokumentation  Mirjam Zimmer (verantw.)   ZEITmagazin, Dorotheen­­­str. 33, 10117 Berlin; Tel.: 030/59 00 48-0, Fax: 030/59 00 00 39;
Herstellung  Torsten Bastian (verantw.), Oliver Nagel, Frank Siemienski  Druck  Mohn Media E-Mail: zeitmagazin@zeit.de, www.zeitmagazin.de
UM DIE ECKE GEDACHT NR. 2 6 6 0 60 Spiele

1 2 3 4 5 6

7 8 9 10 11 12 13

14 15 16 17 18

19 20

21 22 23

24 25 26 27 28

29 30 31 32 33

34 35 36 37 38

39 40 41

42 43

Waagerecht: 7 Spielerisch mit Kraft behandelt manche, genieße-
risch in Bewegung verbracht andere 10 Die Herzen sind so un-
gleich wie die ... (japan. Sprichwort) 14 In Silbenverkehrung der
Verzückung: Läuseprodukt 16 Ein Ruf in den Zeitwörtern: ein
Patzer in den Buchstaben 19 Repräsentiert die einträglichsten Sei-
ten des Pensionsgewerbes? 20 Ob Möbelrestaurator bei ihm zum
Rohrreiniger greift? 21 Im Umkreis des Kreissatzbeweisers 22 Ra-
tional sollte man mit ihm schon rechnen 23 Kräftige Morgenson-
ne ist des ... – oder in einem Wort: ... sind bisweilen auch nicht
schlauer als einer 24 Selbst die ... ist sechs Fuß groß, an ihrem
eigenen Fuß gemessen (Sprichwort) 27 Des Menschen ... fasst so
unendlich viel, und ist doch manchmal auch so plötzlich voll von
einer Kleinigkeit (G. E. Lessing) 28 Verursacht Frohlocken wegen
Naturlocken, zum Beispiel am Deich, zum Beispiel in der Heide
29 Ihre Textidee war gleich dreimal da 30 An der sind wir nach
Vorrücken um Schlangenlänge 32 Bettwäsche nach Bezugnahme
33 Mitfunkler überm Rhein im Abendsonnenschein, in uralten
Zeiten 34 Volksmunds Beobachtung: ... kann nichts, ... kann alles
36 Kein Fix-Punkt in beweglichem 27 waagerecht 37 Darauf sind
Landratten wohl auf dem Holzweg 39 Der von Charlie: wahr-
scheinlich der bewegungsfaulste seiner Art 40 Hektiktick, schwer
mit Gebot des Füße-Stillhaltens zu vereinbaren 41 Der passende
Platz, fand Tucholsky, zum Seele-baumeln-Lassen 42 Klassischer
Siedler rund ums Europareiseziel 43 Hat sich der Eigentorschütze?
Eher der Beziehungsreiche! – Senkrecht: 1 Sollte im Wendewind
singen, was Gitarre sagen wollte 2 Adresse in Kluntjeversenkerregi-
on 3 Seinetwegen unser Sensor in Spitzenform 4 Dreingewiesenen
aufgezeigt 5 Silhouettenspitze beim klassischen Ritt in den Son-
nenuntergang 6 Papas Park? Eher der Grund, auf dem die Talente
wuchern 7 Unsere ... reichen weit, unsere Kraft ist fast nichts (J.-J.
Rousseau) 8 Die beinhalten zum Beispiel 12 senkrecht, zum Bei-
spiel Kies 9 Hatte Alt-Paris im Kopf: Kargareal Asiens 10 Bewirken
irgendwie ein Übergehn von eigenem Geld in fremde Kasse 11 Per-
son, die Bert zur Reportage fehlt 12 Wo die ... anfängt, hört der
Verstand auf (M. v. Ebner-Eschenbach) 13 Wellenmacher über-
ragender Statur 15 Auch schwarzer war beim Pflücken noch grün
17 Im Konfliktfall Vorhaltungen der defensiven Art 18 Nicht eben
lobendes Bewertwort für 28 waagerecht oder senkrecht 22 Stich-
punktgeberin in Konditorei und 41 waagerecht 23 Lügen nicht,
lohnen aber auch wie Liebeskummer nicht, my Darling 25 Das
hätt der Valentin schon wollen, aber dürfen hat er sich nicht getraut
26 Von westfälischem Ortsschild abgelesen: fühlt sich unter Um-
ständen wie Nicht-Scheitern an 28 Steht auch für die Natur der
Kreatur 31 Gleich daneben auf Münze mit Harfe geprägt 35 Lässt
des EU-Parlaments welliges Spiegelbild entstehen 38 Mitten in der
Kehrtwende begriffen zwischen jung und nicht mehr ganz

Lösung von Nr. 2659: Waagerecht 6 STAUBWOLKE 11 BREZEL 14 WOHLWOLLEN 17 REINHEIT-sgebot, »reinen Wein einschenken« 19 ELITE aus T-e-i-l-e
20 LIEBESNEST 21 NOETE 22 TESTER 23 TORTE 24 WERT 26 ZITATE 28 eine SEHNE und »sehne!« 30 ORT 31 IRENE von Eirene = Frieden (griech.) 33 GEISTER-bahn
37 IRA in M-ira-kel 38 TEILE und »teile!« 39 RAEDER 41 Song »RING of Fire« 42 HANTELN 43 VIERER in Re-vierer-lebnissen 44 TRAUM 46 UNTIEFE 47 BENUTZEN
Senkrecht 1 eine FALLE und »falle!« 2 TOLLE und »tolle!« 3 VERBESSERN 4 John LENNON auf dem Cover von »Abbey Road« der Beatles 5 GEEST 6 SONNENTAU 7 THEORIEN 8 BOTE
9 eine LEISTE und »leiste!« 10 die KNETE und »knete!« 11 Herz-, Glas-BEERE 12 RIST in F-rist 13 LITERATUR 15 WITZELEI 16 LETTERN in K-lettern 18 »HEREIN!« 25 TRITTE
in Fahrradpedale 27 AGAVE 29 HERR 30 ORGAN von organon = Werkzeug (griech.) 32 NELE in H-elen-a 34 »fixe IDEE« 35 TREUE 36 RITZ 40 EIBE in Sch-eibe 45 RED Hot Chili Peppers

Schach  Helmut Pfleger – Lebensgeschichte  Frauke Döhring

Sudoku  Zweistein – Scrabble  Sebastian Herzog – Kreuzworträtsel  Eckstein
 Prüfers Töchter 61 MEINE 17-JÄHRIGE

»17 sein ist

Lotta ist 17 Jahre alt. 17 ist ein nerviges Alter, denn 17 bedeutet
vor allem: noch keine 18 zu sein. Neulich war sie wieder auf der
Party eines Freundes, der seinen 18. Geburtstag feierte. Alle anderen

 irgendwie mega
auf der Party waren schon 18, hatten ihr Abitur schon hinter sich,
waren im Studium oder gönnten sich einfach eine Auszeit nach der
Schule, in der sie nur herumhängen und Party machen. Niemand
hatte eine Vorgabe, irgendwann nach Hause zu müssen, nur Lotta

 beschi« musste natürlich früh gehen. »Das war beschi!«, sagte Lotta. Zum
einen, weil sie am nächsten Morgen Schule hatte, zum anderen, weil
man eben als 17-Jährige nach dem Jugendschutzgesetz nur bis 24
Uhr allein auf der Straße sein darf. »Immer gerade wenn es richtig
lustig wird, muss ich gehen.« Eine 17-Jährige hat die gleichen Rechte
wie eine 16-Jährige, aber während es mit 16 noch aufregend ist,
endlich in eine Bar gehen zu dürfen, bedeutet 17 Jahre nur noch das
Warten darauf, endlich alles zu dürfen.
Das ist umso frustrierender, als man in diesem Alter ja schon sehr
viele Menschen kennt, die älter sind – und in vieler Hinsicht so weit
entfernt, als wären sie am anderen Ufer eines Flusses. Wer 18 wird,
feiert dies wie einen Zieleinlauf beim Marathon – und alle anderen,
die noch auf der Strecke sind, stehen jubelnd am Rand. Wer 18 ist,
so stellt man es sich zumindest als 17-Jährige vor, muss sich nichts
mehr sagen lassen, von niemandem mehr. Man darf nach eigener
Fasson arbeiten, ausgehen, auffallen, ausfallen. Man darf tagelang
in seinem Bett liegen und an die Decke starren, wenn man das
möchte. Ich könnte Lotta dazu sagen, dass die Volljährigkeit auch
bedeutet, dass man eine Menge muss. Man muss mit seiner Wäh-
lerstimme aktiv die Demokratie stärken. Man muss sich langsam
Gedanken darüber machen, wie man es sicherstellen wird, dass aus
dem Geldautomaten etwas herauskommt, wenn man seine Karte
hineinsteckt. Man muss eine Steuererklärung machen, weil es sonst
Ärger gibt. Man bekommt Rechnungen und Post von Behörden.
Aber daran denkt Lotta natürlich nicht.
Wenn Lotta 18 ist, dann hat sie allerhand vor. Sie möchte dann
erst einmal sehr viel feiern. Dann ein Freiwilliges Soziales Jahr ma-
chen, am liebsten in einem Waisenhaus in Kambodscha. Und sie
will mit Interrail durch Europa reisen, bevor sie studiert. Wo sie ihr
Studium beginnen wird, weiß sie noch nicht so recht, aber gerne
irgendwo sehr weit weg. Ihre Eltern sind in dieser Planung eigent-
lich nicht weiter vorgesehen. Außer dass man denen nicht mehr
Bescheid geben muss, wann man abends nach Hause kommt, weil
man ja 18 Jahre alt ist.
Aber so weit sind wir ja noch nicht. Noch ist Lotta 17, das Abitur
steht an, sie muss sich auf die Schule konzentrieren (sagt ihr Va-
ter), sie muss morgens aufstehen (sagt ihr Vater), sie sollte abends
nicht so spät ins Bett gehen (sagt ihr Vater). Gestern Abend kam
sie wieder recht spät vom 18. Geburtstag ihres Kumpels zurück
und deswegen heute morgen nur schwer aus dem Bett. Nun muss
Zu hören unter www.zeit.de/audio

Lotta ist 17 Jahre alt. Ihr Vater Tillmann Prüfer schreibt
hier im wöchentlichen Wechsel über sie und seine
anderen drei Töchter im Alter von 22, 15 und 9 Jahren
sie sich beeilen (sagt ihr Vater), das Pausenbrot ist übrigens schon
geschmiert (sagt ihr Vater). Ihr Vater sagt auch: »Solange du 17
bist, muss du dich daran halten, was ich sage.« – »Ach, 17 sein ist
irgendwie mega beschi«, sagt Lotta. »Was heißt eigentlich immer
dieses beschi?«, frage ich. »Na, beschissen«, sagt Lotta. Hiermit
melde ich »beschi« für die Wahl des »Jugendwortes 2023« an. Lotta
ist dann schon 18.

Illustration Aline Zalko

 HILFE!

Wie kann man mit der Erwartung umgehen, dass man Kinder bekommen sollte?

Frau Stahl, in meinem Freundeskreis wird Die Psychologin und Autorin Schwangerschaft, Geburt, die ersten Jahre ...
oft über die Frage geredet: Kinder – ja oder Wer Kinder hat, muss sich sehr stark anpassen
Stefanie Stahl antwortet
nein? Einige, die keine Kinder haben, füh- und ganz viel von den persönlichen Freiheiten
len sich unter Druck gesetzt, weil so viele aufgeben. Und man weiß ja auch nie, was da-
in unserem Umfeld Familien gründen. Wie bei herauskommt: Kinder können eine Quelle
war das bei Ihnen? Sie haben sich gegen für großes Glück, aber auch für Unglück sein.
Kinder entschieden. Zum Beispiel wenn sie schwer krank sind und
Ich wollte nie Kinder und fand es auch nicht sich die Eltern ständig Sorgen machen.
seltsam, als alle um mich herum welche beka- Was würden Sie jungen Frauen raten, die
men. Lästig war eher, dass meine Freundinnen noch vor der Entscheidung stehen?
mit Kindern plötzlich viel, viel weniger Zeit Sie sollten sich überlegen, ob sie wirklich bereit
hatten. Zum Glück ist bei mir keine Freund- sind, für die Familiengründung große Opfer
schaft daran gescheitert. Aber es ist einfach so, zu bringen. Es ist illusorisch – und nicht gut
dass auf einmal viel weniger Möglichkeiten für die Kinder – zu glauben, dass man da-
da waren, um sich zu treffen, auszugehen, ge- nach sein altes Leben einfach so weiterführen
meinsam Urlaub zu machen. kann. Kinder brauchen wahnsinnig viel Zeit
Gerade Frauen ab 30 werden oft gefragt: und ganz, ganz viel Aufmerksamkeit. Vor al-
Die 58-Jährige stammt
Und, willst du Kinder? Die allgemeine Er- lem sollte man sich niemals einbilden, dass ein
wartung ist, dass man das möchte. aus Hamburg und hat eine Kind eine Beziehung retten könnte.
Ich habe die Frage auch öfter zu hören bekom- Praxis in Trier. Sie ist Wenn man das Wort »Kinderlosigkeit«
men und habe dann immer gesagt: »Nö, ich Autorin von zehn Büchern, googelt, werden einem jede Menge Anzei-
habe keine Lust auf Kinder!« Und damit war gen von Kinderwunschklinken angezeigt.
das Thema dann auch erledigt. Ich finde die
darunter der Bestseller Wie groß ist die psychische Belastung für
Frage überhaupt nicht schlimm, sehe aber, dass »Das Kind in dir muss Heimat die, die gerne Kinder hätten, aber keine
viele sehr empfindlich darauf reagieren. Wenn finden«. Außerdem macht bekommen können?
man sich davon unter Druck setzen lässt, ist Es ist ein Riesendrama! Man kann ein tolles
sie zwei Psychologie-­
das ein Anzeichen dafür, dass man bei dem Leben ohne Kinder führen, aber es ist ganz
Thema selbst ambivalent ist. Podcasts: »So bin ich eben!« furchtbar, wenn man sie unbedingt will und
Ich kann verstehen, warum vor allem Frauen­ und »Stahl, aber herzlich« nicht bekommen kann. Die, die das Lebens-
ambivalent sind. Einerseits fürchten sie, dass ziel hatten, eine Familie zu gründen, und keine
sie mit Kind weniger Zeit und Kraft für den Kinder bekommen können, haben häufig das
Job haben. Gleichzeitig denken sie: Eigentlich müsste ich es Gefühl, persönlich zu versagen. Sie sehen sich um und denken:
­versuchen, später geht es aus biologischen Gründen nicht mehr. »Alle schaffen das, nur ich nicht!« Sie fühlen sich aussortiert, haben
Auch mit 30 haben sich viele noch gar nicht selbst gefunden und das Gefühl, sie gehören nicht dazu. Das geht aufs Selbstwertgefühl,
wissen nicht wirklich, was sie wollen. Vielleicht wollen sie eigent- sowohl bei Männern als auch Frauen.
lich keine Kinder, haben aber das Gefühl, die Erwartungen anderer Ich habe zwei Freundinnen, die Ende 30 sind und grundsätzlich
erfüllen zu müssen. Vielleicht denken sie, dass es zum Leben da- gerne Kinder hätten. Sie sind Singles und wissen nicht, ob sie
zugehört, eine Familie zu gründen. jetzt mit der Suche nach einem potenziellen Vater durchstarten
Oft wird ihnen genau das von den eigenen Eltern gesagt. sollen oder nicht. Was würden Sie ihnen empfehlen?
Wenn sich eine Mutter oder ein Vater ein Enkelkind wünscht, ist Wenn der Kinderwunsch nicht so dringend ist, würde ich ihnen
das aus ihrer Sicht völlig legitim. Aber wenn die Tochter selbst keine raten, sich locker zu machen und sich innerlich auf die Möglich-
Kinder möchte, ist es ihre Aufgabe, zu sagen: »Ich kann das total keit vorzubereiten, dass es auf ein Leben ohne Kinder hinauslaufen
verstehen, aber ich habe leider keinen Kinderwunsch. Tut mir leid, könnte. Alles andere führt nur zu Stress, auch beim Dating. Wenn
dass ich dir das nicht erfüllen kann.« der Kinderwunsch dringender wird, könnten sie einen Samen-
Sie haben gesagt, dass Ihnen immer klar war, dass Sie keine spender finden und das Kind allein aufziehen. Sie sollten sich auch
Foto Victoria Jung

Kinder wollen. Warum? selbst fragen, warum sie mit Ende 30 keinen Partner haben, mit
Ich glaube, dass man den Kinderwunsch hat oder eben nicht – viel- dem sie eine Familie gründen können: Vielleicht sind sie sich selbst
leicht ist er genetisch bedingt. Ich habe diesen Wunsch nie verspürt. nicht sicher, ob sie wirklich Kinder wollen oder nicht.
Ich hatte aus tiefstem Herzen keine Lust darauf, Mutter zu werden: Das Gespräch führte Khuê Pham

Auf dieser Seite reden wir jede Woche mit Expertinnen und Experten über psychologische Fragen
 PLANEN UND BESTELLEN
AUF CUBIT-SHOP.COM

FLAGSHIP-STORE IN DÜSSELDORF LOOKROOMS IN BERLIN, MÜNCHEN, POTSDAM, PARIS UND ZÜRICH

REGALE UND SOFAS VON CUBIT MYMITO GMBH CUBIT®

+49 (0)2 11 99 91 45-0 MODULARE
CONTACT@CUBIT-SHOP.COM MÖBEL

INSTAGRAM.COM/CUBITSHOP
WWW.CUBIT-SHOP.COM
 COLL ECTION

Fifty Fathoms
©Photograph: Laurent Ballesta/Gombessa Project

RAISE AWARENESS,
TRANSMIT OUR PASSION,
HELP PROTECT THE OCEAN MA XIMIL IA NSTR . 1 4 · 8 053 9 MÜN CH EN · + 4 9 ( 0 ) 8 9 2 32 3 9 6 8 8 4 51
www.blancpain-ocean-commitment.com BL AN C PA IN .MU ENC H EN@SWATC HGR OU P.C OM