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einen ganz harten Bernerschädel hatte und nicht von seinen


fixen Ideen lassen wollte . Eines dürfte helfen ; unsere Eixe

konnte sich vielleicht einer Geschichte entsinnen , die an

das Schafloch anknüpfte , und daraus liess sich dann schon

ein schönerer Harne bilden . Sie weigerte sich beharrlich ,

doch wir waren nicht ohne entsprechende Ausdauer . End¬

lich begann sie : „ D ’r Grossäti liet is v ’rzellt .“ „ Was sagt

sie ? “ rief in höchster Entrüstung der Dolmetsch . Da gab 's

ein langes Parlamentiren , bis endlich erkannt wurde , dass


unsere Erzählerin in der Schule auch gutdeutsch gelernt und

so den Faden weiter zu spinnen vermochte . Gelagert auf den

Fels , horchten wir bald so andächtig zu , dass das Rauschen


des Windes und das Ticken unserer Taschenuhren leicht

hörbar wurde . — Einst schlief , so vernahmen wir , ein

blühender Knabe ( dabei erröthete die Erzählerin und senkte

die Augen ) im Eingang dieser Höhle . Ihm träumte , er

vernehme ein fernes Klingen und dann ein silbernes Glöck -

lein . Eine schöne Frau hängte seinem weissen Leithammel ,

den sein grösserer Bruder beim Schwinget gewonnen , dieses

um und neigte sich dann zu ihm hin , indem sie ein schönes

Lied sang , darob er gar nicht erwachen konnte . Plötzlich

berührte sie seine Stirne , da schoss der treue Hund auf die
Gestalt los und er erwachte . Lächelnd stund sie vor ihm

und auf der Erde schlief der gute Wächter einen tiefen Schlaf .
Sie winkte dem Knaben und er musste der davoneilenden

Gestalt nachfolgen . Tief hinein ging ’s durch ’s Dunkel .

Kur ihre Augen funkelten und ein wunderbarer Edelstein


leuchtete aus ihrem blonden Haar , das ihre Gestalt ganz

umwallte , so oft sie das Antlitz nach ihm wandte . ■— Als es

immer dunkler ward , nahm sie seine Hand und er musste

sich an dem goldenen Gürtel halten , der ihr weites weisses


Faltenkleid zusammenhielt . Plötzlich wehte ihnen kalte

Gletscherluft entgegen . Den Knaben schauderte und seine

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