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und auf seine Hände drückten sich warme Lippen und

flüsterten seinen Namen . Eascli griff er nach dem Becher

und trank , trank mit durstigen Lippen — doch er trank

Wiedererinnern ! Nur einen heftigen Schrei hörte er , der


tief in seiner Seele nachzitterte . Dann war um ihn her

alles versunken . Düster war es rings , nur eine rotheFackel -

gluth erhellte die Wände , dass seine Augen schmerzten .

Er lag auf einer Bahre . Dort neben ihm kniete auf dem
Eis sein Mütterchen und zu seinen Füssen der treue Wäch¬

ter . Er wollte sich erheben , doch sein Kopf schmerzte heftig -


und das Blut brach aus einer tiefen Wunde . Männer kamen

und hoben ihn auf , seine Sinne schwanden wieder . Als er

genesen war , da saüg er oft ein unverständliches Lied , das

Lied , das von Vergessen erzählt , und hier in der Höhle , da

träumte er von seinem treuen Hund und von jener Zeit .

Seine Mutter , die ihn in der Höhle auf dem Eis liegend ge¬
funden , sie starb . Ihr Sohn ward still und immer stiller . Er

ging zu den Kranken , gab ihnen gute Arzneien und linderte

ihre Schmerzen , soviel er konnte , doch wenn im Schmerz

die Anverwandten schluchzten , dann neigte er sich lächelnd

über sie und sprach leise jene Worte vom Vergessen . Zu¬

letzt ist auch er gestorben , betrauert von Vielen . Doch die

Jahre und die Jahrzehnte sind dahingegangen und in der

Zeit , da mein Grossvater lebte , da war auch sein Name

vergossen . Eine traurige Geschichte , meine Herren , die

Geschichte vom Vergessen !“ „ Nein ,“ rief der Professor

nach einer Pause , „ nein , eine Geschichte des Wiedererin¬

nern ist ’s , tausend Dank dafür .“ Die Erzählerin lächelte

matt , sie ging , ich aber flüsterte vor mich hin : sonderbar ,

mir scheint , auch du hast eine Geschichte erlebt vom Ar er -

gessen und in dieser Stunde vom schmerzlichen Wieder¬


erinnern .

Die Döhle ist nicht ohne Ende . Tief im Innern de »

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