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Solche kleine Ausschreitungen und Ausflüsse gelehrter

Diskussionen muss man aber entschuldigen , die Ge¬

lehrten sind sämmtlich Originale und in ihrer Ehre sehr

« mpfindli ch .

Mit dem ewigen Juden aber ging ’s folgen dermassen

zu : Kam der an einem Scliabbes nach Merligen gelaufen .

Durstig , wie er war , trank er einen Magenbitter und wollte

gleich wieder verduften . Der Kerl hatte aber die Neugier

der Leute gereizt und so zogen sie ihn in die Stube . Doch

kaum thaute er etwas auf , so begann er auch von seinen

Irrfahrten zu erzählen . Seine Kleider waren zerrissen , seine

Haare weiss , sein Antlitz bleich , aber man hörte seinen

W orten an , dass er viel gesehen und mehr könne , als


Brod essen .

Damals war gerade der Wissensdurst in Merligen auf¬

gedämmert . Die . liebe Schuljugend hatte ihren ersten

Märtyrer mit ihrem schönsten Lied : „ Nun ist die Schule

aus ‘‘ unter den Hasen gesungen . Den würdigen Mann

konnte keiner so leicht vertreten und so ist es erklärlich ,

dass die guten Leute , die den Fremdling bedauerten , auf

den Gedanken verfielen , ihm die Jugend anzuvertrauen .

Sein Herz war guter Dinge und er nahm das Anerbieten

auch an . Mit nächster Woche fing er im Kehr an Schule

zu halten , die Jugend zu prügeln und zu guten Hürgern zu

erziehen . Gleichzeitig musste er TagfiirTagan einem andern

Ort essen . Zuerst ging ’s an , bald aber wurde die Suppe

dünner und er musste gar allerlei hören , das ihn in tief -


umerster Seele empörte . Der arme Mann hielt ’s nicht

Bange aus . An Wassersuppe und aus Aerger ist er zuletzt


so dünn geworden , dass er buchstäblich dahin schwand

und bei seinem Absterben musste Gemeinderath gehalten

" erden , um zu entscheiden , ob er für sich ein ganzes oder

uur ein halbes Grab zu beanspruchen habe . — Die Schul -

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