Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Das Große Hörbuch Für Die Bewerbung
Das Große Hörbuch Für Die Bewerbung
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die CD
Diese CD ist sowohl für den PC also auch für den CDPlayer geeignet:
Auf dem PC können Sie Muster für Bewerbungsanschreiben und Lebenslauf
nutzen.
Im CDPlayer hören Sie ausgewählte Vorstellungsgespräche aus dem Buch
(Dauer 1 Stunde 11 Minuten): z. B. einen Bürokaufmann, der aufsteigen
möchte; BWLAbsolventen frisch von der Uni; einen Wirtschaftsingenieur mit
Berufserfahrung, der erstmals Personalverantwortung übernehmen möchte,
oder eine Selbstständige, die eine feste Stelle sucht. Die einen meistern ihr
Gespräch hervorragend, andere schneiden nicht gut ab. Ein Personalexperte
analysiert die Fehler der Bewerber und zeigt Ihnen die Erfolgsfaktoren.
ISBN 9783448086157
BestellNr. 010510001
© 2008, Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co. KG, Niederlassung Planegg bei München
Postanschrift: Postfach, 82142 Planegg
Hausanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg
Fon: (0 89) 8 95 170, Fax: (0 89) 8 95 172 50
EMail: online@haufe.de
Internet: www.haufe.de
Produktmanagement: Jasmin Jallad
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließ
lich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.
Haufe Mediengruppe
Freiburg · Berlin · München
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Inhalt
4
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die Zukunft planen: „Warum wollen Sie sich beruflich verändern?“ __ 173
Marktchancen einschätzen: „Warum haben Sie bisher keine
neue Anstellung gefunden?“ _________________________________ 183
Die letzte Chance zur Profilierung: „Haben Sie noch Fragen?“ _______ 229
Der gute Abgang: „Auf Wiedersehen?“ _________________________ 237
Fallstricke im Vorstellungsgespräch ____________________________ 253
Fettnäpfchen im Interview ___________________________________ 265
Stichwortverzeichnis________________________________________ 277
Die CD ___________________________________________________ 279
Der Autor ________________________________________________ 280
5
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
6
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
„Für einen ersten telefonischen Kontakt steht Ihnen unser Berater, Herr
Reinhard Groß, unter der Tel.Nr. ... gern zur Verfügung.“ Dieses Ange
bot, das meist von Personalberatern stammt, sollten Sie annehmen.
Denn Sie erhalten zusätzliche Informationen über das Unternehmen und
können eine Feinabstimmung Ihres Anschreibens und Lebenslaufs vor
nehmen. Sie können sich außerdem anschließend im Anschreiben auf
ein Telefonat beziehen und haben damit die Anonymität ein wenig
überwunden. Sie können einen guten persönlichen Eindruck hinterlas
sen, der Ihnen die Einladung zum Vorstellungsgespräch sichert, sofern
Ihre Unterlagen auch noch stimmig sind. Wer aber zum Hörer greift,
begibt sich in eine so genannte psychodiagnostische Situation: Sie soll
ten damit rechnen, dass sich Ihre Bitte um Informationen zu einem
Interview entwickelt und Ihr Verhalten per Checkliste dokumentiert und
bewertet wird. Lesen, hören und beurteilen Sie selbst, wie unsere Be
werber sich am Telefon verhalten.
7
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
8
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Bewerber hat seine Sache nicht schlecht gemacht – es gibt aber einige Un-
ebenheiten.
n Ich habe Ihr Stellenangebot gelesen …
Er ist umständlich und weitschweifig. Schon die lange Einleitung ist unnötig,
und weil er nicht gleich sagt, welche Anzeige er meint, muss der Berater nach-
fragen. Wer bei einem Personalberater während des „Telefondienstes“ anruft,
darf kein Zeitdieb sein – andere wollen ja auch durchkommen.
o … würde ich natürlich gern wissen, um welches...
Für die anonyme Schaltung einer Stellenanzeige gibt es Gründe. Manche Anru-
fer veranstalten aber quasi Ratespiele zum Firmensitz („Südlich oder nördlich
vom Weißwurstäquator?“) – das läuft auf eine versuchte Anstiftung des Per-
sonalberaters zur Illoyalität gegenüber seinem Auftraggeber hinaus. Es ist folg-
lich unglücklich, ausgerechnet mit dieser Frage zu starten.
p … in wie weit die Aufgabe international ausgerichtet ist ....
Eine sinnvolle Frage. Auch wenn im Anzeigentext steht, dass das suchende
Unternehmen europaweit aufgestellt ist, muss dies nicht automatisch die Auf-
gabe des Assistenten berühren. Da Assistentenpositionen aber der Entwicklung
und Rekrutierung zukünftiger Fach- und Führungskräfte dienen, ist es für ein
Unternehmen wichtig, dass diese später flexibel einsetzbar und mobil sind.
q Ich gehe dahin, wo es die passende Aufgabe gibt.
Mobilität steht im Ranking der wichtigsten Schlüsselmerkmale von Bewerbern
ganz weit oben. Eine gute Antwort!
9
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
10
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
11
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Hier reagiert der Berater anders. Wie schafft das Frau Borne
Track 5 mann?
12
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Mehr von solchen Anrufen und es kommt mehr Freude in den Alltag des Per-
sonalberaters.
n Die Resonanz auf das Stellenangebot ….
Ein guter Start, der allerdings nur dann sinnvoll ist, wenn die Leitung tatsäch-
lich lange besetzt war. Die Anruferin versetzt sich in die Lage des Personalbera-
ters, der natürlich für möglichst viele Interessenten innerhalb des gegebenen
Zeitfensters erreichbar sein möchte.
o … inwieweit dies zum Profil der ausgeschriebenen Aufgabe gehört.
Eine gute Frage, weil sie auf die Inhalte und Anforderungen des Jobs abzielt. Es
geht ja nicht nur darum, als Bewerber beim Personalberater zu punkten – es
geht auch darum, sinnlose und damit für alle Beteiligten frustrierende Bewer-
bungen gar nicht erst auf den Weg zu bringen.
p Welchen Stellenwert hat denn die reine Produkt-PR … ?
Auch diese Frage ist gut, denn sie zeigt, dass die Bewerberin eine Vorstellung
von dem Job hat.
q Gibt es da eine personelle Unterstützung?
Auch diese Frage rechtfertigt den Anruf – allerdings immer unter der Voraus-
setzung, dass die entsprechende Antwort nicht in der Anzeige zu finden ist.
r Ich schicke Ihnen gern meine Unterlagen per Post.
E-Mail-Bewerbungen sind zwar eine komfortable Sache, aber es geht nicht
immer darum, sich das Leben leicht zu machen. Die „persönliche Note“ eines
Bewerbers kommt auf Papier meist klarer zum Ausdruck. Die Bewerberin hat
deshalb eine gute Entscheidung getroffen, sich für diesen Job, in dem ja die
„werbliche Optik“ eine große Rolle spielt, „in Papierform“ vorzustellen.
13
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Warming up
Wenn man im Umgang mit Beratern bzw. Personalern wenig Erfahrung hat,
ist es empfehlenswert, sich auf das Telefonat einzustimmen. Da professionell
arbeitende Personalberater ein kurzes Gesprächsprotokoll anfertigen, kann
man dies durch einen beherzten und sicheren Auftritt am Telefon positiv
beeinflussen. Machen Sie ein kleines „Warming-up“ mit Freunden und
Freundinnen, bevor Sie die in Frage kommenden Berater bzw. Unterneh-
men „abtelefonieren“.
Richtig einsteigen
Wer beim Zuknöpfen eines Hemdes das erste Knopfloch verfehlt, kommt
mit dem Rest nicht mehr zurande. Kurzum: Wie man startet, liegt man spä-
ter im Rennen. Journalisten und Autoren kennen und nutzen seit jeher vier
verschiedene Starttechniken, die man auch beim telefonischen Erstkontakt
sinnvoll anwenden kann (siehe übernächste Seite). Dies gilt übrigens nicht
nur für den Gesprächsanfang, sondern auch für die Überleitung zu weiteren
Gesprächsphasen.
14
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
sondern sachlich Informationen einholen und nebenbei ein paar Sätze über
Ihre Qualifikation formulieren – und damit schon andeuten, dass es da eini-
ge Übereinstimmungen gibt.
Musterfragen
In Ihrem Stellenangebot schreiben Sie, dass sich Ihr Auftraggeber auf-
grund einer innovativen Produktentwicklung einen Spitzenplatz erarbei-
ten konnte. Können Sie schon etwas über neue Produkte sagen, an de-
nen zurzeit gearbeitet wird?
Sie bieten Berufseinsteigern mit geringen praktischen Vorkenntnissen
ein Vorbereitungstraining an. Wo liegen die inhaltlichen Schwerpunkte
und wie umfangreich ist dieses Training?
Mich würde noch interessieren, ob es bei der Stelle um eine Generatio-
nennachfolge oder aber um eine neu geschaffene Position geht?
Ihr Auftraggeber ist international aufgestellt. Ich kann der Anzeige aller-
dings nicht entnehmen, wo die geographischen Schwerpunkte liegen.
Könnten Sie mir bitte ...
Ich verfüge über gute Portugiesischkenntnisse. Ist Ihr Unternehmen
auch in Portugal bzw. Brasilien aktiv bzw. könnte ich meine Sprach-
kenntnisse entsprechend nutzen?
„Ich kenne mich sehr gut mit QuarkXPress und PageMaker aus. Könnte
dies Ihrem Unternehmen von Nutzen sein?“
Sie schreiben in der Anzeige, dass Sie Ihr „kleines Team verstärken
möchten“ – wie groß ist denn dieses Team?
15
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Starttechniken
Probieren Sie doch einmal die eine oder andere Starttechnik aus – man kann sie
auch sehr gut für Verkaufsgespräche und die Eröffnung von Präsentationen,
Vorträgen oder Meetings gebrauchen.
Direkttechnik
Wer so startet, „fällt mit der Tür ins Haus“. Man kommt sofort auf den Punkt –
„in medias res“ hieß das bei den Römern. Beispiel: „Ich rufe wegen des Stellen-
angebots ‚Call Center Agent’ an und möchte gern wissen ...“
Aufhängertechnik
Hier wird ein Stichwort gewählt, das offenbar besonders typisch für die zu be-
setzende Position zu sein scheint. Man kann damit zeigen, dass man gemerkt
hat, worauf es dem Jobanbieter ankommt. Beispiel: Ein Unternehmen sucht
„eine/n Mitarbeiter/in Produktmarketing“ mit dem Hinweis „möchten wir
unser kleines Team verstärken“. Teamfähigkeit ist damit eine der wichtigsten
Einstellungsvoraussetzungen, denn niemand möchte sein funktionierendes
kleines Team durch einen Mitarbeiter gefährden, der zwar fachlich topp ist, sich
aber in der Zusammenarbeit als Flop erweist. Ein guter Start könnte sich wie
folgt anhören: „Als Assistent im Product Management habe ich gelernt, in klei-
nen Projektgruppen immer wieder meinen Platz zu finden und deshalb ...“
Referenztechnik
Hier wird auf ein persönliches Erlebnis oder das Ergebnis einer Untersuchung
Bezug genommen. Beispiel: In der Stellenanzeige steht, dass das suchende Un-
ternehmen als eine der ersten Adressen im Telefonmarketing gilt. Im Sinne
dieser Starttechnik könnte man folgendermaßen beginnen: „Sie gehören zu den
Top-Adressen von über 1000 Call Centern in Deutschland. Das nehme ich gern
zum Anlass, auf diesem Wege den Kontakt zu Ihnen aufzunehmen.“
Fragetechnik
Wer fragt, führt und strukturiert das Gespräch! Bei dieser Technik fängt man
nach einem kurzen Höflichkeitsritual mit einer Frage an oder leitet mit Fragen
16
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
neue Gesprächsphasen ein. Beispiel: Das Unternehmen sucht „im Zuge einer
Nachfolgeregelung“ den Leiter Innendienst (m/w). Anrufer: „Vielen Dank, dass
Sie heute Abend für Vorabinformationen zu Verfügung stehen. In Ihrer Anzeige
schreiben Sie, dass im Zuge einer Nachfolge ein Innendienstleiter gesucht wird.
Ist der bisherige Amtsinhaber bereits ausgeschieden bzw. wann soll sein Nach-
folger die Gesamtverantwortung übernehmen?“
Es gibt einige Fragen, die Bewerber am Telefon immer wieder stellen, die aber
bei keinem Personalberater gut ankommen:
Wie ist das Betriebsklima in Ihrem Unternehmen?
Wird es in ihrem Unternehmen mittelfristig – wie in diversen anderen Fir-
men der Branche – auch zu einem Personalabbau kommen?
Wie sind die Arbeitszeiten geregelt?
Wie viele Bewerber haben Sie bisher für diese Position?
Wie schätzen Sie meine Chancen ein?
Welche Chancen hat eine Frau in dieser Position?
Haben auch ältere Bewerber eine Chance in Ihrem Unternehmen?
17
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
18
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
19
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
20
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
21
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
22
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
23
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Aufhänger verwenden
Berufen Sie sich im Telefonat auf einen Anlass bzw. verwenden Sie einen
„Aufhänger“: „Ich habe im Wiesbadener Kurier gelesen, dass Sie Ihre Ver-
triebsmannschaft ausbauen wollen. Deshalb würde ich mich Ihnen gern
kurz als Nachwuchskraft im Vertrieb vorstellen.“ Oder: „Ihrer Homepage
habe ich entnommen, dass Sie Ihre Vertriebsaktivitäten in Skandinavien
verstärken. Da ich als ausgebildeter Groß- und Außenhandelskaufmann
sehr gut Schwedisch spreche, nehme ich dies zum Anlass, einmal telefonisch
anzufragen, ob …“
24
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die richtigen Mitarbeiter zur rechten Zeit am Arbeitsplatz zu haben – das kostet
Geld und Zeit. Es müssen Stellenangebote in den Tageszeitungen geschaltet
werden, die mehrere tausend Euro kosten können, oder es werden Headhunter
eingeschaltet, die sich die gezielte Suche nach geeigneten Fach- und Führungs-
kräften natürlich auch entsprechend honorieren lassen. Vor diesem Hinter-
grund kann man mit einer überzeugenden Initiativbewerbung und etwas Glück
einen Volltreffer landen. Für Initiativbewerbungen gilt der alte Spruch, dass
Glück auf Dauer nur der Tüchtige habe.
Systematisch vorgehen
Der klassische Weg der Jobsuche besteht darin, auf Angebote zu reagieren. Die
Initiativbewerbung, die diesen Namen verdient – also weder eine Spontan-,
noch eine Blindbewerbung ist – verfolgt einen anderen Ansatz. Hier steht am
Anfang eine vernünftige Systematik:
Verschaffen Sie sich einen Marktüberblick: Welche Unternehmen könnten
Aufgaben haben, die besonders gut zu meinem Leistungsprofil passen?
Machen Sie sich Gedanken über Informationsquellen: Branchenbücher,
Internet, Tageszeitung, Handels- und Handwerkskammer, Verbände etc.
Überlegen Sie sich einen gewinnenden Start für einen Anruf bzw. für eine
Bewerbung, der auf jeden Fall anders sein muss, als wenn man auf ein An-
gebot reagiert.
Organisieren Sie Ihre Bewerbungsaktivitäten sinnvoll, damit Sie bei einem
eventuellen Rückruf nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden – also bei-
spielsweise gar nicht mehr wissen, um welche Firma es sich handelt und um
welche Aufgabe Sie sich in der Vergangenheit konkret beworben haben. Wer
den Eindruck der Beliebigkeit erweckt, hat schlechte Karten.
25
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Niclas N. ist in Hamburg aufgewachsen und hat einen deutschen Vater und
eine schwedische Mutter. Nach Abitur und Ausbildung zum Industriekauf-
mann wollte er beruflich gern nach Schweden gehen. Um sich nicht ins
Blaue zu bewerben, hat er mit Unterstützung der Handelskammer und
skandinavischer Organisationen eine Liste von in Schweden ansässigen Un-
ternehmen erstellt, die besonders intensive Geschäftsbeziehungen zu Ham-
burger Firmen unterhalten. Das hat funktioniert.
Thomas G. ist Lebensmittelchemiker (speziell Food Ingredients) und wollte
sich nach drei Jahren allmählich verändern. Er beobachtete über mehrere
Wochen die Stellenmärkte der großen Tageszeitungen und notierte sich alle
Personalberater, die in seiner Branche Beratungsaufträge (egal, um welche
Jobs es konkret geht) realisieren. Denen schickte er dann mit der Bitte um
Diskretion sein Profil und seine Vorstellungen hinsichtlich einer neuen Auf-
gabe. Er wurde auf diese Weise „fündig“.
Jennifer B. ist Architektin mit Berufserfahrung. Ihren letzten Job hat sie
gekündigt, um mit ihrem Partner eine Weltreise zu machen. Nach der
Rückkehr musste sie feststellen, dass der Arbeitsmarkt für sie außerordent-
lich eng war. Sie entschied sich für die „Knochentour“ und telefonierte – na-
türlich nicht ohne vorherige Recherche – die entsprechenden Einträge von
Architekturbüros im Branchentelefonbuch durch. Der Fleiß wurde belohnt.
26
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
27
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
28
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
29
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
30
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die Bewerberin macht einen guten Eindruck: Klare Ansage, offen und gerade-
heraus!
n Guten Tag, Frau Krämer. Mein Name ist Kathrin Borneman. ...
Die gesamte Einleitung ist sehr gelungen. Die Bewerberin beherzigt das Motto:
Sag, wer Du bist und worum es geht! Eigentlich ist das doch ganz einfach.
o Donnerstag um neun bin ich bei Ihnen.
Sie hält sich nicht lange mit Überlegungen auf, sondern zeigt Entscheidungs-
freude.
p Aber ich habe da noch eine kleine Frage: Die Reisekosten übernimmt doch
sicher Ihr Auftraggeber?
Es ist nicht unanständig, nach der Kostenübernahme zu fragen. Man reist mit
einem besseren Gefühl an, wenn man weiß, dass das einladende Unternehmen
bereit ist, Kosten in die Bewerbung zu investieren. Außerdem: Was vorab ge-
klärt ist, erspart einem mögliche spätere Auseinandersetzungen. Und was ist der
„normale Rahmen“? Wenn ein Unternehmen alle Führungskräfte gerade an-
gehalten hat, die 2. Klasse der Bahn zu benutzen, macht es sich natürlich gar
nicht gut, wenn ein Bewerber in der ersten Klasse anreist.
q Brauchen Sie von mir noch eine Bestätigung?
Nicht schlecht – ist ja immerhin ein Angebot und zeigt, dass jemand mitdenkt.
31
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
32
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
oder zum Essen eingeladen und dann wäre es schade, wenn man dies wegen
Zeitmangels ausschlagen müsste.
33
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die Tageszeit
In manchen Firmen werden pro Tag acht bis zehn Bewerber „durchgeschleust“.
Da es noch keine Interview- und Beurteilungsautomaten gibt, kann es schon
eine Rolle spielen, ob man morgens früh gleich als erster dran ist oder kurz vor
der Mittagspause oder aber erst abends zum „erlösenden“ Schlussinterview
geladen wurde. Unsere Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit folgt einem auf
und ab und ein besonders ungünstiger Termin ist meist der kurz nach dem
Mittagessen. Das gilt für alle Beteiligten.
34
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der erste Eindruck, den der Bewerber macht, beeinflusst den Beurtei
lungsprozess im Bewerbungsverfahren mehr oder weniger stark. Dabei
hängt es natürlich vom Job und seinen Anforderungen ab, wie wichtig
der gelungene Erstauftritt bei einem potenziellen Arbeitgeber ist. Wer
als Key Account Manager in spe die Dame im Vorzimmer gleich mal mit
falschem Namen anspricht, bekommt sicher eher einen Minuspunkt als
ein Bewerber um eine Aufgabe in der Innenrevision. Dennoch: Ein guter
Start ist immer vorteilhaft. Um diesen zu meistern, muss man sich nicht
verbiegen oder verstellen, sondern vernünftig vorbereiten und ein paar
Umgangsformen beherrschen.
35
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
36
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Bewerber Heller hat etwas missverstanden: Eine Sekretärin ist nicht für
Plaudereien mit Besuchern angestellt.
n Ich bin etwas früher gekommen, weil ...
Wer als Bewerber zu früh kommt, der macht nicht automatisch einen guten
Eindruck – für die Mitarbeiter im Vorzimmer ist es ein Gräuel, ständig Besu-
cher zu haben, die einen von der Arbeit abhalten.
o Nein, danke, das ist wirklich nicht nötig. Aber sagen Sie mal ...
Die Sekretärin baut dem Bewerber mit dem Hinweis auf seine lange Anreise
und dem Kaffee-Angebot eine schöne Brücke. Schade, dass er das nicht be-
merkt. Völlig unmöglich ist sein Versuch, die Mitarbeiterin auszuhorchen.
p Wie lange sind Sie denn schon hier beschäftigt? ...
Die Frage sollte man nur stellen, wenn man wirklich gut ins Gespräch gekom-
men ist und das Gegenüber eine Andeutung über die Betriebszugehörigkeit
gemacht hat. Auch mit seinen weiteren Fragen verlässt der Bewerber das Ter-
rain des Small Talks.
q Ich will Sie ja auch nicht bei der Arbeit stören aber ...
In Sachen Einfühlungsvermögen schneidet der Bewerber sehr schlecht ab. Denn
die Sekretärin hat ihm signalisiert, dass sie das Gespräch beenden möchte.
r Kein Problem. Ich sitze hier ja warm und trocken.
Immer locker vom Hocker! Nein – hier stimmt einfach der Ton nicht.
37
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
38
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
39
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
40
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
41
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Namen merken
Sie brauchen den Namen Ihres Gesprächspartners normalerweise zwei Mal:
Bei der Begrüßung und bei der Verabschiedung. Kein Problem! Bisweilen
hat man aber mehrere Interviewer und da beginnen dann die Schwierigkei-
ten. Ein Abgang, bei dem man Namen verwechselt, falsch ausspricht oder
bei einem Gesprächspartner ganz passen muss („Wie war noch mal Ihr Na-
me?“), bringt Minuspunkte in Sachen Sozialkompetenz.
42
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
43
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Was Sie davon haben? Ganz einfach: Wer klug ist, denkt bekanntlich immer
zuerst an jene, die er für sich gewinnen möchte und dann an das, was er sagen
will. Beispiel: Sie merken, dass Ihr Gesprächspartner lieber „auf Sendung“ ist,
als „auf Empfang“. Lassen Sie ihn reden, auch wenn es Sie drängt, ihn zu unter-
brechen.
44
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Reden Sie nur dann vom Wetter, wenn eine Windhose gerade diverse Dächer
abgedeckt hat oder vom Hagelschlag zerbeulte Autos die Straße säumen. An-
sonsten schauen Sie sich gründlich um und finden Sie Ihren Aufhänger für den
Gesprächsstart innerhalb des Unternehmens. Beispiel: „Im Eingangsbereich
Ihres Hauses habe ich eine Vitrine mit einem Werkstück von Auszubildenden
gesehen. Welche Berufsausbildungen können junge Leute denn bei Ihnen ab-
solvieren?“ Das kommt gut an, denn im Zweifelsfall sind Betriebe – zu recht –
stolz darauf, dass sie sich für den Nachwuchs engagieren.
Aufhänger Firmengebäude
Das Firmengebäude ist ein historisches Gebäude? Ein großes deutsches
Verlagshaus hat beispielsweise die Abteilung Personalentwicklung in einer
Villa aus dem Jahre 1904 untergebracht und diese Jahreszahl ist über dem
Eingangsportal eingemeißelt. Auf diesen Umstand kann man gleich bei der
Begrüßung eingehen. Das kommt gut an.
Besondere Architektur? In Braunschweig befindet sich eine Druckerei und
Repro-Anstalt in einem Gebäude, das im Bauhausstil errichtet wurde. Man
ist dort sehr stolz darauf und so wäre es nicht schlecht, wenn man das als
Bewerber bemerkt hat.
Welche Bilder hängen im Foyer und in den Fluren? Gibt es eine Ahnengale-
rie aus der Pionierzeit des Unternehmens? Schauen Sie sich die Bilder an
und merken Sie sich einige wichtige Namen. Wenn das Gespräch auf die
Firmengeschichte kommt, kann man sich mit Hinweis auf die Bilder als wa-
cher Beobachter zeigen.
Aufhänger Unternehmenskultur
Gibt es ein auch für Besucher zugängliches „Schwarzes Brett“? Man könnte
interessante Informationen finden – zum Beispiel über die positive Entwick-
lung der Zahl der Verbesserungsvorschläge. Die Botschaft? Das Unterneh-
men legt Wert auf die Kreativität der Mitarbeiter.
Sind Unternehmensgrundsätze ausgehängt? Wenn es im Gespräch um das
Thema Führung und Zusammenarbeit geht, kann man sich darauf beziehen.
Sind Produkte im Empfangsbereich ausgestellt? Gehen Sie davon aus, dass
ein Werkstück nicht ohne Stolz ausgestellt wird.
45
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Dresscodes
Dresscodes sind wieder ‚in’. Für manche Firmen gehört das Outfit zur Corpora-
te Identity – jeder Mitarbeiter soll durch seinen optischen Auftritt (nicht nur
gegenüber Kunden) die gewünschte öffentliche Wahrnehmung des Unterneh-
mens unterstützen. Natürlich gibt es branchenspezifische Unterschiede. Wer
sich bei einem Beerdigungsunternehmen als Bestatter oder Fahrer bewirbt und
weiterhin Jeans tragen möchte, braucht sich gar nicht erst vorzustellen. Wer
sich nur im Zweireiher nebst Fliege richtig gut fühlt, wird als Verkäufer von
Baumaschinen ebenfalls die Kleiderordnung überdenken müssen.
„Ich könnte zu Ihnen und zur Unternehmenskultur passen!“ – um diese Bot-
schaft geht es und die kann man eben auch über die Kleidung signalisieren.
Jedes Gefälle im Outfit ruft ein gewisses Unbehagen hervor, vor allem natürlich
bei demjenigen, der sich vertan hat. Man kennt das von Feiern, wo alle leger
erscheinen – nur eine Dame hat wohl etwas falsch verstanden und taucht im
Abendkleid auf. Erde öffne Dich! Hier einige Anregungen zur Kleidung:
Keine Experimente! Wenn Sie sich in Ihrer Kleidung unwohl oder unsicher
fühlen – wechseln!
Bitten Sie Ihnen wohl gesonnene und deshalb eher wahrhaftige Menschen
um ein Urteil.
Als Frau dürfen Sie ruhig attraktiv aussehen, aber lassen Sie alles, was als
unsachliche Einflussnahme auf die Entscheidungsfindung gewertet werden
könnte. Ausschnitte und Rocklängen sollten nicht der Fortsetzung der Per-
sönlichkeit mit anderen Mitteln dienen. Und als Mann darf man sich bei der
Krawatte gegebenenfalls auch von anderen beraten lassen, ob sie wirklich
zum Hemd und zum Jackett passt.
Und wie auffällig darf man sich überhaupt kleiden? Als dem berühmten
Dandy Beau Brummell über einen Konkurrenten berichtet wurde, dass die-
ser so exzellent gekleidet gewesen wäre, dass sich alle Welt nach ihm umge-
dreht habe, soll Brummell geantwortet haben: „Dann war er nicht gut ange-
zogen.“
46
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Umgangsformen
Als das englische Königspaar einmal die Bundesrepublik beehrte, wurde Prinz
Philip, der Gemahl der Queen, mit dem Wort ‚Protokoll’ konfrontiert. „Proto-
koll?“, soll er gefragt haben, „das Wort kennen wir gar nicht.“ Als der Ge-
sprächspartner dem Prinzen erklärt hatte, was darunter zu verstehen sei, soll
dieser geantwortet haben: „Ein Protokoll gibt es bei uns nicht. Alles, was wir
haben, sind gute Manieren!“
Gutes Benehmen, heißt es manchmal, sei Glücksache. Nein – es ist eine Frage
der Kenntnis und Beherrschung von Regeln. Wer geht vor, wenn man mit der
Personalleiterin eine Treppe hinauf steigt? Darf man beim gemeinsamen Essen
in der Kantine die Suppe von der Löffelseite in den Mund fließen lassen und
Kartoffeln schneiden, wenn man ein nicht anlaufendes Edelstahlmesser zur
Hand hat? Benimmbücher und -kurse haben Konjunktur. Das hängt zum einen
damit zusammen, dass Spielregeln des Umgangs deutlich an Bedeutung gewon-
nen und sich zum anderen seit Frau (von) Pappritz auch verändert haben.
Stilvolle Begrüßung
Früher war die Frage, wer wen zuerst grüßt, eine Statusfrage. „Heute“, so die
Hamburger Benimm-Expertin Alexa Hengstenberg, „grüßt derjenige zuerst,
der den anderen zuerst sieht.“
Floskeln wie „Darf ich mich vorstellen“ oder „gestatten“ sind längst über-
holt. Man nennt seinen Namen, quittiert eventuell die Namensnennung des
anderen mit einem „freut mich“ und geht zum Small Talk über.
Wenn das Gespräch bereits begonnen hat und ein weiterer Gesprächspart-
ner dazu kommt, steht man selbstverständlich zur Begrüßung auf. Die Re-
gel, dass eine Dame in diesem Falle immer sitzen bleibt, gilt nicht mehr.
„Heute entscheidet jede Frau selbst, ob sie bei der Begrüßung aufstehen
möchte“, sagt Inge Wolff, Vorsitzende des Arbeitskreises Umgangsformen
International.
Sitzordnung
„Bitte schön – nehmen Sie Platz!“ Es gibt Bewerber, die verfrachten sich bei
dieser Aufforderung auf den Stuhl des Gastgebers, obwohl auf dem Tisch be-
reits eine Unterlage liegt. Es ist keine Schande, nervös zu sein – aber gerade
47
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
deshalb ist es gut, sich vorab mit einer angemessenen Sitzordnung vertraut zu
machen. So sitzen Sie gut:
Warten Sie ab, bis Sie aufgefordert werden, sich zu setzen.
Prüfen Sie, welche Plätze durch Unterlagen oder Gegenstände bereits „mar-
kiert“ sind. Im Zweifelsfall haben ja schon unmittelbar vorher andere Be-
werbungsgespräche stattgefunden.
Vermeiden Sie grundsätzlich die Stirnseite eines Tisches.
Wenn möglich, suchen Sie sich einen Platz, von dem aus Sie nicht in die
Sonne blicken müssen.
Setzen Sie sich nicht direkt neben Ihren Gesprächspartner. ‚Über Eck’ ist
eine gute Position.
Gesprächseröffnung
Wer bestimmt, wann die „Aufwärmphase“ vorbei ist? In der Regel macht
dies der Gastgeber, aber Sie können als Bewerber auch ein entsprechendes
Signal setzen, etwa: „Vielen Dank für die Einladung zu diesem Gespräch.“
Der Ball ist dann aber im Feld Ihres Interviewpartners.
Manche Bewerber starten mit dem Satz „Ich möchte vorschlagen, dass ...“
Nicht jeder Gesprächspartner wertet dies als Sozialkompetenz (Initiative er-
greifen), sondern als Amtsanmaßung. Sie sind auf der sicheren Seite, wenn
Sie nach der Beendigung des Small Talk einfach abwarten. Im Zweifellsfall
ist nicht Forschheit gefragt, sondern die Fähigkeit, erst einmal zuzuhören.
Auch den Übergang zu weiteren Gesprächsphasen bestimmt der Einladende.
In der Regel hat er ja nicht nur einen Zeitplan, sondern auch eine Vorstel-
lung, welche inhaltlichen Stationen im Laufe des Interviews angesteuert
werden sollen. Es ist Ihr Job als Bewerber, diese Stationen gut zu bewältigen,
nicht aber die Agenda zu bestimmen.
48
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
terview eingeladen wurde. Vor allem ältere Männer haben ja den Grundsatz
verinnerlicht, dass die Frau immer rechts geht. Nach der modernen Etikette
machen Sie als Bewerber nichts falsch, wenn Sie sich als Mann rechts von ih-
rer Gastgeberin halten. Für eine Bewerberin ist die Sache allemal klar. Sie ist
der Gast und wählt die „Ehrenseite“.
Beim Betreten von Fahrstühlen gilt: Der Gast hat den Vortritt. Verzichten
Sie auf ein Hin und Her, sondern marschieren Sie – mit einem „danke“ –
beherzt los.
An einer Treppe geht der Mann vor seiner weiblichen Begleitung, wenn für
ein Nebeneinander nicht ausreichend Platz ist.
Natürlich sind Ausnahmen von der Regel möglich. Bei älteren Gastgebern
sollte man sich nicht unbedingt und immer die „Vorrechte“ als Gast he-
rausnehmen. Dies gilt besonders an Türen und Fahrstühlen. Man sollte sich
generell nie vordrängeln, auch wenn man „kniggemäßig“ im Recht ist. Nicht
jeder Gastgeber kennt vermutlich die zurzeit gültige Etikette.
49
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Bevor man zum Glas greift, wird der Mund mit der Serviette kurz abgetupft.
Das Weinglas wird immer am Stil angefasst.
Wenn man Messer und Gabel während des Essens ablegt, dann mit der
Spitze zur Tellermitte hin.
Nach dem Essen wird das Besteck in der Position „20 nach auf der Uhr“ auf
den Teller gelegt.
Spargel, Kartoffeln und Gemüse dürfen mit dem Messer geschnitten wer-
den.
Oliven- oder Kirschkerne „spuckt“ man oben in die Faust.
Wenn der Gesprächspartner Nichtraucher ist, sollte man auf die Zigarette
am Ende der Mahlzeit besser verzichten.
Auf die Toilette geht man nur am Ende eines Ganges.
Wenn man das Essen allmählich beenden möchte, sollte man sich zunächst
einmal nicht nachschenken lassen.
50
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Ohne Einfühlungsvermögen
geht nichts
51
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Vertriebsleiter: Herr Berger, jetzt haben Sie eine ganze Menge über die Stelle
erfahren. Wäre das eine Aufgabe für sie?
n Berger (selbstbewusst): Hier die Performance zu steigern, das wär’ für mich
schon eine echte Challenge. Wenn’s um den Erfolg des Unternehmens geht, ist
ein klares Commitment das A und O. Da können Sie mit mir rechnen.
Personalchefin: Wo würden Sie zu Beginn Ihrer Tätigkeit Schwerpunkte set-
zen? Wo vermuten Sie die größten Defizite unseres Unternehmens?
o Berger: Na ja, man muss sich ja erst einmal über die Stärken und Schwächen im
Klaren sein. Ich würde erst mal eine SWOT-Analyse machen. Wahrscheinlich
gibt es bei der Kundenorientierung der Mitarbeiter Entwicklungsbedarf. Hier
wird meist zu wenig investiert, das hab ich an der Uni gelernt ...
Vertriebsleiter (kühl): Wir sollten hier einen Punkt machen. Wir haben auch
andere Bewerber eingeladen und werden uns ...
p Berger (unterbricht): Wie schätzen Sie denn meine Chancen ein?
Personalchefin: Herr Berger, wir werden uns erst entscheiden, wenn wir mit
allen Interessenten gesprochen haben. Deswegen ...
q Berger: Ich frage ja nur nach, weil ich noch andere Bewerbungen laufen habe.
Natürlich würde mich der Job hier besonders reizen, aber Sie müssen verstehen,
dass ich die anderen Unternehmen nicht zu lange hinhalten kann.
Herr Berger hat sich ganz gut geschlagen, finden Sie? Dann
Track 7 hören Sie doch einmal den Dialog auf der CD an.
52
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
53
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchefin: Herr Petzold, wir haben ja nun ausführlich über den Posten
gesprochen. Können Sie sich darin sehen?
Petzold: Ja, durchaus. (Pause) Ich glaube, so wie Sie die Stelle beschrieben ha-
ben, kann ich etwas Gutes daraus machen.
Personalchefin: Worauf würden Sie beim Einstieg besonders achten?
n Petzold: Ich glaube, dass ich zu Beginn eines neuen Jobs erst einmal sehr viele
Fragen haben werde. Etwa: ‚Warum wird etwas so und nicht anders gemacht?’ –
‚Was ist gut so?’ – und auch: ‚Was könnte anders laufen?’
Vertriebsleiter: Wo vermuten Sie denn die größten Defizite in unserem Unter-
nehmen?
o Petzold: Dazu kann ich wenig sagen, weil ich Ihr Unternehmen nicht so gut
kenne. Viele Betriebe haben bekanntlich Probleme mit der Kundenorientierung
der Mitarbeiter. Hier sind jedoch die entscheidenden Wettbewerbsvorteile zu
holen.
Vertriebsleiter: Das stimmt wohl. Darf ich Sie fragen, Herr Petzold, ob Sie sich
noch woanders beworben haben?
p Petzold: Selbstverständlich! Als Einsteiger muss ich mehrere Eisen im Feuer
haben, denn so eine Bewerbungsrunde dauert lange. Das liegt in der Natur der
Sache,
q und ich bin mir auch im Klaren, dass Sie sehr viele Unterlagen sichten müssen.
(offen) Aber als Bewerber lauert man schon am Telefon. Gerade, wenn es wie
hier um einen Job geht, den man gerne hätte und der gut zu einem passen wür-
de. Kurz: Ich würde mich über eine Zusage Ihrerseits sehr freuen.
Besonders sicher wirkt der Bewerber nicht, oder? Hören Sie auf
Track 8
der CD, wie er spricht.
54
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Bewerber trifft mit seiner Wortwahl den richtigen Ton. Hier einige Beispie-
le:
n „Ich glaube, dass ich zu Beginn eines neuen Jobs erst einmal sehr viele Fragen
haben werde.“
Endlich mal jemand, der nicht schon alles weiß. Was für eine Wohltat!
o „Dazu kann ich wenig sagen, weil ich Ihr Unternehmen nicht so gut kenne.“
Der Bewerber denkt, bevor er spricht, und er hütet sich vor einem schnellen
Urteil.
p „Als Einsteiger muss ich mehrere Eisen im Feuer haben ...“
Das habe ich bei der Suche nach meinem ersten Job auch so gemacht. Wer das
Gegenteil behauptet, ist naiv oder lügt.
q „...ich bin mir auch im Klaren, dass Sie sehr viele Unterlagen sichten müssen ...“
Ein zusätzlicher Punkt für den Kandidaten. Er kann sich in die Lage seiner Ge-
sprächspartner versetzen, Verständnis für deren Situation signalisieren und
seine eigene anschaulich vermitteln.
55
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
56
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
57
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Nicht „drohen“
Ein kompetenter Bewerber weist seinen Gesprächspartner nicht darauf hin,
dass er noch andere Eisen im Feuer hat. Wenn Sie im Vorstellungsgespräch
überzeugen, wird man Sie in der Regel sowieso danach fragen. Und natür-
lich wird von einem Berufseinsteiger erwartet, dass er sich nicht nur auf eine
Position bewirbt, sondern diverse Initiativen startet. Alles andere wäre in ei-
gener Sache verantwortungslos.
58
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die erste Frage in dieser Liste ist in diesem Kapitel zum Thema Einfühlungs
vermögen natürlich die wichtigste. Wer seine Gesprächspartner falsch ein
schätzt, kann nicht erfolgreich sein.
59
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
heißt, seine Gefühle zu verstehen, sein Handeln nachzuvollziehen und auf seine
Werthaltungen und Normen eingehen zu können.
Ein Beispiel: Der Interviewpartner sagt: „Sie müssen sich darüber im Klaren
sein, dass Sie in Ihrer Funktion als Process Owner die Verantwortung tragen.“
Bewerber: „Ich habe mich nie vor der Verantwortung gedrückt.“ Später stellt
sich heraus, dass der Jobaspirant den Begriff „Process Owner“ das erste Mal in
seinem Leben gehört hatte und nichts damit anfangen konnte. Dumm war nur,
dass er dies nicht gleich einräumte und um Aufklärung bat.
Missverständnisse dieser Art entstehen freilich auch umgekehrt. Insbesondere
Bewerber, die gerade akademisch „geadelt“ wurden, müssen hier auf der Hut
sein. Bewerber: „Für mich besteht die besondere Herausforderung in Ihrem
Unternehmen darin, den USP klarer zu kommunizieren.“ Personalchef: „Und
was heißt das auf Deutsch?“ In diesem Zusammenhang ist diese Frage meist
keine Frage, sondern ein Urteil: „Sie sind unfähig, mit mir in Augenhöhe zu
sprechen.“ Klar, dass an diesem Punkt die Gesprächsatmosphäre kippt. Natür-
lich können die meisten Gesprächspartner mit dem USP etwas anfangen –
trotzdem gilt es, vor der Anwendung von Fachbegriffen unbedingt zu klären,
mit wem man es zu tun hat.
Lassen Sie sich nicht verunsichern: Fachleute brauchen eine Fachsprache, weil
dadurch die Kommunikation eindeutiger und ökonomischer wird. Wenn Be-
triebswirte unter sich vom Return on Investment oder vom Break even spre-
chen, müssen sie nicht viele Worte verlieren, um sich gut zu verstehen. Mit
Imponiergehabe hat dies gar nichts zu tun. Interessanterweise regt sich niemand
über einen Maurer auf, der vom Speis oder Bauschragen spricht. Die Erklärung
für diese Diskrepanz ist einfach: Mit dem Maurer konkurrieren wir nicht, und
er ist höchst selten unser Chef.
Rainer Calmund kanzelte in seiner Fernsehsendung „Big Boss“ einen Kandida-
ten mit den Worten ab, er wolle kein „Universitäts-bla-bla“ hören. Hier werden
Klischees bedient. Machen Sie beim Akademikerbashing nicht mit. Im Zweifels-
fall wird man durch eine gute Ausbildung nicht dümmer und meist ist es
durchaus sinnvoll, sich der „Mühe des Begriffs“ zu unterziehen. Wer sich für
einen Vertriebsexperten hält und im Vorstellungsgespräch mit der Buchstaben-
kombination „CRM“ nichts anfangen kann, sollte sein Expertentum noch ein-
mal kritisch hinterfragen.
60
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Warum Kommunikationskompetenz
so wichtig ist
61
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
62
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Bewerber baut nur selten unfallfreie Sätze und spricht von sich so, dass es
keiner merkt. Hier einige Beispiele für rhetorische Unebenheiten:
n „Also, äh ... da würde ich sagen, dass man das lernen kann ...“
„Sag’, was du denkst und sag ‚ich’ statt ‚man’, damit jeder sieht, wofür du
stehst.“ Bei Formulierungen wie „ich würde sagen, dass ...“ will es immer kei-
ner gewesen sein. Wer so spricht, hält sich einen Fluchtweg offen und will im
Zweifelsfall nicht beim Wort genommen werden.
o „Motivation! Die Motivation erfolgt durch den Vorgesetzten.“
Die Küssung des Kindes erfolgt durch die Mutter. Der Bewerber redet ja im
Behördenjargon! Seine Wortwahl lässt vermuten, dass Kommunikation nicht
eine seiner Stärke ist.
p „Nun, ich sag’ ‚mal, ich kann, glaub’ ich, andere ganz gut motivieren ...“
Ein Mitarbeiter muss nicht druckreif formulieren. Aber dieser Bewerber bringt
kaum einen richtigen Satz zustande.
63
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
64
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die Bewerberin orientiert sich erfrischend klar an den Rhetorik-Tipps von Mar-
tin Luther: ‚Tritt fest auf! Mach’s Maul auf! Hör bald wieder auf!’ Hier einige
Beispiele:
n „Ich bin doch jünger als die Meisten ...“
Klares Problembewusstsein, pragmatisch auf den Punkt formuliert.
o „Illoyales Verhalten kann ich allerdings nicht hinnehmen.“
Diesen klaren Standpunkt teilt der Personalexperte.
p „Ich glaube weiter, eine gute Vorgesetzte darf keine Angst vor unangenehmen
Entscheidungen haben ...“
Endlich einmal jemand, der bei dieser Frage nicht nur mit angelesenen Begrif-
fen klappert.
q „Ich habe immer Freude daran gehabt, gemeinsam mit anderen Ziele zu verfol-
gen und diese dann auch zu erreichen.“
Ohne Schnörkel formuliert, aber genau darum geht es in der Zusammenarbeit
und vor allem für eine Führungskraft.
65
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
66
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Bis auf eine Ausnahme hat der Bewerber rhetorisch geschickt reagiert.
n Was ich mir allerdings vorwerfe, ich hätte …
Das ist eine selbstkritische Analyse eines Fehlers. Da Manager insbesondere
Nachwuchskräften häufig mangelnde Selbstkritik vorwerfen, kommt dies natür-
lich gut an. Es kommt auch gut an, dass sich der Bewerber nicht unnötig klein
macht, also keinen Hinweis auf ein lädiertes Selbstbewusstsein gibt.
o Nein, … ich möchte aus meinem bisherigen Werdegang etwas Gutes …
Im aufmunternd gemeinten Zuruf „Machen Sie das Beste draus!“ klingt im
Unterton ein resignierendes „Es hilft nun mal alles nichts!“ mit. Wer aus einer
Situation das Beste zu machen gedenkt, hat von seinen Plänen und Zielen längst
Abstriche gemacht. „Ich möchte aus meinem bisherigen Werdegang etwas Gu-
tes machen!“ Das ist eine ganz andere „Musik“– optimistisch und zukunftsge-
wiss.
p … Auf diese Weise habe ich gelernt, Misserfolge einigermaßen wegzustecken,
oder besser gesagt, letztlich von ihnen für die Zukunft zu profitieren.
Das wichtigste Erfolgsprinzip heißt „Versuch und Irrtum“. Natürlich dürfen
sich die Irrtümer nicht zu sehr häufen, aber wer bei jedem Irrtum seine Lektion
lernt, kommt irgendwann auf die Erfolgsspur. Auch hier überzeugt Herr Römer
in der Argumentation.
q Na ja, wie ich vorhin schon versucht habe zu erklären…
Aus dieser Formulierung können empfindsame Zeitgenossen den Vorwurf
heraushören, dass sie nicht zugehört oder nichts verstanden haben. Hier sollte
sich Herr Römer vorsichtiger ausdrücken bzw. gar nicht erwähnen, dass er das
nun ein zweites Mal erklärt.
67
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
68
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
69
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
70
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
71
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
72
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Reagieren Sie auf eine Frage oder Aufforderung zum Sprechen nicht sofort.
Zu einem gekonnten Dialog gehört es, einen Augenblick der Stille aushalten
zu können. Niemand nimmt es Ihnen übel, wenn Sie einen Moment abwar-
ten und nachdenken, ehe Sie loslegen.
Zwingen Sie sich, auch während Sie sprechen, zu Kunstpausen. Sie gönnen
Ihren Zuhörern damit eine kurze Erholung und können sich sammeln. Die
Pausen müssen natürlich an die richtige Stelle gesetzt werden, sie dürfen
keinen zusammenhängenden Gedankengang auseinander reißen.
Versuchen Sie nicht, sich als Formulierungskünstler zu profilieren. Dieser
falsche Ehrgeiz wird nicht belohnt. Heinrich von Kleist beginnt seine be-
rühmte „Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege“ mit einem Satz, der
15 Kommata und ein Semikolon enthält. Dieser Satz ist wunderbar gelun-
gen, aber stilistisch nicht zur Nachahmung empfohlen. Wenn Sie kein
Sprachakrobat sind, verzichten Sie lieber auf Schachtelsätze und Einfügun-
gen. Fangen Sie lieber neue Sätze an, auch wenn dies etwas schlicht wirkt.
Sie haben den Faden verloren? Am ehesten finden Sie ihn wieder, indem Sie
sich zu diesem kleinen Missgeschick bekennen. Das nimmt nämlich den
psychischen Druck.
Natürlich dürfen Sie sich auch mal versprechen. Perfektion zieht dem Leben
das Mark aus den Knochen.
Vor allem Hochschulabsolventen hantieren gern mit Begriffen aus dem akade-
mischen Oberseminar, um Eindruck zu schinden. Das kommt aber nicht immer
gut an – vor allem dann nicht, wenn man es mit einem bekennenden Pragmati-
ker zu tun hat. Der fragt dann gern einmal gespielt naiv zurück, ob es für ein
bestimmtes Fremdwort nicht auch einen deutschen Begriff gäbe. So etwas ist
natürlich für die Gesprächsatmosphäre gar nicht gut. Man muss halt als Bewer-
ber ein Gespür dafür haben, wann Fremdwörter und Fachausdrücke passen und
wann man darauf lieber verzichten sollte. Statt Mitarbeiter-Rekrutierung kann
man dann zur Abwechslungbeispielsweise auch einmal Mitarbeiter-Beschaffung
sagen.
73
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Wenn es für einen Bewerber irgendwie eine echte „Challenge“ ist, die „Perfor-
mance“ des Unternehmens zu optimieren, sollte er dies lieber für sich behalten.
In vielen Berufsfeldern – insbesondere in Werbung und Marketing – ind Ame-
rikanismen allerdings einstweilen unverzichtbar. Wer sich auf eine Stelle mit
der Bezeichnung „Key Account Manager“, „Call Center Agent outbound“ oder
„Facility Manager“ bewirbt, sollte die entsprechenden American Job Titles und
vieles mehr ’drauf haben. Auch hier muss man über das entsprechende Maß an
Empathie verfügen, um seinen Gesprächspartner richtig einzuschätzen. Und
das ist eben das A und O einer wirkungsvollen Selbstdarstellung im Vorstel-
lungsgespräch: Wer in einer Wörterwelt lebt, die nicht die der Firma ist, bei der
er sich bewirbt, passt meist nicht zur Unternehmenskultur.
74
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
75
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
76
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
77
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchef: Ich habe mir Ihre Unterlagen gründlich angesehen und finde sie
formal überzeugend. Mich würde trotzdem interessieren ... erzählen Sie doch
einfach mal etwas über sich.
n Wagner: Tja, wo fange ich da am besten an? Sie wollen sicher etwas Persönli-
ches erfahren.
Personalchef: Das liegt ganz bei Ihnen. Sie haben das Wort.
o Wagner: Also, ich bin 35 Jahre alt und in einem kleinen Dorf bei Lüneburg
aufgewachsen. Meine Eltern haben eine kleine Bäckerei im Ort. Sie wollten, dass
ich einmal den Laden übernehme. Ich war ihre große Hoffnung. (lacht) Aber
das ist nichts für mich. Selbstständige Dorfbäckereien haben keine Zukunft. Sie
können mit den großen Filialisten einfach nicht mithalten. Ich habe mich wäh-
rend der Ausbildung zum Handelsfachwirt mit dem Thema befasst. (Pause) Für
meinen Vater ist das bitter ...
Personalchef (ungeduldig): Entschuldigen Sie. Warum haben Sie eigentlich die
Ausbildung zum Handelsfachwirt absolviert? Was qualifiziert Sie Ihrer Ein-
schätzung nach für die Anstellung in unserem Hause?
p Wagner: Ich denke ... also, eigentlich wollte ich schon immer einen kaufmänni-
schen Beruf erlernen. Ich habe ja nach dem Abitur erfolgreich eine Ausbildung
zum Groß- und Einzelhandelskaufmann gemacht. Da spielt sicher der Famili-
enhintergrund mit rein.
q Mit 15 wollte ich Tierpfleger werden, damals habe ich ein Schulpraktikum bei
einer Tierärztin gemacht, und das fand ich toll ...
78
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
79
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Headhunter: Herr Schendel, wo kommen Sie her und wo wollen Sie hin?
n Schendel: Nun, meine persönlichen Daten kennen Sie schon. Natürlich bin ich
stolz darauf, dass ich nach meiner Ausbildung das Abitur nachgeholt habe.
Zweiter Bildungsweg – das war nicht einfach, hat sich aber gelohnt.
o Meine Eltern haben mich unterstützt, und dafür bin ich ihnen sehr dankbar.
p Ich glaube, mit dem Abi wollte ich beweisen: Ich kann mir Ziele setzen und
diese erreichen. Davon abgesehen wollte ich natürlich meine beruflichen Chan-
cen und Verdienstmöglichkeiten verbessern. (Pause) Danach habe ich in einem
Handelshaus für Kfz-Ersatzteile als Sachbearbeiter im Verkauf gearbeitet. Das
hat mir Spaß gemacht, viel gelernt habe ich auch – das Zeugnis meines damali-
gen Arbeitgebers haben Sie ja gesehen. Aber dann wollte ich es eben doch wis-
sen. Also habe ich mich informiert, habe mit vielen Leuten gesprochen – und
mich schließlich für das Studium zum Wirtschaftsingenieur entschieden. Das
hab’ ich auch erfolgreich durchgezogen, und heute stehe ich hier.
q Mein Motto ist ganz schnörkellos: Man muss sich Ziele setzen und diese
konsequent verfolgen. (Pause) Ich denke, damit können Sie sich fürs Erste ein
Bild von mir machen und mich, hoffe ich, für die Stelle empfehlen.
Headhunter: Okay! Ich habe natürlich noch einige Fragen. Schließlich möchten
wir beide keinen Fehler machen.
Schendel: Klar.
80
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
100 Punkte für Herrn Schendel, der seine Persönlichkeit vorteilhaft präsentiert
und dabei Sympathiepunkte erntet:
n „Nun, meine persönlichen Daten kennen Sie schon ...“
Er geht kurz darauf ein, dass der Headhunter natürlich gut vorbereitet ist und
die Unterlagen gründlich gelesen hat. Ein Pluspunkt in Sachen Einfühlungs-
vermögen. Und er beginnt mit einer seiner Stärken im Werdegang, dem erfolg-
reich absolvierten zweiten Bildungsweg. Geschicktes Selfmarketing – die Priori-
täten werden sofort richtig gesetzt.
o „Meine Eltern haben mich unterstützt ...“
Dankbarkeit – so was hört man heute eher selten. Meist werden Schuldzuwei-
sungen herumgereicht, warum was nicht geklappt hat.
p „Ich glaube, mit dem Abi wollte ich beweisen ....“
Hier macht der Bewerber deutlich, dass er Zielorientierung, Selbstmotivation
und Beharrlichkeit besitzt. Alles Schlüsselqualifikationen, die wir heute drin-
gend brauchen.
q „Mein Motto ist ganz schnörkellos: Man muss sich Ziele setzen ...“
Lothar Schendel verdichtet hier die Merkmale der eigenen Persönlichkeit noch
einmal kurz und setzt das Gesagte in Beziehung zum Job – das passt!
81
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Rechtzeitig aufhören
Wer während der Selbstdarstellung das Zeitgefühl verliert, muss damit
rechnen, vom Gesprächspartner unterbrochen zu werden. Um es hart zu
formulieren: Die Initiative, die dem Bewerber übergeben wurde, wird ihm
abrupt wieder weggenommen – wenn er diese missbraucht. Auf die Ge-
sprächsatmosphäre wirkt sich dies eher ungünstig aus. Deshalb ist es besser,
wenn Sie selbst den Bogen gekonnt zum Ende führen.
82
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
83
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Direkttechnik
„Ich bin 36 Jahre alt, habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur Industrie-
kauffrau absolviert ...“ Wer so startet, „fällt mit der Tür ins Haus“. Man baut
zwar keinen Spannungsbogen auf, kommt dafür aber schnell auf den Punkt.
Aufhängertechnik
„Sie haben gesehen, dass ich mich in meiner Diplomarbeit intensiv mit dem
Thema ‚Customer Relationship Management’ befasst habe. Dies ist einer der
Hauptgründe, warum ...“ Hier wird ein Stichwort gewählt oder auf ein Er-
eignis Bezug genommen, das eine gute Grundlage für die weitere Entwick-
lung des Gespräches abgibt.
Gedankenreiztechnik
Diese Methode will Spannung aufbauen: „Der Kunde kann uns bekanntlich
alle entlassen. Aufgrund meiner fundierten Kenntnisse und Erfahrungen auf
dem Gebiet der ergebnisorientierten Regulierung von Reklamationen fühle
ich mich von Ihrem Stellenangebot besonders angesprochen ...“ Der erste
Satz bringt auf den Punkt, worum es insbesondere im Vertrieb geht.
84
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Referenztechnik
„In meiner derzeitigen Aufgabe habe ich die Erfahrung gemacht, dass die
Kunden großen Wert auf persönliche Betreuung legen. Deshalb möchte ich
auf diesem Gebiet meine berufliche Entwicklung fortsetzen und ...“ Hier
wird auf ein persönliches Erlebnis Bezug genommen.
Fragetechnik
„Was könnte einen Geisteswissenschaftler wie mich für die von Ihnen aus-
geschriebene Aufgabe empfehlen?“ Für Seiteneinsteiger oder Absolventen
von Ausbildungsgängen, die nicht offenkundig zur ausgeschriebenen Positi-
on zu passen scheinen, empfiehlt sich dieser offensive Einstieg. Nach dieser
rhetorisch gemeinten Frage müssen natürlich einleuchtende Argumente
kommen. In der Regel sind dies wertvolle Schlüsselqualifikationen, die eine
wichtige Ergänzung der meist schon vorhandenen kaufmännischen Kompe-
tenzen darstellen können.
Es ist nicht einfach, sich als Bewerber kurz zu fassen und dennoch alles zu sa-
gen, was einer günstigen Entscheidung dient. Hier gilt auf alle Fälle der schöne
Grundsatz: Weniger ist mehr.
85
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Viele Bewerber haben Angst vor dem Schluss. Sie fürchten, sich nicht hinrei-
chend erklärt zu haben oder nicht im beabsichtigten Sinne verstanden worden
zu sein und legen deshalb unentwegt nach. Deshalb: Hören Sie rechtzeitig auf!
Wie bereits gesagt, ist es immer gut, zum Abschluss die Kurve zu der Aufgabe
zu bekommen, um die es geht.
86
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die Frage nach den Stärken lässt sich in keinem Interview vermeiden.
Selbst, wenn Sie nicht direkt darauf angesprochen werden, sollten Sie
unbedingt eine Antwort darauf ins Gespräch einfließen lassen. Dabei ist
weder schüchterne Bescheidenheit gefragt, noch sollten Sie Eigenschaf
ten anpreisen, die Ihrer Persönlichkeit gar nicht entsprechen. Auch ver
langt niemand, dass Sie mit Ihrem potenziellen neuen Chef über die Re
lativitätstheorie diskutieren. Schauen wir uns ein paar Strategien an: die
bescheidene von Herrn Petzold oder die selbstbewusste von Herrn Berger
– oder vielleicht können Sie von der jungen Julia Lüdemann etwas ler
nen?
87
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Selbstbewusst agieren
88
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Hier erfahren Sie, warum Bescheidenheit manchmal mehr schaden kann als sie
hilft:
n „Wissen Sie, das können andere wirklich besser beurteilen.“
So kann er sich nicht aus der Affäre ziehen. Von einem Bewerber wird erwartet,
dass er seine Stärken kennt.
o „Eigenlob stinkt.“
Hier kann man nur empfehlen: „Tu Gutes und sprich darüber! Sei selbstkri-
tisch, aber mach dich nicht klein!“
p „Aber als Berufseinsteiger kann man noch gar nicht wissen, worauf es an-
kommt..“
Falsch! Am Ende einer Ausbildung sollte man wissen, was einem liegt und was
einem weniger liegt.
q „Na ja, Sie haben ja gesehen, dass ich in Logistik mit ‚gut’ abgeschlossen ...“
Die Noten kann der Personaler auch dem Zeugnis entnehmen.
89
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Selbstbewusst agieren
Herr Berger hat sich ganz gut geschlagen, finden Sie? Dann
Track 14 hören Sie sich das Gespräch auf der CD an!
90
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
„Viel Lärm um nichts“, so könnte man die Art und Weise bezeichnen, mit der
Herr Berger sich selbst schadet:
n „Meine Stärken? Teamspirit, Durchsetzungsfreude, Sozialkompetenz!“
Das klingt wie auswendig gelernt und lädt förmlich zum Nachfassen ein.
o „Na ja, sozial kompetent, wenn man kommunikativ ist.“
Der Bewerber klappert mit Worthülsen und er kann die Begriffe nicht erklären.
p „Schlagen Sie doch mal die Zeitung auf ...“
Die Frage lautete, ob sich Teamfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit eventuell
widersprechen – darauf kam keine Antwort.
q „Gutes Teamwork ist heutzutage entscheidend ...“
Der Bewerber verliert sich gern im Ungefähren, er formuliert nicht auf den
Punkt, sondern „dampfplaudert“.
r „Na ja, letztlich kommt es nur darauf an, wer die Macht hat ...“
Kaum scharf angetestet, verabschiedet sich der Kandidat von seinem Bekenntnis
zur Teamfähigkeit.
91
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Selbstbewusst agieren
Personalchef: Frau Lüdemann, ich habe Ihnen vorhin etwas über die besonde-
ren Stärken unseres Unternehmens erzählt – wo liegen eigentlich Ihre starken
Seiten?
n Lüdemann: Darüber habe ich natürlich auch nachgedacht, als ich Ihr Stellenan-
gebot gelesen habe. Ich erkenne recht schnell, worauf es ankommt, kann mich
gut strukturieren und bin belastbar. Ja, das sind meine Stärken.
Personalchef: Woher wissen Sie das?
o Lüdemann: Mein Deutschlehrer hat uns eingebläut, bei jedem Thema, egal was,
zunächst zu fragen: „Worauf kommt es an?“ Das hat mir im Studium und bei
meinen Praktika unheimlich geholfen.
p Mich gut zu strukturieren habe ich auch bei AISSEC gelernt, wo ich ehrenamt-
lich gearbeitet und viele Projekte gemacht habe. Das war learning by doing. Ich
denke, die Fähigkeit, das Wesentliche zu erkennen und Prioritäten zu setzen,
das wird auch in diesem Job wichtig sein.
Personalchef: Sie halten sich für belastbar. Das – Frau Lüdemann – kann jeder
sagen. Kann es sein, dass Sie im Moment besonders angespannt sind?
q Lüdemann: Tja, wenn Sie jetzt meinen Puls messen würden, der ist bestimmt
bei 180. (lacht) Was ich sagen will, ist, dass ich zu Hochform auflaufe, wenn ich
richtig gefordert werde. Das reizt mich.
Personalchef: Haben Sie manchmal Angst?
r Lüdemann: Ja, schon. Aber Angst an sich ist nichts Schlimmes. Ich finde es
wichtig, Selbstvertrauen zu haben, sich zu seinen Ängsten zu bekennen und sie
so zu überwinden.
92
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
93
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Selbstbewusst agieren
Herr Heller sagt viel – aber klingt das auch überzeugend? Oder
Track 16
eher überheblich?
94
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Bewerber Heller reagiert leider völlig unstrukturiert und bekommt erst am
Schluss einigermaßen die Kurve. Er zeigt sich hier unvorbereitet – müsste aber
wissen, dass die Frage nach den persönlichen Stärken fast immer gestellt wird
n Nun, ich habe ein Prädikatsexamen vorzuweisen, ...
Die Frage des Personalberaters zielt auf Alleinstellungsmerkmale des Kandida-
ten ab – ein Prädikatsexamen gehört nicht unbedingt dazu. Mit dem Auslands-
aufenthalt in Polen könnte er punkten, wenn dieses Land der wichtigste Han-
delspartner des Unternehmens wäre. Dies ist aber nicht der Fall. Insgesamt
wirken die Stärken, die der Bewerber hier für sich beansprucht, recht beliebig
und nicht an der Position ausgerichtet. Und darauf kommt es zuallererst an.
o … dass ich mein Studium in relativ kurzer Zeit durchgezogen habe, ich denke,
das spricht für Zielstrebigkeit.
Aus einem flotten Studium Zielstrebigkeit abzuleiten, geht völlig in Ordnung.
Der Hinweis auf die im Rahmen von Projekten entwickelte Teamfähigkeit wirkt
glaubwürdig, geht aber an den spezifischen Anforderungen einer Assistenten-
aufgabe vorbei. Im Übrigen sollte er besser „da konnte ich“ statt „da konnte
man“ sagen – das wirkt persönlicher.
p Also ich bin kooperativ, loyal, kann sehr gut …
Hier ist der Knoten geplatzt und der Bewerber führt Eigenschaften an, die einen
guten Assistenten kennzeichnen. Natürlich würde der Personaler jetzt nachha-
ken und fragen, wo man derartige Eigenschaften denn bereits zeigen und erpro-
ben konnte.
95
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Selbstbewusst agieren
Clever, der Rollenwechsel. Hört sich das auch gut an oder eher
Track 17
etwas gekünstelt?
96
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
97
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Selbstbewusst agieren
98
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
99
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Selbstbewusst agieren
100
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Wissen, wer man ist und mit sich und diesem Wissen in Einklang zu leben, das
ist nach Peter Drucker, dem großen alten Mann der Managementberatung, die
erste Voraussetzung für Erfolg. Viele Bewerberinnen und Bewerber beantwor-
ten sich die Frage nach den persönlichen Stärken – und die machen ja die Un-
verwechselbarkeit eines Menschen aus – nur oberflächlich und oft leider auch
falsch.
Wer bin ich? Was kann? Was will ich? Versuchen Sie, auf diese Schlüsselfragen
stimmige und überzeugende Antworten zu finden. Seien Sie dabei selbstkritisch,
aber machen Sie sich nicht unnötig klein.
Die Frage „Wer bin ich?“ bezieht sich auf Persönlichkeitseigenschaften.
Die Frage „Was kann ich?“ zielt auf Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten ab.
Bei der Frage „Was will ich?“ geht es um Ihre kurz-, mittel- und langfristi-
gen beruflichen Ambitionen.
101
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Selbstbewusst agieren
Reden Sie als Bewerber bei der Frage nach den Stärken nicht nur über Ihre
Fachkenntnisse. Wer nur etwas über seinen Beruf weiß, weiß wenig über seinen
Beruf. Wer es schafft, als 18-Jähriger einen Computerwurm zu entwickeln, der
weltweit Rechner außer Gefecht setzt, verfügt zweifellos über gutes IT-Wissen.
Es kommt aber immer darauf an, was man mit seinem Expertentum anstellt.
Und das möchte Ihr potenzieller Arbeitgeber gern wissen, bevor er Ihnen einen
Arbeitsvertrag aushändigt.
Füchse gesucht
„Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.“ Das Zitat
stammt von dem antiken griechischen Dichter Archilochos, der damit wohl
sagen wollte, dass der schlaue Fuchs vor der einzigen Waffe des Igels kapitulie-
ren muss. Aber die Zeiten und Umstände haben sich einstweilen geändert. Heu-
te kommt der Igel oft nicht mehr heil über die Straße. Sein einziger Wettbe-
werbsvorteil bringt ihm den Tod, weil ihm angesichts eines nahenden Autos
nicht anderes einfällt, als sich zusammenzurollen. Fuchs oder Igel? Generalist
oder Spezialist? Die Frage ist offenbar gut 2000 Jahre alt.
102
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die lästige Frage nach den persönlichen Defiziten ist kein Pausenfüller,
sondern ein wichtiges psychodiagnostisches Element von Vorstellungsin
terviews. Zwar werden selbstbewusste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
gesucht, doch wenn ein Bewerber im Anschreiben mit der Formulierung
„Die in der Anzeige beschriebenen Anforderungen erfülle ich voll und
ganz“ auf den Putz gehauen hat, fragen Personalexperten gerne noch
einmal nach. Natürlich soll niemand wahrheitsgemäß einräumen, dass er
aus einer freizeitorientierten Schonhaltung heraus möglichst viel Geld
verdienen möchte. Auch geht es nicht darum, seine intimsten Schwächen
zu offenbaren. Aber worum geht es dann? Schauen wir uns die drei Be
werber an, die eben die Frage nach den Stärken mehr oder weniger er
folgreich beantwortet haben.
103
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Dialog 1: Zu naiv
Herr Petzold spricht ebenfalls mit seinen Interviewern über seine Schwächen.
Personalchefin: Man soll der Welt, Herr Petzold, wenn schon nicht seinen
schlechtesten, dann wenigstens seinen zweitschlechtesten Charakterzug zeigen.
Zu welchen Schwächen bekennen Sie sich?
n Petzold: Öh – Schwächen? Wie meinen Sie das konkret?
Personalchefin: So, wie ich’s gesagt habe. Wo liegen Ihre persönlichen Defizite?
o Petzold: Jetzt haben Sie mich ganz schön überrumpelt. (zögert)
p Also, meine Freunde sagen immer, ich sei ein Chaot, aber kreativ. Das ist nicht
ganz falsch.
Vertriebsleiter: Wollen Sie sagen, dass Sie schlecht organisiert sind und leicht
den Überblick verlieren?
q Petzold: Ich bin schon ein spontan veranlagter Mensch und verlasse mich gern
auf mein Bauchgefühl. Manchmal geht auch was schief, aber nie so schlimm,
dass sich die Situation nicht retten lässt.
Hören Sie auf der CD, ob Herr Petzold seine Schwächen über
Track 19 zeugend darstellt?
104
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Dialog 1: Zu naiv
Wenn sich Herr Petzold besser vorbereitet hätte, wäre ihm das erspart geblie-
ben:
n „Öh - Schwächen? Wie meinen Sie das konkret?“
Typisch: Alle unsicheren Kandidaten wiederholen erst einmal die Frage.
o „Jetzt haben Sie mich ganz schön überrumpelt.“
Vorbereitung mangelhaft. Es hat sich doch herumgesprochen, dass mit der
Frage nach den Schwächen zu rechnen ist.
p „Meine Freunde sagen immer, ich sei ein Chaot, aber kreativ ...“
Der Mann ist rührend naiv. Hier wird ein Mitarbeiter gesucht, der nichts dem
Zufall überlässt.
q „Manchmal geht auch was schief ...“
Dieser Bewerber kann sich als Assistent zu einer echten Gefahr auswachsen.
105
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Dialog 2: Ausgewichen
Herr Berger im Gespräch mit Personalchefin und Vertriebsleiter.
106
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Dialog 2: Ausgewichen
Erneut macht Herr Berger mehr mit heißer Luft als mit Inhalten auf sich auf-
merksam:
n „Ich glaube, ein gesundes Selbstbewusstsein ist das A und O.“
Antwort verweigert! Der Bewerber redet um den heißen Brei herum.
o „Jeder kann sich mal irren, niemand ist perfekt.“
Dieser Satz müsste verboten werden. Wer halbwegs authentisch wirken will,
sollte ihn sich auf alle Fälle verkneifen.
p „Na ja, es kann schon mal passieren, dass einem Fehler unterlaufen ... Jeder hat
so seine Schwächen, das ist doch ganz normal.“
Hier ist eine verantwortungsbewusste Nachwuchskraft gefragt, also jemand, der
im Guten wie im Bösen seinen Kopf hinhält und sich nicht hinter Floskeln
versteckt. Und schon gar nicht den Umständen die Schuld gibt, wenn etwas
nicht rund läuft.
q „Der Professor und ich, wir standen von Anfang an auf Kriegsfuß.“
Das kommt mir bekannt vor: ‚Schuld sind immer die anderen.’
107
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
108
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
109
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
110
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Das ist eine sehr gute Reaktion auf die Frage nach den persönlichen Schwächen
– sie passt allerdings nur, wenn man die erste Festanstellung anstrebt.
n Sie sprechen von möglichen Defiziten. Nun, ich war noch nie in einem Unter-
nehmen fest angestellt, …
Die Bewerberin spricht unverblümt von Defiziten, wo der Berater zurückhal-
tend den möglichen Optimierungsbedarf thematisiert. Sie kommt dann auch
sofort auf den Punkt und spricht eine Schwäche an, die nicht bagatellisiert wer-
den darf, die aber jedem externen Bewerber mehr oder weniger anhaftet.
o Es ist mir klar, dass man sein Anliegen meist zwei Mal verkaufen … das ist …
eine Frage des Einfühlungsvermögens und eines … behutsamen Vorgehens.
Das ist eine klare und kompetente Aussage. Man muss zunächst einmal innen
stark sein, um nach außen stark wirken zu können. Sehr gut kommt an, dass die
Bewerberin auch gleich sagt, wie sie mögliche Probleme in den Griff bekommen
will.
p … ich werde also nicht gleich einknicken. Andererseits würde ich immer zu-
nächst einmal selbstkritisch analysieren, …
Auch dies ist eine kompetente Einlassung. Firmen suchen Mitarbeiter, die bei
Gegenwind nicht gleich umfallen. Allerdings werden genau so wenig Mitarbei-
ter gesucht, die bei Schwierigkeiten oder Konflikten immer sofort mit dem
Finger auf andere zeigen.
111
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
112
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Herr Sonntag neigt zwar zum Plaudern, führt hier aber eine interessante Vari-
ante ein. Viele Betriebe leiden darunter, dass Mitarbeiter ihr Wissen nicht wei-
ter geben. Das führt nicht selten zu Fehlentscheidungen bzw. zu einem doppel-
ten Aufwand bei der Informationsbeschaffung.
n Ich war noch nie in der Personalverantwortung und …
Die Antwort ist schlüssig. Delegationsfähigkeit ist ein wichtiges Führungsmittel,
aber das muss man „on-the-job“ erlernen. Manche lernen es allerdings nie.
o Ich habe ’mal gelesen, dass Schwächen wie ein Stachel wirken können, …
Sachlich ist dies absolut richtig und deshalb bedeuten Defizite ja nicht automa-
tisch das Aus für einen Bewerber. Es kommt nur darauf an, wie er zu ihnen
steht – ob er sie also als Herausforderung annimmt. Allerdings möchte der
Bewerber damit nur von eigenen Schwächen ablenken – letztlich ist es also
keine gute Antwort, denn sie macht misstrauisch.
p … dass ich manchmal recht ungehalten werden kann. Vor allem dann, wenn
Mitarbeiter ihr Wissen für sich behalten. …
Das ist eine der besten Antworten auf die Frage nach den Schwächen.
q Keineswegs. Aber es gibt Verhaltensweisen, auf die ich allergisch reagiere.
Wer mit dem Herzen dabei ist, reagiert bisweilen emotional. Die Antwort ist
völlig in Ordnung. Was sagte kürzlich Anita Roddick, Gründerin der Kosmetik-
kette Body Shop, im Interview mit der Financial Times Deutschland? „Regen
Sie sich häufiger über irgendetwas auf. Es ist zwecklos, nach neuen Visionen zu
suchen, wenn es an dem Zorn fehlt, sie wirklich umsetzen zu wollen.“
113
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
114
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Musterantworten
Ich fürchte, dass ich trotz oder eher wegen meines Studiums zu wenig an-
wendungsbezogenes Wissen mitbringe. Ein akademisches Oberseminar hat
vermutlich nicht immer etwas mit der betrieblichen Wirklichkeit zu tun.
Andererseits habe ich gelernt, mir die notwendigen Kenntnisse und Infor-
mationen zu beschaffen und diese kritisch zu bewerten.
Mich ärgert es maßlos, wenn andere im Team ihr Wissen für sich behalten –
so nach der Devise: ‚Ich mach die anderen doch nicht noch schlau.’ Hier
werden viele Reibungsverluste produziert – bzw. wenn alle von ihrem Wis-
sen abgeben, könnte vieles schneller gehen. Wenn ich so was merke, reagiere
ich meist recht ungehalten und undiplomatisch.
115
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
116
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
117
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Unwissen zugeben
Auch Schweigen kann für einen Bewerber manchmal vorteilhaft sein. „Was
halten Sie von der ShareholderValueStrategie vieler Großunternehmen?“
Oder subtiler in der Fragestellung: „Meinen Sie nicht auch, dass die Sharehol
derValueStrategie längst überholt ist?“
Jetzt ist möglicherweise Holland in Not, wenn man keine Ahnung hat und sich
als kompetenter Betriebswirt profilieren möchte. In ein wirkliches Desaster
gerät man aber erst, wenn man die ShareholderStrategie eifrig ablehnt und
sich dann auf Nachfrage zeigt, dass man das Für und Wider nicht auf die Reihe
bekommt. Im Grunde wäre das keine Schande – eine Schande ist es, so zu tun,
als kenne man sich bestens aus. Vor solchen potenziellen Mitarbeitern haben
Unternehmen zu Recht Angst.
Begeben Sie sich also nicht fahrlässig auf dünnes Eis, sondern beichten Sie Ihr
Unwissen. Andererseits müssen Sie nicht gleich ungefragt von sich aus erzäh
len, was Sie alles nicht wissen.
118
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
119
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Motive benennen
Personalchef: Herr Wagner, mir ist noch nicht ganz klar, warum Sie sich bei
uns beworben haben. Immerhin müssen Sie den Wohnort wechseln und die
damit verbundenen Erschwernisse auf sich nehmen.
n Wagner: Ach, da bin ich flexibel. Ich bin in meinem Leben schon oft umgezo-
gen, mir fällt es nicht schwer, neue Freunde zu finden. Das Umland hier soll
auch wunderschön sein.
Personalchef: Ist Ihre Frau denn so ohne Weiteres einverstanden? Wenn Sie
Doppelverdiener sind, muss sie sich doch ebenfalls einen neuen Job suchen.
o Wagner: Na ja, bei uns liegen die Dinge etwas anders ... Wissen Sie, meine Frau
ist Beamtin und gerade nach Kassel versetzt worden – oder besser – sie hat sich
aus Karrieregründen versetzen lassen. Und, äh, in unserem Bekanntenkreis gab
es letztes Jahr drei Scheidungen. Deswegen. Wir wollen auf keinen Fall eine
Wochenendehe führen.
Personalchef: Das sehe ich ein. Ihre Bewerbung hat also offenbar mehr mit
Ihrer Frau als mit unserem Betrieb zu tun.
p Wagner: Nein, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bin total von der
Marktstellung Ihres Hauses beeindruckt. Und über Ihre Produkte habe ich
gelesen ...
120
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
121
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Motive benennen
Personalchef: Frau Benz, Sie leben in Hamburg und haben sich hier bei uns in
Kassel beworben. Wollen Sie wirklich umziehen?
n Benz: Ich bin mobil, mich reizen interessante Herausforderungen. Und die
scheint es hier zu geben. Soviel ich weiß, behauptet sich Ihr Unternehmen soli-
de im Wettbewerb, Ihre Produkte finde ich attraktiv, und Sie arbeiten mit SAP.
Natürlich würde ich auch gerne die mit dem Job verbundene Personalverant-
wortung übernehmen. Für mich wäre das ein schöner Schritt nach vorne.
Personalchef: Könnten Sie etwas Vergleichbares nicht auch im Hamburger
Raum finden?
o Benz: Möglich, ja. Aber mein Veränderungswunsch hat zuallererst familiäre
Gründe. Eigentlich bin ich mit meiner derzeitigen Stelle sehr zufrieden, doch
mein Mann hat die Chance bekommen, hier in Kassel eine tolle neue Aufgabe
zu übernehmen. Ich habe ihn bei seiner Zusage unterstützt. Wir haben keine
Angst vor Veränderungen.
Personalchef: Wenn Sie ehrlich sind, geht es Ihnen vorrangig also nicht um
unser Unternehmen?
p Benz: Bei aller Beweglichkeit, ich glaube, es ist wichtig, so etwas wie eine
berufliche Heimat zu finden. Damit meine ich nicht, dass man bis zur Rente
eine ruhige Kugel schiebt – sondern, dass man Wurzeln schlagen kann und das
Gefühl hat, dazuzugehören. So stelle ich es mir jedenfalls vor. In meinem bishe-
rigen Berufsleben ist mir das auch immer gelungen.
Auch Frau Benz hat nicht gleich die familiären Gründe ange
Track 24 führt. Hören sich ihre Begründungen trotzdem anders an?
122
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
123
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Motive benennen
124
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Bewerber hat auf die Frage nach seiner Motivation für die Bewerbung gut
reagiert, ist aber an einer Stelle mit seiner Begründung schwer eingebrochen.
n Von einer Assistentenstelle verspreche ich mir …
Damit ist die Bewerbung um eine Assistentenposition perfekt begründet. Sie
bietet die Chance, sich nicht gleich auf eine Aufgabe festzulegen, sondern sich
zunächst noch „in die Breite“ zu entwickeln.
o Nun, die Stellenanzeige war ja anonym gehalten. Aber ich habe mich im Auf-
gaben- und Anforderungsprofil wieder gefunden.
Auf die Frage „Warum haben Sie sich bei uns beworben?“ ist dies eine grund-
sätzlich passende Antwort.
p … wird ja im Unternehmen sehr viel Wert auf Teamarbeit gelegt. …
Diese Antwort passt nicht zum Anforderungsprofil der Aufgabe. Wer als Moti-
vation für die Bewerbung anführt, dass im Unternehmen ein bestimmtest Soft
Skill groß geschrieben würde und dann aber eine Aufgabe anstrebt, in der dieses
keine sonderliche Rolle spielt, gerät in Widersprüche.
q Stimmt. Aber ich kann sehr gut auch auf mich allein gestellt arbeiten. … Diese
Region interessiert mich ganz besonders ...
Das ist eine gute Antwort in Sachen Motivation. Da dem Bewerber ja zum Zeit-
punkt der Bewerbung das Unternehmen unbekannt war, kann er seine Aussa-
gen nur auf den Anzeigentext gründen. Und wer sowohl im Team als auch
allein effizient arbeiten kann, hat grundsätzlich gute Karten.
125
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Motive benennen
126
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Frau Bornemann hat nicht nur fehlerfrei, sondern auch überzeugend geantwor-
tet. Vor allem hat sie nicht so getan, als komme nur dieses Unternehmen für sie
in Frage.
n Ich habe keine allzu großen Wahlmöglichkeiten. …
Die Bewerberin druckst nicht verschämt herum, sondern bekennt sich klar zu
ihrer Studienwahl und der damit verbundenen nicht gerade zahlreichen Mög-
lichkeiten.
o Ihr Auftraggeber ist ja ein mittelständisches Unternehmen, das … Ob ich zum
Unternehmen passe oder ob das Unternehmen zu mir passt, kann ich aber noch
nicht sagen.
Auch dies ist eine sehr gute Antwort. Sie begründet ihre Bewerbung über die
Branche bzw. die Produkte und die Internationalität der Aufgabe. Wenn man
wenig über das Unternehmen weiß, ist dies der richtige Weg und allemal besser,
als ins Blaue zu fabulieren.
p Die Organisation und Durchführung von Pressegesprächen, Konferenzen und
Präsentationen.
Hier zeigt sich eine gute Vorbereitung auf das Gespräch bzw. die gründliche
Auseinandersetzung mit der Aufgabe. Viele Bewerber wissen gar nicht mehr
genau, was in der Anzeige stand bzw. bringen verschiedene Texte durcheinan-
der – und das wird dann von Personalern als Halbherzigkeit gewertet.
127
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Motive benennen
128
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Produktkenntnisse zeigen
Da Unternehmen sich vor allem über ihre Produkte definieren, kann man
sein Interesse über gute Produktkenntnisse dokumentieren. Die meisten Ge-
sprächspartner merken schnell, ob man sein Interesse nur vorgibt, weil man
dringend einen Job braucht. Ein angemessener Informationsstand – um den
man sich in der Regel bemühen muss – bringt deshalb immer Punkte.
129
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Motive benennen
Von Fall zu Fall sind natürlich weitere Argumente denkbar. Wichtig ist, dass Sie
sich bei der Bewerbung etwas gedacht haben und nicht den Eindruck erwe
cken, dringend einen beliebigen Job zu suchen.
130
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
131
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Motive benennen
132
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
133
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
134
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
135
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchefin: Was sagen Ihre Noten eigentlich aus? Oder genauer gefragt:
War Ihr exzellentes Examen nur ein Ausrutscher, Herr Petzold?
n Petzold: Ähm, mein Abi-Zeugnis ist wirklich miserabel ausgefallen und die
Ausbildung zum Bankkaufmann – Sie haben ja gesehen – die habe ich zwar zu
Ende gebracht, aber eben mit keinem tollen Ergebnis. Erst nach dem Vordip-
lom ist bei mir der Knoten geplatzt. Ich bin wohl ein Spätzünder.
Personalchefin: Ich brauche jemanden, der immer das gleiche hohe Leistungs-
niveau halten kann. Zufallstreffer reichen da nicht!
o Petzold: Meine Einstellung zur Leistung hat sich seit damals um 180 Grad
gedreht. Im Nachhinein wundere ich mich, dass meine Ausbilder bei der Bank
mich nicht rausgeworfen haben. Sie und meine Lehrer waren sehr geduldig mit
mir. Sonst wäre ich nie so weit gekommen.
Vertriebsleiter: Nun können Zeugnisse bekanntlich künftige berufliche Erfolge
nicht vorweg nehmen. Oder was könnte Ihre Examensnote mit der Stelle, die sie
hier anstreben, zu tun haben?
p Petzold: Also, ich habe eine ziemlich gute betriebswirtschaftliche Basis. Was es
aber heraus reißt, ist meine Diplomarbeit über kundenorientierte Servicestrate-
gien. Die habe ich mit sehr gutem Ergebnis und praxisnah in einem Unterneh-
men durchgeführt.
136
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Nicht als Überflieger, doch als Mann, der mit beiden Beinen in der Realität
angekommen ist, entpuppt sich dieser Bewerber:
n „Ähm, mein Abi-Zeugnis ist wirklich miserabel ausgefallen ...“
Hier wird nichts beschönigt oder entschuldigt. Damit kann ein Personaler le-
ben.
o „Meine Einstellung zur Leistung hat sich seit damals um 180 Grad gedreht.“
Keine Schuldzuweisungen an andere, sondern Dank! Das hört man gerne.
p „Was es aber heraus reißt, ist meine Diplom-Arbeit ...“
Das ist eine schlüssige Antwort. Wegen der Diplomarbeit hatte der Personalchef
ihn überhaupt eingeladen.
137
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Benennen Sie das Gute am Schlechten („Ich habe daraus gelernt, dass ...“).
Beginnen Sie keine Diskussion über die Korrelation zwischen Noten und
beruflichem Erfolg.
Eine Musterantwort: „Entsprechen Ihre Zeugnisse Ihrem tatsächlichen
Leistungsvermögen?“ – „In der Tat, mit meinen Noten kann ich nicht ge-
rade Furore machen! Ich hätte da durchaus noch zulegen können. Das är-
gert mich jetzt natürlich, denn ich denke schon, dass ich deutlich mehr
kann, als meine Zeugnisse belegen. Vor allem in der Schulzeit bestand
mein Problem immer darin, dass ich nicht so recht verstanden habe, was
ich warum lernen sollte. Das hat meine Leistungsfreude nicht gerade be-
flügelt. Leider. Aber inzwischen ist bei mir der Knoten geplatzt.“
138
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
stände im Leben häufig nicht so sind, wie sie sein sollten, kommt es meist
nicht gut an, wenn man diese als Entschuldigung für persönliche Minder-
oder Fehlleistungen anführt.
139
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die Verben streben oder bemühen laufen auf ein vernichtendes Urteil hinaus.
Zweifel an der Qualifikation eines Bewerbers oder einer Bewerberin nährt beim
kundigen Zeugnisleser die Orakel-Technik. Etwa: „Herr A. hat sich im Rahmen
seiner Fähigkeiten ...“ Überfordert?! Oder: „Frau B. hat alle Aufgaben in der ihr
140
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
eigenen Sorgfalt...“ Chaotin?! Prüfen Sie auch, ob in einem Ihrer Zeugnisse die
„Bedauernsformel“ fehlt („Das Ausscheiden von Frau XX bedauern wir sehr
…“). Wenn ja, könnten Sie gefragt werden, ob Sie sich mit Ihrem Vorgesetzten
angelegt haben.
Natürlich darf man sich durch schlechte Beurteilungen nicht die Hacken des
Selbstbewusstseins wegtreten lassen oder sich umgekehrt mit guten Beurteilun-
gen auf der sicheren Seite wähnen. Da der Mensch aber in gewisser Hinsicht so
ist, wie er gesehen wird, empfiehlt es sich, einmal die Gütekriterien von Beurtei-
lungen zu betrachten. Nicht, um Entschuldigungsgründe für schlechte Zensu-
ren in Empfang zu nehmen, sondern um gegebenenfalls das Selbstwertgefühl zu
retten.
Wirklich kompetente und seriöse Interviewpartner wissen, dass der Prozess der
Personenwahrnehmung und -beurteilung immer Fragen aufwirft. Sie kennen
die wichtigsten Ursachen für Fehlurteile und können durch ihr Wissen immer-
hin gegensteuern.
Der Halo-Effekt
Dieser Fehler kommt zustande, wenn man sich von einem einzelnen Merk-
mal eines Menschen so stark beeinflussen lässt, dass dieses die Gesamtper-
son „überstrahlt“. Dieser Effekt liegt beispielsweise vor, wenn einem beson-
ders sympathischen Menschen viele wünschenswerte Eigenschaften zuge-
schrieben werden oder ein Stotterer automatisch noch anderer Defizite ver-
dächtigt wird.
141
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Logische Fehler
Manche Beurteiler sind irrtümlich davon überzeugt ist, dass bestimmte
Merkmale eng zusammenhängen: „Wer lügt, stiehlt auch!“ – „Wer eine ho-
he Stirn hat, ist schlau.“ – „Schotten sind geizig.“ Ausdrucksfähigkeit und
Durchsetzungsvermögen werden zum Beispiel gern als miteinander korre-
lierende Merkmale angesehen. Die Praxis lehrt freilich, dass zur Durchset-
zungsfähigkeit weit mehr gehört, als gefällig formulieren zu können. Zum
Beispiel Mut und Konfliktbereitschaft. Man spricht also von einem logi-
schen Fehler, wenn Merkmale als logisch zusammengehörend betrachtet
werden, obwohl dies keineswegs der Fall sein muss.
Zu frühe Wertung
Dieser Fehler wird besonders häufig bei der Beurteilung von Bewerbern und
neuen Mitarbeitern gemacht. Manche Personalexperten fällen ihr Urteil be-
reits nach fünf Minuten und sind auch noch stolz auf dieses Tempo.
142
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
143
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchef: Bei allem, was ein Mensch von sich zeigt, kann man fragen: Was
hat er zu verbergen? Im Klartext, Ihre Unterlagen weisen Unebenheiten auf ...
n Wagner: Was meinen Sie denn damit? Vielleicht habe ich da etwas vergessen ...
Personalchef: Sie sind bei der Firma Watermann, Ihrem vorvorletzten Arbeit-
geber, während der Probezeit ausgeschieden. Das ist ja nicht üblich. Warum?
o Wagner: Stimmt. (holt Luft) Ich rede ungern darüber, aber man hat mich übel
gemobbt.
Personalchef: Jeder für sich. Alle gegen jeden. Hier wird sie auch nicht jeder
mit offenen Armen empfangen. Warum konnten Sie sich nicht durchsetzen?
p Wagner: Ich erwarte mir trotz allem immer sportliche Fairness, aber davon
konnte dort keine Rede sein. Mein damaliger Chef hat mir kaum geholfen – der
hat mich richtig im Regen stehen lassen.
Personalchef: Worum ging es denn genau? Entschuldigen Sie, dass ich nachha-
ke, aber Mobbing ist ein heikles Thema.
q Wagner: Da gab’s eine richtige Gerüchteküche. Es hieß, ich hätte gesagt, mein
Chef sei von seinem Job völlig überfordert. Das stimmte natürlich gar nicht.
Aber hinter meinem Rücken kursierten die Geschichten. Ich hab das natürlich
gemerkt. Immer, wenn ich in den Raum kam, sind alle Gespräche verstummt.
r Personalchef: Haben Sie die Sache je offen angesprochen?
Wagner (trotzig): Nein, das hätte eh nichts gebracht. Die wollten keinen von
draußen haben. Die waren gegen mich, die haben mir einfach den Job nicht
gegönnt.
Schlimm, wenn man solche Kollegen hat. Aber hört sich das
Track 28 glaubwürdig an, was Herr Wagner sagt?
144
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
145
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Headhunter: Herr Schendel, schauen Sie für uns einmal in den Rückspiegel. Ist
in Ihrer Vergangenheit alles so gelaufen, wie Sie das wollten?
n Schendel: Keineswegs. Sie haben sicher bemerkt, dass es da die eine und andere
Lücke gibt. Ja, nach meiner Ausbildung bin erst mal als Rucksack-Tourist durch
Australien gezogen. Ich wollte Schafzüchter werden. Daraus wurde aber nichts.
Headhunter: Und dann?
o Schendel: Ich war erst mal Pleite und kam ziemlich fertig nach Deutschland
zurück. Dann habe ich gleich die nächste Fehlentscheidung getroffen: das Ar-
chitekturstudium. Im Nachhinein kann ich nur den Kopf schütteln. Zeichnen
war für mich der Horror, das hätte ich mir denken können. Nach zwei Semes-
tern habe ich die Reißleine gezogen, gerade noch rechtzeitig.
Headhunter: Wann – oder besser – wodurch hat sich denn Ihre Realitätsallergie
gebessert?
p Schendel: Meine Frau – die hat mich auf den Boden gebracht, und das war
mein Durchbruch. Ich habe Bilanz gezogen und mich gefragt: Was kannst du
eigentlich? Was willst du? Und das Wichtigste: Was musst Du tun, um zu errei-
chen, was du willst? Meine Lektion habe ich gelernt.
Headhunter: Und die lautet?
q Schendel: Man darf persönliche Fehlentscheidungen und Niederlagen nicht den
anderen in die Schuhe schieben. Man muss selbst dazu stehen und seine Schlüs-
se ziehen. Ein Fehler war dann nicht umsonst, wenn man daraus lernt.
146
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Ehrlichkeit gewinnt, besonders, wenn jemand wie Herr Schendel aus seiner
Geschichte gelernt hat.
n „Sie haben sicher bemerkt, dass es da die eine oder andere Lücke gibt.“
Ein Bewerber, der nicht den Ahnungslosen spielt, wenn es um seine Mucken
und Macken geht – wunderbar.
o „Ich war erst mal pleite und kam ziemlich fertig nach Deutschland zurück ...“
Kein Bewerber muss sich klein machen oder ständig Asche auf sein Haupt
streuen, aber zu den eigenen Fehlern oder Unterlassungen muss man konse-
quent stehen. Dieser Mann ist geradlinig.
p „Ich habe Bilanz gezogen ...“
Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? Das sind Schlüsselfragen, die sich
jeder im Laufe seines Lebens immer wieder einmal stellen sollte.
q „Man darf persönliche Fehlentscheidungen und Niederlagen nicht den anderen
in die Schuhe schieben ....“
In der Tat, Herr Schendel wirkt durch diese Aussage überzeugend und zielstre-
big.
147
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchef: Offen gesagt, ich habe lange überlegt, ob ich Sie überhaupt zum
Interview einladen soll. Ein Studium der Geisteswissenschaften, eine Diplom-
Arbeit zum Thema Trivialliteratur, dann der kurze Abstecher in den Journalis-
mus – für mich ist nicht erkennbar, dass Sie sich während Ihrer Studienjahre
auch nur annähernd an einem Berufsbild orientiert haben.
Martens: Das stimmt. Für meine Klassenkameradinnen war bereits nach dem
Abi klar, was sie einmal werden wollten – Ärztin, Lehrerin und so weiter – für
mich standen die Inhalte im Vordergrund. (charmant) Ich bin ein neugieriger
Mensch, daher kommt wohl die geistes- und sozialwissenschaftliche Ausrich-
tung. Während des Studiums war für mich die Frage ‚Was kann ich tun?’ immer
wichtiger als die Frage ‚Was kann ich werden?’
Personalchef: Und nun möchten Sie bei uns als PR-Assistentin Ihr Wissen über
die deutsche Trivialliteratur einbringen? Wir vermarkten Softdrinks, wie Sie
wissen.
n Martens (lacht): Ich bin mir sicher, dass erfolgreiche PR-Kampagnen weniger
vom Produktwissen abhängen, als von der Fähigkeit, komplexe Fragestellungen
auf das Wesentliche zu verdichten, konzeptionell-analytisch zu denken, ziel-
gruppengerecht zu kommunizieren und das eigene Handeln vernünftig zu or-
ganisieren. Das alles lernt man im Studium der Geisteswissenschaften. Ich habe
jedenfalls davon profitiert und das könnte ich hier einbringen. Und zum Thema
Trivialliteratur: Ich habe im Rahmen meiner Arbeit interessante empirische
Zielgruppenanalysen durchgeführt. Sehr spannend.
Personalchef: Aber Ihren ersten Job im Marketing eines Lebensmittelherstellers
haben Sie nach zwei Jahren geschmissen, Frau Martens ...
o Martens: Na ja, so stimmt das natürlich nicht – ich habe eine Babypause
gemacht. Und ich denke, man kann nicht einerseits den Geburtenrückgang
beklagen und andererseits Frauen, die sich für die Mutterschaft entscheiden,
den Wiedereinstieg erschweren. Außerdem habe ich eine wichtige Erfahrung
gemacht. Ich weiß jetzt, was es heißt, wenn man nicht nur für sich allein ver-
antwortlich ist.
148
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchef: Das sehe ich auch so. Aber hier wartet ein Full-Time-Job ...
p Martens (schnell): Entschuldigen Sie, wenn ich unterbreche – die Betreuung für
unser Kind ist gewährleistet.
Frau Martens hält dagegen. Hören Sie sich an, ob sie dabei zu
Track 31 scharf kontert.
149
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
150
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
151
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die Bewerberin bricht zu Beginn Ihrer Begründung der Kündigung mächtig ein
und macht erst am Ende wieder Boden gut.
n … ich bin handfest gemobbt worden …
Vergessen Sie den Begriff „Mobbing“, wenn es um die Begründung geht, warum
Sie einen Job geschmissen haben oder wechseln wollen. Natürlich machen sich
Menschen im Betrieb bisweilen das Leben schwer und mancher muss den Sün-
denbock abgeben. Problematisch an dem Mobbing-Vorwurf ist, dass immer die
anderen die Täter sind und das eigene Verhalten als möglicherweise Konflikt
fördernd gar nicht erst erörtert wird.
o … Ich glaube schon, dass ich belastbar bin.
Es reicht nicht aus, an die eigene Belastbarkeit zu glauben. Hier wären Beispiele
und Belege aus der Vergangenheit schön.
p Ich glaube, es lag an meinem Leistungsanspruch. …
Wenn unterschiedliche Leistungsansprüche in einem Team aufeinander treffen,
gibt es meist Konflikte. Wer sich im Vergleich zu den anderen mehr abverlangt,
„verdirbt die Preise“ und wird deshalb gern ausgebremst. Das ist natürlich nicht
gut. Aber als Leistungstreiber muss man auf jeden Fall versuchen, die anderen
„mitzuziehen“.
q Manchmal muss man aber auch konsequent sein …
Diese Antwort überzeugt, denn damit zeigt die Bewerberin Rückgrat.
152
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
153
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
154
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
überhaupt nicht schmeckte. Ich wollte dann lieber einen klaren Schnitt.
Selbstverständlich habe ich meine Nachfolgerin noch eingearbeitet.“
155
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Ein Beispiel: Der Bewerber hat zunächst sechs Semester Germanistik und dann 14
Semester Informatik studiert, mit einem überdurchschnittlich guten Abschluss.
Auch deshalb wurde er – neben den exzellenten Praktikazeugnissen – eingeladen.
Natürlich wird die lange Studiendauer angesprochen. Den Abbruch des Germa-
nistikstudiums begründet er mit schlechten Berufschancen und die 14 Informa-
156
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
157
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Politiker einmal von einem Journalisten gefragt. Die Antwort: „Dazu sage ich
nichts.“ Natürlich wurde diese Aussage von vielen genüsslich interpretiert, zum
Nachteil des Interviewten.
Das Bundesarbeitsgericht hat das Recht von Bewerbern, in bestimmten Fällen
die Unwahrheit zu sagen, in einem spektakulären Rechtsspruch einmal unmiss-
verständlich geklärt (2 AZR 449/90). Dieser Fall soll hier kurz geschildert wer-
den: Michaela hatte sich hübsch zurechtgemacht, als sie sich in einer Berliner
Chirurgenpraxis vorstellte. Sie kam gut an und erhielt den Job als Arzthelferin.
Doch als Michaela startete, traute der neue Arbeitgeber bei näherem Hinsehen
seinen Augen nicht: Die frauliche Aufmachung entsprach nicht den biologi-
schen Tatsachen – die Arzthelferin war in Wirklichkeit ein Arzthelfer. Noch ein
Jahr zuvor hatte Michaela Michael geheißen, bis ihm/ihr das Amtsgericht Schö-
neberg im Rahmen der so genannten „kleinen Lösung“ zu jener Identität ver-
half, die ihrem Empfinden als Frau entsprach. Da sich Michaela aber bisher
noch keiner geschlechtsverändernden Operation („große Lösung“) unterzogen
hatte, war sie biologisch ein Mann geblieben. Dem Arbeitgeber war vor der
Vertragsunterzeichnung der noch bestehende kleine Unterschied entgangen. Er
fühlte sich arglistig getäuscht und kündigte Michaela. Den Prozess verlor er.
Bewerber dürfen also bei die Intim- und Privatsphäre berührenden Fragen
flunkern, wenn die Zurückweisung dieser Fragen ihre Chancen verringern wür-
de. Aber es gibt auch Ausnahmen.
158
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
„In fünf Jahren möchte ich auf Ihrem Stuhl sitzen.“ Die Zeiten, als man
mit dieser kecken Antwort Selbstbewusstsein demonstrieren konnte und
damit auch noch gut ankam, sind längst vorbei. Wer sich heute zu sehr
von der eigenen Vorzüglichkeit beeindruckt zeigt, schadet sich selbst.
Von einem anspruchsvollen Bewerber wird mittlerweile erwartet, dass er
in längeren Zeiträumen denkt. Viele Menschen sind „Gegenwartsmen
schen“ und das ist oft weder für das persönliche Schicksal noch für das
eines Betriebs von Vorteil. In anderen Worten: Wer an die eigene Zu
kunftsfähigkeit denkt, kann auch langfristig kalkulieren. Und das möchte
Ihr Gesprächspartner im Interview herausfinden.
159
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Dialog 1: Mangelnde
Zukunftsvorstellungen
Zurück zu Herrn Berger.
Personalchefin: Wer nicht weiß, wohin er will, landet meist da, wo er gar nicht
hin wollte. Wie sieht Ihre mittel- und langfristige Berufsplanung aus?
n Berger: Na ja, eins ist sicher – ewig möchte ich nicht auf dem gleichen Job
festwachsen.
Personalchefin: Sie sagen, was Sie nicht wollen. Haben Sie auch eine Vorstel-
lung davon, wo Sie in fünf Jahren stehen möchten?
o Berger: Ähm, es bringt ja nichts, wenn ich Träume und Hoffnungen habe, und
die Umstände nicht stimmen. Deshalb wollte ich Sie fragen: Wie sind denn die
Karrierechancen in Ihrem Unternehmen? Welchen Stellenwert hat die Perso-
nalentwicklung?
Vertriebsleiter (gereizt): Herr Berger, darum geht es doch jetzt nicht. Ich frage
mich gerade, ob Sie ein klares berufliches Zukunftsbild haben, und wenn ja,
welches!
p Berger (unter Druck): Gut, also, ich könnte mir vorstellen, später eine Unter-
nehmenseinheit eigenverantwortlich zu führen.
Vertriebsleiter: In fünf Jahren?
Berger: Na, so in etwa.
Personalchefin: Und was machen Sie, wenn Ihre Pläne sich nicht realisieren
lassen?
q Berger: Och, man darf sich vom beruflichen Erfolg nicht so abhängig machen.
Karriere ist nicht alles im Leben. Sonst wird das noch zur Sucht.
160
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Noch Fragen, Euer Ehren? Keine, aber hier kommt ein vernichtendes Urteil:
n „Ewig möchte ich nicht auf dem gleichen Job festwachsen.“
Schade, dass vor allem Nachwuchskräfte oft nur wissen, was sie nicht wollen.
Für einen Hochschulabsolventen wirkt dies nicht gerade zielgerichtet.
o „Deshalb wollte ich Sie fragen: Wie sind denn die Karrierechancen in Ihrem
Unternehmen?“
Die Tochter des Personalers würde sagen: ‚Der hat null Peilung.’ Außerdem ist
das Wort ‚Karriere’ wirklich ein klares ‚No-No’, denn zunächst geht es um die
Vorstellung, die jemand von seiner Zukunft hat und um seine berufliche Ent-
wicklung.
p „Gut, also, ich könnte mir vorstellen, später eine Unternehmenseinheit eigen-
verantwortlich zu führen.“
Das ist immer noch zu ungenau.
q „Karriere ist nicht alles im Leben ...“
Gefragt ist erfolgsorientierter Nachwuchs, der es wissen will.
161
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
162
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Ohne Zweifel, diese Bewerberin weiß, was sie will. Das verfehlt seine Wirkung
nicht.
n „Bevor ich frage, ‚Was kann ich werden?’ ...“
Gut gekontert. Wer permanent mit seinem beruflichen Fortkommen beschäf-
tigt ist, vernachlässigt seine Aufgabe.
o „Mittelfristig würde ich gerne ins Ausland ...“
Klare Vorstellungen und auch noch die Begründung geliefert.
p „Ich denke mehr an Projektarbeit ...“
Gute Selbsteinschätzung.
q „Ich denke, Beruf und Familie lassen sich heutzutage vereinbaren ...“
Viele junge Frauen tun sich mit dieser Frage unnötig schwer. Frau Lüdemann
steht zu ihrem Kinderwunsch und spricht die gesellschaftliche Relevanz dieser
Frage an. Und sie stellt klar, dass für sie im Moment das berufliche Fortkom-
men im Vordergrund steht.
163
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
164
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
165
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
166
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Für einen Berufsanfänger hat sich der Bewerber sehr überzeugend über seine
Zukunftspläne geäußert.
n Was ich mir mittelfristig sehr gut vorstellen könnte oder erhoffe, ist ein Aus-
landseinsatz.
Hier artikuliert sich noch kein Karrieredenken in Form von Aufstieg und
Macht, sondern die Überlegung, was einen in diesen Tagen zukunftsfähig
macht. Ein Auslandseinsatz gehört in Zeiten einer sich beschleunigenden Glo-
balisierung unbedingt dazu.
o Dann möchte ich zumindest in der Kundenbetreuung zunehmend international
eingesetzt werden. …
Das ist eine sehr elastische Reaktion auf den Einwand der Personalleiterin, was
er denn täte, wenn diese Möglichkeit seitens des Unternehmens nicht bestünde.
Wer über Pläne und Hoffnungen spricht, die das Unternehmen aufgrund seines
Geschäftszwecks, seiner Aufstellung im Markt oder seiner gegeben Personal-
struktur mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erfüllen kann, muss glaubwürdige
Alternativen ‚im Gepäck’ haben.
p Ich möchte nichts überstürzen und es müssen ja auch die Voraussetzungen von
Seiten des Betriebes gegeben sein. …
Der Bewerber lässt sich zeitlich nicht festnageln und zeigt sich sehr flexibel. Dies
ist rundherum eine gute Antwort auf die Frage nach den beruflichen Zukunfts-
vorstellungen.
167
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
168
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
„Anstrebensziele“ nennen
Viele Menschen arbeiten leider mit Vermeidenszielen: „Ich möchte natür-
lich nicht bis zur Rente dasselbe machen.“ – „Für mich ist es wichtig, nicht
den Anschluss an die technologische Entwicklung zu verlieren.“ Hier sagt
jemand, was nicht passieren soll, und das ist nicht präzise. Von Bewerbern
und Mitarbeitern – erst recht natürlich von Führungskräften – wird erwar-
tet, dass sie auf den Punkt formulieren können, was sein soll. Es gilt also,
Anstrebensziele (positive Ziele) zu definieren: „Ich werde meine berufliche
Entwicklung so gestalten, dass ich auf mögliche Veränderungsprozesse op-
timal vorbereitet bin.“ Oder: „Ich werde binnen eines Jahres meine polni-
schen Sprachkenntnisse so entwickeln, dass ich zu einem Small Talk mit
polnischen Kollegen und Geschäftspartnern in der Lage bin.“
169
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Zukunftsplanung
170
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
171
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
172
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Wer sich in trockenen Tüchern wähnt, hat in der Regel keinen Verände
rungsbedarf. Die Frage nach den Gründen zieht also darauf ab, ob sich
jemand beruflich in einer schwierigen Lage befindet und dies auch noch
selbst verschuldet hat. Das suchende Unternehmen möchte manchmal
aus guten Gründen wissen, ob jemand in seinem früheren Job gescheitert
ist und aus der Not heraus zu neuen Ufern aufbricht oder ob er für sich
eine zukunftsträchtige Entwicklungsmöglichkeit sucht. Ein Personalex
perte wittert dubiose Motive sofort – und reagiert besonders allergisch,
wenn jemand seine Kündigung verheimlicht ...
173
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
174
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
175
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchef: Sie sind gut vorbereitet, Frau Benz. Mit welcher Frage haben Sie
sich besonders gründlich befasst?
n Benz: Sie werden wissen wollen, warum ich mich schon wieder verändern
möchte, mitten in der Probezeit. Vor dieser Frage ist mir schon die ganze Zeit
bang.
Personalchef: Wir haben uns überlegt, ob wir Sie überhaupt einladen sollen.
Aber Ihre Unterlagen haben uns überzeugt. Also, raus mit der Sprache!
o Benz: Mir ist klar geworden, dass ich mich für die falsche Aufgabe im falschen
Unternehmen beworben habe. Und da möchte ich rechtzeitig die Konsequen-
zen ziehen.
Personalchef: Was heißt das auf Deutsch – falsche Aufgabe und falsches Unter-
nehmen?
p Benz: In meinem jetzigen Job erfülle ich ausschließlich administrative Aufga-
ben. Die müssen natürlich sein – das weiß ich – aber ich brauche einfach das
Gespräch mit dem Kunden, denn das ist meine Stärke. Die kann ich momentan
gar nicht nutzen. (seufzt) Ja, ich hatte die Stelle von den Anforderungen her
einfach falsch eingeschätzt.
Personalchef: Aber warum haben Sie das denn nicht vorab geklärt? Oder hat
man Ihnen Aufgaben in Aussicht gestellt und dann vorenthalten?
Benz: Nein, so war das nicht. Es kann natürlich sein, dass meine Vorgesetzte
findet, ich sei für den direkten Verkauf noch nicht ausreichend qualifiziert.
Gesagt hat sie mir nichts.
Personalchef: Und nun zum Unternehmen selbst. Sie haben angedeutet, dass es
für Sie das falsche sei. Woher wissen Sie das nach vier Monaten? Ist das nicht
ein vorschnelles Urteil?
q Benz (beherzt): Um nicht lange herumzureden – ich komme mit meiner Chefin
nicht klar. Ständig gibt es Missverständnisse, die sich auch auf die Arbeit aus-
wirken. Das ist echt schade. Ich hab’ schon so oft hin und her überlegt, was da
falsch läuft oder was ich falsch mache – keine Ahnung. Dabei ist meine Vorge-
setzte sehr kompetent, ich hatte mir viel von der Zusammenarbeit erhofft.
176
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Frau Benz ist die Gratwanderung gelungen, ihre schwierige Situation nachvoll-
ziehbar darzustellen. Ein deutlicher Pluspunkt.
n „Sie werden wissen wollen, warum ich mich schon wieder verändern möchte ...“
Vorausschauend und authentisch! Das kommt gut an.
o „Mir ist klar geworden, dass ich mich für die falsche Aufgabe im falschen Un-
ternehmen beworben habe ...“
Wenn jetzt noch nachvollziehbare Argumente kommen, ist dies folgerichtig.
p „..ich brauche einfach das Gespräch mit dem Kunden ...“
Überzeugend! Gut, dass sie die Fehlentscheidung auf die eigene Kappe nimmt.
q „Um nicht lange herumzureden – ich komme mit meiner Chefin nicht klar ...“
Sie verzichtet klugerweise darauf, ihre Chefin in die Pfanne zu hauen. Viele
Bewerber reden gern von Versprechungen, die ihnen angeblich gemacht wor-
den sind und dann gebrochen wurden. Dabei: Selbst Personaler haben Chefs,
die richtige Stinkstiefel sein können. So etwas kann vorkommen.
177
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
178
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
179
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Persönlicher Wandel
Nichts ist einstweilen beständiger als der Wandel und das gilt ganz besonders
für die berufliche Biografie eines Menschen. Der Anstellungsvertrag, der vom
Abschluss der Ausbildung bis zur Rente reicht, wird zur exotischen Rarität. Und
so muss sich denn im Berufsleben eines Menschen eine Menge ändern, wenn es
für ihn einigermaßen so bleiben soll, wie es ist.
Unter diesem Aspekt wird klar, warum in den meisten Stellenangeboten Flexi-
bilität gefordert wird. Flexible Menschen kommen mit Veränderungen besser
klar. Sie gewinnen rasch ihr Gleichgewicht wieder, nachdem Erwartungen er-
schüttert wurden und bleiben physisch und emotional gesund, wenn sie mit
Unsicherheiten (Was kommt da auf mich zu?) zu kämpfen haben. Flexible
Menschen wollen den Erfolg von Veränderungsprozessen und gehen aus den
durch die Veränderungen hervorgerufenen Anforderungen gestärkt hervor.
Und genau das macht sie für ein Unternehmen interessant.
Ändere Dich! Sei spontan! Bleibe zukunftsfähig! Leider hat nicht jeder die not-
wendige psychische Konstitution, um mit solchen Forderungen fertig zu wer-
den. So geht der Psychologe Fritz Riemann davon aus, dass Menschen von zwei
Grundkräften angetrieben werden: Die Neigung zur Bewahrung oder die Nei-
gung zum Wandel. Riemann ordnet diesen Tendenzen die folgenden Eigen-
schaften zu:
180
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
In welche Richtung tendieren Sie? Auf dieser Skala können Sie sich einmal
selbst einschätzen oder von Ihren Freunden einschätzen lassen.
Bewahrung Wandel
Man ist sicher gut beraten, hier einmal zu prüfen, welche dieser beiden Kräfte
das eigene Wollen und Handeln bestimmt. Alle Eigenschaften haben – einzeln
betrachtet – etwas für sich. Prekär ist nur, dass sie einander mehr oder weniger
ausschließen.
Wandel im Betrieb
Beide Kräfte sind für eine Gesellschaft und auch für ein Unternehmen wichtig,
haben aber jeweils ihre Zeit. Ein notwendiger Strukturwandel ist mit „Bewah-
rern“ schwer umzusetzen, andererseits wäre die New Economy Ende der Neun-
ziger Jahre vielleicht nicht so krachend gegen die Wand gefahren, wenn es in
den euphorisch voranstürmenden Betrieben ein paar Leute gegeben hätte, die
an zeitlose betriebs- und volkswirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten erinnert hät-
ten. Doch diese wurden als hoffnungslose Bedenkenträger abserviert.
181
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
182
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Marktchancen einschätzen:
„Warum haben Sie bisher keine
neue Anstellung gefunden?“
183
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Marktchancen einschätzen
Personalchefin: Ihr Profil scheint ganz gut zu passen, Herr Berger, aber natür-
lich haben wir uns gefragt, warum Sie noch keinen Job gefunden haben. Wie
erklären Sie sich das?
n Berger (lamentiert): Die meisten Stellen gehen doch unter der Hand weg, über
Vitamin B. Wer keine Kontakte hat, hat wenig Chancen, überhaupt eingeladen
zu werden.
Personalchefin: Aber Sie sind doch heute hier. Wie erklären Sie sich das denn?
o Berger: Na ja, ein Job ist heute Glückssache. Sie haben bestimmt eine Menge
Bewerbungen bekommen.
p Vertriebsleiter: Wie viele haben Sie denn bisher geschrieben?
Berger: Hm, da muss ich mal kurz überlegen ... so um die zwanzig.
Vertriebsleiter: Und wie war die Erfolgsquote? Wie viele Vorstellungsgespräche
hatten Sie?
q Berger: Dies ist mein zweiter Termin. Also, eher unbefriedigend.
184
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Ob Herr Berger mit diesen Aussagen das Glück auf seine Seite gebracht hat?
Wohl kaum.
n „Die meisten Stellen gehen doch unter der Hand weg ...“
Mit dieser negativen Einstellung wird der Bewerber nicht weit kommen.
o „Na ja, ein Job ist heute Glückssache.“
Glück hat vor allem der Tüchtige.
p „Wie viele Bewerbungen haben Sie denn bisher geschrieben?“ „Hm ...“
Das sind in vier Monaten nicht einmal vier pro Monat. Der Mann legt sich
nicht einmal in eigener Sache ins Zeug.
q „Dies ist mein zweiter Termin ...“
Dabei ist die Papierform gar nicht so schlecht, sonst wäre er nicht eingeladen
worden.
185
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Marktchancen einschätzen
Personalchef: Sie haben in den letzten fünf Monaten keine neue Anstellung
gefunden. Woran liegt’s, Herr Wagner?
n Wagner: Ich habe am Anfang offenbar den Arbeitsmarkt völlig falsch einge-
schätzt. Bei meinen Erfahrungen – hab ich mir gedacht – finde ich schnell etwas
Neues. Und jetzt muss ich feststellen: Mir läuft die Zeit weg. Jeder sieht natür-
lich – Mensch, der sucht ja schon seit Monaten – da ist bestimmt etwas faul.
Personalchef: Wodurch haben Sie denn so viel Zeit verloren?
o Wagner: Ich hätte viel umtriebiger sein müssen. Und zwar vom ersten Tag an,
direkt nach der Kündigung. Ich war zu optimistisch. Zwei Mal hab ich mich
auch noch um die falsche Stelle beworben. Im Gespräch stellte sich heraus, dass
die Aufgabe gar nicht zu mir passte. Da habe ich dann meinerseits abgesagt.
(Pause) So verging die Zeit.
Personalchef: Ist das nicht leichtsinnig, in Ihrer Lage einen Job abzulehnen?
p Wagner: Wenn ich die Probezeit nicht besteh oder wo lande, wo ich nicht hin
will, habe ich wahrscheinlich ein echtes Problem. Bei aller Not versuche ich,
einen klaren Kopf zu behalten und nicht in irgendeinen Job hineinzustolpern.
Selbstverständlich bin ich bereit, Abstriche zu machen – auch beim Einkom-
men. Aber ich werde mich nicht für eine Stelle entscheiden, die nicht zu meinen
Fähigkeiten passt.
186
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
187
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Marktchancen einschätzen
Kompromissbereitschaft zeigen
Natürlich darf man nicht auf dem hohen Ross sitzen. Tenor: Das habe ich
nicht nötig! Umzug, längere Anfahrtswege oder Einkommenseinbußen dür-
fen nicht tabu sein. Dies gilt erst recht für „Statussymbole“ wie Dienstwa-
gen, Büroausstattung oder die eigene Sekretärin – auch hier man sollte sich
kompromissbereit zeigen.
To Do: Ursachenforschung
Wer sich über einen längeren Zeitraum erfolglos bewirbt, sollte eine Besin
nungspause einlegen und sein Vorgehen überdenken:
Bewerbe ich mich überhaupt um die richtige Position?
Sind meine Ansprüche unrealistisch?
Nutze ich alle Wege zum neuen Job? Zeitungsanzeigen? Jobportale im
Internet? Initiativbewerbungen? Stellengesuche?
Habe ich bei Absagen nach den Gründen gefragt?
Welche Qualifikationsmaßnahmen könnten meine Chancen verbessern?
Sind meine Gehaltsvorstellungen zu hoch?
188
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Realitätsferne Ansprüche?
„Wer die Wirklichkeit ignoriert, ist schon an ihr gescheitert.“ Diese Mahnung
von Hubert Markl, Biologieprofessor und ehemaliger Präsident der Max-
Planck-Gesellschaft, gilt ganz besonders für Jobstarter. Der Arbeitsmarkt hält
einstweilen Zumutungen bereit, die man noch vor wenigen Jahren nicht für
möglich gehalten hätte. Das ist die Realität. Manche Experten geben bereits die
Devise „Jeder Job ist zumutbar“ aus.
189
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Marktchancen einschätzen
190
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Viele Bewerber loben Teamarbeit in höchsten Tönen, vor allem, wenn sie
den entsprechenden Begriff zuvor im Stellenangebot gelesen haben. Aber
mit dem Begriff hat man noch nicht die Sache. Sich als Teamplayer zu
bezeichnen ist eine Sache, aber etwas über die Funktionsbedingungen
guter Teamarbeit zu wissen, ist das alles entscheidende Argument. Denn
das Zusammenspiel eines Teams und dessen innere Chemie gehören zu
den Themen, die in jedem Unternehmen eine Rolle spielen und mit denen
vor allem angehende Führungskräfte vertraut sein sollten. Kommunikati
on lautet in jedem Fall das Zauberwort! Aber lesen Sie selbst, was Tho
mas Berger über Fraktalorganisationen weiß und warum Julia Lüdemann
nicht resigniert.
191
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Sozialkompetenz zeigen
192
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
193
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Sozialkompetenz zeigen
Personalchef: Was sind Ihrer Meinung nach, Frau Lüdemann, die entscheiden-
den Voraussetzungen einer erfolgreichen Teamarbeit?
n Lüdemann: Nach meiner Erfahrung – ich habe während meiner Ausbildung in
diversen Projektteams mitgearbeitet – braucht man eine klare Aufgabenstel-
lung. Was ist unser Ziel? Was wollen – oder besser – was müssen wir erreichen?
Wenn hier keine Klarheit herrscht, gibt es ein Durcheinander.
Personalchef: Ich glaube schon, dass unsere Projektteams einen klaren Auftrag
haben. Dennoch laufen sie manchmal aus dem Ruder.
o Lüdemann: Wenn unsere Projekte schlecht liefen, lag es daran, dass wir uns
nicht genug abgestimmt oder aneinander vorbeigeredet hatten. Am Ende kam
etwas heraus, was keiner haben wollte. Daraus habe ich gelernt, dass die nicht
geführten Gespräche am meisten Zeit kosten.
Personalchef: Meinen Sie nicht, dass in unseren Betrieben zu viel geredet und
zu wenig gehandelt wird?
p Lüdemann: Natürlich, irgendwann muss entschieden werden. Ende der
Diskussion! Aber, für mich ist es wichtig, dass etwas nicht nur von oben ange-
ordnet wird, sondern dass ich selbst mit dem Herzen dabei bin. Deshalb sind
Überzeugungsprozesse so wichtig fürs Team. Trotzdem kann sich die Zusam-
menarbeit aufgrund persönlicher Unzulänglichkeiten schwierig gestalten.
Personalchef: Heißt das, Sie würden vor den Macken der Mitarbeiter resignie-
ren?
q Lüdemann: Resignieren? Das entspricht nicht meinem Naturell. Wenn durch
das Verhalten Einzelner das Ziel nicht erreicht werden kann, nehme ich das –
wenn ich verantwortlich bin – natürlich nicht hin.
194
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
195
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Sozialkompetenz zeigen
196
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Gemeinsam erreicht jeder mehr! Im Team muss man sich also nicht von seinen
persönlichen Ambitionen und Vorstellungen verabschieden, sondern bleibt ein
einmaliges und einzigartiges Individuum. Wer vorgibt, sich selbstlos für die
Team- oder gar Unternehmensziele aufopfern zu wollen, macht sich unglaub-
würdig. Natürlich muss man im Team immer wieder einen Konsens finden.
Wer aus persönlichen Gründen ständig alles blockiert, gefährdet den Erfolg.
Aber der entscheidende Unterschied zwischen einem Team und einem Kollektiv
besteht darin, dass man im Kollektiv nach dem Grundsatz „Hauptsache einig –
kann ruhig falsch sein!“ verfährt, während das Team auch von Querdenkern
„lebt“.
197
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Sozialkompetenz zeigen
Bekennen Sie sich zum Teamprinzip als eines der wichtigsten organisatorischen
Erfolgsprinzipien, aber vergessen Sie nicht, dass auch Einzelkämpfer gebraucht
und geschätzt werden. Wer lieber für sich allein arbeitet, ist nicht automatisch
abartig veranlagt. Es gibt allerdings wenige Jobs, in denen nicht ein Mindestmaß
an Kooperationsbereitschaft und -fähigkeit erforderlich ist.
198
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft in Bad Harzburg hat 376 Füh-
rungskräfte gefragt, weshalb nach ihrem Dafürhalten Teams ihre Ziele nicht
erreichen. Hier das Ranking nach der Häufigkeit der Nennungen:
1. Kommunikationsschwierigkeiten
2. Unklarer Auftrag
3. Keine Kultur der Zusammenarbeit
4. Unausgesprochene Konflikte
5. Fehlendes Vertrauen im Team
6. Machtkämpfe
7. Ineffektive Teamsitzungen
8. Kein eindeutiger Teamleader
9. Dominanz eigener Interessen
10. Zu wenig Zeit
Das sind die wesentlichen Stellschrauben, die einem zur Verfügung stehen, um
Teams zum Erfolg zu führen. Wer sie als Bewerber kennt, zeigt Problembe-
wusstsein und nährt die Hoffnung, je nach Erfahrungshintergrund auch über
die entsprechende Handlungskompetenz zu verfügen.
Zu guter Letzt noch ein Tip: Streichen Sie bitte den folgenden Satz in Ihrem
Kopf: „Die Aufgabe interessiert mich, weil ich Freude am Umgang mit Men-
schen habe.“
Die Welt ist nicht so, wie sie sein sollte. Wer die Freude im Umgang mit ande-
ren als Hauptmotiv für seine Bewerbung angibt, ist naiv oder einfallslos oder
gar beides. Natürlich muss man als Verkäufer auf Menschen zugehen können
bzw. man sollte als Mitglied eines Projektteams kein Eigenbrödler sein. Auf
lange Sicht geht es auch nicht gut, wenn man sich rücksichtslos am Eigennutz
orientiert und alle anderen an die Wand drückt. Einen guten Weg machen
199
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Sozialkompetenz zeigen
meist jene, denen es gelingt, ihre persönlichen Interessen mit den Team- oder
Unternehmensinteressen halbwegs in Einklang zu bringen.
200
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Führungsqualitäten demonstrieren:
„Welche Eigenschaften hat der ideale
Vorgesetzte?“
201
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Führungsqualitäten demonstrieren
202
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Schade, ganz offensichtlich hat sich Herr Wagner auf diese Fragen nicht ausrei-
chend vorbereitet.
n „Für mich ist der ideale Vorgesetzte fair.“
Das ist im Prinzip auch die Meinung des Personalers. Aber viele Vorgesetzte
sind leider nicht so, wie sie sein sollten.
o „Hm, ich weiß nicht recht, worauf Sie hinauswollen ... was verstehen Sie unter
Führungserfolg?“
Die Frage war klar und eindeutig gestellt. Rückfragen verraten meistens, dass
jemand auf dem falschen Fuß erwischt worden ist.
p „ ... wenn man ein kompetente und engagierte Mannschaft hat.“
Endlich eine kompetente und überzeugende Antwort. Sie ist zwar sehr allge-
mein gehalten, trifft aber den Dreh- und Angelpunkt des Führungserfolgs.
q „Und was machen Sie nachmittags, wenn Sie Ihre Ziele erreicht haben?“
Da ist der Personalexperte etwas hart rangegangen. Doch der Bewerber merkt
gar nicht, dass er ihm die Vorlage für seine ironische Bemerkung gegeben hat.
203
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Führungsqualitäten demonstrieren
204
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchef: Da haben Sie die Messlatte aber sehr hoch gelegt, falls wir uns für
Sie entscheiden sollten. Gibt es bei Ihnen nie eine Diskrepanz zwischen dem,
was Sie sagen und dem, was Sie am Ende tun?
Benz: Ja, natürlich. Ich hab’ ja nur meine Idealvorstellung formuliert – Grund-
sätze, an denen ich mich zu orientieren versuche und als eventuelle Sachgebiets-
leiterin zu orientieren habe.
205
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Führungsqualitäten demonstrieren
206
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
207
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Führungsqualitäten demonstrieren
Die zentrale Frage jeder Führungskraft aber lautet: Wie bekomme ich die ganze
Arbeitskraft meiner Mitarbeiter?
208
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fordern
Es ist zunächst an etwas zu erinnern, das durch das unentwegte Motivations
gerede offenbar verschüttet wurde: Eine Führungskraft
hat das Recht, klare Forderungen zu stellen, Vereinbarungen zu treffen und
diese zu kontrollieren.
hat das Recht, auf Einhaltung von Vereinbarungen und Arbeitsverträgen zu
bestehen sowie Leistung auf der Grundlage definierter Ziele zu verlangen.
hat das Recht und die Pflicht, bei Nichteinhaltung von Absprachen offen zu
konfrontieren und zu kritisieren.
hat das Recht, Konsequenzen in die Wege zu leiten.
hat die Aufgabe, nachzuforschen, wieso die vereinbarte Leistung nicht
erbracht wurde – und sich dabei selbst als möglicherweise leistungsbehin
dernden Faktor in Rechnung zu stellen.
KonsensManagement
Wer glaubt, alleine entscheiden zu müssen, hat sich häufig längst von seinen
Mitarbeitern geschieden. „Kon-sens“ heißt „gemeinsamer Sinn“ – die Sprache
als Lehrmeister der Psychologie. Führungskräfte müssen in diesem Sinne
Übereinkünfte herstellen,
einschließen statt ausschließen,
umsetzen statt durchsetzen.
209
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Führungsqualitäten demonstrieren
Das kostet freilich Zeit, doch wer diese nicht rechtzeitig zu investieren bereit ist,
muss sie später allemal nachinvestieren: in Jammereien und Reparaturen, weil
eine Aktion ohne volle Zustimmung der Beteiligten einfach weniger optimal
laufen muss!
Dialogisch führen
Früher ging es zu wie in der Armee, wo es hieß: „Den Hügel einnehmen!“ Der
mitdenkende Mitarbeiter wird heute sagen: „Moment, bitte! Warum diesen
Hügel ?“ Hier geht es um keinen Trick, um keine Technik – hier geht es um die
innere Einstellung! Dialogisch führen heißt
zum Gespräch einladen und den anderen besuchen,
die richtigen Fragen stellen,
formal auf Gesprächssymmetrie achten,
viele Sichtweisen einbeziehen und
möglichst auf breitem Konsens beschließen.
Woran man überhaupt merkt, ob es ein echter Dialog war? Hier das Kriterium:
Ein Dialog, aus dem Sie unverändert herauskommen, war keiner!
Demotivation vermeiden!
Führen ist vor allem das Vermeiden von Demotivation! Es sind immer die-
selben Muster, die Mitarbeiter demotivieren:
Der Chef kann und weiß immer mehr als die Mitarbeiter.
Einsame Entscheidungen.
Überzogene, lautstarke, unsachliche, anmaßende Kritik.
Der Chef zieht ein Thema in Sekundenschnelle an sich und beherrscht es.
Der Mitarbeiter wird übersehen und wie Luft behandelt.
Der Mitarbeiter bekommt unzureichende, einseitige, verspätete oder
lediglich auf sein unmittelbares Arbeitsgebiet reduzierte Informationen.
210
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
„Geld macht nicht glücklich“, sagt der Volksmund. Das mag sein, aber
einige Vorzüge lassen sich – abgesehen von dem misslichen Umstand,
dass man eine bestimmte Summe grundsätzlich braucht – nicht von der
Hand weisen. Für Dostojewski war Geld „geprägte Freiheit“, für Lord By
ron war es „Aladins Wunderlampe“ und für den Philosophen Nietzsche
das „Brecheisen der Macht“. Vor diesem Hintergrund macht Geld wenigs
tens ziemlich glücklich. Unglücklich verhält sich jedenfalls ein Bewerber,
der den Eindruck erweckt, es sei unanständig, über Geld zu reden. Nicht
selten führt es zu Frustrationen, wenn er aus Angst, sich unbeliebt zu
machen, seine Gehaltswünsche nicht klipp und klar äußern kann.
211
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchef: Mehr Fragen habe ich zur Zeit nicht, Herr Wagner, bis auf eine
letzte natürlich: Ihre Einkommenswünsche.
n Wagner: Ich weiß, es stand in der Stellenanzeige. Ich habe meine Gehaltsvor-
stellung nicht in die Bewerbung geschrieben – ich kenne ja die Einkommens-
struktur in Ihrem Hause nicht, da fällt mir die Einschätzung nicht leicht.
Personalchef: Es gehört Mut dazu, eine Hausnummer zu nennen. Also: Wie-
viel?
o Wagner: Was hat denn mein Vorgänger verdient?
Personalchef: Das kann und werde ich Ihnen natürlich nicht sagen.
p Wagner(nervös): Ja, klar, verstehe. Aber das Jahreseinkommen ist in der Regel
ja nicht alles. In vielen Betrieben gibt es Zusatzleistungen, so was wie Urlaubsta-
ge, Essenszuschüsse, wenn man so will, geldwerte Vorteile.
Personalchef: Herr Wagner, als Sachgebietsleiter müssen Sie – falls wir uns für
Sie entscheiden – auch Vertragsverhandlungen führen. Nennen Sie mir eine
Zahl.
q Wagner: Verstehe. Ich hab’ das mal so überschlagen, mit der Anfahrt komme
ich auf zweieinhalb bis dreitausend Euro monatlich – netto, meine ich.
Personalchef: Wollen Sie uns ruinieren?
r Wagner: Nein, also, dreitausend ist vielleicht doch zu hoch gegriffen. Aber
unter zweieinhalb halte ich für unangemessen. Ich bin ja gern zu Kompromis-
sen bereit, aber ...
Personalchef: Gut, Herr Wagner, ich nehme dies erst einmal zur Kenntnis.
212
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
213
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchef: Frau Benz, angenommen, wir werden uns einig – wie viel möch-
ten Sie bei uns verdienen?
n Benz: Wissen Sie, das mag jetzt komisch klingen, aber Geld spielt für mich
keine große Rolle. Ich habe ja der Familie wegen pausiert. Die Hauptsache ist,
wieder beschäftigt zu sein.
Personalchef: Bei aller Liebe zum Job – Sie werden ja nicht umsonst arbeiten
wollen!
o Benz: Nein, so meine ich das auch nicht. Aber für mich ist es am wichtigsten,
wieder Verantwortung übernehmen zu können. Darauf freue ich mich.
Personalchef: Wir machen dies hier aber, um Geld zu verdienen, und zwar
möglichst viel. Auch die Leiterin der Kundenbetreuung soll hierzu ihren Beitrag
leisten.
p Benz: Das ist mir schon klar. Ich möchte unbedingt zufriedene Kunden haben.
Wie gesagt, die Aufgabe würde mir sehr viel Spaß machen. Aber eine faire Be-
zahlung ist mir auch wichtig.
Personalchef: Und was heißt fair für Sie?
q Benz: Vielleicht so 45.000 Euro im Jahr? 45.000 wäre doch ganz okay, oder? Ich
möchte jedenfalls nicht, dass meine Bewerbung an der Gehaltsfrage scheitert.
214
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Schade, Frau Benz, die sonst nicht auf den Mund gefallen ist, verlässt beim
Thema Geld die Souveränität.
n „Wissen Sie, das mag jetzt komisch klingen, aber Geld spielt für mich keine
große Rolle ...“
Das klingt, als ob sie eine Idealistin wäre, die zu weich für den harten Wettbe-
werb ist, dem praktisch jedes Unternehmen ausgesetzt ist.
o „ ...aber für mich ist es am Wichtigsten, wieder Verantwortung übernehmen zu
können ...“
Sie drückt sich immer noch davor, eine Zahl zu nennen.
p „ ...Ich möchte unbedingt zufriedene Kunden haben ...“
Sie drückt sich erneute, aber allmählich kommen wir der Sache näher.
q „Vielleicht so 45.000 Euro im Jahr ...“
Manche Bewerbung scheitert, weil der Bewerber so inkompetent mit der Ge-
haltsfrage umgeht.
215
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
216
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
217
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
218
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
219
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
220
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
221
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
222
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
223
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
224
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
225
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
den in der Firma zu haben, der nicht nur mit der Landessprache, sondern vor
allem auch mit den kulturellen Gepflogenheiten vertraut ist.
226
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Antwort B: „Ich bin davon überzeugt, dass ich mich in der besprochenen Auf-
gabe noch mehr in die Breite entwickeln kann und dadurch zukunftsfähiger
werde. Angesichts des rasanten Wandels ist mir das zurzeit wichtiger als einige
Euro mehr oder weniger.“
Leistungsbezogene Gehaltsanteile
Die leistungsbezogenen Anteile am Entgelt werden immer bedeutsamer. Wer als
Bewerber davor Angst hat und um ein hohes Fixgehalt kämpft, sollte bedenken,
dass Unsicherheit oft nichts anderes als Misstrauen in die eigene Person ist.
Und das kommt nicht gut an.
227
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
228
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Unterschätzen Sie diese Aufforderung nicht – dies ist die Fortsetzung der
Eignungsdiagnostik mit anderen Mitteln. Natürlich haben Sie jetzt die
Chance, weitere Informationen für Ihre Entscheidung zu bekommen. Für
einen kompetenten Interviewpartner sagt aber jede der von Ihnen ge
stellten Fragen erst einmal etwas über Sie selbst aus. Grundsatz: Es gibt
dumme und absolut überflüssige Fragen. Durch Fragen zeigt ein Mensch,
was ihm wichtig ist und was nicht. Durch Fragen zeigt ein Mensch
manchmal auch, was er noch immer nicht verstanden hat. Und durch
Fragen kann man zeigen, dass man ein schlechter Zuhörer ist. Man kann
sich also wunderbar um einen Job bringen – man kann aber auch
gewinnen.
229
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
230
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
231
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
232
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
233
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Keine Fragen stellen, die Sie vorab zu Hause hätten klären können
Manche Bewerber zeigen durch ihre Fragen, dass sie gar nicht in die Home-
page des Unternehmens geschaut haben. Für eine schlechte Vorbereitung
gibt es reichlich Minuspunkte.
234
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
235
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die Informationsfrage
Die Informationsfrage (W-Frage) wird überwiegend mit den Fragewörtern
„wie“, „warum“, „wo“, „wann“, „wer“, „was“ etc. eingeleitet. Man bezeichnet
diese Fragen auch als offene Fragen in Abgrenzung zu den geschlossenen Fra-
gen. Ein Beispiel: „Haben Sie in Ihrem Unternehmen ein betriebliches Vor-
schlagswesen?“ Dies ist eine geschlossene Frage, auf die der Bewerber mögli-
cherweise nur ein ja oder nein erhält. Geschickter ist eine offene Frage: „Welche
Rolle spielt in Ihrem Unternehmen das betriebliche Vorschlagswesen?“ Jetzt
bekommen Sie vermutlich weiterführende Informationen.
Die Suggestivfrage
Die Suggestivfrage ist eine Frage mit eingebauter Antwort. Sie soll den Ge-
sprächspartner dazu bringen, einen Sachverhalt bzw. eine geäußerte Meinung
zu bestätigen. Beispiele: „Sie sind doch auch der Meinung, dass ich für Sie der
richtige Kandidat bin?“ Oder: „Ihr Unternehmen hat doch sicher Führungsleit-
sätze?“ Hier zeigt sich zugleich, wie tückisch Suggestivfragen sein können. Man
ist nämlich ganz schön aufgeschmissen, wenn man die „eingebaute“ Bestätigung
nicht erhält. Als Bewerber sollten Sie lieber keine Suggestivfragen stellen, aber
auf der Hut sein, wenn Ihnen der Interviewer mit diesem Fragetyp kommt.
Die Gegenfrage
Sie wird angewendet, um die Initiative zurückzuerlangen. Gegenfragen beziehen
sich auf vom Partner gestellte Fragen, um einen Einwand abzufangen, weitere
Informationen zu bekommen oder Zeit zu gewinnen. Hier die schlimmste Ge-
genfrage im Vorstellungsgespräch: Der Personaler fragt: „Wie viel möchten Sie
denn bei uns verdienen?“ Der Bewerber darauf: „Wie viel zahlen Sie denn übli-
cherweise?“ Aber es gibt auch Gegenfragen, mit denen man sich profilieren
kann. Personaler: „Unsere Mailings sind nicht so erfolgreich, wie sie sein soll-
ten. Haben Sie eine Idee, wie wir die Kundenansprache optimieren könnten?“
Bewerber: „Welche Zielgruppe möchten Sie denn zuallererst erreichen?“
236
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Anfang und das Ende eines Gesprächs bleiben am stärksten haften.
Wer den Auftakt verpatzt, hat keine guten Karten – aber wer zum
Schluss noch einen Fehler macht, schon gar nicht. Den schlechten ersten
Eindruck kann man während des Gesprächs manchmal noch einigerma
ßen wettmachen – der verkorkste Abgang lässt sich leider nicht mehr
korrigieren. Lassen Sie sich deshalb von Herrn Berger, Herrn Wagner und
Frau Benz vorführen, was Ihnen in den letzten Minuten alles unterlaufen
kann, und wie Sie Ihren Auftritt elegant beenden können.
237
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchefin: Ich denke, damit haben wir für heute die wichtigsten Fragen
geklärt. Vielen Dank für das Gespräch. Wir werden natürlich noch mit anderen
Bewerbern reden und uns danach mit Ihnen in Verbindung setzen. In zehn
Tagen etwa.
n Berger: Ich bin leider etwas unter Zeitdruck. Ich habe mich noch woanders
beworben, kann sein, dass eine Entscheidung ansteht ...
Vertriebsleiter: Die können wir Ihnen nicht abnehmen.
o Berger: Ich wollte ja nur noch mal klarstellen – ich bin mir sicher, das ist ein
toller Job hier, und der liegt mir total.
Personalchefin: Das freut uns. Wir können nur Ihretwegen nicht unsere Ter-
minplanung umstellen. Und die anderen Bewerber können das auch nicht.
p Berger: Gut, dann werde ich versuchen, das andere Unternehmen noch
hinzuhalten.
Personalchefin: Tun Sie das. Nochmals vielen Dank für Ihren Besuch. Gute
Heimfahrt – und wie gesagt – wir melden uns. Auf Wiedersehen, Herr Berger.
q Berger: Ja, ich freue mich. (unentschlossen) Sie können mir auch eine Mail
schicken oder auf die Box sprechen. Und bitte gehen Sie unbedingt diskret mit
der Sache um. Mein Arbeitgeber weiß ja noch von nichts. Ja, also dann tschüss.
238
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
239
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
240
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
241
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Personalchef: Wir melden uns baldmöglichst bei Ihnen. Gute Heimreise, Herr
Wagner, und auf Wiedersehen.
n Wagner: Wann darf ich denn mit einer Rückmeldung rechnen?
Personalchef: Wie ich sagte, baldmöglichst. Wir haben ja noch einige Gesprä-
che zu führen. Bitte haben Sie Geduld.
o Wagner: Nein, so war das nicht gemeint. (leutselig) Wie ich vorhin schon sagte,
meine Frau verdient in ihrem neuen Job sehr gut. Wir sind also im Moment auf
meinen Verdienst nicht so sehr angewiesen.
p Schön wär’s trotzdem, wenn Ihre Entscheidung bald fallen würde. Aber es ist
auch nicht so wild.
Personalchef: Um so besser für Sie und für uns.
q Wagner: Ja, das wäre es dann. Ich möchte Ihnen noch einmal sagen, dass ich
gerne für Ihr renommiertes Unternehmen arbeiten würde. Und vielen Dank für
die fundierten Informationen. Auf Wiedersehen, Herr Steinberg.
Personalchef: Steinmann – Steinmann ist der Name. Auf Wiedersehen, Herr
Wagner.
242
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
243
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
244
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
245
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
n Benz: Vielen Dank für die geopferte Zeit – das waren für mich erst einmal die
wichtigsten Fragen. Die wichtigsten Punkte kenne ich jetzt. Den Job finde ich
jedenfalls spannend und er passt auch gut zu meinem Werdegang.
Personalchef: Das freut mich. Wir können hier also erst einmal einen Punkt
machen, oder?
o Benz: Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, ja.
Personalchef: Doch, eine hätte ich: Haben Sie sich noch bei anderen Unter-
nehmen beworben?
p Benz: Nein. Bisher nicht. Ich möchte mich zwar beruflich weiterentwickeln,
stehe aber nicht unter Zeitdruck. Ich suche gezielt, und mein jetziger Job fordert
mich voll und ganz. Da bleibt nicht viel Zeit.
Personalchef: Okay! Dann möchte ich mich für Ihren Besuch und vor allem für
Ihr Interesse bedanken. Wir werden Sie so bald wie möglich über unsere Ent-
scheidung informieren. Gute Heimfahrt.
q Benz: Das war ein sehr angenehmes Gespräch, vielen Dank. Und was die
Rückreise betrifft, da könnte ich etwas Glück gebrauchen. Auf der Herfahrt bin
ich ganz schön ins Schwitzen gekommen, als mir der Anschlusszug vor der Nase
weg gefahren ist. Zum Glück hatte ich noch Luft.
Personalchef: Das Leben ist für Überraschungen gut – aber Sie können offen-
bar locker damit umgehen. Also, gute Fahrt und auf Wiedersehen, Frau Benz.
Sie finden, Frau Benz übertreibt ein bisschen? Dann hören Sie
Track 36 auf der CD, wie der Abgang wirkt.
246
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
247
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
248
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
„nein“ – sie könnten sich sonst dem Verdacht aussetzen, beruflich in Not zu
sein.
„Stünden Sie uns im Zweifelsfall auch für eine andere Aufgabe zur Verfü-
gung?“
Die Frage kann völlig harmlos, aber auch listig sein. Das Frageziel könnte
auch darin bestehen, zu klären, ob der Bewerber bei der Jobsuche beliebig
vorgeht und eigentlich nur einen Arbeitsplatz haben möchte. Eine Muster-
antwort könnte lauten: „Ich habe mich hier ja um eine klar definierte Auf-
gabe beworben – und diese Aufgabe finde ich spannend. Andererseits soll
man bekanntlich nie nie sagen. Ich habe immer Wert darauf gelegt, flexibel
zu sein – dazu gehört auch, dass man über alles reden kann.“
249
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Es gibt Jobaspiranten, die sich geradezu masochistisch immer wieder für Aufga-
ben bewerben, für die sie schlicht keine Voraussetzungen mitbringen. Beson-
ders häufig ist diese fast schon wieder bewundernswerte Spezies im Journalis-
mus und in der Werbebranche anzutreffen. Wer ständig Absagen kassiert, ohne
überhaupt zu einem Interview eingeladen zu werden, hat zweifellos ein Er-
kenntnisproblem. Es fehlt die Einsicht, dass bestimmte Aufgaben zum Leis-
tungsprofil nicht passen.
Wer dagegen häufiger zum Interview gebeten wird und dann den ersten Platz
verfehlt, hat möglicherweise ein Umsetzungsproblem. Hier gilt es zu klären, was
ist vor Ort schief gegangen? Rufen Sie an und bestehen Sie auch auf Auskünften,
die im Zweifelsfall wenig schmeichelhaft sind. Gerade die schlechten Nachrich-
250
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
ten können für weitere Anläufe sehr hilfreich sein. Manchmal erfährt man auch
Dinge, auf die man selbst nie gekommen wäre. In einem großen deutschen
Unternehmen werden beispielsweise Minuspunkte vergeben, wenn ein Bewer-
ber bei der Frage nach den Stärken und Schwächen mit seinen Schwächen be-
ginnt.
Manche Menschen resignieren, wenn sie erfolglos sind, andere verdoppeln ihre
Anstrengungen. Und dann gibt es noch jene, die ihre Strategie überprüfen.
Über kurz oder lang werden sie vom Erfolg belohnt.
251
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Das englische Wort „hinge“ bedeutet „Angelpunkt“ oder „Scharnier“ und wur-
de von dem amerikanische Journalist Erik Durschmied geprägt, um auf ein
alltägliches und überaus lästiges Phänomen hinzuweisen. Es besteht darin, dass
die großartigsten Strategien oft an „Kleinigkeiten“ scheitern. Präsentationen
enden kläglich, weil der Beamer oder Projektor ausfällt, und ein Bewerber
bringt sich um seinen Traumjob, weil er keinen Parkplatz findet.
Wer Milch im Kaffee liebt, bekommt oft Kaffeesahnedöschen gereicht. Leider
verspritzen diese Behälter nicht immer ihren Inhalt in die Tasse, sondern über-
all hin – manchmal auch auf die Bluse oder Krawatte ausgerechnet derjenigen,
bei denen man einen guten Eindruck machen möchte. Das ist der „Hinge-
Faktor“, hier besser „Argh-Faktor“ genannt. Der in Sachen „Hinge“ besonders
aufmerksame Thorsten Schmidt hat unter www.argh-faktor.de eine Website
eingerichtet, auf der man ganz tief in die Niederungen des banalen Alltags he-
rabsteigen kann.
Auch Gurkengläser haben ihre Tücken und sind „hinge-anfällig“. Mal bekommt
man sie auf, indem man mit einem Messer an der richtigen Stelle unter den
Deckel fährt – mal muss man das Glas umdrehen und auf eine feste Unterlage
hauen. Der Topf findet nicht immer den passenden Deckel.
Wir sind also wieder beim Thema. Für jeden Menschen guten Willens gibt es
eine passende Aufgabe. Aber die Unzulänglichkeiten des täglichen Lebens wir-
ken auch in die subtilsten Methoden der Personalauswahl hinein. Wie schneidet
ein Bewerber ab, dessen Gesprächspartner morgens schlecht gefrühstückt hat?
Wie ist jemand im Vorstellungsgespräch drauf, der die vorhergehende Nacht
vor Aufregung kaum schlafen konnte? Die Umstände sind leider nicht immer
so, wie sie sein sollten, und nicht alles verläuft nach Plan.
252
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fallstricke im Vorstellungsgespräch
253
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fallstricke
254
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Bewerber Heller schlägt sich hier sehr gut. Er hat einen klaren Standpunkt
zum Thema Loyalität und lässt sich nicht in die „Falle“ locken.
n Als Assistent habe ich ja nur Entscheidungsprozesse vorzubereiten, …
Dies ist eine klare Definition der Inhalte und Grenzen der Assistentenaufgabe.
Besonders gut ist der selbstkritische Hinweis auf die mögliche eigene Verant-
wortung für Fehlentscheidungen.
o Dann habe ich die Entscheidung zu akzeptieren. …
Hier kann und darf es keine zwei Meinungen geben. Loyalität ist ein hohes Gut
und darf nicht zur Disposition gestellt werden. Wer – aus welchen Gründen
auch immer – eine Entscheidung nicht mittragen kann, muss die Konsequenzen
ziehen und sich im Zweifelsfall eine andere Aufgabe suchen.
p Zivilcourage ist unverzichtbar. … Aber ich habe einen Arbeitsvertrag unter-
schrieben.
Auch dies ist eine sehr gute Antwort. Der Bewerber lässt sich mit dem Hinweis
des Beraters auf Zivilcourage nicht in die Falle locken. Zivilcourage ist gefragt,
wenn man eine Entscheidung aus ethischen Gründen nicht akzeptieren kann.
Der Interviewpartner spricht hier aber von einer Entscheidung, die man aus
sachlichen Gründen ablehnt.
q Über diese Brücke gehe ich lieber nicht. …
Das ist eine klare und richtige Positionierung. Und es gibt sowieso schon genug
„Quertreiber“ in den Betrieben, die bei Tisch alles abnicken und dann auf den
Fluren den heimlichen Aufstand proben.
255
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fallstricke
256
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
257
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fallstricke
258
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Wer über eine längere Zeit selbstständig war, muss sich die Frage gefallen las-
sen, ob er für eine Festanstellung noch geeignet sei. Frau Bornemann hat sehr
flexibel und überzeugend reagiert.
n … ich glaube, dass ein freier Mitarbeiter oft abhängiger ist als ein fest ange-
stellter Mitarbeiter. …
Solch eine Antwort kommt immer gut an, weil sich der Interviewpartner ja
meist auch in einer Festanstellung befindet. Viele Angestellte neiden den „Frei-
en“ ja ihren Status und da kommt es natürlich gut an, wenn der „Freie“ seiner-
seits seine vermeintlich komfortable Lage relativiert.
o … dass man als Freie im Grunde eine Mitarbeiterin auf Abruf ist … Das ist
natürlich nicht erfreulich, wenn man langfristig denkt und handelt.
Auch das ist eine gute Antwort. Das Elend besteht ja gerade darin, dass manche
Politiker und Manager nur kurzfristig denken, also keinen langen Atem haben.
p Erst muss ich noch die vereinbarten Jobs erfolgreich abwickeln …
Es ehrt die Bewerberin, dass sie ihre Verpflichtungen sauber zu erfüllen ge-
denkt. Es macht auf einen neuen Arbeitgeber keinen guten Eindruck, wenn
man den „Verflossenen“ einfach fallen lässt.
259
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fallstricke
260
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
ben. Wer dies nicht kann oder will, muss dies laut und deutlich sagen und
eventuell für sich die Konsequenzen ziehen.
„Was würden Sie tun, wenn ein Mitarbeiter nicht die Leistungen bringt,
die von ihm erwartet werden können?“ Erkennen Sie das Frageziel
Die zentrale Frage jeder Führungskraft lautet: Wie bekomme ich die ganze
Arbeitskraft meiner Mitarbeiter? Man muss also eine Vorstellung davon ha-
ben, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen Leistungsbereit-
schaft und Engagement entstehen und man muss über die Fähigkeiten und
Fertigkeiten verfügen, diese Bedingungen dann auch zu schaffen. Das alles
sollten Sie in Ihrer Antwort zeigen.
Eine Musterantwort: Wenn die Defizite oder Unterlassungen klar auf der
Hand liegen, würde ich den Mitarbeiter damit unverblümt konfrontieren.
Ich würde mit ihm die Ursachen für den Leistungsabfall ergründen und
nach gemeinsamen Lösungen suchen. Am Ende des Gespräches müsste ein
Verbleib stehen. Ich würde dem Mitarbeiter im Rahmen der betrieblichen
Möglichkeiten auch noch meine Unterstützung anbieten, würde aber je
nach Schwere des Falles mit ihm auch über denkbare Konsequenzen spre-
chen.
Denken Sie im Vorfeld über Ihre Aufgaben als Führungskraft nach: Die
Führungskraft hat das Recht, klare Forderungen zu stellen, Vereinbarun-
gen zu treffen und diese zu kontrollieren, auf Einhaltung von Vereinba-
rungen und Arbeitsverträgen zu bestehen sowie Leistung auf der Grundla-
ge definierter Ziele zu verlangen, bei Nichteinhaltung von Absprachen of-
fen zu konfrontieren und zu kritisieren und Konsequenzen in die Wege zu
leiten. Eine Führungskraft hat die Aufgabe, nachzuforschen, wieso die ver-
einbarte Leistung nicht erbracht wurde (und sich dabei selbst als mögli-
cherweise leistungsbehindernder Faktor in Rechnung zu stellen).
261
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fallstricke
Sie sollten die Erfahrungen herausstellen, die Sie während der Selbststän-
digkeit gesammelt haben und in der neuen Aufgabe verwerten können,
Problembewusstsein bezüglich des Wechsels in eine Festanstellung zeigen
(Hierarchie, Vorgesetzter, Weisungsbefugnis etc.), Teamfähigkeit signali-
sieren und belegen sowie klar darlegen, dass Sie das Ende der Selbständig-
keit nicht als persönliches Scheitern empfinden.
Eine Musterantwort: „Ich habe meinen Druckbetrieb – überwiegend Visi-
tenkarten, Briefpapier und Copy-Shop – ja als Ein-Mann-Betrieb gefah-
ren. Bei allem Engagement – fünf Tage die Woche über zehn Stunden wa-
ren normal – ich war einfach nicht mehr wettbewerbsfähig. Sechs Jahre
habe ich das durchgehalten und natürlich war ich die ganze Zeit ein Ein-
zelkämpfer, und da habe ich mich manches Mal nach Kollegen gesehnt,
mit denen man mal das eine oder andere Problem besprechen kann und
mit denen man gemeinsam Ziele verfolgt und erreicht.“
262
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Es gibt überhaupt keinen Grund, mit dem Gefühl in ein Interview zu gehen,
dass einem dort aufgelauert wird. Wer in jedem Blick einen argwöhnischen
oder gar bösen Blick sieht, schwächt sich mental. Im Grunde ist die Lage für alle
Beteiligten gleich: Der eine sucht einen seinen Vorstellungen entsprechenden
Job, der andere muss einen Arbeitsplatz seinen Vorstellungen entsprechend
erfolgreich besetzen. An den Bewerber wird die Frage gerichtet, was er denn zu
bieten habe, aber dieser sollte die Frage auch umdrehen und seinerseits fragen,
was das Unternehmen an Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten habe. Was viele
Bewerber nicht bedenken: Auch Unternehmen kassieren Absagen. Ein neuer
Arbeitsvertrag ist also kein Gnadenerweis. Natürlich gibt es Fragen, die zu-
nächst anders klingen, als sie gemeint sind. Die so genannten Umwegfragen
werden gern genutzt, wenn es im Sinne der Wahrheitsfindung wenig Erfolg
versprechend ist, das Frageziel direkt anzusteuern – wenn also damit zu rechnen
ist, dass der Partner mauert. Hier einige Beispiele:
263
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fallstricke
„Wie regenerieren Sie sich nach einem harten Arbeitstag?“ Mit dieser Frage
will man herausfinden, wie sich ein Bewerber fit hält bzw. wie er Stress oder
Frust abbaut.
„Was machen Sie, wenn sich Ihr Vorgesetzter geschäftsschädigend verhält?“
Damit soll das Thema „Loyalität“ thematisiert werden.
„Glauben Sie, dass Mitarbeiter Kontrolle brauchen?“ Hier geht es um den
Führungsstil des Kandidaten bzw. um sein Menschen- und Mitarbeiterbild.
264
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fettnäpfchen im Interview
Manchen Menschen wird nachgesagt, dass sie ein Talent hätten, kein
Fettnäpfchen auszulassen. Prinz Philipp beispielsweise wird von den Briten
als „König der Fettnäpfchen“ tituliert und er scheint in der Tat alles zu
tun, um sich dieser Auszeichnung würdig zu erweisen. Ein schönes Bei
spiel: Auf einer Party erkundigte er sich bei einem Gast dunkler Hautfarbe:
„Und aus welchem exotischen Teil der Welt kommen Sie, mein Freund?“
Der so Angesprochene erwiderte: „Aus Birmingham, Sir, der zweitgrößten
Stadt Englands.“ Man muss nicht Prinz sein – auch so manchem Bewerber
passiert ein sprachliches Missgeschick, oft ohne dass er dies überhaupt
bemerkt. Aber Sie können sich für eventuell herumstehende Fettnäpfchen
sensibilisieren: Lesen und hören Sie, wo und wie man sich im Vorstel
lungsgespräch unmöglich machen kann.
265
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fettnäpfchen
266
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Pauschalurteile („Das sind doch alles Theoretiker!“ – „Wer einen Bart trägt, will
meist etwas verbergen!“) sind äußerst riskant, weil man unbeabsichtigt seinen
Gesprächspartner beleidigen kann. Der Bewerber verhält sich in dieser Hinsicht
ungeschickt.
n Das BWL-Studium ist ja das typische Studium für Leute, die nicht …
Es ist völlig unnötig und unklug, bei der Begründung der eigenen Entscheidung
für ein bestimmtes Studium andere aufgrund ihrer Studienwahl zu diffamieren.
Wenn der Gesprächspartner Betriebswirtschaftlehre studiert hat, könnte er
diese Aussage als unverschämt bewerten.
o Aber ich finde, dass das Fach theoretisch total überfrachtet …
Die meisten Bewerber erwarten Applaus, wenn sie sich als Theoriefeinde profi-
lieren und den Praktiker herauskehren, der sie meist gar nicht sein können, weil
sie die Praxis noch nicht kennen. Im Übrigen können neue theoretische Ansätze
durchaus nützlich sein. Unsere schöne digitale Welt ist das Ergebnis theoreti-
scher Überlegungen und Denkansätze. Und so ist also davon abzuraten, als
Jobaspirant Theoretiker und Praktiker gegeneinander auszuspielen.
p Klar, ich wollte damit auch nicht sagen, dass Theorie überflüssig ist. … Ich
finde, dass Informatik heute unverzichtbar ist …
Der Bewerber rudert zurück – trotzdem werden seine Aussagen aber nicht bes-
ser: Dass man ohne Informatik-Wissen zum alten Eisen gehört, ist eine gefährli-
che Pauschalaussage, mit der man seinem Interviewpartner mächtig auf die
Füße treten kann. Ab einer bestimmten Ebene muss man nicht in der Lage sein,
Power-Point-Präsentationen oder Excel-Tabellen zu erstellen. Dabei kann es
natürlich nicht schaden, wenn man dazu in der Lage ist.
267
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fettnäpfchen
268
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Bewerber verhält sich sehr stringent. Allerdings könnte er mit seinen Aus-
sagen anecken bzw. seine Chancen mindern.
n Genau das reizt mich ja. Andere motivieren und zu guten Leistungen anspor-
nen, das traue ich mir schon zu.
Klare Aussage! So legitimiert sich Führung.
o Ohne den Rückhalt der Familie kann man heute keinen guten Job …
Diese apodiktische Aussage ist nicht empfehlenswert. Man kann aus diversen
Gründen einen guten Job machen und einer davon kann die Familie sein. Es
gibt aber auch Menschen, die überaus erfolgreich sind, weil sie keine privaten
Verpflichtungen haben. Und falls man zufällig einen bekennenden Junggesellen
oder Witwer vor sich hat, wird diese Äußerung schnell zum Rohrkrepierer.
p Dann würde ich die Wünsche meiner Familie respektieren.
Es geht um eine Güterabwägung, dieses schnöde Wort sei einmal erlaubt. Als
Bewerber ist man gut beraten, sich hier klar zu positionieren. Die Haltung
„Hauptsache ich kriege erst ’mal den Job und alles andere kann später geklärt
werden“, wird im Zweifelsfall durchschaut.
q Was habe ich von einem tollen Job und jeder Menge Geld, wenn ich …
Natürlich geht es im Vorstellungsgespräch „schizophren“ zu: „Was darf ich
sagen?“ – „Wann sage ich es?“– „Wie sage ich es?“ Als Autor möchte man die
Empfehlung geben, sich immer selbst treu zu bleiben. Aber der Stellenwert der
Familie ist natürlich eine Frage der Unternehmenskultur. Es gibt Unternehmen,
die diesen „hoch“ halten, indem sie gemeinsame Freizeitaktivitäten fördern
oder einen „Tag der offenen Tür“ institutionalisieren, und andere, die vom
Privatleben ihrer Mitarbeiter nicht behelligt werden wollen.
269
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fettnäpfchen
270
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Das ist für den Kandidaten nicht gut gelaufen. Politische Fragen sind riskant
und deshalb sollte man sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen – man kennt
ja die Einstellungen der anderen nicht.
n Wir brauchen mehr Flexibilität in Deutschland. …
Das ist eine unverbindliche Antwort, der sicher fast jeder zustimmen kann.
o Wir sind das einzige Land auf der Welt, das sich den Luxus einer paritätischen
Mitbestimmung erlaubt. …
Hier nimmt der Bewerber die Bitte, sich deutlicher zu äußern, ernst und könnte
dadurch in Schwierigkeiten geraten. Was ist, wenn sein Gesprächspartner auf-
grund der deutschen Mitbestimmungsregelung einige Aufsichtsratsmandate
„abgestaubt“ hat? Und wie käme diese Äußerung bei seinem zukünftigen Vor-
gesetzten an, falls dieser seinen lukrativen Job der paritätischen Mitbestimmung
verdankt? Die Unterstellung, man habe sein Amt möglicherweise einer Kungelei
zu verdanken, lässt wenig Freude mit dem Kandidaten aufkommen.
p Nein, nein, das natürlich nicht. Aber einer muss den Hut aufhaben …
Hier haut der Bewerber nochmals mächtig in dieselbe Kerbe. Vielleicht hat er in
der Sache sogar Recht, aber der Weg zum Job wird dadurch gewiss beschwerli-
cher.
q Quotenregelungen haben bisher immer dazu geführt, dass …
Die kiebige Rückfrage der Personalberaterin („Wenn ich Sie richtig verstanden
habe, sprechen Sie jetzt von der Frauenquote?“) lässt keinen Zweifel daran, dass
der Kandidat mächtig ins Fettnäpfchen getreten ist.
271
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fettnäpfchen
272
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Hier hat Frau Bornemann einige Schwächen – vor allem einen Mangel an Ein-
fühlungsvermögen – gezeigt.
n Ach, wissen Sie, da habe ich keine Probleme. …
Die Kandidatin weicht der Frage aus. Offenbar will sie sich zu ihrem Privatleben
– und dazu zählt sie wohl auch Freizeitaktivitäten – nicht äußern. Das ist ihr
gutes Recht, kann aber befremdlich auf Mitarbeiter wirken, die gern darüber
plaudern, was sie am Wochenende gemacht haben
o Nach meiner Erfahrung ist für viele die Familie eher ein Stressfaktor. …
Es gibt Arbeitgeber, die sehr viel Wert auf Familie und Partnerschaft legen, weil
sie darin einen emotional stabilisierenden Faktor sehen. Mit dieser Antwort
kann die Bewerberin also Ihre Chancen mindern.
p Ich bin dafür, das Privatleben vom Berufsleben zu trennen. …
Das war der Tritt in den Fettnapf. Die Frau des Personalberaters holt ihr Kind
drei Mal in der Woche zu einem bestimmten Zeitpunkt von der Kinderbetreu-
ungsstätte ab – das läuft in ihrer Firma prima, denn alle haben dafür Verständ-
nis.
q Deshalb halte ich auch wenig vom Duzen im Betrieb. …
Mit dem Thema „Duzen“ ist sie offenbar dem Personalberater auf die Füße
getreten. Was ist, wenn man es mit dem Du in dem fraglichen Unternehmen
recht locker nimmt? Dann hätte sie schlechte Karten, denn die Schlüsselfrage im
Vorstellungsgespräch lautet ja, neben der Frage nach der persönlichen und
fachlichen Eignung, ob jemand zur Unternehmenskultur „passt“.
273
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fettnäpfchen
274
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
275
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Fettnäpfchen
Nicht nur als Bewerber muss man daran denken, dass man meist nicht nur eine
Sache kommunizieren kann. Wer eine bestimmte Auffassung vertritt, bekennt
Farbe und zeigt Profil, oft wird damit aber gleichzeitig eine andere Auffassung
diffamiert.
276
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Stichwortverzeichnis
Amerikanismen 58, 74 Hinge-Faktor 252
Anforderungsprofil 115
Initiativbewerbung 19
Arbeitszeugnisse 139
Job-Killer-Fragen 235
Aufhänger 45
Kommunikationskompetenz 61, 75
Begrüßung 47
Kündigung 151
Brutto-Jahresgehalt 222
Lebenslauf, Lücken im 143
Dresscodes 46
Leistung, eines Mitarbeiters 261
Eindruck, erster 35 Loyalität 255, 260
Einkommen 211 Lüge 157
E-Mail 17
Managementtheorien 207
Engagement 132
Marktchancen 183
Fachbegriffe verwenden 50 Meetings 76
Familie 268 Mimik 43
Fehlentscheidungen 179 Misserfolge 138
Fehlurteile 141 Mobbing 144, 152
Fettnäpfchen 265 Motivation 208
Flexibilität 8 Motive 119
Fragen stellen 229 Musterantworten, Schwächen 115
Fragetypen 236
Namen 42
Frageziel, Motive 128
Frageziel, Stärken 98 Personalberater 7
Freiberuflichkeit 261 Personalexperten, Kompetenz 190
Führungskraft, Aufgaben 261 Personenwahrnehmung 141
Führungsqualitäten 201 Politik 270, 274
Fünf-Punkte-Formel 85 Privatleben 268
proaktiv 153
Gehalt, Informationsquellen 226
Probezeit 144
Gehaltsabstriche 226
Gehaltsanteile, leistungsabhängige Recherche 23
222 Rhetorik 72
Gehaltsrahmen 223
Schlüsselqualifikationen 224
Gehaltswünsche 225
Schwächen 103
Gesprächseröffnung 48
Selbstdarstellung 83
Gleichbehandlungsgesetz 18
Selbstkritik 116
Händedruck 43 Sitzordnung 47
277
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Stichwortverzeichnis
278
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Die CD
279
Dieses Dokument ist lizenziert für Technische Informationsbibliothek (TIB H, uk26146A.
Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag. Download vom 08.09.2022 12:16 von www.wiso-net.de.
Der Autor
280