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Wie vergessen?

 
Koptische Poesie von Papst Schenouda III 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gewidmet 
dem Andenken 
von Kardinal Dr. Franz König 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
©​ 2004 Koptisch-orthodoxe Kirche, Diözese Österreich 
Hl. Jungfrau von Zeitoun, Wien 
Illustrationen von El Bardanohi 
 

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Wie vergessen?  
Koptische Poesie von Papst Schenouda III 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gestaltung und Übertragung ins Deutsche 
Helga Diel 
El Bardanohi 
 
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Herzlichen Dank an 
Ibtisam Suleyman und 
Birgit Schoblocher 

 
 
 

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Die Wiedererweckung der Kirche
 
Er  hätte  sich  auch  wie  die  meisten  seiner  115 
Vorgänger  verhalten  können  und  jeden  Tag 
schweigend  zusehen  können,  wie  seine  Kirche  und 
sein  Volk  einen  langsamen  Tod  sterben,  um  selbst 
schließlich in der eigenen Traurigkeit zu enden.  
 
Er  wusste  seit  seiner  Jugend,  dass  viele  bereits  mit 
dem  Ende  der  koptischen  Kirche  rechneten.  Es  galt 
als  unwahrscheinlich, dass sie ihren 2000. Geburtstag 
überleben werde.  
 
Die  Kirchen  waren  heruntergekommen.  Die  noch 
verbliebenen  Klöster  waren  so gut wie leer. Viele der 
Mönche  wollten  nur  noch  abgeschieden  in  Frieden 
leben  und  sterben,  weit  weg  von  den  Problemen der 
Welt.  Das  koptische  Volk  lebte  in  Schmerzen, 
Hunger und Unsicherheit.  
 

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Seit  seiner  Kindheit  glaubte  er daran, dass sie ​– seine 
Kirche  –  nicht  sterben  würde.  Sie  würde  nie  sterben. 
Sie  würde  den  Tag  erleben,  an  dem  der  Herr  wieder 
käme  und  zu  ihr  ginge.  Sie  ist  sein  Zuhause.  In 
diesem  Haus  wird  eines  Tages  das  große  Fest 
gefeiert. 
 
Das  Haus des Herren aber, die koptische Kirche, und 
sein  Volk  waren  damals  nicht  bereit,  ihn  zu 
empfangen.  Er  sah,  dass  es  seine  Aufgabe  war,  das 
Volk  des  Herren  vorzubereiten  und  sein  Haus  zu 
erneuern.  
 
Arbeit  gab  es  viel.  Arbeiter  waren  es  wenige.  Er 
brauchte  Helfer,  die  frei  waren.  Die  nichts  zu 
verlieren hatten.  
 
Er  hatte  nichts  außer  seinen  Worten  und  seinen 
Gedichten.  Viele  dachten,  ein  Glaube,  dessen  Licht 
am  Auslöschen  sei,  dessen  Volk  langsam 

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verschwinde  und  dessen  Oberhaupt  nur  Gedichte 
schreibe,  sei  am  Ende.  Welche  Kraft  sollte  von 
diesem  Glauben  noch  ausgehen?  Sollten  etwa  Poesie 
und Worte Veränderung herbeiführen?  
 
Die  Menschen  aber  hörten  die  Worte  seiner  Poesie. 
Sie  lernten  durch  sie  das  Evangelium,  das  ihnen 
sagte:  um  leben  zu  können,  müssten  sie  sterben. 
Viele  verließen  die Welt mit ihrem Glanz und gingen 
in  die  Klöster.  Sonne,  Sand,  Schweigen  und  Gebet 
rüsteten ihre Seelen.  
Die  Jahre  und  die  Tage  vergingen,  und  die  Welt 
wurde  immer  kleiner.  Je  kleiner  sie  wurde,  desto 
größer  wurde  die  Freiheit  derer,  die  seine  Worte 
hörten.  
 
Der  Poet  bat  einige  von  ihnen,  wieder  in die Welt zu 
gehen,  um  das  Volk  des  Herren  auf  das  große  Fest 
vorzubereiten. 
 

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Sie lebt  
 
Er  weihte  103  Bischöfe  und  Erzbischöِfe  sowie  einen 
Patriarchen  für  Eritrea.  In  seiner  Zeit  als  Papst  stieg 
die  Anzahl  der  Patriarchate  innerhalb  Ägyptens  von 
23 auf 50 und außerhalb Ägyptens von drei auf 20. 
 
Mehrere  Klöster  wurden  wiederbelebt,  so  dass  es 
heute  21  Klöster  mit  insgesamt  1200  Mönchen  und 
sieben Klöster mit rund 600 Nonnen gibt. 
 
In  Ägypten  sowie  in  vielen  Ländern  in  Europa, 
Afrika,  Nordamerika  und  Australien  sind  die 
Kirchen  voll.  Allein die Zahl der Sonntagschulkinder 
beläuft sich auf mehr als eine Million. 
 
Das Jahr 2000 ist vorbei. Die koptische Kirche ist 
immer noch da. Sie ist nicht tot. 
 
Der Poet Papst Schenouda III 
von  
Gabriel 
Generalbischof der koptischen Kirchen 
in Österreich und Zürich 
 
Er  wurde  am  23.  August  1923  in einem kleinen Dorf, 
in  der  Provinz  „Assiut“  in  Oberägypten geboren. Sie 
gaben  ihm  den  Namen  „Nazier  Gaid“.  Seine  Mutter 
starb  an  Kindbettfieber.  Wenige  Jahre  später  starb 
auch  sein  Vater.  Sein  älterer  Bruder  kümmerte  sich 
um ihn.  
 
Er  bekam  zur  Geburt  keine  Urkunde. Der Tod seiner 
Mutter erschütterte die Familie und man vergaß ihn.  
 
Nazier  fing  mit  seinen  poetischen  Versuchen  im 
Alter  von  14  Jahren  an.  Er  vertiefte  und  verfeinerte 
diese  Begabung  durch  das  Studieren  der  Prinzipien 
und Elemente der arabischen Poesie.  
 

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Er  besuchte  Schulen  in  verschiedenen  Städten 
Ägyptens.  Schließlich  ging  er  nach  Kairo  und 
studierte  Geschichte,  Archäologie  und 
koptisch-orthodoxe  Theologie.  Er  wurde 
Klassenbester. 
Neben  seinem  Studium  lehrte  er  „Exegese  und 
Dogmatik“.  Er  arbeitete  auch  als  Arabisch-  und 
Englisch- Lehrer.  
 
Der  Erzdiakon  Habib  Gerges,  einer  seiner  Lehrer 
während  der  Studienzeit,  beeindruckte  ihn  durch 
seinen  tiefen  Glauben  und  sein  fundiertes  Wissen. 
Ihm  widmete  Nazier  ein  Abschiedsgedicht  nach 
seinem  Tod,  in  dem  er  seine  Liebe,  Weisheit  und 
Sanftmut hervorhob. 
 
1947  veröffentlichte  er  seinen  ersten  Artikel  in  der 
Zeitschrift  „Elhak“  („Die  Wahrheit“).  Zwei  Jahre 
später  übernahm  er  die  Redaktion  der  Zeitschrift 
„Madares  Elahad“  („Sonntagsschulen“).  Er  blieb 

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Redakteur  der  Zeitschrift  bis  zu  seinem  Eintritt  ins 
Kloster im Juli, 1954. 
 
Seine  literarischen  Fähigkeiten  erkennt  man  auch  an 
den  vielen  Büchern  (ca.  120),  die  er  verfasst  hat. 
Seine  Schriftstücke  umfassen  Studien  und Gedanken 
zur  Spiritualität,  zur  Theologie,  zum  Glauben,  zur 
Seelsorge und zur Familie.  
 
Einer  seiner  spirituellen  Väter  war  Pater  Mina 
Elbaramousy,  der  Einsiedler,  der  später  Papst 
Kyrillos  VI.  wurde.  Er  war  einer  der  Initiatoren  der 
Mönchsbewegung,  die  zur  Wiedererweckung  der 
koptischen Kirche führte.  
 
Nazier  Gaid  ging  1954  in  die  Wüste,  in  das  Kloster 
der  Jungfrau  (Elsyrian)  und  verließ  das  weltliche 
Leben. 
 

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Im  Juli  1954  wurde  er  auf  den  Namen,  Antonios 
Elsyriani  als  Mönch  geweiht.  Er  bekam  die 
Verantwortung  der  Bibliothek  des  Klosters,  welche 
man  für  die  wichtigste  Klosterbibliothek  in  unserer 
Zeit hält.  
 
Im  Februar  1956  ging  er  als  Einsiedler  in  die  Wüste. 
Auch  in  dieser  Zeit  schrieb  er  weiter.  Drei  Jahre 
später kehrte er ins Kloster zurück.  
 
Im  September  1962  wurde  er  zum  Bischof  „Anba 
Schenouda“  geweiht.  Sein  Zuständigkeitsbereich: 
„religiöse  Unterweisung  und  christliche  Erziehung“. 
Er  wurde  auch  Dekan  der  Theologischen  Fakultät 
und  übernahm  die  Führung  aller  koptisch-religiösen 
Instituten in Kairo. 
 
Im  Januar  1965  veröffentlichte  er  die  erste  Auflage 
der  Zeitschrift  „Elkerasa“  („Die  Mission“).  Er  nahm 
für  sie  den  Leitspruch:  „Geht  hinaus  in  die  ganze 

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Welt,  und  verkündet  das  Evangelium  allen 
Geschöpfen.“  (Markus  16:15).  Sie  wurde  verboten. 
Im  Jahre  1966  wurde  er  Mitglied  des 
Journalistenbundes.  Bis  heute  besteht  die 
Mitgliedschaft.  
 
Er  führte  spirituelle  Versammlungen  für  Predigten 
und  Belehrungen  im  St.-Rwis-Kloster  in  Kairo  ein. 
An  diesen  Versammlungen  nehmen  bis  heute 
Tausende  von  Menschen  (ca.  7000)  jede  Woche  teil, 
und  so  wurden  sie  die  berühmtesten  christlichen 
Versammlungen  im  Nahen  Osten.  Jede  Woche  sind 
über  2  Stunden  gefüllt  mit einer Predigt, dem Singen 
von Chorälen dem Beantworten von Fragen. 
 
Im  Jahre  1971  wurde  er  zu  Papst  Schenouda  III. 
gekrönt. 
 
Im  Jahr  1981  wurde  er  von  Präsident  El  Sadat  im 
Kloster  St.  Bischoy  im  Natroun-Tal  unter  Hausarrest 

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gestellt.  Gleichzeitig  wurde  ihm 
Amtsausübungsverbot  erteilt.  Zur  gleichen  Zeit 
wurden 8 Bischöfe und 24 Priester und viele Christen 
festgenommen.  
Im  Jahr  2000  erhielt  er  den  Madensite-Preis  der 
UNESCO  für  Toleranz.  Auch  der  Preis  als  bester 
Prediger  und  Gelehrter  der  christlichen  Religion  im 
Jahr  1978  wurde  ihm  von  dem  amerikanischen 
Browning  Institut  verliehen.  Im  Oktober 2003 bekam 
er den Menschenrechts-Preis von Libyen.  
 
Er  wurde  von  vielen  Universitäten  eingeladen,  um 
Vorlesungen  über  die  Geschichte,  die  Spiritualität 
und  die  Kultur  der  Koptischen  Kirche  zu  halten  wie 
in  New  Jersey  und  Chicago,  USA;  Oxford, 
Birmingham  und  London,  Großbritannien;  Sydney 
und  Melbourne,  Australien;  Bonn,  Deutschland; 
Leiden, Niederlande und Cape Town, Südafrika.  
 
 

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Gedichte und Sprüche von Papst Schenouda III 
   

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Wie kann ich vergessen? 
- 1963 - 
 
Ich werde gestern und heute vergessen 
Es könnte sein, dass ich morgen vergesse 
Ich werde die Zeit in meinem Leben vergessen,  
die umsonst war 
 
Nicht vergessen werde ich aber, 
als das zitternde Herz fragte 
Wie vergessen? 
 
Wie kann ich die Zeit der Unvernunft, 
die Schuld meiner Jugend vergessen? 
Als das Herz schwach, 
sich versuchte aufzurichten 
jedes Mal wieder einfiel? 
 
 
 

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Betrunken 
durch den Rausch der Sünde 
Das Glas geleert, 
schon das Nächste von Satan gefüllt 
 
Oft  
hat mich der Herr am Tag gerufen 
Ich hab mein Gesicht von ihm gewendet 
 
Er zeigte mir sein zartes Herz 
Mir, 
der von ihm flüchtet 
 
Er sagte mir, 
sei die Brust für mein Herz 
aber ich war es nicht 
 
Er sagte, 
kommst du mein Freund, 
zu meinem Fest? 

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Ich entschuldigte mich 
Er wiederholte seinen Ruf,  
freundlich und sanft 
Es war mir lästig 
In meinem Herz  
keine Sehnsucht nach einem Fest 
 
Diese Vergangenheit ist wie Hölle,  
wie ein furchtbarer Teufel 
steht gegen mich 
in meinem Wachen  
wie meinem Schlafen 
 
Viele Nächte sind vergangen 
Ich überschwemme mein Bett mit Tränen 
 
Oh Dunkelheit meiner Seele 
Werde ich eines Tages den Sonnenschein sehen? 
 
 

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Der Priester  
hat über meinem Kopf einen Ablass erteilt  
Ich erholte mich 
Er sagte, 
geh,  
mach Frieden mit Gott 
 
Ich habe Frieden mit Gott geschlossen  
Ich sagte mir, 
ich werde gestern vergessen 
Mein Verstand schrie 
Ich wachte auf 
 
Es ist gut, mein Herz, zu vergessen 
Wie aber soll ich vergessen? 
Wie kann ich die Zeit der Unvernunft 
die Schuld meiner Jugend vergessen? 
Wie kann ich den Herren,  
der gekreuzigt wurde 
vergessen,  

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wenn mein Herz ihn gekreuzigt hat? 

 
 
 
Das Leid 
Die  Schmerzen  haben  einen  stärkeren  und  tieferen 
Eindruck auf die Seele als die Gefühle der Freude. Im 
Schmerz  sieht  man  die  Wahrheiten  und  die 
Prinzipien  des  Lebens  und  die wirkliche Größe einer 
Person.  Man  erkennt  dabei,  dass  die  Lüste  des 
Lebens unbedeutend sind. 
 
 

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Die Türen der Hölle 
- 1946 - 
 
Wie hart 
das Unrecht gegen dich? 
Wie oft 
dich der Tod gesucht? 
Wie viel 
auf Hetze, Folter und Pein du gestoßen? 
 
Wie Jesus verwundet, 
mit Nägeln und Dornen? 
 
Gefoltert und durch deine Söhne 
verstoßen und verbannt 
beworfen mit Lügen 
beschuldigt mit Betrug und Unwahrheit 
 
 

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Ein Wunder 
wie gegen Ungläubigkeit und Abgötterei 
du standhaft bleiben konntest 
 
Es ist die Stimme  
die immer stark in deinen Ohren klang 
das Feuer in dir entfacht 
Gott über dich sagte 
Die Türen der Hölle werden dich nie besiegen 
 
*** 
 
Du bist nicht auf Erden 
Du bist im Himmel geboren 
Du bist aus reiner Seele 
nicht aus Staub und Wasser 
Du bist Wahrheit 
Du bist Heilig 
Du bist Licht und Glanz 
 

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Ja 
Du hast einen Anfang aber kein Ende 
Wenn jemand uns nach Dir fragt  
sagen wir  
Du bist Alpha und Omega 
Wer hat dich genährt?  
Hat jemand dich je mit etwas anderem  
als mit der Quelle des Blutes genährt? 
Wer hat dich behütet? 
Hat nicht er 
der selbst Heilung 
dich behütet? 
 
Sei unbesorgt 
ruh dich aus 
der Gekreuzigte ist bei dir 
Die Türen der Hölle werden dich nie besiegen 
 
*** 
 

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Frag den Moaz*  
durch Erfahrung weiß er 
Frage ihn 
wie durch den Glauben sich der Mokatam** bewegte 
 
 
Ein Berg 
der sich wegen dir bewegt 
Wenn du es gewollt hättest 
wäre er zerstört 
 
Du Verdränger  
blättere in der Geschichte  
du wirst verstehen 
 
Sag dem 
der sich den Mächtigen nennt 
Der Gott der Kopten  
ist mächtiger  
 

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Ein Kopte ist sanftmütig 
in Wahrheit ist er mutig 
Vor dem Tod hat er keine Angst 
Er hat mit seinem Glauben 
die Hölle zertreten 
 
Er kümmert sich nicht um den Körper 
die Seele ist wertvoller 
Er opfert sogar seine Seele 
Sagt ohne zu zweifeln 
Die Türen der Hölle werden Dich nie besiegen 

*Ein Kalif im Ägypten des 10. Jahrhunderts 


** ein Berg in Kairo 

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Die Gerechtigkeit 
Wer  sich  mutig  an  die  Gerechtigkeit  hält,  verbindet 
sich  mit  Gott.  Wer  sich  von  der  Gerechtigkeit  fern 
hält, bleibt auch von Gott fern. 
 

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Dieses Gewand 
- 1946 -  
 
Es  kann  sein,  dass  diese  Gedanken  im  Kopf  Josephs  waren,  als  seine 
Herrin  ihn  am  Gewand  ergriff.  Vielleicht  lagen  sie  ihm  sogar  auf  der 
Zungenspitze. 

 
Hier ist das Gewand 
nimm es 
Mein Herz ist nicht drin 
Das Gewand gehört mir nicht 
Ich habe es nie behauptet 
Es ist von deinem Geld 
Du kannst es dir wieder nehmen 
Nimm es von mir ab 
wenn du willst 
Lass es  
wenn du es nicht willst 
 
 
 

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Mein Herz  
das habe ich geschworen 
wirst du nicht betreten 
Mein Herz 
gehört mir nicht 
Auch du wirst es nicht besitzen 
Mein Herz 
gehört meinem Gott 
 
Du dachtest 
du könntest es dir einfach nehmen 
Hoffnungslos 
deine Versuche 
sich meinem Herz zu nähern 
Hier ist es 
frag es 
 
*** 
 
 

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Dein Mann ist nicht da 
Er vertraut mir Reichtum und Ehren an 
Er gibt mir Macht 
über sein Haus 
in die Länge und in die Breite 
Ein sicheres Versprechen von mir 
Wie kann ich es brechen? 
 
Sogar wenn ich ein Verräter wäre 
das Versprechen brechen würde 
Wie könnte ich  
gegen meinen Gott 
meinen Herren handeln? 
An diesem Bösen 
Freude haben? 
 
Meinen Verstand 
meinen Glauben vergessen? 
Meine Gottesfurcht verwerfen? 
 

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Geh weg von mir 
Dein Verhalten ist mein Niedergang 
 
Macht es dich stolz? 
Mein Gewand? 
Hier ist es 
Nimm es 
Oh, wenn du wüsstest 
Was ich über Abraam, meinen Großvater, wüsste 
Die Geschichte über den Gehorsam 
den Altar 
den vorbereiteten Sohn 
 
Gehorsam machte die Welt genügsam 
von Generation zu Generation 
Gehorsam habe ich geerbt 
es ist der Titel meines Sieges 
 
Gehorsam gegen Gott 
Nicht gegen das Böse 

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das Böse wird erniedrigt 

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Gehorsam im Geist 
nicht im Körper 
Der Körper ist mein Sklave 
 
Ich werde Gott gehorchen  
Und wenn ich alleine ihm gehorche 
Wie könnte ich? 
gegen meinen Gott handeln? 
dem Bösen folgen? 
 
Hier ist das Gewand  
nimm es 
 
 

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Die Liebe 
Die  Liebe,  die  sich  nicht  hingibt,  ist  unergiebig.  Die 
Liebe  ist  wie  eine  Mutter,  die  viele  Kinder  hat.  Sie 
gebärt  viele  andere  Vorzüglichkeiten  wie  das 
Mitgefühl,  das  Mitleid,  die  Zuneigung,  das  Trösten, 
das  Ermutigen,  die  Fürsorge,  die  Betreuung  und  die 
Vergebung. 
 
 
 
 

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Melodie von Barabas 
- 1949 - 
 
Du hast nicht auf die Schlange gehört 
Meine Mutter machte einen Fehler 
hörte ihr Rufen 
 
Du hast nichts vom Paradies gepflückt 
Meine Mutter 
von den verbotenen Früchten geerntet 
 
Du bist heilig 
rein 
Wer bin ich? 
der Heimatlose im Bösen 
verloren 
 
 

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Du bist hoch im Himmel 
während ich  
Sohn der Erde bin 
durch Staub verbrannt 
Du bist Herr und Gott 
Ich dein schuldiger Sklave 
Wer kann sich Gott widersetzen? 
 
Warum 
bist Du hier gekreuzigt? 
Ich schuldiger 
frei und stolz 
 
Weisheit 
oh mein Gott 
ich verstehe nicht 
 
Zärtlichkeit erstreckte sich bis in Ewigkeit 
Oh mein Gott 
Was ist geschehen? 

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Warum hassen Sie dich?  

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Warum? 
 
Du lebtest  
mein Gnädiger  
unter ihnen 
riss von Ihnen  
ihren Hass 
ihre Gehässigkeit 
 
Du bist 
oh Heiliger  
ein zärtliches Herz 
 
Du fülltest das Universum mit Liebe und Frieden 
Du warst die Glieder für den Gelähmten 
Du warst der Vater unter den Waisen 
Du hast den Toten wieder zum Leben erweckt 
Du hast den Blinden Licht gegeben, 
dem Gebrechlichen Kraft und er stand auf  
 

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Warum ist die ganze Welt  
wider Dich  
in Deiner Zartheit? 
Warum machen sie weiter 
in ihrer Bosheit? 
 
Warum bist Du hier gekreuzigt? 
Ich schuldiger 
frei und stolz 
 
Weisheit  
oh mein Gott 
ich verstehe nicht 
 
Zärtlichkeit erstreckte sich bis in Ewigkeit 
Ich bin derjenige,  
der gekreuzigt werden muss 
Ich bin derjenige,  
der sich unrein gemacht 
sich mit Schmutz beschmiert 

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Oh, ich bin derjenige,  
der seinen Tag 
in der Unwahrheit verloren 
sowie sein Gestern 
Ich bin derjenige,  
der nach dem Tod sucht 
im Rausch sich das eigene Grab schaufelt 
Ich bin ein durstiger,  
der schnell wegrennt und die Schlage bittet 
seinen Becher zu füllen 
 
Oh Du Gekreuzigter,  
der alles in der Welt gesehen hat,  
die deine Heiligkeit verleugnet 
Jedes Mal wenn Deine Augen um sich blicken, 
verstecke ich mein schamvolles ich,  
das sich mit Tränen bedeckt 
Weisheit 
oh mein Gott 
ich verstehe nicht 

52
Zärtlichkeit erstreckte sich in Ewigkeit 
 

 
 
Liebe und Angst 
Ein  Mensch  kann  dir  aus  Angst  folgen,  aber  du 
kannst  ihn  nicht  dazu  zwingen,  dich  zu  lieben.  Bei 
Gott  steht  die  Liebe  vor  der  Gehorsamkeit,  denn  die 
Gehorsamkeit  kann  sehr  wohl  aus  der  Liebe 
stammen. 
 

53
Schließ die Tür 
 
Schließ die Tür 
Hadere in der Dunkelheit der Nacht mit Jesus 
Erfülle sie mit Gebeten, Kampf und Tränen 
 
Du Zweifler,  
der in unendlichen Gedanken verloren 
Du fragst Menschen,  
klagst und schreist 
„Wo ist der Weg?“ 
 
Du Armer,  
hast Du eine Lösung gefunden?  
Du,  
dessen Herz schwach ist 
Haben Dir die Menschen  
Deine Ängste und Traurigkeit genommen? 
 
 

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55
Mein Freund,  
es wird Dir kein Freund in dieser Welt helfen. 
Die Menschen  
haben keine beständigen Meinungen,  
keine Heilung 
Die Lösung einer Gruppe 
steht immer im Gegensatz 
zur Lösung einer Anderen 
 
Ich aber, 
habe eine Heilung 
Wir alle haben sie schon einmal erfahren 
 
Schließ die Tür 
Hadere in der Dunkelheit der Nacht mit Jesus 
Erfülle sie mit Gebeten, Kampf und Tränen 
 
 
 
 

56
Du Weltverbesserer,  
der die Welt mit Flammen erfüllt 
Revoltierend für die Wahrheit und Besserung 
Scharf und wütend, 
wie viele Male warst Du dagegen? 
wurdest verletzt und beleidigt 
Du hast heute das Kreuz getragen 
wirst morgen ein Anderes tragen 
 
Mein Freund,  
wenn die Zeit vergeht 
in Kampf und Krieg 
sich weiterentwickelt  
wie gestern 
hart und erbarmungslos 
Da geh zu Deinem Bett, 
knie nieder  
beuge Deine Seele  
 
 

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58
Sage ihm 
„Alles ist hart und eng -  
Bitte öffne die großen Türen“ 
Sage ihm 
„Oh Herr ich bin gelähmt - 
Ich kann nicht mehr“ 
Zeige ihm alles und sage 
„Schau, das ist mein Los“ 
 
Schließ die Tür 
Hadere in der Dunkelheit der Nacht mit Jesus 
Erfülle sie mit Gebeten, Kampf und Tränen 
 
 
 
 
 
 

59
 
 
 
Das Beten 
Es  ist  in  der  einfachen  Bedeutung  ein  Gespräch  mit 
Gott.  In  der  tieferen  Bedeutung  ist es eine Beziehung 
mit  Gott, eine Liebesbeziehung. Es ist ein Gefühl und 
nicht  nur  ein  Wort,  da  die  Wörter  ohne  Liebe  ihre 
Bedeutung verlieren. 
 
 
 

60
Was kommt danach? 
- 1948 - 
 
Ich werde die Lagerhäuser zerstören  
und wieder aufbauen 
Ich werde mein Silber einsammeln  
und mein Gold an mich nehmen 
Ich werde für mich selbst große Paradiese pflanzen 
mit Früchten, Vögel und Blumen 
Ich werde Rosen von jedem Zweig pflücken 
Ich werde in den Liedern der Vögel schwelgen 
Ich werde glücklich sein über das Leben  
und ihre Leidenschaften  
Ich werde baden im Guten und Reichhaltigen 
Ich werde einen großen Geldtempel bauen 
Ich werde dem Reichtum mein Opfer  
und meine Dankbarkeit darlegen 
 
 
 

61
Oh du armes Ich 
Was nach alle dem? 
 
Ich werde dem Tod begegnen  
wie lange auch immer ich lebe 
Diesen Reichtum 
oh mein Elend 
für jemanden anderen lassen 
Ich werde vernichtet sein  
wie der dürftige Arme 
Ich werde wie er  
in der Tiefe des Grabes liegen 
Der Hauch des Grabes  
wird um mich sein 
es wird keinen Unterschied  
zwischen dem Reichen und dem Armen geben 
 
*** 
 

62
Ich werde in hohen Schlössern leben 
Ich werde so leben  
wie ich es mir wünsche 
Ich werde einen Aufstieg machen so hoch ich will 
Der Glanz des Himmels  
wird in meiner Sonne aufgehen 
Wenn ich laufe, wird sich die ganze Welt 
unterwürfig vor mir verneigen 
Sie wird den Tag meines Festes feiern 
Jede Kehle wird meinen Namen rufen 
Tag und Nacht werde ich in diesem Glanz strahlen 
Ich werde die Weite der Welt mit Stolz erfüllen 
Ich werde jedes Gotteslob 
jede Heiligkeit meiden 
 
 

63
Oh du armes Ich 
Was nach alle dem? 
 
Mein Tag wird verloren gehen  
wie gestern 
Ich werde vernichtet sein  
wie ein erbärmliches Nichts 
Ich werde wie er  
in der Tiefe des Grabes liegen 
Der Hauch des Grabes wird um mich sein 
es wird keinen Unterschied  
zwischen Glanz und Elend geben 
 
*** 
 
 

64
Ich werde mein ganzes Leben 
hart und mühevolle Arbeit leisten 
Ich werde alleine  
auf dem Thron der Wissenschaft sitzen 
Ich werde der Größte in jeder Kunst sein 
Ich werde aus dem Glanz des Wissens  
meinen eigene Herrlichkeit bauen 
Ich werde in jedem Kreis der Eckpfeiler sein 
an dem sich die anderen orientieren 
Ich werde auf die Tage keinen Tau legen 
Die größten Wissenschaftler  
werden hinter mir her laufen 
sie werden gelobt nachdem ich den Lob geerntet 
Die Stadt der Wissenschaft  
wird mein Wert erheben 
Die Stadt der Schreiber 
wird sich vor meiner Kritik fürchten 
Ich werde meine Meinung  
im Vertrauen auf mein Wissen sagen 
Alle Wissenschaftler werden erschüttert sein  

65
wenn ich ihnen etwas erläutere 

66
Oh du armes Ich 
Was nach alle dem? 
 
Ist es wahr, 
dass der Schatz aller Ideen zu helfen vermag? 
Ich werde vernichtet sein 
wie ein unbekanntes Nichts 
Ich werde wie es 
in der Tiefe des Grabes liegen 
Und seines Grabes Hauch  
wird so sicher um mich wie um ihn sein 
 
*** 
 
 

67
Ich werde mein ganzes Leben  
im Vergnügen der Jugend verbringen 
Ich werde mir die beste Gesellschaft  
als Freunde auswählen 
Ich werde alle Jesusquellen verlassen 
Ich werde Luftgespinsten nachrennen 
Ich werde der Lust  
mein Leben lang treu sein 
Ich werde über meine Freunde  
meinem Wohlergehen stolz sein 
Ich werde jeden Tag im Spiel verbringen 
Ich werde Gottes Haus aus meinen Plänen streichen 
Ich werde in der Musik  
der vergnüglichen Lieder schwelgen 
Ich werde glücklich sein über Becher und Getränke 
Ich werde meine Seele  
mit jeder Fahrlässigkeit sättigen 
Ich werde mich jedem Rat 
jeder Beschuldigung entziehen 
 

68
 

69
Oh du armes Ich 
Was nach alle dem? 
 
Ich demütige Armut und Unruhe 
Ich werde vernichtet sein  
wie ein Unschuldiger 
Ich werde  
wie er unter dem Staub liegen 
Und seines Grabes Hauch  
wird so sicher um mich wie um ihn sein 
Dieser Hauch wird ihn verherrlichen  
sich über die Zeit meiner Jugend lustig machen 
 
*** 
 
 

70
Was habe ich gewonnen  
von meiner Wissenschaft,  
von meinem Geld? 
Was habe ich erreicht aus den beiden? 
Oh ich, aus meinen Irrungen 
 
Was habe ich gewonnen aus dem falschen Glanz,  
das wie ein Schloss aus Sand verschwunden ist  
Was ist der Sinn eines Lebens,  
das am Ende vernichtet wird? 
 
Nun bin ich mir sicher, dass Reichtum böse ist 
Wird es meine Vernichtung verhindern? 
Irrtum  
alles  
Nichts Gutes daraus 
Sünde hat nichts Reines in sich 
 
Welche Herrlichkeit steht den Bewohnern  
der Weite der Wüste zu 

71
 
Welche Freude erntet der Vater in den Klausen 
Selig ist der, der der Welt, der Freundschaft und den 
Gedanken fremd ist 
Der sich nicht kümmert 
wenn alles kommt und geht 
Der nicht hört auf das 
was gesagt wurde und gesagt werden wird  
Der wie ein Gast lebt, 
der keine Schlösser baut  
außer ein Haus in der Höhe 
   

72
Der Tod 
Wer  die  Nähe  Gottes  spürt,  fürchtet  sich  nicht  vor 
dem  Tod,  sondern  sieht  ihn  als  goldene  Brücke,  die 
ihm zum besseren Leben hinüberbringt. 

73
Der Wanderer 
- 1954 - 
 
Ich bin allein  
in der Einöde 
Ich habe mit niemandem zu tun  
außer mit mir selbst 
In einem Hügel habe ich einer der Höhlen  
Ich habe meine Höhle versteckt 
Ich werde sie eines Tages verlassen 
Ich werde irgendwo anders wohnen 
Ich weiß nicht wo 
 
Wanderer 
geh durch die Wüste 
von einer Einöde in die Nächste  
 
Ich lebe in keinem Kloster 
Die Wüste und ihre Hügel 
sind mein Kloster 

74
 
Keine Mauern 
Mein Denken würde sich nicht wohl fühlen 
Ich bin ein Vogel, der im Himmel schwebt 
Kein Nest hat mich je interessiert 
 
Ich bin frei in der Welt 
Wenn ich bleibe 
wenn ich gehe 
Ich bin frei wenn ich schlafe 
wenn ich laufe 
und wenn ich renne 
 
Merkwürdig bin ich 
Die Belange der Menschen  
sind anders als die meinen 
 

75
 
 
Wege der Vollkommenheit 
Wer  sich  im  Weg der Vollkommenheit bemüht, kann 
das  Ende  dieses  Wegs nicht erreichen. Denn egal wie 
weit  er  gegangen  ist;  die  Vollkommenheit  hat  keine 
Grenze. 
 
 

76
Fremd 
 
Das  Meiste  dieses  Gedichtes  wurde  1946  geschrieben.  Es  ist 
nicht  vollendet  und  der Autor wünscht sich, dass der Leser den 
Rest schreibt. 
 
Fremd 
habe ich in der Welt gelebt 
Gefangener wie meine Väter 
 
Fremd 
in meiner Art 
in meinen Gedanken 
und Interessen 
 
Fremd  
denn ich habe kein Ohr gefunden 
dem ich meine Meinung flüstern kann 
 

77
Die Menschen rätseln  
darüber wie ich bin 
Sie wissen nicht, welche Fragen ich habe 
Sie bewegen sich wie Wellen,  
lärmend und laut 
 
Ich aber  
bleibe 
hier  
allein 
mit meinem armseligen, tiefen Herz 
 
Fremd  
ich habe keine Heimat gefunden 
Keine Ecke, die mich aufnimmt 
Ich verließ den Glanz der Welt  
Ich kümmerte mich nicht um ihre Geselligkeit 
Ich nahm mein Gepäck 
ging weit weg 
von den Lustbarkeiten 

78
 
Mein Herz ist leer 
Keine Sehnsucht nach den Lebenslüsten 
Mein Ohr 
hörte nicht mehr auf die Geräusche des Lebens 
 
Ich lief hier herum,  
glücklich in der Wüste der Welt 
mit meiner Harfe und meiner Flöte 
den Melodien ihrer Lieder 
 
Heilige Stunden 
Ich war mit meinem Schöpfer allein 
Ich lief wie ein Geist, 
das sich schwebend  
in den Augen des Betrachters bewegt 
 
 

79
Als Fremder habe ich in der Welt gelebt 
Gefangener wie meine Väter 
Ich gewann an Alter 
kein Reichtum und kein Geld beschäftigt mich 
kein Haus verhindert mich 
keine Freunde 
niemand zu dem ich gehöre 
 
Im Kloster trösten mich  
die Verse und Gleichnisse 
Hier ist die Bibel eine Lampe, 
die nicht durch einen Scheffel versteckt ist 
Hier haben die Mönche keine Angst 
vor Schlagstöcken und Handschellen 
 
Das Schicksal wird nicht mit uns Spielen 
Kommen und Gehen 
 
 

80
Ich sage jedem Teufel, 
der mich verführen will 
Pass auf,  
ich lebe als Fremder wie meine Väter 
 

 
 
Das hoffnungsvolle Leben 
Mit  Gott  gibt  es  nichts,  das  sich  als  unmöglich 
bezeichnet.  Es  gibt  immer  Hoffnung,  egal  wie 
hässlich  die  Sünde  war,  oder  wie  kompliziert  das 
Problem ist. 
 
 

81
Dieser Weingarten 
- Gebet von 1948 - 
 
Dieser Weingarten, 
oh mein Herr 
durch deine rechte Hand gepflanzt 
aus einer Dorne an deiner Stirn 
ein junger Trieb, 
gegossen durch dein dunkelrotes Blut 
deinen fließenden Tränen 
deine reine Liebe,  
die darauf aufgepasst  
 
Dieser Weingarten, 
oh mein Herr 
schmeckte deine Zärtlichkeit 
wuchs auf 
lebte im Paradies  
des Glaubens an deine Wahrheit 
 

82
 
Sie trug für die Kopten die Frucht deiner Religion 
Aber der Wind, mein Herr 
hat einen Zweig zerstört 
dessen Vögel von einer Ecke in die andere getrieben 
 
Sie fliegen singen jedoch nicht 
Beklagen sich über dieses unrechte Geschehen 
Du hast einmal gesagt, der der mich berührt wird 
mich in meinen Augen berühren 
Mach die Vögel in den Weingärten wieder glücklich 
Nehme ihnen ihre Traurigkeit 
Richte den Schaden 
Dieser Zweig ist einer Deiner Stärksten 
Dieser Weingarten, oh mein Herr 
Durch Deine rechte Hand gepflanzt 
Es ist nicht für mich, mein starker Schöpfer  
Deinen Willen zu verstehen 
Dumm bin ich oh Heiliger 
Weisheit ist bei Dir. 

83
Wir haben verstanden oh mein Herr 
Niemand außer Dich 
Nichts außer Dein Versprechen 
Erinnerst Du Dich? 
Du vergisst nicht 
Wenn auch die großen Menschen Dein Versprechen 
vergessen 
Wie kannst Du Abraam Deinen Auserwählten oder 
Jakob Deinen Knaben vergessen? 
Dieser Weingarten, oh mein Herr 
Durch Deine rechte Hand gepflanzt 
Wir sind in Deiner Hand eingeritzt 
Wir haben keine Angst vor der Unruhe 
Wir haben einen Fehler gemacht, aber wir werden 
nicht dafür vernichtend bestraft 
Da ist die Gnade, die vom Vater rauschend fließen 
wird 
Jedes Mal wenn wir eine Türe zumachen öffnet die 
Gnade eine andere Türe 

84
Oh mein Herr, der den Essig als Getränk geschmeckt 
hat 
Dein armes Volk oh mein Heiliger, hat Schmerzen 
erlitten 
Schau dir den Weingarten an, nachdem sie fruchtbar 
waren sie sind verdorrt 
Sie gnädig mit ihr heute, sie kann ohne Dich nicht 
leben 
Dieser Weingarten, oh mein Herr 
Durch Deine rechte Hand gepflanzt 
 

 
Die Geschichte 

85
Es  gibt  Menschen,  die  die  Geschichte  aufnehmen 
und  schreiben  und  es  gibt  Menschen,  die  die 
Geschichte selber zeugen. 
 
 
 

86
Steh auf 
- 1951 - 
 
Steh auf 
Zerstöre den Satan 
Lasse seinem Staat keine Reste 
 
Steh auf  
Verkünde den Toten,  
dass ihnen die Sünde vergeben ist 
Vergib Petrus seine Schwäche 
Nimm Magdalena ihre Tränen von den Augen 
Zeige Deine Wunde  
Überzeuge Thomas,  
sein Zweifeln ist stark 
Schick uns Markus,  
unsere reine Kirche zu bauen 
 

87
Komm zu uns Herr 
Leb mit uns  
in den Häusern der Markusäer 
Erhebe die erniedrigten Köpfe 
Lasse Deine Gnade  
über die weinenden Augen walten 
 
Die Gewaltsamen sind spöttisch gegen uns 
Spotte über ihre Gewehre 
denn sie dachten,  
du seiest ein Mensch,  
der dahin ist 
keine Wiederkehr 
keine Rettung 
 
Du, 
du bist 
 
Du bist des Lebens Quelle 
Steh auf mit dem Glanz der Herrlichkeit 

88
Erscheine mit der Macht Gottes 
Steh auf zwischen den Himmelskriegern 
Du bist der Herr im Himmel 
 
Steh auf 
Erschrecke die Wächter 
Versetze Sie ins Staunen  
mit deiner blendenden Erscheinung 
 
Viel Zeit vergeht  
in der wir hier als Fremde leben 
Unser Gewissen ist abgestumpft 
wacht nicht mehr auf, nachdem es sich hingelegt hat 
Das Grab ist groß 
Ein Stein,  
das mit Soldaten bewacht  
steht davor 
 
Oh Du,  
der auferstanden ist unter den Toten 

89
auferstanden unter den Gräbern 
 
Oh Du, 
der den Tod besiegt hat 
 
Oh Herr,  
die Auferstehung und die Ewigkeit 
 
Steh auf  
Rette die Seelen von den Gräbern  
der Sünden  
den Irrwegen 
 
Steh auf  
Stärke den Glauben der Hirten, 
sammle die Herde 
 
 

90
 
 
Die Reue 
Sie  ist  der  Anfang  des  Weges  zu  Gott.  Sie  ist 
ebenfalls ein Begleiter in diesem Weg bis zum Ende. 
 
 
 
 
 
 
 
 

91
Die Mutter 
- 1949 - 
 
Er schlief in Geborgenheit 
Sie verbrachte eine schlaflose Nacht  
nie klagend oder schwach werdend 
 
Du hast ihn nie in seiner Krippe gelassen 
Du hast ihn in deinen Armen gehalten 
liebend 
ihn umarmend 
 
Du hast ihm ein reines Herz geschenkt 
Deswegen  
hast du  
in seinem weichen Herz gewohnt 
 
Alles was du gehabt, 
hast du ihm gegeben 
 

92
 
Nichts davon  
hast du für dich behalten 
noch hast du gegeizt 
 
Er fand nichts in der Welt  
keine Schönheit,  
die er sich wünschte 
Du warst seine Welt 
 
Oh meine Mutter,  
du bist ein Geheimnis 
Du bist Quelle der Zärtlichkeit,  
da wo Du bist 
 
Ich habe ein Kind 
es ist das Kind Jesus 
es klopft an der Tür des Herzens 
 
 

93
Im Tiefsten meines Herzens hat er eine Krippe 
Er wünscht sie sich  
in Sehnsucht 
im Herzenswunsch 
 
Wie oft habe ich das Kind in mein Herz eingeladen 
Wie sehr habe ich ihn geliebt 
mich vor ihm verbeugt 
Aber ich bin untreu in meiner Liebe 
Jedes mal wenn ich nach ihm Sehnsucht habe 
verliere ich den Mut 
Ich sehe Satan in seiner Verführung 
Er ruft mein Herz 
Oh ich,  
soll ich auf ihn hören? 
 
Ich wünschte ich hätte, 
oh Mutter 
ein Herz wie Du 
Rein,  

94
sanft, um das Jesuskind zu umsorgen 
Wie viel Zärtlichkeit  
hast Du in Deinem Herz bewahrt? 
Kannst Du mir etwas von dem schenken,  
was Du bewahrt? 
 
Du bist in der Welt ein Geheimnis 
Du bist Quelle der Zärtlichkeit,  
da wo Du bist 
 
Fülle das Universum  
mit Zärtlichkeit und Sehnsucht 
Lass uns  
von deinen Geheimnissen erfahren 
Sage uns etwas  
über die Liebe einer Mutter 
über ihr zärtliches Herz 
Reden über ihr Herz  
ist ein Reden von Jemandem, der weiß 
 

95
 
 
Erinnere Dich 
an die Jungfrau in ihrer Erhabenheit 
als ein wundersames Beispiel  
 
Wenn du dich erinnerst, 
wie sie gelitten hat  
durch bittere Zweifel 
als sie unseren Gott  
den Erlöser  
als ein Baby in ihrem Bauch trug 
wie sie in einem armen Stall wohnte 
wie sie gelitten 
durch die Erniedrigung der Armut 
wie sie in unser Ägypten kam,  
auf der Flucht mit Jesus,  
von den Schwertern der Metzger 
wie sie ihren geliebten Sohn  
in Schmerzen und Traurigkeit  

96
sah am Kreuz hängend 
 
 
Oh Du Jungfrau, 
wie oft wurde die Mütterlichkeit  
deiner Seele geprüft 
 
Oh meine Mutter,  
du bist ein Geheimnis 
Du bist Quelle der Zärtlichkeit,  
da wo Du bist 
 
 

97
 
 
Umgang mit den Kindern 
Uns  sind  die  Kleinen  vertraut.  Wenn  wir  sie  nicht 
belehren  können,  sollen  wir  sie  mindestens  nicht 
unseretwegen stolpern lassen. 
 

98
22 

99
Sie lebt  
 
Er  weihte  103  Bischöfe  und  Erzbischöِfe  sowie  einen 
Patriarchen  für  Eritrea.  Die  Anzahl  der  Patriarchate 
sind  in  seiner  Zeit  als  Papst  sind  innerhalb  von 
Ägypten  von  23  auf  50  und  außerhalb  von  Ägypten 
von 3 auf 20 gestiegen. 
 
Mehrere  Kloster  wurden  wiederlebt,  sodass  es  heute 
21  Mönchklöster  mit  insgesamt  ca.  1200  Mönchen 
und 7 Nonnenkloster mit ca. 600 Nonnen gibt. 
 
In Ägypten so wie in vielen Ländern in Europa, 
Afrika, Nordamerika und Australien sind die 
Kirchen voll. Allein die Zahl der Sonntagschulkinder 
beläuft sich auf über eine Million. 
 
Das Jahre 2000 ist vorbei. 
Die koptische Kirche ist immer noch da. Sie ist nicht 
tot. 

100
„Man“ aber grinst und sagt sich, noch gilt die Wette. 

101

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