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Interpretation

In den letzten Jahren ist die Zahl der Trennung, von langjährigen Liebesbeziehungen welche
auseinander gingen extremst angestiegen. Dafür gab es viele Gründe und der simpelste von diesen
war und ist immer noch der Verlust der Gefühle. Um diese Situation geht es auch in dem Gedicht
„Sachliche Romanze“, welches 1963 von Erich Kästner verfasst wurde. Es wird aus der er-Perspektive
beschrieben, wie sich ein langjähriges romantisches Pärchen aufhörte zu lieben und wie sie mit dieser
Situation umgehen. Das Gedicht endet jedoch mit der Feststellung, dass beide fassungslos und
ahnungslos über ihre Zukunft sind, allerdings keiner seine Gefühle anspricht. Der Text ist ein
romantisches Gedicht und möchte dabei die Kommunikation der Menschen in Liebesbeziehungen
kritisieren.

Das Gedicht umfasst vier Strophen ,in den ersten drei enthält es jeweils vier Versen und in der letzten
Strophe fünf. Auch das Reimschema bleibt in den ersten drei Strophen einheitlich a-b-a-b, also
Kreuzreime. In der letzten Strophe ist dieses a-b-a-a-b, also eine Kombination aus Kreuzreim und
umarmender Reim. Das Metrum des Gedichts ist ein Jambus und es gibt keine feste Verslänge. Ein
außenstehender, neutraler lyrischer Sprecher spricht von dem Pärchen in der 3. Person und geht
dabei auf ihre Beziehung ein. Es liegt überwiegend eine männliche Kadenz vor.

In der ersten Strophe erfährt man vor allem über die Situation, in welcher sich das lyrische-ich
befindet. Es geht dort um zwei Menschen, welche sich seit acht Jahren liebten. Der Fakt, dass sie
einander gut kannten wird eher nebensächlich durch eine Parenthese dargestellt („(und man darf
sagen: sie kannten sich gut)“(V.2)), da es für den Autor wahrscheinlich selbstverständlich scheint,
wenn man sich acht Jahre kennt und liebt und dies auf Gegenseitigkeit beruht, dass man den anderen
gut kennt. Allerdings haben sie die Gefühle füreinander nun verloren. Um diesen plötzlichen Verlust
darzustellen benutzt der Autor den Vergleich mit einem „[…]Stock oder Hut“ (V.4), welchen man im
Alltag schnell verlieren kann, was auch nicht von großer Bedeutung bei einem Verlust ist, da man es
einfach wieder ersetzen kann. Dies betont vor allem, dass der Verlust dieser Gefühle sehr unerwartet
kam.
Die nächste Strophe wird durch eine widersprüchliche Aussage eingeleitet. Dabei heißt es: „Sie waren
traurig, betrugen sich heiter“ (V.5), welches die zwei Gefühle Traurigkeit und Heiterkeit
gegeneinander stellt. Dies ergibt dann aber Sinn, da das Gefühl der Heiterkeit in Verbindung mit dem
Betrug benutzt wird. Das bedeute, dass beide traurig und unglücklich mit der Situation sind, sich
allerdings voreinander verstellen und ihre wahren Gefühle nicht ansprechen. Sie betrügen also
einander nicht mit anderen Personen, sondern mit ihren Gefühlen, da das Pärchen diese
wahrscheinlich aufgrund der Plötzlichkeit selbst nicht verstehen kann und den langjährigen Partner
nicht verletzen will, denn sie wissen ja nichts von der Gegenseitigkeit dieser Gefühle. Sie wollten ihre
Beziehung retten, denn sie versuchten Küsse, als ob nichts sei (vgl. V.6). Erst an dieser Stelle erfährt
man, dass die beiden sich in einer Liebesbeziehung befinden. Allerdings bemerken sie ab dieser
Situation, dass etwas nicht stimmt, denn „sie sahen sich an und wußten nicht weiter“ (vgl. V.7). Das
Mädchen beginnt daraufhin zu weinen, was an der Verzweiflung liegt. Dabei bleibt der Mann einfach
neben ihr stehen, da er selbst überfordert ist. Diese Trennung wird auch im Satzbau dargestellt, da
die Aktion der Frau, sowie die Reaktion des Mannes mit einem „und“ verbunden ist, allerdings durch
einen Punkt vor dem „und“ die beiden Aktionen klar getrennt werden. Das verdeutlicht die Ferne
zwischen ihnen.
In der dritten Strophe wird nun der Platz beschrieben in dem sich der Mann und die Frau befinden.
Den Platz empfindet man als Leser sehr angenehm, da man von dort die Schiffe sehen kann und
ihnen sogar winken kann, und zudem noch eine Klaviermelodie vom Nachbarhaus vernommen
werden kann. Diese beiden Punkte verbindet man mit einer entspannten und ruhigen Ort. Durch
diese Beschreibung der Natur wird die unangenehme Stille, in welcher sich die beiden befinden
erleuchtet, da vom Thema abgelenkt wird und man selbst, wenn man sich in so einer Situation
befindet, aus dem Fenster starrt und sich die Situation durch den Kopf gehen lässt. Sie bilden zudem
einen Rahmen um die 3. Strophe. Innerhalb diesen Rahmens zitiert der Autor den Mann der
Beziehung indirekt: „Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier und Zeit, irgendwo einen Kaffee zu
trinken.“ (V. 10-11). Der Mann sagt dies um die Situation aufzulockern und die unangenehme Stile zu
unterbrechen. Dass er die Uhrzeit nennt, weist auf die Gewohnheit dieser Situation hin. Dies könnte
man mit dem Titel „Sachliche Romanze“ in Verbindung bringen, da es wahrscheinlich für das Pärchen
normal ist um diese Uhrzeit Kaffee zu trinken, und sie dies schon seit Jahren tun. Das sachlich im Titel
bedeutet ja soviel wie ohne Gefühle in diesem Zusammenhang. Das bedeutet dass ihre Beziehung auf
Traditionen wie diesen, welche schon seit vielen Jahren so durchgeführt werden, beruht und beide
ohne diese Traditionen ihr ganzes Leben umstellen müssten.
In der letzten Strophe erfährt man nun, dass sie in das Café gegangen sind. Dabei sind sie „[…]
kleinste Cafe am Ort“ (V.13). Dies liegt daran, dass sie nun ganz alleine mit sich selbst sind. Es
herrscht dort Stille, kein Weinen und Küssen (Strophe 2), keine Musik und kein Gespräch (Strophe 3).
Jeder von ihnen wartet vermutlich bis der andere eine Lösungsmöglichkeit vorstellt, denn sie warten
beide bis zum Abend und hatten bis dahin auch immer noch nicht miteinander gesprochen. In dieser
letzten Strophe fällt auf, dass der Autor mit vielen Alliterationen arbeitet: „Am Abend“ (V.15), „saßen
sie“ (V.15), „sie saßen“ (V.16), „sie sprachen“ (V. 16) und „es einfach“ (V.17). Dies dient vor allem zur
Betonung der Situation. In dieser Strophe befindet sich auch der zusätzliche Vers 16. In diesem wird
zu Beginn die Aktion von Vers 15 wiederholt. Es wird die Situation genauer beschrieben und betont.
Dies ist auch der Grund für den zusätzlichen Vers. Das Gedicht endet mit „und konnten es einfach
nicht fassen“ (V.17), was am Ende für den Leser offen lässt wie sie zukünftig mit der Situation
umgehen.
Die Atmosphäre des ganzen Gedichts ist eher so als würde eine Geschichte erzählt werden, da schon
die Einleitung mit „als sie einander acht Jahre kannten […] kam ihre Liebe plötzlich abhanden“ (V. 1-
3), sehr an Erzählungen, welche man früher erzählt bekommen hatte erinnert. Auch der Schluss, mit
einem offenen Ende und dem „sie sitzen immer noch“ erinnert mich an frühere Geschichten welche
meine Oma mir beispielsweise erzählt hatte.

Das Gedicht spricht vor allem über alltägliche Sorgen der Menschen. Es spricht von der vergänglichen
Liebe, welche leicht ersetzbar ist wie ein Stock oder Hut. Der Autor möchte damit zeigen, dass
Beziehungsprobleme auf alle Menschen zutreffen können. Er will zeigen, dass eine Beziehung immer
plötzlich enden kann, doch dass die Kommunikation dabei sehr wichtig ist.

Wenn man dieses Gedicht mit dem Gedicht „warum gabst du uns die tiefen Blicke?“ von Johann von
Wolfgang Goethe vergleicht kann man die Einigkeit im Motiv der unerfüllten Liebe finden.

„Warum gabst du uns die tiefen Blicke“ besteht aus fünf Strophen. Zu Beginn stellt Goethe dem
Schicksal die Frage, warum die zwei Liebenden des Gedichtes sich einander lieben, obwohl diese
Liebe niemals in Erfüllung gehen wird.
Als Nächstes stellt er fest, dass beide niemals ihr Glück finden werden, da viele Menschen ihre
Gefühle nicht kennen und sie deshalb oft ändern und es bei Ihnen genauso sein könnte.
In der dritten Strophe redet das lyrische ich davon, wie er und seine geliebte Charlotte sich im Traum
hingeben können, doch der Traum wird niemals in Erfüllung gehen. Zudem behauptet er, dass
Charlotte im früheren Leben, seine Mutter oder Frau gewesen sei.
Nun spricht er darüber, wie die angebetete auf ihn wirkt und wie sie ihn durchschaut, obwohl er
normalerweise nicht zu durchschauen ist.
In der vorletzten Strophe spricht er weiter über diese Gefühle zu ihr und erwähnt hierbei, wie sehr ihr
verfallen war und dass sie seine sonst so aufbrausend der Art beruhigen konnte.
Zuletzt erklärt er das Glücksgefühl, welches er bei dem Gedanken an sie empfand, als Erinnerung und
nennt das neue Gefühl, dass er nun empfindet Schmerz. Doch auch stellt er fest, dass weder
Charlotte noch er sich trotz der Qualen verändern werden.
Das Gedicht „Sachliche Romanze“ spricht von einer Liebe, die erfüllt wurde, doch nach längerer Zeit
verloren gegangen ist, da die Liebes Gefühle verschwunden sind. Dabei wussten die Partner nicht, wie
sie sich das gegenseitig erklären konnten. In dem Gedicht „Warum gabst du uns die tiefen Blicke?“
dagegen geht es vor allem um die unerfüllte Liebe, welche beide für einander empfinden. Diese kann
aber nur im Traum erfüllt werden, weshalb das lyrische ich schmerzvoll leidet.
Auch die Stimmung des ersten Gedichtes wirkt auf den Leser als bedrückend und traurig, so wie
etwas. Komisch, wenn man sich in diese Situation hinein versetzt. Beim zweiten Gedicht ist die
Stimmung am Anfang zunächst verzweifelt doch dann schwelgt der Autor über seine Geliebte, was
man als Freude empfindet. Zum Ende hin ist die Stimmung nun sehnsüchtig und schmerzvoll.
In dem Gedicht von Erich Kästner sehnt sich das lyrische ich nach der Liebe von früher zurück und
möchte alles wieder normal haben während in dem Gedicht von Goethe, das lyrische ich sich nach
den Liebes Erlebnissen, welche nur im Traum passiert sind, sehnt.
In der Form ist das erste Gedicht kürzer mit nur vier Strophen mit jeweils vier und einmal fünf Versen.
Während das zweite Gedicht mit seinen sechs Strophen und jeweils acht Zeilen und einmal zwölf
Zeilen sehr lange wirkt.

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