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Deutsch: LIEBESLYRIK

Gedichtvergleich: Hermann Hesse, „Der Liebende“ - Dagmar Nick, „Früher“

Auf den ersten Blick weisen die beiden Gedichte „Der Liebende“ von Hermann
Hesse und „Früher“ von Dagmar Nick nur sehr wenig Gemeinsames auf. In
beiden Gedichten geht es um die Erinnerung an eine gemeinsame Vergangenheit
mit einem Partner. Während jedoch das etwas ältere Gedicht Hermann Hesses
von einer noch frischen Liebe und dem Gefühl der Verliebtheit handelt, liegt die
Liebe in Dagmar Nicks sehr modernem Gedicht in der Vergangenheit.

In Hermann Hesses Gedicht gibt schon der Titel „Der Liebende“ den Hinweis
darauf, dass es sich beim lyrischen Ich um einen Mann handelt. Dieser liegt
nach einer Liebesnacht noch wach neben seiner Geliebten und denkt über seine
Liebe nach. Das Gedicht besteht aus 18 Versen und ist formal nicht in Strophen
unterteilt. Es lässt sich außerdem kein durchgehendes Reimschema feststellen.
Während die ersten vier Verse noch im Kreuzreimschema (abab) gehalten sind,
wird das Reimschema in den folgenden sechs Versen komplizierter. Ein
Kreuzreim, ein umarmender Reim und ein Paarreim liegen gemischt vor
(cdceed). Darauf folgt in Vers zehn und elf ein Paarreim (ff), von Vers dreizehn
bis sechzehn ein Kreuzreim (ghgh) und abschließend noch einmal ein Paarreim
(ii). Dieses unregelmäßige Aufeinanderfolgen unterschiedlicher Reimformen
lässt das Gedicht unruhig wirken. Es passt sehr gut zur inneren Aufgewühltheit
des verliebten lyrischen Ichs, das unterschiedlichste Gefühlszustände durchläuft
(z.B. „und lache still und weine trunken“ V 13).

Der erste Vers - „Nun liegt dein Freund wach in der milden Nacht“ - ist eine
Feststellung und zugleich auch eine Anrede an die Geliebte. Der „Freund“
scheint guter Stimmung zu sein und dem Dunklen, Bedrohlichen der Nacht wird
alles Fürchterliche durch das Attribut „milde“ genommen. Der zweite Vers
betont durch die Wiederholung besonders das Wort „noch“. Es klingt so, als
wäre die Geliebte erst kurz zuvor von ihm gegangen oder als wäre ihr
Liebesspiel erst gerade gewesen, denn er kann ihre Wärme „noch“ spüren und
ihren Duft „noch“ riechen. So liegt er da, voll erfüllt und glücklich, was auch in
Vers drei nochmals deutlich wird. Er erinnert sich an ihren „Blick“, ihr „Haar“
und ihren „Kuss“. Die Substantive sind jeweils mit einem „und“ verbunden, was
die Aufzählung unruhig und atemlos klingen lässt und so, als ob ihm noch viele
weitere Dinge einfallen würden, an die er sich erinnern könnte. Außerdem
entsteht eine Art Klimax. Ihr „Blick“ und ihr „Haar“ sind noch Äußerlichkeiten,
wobei ihr „Kuss“ schon ihr Handeln ist. Die Aufzählung wird jedoch mit einem
Gedankenstrich, mit einem Moment der Stille, unterbrochen. Sie erlaubt dem
Sprecher Atem zu holen und ist Auftakt für die Interjektion „o Mitternacht“
(V3). Mit einem tiefen Seufzer, so scheint es, wendet sich das lyrische Ich der
Nacht zu, einem typischen Motiv aus der Epoche der Romantik. Es folgen in
Vers vier mit „Mond“ und „Stern“ weitere solche Motive. Abschließend wird die
„blaue Nebelluft“ genannt, die auch dafür stehen könnte, dass das lyrische Ich
sich vor lauter Liebe und Glück ein wenig benebelt fühlt. Abgeschlossen wird
der vierte Vers mit einem Ausrufezeichen, das für eine Betonung der Aussage
sorgt. Außerdem führt dieses Satzzeichen dazu, dass die ersten vier Verse
formal abgeschlossen werden und so durchaus als erste Strophe betrachtet
werden können. Insgesamt lässt sich über diese ersten vier Verse sagen, dass sie
sehr gefühlsbetont sind und mit der Natur und der Nacht zwei grundlegende
Motive der Romantik aufgegriffen werden.

Der fünfte Vers beginnt mit einer Apostrophe, mit der direkten Ansprache „in
dich, Geliebte (…)“. Der „Traum“, von dem das lyrische Ich möchte, dass er in
sie hineinsteigt, wird in Vers sechs und sieben verglichen mit Wasser oder Luft.
Denn ebenso, wie diese zwei Elemente in „Meer, Gebirg und Kluft hinein“
steigen, so soll auch sein Traum jeden Winkel ihres Körpers und ihrer Seele
erreichen. Er möchte damit wahrscheinlich ausdrücken, dass er in seinem
„Traum“ , in seinen Gedanken, immer bei ihr ist., was durch die Personifikation
des Traumes, der in sie „hineinsteigt“, deutlich wird. Ebenso unfassbar und
ungreifbar wie der Traum, sind die „Brandung“ und der „Schaum“ (V 7). Dieses
Ungreifbarkeit wird zusätzlich durch die zwei Verben „verspritzt“ und
„verweht“ unterstützt. Mit der Vorsilbe „ver-„ wird das Vergängliche der beiden
Verben zusätzlich betont.

Mit der Aufzählung aus Zeile acht werden wieder bewusst Motive aus der Natur
gewählt. Wie auch schon in Vers sechs mit „Meer, Gebirg und Kluft“ und dem
„Traum“ (V 5) werden typische Elemte der romantischen Lyrik in das Gedicht
miteingeflochten. Speziell in Vers acht könnten die Substantive für Sichtweisen
aus verschiedenen Blickwinkeln stehen. Die „Sonne“ für das Sehen von oben,
die „Wurzel“ für das Anschauen von unten und das „Tier“ vielleicht für etwas
auf Augenhöhe. So kann sich sein Traum verwandeln und die Geliebte von allen
Seiten sehen.

Es fällt insgesamt auf, dass dreimal eine Aufzählung dreier Substantive


vorkommt. Die besondere Betonung liegt hier auf der Zahl drei. Sie steht für
Vollkommenheit und passt so gut zur vollkommenen Verliebtheit des lyrischen
Ichs im Gedicht und zur Vollkommenheit, die er in der Geliebten sieht.

Vers neun stellt nicht nur den formalen, sondern auch den optischen Mittelpunkt
des Gedichtes dar. Es ist jedoch nur ein halber Satz, der ohne den nächsten Vers
keinen Sinn macht. Dennoch drückt er ganz klar aus, was dem Liebenden am
wichtigsten ist, nämlich bei ihr zu sein. In Vers zehn wird die Aussage dann
sogar mit dem Wort „nah“ noch konkretisiert und wiederholt. Dadurch dass die
beiden Worte „bei dir“ in Vers neun und zehn untereinander stehen, wird die
Hauptaussage zusätzlich betont. Mit einem Punkt wird der ganze Satz
abgeschlossen und der Absatz beendet. Dies passt auch gut zum Reimschema,
da auch dieses von Vers fünf bis Vers zehn miteinander verknüpft ist. Vers zehn
beginnt mit einer Inversion. Der „Mond“ steht nachgestellt, als wäre er dem
Dichter erst später eingefallen. Dieses scheinbar Zufällige wirkt locker und
unangespannt, was sich mit der Stimmung des lyrischen Ichs vergleichen lässt.
Es sieht weder „Saturn“ noch „Mond“ und hat nur Augen für das Gesicht der
Freundin. Das Wort „fern“ steht außerdem im Gegensatz zu „nah“ (V 10), was
deutlich macht, dass es den Liebenden nicht interessiert, was draußen passiert.
Für ihn ist nur seine Freundin, das Nahe und Jetzt wichtig.

Der Neologismus „Blumenblässe“, mit dem in Vers 12 das Gesicht der Frau
beschrieben ist, ist zunächst schwierig zu deuten. Dass ihr Gesicht schön wie
eine Blume ist, lässt sich noch verstehen – doch warum die Ergänzung „-
blässe“? Vielleicht weil eine vornehme Blässe früher als schön und
erstrebenswert galt, vielleicht aber auch, weil sie schlafend im schwachen Licht
der Nacht blass erscheint. Auf jeden Fall lässt das erfundene Wort sie
außergewöhnlich erscheinen.

Vers dreizehn ist aus zwei parallelen Satzteilen aufgebaut („und lache still und
weine trunken“) und ist gleichzeitig ein Oxymoron. Die zwei völlig
gegensätzlichen Gefühlsregungen von „lachen“ und „weinen“ drücken die
vollkommene Verliebtheit aus. Man weiß nicht, ob man vor Glück lachen oder
weinen soll. Die zwei Gegensätze werden durch „Glück“ und „Leid“ in Vers
vierzehn noch verstärkt. Durch die Gemination des Wortes „nicht“ wird es
besonders betont. Es ist wirklich nichts wichtiger als das „wir“, nicht einmal die
Gefühlsregungen. Es gibt, wie in Vers fünfzehn gesagt wird, nur noch die
beiden. Hat das lyrische Ich vorher nur das „Du“ angesprochen, so tut er dies am
Anfang von Vers fünfzehn ein letztes Mal, um dann vom „ich und du“
schließlich in den abschließenden zwei Versen zum „wir“ zu kommen. Dadurch,
dass der Ausdruck „nur ich und du“ in der Mitte des Verses, eingerückt zwischen
zwei Kommas steht, wird er auch beim Vorlesen des Gedichtes besonders
betont.

Vers sechzehn ist wieder parallel aufgebaut: „Ins tiefe All, ins tiefe Meer“. Das
lyrische Ich will mit seiner Freundin „versinken“, weit weg von der realen Welt
sein. „All“ und „Meer“ stehen außerdem für etwas Unendliches, etwas, das
immer sein wird und so erhofft sich auch das lyrische Ich, dass die Beziehung
für die Ewigkeit ist. In den letzten zwei Versen steht, was passieren wird. Die
Liebenden werden alles gemeinsam erleben, dafür steht das „wir“. Sie werden
„sterben“ und „neugeboren“ werden. Diese zwei Begriffe stehen für Ende und
Anfang des Lebens, für Leid und Freude, die vielleicht auf dem gemeinsamen
Lebensweg auf sie warten. Die zwei Begriffe stehen aber auch dafür, dass alles
möglich ist. Dass das Wort „neugeboren“, das den Anfang von allem bezeichnet,
am Ende des Gedichts und nach den zwei negativ besetzten Verben „verlieren“
und „sterben“ steht, bedeutet, dass das lyrische Ich positiv in die Zukunft schaut.
Diese Liebe hat für ihn etwas Unvergängliches, Ewiges; sie ist eingebettet in den
Kreislauf des Seins.

Insgesamt lässt sich über Hermann Hesses Gedicht „Der Liebende“ sagen, dass
es sich um ein sehr gefühlsbetontes Gedicht handelt, das mit Motiven aus der
Romantik spielt. Ein wahrscheinlich frisch verliebter Mann geht ganz in seiner
Liebe und Schwärmerei für seine Freundin auf und erhöht sie zum Mittelpunkt
seines Denkens und Daseins.

Dagmar Nicks Gedicht „Früher“ hat ebenso wie Hesses Gedicht achtzehn Zeilen
und ist nicht in Strophen unterteilt. Das Gedicht wird jedoch vom ersten und
letzten Vers eingerahmt. Der erste Vers „Früher liebten wir uns“ wird im
vorletzten Vers mit „Früher“ begonnen und durch ein Enjambement im letzten
Vers fortgeführt („liebten wir uns“). Es fällt insgesamt auf, dass jeder Vers mit
dem folgenden durch einen Zeilensprung verbunden ist. Die einzige Ausnahme
ist zwischen dem neunten und zehnten Vers, hier wird der erste Abschnitt mit
einem Semikolon vom folgenden Teil getrennt. Durch die Verbindung durch
Enjambements bekommen die angefangenen Sätze mit dem zweiten Teilsatz oft
eine ganz neue Bedeutung.

So schon im ersten und zweiten Vers. „Früher liebten wir uns“ heißt es da
allgemein und ohne Wertung. Doch der Zusatz „über dem Abgrund“ (V2) lässt
vermuten, dass diese Liebe schon früh gefährdet war. Schwebte sie schon über
dem Abgrund, als die beiden sich noch liebten? Wir erfahren es nicht. Der
Abgrund kann aber auch als Anspielung auf die darauf folgenden
abenteuerlichen Expeditionen, die genannt werden, gemeint sein. Dass über
diesen Abgrund am andern Tag der „Orientexpress von der Brücke
sprengte“(V3/4) scheint wie ein schlechtes Omen, der Hinweis auf ein baldiges
Unglück, also das Ende der Liebesbeziehung. Dass es der „Orientexpress“ war,
passt gut zu den „Wüsten Arabiens“ (V4), die im Folgenden erwähnt werden.
Es scheint, als hätten die beiden einige Reisen an exotische Plätze
unternommen. Man assoziiert das Bild eines jungen Pärchens, das auf Fotos in
weit entfernten Ländern posiert. Man ist jung, frisch verliebt und fühlt sich, als
würde einem die Welt gehören. Ob aber die Gefühle der beiden füreinander
wirklich tief sind, darf in Frage gestellt werden. Das Verb „durchrasen“ (V5)
legt nahe, dass es sich bei ihrer Reise um keinen gemütlichen Ausflug, sondern
eine schnelle, temporeiche Expedition handelt. Dies verstärkt wiederum den
Eindruck, dass im Leben dieser jungen Menschen kein Platz für Reflexion oder
etwas Tiefergehendes ist. Dass sie es schafften, „ohne Kompass“ (V5), ohne
technische Hilfsmittel, die „Wüsten Arabiens“ zu durchqueren, steht auch für
den Eindruck, den man von sich selbst hat, wenn man verliebt ist – nämlich,
dass man alles schaffen kann. Wie zum Trotz wird gesagt, dass sie es „doch auf
den erkorenen Gipfel“ (V6/7) schafften, einfach, indem sie sich auf ihr Gefühl
verlassen haben.

Das nächste Bild spielt mit einem biblischen Motiv, der „Arche“ (V7)- die
Arche steht für eine Behausung, die vor dem Verderben bewahrt, die Rettung
bedeutet. In Vers acht wird jedoch erwähnt, dass das Boot „keine Planken mehr
hatte“. Mit so einem Schiff übers Meer zu fahren, ist unmöglich. Dieses Bild
soll also wohl darauf hinweisen, dass das Pärchen versucht, das Unmögliche zu
erreichen – im Überschwang des Frischverliebtseins. Mit diesem Bild werden
die ersten neun Verse abgeschlossen. Vers zehn beginnt trotzdem mit einem
kleingeschriebenen Wort, was darauf hinweist, dass die Aufzählung von
Ereignissen und früheren Erlebnissen weitergeht. […]
Die Subjektivität und die starke Betonung des eigenen Empfindens im Gedicht
von Hermann Hesse passen gut zu den vielen romantischen Motiven. Auch in
der Romantik waren das Gefühl und die Sehnsucht wichtige Bestandteile der
Gedichte – z.B. bei Joseph von Eichendorff und Clemens Brentano. So kann
man sagen, dass Hermann Hesses Gedicht durchaus einen romantischen Ton hat,
obwohl es natürlich viel später geschrieben wurde. Auch Dagmar Nick
verwendet in ihrem Gedicht Naturmotive , z.B. den Frühling, allerdings eher
ironisch. Die Stimmung und das Tempo beider Gedichte unterscheiden sich
fundamental. In „Der Liebende“ ist der Mann von Anfang bis zum Ende des
Gedichtes sehr verliebt und er blickt positiv in die Zukunft. Die Liebe erhält
einen transzendentalen Charakter. In Dagmar Nicks Gedicht hingegen wird
schon mit dem ersten Satz klar, dass die beiden sich nicht mehr lieben, auch
wenn sie viel miteinander erlebt haben. In beiden Gedichten gibt schon der Titel
Hinweise auf die Sicht des lyrischen Ichs. In beiden Gedichten werden
Liebeserlebnisse aus der Sicht des lyrischen Ichs im Rückblick geschildert.
Doch während bei Hesse ein unglaublich tiefgehendes Empfinden formuliert
wird, scheint bei Nick trotz aller Leidenschaft die Liebe keinen Bestand gehabt
zu haben.
Deutsch

Dürrenmatt, „Der Besuch der alten Dame“

Die Bürger Güllens – ihre Reaktion auf Claires Angebot

I. Amtsträger

1. der Arzt:

> reagiert zunächst etwas verwirrt auf Claires Vorschlag, in


Zukunft „Herzschlag“ als Todesursache anzugeben;

 am Ende folgt er Claires Vorschlag => Mitläufer

2. der Pfarrer:

>

3. der Bürgermeister:

4. der Lehrer:
II. das Kollektiv der Güllener Bürger:

 ungebildet, geldgierig, unfähig selbst Initiative zu ergreifen;

 Verlust einer eigenen Identität => Entindividualisierung

 Claires Strategie geht auf, weil sie weiß, wie primitiv sie sind

III. Ills Familie:

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