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Ich buzze, also kling ich

MUSIKPÄDAGOGISCHE M ASTER THESIS

AUTOR:
BERNHARD JÖRG

SCHULE:
HOCHSCHULE DER KÜNSTE BERN HKB

DOZENT FACHDIDAKTIK:
MARKUS OESCH

LENZBURG IM APRIL 2011


Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

Vorwort
Mit der Suche nach einem Thema für meine Master Thesis tat ich mich schwer. Es sollte
eng mit der Praxis verknüpft sein, mir oder vielleicht sogar auch anderen im Berufsalltag
etwas bringen und nicht schon tausendfach beschrieben, erforscht oder publiziert sein.
Ich hatte das Gefühl, mit meiner Arbeit das Rad neu erfinden zu müssen, etwas zu finden,
was noch niemand entdeckt und beschrieben hat.
Es ist heute aber so gut wie unmöglich auf dem Gebiet Blechbläser Pädagogik noch un-
bebaute Äcker zu finden. Daher habe ich mich schliesslich auf meine eigenen Erfahrun-
gen aus dem Unterrichtsalltag und die daraus entstandenen Bedürfnisse konzentriert.
Ich habe mich gefragt, was mich im Unterrichtsalltag mit meinen Schülern immer wieder
stark beschäftigt. Dies brachte mich zu den diversen Ansatz bildenden Übungen, die mir
vertraut waren und die ich alle schon irgendwann zur Anwendung gebracht hatte, zu
denen mir aber noch ein System oder eine Sammlung fehlte, die ich jederzeit hervorho-
len und aufschlagen kann, um für den Schüler eine geeignete Übung auszuwählen. Denn
oft kam es vor, dass mir die ideale Übung in dem Moment wo ich sie benötigt hätte nicht
einfiel. Zudem tendieren die Schüler dazu, zu Hause Nichts zu üben, wenn sie nicht ein
Heft, eine Mappe oder etwas Ähnliches haben. Entweder vergessen sie es oder haben
wahrscheinlich das Gefühl, diese Übungen seien nur für die Stunde mit dem Lehrer ge-
dacht. Leider können die meisten Übungen so ihre Wirkung nicht oder nur minim entfal-
ten. Ich habe versucht, Übungen zu kreieren, die auf die Neugierde von jungen Schülern
zielen. Sie sollen nicht üben um des Übens Willen, sondern möglichst aus eigenem An-
trieb, aus Entdeckungsfreude, Neugierde oder Experimentierfreude.
Mundstück- und Lippenbuzzing Übungen fristen oft ein Mauerblümchendasein, weil sie
bei den Schülern unbeliebt sind, als langweilig oder unnütz erachtet, und dadurch ver-
nachlässigt werden. Ich möchte versuchen, dieser Tendenz mit meiner Arbeit entgegen-
zuwirken.
Der Einfachheit halber schreibe ich ausschliesslich in männlicher Form, spreche aber
selbstverständlich weibliche Schülerinnen und Musikerinnen in gleichem Masse an.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ............................................................................................................................. 4

2 Geschichte ............................................................................................................................ 5

3 Übungen ............................................................................................................................... 7
3.1 Lippensummen, Lippenbuzzing ................................................................................................ 7
3.1.1 Wie sollte Lippensummen klingen? ........................................................................................ 8
3.1.2 Vorübungen zum Lippensummen ............................................................................................ 8
3.1.3 Übungen zum Lippenbuzzing ................................................................................................. 10
3.1.4 Zu vermeidende Fehler beim Lippenbuzzing ................................................................... 13
3.2 Mundstücksummen, Mundstückbuzzing ............................................................................ 13
3.2.1 Wie hält man das Mundstück richtig? ................................................................................. 13
3.2.2 Einige Tipps zum anspielen ..................................................................................................... 15
3.2.3 Der Klang des Mundstücks....................................................................................................... 16
3.2.4 Übungen mit dem Mundstück ................................................................................................ 17

4 Schlusswort ...................................................................................................................... 48

5 Quellenverzeichnis ........................................................................................................ 49
5.1 Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 49
5.2 Bilderverzeichnis ......................................................................................................................... 49

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1 Einleitung
Ich möchte erklären, wie meine Arbeit aufgebaut ist und für wen sie gedacht ist.
Im ersten Teil habe ich versucht, die Geschichte von Lippen- und Mundstückübungen
nachzuzeichnen. Vom Nutzen dieser Übungen gerade bei Laien und Anfängern wird noch
nicht lange profitiert.
Es folgt der Hauptteil der Arbeit mit den Kapiteln zu Lippen- und Mundstücksummen.
Das System ist folgendermassen aufgebaut: Zuerst steht jeweils die Beschreibung und
gegebenenfalls eine Illustration der Übung für den Schüler. Ich habe versucht diese mög-
lichst einfach und verständlich zu halten, damit sie auch von Kindern verstanden wird.
Zusätzlich sind die Übungen mit einem Rahmen hervorgehoben, um aufzuzeigen, welche
Abschnitte für die Verwendung im Unterricht in die beiliegende Broschüre übernommen
wurden. Zu jeder Übung habe ich zusätzlich die angestrebten Ziele, eine genauere Be-
schreibung für den Lehrer oder eventuell auch ältere Schüler im Selbststudium, die Ef-
fekte und Auswirkungen welche durch die Übung in der Regel ausgelöst werden sollten,
und schliesslich meine eigenen Erfahrungen aus der Anwendung über einen längeren
Zeitraum, ausgeführt. Letztere Rubrik, „Erfahrungen, Beobachtungen“ ist mir besonders
wichtig. Die meisten Übungen habe ich über längere Zeit eingesetzt. Aus vielen auspro-
bierten Übungen habe ich diejenigen ausgewählt, die sich am besten bewährt und mir
die angestrebte Wirkung geliefert haben. Es sind Übungen quer durch die meisten gros-
sen Blechbläserthemen wie zum Beispiel Atmung, Luftführung, Maske, Ansatz, Gehörbil-
dung und Musikalität.
Im Schlusswort zeige ich einige Gedanken auf, die mich im Rückblick auf die Entstehung
der Arbeit beschäftigt haben.
Nach dem Literaturverzeichnis liegt die Broschüre mit den gesammelten Übungen bei.
Dieser Katalog ist der eigentliche Kern der Arbeit. In der ersten Hälfte stehen die einfa-
cheren und spielerischen Übungen, welche vor allem für jüngere Schüler und Anfänger
gedacht sind, gefolgt von denjenigen, die mehr ins Detail gehen. Diese sind komplexer
und darum vielleicht eher für ältere oder fortgeschrittene Schüler gedacht. Ansonsten ist
die Reihenfolge der Übungen frei und ohne ein weiterführendes System geordnet und
kann nach Belieben gewählt werden.

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2 Geschichte
Im Vergleich zur Geschichte der Blechblasinstrumente, ist diejenige des Buzzing sehr
kurz. Zumindest in schriftlicher oder systematischer Form tauchen diese Methoden erst
Anfang der 80er Jahre auf. James Stamp (James Stamp, Warm ups + Studies) war wahr-
scheinlich der erste, der Lippen- und Mundstückbuzzing in seine Schule integrierte und
den Nutzen und die Wichtigkeit dieser Übungen aufzeigte. In älteren bekannten Schulen
wie zum Beispiel Arban (Jean Baptiste Arban – Vollständige Schule für Trompete), Bodet
(Francis Bodet – Die Lippentechnik), Stegmann (Richard Stegmann, Elementare Schule
für Trompete) oder auch Clarke (Herber L. Clarke, Technical Studies for the Cornet)
kommt die Isolation dieser Ton erzeugenden Schwingung nicht vor. Bis in die 80er Jahre
wurde auch anders als heute Trompete gespielt. Die Lippen standen unter höherer
Spannung und der Mundstückdruck war ein adäquates Mittel um in die Höhe spielen zu
können. Es wurde eher darauf verwiesen, wenn jemand Probleme mit den Lippen und
dem Ansatz hatte, er halt wahrscheinlich nicht zum Trompeter geboren zu sein schien.
Es waren damals viel mehr nur die Naturtalente, welche es zu einer gewissen Meister-
schaft auf dem Instrument brachten und darum vielleicht auch kein Bedürfnis hatten,
durch Lippen- und Mundstückbuzzing ihren offensichtlich gut funktionierenden Ansatz
zu optimieren.
Vor allem aus Amerika kam aber allmählich eine neue Art des Trompetenspielens auf.
Stamp, Colin (Charles Colin, Advanced Lip Flexibilities), die TCE-Methode (Zungenkon-
trollierter Ansatz) von Robert Civiletti (Robert Civiletti, Zungengesteuerter Ansatz), Vin-
cent Chichovicz (Back to Basics for Trumpeters), die Ansatzstudien von Philip Farkas
(The Art of Brass Playing) aber auch die bekannte ASA Methode von Rolf Quinque (Rolf
Quinque, Atmung Stütze Ansatz- Methode) sind Schulen, die auf einem druckschwachen
Ansatz aufbauen. Die Spannung der Lippen verlagert sich vom Auseinanderziehen der
Mundwinkel, was das Buzzing fast verunmöglicht, bis hin zu einer Konzentration der
Kraft und Kontraktion im Zentrum unter dem Mundstück. Zudem wird zunehmend das
richtige Zusammenspiel des gesamten Körpers systematisch erklärt, einbezogen und
unterrichtet. Den Höhenpunkt dieses systematischen Austrainierens jedes einzelnen
Ansatz bildenden Faktors findet sich wahrscheinlich in der Burba-Schule (Malte Burba,
Teach your body to blow), welche sich durch die extreme Konzentration bis aufs kleinste
Detail fast schon wieder vom Instrument und der Musik entfernt.

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Alle diese Entwicklungen und neuen Methoden waren zunächst eher auf Studenten, Pro-
fis und interessierte Laien ausgerichtet. Die Integration von Lippen- und
Mundstückbuzzing im Anfänger- und Laienunterricht vollzog sich erst Ende der 80er-
und Anfang 90er Jahre, also zirka 10 Jahre später. Vermutlich entstammten die Autoren
jener neuen Schulen genau jener Studentengeneration, die als erste von ihren Professo-
ren diese neuartigen Methoden vermittelt bekam. Heute ist das Buzzing fester Bestand-
teil der meisten Trompetenschulen und gehört für die allermeisten Lehrkräfte zum tägli-
chen Einspiel Programm ihrer Schüler.

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3 Übungen
Es folgt eine Zusammenstellung von Übungen zum Lippen- und Mundstückbuzzing, wel-
che in der beiliegenden Broschüre gesammelt sind. Hier sind sie jedoch mit zusätzlichen
Ausführungen für Lehrer und interessierte Leser versehen.

3.1 Lippensummen, Lippenbuzzing


Das Lippenbuzzing sehe ich vorwiegend als Krafttraining für die Maske. Die Lippen sol-
len genügend Kraft entwickeln um nicht auf zu viel Mundstückdruck angewiesen zu sein
um beispielsweise in die Höhe oder lange Phrasen zu spielen. Viele Probleme, die beim
Trompete Spielen auftreten, kommen beim Lippenbuzzing sehr deutlich zum Vorschein
denn unser Ton entsteht hier. Die Lippen sind unser Generator, während alles was nach
den Lippen kommt nur als Resonator dient. Häufig wird beispielsweise die Unterlippe
unter die Oberlippe gezogen. Da kann es hilfreich sein, das Instrument wegzulegen und
das Problem isoliert zu betrachten. Meistens fand sich nach meiner Erfahrung die Ursa-
che in der noch fehlenden Kraft die Maske zu stabilisieren, oder darin dass die Zunge
entweder noch nicht gut positioniert war oder sich nicht korrekt bewegte. Indem der
Schüler sich nun voll und ganz auf diese Dinge konzentrieren konnte, ohne von ventil-
technischen Problemen abgelenkt zu sein, wurde die Arbeit jeweils effizienter und greif-
barer. Mit den unten folgenden Übungen und Erklärungen sollen die komplexen Abläufe
beim Lippenbuzzing einfach erklärt und eingeführt werden.
Wichtig ist besonders bei Anfängern dass das Lippenbuzzing bereits ganz zu Beginn in-
stalliert wird damit es für sie etwas Selbstverständliches wird und zu ihrem Instrument
gehört. Wie zum Beispiel ein Hochspringer nicht nur Hochsprung üben kann, sondern
auch immer wieder Kraft, Ausdauer oder Technik isoliert trainieren muss, so müssen
auch wir einzelne Bestandteile des Ansatzes herausgreifen und isoliert trainieren. Man-
chen kann Lippensummen auch helfen den Bereich auf ihren Lippen zu finden, der am
besten vibriert und sich daher als Ansatzpunkt für das Mundstück eignet.
Lippenbuzzing erst nachträglich zu lernen, ist sehr schwierig und mühsam, wie ich sel-
ber auch erfahren habe. Die Lippen haben sich bereits an die Unterstützung durch den
Mundstückrand gewohnt, was sich in hohem Mundstückdruck äussert und irgendwann
zu Problemen führen kann.

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3.1.1 Wie sollte Lippensummen klingen?


Am Klang kann man erkennen, ob das Lippensummen richtig ausgeführt wird. Wenn ein
eher furzendes Geräusch entsteht, klappen die Innenseiten der Lippen nach aussen und
vibrieren, was zu Beginn sehr häufig vorkommt und unbedingt durch Einrollen der Lip-
pen korrigiert werden muss. Manchmal klingt mit dem Summen ein „sssss“ oder
„schsch“ mit, was darauf hindeutet, dass die Zunge im Weg ist. Bei vielen Schülern
schwingt auch nur eine Lippe, meist die Oberlippe, obwohl beide Lippen gegeneinander
vibrieren sollten.
Der Klang sollte möglichst rein sein, das heisst ohne Luftgeräusche oder Rauschen; Ein
sattes Summen wie beispielsweise dasjenige eines Rasierapparates. Die Lippen sollten
genau übereinander sein und beide vibrieren. Diese korrekte Art des Lippensummens
muss dem Schüler genau erklärt und vorgeführt, und bei Bedarf auch immer wieder kor-
rigiert werden. Damit ein Nutzen aus dieser Arbeit gezogen werden kann, ist die richtige
Ausführung sehr wichtig,
Ich betrachte Lippenbuzzing als Trockenübung, die allfällige Probleme verstärkt, sozu-
sagen durch eine Luppe vergrössert, an die Oberfläche rückt und somit erlaubt, sehr
zielgerichtet und effizient an einem Problem zu arbeiten.
Wichtig ist auch, immer wieder darauf hinzuweisen, dass der Ansatz für die Trompete
nicht genau jener Maske beim Lippenbuzzing entspricht. Die Spannung und Kraft des
Lippenbuzzing, eins zu eins auf die Trompete übertragen, resultiert in einem schlechten
Klang und verkrampftem Spielen. Wie gesagt, Krafttraining und Trockenübung haben
nur den Zweck, einzelne Elemente des Ansatzes zu verbessern.

3.1.2 Vorübungen zum Lippensummen


Mit diesen Übungen sollen Muskelgruppen der mimischen Muskulatur angesprochen
werden, die beim Lippensummen beansprucht werden und oft vom Schüler noch gar
nicht wahrgenommen wurden.

1. Bleistiftübung:
• Nimm einen langen Bleistift und klemme es am stumpfen Ende zwischen deine
Lippen.
• Halte den Bleistift nun mit der Kraft deiner Lippen waagrecht nach vorne.
• So lange halten, bis du spürst, wie die Muskeln in deinen Mundwinkeln zu bren-
nen beginnen. Diese Muskeln brauchen wir beim Trompete Spielen.

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• Die Zähne darfst du bei dieser Übung nicht brauchen, denn dies ist eine Kraft-
übung nur für die Lippen.

Ziel:
Hier geht es darum, diejenigen Muskeln zu spüren, die einen grossen Anteil an einer kor-
rekten Maske haben. Die Übung ist so ausgelegt, dass der Mund weitgehend schon in die
korrekte Haltung kommt welche später beim Buzzing wichtig ist(ausser das Kinn). Es ist
fast unmöglich, den Bleistift gerade zu halten wenn die Lippen angespitzt sind, oder zu
sehr in die Breite gezogen werden.
Es werden diejenigen Muskelgruppen angesprochen, die mit Zug nach aussen die Maske
stabilisieren.
2. Wasserstrahl:
• Spanne die Mundwinkel so an, wie wenn du einen Wasserstrahl aus deinen Lip-
pen spritzen wolltest.
• Probiere es mal mit Wasser aus.
• Der Strahl sollte schön kompakt und dünn sein.
• Versuche möglichst weit zu spritzen und vielleicht sogar ein Ziel zu treffen.

Ziel:
Das Formen eines schönen, kompakten Wasserstrahls erfordert eine ähnliche Spannung
in den Mundwinkeln wie Buzzing. Die Übung soll nur das Gefühl für diese „harten“, ange-
spannten Mundwinkel vermitteln. Was dabei in der Mitte der Lippen geschieht (ange-
spitzte Lippen), hat nichts mit dem Buzzen zu tun.

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Hier werden diejenigen Muskeln beansprucht, die die Maske durch Zug nach innen stabi-
lisieren und mit denjenigen von der oberen Übung als Protagonist und Antagonist in Ba-
lance sein müssen.

3.1.3 Übungen zum Lippenbuzzing


1. Reissverschluss Übung:
• Stell dir vor, deine Lippen seien mit einem Reissverschluss von links und rechts
verschlossen.
• Dann öffnest du den Reissverschluss in der Mitte etwa 1 cm.
• Dort wo die Öffnung ist, sollen jetzt deine Lippen vibrieren und den Ton erzeu-
gen.
• Wichtig: Die Lippen sollen immer genau übereinander liegen

Ziel:
Dies ist eine Möglichkeit, den Vibrationspunkt der Lippen zu finden. Oft vibrieren die
Lippen beim Buzzing fast über die ganze Breite. Dies entspricht aber nicht der Weise,
wie die Lippen tatsächlich funktionieren sollten. Es sollte schon hier versucht werden,
die Vibration auf den Punkt zu konzentrieren, wo die Lippen am besten schwingen. Die-
ser Punkt entspricht in den meisten Fällen auch dem Ort, wo das Mundstück ganz ins-
tinktiv angesetzt wird.

2. Kaugummi Übung:
• Beim Lippenbuzzing musst du deine Oberlippe an die oberen Vorderzähne zie-
hen. Etwa so, wie wenn du zum Beispiel einen Kaugummi oder Bonbon hinter
deiner Oberlippe einklemmst.
• Probier das Gefühl mal mit einem Kaugummi oder Bonbon aus!

Ziel:
Diese Übung soll verhindern, dass die Lippen angespitzt werden. Der von innen kom-
mende Luftdruck soll die Oberlippe nicht nach aussen stülpen, weil so später zu viel
„Fleisch“ ins Mundstück gegeben wird. Zudem sollten die Lippen genügend Kraft entwi-
ckeln, den Luftdruck mit möglichst wenig Unterstützung von Mundstückrand und Mund-
stückdruck kontrollieren zu können.

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3. Lippensummen und Pfeifen:


• Lege die Zungenspitze hinter die unteren Vorderzähne. Sie sollte beim Buzzen
immer dort bleiben und nicht nach hinten gezogen werden.
• Wenn du in die Höhe oder hoch und tief buzzen willst, bewege die Zunge so, wie
wenn du hoch und tief pfeifen würdest.
• Die Zunge bewegt sich auf und ab.
• Pfeife und buzze abwechslungsweise, damit du spürst, ob du mit der Zunge unge-
fähr dieselben Bewegungen machst.

Zungenbewegung

Bild aus Einblas- und Aufbaustudien, Horst Rapp S. 5

Ziel:
Hier geht es nur um die Position und die Bewegungen der Zunge. Sie sollten idealerweise
jenen Abläufen beim Pfeifen ähnlich sein. Das heisst die Zungenspitze bleibt immer vor-
ne, während sich der Zungenrücken auf und ab bewegt. Bei hohem Pfeifen ist die Zunge
hoch gegen den Gaumen gewölbt und lenkt den Luftstrom mit hoher Geschwindigkeit
durch einen schmalen Kanal zur Lippenöffnung. Bei tieferem Pfeifen liegt die Zunge fla-

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cher im Mund. Wenn dies beim Buzzen und später auf dem Instrument ebenso gelingt,
können dadurch die Höhe und die Flexibilität deutlich verbessert werden.

4. Lippen einrollen:
• Versuche die Lippen um die Zähne herum einzurollen.
• In der Mitte der Lippen formst du ein Löchlein.
• Indem du die Silbe „phüü“ aussprichst, beginnst du zu buzzen.
• Die Mundwinkel nicht auseinander ziehen sondern nur hart machen (anspan-
nen).
• Die Zähne dürfen sich nicht berühren, sie sollten ca. ½ cm geöffnet sein.

Ziel:

Mit dieser Übung soll verhindert werden, dass die Innenseite der Lippen beim Buzzen
auswärts klappt. Die Aussenseiten der Lippen sollten aufeinander liegen und gegenei-
nander schwingen. Dadurch soll das Anspitzen der Lippen verhindert werden, denn mit
angespitzten Lippen gelangt später zu viel „Fleisch“ ins Mundstück, wodurch der Durch-
gang für die Luft sehr eng oder sogar verstopft wird. Diese Verstopfung muss dann mit
hohem Druck überwunden werden und führt zu einem roten Kopf und verkrampftem
Spielen.

5. Vibration finden:
• Spanne die Lippen zuerst nur ganz schwach an und beginne zu blasen, so dass
zuerst nur Luft kommt.
• Langsam erhöhst du dann die Spannung in den Mundwinkeln, bis der Buzzing
Ton beginnt.

Ziel:
Diese Übung soll dem Schüler helfen, herauszufinden wie viel Spannung nötig ist und
welche Position die Lippen einnehmen müssen, um eine Vibration zu erzeugen. Dies soll
mit der kleinstmöglichen Kraft geschehen. Der Schüler soll die Balance zwischen Span-
nung in den Mundwinkeln, einer gewissen Lockerheit in der Mitte der Lippen und dem
Luftstrom spüren und finden.

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3.1.4 Zu vermeidende Fehler beim Lippenbuzzing


• Zähne nie zusammenbeissen.
• Lippen nicht auseinanderziehen.
• Unterlippe nicht unter die Oberlippe ziehen oder umgekehrt.
• Lippen nicht anspitzen.

3.2 Mundstücksummen, Mundstückbuzzing


Spielen auf dem Mundstück ist der ideale Übergang vom Lippensummen zur Musik, zum
Instrument. Es ist sehr praktisch, weil es von beiden Seiten, Trompete und Lippensum-
men, gute Eigenschaften vereint. Musikalität, Fantasie und Klangfarben des Instrumen-
tes bilden zusammen mit der Möglichkeit, blastechnische Aspekte und Probleme sehr
gut eruieren und bearbeiten zu können, eine gute Kombination. Auf dem Mundstück
kommen Probleme und Details zu Ansatz, Artikulation und Luftführung gut zur Geltung.
Gleichzeitig kann aber auch an musikalischen Themen wie Gehörbildung und Intonation
gearbeitete werden. Das macht Mundstücksummen viel interessanter und ab-
wechslungsreicher als Lippensummen, was auch die Chancen steigert, von den Schülern
zu Hause tatsächlich praktiziert zu werden. Die Möglichkeiten sind äusserst vielseitig
und gehören für mich, zumindest Phasenweise, in jedes Einspiel- und Übungsprogramm
eines jungen Trompeters.
Die nachfolgenden Übungen bieten einige Ideen, die ich selber im Lauf meiner Unter-
richtstätigkeit während dem Studium angewandt, ausprobiert und teilweise auch selber
entwickelt oder weiterentwickelt habe.

3.2.1 Wie hält man das Mundstück richtig?


Ich empfehle zwei Arten:
Zu 1:
• Das Mundstück wenn möglich mit zwei (Daumen und Zeigfinger), sonst mit drei
Fingern (Daumen, Zeigfinger undMittelfinger) am Ende des Schafts locker halten.
• Immer mit so wenig Druck wie möglich an die Lippen halten. Dies ist vor Allem
für die Trompeter wichtig, weil bei ihnen durch die hohen Töne der Druck am
grössten werden kann.

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Bild aus Trompetenfuchs, Stefan Dünser, S.15

Zu 2:
• Das Mundstück am Schaft mit Daumen und Zeigfinger beider Hände locker hal-
ten.
• Nicht am Kessel halten, weil dort oft zu viel Druck gegeben werden kann.

Ziel:
Mundstückdruck tief halten.

Erfahrungen, Beobachtungen
Immer wieder beobachte ich, wie das Mundstück mit der Faust gegen die Lippen ge-
presst wird. Sobald die Schüler aber konsequent eine der oben gezeigten Arten anwen-

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den mussten, liessen der Druck und meistens auch damit einhergehende Verkrampfun-
gen nach. In den empfohlenen Arten der Haltung können jüngere Schüler gar nicht genü-
gend Kraft entwickeln, um einen zu grossen Mundstückdruck aufzubauen. Oft ver-
schlechterte sich der Klang oder der Tonumfang zwar vorübergehend etwas, weil die
Lippen sich zuerst an die neuen Verhältnisse anpassen mussten. Nach einiger Zeit pen-
delte sich das aber jeweils wieder ein. Schwierig war, die Schüler dazu anzuhalten, auch
zu Hause auf das korrekte Halten des Mundstücks zu achten.

3.2.2 Einige Tipps zum anspielen


• Spiele den Ton so an, wie wenn du die Silbe „dhüü“ ins Mundstück sprechen wür-
dest.
• Stell dir vor, du hast ein Reiskorn oder ein Haar auf der Zungenspitze das du aus-
spucken willst, und beginne so den Ton.
• Versuche zwischendurch auch mit der Silbe „hüü“ oder „phüü“ einen Ton anzu-
spielen

Bild aus Zungengesteuerter Ansatz (TCE), Robert Civiletti, S.2

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Hinweis:
Das Anspielen des Tones ist ein sehr zentrales Thema für den Trompeter. Viele Schüler
haben Schwierigkeiten, den Ton sauber zu produzieren. Einige können nur mit einem zu
starken Zungenschlag (thüü) anspielen und haben dadurch auch Mühe, Tenuto oder Por-
tato zu spielen. Hier kann es hilfreich sein, wenn sie lernen, auch ohne Zunge anzuspie-
len. Das bringt die Luft schneller zu den Lippen und verhindert dass sie vorher hinter
der blockierenden Zunge einen Moment hängen bleibt. Wenn dieser „phüü“-Anstoss
funktioniert, soll die Zunge wieder hinzugefügt werden, jedoch nur als Impuls der den
Ton auslöst, ihm den entscheidenden Schubs gibt, und nicht als Handbremse, die den
Ton so lange zurückhält, bis sie gelöst wird. Andere haben genau das umgekehrte Prob-
lem. Sie spiele ohne Zunge, was zumindest im Anfängerstadium, keine saubere Tonpro-
duktion erlaubt. Bei denjenigen muss die Zunge zuerst aktiviert werden, damit das
„dhüü“ gelingt. Hierzu folgen weiter unten diverse Übungen, die dieses Ziel beispielswei-
se über die Sprache oder die Flatterzunge verfolgen.

3.2.3 Der Klang des Mundstücks


• Im Ton sollte möglichst wenig Luft zu hören sein
• Der Ton sollte surren, ähnlich wie z.B. ein Rasierapparat

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3.2.4 Übungen mit dem Mundstück


1. Die Mundstückheizung
• Das kalte Mundstück mit der Hand umschliessen und warm blasen.
• Viel warme Luft hindurch hauchen bis es in der Hand schön warm wird.

Ziel:
Hals öffnen für die Luft, kontrollierte Luftführung.

Genaue Ausführung:
Tief einatmen und warme Luft ins Mundstück hauchen, welches locker an die Lippen
gelegt, und mit der Faust umschlossen wird. Dadurch wird gut spürbar, wie sich das Me-
tall erwärmt. Das Loch am Schaft Ende kann auch mit der anderen Hand etwas zugehal-
ten werden, indem man die Hand um das untere Ende der Faust legt, dort wo die warme
Luft entweicht. Dadurch erhöht sich der Widerstand etwas.

Effekt:
Häufig wenn der Schüler die Anweisung hört, zu blasen oder mehr Luft zu geben, ge-
schieht dies nur oberflächlich und verkrampft. Die Kraft kommt von der Brustatmung

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aus und der Hals öffnet sich nicht, was ungünstige Angewohnheiten verursachen oder
verstärken kann. Die Vorstellung, die Luft nur zu hauchen, und nur dann fühlt sich der
Luftstrom auch warm an, öffnet vor allem den Hals, löst aber auch eine viel tiefere und
besser kontrollierte Ein- und Ausatmung aus. Der Lungeninhalt wird nicht einfach un-
kontrolliert herausgepresst. Mit dem Erhöhen des Widerstandes durch die zweite Hand
kann die eingesetzte Kraft beim hauchen langsam gesteigert, und dadurch die Lungen-
arbeit angeregt werden.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Diese Übung mache ich oft wenn es draussen kalt ist. So ist der Wärmeeffekt für die
Schüler am besten spürbar und die Übung erhält in ihren Augen auch einen offensichtli-
cheren Sinn. Dies ohne dass sie sich dabei viel überlegen, oder komplizierte Anweisun-
gen beachten müssten. Sie tun also automatisch das Richtige und der Effekt stellte sich
jeweils unmittelbar ein. Automatisch öffnet sich der Hals und die Luftführung oder Luft-
kontrolle stellt sich ganz unbewusst ein. Die Übung eignete sich immer gut als Anfangsri-
tual, welches die Schüler aus dem Alltag heraus in die Stunde holt.

2. Das Mundstückblasrohr
• Wir benutzen das Mundstück als Blasrohr.
• Aus kleinen Papierstücken im Mund Kügelchen formen.
• Die Kügelchen von vorne in den Mundstückschaft stecken und dann abschiessen.
• Versuche ein Ziel zu treffen.
• Wenn das Ziel schön glatt ist, werden die Papierkügelchen kleben bleiben und du
siehst sofort, ob du getroffen hast.
• Versuche das Ziel aus möglichst grosser Distanz zu treffen.
• Atme tief ein, damit du mit der Luft genügend Kraft in das Mundstückblasrohr
geben kannst.

Ziel:
Luftführung und Luftstoss aus dem Bauch.

Genaue Ausführung:
Die Papierstücke sollten ca. zwei auf zwei Zentimeter gross sein (für Trompeten- und
Cornet Mundstücke), dann füllen sie den Schaft gut aus und fliegen durch den entste-
henden Druck am besten. Als Zielscheibe im Unterricht eignet sich zum Beispiel eine

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Wandtafel oder ein Whiteboard mit aufgezeichnetem Ziel sehr gut. Der Schüler soll tief
Luft holen und mit einem kräftigen Luftstoss aus dem Bauch heraus versuchen, das Ziel
zu treffen.

Effekt:
Es geht mir bei dieser Übung darum, auf spielerische Art und Weise zu vermitteln, wie
und woher die Kraft der Luftsäule entstehen sollte. Dies kann beispielsweise beim Erler-
nen der Lippenbindungen über Intervalle der Naturtonreihe (z.B. Ridgeon Übungen)
eine grosse Hilfe sein. Oft muss dort, damit der Ton zum nächst höheren Naturton
springt, besonders am Anfang mit einem Luftimpuls nachgeholfen werden (wie beim
Aussprechen von einem lauten „Ha!“). Bei diesem Spiel soll der Lernprozess ganz natür-
lich und unbewusst geschehen, über eine Tätigkeit, die den Kindern aus dem Spielalltag
geläufig ist.

Erfahrungen:
Immer wenn Schüler Mühe hatten, kraftvoll aber gleichzeitig nicht oberflächlich zu bla-
sen, hat diese Übung geholfen, ihnen das Gefühl für die Kraft aus dem Bauch heraus zu
vermitteln. Vor Allem eher schüchternen, stillen und zurückhaltenden Kindern, die ei-
gentlich fast vor der Lautstärke und Präsenz einer Trompete zurückschrecken und sich
nicht recht getrauen zu spielen, kann dieses Gefühl auch helfen, den oftmals problemati-
schen ersten Ton zu produzieren. Natürlich ist eine solche Übung auch eine immer will-
kommene Auflockerung im manchmal allzu seriösen und ernsten Unterricht.

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3. Ballon-Übung
• Spanne einen Ballon auf den Mundstückschaft.
• Tief Luft holen und den Ballon durch das Mundstück hindurch aufblasen.
• Versuche den Ballon mit einem einzigen Atemzug so gross wie möglich werden zu
lassen.
• Du kannst auch versuchen, ihn mit möglichst wenigen Atemzügen zum Platzen zu
bringen.
• Am besten machst du die ganze Übung ohne Ton.
• Wichtig: Die Schultern beim Einatmen hängen lassen!

Ziel:
Tiefe Atmung anregen, vor Allem das Einatmen.

Genaue Ausführung:
Aus praktischen Gründen empfiehlt es sich, Ballone zu wählen, die eher klein sind oder
zumindest einen kleinen Lufteinlass haben, weil sie sonst bei zunehmender Grösse und
damit einhergehendem steigendem Druck leicht vom Mundstückschaft rutschen und
davonfliegen. Weiter sollte der Schüler immer wieder darauf hingewiesen werden, lang-

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sam und bis tief in den Bauch einzuatmen und dabei insbesondere die Schultern locker
zu lassen. Beim Aufblasen höchstens darauf achten, dass es eher langsam und kontrol-
liert geschieht, also nicht einfach wild drauf los pusten lassen.

Effekt:
Der Fokus liegt hier sicher auf der richtigen Einatmung. Die Schüler sollen automatisch
lernen, tief, das heisst in den Bauch einzuatmen und dann ohne zu blockieren unmittel-
bar wieder auszuatmen und so den Ballon zu füllen.

Erfahrungen:
Ballone eignen sich unvergleichlich gut zur Veranschaulichung der Luftmenge die wir
beim Spielen von Blechblasinstrumenten einsetzen. Das sonst immer unsichtbare,
schwer fassbare Element Luft erhält plötzlich eine Form, eine Grösse. Ich beobachte im-
mer wieder, wie Schüler gut und viel einatmen, dann aber die Luft nicht aufbrauchen
und am Ende der Phrase einen Überdruck im Körper haben, der sie stört und ermüdet.
Häufig wird dies auch am rot werdenden Kopf sichtbar. Deswegen immer ganz ausatmen
und alle Luft restlos in den Ballon blasen. Wichtig ist auch, dass die Ausatmung sofort
einsetzt. Oft tritt kurz vor dem Anspielen des ersten Tones eine kurze Blockierung des
Luftflusses durch die Zunge oder die klemmenden Lippen auf. Wenn wir normal atmen
geschieht der Übergang von einatmen und ausatmen ganz natürlich und fliessend. Ge-
nauso sollte es sich auch beim Ablauf einatmen – anspielen verhalten. Diesen eigentlich
ganz einfachen Ablauf zuerst spielerisch und ohne Instrument bewusst zu machen und
dann zu übertragen, hatte immer eine sehr entkrampfende Wirkung bei meinen Schü-
lern. Zudem spielt sofort ein Ehrgeiz mit, den Ballon mit einem Atemzug möglichst gross
hin zu bekommen.

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4. Kerzen Übung
• Stelle eine brennende Kerze auf und versuche, die Flamme aus ca. 1/2 m Entfer-
nung mit dem Luftstrom zu treffen und zum Flackern zu bringen.
• Noch besser ist es, wenn sich die Flamme nur nach hinten neigt ohne zu flackern.
• Die Übung kann mit dem Mundstück, mit oder ohne Ton, nur mit Lippensummen,
oder auch nur mit blasen gemacht werden.
• Wenn du dies schon gut beherrschst, kannst du langsam die Distanz erhöhen,
zum Beispiel jeden Tag 10 cm dazu nehmen.

Ziel:
Kontrollierte Luftführung und Fokus auf den Mundstückwinkel.

Genaue Ausführung:
Bei der Wahl der Kerze sollte man nur darauf achten, dass es keine Rechaud Kerze ist
und keine, die schon einen hohen Rand um den Docht gebildet hat, sonst wird der Luft-
strom abgelenkt und die Flamme neigt sich in die falsche Richtung. Zudem sollte die
Flamme möglichst horizontal vor dem Mundstück oder dem Mund stehen, damit der
Schüler lernt, möglichst gerade (horizontal) zu blasen und nicht zu fest nach Unten. Dies
finde ich vor Allem beim Blasen mit Ton wichtig. Zwischendurch auch versuchen, die
Kerze aus sehr grosser Distanz mit einem kräftigen Luftstoss auszublasen.

Effekt:
Um die Flamme zum Flackern zu bringen, ohne sie auszublasen, ist schon ein hohes
Mass an kontrollierter Luftführung vonnöten, denn sobald diese verloren geht, erlischt
die Flamme oder aber sie steht einfach still. Diese Kontrolle erfordert eine hohe Kon-
zentration auf das Zwerchfell, welche dabei aber nicht bewusst geschieht, sondern wie-
derum in einem spielerischen Kontext. Der Schüler soll das Gefühl finden, wie er dosiert
mit seiner Luft umgehen kann. Dies kann insbesondere beim Spielen im Piano oder bei
langen Phrasen helfen, den Luftstrom aufrecht zu erhalten und zu stützen.

Erfahrungen:
Ich habe diese Übung gerne bei Schülern eingesetzt, die nur laut und mit viel Kraftauf-
wand spielen konnten und dadurch ihren Luftvorrat zu schnell aufbrauchten. Das er-
schwerte ihnen das Spielen von richtigen Phrasen und zwang sie, sehr kurzatmig zu

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

spielen. Dieses Dosieren versuchten wir dann von obiger Übung auf das Instrument zu
übertragen, und sofort stellte sich eine hörbare Verbesserung ein. Aber auch für Schüler
mit Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und ruhig an etwas zu arbeiten, erwies sich
dieses Spiel als hilfreich. Denn ohne Konzentration ist es so gut wie unmöglich, den Ef-
fekt der Übung hervorzurufen. Dadurch überwog dann doch bei manchem der Ehrgeiz,
die Übung zu meistern, als weiter Zirkus zu veranstalten.

5. Wind Übung
• Halte ein kleines Windrad mit ausgestrecktem Arm vor dir.
• Atme tief ein ohne die Schultern zu heben, und bringe das Windrad zum Drehen.
• Versuche das Rad möglichst lange drehen zu lassen.

Ziel:
Luftfluss und Blasen aus dem Bauch anregen. Lockeres Einatmen.

Genaue Ausführung
Das Windrad sollte nicht möglichst schnell, sondern möglichst lang und regelmässig
drehen. Ein gut zentrierter Luftstrahl der gezielt auf die Blätter des Rades trifft, ist am
effizientesten. Die Distanz kann dann allmählich erhöht werden.

Effekt:
Das Windrad veranschaulicht den produzierten Luftstrom sehr gut. Und genau so wie
der Ton bei einem Nachlassen des Luftstroms sofort abbricht, hört das Rad bei nachlas-
sendem Wind auf, sich zu drehen. Wenn der Luftstrom mit den Lippen zudem gut ge-
bündelt und gezielt auf die Blätter des Windrades abgegeben wird, steigt die Effizienz
der Luft, die eingeatmete Luftmenge kann besser dosiert werden und reicht dadurch
länger.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Vor Allem Schülern, welche die eingeatmete Luft nicht aufbrauchen und voll einsetzen
können, oder sie nicht durchs Instrument bringen, kann diese spielerische Übung helfen.
Das Windrad verlangt einen konstanten, kräftigen Luftstrahl damit es überhaupt dreht.
Gleichzeitig muss der Strahl aber dosiert sein, damit das Rad möglichst lange dreht. Die

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

Übung ist sehr einfach und lässt es zu, sich ganz auf die Atmung zu konzentrieren. Be-
sonders das Heben der Schultern als weitverbreiteter Fehler war bei meinen Schülern
oft im Fokus. Bei eher zurückhaltenden Schülern hat sich die Übung auch als guter Ein-
stieg in die Lektion erwiesen. Denn richtig Luft raus zu blasen bringt, wie zum Beispiel
auch lautes Reden, eine gewisse Exposition mit sich, welche nicht allen Schülern entge-
gen kommt.

6. „Mundstückisch“ sprechen
• Versuche durch den Ton des Mundstücks zu sprechen.
• Denke dir ein Wort oder einen ganzen Satz aus, und sage ihn auf „mundstückisch“.
• Am besten sagst du die Worte zuerst normal und merkst dir, wie sie klingen und
versuchst danach, diesen Klang, oder sogar die Melodie der Sprache nachzuah-
men.
• In der Stunde kannst du dann mal mit deinem Lehrer oder anderen Schülern auf
„mundstückisch“ sprechen. Ihr könnt einander Fragen stellen, und der andere
gibt Antwort.
• Man kann auf dem Mundstück auch ausdrücken wie es einem geht, ob man bei-
spielsweise fröhlich, wütend, nervös oder müde ist. So kannst du jeden Tag eine
andere Laune auf „Mundstückisch“ übersetzen.

Ziel:
Spielerischer Umgang mit dem Mundstück. Gehörbildung. Bewegungen im Innern des
Mundes auf einfache Art fühlbar machen. Ganz natürliche, grundlegende Musikalität för-
dern.

Genaue Ausführung:
Für dieses Spiel muss nur darauf geachtet werden, dass der Schüler auch wirklich mit
dem Buzzing-Ton des Mundstücks „spricht“, und nicht mit der Stimme. Wichtig finde ich
auch, dass ihm gezeigt wird, wie melodiös die Sprache ist. Diese Sensibilisierung soll
sein Gehör öffnen für die sonst wahrscheinlich eher unbeachtete Musikalität der Spra-
che. Das wird ihm Zuhause helfen, die Übung zu verstehen. Mit gewissen Wörtern kann
zudem gezielt an Blastechnischen Themen gearbeitet werden. So wird beispielsweise
durch die Aussprache von Wörtern mit den Buchstabenfolgen „ui, ei, ai, üi“ ect., genau
die Zungenbewegung ausgelöst, die für Lippenbindungen und die hohe Lage sehr wich-

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

tig ist. Worte wie „Haifisch“ zum Beispiel sollten deshalb unbedingt zur Anwendung
kommen.

Effekt:
Das bewusste Hören auf den Klang der Sprache, legt die jedem Schüler mehr oder weni-
ger eigene Musikalität offen. Jeder kann sprechen, jeder kann sich oder anderen dabei
zuhören und dies nachahmen. Die musikalische Arbeit auf dem Instrument funktioniert
meiner Meinung nach ziemlich ähnlich: Zuerst folgt der Schüler meistens dem musikali-
schen Vorbild seines Lehrers, später bringt er seine persönliche Note ein. Kreativität ist
dann beim Ausdrücken von Gemütszuständen oder Stimmungen gefragt, ebenfalls eine
elementare Komponente in der Musik. Dies kann auch förderlich sein, wenn sich jemand
ungern aus der Reserve locken lässt, sehr verschlossen ist oder wenig und nicht gerne
redet. Oft werden die Schüler nämlich später aufgefordert, mit dem Instrument eine Ge-
schichte zu erzählen, das Stück lebendig zu machen. Genau diese Fähigkeit soll diese
Übung fördern. Wichtig ist zudem, dass wir beim Sprechen viele Bewegungen und Ab-
läufe, vorwiegend im Innern des Mundes, fast genau gleich machen wie dies beim Trom-
pete spielen der Fall ist. Alle Artikulationsarten sind mit Silben wie dü, dhü, thü, tü etc.
sehr genau zu beschreiben. Daher kann die Sprache unmittelbar helfen, den richtigen
Punkt für den Zungenstoss zu finden. Auch das Aussprechen von ui, ai, iöiö etc. löst ganz
natürlich die richtigen Zungenbewegungen für Bindungen aus.

Erfahrungen:
Ein eigentlicher Nebeneffekt wurde mir erst mit der Zeit bewusst: Dadurch dass die
Übung sehr einfach und ohne grosse Vorbereitungen auszuführen ist, und offensichtlich
einen gewissen Spassfaktor bietet, wurde sie auffallend oft Zuhause praktiziert. Damit
ist schon viel erreicht. Ausserdem ist der Fantasie der Schüler, die ohnehin bisweilen
erstaunlich ist, keine Grenze gesetzt. Zum Beispiel hat mal eine Schülerin die ganze Wo-
che Zuhause mit der ganzen Familie täglich ein Ratespiel veranstaltet, wo es darum ging,
herauszufinden was sie auf dem Mundstück gesagt hatte, wessen Name, oder welche
Gegenstände. Auch wurden mir in der Stunde schon ganze Geschichten auf
„Mundstückisch“ erzählt, und dies erstaunlich verständlich. Wir hatten Spass und der
Schüler hatte, ohne es zu wissen, schon ganz viel geübt. Die besten Resultate ergaben
sich immer für die Artikulation. Oft beobachtete ich Schüler, die ohne Zunge anstossen,

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

mit den Lippen oder sogar nur mit Luft. Aber wenn sie dann einmal gespürt hatten, was
geschieht wenn sie z.B. „daa“ ins Mundstück und später ins Instrument sagten, stellte
sich meistens eine hörbare Verbesserung ein.

7. Die Geräuschkulisse
• Mit dem Mundstück kann man auch ganz verschiedene Geräusche aus dem Alltag
nachspielen. Zum Beispiel ein Motorrad, die Sirene der Feuerwehr, eine Bohrma-
schine, einen Traktor usw.
• Auch Tiere lassen sich gut nachahmen. So zum Beispiel Esel, Kühe, Pferde, Mü-
cken, Hummel, oder der Pfiff eines Murmeltiers.
• Finde möglichst viele Tiere und schau mal, ob dein Lehrer oder jemand aus dei-
ner Familie herausfindet, welches Tier du gerade spielst.
• Vergiss nicht, das Mundstück immer nur am dünnen Ende des Schafts mit 2-3
Fingern zu halten.

Ziel:
Genaues hin hören. Entdecken der Klangmöglichkeiten und eventuell Arbeit an der Lip-
penflexibilität.

Genaue Ausführung:
Hier ist es sicher hilfreich, wenn man als Lehrer mal ein zwei Beispiele gibt. Zudem sollte
darauf geachtet werden, dass der Mundstückdruck nicht zu hoch wird wenn wilde oder

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

hohe Geräusche vorkommen. Der Körper sollte während dem ganzen Spiel immer locker
bleiben.

Effekt:
Die Effekte sind mehrheitlich dieselben wie bei Übung 5. Jedoch wird der Tonumfang
sicher sowohl nach unten als auch in die Höhe grösser. Dadurch kommen wir näher zur
Lippenflexibilität. Das Geräusch eines startenden Motorrades beispielsweise mit seinem
immer wieder von Unten in die Höhe aufjaulenden Motor, stellt schon erhöhte Anforde-
rungen an die Lippenflexibilität. Sonst ist das typische, aufsteigende Glissando dieses
Geräusches nicht ohne Unterbruch möglich. Die Bewegungen im Mund und mit den Lip-
pen die dadurch hervorgerufen werden, sind den Abläufen bei Lippenbindungen auf
dem Instrument sehr ähnlich und können somit hilfreich sein.

Erfahrungen:
Ein Vorteil dieser Übung ist sicher, dass sie sehr spielerisch ist. Die meisten Schüler ha-
ben Spass dabei und das führt automatisch dazu, dass jeden Tag, oder zumindest an je-
dem Übungstag, auf dem Mundstück gespielt wird. Und das ist nach meinen Erfahrungen
der wichtigste Effekt dieses Spiels. Lippen- und Mundstückbuzzing sind in der Regel
nicht sonderlich beliebt bei den Kindern und fristen daher meist ein kümmerliches Da-
sein. Geholfen hat die Übung oft auch, wenn ich, insbesondere bei Schülern, die mit Lip-
penbindungen nach Oben Mühe bekundeten, zum Beispiel aus dem Imitieren einer Sire-
ne zu einer Bindungsübung über Terzen auf der Trompete über leitetet. Nach ein zwei
Wochen entstand so beim Schüler jeweils ein deutlich besseres Gefühl für die spezifi-
schen Bewegungen, die dazu nötig sind. Nicht zuletzt bietet ein solches Spiel immer ei-
nen willkommenen und lockeren Einstieg in die Lektion, oder eine Auflockerung zwi-
schendurch.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

8. Das Mundstück Orchester


• Für diese Übung kannst du mal bei dir Zuhause auf Entdeckungsreise gehen:
• Suche möglichst viele Dinge, wo du dein Mundstück hineinstecken kannst.
• Alles was eine Öffnung hat, die ungefähr gleich gross ist wie das Mundrohr deiner
Trompete, kannst du ausprobieren.
• Zum Beispiel Trichter, Giesskannen, ein Teekrug, Küchenutensilien, ein Stück
Schlauch oder ein Rohr.
• Bastle dir mal aus einem Blatt Papier einen länglichen Papiertrichter, du wirst se-
hen, der klingt tatsächlich.
• Auf all diesen Dingen kann man Töne und sogar einfache Melodien spielen!
• Je grösser die Gegenstände sind, desto tiefer wird der Ton, der herauskommt und
umso mehr verschiedene Töne kann man spielen.

Ziel:
Gehör und Gefühl für die Naturtonreihe entdecken (hilfreich für die Lagen). Begreifen
wie ein Blechblasinstrument eigentlich funktioniert.

Genaue Ausführung:
Hier gibt es eigentlich kein Richtig und Falsch. Vielleicht darauf hinweisen, beim Einset-
zen des Mundstücks in die verschiedensten Öffnungen nicht zu viel Gewalt anzuwenden,
weil sonst der Schaft Schaden nehmen kann. Ein Highlight ist auch immer wieder, in der
Stunde auf zurechtgeschnittenen, gestimmten Gartenschläuchen Naturhorn oder Natur-
trompete zu spielen.

Effekt:
In erster Linie soll die Übung die Experimentier- und Entdeckungsfreude der Schüler
wecken. Und sie sollen spielend üben, ohne zu merken dass sie üben. Dies soll dazu bei-
tragen, die reine Spielzeit Zuhause zu erhöhen, welche bekanntlich manchmal sehr be-
scheiden ist. Zudem kommen die Schüler hier häufig zum ersten Mal mit der Naturton-
reihe in Berührung, auf welcher aber das ganze Tonsystem unser Instrument basiert.
Wenn nun jemand eine Melodie oder kurze Phrase spielen will, muss er sich nur mit Hil-
fe des Gehörs in den Lagen orientieren und sich ganz auf das Gefühl konzentrieren, wo
der Ton ist und wie viel Spannung und Luft nötig sind, um ihn zu treffen. Normalerweise
sind auf dem Instrument dabei die Ventile natürlich eine grosse Hilfe. Sie können aber
auch Verwirrung stiften wenn der Schüler sich in den Lagen nicht orientieren, bzw. nicht

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

beeinflussen kann, ob beispielsweise bei Ventilposition 0 ein C oder ein G klingt. Da


rückt die Gehörbildung in den Fokus, die mit der Naturtonreihe unvergleichlich gut trai-
niert werden kann, weil das Gehör hier die einzige Orientierungshilfe ist. Mit Garten-
schläuchen und Trichtern kann man Instrumente in jeder beliebigen Stimmung und Ton-
lage basteln und kann somit die Ansprüche bezüglich Kraft und Tonumfang dem jeweili-
gen Niveau anpassen.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Ich war immer wieder verblüfft, was die Schüler alles fanden auf dem sich spielen lässt.
Die Fantasie und der Ideenreichtum sind jeweils erstaunlich. Immer herrscht grosses
Staunen darüber, wie einfach man den banalsten Alltagsgegenständen Klänge entlocken
kann. Das Spielen auf den „Gartenschlauchhörnern“ war immer sehr beliebt, weil sich
darauf wirklich Musik machen lässt. Ich beobachtete zudem bei einigen Schülern dass
sich das Fehlen von Ventilen fast befreiend anfühlte. Sie konnten ihre volle Konzentrati-
on auf die Töne verwenden und reihten nicht wie so oft, einfach Ventilpositionen hinter-
einander.

Variante zu Übung 8:
• Wenn du Gegenstände findest, die eine Öffnung haben, die ungefähr gleich gross
ist wie die Grösse deines Mundstückrandes, kannst du auch versuchen darauf zu
spielen ohne das Mundstück.
• Blase aber genau gleich, wie wenn du auf dem Mundstück spielen würdest.

Genaue Ausführung:
Viele Gegenstände, unter Anderem oft Gartenschläuche oder Giesskannen haben grosse
Öffnungen, die ziemlich oft relativ genau dem Durchmesser eines Trompetenmund-
stücks entsprechen. Wenn die Schüler wissen, dass man auch so auf allen möglichen
Dingen spielen kann, werden sie auch immer wieder spontan ausprobieren, was ihnen
vielleicht im Alltag oder draussen beim Spielen gerade in die Finger kommt.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Auf die Idee, meinen Schülern diese Übung zu empfehlen kam ich durch eigene Kind-
heitserinnerungen. Ich habe als Kind alles was mir spielbar erschien ausprobiert und
angeblasen, und oft gestaunt, wie gut zum Beispiel unser damaliger Teekrug klang. Der

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

Schüler kann entdecken und begreifen, wie Blechblasinstrumente eigentlich funktionie-


ren, wie und wo bei uns der Ton entsteht. Einer meiner Schüler stellte mal zu Hause ein
ganzes Orchester aus klingenden Gegenständen zusammen, für welches er dann sogar
ein Stück komponierte. Nach einiger Zeit übte er fast nur noch mit seinem „Orchester“
und hatte die Trompete etwas vernachlässigt. Dafür arbeitete er nach diesem Projekt
umso interessierter und mit grosser Neugier mit der Trompete. Die Fortschritte liessen
nicht lange auf sich warten.

9. Luft Marathon
• Halte das Mundstück immer korrekt.
• Wähle einen Ton, den du bequem spielen kannst ohne dass es zu anstrengend
wird.
• Nun misst du mit einer Uhr oder Stoppuhr, wie viele Sekunden du den Ton halten
kannst.
• Versuche nun jeden Tag den Ton fünf oder sogar zehn Sekunden länger auszuhal-
ten als am Tag zuvor.
• Immer tief in den Bauch einatmen wie wenn du im Schwimmbad eine ganze Län-
ge tauchen möchtest.
• Schultern unten lassen.
• Eher leise spielen, dann kannst du länger.

Ziel:
Tiefe Atmung anregen und dosierte, kontrollierte Luftführung üben.

Genaue Ausführung:
Von Beginn weg darauf achten und hinweisen, dass das Mundstück wirklich korrekt und
nicht verkrampft gehalten wird. Dies hängt auch stark davon ab, wie viel Kraft der Schü-
ler hat. Manchmal kann es auch notwendig sein, mehr Finger einzusetzen. Die Variante 2
(siehe S.6/7) eignet sich auch gut für kleine Schüler mit noch geringer Fingerkraft. Auch
die Atmung sollte beobachtet werden, damit wirklich in den Bauch geatmet wird und
sich der Körper dabei nicht verkrampft, insbesondere die Schultern.

Effekt:
Durch die Zeitmessung soll ein motivierender Anreiz entstehen, lange Töne zu üben.
Denn um lange Töne kommt kein Blechbläser herum weil durch sie der Klang und die

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

ganze Luftführung am einfachsten aber gleichzeitig effizient geübt werden kann. Diese
Art Übung sollte ins tägliche Arbeitsprogramm der Schüler Eingang finden. Zu Beginn,
bei kleinen Schülern und Anfängern geschieht dies noch einfacher auf spielerische Art
und Weise, später sollte das Ganze dann beispielsweise im Einspiel integriert sein und
selbstverständlicher Teil des täglichen Aufwärmrituals werden.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Die besten Erfahrungen mit dieser Übung habe ich im Gruppen Unterricht gemacht. In
einer Gruppe entsteht, je nach Zusammensetzung einmal mehr einmal weniger, immer
ein gewisser Profilierungswettbewerb. Diesen gilt es nutzbar zu machen für das Instru-
ment. Und hierfür eignet sich ein Spiel, in dem die Zeit als messbare Einheit entschei-
dend ist, hervorragend. Denn eine Zeitdauer lässt sich ganz einfach messen, beurteilen,
kontrollieren und bewerten. Ganz im Gegensatz zur musikalischen „Leistung“. Oft kann
man ja nicht sagen, wer jetzt z.B. eine bestimmte Phrase besser gespielt hat. Vielleicht
hat sie besser gefallen, aber messen kann man dies nicht. Musikalität ist schwer fassbar.
Die Schüler lieferten sich jeweils von Woche zu Woche kleine Wettkämpfe, wer am längs-
ten spielen kann. Viele merkten nach einiger Zeit, dass sie ihre Luft zu wenig kontrolliert
blasen und deshalb immer als erste fertig sind. Andere kommen plötzlich in einen Über-
druck oder Hyperventilation und müssen deswegen abbrechen, weil sie die Luft zu sehr
bei sich behalten, anstatt sie kontrolliert durchs Mundstück fliessen zu lassen. Es hat
sich auch herausgestellt, dass sich die Übung eignet, über längere Zeit beibehalten, und
zudem als guter Einstieg in die Lektion genutzt zu werden.

Variante zu 9:
Anstatt die Zeit zu messen, können die Schüler auch eine bestimmte Wegstrecke gehend
zurücklegen während sie ihren Ton aushalten. Dadurch kommt gleichzeitig auch körper-
liche Bewegung in den Unterricht und der Raum kann ausgenutzt werden. Das Gehen
lockert häufig auch den ganzen Körper und wirkt sich dadurch doppelt positiv aus. Am
besten gibt man auch hier Ideen, welche Strecken sich eignen. Zum Beispiel zuerst mal
quer durch das Zimmer zu Hause, den ganzen Flur entlang, rund ums Zimmer, zwei-
dreimal um den Esstisch etc. Und jeden Tag einen Meter oder mehr hinzunehmen.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

10. Eine Wassermusik


• Tauche das Ende des Mundstückschaftes ins Wasser und versuche, so zu spielen.
• Es erklingt eine richtige Unterwassermusik.
• Ganze Lieder kann man so spielen oder blubbern.

Ziel:
Luftführung bewusst machen und kontrollieren.

Genaue Ausführung:
Das Ende des Schaftes sollte ca. 2-3 cm unter Wasser sein, damit der Effekt gut zum Tra-
gen kommt. Danach kann eigentlich nichts schief gehen. Eher leise spielen und mit guter
Luftführung, sonst bricht der Ton immer wieder ab. Lange Phrasen spielen, zum Beispiel
Lieder.

Effekt:
Durch das Wasser erhöht sich der Widerstand beim Blasen. Und wenn der Luftstrom zu
schwach, oder zu oft unterbrochen wird, bricht der Ton viel schneller ab, als beim nor-
malen Spielen. Das verlangt nach einer permanenten Stütze mit der Luft. Auch das An-
spielen des ersten Tones erfordert mehr und schnellere, unmittelbare Unterstützung mit
Luft.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Die Übung ist sehr einfach, erzeugt aber gleichzeitig einen lustigen Blubber-Effekt. Diese
Kombination macht sie sehr beliebt und bewirkt, dass die Schüler zu Hause auch damit
arbeiten. Gut gewirkt hat sie immer bei Schülern, die Mühe hatten ihre Luft, die sie zwar
reichlich und gut eingeatmet hatten, dann auch wirklich aufzubrauchen beim Spielen.
Meistens mussten diejenigen nicht wegen Luftmangels jeweils beim Atmungszeichen
atmen, sondern weil sie alte, unverbrauchte und überflüssige Luft ablassen mussten, und
dann erst neue Luft nehmen konnten. Dies erzeugt einen immer steigenden Druck im
Hals- und Kopfbereich, der beim Spielen sehr anstrengend und hinderlich wird. Wenn
ich nun den besagten Schüler eine Phrase zuerst „unter Wasser“ spielen liess, und nach-
her normal auf dem Mundstück und später auf dem Instrument, stellte sich oftmals eine
sofortige Besserung ein. Schülerfeststellungen wie: “Das Gefühl ist viel freier beim Spie-

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

len, wie wenn das Rohr der Trompete plötzlich viel grösser wäre“, oder “es gehe plötzlich
wie von selbst“, zeigen mir deutlich, dass diese „Wassermusik“ hilfreich sein kann, die
Luft loszulassen. Der Effekt lässt natürlich mit der Zeit nach und die alten Angewohnhei-
ten schleichen sich wieder ein. Aber wenn die Übung dann sporadisch wieder angewen-
det wird, habe ich beobachtet dass die Wirkung deutlich hörbar wird. Manchmal habe
ich auch die Gelegenheit genutzt, von unserer „Wassermusik“ zur Wassermusik von G.F.
Händel überzuleiten und ihnen so nebenbei noch ein Stück Musikgeschichte näher zu
bringen.

11. Flattermusik
• Versuche wenn du eine Melodie spielst gleichzeitig den Buchstaben „R“ in das
Mundstück zu sprechen.
• Das nennt man Flatterzunge.
• Lass es dir von deinem Lehrer vorführen.
• So zu spielen braucht sehr viel Luft

Ziel:
Luftsäule aufrechterhalten. Zungenposition finden. Kieferöffnung optimieren

Genaue Ausführung:
Der Schüler soll wie bei der vorherigen Übung Phrasen, lange Töne oder Lieder spielen
mit permanenter Flatterzunge. Das Flattern sollte konstant durchgehen. Es eignen sich
vor Allem langsame und getragene Melodien.

Effekt:
Der Buchstabe „R“ wird sehr weit vorne im Mund produziert, ungefähr dort, wo die Zun-
ge beim Trompete spielen sich befinden sollte. Die Flatterzunge zwingt somit den Schü-
ler, seine Zunge auch wirklich dort zu positionieren und soll ihm das Bewusstsein ver-
mitteln, wo seine Zunge beim Artikulieren und Spielensein sollte. Ein weiterer Effekt der
Flatterzunge ist, dass sie nur funktioniert, solange genügend Luftfluss herrscht. Lässt die
Luftsäule in der Menge und der Geschwindigkeit nach, hört die Zunge sofort auf zu flat-
tern. Dies soll dazu anregen, die Luftunterstützung über eine ganze Phrase aufrecht zu
erhalten.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

Erfahrungen, Beobachtungen:
Immer wieder hatte ich mit Schülern zu tun, die ihre Zunge nicht korrekt einsetzten. Der
Anstoss erfolgte dabei sogar konsequent ohne Zunge, mit „phü“ oder „hü“ anstatt „dhü“.
Für mich war dies immer ein Indiz dafür dass ihre Zunge inaktiv und wahrscheinlich gar
nicht am richtigen Ort , das heisst zu weit hinten war. Die ersten Versuche mit der Flat-
terzunge waren dann jeweils auch eher schwierig und fühlten sich sehr ungewohnt an
weil die Schüler zum ersten Mal mit der Zunge so weit nach vorne kommen, oder sich
überhaupt einmal auf die Zunge konzentrieren mussten. Oft verstopfte die Zunge zuerst
den Luftdurchfluss, was dann manchmal auch dazu führte, dass die Kieferöffnung etwas
vergrössert werden musste um überhaupt genügend Platz zu schaffen. Das wirkte sich
dafür wiederum positiv auf den Klang aus, der bei denjenigen, die eventuell sogar mit
zusammengebissenen Zähnen spielen, immer sehr gepresst und matt ist.
Ich greife oft auf die Flatterzunge zurück, weil sie einerseits sehr einfach ist, und ande-
rerseits immer gute Resultate geliefert hat. Mit den oben genannten Zielen spricht die
Übung drei, besonders bei jungen Schülern sehr zentrale Bereiche an.

12. Rucksack packen


• Das bekannte Spiel „Rucksack packen“, welches du sicher auch kennst, kann man
auch mit dem Mundstück spielen.
• Anstelle von Gegenständen packen wir verschiedene Töne und Geräusche in un-
seren Rucksack.
• Am besten machst du diese Übung zusammen mit deinem Lehrer oder in einer
Gruppe.
• Das wichtigste dabei ist, dass du ganz genau zuhörst und dir gut einprägst, wel-
che Töne schon im Rucksack sind.
• Mit der Zeit entsteht eine richtige Melodie oder ein Musikstück daraus.

Ziel:
Schulung des Gehörs und Konzentration auf das Gehörte.

Genaue Ausführung:
Das Spiel kennen in der Regel alle Kinder schon. Ein imaginärer Rucksack wird mit Ge-
genständen gefüllt. Es geht reihum und jeder fügt dem Rucksack Inhalt wieder etwas
Neues hinzu. Mit der Zeit entsteht eine lange Liste mit Dingen, die man in der richtigen
Reihenfolge und vollständig aufzählen muss, bevor man selber etwas Neues in den Ruck-

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

sack packt. Dasselbe lässt sich mit verschiedenen Tönen machen. Da können zum Bei-
spiel verschiedene Tonhöhen vorkommen, unterschiedliche Klangfarben und Dynamiken
oder auch Klangeffekte und Geräusche. Die Übung eignet sich sowohl für Gruppen, als
auch für zwei. Diese Übung stellt sehr hohe Anforderungen an das Gehör und das Ge-
dächtnis und sollte daher einfach begonnen werden. Beispielsweise kann man mit Tönen
beginnen, die schlussendlich eine bekannte Melodie ergeben, mit unterschiedlich lauten
Tönen oder auch mit speziellen Klängen wie z.B. Flatterzunge, Doppeltönen oder ver-
schiedenen Artikulationen.

Effekt:
Auf dem Mundstück ist das Gehör die einzige Möglichkeit, sich in der Tonlage zu orien-
tieren. Es gibt keinen Grundton, keine Naturtonreihe oder Griffe, die ein Raster vorge-
ben, an welchem man sich halten könnte. Also müssen sich die Schüler einzig über ihr
Gehör merken, welche Töne sich im Rucksack befinden. Dies erfordert je nach Begabung
sehr viel Konzentration und kann sehr schwierig sein. Es soll damit auch die Fähigkeit
gefördert werden, Töne und Klänge in einem Zusammenhang zu hören, als Phrase oder
Melodie. Denn häufig spielen vor Allem Schüler mit schwächer ausgebildetem musikali-
schem Gehör, ihre Noten einfach hintereinander ab, ohne sich vorzustellen, wie sie im
Zusammenhang klingen.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Diese Übung polarisierte immer sehr stark. Entweder waren die Schüler so gut darin,
dass ich selber fast aufpassen musste, dass ich mithalten kann, oder aber es war ihnen
fast unmöglich, mehr als zwei bis drei Töne zu behalten. Entsprechend musste ich je-
weils das Niveau anpassen. Wenn die Schüler eher Mühe hatten, begann ich oft damit,
die Töne einer schon bekannte Melodie, oder einer selber komponierten Phrase zu ver-
wenden. Wenn das dann mal funktionierte, konnten wir einen Schritt weiter gehen und
freie Tonfolgen in den Rucksack packen. Aus diesen Tonfolgen entwickelten wir dann oft
auch kleine Stücke und Melodien, die ich dann für andere Übungen, welche weiter unten
beschrieben werden, weiter verwenden konnte. Ein einfacher Einstieg in dieses Spiel
gelingt auch, wenn man nur mit Artikulationen oder Rhythmen anstelle von Tonhöhen
beginnt. Oft können gerade diejenigen, die Mühe haben sich Tonhöhen nur übers Gehör
zu merken, Rhythmen umso besser behalten und wiedergeben. Nach meinen Beobach-

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

tungen neigen Mädchen dazu, die Tonhöhen besser zu erkennen, während Knaben mit
rhythmischen Mustern weniger Mühe bekunden.

13. Triff den Ton


• Für diese Übung ist es gut, wenn du zu Hause ein Klavier, Keyboard, Xylophon
oder sonst ein Instrument hast, auf dem du verschiedene Töne spielen kannst.
• Spiele dir nun auf diesem Instrument einen Ton vor und versuche, den genau
gleichen Ton auf dem Mundstück zu treffen.
• Versuche den Ton ganz genau zu treffen.
• Es soll der genau gleiche Ton sein.
• Mache dies jeden Tag mit drei verschiedenen Tönen.

Ziel:
Gehörbildung und Sensibilisierung auf die Intonation.

Genaue Ausführung:
Hier gilt es sehr exakt zu arbeiten. Das Wichtigste ist, dass man dem Schüler zeigt, wie er
herausfinden kann, ob er den genau gleichen Ton spielt. Erst wenn die beiden Töne nicht
mehr reiben stimmen sie wirklich überein. Wenn der Ton dann mal gefunden ist, soll er
auch versuchen, den Ton von Anfang an genau im Zentrum zu treffen, das heisst nicht
von unten oder oben anzuspielen.

Effekt:
Durch genaues Zuhören soll der Schüler lernen, wie er sich einem vorgegebenen Ton
anpassen kann. Dadurch wird das Thema Intonation ins Zentrum gerückt. Schon mög-
lichst früh sollten die Schüler lernen, aufeinander zu hören und sich in einen Klang ein-
zupassen. Diese Übung sollte auch immer wieder in der Stunde auf dem Instrument
praktiziert werden. Durch ihre Einfachheit kann die ganze Konzentration auf das Hören
und das Darauf-reagieren verwendet werden.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Seit ich ziemlich oft Anfänger unterrichte, bin ich immer mehr der Überzeugung, dass sie
schon früher als ich manchmal dachte bemerken, wenn die Intonation nicht stimmt. Die
Unstimmigkeit stört sie, ohne dass sie wissen was genau sie stört und wie sie damit um-

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

gehen sollen. Darum habe ich vermehrt begonnen, eine solch einfache Übung schon sehr
früh einzusetzen um ihnen zu zeigen, woher ihr Gefühl kommt und was sie dagegen tun
können. Meistens spiele ich in der Stunde die Töne auch auf dem Mundstück vor. Damit
haben die beiden anzugleichenden Töne die gleiche Klangfarbe und die Schüler können
so am einfachsten erkennen, ob sie tatsächlich genau den gleichen Ton intonieren. Mei-
ner Meinung und Erfahrung nach bringt die Übung aber nur etwas, wenn sie äusserst
exakt ausgeführt wird. Sonst begreifen die Schüler auch ihren Sinn nicht, weil sie den
Effekt einer genau stimmenden Intonation nicht erleben wenn es nur ungefähr stimmt.
Dies alles verlangt immer etwas Geduld und viel Konzentration.

14. Ton umzingeln


• Schlage auf einem Klavier, Keyboard oder Xylophon einen Ton an. In der Stunde
kann auch dein Lehrer einen Ton für dich spielen.
• Kreise diesen Ton mit dem Mundstück ein.
• Mache zuerst grosse Kreise darum herum, dann immer kleinere, bis du den Ton
genau erwischt hast.

Ziel:
Intonation, finden des Klangzentrums.

Genaue Ausführung:
Der Schüler soll einen Ton hören, welchem er sich dann beginnend mit Schwankungen
nach oben und unten langsam annähern soll. Die Schwankungen immer kleiner werden
lassen, bis zum Stillstand in der Mitte, wo sich der vorgegebene Ton befinden soll. Das
Einkreisen eventuell mit Handbewegungen sichtbar machen. Bewusst auch die Reibun-
gen und Schwebungen, die entstehen wenn die Töne schon fast gleich sind, also z.B. eine
kleine Sekunde auseinander liegen, suchen und hören lassen.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

Effekt:
Wenn der Ton in der Mitte getroffen wird, das heisst sein eigener und der vorgegebene
Ton übereinstimmen, erlebt der Schüler das Eintreten von Harmonie. Dieses Gefühl soll
ihn prägen und ermutigen, immer danach zu streben. Es ist zwar nur ein kleines Erleb-
nis, veranschaulicht aber die Grundlagen der Intonation auf einfache und effiziente Art
und Weise.

Erfahrungen, Beobachtungen
Von allen Intonationsübungen, die ich angewandt habe, ist diese eine der effizientesten.
Auch Schüler, deren Gehör musikalisch noch sehr wenig ausgeprägt ist, konnten hier
perfekte Intonation erreichen. Als sehr interessant hat sich immer das ausloten der
grössten Reibung oder Schwebung zwischen den Tönen erwiesen. Dadurch konnten die
Schüler ganz bewusst hören, wie schrecklich es klingen kann, wenn oftmals die Intonati-
on nicht im Lot ist. Auch diejenigen, welche sich sonst nicht an einer schlechten Intona-
tion in der Stunde störten, oder dies gar nicht wahrnahmen, reagierten auf dieses Her-
ausstellen der Disharmonie mit Erstaunen, Unbehagen oder auch Neugierde. Ganz selten
gab es auch Kandidaten, welche sich als immun erwiesen, gegenüber Intonationstrübun-
gen. Sie spielten weiterhin so, wie es gerade kam, ohne sich gross zu kümmern, was um
sie herum passiert.

15. Übungen mit langen Tönen


a.)
• Halte einen Ton auf dem Mundstück aus. Achte darauf, dass er möglichst ruhig ist
und nicht schwankt oder zittert.
• Beobachte wenn möglich mit einem Stimmgerät, ob er ruhig bleibt und stimmt.
• Konzentriere dich auch auf einen schönen Klang ohne Luftgeräusch.

Ziel:
Luftführung und Lufteinteilung kontrollieren. Auf die Klangfarbe fokussieren.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

b.)
• Mache auf einem Ton einige Male crescendo und decrescendo (lauter und leiser
werden).
• Der Ton soll dabei aber nicht höher und tiefer werden, sondern immer auf der
gleichen Höhe bleiben.
• Auch mal sehr laut und auch sehr leise werden. fff bis ppp
• Mal ruckartig mal schön langsam laut werden.

Ziel:
Unabhängigkeit von Zwerchfell- und Lippenspannung. Steigende Luftgeschwindigkeit
soll nicht gleichzeitig höhere Lippenspannung hervorrufen.

c.)
• Lege das Mundstück locker an die Lippen. Dann beginnst du zuerst Luft durch zu
blasen und spannst die Lippen langsam immer mehr an, bis allmählich ein Ton
entsteht.
• Der Ton sollte aus dem Nichts kommen.
• Versuche auch das Umgekehrte: Beginne mit einem lauten, vollen Ton. Dann ein
langsames Decrescendo, bis der Ton ganz leise wird und schliesslich in Luft über-
geht und ins Nichts verschwindet.
• Versuche den Ton so leise wie möglich werden zu lassen.

Ziel:
Balance zwischen Luftmenge und Lippenspannung finden. Kleinstmögliche Kraft finden,
die zum spielen notwendig ist.

d.)
• Halte einen Ton aus. Beginne dann kurze Luftstösse zu geben aus dem Bauch her-
aus, wie wenn du laut „hohoho!“ aussprechen, oder hecheln würdest.
• Dein Bauch sollte sich beim „hohoho!“ bewegen.
• Der Ton sollte aber immer gleich hoch bleiben, nur die Lautstärke verändert sich.

Ziel:
Zwerchfellatmung anregen.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

Effekt (zu 15 a. bis d.):


Die obigen Übungen gehen nun mehr ins Detail als die vorangehenden und eignen sich
auch eher für bereits etwas fortgeschrittene Schüler. Grundlegende Fähigkeiten und Ei-
genschaften, die in diesem Stadium schon vorhanden sind, sollen verfeinert und bewusst
trainiert werden. Die Übung b.) beispielsweise verlangt die nicht einfache Unabhängig-
keit von Zwerchfell und Lippenspannung. Mit einem Bereich des Körpers Leistung zu
erbringen und gleichzeitig einen anderen Teil locker zu lassen, erfordert Koordination
die einstudiert werden muss.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Wie oben schon erwähnt, erfordern diese Übungen mehr Genauigkeit und Gründlichkeit
in der Ausführung als die oftmals spielerischen Übungen weiter oben. Damit geht auch
ein höheres Mass an nötiger Selbstdisziplin und Geduld einher. Dies kann die Übungen
sehr schnell unattraktiv und langweilig machen, was zur Folge hat, dass sie zu Hause
kaum angewandt werden. Da war ich immer gefordert, irgendwie eine spielerische
Komponente einzubringen. So habe ich beispielsweise oft bei Variante a.) einen Wett-
streit daraus gemacht, wer am leisesten spielen kann, dies ist besonders in Gruppen hilf-
reich. Oder ebenfalls bei Übung a.) habe ich mithilfe eines Stimmgerätes gemessen, wer
am längsten seinen Ton innerhalb eines bestimmten Frequenzbereichs halten kann. Auf
diese Weise ist es mir manchmal gelungen, über den Ehrgeiz oder die Neugierde der
Schüler, sie zum Üben zu bringen.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

16. Glissando Übung


• Präge dir ein Intervall ein, z.B. eine Quinte (c-g).
• Verbinde dann die beiden Töne auf dem Mundstück mit einem Glissando (wie bei
einem Sirenen Geräusch).
• Glissandi langsam beginnen und allmählich immer schneller und kürzer machen.
• Immer kürzere Glissandi bis die Bindung c -g sauber ist.
• Zum Schluss die beiden Töne auch gestossen spielen.
• Bewege dabei deine Zunge so, wie wenn du die Übung pfeifen würdest. (Siehe
auch Übung 3 im Lippensummen)
• Abwechslungsweise Pfeifen und spielen.

Ziel:
Lippenbindungen vorbereiten. Bewusst machen der richtigen Zungenposition und –
bewegung.

Genaue Ausführung:
Wichtig ist dass das Glissando am Anfang schön langsam durch den ganzen Tonraum
innerhalb des Intervalls gezogen wird. Bei den gestossenen Tönen am Schluss ist es dann
wichtig dass zwischen dem hohen und dem tiefen Ton möglichst wenig Unterbruch
ist(Tenuto spielen). Der gestossene Teil sollte von der Luftführung her möglichst gleich
gespielt werden wie der gebundene Teil. Damit der Schüler ein Intervall finden kann, soll
er es sich z.B. auf dem Instrument vorspielen, bis er es im Gehör hat.

Effekt:
Die Bewegungen beim Glissando sind gleich, wie diejenigen, die bei der Lippenbindung
auf dem Instrument entscheidend sind. Um genau diese Bewegungen, insbesondere die
Zungenbewegung geht es. Sie sollen anfangs langsam und bewusst ausgeführt werden
und am Schluss schnell. Auf diese Weise wird der Ton später auf dem Instrument zum
Umschlagen auf den nächsthöheren Naturton gebracht.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

Erfahrungen, Beobachtungen:
Ich setze diese Übung gerne als Vorstufe zu den Lippenbindungen ein. Oftmals habe ich
festgestellt, dass die Schüler bei Lippenbindungen über Naturtöne Schwierigkeiten ha-
ben. Meistens geht ein grosser Teil ihrer Probleme auf die Zunge zurück, welche bisher
eigentlich nur bei der Artikulation ein Thema war. Um eine solche Bindung ausführen zu
können, muss aber die Zunge einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie sich im
Mund bogenförmig auf und ab bewegt, mit der Zungenspitze aber an den unteren Vor-
derzähnen oder der Unterlippe fixiert bleibt(siehe auch Lippensummen Übung 3). Wenn
man einen ansteigenden Ton pfeift oder die Silbe „ai“ ausspricht, macht die Zunge genau
diese Bewegung. Ich habe festgestellt, dass dieser Ablauf am besten schon installiert
werden sollte, wenn gerade erst mit dem Thema Lippenbindungen begonnen wird, sonst
bilden viele Schüler sofort eigene, meistens zu verkrampfte Methoden und würgen den
oberen Ton der Bindung irgendwie heran. Die Übung hat sich auch als sehr einfach ver-
ständlich und effizient erwiesen.

17. Nur drei Töne


• Spiele auf einer Tonhöhe jeweils dreimal hintereinander denselben Ton.
• Achte darauf dass alle drei Töne genau gleich sind und 3-5 Sekunden dauern.
• Am besten kannst du dies mit einem Stimmgerät üben. Der Zeiger sollte bei allen
drei Tönen den gleichen Wert anzeigen.
• Alle drei Töne sauber anspielen und abschliessen.
• Wähle jeden Tag drei andere Tonhöhen aus.

Ziel:
Voraushören. Natürliches Anspielen der ersten Note.

Genaue Ausführung:
Das Wichtigste ist dass die Töne genau gleich hoch sind und dreimal sauber ansprechen.
Auch auf die Klangqualität kann und sollte hier geachtet werden, was durch die Einfach-
heit der Übung sicher möglich ist. Nach jedem Ton das Mundstück kurz absetzen und mit
dem Ablauf „ bereit-einatmen-spielen“ den nächsten Ton produzieren. Ideal ist auch,
wenn die Töne auf einem Klavier vorgegeben werden können.

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Master Thesis – Ich buzze, also kling ich Bernhard Jörg

Effekt:
Diese Übung soll helfen, das Anspielen der ersten Note zu trainieren und das genaue Vo-
raushören eines Tones mit der entsprechenden Vorbereitung der Lippen zu verbessern.
Das Anspielen soll möglichst natürlich und fliessend erfolgen, wie beim normalen Ein-
und Ausatmen. Der Ablauf „bereit-einatmen-spielen“ soll dies unterstützen.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Dadurch dass die Übung sehr einfach ist, wende ich sie recht häufig an. Sie eignet sich
erfahrungsgemäss eher für etwas älter Schüler, die schon ziemlich gut spielen. Wenn ich
sie trotzdem mal mit Anfängern praktizierte, machte ich daraus eine Ziel Übung in der
Lektion. Es geht dabei darum, auf dem Stimmgerät dreimal den vorher markierten Wert
auf der Anzeige mit dem gespielten Ton zu treffen. Diese spielerische Auslegung der
Übung weckt wieder die Lust am Spiel und den Ehrgeiz beim jungen Schüler. Ansonsten
steht diese Übung wieder ganz im Zeichen der Detail Arbeit. Wenn man nicht ganz exakt
daran arbeitet, die Töne nur ungefähr spielen lässt, geht der Sinn verloren, auch für den
Schüler, und die angestrebten Effekte bleiben aus.

18. Kopieren
• Spiele dir auf der Trompete oder auf einem Klavier einen Ton oder eine kurze Me-
lodie vor und spiele sie anschliessend auf dem Mundstück genau gleich nach.
• Mach eine ganz genaue Kopie davon.
• In der Stunde kann dein Lehrer dir etwas vorspielen das du kopieren kannst.

Ziel:
Gehörbildung. Übungszeit auf dem Mundstück erhöhen.

Genaue Ausführung:
Am besten beginnt man diese Übung zunächst mit kurzen und einfachen Phrasen, oder
je nach Niveau auch nur mit Einzeltönen. Sehr wichtig ist auch hier das genaue Wieder-
geben des vorher Gehörten.

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Effekt:
Durch das genaue Hinhören auf die wiederzugebende Tonfolge wird das Gehör bean-
sprucht und gebildet. Um diesen Effekt wirklich zu nutzen, muss mit möglichst grosser
Genauigkeit gearbeitete werden. Der Schüler soll lernen, ob er wirklich die richtigen Tö-
ne spielt, ohne die Möglichkeit, sich an den Ventilen orientieren zu können. Die Übung
soll aber auch dazu dienen, den Schüler überhaupt zum Mundstückbuzzing zu bringen.
Um überhaupt einige Tonfolgen auszuprobieren, absolviert er zu Hause bereits einige
wertvolle Übungsminuten.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Das Mundstückbuzzing so zu installieren, dass die Schüler dieses auch zu Hause prakti-
zieren und in ihr tägliches Einspielprogramm einbeziehen, ist nach meiner Erfahrung oft
schwierig. Wenn die Schüler aber eine komplexere Aufgabe erhalten, die sie ohne üben
gar nicht bewältigen können, ist die Möglichkeit viel grösser dass sie das Mundstück
wirklich üben. Dieser Effekt hat in meiner Unterrichtstätigkeit bereits mehrfach gut
funktioniert und die Schüler immer etwas weiter gebracht. Geeignet ist diese Übung
eher für ältere, etwas fortgeschrittene Schüler, die nicht mehr zu begeistern sind für
spielerische, kindliche Übungen. Das Niveau ist aber sehr einfach für jedes Niveau an-
passbar und daher auch für Kinder geeignet, die zum Beispiel schon weit entwickelt sind
für ihr Alter.

19. Mundstücksingen
• Komponiere eine eigene Melodie, die ungefähr zehn Sekunden oder länger dau-
ert.
• Übe sie so dass du sie deinem Lehrer auswendig vorspielen kannst.
• Schreibe die Melodie für dich so auf, so dass du sie gut lesen kannst.
• Dies muss nicht in Notenschrift sein, sondern kann auch mit einer Linie oder
sonst einer Zeichnung, die dir den Melodieverlauf anzeigt, dargestellt sein.

Ziel:
Musikalität fördern. Übungszeit auf dem Mundstück erhöhen.

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Genaue Ausführung:
Es ist wichtig, dass die Schüler ihre Komposition irgendwie aufschreiben. Es sollte eine
Melodie herauskommen, die möglichst gesanglich ist. Auf das Notierte oder Aufgezeich-
nete sollte man dann in der Stunde auch ziemlich detailliert eingehen, das heisst den
Schüler auch erklären lassen, wo genau er welchen Abschnitt der Melodie dargestellt
hat. Die Komposition eventuell auch weiterentwickeln und über längere Zeit daran ar-
beiten.

Effekt:
Dadurch, dass die Komposition möglichst genau aufgeschrieben oder aufgezeichnet
werden soll, muss der Schüler bereits einige Zeit mit dem Mundstückbuzzing verbrin-
gen. Das generiert wertvolle Übe-Minuten und fordert gleichzeitig die Fantasie, welcher
sowohl bei der Melodie selber, als auch beim Aufzeichnen keine Grenzen gesetzt sind.
Die Melodie sollte eine gewisse Länge haben, damit der Schüler auf die schriftliche oder
grafische Darstellung seiner Komposition angewiesen ist, wenn er diese immer gleich
wiedergeben und einüben will wie sonst ein Lied oder Spielstück. Durch die Übung kann
der Schüler auch seine Musikalität ausdrücken und sich vielleicht sogar freier bewegen
als er dies auf dem Instrument könnte.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Die meisten Schüler haben sehr gut auf diese Übung angesprochen. Ich glaube, dass vor
Allem das Komponieren und Notieren von etwas Eigenem sie jeweils motiviert hat. Die
dabei entstandenen Notationsarten waren bisweilen sehr fantasiereich und interessant.
Es entstanden Grafiken mit Linien, Balken, Farben, Punkten, Pfeilen usw. Auch Zeichnun-
gen, Pläne, oder Buchstaben haben die Schüler als ganz individuelle Gedankenstützen
schon erstellt. Dieses Aufschreiben ist sehr wichtig, weil einige in der Stunde sonst eine
beliebige, spontane und nicht vorher geübte Phrase vorspielen. Aber genau um das Ein-
üben und die daraus resultierenden Übe- Minuten auf dem Mundstück geht es neben
dem grafischen Darstellen von Musik. Ich habe in der Lektion immer darauf bestanden,
die Melodie immer genau gleich wiederzugeben. Zur Kontrolle liess ich sie häufig mehr-
mals vorspielen und mir auch erklären, wie die Notation genau zu verstehen ist. Mit ei-
nigen besonders interessierten Schülern habe ich die Melodie manchmal weiterentwi-
ckelt, die Grafik langsam in die Notenschrift überführt und dann auf der Trompete ge-

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spielt. Die Übung habe ich schon mit den verschiedensten Niveaus ausprobiert und fest-
gestellt dass sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene etwas damit anfangen können.
Das Interesse ist hier eher vom Charakter abhängig als vom instrumentalen Niveau oder
dem Alter.

20. Transponier Übung


• Wähle ein Lied aus, das du gut kennst. Dieses spielst du jeden Tag zwei Mal, be-
ginnst aber beide Male auf einem anderen Anfangston.
• Wenn du ein Stimmgerät oder ein Klavier hast, kontrolliere ob du auch wirklich
auf einem anderen Anfangston gestartet bist.
• Spiele das Lied so schön wie du kannst, so als ob du es singen würdest.

Ziel:
Gehörbildung, Erhöhen der Übungszeit.

Genaue Ausführung:
Der Ausgangston soll jedes Mal anders sein. Die gewählte Tonart muss danach möglichst
rein intoniert eingehalten werden.

Effekt:
Durch den jedes Mal wechselnden Anfangston muss der Schüler das Lied über das Gehör
jedes Mal in eine andere Tonart transponieren. Dies ist je nach Ausbildung oder Veranla-
gung des Gehörs eine anspruchsvolle Aufgabe und sicher eine gute Schulung. Auch im
Hinblick auf spätere Transponier Übungen auf der Trompete kann das korrekte Voraus-
hören von Phrasen und Intervallen sowie das Umschalten auf andere Tonarten sehr hilf-
reich sein.

Erfahrungen, Beobachtungen:
Hier zeigt sich sehr deutlich, wie gut das Gehör ausgebildet ist. Ich habe während mei-
nem Unterricht drei Tendenzen beobachtete: Schüler die keine Mühe bekunden sich in
den Tonarten zu bewegen, solche die nicht einmal einen anderen Anfangston finden
können und dann noch diejenigen, die zwar auf einem anderen Ton beginnen, im Verlauf
des Lieds aber wieder in die alte Tonart zurück fallen. Letzterer Gruppe hat es jeweils
geholfen, wenn ich mit der Trompete oder auf dem Klavier leise mitgespielt habe und

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ihnen so eine Orientierungshilfe geben konnte. Manchmal half es auch wenn ich nur ein-
zelne wichtige Töne der Melodie gegeben habe und sie sich dann selber von Ton zu Ton
„hangeln“ konnten. Bei der Gruppe mit den grössten Problemen habe ich das Niveau so-
weit hinunter geschraubt, bis es funktionierte. Zu Beginn gab ich jeweils den Anfangston
vor, später konnten sie dann auch dies selber übernehmen. Auch bei dieser Übung geht
es mir zu einem grossen Teil darum, die Übe- Zeit auf dem Mundstück zu erhöhen. Wenn
die Schüler ihr Lied jeden Tag in zwei Tonarten spielen ergibt dies bereits schon unge-
fähr eine Minute Mundstückbuzzing. Ausserdem finden es vor Allem jüngere Schüler
lustig, dass sie auf diesem Stück Metall ein Lied spielen können, welches sie sonst viel-
leicht mit ihren Eltern singen. Jedenfalls haben sie mich immer jeweils eifrig darauf hin-
gewiesen, dass sie noch ein Lied vorbereitet hätten, wenn ich manchmal in den Stunde
vergessen hatte dies abzufragen.

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4 Schlusswort
Gegen Ende meiner Arbeit habe ich mich zunehmend gefragt, wieso mich das Thema
Buzzing so beschäftigt. Wieso liegt mir so viel daran, dass es im Unterricht einen wichti-
gen Platz einnimmt?
Eine Antwort darauf fand ich in meiner persönlichen musikalischen Vorgeschichte. We-
der Lippen- noch Mundstücksummen waren je ein Thema. Wahrscheinlich hat damals
alles zur Zufriedenheit meines Lehrers funktioniert, so standen diese Themen gar nie
zur Diskussion. Im Studium fand ich aber allmählich heraus, dass mein Ansatz nicht op-
timal war. Ich konnte zu Studienbeginn auch nicht Lippenbuzzen, was mich beunruhigte,
wenn ich mich mit anderen verglich. Ich spürte dass diese Trainingsart mich weiterbrin-
gen würde, und erlernte es daraufhin. Rückblickend hätten durch Lippenbuzzing einige
schlechte Angewohnheiten, die ich mir in den ersten Jahren als Jungtrompeter angeeig-
net hatte von Beginn weg hätten vermieden werden können. Bei meinen Schülern möch-
te ich versuchen, die richtigen Angewohnheiten zu vermitteln, auch wenn dies vielleicht
manchmal ein langsameres Vorwärtskommen mit sich bringen kann.
Ein weiterer Grund für das Verfassen dieser Arbeit ist, dass ich über etwas schreiben
wollte, das mir selber in meinem Unterrichtsalltag nützlich sein kann. Zwar wende ich
schon seit ich selber unterrichte Buzzing an, tat dies aber oft ohne System. In Zukunft
kann ich meine erarbeitete Broschüre zur Hand nehmen.
Es ist mir bewusst, dass dieses Thema schon von vielen Seiten erforscht und beschrie-
ben worden ist. Ich habe sicher nichts Neues entdeckt oder erfunden, aber einen eigenen
praxisorientierten Zugang gefunden.
Meine Masterarbeit ist zwar hiermit abgeschlossen aber fertig ist sie deswegen noch
lange nicht. Es wird immer eine Baustelle bleiben auf der es noch vieles zu optimieren
und hinzuzufügen gäbe. Während dem Verfassen kamen mir laufend neue Ideen, welche
ich teilweise auch noch eingebaut habe, viele aber weglassen musste, weil ich irgend-
wann auch mal ein Ende finden musste.

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5 Quellenverzeichnis
5.1 Literaturverzeichnis
• Jean Baptiste Arban – Vollständige Schule für Trompete, Friedrich Hofmeister
Musikverlag
• Francis Bodet – Die Lippentechnik, Editions René Kister Monaco
• Malte Burba – Teach your body to blow, Editions BIM
• Vincent Chichovicz – Back to Basics for Trumpeters, Louis E. Loubriel
• Robert Civiletti – Zungengesteuerter Ansatz, The New York Trumpet Company
• Charles Colin – Advanced Lip Flexibilities, Colin Publications New York
• Stefan Dünser – Trompetenfuchs Band 1, Eigenverlag Stefan Dünser
• Philip Farkas – The Art of Brass Playing, Wind Music Inc.
• Rolf Quinque – Atmung Stütze Ansatz- Methode, Editions BIM
• Horst Rapp – Einblas- und Aufbaustudien für Trompete, Rapp-Verlag
• James Stamp – Warm ups + Studies, Editions BIM

5.2 Bilderverzeichnis
• Einblas- und Aufbaustudien, Horst Rapp, S. 5
• Trompetenfuchs, Stefan Dünser, S. 15
• Zungengesteuerter Ansatz (TCE), Robert Civiletti, S. 2

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