Sie sind auf Seite 1von 2

Kritische Theorie nach 1945

Der Text „Kritische Theorie gestern und heute“ ist eine Transkription eines von Max
Horkheimer 1970 gehaltenen Vortrages, in dem er die zentralen Aspekte sowohl in den
Anfängen als auch in der heutigen Kritischen Theorie .
Den Vortrag leitet Max Horkheimer mit einer kurzen Rekapitulation seiner persönlichen
Vita, sowie der seines kürzlich verstorbenen Freundes Theodor W. Adorno, ein, welche
wichtig sind für die Entstehung der Kritischen Theorie. Großen Einfluss auf diese hatten
anfänglich die Philosophen Karl Marx und Arthur Schopenhauer. Weiter berichtet er
von der Geschichte des Instituts für Sozialforschung (IfS) in den 1920er und 30er
Jahren in Deutschland, bis zu dem Zeitpunkt der Umsiedlung des Instituts auf Grund
der zu erwartenden Gefahren des Nationalsozialismus.
Der erste wichtige Punkt ist die Definition von Wissenschaft sowie dem Unterschied
zwischen traditionaler und kritischer Theorie. Für ihn bedeutet kritische Theorie, eine
Selbstreflexion der Wissenschaften, also warum dieses oder jenes erforscht und
entwickelt wird. Horkheimer führt weiter aus, dass zu Beginn die Kritische Theorie
diese vor allem kritisch gegenüber den herrschenden Verhältnissen war, da diese den
Faschismus und den Stalinismus hervorgebracht haben. Ein wichtiger Punkt sowohl
damals, als auch heute sei die Überzeugung, man müsse versuchen das Schlechte und
Ungerechte in der Gesellschaft zu benennen und abzuschaffen, da man nicht wissen
könne, wie die absolut richtige und gerechte Gesellschaft aussehe. Denn so weiter, erst
in der richtigen Gesellschaft, sei das richtige Denken möglich. Gleichzeitig ist eine
Einsicht der heutigen Kritischen Theorie, dass Freiheit und Gerechtigkeit, zwar
Verbunden, gleichzeitig aber Gegensätze seien.
Seine Erwartung sei mittlerweile, dass sich die Gesellschaft immer weiter in Richtung
einer, die der totalen Verwaltung zugrunde liegenden, entwickelt. So trete die neuere
Kritische Theorie nicht mehr für Revolutionen ein, sondern für „die Autonomie des
einzelnen“, also positives der jetzigen Gesellschaft zu bewahren „ohne den Fortschritt
aufzuhalten“ (Horkheimer 1970: 166). Er sei aktuell für eine Erneuerung der
Universitäten, solange nicht alle Traditionen ohne vorherige Überprüfungen verworfen
werden. Auf die Universitäten und vor allem die aktuelle Bildung(-spolitik) geht Max
Horkheimer im weiteren Verlauf ein weiteres mal ein.
Für ihn ist in der Kritischen Theorie die Religion und die Entwicklung des Glaubens
ebenfalls ein wichtiges Momentum. So seien die beiden Erkenntnisse, jedes Glück ist
mit und durch Leid anderer verbunden und erkauft, und man könne „die Übel
bezeichnen, aber nicht das absolut Richtige“ (Horkheimer 1970: 168), Einsichten,

2
Kritische Theorie nach 1945

welche aus der Religion entspringen würden. Die jeweiligen Äquivalenten dazu, wären
zum einen die Lehre von der Erbsünde, sowie das Gebot sich kein Abbild von Gott zu
machen.
Die Kritische Theorie sieht Horkheimer in der Pflicht auf Missstände und
Entwicklungen, sowohl positive als auch negative, hinzuweisen, wo andere
Wissenschaften dieses vernachlässigen würden. Zum Beispiel habe sich der Sinn von
Lesen und Schreiben stark verändert. Zwar können jeder mittlerweile Lesen, doch hat
gleichzeitig, durch die schiere Masse an Zeitungen und Bücher, das einzelne Wort
jegliche Bedeutung verloren.
Er erwartet, dass sich in der Zukunft eine materielle Gleichheit einstellen wird, jedoch
zu dem Preis einer totalen verwalteten, automatisierten Welt. Dank der Computer
verwirklicht sich eine Art, des von Marx vorausgesagtem, Sozialismus.
Dadurch, dass Religion aber auch Familie immer weniger Einfluss auf den Menschen
und seine Entwicklung haben, sieht Horkheimer die Universitäten und Schulen mit
neuen Aufgaben konfrontiert, auf welche sich die neuere Kritische Theorie beziehen
muss. Horkheimer kritisiert die Tendenzen im Bildungswesen, welche für eine immer
weiter Spezialisierung sorgen wollen. Ebenfalls hält er vieles was gelehrt wird für
unwichtig, während gleichzeitig einiges sehr wichtiges ausgelassen wird. So wäre es im
Ansinnen der Kritische Theorie, durch Erziehung die Jugend für das Vorgehen von
Demagogen und (faschistische) Agitatoren zu sensibilisieren.
Max Horkheimer schließt seinen Vortrag mit einer Bemerkung über das Verhältnis von
Theorie zu Praxis.

Das könnte Ihnen auch gefallen