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MUNCHEN

Der Kunstführer mit Tipps, Terminen und Adressen 2015


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© Frank Horvat, 1959, Paris, for
Jours de France, with Monique
Dutto at metro exit
UNSER
TITELBILD
TITELBILD: Christoph Niemann für WELTKUNST; Bild rechts: Carl Spitzweg

Unser Coverkünstler Christoph Niemann hat Wohnraum war in München schon immer lie in Kreuzberg und hängte es dort auf. Fo-
sich diesmal eines der beliebtesten deutschen ein umkämpftes Gut. tografisch dokumentiert wurde die Kunstak-
Gemälde zum Vorbild genommen, Carl Spitzweg hat vom armen Poeten drei tion von seiner zu diesem Zeitpunkt noch
Spitzwegs »Armer Poet« von 1839. Sein heuti- Fassungen gemalt. Wir zeigen hier das Bild unbekannten Freundin Marina Abramović.
ges Alter ego ist ein Hipster in reifem Alter, aus der Neuen Pinakothek in München, wo Damals kehrte das Bild am selben Tag ins
der es sich an einem Herbsttag mit seinem es 1887 durch eine Schenkung des Künstler- Museum zurück. Im September 1989 wurde
iPhone auf einer Bank im Englischen Garten neffen seine Heimat fand. Eine frühere Ver- es dann wirklich geraubt und ist bis heute
gemütlich gemacht hat. Der vom Erfolg un- sion befindet sich in einer Privatsammlung, nicht wieder aufgetaucht. Da der Raub in-
verwöhnte Poet hingegen liegt in einer arm- und die dritte gehört – eigentlich – der Berli- zwischen verjährt ist, geben die Berliner die
seligen Kammer zwischen Büchern auf dem ner Nationalgalerie. Allerdings ist das Berli- Hoffnung nicht auf, dass es eines Tages –
Boden. An der undichten Dachschräge hängt ner Bild seit geraumer Zeit verschwunden. straffrei – zurückgebracht wird.
ein Schirm, um ihn vor Regentropfen zu Schon einmal, 1976, war es von dem Künstler Fröhlicher geht es bei Christoph Nie-
schützen. Der Ofen ist aus, und er ist wohl ge- Ulay aus dem Schloss Charlottenburg ent- mann zu. Seine Ausstellung »Unterm Strich«
zwungen, seine Schriften zu verbrennen, führt worden. Ulay fuhr mit dem Bild zur im Museum für Angewandte Kunst in Wien
wenn er es warm haben will. Bezahlbarer Wohnung einer türkischen Gastarbeiterfami- läuft bis zum 27. Oktober. MATTHIAS EHLERT

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INHALT
Seite 90

38 Mayer of Munich
Künstler aus aller Welt lieben die
Mayer’sche Hofkunstanstalt wegen
ihres technischen Know-how
und der familiären Atmosphäre

Bilder: Brigantine 1900/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Robert Fischer; Matthias Kestel
50 Liberales Leuchten
Unter dem Prinzregenten Luitpold
erlebte München ab 1886 eine
künstlerische Blüte, von der die
Bayernmetropole bis heute zehrt

56 Analog ist besser


Das Museum Brandhorst zeigt, wie
die Malerei seit den 1960er-Jahren auf
die neuen Medien antwortet

60 Im Dickicht der Städte


Die Münchner Kammerspiele
thematisieren mit kreativen Apart-
ments die urbane Wohnungsnot

68 Oh, du Oberbayern!
Von Freising bis zum Tegernsee:
auf den Spuren der Künstler in
Münchens malerischem Umland
Seite 20
14 Nachrichten 80 Schwerelos im Schloss
NS-Dokumentationszentrum Internationale zeitgenössische Kunst
eröffnet, Gerhard-Richter- im beschaulichen Pörnbach
Schenkung für die Pinakothek,
Rudolf Neumeister wird 90,
Münchner Kunststadtplan

20 Neue Münchner Freiheit


Eine jüngere Generation von Kura-
toren und Direktoren prägt die
Museen der Stadt – mit internatio-
naler Erfahrung und eigenen Ideen.
Wir stellen sie vor

30 Geistige Nachbarn
Neues Licht auf die komplizierte
Seite 60
Freundschaft von Paul Klee und
Wassily Kandinsky wirft eine
Ausstellung im Lenbachhaus

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INHALT
Agenda
84 MÜNCHNER KUNSTHERBST

84 Siebdruck und Silberpokal


Zum 60-jährigen Jubiläum zeigt
die Kunst-Messe München, wie
modern alte Kunst sein kann

90 Tradition für heute


Mit ihrem Mix aus Volkstum und
Sakralem ist die Kunst & Antiquitäten
die Münchner Messe par excellence

98 Ein Fest für Liebhaber


Die Highlights versammelt erneut

Bilder: Ursula Maier; Kunstkammer Georg Laue; Mayer’sche Hofkunstanstalt; Café Luitpold München
Spitzenwerke aller Epochen

Seite 68
104 Vom Teddybären zum Fetisch
Die Hypo-Kunsthalle widmet sich
dem Werk von Jean Paul Gaultier

106 Ausstellungen 114 Kunsthandel


Die Etrusker in den Staatlichen Alle Händler und Galerien der Stadt
Antikensammlungen, Hanne im großen Überblick
Darboven im Haus der Kunst,
Sammellust im Münchner 116 Erst sammlen, dann handeln
Stadtmuseum. Plus: großer Service- Für die deutsche Kunst schlägt das
teil mit allen wichtigen Adressen Herz des Galeristen Hans Maulberger

126 Gut aufgestellt


Bei Scheublein Art & Auktionen
Seite 98 entdeckt man Erstaunliches

130 Aktuelle Auktionen


Alte Kunst bei Ketterer, Sammlung
Schäfer bei Neumeister, alte Meister
und Kunst des 19. Jahrhunderts bei
Karl & Faber, Jugendstil bei Quitten-
baum, Bücher bei Hartung & Har-
tung und Zisska & Lacher, Kunst und
Antiquitäten bei Scheublein und Ruef

136 Wer versteigert was?


Alle Auktionshäuser in München
im Kurzprofil mit Adressen
Seite 50

10 Editorial
12 Impressum
13 Mitarbeiter des Monats
Seite 38 146 Vorschau

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H A S S F U RT H E R

WALDE Aurach Ergebnis 28. 5. 2015: € 450.000

Kunstauktionen Hassfurther
Wien I, Hohenstaufeng. 7 · 0043/1/533 41 74 · hassfurther@aon.at
EDITORIAL

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
ach, wie schön ist München. Was ist es nur, das
die Kultur hier so lebendig macht? Wir versu-
chen, der Frage in dieser Ausgabe auf den Grund
zu gehen, und stellen Ihnen die neue Genera-
tion vor, die heute die Museumslandschaft prägt
– manche von ihnen sind schon seit einigen Jah-
ren dabei, andere sind frisch »zugereist« (S. 21).
Außerdem freue ich mich, dass unsere Au-

Bilder: Wolfgang Stahr; Langeloh Porcelain


torin Alexandra González hinter die Kulissen
der Mayer’schen Hofkunstanstalt blicken durfte, Betrachter in eine Welt fernöstlicher Fantasien.
wo schon vor rund 150 Jahren Bleiglasfenster Welche globalen Verflechtungen für eine Tasse
produziert wurden. Die Familie Mayer ist ein Tee: die chinesischen Figuren, Palmen und ar-
Hafen für Künstler aus aller Welt, die Projekte chitektonischen Details, die der französische
in Glas realisieren wollen, sei es die New Yorke- Künstler Pierre-Charles Pillement Mitte des
rin Kiki Smith oder der Brasilianer Vik Muniz: 18. Jahrhunderts für englische Manufakturen
ein faszinierendes Labor historischer und zu- entwarf, gelangten wenig später in freier Ab-
künftiger Techniken mit Sinn für die Anforde- wandlung auf das Frankenthaler Porzellan.
rungen zeitgenössischer Künstler (S. 38). Das kostbare Original können Sie übrigens
Das zauberhafte Teekännchen der Manu- Ende Oktober bei Langeloh Porcelain auf der
faktur Frankenthal, das Sie hier sehen, ist, den Kunst-Messe München im Postpalast bewun-
Deckel eingerechnet, nur dreizehn Zentimeter dern, die in diesem Jahr ihr 60. Jubiläum feiert
hoch und im wahrsten Sinne des Wortes eine (S. 84). Wir gratulieren! Wir freuen uns auf alle
Preziose. Der aufwendige Chinoiserie-Dekor, drei Messen, die im Münchner Kunstherbst
ganz im Geschmack des Rokoko, entführt den stattfinden, die traditionsreiche Kunst &Anti-
quitäten am Nockherberg (S. 90) und die High-
lights in der Residenz (S. 98). Positiv ist, dass sie
sich dieses Jahr alle zeitlich überschneiden. Das
könnte ein erster Schritt zu einem einheitlichen
Format in der Zukunft sein, das den über die
Jahre gewachsenen Eigenheiten der drei Veran-
staltungen gerecht wird.

Auf nach München!

Ihre Lisa Zeitz


Chefredakteurin

instagram.com/WeltkunstMagazin
twitter.com/WeltkunstNews
facebook.com/weltkunst

10
Großer Salontisch;
vierpassige Fußplatte mit 4 qualitätvoll geschnitzten Löwen und antikisierender Mittelsäule.
Reste der originalen Vergoldung und Fassung mit Ergänzungen; Erlenmaser-Furnier sowie Ebenholz
und brandschattiertem Ahorn. Donaumonarchie um 1835.
Durchmesser 150 cm, Höhe 78 cm.

Highlights Internationale Kunstmesse München, 28. Oktober 2015 bis 1. November 2015
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Impressum
REDAKTION VERLAG
Herbstauktionen 2015 Redaktion WELTKUNST
Dorotheenstraße 33
ZEIT Kunstverlag GmbH & Co. KG
Buceriusstraße, Eingang Speersort 1
10117 Berlin 20095 Hamburg
13. Nov. Kunstgewerbe Tel.!030/59!00!48-340
Fax!030/59!00!48-334
14. Nov. Alte Kunst und 19. Jh. GESCHÄFTSFÜHRUNG
Sandra Kreft, Nathalie Senden
27. Nov. Photographie HERAUSGEBER
Christoph Amend
christoph.amend@weltkunst.de VERLAGSLEITUNG
27. Nov. Moderne Kunst Dr. Gloria Ehret
Jan Henrik Groß, Tel. 040/3280-3464

28. Nov. Zeitgenössische Kunst gloria.ehret@weltkunst.de


ANZEIGENLEITUNG
Michael Menzer, Tel. 040/3280-3463
4./5. Dez. Asiatische Kunst CHEFREDAKTEURIN
Dr. Lisa Zeitz
lisa.zeitz@weltkunst.de ANZEIGENABTEILUNG
Vorbesichtigung in München STELLV. CHEFREDAKTEUR
Fax: 040/3280-570
Dr. Ursula M. Boekels, Tel. 040/3280-1633
Alte Kunst und Kunstgewerbe: 29./30. Okt. Dr. Sebastian Preuss
sebastian.preuss@weltkunst.de
Juliane Lang, Tel. 040/3280-1634
Silke Michels (Disposition, Kleinanzeigen)
Tel. 040/3280-268, silke.michels@weltkunst.de
STELLV. CHEFREDAKTEUR
& TEXTCHEF
Matthias Ehlert ANZEIGENVERTRETUNGEN
matthias.ehlert@weltkunst.de Empfehlungsanzeigen
iq media marketing gmbh, Michael Zehentmeier,
ART DIRECTOR D-20095 Hamburg, Tel. 040/3280 310,
Anja Büchner michael.zehentmeier@iqm.de
Bureau Mirko Borsche
artdirection@weltkunst.de Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz,
Saarland: S. Fahr Verlags + Presse Büro e. K.,
CREATIVE DIRECTOR Breitenbergstraße 17, D-87629 Füssen,
Mirko Borsche Tel. 08362/5 07 49 96, Fax 08362/5 07 49 97,
info@verlagsbuero-fahr.de
Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-
BERATER
Westfalen: Medienkontor Dr. Silvia Weiss,
Tillmann Prüfer (Stil)
Franklinstr. 29, D-40479 Düsseldorf,
tillmann.pruefer@zeit.de
Tel. 0211/44 03 78 65, Fax 0211/44 03 78 66,
Andreas Wellnitz (Bild) info@medienkontor-weiss.de
andreas.wellnitz@zeit.de Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen,
Mecklenburg–Vorpommern, Sachsen,
REDAKTION Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein,
Tim Ackermann Thüringen: Print Contact GmbH & Co. KG,
tim.ackermann@weltkunst.de Matthias Benz, Schönhauser Allee 6/7,
Susanne Lux (frei) 10119 Berlin, Tel. 030/44 37 38-0,
Fax: 030/44 37 38-27, info@printcontact-berlin.de
Christiane Meixner (frei) Österreich: ZEITKUNSTWERK
kultur@weltkunst.de
Eric Mantei, Herrengasse 1-3,
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text@weltkunst.de Fax 030/814150960,
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Bonn: Dr. Peter Dittmar
Den Haag: Dorothee von Flemming
Dresden: Dr. Ingrid Koch DRUCK Neef + Stumme, Schillerstraße 2,
Frankfurt: Dr. Bettina Erche, Christian Huther 29378 Wittingen
Paris: Dr. J. Emil Sennewald
New York: Dr. Barbara Kutscher LITHOS twentyfour Seven
Venedig: Petra Schaefer Creative Media Services GmbH
Zürich: Christian von Faber-Castell Dorotheenstr. 3, 10117 Berlin

Die ist seit 1930 die führende Zeitschrift


der deutschen Kunsthändler. Sie ist das Leitmedium
des Deutschen Kunsthandelsverbandes e. V. (DK)
und des Bundesverbandes des Deutschen Kunst– ABONNENTENSERVICE/
und Antiquitätenhandels e. V. (BKDA) sowie der EINZELVERKAUF
in ihm vertretenen Landesverbände; der Berufs-
Andrea di Bonaiuto (Andrea da Firenze). Florenz, 14. Jh. gruppe des österreichischen Antiquitäten handels, Die Weltkunst erscheint 14 Mal im Jahr.
des Landesgremiums Wien für den Handel mit Das Jahresabonnement kostet 139,30 Euro,
Madonna mit Heiligen. Tempera auf Holz, 46,5 x 21,5 cm Gemälden, Antiquitäten, Kunst gegenständen und im Ausland zzgl. Versandkosten, in der
Brief marken und des Landesgremiums des Handels Schweiz 252,00 sfr. inkl. Versandkosten,
Prov.: Slg. Franz v. Lenbach, München. Auktion 14. Nov. mit Antiquitäten und Kunst gegenständen für Salz- Österreich 147,-Euro inkl. Versandkosten
burg; der CINOA im deutschsprachigen Raum so-
wie des Verbandes schweizerischer Antiquare und Kundenservice
St.-Anna-Platz 3 80538 München T 089-98 10 77 67 Kunst händler und der Vereeniging van Handelaren 20080 Hamburg, Tel. 040/55"55"78"68,
muenchen@lempertz.com www.lempertz.com in oude Kunst in Nederland. Die Zeitschrift und Fax 0 18 05/8 61 80 02
alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen kundenservice@weltkunst.de
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der
gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Ver wertung
ohne Einwilligung des Verlages strafbar.
MITARBEITER
DES MONATS
Robert Fischer
Er ist ein Fotograf, der auch in kommerziellen Bild-
strecken seinen Stil kompromisslos verfolgt. »Ich
will frei sein und spielen«, lautet Robert Fischers
Maxime. Dazu braucht er natürlich Menschen, die
mitmachen. Bei Münchens neuen Museumsma-
chern, die er für uns fotografierte, gab es keine
Schwierigkeit: »Ich war freudig überrascht, dass sie
durch die Bank so offen und experimentierfreudig
waren. Ich konnte mit ihnen richtig gut spielen.«
Dass es allen Spaß machte, sehen Sie ab Seite 20.
Bilder: privat; Hannes Magerstaedt; privat

Thomas Irmer
Es kommt nicht oft vor, dass Theaterkritiker in
Kunstzeitschriften schreiben. Aber vielleicht ändert
sich das ja bald, so fröhlich wie derzeit die einst so
sorgsam abgegrenzten Disziplinen ihre herkömm-
lichen Grenzen überschreiten. Für uns jedenfalls
waren die in der Stadt verteilten »Shabbyshabby«-
Apartments der Münchner Kammerspiele nicht
nur ein Theaterereignis, sondern auch eine künst-
lerische Großinstallation. Der Berliner Autor und
Dramaturg, der viele Jahre die Zeitschrift Theater
der Zeit leitete, stellt das Projekt ab Seite 60 vor.

Gloria Ehret
Sie ist die Grande Dame der weltkunst. Seit 1986 arbeitet
sie für unser Magazin, viele Jahre als Chefredakteurin,
mittlerweile als Herausgeberin. Sie ist unermüdlich, vor
allem wenn es um ihre geliebte Heimatstadt geht. Darum
ist sie in dieser München-Ausgabe gleich drei Mal vertre-
ten. Sie führt uns auf einer Kunstwanderung durchs schö-
ne Oberbayern (S. 68), hat sich von der Etrusker-Ausstel-
lung begeistern lassen (S. 106) und begründet ausführlich,
warum die Messe am Nockherberg so unvergleichlich ist
(S. 90). Achtung, alle Gloria-Ehret-Fans: In der November-
Ausgabe wird ihre 100. »Stilkunde« erscheinen.

13
NEUIGKEITEN

Bilder: Ruth Clark/Courtesy Jim Lambie and The Modern Institute/Toby Webster Ltd, Glasgow/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Jochen Littkemann, Berlin/Georg Baselitz/Courtesy Georg Baselitz; Jens Weber; Neumeister Auktionen; Regina Schmeken
50 Jahre PIN.
»Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt
auf der Welt«, so trällerten schon die Comedian Harmonists.
Über ein halbes Jahrhundert Freundschaft mit vielen spenda-
blen Freunden darf sich die Pinakothek der Moderne freuen.
Gegründet als Galerie-Verein, heißen die Freunde heute PIN.
und blicken auf eine atemberaubende Reihe von Schenkun-
gen, Ausstellungen und Veranstaltungen zurück. Am
21. November leuchtet wieder die legendäre PIN.-Party als Fix-
stern am Münchner Kunsthimmel. Andreas Rumbler von
Christie’s leitet die Benefizauktion mit Werken von Otto
Piene, Erez Israeli und Amelie von Wulffen, darunter auch
Georg Baselitz’ ein Meter breites Aquarell »Berliner Zeiten«
(u.) für geschätzte 53 500 Euro und Jim Lambies noch größere
Skulptur »Metal Box« (li.), die auf 77 400 Euro taxiert ist.

NS-AUFAR BEITUNG
Keine leichte Aufgabe: Den Neubau des
NS-Dokumentationszentrums sollten die
Architekten am Standort der ehemaligen
NSDAP-Parteizentrale errichten, umgeben von
ehemaligen Nazi-Verwaltungsbauten (wie der
heutigen Musikhochschule) und darum in deut-
licher Abgrenzung von diesen. Der unlängst
eröffnete weiße Kubus des Berliner Architek-
ten Georg Scheel Wetzel ist eine gute Lösung. NEUMEISTER 90
Im Inneren bietet er auf 1000 Quadratmetern Längst hat seine Tochter Katrin Stoll das Steuer
und vier Stockwerken Platz für Ausstellungen. übernommen, aber immer noch verfolgt Rudolf
Die Dauerpräsentation mit Kapiteln zur Früh- Neumeister jede Versteigerung im Haus, das seit
phase der Nazis in München, zu ihrer Macht- 1958 seinen Namen trägt. Jetzt wird der Patriarch
übernahme in Deutschland, zur diffamierenden 90. Aus diesem Anlass veranstaltet Neumeister am
Ausstellung »Entartete Kunst« oder zur Verfol- 1. Dezember eine Jubiläumsauktion zu seinen Eh-
gung von Juden und Andersdenkenden (mit ren. Zum Aufruf kommen 90 Lose, alte und moder-
Biografien von Münchner Opfern) sahen in den ne Kunst sind gleichermaßen dabei. Ein Höhepunkt
ersten Monaten bereits 100 000 Besucher. steht schon fest: Paul Klees »Bau (Construction)«
von 1919 (u.), taxiert auf
300 000 / 400 000 Euro.

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Hochwertige Kunst ist Lebensqualität und Werterhalt
Ständige Ausstellungen ausgewählter Werke vorwiegend französischer Meister des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
aus eigenem Bestand: von Corot über Renoir und die Fauves wie Valtat oder Utrillo bis zu Lanskoy und Poliakoff.

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NEUIGKEITEN
BAR MIT K ATERGAR ANTIE
Die Bar der Stunde hat sich nicht auf Katzenpfoten in die Szene ge-
schlichen, sondern gleich so breitgemacht wie Cartoon-Kater Garfield:
Miao heißt die temporäre Lokalität, betrieben vom Plattenlabel Gomma
Records und Freunden aus dem Kunstakademieumfeld. Im Hauptraum
schlürft das Partyvolk seine Drinks unter Katzenbildern, und die Wände
sind in kuscheligen Rottönen gehalten oder mit goldschimmernder Ret-
tungsfolie verkleidet. Nüchterner geht es im angeschlossenen Galerie-
raum »The Blue Cube« (re.) zu. Spätestens im Winter soll Schluss sein
mit der Zwischennut-
zung in der Dachauer-
straße 14. Folgen Sie also
schnell dem Miauen.

MÜNCHEN LIEST
Das Buch ist ein sterbendes Medium? Nicht in Mün-
chen! Hier gibt das Designbüro Melville Brand Design
unter dem Titel »100for10« eine neue, preisgünstige
Künstlerbuchreihe heraus. Dabei gestalten Künstler
oder Illustratoren jeweils einen Band. So wie Frank
Höhne, dessen satirische Szenen (o.) auf einer Zug-

Bilder: Frank Höhne; Miao Bar (2); Hiepler, Brunier für Euroboden
fahrt von Berlin nach Dortmund entstanden. 100 Sei-
ten kosten stets 10 Euro (plus Steuer und Versand).
Und wer gleich weiterlesen will: Vom 18. November bis
6. Dezember findet wieder das Münchner Literatur-
festival statt – mit Umberto Eco und Salman Rushdie.

Bunker trifft Bungalow


Erst zog der Kanzlerbungalow von Bonn nach Vene-
dig. Nun steht die architektonische 1:1-Montage, die
2014 zur Architektur-Biennale den Deutschen Pavillon
bis zu den Wänden ausfüllte, in München: in einem
Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Dass sich
zwei Kapitel deutscher Geschichte, die Zeit der Nazis
und die gewollt anti-repräsentative Staatsarchitektur
nach 1945, derart überschneiden, verdankt sich einem
neuen Ausstellungsraum. Der Münchner Immobi-
lienentwickler Stefan Höglmaier hat die Betonfestung
in der Ungererstraße 158 umgebaut, in den Etagen
unter seinem eigenen Penthouse vier Wohnungen ent-
stehen lassen – und im Erdgeschoss noch viel Platz für
wechselnde, kuratierte Projekte im Grenzbereich von
Architektur, Kunst, Film und Literatur geschaffen.
Die erste Ausstellung verpflanzt nicht einfach den
Biennale-Beitrag an den nördlichen Rand von Schwa-
bing. »Die Innenwelt der Außenwelt« versteht sich als
Folgeprojekt, das den Nachbau des 1963 von Sep Ruf
entworfenen Bungalows mit aktuellen Fragen zur
Sprache und Funktion von Architektur verknüpft.
Dafür sorgen unter anderem Fotografien von Armin
Linke aus der alten Bundeshauptstadt, ein Essay der
US-amerikanischen Autorin Quinn Latimer über Hei-
mat und eine Videoinstallation des Schweizer Duos
Kaufmann & Gehring. Zu sehen ist die Schau immer
samstags und sonntags bis zum 29. November.

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Gabriele Münter · Gehöft in Murnau (Holzhauer) · Öl auf Malpappe · 1909 · 33 x 40,8 cm

EINLADUNG
ZUR EINLIEFERUNG
Klassische Moderne · Kunst nach 1945 · Zeitgenössische Kunst
Alte Meister & Kunst des 19. Jahrhunderts · Wertvolle Bücher
S i e e r r e i c h e n u n s u n t e r : + 4 9 ( 0 ) 8 9 5 5 2 4 4 0 · w w w. k e t t e r e r k u n s t . d e
NEUIGKEITEN

Ein Richter für München

Bilder: Gerhard Richter, 2015; Wilfried Petzi/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Haubitz + Zoche/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Christoph Mukherjee; Pascal Maillard, 2013/Annette Doms/Miguel Chevalier/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Die Pinakothek der Moderne kann sich in diesem
Jahr über eine ganz besondere Schenkung freuen:
Aus Privatbesitz erhielt das Museum ein Werk des
Malers Gerhard Richter aus dem Jahre 1971 mit dem
Titel »Brigid Polk« (li.). Das 1,75 mal 1,75 Meter
messende Bild hat einen starken München-Bezug:
Brigid Polk – eine New Yorker Künstlerin und zeit-
weilige Sekretärin von Andy Warhol – kam 1970 in
die bayerische Landeshauptstadt. Mehrere Polaroids
entstanden bei ihrem Besuch, für eines posierte sie
vor Richters Gemälde »Badende«. Das Foto nahm
der Maler wiederum als Motiv für eines seiner
typisch verwischten Gemälde. Doch dieses Haupt-
werk ist nicht der einzige Neuzugang im Haus an
der Barer Straße: Der Verein Freunde der Pinako-
thek der Moderne (PIN.) erwarb in diesem Jahr drei
Drucke aus der Serie »Postcards from Europe« von
Eva Leitolf, eine unbetitelte große Collage von
Albert Oehlen aus dem Jahre 2009, das Gemälde
»Dealer« (2013) von Norbert Schwontkowski und den
Animationsfilm »One« (2009) von David Shrigley.

KUNST NACH PLAN


Wussten Sie, dass Timm Ulrichs’
Skulptur »Versunkenes Dorf« (2006)
ganz in der Nähe der Allianz-Arena zu
finden ist (1)? Oder wie der Künstler
heißt, der die Wände des U-Bahnhofs
Moosach gestaltet hat (2)? Seit 1985
realisiert die Stadt München Kunstpro-
jekte im öffentlichen Raum, um die 350
Werke sind bereits entstanden. Ein
1 systematisches Wegleitsystem, um die
Kunst zu finden, fehlte aber bisher.
Abhilfe schafft nun der QUIVID Kunst-
stadtplan, der von der Stadt publiziert
wurde und 90 Werke auflistet. Er liegt
in Museen und im Rathaus aus oder ist
unter quivid.bau@muenchen.de erhält-
lich. So kann man leicht nachlesen, wie
man am schnellsten zu Rita McBrides DIGITALER AUFBRUCH
Stahlskulptur »Mae West« (2011) ge- Immateriell geht es oft zu, wenn Kunst in neuen Tech-
langt (3). Der Maler in der U-Bahn-Sta- nologien entsteht. Aber wie entwickelt man damit
tion war übrigens Martin Fengel. eine Messe, wie können die digitalen Kunstformen
präsentiert, verkauft und gesammelt werden? Diesen
Herausforderungen stellt sich Annette Doms, die zu-
sammen mit Benedict und Irmin Beck Rodenstock die
Plattform »Unpainted« gegründet hat. Im Februar
2016 soll die Messe zum zweiten Mal stattfinden, als
kuratierter Parcours im Münchner Postpalast: »Die
Aussteller sind begeistert von der Architektur«, sagt
Doms. Unter der Kuppel des modernen Rundbaus
werden vielseitige Panels stattfinden – Bildungsarbeit
3 ist der Kunsthistorikerin eine Herzensangelegenheit.

18
 
    
ġė¾ňÏ Â ėĉÏėĢ
    
Mó }řÉ <¶ãă¶ăğ}ğã¶ķ
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Der neue Direktor des Münchner Kunst-
vereins Chris Fritzpatrick hat mit seinem
scharfen Blick von außen gleich erkannt,
was eine reiche Stadt am dringendsten
braucht: kostenlose Kunst rund um die Uhr
NEUE
MÜNCHNER
FREIHEIT
Eine jüngere Generation von Direktoren und Kuratoren
prägt seit Kurzem die Museen der bayerischen
Kunstmetropole. Sie stammen aus Hilden und Heeren,
Duisburg und New York und bringen internationale
Erfahrung, frische Ideen und spannende Visionen mit.
Wir stellen die acht wichtigsten von ihnen vor

FOTOS
ROBE RT F I S C H E R

21
DIE ALLTAGS-ARCHIVARIN
Angelika Nollert

Für mehr als 100 000 Exponate ist sie verantwortlich, vom Tro-
ckenrasierer bis zum tschechischen Sportwagen in Kleinstauf-
lage. Sie müssen vor dem Zahn der Zeit geschützt und auf der
Ausstellungsbühne in Haupt- und Nebenrollen inszeniert wer-
den. Vor anderthalb Jahren hat Angelika Nollert die Leitung
der Neuen Sammlung in München übernommen. 1925 gegrün-
det, ist es das älteste Designmuseum der Welt und das bedeu-
tendste auf dem Gebiet des Produktdesigns. Ein riesiger Fun-
dus, den die Kunsthistorikerin, die zuvor sieben Jahre dem
Museum für Kunst und Design in Nürnberg vorstand, mit
neuen Ideen reaktivieren will.
So schwebt ihr etwa vor, »das Potenzial der Architektur
des Hauses noch mehr zu nutzen«. Im nächsten Jahr möchte
sie gern das sogenannte Schaudepot eröffnen, 500 Quadratme-
ter hinzugewonnene Ausstellungsfläche, die als »lebendiges
Archiv« die Vorherrschaft der chronologischen Präsentation
brechen soll. Ein weiteres Beispiel ist der architektonisch be-
sondere Paternoster-Raum, den künftig jeweils ein Jahr lang
ein markanter Designer bespielen wird. Den Anfang macht ab
November der Münchner Lokalmatador Konstantin Grcic.
Von ihm hat Nollert erst jüngst eine Liege aus Carbon erwor-
ben, einem neuen Werkstoff, den die 49-Jährige für »hochinte-
ressant« hält. »Durch seine spezielle Leichtigkeit ist eine Ele-
ganz in der Form möglich, die es vorher so nicht gab. Das ist
eine Designrevolution wie die Verarbeitung von Bugholz im
19. Jahrhundert.« Keine Frage, die Neue Sammlung bleibt un-
ter Angelika Nollert ihrem Namen treu. MATTHIAS EHLERT

»Ich möchte das Potenzial der


Architektur des Hauses noch
mehr nutzen – als ein leben-
diges Archiv.«
ANGELIKA NOLLERT

22
HEA DZEILE

EIN MANN FÜR ALLE SCHNITTE denken kann.« Nach der Schule machte er eine Ausbildung
zum Modedesigner und Schnitttechniker. »Dann habe ich
Johannes Pietsch aber bald gemerkt, dass die Mode nichts für mich ist.« Statt-
dessen durchlief er im Bayerischen Nationalmuseum eine
Stoffe sind der Stoff seines Lebens. Und vor zwei Jahren ist zweite Lehrzeit, um Textilrestaurator zu werden. Als Pietsch
für Pietsch sogar ein Traumjob daraus geworden. Seither be- dann an der TU München noch Restaurierung studierte,
treut er die Textilsammlung im Bayerischen Nationalmu- hatte er seine Sphäre gefunden: In der technologischen Be-
seum: rund 30 000 Objekte, darunter Tapisserien, mittelal- kleidungsforschung genießt er mittlerweile weltweit einen
terliche Paramente, große Kollektionen von Stoffmustern hervorragenden Ruf. Akribische Untersuchung der Gewebe,
und Stickereien. Und vor allem die Kleidung vom 16. bis ins der Nähte und der Schnitte, die Rekonstruktion der Herstel-
frühe 20. Jahrhundert. Mit Kostümen und Accessoires kann lungsschnitte – über die Technik kommt man zur Kultur-
man ein großes Publikum im Museum gewinnen, besonders und Wirtschaftsgeschichte, zu den künstlerischen Aspekten,
wenn sie bis in die Gegenwart ausstrahlen. So wurde 2013 aber auch zur sachgemäßen Präsentation im Museum.
Pietschs Ausstellung über Taschen von 1500 bis heute einer Pietsch schwebt ein großer Kostümsaal vor, um die
der größten Erfolge des Museums. Zur Präsentation von Modegeschichte über die Jahrhunderte zu verfolgen. Auch
Textilien muss man sich etwas einfallen lassen, dafür proji- eine opulentere Inszenierung der anderen Objekte aus sei-
ziert er zu höfischen Roben auch schon einmal historische ner Abteilung. Überhaupt wünscht er sich, dass der Textil-
Raumansichten in 3-D-Technik an die Wand. boom in der Gegenwartskunst noch mehr auf die Wert-
Schon als Kind war Pietsch von der Kostümgeschichte schätzung der alten Textilien abfärbt. Seine ansteckende
fasziniert. »Ich habe auch schon immer geschneidert, seit ich Begeisterung wird ihm dabei helfen. SEBASTIAN PREUSS

23
24
M U SE U M S G E S TA LT E R

DIE SCHATZSUCHERIN
Stephanie Weber

Die Wände waren schmutzig, die Luft war verbraucht, und


in regelmäßigen Abständen ging das Deckenlicht aus. Und
doch wusste Stephanie Weber sofort, dass sie einen Schatz
vor sich hatte. Hier, in dieser Tiefgarage in Paris, hatte er die
Zeit überdauert, der Nachlass der französisch-argentini-
schen Künstlerin Lea Lublin. Nachdem Weber die Kisten
gesichtet und die Restaurierung einiger Werke veranlasst
hatte, organisierte sie eine Ausstellung, die unbestritten zu
den Highlights dieses Münchner Kunstjahrs gehörte. Lu-
blin, deren Œuvre fast zwei Jahrzehnte von der Bildfläche
verschwunden war, hatte seit den Sechzigerjahren an einer
Kunst gearbeitet, die Ästhetik, Architektur und soziale In-
teraktion miteinander verwebt. Bei ihrer Retrospektive im
Kunstbau des Lenbachhauses konnte sich das Publikum
zwischen Luftsäcken hindurchboxen, in aufblasbare Modu-
le krabbeln oder mit Spielzeugpistolen auf Zielscheiben
schießen. Der radikale Ansatz Lublins war bei allem Spaß
jederzeit spürbar. Und Weber gab eine Monografie zur 1929
geborenen Künstlerin heraus, über die es bisher nur spärli-
che Informationen gab. »Das ist der Idealfall einer Ausstel-
lung«, sagt Weber, »wenn man eine spannende Position prä-
sentieren kann, die zu Unrecht in Vergessenheit geriet.
Jetzt muss man unbedingt dazusagen, dass die 37-Jäh-
rige, die ihren Job als Kuratorin für Gegenwartskunst im
Lenbachhaus im September vergangenen Jahres antrat, vor-
her nicht irgendwo gearbeitet hat, sondern im Museum of
Modern Art in New York. Und dass sie dort nicht irgendet-
BAUEN FÜR EIN BESSERES LEBEN
was gemacht hat, sondern eine Ausstellung von Isa Genzken
koordinierte, eine Filmreihe zum Werk Christoph Schlin- Andres Lepik
gensiefs veranstalte oder den Ankauf einer Werkgruppe Vito
Acconcis betreute. Sollte man deshalb nicht überrascht sein,
dass hier eine aufstrebende Nachwuchskuratorin einen der Ja, er sieht in München derzeit »viel positive Dynamik«. Die
heiligsten Museumstempel unseres Planeten verlassen hat, Stadt habe sich vom »Schock der Wiedervereinigung« und
um an ein deutlich weniger bekanntes Haus in der dritt- der Konkurrenz Berlins erholt. »Im Unterschied zu Berlin
größten Stadt Deutschlands zu wechseln? »Keineswegs«, ent- gibt es hier aber viel weniger Freiräume für junge Künstler
gegnet Weber, »denn die Kuratorenposition in München und Architekten.« Dass man da auch im altehrwürdigen Ar-
bietet mehr Freiheiten und Möglichkeiten für mich. Im chitekturmuseum der Technischen Universität, das bis in die
MoMA-Team gibt es über 40 Kuratoren, und das Jahr hat Zeit Ludwigs II. zurückreicht, Zeichen setzen kann, ist
nur zwölf Monate.« Zudem existiere dort viel weniger Platz Andres Lepik wichtig. Und das hat er in den drei Jahren sei-
für Wechselausstellungen, als man denke. »Im Lenbachhaus ner Direktorenschaft unmissverständlich vorgeführt. Gleich
kann ich dagegen eigene Projekte verwirklichen, Ausstel- die erste Ausstellung, die er allein konzipierte, war ein Pau-
lungen kuratieren, Bücher machen, viel mehr schreiben. Das kenschlag. »Afritecture« stellte 26 Projekte aus dem Afrika
liegt an der Offenheit unseres Direktors Matthias Mühling südlich der Sahara vor: Bauten, die auf die Bedürfnisse der
und dem Vertrauen, das er uns entgegenbringt.« Menschen eingehen, auf die Not in den Slums und in den
Ihre erste Chance hat die gebürtige Schalkerin gleich Flüchtlingslagern – und auf die klimatischen und ökologi-
genutzt. Und in Zukunft darf man einiges von ihr erwarten. schen Bedingungen. Auch die Ausstellungsgestaltung war
Im kommenden Sommer will sie die abstrakte Malerin ungewöhnlich. Die Besucher mussten ihre Schuhe auszie-
Rochelle Feinstein zeigen. Noch so eine Entdeckung: »Eine hen und über Pappboden laufen. Ein weiterer Coup Lepiks
echte New Yorker Intellektuellen-Position«, sagt Weber. Zu- im Architekturmuseum, dessen Schauräume er in der Pina-
dem wird sie bei »Favoriten III«, einer Schau mit junger kothek der Moderne bestens untergebracht sieht, war eine
Kunst aus München, beteiligt sein. Die Szene hier sei ziem- Ausstellung über die brasilianische Architektin Lina Bo
lich interessant, sagt sie. Und der Wechsel von der Stadt, die Bardi. Auch eine Visionärin, der es um Bauten für die Be-
niemals schläft, nach München, das nur Unwissende für ver- dürfnisse der Menschen ging. Andres Lepik geht es um bei-
schlafen halten, war für sie kein Unglück: »Anfangs dachte des: um die kunsthistorischen Rückblicke und um die zeit-
ich noch, ich würde mich entspannen«, sagt Weber. »Aber genössischen Fragen. Damit hat er sein Haus zu einer der
jetzt bin ich jeden Abend unterwegs.« TIM ACKERMANN ersten Architektur-Adressen gemacht. SEBASTIAN PREUSS

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M U SE U M S G E S TA LT E R

DER KONKRETE TRÄUMER ANGEKOMMEN IM OLYMP


Daniel J. Schreiber Bernhard Maaz

Ruhig liegt der Starnberger See da. Vom Schiff aus sieht man Ein Thüringer in München. Einer, der seine ersten Muse-
schon von Weitem den langen Steg, der ins Buchheim Mu- umsjahre noch in der DDR erlebte, fast dreißig Jahre in den
seum der Phantasie führt. Hier hat Daniel J. Schreiber zu- preußischen und sächsischen Kunstmetropolen Berlin und
rück zu seinen Wurzeln gefunden. Der gebürtige Rheinlän- Dresden arbeitete. Gibt es da keine Anpassungsschwierig-
der, der in München aufwuchs und studierte, leitet das Haus keiten mit der bajuwarisch-katholischen Mentalität? »Nein,
seit zwei Jahren. Das Erbe, das er antrat, war kein leichtes: absolut nicht«, beteuert Bernhard Maaz. Er liebt und kennt
Der exzentrische Schriftsteller, Maler und Kunstsammler München schon lange. Ein Flachlandtiroler sei er ohnehin
Lothar-Günther Buchheim hatte bis zu seinem Tod genaue nicht, sondern passionierter Alpen-Wanderer. Der Abend-
Vorstellungen davon, wie das Museum geführt werden soll- zeitung sagte er gleich nach seiner Ernennung, dass er sich
te. Vorsichtig und doch bestimmt hat Schreiber neue Akzen- auf einen zünftigen Schweinekrustenbraten freue.
te gesetzt. »Der Besucher soll sich wie Alice im Wunderland Seit dem 1. April übt der 54-Jährige eines der schönsten
fühlen. Nicht umsonst trägt das Haus die Fantasie im Na- Ämter der deutschen Museumswelt aus: Generaldirektor der
men«, erklärt er. »Die Expressionisten bilden das Herz. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Herr über die drei
Sammlung mit Werken von Ernst Ludwig Kirchner, Otto Pinakotheken, dazu die Schackgalerie, das Museum Brand-
Mueller oder Erich Heckel repräsentiert das, was die Besu- horst, 13 Zweiggalerien im Land, von Aschaffenburg bis Te-
cher von einem Museum erwarten: Monumente der Kunst- gernsee, nicht zu vergessen rund 4000 Bilderleihgaben an 400
geschichte. Darüber hinaus lauern hinter jeder Ecke Über- Orten. Maaz untersteht kunsthistorische Weltprominenz:
raschungen.« Und richtig: In der Eingangshalle grüßt ein Dürers »Selbstbildnis« oder Altdorfers »Alexanderschlacht«,
Schwan, der einst Teil eines Kinderkarusells war, und in den eine der besten Rubens-Sammlungen, Meisterwerke von Raf-
Ausstellungssälen sieht man Zirkuspferde, afrikanische Mas- fael, Boucher oder Goya, die ganze Malerei des 19. Jahrhun-
ken und eine beachtliche Anzahl an Briefbeschwerern. Für derts in höchster Qualität, aber auch eine sehr gute Samm-
Schneider ist die breit gefächerte Sammelleidenschaft Buch- lung der Moderne mit bedeutenden Werkgruppen von
heims ein Glücksfall. Angefangen hat seine Laufbahn im Beckmann, den Surrealisten bis zu Gegenwart.
Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, später forsch- Kein Wunder, dass Maaz aufgekratzt von seinen Plänen
te er zum Expressionismus. Wer könnte die Sammlungs- berichtet. In den nächsten Jahren wird er vor allem Baukoor-
schwerpunkte besser verbinden als er? LAURA STORFNER dinator sein müssen. Derzeit wird die Alte Pinakothek in
Etappen saniert und ist traktweise geschlossen. »Mehr als
dringend«, so Maaz, ist die Situation in der Neuen Pinako-
thek, wo seit der Eröffnung 1981 fast nichts geschehen ist. Vor
allem muss die gesamte Technik ausgetauscht werden. Maaz
bringt beste Voraussetzungen für die Bewältigung dieser
Bauaufgaben mit. In Berlin, wo er seit 1986 an der Neuen Na-
tionalgalerie arbeitete, leitete er die höchst geglückte und all-
seits gerühmte Sanierung und Neueinrichtung des Kunst-
tempels auf der Museumsinsel. In Dresden, wo er seit 2010
die Gemäldegalerie Alte Meister und das Kupferstichkabi-
nett führte, brachte er die Instandsetzung des Semperbaus
auf den Weg und nutzte die Teilschließung für eine program-
matische Umhängung der berühmten Bilder: nicht mehr
nach nationalen Schulen, sondern nach inhaltlichen Bezü-
gen. »Produktive Störung« nennt er das, etwas Ähnliches
kann er sich auch für die Pinakotheken vorstellen.
Mit diesem Generaldirektor ist ein neuer Stil in Bayerns
heilige Hallen eingekehrt. Maaz ist weder Machtmensch
noch Museumsfunktionär, sondern ein Kunst-Intellektuel-
ler, der in vielen Ausstellungen, in elegant geschriebenen Bü-
chern und Aufsätzen stets geistreiche, originelle und lehrrei-
che Sichtachsen auf das 19. Jahrhundert, seine Domäne,
geworfen hat. Seit Dresden hat er den Fokus auf die alten
Meister geweitet. Jetzt in München freut er sich, dass auch
die Moderne und die Gegenwartskunst dazugehören. Sein
nächstes Ausstellungsprojekt? Da hat er vorerst keine kon-
kreten Ambitionen. »Man muss verzichten können. Ich habe
genug geschrieben und genug ausgestellt.« Seine Aufgabe als
Generaldirektor sei es, Dinge zu ermöglichen. Auch dabei
wird er seine Kreativität beweisen. SEBASTIAN PREUSS

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HEA DZEILE

27
DER WELTBÜRGER ty Museum in Los Angeles, am Rijksmuseum, am Cleveland
Museum und an dem auf Orientalismus spezialisierten Da-
Roger Diederen hesh Museum in New York. Seit 2006 ist er an der Kunsthal-
le in München, seit 2013 als Direktor. »Die Räume sind toll.
Velázquez, Tizian, O’Keeffe. Als Haus ohne eigene Samm- Sie passen sich an die Kunst an, nicht umgekehrt.«
lung Leihgaben auf diesem Niveau zu bekommen sei für Diederen bespielt 1200 Quadratmeter Ausstellungsflä-
Roger Diederen stets aufs Neue eine »gigantische Heraus- che und lockt damit jährlich rund 300 000 Besucher an. Ein
forderung«. Doch die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung Anliegen ist ihm, junge Leute ins Haus zu holen. Deshalb
hat sich in den 30 Jahren ihrer Ausstellungstätigkeit interna- gelten jetzt jeden dritten Mittwoch im Monat neue Öff-
tional einen guten Ruf erworben. »Es sind eben nicht nur nungszeiten bis 22 Uhr. Außerdem hat Diederen zusammen
Blockbuster der Blockbuster wegen«, sagt Diederen. Drei mit dem Technoclub Harry Klein das Format »Re-Act!« ins
Schauen organisiert das Team von zehn festen Mitarbeitern Leben gerufen, bei dem jede Schau einmal für eine Party bis
im Jahr: 2015 begann mit Münchner Rokoko, gefolgt von Mitternacht geöffnet ist. Für den 5. November hat Eva Pad-
Keith Haring und jetzt Jean Paul Gaultier (siehe S. 104). Von berg als DJ zugesagt. So mischen sich in Diederens Arbeit
dem Modestar lieh sich der Kunsthistoriker für unser Foto- Party-Planungen und Kunstgeschichte. Apropos: Seit Jahren
Shooting das Vintage-»Käfig-Jackett«. Die Karriere des 1965 plant er eine erste Retrospektive des spanischen Impressio-
geborenen Niederländers hat namhafte Stationen aufzubie- nisten Joaquín Sorolla in Deutschland. Sie beginnt im März,
ten. Nach der Promotion in Amsterdam arbeitete er am Get- und man ahnt schon: Auch sie wird gigantisch. LISA ZEITZ

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ANTENNEN FÜRS AUSSERGEWÖHNLICHE
Chris Fitzpatrick

Kurz vor der Jahrtausendwende, als Chris Fitzpatrick noch


die Sampler in der Indie-Künstler-Band Noisegate bediente,
machte die Gruppe eine Tour durch die USA. »Wie homo-
gen die Kultur in allen Bundesstaaten, die wir durchquerten,
im Grunde genommen war, ist mir erst später aufgegangen
– als ich nach Europa kam«, sagt Fitzpatrick, der 1978 in New
York geboren wurde und in San Francisco aufwuchs und
studierte. Das Residenz-Programm der Fondazione Sandret-
to Re Rebaudengo brachte ihn anschließend nach Turin. »In
Europa gibt es viele verschiedene kulturelle Identitäten auf
engem Raum, die sich beeinflussen. Ideen verbreiten sich
hier schneller«, sagt der Kurator und Kunstkritiker. »Wenn
es um zeitgenössische Kunst geht, fühle ich mich der euro-
päischen Sensibilität stärker verbunden.«
Fitzpatrick, der seit 2012 das Kunstzentrum Objectif
Exhibitions in Antwerpen leitete, kam im Februar als neuer
Direktor an den Kunstverein München – und streckte zu-
nächst die Antennen aus, um herauszufinden, was die Stadt
gebrauchen könnte. In der »überschönen« Stadt München,
deren Eisbach-Surfer ihn manchmal an San Francisco erin-
nern, tauchte plötzlich ein rauer Benelux-Sound auf. Com-
putergenerierte Geräusche der Antwerperner Künstlerin
Anne-Mie van Kerckhoven wehten im Frühjahr durch den
Kunstverein, vermischten sich mit Videofilmen, Zeichnun-
gen, Leinwandbildern. Weitere Veränderungen zeichnen
sich an der Fassade ab: Das Schaufenster des Kunstvereins
zum Hofgarten ist nun regelmäßig Ort von Einzelschauen.
Dazu gestalten die eingeladenen Künstler jeweils eine klei-
ne Publikationsedition, die gratis verteilt wird. »Die Schau-
fenster-Ausstellungen sollen so zugänglich sein wie möglich,
und zwar für jeden«, erklärt Fitzpatrick. Kunst en passant,
24 Stunden am Tag und kostenlos – das ist tatsächlich etwas,
was München gut gebrauchen kann. TIM ACKERMANN

»Die Schaufenster-Ausstellungen des


Kunstvereins sollen so zugänglich sein
wie möglich – und zwar für jeden.«
CHRIS FITZPATRICK

29
Geistige Nachbarn
Neues Licht auf die komplizierte Freundschaft von Paul Klee und
Wassily Kandinsky wirft eine Ausstellung im Lenbachhaus

VON
ANNEGRET ERHARD
K L E E ! & ! K A N DI N SK Y

Bild vorherige Doppelseite: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München; links: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Reichlich konsterniert berichtete der Bau- sammenarbeit mit dem Zentrum Paul Klee spruchsvollen Bauhausschüler wie ein auf
hausmeister Oskar Schlemmer einem Freund in Bern, der ersten Station der Schau, garan- seinem Lotosthron über den Adoranten
nach einem Ausstellungsbesuch 1937: »Klee: tiert Materialfülle. Und wenn sich zwei Kom- schwebender Buddha wirkte, Kandinsky hin-
verspielter denn je; Kandinsky: fast Klee, so, petenzzentren ersten Ranges zusammentun, gegen eher wie ein Mischwesen aus sich auf-
daß ich ihn erst vermißte und erst dann be- können sie auch mit hochkarätigen Leihga- plusterndem Gockel und personifizierter Pa-
merkte, daß Klee Kandinsky ist.« Unter dem ben rechnen, etwa aus dem Guggenheim lette. Ernst Kállai, dem Chefredakteur der
Titel »Lebendige Deutsche Kunst« hatte Museum in New York, das die weltweit größ- Bauhauspublikationen, sind diese beiden Ka-
Schlemmer in Paul Cassirers Berliner Galerie te Kandinsky-Sammlung besitzt, und dem rikaturen zu verdanken, die unter den poin-
Werke der beiden Gründerväter der abstrak- Centre Pompidou in Paris. tiert ausgewählten begleitenden Dokumen-
ten Kunst gesehen – geschaffen zwischen Flankiert von einem mit herausragen- ten zu finden sind. Aus ihnen geht auch
1929 und 1932, als sie sich in künstlerischer den Werken bestückten Prolog des Auf- hervor, dass beide inzwischen erfolgreich wa-
und persönlicher Hinsicht sehr nahestanden. bruchs mit noch wenigen Berührungspunk- ren und ihre Rolle als maßgebliche Protago-
Die Schau in der Städtischen Galerie im Len- ten und einem Epilog, der nach Jahren der nisten der zeitgenössischen Avantgarde leb-
bachhaus in München, die Klee und Kandins- Nazi-Demütigungen in eine kühne, frucht- ten. Naturgemäß umstritten: Die Abstraktion
ky nun knapp 80 Jahre später erneut zusam- bare Phase des Neubeginns mündet, bilden war nicht jedermanns Sache, wiewohl (fast)
jedermann etwas dazu zu sagen hatte.
Dabei hätten sich Kandinsky und Klee
in ihren künstlerischen Anfängen nicht fer-
ner sein können. Tatsächlich studieren sie zur
gleichen Zeit bei Franz von Stuck an der
Münchner Akademie, wohnen nicht weit
voneinander – und beachten sich nicht. Erst
später, 1911, macht Paul Klee durch Vermitt-
lung des Schweizer Malers Louis Moilliet Be-
kanntschaft mit dem 13 Jahre älteren, weltge-
wandten Russen, der schon eine beachtliche
internationale Ausstellungstätigkeit vorzu-
weisen hat und Klee einlädt, mit Zeichnun-
gen an der zweiten Ausstellung des Blauen
Reiter teilzunehmen.
Paul Klee ist damals ausschließlich
Zeichner – und Zweifler, seine Hinwendung
zur bildenden Kunst vollzieht sich erst all-
mählich und unter Verzicht auf den berufli-
Waren sich zugewandt, blieben aber stets beim Sie: Kandinsky (li.) chen Ausbau seines enormen musikalischen
und Klee im August 1929 im Straßencafé in Hendaye Talents. Seine in exakten Strichen und doch
unbeholfen, irgendwie zögerlich gezeichne-
ten Figuren haben eine Aura des Grotesken,
menbringt, entwirft ein weit komplexeres die Werke aus den Jahren gemeinsamen und seine wenigen Gouachen und Aquarelle wir-
Bild, ein Panorama, das von Anziehung und einflussreichen Wirkens am Dessauer Bau- ken vorsichtig gedämpft. Während Kandins-
Vermeidung erzählt, von Freundschaft und haus das Herzstück. Mal lassen sich an den ky in Farben schwelgt. Die märchenhaften,
Rivalität. Sie zeichnet den künstlerischen Gegenüberstellungen einzelner Arbeiten ge- volkstümlich anmutenden Motive vor imagi-
Weg zweier Giganten der Moderne in den genläufige Tendenzen ablesen, mal gelingen, närer russischer Stadtkulisse hat er hinter
Jahren zwischen 1911 und 1940 nach. Ver- je nach Werkphase, kongruente Paarungen. sich gelassen. Zugunsten einer expressiven,
wechslungen, trotz partieller Annäherung, Schlemmer hätte seine Freude gehabt. dem Farbklang nachspürenden, dabei stilisie-
ausgeschlossen. Allzu didaktisch wird es aber nicht, da- renden Malweise.
Der riesige unterirdische Kunstbau bie- für sorgen die Bilder und so manche Über- In der »Scene im Restaurant« (Feder-
tet die besten Voraussetzungen zu einer kla- raschung. Wer hätte zum Beispiel gedacht, zeichnung, 1911), lässt Klee Mann und Frau,
ren chronologischen Gliederung. Die Zu- dass Klee auf seine Umgebung und die an- mit dem Rücken zueinander sitzend, hinter

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K L E E ! & ! K A N DI N SK Y
Bilder: Photo CNAC/MNAM Dist.RMN-Droits réservés; Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München (2)

einem Vorhang nervös schraffierter Linien in Die lyrische Interpretation von Grund- land zurück, frustriert ob der beruflichen
einer absurd (oder erotisch) aufgeladenen At- strukturen der Natur prägt Klees Werk, wie gesellschaftlichen Misserfolge in Russ-
mosphäre schier verschwinden und schildert o. »Winterlandschaft (Violette Dominante)« land. Die Situation hat sich vollkommen ge-
so, auf ein Höchstmaß reduziert, einen in- von 1923, u. li. »Gewagt wägend« (1930). dreht. Klee ist nun, was die Rezeption der
haltsreichen Moment. Kandinsky löst im Wie nah ihm Kandinsky damals künst- Kritiker, etlicher Museen und auch Sammler
größeren Format und mit markanter Geste lerisch stand, zeigt u. re. »Außer Gewicht« betraf, an die Spitze gerückt, und so soll es
(1929). Vorige Doppelseite sein Entwurf
seine Figuren oder Landschaften auf, schreibt im Verlauf der Zwanzigerjahre bleiben. Klees
zu »Gelb – Rot – Blau« aus dem Jahr 1925
sie um und setzt sie in kompositorisch ledig- internationaler Ruhm wächst, Kandinsky
lich andeutungsweise schildernde Zusam- findet Beachtung, wird aber häufig harsch
menhänge (»Romantische Landschaft«, 1911). angegriffen, Carl Einstein etwa fällt das ver-
Die großen explosiven Bilder der »Geniepha- nichtende Urteil, seine Arbeiten seien »ge-
se« entstehen, begleitet von esoterischen, schmackvolle Arrangements«.
quasi-wissenschaftlichen Theorien. Unvor- Beide sind von Walter Gropius berufene
stellbar, dass es einen Weg gäbe, der diese Lehrer am Bauhaus in Weimar und für den
Künstler in Bildprogramm oder -sprache zu- Unterricht in »Gestaltungslehre Farbe« (Kan-
sammenführen könnte, lediglich der Wille dinsky) und »Bildnerische Formenlehre«
zur Abstraktion eint sie. (Klee) zuständig. Sie vertreten in dieser Zeit,
Nach seiner Tunisreise mit August Ma- soweit es geht, die avantgardistischen Ziele
cke und Louis Moilliet beginnt Klee zu ma- der Schule, die die bildende und angewandte
len. Ein Bann scheint gebrochen, die vor
Selbst- und Sendungsbewusstsein strotzende
Präpotenz Kandinskys hindert nicht mehr,
forderte vielmehr. Farbe wird wichtig (»Föhn
im Marc’schen Garten«, 1915).
Während und gleich nach dem Ersten
Weltkrieg gelingt es Klee, sich mit den »Ro-
mantischen Aquarellen« und nicht zuletzt
durch eine große Retrospektive in der
Münchner Galerie Goltz einen Namen zu
machen. Kandinsky kehrt 1922 nach Deutsch-

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34
Bild: bpk/Nationalgalerie, Museum Berggruen, SMB, Berlin
K L E E ! & ! K A N DI N SK Y

Kunst zusammenführen will und deren Ziel schenkt, sie genauer analysiert, denn Klee ist gehandhabtem Formenrepertoire, kommen
es ist, zukünftige, selbstverständlich aus dem es, der sich am Kunstmarkt etabliert hat jedoch – und das mindert die Dialogfähig-
allgemeinen Einerlei herausragende Gestal- (Flechtheim ist sein Galerist). Der von Paul keit keineswegs, im Gegenteil – zu einem in-
ter auszubilden. Persönlich sind sie sich aller- Klee entwickelten Spritztechnik mit den sam- haltlich fast völlig konträren Ergebnis. Klee
dings in der Ablehnung dieser im Verlauf der tenen Farbverläufen, dem schimmernden, beschwört das Prekäre mit equilibristischen,
Jahre zunehmenden Zweckorientierung des Tiefe suggerierenden Sfumato wendet sich präzise austarierten Versuchsanordnungen
Unterrichts einig, sie huldigen den freien Kandinsky nach kurzer Zeit mit ganz ähnli- herauf, Kandinsky beschreibt im vertrauten
Künsten. In ihrem persönlichen künstleri- chen Ergebnissen ebenfalls zu. Noch in Wei- Farbklang von Gelb, Blau und Rot den un-
schen Rahmen jedoch festigt sich ein sehr mar hat Klee mit den harmonisch organisier- möglichen Moment, die Erstarrung im dyna-
unterschiedlicher Ansatz. Für Klee bleibt die ten, ruhigen Quadratbildern begonnen. mischen Prozess.
Natur »unverbrüchliche Grundlage seines
künstlerischen Schaffens«, wie Christine
Hopfengart im Ausstellungskatalog schreibt,
und ungeachtet aller angestrebten Auflösung
ist seine Bildsprache stets narrativ, die
Grundstrukturen der Natur sind bisweilen
in lyrischer oder skurriler Interpretation er-
kennbar. Für Kandinsky beginnt die Werk-
phase der »Kühlen Abstraktion«, er verlässt
die expressive, die manchmal genialische
Geste und fügt präzise gestaltete geometri-
sche Formen, Kreis, Quadrat und Dreieck,
im Bildraum schwebend, einander durch-
Bilder: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München (2)

dringend zum oft aggressiv-dynamisch orga-


nisierten Tableau. Er propagiert die strikte
Trennung von Kunst und Natur.
Erst als das Bauhaus nach Dessau um-
zieht und die Familien Klee und Kandinsky
jeweils die Hälfte des letzten der vier in ei-
nem lichten Kieferwäldchen liegenden Meis-
terhäuser beziehen und in unmittelbarer Zwei Bauhauslehrer mit unterschiedlichem Image: Ernst Kállais
Nähe leben und arbeiten, kann sich die Le- Karikaturen zeigen Klee als schwebenden Buddha und Kandinsky als
gende von den Dioskuren etablieren, den schreitenden Pfau. Li. Klees »Architektur der Ebene« (1923)
Zwillingen, die in grenzenloser Loyalität zu-
einanderstehen, sich beeinflussen und deren
Wege aufeinander abgestimmt sind. Das (»Drei Tage in Weimar und man kann auf Le- Das zentrale Thema im Leben beider
stimmt natürlich nur bis zu einem gewissen benszeit kein Quadrat mehr sehen«, spottet Künstler, die Musik, behandelt die Ausstel-
Grad. Die Herren, die sich übrigens zeitle- damals der Kunstkritiker Paul Westheim.) lung in einem eigenen Abschnitt und wieder
bens siezen (war das nun old-school, steife Kandinsky schließt sich auf seine Weise an, mit eklatant sprechenden Beispielen. Kan-
Bourgeoisie oder eine feine Markierung, die indem er dem Quadrat in seinen Kompositio- dinsky, der als Synästhetiker Farben nicht
vor Distanzlosigkeit und Übergriffen be- nen häufig zentrale Bedeutung gibt. Einflüsse nur als optischen Reiz empfand, sondern ih-
wahrte?), nehmen regelmäßig gemeinsam ih- ihres didaktisch ausgerichteten Wirkens am nen auch Klänge und gewisse Formen zuord-
ren Tee im Garten – möglicherweise eine von Bauhaus sind gerade in diesen Zusammen- nete, schafft eines seiner schönsten Klang-
den Damen des Hauses installierte Maßnah- hängen nicht zu unterschätzen. wird-Farbe-Farbe-wird-Klang-Bilder 1911
me zur Sicherung des nachbarschaftlichen Am schönsten sind die Beispiele kon- nach dem Besuch eines Schönberg-Konzerts.
Friedens –, klagen einhellig über den »ver- struktivistisch aufgebauter Dialoge, in denen Er betont in seinen Schriften immer wieder,
fluchten Grundkurs« (Klee), treffen sich zum mit zielsicher gesetzten geometrischen Ele- wie Annegret Hoberg, Kuratorin am Len-
Blumengießen und Bocciaspielen. menten Figuren, Situationen und auch Ge- bachhaus und international maßgebliche Ex-
Darüber hinaus sind die freundlichen schichten entstehen – der eine nie ohne den pertin für den Blauen Reiter, im Katalog
Nachbarn, wie könnte es anders sein, verita- typischen, grotesk verspielten Anflug; der an- schreibt, »es gehe ihm nicht darum ‚Musik
ble, freilich kultivierte Rivalen. Jeder achtet dere den dynamischen Bezug, die Kraft der zu malen’ oder Töne in Farben auszudrü-
genau auf die Ausstellungstätigkeit, die Kri- Zeichen bündelnd. Noch anschaulicher wird cken …«, dass jedoch »das strukturelle Prin-
tikerkommentare, die Erwähnungen und die um 1930 geradezu extreme Nähe in den zip der Musik ein Vorbild für die abstrakte
Verkäufe des anderen. Und der wortlose Arbeiten, die sich mit Gleichgewicht und Po- Komposition … aus den selbstständigen Ele-
künstlerische Dialog nimmt Formen an. larität, mit Mechanik und Statik beschäfti- menten Farbe und Linie sei«.
Nicht zuletzt wohl, weil Kandinsky den gen. Beide Künstler behandeln diese Span- Ähnlich hat das Klee gesehen, doch ihn
Arbeiten Klees jetzt größere Aufmerksamkeit nungsfelder zugespitzt mit sehr ähnlich interessiert der Rhythmus, das Mathemati-
sche an der Musik, er baut Partituren. Auch
hier spielt Klangfarbe eine Rolle, doch ist das
Die freundlichen Nachbarn, wie könnte es anders sein, nur ein Element seiner »musikalischen« Ge-
staltung von melodisch ineinander verwobe-
waren veritable, freilich kultivierte Rivalen. nen Linien und Flächen.

35
HEA DZEILE

Bilder: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München (2)


Nach der Schließung des Bauhauses, der Nach seinem Besuch eines Schönberg- unbeirrbar munter angeordnetem Formenre-
Amtsenthebung Klees von seinem Posten an Konzerts schuf Kandinsky 1911 »Der gelbe pertoire. Paul Klee hingegen ist verzagt, erste
der Düsseldorfer Akademie, trennen sich bei- Klang«. Eindeutig von Klee inspiriert ist Anzeichen seiner schweren Krankheit zeigen
der Wege endgültig, sie verlassen den Unort sein Aquarell »Dessus-Dessous« (1935), sich, doch als er sich wieder stabilisiert, be-
Deutschland. Kandinsky geht nach Paris, das er bei ihrer letzten Begegnung in Bern ginnt 1938 eine unfassbar produktive Schaf-
Klee zurück an seinen Geburtsort Bern. Mit 1937 seinem Freund Paul Klee schenkte fenszeit. In seinen Gemälden formuliert er
zuversichtlichem Kampfesmut (seine nie ver- ungewohnt kraftvoll, die Figurenelemente
siegende, von Klee zeitlebens bewunderte stehen kompakt, dunkel konturiert vor farb-
Stärke) macht sich Kandinsky an den Neube- starkem Hintergrund. Es ist, als stemme er
ginn, mit größeren Formaten, ziemlich wag- sich gegen die Geschicke. 1940 stirbt er. Kan-
halsig gemischten Farben und zunehmend dinsky, der Ältere, überlebt ihn um vier Jahre.
organischer werdendem, auf gewisse Weise Die beiden hatten sich 1937 anlässlich ei-
ner großen Berner Kandinsky-Retrospektive
das letzte Mal gesehen. Als Gastgeschenk
brachte Kandinsky dem einstigen Wegbeglei-
ter das Aquarell »Dessus-Dessous« von 1935
mit, in dem er – ungeniert oder als Ausdruck
größter Ehrerbietung – dessen Linienfüh-
rung, ein bisschen auch Formensprache und
vertikale Komposition aufgreift und mit sei-
nem neuen Duktus der befremdlich ange-
mischten Farben verbindet. Ein irritierend
schlüssiges Indiz für die »geistige Nachbar-
schaft« (wie Kandinsky einmal ihr Verhältnis
bezeichnete) ist das Blatt allemal. ×

»Klee & Kandinsky. Nachbarn, Freunde, Konkur-


renten«, Lenbachhaus, 21. Oktober bis 24. Januar;
der umfangreiche Katalog ist bei Prestel erschienen

36
  

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In der Arbeitshalle der »Hofkunst« begutach-
tet Michael Mayer die Vorlagen von Vik Muniz
für Mosaike in der New Yorker U-Bahn. Re. ein
Fenster von Brian Clarke im Treppenhaus
Bild links: Sammy Hart/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; rechts: Mayer’sche Hofkunstanstalt/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Bilder nächste Seite: Sammy Hart; Mayer’sche Hofkunstanstalt/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Sammy Hart/VG Bild-Kunst, Bonn 2015 (3)

VON
A L E X A N DR A G ON Z Á L E Z
technischen Erfahrung. Und wegen der familiären Atmosphäre

FOTOS
Mayer of Munich

S A M M Y H A RT
Künstler aus aller Welt lieben die Mayer’sche Hofkunstanstalt wegen ihrer reichen
Brian Clarke, der britische Glas-Punk, in
der Mayer’schen Hofkunstanstalt. In den
Werkstätten des Traditionsunternehmens
entstanden 1997 seine Fenster für das
Trappistinnen-Kloster im schweizerischen
Romont (o.). Die Glasbilder hätten ihr
das »Gespräch mit dem Unsichtbaren« er-
öffnet, schwärmte eine Ordensschwester

W
Wie es sich für einen Rockstar gehört, er-
scheint Brian Clarke zum Lunch mit denk-
bar schlechter Laune. In dem Bergmanns-
sohn aus Lancashire steckt ein Punk des
der Mayer’schen Hofkunstanstalt treu geblie-
ben, seit er 1982 erstmals nach München
kam? Keine Antwort. Ich wage mich weiter
vor: »Sie haben eine frappierende Ähnlich-
gehört einem englischen Werbepionier. Gut
möglich, dass sich dieser Auftraggeber auch
etwas von dem spirituellen Kunstdialog
wünscht, den die Trappistinnen in Romont
Stained Glass. Er befreite die Bleilinie und keit mit Michel Foucault, wussten Sie das?« im Schweizer Kanton Fribourg führen, seit
das Farbglas aus ihrer Zwangsehe und reizte »Michel who?«, stellt Clarke sich dumm. Clarke für ihre Abtei eine Serie überwälti-
die Grenzen des Mediums immer weiter aus. Nicht einmal mit dieser Provokation kann gend schöner Fenster entworfen hat. Oder ei-
Jetzt setzt sich der Künstler aus dem Dunst- man den Briten aus der Reserve locken. nen Blick in einen Himmel aus Blüten und
kreis von Paul McCartney und Bob Geldof Michael Mayer scheint zu wissen, wann Blättern, wie ihn die Spitze von Norman Fos-
nach einem kurzen Gruß an den Familien- man eine Diva in Ruhe lässt, und vertieft sich ters »Friedenspyramide« im kasachischen As-
tisch von Petra und Michael Mayer und blät- einstweilen mit Clarkes Assistenten in den tana bietet, die Clarke gestaltete. So oder so,
tert in einer Wohnzeitschrift. Warum ist er Grundriss eines Londoner Privathauses. Es die Fenster werden in der Mayer’schen Hof-

40
M AY E R’ SC H E HOF K U N S TA N S TA LT

kunstanstalt entstehen, aus sogenanntem ihrer wunderkammerhaften Welt voller Sel- Petra Mayer serviert Zitronengrassuppe,
Echtantikglas, also mundgeblasenem Farb- tenheiten, Spiegel, alter Stoffe, Federn, rusti- Couscous-Salat, Schoko-Ingwer-Eis. Kaffee
glas, das Clarke mit floralen Motiven aus sei- kaler und moderner Antiquitäten hat sie eine wird getrunken. Clarke seufzt, lehnt sich zu-
ner »Primroses«-Serie handbemalt. Die Bühne gefunden: für ausgeprägte Achtsam- rück, lächelt mich unverhofft an und fragt,
Transzendenz gibt es dann frei Haus. keit ebenso wie für ihren Hang zum lush life. ob er etwas ausholen dürfe. Was dann
Alles passiert an diesem besonderen Ort Ob sie in einem Meer aus Rosen und Horten- kommt, ist eine Ode an die Glasmalerei.
am Stiglmaierplatz. Das gründerzeitliche sien Partys feiert, bei Rückenschmerzen »Wenn Sonnenstrahlen durch ein Buntglas-
Gebäude von Theodor Fischer beherbergt Murmeltierfett zum Einreiben anbietet oder fenster fallen und draußen Wolken vorüber-
eine der weltweit führenden Manufakturen einen liebeskranken Künstler auf das Hirsch- ziehen, beginnt das Licht zu tanzen. Etwas
für Glasgestaltung und Mosaik. Auf 3000 ledersofa bettet und eine Wärmflasche Paradiesisches entsteht. In den falschen Hän-
Quadratmetern gibt es Werkstätten, Ateliers, reicht: Tief empfundene Mütterlichkeit und den wird ein verdammtes Fegefeuer daraus.«
Ausstellungsräume, drei Künstlerapparte- hippiesker Glamour schließen sich nicht aus. Clarke ist besessen von seinem Werkstoff
ments und das Archiv mit den kostbaren
Vorlagenbüchern, die über den Krieg gerettet
wurden. In der Mansarde des Gebäudes, ver-
winkelt wie ein Kaninchenbau, leben der seit
zwei Jahren amtierende Clanchef Michael,
seine Frau Petra, die kleinen Söhne Samuel
und Joshua Gabriel sowie eine wachsame Af-
ghanische Windhündin namens Wahida.
Leben bedeutet hier arbeiten und um-
gekehrt; die Grenzen sind fließend. Großzü-
gig lässt das Paar seine Gäste aus aller Welt
an dieser sehr unmünchnerischen Melange
aus Privatheit und Betriebsamkeit teilhaben.
Am Esstisch werden kreative Konzepte ent-
wickelt und verworfen, man schlemmt, lacht,
streitet, philosophiert, trägt den Kindern
mitgebrachte Indianermärchen vor. Mit un-
erschöpflicher Energie kultiviert Petra Mayer
dieses Nest samt selbstverständlichem
Schlupfloch für die angereisten Künstler. Sie
ist eine Sammlerin von schönen Dingen und
Freundschaften. Wenn sie mag, serviert sie
ihr Herz auch mal auf dem Silbertablett. In

Leben und Arbeiten verschmelzen in


diesem Haus der Künste: Petra Mayer
mit den New Yorker Zwillingen Doug
und Mike Starn, die in München eine
Glasinstallation für die New Yorker
U-Bahn realisierten (li.). Ganz oben:
Die Vorlagenbücher aus dem 19. Jahr-
hundert haben zum Glück überdauert

41
HEA DZEILE

Die Tradition der alten


Werkstoffe wird in der
Mayer’schen Hofkunstanstalt
in die Zukunft geführt.

und deshalb ungnädig gegenüber dem Mit-


telmaß. Er gelte als arrogant und egozen-
trisch, doch hierher käme er immer mit einer
gewissen Demut, weil Michael und Petra
Mayer einem höheren Gut dienten. Ohne Be-
triebe wie diesen ginge ein 1500 Jahre altes
kulturelles Erbe vor die Hunde.
Die Firmengeschichte beginnt 1847, als
der Allgäuer Ornamentbildhauer Joseph Ga-
briel Mayer die »Kunstanstalt für kirchliche
Arbeiten« ins Leben ruft. 1882 von Ludwig II.
zur »Königlichen Hofkunstanstalt« nobili-
tiert, wird bereits sechs Jahre später eine Nie-
derlassung in New York eröffnet. Um die
Jahrhundertwende arbeiten 500 Künstler
und Glasmaler für das Unternehmen; heute
ist das Team auf vierzig Mitarbeiter zusam-
mengeschrumpft. Nach dem Zweiten Welt-
krieg entstehen die ersten Künstlermosaike,
darunter so fulminante wie Karl Knappes
abstrakte, in Gold und Silber flirrende Col-
lage für den deutschen Pavillon auf der Brüs-
seler Weltausstellung 1958.
Der größte Innovationsschub findet in
den Achtzigerjahren mit der Entwicklung
der Floatglasmalerei statt. Vom Ablauf her ist
der Herstellungsprozess des Flachglases er-
staunlich einfach, in der technischen Bewäl-
tigung allerdings hochkompliziert. Präzise
Oberflächen von jeder Größe und in makel-
loser Reinheit lassen sich auf diese Weise er-
zeugen. Unter der Ägide von Michaels Vater
Gabriel wird mit unterschiedlichsten Bear-
beitungsmethoden experimentiert, um dem
perfekten, quasi körperlosen Industrieglas,
das ohne störende Bleilinien auskommt, wie-
der eine Seele einzuhauchen: Sandstrahlen,
Ätzen und das Einbrennen von Glasschmelz- legen und den fünften Generationswechsel sind großherzig und würdigen die Werkstät-
farben sind nur einige davon. Erstmals wen- zu vollziehen. Die besondere Mischung aus te mit einer Namensnennung. Andere ver-
det die Mayer’sche Hofkunstanstalt diese mo- dynastischem Traditionsbewusstsein und un- zichten auf jeglichen Hinweis. »Hängt ganz
derne Technik bei dem an Stahlseilen vergleichlichem Fachwissen lockt Architek- davon ab, von welchem Ego der Künstler be-
aufgespannten »Heart Tent« von Frei und ten und vor allem bildende Künstler von je- seelt ist«, erklärt Michael Mayer – Jeans, auf-
Bettina Otto im saudischen Riad an. her an: Lothar Baumgarten, Daniel Buren, gekrempeltes hellblaues Oxfordhemd, schul-
Nach einer Ausbildung als Mosaizist in Robert Mangold, Georg Baselitz, Imi Knoe- terlanges Haar – anderntags bei einem
Italien tritt Michael 1990 als 23-Jähriger in bel oder Robert Wilson zieht es nach Mün- Espresso in seinem Büro.
den Familienbetrieb ein. Er muss erst dop- chen, im Vertrauen auf eine einfühlsame Der geschäftsführende Gesellschafter ist
pelt so alt werden, bis der Senior bereit ist, Umsetzung ihrer stilistisch doch sehr unter- ein besonnener Mann. Auch in kritischen Si-
sein Lebenswerk in die Hände des Sohnes zu schiedlichen Entwürfe. Manche von ihnen tuationen bewahrt er Haltung, wird bloß

42
HEA DZEILE

Petra und Michael Mayer im Salon unter


dem Dach der Hofkunstanstalt. Hinter der
Windhündin Wahida ein Glasbild von Saskia
Schultz, rechts im Fenster alte Farbmuster

ganz schmal im Gesicht. Wenn etwa Sean Vision zufrieden geben, sondern sich neue tion wird in der Hofkunst immer wieder
Scully, der irisch-amerikanische Maler, eher künstlerische Dimensionen erschließen. erneuert. Zuletzt bei Clarkes Mikromosai-
schroff ein Glaskreuz bestellt für die Kirche Und Verfechter des Zugänglichen, etwa der ken aus millimeterklein gehackten Murano-
Santa Cecilia de Montserrat im Hinterland Kunstmarktliebling Vik Muniz. Er schaute Smalten, die einen faszinierend illusionisti-
von Barcelona und alles ohne viele Worte ge- mit einer poppigen Idee für die New Yorker schen Zauber entfalten. Vik Muniz’ Mosaik
hen muss. Doch am Ende stehen alle zufrie- U-Bahn vorbei. Seine »Perfect Strangers«-Fo- zielt dagegen auf Distanzwirkung und die
den in der Kapelle und baden in den Farben, toserie von urbanen Alltagstypen wird der- flüchtige Wahrnehmung der Passanten.
die sich durch rotes, ockergelbes und blaues zeit in vierzig lebensgroße Mosaike gesetzt. Für den in Mexiko-Stadt lebenden Nie-
Buntglas in das uralte Gemäuer ergießen. Da Mosaik ist durch seine natürliche Ver- derländer Jan Hendrix gleicht »Mayer of
gibt es Sinnsucher wie Brian Clarke, die sich pixelungseigenschaft der futuristischste un- Munich«, wie das Haus international in Ar-
nicht mit einer simplen Übersetzung ihrer ter den alten Werkstoffen. Auch diese Tradi- chitekten- und Künstlerkreisen meist heißt,

43
Bild vorherige Seite: Sammy Hart; Bilder links: Sammy Hart; Bärbel Miebach; Sammy Hart
mit seinem Lager an Natursteinen, Smalten,
Glaskuchen einem bunten Süßwarenladen.
»Man erliegt diesem verführerischen Fun-
keln und wagt zunächst gar nicht, zuzugrei-
fen.« Doch dann sitzt der 66-Jährige, dessen
künstlerischer Eifer der Erforschung botani-
scher Strukturen gilt, ohne jede Berührungs- Selbst eine weltberühmte Künstlerin wie higkeit. Geht es langsam an, lernt sein Ge-
angst im Konferenzzimmer und diskutiert Kiki Smith kommt extra aus New York nach genüber lieber erst einmal kennen, um sich
mit Michael Mayer Möglichkeiten der Ver- München, um sich von den erfahrenen schließlich in den Dienst des Künstlers zu
spiegelung. Mitten in die erfinderische An- Handwerkern des Hauses noch etwas ab- stellen. »Wie tickt der- oder diejenige eigent-
näherung platzt ein Anruf. Hendrix erfährt, zuschauen. Oben links Smiths Pusteblume lich? Wo soll die Reise hingehen? Viele Künst-
dass grünes Licht gegeben wurde für die Fas- auf Echtantikglas. Unten die Glasmalerei- ler, die zu uns kommen, haben noch nie mit
werkstatt der Hofkunstanstalt
sade des neuen Mexican Museum in San Glas oder Mosaik gearbeitet. Wir laden sie zu
Francisco, an deren Konzeption er maßgeb- unverbindlichen Arbeitsaufenthalten ein.«
lich beteiligt ist. Jetzt kann die Planung für Eines der verwegensten Auftragswerke,
sein spektakuläres Rankenwerk aus hoch- das je in der Münchner Manufaktur realisiert
spiegelndem Metall und bedrucktem Glas in wurde, ist die achteinhalb mal achteinhalb
die Tiefe gehen. Meter messende »Austin Wall«. Der New Yor-
Überhaupt verbirgt sich hinter den his- ker Multimediakünstler Clifford Ross hatte
torischen Mayer’schen Mauern ein Hightech- die imposante Glaswand für das Gerichtsge-
Labor, das von der Experimentierfreude sei- bäude im texanischen Austin entworfen.
nes Cheftüftlers lebt. »Wie können wir das Eine halsbrecherische Kombination aus
Lagenschmelzen weiterentwickeln oder das komplexer Glasmalerei, Digitaldruck, Ätz-
spannende Material Keramik?« Fragen dieser verfahren und mehrfachem Brennen in ei-
Art treiben Mayer um. »Es geht uns nicht nur nem Spezialofen, der viele Transporte nach
darum, eine künstlerische Idee auf Flachglas, Österreich erforderte, war nötig, um das Rie-
Stein oder Mosaik zu transportieren, son- sengebilde von 2008 bis 2013 zu produzieren.
dern auch die notwendige Ingenieursleis- Ross erzählt mir von diesem Abenteuer
tung zu erfassen. Wir wollen die Werkstatt bei einem nächtlichen Transatlantiktelefo-
sein, die den Künstlern Halt bietet.« nat. »Es gab eine Reihe ungewöhnlicher Fak-
2013 erfolgte der letzte Stabwechsel in toren in diesem Projekt. Schwarz-weiße
der Dynastie. Wie meist in solchen Fällen Areale von eher fotografischer Natur muss-
verlief er nicht ohne Konflikte. Unterneh- ten mit leuchtend bunten Flächen in Ein-
mensgestalter Gabriel war mit dem Kurs des klang gebracht werden. Einerseits also Berei-
Sohnes, der von viel technischem Wagemut che, die einen sehr fließenden Farbauftrag
geprägt ist, nicht immer einverstanden. Mi- verlangten, andererseits Elemente mit scharf
chael findet die väterliche Skepsis ermüdend. gezogenen Kanten.« Darüber hinaus disku-
Er selbst sieht seine Stärke in der Dialogfä- tierten Ross und Mayer eine optimale Be-

44

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Vik Muniz diskutiert mit Michael Mayer die
Umsetzung seiner Fotoserie »Perfect
Strangers« in Mosaike für die New Yorker
U-Bahn (li.). Rechte Seite: Clifford Ross’

Bilder: Sammy Hart/VG Bild-Kunst, Bonn 2015 (2)


Glaswand im Gericht in Austin, Texas

wurde in einer innovativen Tintenstrahltech-


nik mit schattenrisshaften Motiven bedruckt
– Ausschnitte aus Baumstämmen und Äste.
»Die Zwillinge waren anfangs schlimmer als
ein altes Ehepaar. Mike sagte nach dem hun-
dertsten Muster, okay, lass es uns so machen«,
beschreibt Petra Mayer die schier endlosen
Versuchsreihen. »Dann kam Doug und warf
ein, oh Michael, wir sollten noch mal darü-
ber schlafen. Es war niemals gut genug«,
lacht sie.
leuchtung, die die Wand sowohl von hinten Manöver die Hälfte der Wand. »Ich rief Clif- Aneinandergefügt ergeben die Elemen-
als auch frontal illuminieren könnte. »Besser ford umgehend an«, erinnert sich Mayer. te ein betörendes Gesamtbild mit einer fast
als jeder andere verstand Michael, wie be- »Wir trugen es beide mit Fassung. Allerdings schon unheimlichen Tiefenwirkung. Tritt
deutsam die Beleuchtung sein würde. Unser mussten wir von vorn beginnen. Letztend- man nahe genug an das Wandbild heran, er-
Dialog führte so weit, dass wir in die Detail- lich haben wir es im vereinbarten Kosten- kennt man Unregelmäßigkeiten im Glas, ein-
planung der Architektur eingriffen, damit und Zeitrahmen geschafft.« geschlossene Luftbläschen, Kleckse und Fis-
das Glas nicht von störenden Schattenlinien Die Faszination für den Fluss der Zeit suren. Sie erwecken die dunklen Silhouetten
getroffen wird. Schließlich hoffte ich, die und den Illusionsraum Natur beschäftigt der Bäume zum Leben. Es ist ein intimes
Wand würde wie in einem Schwebezustand Doug und Mike Starn, seit sie Ende der Acht- Kunstwerk in einem monumentalen Maß-
wirken.« Ross klingt, als spräche er über die ziger als Wunderzwillinge die New Yorker stab und erinnert daran, dass hinter der avan-
Computeranimation für eine ausgeflippte Kunstszene elektrisierten. Ihre Arbeit »See it cierten Technologie die Magie eines uralten
3-D-Produktion aus Hollywood, doch ge- split, see it change« für die New Yorker Werkstoffs steckt.
meint ist eine Tatsache, geschaffen aus drei- U-Bahn-Station »South Ferry« brachte sie zur Auch Kiki Smith ist ein habitueller Gast
einhalb Tonnen Stained Glass. »Michael ist Hofkunst. In München entdeckten sie, dass in München. Der Hofkunst zuliebe nimmt
ein Meister des Machbaren«, schwärmt Ross. die Glasmalerei der Fotografie darin überle- sich die teils zurückgezogen in upstate New
Auch bei einem dramatischen Zwi- gen sein könnte, die Materialität von Licht York lebende Künstlerin Zeit für ein kurzes
schenfall konnte der Künstler sich auf den darzustellen. Herzstück der Public-Art-In- Telefongespräch. Glas schätzt sie als Material
kreativen Partner in München verlassen: Als stallation ist eine etwa 80 Meter lange, ge- mit spirituellen Eigenschaften. Es erinnert
das Monumentalwerk gerade fertig war – ein schwungene Wand aus 400 Glasfeldern: sie daran, dass Dinge nicht das sind, was sie
bunter Tornado aus Glasbausteinen, Wasser- Sandwiches aus fünf Schichten, miteinander zu sein scheinen: Der offenbar feste Stoff ist
pfützen, Blättern und Zweigen –, zerstörte verschmolzen in einem aufwendigen Brenn- eigentlich eine unterkühlte Flüssigkeit, die
ein Gabelstaplerfahrer mit einem falschen prozess, der eine Woche dauerte. Jede Lage sich mit extrem verlangsamter molekularer

46
M AY E R’ S C H E HOF K U N S TA N S TA LT

Dynamik nicht wahrnehmbar bewegt. gern. Kein einfacher Gast also, aber Petra
»Bei aller Fragilität besitzt Glas eine wider- Mayer wickelte sie mit ihrer Fürsorge um
standsfähige Oberfläche, die in der Bear- den Finger. »Sie findet immer Zeit, mir
beitung der Radierung gleicht«, sagt Kiki eine Kanne Tee zu bringen. Manchmal
Smith. »Ich bin ein wenig anachronistisch braucht man ein bisschen Zuwendung,
und mache alles selbst.« wenn man weit weg ist von daheim«, er-
Eigenhändig pinselte sie Zeichnun- zählt Kiki Smith.
gen feinster Linien auf den Malgrund. In der privaten Mayer’schen Kunst-
»Mein Vergnügen besteht darin, die Glas- sammlung hängt ein Porträt, das sie von
maler des Hauses zu beobachten. Wie in Petra, barfüßige Hippieprinzessin auf ei-
einer Druckwerkstatt profitiert man von nem abgewetzten Barcelona-Chair, ge-
der Erfahrung anderer.« Was dabei heraus- macht hat. Aus ihren Augen fließen Trä-
kommt, wenn die vehemente Kunstscha- nen in dicken, achatgrünen Strängen. An
manin von den Meistern lernt, zeigen diese kolorierte Tuschfederzeichnung auf
Smith’ dekonstruktivistische »Ausreißer- knittrigem Nepalpapier erinnert sich Kiki
sterne«: Bruchstücke aus milchigem, par- Smith gern. »Petra besitzt einen eleganten,
tiell bemaltem Echtantikglas – hier ein traumwandlerischen Sinn dafür, sich im
Finger, da eine Haarsträhne, dort der Split- Leben zurechtzufinden. Ich würde sie je-
ter eines Gesichts – werden von zackenför- den Tag zeichnen, wenn ich könnte. Sie ist
migen Bleiruten zusammengehalten. Als das perfekte Modell.«
wären Kirchenfenster zerstört und in wil- Man könnte auch sagen, Petra Mayer
der Ordnung zu gläsernen Himmelskör- ist die Gertrude Stein des bayerischen Mit-
pern zusammengequiltet. telstands, freilich in einer mädchenhaften
Dass die Hofkunst Kiki Smith so sehr Gestalt: selbstsicher, extrovertiert, klug
ans Herz gewachsen ist, hängt auch mit und mit einer spöttisch-unverblümten Art
der Persönlichkeit Petra Mayers zusam- ausgestattet, die selbst die stolzen Hand-
men. Die ausgebildete Architektin mühte werker (von denen einige schon seit Jahr-
sich jahrelang um einen sensiblen Umbau zehnten am Haus sind) manchmal über-
Bild: Mayer’sche Hofkunstanstalt

des Industriebaus. Legte historische Textu- fordert. Auch wenn Petra Mayer dabei ihr
ren unter dem funktionalen Nachkriegs- zauberhaftes Lächeln anknipst. Im Wind-
firnis frei und bediente sich aus den eige- schatten des täglichen Betriebs hat sie mit
nen Schatzkammern, um die alte Pracht ihrem Mann einen intimen, künstleri-
ins rechte Licht zu rücken. Unter dem schen Treffpunkt aufgebaut, an dem sich
Dach richtete sie die hellen Künstlerappar- sogar wetterwendische Wesen wie Brian
tements ein, die, so Kiki Smith, ein schö- Clarke auf- und ernst genommen fühlen.
neres Licht böten als ihr eigenes Wohnate- Es hätte Miss Stein, der amerikani-
lier in der Lower East Side von Manhattan. schen Schriftstellerin mit dem Faible für
Smith verlässt ihr Zuhause und das klös- die Pariser Avantgarde, sicherlich gefallen,
terlich überschaubare Leben darin nur un- dieses Münchner Fenster zur Welt. ×
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PR INZR EGENTENZEIT

Liberales Leuchten
Ab 1886 erlebte München unter dem Prinzregenten Luitpold ein Vierteljahrhundert
künstlerischer Blüte: Mit ihrer freigeistigen Atmosphäre wurde die Stadt
der Maler und Dichter zum Anziehungspunkt für die Protagonisten der Avantgarde

VON
U L R IC H C L E W I N G

An die Akademie durften sie noch nicht: die


Damenklasse einer Schwabinger Kunstschule
1907. Rechts: Prinzregent Luitpold mit
offener Jacke, gemalt von Max Slevogt, 1908

50
PR INZR EGENTENZEIT

H
Hoher Besuch hatte sich angekündigt im beeindruckt. »Wie ein Cherubim«, so berich-
Künstleratelier, und das wichtigste Requisit tete es der Bildhauer Adolf von Hildebrand
stand in der Mitte des Raumes: ein lebens- später dem Maler Hans Thoma.
großes Pferd aus Holz. Doch kaum hatte der Für den Prinzen Luitpold von Bayern
Gast seine Kleidung abgelegt, auf dem Holz- war das Unglück, das ihn buchstäblich beina-
pferd Platz genommen und eine seiner obli- he den Kopf gekostet hätte, nicht der Rede
gaten Brasil-Zigarren angezündet, gab es ei- wert. Schließlich war er es gewohnt, Künst-
nen ohrenbetäubenden Lärm. Ein großes lern noch ganz andere Dinge durchgehen zu
Stück Putz hatte sich von der Decke gelöst lassen. Bei ihm genossen sie Freiheiten, die
und war donnernd zu Boden gefallen. Die ihnen woanders verwehrt wurden. Unter sei-
Anwesenden wurden blass vor Schreck. Und ner Regentschaft entwickelte sich München
der Mann auf dem Pferd? Saß immer noch zu einer liberalen, weltoffenen Stadt, die Ma-
da, nackt, rauchend, lächelnd, vom Gesche- ler und Bildhauer, Schauspieler und Literaten
hen um ihn herum offenbar vollkommen un- aus ganz Europa anzog. Dabei spielte auch

51
PR INZR EGENTENZEIT

der günstige Wohnraum eine Rolle. Beson- Aber keiner brillierte darin so sehr, wie der, Prinzregenten in sein Schlafzimmer geführt
ders in Schwabing, man mag es heute kaum der im Grunde nur der Stellvertreter war: wurde, um dessen Sammlung flämischer Ge-
glauben, waren Zimmer und Ateliers billig Luitpold, ein Generalmajor und Feldmeister mälde zu betrachten. Zum Schluss stiegen
zu mieten. der Artillerie, dessen ihm zugedachter genea- die beiden auf Luitpolds Bett, weil sie von
Davon profitierten vor allem jene logischer Platz sich bis dahin auf komforta- dort einen besseren Blick auf zwei Werke von
Künstler der Avantgarde, die noch nicht eta- bel ausgestattete Bedeutungslosigkeit be- Eugène Verboeckhoven hatten, wie van de
bliert waren. Hier fanden Max Liebermann, schränkt hatte. Velde, von der obwaltenden Zwanglosigkeit
Lovis Corinth und Max Slevogt zu ihrer spe- Kunstsinnig waren die Wittelsbacher verblüfft, noch Jahrzehnte später in seinen
ziellen Spielart eines expressiven Impressio- schon immer gewesen. Max Emanuel zum Memoiren vermerkte.
nismus. Wassily Kandinsky, Gabriele Münter Beispiel, Kurfürst von Bayern, sammelte Luitpold unterstützte Künstler auf viel-

Bilder links: Interfoto/Pulfer; Café Luitpold München; akg-images; Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München (2); ullstein bild - Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl
und Alexej Jawlensky, Franz Marc und Au- nicht nur über einhundert Gemälde, welche fältige Weise. Seine Favoriten Franz Lenbach,
gust Macke bereiteten der Abstraktion den später den Grundstock für die Alte Pinako- Wilhelm Kaulbach oder Franz Stuck erhob

Bilder vorherige Seite: ullstein bild - Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl; Axel Brachat/GDKE Rheinland-Pfalz, Landesmuseum Mainz/Max Slevogt-Galerie, Inv. Nr. SL 85;
Weg und wurden als Mitglieder des »Blauen thek bildeten. Sondern auch andere Gegen- er, ungeachtet deren zum Teil sehr einfachen
Reiter« weltberühmt. Der junge Rainer Ma- stände, wie die Prunkplatte des Atabegs von Herkunft, in den Adelsstand. Und wenn der
ria Rilke wohnte zur Untermiete in der Blü- Mossul, eine Ziselierarbeit aus dem Irak der Prinzregent es wünschte, von einem befreun-
tenstraße in der Maxvorstadt, lernte über ei- ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die inzwi- deten Maler auf die Jagd begleitet zu werden,
nen Bekannten in einem der notorischen schen in der Abteilung für Islamische Kunst dann konnte es schon sein, dass der ungenü-
Künstlertreffpunkte, dem Café Luitpold am des Staatlichen Museums für Völkerkunde gend ausgerüstete Novize von ihm zum
Odeonsplatz, Lou Andreas-Salomé kennen aufbewahrt wird. Oder nehmen wir Lud- nächsten Weihnachtsfest ein schönes neues
und begann ernsthaft mit der Schriftstellerei. wig I.: Er prägte München architektonisch, Gewehr geschenkt bekam. Auf sein Betrei-
Auch Thomas Mann, der Enge seiner groß- ließ die Gebäude am Königsplatz, das Sieges- ben richtete der Magistrat der Stadt Mün-
bürgerlichen Lübecker Herkunft entflohen, tor, die Staatsbibliothek und die Feldherren- chen zu seinem 70. Geburtstag die »Prinzre-
erkannte bald, dass »München leuchtete«, halle (nach dem Vorbild der Loggia dei Lan- gent-Luitpold-Stiftung zur Förderung der
wie er in seiner 1902 erschienenen Novelle zi in Florenz) errichten und gab der Stadt mit Kunst, des Kunstgewerbes und des Hand-
»Gladius Dei« schrieb. Sie alle waren in der der Ludwigstraße eine neue Achse. werks« ein, die noch heute besteht, Kunst-
Hoffnung gekommen, sich in der Stadt Luitpold war weder ein großer Samm- werke ankauft und Stipendien vergibt.
künstlerisch entfalten zu können. ler, noch glänzte er als Bauherr. Aber ein ech- Ausdrücklich für die Altersversorgung
Und so entfaltete sich die Stadt selbst. ter Freund der Künstler, das war er. Birgit bedürftiger Maler und Bildhauer gedacht
München war der Ort, an dem das erste po- Jooss, ehemalige Leiterin des Deutschen war die zweite Stiftung Luitpolds, die »Prinz-
litische Kabarett im deutschen Reich gedul- Kunstarchivs in Nürnberg, hat sich wissen- regent Luitpold-Stiftung für Künstler« zwan-
det wurde. Die Satirezeitschrift »Simplicissi- schaftlich in die Prinzregentenzeit vertieft zig Jahre später – der 71-jährige Landschafts-
mus« wurde hier gegründet, ebenso wie die und zitiert den Maler Franz von Stuck: »Der maler Johann Sperl zählte neben anderen
Zeitschrift »Die Jugend«, Namensgeberin für Künstler wird hier in Gesellschaft gerne ge- hochbetagten Künstlern zu den ersten Be-
die gleichlautende Kunstrichtung. Gegen sehen. Er verkehrt mit dem Hof, dem Adel günstigten. Luitpold spendete Geld für den
Ende des 19. Jahrhunderts lebten bis zu 3000 und der höchsten Beamtenschaft auf glei- Bau des Künstlerhauses am Lenbachplatz
Künstler in München – eine enorme Zahl, chem Fuße.« Das, so der Maler, »lässt sich und war auch als Schirmherr so unterschied-
angesichts der halben Million Einwohner, von Berlin sicher nicht sagen«. Anders als in licher Initiativen wie des Kunstvereins, der
die die Residenzstadt im Ganzen zählte. Im der Hauptstadt des Deutschen Reiches waren Künstlergenossenschaft, des Kunstgewerbe-
Jahr 1886 hatte Luitpold, zu dem Zeitpunkt Einladungen zum Dinner in die Residenz die vereins und sogar der ihm anfangs nicht ge-
bereits fünfundsechzig, unter dramatischen Regel. In den Neuesten Münchner Nachrich- nehmen »revolutionären« Sezession uner-
Umständen die Regierungsgeschäfte über- ten, Vorläufer der Süddeutschen Zeitung, müdlich im Einsatz für die gute Sache.
nommen, erst von seinem Neffen Ludwig II., hieß es dazu in der Ausgabe vom 11. März Natürlich trat er auch als Käufer auf, wo-
dann von dessen Bruder, dem geistig instabi- 1911: »Der Regent kennt eine große Zahl der bei er sich dabei nicht selten von sozialen Er-
wägungen leiten ließ. Er wusste genau um die
Signalwirkung von Zeitungsberichten über
Zum Schluss stiegen die beiden auf Luitpolds Bett, weil seine Erwerbungen und Atelierbesuche und
setzte beides gezielt ein, um jungen Künst-
sie von dort einen besseren Blick auf die Gemälde hatten. lern oder solchen, die ihm am Herzen lagen,
auf die Sprünge zu helfen. Er konnte sich si-
cher sein, dass die wohlhabenden Kaufleute
len Otto I. Damals befand sich das König- Münchner Künstler persönlich – sicher mehr und Industriellen der Stadt seinem Beispiel
tum in Bayern in einer Krise. Die Exaltatio- als irgendein Privatmann, der nicht etwa von folgen würden. Diese Besuche pflegten oft ge-
nen des »Märchenkönigs« Ludwig II. und die Beruf aus hiermit zu tun hat; sie gehören zu nug überraschend und grundsätzlich früh
allseits bekannte prekäre Disposition von seinen Intimen und Intimsten, es vergehen morgens stattzufinden – was die so bedach-
Otto hatten eine Kluft aufgerissen zwischen nicht allzu viel Tage im Jahr, an denen sie ten Künstler regelmäßig mächtig in Verlegen-
den Wittelsbachern und dem Volk, das de nicht an seiner Tafel sitzen.« Auch solche, die heit brachte, wenn sie dem Regenten im
facto durch Wirtschaftskraft und Bildung, nur auf Durchreise in München weilten, Schlafrock die Tür öffneten.
politischen Innovationsdrang und techni- wurden zu den Essen gebeten. Insgesamt herrschte eine außergewöhn-
schen Erfindergeist längst der eigentliche Zu denen, die einen derart unerwarte- lich freie Atmosphäre im damaligen Mün-
Herr im Haus war. Streng genommen fiel ten Ruf in die Residenz erhielten, gehörte chen. Und es gab immer wieder Einzelne, die
dem König nicht mehr die Rolle des Herr- auch Henry van de Velde, der an einem diese Freiheit mehr ausreizten als andere.
schers zu, sondern die des Repräsentanten. Abend im Jahr 1898 nach der Mahlzeit vom Zum einen beförderte die kunstsinnige

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1

Das Ansehen der Künstler wuchs: 1 Plakat für die Ausstellung


der Künstlergenossenschaft Sezession im Glaspalast 1909 2 Das
Café Luitpold eröffnete 1888 und wurde schnell zum Mittelpunkt
des gesellschaftlichen Lebens 3 Franz von Stuck und seine Frau
Mary 1898 als römisches Paar 4 Stucks »Salome« (1906), heute
im Lenbachhaus 5 Alexej Jawlensky malte 1909 ein Bildnis des
russischen Tänzers Alexander Sacharoff, der im selben Jahr der
Neuen Künstlervereinigung München beitrat und mit Kandinsky
an einem synästhetischen Kunstwerk arbeitete 6 Der Prinzregent
besucht eine Schau des deutschen Künstlerverbandes, 1910

3 4

5 6

53
PR INZR EGENTENZEIT

Bilder links: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München (2); bpk; Interfoto/Friedrich; Bilder rechts: Studio Lichtwert, Eschwege; Inselgalerie Gailer
Frauenchiemsee; SZ Photo; ullstein bild - Heritage Images/IBL Bildbyra; Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München
1 2

3 4

Grundhaltung in der Stadt mehr als anders- Adelstitel verzichtete, als sie, wie ein paar Jah- Paul Gauguin dorthin fuhr, für Artefakte aus
wo das Entstehen einer eigenen Kaste, der so- re darauf Thomas Mann, aus Lübeck nach der Südsee. Eine dritte Leidenschaft sieht ihn,
genannten Künstlerfürsten. Die Maler Len- München kam. Sie nahm ihn erst wieder an, der auch an spiritistischen Séancen teilnahm,
bach, Stuck, Kaulbach, Defregger und Max nachdem sie gemerkt hatte, dass sich dieser als Sammler von Totenschädeln.
residierten in prachtvollen Villen, die das verkaufsfördernd auf ihre Publikationen aus- Noch unkonventioneller war Karl Wil-
Stadtbild zum Teil noch immer prägen. Zum wirkte. Später zog die »Skandalgräfin« nach helm Diefenbach. Auf den Fotos, die es von
anderen war auch an Sonderlingen und un- Ascona. Dort ging sie eine Scheinehe mit ei- ihm gibt, sieht er aus wie ein Haight-Ash-
konventionellen Charakteren kein Mangel. nem Baron von Rechenberg-Linten ein, der, bury-Hippie aus den Sixties – nur 80 Jahre
Eine davon war Fanny zu Reventlow, um sein Erbe einstreichen zu können, eine davor. Im München der Prinzregentenzeit
das schwarze Schaf einer uralten holstei- standesgemäße Heirat vorweisen musste. muss er mit seinen schulterlangen Haaren,
nisch-mecklenburgischen Adelsfamilie. Aus Und verlor das damit verbundene Vermögen, dem Bart und Kaftan, den er trug, auf Pas-
deren Sicht machte Fanny alles falsch, was immerhin 20 000 Mark, in einem Banken- santen gewirkt haben wie ein Außerirdischer.
man nur falsch machen konnte. Erst wollte crash. Dann ließ sie sich in Muralto am Lago Diefenbach war als Student der Malerei an
sie Malerin werden, dann fing sie an zu Maggiore nieder, wo sie 1918 im Alter von die Münchner Kunstakademie gekommen,
schreiben. Außerdem propagierte sie, was 47 Jahren tragisch an den Folgen eines Fahr- doch schon bald interessierte er sich mehr
noch viel schlimmer war, die freie Liebe und radunfalls starb. für das Leben im Einklang mit der Natur, für
ging mit leuchtendem Beispiel voran. Fanny zu Reventlow war nicht die einzi- die Freikörperkultur, den Pazifismus und die
In einer Epoche, in der die Geburt eines ge Wahlmünchnerin, die während der Prinz- Rechte von Tieren. Er scharte Jünger um sich,
unehelichen Kindes zwangsläufig gleichbe- regentenzeit einen ungewöhnlichen Lebens- lehnte die Monogamie ab und propagierte
deutend war mit krasser gesellschaftlicher stil pflegte. Der Maler Gabriel Max zum die vegane Ernährung.
Ächtung, trug sie ihren Sohn Rolf wie eine Beispiel züchtete auf seinem Anwesen am Den meisten Münchnern war das dann
Monstranz vor sich her. Den Namen des Va- Starnberger See Affen, mit denen er gerne zu doch zu viel. Und so waren die Reaktionen
ters verschwieg sie hartnäckig. Fanny Revent- Abend aß, wofür er sie eigens in Kinderklei- entsprechend: Sie nannten ihn den »Kohlra-
low war eine wilde Schönheit, die auf ihren der steckte. Auch schwärmte er, lange bevor bi-Apostel«, seine Versammlungen wurden

54
PR INZR EGENTENZEIT

6 7

polizeilich verboten. Diefenbach zog sich für Albers, Paul Klee, Otto Mueller und Christi-
eine Zeit in einen verlassenen Steinbruch bei an Schad angelockt hatte, verwandelte sich in
8 Höllriegelskreuth im Süden Münchens zu- einen Hort des Konservativismus. Mit seinen
rück, übersiedelte danach nach Wien und neu gegründeten Galerien für zeitgenössi-
gründete eine Kommune, der er den Namen sche Kunst, mit seinen Sammlern und Mäze-
Eine Zeit unbegrenzter Möglichkeiten? »Himmelhof« gab. Er selber lebte mit zwei nen lief Berlin München den Rang ab. Luit-
1 Im Jahr 1896 malte Lovis Corinth das Selbst- Frauen gleichzeitig, verlangte von seinen pold starb 1912 in seinem 92. Lebensjahr.
bildnis mit Skelett 2 Franz von Lenbach um
Schülern jedoch unbedingte Keuschheit. Als Nach dem Ersten Weltkrieg schlug die
1900 im Kreise seiner Familie 3 Enfant terrible:
Künstler geriet die Ausstellung des Frieses Volkstümlichkeit, die der Prinzregent mit
Fanny von Reventlow mit Sohn 4 Luitpold
förderte den Bau des Künstlerhauses am Len- »Per Aspera ad Astra«, den er zusammen mit seinem Habitus, den Lederhosen und Port-
bachplatz 5 Der Künstler als Prophet: Karl seinem berühmtesten Anhänger Hugo Höp- räts als Jäger in bayerischer Tracht gepflegt
Wilhelm Diefenbach 6 Franz Roubaud hielt pener alias Fidus geschaffen hatte, 1892 in hatte, um in dumpfe Regression. Von da bis
Luitpold und seine Schwester Adelgunde Wien zu einem sensationellen Triumph. zur Hauptstadt der nationalsozialistischen
beim »Geplauder am Chiemsee« fest (Insel- Nach erlittenem Betrug und folgendem Bewegung war es dann nicht mehr weit. Eine
galerie Gailer Frauenchiemsee) 7 Villa des Bankrott ging Diefenbach nach Capri, wo er Forscherin wie Birgit Jooss verweist darauf,
Künstlerfürsten Franz von Lenbach 8 Die Zeit- – in Deutschland zunehmend vergessen – mit dass im Jahr 1933 an der Münchner Kunstaka-
schrift »Jugend« war namensgebend für seinen Weltanschauungen (ein Modewort demie nur ein Professor seinen Posten verlor.
den Stil – hier ein Titelbild von 1898 9 Gabriel der Zeit) durchaus Erfolge feiern konnte. Alle anderen waren schon ganz auf Linie.
Max’ »Affen als Kunstrichter« (1889) Und dann war es irgendwann vorbei mit Doch das kann die Errungenschaften
der freigeistigen Pracht in München. Luit- der künstlerischen Befreiung, die München
pold erging es wie so vielen Museumsdirek- nach der Übernahme der Regierungsgeschäf-
toren und Galeristen heute: Er wurde mit sei- te durch Luitpold nicht schmälern. Das Ge-
nen Künstlerfreunden alt. Die Akademie, die genteil ist der Fall: Im Grunde zehrt die Stadt
noch wenige Jahre zuvor Künstler wie Josef noch heute davon. ×

55
VON
N A M E N A M E R IC H

56
AU S S T E L LU N G

Analog ist besser


»Painting 2.0« zeigt ab Mitte November im Museum Brandhorst, wie die Malerei seit
1960 auf neue Medien und ihre Kommunikationsmechanismen reagiert
Bild links: Courtesy of the artist/Greene Naftali, New York/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Bild rechts: Universalmuseum Joanneum, N. Lackner/Maria Lassnig Stiftung

VON
T I M AC K E R M A N N

F
Für seine 15 Sekunden Ruhm ist in unserer
Instagram-Welt jeder selbst verantwortlich.
Andy Warhol gönnte 1968 dem Einzelnen im-
merhin noch eine volle Viertelstunde im
Scheinwerferlicht. Und sein selbsternanntes
»Superstar«-Ensemble unterstützte der Pop-
Künstler mit dem Ehrgeiz eines Firmenma-
nagers. All das scheint einer verflossenen
Epoche anzugehören. Die Welt ist schneller
geworden, die Halbwertzeit der öffentlichen
Aufmerksamkeit geringer. Die jungen Künst-
ler der Gegenwart, die zu den digital natives
gehören, – also in die Welt des Internetzeit-
alters hineingeboren wurden – reflektieren
diese Beschleunigung, indem sie die Infoma-
tionsflut des Netzes filtern und ihre Fundstü-
cke in subjektiven Mini-Erzählungen bün-
deln. Für diese Erzählungen hat sich, egal, ob
sie nur digital existieren oder als greifbares
Objekt – als Skulptur, Video oder Foto – im
Ausstellungsraum landen, der Begriff »Post-
Internet Art« eingebürgert. Seit gut zwei Jah-
ren ist sie die Kunst der Stunde.

Die Fusion aus Mensch und Maschine wird


»Cyborg« genannt. Einen solchen scheint
Maria Lassnigs Gemälde »Der Verstopfte«
(1990/91, r.) zu zeigen. Li. Seite: »Waschlap-
pen«, gemalt 1965 von Konrad Lueg

57
AU S S T E L LU N G

Bei allem gegenwärtigen Enthusiasmus über he neuer oder neu verpackter Medien erst
die Kunst, die aus dem Netz stammt, haben hervorbringen musste, kann die Malerei ei-
die jungen Künstler jedoch ein Medium nes für sich in Anspruch nehmen: Sie war
ziemlich aus den Augen verloren: die Malerei. von Anfang an da.
Sie kommt in Ausstellungen zur Post-Inter- Mit entsprechendem Selbstbewusstsein
net Art bestenfalls am Rande vor. Diese Mar- wird sich auch die Ausstellung im Museum
ginalisierung ist umso rätselhafter, als sich Brandhorst präsentieren, bei der erstmals alle
die Malerei in ihrer Geschichte stets bereit drei Ebenen des Hauses bespielt werden und
gezeigt hat, auf neue Medien zu reagieren die 200 Werke von rund 100 Künstlern ver-
und sie für ihre eigenen Zwecke nutzbar zu sammelt. Als Startpunkt für eine »Malerei
machen. Die These von der Anpassungsfä- 2.0«, die auf die Präsenz anderer Medien rea-
higkeit der malenden Künstler vertritt in die- giert, haben die Kuratoren das Jahr 1960 ge-
sem Herbst auch die Ausstellung des Münch- wählt. Natürlich setzten sich schon ein Jahr-
ner Museums Brandhorst mit dem Titel hundert zuvor die Maler der Vormoderne
»Painting 2.0: Malerei im Informationszeit- mit der damals brandneuen Erfindung der
Mit seinen »Bad Painting«-Bildern wie
alter«. Das »2.0« verweist mit kaum verborge- Fotografie auseinander. Aber das Informati-
»Auch Einer« (1985, u.) ist Albert Oehlen ner Ironie auf die Idee des Web 2.0, jener Vor- onszeitalter, das für die Münchener Ausstel-
ein Hauptzeuge in der Ausstellung über die stellung eines verbesserten, von sozialen lung als Hintergrund fungiert, beginnt mit
Anpassungsfähigkeit der Malerei. Re. Seite: Netzwerken geprägten Internets, die sich zu seiner massenhaften Bilddistribution durch
Charline von Heyl sucht Vorlagen für Bilder Beginn des 21. Jahrhunderts etablierte. Wäh- Fernsehen und Werbung eben doch erst in
wie »Now or Else« (2009) auch im Netz rend aber der technische Fortschritt eine Rei- den zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Wie aber regieren Pinsel und Farbe nun
auf die neuen Medien? Dem unbestechlichen
Computercode aus Nullen und Einsen setzt
die Malerei den Bruch, das unsaubere Frag-
ment entgegen. Die malerische Geste gebiert
Ambivalenz. So reagierte Albert Oehlen

Bild: Lothar Schnepf/Albert Oehlen


nicht nur als »Bad Painter« in trotziger
Schludrigkeit mit Bildern wie »Auch Einer«
(1985) auf den Perfektionsdrang der akademi-
schen Malerei und der Fotografie. Oehlen,
den man in dieser Ausstellung durchaus ei-
nen der Hauptzeugen nennen darf, war auch
einer der Ersten, der mit dem Computer mal-
te: Ab 1990 entwarf er mit einem Grafikpro-
gramm von Texas Instruments eigenartige
Kompositionen aus Linien, Haken und Keu-
lenformen, die er für großformatige Bilder
wie »Easter Nudes« (1996) zunächst im Sieb-
druck auf Leinwände übertrug und anschlie-
ßend mit dem Pinsel weiterführte. Das repro-
duzierbare Computerprodukt wurde durch
die Malerei nicht nur verfeinert. Es wurde zu-
gleich auch individualisiert.
Als Antipode zu Oehlens Ansatz tritt in
München Rosemarie Trockel auf. Ihre be-
rühmten »Strickbilder« lässt die Künstlerin
seit Mitte der Achtzigerjahre von Maschinen
herstellen. Gefüttert wird der Strickcompu-
ter dabei mit unterschiedlichsten Bildmoti-
ven: Hammer und Sichel, dem Wolle-Quali-
tätssiegel oder dem Playboy-Hasen, der sich
im Kippbild als Ente präsentiert. Trockel
mag so einerseits die (männlich dominierte)
Malerei als Medium hinterfragen, anderer-
seits verweist sie mit ihren Bildern auf die
Existenz global zirkulierender Bildzeichen.
Dass das Spiel mit Logos beileibe kein Allein-
stellungsmerkmal der Post-Internet-Künstler
ist, kann man auch an den Werken von Mi-
chel Majerus sehen, der bereits Ende der
Neunzigerjahre den »Super Mario«-Klemp-

58
AU S S T E L LU N G
Bild: Courtesy of the artist/Galerie Gisela Capitain, Köln/Petzel Gallery, New York

ner oder den »Toy Story«-Cowboy in seine Düsseldorfer Möbelhaus unter dem Titel schaft – gegenseitig zu unterstützen. Dass
Breitwandgemälde schmuggelte. Gut, da- »Leben mit Pop – Eine Demonstration für Web 2.0 hat also nur neue Kommukations-
mals huldigte man noch der Pop-Kultur und den kapitalistischen Realismus« veranstalte- kanäle eröffnet; die bewährten Strategien
nannte die Methode »Sampling«. te. Sein Mitstreiter war damals der Maler sind dagegen seit Jahrzehnten diesselben. So
Doch es gibt immer ein Davor: Vor Gerhard Richter, der die ersten Anregungen gesehen, wäre es für die jungen, internetaf-
Amazon gab es das Teleshopping und davor für seine verwischt-fotorealistischen Gemäl- finen Künstler durchaus angebracht, ihren
den Versandhauskatalog. Dessen Ästhetik de ebenfalls durch die Bilderwelt der Maga- Argwohn gegenüber der Malerei zu überwin-
schien Mitte der Sechziger Konrad Lueg auf- zine und Kataloge bekam. den. Es ist höchste Zeit, wieder zum Pinsel
zugreifen, als er für seine Bilder die Muster Lueg und Richter bildeten damals mit zu greifen!
von Waschlappen und Handtüchern abmal- den Malerkollegen Sigmar Polke und Man-
te. Luegs Kaufhaus-Pop entsprang folgerich- fred Kuttner ein Netzwerk, um sich – Jahr- »Painting 2.0 – Malerei im Informationszeitalter«,
tig einer Performance, die er 1963 in einem zehnte vor Erfindung der Facebook-Freund- Museum Brandhorst, 14. November bis 30. April

59
M Ü N C H N E R K A M M E R SP I E L E

Bilder: Matthias Kestel (5)


1

Im Dickicht
der Städte
Kunst im öffentlichen Raum: Mit ihren kreativ improvisierten Apartments haben
die Münchner Kammerspiele die urbane Wohnungsnot zum Thema gemacht

VON
T HOM A S I R M E R

60
2

Matthias Lilienthal sorgt schon vor Beginn seiner ersten Spielzeit als In-
tendant der Kammerspiele für Aufmerksamkeit. Mit dem vom Raumlabor-
berlin realisierten Projekt »Shabbyshabby Apartments« hat er vier
Wochen lang 24 Behausungen an Münchens begehrtesten Plätzen auf-
stellen lassen. 1 »Earth Hut« auf dem Max-Joseph-Platz, 2 »Volle Vorstel-
lungskraft voraus« auf dem Gärtnerplatz, 3 »Fountain of Fortune« am
Isartorplatz, 4 »01:01« im Isartor. 5 Die aus sechzehn gelben Plastikbade-
wannen zusammengesetzte »Yellow Submarine« auf der Schwindinsel
wurde gleich in der ersten Woche in Brand gesteckt

4
2
1

62
HEA DZEILE

Bilder: Matthias Kestel (6)


M Ü N C H N E R K A M M E R SP I E L E

Billiger Wohnen: Eine Jury wählte aus 258 Entwürfen, eingereicht von Architek-
ten, Zahnärzten, Philosophen, Juristen und Schülern, die besten aus. Einzige Be-
dingung: Die Herstellungskosten der temporären Apartments sollten nicht mehr
als 250 Euro betragen. 1 »A House of Simple Pleasure« im Rosengarten 2 »Denk-
bar – Give and Take« an der Maximilianstraße 3 »Parking Loft« an der Maximilian-
straße 4 Innenansicht der Schlafjurte »Zur Feinsten Seide« 5 vor den
Edelboutiquen an der Maximilianstraße 6 Wohnrauminseln »Archip(el) Apart-
ment« auf dem Grünstreifen an der Kupferhammerstraße

5
63
M Ü N C H N E R K A M M E R SP I E L E

W
Was soll das denn hier? Eine aus Kleidern ge-
bildete Jurte an der Maximilianstraße, wo
das Boutiqueneinzelstück aus Paris im vier-
heim eher wie seltsam exotische Übernach-
tungsmöglichkeiten für abenteuerhungrige
Festivalbesucher wirkte, hat im Münchner
ten. Der »Stattpark Olga« in der Isarvorstadt
zum Beispiel ist solch ein Projekt für »un-
kommerziellen Freiraum«. Selbstverständ-
stelligen Bereich ausgepreist ist. Die bunte Ausnahmezustand dieser Tage nun eine ganz lich sehen die winterfesten Behausungen
Hütte nimmt auch noch Parkraum weg. andere Ausstrahlung und Setzung. dort nicht so verrückt aus wie die shabby
Aber man kann tatsächlich für 35 Euro zu Die von einem Kollektiv aus Linz ent- apartments mit ihren gekonnt spielerisch ein-
zweit drin übernachten inklusive Frühstück, worfene Kleiderjurte »Zur feinsten Seide« gesetzten Materialien und Formen. Foerster-
das in der Kantine der Kammerspiele ein vor den Nobelläden ist da noch am eindeu- Baldenius hat sich während der Vorbereitung
paar Hauseingänge weiter serviert wird. Wer tigsten als ästhetische Provokation zu sehen. des vom Raumlaborberlin ausgeschriebenen
es mehr mit der Natur hält, konnte auch im Andere shabby apartments erinnern in der und dann von Fachleuten jurierten Wettbe-
»Yellow Submarine« auf der Schwindinsel Machart an die von Obdachlosen im städti- werbs die Bauwagen als alternative Wohn-
einchecken, einem aus sechzehn gelben Plas- schen Raum improvisierten Schutzhütten. möglichkeiten angesehen. Der Unterschied
tikbadewannen zusammengebauten Betten- Um slumming als Selbsterfahrung geht es bei besteht eben darin, dass etwas Neues gedacht
gehäuse in Gestalt des berühmten Beatles-U- diesem wilden Wohnen aber nicht. Vielmehr und gemacht werden sollte, was zeitlich be-
Bootes. Es ging allerdings schon drei Tage wollte Neu-Intendant Lilienthal mit seinem grenzt ohnehin besser möglich ist. Mit den
nach Eröffnung Mitte September in Flam- Theater auf ein Thema setzen, das in der am kühleren Oktobernächten ist in den unbe-
men auf – Hintergrund: noch unklar. dichtesten bevölkerten Stadt Deutschlands, heizten Apartments sowieso Schluss.
An insgesamt 24 Orten wurden für ei- wo Wohnraumpreise und Mieten auch für Als Theaterprojekt steht »Shabbyshab-
nen Monat die sogenannten »Shabbyshabby Besserverdienende kaum noch erschwing- by« in einer längeren Tradition. Theater müs-
Apartments« aufgestellt. Ein temporäres Ho- lich sind, ohnehin täglicher Gesprächsstoff sen sich in den sozialen Raum hinein öffnen,
tel-Projekt, das seinen Gästen für eine Nacht ist. Der Architekturkritiker Niklas Maak ihre Tempelmauern durchbrechen, sich mit
zum Dumping-Preis die Möglichkeit bietet, meint sogar, dass sich die Situation in Mün- anderen Künsten verbünden und dabei The-
München einmal anders zu bewohnen und chen mit »normalen Gentrifikationsprozes- men besetzen, die sonst nicht leicht auf die
vor allem nachts zu hören. Komfort war in sen« überhaupt nicht mehr fassen lasse, weil Bühne zu bringen sind. Matthias Lilienthal
den von überwiegend jungen und meist auch ja nicht eine sozial besser gestellte Schicht hat das in den Neunzigerjahren als Chefdra-
international gemischten Architekten-Teams schlechter Verdienende aus ihren Vierteln maturg der Berliner Volksbühne erkannt
entworfenen Behausungen nicht vorgesehen. verdränge, sondern am Ende keiner mehr und später an Orten wie Mannheim und
Low Budget galt für die Baukosten, 250 Euro dort wohne, wo Kapitalanlagen einen Luxus- Duisburg vorangetrieben, wo er im Jahr 2002
sollten für die Errichtung nicht überschrit- leerstand erzeugen. in einfachen Mietwohnungen Theater spie-
ten werden. Sachsponsoring wie bei den Ba- Insofern sind die schäbigen Apartments len ließ – mit der Überzeugung von einer
dewannen von Laura Petruskeviciute, Pauli- zum einen Sprungbrett für die vom Theater neuen Verankerung des Theaters in der Ge-
na Naruseviciute und Kurt Cleary aus organisierten Konferenzdiskussionen zur sellschaft, wenn dieses nicht als Institution
Glasgow war jedoch ausdrücklich erlaubt. Zukunft der prekären Stadt. Zum anderen erstarren soll.
Veranstaltet wurde dieses Installations- sind sie für kurze Zeit ein Gedankenspiel für Das hat Traditionalisten oftmals irri-
spektakel von den Kammerspielen, die auf den Fall, dass die Kapitalisierung des Stadt- tiert und verunsichert. Kein Stück, keine
diese Weise zum Beginn der Intendanz von zentrums endgültig überdehnt wird. »Was Schauspieler, wozu dann Theater – oder ist
Matthias Lilienthal in die Stadt hineinfun- wäre, wenn alle ihre Wohnungen verließen das noch Theater? Natürlich sind die Apart-
ken – der ausführende Partner ist jedoch das und sich an den unwahrscheinlichsten Orten ments auch Theater, zumindest können sich
Raumlaborberlin, eine auf alternative Archi- der Stadt Buden bauen?«, fragt der Pro- die Kurzzeitbewohner als Teilnehmer an ei-
tekturen und städtische Interventionen spe- grammflyer, um ein solches Spektakel mit ner Performance sehen, die ja auch von an-
zialisierte Künstlergruppe. Benjamin Foers- ernsthaftem Hintergrund als anarchische deren als Zuschauer wahrgenommen wird.
ter-Baldenius hatte zum Beispiel 2005 einen Wohnwelt auszurufen – deren Zukunftstaug- Denn aus rein praktischen Gründen über-
minialpinen Berg in den Berliner Palast der lichkeit aber doch bezweifelt werden darf. nachtet wohl niemand im »Shabbyshabby« –
Republik bauen lassen, der dann von Kunst- Nicht einmal die erfindungsreichen Archi- und der Gast hat doch vielleicht den etwas
werk zu Kunstwerk bestiegen werden konn- tekten würden auf Dauer in ihre 250-Euro- aufrührerischen Gedanken, dass man später
te, während das Gebäude wie ausgeweidet Butzen ziehen, selbst wenn die an den einmal in der Not der Innenstädte so schlecht
brachlag. Vergangenes Jahr war er schon ein- schönsten Plätzen der Stadt stehen. einschlafen und dabei so originell behaust
mal »Shabbyshabby«-Partner Lilienthals, als Auch in München gibt es Bauwagen- aufwachen könnte.
dieser in Mannheim das internationale Fes- siedlungen, deren Bewohner dem regulären
tival Theater der Welt quer durch die Stadt Wohnungsmarkt zu entkommen suchen, www.muenchner-kammerspiele.de,
am Neckar inszenierte. Doch was in Mann- wenn auch weit weniger als in anderen Städ- offizieller Beginn der Spielzeit am 9. Oktober

64
ArtPrivat.
Die Kunstversicherung der Allianz.
Kunst zeitgemäß schützen.

Allianz ArtPrivat. Partner und


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INTERNATIONALE KUNSTMESSE
MÜNCHEN 2015, vom 28. Oktober
bis 1. November 2015.
In der Residenz München.

Ekrem Yalçindağ – Erinnerungen, Wiederholungen, Gedächtnis


des Bildes und über andere Dinge oder All you need is love
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„Raub der Sabinerinnen“

Mit großer Freude möchten wir unseren Kunden einen bisher unbekannten und neu entdeckten `Raub
der Sabinerinnen´ von Johann Heiß in unserem Geschäft in Prag präsentieren!

Für den Hinweis und die Entdeckung des Bildes möchten wir uns bei Herrn Jürgen Jung, Gemälde-
Restaurator in Oberaudorf, herzlichst bedanken!

Johann Heiß‘ Gemälde `Raub der Sabinerinnen´ ist von unglaublicher, gleichbleibend hoher Qualität
in Komposition und Farbigkeit. Seine genauen Kenntnissen von antiken Geschichten und Mythologie
und sein enormer Erfindungsreichtum in seiner Malerei machen das Bild zu einer wahrhaft großen
Inszenierung. Das Bild gehört zweifelsfrei zu den besten Werken des Künstlers.
Fine Antiques Prague s.r.o
Dusni 924/2, 11 000 Prag 1- Stare Mesto
Tschechische Republik
email: office@fineantiquesprague.com
Homepage : www.fineantiquesprague.com
Handy: +420 778 536 401

Daniel Seiter, geb. 1647 in Wien - gest. 1705 in Turin.


Öl auf Leinwand, Maße: 105,5 x 162,5 cm

„David und Goliath“

Daniel Seiter zählt zu den bedeutenden Vertretern der Malerei des Spätbarock in Italien. Das hier erstmals vor-
gestellte `David und Goliath´ Gemälde, das sich als anonymes Werk in einer Privatsammlung befand, ist von
Dr. Matthias Kunze als ein eigenhändiges Werk, um 1688, Turiner Zeit, bestätigt worden.
Wir laden Sie herzlichst nach Prag in unsere neuen Räumlichkeiten ein und würden uns sehr freuen, Sie zu
begrüßen,
Carmen und Martin Andre
Ständiger Ankauf von Gemälden!
Mythisches Alpenland: Das
Murnauer Moos, das größte Moor-
gebiet Mitteleuropas, verzauber-
te auch die Maler-Avantgarde um
Kandinsky, Münter und Marc
Oh, du Oberbayern!
Seit Jahrhunderten ist das malerische Münchner Umland für die Künstler der
Stadt Zuflucht, Atelier und Inspiration. Wir folgen ihren Spuren

VON
G L OR I A E H R E T
MÜ NCH N ER UM LA N D

Der Dom St. Maria und St. Korbinian in Frei-


sing wurde wie so viele romanische Kirchen
in und um München von den Asam-Brüdern
im 18. Jahrhundert barockisiert. Re. S.
Blickachse vom Neuen Schloss durch den
Park auf Schloss Lustheim in Schleißheim

Auf seinen und den Spuren vieler anderer


Künstler lässt sich die Umgebung Münchens
in der Entfernung von nur einer Autostunde
herrlich erkunden. Unsere Auswahl bietet

Bild vorherige Seite: Thomas Linkel/laif; Bild links: Jörg Hackemann/fotolia; Bild rechts: Bayerische Schlösserverwaltung/www.schloesser.bayern.de
eine persönlich geprägte Zeitreise vom Mit-
telalter bis in die Moderne, immer mit direk-
tem Bezug zur Münchner Kunst, wobei das
bayerische Rokoko und der Aufbruch in die
Moderne die Schwerpunkte bilden.
München verdankt seine Gründung
Freising; denn Herzog Heinrich der Löwe
ließ die dortige Isarbrücke, die dem Bischof
von Freising gehörte, zerstören und 1158 fluss-
aufwärts nahe »bei den Mönchen« eine neue
errichten. Daher ist die alte Bischofsstadt
Freising, genauer der Domberg, auch unser
erstes Ziel. Um 720/30 wirkte hier der heilige
Korbinian und der heilige Bonifatius grün-
dete 739 das Bistum. Bis ins 14. Jahrhundert
war der Domberg der geistige Mittelpunkt
Oberbayerns. Die Kathedrale, in deren vor
1205 vollendeter Krypta mit der voll skulp-
tierten Bestiensäule sich der Charakter des
romanischen Baus bewahrt hat, wurde um
1481/82 von Jörg von Halsbach, dem Erbauer
der Münchner Frauenkirche, eingewölbt.
Wie so viele bayerische Kirchenbauten
wurde die fünfschiffige Basilika im 18. Jahr-
hundert von den Brüdern Asam samt Stuck
und Malerei barockisiert. Der Raumein-
druck ist überwältigend. Allerdings ist das

M
Hochaltarbild mit dem »Apokalyptischen
Weib« eine Kopie, denn Rubens’ monumen-
tales Gemälde von 1625 zog 1804 in die Alte
Pinakothek in München, dort ist es ein
Hauptwerk der Sammlung. Ob Peter Candid
oder Hans Krumpper, die für den Münchner
Hof tätigen Künstler des Frühbarocks sind
auch im Freisinger Dom mit Werken vertre-
ten. Ebenso auf dem Domberg beheimatet ist
München ist zwar nicht auf sieben Hügeln Kunstschaffende waren gleichermaßen in das Diözesanmuseum mit seinen reichen
erbaut wie Rom oder Bamberg. Auch die der Metropole und auf dem Land tätig. Jo- Schätzen. Doch leider ist es derzeit wegen Sa-
Lage an der Isar ist eher unspektakulär. Die hann Georg von Dillis (1759–1841) etwa, der nierung und Umbau geschlossen.
Stadt – erst herzogliche, dann kurfürstliche nicht nur Kunstagent im Auftrag des Hofes, Der sogenannte Pfaffenwinkel, der sich
und königliche Residenz, heute freistaatliche Inspektor der Hofgartengalerie und erster südwestlich von München im aufsteigenden
Kapitale – bezieht ihre größten Reize tradi- Direktor der unter Ludwig I. errichteten Al- Alpenvorland zwischen Lech und Loisach
tionell aus der Kunst. Dafür hat München ten Pinakothek war, sondern auch eine Pro- erstreckt, ist die Kernlandschaft des baye-
ein traumhaft schönes Umland, dessen Flüs- fessur für das Landschaftsfach an der Akade- rischen Rokoko. Von hier zogen die Wesso-
se und Seen, sanfte Hügel und schneebedeck- mie innehatte und zu den prägenden brunner Stukkateure weit über die Landes-
te Berge den Münchner Künst lern seit Neuerern der Freiluftmalerei in Deutschland grenzen des Kurfürstentums hinaus. Hier
Jahrhunderten als Inspirationsquelle, Frei- gehört. Am liebsten und schönsten malte er verlief die alte Römerstraße Via Claudia Au-
landatelier und Andachtsort dient. Viele die oberbayerische Landschaft. gusta von Augsburg bis über den Brenner;

70
HEA DZEILE

71
Zauberhaftes Rokoko im Marienmünster in
Dießen am Ammersee, an dessen Aus-
stattung zahlreiche namhafte Künstler
beteiligt waren. So entwarf etwa
François Cuvilliés den Hochaltar, die Kan-
zel stammt von Johann Bapstist Straub

Bilder: Roman von Götz/www.bildachriv-monheim.de/picture alliance; CHROMORANGE/P. Widmann/picture alliance


hinzugezogen wurde. Die Weihe erfolgte
1739. Fischer verdanken wir St. Anna im
Münchner Stadtteil Lehel, die erste Rokoko-
kirche Altbayerns, und St. Michael in Berg
am Laim, ein weiteres Juwel dieser Epoche.
In Dießen überrascht das wohlpropor-
tionierte weite Langhaus mit breiten Seiten-
kapellen und den raumbeherrschenden Altä-
ren. Feierlich und heiter zugleich erstrahlt
die Kirche. Die Verbindung zur Münchner
Kunstszene des 18. Jahrhunderts ist überall
nachvollziehbar. Der Entwurf zum bühnen-
artig mit drei Kulissen gestaffelte Hochaltar
geht auf den Hofarchitekten und -bildhauer
François Cuvilliés zurück. Kanzel und Orgel-
prospekt stammen von Johann Baptist
Straub, und der große Venezianer Giovanni
Battista Tiepolo hat das Altarblatt einer Sei-
tenkapelle mit dem heiligen Sebastian ge-
und hier steht auch die einzige gut erhaltene sehr schöne Fresken mit der Verkündigung malt. In der Taufkapelle schwebt ein berü-
romanische Basilika Oberbayerns: Aus Tuff- oder dem heiligen Michael freigelegt. ckend schöner Engel von Ignaz Günther über
steinquadern erbaut, erhebt sich St. Michael Eine ganz andere Welt als die romani- dem Becken. Eine vielfigurige Krippe füllt
als dreischiffiger Gewölbebau auf einem klei- sche Strenge und Entrücktheit Altenstadts eine ganze Wand. Gegenüber, auf der Süd-
nen Friedhofshügel in Altenstadt (Alt- entfaltet die beschwingte Baukunst des 18. seite neben der Vorhalle, sind lebensgroße
Schongau) und beherbergt den »Großen Jahrhunderts. Etwa Dießen unweit von Al- Prozessionsfiguren in kostbaren textilen Ge-
Gott von Altenstadt«. Ernst blickt das über tenstadt am Ammersee. Schon von außen wändern zu bewundern sowie ein mitleider-
drei Meter große Vier-Nagel-Kruzifix vom vermittelt die Marienkirche des ehemaligen regender Geißelsäulen-Christus über den ar-
Lettner herab. Nur ein einziges ähnlich be- Augustinerchorherrenstifts mit ihrer ge- men Seelen im Fegefeuer: Die Kirche vereint
eindruckendes Großkruzifix der Zeit um kurvten Fassade den Zauber des Rokoko. all das, was die bayerisch-katholische Fröm-
1200 gibt es in Münchner Kirchen – abseits Wie an vielen sakralen Orten Bayerns emp- migkeit bis heute ausmacht.
vom Touristenstrom in der Heilig-Kreuz-Kir- findet man den langen Atem der Tradition, Eine stolze Reihe solcher mächtigen
che im Stadtteil Forstenried. In Altenstadt ist denn die Geschichte des Klosters mit mittel- Klosteranlagen und viele kleinere Wallfahrts-
außerdem ein Taufstein aus der Erbauungs- alterlichen Vorgängerbauten wie einer 1182 kirchen lohnen den Besuch im oberbayeri-
zeit in Kelchform zu bestaunen, dessen Au- geweihten Kirche reicht weit zurück. Ein schen Hügelland. Etwa amperabwärts in
ßenseiten mit umlaufenden szenischen Re- 1722 begonnener Neubau kam erst voran, als Grafrath, wo man die direkt am Fluss gelege-
liefs geschmückt sind. Zudem wurden einige zehn Jahre später Johann Michael Fischer ne Pilgerkirche St. Rasso nicht versäumen

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MÜ NCH N ER UM LA N D

sollte. Ende des 17. Jahrhunderts nach Plänen Dießen als Wandpfeilerkirche, aber höher,
des Vorarlbergers Michael Thumb erbaut, länger und erhabener. Den Farbklang beherr-
stammt die Ausstattung aus der Mitte des 18. schen die verschiedenen Rottöne der Stuck-
Jahrhunderts. Johann Baptist Straub schuf marmorsäulen vor den Wandpfeilern. Auch
den raumgreifenden säulenbesetzten Hoch- hier waren die Brüder Asam bei der Ausstat-
altar, das lichte Deckenfresko hat der Augs- tung prägend am Werk. Der prächtige Hoch-
burger Akademiedirektor Georg Bergmüller altar mit seinen dominierenden gedrehten
mit dem Vollendungsjahr 1752 versehen. Säulen bezieht die Apsisfenster als Hinter-
Wir bleiben im Ampertal, wo die Anla- grundfolie ein, sodass die weiß strahlenden
ge des Zisterzienserklosters Fürstenfeld ma- Heiligenfiguren vor hellem Tageslicht stehen.
jestätisch und beherrschend vor dem Städt- In der Anlage mit den seitlichen Kanä-
chen Fürstenfeldbruck liegt. 1263 gegründet, len erinnert Kloster Fürstenfeld ein bisschen
strahlt schon die mächtige dreistöckige säu- an Schleißheim, unsere nächste Station auf
lengegliederte Fassade nach früheren Plänen der kunsthistorischen Rundreise. Hier ließ
Giovanni Antonio Viscardis barocke Würde Kurfürst Max Emanuel gegenüber vom Alten
aus. Das Kircheninnere offenbart sich wie Schloss aus dem frühen 17. Jahrhundert ab
1701 einen imperialen Neubau errichten. Der
siegreiche Feldherr gegen die Türken, dessen
Blick nach Stationen in Wien, Brüssel und
Paris von den europäischen Residenzen ge-
weitet war, wollte damit seinem Anspruch
auf die Kaiserwürde bauliche Gestalt verlei-
hen. Vergeblich, wie die Geschichte zeigen
sollte. Nach der Niederlage von Höchstädt
musste er Bayern verlassen. Wir versäumen
indes nicht, am Mittelkanal hinunter zum
Schlösschen Lustheim zu flanieren, denn
hier ist die berühmte Meißener Porzellan-
sammlung Schneider beheimatet. Sie vermit-
telt einen Eindruck, wie die höfische Gesell-
schaft damals ihren Tafelfreuden frönte.

Bilder: Hölzelstiftung Stuttgart/Kultur&Tourismus Dachau; Gemäldegalerie Dachau/Stadt Dachau

Eduard Schleich d. Ä., »Münchner Straße«, Nur rund zwanzig Kilometer nördlich der deutschen Freilichtmalerei, die hier ent-
um 1860. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts von München liegt Dachau, dessen Name we- standenen Bilder sind vor allem in der
kam Schleich regelmäßig zum Malen nach gen des ehemaligen Konzentrationslagers Münchner Neuen Pinakothek und im
Dachau und wurde ein Vorreiter der dor- schreckliche Assoziationen hervorruft. Darü- Schweinfurter Museum Georg Schäfer ver-
tigen Künstlerbewegung. G. o. Adolf Hölzel, ber wird oft übersehen, dass das hoch über treten. Am Entstehungsort selbst präsentiert
Ludwig Dill und Arthur Langhammer dem flachen Umland gelegene Städtchen ei- die Gemäldegalerie Dachau gegenüber vom
aus der ersten Dachauer Künstlerkolonie
nen zauberhaften historischen Kern besitzt. Rathaus eindrucksvolle Bestände von den
Und mit der Dachauer Künstlerkolonie, de- Anfängen bis zur Neuen Sachlichkeit.
ren Blüte in die Jahre zwischen 1880 und 1920 Ob Worpswede oder Dachau, die Maler
fällt, als ein bayerisches Pendant der Barbi- zog es in die freie Natur – nicht in liebliche
zon-Schule in die Kunstgeschichte eingegan- Parklandschaften wie im 18. Jahrhundert,
gen ist. Dachau zählt zu den frühen Zentren sondern in unverfälschte, bäuerliche Regio-

74
 


nen oder einsame Moore. Statt Land- Das Franz Marc Museum in Kochel liegt
schaftskompositionen hatten es ihnen Na- inmitten der Bilderbuchlandschaft
turausschnitte, Lichtstimmungen, das des Voralpenlands, das die süddeutsche
Atmosphärische angetan. Später kamen Avantgarde der Moderne inspirierte
auch dörfliche Anwesen und ihre Bewoh-
ner samt Vieh ins Bild. Ein Grund dafür:
Hier lebte es sich billiger als in der Haupt- Wir begegnen Leo Putz, Heinrich von Zü-
stadt München. Ausschlaggebend für die gel, Paula Wimmer, Paul Baum oder Max
sich europaweit ausbreitende Freilichtma- Feldbauer, dem von Mitte Oktober bis
lerei war die Erfindung der Tubenfarben. Ende Februar 2016 eine Ausstellung unter
Bis dahin konnten die Künstler im Freien dem Motto »Akt und Roß genügen mir«
nur Skizzen und Studien anfertigen, die gewidmet sein wird.
Gemälde entstanden im Atelier. Der 1938 gestorbene Maler und Grafi- 
Bild: Ursula Maier

Der Rundgang durch die Dachauer


Gemäldegalerie beginnt mit Ansichten
ker Hermann Stockmann war 1905 an der
Gründung des Heimatmuseums Dachau
  
des Dachauer Moores von Johann Georg beteiligt. Heute heißt es Bezirksmuseum 
   
 
von Dillis. Denn auch den Münchner Ga- und ist nicht weit von der Gemäldegalerie    
leriedirektor und Akedemieprofessor zog entfernt. Dort finden wir die volkskund-
es ins Freie. Es folgen stimmungsvolle Bil- lichen Objekte, die uns auf den Bildern be- 
  
der von Eduard Schleich d. Ä., Christian gegnen. Wenige Schritte sind es bis zum    
Morgenstern, Adolf Lier oder Carl Spitz- Schloss, das Max Emanuel zwar prächtig   
weg sowie von einer Schar Jüngerer. Zwi- erweitern ließ, von dem jedoch nur noch
schen 1893 und 1905 suchten Ludwig Dill, der Flügel mit dem großen Festsaal erhal-
Adolf Hölzel und Arthur Langhammer, ten ist. In den 1970er-Jahren kehrte dessen
die Protagonisten der Künstlerkolonie Renaissancedecke aus prächtig ornamen-
Neu-Dachau, gemeinsam neue künstleri- tierten Holzkassetten zurück. Sie war 1868
sche Wege. Hölzel, der sich später wie Bau- im Bayerischen Nationalmuseum einge-
meister und Schlemmer in Stuttgart der baut worden. Nach dem Zweiten Welt-
Abstraktion zuwandte, ist mit vielen Bil- krieg entfernte man sie von dort, und sie
der in seiner Entwicklung zu verfolgen. geriet in Vergessenheit, bis zufällig der

75
MÜ NCH N ER UM LA N D

Dachauer Oberbürgermeister davon hörte. Nicht weniger spektakulär liegt das Buch-
Wenigstens einen kurzen Spaziergang muss heim Museum: am Westufer des Starnberger
man durch den Hofgarten und seinen bezau- Sees, inmitten des weitläufigen Parks Hö-
bernden Laubengang machen, vorbei an Ro- henried mit seinem herrlichen alten Baum-
senbeeten und Wildblumenrabatten sowie bestand. Die elegante Architektur schmiegt

Bilder: Franz Marc Museum/Kochel am See; Simone Gänsheimer, Ernst Jank, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München/Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München/VG Bild-Kunst, Bonn 2015 (2)
alten Apfelbäumen verschiedener histori- sich so glücklich in die Hügellandschaft, dass
scher Sorten. Sie sollten einst gewährleisten, man dem großen, 2010 gestorbenen Archi-
dass die Wittelsbacher, wann auch immer sie tekten Günter Behnisch verzeiht, diesen Ort
Lust auf frische Äpfel verspürten, aus der ei- überhaupt bebaut zu haben. Es ist eine Sym-
genen Zucht bedient werden konnten. biose aus Holz und Glas mit Anklängen an
Erdige Brauntöne charakterisieren die den Schiffsbau und einem zwölf Meter lan-
Dachauer Moorlandschaft. Sie ist ganz an- gen Steg über den See. Lothar Günther
ders als das liebliche »Blaue Land« um Mur- Buchheims Expressionistensammlung mit
nau, jene Voralpenregion, in der sich um die Gemälden aus den besten Jahren der »Brü-
vorletzte Jahrhundertwende Franz Marc, cke«-Künstler ist das Herzstück des im Jahr
Wassily Kandinsky, Gabriele Münter und de- 2001 eröffneten Hauses. Hinzu kommen
ren Malerfreunde aufhielten. Noch heute Meisterwerke von Alexej Jawlensky, Otto
kann man das Münter-Haus besuchen, wo Mueller oder Emil Nolde, von Lovis Corinth
Kandinsky und Münter wenige, aber ent- oder Max Beckmann, aber auch des weniger
scheidende Jahre lebten und malten. Im bekannten Max Kaus. Zahlreiche Bilder er-
Murnauer Schlossmuseum, das auf einem strahlen einzeln an Stellwänden und bieten
Hügel über dem quirligen historischen Stadt- menfand. Siebzig Jahre nach Marcs frühem einen ungeteilten Kunstgenuss. Auch hier lo-
kern thront, stehen ihre Werke im Mittel- Tod auf einem Schlachtfeld bei Verdun wur- cken Sonderausstellungen immer wieder ins
punkt. Und der Blick aus einem Fenster spie- de das Museum eröffnet. 2008 erweiterte das Haus. Zudem verfügt das sogenannte Muse-
gelt die Ansicht eines berühmten Gemäldes. Zürcher Architekturbüro Diethelm & Spill- um der Phantasie über verschiedenste Abtei-
Am Ortsrand von Kochel ist Franz Marc mann es um einen ebenso attraktiven wie lungen, die Vergnügen bereiten mögen, mit
ein eigenes Museum gewidmet. Wenn man zweckdienlichen zweistöckigen Trakt, des- Kunst jedoch weniger zu tun haben.
an einem Werktag außerhalb der Ferienzeit sen Panoramafenster einen atemberauben- Zum Schluss unserer Zeitreise geht es
das Glück hat, kaum Touristen zu begegnen, den Blick in die Bilderbuchlandschaft bietet. nach Tegernsee, wo der gebürtige Norweger
kann man dort die meditativ-mystische Neben Vertretern des »Blauen Reiters« und und international gefeierte Künstler Olaf
Stimmung seiner Bilder auf sich wirken las- der »Brücke«-Expressionisten zeigt das Mu- Gulbransson von 1929 bis zu seinem Tod 1958
sen. Diese Gegend war vor dem Ersten Welt- seum Bilder von Paul Klee sowie abstrakte mit seiner dritten Frau lebte. Kaum zu glau-
krieg Ausgangspunkt und Inspirationsquelle Kunst aus der deutschen Nachkriegszeit. Es ben, dass das wohlbeleibte Urgestein, das
der süddeutschen Avantgarde. Hier ist Marcs besitzt rund 2000 Werke, davon etwa 80 Pro- dem Schweinsbraten halbmeterweise zu-
tief verwurzelte Naturverbundenheit am in- zent Arbeiten auf Papier. Ganze Werkkom-
tensivsten zu erleben. Er wurde zur Identifi- plexe berühmter und noch zu entdeckender
kationsfigur der Künstlergemeinschaft »Der Künstler bilden den Ausgangspunkt für at-
Blaue Reiter«, zu der er sich im Jahr 1911 mit traktive und außergewöhnlich interessante
Kandinsky, Münter und Jawlensky zusam- Sonderausstellungen.

Das Münter-Haus in Murnau gibt einen


Einblick in das Leben und Werk von
Gabriele Münter und Wassily Kandinsky,
die hier von 1909 bis 1914 gemeinsam
wohnten. Ganz oben: Franz Marc, »Kinder-
bild (Katze hinter einem Baum)«, 1910/11

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Florent an der Loire, wo des- Autoren, wie spannend und
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1851 einer Legende nach einen Kunstszene mit ihren zahlrei-
Schatz entdeckt haben soll. chen Museen, Auktionshäusern
1987 wurde dieser in Gestalt und Kunstvereinen ist. Wir stel-
dieser Cuvée von Patrice len die vielseitige Galerienszene
Monmousseau wiederentdeckt der Hansestadt vor und por-
und als Erste in Barriques trätieren die interessantesten
ausgebaut. Sammler und Händler.
Am Westufer des Starnberger Sees ist der sprach, ein Meister so zarter Gemälde, klar-
Expressionistensammlung von Lothar liniger Zeichnungen und pointierter Karika-
Günther Buchheim ein Museum gewidmet. turen war. Ihnen wird der zeitlos-moderne
Unten der Maler Olaf Gulbransson, dessen Museumsbau gerecht, den der Architekt Sep
Werke am Tegernsee zu bewundern sind. Ruf 1966 gebaut hat. Das Grundstück stellte
Re. die Roseninsel in der Feldafinger Bucht kein Geringerer als Herzog Ludwig Wilhelm
von Bayern zur Verfügung.
Der Besuch des Museums stimmt heiter.
Ein Saal ist Gulbranssons hellen Gemälden
vorbehalten, der durch seinen Berliner Ma-
lerfreund Max Liebermann zur Ölmalerei
fand. Seine geistreichen Titelblätter der Sati-
re-Zeitschrift »Simplicissimus« nehmen brei-
ten Raum ein. Ebenso die Originalausgaben
mit seinen Buchillustrationen, deren viel-
leicht bekannteste Ludwig Thomas »Lausbu-
bengeschichten« bebildert. Seit 2007 besitzt für seinen Film »Ludwig II.« ein Treffen von
das Haus einen beachtlichen Bestand an Li- Sissi alias Romy Schneider mit dem schönen
thografien von Honoré Daumier, sodass Helmut Berger als Märchenkönig.
auch in diesem Museum regelmäßig Sonder- Der Park und der Rosengarten werden
schauen arrangiert werden können. vom einzigen Bewohner der Insel, dem Gärt-
Ein letztes, kleines Elysium des Münch- ner, gepflegt. Das Idyll wurde 1850 von Maxi-
ner Kunstumlandes sei noch gerühmt. Von milian II. erworben und gehört seit 1970 dem
allen genannten Zielen im südlichen Ober- Freistaat. Der König ließ die Insel von Peter
bayern lässt sie sich auf dem Rückweg in die Joseph Lenné, dem damals bedeutendsten
Stadt bequem ansteuern: die verwunschene deutschen Gartenarchitekten, und dem In-
Roseninsel in der Feldafinger Bucht. Sie ist genieur Franz Jakob Kreuter umgestalten.
die einzige Insel im Starnberger See und nur Sie errichteten das »Casino«, ein pompeja-
mit einem Fährboot zu erreichen. Es gibt nisch inspiriertes Sommerschlösschen mit
dort keinen Autoverkehr und keine Hunde, Rosengarten, in dem man sich an Hunderten
weder Gaststätte noch Übernachtungsmög- von hochstämmigen Duftrosen berauschen
lichkeit. Cineasten ist die Roseninsel wohl- kann, bevor man in die hektische Alltagswelt
bekannt. Luchino Visconti drehte hier 1972 zurückkehrt. ×

78
SE RV IC E
Bilder links: Buchheim Museum/EGENCY; Klaus Leidorf; Olaf Gulbransson Museum, Tegernsee/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Bilder rechts: Grafik: Katharina Weiss; Stadt Dachau; Olaf Gulbransson Museum, Tegernsee/VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Kunsthistorische Ausflugsziele im Münchner Umland

ALTENSTADT MURNAU – SCHLOSSMUSEUM


Spätromanische Gewölbebasilika, Sehenswerte Sammlung zu Gabriele
zwischen 1180 und 1220 erbaut. Münter und den Münchner
Eine der bedeutendsten Kirchen- Freising Expressionisten. Ein Schwerpunkt
bauten Bayerns aus jener Zeit. ist auch die Hinterglaskunst.
Berühmt ist auch das Kruzifix aus schlossmuseum-murnau.de
dem frühen 13. Jahrhundert. Schleißheim
altenstadt-st-michael.de ROSENINSEL
Dachau
Elysium im Starnberger See, Teil des
BUCHHEIM MUSEUM Fürstenfeldbruck Landschaftsparks Feldafing. Den
In dem eleganten, wunderbar Grafrath München Rosengarten konzipierte Peter
leichten Behnisch-Bau bei Bernried Joseph Lenné, zudem gibt es ein
ist die Expressionisten-Sammlung »Casino« im pompejanischen Stil.
des Schriftstellers Lothar-Günther schloesser.bayern.de
Buchheim (»Das Boot«) zu sehen.
Auch die Ausstellungen lohnen den Dießen am
Weg an den Starnberger See. Ammersee
Roseninsel im
buchheimmuseum.de
Starnberger See
DACHAU – MUSEEN
Die Gemäldegalerie inmitten der Buchheim
reizvollen Altstadt zeigt mit rund Altenstadt Museum
200 Werken die Dachauer Künst-
lerkolonie, vor allem deren
Landschaftsmalerei, aber auch die Murnau Kochel am See
Tegernsee
Entwicklung bis zur Abstraktion.
Das Bezirksmuseum präsentiert
rund 2000 Objekte zur Kulturge-
schichte und zur Volkskunde von
Dachau und seiner Umgebung. FÜRSTENFELDBRUCK GRAFRATH
dachauer-galerien-museen.de Ehemaliges Zisterzienserkloster Für- Wallfahrtskirche St. Rasso, gepilgert
stenfeld. Kurfürst Max Emanuel ließ wird zum Grab des Grafen Rasso.
DACHAU – SCHLOSS den »Bayerischen Escorial« ab 1700 Er stiftete hier im frühen Mittelal-
Von der herzoglichen Vierflügel- neu erbauen. Die Gestaltung des ter ein Kloster, das später nach Dachau hat eine sehr schöne
Altstadt und lange Malertradition
anlage, 1546–77 erbaut, ist nur ein Prachtbaus im Inneren zog sich bis Andechs abwanderte. Ab 1688
Trakt erhalten. Im dortigen Festsaal in die 1760er-Jahre hin. Neubau einer Barockkirche mit
kann man eine der prachtvollsten kloster-fuerstenfeld.de sehr schöner Ausstattung SCHLEISSHEIM
hölzernen Renaissancedecken Eine der bedeutendsten barocken
Deutschlands bestaunen. KOCHEL – FRANZ MARC MUSEUM Residenzanlagen Deutschlands. Es
schloesser.bayern.de Seit 1986 wird in der Gründer- gibt gleich drei Schlösser: das Alte
zeit-Villa und dem puristisch und das Neue Schloss und das
DIESSEN AM AMMERSEE stimmungsvollen Neubau von 2008 Schlösschen Lustheim, in dem die
Marienkirche des ehem. Augustiner- das Werk des Expressionisten in große Meissen-Sammlung von Ernst
Chorherrenstifts, ein besonders ganz verschiedenen Kontexten Schneider zu sehen ist. Im Neuen
raffinierter Bau des bayerischen gezeigt. Sehr gute Ausstellungen. Schloss lockt u.a. die Barockgalerie
Rokoko. 1722–39, der Hauptarchi- franz-marc-museum.de der Staatsgemäldesammlungen.
tekt war Johann Michael Fischer. schloesser-schleissheim.de
katholisch-diessen.de MURNAU – MÜNTER-HAUS
Hier ist das originale Interieur zu TEGERNSEE –
FREISING – DOM erleben, in dem Gabriele Münter OLAF GULBRANSSON MUSEUM
Im Kern ist die Kathedrale noch und Wassily Kandinsky 1909–14 In dem luftigen Bau von Sep Ruf
romanisch, davon zeugt vor allem lebten und malten. Zu sehen sind wird das Werk des Karikaturisten,
die Krypta. Das Kirchenschiff wird auch viele Werke der beiden. Das Illustrators und Malers gepflegt und
heute von der Barockisierung durch Haus war ein Schlüsselort für die das künstlerische Umfeld: seine Zeit
die Brüder Asam bestimmt. Olaf Gulbranssons »Herbstnebel« Künstler des »Blauen Reiters«. beim »Simplicissimus«.
freisinger-dom.de von 1935, im Museum in Tegernsee muenter-stiftung.de olaf-gulbransson-museum.de

79
P ÖR N B AC H C ON T E M P OR A RY

Zeitgenossen auf
dem Land
Das beschauliche Pörnbach erlebt seine erste internationale Kunstausstellung.
Für einen Monat wird das Schloss zum Schauplatz von »Kosmos Seven«

D
as sechzig Kilometer nördlich
von München gelegene Schloss
Pörnbach hat in seiner über
450-jährigen Geschichte schon
eine Menge erlebt. Die marodierenden Söld-
nerhorden des Dreißigjährigen Krieges, die
feierliche Bestattung des heiligen Sisinnius,

Bilder: Natacha Ivanova, Crystal. 2015/Courtesy of the artist; Schloss Pörnbach


die Flüchtlingstracks nach dem Zweiten
Weltkrieg, die die leeren Gebäude als Unter-
kunft nutzten. Doch nun schlägt die gräfli-
che Familie Toerring, in deren Besitz das An-
wesen seit 1662 ist, ein neues Kapitel in der
Schlossgeschichte auf: Pörnbach wird zum
Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst.
Auf den Gedanken brachte den Schloss-
herrn Carl-Theodor zu Toerring seine aus
Sankt Petersburg stammende Ehefrau Nata-
cha Ivanova, die selbst eine erfolgreiche
Künstlerin ist, und ihre langjährige Freun-
din Ekaterina Kondranina, die in Moskau
die In Artibus Foundation leitet. Es ist eine
Idee, die geradezu in der Luft liegt. Während
in den Städten die Platznot regiert und ein
Überangebot von Kunstterminen zu hekti- Oben: Alexei Kostroma zeigt seine fünf Nicolas Darrot zeigt seine »Dronecasts«,
scher Oberflächlichkeit führt, ergeben sich Meter hohe Installation aus Plastiktü- Mischwesen aus Insekten und Technik, seine
auf dem Land oft viel freiere Ausstellungs- ten, Ventilatoren und Licht, die zuletzt Landsfrau Florence Obrecht textile Arbeiten,
möglichkeiten und ein entschleunigter Aus- im Garage Museum in Moskau zu sehen die die Tradition der Porträtmalerei parodie-
tausch über die Kunst. So hat eine global er- war. U.: Neu auf der Kunstlandkarte: ren. Der in Berlin lebende russische Künstler
folgreiche Galerie wie Hauser & Wirth erst Das oberbayerische Schloss Pörnbach Alexei Kostroma präsentiert seine eindrucks-
kürzlich eine Dependance auf einer Farm im vollen, von Naturformen inspirierten Werke,
beschaulichen Somerset eröffnet. Natacha Ivanova steuert an Masken erinnern-
Insofern ist die Pörnbach Contempora- de Skulpturen bei, in denen sich die unter-
ry, die erstmals vom 10. Oktober bis 10. No- schiedlichsten Materialien organisch verbin-
vember stattfindet, ein Vorreiter für das den. Ein »Nachwort« zur Ausstellung in
Münchner Umland. Ihr Programm ist ehr- Form von riesigen Leitz-Ordnern aus MDF
geizig und international, weit entfernt von und Metall hat Vadim Zakharov verfasst, der
regionaler Betulichkeit. Unter dem Titel Russland 2013 auf der Biennale in Venedig
»Kosmos Seven« sind Arbeiten von 13 Künst- vertrat. Spannend ist zu sehen, wie die Kunst
lern versammelt, von denen viele speziell für als überraschender Parcours im Schloss und
die Ausstellung entstanden sind. »Kosmos« in den angrenzenden landwirtschaftlichen
ist als assoziationsreicher Oberbegriff ge- Gebäuden inszeniert wird. Künftig soll die
dacht, der den Mikrokosmos künstlerischer Pörnbach Contemporary alljährlich im
Kleinstlebewesen ebenso einschließt wie die Herbst stattfinden. Es ist zu wünschen, dass
monumentalen Eisgebirge Patagoniens. ihre Premiere viele neugierige Besucher an-
Es ist erstaunlich, was für hochkarätige lockt. MATTHIAS EHLERT
Künstler dem Ruf in die oberbayerische Pro-
vinz folgten. Der französische Marktliebling Schloss Pörnbach, bis 10. November

80
DAS GEMÄLDE HAUS
MÜNCHEN

LIEBERMANN Max ( 1847 – 1935 )

Der Nutzgarten in Wannsee nach Osten, rechts eine Gärtnerin


Öl auf Leinwand – 49,6 x 75 cm – Bez. Links unten: M Liebermann 1923
Gutachten: Prof. Dr. Matthias EBERLE

Horst Mahler
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Sie ist die älteste Kunst-Messe Deutschlands und
findet unter der ideellen Trägerschaft des KD
(Kunsthändlerverband Deutschland) statt. Die
renommierten Aussteller der 60. Kunst-Messe
München präsentieren ein erstklassiges Angebot
aller klassischen Sammelgebiete von der Antike
bis zur Kunst der Gegenwart. Ein Besuch dieser
internationalen Messe ist für den kundigen
Sammler musealer Kunst ebenso lohnend wie für
Neueinsteiger.

25.Oktober bis
1.November 2015
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in München

AGENDA
Bild: Emil Larsson

Willkommen zum Defilee der ebenso schrägen wie wegweisenden Mode von Jean Paul Gaultier!
Mehr als 140 seiner Kreationen zeigt die Hypo-Kunsthalle bis zum 14. Februar (siehe S. 104)

83
AG E N DA

s t p a l
Po !–!1.11.
25.10.
a st MESSEN
Wer jemals den Altar in der kleinen Pfarrkir-
che Mariä Himmelfahrt in Niederlana in
Südtirol, gleich bei Meran, besuchte, der
weiß um die faszinierende Kunstfertigkeit
von Hans Schnatterpeck. Acht Jahre lang ar-
beitete der ursprünglich schwäbische Künst-
ler mit seinen Gesellen Anfang des 16. Jh. an
der bemalten und mit Gold verzierten plas-
tischen Darstellung der Bibel. In seiner
Werkstatt entstand nicht nur der Altar, son-
dern auch ein detailreiches Lindenholzrelief
der Geburt Christi um 1480/1500, die der
Kunsthandel Senger aus Bamberg in diesem
Jahr auf der Kunst-Messe München offeriert.
Mit dem museumswürdigen Werk begeht
der Kunsthandel den 60. Geburtstag der
Messe, die als die älteste Deutschlands gilt.
Daneben ist am Stand von Senger aber auch
eine bemerkenswerte Darstellung des »Letz-
ten Abendmahls« aus Antwerpen, um 1500,
zu finden. Dieses Relief in Eichenholz ist in
der originalen Fassung erhalten und kostet

Bilder: Senger; Boetcher


85 000 Euro.
Die Verkaufsschau, die in den vergange-
nen sechzig Jahren bereits zahlreiche Stand-
orte wie die Messehallen in Riem oder das
Haus der Kunst bespielte, ist im denkmal-
geschützten Rundbau des Postpalasts im
Herzen von München heimisch ge-
worden. Aussteller wie Friedel
Kirsch von Langeloh Porcelain
in Weinheim betonen, dass ge-
rade die Rundform des Baus
mit seinen ganz unterschiedlich
geformten Ständen kein kühles
»Ladendorf«, sondern in jedem Jahr
eine verschieden akzentuierte Mes-
selandschaft ermögliche. Und auch die
anderen zwei Münchner Messen haben,
so scheint es, ihre Austragungsorte ge-
funden. Die Highlights im Kaiserhof

Silberpokal und der Residenz, die Kunst & Antiquitäten


ohnehin wie eh und je auf dem Nockher-

Siebdruck
berg. Wohl zur Freude aller Kunstinteres-
sierten – und auch der Aussteller – finden
die drei Münchner Messen nun zwar mit
unterschiedlichen Laufzeiten, aber doch pa-
rallel statt, die Kunst-Messe München ab
Zum 60-jährigen Jubiläum zeigt
dem 25. Oktober, die Kunst & Antiquitäten
die Kunst-Messe München, wie modern
alte Kunst wirken kann Danziger Pokal, Peter Rohde II., um
1670, Boettcher, 98 000 Euro.
Oben: Geburt Christi, Werkstatt
VON Hans Schnatterpeck, Südtirol,
S U S A N N E LU X um 1480/1500, Lindenholz, Senger

84
ab dem 24. Oktober, die Highlights ab 28. Ok- sche Amphora aus dem 4. Jh. v. Chr., Günter
tober, und alle enden am 1. November. Einem Puhze aus Freiburg bietet die 94 cm hohe An-
Besuch sämtlicher drei Messen steht zumin- tike mit Darstellung der Gigantomachie des
dest zeitlich nun nichts mehr im Weg. Das Baltimore-Malers zum Kauf an. Puhze liefert
wird sich wohl bei den Besucherzahlen be- eine einwandfreie Provenienz zum Stück: Es
merkbar machen. ist publiziert und stammt aus einer Genfer
Das Angebot der Kunst-Messe unter der Sammlung. Das und die hervorragende Er-
ideellen Trägerschaft des Kunsthändlerver- haltung tragen wohl auch zu einem Preis von
bands Deutschland – zu dem sich die beiden 140 000 Euro bei.
größten Kunsthandelsverbände, der Deut- Auch die Möbelkunst ist gut vertreten:
sche Kunsthandelsverband und der Rheini- Eine einzigartige »Vernis Martin Kommode
sche Kunsthändlerverband RKV, zusammen- sans traverse« ist am Stand von Ulf D. Härtl
geschlossen haben – umfasst wieder alle aus Bamberg zu entdecken. Das Möbelstück
Epochen, von der Antike bis zur Gegenwarts- auf geschwungenen Beinen, im Stil der
kunst. Der Schwerpunkt liegt dabei aber auf Transition von Jean-Jaques Manser enthält
der Alten Kunst. Die 35 Aussteller, die meis- noch die originalen Schlösser und feuerver-
ten aus dem deutschsprachigen Raum, brin- goldeten Beschläge. Der Eichenkorpus mit
Serge Poliakoff, »Composition gen angesichts des 60-jährigen Jubiläums der Amaranth und Königsholz ist allseitig mit
à dominant rouge«, 1965, 64 x 50 cm, Messe ihre feinste Ware an Gemälden, Mö- Landschaftsdarstellungen geschmückt. Es
Galerie Koch, 150 000 Euro. beln, Porzellan, Glas, Silber, Schmuck und handelt sich um eine französische Lackar-
Rechts: Tabatière, Paris, 1770/1771, Teppichen mit. Dazu zählt auch eine apuli- beit im sogenannten Vernis Martin – nach
Bilder: Galerie Koch/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Dr. Eva Toepfer; Gerald Hartinger Fine Arts

François-Nicolas Génard, zweifarbiges den Erfindern Gebrüder Martin und Söhne


Gold, Dr. Eva Toepfer, Luxemburg. benannt. Der Preis liegt im oberen
Unten: Andy Warhol, »Mao«, 1972, Farb-
fünfstelligen Bereich.
siebdruck auf Beckett High White
Es sind aber nicht nur die Topstü-
Papier, 91,4 x 90,8 cm, Ed. 250, Gerald
Hartinger Fine Arts, 69 000 Euro cke, die die Messe so attraktiv machen,
sondern auch die außergewöhnlichen
Offerten, wie eine Biedermeierwiege,
die der junge Kunsthändler Gregor
Freiherr von Seckendorff aus Bamberg
mitbringt. Sie ist aus massivem Maha-
goni in Form eines Schiffsrumpfs mit
Akanthusblüten- und Schwanendekor gefer-
tigt. Sie stammt wohl aus Hamburg um 1835
und sollte einem neuen Besitzer – vielleicht
frischgebackenen Eltern oder Großeltern –
5800 Euro wert sein. An von Seckendorffs
Stand, der nun größer ausfällt als bei seinem
Debüt 2014, stechen auch ein Paar 108 cm
hohe Louis-Philippe-Girandolen hervor. Die
jeweils zehnflammigen Leuchter werden von
Bronzen auf einem Marmorsockel getragen.
Sie stammen wohl aus Paris um 1845 und
werden für 27 600 Euro angeboten.
Bei Friedel Kirsch von Langeloh Porce-
lain in Weinheim sollte man sich die zwei
schreienden Elstern aus Meissen um 1735 an-
sehen. Johann Joachim Kaendler schuf das
Modell zu den in Emailfarben staffierten Vö-
geln für die Ausstattung des Japanischen Pa-
lais in Dresden. Von insgesamt 25 der lebens-
großen Elstern, die König August III., Sohn
Augusts des Starken, geliefert wurden, befin-
den sich heute noch sieben in der Königli-
chen Porzellansammlung im Zwinger. Die
beiden Exemplare bei Langeloh kommen
aus der Sammlung Rothschild und kosten
80 000 Euro.
Aus gleicher Zeit und ebenso aus Dres-
den stammt eine Siegeldose mit dem persön-
lichen Wappen Friedrich Augusts II., Kur-
fürst von Sachsen, bei Dr. Eva Toepfer aus

85
MESSEN
Luxemburg. Christian Friedrich Winger fer- Sammlung von Joseph Clemens Prinz von
tigte das schlichte Zeugnis der Goldschmie- Bayern. Der Künstler war zwischen 1494 und
dekunst des 18. Jahrhunderts in vergoldetem 1503 in Kastilien tätig. Das Werk kostet 68 000
Silber. Aus Paris stammt eine Goldtabatière Euro. Für 22 800 Euro ist dagegen Carlo Gru-
von François-Nicolas Génard. bacs’ (1802–1878) signierte Gouache »Ansicht
Einen Danziger Pokal des Silber- der Piazzetta in Venedig« zu erwerben.
schmieds Peter Rohde II. hält Gerrit Boett- Maier & Co. Fine Art aus Stuttgart prä-
cher aus Burgwedel bereit. Der 1850 Gramm sentiert Museumswürdiges: das kleine sig-
schwere Pokal wurde um 1670 gefertigt und nierte Ölgemälde »Tête de femme de profil«
zeigt auf der Wandung eine alttestamentari- von Pierre-Auguste Renoir (1841–1919). Das
sche Szene. Samson ruht in den Armen von Werk, das in den »Catalogue critique« Re-
Delilah, die eine Schere in der Hand hat, um noirs aufgenommen wird, ist für einen Preis
ihm durch Abschneiden seiner Haare die von 265 000 Euro im Angebot. Die junge Frau
Kraft zu rauben. Im Hintergrund warten sei- mit dem Strohhut im Bild strahlt mit ihren
ne Feinde, um ihn gefangen zu nehmen. Für roten Backen Lebensfreude aus. Selbst Pablo
einen Preis von 98 000 Euro ist der imposan- Picasso äußerte sich beeindruckt von solch
te Pokal zu haben. zarten Mädchengemälden Renoirs: »Camille
In der Gemäldesektion glänzt Helmut Corot hat den Morgen entdeckt und Renoir
Ph. Riedl aus München mit zwei Meisterwer- die jungen Mädchen.«

Bilder: Maier & Co. Fine Art/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Von Seckendorff; Dr. Riedl
ken. Eine Pedro Bello zugeschriebene Dar- Kohlhammer und Mahringer reisen aus
stellung der Messe des heiligen Gregor Wien mit einem österreichischen Werk an, ei-
stammt aus Wittelsbacher Besitz, aus der nem typischen Bergmotiv von Oskar Mulley
(1891–1949) in pastoser Farbigkeit. Der Preis
des »Berghofs« beträgt 75 000 Euro. Ebenso
aus Wien kommt die Galerie Gerald Hartin-
ger Fine Arts. In ihrem Repertoire befinden
sich zwei Werke von Andy Warhol. Der Farb-
siebdruck »Mao« aus dem Jahr 1972, für
69 000 Euro zu haben, und der Siebdruck
»Single Dollar« zum Preis von 65 000 Euro.
Beide locken mit ihren leuchtenden Farben.
In dominanten Rottönen zeigt sich auch
Pierre-Auguste Renoir, »Tête de femme de eine Komposition von Serge Poliakoff aus
profil«, Öl/Lw., 16 x 14 cm, Maier & Co. Fine dem Jahr 1965 bei Koch aus Hannover. Das
Art, 265 000 Euro. Oben: Girandole, Louis Gemälde kostet 150 000 Euro. Die Galerie, die
Philippe, Frankreich, um 1845, Bronze/ Kunst von der klassischen Moderne bis zur
Marmor/Feuervergoldung, H. 108 cm, Von Se- Gegenwart im Angebot hat, gibt es übrigens
ckendorff, 27 600 Euro. Unten: Carlo Grubacs, genauso lange wie die Messe. Sie feiert in die-
»Ansicht der Piazzetta in Venedig«, Gouache/ sem Jahr ihr 60-jähriges Jubiläum.
Karton, 25 x 41 cm, Dr. Riedl, 22 800 Euro Textile Kunst, Teppiche und Flachgewe-
be sind das Spezialgebiet von Mohammad
Tehrani in Hamburg. Hier fällt ein in Blau-,
Rot- und Grüntönen gemusterter Sewan-Ka-
sak aus dem Kaukasus, 19. Jh., ins Auge.
Eine Besonderheit der Glaskunst ist bei
Kovacek Spiegelgasse zu finden. Ein Ranftbe-
cher mit Nachtansicht von Anton Kothgasser
aus Wien um 1820. Die Innenseite ist mit Sil-
berätze bestrichen. Die Außenseite in Grisail-
le- und Schwarzlotmalerei zeigt eine radierte
Darstellung des Nachthimmels mit Mond
und Wolken. Auf der Rückseite ist ein Ster-
nenhimmel zu sehen. Die Dekoration geht
wohl auf Wiener Glückwunschkarten zurück
– demnach das passende Highlight zum
60. Geburtstag der Kunst-Messe. ×

Postpalast, Wredestraße 10, 25. Oktober bis


1. November, kunstmesse-muenchen.com

86
the

BAAF BASEL ANCIENT ART FAIR


DER ETWAS ANDERE EVENT FÜR ANTIKE KUNST

13.-18. November 2015


Reithalle Wenkenhof,
Riehen/Basel

Seit mehr als einem Jahrzehnt vereint die BAAF renommierte internationale
Aussteller auf dem Gebiet der klassischen, ägyptischen und nahöstlichen Antike.
Die Verbindung von exquisiter antiker Kunst mit der Eleganz des historischen Rah-
mens schafft eine einzigartige Atmosphäre, welche ein interessiertes Publikum
aus aller Welt anzieht.

Teilnehmer: Antiken-Kabinett Frankfurt a.M., Archea Ancient Art Amsterdam, Arteas


Ltd. London, Dr. Robert R. Bigler Asian & Egyptian Art Zürich, Jean David Cahn AG IADAA
Basel, Galerie Chenel Paris, Cybèle Paris, Donati Arte Classica Lugano, Galerie
Eberwein Göttingen/Paris Charles Ede Ltd. London, David Ghezelbash Archéologie
Paris, Galerie Jürgen Haering Freiburg i.B., The Merrin Gallery Inc. New York, Galerie
Günter Puhze GmbH Freiburg i.B., Galerie Rhéa Zürich, Royal-Athena Galleries
New York, Safani Gallery Inc. New York, Sycomore Ancient Art Genf

Für weitere Informationen: www.baaf.ch

Bemalte Terrakotta-Gruppe von vier Figuren auf einer Kline. Hellenistisch, 3.-2. Jh.v.Chr. L.22,8 cm. Royal-Athena Galleries, New York.
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Gemälden und international bedeutender Sakralkunst ist die
Kunst & Antiquitäten die Münchner Messe par excellence. Mehr als
60 Aussteller bieten hier Dachbodenfunde und Museumswürdiges

90
VON
G L OR I A E H R E T

P ORT R ÄT S
C ON N Y M I R B AC H

I
nnerhalb der Messentrias in der baye-
rischen Hauptstadt ist die Kunst &
Bild links: Conny Mirbach; rechts: Conny Mirbach; Bringantine 1900/VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Antiquitäten München der Fels in der


Brandung. Bereits zum 92. Mal findet
sie statt. Der heutige Messeleiter Andreas
Ramer war vor 46 Jahren Gründungsmit-
glied, lange Aussteller und ist noch immer
die Seele der Veranstaltung. Bei der Grün-
dung wurde dem veranstaltenden Verein,
dem Münchner Antiquitätenmarkt e. V., die
Bezeichnung »Messe« aus Sorge vor der
Konkurrenz zur Deutschen Kunst- und An-
tiquitätenmesse noch untersagt – doch das
ist längst Geschichte.
Zweimal wurde der Standort gewech-
selt, seit zehn Jahren ist man im Paulaner-
Festsaal am Nockherberg zu Hause. Dank
Standort und Lokalität ist der »Nockher-
berg«, wie die Messe kurz genannt wird, ein
urmünchnerisches Ereignis. Zeitlich spannt
sich der Bogen von der Gotik bis in die Ge-
genwart, ergänzt um Außereuropäisches,
wobei das Angebot einer sorgfältigen Jurie-

rung unterworfen ist. Seinen unvergleichli- MARGARETE UND RODERICH PACHMANN


chen Charme verdankt der Nockherberg der Das vierzigjährige Firmenjubiläum feiert
Mischung aus historischen Kuriosa, altem in diesem Jahr das Kunsthändlerpaar, das
Kunsthandwerk und gediegenen Antiquitä- sich der alpenländischen Volkskunst ver-
ten, mit denen man Heim und Garten vom schrieben hat. Krippenfiguren des 18. Jahr-
industriellen Allerweltsambiente absetzen hunderts, Kästchen aus Tirol und
Augsburger Hinterglasmalerei sind ihre
kann. So schafft es die Messe, die junge
Welt. Ihr Münchner Geschäft ist eine Wun-
Generation ebenso anzulocken
derkammer für alle, die süddeutsches
wie das treue Publikum aus Stadt Kunsthandwerk lieben. An den Nockher-
und Land – und sogar königliche berg bringen sie aber auch schon mal eine
Hoheiten; denn auch die Wittels- mittelalterliche Madonna mit
bacher kom- men regelmäßig gern
hierher. Selbst Museums-
vertreter stöbern dort nach musealen Sam-
melobjekten. Denn ob Einsteiger oder ausge-
fuchster Sammler, es lohnt sich, an den recht
divers bestückten Ständen der mittlerweile
über 60 Aussteller – ein Großteil kommt aus Extravaganter Messing-Kerzenleuchter von
München und Oberbayern – entlangzu- Bruno Paul, Vereinigte Werkstätten, Mün-
schlendern. Selbst da, wo man es beim flüch- chen, 1901, im Angebot bei Brigantine 1900

91
MESSEN
barkeit um 1600: ein feuervergoldetes, gra-
viertes Kästchen mit Verkündigunsszene auf
dem Deckel. Josip Kutnjak aus München ver-
bindet Volkskunst mit einer Auswahl Wie-
ner Bronzen. Auch Peter Prechtl legt sich
nicht auf ein Spezialgebiet fest. Wie immer
bringt er ausgefallene historische Gartende-
korationen mit, hat aber auch eine original
gefasste Altöttinger Madonnenfigur mit
Kind aus dem 18. Jahrhundert nebst einer
Büste der Sängerin und zweiten Frau Verdis,
Giuseppina Strepponi, von Pierre-Jules Cave-
lier aus Carrara-Marmor von 1865.
Die österreichischen Aussteller ergän-
zen als Generalisten das Programm auf das
Glücklichste. Bei der Kunstwelt Rochus V.
Probst konkurrieren Beleuchtungskörper,
Silber, Glas, Porzellan, Uhren und Juwelen
um die Gunst neuer Besitzer. An Highlights
nennt er »Opfernde Vestalinnen«, ein Jo-
hann Heinrich Tischbein d. Ä. zugeschriebe-
nes Gemälde, sowie ein von Horst Schwei-
gert begutachtetes und original gefasstes

Bilder: Brigitte Martini; Kunstkabinett Strehler


Verkündigungsrelief aus der Werkstatt des
Admonters Josef Stammel, um 1760. Dr.
Christian Steeb und Matthias Kindler, beide
tigen Blick nicht erwartet, kann man Interes- Kunsthandel Brigitte Martini stellt den aus Graz, und der Linzer Ludwig E. Wimber-
santes entdecken. Verwandlungssekretär, um 1805, von ger vertreten ebenfalls ein traditionelles
Die wachsende Zahl ausländischer Teil- Johann Michael Vetter aus. Unten: Den Kunst- und Antiquitätenprogramm. Markus
nehmer und die Angebotsbreite sorgen für japanischen Farbholzschnitt mit Strassner kommt mit Möbeln, Kunsthand-
seine respektable Weltläufigkeit. So zeigt Weißgoldrahmen bietet das Kunstkabinett werk und Gemälden, wobei die barocke
Karl Jürgen Schlotter Tibetica, die Galerie Strehler aus Sindelfingen für 1800 Euro an Kunst der Donaumonarchie und des Innvier-
Darya von Nahim Rafiq Asiatika und Shi- tels einen Schwerpunkt bildet. Man entdeckt
geko Yoneda japanische Antiquitäten und einen Pinzgauer Schrank, ein höfisches Back-
Farbholzschnitte. Mit Dr. Michael Ewenstein gammonspiel samt Figuren und einen le-
und Martin Puch sind zwei Ikonenspezialis- bensgroßen Sandsteinputto mit Helm, der
ten vertreten. Antike Teppiche präsentiert einen Stern als Lampe hält. Zum ersten Mal
nun mit Max Lerch bereits die zweite Gene- dabei ist Markus Kral aus Hörsching bei Linz
ration, hinzu gesellt hat sich Daniel Bagher- mit prachtvollen Gartenfiguren, furnierten
pur aus Aschaffenburg. Möbeln, darunter ein reich marketierter Flo-
Gute süddeutsche Volkskunst – nach rianer Schrank um 1740, Gemälden und alten
wie vor ein Kernbereich – ist auf diesem Ni- Kachelöfen. Dazu kommt noch eine Aus-
veau kaum andernorts geboten. Der Münch- wahl antiker Uhren: von französischen
ner Kunsthändler Roderich Pachmann feiert Boulle- über Wiener Kaminuhren, Dachl-
2015 sein 40-jähriges Firmenjubiläum. Ob- oder Laterndl-Uhren bis zu feuervergoldeten
wohl er für hochwertige alpenländische Reiseweckern.
Volkskunst bekannt ist, lässt er sich ungern Französische und Schweizer Kunst
darauf einengen. So bietet er neben einem steht bei Charles Emile Moinat & Fils SA im
fränkischen Kastentisch des 17./18. Jahrhun- Mittelpunkt, bei der Contemp Art Gallery
derts und Grödner Vier-Jahreszeiten-Figuren von Rainer März altes Porzellan sowie Glas
auch eine gotische Madonna mit Kind um und Silber (beide aus der Schweiz). Francis
1400 und eine mehrfigurige »Beweinung Walter kommt aus Illkirch-Straßburg und
Christi«, die Johann Benedikt Witz um 1750 aus dem Südtiroler Trento reist der Genera-
aus einem Stück Birnbaumholz geschnitzt list Bruno Gasperetti als Neuaussteller an.
hat. Hans-Jörg Sievert und Karl-Heinz Hier- Aus dem niederländischen Kerkrade nimmt
meier kommen ebenfalls mit ausgefallenen Miriam Schmitz-Amkreutz mit The Old
volkskundlichen Schätzen. Herold Neupert Treasury teil.
ist für seine Sammlung alter Krüge bekannt, Zu den bayerischen Kernausstellern ge-
aktuell verweist er auf eine Augsburger Kost- hört Brigitte Martini mit eleganten Barock-

92
MESSEN
möbeln und Objekten des 18. und frühen Das Verkündigungsrelief aus Lindenholz
19. Jahrhunderts, darunter ein Neuwieder entstand um 1760 in der Werkstatt
Verwandlungssekretär von 1805. Sie prunkt des Admonter Barockbildhauers Josef
jedoch auch mit höfischen Wandvertäfelun- Stammel, Kunstwelt Rochus V. Probst
gen oder Fußböden. Eyecatcher sind ein eng- aus Graz präsentiert es auf der Messe
lischer Schaukelstuhl aus Eisen, um 1840, der
wohl von John Porter stammt, sowie eine 143
Zentimeter hohe Florentiner Sandstein-
sphinx um 1680.
Reich ist die Auswahl an Interieur und
Wohnantiquitäten, etwa bei Angela Gut-
schow oder Veronika Czarny. Peter Fink ver-
bindet Möbel mit Porzellan und Vitrinenob-
jekten. Der Kunsthistoriker Jan Wittmann,
der bereits die zweite Ausstellergeneration
vertritt, überrascht immer mal wieder mit
musealen Trouvaillen.

Der Kunst um 1800 hat sich Klaus Spindler


Bilder: Kunstwelt Rochus V. Probst; Conny Mirbach

verschrieben. Klassizistisches – Möbel, Ob-


jekte und Wedgwood-Arbeiten – breitet auch
José Manuel Ladrón de Guevara aus. Fachge-
recht restauriertes Biedermeiermobiliar ist
die Domäne von S. Hawari. Das Angebot in
diesem Segment wird verstärkt durch den
erstmals hier ausstellenden Egbert Eibel aus
Altenberge/Münster. Ein gemischtes Kunst-
und Antiquitätenangebot hat die Berliner
Galerie Diehl. Adams Fachwerkstatt aus
München steht seit über 35 Jahren mit Rat,
Kostenvoranschlag und Tat zur fachgerech-
ten Möbelrestaurierung zur Verfügung.
Auch die Silberofferte kann sich sehen
lassen: Vom Barock bis Biedermeier reicht
die »historische Tafelzier« bei Peter Rauch.
Zu seinen Sammlerraritäten gehören ein
1697 wohl in Augsburg gefertigter ewiger Ka-
lender, ein Freisinger Deckelkrug des Hans
Erfurter um 1600, eine 1723 datierte Kassette
mit bayerischem Wappen, eine Bremer Mi-
niaturteekanne des Meisters Johann Hein-
rich Tiedemann sowie ein großer Passauer

ISOLDE WEISS
Seit 40 Jahren handelt die Münchnerin nun
schon mit Gemälden, und ihr Interessen-
schwerpunkt ist klar umgrenzt: Sie konzen-
triert sich auf die Epoche zwischen 1840
und 1940 und auf Maler aus dem süddeut-
schen Raum. In ihren Galerieräumen im
Süden der Stadt bietet sie außerdem Raum
für Bronze- und Steinskulpturen von
Münchner Gegenwartskünstlern. Auf der
Kunst & Antiquitäten ist sie Stammgast

93
MESSEN
CHARLOTTE UND ELISABETH NÜDLING
Wenn es um die Frage geht, ob ein Bauhaus-
Stuhl neben die Barockkommode passt,
beraten sie ihre Kunden auch gern zu Hause.
Charlotte Nüdling und ihre Tochter, eine
promovierte Kunsthistorikerin, bieten in
ihrer Geschäftsvilla im Herzen von Fulda
Möbel, Gemälde und Kunsthandwerk vom
18. bis 20. Jahrhundert. Außerdem sind sie
auf internationalen Kunstmessen präsent

Streuer von Joseph Plossauer, um 1730. Auch


das Tübinger Kunsthaus Kende ist auf Silber
aus drei Jahrhunderten spezialisiert. Mit sei-
ner Silberofferte, ergänzt zum Beispiel um
ein schönes Bild des Münchner Freilichtma-
lers Joseph Wenglein, zieht auch Nikolaus
Fink immer Interessenten an. Vor allem eng-
lische Möbel und Silber hat der Münchner
Stefan Jordan zu bieten.

Bilder: Kunsthaus Nüdling; Heinz Grundner


Auf Schmuck und Silber des 18. bis 20.
Jahrhunderts konzentriert das Kunsthaus
Nüdling seine Messeofferte, ergänzt um auf Marmorsockel mit Frontrelief von
wohnliche Kleinmöbel. Auch hier nimmt Demetre H. Chiparus.
neben Charlotte Nüdling mit der Tochter Das reiche Schmuckangebot lässt vor al-
Dr. Elisabeth Nüdling, einer promovierten lem Frauenherzen höherschlagen. Sabine
Kunsthistorikerin, bereits die zweite Genera- Füchter liefert Art-déco-Schmuck-Unikate
tion an der Messe teil. Besonders hingewie- der Haute Joaillerie: Streng im architektoni-
sen wird auf zwei signierte Silberschalen von schen Stil gearbeitet ist eine Pariser Platin-
Tiffany und Puiforcat, um 1928/30, und zwei brosche von Mauboussin mit Saphiren und
Platin-Schmuckstücke: einen Art-déco- einem Brillant; von Van Cleef & Arpels
Diamantclip aus den USA oder die signierte stammt ein zeitloser Cocktailring, von Jo-
Pariser Boucheron-Diamantbrosche Nr. seph Chaumet eine Jabot-Nadel mit großem
18677, um 1960. Brillantsolitär und geschnittenem Chalce-
Monika Fahrensons Geschäft firmiert don. Besonders stolz ist sie auf ein New Yor-
zwar unter dem Namen Brigantine 1900. ker Brillantarmband von Tiffany & Co. aus
Neben Schmuck und Kunsthandwerk des den 1940/50er-Jahren. Ihre Leidenschaft gilt
Jugendstils widmet sie sich jedoch längst auch Vintage-Armbanduhren der Fifties und
auch Objekten vom Art déco über das Bau- sammelwürdigen Vitrinenobjekten. Brigitte
haus bis zu den 1960er-Jahren. So stellt sie zu und Saskia Seewald aus Berlin verführen mit
Franz von Stucks Bronze »Amazone und antikem Schmuck, die Münchnerin Ortrud
Kentaur« in einem patinierten Guss von C. Müller-Heffter setzt in ihrer Schmuckwerk-
Leyrer München einen 13-flammigen Mes- statt hinreißende eigene Entwürfe mit Origi-
singkerzenleuchter der Vereinigten Werk- nalteilen aus der Antike um.
stätten von Bruno Paul und ein Sesselpaar in Uhren und wissenschaftliche Instru-
Stahlrohr und Buche von Mücke Melder. mente sind das Gebiet des technikbegeister-
Vor einem Vierteljahrhundert hat sich ten Münchners Heinz Grundner, dessen Of-
Uwe Marbs auf »Art Déco 1925« mit französi- ferte mit Standuhren, einem barocken
schem Mobiliar, Lampen von Muller Frères, »Zappler«, einer englischen Longcase Clock
Charles Schneider, Petitot oder Degué, Glas- um 1780 oder der französischen »La Biblio-
objekten von René Lalique oder Bronze-
skulpturen spezialisiert. In München begeis-
tern ein ausgefallenes Sesselpaar mit Der Münchner Uhrenspezialist Heinz
spiralförmigen Armlehnen und rundem Bei- Grundner hat die feuervergoldete Pendule
stelltisch, um 1930, sowie die goldfarbene im Empire-Stil aus Frankreich, um 1810,
Bronzefigur einer »Ägyptischen Tänzerin« zum Preis von 7000 Euro im Angebot

94
www.colognefineart.de

Koelnmesse GmbH, Tel. +49 1806 018 550*


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MESSEN
ressant ist hier der farbig bemalte und auf das
Jahr 1760 datierte Kabinettschrank einer
wohl thüringischen Schuhmacherzunft mit
lustigem Trinkspruch. László Toth führt aus-
gefallene Kleinkunst, alten Schmuck und Sil-
ber. Paperweights und andere Glasobjekte
bringt Farfalla mit.
Was wäre eine Kunstmesse ohne Bilder?
Gemälde gehören zum selbstverständlichen
Repertoire vieler Aussteller der 92. Kunst &
Antiquitäten. Axel Wieland, Spezialist für
Gemälde des 17. bis 19. Jahrhunderts, ist der
Überzeugung, dass ein Gemälde zum Le-
bensgefährten werden kann, mit dem der Be-
sitzer eine »innere Verbundenheit« aufbaut.
Wer sich für die Münchner Schule begeistert,
entdeckt bei Isolde Weiß das ganze Künstler-
alphabet von Otto Dill über Eduard Schleich
d. Ä. bis zu Ludwig Willroider. Dazu zeigt sie
Skulpturen wie »remember«, eine patinierte
Bronzeskulptur von Erika Hacker, Jahrgang
1950. Auch bei der Inselgalerie Gailer oder bei
Michael Vogt, der Albert von Kellers »Im
Ballsaal« mitbringt, steht die süddeutsche
Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
im Fokus; Vogt legt darüber hinaus besonde-

Bild: Conny Mirbach


ren Wert auf die passende Rahmung seiner
Bilder. Die Galerie Decker präsentiert Bilder
des gleichen Zeitraums.
Bei den Arbeiten auf Papier des Sindel-
finger Kunstkabinetts konkurriert eine Fülle
farbiger Aquarelle und Zeichnungen des
17. Jahrhunderts bis in die Gegenwart mit
wunderbaren Kupferstichen von Maria
Sibylla Merian. Mutter und Tochter Strehler
haben neben hochpreisigen Sammelstücken
immer eine Vielzahl attraktiver Blätter für
den »kleinen Geldbeutel« im Sortiment. Ri-
chard Gilgenmann, Experte für französische
Malerei und Farbstiche des 18. Jahrhunderts
sowie historische Rahmen, stellt die Bera-
tung – ob in Hinblick auf den Aufbau von
Privatsammlung oder Expertisen – in den
Mittelpunkt seines Engagements.
theque«-Pendule, um 1810, sowie Reiseuhren JAN WITTMANN Zu den treuen Teilnehmern gehört die
und Barometern – fachgerecht restauriert Lucas Cranach ist sein Steckenpferd, dazu Deutsche Stiftung Denkmalschutz und un-
und zertifiziert – alle Uhrenwünsche erfüllt. hat der Kunsthistoriker sogar ein digitales terstreicht damit einmal mehr den Anspruch,
Tom Tavcar aus Pforzheim wiederum Forschungsprojekt initiiert. Nach Jahren als Kunstobjekte als tragende Bestandteile und
bereichert das Nockherberg-Angebot um Redakteur unserer Schwesterzeitschrift Zeugnisse der europäischen Kultur zu be-
museale Golddosen und Miniaturen. Unter KUNST UND AUKTIONEN übernahm Wittmann greifen. Für die Zukunft wünschen sich zahl-
2011 den elterlichen Kunsthandel in Mün-
Vitrinenobjekten und Kleinbronzen kann reiche Aussteller und Kunden in München
chen, dessen breit gefächertes Angebot
man bei Dr. Birbaumer & Eberhardt wählen. eine gemeinsame große Kunstmesse. Sollte
vom 17. bis ins 20. Jahrhundert reicht. Er ist
Bernhard Pfeiffer präsentiert ein salontypi- treuer Teilnehmer und Vorstand der Messe es in den nächsten Jahren dazu kommen,
sches Zimmerdenkmal: einen Modello zur hätte der Leiter der Kunst & Antiquitäten
1810 errichteten und 1871 zerstörten Ven- Andreas Ramer als unermüdlicher Vermitt-
dôme-Säule in Paris. Laut Hans Ottomeyer ler einen entscheidenden Anteil daran. ×
muss diese um 1840/50 entstandene Auftrags-
arbeit aus Malachit einer fürstlichen Samm- Festsaal im Paulaner am Nockherberg, 24. Okto-
lung entstammen. Ebenfalls historisch inte- ber bis 1. November, kunst-antiquitaeten.de

96
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MESSEN
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28.10.!–

Bilder links: Courtesy Galerie Thomas 2015/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Kunstkammer Georg Laue, München; Bilder rechts: Michael Aust; Kunkel Fine Art
Ein Fest für Liebhaber
Die Highlights versammelt erneut Spitzenwerke aller
Epochen. Einige deutsche Händler fehlen,
an ihre Stelle rücken namhafte italienische Kollegen

VON
G L OR I A E H R E T

M
ünchen kokettiert gern damit, ger Vorgänger Giovanni Pratesi. Damit war-
die nördlichste Stadt Italiens zu tet die Münchner Messe mit italienischen
sein. In Hinblick auf die High- Altmeistergemälden eines Kalibers auf, wie
lights-Messe trifft das in die- man es hier bisher kaum kannte. Moretti
sem Herbst zu, denn auf der Biennale Inter- zeigt Antonio Vivarinis »Hl. Katharina von
nazionale dell’Antiquariato in Florenz (BIAF) Alexandria«, Orsi Ludovico Carraccis »Hl. Se-
haben vor knapp vier Wochen elf Teilnehmer bastian« (800 000 Euro), Giacometti Old Mas-
dieser Münchner Messe zwei Gemeinschafts- terpaintings »Die Mystische Hochzeit der hl.
stände bespielt. Und nun kommt eine Grup- Katharina« des Francesco di Castello (45 000
pe ebenso vieler BIAF-Aussteller nach Mün- Euro, sie ziert das Cover des Highlight-Kata-
chen. Darunter Fabrizio Moretti, Präsident loges). Auch Lorenzo Ottonis Marmorbüste
der traditionsreichsten italienischen Kunst- von Papst Innozenz XII. (230 000 Euro, eben-
und Antiquitätenmesse, und sein langjähri- falls von Giacometti) setzt neue Maßstäbe.

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Tom Postmas attraktives Ausstellungszelt im
Kaiserhof der Residenz bietet nicht annä-
hernd so viel Platz wie der barocke Palazzo
Corsini. Die 56 Kunsthändler müssen sich
tatsächlich auf Highlights beschränken,
trotzdem umfasst ihr Programm Kunst von
der Antike bis in unsere Tage. Der nötige
Raum für die Italiener entstand durch das
schmerzliche Fernbleiben der Münchner Fir-
ma Röbbig. Leider nehmen weitere bedeu-
tende Kollegen wie Daxer & Marschall (Mün-
chen) oder Rumbler (Frankfurt) auch nicht
teil. Neuaussteller sind nachgerückt.
Werfen wir einen Blick auf Exponate,
die uns eine Reihe Aussteller exklusiv ge-
nannt hat: Caravaggio ist längst zu einem
über die Kunstszene hinaus bekannten Su-
perstar avanciert. Wegen seiner schillernden
Persönlichkeit – und weil er die Malerei um
1600 revolutioniert hat. Sein gesichertes
Œuvre ist klein, sein Einfluss auf andere Ma-
ler umso größer. So präsentiert Enrico Fras- Die reich geschwungene Louis-XV-Kommode Wie sinnlich-schön man »Die Häutung des
cione (Florenz) caravaggeske Werke wie von Pierre Garnier (um 1760) steht bei Satyrs Marsyas durch Apoll« darstellen kann,
»Diana im Bade« von Giuseppe Cesari, ge- Franke, Kunkel Fine Art zeigt die »Römerin zeigt die bewegende Terrakottagruppe von
nannt Il Cavaliere d’Arpino (150 000 Euro), aus Albano«, gemalt von August Riedel Giovanni Baratta, wohl ein Bozzetto für sei-
oder die alttestamentarischen Gestalten »Jael ca. 1850 (unten). Li. Seite: Bei Georg Laue ne 1767 geschaffene Marmorskulptur
und Sisara« des Neapolitaners Filippo Vitale besticht eine Uhr mit Vierviertelschlagwerk, (300 000 Euro, Padovani). Auch Dr. Rainer
sich drehendem Affen und springendem
(110 000 Euro). Der Romliebhaber kommt ins Jungbauer (Straubing), Spezialist für süd-
Hund, von Gabriele Münter stammt das
Schwärmen bei der aquarellierten »Veduta deutsche Barock- und Rokokoplastik, ver-
»Bauernhaus bei Regen« (1914)
del Foro Romano« des Filippo Giuntotardi weist auf außergewöhnliche Bozzetti: Die
(1767–1831) mit tanzenden Paaren zwischen »Malerei« ist Teil einer Figurenserie aus der
antiken Ruinen (um 60 000 Euro). In die Werkstatt des fränkischen Bildhauers Ferdi-
Grotte des Neptun in Tivoli steigen wir mit nand Tietz (1708–1777; zusammen 36 000
einer Gruppe russischer Touristen hinab, ge- Euro). Bei einer wohl Augsburger Kreuzi-
malt von Louis Ducros 1782, als sein großer gungsgruppe aus dem 17. Jahrhundert mit
Förderer, der spätere Zar Paul I., mit Gattin Schächern aus Birnbaumholz ist der Meister
inkognito in Rom weilte (um 140 000 Euro; (noch) unbekannt (65 000 Euro). Ebenfalls
beide Bilder bei Francesca Antonacci & Da- ins 17. Jahrhundert, jedoch in die Edo-Epo-
miano Lapiccirella). che, entführt uns der Japanspezialist Giuseppe
Bei Scheidwimmer (München) stehen Piva aus Mailand mit einem bunt bemalten
niederländische Gemälde des Goldenen und lackierten hölzernen Weihrauchgefäß.
Zeitalters im Mittelpunkt, der ersten großen Es hat die Gestalt eines Elefanten und befand
Blütezeit der Stilllebenmalerei. Monogram- sich ehemals in der namhaften Sammlung
miert und 1643 datiert ist der »Imbiss mit Rö- Jacques und Galila Hollander (37 000 Euro).
mer, Hering und Oliven« von Pieter Claesz Bei der prächtigen martialischen Samurai-
(220 000 Euro); Abraham Gibbens hat Kir- rüstung des 18. Jahrhunderts ist der Helm
schen, Erdbeeren und Stachelbeeren in einer mit »Joshu no ju Saotome Iesada« signiert
Porzellanschale arrangiert (78 000 Euro). Im- (65 000 Euro).
mer wieder umwerfend sind die illuminier- Kaum sattsehen kann man sich an der
ten Handschriften, mit denen Heribert Ten- musealen Fülle an Bildern, Kunsthandwerk
schert (Antiquariat Bibermühle) seine und Möbeln bei den Generalisten. Das breit
Messevitrinen füllt. In München stellt er eine gefächerte Programm bei Peter Mühlbauer
Kollektion französischer Stundenbücher aus (Pocking) und Christian Eduard Franke
den Jahren 1410 bis 1425 zusammen mit Spe- (Bamberg) umfasst Werke von der Renais-
zimina der besten Maler dieser Zeit, darunter sance bis ins frühe 19. Jahrhundert. Die gro-
der Mazarin-Meister, der Boucicaut-Meister ße deutsche Ebenistenkunst des frideriziani-
und der Bedford-Meister. Mit Ausnahme der schen Rokoko spiegelt bei Mühlbauer eine
Bibliotheken in Paris und London gibt es kei- reich mit Blumen marketierte Schreibkom-
ne vergleichbare Sammlung. mode mit vergoldeten Bronzebeschlägen der
Am originellsten kommt die Hand- Gebrüder Spindler, die um 1764 in Potsdam
schrift eines Bildhauers in seinen plastischen entstanden ist (185 000 Euro). Franke verweist
Entwürfen, den Bozzetti, zum Ausdruck. auf eine von Pierre Garnier signierte, allseitig

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MESSEN
reich geschwungene, zweischübige Pariser
Louis-XV-Kommode um 1760 »sans travers«
mit originaler Marmorplatte. Front und Sei-
ten sind mit feuervergoldeten Bronzen appli-
ziert, das spiegelbildliche Furnier mittig mit
raffiniertem Schachbrettmuster dekoriert
(117 000 Euro). Ralph Gierhards (Düsseldorf)
favorisiert das 18./19. Jahrhundert. Aktuell
hebt er einen klassizistischen Mahagoni-
schreibtisch von David Roentgen um 1780
mit vergoldeten Bronzebeschlägen hervor
(125 000 Euro). Bei seinen Gemälden fällt ein

Bilder: Galerie Utermann/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Galleria Walter Padovani; Francesca Antonacci & Damiano Lapiccirella; Georg Hornemann
Lyonel Feiningers »Rainbow« von 1940 war
1892 datierter »Palasteingang in eine tunesi-
lange im Besitz seiner Frau Julia (bei Uter-
sche Stadt« des Berliner Orientmalers Richard mann). Re.: Giovanni Barattas Terrakotta
Fuchs ins Auge (65 000 Euro). »Apollo und Marsyas« bietet Walter Padovani.
Das klassische Kunsthandwerk ist in Unten: Von Filippo Maria Giuntotardi stammt
seiner Vielfalt unterrepräsentiert. Die Aus- die Ansicht des Forum Romanum (Francesca
wahl beschränkt sich auf reine Sammlerstü- Antonacci & Damiano Lapiccirella)
cke. So zeigt die Kunstkammer Georg Laue
passend zum Ausstellungsort eine »Johann
Georg Kreitmeir München« signierte höfi-
sche Mohrenuhr in feuervergoldeter Bronze
mit Vierviertelschlagwerk um 1690. Kreit-
meir, ab Mai 1684 zuständig für die Hofarbei-
ten in der kurfürstlichen Residenz, versah
seine Uhr mit einem Affen, der sich zur vol-
len Stunde dreht, und einem Hund, der
springt (160 000 Euro). Bei Laues intarsierter
Prunkkassette kennt man die Provenienz ge-
nau: Wappen und Monogramm auf dem De-
ckel beziehen sich auf Catharina Elisabeth
von Schönborn (1677–1754). Gefertigt hat sie
der Hofschreiner Johann Georg Neßtfell, der
in den 1720er-Jahren maßgeblich an der Ein-
richtung des berühmten Spiegelkabinetts in
Schloss Wiesentheit beteiligt war.
Helga Matzke (Grünwald bei Mün-
chen) deckt die Tafel mit höfischem Prunk-
silber – Schwerpunkt Augsburg: Man muss
schon ins Bayerische Nationalmuseum ge-
hen, um ein Vergleichsstück zu ihrer Terrine
samt Tablett von Gottfried Bartermann zu
sehen. Einst im Besitz des Großherzogs von
Mecklenburg-Schwerin, ist sie nicht unter
100 000 Euro zu haben. Auch die zwei Saucie-
ren von Emanuel Abraham Drentwett sind Adresse für dekorative Schau-Fayencen avan- In München zeigt er Werke von Johann Georg
in der Blüte des Rokoko um 1755 entstanden, ciert. Wie antike Motive volksnah interpre- von Dillis, das Aquarell »Tänzelndes Pferd-
das damals als »Augsburger Stil« an die Höfe tiert wurden, veranschaulicht ein Küners- chen« von Franz Marc (280 000 Euro) oder ei-
Europas ging. Esch (Düsseldorf) handelt mit berger Fassreiter um 1750: Der nackte nen Scherenschnitt Philipp Otto Runges
Kunsthandwerk und Möbeln des 18. Jahr- Bacchusknabe wird durch einen Allgäuer (120 000 Euro). Zudem hat er Liebermann,
hunderts, doch ist er längst zur führenden Burschen auf einem Daubenfass ersetzt. Macke und Kirchner im Gepäck. Bei Dr. Ale-
Die Grenzen zwischen Gemälden, Aqua- xander Kunkel lächelt August Riedels um 1850
rellen und Zeichnungen sind bei vielen Kunst- in Kerzenlicht getauchte »Römerin aus Alba-
händlern fließend. Dr. Martin Moeller (Ham- no« (165 000 Euro) den Betrachter so einladend
burg) verbindet Ölstudien und Zeichnungen an, dass man versteht, was die deutschen Ma-
des 19. Jahrhunderts mit klassischer Moderne. ler Jahrhunderte über die Alpen lockte. Gänz-
lich anders erscheint hier die elegante Dame
Menagerie: Das Schmuckatelier Georg Hor- »Im Café« auf Ferdinand Dorschs impressio-
nemann zeigt moderne Kunstkammerobjekte nistischer Genreszene von 1919 (75 000 Euro).

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MESSEN
Längst hat sich die Fotografie als museums-
würdige Kunst etabliert. Wie intensiv
Schwarzweißaufnahmen in unserer bunten
Medienwelt wirken, zeigen etwa Horst P.
Horsts erotisch aufgeladener Rückenakt
»Mainbrocher Corset« (signierter Gelatine
Silver Print von 1965, 27 000 Euro), Otto Stei-
nerts fast magisch durchlichtete »Bäume vor
meinem Fenster II« von 1956 (65 000 Euro;
beide bei Johannes Faber) sowie die »Pingui-
ne« (37 000 Euro) aus der »Genesis« von
Sebastião Salgado, der nun zum Portfolio der
Galerie Hoffman (München) gehört.
Bestens vertreten ist die Klassische Mo-
derne. Bei Utermann hält sich August Mackes
»Orientalisches Liebespaar« von 1912 um-
schlungen (Kohle/Papier, 220 000 Euro); dort
ist auch Feiningers zartes Aquarell »Rain-
bow« von 1940 zu bewundern (58 000 Euro).
Berückend ist die meditative Ausstrahlung
von Jawlenskys »Schönheit (Rote)« betitel- Die »Frau mit erhobener Hand in Halbfigur«, »Fingermalerei« Arnulf Rainers von 1975 (Öl/

Bilder: Thole Rotermund Kunsthandel; Galerie Stephen Hoffmann


tem Heilandsgesicht, das Galka Scheyer als von Karl Schmidt-Rottluff, um 1910, auf Karton, 115 000 Euro) und Franz Wests Papier-
Begründerin der »Blauen Vier« 1921 in ihre Karton fixiert, wird vom Kunsthandel Thole machéarbeit von 1994/96 (190 000 Euro). Flo-
namhafte Ausstellung zu Jawlensky auf- Rotermund angeboten. Unten: Die Galerie rian Sundheimer zeigt hinreißende »Winter-
nahm (für 1,15 Mio. Euro bei Schwarzer). Karl Stephen Hoffman hat ihren Schwerpunkt auf liche Masken« in Paul Klees typischer
Hofers traumhaftes »Stillleben mit Laute« Fotografie und zeigt unter anderem »De- Kleisterfarbenmanier (320 000 Euro). Zu den
ception Island« (2005) von Sebastião Salgado
um 1929/30 (290 000 Euro), Gabriele Münters Arbeiten auf Papier gesellt sich Joannis Avra-
»Bauernhaus bei Regen« von 1914 (Öl/Kar- midis’ Bronze »Mittlere Zweifigurengruppe«
ton) und Emil Noldes Aquarell »Sonnenblu- von 1964 (Exemplar 2/3). Mit zwei Werken des
men, Abend II« von 1935 konkurrieren bei der 1942 in Valencia geborenen Manolo Valdés,
Münchner Galerie Thomas. Von Vertes (Zü- dem Gemälde »Retrato sobre fondo azul«
rich) bringt Joan Mirós beschwingtes Ölbild von 2014 (410 000 Euro) und der Collage »Per-
»Sur la verte prairie au lever du soleil« mit, fil sobre fondo naranja« von 2015 (160 000
das rückseitig signiert, auf 1968 datiert und Euro), bei Beck & Eggeling (Düsseldorf) sind
betitelt ist (850 000 Euro). Von Heinrich Cam- wir im Heute angekommen .
pendonk zeigt er das Hinterglasbild »Roter Wände werden mit Bildern geschmückt.
liegender Akt«, um 1922 (265 000 Euro). Frauen mit Juwelen. Auch dem wird auf der
»Frau mit erhobener Hand in Halbfigur Highlights hochkarätig Rechnung getragen.
(Nachdenkliche Frau)« heißt Karl Schmidt- 48 000 Euro kosten die mit Diamanten und
Rottluffs 1910/11 signierte Arbeit in Ölkreide Korallen besetzten Ohrclips »Rose de Noël«
und Bleistift auf Karton (850 000 Euro). »Zwei von van Cleefs & Arpels aus dem Jahr 1970,
rote Jünglingsakte auf Schwarz« in Gouache die Van Kranendonk Duffels nebst einer
mit Tuschfeder von 1912 aus Franz Marcs schlichten goldenen Halsspange mit Berg-
Skizzenbuch XXV kosten 48 000 Euro (beide kristall von Ilias Lalaounis (29 500 Euro) mit-
bei Thole Rotermund). Willi Baumeisters Öl- bringt. Als moderne Kunstkammerobjekte
gemälde »Horizontal-abstrakt III« von 1937 beschreibt das Atelier Georg Hornemann
(180 000 Euro) und Julius Bissiers zarte Eiöl- (Düsseldorf) seine Schmuckkreationen – sind
tempera »19.III.56« (48 000 Euro) bringen die die Frösche, Reptilien oder Insekten doch
Brüder Schlichtenmaier mit, ebenso wie Lovis von der Natur inspiriert, aber nicht kopiert.
Corinths vielfach ausgestelltes »Zinnien«- Man darf gespannt sein, wie es mit den
Stillleben von 1924 (520 000 Euro). Highlights weitergeht, nachdem ihr Organi-
Nach München entsendet die Wiener sator Konrad O. Bernheimer München zum
Galerie Wienerroither & Kohlbacher Conrad Jahresende den Rücken kehrt. Vielleicht be-
Felixmüllers »Winterlandschaft Klotzsche deutet die Kooperation mit Florenz in Zu-
(Kalter Winterabend)« von 1922 (Öl/Lein- kunft einen zweijährigen Messerhythmus im
wand, 490 000 Euro) sowie Alfred Kubins Fe- Wechsel. ×
derzeichnung »Arche Noah: Die Landung«
von 1911 für die Sansara-Mappe (75 000 Euro). Residenz München, Residenzstraße 1, 28. Okto-
Der Wiener Kollege Ruberl kommt mit einer ber bis 1. November, munichhighlights.com

102
AUGUST MACKE „Orientalisches Liebespaar“, 1912, Kohlezeichnung, 28,6 × 26,7 cm, Rückseitig: Nachlass-Stempel

28. Oktober bis 1. November 2015


Vernissage 27. Oktober 2015
Stand A 4

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AG E N DA

AUSSTELLUNGEN
Groß war der Andrang nicht, als der junge
Jean Paul Gaultier 1976 seine erste Prêt-à-por-
ter-Schau im Pariser Planetarium zeigte. Pa-
rallel zu seinem Defilee lud die Designerin
Emmanuelle Khanh, die damalige Königin
der Modeszene, in den Louvre, und alle Re-
dakteurinnen, die etwas auf sich hielten, wa-
ren ihr gefolgt. Gaultier stand am Anfang sei-
ner Karriere, hatte weder Geld noch ein
eigenes Atelier. Die Kleider, die seine Manne-
quins tragen sollten, setzten sich aus Stoffen
zusammen, die es billig im Kaufhaus Sama-
ritaine zu kaufen gab: Röcke aus Tapetenrolle,
Blusen, in die Tischsets aus Bast eingearbeitet
waren, und Kleider aus Toile-de-Jouy-Bezü-
gen, mit denen man eigentlich Sessel be-
spannte. Der Laufsteg war ausgeleuchtet,
und die Musik lief bereits, als Gaultier auffiel,
dass seine Models weder wussten, welche
Kleider sie vorführen sollten, noch wann ihr
Einsatz war. »Eine Katastrophe«, erinnert er
sich, aufgeben wollte er aber nicht. Kurze

Bild: Xevi Muntané


Zeit später nahm die New Yorker Boutique
Dianne B. seine Kleider ins Sortiment, und
Cindy Sherman fotografierte die Kreationen
für Andy Warhols Interview Magazine.
In der Kunsthalle München wird nun
auf sein Werk zurückgeblickt. Auf die über
140 Kreationen, mit denen er sich von den
Siebzigerjahren bis heute in die Modege-
schichte eingeschrieben hat. Retrospektiv ist
die Ausstellung »From the Sidewalk to the
Catwalk«, die seit 2011 durch die Museen
wandert, trotzdem nicht. Gaultier will
schließlich nicht seinen eigenen Nachruf in
Auftrag geben, wie er sagt – vielmehr bringt
die Präsentation Modelle mit Fotografien
und Filmkostümen zusammen. Markenzei-
chen wie das Korsett und der Rock für den
Mann fügen sich in die Stilmischung aus

Vom Teddybären Trash und Humor ein. Die Basis für sein
Modeepos leiht sich Gaultier bei Homers
»Odyssee« (Models als hochgewachsene Sire-

zum Fetisch nen, er selbst als Matrose im gestreiften


T-Shirt) und der Londoner Punkbewegung.
In der britischen Gegenkultur um Vivienne
Westwood findet er sein zweites Zuhause.
Mode als Kunstform: Die Hypo-Kunsthalle Für die Lust am Experimentieren und
zeigt das Werk von Jean Paul Gaultier das Selbstbewusstsein dazu hatte Gaultier
ein Vorbild: seine Großmutter, deren Garde-
robe er bewunderte. An den Wochenenden
saß er wahlweise vor ihrem Kleiderschrank
VON
oder dem Fernseher, sah Filme wie Jacques
L AU R A S T OR F N E R
Beckers Modedrama »Falbalas« und Doku-
mentationen über Pariser Varietétheater. Für

104
sein erstes Mannequin, Teddybär Nana, kre-
ierte er hundert Kostüme. Darunter auch ein
Korsett aus Zeitungspapier – den Vorläufer
des inzwischen legendären Bustiers mit den
spitzen, trichterförmigen Körbchen, das Ma-
donna 1990 auf ihrer »Blond Ambition«-Tour
trug. Seine Modeskizzen schickte er systema-
tisch an berühmte Designer: Für Yves Saint
Laurent waren seine Farben zu gewagt, doch
Pierre Cardin bot ihm an seinem 18. Geburts-
tag eine Assistentenstelle an.
Gaultier brach mindestens genauso vie-
le Tabus, wie neue Kollektionen von ihm auf
den Markt kamen. Er verkehrte Geschlech-
terrollen, feierte offen die Homosexualität,
tauschte Unter- und Oberwäsche und mach-
te Fetisch salonfähig: Auf dem Höhepunkt
der postfeministischen Theorie deutete er
das repressivste Kleidungsstück, das je im
Bilder: David LaChapelle, mit freundlicher Unterstützung von Fred Torres Collaborations; Emil Larsson

Kleiderschrank der Frau hing, zur Waffe um.


Seine Korsagen waren gemacht für Everyday-
Pin-up-Girls, die selbstironisch und selbstbe- »Hollywood Confidential«: David seumsshop einsetzt, hat das Potenzial, den
LaChapelle inszenierte Gaultiers
wusst ihren Platz in der Welt behaupteten. Blick auf die Mode zu verändern. Während
Frühjahrskollektion von 1989 für das
Die Medien gaben ihm schnell das Etikett Defilees hektisch und nach 15 Minuten zu
Magazin i-D. U.: Was für Coco Chanel
»Enfant terrible« – schon damals ein Missver- das kleine Schwarze, ist für Gaultier
Ende sind, hat man im Ausstellungsraum
ständnis, denn provozieren um der Provoka- das Korsett, dieses aus Lackleder alle Zeit der Welt. Die unmittelbare Reakti-
tion willen wäre ihm zu langweilig gewesen. trug Madonna 2012 auf ihrer Tournee. on auf einzelne Stücke (Top oder Flop? Könn-
Das Image des Vorzeigerebellen, das mittler- Li. Seite: Jünglinge in Streifen- te ich das tragen?) tritt in den Hintergrund.
weile zwar langsam verblasst, aber noch im- pullovern wie »Tony, Mode d’emploi« Dass Mode immer etwas über die Zeit aus-
mer Wirkung zeigt, lenkte stets von seiner sind sein Markenzeichen. sagt, in der sie entstanden ist, liegt auf der
Fortschrittlichkeit ab. Hand. Auf welche Art sie jedoch davon er-
Dass Mode heute regelmäßig ihren zählen kann, zeichnet ihren wahren Wert aus.
Platz im Museum findet, verwundert nie- In Gaultiers Werkschau sind Zeitbezug und
manden mehr. In den vergangenen Jahren Kontext in die Stoffe eingenäht: Die Räume
konnte man Lagerfelds Accessoires in der folgen den Themen seiner Kollektionen, die
Bonner Bundeskunsthalle und Martin Mar- sich mit Titeln wie »Les Existentialistes«
gielas Inkognitokreationen im Münchner (1982), »Hommage à Frida Kahlo« (1998) und
Haus der Kunst sehen. Alexander McQueens »Les Touristes japonaises au Louvre« (1999)
Ausstellung »Savage Beauty« gehört zu den philosophisch und künstlerisch geben. Ro-
erfolgreichsten in der Geschichte des Metro- land Barthes liefert mit seinem Metatext zur
politan Museum of Art. Die Frage, ob Mode »Sprache der Mode« Theoriegedanken, die
wirklich Kunst sein kann, klingt angesichts als Audiokommentar zu hören sind.
des alltäglichen anything goes so, als würde Bis heute schafft Gaultier mit jeder Kol-
man wissen wollen, ob es denn nun wirklich lektion eine Hommage an den Typ Frau, der
in Ordnung sei, Sneaker außerhalb des Fit- mit ihm erwachsen geworden ist: Madonna,
nessstudios zu tragen. Zugleich ist der die Anführerin der Matrosenbräute, sitzt bei
Wunsch nach Interdisziplinarität zum Mar- Gaultiers Schauen nach wie vor in der ersten
ketinginstrument geworden. Am Ende geht Reihe, Sängerinnen wie Beth Ditto und
es um Zielgruppenerweiterung und Image- Kylie Minogue sind ihre Nachbarinnen. Mit
pflege: Designer profitieren, wenn sie ihre Conchita Wurst hat Gaultier eine neue Muse
Showrooms mit Ausstellungssälen tauschen, gefunden. Im vergangenen Jahr verkündete
vor allem, wenn sie die Möglichkeit bekom- der Designer, keine Prêt-à-porter-Linie mehr
men, an ihrem eigenen Mythos zu basteln. herauszubringen. Zu schnell seien die Pro-
So bewegen sich die Ausstellungen der letz- duktionsrhythmen geworden, zu knapp die
ten Jahre auf dem schmalen Grad zwischen Zeit für die Entwürfe. In der Haute Couture
bloßem Personenkult, der ohne Einordnung sieht Gaultier seine Zukunft. »Es ist ein neu-
bleibt, und Konzepten, die Wechselwirkun- er Anfang«, sagt er. Aufhören kommt für ihn
gen zwischen Design und Gesellschaft wirk- noch immer nicht infrage. ×
lich vermitteln können.
Das Museum als letzter öffentlicher »Jean Paul Gaultier / From the Sidewalk to the
Raum, in dem Entschleunigung ohne Zwang Catwalk«, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung,
funktioniert und Konsum frühestens im Mu- bis 14. Februar

105
AUSSTELLUNGEN
mit Ritzdekor verziert und dünnwandig (da-
her der Name Bucchero sottile). Anfangs vor
Das rätselhafteste allem in Cerveteri hergestellt, wurden die
Gefäße im 6. Jahrhundert dickwandiger
Volk der Antike (Bucchero pesante) und tragen oft applizier-
Am Königsplatz geht man auf ten Reliefdekor.
Zeitreise zu den Etruskern Mit dem Weinanbau wurden neue
Trink-, Schank- und Vorratsgefäße kreiert.
Imposante Dreifüße dienten zum Mischen
Ein faltiges, bärtiges Gesicht mit aufgerisse- von Wein und Wasser. Zu den bedeutend-
nen Augen unter dichten schwarzen Brauen, sten Bronzebeispielen gehören jene drei re-
tätowiert und gepierct, mit Ringen in Ha- liefverzierten Dreifüße, die um 540/30 bei Pe-
kennase und Ohren: Wie ein wilder Punk er- rugia entstanden sind. 1905 von dem
scheint der Todesdämon Charun auf einem amerikanischen Philantropen James Loeb in
Kopfgefäß um 400 vor Christus. Es ist eines Rom erworben, kamen sie ein Jahr später mit
der beeindruckendsten der rund 600 Expo- dessen Übersiedlung nach München. Wie
nate. Wohl von einem griechischen Töpfer in man sich die Trinkgelage selbst vorzustellen
einer etrurischen Werkstatt gefertigt, ist, wie hat, schildern die rekonstruierten Wandma-
häufig, nicht geklärt, wie es genutzt wurde. lereien der Tomba del Triclinio in Tarquinia.

Bilder: Renate Kühling/Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München (2)


War das verspielte Einzelstück eine Grabbei- Die umfassende Hellenisierung der
gabe? Diente es dem Tafelluxus? Mit ihm etruskischen Kunst während der letzten drei
sind wir mitten in der etruskischen Hoch- Jahrhunderte ist an den figürlichen Reliefsze-
kultur und im Zentrum der Münchner Aus- nen der typischen Aschenkisten aus Stein
stellung. Sie wirft viele Fragen auf, denn die und Ton zu verfolgen, die in Perugia, Volter-
Etrusker sind ein mysteriöses Volk mit nicht ra oder Chiusi hergestellt worden sind. Auf
zuordenbarer Sprache. den polsterförmigen Deckeln ruhen, meist
Ursprung und Anfänge sind nebulös, auf einen Arm gestützt, die Verstorbenen.
viele ihrer künstlerischen Erzeugnisse Misch- Das Gefäß mit dem Todesdämon Charun Verzierte zylindrische Kosmetikkoffer aus
formen griechischer, phönizischer und rö- könnte als Grabbeigabe gedient haben. Bronze, sogenannte Cisten mit figürlicher
mischer Einflüsse. Etrurien war kein fest um- Unten: Die Nachbildung der berühmten Deckelbekrönung, dienten als Grabbeigaben
rissener Staat, sondern eine Ansammlung Bronzechimäre von Arezzo empfängt die Be- für das schöne Geschlecht. Zu Lebzeiten ha-
eigenständiger Städte mit Territorien. Das sucher am Eingang der Antikensammlung ben sich die Etruskerinnen wie zuvor schon
von der Natur begünstigte Kernland er- die Griechinnen bronzener Handspiegel be-
streckte sich vom Arno bis zum Tiber, süd- dient, die bevorzugt mit Liebesthemen gra-
lich der Poebene durch die Toskana, Latium viert waren. GLORIA EHRET
und Teile Kampaniens.
Dank des großen Eigenbestandes und »Die Etrusker – von Villanova bis Rom«,
Leihgaben aus Erlangen, Karlsruhe, Mann- Staatliche Antikensammlungen, bis 17. Juli 2016
heim oder Würzburg, bieten die Staatlichen
Antikensammlungen einen Überblick von
den Anfängen der nach einer Ortschaft nahe
Bologna benannten Villanova-Kultur des
9./8. Jahrhunderts vor Christus bis in die au-
gusteische Zeit. Um 90 v. Chr. erhielten alle
freien Bewohner Etruriens das römische Bür-
gerrecht – damit war ihre Verschmelzung
mit der römischen Kultur besiegelt.
»Keramik ist in der Antike ein hochmo-
biles Gut«, heißt es im hervorragenden, 385
Seiten starken Katalog (Nünnerich-Asmus
Verlag). Um 600 v. Chr. stehen die etruski-
schen Stadtstaaten auf dem Gipfel ihrer
Macht. Als »nationale Töpferware der Etrus-
ker« gilt die Buccherokeramik. Innen und
außen dunkelgrau bis schwarz, hat sie sich
im 7. Jahrhundert aus dem ungereinigten,
per Hand geformten, niedrig gebrannten Im-
pasto der Frühzeit entwickelt. Metallvorbil-
der imitierend, ist sie sehr scharfkantig, oft

106
Abstraktion Aubertin
Berke
Informel Cavael
Cimiotti
ZERO Götz
Holweck
Mack
Nay
Piene
Schultze
Schumacher
Sonderborg
Stöhrer
Thieler
Uecker
Werner
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AUSSTELLUNGEN

Zum Stand der


Dinge Liebesromane mit Happy-End sammelt. Ent-
Das Stadtmuseum porträtiert sprechen die Bücher den Erwartungen, wan-
Sammler und ihre Lieblinge dern sie ins Bücherregal und bleiben griffbe-
reit. Das Leben mit den Objekten wird auch
in der Ausstellungsarchitektur nachempfun-
Der Schriftsteller Thomas Bernhard sammel- den: Die Sammlungen sind nicht nur thema-
te Schuhe, über 100 Paar soll er besessen ha- tisch arrangiert, sondern oft als Interieurs an-

Bilder: Benita von Bemberg, München/Münchner Stadtmuseum (2); Maximilian Geuter/Hanne Darboven Stiftung, Hamburg/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
ben. Das Gefühl, jeden Tag mit einem ande- gelegt. Neben einer Wand, die über und über
ren Schuh das Haus zu verlassen, empfand er mit geschnitzten Vögeln bedeckt ist, wie man
als beruhigend. Eine Leidenschaft, die ihn sie früher in Kinderzimmern fand, wurde die
mit der Sängerin Mariah Carey verbindet, die rekonstruierte Wohnung eines Sammlers mit
eine eigene Wohnung für ihre High Heels an- Vorliebe für Design aus der Zeit des Wirt-
gemietet hat. Gregor Wilhelm geht da geziel- schaftswunders aufgebaut.
ter, aber nicht weniger begeistert vor. Er kon- Die Präsentation lässt sich als eigenstän-
zentriert sich auf Sportschuhe der Marke dige Sammlung lesen: als Sammelsurium ver-
Adidas. Um das richtige Paar zu finden, be- schiedener Stile und Motivationen. Vorge-
sucht er regelmäßig Flohmärkte und Auktio- stellt werden Nostalgiker, die ein Stück
nen. Im Münchner Stadtmuseum ist nun ein Vergangenheit konservieren wollen, und An-
Teil seiner Sammlung zu sehen: Mal leuchten leger, die an Wertsteigerung interessiert sind.
die drei Streifen in hellem blau, mal schwarz Walter Benjamin, selbst Sammler von Bü-
auf weißem Leder, limitierte Editionen ent- chern, schrieb einmal, dass jede Leidenschaft
deckt man ebenso wie Klassiker. an Chaos grenzt, die sammlerische jedoch
Kann eine solche Kollektion je vollstän- die Erinnerung berührt. So unterschiedlich
dig sein? So eindeutig wie bei einem Panini- die Kollektionen und Besitzer, so ähnlich ist
Album, das mit der letzten zugeklebten Lü- letztlich ihr Antrieb. Verbunden werden sie
cke zur Seite gelegt wird, verhält es sich mit durch die Freude am Entdecken von Dingen,
den privaten und musealen Kollektionen, die die nicht nur zueinander passen, sondern
in der Ausstellung gezeigt werden, nicht im- auch zu ihnen selbst. LAURA STORFNER
mer. In den Leerstellen offenbart sich oftmals
erst die wahre Sammellust. Ein Gedanke, der Der eine will wie in den Fifties wohnen, der »Das habe nur ich! Über Sammellust und Liebha-
wohl auch Frau K. antreibt, die ausschließlich andere schart Holzvögel um sich bereien«, Münchner Stadtmuseum, bis 10. Januar

angesichts bröckelnder Sicherheiten über- sich Flohmarktfunde oder Bronzen von Ade-
kommt. Die Doppelschau in Bonn und Mün- nauer. Die private Wunderkammer fasziniert
Die Schreibwütige chen kommt deshalb gerade rechtzeitig. In durch ihre enzyklopädische Maßlosigkeit.
der Bonner Bundeskunsthalle dominieren Die Münchner punkten auch mit der Rekon-
Hanne Darbovens Obsession
politische Arbeiten. Das Haus der Kunst struktion des begehbaren »Musikzimmers«.
im Haus der Kunst nennt seine Hommage »Aufklärung« und Darboven ließ darin ihre Sammlung von In-
legt den Fokus auf Darbovens Wissenshun- strumenten auf Jagdtrophäen des Vaters tref-
Täglich verbrachte Hanne Darboven exakt ger. Zu Zeichnungen und Büchern gesellen fen. Ursprünglich sollte es als Salon der in
sieben Stunden am Schreibtisch. Die 2009 Hamburg niedergelassenen Familie dienen,
verstorbene Konzeptkünstlerin liebte das Ri- die mit dem Handel von Kaffee zu Reichtum
tual. Sie erfand nicht nur ein eigenes Schreib- gekommen war. Ein Spielplatz des Ablegens
system. Mit den komplexen Zeichenabfolgen und Erfassens inmitten eines Lebens, das aus
hielt sie die Geschichte des Kalten Krieges manischer Weltanalyse bestand. In einem In-
fest oder das Wirken von Bismarck. Ihr Mar- terview von 1991 fasste Darboven ihre Strate-
kenzeichen aber waren Zahlenkolonnen. gie zusammen: »Ich mache weder eine Plastik,
Spuren der vergehenden Zeit auf Tausenden ich mache weder Malerei, doch ich schreibe
von Seiten, die sie mit Fotos, Lexikon-Einträ- Räume voll. Also Wohnzimmerbilder von
gen oder Postkarten kombinierte, um dem mir gibt es nicht.« ALEXANDRA WACH
Chaos der Außenwelt Herrin zu werden. Olymp der Powerfrauen: »Quartett ›88‹«
Die Sehnsucht nach Ordnung ist ein (1988) ist Rosa Luxemburg, Gertrude Stein, »Hanne Darboven. Aufklärung« Haus der Kunst,
Gefühl, das manch einen auch heute wieder Marie Curie und Virginia Woolf gewidmet bis 14. Februar

108

  
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Do 10–20 Uhr 30.10. bis 14.2.
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stellung zum Barock und zum JÜDISCHES MUSEUM 
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bestickte Kleidung des späten Vinyl«,
18. Jahrhunderts«, bis 22.11.;
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Prinzregentenstr. 3, Gemälde«,
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bis 28.11. the Sidewalk to the Catwalk«,
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gischen Altenburg lockt die Alte Pinakothek in ihre kleine, aber eres-stiftung.de »Joaquín Sorolla«,
erlesene Kabinettausstellung zur Malerei auf Goldgrund. Um Sa 11–17 Uhr 4.3. bis 3.7.2016;
den wundervollen Christus-Zyklus von Giotto, der sich bereits Theatinerstr. 8,
seit dem 19. Jahrhundert in München befindet, sammeln sich ESPACE LOUIS VUITTON kunsthalle-muc.de
»Predestined Colour Waves. täglich 10–20 Uhr
die illustren Gäste, die dem Florentiner Meister der Proto-Re-
Sheila Hicks«,
naissance nachfolgten. Puccio di Simones »Mariae Krönung
bis 23.1. KUNSTVEREIN MÜNCHEN
mit Engeln und Heiligen« (ca. 1340/45, o.) zitiert mit den durch Maximilianstr. 2a, »William Oorebeek: Vertikal Klub«,
die Thronseiten blickenden Figuren explizit eine Bilderfindung Mo–Fr 12–19 Uhr, bis 10.1.;
Giottos. Auch die anderen zwei Tafeln von Bernardo Daddi und Sa 10–18 Uhr
vom Meister von San Lucchese laden zum Stilvergleich ein.
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Wegen einer Sanierung sind Teile Lerchenfeldstr. 2, Königsplatz 3, www.antike-
der Alten Pinakothek geschlossen. www.archaeologie-bayern.de am-koenigsplatz.mwn.de/glyptothek
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temporärer Neuhängung unter Do 10–20 Uhr
dem Titel »Neue Nachbarschaften ARCHIV GEIGER
II« zu sehen. Muttenthalerstr. 26, HAUS DER KUNST 
»Auf Goldenem Grund: Leihgaben archiv-geiger.de »Hanne Darboven«,
aus dem Lindenau-Museum«, bis 14.02.;
bis 30.6.2016 ARCHITEKTURMUSEUM »Die kalte Libido – Videokunst aus
Barer Str. 27, DER TU IN DER PINAKOTHEK der Sammlung Goetz«,
pinakothek.de/alte-pinakothek, DER MODERNE bis 28.2.;
Di 10–20 Uhr, »Paul Schneider-Esleben. »Zufallsmuster – Sammlerei aus
Mi–So 10–18 Uhr Architekt«, der Sammlung Goetz«,
bis 18. 10.; bis 17.1.;
ARCHÄOLOGISCHE »Sí o No – Architecture of Urban »Interventionen in die Architektur: Die Ausstellung »Geh und spiel mit dem
STAATSSAMMLUNG Think-Tank«, Archiv Galerie 2015/16«, Riesen!« in der Villa Stuck widmet sich
Dauerausstellung »Bayern in 19.11.–21.2. bis 24.1.; dem Thema Kindheit in der Kunst

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CHRISTIANE RÜCKER CHRISTINE SCHILD
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0.11. – 21.11.2015 Kriminalstück von John Wainwright

Das Verhör
mit KARLHEINZ LEMKEN RUDI KNAUSS
JULIA DAHMEN GIOVANNI ARVANEH

Einzeltermine Die Kult-Komödie von Wilfried Schröder


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lust und Liebhabereien«, gleich dem Verfall preisgegeben werden. Den Vernichtungsfeld-
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zug der Deutschen gegen die Juden im Zweiten Weltkrieg und
»Forum 037: Marc Beckmann – »Rodney Graham«,
Die Jahrestage«, 28.11. bis 23.04.
die ablehnende Haltung der Sowjetregierungen gegenüber je-
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Auktionshäuser. Und nirgends ist die Museumsdichte so hoch wie
hier. Die ganze Stadt, eine Schatzkammer: hier der Überblick von A bis Z

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1 Pinakothek der Moderne 3 Bayerische Staatsoper 5 Sendlinger Tor Kunsthändler & Galerien
2 Bayerische Staatsbibliothek 4 Frauenkirche Auktionshäuser

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KUNSTHANDEL
Erst sammeln, dann
handeln
Sein Herz schlägt für deutsche
Kunst: Hans Maulberger

Zero ist gegenwärtig alles andere als eine


Null. Nicht nur die drei »Gründerväter«
Mack, Piene, Uecker erzielen erstaunliche
Preise. Auch alle, die zu ihrem Umfeld ge-
rechnet werden, können sich über mangeln-
des Sammler- wie Museumsinteresse nicht
beklagen. In den Achtziger- und Neunziger-
jahren war das anders. Da musste Hans
Maulberger, um seiner Begeisterung für die
abstrakt-gestische Nachkriegsmoderne wie
für die Licht- und Flammenkunst huldigen
zu können, auch gut Verkäufliches im Reper-
toire haben. Als er 1984 seine Galerie in
Landshut gründete, waren Maler mit baju-

Bilder: George Ksandr/VG Bild-Kunst, Bonn 2015 (2)


warischem Akzent wie Julius Seyler oder Das Potenzial von Zero erkannte er früher sich nicht in sein Programm einfügen, be-
Heinrich von Zügel, aber auch die Expressio- als viele andere: In seiner aktuellen Aus- nutzt er auch schon mal die Auktionshäuser
nisten sein täglich Brot. Nachdem er 1995 stellung »Made in Germany« zeigt Hans zum Weiterverkauf.
nach München in die Brienner Straße gezo- Maulberger (u.) Otto Pienes 1967 entstan- Rund zwanzig Jahre ist es her, dass er
gen war, änderte sich dies langsam. Das ver- dene Gouache auf Karton (»Ohne Titel«) die Grenze von 100 000 Mark überschritt. Für
rät der Blick auf die Kataloge, die immer ei- Feininger oder Jawlensky konnte er dann
nen wesentlichen Teil seiner Galeriearbeit bald um die 400 000 Euro in Rechnung stel-
bildeten. Neben Seyler, Max Ackermann, len. Und inzwischen rangiert ein Uecker mit
Karl Schmidt-Rottluff oder »Die Brücke« tra- 2,2 Millionen an der Spitze. Zwar gibt es in
ten nun »Zen 49 und Gäste«, »Aspekte der der Galerie auch einen Ständer mit günsti-
Abstraktion« und »Informelle Tendenzen«. gen grafischen Arbeiten. Aber das sei eigent-
Was Maulberger anbietet – man mag lich eine Art »Beifang« bei Erwerbungen.
das Ehrgeiz oder Prinzip nennen – gehört Wichtig ist ihm – bei Verkauf wie Kauf – die
ihm. Kommissionsware ist seine Sache nicht. private Sphäre. Selbst mit Messebeteiligun-
Denn die privaten Vorlieben und die Not- gen ist er zurückhaltend. Da beschränkt er
wendigkeiten des Geschäfts mag er nicht sich auf die beiden Kölner Messen und die
trennen. Er kauft und verkauft nur, was ihn Art Karlsruhe. Die Tefaf habe er nie im Visier
anspricht, Bilder mit denen er leben kann gehabt, weil sie kein ideales Podium für die
und will. Trotzdem gibt es keine Heiligtü- deutsche Kunst sei, die ihm am Herzen liege.
mer, die einmal ins Haus gekommen, es Stattdessen versucht er es seit diesem Jahr mit
nicht wieder verlassen dürften. Wechsel und einer zweiten Galerie in Westerland auf Sylt.
Wandel sind die Kräfte, die alles im Gang hal- Aber das ändere nichts an seiner Grundein-
ten. Einzig wenn die Situation einträte, be- stellung, die eine Zeitung mit der Formel
kennt er, dass sich der Erlös für nichts Gleich- »Sammler mit Händlerseele« umschrieb.
wertiges oder Besseres einsetzen ließe, gäbe Was das Geschäft einbringe, werde für
es einiges, was er festhielte. Noch aber dür- Kunstkäufe genutzt. Dass unter den dreißig
fen Auktionen gelegentlich mit ihm als Kun- Künstlern der Ausstellung »Made in Germa-
den rechnen. So kamen etwa »Mo« von Bau- ny« (bis 30. Oktober) lediglich vier Lebende
meister durch Lempertz und »Die Jagdbeute« sind – Götz, Kreutz, Mack und Uecker –,
von Ernst Wilhelm Nay über Bassenge in sei- hänge mit seiner Skepsis gegenüber dem
nen Besitz. Aber mehr als ein Viertel der Zu- Zeitgeist zusammen. Denn erst mit dem Ab-
gänge sei das nicht. Alles andere stamme von stand von fünfzig Jahren könne man beur-
Privaten. Das könnten durchaus komplette teilen, was den Tag überdauern werde. Das
Sammlungen sein. Oder vollständige Nach- glaube, hoffe, wisse er von den Bildern seiner
lässe wie die von Heinrich Wildemann, Sammlung, die zugleich sein Galeriebestand
Herbert Zangs oder Conrad Westpfahl. Und sind. Die Entwicklung der Zero-Kunst hat
wenn in diesen Konvoluten Werke sind, die ihm recht gegeben. PETER DITTMAR

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Seitenflügel eines Kreuzigungsgruppe, Seitenflügel eines


Schnitzretabels, Süddeutschland/ Schnitzretabels,
Oberlausitz/Böhmen, alpenländisch, Oberlausitz/Böhmen,
um 1520 um 1750 um 1520

AUKTION 131
Die Skulpturen der
Sammlung Horn
Sa, 24. Oktober 2015
Besichtigung:

FR, 23.10.2015
DO, 15.10. bis

 
      

         


 
 
 

       
    
      
Heiliger Martin und   
     
   

Bettler, 17. Jh., Tirol
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1972 gegründet, spezialisierte sich kunstsalon-franke.de
die Kunsthandlung bald auf
europäische Malerei und Skulptu- 13 GALERIE GRONERT
ren bis zur klassischen Moderne. Im Sortiment finden sich Land-
Galeriestr. 2b, 089 225920, schaften, Interieurs und Gemälde
arnoldi-livie.de der Münchner Schule, vor allem die
Aquarelle von Edward Cucuel.
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seit 1990 zeitgenössische Kunst und
Malerei der letzten Jahrhunderte an. 14 BARBARA GROSS GALERIE
Franz-Joseph-Str. 10, 089 22801749 Die Galeristin trug dazu bei, Kunst
galerie-bayer.de von Frauen im Bewusstsein
der Öffentlichkeit zu verankern.
2 KATRIN BELLINGER Theresienstr. 56, Hof 1,
Sie ist ein Global Player im Markt 089 296272, barbaragross.de
für Altmeister-Zeichnungen. 2002

Bilder: Estate Norbert Tadeusz/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Christina Haubs


eröffnete Bellinger neben ihrer HEINZ GRUNDNER
Galerie in den Räumen Bernhei- Schattenspiel bei Bernheimer: Norbert Tadeusz’ »Atelier, Grauer Streifen (quer)« Sein »Clocks & Antiques« in
mers auch eine Dependance bei Nymphenburg offeriert antike
Colnaghi in London. Uhren und Barometer sowie
Brienner Str. 7, 089 983465, BRENSKE GALLERY im Programm. Sein Spezialgebiet englische Antiquitäten.
bellinger-art.com Egal welche Ikone man sucht, sind Gemälde des 17. bis 20. Jahr- Habermannstr. 12, 089 176368,
russisch oder griechisch, hier hunderts, aber auch frühes vikto- antike-uhren-grundner.de
3 KONRAD O. BERNHEIMER werden Sammler fündig. rianisches Silber und Kleinmöbel.
Der auf alte Meister spezialisierte Fürstenrieder Str. 279a, Bernabeistr. 7, 089 17879534, 15 JUWELEN HAHN
Händler ist dabei, seine Zelte in 089 74120270, brenskegallery.com kunsthandel-nikolaus-fink.de Herbert Ph. Hahn führt das Münche-
München abzubrechen. Bis Ende ner Traditionshaus bereits in der vier-
November sind dort aber noch 7 BRIGANTINE 1900 11 GALERIE FRANÇAISE ten Generation. Im Sortiment
Gemälde von Norbert Tadeusz zu Monika Fahrenson bietet Kunst der Mit dem Sohn von Serge Poliakoff findet man hochwertige Juwelen aus
sehen. Jahrhundertwende, darunter viel hat Gérard Schneider die Werkver- Privatsammlungen und Nachlässen.
Brienner Str. 7, 089 226672, Art déco und Jugendstil. zeichnisse des russischen Malers Salvatorplatz 2, 089 24203450,
bernheimer.com Türkenstr. 40, 089 284816 herausgegeben, 2012 den vierten hahn-schmuck.de
Band. Im Angebot sind Werke von
4 HARRY BEYER 8 DAXER & MARSCHALL Poliakoff, Miró und Picasso. 16 GEORG L. HARTL
NACHF. BIRGIT GERICKE Johannes Daxer und Marcus Kardinal-Döpfner-Str. 4, Hartl ist nicht nur Experte für
Birgit Gericke hat das Antiquitäten- Marschall gründeten ihr Geschäft 089 283600, galerie-francaise.de asiatische Hochkulturen, sondern
geschäft des 2012 verstorbenen 1986 und machten sich schnell auch öffentlich bestellter Sachver-
Harry Beyer übernommen und einen Namen für Kunst des 12 KUNSTSALON ständiger für das Sammelgebiet.
offeriert nun ein wahres Sammel- 18. und 19. Jahrhunderts. FRANKE-SCHENK Ludwigstr. 11, 089 283854,
surium an Kostbarkeiten – von Barer Str. 44, 089 280640, Rolf Schenk und Catherine asiatica-hartl.de
Porzellan bis hin zu Gemälden. daxermarschall.com Franke-Schenk können bereits auf
Salvatorstr. 8, 089 293664 mehr als 100 Jahre Galeriegeschichte 17 CHRISTINA HAUBS
9 GALERIE F 5,6 Die Kunsthändlerin arrangiert
5 GALERIE ANDREAS BINDER Neben Altmeister-Fotografien zeigt atmosphärische Crossover-Welten
Angeboten wird zeitgenössische Nicole Stanner neue künstlerische aus antiken Möbeln, Ledertapeten,
Kunst von Fotografen wie Dieter Positionen wie Nigin Beck. federleichten Skulpturen und
Rehm und Stefan Hunstein. Ludwigstr. 7, 089 28675167, Designklassikern der Sixties.
Knöbelstr. 27, 089 21939250, f56.net Tattenbachstr. 14, 089 76702289,
galerieandreasbinder.de christina-haubs.de
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ERNST FÄRBER
6 GALERIE DANIEL BLAU Inhaber Rudolf Biehler hat nicht 18 HÄUSLER CONTEMPORARY
Der Sohn des Malers Georg Baselitz nur Antikschmuck, sondern bietet 1989 eröffneten Christa und Wolf-
kam über die eigene Sammelleiden- als einer der wenigen deutschen gang Häusler in München, vor acht
schaft zum Handel. Seine Galerie Händler auch Naturperlen. Jahren dann eine Zürcher Depen-
für zeitgenössische Malerei in Promenadeplatz 13, 089 229312 dance. An beiden Orten und im
München erweiterte Daniel Blau e-faerber.de Schauraum in Lustenau zeigen sie
1997 um Fotografie und bietet auch Zeitgenössisches mit Fokus auf kon-
seltene historische Aufnahmen an. NIKOLAUS FINK zeptueller Malerei und Skulptur.
Maximilianstr. 26, 089 297342, Der junge Händler hat immer Von der Antike bis zur Gegenwart: Maximilianstr. 35, 089 2109803,
danielblau.de wieder sensationelle Entdeckungen Christina Haubs baut Wohnwelten haeusler-contemporary.com

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Ob Kommoden, Sessel oder Tische: den Fotografen oder deren für Kunden auch auf die Suche
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zeit zu haben. Prannerstr. 5, 089 25540844, Trogerstr. 23, 089 47084805,
Dreimühlenstr. 16, 089 764669, galeriehoffman.com kunsthandel-krausz.de
biedermeier-muenchen.de
23 GALERIE FRED JAHN KUNSTKAMMER GEORG LAUE
19 GALERIE HEGEMANN Eine Institution: Fred Jahn ist ein Die exotischen Wunderkammer-
Von der klassischen Moderne bis Galerist der ersten Stunde. Die objekte machen den Galeriebesuch
zur zeitgenössischen Kunst: Der deutsche Kunst der 1960er-Jahre, ist bei Laue zu einem echten Erlebnis.
Schwerpunkt des Programms liegt sein Metier. Er handelt mit Werken Schellingstr. 56, 089 27818555,
in der Figuration und Abstraktion von Künstlern wie Georg Baselitz, kunstkammer.com
von Malerei und Bildhauerei. Markus Lüpertz und Gerhard
Hackenstr. 5, 089 76753546, Richter. 27 GALERIE LEIDEL
galerie-hegemann.de Maximilianstr. 10, 089 220714, Werke der klassischen Moderne
fredjahn.com sowie Zeitgenössisches machen die
20 FRANÇOISE HEITSCH Galerie zum Anziehungspunkt –
Robert Longos »Tiger« bei Jeanne
Die Galeristin bevorzugt MATTHIAS JAHN genau wie die Brücke-Künstler.
Künstler mit undogmatischen Das Gespür für gute Kunst hat er Promenadenplatz 10, 089 298808,
Positionen und Interesse bestimmt vom Vater. Der Sohn von GALERIE KLÜSER galerie-leidel.de
an verschiedenen Medien. Fred Jahn, der selbst an der Spricht man von Bernd Klüser,
Amalienstr. 19, 089 481200, Akademie studierte, zeigt Arbeiten spricht man auch von Joseph Beuys, 28 LERCH TEPPICH EXKLUSIV
francoiseheitsch.de junger Künstlerkollegen. der früh im Programm war. Über 30 Die Teppiche kommen aus Persien,
Baaderstr. 56 b, 089 20207456, Jahre später steht die Galerie noch dem Kaukasus oder Usbekistan und

Bilder: Galerie Jeanne/VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Hawari


21 HEMMERLE JUWELIERE matthiasjahn.net immer für Zeitgenössisches auf sind wunderschöne Handarbeiten.
Das Traditionshaus, einst königli- höchstem Niveau. Seit mehr als 50 Jahren findet man
cher Hoflieferant, stellt den GALERIE JAPANKUNST Georgenstr. 15 & Galerie Bernd Klüser 2, bei Lerch textile Kunstwerke.
exquisitesten Schmuck der Stadt Seit 1982 ist Monika Schmidt die Türkenstr. 23, 089 3840810, Maximiliansplatz 18, 089 593767,
her. Firmenchef Stefan Hemmerle erste Anlaufstelle für japanische galerieklueser.com lerch-teppich.de
kombiniert verschiedenste Farbholzschnitte, Blockbücher und
Materialien mit klassischen Formen. Malereien. Auch wer nach 25 GALERIE SABINE KNUST 29 GALERIE LEU
Maximilianstr. 14, 089 2422600, Volkskunst und Möbeln aus Japan Ausgesuchte zeitgenössische In den 1990er-Jahren von Hamburg
hemmerle.com sucht, wird hier fündig. Positionen von Georg Baselitz nach München gekommen, ist die
Schellingstr. 33, 089 222315, über Per Kirkeby bis Katharina Galerie heute eine feste Adresse
GALERIE HENRICH monika-schmidt.com Sieverding. Eine wichtige Adresse für Werke großer Künstler des
Peter Henrich handelt mit Silber in der Münchner Szene. 20. Jahrhunderts.
vom 16. bis 19. Jahrhundert. 24 GALERIE JEANNE Ludwigstr. 7, 089 29160703, Am Kosttor 3, 089 29168745,
Fürstenrieder Str. 279a, 089 282306, Die Galerie für Grafik und sabineknust.com galerieleu.de
galeriehenrich.de Papierarbeiten der klassischen
Moderne, Pop-Art und Gegenwart 26 GALERIE KRONSBEIN 30 LINCKERSDORFF
22 GALERIE STEPHEN HOFFMAN wurde 1982 von Jeanne Neumann Hier widmet man sich Zero, Mo- In den Hofgartenarkaden präsen-
Hoffman, der seit 13 Jahren mit gegründet. 1997 übernahm Tochter derne und Pop-Art sowie Zeitgenos- tiert der Kunsthandel antike Uhren
klassischer Fotografie handelt, hat Jacqueline Hoffman die Leitung. sen, die das Erbe des Pop pflegen. und Schmuck.
sich auf die Meister des 20. Prannerstr. 5, 089 297570, Wurzerstr. 12, 089 23239768, Galeriestr. 2a,
Jahrhunderts spezialisiert. galeriejeanne.com galeriekronsbein.com linckersdorff-uhren.eshop.t-online.de

KUNKEL FINE ART 31 DAS GEMÄLDEHAUS


Alexander Kunkel hat sich 2012 HORST MAHLER
selbständig gemacht. In seinem Angeboten wird deutsche Malerei
Sortiment finden sich Werke des von Künstlern wie Max Liebermann.
19. und 20. Jahrhunderts. Briennerstr. 9 / Amiraplatz 1,
Prinzregentenstr. 71, 089 21869034 089 299595, gemaeldehaus.de
kunkelfineart.de
HELGA MATZKE
KOHLMANN KUNST Die Silberspezialistin, die im
Matthias und Thomas Kohlmann Übrigen auch auf der Tefaf ausstellt,
bieten in Gräfelfing seit über 25 gründete ihren Handel 1973 in
Jahren gemeinsam frühe Porzellane Würzburg. Seit mehr als 25 Jahren
mit Schwerpunkt Meissen an. befindet sich dieser nun in
Akilindastr. 2, 089 855841, Grünwald. Ihr Kunsthandel
kohlmann-kunst.de konzentriert sich auf Tafelsilber des
16. und 18. Jahrhunderts aus
KUNSTHANDEL RON KRAUSZ höfischen Provenienzen.
Die Kommode aus Kirschbaum wurde um 1820 in Von der Historienmalerei über die Wörnbrunnerstr. 11, 089 6417067,
Franken gefertigt und steht heute bei Hawari Gründerzeit zum Symbolismus und helga-matzke.de

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HÄNDLER!&!GALERIEN
32 GALERIE MAULBERGER exquisite Möbel des 18. Jahrhun-
Seine Begeisterung für die gegen- derts wie von Roentgen in ihrem
standslose Kunst führte dazu, dass er eleganten Geschäft.
den Handel auf Informel und Zero Brienner Str. 9, 089 299758, roebbig.de
fokussierte. Auf diesem Gebiet ist
Hans Maulberger heute ein 42 GERTRUD RUDIGIER
angesehener Kenner und Experte Die Kunsthändlerin, die schon
(siehe Porträt auf S. 116). lange auf der Tefaf ausstellt, ist
Brienner Str. 7, 089 22807171, weltweit bekannt für ihr Angebot
maulberger.de von Kunsthandwerksobjekten,
frühem Porzellan, Skulpturen und
33 CHRISTINE MAYER Gemälden des 19. Jahrhunderts –
Zeitgenössische Kunst von Markus alles mit interessanten Provenien-
Selg bis Dan Graham. zen. Hier geben sich Museums-
Liebigstr. 39, 089 24243832, kuratoren und Sammler die
galeriechristinemayer.de Klinke in die Hand.
Arcostr. 1, 089 595432
Tom Howse ist der jüngste Maler in Pols Programm: »Journeymen of the Boglands«
KUNSTHANDEL
SASCHA MEHRINGER 43BARBARA RUETZ –
Sein Herz schlägt für Skulpturen 36KUNSTHANDLUNG RODERICH erlesenen Auswahl an traumhaften GALERIE AN DER PINAKOTHEK
der Renaissance. Solche und spätere PACHMANN Manschettenknöpfen auf. DER MODERNE
Arbeiten finden sich im Angebot. Wer sich gerne mit Kunsthandwerk Bräuhausstr. 10, 089 2289476 Barbara Ruetz hat mit ihrer Galerie
Georgenstr. 24, 089 987431 und Volkskunst einrichtet, ist bei für zeitgenössische Kunst eine
Roderich Pachmann richtig. GALERIE DINA RENNINGER Plattform für unkonventionelle
34 MELETTA ANTIQUITÄTEN Barer Str. 60, 089 282491, Das Handwerkszeug lernte sie bei Positionen geschaffen. Sie zeigt
Hier sind auch mal außergewöhnli- pachmann-antik.de Barbara Gross, nun zeigt Dina Künstlerinnen wie Susanne Beurer
che Antiquitäten zu bekommen: Renninger in ihren eigenen und Gabriele Sankowski.
vom ausgestopften Krokodil bis zu GALERIE KARL PFEFFERLE Ausstellungsräumen junge Gabelsbergerstr. 7, 089 28807743,

Bilder: Tanja Pol; Galerie Leu


Mannequinpuppen mit Hundekopf. Positionen der Gegenwart sind Karl Künstler wie Sebastian Pöllmann galerie-ruetz.de
Brienner Str. 10, 089 283239, Pfefferles Sujet: von der Neuen und Motoko Dobashi, die sich auf
meletta-antiques.com Figurativen Malerei bis zu das Medium Zeichnungen 44 KUNSTHANDEL
konzeptuellen Gemälden. spezialisiert haben. XAVER SCHEIDWIMMER
35 KUNSTHANDEL Reichenbachstr. 47–49 Rgb., Hermann-Lingg-Str. 10, Oskar Scheidwimmer ist ein
METZ DE BENITO 089 297969, 089 540348430, dinarenninger.de Experte für holländische und
Skulpturen und Gemälde aus den galeriekarlpfefferle.de flämische Malerei des 17. Jahrhun-
Epochen zwischen Romanik und 39 GALERIE RIEDER derts. Der Händler, der die Firma
Klassizismus bilden das Sortiment. 37 TANJA POL Seltene Blätter aus der Bauhaus- bereits in der dritten Generation
Prannerstr. 4, 089 282793, Nach Jahren bei der etablierten Ära und dem Informel sind hier zu leitet und viele wichtige Privat-
metzdebenito.com Galerie Sprüth/Magers eröffnete finden, aber auch andere Werke der sammlungen mit aufgebaut hat,
Tanja Pol 2008 ihre eigenen Räume. klassischen Moderne und stellt seine Altmeister-Gemälde
WERNER MURRER RAHMEN Ludwigstr. 7, 089 18946486, zeitgenössischen Kunst. auch jedes Jahr auf der Tefaf in
Hier kaufen auch Museumskurato- tanjapol.com Maximilianstr. 22, 089 294517, Maastricht aus. In München
ren: Murrer findet zu jedem galerierieder.de funkeln sie in lichten Räumen.
Gemälde den passenden Rahmen 38 GALERIE RAUHENSTEIN Barer Str. 3, 089 594979,
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oder opulent. Die Manufaktur Hier werden auch Herren fündig, DR. HELMUT PHILIPP RIEDL
entwickelte unter anderem einen denn die Galerie wartet mit einer Der promovierte Kunsthistoriker 45 SCHIRMER/MOSEL
neuen Rahmentypus für die teilt sich das Ladengeschäft mit SHOWROOM
Sammlungen der Albertina in Wien. Kunsthandel Metz de Benito und Für Kunstbände und Werkverzeich-
Außerdem stellt sie hochwertige bietet Gemälde alter Meister, des nisse ist der Schirmer/Mosel Verlag
Kopien alter Rahmen her. Impressionismus und der klassi- seit 1974 bekannt. Im Showroom
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murrer-rahmen.de Prannerstr. 4, 089 221010, Künstler und Autoren entdecken.
galerie-dr-riedl.de Galeriestr. 2, 089 29161601,
NUMISART schirmer-mosel.de
Der Betriebswirt Christian 41 KUNSTHANDLUNG
Niederhuber und der Zoologe GERHARD RÖBBIG 46 AXEL SCHLAPKA
Oliver Habel kamen über die Meissener Porzellane aus der Die Leidenschaft dieses angesehe-
Faszination für die Antike, für Blütezeit der Manufaktur von nen Händlers gilt dem Biedermeier.
Ägypten, Magna Graeca und Rom 1710 bis 1750 sind das Spezial- Egal ob Vitrine oder Sofa – von
zum Handel. Heute gelten sie als gebiet des Kunsthandels, der Möbeln dieser Epoche hat Schlapka
Kenner der klassischen Antike auch auf der Tefaf ausstellt. stets eine imposante Auswahl in
sowie nahöstlicher Kulturen. Alfredo Reyes und Michael seinem Geschäft.
Gerner Str. 4, 089 23687664, Dadamaino öffnete die Leinwand: Röbbig, Sohn des verstorbenen Richard-Wagner-Str. 27, 089 288617,
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Albrechtstr. 43, 089 12391157 WALTER STORMS GALERIE Prannerstr. 5, 089 293584
Seit ihrer Gründung im Jahr 1977 Bei Brigitte Martini schaukelt man im
47 GALERIE RÜDIGER SCHÖTTLE hat sich die Galerie zeitgenössi- 53 GALERIE JO VAN DE LOO Londoner Eisenstuhl aus dem Jahr 1840
Als Schöttle 1968 seine Galerie für schen Künstlern wie Otto Piene Seit 2011 konzentriert sich Jo van
zeitgenössische Kunst eröffnete, war und Günther Uecker verpflichtet. de Loo, selbst Fotograf, in seinem Umland
das ein echter Coup. Die Karrieren Ismaninger Str. 51, 089 41902828, sowie: Ausstellungsraum gegenüber des
von Candida Höfer oder Rodney Schellingstr. 48, 089 27370162, Museum Brandhorst auf zeitge- JULIUS BÖHLER
Graham hat er begleitet. Mit storms-galerie.de nössische Fotografie. Spezialisiert ist man auf europäi-
Künstlern wie Anri Sala und Theresienstr. 48, 089 27374120, sche Plastik, Kunstkammerobjekte
Thomas Zipp ist er jung geblieben. 49 FLORIAN SUNDHEIMER galerie-jovandeloo.com und Kunstgewerbe aus dem frühen
Amalienstr. 41, 089 333686, KUNSTHANDEL Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert.
galerie-ruediger-schoettle.de Das Angebot konzentriert sich auf 54 GALERIE VAN DE LOO Unterer Seeweg 4, Starnberg,
Kunst des 20. Jahrhunderts und der PROJEKTE 08151 559253, boehler-art.com
48 GALERIE SCHÜLLER Gegenwart. Wunderbare Zeichnun- Neuer Fixpunkt der Szene, seit
Wolfgang Schüllers Arbeit mit den gen sind hier zu haben, unter 2012 mit junger Kunst im EHRL

Bilder: Brigitte Martini; Van de Loo Projekte/VG Bild-Kunst, Bonn 2015


Werken namhafter Künstler wie Leo anderem von Max Weiler. Kunstareal. Aus dem klassischen Kunsthandel
Putz oder Alfons Walde etablierten Odeonsplatz 16, 089 24210504, Gabelsbergerstr. 19, 089 226270, hat Manfred Ehrl eine Adresse für
ihn als Fachhändler für die Kunst sundheimer.de galerievandeloo-projekte.de hochwertige Einrichtung geschaffen.
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Kunst trifft auf Antiquitäten,
Bei ihm sind aber genauso Arbeiten 50 GALERIE TERMINUS GALERIE VERNON Skulpturen und alte Baumaterialien.
von Marc Chagall, Amedeo Wilhelm Grusdat zeigt nicht nur 2001 gründete Monika Burian Nürnberger Str. 1, Greding.
Modigliani oder Pablo Picasso zu die Kunst von Rauschenberg Jourdan ihre Galerie in Prag. Dort 08463 9545, ehrl.de
finden. und Stella, er ist mit vielen zeigt sie bis heute tschechische
Promenadenplatz 2–6, Künstlern befreundet. Kunst Seite an Seite mit interna- INSELGALERIE GAILER
089 2120173, galerie-schüller.de Theatinerstr. 22, 089 296187, tionalen Größen. Jetzt hat sie eine Süddeutsche Malerei des
galerie-terminus.de Dependance in ihrer Heimatstadt, 19. und 20. Jahrhunderts prägt
INGO SEUFERT im Herzen von Schwabing, eröffnet. die Geschichte der Galerie.
Seit 2014 betreibt der promovierte 51 GALERIE THOMAS UND Hier gilt dasselbe Prinzip: Große Inselgalerie Gailer, Haus 13,
Kunsthistoriker seine Galerie für THOMAS MODERN Namen treffen auf zeitgenössische Frauenchiemsee, 08054 9497,
Fotografie. Ausgestellt werden Raimund Thomas ist eine feste Künstler aus Zentraleuropa. inselgaleriegailer.de
vielversprechende Nachwuchs- Größe in München. Sein Schwer- Blütenstr. 1, 01522 1874707,
künstler wie Julia Thalhofer und punkt liegt auf der klassischen galerievernon.de DR. RAINER JUNGBAUER
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Schleißheimer Str. 44, 089 46135756 Türkenstr. 16, 089 29000860 GALERIE ISOLDE WEISS besonders Bozetti und Modelli,
ingoseufert.com galerie-thomas.de Schwerpunkt sind Gemälde von bilden den Schwerpunkt.
1840 bis 1940, zu sehen in den Von-Kleist-Str. 5, Straubing,
eigenen Wohnräumen. 09421 33352, europaeische-skulpturen.de
Söllereckstr. 12, 089 557120,
galerie-isolde-weiss.de BRIGITTE MARTINI
Schweres Mobiliar, leichte
55 GALERIE WIMMER Malereien, Tafelsilber und edles
Sie ist die älteste Galerie der Stadt: Porzellan warten auf die Kunden.
Seit 1825 steht die ehemalige Dominikus-Zimmermann-Str. 4, Epfach,
Hofkunsthandlung für die 08869 921534, kunsthandel-martini.de
Mischung aus traditioneller Malerei
und zeitgenössischen Impulsen. KUNSTHANDEL MÜHLBAUER
Brienner Str. 7, 089 29168144, Seit fast vier Jahrzehnten handelt
galerie-wimmer.de Peter Mühlbauer mit Kunsthand-
werk, Mobiliar und Altmeister-Ge-
56 URSULA WITTMANN KUNST mälden des 16. bis 19. Jahrhundert.
UND ANTIQUITÄTEN Schloss Schönburg, Pocking, 08531 1815,
Sohn Jan Wittmann hat das Geschäft kunsthandel-muehlbauer.com
für Kunst des 17. und 18. Jhs
übernommen und seinen Onkel PETER PRECHTL
Peter Fink mit Antiquitäten des Gehandelt wird mit Antiquitäten
Klassizismus und Biedermeier und historischer Gartendekoration.
dazugebeten. Seestraße 51, Rottach-Egern,
Helmut Sturms bunter Ölwirbel von 1959 hängt in der Galerie Van de Loo Projekte Barer Str. 36, 089 285122 08022 24828

124
Ernst Ludwig Kirchner „Winterberge mit Nebelwolke“ 1928/1929
118,7 x 99 cm, Wvz: Gordon 929

183. Kunstauktion
am 14. November 2015
Kunst- und Auktionshaus Döbritz, Öffentlich bestellte und vereidigte
Auktionatoren, Inh. A. Döbritz-Berti, Braubachstr. 10-12, 60311 Frankfurt
Tel. 069-28 7733, Email kontakt@doebritz.de, www.doebritz.de
AG E N DA

AUKTIONEN
Eine echtes Familienunternehmen: Michael und Martina Scheublein
mit den Kindern Christina, Michael und Nikola

Bilder: Julian Baumann; www.lenzmayer.de


letzten Versteigerung habe ich mit Silber, ckung war der sogenannte Schatz von Burg
Schmuck und Porzellan angefangen, mein Kriebstein. Die Objekte aus der Burg in Sach-
Gut aufgestellt Vater rief die Möbel, Einrichtung, Gemälde sen, die einst Heinrich Graf von Lehndorff
Bei Scheublein Art & Auktionen und Grafik auf«, erzählt die 32-Jährige, die (1909–1944), einem Mitverschwörer des 20. Juli,
von Kindheit an ins Kunstbusiness hineinge- gehörten, brachten im März rund 40 000 Euro
entdeckt man Erstaunliches
wachsen ist. Nach dem Studium der Interna- ein und damit weit mehr als veranschlagt.
tionalen Wirtschaftswissenschaften in Wien Ein Gemälde von Erich Heckel mit Lupinen
Unter den Münchner Auktionshäusern gehört durchlief Nikola Scheublein das Programm kletterte von 30 000 auf 48 000 Euro – ein Re-
Scheublein Art & Auktionen zu den jüngsten bei Christie’s Education in London. Danach kordergebnis für ein spätes Blumenstillleben
– und ist dennoch ein Unternehmen mit lan- stieg sie in die Firma ein. Ihre Schwester des »Brücke«-Künstlers.
ger Kunstmarkttradition. Denn die Gründer Christina betreibt eine Galerie für zeitgenös- Generell soll das 20. Jahrhundert in Zu-
kommen aus dem Auktionsgeschäft: Martina sische Kunst in Zürich, der Bruder Michael kunft etwas mehr Gewicht bekommen.
Neumeister-Scheublein ist eine der drei hat sich nach zwei Jahren im Unternehmen »Man muss immer schauen, in welche Rich-
Töchter des legendären Rudolf Neumeister auf den Handel mit Oldtimern spezialisiert. tung sich der Markt entwickelt, und da ist die
und begann mit 21 Jahren als jüngste Auktio- Ein Schwerpunkt des Hauses liegt seit klassische Moderne vorn mit dabei«, sagt
natorin in Deutschland. Michael Scheublein Beginn auf dem 19. Jahrhundert, aber den- Nikola Scheublein. Abgesehen davon hat die
bringt über 25 Jahre Erfahrung mit. noch gibt es hier alles, was das Herz begehrt: junge Auktionatorin auch selbst eine Vorlie-
Bei so viel Know-how und Auktionsblut von Altmeistern über Porzellan bis zu Uhren. be für die Avantgarde. SUSANNE LUX
in den Adern ist es kaum verwunderlich, dass Michael Scheublein begeistert sich für die
sich das Haus, das 2008 gegründet wurde und Malerei von Carl Spitzweg bis Max Lieber-
in weitläufigen Räumen in der Ludwigsvor- mann. Doch auch Silber ist seine Leiden-
stadt vier große und drei kleine Auktionen schaft: »Es ist das Wertbeständigste.« Immer
pro Jahr veranstaltet, schnell etablierte. Ein wieder lassen sich erstaunliche Funde ma-
großer Teil der Objekte der ersten Auktion chen. Erst im September avancierte ein Weis-
stammte aus der ehemaligen Sammlung heitsbuddha aus Blanc-de-Chine-Porzellan,
Georg Schäfer in Schweinfurt, was sicher der moderat auf 2000 Euro geschätzt war,
zum gelungenen Einstand beitrug. mit einem Erlös von 25 000 Euro zum Toplos.
Die Leidenschaft für die Kunst und das Im Juni hatte das Haus zwei seltene Federge-
Gespür für die Kunden hat auch Tochter mälde mit Seeschlachten im Angebot. Alt-
Nikola geerbt. Wie ihre Eltern kümmert sie meisterkenner kämpften um die auf je 2000
sich um die Akquise neuer Ware, verhandelt Euro geschätzten Arbeiten auf Holz. Den Zu- Ein Exemplar der Federgemälde mit See-
mit Einlieferern, begutachtet deren Schätze schlag erhielt bei 44 000 Euro ein niederlän- schlacht (Holz, 17 x 24 cm), die bei Scheublein
und sitzt selbst am Auktionspult. »Bei unserer discher Händler. Eine sensationelle Entde- Art & Auktionen 44 000 Euro erzielten

126
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Österreich, Preußen und Bayern Kunsthandwerk,
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geschichtliche
Sammlungsstücke

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Anfang Oktober unter: gotische
Kandschar mit Rossstirn,
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um 1480/90
2. Hälfte 17. Jhdt.
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Großer Bidenhänder, Flam-


berg – Wolfgang Stantler II., Verbeinte Radschloss-Prunkbüchse, süddeutsch um 1650
Passau um 1580
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(Die
Ziellinie),
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starke
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von Alfred
Boucher
(1850 - 1934)
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Strelitz 1705

Shitogi Tachi, Japan, Ende 17. Jhdt.

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Helm, Bronze, Balthasar Bock auf
4. Jhdt. v. Chr. Burg Arnholz,
Tirol 1657

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22. – 24. Oktober 2015

Heinrich Reinhold, Campagnalandschaft bei


aufziehendem Gewitter, 1822 / 1824. BILDAUSSCHNITT

3. / 4. Dezember 2015
Auktionen Moderne und
Zeitgenössische Kunst
Vorbesichtigung 26. November – 2. Dezember

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erscheint Anfang Oktober Goldene Dose & Glasvase Tiffany | Barocker
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9:00 bis 18:00 Uhr Rolex, Lépine, Lange & Söhne) | 750 Pos.
sowie an den Auktionstagen Porzellan (u.a. Sammlung Schalk-Thielmann)
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AUKTIONEN
ALTE KUNST hier das Aufleuchten der weißen
Ketterer, 20. November Federn und das Glitzern des
Wassers. Seine Enten stellte
Gerade mal acht Jahre alt war Koester 1899 erstmals in Berlin
Oswald Achenbach (1827–1905), aus. In vielen Varianten schil-
als er in die Düsseldorfer Aka- derte der Maler das Planschen
demie eintrat. Der Schüler von im oder am Wasser, das Futter-
Johann Wilhelm Schirmer war suchen oder den Gefiederputz.
der jüngere Bruder des Malers Erwähnenswert ist auch die
Andreas Achenbach, von dessen feine Pinselzeichnung »A Mari-
künstlerischer Tätigkeit er früh no« von Jacob Philipp Hackert
profitieren konnte. aus dem Jahr 1779, die auf
Oswald Achenbach prägte 4000 bis 6000 Euro taxiert ist.
das spätere Künstlerleben in UTE STRIMMER
Düsseldorf als Professor für
Landschaftsmalerei entscheidend
mit. Durch viele Italienreisen SAMMLUNG SCHÄFER
lag sein Schwerpunkt lange auf Neumeister, 29. Oktober
südlichen Sujets. Sein um 1880
datiertes Gemälde »Der Peters- Gut heiraten gehört wohl zu
platz bei Vollmond« versteigert den wichtigsten Eigenschaften
Ketterer in München (Taxe erfolgreicher Dynastien. 1805
40 000 Euro). In diesem reifen heiratete die bayerische Prinzes-

Bilder: Galerie Neumeister; www.kettererkunst.de


Werk zeigt sich Achenbachs sin Auguste Amalie (1788–1851)
Bravour in der Inszenierung, den Stiefsohn Napoleons,
Beleuchtung und Farbgebung. Eugène de Beauharnais, damals
Beim Arbeiten im Atelier konn- Vizekönig von Italien. Die Ver-
te der Maler von seinem phäno- bindung ermöglichte im selben
menalen Bild- und Farbgedächt- Jahr noch die politische Nobi- 2
nis profitieren. »Als wenn er litierung Bayerns zum König-
einen fotografischen Apparat reich. Das Bild des Mailänders der ehemaligen Sammlung Dr. Hackert, Waldmüller und Spitz-
im Kopf hätte«, schrieb Künst- Andrea Appiani, im Frankreich Georg Schäfer und kommt als weg und zwei Bühnenentwürfe
lerkollege Paul Meyerheim ein- Napoleons als premier peintre ein Spitzenlos der Sonderaukti- von Max Slevogt. Zurück zum
mal über Oswald Achenbach. du Roi in hohen Ehren, zeigt on bei Neumeister für 35 000 bis Heiraten: Von Joseph Stieler
Als weiteres Glanzstück der Auguste mit ihren Töchtern 40 000 Euro zum Aufruf. stammt ein Porträt, das jene bei
Auktion »Alte Meister und Joséphine und Eugénie, die Zum dritten Mal nach 1999 Appiani noch zweijährige Jose-
Kunst des 19. Jahrhunderts« gel- Landkarte der Schlachten ihres und 2005 steht in München wie- phine 1823 im heiratsfähigen
ten die »Acht Enten im Herbst- Mannes studierend. der der Name des 1975 verstor- Alter zeigt. FRANK MAIER-SOLGK
schilf« von Alexander Koester Das Porträt, das nicht nur benen Würzburger Industriel-
zur Taxe von 18 000 Euro. Meis- Historikern gefallen dürfte, len im Fokus. Anders als die
terhaft gestaltete der Künstler gehört zu etwa 110 Werken aus beiden bisherigen Auktionen ALTE MEISTER UND
stammen die Gemälde diesmal 19. JAHRHUNDERT
1 aus Privatbesitz. Zur Herkunfts- Karl & Faber, 13. November
prüfung kooperiert Neumeister
wieder mit dem Münchner Zen- Schon Johann Wolfgang von
tralinstitut für Kunstgeschichte. Goethe (1749–1832) liebte die
Zeitlich reichen die Arbei- Scherenschnitte von Philipp
ten vom Klassizismus bis in die Otto Runge (1777–1810). Die fili-
Moderne, darunter Bilder von granen Werke hingen sogar in
seinem Musikzimmer in Wei-
mar. Bei Sammlern sind die
Kostbarkeiten der deutschen
1 Oswald Achenbach, »Der
Romantik noch heute heiß
Petersplatz bei Vollmond«, Öl/Lw.,
um 1880, 78 x 100 cm, Ketterer, begehrt. Drei der berühmten
Taxe 40 000 bis 50 000 Euro Weißschnitte – Weinlaub,
2 Andrea Appiani, »Auguste Amalie Flieder und Kornblume – kom-
de Beauharnais mit Töchtern«, 1809, men nun bei Karl & Faber
Öl/Holz, 60,4 x 45 cm, Neumeister, jeweils zum Schätzpreis von
Taxe 35 000 bis 40 000 Euro 40 000 Euro zum Aufruf.

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Offerte gilt Franz von Stucks Hartung#&#Hartung, me oder einer wohlhabenden
»Sinnlichkeit«. Um 1889/91 mal- 2 Frau. Ein Holzschnitt in Rösslins
2. bis 4. November
te der gefeierte Münchner Handbuch zur Geburtshilfe
Jugendstilkünstler das 50 mal Im Mittelalter war die Geburt schildert die Funktionsweise
40 cm große Gemälde (Taxe eines Kindes mit erheblichen eines solchen Stuhls.
120 000 Euro). Der Veroneser Gefahren für Mutter und Kind Eucharius Rösslin der Ältere
Künstler Domenico Riccio Bru- verbunden. Hebammen verfüg- war ab 1493 als Apotheker in
sasorci (1516–1567) ist mit »Der ten zwar über großes Wissen, Freiburg im Breisgau tätig. Nach
heilige Eremit Antonius« vertre- riskierten jedoch mehr als ande- einer Verurteilung wegen einer
ten. Das Gemälde stammt aus re Personen, Opfer der Hexen- Prügelei verließ er die Stadt und
den 1560er-Jahren und startet verfolgung zu werden. Erst nach ging zunächst als Stadtarzt nach
bei 7000 Euro. Werke des 1500 kam der Wunsch auf, dieses Frankfurt am Main. Dort stand
Renaissancekünstlers sind auf JUGENDSTIL UND ART DÉCO Wissen der Hebammen auch in er in den Diensten der Herzogin
dem Auktionsmarkt selten. Das Quittenbaum, 17. November gedruckter Form zur Verfügung Katharina von Sachsen und
Bild ist eine Wiederentdeckung zu haben. So war es ein großer Braunschweig, der Frau von Her-
und hing lange in einer nord- »Ich bin die Mauerblüte, einziges Fortschritt, als mit Eucharius zog Erich I. von Braunschweig-
deutschen Privatsammlung. Es Gut des Aprils.« Das Victor- Rösslins »Der Swangern frawen Lüneburg. Ihr widmete er seinen
ist die kleinere Version des Hugo-Zitat »Je suis la fleur des vnd hebammen Roszgarten« 1513 in Straßburg erschienenen
großformatigen Altargemäldes murailles dont avril est le seul 1513 das erste gedruckte Hebam- Rosengarten. Das Buch wurde
mit den heiligen Einsiedlern bien« ist auf die Marqueterievase menbuch auf den Markt kam. durch zahlreiche Neuauflagen
Paulus von Theben und Anto- »La Giroflée des Murailles« von Die 13 Kapitel enthalten für lange Zeit zum Standard-

Bilder: Karl & Faber; Quittenbaum; Hartung & Hartung


nius, das sich in der Pinacoteca Emile Gallé graviert. Dabei wir- 28 von Erhard Schön angefertig- werk für Hebammen und soll in
di Brera in Mailand befindet. ken die plastischen Blüten des te Holzschnitte, auf denen ver- der bei Hartung und Hartung
Um 1750 schuf der aus Ebbs Goldlacks, die sich auf der schiedene Kindslagen und ein angebotenen zweiten Auflage
bei Kufstein in Tirol stammen- Arbeit aus dem Jahr 1900 befin- Gebärstuhl dargestellt sind. Ein 15 000 Euro einspielen.
de Künstler Johann Wolfgang den, so gar nicht wie ein Mauer- eigener Geburtsstuhl gehörte Mehr als 80 Positionen
Baumgartner das Gemälde blümchen. Obendrein handelt schon im Altertum vielfach zur umfasst eine facettenreiche, auf
»Flucht nach Ägypten« (Taxe es sich um das teuerste Stück der
9000 Euro). Der Rokokomaler Jugendstilofferte bei Quitten-
hatte sich 1733 in Augsburg nie- baum. Die kostbare 19,6 cm
dergelassen. UTE STRIMMER hohe Vase ist auf 80 000 bis
90 000 Euro taxiert.
Weil zwei private Sammlun-
gen von Jugendstilgläsern ange-
boten werden, sind diesmal viele
hochkarätige Stücke vertreten.
Die Schätzpreissumme der bei-
den Kollektionen liegt insgesamt
bei 700 000 bis 800 000 Euro.
Darunter ist auch die aus dem
Jahr 1896 stammende Vase »Tuli-
pes«. Auf der auf 60 000 bis
1 70 000 Euro geschätzten Arbeit
sind rote Tulpen auf schwarzem
Grund zu sehen. Der Botaniker
Emile Gallé ließ sich bei deren
1 Philipp Otto Runge, »Kornblume«, Entwurf von chinesischen Lack-
Scherenschnitt/Papier, 25 x 11 cm, arbeiten inspirieren.
Karl & Faber, Taxe 40 000 bis Auch Art-déco-Figuren aus
50 000 Euro
Elfenbein warten auf Liebhaber.
2 Marqueterievase, »La Giroflée des Glanzstücke unter den Chry-
Murailles«, Emile Gallé, Nancy, um
selephantinarbeiten sind eine
1900, Quittenbaum, Taxe 80 000 bis
90 000 Euro Tänzerin von D. H. Chipărus
(40 000 bis 60 000 Euro) und
3 Erhard Schön, Holzschnitt, aus
Eucharius Rösslin, »Der Swangern eine auf den Fußspitzen stehen-
frawen vnd hebammen Roszgarten«, de Pierrette von Paul Philippe
1513, Hartung & Hartung, Taxe aus den 1920er-Jahren (15 000 bis
3
15 000 Euro 18 000 Euro). SUSANNE LUX

132
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Vollständigkeit angelegte Samm- Stadtmuseum Meran und in der ist es, dass nun ein Codex aus
lung illustrierter »Faust«-Ausga- Österreichischen Nationalbiblio- dem 9. Jahrhundert bei Zisska &
ben des 19. und 20. Jahrhunderts. thek in Wien. Zu den kleinen Lacher angeboten wird. Es han-
Es sind die Illustratoren Dalí, und großen Schätzen der über delt sich um die »Excerpta ex
Sepp Frank, Bruno Goldschmitt, 800 Lose umfassenden Varia- operibus Sancti Augustini«, eine
Bernhard Heisig, Willy Jaeckel, Offerte zählen eine vollplastische gut erhaltene Handschrift der
Max Slevogt und Josef Weiß ver- Holzfigur eines Hl. Königs, der späten Karolingerzeit. Für die
treten. Bemerkenswert ist hier wohl aus Spanien oder Italien Unterweisung seiner Gemein-
vor allem das von Arthur Kampf des 18. Jh. stammt (Taxe 250 schaft schrieb Eugippius aus dem
illustrierte Exemplar. Erschienen Euro), ein 20-teiliges Meissener Kloster von Castellum Luculla-
1925 im Berliner Eigenbrödler- Kaffeeservice mit farbigem num bei Neapel nach 511 die
Verlag, enthält es 24 signierte Goldrand und Blumendekor Excerpta, welche 348 Auszüge
Originalradierungen des Künst- (Taxe 240 Euro) oder eine Tee- aus den Werken des Heiligen
lers. Es handelt sich um eines kanne aus Newcastle von 1803/04 Augustinus enthalten. Gekleidet KUNST UND ANTIQUITÄTEN
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ten Exemplaren der Vorzugsaus- lückenloser Provenienz, enthält
gabe auf Van-Gelder-Bütten. 1 das Buch Teile, die bei keiner Bei dieser Uhr lohnt sich ein
Alle Radierungen und die bei- anderen der Vergleichshand- genauer Blick: Im Inneren der
den Druckvermerke sind von schriften vorhanden sind. Rokokoprunkuhr des Kemptner
Arthur Kampf signiert. Die Des Weiteren haben Zisska Uhrmachermeisters Johann
eigenwillige, expressive »Faust«- und Lacher eine große Samm- Baptist Pfeffer schaukelt ein klei-
Interpretation Kampfs ist geklei- lung von Theater- und Zirkus- ner Gaukler. Das Auktionshaus
det in einen Meistereinband aus Ankündigungszetteln im Ange- Ruef bietet die Uhr mit dem ori-

Bilder: www.lenzmayer.de; Zisska & Lacher; Ruef


dunkelblauem Kalbsleder mit bot. Ankündigungszettel von ginellen Pendel zu einem Limit
reicher ornamentaler Rückenver- Wandermenagerien sollten im von 5500 Euro an. Ein am
goldung und Kopfgoldschnitt. 19. Jh. bei der Bevölkerung die geschnitzten goldenen Gehäuse
Auch bedeutende Musika- Neugier auf Nervenkitzel und angebrachtes Wappen deutet auf
lien umfasst die Offerte, etwa die Exotik wecken. Hier wird eine den ursprünglichen Besitzer hin:
erste Ausgabe von Beethovens für Münchens Stadtgeschichte den Fürstbischof vom Chiemsee,
9. Sinfonie mit dem Schlusschor sehr bedeutende Sammlung Franz Karl Eusebius von Wald-
über Schillers Ode »An die Freu- angeboten. Zu den Highlights burg-Friedberg und Trauchburg.
de« von 1826 (Taxe 5000 Euro). der Kollektion aus etwa 350 gro- Neben weiterem Kunsthand-
Die sehr seltene erste Ausgabe ßen Ankündigungszetteln für werk wie Silber, Schmuck und
der kompletten Partitur von BÜCHER Akrobatenvorstellungen (Taxe Möbeln befinden sich viele
Mozarts »Don Giovanni« wird Zisska & Lacher, 40 000 Euro) gehört eine 1831 Gemälde in der Offerte. Bemer-
ebenfalls auf 5000 Euro taxiert. 4. bis 6. November datierte Lithografie mit dem kenswert ist eine Jagdszene mit
MARTIN MIERSCH Aufstieg des Akrobaten Rudolph erlegtem Hirsch von Friedrich
Frühe Handschriften der Karo- Knie auf dem Schrägseil vor der Gauermann, die zum Limit von
lingerzeit gelangen nur noch Kulisse des Münchner Karlstors. 22 000 Euro aufgerufen wird.
KUNST UND ANTIQUITÄTEN äußerst selten auf den Markt. Knie war der Sohn von Friedrich Das Gemälde aus dem 19. Jh.
Scheublein Art & Auktionen, Fast alle bedeutenden Manu- Knie, dem Begründer dieser stellt das erfolgreiche Ende einer
23. Oktober skripte dieser Art sind in Biblio- bedeutenden österreichischen Jagd dar. Hunde begutachten die
theksbesitz. Umso erfreulicher Zirkusfamilie. MARTIN MIERSCH Beute. Vom Münchner Maler
Ein liebliches Bauerndirndl von Max Wagenbauer stammen zwei
Josef Büche (1848–1917) ist der 2 Landschaftsgemälde (Limit 4500
Star bei Scheublein Art & Auk- und 3500 Euro). SUSANNE LUX
tionen. Es wird zum Schätzpreis
von 500 Euro aufgerufen. Dem
Wiener Künstler gelang hier
trotz reduzierter Farbpalette aus 1 Josef Büche, »Bauerndirndl«,
Scheublein, München,
Grau- und Brauntönen eine
Taxe 500 Euro
anmutige Wiedergabe des jun-
2 Lithografie, Seiltänzer Rudolph
gen Mädchens.
Knie, 1831, aus Los mit ca. 350
Josef Büche porträtierte Mit- Ankündigungszetteln für Akrobaten-
glieder des Kaiserhauses, aber vorstellungen, Zisska & Lacher,
auch andere Persönlichkeiten. Taxe insges. 40 000 Euro
Werke des Künstlers finden sich 3 Prunkuhr, Johann Baptist Pfeffer,
im Tiroler Landesmuseum Fer- Kempten, Rokoko, Ruef,
dinandeum in Innsbruck, im Limit 5500 Euro

134
Kunst & Antiquitäten, Bücher
Herbst-Auktion, 5. – 7. November 2015
Über 3.200 Positionen kommen zum Aufruf, darunter ca. 500
antiquarische Bücher und über 600 Gemälde und Zeichnungen!
Besichtigung: 26.10. – 4.11.2015, täglich von 10 – 18 Uhr

Prinzessin Wen ch‘cheng mit 2 Ministern, Tibet, ca. 13./14. Jh. Carl Spitzweg Mitte 18. Jahrhundert Nikolaj Bogdanoff-Belsky

Ludwig August Most Carel van Falens Eugen Ludwig Hoess Niki de Saint-Phalle
Königstr. 17 • 87435 Kempten • Tel.: 08 31/56 42 53-0 • Fax: 56 42 53-14
Der Katalog im Internet: www.allgaeuer-auktionshaus.de • E-Mail: info@allgaeuer-auktionshaus.de

Winterberg Kunst

Auktion 91
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen
und Graphik des 15.– 21. Jahrhunderts

24. Oktober 2015


69115 Heidelberg, Hildastraße 12
Vorbesichtigung 17. bis 21. Oktober 2015
Vorschau ausgewählter Werke:
• Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath
60311 Frankfurt/M., Braubachstraße 12,
15. und 16. Oktober 2015, 12 – 18 Uhr

Katalog mit farbigen Abbildungen sämtlicher Positionen


auf Anfrage (23,– EUR/Dtl.)
Onlinekatalog unter www.winterberg-kunst.de

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Oel auf Leinwand 1916. Signiert, datiert. info@winterberg-kunst.de
175,5 x 110 cm. Ref.: Meyer 235.
AUKTIONSHÄUSER
VILLA GRISEBACH
Dorothee Gutzeit leitet das
Bayern-Büro des Berliner
Auktionshauses seit 15 Jahren.
Türkenstr. 104, 089 227632
villa-grisebach.de

HAMPEL
Hier werden Gemälde alter
Meister und Kunsthandwerk
versteigert.
Schellingstr. 44, 089 288040
hampel-auctions.com

6 HARTUNG & HARTUNG


Man ist auf wertvolle Bücher und
Autografen spezialisiert.
Karolinenplatz 5a, 089 284034
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Für Sammler alter Waffen, Orden
oder militärhistorischer Objekte.
Linprunstr. 16, 089 54726490
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Das größte französische Auktions- Das Deutschlandbüro von Bonhams Veranstaltet werden jährlich Francisca Bernheimer, Nichte des
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eröffnet Ende Oktober eine Repräsen- zu finden. Geleitet wird es von Traunerstr. 1, Traunstein, auf über 100 Jahre Firmenge-
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Freiherr von der Heydte geleitet wird. Maximilianstr. 52, 089 24205812 chiemgau.com Prannerstr. 8, 089 292150
Galeriestr. 2b, bonhams.com coinhirsch.de
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GUT BERNSTORF Stefan Brenske handelt nicht nur mit Ort Kontakt aufnehmen möchte,
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Kranzberg bei Freising vor den Toren des 16. bis 19. Jahrhunderts, sondern Türkenstr. 16, 089 24209680
von München. versteigert diese auch. christies.com
Auktionshaus Gut Bernstorf, Kranzberg, Fürstenrieder Str. 279a, 089 74120230
08166 993211, ah.gutbernstorf.de brenskeauctions.com 4 DOROTHEUM
Wo sich Kunst und Antiquitäten
ballen, präsentiert Franz Freiherr
von Rassler Highlights des Hauses,
die in Wien aufgerufen werden. Bei Karl & Faber in der Offerte: Karl
Galeriestr. 2, 089 244434730 Schmidt-Rottluffs »Baum und Mond«
dorotheum.com
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    AUKTIONSHAUS GINHART Jährlich finden vier Auktionen


 Eine große Auswahl an Objekten
hält Walter Ginhart seit mehr als
statt, bei denen Gemälde von
Alten Meistern bis zu zeitgenössi-
*,.# $( 0(%0(  ( %(%0( &. ( .# $(' 30 Jahren bereit. scher Kunst unter den Hammer
*6 @#67<#*&#6. 149DD .<*5?*<<#. ?.7<&#&#.7<.!# ?.! Steinmetzplatz 2–3, Tegernsee, kommen.
#-,!# !#7 194 ) >D4 (6(?.!#6<7  ) 6/+ ) *#!#6 08022 188340, ginhart.de Amiraplatz 3, 089 221865
-#*#6 ) 
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       )  karlundfaber.de

)   )   )   )     5 GORNY & MOSCH
)  )   ) 
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.<#6.#< AAA4?+<*/.7(?7)6#(-4!# gmcoinart.de kettererkunst.de
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Freitag, 30.Oktober – Mittwoch, 4. November 2015

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Galeriestr. 2 b – D - 80539 – München

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Bild: Van Ham


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kümmert sich vor Ort. URSULA NUSSER Eine der ältesten Versteigerungs- Barbara Haubold organisiert hier
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