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Zusammenfassung: Der Artikel stellt die Geschichte der Verwendung von Psilocybin als Hilfsmittel
(Adjuvans) in der modernen Psychotherapie („psycholytische" bzw. „psychedelische" Therapie) dar. Er
bringt außerdem einen Literaturüberblick zur Entdeckungsgeschichte, Psychopharmakolpgie sowie Phar
makologie und Toxikologie des Psilocybins. Das praktisch nur in Europa verwendete Psilocybin wurde
vor allem als Hilfsmittel zur Aktivierung unbewußten Materials im Rahmen tiefenpsychologischer Be
handlungen eingesetzt („Psycholyse"). Dieses Verfahren nutzt die Eigenschaft halluzinogener Substan
zen einen traumartigen Erlebnisfluß bei klarem Bewußtsein und gutem Erinnerungsvermögen zu erzeu
gen. In diesem können unbewußte Konflikte und Erinnerungen aktiviert und psychotherapeutischer
Durcharbeitung zugänglich gemacht werden. Aber nicht die pharmakologischen Effekte erzeugen eine
therapeutische Wirkung, sondern vielmehr erst die langfristige therapeutische Durcharbeitung des freige
legten Materials. Mittels der pharmakologisch induzierten traumartigen Erlebnisveränderung konnten so
gar vordem als therapieresistent erachtete Patientengruppen mit gutem Erfolg psychotherapeutisch be
handelt werden. Es werden bezüglich des Einsatzes in der Psychotherapie vier Verfahrensweisen unter
schieden und dargestellt, mit denen etwa 1500 Patienten behandelt wurden. In der Diskussion werden
Similaritäten und Differenzen von traditionellen und modernen Anwendungsformen herausgearbeitet.
Das Psilocybin bzw. sein kurzwirkendes Derivat CZ 74 zeichnet sich - nach übereinstimmenden Beob
achtungen der Autoren - durch Eigenschaften wie kurze Wirkungsdauer, geringe neurovegetative Ne
benwirkungen, wenig Depersonalisationserleben, seltene Angstprovokation und eine stabile positive
Tönung des affektiven Erlebens aus. Da es somit einen schonenderen und besser steuerbaren Rauschab
lauf als das vorher dominierende LSD bietet, erscheint es als Mittel der Wahl für zukünftige Arbeiten
mit der psycholytischen Therapie.
Abstraet: The article deals with the historiy of the use of Psilocybin as an aid in modern psychothera-
py. An overview is given on references concerning historical aspects, psychopharmacology, pharmaco-
logy and toxicology of Psilocybin. Psilocybin which is maninly used in Europe has been used as a ve-
hicle to activate unconsious material within psycholysis. This method uses hallucinogens to produce
dreamlike experiences though clear consciousness and powers of recollection are not disturbed. Thus
unconscious conflicts and memories can be activated for psychotherapeutical work. Nevertheless it is
not the pharmaceutical effect that creats therapeutical effects but the long term therapeutical work con
cerning the released material. Even patients who were seen as resistant to therapeutic efforts than show-
ed good efforts in psychotherapy. Four different methods are distinguished. The discussion shows
similiarities and differences between traditional and modern use. Psilocybin is characterized by a short
period of effectivity, low influences on the neurovegetative system, fewer experiences of depersonalisa-
tion only rare provocations of fear. Therefore, it seems to be an appropriate substance for psycholytical
therapy.
amsii), wurde ihre tatsächliche Existenz erst gen vollziehen sich meist in Gegenwart von
aufgrund von Nachforschungen des Mexiko Verwandten des Patienten, die selektiv auch
forschers Reko erneut wahrscheinlich ge in den Verlauf der Behandlungszeremonie
macht (Reko 1938). Doch erst Ende der einbezogen werden. Die Pilze werden dabei
dreißiger Jahre stellten amerikanische For oft nur vom Heiler zu diagnostischen Zwek-
scher, nämlich Weitlander, Johnson und ken gegessen. Aber auch die gemeinsame
ScHULTES (Hofmann 1960) fest, daß die von Einnahme mit dem Patienten sowie gele
Sahagun beschriebenen Pilze bei einigen In- gentlich auch mit anwesenden Verwandten
dianervölkem noch immer für magische und scheint recht häufig vorzukommen. Letzte
heilerische Zwecke in Gebrauch waren. Der res geschieht, um nicht nur Charakter und
Ethnologe Johnson konnte 1938 sogar an Ursachen der Erkrankung zu diagnostizie
einer nächtlichen Pilzzeremonie teilnehmen ren, sondern die Sensibilisierung im verän
(Johnson 1939). derten Bewußtsein zugleich für heilerische
Trotz dieser (Wieder-)Entdeckung des Katharsis und Beeinflussung zu nutzen
jahrtausendealten Gebrauchs der Pilze ruhte (Passie 1985, 1987). Durch die Einbindung
die Forschung erneut bis 1953. In diesem von Familienangehörigen und Verwandten
Jahr machte sich das Ehepaar Wasson im gewinnt das Geschehen außerdem wichtige
Zusammenhang mit kulturhistorischen Re psychodramatische Akzente.
cherchen auf, um in der von Johnson be In Zusammenarbeit mit dem Pariser My-
schriebenen Hochlandgegend den rituellen kologen Heim konnten die von Wasson ge
Pilzgebrauch näher zu erforschen. Im Jahre sammelten Pilze den Gattungen Psilocybe
1955 konnten die Wassons als erste Weiße und Stropharia zugeordnet und - soweit un
aktiv an einer schamanistischen Pilzsitzung bekannt - taxonomisch klassifiziert und be
teilnehmen. Die Sitzung trug stark religiöse zeichnet werden (Heim et al. 1958).
Züge und wurde von einer Curandera der Obgleich schon Reko und Schultes sich
Mazateken-Indianer geleitet, die während um eine Isolierung der wirksamen Substan
der pilzinduzierten Trance singend ihre reli zen aus den Pilzen bemüht hatten, gelang
giösen und heilerischen Einsichten kundgab erst 1957 dem von Wasson beigezogenen
(Wasson 1957; 1980). Gordon Wasson konn Naturstoffchemiker und LSD-Entdecker Al
te Ende der fünfziger Jahre an einigen sol bert Hofmann die Reindarstellung und Syn
cher rituellen Heilungen teilnehmen und be these der wirksamen Substanzen in den La
schrieb seine pilzinduzierten Erfahrungen als boratorien der Basler Sandoz AG (Hofmann
tiefgreifende religiöse Erlebnisse. Wasson et al. 1958; 1959).
konnte in den folgenden Jahren gemeinsam
mit anderen Forschem den Nachweis erbrin
gen, daß die religiöse und schamanistische 3. Ergebnisse psychopharmakologischer
Verwendung psilocybinhaltiger Pilze in wei Untersuchungen an Gesunden
ten Teilen Mittelamerikas seit Jahrtausenden
ein integraler Bestandteil religiösen Lebens Die ersten psychopharmakologischen Unter
war und sich in einigen Gebieten bis heute suchungen des Psilocybins wurden schon in
erhalten hat (Heim et al. 1958; Wasson den Jahren 1958 bis 1960 vorgelegt (Delay
1980). et al. 1958a; 1959 a,c; Rümmele 1959; Que-
Im Rahmen schamanistischer Heilbehand TiN 1960). Berichtet wurde über ein den be
lungen werden sowohl psychologische als kannten Halluzinogenen LSD und Meskalin
auch soziale Konfliktsituationen von den in- nahestehendes Wirkungsbild mit traumarti
digenen Heilem therapiert. Die Behandlun gen Erlebnisabwandlungen, Steigerungen des
1. Phase (10-25 Min.): „Wendung nach ligiösen Erlebnisweisen hat (Leary et al.
innen". Die Versuchspersonen verlieren die 1963: 570ff), In einer psychologischen Fra
typische Haltung der Zuwendung zum Ge gebogenstudie untersuchten diese Autoren
sprächspartner. Sie lehnen sich zurück, ihr zudem die Nachwirkungen derartiger „psy
Gesicht wird sinnend, die Gebärden spärli chedelischer" Erlebnisse auf das Befinden
cher, und die Lautstärke der Sprechstimme der Probanden (Metzner et al. 1963). Eine
nimmt ab. Sie sind stark den Veränderun andere solche Studie erforschte die Wirkun
gen des Leiberlebens und inneren Erlebnis gen von Eingangsstimmung und Erwartun
sen zugewandt. gen auf den Rauschverlauf. Letztere ergab,
2. Phase (30-60 Min.): „Von der nahen daß schlechte Stimmung und negative Er
Umgebung in Anspruch genommen". Die wartungen die Rauscherlebnisse stark nega
Versuchspersonen sind jetzt wieder lebhaf tiv akzentuieren können. Somit ist davon
ter, blicken bald hierhin, bald dorthin und auszugehen, daß die persönliche Voreinstel
schildern die illusionären Veränderungen lung (das sog. „set") im Rauscherleben ihre
ihrer Nahumgebung. Mimik und Sprech Fortsetzung findet (Metzner et al. 1965).
stimme sind nahezu unverändert. Während
dieser Phase dominieren optische Phänome
ne sowie Veränderungen des Raum- und 4. Klinisch-psychotherapeutische For
Zeiterlebens. schungen und Methoden
3. Phase (90-120 Min.): „Versunkenheit".
Mimik und Gebärden zeigen nun eine star Im Zusammenhang mit umfangreichen For
ke Abnahme der Bewegtheit. Die Versuchs schungen zu halluzinogenen Substanzen in
personen sinken in sich zusammen, ihr Ge der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ins
sichtsausdruck wird leer und schlaff. Wenn besondere dem Meskalin (Passie 1995a),
man sie anspricht, sind sie jedoch gleich wurde schon auf die Tatsache ihrer langtra
präsent. Sie wirken zerstreut und sprechen dierten Anwendung in indigenen Heilungsri
fast nur, wenn Fragen gestellt werden. tualen des mittel- und südamerikanischen
Während dieser Phase überwiegen Deperso- Raumes hingewiesen (Beringer 1927; La-
nalisationserscheinungen, die Grenzen des Barre 1938). Insofern lag es nahe, ihre
Ichs sind gelockert bzw. aufgelöst und es Brauchbarkeit zur Unterstützung psychothe
kommt zu starken Veränderungen des rapeutischer Behandlungen zu prüfen. Doch
Raum- und Zeiterlebens. erst Experimente mit dem 1943 entdeckten
Die Gruppe um den Psychologen Leary hochwirksamen Halluzinogen LSD (Lyserg-
in Harvard untersuchte 1963 in einer ersten säurediäthylamid) (Stoll 1947) gaben den
Pilotstudie die psychischen Reaktionen von Anstoß, diese Substanzen bei der Psycho
gesunden Freiwilligen auf Psilocybin (20-60 therapie neurotisch erkrankter Patienten an
mg p.o.) in einem unterstützenden naturali zuwenden. Erste explorative Behandlungs
stischen Setting (Natur, Privatwohnungen). versuche führten Busch et al. (1950) und -
Nach ihren Aussagen stellten sie bei den im Kontext des psychoanalytischen Verfah
Probanden einen Anteil von 95% positiver rens - Frederking (1953/54; 1954) durch.
Reaktionen mit z.T. tiefgreifenden religiösen Vor allem aber wurde man durch die von
Erlebnissen fest. Studien bezüglich der opti der englischen Gruppe um Sandison et al.
malen Gruppengröße für derartige Sitzungen (1954 ff) berichteten Zustandsbesserungen
ergaben, daß eine Gruppe von mehr als drei neurotischer Patienten nach einmaliger LSD-
Personen einen eher störenden Einfluß auf Applikation auf das Potential dieser Sub
die Evokation der angestrebten mystisch-re stanzen zur Förderung psychotherapeutischer
Behandlungen aufmerksam (Sandison et al. hung und ihr störender Einfluß vor Augen
1954 ff). geführt.
Zunächst hatten einige Forscher emen Weiteres Kennzeichen des Erlebens in
pharmakologischen Effekt für die therapeuti psycholytischen Sitzungen ist eine eigen
sche Wirkung verantwortlich gemacht. Es tümliche Distanz mit der der Erlebende
wurde allerdings schnell deutlich, daß es bzw. ein „reflektierender Ich-Rest" (Leuner)
sich bei den beobachteten Besserungen kei dem veränderten Erleben gegenüberzustehen
neswegs um pharmakologisch induzierte vermag. Dies garantiert die stete Einsicht
Veränderungen handelte, sondern die her des Patienten in den artifiziellen Ursprung
vorgerufenen Erlebnisse sich ohne Einbin seiner Erlebnisveränderungen. Außerdem ge
dung in eine längerfristige psychotherapeuti lingt es aus dieser Beobachterperspektive,
sche Behandlung wenig ergiebig strukturier nach dem Prinzip eines Weitwinkelobjekti-
ten und zudem schnell verflüchtigten. Letzt ves, weit auseinanderliegende innerseelische
lich wurde den beteiligten Forschem immer Fakten wie Remineszenzen, menschliche
klarer, daß es sich bei diesen Substanzen Gefühlsbeziehungen oder fehlerhafte charak
nur um Hilfsmittel zur Förderung unbewuß terliche Einstellungen miteinander in Sinn
ten Materials und vertiefter Selbsteinsicht zusammenhang zu bringen. Dabei sind meh
im Kontext aufdeckender psychotherapeuti rere Bewußtseinsbereiche gleichzeitig ange
scher Verfahren handeln kann. sprochen, so daß eine breite Integration un
Eine Brauchbarkeit zur Unterstützung bewußten Materials gelingt. Der Betreffende
von Psychotherapie besitzen Psycholytika kann so eine Fülle introspektiver Einsichten
wie LSD und Psilocybin durch ihre Eigen in neurotische Fehlhaltungen gewinnen. De
schaft einen traumartigen Erlebnisfluß bei ren Überzeugungscharakter ist durch die
weitgehend klarem Bewußtsein und gutem ausgeprägte emotionale Beteiligung ausge
Erinnerungsvermögen hervorzurufen. In die sprochen gut, so daß der therapeutische
sem können vordem verdrängte unbewußte Prozeß beträchtlich intensiviert, beschleunigt
Konflikte und Erinnerungen aktiviert und und zugleich vertieft wird.
lebhaft wiedererlebt werden, was sie psy Aufgrund der genannten Wirkungen er
chotherapeutischer Durcharbeitung zugäng schien einer nicht geringen Zahl von Thera
lich macht. Unter der psychischen Aktivie peuten mittels der psycholytischen Methode
rung kann außerdem eine Lockerung psy eine Erweiterung des Indikationsspektrums
chischer Abwehrmechanismen und eine Be der Psychotherapie auch auf vordem für un-
günstigung psychotherapeutisch wertvoller behandelbar erachtete schwere und chronifi-
regressiver Erlebnisweisen („Altersregres zierte Neurosen möglich. Die meisten Pati
sion") beobachtet werden. enten dieser Gruppe sind gekennzeichnet
UiitH ihrer Wirkung kommt es zu einer durch rigide Abwehr- und Verdrängungsme
Freilegiing von Emotionen und Affekten, chanismen, mangelnde zwischenmenschliche
was söjswohl vergangene als auch aktuelle Beziehungsfähigkeit und eine Unfähigkeit
Gefühli^'eziehungen deutlicher erlebbar wer unbewußtes Material durch die üblichen
den I^^Äuch die Übertragungsbeziehung Methoden der „freie Assoziation", das
erfährtirfne Intensivierung, die bis zu illu- Traumerleben usw. hervorzubringen. Eine
sionärS^^esichts- und Gestaltverkennungen aufdeckende psychotherapeutische Behand
des Ä'Ä;:-'gehen kann. Dem Patienten wird lung ist von daher stark behindert bzw. un
dadurd^it aller Deutlichkeit der projektive möglich. In der durch Psycholytika anregba
CharaliMier infantilen Übertragungsbezie- ren traumartigen Erlebnisveränderung er
kannten deshalb viele Psychotherapeuten ein
r^- , -iJ
Klinik zusammen und erhalten eine niedrige zurückzuführen. Eine Nachbearbeitung der
Dosis Psilocybin (acht bis zwölf Milli Erlebnisse aus den Sitzungen findet im
gramm) oder LSD (50-150 mcg) verab Gruppenrahmen und wenn erforderlich auch
reicht. Ohne das eine Gruppeninteraktion in Einzelgesprächen statt.
gefordert wäre, soll sich jeder Teilnehmer Fontana (1963: 944) sieht die speziellen
möglichst unbefangen dem eigenen Erleben Indikationen für eine derartige Gruppenbe
hingeben. Allein ihren Bedürfnissen gemäß handlung bei Charaktemeurosen (starke Ver
sollen die Teilnehmer miteinander in Kon deutlichung sonst ichsynton erlebter Ab
takt treten. Als Sitzungsbegleiter fungieren wehrmechanismen), bei Hypochondrien (die
der jeweilige Gruppentherapeut und ein zu oft unter Psycholytika erlebte Dissoziation
sätzlicher Co-Therapeut, der aber nur bei von Psyche und Sorna macht deren Zusam
auftauchenden Problemen in das Geschehen menwirken unmittelbar erfahrbar), bei Ado-
einzugreifen hat. Mit einer ähnlichen Me leszenten (intensive Konfrontation mit spezi
thode arbeiteten in jüngster Zeit auch die fischen Konfliktmustem der Lebensphase:
Schweizer Psycholyse-Therapeuten Widmer Beziehungen zur äußeren Welt und Lösung
und Styk (Benz 1989; Styk 1994; Gasser aus der Mutterbeziehung). Ansonsten gilt
1995). der Indikationsbereich für die unter A. und
Besondere Vorteile des Verfahrens sehen B. beschriebenen Verfahren.
die Anwender in der gruppendynamischen
Aktivierung und Intensivierung von Übertra Zu D.: Die Verwendung von hochdosierten
gungsphänomenen und einer dem Patienten Psilocybingaben in Gruppensitzungen zur
ermöglichten Beobachten und Verstehen ei Induktion religiöser Erlebnisweisen mit per-
gener Abwehrmechanismen. Außerdem biete sönlichkeitsverändemder Wirkung geht un
die Gruppe dem Einzelnen eine tragende mittelbar auf die in der Einleitung beschrie
Struktur und vermindere damit Ängste und benen indianischen Rituale bei der Verwen
Isolation. Fontana (1963: 944) beschreibt dung des Peyotl-Kaktus (Meskalin) und des
die Dynamik einer sorgfältig vorbereiteten Teonanacatl-Pilzes (Psilocybin) zurück.
psycholytischen Gruppensitzung als "...
comparable with that of a musical group, in Die Gruppe um Leary (Leary et al.
that the melodies and rythms of each one 1963; Metzner et al. 1963, 1965) und auch
serve to form a collective rythm and a Pahnke (1962) erforschten in naturalistischen
complete melody not interfering with the Settings (Natur, Privatwohnungen, Kirchen)
individual melodies". Trotz der in Gruppen an mehr als hundert gesunden Freiwilligen
situationen besonders intensivierten Übertra die Wirkungen hochdosierter Psilocybinsit-
gungsreaktionen seien bei sorgfältiger Vor zungen. Aufgrund ihrer Beobachtungen
bereitung während solcher Sitzungen keine empfanden sie es als naheliegend, die tief
Steuerungsschwierigkeiten aufgetreten (Fon greifenden Abwandlungen des Selbst- und
tana 1963; Styk 1994; Gasser 1995). Die Welterlebens unter Psilocybinwirkung zur
von Johnsen (1964) berichteten Schwierig Förderung therapeutisch wirksamer Selbst
keiten bei der Gruppenapplikation von Psy- einsicht bei verhaltensgestörten Probanden
cholytika: gesteigerte Konfusion der Grup (Gefängnisinsassen) einzusetzen. Man ver
pendynamik und Beeinträchtigung des folgte dabei die Hypothese, daß - bei unter
Selbsterlebens beim einzelnen Patienten, stützendem Setting und entsprechender Ein
sind wohl eher auf die simple Übertragung stimmung der Probanden - "... Psilocybin ...
gruppentherapeutischer Interaktionsanforde produces a State of dissociation or detach-
rungen auf die psycholytischen Sitzungen ment from the roles and games of everyday
VO
Lcuncr (I962f0 P.<5yclioanaly.sc Lflngcrfri.stige Einzel A/B + Aktivierung Gruppe 10-70 5-15 nig 150 LSD/CZ74 t
VO
analyt. Therapie unbewusster S*
Konflikte +
Erinnerungen S'
5-12 mg
Onirss(l963ff.) Einzel 10-30
I
Einzel A +
•• - "
25 . . .
"
Gnippe 1-15 5-15 mg 65 LSD
!
Fcrnandcz-
Cerdeno(l967)
LSngerfristige
analyt. Therapie
Einzel A + "
Einzel 7-30 5-15 mg ? LSD 1
BcrcndcK (1979/80) "
Einzel A + ••
Gruppe ? 7 ? LSD/DPT
I
-§
John.scn (1967) -
Einzel B *• "
Einzel 1-3 20-30 mg 12 LSD/CZ74
Kri.stcnscn (1963) Psyclioftyn. Konzept Kurze psychoth. Einzel B + Gruppe + 5-10 4-5 mg 20 . . .
Vorbehandlung Einzel
Gecri-Jörgcnscn (1968) Einzel A/B + Einzel + 5-15 5-15 mg ca. 150 LSD
Gnippe
P<;ychoihcrapjc
Clark (1967/68) - -
Einzel A + ~
Einzel 2-5 4-20 mg 20 LSD
Alnac.s (1965) Gruppe (5-6) D + 4-+ Psychedel. Gruppe 2.-5 20-30 mg 20 LSD/CZ74
+ Psychcdcl. Kon Ichtranszen-
zept denz
Lcary cl.al. (1965fO Spieltheorie, Aufklärung, Gaippe (4) D + + Deep insight, Gruppe 2-3 20-70 mg 40 —
Roquct (1981) Rsychoanalyse u. Kurze p-sychoth. Gruppe (5-6) D +++ Psychedel. Gruppe 5-10 10-30 mg 950 LSD/Me.sc/
eigenes Konzept Vorbehandlung Ichtranszen- Ketamin
denz, Selbst-
konfrontation
142 T. Passie
interaction ... This can provide insight and choneurotischen Patienten durch einige in
perspective about repetetive behaviour or einen tiefenpsychologischen Gruppenprozeß
thought pattems and open up the way for eingestreute hochdosierte Psilocybinsitzun
the constniction of alternatives" (Leary et gen (20-50 mg), mittels einer „psychedeli
al. 1965: 64; vgl. auch Selbstschilderungen schen" Erfahrung von Selbsttranszendenz
von Teilnehmern: Swain 1963: 240ff; Ca- tiefere Einsichten in eigenes Erleben und
STAYNE 1968). Verhalten ermöglichen. Bei der Vorberei
Das von Leary et al. am Concord Prison tung und Durchführung seiner Experimente
in Massachusettes initiierte Projekt sollte im folgte er maßgeblich den von Leary et al.
Kontext eines sechswöchigen Programms (1964) entworfenen Konzepten zu psychede
zur Verhaltensänderung neben regelmäßigen lischen Erfahrungsformen. Nach einer Vor
gruppentherapeutischen Sitzungen (unter bereitung des Patienten in psychotherapeuti
Prämissen der Transaktionsanalyse) für je schen Einzelsitzungen wurde den Patienten
den Probanden zwei Psilocybinsitzungen im Gruppensetting unter supportiven äuße
von „einsichtsfördemdem Charakter" in ren Bedingungen (angenehm gestaltete Be
einer Kleingruppe beinhalten. Nach der Se handlungsräume mit Bildern, Kerzenlicht
lektion der Probanden wurden diese über und Musik) Psilocybin bzw. dessen Derivat
Sinn und Zweck des Programms sowie über CZ 74 verabreicht. Am Nachmittag nach
die Wirkungen des Psilocybins aufgeklärt. der Sitzung wurden die Erlebnisse im Grup
Nach einigen vorbereitenden Gruppensitzun penrahmen durchgesprochen und interpre
gen wurde in speziell hergerichteten Räu tiert. Alnaes berichtet von guten Besserun
men des Gefängniskrankenhauses an eine gen seiner Patienten, ohne allerdings eine
zuerst 5-10, später nur noch 5 Personen (4 genauere Evaluierung zu leisten.
Probanden, 1 Psychologe) umfassende In anderer Weise verwendete der mexi
Gruppe in der ersten Sitzung 20-30 mg, in kanische Psychiater Roquet Psilocybin und
der zweiten Sitzung 50-70 mg Psilocybin andere psycholytische Substanzen. Nachdem
verabreicht. Im Anschluß an die, nach An er seit 1967 bei deren Verwendung zu
gaben der Autoren, meist von intensiven nächst den Behandlungsrichtlinien von Leu
Erlebnissen und Selbsteinsichten geprägten ner (1962ff) gefolgt war, integrierte er zu
Sitzungen wurden in diese Gruppendiskus nehmend bestimmte Praktiken indianischer
sionen nachbesprochen. Trotz dieser Nach Heiler und kombinierte sie mit modernem
bearbeitung wurden einige depressive Nach technischen Instrumentarium zu einer eige
schwankungen und Schwierigkeiten bei der nen Methodik (Roquet et al. 1975, 1981).
psychischen Integration der „psychedeli Nach einer sorgfältigen Vorbereitung der
schen" Erlebnisse beobachtet (Leary et al. Patienten durch tiefenpsychologische Grup
1965: 65). pen- bzw. Einzeltherapie werden diese im
Laut den Autoren wurde bei katamnesti- Laufe des Behandlungsplanes einer pro
schen Erhebungen eine deutlich reduzierte grammartigen Sequenz von Erfahrungen mit
Rückfallquote, insbesondere was das erneute verschiedenen halluzinogenen Pflanzen bzw.
Begehen krimineller Akte angeht, bei Teil Substanzen im Gruppensetting ausgesetzt
nehmern der Studie gefunden (Leary et al. (VILLOLDO 1977: 50). Die Gruppen bestehen
1968). jeweils aus 6-35 Patienten. Am Tag der Sit
Einen dem Vorgehen von Leary et al. zung finden sich die Teilnehmer morgens
nicht unverwandten gruppentherapeutischen zu Entspannungsübungen zusammen, um
Ansatz verfolgte der Norweger Alnaes danach in einem mit speziellem Bildmate
(1965). Er wollte einer Gruppe von 20 psy- rial von existentiellem Bedeutungsgehalt so-
wie modemer Beleuchtungstechnik ausge vor allem nach der in Europa üblichen
statteten Raumes im Institut von Roquet die „psycholytischen" Methode - besitzt. In die
Substanzen einzunehmen. Nach dem Einset sem Kontext konnten auch seine spezifi
zen der Wirkung werden den Teilnehmer schen Wirkqualitäten im Unterschied zum
starken sensorischen Reizen (Geräusche, LSD genauer herausgearbeitet werden. Die
Musik, Filme, Dias) präsentiert, die mittels das Psilocybin auszeichnenden Eigenschaf
ihres Bedeutungsgehaltes während des sensi- ten sind demnach 1. eine wünschenswerte
bilisierten psychischen Verfassung der Teil kürzere Wirkungsdauer; 2. geringere neuro-
nehmer ausgeprägte emotionale Reaktionen vegetative Nebenwirkungen; 3. weniger De-
hervorrufen. Das bewußt erzeugte „sensori personalisationserlebnisse; 4. seltenere
sche Bombardement" führt zu einer starken Angstprovokation; 5. eine stabil positive
psychischen Irritation, die meist von einem Tönung des affektiven Erlebens; 6. ein we
Zusammenbruch innerpsychischer Abwehr niger konfrontativer Rauschablauf (Fontana
strukturen und mentaler Konzepte begleitet 1961: 97; Kristensen 1963: 178f.; Fisher
ist. Die konfrontative Anlage des Verfah 1963: 211; Alhadeff 1963a: 245; Massoni et
rens zielt auf die Evokation und Stimulation al. 1964: 129; Clark 1967/68: 22; Rydzynski
persönlicher und transpersonaler psychischer et al.: 81). Insgesamt wird - im Unter
Konflikte, die dann mittels anschließender schied zum LSD - über einen sanfteren so
Psychotherapie in die bewußte Persönlich wie besser erinner- und integrierbaren Er
keit integriert werden sollen. lebniswandel bei guter Steuerbarkeit des
Roquet et al. (1981: 98) behandelten mit Rauschverlaufs berichtet (Gnirss 1963: 234;
diesem Verfahren vor allem Charaktemeuro- Leuner 1968: 359; 1995). Vorteilhaft ist
sen (83%), Sexualneurosen und Drogenab auch die nur kurze Wirkungslatenz bei in
hängige. Bei der Behandlung von mehr als tramuskulärer Applikation, was die Erwar
950 Patienten wurden laut Angaben der Au tungsspannung des Patienten vermindern
toren bei etwa 80% der Behandelten deut hilft (die LSD-Wirkung entfaltet sich dage
liche Besserungen der Symptome beobachtet gen auch bei intramuskulärer Injektion erst
(Roquet et al. 1981: 103ff). nach ca. 30 Min. (Leuner 1981: 257; Pahn-
ke 1967: 640)).
Zwei weitere Argumente die für eine
6. Diskussion Verwendung des Psilocybins bzw. seines
Derivates CZ 74 (4-hydroxy-N-diäthyltrypta-
Das erst Ende der fünfziger Jahre als In min) bei psycholytischen Therapieverfahren
haltsstoff von mittelamerikanischen Pilzen sprechen, sind das Wegfallen des Suggestiv
entdeckte und synthetisierte Psilocybin wur hintergrundes durch ihre Unbekanntheit in
de schon kurz nach seiner Entdeckung in der Öffentlichkeit und ihre erschwerte che
tensiv auf seine pharmakologischen, somati- mische Darstellbarkeit gegenüber dem LSD.
schen und psychischen Wirkungen an Ge Von Interesse für zukünftige Arbeiten
sunden und Kranken untersucht. In den fol mit der psycholytischen Therapie könnte,
genden Jahren wurde ein reiches Erfah wie schon erwähnt, auch das von Leuner et
rungsmaterial durch Forscher in aller Welt al. (1965) und Baer (1967 a,b) klinisch ge
generiert. prüfte sowie von Leuner (1967ff), Johnsen
Die regelmäßige Anwendung des Psilo- (1967) und Alnaes (1965) regelmäßig psy
cybins in der Psychotherapie zeigte, daß das chotherapeutisch eingesetzte Psilocybin-De-
Psilocybin eine gute Eignung zur Unterstüt rivat CZ 74 sein. Dieses hat eine Wirkungs
zung psychotherapeutischer Behandlungen - dauer von nur ca. 3 Stunden und ist fast
völlig frei von somalischen Nebenwirkun bis in das erste Lebensjahr zurückreichen
gen. Ein verwandtes Tryptaminderivat mit können und den Patienten eine äußerst leb
einer Wirkungsdauer von 2-4 Stunden, näm haftes und realistisches Wiedererleben weit
lich DPT (Dipropyltryptamin) wurde wäh zurückliegender Erfahrungen ermöglichen,
rend der letzten Forschungsprojekte der Bal was deren therapeutische Durcharbeitung
timore-Gruppe von Grof (1972/73; Grof et stark beschleunigen kann (Leuner et al.
al. 1973) und Soskin (1975; Soskin et al. 1967b). Somit hatte man ein probates Mittel
1973) als Alternative zur Verwendung von zur Intensivierung und Beschleunigung der
LSD in der Psychotherapie untersucht. Ins traditionellen tiefenpsychologischen Verfah
besondere für psycholytische Behandlungen ren gefunden, welches die Behandlungsdau
im ambulanten Setting scheinen diese kurz er beträchtlich zu verkürzen in der Lage ist.
wirkenden Substanzen gut geeignet (Leuner Zudem vermag die pharmakologische Akti
et al. 1965: 473). vierung unbewußten Materials auch vordem
Mindestens die unter A., B. und C. ge als therapieresistent geltende Patienten für
schilderten Verfahren bei denen Psilocybin psychotherapeutische Arbeit aufzuschließen
und sein kürzerwirkendes Derivat CZ 74 (Arendsen Hein 1963; Leuner 1981). Auf
psychotherapeutisch eingesetzt wurden, sind grund dessen wurde von vielen Therapeuten
stark von den Prämissen und Verfahrens und Forschem für diese Substanzen eine
weisen der Freudschen und Jungschen Psy vielversprechende Zukunft in der Psychothe
choanalyse geprägt. Die Psychoanalyse ar rapie vorausgesehen, die aber angesichts des
beitet schon von je her mit Methoden, die Ende der sechziger Jahre aufkommenden
geeignet sind, unbewußte Konflikte und massenhaften Gebrauchs der Substanzen
traumatische Erlebnisse während der Persön durch Laien ein jähes Ende durch deren
lichkeitsentwicklung aufzudecken bzw. be Verbot seitens der WHO fand (vgl. Leuner
wußt zu machen. Die hierbei von der Psy 1981: 17ff).
choanalyse angewandten Methoden sind die Im Folgenden sollen einige Betrachtun
Hypnose, der nächtliche Traum, die Jung- gen zum Vergleich der traditionellen und
sche „Aktive Imagination", die „freie Asso modernen Anwendungsformen von Psycho
ziation" und das Erleben im Tagtraum lytika angestellt werden.
(auch als „katathymes Bilderleben"). In der modernen Psychotherapie wurden
Von daher konnte eine Intensivierung die Substanzen weit überwiegend im Einzel
und Vertiefung inneren Erlebens und die setting bzw. in Kleingruppen mit nachfol
dabei erfolgende Aktivierung unbewußten gender Durcharbeitung und Interpretation
Materials wie sie durch subpsychotische genutzt, was einige Similaritäten zu ihren
Dosen von Psycholytika hervorgerufen wird, althergebrachten traditionellen Verwendungs
bei den psychoanalytisch orientierten Thera formen aufweist (vgl. Wasson 1980; Rosen-
peuten auf fruchtbaren Boden fallen. Sie hat BOHM 1991). In den schamanistischen Ritua
sich deshalb in diesen Kreisen schnell als len sollen ja gleichermaßen unbewußte
experimentelles Verfahren etablieren kön Konflikte und krankheitsbezogene Erinne
nen. Zudem reichte die Aktivierung und rungen stimuliert, als Krankheitsursachen er
Zugänglichmachung unbewußter Konflikte kannt und mit Hilfe des Schamanen inter
und traumatischer Erinnerungen mittels psy- pretierend aufgearbeitet werden. Während
cholytischer Sitzungen weit tiefer als mit die klassischen Psycholyse-Therapeuten den
konventionellen Methoden (Grof 1978). Da Patienten auffordern, sich den auftauchen
zu kommt die Beobachtung, daß die von den Erlebnissen einfach hinzugeben und
Psycholytika erzeugten Altersregressionen nach Möglichkeit überhaupt nicht in den
Rauschablauf eingreifen, nutzen viele der rapeutische Nacharbeit vielmehr in die dro-
indigenen Heiler den sensibilisierten Zu genfreien Zwischensitzungen. Auch die von
stand ihrer Patienten auch zu prägnanten Schamanen genutzte Einbeziehung von Fa
suggestiv-kathartischen Interventionen. Das milienmitgliedern und Verwandten in die
in Europa entwickelte psycholytische Ver Sitzungen verstärkt wahrscheinlich eine
fahren (niedrigdosierte Seriensitzungen im durchgreifende Wirkung solitärer Interven
Rahmen tiefenpsychologischer Verfahren) tionen. Die Psycholyse-Therapeuten konzen
nutzt denn auch weniger suggestive und trieren sich bei den Seriensitzungen dagegen
psychodramatische Aspekte der Behandlung, auf die Behandlung chronifizierter neuroti
sondern hebt vielmehr auf die Aktivierung scher Erkrankungen. Diesen liegen meist
und Durcharbeitung unbewußten Materials strukturelle PersönlichkeitsVerformungen zu
ab. Derartiges Material tritt bei einer im grunde, denen nur durch langfristige psy
Vergleich zu traditionellen Anwendungen chotherapeutische Anstrengungen beizukom
bedeutend niedrigeren Dosierung vor allem men ist.
in Form von Traumfragmenten auf. Diese Unterschiede von traditionellen und mo
Traumfragmente haben nachweislich einen dernen Verfahrensweisen lassen sich auch
persönlichkeitsbezogenen Charakter (Leuner bezüglich der Tageszeit finden zu der die
1962) und können sinnvoll in einen tiefen Sitzungen veranstaltet werden. Während bei
psychologischen Therapieprozeß integriert den indigenen Heilem die Sitzungen den
werden. Das psychodramatische Moment Nachtstunden vorbehalten sind, verabreichen
fehlt bei dieser Methode völlig und die Sti die klassischen Psycholyse-Therapeuten die
mulation des Erlebens beschränkt sich auf Substanzen vormittags, um den Nachmittag
das Abspielen leiser Musik in abgedunkel für eine Nachbesprechung nutzen zu kön
ten Räumen. Ein anderer Unterschied zu nen.
und Einstimmung der Teilnehmer, Schaf formen in einem dem traditionellen stark
fung einer Geborgenheit vermittelnden Ge angenäherten Setting (Gruppensitzungen mit
samtatmosphäre, musikalische Begleitung z.T. höherer Dosierung, nächtliche Einnah
und Begünstigung einer starken Verinnerli- me, rituelle Struktur, natumahe Settings
chung der Erfahrungen (Heim et al. 1958; u.a.) als auch um eine längerfristige the
Wasson 1980; LaBarre 1938). Eine psycho- rapeutische Aufarbeitung biographisch-psy-
dynamische Interpretation und Durcharbei chodynamischer Erlebnisbestandteile (Alnaes
tung der Erlebnisse findet im Gegensatz zur 1965; Roquet et al. 1981; STYK 1994).
psycholytischen Methode nicht statt. Ein Überblickt man die historische Entwick
wesentlicher Unterschied ist allerdings darin lung der Verfahrensweisen zur Nutzung von
zu sehen, daß die psychedelischen Sitzun Halluzinogenen in der modernen Psychothe
gen meist im Einzelsetting bzw. sehr klei rapie, so ist eine zweigleisige Entwicklung
nen Gruppen veranstaltet wurden. Die reli zu beobachten. Zum einen die Entwicklung
giös inspirierte traditionelle Verwendung der psycholytischen Methode in Europa, die
findet dagegen in einem streng rituell struk die Möglichkeiten der Evokation unbe
turierten Gruppensetting statt (LaBarre wußten Materials durch Psycholytika in her
1938). Während im Einzelsetting der Ver gebrachte tiefenpsychologische Behandlungs
lauf des Erlebens nur durch Patient und verfahren einbrachte. Und zum anderen die
Therapeut determiniert wird, ist bei den tra Entwicklung der psychedelischen Methode,
ditionellen indianischen Gruppenritualen der die in vielem unmittelbar an die traditionel
Rauschzustand durch die rituelle Struktur len Settings und Vorgehensweisen anknüpfte
und die gesamte Gruppe ausgesteuert. Die und religiöse Erlebnisse von Selbsttranszen
Nacharbeit beschränkt sich auf eine gemein denz zur Grundlage therapeutischen Wirkens
same Diskussion der Erfahrungen und Ein machte.
sichten. In der Regel werden bei der psy Was die Behandlungsergebnisse der ge
chedelischen Methode, ähnlich wie bei den schilderten Anwendungen des Psilocybins in
traditionellen Anwendungen, nur sehr weni der modernen Psychotherapie angeht, soll
ge gut vorbereitete Sitzungen mit höherer hier nur auf die katamnestischen Untersu
Dosierung durchgeführt. chungen von Mascher (1966), Schulz-Witt-
Eine sachgerechte Überwachung der Teil ner (1989), Leuner (1994) und der Balti-
nehmer, um etwaigen Nachreaktionen vor more-Gruppe (vgl. Yensen et al. 1995) ver
zubeugen, wird sowohl von traditionellen wiesen werden. Diese Autoren konnten - in
Heilem mit nächtlichen Settings und dem Übereinstimmung mit vielen anderen - über
Zusammensein mit dem Patienten noch am eine deutliche Besserung bei etwa 65% der
nächsten Tage gerecht, als auch die Psycho- behandelten meist schweren und chronifi-
lyse-Therapeuten mit ihrer Bevorzugung zierten Neurosen berichten.
eines stationären bzw. teilstationären Set Ein Teil dieser Evaluierungen erscheint
tings (Klinik, Tagesklinik). allerdings problematisch, weil sie vor allem
Einen schon von Grof (1967) vorgeschla während der sechziger Jahre - als noch viel
genen Ansatz, Vorteile beider Verfahrens mit psycholytischen Substanzen geforscht
weisen miteinander zu verbinden, verfolgten wurde - durchgeführt wurden und somit nur
von den hier dargestellten Autoren Alnaes, den damaligen Standards der Psychothera
Roquet sowie jüngst die Schweizer Psy- pie-Evaluation genüge tun. Aus heutiger
cholyse-Therapeuten Widmer und Styk. Die Perspektive erscheinen sie von daher mit
se Autoren bemühten sich sowohl um die z.T. gravierenden Mängeln behaftet (Plet-
Begünstigung „psychedelischer" Erfahrungs scHER et al. 1994). Weitere Untersuchungen
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