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ZÄS 2016; 143(1): 5–21

Khaled Abdel Ghany

Die königlichen Amduat-Fragmente vor der


Regierungszeit Thutmosis’ III.
DOI 10.1515/zaes-2016-0002 des Amduat festgestellt und datiert3. Diese Kalkstein-
Fragmente gelten als die ältesten und frühesten aufgefun-
denen Exemplare der 18. Dynastie4, da in deren Gräbern
Summary: After thorough comparative examination of the keine früheren oder älteren Exemplare gefunden wurden.
Amduat limestone fragments from the tombs of king Thut- Daher gilt dieses Amduat-Exemplar als frühste Quelle der
mose I (KV38) and queen Hatshepsut (KV20), it is my con- königlichen Totenliteratur im Neuen Reich5. Diese Toten-
clusion that these limestone fragments of the oldest and literaturtexte dienten dem verstorbenen König auch als
earliest version of the Amduat Book together are forming Jenseitsführer in seinem Grab, um seinen Wohlstand im
an entity, that this is actually one single specimen. There- Totenreich sicherzustellen6 und ihn im Jenseitsleben nütz-
fore I assume that all fragments originate from only one lich zu sein.
tomb, namely from Thutmose I (KV 38), and neither from Seit der Entdeckung der oben genannten Fragmente
two different tombs nor from different reigns. It therefo- wurde immer versucht, die Frage zu beantworten, welche
re seems problematic to state that any of these fragments Fragmente zu welchem Grab gehören und ob die beiden
might originate from tomb KV 20. Moreover, after having vorliegenden Exemplare zusammen eine Einheit bilden.
discovered the earliest ever mud-plaster fragments of the Hier fragt auch F. Abitz7, welche Teile aus welchem Grab
Amduat Book in the tomb of Thutmose I (KV 38) in the stammen und E. Hornung hat Folgendes dazu vermerkt8:
Valley of Kings, I could prove that the Amduat Book was
already known during the reign of Thutmose I. „Was genau wo gefunden wurde, ist nicht mehr zu rekonstruie-
ren, doch gibt es keine Dubletten, und auch sonst deutet nichts
Keywords: Amduat – Valley of the Kings – Thutmosis I – darauf hin, dass die noch vorhandenen Fragmente ursprünglich
Hatshepsut – Cairo, Egyptian Museum, CG 24990 zu zwei verschiedenen Gräbern gehört haben.“

F. Mauric-Barberio9 hat dasselbe Problem auch gesehen

I Die Amduat-Fragmente aus den und geht davon aus, dass die Fragmente aus den beiden
Gräbern zusammengehören und nicht aus verschiedenen
Gräbern Thutmosis’ I. (KV 38) und Zeiten stammen.

Hatschepsuts (KV 20)


3 Vgl. dazu K. Jansen-Winkeln, Zu Sprache und Datierung des Am-
duat, JEA 98, London 2012, 87–106; S. Wiebach-Koepke, Phänomeno-
Im Jahr 1899 wurden die ersten Fragmente des Amduats logie der Bewegungsabläufe im Jenseitskonzept der Unterweltbücher
von V. Loret1 aus dem Grab Thutmosis’ I. (KV 38) entdeckt, Amduat und Pfortenbuch und der liturgischen „Sonnenlitanei“, Teil
dann im Jahr 1903 fand H. Carter2 bei seiner Entdeckung 1: Untersuchungen, ÄAT 55, Wiesbaden 2003, 23–29.
im Grabe der Königin Hatschepsut (KV 20) noch weitere 4 E. Hornung, Altägyptische Jenseitsbücher: ein einführender Über-
blick, Darmstadt 1997, 40; H. Grapow, Studien zu den thebanischen
Fragmente. Anhand der vorgefundenen Kalkstein-Frag-
Königsgräbern, ZÄS 72, Osnabrück 1967, 16, Anm. 9.
mente aus den beiden Gräbern wurde die Entstehungszeit 5 J. Assmann, Altägyptische Totenliturgien, Band I: Totenliturgien in
den Sargtexten des Mittleren Reiches, Heidelberg 2002, 4.
6 S. Schott, Die Schrift der Verborgenen Kammer in Königsgräbern
der 18. Dynastie, NAWG 4 (1958), 312.
1 G. Steindorff, Discovery of the tomb of Thutmosis I., Bibla 12, 1900,
7 F. Abitz, Pharao als Gott in den Unterweltsbüchern des Neuen Rei-
425–427; G. Schweinfurth, Neue Thebanische Gräberfunde, Sphinx 3,
ches, OBO 146, Freiburg 1996, 4.
1900, 103–104; H. E. Winlock, Notes on the Reburial of Tuthmosis I,
8 E. Hornung, Texte zum Amduat, Teil I: Kurzfassung und Langefas-
JEA 15, London 1929, 57.
sung, 1. bis 3. Stunde, AH 13, Genève 1987, X (TzAM I).
2 T. M. Davis, Excavations: Biban El Moluk, the Tomb of Hatshopsitu,
9 F. Mauric-Barberio, Le premier exemplaire du Livre de l’Amdouat.
London 1906, XIV, 80.
BIFAO 101 (2001), 327: “Le problème est donc de savoir quelle est
l’origine primitive des fragments calcaires et d’établir dans quelles
Khaled Abdel Ghany: Kairo/Hannover circonstances ceux-ci ont été dispersés entre les hypogées KV 38 et
E-Mail: khaled.abdelghany@t-online.de KV 20.”

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6   Abdel Ghany, K., Die königlichen Amduat Fragmente

Um die betreffenden Fragmente aus den beiden Grä- “Deux morceaux de la muraille du tombeau de Thotmès Ier ret-
bern einzuordnen und zu identifizieren, mussten die rouvés dans les décombres, portant des fragments du Livre de
Kalkstein-Fragmente aus dem Grab KV 38 genau unter- l’Am-duat. Les personnages et inscriptions sont généralement
à l’encre noire, quelques passages, les noms mystiques sont en
sucht werden und mit den anderen Fragmenten aus KV 20
rouge.”12
verglichen werden. So konnte festgestellt werden, ob alle
Fragmente zusammen ein Exemplar bilden oder ob es sich
In seiner Beschreibung des Grab Thutmosis’ I. (KV 38)
um zwei verschiedene Exemplare aus verschiedenen Zei-
hat H. Carter13 den Fund dieser Fragmente bestätigt und
ten handelt.
äußerte sich dahingehend, dass ähnliche Fragmente (15
Kalkstein-Platten) im Grab KV 20 möglicherweise mit dem
König im Zuge seiner Umbettung zu diesem Grab gebracht
II Untersuchung und Analyse der worden sein könnten:

Fragmente aus dem Grab KV 38 “Limestone slabs. Fragments of limestone slabs, for (?) tomb
lining, bearing Texts from the book of “Duat”, written and
Die erste Gruppe der Amduat-Fragmente, die im Grab drawn in red and black ink. C.M. No 24990 (Daressy, Op. cit,
Thutmosis’ I. (KV 38) aufgefunden wurden, wurde zuerst p. 303). Similar fragments, some 15 in number, were found in
queen Hatshepsut’s Tomb, they may probably have come from
zum Gizeh-Museum gebracht und im Jahr 1899 im „Bulle-
this tomb and transported there with the king.”14
tin de l‘Institut égyptien“ veröffentlicht10. Dann hat G. Da-
ressy11 im Jahr 1902 diese im „Catalogue Générale“ katalo-
gisiert und publiziert, wobei er sie anhand des Materials
II.I Kairoer Museum, CG 24990 A
der Fragmente sortiert und eingeordnet hat.
Es handelt sich um zwei Fragmente aus Kalkstein und
Dieses Fragment befindet sich in einem geschlossenen
zwei Fragmente aus Stuck. Alle vier Fragmente sind im
Schrank im Zimmer P 12 im ersten Stock des Kairoer Muse-
Kairoer Museum unter der Nummer CG 24990 registriert
ums15 und hat die folgenden Abmessungen: Höhe: 27 cm
und im „Journal d’entree du Musee“ haben sie die Num-
und Breite: 27 cm (Abb. 1a–b).
mer JE 33863. Die beiden Kalksteinfragmente haben die
Nummern CG 24990 A und CG 24990 B. Die anderen bei-
Dieses Objekt wurde in dem Special Register des Museums
den Fragmente aus Stuck haben die Nummern CG 24990
unter der Nummer SR/2329=JE 33863 (b)16 registriert und
C (1) und CG 24990 C (2). Durch die allgemeinen Beschrei-
kurz beschrieben als:
bungen von G. Daressy zu den Fragmenten A und B wurde
festgestellt, dass alle Fundstücke in einem sehr schlechten “Partian of the tomb chamber, from the tomb of Thotmes I.”
Zustand waren. Die Farben und Darstellungen seien nicht
gut erhalten, die Inschriften schlecht zu erkennen und
Das Material des ovalen Fragments ist Kalkstein. Der Rand
die meisten Buchstaben sehr abgerieben und verblichen.
ist sehr stark gebrochen. Die Fläche auf der Vorderseite,
Aber gleichzeitig bestätigt er die Herkunft der Fragmente,
auf der sich die Inschriften befinden, ist sehr stark ausge-
nämlich dass diese von der Grabwand der Sargkammer
kratzt, verblichen und teilweise abgerieben.
von Thutmosis I. stammen und in den Trümmern des Gra-
bes aufgefunden wurden.

12 Ibid, 303; Vgl. auch E. Hornung, Die Grabkammer des Vezirs User,
in: NAWG 5, Göttingen 1961, 104.
13 Carter MSS. i.A.220.3 (from the group Carter MSS. i.A.220–39 = KV
38), Griffith Institute, Oxford: “Fragments of walling-slabs, Limesto-
ne, for the tomb lining. They bear parts of the chapters of the “Book
of that which is in the Under-World” written and drawn in red and
10 V. Loret, Extrait de l’inventaire du musée de Guizeh comprenant black ink. (no. 24990). Similar fragments, some 15 in number, were
les objets entrés dans les collections du 1er janvier au 31 décembre found in Queen Hatshepsuit’s tomb.”
1899, BIE 3 série – no 10 (1899), 254, Le Caire 1900: “33863-Calcaire- 14 Carter MSS. i.A.232 (from the group Carter MSS. i.A.220–39 = KV
Biban-el-Moluk-Tombe de Thotmes I. Deux blocs de Calcaire, de 0m, 38), Griffith Institute, Oxford.
26 de longueur, sur lesquels sont écrits aux encres rouge et noire des 15 Die Lage im Kairoer Museum: is not displayed, P12 – N 6 Vitrine –
passages du livre de l’Am-duat.” I – Bas, Stand: November 2014.
11 G. Daressy, Fouilles de la Vallée des Rois (1898–1899), Catalogue 16 Es scheint mir die Nr. JE 33863 (a) richtig zu sein, wie im Cata-
général, Le Caire 1902, 303–304, Abb. LVII. logue Generale aufgelistet wurde.

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Abb. 1a: Fragment aus dem Grab KV 38, Kairoer Museum CG 24990 A = SR / 3229 = JR 33863 (b).

Abb. 1b: Umzeichnung, CG 24990 A = SR / 3229 = JR 33863 (b).

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8   Abdel Ghany, K., Die königlichen Amduat Fragmente

Die Inschriften sind in kursiven Hieroglyphen von 2. Der Text des oberen Registers, der in 7 senkrechten
links nach rechts geschrieben (das heißt in rückläufiger Spalten geschrieben ist:
Richtung). Die schwarze und rote Farbe der Zeichen ist
teilweise verwischt, lückenhaft und kaum zu erkennen.
Dieses Fragment ist wesentlich stärker beschädigt und
undeutlicher als das Fragment CG 24990 B.
Die Darstellungen auf dem Fragment zeigen einen Ab- m t# xr.sn (r)dj.sn Xrw [nD].sn sbj |w rX
schnitt aus dem oberen und mittleren Register der Dritten … in der Erde unter ihnen; sie lassen die Stimme (erschal-
Stunde des Amduat17. Der obere Teil hat eine horizontale len), wenn sie den Widersacher zermalmen, wer kennt …
schmale Zeile (1 cm hoch), die mit roten Punkten gezeich-
net ist und von zwei dünnen schwarzen Linien oben und Hier bezieht sich der Text auf alle Götter und Göttinnen,
unten begrenzt wird. Unter dieser Zeile ist eine horizonta- die sich im ersten Register der dritten Stunde befinden.
le Hieroglyphen-Zeile, die in schwarzer Farbe geschrieben Der Text beschreibt die Aufgaben dieser Götter: Dass
wurde. Darunter ist ein Abschnitt aus dem oberen Regis- sie geschaffen sind, um den Feind des Sonnengottes
ter, welcher nicht leicht zu erkennen ist. Dieser Abschnitt (Apophis)19 als Widersacher zu bestrafen und zu zermal-
besteht aus sieben vertikalen Hieroglyphen-Spalten, die men.
sehr stark ausgekratzt sind. Darunter ist eine Reihe von
zwei Göttern und vier Göttinnen zu sehen, die in schwarz
gezeichnet sind; vor ihnen sind ihre Namen in zwei Ver- 3. Der Name der beiden Götter und der vier Göttinnen im
sionen – rot und schwarz – geschrieben. Darunter ist das ersten Register.20
zweite Register dieser Stunde und darauf das Hauptmo-
tiv abgebildet, nämlich die Sonnenbarke, die nur ganz k# |rw b#-pf
„Stier der Gestalten“ „jene Seele“
schwach erkennbar ist. Auf dieser sind vier falkenköpfige
Götter zu sehen. Drei Götter davon sind gut erhalten, der
letzte Gott, welcher den Steuermann der Barke darstellen rmy.t m#tj.t
soll, ist wesentlich ausgeriebener und verblichener. „Weinende“ „Preisende21“

|#kby.t H(#)j.t
Transkription und Übersetzung (Abb. 1b) „Trauernde“ „Klagende“

1. Die Horizontale Zeile:

Die Namen der 6 Götter und Göttinnen zeigen ihre Eigen-


schaften und ihren Zustand; wenn der Sonnengott an ih-
|rj.tw nn n sSm.w n b#.w
nen vorbeizieht, dann trauern und klagen sie um ihn, weil
Gemacht sind diese Bilder der Seelen.
er dieses Gefilde verlässt22.

Der Text ist ein kleiner Ausschnitt aus der horizontalen


Zeile der dritten Stunde und beschreibt hier die Bilder der
geheimen Seelen, die in dieser Stunde dargestellt sind.
Wenn der Sonnengott an diesem Gefilde vorbeikommt,
sorgt er für alle Götter, die sich dort befinden und verteilt
die Ackeranteile an das Gefolge des Osiris18.

19 E. Hornung, Das Amduat II, 64, Anm. 6.


20 E. Hornung, Amduat II , 66–67, die Götter Nummern sind 211–216
21 Vgl. S. Wiebach-Koepke, Phänomenologie der Bewegungsabläufe
im Jenseitskonzept der Unterweltbücher Amduat und Pfortenbuch
17 E. Hornung, op. cit. (Anm. 8), 276, 281–282, 288–289, 294. und der liturgischen „Sonnenlitanei“, Teil 2: Annotierte Transkripti-
18 E. Hornung, Das Amduat: die Schrift des verborgenen Raumes, on und Übersetzung Schautafeln, ÄAT 55, Wiesbaden 2003, 39.
Teil II: Übersetzung und Kommentar, ÄA 7, Wiesbaden 1967, 63. (Am- 22 E. Hornung, The Egyptian Amduat: The Book of the Hidden
duat II) Chamber, Zürich 2007, 86.

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4. Der Text in dem mittleren Register über der Barke. Das Material des Fragments ist Kalkstein und es hat
eine dreieckige Form; alle drei Kanten sind zerstört und
abgebrochen. Die Vorderseite, auf der die Inschriften sind,
ist teilweise abgerieben und verblichen, aber in einem bes-
seren Zustand als das Fragment A. Die Inschriften sind in
dnt b#.w pxr nn n wj#.w [r] |db n |Tjw kursiven Hieroglyphen von links nach rechts geschrieben
… die Seelen zerschneidet, es kehren diese Barken um (in rückläufiger Richtung). Die schwarze und rote Farbe
zum Ufer des Räubers. der Zeichen ist teilweise verwischt und lückenhaft.
Der obere Teil hat eine horizontale schmale Zeile
Der Name dieser Stunde ist „Welche die Seelen zerschnei- (Höhe: ca. 1 cm), die mit roten Punkten gezeichnet ist und
det“ und der Wächter dieser Stunde heißt „Der Räuber“. von zwei dünnen schwarzen Linien oben und unten be-
In dem mittleren Register der dritten Stunde sind 4 ver- grenzt wird. Unter der Zeile ist auch ein horizontaler Hi-
schiedene Barken dargestellt, die den Sonnengott in die eroglyphen-Text in roter Farbe geschrieben – auch dieser
Gefilde begleiten und leiten sollen. Nachdem sie diese ist in rückläufiger Richtung gezeichnet. Darunter sind ver-
Stätte durchfahren und den Sonnengott begleitet haben, tikale Hieroglyphen-Spalten, die in Schwarz und teilweise
kehren alle Barken zum Wächter zurück23. auch in Rot geschrieben sind. Ganz unten sind unvollstän-
dige vertikale Spalten in denselben beiden Farben. Die
gesamten Darstellungen auf dem Fragment zeigen einen
5. Der Name des Gottes, der auf der Barke ist. kleinen Abschnitt aus dem oberen Register der zweiten
Stunde des Amduat28.

Transkription und Übersetzung (Abb. 2b):

oHow sSmw (Hrw) 1. Die Horizontale Zeile:


Helfer, Geleiter (des Horus)24

Der Name des Gottes, der in der vierten Barke steht, ist mit
einem Falkenkopf versehen und zeigt eine Erscheinungs- [m-Xt] m#ot29 –Hnby.t |w.f wnm.f t r wj#-t# d+.tw n.f H#t.t
form des Gottes Horus. Vor ihm stehen zwei einander zu- t#-tb|30
gewandte Götter mit Falkenköpfen, die „Die weiblichen … (hinter) Maat des Ackeranteils, er wird Brot essen an der
Falken“ heißen25. Erdbarke.
… gegeben wird zu ihm das Vordertau der Ta-tbj (Barke).

II.II Kairoer Museum, CG 24990 B Es handelt sich hier um einen Ausschnitt der Einleitung
der zweiten Stunde des Amduat; der Text beschreibt hier,
Dieses Fragment liegt an derselben Stelle im Kairoer Mu- wie der Sonnengott in die Erde tritt und die Dat (Unter-
seum, an der sich auch das Fragment CG 24990 A befin- welt) für ihn geöffnet wird, dann zieht er in diesen Gefil-
det26. Es hat eine Abmessung von Breite: 28 cm und Höhe: den an der Seele vorbei. Hier verwandelt er sich zwischen
15 cm (Abb. 2a). Dieses Objekt wurde im Special Register den Feldern, bis er am Ackeranteil von Maat vorbeizieht.
des ägyptischen Museums unter der Nummer SR/2330= Dann wird Brot an der Erdbarke (diese Barke liegt in dem
JE 33863 (a)27 unter der gleichen Beschreibung wie bei CG Mittleren Register dieser Stunde) gegessen und ihm wird
24990 A registriert. das Vordertau der Ta-tbj Barke gegeben31.

23 E. Hornung, Das Amduat II, 67–77.


24 S. Wiebach-Koepke, op. cit. (Anm. 21), 43.
25 E. Hornung, Das Amduat II, 70. 28 E. Hornung, TzAm I, 180, 187, 195.
26 Die Lage im Kairoer Museum: is not displayed, P12 – N 6 Vitrine – 29 Es wird auch als Swt gelesen, E. Hornung, Das Amduat II, 45,
I – Bas, Stand: November 2014 Anm. 17.
27 Es scheint mir die Nr. JE 33863 (b) richtig zu sein, wie im Cata- 30 Vgl. E. Hornung, Das Amduat II, 45, Anm. 19.
logue General aufgelistet wurde. 31 E. Hornung, Das Amduat II, 43

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Abb. 2a: Fragment aus dem Grab KV 38, Kairoer Museum, CG 24990 B = SR 2330 = JE 33863 (a).

Abb. 2b: Umzeichnung, CG 24990 B = SR 2330 = JE 33863 (a).

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2. Unter dem horizontalen Text sind noch 10 vertikale “Deux autres fragments d’inscriptions sur stuc ont été recueillis
Spalten: dans la même tombe; les lettres sont beaucoup plus grandes, la
largeur des colonnes atteignant 0 m. 03 cent”34

G. Daressy beschrieb die zwei Fragmente als klein. Tat-


sächlich betragen die Maße des ersten Fragments CG
24990 C (1) 20 cm x 18 cm. Er geht davon aus, dass die Auf-
… |w [sn hwt.sn] n nTr pn o# i#kb.sn n.f m-Xt opp.f Hr.sn schriften einen Teil der achten Stunde wiedergeben. Das
|w rX.[sn] zweite Fragment CG 24990 C (2) ist wesentlich kleiner und
(Sie klagen) um diesen Großen Gott. Sie trauern um ihn, hat die Abmessung 16 cm x 13 cm. Er geht davon aus, dass
nachdem er an ihnen vorbeigezogen ist, wer (sie)kennt. die Aufschrift zu einem Teil der fünften Stunde gehört35.
Leider sind diese beiden Fragmente nicht mehr im Kairoer
Hier handelt es sich um einen Ausschnitt über die Be- Museum aufzufinden. In seinem Aufsatz über die Gräber
schreibung der Götter und Wesen, die im ersten Register von KV 38 und KV 20 hat G. B. Johnson erwähnt, dass Ed-
der zweiten Stunde sind. Sie sind diejenigen, die den Tag ward F. Wente ähnliche Stuck-Fragmente im K ­ airoer Mus­
hüten und die Nacht bringen, bis der Sonnengott aus der eum gesehen hatte – ohne eine genaue Angabe, wo genau
Urfinsternis hervorkommt. Wenn der Sonnengott an ihnen diese im Museum liegen sollten36. Ein ähnliches Fragment
vorbeizieht, dann klagen und trauern sie um ihn32. im Grab Thutmosis’ I. ist Herrn El-Bialy aufgefallen37,
während er 1999 im Grab Thutmosis’ II. gearbeitet hat38.
Allerdings konnte er keine Angabe machen, wo genau die-
3. Ganz unten sind 3 vertikale Spalten, die den Namen se Gips-Fragmente zu finden sind.
zweier Götter beschreiben:

sXm o
Mächtiger an Arm“33. III Die neu gefundenen Gips-
putz-Fragmente im Grabe von
Ktwyt.t dnt
„die von der Feuerstelle, die schneidet“.

Thutmosis I. (KV 38)


Diese beiden Götter sind in dem ersten Register der zwei-
ten Stunde dargestellt und ihre Namen beschreiben ihre Um die Spuren dieser Fragmente genauer verfolgen und
Aufgabe in der Unterwelt. Es handelt sich hier um Straf- feststellen zu können, ob tatsächlich noch ein weiteres
götter, deren Aufgabe es ist, die Feinde des Sonnengotts Amduat-Exemplar aus Gips im Grab Thutmosis’ I. zu fin-
zu bestrafen. den ist, habe ich eigene Untersuchungen im Grab Thutmo-
sis’ I. (KV 38) begonnen.
Tatsächlich ist es mir gelungen, am 11.-12.01.2015
II.III Kairoer Museum, CG 24990 C mehrere kleine (4 cm x 7 cm) und mittelgroße Gipsputz-
Fragmente (20 cm x 30 cm) im Nebenraum des Grabes zu
Wegen des unterschiedlichen Materials der Fragmente CG finden (Abb. 3). Die Fragmente sind in einem schlechten
24990 C (1) und (2) im Vergleich mit den anderen beiden Zustand – sie sind sehr brüchig, verwittert und teilweise
Kalksteinfragmenten hat G. Daressy diese Objekte nicht stark verschmutzt. Einige dieser Fragmente lassen sich als
in dieselbe Gruppe wie CG 24990 A-B eingestuft. In sei-
ner Klassifizierung schrieb er, dass diese beiden weiteren 34 G. Daressy, op. cit. (Anm. 11), 304.
Fragmente aus Stuck sind, mit Inschriften versehen und 35 F. Mauric-Barberio vermutet, dass dieses Fragment ein Teil der
in demselben Grab gefunden wurden. Das war nicht das achten oder neunten Stunde ist, 331.
einzige Unterscheidungsmerkmal: Auch die Hieroglyphen 36 G.B. Johnson, No one seeing, no one hearing. KV 38 & KV 20: the
first Royal Tombs in the Valley of the Kings, KMT 3, San Francisco
sind größer und die Kolumnenbreite beträgt 3 cm.
1992, S. 72, Anm. 10.
37 Nach einem freundlichen Telefonat mit Herrn El-Bialy hat dieser
32 E-Hornung, Das Amduat II, 45. mir den Befund bestätigt; Vgl. F. Mauric-Barberio, op. cit. (Anm. 9),
33 E. Hornung, Das Amduat II, 48. Die Götter haben zwei Versio- 316, Anm. 3, 331–332.
nen, um ihre Name zu beschreiben und ihre Nummern sind: 143, 144. 38 M. El Bialy, Récentes recherches effectuées dans la tombe no 42
Die vollständigen Namen der beiden Götter sind: sXm-oHwy-Xftyw, de la Vallée des roi, Memnonia 10, Le Caire 1999, 161–178, Abb. XLIII–
ktwytt-dnt b#w. XLVII.

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12   Abdel Ghany, K., Die königlichen Amduat Fragmente

zugehörig zu der vierten, achten und zehnten Stunde des lassen hat43, da die Wände der Grabkammer aus Schiefer-
Amduat identifizieren39. stein sind, die sich nur schwer bearbeiten lassen44.
Um genau festzustellen, ob die entdeckten Gipsputz-
Fragmente aus der Regierungszeit Thutmosis’ I. oder aus Im Gegensatz zu den Fragmenten aus KV 38, welche von
der Zeit Thutmosis’ III. stammen40, habe ich diese Frag- G. Daressy katalogisiert und registriert wurden, bleibt
mente mit der Amduat-Szene aus dem Grab Thutmosis’ III. aber unklar, auf welchem Weg die Fragmente aus KV 20
(KV 34) verglichen. Es zeigt sich, dass sich die künstleri- ins Ägyptische Museum, Kairo gelangt sind.
schen Merkmale der vergleichbaren Szene bzw. die Dar- Ursprünglich sind die 15 Platten unter einer alten
stellungen aus den beiden Gräbern wesentlich voneinan- temporären Register Nummer „TR 10/12/14/13“ registriert
der unterscheiden, so dass die Gipsputz-Fragment-Szenen worden45. Diese Nummer deutet darauf hin, dass die Frag-
aus dem Grab Thutmosis’ I. deutlich früher zu datieren mente am 10 Dezember 1914 in das Museum aufgenom-
sind als die ähnliche Szene aus dem Grab Thutmosis’ III. men wurden und als Objekt Nr. 13 an diesem Tag notiert
Ähnliche Merkmale zwischen den beiden Versionen feh- wurden. Im temporären Register des Museums wurden
len. Da sich in der Sargkammer des Grabes zahlreiche mit diese 15 Platten von G. Daressy kurz kommentiert und als
Sternen bemalte Fragmente befinden, die von der Decke 14 Rahmenblöcke (die 15 Platten sind in 14 Blöcken im Kai-
der Sargkammer heruntergefallen sind (Abb. 4), lässt sich roer Museum eingerahmt) beschrieben, die aus Scheick
schließen, dass die Decke ursprünglich mit Sternenhim- Abdel Qurna stammen und mit religiösen Texten verse-
mel-Bildern und die Grabwände mit Szene aus dem Am- hen seien46. Außer dieser Beschreibung findet sich noch
duat dekoriert waren. eine kurze Notiz im temporären Register, die von H. Carter
im Jahr 1918 ergänzt wurde: Die 15 Platten, die von ihm
gefunden wurden, stammen überwiegend aus dem Grab

IV Die Amduat-Fragmente aus dem der Hatschepsut, einige aus dem Grab Thutmosis’ I.; ver-
mutlich stammen alle Platten ursprünglich aus dem Grab
Grab KV 20 im Kairoer Museum Thutmosis’ I.47.
Momentan haben diese Fragmente eine neue und ak-
Als H. Carter die Sargkammer (J) der Königin Hatschepsut tuelle temporäre Register Nummer TR 31/5/25/7 (A)–(N)48.
(KV 20) erreicht hatte, fand er 15 Platten aus Kalkstein, die Im Spezial Register des Museums sind sie unter der Num-
mit dem Amduat in schwarzer und roter Tinte beschriftet mer SR / 12178 registriert; darunter wurde ein kleiner Text
waren (Abb. 5). Diese Platten waren sehr brüchig, verfärbt zu den Blöcken geschrieben:
und ihren ursprünglichen Standort konnte er nicht genau
bestimmen41. In seinem Notizbuch hatte er den Fund er- „Parts of Tomb Chamber all are in glass Frames. The Scenes are
from the Book of the Dead as usually Sun in the royal tombs
wähnt und die Vermutung aufgestellt, dass diese Platten
only. In 35 Pieces (14 Frames) in bad Condition.“
aus dem Grab Thutmosis’ I. stammen könnten.

„The slabs of limestone (tomb-lining) bearing chapters of the Die 14 Glasrahmenblöcke bestehen aus fünf Reihen, die
book of that which is in the underworld written and drawn in übereinander gestapelt und geordnet sind. Die erste Reihe
red and black ink, that were found scattered in this hall, and von oben hat nur zwei Glasrahmen und in den weiteren
their true positions impossible to determine, appear not to vier Reihen von oben nach unten sind weitere zwölf ge-
belong here but to come from the original sepulture of Thut-
rahmte Blöcke, wobei in jeder Reihe 3 Blöcke nebeneinan-
mose I, where other fragments of the same kind were found42”
der gestellt sind. Die Rahmen sind einfach von (A) bis (N)

T. M. Davis vermutete, dass Hatschepsut die Wände ihrer


Sargkammer mit diesen feinen Steinplatten dekorieren 43 T. M. Davis, op.cit. (Anm. 2), XIV.
44 C. N. Reeves und Richard H. Wilkinson, The complete Valley of
the Kings: tombs and treasures of Egypt’s greatest Pharaohs, London
39 Diese Gipsputz-Fragmente werden derzeit vom Autor bearbeitet 1997, 92.
und untersucht (Februar 2015). 45 PM 1, 2, KV 20, 547; C. N Reeves, Valley of the kings: the decline of
40 Vgl. J. Romer, Royal Tombs of the Early Eighteenth Dynasty, a royal necropolis, London 1990, S. 28, Anm. 12.
MDAIK 32, Mainz 1976, 191, Anm. 1.; J. Romer, Thutmosis I and the 46 Anhand der Information des Temp. Reg des Kairo Museums.
Biban el-Moluk: Some Problems of Attribution, JEA 60, London 1974, 47 Temp. Register des Kairoer Museums: „By Carter“ Fd. by me,
122 mostly in Hatschepsut, some from Thutmosis I. porb. originally in
41 T. M. Davis, op.cit. (Anm. 2), 80. Thutmosis I. (July 1918)”
42 Carter MSS. i.A.258 ( from the group Carter MSS. i.A.251–71 = KV 48 Sie liegen im Erdgeschoß des Museums auf der Ostseite des Atri-
20), Griffith Institute, Oxford. ums: R 24-Corr – E5, Stand November 2014.

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Abb. 3: Der Nebenraum des Grabes Thutmosis I. (KV 38).

Abb. 4: Die herabgefallenen Deckenfragmente im Grab Thutmosis’ I. (KV 38).

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Abb. 5: Fragmente aus dem Grab KV 20, Kairoer Museum TR 31/5/25/7 (A)–(N).

Abb. 6: Verteilung der Amduat Stunden auf den Glasrahmenblöcken.


* A. 5. S. = Abschnitt der 5. Stunde.

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nummeriert, beginnend von ganz oben links mit (A) und Höhe: 43 cm. Diese Stunde ist stark beschädigt und
ganz unten rechts mit (N) endend49. unvollständig. So besteht die Stunde nicht mehr aus
Zur Identifizierung der Stunden des Amduats auf den einem Block, sondern aus 5 kleineren Fragmenten,
Blöcken ist es sinnvoll, auf die Reihenfolge der Stunden die in einem Rahmen zusammengefügt sind. Hier
zu achten und nicht nur auf die Reihenfolge der Buchsta- ist nur die erste Szene des ersten Registers und vom
ben (A)-(N) der Blöcke. Dies hilft, sich an der Gesamtheit zweiten Register nur der Teil der Barkenmannschaft
der Stunden zu orientieren und auch zu wissen, wo die zu erkennen.
Teile jeder Stunde liegen. Einige Stunden sind auf zwei Die fünfte Stunde wurde auf zwei gerahmte Glasblöcke auf-
Rahmen verteilt und manchmal sind zwei Stunden mitei- geteilt. Der erste und größte Teil dieser Stunde liegt
nander auf einem Block verbunden, manche Stunden sind im ersten Glasrahmen der zweiten Reihe (C) und sei-
unvollständig und teilweise mit anderen kleinen Blöcken ne Außenmaße sind: Breite: 105 cm, Höhe: 44 cm. Zu
von anderen Stunden in einem Rahmen zusammengesetzt erkennen sind die fünf Kolumnen als Einleitung der
(Abb. 6)50. Stunde. Alle drei Register dieser Stunde sind gut er-
Die erste Stunde51 liegt in dem dritten Glasrahmen in der halten, aber nicht bis zum Ende. Der zweite Teil dieser
dritten Reihe (H) und die Außenmaße dieses Blocks Stunde liegt in dem ersten Glasrahmen der ersten Rei-
sind: Breite: 90 cm, Höhe: 43 cm. Diese Stunde besteht he (A) und hat die Außenmaße: Breite: 55 cm, Höhe:
aus einem einzigen Block und gilt als das am meis- 44 cm. Dieser Block enthält den Abschlussbereich al-
ten beschädigte Objekt. Der Block hat von links nach ler drei Register der fünften Stunde; allerdings ist er
rechts 10 Kolumnen, in denen der Titel des Amduat stark verschmutzt und verblichen.
schwach zu erkennen sind, ebenso der Einleitungs- Die sechste Stunde wurde ebenfalls auf zwei verschiedene
text dieser Stunde, dann folgt der Anfangsbereich al- gerahmte Glasblöcke verteilt. Der erste Teil liegt im
ler drei Register, wo auch die Barke des Sonnengottes dritten Glasrahmen der vierten Reihe (K) und hat die
schwach erkennbar ist. Weitere Einzelheiten von die- Außenmaße: Breite: 75 cm, Höhe: 43 cm. Darauf zu
ser Stunde sind nicht mehr sichtbar. erkennen sind die fünf Kolumnen der Einleitung die-
Die zweite Stunde liegt im ersten Glasrahmen der fünften ser Stunde und auch der Anfangsbereich der sechs-
Reihe (L); dieser Block hat die Außenmaße: Breite: 76 ten Stunde. Der zweite Teil der sechsten Stunde liegt
cm, Höhe: 43 cm. Von dieser Stunde ist nur der Ab- in dem dritten Glasrahmen der zweiten Reihen (E).
schlusstext in 35 vertikalen Kolumnen zu sehen. Vom Die Außenmasse dieses Blockes sind: Breite: 90 cm,
Inhalt der drei Register dieser Stunde sind keine Spu- Höhe: 43 cm. Dieser Teil enthält den mittleren Bereich
ren zu finden. Neben diesen Kolumnen gibt es noch und den Abschlussbereich der gesamten Stunde.
weitere vier Kolumnen, die die ersten Einleitungsko- Die siebte Stunde wurde auf zwei gerahmte Glasblöcke
lumnen der dritten Stunde sind. aufgeteilt. Der erste Teil, in dem nur zwei kleine
Die dritte Stunde liegt zusammen mit dem Block der zwei- Fragmente des ersten Registers und des dritten Re-
ten Stunde (L). Hier existieren ebenfalls keine Spuren gisters sind, liegt im zweiten Glasrahmen der ersten
von den drei Registern der dritten Sunde, nur vier Ko- Reihe (B), darüber hinaus liegen in diesem Rahmen
lumnen der Einleitung der zweiten Stunde, die ganz auch kleine Fragmente vom Schlusstext der dritten
rechts in dem Block angeordnet sind. Ein weiteres Stunde52. Der zweite Teil dieser Stunde enthält den
kleines Fragment vom Schlusstext der dritten Stunde Abschlussbereich und hat die Maße: Breite: 30 cm,
liegt im zweiten Rahmen der ersten Reihe (B). Höhe: 42 cm. Dieser Teil liegt im dritten Glasrahmen
Die vierte Stunde liegt als erster Glasrahmen in der drit- der fünften Reihe (N) zusammen mit drei kleinen
ten Reihe (F) und die Außenmaße sind: Breite 91 cm, Fragmenten der achten Stunde im gleichen Rahmen.
Die achte Stunde liegt im dritten Rahmen der fünften Rei-
he (N) zusammen mit einem Teil des Abschlussbe-
49 Anhand der Data Base Information des Kairo Museums.
50 Die Zuordnung und die Aufteilung der Glasrahmen verlaufen von reichs der siebten Stunde. Es liegen nur drei kleine
oben links bis ganz unten rechts. Der erste von oben hat zwei Glas- Fragmente von der achten Stunde zusammen, darauf
rahmen aber die 2., 3., 4. und 5. Reihe hat jeweils drei Glasrahmen in sind Abschnitte des ersten Registers und des dritten
einer Reihe. Registers zu erkennen. Die Maße der drei Teile von
51 Zu den Texten der Stunden vgl. E. Hornung, Texte zum Amduat,
links nach rechts: Breite: 30 cm, Höhe: 26 cm/Breite:
Teil I: Kurzfassung und Langfassung, 1. bis 3. Stunde, AH 13, Genève
1987; E. Hornung, Texte zum Amduat, Teil II: Langfassung, 4. bis 8.
29 cm, Höhe: 30 cm/Breite: 16 cm, Höhe: 18 cm.
Stunde, AH 14, 1992; E. Hornung, Texte zum Amduat, Teil III: Lang-
fassung, 9. bis 12. Stunde, AH 15, Genève 1994. (TzAm I-III). 52 E. Honung, TzAm I, S. 329–333.

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16   Abdel Ghany, K., Die königlichen Amduat Fragmente

Die neunte Stunde liegt im dritten Rahmen der vierten V Bemerkungen zu den Fragmenten
Reihe (J) und diese Stunde ist die einzige vollstän-
dig erhaltene Stunde, die in einem einzigen Rahmen
der CG 24990 und TR 31/5/25/7
liegt. Die Abmessungen sind: Breite: 116 cm, Höhe:
Nach der Beschreibung und den Untersuchungen der
43 cm. Diese Stunde besteht aus 5 Kolumnen, die als
oben genannten Fragmente aus den Gräbern KV 38 und
Einleitung gelten. Die kompletten drei Register bis zur
KV 20, sind wichtige Merkmale auf allen Fragmenten bei-
Abschlussszene der neunten Stunde sind sehr gut er-
der Gräber hervorzuheben, die die Ähnlichkeiten und Ge-
halten.
meinsamkeiten offensichtlich machen:
Die zehnte Stunde wurde auf zwei gerahmte Glasblöcke
Das Material ist bei beiden Exemplaren feiner Kalk-
verteilt. Der erste Teil, in dem sich ein Teil des An-
stein, der von vorn sehr fein poliert und von hinten nur
fangsbereichs und des mittleren Bereichs dieser Stun-
grob bearbeitet wurde, wahrscheinlich mit der Absicht,
de befindet, liegt im zweiten Rahmen der dritten Rei-
mit diesen Platten die Grabwände dekorieren zu lassen.
he (G) und hat die Außenmaße: Breite: 87 cm, Höhe:
Die Fragmente sind in kursiven Hieroglyphen54 ge-
44 cm. Der zweite Teil enthält den Abschlussbereich
schrieben und in roter und schwarzer Tinte in rückläufiger
dieser Stunde und liegt im zweiten Rahmen der zwei-
Richtung gezeichnet55.
ten Reihe (D) zusammen auf einem Block mit dem An-
Der Stundeninhalt der beiden Fragmente aus dem
fang der elften Stunde. Die Außenmaße sind: Breite:
Grab KV 38, auf denen nur ein Teil der drei Register der
59 cm, Höhe: 44 cm. Ein noch fehlender dritter Teil
zweiten und dritten Stunde dargestellt sind, existiert nicht
dieser Stunde liegt jedoch nicht hier in dieser Samm-
oder wiederholt sich nicht bei den Fragmenten vom Grab
lung, sondern zusammen mit den beiden Fragmenten
KV 20. Das deutet daraufhin, dass alle Fragmente sich er-
aus dem Grab Thutmosis’ I. (KV 38) in einem geschlos-
gänzen und zusammen ein einziges Exemplar bilden.
sen Schrank im ersten Geschoss des Museums und
Auch die inhaltliche Abmessung der Stundenstruk-
hat die Spezial Register Nummer SR/232853. Dieser Teil
turabschnitte bei beiden vorliegenden Exemplaren aus
enthält vier Kolumnen mit der Einleitung der Stunde
beiden Gräbern sind identisch; ebenso wie die einheitli-
und den Anfang der drei Register. Die Maße: Breite: 45
che Höhe der Register oder die horizontale Streifenhöhe.
cm, Höhe: 45 cm. (Abb. 7).
Sogar die Höhe der Götter oder die Göttinnen, die im Re-
Die elfte Stunde wurde auf zwei gerahmte Glasblöcke auf-
gister der Stunden dargestellt sind, haben alle die glei-
geteilt. Der erste Teil liegt im zweiten Rahmen der
chen Maße. Nachstehend die Ergebnisse der Abmessungs-
zweiten Reihe (D) zusammen auf einem Block mit
vergleiche56 der verschiedenen Fragmente von KV 38 und
dem Abschluss der zehnten Stunde. Dieser Teil ent-
KV 20 (Abb. 8a–c)57:
hält die vier Kolumnen mit der Einleitung und den
Anfang der drei Register dieser Stunde. Der zweite
Teil enthält den mittleren Bereich und den Abschluss-
bereich und liegt in dem ersten Rahmen der vierten
Reihe (I) zusammen auf einem Block, der mit dem
Anfang der zwölften Stunde bezeichnet und beschrif-
tet ist. Die Außenmaße dieses Blocks: Breite: 78 cm,
54 H. Grapow, op.cit. (Anm. 4), 17.
Höhe: 43 cm. 55 Diese Schrift wird als „Totenbuchschrift“ bezeichnet, weil sie auf
Die zwölfte Stunde wurde ebenfalls auf zwei gerahmte Totenbuchpapyri im Neuen Reichen benutzt wurde – sie wurde übli-
Glasblöcke aufgeteilt. Der erste Teil liegt in dem ers- cherweise für religiöse Zwecke verwendet; s. M. Sherif Ali, Die Kursiv-
ten Rahmen (I) der vierten Reihe zusammen auf ei- hieroglyphen: Eine paläographische Betrachtung, GM 180, Göttingen
nem Block mit dem Abschluss der elften Stunde. Die- 2001, 9. Darüber hinaus wurde diese Schrift auch für die Jenseitssze-
ne der Unterweltbücherpapyri benutzt, die in den 21. Dynastie belegt
ser Teil enthält die fünf Kolumnen mit der Einleitung
sind, vgl. A. Piankoff and N. Rambova, Mythological Papyri, Part I:
und den Anfang. Der zweite Teil enthält den mittleren Texts, Egyptian Religious Texts and Representations 3, Bollingen
Bereich und Abschlussbereich dieser Stunde und liegt Series XL, New York 1957; A. Piankoff, Mythological Papyri, Part II:
in dem zweiten Rahmen der fünften Reihe (M). Die Au- Plats, Egyptian Religious Texts and Representations 3, Bollingen Se-
ßenmaße: Breite: 116 cm, Höhe: 44 cm. ries XL, New York 1957.
56 Die Abmessung der Stunde hier ohne äußeren Rand, nur Sand-
streifen, Schrift, Register und die Figurenhöhe.
57 Als Vergleichsbeispiel habe ich hier die zweite Szene des ersten
53 Die Lage im Kairoer Museum: is not displayed, P12 – N 6 Vitrine – Registers in der 9. Stunde ausgewählt, siehe E. Hornung, Amduat II,
I – Bas. Stand: November 2014 155.

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Vergleich ­Abmessungen TR 31/5/25/7 (J) CG 24990 A CG 24990 B


(SR. 12178) (SR. 2329) (SR. 2330)

Horizontaler Sandstreifen 1 cm 1 cm 1 cm

Horizontale Zeile 1.5 cm 1.5 cm 1.5 cm

Registerabschnittshöhe 11.5 cm 11.5 cm Nicht vorhanden

Höhe der Göttinnen 4.5 cm 4.5 cm Nicht vorhanden

Höhe der Sandstreifen bis zum 2. Register 25.5 cm 25.5 cm Nicht vorhanden

Es fällt auf, dass bei einem Vergleich dieser Fragmente gen Größe und Anzahl der Fragmente unwahrscheinlich
mit Papyri aus der Papyrussammlung des Ägyptischen sei, dass die Wände der Grabkammer von Thutmosis I.
Museums in Berlin und des Ägyptischen Museums in Kai- damit verkleidet worden waren. Außerdem vermutete er,
ro nahezu die gleichen Maße vorliegen. Weil zudem das dass die Fragmente eher in eine kleine Sargkammer oder
Amduat ursprünglich ein Papyrusbuch gewesen war – die rechteckige Kammer wie bei KV 20 passen würden61. Diese
Titel der kurzen Fassungen des Amduat deuten auch dar- These wurde auch von F. Mauric-Barberio unterstützt. Sie
auf hin58 – zeigt demnach dieses Amduat-Exemplar, dass vermutet, dass alle Fragmente für das Grab der Königin
der gleiche Maßstab wie auch bei Papyrus benutzt wurde: Hatschepsut hergestellt wurden62.
Dementgegen vermuteten H. Carter63, B. Porter und
Vergleich TR P.3001 SR P. 3005 SR R. L. B. Moss 64, E. Thomas65 und E. Hornung66, dass alle
Abmessungen 31/5/25/7 7/19337 7/19334
Fragmente aus dem Grab Thurmosis I. (KV 38) stammen.
Stundenab- 36 cm 35.5 cm 36 cm 35.5 cm 35.5 cm Meine eigenen Unteresuchungen ergaben, dass die
schnittshöhe59 Platten sehr gut in die Sargkammer Thutmosis I. passen
Die Länge der 130 cm 116 cm 99 cm 106 cm 110 cm könnten, wenn sie noch vollständig gewesen wären. Hier
10. Stunde60 sind ein paar Beispiele für die Länge einiger Blöcke bzw.
Stunden67, die im Museum teils auf zwei Glasrahmen auf-
geteilt wurden:
Es ist bemerkenswert, dass die Stundenabschnittshöhe
fast identisch ist, sowohl bei den Fragmenten als auch Stunde 5. Stunde 6. Stunde 9. Stunde 10. Stunde 12. Stunde
den Papyri. Da die Länge aber immer unterschiedlich von
Länge 166 cm 163 cm 116 cm 130 cm 133 cm
einem Papyrus zum anderen ist, sind die Längen der Stun-
den nicht identisch. Das allerdings scheint mir der erste
Entwicklungsschritt zu sein, den Inhalt des Amduats vom Wenn wir eine Länge von 1,30 m als Durchschnitt für alle
Papyrus auf eine Grabwand zu übertragen. Dieser Schritt Stunden annähmen68, ergibt das insgesamt eine Länge
kann auch als Übergangsphase betrachtet werden. von 15,6 m. Außerdem gibt es in den Texten vom Amduat
Anhand der oben genannten Ähnlichkeiten der bei- drei lange Texte, die als Schlusstexte für die 1., 2. und 3.
den Exemplare aus den Gräbern KV 38 und KV 20, scheint Stunde dienen. Zwischen den Blöcken gibt es bereits ein
es mir sicher zu sein, dass diese zusammengehören. Da- Beispiel für einen Schlusstext der 2. Stunde; dieser Block
her wird davon ausgegangen, dass alle Fragmente ur- (L) ist 70 cm lang. Zusammen ergibt das eine gesamte Län-
sprünglich aus einem einzigen Grab stammen. Und somit ge der Blöcke von mindestens 18 m. Diese gesamte Länge
bestätigt es, dass diese Kopien unter der Regierungszeit
eines Königs hergestellt wurden, der damit sein Gab aus- 61 E. F. Wente, Mysticism in Pharaonic Egypt, JNES 41, Chicago 1982,
geschmückt hat. 164, Anm. 26.
Als Edward F. Wente 1955 die Fragmente im Kairo Mu- 62 F. Mauric-Barberio, op. cit. (Anm. 9), 227, 334
seum sah, ging er davon aus, dass es aufgrund der gerin- 63 Carter MSS. i.A.232 (from the group Carter MSS. i.A.220–39 = KV
38). Griffith Institute, Oxford.
64 PM 1, 2, 547, “Fifteen limestone blocks with texts of Book of Imi-
58 H. Grapow, op.cit. (Anm. 4), 36 Duat, Possibly, from Tomb 38, in Cairo Mus. Temp. No. 10.12.14.13”.
59 Die Abmessung umfasst hier nur den Stundeninhalt, ohne 65 E. Thomas, The Royal Necropolis of Thebes, Trenton 1966, 72, 76.
­oberen und unteren Außenrand; dies betrifft sowohl die Fragmente 66 E. Hornung, op.cit. (Anm. 8).
als auch den Papyrus. 67 Hier fehlt ein Drittel der zwölften Stunde.
60 Hier wurden die alle 3 Teile; TR 31/5/25/7 (D), TR 31/5/25/7 (G) und 68 Allein die Hälfte der ersten Stunde beträgt 86 cm, die auch über
die SR / 2328 zusammen gerechnet. 140 cm sein könnte.

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18   Abdel Ghany, K., Die königlichen Amduat Fragmente

Abb. 7: Der Anfangsbereich der zehnten Stunde SR/2328 und des mittleren Bereiches der zehnten Stunden TR 31/5/25/7 (G).

Abb. 8a: Fragment der 2. Stunde aus dem Grab KV 38, Kairoer


Museum, CG 24990 B.

Abb. 8b: Fragment der 3. Stunde aus dem Grab KV 38, Kairoer


Museum, CG 24990 A.

Abb. 8c: Abschnitt der 9. Stunde aus dem Grab KV 20, Kairoer Museum, TR 31/5/25/7 (J).

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Abdel Ghany, K., Die königlichen Amduat Fragmente   19

kann gut auf den geraden Wandabschnitten angebracht Sinnvoller scheint es, dass die Königin Hatschepsut
werden, die auf den beiden langen Wandseiten eine Länge dieses Kalkstein-Exemplar des Amduat dem Grab KV 38
von rund 16 m und auf den beiden kurzen Wandseiten der entnommen und zu ihrem Grab KV 20 gebracht hätte ha-
Sargkammer von rund 5 m haben.69 Außerdem ist dieses ben können. Nachdem sie ihn aus dem Grab KV 38 ent-
Exemplar in einem Papyrusblätter-Maßstab gezeichnet nommen und zu ihrem Grab KV 20 gebracht hat, ließ sie
worden, deswegen ist die Höhe der Stundenabschnitte ge- ihn also in ihren zweiten Sarg (Bosten, MFA 04.278) um-
nauso hoch wie ein Papyrusblatt, aber die gesamte Länge betten71.
der Platten würde schon reichen, um die geraden Grab- Außerdem hat Inni (der Architekt des Grabes Thutmo-
wände in der Sargkammer zu dekorieren. sis’ I.) vermutlich geplant, die Sargkammer noch mit To-
tentexten auszuschmücken. In Innis Biographie hat sein
Text darauf hingewiesen:

VI Abschluss „Ich suchte was nützlich war dafür. Mein Kopf war wachsam,
indem ich suchte was nützlich sein könnte.“ 72 (Urk IV. 57.58)
Nach diesen ausführlichen Untersuchungen in den beiden
Gräbern KV 38 und KV 20 und der gefundenen Fragmente Hier hat Inni das Wort „nützlich“ #X.t mehrmals betont.
des frühesten und ältesten Exemplars des Amduat, lassen Er will damit offensichtlich bekräftigen, dass er nicht nur
sich die Ergebnisse dieser Studie wie folgt zusammenfas- das meint, was architektonisch oder von der Ausstattung
sen. her für das Grab nützlich ist, sondern auch was nützlich
Anhand der ausführlichen Untersuchungen der bei- für den König im Jenseits sein könnte. In den Texten des
den Fragmente aus dem Grab KV 38 und dem Vergleich Amduat, im Einleitungstext und im Schlusstext der zwei-
mit den anderen Fragmenten aus dem Grab KV 20 ist es ten Stunde und auch in der Einleitung der dritten Stunde
m. E. offensichtlich, dass alle Fragmente zusammen ein wird immer wiederholt und klar betont73, dass dieses Buch
einziges Exemplar bilden. „nützlich“ für einen Mann sowohl auf der Erde wie auch
Es erscheint problematisch, anzunehmen, dass alle in der Unterwelt ist. Außerdem hat Inni in seiner Lebens-
Fragmente aus KV 20 stammen, weil zwei kleine Fragmen- geschichte gezeigt, dass er ein großes Wissen über die Un-
te im Grab KV 38 gefunden wurden. Die entscheidende terwelt hatte. Er schrieb:
Frage ist, wie denn diese beiden kleinen Fragmente vom
Grab KV 20 in KV 38 kommen konnten? „Ich verwandle mich, ich gehe aus (dem Grabe) bei Tage, ich
erfrische mich, nicht werde ich abgewiesen durch die Türhüter
Hier hat J. Romer70 als Erklärung angegeben, dass
von den Toren des Westens.74“ (Urk IV. 64.65)
diese beiden Fragmente aus dem Grab KV 20 in das Grab
Thutmosis’ I. (KV 38) im Zuge der Wiederbestattung des
Hier hat Inni erklärt, dass er sich verwandelt (wie der
Königs von Thutmosis III. mitgenommen wurden, weil
Sonnengott durch die Unterwelt), und dass, wenn er am
diese leicht zu transportieren waren.
Tag herausgeht (nach seiner Wiederauferstehung vom
“…, but it would not seem unreasonable to suggest that the two Totenreich), für ihn immer die Türen im Westen geöffnet
pieces were brought from KV 20 along with other objects during werden, durch die er sich nicht abweisen oder aufhalten
the reburial, their small size, the largest measuring only 27 cm x lassen würde. Das heißt, dass er von Gefilde zu Gefilde
27 cm, allowing easy transportation .” im Westen ziehen und dann vom Osthorizont auferstehen
kann. Seine Beschreibung hier trifft genau die Nachtfahrt
Es bleibt die Frage, warum Thutmosis III. diese beiden des Sonnengotts durch die Unterwelt, die im Amduat aus-
Fragmente mitgenommen haben sollte, als er seinen Va- führlich beschrieben und dargestellt wird. Daher scheint
ter aus KV 20 entnommen und in KV 38 wieder bestattet mir, dass Inni dieses Wissen über die Unterwelt und das
hatte. Vorausgesetzt ist die Annahme, dass Thutmosis III. Totenreich an Thutmosis I. durch diese Version des Amdu-
seinen Vater wiederbestattet hat. at weitergegeben und die Wände seines Grabs damit deko-

69 Diese Abmessung laut dem Plan der Sargkammer des Grabes KV


38, nur gerade Wandabschnitte ohne Ecken, vgl. K. R. Weeks, Atlas of
the Valley of the Kings, Publications of the Theban Mapping Project, 71 T. M. Davis, op.cit. (Anm. 2), 93.
Kairo 2000, 53 (KV 38); http://www.thebanmappingproject.com/ 72 K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie, Bearbeitung und Überset-
atlas/index_kv.asp?tombID=undefined zung, Leipzig 1914, 31
70 J. Romer, Thutmosis I and the Biban el-Moluk: Some Problems of 73 S. Wiebach-Koepke, op. cit. (Anm. 21), 22, 35, 37.
Attribution, JEA 60, London 1974, 120 74 K. Sethe, op.cit. (Anm. 73), 34

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20   Abdel Ghany, K., Die königlichen Amduat Fragmente

riert hat, damit dieses Buch ihm in der Unterwelt nützlich den Kuratoren des Kairoer Museums. Mein besonderer
sei. Dank gilt Dr. Francisco Bosch-Puche vom Griffith Insti­
Darüber hinaus hat H. Carter in seinem Aufsatz über tute, University of Oxford.
die Entdeckung des ersten Grabes der königlichen Ehefrau
Hatschepsut im Wadi Sikket e Taqe e Zeide geschrieben,
dass er dort eine ähnliche Amduat Platte gesehen hat wie
die, die er in KV 38 und KV 20 sah. Aber weitere Informa-
Bibliographie
tion über diese Platte und wo sie im Moment liegt, hat H. Abitz, A., 1996, Pharao als Gott in den Unterweltsbüchern des
Carter nicht gegeben: Neuen Reiches, OBO 146.
Assmann, J., 2002, Altägyptische Totenliturgien, Band I: Totenli-
“The forepart of the sepulchral hall is littered with slabs of turgien in den Sargtexten des Mittleren Reiches, Heidelberg.
various size and quite plan. Similar blocks were found in the Carter, H., 1917, “A Tomb Prepared for Queen Hatshepsut and other
tomb of the queen at Biban el-Muluk and also in the tomb of Recent Discveries at Thebes”, JEA 4, 107–118.
Tuthmosis I. in both cases bearing texts from the book of the ––MSS. i.A.220.3 (from the group Carter MSS. i.A.220–39 = KV 38),
“Am Duat”75. Griffith Institute, Oxford.
––MSS. i.A.232 (from the group Carter MSS. i.A.220–39 = KV 38),
Das bedeutet, dass Hatschepsut, bevor sie ein „Pharao“ Griffith Institute, Oxford.
geworden war, bereits vom Amduat erfahren und es als ––MSS. i.A.258 (from the group Carter MSS. i.A.251–71 = KV 20),
Griffith Institute, Oxford.
Dekoration für ihre Sargkammer geplant hatte. Es musste
Daressy, G., 1902, Fouilles de la Vallée des Rois (1898–1899),
bereits von einem ihrer Vorgänger eine königliche Verwen- Catalogue général, Nos 24001–24990, Le Caire.
dung für diese Texte etabliert worden sein. Da ihr Vater Davis, T. M., 1906, Excavations: Biban El Moluk, the Tomb of
als ihr Vorgänger gleichzeitig auch ihr Vorbild war, hat Hatshopsitu, London.
sie vermutlich von ihm diesen Schritt übernommen und El Bialy, M., 1999, “Récentes recherches effectuées dans la tombe
ähnliche Platten wie die ihres Vaters erstellen lassen. Of- No 42 de la Vallée des rois”, Memnonia 10, 161–178.
Grapow, G., 1967, “Studien zu den thebanischen Königsgräbern”,
fenbar hat sie, als sie später selbst Pharao geworden war,
ZÄS 72, 12–39.
entschieden, ihren Vater aus seinem Grab zu entnehmen, Hornung, E., 1997, Altägyptische Jenseitsbücher: Ein einführender
zu sich zu holen und wieder zu bestatten76 und dieses Überblick, Darmstadt.
königliche Exemplar aus seinem Grab mitzunehmen. Sie ––1967, Das Amduat: die Schrift des verborgenen Raumes, Teil II:
sah wohl keinen Sinn drin, diese wertvollen königlichen Übersetzung und Kommentar, ÄA 7.
––1961, “Die Grabkammer des Vezirs User“, NAWG 5, 99–120.
Totenliteraturtexte im leeren Grab zu belassen. Dieses
––1987, Texte zum Amduat, Teill I: Kurzfassung und Langfassung, 1.
Exemplar sollte für ihren Vater, aber auch für sie, in der bis 3. Stunde, AH 13.
Unterwelt nützlich sein. ––1992, Texte zum Amduat, Teil II: Langfassung, 4. bis 8. Stunde, AH
Nach diesen ausführlichen Untersuchungen der Kalk- 14.
stein-Fragmente aus den Gräbern KV 38 und KV 20 komme ––1994, Texte zum Amduat, Teil III: Langfassung, 9. bis 12. Stunde,
ich zu der Schlussfolgerung, dass diese Kalkstein-Frag- AH 15.
––2007, The Egyptian Amduat: The Book of the Hidden Chamber,
mente des ältesten und frühesten Exemplars des Amduat
Zürich.
zusammen eine Einheit bilden und ursprünglich dem Kö- Jansen-Winkeln, K., 2012, “Zu Sprache und Datierung des Amduat“,
nig Thutmosis I. gehören. JEA 98, 88–106
Johnson, G. B., 1992, “No one seeing, no one hearing. KV 38 & KV
Acknowledgement: Mein Dank gilt an dieser Stelle ganz 20: The First Royal Tombs in the Valley of the Kings”, KMT 3,
65–81
herzlich dem „Permanent Committee for Egyptian Antiqu-
Loret. V., 1900, ”Extrait de l’inventaire du musée de Guizeh
ities“ für die Unterstützung, die Hilfe und die Genehmi- comprenant les objets entrés dans les collections du 1er janvier
gung meines Antrages vom 27.10.2014 das Grab zu besu- au 31 décembre 1899“, BIE 3 série – no 10 (1899), 201–270.
chen und zu fotografieren. Mauric-Barberio, F., 2001, “Le premier exemplaire du Livre de
Hier bedanke ich mich sehr herzlich bei Frau Dr. Oli- l’Amdouat”, BIFAO 101, 315–350.
via Zorn aus dem Ägyptischen Museum in Berlin für ihre Piankoff, A., Rambova, N., 1957, Mythological Papyri, Part I: Texts,
Egyptian Religious Texts and Representations 3, Bollingen
Hilfe und Unterstützung sowie bei Prof. Ahmed Eissa und
Series XL, New York.
Piankoff, A., 1957, Mythological Papyri, Part II: Plats, Egyptian
Religious Texts and Representations 3, Bollingen Series XL,
75 H. Carter, A Tomb Prepared for Queen Hatshepsut and other Re-
Volume 3.
cent Disc, JEA 4, London 1917, 114–115.
Porter, B., Moss, R. L. B., 1964, Topographical Bibliography of
76 K. Abdel Ghany, Untersuchungen einiger Merkmale der Gräber
Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings,
KV 38 und KV 20, GM 248/1 (2016), 11–25.

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Abdel Ghany, K., Die königlichen Amduat Fragmente   21

Vol. I: The Theban Necropolis, Part 2: Royal Tombs and Smaller Sherif Ali, M., 2001, “Die Kursivhieroglyphen: Eine paläographische
Cemeteries, Oxford. Betrachtung“, GM 180, 9–22.
Reeves, C. N., Wilkinson, R. H., 1997, The complete Valley of the Steindorff, G., 1900, “Discovery of the tomb of Thutmosis I.”, Bibla
Kings: Tombs and Treasures of Egypt’s Greatest Pharaohs, 12, 425–427.
London. Thomas, E., 1966, The Royal Necropolis of Thebes, Trenton.
Reeves, C. N., 1990, Valley of the Kings: The Decline of a Royal Weeks, K. R., 2000, Atlas of the Valley of the Kings, Publications of
Necropolis, London. the Theban Mapping Project, Cairo.
Romer, J., 1976, “Royal Tombs of the Early Eighteenth Dynasty”, Wente, E. F., 1982, “Mysticism in Pharaonic Egypt”, JNES 41,
MDAIK 32, 191–206. 161–179.
Romer, J., 1974, “Thutmosis I and the Biban el-Moluk: Some Wiebach-Koepke, S., 2003, Phänomenologie der Bewegungs-
Problems of Attribution”, JEA 60, S. 119–133. abläufe im Jenseitskonzept der Unterweltbücher Amduat
Schott, S., 1958, “Die Schrift der Verborgenen Kammer in Königs- und Pfortenbuch und der liturgischen „Sonnenlitanei“, Teil 1:
gräbern der 18. Dynastie“, NAWG 4, 314–372. Untersuchungen, ÄAT 55.
Schweinfurth, G., 1900, “Neue Thebanische Gräberfunde“, Sphinx Winlock, H. E., 1929, “Notes on the Reburial of Tuthmosis I.”, JEA 15,
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Sethe, K., 1914, Urkunden der 18. Dynastie, Bearbeitung und
Übersetzung, Leipzig.

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