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ZÄS 128 (2001) A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I.

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ALEXANDRA VON LIEVEN

Kleine Beiträge zur Vergöttlichung Amenophis' I.*

II. Der Amenophis-Kult nach dem Ende des Neuen Reiches**

W e n n v o n vergöttlichten Königen die Rede Ende des N R verschwinde der K u l t m e h r oder


ist, wird o f t exemplarisch auf A m e n o p h i s 1. weniger in der Versenkung. Belege, die einen
verwiesen, und w e n n auf ihn verwiesen wird, so Amenophiskult nach dem Ende des Neuen Rei-
wird fast immer als zentrale bibliographische ches zeigten, wurden in der Regel kaum zur
Referenz J. Cernys 1 9 2 7 erschiener Aufsatz „Le Kenntnis genommen' oder in älteren Publika-
culte d'Amenophis 1" chez les ouvriers de la tionen auch o f t falsch datiert.
necropole thebaine"' zitiert. In der Tat ist dieser D a ß der K u l t Amenophis' I. auch im N R
Aufsatz bis heute grundlegend und enthält wert- nicht nur auf die Arbeiter v o n Deir el-Medineh
volles Material. beschränkt war, sondern ein gesamtgesellschaft-
D o c h hat die Fixierung auf v. a. Deir el- liches Phänomen (übrigens nicht nur im unmit-
Medineh und die 18. bis 20. Dynastie lange Zeit telbar thebanischen Raum, sondern auch an
den Bück auf jüngere Bezeugungen des Kultes anderen Orten in Ägypten und Obernubien'^
verstellt. D i e communis opinio besagt, A m e n -
ophis sei v o n den Nekropolenarbeitern so sehr
verehrt worden, da er ihr D o r f begründet habe^; ^ Einzige Ausnahme war die Restaurationsinschrift
des Monthemhet, s. u. mit Fn. 187.
mit dem Niedergang v o n Deir el-Medineh am
Bislang wurden Belege aus Abydos (D. R a n dal 1-
M a c i v e r / A . C. M a c e , El Amrah and Abydos, Lon-
don 1902, S. 84, PI. XXXII; H. B r u n n e r , Eine Sta-
* Für T e i l l der „Kleinen Beiträge" s. RdE (51, tuette Amenophis' L, ZÄS 83, 1958, S. 8 8 f , I. M u n r o ,
2000, S. 103-121). Zum Kult des Ahmose in Abydos: ein weiterer Beleg
** Für die großzügige Versorgung mit Photokopien aus der Ramessidenzeit, GM 101, 1988, S. 5 7 - 6 4 [zu
zu publizierten und unpublizierten Belegen sowie sehr sonstigen Abydos-Belegen S. 60 mit Anm. 8 u. 9],
detaillierten Auskünften bin ich vor allem A. Niwiriski s. auch königl. Denkmäler mit Fn. 7), Elephantine
zu großem Dank verpflichtet. J. Taylor vom British (M. B o m m a s , Ramessidische Graffiti aus Elephantine,
Museum danke ich für seine freundliche Hilfe beim MDAIK51, 1995, S . 3 f , 6, Taf 1), Gebel Silsüe
Durchsehen einiger Särge trotz Umbauschwierigkeiten (LD III,200b), Sai Q- V e r c o u t t e r , La XVIIf dynastie
sowie Hinweise auf mir noch unbekannte Stücke. Fer- ä Sai et en Haute-Nubie, CRIPEL 1, 1973, S. 15, PI. III
ner gilt mein Dank Ch. Loeben für den Hinweis auf noch [S. 412, S. 413]) und Saqqara (LD III 4e, T. G. H. J a -
unpubüzierte Graffiti und die Überlassung von Faksi- m e s , Corpus of Hieroglyphic Inscriprions in the
miles sowie J. Osing für Informationen zum Sethos- Brooklyn Museum I, Wilbour Monographs VI, Brook-
tempel von Gurna. K.-H. Priese, K. Finneiser und lyn 1974, Nr. 255, S. 1 1 3 f , PL LXVI) bekannt. Die
F. Marohn vom Ägyptischen Museum Berlin halfen mir Belege aus Abydos und Saqqara wurden trotz der Pro-
in der zuvorkommendsten Weise bei der Aufnahme venienzangaben in alten Dokumenten früher meist für
relevanter Särge und Kartonnagefragmente. S. Grallert thebanisch erklärt, weil man den Amenophiskult an die
photographierte einen Sarg in Edinburgh für mich. thebanische Nekropole binden zu können glaubte. Die
Profitable Diskussionen, denen ich manchen Hinweis Zahl der inzwischen gefundenen Belege, die nachweis-
verdanke, konnte ich mit W. Guglielmi und K.Jansen- lich nicht aus Theben stammen, sollte jedoch auch für
Winkeln führen. Nicht zuletzt seien R. van Walsem und die übrigen deutlich machen, daß nichtthebanische
G. HoUender genannt, die mir Exemplare ihrer unpu- Provenienzen möglich sind. Zumindest für Abydos
blizierten Arbeiten zukommen ließen (van Walsem ist wird dies inzwischen auch nicht mehr bezweifelt.
inzwischen publiziert, s. u. Fn. 13). B o m m a s , a. a. O., S. 3 mit Anm. 19, weist zusätzlich
' BIFAO 27,1927, S. 159-203. auf einen möglichen Beleg in Sehel hin. Diese Felsin-
^ Obwohl die Gründung nachweislich erst unter schrift erwähnt Amenophis I. aber mit keinem Wort, so
Thutmosis I. erfolgte. daß die Identifikation der Königsfigur mit dem vergött-

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42 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. ZÄS 128 (2001)

darstellte, belegt neben seinem Vorkommen in ophis 1. fehlt bislang leider, doch überliefert
zahllosen thebanischen Gräbern höherer Be- pBN 209 3,20, eine Abrechnung über Holz aus
amter^ V. a. das häufige Vorkommen auf königli- der Zeit Sethos I., den Namen seiner Kultbarke:
chen Denkmälern. Als kleine Auswahl seien hier sbi {Csr-ki-R'wj „Stern des (Djeserkarej"".
nur genannt der Tempel Sethos' 1. in Gurna', Nicht zuletzt gab ein Fest des Königs einem
der Tempel Ramses' II. in Abydos' oder das Kalendermonat seinen Namen, der sich bis ins
Grab Ramses'VI. (KV 9)®. Während in den moderne Ägyptisch-Arabisch gehalten hat, was
meisten Tempeln nur die Namen Amenophis' 1. kaum möglich gewesen wäre, wenn das Fest von
genannt werden oder der König entweder als untergeordneter Bedeutung gewesen wäre.
Kultempfänger oder Mitder erscheint, sind die Die Fülle von Belegen zeigt deutlich, welche
beiden letztgenannten Belege von besonderem Kraft dieser Kult im NR besaß. Es ist daher
Interesse.. In Abydos erscheint Amenophis I. nicht zu erwarten, daß er mit dem Ende der
zusammen mit Ahmose und Ahmes-Nefertari 20. Dyn. und dem (vorübergehenden) Ende von
am Ende der Sonnenlitanei als Form der Nacht- Deir el-Medineh einfach verschwunden sein
sonne', in KV 9 werden seine Kartuschen an sollte.
den Text der elften Stunde des Buches vom Dies ist in der Tat auch nicht der Fall, die
Tage angehängt. Belegart ändert sich nur. Kaum noch Gräber
Im Sethostempel von Gurna erscheint u. a. und Stelen, sondern v. a. die so lange mißachte-
die Prozessionsbarke der Ahmes-Nefertari'", ten Särge und seltener Kartonnagen sind nun die
eine Parallele befindet sich im Ramesseum". Hauptquellen. Den entscheidenden Durchbruch
Eine derartige Barkendarstellung für Amen- markiert die Dissertation von R. van Walsem
(1988)'^, der zumindest einen Teü der Belege
gesammelt hat, eine vollständige Sammlung aller
lichten Herrscher rein hypothetisch bleiben muß. Eben- Belege für die Dritte Zwischenzeit ist jedoch
sogut könnte Ramses VI. gemeint sein, dessen Kartu-
schen sich über der Königsfigur befinden. Das Grö- noch immer ein schmerzliches Desiderat'". Auch
ßenverhältnis der überdimensionierten Kartuschen zu die folgende Zusammenstellung kann nur einen
dem kleinen König wäre freilich etwas seltsam. Nicht flüchtigen Eindruck von der FüUe und Diversi-
überprüfen konnte ich leider die angeblich Ame- tät der Belege vermitteln und besitzt lediglich
nophis I. als Osiris darstellende Stele (?) aus Saqqarah, s.
Catalogue of the Egyptian Antiquities of the New York Hinweis-Charakter.
Historical Society, New York 1915, S. 9, Nr. 135 (die Bevor auf die Särge näher einzugehen ist, sei-
dort S. 14, Nr. 181 genannte Stele ist identisch mit dem en kurz die sonstigen Belege vorgestellt, auf
o. g. Stück in Brooklyn).
inhaltliche Details wird im Rahmen der Aus-
Ubersichtlich zusammengestellt bei G. R o l l e n -
d e r , Amenophis I. und Ahmes Nefertari: Untersuchun- wertung und Interpretation der Befunde einge-
gen zur Entwicklung ihres posthumen Kultes anhand gangen.
der Privatgräber der thebanischen Nekropole, Köln Die Tatsache, daß es aus der 21. und
1991 (unpubl. M.A.-Arbeit).
22. Dynastie fast keine (erhaltenen) Tempel-
' J. O s i n g , Der Tempel Sethos'I. in Gurna, Die
Reüefs und Inschriften I, AV 20, Mainz 1977, S. 19, bauten gibt, minimiert natürlich die möglichen
59 f , Taf 10 a, 40. Ahmes-Nefertari erscheint noch Belege, vergleicht man dies mit dem NR. Umso
häufiger als ihr Sohn, s. Taf. 9, 26 und 33. Noch unpu- interessanter ist daher, daß in dem einzigen grö-
bliziert ist eine Darstellung der Prozessionsbarke der ßeren Komplex, der in der 21. Dynastie unter
Ahmes-Nefertari, s. u. mit Fn. 10.
A. M a r i e t t e , Abydos. Description des fouiUes II,
Paris 1880, PI. 15.
" A. P i a n k o f f / N . R a m b o v a , The Tomb of Ra- W. S p i e g e l b e r g , Rechnungen aus der Zeit Se-
messes VI, Bollingen Series XL 1, New York 1954, PI. tis L, Straßburg 1896, S. 21, Taf IXb; K R I I 265,12.
157. " Jetzt im Druck erschienen: R. v a n W a l s e m , The
' Gegenüber erscheinen die Ahnen des Bauherrn: Coffin of Djedmonthuiufankh in the National Museum
Sethos I., Tuy und Ramses I. of Antiquities at Leiden, Egyptologische Uitgaven X,
O s i n g , Der Tempel Sethos'I. in Gurna, S. 60. Leiden 1997.
Für weitere Informationen danke ich dem Autor herz- " Sinnvollerweise sollte eine solche Sammlung sich
Hch. nicht auf Amenophis I. beschränken, sondern alle ver-
" PM II'439 (23). göttlichten Könige und Familienmitglieder erfassen.

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Herihor dekoriert wurde, dem Chonstempel von E s gehörte einem Amunspriester, hr.i-sSß und
Karnak, sowohl Amenophis I. als auch Ahmes- Vorsteher der Schreiber der Domäne des Amun
Nefertari" (im Folgenden als A I respektive A - namens Amenemope.
N abgekürzt) dargestellt sind. In einer Szene Die Stele der Sängerin des Amun Ti-psS.t-n.t-
opfert Herihor vor Amun und Amaunet in einer is.t (JdE 36717), auf der A pi hni hr mtr und A -
Kapelle, beide Gottheiten sind als hr.i-ib mscr N verehrt werden^", ist auf Grund des Namens der
scm bezeichnet. Zwischen den beiden steht ein Stifterin ebenfalls in der 3. Zwischenzeit anzuset-
kleiner, leider sehr zerstörter Kindgott mit Vogel zen, H. Ranke^' gibt für dieses Stück und andere
in der Hand, Finger im Mund und Uräus an der Namen nach demselben Bildungsschema die
Stirn. O b er nackt war, läßt sich nicht mehr ent- 22. Dyn. an. Eine Holzstele dieser Zeit in Worce-
scheiden. Diese Gottheit ist als Imn.w-htp.w n.i ster, Mass. (Acc. No. 1947.35)'' zeigt A I als Mu-
bnr.t bezeichnet. Schon C. F. Nims hatte in die- mie mit Perücke und Federkrone auf einem Thron,
ser Gestalt A I vermutet"^, die neuen Belege bei in den Händen Krummstab und Geißel. Sein
van Walsem beweisen diese Vermutung nun Name erscheint in der Opferformel ohne Kar-
unmißverständlich. tusche. Weitere Belege auf Holzstelen sind Verf.
Daneben gab es in Karnak noch einen weite- derzeit nicht bekannt; da diese Denkmälergattung
ren Tempel, in dem A I verehrt wurde. Auf den jedoch recht verbreitet war, ist damit zu rechnen,
Blöcken AB220 und 222-225 aus Karnak- daß weitere Exemplare mit A I existieren".
N o r d " ist der König hinter Amun dargestellt, Auch auf Uschebtikästen der 21. Dyn.
der Pinodjem I. das Jubüäensymbol übergibt. kommt A I vor'". Leider ist relativ wenig von
Vor der Figur A ' I war ein Perlennetz ange-
bracht, was für ihre besondere Verehrung
spricht. Leider läßt sich ohne genauere Analyse della Nubia I, I Monumenti Storici, Pisa 1832, Tav.
der Perlen nicht eindeutig bestimmen, wann das X X I X 1, 2, Textband T. III, P. I, Tav. I, pag. 46, D. A.
A s t o n , JARCE 28, 1991, S. 233, van W a l s e m , The
Netz vor der Königs figur angebracht wurde. Coffin of Djedmonthuiufankh, S. 313 f.
V o m selben Tempel stammt eine Türwange, die G. Legrain, Repertoire genealogique et ono-
Pinodjem und A I nennt (AB 170). Insgesamt mastique du Musee du Caire, Genf 1908, S. 30, Nr. 46.
konnte für das betreffende Areal eine ganze H. R a n k e , Die ägyptischen Personennamen,
Glückstadt 1935, S. 356 (23)-357 (1).
Reihe von Zeugnissen des A I-Kultes v o m N R
^^ K. Mysliwiec, Royal Portraiture of the Dynasties
bis in die 21. Dyn. nachgewiesen werden'®. X X I - X X X , Mainz 1988, PI. V a.
Ferner ist das Grab T T A 18 in die 21. Dyn. " P. M u n r o , Die spätägyptischen Totenstelen,
ÄF 25, Glückstadt 1973 ist für diese Frage leider un-
zu datieren, in dem A {n.i) ß bnr.t und Ahhotep
brauchbar, da die Texte nur sehr ausschnitthaft doku-
bzw. A ptr pi ß '"^=/und A - N verehrt werden.' mentiert sind und nur eine Auswahl photographisch
vorgestellt wurde. Daß aber relevante Stücke darunter
gewesen sein müssen, belegt indirekt die Bemerkung zum
" The Temple of Khonsu I, OIP 100, Chicago Königsindex S. 157, vergöttlichte Herrscher des AR und
1979, PI. 29 (A i), PI. 58 (A-N). NR („Statuenkulte") seien nicht aufgenommen worden.
" C. F. N i m s , The Eastern Temple at Karnak, LD III,4c, d, E. Prisse d ' A v e n n e s , Antiquites
Beiträge B f 12 (Fs. Ricke), Wiesbaden 1971, S. I I I . egyptiennes au Caire, Revue archeologique 11,2, 1846,
" J. J a c q u e t , Kamak-Nord VII, Le Tresor de S. 738, C. R a n s o m Williams, The Egypdan CoUec-
Toutmosis 1", InstaUations anterieures ou posterieures tion in the Museum of Art at Cleveland, Ohio, J E A 5,
au monument, FIFAO XXXVI, Kairo 1994, S. 59, PI. 1918, S. 274, PL XXXVII (18), L. M. B e r m a n , Catalo-
XXXIII, H. J a c q u e t - G o r d o n , Karnak-Nord VIII, gue of Egyptian Art, The Cleveland Museum of Art,
Le Tresor de Toutmosis 1", Statues steles et blocs reuti- New York 1999, S. 366 f., Nr. 278; PM 1,2', 837;
üses, FIFAO X X X I X , Kairo 1999, Nrn. 320, 321, D . A . A s t o n , The Shabti Box: A Typological Study,
S. 442-450. OMRO 74, 1994, S. 21-54, speziell S. 31 u. 52 (freundl.
" Kamak-Nord VII, S. 64, Karnak-Nord VIII, A I: Hinweis H.-W. Fischer-Elfert). Vermutlich ebenfalls der
Nrn (3), 80 (mit zerst. Epitheton n.i pi M l ) , 297, 320, 21. Dyn. ist der Uschebtikästen Turin 2430 (A. Fa-
321, 331, 332, A - N : Nrn. 157 (mit Ahmose I.!), 296, b r e t t i / F . R o s s i / R . V. L a n z o n e , Regio Museo di
331,332. Torino, Antichitä Egizie I, Turin 1882, S. 342 f. und PM
" J.-F. C h a m p o l l i o n , Monuments de l'Egypte et 1,2^, 747) zuzuordnen, auf dem auf den Seitenwänden
de la Nubiell, Paris 1845 (Reprint: Genf o.J.), PI. nicht nur Kartuschen erscheinen, sondern A I und A -
CLIII, 3, 4, I. R o s s e l i n i , I Monumenti dell'Egitto e N auch dargestellt sind.

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diesem Material publiziert, so daß möglicher- fang einer für die Inspektoren möglichst be-
weise fälschlich der Eindruck entsteht, diese quemen Inspektionsroute^' zu haben. Was
Beleggruppe sei verhältnismäßig selten. Amenophis' eigene Wiederbestattung angeht, so
Dasselbe gilt auch für Leichentücher dieser sei noch betont, daß im Gegensatz zu einigen
Zeit, von denen mindestens drei A I darstellen". anderen Königen seine Mumie mit äußerstem
Auf Papyri ist bislang erst ein Beleg bekannt^'^, Respekt und besonderer Sorgfalt behandelt
weitere sind zwar prinzipiell nicht ausgeschlos- wurde. Als einzigem wurde ihm eine zum Sarg
sen, durch die gründliche Bearbeitung des Cor- passende Kartonnagemaske zuteil'". Auch erhielt
pus durch A. Niwinski minimieren sich jedoch kein anderer König bei der Wiederbestattung ein
die Chancen weiterer Funde. Epitheton in der Kartusche, wie dies bei A I
Eine interessante und wichtige Quelle stellen geschah". Die Bezeichnung als iti n.i Km.t „Va-
die Dockets der 21. Dyn. auf den Särgen und ter Ägyptens" zeigt deutlich den Respekt vor
Mumien der umgebetteten Pharaonen des N R seiner Person.
dar". Diese betonen immer wieder, daß man Schließlich sei noch ein „Ziegel"" in Neu-
den betreffenden Herrscher in das Grab der chätel erwähnt, auf dem sich eine Opferdarstel-
Inhapi umgebettet habe, „in dem König Ame- lung vor A I und A - N befunden haben soll.
nophis (in Nr. 44 zusätzlich als pi ibib n.i Imnw Zündel ordnet dieses Stück dem Besitzer eines
bezeichnet) ruht". Diese und ähnliche Formulie- Sarges der 3. Zwischenzeit zu, der sich ebenfalls
rungen belegen, daß die Cachette durch die An- in Neuchätel befindet'^
wesenheit A' I eine besondere Heiligkeit erlangt Die weitaus ergiebigste Quelle aber stellen die
hatte. Da bei den anderen Königen auf ihn ver- Särge und (seltener^ Kartonnagen der 21. und
wiesen wird, muß man ferner davon ausgehen, frühen 22. Dyn. dar. Im Verlauf der 22. Dyn.
daß A I wohl als einer der ersten aus seinem verschwindet A I bereits wieder langsam aus
eigenen Grab in die Cachette überführt worden dem ikonographischen Repertoire", aus der
war^". Dies paßt aufs Beste dazu, daß in pAbbott
2,2—7 ebenfalls das Grab A' I als erstes inspi-
ziert wird und daß es die angebliche Verletzung ^ H. W i n l o c k , The Tombs of the Kings of the Se-
dieses Grabes war, die die Behörden auf den venteendi Dynasty atThebes,JEA 10,1924, S. 224.
R. B. Partridge, Faces of Pharaos, London
Plan rief Im Lichte der Verehrung erscheint
1994,5.63-65.
diese Vorzugsbehandlung eher ihren Grund in " G. Daressy, Cercueils des cachettes royales, Kai-
der besondere Bedeutung des göttlichen Königs ro 1909, S. 7, PI. VI, zur Lesung s. van Walsem, The
als in der Lokalisierung seines Grabes am An- Coffin of Djedmonthuiufankh, S. 319 mit Anm. 1050.
Das Objekt soll drei „compartiments" zeigen, von
denen das mittlere die Opferszene zeigt, die beiden ande-
ren die Verwandten des Offizianten enthalten. Mangels
" PM 1,2', 642, (Louvre [2 Exemplare], s. Ch. B o - Abbildung bleibt unklar, um was es sich dabei handeln soU.
reux, Guide-Catalogue sommaire, Paris 1932, S. 191), " J. Zündel, Un Grand-Pretre d'Ammon-Ra ä
846 (Brooklyn, s. Catalogue of the Egyptian Antiquities Neuchätel, Musee Neuchätelois 2, 1865, S. 6 6 - 6 8 und
of the New York Historical Society, New York 1915, Abb. b und c (nur die Kartuschen) auf Tafel nach S. 70.
S. 1, Nr. 8). Bei dem Sargbesitzer handelt es sich der Abschrift auf
A. Niwinski, Studies on the lUustrated Theban dieser Tafel zufolge übrigens nicht um einen Hohen-
Funerary Papyri of the llth and lOth Centuries B.C., priester des Amun, sondern nur um einen hr.i scm ''S n.i
OBO 86, Freiburg (Schw.)/Göttingen 1989, S. 101, hm-ncr tp.i n.i lmn.w-R''w nsw ncr.w. Auf dem Sarg
Fig.^10. scheint A I nicht dargestellt zu sein, jedenfalls erwähnt
C. N. R e e v e s , Valley of the Kings, London/ Zündel nichts davon.
New York 1990, S. 233-239, A I erwähnen die Num- Auch hier könnte es sein, daß der Eindruck durch
mern 40—44. die Publikationslage zu Ungunsten der Kartonnagen
'' Wie K. J a n s e n - W i n k e l n mitteilt, wird er dem- verfälscht wird. Es ist auch zu beachten, daß aus nahe-
nächst eine neue Rekonstruktion der Wiederbestat- liegenden Gründen erheblich weniger Kartonnagen als
tungsmaßnahmen vorlegen (inzwischen erschienen: Zur Särge in vollständigem Zustand erhalten sind.
Geschichte der „Cachette" von Deir el-Bahri, in: Diesen Eindruck bestätigt J. Taylor (mündliche
R.J. D e m a r e e / A . E g b e r t s (Hsgg.), Deir el-Medina Mitteilung). Nach seinen Untersuchungen kommt A I
in the Third Millenium AD (Fs. J.J.Janssen), EU 14, nur auf frühen Zeugnissen dieser Dyn. vor, einer der
Leiden 2000, S. 163-170). spätesten Belege ist BM EA 6662 (Außensarg, s. u. Be-

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23. und 24. Dyn. ist Verf. kein einziger Beleg Osiris, gefolgt von Serech „Kanachtchaemwaset"""',
bekannt. Bei den angeblich aus der 2 2 . - 2 4 . Dyn. und Kartusche (Djj^. Boden, 4. Register: Dto.
(mit s^ R''w nb h'^.w (Dj j ) . Darüber als Zentral-
stammenden Särgen, die in der Nähe des To-
figur eine anonyme, auf Goldzeichen stehende
tentempels der Ahmes-Nefertari gefunden wur- Göttin mit Uräus, ob A - N ?
den^^, ist eine Fehldatierung nicht auszuschlie- - Avignon A 53 : Deckel: Aufgemaltes Pektoral mit
ßen, leider ist nicht ein einziges dieser Stücke Kartusche A' I zwischen den Kronengöttinnen.
publiziert, der heutige Verbleib der Funde ist - Basel III 30": Kartuschen A' I auf dem Sarg-
unbekannt . deckel, auf dem Wannenboden stark zerstörte
mumienförmige stehende Darstellung mit Pe-
Abgesehen von diesen derzeit nicht lokali- rücke, Anedjtikrone und Krummstab (anderes
sierbaren Objekten sind Verf an Belegen bislang Attribut verloren). Rechts neben der Krone Bei-
bekanntgeworden'': schrift „Osiris".
- Bergamo : Wanne, Boden: Stehende Mumie mit
Särge: Perlennetz, geradem Bart, Perücke und Hem-
- Amiens Inv. M.P. 1893.763.1.": Wanne, Außen- hemkrone, in den gekreuzten Händen Krumm-
wand, 1. Szene vom Kopf: Doppelszene mit stab und Geißel. Die Darstellung ist stark zerstört,
eine Kartusche ist nicht erhalten. Die Perücke ist
aber die für A I typische.
legliste), das bislang einzig bekannte Beispiel für ein Vor- - Berlin 58 : Wanne, Boden: Im 2. Register
kommen A' I auf einem schwarzgrundigen Sarg. Leider räuchert die Verstorbene vor dem thronenden A I
konnte Verf. wegen der Umbaumaßnahmen im Juli 1997 (blickt nach links), dazwischen befindet sich ein
nur einen flüchtigen Bück auf den Außensarg werfen, eine Opferaufbau. Über der Verstorbenen eine Opfer-
Inspektion der Kartonnage mußte unterbleiben). formel, daneben „schweben" ein kleiner Schrein
' Bei M a r q u i s of Northampton/W. Spiegel- sowie weitere Opfergaben und die Kartusche
berg/P. E. N e w b e r r y , Report on Sorne Excavations (Dj i V w ^''H'j. A I erscheint mumiengestaltig mit
in the Theban Necropolis during the Winter of 1898-9, einem Perlennetz bis zu den Füßen und Mumien-
London 1908, S. 38 kurz erwähnt. A I sei auf diesen riemen, die nach vorn gestreckten Hände halten
Särgen „several times menüoned". Erstaunlich ist die Krummstab und Geißel. Er trägt die Perücke mit
Spätdatierung der Stücke zu einer Zeit, als Särge der Anedjtikrone und geradem Bart. Deckel: Auf der
21. Dyn. mit A I-Kartuschen häufig für zeitgenössisch Brust unterhalb der Perückenenden ist ein gelbes
gehalten wurden. Leider geben die Autoren keinerlei Pektoral aufgemalt, auf dem die Verstorbene dem
B e e n d u n g dafür. thronenden A I opfert. A I ist mumiengestaltig
Sie werden auch in PM II nicht erwähnt. mit Federjacke, gekreuzten Armen mit Krumm-
™ Ein Teü der Belege findet sich bereits bei van stab und Geißel, Nemes und Hemhem. Ein Uräus
Walsem erwähnt, da er jedoch eine völlig andere Zielset- fehlt, ob ein Bart vorhanden war, ist auf Grund
zung verfolgte, erscheint es nicht unnütz, hier noch ein- einer Zerstörung unsicher. Zwischen König und
mal eine möglichst vollständige Liste zu geben. Daß diese
„Vollständigkeit" aufgrund der weiten Zerstreuung des
Materials und des Veröffentlichungsstandes nur eine
relative sein kann, versteht sich von selbst. So ist etwa " D. h. Thutmosis III, vgl. unten Wien ÄS 6263
unklar, ob es sich bei der bei A. N i w i n s k i , Cercueil de und Wien ÄS 6265.
pretre egyptien ä l'Universite Jagellonne, BIFAO 86, Keine Abbildung, Titel wie am Boden?
1986, S. 264 erwähnten Kartusche auf einem Sarg in Egypte et Provence, Avignon 1985, S. 89, Fig. 47,
Schaffhausen um eine Kartusche A' I oder einer ande- S. 91, § 180. Die Innendekoration ist teilweise verloren.
ren göttlichen Gestalt handelt. Der dort ebenfalls als Erwähnt bei T. Zündel, Museographisches aus
Beleg für eine A I-Darstellung genannte Sarg Neuchä- der Schweiz, ZÄS 2, 1864, S. 46; Abb. des Sargdeckels
tel, Eg. 185 scheidet bei genauer Lektüre der Bemer- bei E. Hornung, Särge, in: So lebten die Alten Ägyp-
kungen bei Z ü n d e l , Musee Neuchätelois 2, 1865, S. 66 ter, Basel 1976, S. 26 (Kartuschen auf dem Photo sicht-
leider aus, da sich die dort genannten Kartuschen und aber nicht lesbar). Die Figur auf dem Wannenboden bei
Darstellungen von A I und A-N offenbar nicht auf dem M y s l i w i e c , Royal Portraiture, PI. Vb.
Sarg, sondern auf dem erwähnten „Ziegel" (?) befinden. M. C. G u i d o t t i , Civiltä egizia nel Civico Museo
Nicht in der Liste aufgenommen ist auch Antwerpen Archeologico di Bergamo, Bergamo 1987, S. 14.
AV88.1 (Egypte onomwonden, Egyptische oudheden Van W a l s e m , The Coffm of Djedmonthuiuf-
van het museum Vleeshuis, Antwerpen 1995, pl. 26). ankh, S. 317 mit Anm. 1040. Es handelt sich um einen
Dieses Stück zeigt auf dem Wannenboden eine stehende Außensarg, zu dem zugehörigen Innensarg Berlin 1075
mumienförmige Gestalt im Federgewand, die jedoch so s. u. Fn. 158. Mein Dank gilt K. Finneiser vom Ägyp-
stark zerstört ist, daß eine Identifikation unmöglich ist. tischen Museum Berlin SMPK für die Möglichkeit, die
O. Perdu/E. Rickal, La coUecüon egyptienne Stücke im Original zu sehen, sowie für die leihweise
du Musee de Picardie, Paris 1994, S. 28 f. Überlassung zweier Museumsphotographien.

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46 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' 1. ZÄS 128 (2001)

Opfertisch befindet sich ein Feld mit Kartuschen Florenz 2156^': Offenbar Darstellung einer Anbe-
bitO (m-kf r/w<-wl (?) si R<-w ([7]mnw- tungsszene vor A I .
htpw p(i) ibib /'j. Helsinki KM/Vk/14560.660'': Wanne, Boden:
Cleveland 1914.561'®: Wanne, Boden: Stehender, Der stehende mumienförmige A I (nb If.w ( D j
mumiengestaltiger Thutmosis III. im Feder- JVW R<^w A n'.ti'' pi ibib] nb ti.w (Dj iw^w R<-w A
gewand, mit Krummstab, Geißel, Nemes, Atef hki Wis.t mit Federgewand, Perücke,
und geradem Bart als Zentralfigur, Beischrift nsw Atef, geradem Bart, Krummstab und Geißel wird
bitl nb ß.wi <nb> ir(.t) ih.wt (Mn-hpr-R'^w-stp.n- von Isis und Nephthys schützend umfaßt.
^'"H'j. Im folgenden Register Doppelszene mit Jersey : Wanne, Boden: Zentralszene mit stehen-
mumiengestaltigem A I mit Perlenjacke auf dem mumiengestaltigem A I mit Perlenweste und
Blockthron. Links ( D j stp.n-R''wj (A pi ibibj mit Federgewand, Nemes, elaborierter Hemhemkrone
hprS, Krummstab und Geißel (Arme angewin- und krummem Bart auf Goldzeichen. Der linke
kelt/ausgestreckt), rechts ( D j mri-R'w] ( A pi Arm mit Krummstab ist angewinkelt, der rechte
bnr.tj mit Perücke, geradem Bart und gekreuzten mit Anch ist vorgestreckt. Zu Füßen A' I eine
Armen (Szepter wie links). Auf den Seitenwänden klagende Nut, um ihn herum weitere Gottheiten.
auf Höhe der Füße der Zentralfigur Darstellung Im Register darunter eine von zwei abgewandt
von Falken, die Kartuschen von Osiris u. A I thronenden Paviangöttern flankierte Kartusche
beschützen (links D j /Vw R''w, rechts D j A). Auf (A hki M^ij.fJ mit Sonnenscheibe und Uräen auf
den Außenwänden erscheint mehrfach eine Goldzeichen.
„Königsgemahlin, Gottesgemahlin und Herrin Kairo CG 6098": Deckel: Kolumnen mit Opfer-
beider Länder" im Götünnengewand mit Modius formeln nennen ncr nfr nb ti.wi ( D j j si nb jf.w
und Anch. Es handelt sich wohl um A - N . (Aj pi ibib n.i Jmn.w, hm.t-nsw n.i Imn.yv"'
Edinburgh 1931.170": Wannenboden: Die Ver- (Ahhotepj und hm.t-ncr n.i Imn.w ( A - N j n ti
storbene beim Opfer vor „man with goose under Snw.ti prw-lmn.w. Der Besitzer war w^b der Mut
chair, and cartouche o f Amenophis I above". und Prophet der Ahhotep.
Edinburgh 1956.356^: Wannenboden: Zentral-
Kairo CG 6106 : Wanne, Innenseiten, Fußende:
szene mit stehendem mumiengestaltigem A I mit
Von innen rechts schützen Falken eine Kartusche
Perlennetz, gekreuzten Armen mit Krummstab
( D j i V w ^ j , links dagegen Kartuschen des Osiris,
und Geißel, beutelartiger Götterperücke, ge-
Herrn des Westens, und der Isis.
krümmtem Bart und Anedjtikrone, umgeben von
Kairo CG 6 1 3 7 - 8 , 6 1 5 6 - 7 ' ' : A I , A - N und
hockenden, anonymen Göttern, einem anbe-
Ahhotep als Gottesgemahlin des Amun auf einem
tenden Ba und einer anbetenden, als Isis nb.t prw
(?) der Särge mindestens textlich erwähnt, auf
bezeichneten Nephthys. A' I Beine werden von
dem Deckel des Innensarges Kartuschen nsw biti
einem kleinen Anubis gestützt, auf der anderen
Seite steht ein Opfertisch. Im Register über A I
eine (auf dem Photo) unleserliche, uräenbehan-
gene Kartusche mit Sonnenscheibe, im Register " Erwähnt bei A. W i e d e m a n n , Ägyptische Ge-
unter A I eine von zwei Osirismumien flankierte schichte 1, Gotha 1884, S. 319 mit Anm. 10.
Kartusche (A hki W^j.rj mit Sonnenscheibe und " E. G r o t h e - P a u l i n , Der ägyptische Sarg in Hel-
Uräen mit Anch und Was auf Goldzeichen. sinki, Studia Orientalia 64,1988, S. 4 3 - 4 5 .
" G r o t h e - P a u l i n liest fragend {pi) tnii, die
Schreibung ® spricht jedoch eindeutig für eine Lesung
als „der von der Stadt = Theben", was ein Gegen-
D. h. Djeserkare. gewicht in der zweiten Kartusche im „thebanischen
Auf ibib folgt eine sehr verwischte und daher in Gau" findet.
der Lesung unklare Gruppe. "" PM 1,2', 834, T. J. P e t t i g r e w , Account of the
R a n s o m W i l l i a m s , J E A 5, 1918, PI. X X X I ; Examination o f the Mummy of PET-MAUT-IOH-MES
B e r m a n , Catalogue o f Egyptian Art, S. 314-324, . . . , Archaeologia XXVII, 1838, S. 2 6 2 - 2 7 3 mit PI.
Nr. 251, Col.Pl. 26; gute Detailaufnahmen auch bei XIX.
Mysliwiec, Royal Portraiture, PI. I, II. Zu dem Sarg " J d E 29629, abgebildet bei N i w i n s k i , 2 1 " Dyna-
gehört der oben erwähnte ebenfalls in Cleveland auf- sty Coffins from Thebes, PI. V A, B. Weitere Unterlagen
bewahrte Uschebtikasten mit Amenophiskartuschen. steüte mir Niwinski dankenswerterweise zur Verfiigung.
" PM 1,2', 825. Das Stück wird weder bei A. Ni- '' A. Niwinski, La seconde trouvaille de Deir
wiriski, 2 1 " Dynasty Coffins from Thebes, THE- el-Bahari 1,2, Kairo 1996, S. 57, PI. XII 3.
BEN V, Mainz 1988, S. 138 noch bei van W a l s e m , " Wohl nur Fehler für übliches „Erbe des Re", so
The Coffin of Djedmonthuiufankh, S. 379 unter Edin- noch öfter.
burgh erwähnt, so daß unklar ist, ob es sich noch dort PM 1,2', 6 3 2 f , G. M a s p e r o , Guide du visiteur
befindet. au Musee du Caire, Kairo 1915, S. 282 [3010],
PM 1,2 , 677, Beschreibung nach einem Photo, H. G a u t h i e r , Le livre des rois d'Egypte II, MIFAO
das S. Grallert freundlicherweise für mich anfertigte. 18, Kairo 1912, S. 206 \XLVI\ zu A I , 209 zu Ahhotep.

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ZÄS 128 (2001) A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. 47

(Dj A j nb ff.w (p3 ibib n.i Imn.wj. Unbekannt, - Leiden AMM 16 : Deckel: Auf den Beinen zwei
ob Darstellungen. Darstellungen A' I niit Perücke im Gewand der
Kairo CG 6 2 3 3 - 5 , 6 2 4 1 - 2 " : Der Besitzer versah Lebenden, links ( D j j A pi ibib n.i Imn.w umarmt
angeblich Kultdienste für A I . Unbekannt, ob von ( A - N j , rechts A I ncr ''i umarmt von
Darstellungen. (Ahhotepj, beide Frauen im Göttinnengewand.
Kairo C G 6284 : Wanne außen (jeweils unterhalb - Leiden 7\MM 18": Boden, 2. Register (Doppel-
der Arme): auf der einen Seite der Sargbesitzer im szene): Der Verstorbene steht mit Salbgefäß vor
Ruderlauf vor dem thronenden A I (Bez. als ( D j j ) je einer stehenden Mumie mit Perücke, geradem
mit hprS, Göttergewand, Keule, Aach und Was, Bart und Pektoral mit Solarsymbolik (Hände
vor seinem Thron ein Imiut; auf der anderen Seite unsichtbar). Bezeichnung der Mumie links als
vier stehende Göttinnen vor einem Schrein mit nb ti.wi (Dj jVw nb jf.w (A pi n.i bnr.tj,
dem thronenden A I (jetzt ohne Keule, Bez. als rechts als nb ti.wi (Dj i V w nb ir(.t) ih.t
(Dj iw^'w ^''wj. Die beiden vorderen Göttinnen (A ptr ti sowie Bitte um Opfergaben und
bringen eine weiße und eine rote Krone. Stoffe.
Kairo CG 61031": A I (nsw biti nb ti.wi (Dj j ) im - Leiden AH 188'": Kartuschen A ' I {ncr nfr Dj
Göttergewand und mit Keule auf einem Thron, iw'-w ( i i /fw A j auf dem Deckel.
hinter ihm die Göttin £ im folgenden Tableau - Leiden F 93/10 2 a": Kartuschen A ' I auf dem
stehend ( A - N j , Ahhotep" und Isis, Herrin von Deckel.
Chemmis (die Königinnen tragen hohe Feder- - Liverpool M. 13514 : Sargfragment, A I als
kronen mit Kuhgehörn und modische Kleidung, schreitender Sphinx mit Anedjtikrone, davor
Isis dagegen das Göttinnengewand und Hathor- federgeschmückte Kartusche (Äj auf Gold-
krone). Die Göttinnen sind als „Neunheit der zeichen.
göttlichen Stätte der Wahrheit" bezeichnet. - Liverpool M. 13994' : Wanne, Boden: Darstel-
Krakau UJ 10628": Wanne, Boden: Stehende lung des thronenden mumienförmigen A I , dem
Mumie mit Federgewand, Krummstab, Geißel, eine Göttin ein Anch reicht, darunter Kartusche
geradem Bart, Nemes und Hemhemkrone als (Dj /H'''wj zwischen den Symbolen für Osten und
Zentralfigur (2. Register), 4. Register: federge- Westen. Auf dem Sarg sollen sich noch zwei
schmückte Kartusche {lmn.w[-htp.w Csr-ki{?)]- weitere Kartuschen befinden.
R''w M auf sm? ti.wi zwischen zwei West- - London BM EA 6662 : N. B.: Schwarzer Sarg der
zeichen haltenden Gottheiten. frühen 22. Dyn. Deckel: 2. Register: Links der

'' PM 1,2^, 634, M a s p e r o , Guide du visiteur au P. A. A. B o e s e r , Beschreibung der Aegyptischen


Musee du Caire, S. 289 [3030], Sammlung des Niederländischen Reichsmuseums der
M a s p e r o : „desservant de la chapeUe funeraire Altertümer in Leiden, Mumiensärge des Neuen Reiches,
d'Amenothes 1"", den gleichen Titel trägt angeblich Zweite Serie, Haag 1917, S. 1, PI. I, II. N. b. SteUung
auch der Besitzer des folgenden Ensembles. Nach und Farben der Namensbeischriften: Offenbar
Niwinski, 21" Dynasty Coffins from Thebes, S. 124 entschied sich der Künsder erst nachträglich, eine Isis
[109] und 131 [142] handelt es sich um den Titel stm n.i in Ahhotep zu verwandeln. A-N ist dagegen urprüng-
ih.t hh, A I wird jedoch nicht explizit genannt. Aus den lich.
Darstellungen hat Maspero offenbar diesen Bezug B o e s e r , Mumiensärge des Neuen Reiches, Dritte
extrapoliert. Dies könnte ein Hinweis auf eine Erwäh- Serie, Haag 1918, S. 9 f , PI. X; van Walsem, The Coffin
nung oder Darstellung A' I auch auf diesem Ensemble of Djedmonthuiufankh, S. 308-325, Col. PI. 1, PI. 17.
sein, falls Maspero nicht nur von dem Folgenden in '' B o e s e r , Mumiensärge des Neuen Reiches,
Analogie geschlossen hat. Zweite Serie, S. 8, PI. XI, XII.
PM 1,2', 634, M aspero, Guide du visiteur au " B o e s e r , Mumiensärge des Neuen Reiches, Haag
Musee du Caire, S. 290 [3033], Niwinski, 21" Dynasty 1916, S. 6.
Coffins from Thebes, S. 131 [142], Beschreibung hier ™ J. Sams, Antiquities from Ancient Egypt, Lon-
nach Material von Niwinski. don 1839, PI. 16 nach Material von N i w iris k i.
D a r e s s y , Cercueils des cachettes royales, " Kurz beschrieben bei P. H. K. Gray/D. Slow,
S. 157 f., PL LH. Egyptian Mummies in the City of Liverpool Museums,
" Auffällig ist, daß A I und A - N als „mit Leben be- Liverpool Bulletin 15, 1968, S. 38, 40, J. Sams, Anti-
schenkt" bezeichnet werden und Kartuschen erhalten, quities from Ancient Egypt, London 1839, PI. 2 (D.
bei Ahhotep fehlen Kartusche und Zusatz, ihr Name Magee erteUt mir jedoch freundlicherweise einige
ist dagegen mit determiniert. Ikonographisch gleicht Auskünfte nach dem im Griffith Institute, Oxford be-
sie jedoch A - N . findlichen Exemplar, wofür ihr hier herzlich gedankt
" Niwinski, BIFAO 86,1986, S. 263f., Fig. 4. sei).
Von dem folgenden Epitheton sind nur Spuren " Kurze Beschreibung bei E. A. W. Budge, A
erhalten. Guide to the First and Second Egyptian Rooms, 1904^

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48 A. V. Lieven: Vergöttlichung Amenophis' I. ZÄS 128 (2001)

Verstorbene in Anbetung vor mumienförmigem Louvre AF 9591 : Mindestens Karmschen A' 1.


A I (stehend), dahinter eine beschädigte weib- Louvre E 3864 : Wanne, Boden: Im 2. Register
liche Figur; rechts dto., A I mit Nemes, Geißel und erscheint eine sonnenscheibengeschmückte Kar-
Krummstab, hinter ihm eine weibliche Gestalt msche (A hki zwischen zwei knienden
im Schutzgestus (?)'", Beischrift htp ci nsw n mumienförmigen Darstellungen des Gottes Iri
(r>]iw''wR<-wjAhk}Wis.t. mit Krummstab und Geißel, die von je einem
- London BM EA 22542": Mumienbrett, auf dem Bavogel angebetet werden. Im 3. Register (Dop-
Fußende sonnenscheibengeschmückte Kartusche pelszene) steht der Verstorbene Blumen opfernd
(Dj iw''w A j . vor dem thronenden A I im Göttergewand, mit
- London BM EA 22900'': Wanne, Boden: Große hprS, Krummstab, Geißel und Anch. Über A I
zentrale Darstellung des mumiengestaltigen A I steht eine Rede des Osiris (in Blickrichtung von
mit Federgewand, Krummstab, Geißel, geradem AI). Etwas unklar ist leider der grammatische
Bart, Nemes und Hemhemkrone, „umarmt" von Bezug am Ende, so daß nicht eindeutig ist, ob
zwei sonnenscheibengeschmückten Falken. Vor sich die Rede an A I richtet, oder ob seine
dem Gesicht des Königs (Dj iw^'w A j hn.ti fwi.t. Kartuschen nsw blti nb ß.wi (Dj /Vw
- London BM EA 22941": Wanne, Boden, 2. Re- R''w nb h^.w (A hki ly^s.rj hier als weitere Namen
gister: Isis und Nephthys beschützen eine feder- des Osiris zu verstehen sind.
gekrönte Kartusche (A hki H^^j.fj (im 4. Regi- Louvre E 18840°^: Mindestens Kartuschen A' I.
ster erscheint ebenfalls in der Mitte eine eine - Moalla : Sargfragmente mit Darstellung eines als
atefgekrönte Kartusche (Osiris nb ibcw )• nb ß.wi (Dj [iw''w] Ä'^wj nb h'^.w ( A j bezeich-
neten Sphinx, der eine ifei»A-Vase zwischen den
- London BM EA 36211™ Deckel: Opfer vor A I
Vordertatzen hält, auf der Außenseite.
als Sphinx. Wanne, Boden: Im 2. Register vereh-
New York MMA 11.154.8°': Wanne, Boden: Im
ren Paviane einen Rinderkopf über einem Men-
1. Register steht eine sonnenscheibengeschmück-
schenkopf mit zwei erhobenen Armen, zwischen
te Kartusche (Dj i V w ^''wj auf einer Palast-
Pavianen und Zentralszene Kartuschen A' I, links
fassade, flankiert von ftnw-Vögeln auf Westzei-
(A hki rechts (Dj Iw'^w R<-wj, im 6. Re-
chen und //f-Symbolen. Im 2. Register erscheint
gister (genau unter der von Falken mit den
A I als stehende Mumie mit Hemhemkrone,
Landeskronen flankierten Karmsche des (Osiris
Nemes, gekrümmtem Bart, Krummstab, Geißel,
nb hh hn.ti igr.t)i im 5. Register) erscheint die
Federjacke und Perlennetz über dem Unterleib
federgekrönte Karmsche (Dj-Re A j zwischen den
auf einem Goldzeichen. Auf Schulterhöhe kniet
Kronengöttinnen in Tiergestalt.
eine Göttin im Schutzgestus hinter ihm, zu seinen
- London BM EA 48971-2®": Deckel: Seidich auf
den Beinen Kartuschen (links (Dj /vf'"w
rechts auf dem Photo nicht zu sehen).
- London UC 15703 : Sargfragment (Kopfbereich,
" H. M. S t e w a r t , Mummy Cases & Inscribed Fu-
Wanne innen) mit Karmsche [ ( . . A p i ibib]. nerary Cones in the Petrie CoUection, Warminster/
Oak Park (lU.) 1986, S. 7, PI. 10.
Nach Maßgabe des Platzes, den die Kartusche
einst eingenommen haben muß, wäre „Djeserkare" eine
S. 63 f. (dort keine Erwähnung von A I). Beschreibung mögliche Ergänzung.
hier nach S. Birchs handschriftlichem Katalog des '' Unpubliziert, erwähnt bei van W a l s e m , The
British Museum, Fol. 206 f. Für den Hinweis auf dieses Coffin of Djedmonthuiufankh, S. 317, Anm. 1034.
Stück und Kopien aus Birchs Inventarbuch bin ich Van W a l s e m , The Coffin of Djedmonthuiuf-
J. Taylor sehr dankbar. ankh, PL 155, Fig. 475; Encyclopedie photographique
B i r c h : „the figure of a female Standing and era- de l'art I. Les antiquites egyptiennes du Musee du
sed", handelte es sich um A - N ? Louvre, o. O. [1935], PI. 100 A. Beschreibung hier nach
Birch: „supported behind by a female". Unterlagen von N i w i h s k i , der das Stück in einem
" C. A n d r e w s , Egyptian Mummies, London 1984, Sargkatalog des Louvre publizieren wird.
S. 70, Abb. 87. Den Hinweis auf diesen unpublizierten Beleg ver-
Van W a l s e m , The Coffin of Djedmonthuiuf- danke ich A. Niwinski.
ankh, PI. 158, Fig. 485, farbige Wiedergabe in T. G. H. " U. B o u r i a n t , Petits monuments et petits textes
J a m e s , Egypt - The Living Past, London 1992, S. 103. recueillis en Egypte, RecTrav IX, 1887, S. 82 [50]. Die
" A n d r e w s , Egyptian Mummies, S. 45, Abb. 48. dort gegebene Datierung „de la derniere epoque pha-
™ Für Wenennefer? raonique" dürfte anhand der Beschreibung zugunsten
™ Gesamtansicht: B u d g e , A Guide to the First and einer Datiemng in die 21 ./22. Dyn. zu korrigieren sein.
Second Egyptian Rooms, S. 59, PI. V, Details; van Der Verbleib des Stückes ist Verf. nicht bekannt.
W a l s e m , The Coffin of Djedmonthuiufankh, PI. 144, " Van W a l s e m , The Coffin of Djedmonthuiu-
Fig. 315, 317, PL 154, Fig. 472. fankh, PL 153, Fig. 473. Beschreibung hier nach Unter-
A n d r e w s , Egyptian Mummies, S. 1 (o. Abb.Nr.). lagen von N i w i n s k i .

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ZÄS 128 (2001) A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. 49

Füßen sit2t eine weitere, die ihn beweint. Auf - St. Petersburg 778": Wanne, Boden: Die Ver-
Höhe seines Gesichtes kniet ein Priester mit storbene steht vor dem stehenden mumienför-
Seitenlocke vor ihm, der ihn mit Wasser aus einer migen A I (anonym, blickt nach rechts), der von
ifw-Vase reinigt. Die Zwischenräume füllen wei- einem geflügelten Djedpfeiler umarmt wird, da-
tere unbeteiligte Gottheiten und ein adorierender zwischen ein Opferaufbau. A I trägt die Perücke,
Bavogel mit Geißel. den geraden Bart, Mumienriemen und Perlennetz,
- New York MMA 17.2.7 A 1-2"': Wanne, Boden: Hände sind nicht sichtbar. Die Inschrift über dem
Im 1. Register flankieren u. a. zwei Kartuschen Opferaufbau blickt wie A I nach rechts und
einen Schrein, links ( i V w R^w A j , rechts (Osiris enthält offenbar eine Anrufung an die Götter
Djj. Über dem Schrein erscheint ein Skarabäus, zugunsten der Verstorbenen . Im Register da-
darüber die uräengeschmückte Sonnenscheibe. rüber befindet sich im Zentrum eine sonnen-
Die Szenerie wird von zwei geflügelten Schlan- scheiben- und uräengeschmückte Karmsche (Osi-
gengöttinnen beschützt. Im zweiten Register wird ris hr.i-ib auf einem Goldzeichen, die von
A I als stehende Mumie mit Perlenweste und hprS zwei Schakalen flankiert wird. Wanne außen am
von den Nilgöttern der beiden Landeshälften mit Rand: „une double inscription hieroglyphique, fai-
großen Opferaufbauten flankiert. Er streckt den sant le tour de la cuve du sarcophage, commence par
linken Arm vor, ein Anch in der Hand, in der les signes suivants: ^©Ül"
rechten hält er eine Keule mit integrierter
Schneide, der Arm ist angewinkelt. Helm und - Pittsburgh Acc. 22266-3": NB: späte 20./frühe
Schultern sind mit Flügeln dekoriert, den Hals- 21. Dyn. Der Besitzer war u. a. w'b (Dj Aj. Keine
kragen bildet ein geflügelter Skarabäus. Der linke Darstellungen?
Oberarm ist unter der Perlenweste verborgen, auf - Prag P 621 : Deckel: Im ersten Register auf der
dem Armband am Unterarm steht cf mf.w in Wsir Brust jew. eine thronende Mumie mit roter
nb p.t. Am rechten Oberarm befindet sich ein Krone, die ein Imiut hält, durch Karmschen als
Armreif mit der Inschrift cf mf-w in Wsir nb, auf A I identifiziert (Bezeichnung als nsw biti bzw.
dem Gegenstück am Unterarm ist zu lesen htp ci ncr nfr), hinter ihm offenbar A - N {mw.t nsw), im
nsw Wsir nb (?). Vor dem Gesicht des Königs be- folgenden Register jew. eine thronende Mumie
findet sich eine Kolumne ncr nb Sti.t. mit Perücke und Anedjtikrone, Kartaschen leer,
auf dem Fußteil ehemals drei Kartuschen, in der
- New York MMA 17.2.7 B 1-2°': Wanne, Boden: Mitte von Bavögeln flankiert ( A p i M j (evd. sind
Im 3. Register steht im Zentrum eine sonnen- die Spuren zur Dattelpalme zu ergänzen), links
scheibengeschmückte Kartusche (Dj iw^w n.i^'^ (Djj. EventaeU befanden sich weitere Dar-
auf einer Palastfassade, flankiert von stellungen auf dem Deckel. Wanne vom Be-
Sphingen mit Anedjükronen auf Goldzeichen und trachter außen rechts: 1. Szene vom Kopf, hm.t-
sie schützenden Falken. Im 4. Register stehen nsw nb.t ß.wi mw.t ncr ( A - N j im gefiederten
sich in einer Doppelszene jeweils A I und ein Götdnnengewand steht schützend hinter einer
opfertragender Nügott gegenüber. Der als ( D j j sitzenden Mumie fraglicher Identität mit Götter-
( A pl ibib)i bezeichnete A I trägt die Perücke mit
Anedjtikrone und Bart sowie einen Schurz mit
plissiertem Überschurz und Schweif In der
" W. G o l e n i s c h e f f , Ermitage Imperial, Inven-
jeweils vorderen Hand hält er eine Keule mit taire de la coUection egyptienne, St. Petersburg 1891,
integrierter Schneide (angewinkelter Arm), in der S. 110 (dort das frz. Zitat), Abbildung bei I. A. L a p i s ,
anderen ein Anch (herabhängender Arm). Egyptian Antiquities in the Hermitage, Leningrad 1974,
Abb. 107.
" Handelt es sich um ein Relikt der alten Mittler-
rolle? Leider ist die Inschrift auf dem Photo extrem
schlecht lesbar, so daß keine völlige Klarheit hierüber
zu gewinnen ist.
M y s l i w i e c , Royal Portraiture, PI. FVa, eine her- D. C r a i g P a t c h , Reflections of Greatness, An-
vorragende Farbabbildung der A I-Figur findet sich in cient Egypt at the Carnegie Museum of Nataral Histo-
Egyptian Art. Reprinted from EMMA 41,3 (Winter ry, Pittsburgh 1990, S. 68 f , Nr. 55.
1983/84), S. 44, Abb. 44. Das Stück ist der Außensarg " M. V e r n e r , Altägyptische Särge in den Museen
zu MMA 17.2.7 B. und Sammlungen der Tschechoslovakei 1,1, CAA
" Van W a l s e m , The Coffin of Djedmonthuiuf- Tschechoslovakei, Prag 1982, Blatt 1/206-1/280.
ankh, PI. 120, Fig. 233, 234. Genauere Angaben ver- " Die Opferformel darüber nennt „Re-Homs-Atum,
danke ich J.P.Alien (e-mail vom 28.Juli bzw. Herr der beiden Länder (und) von Heliopolis, Osiris-
4. August 1999). Das Stück ist der Innensarg zu Chontamenti, Herr der Ewigkeit inmitten {hr-i-ib) des
MMA 17.2.7 A. Totenreichs (jgr.t), König von Ober- und Unter-
Auf dem Photo bei van W a l s e m schlecht zu er- ägypten, Herrscher der Ewigkeit, Ptah-Sokar, Herr der
kennen. Scheut, Anubis, Herr des abgeschirmten Landes, Erster

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50 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. ZÄS 128 (2001)

kopftuch, Geißel, Keule und Imiut. Dieselbe - Sydney R 78": Fragment eines Wannenbodens
Konstellation erscheint in Szene 4, wo die Mumie (Beinbereich), 1. Register: Darstellung des Gottes
zusätzlich eine Federkrone, A - N (nur als hm.t- Heh flankiert von je einer Kartusche A' I, links
ncr nb.t ß.wi ir(.t) ih.t bez.) die Gottesgemahlin- ( A p i bnr.tj, rechts (A hki Wis.t ßj.
nenkrone und den vegetabilen Wedel trägt. - Turin 2236"": Deckel des Außensarges: Im 1. Re-
Wanne innen: Im 2. Register von oben steht der gister rechts räuchert und libiert der Verstorbene
Sargbesitzer mit Salbentopf jeweils vor einer vor A I (im Gewand der Lebenden und mit Pe-
stehenden Mumie mit Perücke, geradem Bart und rücke), Ahhotep und der Gottesgemahlin A - N .
Kompositszepter, die links als nsw biti nb ß.wi nb Im 2. Register werden Satamun, Meritamun und
ir.t ih.t (A n.i in.i\, rechts als ncr nfr si n.i Imn.w der Königssohn Sapair angebetet. Bis auf Sapair
(A /Ji M j (der Form der Lücke nach ist eventuell erscheinen alle Namen in Kartuschen. Wanne und
die Dattelpalme zu ergänzen) bezeichnet ist. Im Deckel sind im Inneren mit einer teilweise auf den
4. Register räuchert der Verstorbene vor der- Namen A' I lautenden hieratischen Version des
selben Mumie, die, jetzt mit „Roter" Krone und Mundöffnungsrituals beschriftet.
gekrümmtem Bart, als si R'^w n.i h.t=f mri=f - Vatikan 25003.2.1"": Kartusche (Dj-Re A j auf
(A i V w /?''H'j bezeichnet ist. der Brust des Sargdeckels unter geflügelter Son-
Roanne Inv. No. 162 A": Deckel: Auf der Brust nenscheibe.
ein Pektoral mit federgeschmückter Kartusche - Vatikan 25008.2.2"": Kartuschen A' I P j / D j - R e ) ,
(Dj iVvv R'^w a J zwischen geflügelten Uräen, verschiedener Formen des Osiris, des Anubis, der
darüber drei Scheiben. Wanne, Boden: Opfer- Isis und des Harachte am Rand und in der
szene vor [A I], von dessen Kartusche noch Reste Sargwanne.
vorhanden sind. - Vatikan 25012.2.2'°': DjedpfeUer mit Aufschrift
Slg. Prz. Albrecht v. Preußen : Wanne, Innen- „Der gute Gott, Herr der beiden Länder (Dj
wände: Im Schulterbereich befinden sich jeweils i V w j , der leibliche Sohn des Re, den er liebt, der
sonnenscheiben- und uräengeschmückte Kartu- Herr der Kronen (ApUhibj, beschenkt mit allem
schen (Dj /Vw Der Besitzer war ein Leben, Dauer, Heil und Gesundheit, aller Her-
Priester der A - N . zensfreude wie Re ewig" auf dem Boden der
Sargwanne.

" Van Walsem, The Coffin of Djedmonthuiuf-


ankh, S. 311. Beschreibung hier nach Unterlagen von
der Gotteshalle". Stellt die Mumie alle diese Gottheiten Niwinski. Ob das Stück R77 (weiteres Bodenfrag-
in einer Gestdt dar oder nur eine davon (welche?)? Sind ment desselben Sarges) A I zeigt, ist leider nicht fest-
die Königsütel eine Anspielung auf A I oder sind sie auf stellbar, da es unpubliziert ist. Ch. N i c h o l s o n , Aegyp-
die Königsrolle des Osiris zu beziehen? Die Wiederho- tiaca, London 1891, S. 26 spricht von einem Opfer für
lung genau dieser Namen und Titel in Szene 4 mit dem Osiris, sagt aber nicht, ob der Gott durch Beischrift
Zusatz „die große Neunheit in Himmel, Erde und Un- identifiziert ist. Ebensowenig gibt er ikonographische
terwelt, mögen sie Opfer geben" spricht für mehrere Details. Daß es sich um einen mumiengestaltigen A I
Gottheiten, doch klärt dies nicht die Identität der Mu- gehandelt hat, ist zumindest nicht auszuschließen.
mie. Publikation durch A. Niwinski vorgesehen in
De facto ist die Krone blau. einem Generalkatalog der Turiner Särge (dort Nr.
" M. G a b o l d e , Catalogue des antiquites egyptien- 10101a). Beschreibung hier nach Unterlagen von Ni-
nes du Musee Joseph Dechelette, Nr. 0143, S. 156f., winski, der mir freundlicherweise einen Auszug des
165, 292, Fig. 16,1. Katalogmanuskriptes zur Verfügung stellte. Eine Um-
" LD Text I, S. 18 f , weitere Dekoration wird nicht zeichnung findet sich bei C. R. Lepsius, Auswahl der
beschrieben. Verf. ist nicht bekannt, wo sich das Stück wichtigsten Urkunden des aegyptischen Alterthums,
heute befindet. Als möglicher Aufbewahrungsort wäre Leipzig 1842, Taf. XI; das Mundöffnungsritual ist im
Berlin sehr wahrscheinlich, doch Niwinski, 21" Dyna- Faksimile publiziert bei E. Schiaparelli, II Libro dei
sty Coffins from Thebes, S. 107-110 erwähnt bei den funerali degli Antichi Egiziani, Tavole, Turin/Rom/
von ihm aufgelisteten Berliner Stücken keine derartige Florenz 1881, Tav. I - X V I I I .
Provenienz. Auch ich selbst fand den Sarg nicht im A. G a s s e , Les sarcophages de la troisieme
Berliner Museum. E. G r a e f e , BiOr 33, 1976, S. 318, periode intermediaire du Museo Gregoriano Egizio,
320 erwägt eine Datierung in die Spätzeit. Aufgrund der Aegyptiaca Gregoriana III, Vatikanstadt 1996, S. 74,
zahlreichen Belege für A I auf Särgen der 21. Dyn. PL VIII 2.
scheint mir eine solche Datierung jedoch plausibel, die Gasse, Les sarcophages, S. 30, 36, 3 8 f , PI. 12,
knappe Beschreibung in LD steht dem zumindest nicht III.
entgegen. Gasse, Les sarcophages, S. 65, PI. V I I 1 , XII 3.

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ZÄS 128 (2001) A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' 1. 51

- Wien ÄS 231"": Muniiendeckel: Auf den Beinen - London B M EA 36378"°: Fußteü einer Kar-
thront A I zweimal im Göttergewand, mit tonnage, frühe (?) 22. Dyn., weiß (heute schmutz-
Perücke, Anch, Geißel und langem Krummstab in grau), rote Vorzeichnung mittelmäßig nachgeritzt.
einem Pavillon. Über ihm Kartuschen nb ß.wi Vor einem kleinen Opfertisch sitzend A I als
(Dj i V w /?''H'j (vom Betrachter aus links), nb hF.w Mumie mit Perücke, Anedjti-Federkrone, Geißel
( A j (rechts). und gekrümmtem Bart, über dem Opferaufbau
- Wien ÄS 6263 : Doppelszene Wannenboden: nsw biti ( A iftifej. Mutmaßlich von derselben
Isis mit erhobenen Armen vor einer stehenden Kartonnage wie Berlin 799"'.
Mumie mit Doppelkrone, hinter der Mumie ein - Pennsylvania E 14344"^ In Hüfthöhe auf der
Serech mit dem Horusnamen Kanachtchaem- Vorderseite ein bekleideter Djedpfeiler mit Geißel
waset (Thutmosis III. ) und eine Kolumne nsw und Krummstab, flankiert von den sonnenschei-
biti nb h''.w (Dj j ci ''nh c.t. bengeschmückten Kartuschen A' I auf Goldzei-
- Wien K s 6265'™: Außenwände Wanne,- jew. chen.
2. Szene vom Kopf: Links Mumie mit Weißer
Krone in einem Kiosk thronend (Osiris hn.ti Alle B e l e g e für die 21. u n d 22. D y n a s t i e zu-
twS.t/hn.ti B.t Sß.t), dahinter Serech „Kanacht- s a m m e n g e n o m m e n ergibt sich eine relativ g r o ß e
chaemwaset", rechts dto. mit stehender Mumie
Popularität A ' L W a s m a c h t e diesen H e r r s c h e r
{hn.ti i l t ) , dahinter smi ß.wi mit si R''w nb j f . w
(Dj j darauf (jeweils Doppelszenen). so attraktiv? M a n wird w o h l schwerlich die Ur-
s a c h e n seiner V e r e h r u n g für sämtliche seiner
Kartonnagen: A n h ä n g e r zu allen Zeiten auf einen N e n n e r
bringen k ö n n e n . Z u m i n d e s t für die A m u n s p r i e -
- Harvard Semitic Museum 2230"": Mumie dauert
unter Scheschonk L, rechte Schulter: Verehrung sterschaft d e r 21. D y n . zeichnet sich j e d o c h eine
des thronenden, mumiengestalügen A I mit Pe- E r k l ä r u n g ab. U n t e r A I blühte nicht n u r die
rücke, Anedjti-Federkrone, Geißel und gekrümm- g e s a m t e ägyptische Kultur n a c h d e n B e f r e i u n g s -
tem Bart, Wunsch „(er) gebe Opfergaben dem
NN", Fußende: thronender A I (ikonographisch
identisch), davor Imiut, Rücken: stehender A I
(ikonogr. ident.), links von ihm Bitte um Opfer- "" B u d g e , A Guide to the First and Second Egyp-
gaben an A I, rechts an A - N . tian Rooms, S. 134. Vorliegende Beschreibung nach
Autopsie durch Verf.
Ausführliches Verzeichnis der aegyptischen Al-
tertümer und Gipsabgüsse, Berlin 1899^, S. 178, aus der
Sammlung Lepsius. Es handelt sich um vier Fragmente
W. S e i p e l , Götter, Menschen, Pharaonen. vom Rücken einer Kartonnage, davon lassen sich drei
3500 Jahre ägyptische Kultur, Speyer 1993, S. 226f., direkt zusammenfügen: Auf dem Rücken befand sich
Nr. 145. die Darstellung eines nach rechts gewandten mumien-
R. E g n e r / E . H a s l a u e r , Särge der Dritten Zwi- förmigen, stehenden Gottes mit nach vorn gestreckten
schenzeit I, CAA Kunsthistorisches Museum Wien, Händen, die Krummstab und Geißel halten. Links von
Ägyptisch-Orientalische Sammlung, Lieferung 10, ihm befinden sich unidentifizierbare Reste eines Kartu-
Mainz 1994, Blatt 10,70; 10,88. schenendes. Rechts, bereits auf der Seitenwölbung, sind
Unter dem Serech befindet sich die Gruppe ©I, eine schützende Hand und Reste eines Modius mit
von der unklar ist, ob sie „mitzulesen ist". Sollte es sich Kuhgehörn und großem Stirnuräus auf Höhe der Hän-
nur um einen „Lückenfüllet" handeln, wäre zu fragen, de der Mumie bzw. damnter zu sehen. Über der Frau-
warum man den Serech nicht etwas verlängert hat. enfigur Inschriftreste hm.t [.] T? ( A - N J l Das vierte
Es könnte sich auch um Pinodjem I. handeln (so Fragment mit dem Oberkörper einer nach links ge-
die Vermutung in der Publikation), doch scheint Verf wandten Frau könnte ebenfalls hierher gehören. Tech-
Thutmosis aufgrund der Bedeutung, die ihm auf den nik und Aussehen der Fragmente sind identisch mit
Särgen zukommt, erheblich wahrscheinlicher. Umge- dem Londoner Fußteil, so daß eine Zusammengehörig-
kehrt ist es jedoch sicher kein Zufall, wenn Pinodjem keit fast sicher ist. Eine Rekonstruktion der gesamten
sich denselben Horusnamen wie Thutmosis III. zulegte, Kartonnage nach einem ähnlichen Dekorationsschema
vielmehr muß dies als weiterer Beleg für dessen Wert- wie bei dem Harvarder Stück (s. o.) erscheint sehr plau-
schätzung angesehen werden. sibel. Leider ist nicht klar, ob es sich bei der Zentralfi-

' E g n e r / H a s l a u e r , Särge der Dritten Zwischen- gur um A I handelt oder nicht. Die Spuren in der Kar-
zeit I, Blatt 10,127; 10,129; 10,132. tusche passen zu keinem seiner Namen, doch ein
"" S. T. H o l l i s , The Cartonnage Gase of Pa-di-mut Epitheton wäre denkbar.
Harvard Semitic Museum 2230, in: Working with no D. P. S i l v e r m a n (Hg.), Searching for Ancient
Data, Fs. Lambdin, Winona Lake 1987, S. 165-179, Egypt, Dallas 1997, S. 266f., Nr. 89. Das Fußteü ist
speziell PI. 2, 6 und 7. leider nicht abgebildet.

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52 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. ZÄS 128 (2001)

kämpfen wieder auf, sondern speziell auch der Andenken sehr wohl weiterlebte. Daß diese
T^munskult nahm einen enormen Aufschwung. Namensgebung nur einem unkritischen „Thut-
Die gigantischen Ausmaße von A' I Baupro- mosid revival" zu verdanken sei, ist kaum anzu-
gramm in Karnak sind erst durch die Arbeiten nehmen. Viel wahrscheinlicher ist, daß Hat-
von C. Graindorge deutlich geworden'". Dieser schepsuts eigenes Verdienst um den Amunskult
Tempelbau, der den Tempel des Amun, der bis und wahrscheinlich auch ihr früheres Amt als
dahin im Wesentlichen aus dem Tempel des MR Gottesgemahlin eine entscheidende Rolle ge-
bestand, zu ganz neuem Glanz erhob, wurde spielt haben. Darüberhinaus belegt dies, daß im
zwar schon bald durch neue Bauten seiner Tempelarchiv Akten lagerten, in denen sich die
Nachfolger ersetzt, aber im Bewußtsein beson- Priester über Hatschepsut kundig machen
ders der Priesterschaft nie vergessen. Auch konnten und daß die Pharaonin dort keineswegs
Thutmosis III. huldigte auf Teilen der Bauten, als Verfemte bezeichnet gewesen sein kann.
die die seinen ersetzten, dem großen Ahnen"''. Auch der dritte der auf Särgen belegten Kö-
Er selbst erschien später ebenfalls als Gott ne- nige ist eindeutig als Wohltäter des Amunskultes
ben A I auf den Priestersärgen, meist mumien- zu benennen. Haremhab, der allerdings nur auf
förmig an zentraler Stelle" ^ Auch dieser Pharao einem einzigen Sarg erscheint"^, verdankt diese
hat durch seine Bauten den Karnaktempel ent- Tatsache wohl seiner Rolle als Restaurator nach
scheidend geprägt, daneben war er ohne Zweifel der Amarnazeit. Es wäre interessant zu wissen,
auch für die Ägypter das größte politische Talent ob er in Unterägypten häufiger auf den Särgen
des NR. Die Verbundenheit mit ihm zeigt sich jener Epoche belegt war. Leider sind fast keine
auch im Namen des Hohenpriesters Menche- intakten Särge der 21. Dyn. außerhalb Thebens
perre. Besonders interessant ist in diesem Zu- belegt, so daß nicht zu ermitteln ist, ob Harem-
sammenhang, daß seine Schwester Maatkare hab oder einer der anderen Könige auch dort als
hieß. Dies wirft ein interessantes Schlaglicht auf Vergöttlichter dargestellt war. Da aber im Gene-
die Frage, wie die Priester der 21. Dyn. Hat- ralsgrab des Haremhab Hinweise auf einen um
schepsut sahen und wie ihr scheinbar getilgtes dieses Grab herum ansässigen Kult gefunden
wurden"', wäre zumindest mit einer verstärkten
Präsenz gerade dieses Herrschers auch auf
Für Vorberichte s. C. G r a i n d o r g e / P h . M a r -
unterägyptischen Särgen zu rechnen"'.
t i n e z , Karnak avant Karnak, les constructions
d'Amenophis 1" et les premiers liturgies amoniennes,
B S F E 115, 1989, S. 3 6 - 6 4 ; C. G r a i n d o r g e , Les mo-
numents d'Amenhotep 1" ä Karnak, Egypte Afrique &
Orient 16, Janvier-Fevrier 2000, S. 2 5 - 3 6 . Leiden A M 2 6 ( B o e s e r , Mumiensärge des
P M I I ' 96 (KapeUen 9 - 1 3 ) , D . A r n o l d , Wand- Neuen Reiches, S. 9 f., PI. V I I I , X , vier Darstellungen
relief und Raumfunktion in ägyptischen Tempeln des auf dem Deckel: Haremhab mit hprS als Mumie auf
Neuen Reiches, MÄS 2, Berün 1962, S. 66, Taf. 20, Blockthron/als Lebender auf Sessel).
Abb. 22. G. T. M a r t i n , T h e Memphite T o m b o f Horem-
Mit Nemes und Hemhem: Kopenhagen yEIN heb Commander-in-Chief o f Tut'ankhamün I, E E S
1069 (bezeichnet als „der lebende G o t t " , s. O . K o e - Excavation Memoir 55, London 1989, S. 72 f , H. D .
f o e d - P e t e r s e n , Catalogue des sarcophages et cer- S c h n e i d e r , The Memphite T o m b o f Horemheb
cueils egyptiens, Kopenhagen 1951, Taf. X L V I I I ) , Commander-in-Chief o f Tut'ankhamün II, E E S Exca-
Vatikan 25003.2.2 sowie vermutlich Myers Museum vation Memoir 60, London 1996, S. 1 mit Anm. 4.,
Eton College (Egyptian Archaeology 6, 1995, Cover u. weitere Belege auch für Theben bei A. K. P h i l i p s ,
S. 1; von der Krone sind nur Hörneransätze zu sehen). Horemheb, Founder o f the X I X t h Dynasty, Orientalia
Mit Nemes und Atef: Cleveland 1914.561. Mindestens 4 6 , 1 9 7 7 , S. 119 mit Anm. 3 5 - 3 8 .
eine Kartusche befindet sich auf dem Sarg Kairo "" Dieser Befund wirft erneut die Frage auf, wie
Inv.No. 23.11.16.2 ( N i w i r i s k i , 21^= Dynasty Coffins lange der Kult des Haremhab fortgelebt hat, für späte
from Thebes, PI. X X I V B), Serechs erscheinen auf Belege s. A. L e a h y , Hnsw-iy, A Problem o f Late
Amiens 1893.763.1, Wien ÄS 6263 und 6265. A u f dem Onomasüca, G M 60, 1982, S. 72 und J . Y o y o t t e , Le
bei v a n W a l s e m , S. 320 als weiteren Beleg genannten dieu Horemheb, R d E 34, 1 9 8 2 - 1 9 8 3 , S. 1 4 8 f D i e von
Sarg in Roanne (s. o. Belegliste) konnte ich zumindest den genannten Autoren noch bezweifelte Verbindung
in der Publikation keine Erwähnung von Thutmosis III. des späten Haremhabkultes mit dem König der
finden. D i e Angaben zu dem ebenda genannten Athe- 18. Dyn. erscheint mir angesichts des vergleichbaren
ner Sarg konnte ich leider nicht überprüfen. Materials für A I durchaus wahrscheinlich.

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ZÄS 128 (2001) A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. 53

Daneben ist ebenfalls nur ein einziges Mal 1. piibib {n.i Imn.w)
noch ein weiterer K ö n i g in untergeordneter 2. n.iin.t
Rolle auf einem Sarg belegt. Leider ist die Szene 3. iti n.i Km.t
bislang nicht in P h o t o oder Umzeichnung publi- 4. n.i ti itr.t'''
ziert . Bei diesem K ö n i g handelt es sich um 5. n.i p? wbi
Sethos I. A u f g r u n d dieses einen Beleges läßt sich
nicht entscheiden, welcher Hintergrund für sei-
ne Präsenz verantwortlich ist. Es erscheint je-
doch sehr wahrscheinlich, daß auch hier eine
nicht berücksichtigt, zu letzterem s. M o o r e , JARCE
Verbindung zu den Leistungen dieses Königs
33,1996, S. 139-152.
für A m u n besteht. Lange als „Liebling" gedeutet, obwohl die Auf-
Eine endgültige Auswertung des reichen fassung als „Abbild" bereits von G. L e g r a i n , Le mot
Materials zu A I ist ohne adäquate Publikation y y = Image, Icone, RecTrav 27, 1905, S. 180-182
vertreten worden war. Diese Interpretation ist durch die
des gesamten K o r p u s nicht möglich. D o c h sei
Restaurationsinschrift des Monthemhet (s. u. mit
auf einige auffällige Tendenzen hier schon hin- Fn. 187), sowie die Stellen pHarris I 9,4; 11,1 und 67,5
120

gewiesen . gesichert. Zu den Materialien, aus denen ife/ft-Statuen


bestehen, vgl. die Liste ebenda 68a,3-68b,3. Als Alter-
Zunächst fällt auf, daß eine Reihe altbekann-
nativlesungen wurde pi ib.wi (H. J a c o b s o h n , Die
ter Epitheta mehr oder weniger verschwinden, dogmatische Stellung des Königs in der Theologie der
besonders signifikant ist das völlige Fehlen v o n alten Ägypter, ÄF 8, Glückstadt, 1955, S. 19, Anm. 13)
n.i pi wbi und n.i pi tmi, den in Deir el-Medineh und pi hi.ti (F.-J. S c h m i t z , Zur Lesung und Deutung
so prominenten Formen, während neue hinzu- von y y und GM 27, 1978, S. 51-58) vorgeschla-
gen. Bereits M. M a l a i s e , Nouvelle note sur les pen-
k o m m e n {pi n.i ß bnr.t,ptr ß n.i in.t,n'.ti).
dentifs cordiformes, GM 29, 1978, S. 70 hatte Zweifel
D a seit Cernys eingangs zitiertem Beitrag eine an S c h m i t z ' Lesung angemeldet. Tatsächlich ist
größere Anzahl neuer Formen des vergöttlich- durch die Schreibungsvariante Jj', statt y y die Le-
ten Königs bekannt geworden ist und alle in sung hi.ti definitiv ausgeschlossen. Belege für diese Va-
letzter Zeit publizierten Listen'^' unvollständig riante sind pLeopold Il-Amherst 4,7, der Sarg London
UC 15703 ( S t e w a r t , Mummy Gases & Inscribed Fune-
sind, wird hier noch einmal eine Liste gegeben,
rary Cones, PI. 10) sowie die in der folgenden Fußnote
die alle V e r f bislang bekannt gewordenen genannten Schreibungen mit iHl- Das einzig verblei-
Epitheta in alphabetischer Reihenfolge ent- bende Gegenargument wäre der Sarg CG 61020 (Ram-
hält"^ ses IL), für den G. D a r e s s y , Cercueils des cachettes
royales, Kairo 1909 im Index S. 231 als Lesung
gibt, jedoch im Text S. 33 fragend eine Lesung mit zwei
Herzen ansetzt (so schon G. M a s p e r o , Les momies
royales de Deir el-Bahari, MMAF 1,4, Paris 1889,
G. D a r e s s y , Sur un Pseudo-Sethos de la XXIe S. 559). Beide Lesungen sind jedoch nach dem Photo
Dynastie, ASAE 9,1908, S. 31. bei D a r e s s y , PI. XXIII,2 und dem Faksimile bei
Itn Folgenden wird auf erneute Nennung der M a s p e r o , S. 559, Fig. 17 zu streichen. Diese Abbil-
Literatur zu den Särgen verzichtet, alle Belege finden dungen sprechen eindeutig für eine Lesung als "0
sich in obiger Liste. Ein Vergleich der etwas beschädigten Schreibung auf
Die beiden umfangreichsten neuen Sammlungen dem Sarg mit der o.g. sehr klaren in pLeopold
von Ephiteta finden sich bei T. R. M o o r e , Any as an
Il-Amherst 4,7 QEA 22, 1936, PI. XI) beseitigt jeden
Element in Theophoric Names, JARCE 33, 1996,
Zweifel an dieser Lesung. Eine Schreibung X s/J 2 ist
S. 143f., Anm. 58 und v a n W a l s e m , The Coffin of
jedoch stets als „2 mal X " = XX zu lesen. Damit ist
Djedmonthuiufankh, S. 308-325. Wenn nicht anders
angegeben, sind die Belege für folgende Liste bei einem die Lesung ibib gesichert. Für die Schreibung mit dem
der beiden genannten Autoren zu finden. Zeichen P I bzw. setzt Moore, JARCE 33,1996,
Aufgenommen sind nur die speziellen Ame- S. 143, Anm. 58 eine Lesung '"w „the Interpreter" an.
nophis-Epitheta, nicht allgemein übliche Zusätze zu Es ist jedoch erheblich wahrscheinlicher, daß es sich
Königsnamen, die auch mit dem Namen des vergött- um eine graphische Variante der Herzhieroglyphe han-
lichten Amenophis L belegt sind (etwa iw^'w R^w oder delt. Dafür spricht nicht zuletzt die Schreibung fj^, s.
hki Wis.t, obwohl es zumindest bei hki Wis.t ß (Syd- ( i e r n y , BIFAO 27, 1927, S. 167,186f. mit Fig. 13.
ney) und hki Wis.t spi.t=s (Helsinki) zu bedenken wäre, S. dazu zuletzt v. L i e v e n , Die „Theologie" der
ob es sich nicht um speziellere Amenophisepitheta Türeinfassung Kairo JdE 48832-3, RdE 49, 1998,
handelt. Ebenso ist der Kosename des Königs, iny. S. 243-249.

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54 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. ZÄS 128 (2001)

6. wn hw.t hh V o n den bereits im NR populären Formen


1. pi n.i ti bnr.t^^^ hat sich auf den Särgen nur pi ibib mit zehn
8. ptr pi ß Belegen recht gut gehalten. Daß in drei FäUen
9. n.i {Mn-hpr.w-R'^w\^^ noch durch n.i Imn.w präzisiert wird, ist bemer-
10. n'.tr kenswert, vgl. die bereits genannten Dockets.
11. nipihn.ti Das Fordeben v o n pi ibib spricht für eine Lo-
12. pi hni hr mtr (bzw. mw) (n.i Imn.Wf^^ kalisierung dieser Kultform an einem Ort, der
13. n.ipikimw^ auch noch in der 3. Zwischenzeit v o n Bedeu-
14. n.iKi-r'-y tung war. Es spricht m. E. einiges dafür, diesen
15. n.ipU?"' O r t im Bereich des Tempels v o n Medinet Habu
16. {pi nb) n.i pi fmi zu suchen. Neben einigen anderen Argumen-
ten"^ ist insbesondere auf eine explizite Nen-
nung v o n A pi ibib auf der Ostseite eines Aba-
kus im ersten Hof des ramessidischen Tempels
133

Bislang ausschließlich belegt auf dem Naophor ZU verweisen .


Kairo CG 42176 (G. L e g r a i n , Statues et statuettes de Die interessanteste und bestbelegte der neuen
rois et de particuliers II, Kairo 1909, S. 41 f., PL XL). Formen ist „A v o n der Dattelpalme". Die mei-
Leider ist auch das Verständnis dieses Epithetons
sten Belege134hat R. van Walsem bereits zusam-
problematisch: ist ^ünl®! wn m hw.t hh zu mengesteUt Daneben sind Verf. inzwischen
emendieren oder handelt es sich um eine fehlerhafte zwei weitere bekannt geworden. Zum einen ist
Schreibung für wn „öffnen"? Ferner, handelt es sich
bei hw.t hh um einen (bestimmten) (Toten)tempel (ver- dies der Würfelhocker C G 4 2 1 3 1 " ' , der sowohl
gleichbar dem bekannten ti hw.t) oder um eine Bezeich-
nung für die Nekropole/das Grab bzw. die Unterwelt?
' ' Über die bei v a n W a l s e m genannten Belege Einige Überlegungen zur Verbindung A ' I mit
hinaus gibt es mindestens zwei weitere sichere Belege, Medinet Habu bereits bei v. L i e v e n , RdE 49, 1998,
s. unten. S. 243-249, speziell S. 248. M. E. ist es durchaus denk-
A. E r m a n , SPAW 1911, S. 1105, H. Aufgrund bar, daß in einem großen Tempel mehrere verschiedene
der bereits von Erman vorgebrachten Argumente sowie Kultformen einer Gottheit verehrt wurden. Die jüngst
des Umstandes, daß Thutmosis IV. keinerlei Titel vor versuchte Reduktion der von den Ägyptern explizit
der Kartusche erhalten hat, ist Verf der Ansicht, daß es unterschiedenen Epitheta durch Identifikation ( T h i e m ,
sich um eine Form „Amenophis I. des Thutmosis IV." GM 175, 2000, S. 7 9 - 9 7 , n.i pi kimw=n.i pi wbi und
(analog des ,,Ptah (usw.) des Ramses IL") handelt. Vgl. van Walsem, The Coffin of Djedmonthuiufankh,
dagegen die Ubersetzung bei J. A s s m a n n , AHG 154. S. 3 1 2 f , n.i pi bnr.t=n.i pi wbi; für eine genauere Aus-
Nur auf dem Sarg Helsinki KM/Vk/14560.660 einandersetzung mit van W a l s e m s. u. die Diskussion
belegt, s. o. Belegliste. zu A pi n.i ti bnr.t) halte ich dagegen für methodisch
Den beiden bislang bekannten Belegen TT 134 nicht tragfähig. Wie stark die Ägypter selbst die einzel-
und JdE 36717 ( M o o r e , JARCE 33, 1996, S. 143, nen Epitheta voneinander schieden, zeigt m. E. deutlich
Anm. 58) ist der Sarg Kairo CG 61041 ( D a r e s s y , eine Darstellung im Grab des Chabechnet (TT 2,
Cercueils des cachettes royales, S. 222 f.) hinzuzufügen, C e r n y , BIFAO 27, 1927, PI. I, Fig. 1), wo der Verstor-
der ursprünglich einem w'^^j-Priester des „Amenophis bene vor drei Göttern opfert. Es handelt sich um nb
der auf dem Wasser fährt" gehörte. ti.wi ( D j j pi tmi mit Perücke und Anedjtikrone, ( A j pi
Für einen Lokalisierungsversuch des zugehörigen ibib mit hprS und A - N . Ein ebenso eindeutiger Text-
Tempels s. A.-Ch. T h i e m , Anmerkungen zur Identifi- beleg ist pBologna 1094 (LEM 10,6f). Besonders ein-
kation des Tempels hwt-Jmn-htp-n-pi-kimw. Annex zum schlägig, wenn auch für Lokalformen des Amun, ist der
Problem pAbbott rt. 2.2-2.4, GM 175, 2000, S. 7 9 - 9 7 . bekannte pBM 10335 (KRI VII 416,5-418,9).
B o m m a s , MDAIK 51,1995, S. 3 f , S. 6, Abb. 2, Medinet Habu V, PI. 350 B.
Taf 1. Da der Block an dieser Stelle endet, ist nicht zu V a n W a l s e m , The Coffin of Djedmonthuiu-
entscheiden, ob das Epitheton vollständig ist oder fankh, S. 311.
nicht, vgl. jedoch Amun-Re pi ti auf der Kalksteinvase Der Vollständigkeit halber nicht verschwiegen sei
Turin 3322, s. F a b r e t t i / R o s s i / L a n z o n e , Regio noch ein weiteres, allerdings sehr dubioses Stück, die
Museo di Torino, Antichitä Egizie I, S. 448. Diese Form angeblich römerzeidiche Stele CG 22200 (A. B e y Ka-
des Epithetons ist vermutlich zu trennen von Bildungen m a l , Stdes ptolemai'ques et romaines, Kairo 1904,
wie Osiris hki m tUn ti, s. dazu J. F. Q u a c k , Ein neuer S. 195 f., PI. LXX). Dargestellt sind im mittleren Bild-
funerärer Text der Spätzeit (pHohenzollern-Sigmarin- feld drei Könige und (nach der Krone zu urteüen) eine
gen II), ZÄS 127, 2000, S. 7 4 - 8 7 , oder Gegensatzpaa- Königin (?), die um eine Pflanze gruppiert sind, die mit
ren wie „im Himmel — in der Erde". gutem Willen als mißglückte Palme verstanden werden

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ZÄS 128 (2001) A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. 55

auf der Schulter ((Amenophisj als Diese anhand stilistischer Kriterien gewon-
auch auf der Basis ((Amenophisj nene Datierung harmoniert nicht nur mit der
dieses Epitheton aufweist. Trotz der etwas kru- Blütezeit von Namen nach dem Schedsu-N-
den Schreibweise (evtl. durch die Drucktypen- Schema, sondern auch mit der Epoche, aus der
wiedergabe noch verstärkt) kann wohl kein alle eindeutig datierbaren Belege für „A von der
Zweifel an der Lesung des Epithetons als p^ (n.i) Dattelpalme" stammen.
ß bnr.t bestehen, die Vertauschung von w und i Den Hinweis auf den zweiten Beleg verdanke
läßt sich auch sonst in der Monumentalortho- ich Ch. Loeben, der mir auch freundlicherweise
graphie gelegentlich belegen. G. Legrain datiert seine Kopie zur Verfügung stellte. Es handelt
das Stück aufgrund „des Stils der Hieroglyphen" sich dabei um ein bislang unpubliziertes Graf-
in die 18. Dyn., obwohl bereits der Name des fitto am VL Pylon des großen Tempels von
Besitzers, Schedsuchons, in eine spätere Epoche Karnak'". Dargestellt ist A I als lebender König
weist. R. Schulz verschiebt aufgrund des ver- mit Perücke, geradem Bart und Anedjtikrone,
göttlichten A I den Ansatz in die 19. Dyn.'^'. über ihm schwebt eine Sonnenscheibe mit zwei
Erheblich plausibler ist jedoch die Datierung in herabhängenden Uräen. Ungewöhnlich sind die
die 21. oder 22. Dyn., die J. Vandier"' gibt. an den Uräen hängenden Anchzeichen. Offen-
bar hielt der König Anch und Was-Szepter in
Händen, die Darstellung ist jedoch stark be-
schädigt. Dies betrifft leider auch die etwas län-
kann. Den Kartuschen nach sollen links Sethos I. und gere Beischrift des Königs, die bis auf die Kartu-
Haremhab dargestellt sein, rechts Thutmosis IV. und
ein Amenophis hk? Iwnw. Fraglich bleibt jedoch nicht
sche (I[mnw^-htp.w\ pi (vertikale Spuren,
nur die Zuordnung der Kartuschen zu den Figuren die evd. zu einer Palme passen könnten) und
(entweder die jeweils erste Gestalt trägt zwei Namen, einen schmalen Streifen der folgenden Kolumne
oder „Amenophis" ist eine Königin). Auch die Echtheit zerstört ist. Hinter A I stand A - N mit Gei-
des Stückes ist m. E. fraglich. Kamal nennt es eine
„antike Fälschung" und datiert es in hadrianische Zeit.
ßel(?)''", Geierhaube und Federkrone. Von ihrer
Abgesehen von der Fragwürdigkeit der Datierungskrite- Beischrift ist noch WAri^ mr.t n.i Imnw erhalten.
rien muß der Erwerb des Stückes (angeblicher Fund in Das interessanteste Detail an diesem Graffito ist
Teil Basta, aber Ankauf in Alexandria) bedenklich jedoch die Darstellung der Dattelpalme, deren
stimmen. Nichtsdestoweniger hat man sich jedoch zu
fragen, wo der Fälscher (sei er nun antik oder modern)
Reste noch deutlich zu erkennen sind. Über der
sein Motiv, speziell das palmenartige Gewächs, her- Krone der A - N sind die Ansätze dreier Blatt-
nahm und wieso just auf der Seite mit einer Ame- wedel zu sehen, die einmal A I überschattet ha-
nophiskartusche eine scheinbare Königin mit Feder- ben müssen, darunter hängt vor ihrer Federkro-
krone sitzt. Wurde hier eine Vorlage mit mehreren
vergöttlichten Königen und evtl. A - N mißverstanden
ne ein dickes Dattelbüschel herunter. Im
und verkürzt wiedergegeben? Diese Frage wird sich Gegensatz zur Darstellung der Stele BM EA
vermutlich nicht klären lassen, als ernstzunehmender 989, wo die Fruchtstände der Palme als undiffe-
Beleg für A I von der Dattelpalme taugt die Stele jeden- renzierte Klumpen dargestellt sind, sind hier die
falls nicht. Ebenfalls wohl keine Dattelpalme ist das
obskure Objekt auf der Stele Louvre C 52 (derzeit in
einzelnen Datteln differenzierter ausgearbeitet.
der Studiengalerie ausgestellt) hinter einem kleinen ncr Leider sind gerade die beiden einzigen Belege,
nfr ( A j mit hprS (!) hinter dem Thron eines großen die die Palme wiedergeben, nicht genau datier-
Osiris. Das Objekt sieht aus wie eine Lotosblüte auf bar. Die British Museum-Stele wird zwar allge-
einem langen Stab mit herabhängendem Gegengewicht
und Stoffband und erinnert entfernt an das Nefer-
mein in das NR datiert, doch orientiert sich
temsymbol. Neben dem Aussehen des Objekts spricht diese Datierung im wesentlichen daran, daß man
A's Kopfbedeckung (sonst immer Perücke) gegen die glaubt, den A I-Kult in diese Epoche datieren zu
Identifizierung als Dattelpalme.
G. L e g r a i n , Statues et statuettes de rois et de
particuliers I, Kairo 1906, S. 84.
R. S c h u l z , Die Entwicklung und Bedeutung des PM II' 88 (236), die dortige Angabe (Stele, ra-
kuboiden Statuentypus, HÄB 33, Hildesheim 1992, messidischer König) ist nach L o e b e n jedoch inkor-
S. 253 (Nr. 138). rekt.
J. V a n d i e r , Manuel d'archeologie egyptienne Nach L o e b e n s Kopie eher spitz als rundlich,
III, Paris 1958, S. 451 mit Anm. 1. wie beim floralen Wedel zu erwarten wäre.

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56 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' 1. ZÄS 128 (2001)

müssen. Vor dem Hintergrund der überwälti- zu suchen ist, wo er auch in Gräbern häufig
genden Mehrheit der Belege für „A von der erwähnt und sogar dargestellt wird''". Das plötz-
Dattelpalme" aus der 21. Dyn. wäre stattdessen liche Verschwinden dieser A I-Form ist wohl
2u fragen, ob irgend etwas dagegen spricht, auch mit dem Ende dieses Kultes auf dem Westufer
diese beiden in die 21. Dyn. zu datieren. Ein zu erklären. Auch „A von der Stadt/der Herr
Gegenargument kann ich derzeit nicht sehen. der Stadt", der Schutzpatron von Deir el-
Dies beweist freilich noch nichts, und die Mög- Medineh per definitionem, ist, wie erwähnt,
lichkeit, daß auch diese Kultform bereits im nach dem Ende der 20. Dyn. nicht mehr belegt.
NR"" ihren Ursprung hat, kann zumindest nicht Umgekehrt geht das plötzliche Ansteigen von
ausgeschlossen werden. Belegen für „A von der Dattelpalme" mit einem
Insgesamt ist „A von der Dattelpalme" also dramatischen Anstieg von Objekten einher, die
aus zehn voneinander unabhängigen Quellen mit dem Klerus des Amuntempels verbunden
belegt, in einigen FäUen gleich mehrfach pro sind . Daß es sich bei „A vom Vorhof' und „A
Objekt; dabei ist die Palme zweimal als echter von der Dattelpalme" eindeutig um zwei ver-
Baum wiedergegeben. Dies spricht dafür, daß schiedene Kultformen handelt, wird endgültig
diese Palme tatsächlich existierte und das Kult- zur Gewißheit, wenn man beachtet, daß die
bild des Königs in einer irgendwie gearteten beiden durch die Kopfbedeckung strikt vonein-
Verbindung dazu stand. Man vergleiche den ander unterschieden sind. „A vom Vorhof' trägt
Befund am Menthuhoteptempel von Deir el- stets die Blaue Krone, „A von der Dattelpalme"
Bahari, wo die Statuen des Königs offenbar dagegen die Perücke.
jeweils unmittelbar neben einer Sykomore stan- Im Gegensatz zum Kopfputz völlig unein-
den"^. Wo diese Palme sich befand, ist freilich heitlich ist das sonstige Erscheinungsbild. Wäh-
noch ungeklärt, doch eine Lokalisation im Be- rend auf den Särgen „A von der Dattelpalme"
reich des Karnaktempels auf dem Ostufer darf stets mumienförmig erscheint, zeigen die übri-
als gesichert gelten. Van Walsem nimmt nun an, gen Belege ihn mit einer Ausnahme stets als
daß eine Kultstatue des Königs in einem Pal- erwachsenen, lebenden König.
menhain im Amuntempel von Karnak aufge- Völlig singulär ist nur die Darstellung des
stellt worden wäre. Dieser Palmenhain sei späte- Königs als Kindgott im Chonstempel von Kar-
stens beim Bau des ih-mnw gefällt worden. Die nak. Diese Ikonographie unterstreicht seine
Statue hätte aber weiter Kult empfangen und sei Eigenschaft als leiblicher Sohn des Amun, die
in der Bevölkerung dann als A n.i pi wbi be- auch in Epitheta zum Ausdruck kommt, und
zeichnet worden, während die Priester weiter rückt den König in eine gewisse Nähe zu
von „A von der Dattelpalme" gesprochen hät- Chons"", so daß seine Darstellung in dieser
ten"'\ Demzufolge würde also das früher belegte Form gerade im Chonstempel nur folgerichtig
Epitheton den jüngeren Zustand, das später ist. Als seine Mutter kommt neben seiner irdi-
belegte den älteren Zustand spiegeln, „A vom
Vorhof' und „A von der Dattelpalme" wären
identisch. Dies ist aber eher unplausibel. Wahr- "" Eine Abbildung des Tempels findet sich etwa in
scheinlicher ist, daß der Tempel des „A vom TT 19 (Dra Abul Naga), s. G. F o u c a r t , Tombes
Vorhof' im Bereich von Dra Abul Naga bzw. theb^nes II, MIFAO 57, Kairo 1932, PI. XXVIII.
zumindest auf dem Westufer (vgl. pAbbott 2,8) Bereits im NR befanden sich Amunspriester un-
ter A' I Anhängern, so etwa Tjanefer (K. C. S e e l e , The
Tomb of Tjanefer at Thebes, OIP LXXXVI, Chicago
1959, PI. 5, Westteil der Südwand, mittleres Register:
Man wüßte dann natürlich gerne, wann genau. Osiris, [Isis], „die Gottesgemahlin ([Ahmes-Nefert]arij"
Dies gilt aber genauso, wenn man die „Dattelpalme" und [A I] ) oder Bakenchons (s. die Inschrift auf sei-
erst in der 21. Dyn. einsetzen läßt. nem Berliner Würfelhocker KRI V 398,15-399,1).
D. A r n o l d , The Temple of Mentuhotep at Deir Allerdings ist die Zahl von heute noch erhaltenen Ob-
el Bahari, PMMA 21, New York 1979, S. 47, PI. 16, 17, jekten, auf denen diese Priester Präferenzen für andere
23. Gottheiten neben Amun zeigen, erheblich getinger als
"" V a n W a l s e m , The Coffin of Djedmonthuiuf- in der 21. Dyn.
ankh, S. 312f. Vgl. z. B. V. L i e v e n , RdE 49,1998, S. 245.

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ZÄS 128 (2001) A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. 57

sehen Mutter, der Gottesgemahlin des Amun sind, die die göttliche wie die irdisch-königliche
A - N , jede göttliche Partnerin des Amun in Fra- Abkunft A' I feiert, liegt nahe. Das Herihorrelief
ge, meist Mut, hier jedoch Amaunet. Tatsächlich hat also typologische Vorläufer.
handelt es sich bei diesem Relief nicht um einen Auf den Särgen dagegen dominiert, wie er-
Einzelfall. Auch in Men-set, dem Haupttempel wähnt, die Mumienform. Es ist zu fragen, ob das
der A - N , befand sich eine Darstellung A' I als Aufkommen dieser Form, die im NR ohne Vor-
Kind vor seinem göttlichen Vater Amun"'^ Das bild ist, nicht etwas mit der Umbettung der
entsprechende Reliefbruchstück ist entgegen der Mumie des Königs zu tun haben könnte. Auf-
Angabe in der Publikation aufgrund der Klei- fällig ist jedenfalls das plötzliche Auftauchen der
dung des Prinzen eindeutig in die Ramessiden- Mumienikonographie, das einhergeht mit einem
zeit zu datieren. Ebenfalls vermutlich aus rames- Wandel in der zugrundeliegenden theologischen
sidischer Zeit stammen mehrere Steinplastiken, Position des verehrten Königs. Dieses Erklä-
die A I als göttliches Kind thematisieren. Die rungsmodell ist jedoch problematisch, da sich
Statue Kairo CG 39376 stellt Renenutet dar, die Anzeichen für eine beginnende „Osirianisie-
einem leider größtenteils weggebrochenen Kind rung" A' I bereits in der Ramessidenzeit finden,
die Brust reicht''". G. Daressy identifizierte das s. u.
Kind als Horns, doch dürfte es sich dabei viel- Im NR waren, soweit nach den bislang be-
mehr um A I handeln. Dafür spricht die Auf- kannten Belegen zu schließen, A I und A - N
schrift auf der rechten Seite des Thrones, die A I gleichrangig, eventuell A - N sogar etwas höher-
als „geliebt von Renenutet, der Herrin der Nah- rangig oder wenigstens populärer. Beide hatten
rung, der Fürstin Qinw.t) der beiden Länder" neben anderen Funktionen die von S c h u t z -
bezeichnet. Auf der anderen Thronseite wird h e i l i g e n der N e k r o p o l e . In der 21.Dyn.
Ahmose „geliebt von Osiris, Herrn von Aby- dagegen avanciert A I zum veritablen T o t e n -
dos" genannt. Tatsächlich stammt die Figur aus gott. Daß A I in einer Weise Osiris ist, die mit
Abydos. Hier vertritt Renenutet die Stelle der dem traditionellen „Osiris NN" nicht zu verglei-
göttlichen Mutter. Ob die Nennung des Ahmose chen ist, ebenso wie er das „Abbild" des Amun
allerdings berechtigt, eine göttliche Triade Ah- ist und daher unter Sethos I. selbst als Amun
mose-Renenutet-A I für Abydos zu postulieren, dargestellt werden kann'"", zeigt sich in der neu-
ist eher fraglich. Allerdings fällt auf, daß in Aby- en Mumienikonographie unmißverständlich. A I
dos A - N als Mutter A' I weniger relevant ist als erhält nicht nur den Mumienleib und fallweise
im thebanischen Raum. Renenutet wird in dieser eine Atefkrone, sondern wird auch mit eindeuti-
Konstellation jedoch auch in Theben mit A I in gen Osiristiteln wie hnt.i fwi.t „Vorsteher der
Verbindung gebracht. Eine Figur aus dem Mut- Unterwelt" bedacht'^'. Seine Karmschen wech-
tempel von Theben'"' zeigt ebenfalls eine Göttin seln mit denen des Osiris, und er nimmt auf den
mit einem nackten Knaben auf dem Schoß, an Särgen oft die zentrale Position auf dem Boden-
den Seiten finden sich Darstellungen von A - N brett ein, die auch eindeutig als Osiris gekenn-
und Satamun. Die Inschriften nennen A I ge- zeichnete Figuren einnehmen können . Diese
liebt sowohl von Mut als auch von Renenutet. unterscheiden sich ikonographisch im Prinzip
Unklar bleibt jedoch, welche göttliche Mutter nur durch die Kopfbedeckung von dem göttli-
die Plastik darstellt: Mut, Renenutet oder gar chen König. Dies gilt insbesondere für den
A - N . Der Verdacht, daß alle drei hier zu einer Blauen Helm, dessen Gebrauch für Osiris weder
mütterlichen Kompositgestalt verschmolzen

CG 1244, s. L. B o r c h a r d t , Statuen und Statu-


"" N o r t h a m p t o n / S p i e g e l b e r g / N e w b e r r y , Re- etten von Königen und Privadeuten im Museum von
port on Some Excavations in the Theban Necropolis, Kairo 4, Berlin 1934, S. 127, El. 172.
S. 7, Fig. 5. So etwa auf dem Sarg BM EA 22900, s. o. Beleg-
G. D a r e s s y , Statues de divinites, Kairo 1906, üste.
S. 345, PL LXIII. S. etwa den Sarg Amiens Inv. M. P. 1893.763.2.
"" M. Benson/J. G o u r l a y , The Temple o f M u t i n ( P e r d u / R i c k a l , La collection egyptienne du Musee de
Asher, London 1899, S. 297-299, pl. XI, Fig. 1. Picardie, S. 27).

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58 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. ZÄS 128 (2001)

v o r h e r n o c h n a c h h e r b e l e g t ist, s o d a ß es w o h l benden, zeitgenössischen K ö n i g s ' " , sondern im


n i c h t v e r f e h l t ist, alle F i g u r e n m i t b l a u e m H e l m G e w a n d d e r l e b e n d e n G ö t t e r , d. h. m i t s t r e n g e m
als v e r g ö t t l i c h t e n K ö n i g in O s i r i s f u n k t i o n a n z u - Trägerhemd und Schurz'".
sprechen. Erheblich problematischer wird bei Auffällig ist a b e r , d a ß A - N an A ' I K a r r i e r e
unbenannten Figuren'" jedoch eine Entschei- n i c h t im g l e i c h e n M a ß e teilhat. Sie erscheint
dung zwischen AI oder Thutmosis III., der insgesamt erheblich seltener a u f S ä r g e n ' " , dabei
z w a r i n s g e s a m t etwas w e n i g e r h ä u f i g e r s c h e i n t , ist sie m a n c h m a l a n o n y m . A u c h sind V e r f . n u r
aber gleichwohl i m m e r n o c h recht prominent s e h r w e n i g e S ä r g e b e k a n n t , a u f d e n e n sie viel-
ist. T e n d e n z i e l l trägt T h u t m o s i s häufiger den leicht als Z e n t r a l f i g u r e r s c h e i n t , alle D a r s t e l l u n -
N e m e s , d e r für A I s e l t e n e r ist. D a ß eine klare g e n sind leider a n o n y m , n u r in e i n e m FaU ist die
ikonographische A b g r e n z u n g j e d o c h ihre G r e n - Identifikation s i c h e r ( B e r l i n ) D a b e i h ä t t e s i c h
z e n hat, zeigt e t w a d e r S a r g V a t i k a n 2 5 0 0 3 . 2 . 2 ,
w o eine M u m i e n g e s t a l t m i t d e r f ü r A I t y p i s c h e n
P e r ü c k e als ( M e n c h e p e r r e j b e z e i c h n e t ist'^''. Leiden A M M 16, Turin 2236.
W ä h r e n d also A I a n O s i r i s a n g e g l i c h e n wird, Kairo C G 6283, C G 61031, Louvre E 3864,
Wien ÄS 231, vgl. auch das gleichzeitige Grab T T A 18
w i r d gleichzeitig Osiris an A I a n g e g l i c h e n . J u s t
(s. o. m i t F n 19).
zur selben Zeit k o m m e n nämlich auch Darstel- Kartonnagefragment Berlin 7 9 9 (gehört wohl zu-
lungen des Osiris im Gewand der lebenden sammen mit B M E A 36378, s. o. Belegliste); Harvard
Götter auf, die S c h r e i b u n g seiner N a m e n in Sem. Museum 2230; Särge Berlin 1075 (unpubl.,
s. nächste Fn.), Cleveland 1914.561 (anonym), Kairo
Kartusche nimmt stark zu. A u c h der einzige
C G 6098, 6 1 3 7 - 8 / 6 1 5 6 - 7 , 61031, Leiden A M M 16,
B e l e g für A I a u f e i n e m T o t e n p a p y r u s (s. o . F n . London B M E A 6662 (anonym), Prag P 621, Turin
2 6 ) zeigt ihn m u m i e n f ö r m i g a n e i n e r Stelle, die 2236, Wien ÄS 232 (s. nächste Fn.); außerdem Slg. A. v.
sonst v o n einem Ptah-Sokar-Osiris oder mumi- Preußen (Priesterütel).
enförmigen Re-Harachte-Amm eingenommen E s handelt sich um Berlin 1075, den Innensarg
zu Berlin 58 (s. o. Belegliste), den Sargboden Wien
wird.
ÄS 2 3 2 ( S e i p e l , Götter, Menschen, Pharaonen, S.
D e r Zuwachs an G ö t t l i c h k e i t für A I zeigt 228 f., Nr. 146), einen weiteren Wannenboden (Anti-
sich n i c h t n u r , w e n n er als O s i r i s figuriert. Auf quities. Property o f the Hagop Kevorkian Fund and
other Owners, Sotheby Parke Bernet, Dec. 1, 1972,
einigen S ä r g e n e r s c h e i n t e r a u c h i m „Gewand
Nr. 56) und den Sarg Amiens Inv. M. P. 1893.763.1
d e r L e b e n d e n " , a b e r m e i s t n i c h t , w i e in d e r R a - (s. o. Belegliste). In Berlin erscheint A - N auf dem
m e s s i d e n z e i t , i m m o d i s c h e n G e w a n d eines le- Wannenboden als Zentralfigur mit gefiedertem Göttin-
nengewand, Göttinnenperücke und Geierhaube mit
Modius. Ihr Uräus trägt eine Scheibe mit Kuhgehörn.
In der linken Hand hält A - N den floralen Wedel (Arm
Beispiele sind etwa Description A. vol. II, PL 56, angewinkelt), in der rechten (herabhängend) ein Anch.
5; C G 6 1 0 4 {hprS, Geißel und Krummstab, Fcder- Sie wird von einem lunmutef mit Wasser übergössen,
gewand [ N i w i n s k i , La seconde trouvaille de Deir vor ihr kniet eine Klagefrau vor einem Opfertisch.
el-Bahari 1,2, S. 64, PI. X I I I 1]), C G 6 1 1 2 ( N i w i n s k i , Beischrift hm.t ncr sn.t M vor A - N s Gesicht. Nota
La seconde trouvaille de Deir el-Bahari 1,2, S. 135, bene: A - N hat ebenso wie die Menschen auf diesem
PI. X X I I I 1 [Götterkopftuch und Hemhem, krummer Sargensemble ungeschminkte Augen, A I auf Berlin 58
Bart, Geißel und Krummstab, Federgewand]), C G dagegen wie die anderen Götter geschminkte Augen.
6 1 0 3 4 ( D a r e s s y , CercueUs des cachettes royales, A u f dem Wiener Stück trägt A - N ein gefiedertes G ö t -
PI. L X [Nemes und Hemhem, krummer Bart, Geißel tinnengewand, Geierhaube, Modius und Federkrone
und Krummstab, Federgewand]), E . A. W. B u d g e , mit Kuhgehörn. In der rechten Hand hält sie Krumm-
Some Account o f the Collection o f Egyptian Antiqui- stab und Anch. V o r ihrem Gesicht steht die Beischrift
ties in the Possession o f Lady Meux, London 1896(^', hnw.t. Krone und Krummstab sprechen deutlich für
S. 40, PI. II (Nemes und Hemhem, krummer Bart, A - N und gegen eine „richtige" Göttin (in der Publika-
Geißel und Krummstab, Federgewand), F. H a s s a n e i n tion wird Isis oder Nut vorgeschlagen). A u f dem Wan-
e. a., La necropole de la Troiseme Periode Intermediaire nenboden bei Sotheby's ist A - N mit Göttinnenge-
du Ramesseum II, B S A K 2, 1988, S. 192f., Abb. 1 wand, gestufter Perücke, Geierhaube, Modius und
(Nemes und Anedjükrone, krummer Bart, Krummstab Federkrone mit Scheibe bekleidet. Sie steht auf einem
und [Geißel]), sowie die bei v a n W a l s e m , T h e Coffin Goldzeichen und greift mit der linken Hand nach dem
o f Djedmonthuiufankh, S. 318, Anm. 1047 zusammen- Menit um ihren Hals. In der Rechten hält sie ein „Isis-
gestellten Särge. blut"-Amulett, Krummstab und Geißel (eindeutig kein
floraler Wedel). E s gibt keine auf sie bezüglichen Bei-
G a s s e , Les sarcophages, PI. X I 1, X I I 3, L X I I I 3.

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ZÄS 128 (2001) A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. 59

prinzipiell für sie gerade die Gestalt der West- A' I gewesen sein, da er auch in seinem Wohn-
göttin bzw. der Nut, die auf einigen Särgen den haus in Medinet Habu dessen Kartuschen an-
Boden ausfüllt, als Identifikationsfigur angebo- bringen ließ'". Dasselbe güt bereits für seinen
ten. Diese scheinbare Abnahme der Popularität Vater Djehutimose'". Auch sonst fällt der Sarg
ist etwas erstaunlich, da die Königin noch im des Butehamun durch seine inwändige hierati-
Chonstempel prominent hinter Amun erscheint. sche Beschriftung mit dem Mundöffnungsritual
Vielleicht liegt aber gerade hier ein Schlüssel deutlich aus dem Rahmen des Üblichen. Das
zum Verständnis des Problems. Auch Amun interessanteste Detaü in diesem Zusammenhang
und Mut erscheinen kaum oder gar nicht auf ist, daß das Ritual stellenweise auf den Namen
Särgen, obwohl sie bis in späteste Zeit zu den A' I lautet. Dieses auffällige Fakmm wurde in
höchsten Gottheiten gehörten. Vielleicht verlor der Forschung meist mit Butehamuns RoUe bei
A - N ihre Rolle als Nekropolenheilige zugun- der Wiederbestattung A' I erklärt. Er habe sich
sten einer verstärkten Betonung ihrer RoUe als also der bei dieser Bestattung benutzten Hand-
Gottesgemahlin des Amun"'. Gerade in der schrift als Vorlage bedient'". Andererseits findet
21.Dyn. begann ja der Aufstieg dieser in der sich jedoch auch die z. B. von E. Otto vertretene
Spätzeit so prominenten Institution. Sicher ist Meinung, der Archetyp des Mundöffnungsritu-
dies freilich keineswegs"". als stamme aus A' I Zeit. Beide Lösungen sind
Die schon im NR nur seltener mit A I zu- nicht übermäßig plausibel. Zunächst ist zu be-
sammen verehrten sonstigen Familienmitglieder merken, daß einerseits die Textqualität bei Buteh-
erscheinen auch auf den Särgen kaum. Auch hier amun nicht sehr gut und ein direktes Zurück-
wüßte man gern, ob etwa auf Särgen aus Abydos greifen auf den Archetyp oder eine ihm
Ahmose I. prominent war, der dort in der Ra- nahestehende Handschrift somit eher unwahr-
messidenzeit einen starken Kult genoß'". Außer scheinlich, andererseits eine Herkunft der Vor-
der Königin Ahhotep"^ sind sonstige Familien- lage des für A I verwendeten Textes aus dem
mitglieder in Theben nur auf einem einzigen Osiriskult sehr wahrscheinlich ist'^''. Ferner gibt
recht frühen Sarg vertreten, dem des Buteh- es keinen Beleg dafür, daß Butehamun an der
amun. Dieser muß ohnehin ein großer Anhänger Umbettung A' I teilgenommen hat, keines der
beiden Dockets auf dessen Sarg nennt seinen
Namen (im Gegensatz zu anderen Königsmu-
mien). Umgekehrt findet sich am Anfang des
Schriften, die Identifikation erfolgt ausschließlich auf-
grund ihres Ornates und der Szepter (auch hier wird im Mundöffnungsrituals im Sarg des Butehamun
Katalog Isis vorgeschlagen). nicht der geringste Verweis auf eine Wiederbe-
Wenn sie auf Särgen erscheint, ist gerade dieser stattung A' I. Sein und Butehamuns Name sind
Titel ihre häufigste Beischrift, häufig sogar ohne ihren
im Ritualtitel lediglich hintereinander genannt,
Namen zu nennen.
In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, wie es sich auch sonst in adaptierten Ritualen
daß in der Restaurationsinschrift des Monthemhet (s. u. findet (sonst meist nach dem Schema „für So-
mit Fn. 187) A - N nicht erwähnt wird. Allerdings ist kar-Osiris und Osiris NN"). Sokar-Osiris ist hier
diese Inschrift nicht besonders gut erhalten, so daß die
durch den vergöttlichten König ersetzt. Tat-
Königin eventuell in einer Lücke doch genannt war.
Zumindest Men-set, ihr HauptheUigtum, scheint in der sächlich gibt es ältere NR-Ostraka aus Deir el-
Spätzeit noch weiterbestanden zu haben, s. u. die In- Medineh, die ebenfalls Sprüche des Mundöff-
schrift des Würfelhockers J d E 37847.
G. L e g r a i n , Un miracle d'Ahmes ler ä Aby-
dos sous le regne de Ramses II, ASAE 16, 1916,
S. 161-170; J . J. C l e r e , La legende d'une scene
d'Oracle, in: Festschrift für Siegfried Schott zu seinem
70. Geburtstag, Wiesbaden 1968, S. 4 5 - 4 9 ; M u n r o , PM 1,2', 773.
GM 101,1988, S. 5 7 - 6 4 . "" S. V. L i e v e n , RdE 49,1998, S. 243-249.
Kairo CG 6098, 6137-8/6156-7, Leiden AMM So 2. B. A. N i w i n s k i , Butehamon, Schreiber der
16, Turin 2236. Es fällt auf, daß Ahhotep nie allein mit Nekropolis, SAK 11, 1984, S. 140 f.
A I auftritt, sondern stets mindestens mit A - N zu- Zur Gesamtproblematik s. J. F. Q u a c k , Zwiebel
sammen. Vgl. ferner die Opferszene im Grab T T A 18 und Keule, SAK 24, 1997, S. 231-239, spezieU zu
(s. o. mitFn. 19). Butehamun S. 237 f.

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60 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. ZÄS 128 (2001)

nungsrituals für A I enthalten'". Gerade dieses „55B"'^^. Die Passage ist nicht nur in keinem der
Dorf ist aber bis zum Ende des NR eines der anderen Textzeugen belegt, sondern gibt sich
Zentren der A I-Verehrung. Selbstverständlich überdies durch ein Rubrum als eigenständiger
benötigte dieser Kult auch Kultbilder, und diese Abschnitt zur Salbung zu erkennen. Der Ort der
mußten zunächst rituell belebt werden"'. Ange- Erwähnung A' I ist also keineswegs ein zufälli-
sichts der neuesten Forschungsergebnisse über ger. Diese Beobachmngen machen es sehr wahr-
den handwerklichen Charakter und die Rolle des scheinlich, daß der Name des vergöttlichten
Mundöffnungsrituals im Tempelkult"' ist es sehr Königs mit voller Absicht im Ritual belassen
wahrscheinlich, daß diese Ostraka und ebenso wurde. Die Aufzeichnung einer für A I adap-
die von Butehamun benutzte Vorlage aus dem tierten Version des osirianisch konnotierten
(Statuen-)Kult des vergöttlichten Königs stam- Mundöffnungsrituals im Sarginneren eines A I-
men"". Damit ist die historisch folgenreiche Verehrers wird umso bedeutsamer, bedenkt
Annahme einer zwingenden Beteiligung Buteh- man, daß etwa zur selben Zeit oder kurz danach
amuns an der Wiederbestattung A' I hinfällig"'. die Darstellung A' I als Osiris im Sarginneren
Zu klären bleibt lediglich, ob im Sarg des populär wird.
Butehamun der Name A' I irrtümlich oder ab- Obwohl, wie erwähnt, A I im NR nie als Osi-
sichtlich an zwei Stellen stehenblieb. Am „En- rismumie erscheint, gibt es doch erste Indizien
de" von Szene 55A in der Textmitte wäre ein einer derartigen Entwicklung. In pChester Be-
Versehen des ermüdeten Schreibers verständ- atty VTI vs. 7,1 werden mehrere Götter als
lich, das Auftreten im Titel dagegen kann kaum „Herren der Ewigkeit" angerufen, darunter
mit einem Versehen erklärt werden. Bei genaue- befinden sich auf diesen Spruch bezügliche
rem Hinsehen entpuppt sich aber das angebliche „Zeichnungen" (eigentlich ausgeschriebene
Ende von 55A als eigener Spruch, sozusagen Götternamen), über die der Spruch gesprochen
werden soll"'. Unter diesen ist auch eine Karm-
sche A' I. H.-W. Fischer-Elfert hat auf eine un-
publizierte Parallele in pBM 10732 hingewiesen,
"' J. F. Q u a c k , Fragmente des Mundöffnungsritu- die stattdessen A - N nennt'^"*. Könnte dieser
als aus Tebtynis (in Vb. für einen Sammelband hierati- magische Papyrus noch auf die traditionelle
scher Papyri des Carsten-Niebuhr-Institutes, Kopen-
hagen).
NekropolenheiligenroUe zu beziehen sein, so
"" Das Mundöffnungsritual im Osiriskult ist v. a. im weist die bislang einzigartige Gerichtsszene in
Rahmen der Osirismysterien bedeutsam. Inwieweit die TT 219"^ eindeutig auf eine beginnende Osiri-
Deir el-Medineh-Ostraka mit den unten postulierten anisierung A' I hin. Dort findet sich eine Dar-
„A I-Mysterien" (wenn es sie denn in der Form gab, die
stellung der Herzwägung des Grabinhabers, wie
die Indizien suggerieren) zu verbinden sind, ist leider
auf der derzeitigen Materialbasis nicht zu klären. Im- sie aus Tb. 125 bekannt und auch in vielen ande-
merhin ist interessant, daß Butehamun als einziger ren Gräbern anzutreffen ist. Während aber sonst
Textzeuge das Wort „Mundöffnung" mit dem Festzei- Osiris den Vorsitz führt, ist in diesem Grab eine
chen determiniert (E. O t t o , Das ägyptische Mundöff-
Gestalt in einem Tragsessel dargestellt. Leider ist
nungsritual, Ä A 3 , Wiesbaden 1960, S. 1). Auch wenn
man Determinativen nicht zuviel Vertrauen schenken
sollte, so ist diese „Assoziation" des Schreibers viel-
leicht nicht völlig irrelevant. S c h i a p a r e l l i , II Libro dei funerali degli Antichi
"'" H.-W. F i s c h e r - E l f e r t , Die Vision von der Egiziani, Tav. VIII 2 5 - I X 2; Otto, Das ägyptische
Statue im Stein, Heidelberg 1998, Quack, S A K 24, Mundöffnungsritual, S. 143, 55A t (Hinweis J. F.
1997, S. 236 f , ders., Fragmente des Mundöffnungsritu- Quack).
als aus Tebtynis (vgl. Fn. 167). A. H. G a r d i n e r , ehester Beatty Gift, HPBM
Die selbst von ursprünglich osirianischen Vor- 3rd Series, London 1935, PI. 38, 38 A. Die Figuren
lagen adaptiert wurden. werden in der Nachschrift als Götter bezeichnet.
Dies muß zwar theoretisch eine Beteiligung Legenda Hieratika I, 6. Nachschrift zu Pap. Ch.B.
nicht definitiv ausschließen, doch ist gerade im Lichte VII vs. 7,6 — Ein Spruch gegen fiebrige Hautentzün-
der großen Verehrung Butehamuns für A I anzuneh- dung, G M 1 6 5 , 1 9 9 8 , S. 110.
men, daß er sich im Falle einer Teilnahme in einem ' „Chapelle", Nordwand, Szene 5/6, s. C h . M a y -
Docket auf dem Sarg des göttlichen Königs verewigt s t r e , La tombe de Nebenmät, MIFAO 71, Kairo 1936,
hätte. PI. L

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ZÄS 128 (2001) A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. 61

die ganze Darstellung stark zerstört, doch bele- Königs gedeutet wurde'®". Eine Verbindung
gen die Kartuschen A' I auf dem Sessel eindeu- dieses Festes mit der Darstellung des rechten
tig, um wen es sich bei dem Totenrichter han- der beiden Schreine für A I in TT 217'" ist sehr
delt'"^. Leider nicht eindeutig ins NR datierbar ist wahrscheinlich, da in diesem Schrein eine Bahre
das Fayencepektoral des Wenennnefer im Mar- sowie Opfergaben und ein Djedpfeiler mit Son-
tin-von-Wagner-Museum der Universität Würz- nenscheibe aufgestellt sind'®^.
burg'". Eine Entstehung in der 21. Dyn. ist Theologisch oszilliert der A I-Kult der
ebenfalls nicht auszuschließen. Dort betet der 21. Dyn. hauptsächlich zwischen einem starken
Verstorbene auf der Rückseite den stehenden, Bezug zu Amun einerseits und zu (Ptah-Sokar-)
mit einem Schurz, Zeremonialbart, Perücke und Osiris andererseits. Wie eine Zusammenfassung
Anedjükrone bekleideten A I an, der Krumm- wirkt da die Titulatur, die der König in der Op-
stab und Mekes (?) in Händen hält. Das Pektoral ferformel auf dem Sarg seiner Wiederbestattung
enthielt einen von Isis und Nephthys flankierten (CG 61005) erhält: „(Osiris"") König und Herr
Herzskarabäus im Zentrum der Vorderseite, der beiden Länder (Djeserkarej, Sohn des
dessen Konturen mit einem Auszug aus Tb. 30 A m u n , Herr der Kronen (Amenophis, Vater
auf der Rückseite zwischen A I und dem Ador- Ägyptensj, geliebt von P t a h - S o k a r - O s i r i s " ' ' ^
anten erscheinen. Bei einer großen Mehrheit Daneben gibt es jedoch Indizien einer dritten
vergleichbarer Stücke erscheint aber statt A I theologischen Affinität, nämlich zu Re. Diese ist
Osiris'^^
nicht so deutlich ausgeprägt wie diejenige zu
Angefügt sei noch, daß eine gewisse Mög- Amun oder Osiris, aber bei genauerer Betrach-
lichkeit besteht, daß es im NR im Rahmen der tung dennoch spürbar. Auffällig ist etwa, daß
Feste für A I eine Art von „Amenophismysteri- der König gelegentlich statt simpel „Sohn des
en" gegeben hat, die eine lose Ähnlichkeit zu Re" vielmehr „Leiblicher Sohn des Re" (si R^w
Praktiken des Osiriskultes aufgewiesen haben n.i h.t=f) genannt wird. Gern erhält er auch den
könnten. Dafür spricht die Existenz eines Festes Namenszusatz „Erbe des Re". FreiHch ist dies
„Bereiten des Bettes für König Amenophis""', auch für andere Herrscher belegt, doch in
das von W. Helck aufgrund des Verhältnisses zu Zusammenhang mit den anderen Indizien
anderen bekannten Daten als Gedenken an den reiht sich ein Mosaikteil an das andere. Recht
Tod bzw. eine vorausgehende Krankheit des häufig findet sich eine Besonderheit, die Ver-
doppelung der Sonnenscheibe in der Kartusche
( o M ' U e l Angesichts der Häufigkeit dieser
Erscheinung gerade bei A I auf den Särgen ist
zu fragen, ob man diese Schreibung nur als
Dahinter in Szene 7 werden drei in einem Schrein
sitzende Gottheiten, von denen nur die Beine erhal-
ten sind, angebetet. Die erste der drei Gottheiten war
sicher Osiris; daß hinter ihm A I und A - N folgten, ist "" W. H e l c k , Zur Chronologie Amenophis I., Fs.
nicht sicher, aber zumindest relativ wahrscheinlich. Alle Schott, S. 71 f.
drei erscheinen ein weiteres Mal in einer Anbetungs- N. de G. D a v i e s , Two Ramesside Tombs at
szene zusammen mit einer vierten Göttin, deren Thebes, Robb de Peyster Tytus Memorial Series V,
Name leider verloren ist („Caveau", Südwand, Szene New York 1927, PI. XXXVII.
36, s. PI. V^. Die gesamte Argumentation zur Deutung dieser
E. S i m o n (Hg.), Führer durch die Antikenab- Darstellung erscheint in A. v. L i e v e n , Eine punktierte
teilung des Martin-von-Wagner-Museums der Uni- Osirisliturgie (in Vb. für einen Sammelband hieratischer
versität Würzburg, Mainz 1975, S. 34 f. (H 433), Be- Pafjjrri des Carsten-Niebuhr-Institutes, Kopenhagen).
schreibung hier nach Autopsie. Für eine Kopie des Hier irrelevant, da nur üblicher „Osiris NN".
Katalogeintrags sowie weitere Informationen zu diesem D a r e s s y , Cercueils des cachettes royales, S. 7,
Stück danke ich K.-Th. Zauzich ganz herzlich. PI. VI. Diese Götter sind es u. a. auch, die in TT A 18
S. E. F e u c h t , Pektorale nichtköniglicher Perso- (s. o. mit Fn 19) in den Opferformeln zusammen mit
nen, Ä A 22, Wiesbaden 1971, S. 21 - 23, Katalogkatego- A I genannt werden. A I wird zusätzlich als „Sohn des
rien E bzw. E,. Amun, geliebt von Amun" bezeichnet. Amun-Re-
W. P l e y t e / F . R o s s i , Papyrus de Turin, Leiden Harachte-Atum, Herr von Heliopolis verweist darüber
1 8 6 9 - 1 8 7 6 , Pl.XCVIII, 11,5. hinaus auf den solaren Aspekt, s. das Folgende.

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62 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. ZÄS 128 (2001)

irrelevante Variante, Fehler für „Erbe des Re", gerechtfertigt, aus Elektron und allen Steinen
Horror vacui oder dergleichen abtun darf. hergestellt, mit zwei Tragstangen versehen, wie
Verf. erscheint es plausibler, hier eine Lesung sie vorher war." Diese Inschrift belegt ein-
Djeserkare-Re und damit eine Art solaren A I drucksvoll, daß der A I-Kult noch in der
anzusetzen. Bildliche Hinweise stützen diese 25. Dynastie mächtige Förderer hatte.
Deutung. So erscheint auf dem Sarg Vatikan Scheiden Tempel, Gräber und Särge aus den
25003.2.1 eine solche Kartusche mit zwei Son- genannten Gründen als mögliche Quellen für
nenscheiben genau unter einer geflügelten Son- ein Weiterleben des Kultes in der Spätzeit weit-
nenscheibe. Auch hier ist auf mögliche Vorläu- gehend aus, welche anderen Objekte bleiben
fer im NR zu verweisen. So findet sich auf einer übrig? Es sind dies im wesentlichen Stelen und
Stele vom Ende der 18. Dyn. in Wien"^ eine Statuen. Tatsächlich existieren aus der Spätzeit
Darstellung von A I und A - N mit der Beischrift zahllose derartige Stücke, meist von Privatleu-
„die Gottesmutter, Gottesgemahlin, Königsge- ten. Allerdings darf man auch hier nicht zuviel
mahün und Königsmutter ( A - N j , sie lebe, in- erwarten. Neben den üblichen Opferformeln an
dem ihr Horns wie Re ist". Angesichts des Ko- die wichtigsten Götter (die auf Stelen auch dar-
textes kann über die Identität des mit Re gestellt sein können) dominieren die Titelreihen
gleichgesetzten „Horus" kein Zweifel bestehen. und Autobiographien der Auftraggeber. In die-
Gegen Ende der 22. Dynastie ändert sich sem Kotext ist von bestimmten Göttern aber
dann die Sargmode, ob auf staatliche Weisung, meist nur dann die Rede, wenn diese, etwa
wie van Walsem annimmt'®*^, oder aus anderen durch ein Orakel, der betreffenden Person eine
Gründen, sei dahingestellt. Damit verschwindet Gunst erwiesen haben, oder wenn die betref-
nach den Gräbern die zweite stark vertretene fende Person beruflich mit dem Kult dieser
Beleggatmng für den A I-Kult. Dies muß aber Gottheit befaßt war. Dementsprechend selten
nicht notwendigerweise bedeuten, daß auch der sind Hinweise auf den Kult zweit- oder drittran-
Kult verschwand. Im Folgenden geht die Sarg- giger Gottheiten, die nur über wenig Kultperso-
dekoration völlig andere Wege, und auch das nal verfügten. Ferner ist zu beachten, daß noch
Bildprogramm der in der 25. und 26. Dynastie nicht das gesamte Material publiziert und somit
wieder in Mode gekommenen Felsgräber nimmt für eine Auswertung zugänglich ist. Vor diesem
sich vöUig anderer Themen an. Von den Tem- Hintergrund gewinnt bereits ein einzelner Beleg
peln jener Zeit ist zu wenig erhalten, um reprä- eine hohe Aussagekraft insofern, als er für eine
sentative Aussagen machen zu können. Umso bestimmte Zeit die Existenz eines Kultes defini-
bedeutender ist das Zeugnis der Restaurations- tiv beweist.
inschrift des Monthemhet in einem der wenigen So konnte bereits M. Gitton auf eine inkru-
187
stierte Darstellung der A - N auf dem Arm einer
erhaltenen Tempelkomplexe . Dort heißt es:
heute verschollenen saitenzeitlichen Statue ver-
„Ich habe die Statue (ibib^^ des (Djeserkarej,
weisen'®'. Für den Kult A' I existiert nun eben-
falls ein solcher Beleg, der Würfelhocker J d E
37847"°. Den Hinweis auf dieses unpublizierte
"" ÄS 5903/4, s. M. H ü t t n e r / H . S a t z i n g e r , Ste- Stück verdanke ich der Freundlichkeit von K.
len, Inschriftsteine und Reliefs aus der Zeit der Jansen-Winkeln, der es im Ägyptischen Museum
18. Dynastie, CAA Kunsthistorisches Museum Wien,
Ägyptisch-Orientalische Sammlung, Lieferung 16,
Kairo entdeckt und mir seine Abschriften zur
Mainz 1999, Blatt 16, 1 2 0 - 1 2 4 (Etwas bedenklich ist Verfügung gestellt hat, wofür ihm hier herzlich
die Perücke A' I, die für ihn völlig unüblich ist. War
ursprünglich ein anderer König intendiert - vgl. die
Bemerkung der Bearbeiter zu den Kartuschen?). ncr) gehörte, s. C r a i g P a t c h , Reflections of Great-
V a n W a l s e m , The Coffm o f Djedmonthuiuf- ness, S. 67 f., Nr. 54.
ankh, S. 362. "" M. G i t t o n , L'epouse du dieu Ahmes Nefertary,
J . L e c l a n t , Montouemhat, B d E X X X V , Kairo Paris 1 9 8 f , S. 110, Ergänzung zu S. 56 (1), S. 114,
1961, S. 215, 219 (Doc. 44 i p . Ergänzung zu S. 91 (1) (vgl. die Rezension zur ersten
Die ibib-Stutue A I wird auch auf einem Pektoral Auflage bei G r a e f e , BiOr 3 3 , 1 9 7 6 , S. 318).
(?) in Pittsburgh erwähnt, das einem ihrer Priester (hm- "" P M t f , 1 5 9 .

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gedankt sei. Das Objekt ist nach den Ausfüh- einer Fecundity Figure in den Krypten von
rungen H. de MeuJenaeres zur Saitenformel Dendara, die den Namen {Nb-mi^.t-R^w\ auf
frühestens in die 30. Dyn., evtl. sogar erst in dem Kopf trägt'". Angesichts der Tatsache, daß
frühptolemäische Zeit zu datieren"^ Es stammt die Reliefs in den Krypten real existierende dort
aus Theben und erwähnt thebanische Gott- aufbewahrte Statuetten darstellen, Ameno-
heiten. Rundum ist die Figur mit einem Text phis III. selbst aber Bilder von sich als beliebtem
beschriftet, der aus einer Opferformel und „Fruchtbarkeitssymbol" herstellen ließ'"^, er-
der ausgedehnten Titekeihe des Dargestellten, scheint es jedoch wahrscheinlicher, daß die Dar-
eines Priesters namens Amenemhet, besteht. stellung eine Figur wiedergibt, die Amenophis
Einer dieser Titel (Z. 5 der Hauptinschrift) selbst diesem Tempel gestiftet hatte und die dort
lautet l l ^ ^ ' - i M l S l l + ^ T j C i " " »Priester der noch in ptolemäischer Zeit aufbewahrt wurde.
Statue des (Pharao j Amenophis, diensthabender Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig, daß der
Priester der dritten Phyle". Bei dem Pharao Kult des Königs anderswo noch existierte'".
Amenophis muß es sich um einen der drei er- Amenophis II. scheidet ebenfalls aus, da ab-
sten Herrscher dieses Namens aus der 18. Dyn. gesehen von seiner Darstellung als königlichem
handeln, Echnaton scheidet selbstverständlich Ahn es fast keine Zeugnisse einer posthumen
aus. Zieht man in Betracht, daß der Kult Ame- Verehrung oder gar Vergöttlichung gibt.
nophis' III. bereits in der 19. Dynastie unter Übrig bleibt damit allein A I. Eine indirekte
Merenptah mit dem Abbruch seines Totentem- Bestätigung dieser Vermutung liefert die fol-
pels einen empfindlichen Schlag erlitt und zum gende ZeUe, die offenbar den Tempel der A - N ,
letzten Mal in der 20. Dyn. belegt ist'", nachdem Men-set (^IP®) erwähnt. Der Name der
er auch zuvor nicht sehr populär gewesen zu Königin wird dagegen nicht genannt. Damit
sein scheint (die weitaus meisten Belege stam- wäre diese Statue bereits der zweite Beleg für
men von Zeitgenossen des Herrschers), so den Kult des vergöttlichten A' I noch in der
scheint es kaum plausibel, daß dieser König Ptolemäerzeit. Auf einen weiteren Beleg hatte
gemeint sein sollte. Zwar taucht sein Name bereits Cerny in seinem eingangs genannten
noch in der Römerzeit in pSchmitt"" auf, doch Aufsatz hingewiesen"'.
der Verweis auf eine Schriftrolle aus seiner Zeit Mindestens bis in die Ptolemäerzeit hat der
kann kaum als Beleg für einen Kult gewertet Kult A' I also sicher fortbestanden, das sind ca.
werden, vielmehr ist tatsächlich mit einer alten sieben Jahrhunderte länger als bislang üblicher-
Vorlage mit entsprechendem Kolophon zu
rechnen. Der einzige mögliche Hinweis auf ei-
nen Kult Amenophis' III. wäre die Darstellung Dendara V, PI. CCCXXIX.
A. P. K o z l o f f / B . M. B r y a n , Egypt's Dazzling
Sun, Bloomington 1992, S. 146, Fig. V.28, S. 204 f.,
dabei handelt es sich allerdings nicht um traditionelle
H. de M e u i e n a e r e , Trois membres d'une „Fecundity figures".
famille sacerdotale thebaine, CdE 68, 1993, S. 64 mit Interessanterweise wird auch in Dendara in der
Anm. 21 zu diesem Würfelhocker. Beischrift der Kopfputz des Gottes ignoriert, es ist nur
Das Statuendeterminariv entspricht nicht genau von Hapi die Rede. Für die Aufbewahrung einer alten
dem Original. Votivgabe vgl. die Statue Pepis I. oder die Sistren des
Das wichtigste Denkmal ist hier TT 277, das ei- Nebcheperre und des Apophis, s. S. C a u v i l l e , Les
nem Priester Amenophis' III. gehörte und auch seine statues cultuelles de Dendera d'apres les inscriptions
Kultstatue darstellt, s. J. V a n d i e r d ' A b b a d i e , Deux parietales, BIFAO 87, 1987, S. 87, 108 (zur Lesung als
tombes ramessides ä Gournet-Mourrai', MIFAO 87, Apophis, nicht Pepi s. R. G i v e o n , The Hyksos in the
Kairo 1954, PI. VI 2, X, XIX, XX 1. South, in: Fontes atque Pontes (Fs. Brunner), AAT 5,
G. M ö l l e r , Ueber die in einem späthieratischen Wiesbaden 1983, S. 160f; K. S. B. R y h o l t , The PoHti-
Papyrus des Berliner Museums erhaltenen Pyramiden- cal Situation in Egypt Düring the Second Intermediate
texte, Berlin 1900, S. 2 (bei dem S. 3 genannten Pharao Period, CNI 20, Kopenhagen 1997, S. 135 mit Anm.
handelt es sich nicht um Nebmaatre [Amenophis III.], 476).
wie M ö l l e r meinte, sondern um die übliche späte S. 159, Anm. 2. Das lange verschollene Stück be-
Schreibung Mi^-R^w = Marres für Nimaatre Amenem- findet sich offenbar heute in Prag, s. G i t t o n , L'epouse
het III.). du dieu Ahmes Nefertary, S. 97, Anm. (171).

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64 A. V. L i e v e n : Vergöttlichung Amenophis' I. ZÄS 128 (2001)

weise angenommen. Tatsächlich stand er damit thebanischen Raum beschränkte oder wie im
aber nicht ganz allein. Auch der Kult Thutmo- NR eine weitere Verbreitung genoß. Immerhin
sis' III., der neben A I prominentesten vergött- stammte einer der Särge der 21. Dyn. aus Moal-
lichten Gestalt auf den Särgen der 21. Dyn., ist la, so daß eine weitere Verbreitung mindestens
bis in ptolemäische Zeit belegt'". Ob beide auch in dieser Epoche in Oberägypten nicht ausge-
noch in der Römerzeit verehrt wurden, ist bis- schlossen werden kann.
lang leider nicht nachzuweisen. Ausgeschlossen
wäre dies jedoch nicht, vergleicht man die starke SUMMARY
Stellung des Kultes Amenemhet III. („Marres") Although there is a vast iiterature on deified
im römerzeitlichen Fayum, just einer Land- Amenhotep I, some aspects of his cult are still rather
schaft, aus der aus dieser spätesten Phase ägypti- unexplored. The subject of this article is to present
scher Kultur - im Gegensatz etwa zu Theben - the evidence for the cult of Amenhotep I after the
end of the NK down to the Ptolemaic epoch. The
extrem viel Material aus Siedlungs- und Tempel-
main focus is on the theology of deified Amenhotep
kontexten erhalten ist. Leider ebenfalls noch in the TIP as known especially from coffins and
unklar ist, ob der späte A I-Kult sich auf den cartonnage cases from that period.

R. J a s n o w , Evidence for the Deification of


Tuthmosis III in the Ptolemaic Period, GM 64, 1983,
S. 3 3 f , LÄ VI, Sp. 545 mit Anm. 114 s.v. Thutmo-
sis III. Für eine eventuelle spätzeitliche Haremhabver-
ehrung s. o.

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