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“…Imagination is always seen to be the faculty of forming images. But it is rather the faculty of deforming the
images offered by perception, of freeing ourselves from the immediate images: it is especially the faculty of
changing images. If there is not a changing of images, an unexpected union of images, there is no imagination,
no imaginative action.”
Gaston Bachelard
Air and Dreams: An Essay on Imagination and Movement, 2002
Arbeit
am
Tonfeld®:
geschützte
Methode
–
entwickelt
1972
von
Prof.
Heinz
Deuser
–
1989-‐2005
war
er
Professor
an
der
Fachhochschule
für
Kunsttherapie
Nürtingen.
Lehrinstitute
für
die
Methode
Arbeit
am
Tonfeld
entwickelte
er
ab
1988
–
in
Hinterzarten
leitet
er
das
Institut
für
haptische
Gestaltbildung.
Die
Ausbildung
in
dieser
Methode
umfasst
4
Jahre
a
6
Wochenenden,
zzgl.
3
Wochenseminaren
in
Hinterzarten,
zzgl.
der
Verfassung
einer
Abschlussarbeit
zur
praktischen
Arbeit
–
sowie
eigene
Einzelstunden
in
der
Methode
zur
Selbsterfahrung
und
Supervision.
Die
Ausbildung
ist
in
zwei
Abschnitte
aufgeteilt:
einer
bezieht
sich
auf
die
Arbeit
mit
Heranwachsenden,
Entwicklungspsychologie
und
Theorien
zu
sensomotorischen
Aspekten
der
Entwicklung
–
und
einem
Abschnitt,
der
sich
auf
die
Arbeit
mit
Erwachsenen
bezieht,
hier
geht
es
stärker
um
die
angemessene
Reflexion
und
Integration
von
Erfahrungen
und
Erkenntnissen
mit
sich
selbst
in
die
eigene
Lebensrealität.
Die
Orientierungen
der
Ausbildungsinstitute
variieren
von
mehr
psychotherapeutischer
Ausrichtung
bis
„Leibarbeit“
–
Orientierung
an
Theorien
der
Haptik,
der
sensorischen
Integration,
der
Neurologie
und
der
Arbeit
mit
dem
System
der
Faszien
als
Leitungssystem
des
Körpers.
Literatur:
Arbeit
am
Tonfeld
der
haptische
Weg
zu
uns
selbst
Heinz
Deuser
Psychosozial-‐
Verlag
Gießen
2018***
Trauma
Healing
at
the
Clay
Field:
A
Sensorimotor
Art
Therapy
Approach
Cornelia
Elbrecht.
Jessica
Kingsley
Publishers,
Sep
1,
2012
Arbeit
am
Tonfeld
bei
ADHS
Pädagogische
und
psychodynamische
Aspekte
der
Affektregulierung
Begga
Hölz
–
Lindau
Psychosozial
–
Verlag
Gießen
2020
Bausteine
der
kindlichen
Entwicklung
A.
Jean
Ayres
Springer
Verlag
Heidelberg
1984
Entstehung
der
Methode
„Arbeit
am
Tonfeld®“:
Heinz
Deuser
70er
Jahre:
Begegnung
mit
Graf
Dürkheim
“Zen
Buddhismus“
und
Maria
Hippius
“Geführtes
Zeichnen“
–
spirituelles
Zentrum
Todtmoos
Rütte–.
„Zu
bedenken
ist:
es
gab
in
der
Zeit
noch
keine
Gestalttherapie,
kein
Psychodrama,
keine
Musiktherapie.
(...)
Gibt
es
Möglichkeiten,
uns
mit
Dingen
so
zu
verbinden,
dass
wir
uns
mit
ihnen
verstehen
und
durch
sie
mitteilen
können?
Da
lag
auf
dem
Tisch
eines
Tages
eine
handtellergroße
Muschel,
die
jede®
mit
verbunden
Augen
ertasten,
wahrnehmen
sollte.
Dies
war,
wie
ich
später
genauer
beschreiben
werde,
für
ich
die
Entdeckung
und
der
Beginn
der
Arbeit
am
Tonfeld.
(...)„***Vorwort
Seite
14
S.
20-‐21
anbei:
„1.4
Meine
Muschelgeschichte“
Kurzer
Einblick
in
psychomotorische
-‐
sensorische
Aspekte
der
Arbeit
am
Tonfeld:
Unsere
Sinne
–
werden
in
der
Arbeit
am
Tonfeld
u.a.
vor
dem
Hintergrund
der
Erkenntnisbildung
und
Erfahrung
der
eigenen
Existenz
verstanden.
Berührung
und
Druck
sind
beispielsweise
die
ersten
sinnlichen
Selbstwahrnehmungen
eines
existierenden
„Säugetiers“
wie
wir
es
sind,
vermittelt
über
die
Grenz-‐
und
Kontaktfläche:
zwischen
eigenem
und
umgebenden
Mutterleib.
Emotional
ist
diese
Wahrnehmung
mit
„Urvertrauen“
assoziiert.
Es
werden
Nah-‐
und
Fernsinne
unterschieden
–
die
Integration
der
Reizverarbeitung
als
sinnlich-‐kognitive
Anforderung
der
menschlichen
Entwicklung
spielt
eine
wichtige
Rolle
für
die
Arbeit
am
Tonfeld.
Die
Haptik
ist
die
Lehre
des
Tastsinnes
–
dem
Nahsinn,
der
im
Tonfeld
das
Geschehen
bestimmt.
„Der
haptische
Sinn
ist
der
grundlegende
Beziehungssinn
zur
Welt
ebenso
wie
zu
uns
selbst.
Er
umfasst
den
Hautsinn,
die
Tiefensensibilität
und
das
Gleichgewicht.
Über
diese
Basissinne
erfahren
und
orientieren
wir
uns
-‐
wir
äußern
uns
in
die
Welt
hinein.
Wer etwas mit den Händen berührt, wird auch selbst davon berührt.“ Heinz Deuser aus:
https://www.tonfeld.de/index.php?id=110
Der
Tastsinn
lässt
sich
aufschlüsseln
in
unterschiedliche
Qualitäten
–
er
umfasst
dabei
viele
Aspekte
des
sich
selbst
–
auch
emotional
–
wahrnehmens
und
ist
verknüpft
mit
unserem
individuellen–
„Geworden
sein“
als
Person
–
mit
Erfahrungen
unserer
Lebensgeschichte.
Er
ist
Teil
unserer
Hirnorganische
Verarbeitunsgsysteme
–
die
für
die
Entwicklung
des
Menschen
/
Kindes
von
Bedeutung
sind.
Mitschriften
aus
der
Ausbildung
Arbeit
am
Tonfeld
bei
Barbara
Oseterald
/
Skript
Doris
Heuschneider,
Uske
Schopper,
Melanie
Stiehl
München
Januar
2015
1.
Taktiles
System
–
Oberflächensensibilität
–
Hautsinn
–
Tastsinn
Der
Tastsinn
informiert
nicht
nur
über
den
eigenen
Körper,
sondern
vor
allem
auch
über
Objekte
in
der
Umwelt.
Die
Haut
ist
das
größte
Sinnesorgan
des
menschlichen
Körpers.
Hautrezeptoren
bestehen
aus
Fortsätzen
von
sensiblen
Nervenzellen
die
frei
in
der
Haut
enden,
oder
in
bindegewebige
Strukturen
eingebettet
sind.
Die
Erregungen
aus
den
Hautrezeptoren
werden
an
die
sensorischen
Rindenfelder
der
Großhirnrinde
übermittelt.
Es
gibt
unterschiedliche
Hautrezeptoren,
die
in
unterschiedlicher
Dichte
an
der
Körperoberfläche
verteilt
sind.
(mechanorezeptoren:
z.B.
Merkel
Tastscheiben,
Meissner
Tastkörperchen,
Vater
Pacini
Lemellenkörperchen,
Nervengeflechte,
freie
Nervenendigungen)
Dazu
kommen
noch
die
Temperaturrezeptoren,
die
ebenso
als
freie
Nervenendigungen
überall
im
Körper
verteilt
sind.
Wir
können
zwei
Systeme
der
taktilen
Wahrnehmung
unterscheiden:
Das
Protopatische
und
das
Epikritische
System.
1.1.
Protopatisches
System
–
das
Berührt
werden
Das
protopatische
System
ist
das
erste
sensorische
System,
das
sich
im
Mutterleib
entwickelt(ab
der
9
SSW).
Der
Berührungsreiz
ist
von
großer
Bedeutung
für
die
gesamte
nervale
Organisation.
„Ohne
ausreichende
taktile
Stimulation
des
Körpers
tendiert
das
Nervensystem
dazu,
aus
dem
„Gleichgewicht“
zu
kommen.
„(Ayres
Seite
59)
Propatische
Reize
werden
nur
wenig
präzise
lokalisiert
und
weniger
bewusst,
sondern
überwiegend
emotional
erlebt.
Wir
sprechen
von
einem
passiven
Reiz,
d.h.
berührt
werden
statt
aktiv
berühren.
Über
das
protopatische
System
erlebt
der
Mensch
Geborgenheit,
Schutz
und
Kontakt,
aber
auch
Angst,
Unbehagen
und
Abwehr.
Diese
Eindrücke
werden
subcortikal
verarbeitet.
Es
sind
dabei
häufig
vegetative
und
/
oder
psychische
reaktionen
zu
beobachten.
1.2.
Das
epikritische
System
–
das
Berühren
und
Tasten
Das
epikritische
System
ist
die
Tastschärfe,
oder
Feinwahrnehmun
der
Haut.
Es
beinhaltet
die
Fähigkeit,
räumlich
eng
benachbarte
Berührungsreize
als
seperate
Information
wahrzunehmen.
Dies
ist
die
Basis
einer
kognitiven
Unterscheidungs-‐
fähigkeit.
Hier
steht
das
bewusste
Erleben
und
das
bewusste
Handeln,
Tasten
und
Berühren
im
Vordergrund.
Die
Sinneseindrücke
helfen
dem
Menschen,
sich
zu
orientieren
und
verschaffen
Sicherheit.
Die
gewonnen
Informationen
geben
Auskunft
über
die
Größe,
die
Beschaffenheit
und
Oberfläche
des
zu
erfahrenden
gegenstandes
oder
Gegenübers.
Die
Sinneswahrnehmung
des
epikritischen
Systems
erfolgen
bewusst
und
werden
auf
der
Großhirnrinde
verarbeitet
(cortikale
Ebene).
Es
entwickelt
sich
durch
den
Gebrauch
und
deutlich
später
als
das
Protopatische.
Weitere
sinnliche
Wahrnehmungsbereiche
die
in
der
Arbeit
am
Tonfeld
direkt
angesprochen
werden:
die
Tiefensensibilität
–
Eigenwahrnehmung
–
Propriorezeption
und
das
vestibuläre
System
–
Gleichgewichtssinn.
Tiefensensibilität
–
Eigenwahrnehmung
–
Propriorezeption
Der
Ausdruck
„proprius“
lat.
Bedeutet
„der
Eigene“.
Die
Empfindungen
des
eigenen
Körpers
erfolgen
vorwiegend
während
der
Bewegung
–
vorwiegend
in
den
Phasen
der
„epikritischen“
–
aktiv
tastend-‐greifend-‐differenzierten
Phasen
der
Arbeit
am
Tonfeld.
Unter
Tiefensensibilität
werden
drei
verschiedene
Sinne
zusammengefasst:
-‐
Der
Stellungssinn
informiert
den
Menschen
ständig
über
die
Stellung
der
Glieder
zueinander
-‐
Der
Bewegungssinn,
auch
als
Kinästhesie
bezeichnet,
ist
dagegen
die
dynamische
Komponent.
Er
informiert
über
Veränderungen
der
Gelemkstellungen
zueinander
und
dient
der
Wahrnehmung
von
aktiven
und
passiven
Bewegungen.
-‐
Über
den
Kraftsinn
nehmen
wir
die
Muskelkraft
zur
Überwindung
der
Schwerkraft,
dem
Heben
eines
Gegenstandes
und
der
Überwindung
von
Widerständen
wahr.
(Rezeptortypen:
Muskelspindeln,
Golgi-‐Sehnenorgane,
Vater-‐
Pacini-‐
Lamellenkörperchen)
Die
Erregungen
aus
diesen
Rezeptoren
bewirken
teilweise
bewusste
Empfindungen,
die
ggf.
mit
bewussten
Bewegungen
/
Impulsen
beantwortet
werden.
Viele
andere
Erregungen,
z.B.
die
Erhaltung
des
Muskeltonus
und
die
Koordination
automatisierter
Bewegungsabläufe,
bleiben
weitegehend
unbewusst
und
auch
die
Reizantworten
erfolgen
unbewusst
reflektorisch.
Der
Begriff
der
Propriorezeption
geht
über
die
Tiefensensibilität
hinaus,
da
sie
in
Zusammenarbeit
mit
dem
Gleichgewichtssinn,
die
Körperlage
im
Raum
beinhaltet.
Sie
ermöglicht
es
uns
zu
bewegen.
Hätten
wir
weniger
Propriorezeption
zur
Verfügung
wären
unsere
Bewegungen
langsamer,
ungeschickter
und
anstrengender.
Wir
wären
extrem
stark
auf
das
visuelle
System
angewiesen.
Je
besser
unsere
propriorezeptive
Wahrnehmung
ist,
umso
sicherer
sind
wir
in
der
Lage
bewusst
regulierend
zu
handeln.
Das
vestibuläre
System
–
der
Gleichgewichtssinn
Das
Gleichgewichtsorgan
liegt
als
Labyrinth,
zusammen
mit
dem
Hörorgan,
gut
geschützt
in
der
Felsenbeinpyramide
des
Schläfenbeins.
Das
Labyrinth
ist
ein
dünnwandiges
System
und
mit
der
Cochlea
(Teil
des
Innenohrs,
Schnecke)
verbunden.
Das
felsenbein
gehört
zur
Schädelbasis
und
umschließt
das
innere
Ohr.
Der
Vestibularapparat
besteht
aus
zwei
funktionellen
Teilorganen:
-‐
Die
Bogengänge
bilden
drei
mit
Flüssigkeit
gefüllte
Ringschläuche.
Sie
sind
an
einer
Stelle
verbunden
und
im
Felsenbein
eingelassen.
Es
gibt
je
einen
vorderen,
hinteren
und
seitlichen
Bogengang,
welche
senkrecht
aufeinander
stehen.
Jeder
Bogengang
hat
eine
halbmondförmige
Auswölbung
(Cristea
Ampullaris).
Darin
liegen
die
Sinneszellen
der
Bogengänge.
Sie
reagieren
auf
Bewegung.
-‐
Die
Makulae
liegen
als
zwei
Ausstülpungen
am
Fuße
der
Bogengänge.
Sie
sind
mit
Endo-‐
und
Perylymphe
gefüllt
und
ihre
Fleckenförmigen
Rezeptorenfelder
sind
die
Makulaorgane.
Sie
reagieren
auf
die
Schwerkraft.
Dies
geschieht
durch
Kalciumcarbonkristalle,
die
ständig
durch
die
Erdanziehungskraft
ausgerichtet
werden.
Der
Vestibularapparat
entwickelt
sich
sehr
früh.
In
der
9.SSW
werden
die
Vestibulariskerne
angelegt
und
das
Labyrinth
nimmt
ab
dem
3.
SSM
Reize
auf.
Das
vestibuläre
System
wird
aus
dem
Vestibularapparat,
den
Augen
und
den
Nackenrezeptoren
gebildet.
Ds
Zusammenspiel
aller
Rezeptoren
und
ihre
adäquate
Verarbeitung
ermöglichen
in
allen
Lebenslagen
ein
gutes
Gleichgewicht.
„der
Gleichgewichtssinn
ist
das
alles
vereinende
Bezugssystem.
Er
formt
die
Grundbeziehungen,
die
ein
Mensch
zur
Schwerkraft
und
seiner
physischen
Welt
hat.
Alle
anderen
Arten
von
Empfindungen
werden
unter
Bezug
auf
diese
grundlegende
vestibuläre
Information
verarbeitet.
(A.J.
Ayres
Bausteine
der
kindlichen
Entwicklung
S.
52)
Im
Fasziensystem
sind
in
einer
Art
„Hülle
unter
der
Haut“
–
Rezeptoren
miteinander
verbunden
–
bzw.
differenziert
gleichzeitig
Sinneseindrücke
-‐
das
Fasziensystem
umhüllt
neben
den
Muskeln
auch
Gelenke,
Sehnen,
Organe
sowie
unsere
Nerven
und
grenzen
diese
voneinander
ab.
Sinnesempfindungen
und
daraus
hervorgehende
Hemmungen
und
Impulse
werden
in
einer
Art
Regelkreislauf
miteinander
abgeglichen.
***
Bausteine
der
kindlichen
Entwicklung
A.
Jean
Ayres
Springer
Verlag
Heidelberg
1984
Kapitel
1:
Die
Integration
der
Sinne
und
das
Gehirn
3.3.
Die
Sinneswahrnehmungen
S.
56
–
65