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Master-Studiengang Bildnerisches Gestalten und Therapie

Prof. Senta Connert


Akademie der Bildenden Künste München
Akademiestraße 2 – 4
80799 München

Von der Idee zur Forschung

Modul C.11/1: Experiment und Erkenntnisgewinn

Prüfungsbetreuerin: Karolina Sarbia

28.11.2022

Biniam Graffé
Gruppe 32
3. Semester
Heiglhofstr.66, 81377, München
015787868285
biniam.graffe@web.de
Der folgende Text ist das Handout zu einem Referat zu Evelyne Golombecks Text
„Ein Angelkurs für Beduinen“, welcher einen Überblick über die Problematik des
wissenschaftlichen, kunsttherapeutischen Forschens gibt. Das Handout fasst diesen
Text in einfachen Stichpunkten zusammen.
Evelyne Golombek: Gedanken zu Forschungsmethoden der Kunsttherapie

Einführung:

Vorstellung der Problematiken und Blockaden bei kunsttherapeutischer Forschung.


Es gibt zwei Pole: Auf der einen Seite der wissenschaftliche, empirische, professionelle und
rationale, der öffentlichkeitswirksam kunsttherapeutische Forschung in den Mittelpunkt
stellt. Auf der anderen Seite steht der prozesshafte, künstlerische, der droht durch den
ersten Teil zunichte gemacht zu werden?

Drei Aspekte der Blockade:

1. Allianz von Kunsttherapie und Medizin.


Die Kunsttherapie befindet sich in einem Abhängigkeitsverhältnis zur Medizin, durch
historische, inhaltliche und finanzielle Aspekte. Kunsttherapie wird durch Medizin
und ÄrztInnen finanziert und bewilligt, steht dadurch unter Rechtfertigungs- und
Legitimationsdruck. Wie weisen wir als KunstherapeutInnen nach, dass das was wir
tun innerhalb der Kriterien der Medizin wirksam ist? (Brauchen wir andere Kriterien?)

2. Unwissenheit und Daseinskampf


Innerhalb der Ausbildung wird zu wenig über Empirie, Statistik und
Wissenschaftstheorie vermittelt. Außerdem befinden sich KunsttherapeutInnen
sowohl finanziell als auch existenziell (man muss bei KollegInnen um Anerkennung
kämpfen) in einem Daseinskampf. Wenn alle Energie in den Daseinskampf fließt,
bleibt weniger Energie für die Forschung. (Bedürfnispyramide)

3. Identifikation statt Distanz


Als Kunsttherapeutinnen müssen wir als Individuum mit unseren Empfindungen
identisch sein und als Person ganz in die Erfahrung, den Prozess, die Gestaltung
eintauchen. Forschung und Wissenschaft erfordert die exakt entgegengesetzte
Richtung, eine Distanz, eine Außensicht. Deshalb ist eine forschende
Kunsttherapeutin Untersuchungsobjekt und Untersucher gleichzeitig. Dies erfordert
Anstrengung und Übung.

Anhand von 5 offen gestellten Fragen soll eine Orientierung für das
kunsttherapeutische Forschen geschaffen Ideen angeregt und so
Grundvoraussetzungen für die kunsttherapeutische Forschung geschaffen werden.
Erste Frage: Wer hat Interesse an einer kunsttherapeutischen Forschung?

Welche Auftraggeber habe ich? Innere ( z.B. Motivationen ) und Äußere (z.B. Institutionen)

Für wen forsche ich? Für welchen Bereich? Mit welchem Interesse? Aus welcher Motivation?

Klärung des Erkenntnisinteresses:

Will ich etwas kausal erfassen? (Ursache und Wirkung erforschen)

Will ich etwas phänomenal erfassen? (Definieren, Tatsachen erfassen, Eigenarten


bestimmen)

Will ich aktional/ methodisch forschen? (neue Methoden entwickeln und evaluieren)

2. Frage: Wie strukturiert sich der Forschungsgegenstand der Kunsttherapie?

Kunsttherapie teilt sich in verschiedene Bereiche. Man muss klar definieren in welchem
Bereich man forschen will. Dabei helfen folgende Fragen:

Was genau möchte ich erforschen?

Was ist die eigentliche Fragestellung?

Wo finde ich die Forschungsfelder zur Beantwortung meiner Fragen?

Sind diese Fragen geklärt, können Fragenbogen präzise definiert werden und die konkrete
Forschung geplant und organisiert werden.

Wen fragen wir? (Therapeuten? Patienten? Institutionen?)

In welchem Zusammenhang? (Diagnostik? Therapieverlauf?)


Dritte Frage: Wie wird die kunsttherapeutische Alltagsfrage zur Wissenschaft? Wie machen
wir das was wir tun zu einer wissenschaftlichen Arbeitsweise?

1: wissenschaftliche Begriffsbildung

Unsere Forschung beginnt mit der Reflektion der eigenen kunsttherapeutischen Arbeit.
Wissenschaftliche Arbeit bedeutet, diese Reflektionen und Gedanken vom Chaos aus
eigenen Symbolen in eine Ordnung zu bringen, klar zu benennen und dadurch
kommunizierbar, für Andere erfahrbar zu machen.

Damit keine Missverständnisse bei der Kommunikation entstehen müssen die Begriffe die
wir verwenden dem Anspruch der Wissenschaft genügen:
präzise und konstant sein (sich je nicht nach Situation wandeln), eindeutig sein.

Dies stellt uns wieder vor das Problem, dass wir mit Farben, Bildern aus dem seelischen
Bereich arbeiten, die wandelbar und uneindeutig sind.
Besteht die Gefahr diese durch die Eindeutigkeit der wissenschaftlichen Sprache
totzuschlagen? Wie präzisiert man die Erfahrungen von Patientinnen und Therapeutinnen in
der Kunsttherapie?

2: Forschungsplanung

Um effizient arbeiten zu können brauchen wir einen Forschungsplan, der folgende Fragen
berücksichtigt:

1. Wie finden wir die, dem Forschungsgegenstand angemessene Forschungsmethode.


(Die Methode soll dem Problem angemessen sein)
2. Wofür möchte man die Methode verwenden, was möchte man damit machen?
(z.B. Krankenkassen, eigene Publikation)
3. Welche Ressourcen (Zeit, finanzielle Mittel usw.) stehen uns zur Verfügung, wie viele
MitarbeiterInnen brauchen wir für unsere Forschung und mit welcher Qualifikation?

Vierte Frage: Für welches Forschungsinteresse, welchen Forschungsgegenstand und


welche Art der Fragen passt welche Forschungsmethode?

Da es verschiedenste Forschungsmethoden gibt, wird in Golombeks Text nicht auf konkrete,


bestehende Forschungsmethoden eingegangen, sondern vielmehr folgende Fragen gestellt
um sich dem Thema zu nähern und eine geeignete Methode zu finden:

Welche Methoden sind aus eigener Erfahrung bekannt? (Handelt es sich hierbei um eine
qualitative oder quantitative Methode, eine hermeneutische die etwas verstehen möchte
oder um eine Kausale? (Ursache und Wirkung)

Welche konkreten Vor- und Nachteile haben jeweilige Methoden bezogen auf das
kunsttherapeutische Arbeitsfeld. (Pro und Contra Listen können hilfreich sein)

Welche Vorteile sind für die Forschung zentral, unabdingbar?


Welche Nachteile könnten, durch welche Veränderungen möglichst klein gehalten werden?

Durch Klärung dieser Fragen muss nicht extra für die Kunsttherapie eine neue
Forschungsmethode entwickelt werden, sondern ein Nutzen aus bereits bestehenden
gezogen werden. Methoden können für die kunsttherapeutische Forschung angepasst und
modelliert werden.

Fünfte Frage: Wie könnte eine angemessene kunsttherapeutische Forschungsmethode


aussehen?

Bisherige Forschungsmethoden können das prozesshafte, die Verwandlung, die Entwicklung,


die unsere Tätigkeit ausmacht, nicht selbst als Prozess erfassen. Die Spuren des Vorganges
(z.B. die Kunstwerke, oder Ausdrucksweisen der PatientInnen bei der Reflexion) sind nicht
der Vorgang selbst.

Untersuchen wir eine Sache vor und nach diesem Prozess, können wir nur die Veränderung
feststellen, aber die Qualität der Veränderung, ihr Wesen, die Gestaltungsdynamik können
wir schwer erfassen. Deshalb lautet die Frage in Bezug auf eine für die Kunsttherapie
geeignete Forschungsmethode:

Wie können wir auf den wesenhaften Vorgang der Kunst und der Therapie blicken lernen und
daraus eine Methode entwickeln?

Beispiele für solche Methoden:

-die Forschungsmethode nach Goethe, die versucht, den Werdevorgängen und den Gestalt-
Metamorphosen hinterherzuspüren, diese zu untersuchen
- angewandte Methoden aus Therapie und Lehre, Supervision
- ein weiteres Beispiel aus dem Unterricht von Golombek: StudentInnen bilden kleine
Plastiken von Patienten nach. Die StudentInnen beobachten was mit Ihnen passiert,
während sie plastizieren. Dadurch erleben sie gleichzeitig das plastizieren tiefer, während sie
außerdem das Erlebte zu betrachten und zu beschreiben lernen.

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