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PSA für Arbeiten unter Spannung bzw.

mit
Gefahr eines Störlichtbogens
Problemstellung
Im Moment ist auf FS Sonne nur eine unvollständige Ausrüstung für Arbeiten unter Spannung (AuS)
und zum Schutz vor Störlichtbögen vorhanden. Arbeiten unter Spannung sollen, wenn immer
möglich, vermieden werden. Die Fälle sind sehr selten, treten aber typischerweise in eher kritischen
Situationen auf.

Vorbedingung ist einerseits die unmittelbare Dringlichkeit einer Reparatur, Wartung oder
Schalthandlung, andererseits die Unmöglichkeit, den betreffenden Arbeitsort spannungsfrei zu
schalten. Beides resultiert i.d.R. daraus, dass der betreffende Arbeitsort unmittelbar betriebswichtig
ist und ein Ausfall für die Dauer der Arbeiten z.B. die Sicherheit des Schiffes maßgeblich
beeinträchtigt.

Gefahren
Die bekannteste Gefahr bei AuS ist die Körperdurchströmung. Sie setzt voraus, dass der menschliche
Körper zwei leitfähige Punkte mit unterschiedlicher Spannung berührt.

Bei Niederspannung geht aber die größte Gefahr von Störlichtbögen aus. Insbesondere
generatornahe Kurzschlüsse führen zu hohen Kurzschlussströmen, die zu schweren Verbrennungen
der Personen in der unmittelbaren Umgebung führen können. Dafür ist keine Berührung von
spannungsführenden Teilen nötig. Normale Arbeitskleidung kann die freigesetzte Energie nicht
zurückhalten. Die Verbrennungen bei hohen Störlichtbogenenergien sind potenziell tödlich.

Ursache sind heiße Gase und Partikel (Metalldampf) die aus dem Lichtbogen herausgeschleudert
werden.

Zudem wird UV-Strahlung erheblicher Leistung abgegeben, die auch außerhalb des Bereichs der
heißen Gase zu Verbrennungen und Augenschäden führen kann.

Abschätzungen
Die Generatoren der FS Sonne liefern jeweils Stoßkurzschlussströme von bis zu 26 kA. Die
Lichtbogenenergie kann bei generatornahem Kurzschluss 620 kJ theoretisch erreichen. Bei
Kurzschlüssen in Entfernung vom Generator fällt diese Energie in der Regel schnell ab, z.B. bei
Kurzschlüssen an Abgängen der nächstgelegenen Sammelschiene. Da auf Schiffen aber die Energie
überwiegend durch Motoren verbraucht wird, die selbst Kurzschlussstrom liefern, ist auch bei
generatorfernen Kurzschlüssen mit höherem Strom zu rechnen.

Für die Abschätzung der Größenordnung ist der Wert aber hilfreich. Genauere Berechnungen sind
schwierig, aber ggf. nötig, um das notwendige Schutzniveau zu bestimmen.

Störlichtbögen treten aber nicht nur bei Arbeiten unter Spannung auf, sondern auch bei
Schalthandlungen, wenn z.B. Schaltgeräte wie Leistungsschalter versagen.

Die Elektroanlagen verfügen auch nicht über eine Störlichtbogenerkennung, die die
Lichtbogenenergie begrenzen könnte. Diese ist mitunter schwierig nachzurüsten und zudem
empfindlich. Die Leistungsschalter reagieren mitunter zu träge, um die Lichtbogenenergie auf
weniger gefährliche Werte zu begrenzen.
Fehlende Ausrüstung
Die Arbeitshosen und –jacken aus der Bekleidungsmatrix haben keinen Störlichtbogenschutz. Ein
ernsthafter Schutz vor Störlichtbögen ist damit weder beim AuS noch bei anderen Tätigkeiten in der
Umgebung von elektrischen Anlagen gegeben. Auch vor Körperdurchströmung bietet die Ausrüstung
nicht genügend Schutz.

Vorhandene Ausrüstung
- Isolierhandschuhe in zwei Größen, mit denen an Niederspannungsanlagen gearbeitet werden
kann. Die Körperdurchströmung wird für Punkte, die vom Handschuh bedeckt werden,
verhindert.
- Es existiert ein Gesichtsschutzschild, dieser ist allerdings beschädigt.
- Handschuhe mit Griff zum Wechseln von NH-Sicherungspatronen
- Isolierstiefel
- Um alle größeren Schalttafeln und –felder sind am Boden isolierende Matten verlegt.

Lösungsmöglichkeiten
Arbeiten in der Umgebung von Starkstromanlagen und an Elektroanlagen mit
niedrigen Kurzschlussströmen
Für Besatzungsmitglieder, die regelmäßig in der Nähe von Starkstromanlagen arbeiten, ohne dabei
„unter Spannung“ zu arbeiten, kann eine Multinormkleidung die Auswirkungen eines seltenen,
unvorhergesehenen Störlichtbogens deutlich senken. Auch für Arbeiten an Elektroanlagen in denen
der Kurzschlussstrom auf Grund von Leitungslänge und Abschalteinrichtungen beschränkt ist, eignet
sich Multinormkleidung. Für diese Fälle wäre Arbeitskleidung auszugeben, die z.B. von den
Elektrikern statt der normalen Arbeitskleidung für Maschine getragen wird.

Der Nachteil ist, dass z.B. in Maschinenräumen auf Grund der teils vorhandenen Hitze typischerweise
keine Körper bedeckende Kleidung getragen wird, also keine Jacke.

Multinormkleidung ist bei den meisten Ausrüstern für Arbeitsschutz verfügbar. Klasse

Schalthandlungen an Starkstromanlagen
Für Schalthandlungen an geschlossenen Anlagen oder an offenen Anlagen mit begrenzten
Kurzschlussströmen kann eine vollständige Multinormkleidung (Hose + Jacke oder Overall) und
zusätzlich ein Helm mit Gesichtsschirm, sowie geeignete Handschuhe getragen werden.

Beispiel für Helm mit geeignetem Visier:

https://www.schillings-arbeitsschutz.com/de/elektriker-schutzhelm-mit-integ-gesichtsschutzschirm-
klasse-2.html

Arbeiten unter Spannung und Schalthandlungen an offenen Anlagen mit hohen


Kurzschlusströmen
Da hier die Auswirkungen auf Grund der fehlenden Abschirmung durch Schaltschränke erheblich sein
können, ist hier ein höheres Schutzniveau nötig. Zudem ist für AuS eine Schutzausrüstung nötig, die
auch eine Isolation gewährleistet, damit neben dem Risiko aus Störlichtbögen auch das für
Körperdurchströmung bei Berühren spannungsführender Teile reduziert wird.
Hier wäre vermutlich eine praktische Lösung das Tragen eines Schutzsystems über der normalen
Kleidung. Dieses müsste dann auch nicht zwingend persönlich zugewiesen werden, sondern müsste
nur in wenigen Größenstufen vorhanden sein.

Beispiele für geeignete Schutzsysteme (Kombination von Kleidungsstücken mit hoher Schutzklasse
mit zusätzlicher Ausrüstung) finden sich z.B. hier:

https://webshop.bsd-dresden.de/artikel/show_artikel?iwg_refid=1117

Einsatz von Ausrüstung


Grundsätzlich muss die Akzeptanz zum Tragen von Schutzkleidung und zur Anwendung von
Sicherheitsmaßnahmen gefördert werden. Ist Kleidung besonders unbequem, wird sie tendenziell
weggelassen. Eine besondere Schutzausrüstung, die die Personen bei der Anwendung stark
einschränkt, wird vermutlich nur für offensichtlich gefährliche Einsätze akzeptiert. Deshalb könnte
ein abgestuftes Konzept den Schutz der Crew verbessern. Z.B. durch Multinorm-Bekleidung als
Standard für gefährdete Personengruppen und spezielle Schutzausrüstung für besonders kritische
Arbeiten.

Zeitraum des Projektes:

Zeitbedarf: 13 h

Datum Unterschrift ETOA Unterschrift, Leiter der Maschinenanlage

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