Sie sind auf Seite 1von 8

Bastelstunde:

KE-Jetronic Testbox

Worum geht es?

Die KE-Jetronic von Bosch war als Gemischaufbereitung in vielen Motoren der Baureihen 124, 201, 126 und 107
verbaut. Ein relativ simples System das die Haupteinspritzmenge rein mechanisch macht und die dann elektronisch
noch etwas nachgestellt wird. Feine Sache, denn wenn die Elektronik mal kaputt geht läuft der Motor immer noch.
Wenn die mechanische Grundeinstellung stimmt merkt man kaum was, man hat dann eben eine K-Jetronic. Ich bin
einige Zeit (räusper... ähem... Jahre...) mit abgerauchtem KE-Steuergerät gefahren; außer daß der Motor schlechter
angesprungen ist habe ich nichts bemerkt. Peinlich...

Die verschiedenen Sensoren und Aktuatoren hat Mercedes stochastisch über den ganzen Motorraum verteilt und
zum Testen derselben muß man a) wissen wo sie sind und b) braucht man einen entsprechenden Zwischenstecker
um das Meßgerät anzuklemmen und c) muß man teilweise schrauben und sich die Finger dreckig machen. Nicht so
wenn man eine Testbox hat die einfach zwischen KE-Steuergerät und Kabelbaum gesteckt wird. Bei Baureihen der
gehobeneren Preisklasse kann man das dann im Warmen und Trockenen vom Veloursessel aus machen während
man eine Flasche Rotwein und ein Klavierkonzert von Rachmaninoff genießt. Beim Typ 126 ist das Steuergerät
nämlich im Beifahrerfußraum untergebracht. Cool... S-Klasse halt... Als ”Klasse” noch eine Bedeutung hatte...

Obengenannte Baureihen haben alle einen 25-poligen zweireihigen Stecker allerdings mit leicht abweichenden
Anschlußbelegungen. Das meiste ist aber gleich; mehr dazu später.

Die hier vorgestellte Testbox hat im Gegensatz zu den von Mercedes propagierten Buchsenkästen den Vorteil daß
die Signale nicht nur angezapft sind (das hat jetzt nichts mit der Wiesn zu tun) sondern durchgeschleift sind so daß
man zum Beispiel auch Ströme messen kann oder andere Sensoren oder Aktuatoren einschleifen kann (und das hat
jetzt nichts mit Ventilen zu tun).

1
Das folgende Bild zeigt das Prinzipschaltbild und außer ein paar Kabeln und Buchsen ist auch weiter nichts dran:

Was brauchen wir?

Der Aufbau ist daher relativ einfach. Alles was wir brauchen ist ein Lötkolben (idealerweise temperaturgeregelt
so um die 50W), ein einfaches Multimeter und ein paar Bauteile:

Anzahl Beschreibung
1 Gehäuse, z.B. Hammond 1550WGBK
1 KE-Steuergerät (vorzugsweise defekt)
1 KE Kabelbuchse (von altem Kabelbaum)
50m Kabel 0,75mm2
5m Kabel 1,5mm2
2,5m Kabel 0,75mm2 geschirmt
2 Kabeldurchführung PG21 mit Mutter
2,5m Hüllschlauch 15mm innen
2 Bananenbuchse 4mm rot
6 Bananenbuchse 4mm blau
2 Bananenbuchse 4mm gelb
6 Bananenbuchse 4mm grün
34 Bananenbuchse 4mm weiß
25 Kurzschlußstecker, z.B. Hirschmann KST WS 14/4
n.B. Schrumpfschlauch ca. 3,5mm und 6mm
n.B. Kontakt Bosch 1284477121 oder AMP 927775-3 geht auch
n.B. Kabelbinder

Einkaufslisten für die Bestellung der Teile oben bei den Firmen Reichelt und Völkner sind als .CSV Datei zum
herunterladen auf dem vdh Forum hinterlegt. Aber man kann natürlich auch Teile aus der Bastelkiste nehmen.

Das KE-Steuergerät brauchen wir nur für den Steckverbinder; es gibt billige Teile bei bekannten Auktionsweb-
seiten. Die Buchse können wir von einem alten Kabelbaum abtrennen; idealerweise gleich mit dem Kabel dran
oder man kann die Buchse auch kaufen. Bosch Katalogseite dazu auf dem vdh Forum.

2
Wie bekommen wir das gebacken?
Diese Anleitung ist für Leute gemacht die nicht sehr viel Erfahrung mit Elektrik haben, die Elektronikexperten
können daher jetzt zum nächsten Flosskeln Artikel weiterblättern.

Wie machen wir den Stecker?


Wir fangen mit dem Stecker an. Hierzu schrauben wir den Deckel des KE-Steuergerät es ab und klappen die obere
Platine weg (soweit vorhanden):

Jetzt schneiden wir mit einem scharfen Seitenschneider die obere Kontaktreihe im Bereich der Biegestelle durch
und biegen die noch in der Platine befindlichen Teile zur Seite so daß wir jetzt die untere Reihe direkt an der
Platine abschneiden können. Dann biegen wir alle Kontakte schön gerade und trimmen sie alle auf gleiche Länge.
Die Kühlfahnen an denen die Leitungstransistoren befestigt sind können wir auch gleich absägen was eine gute
Möglichkeit ergibt später eine Zugentlastung anzubringen. Wir haben jetzt einen feinen KE Stecker mit Lötfahnen
von hinten:

Jetzt löten wir zwei einzelne etwa 1,5m bis 2m lange Kabel mit 1,5mm2 Querschnitt an die Kontakte 1 und 2
des Steckers (Nummern im schwarzen Kunststoff, nach einem Besuch bei Fielmann zu erkennen). Dieses ist die

3
Stromversorgung und daher etwas dicker als die anderen Kabel. Diese werden dann mit Schrumpfschauch isoliert.
Die Kabel führen wir sinnvollerweise zur der Seite weg wo Kontakte 13 und 25 sind.

Der Sauerstoffsensor an Kontakt 7 und 8 ist im Kabelbaum mit einem abgeschirmten Kabel gemacht. Da wir davon
ausgehen können daß sich die Ingenieure bei Bosch damals etwas dabei gedacht haben machen wir das genauso.
Dazu entfernen wir von dem geschirmten Kabel etwa 3cm der Isolierung unseres abgeschirmten Kabels, öffnen
das Geflecht und ziehen den Innenleiter seitlich raus. Dann verdrillen wir das Geflecht, kürzen den Innenleiter um
5mm und entfernen die Isolierung ebenfalls um die 5mm. Wir verdrillen die Litzen des Innenleiters und verzinnen
sie mit dem Lötkolben. Wir verzinnen auch die letzten 5mm des Geflechts:

Jetzt schieben wir zwei kurze Stücke Schrumpfschlauch darüber und löten den Schirm an Kontakt 7 und den
Innenleiter an Kontakt 8. Dabei nicht zu lange rumbraten da sonst der Schlauch schon schrumpft. Falls das
passiert auch kein Beinbruch; solange er noch heiß ist schnell mit einer Pinzette über den Kontakt schieben. Oder
vorher Zahnstocher mit in den Schrumpfschlauch schieben.

Nach dem Schrumpfen dieser zwei Stücke einen dickeren Schrumpfschlauch über das noch blanke Geflecht
schieben und schrumpfen.

4
Allen anderen Kontakte mit entsprechend langen Kabeln mit 0,75mm2 Querschnitt versehen und ebenfalls mit
Schrumpfschlauch isolieren. Verschiedene Farben erleichtern das Wiederfinden. Oder aber die Enden markieren.
Hüllschlauch überziehen und eine Zugentlastung anbringen falls gewünscht oder falls Gebrauch durch Grobmo-
toriker anvisiert wird.

Wie machen wir die Buchse?


Für die Buchse aus einem alten Kabelbaum schneiden wir den Kabelbinder durch, pfriemeln das Verhüterli runter,
Schraube vorne weg, die Dichtung unten mit einem Haken rausziehen, Deckel runter, hinten die Zugentlastung auf
und den Hüllschlauch weg. Dann sieht das ungefähr so aus:

Wir brauchen eine voll bestückte Buchse mit einzelnen Kabeln zu jedem Kontakt. Falls also Kontakte in der
Buchse schon zusammengeführt sind diese auftrennen und mit einzelnen Kabeln herausführen. Zu kurze Kabel
verlängern. Lötstellen mit Schrumpfschlauch isolieren. Die Kabeladern sollten so etwas über einen halben Meter
lang sein. Da hier später das KE-Steuergerät aufgesteckt wird kann es ruhig etwas kürzer sein als die andere Seite
zum Motorkabelbaum.

Die Kämme halten die Kontakte drin und müssen entfernt werden um fehlende Kontakte zu bestücken. Diese
entweder aus Einzelkontakten (Nummer oben in Liste) mit Kabel versehen herstellen oder aus anderer KE Buchse

5
ausbauen. Diese Kontakte werden zu Phantasiepreisen auf dem Internet angeboten. Falls jemand Probleme hat die
Kontakte zu realistischen Preisen (< 1 Euro) zu finden kann er/sie sich gerne an mich wenden.

Wenn alle Kabel dran sind dieselben durch die Abdeckung führen, Hüllschlauch drüber, Zugentlastung zu, Deckel
zuschrauben und Dichtung einlegen und falls jemand gerne bei Monsunregen schraubt auch das Verhüterli wieder
überziehen und mit Kabelbinder sichern.

Was machen wir mit dem Gehäuse?


Zunächst einmal wird das Gehäuse nach Zeichnung gebohrt. Der 14mm Abstand der paarweise nebeneinander-
liegenden Buchsen ist kritisch sonst passen nachher die Kurzschlußstecker nicht:

Dann bauen wir die Kabeldurchführungen ein und fädeln erst einmal den Steckerkabelbaum durch:

Jetzt schließen wir alle Kabel an die entsprechende Buchsen an und zwar in der gleichen Reihenfolge wie die zwei
Reihen im Steuergerät und auf der gleichen Seite der Buchsenpaare wo das Kabel reinkommt. Die Farben sollten

6
für Kontakt 1 rot, Kontakte 2 7 und 20 blau, Kontakte 8 12 und 17 grün, Kontakt 23 gelb und der Rest weiß.
Dies macht die Unterscheidung der Signale einfacher aber das könnt Ihr machen wie Ihr wollt. Das Bild zeigt die
Belegung von vorne gesehen:

Zum Anlöten der Buchsen müssen die Plastikkappe und der Plastikabstandsring entfernt werden, sonst schmelzen
die. Beim Einbau die Kappe außen und den Ring innen damit alles isoliert ist. Mit dem Multimeter immer vorher
das richtige Kabel nochmals ausmessen. Das geschirmte Kabel wird gleich wie beim Stecker gemacht; nur etwas
länger abisolieren da die Buchsen weiter auseinander sind als die Steckerkontakte.

Wenn wir jetzt die eine Seite fertig haben das kurze Kabel mit der Buchse einfädeln und die andere Buchsenreihe
einbauen. Dann sieht das von hinten in etwa so aus:

Nochmal alle Kabel nachmessen, Deckel drauf und das Gröbste ist geschafft!

Jetzt alle Kurzschlußstecker einstecken. Diese haben oben eine Buchse so daß man wie im Werkstatthandbuch
beschrieben Spannungen oder auch Widerstände messen kann. Wenn man den Kurzschlußstecker entfernt kann
man hier aber auch Ströme messen; zum Beispiel von Steuergerät selber an Buchse 1 oder aber auch vom Stellglied
an Buchse 10 oder 12. Zur Sicherheit beim Einschleifen eines Strommeßgerätes die Zündung ausschalten.

7
Damit man nicht jedesmal das Werkstatthandbuch konsultieren muß kann man zu seinem Motor passende Einleger
ausdrucken, laminieren sauber ausschneiden und zwischen die Buchsenreihen legen. Ich habe Vorlagen für ein
paar Motore im vdh Forum zum Herunterladen als Visio Datei hinterlegt.

Jetzt kann man wunderbar Testsignale abnehmen um z.B. den Motor einzustellen oder Fehler zu suchen und
Sensorsignale einspeisen. Bei dieser Testbox unten habe ich statt der fest verschraubten Kabel Steckverbinder
genommen so daß ich die Testbox mit anderen Kabeln auch für andere Steuergeräte verwenden kann. Das Bild
zeigt die gleichzeitige Messung von Steuergerät Stromaufnahme und mit einem Motortester Tastverhältnis und
Drosselklappenpotentiometerspannung bei suggerierten 80o C Wassertemperatur:

Fertig! Viel Erfolg beim Nachbau!

hagen wegner (insulaner)


28.jan.2021

Das könnte Ihnen auch gefallen