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Zusammenfassung HG II "Stadtgeographie"

Stadtgeographie I

Raumbegri e
- absoluter Raum: Raum als neutrales Gefäß oder Territorium und werden als Container- oder

Behälterraumkonzepte bezeichnet

--> Raum als Gefäß oder Territorium kann entweder leer sein oder beliebig mit Menschen, Dingen,

Sphären oder Eigenschaften gefüllt werden (wodurch er sich jedoch nicht verändert)

--> Entscheidend, dass Raum und Materie als unabhängig voneinander gedacht sind

--> Raum existiert unabhängig vom Handeln --> heißt, innerhalb des Behälterraums gibt es

bewegte Handlungen in bzw. auf einem an sich unbewegten (Hintergrund-)Raum

- relationaler Raum: Raum aus Anordnung von bewegten Körpern abgeleitet; Raum allein das

Ergebnis von Beziehungsverhältnissen zwischen Körpern

--> Raum prozessual im Handeln hergestellt

Begri sbestimmung Stadt


Stadt als Ding:

- administrativ

- Bevölkerungzahl/-dichte

- materiell/morphologisch

- funktional

- nicht Land/nicht-rural

Stadt als sozial-räumlicher Prozess_

--> Verstädterung:

- Prozess des Städtewachstums

- politischer, ökonomischer und kultureller Bedeutungsgewinn von Städten

- Veränderung der räumlichen Organisation von Gesellschaften

--> Urban/Urbanität/(Urbanismus):

- die Großstädte und das Geistesleben (Simmel 1900)

- Urbanism as a way of life (Wirth 1938)

- Qualitätive Veränderung

- Tiefgreifender Wandel der Lebensweise, der Einstellungen, ...

traditionell geographischer Stadtbegri nach Heineberg 2007


-größere Siedlung (z. B. nach der Einwohnerzahl)

- Geschlossenheit der Siedlung (kompakter Siedlungskörper)

- hohe Bebauungsdichte, überwiegende Mehrstöckigkeit der Gebäude (zumindest im Stadtkern)

- deutliche funktionale innere Gliederung (z. B. mit City oder Hauptgeschäftszentrum,

Wohnvierteln, Naherholungsgebieten)

- besondere Bevölkerungs- und Sozialstruktur (z. B. überdurchschnittlich hoher Anteil an

Einpersonenhaushalten)

- di erenzierte innere sozialräumliche Gliederung

- Bevölkerungswachstum v. a. durch Wanderungsgewinn

- hohe Wohn- und Arbeitsstätten/Arbeitsplatzdichte

- Dominanz sekundär- und tertiärwirtschaftlicher Tätigkeiten bei gleichzeitig großer Arbeitsteilung

- Einpendlerüberschuss (positiver Pendlersaldo)

- Vorherrschen städtischer Lebens-, Kultur und Wirtschaftsformen (z. B. spezielle kulturelle

Bedarfsdeckung der Bewohner)

- Mindestmaß an Zentralität, z. B. mindestens mittelzentrale (Teil-)Funktionen

- relativ hohe Verkehrswertigkeit (Bündelung wichtiger Verkehrswege, hohe Verkehrsdichte)

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- weitgehend künstliche Umweltgestaltung mit z. T. hoher Umweltbelastung.

Stadtgeographie
- Ziel: raumbezogene Erforschung städtischer Strukturen, Funktionen, Prozesse und Probleme

- analysiert, systematisiert, erklärt und prognostiziert Stadtstrukturen, -funktionen und urbane

Prozesse (quantitativ + qualitativ)

- critical urban theory: emphasizes the politically and ideologically mediated, socially contested

and therefore malleable character of urban space … It insists that another, more democratic,

socially just, and sustainable form of urbanization is possible

Stadt in Antike
- "Wiege der europäischen Stadt"

- Überlegungen zur Struktur und Organisation des Gemeinwesens

- hier liegen die Wurzeln, die bis heute das Alleinstellungsmerkmal der europäischen Städte

begründet

- geplante Stadt --> Stadt deren Realisierung unter rationalen Gesichtspunkten entwickelten

Ordnungsmuster für die räumliche Struktur basiert

Stadt im europäischen Mittelalter


--> Mittelalterliche Stadtgründungen

- Starke Zunahme von Stadtgründungen im 13. und 14. Jh.

--> Entwicklung von Städten als Orte des Tausches

- Markt ecken: agrarische Produkte der Umgebung

- Messestandorte: periodischer Fernhande

- Börsen- und Handelsstandorte: kontinuierlicher Handel, Spezialisierung von Tätigkeiten,

Finanztransaktionen

--> Politische Verfasstheit mittelalterlicher Städte

- politische Selbstständigkeit

- autonome Rechtssatzung

- eigene Gerichts- und Verwaltungsbehörden

- Steuergewalt über Bürger/Zins- und Steuerfreiheit nach außen

- Marktrecht, autonome Handelns- und Gewerbepolizei

- Abgrenzung von nicht-stadtbürgerlichen Schichten

- soziale Di erenzierung

Industrialisierung, Verstädterung und Urbanisierung im 19. Jh. als Ausgangspunkt einer


sozialwissenschaftlichen Beschäftigung mit Städten
- Zentralisation, Anhäufung von Millionen Menschen auf einem Punkt

- Häusermassen (schließen sich immer dichter und dichter zusammen)

- Aufteilung von Menschen in Schichten und Klassen

- brutale Gleichgültigkeit; Isolierung; Privatinteressen im Mittelpunkt

Historische Anfänge einer sozial-wissenschaftlichen Beschäftigung mit Städten


- Engels (1845): Die Lage der arbeitenden Klasse in England

- Weber (1920): Die Stadt. Eine soziologische Untersuchung.

- Simmel (1903): Die Großstädte und das Geistesleben.

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Historischer Hintergrund:

- Manchesterkapitalismus

- Rapide Verstädterung im Mitteleuropa und Nordamerika und die damit eingehende

Urbanisierung der Gesellschaft

- soziale Frage als städtische Frage

- Arbeiterbewegung als städtische Bewegung

Städtebauliche Leitbilder
- Übersetzung gesellschaftlicher Ideale und Leitbilder in Ideen von Stadt und der räumlichen

Organisation von Gesellschaft

- Entstehung der modernen Stadtplanung im 19. Jh.

- Anspruch, durch Gestaltung der baulichen Umwelt, soziale Probleme zu adressieren

- politische Management der Verstädterung

Kolonialstädte/Koloniale Stadtplanung
- Rolle von Städten für europäischen Kolonialismus + Imperialismus seit zwischen 16. & 20 Jh.

- folgend europäischen Idealstadtplänen

- in der Regel ethnisch/rassistische Segregation zwischen Mitgliedern der Kolonialmacht und der

indigenen Bevölkerung

- oftmals Ausgangspunkt/Brückenköpfe der ökonomischen, politischen und kulturellen

Unterwerfung kolonisierter Territorien --> heißt, zentrale Funktion für Entstehung kolonialen

Welthandels

- oftmals Experimentierfeld moderner Kontroll- und Regierungstechnologien

Hobrechtplan für Berlin


- Bebauungsplan für Berlin 1862

- Kontext:

- rapides Wachstum der Stadt in Mitte des 19. Jh.

- Verschlechterung hygienischer Zustände

- Überbelastete Infrastruktur

- Plan für Ausbau jenseits des historischen Zentrums

- in Verbindung mit Berliner Baupolizeiordnung + spekulativem Immobiliensektor maßgeblich für

heute dominierende gründerzeitliche Mietskasernenarchitektur in Berlin in Blockrandbebauung

--> Ideal der sozialen Mischung

Garden-City 1898
- Ebenezer Howard (1850-1928)

- Kritik der modernen, industrialisierten Großstadt

- Antiurbanes Ideal kleinstädtischer Städte umgeben von Grün --> Trennung von Großstädten,

Fokus auf Kleinstädte

- genossenschaftliche Organisation von Grundeigentum

- sozialreformerisch/kommunitär (Kommunitarismus: politische Philosophie, die die Verantwortung

des Individuums gegenüber seiner Umgebung + die soziale Rolle der Familie betont)

- Garden City Movement in der Planung und Architektur

Modernistische Stadtplanung
- Krise der Stadt (in D. nach 1945)

- konzeptionelle Anleitung für den Bau der "funktionellen Stadt"

- umfassende Stadtplanung --> soll funktionsräumliche Entwicklung steuern, oftmals

eingebunden in umfangreiche gesellschaftspolitische Projekte

- Grundprinzip: Räumliche Trennung von Funktionen und Verkehrs üssen

- Industrialisierung von Städtebau

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- Charta von Athen

--> Charta von Athen: grundsätzliche Trennung der städtischen Nutzungs ächen nach den

Daseinsgrundfunktionen Wohnen, Arbeiten, Erholen und Verkehr für eine geordnete

Stadtentwicklung

Die Geschichte der sozialwissenschaftlichen Beschäftigung mit Stadt ist stark geprägt von
städtischen Erfahrungen in Europa und den USA
- Geschichte der Stadtforschung re ektiert die Geschichte der Städte in Europa und Nordamerika,

der modernen Industrialisierung, des modernen Nationalststaats, der bürgerlichen Gesellschaft

- Erfahrung aus Ländern des globalen Südens, der Peripherie, den Kolonien wurden dagegen, so

die Kritik postkolonialer Theoretiker*innen als Abweichung betrachtet

Urbanisierung im globalen Süden

Stadtgeographie II; Stadt und Di erenz

Stadt und Di erenz


- Unterschied Great Cities zu towns + suburbs: cities are by de niton, full of strangers

- A City is: „a relatively large, dense, and permanent settlement of socially heterogeneous

individuals" (Wirth 1938, 8)

- „Urbane Sozialformen sind konstitutiv darauf angewiesen, daß sich hier Menschen als Fremde

begegnen und daß sie sich auch darauf verlassen können, Fremde unter Fremden bleiben zu

können, auch und gerade dann, wenn sie sich über den Weg laufen“ (Nassehi 1999)

- „Die Stadt ist – so Bahrdt – ein soziales System unvollständiger Integration" (Siebel 2007)

Die klassische Geographie und die Stadt


Friedrich Ratzel (1844-1904)

- Begründer Anthropogeographie (18829) + politischen Geographie (1897)

- (1903): die geographische Lage der großen Städte

- Stadt: "eine dauernde Verdichtung von Menschen und menschlichen Wohnstädten, die einen

ansehnlichen Bodenraum bedeckt und im Mittelpunkt größerer Verkehrswege liegt"

- in der Physiognomie einer Stadt kommen die "wichtigen Charakterzüge des Volkes zum

Ausdruck"

Die klassische Geographie und die Stadt

- Di erenz zwischen Städten nicht Di erenz in Städten interessieren die frühe Geographie

- Länderkunde + historisch-genetische Perspektive auf die Morphologie (Lehre von Gestalten,

Formen)

- städtische Siedlungen dominieren die entstehende Stadt- und Siedlungsgeographie ab 1900

- Antimoderner Bias der länderkundlichen Geo.

- Entstehung einer modernen Stadtgeo. ab den 1920er Jahren durch Autoren wie Bobek, Dörries

Georg Simmel 1903, Die Großstädte und das Geistesleben


- Mitbegründer Soziologie

- "Philosophie des Geldes" (1900)

- "Die Großstädte und das Geistesleben" (1903)

--> "Anspruch des Individuums, die Selbstständigkeit und Eigenart seines Daseins gegen die

Übermächte der Gesellschaft zu bewahren"

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Urbanität: Georg Simmel 1903
- „die reine Sachlichkeit in der Behandlung von Menschen und Dingen “

- „Der moderne Geist ist mehr und mehr ein rechnender geworden.“

- „Es gibt vielleicht keine seelische Erscheinung, die so unbedingt der Großstadt vorbehalten

wäre, wie die Blasiertheit.“

Chicago School of Sociology


Chicago als Hintergrund

- Neuaufbau nach Feuer 1871

- Schlachthöfe, Eisenbahnen, Wolkenkratzer

Robert E. Park (1864-1944)

- studierte bei Simmel und Hettner

- Arbeitete als Reporter und Journalist

Methoden

- Reportage

- "Nosing around"

- Ethnographie

- Entstehung der Soziologie aus der Reportage (Lindner 2007)

Stadt als sozialer "Organismus"

- Sozialökologie

- Sozialdarwinismus

- Naturalismus

--> "Binnenexotisierung der amerikanischen Großstadt" (Lindner)

--> Fokus auf Stadt intern di erenziert auf Segregation

Interesse an sozialen "Rand guren"

- "the Hobo" (1923), „The Gang“ 1927), „The Ghetto“ (1928) , „The Negro Family in

Chicago” (1932), „Vice in Chicago” (1933)

- theoretischer Grundlagentext: Park 1915: "the City"

- Humanökologie (Sozialdarwinismus, Naturalismus, "Natural Areas")

Grundbegri e der Sozialökologie:

- Segregation: Prozess + Zustand räumlicher Trennung

- Invasion: Eindringen einer Bevölkerungsgruppe

- Sukzession: Abfolge von Bevölkerungsgruppen in einem Gebiet

- Dominanz: Überwiegen einer Bevölkerungsgruppe

Funktionale Di erenzierung
- innerhalb einer Gesellschaft bzw. sozialen Systems einzelne Teilsysteme herausbilden, die

jeweils eine bestimmte Funktion für das Gesamtsystem erfüllen

- Bsp: Jewellery Quarter Birmingham, Suburbanes Wohnviertel USA, Makati CBD Manila

Segregation
- zentraler Begri der Stadtforschung

„das Ausmaß, in dem die Angehörigen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen voneinander


getrennt wohnen. Mit der räumlichen Trennung geht auch häu g eine Separierung der sozialen
Beziehungsstrukturen und Verkehrskreise der unterschiedlichen Gruppen einher. Soziale Distanz
übersetzt sich somit in räumliche Distanz“ (Bürkner 2018)

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„Segregation entsteht durch die ökonomische Positionierung von Individuen und Gruppen auf
städtischen Wohnungs- und Immobilienmärkten, durch die lebensstilorientierte Wahl des
Wohnstandorts und durch politische Steuerung. Segregation resultiert aus bestehenden sozialen
Teilungen und Ungleichheiten und bringt ihrerseits neue soziale und materielle Ungleichheiten
hervor.“ (Bürkner 2018)

- insbesondere in Bezug auf soziale, ethnische und demographische Dimensionen (bzw. in Bezug

auf Armut, Migration/Staatsbürgerschaft + Alter als benachteiligten Ausprägungen dieser

Dimensionen)

- wichtiger Ausgangspunkt für Diskussionen um Gentri cation

Erklärungsansätze für Segregation

Strukturalistische Ansätze:

- Chicago School (natural areas)

- Marxistische Ansätze (Bodenmarkt, Ökonomie)

Kulturalistische Ansätze:

- Fokus auf sozio-kulturelle Di erenzen (Lebensstile, Milieus, Szenen)

Policy Regime:

- Städtebauliche Leitbilder + Programme

- Stadtpolitische Interventionen

- Bodenrecht

Di erenzen zwischen Städten


--> Achsen der Di erenzierung

- historisch

Mittelalter

Frühmoderne

Moderne

- regional

Die nordamerikanische Stadt

Die „orientalische“ Stadt

Die europäische Stadt

Die europäische Stadt....

-funktional

Hafenstadt

Hauptstadt

Global City

Schwarmstadt...

- Städtebauliche Leitbilder

- Größe

Großstadt

Mega-City

Regionale Di erenzierung
- oftmals auf Basis von kulturräumlichen Gliederungen

- Betonung regionaler, kultureller, politischer Dominanten

Funktionale Di erenzierung
traditionelle Geographie (nach Heineberg):

- nach dominanten ökonomischen Sektoren (Industriestadt, Hafenstadt, Hansestadt..)

- nach politischen Funktionen (Hauptstadt)

- nach kulturellen Funktionen (Universitätsstadt, Walfahrtstadt..)

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- nach Zentralitätsfunktionen (Oberzentrum, Mittelzentrum..)

Global und World City

- globale Städtehierarchie in Bezug auf deren globale ökonomische Integration und

Steuerungsfunktion

Di erenzierung durch Größe

- z.B. Zwergstadt, Kleinstadt, Großstadt...

- Vorsicht bei quantitativ/demographischen Argumenten

- national unterschiedliche Schwellenwerte

- Schwierigkeit des internationalen Vergleichs bei Statistiken

Städtebauliche Leitbilder

Zukunftsentwürfe als Stadtentwürfe / Stadtentwürfe als Zukunftsentwürfe

- Planstadt

- Gartenstadt

- Funktionalistische Stadt

- Behutsame Stadterneuerung

- die soziale Stadt

- the creative city

- the smart city

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Stadtgeographie III; Repräsentation und Wahrnehmung

Raum und Wahrnehmung


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Wahrnehmungs-, Verhaltens- und Humanistic Geographie
- Wahrnehmungsgeographische Wende und Humanistic Geographie seit den 1970er Jahren

- „Das (räumliche) Verhalten des Menschen ist nicht von den ‚objektiven‘ Gegebenheiten der

Außenwelt, sondern von den subjektiv wahrgenommenen Strukturen der Realität

abhängig“ (Weichart 2008: 241)

- Verhaltensgeographie stellt Fragen wie: Was halten die Individuen in ihrer Umwelt für wichtig?

Wie gewichten sie die verschiedenen Umweltfaktoren? Wie beein ussen diese Faktoren die

Verhaltensweisen? (nach Downs 1970)

- Erstmals di erenzierte Beschreibung menschlicher Tätigkeit in der Geographie (Prozesse der

subjektiven Wahrnehmung und Bewertung kommen ins Blickfeld, Interesse an den aus

menschlichem Verhalten resultierenden Raumstrukturen, Interesse an „Raumbildern“)

- “The study of space, from a humanistic perspective , is thus the study of a people’s spatial

feelings and ideas in the stream of experience” (Tuan 1979: 388)

--> Autophotographie + Partizipatives Kartieren ("Imaging Homelessness in a City of Care"

Participatory Mapping with Homeless People.)

--> Mental Maps (vereinfachte und subjektive Abbildung unserer mehrdimensionalen komplexen

Realität)

--> Raumerfahrung und Zeitgeographie (Angsträume, bestimmte traumatische Ereignisse führen

zur anderen Wahrnehmung vom gleichen Raum)

Stadtgeographie im Diskurs
- Diskurstheoretische Perspektiven und diskursanalytische Methoden in der Geographie

- Anschluss an poststrukturalistische Ansätze und Theorien

- „Diskurs ist eine institutionell verfestigte Redeweise , insofern eine solche Redeweise schon

Handeln bestimmt und verfestigt und also schon Macht ausübt.“ (Link 1982)

- „Die Stadt im Diskurs wahrzunehmen zielt darauf, sie systematisch als ein Objekt geteilter

Bedeutungen zu untersuchen. Solche Bedeutungen sind nicht beliebig, sondern resultieren aus

teils unbewussten Regeln und Machtverhältnissen.“ (Füller 2018)

Raumbezogene Identitäten
- Diskursive Konstruktion von Großwohnsiedlungen

- Bedeutungen mit denen Großwohnsiedlungen verbunden werden sind kontingent und nicht

abgeleitet aus räumlich/architektonischen Form

- historisch wandelbar

- räumliche Di erenzen (Deutschland, Frankreich, Polen)

- Diskursanalyse als Methode

- über diskursive Anrufungen, d.h. Positionierungsangebote, entstehen Identitäten als

Äquivalenzketten di erenter Elemente entlang bestimmter zentraler Signi kanten eines Diskurses

in Abgrenzung zu einem antagonischen Außen

- setzt sich Diskurs als dominanter Horizont sozialer Orientierung durch, stellt er soziale

Wirklichkeiten als objektiv gegeben + konsensual dar

Stadtrepräsentationen
- Filmische Konstruktion von Lokalität

- Stadt im Computerspiel

- Städte als konsumierbare Kulisse

- Städte als Akteure audiovisueller Inszenierung

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Stadtgeographie III; Politik, Ökonomie, Globalisierung

Städtenetzwerke
- Städte, ihre Geschichte, die sozialen Beziehungen in ihnen und städtischer Alltag lassen sich

nicht allein aus diesen Städten selbst erklären

frühe Beispiele für eine Stadtgeographie von Städtenetzwerken:

- Christaller (1933): Theorie der zentralen Orte

- Städtesystemforschung in der raumwissenschaftlichen Geographie seit den 1960er Jahren

- in der Stadt- Regionalplanung: z.B. Ver echtungen zwischen Städten in Metropolregionen

Städtesysteme und Globalisierung


Welt-System Theorie (Wallerstein)

- Entstehung seiner kapitalistischen Weltökonomie seit dem 16. Jh.

- Zentrum-Peripherie DI erenz

Globalisierungsbegri

- ökonomisch, politisch, kulturell...

- neue internationale Arbeitsteilung

- Postfordistische Produktion im globalen Norden

Veränderung gesellschaftlicher Raumverhältnisse

- Raum-Zeit-Verdichtung

- Beschleunigungserfahrung

- "Netzwerk" als räumliche Leitmetapher des Globalisierungsdiskurses (Castells 2000)

Global- und World Cities

World City Hypothesen (1986):

1. The form and extent of a city’s integration with the world economy, and the functions assigned

to the city in the new spatial division of labour, will be decisive for any structural changes

occurring within it.

2. Key cities throughout the world are used by global capital as ‘basing points’ in the spatial

organization and articulation of production and markets. The resulting linkages make it possible

to arrange world cities into a complex spatial hierarchy.

3. The global control functions of world cities are directly re ected in the structure and dynamics

of their production sectors and employment.

4. World cities are major sites for the concentration and accumulation of capital.

5. World cities are points of destination for large numbers of both domestic and/or international

migrants.

6. World cities bring into focus the major contradicitons of industrial capitalism among them

spatial and class polarization.

7. World city growth generates social costs at rates that tend to exceed the scal capacties of the

state

The Global CIty

- Konzentrierte Kommandostellen für die Organisation einer globalisierten Ökonomie

- Schlüsselorte für Finanzindustrie und unternehmensbezogenen Dienstleistungen

- Orte zur räumlichen Organisation von Produktion und Distribution

- Global Cities sind Ergebnis und Voraussetzung der Zunahme weltwirtschaftlicher Ver echtungen

- New York, London, Tokio als dominante Global Cities

- hat strukturelle E ekte auf diese Städte

--> Politische Ausrichtung auf Bedürfnisse der Finanzindustrie und unternehmensbezogener

Dienstleistungen

--> Ziel internationaler Migration in Hoch- und Niedriglohnsektor

--> Verstärkt soziale Polarisierung

--> Entkoppelung von den nationalen Ökonomien und Kontexten

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Kritik am Konzept der Global City
- Überbewertung einiger weniger Städte im globalen Norden (Vgl. Robinson)

- Ausblendung sekundärer oder beta Global Cities (Frankfurt, Singapur..)



- ökonomischer Determinismus / Strukturalismus (Smith 1996)

- Ausblendung politischer Kon ikte und Akteure jenseits von Staat und Kapital

- Tendenz eine Stadt wie New York auf wenige Blöcke rund um die Wall Street zu reduzieren (Soja

2000)

- Einseitiger Blick auf Spannung zwischen lokalen Städten und globalen Strukturen

Fordismus
- historisches Akkumulationsregime

- benannte durch Henry Ford und dem Model T

- Durchsetzung industrieller Massenproduktion

- Durchsetzung industrieller Massenkonsumption durch relativ hohe Löhne

- dominante Produktionsstruktur: Standardisierte Produkte in hoher Stückzahl ("economies of

scale")

- Dominanz des "Normalarbeiterverhältnis", hohe Arbeitsplatzsicherheit und steigende

Arbeitseinkommen

- wichtige Rolle (sozial)staatlicher Planung und tarifpartnerschaftlicher Regulierung zwischen

Arbeit und Kapital

- Regulationsmodus insbesondere für Nordamerika und Westeuropa bis ca. 1970

Fordismus und Raum

- "die fordistische Stadt" ist ein Modell, welches für Stadt im globalen Norden (insbesondere USA

und Westeuropa) plausibel ist

- gilt weniger für Japan, die damaligen sozialistischen oder damals als 3. Welt bezeichneten

Staaten

- Dominanz von integrierter Großindustrie in urbanen Zentren

- Suburbanisierung von weißen Mittelschichten / ethnisierte Segregation

- Model der Kleinfamilie, niedriger Anteil beruftstätiger Frauen

- Autobahnausbau

- Ausgleichungsorientierte Raumplanung

Krise des Fordismus


Modell gerät aus verschiedenen Gründen in 1970er Jahren in Krise:

- kommt zur Deindustrialisierung

- Verlagerung von Arbeitsplätzen

- ökonomischer Niedergang einiger alter Industrieregionen (Ruhrgebiet..), ökonomischer Aufstieg

von Regionen wie "Sunbelt", neue Industrie Cluster

- Entstehung neuer Formen der städtischen Armut in Zentren und Metropolen

- Tertiarisierung

- Globalisierung

- Krise des modernistischen Wachstumsmodels

- erste Diskussionen um Umweltkrise / "die Grenzen des Wachstums" (1972)

- kultureller Wandel

Postfordismus
- Begri zur Beschreibung einer sich seit 198034 Jahren zunächst in Nordamerika + Europa

durchsetzender Regulationsweise

- exible Spezialisierung, geringere vertikale Integration, Just-in-Time, " exible Akkumulation"

- neue Internationale Arbeitsteilung, Globalisierung

- Finanzialisierung

- Wandel von Lebensstilen und Konsummustern

- Prekarisierung, Kontraktualisierung von Arbeitsverhältnissen, "Unternehmerisches-Selbst"

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- Neoliberalismus als politisches Projekt

- internationaler Wettbewerbsstaat, wachsende Konkurrenz um Standortpolitik

- Wandel von Wohlfahrtsstaat zum Workfare-Staat

Zusammenfassung Prüfungsrelevante Texte

die Unternehmerische Stadt


- beschreibt Wandel städtischer Politik (seit Anfang 1980er) --> führte zu einer neoliberalen

Neuordnung des Städtischen

- Städte begeben sich zunehmend in Wettbewerb zueinander

--> Wettbewerb um global agierendes Kapital, Arbeitsplätze, einkommensstarke Haushalte +

Konsument*innen

--> zudem intern nach Markt- und Wettbewerbsmechanismen restrukturiert, durch Privatisierung

und neoliberale Verwaltungsformen

- primäres Ziel unternehmerischer Stadtpolitik: global agierendes Kapital anzuziehen

- notwendig dafür scheint Standortpolitik absoluten Vorrang zu geben

--> schleichende Universalisierung von Standortpolitik

- Tendenz, sukzessive sämtliche Bereiche städtischer Politik unter kategorischen Imperativ der

Standortoptimierung zu stellen

- Projekte danach bewertet, was sie zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Stadt

beitragen können

- Bedürfnisse von Ober- und Mittelschichten auf Kosten einkommensschwacher Haushalte

privilegiert werden

- unternehmerische Stadt benennt zweite Form von Ökonomisierung von Stadtpoitik: Übertragung

von Markt- und Wettbewerbsmechanismen auch auf interne Steuerung städtischer Prozesse

- kritische Stadtgeographie benutzt Begri "unternehmerische Stadt" stets im Verhältnis zu und

als Ausdruck von gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnissen (immer zu hinterfragen)

Aufstieg der unternehmerischen Stadt in Deutschland:


- Wettbewerb der Städte wurde politisch als langfristige Reaktion der herrschenden Eliten auf die

in 1970er einsetzende Krise des fordistischen Wohlfahrtsstaates aktiv hergestellt

--> Wettbewerb ist nichts unvermeidbares Ergebnis der Globalisierung sondern selbst hergestellt

(Neoliberalisierung)

--> in diesem Prozess (Neoliberalismus) Außenhandel liberalisiert, Finanzmärkte dereguliert +

Umbau der Bundesrepublik zum internationalen Wettbewerbsstaat eingeleitet

- Bedeutungszuwachs der kommunalen Ebene

- ca. Anfang 1990er grundlegende Neude nition der Rolle der Raumordnung

--> diente gemäß des fordistischen Ausgleichsparadigmas bis in 1980er primär der Herstellung

gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilen des Landes, wurde nun zu

Wettbewerbsinstrument umfunktioniert

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eine aktive Politik gegen den ärmeren Teil der Bevölkerung:
- in kommunalpolitischen Diskursen scheint es selbstverständlich, dass Städte als Unternehmen

zu agieren haben + sich im globalen Wettbewerb behaupten müssen

- aus kritischer Stadtgeographischer Sicht Entwicklung problematisch

--> da nicht alle Bewohner*innen einer Stadt von standortpolitischen Fokussierung auf

Wettbewerbsfähigkeit pro tieren

- aktive Politik gegen ärmeren Teil der Stadtbevölkerung verbunden

- Zunahme sozialer Ungerechtigkeit + Verdrängung einkommensschwacher

Bevölkerungsschichten

- Kehrseite: kommunalpolitische Umhegung und Umsorgung einkommensstarker Haushalte

- gesellschaftliche Randgruppen sowie Erscheinungen sozialen Elends passen nicht in Bild der

unternehmerischen Stadt

- viele Kommunen setzen auf sicherheits- und ordnungspolitische Instrumente (Privatisierung

ö entlicher Räume...) um marginalisierte Gruppen aus Stadtraum zu verdrängen bzw. unsichtbar

zu machen

- Konsequenz: Widersprüche, Kon ikte + Interessengegensätze werden aufgelöst, indem

suggeriert wird, dass unternehmerische Stadt im Interesse der Allgemeinheit wäre

--> einhergeht Postdemokratisierung städtischer Politik (lokale demokr. Strukturen bleiben, Politik

wird aber auf Anpassung an übergeordnete Sachzwänge reduziert)

Gentri cation
- ist jeder stadtteilbezogene Aufwertungsprozess, bei dem immobilienwirtschaftliche

Strategien der Inwertsetzung und/oder politische Strategien der Aufwertung den

Austausch der Bevölkerung für ihren Erfolg voraussetzen

- Verdrängung ist das Wesen + kein Ungewollter Nebene ekt

- Gegenstand sozialer Kon ikte und politischer Auseinandersetzung

Kapital, Raum, Kon ikt


- Gentri cation ist Ausdruck und E ekt der kapitalistischen Urbanisierung

- Wohnungsbau und Stadtentwicklung erfüllen Verwertungsinteressen privater Eigentumer*innen

und ordnen soziale Funktionen der Wohnungsversorgung den ökonomischen Funktionen unter

- unmittelbare Auswirkungen auf Bewohner*innen in potenziellen Aufwertungsgebieten

--> denn, je größer Ertragslücke (rent gap) zwischen aktuellen und potenziell möglichen Nutzung,

desto höher der immobilienwirtschaftliche Investitionsanreiz + Verdrängungspotential

- Gentri cation = Instrument + Ergebnis städtischer Neuordnungsprozesse

- Verdrängung hat soziale und sozialräumliche Folgen

- Verlust preiswerter Wohnungen meist mit steigenden Wohnkosten verbunden

- Verdrängung aus bisherigen Nachbarschaften (soziale Netzwerke, emotionale Bindungen,

erworbene Ortskenntnisse gehen verloren)

- Verdrängung ärmerer + marginalisierter Haushalte in periphere + oft vernachlässigte

Wohngebiete --> Gentri cation-Prozesse verstärken soziale Polarisierung in Städten + tragen so

zur Produktion ungleicher Räume bei

- zugleich konstruieren Verdrängungsprozesse mögliche Abwertungse ekte in Zielgebieten der

Verdrängungsketten

De nition
- gibt für den Untersuchungsgegenstand immer noch keine eindeutige De nition im Sinner

präziser Modelle oder Hypothesen

- "Minimalkonsens" der Gentri cation-Forschung ist Verdrängung von Bevölkerung als Merkmal

- Großteil der Literatur geht darüber hinaus auch von baulichen Veränderungen und

wohnungswirtschaftlichen Wertsteigerungen aus

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Erklärungsansätze
- Forschung steht vor Aufgabe, Erklärungsansätze für beobachtete Entwicklungen anzubieten

- haben sich drei zentrale Erklärungsansätze herausgebildet: Nachfrageseitige,

Angebotsorientierte und Stadtpolitische Erklärungsansätze

- Nachfrageseitige Erklärungsansätze: führen Aufwertung von Innenstadtvierteln auf veränderte

Lebensstile, neue Berufsanforderungen und demographischen Wandel der Gesellschaft zurück

- Angebotsorientierte Erklärungsansätze: stellen ökonomische Rahmenbedingungen städtischer

Aufwertung ins Zentrum ihrer Analysen

--> hier Aufwertungsprozesse nicht als E ekt einer veränderten Nachfrage, sondern als Folge

veränderten Angebots

- Stadtpolitische Erklärungsansätze: betonen Besonderheiten der lokalen Aufwertungsprozesse,

die unterschiedlichen Strategien und Instrumente der Stadtpolitik + unterschiedliche Ziele und

Orientierungen von staatlichen Revitalisierungsstrategien werden als wichtige

Rahmenbedingungen für unterschiedlichen Verlauf der Gentri cation Prozesse angesehen

- Gentri cation-Forschung: Analyse Zusammenhang von wohnungswirtschaftlichen

Inwertsetzungen + Verdrängung, sowie damit verbundenen Interessenskonstellationen und

Kon iktstrukturen

- Stadtentwicklung: kein natürlicher Prozess

- Gentri cation: kein E ekt veränderter Nachfragestrukturen

- zentrale Aufgabe der kritischen Stadtgeographie: politischen + ökonomischen Mechanismen

hinter der Gentri cation aufzudecken + damit Beitrag zur Repolitisierung der Wohnungsfrage zu

leisten

Urbane politische Ökologie


- Städte als Orte komplexer Beziehungen von Gesellschaft + Natur

- Städte als Ausdruck gesellschaftlicher Naturverhältnisse

- Städte + Natur be nden sich in permanenten Veränderungsprozessen

- werden durch natürliche + gesellschaftliche Dynamiken gestaltet + haben enormen

Materialdurch uss

- Problemstellungen von Ungleichheitsstrukturen und Umweltgerechtigkeit in Städten stark

ausgeprägt

- urbane politische Ökologie bisher kleiner Teilbereich der politischen Ökologie + kritischen

Stadtforschung

- beschäftigt sich damit, in welcher Weise Städte Ausdruck spezi scher gesellschaftlicher

Naturverhältnisse sind, wie Städte mit ihrem immensen Materialdurch uss Naturverhältnisse im

planetarischen Maßstab prägen + welche Kämpfe um Naturbeanspruchung und

Umweltgerechtigkeit von Städten ausgeht, die die Stadtbevölkerung in unterschiedliche Weise

betre en

- konzentriert sich auf Ursachen von Nicht-Nachhaltigkeit

--> durch Untersuchung sozialer Dimensionen städtischer Umweltprobleme im Kontext lokaler +

historisch-produzierter Machtstrukturen

- urbane: betrachtet komplexe Wechselwirkungen gesellschaftlicher Naturverhältnisse in Städten

- urbane politische Ökologie betrachtet Stadt sowohl als Ort, als auch eine spezi sche

Maßstabsebene lokalen + globalen Transformationen

- untersucht sozial-ökologische Ungleichheiten innerhalb der Stadt, zwischen Städten + im Bezug

der Stadt zu ihrem regionalen Umland bis hin zum planetarischen Maßstab

- Studien in einzelnen Städten + vergleichende Fallstudien

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wird aus 3 Perspektiven einer Auseinandersetzung mit Städten unterschieden:

- gesellschaftliche Naturverhältnisse, die in Städten zu erkennen sind + sich auf Fragen lokaler

Umweltgerechtigkeit konzentrieren (a)

- gesellschaftliche Naturverhältnisse, die von Städten produziert werden + Fragen zur urbanen

Material üssen relevant machen (b)

- gesellschaftliche Naturverhältnisse, die durch Städte erfolgen + Fragen zu externalisierten

Kosten dieses ressourcenintensiven Stadtlebens stellen (c)

--> die ersten beiden Perspektiven prägen die urbane politische Ökologie seit den 1980ern +

folgen historisch-materialistischer bzw. marxistischer Ansätze

--> die dritte Perspektive hat in letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen + steht in engerer

Verbindung zu postkolonialen + dekolonialen Ansätzen sowie einer kritischen Stadtforschung

a) Verteilung von urbanen Grünräumen und Gesundheitsbelastung

- Städte sind nicht nur dichte Siedlungsräume, sondern auch Standorte für Gewerbe,

Industriebetriebe und Entsorgungsinfrastrukturen, sowie überregionale Verkehrsachsen

- Funktionsmischung von Stadt führt zu Nutzungskon ikten + enormen Gesundheitsbelastungen

für bestimmte Teile der Stadtbevölkerung durch Lärm und Emissionen sowie Grundwasser- +

Bodenkontamination

- Gesundheitsbelastung in Städten extrem ungerecht verteilt

- ungerechte Diskrepanz zwischen Verursachung und Betro enheit von Umweltbelastungen ist

Ausdruck von Klassenverhältnissen

--> sind Ergebnis sozialer Segregation

- Gesundheitsbelastende Industrien + Infrastrukturen nden sich mit hohem Anteil an armer und

Migrationsbevölkerung

- Untersuchung über ungleichen Zugang zu gesunder Stadtumwelt haben wichtigen Ansatzpunkt

für urbane politische Ökologie geliefert

--> betrachtet Städte als Ermöglichungsräume urbaner Praxis + alternativer gesellschaftlicher

Naturverhältnisse

- Grünraumaufwertung in Städten oft mit Verdrängung armer Bevölkerungsgruppen verbunden

- indirekte Vertreibung: wenn Aufwertungsmaßnahmen der Umweltqualität in Quartieren mit

einkommensschwachen Bewohner*innen nicht mit Mietpreisdeckel verbunden werden -->

daraufhin günstige Mietwohnungen in hochpreisige Eigentumswohnungen umgewandelt werden

- direkte Vertreibung: von Wohnungslosen im Rahmen von Stadtentwicklungsstrategien der

Grünraumgestaltung --> da Attraktivität von städtischem Grünraum mit Sicherheit und

Sauberkeit verbunden wird, dieser aber wohnungslosen Gruppen abgesprochen wird

b) Urbaner Metabolismus von Luft, Wasser, Energie, Rohsto en und Fertigprodukten

- Rohsto e werden in Städten zu Energie, Nahrung usw. verarbeitet und als Abfälle und

Emissionen ins Umland, globale Verwertungsströme oder Atmosphäre zurückgegeben

--> dieser Prozess: "urbaner Metablolismus"

- anhaltende Urbanisierung hat globale Auswirkungen auf Verfügbarkeit von Ressourcen

- besonders in Großstädten haben gesellschaftliche Naturverhältnisse immer mehr globalisiert

- urbane Lebensweisen verursachen globale Rohsto - und Wasserströme, Produktionsnetzwerke

und Infrastruktursysteme, die alltägliche Konsum- und Produktionsweisen unterschiedlicher

Städte verbinden

- zwei Aspekte der Urbanisierung: Durch uss von Waren, Ressourcen, Kapital und Gütern in und

aus Stadt + permanenten Austausch- und Transformationsprozesse zwischen einer Stadt und

ihrem Umland

--> diese Perspektive vermeidet Trennung zwischen Stadt und Land

- Städte sind Standort materieller Infrastrukturen und Institutionen, die aus hierarchischen

Gesellschaftsverhätnissen hervorgegangen sind + diese reglementieren

- urbane Welter werden immer multi-situierter und vernetzter

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- die Theoretisierung der Urbanen Politischen Ökologie war lange zentralen Referenzen der

britischen + nordamerikanischen neo-marxistischen Geographie geprägt

--> daher haben nordamerikanische Städte schon immer eine beispielhafte Rolle bei Entwicklung

der u.p.Ökologie gespielt

c) Externalisierte Kosten urbaner Lebensweise

- der Prozess der immer umfangreicheren Ressourcenbeanspruchung + der wachsende

Sto durch uss prägt in Folge gloablisierter Ressourcenströme und globalisierter

Produktionsketten auch gesellschaftliche Naturverhältnisse in anderen Städten der Welt

--> in denen Exportrohsto e abgebaut oder zu Zwischen- und Endprodukten verarbeitet werden

oder die am Ende der Verwertungskette stehen und Müll und Altlasten anderer Städte

aufnehmen

- nachhaltige Nicht-Nachhaltigkeit insbesondere von Großstädten des globalen Nordens zeigt

sich an Industrien, die auf einem Ressourcenextraktivismus aus dem Süden beruhen +

gleichzeitig die sozialen und ökologischen Kosten und Risiken ihrer Produktionsweise zurück in

den Süden externalisieren

- diese über Jahrhunderte entwickelte globale Ungleichheitsstruktur einer extraktivistischen und

externalisierenden Wirtschaftsweise ist nur möglich in einer Welt, die durch rassistische

Gesellschaftsordnung geprägt ist

- sozial-räumliche Ungleichheitsstrukturen dieser Sto ströme zeigen sich nicht nur im Nord-Süd

Verhältnis, sondern auch innerhalb regionaler Machtgeometrien zwischen urbanen Zentren und

Peripherien

--> diese Struktur zeigt sich aus historisch-materialistischer Perspektive sehr deutlich

- meisten europäischen Städte (insbesondere Hafenstädte) gründen ihren Wohlstand auf

kolonialer Ver echtungsgeschichte

- diese globalen Ungleichheitsstrukturen prägen die Privilegierung innerhalb dieser Städte + ihrer

städtischen Umwelt bis in die Gegenwart

- global sehr ungleiche Ressourcenbeanspruchung, globale Arbeitsteilung + Entsorgung von

Wohlstandsmüll sind einem dichotomen (gegabelt, zweiteilig) Narrativ von Stadttypen gebunden

--> große Städte des globalen Nordens verstehen sich als "Global Cities" und sehen sich im

Wettbewerb der erfolgreichsten Wirtschafts-, Kultur- und Lebensorte

--> Städte des Globalen Südens werden als "wuchernde Megacities" mit extremen sozialen und

ökonomischen Problemlagen kategorisiert

Fazit und Ausblick: Urbane Transformationen


- sozialen Wandel + Umweltveränderungen als räumliches und dialektisches Verhältnis zu

betrachten, ist und bleibt relevant um Formen von Umwelt(un)gerechtigkeit verstehen zu können

- Mehrheit der Studien der Politischen Ökologie beschäftigt sich vor allem mit Mensch-Natur

Verhältnissen im ländlichen Raum, obwohl wir uns in einem Jahrhundert mit starker

Urbanisierungsdynamik be nden

- Ressourcenkon ikte und Umweltkatastrophen werden immer stärker von urbanen Wirtschafts-

und Lebensweisen angetrieben

- In Zukunft werden drei dominante Politiken diesen Prozess intensivieren, die Ziel verfolgen,

urbane Lebensstile der Gegenwart fortzuführen: marktwirtschaftlicher

Klimaschutz, Digitalisierung der Versorgungsinfrastruktur und Elektri zierung von Industrie und

Mobilität

- Lebensweisen in der Städten bestimmen gesellschaftliche Naturverhältnisse im globalen

Maßstab

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Urbanisierung und Stadtforschung

Bedeutung Stadt für Gesellschaft und Wirtschaft:


- Städte als Möglichkeitsraum für sozialen Aufstieg

- im Städte- und Wohnungsbau fanden daher sozialutopische, gesellschaftstheoretische Ansätze

mit neuartigen Arbeiter- und Gartenstadtsiedlungen früh Eingang

- Städte wurden zum Labor für Gesellschaftsreformen

- Städte als Integrationsmaschinen

- Konzept der Invasion-Sukzessionszyklen geht davon aus, dass sich Bevölkerung und städtische

(Land-) Nutzungen laufend verändern

--> Wenn Bevölkerung und Arbeitsplätze abwandern, entstehen neue Ansprüche an den Raum

bezüglich Wohn-, Arbeits-, Erholungsfunktion, und es ändern sich grundlegend auch

Sozialstrukturen

- Stadt als Wachstumsmotor

Geographische Stadt als Querschnittsperspektive - räumliche, raumzeitliche Bezugsebenen und


Raumverständnisse:
- untersucht auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen Fragestellungen aus Wirtschaft + Sozialem,

sowie zur bebauten und nicht bebauten Umwelt jeweils in ihren urbanen räumlichen Kontexten

- bedeutend: Gesellschaftsentwicklungen + ihre Wechselwirkungen mit Raum

- Verstädterung: Wachstum von Städten, städtischer Bevölkerung + räumliche Ausdehnung von

städtischen Siedlungs- und Wohnformen

- Urbanisierung: Prozess der Ausbreitung städtischer Lebens- und Verhaltensweisen

- räumlichen Prozesse von Suburbanisierung, Desurbanisierung, Reurbanisierung und

Periurbanisierung (können nacheinander o. gleichzeitiig auftreten)

- geog. Stadtforschung untersucht auch Raum in Stadt selbst + unterteilt diesen in Mikro-, Meso-

und Makroebene

- Mikroebene: umfasst z. B. Einzelhandelsstandorte, sozial- und wirtschaftsräumliche Strukturen

auf Baublockebene

- Meso-Ebene: beinhaltet u. a. Stadtviertel, Sozialstrukturen von Nachbarschaften und

Stadtvierteln, Nutzungen und Nutzungsspezialisierungen in Stadtvierteln

- Makroebene: bezieht sich auf die Gesamtstadt, Agglomeration, funktional zusammengehörende

Stadtregion etc.

- viele Untersuchungsfragen ergeben sich aus Au assung, dass ein Raum gesellschaftlich

produziert und reproduziert wird

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- zur Theorie eines gesellschaftlich produzierten + reproduzierten Raumes gehört beispielsweise

auch das Konzept der "planetaren Urbanisierung"nach Levébvre

--> geht davon aus, dass Gesellschaft weltweit vollständig durch Kapitalismus urbanisiere und

dies viele verschiedene Urbanisierungsresultate (urban outcomes, spatialities) entstehen lässt

- Beispiele: Kommodi zierung von Naturlandschaften wie dem Mount Everest oder der

Landwirtschaft durch touristische Urbanisation

Entwicklung der geographischen Stadtforschung & ausgewählte Ansätze:

morphogenetische Stadtforschung bzw. Stadtgestaltungsforschung (Wende zum 20. Jh.)

- nahm sichtbare Veränderung der Gestalt von Industriestädten in den Blick, insbesondere die

Grund- und Aufrissgestaltung

- gab mehrere Phasen bei denen morphogenetische stadtgeographische Arbeiten wichtig wurden:

Beginn 20 Jh., 1920er, 1950er (als beim Wiederaufbau in der Nachkriegszeit die

Grundrissgestaltung von städtischen Siedlungen eine wichtige Leitgröße wurde)

- Fokus auf städtische Morphologie und Baukultur bleibt relevant, da in einer neoliberalen,

unternehmerischen Stadtpolitik der Baukultur und Stadtgestaltung symbolische, ästhetische und

emotionale Werte zugeschrieben werden, welche die Attraktivität einer Stadt für Einwohner*innen

und Investor*innen erhöhen + damit Steuerbasis der Stadt verbessern können

funktionale geographische Stadtforschung inkl. Zentralitäts- und Städtesystemforschung (1920er,


1930er)

- untersucht funktionale Stadtgliederung + funktionale städtische Teilräume, aber auch Städte im

Bezug zu anderen Städten

- Funktion bezeichnet somit die funktionale Nutzung von Raumeinheiten wie Wohnvierteln,

Industrie- und Gewerbegebieten o. innerstädtische Geschäftszentren

- Funktion aber auch auf funktionale Spezialisierung zwischen Städten nach dem Zentrale-Orte

Konzept von Christaller verwendet oder im Zusammenhang mit Global Cities

--> Dabei werden Funktionen nach Zentralität bzw. Bedeutungsüberschuss für Umland-Bereiche

erfasst und funktionale Hierarchien (regionales oder globales urbanes System) erarbeitet

- die auf funktionale städtische Teilräume + funktionale Gliederung ausgerichtete

Forschungsrichtung leistet wichtigen Beitrag zum Verständnis der zunehmenden

Ausdi erenzierung von funktionalen Nutzungen auf Grundlage der Charta von Athen 1933

--> diese hatte in Städten + städtischen Agglomerationen klar getrennte Nutzungs ächen

gefordert

- Zentralitätsforschung untersucht zentralörtliche Ver echtungen von Städten mit ihrem Umland in

Bezug auf überörtliche Versorgungsaufgaben

- zentrale Orte: räumlich-soziale Konzentrationen von überörtlichen Einrichtungen und Funktionen

für die Daseinsvorsorge in einem größeren Ver echtungsraum

- empirische Zentralitätsforschung nahm seit 1960er einen Aufschwung

- Global-City-Forschung um 1915 geprägt worden, untersucht Global Cities als


Wirtschaftszentren mit Geschäftsbereichen von globaler Bedeutung und Reichweite

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