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Goethe Universität Frankfurt

Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften (09)


am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam

Seminar: Rezeptionsgeschichte der Fitna


Seminarleiter: Prof. Dr. Bekim Agai und Bacem Dziri M.A.
Semester: Wintersemester 2019/20

Hausarbeit

Zwischen Vorbild und Ketzer


Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh
und seine Rolle während der fitna

eine historisch-wissenschaftliche Untersuchung zur


Schlüsselrolle eines Protagonisten zu Zeiten
der al-ẖulafāʾ ar-rāšidūn

von:
Tuncay Erol B.A.
Ballonstraße 2
68307 Mannheim
Tel.: +49 176 43781598
Matrikelnummer: 646 5555
E-Mail: erol@stud.uni-frankfurt.de

M.A. Islamische Studien


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung............................................................................................ 1
2. Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh – Einführung zur Person ............................. 3
2.1 Vita – Einleitende Biographie...................................................................... 3
2.2 Aḥādīṯ (Prophetenaussagen) zu Ṭalḥa ....................................................... 5
2.2.1 Ḥadīṯ: Der lebendige Märtyrer .............................................................. 5
2.2.2 Ḥadīṯ: Lobende Betitelungen vom Propheten (‫ )ﷺ‬................................ 6
2.2.3 Ḥadīṯ: Szene aus der Schlacht von Uḥud ............................................. 6
2.2.4 Ḥadīṯ: Nachbarn des Propheten im Paradies ....................................... 6
2.2.5 Zwischenresümee ................................................................................ 7
3. Ṭalḥa zu Zeiten des Kalifen Abū Bakr (632-634) .............................. 7
4. Ṭalḥa zu Zeiten des Kalifen ʿUmar (634-644) ................................. 10
5. Ṭalḥa zu Zeiten des Kalifen ʿUṯmān (644-656) ............................... 11
6. Ṭalḥa zu Zeiten des Kalifen ʿAlī (656) ............................................. 15
7. Schluss ............................................................................................. 19
Literaturverzeichnis ............................................................................... 21
1. EINLEITUNG
In der folgenden Hausarbeit handelt es sich um eine historisch-wissenschaftliche
Untersuchung einer wichtigen Persönlichkeit, die selbst unter den wichtigsten
Schlüsselfiguren der islamischen Religion, den ṣaḥāba, die ohnehin als Hauptpro-
tagonisten der ʿaṣr as-saʿāda („Epoche der Glückseligkeit“) im Rampenlicht der
Glaubensgeschichte stehen, markant heraussticht. Es handelt sich hierbei um den
renommierten Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh1, der neben seiner Aktivität als Prophetenge-
fährte und seinem Status als „Paradiesversprochener“ (einer von den „al-ʿašara al-
mubaššarūn bi-l-ǧanna“), ebenfalls während der fitna eine signifikante Stellung
einnimmt. Aufgrund der unterschiedlichen „für richtig empfundenen“ Meinungen
und Interpretationsansätze, aus denen sukzessiv die heutigen Ansichten zur Per-
son des Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh resultiert sind, hat sich – unabhängig von der Größe
der Meinungslager betrachtet – eine Beliebtheitsskala mit zwei antagonistisch zu-
einanderstehenden Extremen herauskristallisiert. Durch diese Tatsache kann je
nach verschiedenen herangezogenen Quellen ein sowohl solches Abbild von ihm
entstehen, das ihn als – um es sanft zu formulieren – Bösewicht illustriert, als auch
ein solches, das ihn heroisierend zum Adressaten von Eulogien macht. Letzteres
gilt als meistverbreitete, überwiegend sunnitische Meinung, wobei ersteres in schi-
itischen Kreisen apologetisch vertreten wird. Lapidar formuliert kann man die pa-
radoxen Ansichten über ihn mit folgenden Worten von Adam Bursi resümieren: „A
Holy Heretical Body“2. Die fitna, beziehungsweise die verschiedenen politischen
Ansichten während und nach der fitna kann man als ursprüngliche Stimulanzien
dieser divergenten Meinungsgenese betrachten. Um den Hintergrund der ver-
schiedenmotivierten Einstellungen zu Ṭalḥa zu verstehen, ist es vonnöten, das
Augenmerk explizit auf seine Aktivitäten während der fitna zu richten, da diese
letztendlich ausschlaggebend für seinen andauernden Ruf im Nachhinein sind. Die
Arbeit soll nach einer einführenden Biographie die historischen Begebenheiten
strukturiert abhandeln und die Entwicklung der „politischen“ Haltungen und Aktivi-
täten Ṭalḥas im Laufe der vier Kalifate analysieren. Zum besseren Überblick wird
nun die chronologische Struktur der Arbeit deskribiert: Erst wird auf die Privatbio-
graphie und Physiognomie Ṭalḥas eingegangen, welches dem Leser ein äußeres

1 In vollständig-grammatikalisierter Transkription (DMG) lautet der Name „Ṭalḥa bin ʿUbaydi -llāh“.
Auch sind abweichende Namen wie „Ṭalḥa bin ʿUbayd Allāh“ in englischer oder „Talha bin Ubeydul-
lah“ in türkischer Literatur Usus.
2 Bursi: A Holy Heretical Body. In: Studies in Late Antiquity (2018), S. 147.

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Erscheinungsbild von ihm, unabhängig von den historischen Ereignissen verschaf-
fen soll. Daraufhin wird in die Hauptthematik der Arbeit, Ṭalḥas Rolle vor und wäh-
rend der fitna, eingegangen. Um eine genaue Entwicklung seines politischen Han-
delns zu betrachten, gliedert sich dieser Abschnitt der Arbeit in vier Kapitel: Hierbei
werden seine Aktivitäten zu Kalifatszeiten von Abū Bakr aṣ-Ṣiddīq, ʿUmar bin al-
Ḫaṭṭāb, ʿUṯmān bin ʿAffān und ʿAlī bin Abī Ṭālib chronologisch und komparierend
untersucht. Somit kann beobachtet werden, ob sich phasenweise Änderungen o-
der Einstellungskontraste in der persönlichen Haltung ergeben haben. Abschlie-
ßend werden die wichtigsten Thesen der Arbeit in einem Schlusskapitel resümiert
wiedergegeben, wobei auch auf den Ursprung der Meinungsabweichung zu Ṭalḥa
kurz eingegangen wird. Während der Arbeit werden Lebe- und Sterbedaten gemäß
dem gregorianischen Kalender angegeben. Die Übersetzung aller benutzten Quel-
len ist – falls keine An- oder Bemerkungen vorhanden sind – auf meine Person
zurückzuführen.

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2. ṬALḤA BIN ʿUBAYDULLĀH – EINFÜHRUNG ZUR PERSON
In diesem Kapitel wird die Person des Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh biographisch-physi-
ognomisch untersucht. Dies wird unter zwei subsumierten Unterkapiteln durchge-
führt: Primär wird auf die Vita Ṭalḥas eingegangen. Hierbei werden in groben Zü-
gen seine Herkunft, seine Familie und sein Lebenslauf beschrieben. Sekundär wird
auf einige aḥādīṯ des Propheten Muḥammad (Gott segne ihn und schenke ihm
Heil) eingegangen, in denen Ṭalḥa erwähnt wird. Da es keine Wortergänzung oder
Beifügung in den Aussagen des Propheten gibt,3 bieten sie uns als „Rohform“ ein
direktes und unkommentiertes Bild vom Propheten über Ṭalḥa.

2.1 VITA – EINLEITENDE BIOGRAPHIE

Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh wird in verschiedenen Quellen mit unterschiedlich-langen


Abstammungsketten (nasab) genannt. Einige Betitelungen sind wie folgt: „Abū
Muḥammad Ṭalḥa bin ʿUbaydillāh bin ʿUṯmān at-Taymī al-Qurašī“4, „Ṭalḥa bin
ʿUbaydillāh bin ʿUṯman bin ʿAmr bin Kaʿb bin Saʿd bin Taym“5, „Ṭalḥa bin ʿUbay-
dillāh bin ʿUṯmān bin ʿAmr bin Kaʿb bin Saʿd bin Taym bin Murra bin Kaʿb bin
Luʾayy“6 oder „Ṭalḥa bin ʿUbaydillāh bin ʿUṯmān bin ʿAmr bin Kaʿb bin Saʿd bin
Taym bin Murra ibn Kaʿb bin Luʾayy bin Ġālib al-Qurašī at-Taymī“7. Er ist ebenfalls
unter der kunya „Abū Muḥammad“ bekannt.8 Seine Abstammungskette verbindet
sich nach Angaben mit den Vorfahren des Propheten bei Großvater „Murra bin
Kaʿb“9 und mit Abū Bakr aṣ-Ṣiddīq bei „Kaʿb“10 oder „ʿAmr bin Kaʿb“11. Zusammen
mit Abū Bakr gehörte er ohnehin zum Stamm der Banū Taym, die in Mekka unter

3 Kleine ḥadīṯwissenschaftliche Randinformation: Hierbei wird die Unantastbarkeit der aḥādīṯ betont.
Deskriptive Kommentare oder deklarative Andersformulierungen und -interpretationen finden zu die-
sen Rohzitaten statt - direkte Eingriffe in die Aussagen sind strengstens verboten. Einige erfundene
oder abgeänderte Aussagen (al-ḥadīṯ al-mawḍūʿ) sind aufgrund der sorgfältigen ḥadīṯ-Kriterien und
dem isnād-System leicht dechiffrierbar, dürfen nicht weitertradiert werden, garantieren jedoch dem
Täter nach authentischsten Überlieferungen die Hölle. (Vgl. al-Birgiwī: Hadis Usûlü (o.J.), S. 10, 69-
72; Al-Buḫārī: Ṣaḥīḥ al-Buḫārī (2001), 2:80 (Nr. 1291); Muslim: Ṣaḥīḥ Muslim (o.J.), 1:10 (Nr. 3).)
4 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
5 Vgl. İbn al-Mubrad: Maḥḍu l-farḥati bi-faḍāʾili Ṭalḥa (2012), S. 55.
6 Vgl. İbn Kaṯīr: Al-bidāya wa-n-nihāya (2010), Bd. 7, S. 427 f.; İbn Hišām: Islâm Tarihi. Sîret-i Ibn-i

Hişam Tercemesi (1985), Bd. 1, S. 334; Ibn al-Mubrad: Maḥḍu l-farḥati bi-faḍāʾili Ṭalḥa (2012), S.
55. Auch kommt dieselbe Namenskette nur mit der Abweichung “at-Tamīm” anstatt “at-Taym“ bei
Abū l-Qāsim at-Taymī vor: Vgl. at-Taymī: Siyar as-salaf aṣ-ṣāliḥīn (2004), S. 95.
7 Vgl. İbn ʿAbd al-Barr: Al-istīʿāb fī maʿrifat al-aṣḥāb (1992), Bd. 2, S. 764; İbn Saʿd: Kitāb aṭ-ṭabaqāt

al-kabīr (2001), Bd. 3, S. 196; İbn Ḥaǧar al-ʿAsqalānī: Al-iṣāba fī tamyīz aṣ-ṣahāba (1995), Bd. 3,
S.430.
8 Vgl. at-Taymī: Siyar as-salaf aṣ-ṣāliḥīn (2004), S. 95.
9 Vgl. ebenda; İbn al-Mubrad: Maḥḍu l-farḥati bi-faḍāʾili Ṭalḥa (2012), S. 55; Yıldırım: Şehidü’l-Hayy

(2012), S. 17.
10 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
11 Vgl. Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012), S. 17.

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anderem bei örtlichen Blutrachenakten als Strafrichter fungierten.12 Aber auch wer-
den Abū Bakr und Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh aufgrund ihrer nahen Verbundenheit als
„qarīnān“ betitelt, da sie sowohl eine enge Partnerschaft hatten, aber auch einmal
während der frühen Verfolgungsphase der Muslime mit einem Seil aneinanderge-
bunden worden sind.13 Sein Geburtsdatum wird circa auf das Jahr 595 geschätzt,14
wobei andere Quellen das Jahr 590 für richtig empfinden.15 Sein Todesdatum wird
im Konsens auf das Jahr 656 datiert, da er während der Kamelschlacht umge-
bracht wird.16 In der sīra von Ibn Hišām wird dazu plädiert, dass Ṭalḥas Alter wäh-
rend seinem Tod 60 gewesen ist.17 Sein Vater ʿUbaydullāh bin ʿUṯmān war neben
seinem Reichtum ebenfalls für seine internationalen Aktivitäten als Geschäfts-
mann bekannt. Er verstarb vor der Prophetie und hatte neben Ṭalḥas Mutter aṣ-
Ṣaʿba noch eine weitere Frau mit dem Namen Karima bint Mawhab, von der er
einen Sohn namens ʿUṯmān bekam.18 Talḥas Mutter war jemenitischer Provenienz
und hieß aṣ-Ṣaʿba bint ʿAbdullāh bin ʿImād al-Ḥaḍramī.19 Sie war vor ʿUbaydullāh
bin ʿUṯmān mit Abū Sufyān bin Ḥarb verheiratet, doch ließ sich scheiden und hei-
ratete ʿUbaydullāh. Neben Ṭalḥa hatte dieses Paar noch ein weiteres Kind, näm-
lich Mālik bin ʿUbaydullāh. Während Ṭalḥas älterer Stiefbruder ʿUṯmān im Laufe
der Zeit konvertiert und auf Seiten der Muslime umgebracht wird, stirbt sein jünge-
rer leiblicher Bruder Mālik in der Schlacht von Badr auf Seiten der mušrikūn (Poly-
theisten; auch zeitliche Islamgegner).20 Ṭalḥa war mit mehreren Frauen verheiratet
und hatte zehn Söhne und drei Töchter. Da auch Ṭalḥa aḥādīṯ überliefert hat, kom-
men auch öfter seine Kinder als Zweittradenten in seinen Überlieferungsketten vor.
Von seinen Söhnen stach unter anderem Muḥammad bin Ṭalha, der wie sein Vater
während der Kamelschlacht starb, heraus, wobei von seinen Töchtern ʿĀʾiša bint
Ṭalḥa – die für ihre besondere Vorbildlichkeit und Bildung – berühmt war.21 Ibn al-
Mubrad führt in seinem Werk über Ṭalḥa Überlieferungen auf, in denen von elf

12 Vgl. Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012), S. 17.


13 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).
14 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
15 Vgl. Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012), S. 17.
16 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012); Vgl. Erul: Talha b.

Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
17 Vgl. Ibn Hišām: Islâm Tarihi. Sîret-i Ibn-i Hişam Tercemesi (1985), Bd. 1, S. 334.
18 Vgl. Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012), S. 17 f.
19 Vgl. İbn Saʿd: Kitāb aṭ-ṭabaqāt al-kabīr (2001), Bd. 3, S. 196; İbn Hišām: Islâm Tarihi. Sîret-i Ibn-i

Hişam Tercemesi (1985), Bd. 1, S. 334; İbn Ḥaǧar al-ʿAsqalānī: Al-iṣāba fī tamyīz aṣ-ṣahāba (1995),
Bd. 3, S.430; Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).
20 Vgl. Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012), S. 17 f.
21 Vgl. İbn Saʿd: Kitāb aṭ-ṭabaqāt al-kabīr (2001), Bd. 3, S. 196; Kazancı: Âişe bint Talha b. Ubeydul-

lah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (1989), Bd. 2, S.206 f.; Kamacı: Tâbiîn Döneminden
Seçkin bir Kadın Portresi Âişe bint Talha. In: Marmara Üniversitesi Ilâhiyat Fakültesi Dergisi (2015),
S. 127-160.

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Söhnen und vier Töchtern die Rede ist.22 Ṭalḥa war sowohl vor seiner Konversion
als auch danach ein gutsituierter Händler, der aufgrund seiner Hilfsbereitschaft und
Bescheidenheit Prominenz erhielt.23 Laut Überlieferungen sowohl von al-Wāqidī
als auch von İbn Saʿd, die über Muḥammad bin Ṭalḥa auf seinen Vater Ṭalḥa bin
ʿUbaydullāh zurückgeführt werden, stößt Ṭalḥa in einem Kloster auf dem Markt in
Buṣrā (auch Bosra; Syrien) auf einen Priester, der von einem wahrhaftigen Pro-
pheten erzählt, der sich neu verkünden wird und zugleich der Sohn von ʿAbdullāh
bin ʿAbd al-Muṭṭalib ist. Nach dieser Aufforderung des Priesters begibt sich Ṭalḥa
nach Mekka und hört von seiner Familie, dass sein enger Freund Abū Bakr dem
neuen Propheten Muḥammad folgt. Nachdem Abū Bakr ihm das bestätigt, bringt
dieser ihn – neben ihm werden in anderen Quellen weitere Personen wie ʿUṯmān,
ʿAbd ar-Raḥmān, Zubayr und Saʿd genannt24 – zum Propheten und er nimmt den
Islam mit voller Überzeugung an.25 Danach spielt Ṭalḥa eine große Rolle in der
muslimischen Gemeinschaft, nimmt ab der Schlacht von Uḥud an allen Gefechten
teil und ihm werden besondere Positionen wie unter anderem die Rolle als Offen-
barungsschreiber (kātib al-waḥy), die Dazugehörigkeit zu den zehn Paradiesver-
sprochenen (al-ašara al-mubaššarūn) und die Mitgliedschaft zu den šūrā-Gefähr-
ten (aṣhāb aš-šūrā) zuteil.26

2.2 AḤĀDĪṮ (PROPHETENAUSSAGEN) ZU ṬALḤA

Nun wird auf einige Prophetenaussagen eingegangen, in denen Ṭalḥa thematisiert


oder angesprochen wird. Abgesehen davon, tradierte er selbst ebenfalls aḥādīṯ.27

2.2.1 ḤADĪṮ: DER LEBENDIGE MÄRTYRER

‫ض‬ ‫ر‬
َ
ْ ‫األ‬ ‫ه‬ ‫ج‬ْ ‫َس ُه َأ ْن َي ْن ُظ َر إ ََل َشهيد َي ْمش َع ََل َو‬
َّ َ ‫« َم ْن‬
ِ ِ ‫ِ ٍ ِ ي‬ ِ
َ ُ ْ َ َ ْ َ َ ُ ْ َْ
28
ِ ‫فل َينظ ْر ِإَل طلحة ب ِن ع َب ْي ِد‬
»‫اّلل‬
„Wenn jemand einen lebendigen šahīd (Märtyrer) auf der Erde sehen möchte,
der soll zu Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh blicken“

22 Vgl. İbn al-Mubrad: Maḥḍu l-farḥati bi-faḍāʾili Ṭalḥa (2012), S. 170-176; Ebenfalls ist in der Islami-
schen Enzyklopädie von “Türkiye Diyânet Vakfı” von 15 Kindern die Rede: Vgl. Erul: Talha b.
Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
23 Vgl. Atasoy [u.a.]: Sahabiler Ansiklopedisi (2011), S. 116.
24 Vgl. İbn Hišām: Islâm Tarihi. Sîret-i Ibn-i Hişam Tercemesi (1985), Bd. 1, S. 332-335.
25 Vgl. İbn Saʿd: Kitāb aṭ-ṭabaqāt al-kabīr (2001), Bd. 3, S.196 f.; Kāndahlawī: Ḥayāt aṣ-ṣaḥāba

(1999), Bd. 1, S. 100 f.; İbn al-Mubrad: Maḥḍu l-farḥati bi-faḍāʾili Ṭalḥa (2012), S. 59.
26 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
27 Vgl. İbn Ḥaǧar al-ʿAsqalānī: Al-iṣāba fī tamyīz aṣ-ṣahāba (1995), Bd. 3, S.431 f.
28 At-Tirmiḏī: Sunan at-Tirmiḏī (1975), 5:644 (Nr. 3739). Die isnād-Ketten aller aḥādīṯ sind in den

Quellen vorhanden. Viele (u.a. al-Albānī) stufen diese Überlieferung als ṣaḥīḥ (authentisch) ein.

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2.2.2 ḤADĪṮ: LOBENDE BETITELUNGEN VOM PROPHETEN (‫)ﷺ‬
َ ْ َ َ ْ َ ُ َ ََ ُ َ
،‫ طلحة الخ ْ ري‬:‫هللا عل ْي ِه َو َسل َم َي ْو َم أ ُح ٍد‬ ‫هللا َصَل‬ ُ ُ َ ‫« َس َّم‬
ِ ‫ان رسول‬‫ِي‬
29 ُ ْ َ َ ْ َ ْ َ ُ َ ْ َ َ َ َّ َ ْ َ َ ْ َ َ ْ ََْ َ
»‫ طلحة الجود‬:‫ي‬ ٍ ‫ ويوم حن‬،‫ طلحة الفياض‬:‫و ِ يف غزو ِة ِذي العشي ِة‬
[Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh berichtet:]
„Der Gesandte Gottes, Gott segne ihn und schenke ihm Heil, nannte mich am
Tag von Uḥud Ṭalḥatu l-Ḫayr (der Gutes besitzende Ṭalḥa), am Tag der
ʿUšayra-Schlacht Ṭalḥatu l-Fayyāḍ (der viel Zufriedenheit besitzende Ṭalḥa) und
am Tag von Ḥunayn Ṭalḥatu l-Ǧūd (der großzügige Ṭalḥa)“

2.2.3 ḤADĪṮ: SZENE AUS DER SCHLACHT VON UḤUD


َ ََْ َ ََ ْ َّ َ َ َ َ َ ُ ُ َ ْ َ َ ْ َ َ َ َ ْ َ َ ُ َ َ َ ِّ َّ َ َ َ َ
‫ فأق َعد‬،‫ فل ْم َي ْست ِط ْع‬،‫الصخ َرِة‬ ‫ض ِإَل‬ ‫ فنه‬،‫ان يوم أح ٍد‬ ِ ‫كان عَل الن ِ يب صَل اّلل علي ِه وسلم ِدرع‬
ْ َّ َ َ ْ ََّ َ ْ َ َ َ َ َ َ ْ َ َ ُ َ َ َ ُّ َّ َ َ َ ُ َ ْ َ َ َ ْ َ
،‫الصخ َرِة‬ ‫است َوى َعَل‬ ‫ فص ِعد الن ِ يب صَل اّلل علي ِه وسلم علي ِه حب‬،‫طلحة تحته‬
30
ُ َ ْ َ َ َ ْ َ ُ ُ َ َ َ َ َ ْ َ َ ُ َ َ َ َّ َّ ُ ْ َ َ َ َ
»‫ب طلحة‬ ‫ «أوج‬:‫ س ِمعت الن ِ يب صَل اّلل علي ِه وسلم يقول‬:‫فقال‬
[Zubayr bin al-ʿAwwām berichtet:]
„Auf dem Gesandten Gottes, Gott segne ihn und schenke ihm Heil, waren am
Tag des Uḥud zwei Rüstungen. Er versuchte auf einen Felsen zu steigen, aber er
konnte [aufgrund der schweren Rüstungen] nicht. Er nahm Ṭalḥa unter sich
[machte ihn zu einer Aufstiegsstufe] und stieg auf ihn bis er auf dem Felsen
stand. Er [Zubayr] sagte: Ich hörte den Gesandten Gottes, Gott segne ihn und
schenke ihm Heil, „Ṭalḥa hat es [das Paradies] zur Pflicht gemacht“ sagen.

2.2.4 ḤADĪṮ: NACHBARN DES PROPHETEN IM PARADIES


َ َ َُ َ َ َ ُُ ْ َ َ
‫اّلل َعل ْي ِه َو َسل َم‬ ‫اّلل صَل‬ِ ‫ول‬
ُ َ ْ
ِ ‫س ِمعت أذ ِ ين ِمن ِ يف رس‬
31 َّ َ ُّ َ ُ َ ْ َ : ُ ُ َ َ ُ َ
َ ‫الز َب ْ ُي َج َار‬
»‫اي يف الجنة‬ ‫وهو يقول «طلحة و‬
[ʿAlī bin Abī Ṭālib berichtet:]
„Meine Ohren hörten den Gesandten Gottes, Gott segne ihn und schenke ihm
Heil, „Ṭalḥa und Zubayr sind meine Nachbarn im Paradies“ sagen.

29 Aṭ-Ṭabarānī: Al-Muʿǧam al-Kabīr (1994), 1:112 (Nr. 197); Al-Ḥākim: Al-Mustadrak (1990), 3:422
(Nr. 5605). Ḥadīṯ wird als authentisch eingestuft, wobei at-Taymī den ḥadīṯ als schwach (ḍaʿīf) erklärt:
siehe At-Taymī: Siyar as-salaf aṣ-ṣāliḥīn (2004), S. 101. Bei einigen Versionen gibt es im Text (matn)
Vokalisationsabweichungen bei den Wörtern „ʿUšayra“ und „Ǧūd“. Anstelle dieser kommt „ʿAšīra“
oder „Ǧawwād“ vor, was aber die Bedeutung nicht verändert.
30 At-Tirmiḏī: Sunan at-Tirmiḏī (1975), 4:201 (Nr. 1692); Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Milletler ve Hükumdarlar Ta-

rihi (1990), Bd. 4, S. 402; At-Taymī: Siyar as-salaf aṣ-ṣāliḥīn (2004), S. 95. Ḥadīṯ gilt als ṣaḥīḥ.
31 At-Tirmiḏī: Sunan at-Tirmiḏī (1975), 5.644 (Nr. 3741). Ḥadīṯ wird als schwach und ġarīb (d.h. in

dem isnād gibt es einen Tradenten, der die Überlieferung ausschließlich allein tradiert) eingestuft.

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2.2.5 ZWISCHENRESÜMEE

Die überlieferten Aussagen des Propheten (‫ )ﷺ‬variieren – wie per Annotationen


vermerkt – in ihrer Authentizitätsstärke. Die aufgezählten Überlieferungen sollen
einen kurzen Einblick in die direkten Prophetenzitate zu Ṭalḥa verschaffen. Zwi-
schen den verschiedenen Quellen der von Kapitel 2.2.1 bis 2.2.4 aufgeführten Pro-
phetenaussagen ist manchmal ein Einstufungsdissens feststellbar. In der ḥadīṯ-
Literatur sind zahlreiche Überlieferungen zu Ṭalḥa aufzufinden, wobei die genann-
ten aḥādīṯ eine Auswahl aus diesem Überlieferungsfluss sind und deswegen se-
lektiert wurden, da sie direkte Aussagen des Propheten beinhalten. Folgeschließ-
lich gibt es viel mehr Aussagen zu Ṭalḥas Taten oder seiner Persönlichkeit von
mehreren Augenzeugen. Authentische Überlieferungen wie von Qays bin Abī
Ḥazim „Ich sah die Hand Ṭalḥas, mit welcher er den Propheten (‫ )ﷺ‬verteidigte,
sie war verwundet (ausgetrocknet)“32 beinhalten keine direkten Aussagen des
Propheten, doch prägen im Großen und Ganzen ebenfalls das Erscheinungsbild.
Auch stößt man in verschiedenen enzyklopädischen Einträgen zu Ṭalḥa auf seine
Loyalität und kriegerischen Hilfeleistungen, aus denen er schwere Verletzungen
mit sich nahm.33 Resümierend kann man sagen, dass sich im Gesamtkorpus der
Überlieferungen eine heldenhafte Physiognomie Ṭalḥas widerspiegelt. Selbst
wenn man alle schwachen Überlieferungen weglässt, macht sich durch die als sehr
authentisch eingestuften Zitate ein recht positives und tapferes Auftreten Ṭalḥas in
der ḥadīṯ-Literatur feststellbar.

3. ṬALḤA ZU ZEITEN DES KALIFEN ABŪ BAKR (632-634)


Ṭalḥa war ein wirtschaftsaktiver Händler, der geschäftlich bedingt viel umherreiste.
Wie zuvor beschrieben ist er jedoch mekkanischer Provenienz und dort ansässig.
Nachdem der Prophet mit den ersten Muslimen nach Medina auswandert, trifft er
auf dem Weg auf Ṭalḥa, der von einer geschäftlichen Reise aus Damaskus wie-
derkehrt. Dieser gibt dem Propheten (‫ )ﷺ‬und Abū Bakr Kleider aus Damaskus,34
kehrt nach Mekka und wandert danach mit der Familie Abū Bakrs nach Medina
aus.35 Ab der Schlacht von Uḥud nimmt er an jedem Gefecht der Muslime teil und

32 Vgl. Al-Buḫārī: Ṣaḥīḥ al-Buḫārī (2001), 5:22 (Nr. 3724).


33 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012); Erul: Talha b. Ubeydul-
lah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
34 Vgl. Aṣ-Ṣallābī: Siyer-i Nebi (2017), Bd. 1, S. 474.
35 Vgl. İbn Saʿd: Kitāb aṭ-ṭabaqāt al-kabīr (2001), Bd. 3, S.197; Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia

of Islam, Second Edition (2012).

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avanciert zu den engsten Gefährten des Propheten (‫)ﷺ‬.36 Vor allem nach dem
Feldzug von Tabūk soll Ṭalḥa knapp drei Jahre bis zum Ableben des Propheten
immer bei ihm gewesen sein und ebenfalls an der Abschiedspilgerreise (ḥiǧǧatu l-
wadāʿ) teilgenommen haben.37 Nach dem Ableben des Propheten (‫ )ﷺ‬gab es eine
kleine Zerstreuung der Gefährten, wobei sich eine Gruppe unter den anṣār an der
Saqīfa Banī Sāʿida (überdachte Ortschaft des medinensischen Banū Saʿida-Stam-
mes) versammelte und andere Gefährten wie ʿAlī bin Abī Ṭālib, Zubayr bin al-
ʿAwwām und Ṭalḥa bin ʿUbaydullah im Hause F
̣ aṭimas waren.38 Die Banū Sāʿida
waren dafür, dass der Stammesführer Saʿd bin ʿUbāda die Führung der Muslime
übernehmen soll.39 Die Banu Hāšim stellten sich ʿAlī bin Abī Ṭālib als Nachfolger
vor, wobei die muhāǧirūn Abū Bakr aufgrund seiner hohen Stellung und Rolle in
der Gemeinschaft als Nachfolger sahen.40 Als Abū Bakr von dieser Versammlung
an der Saqīfa hört, begibt er sich mit ʿUmar bin al-Ḫaṭṭāb und Abū ʿUbayda bin al-
Ǧarrāh dorthin. Im Anschließenden wird sich nach einigen Gesprächen (al-istišārā)
auf Abū Bakr als Kalif geeinigt, wobei diese Einigung ein Tag später in der Prophe-
tenmoschee generalisierend wiederholt wird und Abū Bakr seine berühmte Rede
(ḫuṭba) hält.41 Nach einigen propagandistischen Äußerungen einer Person, dass
die Wahl eine „falta“42 (ein spontanes Erledigen) war, hält ʿUmar bin al-Ḫaṭṭāb nach
seiner Pilgerreise diese spontane Art und Weise bestätigend eine Rede und ad-
diert, dass aus dieser keine Falschentscheidung resultiert ist, vielmehr Gott die
umma vor einer fitna geschützt hat.43 Während dem Ereignis an der Saqīfa war
Ṭalḥa zusammen mit ʿAlī bin Abī Ṭālib und Zubayr bin al-ʿAwwām nicht vor Ort.
Nach der Einigung auf den Kalifen gibt es laut verschiedenen Quellen mehrere
Ansichten, wann ʿAlī bin Abī Ṭālib seine bayʿa (Treueschwur, akzeptierende Zu-
stimmung) gegeben hat. Ibn al-Aṯīr zählt zwei Überlieferungen auf: Laut einer
Überlieferung soll ʿAlī sofort seine Zustimmung ausgesprochen haben, jedoch wird

36 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
37 Vgl. Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012), S. 63.
38 Vgl. İbn Hišām: Islâm Tarihi. Sîret-i Ibn-i Hişam Tercemesi (1985), Bd. 1, S. 412 f.
39 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 2, S. 298; İbn Hišām: Islâm

Tarihi. Sîret-i Ibn-i Hişam Tercemesi (1985), Bd. 1, S. 412 f; Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S. 271;
Apak: Islam Tarihine Giriş (2017), S. 138-139.
40 Vgl. Ünalan: Imamet Teorisinin Hadis Referansları (2017), S. 26.
41 Vgl. İbn Hišām: Islâm Tarihi. Sîret-i Ibn-i Hişam Tercemesi (1985), Bd. 1, S. 412 ff.
42 Vgl. Az-Zuhrī: Al-maġāzī an-nabawiyya (1981), S. 140.
43 Vgl. İbn Hišām: Islâm Tarihi. Sîret-i Ibn-i Hişam Tercemesi (1985), Bd. 1, S. 415. Auch soll der

Großteil der Muslime mit dieser „falta“ zufrieden sein: Dr. Şaban Öz spricht in einer ausführlichen
Untersuchung zum Saqīfa-Ereignis (sich auf den renommierten Historiker al-Yaʿqūbī beziehend) da-
von, dass in den schiitischen Quellen von einem Widerstandsaufruf von ʿAlī berichtet wird, dem sich
aber nur drei Personen angeschlossen haben. Allerdings sollen die schiitischen Quellen dies als
schwache Überlieferung einstufen. Vgl. Öz: Islâm Siyaset Geleneğinde bir Şâz - Şiî-Sünnî Yol
Ayrımında Sakîfe Hâdisesi. In: Istem Dergisi (2008), S. 89.

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in der anderen, für Ibn al-Aṯīr eher richtigeren Überlieferung erzählt, dass dieser
dies erst sechs Monate später gemacht hat.44 In aṭ-Ṭabarīs Werk ist die Rede da-
von, dass mit ʿAli der Großteil der Banū Hāšim die bayʿa sechs Monate verweigert
hat.45 Der ägyptische Historiker Aḥmad Amīn ist in seinem historischen Werk Ḍuḥā
l-Islām der Meinung, dass diese Gruppe unter den Banū Hāšim, die zu Zeiten der
Kalifatswahl radikal auf Seiten ʿAlīs standen, den erstmaligen Ursprung des Schi-
itentums (at-tašayyuʿ) bilden.46 Al-Buṭī erklärt, dass ʿAlī sich keineswegs der Kon-
sensentscheidung widersetzt hat, sondern seine Zustimmung entweder durch ei-
nen Erbkonflikt zwischen Fāṭima und Abū Bakr nach dem Ableben des Propheten
oder durch sein kurzfristiges Zürnen zur Nichtwahl verspätet hat.47 Wie dem auch
sei, anders war die Zustimmung bei Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh: Als Schwiegersohn
und enger Begleiter stimmte er Abū Bakr direkt zu.48 Auch wenn es Ansichten gibt,
dass er seine Zustimmung verzögert hat,49 sind diese aufgrund seiner Nähe und
aktiveren Rolle während den ḥurūb ar-ridda (Ridda-Kriege, bzw. Feldzüge gegen
die Stämme, die sich nach dem Ableben des Propheten vom Islam distanzierten),
die unter Befehl Abū Bakrs stattfanden, unglaubwürdig.50 Ṭalḥa stach unter der
Führung von Abū Bakr nicht heraus, jedoch erfüllte er alle ihm gegebenen Aufga-
ben, war immer Ansprechpartner und Ratgeber des Kalifen und ebenfalls Mitglied
der Kommission, an die sich Muslime bei Problemen und Gelegenheiten wand-
ten.51 Auch war er eine Schlüsselfigur sowohl in der Schlacht von Ḏū l-Qassa, als
auch aus den hieraus resultierenden Ridda-Kriegen.52 Ebenfalls erkennt man
Ṭalḥas nicht extremherausstechende, jedoch kontinuierliche Signifikanz daran,
dass er sich bei wichtigen Versammlungen stets im Beratungsgremium befand.53
Dass Abū Bakr stets auf Ṭalḥa, ʿUmar, Zubayr und ʿAlī zurückgriff, erkennt man
auch während seinem Vorgehen gegen den sich als neuen Propheten ausgeben-
den Ṭulayḥa bin Ḫuwaylid: Abū Bakr positionierte ʿAlī, Ṭalḥa, Zubayr und ʿAbdullāh

44 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 2, S. 298.
45 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Taʾrīkh al-rusul waʾl-mulūk (1990), Bd. 9, S. 197.
46 Vgl. Aḥmad Amīn: Ḍuḥā l-Islām (2011), S. 848. Aus schiitischer Sicht hat die Wahl Abū Bakrs nicht

im Konsens (iǧmāʿ) stattgefunden: Vgl. Ünalan: Imamet Teorisinin Hadis Referansları (2017), S.66.
47 Vgl. Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 511.
48 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504;

Atasoy [u.a.]: Sahabiler Ansiklopedisi (2011), S. 117.


49 Vgl. Çakır: Dört Halife Döneminde Talha b. Ubeydullah. In: Istem Dergisi (2006), S. 176. Hier ist

davon die Rede, dass Ṭalḥa aufgrund einer Erkrankung erst später zugestimmt hat.
50 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504;

Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).


51 Vgl. Atasoy [u.a.]: Sahabiler Ansiklopedisi (2011), S. 117.
52 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012); Erul: Talha b. Ubeydul-

lah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
53 Vgl. Sırma: Islâmî Tebliğin Örnek Halifeler Dönemi (2004), S. 42.

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bin Masʿūd an verschiedene Übergangsstraßen in Medina und sammelte das Volk
in der Prophetenmosche zusammen, um ihnen eine warnende Rede zu halten.54
Ṭalḥa folgte Abū Bakr während seiner gesamten Amtszeit und trug ihn zusammen
mit ʿUmar und ʿUṯmān bei seiner Bestattung.55

4. ṬALḤA ZU ZEITEN DES KALIFEN ʿUMAR (634-644)


Bevor Abū Bakr verstorben ist, konnte er sich auch Ṭalḥa als seinen potenziellen
Nachfolger vorstellen, jedoch entschied er sich für ʿUmar und ließ diese Entschei-
dung schriftlich festhalten.56 Ṭalḥa bin ʿUbyadullāh hinterfragte diese Entscheidung
aufgrund ʿUmars charakteristischer Robustheit und wollte den Grund dafür wis-
sen.57 Wilferd Madelung deutet auf die Wahrscheinlichkeit, dass Ṭalḥa sich selbst
als Nachfolger gesehen haben könnte.58 Nach einer Meinung soll er nicht hinter-
fragt, sondern direkt die Korrektheit der Entscheidung betonend zugestimmt ha-
ben.59 ʿUmar soll zwar mitbekommen haben, dass Ṭalḥa anfangs Befürchtungen
über seine Selektion habe, jedoch schürte er keinen Hass ihm gegenüber60 – das
spiegelt sich auch in den Aktionen ʿUmars während seiner Regierungszeit wider.
Auch zu Zeiten des Kalifen ʿUmar spielt Ṭalḥa eine ruhige, stets wichtige Rolle
stets im Kernkreis um den Kalifen. Seine Aktionen im Beratergremium sind (wie zu
Zeiten des Propheten oder Abū Bakrs) auch während dieser Periode wiederzufin-
den.61 Seinem dennoch bestehenden Beruf als Händler ging er dennoch hinterher.
Er erlangt durch seinen Verkauf einen hohen Betrag an Geld, welches er nach dem
Rat seiner Frau Suʿadā bint ʿAwf an die Menschen verteilte.62 Auch während die-
ser Periode ist Ṭalḥa an der Kriegsfront zu sehen: Während der Schlacht von al-
qādisiyya wird er als Führungskraft einer bestimmten Fronttruppe beauftragt.63
Während der ganzen Regierungszeit ʿUmars war Ṭalḥa ein treuer Diener des Ka-
lifen und auf nicht extremherausstechender Weise im Zentrum um ihn herum. Kurz

54 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 3, S. 245.


55 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 2, S. 384.
56 Vgl. Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 515; İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi

(1986), Bd. 2, S. 390 f.


57 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012); Erul: Talha b. Ubeydul-

lah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504; İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El
Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 2, S. 389 f; Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S. 312.
58 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).
59 Vgl. Atasoy [u.a.]: Sahabiler Ansiklopedisi (2011), S. 117.
60 Vgl. Çakır: Dört Halife Döneminde Talha b. Ubeydullah. In: Istem Dergisi (2006), S. 178.
61 Vgl. ebenda; Atasoy [u.a.]: Sahabiler Ansiklopedisi (2011), S. 117.
62 Vgl. İbn Saʿd: Kitāb aṭ-ṭabaqāt al-kabīr (2001), Bd. 3, S.201.
63 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 3, S. 380 f; İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih

Tercemesi (1986), Bd. 2, S. 412.

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vor seinem Tod bestimmt er die Leute der sechsköpfigen aṣhāb aš-šūrā (Berater-
gruppe), die sich untereinander auf den nächsten Kalifen einigen sollen. Zu dieser
Gruppe zählen neben Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh folgende Personen: ʿUṯmān, ʿAlī,
ʿAbdr ar-Raḥmān bin ʿAwf, Saʿd bin Abī Waqqās und Zubayr bin al-ʿAwwām.64
Laut mehreren Quellen befinden sich alle Mitglieder der Gruppe außer Ṭalḥa in
Medina und einigen sich auf den nächsten Kalifen ʿUṯmān bin ʿAffān.65 Ṭalḥa war
zu dieser Zeit nicht in Medina,66 wobei Yıldırım diese Abwesenheit auf seine ge-
schäftliche Tätigkeit zurückführt. 67
Als er nach Medina zurückkehrt, soll Ṭalḥa
ʿUṯmāns Kalifat problemlos zugestimmt haben, da er sich der Entscheidung der
Gemeinschaft nicht widersetzen wollte.68 Eine Minderheitenmeinung ist jedoch der
Ansicht, dass Ṭalḥa am Tag der Wahl anwesend war und sich direkt für ʿUṯmān
als nächsten Kalifen entschieden hat.69

5. ṬALḤA ZU ZEITEN DES KALIFEN ʿUṮMĀN (644-656)


Im Hinblick auf die vorigen zwei Kalifatssequenzen unter Abū Bakr und ʿUmar wird
man in der folgenden Periode unter der Regierung von ʿUṯmān Änderungen in der
Haltung Ṭalḥas feststellen. Unter den ersten zwei Kalifen kann resümierend von
einem treuen, nicht sehr auffälligem jedoch stets im Kernkreis des Kalifen befin-
denden Ṭalḥa sprechen, von dem auf keine Kritik oder Widersetzung gegen den
Kalifen zu stoßen ist. In dieser Periode ist in verschiedenen Quellen bekannt, dass
Ṭalḥa den Kalifen aufgrund der Regierungspolitik ab und zu kritisiert hat.70 ʿUṯmān
bin ʿAffān wird auch als der Kalif unter den al-ḫulafāʾ ar-rāšidūn gesehen, der die
meiste Kritik abbekommen hat.71 Das heißt jedoch nicht, dass jede Kritik gerecht-
fertigt ist oder positivkonstruktive Intensionen beinhaltet. Während man die ver-
schiedenen Sequenzen der Kalifen analysiert, muss man bedenken, dass sich der
neugegründete Staat der Muslime sukzessiv in verschiedene Regionen, die kon-

64 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 71; Ülkü: Islâm Tarihi
(2016), Bd. 1, S. 371; Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 522.
65 Vgl. Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 73 ff.; Ülkü: Islâm

Tarihi (2016), Bd. 1, S. 375 f.; Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).
66 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012); Erul: Talha b. Ubeydul-

lah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
67 Vgl. Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012), S. 69.
68 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 77.
69 Vgl. Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 523; Atasoy [u.a.]: Sahabiler Ansiklopedisi (2011), S. 117.
70 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504;

Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).


71 Vgl. Ünalan: Imamet Teorisinin Hadis Referansları (2017), S. 218.

Seite | 11
trolliert werden müssen, ausbreitet und diese länderübergreifende Expansion logi-
scherweise zur Folge hat, dass sich immer mehr Stämme – die sich hinsichtlich
verschiedener Merkmale (Mindset, Kultur…) unterscheiden – neue Meinungen mit
sich bringend unter dem einen Dach der Muslime versammeln. In den Quellen wird
sich darauf geeinigt, dass erst die letzte Hälfte des ʿuṯmānischen Kalifats Probleme
und Aufstände mit sich brachte.72 Die Menge an eroberten Regionen, die stam-
mesursprünglich dem „islamischem Feingefühl“ noch fremd waren, die Entstehung
einer neuen Generation ohne prophetische Anwesenheit und der Nachlass der
Leute in ihrer Religion nach angestiegenem wirtschaftlichem Gewinn, der aus der
internationalen Expansion resultiert ist, machte die Kontrollierbarkeit des Staates
schwerer als zuvor.73 Unabhängig von seiner Kritik, die Ṭalḥa erst ab der zweiten
Hälfte der Amtszeit ʿUṯmāns zu tätigen begann,74 befand er sich dennoch im Kern-
kreis und dem Beratungsgremium um den Kalifen herum.75 Vor allem soll Ṭalḥa
(mit weiteren Personen) das Verhalten der Gouverneure, die ʿUṯmān beauftragt
hat, stark kritisiert haben.76 Das hat einerseits mit dem von ʿUṯmān vollzogenen
Nepotismus zu tun, da einige Gouverneure aus seiner Verwandtschaft stammen.
Auch gibt es andere Entscheidungen, bei denen ʿUṯmān seine Familienmitglieder
oder die qurayšīten bevorzugt hat und somit Beschwerden von vielen Menschen
erhielt.77 Çakır betont, dass ʿUṯmāns finanzielle Großzügigkeit gegenüber seiner
Familie keinesfalls durch das Geld eines Anderen oder durch das bayt al-māl (das
„Finanzinstitut“ des islamischen Staates) finanziert wurde, sondern ausschließlich
von ihm selbst.78 Hierbei ist zu bemerken, dass er während seiner Amtszeit auch
Ṭalḥa großzügige Geschenke – Madelung ist hierbei der Meinung, dass ʿUṯmān
dies tat, um Ṭalḥa sicher auf seiner Seite während seiner Regierung zu haben –,
wie beispielsweise 200.000 Dinar, übergeben hat.79 Wie dem auch sei, spitzte sich
die Lage um den Kalifen ʿUṯmān nach den verschiedenen Aufständen der
Stämme, die unter anderem seinen Nepotismus kritisierten immer mehr zu. Aber
auch ergab sich in einer solchen Situation die Möglichkeit für diejenigen, die durch

72 Vgl. Fayda: Hulefâ-yi Râşidîn. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (1998), Bd. 18, S.330.
73 Vgl. Ünalan: Imamet Teorisinin Hadis Referansları (2017), S. 219; Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1,
S. 383 f.
74 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.504.
75 Vgl. Çakır: Dört Halife Döneminde Talha b. Ubeydullah. In: Istem Dergisi (2006), S. 180.
76 Vgl. Fayda: Hulefâ-yi Râşidîn. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (1998), Bd. 18, S.330.
77 Vgl. ebenda; . Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 530.
78 Vgl. Çakır: Dört Halife Döneminde Talha b. Ubeydullah. In: Istem Dergisi (2006), S. 181.
79 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).

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die Eroberungen zwar unter muslimischer Herrschaft lebten, jedoch aufgrund ih-
rem Nationalstolz zu der vorherigen Regierung einen Hass gegen dem Kalifen der
Muslime schürten.80 Auch spielt nach Quellen ʿAbdullāh ibn Sabaʾ – ein sich als
Muslim ausgebender Jude, der als Gründer des schiitischen sabaʾiyya-Zweiges
gilt und von ʿAlī bin Abī Ṭālib aufgrund seiner Apotheose sogar fast umgebracht
wurde81 – bei der Anfechtung der aufständischen Stämme gegen den Kalifen und
bei der Verbreitung von häretischen Meinungen in verschiedenen Regionen eine
große Rolle.82 Durch den Notzustand aufgrund der Aufstände versammelt sich
ʿUṯmān mit den Gouverneuren, wobei auch Ṭalḥa unter anderem teilnimmt.83 Je-
doch wird Ṭalḥa laut Madelung allmählich zu einem sehr starken Kritiker ʿUṯmāns
und soll laut Überlieferungen starke Worte gegen ihn geäußert haben.84 Eine
Gruppe soll die Uneinigkeiten zwischen ʿUṯmān und dem Rest als Möglichkeit ge-
sehen haben, um ʿAlī, Ṭalḥa und Zubayr gegen den Kalifen zu hetzen.85 Logischer-
weise hat das dazu geführt, dass auch Zurückhaltige sich nun kritisch geäußert
haben. Laut Madelung soll Ṭalḥa zusätzlich verschiedene Gruppierungen per Brief
zum Aufstand gegen den Kalifen aufgerufen haben und mit den ägyptischen Re-
bellen in Kontakt gewesen sein.86 Dies wiederum wird in den meisten Quellen ab-
gelehnt, da in diesen die Meinung vertreten wird, dass Ṭalḥa gegen die Kraft der
Rebellen wenig entgegensetzen konnte, jedoch stets gegen die Aufständischen
gekämpft hat und bei der Belagerung von ʿUṯmāns Haus seinen größeren Sohn
Muḥammad zur Verteidigung des Kalifen geschickt hat.87 Verschiedene Aufstän-
dische aus Kūfa, Baṣra und Ägypten hatten den Kalifen ʿUṯmān zu einem 40-tage
andauernden Hausarrest erzwungen und sein Haus abgeriegelt.88 In den meisten
Quellen ist zu erkennen, dass Ṭalḥa trotz seiner ausgeübten Kritik auf Seiten des
Kalifen stand und seinen Sohn zu seiner Verteidigung schickte, jedoch meint Ma-
delung, dass Ṭalḥa ʿUṯmāns Sturz und nach diesem die Zustimmung ʿĀʾišas zu

80 Vgl. Ünalan: Imamet Teorisinin Hadis Referansları (2017), S. 219.


81 Vgl. Ebû Zehra: Mezhepler Tarihi (2016), S. 41-42.
82 Vgl. Fığlalı: Abdullah b. Sebe. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (1988), Bd. 1, S.133;

Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S. 387; Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 530.
83 Vgl. Sırma: Islâmî Tebliğin Örnek Halifeler Dönemi (2004), S. 119.
84 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).
85 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 357.
86 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).
87 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 182: Atasoy [u.a.]:

Sahabiler Ansiklopedisi (2011), S. 117; Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012), S. 70; Ülkü: Islâm Tarihi
(2016), Bd. 1, S. 396 f; Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 535.
88 Vgl. Fayda: Hulefâ-yi Râşidîn. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (1998), Bd. 18, S.331.

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seinem Kalifatsantritt erhoffte.89 In einer Überlieferung wird auch behauptet, dass
Ṭalḥa während der Belagerung mit dem aufständischen İbn ʿUdays sprach, diesem
befahl, dass keiner das Haus verlassen oder betreten soll, ʿUṯmān dies mitbekam
und anschließend „[…] O Allāh, ich suche Zuflucht bei dir vor dem was Ṭalḥa gegen
mich macht. Er hat die Männer gegen mich aufgehetzt und sie vor meinem Haus
positioniert […]“ gesagt haben soll.90 Dass einer, der laut den gleichen Quellen
seinen Sohn zum Schutz des Kalifen beauftragt, jedoch diesen selbst verrät, spie-
gelt uns den Paradox einiger Überlieferungen, die in derselben Quelle vorliegen,
wider.91 Jedoch ist erkennbar, dass die Aufständischen durch üble Nachrede und
Aufwiegelung ihre erhoffte Streitigkeit zwischen den ṣaḥāba errungen konnten.
Auch spielt Marwān bin al-Ḥakam bei der Aufhetzung eine große Rolle, da er als
Schreiber (kātib) ʿUṯmāns ketzerische Lügenbriefe mit dem Siegel und im Namen
des Kalifen an Gouverneure verschickt hat, ohne dass ʿUṯmān davon wusste.92
Die Söhne von ʿAlī, Ṭalḥa und Zubayr konnten letztendlich die Rebellen während
der Belagerung nicht davon abhalten, ʿUṯmān zu töten. Diese blutige Mordtat wird
als „al-fitnatu l-kubrā“ (die größte fitna) tituliert.93 Nachdem ʿAlī, Ṭalḥa und Zubayr
von dem Vorfall hören, eilten sie zum Hause ʿUṯmāns und waren sauer auf ihre
Söhne, die den Kalifen nicht beschützen konnten.94 Während unter anderem ʿAlī
und Ṭalḥa bei der Beerdigung ʿUṯmāns voller Trauer anwesend waren,95 ist von
Leuten die Rede, die in Medina „Wo ist Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh? Wir haben İbn ʿAf-
fān getötet!“ rumgeschrien haben,96 um es so aussehen zu lassen, als hätte Ṭalḥa
seine Finger im Spiel gehabt.97 Çakır betont, dass Ṭalḥa keineswegs direkt oder
bewusst mit dem Tod von ʿUṯmān in Verbindung gebracht werden kann,98 jedoch
erhält Ṭalḥa aufgrund seiner Passivität oder seinem nichtausreichenden Eingreifen
in historischen Werken Kritik.99

89 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012). Ülkü betont, dass auf
auffällige Weise speziell die Orientalisten dazu plädieren, dass ʿAlī, Ṭalḥa und Zubayr die eigentli-
chen Antreiber der Aufstände seien: Vgl. Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S. 390.
90 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 379; İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih

Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 182.


91 Aus der Zeit, in der die üble Nachrede und erfundene Lügen einen Höhepunkt hatten, ist es „nor-

mal“, dass sich dies durch verschiedensubjektive und paradoxe Überlieferungen auf die islamische
Historiographie auswirkt.
92 İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 174 ff.
93 Vgl. Fayda: Hulefâ-yi Râşidîn. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (1998), Bd. 18, S.330.
94 Vgl. Aḏ-Ḏahabī: Tārīḫ al-Islām (1990), Bd. 3, S. 460; Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012), S. 71.
95 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 414.
96 Vgl. ebenda, S. 379.
97 Vgl. Çakır: Dört Halife Döneminde Talha b. Ubeydullah. In: Istem Dergisi (2006), S. 184.
98 Vgl. ebenda, S. 184.
99 Vgl. İbn ʿAbd al-Barr: Al-istīʿāb fī maʿrifat al-aṣḥāb (1992), Bd. 2, S. 766; İbn Kaṯīr: Al-bidāya wa-

n-nihāya (2010), Bd. 7, S. 247.

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6. ṬALḤA ZU ZEITEN DES KALIFEN ʿALĪ (656)
Laut Ülkü waren die anarchistischen Rebellen nach dem Tod von ʿUṯmān fünf Tage
an der Macht in Medina.100 Viele Medinenser, aber auch Aufständische waren da-
für, dass ein neuer Kalif an die Spitze der Muslime kommt und ʿAlī bin Abī Ṭālib
stimmte letztendlich zu.101 Die Rebellen hätten bei einer Nichtwahl sogar gedroht,
ʿAlī, Ṭalḥa und Zubayr [u.a.] zu töten.102 Ṭalḥa soll ʿAlī als erste Person zugestimmt
haben,103 woraufhin laut at-Ṭabarī ein Beduine,104 oder nach anderen Quellen
Ḥabīb bin Zuhayr105 die Aussage „İnnā li-llāh! Als erstes hat eine verkrüppelte
Hand zugestimmt. Die Sache wird wahrscheinlich nicht gut enden.“ getätigt haben
soll.106 Laut aṭ-Ṭabarī soll ʿAlī vorerst Ṭalḥa angeboten haben, als Kalif anzutreten,
woraufhin jedoch Ṭalḥa ihn für passender gesehen und seine Hand reichend die
bayʿa (zusammen mit Zubayr) geleistet haben soll.107 Eine überlieferte Ansicht,
dass Ṭalḥa und Zubayr im Nachhinein erzählen, erzwungenermaßen oder unge-
wollt zugestimmt zu haben,108 findet sich auch in verschiedenen Enzyklopädien
wieder.109 Die direkte Erzwingung durch ʿAlī ist auszuschließen, da in keiner Über-
lieferung davon die Rede ist, jedoch kann man bei einer möglichen Erzwingung
sagen, dass andere zu ʿAlī tendierenden Leute dies aus Furcht vor den Rebellen
vollzogen haben,110 denn der enge Kontakt zwischen dem Trio ʿAlī, Ṭalḥa und Zu-
bayr aus vorheriger Zeit oder die Tatsache, dass Ṭalḥa und Zubayr nicht als Kalif
antreten wollten,111 senkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie etwas gegen ʿAlīs Kali-
fatsantritt hätten könnten. Als später Ṭalḥa Gouverneur von Baṣra werden wollte,
hat dies ʿAlī aus verschiedenen Gründen abgelehnt.112 Ṭalḥa , Zubayr und ʿĀʾiša
strebten sehr danach, dass ʿUṯmāns Mörder unbedingt zeitnah ihre gerechte
Strafe bekommen, wobei ʿAlī der Ansicht war, etwas zu warten, damit man die

100 Vgl. Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S. 399.


101 Vgl. Aḏ-Ḏahabī: Tārīḫ al-Islām (1990), Bd. 3, S. 460.
102 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 195; Ülkü: Islâm Tarihi

(2016), Bd. 1, S. 399.


103 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 195; Vgl. Çakır: Dört

Halife Döneminde Talha b. Ubeydullah. In: Istem Dergisi (2006), S. 185.


104 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 428.
105 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 195.
106 Vgl. ebenda.
107 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 434.
108 Vgl. İbn Kaṯīr: Al-bidāya wa-n-nihāya (2010), Bd. 7, S. 240; İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t-

Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 197.


109 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012); Vgl. Erul: Talha b.

Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.505.
110 Vgl. Çakır: Dört Halife Döneminde Talha b. Ubeydullah. In: Istem Dergisi (2006), S. 186.
111 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 197.
112 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 429; İbn ʿAbd al-Barr: Al-istīʿāb fī maʿrifat al-

aṣḥāb (1992), Bd. 4, S. 1813.

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aufgeheizte Lage besser unter Kontrolle hat.113 ʿĀʾiša war zu der Zeit in Mekka und
brach ihre Reise nach Medina ab, als sie die Todesnachricht von ʿUṯmān er-
reicht.114 Ṭalḥa und Zubayr forderten von ʿAlī mehrmals die Erlaubnis nach Mekka
gehen zu dürfen - ʿAlī erlaubte ihnen das letztendlich.115 In Mekka trafen dann
Ṭalḥa und Zubayr auf ʿĀʾiša und erklärten ihr die Lage in Medina.116 Um diese drei
Personen herum versammelten sich zusätzlich einige ʿAlī-Feinde und ihre
Stämme, da sie ʿAlīs Kalifat als Bedrohung für ihre Existenz sahen.117 Es bildete
sich somit eine Oppositionsgruppierung zu ʿAlīs Regierung in Medina, wobei in der
oppositionellen Gruppe Personen mit verschiedenen Intensionen verstreut waren:
Auf der einen Seite die ṣaḥāba (wie ʿĀʾiša, Ṭalḥa und Zubayr), die sich an den
Mörder von ʿUṯmān rächen wollen und auf der anderen Seite ʿAlī-Feinde, unter
anderem die von ihm gekündigten Gouverneure aus Baṣra und Jemen, sowie um-
ayyadische Stämme, die die Situation ausnutzten, um gegen ʿAlī zu kämpfen.118
Die Ansicht, dass ʿĀʾiša, Ṭalḥa und Zubayr eine Kriegsabsicht gegen ʿAlī hatten,119
ist auszuschließen, da sich in den meisten Quellen – wie zuvor erwähnt – ihre
alleinige Intension der Rache an ʿUṯmāns Mördern wiederfindet120 und der Verlauf
der Geschehnisse dies untermauert. Die Gruppe von ʿĀʾiša und Ṭalḥa, die auf
circa 3000 Personen geschätzt wird,121 beschloss kurze Zeit später von Mekka
nach Baṣra zu reisen und vollzog diese Reise auch.122 Als ʿĀʾiša während der
Reise in der Nähe von einem Gewässer Hundegebelle hört, wird ihr gesagt, dass
man sich in „al-Ḥawʾab“ befindet, woraufhin ʿĀʾiša sich an die Warnung des Pro-
pheten (‫ )ﷺ‬erinnert, in der er gesagt hat, dass sie nicht von denen sein soll, die
von den Hunden al-Ḥawʾabs angebellt werden.123 Angekommen in Baṣra traf sich
die Gruppe von ʿĀʾiša mit dem Gouverneur von Baṣra ʿUṯmān bin Ḥunayf an dem
Ort „al-Mirbad“, wo ʿĀʾiša, Ṭalḥa und Zubayr nacheinander eine Rede hielten, die

113 Vgl. İbn Kaṯīr: Al-bidāya wa-n-nihāya (2010), Bd. 7, S. 228, 231; Erul: Talha b. Ubeydullah. In:
Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.505; Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S.
399; Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 540.
114 Vgl: Fığlalı: Cemel Vak‘ası. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (1993), Bd. 7, S.320.
115 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 208.
116 Vgl. Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S. 402.
117 Vgl. ebenda
118 Vgl. Fayda: Hulefâ-yi Râşidîn. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (1998), Bd. 18, S.331.
119 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).
120 Vgl. Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S. 402; Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 540.
121 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 212.
122 Vgl. İbn al-Mubrad: Maḥḍu l-farḥati bi-faḍāʾili Ṭalḥa (2012), S. 157.
123 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 469; Fayda: Âişe. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm

Ansiklopedisi (1989), Bd. 2, S.201.; İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986),
Bd. 3, S. 214.

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zur Spaltung der Gruppe untereinander führte.124 Auch wird überliefert, dass ein
Jugendlicher von den Banū Saʿd Ṭalḥa und Zubayr damit kritisierte, dass sie ihre
eigenen Frauen zuhause lassend die Frau des Propheten zu solch einer Sache
mitgenommen haben und er stellte ihnen die Frage, ob das den Propheten er-
freuen würde.125 Auch wird Ṭalḥa von den Einheimischen gesagt, dass sie Briefe
in seinem Namen bekamen, in dem ganz andere Sachen als das, was er dort von
sich gibt, geschrieben ist.126 Anschließend zu dieser Versammlung in al-Mirbad
resultierte aus den Uneinigkeiten unterhalb dieser Gruppe ein Gefecht, das laut
Überlieferungen von Ḥukaym bin Ǧabala al-ʿAbdī und seinen Anhängern gestartet
wurde.127 Ḥukaym hatte es auf ʿĀʾiša abgesehen und beleidigte sie mehrmals in
der Menge, wobei er die ihn davor warnenden Leute tötete.128 Als die Todes- und
Verletztenzahl anstieg, riefen beide Parteien zum Frieden, wobei abgemacht wor-
den ist, einen Beauftragten (Kaʿb bin Suwar) nach Medina zu schicken, der nach-
fragen soll, ob Ṭalḥa und Zubayr zur bayʿa gezwungen worden sind oder nicht.129
In Medina äußert sich nur Usāma bin Zayd, der die Erzwingung der beiden bestä-
tigte und Kaʿb kehrte mit dieser Nachricht nach Baṣra. Als ʿAlī von diesem Vorfall
erfährt, schickt er dem Gouverneur ʿUṯmān bin Ḥunayf einen Brief, in dem er schil-
dert, dass sie nicht gezwungen, sondern von renommierten Gefährten zur Einheit
aufgefordert worden sind.130 ʿUṯmān erklärte ʿAlī für richtig und forderte Ṭalḥa und
Zubayr auf, Baṣra zu verlassen, wobei Ṭalḥa und Zubayr dies verneinend ihn auf-
forderten Baṣra zu verlassen.131 An einem Nachtgebet kommt es in einer Moschee
zum Gefecht zwischen beiden Parteien, bei dem 50 oder 70132 Menschen starben
und ʿUṯmān von Ṭalḥa und Zubayrs Männern folternd festgenommen wurde.133
Aufgrund der Folter von ʿUṯmān sollen Ṭalḥa und Zubayr in Trauer versunken
sein.134 Als ʿAlī von den Geschehnissen hörte, soll er „Ṭalḥa und Zubayr waren
ihrer bayʿa nicht treu. Ich rufe sie zu mir. Falls sie das annehmen, wird ihre Reue
akzeptiert und ich werde ihnen verzeihen, falls nicht, werde ich ihnen die Schwert-
bestrafung geben. Diese Schwertbestrafung wird sie vom Schlechten befreien und

124 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 216.
125 Vgl. ebenda, S. 218; İbn Kaṯīr: Al-bidāya wa-n-nihāya (2010), Bd. 7, S. 240.
126 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 469.
127 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 218.
128 Vgl. ebenda, S. 219.
129 Vgl. ebenda, S. 219 f.
130 Vgl. İbn Kaṯīr: Al-bidāya wa-n-nihāya (2010), Bd. 7, S. 232.
131 Vgl: Fığlalı: Cemel Vak‘ası. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (1993), Bd. 7, S.320.
132 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 468.
133 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 220.
134 Vgl. ebenda.

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sie retten.“135 gesagt haben. Ṭalḥa und Zubayr hatten mehr oder weniger die Zu-
stimmung der Leute in Baṣra bekommen und sie befahlen, diejenigen, die ihnen
folgen, mit Nahrungsmitteln zu versorgen.136 Als ʿAlī nach den Geschehnissen mit
seiner Truppe in Kūfa ankommt, schickt er al-Qaʿqāʿ bin ʿAmr zu ʿAʾiša, Ṭalḥa und
Zubayr, damit er sich mit ihnen auf den Frieden einigt. Al-Qaʿqāʿ erklärt ihnen hier-
bei, dass sie auf dem falschen Weg sind, 600 Einheimische aus Baṣra aufgrund
der Rache ʿUṯmāns umgebracht haben und ʿAlī folgen sollen – sie einigen sich am
Ende des Gesprächs und ʿAlī freute sich über diese Einigung.137 Während der
Frieden zwischen beiden Parteien aus Baṣra und Kūfa geschlossen war, sich
Ṭalḥa und Zubayr mit ʿAlī trafen und den Frieden verkündeten,138 schmiedeten laut
Quellen ʿAbdullāh bin Saba und seine Leute einen Plan und hetzten beide Seiten
in der Nacht aufeinander auf, da sie sonst wussten, dass sie bei einem Friedens-
abkommen sterben werden.139 Somit kam es im Jahr 656 zur Kamelschlacht, ob-
wohl eigentlich der Frieden schon festgelegt war.140 Ṭalḥa bin ʿUbaydullāh wird von
Ḥakam bin al-Marwān durch ein Pfeil umgebracht, da er sich beschloss, sich vom
Krieg zurückzuziehen.141 ʿAlī und Ṭalḥa sollen während dem Krieg gesprochen ha-
ben, wonach Ṭalḥa seinen Fehler eingesehen hat und sich aus der Schlacht zu-
rückzog.142 Er soll jedoch nicht direkt, sondern erst an der Verblutung gestorben
sein,143 wobei İbn al-Aṯīr überliefert, dass ihn ein Diener in ein Haus in der Nähe
gebracht hat, wo er dann letztendlich starb.144 Er soll seine Reue mit folgenden
Worten wiedergegeben haben: „Meine Reue ist wie die Reue von İbn Kusaʿī, der
aus Reue seine Finger biss, bis sie abfielen. Als ich ohne zu wollen zufrieden mit
den Sündern war“.145 Auch wird von ʿAlī überliefert, dass er Ṭalḥas Leiche sah, zu
tiefst traurig wurde und über dessen Mörder „Versprecht ihm das Höllenfeuer!“ ge-
sagt haben soll.146

135 Vgl. İbn al-Aṯīr: Usdu l-ġāba fī maʿrifati ṣ-ṣaḥāba (2012), S. 596.
136 Vgl. Aṭ-Ṭabarī: Tārīḫ aṭ-Ṭabarī (1939), Bd. 4, S. 472.
137 Vgl. İbn Kaṯīr: Al-bidāya wa-n-nihāya (2010), Bd. 7, S. 237; Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S.

404; Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 540.


138 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 249.
139 Vgl. İbn Kaṯīr: Al-bidāya wa-n-nihāya (2010), Bd. 7, S. 238; Ülkü: Islâm Tarihi (2016), Bd. 1, S.

405; Al-Būṭī: Fıkhu’s-Siyre (2003), S. 541.


140 Vgl. İbn ʿAbd al-Barr: Al-istīʿāb fī maʿrifat al-aṣḥāb (1992), Bd. 3, S. 1033.
141 Vgl. İbn al-Aṯīr: Usdu l-ġāba fī maʿrifati ṣ-ṣaḥāba (2012), S. 596; Vgl. İbn ʿAbd al-Barr: Al-istīʿāb fī

maʿrifat al-aṣḥāb (1992), Bd. 2, S. 767.


142 Vgl. Erul: Talha b. Ubeydullah. In: Türkiye Diyanet Vakfı Islâm Ansiklopedisi (2010), Bd. 39, S.505;

Çakır: Dört Halife Döneminde Talha b. Ubeydullah. In: Istem Dergisi (2006), S. 196.
143 Vgl. Madelung: Ṭalḥa. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition (2012).
144 Vgl. İbn al-Aṯīr: Islâm Tarihi. El Kâmil Fi’t- Tarih Tercemesi (1986), Bd. 3, S. 251.
145 Vgl. İbn al-Aṯīr: Usdu l-ġāba fī maʿrifati ṣ-ṣaḥāba (2012), S. 596; İbn ʿAbd al-Barr: Al-istīʿāb fī

maʿrifat al-aṣḥāb (1992), Bd. 2, S. 766.


146 Vgl. İbn Saʿd: Kitāb aṭ-ṭabaqāt al-kabīr (2001), Bd. 3, S. 206.

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7. SCHLUSS
Ṭalḥa bin ʿUbaydullah zählt zu den ersten Konvertiten der Islamgeschichte. Er war
bei fast jedem Gefecht zu Zeiten des Propheten dabei und ist für seine kriegerische
Tapferkeit bekannt. In der Schlacht von Uḥud soll er den Propheten vor einem
Schwertangriff mit seiner Hand verteidigt haben. In den Aussagen des Propheten
(‫ )ﷺ‬spiegelt sich eine gute Physiognomie Ṭalḥas wider, da oft lobend von ihm ge-
sprochen wird. Er zählt neben den al-ašara al-mubaššarūn zu den renommiertes-
ten Prophetengefährten. Was ihn zur Zielscheibe von einigen Kritiken macht, sind
seine Taten während dem Kalifen ʿUṯmān und ʿAlī. Der Beginn der fitna geht laut
historischer Werke auf die zweite Hälfte der Kalifatszeit von ʿUṯmān zurück. In ver-
schiedenen Regionen des intensivexpandierten Staates erhoben sich kritische
Stimmen gegen den Kalifen aufgrund seiner Familienpräferenz. Diesen Nepotis-
mus soll auch Ṭalḥa kritisiert haben, wobei verschiedene Quellen in der Intensivität
dieser Kritik uneinig sind. Nach einigen Quellen soll die Kritik als konstruktive War-
nung in einer angemessen Art und Weise stattgefunden haben, wobei andere
Quellen Ṭalḥa als einen der härtesten Kritiker ʿUṯmāns, der Kalifatshoffnungen hat,
betiteln. Ersteres ist die meistverbreitete Form in verschiedenen Quellen und lässt
sich auch in der Periode danach bestätigen, da Ṭalḥa sehr danach strebt, sich an
ʿUṯmāns Mördern zu rächen. Während aufständische Rebellen Medina und das
Haus des Kalifen ʿUṯmāns belagern, wird dennoch das nichtausreichende Eingrei-
fen Ṭalḥas bei seiner Verteidigung kritisiert. Nach dem Tod des Kalifen ist Ṭalḥa
für die zeitnahe Bestrafung der Mörder und begibt sich nach Mekka, wo er sich mit
Zubayr der Gruppe von ʿĀʾiša anschließt, die sich schnellstens an ʿUṯmāns Tod
rächen wollen. ʿAlī war dafür, dass die aufgeheizte Lage nicht passend ist und
etwas Planung bedürftig ist. Schließlich geht Ṭalḥa mit der mekkanischen Gruppe
nach Baṣra, wo Gefechte mit den Einheimischen stattfinden, jedoch sie die Kon-
trolle übernehmen. An die Gruppe von ʿĀʾiša, Ṭalḥa und Zubayr schließen sich
auch ʿAlī-Feinde an. Als ʿAlī davon hört, begibt er sich nach Kūfa und schickt al-
Qaʿqāʿ nach Baṣra um Frieden zu stiften, was auch geschieht. Jedoch ist in den
Quellen von dem jüdischen ʿAbdullāh ibn Saba die Rede, der beide Parteien auf-
einanderhetzt und aufgrund des für ihn bedrohlichen Friedensabkommens dafür
sorgte, dass die Kamelschlacht stattfand. Ṭalḥa zieht sich nach einem Gespräch
mit ʿAlī während der Schlacht zurück und wird deswegen von Marwān bin al-
Ḥakam aus den eigenen Reihen umgebracht. Von ʿAlī wird überliefert, dass er

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aufgrund Ṭalḥas Tod in Tränen versank und dem Mörder von ihm Drohungen mit
dem Höllenfeuer widmete. In der gesamten Literatur gibt es keine Überlieferung,
in der sich Ṭalḥa als Feind ʿAlīs ausgibt oder etwas gegen ihn hat. Dies bestätigt
auch seine Zusammenarbeit mit ihm während den vorigen Kalifen und die vielen
Überlieferungen zu seiner Reue nach der Kamelschlacht. Wichtige Werke wie
„tārīḫ ar-rusūl wa-l-mulūk“ von aṭ-Ṭabarī, „al-kāmil fī t-tārīḫ“ von İbn al-Aṯīr oder „al-
bidāya wa-n-nihāya“ von İbn Kaṯīr, die viele Überlieferungen mit verschiedenen
Versionen beinhalten, decken fast den gesamten Variantenkorpus zu einer histo-
rischen Begebenheit ab und bieten sich als vertrauenswürdige Quellen gut an. Die
Vielzahl an Überlieferungen bietet jedoch auch die Möglichkeit, sich subjektiv für
richtig empfundene Ansätze zusammenzuflicken, sodass ein komplettanderes Er-
scheinungsbild Ṭalḥas entsteht, das ihn als ʿAlīs Feind und Ketzer darstellt. Falls
Überlieferungen miteinanderkonfrontiert oder polarisierend umgedeutet werden,
sich dazu im Laufe der Jahrhunderte Meinungen von extremdivergierten Ansichten
addieren, kann von dem Abbild des heldenhaften, „lebendigen Märtyrers“147 ein
negatives Erscheinungsbild entstehen, das im demagogischen Extremfall dafür
sorgt, dass er– sanft formuliert – als „Bösewicht“ beschrieben wird.148 Unabhängig
von der Größe der Meinungslager sorgt eine solche Beliebtheitsskala mit zwei
kontroversen Extremen dafür, dass im Gesamtblick ein Paradox über eine Person
entsteht, die als enger Gefährte und Verteidiger des Propheten gilt. Schlussendlich
kann man festhalten, dass sich die fitna und das Durcheinander, in der heutigen
Literatur zu Ṭalḥa wiederfinden lässt, sodass ein „Holy Heretical Body“149 entsteht.

147 Vgl. Yıldırım: Şehidü’l-Hayy (2012).


148 Vgl. Ḫomeinī: Kitāb aṭ-ṭahāra (2003), Bd. 3, S. 457.
149 Bursi: A Holy Heretical Body. In: Studies in Late Antiquity (2018).

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Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benut-
zung von anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Alle Stellen,
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Mannheim, 29.03.20
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