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EINLEITUNG

Im 2. und 3. Jhdt. islamischer Zeitrechnung treten in den damaligen geistigen


und kulturellen Zentren des Islams immer wieder vereinzelt Gestalten auf, die
von der sie umgebenden Umwelt bezeichnet werden als •Uqalä' al-magänin/
Weise Narren. 1 Zwar beschränkt sich dieses Phänomen nicht nur auf den ge-
nannten Zeitraum - schon aus frühislamischer Zeit sind uns hierzu Nachrichten
erhalten 2 - aber man kann doch zumindest von einer Häufung von getrennt
voneinander stattfindenden Einzelerlebnissen sprechen .
In den folgenden Jahrhunderten sammelte die literarische Nachwelt die
Nachrichten zu diesem Personenkreis in einer Art eigener Literaturgattung. 3

' Ausnahmslos alle Quellen belegen den Terminus so (wörtl. : ,, Die Verständigen/
Weisen der [sinngemäß : unter den] Verrückten " ) und nicht - was grammatisch
möglich wäre . aber eine Sinnverschiebung ergäbe - mit zweimaligem Artikel (.,al-
·uqalä . al-maiä11i11": ,,Die verrückten Weisen ·').
Der arabische Terminus wird hier und im folgenden nach der durch LoOSEN geprägten
Übersetzung wiedergegeben . Weitere Übersetzungsvorschläge : BROWNE , E. G . : A literary
Histor_r of Persia . IV . Cambridge 1924, 387 : ,,wise fool· '; CHRISTE NSE , A.: ,,Les sots
dans la tradirion populaire des persans" . in: Acta Orientalia 1 (1922) , 43-75, 43:
,,fou sage": HoROVJTZ, J . : Spuren griechischer Mimen im Orient . Berlin 1905, 51 ff.:
,.vernünftiger /verständiger Verrückter" ; ROSE , THAL , F. : Humour in Ear/_1· Islam . Leiden
1956, 15 : .. intelligent insane": SCHIMMEL. A. : Mysrical Dimensions of Islam . Chapel
Hili 1975, 3 1978, 19 : ,,wise idiot" .
2
NAISÄB ÜRT. ' Uqa/ä ' führt a ls erste (ed . Nagaf 1387/ 1968) 47 IT. den Uwais al-Qarani
(gest. 37/657) und 52 ff. den berühmten Qais b. al-Mulawwat:i, besser bekannt als
al-Magnün (d.h. : .. der Verrückte" als solcher ; gest. 68/688) an . Zu letzterem s. im vor-
liegenden Zusammenhang KHAIRALLAH, A . E. : Love. Madness, and Poerry. An Inter-
pretation of the Magnün Legend. Beirut 1980; vor allem 82 ff. . Kap . II C.
3
Autoren nach LOOSE N 11 / 194 ff. (mit kleineren Ergänzungen) : Abü'l-1:fasan ' Ali
b. Mut:iammad b. 'Abdalläh al-MADÄ'I NT (gest. 235/850 : GAL I 140, GAS I 314 f.,
.4'/äm IV 323): Abü Bakr 'Abdalläh b. Mubammad b . ' Ubaid IB Asf·D-DUNYÄ (gest .
281 /894 : GAL SI 247. EF III 684, A'läm IV 118): Abü Bisr Mut:iammad b. At:imad b.
J::lammäd ad-D 0 LÄBi (gest. 3101923 : GAL S I 278. GAS I 172, A'läm V 308); Abü
Bakr Mut:iammad b. Al:imad b. Mazyad b. Mal:imüd b. Man~ür b. Räsid al-f:luza'i,
genannt IBN ABf'L,AZHAR (gest. 325/937: GAL S I 250; A'läm V 309; Zitate hieraus
bei YÄQ 0 T. Irsäd II 392 f.. V 242 ff. . s. auch V 67) ; Abü'l -Hasan Ahmad b. Mut:iammad b.
' lmrän b. al-Garräl:i b. Müsä IB N AL-GCNDT (gest. 396/ i005 ; GAS I 216: A'läm I 210;
l)arra XV 300. Nr. 1925) : zu den genannten angeblichen Autoren al-J::lasan b. al-Qäsim
IBN D u f;iAIM und Abü Mut:iammad al-'Abbäs b . Mut:iammad b. 'Abdarral:Jmän b.
·u1män al -A N~ÄRT (s . noch ROS E THAL , F . : A History of Muslim Historiography , Leiden
2
I 968, 429 nach dem I'län des SA):!ÄWT) ist nichts Näheres in Erfahrung zu bringen.
Ergänze noch als Autor (nach YÄQ ÜT, Irsäd VI 501) einen Abü'l-J::lasan benannten
Sohn des Koranlesers Abü Bakr MuJ:,ammad b. al-1:fasan b. Ya'qüb IBN MIQSAM
(gest. ca . 351 /962; s. GAL S I 183; A'läm VI 81 ). Der Autor von Ms . Yale Landberg 600
1::mleitung

Fast alles hiervon ist heute verloren. erhalten blieb - neben gelegentlichen Zitaten populären) sc hiitischen Lnei
oder einzelnen Kapiteln in umfassenderen Werken - ein einziges Buch. Dieses an Gottesfurcht und my~t,,,.;1
Kitäh 'Uqa/ci' al-ma,e;ä11i11 des Abü' l-Qäsim al-1:fasan b. Mul:iammad b. l:fabib Im folgenden wird an han,
an-NAISÄBÜRf (gest. 406 ' 1015) 4 hat Paul LOOSEI\ in seiner Dissertation .. Die nachvollzogen , wie diese &;,
Weisen Narren des Naisäbüri"' vom Jahre l 912 5 in quellen- und stofTgeschicht- zählung der wenigen hi stor:-...:
licher Hinsicht nach damaligem Wissensstand erschöpfend behandelt. Obwohl Material herauskrista llhter~
LOOSEN den von ihm erwähnten Plan einer vollständigen Übersetzung des Buches anschließend diskuti erre L<:~
(anhand einer zu erstellenden kritischen Textausgabe?) 6 nicht verwirkli cht hat. deutsamer. als die spä !L,.,. c:~
ist seine oft zitierte Arbeit bis heute die grundlegende Quelle unserer Kenntnisse sie vorgeben. histor i,c hc ~
zum Phänomen der ' Uqalä' al-maiä11i11 geblieben. einer historischen Wir\.. k1
Ursprünglich beabsichtigte der Verfasser der vorliegenden Abhandlung. die um ihren didaktisc hen •\•
unvollständig veröffentlichte Arbeit von LOOSEN anhand der Promotionsunter-
lagen zu bearbeiten und herauszugeben . Bei den Nachforschungen stellte sich
jedoch heraus, daß infolge der Kriegsereignisse die gesamten Unterlagen der
Universität Bonn der Jahre vor 1945 verbrannt sind. 7 Somit wurde ein anderer
Ausgangspunkt gewählt: LOOSEN weist darauf hin. daß Buhlül ..eine der
interessantesten Gestalten der islamischen Volksüberlieferung" 8 ist. Aus diesem
Grunde hat er im Anschluss an seine Untersuchung die diesen Weisen Narren
betreffenden Erzählungen in Übersetzung wiedergegeben. Seine Wahl hat sich
als außerordentlich glücklich erwiesen : Die Durchsicht der späteren Überlieferung
belegt, daß gerade Buhlül für die Nachwelt ein Prototyp des 'Äqil al-ma,e;ä11i11
geworden ist. Ein interessanter Gesichtspunkt des sich hierbei ergebenden
Bildes ist zudem die bislang unbeachtete Tatsache, daß Buhlül vor allem in der
persisch-schiitischen Literatur (ab ca. 11./ 17. Jhdt.) im Rahmen der 'Uqalä'
al-ma,e;änin eine exponierte Stellung innehat. Buhlül wird hier im Laufe der
Jahrhunderte von einem ursprünglich recht derben Narren. der primär durch
seine furchtlose und krasse Art der Belehrung hervortritt, in der (nicht nur

(s. u. Anm . 6) ist eindeutig NAISÄBÜRT und nicht (wie ROSENTHAL, Humour 15.
Anm. 1) AR-RÄGIB AL-ISFAHÄNT.
4
S. GAL I 156, SI 254; GAS I 47. Nr. 55: Kindlers Li1era1ur Lexikon (dtv) XXII 9770;
A'/äm II 213; Rai!iäna VI 278.
5
In: Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete 27 (1912), 184-229: auch
separat (mit zusätzlich: Titelblatt. Vorbemerkung, Lebenslauf. ansonsten identisch)
Strassburg 1912. Hier werden jeweils die unterschiedlichen Seitenzählungen beider
Ausgaben durch Schrägstrich getrennt vermerkt.
6
S. LoosEN 1/ 184 u. Separatdruck, Rückseite des Titelblattes: Es .. kommt nur ein
Teil der eingereichten Arbeit zum Abdruck. Die ganze Arbeit soll als besonderes Buch
erscheinen." Obwohl LOOSEN noch 1935 publiziert hat (,.Tan uchi. seine Ar! und Kw1sr ·.
in : Zeitschrift für Semitistik 10 (1935), 46-73). ist dies nich t geschehen.
Z. Zt. arbeite ich selbst an einer kritischen Textausgabe des K. 'Uqa/ä ' al-magäni11
anhand der mir in Mikrofilm vorliegenden Mss. Escurial 482 (672i1 273), Yale L-600
(740/ 1340). Berlin We 386 (ca. Ende 9./ 13. Jh.), Patna 1817 (ca . Ende 10./1 4. Jh.) .
7
So nach telefonischer Auskunft von Herrn Prof. Dr. St. Wild, Orientalisches
Seminar der Universität Bonn.
8
LOOSEN 22/205.
Einleitung 3
populären) schiitischen Literatur jüngerer und jüngster Zeit zu einem Vorbild
an Gottesfurcht und mystisch orientierter Anklage der Weltlichkeit.
Im folgenden wird anhand einer kritischen Betrachtung der Quellenberichte
nachvollzogen, wie diese Entwicklung vor sich gegangen ist. Die knappe Auf-
zählung der wenigen historisch gesicherten Fakten, die sich aus dem vorliegenden
Material herauskristallisieren lassen, muss ständig mit dem Verweis auf die
anschließend diskutierte Legende versehen werden . Diese erscheint um so be-
deutsamer. als die später über Buhlül berichtenden Autoren - selbst dann, wenn
sie vorgeben , historische Ereignisse zu zitieren - nicht primär die Darstellung
einer historischen Wirklichkeit beabsichtigen. sondern vielmehr diese implizieren,
um ihren didaktischen Absichten Gewicht zu verleihen.
erwähnten Tatsach.:.
Buhlül auf seiner k .r
Beric hten 1m Jahre ' ·
I. DER HISTORISCHE BUHLÜL das Todesdatum mit
Historiker legen sich "'
Die historische Existenz des Buhlül al-magnün 9 kann anhand der in den KUTU BI (gest. 76-+ U
wesentlichen Punkten übereinstimmenden Quellen als gesichert gelten. Durch die im übrigen fast alle Uc
weitgeliend unkritische und schon früh von der Legende gefärbte Haltung der datum äußern.
Berichte fällt es jedoch schwer. exakte Aussagen zu seinen Lebensumständen zu Sollte zutreffen. Jii
ermitteln . MuI:iammad 1 9 dird, t
Der vollständige Name des Buhlül al-magnün erschließt sich nach den so 'Amr b. Dinär tge,·
historischen und biographischen Autoren als Abü Wuhaib Buhlül b. 'Amr (gest. 127/744: s. :--- r ~
(a~-Sairafi) al-magnün al-Küfi. 10 Zitiert wird er ohne erkennbaren Grund der so muß er zum Zellp,,r
Differenzierung als (al-)Buhlül (al-magnün). 11 Da das Wort Buhlül sowohl weit über 60 Jah ren ; ,
Eigenname als auch Terminus 12 ist, fällt es in Einzelfällen schwer. zu entscheiden, Fall. daß Buhlül m,cb
inwiefern dieser bestimmte Buhlül oder irgendeiner der Bahälil gemeint ist. 1 3 al-M utawakkil (reg : •
Das Todesdatum des Buhlül bleibt in Ermangelung früher Informationen Das (angebliche) Gr
umstritten. IB N TAGRIBIRDI (gest. 874/ 1470) betrachtet mit einem für seine Zeit - befindet sich in Bai::.:
erstaunlich kritischen Bewußtsein das Jahr 183/ 799 als einzig richtiges Datum. 1 4 Buhlül verbracht<.' l.k
Dies steht jedoch im Widerspruch zu der von mehreren früheren Autoren Kufa. neben Ba sra .
kulturellen und poh t;
9 Allgemein zu ihm s. neben den im folgenden besprochenen Quellen insbesondere
nommen zu haben : E\
46. 86): in al-1:fira. de ~
EI, 1. (D. B. MA CDONALD) u. 2. (Red.: Art. gekürzt) Aufl .. I s. v. ; GAL SI 350: GAS I
in Tarsüs, einer Sta dt
636f., Nr. 3; A'/am II 77; A'yan XIV 146ff., Nr. 2714; Rai~1ana V 206fT. Kurze Stich-
wörter u. a. bei 'AMID, H.: Farhang-i ' Amid. Teheran 1346/ 1967. II u. V s. v. : Anwesenheit in Bagd.
BuSTÄNl, B.: K. Dä "irat a/-ma'ärif. Beirut 1881. V 643 f.; DI Hl:I UDÄ, A. A. : lugat- Bereich der Legende ~
Nama, s. v. ; SA MY -BEY FRASCHERY, Ch.: Qamüs al-a'/am. Constantinople 1899, II 1420.
10 So am vollstä ndigsten (oh ne: a~-Sairafi) bei NAISÄB OR!. 'l.iqalä ' (Ms. Berlin lS IBN AL-GA UZT. Jf

We 386) fol. 49' = LoosEN 23/206. Der ihm beigeschriebene Zusatz „a.y-$airafi'· (,.der erschienen, s. aber Z.\ b-
Geldwechsler"), der sich fol. 63' = LOOSEN 43,'226 findet . ist wahrscheinlich schon Vll 86 u. AMEDROZ:
Resultat der u. S. 17 erläuterten Verwechslung. Ohne ,b. al-Mugira ', das nur durch Ebenfalls IBN KAJiR . Bt.
AISÄBO RT belegt ist, u. a. bei SAFADT, Waji X 309: KuTU BT. Fa11·ä1 I 153: IBN TA GRT- 1
• TABARl, Täri[1. II
BIRDT, Nugüm II l 10 (dort aber : ,.al-Buhlül "). 1.-a-gairuh'': IBN AL-A1lf
Abweichungen von der obigen Namensform : l:IWÄNSÄRL Raudar II 369 gibt als ism IBN AL-GA UZl, M1m ta;a•
an : ,, Wahb" , statt .,a.~-$airafi" steht ..a!f-$üfi'' (,,der Mystiker··) ; ebenso (und hiernach ) 11
AI-Bidaya 1ra,1-111h,
u. a. bei f:IusA INT, Kaskü/ 235 u. Rail:iana V 206. SOSTART, Magalis hat „Wuhaib b. Ta't il 57) schon IB N .\L·'
'A mr. bekannt als ,Buhlül' ". 18 SAFAD!. K. al-lf"ä·
11
Mit Artikel selten, aber z. B. bei CiAZÄ"IRL Am1·är II 265; NARÄQT. lja::a'in 309: KuTuBT, Fmrar al-"
457 f.; SüSTARl, JJ;qaq II 102; WATWÄT, Gurar 124. 19 S. Nr. 13. 27 (nac h
12
„ Lacher" , ,,freigiebiger oder vornehmer Mann", .,Mächtiger, der alle guten u. 52 die u. S. 17 erläut,
Eigenschaften in sich vereinigt"; so EI' I s. v., Anfang, nach den maßgeblichen arabischen 20 Woraus dies aller,

Lexika. Ebd., Ende, zur weiteren Entwicklung des Terminus (der später in etwa den einsichtig.
Weisen Narren per se bezeichnet). 21 NIEB UHR , C. : R,·i.,
13
Probleme der Differenzierung u. a. bei hier Nr. 81 (nach YÄQOT, lrsad), Nr. 103 300 ff.; hiernach LE S,
(MOSAWT, Nuzha); Anm. 26 (Qä<;li 'IYÄQ , Tartib a/-madärik). Vollends Verwirrung 1900. 350.
stiften Geschichten wie bei SABZAWÄR!, Saifan 59, maglis 18, wo ..ein •· nekrophiler 2 2 Nie direkt erwäh nt

Buhlül zur Zeit des Propheten Mul:iammad erwähnt wird. (in den spä teren Quellen
14
An-Nugüm az-zahira. Kairo 1349/ 1930, II 110 f.. s. v. Jahr 183. 88 ff. , 98, I05, II 0, II 3 •
1. Der historische Buhlül 5

erwähnten Tatsache, daß der Kalif Härün ar-Rasid (reg. l 70/ 786-193/809) den
Buhl ül auf seiner letzten Pilgerfahrt traf. 15 Diese fand nach übereinstimmenden
Berichten 1m Jahre 188/803 statt. 1 6 Demnach setzt IBN KA TTR (gest. 774/1 372)
das Todesdatum mit 192/807 fest. 1 7 Die vor ihm sch reibenden Biographen und
Historiker legen sich bestenfalls - wie SAFADT (gest. 764/ 1363) und (nach ihm?)
K UTU BT (gest. 764/ 1363) - auf „ca. 190/805„ fest. 18 Diese Aussage übernehmen
im übrigen fast alle der späteren Autoren . sofern sie sich überhaupt zum Todes-
datum äußern.
Sollte zutreffen . daß Buhlül die von ihm zitierten Aussprüche des Propheten
Mubammad 1 9 direkt aus dem Murrde der von ihm angegebenen Autoritäten -
so 'Amr b. Dinär (gest. 126/ 743; s. r. 52) und ' Ä~im b. Abi' n-Naggüd Bahdala
(gest. 127/744 ; s. Nr. 51 )- und nicht über einen weiteren Vermittler gehört hat,
so muß er zum Zeitpunkt seines Todes ein durchaus wahrscheinliches Alter von
weit über 60 Jahren gehabt haben . 2 0 Der Legende zuzuschreiben ist auf jeden
Fall. daß Buhlül noch zur Zeit der Kalifen al-Wä!iq (reg. 227/842-232/847) und
al -Mutawakkil (reg. 232/847-247/861) gelebt haben soll (s. r. 10, 47 , 101).
Das (angebliche) Grab Buhlüls - mit einem erst 50 1/ 1108 errichteten Grabstein
- befindet sich in Bagdad . 21
Buhlül verbrachte den überwiegenden Teil seines Lebens in seinem Geburtsort
Kufa, neben Basra und Bagdad einem der damaligen Zentren islamischen
kulturellen und politischen Lebens. Zumindest einige Reisen scheint er unter-
nommen zu haben : Explizit wird seine Anwesenheit erwähnt in Basra (s. Nr. 21 ,
46, 86); in al-1:Hra, der alten Hauptstadt der LaiJmiden-Dynastie (s. Nr. 15, 31);
in Tarsüs, einer Stadt an der Grenze zum byzantinischen Reich (s. Nr. 55). Seine
Anwesenheit in Bagdad, der Residenz des Kalifen, gehört wohl eher in den
Bereich der Legende. 2 2

15
IBN AL -GAUZT, Munta:;am. Der betreffende Band ist noch nicht im Druck
·- , .der erschienen. s. aber ZABTDT: K. lrbäf' as-säda. Mi ~r 1311 / 1893 (Nachdr. Beirut o. J.)
VII 86 u. AM ED ROZ: .,An unidl'llli/ied Ms. hy Ihn al-Jau::.i'· . in: J RAS (1907). 35.
Ebenfalls IB:--; KATiR. Bidäya X 200.
10 TABARL Täri/1. III. 2. 701 mi t der Einschränkung : ,,fimä ::.a'am al-Wäqidi
wa-gairuh··: IB N AL-ATIR. Kämi/ VI 190 (.,/i qau/ ba '~lihim''); IB N KAIIR, Bidäya u.
IB N AL -GAUZT, Muma;:am (s. Anm. 15).
11
AI-Bidäya ,ran-nihäm. Beirut 1Riyad 1966. X 208. Ebenso (nach IB J:IA GAR .
Tai_i/ 57) schon IBN AL-GA UZT. M11111a;am.
18 $AFADf. K. al- Wäfi hil-ll'afayät. X. ed . A. Amara iJ. Sublet, Wiesbaden 1980,

309: KUTU BT, Fa11·ä 1 a/-1rafayä1. Kairo 1951. 1 153.


19 S. Nr . 13, 27 (nach lB:--; AL-GALZT. ?,iräj). 51 , 52: u. U. liegt zumindest für Nr. 51

u. 52 die u. S. 17 erläuterte Verwechslung mit einem „ Buhlül a~-Sairafi„ vor.


20 Woraus dies allerdings (a ls einziger) QL: BAIST. Tärib VI 81 schließt, ist nicht

einsichtig.
, " NI EBL'HR. C. : Reiseheschrl'ih1111g_ II Kopenhagen 1774-78 . Nachdruck Graz 1968,
300 ff.: hiernach LE STRANGE, G. : Baghdad during the Abbasid Caliphate. Oxford
1900. 350.
22 Nie direkt erwähn t. nach der Häufigkeit der angeblichen Begegnungen mit Härün

(in den späteren Quellen) aber zu vermuten : s. vor allem Nr. 107, aber auch 65. 76 fT. ,
88 ff. . 98. 105. l 10. 113 ff.. 119. 122 fT.
6 I. Der hi storische Buh lül

Die Überlieferung schreibt Buhlül einen regen Umgang mit Mitgliedern der
Herrscherfamilie der ' Abbäsiden zu. Den Kalifen Härün ar-Rasid soll er zu- Geschichten
mindest dreimal getroffen haben. während dieser bei der Wallfahrt nach Mekka genossen z u \ "'
auf der Durchreise in Kufa vorbeikam (s. Nr. 12. 13. 17). Ein genaues Dat ieren gehören - um
der ersten Begegnung ist nicht möglich. da Härün in den frühen Jahren seiner keiten wie d ;e
Regierungszeit fast jährlich die Wallfahrt unternahm . 23 Härün hatte vor diesem b . Abi'l-1:{a\rn ;:.
Treffen anscheinend schon von Buhlül gehört. ~4 s. Nr. 13). \\ ö''
Alle weiteren Kontakte mit Mitgliedern der Herrscherfamilie müssen mit Vor- Bisr al -M arisi =--
sicht betrachtet werden. 25 Ebenso die Überlieferung. daß Buhlül naher Verwandter
des Härün gewesen sein soll. 26

23
Wallfahrten des Härün nach T."' BA Rf. Tärib III I u. 2. 605-70 1 in den Jahren 170.
173. 174. 175, 177. 179. 181. 186. 188. stel lt. Zu dieser .\-
24
Loos EN 24/207 sagt Härün bei der ersten Begegnung: ..Ich wünschte (schon Buhlüls mit dem h
lange) ihn zu sehen :· Namensgeber der
2
' Im einzelnen hierzu die untenstehende Übersicht. Den mit Stern gekennzeichneten Nr. 95) . Wei tere ... ~=-·
Personen werden direkte Ko ntakte mit Buhlül zugeschrieben. (Jahreszahlen sind nur (gest. 298/91 0: ,. '
nach christl. Zeitrechnung angegeben : die Ziffern vor den Namen kennzeichnen die wegen ihres An achr,
'abbäsidische Herrscherfolge). Von den Weisen .
'Ali den Sa'dün getro lTerJ
Die frühen Q udl
*Sulaimän ~- ' Ali (gest. 759) Muhammad
* M ul)ammad b. Sulaimän (gest. 789) •1 Bemerkungen macht
Spätestens die Samw.;.
1 1
1. Abu 'l-'Abbäs (reg. 749-754) 2. AI-Man~ür (reg. 754-775) Charakterzüge und pti=
Schilfrohr als Sted.
3. Al-Mahdi (reg. 775-785) Ga'far
Menschen, der sich ,rr. '
4. *Al-Hädi (reg. 785-786) 5. *Härün ar-Rasid x *Zubaida *']sä
von allen diesseitigen
(reg. 786-809)
wandt hat; als einen m
6. Al-Amin 7. AI-Ma ' mün sich selbst mit den härt
*l:lamdüna 8. AI-Mu' ta~im
(reg. 809-8 13) (reg. 813-833) (reg. 833-842) seine Kritik auch an
tionellen Ankläger der \'
9. *AI-Wä1iq 10. *AI-Mutawakkil halb der Gesellscha ft • •
(reg. 842-847) (reg. 847-861) ja sogar geschätzt wird.
26
Meist wird er angesehen als Cousin (ihn 'amm) des Kalifen: SOSTART, Ma,e;älis u. Ein letzter Zug de~ In,
ljWÄNSÄRT. Raurjär II 145 nach MuSTA UFT QAZWTNT. Tärib I 766: aber auch als Bruder des le itet in den Bereich de·
Härün: Soor, Sär~1-i Büstän II 1014 u. RITTER , Kurmänci 23, Satz 2; s. auch PRYM / Literatur bemerkt a usdr
Soc1N: Der neuaramäische Dialekt des Tür 'Abdin. Göttingen 1881. II 387 u. N1EB UHR say ya'u) .2 9 Dies fin det
II 301. Schon IBN TAGRfBIRDT weist Nugüm X 116 f. hin auf die Verwechslung des Buhlül
mit Al)mad al-Busti. dem sagenhaften Sohn des Härün , der starke mystische Neigungen
hatte ; ausführ!. Lit. zu letzterem s. RITTER, Meer der Seele 200. 11
Zu den hier un d sr~
EI' 1, s. v.. Anfang vermutet hierzu den Einfluß einer ähnlichen Verwechslung mit zur jeweiligen Textstelle
einem gewissen Buhlül b. .,al- Railiid"" (richtig vielmehr: b .• Räsid; s. SAFADT, Wäfi 18
In Nr. 58 ist Bu hl ü;
X 309, Nr. 4823). Diesen maghrebinischen Gelehrten (gest. 183/799) hat unser •Ainäwa beim Kalifen \1 ü
Buhlül b. 'Amr u. U. gekannt: so nach der Bemerkung bei Qä~li 'IYÄO b. Müsä: Tartib ' Ainäwa ; Nr. 101 erwähnt e
al-madärik , ed. M. B. Mal)müd, Beirut 1968, 331: ,,AI-Buhlül b. ' Umar [!] sprach: 29
GÄJ:ll('.. Bayän II 23(J
,Ich sah noch keinen Gottesfürchtigeren als al-Buhlül b. Räsid." •• Na rren zugeschrieben. so u
I. Der histori sche Buhlül 7
Dank der ausführlichen Angaben der Überlieferer und Erzähler der einzelnen
Geschichten - vor allem bei NAISÄBÜRT - ist es zudem möglich, weitere Zeit-
genossen zu verifizieren, die Buhlül gekannt bzw. getroffen haben soll. 2 7 Zu ihnen
gehören - um hier nur einige wenige zu nennen - so bedeutende Persönlich-
keiten wie die Mystiker Sari as-Saqa~i (gest. 253/867 : s. r. 11 , 46) und A~mad
b. AbI'I-J:iawwäri (gest. 246/860: s. r. 19); al -Fa<;il b. (ar-)Rabi' (gest. 207/822;
s. Nr. 13). Wesir unter Härün und dessen Sohn al-Amin (reg. 193/809-198/813) ;
Bisr al -Marisi (gest. 218/833: s. Nr. 50) , konvertierter Jude und Theologe der
Murgi 'a. Hierbei muß jedoch ständig in Rechnung gezogen werden , daß die
Überlieferung die Gewohnheit besitzt, ihre Glaubwürdigkeit und den Stellenwert
Buhlüls dadurch zu untermauern , daß sie ihn mit hervorragenden und über jeden
Zweifel erhabenen Persönlichkeiten seiner Zeit in direkten Zusammenhang
stellt. Zu dieser Art von Kontakten gehören u.a. die angeblichen Begegnungen
Buhliils mit dem bekannten adab-Autor al-A$ma'i (gest. 213/828; s. Nr. 8) wie dem
Namensgeber der Rechtsschule der J:ianafiten, Abü J:ianifa (gest. 150/767; s.
Nr. 95) . Weitere angebliche Zusammentreffen, wie mit den Mystikern al-Gunaid
(gest. 298/910: s. Nr. 100) und as-Sibli (gest. 334/945; s. r. 85) sind allein
wegen ihres Anachronismus zu verwerfen.
Von den Weisen Narren seiner Zeit scheint Buhlül glaubwürdig als einzigen
den Sa'dün getroffen zu haben (s. Nr. 44) .28
Die frühen Quellen schildern Buhlül als Narren, der prägnante scherzhafte
Bemerkungen macht und auch vor einem derben Spaß nicht zurückschreckt.
Spätestens die Sammlung des NAISÄBÜRT vereinigt dann in ihm verschiedene
Charakterzüge und prägt ihn als Weisen Narren: Als Verrückten, der auf einem
Schilfrohr als Steckenpferd. begleitet von Scharen johlender Kinder, durch die
Straßen der Stadt ..reitet"'; als von einem tiefen religiösen Bewußtsein geprägten
Menschen, der sich im Vertrauen auf sein besonders inniges Verhältnis zu Gott
von allen diesseitigen Sorgen um Lebensunterhalt und weltliche Pflichten abge-
wandt hat ; als einen in Koran , J:1adi1 und Dichtung bewanderten Mahner, der
sich selbst mit den härtesten Maßstäben mißt und nicht davor zurückschreckt,
seine Kritik auch an höchste Autoritäten zu adressieren; als einen unkonven-
tionellen Ankläger der Weltlichkeit , der sich durch sein soziales Verhalten außer-
halb der Gesellschaft stellt, dennoch aber von ihr in seiner Rolle akzeptiert,
ja sogar geschätzt wird .
Ein letzter Zug des historischen Buhlül bleibt zu erwähnen, der zugleich über-
leitet in den Bereich der Legende. Bereits die erste Erwähnung Buhlüls in der
Literatur bemerkt ausdrücklich. daß er schiitische Tendenzen zeigte (käna yata-
sa;~ra'u) .2 9 Dies findet sich in den frühen Überlieferungen durchaus bestätigt,

07
Zu den hier und später in den Geschichten angeführten Personen s. die Anm.
zur jeweiligen Textstelle.
28
In Nr. 58 ist Buhlül nach den unterschiedlichen Versionen mit ' Ulaiyän bzw.
' Ainäwa beim Kalifen Müsä al-Hädi: Nr. 67 bringt ein Schreiben an eben diesen
' Ainäwa: r. 101 erwähnt ein Zusammentreffen mit einem Zaid al-magnün.
29
CiÄl:flZ. Bayän II 230. Schiitische Tendenzen werden auch anderen der Weisen
Narren zugeschrieben. so u. a . dem Gu'aifirän (s. u. Anm. 123). Dies ist in mancher
15
1. Der historische Buhlül

muß jedoch dahingehend relativiert werden . daß das tiefe religiöse Empfinden
Buhlüls eher eine tolerante und unparteiische Haltung offenbart. die sic h vor
allem den Auswüchsen der schiitischen Stellung gegenüber kritisch verhält (s. Nr. 9,
22, 30, 61). Es ist richtig. daß sich Anzeichen einer schiitischen Einstellung bei
ihm belegen lassen, aber es finden sich bis ca. 400 Jah re nach sei nem Tod 'l

keinerlei Anzeichen dafür, daß er ein ausgesprochener Schiit gewesen wäre.


Ebensowenig läßt sich belegen , daß er - wie ihn die späteren (und schiitischen) So unscharf d.,, -
Quellen sehen wollen - ein hingebungsvoller Schüler des 6. Imams der Si'a , sich die Legende
Ga ' far b. Mul_iammad a~-Sädiq (gest. 148 1765), gewesen wäre. Dies wird erst festzuhalten :
später im Zuge ei ner groben Verwechslung der grundlegend prägende Zug der 1. Die früh en Qud ·-
sich um den histori schen Buhlül rankenden Legende.
2. Ausbau un d:\ .!,
10./16. Jh dt.
3. Der schiitische i:.:
SüsTARf (gest l
Es versteh t sich ~ ....
Jungen - dem unkr
lieferung gemäß -
Vielmehr treten m1, ..
vorhandene weiter
mehrere voneinander c

1. Die literari schen


a usgesprochen spärh
Vorbehalt betrachte,
Material verloren i-t
Abschluß einer aller;:
festgelegten Literatu rg.1
daß die Entwickl ung
schöngeistiger Ri ch tur: f
Insofern könn ten neue
skizzierte Bild erwei terr
hier berücksichtigten r.
Entwicklung a ufzeige
Die früheste Mitteilt.
b. Bal_u- al-GÄ}:ilZ (ges;
Buhlül noch überschn w,
samen Hinweis, daß Bu•·
angeführt, die ihn al s pr
sieren. Im Hinblick au f
lieh, daß keine dieser Er
Resonanz gefunden hat
in seinem Mubär;larä1 al-i..
30
Hinsicht nicht verwunderlich, da die von dieser Personengruppe geübte Kritik an den Ed. Härün , Baghdad
(sunnitischen) Machthabern ihrer Zeit leicht in Verbindung gestellt werden kann mit datum des Gäl)i{'. gibt GA
einer Befürwortung der (schiitischen) Gegenbewegung. A'/äm V 74 163/780.
31
Ed. Beirut 1961 , IV - ,
Empfinden
. die sich vor
hält (s. Nr. 9,
r,~ tell ung bei II. DIE ENTWICKLUNG DER LEGENDE
x mem Tod
• n wäre.
So unscharf das Bild des historischen Buhlül ist, um so facettenreicher zeigt
ii tischen)
sich die Legende, die sich um ihn gebildet hat. Drei Entwicklungsstufen sind
der Si'a,
festzuhalten :
wird erst
1. Die frühen Quellenberichte : Bis ca. Anfang 5./ 11 . Jhdt.
2. Ausbau und Ausschmückung der verschiedenen Charakterzüge: Bis ca . Mitte
10./1 6. Jhdt.
3. Der schiitische Buhlül : Seit der Biographie im Magälis al-mu'minin des
SüSTART (gest. 1019/ 1610).
Es versteht sich hierbei. daß die Entwicklung der unterschiedlichen Darstel-
lungen - dem unkritischen Charakter einer volkstümlich beeinflußten Über-
lieferung gemäß - nicht mit einer der genannten Phasen abgeschlossen ist.
Vielmehr treten mit der Zeit immer neue Aspekte hinzu , bzw. werden bereits
vorhandene weiter ausgeschmückt, so daß die Darstellung der jüngsten Zeit
mehrere voneinander unabhängige unterschiedliche Stränge aufweist.

1. Die literarischen Belege zu Buhlül vor der Sammlung des NAISÄBÜRi sind
ausgesprochen spärlich, zumal zwei der (angeblich) früheren Quellen mit großem
Vorbehalt betrachtet werden müssen. Dies liegt zum einen daran , daß viel
Material verloren ist, welches belegen könnte, daß NAISÄBORTs Werk nur den
Abschluß einer allem Anschein nach schon früher in ihren wesentlichen Zügen
festgelegten Literaturgattung bildet ; zum anderen muß auch berücksichtigt werden,
daß die Entwicklung der arabischen Literatur als solcher, so auch derjeniger
schöngeistiger Richtung, zu jener Zeit durchaus noch nicht abgeschlossen ist.
Insofern könnten neue verläßliche Belege der Frühzeit sicherlich das im folgenden
skizzierte Bild erweitern und korrigieren, jedoch lassen sich selbst in den wenigen
hier berücksichtigten frühen Belegen die wesentlichen Merkmale der späteren
Entwicklung aufzeigen.
Die früheste Mitteilung zu Buhlül findet sich in al-Bayän wat-taby in des 'Amr 1
b. Ba~r al-GÄJ:IIZ (gest. 255/868), dessen Lebenszeit sich mit der des historischen
Buhlül noch überschnitten hat. 30 Außer dem für die spätere Entwicklung bedeut-
samen Hinweis, daß Buhlül schiitische Tendenzen zeigte, werden vier Geschichten
angeführt, die ihn als prägnanten Narr und recht derben Scherzbold charakteri-
sieren. Im Hinblick auf die spätere reichhaltige Überlieferung ist es verwunder-
lich , daß keine dieser Erzählungen in der nachklassischen Literatur wesentliche
Resonanz gefunden hat. Einzig AR-RÄC,IB AL-ISFAHÄNT (gest. 502/ 1108) zitiert
in seinem MulJ.ärjarät al-udabä' drei Geschichten im Zusammenhang 31 , ansonsten
30 Ed. Härün , Baghdad/ Kairo 1380/1 961 , II 230 f. im bäb an-naukä. Als Geburts-

dn den datum des Gähi?'. gibt GAL I 153. S I 239 IT. um l-S0/767; EI' II 385 um 160/ 776;
nn mi t A'/äm V 74 163i780.
31
Ed. Beirut 1961, IV 719 f. im Kap . XXV , Abschnitt kalimar maganin: ohne Quellen-
11. Die Entwicklung der Legende
sein können ··
hat keiner der späteren Autoren dem Werk des G .\l:11 2 Aufmerksamkeit ge-
Erzählung zu B
schenkt. 3 2 Vielleicht ließe sich eine Erklärung hierfür darin suchen. daß die
WA'l:,SÄ (g,>t
Schilderung der derben und unflätigen Art. in der Buhlül sich hier verhält. in den
Augen späterer Autoren zumindest nicht mehr in das geplante Bild passte. ja seinem K. al- H
schon fast eine Art Sakrileg darstellen mußte. von diesen (~r
in ähnlicher I-
Die kurze Erwähnung Buhlüls im 'Uyün al-abbar des IBN Q UTAIBA (gest.
276/889) bringt nichts Neues. 3 3 NAISÄB ÜRI d.:tT'
Interessant und kennzeichnend für die unkritische Art der Überlieferung ist findet sich mn "'
das Kapitel „A[1bär al-mamrürin iral-mutamäginin·· im K. at-·lqd (al-farid) des Gleichfalls m
Andalusiers IBN 'ABO RABBIH (gest. 328 940). 3 "' Bekanntlich hat dieser im Buhlüls mit 1.k r
wesentlichen sein Werk nach früheren Quellen - so a uch GÄl:112 und IBN Q t..:TAIBA K. al-J<fä!1 de~ I'
- kompiliert. 35 Entweder stützt er sich jedoch bei den Buhlül betreffenden Die Glaubwürd1;• ,
Erzählungen auf eine von GÄHIZ unabhängige Quelle. oder er zitiert seine Vorlage stand : Sowo hl d1t. ~
recht großzügig. So sind drei der Geschichten. die sich im Bayä11 zu Buhlül nachweisbar. Der '?-..
finden (s. Nr. 1-3), im 'Jqd den Narren Täq al -ba~al (.,Zwiebelschale .. ) und SCSTARI (1 0. lt>
'Ainäwa zugeschrieben . Eine we itere, im ' lqd zuerst für Buhlül belegte Ge- Verrücktheit Buhlöi-. 'li.
schichte (Nr. 9), findet sich auch schon bei GÄl:IIZ. dort allerdings zu dem ansonsten im \ \:d.:.~'
verrückten Dichter Gu'aifirän. 3 6 Obwohl dem IBN 'Aso RABBIH sicherlich und Schlagfertig k~;
keine tendenziöse Haltung vorzuwerfen ist. kann man diese Tatsache schon als und IBN ' Aso R A
frühe Auswirkung des angeblichen Schiitentums des Buhlül betrachten . Sie ist al-'Adawi, dem anp
einer der ersten nachweisbaren Schritte zu der später exzessiv praktizierten Gelehrten seiner Ze '
erweckt eher den E, n.,.
Methode, auf Buhlül als Protagonisten Vorfälle zu vereinen . die zwar in früheren
sich der Verla uf d.:r
Quellen anderen Personen zugeschrieben werden. ebenso aber ihm .. hätten passiert
eher in den Rah mcr.
eine willkürliche Z u
Ibn Rustam a \-T ~ B
verstärkt diesen Emdr
Begebenheit der nac hlo _
verweis, jedoch wörtlich nach Gäl:ii?. Reihenfolge der Geschichte n : Nr. 1. 3. 2: zum
Autor GAL I 289: A'/äm 11255: EI ' III 11 85f. Jahrhunderte spä ter ,,
·" Früheste neuzeitliche Zitierungen : Nr. 1 bei 1:J11·ÄNSÄRT. Rawlär II 149 : Nr. 4 bei zu werden.
Mu~TAFAWT 46 ; Nr. 2 u. 3 werden nach dem Muf,iüjarär al-udahci" nicht mehr zitiert.
Einziger direkter Verweis auf Gäl:ii? bei TLlSTA RT, Qämüs II 203.
33 Ed. Mi~r 1346/ 1928. II 51. Zeile 4 im Buch 4 : ar-rabä·r: Nr. 3. Zum Au tor GAL I

120, SI 184 ; A'/äm IV 137 : Ei2 III 844f.


3 ' Im einzelnen \\ erder
34 Ed. al-Qähira 1368/ 1949. VI 151 im K. al-i 11mä11a II. Zum Autor GAL I 152.
zugeschrieben : •Ainäwa 'V '
SI 250 : El 2 III 676 : A'/äm I 207 .
35 S. hierzu SHAFr, M.: Analytical Indices 10 the Kitäb at-· Ilsd al-Farid. Calcutta 1935. 27. 31. 61 , 102) : Gu hä t,z"
Erst nachdem das Manuskript bereits im Druck war, habe ich die bereits seit langem Gu'aifirän (Nr . 9) : DI,i r.i;i,
angekündigte neue grundlegende Quellenstudie zum 'lqd einsehen können : Walter 119); Abü 'Alqama c:--.;r ~-
WERKMEISTER: Quellenanalyse des Kitäb a/-"/qd al-farid des Andalusiers Ibn "Abd- (Nr. 103): Ibn as-Samm ä~
38 Ed . Y. Y. Maskü ni .
rabbih (246/860-328/940) . Ein Beitrag zur arabischen Literaturgeschichte. Phil. Diss.
Frankfurt 1977 u. (stark erweiterte Neufassung) gedr. Berlin 1983. Dort wird eindringlich GAL 1 124.
3 9 ' Jqd VI 148.
der Nachweis geführt, daß Ibn •Abd Rabbih zwar durchaus aus schriftlichen Quellen
4 0 L OOSEN 37/220. ~r. >
schöpfte, jedoch keineswegs in dem Maße. wie es bisher angenommen wurde. Vielmehr
• 1 Nicht zu verwech,cin
sind die eigentlichen Quellen des '/qd in der zeitgenössischen lebendigen Unterrichts-
tradition zu suchen . Dies erklärt auch im vorliegenden Fall die Divergenzen zwischen der Tabari. Zur folgenden D1,\.,
Fassung des 'fqd und seinen bisher vermuteten schriftlichen Vorlagen . Rai(iänalV43f.: A'yän :\LI \
3 6 '/qd VI 151; Bayän II TJ.7. Tanqih a/-maqäl II Nr . 1(1.\l' 1
II. Die Entwicklung der Legende 11
m ·rksamkeit ge- sein können". 3 7 Unter ähnlichen Voraussetzungen ist wohl auch die zweite
,... ·hen. daß die Erzählung zu Buhlül im •lqd (Nr. 8) zu sehen.
\erhält. in den WASSÄ" (gest. 325/936). Bagdader Zeitgenosse des IBN 'ABO RABBIH . bringt in
Hild passte, ja seinem K al-Fädil fi .Ji/at al-adab al-kämil zwei Geschichten zu Buhlül. 38 Eine
von diesen (Nr. 6) ist hier zum ersten Mai belegt, die zweite (Nr. 7) wird im •lqd
r -\IBA (gest. in ähnlicher Form dem ' Ulaiyän zugeschrieben. 39 Eine weitere, erst bei
NAISÄB ÜRT dem Buhlül zugeordnete Erzählung mit kurzer Dichtung (Nr. 45) 40
l 'xri ieferung ist findet sich mit anonymem Protagonisten bereits hier.
l lül-f"arid) des Gleichfalls in den hier besprochenen Zeitraum fällt die zitierte Diskussion
hd! dieser im Buhlüls mit dem Nachkommen des 'U mar b. al-ljaqäb (Nr. 5) nach dem
'ftJ, QUTAJBA K. al-l~ä~1 des Ibn Rustam a\-TABART (gest. ca. 1. Viertel 4./10. Jhdt. [?]). 41
"<'!reffenden Die Glaubwürdigkeit dieser Erzählung hält einer kritischen Überprüfung nicht
-c•ne Vorlage stand : Sowohl die Existenz des Autors ist strittig wie auch die des Buches nicht
• zu Buhiül nachweisbar. Der Verweis hierauf findet sich erst im Matälis a/-mu'minin des
,..·h"Je··) und SCSTART ( 10.! 16. Jhd t.) . eines eindeutig schiitischen Autors. Der Aspekt der
- 'lt'legte Ge- Verrücktheit Buhlüls wird hier nur eingangs kurz angemerkt und verschwindet
~ -~ zu dem ansonsten im Verlauf der Erzählung fast ganz zugunsten einer profunden Bildung
~ icherlich und Schlagfertigkeit. Der Schluß verläuft parallel zu Nr. 6. die schon nach WASSÄ'
:: ,cho n als und IB. 'ABO RAB BIH belegt ist. Die Gegenüberstellung mit 'Umar b. 'AW
al-'Adawi. dem angeblichen Nachkommen des 'Umar b. al-ljaqäb und großen
Gelehrten seiner Zeit. in der Audienz des Muhammad b. Suiaimän (gest. 173/789)
erweckt eher den Eindruck einer pseudo-historischen Bemäntelung ; ebenso fügt
sich der Verlauf der Diskussion sowohl in inhaltlicher wie auch formaler Sicht
eher in den Rahmen der späteren Überlieferung, so daß sich das Ganze wie
eine willkürliche Zusammenstellung späterer Zeit liest. Die Tatsache, daß
Ibn Rustam a\-TABART als ausdrücklich schiitischer Autour angeführt wird,
verstärkt diesen Eindruck noch. Es ist nicht einzusehen. daß eine so wichtige
-· 2: zum Begebenheit der nachfolgenden Überlieferung entgangen sein sollte, um erst sechs
Jahrhunderte später von einem gleichfalls schiitischen Autor (wieder-)entdeckt
zu werden.
·- zit iert.

G.-\L I

3 - Im einzelnen werden für Buhlül belegte Geschichten folgenden anderen Personen

zugeschrieben: 'Ainäwa (Nr. 2. 4. 109): Täq al-ba~al (Nr. 3): ' Ulaiyän (Nr. 7, 11. 18.
27. 31. 61. 102): Gul)ä bzw. Na~raddin (Nr. 7. 8. 23. 63. 87, 92. 104. 116. 119. 134);
..2ngem Gu'aifirän (Nr. 9): Disimüs (Nr. 27): ljälid al-Kätib (Nr. 53) ; Abü Nuwäs (Nr. 56. 87,
\ ,1 lter 119): Abü 'Alqama (Nr. 58): Uwais al-Qarani (Nr. 71): Farazdaq (Nr. 87); Mäni
• ~hd-
(:--Jr. 103): Ibn as-Sammäk ( r. 115): Abü Duläma (Nr. 119).
38
Ed . Y. Y. Masküni. Bagdad 1397 1977 II 123 im hiih al-haläga . Zum Autor
GAL I 124.
39
' lqd VI 148.
so LOOSE:S: 37 220. 1r. 28.

'
1
Nicht zu verwechseln mit seinem berühmten Zeitgenossen, dem Historiker
Tabari. Zur folgenden Diskussion von Autor und Werk s. GAS 1 540. Nr. 34;
Raif1ä11a IV 43 f.: A'yä11 XLIV 139. Nr. 9947: !)arta II. 1. 489 f. . Nr. 1924; MÄMAQÄNT.
Ta11qih al-maqäl II Nr. 10481.
!l
12 II. Die Entwicklung der Legende

Aus ähnlichem Grund ist die historische Glaubwürdigkeit der Erwähnung im keiten (Nr. 47-50), die a"~
Gämt al-al1bär des (Pseudo-) IBN BÄBÜYA (gest. 381 /991; s. Nr. 10) 42 zu ver- wegen ihres Anachrom,1r."'
werfen. Hier spielt die Begebenheit zudem zur Zeit des Kalifen al-Mutawakkil , Der überwiegende Tell ....
so daß der Anachronismus von vornherein eindeutig ist - ein Mißgriff, den die fürchtigen Mahner und &
späteren Versionen dieser Erzählung freilich gutzumachen versuchen , indem unterhalt entsagt und ,t:r·
bzw . auf die Hilfsberen;ch
sie das Geschehen in die Zeit des Härün vo rverlegen .
Wenn man der Überlieti:r"
Vor einer Besprechung der Sammlung des NAISÄBÜRf bleibt noch anzumerken,
wohlhabender Man n. da,
daß schon IBN Z OLÄQ (gest. 387/997) den Buhlül als „altbekannte Persönlich-
keit'' erwähnt 43 ; daß also die erste Phase der Legende um Buhlül mit dem ..Verrücktheit'' jedoch m:
Wie andere der W e1-.e'!'
Ausgang des 4./1 0. Jhdt.s im wesentlichen ihren Abschluß gefunden hat. Ihre end-
gültige Prägung für die folgenden Jahrhunderte erhält diese Legende mit dem Straßen. Dort sieht cr ,!,_
die ihn - wie auch hen'c
ausführlichen Bericht im K. 'Uqalä al-magänin des NAISÄBÜRL
Über den Autor ist wenig bekannt. 44 Er lebte in ljuräsän und gehörte zu den (s. Nr . 18, 29, 37): er ,..
angesehenen Korangelehrten seiner Zeit, war aber auch wegen seiner Kenntnisse zu wehren (Nr. 25. ~ ~ t
in Geschichte und Philologie geschätzt. Von seinen Werken ist außer dem den Ort. wo er sich ~'"-~
besprochenen einzig ein weiteres erhalten 45 ; ein ihm zugeschriebener Koran- und dem für ihn gcg~r.· _;.-s
kommentar ist das Werk eines anderen Autors ähnlichen Namens. Ein Umstand Die bei CiÄl11 Z: , ·orr ..",:!
mag bedeutsam sein für die Thematik der 'Uqa/ä ' a/-ma/fänin wie auch für die in den Hintergrund. l)
Auswahl der Erzählungen: NAISÄBÜRf war anfangs Anhänger der Sekte der hinterlassen in ihrer Pr~
Karrämiyya, bekannte sich aber später ausdrücklich zur Rechtsschule der Verstandes als der b<:1 <."i
Die Begegnungen 1.,,
Säti'iten. Im Zusammenhang mit der asketischen und mystischen Ausrichtung
der Karrämiyya wird verständlich. wieso NAISÄBÜRT sich gerade mit der vor- späteren Überliefer un;;
liegenden Thematik befaßte. Außerdem mag dies - wie auch der Wechsel seiner über den exakten Ahla
religiösen Überzeugung zu den Säti'iten - ein Grund dafür sein, daß die auch hang sind sie jedoch , --
zu jener Zeit schon bekannten schiitischen Tendenzen Buhlüls in seiner Sammlung Buhl ül.
Die schon vor :..; >.b -
kein stärkeres Gewicht erhalten.
zwar auch hier angro::-· _
Wie bereits LOOSEN gezeigt hat 4 6 , stellt das Buch des NAISÄBÜRf keine originäre
gleichfalls Belege. dl< --.,.
Sammlung dar. Insofern sind auch weniger glaubwürdige Erzählungen mit
Einstellung sprechen 1'\.•
aufgenommen . Nicht zuletzt wegen der ausführlichen Angaben der Erzähler
Erwähnenswert blc;r· ,;,
und Überlieferer der Geschichten liegt jedoch kein Grund vor, die Glaubwürdigkeit
erläuterten Verwechsl..m;
der Sammlung grundsätzlich in Frage zu stellen.
Mu}:iammad betrachte'~•
NAISÄBÜRT bringt insgesamt 51 Überlieferungen zu Buhlül. 4 7 Nur ein geringer
verwiesen auf den im ll,
Teil hiervon läßt sich in früheren Quellen belegen (Nr. 1, 6, 7, 27, 45, 58),
einige mit anderen Protagonisten .48 Der historische Kontext ist im allgemeinen erwähnten Musnad 4
wa-mä rawau min u;-J:.
gewahrt, einzig die angeblichen Schreiben Buhlüls an hochgestellte Persönlich-
RAGÄNl (gest. 320 ,ff: •

42
Pers. Übers. u. d. Titel Käs(/' al-astär, Teheran o. J., häb 14, fa$1 33. Zu Werk u. 4 9 Nr . 51 , 52. L<••" •. •
Autor GAS 1 545; ()arfa V 33 ff. , Nr. 151; Rail;äna VII 401 f.
43 wechsler·. von dem P•--~
Abbär Siha11'Gihi al-Mi$ri; Verweis (nach Kern ) zuerst bei MEISSNER v ; ebenso
HOROVITZ (s. Anm. I) 51 ff.; LOOSEN 10/ 193 f.
50 EI2 1 591 : s. ,· .D -
44
Im folgenden nach den in Anm. 4 angeführten Quellen . him as a traditio nist :c--
45 51 Litho . (Teher,tn -:e·
Nach GAS I 47 ein K. at-Tanzil wa-tartibih (Koranwissenschaft).
46 52 In diesem Zus.iir~:'"'-'
LOOSEN 7/ 192 ff.
47
LOOSEN Nr. 1-50 (korrigiere die Zählung am Schluß S. 46/229) = hier Nr. 11-27, 1965 , 33 ff .. 120 f.. -145. •
1, 28-36, 6, 37-44, 7, 45-57; zusätzlich noch Nr. 58, die bei NAISÄBÜRi s. v. 'Ulaiyän steht. Nr. I 761; zu As"ab : R, ··- -.
48 53 Angabe des Tode--.-;'.
Nr. 27: Disimüs ; Nr. 7 : 'Ulaiyän; Nr. 45 u. 58: anonym.
II. Die Entwicklung der Legende 13
Erwä hnung im keiten ( r. 47-50). die auch in den späteren Quellen nie zitiert werden, fallen
r. 10) 42 zu ver- wegen ihres Anachronismus aus dem Rahmen.
al-Mutawakkil Der überwiegende Teil der Erzählungen kennzeichnet Buhlul als einen gottes-
ftßgrifT. den di; fürchtigen Mahner und Belehrer. Er hat der Sorge um den täglichen Lebens-
eben, indem unterhalt entsagt und vertraut vollkommen auf die Unterstützung durch Gott,
bzw. auf die Hilfsbereitschaft seiner Mitmenschen (s. r. 7. 16. 20. 27, 35, 42, 43).
anzumerken Wenn man der Überlieferung trauen darf (s. Nr. 31 ). war sein Vater ein relativ
Persönlich~ wohlhabender Mann . das ihm zustehende Erbe wurde ihm aufgru nd seiner
-hlül mit dem ., Verrückthei t„ jedoch nur unter Schwierigkeiten zugestanden .
.hat. Ihre end- Wie andere der Weisen Narren verbringt Buhlül die meiste Zeit auf den
~· de mit dem Straßen. Dort sieht er sich der ständigen Belästigung durch Kinder ausgesetzt,
die ihn - wie auch heute noch im Orient üblich - oft mit Steinen bewerfen
zu den (s. Nr. 18, 29. 37); er weiß sich jedoch - wenn auch auf seine Art - durchaus
nntnisse zu wehren (Nr. 25, 45). Ebenso frequentiert er die Gräber der Verstorbenen,
er dem den Ort. wo er sich unbehelligt weiß in seinem innigen Verhältnis zu Gott
Koran- und dem für ihn gegenwärtigen Jenseits (N r. 11 , 46).
'mstand Die bei GÄf:112 vorrangige Charakterisierung Buhlüls als Narr tritt weitgehend
für die in den Hintergrund. Die belegten witzigen Aussprüche (Nr. 16, 20. 23 , 27, 38. 56)
te der hinterlassen in ihrer Prägnanz und Würze eher den Eindruck eines originellen
le der Verstandes als der bei GÄHIZ angedeuteten Derbheit.
chtung Die Begegnungen mit Härün (Nr. 12. 13. 17) sind Basis und Schwerpunkt derj
r vor- späteren Überlieferung. In der Folgezeit herrscht zwar keine Einigkeit mehr
seiner über den exakten Ablauf dieser Begegnungen, in ihrem historischen Zusammen- .
auch hang sind sie jedoch entscheidend für die Prägung - des späteren Bildes von
mlung Buhlül.
Die schon vor NAISÄBÜRf bekannten schiitischen Tendenzen Buhlüls werden
zwar auch hier angedeutet, aber nicht weiter ausgebaut . Vielmehr finden sich
gleichfalls Belege. die für eine relativ unparteiische, ja eher schon gegenteilige,'
Einstellung sprechen (Nr. 1, 36; 22, 30).
Erwähnenswert bleibt noch. daß bereits NAISÄBÜRI - aufgrund der später
erläuterten Verwed i ·, 1..~r! ieferer von Aussprüchen des Propheten
Mu~ammad betra, 'ELLAT in anderem Zusammenhang 50
verwiesen auf den des ASTAR.Ä. BÄDf (gest. 1027/ 1619) 51
erwähnten Musna !!1ä 11·0-Afab 1ra-B11hlül 11•0 -Gu'aifirän
wa-mä ra1rau min es Buches ist Färis b. Sulaimän al-AR-
RAG.Ä.Nf (gest. 32( sich schon im K. ar-Rigäl des NAGÄSf

.s Nr. 51. 52. dieser (Verrückte) heißt auch .der Geld-


~ nso wechsler·. von dem oerliefert werden ...
50 EI2 I 591.. s. • 1uthors regard Dju~ä as a ~l!i 'i and consider
him as a traditionist togcu,~, Jwäs and Buhlül: ...
51
Litho. (Teheran) 1267 1888. s. v. Färis b. Sulaimän.
52
In diesem Zusammenhangs. zu Abü Nuwäs E. WAGNER : Ahü Null'äs. Wiesbaden
1965. 33 ff.. 120 f.. 445; A'rän XXIV 63-68. 111 f.: zu Guhä : IB N HA<'.,AR. Lisän II 428,
r. 1761: zu As'a b : R osiN TH AL. Humour 29f. : IBN HA CAR. lisä~1 I 450ff. , r. 1403.
53
Angabe des Todesdatums nach Pella t (s. Anm. 50).
ll
14 II. Die Entwicklung der Legende

(gest. ca. 450/1 085) 54 . auf den sich die späteren Quellen berufen . Anscheinend Erwähnung. daß Buh!ül r:
war dies ein rein schiitischer Musnad . der jedoch nie große Bedeutung erlangte a~-Sädiq. gehört habe.' ~ \
und eher schon früh verloren gegangen ist. Es ist verwunderlich. daß die Hadi! angeführt. Beid~ T J:

späteren schiitischen Autoren, die Buhlül behandeln. diesen Musnad - der ihnen isoliert.
durchaus bekannt ist - nicht mit ihm in Verbindung bringen . Dies umso mehr. Für die persischen 111:,,:.-~
·..,dest einer der durch Buhlül überlieferten l:fadi1e sich durchaus als Beleg bereits ein alter Bekanc ,:r
ischen Nachfolgeansprüche anführen läßt (s. Nr. 51 ). virtuos. aber auch Re,,: =-
.esonanz auf die Sammlung des NAISÄB CRf ist in der Folgezeit aus- ihn. ROZBIHÄ N BA QLi 1,;.,
.1en gering. Einzig 7 Geschichten werden später relativ häufig zitiert bekannten Mystiker Qü - .
., 13. 18, 23. 26, 37, 56). knapp die Hälfte bleibt bis in jüngste Zeit Narren und ZeitgenL'" ..
unbekannt (Nr. 14, 15. 17. 22 . 24. 26. 28 , 30. 32-36. 38-41. 44. 47-52. 55) . haben soll. "4
chzeitig mit NAISÄB ÜRf wird Buhlül erwähnt in Gam· al-.f?mrähir des YÄHI (gest. 768 13N'
1 (gest. nach 413/ 1022) 55 , in al-Ba.Jä ·;,. u·a,l-flabä ·;,. des TA U!:JTDT (gest. Geschichten Weiser '.\ ,1, _
Erzählungen zu Buhlüi • •

-
023) 56 und in Nafr ad-durar des ABT (gest. 421 1 1030). 5 7 Aus diesen
:hten läßt sich ersehen , daß neben den von NAISÄB CRf benutzten Quellen Zeit : in ei ner davon tr iff•. e
~re, vo neinander unabhängige Überlieferungsstränge existierten. Diese zu- in der anderen (Nr. E- t-1 ~, -
sätzlichen Quellen bringen sowohl NAISÄB ÜRT unbekannte Geschichten (Nr. 59- Die Historiker und B·• :·
62) wie auch unterschiedliche Versionen ihm bekannter Erzählungen. Sie belegen. sprochen worden. 06
daß die wesentlichen Interpretationsrichtungen und Sichtweisen zu Buhlül zur In der Volksüberlic:lcra,, _
Zeit des NAISÄBÜRT bereits festgelegt sind. In dem hierdurch gesteckten Rahmen so weit degeneriert. daß
bleiben zunächst auch die ständig neuen Geschichten folgender Jahrhunderte. erotischen Handbuch a•·
Somit kann die erste Phase der Entwicklung der Legende um Buhlül mit Liebesgeschichte mach; , "-·
Beginn des 5./ 11. Jhdt.s - zwei Jahrhunderte nach seinem Tod - als abgeschlossen übrigens - mit wech,dn1...:
betrachtet werden.
5 9 Nr. 27 : .. Abü !iJ,: ..

2. Die Quellenberichte des 5./1 1.-9./ 15. Jhdt.s bringen kaum neue Gesichts- der Straße aß . Da sagtt' · c ~ ~
punkte und können kurz abge handelt werden . Es handelt sich bei dieser Zeit- b. Mutammad und ißt ;1u' da:
spanne um eine Phase der Festigung und Ausschmückung des in den Grundzügen oo S. RITTER, Meer da
festgelegten Bildes von Buhlül. Deshalb sollen hier nur einige auffällige Tatsachen sind sämtlich aus 'Aqär, /'' ,.
und Nr. 73-80.
betrachtet werden.
IB N AL-GAUZf (gest. 597/ 1200) zitiert Buhlül in mehreren seiner zahl reichen
Werke, wiederholt jedoch fast nur Bekanntes. 5 8 Einzig beachtenswert ist die
1 61 Ma~-navi, ed . J\iich,,,Ht

kurze Erwähnungen im \''4~


420 ff. Autor s. RYPK , : 1 ff
erste Erzählung in den Abbär a;-?,irä.f wal-mutamäginin . Dort wird die bei 6 2 Eine Erzählung 1, ; -
GÄ!:JI:Z auf den griechischen Narren Disimüs zurückgeführte Erzählung erneut Teheran o. J. (mehrere A J, ! 0 •

dem Buhlül beigelegt. In diesem Kontext findet sich die erste ausdrückliche 274: Autor s. RYPK ~ 2~•
63 Sar!1 -i Sa/!1irä r. , •.'
Teheran o.J ., 239 s.v. ; s. auch MÄMAQÄNI, Tanqib II Nr. 9394.
54 Dimensions. Chapel H1ll '
55
Ed. 'Ali M. Bigäwi. Kairo 1372/1 953, 163 f., 4 Erzählungen : Nr. 59-61 , 12113. Sumnün 's sigh and Buhl,.
6 4 NAISÄB ÜRI. 'C,1w,; • .
Zum Autors. GAL I 267 ; EI2 III 639 f.
56 65 Ed . Mi ~r 1324 1°11n ',-
Ed. I. al-Kiläni, Damaskus 1964, I 233 : Nr. 62, I 380: Nr. 9. Zum Autor
6 6 S. o. S. 4 f. Die ai:,u ~
GAL S I 436, Nr. 6; EI2 I 126 f.
57
So nach FARRÄC : A/1bär Guba. Misr o.J. an verschiedenen Stellen mit Verweis auf a/-Mustabih (vgl. u. Anm :
das Kap. Nawiidir al-magänin ; s. hier Nr. 8, 23. 63 . 134. Zum Autor GAL I 35 I ; 0 . BoL- II 111) kann ich nic ht ,c:•,<0 u,!
GHANM J: Studien über al-Äbi und sein Werk NaJr ad-dw·r. Phil. Diss. München 1963. enthält ebenfalls nicht, "
58
At}kiyii 210 f.: Nr. 23, 6, 37, 7, 56, 58; Munta;am : s. o. Anm . 15; Si/at GNafira Berufung hierauf er" ähri:c
6 7 Zum Au tor GAL r
II 290 f. : Nr. l 1/46 (2 mal), 12/ 13 ; ?irä/'56 f.: Nr. 27, 23, 69, 56, 58. Neu ist nur Nr. 69.
Autor EI2 III 75 1 f. BuRTO N·schen Über,etzL~~
II . Die Entwicklung der Legende 15
.-\nscheinend Erwähnung, daß Buhlül zum Schülerkreis des 6. schiitischen lmäms, Ga' far
utu ng erlangte a~-Sädiq. gehört habe. 59 Außerdem wird ein neuer. vorher noch nicht belegter
--r,ich. daß die 1:fadiI angeführt. Beide Tatsachen stehen im Rahmen der Überlieferung jedoch
-~~--•=~,~"!Jd ·· der ihnen isoliert .
D- -~ umso mehr, Für die persischen mystischen Dichter des 6./12. und 7.jl3. Jhdt.s ist Buhlül
;'ld is als Beleg bereits ein alter Bekannter. Allen voran zitiert 'AHÄR (gest. 617/1 220) 60 ihn
virtuos, aber auch R0Mf (gest. 672/ 1273) 61 und SA' Df (gest. 691 / 1292) 62 kennen
ihn. R0ZBIHÄN BAQLf (gest. 606/ 1209) 63 stellt ihn sogar auf eine Stufe mit dem
bekannten Mystiker J;;>ü'n-Nün al-Mi~ri (gest. 245/856), der übrigens den Weisen ,
_:u ngste Zeit Narren und Zeitgenossen von Buhlül. Sa'dün al-magnün, mehrmals getroffen
.!..!_ ➔ --52, 55).
haben soll. 64
-:m1n7/1ir des Y.4.Fl'f (gest. 768 ' l 366). dessen Rauc_l ar-rayäbi11 .fi (1ikäyä1 G:j-.yäli/1in mehrere
T• c Hi Di (gest. Geschichten Weiser Narren enthält, bringt neben Bekanntem auch zwei neue
•- ·\ s diesen Erzählungen zu Buhlül. 65 Diese sind allerdings eindeutig Erfindungen neuerer
-.cn Quellen Zeit: in einer davon trifft Buhlül den Mystiker as-SibH (gest. 334/945; s. Nr. 85),
.,-_.--~-.,.-._ Diese zu-
in der anderen (Nr. 86) wird er selbst von einem weisen Knaben ermahnt.
-:-11(:--.Jr. 59- Die Historiker und Biographen des 8./1 4. und 9. /l 5. Jhdt.s sind bereits be-
-,e belegen, sprochen worden. 66
.r<~ Bu hlül zur In der Volksüberlieferung ist das Bild Buhlüls bis zum 8./ 14. Jhdt. bereits
-=rJ Ra hmen so weit degeneriert. daß NAFZÄWf (gest . ca . Ende des Jhdt .s) 67 ihn in seinem
erotischen Handbuch ar-Rau(j a/-'äfir zum Helden einer amüsant-obszönen
Liebesgeschichte macht (Nr. 87). Das wesentliche Motiv dieser Erzä hlung ist
übrigens - mit wechselnden Protagonisten - in der arabischen Literatur wohlbe-

59
Nr. 27 : .. Abü 1:Ianifa as-Sä 'i~ sagte: .Ich traf Buhlül al-magnün, als er auf
der Straße aß. Da sagte ich zu ihm: .Buhlül I Du pflegst die Gesellschaft des Ga'far
b. Mu~ammad und ißt auf der Straße '' .. .'··
60
S. RITTE R, Meer der Seele, Index s. v. Bahlül. Die im Text gebrachten Geschichten
sind sämtlich aus 'Anärs Ilähi- Nä ma bzw. Musiha1-Näma; s. hier Nr. 70, 71, 8, 72, 12/13:
und Nr. 73-80.
61
MaJ11a1•i, ed . Nicholson. repr. Teheran 131511935. II 475. Buch 3: Nr. 82; weitere
kurze Erwähnungen im MaJnavi s. Ci.HART IV 677 ff .. 707 ff.. VI 383, 404. VII 416,
- die bei 420 ff. Autors. RYP KA 240 ff.
62
Eine Erzählung in: Risäla1-i .'Va~i/w1 al-mulük. in: Kulli_1 ·ä1 (ed. M . A. Furügi),
Teheran o . J. (mehrere Ausg.) 43-60. 44 : eine Erwähnung im Büs/än, ed. Graf, Wien 1858,
274: Autors. RYPK A 250 ff.
63
Sar/1-i Sa1/1i_rä1. ed. Corbin. T~heran 1966. 215; Übers. SCH IMMEL , Myslical
Dimensions. Chapel Hili 3 l 978. 297 : .,Where is Sumnun·s age and Dh•• ·11-Nun·s love and
Sumnün·s sigh and Buhlül"s complaints ''--
04
NAISÄBÜRL 'Uqa/ä'. ed. Nagaf 1387 1968. 60. 63. 65, 66 .
65
Ed. Mi~r l 324 ' 1906. Nr. 19, 33. 34, 56 : Autor s. GAL II l 76
66
S. o. S. 4f. Die angeblichen Erwähnungen Buhlüls bei !)A
a/-Mustabih (vgl. u. Anm . 128) u. Tärib a/-isläm (so die Anm. bei I
II l l l) kann ich nicht verifizieren. !)AHABL al-Mugni.fir!-r!11'afli'(e1
enthält ebenfalls nichts zu Buhlül al-magnün. Der von ZAB'
Berufung hierauf erwähnte Buhlül b. 'Ubaid ist eine andere Pe•
67
Zum Autor GAL II 257. S II 368 u. die Einl. zur
Bt.: RTo:-s·schen Übersetzung (Ed. A. H. Walton).
16 II. Die Entwicklung der Legende

kannt, so daß es sich mit Sicherheit nicht um eine originale Buhlül-Erzählung O:ianafitischer) Qädi 11' :
handelt. af-fäli! 76 , da Gahäni-
Etwas spätef scheint Buhlül auch in die anderen islamischen Literaturen sei nem später.en Wer;.
Eingang gefunden zu haben. Zumindest zwei Erwähnungen lassen sich nach- Tode peitschen ließ.
we isen: Im turkmenischen Ma[,:::an a/-asrär des l:fA YQAR lj.WÄRIZ\11 (gest. nach Die Biographie 1r.1
ca. Mitte des 9./ 15. Jhdt.s ; s. Nr. 88) 68 und in den türkischen Larä'i(des LÄMl 'f ,,besonderen Schüle r .:
<;ELEBf (gest. 938/ 1532; neu : Nr. 92. 93). 69 Nach dem letzteren hat im 18. Jhdt. fürchtigen seiner Ze,'
d'HERBELOT in seiner Bibliotheque orientale Geschichten von „ Bahalul "' über- schiitische Erzählunger
setzt. 10 Diese wurden aufgegriffen vo n Autoren wie CARDO!\NE 71 und FLöGEL 72 . Quellen nachweisen l.a,
der das mißliche Bild von Buhlül als „ Hofnarr" des Härün ar-Rasid prägte. Buhlüls als Schüler d~
Ein Teil von ihnen gelangte durch MARDR US sogar in die Erzählungen von lsoliertheit kein e Aus,
.,100/ Nacht"". 13 die erste und a usdrü
Da SüSTARI hierfü r •
3. Mit dem Erstarken der schiitischen Bewegung - das schiitische Bekenntnis keine nachprüfbare Qu••
wird unter den S,ifawiden (ab 907/1502) Staatsreligion in Persien - kommt die b. •Amr al-magnün al-;s
entscheidende Wende in der Überlieferung. Bereits Wä'i? KÄSIFf a?-Safi (gest. a~-S,iirafi al-Küfi. der
939/ 1532) bringt in seinem Larä'(( 1ra-rairä 'i( eine ausgesprochen schiitische der Frühzeit, Mul:i:
Erzä hlung zu Buhlül (Nr. 91). 7 4 (a$häb) des Ga' far
Die eigentliche Begründung der späteren schii tischen Interpretation liegt jedoch stätigung in der Tat
in der ausführlichen Biograp hie in dem enzyklopädischen Werk Ma.{tälis Personen nicht mehr ,;.
a/-mu 'mi11in des Nürallah b. Sarifaddin al -Mar'asi as-S üSTARf. 75 Dieser , in Man wird SCST.\ Rr
lj.uräsän aufgewachsen, war seit 995/1 587 un ter den Moghul-Herrschern Akbar wissentlich vollzogen "'
(reg. 963/ 1556-1014/1 605) und dessen Sohn Gahängir (reg. 1014/ 1605-1037/ 1627) zählungen nicht frei e-;
Ausdruck und Resul:.:..• ~
68 S. Ec KMA NN. J. : ,.Die tschagha10ische Literatur .. , in:
Berufung auf vage h~:
Phi/ologiae Turcicae
früher geprägt hat:e D
Fundamenta II, Wiesbaden 1905, 304-402, 317 f.: der Autor war „unter den Hofdichtern
Sultan 'Ali lskandar Siräzis (t 827/1 423-24)"' und lebte .. bis zum Ende der Regierungs- volkstümlichen Gescn,- •
zeit Sähru!)s (t 1447)." nach 1054/ 1644 : s. ;--.r
69 Zu Autor u. Werk: Philolog. Turc. Fund. (s. Anm. 68). II 55. 436 f. Hiernach ist
16 D . h .. der .. dri fü
der Autor meist bekannt als Übersetzer und Bearbeiter persischer Originalwerke. Aus-
führlich zum Autors. KuT ALPAY, G.: ,.Lämi'i Chelebi and His Works", in: Journal Mu~ammad Taqi b. \t~
of Near Eastern Studies 35 (1976), 73-93, zum Werk dort 83, Nr. 10 : LeWif-näme. Zum schiitischen Mär':,~
70
Maestricht 1776. 156 f. Als Quelle wird angegeben: ., Defterlathaif de Lamai •' sahid gerechnet :vl uh.:r:-..:-.
(neben YÄFl'i. Raud ar-rayäf:ri11) . zweiter Zainaddin b. • \:i •
71
Deutsche Übers.: Versuch der Orie111alische11 li11erat11r. Breßlau 1771 , 242 ff. Der ist gemeinsam, daß ;1e
Autor erwähnt d'HERBELOT in der Vorrede, gibt aber an, von ihm unabhängig zu jeweiligen sunnitischen \!
71 S. o. Anm . 59 .
sein (vii).
72
78 Ed . Nagaf Dttl 1
Geschichte der Hofiiarre11. Liegnitz u. Leipzig 1789. 172 ff.; s. auch DORAN . J.:
The History of' Court Foo/s. London 1858, repr. New York 1966, 68-70, zitiert bei 33 f., Nr. 9809 . Weitere •
ZU DERVELD, A. G .: Humor und Gesellschaji. Graz/Wien/ Köln 1976, 120 f. 340/951; GAS 1 185) ooer
73
MAR DRUS, J. C.: Le li11re des mille nuits er une nuit . Paris 1899-1 906. XII, 176 ff.; derartiges. Nach TCsi ZJllC'r
hierzu CHA UV IN VII 126ff. , Nr. 393 u. 393bis A-E. Auch in der BURTONschen Übers. 72 ff.), Lisän al-mi:än
finden sic h zwei kurze Erwähnungen Buhlüls: Library ed. London 1894, XI 217 u. XII 105: Nr. 2719 .
19 S.o. S. 13 f.
ed. Benares (d. i.: London) 1885 u. repr. Beirut 1966, XV 88 u. XVI 155.
74 80 S. ETHE, H. :
Ed . A. Gulcin-Ma'äni. Teheran 1336/ 1957. Zum Autor, Sohn des gleichnamigen
Verfassers des bekannten Anvär-i Suhaili, s. RYPKA, History 301 , 317. Hrsg. v. W. Geiger u.. E
75 Im folgenden nach GAL S II 607; A'yän L 30ff., Nr. 11187 ; Rail;äna III 384ff.; II 351 f.: !)aria V
!)aria XIX 370 f., Nr. 1652. (und 94, 95).
II . Die Entwicklung der Legende 17
'1, ül -Erzählung (banafitischer) Qä<_li in Lahore und später Agra. Er gilt den Schiiten als as-sahid
a1-1äli1 7 6 , da Gahängir ihn wegen der offenkundigen schiitischen Apologetik in
..,..,,...;;.;:,.:o,n Li teraturen seinem späteren Werk lbqäq aHwqq 1ra-d1äq al-häfil im Jahre 1019/ 1610 zu
n sich nach- Tode peitschen ließ. _,
1gest. nach Die Biographie im Ma.rtälis al-mu 'minin bezeichnet Buhlül eingangs als 1
des LÄMJ·f ,,besonderen Schüler des heldenmütigen Imäms Ga' far a~-Sädiq und Gottes-
18. Jhdt. fürchtigen seiner Zeit"'. Als Beleg seiner Gesinnung werden fünf speziell
ul " über- schiitische Erzählungen angeführt , von denen sich allerdings nur zwei in früheren
LÖGEL 72 ,
Quellen nachweisen lassen (s. Nr. 64. 91 ). Sieht man von der früheren Erwähnu·ng
d prägte. Buhlüls als Schüler des Ga'far a~-Sädiq bei IBN AL-GAuzI 77 ab, die in ihrer
gen von Isoliertheit keine Auswirkungen auf die spätere Überlieferung hatte. o ist dies
die erste und ausdrückliche Bestätigung der schiitischen Einstellung Buhlüls.
Da SOSTARI hierfür - wie für die meisten der folgenden Erzählungen - jedoch
keine nachprüfbare Quelle angibt. liegt die Vermutung nahe, er habe den Buhlül
b. 'Amr al-magniin al-Kiifi verwechselt mit einem gewissen Buhlül b. Mui)ammad
a~-Sairafi al-Kiifi, der schon im K. ar-Rigäl des großen schiitischen Gelehrten
der Frühzeit, Mul)ammad b. al-I:Iasan at-Tüsf (gest. 460/ 1067) unter die Schüler
(w;bäb) des Ga'far a~-Sädiq eingereiht wird. 7 8 Die Annahme findet ihre Be-
,iegt jedoch stätigung in der Tatsache, daß schon NAISÄBÜRf diese beiden gleichnamigen
.Wa.rtälis Personen nicht mehr klar voneinander trennen konnte.79
Dieser , in Man wird SüsTART nicht den Vorwurf machen können. die Verwechslung
n'rn Akbar wissentlich vollzogen zu haben. ebenso wie er die als Beleg angeführten Er-
: - • (IJ7 IJ627) zählungen nicht frei erfunden haben wird. Vielmehr sind beide Tatsachen als
Ausdruck und Resultat einer schiitischen populären Tradition zu sehen, die unter
Berufung auf vage historische Zusammenhänge das entsprechende Bild schon
früher geprägt hatte. Dies wird weiterhin bestätigt durch die ausgesprochen
volkstümlichen Geschichten, die sich im Gämt at-tam§.il des GABALRÜDI (gest.
nach 1054/ 1644: s. r. 99, 100) 80 und im Munrabab des TURAll:lf (gest. 1085/
; c·rnach ist
-'l"ke. Aus- 76
D . h., der .,dritte Märt yrer·· : als solcher wird nach GAL S II 829 ebenfalls
Jo urnal Muhammad Taqi b. Muhammad al-Bargäni al-Qazwini (gest. 1264/1 848) bezeichnet.
. • ,l me. Zum schiitischen Märtyrertum s. EI ' IV 382 f., s. v.. Shi'a.' Hiernach wird als erster
.sahid gerechnet Muhammad b. Makki al -' Ämili al-Gazini (gest. ca. 786/ 1384), als
zweiter Zainaddin b. 'Ali b. Ahmad b. Taqi al-' Ämili (gest. ca . 966/1 557) . Ihn en allen
ist gemeinsam, daß sie wegen ihrer offenkundigen schiitischen Einstellung von den
jeweiligen sunnitischen Machthabern getötet wurden.
77
S. o . Anm. 59.
18
Ed . agaf 1381 / 1961. 160. r. 19: zum Autor GAL I 508 fT.; A'yä11 XLIV
33 f„ Nr. 9809. Weitere schiitische r(~ä/-Werke der Frühzeit, wie die des KÄSST (gest. ca.
340/95 1: GAS 1 185) oder des NA C,4.Sf (gest. 450/ 1058 : GAL SI 556) enthalten nichts
derartiges. Nach TüsTzitiert jedoch z.B. 1B f:IACAR (gest. 852/1 449; GAL II 67 ff . S II
72 ff ). Lisän al-mi:ä11 . Beirut 1390 197 1. II 68. Nr. 257) s. auch A'yän XIV 163,
Nr. 271 9.
79
S.o .S. 13 f.
80
S. ETHE , H. : .,Neupe'rsische Li1eratur" , in : Grundriß der Iranischen Philologie.
Hrsg. v. W. Geiger u. E. Kuhn . Strassburg 1896- 1904, repr. Berlin/ New York 1974,
II 351 f.: l)arra V 46. Nr. 181. Das Werk ist verfaßt 1054/1 644 : s. hier Nr. 99, 100
(und 94. 95).
11:S II. Die Entwicklung der Legende

1674; s. Nr. 101) 8 1 finden. Der zeitliche Abstand dieser beiden Autoren von was Buhlül betri fft ..-.
SOSTART ist so gering. daß die von ihnen angeführten Erzählungen wohl auch geschlossen werde n.
schon zu seiner Zeit kursierten. Der Bericht von SCSTARf ist somit gewissermaßen Im gleichen lichte
nur als endgültige Legitimation einer volkstümlich geprägten Entwicklung Buhlüls mit Abü Hani'..1
aufzufassen. Einen pikanten Aspci-, _
Die spätere Überlieferung wurde durch SOSTART entscheidend beeinflußt. Sü STARL der Ja , C'l1<
Fast jedes schiitische Werk der r(f(äl 1arii.~i111-Literatur nach ihm zitiert - unter Namensgeber des \ ,,n ;::
Berufung auf das Magälis al-mu'minin - einige Geschichten zu Buhlül. 8 2 Ebenso Bei mehr als zwanr! s;
gewinnt er in den polemischen und erbaulichen Schriften der Si'a einen ständig sich Geschichten 1 u B
wachsenden Stellenwert. den die späteren Autoren durch immer neue Erzählungen pretation basierende -
zu untermauern suchen. Bekanntes. Es gem,;
Von den fünf bei SüSTARf angeführten ausgesprochen schiitischen Erzählungen zugreifen.
ist eine bereits besprochen wo rden 8 3 . zwei weitere lassen sich. wenn auch in leicht Ni'matalläh al-Ci \ ✓
anderer Form. früher nachweisen (Nr. 64. 91 ). Von den verbleibenden zwei Begründung der \' er
Geschichten nicht nachweisbarer Herkunft ist besonders die erste (Nr. 94) einer der gelehrte>ter
interessant. Sie gibt vor, den Anlaß für die ,.Verrücktheit" Buhlüls zu schildern: ernennen: um die,,·•
Als Härün ar-Rasid die Ermordung des 7. Imäms. Müsä al -K ä?im (gest. 183 799) gestellt und sei Z ..!t,
plante. soll dieser dem Buhlül gera ten haben . sich ve rrückt zu stellen . um nicht eindeutiger als sch,1 r
gegen seine religiöse Überzeugung an dem Komplott gegen Müsä teilhaben verweisen. Das Amt ~
zu müssen . pnichtung. der \'Or al
Ist schon die Sichtweise, daß Müsä al-Kä?im ermordet wurde. speziell dem Ausweg. sich ,ar~.,,
schiitisch 84 , so ist es erst recht das hier mit ins Spiel gebrachte Element des 983) in seinem B m1j
Verbergens der wahren Glaubensüberzeugung zu einem Zeitpunkt. wo es in diesem Zusammen
unratsam wäre. diese offen zu propagieren . Der hierfür angewandte Terminus entsprechende Si tua,
taqiyya 85 findet sich bei SOSTART zwar noch nicht. wird aber in den späteren daß das Phänomen. ~-..,
Disk ussionen dieser Geschichte des öfteren erwähnt. Eine der späteren Quellen heit zu entkommen. ~ ..~
versucht zwar, den Wahrheitsgehalt dieser Begebenheit durch den Verweis auf aus dem China de, S 1
eine ähnliche Situation zur Zeit des S. Imäms. Mubammad al-Bäqir (gest. 113/731 ), Im Nu::hat ah:a1i. :~
zu bekräftigen 86 ; aufgrund der ausgesprochen schiitischen Sichtweise kann - wird neben Beka nn·.:

81
Beirut o. J. 338 ff. im Teil II. majlis 5. häh 3 : hier Nr. 101. Autors. GAL S II 500.
843, 969: Raifuina IV 53 ff.: A' /äm V 337.
82
In alphabethischer Reihen folge : ARDAB1Lf. Gämr ar-mwä1. (Teheran) o. J. 131:
87 Nicholson IR · , -
,:\STARÄBÄDT, Manha.~ al-maqä/. Litho . (Teheran) 1267/1 888. s. v.: ßURQA'I. Taräjim . dig11i1_r" . in: Fest>chr
Teheran 1372/ 1952, 1 308 ff.: BuROGIRDf. Nubhat al-maqä/. Qum 1378/1 958. 56 ff.: s. auch WESSEL:,J>-
i:lklRT, Mu11tahä ·t-maqä/. Teheran 1302/1 885. 69: MÄMAQÄ NL Ta11qib al-maqäl. desgl. ausführlicher r
Nagaf 1349/ 1930 ff., I s. v., Nr. 1403: STRÄZi, Mu'.e,am aJ-Jiqät . Qum o. J.. 247: TuSTART, /es peuples ha//.:a111 q1,,
8 8 Ed. Misr. o L -
Qämüs ar-r(~äl. Teheran 1379/1 959. II 202 f.
83
Nr. 5: s. o. S. 11. weitere Verweise s. '- <-·
84 89 NAISÄB ÜRi. •( 1/ulw
S. EI' III 800 mit Quellenverweisen.
85 Qo LEGG E. J. 1ed
Zuletzt hierzu E. MEYER: ,. A11/aß und Amrend1111gshereich der taqiyya" , in:
Der Islam 57 (1980). 246-280. Chinese Classics J1. •~~~ "'1•
Schon i:lUSRf. Gam' al-gawähir 164 deutet nach den zu Buhlül aufgeführten Ge- von einem gewis,en 1 • 0

schichten an, daß jenem seine Verrücktheit nur als Vorwand gedient haben könne: engage in public ,er,-=~
„wa-qi/a: inna Buhlülan käna yasta'mil al-gunüna sitran 'alä nafsih ." In der Folgezeit Ver halten exakt dem ...::.
bis SOSTART wird dieser Aspekt nicht wieder angemerkt. Ausführlich zu die,err ?::
86
ljWÄNSÄRT, Rau{jät II 146 f. A Madman of' Chu s..-:._.:<
II. Die Entwicklung der Legende 19

was Buhlül betrifft - ein historischer Kern jedoch mit großer Sicherheit aus-
geschlossen werden .
Im gleichen Lichte zu sehen sind die angeblichen häufigen Diskussionen
Buhlüls mit Abü J:ianifa (gest. 150/767: s. Nr. 95), von denen S0START eine anführt.
Einen pikanten Aspekt gewinnt die Erwähnung dieser Geschichte dadurch, daß
S0STARf. der ja selb t J:ianafitischer Qä<;li war. den Buhlül als Schiiten den
? t1en - unter Namensgeber des von ihm selbst offiziell vertretenen maflhab widerlegen läßt.
!.'1, f 1. 8 ~Ebenso Bei mehr als zwanzig schiitischen Autoren der folgenden Jahrhunderte finden
·"rnen ständig sich Geschichten zu Buhlül. Manchmal führen diese auf der schiitischen Inter-
_. Erzä hlungen pretation basierende neue Erzählungen an, meist aber wiederholen sie nur
Bekanntes. Es genügt daher. wieder nur einige bedeutsame Autoren heraus-
-·~,-~,..,...•<- Erzählungen zugreifen .
1-h in leicht
..1 i'matalläh al-CiAZÄ-iRT (gest. 1112/ 1700) führt eine von SüSTARf unabhängige
, 'lt'nden zwei Begründung der Verrücktheit Buhlüls an ( r. 107): Härün wollte ihn. der als
:" :.:: (Nr. 94) einer der gelehrtesten Leute seiner Zeit geschildert wird, zum Qä<,fi von Bagdad
1u ..ch ildern : ernennen: um dieser Verpflichtung zu entgehen , habe sich Buhlül verrückt
- l 183/799) gestellt und sei Zeit seines Lebens so geblieben. Diese Version läßt sich noch
,. um nicht eindeutiger als schon die von SüSTARf angeführte in den Bereich der Legende
- • teilhaben verweisen. Das Amt des Qä~li war in der islamischen Geschichte eine Ver-
pflichtung, der vo r allem fromme Persönlichkei ten zu entgehen suchten .87 Von
dem Ausweg. sich verrückt zu stellen. berichtet als erster SAMARQANDT (gest. 373/
983) in seinem Bustän a/-'är(lin. 8 8 Kein Autor außer CiAZÄ 'IRf erwähnt jedoch
in diesem Zusammenhang Buhlül: so auch NAISÄB ÜRT nicht, der als erster die
entsprechende Situation ausführlich schildert. 8 9 Es sei zudem darauf verwiesen,
daß das Phänomen. einer öffentlichen Verpflichtung durch angebliche Verrückt-
heit zu entkommen. durchaus nicht kultur- oder zeitspezifisch sein muß : Schon
aus dem China des 5. Jhdt. v. Chr. ist eine Parallele bekannt. 90
Im Nu::hat al-.~alis von al-'Abbäs b. 'AII al-MüsAwf (gest. ca. 1180/ 1766)
wird neben Bekanntem auch eine angebliche Qa~ide des Buhlül zitiert. Diese,

87
J. 131: Nicholson (Rö1T. l\,faJnavi VII 322) verweist hierzu auf WENSINCK: ,,The refused
r,1 r ä,f(in1. dig11in-". in: Festschrift Browne (Cambridge 1922). 497 fT.
56 ff: S. auch WESS ELSK I I. xiv. wo (nach Kunos) ähnlich dem Na?raddin zugeschrieben :
·1/1(/qäl. desgl. ausführlicher zit. bei Co:>:STA:-;T1!'.. Gh. 1. : .. Nasr ed-Din Khodja eire= /es Turcs.
- r
, r ~RI- . /es peup/es balkaniques er /es Roumains". in : Der Islam 43 ( 1967). 90- 133. 97.
88
Ed. Mi?r. o. J .. am Ra nde v. Tanhih al-/t,ä/ilin desselben Autors. 220, häh 154 ;
weitere Verweise s. Nicholson (Anm. 87).
89
NAIS.~BCRT. ·1.;qa/ä' Druck 38. s. a uch 40.
•. in: 90
LEGGE. J. (ed .. tra nsl. ): Confi1ci11s. Co11fi1cia11 Ana/ecrs . ... Oxford 1893 (The
Chinese Classics 1). repr. New York 1971. 332: A11a/ec1s. Buch XVIII , Kap. V berichtet
von einem gewissen Jie-yu . .. who feigned himself mad to escape being importuned to
•nne: engage in public service." Konfuzius soll diesen chinesischen Weisen Narren , dessen
,!ezeit Verhalten exakt dem der islamischen entspricht, ca. 489 v. Chr. getroffen haben .
Ausführlich zu diesem Problem fü r den chinesischen Kulturkreis s. L. A . SCHNEIDER:
A .\fadman or C/111. Berkeley Los Angeles 1980.
20 II. Die Entwicklung der Legende

auch al-Qa.yida a/-Buhlüli_,Ta genannt. wird dem Buhlül a ber wohl fälschlich Ne ueste Belege ,i , ,
zugeschrieben . da sie höchstwa hrscheinlich erst a us spä terer Zeit stammt. 9 1 Buhlüls im zeitgc:n,,.- •
Ausführliche Sammlungen zu Buhlül finden sich in neuerer Zeit vor allem Gubrän GABB ÜR \ c'
in den biographischen Lexika Rau(iät al-Rannät des JjWÄNSÄ RT (gest. 1264, 1848) 92 Dieses stelltdurch~ c~ .
und A'yän a.iJ-si'a des Mul)sin a l-A MTN (gest. 137 11 1952).93 In letzterem werden versehene Bear be1L· ,
viele Geschichten zum ersten Mal nach dem Werk des NAISÄ BÜR T zitiert. Der geringsten anzu mcr .. ~ •
Kompilator bemüht sich zwar. einige Aspekte d er Tradition kritisch zu be- vorläufi g letzte En\ ;1 :·
trachten, bleibt jedoch gleichzeitig meist selbst in eben diesem Rahmen der Enzyklo pä di e Mtiti:, '
traditionellen schiitischen Sichtwei se .9 4 Bd . 6 (publ. 1:.NS . -
Neuere originale Erzeugnisse sind die (persischen) Erbauungsschriften über ,,Buhlül ,ra-ha'il /1.,·c; =•

Buhlül des I:Iasan M USTAFAWi (publ. 1372/1 952) und des 'Al i $ADR (publ. 1343/ A'yän a.i:-.ffa zit iert
1964), eine erweiterte Überarbeitung der ersteren. Beide ziehen zum Teil neue
Quellen heran , von denen einige wegen des unvollständigen Verweises allerdings Aufgabe des w r.,n.,.
nicht erschließbar sind. Ihnen ist gemeinsam , daß jede der a ngeführten Ge- schaffen . wie d ie Lq;cr
schichten mit einem erlä uternden Ko mmentar versehen wird. Vor allem in den liehen Hintergru nd -.;r;
späteren Bänden von $ADR entfernt sich dieser Ko mmentar teilweise ganz vom zeine Phasen die,.:'., ?-
Thema und stellt Buhlül in einen Kontext a nderer erba.ulicher Geschichten sich hier weitere K ....• ~
schiitischer Prägung. In den Interpretationen wird Buhlül dargestellt als Vorbild So kann das h ier 1 ...1
an Gottvertrauen und Frömmigkeit: nicht zuletzt wird er porträtiert als auf- erschöpfend zu sem
richtiger Schiit. dessen schonungslose Kritik des 'Alidenverfolgers Härün phasen nachz uvollz .,..
ar-Rasid als besonders lobenswert gilt. 9 5 So untermalen die Kommentare die in kleinere Änderu ng-:~
den Geschichten ohnehin schon vorrangige volkstümliche Auffassung von
Buhlül. 9 5 "
Es bleibt noch anzumerken. daß Buhlül auch im Volksmärchen des schiitischen
Einflußbereiches vorkommt. 96 Dort tritt er auf als kluger Berater.

91
Ed . Nagaf 1387/ 1968, I 579f.: zu Autor u. Werk GAL S II 512. 539, 905 ; *1592 ; Nr. 136 : A1 • ....
A'/äm III 263. Zur Echtheitsfrage u. Ms. der Qa.~ida GAL S I 350: GAS I 637. AT 1558.
Wie mir Her r P.- ;,.,
AHLWA RDT. Kat. Berlin VII 171 sagt ausdrücklich: ,.Al-qasida alß '1 siya al-mansüba
ilä a/-Buh/ü/ a/-ma/(ribi." (zu diesem s. Anm . 26). türkischen Raum
92
Autor: GAL S II 828: A'/äm VI 49 : [)arta XI 280, Nr. 1712. Als Ausgaben 1976 in Okh ri Jug. "
liegen mir vor : Litho. (Teheran) 1352, 1933. 136 ff. : Qum 1390/1 970, II 145 IT., Nr. 158 sich in sei ner Tcrr ,.
(hiernach wird zitiert): pers. Übers. v. Muh. Bäqir Sa'idi ljuräsäni, Teheran 1397/ Interpretation . W c•-:
2535/ 1976. II 309 IT„ Nr. 157. ft kralanmn Tiirk ••
93
Autor: A'/äm V 287 : ed. Beirut 2 1381 / 1961. XIV 146ff.. Nr. 2714. Belleten 1974 (A nh~~
94
Kritische Anm. z. B. XIV 147 (zu der angebl ichen Diskussion mit Abü l;lanifa), Literaturangaben
160 (zur volkstümlichen Tendenz der Tradition). ,·erifiziert): lsrafit ->, .,
95
Einer der Gipfelpunkte dieser Darstellung ist die vergleichende Gegenüberstellung Bako u 1977 (p
von Härün und Buhlül bei SADR I 77 f. A:erhaydjan Fo/Ur,,
95
a Nachtrag : Es spricht für den Bekanntheitsgrad Buhlüls in Persien , daß sein Ein Verweis au f
Name Anfang des Jahrhunderts als Titel zweier (recht kurzlebiger ?) Zeitschriften Die En=yklopäd
auftaucht: s. SULTÄNT, Murtac_lä: Fihrist-i rü=nämahä-i /orsi dar matmü'a-i kitäb[iäna-i da s Stichwort 1'-a!"" ~
markazi va markaz-i asnäd-i dänisgäh-i Tihrän. 1 : marbü(-i ba-sälhä-i 1267 q tä 1320 s 9 7 Beirut 19" ~. .! ~-

98 Beirut 1395 1, s ••
(hudüd-i 100 sä!). Teheran 1354/1975, 31, Nr. 74 : Wochenzeitschrift, Erscheinungsort
Teheran, 1. Nr. = 1329 q/ 1911 : 31 f., Nr. 75: Wochenzeitschrift. Erscheinungsort •• Einige nur har:
Rast. 1. Nr . 1335 q/ 1916. Im Anhang befinden sich Abbildungen der Titelseiten der nicht berüc ksichug-
jeweils ersten Exemplare. Asi. Nafr ad-durw• ~
96
Nr. 87: AT 1420A ; Nr. 104 : AT 1262: Nr. 112 : AT 1592 : Nr. 135 : AT Pers. •C_nin at- za1,-änb. ~
II. Die Entwicklung der Legende 21
Ne ueste Belege der - wenn auch mittlerweile schon recht erstarrten - Rolle
Buhlüls im zeitgenössischen Denken sind zwei SchrifteR libanesischer Schiiten.
Gubrän GABBÜR veröffentlichte 1973 ein Buch mit dem Titel 'Uqa/ä ' a!-ma/jä111·11.
Dieses stellt durchweg eine gekürzte und mit knappen überleitenden Kommentaren
versehene Bearbeitung des Werkes von NAISÄBÜRT dar, ohne die Vorlage im
geringsten anzumerken. Auch 13 Geschichten zu Buhlül werden angeführt. 9 7 Die
vorl äufig letzte Erwähnung Buhlüls findet sich in der umfassenden schiitischen
Enzyklopädie Mäffä ji'1-1ärib des Mul:iammad I:Iasan al-'Ämili al-QUBAISL In
Bd. 6 (publ. 1395/1 975) wird in den Kapiteln „Abhär Buhlül a/-ma.iJhur·· und
iften über „Buh/ül ira-ba'd (iikamih „ 98 mit Quellenverweis (und teilweise doppelt) aus den
ubl. 1343/ A'yän as-.ffa zitiert:
eil neue
llerdings Aufgabe des vorangegangenen Überblickes war es, einen Eindruck zu ver-
ten Ge- schaffen, wie die Legende um Buhlül sich Schritt für Schritt aus dem geschicht-
m in den lichen Hintergrund entwickelt hat. Trotz der Vielfalt der Quellen bleiben ein-
zelne Phasen dieses Prozesses noch weitgehend im Unklaren; sicherlich ließen
sich hier weitere Klärungen mit dem Erschließen zusätzlicher Quellen erreichen.
So kann das hier zugrundegelegte Material nicht für sich in Anspruch nehmen ,
erschöpfend zu sein. 99 Dennoch ermöglicht es. die entscheidenden Entwicklungs-
phasen nachzuvollziehen. an denen auch weiteres Quellenmaterial nur noch
kleinere Änderungen vornehmen können wird.

*1592; Nr. 136 : AT 1534 ; Nr. 137 : AT Pers. *875 D 2 : Nr. 138: AT 1642 A ; Nr . 139 :
AT 1558.
Wie mir Herr Prof. Pertev aili Boratav/ Paris brieflich mitteilt, ist Buhliil im
türkischen Raum wenig bekannt. Ein beigelegtes türkisches Gedicht. von ihm selbst
1976 in Okhri /Jugo sl awien gesammelt. dem .. Behlül-i Diväne" zugeschrieben. deckt
sich in seiner Terminologie mystischer Liebe mit der im persischen Raum gängigen
Interpreta tio n. Weiteres hierzu dürfte bringen : U YSAL , Ahmet E. • ,,Behlül Däna
fikra/anmn Tiirk ha/k edehiya1111dak1 y eri". in : Türk Folklor Ara $tlrmalan Yilligi
Belleten 1974 (Ankara 1975), 177-188 (S. Nachtrag).
Literaturangaben von Prof. Boratav zu Buhliil im azerbaidschanischen Raum (nicht
verifiziert ) : Israfil ABBASOV : A ::erhay djan Folkloru . XXm;i äsr Ermeni mänbälärindä.
Bakou 1977 (p . 105) : A::erbaydjan läti/a/äri. Ba ko u 1965: Ähliman AKHO UN DOV :
A::erbaydjan Folk/oru A111o fogiyas1 (2nci kitap) . Bakou 1968 (p . I 91-200 : 11 Anekdoten).
Ein Verweis au f das kurdische Märchen bei R YPK A (engl.) 656 Anm.
Die En::yklopädie des Märchens, Berlin 'New York I 1977, verweist s. v. Bahalul auf
das Stichwort Narr (noch nicht erschienen ).
97
Beirut 1973. 42-48 .
98
Beirut 1395 ' 1975 . 69-79. 81-83 .
99 Einige nur handschri ftlich vorliegende Werke, die für die vorliegende Abhandlung

nicht berücksichtigt wurden , dürften weiteres zu Buhliil enthalten . So vor allem :


ÄBT. Nafr ad-durar ; !)AHABT. Tärib a/-is/äm: IB N AL-GA UZT. Munta:;:.am ; K UTUBT.
' Uy ün ar-tawärib : (anonym: ) Mut;IJ:,ik a/-'abüs (Ms. Kairo).
Am deutlichs te n , . :
sich allein weiß . :\ ic
denn wann sonst. .i'.,
III. ZUR VERRÜCKTHEIT den Menschen und ,_ .
vielmehr durch außer'
Exkurs: Buhlül als Prototyp der •Cqatä· a/-111c1,f(ä11i11 steht im Rahmen einer Verstandes liegende
durch die Weltliteratur belegten. allgemein menschlichen Thematik. 100 Ihr letztendlicher Mac h·
problematischster Aspekt, nämlich die Frage nach der psychologischen Motivation unerheblich gewo rde'i
der Weisen Narren. wird in den islamischen Quellen kaum ernsthaft diskutiert. 101 Strafen für ihn ihre
Ohne hier eine umfassende Darstellung zu beabsichtigen. im folgenden daher Lebensunterhal t. Je~ d
einige kurze Spekulationen . die - über eine bloße Schilderung des Wie-Seins werten, letztendl i.:h -
hinausgehend - vor allem a uf Bewußtseinsprozesse als tieferen Beweggrund Insofern, al s d,~-.,e
des Verhaltens und der sozialen Wertung der Weisen Narren hinweisen. verkörpert - wenn „
Es liegt keine Veranlassung vor. die Ursache der Verrücktheit Buhlüls in gemei nschaftlic hen ~ ~
einer physischen Störung zu vermuten. Was andere der •Uqalä • al-ma,f?ä11i11 betrifft. inder.Tatzuvol lz,e ."
ist nicht auszuschliessen. daß dies in Einzelfällen a usschlaggebend gewesen sein als Weiser gilt . Eber
mag 1 0 2 ; eine derartige Annahme lenkt jedoch von der eigentlichen Problematik trotz aller Ver~t,•~
der Weisen Narren ab. Mahners eingerä um t
Zentraler Aspekt der Verrücktheit Buhlüls ist sein intensives Empfinden des lieh keine tiefe rehgiö
Daseins. Hieraus resultiert zum einen Demut, da die Erkenntnis des D aseins auf Bestellung gehdc~-
sowo hl das Leben a ls solches mit einschließt. wie auch Anfang und Ende des eine Legitimatio n.
Lebens und die hierdurch dokumentierte Vergänglichkeit. Zum anderen führt So ist die Verrüc,,• "-
die tiefe Verinnerlichung des Bewußtseins der Vergänglichkeit und des hierdurch Realisierung seiner ;-;,
allgegenwärtigen Jenseits den Weisen Narren dazu. daß die gesellschaftl ichen der Allmacht un d -\ ~-
Normen für ihn ihre Geltung verlieren . promißlosigkeit 2ur •
du rch , daß er a uße:-
wird, verliert sein·~ r·
10
° Für eine knappe umfassende Diskussio n s. E. FR ENZEL: Morive der We/1/irera111r. so daß die ihm im m..,-,
Ei n Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte. Stuttgart 1976. 550-564, s. v. Lebensweisheit - \ \ ~
„ Narr, der weise": dort 553 auch Buhlül erwähnt. Für den islamischen Bereich s. vor
allem H. RI TT ER : Das Meer der Seele. Mensch . Welt und Gott in den Geschichten des
Fariduddin 'Aqär. Leiden 1955. 159 ff, Kap. 10 : Das Hadern mit Gott. Der Narr :
u. ders. : ,. Muslim Mystics Stri/e ,rirh God", in : Oriens 5 (1952), 1-15: KHAIRALLAH (s.
Anm. 2), 18 ff. : VADET. Jean-Claude: L 'esprit courtois en orient dans /es cinq premiers siecles
de l'Hegire. Paris 1968, 396 ff. : l"amour et la folie [bei Sarrag]. Aufschlussreich aus
psychologischer Sicht ist SCHIPPERGES. Heinrich: ,.Der Narr und sein Humanum im
islamischen M i11e/a/1er" . in : Gesnerus 18 (1961 ). 1-12.
10 1
NAISÄB0Ri. 'Uqa/ä ' Dr. 28 IT. bemüht sich in seiner schematischen Aufzählung
.,Arten der Verrückten' · kaum um tieferliegende Hintergründe. Wesentlich aufschluss-
reicher zur islamischen Sichtweise z. B. IBN ljALD0N. Muqaddima (Übers. Rosenthal,
London 1958, I 224 IT.) : IBN AL-'ARABf. al-Futü!Jät al-makkiyya, bäb 44, ed. Büläq
1274/ 1857 I 276-9 :fi ma'rifat al-bahäli/.
102
In dieser Richtung zu denken geben z. B. Bemerkungen wie SA"RÄNT. Tabaqät I 76
(zu Sa'dün) : ,. Er war sechs Monate [des Jahres] verrückt und sechs Monate bei ' '
3
So auc h die Se ~
Bewußtsein ." Ganz ähnlich (als einziger) IBN TAGRiBIRDf, Nugüm II 111 (zu Buhl ül ): ,on ·u 1aiyän (:-,; A,,~
,.Manchmal erlangte er Bewußtsein wieder, ein anderes mal geriet er in Verwi rrung. " .. la ngsam ! Der wa •r
S. auch z. B. ANTÄKf, Ta=yin al-asll'äq. Beirut 1972, I 43 (Sa'dün fastet 60 Jahre, wird den noch den Geh0·
hierdurch verrückt) ; Agäni XVIII 61 (zu Gu'aifirän). ··dün). 86. 88 ('l" .l
III. Exkurs : Zur Verrücktheit 23
Am deutlichsten zeigt sich dieses Bewußtsein in seinem Verhalten , wenn er
sich allein weiß. Nicht zufällig ist ihm Ort der Ruhe und Einkehr der Friedhof;
denn wann sonst, als im Tod, wäre so offensichtlich , daß das Dasein nicht durch
den Menschen und die von ihm geschaffenen Werte bestimmt wird, sondern
vielmehr durch außerhalb der Reichweite des menschlichen Einflußbereiches und
R.ih men einer Verstandes liegende Kräfte, durch Gott . Ihm allein beugt sich der Weise Narr als
TI-rcma ti k. 1 00 Ihr letztendlicher Macht, auf ihn allein vertraut er: So sind ihm weltliche Pflichten
"''·,·~~,-;";.:-',i?-',.;r;c:.::,,~, tn .\1otivation unerheblich geworden, da nur Gott die Maßstäbe setzt; so haben weltliche
, ! dis ku tiert. 1 0 1 Strafen für ihn ihre Schrecken verloren, da nur Gott richtet; so wird ihm der
... i_,;,enden daher Lebensunterhalt, den die Menschen als Verdienst und Frucht eigener Arbeit
""' <'!> Wie-Seins werten, letztendlich nur von Gott verliehen.
m ~weggrund Insofern , als dieses Bewußtsein einen allgemein gültigen menschlichen Wert
verkörpert - wenn auch die Individuen sich meist durch die Verpflichtungen
gemeinschaftlichen Lebens daran gehindert sehen, es in letzter Konsequenz
in der. Tat zu vollziehen - ist es nicht weiter verwunderlich, daß der Verrückte auch
als Weiser gilt. Eher noch erscheint es unerläßlich, daß gerade dem Weisen Narren
trotz aller Verstöße gegen geltende Konventionen die Rolle eines weisen
Mahners eingeräumt wird : Verschafft sich doch Härün ar-Rasid , dem man sicher-
lich keine tiefe religiöse Einstellung nachsagen kann, durch die gewissermaßen
auf Bestellung gelieferten sporadischen Anklagen seiner Weltlichkeit eben hierfür
eine Legitimation .
n ren führt So ist die Verrücktheit des Weisen Narren im Wesentlichen in der konsequenten
hierdurch Realisierung seiner Erkenntnis zu sehen. 1 0 3 Gestärkt durch sein Bewußtsein
: ·haftlichen der Allmacht und Allgegenwart Gottes erhebt er Ausschließlichkeit und Kom-
promißlosigkeit zur ersten Lebensregel in seinem Reden und Verhalten. Nur da-
durch, daß er außerhalb der Gesellschaft steht und von ihr als krank angesehen
wird, verliert seine provokative Andersartigkeit den für sie bedrohlichen Aspekt,
so daß die ihm immanenten Werte - tiefe religiöse Erkenntnis, Aufrichtigkeit und
Lebensweisheit - wiederum gesellschaftliche Honorierung erfahren können.

103
So auch die Selbsteinschätzung der Weisen Narren . Am treffendsten die Antwort
von 'Ulaiyän ( AJSÄB ORT. ' Uqa/ä ' Dr. 88), als er mit .,magnün„ angeredet wird :
.,langsam I Der wahrhaft Verrückte ist derjenige. welcher Ihn erkannte, Ihm aber
dennoch den Gehorsam aufsagte!.. Weitere Selbsteinschätzungen s. ebd . 64 f. , 66
(Sa'dün). 86. 88 ('Ulaiyän), 176 (diverse) .
28 IV. Die Quellenberichte

4. In Kufa lebte eine dumme Frau namens Mugiba. Einmal wurde Buhlül von Gelehrten zä hl t. i-
einem Jungen geschlagen. den diese Mugiba als Amme betreut hatte. Da rief er gewinnen von scir
ihm nach: .. Wie könntest du nicht dumm sein. wo dich doch die Mugiba gesäugt Bildung. Wen n J.
hat. Bei Gott. sie hat mir das Vogeljunge genährt. so daß ich jetzt die Dummheit Es wird sicherlic r
in seinem Flug sehe." Ein Disput mit "
Kühnheit werden
GÄl:fl?:. Ba_rän II 231: IB~ 'Aso RABBIH. 'fqd VI 154 (zu 'Ainäwa): McSTAFAWY 46: hervor. Jedoc h : '
SADR I 34.
betreffs der Wa h
5. MuI:iammad b. Garir at-Tabari berichtet in seinem Buch [cjä/1 das Folgende: wirklich einsieh t?;
Als Buhlül eines Tages an einer Gasse in Basra vorbeikam . sah er eine wah rha ft Wissc nc
Gruppe von Leuten , die ohne Kamele an ihm vorübergingen . Er fragte einen Die Leute sa hc·
von ihnen: ,.Wohin gehen diese Tiere ohne Hirten ?· · Als der Gefragte ihm sich ohne ihn zur
scherzhaft antwortete: .,Sie gehen zu Wasser und Futter" , erwiderte Buhlül : von ihrem Erld:,r.
„U ngeachtet der Schwäche des Fiebers und der Nähe des Futters - wie wollen Befehl. ihn her he,
sie ihr Ziel erreichen '> Bei Gott! Es gab viel Gras - aber sie haben alles verzehrt ; al-'Adawi und ert
und die Gaben waren reichlich - aber sie haben a lles verbra ucht!" Dara uf diskutieren zu dun
rezitierte er die Verse: .. Gott gegenüber möge ich frei sein von der Schuld Während Buhlül
desjenigen, der unrecht handelt/gegen die Nachfahren des Propheten , des Abü ' l- alle, die dem red
Qäsim ./Bei Gott! Ich schulde der Liebe des Beauftragten Dank/ und der Liebe fehlung!" 'Umar b
des Propheten. des Vaters der Fätima ./Möge dies mich bewahren vor allen Buhlül 1" Ungeha lt
Unglücksfällen/ und vor jedem ungerechten Ankläger./ Durch sie hoffe ich auf was dich nichts a ng,
Triumph am Tage des Jüngsten Gerichtes/ und füh le mich sicher vor dem keit vo r dir o ffen ~h
Groll des Richters." 1 1 0 Schmarotzer am gt
Als die Leute ihn so reden hörten , kehrten sie gemeinsam zu ihm zurück und Leute Leckerbi ssen
sprachen: .,Unsere Gesellschaft geht zur Versammlung des Mul:Jammad b. nichts Gutes ... Di
Sulaimän 111 • des Cousins von Harün ar-Rasid und Gouverneurs von Basra ." MuI:iammad b. Su
Buhlül fragte : ,,Warum geht ihr zu ihm?" Man antwortete: ,,'Umar b. 'Atä' al- Als er aber je tzt
'Adawi, der ein Nachkomme des 'Umar b. al-tlanäb 112 ist und zu den heutigen Hierzu bemerkte E
Hast du nicht de?!'
dutzt. Gott leite t
Wer von euch ist verrückter - du oder Täq al-ba~al ~ Er erwiderte : Ich bin ei ne Darauf ford erte
Sac he, Täq al-ba~al ist eine andere !· .. Dies ist meine Ver
110
Abü'l-Qäsim ist die Kunya des Propheten MuI:tammad. Mit dem „Beauftragten" Buhlül ihn mi t de
(11wiyy) gemeint ist 'Ali b. Abi Tälib. Vetter und Schwiegersohn des MuI:tammad.
gewähren; er ü ber,
sowie vierter der sog ... rechtgeleiteten Kalifen" (reg. 35/656-40/661) . Er, sei ne Frau
Fä\ima. Tochter des MuI:tammad. sowie ihre beiden Söhne J:Iasan und J:Iusain und
deren Nachkommen genießen in der Si'a besondere Verehrung, da von ihr 'Ali durch
die verwandtschaftliche Beziehung zum Propheten MuI:tammad als einzig rechtmäßiger Frage kommenden
Nachfolger desselben angesehen wird. - (nach CASKEL, Tar;
111
Mit vollem Namen: MuI:tammad b. Sulaimän b. 'Ali b. 'Abdalläh b. 'Abbäs, Kommandeur in \1 ,
Abü 'Abdalläh al-Häsimi (geb. 122/740). Verheiratet mit al-'Abbäsa, Schwester des b. 'Umar b. J::laf~. Q
Härün, und mehrmals Gouverneur von Basra : 146- 7/764. 160-3/777-80, 167- 73/783-9: !)AHA BI. Mi:ii11 L
gest. 173/789: s. A' /äm VI 148 f. ; SAFADf. Wäfi III 121 ff„ Nr. 1061 ; PE LLAT 281. Personen mit Namer
112
'Umar b. al-ljanäb: zweiter der sog. ,.rechtgeleiteten Kalifen" (reg. 634-644). Zudem kann sie!
Einen Nachkommen von ihm mit dem genannten Namen kann ich nicht nachweisen. 'Abdmanät b. Udd
Die Nisba al-'Adawi bezieht sich zwar (nach SAM"ÄNf, Ansäb IX 251 ff.) an erster sei n könnte 'Umar
Stelle auf einen Vorfahr des 'Umar b. al-1:fanab der 8. Generation und in sofern ca. 173/789-181 /797
auch auf die Nachkommen des letzteren (s. CASKEL, Tafel 4 u. 26). Die zeitlich in III 491 : WAKf' , A/1/,;
IV. Die Quellenberichte 29
Gelehrten zählt, ist in seiner Versammlung anwesend. Wir wollen einen Eindruck
gewinnen von seinem wahren Wesen und dem Ausmaß seiner Gelehrsamkeit und
Bildung. Wenn du mit uns einig bist , wollen wir vielleicht mit ihm diskutieren .
Es wird sicherlich bemerkenswert:· Da ermahnte Buhlül die Leute: ,,Weh euch !
Ein Disput mit dem Sünder kann leicht Anlaß für ein Übermaß an Mut und
Kühnheit werden: und manchmal ruft er selbst bei den Scharfsinnigen Zweifel
hervo r. Jedoch : Über [die Existenz von] Gott gibt es keine Unsicherheit . und
betreffs der Wahrheit (baqq) gibt es weder Irrtum noch Unklarheit. Wäret ihr
.Ja ~ Folgende: wirklich einsichtig, so würdet ihr euch mit dem begnügen, was ihr von den
-:. ,,ah er eine wahrhaft Wissenden (ahl-i ' ir/ii11) an Einsicht übermittelt bekommen habt.· ·
rr fragte einen Die Leute sahen ein . daß Buhlül nicht mit ihnen gehen wollte und begaben
G efra gte ihm sich ohne ihn zur Versammlung des Muhammad b. Sulaimän. Nachdem sie dort
~ rr e Buhlül : von ihrem Erlebnis mit Buhlül erzählt hatten. ga b dieser seinen Dienern den
er wie wollen Befehl, ihn herbeizuschaffen . Als Buhlül ankam. erhob sich ' Umar b. 'A\ä'
Jlles verzehrt : al-'Adawi und erbat von Muhammad b. Sulaimän die Erlaubnis, mit Buhlül
,,......,..,. .....-h t •· · Darauf diskutieren zu dürfen .
n der Schuld Während Buhlül den Raum betrat. sprach er: .,Friede sei über euch und über
,,...-....c,.~..->=r-en . des Abü 'l- alle. die dem rechten Weg folgen und sich fernhalten von Irrtum und Ver-
,md der Liebe fehlung' .. ' Umar b. ' A!ä' erwiderte : ,.Friede sei über den Muslimen ! Setz dich,
Buhlül ,.. Ungehalten erwiderte Buhlül : .. Weh dir, der du mir etwas befiehlst,
was dich nichts angeht ! Du versuchst.jemanden zu übertreffen dessen Vortrefflich-
keit vor dir offensichtlich ist. Hierin verhältst du dich wie einer, der selbst nur ein
Schmarotzer am gedeckten Tisch eines anderen ist und von diesem Tisch an die
Leute Leckerbissen verteilen will - in dessen Schmarotzertum und Wohltaten liegt
nichts Gutes.' · Diese Antwort ließ ' Umar b. 'A!ä ' verstummen . Da redete
\ On Basra.·· Muhammad b. Sulaimän ihn an : .,Zuerst wolltest du, daß er zu dir spreche.
i. 'T..irb. 'A!ä' al- Als er aber jetzt zu dir gesprochen hat, schweigst du und bist verdutzt."
~u den heutigen Hierzu bemerkte Buhlül : .,Herr! Mit Gottes Hilfe ist diese Tat nic ht schwer.
Hast du nicht den Vers [des Koran) gelesen : ,Da war jener Ungläubige ver-
dutzt. Gott lei tet das Volk der Frevler nicht recht.· (Q 2/258) ?"
kh bin eine
Darauf forderte Muhammad b. Sulaimän den Buhlül auf : ,,Nimm Platz!
Bea uftragten „ Dies ist meine Versammlung, und ich gebe dir die Erlaubnis hierzu ... Da pries
.,,,:-, .\ lul)ammad. Buhlül ihn mit den Worten : .,Gott möge deiner Versammlung langes Leben
Er. seine Frau gewähren; er überhäufe dich mit Wohltaten und mache durch dich den Beweis
f:iusain und
•" 1hr 'Ali durch
g rech tmäßiger Frage kommenden Nachfahren mi t amen 'U mar haben jedoch andere Vaternamen
(nach CASKEL, Tafel 26) : a) ' Umar b . ' Abdal' aziz b . •Abdalläh, ,,Gendarmerie-
11.ih b. 'Abbäs, Kommandeur in Medina, 169-79,785-795 Statthalter daselbsi- · ; b) 'Umar b. Abi Bakr
.,. • x hwester des b. 'U mar b. J:laf~. Qäc,fi in al-Urdunn .
- - . . 16 7- 73/ 783-9 ; !;>AHABf. Mi;ä11 u. IB N l:IA GAR , Tahrjib VII 483 f.. Nr. 802 ff. erwähnen mehrere
f'lLL H 281. Perso nen mit Namen 'U mar. b. ' A\ä·. jedoch ohne entsprechende Nisba.
• treg. 634-644). Zudem kann sich die isba auch beziehen a uf die Nachkommen des ' Adi b.
1wht nachweisen. ' Abdmanät b. Udd b. Täbil)a (s. CASK EL , Tafel 85 u. 87), so daß hier u. U. gemeint
2..· 1 ff.) an erster sein könnte 'Umar b . Habib al -'Adawi. der 161 /777 Qä<;li von Bagdäd u. Basra,
n und in sofern ca . 173,'789-181 '797 Wäli von Basra war (s. Tärib Bagdäd XI 196ff. ; TABARI, Täri{1
Die zeitlich in III 491: WAK L Abbär al-qutjä1 (Mi~r 1366/ 1947) II 142 ff.).
30 IV. Die Quellenberichte

der Wahrheit offenbar: er zeige dir selbst die Wahrheit al s Wahrheit und verhelfe Dann
dir dazu , sie zu befolgen: er offenbare dir das Nichtige als Nichtiges und verhelfe
dir dazu , dich von ihm fernzuhalten 1•• preisen: de·
Wieder begann 'U mar b. 'A\ä ' die Unterhaltung: ., Buhlül I Verpflichte dich die Son ne,.
ernst zu sein und dich von Scherzen fernzuhalten , und sprich ordentlich 1• • Prophet d1. _
Barsch erwiderte Buhlül : ,. Weh dir! Nichts ist besser als das göttliche Wort: dem a ll e \\ , -
und wenn einer redet, müssen die anderen sich bemühen [zu verstehen]. Also Eigen sch ar :._.,..
vervollkommne du zuerst deine eigene Rede und verweise nicht auf die Fehler kl agte al-· .\
der anderen, bevor du nicht deiner eigenen Fehler gewahr bi st 1•• Härün ar- R.
Da sprach ·umar b. 'A\ä ' : ,. Buhlül I Du zählst dich zu den heutigen Berühmt- Eigenschaft,"
heiten und behauptest , Wissen erlangt zu haben . Ich schlage vor. daß einer von .,Weh dir' H..
uns dem anderen Fragen stellt:· Buhlül erwiderte: .. Ich möchte weder ein Frage- Eigenscha ft:: r _•
steller noch ein Befragter sein:· Auf die Frage des 'Umar. warum er so denke. bist du ein F, ..
entgegnete er: ,, Wenn ich dich etwas frage. was du nicht weißt, wirst du nicht aber erke nn,' : .
antworten können : und wenn du mich etwas fragst. wirst du die Fragen wie ein er dies erfä hn
Verbohrter und Starrköpfiger stellen . Du wirst dich bemühen . die Wahrheit Mu):iam mac -
durch dein absurdes Gerede zu entstellen und eine augenscheinlich klare Ange- Worte, bega m· 7
legenheit durch deinen Zwist zu verdecken. Hierbei gehörst du zu denjenigen , Buhlül hat dr,-:
mit denen Gott eine Zusammenkunft und ein Miteinanderreden verboten hat: Grube der B
dort nämlich, wo Er spricht: ,U nd wenn du diejenigen siehst, die über unsere dich geworfe
Zeichen plaudern , dann wende dich von ihnen ab. bis sie über etwas anderes dem , was er
plaudern! Und wenn dich der Satan vergessen läßt, dann sitz nach der Mahnung schmückt ml!
nicht länger mit dem Volk der Frevler zusammen 1• (Q 6/68)"" seiner Bedien, tc''.."
Al-'Adawi sprach: ,,Wenn du wirklich ein gläubiger Mensch bist. Buhlül, Dann ric htet:,:-
dann erläutere mir, was der Glaube ist." Buhlül entgegnete: ,,Unser Herr. und verständ ige•
[der Imäm Ga'far a~-]Sädiq , hat gesagt: ,Der Glaube ist erstens eine Einstellung verrückt beze,chr
im Herzen, zweitens eine Rede mit der Zunge und drittens ein Handeln mit den oder Abü Bakr •
Gliedmaßen.'" Dazu bemerkte al-'Adawi: ,,Daraus, daß du deinen Imäm als ergehen 1 'Ali , t,
den ,Aufrichtigen' ($ädiq) bezeichnest. geht hervor, daß es zu seiner Zeit keinen anderen, wi e e1r:
anderen Aufrichtigen gab."' ,,So ist es··. erwiderte Buhlül. ,,U ngeachtet dieser Abü Bakr aber ,ic·•
Aussage kann jedoch weiter angeführt werden, daß dein Vorfahr 'Umar den Abü ähnlich vortre tfö.::r
Bakr 113 seinerzeit als den ,Rechtschaffenen· ($iddiq) bezeichnet hat. So wollen treffliche vortretli ., r
wir jetzt weiter fragen , ob es denn zur Zeit des Abü Bakr keinen anderen Recht- .,Ha ben denn dtt'
schaffenen als ihn gab ?" Auf die Entgegnung : .,Ja, es gab wirklich keinen anderen Nachfolge (b iliiJa.
Rechtschaffenen ·', erwiderte Buhlül : ., Diese deine Antwort steht in Widerspruch in dieser Position '·
sowohl zum Koran als auch zur Sunna . Zum Koran deswegen , weil Gott jeden, war, schwieg, frag te .F-
der an Ihn und den Propheten glaubt, als rechtschaffen bezeichnet hat. So steht .. Woher sollen die\ ..~·
im Koran : ,Diejenigen, die an Gott und seine Gesandten glauben, sind die
Rechtschaffenen.' (Q 57/ 19) Zur Sunna steht sie deswegen in Widerspruch , weil
114
der Gesandte Gottes einmal zu einem seiner Gefolgsleute gesagt hat : ,Wenn du Im folgend en ;; .
nur das Gute tust, bist du ein Rechtschaffener.'" Al-'Adawi verteidigte sich: Nachfolge M uJ:iarn mao
bzw. dessen Nach kol'T'"l'
„Abü Bakr wurde deshalb als .~iddiq· bezeichnet, da er der erste war, der den
betrachten insofern dit
Gesandten (};ai:rat-i risälat-i panäh) für glaubwürdig erklärte (ta:jdiq narnüda).'" a usgesprochen schii 1enf:-.
sc hiitische Position beror
113 Abü Bakr a~-Siddiq: Vater der 'Ä"isa, Lieblingsfrau des MuJ:iammad, und erster wi ll sich dem 'Abbäs1de,
der .,rechtgeleiteten Kalifen·· (reg. 632-634). eindeutig hierzu äußern
IV. Die Quellenberichte 31
• und verhelfe Dann befragte er Buhlül weiter: ,,Wer ist dein Imäm?" Buhlül antwortete:
~nd verhelfe ,.Mein Führer (imiim) ist derjenige. in dessen Handfläche die Staubkörner [Gott)
preisen; derjenige. zu dem der Wolf spricht, wenn er heult: derjenige, für den
die Sonne auf die Menschen ihr Licht strahlen läßt : derjenige, demgegenüber der
Prophet die gesamte Schöpfung zu Ergebenheit verpflichtet hat; derjenige, in
dem alle Wohltaten vereinigt sind: derjenige. der erhaben ist über die verwerflichen
Eigenschaften : Jener ist mein Führer und der Führer aller Lebewesen, .. Da
klagte al-'Adawi ihn an: ,,Weh dir! Erkennst du denn nicht den Kalifen
Härün ar-Rasid als deinen Führer an. da du [in Bezug auf den lmäm] diese
Eigenschaften und preiswürdigen Qualitäten erwähnst ?" Buhlül aber entgegnete :
.,Weh dir! Hälst du etwa den Beherrscher der Gläubigen von diesen erwähnten
Eigenschaften und denkwürdigen Qualitäten frei und bloß? Bei Gott - sicherlich
bist du ein Feind des Kalifen! Im Verborgenen widersprichst du ihm, äußerlich
aber erkennst du [die Rechtmäßigkeit] seines Kalifenamtes an. Bei Gott - wenn
er dies erfährt , wird er dich wirkungsvoll züchtigen, ..
Mubammad b. Sulaimän verstand die feine Anspielung dieser scharfsinnigen
Worte, begann zu lachen und richtete das Wort an 'Umar b. 'A~ä': ,.Bei Gott!
Buhlül hat dich widerlegt und [deine Argumente] zunichte gemacht. In die
Grube der Bloßstellung und Niederlage, in die du ihn werfen wolltest, hat er
dich geworfen. Wie gut wäre es doch , wenn der Mensch sich fernhielte von
dem, was er nicht vermag; und wie schlecht ist es doch, wenn er sich
schmückt mit Dingen, die sich nicht für ihn ziemen, .. Darauf befahl er einem
seiner Bediensteten, den 'Umar b. 'AW hinauszugeleiten.
Dann richtete er anerkennend das Wort an Buhlül: ,,Wer könnte vortreffiicher
und verständiger sein als du! [Eigentlich) ist derjenige verrückt, der dich als
verrückt bezeichnet . Buhlül , unterweise mich: Ist 'Ali b. Abi Tälib vortreffiicher
oder Abü Bakr? 114 Buhlül antwortete: ,.Gott schenke dem Statthalter Wohl-
ergehen 1 'Ali steht in gleicher Beziehung zum Propheten wie ein Ding zum
anderen. wie ein Glied zum anderen und wie der Oberarm zum Unterarm.
Abü Bakr aber steht nicht in dieser Beziehung zu ihm. - Allerdings ist niemand
ähnlich vortreffiich wie 'Ali, es sei denn Abü Bakr: wobei natürlich jeder Vor-
treffliche vortreffliche Eigenschaften besitzt.·· Wiederum fragte Mubammad ihn :
.,Haben denn die Nachkommen des 'Ali einen berechtigteren Anspruch auf die
'a nderen Nachfolge (bilä.fat) oder sind die Nachkommen des ' Abbäs, die 'Abbäsiden,
.Jer~pruch in dieser Position') .. Als Buhlül aus Angst vor Mubammad, der ja selbst 'Abbäside
J t _·eden, war, schwieg, fragte jener ihn: ., Warum antwortest du nicht ?.. Buhlül erwiderte:
steht .. Woher sollen die Verrückten (divänigän) die Kraft der Unterscheidung und die

11 4
Im folgenden geht es um die für den Islam zentrale Frage der Berechtigung der
Nachfolge Mubammads. Die Schiiten (H at ' Ali. d. h. Partei des ' Ali) sehen ' Ali,
bzw . dessen Nachkommen als einzig berechtigte Nachfolger Mubammads an und
betrachten insofern die ' Abbäsiden als Usurpatoren. umso mehr , als diese eine
ausgesprochen schiitenfeindliche Politik betrieben . Buhlül , der vorher eine eindeutig
sc hiitische Position bezogen hat. indem er den fmäm a~-Sädiq als sein Vorbild darstellte,
will sich dem ' Abbäsiden Mubammad b. Sulaimän gegenüber verständlicherweise nicht
eindeutig hierzu äußern .
32 IV. Die Quellenberichte

Mittel zur Ergründung dieser Angelegenheiten haben ? Laß doch die Erinnerung Stelle ein Sohn wär,
an das Vergangene und beschäftige dich mit etwas . in dem unser heutiges ,.Weh dir I Du hast r,·
Wohlergehen liegt. - Jetzt bin ich erst einmal hungrig ... gab den Leuten ei ne
Mul:iammad b. Sulaimän fragte: .. Was möchtest du essen ?•· Buhlül antwortete:
WASSk. Fä{lil II I::':
,,Etwas, was das Tor meines Hungers schließt." Da befahl Mul:iammad. ver- IB NAL-GA UZI, Aqkiyä·:
schiedene Arten von Speisen mit einigen Broten herbeizuschaffen und forderte a~-Sabbäh) ; MCSA" l. •
ihn auf zu essen . Buhlül aber bat : ..Gott schenke dem Statthalter Wohlergehen 1 GABB ÜR 47; Ml!SHH
Das Essen ist dort angenehm, wohin man eingeladen wurde, nicht dort, wo
man sich fürchtet!" (d .h. , es ziemt sich nicht, im Dunkeln oder mitten unter 7. Eines Tages ~L
anderen zu essen). ,,Mit deiner gütigen Erlaubnis werde ich mein Essen nach kam zum Haus eines .
draußen nehmen. Dort wird es besser schmecken." Mul:iammad gestattete ihm Tür vor den Kindern
zu gehen. Da schüttete Buhlül die Speisen in seine Seitentasche und ging hinaus, eine Schüssel mit Sr,e-
wobei er laut die folgenden Verse rief: .,Kündest du ihnen eine Wahrheit ohne während Buhlül dm.:".
Lüge,/so mußt du in Ernst und Spiel Verrücktheit zeigen ./Hüte dich davor, zwischen sie ge,e,zt
daß sie dich als verständig und klug ansehen. tdenn dann wirst du heimgesucht außerhalb die (Höllc:.-r
von Mühsal und Anstrengung./Dein Herr weiß, was du vor den Menschen WA SSÄ·, Fä{li! II
verbirgst/ und fügt dir keinen Schaden zu. wenn sie dich · der Lüge bezichtigen." AR-RÄ GIB AL-ISF " Hi.,,
Draußen umringten ihn die Kinder und stahlen ihm das Essen. das er in 216 : WATWÄT. Gura,
der Seitentasche hatte. Er floh vor ihnen in eine nahe Moschee, schloß die W. M. Brinner. Berl.d.
Tür, ging auf das Dach und trug ihnen den folgenden Vers vor: ,, ,Und eine XIV 154 ; nach W"r-••
Mauer mit einem Tor wird zwischen sie gesetzt. Innerhalb davon befindet sich Früher : IB N 'AB D
die Barmherzigkeit und außerhalb die (Höllen)strafe: (Q 57 /1 3)" 1 1 5 Als 8. lbrähim a~-S.c1.....-
Mul:iammad b. Sulaimän dieses Erlebnis von Buhlül mit den Kindern beobachtete. Ich kam an Buh..::;
begann er zu lachen und befahl , die Kinder von ihm zu vertreiben. Dann rief, Da bat ich ihn : .. G
er aus: ,, Es gibt keinen Gott außer Alläh 1 Wahrlich - Gott hat dem 'Ali b.
Abi Tälib die Einsicht eines jeden Einsichtigen geschenkt 1" (d .h., Gott hat
das Herz eines jeden Frommen zur Liebe und Freundschaft mit 'Ali b. Abi Tälib
veranlaßt). al-magnün. Weiter
NAISÄBÜRI. 'Uqatä ·. Dr
Ibn Rustam AT-TABARf, l(läl:, (so nach SüSTARf, !vlaiälis Nr. 3: hiernach alle weiteren 216 f.: WATWÄT. Gur-" ' '
Zitierungen) ; AsTARÄBÄDf, Manhat al-maqäl: f:IÄ'IRf. !vlumahä '/-maqäl ; ljWÄNSÄRf. M0SAWT. Nu=/10 [ 5-,•'
Rau{fäl II 152 ff.; BAHRÄNf, Kaskül II 332 ff.; MÄMAQÄNf, Tanqif1 a/-maqäl: J:iUSAI Nf, Zu seinem Namen
Ka.rkül 239 ff. ; Bu RQA·f. Tarägim I 309 f. u. 312 ; A'yän XIV 149 ff.; Rail:,äna V _209 f. ; ' Uqalä ', Dr. 86 = M
T USTARf, Qlimüs II 202 f.; MUSTAFAWf 29 ff.: SADR I 22 f.: QUBAIST, Tärib V 71 ff. (hiernach übersetzt).
6. Einern Statthalter von Kufa wurde eine Tochter geboren. Dies betrübte (Ms. Berlin u. Dr ~
ihn so sehr und berührte ihn so, daß er sich weigerte zu essen und sich völlig Verrückten, den ,eh t:
erwiderte: ,Es giht i.e:.
von den Leuten zurückzog. Da kam Buhlül zu seinem Türhüter und forderte
ihn auf: ,,Melde mich beim Statthalter." Der Türhüter erwiderte: .,Weh dir,
Vater wurde vor mir
er durch den Gesan<l,cr
= i

Buhlül! Der Statthalter ist betrübt." - .,Was ist der Grund dafür?••, fragte mir den Namen 'A l.; i:
Buhlül. A uf die Antwort: ,,Ihm wurde eine Tochter geboren·', entgegnete er: Segen erlange. Wer
„Umso eher muß ich sogleich zu ihm. Melde mich bei ihm an, .. Da ließ ihn der gleichermaßen den s._-..
Türhüter eintreten und führte ihn vor den Statthalter. Dort sprach Buhlül : von denen ich gla u
„ Was soll denn deine Trauer, Statthalter! Bist du wegen dieses gesunden Sohn des J:iasan 1• .. 1 o..~
Geschöpfes niedergeschlagen? Würde es dich mehr freuen , wenn an seiner zu benennen als 'Ali oc.::-;
117
Abü'l-Yusr Ibrii.c;
298/91 l) : Einer der drr..
1 5
' Zum Schluß der Erzählung s. praktisch identisch hier Nr. 7. s. WERKMEISTER (s. A:n:;:
IV . Die Quellenberichte 33
Stelle ein Sohn wäre, der [verrückt] wie ich ist? .. Da rief der Statthalter:
„Weh dir! Du hast mich getröstet. .. Und sogleich ließ er sich Essen bringen und
gab den Leuten eine Audienz.
: .intwortete :
.mimad, ver- WM,SÄ' . Fä<fi/ II 123 ; NAISÄB ÜRL 'Uqa/ä': r!',ruck 81. LOOSEN 37/220. Nr. 28 ;
IBN AL-CiA UZI, A(jkiyä' 216; WATWÄT, Gurar 124 (der Statthalter ist lsl:iäq b. Mut:iammad
cmd forderte
as-Sabbäl:i) : M0SAW!, Nu=ha 577 (wie WATWÄT) : A'_rän XIV 154 ; Rai!1ä11a V 213;
ohlergehen !
GABBÜR 47: M USTAFAW! 43: SADR I l3f.
~i dort, wo
7. Eines Tages belästigten die Kinder Buhlül , so daß er vor ihnen floh . Er
kam zum Haus eines Quraisiten, dessen Tür offen war. Er trat ein und warf die
Tür vor den Kindern zu. Als der Hausherr kam. erkannte er Buhlül und ließ ihm
inaus, eine Schüssel mit Speisen bringen. Die Kinder vor der Tür begannen zu rufen
ohne während Buhlül drinnen aß und sprach: ., ,U nd eine Mauer mit einem Tor wird
avor, zwischen sie gesetzt. Innerhalb davon befindet sich die Barmherzigkeit und
esucht außerhalb die (Höllen)strafe. ' (Q 57 /1 3)"
1schen WASSÄ'. Fä</il II 123: NAISÄB 0 RL 'Uqa/ä ' Druck 82, LOOSE 40/223. r. 37:
igen. ·· AR-RM;iB AL-ISFAHÄNi. Mu!1ä<}arä1 IV 720 (anonym. mit Nr. 37); IBN AL-GA UZT. Aqkiyä'
216: WATWÄT, Gurar 124: Muh. b. Mut:i. b . Sasrä : A Chronicle of Damascus. ed.
W.M . Brinner . Berkeley/ Los Angeles 1963 1 48 (anonym) ; M0 SAW!, Nu=fw 577; A"yän
XIV 154; nach WATWÄT M u~A FAWT 48 u. SADR I 50; FARRÄG 102 (Gu]:iä) u. Anm. 3;
Früher: IBN 'ABD RABBIH, 'lqd VI 148 ('Ulaiyän) 116 : s. auch Nr. 5, Schluß.

8. Ibrähim as-Saibäni 117 erzählt :


Ich kam an Buhlül dem Verrückten vorbei, als er eine Süßspeise (babi$) aß.
Da bat ich ihn: ,,Gib mir etwas davon zu essen." Er aber entgegnete : ,.Die

116
D . i. Abü'l-1:fasan 'Uleiyän (vielmehr: ' Ali) b. Badr (oder : b. Abi Mälik)
al-magnün. Weitere Nachrichten zu ihm s. hier r. 7, 11. 18, 27, 31. 61, 102:
NAISÄB0Ri. 'Uqatä·. Dr. 86-92 ; IBN 'AB D RABBIH , ' fqdVI 148 IT.: IBN AL-GAUZT. Aflki_rä'
216 f.; WATWÄT, Gurar 128 f„ 233 f.: SARRÄ G. Ma$äri' at-·ussäq. Beirut 1400/ 1980. I 54;
M ÜSA Wi. Nu=ha l 59 I f.
Zu seinem Namen ('Ulaiyän ist eine Diminutivform des Namens ' Ali) s. NAISÄBÜRI,
'Uqatä'. Dr. 86 = Ms . Berlin We 386. fol. 65 b. = Ms . Yale, Landberg 600, fol. 40 b.
(hiernach übersetzt). wo nach dem Vater des ' Abdarral:imän b. ' Abdalmalik b. al-1:fasan
(Ms. Berlin u. Dr. : b. Abt:iar) folgendes berichtet wird: .,Ich kam zu 'U laiyän dem
Verrückten. den ich 'Ulaiyän zu nennen p0egte. Ich redete ihn an: ,' Ulaiyän !' Er
erwiderte : .Es gibt keinen Gott außer Gott ! Sprich Gutes. Sohn des 1:fasan I Meinem
Vater wurde vor mir ein Kind geboren , dem er den Namen Mut:iammad gab - damit
er durch den Gesandten Gottes Segen erlange. Darauf wurde ich geboren, und er gab
mir den Namen 'Ali - damit ich durch den Schwiegersohn des Gesandten Gottes
Segen erlange. Wer also meinen Namen in die Diminutivform setzt, erniedrigt damit
gleichermaßen den Schwiegersohn des Gesandten Gottes. Für einen derjenigen aber,
von denen ich glaube , daß sie mich verächtlich machen. hätte ich dich nicht gehalten,
Sohn des 1:fasan !· .. (Der Erzähler) sprach: ,, Da erlegte ich mir auf. ihn nicht anders
zu benennen als 'Ali oder mit seinem Beinamen ...
117
Abü'l-Yusr Ibrähim b. Mut:iammad (oder: A]:imad) as-Saibäni ar-Riyä<;li (gest.
298/911): Einer der direkten Informanten des Ibn ' Abd Rabbih . Ausführlich zu ihm
s. WERKMEISTER (s. Anm. 35) 227-244; A'fäm 1 28, 60.
34 IV. Die Quellenberichte
11
Speise gehört nicht mir. Vielmehr gehört sie 'Ätika ~. der Tochter des Kalifen. 10. Es wird er1.,
Sie hat es mir geschickt. damit ich es für sie esse:· fluchten - eintra t. r
IBN 'Aso RAB BIH. '/qd VI 151: ÄBI. NaJr ad-durar (so nach FARRÄG. Ciu/ui 80. erwiderte : ,.Gut
Anm . 1, wo auch für Gül:iä belegt): 'All-\R. llähi-Säma 13 10: ed. Ritter 208. fragte ihn : .. Wek"
Übers. Boyle 197. s. RI TTER . Meer der Se<!le 217 (Essen von Zubaida 110 . Gattin des erlaubten Besi tz d;1
Härün): BAR HEBRAEUS 160. Nr. DCXXXIX (anonym): SAFAOf. Wäfi X 309 f. und .Gott lie bt ,h
(Erzähler: al-A~ma'i 1 20 • Essen von 1:Jamdüna. Tochter des Härün): KL·n ·sf. Fawä1 botenen Besi tz da !.
I 153 (wie SAFAof): WESSELSKI II 15. Nr. 367 (Nasraddin): K~s sA:-1 141: No11·AK 358. die Treulosen nK1, ·
Typ 440 (Gul:iä).
(Pseudo- ) IB ' B"
9. Buhlül hatte schiitische Tendenzen. Einmal forderte ihn jemand auf: Versionen nach \1
,,Schmähe Fä\ima. dann gebe ich dir einen ganzen Dirham ." Buhlül entgegnete: Ma,e;älis Nr. 7: 13
„Laß mich 'Ä'isa schmähen und gib mir einen halben Dirham ,.. 121 Rai/1ä11a V 208: ( > -

IBN 'Aso RABBIH . ' fqd VI 151: TAL'J:1101. Ba.yii'ir 1 380: AR-R.~GIB AL-isFA H.~'Jf. 11. Erzähler : \l
Mul;ädarä1 IV 481 (will Mu 'äwiya 122 fluchen ): vgl. BAR HEBRAEvS 160f.. Nr. DCXLI dem Friedho f. D·.
(anonym): hierzu.
Früher : GÄJ:t!Z. Bayän II 227 (Gu'aifirän). 123
NA ISÄBC Ri. •(
Si/a II 516 (Erzan-,•
118
Für keinen der Kalifen zu Lebzeiten des Buhlül kann ich eine Tochter dieses Wäfi X 310: K;
Namens nachweisen. Kalifen. die bekannte Töchter namens 'Ätika hatten. sind drei der GABBÜR 41 f.: \!
ersten Umaiyyaden (s. A ' käm an-nisä· III 200ff.): Mu'äwiya b. Abi Sufyän (l.; reg.
41 /661-60/680), dessen Sohn Yazid (2.: reg. 601680-64 683), sowie Marwän b. al-1:Jakam 12. Erzähler
(4.: reg. 64/684-65/685). Sollte eine von ihnen hier gemeint sein. würde dies das zum ersten \l ai
Geschehen somit allerdings um ca. 100 Jahre vorverlegen. Geschenk ab: .. ' --
119
Zubaida bint Ga'far b. al-Man~ür. Kusine und Frau des Härün ar-Rasid. Mutter
seines Sohnes Mut:i. al-Amin: gest. 2161831: s.o. Anm. 25: IB N IjALLIK ÄN. Wafayä1 II NA1SÄR ORi. ·1
314 ff. , Nr. 242: A'/äm a11-11isä' II 17-30. M11(1ä(farä1 IV -:
120
Der bekannte adab-Autor (ca. 123/740-213/828): GAL I 104 f.. S I 163f.: ljWÄNSÄRi, Rauoi:
EI2 I 717ff.; IBN ljALLIKÄN, Wafayäl III 170-176, Nr. 379: A'läm IV 162. SAOR I 18f.. S!lt '
121
Fä\ima, Tochter des Mut:iammad und Frau des 'Ali. wird von den Schiiten hoch 13. Erzähle r
verehrt. 'Ä'isa. Tochter des Abü Bakr und nach Ijadiga Lieblingsfrau Mut:iammads, Dieser ermah n: -
ergriff in den Führungskämpfen nach der Ermordung des ' U1män (35/656) offen Partei
Propheten M uh.,m:..,
gegen 'Ali, wurde aber nach ihrer Niederlage gegen diesen in der sog . .,Kamelschlacht''
(s. u. Anm. 167) wieder mit ihm ausgesöhnt. 124 Zehn ter ·;1-,-,i
122
Der erste Umaiyyadenkalif (reg. 41 /661-60/680). hier genannt wegen seiner feind- besonders verhaß: ,
lichen Haltung gegenüber 'Ali und dessen Sohn 1:Jasan. denen er durch seine 1 25 Abü 1\·l u,! .,.,

militärische Überlegenheit den Anspruch auf das Kalifat streitig machenl<onnte. T radi tionist: ,. 1.,, •~
123
Gu 'aifirän b. 'Ali b. A~far b. as-Sari b. 'Abdarral:imän al-Anbäri, Abü 'I-Fac;II 1 26
Der herüh,- : '
(gest. 208/823) : bekannter Dichter und Weiser Narr. gleichfalls schiitische Tendenzen : 251 /866). Sch ük•
s. Agäni XVIII 61-65; CiÄJ:tl? , Bayän I 385, II 225, 227: CiÄJ:11?. Haymrän (ed. Härün) al-Gunaid (ge, t ~
III 83; IBN 'Aso R.ABBIH , ' fqd VI 164; IBN AL-MU'TAZZ. Tabaqä1 (ed. Farräg) Mi~r SA'RÄNi, Taha, f-i·
1375/ 1956, 138,382 f. , 522 Anm.: NAISÄB ÜRf, 'Uqa/ä ' Dr. 101 ff.; AR-RÄGIB AL -ISFAHÄ Ni, 127
Wesir ur.r-. ~
Mul;ädarät IV 720; IBN AL-CiAUZf, Af!kiyä' 164 : l:J USRi. Garn' 189: TA UHIOT. Ba~ä'ir III IjALLIK ÄN. Wu,,
86f. ; IBN TAIFÜR , Bagdildft tärib al-biläfa al-'abbäsiyya . Bagdad/Beirut 1388/1968, 135 ; 128
Aiman r
Tärib Bagdäd VII 163 ff.; SAFADT, Wäft. Wiesbaden 1981 (ed. S. Fai~al) XI 168-171, lebte wahrscheir 1
Nr. 251; KUTU BT, Fm,·ät I 207 ff., Nr ,x83; WATWÄT, Gurar 123f.; MüsAwi, Nu=ha 1 393, Nr. 725: 1)
574: IBN MA·SOM al-Madani, Amrär ar-rabi (ed. Sukr) Nagaf 1388/ 1968, II 7: IBN TACRTBI ROi. \ ,;.
SARfsi, Sari; a/-Maqämät al-baririyya. Büläq 1300, I 301 f.: A'yän XVI 214-220. Nr. 3277; s. WE NS INCK 111 '• -
GAS II 602. /ä (larh 11·a-la 1,11 .
IV . D ie Quellenberichte 45
• er a ufgezählt hat, AR-RÄ<'.,1B AL- ISFAH ÄNT. Mu(Ui{larät IV 48 1; SCsTA Rf. Mat älis Nr. 4 (s. auch
:.nte-~ zurücklegen ." SüsTARf. 1/iqäq al-baqq II 102 mit ausf. Anm .) ; fjW ÄNSÄ Rf. Rau{lät II 152 : 8 A):tR ÄNf ,
1-.) Buhlül kam K(1.~kül II 337 ; Raibä11a V 212 f.; A 'rä11 XIV 153 ; QUBAISi , Tärib V 75 : M UH AFAWI 9 ;
.!lt teile. Dann ging SADR 1 20 ; MJHRIGANL Dä 'ira XIII 266 .
d ·r Ha nd [in das 65. Einmal schickte ar-Rasid nach Buhlül, ließ ihn kommen und hieß ihn .
•• ., fJ h. kein Geld]. im Audienzraum Platz zu nehmen. Hierbei saß Umm Ga' far hinter ei nem
~we Ha nd. Wieviel Vorhang, wo Buhlül sie nicht sehen konnte . ·fsä b. Ga' far war ebenfalls an-
•· 120... Da rief wesend . 1 5 7 Ar-Rasid forderte Buhlül auf, die Verrückten aufzuzählen . Buhlül
fing an : .,Der erste bin ich.·· - ,.Nur weiter!" - ,, Dann diese ... Dabei zeigte Buhlül
auf den Platz der Umm Ga' far. Sogleich rief '!sä b. Ga' far empört: ,, Du
Schändlicher! [Du wagst es,] dieses zu meiner Schwester zu sagen 1" Buhlül aber
'I l 5I f.: Raihana V fuhr fort: ,, Und du bist der dritte, du Zänkischer!" Da rief ar-Rasid:
: < • • \Jo wA~ 324. ,,Werft ihn hinaus!" Buhlül aber entgegnete ruhig: ,.Und du bist der vierte 1"
AR -RÄC;JB AL-I SFAHk f. M11(1är_larä1 IV 720 (hiernach übers. bei N . ABBOT : T11·0
~zen. Als er eines Queens o( Baghdad. Chicago 1946. 167 f.) ; WATWÄT. Ciurar 125 ; tfWÄN SÄRf. Ra11,lä1
- •.\li !" antwortete II 149 : M t.: HAFA WI 71 f. : SA DR 1 36.
!Cf}orte ich aber zu 66. Ar-Rasid fragte Buhlül : ,,Wen unter den Menschen liebst du am meisten?"
~ gehö ren zu den Er antwortete : .. Den, der meinen Bauch satt macht." Da versprach ar- Rasid:
• "\, ,md Sunniten ... .. Ich werde deinen Ba~ch sättigen. also liebe mich! " Buhlül aber entgegnete:
,,Liebe wird nicht auf Kredit gegeben.··
AR-RAGIB AL -I SFA H.:;. Nf , Mu(tä{larä t IV 720; WATWÄT , Ciurar 125: ' UBAID-1 ZAKÄNf ,
1e o ft ermattest Risäla-i dil-gusä 114. Übers. s. CHRJSTENSEN. RC'marques 18: K ,\S JFi. Larä 'i( 417 :
M U~l "AFA WI 60: SADR 1 49.

67. Buhlül schrieb eines Tages an 'Ainäwa: Mein Brief an Dich wird
geschrieben in der Nacht des Geburtstages, drei Stunden nach Anbruch des
Tages, während der Tigris vor Wasser überströmt hier in Mossul , wo die Steine
nicht anwachsen , es sei denn an Menge und die Kinder - Gott möge sie
Er entgegnete : vernichten - sich nicht mehren , es sei denn an Schlechtigkeit und Abscheulichkeit.
'l;Jhl<:"n.·· Wenn Du nur an einem Ort ruhen kannst, an dem Steine um dich sind, so tue dies
... 1 "'~2 (anonym) ; und erinnere Dich an das Wort Gottes : .,Und rüstet für sie, soviel ihr an
. r . '\1ASSE 135 ; Kriegsmacht und Schlachtrossen aufzubringen vermögt (um damit Gottes und
•T·\RI, Ma,e,afü eure Feinde einzuschüchtern) ... (Q 8/60)
\1~ RD RUS XII
AR-RÄ GIB AL-ISFA HANL .'vf11(tÜ(larä1 (so nach fjWÄNSÄ Rf, Rau(lä t II 149 ; hiernach
R.:i(täna V 212:
A ' r än XIV 154) ; W."'TWÄT . Ciurar 126 f. (anon ym an ' A säwa [ry]) .
u,, ,ihir al-adah l
'-:r . 393 his A ; 68. Ein Statthalter fragte Buhlül: .,Wie geht es dir ~ Geht es dir gut ?·· Buhlül
antwortete : .,Solange ich die Leitung und Führung nicht innehabe und die
• - d.tß Abü Bakr
15
.e-:.,:.-,nschaft (umma) • Umm Ga•far ist Zubaida . Gattin des Härün (s. Anm . 119. 25) ; 'Isä b .
:'.' .. \ 'ielleicht war Ga' far ist ihr Bruder. zeitweilig Gouverneur von Ba~ra 173/790 u. öfter (s. PELLAT
28 1 f. : SoüR DEL 278. Nr. 6). M tJHAFA \\'f 71 f_ (und nach ihm SADR I 36), der die
angegebene Quelle WATWÄT, Gurar interpretatorisch ergänzt. identifiziert diese beiden
Personen als Umm Ga ' far b. Yaf:i yä al-Barmaki. Amme des Härün (s. A'/äm an-nisä'
I 196 ff.: Is:--. tf."-LLIK ..\ N. Wafayä t I 34 1). bzw. deren Enkel '!sä b. Oa'far b. Yaf:iyä
b. tfälid b. Barmak (s . So c RDEL 170. Anm . I ).
44 IV. Die Quellenberichte

der Schneider bei sich: .. Er wird bestimmt dieses Geld. was er aufgezählt hat.
den 20 Dirham hinzufügen. und dann alles in das Versteck zurücklegen. ··
Ka.fkül II 3_;-
So tat er [d.h ., er legte das gestohlene Geld vo rerst wieder zurück]. Buhlül kam
$ADR 1 20 .
zu dem Platz zurück. nahm das Geld an sich und schiß auf die Stelle. Dann ging
er weg. Sogleich stand der Schneider auf. Als er aber mit der Hand [in das
Versteck] griff. packte er mitten in den Kot und fand nichts [d.h . kein Geld].
Buhlül rief ihm vorwurfsvoll zu: ,.Nimm das und das in deine Hand. Wieviel Vorhang.
hältst du dann in deiner Hand?" Der Schneider entgegnete: .. 120... Da rief wesend .' 0 •
Buhlül : ,,In deiner Hand ist nichts als Scheiße!"
Das Erlebnis des Schneiders wurde bekannt und die Kinder ärgerten ihn ( '>:
ira/t"a ßh) . bis er aus Kufa floh.
fuhr fo rt : ..
}:J L!S Rf, Gam' 163: NARÄQf. lja:ä ·i11 457f.: ljwÄ:--sARf. Rau(lät II 15! f.: Raif1ä11a V
,.Werft ih n c:"'
212: M L!STAFAWf 5ff : SADR I 16: MIHR1C .-b1f. Dä 'ira XIII 265f. : NOWAK 324.
T yp 382 (anonym). AR-R ÄC;IR •
56 Queens o / 8,;,
61. ' Buhlül urteilte auch. Er hatte schiitische Tendenzen . Als er eines
II !49 : Ml ~l
Tages gefragt wurde: ,,Wer ist vortreffiicher - Abü Bakr oder •AJi'>•· antwortete
er: ,,Gehörte ich zum Stamme der Kinda. dann wäre es 'Ali: gehörte ich aber zu
den Q abba , dann wäre es Abü Bakr. Denn die Kinda in Kufa gehören zu den
Anhängern der Räfi~liten (d. h. Schiiten). und die Banü Qabba sind Sunniten ...
l:fuSRf. Gant' 163: W AT WÄT. Gurar 125: M LSTAFA Wf 50: SADR I 35 :
Früher: NAISÄBÜRf, 'Uqa/ä': Ms Berlin fol. 67' ('Ulaiyän).

62. Buhlül der Verrückte sprach: ,,Wie oft erkrankst du. wie oft ermattest M USlAFA\\I
du :/Wie oft ißt du. wie oft entleerst du dich ;/Wie oft empfängst du den
Tag ;/Wie oft kehrst du dem Monat den Rücken zu :/Wie oft trägst du Ver-
gängliches/mit Vegänglichem in die Wüste 1••
TAUHfDf. Ba.~ä 'ir 1 233 .

63. Man forderte Buhlül auf: ,.Nenne uns alle Verrückten, .. Er entgegnete: vernich ten -
,. Das dauert zu lange. Ich werde vielmehr die Vernünftigen aufzählen."
AR-RÄGIB AL-ISFAHÄNf. Muf1äcjarät 1 14 : Z AMAl:fSA RT, Rahr a/-ahrär I 622 (anonym) :
BAR H EBRAEUS 158, Nr. DCXXX (anonym): GÄMf. Bahäris1ä11 54. Übers. MASSE !35:
K ÄSIFf. Latä '/{423: L ÄMrf <;:ELEBf. Latä'(l(so nach o'HERBELOT 156): SüSTA Rf, Maiälis
Nr. 6: CARDONNE 242 f.: F LöGEL l 72; ljWÄNS.~Rf. Raucjät !47. 156: MARDR US XII AR-RÄ GI B \
176 f.: l:fUSA INT, Kaskul 236 f.: A'yä11 XIV !53: QUBAIST. Tärib V 75: Rai~ä11a V 212:
M u~TAFAWf 20: SADR I 21. 38: F ARRÄG 103 (Gul)ä); SADIR. Salim Ibr.: Gmrähir al-adab I
Beirut 2 19!3, 106 (a nonym): weitere Verweise s. CHALVIN VII 126. Nr. 393 his A:
WESSELSKI II 241, N r. 535. antwortete : ..
64. Buhlül hatte schiitische Tendenzen. Man erzählte ihm. daß Abü Bakr
und 'Umar einmal im Vergleich mit der [restlichen] Gemeinschaft (umma)
gewogen wurden - da waren sie schwerer. Buhlül erwiderte: ,,Vielleicht war
die Waage fehlerhaft."

156 Vgl. o. Nr. 30 u. Anm . !39. ljälid b.


46 IV. Die Quellenberichte

Vormundschaft über die Angelegenheiten der Muslime nicht auf mich genommen 73. Buhlül
habe, bin ich froh und zufrieden.·· - ,.Möchtest du nicht lieber unversehrt und von sich schii:-
gesund sein?", fragte der Statthalter weiter. Buhlül erwiderte: .. Befände ich mich
·Ai TÄ R. .\/ ,.
noch mehr als jetzt in Wohlergehen. Gesundheit und Zufriedenheit. dann würden zit.) mit Ven\c •
meine weltlichen Wünsche und Hoffnungen und meine geistigen Begierden an
Kraft und Stärke zunehmen und mich von der Vollendung meiner seelischen und 74. Buhl ül v.
wahrhaftigen Verpflichtungen a bhalten . Also liegt meine Zufriede nheit und mein wärmen .
Glück in eben diesem jetzigen Zustan d [des Verrücktseins). So hoffe ich. daß der •ATlÄR . .\ l !i•·
gütige Schöpfer mir als Vergeltung dieser Lasterhaftigkeit und Faulheit des
Gemüts meine Sünden und Fehler verzeiht und mir noch mehr Belohnung und 75. Bu hl ül .,
Auszeichnung als Gnade erweist." Rüben geben i:

AR-RÄGIB AL -I SFAHÄNT. M11f1ä(larä1 (so nach M USTAFA ll'i 82: SADR 1 54 f.). 'ArrÄR . .\f ,,. •

69. Buhlül kam einmal am Markt der Stoffhändler vorbei, als er eine Menschen- 76. Buhlü l ;,,
menge vor einer aufgebrochenen Ladentür versammelt sah . Er betrachtete die daß es von 1hT
Tür und fragte: ,,Wißt ihr nicht , wer dies getan hat?" Auf die Antwort : ,.Nein!" 'ATTÄR . .\/
erwiderte er: ,,Aber ich weiß es." Da sprachen die Leute unter sich: ,, Dieser Ver- M UHAFAII[ ' '
rückte hat die Einbrecher in der Nacht gesehen, ohne daß sie ihn bemerkt
haben ." Also behandelten sie ihn freundlich in der Hoffnung, daß er es ihnen 77. Buhlü l. J.
mitteile. Als sie ihn baten zu sagen, wer es gewesen sei, entgegnete Buhlül : ,.Zuerst wird man er ,t
einmal bin ich hungrig:· So brachte man ihm anständiges Essen und Süßigkeiten. sitzt !
Als er dann satt war, stand er auf, betrachtete die aufgebrochene Tür und ' AHÄ R. \/,
sprach: ,, Dies - ist das Werk von Einbrechern." LÄMri <;:Eu ;.f
M UHAF~11[ - ~
IBN AL-ÖA UZ[, ?-irc)f" 56, (h iernach) K ABBANI 47 f.. Nr. 35: BAR HEBRAE US 161 f..
XII 177. s. C1,
Nr. DCXLIV (anonym).
78. Buh lüi a~
70. Buhlül auf dem Friedhof : Was nützt den Toten ihr weltlicher Erwerb,
wozu also all -.:.
da doch Gott am Ende alles erbt?
"ATTÄR . .\/1,<~
' A lTÄ R, Jlähi-Näma 9/2: ed. RI TTER 142, Über s. BOYLE, s. RI TTER, Meer der
Verweisen : \t ,, -
Seele 48 .
' Uqatä· 60 (z u S.i
71. Buhlül bittet die Kinder, ihn mit kleinen Steinen zu bewerfen. Er findet
79. Buhlül 1e0
einen Toten , soll als dessen Mörder gehängt werden. Al s er schon am Galgen
steht, bekennt der wahre Mörder. Dieser wird auf Fürsprache des Buhlül ' AlTÄR . .\/111i-"
begnadigt.
80. Buhl ül eri
'A nÄR, Ilähi-Näma 10/6: ed. RI TTER 160 ff. , Übers. ßoYLE 153 ff.. s. RI TTER , Meer Selbst im Tode 1,
der Seele 179 f. mit weiteren Verweisen (für Satz I zu Uwais al-Qarani). 1 58 aus dem Kopf g•'
72. Buhlül ermahnt einen Edlen , der mit Gepränge durch die Stadt zieht: 'AllÄR, M 11.~iJ-,.; ·
Er ist nicht Gott.
'ATTÄR, Ilähi-Näma 13/ 17: ed. RITTER 214. Übers. BovcE 202. s. RITTE R, Meer der 1 59
Quelle mehr
Seel e 99. zwei Werke di e, e,
Nr. 182 1 : A11i, ai•
1 58
Der bekannte M ysti ker der Frühzeit, von N AISÄ BÜRi, • Uqalä ' Dr. 47 fT. al-Astaräbädi. gen
(s.o. Anm . 2) zu den Weisen Narren gerechnet; s. A ' läm II 32; IBN AL -ÖA UZT, $ifa III Anis al-wä'i;i11 !Ji
43-5 7, Nr. 398 , SA "RÄNi , Tabaqät 1 27 f., Nr. 25: I SFAHÄNT, f:lilya II 79 ff. , Nr. 162. al- ljuräsäni (Wa ~
56 IV . Di e Quellenberichte

den strafenden Engeln geben. die dich befragen werden? Läßt du heute hier Glauben 8
die Abrechnung sein. wirst du morgen dort voll Furcht sein:· Da hob Abdallah überdrüs,;
seinen Kopf wieder auf und sprach : ..0 SailJ ! Ich habe deinen Ratschlag liehen Wi:
mit Herz und Seele gehört und akzeptiere deine vier Bedingungen. Belehre mich dem Wes,
noch weiter!" Also ermahnte Buhlül ihn abschließend: ..'Abdalläh ! Der Mensch Essen, wo
muß alles. was er tut, gemäß dem Gebote Gottes tun. Alles. was er sagt und hört. SailJ mit s,
muß entsprechend dem Gebote Gottes sein. Nur derjenige. der sich so verhält, Die Sch
ist ein wahrer Diener Gottes!'" noch nicht
nur bei ihr
GABALR0Dl. Ga111r a1-w111~il. K ap. 12: SAHR.Ä:s.f. Amrär al-1110iälis 234. bäb 9.
einmal mi
mai/is 1: $ADR V 55 ff.
gelangte . .
100. Man erzählt, daß SailJ Öunaid al-BagdädI 173 einmal in Begleitung seiner mir? D u
Schüler die Stadt Bagdad zu einem Spaziergang verließ. Er befragte seine Schüler, richtig sch
wer denn dieser Buhlül sei und erhielt die Antwort: .. Er ist nur ein Verrückter 1 Frage, wa1
Was willst du schon von ihm ... Gunaid aber entgegnete : .,Sucht ihn und bringt entspreche1
ihn zu mir, denn ich habe mit ihm zu tun 1•• Die Schüler suchten Buhlül. fanden über die R,
ihn auf dem freien Feld und führten ihren Lehrmeister zu ihm. Als dieser sich „Ich wußte
ihm näherte, sah er. daß Buhlül mit dem Kopf auf einem Ziegelstein lag; er aufstehe
hierüber wunderte er sich. Nachdem er den Gruß des Öunaid erwidert hatte, Ich weiß es
fragte Buhlül: .,Wer bist du?" - ,,Ich bin es, SailJ Öunaid al-Bagdädi.'' Da sprac
anwortete jener. .,Du bist es also, der SailJ von Bagdad, der die Leute belehrt ?·· - ich von dir .
„Ja, der bin ich, .. - ,.Weißt du denn .. , fragte Buhlül. .,wie man ißt?'· - .Ja, ich dich belehr
weiß es. "-,,Wie ißt dudenn?---,, Jch beginne mit den Worten: .Im Namen Gottes·". gewesen . D
erläuterte Gunaid . ,,Ich esse von dem, was vor mir ist. nehme ein wenig Wenn er 1
davon auf und tue es in die rechte Seite meines Mundes. Ich kaue langsam und Sitten nicht
betrachte nicht die Bissen der anderen. Ich vergesse beim Essen nicht, mich ,,Gott verg,
Gottes zu erinnern und spreche bei jedem Bissen: ,Gelobt sei Gott!' Vor dem das Herz r
Essen und danach wasche ich mir die Hände.· • Bei diesen Worten erhob sich Wenn dein,
Buhlül, schlug den Gunaid mit der Hand und rief: ,,Du willst die Menschen be- ist sie unsin
lehren und weißt noch nicht einmal selbst, wie man richtig ißt, .. Darauf ging dich, also ,
er seines Weges. Was du hie
Die Schüler des Gunaid rieten ihm : ,,0 Saili ! Dieser Mann ist doch verrückt. .. Wesentliche
Öunaid aber erwiderte: ,,Der Verrückte weiß am besten um seine eigenen An- noch Boshe;
gelegenheiten. 174 Wahre Rede muß man von einem Verrückten hören ." So Dingen der '
folgte er dem Buhlül mit den Worten: . .Ich habe mit ihm zu tun." Als erinnern, bi ~
Buhlül an ein Ruinenfeld gekommen- war, setzte er sich. Gunaid näherte sich ihm Da küsste
ein zweites Mal. Wieder fragte ihn Buhlül: ,,Wer bist du? .. - ,,Der SailJ von als sie dies s
Bagdad , der selbst nicht weiß, wie man ißt .. , erwiderte Öunaid. - .,Weißt du denn,
CiABALR CD.
wie man redet?" - ,,Ja!" - ,,Wie redest du denn?" Gunaid erläuterte: ,,Wenn es
$ADR V 25 ff
nötig ist, rede ich. Zur falschen Zeit und ohne Anlaß hingegen sage ich nichts.
Ich rede so, daß die Zuhörer mich verstehen können und lade sie ein zum 101. Es w
schaft und s
1 73
ist derjenige.
Abü 'I-Qäsim al-Gunaid b. Mul:J . b. al-Gunaid al-ljazzäz al -Qawäriri. berühmter
es mit dem '
Mystiker, gest. 197/813: s. EI2 II 600: A'/äm II 141: IBN ljALLIKÄN. Wqfayät I 373 ff..
Nr. 144; IBN AL-GAUZl. Sifil II 416-25. Nr. 296; SA·RÄNi. Tabaqät I 84 IT. , Nr. 165.
175 Im Jah
174
Diväna ha-kär-i bistan hus_rär ast ; s. OtHljUDÄ. Am~äl II 852, 8 u. Anm. 172.
IV. Die Quellenberichte 57
Glauben an Gott und den Propheten. Ich rede nicht so viel, daß die Leute meiner
überdrüssig werden, und ich beachte die Feinheiten der äußerlichen und inner-
lichen Wissenschaften .'· Dann erläuterte er alles, was in Verbindung steht mit
dem Wesen der Rhetorik. Buhlül aber rief : .,Was für einen Wert hat das
Essen , wo du doch noch nicht einmal reden kannst!' · Er erhob sich, schlug den
SailJ mit seinem Rockzipfel und ging weg.
Die Schüler des Gunaid bedrängten ihn abermals : .,0 SailJ ! Willst du immer
noch nicht einsehen, daß dieser Mann verrückt ist ? Was für ein Anliegen hast du
nur bei ihm?·' Gunaid entgegnete ihnen : ,.Das geht euch nichts an. Ich habe nun
einmal mit ihm zu tun.·· So folgte er dem Buhlül wiederum, bis er zu ihm
gelangte. Abermals fragte ihn Buhlül: ,,Was willst du denn eigentlich von
mir ? Du kannst selbst nicht essen und reden. kannst du denn wenigstens
richtig schlafen ?.. - ..Ja, das kann ich". erwiderte Gunaid . Und auf Buhlüls
• ~ \i:-rrückter ! Frage, wann er denn schlafe, sagte er: ,,Wenn ich das Abendgebet und die
:inJ bringt entsprechenden Formeln beendigt habe ... Darauf erläuterte er alles, was er
~•m , fa nden über die Regeln des Schlafens vom Propheten gehört hatte. Buhlül aber rief aus:
d e::.er sich .,Ich wußte, daß du selbst das Schlafen nicht richtig beherrschst! .. Darauf wollte
ein lag; er aufstehen . Gunaid aber ergriff seinen Rockzipfel und bat ihn: ,,Buhlül 1
1 hatte, Ich weiß es nicht. Du aber bist gottgefällig, also belehre mich r··
gdädi," Da sprach Buhlül: ,.Zuerst hast du behauptet, alles zu wissen ; deshalb habe
hrt?' · - ich von dir Abstand genommen. Jetzt. da du bekennst, nichts zu wissen, werde ich
. .Ja, ich dich belehren. Was du gesagt hast sind nämlich nur äußerliche Vorschriften
gewesen. Das Wesentliche beim Essen ist , daß der Bissen erlaubt sein muß:
Wenn er nämlich verboten ist, nützen auch hundert der erwähnten guten
Sitten nichts. sondern sie verdunkeln vielmehr das Herz.'· Gunaid dankte ihm:
.,Gott vergelte es dir mit Gutem!'' So fuhr Buhlül fort : ,.Beim Reden muß
das Herz rein. die Absicht wahr, und die Rede selbst einzig für Gott sein.
Wenn deine Rede einen Gegenstand oder ein Thema der Welt behandelt,
ist sie unsinnig und eitel. Jedes Wort, was du sprichst. ist dann ein Vergehen für
dich, also wäre Schweigen besser und schöner. Des weiteren zum Schlafen.
Was du hierzu gesagt hast. waren wiederum alles nur Äußerlichkeiten. Das
Wesentliche ist, daß zur Zeit des Schlafengehens in deinem Herz weder Zorn
noch Bosheit noch Neid auf die Muslime sei . Die Liebe zur Welt und zu den
Dingen der Welt darf nicht in deinem Herz bleiben : Du mußt dich einzig Gottes
erinnern. bis du eingeschlafen bist.··
Da küsste Gunaid die Hand des Buhlül und pries ihn laut. Die Schüler aber,
als sie dies sahen. hielten ihren Lehrmeister für verrückt.
G ABALR C Df, Gämt a1-1am~il. Kap . 12 ; SAHRÄ NL An11·är a/-magälis, bäb 9 , maglis 3;
SADR V 25 ff.

101. Es wird berichtet. daß der 'Abbäsidenkalif al-Mutawakkil große Feind-


schaft und starken Haß gegenüber den Nachkommen des Propheten hegte. Er
ist derjenige, der den Befehl gab, das Grab des f:Iusain zu zerstören 1 7 5 und
es mit dem Wasser des Flusses 'Alqam zu überschwemmen, damit keine Spur

n I m Jahre 236 850 : s. T._BARf. Tärib III 1407.


IV. D ie Quellenberichte 59
102. 176 Man erzählt. daß Buhlül regelmäßig im Laden eines Garkochs m
Kufa Zuflucht suchte. Er hatte gewöhnlich einen Stock bei sich. von dem er sich
nicht trennte. Immer wenn er zum Laden des Garkochs kam, lauerten die
.., )mmen des Kinder ihm auf. umringten ihn und trieben Scherz mit ihm. Wenn ihm ihre
Belästigungen zu viel wurden. sprach er zu dem Garkoch : .Jetzt ist der Ofen
J er wa hren heiß . das Zusammentreffen ist angenehm geworden. und ich habe Einsicht in
meine Angelegenheiten. Was meinst du wohl 9 • • Jener erwiderte: .,Tu was du
willst!"
Da stürzte er sich auf die Kinder. wobei er rief: .,Ihre Belästigung trieb ihn
zum Entschluß. so daß er die Gedanken an die Folgen fallen ließ ... Darauf
gürtete er seinen Lendenschurz fest und sprach: .. Die Leute gürten ihren
Schurz. wenn sie kämpfen. ·Nicht aber die Frauen. selbst wenn sie eindeutig
rein sind .··
Mit erhobenem Stock ging er auf die Kinder los. während er rief: ,,Ich greife
die feindliche Schar unbesorgt an :isei es, daß in ihr mein Tod liege oder in
einer anderen ...
Als die Kinder vor ihm flohen . stolperten sie übereinander, so daß die
Scham eines von ihnen aufgedeckt wurde. Da wandte Buhlül sein Gesicht von
ihm ab und sprach: ,.Die Scham des Gläubigen ist sein Schutz. Wäre dies
nicht so , dann wäre 'Amr b. al-'Ä? am Tage (der Schlacht] von $iffin 177
sicherlich durch das Schwert 'Alis zugrunde gegangen!"
Dann ging er zum Laden des Garkochs zurück, warf seinen Stock weg und
rezitierte wiederum: .. Sie warf ihren Stock weg und ließ sich nieder an ihrem
Platz, ,wie der Reisende bei der Rückkehr mit den Augen verweilt."
MCsAWl. .Yu: /w 578f. : $ADR I 38ff.: GABBCR 51 f. (' Ulaiyän):
Früher: Ja:-. ' Aso RABBIH. ' fqd VI 150 (anonym) : AISÄBORT. 'Uqa/ä': Ms. Berlin
fol. 66 ' . Druck 86 f. (' Ula iyän).

103. Buhlül wurde einmal gefragt: .. Worauf läßt sich die Verrücktheit eines
Verrückten zurück führen?.. Er erwiderte: .,Auf die Anzahl der Kinder [in
seiner Umgebung].··
MCsAwl. .V11:lw 579:
Früher: WATII 3-T. Gurar 129 (Mäni)_1 · •

1 6
• Ganz ähnlich s. Nr . 97 .
,-- ·Amr b. al-"A? war al s Berater Mu ' äwiyas der große Gegner 'Alis in der Schlacht
von $iffin 37 657. Er war es. der den Truppen Mu'äwiyas den Rat gab, Kora nblätter
an ihren Lanzenspi tzen zu befestigen (um hierdurch ihren Willen nach einer Entscheidung
durch den Koran zu bekunden). und so den Ausgang der schon verloren geglaubten
Schlacht für 'VI u'äwiya entschied . Auf welche Episode der Schlacht die Bemerkung
Buhlüls abzielt (möglicherweise einen Zweikampf 'Ali 'Amr b. al -'A~) ist mir nicht
bekannt.
auch
, -, Eigentlich: Abü'l-1:lasan (oder: H u~ain) Mubammad b. al -Qäsim , genannt Mäni
al -muwaswi s: Weiser Narr aus Ägypten. lebte unter dem Kalifen al -Mutawakk il in
[\' 64f. Bagdad. gest. ~45 859: zu ihm s. Aiäni XX 84-87: le :--1 AL -MlJ"TAZZ, Tabaqät (ed .
Farräg). Mi~r 1375 1956. 383f. u. 52 ~ Anm.: N'\ISÄB0Rf. ' Uqa/ä' Dr. 136-139:
60 IV. Die Quellenberichte

Ich begrüßte ihn


104. AT 1262: Wärmen a n der weit entfernten Kerze. er Himmel und E:
N! EBUHR II 300 ff. : MEISS~E R 77 f.. Nr. XLIV : s. WESSELSKI II l 12f. 212. Nr . 434 entgegnete : .. \1 äf
(Giucä): Gh. I. CoNSTA~T IN : .. /8 kirgisische A11ek do te11 iiber .\"asr Ed-Di11 Khodja•·. das Wort Gotte
in : Fabula 14 ( 1974). 44-70. 56 f. (Apend i). versprochen w ir~
Lebensunterh.ilt :-
105. Zubaida. die Gattin des Kalifen Härün ar-Rasid , beobachtete Buhlül an Gottes Won
eines Tages, wie er auf der Straße mit den Ki ndern spielte. Er zog mit dem zurück un d au, ·.,
Finger auf dem Boden eine Linie und zeichnete so ein Haus. Zubaida fragte Dies lasse ich m:r .. :
ihn : ,.Verkaufst du dieses Haus ?.. Buhlül entgegnete: ..Ja . ich verkaufe es." denke ich an Gn;
Wieder fragte Zubaida : .. Wieviel kostet es denn~" - .. 1000 Dinar" . erwiderte (Q 56/27) - da lJ
Buhlül. Da befahl Zubaida . ihm das Geld zu überreichen. und ging wieder ihren mich an Gottö \',
Angelegenheiten nach . Buhlül aber verteilte das Geld unter den Armen . - da weine ich ••
In der Nacht träumte Härün ar-Rasid. er sei im Paradies und gelange zu Mälik erzähl:
einem Haus. Er wollte in das Haus eintreten . aber man ließ ihn nicht und hinderte Erlaube mir. d,_1_•
ihn daran mit den Worten: ..Dieses Haus gehört Zubaida. deiner Gattin." .. Darin liegt !-. er
Also befragte Härün am nächsten Tag Zubaida hierzu . die ihm ihr Erlebnis mit kaufte ein Hemd ,.,
Buhlül berichtete. das Hemd von alle
Da ging Härün auch zu Buhlül und fragte ihn, ob er das Haus verkaufe, denn so etwas·:>-
Buhlül bejahte. nannte aber auf die Frage nach dem Preis eine so große Summe, ,Jch wollte ein He:--
wie es sie auf der ganzen Welt nicht gab. Als Härün sich empörte: .,Der Zubaida
und Schaden . Die ;:
hast du es aber doch für nur wenig Geld verkauft, .. _ entgegnete Buhlül : ,,Sie von allem Ü bel un
hat es ja auch gekauft, ohne es vorher gesehen zu haben. Du aber willst es kaufen sie soll gespal ter
und hast es schon gesehen . Dazwischen besteht ein großer Unterschied'" ,Der aufrich tig-,
ISFAHÄ NL a/-' Uqül al-' asara 119 (so nach $ADR III 61): RI TTER. Kurmän ci 23 ff .. sein von Händ
Nr. 8 (stark erweitert: Buhlül entführt Härün au f magische Weise). Dann sei sie ge· ~
Spindeln aus L
106. Mälik b. Dinär 1 80 erzählt das Folgende :
sei das Para die-- ...
Einmal kam ich an einem Friedhof vorbei, da sah ich Buhlül zwischen den
Höllenfeuer du:n-~-
Gräbern stehen . Er war bis auf die Bedeckung seiner Scham vollkommen
besorgen 9 ••
nackt. Da ging ich zu ihm hin , um mich von seinen Einsichten belehren zu
Mälik erzä hi,
lassen . Er beschaute mal den Himmel und betrachtete mal die Erde, worauf er
derjenige. der d:r
Mahnungen ausrief; dann wieder schaute er zuerst auf seine linke, dann auf die
bedeute und \ e;-h,!:"!c°
rechte Seite und weinte.
Mälik erzähl
damit ich es ;r
anziehen . dem
IBN MA·50 M al-Madani, Amrär ar-rabr. Nagaf 1388, 1968 f. (ed. Sukr) I 286: SARRÄ G. aufzählt: der1er,.-
Ma$äri' a/-'u.fsäq. Beirut 140011980. I 98 f.. II 25. 95. hiernach zitiert bei TAN Ufjf. Entschlossenh,.,.
Niswär al-mu(iädara . Beirut 139311973 (ed . as-Säligi) VI 234. Nr. 156 : MAS'ÜDf. Murüg
ad-dahab . Paris 1929 (ed . Barbier de Meynard) VII 385-393 ; $A FA Df, Wäfi. Wiesbaden
1959 (ed. Dedering) IV 346-349, Nr. 1906 ; KUTU BT. Fa....-är II 518-521. Nr. 447 ; WATWÄT .
Gurar 129 ; Tärib BagdädIII 169 f.. Nr. 1214: A' /äm VI 334 : GAL SI 127 ; GAS II 558 f.
179
Quelle nicht verifiziert : Autor: Bahä 'addin Muh . b. Tägaddin J:Iasan al-lSFAHÄ NT,
gen . al-Fäc;lil al-Hindi (gest. 1195/1 781) ; zu Werk u. Autors. GAL SN II 508: [)arr a
XV 306. -
1 0
• Traditionist, gest. 131/748; s. A' /äm V 260 f. : IBN t{ALLIK.~N. Wafayät IV 139f.,
Nr. 551: SA"RÄNf. Tabaqär I 37. Nr. 55 .
IV. Die Quellenberichte 61

Ich begrüßte ihn, und er erwiderte meinen Gruß. Darauf fragte ich ihn, warum
er Himmel und Erde betrachte und seine linke und rechte Seite befrage. Er
: ! : 12. Nr. 434 entgegnete: ,.Mälik I Wenn ich meinen Blick zum Himmel wende, [denke ich an]
F '-D/11 Khotlja" . das Wort Gottes: .Im Himmel liegt euer Unterhalt und all das, was euch
versprochen wird." (Q 51 /22) So wird es mir leicht, mich nicht um meinen
Lebensunterhalt zu sorgen . Wenn ich die Erde betrachte, erinnere ich mich
an Gottes Wort: ,Aus ihr haben wir euch erschaffen, in sie bringen wir euch
!:'.r zog mit dem
zurück und aus ihr bringen wir euch dereinst ein anderes Mal hervor.· (Q 20/ 55)
Zuhaida fragte
Dies lasse ich mir als Warnung dienen. Wenn ich auf meine rechte Seite schaue,
~ '- , erkaufe es ...
denke ich an Gottes Wort: ,Und die von der Rechten - welcher Art sind sie?·
D,rur ... erwiderte
(Q 56/27) - da lache ich. Und wenn ich auf meine linke Seite schaue, erinnere ich
mich an Gottes Wort: .Und die von der Linken - welcher Art sind sie?' (Q 56/41)
- da weine ich."
Mälik erzählt weiter: Da sprach ich zu ihm: ., Buhlül ! Du bist weise.
Erlaube mir, daß ich dir ein Hemd aus Baumwolle kaufe." Buhlül erwiderte:
,.Darin liegt kein Schaden. kaufe es ruhig!"" Also lief ich schnell zum Markt,
kaufte ein Hemd aus Baumwolle und kehrte zu ihm zurück. Buhlül betrachtete
das Hemd von allen Seiten. darauf warf er es vor mich hin und rief: ,,Wollte ich
denn so etwas?·· Auf meine Frage: .,Was wolltest du denn?" erläuterte er :
,Jch wollte ein Hemd aus aufrichtigem Glauben, das bewahrt sei vor Unglück
und Schaden. Die Baumwolle für es soll in Wahrheiten gewachsen sein, geschützt
von allem Übel und begossen von Gabriel mit dem Wasser des Quell SalsabII 181 :
sie soll gespalten sein von den Edlen und Frommen , die den Geboten der Suren
,Der aufrichtige Glaube· und ,Die Kuh· 1 82 folge n. Sodann soll sie entkörnt
1,.,,m1ä11ci 23 ff. . sein von Händen voll Vertrauen, voll Macht und Reinheit und ohne Haß.
Dann sei sie gesiebt durch mit Licht verknüpfte Sehnen und gesponnen von
Spindeln aus Lob und Preis mit Liebe und Fürsorge. Dem Weber des Hemdes
sei das Paradies als Lohn gegeben . und es soll seinem Träger als Schutz vor dem
- zwischen den
Höllenfeuer dienen . - Liegt es in deiner Macht. mir ein solches Hemd zu
--; vollkommen
... _~ belehren zu besorgen?··
Mälik erzählt weiter : Als Antwort entgegnete ich ihm : ,,Dies kann nur
!:rJe. worauf er
derjenige. der dir die Kraft verlieh, es zu beschreiben, und der dir eingab, was es
a nn auf die
bedeute und verheiße.··
Mälik erzählt weiter: Darauf bat ich Buhlül : .,Beschreibe mir das Hemd,
damit ich es anziehe: · Buhlül erwiderte: ,,Dieses Hemd kann nur derjenige
anziehen. dem Gott sein Licht verlieh : derjenige, den er unter den Frommen
' : 2l:16 : SARRÄ G. aufzählt: derjenige, den er mit Vorrang auszeichnete und stärkte mit wahrer
:i hei TAN Ul:lf. Entschlossenheit. Dessen Körper weilt unter den Menschen, sein Herz aber
\l~,· cor, Murüf befindet sich im Himmel : Er spricht nur in der Erinnerung an Gott, und sein
- • • 1 'i. Wiesbaden Blick sieht nichts als Gott.··
'• 47 : WATWÄT. Darauf stieß er einen lauten Schrei aus und erhob sich mit den Worten :
: - , GAS II 558 f.
.. Zu Dir flüchten die Fliehenden. bei Dir liegt das Verlangen der Suchenden,
und an Deiner Tür rasten die Reumütigen !"

181
.,,,l_l"är IV 139 f. . Name einer Quelle im Paradies .
182 Koran . Sure 112 bzw . 2.

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