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KEYDELL
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G R IEC H ISC H E S U N D BYZANTINISCHES
RUDOLF KEYDELL
ZUM N E U N Z IG ST E N GEBURTSTAG
Herausgegeben von
H. G. BECK - A. KAMBYLIS ■P. M ORAUX
W erner Pie k , Halle: Rudolf Keydell zum 30. III. 1977 ............. VII
V o r w o n ..................... IX
R udolf Ke y d e l l .......................... XIII
H artmut E rbse, Bonn: Hektor in der Ilias . ................... 1
E rnst H eitsch , Regensburg: Der delische Apollonhymnus und
unsere Ilia s..................................................................... 20
V olkmar Schmidt , Hamburg: τεκνσϋσ{υ)α bei Sophokles und
Theophrast und Verwandtes ................................ 38
R udolf K assel, Köln: Aristophanischesbei L ibanius............... .. 54
W infried B ühler , Hamburg: Tendenzen nachdemosthenischer Be
arbeitung der 3. Philippischen Rede desDem osthenes....................... 59
H ans G ärtner, Regensburg: Zur byzantinischen Nebenüberlieferung
von Demetrios, Περί έρμηνείας......................................................... 78
H. L oyd-Jones et P. J. P arsons, O xford: herum de ,Catabasi
Orphica*................................................................................................... 88
M artin L. W est, London: Die griechischen Dichterinnen der Kaiser
zeit ................................................................... 101
H ans-G eorg Beck, München: Marginalien zum byzantinischen
R o m an ................................................................... 116
A thaNasio S KambyuS, Hamburg: Epiphyllides. Neunzig kritische
Bemerkungen zu byzantinischen Prosatexten (Mit einigen «Zu
gaben*) ......................................................................................................... 129
Verzeichnis der Schriften von Rudolf K eydell........................................... 171
N ach w o rt.............................................................................................. 183
RUD OLF KEYDELL
Max Rudolf Keydell wurde am 30. März 1887 als Sohn des Eisenbahn
betriebssekretärs Carl Keydell und dessen Ehefrau Minna, gcb. Jung
mann, in Cracau bei Magdeburg geboren. Nach dem Besuch der Vor
bereitungsschule in Magdeburg trat er dort ins Paedagogium Zum Kloster
Unser Lieben Frauen ein, wo er 1905 sein Abitur erwarb. Im Frühjahr
desselben Jahres immatrikulierte er sich an der Universität Bonn, um bei
Franz Bücheier, August Brinkmann und Georg Loeschcke Klassische
Philologie zu hören. Im Herbst 1906 ging er zum weiteren Studium nach
Berlin, mußte jedoch bald wegen einer langwierigen Krankheit für viele
Monate aussetzen. An die Universität zuriickgckchrt, studierte er bei
Eduard Norden, Johannes Vahlen und vor allem bei Ulrich von Wilamo-
witz-Moellendorff, bei dem er 1911 mit der Dissertation „Quaestiones
metricae de epicis Graecis rcccntioribus. Accedunt critica varia“ prom o
vierte. Nachdem er 1913 das Staatsexamen in Klassischer Philologie und
Hebräisch abgelegt hatte, trat er als Volontär in den Dienst bei der
Preußischen Staatsbibliothek. D ort wurde er nach seiner Rückkehr aus
dreijährigem Kriegsdienst 1918 zum Hilfsbibliothekar befördert, zwei
Jahre später zum Bibliotheksrat an der Universitätsbibliothek. Während
der dreißig Jahre, die Rudolf Keydell bis zu seiner Flucht nach West-
Berlin als Bibliothekar tätig war, hat er sich nicht nur mit seinen
bevorzugten Gebieten, der hellenistischen und der spätgriechischen
Dichtung befaßt, sondern sich auch jene reiche Kenntnis der gesamten
griechischen Literatur erworben, an welcher er, um Belehrung gefragt, so
viele andere Gelehrte teilhaben ließ. Seit 1951 seiner Berufspflichten ledig,
widmete er sich zuerst als Lehrbeauftragter, seit 1961 als Honorarprofessor
für Klassische Philologie an der Freien Universität Berlin ausschließlich
der Lehre und Forschung. Als er 1973, fünfundachtzigjährig, beschloß,
sich aus der Lehre zurückzuziehen, war es sowohl für ihn wie für das
Klassische Seminar kein leichter Abschied, Nicht nur mußten fortan die
Studenten auf einen Lehrer verzichten, der mit seinem feinen Gespür für
griechische Dichtung angehende Philologen an die antike Literatur heran
zuführen und zu begeistern verstand. Mit ihm ging auch ein Teil jenes
Geistes, der gerade in bewegten Zeiten eine wohltuende Ruhe um sich
verbreitet. Doch der Abschied von der Universität, gleichzeitig mit der
XIV
Offenbar ist es nicht leicht, dem Wesen des homerischen Helden Hektor
gerecht zu werden. Das zeigen die Versuche, ein einheitliches Bild dieser
Gestalt zu entwerfen, deutlich genug. Der Homerleser hat freilich Gründe,
sich über die Vielfalt der Deutungen zu w undem ; hat doch der Dichter
gerade Hektor ins Zentrum seiner Erzählung gestellt und zahlreiche An
gaben über die A n seines Wirkens und der Gründe seines Handelns ge
macht. Man sollte erwarten, daß ein eindeutiges Charakterbild dieses
Mannes kenntlich ist. Doch die Meinungen der modernen Forscher gehen
weit auseinander.
* Die italienische Übersetzung dieses Aufsatzes habe ich im März 1977 in Pisa als Gast der
Scuola Normale Superiore vonragen dürfen.
' Vgl. z, B, die Scholien zu O 348-51. 502 λ. P 125 a. 129-31- 187. 198-203. 201 b und
viele andere.
1 W. S., Hellas und Hesperien1, Zürich 1960, 21-38; vgl. dens, Von Homers Welt und
Werk4 (HWW4), Stuttgart 1965, 177; zurückhaltender urteilte Schadewaldt in seinen llias-
studien (Lpzg. 1938), 103-109.
2 Hartmut Erbse
bewußtsein bei H ektor suchen dürfe1*3. Dann aber bestimmt er die objektive
Todesverfallenheit des Troers» auf die der Dichter mehrfach deutet» als Ate.
Diese wieder, so meint Schadewaldt, äußere sich in Verblendung, ja in
ständig wachsendem Wahn. Erst kurz vor dem Zweikampf mit Achill
erkenne H ektor seine „wilde Vermessenheit" und ziehe die Konsequenzen
aus seiner Torheit. Schadewaldt zeichnet also das düstere Gesamtbild eines
Mannes, der nicht weiß, was er tut und infolgedessen während seiner
langen Kämpfe in der Skamanderebene auch kein Bewußtsein von der
Nähe seines Todes haben kann. Zwar ist der radikalen Analyse Jachmanns
nun der Boden entzogen, aber nur um den hohen Preis eines befremden
den Ergebnisses.
3. Nüchterner, aber auch einseitiger urteilt Μ. I. Finley4: Für ihn ist
Hektor nur an die Vorschriften des ritterlichen Ehrenkodex gebunden.
Um seiner persönlichen (individuellen) Ehre willen handele er, so führt
Finley aus, nicht nur gegen die Vernunft, sondern auch gegen die
Interessen der Gemeinschaft. Sein hehres W ort (M 243: „N u r ein einziges
Zeichen gilt; das Vaterland schützen” ) werde durch sein gesamtes
Verhalten Lügen gestraft. Hektors Ehre habe mit der Ehre eines Gemein-
wesens nichts zu schaffen. Diese „w ar völlig anderer Art und erforderte
eine andere Anordnung der Fähigkeiten und Tugenden: Das Gemeinwesen
konnte nur wachsen, indem es den Heros zähmte und die freie Ausübung
seiner Tapferkeit unterdrückte. Aber ein gezähmter Heros war ein Wider
spruch in sich“ (a. Ο. 125)5.
Diese drei Deutungen haben» von mehr oder weniger auffallenden Ver
zerrungen abgesehen, vor allem eines gemeinsam: Sie setzen den Haupt
gegner Achills systematisch herab und machen damit dem Dichter
implicite einen bitteren Vorwurf. Hom er müßte nämlich, um Achill zu
preisen, versucht haben, H ektor zu erniedrigen, ohne zu ahnen, daß er
seinem Gedicht so den denkbar schlechtesten Dienst erwies. Schon aus
diesem Grund können die vorgetragenen Lösungen nicht zutreffen. Wir
müssen uns bemühen, angemessenere Formulierungen zu finden. Zu
diesem Behuf empfiehlt es sich, zunächst Hektors Weg durch das Kampf
geschehen zu verfolgen und seine strategischen Absichten zu ermitteln.
1 Das als Antwort auf Jachmanns Homerische Einzclliedcr (in: Symbola Coloniensia, Köln
1951), 1-70. Hier (24ff.) hat Jachmann beobachtet, Hektor lasse während der langen
Handlungsstrecke zwischen Z und X nicht erkennen, daE er ein Todgeweihter ist. Jach
mann hat jedoch aus dieser zutreffenden Observation analytische Schlüsse gezogen, die
kaum gerechtfertigt sind.
4 M. F., Die Weh des Odysseus» Dannstadt 1968, 123-125.
s Vortreffliche Einwände gegen F-$ These vom Fehlen jeglichen vaterländischen Gefühls in
der Welt Homers bet P. A. L. Greenhalgh, Historia 21, 1972, 528 - 537.
Hektor in der Ilias 3
In der Presbeia (1351—355) hören wir aus Achills Munde, daß H ektor die
offene Feldschlacht vermeiden mußte, solange er, Achill, sich am Kampfe
beteiligte. Weiter als bis zur Eiche am skäischen Tor sei der Troer nicht
vorgedrungen. Als er dort einst wagte, Achill entgegenzutreten, sei er nur
mit knapper N ot dem Verderben entronnen. Diese Worte bestätigen eine
Vermutung, die sich dem Iliasleser von Anfang an aufdrängt; Die mit dem
vienen Gesang einsetzenden Schlachten in der Skamanderebene stellen
eine neue Entwicklungsphase dar, die sich von der bisherigen Form des
Belagerungskrieges gründlich unterscheidet. Ermöglicht wird die jetzige
A rt des Kampfes durch den Groll Achills. Schon die Andeutungen der
Exposition (A —H) weisen auf diese Sachlage hin: Noch bevor Zeus sein
folgenschweres Versprechen gibt (A 528-530), hält sich Achill von allen
Kampfhandlungen fern (A 488-491), so daß das Zerwürfnis der Könige
auch beim Gegner ruchbar werden kann6. Die Troer sind jedenfalls
alarmiert, postieren Polites als Späher ins Vorfeld (B 786ff.) und rücken
den ausmarschierenden Griechen sofort entgegen. Dadurch kommt es
nicht zu einem Sturm auf die Mauern Troias - Agamemnon meinte ja, die
Stadt heute noch einnehtnen zu können (vgl. B 12f. u. ö.) —, sondern zu
groß angelegten Feldschlachten, in denen sich beide Seiten mit aller Kraft
aneinander messen. Die Monomachie Menelaos - Paris und die Wieder
aufnahme der Feindseligkeiten durch den Pfeilschuß des Pandaros kenn
zeichnen den Beginn dieses neuen Abschnittes im Kampf um die Feste
Troia.
Die Weise dieses nun einsetzenden Kampfes wird durch das Verhalten der
Troer bestimmt, genauer gesagt durch den Wunsch ihres Befehlshabers
H ektor (vgl. B 802-810): Augenscheinlich erblickt er in dem Ausscheiden
des gefährlichsten griechischen Helden eine besondere Chance zu erfolg
reicher Bekämpfung der Belagerer. Was Hektor beabsichtigt, ist den
Griechen am Abend der Κόλος μάχη völlig klargeworden: Man vergleiche
den Bericht des Odysseus tn Achills Zelt, die Verse 1236-243 und
304—306, daraus besonders 1241—243:
„Denn er verheißt, von den Schiffen die krönenden Schnäbel zu schlagen.
Selbst sie mit flammender Glut zu verbrennen, und alle Achaier
Niederzubaun bei den Schiffen, betäubt vom Rauche des Brandes.“
Die Griechen sollen also in eine Stellung gedrängt werden, aus der sie selbst
Achill nicht mehr erretten kann (auch das hat Odysseus richtig erkannt,
vgl. 1244-251). *
* Mit den Worten oöte Λθί ές πόλεμον (A 491) ist offenbar gemeint, daß Achill auch zu
keinem Beutezug ausrückt. Anders Krischet (Formale Kriterien der homerischen Epik
(= Zetemata 56), München 1971,108), der mit der „grotesken Folge'' rechnen muß, Achill
enthalte sich des Kampfes zu einer Zeit, in der gar keine Schlachten stattfinden.
4 Hartmut Erbse
Der Dichter läßt freilich den trojanischen Haupthelden nicht von Anfang
an in aller Deutlichkeit auf dieses Ziel tosgehen: N ur allmählich tritt
Hektor aus der Masse der Troer hervor. Beim ersten Zusammentreffen der
Heere weicht er, nicht anders als alle übrigen, einem kurzen Angriff des
Odysseus aus (Δ 505), im nächsten Gesang muß er sich von Sarpedon zu
entschlossenerem Vorgehen aufrufen lassen (E 470-498), und erst im
weiteren Gefecht erzielt er zweimal einen Erfolg (E 590—609 und 680—710).
Eine entscheidende Wendung der Schlacht führt er dann im nächsten Buch
(vor seinem Gang nach Troia) herbei ( Z 102-109): Die trojanische Flucht
kommt zum Stehen und die Achaier weichen zurück, da sie meinen, ein
Gott sei dem Gegner zu Hilfe gekommen7. Sofort nach der Rückkehr aus
der Stadt greift er wieder erfolgreich in die Schlacht ein ( H 11-12). Der
folgende Zweikampf mit Aias gibt dem Dichter dann Gelegenheit,
Hektors gefährliche Stärke (vgl. H 109—114), seine Fertigkeiten im
Toum ier (vgl. H 237-241), aber auch die Grenzen seiner Fähigkeiten (vgl.
besonders H 307-308) darzulegen.
In dieser Exposition des Gedichts schiebt Hom er den wichtigsten Gegner
Achills in wirkungsvollem Crescendo immer weiter in den Vordergrund.
Aber noch verlautet nichts von dem Operationsplan, den wir oben aus der
Odysseusrede des 9. Buches zitiert haben. Das ist nicht verwunderlich;
denn Hektors ganze Wirksamkeit bleibt notwendig auf die Defensive
beschränkt, solange sich die Götter am Kampfe beteiligen dürfen®. Erst
nach deren Ausscheiden (vgl. Θ 5—27} ergibt sich ein knappes, aber klares
Übergewicht der Troer. N un erst kann Hektor seine Landsleute und die
Hilfsvölker zur Vernichtung des Feindes aufmfen. Der Gedanke, die
einzigartige Gelegenheit (eben das Fehlen Achills) zur Befreiung Troias zu
benutzen, bestimmt seine Kriegsführung während der folgenden drei
Hauptkampftage: H ektor deutet den Plan zum ersten Mal in der Heeres
versammlung am Abend der Κόλας μάχη an, wo die Troer erfahren, daß
das Ziel, zu dem sie heute nicht gelangten (vgl. Θ 497-499), morgen er
reicht werden solle (vgl. Θ 517—527). Er kommt am folgenden Tage durch
den Einbruch in das befestigte Schiffslager der Verwirklichung des Vor
habens näher (Λ, M). Nach mehreren Rückschlägen (N, Ξ ) gelingt es ihm,
Feuer in eines der Schiffe zu werfen. Während dieses blutigen Kampfes
wird er nicht müde, seinen Untergebenen die Pflicht zum Durchhalten
einzuhämmern, freilich in einem barschen und harten Ton, wie ihn die
7 Zum Problem der Verse Z 102-109 vgl. D. Maronitis, Gnom. 37, 1965,328f ,; Rezension
von Brocöa, Strom)r» e spirito dei libro VI dell’ Iliade, Sapri 1963. Broccia (a. O. 64 -72)
weist lediglich die Echtheit de•* überlieferten Textes nach.
• Vgl. V erl, Rhein. Mus. 104, 1961, 185.
H«ktor in der Ilias 5
* Eine spätere Bestätigung liefern die Zeusworte P 453-455, die der G on zu sich selbst
spricht (P 454-455 - Λ 193-194 - Λ 208-209).
10 So Schadewaldt, Hellas und Hesperien1 34.
11 Erkannt von Reinhardt, Die Ilias und ihr Dichter, Gottingen 1961, 179f. (Zeus* „Bot'
schaft ist wahr und falsch zugleich*', „keine andere Botschaft der Iris ist so zweideutig wie
diese - und zugleich so auszeichnend"). Übrigens befindet sich Priamos wenig später in
einer ähnlichen Situation: Er reagiert fast ebenso wie Hektor (vgl. £2 220-224), hat aller
dings das Glück, von Iris eine eindeutige Aufforderung erhalten zu haben.
6 Hartmut Erbse
12 Zu den Venen N 726-74? vgl. die sorgfältige Behandlung von C. Michel, Erläuterungen
zum N der Ilias, Heidelberg 1971, 123. Daß Hektor in der Reaktion auf diese Rede als ein
Mann charakterisiert sei, der „nicht auf vernünftigen Rat hört“ (Schadewaldt, Iliawtudien
105, vgl. Hellas und Hesperien' 32), trifft, wie Michel a. O . 127 gezeigt hat, nicht zu.
Hektor in der Ilias 7
weiß - die Niederlage verborgen13. Aber was sollte H ektor tun? Den bis
herigen Erfolg preisgeben? Das hieße auf den Plan verzichten, in dem er
eine (vielleicht die einzige) Rettungsmöglichkeit für Troia sieht. Hektors
Größe besteht doch wohl gerade darin, daß er keine Zweifel am Erfolg auf-
kommen läßt und den Bedenken des Sehers seine begründete Zuversicht
entgegensetzt. Er kann sie sogar aus einem W on des Zeus herleiten und
wird in den Versen M 252—255 vom höchsten G ott bestätigt, der den
Feind durch einen Wirbelwind verwirrt.
Vielleicht versteht man Hektor besser, wenn man sich mit Reinhardt
(a. O . 276) daran erinnert, daß die Gestalt des Pulydamas aus der Hektors
entwickelt, die Stimme des Warners also die eigene Gegenstimme des
Helden ist. Ihr aber gibt er nicht Raum, sondern setzt ihr einen starken
Trumpf entgegen: Δμύνεσθαι περί πάτρης. Mag seine Auffassung von
»Vaterland* auch noch so nüchtern sein (darüber werden wir später noch
sprechen) — die heimatliche Gemeinschaft bildet jedenfalls einen W en,
den H ektor höher stellt als alle persönlichen Belange. Wer so denkt wie
er, kann sich verrechnen und seine Möglichkeiten überschätzen, aber er
unterliegt dann eben deshalb, weil er sich getäuscht hat, nicht weil er ver
messen oder verblendet ist.
Schwieriger ist es, Hektors Antwort auf die vierte Warnung des Puly
damas gerecht zu werden. Am Abend vor dem letzten Schlachttag rät der
Warner zum sofortigen Rückzug in die Stadt, da auf Feindesseite Achills
Teilnahme am Kampf für den folgenden Morgen zu erwarten ist. Auch
dieses Mal lehnt H ektor ab - ein Entschluß, der ihm den härtesten Tadel
von seiten der Homerinterpreten eingebracht hat14. Aber man sollte nicht
vergessen, daß H ektor in seiner Antwort an Pulydamas handfeste Argu
mente vorweist: Die finanziellen Mittel Troias sind erschöpft, die Bewoh
ner haben das kümmerliche Dasein satt, das sie, zusammengepfercht mit
den Hilfstruppen, hinter den Stadtmauern führen müssen (vgl. Σ 285—292),
Wenn wir die Zeusbotschaft des 11. Buches oben richtig gedeutet haben,
darf sich Hektor mit gutem Recht auf sie berufen (vgl. Σ 293-296); er
paraphrasiert sie jetzt so, wie er sie von Anfang an glaubte verstehen zu
müssen: ,Je tz t aber, da mir Zeus Sieg / D ort bei den Schiffen verlieh und
ans Meer die Achaier zu drängen ., (κύθσς άρεσβΡ έπι νηυσί, θαλάσσπ
ΐ §λσαι Α χαιούς). Auch sollte man nicht von Überheblichkeit sprechen,
wenn er am Schluß der Rede erklärt, er sei bereit, selbst mit Achill zu
kämpfen (vgl. Σ 305-309). Zwar mag Agamemnon übertrieben haben,
wenn er zu Menelaos sagte, Hektor zu begegnen vermeide sogar Achill
(vgl. Η 113—114), und H ektor gibt später (seil. Y 434) selbst zu, daß er
schwächer sei als der größte Held der Griechen. Jedoch in einem ent
scheidenden Zweikampf haben sich beide bisher offenbar noch nie anein
ander gemessen, und was Hektor vor der Heeres Versammlung des
18. Buches zusagt, führt er am kommenden Tag aus: Er tritt Achill bereits
im Kampf der Massen zweimal entgegen (vgl. Y 353-380 und 419-454).
Allerdings wird er von Apollon das erste Mal zurückgehalten, das zweite
Mal entführt (erst die dritte Begegnung im 22, Gesang, in die der be
freundete G ott nicht mehr eingreifen darf, wird dann tödlich für ihn sein}.
Das sind nun freilich Entwicklungen, die Hektor nicht voraussehen kann,
und durch den Gedanken an solche Möglichkeiten darf er sich in seinen
Entschlüssen nicht beirren lassen. — Bei Berücksichtigung der genannten
Gesichtspunkte ist es also gar nicht so erstaunlich, daß sich die Troer,
ungeachtet ihrer anfänglichen Furcht (vgl. Σ 247—248), durch die Rede ihres
Befehlshabers umstimmen lassen. Wenn der Dichter sie als Toren bezeich
net (Σ 311), will er offenbar nicht sagen, daß ihnen Einsicht fehle, sondern
Wissen (Information); er deutet also auf das unselige Verhängnis der tod
geweihten Stadt.
Pulydamas hat seiner Mahnrede einen aufschlußreichen Gedanken ein
gefügt (Σ 259—260): Während des Grolles Achills sei es leichter gewesen,
die Achaier zu bekämpfen; mit Freuden habe er, Pulydamas, bei den
Schiffen biwakiert, auch er in der Hoffnung, man werde das Griechenlager
erobern. Mit diesen Worten ebnet er seinem Gefährten Hektor den Weg
zur Umkehr: Hektor könnte sich in ehrenhafter Weise der Gefahr ent
ziehen ; denn auch sein heftigster Kritiker erklärt sich ja mit der bisherigen
Kriegführung einverstanden. Wenn H ektor trotzdem ablehnt, dann also
sicherlich nicht aus Gründen persönlichen Ehrgeizes, sondern im Interesse
der Heimat; denn mit einem Rückzug würde er zugeben, daß alle
bisherigen Opfer vergeblich waren. In der Fortsetzung des Angriffs aber
sieht er die einzige Möglichkeit für die Rettung der Stadt.
Diese Betrachtungen leiten über zum Monolog des 22. Gesangs. Die Troer
sind geschlagen worden und in die Stadt geflüchtet. N ur H ektor wartet vor
den Mauern, um den Zweikampf mit Achill aufzunehmen. Vergeblich
beschwören ihn die Eltern, das nicht zu tun. In seiner Verlassenheit erwägt
Hektor in der Ilias 9
17 Beide Vorwürfe bei Finley a. O . (vgl, Aiun. 4) 124 und 125. Vgl. Übrigens auch Aristot.
E. N. 3, 11 p. 1116a 21.
Hektor Ln der Ilias 11
“ Vgl, Greenhalgh a. O . (ob. Anm. 5) 530, dazu Tyrt. 10,3-10 W. und R. Harder, Kl.
Schriften (München i960), 186,9, Übrigens stellt Greenhalgh richtig fest, daß die Achaier
ihr Gemeinschaftsgefühl nicht auf Belange ganz Griechenlands ausdehnen (a. O. 533):
„Apart from the Atridae there is no expression of Panachiean responsibility in the Hiad."
'* Die Verse 205-207 lauten: τβνχία S οό κατά κόσμον άπό κρατός τε καί ώμων / είλευ-
άτάρ τοι νυν γε μέγα κράτος έγγναλίξω / ιώ ν ποινήν κτλ,
12 Hartmut Erbse
messenheit und vollkommener Ausdruck des von der Ate ergriffenen Tod
verfallenen“ . Die Verse lauten (Π 859—861):
Was sollte Hektor stattdessen sagen? Wenn er weiterkämpfen und sein Ziel
(όμννεοθαι περί πάτρης) erreichen will, muß er an die Möglichkeit
glauben dürfen, daß er Achill gewachsen sei. Solange er mit der Hilfe der
G ötter rechnen darf, hat er keinen Grund, diese Überzeugung aufzugeben.
Woher soll er wissen, daß Zeus ihn als Werkzeug eines mit Thetis abge
sprochenen Plans mißbraucht? Wie bereits erwähnt» erhält er erst kurz vor
dem Tode Gewißheit darüber, daß der Göttervater ihn endgültig preis-
gegeben hat.
Hektor hat keinen Zugang zur Welt der Götter, keinen Einblick in den
verborgenen Lauf des Geschehens. Das ist seine empfindlichste Schwäche
gegenüber Achill, der durch seine göttliche M utter sogar auf Zeus ein
wirken kann (vgl. Heres Worte Q 56—63!). Auch die Pläne der Himm
lischen sind Hektor unbekannt22. Wie jeder Sterbliche könnte er sie nur aus
Zeichen (d. h. aus Opfer oder Vogelflug, vielleicht auch aus Träumen) er
schließen. Die Botschaft des Zeus, die ihm Iris überbringt (Λ 200-209),
muß er als besondere Gnade ansehen, und es ist sein Verhängnis, daß er
nicht auf den Gedanken kommt, Zeus könne ihn betrügen. Der Dichter
aber sorgt dafür, besonders durch die Vorankündigungen der Bücher Θ
(470—477), O (53—77) und Φ (296—297), daß dem Hörer die Unterschiede
zwischen göttlichem und menschlichem Blickfeld stets bewußt sind: N ur
so wird die Gebundenheit (das heißt aber die Menschlichkeit) Hektors
kenntlich, nur so auch die besondere A rt seines Ringens: Weil er von allem
Anfang an vergeblich für die Rettung Troias kämpft, besitzt er die beson
deren Sympathien des Hörers, der in den verzweifelten Bemühungen des
Helden ein Gleichnis seines eigenen Strebens erblicken darf33.
Mit der besonderen Einstellung Hektors mag es auch Zusammenhängen»
daß ihn Homer in der Volksversammlung des 7. Buches nicht auftreten
läßt, in der die Troer zum letzten Mal die Frage erwägen, ob man den Krieg
durch Rückgabe Helenas beenden könne. Paris widersetzt sich dem Vor-
M Vgl. die bereits besprochenen Passagen Λ 186-194 und 200- 209. M 236. O 488-493.
718 - 725. P 448 - 449 und 483ff.; X 226-248 und 294-305.
Vgl. auch Quagtia a. O. (oben Aron. 16) 234,2.
14 Hirtm ut E rb»
14 Vgl. W. Höffmann, Die Polls bei Homer, Festschrift B. Snell, München 1956, 160.
11 Ganz ähnlich fügt sich Helena wenig später gegen ihr besseres Wissen der Liebesgöttin:
vgl. Γ 395—418, dazu O. Lendle, Antike und Abendland 14, 1958, 63 - 72.
34 Übersetzt von Schadewaldt, H. W. W.4 210; vgl. auch seine VersÜbertragung in: Homers
Ilias, Frankfun 1975, 108. Die metrischen Übersetzungen von Voß und Rupi entfernen
sich zu weit vom Original.
Hektor in der Utas 15
das weiß ich gut in H err und Gemüt; Es kommt einmal der Tag, wo
die heilige Ilios und Priamos und das Volk des speererprobten Priamos
untergeht. Allein, nicht um das künftige Leid der Troer sorge ich mich
so furchtbar, selbst um Hekabe nicht und den Herrscher Priamos und
meine Brüder, so viele und edle dann in den Staub sinken vor den
ergrimmten Feinden, so wie um dich . .
Hier nun scheint sich H ektor auf den persönlichen Ehrenpunkt zu berufen
(vgl. Z 444-446), außerdem In den Andeutungen vom bevorstehenden
Untergang Troias eine klare Vorstellung vom eigenen Tod vorauszusetzen.
Es wäre jedoch falsch, die zitierten Verse so isoliert zu betrachten; denn
sie sind als Entgegnung auf die Rede der Frau konzipiert. Diese Rede hat
Schadewaldt (H. W. W .4 219) treffend als „weitausschwingende Bitte um
Erbarmen" bezeichnet. Sie zerfällt in zwei Hauptteile: Aus dem Rückblick
auf ihr und ihrer Familie unseliges Los leitet Andromache den Gedanken
her, daß Hektor ihr nun, nach dem Tod aller Angehörigen, alles bedeute
(Z 429-430):
„H ektor, siehe, du bist mir Vater und waltende Mutter
Und auch Bruder zugleich, du bist mein blühender Gatte!“
Deshalb aber solle er nun, so sagt sie im zweiten Abschnitt, Mitleid mit ihr
haben, auf der Mauer bleiben und dort in allen Ehren kämpfen*7.
Hektor wählt in seiner Antwort die umgekehrte Reihenfolge:
1. Andromaches strategischen Ratschlägen setzt er nicht ein ähnlich ge
artetes militärisches Argument entgegen. Was würde auch aus dem Ab
schiedsdialog, wenn sich die Gatten nun über die Möglichkeiten der Krieg
führung unterhielten! Wir dürfen also nicht erwarten, daß H ektor auf
seinen großen Angriffsplan hinweise oder auf die besondere Chance, die
sich den Troern durch den Zorn des Achill bietet. Stattdessen sagt er etwas,
was Andromache sofort verstehen und würdigen muß: ,E$ ist meine
Gewohnheit geworden28, so führt er aus, in vorderster Front zu kämpfen.
Dort nur gewinne ich Ruhm. Der Ruhm bleibt, auch wenn die Mauern
vergehen4 (vgl. H 91). Diesen Sätzen schickt er die Worte voraus: »Ich ver
stehe deine Bitte wohl, aber ich schäme mich vor Männern und Frauen
17 Arwwchs Atheiesc der Verse Z 433-439 ist falsch, nicht nur aus dem von Schadewaldt
(H. W. W.* 219) genannten Grund, sondern auch deshalb, weil Andromache nicht in die
Versuchung geraten darf, einen ähnlichen Gedanken nach Hektor* Rede, doch noch zu
äußern.
M So Snell, Joum. Hell. Stud. 93, 1973, 182; ähnlich Schadewaldt, H. W, W.« 220 (es ist
mir „durch die Zucht längst zur zweiten Natur geworden"). Zum Inhalt vgl. Q 215-216
und 500.
16 Hartmut E rb»
Troias, wenn ich mich wie ein Gemeiner fern von der Gefahr halten
würde.1 Dieses Argument ist nicht widerlegbar; denn auch Andromache
gehört ja zu diesen Frauen einer heroisch denkenden Gemeinschaft, die
keinen Feigling zum Mann haben wollen. Man darf also nicht unter Ver
nachlässigung des Gesamtzusammenhangs in unseren Versen die einzigen
Motive für Hektors Handeln finden wollen und sie mit Strasburger**
folgendermaßen beschreiben: „Hektors Gründe, entgegen der Bitte der
Andromache in den Kampf zurückzukehren, sind ganz persönliche: Furcht
vor dem Tadel der Feigheit seitens der Troer und der Wunsch, innerhalb
dieser Gemeinschaft den Ehrenplatz des tapfersten Mannes zu behaupten/*
Wie wir sahen, beschränkt sich H ektor auf den persönlichen Aspekt seines
Verhaltens nur deshalb, weil er dafür bei Andromache unmittelbares Ver
ständnis zu finden hofft. Diese seine Sätze entsprechen ja doch den üblichen
Anschauungen der homerischen Zeit30.
2. Den Gedanken ,die Stadt ist nicht unvergänglich* (vgl. Z 448-449)
wendet Hektor so, daß er Andromaches große Liebesbeteuerung (vgl.
Z 429-430) in seiner Art angemessen erwidern kann. In der Weise einer
düsteren Vision setzt er den schlimmsten Fall: Troias Eroberung unmittel
bar nach seinem Tode. Er darf sich diese Freiheit nehmen; denn noch ist es
nicht ausgemacht, daß die Stadt so bald und so schrecklich untergehen
werde31. Und er muß so sprechen, nicht nur weil Andromache selbst dieses
düstere Bild beschworen hat (vgl. Z 409-413), sondern vor allem weil er
ihr nur auf diese Weise sagen kann, daß er sich mehr um sie als um alle
anderen sorge, mögen jene ihm blutsmäßig noch so nahe stehen. N u r dieser
Vergleich, projiziert in eine Situation äußerster N ot, läßt die Stärke seiner
Leidenschaft sichtbar werden: Der Versicherung der Frau ,Du bist mir
Vater, Mutter und Bruder* entspricht also das noch innigere Bekenntnis des
Mannes ,Für keinen der Troer, nicht für Hekabe, nicht für Priamos, nicht
für einen meiner Brüder fürchte ich so wie für dich!* Auch in diesem Zu
sammenhang bleiben die Hoffnungen auf Erfolge in der bevorstehenden*1
13 Sperrung des Verfassers, der dann aber durchaus richtig übersetzt: „Doch soll michs
nicht so sehr um die Troer schmerzen noch um Mutter und Vater und Brüder . . . als um
Dich, Einzige" (das letztgenannte Wort steht nicht bei Homer).
33 Vgl. noch den wichtigen Aufsatz „Der soziologische Aspekt der homerischen Epen", in:
Gymnasium 60, 1953, 9 7 - 1H.
34 So Strasburger, Gymn. 60, 1953, 99.
** Strasburger, Histor. Zeitschr. 177, 1954, 233; vgl, ebenda 234,
Vgl. C. G. Thomas, Homer and the Polis, La Paroli de! Passato 21, 1966, 11 (die
Gerichtsszene Σ 497-508 sei „a typical incident of public life").
11 Vgl, Σ 490- 540, ferner Hoffmann a. O . (ob. Arun. 24) 157,
18 Harttnut Erbse
" Vgl. Thann* a. O. (ah. Λ. 36) 5-14. Thomas weist zusätzlich auf die Frühzeit der
griechischen Kolonisation hin.
M Neben der bereits genannten Stelle 0 729-730 vgl. noch Q 214-216. 499-501. 705 - 706;
dazu Hoffmann a. O . (ob. A. 24) 158.
Vgl. hierzu Verf-, Antike u. Abendland 16, 1970, 100ff. Im Mittelpunkt der homerischen
Kritik steht das Verhalten Achills, dessen Persönlichkeit sich auch im Q nicht ändert; vgl.
hierzu P. Händel, Hektors Lösung, in: Festschrift K. Vretzka, Heidelberg 1970, 50f.
Hektor in der Ilias 19
41 Die hier vergangenen Gedanken sind nick neu. Bereits W. Jaeger (Paideia I, Bin. 1936,
41 und bcs. 75) hat sie angedeutet, und W. Hoffmann hat sie in dem mehrmals genannten
Aufsatz (vgl. ob. A. 24) näher ausgefuhrt. Leider hat Hoffmanns wichtige Arbeit inner
halb der Homerforschung nicht den Einfluß gehabt» der ihr gebührt. Auf ihre Bedeutung
nachdrücklich hinzu weisen, war eines der Hauptanliegen dieser Blätter.
ERNST HEITSCH
1 Der kritische Punkt ist genau bezeichnet von M. D. Reeve, CI. Quart. 22, 1972, 1 -4 , der
als Beispiel für vorschnelle Verallgemeinerung J. B. Hainsworth (Greece & Rome, New
Der delische Apollonhymnos und unsere Ilias 21
surveys in the Classics 3, Oxford 1969, 30) zitiert: „The h e t tkat formulae, or most of
them, are common property means that no occurrence of a line or phrase is in any sense a
quotation or a reminiscence of another occurrence"; Reeve bemerkt lakonisch: „for ,is‘
read ,need be*" (4, Anm. 3).
1 Heidelberg 1968.
i .Eine junge epische Formel*: Gymnasium 76, 1969, 34-42 (θεών μεθ? όμήγνριν Αλλων:
Υ 142, h. Apoll. 187, h. Dem. 484, h. Merc. 332).
4 Beiträge zur klassischen Philologie 59, Meisenheim 1975.
22 Erasi Heitsch
II
Gegeben seien die drei epischen Werke N O P . Über ihr zeitliches Ver
hältnis sei nur bekannt, daß N früher ist als O und P. Zu bestimmen bleibt
das zeitliche Verhältnis von O und P; wir vermuten, daß P früher ist als O .
In den genannten Werken begegnen zahlreiche Junkturen, die entweder in
allen drei oder in nur zwei von ihnen, z. T. mehrmals, belegt sind. Prüft
man diese Belege, so erweisen sich die einen als primär, die anderen als
sekundär. Die möglichen und belegten Verteilungen von primärer und
sekundärer Verwendung einer Junktur innerhalb der genannten Werke
lassen sieb folgendermaßen darstellen.
a) Junktur in N O P belegt
a 1) N primär, O primär, P primär
2) N primär, O primär, P sekundär
3) N primär, O sekundär, P primär
4) N primär, O sekundär, P sekundär
5) nicht belegt: N sekundär, O primär, P primär
6) nicht belegt: N sekundär, O sekundär, P primär
7) nicht belegt: N sekundär, O primär, P sekundär
8) nicht belegt: N sekundär, O sekundär, P sekundär
Für die unter a 1—a 4 genannten Fälle nehmen w ir der Einfachheit halber
an — obwohl es im Einzelfall nicht oder kaum bewiesen werden kann,
d. h . : obwohl grundsätzlich für die eine oder andere der in N Ο P belegten
Junkturen mit der Möglichkeit gerechnet werden m uß, daß der Beleg in N
dort überhaupt erstmals formuliert und die Belege in O und P von diesem
.Original* abhängig, also ,Zitat* sind daß die Junktur aus x, d .h . aus
dem gemeinsamen Reservoir der oral poetry stammt. Wir betrachten also
alle Junkturen, die in jedem der drei Werke belegt sind, als Formeln.
Der delische Apollonhymnos und unsere Ilias 23
b) J m k tu r nur in N O belegt
b 1) N primär» O primär
2) N primär» O sekundär
3) nicht belegt: N sekundär, O primär
4) nicht belegt: N sekundär» O sekundär
* Der durchgezogene Pfeil bedeute! eine als sicher» der gestrichelte eine als möglich an
genommene Beziehung.
24 Ernst Heiuch
Folgerungen
(1) Dem für N und O gesicherten Verhältnis (N ist früher als O) ent
sprechen besonders Fälle nach a 4 und b 2; ebenso aber die Tatsache, daß
Fälle nach a 7 und b 3 nicht belegt sind.
(2) Dem für N und P gesicherten Verhältnis (N ist früher als P) ent
sprechen besonders Fälle nach a4 und c 2 ; ebenso aber die Tatsache, daß
Fälle nach a 6 und c 3 nicht belegt sind.
26 Emst Heitsch
einen Teilmenge - nämlich jene, die ihm mit N und O oder nur mit N
gemeinsam sind — verwendet er teils primär, teils sekundär; die Elemente
der anderen Teilmenge — nämlich jene, die ihm nur mit O gemeinsam
sind — verwendet er durchweg nur primär. Unter der Annahme, daß auch
die zuletzt genannten Junkturen sämtlich aus x stammen, ist der uner
wartete Befund also nicht verständlich zu machen.
Wohl aber wird der Befund verständlich, wenn wir annehmen, daß die 20
nur in O und P belegten Junkturen keineswegs alle aus x stammen,
sondern einige in P neu formuliert und dann von O übernommen worden
sind. In diesem Fall ist der Beleg der betreffenden Junktur in P das
Original, und die Tatsache, daß originale Formulierungen — Formu
lierungen also, die von P für seinen Zusammenhang erstmals formuliert
worden sind - in P primär, nicht aber sekundär verwendet sind, ist ver
ständlich.
Mit Hilfe dieser Argumentation können wir zwar nicht beurteilen, welche
der 20 Junkturen in P nicht Formeln, sondern originale Formulierungen
sind. Doch ist das für die Bestimmung des zeitlichen Verhältnisses von O
und P auch gar nicht notwendig. Denn wir können jedenfalls schließen:
Wenn unter der Annahme, daß jene 20 Junkturen, die nur in O und P be
legt sind, sämtlich aus x stammen, etwa 5 von ihnen in P sekundär ver
wendet sein müßten, wenn aber genau das nicht der Fall ist, so trifft eben
die Annahme, daß diese Junkturen sämtlich aus x stammen, nicht zu; viel
mehr sind einige6 von ihnen in P nicht Formeln, sondern original. Das
bedeutet: O ist später als P und an einigen Stellen direkt von P abhängig.
III
Von N - also von weiten Teilen unserer Ilias - wird entsprechend der
opinio communis angenommen, es sei vor Hesiod, im 8. Jhdt. entstanden.
P gilt entsprechend der opinio communis als verfaßt im 7. Jh d t.910*
Beweisziel ist die These, O - und damit eben auch die endgültige Fixierung
unserer Ilias - sei später als P. Dieses Beweisziel kann als erreicht gelten,
wenn mit Hilfe der in II entwickelten Argumentation der Nachweis gelingt,
daß P die Menge jener Junkturen, die ihm nur mit O gemeinsam sind, in
charakteristischer Weise anders verwendet als jene Junkturen, die in N Ο P
oder N P belegt sind; mit anderen W orten: wenn der Nachweis gelingt, daß
mindestens eine der nur in O P belegten Junkturen in P nicht Formel,
sondern original formuliert und dann von O übernommen ist.
Für einen solchen Nachweis ist zunächst unsere Ilias in N und O zu
scheiden. Zu diesem Zweck werden alle Junkturen erfaßt, die sowohl in der
Ilias als auch im h. Ap. belegt sind; ihre Gesamtzahl beträgt 954Φ. Von
ihnen werden 12, die auch in Hesiods Theogonie verwendet sind, in den
weiteren Untersuchungen nicht berücksichtigt, da sie jedenfalls älter als
h. Ap., dort also nicht original formuliert, sondern Formel oder Zitat sind.
Die verbleibenden 83 Junkturen*1 werden auf ihre primäre und sekundäre
Verwendung hin untersucht13. Dabei ergibt sich: 60 Junkturen sind in
beiden Werken ohne Anstoß, also primär verwendet; 19 Junkturen sind in
der Ilias primär, im h. Ap. aber sekundär, 4 im h. Ap. primär, in der Ilias
aber sekundär verwendet13.
O rdnet man nun diese drei verschiedenen Fallgruppen in das oben ent
wickelte Schema ein, so gilt:
denen innerhalb der Ilias die Gruppe der 4 Junkturen, also d e r ,sekundären
ältesten Iliasbelegstellen', zur Gruppe der 19 Junkturen, also d e r ,primären
ältesten lliasbelegstellen', steht, gibt dann das Kapitel V : Die kompositio-
nellen Beziehungen der sekundären zu den primären ältesten Iliasbeleg
stellen15. Dabei zeigt sich, daß die in der Einleitung beschriebenen Be
ziehungen tatsächlich bestehen.
Ist auf diese Weise die Berechtigung, innerhalb der Ilias eine ältere (N)
und eine jüngere (O) Schicht anzunehmen, und damit also die Existenz
von N und O gesichert, so stehen wir vor folgendem Befund: 79 Junk
turen sind entweder in N O P oder nur in N P belegt: von ihnen ver
wendet P 19 sekundär; 4 Junkturen sind nur in O P belegt: von ihnen
verwendet P keine sekundär. Dieser Befund laßt sich in folgender U n
gleichung darstellen:
79:19 = 4 :0 .
Beziehen wir uns jetzt auf die oben16 entwickelten Überlegungen, so führt
die Annahme, sämtliche Junkturen, die sowohl in der Ilias als auch im
h. Ap. belegt sind, stammten aus dem Reservoir der oral poetry (= x), zu
der Folgerung, daß der Dichter von P mit den Elementen der zwei Teil
mengen, in die die Gesamtmenge aller ihm (angeblich) vorgegebenen
Junkturen aufgeteilt werden kann, unterschiedlich umgeht: von den 79
Elementen der einen Teilmenge verwendet er 19, also durchschnittlich
jede vierte, sekundär; von den 4 Elementen der anderen Teilmenge ver
wendet er keines sekundär. So spricht denn eine gewisse Wahrscheinlich
keit dafür, daß jedenfalls nicht alle vier Junkturen dieser Teilmenge dem
Dichter von P vorgegeben, für ihn also Formeln waren, sondern daß er
mindestens eine von ihnen selbst formuliert hat: mindestens an diesem
einen Punkt wäre dann O , wo im übrigen alle vier in Frage kommenden
Junkturen sekundär verwendet sind, direkt von P abhängig.
Nun läßt sich dieses Resultat, wie Schröder sagt17, wegen der relativ
kleinen Zahl von vier Junkturen, die nach dieser Berechnung als einzige nur
in O und P belegt sind, allein mit statistischen Argumenten nicht über alle
Zweifel erheben1®. Doch lassen sich durchaus im Rahmen der hier ent
wickelten Argumentation weitere Argumente zugunsten dieses Resultats
anführen.
1, Nach der sutis tischen Wahrscheinlichkeit soll jedenfalls eine der vier
Junkturen, die O und P gemeinsam sind, in P erstmals formuliert und dann *14
» a. O. 31-45.
14 oben S. 26 f.
” a. O . 47.
,e s. unten S. 34-37.
Der delische Apollonhymnos und unsere Ilias 31
von O übernommen worden sein. Auf welche der vier Junkturen das zu
trifft, ist mit den hier benutzten Argumenten nicht zu entscheiden. Doch
bezeichnenderweise erfüllen die Belege aller vier Junkturen in O die für
eine mögliche Abhängigkeit von P notwendige Voraussetzung, in O nicht
original formuliert worden zu sein, insofern optimal, als sie ίη O sekundär
verwendet sind.
2. Schröder hat für P nur die Verse 1—178 des delischen Apollonhymnos
in Anspruch genommen. Hätte er die Verse 179—206, die offensichtlich
bei einem Vortrag des Hymnos außerhalb von Delos als ,Variante* an die
Stelle der Verse 140ff. treten sollten” , berücksichtigt, so hätte er
jedenfalls eine weitere Junktur nennen können, die jeweils einmal im
h. Ap. (187) und in der Ilias ( Y 142) — und später dann noch h. Dem. 484
und h. Merc. 332 — belegt und in der Ilias sekundär, im h. Ap. aber
primär verwendet ist20. Da nun für diese jun k tu r bzw. für die kompo
sitioneile Stellung ihres unmittelbaren Kontextes innerhalb der Ilias ohne
weiteres derselbe Beweis hätte geführt werden können, den Schröder für
die vier ,sekundären ältesten Iliasbelegstellen* der nur in O P belegten
Junkturen geführt hat, gehört auch Y 142 mit Sicherheit zu O . Was be
deutet; Für die statistische Berechnung haben wir in Wahrheit nicht mit 4 ,
sondern mit 5 Junkturen zu rechnen, die allein in Ο P belegt und jeweils
in P primär, in O aber sekundär verwendet, also unter d 2 einzuordnen
sind.
3. Nach den von Schröder gemachten Voraussetzungen gehören aus der
der Berechnung zugrundegelegten Menge von 83 Junkturen zu O lediglich
jene vier, die in der Ilias sekundär verwendet sind. In der Tat war eine
solche rigorose Beschränkung zunächst notwendig21, da mit Hilfe dieser
vier Junkturen, also der vier »sekundären ältesten Iliasbelegstellen*, die
Notwendigkeit, in unserer Ilias zwischen N und O zu scheiden, erst
einmal erwiesen werden mußte. Ist aber jetzt die Existenz von O gesichert,
so ist nicht einzusehen, weshalb es unter jenen Junkturen» die allein in O
und P benutzt sind, nur Fälle nach d 2 geben soll. Vielmehr ist mehr als
wahrscheinlich, daß die eine oder andere jener 60 Junkturen, die in der
Ilias und im h. Ap. primär verwendet sind und die wir aus Gründen
methodischer Strenge zunächst einmal sämtlich N zuweisen mußten, in*1
19 Auch wer gegen diese von L. Devbner begründete und z. B. auch von A, Lesky (Gesch.
d. gr. Lit. *109) übernommene These Bedenken haben sollte, muß zugeben, daß die Verse
jedenfalls nicht älter sind aU die Verse 1-178; und das genügt für den Beweisgang.
30 s. oben Anm. 3.
11 Davon, daß als Fälle nach d 2 eigentlich fünf in Ο P belegte Junkturen zur Verfügung
stehen, wird hier abgesehen.
32 Ernst Heitsch
11 In Frage käme hier von den 60 Junkturen aus einsichtigen Gründen in erster Linie die
eine oder andere jener 30 Junkturen, die - wie die vier s. ä. I. - in der Ilias nur einmal
belegt sind: s* dafür die Angaben bet Schröder 28-30. Der scheinbar naheliegende Ver
such, durch eine Gesamtanalyse unserer Ilias den Umfang von O und so auch die Gesamt
zahl der nur in O P belegten Junkturen genauer zu bestimmen, verbietet sich deshalb, weil
ein solcher Versuch sogleich mit allen Hypotheken der Homerforschung belastet wäre;
Hypotheken, denen die statistische Argumentation entgeht.
u Die statistische Berechnung unten S. 34. Dabei ist besonders eindrucksvoll, wie schnell
eine Veränderung der empirischen Daten um jeweils ein Element die statistische Wahr
scheinlichkeit von 65% über 74%, 80%, 85% bis 89% erhöht.
Der deKsche Apollonhymnos und unsere Ilias 33
sind daher, wenn sie überhaupt vorhanden sind, jedenfalls sehr selten und
zu erwarten allein in den anderen homerischen Hymnen, die offenbar
jünger sind als der Apollonhymnos, und in den späten Partien von Ilias
und Odyssee. Es ist auch kaum damit zu rechnen, daß die Ilias, die in
weiten Teilen älter ist als die übrige frühgriechische Epik, mehr als einen
Beleg der fraglichen Wendung enthält. Und dieser Beleg steht, so ist zu
erwarten, innerhalb der Ilias in einem Kontext, der von der kompo-
sitionellen Analyse als relativ spät oder sekundär betrachtet wird. Sprach
lich kann der betreffende Iliasbeleg sekundär sein, doch muß er es nicht
sein (nur ist er in diesem Fall von uns nicht als abhängig vom Apollon
hymnos zu erkennen!). Im ganzen wird es sich nur um wenige Fälle dieser
Art handeln können.
Was die Ilias angeht, so kommen demnach in erster Linie solche Junk-
turen in Betracht, die in der Ilias und im Apollonhymnos jeweils nur
einmal und sonst allenfalls in der Odyssee und in den Hymnen belegt
sind.
Nun gibt es 34 Formulierungen, die nur je einmal in der Ilias und im
h. Ap., sonst aber überhaupt nicht belegt sind24. Von ihnen sind 23 in
beiden Werken jeweils ohne Anstoß verwendet. In 7 Fällen ist der Beleg
in der Ilias primär, im h. Ap. sekundär; in 4 Fällen ist der Beleg im h. Ap.
primär, in der Ilias sekundär. Eine weitere Junktur ist im h. Ap. primär, in
der Ilias sekundär und außerdem noch im Demeter- und im Hermes-
hymnos verwendet. Die zuletzt genannten 5 Junkturen stehen innerhalb
der Ilias in Zusammenhängen, die von der kompositionellen Analyse als
relativ spät betrachtet werden (s. auch Punkt 6). Der Befund ist demnach
insgesamt genau so, wie es für den Fall, daß es überhaupt eine erkennbare
Abhängigkeit der Ilias vom Apollonhymnos gibt, die allgemeinen Er
wägungen erwarten lassen.
6. Schließlich sei kurz vermerkt, wie die betreffenden fünf Iliasstellen —
E 778, N 521-524, N 685, Ξ 270, Y 142 - bzw. ihr unmittelbarer Kontext
bisher beurteilt worden sind. Für Bethe15 stehen E778, N685 und Y 142
in Partien, die v o m ,Verfasser unserer Ilias* (6. Jhdt.) stammen; N 521-525
sind von ihm „zur Verklammerung eingesetzt**; Ξ270 steht in einem
Einzelgedicht, das der Verfasser unserer Ilias übernommen hat. Für
Wilamowitz2* ist N 521-525 ,Rhapsodenzusatz, Interpolation*, N685
steht in einer .mutterländischen Erweiterung* und Y 142 in einer ,späten
Überarbeitung des Epos*. Nach Von der Mühll17 stehen alle fünf Stellen in
Zusammenhängen, die dem Dichter B (um 600) gehören.
IV
Das Ergebnis: Unter den fünf Formulierungen, die der delische Apollon-
hymnos (16, 97—99, 114, 147, 187) primär, die Ilias aber sekundär ver
wendet, ist jedenfalls eine, die nicht aus x, dem Formelreservoir der oral
poetry stammt, sondern vom Dichter des Hymnos erstmals formuliert
worden ist. Entsprechend ist von den fünf Parallelstellen in der Ilias, die
im übrigen alle die für eine mögliche Abhängigkeit vom Apolionhymnos
notwendige Bedingung, in der Ilias nicht erstmals formuliert worden zu
sein, erfüllen, jedenfalls eine abhängig vom Apolionhymnos.
Ein gewisses Gewicht gewinnt dieses Ergebnis dadurch, daß keine dieser
Stellen sich als Bestandteil einer Interpolation aus unserem Iliastext einfach
streichen läßt, sondern daß mit ihrer Einarbeitung immer auch eine mehr
oder weniger weitgehende Umformung des vorgegebenen Zusammen
hanges verbunden war18.
Statistischer Anhang
von Eberhard Schlich
17 Kritisches Hypomnema zur Ilias, Basel 19S2, 98; 103; 217; 222f.; 298.
“ So Schröder 48.
Der ddisehe Apollonhymnos und unsere Ilias 35
in N, O und P 75 25
100
oder nur N und P (79,2) (20,8)
20 0
nur in O und P 20
(15.8)
Summe 95 25 120
Tabelle 1
T 0 1 '¥
X2
y tl
(75 - 79,2)* (25 - 20,8 f (20 — 15, 8)2 (0 —4,2)3
=«6,39
79,2 + 20,8 15,8 4,2
hier, anders als bei den meisten statistischen Fragestellungen, eine Ver
größerung der empirischen Basis (eine Erhöhung des Stichprobenumfanges,
wie man sonst sagen würde) nicht möglich ist.
in N, O u. P
oder nur 60 19 79 59 19 78 58 19 77 57 19 76 56 19 75
in N u. P
nur in O
4 0 4 5 0 5 6 0 6 7 0 7 8 0 8
und P
a b c d e
Tabelle 2
In Anwendung des Fisher’schen Testes errechnet man mit Hilfe der hyper-
geometrischen Verteilung geeigneter Parameterlage die Wahrscheinlichkeit
dafür, daß sich bei Gültigkeit von H , (und gegebenen Randhäuftgkeiten)
der vorliegende empirische Befund ergibt. Je niedriger diese Wahrschein
lichkeit ist, um so mehr spricht der empirische Befund für die Ausgangs
hypothese. Für die empirischen Verhältnisse a gemäß Tabelle! errechnet
man beispielsweise
h(0)
(«>0 0. 35;
a b C d e
Tabelle 3
I
ώ δυστάλαινα, χίς π β ϊ εϊ νεανίδων;
άνανδρος ή τεκνοΰσσα; πρός μέν γάρ φύσιν
πάντων άπειρος τώνδε, γενναία δε τις,
so begrüßt Deianeira in den sophokleischen Trachinierinnen (v. 307—9)
die ihr noch unbekannte Iole, die Lichas als eine der Kriegsgefangenen des
Herakles aus Oichalia herbeiführt. Die Worte sind so überliefert mit Aus
nahme von τεκνοΰσσα, das Brunck1 konjiziert hat, ausgehend von der
Marginalvariante γρ. τεκνούσα im Parisinus 2712 (= A)12, die auch im
Lemma der Scholien des Laurenti an us 32,9 (= L) erscheint: άνανδρος ή
τεκνούσα; τέκνα έχουσα δπερ Καλλίμαχός φησι παιδοϋσα2*, Im Text
hat derselbe Laurentianus τεκνοϋσα durch Korrektur, ursprünglich
jedoch ebenso wie der Parisinus τεκονσα. Bruncks Emendation, gedacht als
Kontraktionsform von *τεκνόεσσα (zu *τεκνόεις) und bis in neueste 2!eit
so gut wie allgemein anerkannt, hat jetzt Kamerbeek zuerst in einer Mis
zelle3, dann in seinem Kommentar4 mit mehrfacher Begründung abgelehnt
und darin von verschiedener Seite Beifall gefunden5. N ur O . Longo6 kehrt
zu Bruncks Lesung zurück, geht jedoch nur teilweise auf Kamerbeeks
Argumente ein. Unter diesen Umständen scheint eine Nachprüfung ange
bracht, umso mehr als wesentliche Punkte in Vergessenheit geraten oder
ganz übersehen worden sind.
gleich gut möglich waren. Vgl. die Ambivalenz von τοκήεσσα, eigentlich
„Kinder (τόκος) habend**22, in Steril, c. 226 (VIII 434,26 L.) ήν γυναίκα
μή δυναμένην τεκείν τοκηεσσαν έθέλης ποιήσαι, σκέψασθαι χρή usw.,
und von έγκυος, gewöhnlich „schwanger“ , in Nat. Mul. 94 (VII
412,7 L. = 120,7 Trapp) ήν βουλή έγκυον ποιήσαι γυναίκα, καθήρας
αυτήν usw,; hier ist „machen, daß die Frau ein Kind bekommt“ von-
seiten des Arztes soviel wie „machen, daß sie ein Kind bekommen kann“ .
D er Nachweis von τεκνούσ(σ)α in der ionischen Prosa bedeutet für
unsere Frage, daß nun nichts mehr im Wege steht, dieses W ort auch bei
Sophokles anzuerkennen. Gerade im Wortschatz steht ja die Sprache der
Tragiker dem Ionischen nahe23, und für Sophokles gilt dies in besonderem
Maße24. Die Bewahrung einer richtigeren Lesung im Zitat der laurentia-
nischen Scholien gegenüber dem Text der Handschriften ist im übrigen
nicht ohne Beispiel25.
Von Hippokraces fällt Licht auch auf eine andere umstrittene Stelle. Bei
Theophrast, Hist, plant. IX 18,10 liest man nach dem letzten Herausgeber
dieses Abschnitts, Fr. Wimmer2*, mit einem Teil der handschriftlichen
Überlieferung (Genaueres darüber später) folgendermaßen: έν Ή ρακλείφ
δέ, ώς φασι, της Α ρ κ α δ ία ς οίνός έστιν, δς τούς μέν άνδρας πινόμενος
έξίστησι, τάς δέ γυναίκας άτέκνους ποιεί. Hier hatte Wimmers Vor
gänger J. G. Schneider27 mit der Nebenüberliefening bei Athen. 31 f, nach
der Empfehlung Früherer2®, vielmehr τεκνούσας ποιεί geschrieben.
Mit mehrfacher Begründung glaubt Wimmer29 diese Lesung zurück weisen
zu können. Aber seine Ein wände verfangen nicht, bzw. nicht mehr.*38
12 In dieser Bedeutung belegt bei Hippokr. Nat. Mul. ί (VII 314,18 L. ■* 71,18 Trapp)
ήν νέοι έοΰσαι καί ιοκήεσσαι χηρεΰσωαιν (Text nach θ) „wenn sie jung und mit
Kindern verwitwen“ . Zur Bildung vgl. Bechtel, Dial. III 127.
13 A. Meidet, Geschichte des Griechischen, Heidelberg 1920, 214-217.
** W, Schmid, Gesch, d. griech. Lit. I 2 (1934) 485f.
33 Zu den Trachinierinnen $. Jebbs Ausgabe S. LII; insgesamt vgl. Gustav Wolff, De
Sophoclis scholiomm Laurentianomm variis lectionibus, Leipzig 1843.
36 Zuerst in: Theophrasti Eresii Historia plantarum, Breslau 1842, 342; danach in den
Gesamtausgaben bei Teubner (Theophrasti Eresii Opera quae supersunt omnia, Leipzig
1854-62, I 259) und bei Didot (gleicher Titel, Paris 1866, 161). ln der Loeb-Ausgabe der
Historia plantarum (Theophrastus, Enquiry imo plams, 2 Bde,1916) von A. H on ist
unsere Stelle mit dem größeren Teil von Kap. 18 weggelassen (II 310). Die italienische
Übersetzung von F. F. Mancini (Teofruto, La storia dede piante, volgarizzau e annouta,
Rom 1901, 343) folgt Wimmers Text.
2t Theophrasti Eresii quae supersunt opera I (1818) 324, dazu der kritische Kommentar III
(1818) 827.
38 Schon Casaubonus in seinen Animadversiones z. St. (Lyon 1600) 44, dann J. Bodaeus a
Stapel (f 1636) in seiner Ausgabe der Historia plantarum (Amsterdam 1644) 1172, und
nochmals Meursius {+ 1639), Theophrastus (Leiden 1640) 103,
38 In der kommentierten Ausgabe von 1842,
τεκνοΰσ(σ)α bei Sophokles und Theophrut und Verwandtes 43
32 Siehe C. Malicki, De πάλιν particula, Dias. Greifswald 1907, 34f. (hier auch unsere
Stelle).
” Zur Disposition vgl. G. Senn, Die Pflanzenkunde des Theophrast von Eresos, Basel 1956,
19.
24 Ober verschiedene Wirkungen des Weins bei verschiedenen Konstitution·typen vgl. Arist.
Probi. III 16, 873 a 23 ff.
” In Schneiders Ausgabe V 77 (zu I 324),
16 Zu dieser Oberlieferungslage s. O . Regenbogen, RE Suppi. VII (1940) 1435,58ff.; G, Senn
a, O . (zit. Anm. 33).
37 In Schneiders Ausgabe V 69 (zu I 324), Es ist zu beachten, daß sich diese Kollation nicht
auf Schneiders Text, sondern auf die Vulgata des Bodacus (zit, Anm. 28), d, h. praktisch
die Aldina, bezieht.
τεκνοϋα(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes 45
M Irrtümlich also wird bei LSJ s. v. τεκνοΰς das nur für U* (und Abkömmlinge) geltende
Ατέκνους für die „codd, Thphr,“ schlechthin in Anspruch genommen. Die Angabe
beruht auf Interpretation des unzulänglichen „conspectus scripturae" von Wimmers
Teubneriana (1854) S. XXX, wo für d u abweichende ΑτεκνοΑοας nur die Aldina, nicht
auch U namhaft gemacht wird. Wimmer, der die Lesungen des Urbinas nur aus den
Kollationen in Schneiders S. Band kannte (s. seine Ausgabe von 1842, $. XIV), hatte den
Schluß ex silentio nicht gewagt.
39 Siehe B. Emarson, The manuscripts of Theophrastus’ Historia plantarum, Cllss. Phil. 71,
1976, 67-76.
*° S. die Gegenüberstellung von Lesungen bei O . Kirchner, De Theophrasti £resii libris
phytobgteis, Diss. Breslau 1874, 21-25.
4i P. W im , De Theophrasti Etesii libris phytologicis, Diss. Straßburg 1898, 2 -1 2 ; Regen
bogen, RE Suppi. VII (1940) 1444 f.; Kroll, RE XXI 1 (1951) 325. 328.
41 Der Text nach der direkten Überlieferung o. S. 43; dazu Ath. 31 f περί Κερυνίαν
τής ’Αχαίας Αμπέλου η γένος είναι, Αφ" ής töv οίνον έξαμβλοΰν ποιεΐν τΑς γυναίκας
τΑς έγκύμονας- κΑν τών βοτρΰατν 6έ, φηοί, φάγωσιν, έξαμβλσΑοιν und Plin. Ν . Η.
XIV 116 at in Acham maxime a r m Ceryniam abigi partum vino atque etiam si uvam edant
gravidae. Wie man sieht, schreiben Athenaeus und Plinius die Wirkung der Trauben, die
unser Theophrasttext auf Hündinnen bezieht, vielmehr schwangeren Frauen zu. Wirtz
(zit. vor. Anm.) 8 gibt ohne weiteres der Nebcnüberliefcrung recht, indem er a l κύνες
als Korruptel von έγκΑμΟνές und έξαμβλοΰοι καί αΑχαι als Interpolation auffaßt (nach
Ed. Schwanz). Auch Schweighäuser (Animadversiones in Athenaei Deipnosophistas 1,
1801,236) batte die Version des Athenaeus und Plinius für die ursprüngliche erklärt, mit
der Begründung: „Quis quaeso hic serio de canibus possit cogitare? aut, ubinam locorum
canes uvis vulgo vescuntur?'* Sein Einwand ist allerdings ohne Gewicht. Er trifft wohl
für unsere Gegenden zu, wo Trauben wertvoller sind und daher selten verfüttert werden;
anders im Süden: so bezeugt ein italienischer Zoologe ausdrücklich, zur Nahrung des
46 Volkmar Schmidt
haltnis von Aelians Varia Historia zu Athenaeus ist umstritten43; mit der
Möglichkeit, daß Aeltan direkt von Athenaeus abhängt, muß gerechnet
werden44, In diesem ungünstigsten Fall schrumpfen die drei Zeugnisse der
Nebenüberiieferung auf ein einziges, nämlich das τεκνούσας des Athenaeus
zusammen.
Zu entscheiden ist also zwischen den Lesungen τεκνούσας (Ath.),
άτεκνούσας (U), άτέκνσυς (U*), von denen wir keiner aufgrund der
Uberlieferungslage ein Übergewicht geben können, d. h. wir müssen
gemäß Kriterien der Wahrscheinlichkeit abschätzen, welche der drei
Formen aus welcher anderen durch Verderbnis oder Änderung am
ehesten entstanden sein kann. Es dürfte klar sein, welcher Weg sich an
bietet: zunächst wurde das unverstandene τεκνούσας, ein W ort also,
dessen Anfälligkeit wir schon aus der Sophoklesüberlieferung kennen,
durch Vorsetzen eines α privativum zu dem durchsichtigen Partizip
άτεκνούσας (von άτεκνέω); für diese Korruptel bietet die oben (S. 41)*V I
Hundes gehörten u, a. „fmtta e specialmeme uva“ (A, Ghigi, in: Enciclopedia italiana
VIII 714 s. v, Cane). Freilich ist damit die Textfrage nicht entschieden. Es muß aber fest-
gestellt werden, daß die Lösung von Wirtz formal nicht befriedet: nach 6 οίνος
Ιξαμβλοϋν ποιεί τάς έγκΰμανας bringt κάν έγκϋμονες φάγωσι τών βοτρύων eine lästige
Wiederholung und ein unlogisch bezogenes καί, ganz im Gegensatz zu der tadellosen
Formulierung des Athenaeus. Man müßte also andern verfahren und o l κάνες ersatzlos
streichen. Doch warum sollte dieses Subjekt interpoliert worden sein? Wahrscheinlicher
ist doch wohl, daß es ursprünglich ist und beim Exzerpieren verloren ging oder getilgt
wurde; denn der Gedanke, daß die besondere Wirkung eines Weines schon in der Traube
liegt, ist bei Identität der Betroffenen eingängiger als bei Verschiedenheit. Wenn aber αί
κάνες als lectio difficilior zu halten ist, so sind Athenaeus und Plinius hier durch einen
gemeinsamen Fehler verbunden.
Siehe W. Schmid, Gesch. d. griech. Lit. II 2 (1924) 788. 790; L. Nyikos, Athenaeus quo
consilio quibusque usus subsidiis dipnosophistarum libros composuerit, Diss. Basel 1941,
68 A. 229 ; 85 A. 301; beide mit Lit.
** Speziell unser Aeliankapitel (XIII 6) führt freilich F, Rudolph, Leipz. Stud. 7, 1884, 14
unter denjenigen auf, „quae ab Athenaei locis similibus adeo discrepant, ut inde repeti
nullo modo possim“ (12). Für diese Entscheidung war vermutlich der mittlere Sau bc
stimmend: δχι tv θ ά σ φ όύο γένη φασίν γίνεσθαι οίνω ν καί xöv μέν έτερον πινόμενον
είς ύπνον κατάγειν εύ μήλα βαθύν καί διά τούτα ήδύν, xöv δέ έτερον άντίπαλον
είναι τού βίου καί άγρνπνίαν έμποιεΐν καί άνιώσθαι παρέχειν ist wesentlich ausführ
licher ab Ath. 31 f fcv θ ά σ ψ 61 λέγει ώς αίτιοί ποιοϋσιν οϊνόν τινα ύπνωτικόν καί
έτερον άγρυπνείν ποιούντο τούς πίνοντας (dies fast wörtlich wie Theophrast). Macht
man sich jedoch klar, daß die Unterschiede, soweit nicht nur stilistischer Natur, sich doch
im Rahmen von Ausschmückungen halten, und bedenkt man die Arbeitsweise Aelians,
der nach H. Lübbe, De Aeliani Varia historia, Diss. Münster 1886, „ea quae ex Athenaei
libris excerpserat, luminibus rhetoricis uberrime distinxit“ (4, vgl. 20), und „simili modo
capita quae ab aliis scriptoribus mutuatus est ita auxit, ut . . , verbis ca amplificaret ct
exornaret“ (25), so steht von daher der älteren Annahme des J. Perizonius, daß c. XIII 6
aus Athenaeus geschöpft sei, m. E. nichts »m Wege (Ö . Aeliani Varia Historia, Leiden
1701, unpaginiette Praefatio S. 13 und Kommentar S. 802f.).
τεκνούο(ο)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes 47
zitierte Stelle aus Hippokrates, Steril. 217 (VIII 418,2 L.) eine Parallele45.
In einem zweiten Schritt wurde dann das gleichbedeutende, aber syntak
tisch normalere Adjektiv άτέκνους hergestellt. D er umgekehrte Weg hat
jede Wahrscheinlichkeit gegen sich. Die Nebenüberlieferung ist also vor
zuziehen, und dies tu t neuerdings B. Einarson46, wenn er das Ad
jektiv in der von Brunck auch für Theophrast geforderten Form τεκ-
νούσ (σ )α ς, mit unattischem oo also, unter mehreren Beispielen für poe
tische Diktion am Schluß der Pflanzengeschichte anführt: „ln the pharma-
cological part . . . poetical words are numerous, perhaps because
Theophrastus is citing the root-cuttcrs and druggists, who used inflatcd
speech to vend their wares“ . Für diese stilistische Wertung des Wortes
war offenbar sein Vorkommen bei Sophokles maßgebend. Ich würde eher,
in Anbetracht der hippokratischen Belege, an einen lonismus denken. Auf
die engen Beziehungen von Theophrasts Wortschatz zum Ionischen,
besonders des Hippokrates, weist L. Hindenlang hin47 und folgert: „Auf
diese Weise erklärt sich auch die Berührung mit der dem Ionischen ent
sprungenen Dichtersprache“ . D er größte Teil der ionischen W örter bei
Theophrast, ob auch poetisch oder nicht, stammt ohne Zweifel aus der
frühen Koine4®. Daneben mögen einzelne Ausdrücke literarisch vermittelt
sein. Das von Theophrast meist gemiedene ion. σσ blieb in τεκνοΰσ(σ)α
erhalten wie bei ihm z. B. auch in νάρκισσος.
Ganz ähnlich zu beurteilen ist ein späterer Beleg, den erst Liddell-Scott-
Jones hervorgezogen haben; Dio Cass. LVI 10,2 (II 526,17 B.) και ταΐς
άειπαρθένοις πάνθ* δσαπερ a t τεκνούσαι (τεκοΐσαι die Herausgeber)
** άιεκναυοα, nach Litue dic Lesung der Vulgata, ist am frühesten- bezeugt in den
M-Deszendentcn I und R, wie ich den Materialien des Hamburger Thesaurus entnehme.
Zwischen diesem άτεκνοΟσα und dem «κνοΰοσα von M ist die Lesung ιεκνοϋοα in H,
der Llttre folgt, wohl ab notwendige Zwischenstufe vorauszusetzen.
*" Theophrastus, De causis plantarum, with an English translation by Benedict Einarson
and George K. K, Link, Bd. I (1976) S. XXV (Loeb Class. Libr.).
47 Sprachliche Untersuchungen zu Theophrasts botanischen Schriften, Strafiburg 1910
(Dissertationes philologicae Argentoratenses XIV/2) 18lf. (Fazit aus den vorangehenden
Listen). Die bei vielen Wörtern möglichen Zweifel an tonischer Herkunft bleiben natür
lich dann am sichersten ausgeschaltet, wenn eine eigene Dialektform existierte, so bei
βέρεθρον, άλήθω, ΙΘΟτατα (Caus. pl. 111 5,1 nach Einarson a. O.).
4® Zu diesen Beziehungen vgl. grundsätzlich Debrunner-Scherer, Gesch. d. griech. Sprache
II1 (1%9) 66f., im einzelnen die Wortlisten bei Mayser-Schmoll, Gramm, d. griech, Pap.
I1 1(1970) 18-25. Ein beliebiges Beispiel ist das von Einarson ebenfalls .in seinem Sinne
gedeutete άμάω „ernten“ (Hist, pl, IX 11,7.9) nebst δμητος ,,Emte{zeit)“ (III 4,4):
erster« steht sonst vor allem bei Hom., He*., Trag., Hdt., letzteres bei Hom., Hes.,
Hdt,, Hippokr,, beide aber u, a. auch in den Zenon-Papyri (P. Coi. Zenon II 91,9; PSI V
490,7) und in der Septuaginta. Vgl. Moulton-Milligan, The vocabulary of the Greek
Testament, London 1930, 25f.
48 Volkmar Schmidt
II
** Es handelt sich um eine Bestimmung der Lex Papia Poppaea. Vgl. Max Kaser, Rom.
Privatrecht l J (1971) 320 A. 20; P.Jörs, Festschr. Mommsen (1S93) 55.
10 Vgl. E. Kyhniusch, De ladis apud Dionem Cassium vestigiis, in: Griech. Studien Her
mann Lipsius dargebracht, Leipzig 1894, 173-179; W. Schmid, Atticismus IV (1896) 658.
” Die hippokratische Schrift De natura muliebri, Diss. Hamburg 1967, 122. Ich berichtige
zwei Versehen in der Wiedergabe der handschriftlichen Akzente.
12 Für emeres H. Fasbender, Entwickelungsichre, Geburtshülfe und Gynäkologie in den
hippoknttixhen Schriften, Stuttgart 1897,95 mit A. 1 sowie Trapp a. 0 . 188; für letzteres
P. Diepgen, Die Frauenheilkunde der Alten Welt, München 1937 (Handbuch der Gynä
kologie, hsg. v. W. StoeckeJ, Bd. Xll/1) 242 mit A. 6.
τίκνοΰσ(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes 49
21 (unbek. Ort). Fast alle Belege sind datiert und zwar zwischen IV und II*. (Großen
teils nach Fr. Stählin, Das hellenische Thessalien, Stuttg. 1924, 109 A, 2, doch ohne die
Form Σκοτοοοαϊος, die aus Σ κοτοεοο- wohl nicht durch Kontraktion, sondern Hyphü-
rese des e entstanden ist, vgl. Schwyzer I 253).
« Aus dem IF : Thiii, VIII 24, 2 im P. Ony. 2100 fr. 8 coi. II 17 Oivowxxuv; Schol. Kall,
fr. 43, 33 (I 47 Pf.) im P, Oxy. 2080 Σελινουσαα. Aus dem I V : Kall. fr. 75,58 im
P. Oxy. 1011 Υ&ρουοοαν,
M (Arkadios,) 'Επιτομή της καθολικής προσφ&ας Ήρω&ιανοΰ ree. Μ, Schmidt (1860),
im Buch XI περί τόνον τών είς Α θηλυκών όνομάτων S. 111,9: χά δ ί παραλήγσντα
τη ΟΥ, εΐ μέν Ιχοιεν |ν Σ, προπαροξύνεται' Φαέθουσα Άρέθουσα Αίθουσα’ el 61
δύο Ιχοιβν, προπεριοπώνται’ Παυσύαοα ' ΡοΛοϋοοα (Ονόματα νήοων) πλήν τον
Έμποϋσοα καί Συράκουοοα.
64 B. Helly, Gonnoi II: Les inscriptions (Amsterdam 1973) nr. 91,8 έξ Σκοτο[ύ)/σης
(Π* Mitte). IG I1J 10367 Κλεομένης Τιμασιθέου Σκ(οτ)ονοαΐος (attische Grabschrift
des I‘) nach wahrscheinlicher Ergänzung (die beiden Personennamen sind in Thessalien
gut belegt, $. die Indices von IG IX 2 und Gonnoi II). BCH 99, 1975, 648 nr. 2, 7
Σκοτουσαίου (Freilassungsurkunde aus dem phthiodschen Theben, nach 27* wegen der
in Denaren angegebenen Freilassungsgebühr, vgl. Helly a. Ο. i, 1973, 124 mir A, 3).
is Nach der Ausgabe von H. Oppermann, Leipzig 1928.
** W. Aly, De Strabonis codice rescripto, Vatikanstadt 1956, S. 27 coi, I I 28 ΦΑΡΜΑΚΟΥ/
CAI, 110 coi. I 27 KPAMB[0]YCA, 113 coi. I 3 KPAM/BOYCA, zu den Stellen Str.
IX 1,13; XIV 3, 8. 5, 5. Die Schrift wird ins V Ende datiert, Aly X llf., vgl. 265 - 70.
61 Πιτυούσα Paus. II 34, 8 codd.; Arkad. a. O . (vgl. Anm. 63) in einer jungen Handschrift,
aufgrund des Zusammenhangs mit Sicherheit falsch. Πιτύουοα Strabo X I I I 1,18 Variante
neben Πιτυονσσα; St. Byz. 410, 18. 452, 9. 660, 5 Mein, neben Πιτύσνοσα, - Zum
ganzen Cobet, Mnemosyne 1859, 125—29 und Miscellanea critica (1876) 210f.; MeWke
(1861) zu Kall. Hymn. Ap. 91 ( Fick, Beiz. Beitr. 22, 1897, 18f.; Buck, d a ss. Phil. 16,
1921, 375; Hatzidakis, Άκαδημεικό άναγνώσμαχα I3 (Athen 1924} 527f.
ιεκνοίσ(α)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes 51
Überblick wohl trotz seiner durch den Mangel eines neueren Namen
lexikons bedingten Zufälligkeit ablesen, daß hier die allgemeine Tendenz
der Koine zur Vereinfachung der Geminaten am Werke war6*. Man muß
sich allerdings fragen, warum eine vulgäre Orthographie, die gegen die
Regeln der Hochsprache verstieß, so sehr gerade bei den Namen auf
-οϋσσα eindringen konnte. Der Grund liegt wohl darin, daß -Ρεντ- außer
bei Dichtern längst aufgehört hatte produktiv zu sein. Bei Verdunkelung
des etymologischen Bewußtseins ist aber oft zu beobachten, daß die
Orthographie unhistorisch, d. h. lautgerecht wird. Parallelen mit Gcmi-
natenvereinfachung wären etwa das häufige έκλησία6* oder Ιλιγμα (> lat.
eligma) - Ιλλειγμα „Latwerge"70, In dem vorgezogenen Akzent der
Handschriften darf man wohl eine sekundäre Anpassung an das Vorbild
der Partizipien auf -ουσα sehen. — O b und seit welcher Zeit diese
Neuerungen auch von Autoren (nicht nur Kopisten) angenommen wurden,
ist ungewiß71*.
Dem Verhalten der geographischen Namen auf -οϋσσα in der
Überlieferung läuft nun das der Appellativa wie τεκνοϋσσα genau parallel,
sowohl was die Tendenz zur Vereinfachung des σ wie auch zur Vorver
legung des Akzents betrifft (ιεκνοϋσα und τέκνουσα, auch τεκνοϋσσα,
entsprechend παιδούσα und παίδουσα, παιδίουσα, s. oben). Demgemäß
stellt sich auch hier die Frage der richtigen Schreibung bei den antiken
Autoren, die wenigstens für den späten Dio Cassius offen bleiben muß.
Dagegen Sophokles, die Autoren des Corpus Hippocraticum, Theophrast,
Kallimachos müssen analog den gleichaltrigen Inschriften τεκνοϋσσα.
111
Noch in einem anderen Fall hat die erwähnte byzantinische Schreib- und
Betonungsweise Verwirrung hervorgerufen. Dioskurides» De mat. med.
IV 165 behandelt in seinem Pflanzenkatalog eine Wolfsmilchart
πιτύουσα72. So jedenfalls nach Weltmann (II 314,1); und auf dieser
Lesung beruht die Etymologie, die Ström berg73 von dem W ort gibt;
„Daß πιτύουσα . . . zu πίτυς ,Pinus* gehört, ist offensichtlich. Der
Grund des Namens ist, daß die Blätter den Nadeln ähneln: φυλλαρίοις
όξέσι καί λεπτοΐς κατειλημμένον, έμφερέσι τοίς τής πίτυος κτλ., man
vergleiche zur Bildung Pflanzennamen wie σφζουσα . . . φέρβουσα . . .
άπολύουσα . . . Das eigentümliche mit πιτύουσα ist aber, daß wir kein
Verbum *πιτυω belegt haben. Ich glaube trotzdem, daß man das W ort in
diesem Zusammenhang betrachten muß. Während man z. B. μεθύουσα:
μεθύω: μέθυ hatte . . . bezog man πιτύουσα ohne das Zwischenglied direkt
auf πίτυς“ . Die beiden etymologischen Wörterbücher von Frisk74 und
Chancraine75 verweisen lediglich auf Strömberg. Mir scheint aber zu
Bedenken Anlaß zu sein. Erstens ist die Annahme eines solchen durch
Analogie entstandenen Pseudo-Partizips ohne Stütze durch Parallelen
ziemlich gewagt. Zweitens ist auch die Bezeugung des Pflanzennamens
bei Dioskurides nicht einhellig. Es begegnen nämlich sowohl in der
direkten Überlieferung wie in der indirekten bei Oribasius, Coli. ΧΪΙ
T 11 (II I51,22R.) auch Formen mit σσ75\ verschieden betont als
πιτύουσσα oder πιτυούσσα; daneben bei Oribasius auch πιτυούσα.
Dasselbe Schwanken finden wir an den übrigen Stellen, wo das W ort vor
kommt: ebenfalls πιτύουσα bietet die Nebenüberlieferung des Paul. Aeg.
VII 3 (II 252,19 Hbg.) zu Galen, De simpl. VIII 24 (wo Kühn XII 103
πιτυούσα schreibt, über die Lesung der Handschriften aber nichts
bekannt ist), während für Rufus bei Orib. Coli. VII 26,59 (I 234,10 R.)
11 Zum Botanischen auch Plin. Nat. hist. XXIV 31 mit dem Kommentar von Andre (in
seiner Ausgabe, Paris 1972, 105) und A. Camoy, Dictionnatre etymologique des noms
grecs de plantes, Louvain 19S9, 219.
T1 Griechische Pflanaennamen, Göteborg 1940, 43.
74 Griech. etym. Wörterb. II 54«.
75 D ia. etym. de la langue grecque III 908,
,p Dies wird von Frisk a. O. immerhin erwähnt.
τεκνοθο(σ)α bei Sophokles und Theophrast und Verwandtes 53
78 Entsprechende Formen werden in 2 wei anderen Stellen des Rufus durch Konjektur her-
gestellt, Orib. VH 26, 58 u. 37 (I 234, 7 u. 232, 14 R.).
77 Lejeune, REA 60, 1958, 6.
78 Fick, B a z . Beitr. 22, 1897, 18. 26; vgl. Georg Fuchs, Geographische Bilder in griechi
schen Ortsnamen, Diss. Erlangen 1932, 132 f.
78 Fkk, Bczz. Beitr. 21, 1896, 243; Fuchs a. O . 112f. Ebenso ist wohl auch Τραηεζοΰς
als Name von Städten zu verstehen, ursprünglich (Gelände) „in Form eines Tischs“ , d. h.
einer Hochfläche, s. Fick, Bezz. Beitr. 23, 1897, 195 und Fuchs a. O .; zu den nunen-
gebenden geographischen Verhältnissen der Stadt am Pontus jetzt noch E.Janssens,
Trebizonde en Colchide, Brüssel 1969, 22f, (unentschieden Rüge RE VI A, 1937, 2221).
Ohne Beleg bleibt die Vermutung von Leumann, Hom. Wörter 301: τράπεζα im Städte
namen Trapezunt „ein Tier oder eine Pflanze?“ , genauer „Vierfüßler“ , etwa „Molch,
Salamander, Eidechse" nach Risch, Mus. Helv. 22,1965, 197 A. 15, mit Beispielen dieser
Bedeutungsentwicklung aus dem Romanischen (Dialcktfoimai, die auf dem ins
Femininum überführten Neutrum plur. ^quattuorpedta, Erneuerung des alten quadrupedia
[Neue-Wagener II 122], beruhen); aber im Griechischen zeigt nicht einmal τά τετράποδα
eine solche Spezialisierung.
80 Buck-Petersen, Reverse Index 460.
81 Vgl. Rüdiger Schmitt, Die Nominalbildung in den Dichtungen des Kallimachos von
K yrene, W iesbaden 1970, 60 Λ. 15.
81 Zu den beiden Stellen s. A. Bartalucci, Studi dass, e Orient. 12, 1963, 123. 128.
RUDOLF KASSEL
1 Uber die Anlage unserer auf neun Bände geplanten Edition der Poetae Comici Graeci s.
Colin Austin, Com. Graec. Fragen, in papyris reperta. Bin. 1973, X, dazu den Katalog
der Komödiendichter in Zeitschr. f. Pap. u. Epigr. 14 (1974) 201-225, Die Vorarbeiten
sind jetzt so weit vorangekommen, daß wir bald einen ersten Band herauszubringen
hoffen; es wird der in der Numerierung vierte sein, dar vor allem die Fragmente des
Aristophanes und Kratinos enthält. Zu Aristophanes s. in der genannten Zeitschrift 25
(1977) 54 - 94.
1 The Fragments of Attic Comedy 1, Leiden 1957, 680.
Aristophanisches bei Libanius 55
was substitutcd in the second Version fo r something similar in the first usw.
So weit wollte Kock nicht gehen, dem Edmonds das Bruchstück verdankt.
Bei Kock gehört es zu den Fragmenten άδηλων δραμάτων, unter die es sich
erst in den im dritten Band gedruckten Zusätzen als N r, 594 b einge
schlichen hat3: Liban. / 83, 15R. fjrouv δ έ ο ύ δ έ ν . . . ούκ οΙκίαν, ού γ η ν . . .
και τδ τοΰ Ά ριστοφ άνους λόγος ήν ούκ έών κακόν τον τοιοΰτον δοκεΐν
.sermones nostri contexebantur e praeceptis sapientiae, quae non paterentur
malos rumores de eo exire, qui tantis virtutibus tantam fam am sibi
peperisset, h. e. de luUano‘. quamquam facile est trimetrorum reliquias
restituere (λόγος, / 5ς τόν τοιοΰτον ούκ έ<? κακόν δοκεΐν), ea verba neque
Aristophanis esse praestiterim neque omnino satis intellego. Die von Kock in
Anführungszeichen gesetzte Paraphrase ist wörtlich Reiskes Ausgabe ent
nommen4. Kocks eigene Worte zeigen jedoch, daß ihm bei der Sache gar
nicht wohl war. Kein W under; dieser Aristophanes ist nicht der Komiker,
wie Reiske annahm5, sondern der korinthische Freund des Libanius, dem
der Kaiser unter dem Eindruck einer von Libanius gehaltenen Rede eine
Wohltat zukommen ließ. Dies hätte Kock aus einer schon zwanzig Jahre
vor seinem dritten Band erschienenen wohldokumentierten Lebensbeschrei
bung des Libanius erfahren können6, deren Verfasser die richtige Identifi
zierung durch eine schlagende Parallele aus einem Brief des Redners an
Julian jedem Zweifel entrückt7*: ούδ εστιν είπεϊν ώς δραχμή πλουσιώτε-
ρος έκ των βασιλείων έγενόμην , . . το 6fe δσθέν έκεϊνο τό μικρόν
’Αριστοφάνει Ιργον ήν λόγου τινός, ούκ έμή δέησις. Dieser λόγος, der
λόγος ούκ έών κακόν τόν ούβ τοιοΰτον δοκειν, ist unter dem Titel
Π ρόςΊουλιανόν ύπέρ Ά ριστοφάνους erhalten (or. 14). Förster verweist
auf die Rede im Testimonienapparat zu der Stelle der Autobiographie, die
das falsche Aristophanesfragment geliefert hat9, ebenso auf den von Sievers
herangezogenen Brief. Hätte Kai bei seine Comicorum Graecorum Frag
menta vollenden können, so wäre der von Edmonds gehätschelte
Wechselbalg schon damals spurlos verschwunden. Denn in dem nahezu
druckfertigen Manuskript der Aristophanesfragmente10 ist Kocks N r. 594b
* Comicorum Atticorum Fragmenta III, Bin. 1888 , 724 (Supplementa vol. I).
4 Libani■sophistae orationes et declamationes I (Altenburg 1791) 84,
* Er gibt Tb toO Άριστκχράνους mit ut älo Aristophanis nur wieder (p. 83).
6 J. R Sievers, Das l eben des Libanius, Bin, 1868, 934i, vgl. 97.
T Epist. 1039 ■* 1154,3 Förster (XI p. 245, in etwas anderer Textfassung, worauf in unserem
Zusammenhang nichts ankommt).
* Die von einer Handschrift daxgebotene und auch in der Morelliana gedruckte Negation
hat Reiske entfernt, Förster (s. nächste Anmerkung) wieder in den Text eingesetzt.
9 Libanii opera I (1903) p. 143,2.
10 Kaibels nachgelassene Aufzeichnungen zu den Komikerfragmenten sind mir von K. Gaiser
übergeben worden (C. Austin a. Ο . IX1*); für sein großzügiges Entgegenkommen danke
ich ihm auch an dieser Stelle sehr herzlich.
56 Rudolf Kassel
11 I 4 (1946) 457*.
“ Förster, PhUol. 76(1920) 349-351.
w Vgl. J. Mesk, W. St. 30 (1908) 73.
M Aristophanis fragm. ex rec. G. Dindorfii, Lpz. 1829, 81. Dindorf folgte einem Hinweis
von Toup.
»* Epist. 506,4 (X p, 482,14) Förster.
“ Frösche 499.
Aristophanisches bei Libanius 57
1 AUe Angaben über die Handschriften nach der tditio rmior von C. Fuhr (Demosthenis
orationes, 1, Lipsiae 1914). Der Laurentianus conv. soppr. 136, s. xiii, der weitgehend mit
S übereinitimmt, ist entweder eine ZwiUingshandschrift oder eine Kopie von S; seine
Lesarten werden, in Übereinstimmung mit Fuhr, nicht besonders angeführt. Zur Über
lieferung vgl, zuletzt D. Inner, Beobachtungen zur Demosthenesüberlieferung, Philol.
112, 1968, 43ff., deni., Zur Genealogie der jüngeren Demostheneshandschriftcn, Ham
burg 1972 (Hamburger Philologische Studien 20).
* Der zeitliche Vorsprung vor der Zweitältesten, F, beträgt jedoch im Höchstfall 100 Jahre,
* Vgl. das abgewogene Urteil von S. H. Butcher, Demosthenis orationes, I, Oxonii 1903,
praef. ix- Zeitweise haue man sich allerdings zu stark an S geklammert.
4 Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur (Simmel-
band), 1, Zürich 1961, 263.
* Ähnlich kurz vorher: . . kann man nicht sehen nach weisen, daß die Vulgata dem Text S
gleichberechtigt, sehr oft sogar überlegen ist.“
60 Winfried Bühter
άφελό μένος ist nur sinnvoll, wenn Philipp das Versprechen nach der
Eroberung gab. Irmer, der dies S. 173 richtig betont, fährt freilich fort:
„Sachlich läßt sich gegen den VuJgatatext nichts einwenden" - gerade als
ob das Datum der Eroberung von Naupaktos durch Philipp unbekannt
wäre! Es besteht Einigkeit unter den Historikern, daß die Stadt erst 338 in
Philipps Hand fiel13. Da die 3. Philippische Rede im Jahr 341 gehalten
worden ist, handelt es sich eindeutig um einen unzutreffenden Zusatz14*,
dessen Ursache auch noch klar erkennbar ist: der (in Wirklichkeit von
Ν αύπακτον abhängige) Genetiv *Α χαιών schien frei zu schweben und
sollte an einem Verb verankert werden19; dafür bot sich das folgende
άφήρηται an.
N ur selten ist die Entscheidung so einfach16. Ein weiterer — allgemein
anerkannter - Fall liegt vor §45: (im Zusammenhang mit Arthmios, der
die Peloponnesier mit persischem Geld bestach) έκόλαζον δ’ ούτω και
έτιμωροϋνθ’ ους17*αισθοιντο δ ω ρ ο δ ο κ ο ν ν τ α ς (FAY: om. S), ώστε
και στηλίτας ποιεΐν. Da δωροδοκεϊν in der Bedeutung «bestechen' un
klassisch ist (frühester Beleg bei LSJ s. v. ii ist Diod. 13,64,6) und bei
Demosthenes stets ,sich bestechen lassen' bedeutet (9,37.39, weitere 17
[18] Belege), w a s a u f Arthmios nicht paßt, muß das W ort interpoliert sein
(Weil, LSJ 1. c .ie). Uns interessiert hier vor allem der G rund für die Ein
fügung: offenbar stieß sich ein Grammatiker an der Knappheit des Aus
drucks ούς αισθοιντο - zu dem aus dem vorhergehenden Satz δια-
φθείροντας zu ergänzen ist - und suchte dem Verständnis durch Vervoll
ständigung nachzuhelfen.
Ein ähnlicher Grund dürfte zu einer Erweiterung in §44 geführt haben: S
(und Harpocration p. 39, 10 B.) bietet t£ γάρ τφ Ζελείτη (d. h. Arthmios
aus Zeleia), τών Α θηναίω ν κοινών εΐ μή μεθέξειν Ιμελλεν; Dafür haben
FAY (und S von jüngerer Hand) f l γάρ τφ Ζελείτη το ΰ τ' Ιμ ε λ ε ν ,
εί τών Άθήνησι κοινών μή μεθ. Ein Pedant konnte im Hauptsatz das
13 Vgl. F. R. Wüst, Philipp II. von Makedonien und Griechenland in den Jahren von 346
bis 338, München 1938 (Münchener Historische Abhandlungen 1, 14), 164 mit weiterer
Literatur, Jacoby zu Theopomp (FgrHist 115} F235; zuerst A. Schiefer, Demosthenes
und seine Zeit, *2, Leipzig 1856, 515'.
14 Die Bezeugung der falschen Lesart durch den Pap. Michigan braucht nicht zu verwun
dern: Lesarten der Vulgatfassungen finden sich schon bei Dionys v. Hai. (vgl. auch am
Schluß des Aufsatzes).
,s Trotz des parallelen Κορινθίων έπ* Άμβρακίαν.
16 Ein ebenso eindeutiger, aber ziemlich mechanischer Fehler ist $ 42 das Eindringen der
Worte ούκ Ά θή να ξΐ (FA, in Y nur am Rand) ins Arthmiosdekret aus § 43.
tr σ$ς άν FA.
** Irmer hat die Stelle nicht behandelt.
Tendenzen nichdemosthenischer Bearbeitung der 3, Philippischen Rede des Demosthenes 63
21,8 λέγε τόν νόμον, LSJ s. v. iii 13), Es liegt also ein leichtes Zeugma
vor. Aber ein Pedant konnte daran Anstoß nehmen und hat es getan.
Durch die Einfügung von δεικνύων hat er jedoch der schönen Antithese,
bei der es allein um die Gegenüberstellung der Objekte geht, einen Teil
ihrer Wirkung genommen. Ein solches Füllsel mag zu Isokrates passen,
nicht jedoch zum gedrängteren Stil des Demosthenes. (B) Gleich im
1. Paragraphen liest man in S und zweimal bei Dionys v, Hai. (Demosth.
9 p. 144, 17 U .-R .22, Thuc. 54 p. 415,13) ού μόνον ύμάς, άλλά καί τούς
άλλους άδικεϊ (sc. Philipp), in FAY folgt jedoch auf άλλους noch
"Ελληνας. Inner 108f. führt mit Recht aus, daß mit άλλοι die anderen
Griechen gemeint seien (und mit dem Unrecht die Verletzung des Philo-
kratesfriedens durch Philipp). Aber entscheidend ist doch, ob dies auch
ausdrücklich gesagt werden mußte. Der athenische Bürger in der Volks
versammlung brauchte eine solche Nachhilfe sicher nicht (vgl. 9,10 εΐπερ
οίς πρός τους άλλους πεποίηκε δεϊ τεκμαίρεσθαι23). Man könnte allen
falls daran denken, daß Demosthenes das Έ λληνας fü r die Publikation
hinzusetzte. Andererseits findet sich auch 9,48 Έ λλη να ς als Variante (A
und, jeweils γρ., FYSrfC), diesmal stau άλλους (gemeint sind die Bundes
genossen der Spartaner, das waren aber nicht alle Griechen), in § 32 in A
nach πό λ εις:' Ελληνίδας. Und wer sollte schon Interesse daran gehabt
haben, ein überliefertes "Ελληνας wegzulassen? Dagegen liegt der Grund
für eine nachträgliche Hinzufügung auf der Hand. (C) § 48 heißt es an der
o. ausgeschriebenen Stelle in S κακώσαντας την χώραν; dagegen bieten
FAY ein präzisierendes τήν τών άντιπάλων χώραν. In Wirklichkeit ist
auch dieser Ausdruck noch reichlich allgemein, denn gemeint ist nach dem
Zusammenhang Attika24. Entscheidend ist aber der Sprachgebrauch. Bei
Demosthenes kommt das Wort άντίπαλος nur 5mal vor (8,33; 16,5.31;
23,8.102, immer acc. pl. [doch zweimal im a. c. i.]), davon 4ma! in der
festen Wendung Jemanden zum Gegner haben, jemandes Gegner sein*,
und 8,33 in dem Doppelausdruck τούς έχθρούς καί τούς άντιπάλους.
Aus diesem eingeschränkten Gebrauch fällt die Verwendung an der vor
liegenden Stelle heraus. Also stammt der Genetiv nicht aus der Feder des
Demosthenes, sondern aus der eines ängstlich um Verdeutlichung
bemühten Bearbeiters. (D) Dieser konnte wohl auch den Ausdruck ά
συμφέρει (§ 4) ohne Ergänzung nicht ertragen und fügte ein τοϊς
πράγμασι (FY, in A und als Variante in F dafür xf| πόλει) hinzu: dabei*13
22 Usener-Radcnnachcr fugen bei Dionys zu Unrecht 'Ελληνας aus Demosthenes ein, nach
dem Vorgang von Sylburg, der S noch nicht kannte.
13 Von Timer 109 verglichen, der aber anders entscheidet.
34 Vg). die von Rehdantz-Blass angeführten Thukydidess teilen. Für den korinthischen
Krieg, der hier gemeint zu sein scheint, ist das übrigens nicht bezeugt.
Tendenzen nachdemosthenischer Bearbeitung der 3. Philippijchen Rede des Demosthenes 65
hat er übersehen, daß die Wendung für τα συμφέροντα steht und dem
πάντα πρός ήδανήν άκούουσιν im vorhergehenden Satz gegenübergestellt
ist. Um wessen Nutzen es geht, ist aus dem Zusammenhang völlig klar.
Dagegen erhält die Antithese hie Angenehmes — hie Nützliches erst durch
die Reduzierung auf die Grundbegriffe ihre eigentliche Schärfe25.
Ein weiteres Mittel zur Erleichterung des Verständnisses ist die Norm ali
sierung der Wortstellung, für die sich mehrere Beispiele in FY (ohne A)
finden. O ft handelt es sich nur um die Vertauschung zweier benachbarter
W örter wie § 17 έγώ öfe τοσοΰτου δέω . . . έκεΐνον άγειν δμολογεΐν (SA:
δμολογεΐν άγειν FY) την πρός ΐμ ά ς εΙρήνην, wo offenbar die Trennung
des άγειν von την . . . εΙρήνην Anstoß erregte. Zugegeben, die W ort
stellung in SA wirkt »verquer*. Aber wenn man im folgenden λύειν φημι
τήν εΙρήνην liest und sich klarmacht, daß es auf die Gegenüberstellung
der beiden Verben ankommt, kann man nicht mehr im Zweifel sein, was
Demosthenes geschrieben hat. Ähnlich dürfte § 19 πολεμεΐν όρίζομαι
(SA: όρίζομαι πολεμεΐν FY) zu beurteilen sein, wo man zwar für die
Wortstellung von FY geltend machen kann, daß durch sie das πολεμεΐν
mehr Gewicht erhält (Gegensatz εΙρήνην άγειν, §18), jedoch όρίζομαι
(.ich behaupte*, ,stelle fest*) noch größere Betonung beanspruchen kann
(vgl, im Vorhergehenden έγώ φώ . . . ; ) : erst durch die Endstellung wirkt
die Feststellung so abrupt, daß kein Widerspruch aufkommen kann - und
darauf dürfte es Demosthenes vor allem angekommen sein. Durchsichtig
ist die Normalisierung § 15 τών δντων έν Χερρονήσψ vöv άπεσταλμένων
(SA), wofür FY τών έν X. νΰν δντων άπ. bieten (zur Endstellung von νϋν
bei Demosthenes vgi. den Index von Rehdantz-Blass S. 29 unten), übrigens
mit dem unschönen Nebeneffekt des Aneinanderrückens der beiden Parti
zipien. Eine stärkere Versetzung findet sich §24 ύμίν . . . πάντες φοντο
δεΐν, καί ol μηδέν έγκαλεϊν έχοντες αίη οϊς, μετά τών ήδικημένων
πολεμεΐν (SA). Die gewaltigen Hyperbata des Demosthenes waren schon
der antiken Stilkritik ausgefallen26. Aber für dergleichen hatte der
Redaktor der in FY überlieferten Fassung keinen Sinn: er konnte es nicht
ertragen, daß πολεμεΐν so weit von dem übergeordneten δεΐν abgeschla
gen war und versetzte es kurzerhand direkt dahinter ohne zu bemerken,
daß die dazu gehörende Ergänzung μετά τών ήδικημένων dann schmäh
lich nachhinkt.
** Vgl. noch $ f> πραχτόντων, sc. ύμών (vorher κοιούντων ύμών): π ρα πύνυον ύμών tat
sächlich FAY und $ 18 t b v ' Ελλήσποντον άλλοτριωθήναι SA: xdv *Ε. Ομών άλλ. FY,
wo die Kurzfassung durch 18,88 gestützt wird. - Aber $ 9 ist die Einfügung eines άγειν
vor λέγει (AYF (in F ist λέγει nur Variante]) im Zusammenhang des ganzen Satzes sinnlos.
» Z. B. Π. t y . 22, 3f.
66 Winfried Buhler
Pedanterie verrät auch die mehrfache Einfügung eines μέν, um eine formal
genaue Entsprechung zu einem δέ-GHed herzustellen. Ein Musterfall ist
§2 ούδέν άλλο ποιονσιν ή δπω ς ή πόλις π α $ αύτής δίκην λήγεται καί
περί τ ο ν ί Ισται, Φ ιλίππφ δ1 Ιξεσται και λέγειν και πράτχειν δ χι βούλε
τα ι: so S, während in FAY vor πόλις noch ein μέν steht (und dahinter αύ-
τή27). Zweifellos besteht ein starker Gegensatz zwischen Athen, das sich
selbst zerfleischt, und Philipp, der tun kann, was er will. Aber es fragt sich,
ob dieser Gegensatz auch formal durch μέν — &έ ausgedrückt werden
mußte, ja ob er überhaupt von vornherein so intendiert war. Das scheint
mir nicht der Fall zu sein. Die Aussage zielt zunächst nur darauf (man be
achte das ausschließende ούδέν άλλο . . . ή, durch das der Gedanke auf eine
einzige Wirkung konzentriert wird), daß es gewisse Leute durch Anklage
und Verleumdung der führenden Politiker dahin bringen, daß die Stadt sich
selbst bestraft (statt Philipp zu bestrafen); daraus entwickelt sich ein
zweiter Gedanke, der zwar eng mit dem ersten zusammenhängt, aber
doch eigene Aussagekraft hat, daß die Stadt nicht nur (was an sich schon
schlimm genug ist) solches überhaupt tut, sondern damit ausschließlich
beschäftigt ist, sodaß sie keine Zeit hat, Maßnahmen für die Abwehr
Philipps zu treffen. Entscheidend ist, daß das mit δέ angeschlossene Glied
einen Gegensatz nicht zum ersten, sondern zum zweiten Gedanken dar
stellt: weil die Stadt ganz mit sich beschäftigt ist, hat Philipp unbegrenzte
Handlungsfreiheit. Den formalen Beweis für die Richtigkeit dieser Auf
fassung liefert die Paronomasie Ισται — έξέοται26, d .h . die Wieder
aufnahme des Verbs des zw eiten Gedankens in der Form eines Kompo
situms. Der Gegensatz erwächst also erst aus der Entfaltung des Gedan
kens; ein μέν am Satzanfang würde dagegen voraussetzen, daß die Anti
these schon dort planvoll eröffnet würde. Weitere Fälle von Einfügung
eines μέν sind §5 vor φρΟυμίας (FAY), 19 nach dem ersten lov (FAY),
33 nach εύχόμενοι (FAY2) (hier ist das δέ-Glied wegen des Singulars
ούδείς έπιχειρών auch formal nicht genau koordiniert); im übrigen vgl.
zum fehlenden μέν Rehdantz-Blass, Index 104.
Man kann die bisher betrachteten Fälle unter den Gesichtspunkten der
Verdeutlichung und Normalisierung zusammenfassen und mühelos
w eitere Stellen anfügen (z. B. die Ersetzung der erlesenen, gut für
Demosthenes bezeugten29 Konstruktion §27 είς τάς έπιοχολάς γράφει
durch die gewöhnlichere έν ταϊς έπισχολαϊς γράφει [FAY] oder die eines
allgemeineren τούτων § 2 durch ein etwas papieren wirkendes τού ταύθ*
ούτως έχειν [FAY], usw.). Nicht selten juckt es den B earbeiter aber auch.
der Hauptakzent liegt auf υμών αύτώ ν; die Antithese ist klarer (und lapi
darer), wenn jedes Glied nur ein Partizip hat; schließlich enthält αΐτιάσθαι
als terminus für gerichtliche Anklage bereits in sich eine Steigerung gegen
über έγκαλεΐν. Mir scheinen die Argumente für die Kurzfassung zu über
wiegen. §43 bieten FAY statt des schlichten Ausdrucks λογίζεαθε δη
προς θεών, τίς κτλ. von S die doppelt erweiterte Formulierung λογίζεσθε
δη προς Δ ιός καί (Δ ιάς καί om. Υ) θεών και θεωρείτε (καί θεωρείτε
om. Α) παρ' ύμίν αύτοϊς, τίς. Für die längere Schwurformel bietet der
Index von Rehdantz-Blass 133 zahlreiche Parallelen, auch sind ähnliche
Doppelausdrücke für ,überlegen/betrachtena gut belegt (vgl. 21,73
σκέψασθε δή πρός Δ ιός καί θεών, ώ άνδρες Α θη να ίο ι, καί λογίσασθε
παρ’ ύμίν αύτοϊς33, ferner 8,18; 20, 87.163). Immerhin kommt die Ver
bindung θεωρείτε παρ' ύμίν αύτοϊς bei Demosthenes nicht mehr vor,
und die Auslassung einzelner Glieder der volleren Fassung in zwei Hand
schriften lassen doch erhebliche Zweifel an ihrer Echtheit aufkommen. Es
kommt hinzu, daß cs sich hier um formelhafte Wendungen handelt, die
jedem mit Demosthenes Vertrauten geläufig waren und bei denen eine
Vervollständigung nach anderen Stellen (z. B. 21,73, aber es braucht gar
kein genaues Vorbild vorzuliegen) nahelag. So steht § 12 in SA v o o o ü o l
καί στασιάζουσι, was in FY noch um έν αύτοϊς (d. h. αύτ-) erweitert ist.
9 ,5 0 heißt es πρός νοσούντας έν αύτοϊς34, und bei σταοιάζειν ist die Er
weiterung um έν αύτοϊς, wenn auch nicht bei Demosthenes selbst, so
doch sonst mehrfach belegt (Xen. hist. Gr. 1 ,5 ,9 , Plat. reip.
465b)35. Solche Stellen konnten leicht zur Erweiterung inspirieren. Im
übrigen findet sich das Hendiadyoin νοοεΐν καί σταοιάζειν ohne Er
weiterung auch Plat. reip, 470c. Um das in sich vielleicht etwas schwache
νοσείν zu verstärken bot sich Demosthenes entweder, wie hier, die Er
weiterung um σταοιάζειν oder, wie 9,50, die um έν αύτοϊς an. Dem
Bearbeiter genügte dies jedoch nicht: er wollte beides.
Der Gesichtspunkt der Ergänzung nach einer bestim mten anderen Stelle
ist §53 zu berücksichtigen, wo eine Formulierung der zuvor im gleichen
Jahr gehaltenene Rede 8, §61, fast wörtlich aufgenommen ist:
9,53 8,61
ότι ούκ ένεσα των τής πόλεως ού γάρ έστιν, ούκ Ιστιν τών έξω
έχθρών κρατησαι, πριν δν τούς της πόλεως έχθρών κρατήσαι, πριν
έν αύτή τή πόλει κολάσηθ5 ύπ- άν τους έν αύτή τή πόλει κολάσητ*
ηρετούντας έκείνοις. έχθρούς.
FA (nicht jedoch Y) haben 9, 53 konform mit 8,61 vor τής πόλεως noch
έξω, und FAY am Ende statt έκείνοις: έκείνψ, Rehdantz-Blass halten das
έξω auch 9,53 für unbedingt notwendig, während Inner 117 (ohne diese
Variante überhaupt zu erwähnen) sich für έκείνψ stark macht (was
wiederum Rehdantz-Blass nicht aufgenommen haben). Bei unbefangener
Betrachtung erweist sich der Text von SY als durchaus sinnvolle Abwand
lung der Formulierung von 8 ,6 1 (das Richtige hat schon Weil gesehen):
έξω ist nur dann notwendig, wenn, wie 8, 61, auch die Philippanhänger in
der Stadt als Feinde bezeichnet werden. 9 , 53 fehlt jedoch dieser O ber
begriff: den »Feinden der Stadt* (die sich natürlich außerhalb der Stadt
befinden) werden die gegenübergestellt, die sich in der Stadt zu deren
Werkzeug machen - eine in sich folgerichtige Antithese, bei der sich die
beiden Abweichungen wechselseitig bedingen (auch έκείνοις ist dabei
notwendig, έκείνψ ist eine Banaltsierung, wohl nach § 56 πάνθ^ ύπηρετοΰν-
τες έκείνψ). Das έξω ist also aus 8,61 hier falsch eingefügt worden.
(Umgekehrt bieten FAY und S von jüngerer Hand 8 ,6t nach έχθρούς
noch ύπηρετοΰντας έκείνψ und eine längere weitere Ergänzung, das
erster« klar nach 9, 53.)
Es ist nun an der Zeit, den Blick geschärft durch die voranstehenden
Beobachtungen, sich den Fällen zuzuwenden, in denen die Vulgathand-
schriften gegenüber S einen Überschuß an ganzen Satzgliedern aufweisen.
§ 38 liest man in S und Y : τόν ouv καιρόν έκαστου τών πραγμάτων, ον ή
τύχη και τοίς άμελοΰσι κατά τών προσεχόντων36 πολλάκις παρασκευάζει,
ούκ ήν πρίασθαι παρά τών λεγόντων ουδέ τών στρατηγούντων. FA
(und von jüngerer Hand S) haben hier zwischen προσεχόντων und
πολλάκις noch die W orte καί τοϊς μηδέν έθέλουσι ποιεΐν κατά τών
πάνθ’ ά προσήκει πραττόντων. Es geht darum, daß die Griechen früher
nicht bestechlich waren, man also die Vernachlässigung des rechten Zeit
punktes von ihnen nicht kaufen konnte (vgl. Weil z. St.). Von diesem
rechten Zeitpunkt heißt es im Relativsatz, daß ihn die Tyche selbst den
Nachlässigen gegenüber den Wachsamen an die Hand gibt - eine all
gemeine Sentenz, die aber vielleicht einen Seitenhieb auf die gegenwärtige
Situation enthält. Die nur in FA überlieferten Worte bringen gegenüber
dem ersten Glied nichts Neues, sondern wiederholen dessen Formulierung
nur in einer etwas umständlichen Weise, mit Wendungen, die Demosthenes
ähnlich mehrfach gegenüber den Athenern gebraucht (z. B. 9,67 μηδέν <bv
προσήκει ποιεΐν έθέλοντας u, a, m .37). Weil bemerkte scharfsinnig, der
Zusatz enthalte einen Widersinn, da „pour qui ne veut rien faire, toutes
les occasions sont perducs“ . Ich möchte dem zustimmen (obwohl sich
natürlich darüber streiten läßt, wie weit man die Worte pressen darf). Es
gibt aber noch andere Verdachtsgründe38, und zwar 1. der Zusatz wieder
holt eine prägnante Formulierung m it banaleren, ähnlich auch sonst bei
Demosthenes vorkommenden W orten; 2, bei dem Relativsatz handelt es
sich um eine Nebenaussage, die eine so starke Ausweitung — um nicht zu
sagen «Auswalzung* — schwerlich verträgt39; 3. (diesem Argument messe
ich besondere Bedeutung zu) das καί vor τοΐς άμελοΰσι ist steigernd;
wenn nun noch ein weiteres Glied mit καί angeschlossen wird, entsteht
Unsicherheit, ob es nicht als zu diesem korrespondierend aufgefaßt
werden muß (auf die Steigerung kann aber nicht verzichtet werden).
Andererseits bedarf auch τοΐς μηδέν έθέλουσι ποιεΐν einer Steigerung; sie
fehlt - denn die Kraft des ersten καί reicht nicht bis ins zweite Glied —
und dies Fehlen ist ein deutlicher Hinweis, daß die Worte nicht echt sein
können40 (ebenso wenig ist natürlich an einen nachträglichen Zusatz des
Demosthenes zu denken).
Wenig früher, zu Beginn von § 37, bieten die gleichen Handschriften FA
(und S von jüngerer Hand) gegenüber SY den Zusatz οδδεν ποικίλον
ούδέ σοφόν, άλΧ ότι41; der Zusatz fehlt auch bei Aristid. rhet. 1,13
p .8 ,2 Schm.42 und 1,24 p. 13,9, doch scheint ihn Aelius Aristides
or. 16 p. 2 4 6 ,17J. (1,399 Ddf.) ώς öfe και ήμεΐς νΰν ούδέν ποικίλον
ούδέ σοφόν λέγομεν πρός ύμάς gekannt zu haben. Die Entscheidung
hängt ganz vom Kontext ab § 36 ab, der hier nicht in extenso abgedruckt
werden kann. Der Abschnitt setzt ein mit der Frage τί οδν αίτιον
τουτωνί; (daß Philipp in Griechenland frei schalten und walten kann.)
Nicht ohne Grund seien die Griechen früher anders eingestellt gewesen als
jetzt. Die Darlegung dieses Grundes beginnt Demosthenes emphatisch
und zugleich geheimnisvoll mit den Worten ήν τι τό*, ήν ώ άνδρες
Α θ η ν α ίο ι έν ταίς τών πολλών διανοίαις, δ νΰν ούκ Icruv. Was dies war,
wird dann in einem mehrere Zeilen langen Relativsatz — nicht etwa be
stimmt, sondern in seiner Auswirkung gezeigt: damals, als es da war, hat
es Griechenlands Freiheit bewahrt, jetzt, wo es fehlt, geht alles drunter
und drüber. Die Spannung des Hörers ist nunmehr auf das äußerste
gestiegen: er will endlich wissen, was das war. Vor der Antwort gibt
Demosthenes dem noch einmal in der bohrenden, das ήν τι τότε auf-
45 Nach Αρχειν noch άει FAY und $ von jüngerer Hand, nach dem folgenden ή noch και
FY; beides kaum echt.
44 Vgl. PI«. Phaedr. 236b etneiv παρά την έκείνου σοφίαν έτερόν τι ποικιλώτερον u. a. m.
72 Winfried Buhler
Nach διδψ bieten SF und Y von 2. Hand am Rand noch ein - überflüssiges - δίκας,
zwei Handschriften von Harpocr. I. c. δίκην.
Mit Recht setzen Weil, Rehdantz-Blass und Fuhr nach Ατιμίαν keinen vollen Punkt,
sondern eine Ανω στιγμή. — Die durch den Zusatz sich ergebende Verdoppelung des άλλ'
auf so kurzem Raum ist ein weiteres Verdachtsmoment.
f2 Irmers Vorschlag (68ff.), τίνος als Frage nach dem Urheber der βουλή aufzwfassen (Ant-
w o n : 6 δήμος), halte ich für völlig abwegig.
74 Winfried Buhler
M Die Hypothese Weil* (aufgenommen von Butcher und Crotset), am Ende von § 7 liege
eine Kontamination zweier Fassungen vor, überzeugt mich nicht.
Tendenzen nachdemosthenischer Bearbeitung der 3. Philippischen Rede des Demosthenes 75
** Das an sich Demosthenes wohl zuzutrauende Wortspiel κατέχει; έχει (»gl. Rehdantz*
Blass, lndez 38f.} wirkt im Zusammenhang der Kette mit vorangestelltem Verb eher
störend.
s* Fast jeder Kommentar und Übersetzer hat eine andere Auffassung. Rehdantz-Blass
streichen ήβη.
** Φιλίππου S und s. 1. F: -ψ AYF, S »on jüngerer Hand und pap. Mich. Der Dativ ver
teidigt von limer 174.
57 Für die Echtheit tritt Inner 126f. ein.
76 Winfried ßiihler
*° AU ή μεγίστη των κατά Φιλίππου δημηγοριών bezeichnet sie Dion. Hai. Thuc. S4
p- 415, 8 U.*R. Die» Urteil gilt auch heute noch uneingeschränkt.
41 Alexandrinische Beschäftigung mit Demosthenes weist nach M. Lossau, Untersuchungen
zur antiken Demosthenesexegese, Bad Homburg u, a. 1964 (Palingcncsia 2}.
6i Index der behandelten Stellen in der Reihenfolge der Rede:
S 1: S. 64,67---- 2: 66.74-----5: 65“ -----6/7: 74-----9: 63“ -----12 : 68---- 14 : 6 7 /.— 15:
65— 17: 65 — 18: 63“ — 19: 63— 20: 67.74/ — 24: 63— 26: 73---- 27: 66-----31:
6 7 — 32: 73 — 34; 6 tf . — 37 : 70ff. — 38 : 69f. — 39 : 72 — 40 : 60· — 41:
6 3 fJ t ---- 42 : 62‘*---- 43 : 68-----44: 6 2 / 72/.---- 45 : 62---- 46 : 7 3 / ---- 47 ; 64-----48:
63.64 ---- 53: 6 8 / — 58, 65, 71, 72, 73, 76 ; 7 5 /
Korrekturzusatz;
Die hohe Qualität von S verteidigt gegen Irmer soeben auch F. Wankel, Demosthenes,
Rede für Kusiphon über den Kranz, Heidelberg 1976, Einleitung (1. Halbbd.) 66ff.,
wobei er jedoch die 3. Rede gegen Philipp als Sonderproblem heraushalten möchte.
HANS GÄRTNER
* Die folgende Skizze bietet im wesentlichen eine Zusammenfassung des 3. Kapitels meiner
ungedruckten Regensburger Habilitationsschrift von 1970. — Die Demetrioszitate be
ziehen sich auf die Ausgabe von L. Radertnacher, Leipzig 1901 ( - Stuttgart 1967).
1 Alle Versuche, Kenntnis und Benutzung der Schrift etwa bei Lollianos oder Hermogenes
nachzuweisen, sind unverbindlich geblieben. Dasselbe gilt wohl auch im falle des Lachares
(frg. 2 Studemund = Rhet. Gr. V II930,26-29 Walz) —Demcir. 2, wo O . Schissei, Philol.
82, 1927, 181 ff., Abhängigkeit vermutete,
1 Phoibammon in der Vorrede zu Hermog. n. löeoiv (Proleg, Syll. Nr. 28, p. 377, 12-14
Rabe * VII 9 3 ,9f. Walz) und Ammonios im Prooemium zu Ariscot. de interpr. (CAG
IV 5, p. 4, 2 9 -5 ,1 Busse). Während Phoibammon den Autor, in einer Aufzählung zu
sammen mit Dionys von Halikarnaß und einem so gut wie unbekannten Hipparchos, in der
Form 6 ΔημήτρίΟς einführt und damit wohl zu erkennen gibt, daß er ihn für den Phalercer
hält (vgl. H, liers, De aetate et scriptore libri qui inscribitur Demetrii Phalerei ΠΕΡΙ
ΕΡΜ Η Ν ΕΙΑ Σ, Diss. Breslau 1880, 6; G. Μ. A. Grube, A Greek Critic: Demetrius Qn
Style, Toronto 1961. 55), scheint der Zusatz des Ammonios 6 tö περί τής λογογραφικής
Ιδέας βφλίον σνγγράψας καί σύτος αύτό Ιπιγράφας Περί έρμηνείας (die früheste
Bezeugung der selbständigen Form des Titels unserer Schrift!) eher darauf zu führen, daß er
über die Identität zumindest im Zweifel war (anders Liers und Grube a. O.).
3 B. Keil, Pro Hermogene, NGG 1907, 220.
* Uber diese Handschrift und ihre Geschichte zuletzt ausführlich D. Harlfinger-D. Reinjch,
Die Aristotclica des Parisinus Gr. 1741, Philol. 114, 1970, 28ff.
Zur byzantinischen Nebenüberlieferung von Demetrio«, Περί ίρμηνείας 79
* Mir sind 39 Handschriften des 15.-17. Jh.s bekannt, darunter 6 fragmentarische und
Exzerpt-Handschriften. Einige wenige gehen nicht auf P, sondern auf eine selbständige,
freilich P sehr nahestehende Vorlage zurück. Hinzukommt eine unvollständige lateinische
Version des 13. Jh.s in einer Handschrift der Universi ty of Illinois (B. V. Wall, A Medieval
Latin Version of Demetrius’ De Elocutione, Washington 1937).
4 Neben den in Anm. 5 erwähnten Spuren liefert vor allem das Vorkommen zweier Text
fassungen in P (Grundtext P1, Varianten Pa) einen deutlichen Hinweis darauf. Die richtige
Beurteilung des Sachverhaltes bereits bei Rädermacher (p. Vf.); ein ausführlicher Ver
gleich sämtlicher in Frage kommender Stellen bestätigt seine Einschätzung.
’ Unberücksichtigt bleiben hier einige - nicht immer eindeutig zuweisbare - sporadische
Verweise auf Dcmctriossteilen, wie sie bei Maximos Planudes (V 366, 2 - 4 . 407, 7 -2 7
Walz) und in mehreren anonymen rhetorischen Lehrschriften, vor allem solchen zur
Figurenlehre(VII64,25 - 27.846, 12 - 847, 26. 762,8-12 Walz; ferner I I I 111, 2 1 -1 1 2 , 2.
114, 1 -6 . 117,16-18 Spengel) vorliegen.
9 Den Nachweis der Unechtheit führte E. Bürgi, Ist die dem Hermogenes zugeschriebene
Schrift Περί μεθόδου όεινότητος echt?, Wien. Stud. 48, 1930, 187ff. 49, 1931, 40ff.
9 Über ihn F. Scheidweiler, Studien zu Johannes Geometres, Byz. Ztschr. 45, 1952, 277ff,,
bcs. 300 f. Vgl. H .-G . Beck, Kirche und theologische Literatur im byzantinischen Reich,
München 1959» 553 f.
*° Rhet. Gr. VII 1090-1352. - Zur Abhängigkeit mancher Partien im Kommentar Gregors,
darunter auch der Demetrioszitate, vom Kommentar des Johannes Geometres vgl,
Th. Gerber, Quae in commentariis a Gregorio Corinthio in Hermogenem scriptis vetustio
rum commentariorum vestigia deprehendi possint, Diss. Kiel 1891.
80 Ham Gärtner
11 Oratores Graeci VIII, Leipzig 1773, 877ff. Vgl. auch unten Aiun. 18!
li Georgios ist vielleicht sein ursprünglicher, Gregorios sein nachmaliger (Mönchs-)Name
gewesen. Der Familienname wird u. a. im Cod. Paris, gr. 1969 genannt. Uber sein Leben
und Wirken vgl. J. K. Bogiatzides, Γρηγό^ιοι Μητροπολΐται Κόρινθόν, Byz. Zuchr.
21, 1912, 145 ff. A. Kominis, Gregorio Pardo, metropolita di Corimo c Ia sua opera,
Roma I960; ergänzend D. Donnet, Pr&tsions sur les Oeuvres profanes de Gregoire de
Corinthe, Bull, de Einst. hist. Beige de Rome 37, 1966, 81 ff. Ein knappes Referat des
spärlichen biographischen Materials auch in Donners Ausgabe von Gregors Schrift Περί
συντάξεως λόγου, Bruxelles 1967, 13 f.
11 Die Bemerkungen tragen den Charakter des Vorläufigen; dies vor allem deswegen, weil
ihnen nur Teilkollationen (an Mikrofilmen) zugrundeliegen.
11 Vgl. A. M. Bandini, Catalogus Codicum Graecorum Bibliothecae Mediceae Laurentianae
II, Florenz 1768 (= Leipzig 1961), 339ff.: ,bombycinus, folio max.‘ Die Handschrift
enthält auf ihren 412 Blättern weitere rhetorische Schriften, darunter solche des Johannes
Doxapatres, Hermogenes (η. σχάσεων und n. εύρέσεως mit Kommentar) und Johannes
Sikeliotes (Kommentar zu Hermog- Π. Ιδεών).
ls Beschrieben von H. Hunger, Katalog der griechischen Handschriften der österreichi
schen Nationalbibliothek 1: Codices historici. Codices philosophi et philologici, Wien
1961, 148 f. Diese Papierhandschrift (Format 330 x 220/25) enthält auf ihren 362 Blättern
außerdem noch den Aphthonios-Kommentar des Johannes Doxapatres.
14 Das Abhängigkeitsverhältnts hat schon Walz (vgl. VII t088f.) bemerkt, jedoch vor
wiegend anstelle von La den - viel besser lesbaren — Vindobonensis reproduziert» nicht
immer zum Voneil seines Textes. So fehlen z. B. bei Walz VII 1180, 29 nach ζητσύμενσν
die vom Schreiber des Vindobonensis übersehenen, da in La am Rande von erster Hand
nachgetragenen Worte μάλα ήθικώς καί έναργώς τόν te άγγελον έμφήνας άκουσίως
λέγοντα καί tfjv συμφοράν άησγνέλλονχα καί tf|v μητέρα eie Αγωνίαν έμβαλόντα, - Als
besonders folgenreich erwies sich die Bevorzugung der Abschrift in dem berühmten
Hekauioszitat Demetr. 12 (FGrHist 1 F 1): La hat, wie die gesamte übrige Überlieferung
auch, die richtige Fassung . . . ώς έμοί φαίνονται, είσίν, nur ist ώς durch ein Kürzel be
zeichnet, das vom Abschreiber als καί mißdeutet worden ist. Den fehlerhaften Text griff
Walz auf und .korrigierte* ihn zu . . . καί έμοί φαίνονται (καί) είσίν. Diese vermeintliche
Variante, als solche durch die undeutliche Notiz im kriüsdien Apparat (,καί Vind. om.‘)
scheinbar erwiesen, gelangte in Radermachcrs Text und immerhin noch in Jacobys
Apparat, obgleich bereits Gerber (a. O. 16 Anm. 1) auf den Irrtum aufmerksam gemacht
hatte.
Zur byzantinischen Nebenüberlieferung von Demetrio«, Περί ίρμηνείσς 81
17 Bandini a. O. I89ff.: ,pap. folio'. Auf seinen 292 beschriebenen Blattern findet sich ein
buntes Gemisch von Schriften verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Neben
weiteren rhetorischen Traktaten (Menandros; Inhaltsangaben demosthenischer Reden)
gehören dazu Reden (Polemon der Sophist; Theophylaktos von Bulgarien), das O no
mastiken des Pollux und Polyaens Strategemata.
18 Dieser von Reitke benutzte Codex ist beschrieben bei J. Chr. L, Baro de A retin-J, Hardt.
Catalogus codicum. manuscriptorum Bibliothecae Regiae Bavaricae I. München 1806.
538ff. Die Papierhandschrift enthält noch u. a. die Eutrop-Ubersetzung des Paionios und
Memnon-Exzerpte. Seine Abhängigkeit von Lb blieb trotz durchgehender Übereinstim
mung beider Fassungen unbemerkt, weil zahlreiche in Lb von späterer Hand am Rande
notierte Stücke aus einer reichhaltigeren Rezension nicht in den Monacensis übernommen
worden sind und weil hier die Synopsis (VII 1349-1352 Walz) fehlt, obwohl sie in Lb
vorhanden ist. Dort folgt sie freilich auf die Worte τίλος τού περί μεθόδου δεινότητος, so
daß der Kopist denken konnte, das Weitere gehöre zu einer anderen Schrift.
14 P. A. Revilla, Catälogo de los Codices griegos de la Bibliotcca de El Escorial I, Madrid
1936, 522f.: Petgamemhandschrift mit 267 Blättern im Format 240 x 221. - Vgl.
H. Rabe, Aus Rhetorenhandsdiriften 6., Rhein. Mus. 63, 1908, 512. Der - prachtvoll
geschriebene - Codex enthält nur Schriften des Hermogenes mit umfangreichen Marginal
scholien aus mehreren Jahrhunderten -
10 J. M ercati-P. Franchi de' Cavalieri, Bibliothecae Aposiolkae Vaticana* Codices manu
scripti recensiti 1, Roma 1923, 126: Papier, 256 X 170, 420 Blätter. Sein Inhalt besteht aus
rhetorischen Schriften verschiedener Zeiten (u. a. Aphthonios; Hermogenes, dazu Scholien
des Georgios Diairetes; Romanos Sophistes),
21 Die Schäden wurden teils durch den Brand vom Jahre 1671, teils durch Wasser hervor-
gerufen. Nachträglich wurden die Ränder der Handschrift unter Textverlust beschnitten. -
Mikrofilmaufnahmen verdanke ich der freundlichen Vermittlung von P. G. Schmidt/
Güttingen.
21 Ohne den Zusatz έρμηνεΕα kehrt diese Überschrift wieder in einer - wohl von Ec bzw.
dem Vaticanus abhängigen — Gruppe unvollständiger Gregor-Handschriften, die nur den
Anfang de« Kommentares bieten. Da sie keine Demetrios-Zitate enthalten, bleiben sic
außer Betracht. Es handelt sich um den Vatic. gr. 14] (13./14. J h .; sein Text reicht bis VII
1109, 24 Walz τό μ*ν πρώτον), Ambros, gr. 738 (S 90 sup., 16. Jh.; sein Te*t, wie auch
82 Hans Gärtner
der der beiden folgenden Codices, endet schon VII 1107, 9 Walz ή λίχνοις), Salamine,
gr. 1-2-10 (16. Jh.), Mus. Brit. gr. 16D 12 (16. Jh.); zu ihnen gehörte auch der im Jahre
1904 verbrannte Taurin, gr. 236, den Walz, zusammen mit dem Vaticanus und dem
Ambrosianus, als einzigen Vertreter dieser Gruppe berücksichtigt hat. - Vgl. im übrigen
H. Rabe, Rhein. Mus. 63, 1908, 512f.
H Kominis a. O. 17. 64 f.
14 Vgl. H. Rabe, Rhein Mus, 63, 1908, 514 f. Auch in den Demetrioszitaten fehlen gelegent
lich einzelne Wörter (καί VII 1189, 16; 6έ 1213, 5 Walz), doch erklärt sich ihr Ausfall als
Flüchtigkeitsfehler: Die MzrginaJscholien von Ec bestehen fast durchweg aus Kürzeln und
sind in winziger Schrift geschrieben.
ls H. Rabe, De Christophori commentario in Hermogenis librum περί σχάσεων, Rhein.
Mus. 50, 1895, 242f., ferner Rhein Mus. 63, 1908, 5l6f. - Die starke Beschädigung der
Handschrift, deren letzte, weitgehend zerfetzte Blätter nur notdürftig repariert wurden,
und die Ursachen ihres gegenwärtigen Zustandes (Brandschäden im Zusammenhang mit
dem Bombardement von 1848, aber auch unsachgemäße Behandlung der Klosterbibliothek
durch die Mönche) beschreibt H. Rabe, Aus Rhetorenhandschriften 8., Rhein. Mus. 63,
1908. 529f.
“ H. Rabe, Aus Rhetorenhandschriften 5., Rhein. Mus. 63, 1908, 127ff.
Zur byzantinischen Nebenüberlieferung von Demetrios, Περί Ιρμηνεία; 83
Johannes Geometres
In allen Fassungen hätten wir, falls die Skizze das Richtige trifft, demnach
zwar mit Elementen aus Gregors Kommentar zu rechnen, ohne jedoch
seine ursprüngliche Gestalt in allen Einzelheiten sicher bestimmen zu
können. Immerhin mag aber deutlich geworden sein, daß die bei Walz ab
gedruckte Version, von den Flüchtigkeitsfehlern ganz abgesehen94, nur
einen Ausschnitt aus einem wesentlich reicheren Spektrum bietet. Zugleich
wächst das Bedauern darüber, daß Hugo Rabe seine umfangreichen Er
mittlungsarbeiten nicht mehr in allen Bereichen mit abschließenden
Editionen krönen konnte.
Welcher Gewinn kann nun, um auf den Ausgangspunkt unserer Bemerkun
gen zurückzukomihen, für recensio und Konstituierung des Demetrios-
Textes aus dieser NebenüberUeferung gezogen werden?
Mehrere Umstände beeinträchtigen gewiß die Verwendbarkeit des
Materials:
1. N u r relativ wenige Demetriosabschnitte liegen bei ,Gregor‘ vor; das ist
nicht verwunderlich, denn es interessierte die Kommentatoren ja nur das
auf den Bereich der δεινότης BezügUche.
2. Keine Stelle wurde völlig unverändert übernommen; manche Abschnitte
sind geradezu als Paraphrasen anzusprechen.34
34 Vieles wurde bereits von Gerber (13 ff. 42ff.) berichtigt und emendiert.
86 Hans Gärtner
17 Einzelnaehweise bei Gerber I3ff.; vgl. auch C. Hammer, BPhW 13, 1893, 457.
i# Vgl. das oben Anm. 28 zitierte Beispiel aus Demetr. 56! In der Ktesiasparaphrase Dcmetr.
216 wurden die Worte παρά τήν Παρύσατιν („mit Rücksicht auf Paryeads") verkannt und
infolgedessen verändert zu έλθών , , , πρός τήν Παρύσατιν. Im selben Abschnitt sind die
Worte tö 6ή λτγόμενον („wie man sagt“) mißverstanden und durch ζητούμενον ersetzt
worden.
Zur byzantinischen Nebenüberlieferung von Demetrios, Περί έρμηνείας 87
fol. 1 r 1—10 peccata libidinis? 1—4 infantis {sive in utero sive post panum) caedes;
5—10 incestum cum matre.
1—4 varie disputati, hoc unum pro ceno habemus, »Ilithyia ante lectum gemebat*: quod
aut ad infanticidium respicere potest aut ad aborti procurationem (cf Ov. Am. 2 .1 ). 21 $).
t κρυερώ[ν: α\ρ pap.: de gelidis aut translate de horrendis, aut θθ]λάμων aut κα]λαμών
possis; illud varie acceperunt viri docti, .cubile', .Ditis atria' (e, g. Soph. Am. 804 τόν
παγκσίταν . . . θάλαμον), .sepulchrum* (Kaibel, Ep. Gr. 241.4 κρυερόν . . . θάλαμον),
»corpus quod est animae tectum* (vid. Turcan I. c .; Kittel, Theol. Wb. z. NT s. v. obela,
ciri)voc). nos hic »cubile*, ut 5 ,torum*, coniugum vel amantium videmus. 1—2 (feri
νέρχερα θυμίκ] | ίπταχο Snell, cf ft 469, 857 s : nobis multo veri similius videtur. Ilithyiae
quendam collegam ,e thalamo scelesto lacrimabundum evolasse*, Erotem fortasse aut
Hymenaeum. 2 ad όακρυχίων (vocem compositam) vid. M. Leumann, Homerische
Wörter 36; eadem sede A 357 ete; quinquies apud Nonnum. ( ) ficcQc _[; am* ö, fort, α
vel o; ad fut., q ( vel o( : (άπ]ό 6(έ) possis (ad 1 άπό μ(έ)ν), si ita, quid sequatur non
videmus nisi IcOtofc (Icfioc ii 94); sed nihil pro certo. 3—4 «πθ(_ιειψ(καδ [ (non θ [ ),
] tm v (non ]χ*μ*ν) legimus, supplementum ficjtevev haud evites; ergo άπορρίψαοα non ad
praegnantem respicit sed ad Ilithyiam; ergo corruunt plerumque, quae disputaverunt inter se
Setaioli et Nardi II. cc. 3 απορειψ pap. ad firt. *aca fi ( vel -ac ’ afi ( : post 6» potissi
mum ρ, fon. i, alia, supplementum non invenimus. Ilithyia laborem »perdidit*? questum
.emisit'? insigne .deiecit*? si hoc, cf X 406 τίλλε κόμην, άπό fife λιπαρήν έρριψε καλύπτρην;
Ilithyiae insignia sunt fax (Farneil, Cults ii 608), serta (Euphor. fr. 111 Powell), item quae in
monumentis videntur πόλος aut diadema. 4 Ε1[λ]εύθυια aut fort. ΕΙλύθυια. βταζομένη
να( , βταζόμένην <4 ·' *· illud, cf Opp. Cyn. 3. 156s (ursa) πριν τοκετοΐο μολεΐν ώρην, πρίν
κύριον ήμαρ, | νηόύν έξέθλιψε, ßuäccaxö τ’ Είλειθυίαε; si hoc, e. g. ά(πόπαυαν.
5 γα[αέροε αύτήο (Vogliano), γα[ςχρός frreCvnc. 6 ρειγ pap. de voce vid. Livrea ad
Ap. Rhod. 4.1343, άρουραν: Aescb, Sept. 752 μαχρόε άγνάν cneipae άρουραν etc. ad fin.
e. g. [, ήν γενετήροο Maas.
90 H. Uoyd-Jon« « Ρ. j. Parsons
....I X
....]ν.[
].δ* έ κ έ λ ε υ ς [] έκάοτη
]ioiciv Ιμα[ ]v
(4) κ]εύθεα νυκ[τ0]ς έρεμνής
y> ],ν Ικάτερθε 61 πάντη
] ωρ έλεεινάν ΙεΙεαι
π)ολύ?τονον ένθα νέμοντο
]ψνυχε€ εΐλαπιναεταΐ
(10J ].c[. Jo c έΰχηώτες
» ]α [ Jepoevtec * Egom c
].X[.Jct δ Ι Κύπριδοο εύνήν
].6ε[ ] άρτι ταθεΐςαι
] ..[ ] .μ .[ ]**.© ..[ 27*3
27 fort. 1c δ ’ .
έκ!λακ[εν] vel -e[ccv]; έκάοτη vet έκάστη. fort, itenitn de iudicc: έκέλευο[εν] £k6 ctq . . .
nXqyaic φον]ίο«:ιν IpiSJcceiJv. 28 fort. Ιμ pap. Lp0(ci]v Vogliano, spatio brevius, de
Furiarum flagellis e. g. Verg. Aen. 6. 558, 570; Dieterich, Nekyta 58. 29 ita recte Thitr-
felder; ερεμνης ex ερημτκ corr. pap. de sede Furiarum: cf Orph. H. 69. 3 ύπ6 icribeciv
obc£’ έχοικαι. 30 post «κατερθε, aut [ .] . a u t . ; deinde επαντη legimus. 31 ) .« p :
potissimum ι, η, v, π dispicimus, sed nihil pro certo: κέ]λωρ’ Keydell (cf Hesych. II p. 459
Latte κέλωρ* φωνή; P Cairo Masp. II 67151. 249 κέλωρα): 1]χώρ Merkelbach (cf Apocal.
Petri 26 τόπον . , . έν φ ό ίχώρ καί ή δυαοόία ιώ ν χολαζομένων χατερρεε: ubi tamen
Ιχώρ non sanguinem valet sed tabem purulentam, vid Bauer, WbNT s. v.}. ad fin. ΐει pap.
32 e. g. λειμώνα nJoMctovov Merkelbach. 33 κρατερ)ώνυχί« Keydell; k 218 λύκοι
κρατερώνυχεο ήδέ λέοντετ de volturibus carnivoris cogitat Keydell; cf Aesch. PV 1024
(de aquila) άκλητός ίρπων δαιιαλεΐ» πανήμερο«;; ct certe sunt apud infernos tot milia
portentorum, cf Dieterich, Nekyia 46 ss. sed nos potius ad Harpyas respicimus, Tartari
custodes (Pherec. fr. 5 DK), Erinyum socias (Verg. Aen. 6. 289, cf 0 77 s, Aesch. Eum. 48*);
si recte, 31 1]χώρ, 33 γαμήι}ώνυχεϋ scribendum, ad Verg. Aen. 3. 216 s foedissima ventris /
proluvies uncaeque manus. 34 έετηώτεΰ masculine, contra 31 Ulcai; si re vera cohaerent
30-33, nova hic tortorum familia inducitur, id est Amores. 35 ]α π(τ]ερόεντε€ vel )αι
[ni]eo6m ec (Vogliino) possis; item x]al [Ιμ]ερόεντεο (= Agath. Schot. AP 5. 278 (277). 1).
sed quid Amoribus cum Averno? beatorum certe epulis ministrant, quod in monumentis
videmus (F. Cumont, Recherehes sur le symbolisme funiraire des Romains 202 , 296, 336):
at beatis alter erit in hoc carmine locus (97$$). si autem umbras etiam hi discruciant, mirum
munus et quoad repperimus inauditum; nisi quod in vasibus depinguntur malleo vel flagello
armati et insectantes (Greifenhagen, Griechische Eroten 57s). nodum sollerter solvit
C. W. Macleod; etiam apud infernos sedem habere ,mala mentis gaudia' (Verg. Aen. 6» 278),
etiam post mortem vitia vitiosos torquere, libidines ergo libidinosos; eadem ratione Danai
dum cribra, Tityi volucres Intellexisse doctiores (Piat. Gorg. 493 B, Lucr. 3. 984ss), tam
quam poena peccati imago fuerit. 36 prob. κατ]έχ[θυ)«. 37 [ ]_: aut [,]c aut c
possis, ταθειεαι potius quam τεθειεαι. 38 ].μα[ potius quam ] .μ ί{ . 6)ικερω(τ-
Vogliano: sed t vix legitur, potius o: e. g. -]vc όροω{
92 H. Lloyd-Jon« et P. J. Parsons
0*> ]$λλαχο[
♦ο ].υνες.[
]ocaK@aß{
] söovtocf
]υτοιογα[
<») ]ενονα ρ [
« ]y[
]ναλλ(
ifoi.2 rj ö c bk κ α ε ΐ.[γ } ν ή ΐφ φ ό ν ο ν . [ . . , ] c e v . . . [
δ ώ μ α τ α μ [ο ]ΰ ν ο ο 6χη [κ α ]1 χ ρ η μ α τ .[
6 c Öfe φ £λη (ν] π α ρ ά κ ο [ ι ] τ ιν [ ,^ π ή γ α γ ε ν α ί
» δ ώ ρ α λ α β [ώ ]ν . δ δ Ι π α ϊ δ [ α κ ]α τ ή ο χ υ ν ε [
(S) μ ιε θ δ ν ά μ ε ιψ ά μ ε ν ο [ ε κ α ]κ ο μ η χ α ν [
ή δ η n e κςι[1] ν υ κ τ ί κ α ί ή μ α τ ι π ο λ λ δ ν α . [
χ ρ υ ο δ ν fevi μ μ ε γ ά ρ ο ι α ( ν ) ά π ή χ θ η ρ [ ε
κ α ι π ο τ ό [ ν ] , έ ν χ ρ υ ο φ bk κ υ κ ώ μ ε ν ο .[
μ ö c bk φ ίλ ο [ ν ] τ ι ν α φ ώ τ α κ α κ φ π α ρ $ δ ω [
59 Ιλλαχο[ν, -έλλαχο[ν 4 0 ] .:
fort, e, θ. 1]θύνεοκ(αν Vogliano. 41 ]oc άκρα β[εβηκ- {Vogliano) vel β[φα- (Treu).
42 ] .: γ, τ. Πυριφλ€]γέθονκκ: Merkelbach. 41 ά]λύτοιο Wyss, γάμ[ο«ι Merkelbach:
etiam JatmoiO possis, fort. γαν[. 44 [; fort. ε.
fol. 2r. 47—60 avarorum peccat» (cf Dieterich, Nckyia 176). hic fratrem occidit (47), ille
uxorem ille filium prostituit (49), alter amicum prodit (55).
47 4j[vu]c£v Snell: potius fort. ή[ρτψ εν, ad fin. ορ( dispicimus, e. g, &ορ{ι θηκτψ, sed ita
claudicat symaxis (47-8); δ<ρ[ρα κe ποτρέκ Wyss, ad sensum optime: fort, erravit librarius.
48 . (: α, ο. χρήματα [πάντα κομίζη V. d. Mühll. 49 [δ]πήγαγΒν (Wyss) ά[νέρι μοιχφ
(Mcrkelbach). de lenone marito vid. Mayor ad Juv. 1.55. 50 κ]ατήοχνν*[: ,prostituit'
non «paedicavit', de avaritia enim res agitur: ita recte Setaioli. κ]ατήςχυνέ[ν ποτ’ άνηβον
(V, d. Mühll) . . . κακομηχαν[ίηο άλεγεινήϋ (Scheidweiler); potius fort. κ]ατ(κχυνε(ν μέν
άνηβον . . . κακομηχαν] (η 6 ’ έπέχαιρεν. 52 cf ά 139 ήδη . . . tic . . . πέφατ’ etc,
άγίείρων Vogliano; etiam dut[o0poc possis; sed hic de ipso avaritiae scelere, non de avaro«
mm sceleribus poeta loqui videtur. 51 e. g. άπήχθηρ(εν μίν έδωδήν. cf Telet. p. 34. 9
Hense c. adn. 54 [: v, c, alia. e. g. κυκώμενσν [olov feuvev vel potius [löv imvev (Sen.
Thyest. 453 venenum in auro bibitur, Juv. 10. 25 nulla aconita bibuntur / fictilibus cft.
C. W. Macleod); etiam de κυκώμενος [&Xycctv εΰδει cogitavimus (Verg. Λen. 6. 610 divitiis
soli incubuere repertis, Norden ad loc. p. 288). 55 -fi* pap. παρέόω[κεν όλίθρψ
Vogliano.
Iterum de .Catabasi Orphica' 93
<»ι . ,,3.9ει1ΐ[
. .3.1..... [
deest aut nihil aut minimum
fol, 2v. 73 ss versus obscuri. 73—80 fort, de animarum cursibus: adveniunt aliae nuper
mortuorum (78), discedunt aliae iam Judicatae et castigatae (74$); 79$ semitae duae sed
ambo inamoenae (ergo non hic de Elysii Tartarique bivio agitur, potius fort, de discensu,
id est morte, et ascensu, id est incarnatione). 81—83 Judex mortuorum animas expendit,
sententias pronuntiat; oboedit (anima? apparitor?), vid. Turcan, Seiaioli (1970) U. cc.
73 & legimus (vix c). ύ[πό]«.κον Vogliano. 74 fort. κ]αΙ ave6ee[c] id est άναιδέε[ς],
deinde όλλά naXaifjc (Vogliano) [ [D ^ioc (Keydcll). 75 άγηνορίηο λελαθέοθαι Ap.
Rhod. 2. 150. 76 ovoi£ac[ legimus: dvafeacfa irjapfecn), γ]άρ &τη: Nonit. D. 22.201
ψνχή δ’ ήνεμόφοιτσο άναΐξαςα θανόντοο et saepius eadem sede. 77 fetfeQoc aut fort.
cJcpET^eac; vix €]ινγεράε. 79 öööc: vix £6oc. αύ(τ]ή, αύ[ι}η: αίι[τα]ί Wyss, spatio
longius. 80 fetlgqe? fon, etiam ], ,c ctpetfepqc (Thierfelder) possis, ad init, fort ],oc. ye
μέν: etiam γ ’ ίμεν possis. ή[εν] Wyss, spatio convenienter. 81 dvetguf recte Castiglioni:
M 433s tdAovta . . . dvfeXm, 82 dgfyQdta Merkelbach: Orph. Arg. 191 άρηρότα
μυβίζκθαι: etiam feit-, cuv- possis, ad fin. fort, ίνειμεν: non legitur kutev. 83 ] .: fon.
c. ad fin. e. g. όμφή (Thierfelder), αΐιδή. 84 0e6(c vei sim.? ] [: fort, δ, λ. 85 fort.
]μαμρεςαυ(: φ€ρου(αν, φ έ ρ ο ν τα ι? 17 fevOddc possis. 89 fon. ],xeov ex ]κ ρ ο ν
correctum, aut hoc ex illo; primo loco e, c, alia. 90 c. g. ]ην[ 91 vix ]εκΤν{
92 ] 4: c, t, alia.
Iterum de .Catabasi Orphica* 95
] uv
’)
}ων
j] *v«
deest nihil
J
i« in
(Μ) ].ε
].
].μΐ€Χ c
m ] θης
125 ) .: fort, ε, c.
η [; γ, π. [άνά] χθονΐκ: ήγ(αγε] νώτα Vogliano; χθσνόε νώτα Eur. ΓΓ 46, γαίηο δίψισ
νώτα Nonn. D. 1. 107. magis ad rem [ί>πό]χθονος ί^ α γ ε ν ] ώτα, «Retributio parti inferno
peccata renuntiat1? sed o b a ra fort, cxpectcs. 126 παμφαν]ύωντα Vogliano. 127 ] .:
fort, e: Yjevcfjc Vogliano, Thierfelder, ηι* pap. 128 άπευ)χομένη Keydetl. αλ(λ) legimus
(vel θλ[» ob[); vix owÖ. u« ex w* correctum. 12"? e. g. άμφέθετο, έεεαμένη θ]νητών
Vogliano. de tunica carnali vid. Zuma« Persephone 405s; Gigante, L’ultima tunica 15; Proci,
in Piat. Remp. II 182. 19s Kroll τών χιτώνων τών εκοτεινών. 130 Jci j civ ut videtur,
nisi fort, ci γ : e. g. -cfov)civ. ad fin. £[ε]10ρου Wyss, cf Φ 235 πάντα 4’ δρινε φέεθρα,
fort, spatio brevius; potius β[ερ]έθρον? 131ss cf S 563ss (campi Elysii), £ 4 3 -5
(Olympus), unde Lucr. 3. 19-22. 131 ούόέ νέφος (Treu) μελ]άνυ6ςον (Wyss).
[ojififfc recte Keydell. 132 fon. t), fort, τι vel sim.: e. g. &£3Ie]toc (Castiglioni),
ουδέ] Tic, ? , ( . ] . erat: primo loco potissimum γ, π; secundo potissimum γ, Θ, c, τ, φ (vix χ,
non β): έπ[εϊ]γεται. possis. άλλ(ά γαλήνη legimus: contextum ξ, 44 imitatur. 133 fort.
ή)ματα πάντα (Vogliano), cf ξ,46. 134 ] , : fort, α, λ. ε π ε ,: fort, γ, c, τ. fort, α, ο, ω.
vix 4περρώ(σντο, -(cavro. 143 fon.] Öfcpicrac.
η Η . Lloyd-Jones es Ρ, J. Parsons
<η\
].ω
J..
deest nihil?
deest nihil?
fol, 4r. 149 κα[ _}πεδ{ legens Vogliano. 152 τ' pap. fors, dices τ ’. oicei:t' legerat
Vogliano. 153 proh. πολλάκν. 155 &cev, <bc fv icoc*. 15& [ ; hasta verticalis.
έμμενα [, έμμονοι [. 157 [ :π [ vel fort. γ [. 15S fort. δαμν, 6αμνατ[. 159primo
loco potissimum η ; secundo ε vel fort, cj tertio fort, γ, Λ. Wjn(c)? 160 . [ : π, τ? si recte
legitur, cf Hesych. II p. 286 Latte ήμοροο άμοιροο. vüt ήνορεη[.
fol. 4v. 175 fort, IJcfls, deinde <ρυλ6ξ[ων, φύλαξήν etc. 177 δοίικων, fttdwteiv spatio
brevius.
Iterum de .Catabasi Orphica' 99
].ov δλητοα
j.aeÖXo.c
m i» ] νδρων
L
Jvl κένιρφ
ί.υχαο
Μ .Κ ,.οι
(10) t*S ] . . . clv
(u-24) ite-m nimis mutili
desunt w . c. 2 vel 3?
179 (·)αέθλθυο vel fort, -otc. 180 άνδρών, δ]ένδρων possis. 181 ] : aut
paragraphus aut littera longius producta (e. g. c). versus brevissimus: fort, novi capitis, aut
prorsus novi carminis, inscriptio. 182 &φρο)νι Wyss (Nona. D. 13. 146 etc); item
μείζθ]νι (D. 15. 292), oihtjvt (D. 4. 299); etiam ijvi, fe)vi etc; fort, de centro caelesti; cf 200ss
(astronomica?) 183 eOxdc, αΰχαο possis. 185 fon. ]oyciv.
fol. 5r. 200ss fort, de sideribus: 200 Taurus, 207 Pleiades, 208 Ursa. 200 tJgbQOv
possis. 201 αήεΰδε κυρ{ possis. 202 Wiccoy, öaccoyfr- «c. 203 fort. ο. X.
Ή φ α [« τ, ή φ .[ 204 ( : λ , χ. μοι, μοιχ(. 205 μή cdicoc, μή c* tbcoc. 207 πληή
recte Wyss. 208 prob, 6(ρ]κτον. 210 fort, efrt’ 6y ο (. 211 fort. örj[.
100 H. Lloyd-Jones et P. J. Parsons
o[ ] c m [
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(is) πρώτον μ§[
iis > τ η ν ..[
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...}ή ?κ ΰ φ ,[
(is-24) ίΐβ-«ϊ nimis mutili
desunt w . c. 2 vel 5?
OXONFAE
MARTIN L. WEST
* Vortrag, gehalten am 16. April 1977 im Rahmen einer Feier des Seminars für klassische
Philologie der Freien Universität Berlin zu Ehren des Jubilars. Der Verfasser dankt auch
an dieser Stelle Herrn Prof. Tilman Krischer, Berlin, herzlich für die Übersetzung des
englischen Originals Los Deutsche.
1 19 G ow -Page ~ AP IX, 26.
102 Martin L. West
Antipater drückt sich aus, als sei die Geschichte der griechischen Poesie
bereits abgeschlossen, als bliebe den Menschen seiner Zeit nur der Rück
blick und statt der Fortsetzung und der Entfaltung neuer Möglichkeiten
nur die Bewunderung. Und in der Tat: dreihundert Jahre hindurch hatten
sich die Dichter als Epigonen gefühlt, im Schatten einer großen Vergan
genheit stehend, die sie imitieren konnten, mit der sie sich auseinander-
setzen konnten, an der sie aber niemals vorübergehen konnten. Dieses
geradezu lähmende Bewußtsein der Tradition ist eines der besonderen
Kennzeichen hellenistischer Poesie. Jedermann wußte, so sicher wie daß
die Sonne im Westen untergeht, daß niemals ein anderer Dichter Homer
gleich sein wird oder eine Dichterin Sappho. Mochte man auch einen
Dichter preisen als zweiten Homer, nicht anders als man einen starken
Mann als zweiten Herakles feierte - das waren konventionelle Redens
arten, nicht ernst gemeint. Das Epitaph, in dem Nossis sich selbst Sappho
gleichstellt2, ist, wie ich glaube, nicht von ihr selbst, den eigenen Tod
vorwegnehmend, gedichtet worden, sondern von einem ihrer Bewunderer,
wie das häufig der Fall ist bei Epitaphien auf Literaten, deren Zweck es
ist, ein Urteil über die Person oder das Werk zu verbreiten. So Antipaters
Epitaph für Sappho: „Mein Name ist Sappho, und ich ragte heraus unter
den Sängerinnen wie Homer unter den Sängern."3
Diese anerkannte Vorrangstellung Sapphos unter den Dichterinnen hat
nicht nur deren Ehrgeiz eine Grenze gesetzt, sondern sie auch gewisser
maßen gebrandmarkt. Erinnas hexametrisches Gedicht ,Der Spinnrocken4,
die Epigramme der Nossis sowie ein anonymes Hexameter-Fragment auf
Papyrus, in dem eine Frau spricht4 - alle diese Gedichte weisen eine Bei
mischung äolischen Dialekts auf, die weder durch das poetische Genus
bedingt ist noch durch die Herkunft des Autors, sondern ganz einfach
durch dessen Geschlecht. Es soll betont werden, daß dies Frauenpoesie
ist, das Werk der Nachfolger Sapphos.
Ein Gedicht, das in der Anthologie des Johannes Stobaeus erhalten ist,
geht noch weiter in dieser Richtung5. Es handelt sich um einen kurzen
Hymnus auf Rom. (Absurderweise hat Stobaeus den Namen ,Rom‘ als
griechisch φώμα , Kraft4 mißdeutet und darum das Gedicht in den Ab
schnitt über Mannhaftigkeit gestellt.) Der Hymnus trägt den Verfasser-
namen »Melinno von Lesbos*. Er soll also von einer Frau stammen und
dazu von einer Frau aus Sapphos Heimat. Geschrieben ist er in einer
künstlichen Imitation des lesbischen Dialekts, die erheblich tiefer greift als
das äolische Kolorit der zuvor genannten Gedichte, wenngleich es dem
Kenner nicht schwerfällt, diese Sprache von dem echten Lesbisch Sapphos
zu unterscheiden. Im Metrum zeigt sich gleichfalls das Vorbild: Das
Gedicht ist in der sogenannten ,sapphi$chen Strophe* verfaßt, nach der
Sappho alle Gedichte ihres ersten Buches gestaltet hat. Dies ist ein
Curiosum, denn obwohl Catull und andere Dichter die sapphische Strophe
in lateinischer Sprache gebraucht haben, gibt es im Griechischen kein
weiteres Beispiel aus der Zeit nach Sappho und Alkaios, ausgenommen
eine Fälschung, die ein Werk Sapphos zu sein beansprucht6. Der Autor
des Hymnus auf Rom bemüht sich also energisch, als eine neue Sappho zu
erscheinen. Das Ethnikon »aus Lesbos* ist Bestandteil dieses Anspruchs
und braucht nicht für bare Münze genommen zu werden. Es war sozu
sagen üblich, daß Dichterinnen von Lesbos kamen; so behaupten einige
Quellen, daß Erinna aus Mytilene stamme, und der gleichen Verwechs
lung begegnen wir bei Nossis7. Ich schließe nicht aus, daß auch der Name
Melinno fiktiv ist. Wir begegnen ihm nicht im täglichen Leben (wenn
gleich eine Meüno mit einem n in einer Inschrift auftaucht)7*, und er sieht
eher nach einer künstlichen Bildung aus. Sappho hat ein Mädchen namens
Gyrinno gefeiert, Nossis ein Mädchen namens Melinna. Außerdem klingt
in Melinno μέλος ,Lled* an, und das Element -iw - läßt uns an so be
rühmte Dichterinnen denken wie Corinna und Erinna. Es dürfte schwer
fallen, einen Namen zu erfinden, der stärkere Assoziationen bezüglich
Frauenpoesie erweckt.
Das Gedicht ist schwer zu datieren. Stil und Sprache geben wenig
Anhaltspunkte. Aus allgemeineren literargeschichtlichen Gründen scheint
die Zelt Hadrians das letzte mögliche Datum für solch eine Übung in
archaischem Metrum und Dialekt. Die sicherste Basis für die Datierung
liefert die in dem Gedicht ausgedrückte Empfindung und Haltung Rom
gegenüber:
„H eil dir, Rom, Tochter des Ares, goldumgürtete kriegerische Königin,
die du wohnst auf einem stolzen irdischen Olym p, der ewig unzerstörbar
ist. D ir allein. Ehrwürdige, hat das Schicksal die königliche Glorie
unbesiegbarer Herrschaft verliehen, auf daß du lenken mögest mit könig-
lieber Macht. Unter dein hartes Joch ist gespannt die Brust der Erde und
der grauen See; mit sicherer Hand lenkst du die Städte der Menschen. Die
Macht der Zeit, die alle Dinge zerstört und Leben wieder entstehen läßt in
anderen Formen zu anderen Epochen, dir allein füllt sie unentwegt die
Segel mit dem Wind der Herrschaft. Denn du als einzige von allen bringst
die stärksten Krieger hervor, läßt sie emporsprießen wie die ährenreiche
Frucht der Demeter aus den Feldern.“
Roms Herrschaft über Land und Meer wird gefeiert seit Lykophrons Zeit,
und so haben einige Gelehrte unsere ,Melinno‘ ins zweite oder gar ins
dritte Jahrhundert vor Chr. zurückdatiert. Andere haben lieber an das
erste Jahrhundert nach C hr. gedacht®. Es war vermutlich nach Claudius’
erfolgreicher Landung in England im Jahre 43, daß Alpheios von Mytilene
in einem Epigramm schrieb: „Schließ die Tore des Olym p, Zeus, bewache
die Burg des Himmels; Meer und Erde sind bezwungen von Roms Speer,
nur der Weg zum Himmel wurde noch nicht beschritten."9 Bei .Melinno*
freilich liegt der Ton mehr auf dem etablierten, Jahrhunderte dauernden
Frieden als auf neuen Eroberungen. Es gibt hier keine Gewißheit, aber
mein Gefühl sagt mir, daß die Zeit Hadrians nicht nur das späteste Datum
ist, welches wir für die Komposition des Gedichts mit einiger Wahr
scheinlichkeit ansetzen können, sondern überhaupt das wahrscheinlichste
Datum. Es war zu dieser Zeit, daß Dionysios Periegetes in seinem geo
graphischen Gedicht von den Bewohnern Italiens schrieb, sie erfreuten
sich einer dauernden Oberherrschaft, die ihnen der Ausonische Zeus ver
liehen habe - ganz wie bei ,Melinno‘ die ewige Herrschaft durch göttliche
Fügung garantiert wird10. Eine wichtigere Überlegung indessen ist, daß
dies eine Zeit der antiquarischen Bestrebungen in der Literatur war, in der
die griechische Poesie wiederauflebte nach einer Periode einzigartiger
Dürre, und insbesondere eine Zeit, in der das Phänomen der Dichterin,
die Sapphos Dialekt zu kopieren bemüht ist, eine exakte Parallele hat.
ln Luxor in Oberägypten ist heute noch eine gigantische, verwitterte,
sitzende Statue zu sehen, eine aus einem Statuenpaar, welches Ameno-
phis III. darstellte, der von 1405-1367 vor Chr. regiert hat. Den Griechen
und Römern war dieser Platz als .Theben' bekannt, und von dem Koloß
hieß es, er stelle Memnon dar, in der Sage der kriegerische Sohn der
Morgenröte, wenngleich man die wahre Identität der dar gestellten Person
* 3.Jh,: Welcker, KJ. Sehr. II, 160ff.; Oidfathcr, RE XV, 522 f. 2. J h .: Wilamowitz,
Tunothcos 71, Gr. Verskunst 128; C. M, Bowra, JRS 47,1957,28. l.J h .; Schmid-
Stählin, Gr. Literaturgeschichte II, 1, 326.
* 3 Gow-Page * AP IX, 526.
10 Dion. Per. 77f.
Die griechischen Dichterinnen der Kaiserzeit 105
nicht ganz vergessen hatte. Der Koloß hatte eine bemerkenswerte Eigen
art: er sang beim Anbruch des Tages. Als Ursache hiervon wurde an
gegeben, daß die Steine der Statue, wenn sie durch die Strahlen der Sonne
erwärmt werden, ein Geräusch hervorbringen. Welches immer die Er
klärung des Phänomens sein mag, ein Besucher nach dem andern hat den
Ton gehört. Strabo schreibt darüber folgendes:
„D a sind zwei steinerne Kolosse nahe beieinander. D er eine ist erhalten,
von dem andern sind die oberen Teile, vom Sitz ab, heruntergestürzt,
durch ein Erdbeben, wie man sagt. Man behauptet, daß der eine von
ihnen, der auf seiner Basis und dem Thron geblieben ist, einmal jeden Tag
ein Geräusch erzeugt wie von einem leichten Schlag. Ich selbst habe, als
ich mit Gallus Aelius und der Menge seiner Begleiter, Freunde wie Solda
ten, dort war, um die erste Stunde den Ton gehört. O b es von der Basis
ausging oder von dem Koloß oder ob es absichtlich erzeugt worden war
von einem der Leute, die rings um die Basis saßen, vermag ich nicht mit
Sicherheit zu sagen. Da die Ursache im dunkeln bleibt, möchte man alles
andere glauben, als daß das Geräusch von der Zusammenfügung der Steine
herrührt.“ ,l
Mehr ab anderthalb Jahrhunderte später schrieb Pausanias darüber. Er
bemerkt, daß viele Leute den Koloß eine Statue des Memnon nennen, fügt
aber hinzu, daß die Einheimischen ihn als Phamenopha kennen - was
eine Entstellung von Amenophis ist —, daß man ihn aber auch mit Sesostris
identifiziert habe. ,Jeden Tag bei Sonnenaufgang läßt er seine Stimme
ertönen; der Ton ist ganz ähnlich dem, der entsteht, wenn die Saite einer
Kithara oder Lyra reißt“ . *11
Diese erstaunliche Sehenswürdigkeit zog natürlich viele Besucher an,
unter ihnen so prominente Leute wie Germanicus Caesar im Jahre
19 n. Chr. und Petronius Secundus, den Präfekten von Ägypten im Jahre
95. Die Touristen haben ihre Spuren zurückgelassen: eingeritzt in das
Denkmal, besonders die Beine, die am leichtesten zu erreichen waren,
sind nicht weniger als 107 griechische und lateinische Inschriften er
halten13. Unter denen, die das linke Bein mit griechischen Versen verziert
haben, sind drei Dichterinnen. Die anspruchsloseste und am wenigsten
literarisch gebildete von ihnen hieß Caecilia Trebulla. Sie scheint zu
Anfang des zweiten Jahrhunderts gelebt zu haben. Eines ihrer drei Epi-
Die bemerkenswerteste Eigenart dieser Gedichte ist, daß sie, wie die Ode
der »Melinno1, in einem pseudolesbischen Dialekt verfaßt sind.
Offensichtlich hat das nichts zu tun mit Batbillas Herkunft oder Heimat
dialekt. Weil sie eine Frau ist, imitiert sie die Sprache Sapphos. Die Imita
tion bleibt nicht an der Oberfläche wie die der Melinno, sie ist sachkundig,
wenngleich nicht ohne Übertreibungen. Hadrian, der selbst sehr geschickte
griechische Epigramme zu dichten verstand, darunter eines auf Archüochos
und eines im anakreontischen Versmaß, dürfte diese literarisch gebildete
Dame geschätzt und gefördert haben, da sie sich an der archaischen griechi
schen Lyrik orientierte und eine fast verstummte Tradition erneuerte.
Damit ist auch deutlich, warum ich geneigt bin, ,Melinno* in die gleiche
Epoche zu setzen.
Balbillas Verse haben nicht die gleiche persönliche Wärme wie die
Trcbullas. Ihr geht es darum, der Nachwelt von dem Besuch des Kaisers zu
berichten, und sie möchte dem Kaiser und seiner Gemahlin schmeicheln.
Das erste Gedicht, in sechs Distichen, beschreibt, wie Hadrian ankam,
offenbar ohne die Damen, und wie ihm von Memnon eine Begrüßung zuteil
wurde, die über das Übliche hinausging;
„Ich hatte gehört, daß der Ägypter Memnon, wenn die Strahlen der Sonne
ihn w ärm en , aus seinem Stein in Theben spricht; aber als er Hadrian
erblickte, den König aller, da jubelte er ihm zu so laut er konnte noch vor
dem ersten Strahl der Sonne. Und als Titan, mit weißen Stuten über den
Himmel fahrend, die zweite Marke der Sonnenuhr erreichte, da ließ
Memnon abermals seine Stimme ertönen, einen hohen Ton wie von einem
Gong, ln seiner Freude brachte er noch einen dritten Ton hervor. Hadrian,
der Herrscher, erwiderte freudig den Gruß Memnons. Und auf dem
Denkmal ließ er der Nachwelt eine Inschrift zurück, die anzeigt, was er sah
und hörte. Allen wurde deutlich, daß die Götter ihn lieben.“
An einem andern Tag kam Balbilla mit der Kaiserin und brachte ein anderes
Gedicht mit, in welchem sie den Koloß anredete mit „Memnon, Sohn der
Morgenröte und des würdigen Tithonos . . . oder Amenoth, König von
Ägypten, wie die Priester sagen, die die alten Überlieferungen kennen." Sie
entbot ihm ihren Gruß und trug ihm die Bitte vor, er möge ein Grußwort
an Hadrians erlauchte Gattin richten. Der ruchlose Barbar Kambyses hatte
ihm die Zunge und die Ohren abgeschnitten und dafür Buße gezahlt, indem
er durch dasselbe Schwert den Tod fand, mit dem er selbst den heiligen
Apis-Stier getötet hatte. Aber Balbilla glaubt nicht, daß die Statue tot sein
könne, da sie fühlt, daß eine unsterbliche Seele in ihr lebt16. Sie hat die14
14 29,12: cs ist au lesen ψύχαν δ' άθανάταν Xwtov Ισωθα νόω, s. ΖΡΕ 25, 1977, 120.
108 Martin L. West
Gabe, dies zu fühlen, da sie von frommen Ahnen abstammt und selbst
fromm ist. Diese Stelle ist es, an der sie die Details ihrer Abstammung
mitteilt.
Memnon indessen enttäuschte die erwartungsvollen Damen und ließ an
diesem Morgen seine Vorstellung ausfallen. Am nächsten Tag kamen sie
wieder, und Balbilla hatte abermals ein passendes Gedicht vorbereitet. Sie
erkennt an, daß Memnon Gründe hatte, die sein Schweigen verzeihlich
machen, doch täte er gut daran, nicht länger darin zu verharren.
„Gestem , Memnon, hast du die Gemahlin (des Kaisers) mit Schweigen
empfangen, damit die schöne Sabina wieder hierher käme, denn du bist
entzückt von der lieblichen Gestalt unserer Königin. Aber nun, da sie
gekommen ist, laß deine göttliche Stimme für sie ertönen, damit nicht der
Kaiser zornig wird auf dich, da du ihm kühn die erlauchte Braut vor
enthältst.“
Balbilla benutzt hier höflich den homerischen Ausdruck für eine junge
Frau, κουριδίη άλοχος, obowhl Hadrian und Sabina mittlerweile bereits
dreißig Jahre verheiratet waren. Memnon war von diesem Argument be
eindruckt, oder vielleicht war er gerade in besserer Stimmung. Jedenfalls
brachte er sein Geräusch hervor, und Balbilla konnte ihrem Gedicht noch
ein letztes Distichon hinzufügen, bevor es eingemeißelt wurde: „U nd
Memnon, aus Angst vor der Macht des großen Hadrian, sprach sogleich,
und sic hörte es mit Freude.“
In ihrem vierten Gedicht berichtet Balbilla, wie sie selbst den Ton hörte,
und zwar bei derselben Gelegenheit, um die erste Stunde. H ier nennt sie die
Kolossalstatue „Memnon oder Phamenoth“ , indem sie den Namen
Amenophis anglich an einen ägyptischen Namen, der den Griechen, die tm
Lande wohnten, weit mehr vertraut war: Phamenoth war der Name für den
Monat März. Wenige Zeilen darunter benutzt sie einen anderen
ägyptischen Monatsnamen, um das genaue Datum anzugeben: es war im
fünfzehnten Jahr von Hadrians Regierung, am 25. Tag des Monats Athyr,
das heißt am 25. November 130. Die Inschrift bietet den letzten Pentameter
in zwei verschiedenen Versionen: so muß er auf Balbillas Schreibtafel ge
standen haben, von welcher jemand die Gedichte auf den Stein zu über
tragen hatte.
Die dritte dieser Dichterinnen bedarf nur einer kurzen Erwähnung. Sie
trägt einen griechischen Namen, nämlich Damo. Sie schreibt im gleichen
Dialekt wie Balbilla, und in dem einzigen Gedicht, das sie hinterlassen
hat1’, wird deutlich, daß sie Balbilla imitiert.
„Heil dir, Sohn der Morgenröte, denn für mich hast du gerne gesprochen,
der Pieriden wegen, die für mich sorgen, die sangesliebende Damo. D ir zu
huldigen wird meine Leier ewig von deiner Macht singen, du Reiner.”
Hier haben wir eine Dame, die nicht lediglich Verse macht, sondern die sich
selbst als eine echte lyrische Dichterin betrachtet. Das muß eine Art von
Pose sein, denn die Leier, von der sie spricht, die lange asiatische Barbitos,
war ein Instrument, das von Anakreon und anderen in der archaischen und
klassischen Periode benutzt wurde, das aber längst veraltet war in der Zeit
des Dionys von Halikamaß, ausgenommen bei gewissen religiösen Zere
monien in Rom1®. Wenn Horaz schreibt age die Latinum barbite carmen19,
so ist das natürlich eine Laune der Phantasie; Damos Barbitos ist nicht
minder unwirklich. Wenn sie sagt, Πειερίδων . . . τα ϊς μέλομαι, so erinnert
das an eine Phrase, die Hadrian in einem seiner Epigramme auf sich be
zieht; Ά δ ρ ια νδς Μούσαισι μέλων20.
Nach dieser Zeit der neuen Sapphos verschwinden die Dichterinnen, soweit
ich sehen kann, für dreihundert Jahre. Als sie wieder auftauchen, be
finden wir uns in einer ganz anderen Welt. Wir stehen am Anfang des
fünften Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Unter den Verfassern literari
scher Epigramme — diese Dichtungsform hat sich ja seit der hellenistischen
Zeit als die populärste im griechischen Raum behauptet — begegnen wir zu
dieser Zeit einer Frau mit dem typisch byzantinischen Namen Theosebia.
(Die Herausgeber ändern ihn zu Unrecht in Theosebeia.) Sie wird uns nicht
lange beschäftigen, denn wir besitzen nur ein einziges Epigramm unter
ihrem N am en; ein rhetorisches Epitaph in vier Hexametern für einen Arzt
mit dem sprechenden Namen Ablabios ,der keinen Schaden tu t'21. Sein
Tod, schreibt sie, ist der dritte große Schmerz für Akestorie (die Tochter
des Asklepios). Sie hat ihre Locken abgeschnitten zuerst für Hippokrates,
ein zweites Mal für Galen, und jetzt liegt sie hingestreckt auf dem Grabe
des Ablabios, aus Scham, unter den Menschen zu erscheinen, nachdem er
nicht mehr ist. Es ist in seiner A rt kein schlechtes Epigramm, aber es könnte
von irgend jemandem geschrieben sein. Es ist nichts daran, was von einer
Frau sum m en muß. Theosebia bleibt für uns lediglich ein Name.
Zur gleichen Zeit gab es in Athen einen Philosophen namens Leontios. Er
hatte eine schöne Tochter mit Namen Athenais, und er sorgte dafür, daß sie*24
11 Dion. Hai. 7, 72 τ& λεγάμενα βάρβιτα κρέκονχες, ών παρά μ£ν 'Ελλησιν £κλ£λλκπεν
ή χρήοις έπ* ίμοΰ, πάτριος οΰοο, παρά 6 t 'Ρωμαίοις έν άπάσαις φυλάττεται ταϊς
άρχαίαις θνηπολίαις.
** Carm. I, 32. 3f.
24 Kaibel, Epigrammata Graeca S. 536 Nr. 888 a, 5.
2‘ AP VII, 559.
110 Martin L. West
Sünden zu bekennen. Sie bittet Gott» er möge bewirken» daß die Fackel
ihrer Jungfernschaft weiter lodert (und schon h ö n es sich an wie ein Feuer
werk), auf daß sie die Braut Christi sei, „denn sein ist das Königreich und
die Macht und die Herrlichkeit, Amen4' 25. Das reicht dem Teufel, der ent
flieht und Cyprian nicht mehr vorweisen kann als sein Vorgänger.
Der Zauberer wendet sich nun an den König und Vater aller Teufel per
sönlich. Dieser begibt sich in Gestalt eines Mädchens in Justinas Zimmer,
setzt sich auf ihr Bett und versucht, mit schönklingenden Reden sie in die
Irre zu führen. Was ist schließlich der Lohn der Jungfräulichkeit? Ihr
strenges Leben hat ihrem Körper das Aussehen einer Leiche gegeben. Eva
hat ihre Jungfräulichkeit nicht vor Adam bewahrt, und so wurde sie die
Mutter des Menschengeschlechts und lernte alles, was gut ist. Justina ist
schon dabei nachzugeben, da bemerkt sie die List. Schnell wendet sie
ihren Geist zurück zum Gebet» macht das Kreuzeszeichen, und der Teufel
ist frustriert. Cyprian ist ärgerlich. Er möchte wissen, was es mit dem
Mädchen auf sich hat, das die Dämonen erschreckt. Der Teufel weigert
sich, es zu sagen, es sei denn Cyprian schwört, sein Bundesgenosse zu
bleiben. Cyprian leistet den Eid und erfährt das Geheimnis: es war das
Zeichen Christi auf dem Kreuz.
Sogleich schickt er den Teufel fort. E r ist entschlossen, sich Christus zu
zuwenden, der offenbar mächtiger ist als alle Teufel. Seinen Eid kann er
ohne Furcht brechen, da er bei den geringeren Mächten geschworen hat.
Unverzüglich packt er alle seine Zauberbücher zusammen, die wir uns
ähnlich den erhaltenen papyri magicae zu denken haben, belädt seine
Diener damit, und sie gehen zusammen zur Kirche. Der Priester ist nicht
eben erfreut, den Erz-Heiden hier zu sehen, aber Cyprian macht ihm klar,
daß er Christ werden möchte, und gibt ihm alle seine Bücher zum Ver
brennen. Dann kehrt er heim, zerbricht alle seine Götzenbilder in mög
lichst kleine Stücke und verbringt den Rest der Nacht mit Kasteiungen
und demütigen Gebeten um Gottes Gnade.
Den Sonntag darauf geht er zur Kirche, und Eudokia berichtet uns alle
Einzelheiten des Gottesdienstes, den er besucht26. Bei seinem Eintritt
« I. 127ff.
άλλά y (μεϊο φύλαξαν άναξ δέμας αΐέν άπήμον
δ$δά te «αρθενίης γε καράοχεό μοι ζείουοαν,
δφρα συν ήμετέρφ μνηστψ νυμφώνα κατίίδω
Χριστφ, συνθεσίας 6 ' άποτίσομαι, &ς περ ΰπέστην'
αύτοϋ γάρ κράτος έατί γέρας θ ’ άμα κνδεϊ. άμήν.
J* Ich schreibe auch diesen Passus aus wegen seines Interesses, mit Angabe der (von Ludwich
nicht verzeichneten) Bibelsteilen. I, 259 ff.
ός 6’ ώ ς οΰν fejil βηλόν Ιβη νεώ, fcweite Δαυίδ,
iw δΐος ΙεσσιΔδης' ,,δρα, κύδιμε, μηδε μεθήσης. Ps. 38,21?
114 Martin L. West
wird der 38.(?) Psalm gesungen. Darauf folgt eine Lesung aus Hosea.
Darauf der 119. Psalm* Lesungen aus Jesaia und dem Galater-Brief
schließen sich an. Es folgen der 116. Psalm» das Vaterunser und die
Predigt. Am Ende der Predigt werden alle, die noch nicht endgültig auf
genommen sind, aufgefordert, die Kirche zu verlassen. Cyprian bleibt an
seinem Platz, und als der Diakon ihn gehen heißt, besteht er darauf,
aufgenommen zu sein. Der Diakon geht und sagt es dem Priester, der
Priester ruft Cyprian herbei, hört seine Beichte und tauft ihn. Seine
weitere Laufbahn ist meteor-ähnlich: am folgenden Sonntag wird er Vor
leser, eine Woche später Sakristan, nach sieben Wochen Diakon, Er heilt
Kranke, treibt Teufel aus, bekehrt unzählige Heiden. Nach einem Jahr
wird er Priester, nach zehn Jahren Bischof. Er macht die fromme Justina
zur Diakonin und rettet zahllose Seelen.
Alle diese Ereignisse werden in nicht viel mehr als 300 Versen berichtet.
Das Tempo der Erzählung ist niemals geringer als allegro con brio und
steigert sich gegen Ende zu einem prestissimo. Das zweite Buch ist im
ganzen eher ermüdend. Fast alles wird Cyprian in den Mund gelegt. Er
erzählt hier die Geschichte seines Lebens von Anfang an: wie er in
verschiedenen griechischen Städten in die heidnischen Mysterien einge
weiht wurde und dann bei den Ägyptern und Chaldäern die schwarze
Kunst erlernte, und schließlich, wie durch Aglaidas und Justina sein
Leben sich wandelte. Eudokia behandelt hier dieselben Themen wie in
Buch I, doch stimmen die beiden Darstellungen in vielen Details nicht
überein. Der Grund ist, daß sie von Buch II an eine Prosa-Vorlage versi-
fiziert, die Confessio des hl. Cyprian. Wir haben bereits gesehen, daß sie
gerne von einem vorgegebenen Text ausgeht. Es kommt aber etwas weit
Lebendigeres heraus, wenn sie freier gestaltet.
Irgendwann in den 40er Jahren des 5. Jhs. brachte jemand einen Apfel von
ungewöhnlicher Größe und Schönheit nach Konstantinopel, und
Theodosius kaufte ihn für seine Frau. Sie tat damit ein mildtätiges, christ
liches Werk. Sie hatte nämlich gehört, daß Paulinus, einer der Palast
beamten, durch Gicht ans Bett gefesselt war, und schickte ihm den Apfel.
Er, der nicht wußte, woher der Apfel kam, dachte, es sei eine gute Idee,
ihn dem Kaiser zu schenken. Theodosius erkannte ihn natürlich. Er fragte
Eudokia beiläufig, was sie mit dem Apfel gemacht habe, den er ihr
geschenkt hätte. Da sie nicht zugeben wollte, daß sic ihn weggegeben
hatte, sagte sie, sie hätte ihn gegessen, und als man ihr zusetzte, legte sie
auch einen Eid darauf ab. Theodosius schloß, daß zwischen »hr und
Paulinus Beziehungen bestehen müßten. Er verbannte den Unglücklichen
nach Kappadokien und verurteilte ihn nachträglich zum Tode. Eudokia
gelang es, den Kaiser zu besänftigen, aber die ganze Affäre schwelte noch
Jahre lang weiter. Schließlich zog Eudokia sich nach Jerusalem zurück und
verbrachte den Rest ihres Lebens im Heiligen Land, wo sie sich der
Frömmigkeit und Nächstenliebe widmete, indem sie Klöster und
Hospitäler gründete und die Mauern von Jerusalem wiederherstellen
ließ.
Ja, dies ist eine andere Welt als jene, über die Hadrian herrschte. Die
Verbindungen mit dem klassischen Griechenland reißen ab. Die Zahl der
klassischen Autoren, die im 5. Jh. gelesen werden, ist gegenüber dem
4. Jh. wesentlich zurückgegangen. Sappho liegt nun ein volles Jahrtausend
zurück, und eine Eudokia oder Theosebia fühlte keinerlei Beziehung mehr
zu ihr. Zwar bekennt sich Eudokia zu ihrem Geschlecht, wenn sie im
Prolog zu ihrem Homer-Cento sagt: „W ir haben beide die gleiche Auf
gabe übernommen, Patricius und ich, wenngleich ich eine Frau bin“ 27.
Aber man empfindet nicht mehr, daß Frauenpoesie verschieden ist von der
Poesie der Männer, oder daß das Geschlecht des Autors durch den Dialekt
oder auf irgendeine andere Weise hervorgehoben werden sollte. (Der
Gebrauch unterschiedlicher Dialekte in der Poesie war ohnehin eine Sache
der Vergangenheit geworden.) Eine Melinno oder Balbilla in der Zeit des
Theodosius ist undenkbar. Es gibt noch weibliche Dichter, aber die Idee
der Dichterin ist tot.
auf sein Bistum vorgezogen. Damit sollte natürlich der Roman als unver
träglich mit christlichen Anschauungen abgewertet werden; zugleich aber
ist Zeugnis abgelegt für sein Fonleben. Und er lebte weiter. Photios2 findet
sich mit dem Roman ab. Wahrscheinlich haben ihn die Curiosa des Buches
mehr interessiert als der übrige Inhalt. In der Folgezeit wird der Roman für
alle möglichen Zwecke ausgeplündert, in der Chronistik sowohl wie in
Sammlungen von Gnomen usw. Michael Psellos, der Alleswisser des
11. Jahrhunderts, widmet auch unserem Roman eine Analyse3. Es geht um
Aufbau und Stil, aber auch um den Inhalt. Er sieht darin eine Absage an die
Α φ ροδίτη πάνδημος und eine Apologie der Tugendhaftigkeit der Heldin.
Er ist aber wohl nur mit halbem Herzen dabei. Weiter ging im 12. Jahr
hundert der unteritalienische Philosoph Philippos, bekannter unter dem
Namen Theophanes von Cerami, später Erzbischof von Rossano im Reiche
Rogers II. Er schreibt eine kurze Analyse des Romans und entdeckt in ihm
das Zusammenspiel der vier Kardinaltugenden gegen die feindlichen Laster.
Nicht genug damit: das ganze Werk wird allegorisch gedeutet auf den Weg
des Menschen durch alle Fährnisse bis zur letzten himmlischen Vollendung.
Nicht umsonst ergebe der Zahlen wert des Namens der Heldin, Charikleia,
die schöne Summe 777! Damit ist der Roman eine auch für den Christen
durchaus empfehlenswerte Lektüre. Noch im 15. Jahrhundert vertritt ein
Byzantiner, Joannes Eugenikos, ähnliche Ansichten, um den Vorwurf zu
entkräften, der Roman sei jugendgefährdend. Er steht nicht an, ihn ähnlich
zu deuten wie die christlichen Exegeten das Hohe Lied Salomonis4. Damit
ist der Roman radikal verfremdet und radikal verchristlicht.
Neben Heliodoros steht die ganze byzantinische Zeit über der Roman des
Achilleus Tatios „Kleitophon und Leukippe“ . Bedurfte auch er der christ
lichen Nachhilfe um bestehen zu können? Fast sieht es so aus. Wohl schon
in frühbyzantinischer Zeit entstand eine hagiographische Legende von
einem keuschen Ehepaar namens Galaktion und Episteme. Es scheint kein
Zufall zu sein, daß das Elternpaar des Galaktion die Namen Kleitophon
und Leukippe trägt. Dazu paßt sehr gut, daß im byzantinischen Pauly-
Wissowa, der sogenannten Suda, Tatios ausdrücklich als Christ bezeichnet
wird.
Fassen wir kurz zusammen: D er spätantike Roman stirbt nicht aus, aber in
Byzanz, das andere moralische Begriffe predigt als die heidnische Spät-
essant zu erfahren, woher man dergleichen weiß! Mir scheint das „Spiel
der Phantasie" über die Wirklichkeit einer Einstellung mindestens
ebensoviel auszusagen, wie tiefernste Gedanken, die in Zeiten der Depres
sion niedergeschrieben werden. Wir haben keine Möglichkeit, darüber zu
entscheiden, was „realer" war. Über die angebliche „Jenseitsgebunden
heit" des 6. Jahrhunderts könnte manches gesagt werden. Ein Blick etwa
auf die wichtigsten Personen am Hofe Kaiser Justinians I. erweckt erheb
liche Zweifel, abgesehen davon, daß es eine Orientierung aufs Jenseits gibt
- und dies läßt sich für Byzanz immer wieder nachweisen - , die sich bei
allem Festhalten daran sozusagen an den Rand des Lebens schieben läßt,
um mit um so größerem Vergnügen die Zwischenzeit zu genießen. Bei der
Anthologia handelt es sich um ein Stück des erwähnten klassischen
„Depositum ". Doch ein hoher Palastkleriker wie Konstantinos Kephalas
oder der Mönch Maximos Planudcs, beide entscheidend an der Redaktion
der Anthologia beteiligt, hätten genug anderen, unverfänglicheren Stoff
finden können, um daran ihre philologische Akribie zu beweisen und ihr
Gewissen zu salvieren. Der Roman nun steht außerhalb der Schutzzone der
eigentlich klassischen Literatur. Und trotzdem erfreut er sich größter
Beliebtheit. Doch wohl auch bei den Philologen; denn spätestens im
12. Jahrhundert dürfte die Zahl derer dünn geworden sein, die etwa die
Aithiopika noch einigermaßen fließend lesen und verstehen konnten. Es
passiert in diesen Romanen nicht furchtbar viel, aber oft, sehr oft ist es doch
nur mit knapper N ot, daß das „Schlimmste" nicht ein tritt — dies wohl ein
besonderer Kunstgriff der Technik der Anzüglichkeit. Außerdem kann der
Roman nicht isoliert gesehen werden. Er ist eingebettet in eine Fülle einer
von keiner Philologie gepflegten Literatur, die auf alte Zeiten zurückgeht,
etwa den Syntipas, einen unverfrorenen Boccaccio des byzantinischen
Mittelalters, oder die äsopischen Fabeln und den Äsoproman, die immer
wieder neu und bedenkenlos variiert werden. Um diese Marginalie abzu-
schließen: Mit der vielzitierten byzantinischen Prüderie ist es eine eigene
Sache. Man sollte nicht jedes W on glauben, das die Byzantinisten darüber
geschrieben haben. Und wenn byzantinische Ärzte den Liebesroman als
erotisches Stimulans empfehlen, dachten sie kaum an Allegorie. Das Uneil
des Photios und das des Psellos über Achilleus Tatios beweist, daß man sehr
wohl wußte, woran man war5.
Doch noch einmal zum Problem der Kontinuität. Theodoros Metochites,
der große Essayist des 14. Jahrhunderts, überschreibt einen seiner Ver
suche: Unsere Zeit hat nichts mehr zu sagen. Für den literarisch Beflissenen
hatten die antiken Autoren schon alles vorweggenommen und es bleibe kein
Stoff mehr. Trotz dieser Resignation, die viele Byzantiner mit Metochites
teilten, konnten weder er selbst noch zahlreiche andere der Versuchung
widerstehen, eben doch in den Spuren der Alten Neues zu schaffen, und sie
waren gebührend stolz darauf. So blieb es auch nicht bei der Lektüre der
alten Romane. Spätestens im 12. Jahrhundert setzt man an, neue Liebes
romane zu schreiben. Vier Namen können genannt werden; Theodoros
Prodromos, Niketas Eugenianos, Eustathios Makrembolites und Konstan-
tinos Manasses. Schon die T itel: Rhodanthe und Dosikles, Drosilla und
Chartkies, Hysmine und Hysmintas, Aristandros und Kallithea, verraten,
auf welcher Spur man sich bewegt. Prodromos stützt sich weitgehend auf
Heliodor, andere, wenn nicht auf Prodromos seihst, dann auf Achilleus
Tatios. Man hat, mit etwas dünnen Belegen, Zeitbezüge in diesen Werken
zu entdecken geglaubt. Dies mag richtig sein und verwundert nicht, weil die
totale Abstraktion von der eigenen Zeit nie gelingt. Als Ganzes aber über
springen diese Romane in einem Kraftakt acht Jahrhunderte und landen in
der Spätantike, in einer imaginären Spätantike, wohlgemerkt. Die christ
lich-byzantinische Weltanschauung existiert nicht, die rekonstruierte Spät
antike aber ist eine philologische Illusion. Aber der Versuch, Liebesieben
zu schildern ohne moralische Voreingenommenheit, ist real, wenn auch
preziös. Die Romane wurden gelesen, und wir wären froh, hätten wir von
manchen Historikern ebenso viele Handschriften wie von ihnen. Lesen
konnte sie bestimmt nur, wer gut philologisch vorgebildet war; um eine
Lektüre der Massen kann es sich keinesfalls handeln. Doch das Vorhanden
sein dieser Romane allein für sich spricht eine deutliche Sprache.
Für die folgende Marginalie wäre eine Definition des Romans am Platz.
Natürlich riskiere ich sie nicht. N ur eine Beobachtung zum Unterschied
von Epos und Roman möchte ich wagen. Nimmt man an, daß das ge
wachsene, das sogenannte Volksepos, die Kämpfe um das Werden einer
„N ation“ widerspiegelt oder auch die Kämpfe, in denen sich ein Volk in
äußerster Gefahr selbst behauptet - denken wir an die Nibelungen oder
Roland so unterscheiden sich die Romanhelden von den epischen durch
ihren Charakter als Privatpersonen. Sie mögen durchaus Ausdruck beson
derer Charakteristika eines Volkes sein, aber sie repräsentieren nicht mehr
im Vollsinn Geschichte; ihr Handeln und Leiden appelliert an sehr persön
liche und individuelle Erwartungen und Empfindungen. Das besagt keines
wegs, daß diese Personen nicht in einem geschichtlichen Rahmen stehen
können, es besagt auch nicht, daß alte epische Töne nicht mitschwingen
können oder der alte epische Hintergrund nicht mehr durchschimmert.
Folgt man mir in dieser Unterscheidung, dann hat Byzanz nicht nur die
klassizistischen Romane des 12. Jahrhunderts geschaffen, sondern - wohl
um eben diese Zeit — auch einen Roman, der zwar noch Epik im Hinter-
Marginalien zum byzantinischen Roman 121
grund hat, im übrigen aber genau dieselben Erwartungen trifft wie ein
spätantiker Roman. Es ist dies der Digenis Akritas, genauer gesagt der
zweite Teil dieses mißbräuchlich so genannten byzantinischen Homer.
Denn das Heldenlied setzt ein mit einem Bericht über einen sarazenischen
Emir, der sich ein christliches Mädchen erobert - die spätere Mutter des
Digenis — und ihr zuliebe Christ wird und in die Romania zieht. Hier sind
alle epischen Elemente noch völlig deutlich, und niemand käme auf den
Gedanken, hier von einem Roman zu sprechen. Erst später hat man daran
ein umfangreiches Werk geknüpft, das Leben und Taten des Sohnes —zum
Teil in der Form einer Erzählung des Helden selbst - schildert. Es handelt
sich um einen Tausendsassa mit märchenhaften Kräften, die er den byzan
tinischen Grenztruppen gegenüber ebenso erprobt wie am arabischen
Erbfeind oder an vaterlandslosen Freibeutern. Schöne Mädchen, Amazo
nen, Vergewaltigungen und Ehebruch, Gärten und Schlösser - dies ist die
Well, in der sich der Held bewegt. Idyll und „prouesse“ sind die
bestimmenden Motive.
Was hat das Werk unter dem Etikett Kontinuität zu suchen? Der starke
Einschlag des ekphrastischen Elements verweist sicher auf eine lange
Erzähltradition, aber wichtiger scheint mir zu sein, daß dieser Roman in
vielen Punkten nach der spätantiken Alexandergeschichte modelliert ist.
Doch damit stoßen wir nochmals auf die Frage nach dem Wesen des
Romans. Bekanntlich war Ben Edwin Perry nicht geneigt, den Pseudo-
Kallisthenes als Roman gelten zu lassen. „It is historiography by intention,
not romance". Der Hintergrund sei eine bestimmte nationale Nostalgie,
und die Roman-Elemente seien „something incidental to the main idea,
not essential in themselves“ . Ich weiß nicht, ob man Perry folgen kann.
Jedenfalls haben die Byzantiner in zahlreichen Redaktionen und Versionen
in Prosa und Vers aus dem Ps.-Kallisthenes einen historischen Roman
gemacht. Jetzt ist das historische Element „incidental to the main idea". Die
Idee aber ist der große Held und Abenteurer, wenn auch die alte pan-
hellenische Idee nicht ganz verschwunden ist. Wunder und Magie, Fahrten
in die Lüfte und in die Meerestiefe - das ist es, was wirklich interessiert
und mit Einläßlichkeit geschildert wird.
Ein paar preziöse Romane des 12. Jahrhunderts, Digenis Akritas und
Alexander der Große in bunten Farben — ist dies alles, wozu sich die
Byzantiner durch den spätantiken Roman anregen ließen? Kaiser Julian
wollte bekanntlich die Christen von der heidnischen Literatur abschneiden.
Sein Bildungsedikt hatte zur Folge, daß man da und dort antike Literatur
mit christlichem Inhalt produzierte, aus biblischen Stoffen Komödien im
Stile Menanders oder pindarische Oden, aus Evangelienszenen platonische
Dialoge fertigte. Kaum etwas ist davon erhalten, und mit dem Tod Julians
122 Hans-Georg Beck
Bei aller formalen Kontinuität — daß das Christentum neue Töne in den
Roman bringt, läßt sich nicht leugnen. Dies gilt dann erst recht vom
eigentlichen hagiographtschen Roman der Byzantiner. Die Entstehung
kann man sich recht verschieden vorstellen: Heilige wurden gefeiert, und
zu dieser Feier bedurfte man eines erbaulichen Berichts über ihr Leben
und Sterben. Da und dort gab es echte Acta martyrum und authentische
Lebensberichte. Was aber, wenn solche Berichte nicht vorhanden waren,
wenn nur eben ein Name, ein Monatsdatum und ein Grab zur Verfügung
standen? N un hat ja der Heilige verschiedene Pflichten zu erfüllen, bevor
er sich sein Prädikat verdient; er hat vor allem tugendhaft zu sein und ein
seliges Ende zu nehmen, sowie zum Beweis seiner Heiligkeit Wunder zu
wirken, jedenfalls nach seinem Tod und am besten schon zu Lebzeiten.
Damit ist ein allgemein verbindlicher Rahmen vorhanden. Die Tugenden
kennt man, es sind ihrer mindestens sieben. Und was sich an Wundem
vorstellen läßt, läßt sich an der conditio humana, an all den Fällen, w o der
Mensch keinen natürlichen Ausweg mehr kennt, nachrechnen. So kann
man auch für einen Unbekannten eine wahre Lebensgeschichte nacherzäh
len. Doch dabei blieb es nicht. Man erfand auch Heilige aus dem Nichts
Marginalien mm byzantinischen Roman 123
‘ Man vergleiche H. Delehaye, Le* passioni des martyres et les gen res litteraires, Bruxelles
1924.
124 Hans-Georg Beck
1 Hrsg, von E. Miller, Paris 1858. Eine Neuausgabe wird vorbereitet von A. KambyLis.
ATHANASIOS KAMBYLI5
Epiphyllides'
Neunzig kritische Bemerkungen zu byzantinischen Prosatexten
(Mit einigen ,Zugaben*)
* Cf. loannis Tzetxae Historiae IV, 781/4 (p. 156 ed. Leone):
ΈπιφυλλΙς σμικρότατον βοτρύδιον υπάρχει
δυνάμενον καλύπτεσθαι και τφ τυχόντι φύλλψ.
Daau: Ιο. Τζαζ. Commem, in Aristoph. Ran. 92a (p. 729, 6sq. Koster): έπιφυλλίδες
ctol tö μικρότατα #άν» τών σταφκλών βοτρνδίσκια, ώς δννάμενα φρδίως ψΰλλοις
καλύπτεαθαι ή τά πρός αύτοΐς τοϊς φύλλοις κρεμάμενα.
1 Die vollständigen bibliographischen Angaben finden sich unten an O rr und Stelle. Die
Reihenfolge nach Erscheinungsjahr des jeweiligen Textes.
130 Arhanasios Kambylis
Der von A. Garzya in der vorliegenden Publikation edierte λόγος είς τόν
προπέκδικον καί νομοφύλακα και όρφανοχρόφον κϋρ Α λέξιον xöv
Ά ριστηνόν ist durch eine einzige H s., den berühmten Cod. Escorialensis
Y II 10 (aus dem 13. Jhdt.) überliefert, der rhetorische Texte des 12. jhdts.
enthält. (Der Text der hier in Frage stehenden Rede ist in den fol. 403v- 409*
enthalten.) Der Herausgeber hat bereits im Rahmen der Vorbereitung einer
Gesamtausgabe des Werkes von Nikephoros Basilakes weitere Texte dieses
Autors vorgelegt, sie werden von ihm selbst in der oben angeführten
Publikation S. 92, Anm. 1 angeführt; tm folgenden lasse ich die anderen
von Garzya edierten Texte des Basilakes beiseite und beschränke mich
allein auf die oben genannte Erstausgabe des Enkomions auf Alexios
Aristenos. Das hat seinen Grund darin, daß ich vor Jahren Gelegenheit
hatte, den Escorialensis mit Hilfe eines Mikrofilms selbst zu kollationieren.
Ich kam dabei an mehreren Stellen zu anderen Ergebnissen, die ich im
folgenden mitteilen möchte in dem Wunsch, daß zumindest Kollations
fehler, die z. T. den Text und den Sinn entstellen, nicht in die endgültige
Gesamtausgabe des Basilakes mit übernommen werden. Uber das Ergebnis
meiner Kollation hinaus lege ich — im Anschluß daran - auch das Er
gebnis meiner Bemühungen vor, auf konjekturalem Wege an einigen
Stellen zu einem besseren Text zu gelangen. (Da der Zeilenzähler in der
Edition Garzyas durchlaufend ist, genügt es, wenn ich im folgenden nur
nach Zeile zitiere.)
ein« „neue" Futurform korrigiert. Hier kann die überlieferte Form mit Jota subscriptum
beibehalten werden: Konjunktiv Aorist für Indikativ Futur ist in byzantinischen Texten
nichts Seltenes. Z. 139 τής ώρας . . . το εύκρατα*: ταϊς ώραις . . . τό εύκρατον cod.
Vielleicht ist in τή ώρρ iu ändern {vgl. dazu etwa Zeile 90), obwohl der Dativ Plural hier
nicht völlig ungeeignet wäre; er kann in den Text gesetzt werden, Z, 159/140 τής
άρετής . . , tö εύθετον: ταϊς άρεταϊς . . . tö εύθετον cod. (Ak dat. instnim. gehört diese
Form in den Text.) Z. 165 μέχρι: μέχρις (potius quam μέχρι) cod. Z. 167 άπεκλήρωσεν:
άπεκληρωσ* = άπεκληρώσατο cod. Ζ. 185 ξυνεκόομηοεν: -σε cod. Ζ. 189 μζτωχετε(ύ)θη:
so auch die Hs., die Spitzklammern müßten wieder entfernt werden (vgl. Z. 482). Z. 215
άναφανεϊοτωσον (sic!): άναφανήτωοαν cod. Z. 235 εΟτροφε (Druckfehler?): εύστροφε
cod. Z, 239 ούτω έτράφης: οΰτω 6k έτράφης cod. Ζ. 333. 334 θάτερα: θατέρα (beide
Male!) cod.
τρ (ιττ)ό ν (oder τρ(ισ σ )όν), das sich auch mit Hilfe des Zusammenhangs
verteidigen läßt. Denn: Z. 475 ist die Rede von der τριπλή άξια, Z. 409
von dem τριπλούς τής εύδαιμσνίας κρατήρ, dazu werden 2 .4 8 0 το
τρισόλβιον und τό τρισμακάριον erwähnt. Vor allem aber: Das Adjektiv
Ισάριθμον in der oben ausgeschriebenen Stelle (—Z. 472) bezieht sich
ganz offensichtlich auf ein vorangegangenes Zahlwort, und dies kann nur
in der schlecht überlieferten Stelle gesucht w erden; wir wissen anderer
seits, daß mit Ισάριθμον τής άξίας μέγεθος die d re i άξίαι des Alexios
Aristenos gemeint sind, die auch in der Überschrift des Hnkomions er
scheinen : Πρωτέκδικος, νομοφύλαξ, όρφανοτρόφος. So muß das
gesuchte W ort „drei“ , „dreifach“ heißen, wie im übrigen auch alle
anderen oben angeführten Stellen zeigen. Man wird nun die vorge
schlagene Ergänzung (το τριπλούν kommt wegen des handschriftlichen
Befundes nicht in Frage) beinahe für selbstverständlich halten, doch damit
allein ist es nicht getan. Welches τριττόν (dreifache) ist gemeint? Es fehlt
der konkrete Bezug des substantivierten Adjektivs. Um die gestellte Frage
adäquat zu beantworten, müssen wir uns den in der vorigen Bemerkung
N r, 12 behandelten Text Z, 468/469, der unserem Text unmittelbar voran
geht, vergegenwärtigen : καί γίνεταί σοι τά δώρα τής Ινδόν διακοσμήσεως
(ε ίς) οΐωνδν άγαθόν και σύμβολον περιδέξιον, wobei der Genitiv zu είς
οιωνόν und σύμβολον, nicht zu δώρα zu ziehen ist. Es liegt auf der
Hand, daß es hier darum geht, daß bei Aristenos etwas Äußeres (τά
δώρα) dem Inneren (ή ένδον διακόσμησις) entspricht, die äußeren (welt
lichen wie kirchlichen) Würden entsprechen (zunächst ganz allgemein
formuliert) inneren Qualitäten des Aristenos. So vermute ich, daß mit τό
τριττόν die drei Teile der Seele (λογικόν, θυμικόν, θυμοειδές, im plato
nischen Sinne) gemeint sind; der Redner hat bereits Z, 387 einen Anlauf
gemacht, darüber zu sprechen, indem er sagte: άρξώμεθα δή ούν άπό τού
λογικού τής “ψ υχής. In der Folge seiner Rede nennt er die beiden anderen
Teile der Seele (θυμικόν und θυμοειδές) nicht, doch aus den Ausführun
gen geht klar hervor, daß er sie im Auge hat (vgl. vor allem Z. 404ff.).
Eine Präzision einer vorher gemachten Aussage ist allerdings jetzt
vonnöten: die D re iz a h l der Ämter entspricht der D r e iz a h l der Teile
der Seele. (Auch Theodoros Prodromos treibt übrigens sein Spiel mit der
Dreizahl der Ämter des Aristenos; auch sein Lob muß, meint er, dreifach
sein; vgl. Gedicht N r. LVIa 31/32, p. 462 Hörandner: πώ ς δ’ ού τό
τριττόν τών έπαίνων άρμόσει / τών άξιων σου τψ τρισαρίθμφ μέτρα»;)
Es muß mithin in der korrupt überlieferten Stelle nunmehr heißen: τό
τρ (ιττ)ό ν (τής ψ υχής) τή στολή εύκόσμως στολίσαντα. Der Genitiv vor
dem Dativ könnte wegen Homoiotes ausgefallen sein. (Durch ψυχής wird
praktisch die ένδον διακόσμησις von Z. 468 wiederaufgenommen.) Zum
Ausdruck vgl. Plat. Politeia 504a: τριττά είδη ψυχής, zum substantivier-
Epiphyilides 135
ten Adjektiv mit Genitiv vgl. Gregor von Nazianz: τφ τρισσφ τής
έρωχήσεως xö τρισσόν τής άρνησεως έθεράπευσε (nach Th es. G r. L.
s. v., ohne Stellenangabe).
Erst nach Fertigstellung des Manuskripts bemerkte ich bei einer
nochmaligen Kollation der H s., daß das Doppel-Tau des von m ir postu
lierten Wortes τριττόν unmittelbar vor dem Kompendium (s. o.) für öv zu
sehen ist, und zwar in der Form tt, wie die zwei Tau des unmittelbar
davorstehenden Wortes θαυμαοιώτατον, hier allerdings übergeschrieben
und im Sinne eines Kompendiums für τατον. Endgültig muß es jetzt
heißen: xd τρνχτόν (τής ψ υχής).
2. 520 τροπάς (Druckfehler?) muß selbstverständlich in τροφάς geändert werden*.
II
Bei diesem Text handelt es sich um eine δημηγορία, die sich an das byzan
tinische Heer im Osten des Reiches richtet; sie gehört zu der Gruppe der
Dcmegorien, die in den fol. 141-161 einer militärische Schriften enthal
tenden H s., des cod. Ambrosianus B 119 sup., olim N 128 (= Martini-
Bassi 139) überliefert ist; hier steht die in der oben angeführten Publikation
5 Ich laue zum Schluß einige Bemerkungen folgen, die den kritischen Apparat der Ausgabe
betreffen {S. 96/7).
Z. 280 app.: „τούτφ scripsi: τούτοις S". Im Text steht dennoch die Lesart der Hs.
Z. 319 app.: ,»ξύγ<»**α S '\ In den Text hat der Herausgeber ξύγκλυδα gesetzt, was auch
in der Hs. deutlich zu lesen ist.
Z. 362 app.: „näot probabiliter corruptum] ποιήμασι possis seu παντάπαοι. an aliquid
post άπέκρνψας excisum suspexeris, ex. gr. (πσοι . . .) φημάτων Αγλαίσμοίς (Piat,
Axioch. 369 d)?". All diese Vorschläge des Herausgebers sind, wenn auch geistreich,
nicht nötig. Der Text bietet in der überlieferten Form einen guten Sinn: πάσι ist Dativ
zum Neutrum (τά) πάντα, und steht in Zusammenhang mit den vorangehenden Dativen,
wie πάντας in Zusammenhang mit den vorangehenden Akkusativen steht; verkürzt aus*
gedrückt ist hier gemeint (nachdem vorher von Einzelfällen gesprochen wurde): mit allem
überschattete er alle. Zu vergleichen ist (mutatis mutandis) das Pauluswon (hier beide Male
mit Artikel davor) γέγσνα τοίς πάσι τά πάντα.
Ζ. 447app.: ,,μτγαλβπίβολον scripsi coli. Lex. Sud,; μβγαλβπήβολον S'*; die Lesart der Hs.
wäre vorzuziehen.
Z. 520 app.: Es muß im App. angegeben werden, welches von den beiden in derselben
Zeile verkommenden άφπρεΐτο gemeint ist.
136 Athanasios Kambyli*
edierte Rede in den fol. 154-156 (der Text beginnt mitten in einem
Wort).
Der im allgemeinen gut edierte Text weist, abgesehen von einigen unglück
lichen Druckfehlern (s. u.)> an einigen Stellen eine nicht zufriedenstellende
Gestaltung auf.
14) S. 398,50; . . .τή ν ύμών δεδοικώς προσβολήν καί πάντα τρόπον
α ύ τ ή ς άπωθούμενος. Gemeint ist: δεδοικώς και άπωθούμενος τήν
προσβολήν. Der Genitiv des Pronomens αύτής ist mithin in αύτήν zu
ändern, πάντα τρόπον freilich adverbial zu verstehen. Für den Genitiv
kann etwa Aristoph, Ach, 450 kaum geltend gemacht werden,
15) S. 399,66: Μή ταύτα ύμάς θ ο ρ υ β ε ίτ ο , λαός έ μ ό ς ... Es ist ein
deutig, daß das Verb im Imperativ stehen muß. Es ist mithin zu schreiben:
θορυβείτω.
16) S. 399, 71: Ώ πόσος Ιχει μέ τ ο ύ τ ο ν πόθος κτλ. Vorher war die
Rede davon, was Konstantin als καλόν bezeichnet: τό ύπέρ χριστιανών
άγωνίσασθαι. Dieses καλόν wird im folgenden noch dreimal durch τούτο
wiederaufgenommen, näher charakterisiert und auch gepriesen. Darauf
bezieht sich wohl auch die oben zitierte Stelle; es ist zu schreiben: d>
πόσος Ιχει με τούτου πόθος (scii, τού ύπέρ χριστιανών άγω νίσασθαι). . . ;
was darauf folgt, begründet aufs beste diese Auffassung.
17) S. 397,9: και ΐπ π ο ις έπιβεβηκότων αυτών το τάχος, ούκ έφικτοΐς.
Die in der Ausgabe vorgenommene Interpunktion führt, fürchte ich, zu
einem Mißverständnis. Die Partie, die mit καίτοι (2. 8) beginnt und mit
έλείποντο (Z. 10) endet, bezieht sich auf die Gegner, die Konstantin als
besonders gut ausgerüstet charakterisiert, um auch dadurch das Lob auf
den Sieg seines Heeres zu begründen. Je stärker der Feind, desto bedeut
samer der Sieg, diese Auffassung steckt dahinter; in dem vorliegenden Fall
ist der Sinn gewahrt, wenn gemeint ist: die Gegner verfügten über Pferde,
die in ihrer Schnelligkeit unerreichbar waren. Dieses erfordert entweder
eine Änderung der Interpunktion: καί ΐπ π ο ις έπιβεβηκότων αύτών, τό
τάχος ούκ έφικτοΐς, oder die restlose Streichung des Kommas, wofür ich
plädieren würde. Auf jeden Fall ist gemeint: ΐπ π ο ις τό τάχος ούκ έφικτοΐς.
Vgl. dazu die Parallelformulierung ebda: καί δπλοις όχυρώτατα
πε φραγμένων (so, nicht —αίνων), δπλοις τήν τέχνην ού μιμητοίς. Ich
halte es allerdings für unwahrscheinlich, daß auch an der oben
behandelten Stelle ursprünglich ein zweites ΐπ π ο ις vor τό τάχος gestanden
hat.
Epiphyllid« 137
III
In einem Anhang am Ende seines Buches (S. 241 ff.) ediert Weiß sechs
(I-V I) Texte des Psellos» von denen der sechste (VI), der im Grunde aus
sechs verschiedenen kleineren Texten besteht, rein juristischen Inhalts ist;
diese juristischen »Fragmente1 werden uns im folgenden nicht beschäftigen.
Der Text der fünf übrigen kürzeren und längeren Abhandlungen befindet
sich auf den Seiten 259-283; vorausgeschickt wird eine Einleitung zu den
edierten Texten, die kurz die Überlieferung skizziert, den Inhalt wieder
gibt, z. T. den historischen Hintergrund erläutert und den jeweiligen Text
würdigt.
Text I
18) S. 259, 7: καθ’ ήν äv μεν τις ύπεροψίας γραφήν γράψαιτο. Nicht nur
scheint mir μέν hier nicht richtig am Platze (man möge ein paar Zeilen
weiter lesen), sondern auch das direkte Objekt des Verbs fehlt hier, d. h.
die Bestimmung der Person, gegen die Anklage erhoben wird; für μέν
vermute ich με, denn es handelt sich dabei um Psellos selbst. Zu ver
gleichen ist (Text II) S. 263,50f.
138 AtKanasios Kamby tis
19) S.260, 38f.: και τότε μάλλον τοίς γιγνομένοις προγνώσομαι, τότε
πραττόμενον . . . διαλύσομαι. (Davor Ζ. 37 steht der Sa12 γράψω δέ
έτοιμότερον). Die Bedeutung von πρσγιγνώσκειν bezieht sich auf die
Zukunft, d. h. etwas Voraussagen — Voraussagen, daß etwas Bestimmtes in
der Zukunft eintritt. In der oben zitierten Stelle fehlt jegliches Objekt. Ich
vermute hinter dem überlieferten μάλλον das W ort μέλλον, d. h. die Zu
kunft wird Psellos mit Hilfe der Ereignisse von jetzt Voraussagen. Daß
τότε beide Male nicht das Temporaladverb ist, sondern hier τό τε geschrie
ben werden muß, versteht sich jetzt von selbst. Der Text ist so zu konsti
tuieren: και τό τε μέλλον τοίς γιγνομένοις προγνώσομαι, τό τε
πραττόμενον . . . διαλύσομαι.
Text II
20) S. 266,153: κάμέ ή πρώτη πλάσις εύχαρι τό ήθος έποίησε. In dieser
Textgestaltung bezieht sich εύχαρι auf τό ήθος, was grammatisch
unmöglich ist; möglich wäre es, wenn hier statt κάμέ der Dativ κάμοι
(dat. eth.) gestanden hätte. Doch das stellt nicht die Korrektur dar, die ich
vorschlagen möchte. Ich denke eher daran, κάμέ zwar zu halten, aber
εΰ χα ρ ι(ν) (auf den Akkusativ des Personalpronomens bezogen) zu
schreiben; τό ήθος ist in dieser Textgestaltung accusativus graecus.
21) S.266»153f.: τί μοι διασύρεις τό καλόν τουτί πλάστη μα. In den
vorangehenden Zeilen spricht Psellos (etwas kokettierend) von seinen
natürlichen „Begabungen“ , in der Kunst der Rede und (allgemein) im
praktischen' Bereich (ήθη); dies drückt er zunächst mit einem Bild aus
der Pflanzenwelt aus; Z. 147ff. heißt es: et δέ xt μοι (so, nicht τι μοί)
άνθος ή φύσις Ιβλάστησε, τό μέν έπί γλώττης, τό δέ έπί τών ήθών . . . ;
Demnach meine ich, daß es im oben ausgeschriebenen Text nicht
πλάστημα sondern βλάστημα heißen muß. Zwar steht Z. 153 ή . . . πλά-
σ ις . . . έποίησε, doch nimmt Psellos in der folgenden Zeile ganz offen
sichtlich das Bild von Z. 147ff. noch einmal auf. Im übrigen ist πλάστημα
nicht belegt, vielleicht auch nicht möglich, hier wohl unter dem Einfluß
des vorangehenden πλάσις aus βλάστημα entstanden, wobei die
Ähnlichkeit von Pi und Beta (π, u) eine gewisse Rolle gespielt haben mag.
22) S. 267,207f .: ά λ λ ά τ α ΐς φ υ σ ικ α ΐς π ρ ό ς τ ο ύ τ ο δ υ νά μ εσ ι κ α τα κ έχρ η μ α ι.
In dieser Form scheint die Aussage im Widerspruch zu Z. 226f. zu stehen:
ού κ α τα χ ρ ώ μ α ι γ ά ρ τη δυνάμει τη ς φύσεως, was, wie ich meine, die
wirkliche Meinung des Psellos wiedergibt. Im ersten Fall, d. h. Z. 208,
würde ich κέχρημαι statt κ α τα κ έχρ η μ α ι schreiben.
23) S. 268,237: der Zusatz μάλλον kann hier wie auch später (Text III)
S. 273,37 wieder gestrichen werden, er ist überflüssig.
Epiptiyllid« 139
Text III
25) S. 273,46f.: et τ ίν ο ς των μεγίστων ύ σ τ ίρ η σ α κ α ί Ιχ ις τή ν ψ υ χή ν
α ύ τή ν έξέχεα έ π ΐ σοΙ (so, nicht Ι π ί σοι) κ α ι τή ν γλ ώ ττα ν ή κό νη σ α ύ π ίρ
σοϋ (so, nicht ύ π έ ρ σου), ά κ ο νη θ είη σ α ν έ π ’ έ μ ί γλ ώ σ σ α ι π ο ν η ρ ο ί τε κ α ι
βάσκανοι. Der Text scheint mir korrupt. Die Schwierigkeit liegt wohl zu
nächst im überlieferten (?) Ιχ ις. Die Bedeutung Ιχ ιδ ν α (Natter) ist im vor
liegenden Zusammenhang, in dem etwas Positives erwartet wird, nicht
möglich. Man möge sich die Überschrift der Rede ansehen! Auch ist der
Satz (Z .46: e t . ,.) κ α ι τή ν γλ ώ ττα ν ή κόνη σ α ύ π ίρ σοΰ nicht haltbar, ja
absurd, wenn man den Inhalt der Apodosis betrachtet; dieser wäre vor
stellbar, wenn es dort κ α τά σοϋ oder km ofc geheißen hätte. Dann könnte
auch Ιχ ις (oder ( ώ ς ) Ιχ ις? ) beibehalten werden. Doch scheint mir unvor
stellbar, daß Psellos sich selbst, wenn auch um das Bild zu negieren, mit
einer Natter vergleichen würde. Unerklärlich bliebe außerdem der Nach
druck, der durch den Gebrauch von την ψυχήν αΌτήν unterstrichen w ird:
„die Seele selbst über einen ergießen“ , das gehört wohl zu einem
.positiven* Bild und kann unmöglich mit der Metapher „N atter“ in Be
ziehung gebracht w erden! So meine ich, daß die Heilung des zweifellos
korrupten Textes in einer anderen Richtung zu suchen ist. Ich schlage vor,
Ι χ ις in ο ΰ χ ΐ zu korrigieren, die Negation bezogen auf beide folgende
Sätze: „Wenn ich etwas sehr Wichtiges vernachlässigt (?) und n i c h t (im
Gegenteil) selbst meine Seele über dich ergossen und meine Zunge für dich
geschärft haben sollte, dann mögen böswillige und verleumderische
Zungen gegen mich geschärft werden.“ Dies scheint mir ein plausibler
Gedankengang zu sein. (Wegen ο ύ χ ΐ vgl. ebda. Z. 70.)
26) 273,55f,: και κατά πνε(ΰμα) . . . Βιος είμί. Nach Auskunft des
App. z. St. umfaßt die Lücke etwa 22—25 Buchstaben, die hier unmöglich
herbeigezaubert werden können; der Sinnzusammenhang erlaubt jedoch,
das Ende der Lücke mit einiger Sicherheit zu rekonstruieren: (. . . φίλος
Ιπιστη )θιός είμι.
140 Athanasios Kambylis
27) Z, 72 f,: o t μέχρι (θανάτου) έ(μΙ με)^ άναπνοής ένδον είχε τής
οικείας ψυχής. Der Text in runden Klammern stammt vom Herausgeber»
er stellt Ergänzungen der in der Hs. vorhandenen Lücken (nach seinen
Angaben S. 241) dar; dem Gesamttext kann ich leider keinen Sinn abge
winnen. Ich vermute: σύ μέχρι(ς έσχάτης) α (ύ τ ο )ϋ άναπνοής ένδον
είχε τής οικείας ψυχής. Vgl. dazu Men. 9,22 Synax. (nach Dimitrakos
s. v. έσχατος). Die Wiederaufnahme des Personalpronomens ist nicht
notwendig.
Text IV
28) S, 276,51: έν μίση τή γή ό ταλαίπωρος δίψει κολάζομαι. Der Dativ
τή γή stellt ganz offensichtlich eine Korruptel dar, entstanden aus dem,
wie ich meine, richtigen πηγή. Im unmittelbar darauffolgenden Satz heißt
es (Z. 52f.): ή μέν ο ί(ν πη)γή σΰ, ή τών άβύσσων πηγή. Hier wird
geradezu erläutert, welche die Quelle ist, von der Z. 51 die Rede gewesen
ist. Es muß dort mithin heißen: έν μέση πηγή ό ταλαίπωρος δίψ ει
κολάζομαι, was allein Sinn haben kann.
Text V
29) $. 277, 15: οίς γαρ δ λογισμός αύτών τεθόλωται κτλ. In dieser Form
beinhaltet der Satz genau das Gegenteil von dem, was Psellos gerade
Z. 12ff. gesagt hat: der Redner, der frei von Trauer ist, kann am besten
über die Trauer der anderen reden. Mit dem γάρ-Satz Z. 15 soll diese
Aussage weiter erläutert werden; doch erfüllt dieser Satz seine Funktion
nur, wenn dort nicht τεθόλωται, sondern das Gegenteil davon stände; ich
schlage daher vor, οίς . . . . (μή) τεθόλωται zu schreiben.
30) S. 2 7 8 ,2 9 f,: οίς δέ δ μακρδς χρόνος είς φιλίαν [είς] ψυχάς
ένεκέρασε, τούτοις πώ ς &ν στέρξειεν άλλήλων στερούμενοι. Für
τούτοις, das aus der Parallelformulierung Z. 2 7 -2 9 hierher eingedrungen
ist, schlage ich ουτοι vor. Vgl. auch Z. 35. Im übrigen würde ich für das
vom Herausgeber eliminierte είς vor ψυχάς den Artikel τάς vermuten, aus
dem wohl jenes überflüssige είς entstanden sein mag.
31) S. 279,92 -9 9 . Diese Textpartie scheint der Herausgeber mißverstan
den zu haben, daher die vielen nicht vertretbaren Ergänzungen von
Lücken der H s.:
Z. 92: ήλθες wird durch nichts gestützt. Behält man dagegen im Auge,
was unmittelbar davor steht (Z. 91 . . . . . ούτε ό θεατής ούθ' ό
άκροατής), und stellt man in Rechnung, wie der neue Satz Z. 95 beginnt,
nämlich mit ό δε σου, das sich auf den άκροατής von Z. 91 bezieht, so
kann man nicht umhin, den Anfang von Z. 92 richtig mit ό μέν σου zu
Epiphyllides 141
IV
Gudrun Schmalzbauer, Medizinisch-Diätetisches über die Podagra aus
spätbyzantinischer Zeit. In: Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik
23, 1974, 229-243.
Es handelt sich hier um die kommentierte Erstedition eines kurzen
medizinisch-diätetischen Traktats, der ein nützliches Glossar beigegeben
ist. Überliefert wird dieser Traktat durch die Sammelhandschrift cod,
Vindob. med. gr. 47 (hier: fol. 380r-3 8 2 r) aus dem lS .Jh d t.; der Text
selbst, der in Briefform abgefaßt ist, kann nicht sehr viel älter sein und
ist im übrigen anonym überliefert. Er besteht aus einem Prooimion in der
Hochsprache (Z. 1—16), aus einem Hauptteil wohl in gemischter Sprache
mit stark vulgarisierenden Tendenzen und Elementen (Z. 17—90) und
schließlich aus einem kurzen Epilog wieder in der Hochsprache
(Z. 91—94), Der mittlere Teil mit dem medizinisch-diätetischen Inhalt
stellt die ,popularisierte1 Form eines entsprechenden, wissenschaftlich for
mulierten Traktats über die Podagra, ihre Erscheinungsformen und
Therapie, sowie über Diätvorschriften dar, dessen Verfasser im Prooimion
Z, 5 genannt wird: der Arzt Ioannes Kaloeidas. Die Herausgeberin äußert
im Kommentar (S. 236) die Meinung, daß dieser Teil in seiner ursprüng
lichen Form in der ersten Hälfte des 15, Jhdts. abgefaßt sein muß (zwischen
1407 und 1437). Daß auch der Verfasser des Briefes, also der ,Diaskeuast‘
oder »Übersetzer1des ursprünglichen Textes, dem er Prooimion und Epilog
142 Athanasias Kambylis
beigefügt hat, ein Arzt gewesen ist, wird, wie es S. 234 heißt, nicht aus
drücklich erwähnt, doch meint die Herausgeberin, dieser müßte „Einblick
in die medizinische Praxis gehabt haben“ . Dies stützt sie auf die Verb
formen έγράφομεν und παραδίδομεν, die in ihrer Edition Z. 8 bzw. 15
Vorkommen, und „die auf eine A rt Kollegialitätsverhältnis zu Kaloeidas
hindeuten“ (ebda.). Daß einerseits έγράφομεν eine Korruptel darstellt und
daher nicht haltbar ist, andererseits aber auch παραδίδομεν in einem
anderen Zusammenhang gesagt wird (hier ganz abgesehen davon, ob diese
Form auf Grund des überlieferten παραδοιόώμε richtig wiederhergestellt
worden ist), wird im folgenden deutlich, wie ich hoffe; so meine ich, daß
sich über den anonymen Verfasser des Briefes bzw. den »Bearbeiter* von
Kaloeidas’ Traktat zunächst so viel sagen läßt, daß er ein gebildeter Ver
trauensmann des Patienten war; er lebte, zumindest zur Zeit der Abfassung
des »Briefes*, nicht in Konstantinopei, wie es aus κάκεΐσε (Z. 3) deutlich
hervorgeht. Der Patient selbst, der ebenfalls anonym bleibt, wird eine hohe
Stellung innegehabt haben oder ein Magnat in der Provinz gewesen sein;
auf jeden Fall kommt er nur gelegentlich nach Konstantinopei, wie wir dem
Prooimion entnehmen können. Bei einem dieser Besuche in der Hauptstadt
wurde er von der Podagra befallen und bat daraufhin den berühmten Arzt
Ioannes Kaloeidas, ihm schriftlich eine Diät zu empfehlen. Dieser erfüllte
den Wunsch des Patienten und überreichte ihm eine schriftliche Diätver
ordnung; doch der Text war offenbar in wissenschaftlicher Fachprosa, d. h.
auch in der Hochsprache abgefaßt, und daher nicht für jedermann verständ
lich. Der hohe Patient hatte ein Interesse daran, daß dieser Text auch von
seinen einfachen und ungebildeten Dienern verstanden werden konnte, die
ja damit beschäftigt sein würden, auf Grund der Vorschrift die Diätkost für
ihren Herrn zu zu bereiten. Letzterer bat deswegen den anonym gebliebenen
,Briefschreiber', der höchstwahrscheinlich auch bei ihm tätig gewesen sein
wird (s. o.), den Text des Kaloeidas in eine einfachere Sprachform, in das
Vulgärgriechische der damaligen Zeit umzusetzen (vgl. dazu u. S. 147f£_).
Das Ergebnis dieser Umsetzung liegt uns in diesem Brief vor (Z. 17-90).
Diese Vorbemerkung war notwendig, um die Gründe für die Eigentüm
lichkeit des Textes auf zu zeigen, was für das Verständnis der folgenden
Bemerkungen wichtig ist.
Adjektiv unmöglich. Man könnte zwar των für ών einsetzen und es wäre
damit der Syntax auch genüge getan. Dem Sinn aber auch? Dieser bleibt
trotzdem nach wie vor absurd. Der «Magnat* aus der Provinz wird wohl
nach Konstantinopel gereist sein, nicht etwa um die notwendigen Sklaven
zu kaufen, sondern einfach, weil er dort ganz allgemein verschiedenes zu
erledigen hatte, wie cs alle Tage geschieht bei Menschen, die in der Provinz
leben, hin und wieder aber in die Hauptstadt reisen wegen verschiedener
Angelegenheiten. So vermute ich, daß der Briefschreiber, dem „syntak
tische Fahrlässigkeiten" vorgeworfen werden (s. Einleitung 229), nicht das
überlieferte δούλω ν ών, sondern in Wirklichkeit δουλειών τινων
geschrieben haben wird. Zum W ort δουλεία im Sinne von ,Angelegen
heit* s. Const. Porphyr, de adm. imp. 6,4 πραγματεύονται. . . καί ποιοϋσι
τάς δουλείας αύτών τε και τού βασιλέως. Vgl. auch ebda. 13,27: £νεκά
τίνος δουλείας και υπουργίας αύτών άποσταλήναι αύτοΐς . . . (Beide
Zitate nach der Ausgabe von Moravcsik und Jenkins, CFHB 1, S. 52 und
66; s. auch hier im Glossar s. v. δουλεία). Vgl, ferner das ngr, δουλειά -
δουλείες. Es sei schließlich auf eine ähnliche Formulierung bei loannes
Scylitzes 121,46 ed. T hum : δημοσίων χάριν πραγμάτων άποστέλλονται
είς Πελοπόννησον hinge wiesen.
33) Ζ. 3/4: συνέβη σοι σχεθηναί σε έπι τής πολλού έπηρεαζούσης σε
άσθενείας . . . Die Hauptschwierigkeit bietet hier der Ausdruck έπι τής
πολλού vor έπηρεαζούσης άσθενείας und im Zusammenhang mit dem
Verb Ιχεσθαι. Normalerweise hätte man nach diesem Verb den einfachen
Genitiv, der hier wohl aus Gründen der Bedeutung unbrauchbar ist, oder
aber ύπό und Genitiv erwartet: έχεσθαι ύπδ τής . . . άσθενείας gibt einen
guten Sinn. Doch in unserem Text steht hinter τής und vor άσθενείας,
allerdings in Zusammenhang mit έπηρεαζούσης, der Genitiv πολλού, auf
den sich weder das überlieferte έπι noch das postulierte ύπδ beziehen kann.
Mir scheint, daß dieses W ort zeigen soll, daß der Patient von dem erneuten
Ausbruch einer Krankheit befallen wurde, an der er schon lange leidet; dies
kann aber nicht durch den einfachen Genitiv ausgedrückt werden, vielmehr
ist die Präposition έκ vor dem Genitiv erforderlich, d. h. έκ πολλού. Der
Text, der in der obigen Form nicht haltbar ist, müßte nun folgendermaßen
gestaltet werden: συνέβη σοι σχεθηναί σε ύ πδ τής (έκ) πολλού
έπηρεαζούσης σε άσθενείας.
Eine weitere Frage wäre, ob statt συνέβη σοι σχεθήναί σε eher συνέβη
συσχεθηναί σε κτλ. zu schreiben ist. Dafür müßte man aber das Hand
schriftenbild genauer kennen. (Wegen der Aufeinanderfolge von σοι und
σε würde ich es allerdings vorziehen.}
34) Z. 5: ήξίωσας φιλονικώς τδν κύριν ’ Ιωάννην τδν Καλοειδάν ώς
Ιατρδν άριστόν τε καί έμπειρότατον κτλ. Ein Blick in die vorhandenen
144 Athinasios Kambylis
Lexika lehrt zunächst, daß das W ort φιλονικώς nicht registriert ist. Zu
Recht, weil es in dieser Form nicht möglich ist. Aus der überlieferten
Korruptel das Adverb φιλονείκως wiederherzustellen, wäre zwar paläo-
graphisch möglich, in dem vorliegenden Zusammenhang aber bedeutungs
mäßig geradezu absurd. Man könnte eher an φιλικώς denken, doch steht
auch diesem Vorschlag etliches im Wege: άξιόω φίλικώς (oder ein ähn
licher Ausdruck, d. h. ein gleichbedeutendes Verb mit φιλικώς) ist zu
mindest nicht belegbar, und will sich im übrigen auch in die Situation nicht
so recht einfügen. Von einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen dem
Patienten und dem Arzt, falls das Adverb in dieser Richtung überhaupt
interpretiert werden könnte, wissen wir außerdem nichts. Schließlich deckt
φιλικώς nicht das überlieferte φιλσνικώς in voller Länge: -ov- bleibt rein
äußerlich zunächst unerklärlich. Alle diese Schwierigkeiten können be
seitigt werden, wenn man für φιλονικώς den Ausdruck otov είκός (= wie
es natürlich, selbstverständlich war) einsetzt. Dieser Ausdruck ist der
Situation angemessener (ein wohlhabender Patient wird wohl in der Haupt
stadt „selbstverständlicherweise“ , „wie zu erwarten“ , den besten Arzt auf
suchen) und entspricht eher dem Überlieferten: φιλονικώς ist durch Ver
schreibung und viele Jotazismen entstanden; oder liegt hier ein Hörfehler
vor? Auf die Ausdrücke ώσπερ ήν είκός bzw. den jüngeren ώς είκός sei
nur summarisch hingewiesen. Zitieren möchte ich den Parallelausdruck
o la είκός, der z. B. in der Schrift Περί ποδάγρας des Alexandros von
Tralleis (II p. 513 Puschmann) vorkommt. Es ist somit an der obigen Stelle
zu schreiben: ήξίωσας, olov είκός, tö v κύριν ’ Ιωάννην Καλοειόάν κτλ.
35) Z. 6: (ήξίωσας) . . . παραδοϋναι συνεγγράφως δίαιταν χάριν
θεραπείας τού τοιούτου νοσήματος. In diesen Worten ist genau das ent
halten, worum der Patient den berühmten Arzt Kaloeidas gebeten hat (vgl.
vorige Bemerkung N r. 34): Er möchte eine Diätverordnung zur Heilung
dieser Krankheit haben, und zwar müßte sie schriftlich formuliert sein; so
viel geht wohl aus dem überlieferten, sonderbar anmutenden und im
übrigen auch nicht belegten (was zunächst kein Grund zur Verpönung eines
,neuen1 Wortes ist) συνεγγράφως hervor. Doch meine ich, daß man hier
die W örter anders trennen und außerdem einiges korrigieren muß. Es ist zu
schreiben: παραδοϋναί σοι έγγράφως δίαιταν. Für diese Textherstellung
spricht erstens der Satz παρέδωκέν σοι τήν τοιαύτην δίαιταν, zweitens das
aus dem überlieferten έγράφομεν wohl mit Sicherheit zu gewinnende
Adjektiv έγγραφος (beides Z. 8), zumal in Verbindung mit der aus der
selben Verbalform zu gewinnenden Konjunktion μέν; s. dazu in der fol
genden Bemerkung Näheres.
36) Z. 8/9: (και παρέδωκέν σοι τήν τοιαύτην δίαιταν,) έγράφομεν
δυσκατάληπτον Öfe καί δυσνόητον. In dieser Gestaltung müßte dieser Text
Epiphyllidcs 145
Ε πισ τολή Ια τρ ο ύ
’ Επεί, διογενέστατε σώματι και ψυχή κύριέ μου, παρεγένου έν τή
βασιλευούση των πόλεων χάριν δουλειών τινων Αναγκαίων, κάκεϊσε
συνέβη σοι σχεθήναί σε ύπδ τής (έκ ) πολλοϋ έπηρεαζούσης σε
5 άσθενείας, τής ποδαλγίας λέγω, καί ήξίωσας, οΐον εΐκός, τόν κύριν
Ίω ά ννη ν τόν Καλοειδάν ώ ς Ιατρόν δριστόν τε καί έμπειρότατον
παραδοϋναί σοι έγγράφως δίαιταν χάριν θεραπείας τού τοιούτου
EpipKyllid« 147
39) Z . 34: ötotv πάσχας τι. Für tl hat die Hs. τής, und das ist τις. Ich
würde όταν πάσχτ] τις schreiben. Vgl. das Ineinandergehen von allge
meiner Diktion (3. Person) und direkter Anrede (2. Person) Z. 63 f. Örav
πλεονάζχι είς Iv a . . , παραλάμβανε. Das Neutrum des Pronomens τι ist
in diesem Zusammenhang ohnehin wenig sinnvoll; denn man weiß, um
welche Krankheit es sich handelt.
42) Z. 46 würde ich και vor φλεβοτομίαν streichen. (Einige Zeilen tiefer
(51) ist „sic“ wieder zu streichen: δυνεται ist für diesen T e x t,normal*!)
44) Z, 80: Für 6 i würde ich μ£ν Vorschlägen, δροσάτων (Genitiv Plural)
fügt sich in den Zusammenhang nicht ein; auch der Genitiv Singular müßte
ausgeschlossen werden, zugunsten des Akkusativ Sing, δροσάτον (-ων wäre
isochronistischer Fehler in der Hs.), was hier als ein selbständiges Getränk
neben σάχαρ μετά ύδατος auftritt. Ich finde das Wort in ähnlichem
Zusammenhang in den Ptochoprodromika III 404i ed. Hesseling-Pernot (im
App. zu v. 404): 6 μ ίν τό σαχαρόθερμον, άλλος δέ tö δροσάτον. Mit Aus
nahme des Hierosolymitanus Sabaiticus gr. 415 ist dieser Vers, wie auch
v. 404 a - m , von allen Hss. der beiden übrigen Gruppen, die aus dem
14.-16. Jhdt. stammen, überliefert. Die richtige Ableitung des Wortes hat
bereits Korais,“Ατακτα I, 317, gesehen: δροσάτον < ύδροσάτον < ύδρο-
ροσάτσν, Letzteres ist gut überliefert (Oreibasios, Aetios, Alex. TralL), die
Zwischenstufe konnte ich als Variante zu Theophanes Nonnos (1 ,102.
356. 368 Bemard, jeweils im Apparat) feststellen, die Endstufe ist durch die
obigen Belege gesichert. Man wird, wie ich meine, in unserem Text an
δροσάτον festhalten können, obwohl in der Vorlage an der betreffenden
Stelle (Alex, Trall. II 513 Puschmann, von der Herausgeberin nicht heran
gezogen) ροσάτσν steht.
45) Z. 81 —83: Interpunktion: hinter ροδοσάχαρ Semikolon, hinter
σπούδαζε Komma (auf σοι kein Akzent!), hinter χαλάση Semikolon.
Z. 83: εύθύμου [sic!]: έθημοϋ cod. Die Herausgeberin hat in der Ein
leitung S. 229 Beispiele dafür zusammengestellt, daß in der Hs. N y vor
Theta ausgelassen wird. Dies nehme ich auch hier an und möchte ένθυμού
schreiben, d. h. „denk daran“ . Das bedeutet, daß hinter άλλων kein
Punkt, sondern ein Komma zu setzen ist. Darauf kommt man allerdings
auch durch den darauffolgenden δτι-Satz.
46) Z. 8 6 -9 0 : θέται (sic). Man kann das lateinische Wörtchen streichen
und die neue Form des Imperativs hersteilen: θέτε (für τίθει).
Z. 87: ποΐμα. Das W ort ist mir unbekannt, im Glossar zur Textausgabe
finde ich es auch nicht. Der Sinnzusammenhang würde an dieser Stelle
τίμα (και άγάπα) durchaus dulden.
47) Z, 90: συνερδν: Ich würde σύννερσν schreiben. (Eine Zeile davor ist
έσπρον für άσπρον wohl ein Druckfehler, und Z. 89 wäre wohl auch
θέλεις zu schreiben.)
Die folgenden Bemerkungen verstehen sich als kleiner Beitrag zur end
gültigen Textgestaltung einiger der im vorliegenden Band edierten byzan
tinischen Kleinchroniken; trotz ihrer großen Anzahl (einige weitere habe
ich hier aus Raumgründen nicht mehr aufnehmen können) vermögen sie
die Bedeutung von Schreiners Leistung nicht im geringsten zu mindern;
allein die Beschäftigung mit einer so spröden Materie, die ständig sowohl
überlieferungsmäßig als auch sprachgeschichtlich die verschiedensten
Probleme aufwirft — und diese sind nicht immer einfach zu lösen —, ver
langt dem Leser Respekt ab, erfordert sie doch die ganze Kraft des
Herausgebers3. Wenn dieser nun gelegentlich eine bestimmte Lesart der
3 Nicht versagen kann ich mir allerdings den Hinweis auf Unzulänglichkeiten (z. T. ein
deutige Verstöße gegen .Grammatik' und Syntax) in der lateinischen Formulierung des
kritischen Apparats; z. B.: Chron. 1/13,10 an sit legendum; 26/13.2 octo fere litterae ita
del., Ht legi nequeunt; 14/83,2 Τζιβλιμανΐΐ S: in ail. codd. post τφ fenestra aut signa
quaedam (: +); 32/15,6 scriba duas prototypi not, confundebat; 32/48 . . . postea ore inf.
med. litt, grandioribus add. . . .; 63/12,2 καί τήν ‘Αθήνα OS, quae sequuntur udum S;
65/43 post σημάδια sunt depicta in cod. tria astrorum supra nam. specimina; 98C/1.4 (sic
et cod.?); 980/2,2 hk et Un. sequ. Ferner: für annus (passim) hätte man eher numerus, für
loco = „anstelle von“ (passim) eher die Präposition pro, für hodie (9/54,2) eher nunc im
App. erwartet; im übrigen muten Ausdrücke wie etwa humiditate del. (9/54,2) oder
maculis del. (67/19) merkwürdig an, das Verb delere bezeichnet doch in unseren
Apparaten gemeinhin eine bestimmte» bewußte Entscheidung des Herausgebers, allenfalls
das bewußte Eingreifen des librarius in den Text. Oft ist nicht die richtige Wortwahl
getroffen, z. B, 9/54,2 (Schreiner will hier ohne Zweifel etwas anderes sagen als das, was
da steht, vgl. vor allem conspicere]). Wo die Überlieferung reichhaltiger oder etwas
komplizierter ist, wird der Apparat unübersichtlich und schwer verständlich, z. B.
Epiphyllides 151
Handschriften in ihrem Wert nicht erkannt oder sie nicht richtig gedeutet
haben mag, oder wenn ihm gar Verlesungen unterlaufen oder auch die
Heilung einiger als solcher richtig erkannter Kormptelen durch seine
Vorschläge bzw. die Ergänzung von ihm selbst konstatierter Lücken nicht
gelungen ist, wer könnte es ihm zum Vorwurf machen. Als Herausgeber
eines Textes muß man zu allen Einzelheiten {manchmal auch durch sein
Schweigen) Stellung nehmen, als Leser, der den »Ehrgeiz* hat, etwas zur
Konstitution des Textes beizutragen, umgeht man elegant die vorhande
nen Klippen, indem man nur jene Stellen präsentiert, zu denen man meint
etwas sagen zu können. (Ich zitiere nach Chronikzahl» Notizzahl, beide
durch einen Querstrich voneinander getrennt» und schließlich nach Zeilen'
zahl; die Angabe der Seitenzahl in der Ausgabe Schreiners schien mir
entbehrlich zu sein.)
I. Reichschroniken
48) Chron. 3/1: Unter „Überlieferung“ steht zur Chr. 3, daß sie „weder
im Ganzen noch in einzelnen Notizen eine Verwandtschaft mit sonst be
kannten Texten“ zeige. Zumindest von N otiz 1 kann man jedoch mit
Sicherheit sagen, daß sie eng verwandt ist mit Theoph. 455» 12 sq, de Boor,
und sogar in einer besonderen Beziehung zu cod. Paris, reg. 1711 (= g )
steht (vgl. όρύΐζων). Der Text ist allerdings in unserer Chronik stark
gestört4.
14/71,1; 59/14,2; 72/3 u. a. m. Klarheit und Präzision fehlt auch bei einfacheren Fällen;
Formulierungen wie etwa die folgenden müssen zumindest ungeschickt wirken: 58/9,5
γοϋν om. T, habet öfe (diese Art von Angaben ist leider auch bei längeren Texten häufig);
35/6,2 6 βασιλεύς om. BCE 6 μακαρίτης βασιλεύς BCE [sic!]
4 Auf Theophanes weist übrigens jetzt doch noch Schreiner in seinem Kommentar-Band
(CFBH 12/2, S. 89) hin. Doch sind die Zusammenhänge, wie ich inzwischen feststellen
konnte, viel komplizierter Der „stark gestörte" Text (s. o.) weist Spuren einer
vielfältigen Kontamination (vgl. vor allem den parallelen Gebrauch von passiver und
aktiver Formulierung: εύρέΒη - άρύττων) aus verschiedenen Versionen des zugrunde
liegenden Berichts auf; wie andererseits vor allem das Wort λιθίνη zeigt, ist unser Text in
seiner heutigen, kontaminierten Form besonders mit der Form des Berichts eng verwandt,
die Zonaras III 286, 1ff. (Bonn) bietet; das Adjektiv begegnet sonst nur noch in der
lateinischen Fassung des Berichts bei Anastasius Bibliothecarius II, 302, 4 de Boor:
lapideam arcam. Auf dieser Erkenntnis fußend, möchte ich folgende Textgestaltung
vorschlagen: εύρΙθη έν θρφκη κατά τό μακράν τείχος λάρναξ [τις άρύττων λιθίνη] ίχων
νεκρόν καί γράμματα έγχεκολλαμένα [Ιχουσαν] λέγοντα (λέγεται cod.)· Χριστός (καί
cod.) κτλ. Die Verschreibung καί für Χριστός kann ich mir verstellen über χς
( - χ σ ■* Χριστός) > χε > κε > καί bzw. ein Kompendium dafür; vgl. dazu die Form von χσ
in der Kurzform der Inschrift in cod. Oxon. Bodl. Canon. 23, fol, 128' (abgebildet in BZ
9, 1900, 54). Die obige Abkürzung für Χριστός ist übrigens «hon einmal als χε verlesen
worden: Gramer, Anecd. Oxon. IV 400, 6.
152 Athinasios Kambylis
49) Chron. 4/3,5: Der Text και πάντα τά θέματα αύτοΰ am Ende der
N otiz ist wohl eine Widerholung aus Z. 4 und als solche hier zu entfernen.
Auch der ungeschickteste Chronikschreiber würde vor dem Ausdruck
έφόνευσαν (Z. 4) . . . τά θέματα zurückschrecken. (Im übrigen: worauf
bezieht sich αύτού?)
II. Kaiserchroniken
III. Lokalchroniken
(Meine Bemerkungen zur Lokalchronik 28 befinden sich am Ende S. 157ff. Nr. 7 7 - 90.)
57) Chron, 31/4,2: ώρρ α' τής το Ανέβηκα είς τδ ξύλον. Der Apparat
gibt keine Auskunft darüber, wie groß die Lücke sein soll; ich denke an
(ν υ κ )τ ό (ς ). Die Ankunft geschah dagegen am Tage, vgl. Z. 3; für
Ανέβηκα vermute ich eher Ανέβημεν, vgl. dazu Απεσώθημεν Z. 3. Zu
schreiben wäre somit: ώρρ α' τής (ν υ κ )τ δ (ς ) άνέβημεν είς τδ ξύλον.
58) Chron» 32/40: κΰρ βασιλεύς. Diese Ausdrucksweise kommt in den
Kleinchroniken sonst nicht vor; κΰρ steht dagegen immer vor dem Eigen
namen, daher ist hier zu schreiben: κϋρ (Ιω ά ν ν η ς) βασιλεύς.
59) Chron. 33/38, 1: H inter Φιωρέντζας vermute ich eine Lücke; es muß
hier etwas ausgefallen sein etwa des Inhaltes: δπου έπη γεν. (Natürlich
154 Athinisios KambyJis
könnte statt des Relativsatzes auch ein Hauptsatz hinter dem Ortsnamen
stehen.)
60) Chron. 33/87,3: Für das überlieferte άνυποστάτησε (so im Text, ohne
jegliche anderslautende Angabe im Apparat!) ist άνυπστάκτησε zu
schreiben; vgl. dazu das folgende καί έγινεν άντάρτης. (Das Verb
άνυποστατώ scheint im übrigen nicht belegt zu sein, es würde außerdem
vom Adjektiv άνυπόστατος [wohl eher in dessen Bedeutung: „unbezwing
bar“ ] abzuleiten sein, und dies würde im vorliegenden Zusammenhang
keinen Sinn geben.)
61) Chron. 38/21,2—3: Ικοψεν άνδρας . . . καί μέ τό στεανόν τους
Ιχτισεν πύργον κτλ. Für μέ τό στεανόν τους tm Text steht in der Hs. nach
Ausweis des Apparates (mit Fragezeichen am Ende): μετά στέα
τσύτους(?). Gleich, was Trapp, von dem die »Textverbesserung1 stammt,
sich unter στεανόν gedacht hat (ich muß offen gestehen, ich verstehe den in
den Text gesetzten Ausdruck nicht, στανεόν [vgl. etwa Dig. Akr.
E 352.700 Trapp] kann wohl nicht gemeint sein, das wäre geradezu
absurd!), das überlieferte Woitmaterial wie auch der Sinnzusammenhang
w e is e n in eine andere Richtung: στέα ist das W ort όστέα mit Aphärese, wie
sie, wenn auch bei anderen W örtern, oft in diesen Texten vorkommi (vgl.
etwa ψιμικά für όψιμικά Chron. 63b/12,2), τούτους ist durch Ditto-
graphie aus τους entstanden, und μετά muß einfach ab μέ .τα getrennt
werden. Der Text sieht jetzt folgendermaßen aus: έκοψεν άνδρας . . . καί
μέ τά στέα τους έχτισεν πύργον. Für Formulierung und Sinnzusammen
hang vgl. Chron. 5 8 /2 5 ,2 -4 : έκ ο ψ α ν . . . δλον τόν λαόν τών Χριστιανών
καί λαβόντες τάς κεφαλάς αύτών και χα όστέα έκτισαν πύργον. (Vgl.
ferner Chron. 12/7, 3—5.)
62) Chron. 38/24, 4—5. D er Text άπό τό ς χεΐρας των Βενετίκων gehört
ganz offensichtlich hinter συμφωνία.
63) Chron, 41/5, 4: ού τό πολύ iv μέσω. Eine kleine Wortumstellung ist
nötig: ού πολύ τό έν μέσψ. Vgl. Chron. 59/12,1.
64) Chron, 47/2, 4: (τροπάριον τό) έωθινόν και ήχον πλάγιον δ '. In der
Ergänzung von Dennis ist zumindest das W ort τροπάριον überflüssig, wie
N otiz 6 derselben Chronik (Zeile 2) zeigt, mit (τό ) έωθινόν α ' wäre es
getan; auch και müßte wohl in εις geändert werden, wie ebenfalls Chron.
47/6,2 lehrt: es ist die Rede von der Tonart des Eothinon.
65) Chron. 47/6. Hinter Πάντων (Z. 2) gehört ein Punkt (vgl. dazu
47/2,3); *Ισαία (Z. 3) ist in Ή σ α ία ς zu ändern, υψηλού hinter κατεϊδεν
(Z. 4) zu streichen. Die beiden letzten Änderungen nach Is. 6 , 1 -2 .
Epiphyllides 155
(Der Genitiv ήμέρας, meistens mit Artikel davor, gehört immer zu ώρρ;
sinnlos ist dagegen der Ausdruck ήμέρα ώρας.)
75) Chron. 96/7,1: ήμΐρ Σουλμάν ώς πεσών . . . Die Konjunktion ώς ist
(nach Ausweis des Apparates) eine Konjektur Trapps, die Hs. hat ος (ohne
spiritus oder Akzent!). Bei einem solchen Text, der von „syntaktischen
Unmöglichkeiten“ geradezu wimmelt, scheint mir das elegante ώς πεσών
ohnehin unwahrscheinlich, ja unpassend. Ich würde das überlieferte ος (sic,
sine accentu!) als die Endung von Σουλμάν betrachten und die Nebenform
Σουλμάνσς dieses Eigennamens herstellen. Σουλμάνης ist in Chron.
96/3,1 überliefert. Nach dem Beispiel etwa Ταμυρλάνος, Ταμυρλάνης
(diese Form Chron. 95/4,2) könnte auch neben Σουλμάνης (bzw. dem
häufigeren Σουλμάν) die Form Σουλμάνος gebildet werden. Im übrigen
fügt sich das einfache Partizip πεσών besser in den hier vorliegenden Text
zusammenhang ein.
Zeile 3 heißt es: έκίνησαν φεΰγειν. Der Infinitiv ist wiederum ein Vorschlag
von Trapp, überliefert ist das Partizip φεΰγον, das ich in der Form des
Maskulinums φεύγων beibehalten würde. Partizip im Singular mit Subjekt
im Plural kommt noch einmal vor, Zeile 2: γανακτήσας ot άρχοντες. Im
Text müßte es jetzt heißen: έκίνησαν φεύγων (πρός τάν Μουσίπεη).
76) Chron. 98Α/7. Der Herausgeber konstatiert eine Lücke hinter
κυριακήν (Zeile 4), doch meine ich, daß der Text der N otiz mit diesem
W ort zu Ende ist: Der vierte Sohn ist geboren am Samstag, um Mitternacht
und etwas später, d. h. als schon der Sonntag anbrach; das Komma hinter
μεσονύκτιον ist zu streichen, hinter άνωθεν ist keins nötig, es sei denn, es
verdeutlicht den Text (Z. 2ff.); ήμέρφ σαββάτψ, περί τό μεσονύκτιον καί
άνωθεν, ήτοι έξημερώνοντα κατά τήν κυριακήν.
χοΐς όυσίν αύτοίς πακήν cod.: τοίς δυσίν αύτής (scii, τής Εύόοκίας, Jotazismus) παιοίν
(vgl. 15/18, 1-2). 32/28, 4. 9. 10 Τσαχωνία Sehr.: Τσακονία cod. (ist beizubehalten, vgl.
jetzt St, Caratzas, Lea Tzacones (Suppl. Byz. 4). Berlin 1976). 32/39 έν Νούπλιον Sehr.:
έναυπλ( ) cod.: έν Ναυπλίφ. 32/46,2 μετά 61 τοΰ Πατριάρχον: μετά και τού
πατριάρχου cod, (gehön in den Text; wäre der Text Schreiners überliefert, so wäre er hier in
dieser Form nicht haltbar gewesen). 34/31, 8 -1 0 6 πάπας άπέστειλέν (τίνος) καί ήψερόν
τους είς τήν Ρώμην, Der Zusatz Schreiners ist überflüssig, der überlieferte Wortlaut richtig,
vg], 3/87, 7 -8 Ιστειλεν . . . καί άπεκεφάλισαν αύτόν, oder 70/34 έστειλε καί ΙπολΙμησεν.
36/31, 7 ά ιί αύτήν Sehr.: άπαύτην cod.: άπ* αύτην. 37/13,2 άπ* αύτά Sehr.: άπαύτα
cod.: &ri αύτα. 38/19 τών άριβμών cod. Sehr,.· τόν άριθμόν {=» acc» gr., vgl. 27/1,4). 40/5
Ιποικαν Sehr.: έπίκαν cod.; έποϊκαν. 44/1,4 πρώτη του λειτουργίρ καί χειροτσνίρ Sehr.:
πρώτη του λειτουργία καί χειροτονία. 55/16, 2 - 3 (R) έπήρέ τον μιοόν Sehr.: Ιπήρε τόν
μισόν R (gehört in den Text; ähnlich 56/5, !> vgl· 73/5 έπήρεν τόν μισόν Μορέαν, und
53/19,1 sowie 56/7, 1). 63 a /ll, 3 έξ αύτσύς: έξαύτους cod.: έξ αϊτούς. 63C/7, 1
έπαράόωσεν . . , ή αύθεντία τών Βενετών Sehr.: έπαράόωσαν κτλ. cod. (gehön in den
Text, es liegt offensichtlich constructio ad sensum vor!). 65/27,4 ήφάνισε Sehr.: φάνισε
cod.: entweder φάνισε bei behalten oder Αφάνισε schreiben (vgl, dazu 70/22 ; 69/73).
65/30,4 έβούλησαν: Sehr,: έβουλήσαν cod.: έβουλήσαν (vgl. mgr./ngr,). 65/30, 5 σιτάρι
Sehr., dazu im App.: στάρι (?) (loco σιτάρι) cod.: στάρι gehört in den Text. 66/23, 1
έβιστίρισαν Sehr.: έβηστιρήσαν cod.: έβιστιρήσαν (zu βιστιρώ, neben βιστιρίζω). 70/24,1
γύρισμα Sehr.: γύρισμαν cod. (gehört in den Text). 70/28 μηνί Ιουλΐφ Sehr.: μηνί Ιουλίου
cod. (der Genitiv muß beibchaJten werden, vgl. 63B/12. Der Herausgeber hat im Sinne des
hier Überlieferten in 35/2,3 (BE) seinen Zusatz formuliert; dort müßte es eher . . . άπριλλίφ
. . , heißen). 70/43 έπαρέλαβεν Sehr.; έπαρέδωσεν cod.: fort, έπαρ έδωσαν scribendum.
72a/22 είς τόν αύτόν χρόνον Sehr.: ής αύτόν τόν χρόνον cod.; είς αύτόν τ. χρ. 79/38, 5
άλλων Sehr.: άλον(ών) cod.: άλλωνών. 79/43, 1 Ιπίασε Sehr.: έπιαοε cod. (gehört in den
Text). 79/46, 2 έπήραν τόν Πασαβά καί Ιρήμαξαν Sehr.: έπ. τ. Π. καί έρήμαξεν cod.,
kann beibehalten werden (έρήμαξεν seil. 6 Π . , intransitiv!).
Chron. 6/2, 6 - 8 schließlich würde ich folgendermaßen interpungieren: δτεβίβασεν ήμέρας
ιη' . . . έως άπριλλίου μηνός η' . . . καί ώρρ δειλινού, δτε δή καί έβαοίλευσεν· έτελεύ-
τησε(ν) ίάαας κτλ. (Neben der Logik spricht für diese Interpunktion auch 6/1, 1 -3 ,
worauf sich obiger Text unmittelbar bezieht: *Ιωάννης . . . έβασίλευσεν . . . ώρρ δειλινού.)
Zu Chronik 28
Vorbemerkung. Da mir Photographien von cod. Paris, gr. 624 fol. 1~2v,
der die Chronik 28 enthält, zur Verfügung standen, konnte ich den Text
der Chronik 28 in Gänze nachkollationieren und bin dabei zu neuen E r
gebnissen gekommen. Diese werden im vorliegenden Beitrag je nach ihrer
A rt an zwei verschiedenen Stellen mitgeteilt. Im folgenden, in Fortsetzung
der textkritischen Bemerkungen, behandle ich die Stellen, an denen ich
zunächst durch die Nachkollation, z. T. aber auch durch divinatio, etwas
weiter als der Herausgeber gekommen zu sein glaube, d. h. die Stellen, zu
denen ich eigene Vorschläge biete. Am Ende dieser Ausführungen ediere
ich einige der Notizen von Chron. 28 neu, da die Nachkollation viele
Verlesungen des Herausgebers zu Tage gefördert hat, die nur im apparatus
158 Athanasios Kambylis
καί {πολλά σπίτια) ergänzen. Erstens sehe ich, wenn auch etwas hoch
geschrieben (das gilt im übrigen für das Kompendium für iccd davor und,
etwas weniger, für die Endung von έκκλησίες), hinter καί den Buchstaben
π in der Form, wie das zweite Pi über dem ersten im W ort παπάδες
(Zeile 6) geschrieben ist oder das Pi im W ort Ανθρώπους, letzte Zeile
dieser N otiz; danach ist in der Hs. nichts mehr zu sehen. Zweitens ist im
Anschluß daran von Nonnen (das W ort ist z .T . durch Konjektur
gewonnen, die aber sicher ist; vgl. meine nächste Bemerkung), Frauen
und Männern die Rede, also kann vorher nicht nur von Kirchen ge
sprochen worden sein; die Länge der Lücke in der Hs. reicht für etwa
10-12 Buchstaben aus.
83) Chron. 28/8,8: καί πήρασιν καλογέρους και *** γυναίκες καί Αν
θρώπους. Diese Textform bietet Schreiner, καλογέρους ist eine
Konjektur Trapps, die sich auf das von Schreiner in der Hs. gelesene
καλι*** stützt (καλογήρους für einen zypriotischen Text des 15. Jhdts.
wäre wahrscheinlicher). Die an sich gute Konjektur läßt sich jedoch an
den Überresten, die in der Hs. zu sehen sind, nicht verifizieren. H ier ist
zu lesen: καλογρ.ες, womit das W ort καλόγρ(η)ες (=» καλόγριες) ge
wonnen wird. Das Omikron ist wie ein dicker Strich, der dem Jota ähnelt,
so wie auch das Omikron in έδικόν, Z. 4 (im übrigen scheint der Schrei
ber dieser Notizen den i-Laut immer mit Eta wiederzugeben, vgl. auch
unten Bemerkung N r. 84); danach sind die äußersten Teile des vertikalen
und des horizontalen Balkens der kleinen Majuskel Γ, die etwas tiefer steht,
ähnlich wie im W ort μεγάλα, Z. 6; anschließend ist der untere Strich von
Rho deutlich erkennbar.
Hinter dem Kompendium für και und vor γυναίκες (in der Edition
Schreiner ist eine Lücke verzeichnet) ist zunächst der Schluß eines Wortes,
die Endung εσ zu sehen, davor Reste des rechten Striches eines λ, und
davor Platz für zwei Buchstaben (Spuren des ersten sind noch unten links
zu sehen). Ich vermute πολλές (in der Hs. mit einem λ).
dieser Stelle. Danach sind Fetzen zu sehen, die sich nicht zu einem Wort
zusammenfügen lassen. (Oder weist das ziemlich klar zu erkennende
ημησο etwa auf (Λ )εμισό hin? Dann könnte man eventuell auch an
folgende Form der Wiederherstellung des Passus denken: (κ α ί έποί)κασιν
μεγάλην αίχμαλωσίαν εις τήν (χώ ρα και είς τήν Λ)εμισό.)
H inter καί ητ tut sich eine Lücke auf, die etwa 12-15 Buchstaben um
fassen könnte; hier zunächst so viel: sehr wahrscheinlich ist am Anfang
ή τ(ο ν) z u ergänzen, so wie am Ende (also vor φουσάτο) zumindest tö zu
postulieren wäre. Die Behandlung der dritten Lücke im nächsten Absatz
wird uns helfen, die zweite mit größerer Sicherheit zu schließen.
Zwischen x und βαρδή (so in der Hs.) sind wiederum Fetzen von Buch
staben zu sehen; der vorhandene Raum genügt für etwa 5 - 6 Buchstaben.
Schreiner hat das τ nicht gesehen, am Ende βαρδ gelesen und dahinter
eine Lücke vermutet; dies wiederum hat Trapp zu einer eher zufälligen,
wie mir scheint durch nichts zu rechtfertigenden Konjektur verleitet:
βαρδιάνους. Entscheidend für meinen Vorschlag war, daß ich davor
όνόματι las (nicht -τα), das machte wahrscheinlich, daß danach ein Name
kommen mußte; τ und βαρδή führten zwangsläufig zum Namen des An
führers der Invasionstruppen der Sarazenen vom 1. Juli 1426, der hier fol
gendermaßen wiederhergestellt werden könnte: Τ (α γκρ ι)βά ρ δι. Das ist
der Emir Tagriberdi cl-Mahmüdi, den der Sultan von Kairo El-Melek
el-Aschraf Barsabäj (bekannt als Barsbai) mit einem Expeditionscorps
nach Zypern schickte. Bei Machairas § 6 7 2 (= p. 652, 12 sqq. Dawkins)
werden dieselben Ereignisse beschrieben, der Name des Emirs erscheint in
der Form Τακριβέρ Μεχαμέτ (ebda. Zeile 13), „corrupt“ , wie Dawkins II,
S. 222 in Anm. 2 zu § 672 meint. Wir hätten in unserer Notiz die vollere,
,korrekter' transkribierte Form des Namens, die der italienischen
Transkription entspricht, bei Florio Bustrone, Chronique de nie de
Chypre, ed. Rene de Mas Lame, p. 361: „Capitano di quali era
T a n c r iv a r d i“ . (Ich entnehme alle diese Angaben dem 2. Band der
Machairas-Ausgabe von Dawkins, S. 221-222; dort ist die weitere
Literatur angegeben, Bustrone selbst habe ich leider nicht mehr einsehen
können, s. o. S. 159). Zu vergleichen ist Amadi (s. die bibliographische
Angabe o. S. 159) S. 504: „Et Chiasus T a n c riv e rd i era loro capitanio in
terra“ . Ich habe mich hier für die Form des Namens Ταγκριβάρδι ent
schieden, einmal, weil sie den in der Hs. vorhandenen Raum Verhältnissen
gerecht wird, zum anderen, weil ihr auch die italienische Form bei
Bustrone entspricht (vgl. vor allem den a-Laut in der vorletzten Silbe);
was die Endung anbelangt, so kennt der Schreiber nur das Eta für alle
i-Laute. Möglich wären freilich hier auch die Formen Τ (α νκρι)βά ρ δι
162 Athanasias Kambylis
* Für die Transkription des Namens mit -νγκρ- vgl. im zypriotischen Dialekt etwa
Τζινγκάρε (für Cigala) bei Mach. $ 227 (—p. 210, 8 Dawkins) neben Τζικάλί ebda- %293
(= p, 280, 33 Dawkins).
Epiphyllides 163
6 Zur hier postulierten Form s. loannes Kananos 473, 19 (Bonn): ol δειλοί . . . καί φ υ γ ο ί.
Vgl, auch dic Form φευγός, oi (bei Machairas passim), deren Betonung die Existenz
von φυγώς voraussetzt. Zum Metaplasmus -ων > -ος s. G. S. Henrich, Κλητικές και γενι
κές σέ -ο άπό άρσενικά οέ -ος στά μεσαιωνικά καί νέα έλληνικά, Diss. Thessaloniki
1976, S. 1ff. (Die ebda. S. 4ff. präsentierte Liste der einschlägigen Beispiele kann jetzt
um die neue Form φυγός sowie um die Variante φευγός ergänzt werden.)
164 Athanasios Kambylis
7 Der König verpflicht*!« sich, 200000 Fbrins Lösegeld und 8000 Fbrins jährlichen Tribut
zu zahlen. Vgl. dazu rasch Franz Georg Maier, Cypem. Intel am Kreuzweg der Ge
schichte, Stuttgart 1964, S. 95f. Die Vermutung Schreiners, χρέος stünde in der Hs. viel
leicht für χάρισμα {vgl. den App. Z. St,), ist ihm inzwischen unberechtigterweise zur
Gewißheit gewordeni vgl, jetzt den Kommentar-Band, CFHB 12/2, $. 434; „Von den
Schenkungen des Königs berichtet Machatras nicht." Auch die Chronik-Notiz spricht
nicht von „Schenkungen", wie bereits oben hinreichend klar geworden sein mag.
Epiphyllides 165
* Schreiner meint (s. jetzt Kommentar-Band, CFHB 12/2, S. 529): „Nur in der vorliegenden
Notiz wird eine Kirche des hl. Athanasius Pentigchenites erwähnt“. Höchstwahrscheinlich
denkt aber auch Machairas an eine Kirche dieses Heiligen, wenn er schreibt ($ 36 =
p. 34, 35-35, 1 Dawkins): . . . όμοίως 6 άγιος Α θανάσιος ό Πεντασχοινίτης, ά π ί tö
πεντάοχοινον, καί β ρ ύ ε ι Ιά μ α τ α . Dawkins hat auf jeden Fall die Stelle, wie mir
scheint, richtig so verstanden; vgl. Index of Nantes of Places, $. v. Pendaskinon.
166 Achaiusios Kambylis
Anhang
Chrom 28/N ot. 3 .4 .5 . 7. 8 .9 .1 6 .1 7 .1 8
Vorbemerkung:
1. Für die hier vorgelegte Textkoni titution sowie für die Gestaltung des Apparats sind
bezüglich der Hs. folgende Einzelheiten von einiger Bedeutung: Sie kennt in den Notizen
1-10 keine Akzente und Spiritus, in den Notizen 16-18 in der Regel nicht. Sie benutzt in
den Notizen 1-10 stets das Zeichen e für ε und <u, das Zeichen η für alle ί-Laute, das
Zeichen 0 für o und ω. Sie kennt in den Notizen I —10 keine Doppelkonsonanten, in den
Notizen 16-18 schwankt das Bild. Orthographisches wurde im App. nur verzeichnet, wenn
es aus Gründen der Deutlichkeit notwendig schien.
2. Da im folgenden die Notizen 1. 2. 10. nicht neu ediert werden, teile ich hier einige Ver
sehen Schreiners mit, die ich bei meiner Nachkollation feststellte:
Not. 1.1 und Not. 2,1 hat die Hs. έχρονίας, nicht ίγχρονίας,
Not. 10,1 steht in der Hs. έχρονίας vor tot) XpwntoO, cm. Schreiner.
Im übrigen ist darauf hinzuweisen, daß die Aoristformen auf -οαοαν /3. Pers. Plur., die
Schreiner an mehreren Stellen gelesen haben will, in Wirklichkeit weder in der Hs. zu finden
sind (hier findet sich immer -σασην = -οασιν), noch im zypriotischen Dialekt existieren, «o
sehr sie auch denkbar sein mögen.
3
τήν δευτέραν, τή έσχάτη Ιουνίου, υκς' τοΰ Χριστού, ήρτεν τδ άρμά-
τωμαν τούς Σαρακηνούς εις τήν Κύπρον, είς τήν Λεμεσόν, καί όπίσω
είς μίαν ήμίραν έπήρασιν τδ κάστρο τής Λεμεσού καί έκαψάν το
μοναύτα.
1 τή ίσχάτη scripsi: τη εσχα1 cod.: τή έσχάτη Schreiner άρμάτομαν cod. Schreiner
3 έπήρασιν (επηρασην cod,): έπήραοαν leg. Schreiner έκαψαν (sine spiritu et accenti
bus cod,): έκαυοάν Schreiner 4 μοναυτ {sine accentu) cod.
Epiphyllides 167
4
τήν δευτέραν είς τάς έπτά ή μέρας τού Ιουλλίου μηνός, έχρονίας υ κς'
τού Χριστού, έφύγασιν οΐ αύθέντες τής Κύπρου καί έπήγασιν είς την
Κερυνία, καί 6 πρόλοιπος λάς τής χώρας, μικροί και μεγάλοι,
εύκαιρέσασιν την χώραν και έφύγασιν είς τά δρη καί είς τά χωρία,
s καί έμεινεν ή χώρα εύχαιρη μέ τούς γέροντας τούς άνωφελείς.
2 αύθέντβς: άφθέντες ex eorr. cod.: άφέντες leg, Schreiner Ιπηγασην cod. (-σην
sic ut l .4 (εύκαιρέσα)σην scriptum): έπήγασαν leg. Schreiner 5 ευχερή cod.: ε&χαιρα
leg. Schreiner: fort, est in εύκαιρη corrigendum (cf. 1.4 εύκαιρέσασιν et Chron. 22/36,2)
γεράντας Schreiner: γέροντας (sine accentu) cod.
5
είς τάς δ' αύγούστου, τδ σάββατσν, τδ δείλις, έξέβην {άπό) τ{ήν)
χ{ώρα> δ πρίντζης ό άδελφδς τού φηγός τής Κύπρου μέ τούς λάς τδ
άρμάτ(ωμαν και έπή)γεν κατά πρόσωπα τ(ο ύ ς Σαρακηνούς), διά τά
μ' ξύλα τά {μικρά καί τά μεγάλα).
1 είς τάς: άπας cod.: στάς leg. Schreiner τδ δείλις scripsi (ad formam substantivi cf. Mach.
$285 - p. 274, 9; $610 = ρ. 600, 14 Dawkins): το δηλής(?) cod. (syllaba δη sic ut in voce
διά 1.4 scripta): Schreiner l —2άπδτήνχώ ρα secundum Mach. $ 11 (es p. 192, 7
Dawkins) scripsi: litterae tantum τ et χ legi possunt (?) in cod., cett. evanuerunt (cf. etiam
supra p. 158) 2 τδ scripsi: το potius quam tou cod.: to ü Schreiner 3 Δρμάτ(ωμαν
καί έπή)γεν supplevit Darrouzes (qui άρμάτομαν scripserat) τ ....................διά cod.: τούς
(Σαρακηνούς) διά supplevit Darrouzfes: τ(ούς Σαρακηνούς), διά scripsi 4 post τά
in fine lineae verba quaedam legi nequeunt: vocibus μικρά καί τά μεγάλα cx not. 1, 4
supplevi
7
τήν πέφτην, είς τάς Υ ή μέρας Ιουλλίου μηνός, έχρονίας υ κ { ς') τού
Χριστού, έπήγεν δ αύθέντης ό φήγας μέ τδ φουσάτον του διά τούς
Σαρακηνούς είς τήν Ποταμίαν, Ιω ς τήν κυριακήν, δπου ήτον είς τάς
ζ ή μέρας Ιουλλίου. καί τήν αύτήν κυριακήν ήρταν οί Σαρακηνοί κατά
s πρόσωπα τού φηγός {καί τού) φουσάτου είς τδ χωρίον τήν Χερο{κοι-
τία ν) καί είς τδ αύτδ χωρίον έτζακίσ{ασιν τδ φου)σάτον μας καί
έπιάσασιν {τδν φήγα) καί έπήράν το (ν ) είς τδ Κάρ{γΐος) καί
έγ{ίνετο) είς τούς χριστιανούς μέγα {κακόν) καί ζημία είς πολλούς
άνθρώπους μικρούς καί μεγάλους.1
1 «έφτην; « e i (sine accentu) cod,: Πέμπτην Schreiner (sed cf. e. g. Machaeram passim) 5
post φηγός litt, quaedam tegi non possunt in fine lineae cod.: καί τοΰ supplevi: litterarum
168 Athanasios Kambylis
vestigia in cod. non vidit Schreiner (cett. legi non possunt) cod.: Xt^OKOttiav
Darrouzfes 6 έτζακίσ(ασιν) scripsi: εχζακησcod. in fine lin. laceratus: έτζακίσ(τησαν)
coniecit Darrouzes: έτζακίσ(αοαν) proposuit Trapp, quod in textum recepit Schreiner
(τό φου)σάτον supplevit Darrouzts 7 έπιάσασνν (-σην cod.): έπιάσασαν Schreiner
(etiam Darrouzes?) post hoc verbum lacuna 6 - 7 fere litterarum in cod., quam vocibus
( t5v ρήγα) supplevit Darrouzes to (v ) ante είς scripsi: to cod. cdd. 7/8 Κ α ρ .........
κ(αί) e y . . . cod.: Κάρ(γιος) καί έγ (ivero) supplevi: Kaρ't■’, ',' καί *** Schreiner 8 ρ ί
γα (κακόν) (litterae paucae tantum vocis prioris legi possunt) scripsi: iyiveto Trapp Schrei
ner (qui post χριστιανούς signum semicoli posuit)
8
την πέφτην τ6 μεσομέριν, είς χάς C ή μέρας Ιουλλίου μηνός, υκς' τού
Χριστού, ήρτεν τό φουσάτο τούς Σαρακηνούς και ένέβην είς την χώραν
και έποΐκεν έως τό σάββατο. και τό σάββατο έκούρσεψαν την χώραν
δλην καί έτζακίσασιν τό σπίτια τούς λάς καί έπήραν τό έόικόν τους,
s και έπήραν και όσους άνθρώπους και γυνα ϊκ(ες) και κοπέλια μικρά
και μεγάλα και παπάδες {ήμπορησαν). και έκάψασιν τήν αύλήν τού
φηγός καί *** της f τηκαρας f τής πέτρας, όμοίως έτζακίσασιν τις
έκκλησίες καί π{ολλά σπίτια) καί έκουρσέψασιν καί ’πήρασιν
καλόγριες καί (πολ)λές γυναίκες και άνθρ{ώπους. και έποί)κασιν
ιο μεγάλην αΙχμαλωσίαν είς τήν (χώ ρα) *** ημισο. καί ή τ(ο ν καπετάνος
είς τό) φουσάτο τούς Σαρακηνσύς όνόματι Τ {αγκρι)βάρδι καί ***
π ο λ ^ ’^νασιν κουρσεύη πάσα άνθρωπος.
ήμέρρ ις ' έως το *** μηνός καί {έτους) ήρταν είς τή χώρα ό κΰρις ό
Περής δέ Λ εζ(ινιά ) ό κσντοστα{ύλης, σίρ Πατή δέ Νόρες ό μαριτζάς)
is τού Ίεροσολυμάτου καί σίρ Χαρίν δέ Τζιμπλέτ, καί έκρατήσασιν τήν
χώρα καί έφουρ(κί)σ ασ ιν πολλούς κλέπτες καί κουρσάρους καί
’διαβάσαοιν μεγάλη πλημελειά καί κόπ{ο ώ )ς δπου νά ήμπορήσουν νά
παύσουν τά κούρση καί ο ΐ κλεψιές, καί τότε άρχέψασιν οΐ λάς οΐ
φυγοί καί ήρτασιν είς τά σπιτία τους καί ηύράν τα χαλασμένα καί
ίο έξηλοθρεμμένα άπό τά κούρση τούς Σαρακηνούς καί κατά πάντα άπό
τούς Κυπριτας καί άπό πάσα λογήν άνθρωπον.
1 πέφτην scripsi: πεύ cod.: πέμπτην Schreiner μεσομέριν scripsi; μεοομεσομέρην cod.:
μεσομέρην Schreiner είς τός distinxi:ησταςcod: στάς Schreiner 2 φσικτάτο: φου-ex
φο- corr. cod. 5 έποΐκεν scripsi: επή cod.: έποΐκε Schreiner έκούρσεψαν cod.:
έκούρσευσαν leg. Schreiner 4 έτζακίσασιν cod.: έτζακίσασαν leg. Schreiner επαραν
cod.: corr. Schreiner (an legit έπήραν in cod. ?) 5 γυναίκες scripsi (cf. 1.9): γηνεκ.. cod.:
γυναίκας Schreiner 6 post παπάδες lacunam suspicatus sum, quam voce ήμπορησαν
supplevi (possis etiam ηδρασνν, cf. supra p. 159) έκάψασιν cod.: έκαύσασιν Schreiner
7 post φηγός καί lacuna 5—6 fere litt, in cod.: fort, excidit verbum έπήραν (?) verba τής
τηκαρας τής πέτρας non intelliguntur 7/8 τίς έκκλησίες cod.: τάς έκκλησίας leg.
Schreiner 8 καί π(ολλά οπιτία) supplevi: και ^ Schreiner έκουρσέψασιν cod.;
Epiphyllides 169
9
είς τάς φ ' τού μάΐου μηνός, έχρσνίας τοϋ Χριστού ρ υ κ ζ \ xt|v ή μέρα τού
άγιου ’& ιιφ ανίου, ήρτεν 6 φήγας είς την Κύπρον καί έγίνετον είς τη
χώ ρα μεγάλη χαρά και έχάρησαν ol λάς όλικά' μα ήρτεν με μέγαν χρέος
και Ιβαλεν τούς λάς μέγα δανεικόν.
3 ol λάς: η λασ cod.: δ λάς Schreiner όλικά. μά dubitanter scripsi: ολη (an ιλη?) in fine
lineae e t , . μ . in initio lineae sequentis cod.: Ιλη(μένως?) Schreiner in textu et Ιλη*** in app.
erit.
16
τη κθ' Ιουνίου, έχρονίας ρφη' Χριστού, ήμέρρ δευτέρρ, νύκτα, ώ ρρ β"
τής νυκτός, έγίνετο σεισμός πρώτος μικρός και μοναΰτα δεύτερος
μεγάλος, καί τίποτες ούδέν έχάλασεν ούδέ είς την χώρα ούδέ είς τά
χωρία παρού είς τή Πέρα μ ερ ί(α ), είς τη Κρήτη, έχάλασε πολλά χωρία,
s καί δ ιά άθύμησιν έγραψά το τή έχρονίρ άνωθεν καί ήμέρρ άνωθεν.
Π απα-Ά θανάσ οις Φάρης iu i τή Κοφΐνου.
1 κθ' scripsi: Κ> cod.: κ' Schreiner 2 μανατα (sine accentu) potius quam μοναυτα cod.
4 παροΰ cod.: παρ* ob falso distinxit Schreiner auctore Trapp (cf. Machaeram passim) είς τή
Πέρα μερία scripsi (an est είς τά πέρα μέρη scribendum ?): ήστι περαμερί cod.: είς τή περα-
μέρη Τ rapp Schreiner S άνωθεν post έχρσνίρ om. Sch reiner Π απα-Ά θανάοιος scripsi:
k άθαν(άοιθς) cod.: παπάς ’ΑΒηνάοιος Schreiner (ui τή scripsi: απτι cod.: (m i τή Sehr.
170 Athanasios Kambylis
17
Τήν έχρονίαν Χριστού έγίνεταν σεισμός μέγας είς τή Κύπρο,
άπριλλίου κ δ ', ήμέρρ κυριακή, ή ποία κυριακή ήχον τού Παραλύτου,
καί έχάλασεν ή Α γ ία Σοφία και πολλές Ικκλησίες είς τή χώρα, έχάλασε
καί δ αύθέντης 6 Σταυρός ό μέγας, καί έχάλασε καί ή τρούλλα τής
Καθολικής Λεμεσού, τού Ζωοδότου Σταυρού, έχάλασε καί ό Σταυρός
τού *Ολυμπίου, ό ποιος ήχον άπάνου είς χό βουνίν. έχάλασε καί ή
έκκλησία τού Π εντισχήν(ο)υ τού όσίου πατρός ήμών Α θανασίου τού
Πεντισχηνίτου έκ βάθρου, διά (ά)θύμησιν έγραφα άπριλλίαυ κ ( δ ')
έχρονίας άνωθεν. Π απα-Ά θανάσιος Φάρης άπό χώρας Κοφίνου.
1 είς τή Κύπρο cod.: είς τή μέρα leg. Schreiner 5 fort, est τής ante Λεμεσού addendum
(cf. Mach. §211 = p. 192,13 Dawkins) 6 ό ποιος distinxi; όποιος Schreiner (sed cf. ή
ποία lin. 2) άπάνου scripsi; απ cod.; άκου Schreiner 7/8 κεντισχήνου (potius quam
πεντήσχην, sic legit Schreiner) et πεντισχηνίτου cod.: fort, eit in Πεντασχίνου et Πεντασχινί'
του corrigendum (an est secundum Machaeram Πεντασχοί- sribendum? cf. etiam supra
p. 165 not. 8) 8 διαθιμ(ησιν) cod. Εγραψα leg. Schreiner άπριλλίου κ cod.
in fine lin. laceratus; supplevit Schreiner (cf, lin. 2) 9 Παπα-Αθανάσιος scripsi;
π άθανάο(ιος) cod.: παπάς Α θανάσιος Schreiner χώρας cod,; χωρίου falso legit
Schreiner an est χώρας in χωρίου corrigendum?
18
τήν έχρονίαν ρ φ ι' Χριστού μηνί νοεβρίφ ζ \ ή μέρα ε ' έβερξε
f εναταρικδ f μεγάλο, δπου έκατέβαινεν ή στράτα τού Μερσινακίου ώς
γοιόν ποταμός, καί άνθρωποι έβγήκα μέ ροκά (κ α ί) άλογα καί ούδέν
έμποροΰσα νά ράξου. καί έπήρε τά περβόλια τής Λλαμιννού όλα καί
έξήλειψέ τα.
1 ζ': έ ζ cod- Εβερξε cum cod. scripsi: an est corrigendum in Εβρεξε? quam formam in
cod. legit, ut videtur, et in textu suo praebet Schreiner 2 εναταρικδ (sic) cod.: Ινα τάριχο
distinxit Schieber (an ταριχό? cf. Andriotis, Lex. d. Arch. s. v. ιαρός): locus nondum sanatus
3 άνθρωποι έβγήκα μέ ροκά καί άλογα scripsi: ανθρω ευτεκα με ροκά αλο cod.: άνθρώπονς
Ιφτενρε και μερικά άλογα Schreiner auctore Τrapp, vix recte 4 ναραξου cod.: dubitanter,
ut vtd., distinxit Schreiner cf. supra p. 165 sq. quae ad sensum huius verbi dixi 5έξή-
λειψέ τα: εξύληψετα cod.: έξέλεχψέ τα Schreiner
Verzeichnis der Schriften von Rudolf Keydell
Zusammengestellt von
Bernd Schneider und Wolfhart Unte
Ergänzt (N r. 102—108) von
Margarethe Billerbeck
1911
1. Quaestiones metricae de epicis Graecis recentioribus. Accedunt
critica varia. Diss. Berlin 1911. 70 S.
1923
2. Zu Nonnos. ByzJ 4, 1923, 14—17.
1926
3. Zu Nonnos. ByzJ 5, 1926, 380—389.
1927
4. Zur Komposition der Bücher 13-40 der Dionysiaka des Nonnos.
Hermes 62, 1927, 393—434.
1928
5. Zu Nonnos. ByzJ 6, 1928, 19-24.
172 Verzeichnis der Schriften von Rudolf Keydell
1929
6. Zu den Londoner Dionysiaca. PhW 49, 1929, 1101.
1930
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Hans Gerstinger, Pamprepios von Panopotis. SB Akad. d. Wiss.
Wien, Philos.-hist. Kl., Bd 208, Abhdlg 3. W ien-L eipzig 1928.
In: ByzZ 29, 1929/30, 290-293.
1931
8. Die griechische Poesie der Kaiserzeit (bis 1929). JAW 230, 1931,
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9. .
Les Argonautiqucs d ’Orphee. Texte 6t. et trad. par Georges Dottin.
Paris 1930.
In: ByzJ 8, 1931, 189—191.
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Joseph Golega, Studien über die Evangeliendichtung des Nonnos
von Panopotis. Breslau 1930.
In: Gnomon 7, 1931, 106—108.
1932
11. Zu Nonnos. ByzJ 9, 1932, 3 9 -4 4 ,
12. Eine Nonnos-Analyse. L’Antiquite Classique 1, 1932, 173—202.
13. Zu den sogenannten Londoner Dionysiaka. Hermes 67, 1932,
240-241.
1933
14. Über die Echtheit der Bibeldichtungen des Apollinaris und des
Nonnos. ByzZ 33, 1933, 243—254.
15. Musaios [epischer Dichter]. RE XVI, 1933, 767—769.
1934
16. Ein jambischer Brief des Dioskoros von Aphrodito. ByzJ 10, 1934,
341-345.
17. Zum epidaurischen Panhymnus. Hermes 69, 1934, 449.
18. Zwei Stücke griechisch-ägyptischer Poesie. Hermes 69, 1934,
420-425.
Verzeichnis der Schriften von Rudolf Keydcll 173
19. R ez,;
Albert Wifstrand, Von Kallimachos zu Nonnos. Metrisch-stilistische
Studien zur späteren griechischen Epik und zu verwandten Gedicht
gattungen. Lund 1933.
ln : DLZ 1934, 445-448.
1935
20. Die Dichter mit Namen Peisandros. Hermes 70, 1935, 301—311.
21. Naumachios, RE XVI, 1935, 1974-1975.
22. R ez.:
Julius Braune, Nonnos und Ovid. Greifswaid 1935. (Greifswalder
Beiträge zur Literatur- und Stilforschung. 11.)
In: Gnomon 11, 1935, 597-605.
1936
23. Zu Nonnos und einigen Bruchstücken spätgriechischer Dichtung.
ByzJ 12, 1936, 1-11.
24. ΠΑΤΡΙΑ Έ ΡΜ Ο Υ Π Ο Λ ΕΩ Σ. Hermes 71, 1936, 465-467.
25. R e z.:
Karl Müller, Die Epigramme des Antiphilos von Byzanz. Text und
Kommentar. Berlin 1935.
In: DLZ 1936, 1567-1568.
1937
26. Nestor [epischer Dichter], RE XVII, 1937, 125—126.
27. Nonnos [epischer Dichter]. RE XVII, 1937, 904—920.
28. Oppians Gedicht von der Fischerei und Aelians Tiergeschichte. H er
mes 72, 1937, 411—434.
1938
29. Peisandros (11.12.13). RE XIX, 1938, 144-147.
1939
30. Triphiodoros. RE VII A, 1939, 178—181.
1940
31. Zu antiken Lapidarien. ByzJ 16, 1940, 197—208.
174 Verzeichnis der Schriften von Rudolf Keydell
1941
32, Zum carmen de officiis medici moralibus. Hermes 76, 1941, 320.
33, Die griechische Dichtung der Kaiserzeit. Bericht über das Schrifttum
der Jahre 1930-1939. JAW 272, 1941, 1 -7 1 .
3 4 . R e z.:
Synesü Cyrenensis hymni et opuscula. Nicolaus Terzaghi rec. Vol.
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In: DLZ 1941, 1113-1118,
35. R e z,:
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Altertum. Leipzig 1940.
In: Gnomon 17, 1941, 330-332.
1942
36. Onasos (2). RE XVIII, 1942 , 408.
37. Oppianos. RE XVIII, 1942, 698-708.
38. Optimus (3). RE XVIII, 1942, 805—806.
39. Orphische Dichtung (A). RE XVIII, 1942, 1321 —1341.
40. Rez.:
Tönnes Kleberg, Catalogus codicum Graecorum et Latinorum biblio
thecae Gotoburgensis, Gotoburgi 1941. Ex Göteborgs Stadsbibliotek
1891-1941.
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41. Rez.:
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In: GG A 204, 1942, 71-84.
42. Rez.:
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1950
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Atti dell’ VIII" Congresso di Studi Eizantini 1, 1950 (Studi Biz. e
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48. Seneca und Cicero bei Quimus von Smyrna. W JA 4, 1949/50, 81 -8 8 .
49. Die Unechtheit der Gregor von Nazianz zugeschriebenen Exhortatio
ad virgines. ByzZ 43, 1950, 334-337.
1951
50. Ein dogmatisches Lehrgedicht Gregors von Nazianz. ByzZ 44, 1951,
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1952
51. Bemerkungen zu griechischen Epigrammen. Hermes 80, 1952,
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1953
52. Metrische Bemerkungen zu den Hymnen des Isidoros. Prolegomena
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53. Oxyrhynchus Papyri XX e XXI, Prolegomena 2, 1953, 133—136.
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Franz Dölger. Heidelberg 1966, 345—350.
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de Gruyter 1967. XL, 232 S.
Verzeichnis der Schriften von Rudolf Keydell 179
1968
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90. Zur Sprache des Epigrammatikers Lukiliios. Philologus 112, 1968,
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91. Sprachliche Bemerkungen zu den Historien des Agathias. ByzZ 61,
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In: Gnomon 40, 1968, 719—720.
93. R ez.:
Q uintus de Smyrne, La Suite d 'Homere. T. 2. Texte et. et trad. par
Francis Vian. Paris 1966.
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In: Gnomon 41, 1969, 738 - 742.
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Lars Rydbeck, Fachprosa, vermeintliche Volkssprache und Neues
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Colluto, II Ratto di Elena. Introduzione, testo critico, traduzione e
commentario a cura di Enrico Livrea. Bologna 1968.
In: ByzZ 63, 1970, 321-324.
97. Incerti auctoris in Oppiani Halieutica Paraphrasis. Nunc primum ed.
Isabella Gualandri. Milano - Varese 1968.
In; Gnomon 40, 1970, 304 - 306.
98. Rez.:
Philostratos, Die Bilder. Griech.-deutsch nach Vorarbeiten von
Emst Kalinka hrsg., übers, u. erl, von O tto Schönberger. München
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In: Gnomon 42, 1970, 756 - 759.
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Avril Cameron, Agathias. Oxford 1970,
In: ByzZ 64, 1971, 68-71,
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Denys Lionel Page. 1 -2 . London 1968.
In: Gnomon 43, 1971, 676-680.
1973
101. Rez.:
Werner Peek, Kritische und erklärende Beiträge zu den Dionysiaka
des Nonnos. Berlin 1969. (Abhdlg Berlin 1969, 1.)
In: Gnomon 45, 1973, 23-26.
102. Rez.:
Musatos, Hero und Leander. Einleitung, Text, Übersetzung und
Kommentar von Karlheinz Kost. Bonn 1971.
In: Gnomon 45, 1973, 345-348.
1974
103. Zur Hypothesis des Euripideischen Phaethon.
Hermes 102, 1974, 117.
1975
104. R ez.:
Alan Cameron, Porphyrius the Charioteer. Oxford 1973.
In : Gnomon 47, 1975, 292 -2 9 5 .
105. R ez.:
Collouthos. L’Enlfcvement d’Hdfene. Texte etabli et traduit par Pierre
Orsini. Paris 1972.
In: Gnomon 47, 1975, 543 —548.
1976
106. R ez.:
Dionysü Bassaricon et Gigantiadis Fragmenta. Cum prolegomenis,
Italica versione et indicibus ed. Henricus Livrea. Rom 1973.
In: Gnomon 48, 1976, 506-508.
Verzeichnis der Schriften von Rudolf Keydell 181
Im Druck:
107. Zu Stephanos von Byzanz.
In: Studi in onore di Anthos Ardizzoni.
108. Achilleis. Zur Problematik und Geschichte eines griechischen Romans.
I n : Reallexikon der Byzantinistik.
Folgende Artikel von Rudolf Keydell sind erschienen in: Der Kleine Pauly.
Lexikon der Antike. Bd. 1—5, Stuttgart 1964-1975.