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Ausgabe 3 Seite 9 vom 29.06.

1994
Unternehmensplaner sollten Managern helfen, strategisch zu denken

Das wahre Geschäft der strategischen Planer


Von Mintzberg, Henry
Die strategische Planung steht im Hagel der Kritik. Was drei Jahrzehnte als wirkungsvollstes
Instrument einer vorausschauenden Unternehmensführung galt, hat allzuoft versagt. Wie unser
renommierter Autor meint, liege das letztlich an einem groben Mißverständnis, nämlich der übereilten
Gleichsetzung von strategischem Planen und strategischem Denken. Planen bedeute aber nun einmal
Analysieren und Formalisieren, das Aufbrechen einer Gesamtsicht in kleine Teilschnitte, strategisches
Denken hingegen ein intuitives, schöpferisches Synthetisieren von einzelnen Erfahrungen und
Erkenntnissen zu einer großen Strategie oder weitreichenden Zukunftsvision. Und dazu seien Planer
nicht in der Lage, weshalb sie ihre Rolle auch endlich richtig anlegen müßten - als die von Helfern bei
den Prozessen der Strategiefindung, die echten Strategen und Visionären die unverzichtbaren harten
Fakten und Analysen zuliefern.

strategisches Programmieren dar, das Beschreiben


PROF. HENRY MINTZBERG lehrt Management an und Ausarbeiten von Strategien - oder Visionen -, die
der McGill University in Montreal und als Gast am bereits vorlagen. Wenn Führungskräfte daher den
Insead in Fontainebleau. Der Beitrag ist seinem Unterschied zwischen Planen und strategischem
jüngsten Buch entnommen: "The Rise and Fall of Denken begreifen, können sie zu dem zurückfinden,
Strategic Planning" (Free Press and Prentice Hall was der Prozeß der Strategieentwicklung wirklich
International 1994). sein sollte: Erfassen all dessen, was Manager aus
vielen Quellen lernen (in Form von Einsichten auf
Grund eigener wie fremder Erfahrungen im und mit
Als die strategische Planung Mitte der 60er Jahre dem Unternehmen ebenso wie in Form harter Daten
aufkam, wurde sie von Unternehmensführern als "der aus der Marktforschung und dergleichen) und dann
einzige und beste Weg" begrüßt, Strategien zu Synthetisieren des Gelernten zu einer Vision davon,
ersinnen und in praxi umzusetzen, die die in welche Richtung sich das Unternehmen entwickeln
Wettbewerbsfähigkeit einer beliebigen sollte. Unternehmen, die von ihrer strategischen
Geschäftseinheit erhöhen. Ganz im Sinne des Planung enttäuscht sind, brauchen ihre Planer
Ansatzes einer wissenschaftlichen Betriebsführung à deshalb aber nicht gleich zu entlassen. Auch wenn
la Frederick Taylor verstanden sie diese Methode so, sie meinen, sie könnten ohne jegliche
daß sich damit Denken und Handeln voneinander Programmierung auskommen. Wohl aber sollten sie
trennen ließen und ein neuer Aufgabenbereich den Zweck konventioneller Planung neu bestimmen.
geschaffen wurde, ein Bereich, den dann Planer sollten ihren Beitrag im Umfeld des
Spezialisten zu besetzen haben: die strategischen Strategiefindungsprozesses leisten, nicht in ihm. Sie
Planer. Von deren systematischer Arbeit erwarteten sollten die formalen Analysen und harten Fakten
die Topmanager nun, daß sie die besten Strategien zuliefern, die im Prozeß strategischen Denkens
ersinnen würden und klare Hinweise darauf, wie sie benötigt werden das aber nur insoweit, wie die Planer
sich Schritt um Schritt erfolgreich umsetzen lassen. damit die Streitpunkte auf eine breitere Basis stellen
Erwartet wurde, daß die Vollstrecker, also die Leiter und nicht selbst die einzige richtige Lösung
der Geschäftseinheiten, dann kaum noch etwas entdecken wollen. Planer sollten als Katalysatoren
falsch machen könnten. Aber wie wir alle wissen, hat agieren, die bei der Strategiefindung Hilfestellung
strategische Planung weder so noch anders gut geben, indem sie Managern ermöglichen, strategisch
funktioniert. Obwohl bestimmt nicht tot, ist zu denken. Beitragen können sie schließlich auch zur
strategische Planung aber von ihrem hohem Podest Ausgestaltung einer Strategie, indem sie mitwirken,
heruntergestürzt. Doch bis heute verstehen nur wenn die Schrittfolge der einzelnen Maßnahmen
wenige den eigentlichen Grund für diesen Sturz: genau bestimmt wird, mit denen die Vision realisiert
Strategische Planung ist mit strategischem Denken werden soll. Nur wo die Unternehmen die Aufgabe
nicht gleichzusetzen. Tatsächlich ruiniert ihrer Planer neu definieren, wird erkennbar, daß
strategisches Planen oft sogar strategisches Denken ihnen der Unterschied zwischen strategischem
und veranlaßt Manager dazu, echte Visionen und Planen und strategischem Denken bewußt geworden
Zahlenmanipulationen miteinander zu verwechseln. ist. Planung hat stets mit Analyse zu tun damit, eine
Und just diese Konfusion führt uns zum Kern des Zielvorgabe oder eine Reihe von Absichten in
Problems: Die meisten erfolgreichen Strategien sind Einzelschritte zu zerlegen, diese Schritte zu
Visionen und eben nicht Pläne. Strategische formalisieren, damit sie dann nahezu automatisch
Planung, so wie sie praktiziert wurde, stellte eher ein erfolgen können. Und Planung hat damit zu tun, die
mutmaßlichen Auswirkungen oder Ergebnisse jedes Tages im Jahre 1943 fragte Edwin Lands dreijährige
einzelnen Schritts darzustellen. "Ich bevorzuge zur Tochter ihren Vater, warum sie denn das Photo, das
Entwicklung einer Strategie eine Anzahl analytischer er gerade von ihr gemacht hatte, nicht gleich sehen
Techniken", schrieb beispielsweise Michael Porter, könne. In nur einer Stunde erdachte dieser
der wohl meistgelesene Autor in Sachen Strategie im Wissenschaftler daraufhin jenen Apparat, der sein
Economist (siehe Porter 1987). Das Etikett Unternehmen völlig verwandeln sollte. Mit anderen
"strategische Planung" wird inzwischen jeder Worten: Lands Vision war die Synthese aus der
möglichen Tätigkeit aufgeklebt, beispielsweise auch Einsicht, auf die ihn seine Tochter gebracht hatte,
der, bei dem sich eine Gruppe von Managern fernab und seinem enormen technischen Wissen.
in die Berge zurückzieht, um dort zwanglos über Strategieentwicklung muß sich jenseits der Kästchen
Strategie zu sprechen. Aber nennen Sie so einen vollziehen, um jenes informelle Lernen zu fördern,
Anlaß ruhig "Planung", lassen Sie es von das neue Perspektiven und neue gedankliche
gewöhnlichen Planern organisieren und beobachten Verbindungen entstehen läßt. Wie es im Sprichwort
Sie dann, wie schnell die Veranstaltung einen heißt: Das Leben ist reicher als unser Verstand. Der
formellen Charakter bekommt: Verlautbarungen zur Planung ist es nicht gelungen, die Grenzen unserer
Mission am Morgen, Bewertung der Stärken und gewöhnlichen Vorstellungen zu erweitern, und das
Schwächen des Unternehmens am Nachmittag und erklärt wohl, warum sie den ernsthaften Wandel
sorgfältig ausformulierte Strategien zum Abschluß unserer Unternehmen behindert hat. Ein Versagen,
um 17 Uhr. Ganz anders ist echtes strategisches an dem es wohl auch liegt, daß formale Planung
Denken. Dabei geht es um Synthese, um Intuition stets Strategien zu Tage brachte, die aus der
und Kreativität, um die Entwicklung eines Vergangenheit abgeleitet waren oder andere
zusammenhängenden, perspektivischen Bildes vom Strategien kopierten. Strategische Planung hat nie
Unternehmen, einer nicht unbedingt restlos präzisen etwas zum strategischen Denken beigetragen, es
Vision seines künftigen Weges. Erinnern wir uns der vielfach sogar erschwert. Wenn Manager das erst
Vision von Jim Clark, dem Gründer von Silicon einmal begreifen, können sie kostspielige
Graphics, dem vorschwebte, daß dreidimensionale Fehlschläge vermeiden, indem sie Probleme nicht
Computergraphiken das Tor zu einem bequemeren länger dadurch zu lösen versuchen, daß sie formale
Computereinsatz öffnen müßten. Strategien dieser Techniken anwenden, die Urteilskraft und Intuition
Art lassen sich oft nicht nach einem festen Zeitplan keinen Raum lassen.
entwickeln und fehlerfrei konzipieren. Es kann sein,
daß sie irgendwann an einer Stelle im Unternehmen Die Fallstricke der Planung
auftauchen, in der Regel im Lauf ungeordneter
Prozesse informellen Lernens. Und diese Prozesse Fragt man herkömmliche Planer, was falsch gelaufen
sind bei Leuten zu finden, die auf ganz ist, so werden sie unweigerlich auf die Menge an
verschiedenen Ebenen agieren, vor allem bei Leuten, Fußangeln hinweisen, die sie selbst natürlich nicht
die selbst tief in den aktuellen Problemen stecken. ausgelegt haben wollen. Denn allzugern möchten
Planer den Managern weismachen, Planung versage
Strategische Planung ist nicht mit strategischem doch nur, wenn sie von der Unternehmensspitze
Denken gleichzusetzen. Bei dem einen handelt es nicht in dem Maß unterstützt wird, wie sie es
sich um Analyse, beim anderen um Synthese. verdient, oder wenn sie in der Organisation auf
Widerstand gegen Veränderungen stößt. Doch hat
Formale Planung hing aufgrund ihres stark wohl kaum eine Technik je mehr Unterstützung von
analytischen Charakters - stets davon ab, daß seiten des Topmanagements erfahren als die
gegebene Kategorien bewahrt, allenfalls neu strategische Planung. Es liegt an den strategischen
arrangiert werden, und das wird so bleiben. Zu Planern selbst, wenn sich Topmanager ihnen
diesen Kategorien zählen die gegebenen gegenüber inzwischen reservierter geben und den
Strategiebezüge (Gesamtkonzern, Einzelbetrieb, Verfechter strategischer Planung der Wind ins
Funktionsbereich), die vorhandenen Produktgruppen Gesicht bläst. Das Kernproblem liegt wohl darin:
(subsumiert unter dem Begriff "strategische Planung verkörpert einen kalkulierenden und nicht
Geschäftseinheiten"), alles überlagert von den einen mitreißenden Führungsstil. Manager mit
vorhandenen Organisationseinheiten (Sparten, einem mitreißenden Stil laden ihre Gefolgsleute zu
Abteilungen und so weiter). Doch ein echter einer Reise ein. Sie führen, indem jeder Mitreisende
strategischer Wandel erfordert das Erfinden neuer mithelfen kann, die Reiseroute festzulegen.
Kategorien und nicht das Umarrangieren der alten. Zwangsläufig weckt das Enthusiasmus. Die Manager
Schauen Sie sich doch all diese strategischen mit dem berechnenden Führungsverhalten geben
Planungsdiagramme eingehender an, all diese dagegen ein festes Ziel vor und kalkulieren nur noch,
miteinander verbundenen Kästchen, die Ihnen was die Gruppe tun muß, um dahin zu kommen. Um
scheinbar Strategien liefern. Nirgends werden Sie ein die Präferenzen der Gruppenmitglieder scheren sie
einziges finden, das den kreativen Akt der Synthese sich nicht. Allzu wohlkalkulierte Strategien haben
von Erfahrungen zu einer neuen Strategie erklärt. keinen Wert. Um ein Wort des Soziologen Philip
Nehmen Sie das Beispiel der Polaroid-Kamera. Eines Selznick abzuwandeln: Strategien bekommen Wert
nur dann, wenn engagierte Leute ihnen Energie dieses Vorstandsplacet abwarten, ehe sie selbst
einflößen (siehe Selznick 1957). agieren? Und wenn die Rivalen Japaner sind, die von
derlei Planung sowieso nichts halten und darum auch
Planer sollten ihren Hauptbeitrag im Umfeld der gar nicht erst damit anfangen? Igor Ansoff schrieb
Strategiefindung leisten, statt bei dieser direkt Mitte der 60er Jahre in seinem einflußreichen Buch
mitzumischen. Corporate Strategy: "Wir sollten uns den
Planungshorizont der Firma als eine Zeitspanne
Wie immer die Lippenbekenntnisse klingen mögen, denken, für die sie Voraussagen treffen kann mit
letztlich geht es all jenen, die für eine konventionelle einer Genauigkeit von, sagen wir, plus/minus 20
Strategieplanung eintreten, darum, die Möglichkeiten Prozent" (Ansoff 1965, Seite 44). Eine
der Manager zu beschränken, selbst über Strategien ungewöhnliche Feststellung. Wie in aller Welt aber
zu entscheiden. Bei George Steiner liest sich das so: soll ein Unternehmen die Periode kennen, für die es
"Wenn ein Unternehmen von Genies mit Intuition mit einer vorgegebenen Genauigkeit seine
gelenkt wird, bedarf es keiner förmlichen Prognosen trifft? Tatsächlich spricht alles für das
strategischen Planung. Aber wie viele Unternehmen genaue Gegenteil. Während gewisse
sind schon so gesegnet? Und selbst wenn sie es wiederkehrende Verlaufsmuster wie etwa saisonale
sind, wie oft liegen die Intuitiven mit ihren Entwicklungen vorhersagbar sein mögen, ist die
Beurteilungen richtig?" (Steiner 1979, Seite 9). Und Prognose diskontinuierlich auftretender Ereignisse -
Peter Lorange, auf diesem Feld nicht weniger technische Innovationen oder Preisschübe -
ausgewiesen, meint: "Der Unternehmenschef sollte unmöglich. Natürlich "sehen" manche Leute derlei
normalerweise nicht allzutief in den Planungsprozeß Dinge kommen. Und deshalb nennen wir sie auch
involviert", dafür aber dessen "Designer im weitesten "Visionäre". Aber sie kreieren ihre Strategien auf eine
Sinne" sein (Lorange 1980, Seite 2). Wie können wir sehr persönliche und intuitive Weise. Der Trugschluß
also erwarten, daß Topmanager sich in einem der Objektivität. Bei Mariann Jelinek stoßen wir auf
Prozeß engagieren, der ihnen so zuwider sein muß die interessante Ansicht, strategische Planung sei für
und der offenbar darin versagt hat, ihnen das zu die Chefetage genau dasselbe wie Taylors
liefern, was ihnen verheißen worden war. Auf den Arbeitsstudien-Methode für die Fabrik - ein Weg, um
unteren Stufen der Hierarchie wird das Problem die Schwächen der menschlichen Natur zu
strategische Planung noch als viel gravierender überlisten, indem die Verhaltensweisen
empfunden. Denn hier wird Planung oft unverhohlen systematisiert werden. "Erst durch
zur Kontrolle der Mittelmanager benutzt. Wen verwaltungsmäßige Regelungen werden Planung
erstaunt es da, daß so viele dieser Manager den und Geschäftspolitik möglich gemacht, weil diese
Niedergang der strategischen Planung begrüßt Regelsysteme das Wissen über die Aufgabenstellung
haben. Alles, was sie seit jeher wollen, ist einfangen." Daher seien "echtes Management by
Unterstützung von oben für ihre eigenen Exception und genaue Vorgaben für die
Geschäftsstrategien, ohne sich im übrigen mit geschäftspolitische Ausrichtung nun möglich, einfach,
Planern herumschlagen zu müssen, um diese weil das Management nicht länger völlig in den
Strategien auch durchzubekommen. Details der Aufgabe selbst aufgeht" (Jelinek 1979,
Seite 139). Wenn ein System dieser Ansicht zufolge
Die Trugschlüsse der strategischen Planung das Denken übernimmt, müßten Strategien vom
operativen Handeln (oder den "Taktiken") getrennt
Als Experte gilt schon, wer die vielen Fallstricke auf werden, die Stratgieformulierung von der Umsetzung,
seinem Weg überspringt, ohne zu straucheln. Bei der die Denker von den Machern und ebenso die
strategischen Planung besteht der Trugschluß darin: Strategen von den Objekten ihrer Strategien. Der
Weil die Analyse zur Synthese hinführt, bedeute Kniff liegt natürlich darin, daß die relevanten
strategische Planung zugleich Strategieentwicklung. Informationen nach oben gelangen, damit die
Und das hat wiederum mit drei zweifelhaften Leitenden an der Spitze auch über die Details weiter
Annahmen zu tun: Vorhersagen sind möglich, unten Bescheid wissen, ohne sich in diese tiefer
Strategen werden nicht unbeeinflußt von den versenken zu müssen. Die bei Planern beliebte
Objekten ihrer Strategien, und der Prozeß der Lösung heißt "harte Daten", quantitative
Strategiebildung kann formalisiert werden. Der Zusammenfassungen detaillierter "Fakten" zum
Vorhersage-Trugschluß. Zu den Prämissen Unternehmen und seinem Umfeld, sauber verpackt
strategischer Planung gehört, daß von der Welt und regelmäßig geliefert. Dank solcher Informationen
angenommen wird, sie stehe für die Zeit, in der ein brauchen die oberen Führungskräfte ihre Chefsuiten
Plan entwickelt wird, still und werde dann ihren gar nicht mehr zu verlassen, so wie auch die Planer
prognostizierten Lauf nehmen in der Phase der in ihren Büros bleiben können. Gemeinsam
Planumsetzung. Wie sonst soll man sich diese formulieren sie alles aus - reine Kopfsache -,
rigorosen Zeitpläne erklären, nach denen Strategien während sich das Fußvolk um Ausführung kümmern
am 1. Juni vorliegen müssen, um am 15. Juni vom darf. All das ist trügerisch. Innovationen sind noch
Vorstand verabschiedet werden zu können? Können niemals institutioneil geregelt worden. Und
Sie sich die Konkurrenten vorstellen, die erst einmal Planungssysteme waren bislang noch nie imstande,
das synthetisierende Denken eines genialen nun Marktanpassung und Neuanfang,
Unternehmers oder auch nur eines normal tüchtigen Zufallsentdeckung oder Wahrnehmung eines
Strategen nachzuvollziehen. Wahrscheinlich werden unerwarteten Verhaltensmusters, jeder dieser
sie das nie können. Pikanterweise hat die Faktoren kann folglich eine, wenn nicht die
strategische Planung eine der wichtigsten entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer
Botschaften Taylors übersehen: Arbeitsprozesse neuartigen Strategie spielen. Im Gegensatz zu dem,
müssen voll und ganz verstanden werden, bevor sie was die traditionelle Planung uns glauben machen
sich formal programmieren lassen. Doch wo gibt es will, sind wohldurchdachte Strategien weder per se
in der Planungsliteratur auch nur den kleinsten gut noch plötzlich auftauchende Strategien
Hinweis darauf, daß irgend jemand sich die Mühe zwangsläufig schlecht. Ich glaube, daß alle
gemacht hat herauszufinden, wie Manager in entwicklungsfähigen Strategien sowohl Elemente des
Wirklichkeit Strategien entwickeln? Statt dessen sind sorgsam Bedachten als auch des Unausgegorenen
viele Praktiker und Theoretiker zu unrecht davon in sich tragen; bei allem muß ein bestimmtes Maß an
ausgegangen, daß strategische Planung, flexiblem Lernen mit intellektueller Kontrolle
strategisches Denken und Strategieentwicklung kombiniert werden. Visionen erschließen sich denen
gleichbedeutend seien, zumindest immer dort, wo es nicht, die unfähig sind, mit eigenen Augen zu
gut gemacht wird. Die Schwierigkeit mit den harten "sehen". Echte Strategen machen sich die Hände
Daten, die die Führungskräfte informieren sollen, liegt schmutzig, sie graben nach Ideen. Und aus den
darin, daß sie unzweifelhaft weiche Stellen haben. gelegentlich gefundenen Goldkörnern schmieden sie
Solche Daten erfordern viel Zeit, um sie wirklich hart dann wahre Strategien. Diese Leute halten sich von
zu machen, wodurch sie häufig zu spät kommen. den Details des Tagesgeschäfts nicht fern, sondern
Ihnen fehlt genug Aussagekraft, so bleiben die beschäftigen sich intensiv damit und kommen so in
qualitativen Aspekte unberücksichtigt. Und es gibt die Lage, von ihnen zu abstrahieren und zu
eine Tendenz, sie übermäßig aggregiert vorzulegen, strategischen Botschaften vorzustoßen. Das große
so daß bedeutsame Nuancierungen entfallen. Gesamtbild entsteht aus vielen kleinen
Manager, die sich auf solche förmlichen Pinselstrichen. Der Trugschluß der Formalisierung.
Informationen wie Marktforschungsergebnisse oder Das Versagen der strategischen Planung liegt in der
Finanzberichte oder allgemeine Meinungsumfragen Erfolglosigkeit von Planungssystemen, die eben nicht
verlassen, bewegen sich damit tendenziell auf besser - oder wenigstens annähernd so gut - wie
unsicherem Boden. Studie um Studie haben aber menschliche Wesen funktionieren. Förmliche
nachgewiesen, wie sich erfolgreiche Systeme, ob von mechanischer oder anderer Art,
Unternehmensführer besonders auf weiche Formen stellen keine verbesserten Mittel dar, um mit der
der Information stützen - Gerüchte, Hörensagen und Überflutung menschlicher Gehirne mit Informationen
andere flüchtige Nachrichtenhappen. zurechtzukommen; in Wahrheit haben sie die Dinge
oft nur verschlechtert. All die Versprechen in
Wer wirkliche strategische Veränderungen will, muß Verbindung mit künstlicher Intelligenz,
neue Kategorien erfinden und nicht die alten bloß Expertensystemen und dergleichen gleichen, die
umarrangieren. menschliche Intuition werde davon gefördert, wenn
nicht gar ersetzt, konnten auf der Strategieebene nie
Meine Untersuchungen und die vieler Kollegen eingelöst werden. Gewiß können formale Systeme
zeigen, daß Strategieentwicklung ein enorm mehr Informationen - zumindest harte Informationen -
komplizierter Vorgang ist, der die raffiniertesten, verarbeiten. Aber sie waren noch nie imstande, sie
subtilsten und zugleich völlig unterbewußte Formen zu verinnerlichen, zu verstehen, zu synthetisieren.
menschlichen Denkens einschließt. Eine Strategie Ganz nüchtern gesagt: Planung konnte nicht von sich
kann wohldurchdacht sein. Sie kann zum Beispiel der lernen. Formalisieren beinhaltet eine rationale
ausdrücklichen Entschlossenheit der Abfolge: Analyse, administrative Vorkehrungen,
Unternehmensspitze gehorchen, einen neuen Markt abschließende Aktion. Doch Strategieentwicklung als
anzugehen und zu erobern. Aber eine Strategie kann Lernprozeß kann gerade auch m umgekehrter
auch im Fluß bleiben, also sich erst allmählich zu Richtung laufen. Wir denken, um zu handeln, gewiß,
einem Handlungsmuster ausbilden, das aus aber wir handeln auch, um zu denken. Wir probieren
verschiedenen Aktionen des Unternehmens bestimmte Dinge aus, und die erfolgreichen
hervorgeht. Anders gesagt: Strategien können ganz Experimente verdichten sich allmählich zu
unvorhergesehen entstehen, ohne vom verbesserungsfähigen Verhaltensmustern, die
Topmanagement ausdrücklich induziert zu sein, wiederum in Strategien einmünden. Mit formalen
häufig in der Folge eines Lernprozesses. Da Prozeduren wird man niemals Entwicklungsbrüche
überzeugt ein Verkäufer einen Neukunden, der nicht vorhersagen, räumlich getrennte Manager auf dem
dem üblichen Kundentyp entspricht, es doch einmal laufenden halten oder neuartige Strategien
mit einem bestimmten Produkt zu versuchen. Andere hervorbringen können. Weit entfernt davon,
Verkäufer folgen ihm, und erst jetzt geht dem Strategien zu kreieren, könnte die Planung nicht
Management ein Licht auf: Es ist mit seinen einmal ohne ihre eigene Vorgeschichte erfolgen.
Produkten in einen neuen Markt eingedrungen. Ob Über die vielen Jahre trägt strategische Planung
schlicht einen falschen Namen: Sie hätte strategische mehr die Aufgabe zu entscheiden, ob in
Programmierung heißen müssen, zur Einkaufszentren expandiert werden sollte, sondern
Unterscheidung von den anderen nützlichen Dingen, zu klären, in welchem Umfang, zu welchem
die Planer auch erledigen können. Zum Beispiel wird Starttermin, mit wie vielen Geschäften und nach
es oft erforderlich sein, die Auswirkungen einer welchem Zeitplan das zu erfolgen habe. Ein
Strategie zu formalisieren. Das Etikett "strategische angemessenes Bild von der Rolle des Planers könnte
Planung" sollten wir jedoch über Bord werfen. so aussehen: Er ist jene Person, die nach einer
Besprechung mit dem Chef zurückbleibt, wenn alle
Planung, Pläne und Planer anderen Teilnehmer gegangen sind. Die während der
Sitzung getroffenen strategischen Entscheidungen
Zwei wichtige Botschaften haben sich aus all den liegen nun, symbolisch gesprochen, auf dem Tisch
Schwierigkeiten ergeben, denen strategische verstreut. Der Chef zum Planer: "Da liegt alles;
Planung gegenübersteht. Aber nur die eine Botschaft räumen Sie auf. Packen Sie alles hübsch zusammen,
ist in der Planungsgemeinde weithin akzeptiert damit wir darüber berichten und sagen können, wo
worden: Leiter von Geschäftseinheiten müssen für es langgeht." In einer stärker formalisierten Sprache
den Prozeß der Strategieentwicklung umfaßt strategisches Programmieren drei Schritte:
uneingeschränkt und nachdrücklich verantwortlich Kodifizieren, Elaborieren und Umformen von
sein. Lernen wir also endlich, daß Manager dieser Strategien. Kodifizieren bedeutet, die Strategien zu
Verantwortung nie gerecht werden können, sie klären und begrifflich so zu formulieren, daß sie eine
formale Planung betreiben. Wie aber sind dann die operationale Form bekommen, so daß sich ihre
Rollen für Planung, Pläne und Planer in Auswirkungen im Detail ausarbeiten lassen. Hier sind
Organisationen? Planer wie Manager besitzen Interpretationsgeschick und höchste Aufmerksamkeit
unterschiedliche Vorzüge. So haben Manager die gefragt, damit keine Nuancierungen, Feinheiten oder
Befugnis, andere in die Pflicht zu nehmen, was Einschränkungen verloren gehen. Eine breit
Planer nicht können. Noch gravierender ist: Manager angelegte Vision - wie etwa die Eroberung des
verfügen über den Zugang zu weichen Informationen, Marktes für eine neue Technologie - ist eine Sache,
die für die Strategieentwicklung so wichtig sind - der spezielle Plan - 35 Prozent Marktanteil durch
Planer sind da im Nachteil. Aber Manager neigen Konzentration auf das obere Segment eine völlig
wegen des Zeitdrucks dazu, die Aktion der Reflexion, andere. Unter Elaborieren ist sowohl das
die mündliche Kommunikation der schriftlichen Herunterbrechen der ausformulierten Strategien auf
vorzuziehen. Dabei kann es geschehen, daß sie Substrategien und Ad-hoc-Programme zu verstehen
wichtige analytische Informationen übersehen. Zwar als auch die Aufgliederung des Gesamtplans auf
lassen sich aus Analysen keine Strategien gewinnen, einzelne geplante Maßnahmen. Dadurch nimmt er
doch bei ihrer Entwicklung können Analysen hilfreich genauere Konturen an, damit sich eine Strategie
sein. realisieren läßt: Das kann etwa die Lösung sein, vier
neue Fabriken zu bauen und 200 Arbeiter
Jene, die der Planung das Wort reden, wollen den einzustellen. Umformung (Konversion) bedeutet, die
Einfluß der Manager auf die Strategiewahl Auswirkungen von Veränderungen auf die
vermindern. Operationen des Unternehmens zu beobachten etwa
Effekte auf die Budgets und Leistungskontrollen.
Auf der anderen Seite fehlt es Planern nicht an Zeit Dabei werden die Grenzen überschritten zwischen
und - wichtiger noch - Neigung zur Analyse. So der Welt der Strategien und großen Programme, die
müssen sie neben den Linienmanagern nicht von Gewohnheiten geprägt ist, und der
entscheidende Aufgaben wahrnehmen, freilich nicht alltäglichen Welt der Budgets und einzelnen
die, die ihnen herkömmlicherweise übertragen Zielvorgaben. Sie müssen ständig revidiert, die
werden. Sie sollten im Geiste eines, wie ich das operativen Vorgehensweisen und Abläufe neu
nenne, "weichen Analysten" zu Werke gehen, der bedacht werden, um den Veränderungen Rechnung
eher bestrebt ist, die richtigen Fragen zu stellen als zu tragen. Besonders hervorgehoben werden muß:
die richtigen Antworten zu finden. Auf diese Weise Strategische Programmierung, weit entfernt davon,
öffnet sich der Zugang zu komplizierten Problemen - etwas von einem "einzigartigen, besten Weg" an sich
zu tiefschürfenden Überlegungen statt zu zu haben, ist nicht einmal unbedingt eine gute
vorschnellen Entscheidungen. Planung als Methode. Manager brauchen ihre Strategien nicht
strategische Programmierung. Wenn Planung auch immer in formale Programme zu gießen, manchmal
außerstande ist, Strategien hervorzubringen, so kann reichen ebenso geschmeidige wie breit angelegte
sie Strategien - sofern es sie in entwicklungsfähiger Visionen, die sich dem Wandel des Umfelds
Form überhaupt gibt - in Programme umsetzen, sie problemlos anpassen lassen. Nur wenn sich ein
operational machen. Bei einer Supermarktkette, die Unternehmen der relativen Stabilität seines Umfelds
ich mit einem Kollegen untersuchte, bestand Planung sicher ist oder eine große Zahl komplizierter
im Darstellen, Begründen und Ausarbeiten der Operationen genau abstimmen muß (wie
strategischen Vision, die der Unternehmenschef Fluggesellschaften mit ihren komplizierten
bereits vorgelegt hatte. Die Planung hatte nun nicht Zeitplänen), ist eine solche strategische
Programmierung sinnvoll. Pläne als Kommunikations ebenso um Branchenoder Konkurrenzanalysen
- und Kontrollinstrumente. Warum also eine handeln wie um interne Studien, was den Gebrauch
Strategie programmieren? Am meisten leuchtet als von Rechnermodellen zur Analyse
Grund noch ein, daß dadurch alle in die gleiche unternehmensinterner Trends einschließt. Doch
Richtung ziehen. Pläne in der Form von Programmen selbst mit ihren besten Modellen, die sie Managern
- Zeitpläne, Budgets und so weiter - können bieten, interpretieren Planer lediglich deren vertraute
vorzügliche Medien zur Kommunikation strategischer Welt auf eine konzeptionell alternative Weise, zum
Absichten und zur Kontrolle des individuellen Erfolgs Beispiel wenn sie eine neue Sicht des
sein. Denn natürlich ist gemeinsame Ausrichtung Vertriebssystems vorlegen. So wie es Arie de Geus,
wichtiger als individuelles Gutdünken. Außerdem der einstige Planungschef von Royal Dutch/ Shell,
können Pläne dazu benutzt werden, handfeste oder beschrieb: "Der eigentliche Sinn effektiver Planung
auch nur moralische Unterstützung von besteht nicht im Erstellen von Plänen, sondern darin,
einflußreichen Externen zu bekommen. Schriftlich die geistigen Vorstellungswelten in den Köpfen der
niedergelegte Pläne informieren Finanziers, Entscheider zu verändern" (de Geus 1989, Seite 30).
Zulieferer, Behörden und andere über die Absichten Planer als Katalysatoren. Diese stets betonte Rolle
des Unternehmens, so daß sie Hilfe leisten können der Planer muß anders als gewöhnlich verstanden
bei der Verwirklichung der Pläne. werden. Es ist eben nicht mehr Planung, wenn
Planer in ihren Organisationen so weit gehen, daß
Wo gibt es in der Planungsliteratur auch nur die Spur sie auf ein bestimmtes Verhalten drängen, mit dem
eines Hinweises, daß sich irgend jemand bemüht hat sich in einer gegebenen Situation die effektive
herauszufinden, wie Manager Strategien Leistung erhöhen läßt. Wenn Planer als
produzieren? Katalysatoren agieren, machen sie weiterhin vor der
Black Box der Strategiefindung halt; sie stellen nur
Planer als Strategiefinder. Wie bereits gesehen, sicher, daß sich die aktiven Linienmanager in der Box
tauchen manch wichtige Strategien in Unternehmen tummeln. Mit anderen Worten: Sie ermuntern die
von selbst auf, zuweilen sogar ohne daß das Manager, auf kreativen Wegen über die Zukunft
Topmanagement dies gewollt oder recht nachzudenken. Solche Planer sehen ihre Aufgabe
mitbekommen hat. Ein volles Ausschöpfen solcher darin, andere zu veranlassen, gewohntes Denken in
Strategien verlangt häufig, daß sie nachdrücklich Frage zu stellen, und Managern dabei zu helfen,
anerkannt und dann in ihrem Effekt verstärkt werden ausgetretene Pfade aufzugeben (auf denen gerade
wie im Fall jenes Verkäufers, der zufällig eine neue Manager mit einer lange gefahrenen Strategie
Verwendung für ein Produkt entdeckte und mit dieser manchmal verharren). Bei ihrer Arbeit müssen sie
Erkenntnis ein bedeutendes Neugeschäft veranlaßte. manchmal eine provokative oder Schocktaktik
Es gehört eindeutig zu den Pflichten der Manager, wagen, indem sie heikle Fragen aufwerfen und
solche Strategien aufzugreifen und eine höhere bekannte Annahmen bezweifeln.
Weihe zu verleihen. Die Planer können den
Managern jedoch dabei helfen, solche noch Links- und rechtshändige Planer
unausgereiften Strategien im eigenen oder in
konkurrierenden Unternehmen aufzuspüren. Planer Zwei ganz unterschiedliche Typen von Menschen
können an Orten Witterung aufnehmen, die sie bewegen sich auf dem Feld der Planung. Die einen
normalerweise nicht aufsuchen, um im sind analytische Denker, die dem üblichen
Durcheinander mißglückter Experimente, scheinbar Verständnis von Planern auch am ehesten
zufälliger Aktivitäten und ungeordneten Lernens entsprechen. Sie setzen sich dafür ein, Ordnung ins
Muster erfolgsträchtigen Handelns zu entdecken. Sie Unternehmen zu bringen. Vor allem programmieren
können neue Wege entdecken, wie sich Dinge sie beabsichtigte Strategien und achten darauf, daß
wahrnehmen lassen, beispielsweise noch diese auf verständliche Weise vermittelt werden. Sie
ungesättigte Märkte und dafür passende Produkte. führen analytische Untersuchungen durch und
Planer als Analysten. Eingehende Untersuchungen kümmern sich darum, daß die unabdingbaren harten
darüber, was Planer eigentlich tun, deuten an, daß Daten auch in die strategischen Überlegungen
die besonders Tüchtigen unter ihnen einen Großteil einfließen. Und sie verfolgen genau, was aus den zur
ihrer Zeit weniger darauf verwenden, Planungen Umsetzung vorgesehenen Strategien wird. Wir
vorzunehmen oder anzuregen als vielmehr Analysen möchten sie als rechtshändige Planer bezeichnen.
zu besonderen Problemen anzustellen. Planer sind
offenkundig dazu da, harte Daten zu analysieren und Manchmal müssen Strategien breitangelegte, nicht
dafür zu sorgen, daß Manager die exakt ausformulierte Visionen bleiben, um sich einem
Analyseergebnisse auch im Prozeß der veränderlichen Umfeld anpassen zu können.
Strategieentwicklung berücksichtigen. Viele dieser
Analysen müssen unvermeidbar schnell und Die Planer vom anderen Typus sind weniger häufig,
oberflächlich erfolgen, denn sie werden vielfach in aber dennoch in vielen Unternehmen anzutreffen. Sie
von den Managern vorgegebenen Fristen und auf sind kreative Denker, die sich darum bemühen, den
einer Ad-hoc-Grundlage erstellt. Dabei kann es sich Prozeß der Strategiefestlegung zu öffnen. Als
"weiche Analysten" sind sie eher darauf aus, selbst gelehrt, sondern ebenso darüber, wie
schnelle, nicht fehlerfreie Studien vorzulegen. Sie Organisationen funktionieren und wie Manager damit
heben es, Strategien an ungewöhnlichen Orten zurechtkommen - oder auch nicht. Und was am
innerhalb und außerhalb ihrer Organisation meisten zählt: Uns wurde ein Menge davon
aufzustöbern und ermutigen andere dazu, strategisch nahegebracht, wie wir Menschen denken - auch
zu denken. Sie neigen mehr zu den intuitiven darüber, daß wir manchmal aufhören zu denken.
Prozessen, die sich in der rechten Hirnsphäre
abspielen. Wir möchten sie die linkshändigen Planer Literatur
nennen. Viele Unternehmen benötigen beide Typen,
und dem Topmanagement obliegt es, hier für die H. Igor Ansoff: Corporate Strategy: An Analytic
richtige Mischung zu sorgen. Denn Unternehmen Approach to Business Policy for Growth and
brauchen ebenso Personen, die Ordnung ins Expansion, New York 1965. Arie de Geus:
Führungschaos bringen, wie solche, die die Regeln Unternehmensplaner können Lernprozesse
herausfordern, an die sich Manager und beschleunigen, in: HARVARDmanager 1/89, Seite 28
insbesondere ihre Organisationen gewöhnt haben. -34. Mariann Jelinek: Institutionalizing Innovation: A
Manche Unternehmen (jene großen, Study of Organizational Learning Systems, New York
maschinengleichen Bürokratien, die sich mit 1979. Peter Lorange: Roles of the CEO in Strategie
Massenproduktion befassen) dürften rechtshändige Planning and Control Processes, Seminarpapier,
Planer bevorzugen, andere (jene locker gefügten, Cergy/Frankreich, 28.-30. April 1980. Michael Porter:
hoch beweglichen "Adhocratien" oder The State of Strategie Thinking, in: Economist, 23.
Projektorganisationen) dafür die linkshändigen. Doch Mai 1987, Seite 21. Philip Selznick: Leadership in
beide Typen von Organisationen benötigen auch Administration: A Sociological Interpretation, New
beide Typen von Planern, allein schon, um deren York 1957. George Steiner: Strategic Planning: What
natürliche Neigungen auszugleichen. Und gewiß gibt Every Manager Must Know, New York 1979.
es Organisationen, die weder Planer des einen noch Copyright: © 1994 by the President and Fellows of
des anderen Typs allzu zahlreich bei sich haben Harvard College; ursprünglich veröffentlicht in
wollen. "Harvard Business Review" Nr. 1, Januar/Februar
1994, unter dem Titel: "The Fall and Rise of Strategic
Formalisierung eine Gratwanderung Planning". Übersetzung: Brunhild Lenkeit-Takors.

Wir Menschen scheinen dazu geschaffen, unser


Verhalten zu formalisieren. Aber wir müssen darauf © Harvard Businessmanager 1994
bedacht sein, die Formalisierung nicht zu weit zu Alle Rechte vorbehalten.
treiben. Zweifellos müssen wir vieles förmlich regeln, Vervielfältigung nur mit Genehmigung der
um Dinge, die wir in unserer modernen Gesellschaft manager magazin Verlagsgesellschaft mbH.
tun wollen, auch tun zu können. Aus diesem Grund
haben wir Organisationen. Aber die Erfahrungen mit
dem, was unter dem Etikett strategische Planung
läuft, lehren uns, daß es Grenzen der Formalisierung
gibt wir müssen sie verstehen, insbesondere bei
komplexen und kreativen Vorgängen wie der
Strategieentwicklung. Strategieentwicklung ist kein
isolierter Prozeß, der einfach abläuft, weil eine
Zusammenkunft unter dieser Flagge stattfindet. Im
Gegenteil, dieser Prozeß ist mit allem verwoben, was
zur Steuerung einer Organisation gehört.
Planungssysteme denken nicht, und wenn von ihnen
mehr erwartet wird als menschliches Denken zu
erleichtern, dann können sie es sogar verhindern.
Nach drei Jahrzehnten strategischer Planung steht
uns die Notwendigkeit vor Augen, den Prozeß der
Strategieentwicklung zu öffnen statt zu versuchen,
ihn durch willkürliche Formalisierungen abzuschotten.
Aus all den Fehlversuchen und vollmundigen
Versprechungen haben wir gelernt, was Planung
nicht ist und nicht kann. Aber wir haben auch gelernt,
was Planung ist, was sie kann und vor allem, wozu
Planer über das eigentliche Planen hinaus imstande
sind. Und darin liegt vielleicht der größte Nutzen.
Also hat uns die Geschichte der strategischen
Planung nicht nur etwas über die formale Technik

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