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Feldversuch

mit Lang-Lkw

Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen
Verkehrstechnik Heft V 311
Feldversuch
mit Lang-Lkw

Abschlussbericht

von

Marco Irzik
Thomas Kranz
Jan-André Bühne
Klaus-Peter Glaeser
Sigrid Limbeck
Jost Gail
Wolfram Bartolomaeus
Andreas Wolf
Christof Sistenich
Ingo Kaundinya
Ilja Jungfeld
Uwe Ellmers
Janine Kübler
Hardy Holte
Rolf Kaschner

Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)


Bergisch Gladbach

Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen
Verkehrstechnik Heft V 311
Die Bundesanstalt für Straßenwesen
veröffentlicht ihre Arbeits- und Forschungsergebnisse
in der Schriftenreihe Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen. Die Reihe
besteht aus folgenden Unterreihen:
A - Allgemeines
B - Brücken- und Ingenieurbau
F - Fahrzeugtechnik
M - Mensch und Sicherheit
S - Straßenbau
V - Verkehrstechnik
Es wird darauf hingewiesen, dass die unter
dem Namen der Verfasser veröffentlichten
Berichte nicht in jedem Fall die Ansicht des
Herausgebers wiedergeben.
Nachdruck und photomechanische Wiedergabe,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung
der Bundesanstalt für Straßenwesen,
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Hefte der Schriftenreihe Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen können
direkt bei der Carl Ed. Schünemann KG,
Zweite Schlachtpforte 7, D-28195 Bremen,
Telefon: (04 21) 3 69 03 - 53, bezogen werden.
Über die Forschungsergebnisse und ihre
Veröffentlichungen wird in der Regel in Kurzform im
Informationsdienst Forschung kompakt berichtet.
Dieser Dienst wird kostenlos angeboten;
Interessenten wenden sich bitte an die
Bundesanstalt für Straßenwesen,
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit.
Ab dem Jahrgang 2003 stehen die Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
zum Teil als kostenfreier Download im elektronischen
BASt-Archiv ELBA zur Verfügung.
http://bast.opus.hbz-nrw.de

Impressum
Bericht zum Forschungsprojekt: F1100. 6111030:
Feldversuch mit Lang-Lkw
Herausgeber
Bundesanstalt für Straßenwesen
Brüderstraße 53, D-51427 Bergisch Gladbach
Telefon: (0 22 04) 43 - 0
Redaktion
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Druck und Verlag
Fachverlag NW in der
Carl Ed. Schünemann KG
Zweite Schlachtpforte 7, D-28195 Bremen
Telefon: (04 21) 3 69 03 – 53
Telefax: (04 21) 3 69 03 – 48
www.schuenemann-verlag.de
ISSN 0943-9331
ISBN 978-3-95606-413-5
Bergisch Gladbach, Oktober 2018
3

Kurzfassung – Abstract

Feldversuch mit Lang-Lkw Verkehre auf der Straße induziert, sodass


schließlich nicht weniger, sondern mehr Stra-
2011 beauftragte das damalige Bundesministerium ßengüterverkehr stattfinden würde.
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die BASt mit
der wissenschaftlichen Begleitung des bundeswei- Auch der Umstand, dass es sich beim Lang-Lkw um
ten Feldversuchs mit Lang-Lkw. Lang-Lkw dürfen ausschließlich längere, nicht aber schwerere Lkw
mit bis zu 25,25 m zwar um 6,50 m länger als nach handelt, hat keine grundlegende Veränderung in
den geltenden Regelungen ausgeführt sein; ein hö- der Diskussion gebracht.
heres Gesamtgewicht als die auch heute schon gel-
Ziel der Konzeption der wissenschaftlichen Beglei-
tenden 40 t bzw. 44 t im Vor- und Nachlauf zum
tung war es, alle in der Öffentlichkeit diskutierten
kombinierten Verkehr ist bei Lang-Lkw hingegen
Hoffnungen in und Bedenken gegen den Einsatz
nicht zulässig. Der Versuch startete mit Wirkung
von Lang-Lkw umfassend zu berücksichtigen. Auf-
vom 01.01.2012 und war auf die Dauer von fünf
bauend auf einer internationalen Literaturstudie und
Jahren ausgelegt. Er ist Bestandteil des Aktions-
unter Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbe-
plans Güterverkehr und Logistik des Bundesminis-
dingungen sowie öffentlichen Diskussion wurden
teriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Die
diejenigen Aspekte ermittelt und aufgelistet, die als
gesetzliche Grundlage zur Durchführung des Feld-
mögliche Chancen und Risiken für einen Einsatz
versuchs bildet die vom Bundesminister für Verkehr
von Lang-Lkw in den verschiedenen Quellen be-
erlassene Verordnung über Ausnahmen von stra-
nannt wurden. Diese Liste wurde im Rahmen eines
ßenverkehrsrechtlichen Vorschriften für Fahrzeuge
Expertenkolloquiums im Mai 2011 diskutiert und
und Fahrzeugkombinationen mit Überlänge, kurz
weiterentwickelt. Zur Beantwortung der identifizier-
LKWÜberlStVAusnV, vom 19.12.2011 sowie deren
ten Fragestellungen wurden mehrere Forschungs-
zugehörige Änderungs-Verordnungen. Eine der
projekte initiiert und im Feldversuchs zum Teil von
Vorgaben betraf zum Beispiel den auf ein geprüftes
der BASt selbst, überwiegend jedoch von externen
Streckennetz beschränkten Einsatz der Lang-Lkw,
Forschungsinstituten bearbeitet.
eine andere die Teilnahme an der wissenschaft-
lichen Begleitung. Der zum Ende des Feldversuchs vorgelegte Ab-
schlussbericht der BASt enthält neben den für die
Der Zweck der wissenschaftlichen Begleitung be-
Konzeption der Gesamtuntersuchung erforderli-
stand unter anderem in einer Versachlichung des
chen rechtlichen Grundlagen und vorliegenden Er-
Themas „Längere Lkw“. Ausgehend von den Argu-
kenntnissen aus der Literatur die Zusammenfas-
menten gegen längere und schwerere Lkw aus der
sungen der verschiedenen Forschungsprojekte aus
Vergangenheit wurden auch gegen die im Feldver-
allen Untersuchungsphasen der wissenschaftlichen
such ausschließlich adressierte Vergrößerung der
Begleitung.
Länge von Interessenvertretern der Bahn, von Um-
weltverbänden, aber auch Automobilclubs Beden- Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass sich
ken geäußert. Die Kritik betrifft prinzipiell und relativ bedeutende Probleme im Feldversuch nicht gezeigt
pauschal folgende drei zentrale Punkte: haben. Gemessen an der Vielzahl betrachteter Fra-
gestellungen ist die Anzahl der identifizierten poten-
• Die Verkehrssicherheit würde durch größere ziellen Herausforderungen gering. Zudem können
undoder schwerere Lkw gefährdet. die identifizierten Herausforderungen bei der der-
• Die Infrastruktur würde durch größere und/oder zeit vorhandenen Anzahl an im Feldversuch betei-
schwerere Lkw derart beansprucht, dass eine ligten Lang-Lkw und auch noch unter der Annahme
Ertüchtigung und/oder Instandsetzung die Allge- von deutlich höheren als im Rahmen der Untersu-
meinheit mit enormen Kosten belasten würde. chungen zu den Verkehrsnachfragewirkungen pro-
gnostizierten Anteilen von Lang-Lkw am Güterver-
• Durch die zu erwartende Effizienzsteigerung kehrsaufkommen als hinnehmbar oder beherrsch-
und damit einhergehenden Kostenvorteile im bar eingestuft werden. Es kann zudem festgehalten
Straßengüterverkehr würden Transporte von der werden, dass der Einsatz des Lang-Lkw eine posi-
Schiene auf die Straße verlagert und/oder neue tive Verkehrsnachfragewirkung bezüglich einer
4

Reduktion von gefahrenen Lkw-Kilometern und was the only subject addressed in the field trial. The
dementsprechend auch eine Reduktion von Klima- criticism concerns, as a matter of principle and in a
gasen und Luftschadstoffen im Versuch gezeigt hat relatively wholesale manner (i. e. primarily without
und zukünftig haben kann. Es zeigte sich bislang, differentiation between the different types of longer
dass Verlagerungseffekte von der Bahn bezie- trucks), the following three key issues:
hungsweise vom Binnenschiff auf den Lang-Lkw
vor allem aufgrund der bestehenden Gewichts-, • It is claimed that longer and/or heavier trucks
aber auch der tatsächlichen beziehungsweise im would be detrimental to road safety.
Modell angenommenen Streckenbeschränkungen
• The pavement load imposed on the infrastruc-
sehr gering und damit vernachlässigbar sind. Wenn-
ture by longer and/or heavier trucks would be so
gleich deutlich wird, dass der Lang-Lkw nur eine
great that its strengthening and/or repair would
mögliche Teillösung zur Eindämmung des Güterver-
place a huge cost burden on the general public.
kehrswachstums und den damit einhergehenden
Umweltwirkungen darstellt, ist der Einsatz aus be- • As a result of the likely efficiency enhancement
triebswirtschaftlicher und verkehrsnachfrageseitiger and the associated cost advantages in the road
Sicht in bestimmten Bereichen und Einsatzfeldern haulage sector, freight traffic would be shifted
sinnvoll. from the railways to the roads and/or new road
traffic would be induced, meaning that ultimately
there would be more rather than less road freight
German field trial with longer trucks traffic.

As one of the possible solutions to address the Nor has the fact that longer trucks means exclusively
challenges associated with the increase of freight longer and not heavier trucks brought about any
traffic on roads the introduction of heavy goods fundamental change in the discussion. One of the
vehicles with a higher capacity for freight volume key issues in the discussions is the fear regarding
was discussed in many European countries. In the impact on the demand for transport, which
2011, the Federal Ministry of Transport, Building assumes a modal shift to the detriment of the
and Urban Development commissioned BASt to railways.
conduct a supporting scientific study of the
nationwide field trial of overlength vehicles and The objective of the approach to the supporting
vehicle combinations (longer trucks). Longer trucks scientific research was to comprehensively take into
may be designed with a greater length (up to 25.25 account all hopes in and reservations concerning
m) than is allowed under the current regulations. the operation of longer trucks discussed in public.
However, a higher gross weight than the currently By way of preparation for the trial and the associated
applicable 40 tonnes (or 44 tonnes on the initial and supporting scientific research, the relevant questions
terminal hauls in combined transport) is not were first identified. Within the scope of a study of
permissible. The trial was launched on 1 January the international literature, and taking account of the
2012 and was scheduled to run for five years. The regulatory framework and the public discussion,
legal basis for the conduct of the field trial is those aspects mentioned in various sources as
constituted by the Regulations issued by the Federal possible opportunities and risks regarding the
Minister of Transport on Exemptions from Road operation of longer trucks were identified and listed.
Traffic Law Provisions governing Overlength This list was discussed during a colloquium of
Vehicles and Vehicle Combinations (the Exemption experts. The outcome was an overview of the
Regulations) of 19 December 2011 and the relevant thematic issues deemed to be relevant and to be
amending regulations. studied. The study programme of the supporting
scientific research thus covered these thematic
The purpose of the supporting scientific research areas. To answer the questions, several research
was also to bring greater objectivity to the projects were launched. Some of these were
discussions on the issue of longer trucks. Taking as conducted by BASt itself, but most were done by
their starting point the arguments advanced in the external research institutes.
past against longer and heavier trucks, pressure
groups representing the railways, environmentalist Within the different research projects multiple
groups and motoring organizations also expressed scientific methods were used to get the relevant
concerns regarding the increase in length, which findings. Mostly empirical observations and tests,
5

but also simulations, modelling and theoretically


considerations and calculations were part of the
investigations.

The supporting scientific research addressed a


multiplicity of presumed risks or even fears regarding
a more or less great need to adapt the infrastructure.
On the basis of the comprehensive study
programme, it emerged that the deployment of
longer trucks will have no adverse impact on a large
number of the aspects under consideration under
the general conditions of the field trial. It will be
possible to compensate for some of the potential
challenges that may arise depending on the type
and number of longer trucks using the highway
facilities by substituting longer trucks for conventional
trucks, as observed in the field trial (turn 3 into 2),
and remedy them to varying degrees by modifying
the road infrastructure. Longer trucks‘ share of the
total volume of freight traffic is the main factor for
appraising the risks identified. Low shares, which
would appear likely given the most recent findings
from the field trial, may result in them being classified
as acceptable or manageable.
6

Summary 2 From the ‚Gigaliner‘ to the


‚longer truck‘
German field trial with longer trucks Compared with international experiences, Germany
has so far not been able to draw on much empirical
evidence when it comes to an assessment of the
operation of overlength/overweight vehicles and
1 Introduction vehicle combinations. Since there is no sign of the
discussions in Europe on this issue coming to an
In 2011, the Federal Ministry of Transport, Building
end and these new vehicle designs are seen as a
and Urban Development commissioned the Federal
component of the strategy to manage the forecast
Highway Research Institute to conduct a supporting
rise in the volume of freight traffic, the Federal
scientific study of the nationwide field trial of
Government elected in 2010 stated in its coalition
overlength vehicles and vehicle combinations1
agreement that it would evaluate the opportunities
(longer trucks). Longer trucks may be designed with
and risks associated with such vehicle designs
a greater length (up to 25.25 m) than is allowed
within the framework of a nationwide field trial based
under the current regulations. However, a higher
on real world operations.
gross weight than the currently applicable 40 tonnes
(or 44 tonnes on the initial and terminal hauls in Earlier studies conducted by the Federal Highway
combined transport)2 is not permissible. Figure 1 Research Institute (GLAESER et al., 2006) have
shows possible configurations of the five different
types of longer trucks permissible in the field trial.

The trial was launched on 1 January 2012 and was


scheduled to run for five years. It is part of the
Federal Ministry of Transport and Digital
Infrastructure‘s Freight Transport and Logistics
Action Plan. The legal basis for the conduct of the
field trial is constituted by the Regulations issued by
the Federal Minister of Transport on Exemptions
from Road Traffic Law Provisions governing
Overlength Vehicles and Vehicle Combinations (the
Exemption Regulations) of 19 December 2011 and
the relevant amending regulations.

The final report presented by the Federal Highway


Research Institute at the end of the field trial builds
on an interim report (IRZIK et al., 2014) presented
in 2014. The thematic structure of the final report
follows that of the interim report. The final report
contains not only the legal bases and available
findings from the literature that are required for
the overall study approach, but also the summaries
of the various research projects from all study
phases of the supporting scientific research. All
reports on the field trial can be downloaded from
www.bast.de.

1
Hereinafter often referred to simply as trucks. This means that
in this report, the term trucks is used to refer not only to single
vehicles but also vehicle combinations. Fig. 1: Possible overlength vehicles and vehicle combinations
2 (longer trucks)
Hereinafter abbreviated as 40 t/44°t (CT).
7

already shown that the infrastructure, especially the These Exemption Regulations regulate the
bridge structures, is not designed for vehicles or conditions that have to be met for certain overlength
vehicle combinations with a gross vehicle weight vehicles and vehicle combinations to be allowed to
higher than that which is currently permissible (40 use the roads in derogation from the provisions of
tonnes or 44 tonnes in CT). Moreover, the higher the Road Traffic Regulations and the Road Vehicles
kinetic energy associated with an increase in weight Registration and Licensing Regulations. In
would, in the event of an accident, involve a particular, they define the requirements to be met by
significant deterioration in road safety. It was for this the vehicles or vehicle combinations and by the
reason that the Federal Government agreed to drivers. In addition, they list the requirements
allow only longer, and not heavier, trucks to be relating to loads, road user behaviour (overtaking)
tested in a field trial. The associated focus on the and participation in the supporting scientific
movement of goods that are as lightweight as research.
possible is also designed to have the effect that the
railways and inland waterways face little or no The Federal Ministry of Transport, Building and
competition. Urban Development did not see any alternative to
the Exemption Regulations, because the option of
These issues, especially that of higher weights, are the federal states issuing permits under section
emotionally charged in public and are generally 29(3) of the German Road Traffic Regulations
linked to the Gigaliner label (longer and heavier presupposes the carriage of indivisible loads. This
vehicle). For the purposes of clear differentiation, means that the parties involved in the field trial do
the term longer truck has been coined for the trucks not go through an explicit authorization or approval
that are only longer and not heavier. However, procedure, but simply have to meet the requirements
numerous reports, individual surveys and many and conditions set out in the Exemption Regulations.
discussions have illustrated that this terminological One of these conditions is that they have to inform
distinction is often still unclear even towards the end the Federal Highway Research Institute of their
of the field trial. involvement in the field trial (cf. section 12 of the
Exemption Regulations).
Another aspect that results in misunderstandings in
the discussions surrounding longer trucks is that in
some cases a basic distinction has to be made
between the different types of longer trucks. 3.2 Approved routes and authorized
Conversations with people who have already heard network
the term longer trucks reveal that they often only
Although longer trucks also have to meet the turning
associate it with Types 2, 3 and 4, which have a
circle requirements set out in section 32d of the
maximum length of 25.25 m (cf. Figure 1). Whereas
German Road Vehicles Registration and Licensing
Type 5, with a total length not exceeding 24.00 m,
Regulations, experience so far suggests that it
can still be considered as belonging to this group
might not per se be possible for the vehicle
with regard to many issues, Type 1 often requires
combinations, especially those with a length of up to
separate consideration. Because although this
25.25 m, to operate on all highway facilities. Longer
longer truck, with a total length of 17.80 m, is 1.30 m
trucks may therefore operate only on suitable origin-
longer than a conventional articulated vehicle, it is
destination pairs, i.e. only on roads that have been
almost one metre shorter than a conventional
declared suitable by the competent ministries of the
tractor-trailer combination.
federal states concerned for the operation of longer
trucks, that have been notified to the Federal
Ministry of Transport and Digital Infrastructure and
that have been subsequently published in the
3 Parameters of the field trial Exemption Regulations. In accordance with section
2 of the Exemption Regulations, therefore, longer
3.1 Legal bases
trucks may only be operated on the routes stipulated
The field trial has been underway since 1 January in the Annex to the Regulations (authorized
2012 within the scope of Exemption Regulations network). One exception is the articulated vehicle
limited to five years and based on section 6(1) in with a total length not exceeding 17.80 m (Type 1)
conjunction with section 6(3) of the Road Traffic Act. shown in Figure 1 above. In the seven federal states
8

actively participating in the field trial at the time of Combinations, the authorized network has a total
entry into force of the Exemption Regulations length of almost 11,600 kilometres, of which around
(Bavaria, Hamburg, Hesse, Lower Saxony, Saxony, 70% are federal motorways. This is equivalent to
Schleswig-Holstein and Thuringia), articulated just over 60% of all federal motorways in Germany.
vehicles with an extended semi-trailer may use the The sections of federal highways, regional roads
entire road network of any given federal state. North and district roads approved for use by longer trucks
Rhine-Westphalia joined the scheme as the eighth account for only a small percentage of the total
federal state with the entry into force of the Fifth length of the inter-urban roads (excluding federal
Amending Regulations on 15 July 2015. In the other motorways) of the federal states participating in the
federal states participating in the field trial, Type 1 field trial. The proportion of local roads on the
vehicles may only use the road network approved authorized network in terms of all local roads in
for Types 2 to 5. Germany is a few permille.#

Figure 2 shows the authorized network as at 31 Some federal states refuse to allow the operation of
October 2016. However, this map does not has a longer trucks. This resulted in a situation where
legally binding effect. Only the legally binding several federal states were not involved in the field
precise definition of the approved routes in the Sixth trial from the outset and thus have not designated
Amending Regulations on the field trial applicable at any suitable routes for the authorized network on
the time of reporting have such an effect. According which longer trucks may operate. In Saxony-Anhalt,
to the Sixth Regulations amending the Regulations for instance, there are just a few isolated infills of
on Exemptions from Road Traffic Law Provisions gaps between motorways. It was not until the
governing Overlength Vehicles and Vehicle Second Amending Regulations that Bremen
approved its motorways and Mecklenburg-Western
Pomerania approved individual routes for use by
longer trucks. With the Fifth Amending Regulations,
Baden-Württemberg notified part of its motorway
network and individual routes on the secondary
network as suitable. Finally, the Sixth Amending
Regulations saw the addition of routes in
Brandenburg. Thus, at the end of the field trial, only
three federal states are not participating in the field
trial at all, although, according to press reports,
Rhineland-Palatinate and Saarland now also want
to notify routes.

4 The approach to the


supporting scientific research
The purpose of the supporting scientific research
was also to bring greater objectivity to the
discussions on the issue of longer trucks. Taking as
their starting point the arguments advanced in the
past against longer and heavier trucks, pressure
groups representing the railways, environmentalist
groups and motoring organizations also expressed
concerns regarding the increase in length, which
was the only subject addressed in the field trial. The
Fig. 2: Non-binding overview of the authorized network in criticism concerns, as a matter of principle and in a
accordance with the Sixth Regulations amending the relatively wholesale manner (i. e. primarily without
Regulations on Exemptions from Road Traffic Law
Provisions governing Overlength Vehicles and Vehicle differentiation between the different types of longer
Combinations of 29 April 2016 trucks, cf. section 2), the following three key issues:
9

Fig. 3: Outcome of the colloquium of experts on 17 May 2011

1. It is claimed that longer and/or heavier trucks operation of longer trucks were identified and listed.
would be detrimental to road safety. This list was discussed during a colloquium of
experts in May 2011. The outcome was an overview
2. The pavement load imposed on the infrastructure
of the thematic issues deemed to be relevant and to
by longer and/or heavier trucks would be so
be studied (cf. Figure 3).
great that its strengthening and/or repair would
place a huge cost burden on the general public. The experts attending the colloquium were also in
3. As a result of the likely efficiency enhancement agreement that, to complement the observations
and the associated cost advantages in the road and surveys in the practical part of the field trial,
haulage sector, freight traffic would be shifted certain issues should be evaluated experimentally
from the railways to the roads and/or new road or theoretically – for instance impact tests on safety
traffic would be induced, meaning that ultimately barriers or fire behaviour in tunnels.
there would be more rather than less road freight
The study programme of the supporting scientific
traffic.
research thus covered the thematic areas listed in
Nor has the fact that ’longer trucks’ means Figure 3. To answer the questions, several research
exclusively longer and not heavier trucks brought projects were launched. Some of these were
about any fundamental change in the discussion. conducted by the Federal Highway Research
One of the key issues in the discussions is the fear Institute itself, but most were done by external
regarding the impact on the demand for transport, research institutes.
which assumes a modal shift to the detriment of the
railways.

The objective of the approach to the supporting 5 Statistical analyses


scientific research was to comprehensively take into
account all hopes in and reservations concerning Within the scope of the field trial, empirical surveys
the operation of longer trucks discussed in public. were carried out among the participating haulage
By way of preparation for the trial and the associated operators regarding corporate structures, vehicles
supporting scientific research, the relevant questions and transport operations. In 2013, a twelve-month
were first identified. Within the scope of a study of continuous trip survey (BURG, RÖHLING, KLAAS-
the international literature, and taking account of the WISSING, 2014) was conducted. To validate the
regulatory framework and the public discussion, findings of this baseline survey and to generate new
those aspects mentioned in various sources as findings, a three-month follow-up survey was carried
possible opportunities and risks regarding the out at the end of 2015 (BURG, SCHREMPP,
10

RÖHLING, KLAAS-WISSING, SCHREINER, 2016). trucks registered at the Federal Highway Research
The main findings of the surveys regarding transport Institute:
operations can be summarized as follows (values
from the baseline survey in parentheses):3 • At the time of publication of the final report (30
September 2016), 59 haulage companies had
• After extrapolation, around 61,900 (13,500) notified 158 longer goods vehicles to the Federal
transport operations by longer trucks per annum Highway Research Institute for participation in
were recorded in the follow-up survey. the field trial. Thus, the longer trucks participating
in the field trial account for around 0.3 permille of
• The resultant 13.6 (2.53) million vehicle
the number of vehicles subject to tolls5 calculated
kilometres were travelled by a total of 120 (46)
by the Federal Office for Goods Transport in
longer trucksoperated by 46 (21) companies,
2013 of around 580,000 (Federal Office for
although it should be noted that the number of
Goods Transport, 2014).
participating operators and the number of longer
trucks deployed rose in the period covered by • Individual leaps in the continuous increase in the
the survey. The mileage of longer trucks number of notifications can usually be explained
documented in this way is roughly equivalent to by a prior enlargement of the authorized network
0.5 (0.1) permille of the tolled trips made in 2015 within the scope of amending regulations.
(2013) (29.7 (27.2) billion km).4
• However, the number of participants notified is
• The volume of freight carried by the longer trucks not equivalent to the number of persons actually
was 843,500 (144,000) tonnes. driving. The information concerning this is
sketchy. The reason for this is that the Exemption
• The average trip length per longer truck trip was
Regulations do not require participants to notify
around 240 (200) km, with the values ranging
the Federal Highway Research Institute when
from just over 10 km to almost 800 km per trip.
they withdraw from the scheme. From personal
• More than 91 (83)% of the trips were between discussions, it is known that some haulage
warehouses and/or production sites as shuttle companies announced their intention to
services or as the main leg. participate and then did not participate in the
field trial after all or are no longer participating.
• The spectrum of the goods carried by the longer
trucks ranges from parts for the automotive • By far the most frequently deployed type is the
industry through domestic appliances (white longer truck of Type 3 (cf. Figure 4), consisting of
goods), air cargo, clothing and food to packaging a tractor with dolly and semi-trailer. Type 2 is in
material. second place. Deployment of this type increased
significantly towards the end of the field trial.
Based on the statistical analyses within the scope of
the studies by SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS
(2014) and FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS,
SCHMEILER (2016) and their partial updating by
the Federal Highway Research Institute, the
following information can be provided on the longer

3
The absolute quantitative data from the follow-up survey
(2015/2016) were seasonally adjusted using findings from the
baseline survey and extrapolated to one year.
4
Federal Office for Goods Transport (BAG): Mautstatistik
Jahrestabellen 2013 und 2015
5
Since 1 October 2015, vehicles and vehicle combinations
with a maximum permissible weight of 7.5 tonnes or more
have been subject to tolls. For this reason, 2013 was chosen
as the reference value, as was also the case in the Interim Fig. 4: Distribution of the various types of longer trucks in
Report (cf. IRZIK et al., 2014), because at that time only accordance with the Exemption Regulations notified to
trucks with a maximum permissible weight of 12 tonnes or the Federal Highway Research Institute (as at 30
more were recorded as vehicles subject to tolls. September 2016)
11

Type 4 and 5 play virtually no role in the field • This results in efficiency gains and fuel savings
trial. There has also been a significant increase, between 15% and 25%. However, this is clearly
albeit at a lower level, in the deployment of Type connected with an almost optimally arranged
1 since publication of the Interim Report. In mid- utilization of volume and slots, which was
2014, only one single extended articulated observed in the field trial, although it should be
vehicle had temporarily participated in the field noted that high-capacity utilization is usually
trial, whereas by the time of publication of the necessary for the economically beneficial
final report this figure had risen to 13 trucks. deployment of longer trucks.

• Also within the scope of the studies on the impact


on transport demand and on the pavement load,
it was possible to determine that, if a Type 1
6 Findings from the study longer trucks is deployed, one trip by the
Despite the fact that the number of participants rose extended articulated vehicle replaces on average
only slowly, although continuously, over the course 1.07 trips by standard articulated vehicles.
of the field trial, the supporting scientific research is • Building on the empirical foundations, the model
able to present resilient and thus meaningful results calculated for transport demand show
findings on numerous issues. For a large number of that there are hardly any intermodal shifts from
the issues identified and to be deemed relevant and the railways and inland waterways, not even in
thus to be studied, the number of participating terms of freight kilometres (0.1 and 0.3 permille
vehicles and vehicle combinations plays only a respectively). Thus, on the whole, there is a
minor role. One example here is the review of the
positive impact on transport demand with regard
trafficability of road facilities. Here, it is not so much
to a reduction in the number vehicle kilometres
the number of participating longer trucks that is of
actually driven and accordingly also in levels of
importance. It is much more important that as many
climate change gases and air pollutants. It
different types as possible with unfavourable
should be noted that possible rebound effects –
configurations (wheelbases, points of articulation)
in the form of the transport costs of the freight
in terms of trafficability can be observed.
sector falling as a whole as a result of the
Against the background of the question as to what efficiency benefits of longer trucks compared
impact the operation of longer trucks has on the with conventional trucks, leading to a greater
questions identified compared with the situation demand for transport – cannot be derived
without longer trucks, the main findings are empirically and thus could not be seriously taken
summarized and evaluated below. into account in case such effects did occur.

In addition, the supporting scientific research


addressed a multiplicity of presumed risks or even
6.1 Opportunities and risks fears regarding a more or less great need to adapt
the infrastructure. On the basis of the
On the basis of the findings of the scientific research
comprehensive study programme, it emerged that
supporting the field trial, the following positive
the deployment of longer trucks will have no
effects of the operation of longer trucks have
adverse impact on a large number of the aspects
become apparent:
under consideration under the general conditions
• Within the scope of the field trial, the two studies of the field trial. It will be possible to compensate
on the impact on transport demand (BURG, for some of the potential challenges that may arise
RÖHLING, KLAAS-WISSING, 2014; BURG, depending on the type and number of longer trucks
SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-WISSING, using the highway facilities by substituting longer
SCHREINER, 2016) and on the pavement load trucks for conventional trucks, as observed in the
(WELLNER, UHLIG, 2015; UHLIG, 2016) were field trial (turn 3 into 2), and remedy them to varying
able to determine, in surveys independent of degrees by modifying the road infrastructure.
each other, that, if Type 2 to 4 longer trucks are Longer trucks‘ share of the total volume of freight
deployed, two trips by longer trucks replace on traffic is the main factor for appraising the risks
average somewhat more than three trips by identified. Low shares, which would appear likely
conventional trucks. given the most recent findings from the field
12

trial6, may result in them being classified as certain loading conditions, the handling of Type
acceptable or manageable. More specifically, the 2 is very demanding in terms of vehicle dynamics,
aspects in question are as follows: although, on the basis of current knowledge, this
is offset by the EVSC systems, which are
• The subject of the field trial is the deployment of mandatory in any case.
longer vehicles and vehicle combinations. On
the proviso that, in comparison with the current • The impact on the pavement load imposed by all
provisions in section 34 of the German Road the longer trucks observed in the field trial by
Vehicles Registration and Licensing Regulations, WELLNER, UHLIG (2015) and UHLIG (2016) on
the maximum permissible weight of longer goods the service life of pavements is comparatively
vehicles of 40 t/44 t (CV) does not change, there and marginally lower than the load on the roads
are not likely to be any effects on the impact imposed by the present-day population of
energy in a rear-end collision. The traffic load conventional trucks.
impacts relevant to bridges result from the
heaviest vehicles and vehicle combinations • In addition, it can also be concluded, on the
(especially the carriage of abnormal loads), their basis of the axle load distributions resulting from
frequencies and overloading in the entire the control groups formed with different shares
population of heavy goods vehicles. For this of longer trucks, that the deployment of longer
reason, and assuming that the same freight is trucks complying with the permissible maximum
transported, the replacement of trips made by weight of 40 t/44 t (CT) is not likely to result in
conventional trucks (turn 3 into 2) by longer accelerated damage close to the surface (for
trucks that tend to be heavier but remain within instance rutting). Accordingly, under the specific
the legal maximum permissible weights and are conditions of the field trial, it is not apparent that
thus lawfully heavier is not likely to cause any the deployment of longer trucks will result in any
higher need for structural maintenance of the
relevant changes in the maximum loads on
carriageways.
structures.
• An increase in fire size in tunnels – not possible
• Intermodal shifts from the railways and inland
until longer trucks‘ share of heavy goods vehicle
waterways to longer trucks were not apparent in
traffic reaches levels that appear unrealistically
the empirical observations of BURG, RÖHLING,
high – as a result of the higher volume of goods
KLAAS-WISSING (2014) and BURG,
carried by longer trucks compared with
SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-WISSING,
conventional trucks can be countered by taking
SCHREINER (2016), nor are they considered
compensatory measures (for instance improved
likely given the logistical and freight structures
ventilation system).
observed in the deployment of longer trucks.
This assessment is backed up by the studies • The initial fear that longer trucks would crash
into the impact on transport demand. through an H4b safety barrier on the central
reservations of motorways, which was designed
• In general, it was not possible to identify any
for the impact of a 38 tonne articulated vehicle,
vehicle technology problems under the given
proved unfounded. The possibility of vehicle
specific conditions. Thus, for instance, if a holistic
parts falling on the original carriageway, thus
view is taken of the brake trials from the studies
presenting a risk to traffic approaching from
by SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) and
behind that has to be assessed, also exists at
FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER
present (albeit with less probability) for multiple-
(2016), it can be assumed that longer trucks
unit vehicle combinations without overlength –
have braking distances comparable to those of
i. e. conventional tractors towing a trailer. It
conventionally designed trucks. However, in
would thus likewise have to be accepted in the
event of an accident.

• Given the likely overall increase in the volume of


6
Thus, for instance, with the help of transport demand model- heavy goods vehicle traffic and the findings on
ling, it has been possible to determine that on 90% of all the handling of longer trucks, it should be
motorways (the main place where longer trucks will operate),
longer trucks’ share of heavy goods vehicle traffic will be less discussed whether it would be advisable to raise
than 0.5%, and less than 1% on 99% of all motorways. the containment level from H2 to H4b on the
13

central reservation when constructing a new or parking of longer trucks, which has been
renewing an existing safety barrier. This could mentioned as a problem, can be classified as
reduce the risk of vehicles crashing through the manageable. In the event that none of the
safety barrier on the central reservation for both options identified is suitable for use in a specific
conventional and longer trucks. locality, there is ultimately the option of not
including the facility in the authorized network.
• The danger of heavy goods vehicles falling off
bridges – both conventional and longer trucks – • In the case of at-grade junctions and roundabouts,
can be reduced by the degree to which bridges there are different findings, likewise depending
are equipped with safety barriers of containment on the type of longer trucks. With a few
level H4b in accordance with present-day restrictions regarding Type 2, the tractrix curves
regulations (possibly supplemented by a of longer trucks are compatible with the junction
requirement regrading the minimum height of geometry, which is in line with the actual design
the safety barriers). guidelines. In the practical trials, however,
marginal areas, such as adjacent lanes or
• Problems concerning traffic flows or road safety shoulders, were repeatedly used, because the
on motorways in general, at grade-separated spaces for manoeuvre provided in addition to the
junctions and entrances in particular or vehicles tractrix curves are no longer available. Thus,
driving though roadworks sites have not occurred compensatory measures, such as open grid
so far and are scarcely likely to occur in the paving or pavement on the shoulders, would be
future, even if the number of longer trucks rises. necessary in the areas around the junctions.
This is even more true, if the extended articulated
• Longer trucks up to 25.25 m in particular – and
vehicle (Type 1) is to exploit its forecast market
here especially the Type 2 – do not completely fit
potential.
into the emergency bays in tunnels, which are
shorter than those on open stretches of road. • The observations by ZIMMERMANN, RIFFEL,
However, the fact that these tunnels are ROOS (2015) on the clearance of at-grade
monitored around the clock and that additional junctions are largely of a theoretical nature, but
measures are taken to reduce the extent of they give no reason to assume that the greater
incidents guarantees a level of safety for tunnel length compared with conventional trucks could
users that complies with the regulations. present problems regarding traffic flow or road
safety.
• On the basis of the routes and trip distances
observed in the field trial, the amount of parking • Because longer trucks operate predominantly on
space required by longer trucks would appear to motorways, only a relatively small proportion of
be low compared with conventional trucks. In their mileage is on single carriageways. There
terms of length, only Type 1 fits into angle parking are thus very few cases of longer trucks being
slots at rest areas. All other types of longer trucks overtaken by other road users where the
are too long for the standard angle parking slots overtaking vehicle has to use the lane for
at rest areas. In addition, because of the parking oncoming traffic. The overtaking manoeuvres
angle, all longer trucks have problems entering observed by ZIMMERMANN, RIFFEL, ROOS
their own parking slot without sweeping or driving (2015) and ZIMMERMANN, KÖHLER, ROOS
over adjacent parking slots. Simply remarking (2016) were no more dangerous than is normally
the available car parks would entail a loss of the case with overtaking of trucks on single
parking capacity, even if the deployment of carriageways.
longer trucks theoretically reduces the number
• GLASER et al. (2015, 2016) were unable to
of trips. Parking longer trucks at private truck
identify any stress or higher levels of
stops may represent a possible option for longer
psychological strain on the part of the truck
trucks. Moreover, the studies by LIPPOLD et al.
drivers.
(2016) have shown that if there is an increase in
the amount of parking slots required by longer • Although the data basis is small, the analysis of
trucks in the future, there are various approaches the accident situation in the field trial does not
for improving the parking situation of longer suggest that the deployment of longer trucks
trucks at rest areas, which means that the could have any adverse impact on road safety.
14

Finally, guidance was developed on possible whose turning characteristics are very similar to
amendments or more detailed definition of a general those of the Type 1 longer trucks and may result
nature, such as the procedure for checking in similar difficulties when using traffic facilities.
compliance with the turning characteristics (turning The fact that these difficulties caused by the
circle) and individual requirements for longer trucks. operation of car transporters have not (yet)
The latter can be taken into account if there is any resulted in any major adverse impact (as far as
further operation of longer trucks after the end of the is known) can be explained by their frequency of
field trial in the interests of further optimization. occurrence. According to information given by
the Association for Automobile Logistics in the
Association of German Freight Forwarders and
6.2 Special consideration of individual Logistics Operators, the operational fleet of car
transporters in Germany comprised around
types of longer trucks
6,000 vehicle combinations in 2014, for instance.
6.2.1 The extended articulated vehicle (Type 1) All experts are of the opinion that the potential
for Type 1 longer trucks is many times higher
The Type 1 longer trucks plays a special role in the than that. The question as to whether the feared
field trial. The main reason for this is its length (cf. adverse impact on the trafficability of road
also 2). Lengthening the conventional semi-trailer facilities will present itself if there is a higher
by 1.30 m means that the additional gain in volume frequency of occurrence of Type 1 or whether
is significantly lower than with Type 2 to 5 longer relevant improvements in turning characteristics
trucks. With a mean factor of 1.07 (number of trips can be achieved by taking technical measures
by equivalent conventional articulated vehicle for was to be answered by extending the field trial
one trip by a Type 1 longer truck), the substitution for this special type.
effect is thus also significantly lower than with the
other types of longer trucks (around 1.5 on average). • Unlike the Type 2 to 5 longer trucks, it was not
These facts have a direct impact on the market possible to obtain an adequate data basis for
potential for Type 1 longer trucks. Unlike the market Type 1 to be able to identify the fields of
potential for Type 2 to 5 longer trucks, whose application for this type with a sufficient degree
operation is restricted to an authorized network and of accuracy. It was thus only possible to estimate
whose efficiency potential is greater as a result of the market potential – as an important input
their higher capacity, the market potential for the variable for determining the impact on transport
Type 1 longer goods vehicle does not depend demand of the operation of Type 1 longer trucks
primarily on distinctive features in the logistical – on the basis of a best guess, assuming that
structures and fields of application, but is generally one half of all conventional articulated vehicles is
seen to be in the replacement of the existing fleet of replaced by Type 1 longer trucks. An extension
conventional articulated vehicles. However, for this of the field trial with parameters that result in
to happen, the entire road network (at least the companies deploying Type 1 in greater numbers
German network) would have to be authorized. should check these assumptions by carrying out
corresponding studies on the fields of application
Because the number of Type 1 longer trucks
of Type 1.
participating in the field trial was low (cf. Figure 4), it
was not possible to answer three questions, in • The positive result for Type 1 longer trucks with
particular: regard to the pavement load is due to the fact
• Regarding the trafficability of road facilities, the that at the current point in time it is mainly
extended articulated vehicle often appears less articulated vehicles with a single or two-axle
favourable as a result of the changed tractrix semi-trailer have been replaced by Type 1 longer
curve compared with a standard articulated trucks. Here, too, an extensive trial will be
vehicle. However, car transporters (which, required to determine how the result will change
including the front and rear overhangs, have a with a higher incidence of Type 1 when
total length of 20.75 m and are thus already (inevitably) more conventional articulated
longer the generally permissible 18.75 m for vehicles with a three-axle semi-trailer are
tractor-trailer combinations) are a vehicle replaced.
combination using the entire road network today
15

6.2.2 Articulated vehicle with centre axle trailer studied further in order to back up the findings
(Type 2) (cf. FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER,
2016). The reason given for this is that, as already
To a certain extent, longer trucks of Type 2 also mentioned, the Type 2 has, in simulations, turned
play a special role. The supporting scientific out to have less favourable vehicle dynamics in
research showed that the articulated vehicle with certain driving situations and without taking stability
centre axle trailer exhibits the poorest turning control systems into account. In addition, FÖRG,
characteristics of all longer trucks. In addition, SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016) also
however, there is evidence – obtained on the basis draw on statements by the manufacturers of EVSC
of simulations – of handling in highly dynamic systems that the EVSC function has not been
manoeuvres that is critical in some cases unless a specifically adapted to the Type 2 longer truck and
stabilization system is used. The simulatory was backed up in the trial. It is true that all longer
analysis of the dynamics of the various types of trucks are certified as exhibiting safe handling,
longer trucks conducted by SÜẞMANN, FÖRG, because the EVSC system is designed to be
WENZELIS (2014) without taking account of conservative, i. e. in the interests of road safety,
electronic vehicle stability control systems (EVSC and comes into action at any early stage, especially
systems) showed that the basic stability of the if further units are attached, as is the case with
trucks studied is highly dependent on the loading longer trucks. Moreover, as far as is known, the
condition and the manoeuvre performed. A blanket field trial has not as yet produced any critical
assessment of individual types of longer trucks is situations involving longer trucks of Type 2 in which
not possible. In general, however, it is the case that insufficient control by the EVSC system has
tractor-trailer combinations, because of their low resulted in unstable vehicle dynamics.
absorption between the tractor and the trailer, are
more difficult to stabilize than articulated vehicles However, regarding the dynamics of vehicle
at high dynamic excitation. The Type 2 longer truck combinations, be they longer trucks or conventional
represents a combination of both. Its additional trucks with their trailers, the EVSC stability control
centre axle trailer can, especially if the loading system could, simply because of certain loading
condition is unfavourable (fully laden trailer towed constellations and the physical constraints (e.g.
by unladen articulated vehicle), exercise a current coefficient of friction), reach the full extent
significant adverse impact on the towing tractor of its stabilizing capacity. Such a constellation –
and the semi-trailer when pronounced steering conceivable, but certainly unlikely because of the
manoeuvres are performed (risk of overturning). It resultant traction problems – would be if the entire
is currently assumed that it will be possible to load were placed behind the last axle or the last
effectively control these critical areas of vehicle trailer were loaded. Against this background, and
dynamics by means of EVSC systems. In addition, by way of precaution, the following approach is
in the case of the real world vehicles and vehicle recommended regarding the permanent operation
combinations, a safety gain is apparent, resulting of Type 2 longer trucks: Before Type 2 longer trucks
from the requirement for ’on-board axle load are approved for permanent operation, further
weighing’, which indicates unfavourable or studies should be conducted to back up the findings
dangerous loading conditions to the driver. To of the predominantly theoretical deliberations with
further this safety gain, the exemption regulations regard to vehicle dynamics, in particular.
could be amended to include an additional
requirement making it mandatory to check for
unfavourable loading conditions. However, when a
simple lane change is performed, the lane offset of 7 Overall assessment
the Type 2 longer trucks (not taking into account
EVSC systems), even in a conventional loading Because of the special position of the Type 1 longer
condition, is significantly higher than that of the truck, the following overall appraisal of the
corresponding reference trucks and also of the operation of longer trucks refers exclusively to
other types of longer trucks. Types 2 to 5.

Finally, the consultants commissioned with the The overall assessment of the operation of longer
automotive engineering studies recommend that trucks has to be seen against the background of the
the dynamics of the Type 2 longer trucks should be forecast volume of longer trucks. As the studies of
16

the market potential and transport demand impact approaches that are suitable for use in practical
have shown, the market potential for Type 2 to 5 applications.
longer trucks is low relative to the total volume of
freight traffic. Moreover, as a result of the established Regarding the overall result of the supporting
regulatory framework (for instance operation on an scientific research, it should be noted that the
approved network), which is mainly necessary for overall assessment of a possible deployment of
reasons of road safety and to reduce the burden Type 2 to 5 longer trucks is often based on a risk
imposed on the road infrastructure, only a small assessment. The risk can be described as the
proportion of this potential will be exploited. This product of the extent (of the damage) and the
means that, in the modelled maximum scenario for probability of its occurrence. One of the reasons
2030, there would be a forecast annual mileage of for the overall assessment that the possible risks
around 100 million vehicle kilometres for Type 2 to 5 of the deployment of longer trucks could be
longer trucks. classified as acceptable or manageable is their low
probability of occurrence. This is due to several
From the empirical trip surveys conducted, an important factors.
average mileage per year and per longer truck of
just under 100,000 km can be calculated (roughly 1. The mandatory safety equipment for longer
equivalent to the mileage of a conventional trucks going beyond the general requirements
articulated vehicle in Germany). Taking as a basis and the special requirements to be met by drivers
the simplifying assumption that the mileage is (and their training).
evenly distributed among the heavy goods vehicles,
2. The substitution effect (turn 3 into 2) for Type 2 to
the mileage forecast for 2030 would be accounted
5 longer trucks that was observed in the field trial
for by around 1,000 longer trucks. Even if this figure
were to be underestimated by a factor of 2, the and the resultant lower number of trips by heavy
resultant figure would be a maximum of 2,000 goods vehicles.
longer trucks. This figure still appears low compared 3. The tonne kilometres operated by Type 2 to 5
with, for instance, the size of the operational fleet of longer trucks are likely to be comparatively low.
car transporters in Germany, which the Association
for Automobile Logistics in the Association of 4. The restriction of operation to an authorized
German Freight Forwarders and Logistics Operators network and the fact that Type 2 to 5 will operate
states as being around 6,000 vehicle combinations. predominantly on dual-carriageways with no at-
Even for the motorways (the main place where grade junctions.
longer trucks will operate), it has been possible,
with the help of transport demand modelling, to Regarding the possible extent (of damage), account
estimate that on 90% of all motorways, longer has to be taken in some of the issues of the fact
trucks‘ share of heavy goods vehicle traffic will be that, as a result of the 50% higher loading capacity
less than 0.5%, and less than 1% on 99% of all of longer trucks compared with equivalent
motorways. conventional trucks, the individual extent would be
more negative in terms of road safety, even in the
Given these parameters, it can be stated, by way of most unlikely event of occurrence. In such an
summary, that significant problems did not emerge individual case, a volumetrically laden longer truck
in the field trial. Measured against the multiplicity of carrying almost its full payload, for instance, would
issues that were considered, the number of potential have a greater fire impact than an equivalent
risks identified is low. Moreover, given the currently conventional truck laden with the same but less
existing number of longer trucks participating in the cargo. In a one-to-one comparison under identical
field trial, and assuming that longer trucks‘ shares of general conditions, an overtaking manoeuvre would
the total volume of freight traffic will be significantly take at least a few seconds longer. Emergency
higher than forecast in the studies on the transport stops in a lay-by in a tunnel would be more
demand impact, the risks identified can be classified problematic.
as acceptable or manageable. This also applies to
the issue of ’parking longer trucks on rest areas’ – It should also be noted that some of the results
which had not been resolved at the half-way stage obtained are based on the very specific conditions
of the supporting scientific research – because it of the field trial. In some cases, these conditions
has been possible to develop problem-solving result from the requirements of the Exemption
17

Regulations governing the field trial, and in a few Bibliography


cases also from the fact that the longer truck drivers
adapted their behaviour under the conditions of the Federal Office for Goods Transport (2014): Maut-
trial. Should there be changes to these conditions, statistik – Jahrestabellen 2013, Cologne
new light would have to be shed on certain issues
(cf. also paragraph 8). Federal Ministry of Transport, Building and Urban
Development (2010): Aktionsplan Güterverkehr
Ultimately, however, it can be stated that, in the und Logistik – Logistikinitiative für Deutschland
trial, the deployment of longer trucks demonstrated
a positive impact on transport demand in terms of Federal Ministry of Transport, Building and Urban
a reduction in the number of vehicle kilometres Development (2011): Verordnung über Aus-
driven and accordingly also a reduction in levels of nahmen von straßenverkehrsrechtlichen Vor-
climate change gases and air pollutants and can schriften für Fahrzeuge und Fahrzeugkombina-
also have this impact in the future. So far, it has tionen mit Überlänge (LKWÜberlStVAusnV).
been apparent that intermodal shift effects from the https://www.ebundesanzeiger.de in the Official
railways and inland waterways have been very Section of the Federal Gazette, date of publi-
low, mainly because of the existing weight cation 21 December 2011
restrictions as well as the actual/modelled route BURG, R.; RÖHLING, W.; KLAAS-WISSING, T.
restrictions, and are thus negligible. Although it is (2014): Verkehrsnachfragewirkungen von
clear that longer trucks only represent a possible Lang-Lkw – Grundlagenermittlung. Reports of
partial solution for containing the growth in freight the Federal Highway Research Institute, No
traffic and the associated environmental impact, V 248
their deployment is beneficial in terms of operations
and transport demand in certain spheres and areas BURG, R.; SCHREMPP, S.; RÖHLING, W.; KLAAS-
of application. WISSING, T.; SCHREINER, S. (2016): Verkehrs-
nachfragewirkungen von Lang-Lkw. Final report
on R&D project 89.0315/2015 commissioned by
the Federal Highway Research Institute, TCI
Röhling Transport Consulting International,
8 Looking ahead
Waldkirch/University of St. Gallen, Chair of
Although the supporting scientific research will Logistics Management
come to an end when the field trial is concluded on
FÖRG, A.; SÜẞMANN, A.; WENZELIS, A.;
31 December 2016, there is certainly a need for
SCHMEILER, S. (2016): Fahrzeugtechnische
further research. Even when the supporting
Eigenschaften von Lang-Lkw. Final report on
scientific research was still at the conceptual stage,
R&D project 82.0630/2015 commissioned by the
there was agreement with the circle of experts
Federal Highway Research Institute, Förg &
consulted that some questions cannot be answered
Süßmann Ingenieurbüro GbR, Munich
by either field trials or by experimental or theoretical
model studies. If at all, the answers will not emerge GLAESER, K.-P.; ZANDER, U.; LERNER, M.;
until there is real world operation lasting many RODER, K.; WEBER, R.; WOLF, A.; ZANDER,
years. In addition, it was apparent, as early as the U. (2006): Auswirkungen von neuen Fahrzeug-
mid-term review of the field trial, that no resilient konzepten auf die Infrastruktur des Bundesfern-
evidence will be possible regarding some questions straßennetzes. Federal Highway Research
even after the end of the field trial. Finally, the Institute, Bergisch Gladbach
studies conducted in the final phase produced
findings regarding more extensive research issues GLASER, M. O.; GLASER, W. R.; SCHMID, D.;
that would also be of interest for conventional WASCHULEWSKI, H. (2015): Psychologische
trucks. Aspekte des Einsatzes von Lang-Lkw. Reports
of the Federal Highway Research Institute, No
M 252

GLASER, M. O.; SCHMID, D.; GLASER, W. R.;


WASCHULEWSKI, H. (2016): Psychologische
Aspekte des Einsatzes von Lang-Lkw – zweite
18

Erhebungsphase. As yet unpublished final report WELLNER, F.; UHLIG, W. (2015): Beanspruchung
on R&D project 82.0634/2015 commissioned by der Straßeninfrastruktur durch Lang-Lkw.
the Federal Highway Research Institute, Uni- Reports of the Federal Highway Research
versity of Tübingen, Faculty of Mathematics and Institute, No V 254
Natural Sciences, Department of Psychology/
MTO Psychologische Forschung und Beratung ZIMMERMANN, M.; KÖHLER, B.; ROOS, R.
GmbH, Tübingen. (2016): Überholungen von Lang-Lkw – Aus-
wirkungen auf die Verkehrssicherheit und den
IRZIK, M.; ELLMERS, U.; JUNGFELD, I.; GLAE- Verkehrsablauf. Final report on R&D project
SER, K.-P.; HOLTE, H.; WOLF, A.; KAUNDINYA, 02.0392/2015/ERB commissioned by the
I.; SISTENICH, C.; KRANZ, T. (2014): Feld- Federal Ministry of Transport and Digital
versuch mit Lang-Lkw. Zwischenbericht, Infrastructure, Karlsruhe Institute of Technology
Bergisch Gladbach (KIT), Institute of Roads and Railways,
Department of Road Design and Operation,
LIPPOLD, C.; SCHEMMEL, A.; KATHMANN, T, Karlsruhe
SCHROEDER, S. (2016): Parken auf
Rastanlagen mit Fahrzeugen und Fahrzeug- ZIMMERMANN, M.; RIFFEL, S.; ROOS, R. (2015):
kombinationen mit Übergröße. Final report on Überholen und Räumen – Auswirkungen auf
R&D project 02.0831/2015/MRB commissioned Verkehrssicherheit und Verkehrsablauf durch
by the Federal Ministry of Transport and Digital Lang-Lkw. Reports of the Federal Highway
Infratructure, Dresden University of Technology, Research Institute, No V 255
Friedrich List Faculty of Transport Science,
Institute of Traffic Facilities, Chair for the Design
of Highway Facilities

SÜẞMANN, A.; FÖRG, A.; WENZELIS, A. (2014):


Lang-Lkw: Auswirkung auf Fahrzeugsicherheit
und Umwelt. Final report on R&D project
82.0542/2012 commissioned by the Federal
Highway Research Institute, Munich University
of Technology, Chair of Automotive Engineering

German Road Traffic Regulations (StVO) of 16


November 1970 (Federal Law Gazette I,
p. 1565), as amended by Article 1 of the Regu-
lations of 1 December 2010 (Federal Law
Gazette I, p. 1737).

German Road Vehicles Registration and Licensing


Regulations (StVZO) in the version promulgated
on 28 September 1988 (Federal Law Gazette I,
p.1793), as amended by Article 6 of the Regula-
tions of 13 January 2012 (Federal Law Gazette
I, p. 103);

UHLIG, W. (2016): Beanspruchung der Straßenin-


frastruktur durch Lang-Lkw – Stufe 2: Nacherhe-
bung. As yet unpublished final report on R&D
project 04.0290/2015/ERB commissioned by the
Federal Ministry of Transport and Digital
Infrastructure, Uhlig & Wehling, Consulting
Engineers, Mittweida
19

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5 Konzeption der wissenschaftlichen


Begleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
6 Statistische Auswertungen . . . . . . . . 44
2 Aktuelle Rechtslage . . . . . . . . . . . . . . 24
7 Marktpotenzial und Verkehrsnach-
3 Historischer Rückblick und fragewirkungen von Lang-Lkw . . . . . 47
Erfahrungsberichte . . . . . . . . . . . . . . 26 7.1 Zielsetzung und
3.1 National . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 47

3.1.1 Innovative Nutzfahrzeugkonzepte . . . . 26 7.2 Erhebungsergebnisse und


Abschätzung des Marktpotenzials . . . . 48
3.1.2 Modellversuch ,GigaLiner᾽ in
7.3 Verkehrsnachfragewirkungen
Niedersachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
des Einsatzes von Lang-Lkw . . . . . . . . 50
3.1.3 Pilotversuch ,Ecocombi᾽ in
7.4 Fazit und Folgerungen . . . . . . . . . . . . . 53
Baden-Württemberg . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.1.4 Modellversuch mit überlangen
8 Fahrzeugtechnik und Umwelt . . . . . . 54
Fahrzeugkombinationen in
Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . 29 8.1 Technische Anforderungen. . . . . . . . . . 55

3.1.5 Pilotversuch ,EuroCombi᾽ in 8.1.1 Zielsetzung und


Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 55

3.1.6 Feldversuch mit dem verlängerten 8.1.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55


Sattelanhängerkonzept 8.2 Automatische
(Eurotrailer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Achslastüberwachung ,on-board᾽. . . . . 58
3.2 International . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 8.2.1 Zielsetzung und
3.2.1 Übersee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 58

3.2.2 Skandinavien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 8.2.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

3.2.3 Niederlande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 8.3 Kurvenlaufeigenschaften


(BO-Kraftkreis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
3.2.4 Belgien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
8.3.1 Zielsetzung und
3.2.5 Großbritannien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 59
3.2.6 Europäische Kommission und
8.3.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Europaparlament . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
8.4 Bremsweg, Sogwirkung,
3.3 Vom ,Gigaliner᾽ zum ,Lang-Lkw᾽ . . . . . 36
Windstabilität und Fahrdynamik-
simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
4 Rahmenbedingungen des
8.4.1 Zielsetzung und
Feldversuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 61
4.1 Rechtliche Grundlagen. . . . . . . . . . . . . 37
8.4.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
4.2 Streckenfreigabe und Positivnetz. . . . . 37
8.5 Heckkamerasysteme und
4.3 Anforderungen und Bedingungen rückseitige Beschilderung . . . . . . . . . . 66
an die Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
8.5.1 Zielsetzung und
4.4 Teilnahmebekundung . . . . . . . . . . . . . . 40 Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 66
20

8.5.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 11.1.2 Methodik der Untersuchungen


zur Durchbruchsicherheit . . . . . . . . . . 88
8.6 Exemplarische Analyse des
Kraftstoffverbrauchs und der 11.1.3 Ergebnisse aus den
CO2-Emissionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Untersuchungen zur
Durchbruchsicherheit . . . . . . . . . . . . . 90
8.6.1 Zielsetzung und
Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 68 11.1.4 Betrachtungen zum äquivalenten
Fahrzeugkollektiv und zu Schutz-
8.6.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
einrichtungen auf Brücken . . . . . . . . . 92
8.7 Analysen zu Lang-Lkw
11.1.5 Fazit und Folgerungen . . . . . . . . . . . . 95
spezifischen Aspekten von
Fahrdynamikregelungen. . . . . . . . . . . . 69 11.2 Untersuchung des Einflusses
von Lang-Lkw auf den Verkehrs-
8.7.1 Zielsetzung und
ablauf in planfreien Knoten-
Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 69
punkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
8.7.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
11.2.1 Zielsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
8.7.3 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
11.2.2 Untersuchungsmethodik . . . . . . . . . . 96
8.8 Geräuschemission . . . . . . . . . . . . . . . . 71
11.2.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
8.8.1 Zielsetzung und
11.2.4 Fazit und Folgerungen . . . . . . . . . . . . 97
Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 71
11.3 Verkehrssicherheit in Einfahrten
8.8.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 an Autobahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
8.9 Fazit und Folgerungen . . . . . . . . . . . . . 74 11.3.1 Zielsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
11.3.2 Untersuchungsmethodik . . . . . . . . . . 98
9 Straßenbeanspruchung
durch Lang-Lkw . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 11.3.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

9.1 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 11.3.4 Fazit und Folgerungen . . . . . . . . . . . . 100

9.2 Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 77 11.4 Befahrbarkeit von


Straßenverkehrsanlagen . . . . . . . . . . 101
9.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
11.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
9.4 Fazit und Folgerungen . . . . . . . . . . . . . 81
11.4.2 Befahrbarkeit von Autobahnen. . . . . . 102
10 Tunnelsicherheit. . . . . . . . . . . . . . . . . 83 11.4.3 Befahrbarkeit von außerörtlichen
plangleichen Knotenpunkten . . . . . . . 105
10.1 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
11.4.4 Befahrbarkeit innerörtlicher
10.2 Untersuchungsmethodik. . . . . . . . . . . . 83
Knotenpunkte mit Lang-Lkw
10.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 vom Typ 1. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
10.4 Fazit und Folgerung . . . . . . . . . . . . . . . 85 11.4.5 Fazit und Folgerungen . . . . . . . . . . . . 108
11.5 Verkehrsablauf in Arbeitsstellen . . . . . 111
11 Verkehrstechnische
11.5.1 Zielsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . . 86
11.5.2 Untersuchungsmethodik . . . . . . . . . . 112
11.1 Anprallverhalten von Lang-Lkw
an Schutzeinrichtungen . . . . . . . . . . . 86 11.5.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
11.1.1 Ausgangslage und Zielsetzung . . . . . 86 11.5.4 Fazit und Folgerungen . . . . . . . . . . . . 114
21

11.6 Überholen und Räumen . . . . . . . . . . . 115 14.4 Sonderbetrachtung einzelner


Lang-Lkw-Typen. . . . . . . . . . . . . . . . . 145
11.6.1 Zielsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
14.4.1 Der verlängerte Sattelanhänger
11.6.2 Untersuchungsmethodik . . . . . . . . . . 116
(Typ 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
11.6.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
14.4.2 Sattelkraftfahrzeug mit
11.6.4 Fazit und Folgerungen . . . . . . . . . . . . 121 Zentralachsanhänger (Typ 2) . . . . . . . 146
14.5 Gesamtbewertung . . . . . . . . . . . . . . . 147
12 Psychologische Aspekte . . . . . . . . . 123
12.1 Zielsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 15 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
12.2 Psychologische Studie 1
(2012 – 2013). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
12.2.1 Untersuchungsmethodik . . . . . . . . . . 124
Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
12.2.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
12.2.3 Fazit zur 1. psychologischen Studie. . 130 Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
12.3 Psychologische Studie 2
(2015 – 2016). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Anhang A1. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
12.3.1 Unterrichtsmethodik . . . . . . . . . . . . . . 130
12.3.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
12.3.3 Fazit zur 2. Psychologischen
Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
12.4 Gesamtfazit zu den psycho-
logischen Aspekten des Lang-Lkw. . . 137

13 Unfälle und andere besondere


Ereignisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
13.1 Unfälle mit Beteiligung von
Lang-Lkw . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
13.2 Besondere Vorkommnisse . . . . . . . . . 138
13.3 Risikobewertung beziehungsweise
-einschätzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
13.4 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140

14 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . 140
14.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
14.2 Chancen und Risiken . . . . . . . . . . . . . 141
14.3 Weitergehende Hinweise . . . . . . . . . . 144
22

Vorwort hervorgehoben werden. Sowohl Fazit als auch Fol-


gerungen können dabei über den Forschungs-
Der vom 01.01.2012 bis zum 31.12.2016 andauern- bericht der externen Gutachter hinausgehen, um
de Feldversuch der Bundesregierung mit Lang-Lkw einzelne Aspekte aus Sicht der BASt zu präzisieren.
wurde durch die Bundesanstalt für Straßenwesen
(BASt) wissenschaftlich begleitet. Das Untersu- Im Sinne eines möglichst leicht lesbaren Textes
chungsprogramm erstreckte sich auf die für Lang- wird unter Umständen lediglich die maskuline Form
Lkw relevanten Themenfelder. Zur Beantwortung verwandt. Dabei sind selbstverständlich völlig
der Vielzahl identifizierter Fragestellungen wurden gleichberechtigt auch weibliche Personen gemeint.
mehrere Forschungsprojekte initiiert. Diese wurden Nach der Bundestagswahl 2013 erfolgten zum Teil
zum Teil von der BASt selbst, überwiegend jedoch neue Zuschnitte der Ministerien. So wurde aus dem
von externen Forschungsinstituten bearbeitet und ehemaligen Bundesministerium für Verkehr, Bau
flossen in die Gesamtuntersuchung der BASt ein. und Stadtentwicklung (BMVBS) das neue Bundes-
Der zum Ende des Feldversuchs vorgelegte Ab- ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
(BMVI). Sofern sich dieser Bericht auf Schreiben,
schlussbericht (Stand 30.09.2016) baut auf dem in
Aussagen o. Ä. bezieht, die aus der Zeit vor der
2014 bereits vorgelegten Zwischenbericht (IRZIK
Umbenennung des Ministeriums stammen, wird die
et al., 2014) auf. Der Abschlussbericht folgt in sei-
zum damaligen Zeitpunkt geltende Bezeichnung
ner thematischen Gliederung der Struktur des Zwi-
des Ministeriums angeführt.
schenberichts und enthält neben den für die Kon-
zeption der Gesamtuntersuchung erforderlichen Besonderer Dank gilt den am Feldversuch teilneh-
rechtlichen Grundlagen (Kapitel 2 und 4) und vorlie- menden Unternehmen für ihre Kooperation im Rah-
genden Erkenntnissen aus der Literatur (Kapitel 3) men der wissenschaftlichen Begleituntersuchung.
in den Kapiteln 7 bis 12 die Zusammenfassungen Ohne das Engagement und die Bereitschaft zur ak-
der verschiedenen Forschungsprojekte aus allen tiven Mitwirkung insbesondere der am Feldversuch
Untersuchungsphasen der wissenschaftlichen teilnehmenden Speditionen wäre die Durchführung
Begleitung. Aufgrund der Verschiedenartigkeit der der Untersuchungen kaum möglich gewesen.
Einzelprojekte war es dabei nicht immer möglich, Gleichfalls gilt es, den Gutachtern für ihre termin-
eine einheitliche Struktur einzuhalten. In der Regel gerechte und den wissenschaftlichen Ansprüchen
werden jedoch zunächst die Zielsetzung, die Unter- gerecht werdende Bearbeitung zu danken. Die
suchungsmethodik und die wesentlichen Ergebnis- hohe fachliche Kompetenz der externen Gutachter
se aufgeführt. Abschließend folgen dann ein Fazit findet sich in den Ergebnissen des Feldversuchs
und gegebenenfalls Folgerungen aus den Unter- erkennbar wieder.
suchungsergebnissen.

Die Teilprojekte, die von externen Forschungsneh-


mern bearbeitet wurden, sind in der Regel auch als
selbstständige Publikationen verfügbar. Dort finden
sich detailliertere Informationen zu den einzelnen
Untersuchungen.

Bei den in diesem Bericht erfolgten Zusammenfas-


sungen der extern bearbeiteten Teilprojekte wird
zum Großteil auf die von den beauftragten For-
schungsnehmern erstellten Kurzberichte zu ihren
Untersuchungen zurückgegriffen. Im Hinblick auf
eine bessere Lesbarkeit wird am Beginn eines
Kapitels darauf hingewiesen, aus welcher Untersu-
chung beziehungsweise Quelle die nachfolgenden
Passagen mit in der Regel nur geringfügigen
Kürzungen oder Änderungen (z. B. hinsichtlich ein-
heitlicher Begrifflichkeiten) sowie Ergänzungen ent-
nommen wurden, ohne dass die exakt zitierten
Textstellen im Folgenden noch einmal explizit
23

1 Einleitung Der Versuch startete mit Wirkung vom 01.01.2012


und war auf die Dauer von fünf Jahren ausgelegt.
Im Jahr 2011 beauftragte das Bundesministerium Er ist Bestandteil des Aktionsplans Güterverkehr
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Logistik des Bundesministeriums für Verkehr
die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) mit der und digitale Infrastruktur (BMVI). Die gesetzliche
wissenschaftlichen Begleituntersuchung des bun- Grundlage zur Durchführung des Feldversuchs bil-
desweiten Feldversuchs mit Fahrzeugen und Fahr- det die vom Bundesminister für Verkehr erlassene
zeugkombinationen mit Überlänge (Lang-Lkw). Verordnung über Ausnahmen von straßenverkehrs-
Lang-Lkw sind Fahrzeuge und Fahrzeugkombina- rechtlichen Vorschriften für Fahrzeuge und Fahr-
tionen, die mit bis zu 25,25 m zwar länger als nach zeugkombinationen mit Überlänge, kurz LKWÜber
den geltenden Regelungen ausgeführt sein dürfen; lStVAusnV, vom 19.12.2011 sowie deren dazugehö-
ein höheres Gesamtgewicht als die auch heute rige Änderungs-Verordnungen. Dieser Feldversuch
schon geltenden 40 t beziehungsweise 44 t im Vor- ist mit der Richtlinie 96/53/EG vereinbar.
und Nachlauf zum Kombinierten Verkehr (KV)1 ist
bei Lang-Lkw hingegen nicht zulässig. Die Ausnahme-Verordnung regelt die Vorausset-
zungen, bei deren Erfüllen bestimmte Lang-Lkw am
Straßenverkehr abweichend von den Vorschriften
der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) und der Stra-
ßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) teilneh-
1
Im Folgenden mit ,40 t/44 t (KV)’ abgekürzt. men dürfen. Bild 1 zeigt mögliche Konfigurationen

Bild 1: Mögliche Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen mit Überlänge (Lang-Lkw)


24

der in § 3 LKWÜberlStVAusnV genannten fünf ver- zulässige Länge über alles 12,00 m nicht über-
schiedenen Typen von Lang-Lkw. schreiten. Gemäß Abs. 4 Nr. 2 dürfen Sattelkraft-
fahrzeuge, bestehend aus einer Sattelzugmaschine
Eine Erhöhung der Achslasten oder Gesamtge- mit einem Sattelanhänger, nicht länger als 16,50 m
wichte ist mit dem Feldversuch nicht verbunden. sein, wenn die höchstzulässigen Teillängen des
Bereits frühere Untersuchungen der BASt (GLAE- Sattelanhängers einschließlich mitgeführter aus-
SER et al., 2006) haben gezeigt, dass die Infra-
tauschbarer Ladungsträger und aller im Betrieb mit-
struktur, insbesondere die Brückenbauwerke, für
geführter Ausrüstungsteile (§ 42 Abs. 3) folgende
Fahrzeuge beziehungsweise Fahrzeugkombinatio-
Maße nicht überschreiten:
nen2 mit einem höheren als dem heute zulässigen
Gesamtgewicht nicht ausgelegt ist. Zudem weisen a) Achse Zugsattelzapfen bis zur hinteren Begren-
solche Lkw wegen der gewichtsbedingt höheren zung 12,00 m,
kinetischen Energie ein höheres Gefahrenpotenzial
auf. Daher hat sich die Bundesregierung darauf ver- b) vorderer Überhangradius 2,04 m.
ständigt, ausschließlich längere, aber nicht schwe-
Aus dieser Maßgabe ergibt sich eine maximale
rere Lkw in einem Feldversuch testen zu lassen.
Länge eines Sattelanhängers von 13,60 m.
Die Gesamtmasse der Lang-Lkw darf somit, wie
auch bisher bei den herkömmlichen Lkw, maximal Gemäß Satz 4 Nr. 4 dürfen Züge, die aus einem
40 t/44 t (KV) betragen. Ebenfalls unveränderte An- Lastkraftwagen und einem Anhänger (= Glieder-
forderungen gelten für die maximal zulässige Breite züge) zur Güterbeförderung bestehen, maximal
sowie Höhe. Aufgrund der Gewichtsbeschränkung 18,75 m lang sein. Satz 3 Nr. 1 ist dabei entspre-
kann die tatsächliche Anzahl der im Bild 1 darge- chend zu beachten.
stellten Achsen geringer sein als hier beispielhaft
dargestellt. Es muss dabei lediglich sichergestellt In Ergänzung dazu regelt § 32a StVZO das Mitfüh-
sein, dass die zulässigen Achslasten eingehalten ren von Anhängern. Demnach darf hinter Kraftfahr-
werden. zeugen nur ein Anhänger, jedoch nicht zur Perso-
nenbeförderung, mitgeführt werden. Es dürfen je-
Wesentlicher Bestandteil des Feldversuchs, und doch hinter Zugmaschinen zwei Anhänger mitge-
daher auch in der Ausnahme-Verordnung explizit führt werden, wenn die für Züge mit einem Anhän-
aufgeführt, ist die wissenschaftliche Begleitung ger zulässige Länge nicht überschritten wird. Hinter
durch die BASt. Im Rahmen der wissenschaftlichen Sattelkraftfahrzeugen darf kein Anhänger mitgeführt
Begleitung sollten auf der Grundlage des Realbe- werden.
triebs die Chancen und Risiken von Fahrzeugen
und Fahrzeugkombinationen mit Überlänge evalu- EG-Richtlinie 96/53/EG
iert werden.
Die Regelungen der StVZO gehen konform mit den
europäischen Vorgaben, die in der Richtlinie 96/53/
EG (geändert durch die Richtlinie (EU) 2015/719)
2 Aktuelle Rechtslage festgeschrieben sind. Basierend auf der Richtlinie
96/53/EG besteht in Europa jedoch die rechtliche
Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO)
Möglichkeit, dass einzelne Mitgliedsstaaten im nati-
Die zulässigen Abmessungen von Fahrzeugen und onalen Fernverkehr auch längere und/oder schwe-
Fahrzeugkombinationen sind im § 32 StVZO gere- rere Lkw zulassen. Dies ist nach den Maßgaben der
gelt. Nach Abs. 3 Nr. 1 darf bei Kraftfahrzeugen und Richtlinie jedoch dauerhaft nur für die Güterbeför-
Anhängern (ausgenommen Kraftomnibusse und derung im Rahmen bestimmter Tätigkeiten möglich
Sattelanhänger) einschließlich mitgeführter aus- (Art. 4 Abs. 4), im Übrigen lediglich während eines
tauschbarer Ladungsträger und aller im Betrieb mit- Versuchszeitraums in bestimmten örtlichen Ver-
geführter Ausrüstungsteile (§ 42 Abs. 3) die höchst- kehrsbereichen (Art. 4 Abs. 5).

Ein Vorläufer der Richtlinie 96/53/EG war die Richt-


linie 89/461/EWG aus dem Jahr 1990. Mit dieser
2
Richtlinie wurde die Längenbegrenzung bei Sattel-
Im Folgenden oftmals einfach als Lkw bezeichnet. D. h. auch,
dass mit dem Begriff Lkw im Bericht nicht nur Solofahrzeuge,
kraftfahrzeugen auf 16,50 m bei bestehenden Teil-
sondern auch Fahrzeugkombinationen bezeichnet werden. längen des Sattelanhängers erhöht. Zielsetzung
25

dieser Änderung war, die Produktivität des Sattel- überschreitenden Verkehr mit Lang-Lkw dann ge-
kraftfahrzeugs zu optimieren und gleichzeitig das strichen. Die Kommission hat daraufhin zur Klarstel-
Raumangebot der Fahrerkabine zu verbessern lung folgendes Statement abgegeben:
(BACHMANN, WALLENTOWITZ, WÖHRMANN,
2007). „The European Commission has already provided
guidance on the application of Article 4 of the
Kurze Zeit später wurde ein ähnlicher Schritt für Directive; transport operations do not have
Gliederzüge vollzogen. In der Richtlinie 91/60/EWG significant impact on international competition if
wurde die zulässige Länge dieser Fahrzeugkombi- the cross-Border use remains limited to two
nationen auf 18,35 m festgelegt. Im Rahmen dieser Member States where the existing infrastructure
Richtlinie wurden die Fahrerhaustiefe auf 2,35 m and the road safety requirements allow it. This
und die Gesamtlänge der Aufbauten von Glieder- balances the Member States’ right under the
zügen auf 15,65 m festgesetzt (BACHMANN, principle of subsidiarity to decide on transport
WALLENTOWITZ, WÖHRMANN, 2007). solutions suited to their specific circumstances
with the need to prevent such policies from
Seit 1996 ist die Länge von Gliederzügen durch die distorting the internal market.”
aktuelle Richtlinie 96/53/EG auf 18,75 m erhöht.
Dabei wird jedoch lediglich der Abstand zwischen Dies bestätigt, dass ein grenzüberschreitender Ver-
Motorwagen und Anhänger von 350 mm auf kehr von Lang-Lkw zwischen zwei Staaten grund-
750 mm vergrößert (BACHMANN, WALLEN- sätzlich möglich ist, wenn diese eine entsprechen-
TOWITZ, WÖHRMANN, 2007). de bilaterale Vereinbarung treffen und wenn die
infrastrukturellen Gegebenheiten es erlauben. Es
Die Richtlinie 96/53/EG beschäftigte jüngst die können jedoch nur Vereinbarungen über den Gren-
EU-Kommission sowie das Europaparlament. Im zübertritt zwischen zwei benachbarten Staaten ge-
Vordergrund der kontrovers und zum Teil emotional troffen werden, ein Transit ist nicht zulässig.
geführten Diskussionen stand dabei die Frage nach
der Zulässigkeit eines grenzüberschreitenden Ver- Die wissenschaftlichen Dienste des Bundestags
kehrs von Lkw, die nicht den Anforderungen der kamen in einem Sachstandbericht zu einer ande-
Richtlinie 96/53/EG entsprechen. ren rechtlichen Bewertung und hielten einen gren-
züberschreitenden Verkehr auch zwischen benach-
In einem Vorschlag der EU-Kommission zur Ände- barten Staaten für nicht mit der RL 96/53/EG ver-
rung der Richtlinie 96/53/EG, bei dem es vorranging einbar (HOFFMANN, WITTE, 2012). Diese Ansicht
um vergleichsweise unstrittige Aspekte wie Verbes- dürfte jedoch auch vor dem Hintergrund der Stel-
serungen hinsichtlich der Aerodynamik oder der lungnahme der Kommission vom 05.06.2014 über-
Förderung des Einsatzes alternativer Antriebssys- holt sein.
teme im Güterverkehr geht, sollte nun auch der
grenzüberschreitende Verkehr mit längeren LHV Solange entsprechende bilaterale Verträge mit
nach dem EMS ausdrücklich geregelt werden. Die Nachbarstaaten noch nicht existieren, besteht für
Kommission wollte klarstellend den grenzüber- Lang-Lkw in Deutschland lediglich die Möglichkeit,
schreitenden Verkehr mit LHV auf Basis von bilate- vor dem Grenzübertritt an geeigneter Stelle auf
ralen Abkommen zwischen Mitgliedsstaaten erlau- eine nach Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung
ben, in denen bereits im nationalen Fernverkehr (StVZO) zulässige normale Lkw-Kombination um-
LHV nach dem EMS zugelassen sind (vgl. dazu zukoppeln.
z. B. DVZ, 2012). Dieser Vorschlag stieß jedoch auf
einen großen Widerstand im EU-Parlament und Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)
wurde in der ersten Lesung des EU-Parlaments aus
dem Entwurf zur Änderung der EG-Richtlinie nach Die StVO regelt in § 22 insbesondere den La-
intensiven Debatten seitens der EU-Parlamentarier dungsüberhang und somit die Gesamtlänge aus
herausgestrichen; u. a. weil viele Abgeordnete der Fahrzeug oder Zug samt Ladung. Nach Abs. 3 darf
Auffassung waren, dass es dieser Klarstellung nicht die Ladung bis zu einer Höhe von 2,50 m nicht
in der Richtlinie bedürfe. Zudem sei der Subsidia- nach vorn über das Fahrzeug, bei Zügen über das
ritätsgrundsatz zu beachten. Im Rahmen der poli- ziehende Fahrzeug hinausragen. Im Übrigen darf
tischen Einigung auf dem EU-Verkehrsministerrat der Ladungsüberstand nach vorn bis zu 50 cm
am 05.06.2014 wurde der Absatz über den grenz- über das Fahrzeug, bei Zügen bis zu 50 cm über
26

das ziehende Fahrzeug betragen. Nach Abs. 4 3.1.1 Innovative Nutzfahrzeugkonzepte


darf die Ladung nach hinten bis zu 1,50 m hinaus-
ragen, jedoch bei Beförderung über eine Weg- Im Jahr 2005 wurde von der BASt eine Arbeits-
strecke bis zu einer Entfernung von 100 km sogar gruppe gebildet, welche die Auswirkungen der län-
bis zu 3,00 m. Fahrzeug oder Zug samt Ladung geren, dem damaligen Diskussionsstand entspre-
dürfen dabei jedoch niemals länger als 20,75 m chend aber auch bis zu 60 t schweren Fahrzeug-
sein. konzepte auf die Infrastruktur des Bundesfernstra-
ßennetzes untersuchte. Ende 2006 legte die Ar-
beitsgruppe einen Bericht vor (GLAESER et al.,
Ausnahmegenehmigungen und Erlaubnisse
2006), der sich mit den technischen Fragestellun-
Die Straßeninfrastruktur ist nicht auf Sondernut- gen hinsichtlich einer möglichen Straßen- und Brü-
zungsverkehre ausgelegt. So werden beispiels- ckenschädigung, der Befahrbarkeit und Nutzung
weise sowohl Straßenquerschnitte als auch die der Verkehrsanlagen, einer Beeinflussung der Ver-
durch den Straßenaufbau bestimmte Tragfähigkeit kehrsstärke und des Verkehrsablaufs sowie der
durch technische Normen und Vorschriften festge- Verkehrssicherheit beschäftigte. Zusätzlich wurde
legt, die aus finanziellen, aber zum Teil auch Ver- in der Untersuchung ein umfangreicher Katalog
kehrssicherheitsgründen nur auf bestimmte Stan- fahrzeugtechnischer Ausstattungen zusammenge-
dardfälle, nicht aber auf selten auftretende Maxi- stellt, die den sicheren Betrieb mit diesen neuen
malfälle ausgelegt sein können. Unter Umständen Fahrzeugkonzepten unterstützen sollten. Weiterhin
kann es die transportierende Ladung aber erfor- wurden Aussagen zur Eignung von Fahrzeug-
dern, den Einsatz von Fahrzeugen oder Fahrzeug- führern für diese neuartigen, aber bislang nicht ein-
kombinationen zuzulassen, die die üblichen Ab- gesetzten Fahrzeugkonzepte formuliert.
messungen und Gewichte überschreiten. In sol-
Als ein wesentliches Ergebnis sind die Analysen be-
chen Fällen werden von den Straßenverkehrsbe-
züglich der Brückenbeanspruchung zu erachten.
hörden nach eingehender Prüfung und gegebenen-
Anhand der seinerzeit durchgeführten Simulations-
falls unter Auflagen Ausnahmegenehmigungen und
rechnungen wurde festgestellt, dass bei einer mög-
Erlaubnisse erteilt, die eine möglichst verkehrssi-
lichen Zulassung der 60-t-Fahrzeugkombinationen
chere und straßenschonende Abwicklung solcher
die Tragreserven der Bauwerke reduziert würden.
Verkehre sicherstellen sollen.
Darüber hinaus muss davon ausgegangen werden,
Entsprechend den Vorgaben der Allgemeinen Ver- dass bei allen Bauwerken der Brückenklassen 30,
waltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung 30/30 und 45 sowie bei zwei- und mehrfeldrigen
(VwV-StVO) zu § 29 Abs. 3 StVO dürfen Erlaubnis- Bauwerken der Brückenklassen 60 und 60/30 ober-
se nur dann erteilt werden, wenn die entsprechen- halb einer Stützweite von 30 m beziehungsweise
den Fahrzeuge ausschließlich zum Transport von 40 m für die 60-t-Fahrzeugkombinationen über den
unteilbarer Ladung verwendet werden, die mit Fahr- Bemessungswerten liegende Beanspruchungen
zeugen, die den in der StVZO zugelassenen Ab- auftreten können. Hierbei ist zusätzlich der Bau-
messungen entsprechen, nicht befördert werden werkszustand zu beachten, da ältere, vor 1980 er-
können. Unteilbar ist eine Ladung, wenn ihre Zerle- richtete mehrfeldrige Spannbetonbrücken wegen
gung aus technischen Gründen unmöglich ist oder der fehlenden Berücksichtigung von Zwängungsbe-
die Zerlegung und der Zusammenbau unzumutbare anspruchungen aus Temperaturunterschied größe-
Kosten verursachen würden. re Defizite als vergleichbare jüngere Systeme auf-
weisen. GLAESER et al. (2006) kommen daher zu
dem Schluss, dass eine generelle Überprüfung des
Gesamtbestands der Brücken der Bundesfernstra-
3 Historischer Rückblick und ßen hinsichtlich der Tragfähigkeit für erhöhte Fahr-
Erfahrungsberichte zeuggesamtgewichte durchgeführt werden müsse.

3.1 National Als weiteres Problem werden von GLAESER et al.


(2006) die bestehenden Schutzeinrichtungen an
Die Erfahrungsberichte bezüglich des nationalen Straßen angesehen, die einem Anprall mit schwere-
Einsatzes von Fahrzeugen und Fahrzeugkombina- ren Lkw nicht standhalten würden. Zudem seien
tionen mit Überlänge basieren im Wesentlichen auf Rückhaltesysteme für 60-t-Fahrzeugkombinationen
den Ausführungen von FRIEDRICH et al. (2012). derzeitig nicht verfügbar und eine flächendeckende
27

Ausstattung des Netzes ohnehin wirtschaftlich nicht Befahrbarkeit der Verkehrsanlagen insoweit ver-
vertretbar. bessert werden kann, dass ein beschränkter Ein-
satz der längeren Fahrzeugkombinationen im nach-
Im Hinblick auf den Einsatz von längeren Fahrzeu- geordneten Straßennetz abseits von Autobahnen
gen und Fahrzeugkombinationen erwarten GLAE- prinzipiell möglich erscheint. Gemäß GLAESER
SER et al. (2006) hinsichtlich des Verkehrsablaufs et al. (2008) ist die Befahrbarkeit innerörtlicher3 Ver-
und der Verkehrssicherheit auf Autobahnen keine kehrsanlagen insbesondere unter dem Aspekt der
gravierenden Probleme. Sie weisen in ihrer Studie Verkehrssicherheit – mit Schwerpunkt auf die der
jedoch nicht nur auf Probleme hinsichtlich erhöhter nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer – wie auch
Gewichte hin, sondern auch auf Aspekte, die es un- schon im Bericht aus dem Jahr 2006 konstatiert –
ter Umständen aufgrund einer größeren Länge zu jedoch oftmals nicht gegeben.
beachten gilt. So werden insbesondere die Themen
,Rastplätze’, ,Räumzeiten für das Abbiegen’, ,Ein- Insbesondere zur Evaluierung der 2006 geäußerten
biegen und Kreuzen bei plangleichen Knotenpunk- Vermutung hinsichtlich des Verkehrsablaufs auf
ten’, ,Räumzeiten an höhengleichen Bahnübergän- Autobahnen wurde im Rahmen der 2008er Studie
gen', ,Überholvorgänge auf einbahnig zweistreifi- eine Fahrzeugkombination mit Überlänge durch die
gen Landstraßen’ und ,Sicherheitsausstattung in- BASt über mehrere Tage hinweg begleitet und
nerhalb von Tunnelbauwerken’ im Zusammenhang videotechnisch aufgezeichnet. Insgesamt wurde
mit der Überlänge angesprochen. Hinsichtlich der die Fahrzeugkombination auf etwa 500 km Auto-
Befahrbarkeit von Straßenverkehrsanlagen konsta- bahnen sowie weiteren 400 km autobahnähnlichen
tieren GLAESER et al. (2006), dass durch die grö- Straßen beobachtet. Es wurde 24mal auf eine Auto-
ßeren Fahrzeuglängen und zusätzlichen Knick- bahn ein- und wieder ausgefahren, davon 11 Ein-
punkte ungünstigere Kurvenlaufeigenschaften bei und Ausfahrten innerhalb eines Autobahnkreuzes.
den betrachteten neuen Fahrzeugkombinationen Zudem erfolgten 93 Vorbeifahrten an Autobahn-
auftreten können. Bei Einmündungen und Kreisver- anschlussstellen. Auf autobahnähnlich ausgebau-
kehren sei daher zu berücksichtigen, dass bereits ten Straßen mit planfreien Knotenpunkten erfolgten
kleine Abweichungen von der optimierten Leitlinie 158 Vorbeifahrten an Knotenpunkten und 29 Ein-
zur Überfahrung von entsprechend mehr zusätz- und Ausfahrten. Insgesamt konnten keine gravie-
lichen Flächen in den benachbarten Fahrstreifen renden Probleme festgestellt werden.
oder im Seitenraum führen. Dies könne andere Ver-
kehrsteilnehmer (v. a. Fußgänger und Radfahrer)
3.1.2 Modellversuch ,GigaLiner᾽ in
gefährden, aber auch zur Beschädigung von Ver-
Niedersachsen
kehrseinrichtungen sowie von Fahrbahnrandeinfas-
sungen führen. Ein in Niedersachsen durchgeführter Modellver-
such sollte Erkenntnisse bringen, wie sich überlan-
Ausgehend von dem im Jahr 2006 durch die BASt
ge Fahrzeugkombinationen, im niedersächsischen
vorgelegten Bericht zu den Auswirkungen von neu-
Modellversuch als ,GigaLiner᾽ bezeichnet, in ver-
en Fahrzeugkonzepten (vgl. GLAESER et al., 2006)
kehrliche sowie betriebstechnische Abläufe inte-
wurde 2008 eine zweite Studie von der BASt vorge-
grieren lassen und ob ein wirtschaftlicher Betrieb
legt (GLAESER et al., 2008). Dabei wurden erste
möglich erscheint. Gemäß der Möglichkeiten der
Erfahrungen aus den Piloteinsätzen der Fahrzeuge
EU-Richtlinie 96/53 wurde in Niedersachsen vom
und Fahrzeugkombinationen in einzelnen Bundes-
01.07.2006 bis zum 31.10.2007 von drei verschie-
ländern (vgl. Kapitel 3.1.2 bis 3.1.5) sowie beglei-
denen Speditionen mit drei überlangen Fahrzeug-
tende Untersuchungen ausgewertet. Die Studie von
2008 trägt zudem dem Umstand Rechnung, dass
die untersuchten Fahrzeugkombinationen insbe-
sondere hinsichtlich ihrer Fahreigenschaften fort- 3
Der Begriff innerörtlich ist dabei nicht im Sinne der StVO als
entwickelt wurden und somit insbesondere einige innerhalb geschlossener Ortschaften zu verstehen. Vielmehr
der 2006 durchgeführten Analysen zur Befahrbar- sind hier Verkehrsanlagen gemeint, die in der Innenstadt lie-
keit von Straßenverkehrsanlagen nicht mehr dem gen. Gemäß dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum-
ordnung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
technischen Stand der Lkw entsprachen. (BBSR) gehören zur Innenstadt der Stadtkern, wo sich histo-
rische Bauten ebenso wie Geschäftszentren finden, sowie
GLAESER et al. (2008) kommen zu dem Schluss, der Innenstadtrand, der die innere Stadt mit gründerzeitlichen
dass durch die Anordnung lenkbarer Achsen die Vierteln, Stadterweiterungen und Nachkriegsbauten umgibt.
28

kombinationen, deren zulässiges Gesamtgewicht 25,25 m, hier ,Ecocombi᾽ genannt. Mit dem Pilot-
auf 40 t beschränkt wurde, auf geprüften und fest- betrieb sollte die Kompetenz des Fahrzeugherstel-
gelegten Routen innerhalb des normalen Transport- lers auf dem Sektor Sicherheits- und Umweltschutz-
geschäfts gefahren. technik für diese neuartigen Nutzfahrzeugkonzepte
aufgezeigt werden.
Zwei (jeweils eine Kombination aus einem Sattel-
kraftfahrzeug und einem Zentralachsanhänger) der Bei der Routenfestlegung für eine Vorzugsstrecke
drei Fahrzeugkombinationen waren nicht in der und Umleitungsmöglichkeiten wurden überwiegend
Lage den sogenannten ,BO-Kraftkreis’ (vgl. dazu zweibahnige Straßen oder Strecken mit Überhol-
auch Kapitel 8.3) zu befahren, da bis auf die Len- verbot als für solche Transporte geeignet ausge-
kachse der Sattelzugmaschine keine weitere Achse wählt. Die Topografie der Strecke erforderte ein
gelenkt werden konnte. Zugfahrzeug mit zwei vollwertigen Antriebsachsen
und einer hohen Motorleistung. Damit entsprach die
Die dritte Fahrzeugkombination bestand aus einem für den Pilotbetrieb vorgesehene Fahrzeugkombi-
Lkw mit Untersetzachse (Dolly) und einem Sattelan- nation auch allen Anforderungen an einen univer-
hänger (Megatrailer). Über die Dauer des Modell- sellen Einsatz auf Bundesfernstraßen mit ihren üb-
versuchs wurden zwei verschiedene Dollyachsen lichen Steigungs- und Gefällestrecken.
getestet. Mit der ersten, einer starren Dollyachse,
war die Fahrzeugkombination ebenfalls nicht in der Der Pilotversuch wurde durch ein Untersuchungs-
Lage, den BO-Kraftkreis zu befahren. Durch den programm in enger Abstimmung zwischen dem In-
Einbau einer im Kurvenverlauf mitlenkenden nenministerium Baden-Württemberg, dem Fahr-
Dollyachse war es jedoch möglich, die Anforderun- zeughersteller und der BASt wissenschaftlich be-
gen aus dem BO-Kraftkreis einzuhalten. gleitet (BENDEL, PFLUG, SCHOCH, SCHRÖTER,
2009). Für den im Feldtest eingesetzten ,Ecocombi᾽
Mit der wissenschaftlichen Begleitung des nieder- mit starrem Dolly wurde dabei bei der Befahrung
sächsischen Modellversuchs wurde im Sommer
des BO-Kraftkreises (vgl. dazu auch Kapitel 8.3)
2007 das Institut für Verkehrswirtschaft, Straßen-
eine bereichsweise Überschreitung der zulässigen
wesen und Städtebau der Leibniz Universität
Ringbreite um 10 % festgestellt. Mithilfe einer Lenk-
Hannover beauftragt (FRIEDRICH, HOFFMANN,
dolly erfüllte die Fahrzeugkombination die gesetz-
BRÄCKELMANN, 2007). Die Autoren kommen zu
lichen Anforderungen mit einem Sicherheitsabstand
dem Schluss, dass die durchgeführten Analysen
von 6 %.
und Auswertungen in Zusammenarbeit mit den be-
teiligten Speditionen gezeigt hätten, dass ein Be- Die Untersuchung kommt bezüglich der Befahrbar-
trieb in der Praxis mit überlangen Fahrzeugkombi- keit von Straßenverkehrsanlagen zu folgenden Er-
nationen und einem zulässigen Gesamtgewicht von kenntnissen:
40 t technisch und verkehrlich möglich ist und sich
für alle beteiligten Speditionen ein wirtschaftlicher • Innerortsknotenpunkte (8-12 m Kreisbogen-
Nutzen ergeben hat. Da während des Modellver- radius): Erhebliche Mitbenutzung angrenzender
suchs nahezu ausschließlich Autobahnen ohne Un- Fahrstreifen und/oder des Seitenraums; keine
terbrechungen der Lenkzeiten befahren wurden, Bewegungsspielräume.
konnten Aussagen über die Befahrbarkeit von Rast-
• Groß dimensionierte Knotenpunkte (12-15 m
anlagen, Kreisverkehren und plangleichen Knoten-
Hauptbogenradius): Geringfügige Mitbenutzung
punkten mit engen Radien aus der vorliegenden
angrenzender Fahrstreifen; keine Bewegungs-
Untersuchung nicht abgeleitet werden.
spielräume.

• Kleine Kreisverkehre: Geringfügige Mitbenut-


3.1.3 Pilotversuch ,Ecocombi᾽ in zung der Seitenbereiche; keine Bewegungs-
Baden-Württemberg spielräume.
Im Rahmen eines Pilotversuchs des Landes Ba- • Parkstände (40 gon): Mitbenutzung angrenzen-
den-Württemberg fuhren zwischen dem Werk eines der Parkstände; keine Bewegungsspielräume.
Automobil- und Nutzfahrzeugherstellers und einem
seiner Logistikzentren von Ende 2006 bis 2008 • Einbiegen: selbst bei einer Eckausrundung von
Fahrzeugkombinationen mit einem zulässigen Ge- 15 m werden die Fahrstreifen des Gegenver-
samtwicht von 60 t und einer Gesamtlänge von kehrs mitbenutzt.
29

Prinzipiell kommen BENDEL et al. (2009) zu dem des Ministeriums für Bauen und Verkehr des Lan-
Schluss, dass die langen Fahrzeugkombinationen des NRW. WANGRIN, STÜRMER, WÖHRMANN
auch in einem schwierigen Umfeld betrieben (2009) konstatieren, dass alle teilnehmenden Fahr-
werden können. Bei den untersuchten Straßengeo- zeugkombinationen die Anforderung der Straßen-
metrien, insbesondere den Innerortsknotenpunk- verkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) an die Kur-
ten, sei auch bei konventionellen Sattelkraftfahr- venläufigkeit (Eingangsvoraussetzung zur Teilnah-
zeugen mit ungelenkter 3. Achse am Sattelanhän- me) erfüllt hätten. Die Fahrzeugkombinationen sei-
ger eine aufmerksame Fahrweise beziehungsweise en deshalb in der Lage gewesen, das nachgeord-
bei kleinen Eckausrundungsradien eine Nutzung nete Straßennetz mit lichtsignalgesteuerten Kno-
der Gegenfahrbahn erforderlich. Die Resultate aus tenpunkten und ausreichend dimensionierten Kreis-
unterschiedlichen Geometrievorgaben würden verkehren problemlos zu befahren. Die Autoren
deutlich zeigen, dass eine Vergrößerung der Eck- kommen zusammenfassend zu folgenden weiteren
ausrundungsradien weniger hilfreich sei als eine Erkenntnissen:
bereichsweise Verbreiterung der Knotenpunktzu-
• Die überlangen Fahrzeugkombinationen, die
und -ausfahrten.
aus vorhandenen Modulen gebildet werden
konnten, können technisch sicher und ver-
3.1.4 Modellversuch mit überlangen Fahrzeug- kehrstechnisch gefahrlos betrieben werden.
kombinationen in Nordrhein-Westfalen Voraussetzung ist, dass die gebildeten Züge
definierte technische Anforderungen einhalten.
In Nordrhein-Westfalen (NRW) wurde im Rahmen
eines Modellversuchs der Einsatz von bis zu • Während der Laufzeit des Modellversuchs kam
25,25 m langen Fahrzeugkombinationen auf ausge- es zu keinen Unfällen mit den beteiligten über-
wählten Strecken überprüft. Ähnlich wie in Nieder- langen Fahrzeugkombinationen.
sachsen wurde auch in NRW das zulässige Ge-
• Während der Laufzeit des Modellversuchs kam
samtgewicht auf 40 t/44 t (KV) beschränkt. Der Mo-
es zu keinen ernsthaften Gefährdungen anderer
dellversuch sollte grundsätzlich folgende Fragen
Verkehrsteilnehmer.
klären:

• Wie gliedert sich eine überlange Fahrzeugkom-


3.1.5 Pilotversuch ,EuroCombi᾽ in Thüringen
bination in das allgemeine Verkehrsgeschehen
ein? Thüringen führte von März 2008 bis Ende 2009
einen Pilotversuch mit modularen Nutzfahrzeugen
• Sind Gefahrenmomente durch die überlangen
mit einem zulässigen Gesamtgewicht von maximal
Fahrzeugkombinationen zu erwarten?
40 t und einer Gesamtlänge von 25,25 m durch.
Der Modellversuch wurde mit 12 Firmen in der Zeit Vergleichbar mit dem niedersächsischen Modellver-
vom 01.11.2006 bis zum 30.06.2008 durchgeführt. such wurden auch in Thüringen streckenbezogene
Die teilnehmenden 13 überlangen Fahrzeuge (ein- Einzelerlaubnisse für ausgewählte Speditionen und
mal ähnlich Lang-Lkw-Typ 1) und Fahrzeugkombi- Fahrzeugkombinationen (hier: EuroCombi) erteilt.
nationen (viermal analog Lang-Lkw-Typ 2, 7-mal
Die wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts
analog Typ 3, einmal analog Typ 4) wiesen im Be-
in Thüringen wurde durch die Fachhochschule
trieb Gesamtlängen zwischen 18,15 m und 25,25 m
Erfurt vorgenommen (HILS, ADLER, 2010). Eine
auf und wurden hauptsächlich auf Autobahnen in
Spedition mit einer überlangen Fahrzeugkombina-
NRW und in Niedersachsen bewegt. Fahrten im
tion nahm am Pilotversuch teil.
nachgeordneten Straßennetz wurden nur in dem
Maße durchgeführt, wie es im Zubringerverkehr zur Die Streckenführung lag im Wesentlichen auf der
Autobahn für die genehmigten Fahrtrouten unum- Autobahn A4. Die Strecke hatte eine Länge von ca.
gänglich war. Während des Versuchs wurden von 105 km. Die eingesetzte Fahrzeugkombination ver-
den getesteten Lkw ca. 1,6 Mio. Kilometer Strecke fügte über eine lenkbare Dolly, wodurch die Befah-
zurückgelegt, von denen über 3.200 km durch amt- rung des BO-Kraftkreises (vgl. dazu auch Kapitel
lich anerkannte Sachverständige begleitet wurden. 8.3) sichergestellt werden konnte.

Der TÜV Rheinland, der TÜV Nord und die RWTH Bezüglich der Auswirkungen auf den Straßenver-
Aachen evaluierten den Modellversuch im Auftrag kehr beziehungsweise die Verkehrssicherheit tref-
30

fen HILS, ADLER (2010) die folgenden Feststellun- aus verkehrspolitischer, verkehrssicherheitstechni-
gen: scher, ökologischer und ökonomischer Sicht er-
möglichen.
• Kreuzungen und Einmündungen, Tunnel, Kreis-
verkehre sowie Ein- und Ausfahrten von Bun- Das Ergebnis der simulativen Überprüfung des Kur-
desautobahnen und Autobahnbaustellen konn- venfahrhaltens während der Befahrung des
ten ohne Probleme mit dem 40-t-EuroCombi be- BO-Kraftkreises (vgl. dazu auch Kapitel 8.3 sowie
fahren werden. Kapitel 11.4.4) zeigt, dass der Sattelanhänger in-
nerhalb des Kreisrings bleibt und das maximal zu-
• Von den relevanten Polizeidirektionen konnten lässige Ausschermaß von 0,8 m nicht überschritten
in Verbindung mit dem Pilotprojekt „…weder wird, sodass die Anforderungen nach § 32d StVZO
Behinderungen, Fehlverhalten, Ordnungswidrig- erfüllt werden.
keiten oder Verkehrsunfälle…“ ermittelt werden.
Das Kurvenlaufverhalten wurde im Rahmen der Un-
Die Erfahrungen der Fahrer werden wie folgt zu- tersuchung zudem durch die Befahrung eines klei-
sammengefasst: nen Kreisverkehrs (Außendurchmesser: 26 m) und
• „…das Befahren eines Kreisverkehrs sowie das eines Schrägparkstands6 für Lkw auf einer Rastan-
Abbiegen mit dem 40-t-EuroCombi ist besser als lage mittels Simulationen, aber auch anhand von
mit einem herkömmlichen Sattelkraftfahrzeug zu Fahrversuchen auf einer Teststrecke analysiert. Die
bewerkstelligen“. Fahrversuche und auch die Schleppkurvensimula-
tionen zeigen, dass eine Viertelfahrt im Kreisver-
Im Fazit kommen die Autoren zu dem Schluss, dass kehr, die einem Rechtsabbiegevorgang entspricht,
bauliche Veränderungen der Straßenverkehrsinfra- nicht ohne Überfahrung der Fahrbahnbegrenzung
struktur nicht erforderlich seien. Diese Aussage be- möglich ist. Eine volle Kreisfahrt zeigt sich dahinge-
rücksichtigt nicht die gegebenenfalls erforderliche gen als unproblematisch. BACHMANN, WALLEN-
Umgestaltung von Parkständen auf Rastanlagen an TOWITZ, WÖHRMANN (2007) schlagen daher vor,
Bundesautobahnen, da bei der im Versuch vorlie- dass für die Befahrung von Kreisverkehren eine
genden Distanz von etwa 105 km kein Rasten erfor- Fünf-Viertel-Fahrt verbindlich vorgeschrieben wer-
derlich war. den soll.

BACHMANN, WALLENTOWITZ, WÖHRMANN


3.1.6 Feldversuch mit dem verlängerten (2007) konstatieren bezüglich der Befahrbarkeit
Sattelanhängerkonzept (Eurotrailer) von Schrägparkständen auf Rastanlagen, dass dies
grundsätzlich als unproblematisch einzustufen ist,
Seit einigen Jahren bietet ein Hersteller einen Sat- da die Gesamtlänge des verlängerten Sattelkraft-
telanhänger mit einer Überlänge von 1,30 m im Ver- fahrzeugs ca. 1,00 m kürzer als die eines herkömm-
gleich zum Standardsattelanhänger (L = 13,60 m) lichen Gliederzugs ist.
an. Die Gesamtlänge eines Sattelkraftfahrzeugs mit
einem derartigen Sattelanhänger beträgt somit Zusammenfassend stellen die Autoren fest, dass
17,80 m. Dieses Fahrzeug entspricht von seinen der verlängerte Sattelanhänger in seltenen Situatio-
Abmessungen her dem Lang-Lkw-Typ 1 aus dem
bundesweiten Feldversuch (vgl. Bild 1, oben).
Durch die Überlänge bietet der Sattelanhänger ca.
10 % mehr Ladevolumen als ein Standardsattelan- 4
Der Begriff ,Stellplatz’ ist ein in der Logistikbranche verwen-
hänger. Die Verlängerung schafft vier zusätzliche detes Maß für den Laderaum eines Transportgefäßes und
Palettenstellplätze4. hier nicht zu verwechseln mit der Abstellfläche für ein Fahr-
zeug außerhalb der öffentlichen Verkehrsflächen, die eben-
falls als Stellplatz bezeichnet wird. Im Rahmen dieses
Die Erprobung des verlängerten Sattelkraftfahr- Berichts wird Stellplatz immer nur im zuerst genannten Kon-
zeugs erfolgte mittels Ausnahmegenehmigung, er- text verwendet.
teilt durch den bayrischen Regierungsbezirk Schwa- 5
Neben Bayern wurde seinerzeit die Ausnahmegenehmigung
ben5, und wurde seinerzeit im Auftrag des Herstel- auch von allen anderen 15 Bundesländern akzeptiert (vgl.
u. a. Verkehrsrundschau vom 19.12.2011).
lers von der RWTH Aachen wissenschaftlich beglei-
6
Im Gegensatz zur Abstellfläche für ein Fahrzeug außerhalb
tet (BACHMANN, WALLENTOWITZ, WÖHRMANN,
der öffentlichen Verkehrsflächen, die als Stellplatz bezeichnet
2007). Die wissenschaftliche Begleitung sollte wird, ist ein Parkstand ein zum Parken eines Fahrzeugs
eine Bewertung des verlängerten Sattelanhängers abgegrenzter Teil einer öffentlichen Verkehrsfläche.
31

nen zwar eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Die Erfahrungsberichte bezüglich des internationa-
Negative Auswirkungen auf die Straßeninfrastruktur len Einsatzes von Fahrzeugen und Fahrzeugkombi-
und den Verkehrsablauf seien bei einer angepass- nationen mit Überlänge basieren im Wesentlichen
ten Fahrweise jedoch nicht zu erwarten. Fragen zur auf den Ausführungen von GLAESER et al. (2006)
empfohlenen Befahrung von Kreisverkehren hin- sowie FRIEDRICH et al. (2012).
sichtlich der Praktikabilität und möglicher Auswir-
kungen auf die Leistungsfähigkeit bleiben dabei je-
doch offen. 3.2.1 Übersee
Es ist bei diesen Fahrzeugkonzepten auch zu be- Die in der Europäischen Regelung für Maße und
rücksichtigen, dass ein größeres Potenzial für eine Gewichte von Fahrzeugen und Fahrzeugkombinati-
mögliche Achslastüberschreitung der Antriebsach- onen vorgegebenen Längenmaße verhindern in
se bei einer Teilentladung des Sattelanhängers von Europa den Einsatz von sogenannten Hauben-Zug-
hinten vorliegt, vor allem da zum damaligen Zeit- fahrzeugen, die in anderen Erdteilen gängig sind.
punkt noch keine Vorkehrungen wie zum Beispiel Während in Europa die Gesamtlänge begrenzt ist
eine verbindliche Ausstattung mit einer Achslastan- sowie die Größe der Fahrerkabine ein Mindestmaß
zeige getroffen worden waren. einhalten muss (vgl. Kapitel 2), sind in anderen Län-
dern (v. a. USA, Kanada, Südafrika) nur die Abmes-
sungen der Transportbehälter begrenzt. Dies führt
3.2 International dazu, dass der Motor vor der eigentlichen Fahrerka-
bine angeordnet wird, was zu dem typischen
Auf allen Kontinenten, in einzelnen Ländern und
US-amerikanischen Erscheinungsbild der Trucks
selbst auch in einzelnen Bundesstaaten gelten zum
führt.
Teil unterschiedliche Regelungen für Maße und Ge-
wichte von Fahrzeugen und Fahrzeugkombinatio- ,Higher capacity Vehicles’ heißen in Kanada ähnlich
nen, auf die sich die Fahrzeugindustrie mit ihren wie in den USA ,Long Combination Vehicles (LCV)’
Produkten eingestellt hat. Ausführliche Beschrei- und weisen eine zulässige Gesamtmasse von bis
bungen finden sich dazu in dem OECD-Bericht zu 62,5 t und eine maximale Länge von bis zu 38 m
,Moving Freight with better Trucks’ (2011). Fahr- auf. Die maximal zulässigen Achslasten dürfen da-
zeugkombinationen mit höherer Kapazität (Higher bei nicht überschritten werden. LCV dürfen in eini-
Capacity Vehicles, im vorgenannten Bericht defi- gen Bundesstaaten nicht fahren.
niert als Fahrzeugkombination jenseits der im jewei-
ligen Land normalerweise gebräuchlichen Maße In Australien werden (in dünn besiedelten Gegen-
und/oder Gewichte) findet man zum Beispiel in den) oft sogenannte ,Road trains’ mit bis zu 125 t
Australien, USA, Kanada, Brasilien, Südafrika und zulässiger Gesamtmasse und 53,5 m Länge einge-
Skandinavien. setzt. Der Zugang zum Straßennetz ist wie folgt ge-
regelt: Die Straßen sind in vier Kategorien einge-
Die Topografie und die Bevölkerungsdichte eines ordnet. Diesen Kategorien sind ganz spezifische
Landes oder Erdteils sind maßgeblich für die Anla- Anforderungen hinsichtlich der Fahrzeugmaße und
ge des Straßennetzes und damit für die Maße und -gewichte, Kurvenlaufeigenschaften, dynamischen
Gewichte der darauf verkehrenden Fahrzeuge. Fahrmanöver, etc. zugeordnet. Spediteure können
In vielen Ländern der Erde ist die Straßeninfra- sich anhand von Landkarten darüber informieren,
struktur schlechter als in Mitteleuropa, aber die welche Kategorien die für ihre Route relevanten
Lkw-Dichte geringer und die Transportgüter schwe- Straßen haben und dann für ihre Fahrzeugkombi-
rer. nation nach dem sogenannten ,Performance based
standard – PBS Scheme’ prüfen, ob die jeweiligen
Neben dem oben genannten OECD-Bericht, der
Anforderungen erfüllt werden.
sich auch ausführlich mit Fragen der Sicherheit, des
Umweltschutzes, mit den Auswirkungen auf die Auffallend bei den Fahrzeugkombinationen außer-
Straßeninfrastruktur sowie mit ökonomischen Fra- halb von Europa ist,
gen beschäftigt, sei auf die ,Heavy Vehicles Trans-
port Technology-Konferenzen’ (und deren Konfe- • dass aus Gründen der Fahrsicherheit oftmals
renzbeiträge) verwiesen, die seit 1986 alle zwei mehrere Sattel- statt Bolzenkupplungen verwen-
Jahre stattfinden. det werden (sog. B-double und B-tripple),
32

• dass teilweise überlange Deichseln verhindern, Minderung Minderung Minderung


dass auf kurzen Brücken Zugfahrzeug und An- Fahrtenanzahl Treibstoffverbrauch Betriebskosten
hänger gleichzeitig die Brücke belasten und 27 – 38 % 10 – 23 % 19 – 26 %

• dass Anhänger und Sattelanhänger oft zwillings- im Mittel: 32,2 % im Mittel: 15,4 % im Mittel: 23,3 %
bereift sind und so mehr Auflagefläche auf der Tab. 1: Ermittelte Einsparungen durch den Einsatz von Fahr-
Straße haben (geringere Flächenpressung). zeugkombinationen mit Überlänge und bis zu dort 60 t
zulässigem Gesamtgewicht gegenüber bisher einge-
setzten Fahrzeugen (RAMBERG, 2004)
3.2.2 Skandinavien
ländischer Transportunternehmen mit dem Ziel aus-
Überlange und überschwere Fahrzeugkombinatio- gewertet, die ökologischen und ökonomischen Ein-
nen (Longer and/or heavier vehicles – LHV) werden sparvolumen der Fahrzeugkombinationen zu ermit-
in einigen skandinavischen Ländern schon seit vie- teln. Die Auswertung der CMR-Frachtbriefe kommt
len Jahren eingesetzt. Bereits seit den 1970er Jah- zu dem Ergebnis, dass durch den Einsatz von LHV
ren sind dort bis zu 24 m lange Lkw im Einsatz. Seit erhebliche ökonomische und ökologische Nutzen
der Einführung der Richtlinie 96/53/EG verkehren erzielt werden. So wurden die in der Tabelle 1 zu-
dort bis zu 25,25 m lange Fahrzeugkombinationen sammengestellten Reduzierungen beim Transport
nach dem sogenannten European Modular System mit Fahrzeugkombinationen gegenüber bisher ein-
– EMS (vgl. Kapitel 2). Sowohl Schweden als auch gesetzten Fahrzeugen ermittelt.
Finnland berufen sich dabei vor allem auf das Kyo-
to-Protokoll aus dem Jahre 1997. Dem Protokoll Hinsichtlich der Straßenbeanspruchung geht die
entsprechend sollte bis zum Jahr 2012 der maß- Studie aufgrund der Vielzahl der Achsen von einer
geblich durch den Transportsektor verursachte Aus- Minderung um 15 % bis 25 % aus.
stoß umweltschädlicher Emissionen deutlich verrin-
gert werden. Entsprechend konzentrieren sich die Zur Verkehrssicherheit von LHV beschränkt sich die
schwedischen Untersuchungen der Vor- und Nach- Untersuchung auf einen kurzen Hinweis, dass die
teile der überlangen und überschweren Fahrzeug- Länge eines Fahrzeugs einen Einfluss auf den
kombinationen stets auf die umweltrelevanten As- Überholvorgang hat und somit eine Beeinträch-
pekte. Technische Aspekte, wie beispielsweise die tigung des Unfallgeschehens durchaus gesehen
Straßen- und Brückenbeanspruchung werden hin- werden kann.
gegen weitgehend außer Acht gelassen. Zu beach-
ten ist dahingehend, dass in Schweden ein inten- In Finnland wird ebenfalls ein Großteil des Straßen-
sives Brückenertüchtigungsprogramm durchgeführt güterfernverkehrs mit Fahrzeugen und Fahrzeug-
wurde. kombinationen abgewickelt, welche die in der EU
üblichen Längen- und Gewichtsbeschränkungen
Seit dem Einsatz von LHV in Schweden hat sich – deutlich überschreiten. Zugelassen sind Fahrzeug-
auch aufgrund der vorrangig transportierten relativ kombinationen bis 25,25 m Länge und 60 t zulässi-
schweren Güter wie zum Beispiel Holz und Erze – gem Gesamtgewicht.
die Verkehrszusammensetzung in der Art verscho-
ben, dass in Schweden heute mehr als 90 % der Aus Finnland stammen Studien (RÄSÄNEN et al.,
Transportleistung im Fernverkehr von Fahrzeugen 2004, RÄSÄNEN, PELTOLA, 2005), bei denen un-
und Fahrzeugkombinationen mit einem zulässigen ter anderem das Fahrverhalten beziehungsweise
Gesamtgewicht > 40 t erbracht wird (KEUCHEL, die Stabilität verschiedener Fahrzeugkombinatio-
ERNST, 2006). nen bei einem Ausweichmanöver bei unterschied-
lichen Straßenverhältnissen simuliert wurde. Als Er-
In einer Studie des Instituts für Transportforschung gebnis wurde festgehalten, dass die Art der Fahr-
(RAMBERG, 2004) wurde eine Vielzahl von CMR7 zeugkombination – und hier weniger die Gesamt-
-Frachtbriefen schwedischer, finnischer und nieder- länge als vielmehr die Achs- und Knickpunktanord-
nung – einen größeren Einfluss auf die Fahrstabili-
tät haben als die Fahrgeschwindigkeit.
7
CMR: Internationales Übereinkommen über Beförderungs- Ein dänischer Feldversuch mit LHV startete Ende
verträge im Straßengüterverkehr (von franz.: Convention
relative au contrat de transport international de marchandises 2008 und wurde mittlerweile bis Anfang 2017 ver-
par route) längert. Hier dürfen Fahrzeuge und Fahrzeugkom-
33

binationen mit bis zu 25,25 m Länge und 60 t zuläs- • Der Einsatz der LHV führte gegenüber dem Ein-
sigem Gesamtgewicht nach dem ,European Modu- satz von herkömmlichen Lkw zur Erbringung der
lar System – EMS’ auf einem definierten Positivnetz Transportleistung zu einer Reduzierung des
zum Einsatz kommen. Es werden vier Typen von CO2-Ausstoßes um ca. 15 %.
LHV unterschieden, die mit Ausnahme des höheren
• Es wurde eine Tendenz zu geringerern Unfallra-
zulässigen Gesamtgewichts vom Prinzip den auch
ten von LHV im Vergleich zu konventionellen
im deutschen Feldversuch zulässigen Typen 2 bis 5
Lkw beobachtet.
(vgl. Bild 1) entsprechen. Zum Ende des Jahres
2010 waren bis zu 408 LHV in Dänemark im Einsatz • Sozio-ökonomische Effekte des Einsatzes von
(HELLUNG-LARSEN, 2011). LHV wurden anhand von Nutzen-Kosten-Rech-
nung geschätzt. Berücksichtigt wurden dabei zu-
Die begleitende wissenschaftliche Evaluierung wur-
sätzliche Infrastrukturkosten, externe Kosten
de für die Jahre 2009 – 2010 durchgeführt und hat
und operative Kosteneinsparungen. Als Ergeb-
im Vergleich zur Evaluierung des deutschen Feld-
nis wurde ein Nutzen-Kosten-Faktor von 2,6 bis
versuchs mit Lang-Lkw (vgl. dazu Kapitel 5)
zum Ende des Feldversuchs errechnet. Das
ähnliche Fragestellungen zum Inhalt, wie zum
heißt, dass für jede investierte Dänische Krone,
Beispiel die Auswirkungen auf Infrastruktur, Sicher-
2,6 Dänische Kronen als volkswirtschaftlicher
heit, ökologische und sozio-ökonomische Effekte.
Nutzen durch den Einsatz von LHV erwirtschaf-
Die wichtigsten Aussagen der auf Basis von empi-
tet werden.
risch erhobenen Grundlagen durchgeführten Analy-
sen lassen sich wie folgt zusammenfassen (vgl.
HELLUNG-LARSEN, 2011): 3.2.3 Niederlande
• Ungefähr 1 % der Verkehrs- und 2-3 % der In den Niederlanden sind seit den 1990er Jahren
Transportleistung wurden 2009 und 2010 durch staatliche Bemühungen zur Einführung neuer (län-
die überlangen und überschweren Fahrzeug- gerer und schwererer) Fahrzeugkombinationen zu
kombinationen in Dänemark erbracht. beobachten. Hintergrund sind Bestrebungen zu
Produktivitätssteigerungen in der Verkehrswirt-
• Hauptsächlich transportierte Güterarten sind
schaft. Ein wichtiger Sektor ist dabei der Straßen-
Stückgüter (gemischte Güter) und Nahrungs-
güterverkehr zwischen den niederländischen
mittel – im Allgemeinen voluminöse Güter.
Welthäfen und Süd- und Osteuropa. Durch Stär-
• Fälle von Überladungen wurden bei den LHV kung der ,economies of scale“ – also Kostenerspar-
anteilig in geringerem Umfang festgestellt als bei nisse aufgrund von Größenvorteilen – können da-
den konventionellen Lkw. Hauptsächlich fielen bei betriebswirtschaftliche Produktivitätsvorteile
6-achsige LHV bei den festgestellten Überladun- ausgebaut werden. Vor diesem Hintergrund wurden
gen negativ auf. Das Gesamtgewicht pro Tour in den Niederlanden im Jahr 1994 50-t-Lastkraft-
lag jedoch in der Regel zwischen 30 t und 40 t wagen erst probeweise, später dann aber dauerhaft
und damit also deutlich unter dem erlaubten zugelassen.
Maximum.
In den Jahren 2001 bis 2003 wurde schließlich ein
• Es wurde kein erhöhter Verschleiß beziehungs- Versuch mit überlangen (25,25 m) und schwereren
weise Erhaltungsbedarf der Infrastruktur durch (60 t) Lkw (Langere en zwaardere vrachtauto – LZV)
die LHV ermittelt. durchgeführt. Aufgrund der sehr strengen Restriktio-
nen (ausgewählte Fahrstrecken unter 50 km, Trans-
• Die durchschnittlichen Auslastungsgrade der porte nur in Verbindung mit intermodalen Transpor-
Stellplätze lagen bei ca. 74 % (inkl. Leerfahrten), ten, Fahrverbot zwischen 06:00 und 10:00 Uhr) nah-
für Gewicht bei ca. 55 % und für Volumen bei ca. men nur vier Teilnehmer an diesem Versuch teil. Die
57 %. Dies weist darauf hin, dass die Optimie- Erfahrungen daraus waren zu gering, um eine end-
rung und Nutzung von LHV auf Auslastung der gültige Entscheidung treffen zu können. Die Ergeb-
Stellfläche im Vergleich zu Gewicht und Volu- nisse wurden jedoch als ausreichend positiv angese-
men ausgelegt sind. hen, um eine zweite Versuchsphase zu beschließen.

• Eine Fahrt mit LHV ersetzte im Durchschnitt 1,4 Von 2004 bis zum Jahr 2006 lief daher in den Nie-
bis 1,6 Fahrten mit konventionellen Lkw. derlanden die zweite Stufe der Erprobung. Um die
34

möglichen Risiken im Hinblick auf die Verkehrssi- Anfangs nahmen 66 Firmen mit 100 LZV an der
cherheit zu minimieren, wurden für die zweite Ver- zweiten Testphase teil. Im Laufe der Testphase er-
suchsstufe die Anzahl der Unternehmer auf max. höhte sich die Teilnehmerzahl auf 76 Firmen und
100 mit max. 300 Nutzfahrzeugen beschränkt und 162 LZV.
weitere restriktive Bestimmungen festgelegt:
Nach Abschluss der zweiten Testphase wurde im
• Autobahnen sind generell nutzbar. Die ge- November 2007 die sogenannte ,Erfahrungsphase’
wünschten Strecken zur und von der Autobahn zum Einsatz von LZV gestartet. Das Ziel dieser Er-
dürfen höchstens 20 km lang sein und müssen fahrungsphase war es festzustellen, welche Folgen
für die Nutzung mit den neuen Fahrzeugkombi- eine immer größere Anzahl von LZV für die Ver-
nationen von den jeweiligen Baulastträgern frei- kehrssicherheit, das Verkehrsmanagement und den
gegeben werden. Tempo-30-Zonen, Wohnge- Modal Split in den Niederlanden hat. Die Begren-
biete und urbane Zentrumslagen dürfen nicht zung der Teilnehmerzahl wurde zu diesem Zweck
befahren werden. Auf den Strecken dürfen sich aufgehoben. Einzige Bedingung für die Teilnahme
keine Bahnübergänge befinden. Freigegebene am Straßenverkehr ist, dass die LZV den Anforde-
Landstraßen müssen über einen straßenbeglei- rungen zur Erteilung einer Ausnahmebewilligung
tenden Radweg verfügen. entsprechen müssen.

• Der Transport von Flüssigkeit, Gefahrgut, Im November 2008 betrug die Zahl der teilnehmen-
45-Fuß-Containern sowie von über die Fahrzeu- den Unternehmen 109 mit 194 LZV. Bis Oktober
gabmessungen herausragender Ladung ist von 2009 hatte sich die Zahl der eingesetzten LZV
dem Versuch ausgenommen. schon fast verdoppelt auf nunmehr 190 Unterneh-
men mit 398 LZV. AARTS, HONER (2010) führen
• Fahrzeugtechnische Voraussetzungen sind: als einen der wichtigsten Gründe für die Zunahme
ABS, toter Winkel-Spiegel oder Kamera, Ge- die Notwendigkeit von Kosteneinsparungen auf-
schlossene Seitenverkleidung, Konturmarkie- grund der Wirtschaftskrise an. Bis zu diesem Zeit-
rung, Unterfahrschutz an der Vorderseite, Warn- punkt seien LZV hauptsächlich für den Transport
schild an der Fahrzeugrückseite, Motorleistung zwischen Industriegebieten und Distributionszent-
mindestens 5 KW/t. ren (Großhandel, Warenumschlagplätzen, Auk-
tionszentren etc.) einsetzt worden. Ab dann wären
• Verkehrsregelnde Einschränkungen: Generelles
LZV jedoch hauptsächlich für die Belieferung von
Überholverbot für die LZV. Fahrverbot bei
Supermarktketten und großen Einzelhandelsunter-
Glatteis und dichtem Nebel.
nehmen sowie für den Container- und Zierpflanzen-
Bemerkenswert ist, dass explizit keine Einhaltung transport verwendet worden.
der Anforderungen aus der Befahrung des BO-Kraft-
Die Erfahrungen aus dem Einsatz der LZV im Zeit-
kreises (vgl. dazu Kapitel 8.3) gefordert wird. Zu-
raum 1995-2010 wurden in einem niederländischen
dem ist eine Kombination aus einem Lkw mit zwei
Bericht zusammengefasst (AARTS, HONER, 2010).
hintereinander gekoppelten Zentralachsanhänger
Laut Ausführungen der Autoren werden die Vorteile
zulässig, die aus fahrdynamischer Sicht jedoch kri-
von LZV bestätigt und es hätten sich die potenziel-
tisch zu bewerten ist (GLAESER, RITZINGER,
len Risiken nicht manifestiert. Die niederländischen
2012).
Erfahrungen würden zeigen, dass LZV hauptsäch-
Ziel des Großversuchs war es, die Konsequenzen lich für solche Transportmärkte von Bedeutung
des Einsatzes der LZV hinsichtlich der folgenden sind, auf denen die Bahn oder der Schiffstransport
Themenkomplexe zu untersuchen: keine Rolle spiele, wie beispielsweise die nationale
Distribution von Lebensmitteln, den Schnittblumen-
• Betriebswirtschaft, Logistik, transport sowie die Kurier-, Express- und Paket-
dienste (KEP). Auch für den Containermarkt hätten
• Konkurrenzverhältnisse zwischen unterschiedli- sich keine Hinweise auf Verschiebungen der Güter-
chen Verkehrsträgern, ströme gezeigt, obwohl es hier einige Überschnei-
• Straßenbau und Umwelt, dungen mit der Bahn und der Binnenschifffahrt
gäbe. AARTS, HONER kommen somit zu dem
• Verkehrsablauf und Verkehrssicherheit (objektiv Schluss, dass LZV reguläre Lastkraftwagen erset-
und subjektiv). zen und daher zur Senkung des Schwerverkehr-
35

saufkommens, der Betriebskosten und der Emissio- (RISK SOLUTIONS, 2016) liegt eine Datenbasis
nen beitragen würden. von 1.511 Sattelaufliegern von 151 Unternehmen
zugrunde, die insgesamt auf ihren 1,7 Mio. Fahrten
2011 wurde der Testbetrieb für beendet erklärt. LZV eine Strecke von 202 Mio. Lkw-km zurückgelegt
dürfen seitdem auf dem für sie freigegeben Stra- haben. Durch den Einsatz der LSTs konnten so
ßennetz unter Beachtung der speziell für sie gelten- zwischen 8,7 bis 10,6 Mio. Lkw-km herkömmlicher
den Bestimmungen am Verkehr in den Niederlan- Sattelkraftfahrzeuge eingespart werden.
den teilnehmen. Voraussetzung ist, dass die LZV
zuvor ein Genehmigungsverfahren durchlaufen ha- Negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit
ben. Die Bewilligung erfolgt durch die öffentliche wurden bislang nicht berichtet. LSTs waren zwar in
Zulassungsstelle RDW, dem ,Zentrum für Fahr- den Jahren 2012 – 2015 in elf Unfälle mit Personen-
zeugtechnik und Information’ in den Niederlanden, schaden (U(P)) verwickelt. Jedoch wird konstatiert,
unter Einbeziehung der regionalen Straßenbaube- dass lediglich bei zwei Unfällen mit leichtem Perso-
hörden. nenschaden ein möglicher Zusammenhang mit der
Länge des Sattelanhängers vermutet werden kön-
ne. Insgesamt stellen die Autoren des Zwischen-
3.2.4 Belgien berichts fest, dass im Vergleich zu Standard-Lkw
LSTs mit Bezug auf die Fahrleistung in etwa 70 %
Seit Januar 2015 werden in Flandern sowie seit weniger Unfälle verwickelt gewesen sein.
September 2016 in Wallonien ebenfalls Tests mit
LHV durchgeführt. Die LHV dürfen bis zu 60 t
schwer sein und die Vorgaben für eine Teilnahme 3.2.6 Europäische Kommission und
an den Testfahrten orientieren sich mehr oder weni- Europaparlament
ger an den niederländischen Regelungen. Die Teil-
nahme des zunächst bis Juni 2016 begrenzten In einer vom Europäischen Parlament in Auftrag ge-
Tests in Flandern war äußerst gering. Lange Zeit gebenen Studie sollte ,Eine Bewertung von Mega-
fuhr lediglich ein Lang-Lkw im Auftrag einer Braue- trucks’ (STEER et al., 2013) durchgeführt werden.
rei zum Hafen Antwerpen. Erst im September 2015 Die Studie wurde auch ins Deutsche übersetzt. Da-
kann ein zweiter Lang-Lkw hinzu, dessen Einsatz bei tritt ein Dilemma zu Tage, dass sehr oft in den
sich jedoch auf das Hafengebiet von Antwerpen be- Diskussionen zum Feldversuch in Deutschland zu
schränkt. beobachten war. Die ,Megatrucks’ d. h. längere
und/oder schwerere Fahrzeuge beziehungsweise
Im September 2016 wurde als erstes Ergebnis die Fahrzeugkombinationen werden schlicht mit dem
Einsparung von bislang 418 Lkw-Fahrten und damit Begriff ,Lang-Lkw’ übersetzt. Dabei wird übersehen,
fast 20 t CO2 durch die beteiligte Brauerei veröffent- dass es sich bei Lang-Lkw ausschließlich um länge-
licht. Unfälle habe es keine gegeben. re Fahrzeuge beziehungsweise Fahrzeugkombi-
nationen handelt (vgl. dazu u. a. auch Kapitel 3.3).
Dies kann unweigerlich zu gewissen Fehlinterpreta-
3.2.5 Großbritannien tionen führen.

Seit Anfang 2012 wird in Großbritannien ein Feld- Im Rahmen der Studie wurden die Ansichten von
versuch mit Sattelkraftfahrzeugen mit einem um Interessengruppen aus der gesamten EU herange-
2,05 m längeren Sattelanhänger durchgeführt. Die zogen, mit einem besonderen Fokus auf den fünf
so verlängerten Sattelkraftfahrzeuge (engl.: LSTs) Mitgliedstaaten, in denen längere und/oder schwe-
kommen somit auf eine Gesamtlänge von 18,55 m, rere Lkw im normalen Straßenverkehr zugelassen
sind also um 0,75 m länger als das in Deutschland sind oder in denen es Feldversuche gibt – also auch
zum Einsatz kommende verlängerte Sattelkraft- Deutschland. Ferner wurde eine umfassende Un-
fahrzeug (Lang-Lkw-Typ 1, vgl. Bild 1), aber noch tersuchung der verfügbaren Literatur zum Thema
0,20 m kürzer als ein Gliederzug. Der Versuch des durchgeführt.
Department of Transport (DfT) ist zunächst auf zehn
Jahre befristet. Das eigentliche Ziel der Studie, Schlussfolgerungen
hinsichtlich der Auswirkungen einer möglichen Ein-
Im Juli 2016 waren 1.764 Sattelanhänger für den führung von längeren und/oder schwereren Lkw auf
Versuch registriert. Angestrebt wird eine Teilneh- die Ziele der EU in den Bereichen Sicherheit und
merzahl von 1.800. Dem ,Annual Report 2015’ Treibhausgasemissionen zu ziehen, wurde nicht
36

erreicht. Begründet wird dies mit dem mangelnden 3.3 Vom ,Gigaliner᾽ zum ,Lang-Lkw’
Konsens, der in der verfügbaren Literatur im Hin-
blick auf die wahrscheinlichen Auswirkungen der Im Vergleich zu internationalen Erfahrungen konnte
Einführung von ,Megatrucks’ vorherrscht. Deutschland bislang nur auf wenig Empirie zurück-
greifen, wenn es um eine Bewertung des Einsatzes
Die Studie zeigt jedoch auf, dass es Aspekte gibt, von Fahrzeugen und Fahrzeugkombinationen mit
über die in der Literatur ein weitgehendes Einver- Überlänge und/oder Überschwere geht. Da die Dis-
nehmen herrscht. So bestünde beispielsweise ein kussionen in Europa um dieses Thema nicht abrei-
weitgehender Konsens darüber, dass ,Megatrucks’ ßen und diese neuen Fahrzeugkonzepte als ein
„die Betriebskosten für den Güterkraftverkehr sowie Baustein angesehen werden, das prognostizierte
Treibhausgasemissionen je Tonne/km von beför- steigende Transportaufkommen zu bewältigen, hat-
derten Gütern reduzieren würden, da weniger [Lkw] te sich die im Jahre 2010 gewählte Bundesregie-
für den Transport der gleichen Gütermenge benutzt rung in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt,
würden. Die Betriebskosten je Fahrzeugkilometer die Chancen und Risiken derartiger Fahrzeugkon-
wären jedoch höher, da die Fahrzeuge selbst grö- zepte im Rahmen eines bundesweiten Feldver-
ßer sind und deshalb einen höheren Kraftstoffver- suchs auf Basis des Realbetriebs zu evaluieren.
brauch haben.“
Die Erkenntnisse aus bereits vorliegenden Studien
Die in vielen Untersuchungen angesprochenen
zeigen, dass die Infrastruktur – und hierbei insbe-
möglichen Verlagerungseffekte vom Schiffs- und
sondere die Brückenbauwerke (vgl. Kapitel 3.1.1)
Schienengüterverkehr hin zum Güterkraftverkehr,
– nicht für den Einsatz von schwereren als den der-
werden ebenfalls in der Studie von STEER et al.
zeit zugelassenen Lkw geeignet ist. Zudem geht mit
(2013) angeführt und es wird festgestellt, dass die
der mit einer Gewichtserhöhung verbundenen hö-
unterschiedlichen Schlussfolgerungen zu diesem
heren kinetischen Energie im Falle eines Unfalls die
Aspekt von zentraler Bedeutung für die sehr unter-
Gefahr einer deutlichen Verschlechterung der Ver-
schiedlichen Ergebnisse sind, zu denen die Studien
kehrssicherheit einher. Aus diesen Gründen sollten
hinsichtlich der Auswirkungen kommen, die Lang-
in dem geplanten Feldversuch nur längere, nicht
Lkw auf Infrastruktur, Straßenverkehrsfluss, Stra-
aber auch schwerere Lkw getestet werden. Der da-
ßenverkehrssicherheit und Treibhausgasemissio-
mit verbundene Fokus auf den Transport von mög-
nen haben.
lichst leichten Gütern soll zudem den Effekt bewir-
Die Studie von STEER et al. (2013) geht dabei auch ken, dass wenig bis keine Konkurrenz zur Bahn
auf die – sofern dokumentiert – Grundannahmen oder der Binnenschifffahrt entsteht.
ein, die den einzelnen Untersuchungen zugrunde
liegen. STEER et al. kommen zu der Erkenntnis, Das in der Öffentlichkeit emotional besetzte Thema
dass nur eine sehr begrenzte Anzahl an empiri- insbesondere höherer Gewichte wird im Allgemei-
schen Belegen für die Elastizitäten8 existieren, die nen mit dem Produktnamen ,Gigaliner᾽ in Verbin-
zudem auch noch teils widersprüchlich sind. dung gebracht. Zur klaren Abgrenzung wurde für
die ausschließlich längeren, aber nicht schwereren
Negative Auswirkungen für den Bereich der Stra- Lkw der Begriff ,Lang-Lkw’ geprägt. Zahlreiche Be-
ßenverkehrssicherheit durch die Einführung von richterstattungen, einzelne Umfragen sowie viele
Lang-Lkw bewertet die Studie als unwahrschein- Gespräche machen jedoch deutlich, dass diese be-
lich, positive Effekte im Hinblick auf die Reduzie- griffliche Unterscheidung auch gegen Ende des
rung der Treibhausgasemissionen hingegen als Feldversuchs oftmals immer noch unklar ist.
möglich. Schließlich empfiehlt die Studie aber, dass
eine Folgenabschätzung durchgeführt werden soll- Ein weiterer Aspekt, der zu Missverständnissen bei
te, um die zahlreichen Auswirkungen einer europa- den Diskussionen um den Lang-Lkw führt, sind die
weiten Einführung von längeren und/oder schwere- zum Teil grundsätzlich zu unterscheidenden Typen
ren Lkw zu berücksichtigen. von Lang-Lkw. Unterhält man sich mit Personen,
die schon einmal den Begriff ,Lang-Lkw’ gehört ha-
ben, dann verbinden diese damit oftmals lediglich
die bis zu 25,25 m langen Typen 2, 3 und 4 (vgl. Bild
8
Elastizitäten repräsentieren in diesem Kontext das Ausmaß, 1). Während man den Typ 5 mit einer Gesamtlänge
in dem die sich verändernden Kosten des Güterkraftverkehrs
die Nachfrage nach Güterkraftverkehr, Schiffs- und Schienen- von bis zu 24,00 m noch im Hinblick auf viele Frage-
güterverkehr und anderen Transportmitteln beeinflussen. stellungen zu dieser Gruppe hinzuzählen kann, er-
37

fordert der Typ 1 oftmals eine gesonderte Betrach- Mitwirkungsmöglichkeit durch die Länder. In der
tung. Denn mit einer Gesamtlänge von 17,80 m ist Folge wurden von einigen Bundesländern sowie
dieser Lang-Lkw zwar um 1,30 m länger als ein her- Bundestagsabgeordneten Normenkontrollanträge
kömmliches Sattelkraftfahrzeug, jedoch um fast beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG) zur Prü-
einen Meter kürzer als ein herkömmlicher Glieder- fung der Rechtmäßigkeit der Ausnahme-Verord-
zug. nung eingereicht, was zu einer gewissen Investi-
tionsunsicherheit bei den Speditionen geführt ha-
ben könnte. Per Beschluss vom 01.04.2014 ent-
schied das BVerfG jedoch, dass die „bis 2016 be-
4 Rahmenbedingungen des fristete Rechtsverordnung […] mit dem Grundge-
Feldversuchs setz vereinbar“ ist (vgl. BVerfG – Pressemitteilung
Nr. 46/2014 vom 28.05.2014). Dementsprechend
4.1 Rechtliche Grundlagen wurden die Normenkontrollanträge als unbegründet
beschieden.
Der Feldversuch wird seit dem 01.01.2012 im Rah-
men einer auf fünf Jahre befristeten Ausnahme-Ver-
ordnung durchgeführt, die auf § 6 Abs. 1 i. V. m.
Abs. 3 StVG beruht. Die Verordnung über Ausnah-
4.2 Streckenfreigabe und Positivnetz
men von straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften Obwohl auch Lang-Lkw die Anforderung nach § 32d
für Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen mit StVZO hinsichtlich der Kurvenlaufeigenschaften er-
Überlänge (LKWÜberlStVAusnV) regelt die Voraus- füllen müssen (vgl. dazu auch Kapitel 8.3), lassen
setzungen, bei deren Erfüllen bestimmte Fahr- bisherige Erfahrungen vermuten, dass eine gene-
zeuge und Fahrzeugkombinationen mit Überlänge relle Befahrbarkeit sämtlicher Straßenverkehrsanla-
am Straßenverkehr abweichend von den Vorschrif- gen, insbesondere mit den bis zu 25,25 m langen
ten der StVO und der StVZO teilnehmen dürfen. Die Fahrzeugkombinationen, nicht per se möglich sein
Verordnung trat am 01.01.2012 in und tritt mit Ab- könnte (vgl. Kapitel 3.1.1). Lang-Lkw dürfen daher
lauf des 31.12.2016 außer Kraft. Ersteres Datum nur auf geeigneten Relationen fahren, d. h. nur auf
bildet demnach den Beginn, letzteres das Ende des solchen Straßen, die von den jeweils zuständigen
Feldversuchs. Die Ausnahme-Verordnung definiert Ministerien der betroffenen Länder als geeignet für
insbesondere die Anforderungen an die Fahrzeuge den Einsatz mit Lang-Lkw befunden und dem Bun-
beziehungsweise Fahrzeugkombinationen und die desministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Fahrer. Zudem werden die Vorgaben bezüglich der (BMVI) mitgeteilt sowie anschließend in der Aus-
Ladung, zum Verhaltensrecht (Überholen) sowie nahme-Verordnung veröffentlicht worden sind. Ge-
zur Teilnahme an der wissenschaftlichen Begleitung mäß § 2 LKWÜberlStVAusnV ist der Verkehr mit
aufgeführt. Lang-Lkw daher ausschließlich auf den in der Anla-
Eine Alternative zur Ausnahme-Verordnung wurde ge zur Ausnahme-Verordnung festgelegten Stre-
seitens des BMVBS nicht gesehen, da die Möglich- cken zulässig (sog. Positivnetz). Eine Ausnahme
keit der etwaigen Erteilung von Erlaubnissen nach bildet das in Bild 1 oben dargestellte Sattelkraftfahr-
§ 29 Abs. 3 StVO durch die Länder die Beförderung zeug mit einer Gesamtlänge von bis zu 17,80 m
unteilbarer Ladung voraussetzt (vgl. Kapitel 2). Die (Typ 1). Fahrzeuge dieses Typs können zwar durch
Teilnehmer am Feldversuch durchlaufen somit kein eine Verlängerung des Sattelanhängers um bis zu
explizites Genehmigungs- beziehungsweise Er- 1,30 m länger als ein herkömmliches Sattelkraft-
laubnisverfahren, sondern müssen praktisch nur fahrzeug sein. Sie sind aber noch fast 1,00 m kürzer
die in der Ausnahme-Verordnung aufgeführten An- als ein herkömmlicher Lkw mit Anhänger (Glieder-
forderungen und Bedingungen erfüllen. Eine dieser zug). Sattelkraftfahrzeuge mit einem verlängerten
Bedingungen ist, die Teilnahme am Feldversuch ge- Sattelanhänger dürfen in den zum Zeitpunkt des
genüber der BASt anzuzeigen (vgl. § 12 LKWÜber- Inkrafttretens der Ausnahme-Verordnung am Feld-
lStVAusnV). versuch aktiv beteiligten sieben Ländern Bayern,
Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen,
Seitens der Gegner des Feldversuchs bestanden Schleswig-Holstein und Thüringen das gesamte
Bedenken gegen das formale Verfahren zur Durch- Streckennetz der jeweiligen Länder nutzen. Nord-
führung des Feldversuchs auf der rechtlichen Basis rhein-Westfalen kam als achtes Bundesland mit
einer Ausnahme-Verordnung durch den Bund ohne Inkrafttreten der fünften Änderungs-Verordnung
38

zum 15.07.2015 hinzu. In den übrigen am Feldver- Definition der freigegeben Strecken in der zum
such teilnehmenden Ländern darf der Typ 1 nur das Berichtszeitpunkt geltenden sechsten Änderungs-
auch für die Typen 2 bis 5 freigegebene Strecken- Verordnung zum Feldversuch gegeben.
netz befahren.
Mithilfe der zusammen mit der PTV Planung Trans-
Die Überprüfung der von potenziellen Teilnehmern port Verkehr AG sowie durch TCI Röhling Transport
am Feldversuch gewünschten Strecken erfolgte da- Consulting International erstellten digitalen Karte
bei in Anlehnung an das Erlaubnisverfahren für besteht die Möglichkeit, relativ einfach statistische
Großraum- und Schwertransporte. Arbeitsstellen Auswertungen zu den Netzlängen vorzunehmen.
mit beengten Behelfsfahrstreifen, Ortsdurchfahrten, Nach der sechsten Änderungs-Verordnung zur
enge Kurven sowie vor allem auch kleinere Kreis- LKWÜberlStVAusnV hat das Positivnetz insgesamt
verkehre unterliegen dabei stets einer besonderen eine Länge von fast 11.600 Kilometern, etwa 70 %
Prüfung. Die Befahrbarkeit der potenziell kritischen davon sind Autobahnen. Dies entspricht gut 60 %
Stellen kann dabei näherungsweise mithilfe der von aller Autobahnen (BAB) in Deutschland.
der BASt erstellten Schleppkurvenschablonen über-
prüft werden, die im Rahmen der 2006 durchgeführ- Einige Länder lehnen den Lang-Lkw generell ab
ten Studie (vgl. Kapitel 3.1.1) für ausgewählte Fahr- (vgl. auch Kapitel 5). Dies hat dazu geführt, dass
zeugkombinationen entwickelt worden waren. Zwar einen Reihe von Bundesländern sich nicht von An-
können diese Schleppkurvenschablonen nicht als fang an am Feldversuch beteiligt und somit auch
repräsentativ für die Fahrzeuggruppe der Lang-Lkw keine geeigneten Strecken für das Positivnetz für
gelten. Aufgrund der Fortschritte in der Fahrzeug- den Einsatz von Lang-Lkw ausgewiesen haben. So
technik (vgl. Kapitel 3.1.1) ist aber zu vermuten, existieren beispielsweise in Sachsen-Anhalt nur
dass diese Schleppkurven eher den ungünstigen einzelne Lückenschlüsse von Autobahnen. Erst mit
Fall hinsichtlich der Flächeninanspruchnahme ab- der zweiten Änderungs-Verordnung hat Bremen
decken.

Das für den Einsatz mit Lang-Lkw freigegebene


Straßennetz unterliegt einem dynamischen Pro-
zess, der sich aus den Anforderungen an ge-
wünschte Relationen der teilnehmenden Spedi-
tionen ergibt. Sofern ein Unternehmen eine Teil-
nahme mit Lang-Lkw am Feldversuch erwägt,
muss es zuerst prüfen, ob die Routen, die mit
einem Lang-Lkw befahren werden sollen, schon
Bestandteil des Positivnetzes sind. Sofern die
Routen nicht vollständig enthalten sind, besteht
die Möglichkeit, eine Aufnahme der zu befahren-
den Strecken in das Positivnetz bei den betroffe-
nen Landesministerien zu beantragen, in deren
Zuständigkeitsbereich sich die jeweiligen Routen
befinden. Die Landesministerien prüfen dann unter
Einbindung der jeweiligen Baulastträger die Ge-
eignetheit der Strecke für den Einsatz mit Lang-
Lkw und leiten diese Strecken dann gegebenen-
falls als geeignet zur Aufnahme in das Positivnetz
an das BMVI weiter. Eine Aufnahme in das Positiv-
netz erfolgt dann im Zuge einer durch das BMVI
periodisch vorzunehmenden Novellierung der
LKWÜberlStVAusnV.

Die Karte in Bild 2 zeigt das Positivnetz zum Stand


31.10.2016. Die Karte hat dabei jedoch keine
Bild 2: Unverbindlicher Überblick über das Positivnetz gemäß
rechtsverbindliche Wirkung. Eine solche ist aus- der 6. Änderungs-Verordnung zur LKWÜberlStVAusnV
schließlich durch die rechtsverbindliche exakte vom 29.04.2016
39

seine Autobahnen und Mecklenburg-Vorpommern Umsetzung führt das Niedersächsische Ministeri-


einzelne Strecken zum Befahren mit Lang-Lkw frei- um für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in einer
gegeben. Mit der fünften Änderungs-Verordnung Presseinformation vom 28.09.20129 aus, es gäbe
hat Baden-Württemberg einen Teil seines Auto- „zahlreiche Bahnübergänge, beispielsweise im
bahnnetzes und einzelne Strecken im nachgeord- Bereich von Häfen und Werksbahnen, auf denen
neten Netz als geeignet gemeldet und mit der es nur sehr wenig Bahnverkehr mit geringen Ge-
sechsten Änderungs-Verordnung kamen schließ- schwindigkeiten gibt“. Diese könnten „auch mit
lich Strecken in Brandenburg hinzu. Zum Ende des Lang-LKW problemlos befahren werden“.
Feldversuchs nehmen somit nur noch drei Bundes-
länder überhaupt nicht am Feldversuch teil (BE, SL
und RP). 4.3 Anforderungen und Bedingungen
An der Gesamtlänge der überörtlichen Straßen
an die Teilnahme
ohne BAB der am Feldversuch teilnehmenden Län- Die Ausnahme-Verordnung zum Feldversuch stellt
der haben die für Lang-Lkw freigegebenen Ab- besondere Anforderungen an die am Feldversuch
schnitte von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen le- beteiligten Fahrzeuge beziehungsweise Fahrzeug-
diglich einen geringen Anteil von wenigen Prozent. kombinationen und deren Fahrer. Besonderes
Der Anteil der Gemeindestraßen im Positivnetz an Augenmerk wurde dabei auf den Aspekt der Ver-
allen Gemeindestraßen in Deutschland liegt sogar kehrssicherheit gelegt.
im niedrigen Promillebereich.
So sind Lang-Lkw mit bestimmten aktiven und pas-
Eine Sonderrolle hinsichtlich der Streckenfreigabe siven Sicherheitssystemen auszurüsten (so z. B.
nehmen höhengleiche Bahnübergänge (BÜG) ein. elektronisches Fahrdynamiksystem ESP, Spur-
Mit Schreiben vom 10.11.2010 hatte das BMVBS haltewarnsystem, automatisches Abstandsregel-
als Randbedingung zum Feldversuch festgelegt, system oder Notbremsassistent, vgl. § 5 LKWÜber
dass „die Strecken grundsätzlich nicht über höhen- lStVAusnV).
gleiche Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen
(Bahnübergänge) führen sollen.“ In einem Schrei- Eine weitere Anforderung betrifft den Einsatz im
ben der Abteilung Straßenbau (StB) des BMVBS Kombinierten Verkehr (vgl. § 6 LKWÜberlStV
vom 27.02.2012 wurde später zu diesem Sachver- AusnV), für den ein Lang-Lkw zumindest theore-
halt näher ausgeführt, dass „Bahnübergänge im tisch geeignet sein muss. Dabei sieht es der Ver-
Verlauf der gemeldeten Strecken auf eine problem- ordnungsgeber als ausreichend an, wenn theore-
lose Befahrbarkeit hin“ überprüft werden müssen. tisch der Transport von Gütern zumindest auf einem
Sofern im anhörungspflichtigen Fall eine Zustim- Teil der Strecke mit der Eisenbahn, dem Binnen-,
mung der zuständigen Eisenbahnstreckenbetreiber Küsten- oder Seeschiff durchgeführt und dabei eine
vorläge, stünde einer Aufnahme in die Positivliste der Ladeeinheiten eines Lang-Lkw (z. B. Container,
nichts entgegen. Wechselbrücke oder Sattelanhänger) mit Geräten
umgeschlagen werden könnte, ohne das Transport-
Infolge der außergewöhnlichen Länge der Fahr- gut selbst umzuschlagen.
zeuge beziehungsweise Fahrzeugkombinationen
ist es insoweit opportun, sich an den Erlaubnisver- Die Fahrer der Lang-Lkw (vgl. § 11 LKWÜberlSt
fahren für Großraum- und Schwertransporte zu VAusnV) müssen seit mindestens fünf Jahren unun-
orientieren. Hier sind insbesondere die Anhörfrei- terbrochen im Besitz der Fahrerlaubnis der Klasse
grenzen der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift CE sein und über mindestens fünf Jahre Berufs-
zur Straßenverkehrs-Ordnung (VwV-StVO) ein hilf- erfahrung im gewerblichen Straßengüter- oder
reicher Richtwert. Speziell zur Beteiligung der Bah- Werkverkehr verfügen. Außerdem ist eine Unter-
nunternehmen hat sich der BLFA-StVO vom weisung der Fahrer durch den Hersteller oder eine
10./11.05.2011 bei Kreuzung höhengleicher Bahn-
übergänge zudem auf ein Verfahren nach dem
Vorbild eines Merkblattes verständigt, welches für
9
das gesamte Bundesgebiet ein einheitliches Ver- Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 28.09. 2012 –
fahren sicherstellen soll. Für Fahrzeuge bis zu ei- TOP 39. Antwort von Wirtschaftsminister Jörg Bode auf die
mündliche Anfrage der Abgeordneten Gerd Will, Heinrich
ner Länge von 25,00 Metern ist danach eine Anhö- Aller, Marcus Bosse, Wolfgang Jüttner, Jürgen Krogmann,
rung der DB nicht erforderlich. Zur praktischen Olaf Lies u. a.
40

durch diesen beauftragte Stelle zu absolvieren, bei 5 Konzeption der wissenschaft-


der insbesondere das Rangieren im Mittelpunkt der
Übungen stehen soll.
lichen Begleitung
Die Beförderung von kennzeichnungspflichtigen Der Zweck der wissenschaftlichen Begleitung ist
Gefahrgütern, flüssiger Ladung, lebenden Tieren auch in einer Versachlichung des Themas ,Längere
Lkw’ zu sehen. Denn die Diskussion um den Feld-
und Gütern, die von der Decke herab freischwin-
versuch mit Lang-Lkw war zu Beginn sehr emotio-
gend befestigt sind und aufgrund ihrer Masse die
nal. Ausgehend von den Argumenten gegen länge-
Fahrstabilität beeinträchtigen könnten, ist mit Lang-
re und schwerere Lkw aus der Vergangenheit wur-
Lkw aus Gründen der Gefahrenabwehr ebenso un-
den auch gegen die im Feldversuch ausschließlich
tersagt wie auch das Überholen von Fahrzeugen,
adressierte Vergrößerung der Länge von Interes-
die schneller als 25 km/h fahren (vgl. §§ 8 und 9
senvertretern der Bahn, von Umweltverbänden,
LKWÜberlStVAusnV).
aber auch Automobilclubs Bedenken geltend ge-
macht.

4.4 Teilnahmebekundung Die Kritik betrifft prinzipiell und relativ pauschal


(d. h. vor allem ohne eine Differenzierung der ver-
Teilnehmer am Feldversuch durchlaufen zwar schiedenen Lang-Lkw-Typen, vgl. dazu auch Kapi-
kein explizites Genehmigungs- beziehungsweise tel 3.3) folgende drei zentrale Punkte:
Erlaubnisverfahren; die Teilnahme am Feldver-
such ist aber gegenüber der BASt anzuzeigen (vgl. 1. Die Verkehrssicherheit würde durch größere
§ 12 LKWÜberlStVAusnV). Die in der Ausnah- und/oder schwerere Lkw gefährdet.
me-Verordnung geforderten Nachweise über die
2. Die Infrastruktur wird durch größere und/oder
Einhaltung der Anforderungen an die eingesetzten
schwerere Lkw derart beansprucht, dass eine
Fahrzeuge werden durch die Teilnehmer anhand
Ertüchtigung und/oder Instandsetzung die Allge-
geeigneter Unterlagen (Sachverständigengutach-
meinheit mit enormen Kosten belasten würde.
ten, Herstellernachweise) selbst erbracht. Die
BASt prüft die eingereichten Unterlagen jedoch 3. Durch die zu erwartende Effizienzsteigerung
nicht auf deren Richtigkeit, da ihr keine Kontroll- und damit einhergehenden Kostenvorteile im
funktion obliegt. Sobald bei der BASt die nach der Straßengüterverkehr würden Transporte von der
Ausnahme-Verordnung geforderten Unterlagen Schiene auf die Straße verlagert und/oder neue
eingegangen sind (sog. Teilnahmebekundung), Verkehre auf der Straße induziert, sodass
stellt diese eine Bescheinigung über den Eingang schließlich nicht weniger, sondern mehr Stra-
der Unterlagen und eine Teilnahmebekundung am ßengüterverkehr stattfinden würde.
Feldversuch aus. Die Bestätigung des Eingangs
der erforderlichen Unterlagen erfolgt aus rein prak- Auch der Umstand, dass es sich beim Lang-Lkw um
tischen Erwägungen und stellt keine Bescheini- ausschließlich längere, nicht jedoch schwerere Lkw
gung über die Vereinbarkeit der Fahrzeuge und handelt, hat keine grundlegende Veränderung in
Fahrzeugkombinationen mit den Anforderungen der Diskussion gebracht. So wird beispielsweise
der Ausnahme-Verordnung dar. Sollten bei Kont- von Seiten eines Automobilclubs als größtes Risiko
rollen von Lang-Lkw durch die Polizei oder das für den Einsatz der Lang-Lkw das Überholen auf
Bundesamt für Güterverkehr (BAG) etwaige Ver- den einbahnig zweistreifigen Landstraßen ange-
stöße gegen die Anforderungen der Ausnah- führt. Dass die Infrastruktur für den Einsatz von
me-Verordnung festgestellt werden, so werden Lang-Lkw nicht ausgelegt sei, weil vor allem die
diese der BASt unter Beachtung datenschutzrecht- Rastanlagen und Kreisverkehre nicht entsprechend
licher Belange mitgeteilt, damit sie in der wissen- bemessen sind, ist ebenfalls ein weiterhin vorge-
schaftlichen Untersuchung Berücksichtigung fin- brachtes Gegenargument. Dies gilt gleichermaßen
den können. für die Befürchtungen hinsichtlich der Verkehrs-
nachfragewirkungen, die eine Verlagerung zu Las-
ten der Schiene unterstellen. Insofern war es das
Ziel der Konzeption der wissenschaftlichen Beglei-
tung, alle in der Öffentlichkeit diskutierten Hoffnun-
gen in und Bedenken gegen den Einsatz von Lang-
Lkw umfassend zu berücksichtigen.
41

Neben der umfassenden Berücksichtigung der spielsweise Anprallversuche an passive Schutzein-


öffentlichen Diskussion sollte die Konzeption darauf richtungen oder Brandverhalten in Tunneln). Da es
ausgerichtet sein, mit der wissenschaftlichen Be- insbesondere bei den experimentellen Untersu-
gleitung möglich frühzeitig belastbare Ergebnisse chungen nicht möglich ist, alle denkbaren Fahr-
liefern zu können. Gleichzeitig sollte die Auseinan- zeugkombinationen mit allen möglichen Eigen-
dersetzung mit dem Lang-Lkw sachgerecht und schaften zu testen, mussten in einem ersten Ar-
wissenschaftlich fundiert erfolgen und für die Öf- beitsschritt die im Feldversuch eingesetzten Fahr-
fentlichkeit transparent dargestellt werden. Zur Vor- zeuge und ihre Eigenschaften systematisiert wer-
bereitung des Versuchs und der damit einher- den, um die maßgebenden Fahrzeugkombinatio-
gehenden wissenschaftlichen Begleitung wurden nen für die Versuche – zum Beispiel zur Analyse der
daher zunächst die relevanten Fragestellungen Bremswirkung – zu bestimmen.
identifiziert. Im Rahmen einer internationalen Lite-
raturstudie und unter Berücksichtigung der recht- Bei der Konzeption der wissenschaftlichen Beglei-
lichen Rahmenbedingungen sowie öffentlichen Dis- tung wurde aufgrund der dem damaligen BMVBS
kussion wurden diejenigen Aspekte ermittelt und vorliegenden Interessensbekundungen in erster Nä-
aufgelistet, die – und seien sie auch noch so wenig herung eine zu erwartende Teilnehmeranzahl von
bedeutsam und/oder relativ leicht zu beantworten – 400 Lang-Lkw unterstellt. Diese Anzahl wurde von
als mögliche Chancen und Risiken für einen Ein- den Experten als nicht ausreichend eingestuft, um
satz von Lang-Lkw in den verschiedenen Quellen gewisse Fragestellungen allein auf Grundlage von
benannt wurden. Diese Liste wurde im Rahmen Beobachtungen in einem testweisen Betrieb von
eines Expertenkolloquiums im Mai 2011 diskutiert. Lang-Lkw beantworten zu können. Auch diesem Um-
Das Ergebnis war eine Übersicht über die als rele- stand wurde durch die Konzeption der wissenschaft-
vant erachteten und zu untersuchenden Themen- lichen Begleitung begegnet. Beispielhaft sei hier die
felder (vgl. Bild 3). Frage nach den Auswirkungen auf den Verkehrsab-
lauf genannt. Um weitgehend unabhängig von der
Die Teilnehmer am Kolloquium waren sich zudem Teilnehmerzahl zu sein, sollte dieser Fragestellung
einig, dass ergänzend zu den Beobachtungen und daher mittels Simulation nachgegangen werden.
Befragungen im Rahmen des praktischen Teils des
Feldversuchs bestimmte Fragestellungen experi- Es muss jedoch auch konstatiert werden, dass sich
mentell oder theoretisch zu evaluieren sind (bei- einzelne Fragestellungen weder durch einen Feld-

Bild 3: Ergebnis des Expertenkolloquiums am 17.05.2011


42

versuch noch mit experimentellen oder modelltheo- Anlaufphase


retischen Untersuchungen beantworten lassen,
sondern erst durch einen über mehrere Jahre, wenn In der gegen Ende 2012 abgeschlossenen Anlauf-
nicht Jahrzehnte andauernden Realbetrieb. Als Bei- phase wurde das während des Entwurfs der Aus-
spiele dafür sind Fragen nach den möglichen Aus- nahme-Verordnung von der BASt entwickelte Un-
tersuchungsprogramm an die sich einstellenden
wirkungen auf die Standortwahl für Industrieansied-
Rahmenbedingungen angepasst und weiterentwi-
lungen und die Gewerbestruktur in der Logistik-
ckelt. Die Forschungsaufträge an die externen For-
branche zu nennen.
schungsnehmer wurden vergeben. Gemeinsam
Da BÜG in eigener Zuständigkeit von den Ländern wurde die detaillierte Vorgehensweise bei den ver-
hinsichtlich der problemlosen Befahrbarkeit hin schiedenen Untersuchungen abgestimmt. So wur-
überprüft wurden, war dieser Aspekt kein Untersu- den beispielsweise Fragebögen entwickelt, mit eini-
chungsbestandteil der wissenschaftlichen Beglei- gen teilnehmenden Speditionen hinsichtlich Hand-
tung. habung und Aufwand getestet und Pre-Tests zum
Einsatz von Erfassungstechnik für Fahrverhaltens-
Die Frage der Auswirkungen auf die Brückenbean- beobachtungen durchgeführt.
spruchung durch den Einsatz von Lang-Lkw war im
Expertenkolloquium unter der Randbedingung des Datenerhebungsphase
unveränderten zulässigen Gesamtgewichts eben-
falls kein Diskussionspunkt. Dementsprechend wur- Praktisch mit dem Eingang der ersten Teilnahme-
de das Thema „Brücken“ auch nicht als relevantes ekundung eines Unternehmens begann die Daten-
Themenfeld für den Feldversuch eingestuft (vgl. erhebungsphase. Diese umfasst die Sammlung
Bild 3) und daher aus der wissenschaftlichen Be- und Auswertung der im Rahmen der Meldung bei
gleitung ausgeklammert. der BASt eingehenden Unterlagen.

Um ein Höchstmaß an Transparenz hinsichtlich der Zudem wurden die Kontrollbehörden (Polizei und
wissenschaftlichen Begleitung zu gewährleisten, BAG) gebeten, bei Kontrollen von Lang-Lkw festge-
wurde das umfangreiche Untersuchungsprogramm stellte etwaige Verstöße gegen die Anforderungen
im Januar 2013 einem großen Teilnehmerfeld be- der Ausnahme-Verordnung oder auch allgemeine
stehend aus Interessensvertretern, Fahrzeugher- Regelungen der BASt unter Beachtung datenschutz-
stellern, Ländervertretern und am Feldversuch teil- rechtlicher Belange mitzuteilen (vgl. Kapitel 4.4).
nehmenden sowie interessierten Unternehmen vor- Gleichermaßen wurde dies auch für Unfallmelde-
gestellt. bögen bei möglichen Unfällen mit Beteiligung von
Lang-Lkw und für Daten eventueller anderer beson-
Aufgrund der Rahmenbedingungen des Feldver- derer Ereignisse im Zusammenhang mit dem Ein-
suchs, aber auch um den wissenschaftlichen An- satz von Lang-Lkw (zum Beispiel Panne im Tunnel)
sprüchen sowie den politischen Anforderungen ge- erbeten. Diese Untersuchungsphase hat sich vor
recht zu werden, kann die wissenschaftliche Beglei- allem aus statistischen Gründen im Hinblick auf die
tung in mehrere Untersuchungsphasen strukturiert zu erwartenden Fallzahlen über den gesamten Zeit-
werden, die sich zum Teil überlagern (vgl. Bild 4): raum des Feldversuchs erstreckt (vgl. Kapitel 13).

Bild 4: Untersuchungsphasen der wissenschaftlichen Begleitung


43

Analysephase des Bild bezüglich möglicher Auswirkungen eines


Einsatzes von Lang-Lkw generieren zu können. Im
Die Analysephase sollte möglichst zügig zu den Einzelnen handelt es sich dabei um
meisten Fragestellungen belastbare Antworten lie-
fern, um diese etwa zur Halbzeit des Feldversuchs • die Sammlung und Analyse von Unfällen und an-
in einem Zwischenbericht (vgl. IRZIK et al., 2014) derer besonderer Ereignis,
zusammenfassen zu können. Die Analysephase
startete praktisch mit dem Auftragsbeginn des ers- • die Analyse der Konfigurationen von Lang-Lkw,
ten Forschungsprojekts im Mai 2012 und endete • die weitere Untersuchung der Auswirkungen auf
etwa zwei Jahre später mit dem Ablauf des vorerst die Straßenbeanspruchung, z. B. auch unter
letzten Forschungsauftrags im Frühjahr 2014. In sich verändernden Randbedingungen (Stich-
umfangreichen statistischen Erhebungen wurden wort: veränderter Achsanzahl) und
anhand der entwickelten Fahrtprotokolle und von
Befragungen zahlreiche Angaben zu den einge- • eine erneute Fahrerbefragung nach weiterge-
setzten Fahrzeugen, den Fahrern, den transportier- hender Erfahrung mit dem Einsatz von Lang-
ten Gütern und den gewählten Routen erfasst (vgl. Lkw.
Kapitel 6 – 8 und Kapitel 12). Mithilfe von Interviews
Zudem wurden während der Analysephase weiter-
und Beobachtungen wurden unter anderem die In-
führende Fragestellungen identifiziert und im Zwi-
teraktionen der Fahrzeuge mit der Infrastruktur und
schenbericht dokumentiert (vgl. IRZIK et al., 2014).
anderen Verkehrsteilnehmern analysiert. Als Bei-
Insbesondere konnte ermittelt werden, dass Lang-
spiele sind die Begleitung von Fahrern von Lang-
Lkw keine herkömmlichen Lkw mit 40 t Gesamtge-
Lkw im Fahrzeug (vgl. Kapitel 12) oder Beobach-
wicht ersetzen, sondern aus dem Gewichtsspekt-
tungen von Abbiegevorgängen (vgl. Kapitel 11.4.3)
rum des gesamten Schwerverkehrs (vgl. die in Bild
und des Fahrverhaltens in Arbeitsstellen auf Auto-
5 dargestellte Häufigkeitsverteilung SV 2011) ledig-
bahnen (vgl. Kapitel 11.5) zu nennen.
lich einen relativ enggefassten Bereich adressieren.
Ergänzend wurde in dieser Zeit auch eine Reihe Das äquivalente Fahrzeugkollektiv, das die glei-
von experimentellen und modelltheoretischen Un- chen, in der Regel leichten, Transportgüter trans-
tersuchungen vorgenommen. Dazu zählt beispiels- portiert wie die Lang-Lkw, weist hinsichtlich der Ge-
weise die Ermittlung der Auswirkungen auf die samtmassen überwiegend ein Spektrum von 18 t
sicherheitstechnische Ausstattung und den Brand- bis 27 t auf (vgl. dazu die in Bild 5 dargestellte Häu-
schutz von Straßentunneln (vgl. Kapitel 10).

Der Umfang insbesondere dieser Untersuchungen


war durch das verfügbare Forschungsbudget
begrenzt.

Abschlussphase

Etwa ein halbes Jahr vor Ablauf der Ausnahme-Ver-


ordnung (etwa im Sommer 2016) waren in der Ab-
schlussphase für ein abschließendes Gesamter-
gebnis gegebenenfalls gebotene Nacherhebungen
zur Analysephase geplant. Die gesamten Ergebnis-
se der wissenschaftlichen Begleituntersuchung
werden durch die BASt mit dem hier vorliegenden
abschließenden Bericht nach Ende des Feldver-
suchs zusammengefasst.

Bereits bei der ursprünglichen Konzeption der wis-


senschaftlichen Begleitung war deutlich geworden,
dass bestimmte Fragestellungen nicht nur zu Be- Bild 5: Verteilung der Gesamtmasse der Lang-Lkw, des äquiva-
lenten Lkw-Kollektives (äLkw) sowie des gesamten
ginn des Feldversuchs, sondern auch nochmals am Schwerverkehrs am Beispiel des Jahres 2011 (aus IRZIK
Ende behandelt werden müssen, um ein umfassen- et al., 2014)
44

figkeitsverteilung äLkw). Das dem gegenüberzu- te Datenerhebungsphase sowie Analyse- und Ab-
stellende Einsatzgewicht der Lang-Lkw betrug, schlussphase. Der Bericht enthält die Ergebnisse
wenngleich im rechtlich zulässigen Rahmen, hinge- aller im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung
gen überwiegend 25 t bis 39 t (vgl. dazu die in Bild durchgeführten Forschungsprojekte einschließlich
5 dargestellte Häufigkeitsverteilung Lang-Lkw). ihrer zusammenfassenden Bewertung. Er be-
schreibt auch einen möglichen weitergehenden
Vor diesem Hintergrund war es erforderlich, gewis- Forschungsbedarf.
se Fragestellungen in der Abschlussphase neu zu
beleuchten. Im Detail handelt es sich dabei um

• einen zusätzlichen Vergleich der Bremswirkung 6 Statistische Auswertungen


von Lang-Lkw mit dem äquivalentem Fahrzeug-
kollektiv (gleiches Transportgut) sowie den Aus- Im Rahmen des Feldversuchs wurden zwei empiri-
wirkungen einer verringerten Achsanzahl auf sche Erhebungen bei den teilnehmenden Transport-
das Bremsen und unternehmen zu Unternehmensstrukturen, Fahrzeu-
gen und Transportvorgängen durchgeführt. Zunächst
• die zusätzliche theoretische Ableitung von mög- wurde eine zwölfmonatige kontinuierliche Fahrtener-
lichen Auswirkungen von Lang-Lkw auf Schutz- hebung im Rahmen des FE 89.0273/2012 (BURG,
einrichtungen auf Brücken sowie das Anprallver- RÖHLING, KLAAS-WISSING, 2014, vgl. auch Kapi-
halten im Vergleich zum äquivalenten Fahrzeug- tel 7) vorgenommen. Um die Erkenntnisse dieser
kollektiv (gleiches Transportgut). Grundlagenerhebung zu validieren beziehungsweise
neue Erkenntnisse zu gewinnen, erfolgte Ende 2015
Eine weitere Erkenntnis der Analysephase betrifft eine dreimonatige Folgeerhebung, die sich im Grund-
das Parken mit Lang-Lkw. Teil der Abschlussphase satz an der Systematik der ersten Befragung orien-
war daher eine Untersuchung mit dem Ziel, Lö- tierte (BURG, SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-WIS-
sungsansätze für diese Thematik zu entwickeln und SING, SCHREINER, 2016), Die wesentlichen Er-
zu evaluieren. kenntnisse der Erhebungen bezüglich der Transport-
vorgänge lassen sich wie folgt zusammenfassen
Aufgrund der im Vergleich zum Stand der dem Zwi-
(Werte der Grundlagenerhebung in Klammern):10
schenbericht zugrundeliegenden Forschungsarbei-
ten deutlich gestiegenen Anzahl an am Feldversuch • Hochgerechnet wurden in der Folgeerhebung
teilnehmenden Lang-Lkw konnte zudem auch das ca. 61.900 (13.500) Transportvorgänge mit
Thema „Überholen auf Landstraßen“ nochmals be- Lang-Lkw pro Jahr erfasst.11
trachtet werden, da zu dieser Fragestellung auf-
grund des überwiegenden Einsatzes von Lang-Lkw • Die daraus resultierenden 13,6 (2,53) Millionen
Fahrzeugkilometer wurden von 46 (21) Unter-
auf zweibahnigen Straßen die bis zum Zwischenbe-
nehmen mit insgesamt 120 (37) verschiedenen
richt vorliegenden Erkenntnisse lediglich tendenzi-
Lang-Lkw erbracht, wobei zu beachten ist, dass
ellen Charakter aufwiesen.
die Anzahl der teilnehmenden Unternehmen und
Die gestiegene Teilnehmerzahl bot zudem die eingesetzten Lang-Lkw im Erfassungszeitraum
Chance, durch eine erneute Analyse der Transport- gestiegen ist.11 Die so dokumentierte Fahrleis-
vorgänge mögliche Veränderungen bezüglich der tung von Lang-Lkw entspricht etwa 0,5 (0,1) Pro-
Güterstruktur, von Transportweiten o. ä. aufzude- mille der in 2015 (2013) erbrachten mautpflich-
cken beziehungsweise die bisher gewonnen Er- tigen Fahrten (29,7 (27,2) Mrd. km)12.
kenntnisse zu verifizieren. Auf dieser Grundlage
sollte die Einschätzung bezüglich einer lediglich ge-
ringen Verlagerungswirkung von der Schiene auf 10
Die absoluten quantitativen Daten aus der Folgeerhebung
die Straße gestützt beziehungsweise die konkreten (2015/2016) wurden mit Erkenntnissen aus der Grund-
Nachfragewirkungen unter der Annahme verschie- lagenuntersuchung saisonal bereinigt und auf ein Jahr
hochgerechnet.
dener Einsatzszenarien (z. B. für ein Positivnetz)
11
Bei einer nach sechs Monaten erfolgten Zwischenbilanz wäh-
modelltechnisch ermittelt werden.
rend der Grundlagenuntersuchung waren es rund 5.000
Fahrten. Die daraus resultierenden knapp eine Millionen
Der nun vorgelegte Abschlussbericht schreibt den Fahrzeugkilometer wurden von 16 Unternehmen mit insge-
Zwischenbericht aus dem Jahre 2014 fort und um- samt 29 verschiedenen Lang-Lkw erbracht.
12
fasst neben der Anlaufphase nun auch die komplet- BAG: Mautstatistik Jahrestabellen 2013 und 2015.
45

• Von den Lang-Lkw wurde dabei eine Fracht- • Die durchschnittliche Fahrtweite je Lang-Lkw-
menge von 843.500 (144.000) t transportiert. Fahrt betrug rund 240 (200) km, wobei die
Varianz zwischen etwas mehr als 10 km und fast
800 km pro Fahrt liegt.

• Mehr als 91 (83) % der Fahrten finden dabei zwi-


schen Warenlagern und/oder Produktionsstätten
als Pendelverkehre respektive im Hauptlauf statt
(vgl. Bild 6).

• Das Spektrum der von den Lang-Lkw transpor-


tierten Güter reicht von Teilen für die Automobil-
branche über Haushaltsgeräte (weiße Ware),
Luftfracht, Kleidung und Lebensmittel bis hin zu
Verpackungsmaterial (vgl. Bild 7).
Bild 6: Quelle/Ziel der Fahrten mit Lang-Lkw (BURG, SCHR-
EMPP, RÖHLING, KLAAS-WISSING, SCHREINER, Basierend auf den statistischen Auswertungen im
2016) Rahmen der Untersuchungen von SÜẞMANN,

Bild 7: Struktur der transportierten Güter (BURG, SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-WISSING, SCHREINER 2016)
46

FÖRG, WENZELIS (2014) sowie FÖRG, SÜẞ- dung schließlich doch nicht am Feldversuch teil-
MANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016) (vgl. auch genommen haben oder inzwischen nicht mehr
Kapitel 8.1) sowie auf deren teilweiser Fortschrei- teilnehmen.
bung durch die BASt können folgende Angaben zur
Verteilung der bei der BASt gemeldeten Typen von Der mit Abstand am häufigsten eingesetzte Typ
Lang-Lkw gemacht werden: (vgl. Bild 1) ist der Lang-Lkw vom Typ 3, bestehend
aus einem Motorwagen mit Untersetzachse und
• Die Zahl der Anmeldungen am Feldversuch ist Sattelanhänger. Nicht ganz 60 % der bei der BASt
über den Berichtszeitraum kontinuierlich ange- gemeldeten Lkw sind diesem Typ zuzuordnen. Zur
stiegen. Die Anzahl der gemeldeten Lang-Lkw Halbzeitbilanz (Stand 30.04.2014) waren es noch
stieg dabei gerade auch zum Ende des Feldver- über 60 %, Ende 2013 sogar fast drei Viertel aller
suchs hin deutlich schneller als die Anzahl der gemeldeten Lang-Lkw gewesen (vgl. IRZIK et al.,
teilnehmenden Speditionen (vgl. Bild 8). Zum 2014). An zweiter Stelle rangierte auch zum Zeit-
Stand des Abschlussberichts (30.09.2016) ha- punkt der Halbzeitbilanz mit 19 % Anteil der Typ 2,
ben 59 Speditionen 158 Lang-Lkw für die Teil- d. h. ein Sattelkraftfahrzeug mit angekuppeltem
nahme am Feldversuch bei der BASt angemel- Zentralachsanhänger. Dieser Typ hat zum Ende
det. des Feldversuchs hin jedoch nochmals deutlich zu-
gelegt und weist zum Stand 30.09.2016 einen Anteil
• Einzelne Sprünge in der Entwicklung lassen sich
von fast 30 % der zum Feldversuch angemeldeten
in der Regel mit einer vorhergehenden Erweite-
Lang-Lkw auf. Lang-Lkw vom Typ 4 und 5 spielen
rung des Positivnetzes im Zuge einer Ände-
praktisch keine Rolle im Feldversuch. Ihre Anzahl
rungs-Verordnung erklären (vgl. Kapitel 4.2). Am
ist nahezu unverändert über den gesamten Feld-
deutlichsten wird dies im Anstieg gemeldeter
versuch hinweg konstant geblieben und ihr Anteil
Lang-Lkw vom 3. zum 4. Quartal 2014, nachdem
an der Gesamtzahl dementsprechend immer weiter
Ende August 2014 die 4. Änderungs-Verordnung
gesunken. Die Lang-Lkw vom Typ 5 sind lediglich
in Kraft getreten war.
von zwei Speditionen eingesetzt worden. Eine der
• Die angemeldete Teilnehmerzahl entspricht da- beiden Speditionen nahm dabei sogar nur temporär
bei jedoch nicht der Anzahl tatsächlich Fahren- am Feldversuch teil. Lang-Lkw vom Typ 4 sind von
der. Darüber liegen nur ungenaue Kenntnisse ihrer Anzahl sogar nochmals weniger im Feldver-
vor. Diese Ursache ist darin zu finden, dass nach such vertreten und werden auch nur von zwei Spe-
der Ausnahme-Verordnung keine Abmeldepflicht ditionen eingesetzt. Einen, wenngleich auf niedri-
für die Teilnehmer besteht. Aus persönlichen gem Niveau, deutlichen Zuwachs seit dem Zeit-
Gesprächen ist jedoch bekannt, dass einzelne punkt des Zwischenberichts hat der Lang-Lkw vom
Speditionen nach erfolgter Teilnahmebekun- Typ 1 erfahren. War es Mitte 2014 lediglich ein ein-

Bild 8: Zeitliche Entwicklung der bei der BASt gemeldeten Teilnehmer am Feldversuch (Stand 30.09.2016)
47

Marktpotenzials von Lang-Lkw, welches als Grund-


lage für die anschließende Verkehrsnachfragemo-
dellierung diente. Die zu diesem Zweck durchge-
führten empirischen Erhebungen waren ebenfalls
Bestandteil und Input für weitere Fragestellungen,
die im Rahmen der wissenschaftlichen Analyse des
Feldversuchs untersucht wurden, wie zum Beispiel
Fragestellungen nach Fahrzeugsicherheit und Um-
weltauswirkungen (vgl. z. B. Kapitel 8.6).

Grundlegende Arbeitsschwerpunkte der Untersu-


chungen bestanden zum einen in der Entwicklung
des Designs, der Koordination, der Durchführung
und der Auswertung der empirischen Erhebungen
der im Rahmen des Feldversuchs durchgeführten
Bild 9: Verteilung der gemäß LKWÜberlStVAusnV verschiede- Transportvorgänge und zum anderen in der Model-
nen Typen der bei der BASt gemeldeten Lang-Lkw lierung der Verkehrsnachfrageeffekte.
(Stand 30.09.2016)
Die Ausführungen in den Kapiteln 7.1 bis 7.3 basie-
ziges verlängertes Sattelkraftfahrzeug, das tem- ren auf den beiden Forschungsprojekten FE 89.02
porär am Feldversuch teilgenommen hatte, sind es 73/2012 „Verkehrsnachfragewirkungen von Lang-
zum Stand des Abschlussberichts nun 13 Fahr- Lkw – Grundlagenermittlung“ (BURG, RÖHLING,
zeuge. KLAAS-WISSING, 2014) und FE 89.315/2015 „Ver-
kehrsnachfragewirkungen des Einsatzes von Lang-
Insgesamt ist zu konstatieren, dass der Anteil der
Lkw“ (BURG, SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-
am Feldversuch teilnehmenden Lang-Lkw gemes-
WISSING, SCHREINER, 2016). Im Folgenden
sen an der Anzahl der in 2013 vom BAG ermittelten
werden Zielsetzung, Vorgehen und wesentliche Er-
Mautfahrzeuge13 von rund 580.000 (BAG, 2014) bei
gebnisse beider Forschungsprojekte kurz erläutert.
etwa 0,3 Promille liegt.
In den oben genannten Forschungsprojekten wur-
den innerhalb eines zwölf- beziehungsweise drei-
monatigen Erhebungszeitraums von Ende 2012
7 Marktpotenzial und Verkehrs- bis Ende 2013 beziehungsweise Ende 2015 bis
nachfragewirkungen von Anfang 2016 die durchgeführten Transportvorgän-
Lang-Lkw ge mittels eines Web-basierten Online-Fragebo-
gens im Wochenrhythmus erhoben und analysiert
7.1 Zielsetzung und (vgl. dazu auch Kapitel 6). Parallel dazu wurden
Untersuchungsmethodik Experten aus Politik, Wirtschaft und Fachmedien
sowie Transportunternehmen, die nicht am Feld-
Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des versuch teilnehmen, als auch die am Feldversuch
Feldversuchs mit Lang-Lkw wurde eine Abschät- teilnehmenden Unternehmen zu ihren spezifi-
zung der potenziellen Verkehrsnachfragewirkungen schen Einschätzungen zum Feldversuch und zum
aufgrund des Einsatzes von Lang-Lkw in Deutsch- Lang-Lkw befragt. Hierzu gehörten Einschätzun-
land vorgenommen. Basierend auf im Feldversuch gen zu den Einsatzfeldern, Kriterien der Verkehrs-
tatsächlich beobachteten und erfassten Transport- mittelwahl und erwartete Vor- und Nachteile des
vorgängen erfolgte zunächst eine Schätzung des Lang-Lkw, die Anforderungen an die Infrastruktur,
potenzielle Veränderungen bei logistischen Pro-
zessen und Transportketten sowie eine generelle
13 Einschätzung des Marktfeldes für den Lang-Lkw.
Da seit dem 01.10.2015 auch Fahrzeuge und Fahrzeugkom-
binationen ab einem zulässigen Gesamt-gewicht von mindes- Weiterhin wurden mithilfe der empirischen und
tens 7,5 t mautpflichtig sind, wird, wie auch schon beim Zwi- qualitativen Erhebungsergebnisse und mithilfe von
schenbericht (vgl. IRZIK et al., 2014) das Jahr 2013 als deskriptiven Analysen vorhandener Güterver-
Bezugsgröße gewählt, da zu diesem Zeitpunkt nur Lkw ab
einem zulässigen Gesamtgewicht von 12 t als Mautfahrzeuge kehrsstatistiken für deutsche Lkw die Marktpoten-
erfasst wurden. ziale für den Einsatz von Lang-Lkw abgeschätzt.
48

Letztlich wurden – anknüpfend an die Grundlagen- Auch die im Feldversuch beobachteten Güter- und
ermittlung – potenzielle Verkehrsnachfragewirkun- Logistikstrukturen lassen eine grundsätzliche Verla-
gen des Einsatzes von Lang-Lkw modellhaft ermit- gerungswirkung beziehungsweise eine Affinität zum
telt. Für unterschiedliche Szenarien wurden Ab- Schienengüterverkehr nicht als sehr wahrscheinlich
schätzungen zu intra- und intermodalen Verlage- erscheinen. Im Einzelnen stützt sich diese Aussage
rungswirkungen sowie daraus resultierenden auf dem bereits in Kapitel 6 aufgeführten
Änderungen an Klimagas- und Luftschadstoffemis-
sionen generiert. • hohen Anteil aller Fahrten als Pendelverkehre
beziehungsweise im Hauptlauf zwischen Waren-
lagern und/oder Produktionsstätten (vgl. Bild 6),

7.2 Erhebungsergebnisse und • hohen Anteil aller transportierten Güter im Be-


Abschätzung des Marktpotenzials reich ,Stückgutverkehre’,

Die erhobenen Daten zu den Kostenstrukturen des • Spektrum der von den Lang-Lkw transportierten
Lang-Lkw und die Vergleichswerte zum konventio- Güter (vgl. Bild 7),
nellen Lkw lassen grundsätzlich erkennen, dass • Anteil aller beobachteten Fahrten im Vor- und
sich die Kostenvorteile des Lang-Lkw in seinem er- Nachlauf zum Kombinierten Verkehr.
weiterten Ladevolumen begründen. Hier konnte ein
Kostenvorteil in Höhe von ca. 16 % (Grundlagen- Hinzu kommt, dass der hauptsächlich beobachtete
ermittlung) beziehungsweise 26 % (Folgeerhebung) Einsatzbereich der Lang-Lkw in den Bereichen
pro Stellplatzkilometer im Vergleich zum konventio- Komplettladung/Full Truck Load, Lagerhaltung-/
nellen Lkw ermittelt werden. Im Gegensatz zu an- Terminalverkehr und Stückgut-/Systemverkehre an-
deren Verkehrsträgern sowie auch zum konventio- gesiedelt war.
nellen Lkw lassen sich diese Vorteile allerdings nur
Insbesondere die beobachtete Struktur der leicht-
durch den Transport von Volumengütern erreichen,
gewichtigen und voluminösen Güter sowie die zu-
wenn diese eine Mindestauslastung von mehr als
grunde liegenden Anforderungen hinsichtlich Flexi-
80 % des Transportvolumens (Stellplätze/Raum-
bilität und Geschwindigkeit entsprechen nicht dem
volumen) erlauben. Da der Lang-Lkw aufgrund der
typischen Leistungsprofil von Schienentransporten.
administrativen Regelungen, speziell der techni-
Die Vorteile und Stärken des Schienen- und Bin-
schen und rechtlichen Vorgaben der Ausnah-
nenschiffgüterverkehrs liegen insbesondere bei der
me-Verordnung für den Feldversuch eine geringere
Belieferung mit Massengütern über längere Stre-
relative Nutzlast gegenüber herkömmlichen Lkw
cken und in den hierbei erzielten betriebswirtschaft-
aufweist, aber in der Beschaffung und im Transport-
lichen Kostenvorteilen.
einsatz bezogen auf die Lkw-Kilometer und Tonnen-
kilometer höhere Kosten mit sich bringt, ist ein be- Die Aussagen der nicht-teilnehmenden Unterneh-
triebswirtschaftlich effizienter Einsatz nicht durch men aus der qualitativen Erhebung (Expertenbefra-
das absolute Transportgewicht, sondern nur durch gung) spiegelten im Wesentlichen die Einsätze und
eine erhöhte Ladeeinheits- beziehungsweise Stell- Einschätzungen der teilnehmenden Unternehmen
platzkapazität gegeben, welche nur mit Volumen- wider. Als neuer Aspekt wurden mögliche Wettbe-
gütern erreicht werden kann. werbsnachteile von kleinen Transportunternehmen
genannt. Bei den Experteneinschätzungen zeigte
Alle in den Erhebungen beobachteten und erfass-
sich, dass insbesondere infrastrukturelle Aspekte,
ten Transportvorgänge wurden bisher anstatt mit
wie zum Beispiel die generelle Eignung sowie der
Lang-Lkw per konventionellen Lkw durchgeführt. Im
Investitions- und Anpassungsbedarf der aktuellen
Durchschnitt ersetzte dabei eine Lang-Lkw-Fahrt Straßeninfrastruktur, von den Befragten kontrovers
1,53 bis 1,56 Fahrten mit konventionellen Lkw. Dies bewertet werden. Insgesamt spiegelt die durchge-
bedeutet, dass zwei Lang-Lkw-Fahrten sogar etwas führte qualitative Befragung von Nicht-Teilnehmern
mehr als drei Fahrten per konventionellen Lkw er- und Experten die Spannbreite der in den einschlägi-
setzten. Dies heißt auch, dass bei den bisher im gen Publikationen diskutierten Argumente wider
Feldversuch durchgeführten Lang-Lkw-Transporten (vgl. auch Kapitel 3 und 5).
keine Verlagerung von Schienen- auf Straßengüter-
verkehr beobachtet wurde, sondern diese Trans- Bezüglich der Auswirkungen des Lang-Lkw-Einsat-
porte bisher auf der Straße durchgeführt wurden. zes auf Kraftstoffverbräuche wurde zunächst in Be-
49

zug auf die Fahrleistung ein erhöhter Kraftstoff- Wie in Kapitel 7.1 bereits angeführt, wurden auf-
verbrauch des einzelnen Lang-Lkw in Höhe von ca. bauend auf den empirischen und qualitativen Erhe-
12 % im Vergleich zum konventionellen Lkw festge- bungsergebnissen und mithilfe von deskriptiven
stellt. Durch die Substitution von drei konventionel- Analysen vorhandener Güterverkehrsstatistiken für
len Lkw-Fahrten durch zwei Lang-Lkw kann insge- deutsche Lkw die Marktpotenziale des Lang-Lkw
samt jedoch eine Kraftstoffeinsparung von ca. 25 % abgeschätzt. Demnach könnten theoretisch bezo-
im Vergleich zum konventionellen Lkw pro Fahrt- gen auf das Gesamtstraßennetz zwischen 2 % und
äquivalent realisiert werden. Bezogen auf den mitt- 9 % aller Lkw-Fahrten beziehungsweise 3 % bis 7
leren Verbrauch je maximaler Auslastung ergibt % der Fahrleistung von konventionellen Lkw in
sich aus den Erhebungen eine maximale verbes- Deutschland durch Lang-Lkw ersetzt werden (vgl.
serte Transporteffizienz von 27 % je Liter Diesel pro Bild 10). Als Grundlage für die Verkehrsnachfrage-
100 km und pro m3 Ladevolumen beziehungsweise modellierung für die Lang-Lkw-Typen 2-5 wurde die
19 % je Liter Diesel pro 100 km pro Palettenstell- Variante 2 aus dem Potenzialmodell verwendet, da
platz. Diese Werte sind als Durchschnittswerte zu diese weitgehend den in der empirischen Erhebung
sehen, die im tatsächlichen Einzelfall aufgrund ver- vorgefunden Mustern entspricht. D. h. Transporte,
schiedener Einsatzbedingungen stark streuen kön- die mit Pritschenwagen, Kippern und Fahrzeugen
nen. Dies wird insbesondere in den einzelopera- mit Kesselaufbauten durchgeführt werden, sind
tiven Praxiserfahrungen der Teilnehmerunterneh- nicht als Lang-Lkw-Potenzial anzusehen. Weiterhin
men deutlich, was letztlich durch die unterschied- sind Transporte von Massengut (Steine und Erden,
lichen Einsatzprofile der Lang-Lkw (Lang-/Kurz- mineralische Brennstoffe, Mineralölprodukte, Dün-
strecke, Beladung, Güterart, Streckenprofile etc.) gemittel und Erze/Metallabfälle) sowie Sammel-
begründet ist. Dies zeigen unabhängig von den Er-
gebnissen dieser Untersuchung auch die Ergebnis-
se aus dem von SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS 14
Innerhalb des FE 82.0543/2012 wurde von SÜẞMANN,
(2014) bearbeiteten Teilprojekt FE 82.0543/2012 FÖRG, WENZELIS (2014) im analysierten speziellen Fall ein
„Lang-Lkw: Auswirkungen auf Fahrzeugsicherheit mittlerer Kraftstoffverbrauch beim konventionellen Lkw (hier
und Umwelt“ (vgl. Kapitel 8). Insbesondere waren Sattelkraftfahrzeug) von 24,1 Liter/100 km beobachtet (vgl.
Kapitel 8.6). Dies ist im Vergleich zu ca. 30 Liter/100 km, die
hier vergleichsweise geringere mittlere Kraftstoff-
als durchschnittlicher Kraftstoffverbrauch von konventionel-
verbräuche und Auslastungen von konventionellen len Lkw der befragten Unternehmen angegeben wurden, der
Lkw zu beobachten14. Hauptunterschied.

Bild 10: Filter und Ergebnisse der Marktpotenzialanalyse für Lang-Lkw vom Typ 2-5 (in Anlehnung an BURG, SCHREMPP,
RÖHLING, KLAAS-WISSING, SCHREINER, 2016)
50

und Verteilfahrten Ausschlusskriterien für die Lang- obachteten Strukturen des bundesweiten Feldver-
Lkw-Nutzung. Betrachtet werden dann in Variante 2 suchs durchgeführt. Dazu wurde ein integratives,
Punkt-zu-Punkt Verkehre, d. h. es werden Kom- auf den Güterstromverflechtungen aller Verkehr-
plettladungen transportiert. Um eine betriebswirt- sträger der Verkehrsprognose 2030 basierendes
schaftliche Rentabilität zu gewährleisten, muss da- Güterverkehrs-Nachfrage-Modell und ein um den
bei eine Volumenauslastung von mindestens 70 % Lang-Lkw erweitertes Verkehrsmittelwahlmodell
erreicht werden. Danach könnten 3,9 % aller entwickelt, das insbesondere sensitiv auf das für
Lkw-Fahrten bzw. 3 % der Fahrleistung konventio- den Lang-Lkw verfügbare Straßennetz reagiert.
neller Lkw durch Lang-Lkw ersetzt werden. Dies bedeutet, dass eine Unterscheidung zwi-
schen Lang-Lkw und konventionellem Lkw im
Im Gegensatz dazu hängt das Marktpotenzial für
Netzzugang vorgenommen wurde. Damit wurden
den Lang-Lkw vom Typ 1 (Lang-Lkw mit verlänger-
der Netzzugang sowie mögliche Umwegfahrten für
tem Sattelanhänger) nicht in erster Linie von Be-
Lang-Lkw relationsspezifisch abgebildet. Für die
sonderheiten in den logistischen Strukturen und
Schätzung aller Verlagerungseffekte wurde in An-
Einsatzfeldern ab, sondern wird grundsätzlich in
lehnung an das BVWP-Verfahren ein Logit-Modell
dem Ersatz des Fuhrparkbestandes von konventio-
angewendet. Dieser Modellansatz ermöglicht ei-
nellen Sattelkraftfahrzeugen (Sattelzugmaschinen
nen detaillierten, auf einzelne Transportrelationen
und Sattelanhängern) gesehen. Dies wurde durch
bezogenen, gütergruppenspezifischen Vergleich
die Ergebnisse der qualitativen Befragung sowie
einzelner Verkehrsmittel und spiegelt somit auch
auch anderer Expertenmeinungen gestützt. Daraus
den aktuellen Stand der Güterverkehrsmodellie-
ergaben sich folgende Annahmen für den Marktpo-
rung wider.
tenzialansatz des Lang-Lkw vom Typ 1:

• vollständiger Ersatz aller Binnenfahrten deut- Die Anwendung der einzelnen Modellmodule, wie
scher 1- und 2- achsiger Sattelanhänger, z. B. das Potenzialmodell, das Netz-modell (ein dif-
ferenziertes Rastermodell zur Festlegung eines po-
• anteiliger Ersatz aller nicht komplett ausgelaste- tenziellen Streckennetzes bei einer bundesweiten
ten (Tonnage-)Binnenfahrten deutscher 3-achsi- Freigabe des Einsatzes von Lang-Lkw), Umle-
ger Sattelanhänger. gungs- und Kostenmodelle sowie das Mo-
dal-Split-Modell liefern szenarienspezifische Ab-
Letztlich wurde als ,Best-Guess’-Annahme ge-
schätzungen für intra- und intermodale Verlage-
schätzt, dass das Marktpotenzial bei ca. 50 % aller
rungswirkungen hin zum Lang-Lkw, aus denen
Fahrten deutscher Sattelanhänger im innerdeut-
Klimagas- und Schadstoffmengen abgeleitet wur-
schen Verkehr des Jahres 2014 liegt15.
den. Insbesondere mit der Entwicklung und Anwen-
dung eines Rastermodells zur Abbildung des rele-
vanten Straßennetzes für den Lang-Lkw wurde eine
7.3 Verkehrsnachfragewirkungen des feinräumige Information über die Verteilung von
Einsatzes von Lang-Lkw wichtigen Aufkommenspunkten für Güterverkehre
in Deutschland geschaffen (vgl. Bild 11).
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Erhebun-
gen und der Abschätzung des Marktpotenzials Ziel der Szenarien war es, eine breite Wirkungsab-
wurde die Modellierung von bundesweiten Nach- schätzung für den Einsatz von Lang-Lkw bezüglich
fragewirkungen und deren direkten Auswirkungen der Ausgestaltung des Positivnetzes erzielen zu
auf den Modal-Split sowie Klimagas- und können. Daher wurde dem Status-Quo, d. h. dem
Schadstoffemissionen auf Basis der gesamten be- aktuellen Netzzugang laut 6. Änderungs-Verord-
nung (vgl. Bild 2), ein erweiterter Netzstand gegen-
übergestellt, der aus einem Kernnetz inklusive
erweitertem Einzugsbereich besteht. Die Defini-
15
Bei der Abschätzung des Marktpotenzials des Lang-Lkw vom tionen für die Netzszenarien sind im Folgenden
Typ 1 konnte eine mögliche Anpassung der Fahrzeugflotten,
kurz skizziert:
die sich aufgrund der veränderten Mautklasseneinteilung ab
dem 01.10.2015 ergeben könnte, nicht berücksichtigt wer-
den. Da aber der hierfür relevante Anteil der deutschen 1- und
1. Szenario A
2-achsigen Sattelanhänger nur bei ca. 6 % aller deutschen
Binnenfahrten mit Sattelanhänger liegt, wird dieser Effekt auf Netzzustand Positivnetz laut 6. Änderungs-Ver-
das Marktpotenzial als gering eingestuft. ordnung für Lang-Lkw-Typen 2-5.
51

Bild 11: Gewerbeflächenrasterelemente Deutschland als Basis der Modellraumstruktur (BURG, SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-WIS-
SING, SCHREINER 2016)

2. Szenario B im Jahr 2014 ca. 3 % (ca. 869 Mio. Lkw-km) und im


Jahr 2030, aufgrund des höheren Anteils
a) Lang-Lkw-Typen 2-5: Kernnetz mit erweiter- Lang-Lkw-affiner Gütergruppen, ca. 3,2 % (ca. 1,18
tem Einzugsbereich des übrigen Straßennet- Mrd. Lkw-km) aller auf deutschem Netz gefahrenen
zes, Lkw-Kilometer. Wird der Lang-Lkw-Typ 1 mit einbe-
b) Lang-Lkw-Typen 1-5: Kernnetz mit erweiter- zogen, beträgt das gesamte intramodale Potenzial
tem Einzugsbereich des übrigen Straßennet- für die Jahre 2014 ca. 19 % (ca. 5,57 Mrd. Lkw-km)
zes inklusive Lang-Lkw-Typ 1 auf dem ge- und 2030 ca. 20 % (ca. 7,63 Mrd. Lkw-km) aller auf
samtdeutschen Straßennetz. deutschem Netz gefahrenen Lkw-Kilometer.

Der erweiterte Einzugsbereich im Szenario B wurde Das intermodale Potenzial beträgt ausgedrückt in
mit einem Wahrscheinlichkeitsmodell abgebildet. Lang-Lkw-Äquivalenten in 2014 ca. 176 Mio. Lkw-
Dies war notwendig, da eine bundeweite Definition km und in 2030 ca. 390 Mio. Lkw-km. Bezieht man
eines maximalen Positivnetzes aufgrund der Viel- das maximale intermodale Lang-Lkw-Potenzial auf
zahl von Kriterien, die nicht nur die technische Be- die Transportleistung der Eisenbahn und des Bin-
fahrbarkeit von Straßen beinhalten, den Rahmen nenschiffs in Deutschland insgesamt, beträgt der
der Untersuchung überschritten hätte. Um valide Anteil in allen Szenarien im Jahr 2014 ca. 1,7 % und
modellhafte Aussagen der Verkehrsnachfrage- im Jahr 2030 ca. 2,9 %, aufgrund des generell stär-
wirkung von Lang-Lkw bei einem erweiterten Posi- keren Wachstums der Lang-Lkw-affinen Segmen-
tivnetz auf Bundesebene treffen zu können, wurde te.16 Das heißt, maximal 1,7 bis 2,9 % der Trans-
daher dieser Näherungsansatz gewählt, um den portleistung der Eisenbahn und Binnenschifffahrt
Netzzugang zu modellieren. Die Erreichbarkeit der weisen überhaupt ähnliche Eigenschaften auf wie
einzelnen Rasterelemente per Lang-Lkw ist da- Lang-Lkw affine Güter. Diese potenzielle Eignung
durch charakterisiert, dass für einzelne Strecken geht jedoch weder im intramodalen noch im inter-
beziehungsweise Streckenkategorien Wahrschein- modalen Bereich ohne weiteres mit einer tatsäch-
lichkeiten für deren Befahrbarkeit durch Lang-Lkw
vergeben wurden. Kriterien dafür waren die Stra-
ßenkategorie, Anzahl der Fahrstreifen, zulässige
16
Höchstgeschwindigkeit sowie Wohnbebauung. Die in Deutschland erbrachte bzw. prognostizierte Transport-
leistung der Eisenbahn und Binnenschifffahrt in Tonnenkilo-
Schätzungen auf Basis der in Kapitel 7.2 ausgewie- metern (2014: 172 Mrd. tkm; 2030: 230 Mrd. tkm) wurde unter
der Berücksichtigung eines konservativen Wertes zur durch-
senen Marktpotenziale ergeben als maximales in- schnittlichen Nutzlast der Lang-Lkw von 17 t in Fahrzeugkilo-
tramodales Potenzial für Lang-Lkw der Typen 2-5 metern (Lang-Lkw-Äquivalente) überführt.
52

lichen Verlagerung einher, da die Transportent- 1,2 Mio. Lkw-km (Jahr 2014 bzw. Jahr 2030) für das
scheidung maßgeblich von Kostenunterschieden Szenario A fällt der tatsächliche Anteil der intermo-
und der Erreichbarkeit im Netz beeinflusst wird. Aus dalen Verlagerungen, die den logistischen Anforde-
diesem Grund muss auf eine einfache Abschätzung rungen und Restriktionen des Lang-Lkw entspre-
des Verlagerungspotenzials für die Beurteilung chen, d. h. der Verlagerung direkt von Bahn und
möglicher Verkehrsnachfrageeffekte eine detaillier- Binnenschiff, mit ca. 0,3 % am gesamten intermo-
te, szenariobasierte Modellierung erfolgen. Im Sze- dalen Potenzial sehr gering aus. Auch für die bei-
nario A wurden für den Lang-Lkw ca. 9,6 Mio. Lkw- den Varianten des Szenarios B ist der ausgeschöpf-
km für das Jahr 2014 und ca. 15,1 Mio. Lkw-km für te Anteil mit ca. 1 % am intermodalen Potenzial sehr
das Jahr 2030 geschätzt. Das entspricht ca. 1 % gering (1,8 Mio. Lkw-km im Jahr 2014 und 3,9 Mio.
des Gesamtpotenzials, d. h. des intermodalen und Lkw-km im Jahr 2030). Bezieht man diese intermo-
intramodalen Potenzials, der Lang-Lkw-Typen 2-5. dalen Verlagerungen wiederrum auf die gesamte in-
Für das Szenario B a) mit den Lang-Lkw-Typen 2-5 nerdeutsche Transportleistung der Eisenbahn und
ergeben sich Modellergebnisse von ca. 70,2 Mio. des Binnenschiffs (dargestellt in Tonnen-Kilome-
Lkw-km (Jahr 2014) und 97,8 Mio. Lkw-km (Jahr tern), ergeben sich Anteile von 0,05 ‰ im Szenario
2030), was einem ausgeschöpften Lang-Lkw-Anteil A in 2014 bis maximal 0,3 ‰ im Szenario B in 2030.
am Gesamtpotenzial von ca. 7 % in 2014 und 6 %
in 2030 entsprechen würde. Ein Vergleich der relevanten Szenarien untereinan-
der zeigt, dass aufgrund der Ausweitung des Posi-
Wie bereits dargestellt, sind maximal ca. 1,7 % im tivnetzes im Szenario B a) die Fahrleistung aller
Jahr 2014 und ca. 2,9 % im Jahr 2030 der Trans- Lkw – ausgedrückt in Lkw-km – um ca. 3,1 % im
portleistung der Eisenbahn und des Binnenschiffs in Jahr 2014 und 3,0 % im Jahr 2030 im Vergleich zu
Deutschland potenziell für Lang-Lkw verlagerungs- Szenario A sinkt. Grund dafür ist einerseits der ver-
fähig. Mit 0,5 Mio. Lkw-km beziehungsweise mehrte Einsatz von Lang-Lkw auf neuen Relationen

Szenario B a) Szenario B b)
Jahr 2014 (Mio. Lkw-km) Szenario A
(ohne Typ 1) (mit Typ 1)
Gesamtverkehr Straße 29.450 29.450 29.450
Gesamtverkehr Bahn/Binnenschiff* 10.118 10.118 10.118
Potenzial intramodal 869 869 5.574
Potenzial intermodal 176 176 176
Lang-Lkw intramodal 9,1 68,4 5.273,9
Lang-Lkw intermodal 0,5 1,8 1,8
Lang-Lkw gesamt 9,6 70,2 5.275,7
konventionelle Lkw 856,7 769,0 230,7
Lkw Summe 866,4 839,2 5.506,4
Szenario B a) Szenario B b)
Jahr 2030 (Mio. Lkw-km) Szenario A
(ohne Typ 1) (mit Typ 1)
Gesamtverkehr Straße 37.402 37.402 37.402
Gesamtverkehr Bahn/Binnenschiff* 13.541 13.541 13.541
Potenzial intramodal 1.179 1.179 7.633
Potenzial intermodal 390 390 390
Lang-Lkw intramodal 13,9 93,9 7.215,4
Lang-Lkw intermodal 1,2 3,9 3,9
Lang-Lkw gesamt 15,1 97,8 7.219,3
konventionelle Lkw 1.159,4 1.040,9 260,2
Lkw Summe 1.174,5 1.138,7 7.479,6
* Umgerechnet in Fahrleistung Lang-Lkw-Äquivalente

Tab. 2: Verkehrsnachfragewirkung der Szenarien (BURG, SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-WISSING, SCHREINER, 2016)
53

sowie andererseits die teilweise Vermeidung von zum Kraftstoffverbrauch sind im Kontext mit der ex-
Umwegfahrten der auch bisher durchgeführten emplarisch durchgeführten Analyse des Kraftstoff-
Lang-Lkw Fahrten. verbrauchs im Rahmen des Teilprojekts der wissen-
schaftlichen Begleitung, dem FE 82.0543/2012 von
SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) zu sehen
7.4 Fazit und Folgerungen (vgl. Kapitel 8.6). Es zeigt sich, dass der Effizienz-
gewinn von einer Reihe (logistischer) Randbedin-
Das bei den kontinuierlichen Fahrtenerhebungen gungen abhängt und eine einfache Vergleichbarkeit
angestrebte Ziel, ein breites Spektrum an regelmä- nicht ohne weiteres gegeben ist. Der von SÜẞ-
ßigen tatsächlichen Transportvorgängen von Lang- MANN, FÖRG, WENZELIS (2014) exemplarisch er-
Lkw unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen zu mittelte Effizienzgewinn mit dem Augenmerk auf
analysieren, konnte erreicht werden. Wichtige eine bestmögliche Vergleichbarkeit von etwa 15 %
Voraussetzung dafür war, verschiedene logistische passt jedoch in das von BURG, RÖHLING,
Prozesse im Feldversuch analysieren und verglei- KLAAS-WISSING (2014) aufgezeigte Spektrum,
chen zu können: sodass beide Untersuchungen zusammen ein rea-
listisches Bild im Hinblick auf diese Fragestellung
• Es wurden Anlieferungen an Kombiterminals
liefern.
durchgeführt.
Hinsichtlich der ermittelten Effizienzgewinne und
• Als Ziele für komplexe Logistik waren enthalten:
Kraftstoffersparnisse zwischen 15 % und 25 % ist
Flughafen und Seehafenverkehre.
zu beachten, dass diese deutlich mit einer im Feld-
• Punkt-Punkt-Verkehre (Pendelfahrten) waren versuch beobachteten nahezu optimal disponierten
überwiegend enthalten, Verteilerverkehre kaum. Volumen- beziehungsweise Stellplatzauslastung
zusammenhängen. Dabei ist anzumerken, dass
• Durch das Positivnetz ist die Einsatzflexibilität eine hohe Auslastung für den betriebswirtschaftlich
des Lang-Lkw eingeschränkt. Dadurch kann vorteilhaften Einsatz von Lang-Lkw im Regelfall er-
sich auf der Fahrt teilweise die Notwendigkeit er- forderlich ist. Somit ist nicht davon auszugehen,
geben, Lang-Lkw zu Standardkombinationen dass bei einem Regeleinsatz die Auslastung der
umzukoppeln. Auch dieser besondere Vorgang Lang-Lkw deutlich geringer ausfallen würde.
ist im Feldversuch beobachtet worden und wird
somit durch die Untersuchung abgedeckt. Die modellierten Potenziale für die oben genannten
Szenarien zeigen, dass aufgrund der Einsatzberei-
• Die Verteilung der erhobenen Ladungsformen – che der Lang-Lkw generell nur ein geringer Teil aller
Stückgüter, Behälter, unverpackte Güter – ent- deutschen Lkw-Fahrten (ca. 3,0 % in 2014 bzw.
spricht einer auch im konventionellen Lkw-Trans- 3,2 % in 2030) sowie ein nochmals geringerer Teil
port vorherrschenden Struktur. aller Eisenbahn- und Binnenschiffstransporte (ca.
1,7 % bzw. 2,9 %) für die Verlagerung auf den Refe-
• Die Größenstrukturen der teilnehmenden Unter-
renz-Lang-Lkw (entspricht den Typen 2 bis 5) über-
nehmen waren sehr heterogen und reichten vom
haupt geeignet wären. Ein wesentlicher Grund da-
mittelständisch geprägten Dienstleister bis zum
für liegt in den logistischen Einschränkungen und
international agierenden Unternehmen mit meh-
Voraussetzungen für den Einsatz von Lang-Lkw.
reren Standorten im Ausland.
Marktpotenziale für den Lang-Lkw-Typ 1 (verlän-
Insgesamt lag mit den teilnehmenden Unterneh- gerter Sattelanhänger) hingegen spiegeln nicht in
men ein breites Spektrum an Teilnehmern und re- erster Linie die beobachteten Besonderheiten in
gelmäßigen tatsächlichen Transportvorgängen des den logistischen Strukturen und Einsatzfeldern des
Lang-Lkw unter betriebswirtschaftlichen Bedingun- Lang-Lkw wider, sondern werden grundsätzlich in
gen vor, sodass Fragen nach der technischen und dem Eins-zu-Eins Ersatz des Fuhrparkbestandes
betriebswirtschaftlichen Umsetzbarkeit und auch von konventionellen Sattelkraftfahrzeugen (Sattel-
Eignung für verschiedene Marktsegmente und lo- zugmaschinen und Sattelanhängern) gesehen.
gistischen Prozesse im Rahmen der Untersuchung
vollständig abgedeckt werden konnten. Aus der Verkehrsnachfragemodellierung lässt sich
erkennen, dass die tatsächlich ausgeschöpfte
Die bei den Speditionen von BURG, RÖHLING, Lang-Lkw-Fahrleistung im Vergleich zum Potenzial
KLAAS-WISSING (2014) durchgeführten Abfragen bei eingeschränktem Netzzugang, wie es das Posi-
54

tivnetz gemäß der 6. Änderungs-Verordnung dar- sigbar sind. Es wird aber auch deutlich, dass der
stellt, gering ausfällt (ca. 1 % des intramodalen Po- Lang-Lkw nur eine mögliche Teillösung zur Eindäm-
tenzials), und mit Ausdehnung eines möglichen Po- mung des Güterverkehrswachstums und den damit
sitiv-Netzes deutlich steigt (auf ca. 8 % des intramo- einhergehenden Umweltwirkungen darstellt. Nichts-
dalen Potenzials). Intermodale Verlagerungen sind destotrotz ist der Einsatz aus betriebswirtschaftli-
bezüglich der relevanten gesamten deutschen cher und verkehrsnachfrageseitiger Sicht in be-
Transportleistung von Bahn und Binnenschiff ver- stimmten Bereichen und Einsatzfeldern sinnvoll.
nachlässigbar gering (Anteil je nach Szenario von
0,05 ‰ bis maximal 0,3 ‰). Dabei handelt es sich
um Ergebnisse, die den Hauptlauf betreffen. Mögli-
che Positiveffekte durch Effizienzsteigerungen 8 Fahrzeugtechnik und Umwelt
durch geringere Kostenstrukturen beim Einsatz von
Lang-Lkw im Vor-/Nachlauf des Kombinierten Ver- Fahrzeugtechnische Aspekte und deren konkrete
kehrs Straße/Schiene beziehungsweise Straße/ Umweltauswirkungen wurden in insgesamt drei
Binnenschiff sind dabei nicht berücksichtigt, da es Teilprojekten der wissenschaftlichen Begleitung
dafür noch keine ausreichenden empirischen analysiert.
Grundlagen gibt. Bei einer Fortsetzung des Einsat- Im Rahmen des Feldversuchs wurden der BASt Un-
zes von Lang-Lkw sollte erwogen werden, derartige terlagen von den Speditionen zu ihren Lang-Lkw
Positiveffekte im Einsatz zu beobachten sowie wis- zur Verfügung gestellt. Eine Prüfung der Unterlagen
senschaftlich zu untersuchen. Mögliche weitere ex- hinsichtlich der Einhaltung der technischen Anfor-
terne Effekte, wie z. B. induzierter Verkehr, insbe- derungen aus der Ausnahme-Verordnung durch die
sondere durch Neuansiedlungen von Logistik- oder BASt oder einen Forschungsnehmer erfolgt hier,
Produktionsstandorten, oder Rebound-Effekte in wie auch hinsichtlich der Einhaltung aller anderen
Form einer gestiegenen Verkehrsnachfrage auf- Anforderungen aus der LKWÜberlStVAusnV, nicht
grund der Effizienzvorteile des Lang-Lkw, ließen (vgl. Kapitel 4.4). Das in der Analysephase von
sich empirisch im Rahmen der Untersuchungen SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) bearbeitete
nicht ableiten. Teilprojekt FE 82.0543/2012 „Lang-Lkw: Auswirkun-
Insgesamt lässt sich aus den Modellergebnissen je- gen auf Fahrzeugsicherheit und Umwelt“ bildet je-
doch ableiten, dass der Einsatz des Lang-Lkw eine doch weitgehend den Stand vom 15.07.2013 be-
positive Verkehrsnachfragewirkung bezüglich einer züglich der Umsetzung verschiedener technischer
Reduktion von gefahrenen Lkw-Kilometern und Anforderungen ab. Zu diesem Zeitpunkt waren 43
dementsprechend auch eine Reduktion von Klima- Lang-Lkw von insgesamt 23 Speditionen registriert.
gasen und Luftschadstoffen mit sich bringt. Der Ver- In der Abschlussphase setzten FÖRG, SÜẞMANN,
gleich der betrachteten Szenarien zeigt, dass sich WENZELIS, SCHMEILER (2016) im Rahmen des
unter Berücksichtigung der bisherigen Modellan- FE 82.0630/2015 „Fahrzeugtechnische Eigenschaf-
nahmen dieser positive Effekt durch eine mögliche ten von Lang-Lkw“ die Untersuchung der Umset-
Ausdehnung des Positivnetzes verstärkt. Dabei gilt zung der technischen Anforderungen an Lang-Lkw
es jedoch zu berücksichtigen, dass es sich hierbei fort. Wiederum erfolgte eine Auswertung der bei der
nicht um einen theoretisch denkbaren, uneinge- BASt eingereichten Unterlagen zu den technischen
schränkten Netzzugang handelt. Die potenziellen Anforderungen. Besonderes Augenmerk wurde da-
Wirkungen eines solchen Netzzugangs müssen bei aufgrund der Erfahrungen aus der Vorgänger-
nicht zwangsläufig ein Maximum an positiven Effek- studie auf die Achslastüberwachung und das Ka-
ten bedeuten, da die uneingeschränkte Erreichbar- mera-Monitor-System gelegt. Die Anzahl der Lang-
keit von Standorten Änderungen der logistischen Lkw war mit Stand 23.06.2016 auf 147 bei 58 teil-
Strukturen mit unmittelbaren Auswirkungen auf das nehmenden Speditionen gestiegen. Zusätzliche
intra- und intermodale Verlagerungspotenzial zur Bremsversuche, bei denen Lang-Lkw und konventi-
Folge haben könnte. So zeigt sich aber bisher, dass onelles Sattelkraftfahrzeug mit Gut gleicher La-
intermodale Verlagerungseffekte von der Bahn be- dungsdichte beladen waren, und Analysen zu
ziehungsweise vom Binnenschiff vor allem aufgrund Lang-Lkw-spezifischen Aspekten einer Fahrdyna-
der bestehenden Gewichts-, aber auch der tatsäch- mikregelung (EVSC = Electronic Vehicle Stability
lichen beziehungsweise modellierten Streckenbe- Control) ergänzten die Untersuchungen.
schränkungen sehr gering und damit vernachläs-
55

Zudem wurden in einem BASt-internen Projekt die nehmer gewonnen werden konnten. Darüber hin-
möglichen Auswirkungen eines Einsatzes von aus wurde eine Fragebogenaktion bei allen teilneh-
Lang-Lkw auf die Geräuschemissionen untersucht. menden Speditionen durchgeführt.

Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den


von SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) und 8.1.2 Ergebnisse
FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER
(2016) durchgeführten Forschungsprojekten sowie Im Folgenden werden die Resultate der Erhebung
der BASt-internen Untersuchung zu den Geräu- zu den technischen Anforderungen nach § 5 der
schemissionen und geben für die verschiedenen LKWÜberlStVAusnV kurz erläutert. § 5 LKWÜber-
bearbeiteten Fragestellungen Ziele, Vorgehen und lStVAusnV zu den technischen Anforderungen ge-
wesentliche Ergebnisse wieder. stattet zum Teil alternative Umsetzungsmöglichkei-
ten für die Anforderungen, auf die in den folgenden
Kapiteln auch gesondert eingegangen wird.

8.1 Technische Anforderungen • Spurhalteleuchten

8.1.1 Zielsetzung und Untersuchungsmethodik Sie stellen bei Anhängern zulassungsseitig eine op-
tionale Ausstattung dar, sind jedoch bei Lang-Lkw
Die im Feldversuch eingesetzten Fahrzeuge und verpflichtend. Sie dienen bei Kurvenfahrten zur Er-
Fahrzeugkombinationen müssen den besonderen kennung der Fahrzeugkonturen in den Rückspie-
technischen Anforderungen nach § 5 LKWÜberlSt- geln. Diese Anforderung wurde von allen Lang-Lkw
VAusnV genügen (vgl. Kapitel 4.3). Ein Ziel des von erfüllt. Lang-Lkw vom Typ 2, 3 und 4 wurden dop-
SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) bearbeite- pelt ausgestattet, entsprechend ihrer zwei Anhän-
ten Teilprojekts sowie des Anschlussprojekts von ger. Bei den Fahrzeugen vom Typ 1 und 5 kommen
FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER jeweils nur ein Paar Spurhalteleuchten zum Ein-
(2016) waren die Analyse und Dokumentation, wie satz.
diese technischen Anforderungen fahrzeugseitig
umgesetzt wurden (vgl. Bild 12). • Luftfederungen

Die der BASt von den Speditionen zur Verfügung Sie sorgen für Achslastausgleich und schonen
gestellten fahrzeugtechnischen Unterlagen bilden durch die Reduktion der dynamischen Achslast-
unter anderem die Grundlage für diese Analysen zu schwankungen die Straße. Obwohl die Lenkachsen
den fahrzeugtechnischen Anforderungen. Ergänzt nicht verpflichtend luftgefedert sein müssen, sind
wurden die Unterlagen durch Informationen, die in über 80 % der eingesetzten Fahrzeugkombinatio-
Fahrzeugbegutachtungen durch die Forschungs- nen vollluftgefedert.

Bild 12: Fahrzeugtechnische Anforderungen an Lang-Lkw


56

• Differenzialsperre oder Antriebsschlupfregelung zwischen Vorder- und Hinterachse). In den wenigen


Fällen, die das Ablesen der einzelnen Achslasten
Beide Sicherheitseinrichtungen sollen ein Durch- der einzelnen Fahrzeugmodule am jeweiligen Achs-
drehen der Antriebsachen verhindern, wobei die lastmonitor (Smartboard) erfordern, werden von
Antriebsschlupfregelung elektronisch funktioniert den Betreibern klar die Komfortnachteile und die
und als Teil des EVSC (Electronic Vehicle Stability höhere Gefahr von Ablesefehlern erkannt, jedoch
Control) seit November 2011 in Deutschland für alle insgesamt keine größeren Schwierigkeiten festge-
neuen Nutzfahrzeugtypen verpflichtend ist. Im Ge- stellt. Weiteres zur Achslastüberwachung findet
gensatz zur Differenzialsperre erreicht die Antriebs- sich in Kapitel 8.2.
schlupfregelung ihre Wirkung durch ein Abbremsen
eines Rades, falls dieses durchdrehen sollte. Dre- • Spurhaltewarnsysteme
hen beide Antriebsräder durch, wird zusätzlich au-
tomatisch das Motormoment verringert. Ein Großteil Sie erkennen Fahrspuren optisch über eine Kamera
der Fahrzeuge übererfüllt aktuell die Anforderungen hinter der Windschutzscheibe und warnen vor einer
der LKWÜberlStVAusnV bereits und ist mit beiden Fahrspurüberschreitung, falls diese ohne Blinke-
Systemen ausgestattet. reinsatz erfolgt. Die Systeme sind üblicherweise
über 60 km/h aktiviert. Die Warnung erfolgt bei-
• Elektronisch gesteuertes Bremssystem spielsweise über ein akustisches Signal. Gemäß
den Übereinstimmungsnachweisen wird allen Fahr-
Allen am Feldversuch teilnehmenden Fahrzeugkom- zeugkombinationen die Erfüllung dieser Anforde-
binationen wird eine Ausstattung mit einem solchen rung bestätigt. Seitens der Autoren des Berichts
System in den Übereinstimmungsnachweisen be- wird vorgeschlagen, in der LKWÜberlStVAusnV für
scheinigt. diese Anforderung auf die bereits bestehende
UN-Regelung Nr. 130 Bezug zu nehmen.
• Scheibenbremsen und Retarder im Zugfahrzeug
• Elektronisches Fahrdynamikregelsystem
Die Erfüllung dieser technischen Anforderung wird
allen am Feldversuch teilnehmenden Fahrzeug- Das System ermittelt den aktuellen fahrdynami-
kombinationen in den Übereinstimmungsnachwei- schen Zustand des Fahrzeuges und erhöht mittels
sen bescheinigt. radselektiver Bremseingriffe über die elektronische
Bremsregelung die Fahrstabilität in kritischen Fahr-
• Automatische Achslastüberwachung mit sinnfäl- situationen und -manövern. Gemäß den Überein-
liger Anzeige der Achslasten für die Achsen mit stimmungsnachweisen wird allen Fahrzeugkombi-
Luftfederung oder der Gesamtmasse nationen die Erfüllung dieser Anforderung bestätigt.
Weitere Ergebnisse zu speziellen Aspekten dieser
Die Studie von SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS Systeme bei Lang-Lkw finden sich in Kapitel 8.7.
(2014) enthält eine ausführliche Darstellung des
Standes der Technik zu den gängigen Systemen
• Abstandsregelsystem und Notbremsassistent
der Achslastüberwachung bei Nutzfahrzeugen. Ge-
mäß den Übereinstimmungsnachweisen wird allen Ein Abstandsregelsystem ermittelt den Abstand und
Fahrzeugkombinationen die Erfüllung dieser Anfor- die Relativgeschwindigkeit zum vorausfahrenden
derung bestätigt. Im Rahmen der in der Nachfolge- Fahrzeug. Das System regelt daraufhin die Ge-
studie durchgeführten Fragebogenaktion werden schwindigkeit so, dass der gesetzlich geforderte be-
jedoch präzisere Aussagen zur Achslastüberwa- ziehungsweise eingestellte Mindestabstand einge-
chung abgefragt. In Bezug auf die Achslastüberwa- halten wird. Die eingesetzten Systeme unterschei-
chung wurde festgestellt, dass im überwiegenden den sich je nach Fahrzeughersteller. Ein Notbrem-
Teil der Fahrzeugkombinationen (> 80 %) alle Achs- sassistent ermöglicht die Erkennung fahrender oder
lasten komfortabel im Kombiinstrument im Fahrer- stehender Hindernisse, die entsprechende War-
haus abgelesen werden können und daraus die nung des Fahrers und gegebenenfalls die Einlei-
Fahrzeuggesamtmasse berechnet werden kann. Im tung einer aktiven Teilbremsung. Sollte eine Reakti-
Falle der fehlenden Anzeige der Last einer blattge- on seitens des Fahrers ausbleiben, kann das Sys-
federten Vorderachse wird diese relativ auf- tem letztlich eine Vollbremsung bis zum Stillstand
wandsarm rechnerisch berücksichtigt (z. B. durch des Fahrzeugs durchführen. Die UN-Regelung Nr.
vorherige Bestimmung der Achslastverhältnisse 131 dokumentiert hierzu eine einheitliche Regelung
57

und verpflichtet alle neuen schweren Nutzfahrzeu- • Kombinierter Verkehr


ge ab 2015 zur Ausstattung mit Notbremsassistenz
(Advanced Emergency Braking Systems – AEBS). § 6 LKWÜberlStVAusnV beinhaltet die Forderung
Bereits 19 % aller Fahrzeugkombinationen verfü- nach der theoretischen Einsetzbarkeit von Lang-
Lkw oder einzelner Module (Ladeeinheiten) dessel-
gen über beide Systeme, 74 % sind nur mit einem
ben (Container, Anhänger oder Sattelanhänger mit
Abstandsregelsystem ausgestattet und 10 % verfü-
und ohne Zugfahrzeug und Wechselbrücken) im
gen lediglich über einen Notbremsassistenten.
Kombinierten Verkehr.
• Einrichtungen für die indirekte Sicht Im Allgemeinen wird zwischen begleitetem und un-
begleitetem Kombinierten Verkehr unterschieden.
Gemäß den Übereinstimmungsnachweisen wird al-
Im begleiteten Kombinierten Verkehr wird das ge-
len Fahrzeugkombinationen die Erfüllung dieser
samte Fahrzeug auf die ,Rollende Landstraße’
Anforderung bestätigt.
(RoLA) oder eine Roll-on-Roll-off-Fähre (RoRo-Fäh-
re) verladen. Im unbegleiteten Kombinierten Ver-
• Kamera-System am Heck des Fahrzeugs oder kehr werden Ladeeinheiten wie Container, Wech-
der Fahrzeugkombination sowie zugehöriger selbehälter oder Sattelanhänger transportiert. In ei-
Monitor im Blickfeld des Fahrers für die Sicht nem Schreiben des BMVBS zum Lang-Lkw-Feld-
nach hinten versuch wurde die Einsetzbarkeit im Kombinierten
Das Kamera-Monitor-System wird von den Betrei- Verkehr im Sinne des § 6 näher beschrieben. Dem-
bern überwiegend als praxistauglich in Bezug auf nach ist nur der unbegleitete Kombinierte Verkehr
die Robustheit und Verschmutzungsanfälligkeit be- zulässig. Der begleitete Kombinierte Verkehr auf
wertet. Insbesondere als Rangierhilfe wird es posi- RoLa oder RoRo-Fähren sei praktisch nicht mög-
lich, weil der „Einsatz von Lang-Lkw nur inner-
tiv aufgenommen. Der Mehrwert und Bedarf zur Be-
deutsch stattfindet und ein grenzüberschreitender
obachtung des rückwärtigen Verkehrs wird ge-
Einsatz der Fahrzeug beziehungsweise Fahrzeug-
mischt mit einer Tendenz zu negativ bewertet. Sie-
kombinationen nicht zulässig ist.“
he hierzu die weiteren Ausführungen in Kapitel 8.5.

• Konturmarkierung Exkurs: Ladeeinheiten

Wie bereits seit 2011 für alle Neufahrzeuge der • Container sind stapelbar und sind für den unbe-
Klassen N2, N3, O3 und O4 verpflichtend, müssen gleiteten Kombinierten Verkehr auf Schiene und
alle Fahrzeugmodule eines Lang-Lkw mit einer re- Wasserstraße geeignet. Sie haben für den
flektierenden Vollkonturmarkierung in rot, gelb oder Kran-Umschlag an der Decke Eckbeschläge.
weiß hinten sowie an der Seite mit Teilkonturmar-
• Wechselbrücken und umschlagbare Sattelan-
kierungen versehen werden. Alle Lang-Lkw erfüllen hänger sind nicht stapelbar und können für den
diese Anforderung. unbegleiteten Kombinierten Verkehr an sich nur
sinnvoll auf Eisenbahnzüge verladen werden.
• Heckseitige Kennzeichnung Für die Kranumladung sind Greifkanten oder
-laschen an der Seite vorgesehen. Für den
Die LKWÜberlStVAusnV verlangt eine heckseitige
Transport von Sattelanhängern auf der Bahn
Kennzeichnung des Fahrzeugs beziehungsweise
werden sogenannte Taschenwagen eingesetzt.
der Fahrzeugkombination mit einem retroreflektie-
renden „Lang-Lkw“-Schild. Gemäß den Überein- Für die KV-Tauglichkeit im Rahmen des Feldver-
stimmungsnachweisen wird allen Fahrzeugkombi- suchs ist lediglich der unbegleitete Kombinierte Ver-
nationen die Erfüllung dieser Anforderung bestätigt. kehr relevant. Hierfür müssen einzelne Fahrzeugmo-
Zusätzliche Aspekte zur Heckkennzeichnung sind dule entweder zur Bahnverladung mit Krantaschen
in Kapitel 8.5 aufgeführt. ausgestattet sein oder die Aufnahme von Containern/
Wechselchassis mithilfe einer Containersicherung,
• Digitales Kontrollgerät sog. Twistlocks, ermöglichen.

Ein digitales Kontrollgerät gemäß den EU-Vorschrif- Bezüglich der Einsetzbarkeit im Kombinierten Ver-
ten zur Erfassung der Lenk- und Ruhezeiten ist in kehr ergeben sich folgende Ausführungsvarianten
allen Lang-Lkw eingebaut. der teilnehmenden Lang-Lkw:
58

1. 15 Lang-Lkw (11 %) von 8 Speditionen (14 %) mischen Masseschätzern. Hierbei wird im Zugfahr-
verfügen weder über Krantaschen zur Bahnver- zeug die Gesamtmasse aus Parametern wie An-
ladung, noch ist die Aufnahme von Containern/ triebs- und Bremsmoment während der Fahrt er-
Wechselchassis mithilfe einer Containersiche- rechnet. Die geschätzte Gesamtmasse steht so erst
rung, sogenannter Twistlocks, möglich. nach einer gewissen gefahrenen Strecke zur Verfü-
gung. Sie wird üblicherweise auf dem Fahrzeug-
2. Rund 40 % der am Feldversuch teilnehmenden CAN-Bus hinterlegt und findet beispielsweise in
Lang-Lkw sind mit beiden Einrichtungen ausge- Flottentelematiksystemen Eingang. Eine direkte
stattet. Anzeige im Fahrzeug ist nicht üblich, wäre jedoch
3. 22 % besitzen nur Krantaschen. technisch möglich.
Eine von SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014)
4. 27 % verfügen über Twistlocks zum Transport
vorgenommene Vergleichsmessung der im Fahr-
von Containern/Wechselchassis.
zeug angezeigten Achslasten mit denen einer ex-
ternen Achslastwaage zeigte eine ausreichende
Übereinstimmung. Je nachdem, ob eine Liftachse
8.2 Automatische Achslastüber- angezogen oder abgesetzt war, lag der Unterschied
wachung ,on-board᾽ bei -1 % bis +3 %.

8.2.1 Zielsetzung und Untersuchungsmethodik Die im Rahmen der Folgestudie von FÖRG, SÜẞ-
MANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016) durchge-
Die LKWÜberlStVAusnV schreibt in § 5 Nr. 6 eine führte Fragebogenaktion erfragte detaillierte Aus-
„automatische Achslastüberwachung mit sinnfälli- sagen zu folgenden Aspekten der Achslastüberwa-
ger Anzeige der Achslasten für die Achsen mit Luft- chung:
federung oder der Gesamtmasse” vor. Dieses wur-
de vor dem Hintergrund erlassen, dass Lang-Lkw • Art der Berücksichtigung der Vorderachslast der
mit höheren Leergewichten und größeren Ladevo- Sattelzugmaschine bei der Erfassung der
lumina tendenziell anfälliger für Überladung im Sin- Lang-Lkw-Gesamtmasse,
ne überschrittener Gesamtgewichte sind. Mit einer • Ableseort der Achslast des Sattelanhängers/des
,sinnfälligen Anzeige’ der Achslasten – beziehungs- 1. Anhängers/der Untersetzachse,
weise der Gesamtmasse als Summe der Achslas-
ten – können etwaige Überladungszustände für • Ableseort der Achslast des Zentralachsanhän-
Fahrer, Verlader und Kontrollbehörden transparent gers/des 2. Anhängers,
gemacht werden. • Zeitaufwand zur Bestimmung der Lang-Lkw-
Gesamtmasse.
Eine Überschreitung einzelner Achslasten war bei
Lang-Lkw wegen des Verhältnisses Gesamtgewicht Es konnten hierbei 97 % aller Fahrzeugkombinatio-
bezogen auf die Anzahl der Achsen nicht zu erwar- nen des Feldversuchs bis zum 23.06.2016 erfasst
ten, da die Lang-Lkw bei gleichem zulässigem Ge- und ausgewertet werden.
samtgewicht in der Regel mehr Achsen als her-
kömmliche Lkw aufweisen. Jedoch kann dem Fah-
rer eine ungeschickte, d. h. fahrdynamisch unsiche- 8.2.2 Ergebnisse
re Beladung durch die Achslastwagen angezeigt
werden. Aufgrund des hohen Anteils an vollluftgefederten
Fahrzeugkombinationen können bei mehr als 80 %
Bei dieser technischen Anforderung standen den aller Fahrzeugkombinationen die Achslasten aller
Teilnehmern des Feldversuchs alternative Möglich- Achsen der einzelnen Fahrzeugmodule direkt im
keiten der Umsetzung zur Verfügung. Die Umset- Fahrerhaus des Zugfahrzeugs abgelesen werden.
zung einiger verbauter Systeme wurde vom For- Bei den übrigen Anhängern muss die Achslast di-
schungsnehmer dokumentiert und verschiedene rekt außen am Fahrzeug abgelesen werden, was
gewählte Alternativen untersucht, um gegebenen- im praktischen Einsatz einen größeren Zeitaufwand
falls die Formulierung sinnfällige Anzeige zu kon- zur Bestimmung der Fahrzeuggesamtmasse zur
kretisieren. Folge hat.

Eine weitere alternative Möglichkeit der Ermittlung Dieser Zeitaufwand liegt in den meisten Fällen bei
der Gesamtmasse bestünde in sogenannten dyna- max. 5 Minuten (89 %). Längere Bestimmungs-
59

zeiten im Bereich von 10 – 15 Minuten (3 Betreibe- dass ein innerer Kreis mit einem Radius von 5,3 m
rangaben) werden von den Teilnehmern zum Teil nicht befahren werden darf. Außerdem darf bei der
durch umständliches Ablesen von Einzelachslasten tangentialen Einfahrt in den Kreis kein Teil des Fahr-
an den Fahrzeugeinheiten bei zum Teil höherer zeugs beziehungsweise der Fahrzeugkombination
Achszahl und fehlender Bedienerfreundlichkeit der mehr als 0,8 m über die Tangente der Einfahrt hin-
Menüführung des Smartboards am Anhänger be- ausragen (Ausschermaß).
ziehungsweise Dolly begründet.
Für alle erlaubten Fahrzeuge und Fahrzeugkombina-
Im Falle einer Anzeige aller Achslasten direkt im tionen im Feldversuch muss der BO-Kraftkreis ein-
Kombiinstrument im Fahrerhaus, wie es beim über- gehalten werden. Die Anforderung muss mit einem
wiegenden Teil der Lang-Lkw möglich ist, müssen Sachverständigengutachten (Übereinstimmungs-
vom Fahrer zur Ermittlung der Gesamtmasse ledig- nachweis nach § 7 LKWÜberlStVAusnV) nachgewie-
lich die Einzelachslasten addiert werden. In einigen sen werden. Um die Angaben aus den Übereinstim-
Fällen wird darüber hinaus auch die Gesamtmasse mungsnachweisen verifizieren zu können, wurden
bereits im System angezeigt. Die Angaben erfolgen in der Analysephase von SÜẞMANN, FÖRG, WEN-
in den Einheiten Kilogramm oder Tonne mit zumeist ZELIS (2014) Berechnungen der charakteristischen
einer Nachkommastelle, eine weitere Umrechnung Maße zur überstrichenen Kreisringfläche und zum
durch den Fahrer ist nicht erforderlich, signifikante Ausschermaß der am Feldversuch teilnehmenden
Fehlerquellen bei der Bestimmung der Gesamtmas- Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen unter Be-
se wurden von den Betreibern nicht als Problem be- rücksichtigung der jeweiligen Fahrzeugkonfiguration
urteilt (z. B. Fehlbedienung, Ablese-/Abschreibfeh- durchgeführt. Zur Validierung der Simulationsrech-
ler). Das Fahrzeug muss jedoch einen geraden nungen wurden die berechneten Ergebnisse für aus-
Stand aufweisen und die Druckluft muss ausrei- gewählte Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen
chend aufgebaut sein. auch experimentell im Fahrversuch überprüft.

Wird die Last einer blattgefederten Vorderachse Die Achsabstände, Anzahl und Position gelenkter
nicht angezeigt, wird diese von den Betreibern rech- oder liftbarer Achsen, Art, Position und Länge der
nerisch durch Addition eines festen, zuvor ermittel- Kupplungseinrichtung eines mitgeführten Anhän-
ten Achslastwertes berücksichtigt. Werden Anhän- gers sowie Länge und Form der Front- und
gerachslasten nicht im Fahrerhaus angezeigt, so Hecküberhänge an den Fahrzeugen beeinflussen
müssen diese an eigenen Achslastmonitoren wesentlich die von den Fahrzeugumrissen überstri-
(Smartboard) an den einzelnen Fahrzeugmodulen chene Kreisringfläche während der Kurvenfahrt. In
abgelesen, in eine Achslasttabelle übertragen und den Übereinstimmungsnachweisen waren jedoch
zur Bestimmung der Gesamtmasse des Lang-Lkw zum Teil die Angaben zu Anzahl und Position von
addiert werden. lift- oder lenkbaren gezogenen Achsen (auch Mehr-
fachachsaggregate mit dynamischer Radlastverla-
gerung) nicht nachvollziehbar. Zudem fehlten teil-
weise geometrische Angaben, wie z. B. die Kuppel-
8.3 Kurvenlaufeigenschaften länge. Insofern mussten für die mathematische
(BO-Kraftkreis) Simulation der Befahrung des BO-Kraftkreises
plausible Annahmen getroffen werden. Es zeigte
8.3.1 Zielsetzung und Untersuchungsmethodik sich jedoch, dass die Berechnungen und die Anga-
Zur Vereinfachung der Bemessung von Verkehrs- ben aus den Gutachten mit geringen Abweichungen
wegen wurden in der StVZO neben den maximalen übereinstimmend waren und das, obwohl diverse
äußeren Abmessungen auch die Kurvenlaufeigen- mögliche Fahrzeug- und Achskombinationen bei
schaften für Straßenfahrzeuge festgelegt (vgl. dazu den am Feldversuch teilnehmenden Lang-Lkw vor-
auch Kapitel 11.4.1). Nach § 32d StVZO muss jedes liegen.
Kraftfahrzeug und jede Fahrzeugkombination bei
einer Kreisfahrt von 360° mit einem äußeren Radius 8.3.2 Ergebnisse
von 12,5 m (der sogenannte BO-Kraftkreis, der sei-
nen Ursprung in der Verordnung über den Betrieb Einige Fahrzeuge müssen zur Einhaltung der maxi-
von Kraftfahrunternehmen im Personenverkehr mal zulässigen Kreisringbreite zumindest eine Ach-
(BOKraft) hat) innerhalb einer Kreisringbreite von se anheben. Hierbei stellt sich die Frage, inwieweit
7,2 m (+15 cm Toleranz) bleiben. Das bedeutet, der Einsatz einer Liftachse zur Einhaltung der
60

Bild 13: Zwei mögliche Befahrungen des BO-Kraftkreises

Kurvenlaufvorschriften zulässig ist. Die StVZO gemessen werden, an der die vorderste, äußerste
selbst sowie die Erläuterungen dazu enthalten hier- Begrenzung 360° überstrichen hat, ohne eventuelle
zu keine Hinweise. In der EU-Verordnung Nr. Einflüsse aus der Ausfahrt aus dem Kreis zu be-
1230/2012 wird nur der Fall explizit behandelt, dass rücksichtigen (vgl. Bild 13, links).
sich das Kurvenlaufverhalten durch angehobene
Achsen verschlechtert. Dort wird verlangt, dass die In einer stichprobenartigen Umfrage unter den
Vorschriften zum Kurvenlaufverhalten auch gelten, Sachverständigen von TÜV und DEKRA, die die
,wenn die Hubachse(n) angehoben und die Last- Gutachten für die Lang-Lkw durchführten, wurde
verlagerungsachse(n) im Einsatz ist (sind)’ (Anhang übereinstimmend angegeben, die Kreisringbreite in
1 Teil C 6.2). Ob dies auch dann angewendet wird, der Fahrzeugposition zu bestimmen, bei der der
wenn sich dadurch das Kurvenlaufverhalten ver- Führungspunkt exakt 360° überstrichen hat. In den
bessert, bleibt offen. Dort wäre eine Konkretisierung Simulationen mit Lang-Lkw zeigte sich, dass nach
wünschenswert, der der jeweils ungünstigste Fall einer Kreisfahrt von 360° der letzte Anhänger oft-
(angehoben oder abgesenkt) zugrunde gelegt wird, mals noch keinen stationären Kreisfahrzustand er-
zumal der Feldversuch gezeigt hat, dass es auch reicht hat. Die errechnete, benötigte Kreisringbreite
unter dieser Maßgabe möglich ist, die Forderung zu nach einer 360°-Kreisfahrt ist somit kleiner als für
erfüllen. den stationären Zustand. Um diesen Umstand an-
gemessen zu berücksichtigen, sollte die maximal
Für die Ermittlung der überstrichenen Kreisringbrei- auftretende Kreisringbreite erst nach einer tangen-
te gibt es, je nach Veröffentlichung, unterschied- tialen Ausfahrt nach 360° ermittelt werden (vgl. Bild
liche Vorgehensweisen. Die Gesetzestexte fordern 13, rechts).
hier lediglich eine ,Kreisfahrt von 360°’ (StVZO) be-
ziehungsweise eine ,vollständige Kreisfahrt von Für die 80 Fahrzeugkombinationen des Typs 3
360°’ (EU-Verordnung Nr.1230/2012 beziehungs- wurde im Nachfolgeprojekt (FÖRG, SÜẞMANN,
weise Richtlinie 97/27/EG). Aus diesen Formulie- WENZELIS, SCHMEILER, 2016) zusätzlich die
rungen ergeben sich Interpretationsmöglichkeiten Lenkbarkeit der Untersetzachse (Dolly) ausgewer-
zur Wahl der Fahrlinie sowie des Orts der Messung tet. Mit 94 % sind die meisten der eingesetzten Un-
der Kreisringbreite. So kann die überstrichene tersetzachsen lenkbar, lediglich 6 % verfügen nicht
Kreisringbreite an der Position des Zugfahrzeugs über gelenkte Achsen.
61

Eine erste Plausibilisierung der Ergebnisse zeigte Ziel der Anschlussuntersuchung von FÖRG, SÜẞ-
eine inkonsistente Beurteilung der Lenkbarkeit der MANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016) war dem-
Dollyachsen in den Übereinstimmungsnachweisen. gegenüber ein Vergleich der Bremswege bei glei-
So wurden baugleiche Dollys, deren Lenkbarkeit cher Ladungsdichte, die sich aus der Beladung von
nicht über gelenkte Achsen, sondern durch eine ak- Lang-Lkw auf ihr zulässiges Gesamtgewicht ergibt
tiv gelenkte Deichsel dargestellt wird, von unter- (vgl. dazu auch IRZIK et al., 2014). Der Bremsweg
schiedlichen Gutachtern in verschiedenen Gutach- der zwei gängigsten Lang-Lkw-Typen wurde mit
ten sowohl als ungelenkt (im Sinne des Wortlauts dem der jeweils durch die Lang-Lkw substituierten
ohne gelenkte Achsen) als auch als gelenkt (im Sin- Fahrzeugkombinationen herkömmlicher Bauart ver-
ne von Lenkbarkeit gegeben) beurteilt. glichen (Substitutions-Szenario).

In oben genannter Auswertung wurden Dollys, de- Aus der Fahrzeugdatenbank zum Zwischenstand
ren Lenkbarkeit über eine aktiv gelenkte Deichsel 21.03.2016 wurden die zwei Lang-Lkw-Typen 2 und
realisiert wird, unter ,mit Lenkachse’ erfasst. 3 ausgewählt, da diese mit 28 % und 56 % die größ-
ten Anteile an der am Feldversuch teilnehmenden
Fahrzeugflotte darstellten. Der Vergleich der Brems-
wege wurde in drei Versuchsreihen durchgeführt.
8.4 Bremsweg, Sogwirkung, Wind-
Neben zwei Lang-Lkw vom Typ 2 und 3 mit üblicher
stabilität und Fahrdynamik- Achsanzahl von Sieben beziehungsweise Acht wur-
simulation de auch ein Fahrzeug vom Typ 3 mit nur sechs Ach-
8.4.1 Zielsetzung und Untersuchungsmethodik sen einer Bremswegmessung unterzogen. Die
Bremsanlagen der Versuchsfahrzeuge entsprachen
Bremsweg ebenfalls dem Stand der Technik und waren wie
gefordert als EBS-System ausgeführt (gemäß § 5
Zur Ermittlung des Bremsweges wurde im Rahmen
LKWÜberlStVAusnV).
des Forschungsauftrags von SÜẞMANN, FÖRG,
WENZELIS (2014) eine Fahrzeugkombination Referenzfahrzeuge bildeten die jeweils beim Feld-
eines 8-achsigen Lang-Lkw nach Typ 3 (Lkw + versuchsteilnehmer durch die Lang-Lkw substituier-
Dolly + Sattelanhänger) aufgebaut. Mit einer Be- ten Lkw herkömmlicher Bauart. Es ergaben sich fol-
ladung von etwa 17 t ergab sich eine Gesamtmasse gende Gegenüberstellungen.
von ca. 40 t. Bei den Gewichten handelte es sich
um Testgewichte aus Beton. Als Referenzfahrz- • Versuchsreihe 1
eug diente ein 5-achsiges Standardsattelkraftfahr-
Lang-Lkw vom Typ 2 (7 Achsen, 40 t zulässiges
zeug, das mit einer Beladung von ca. 25,5 t eben-
Gesamtgewicht, gewichtsvoll beladen) versus
falls auf eine Gesamtmasse von ca. 40 t gebracht
wurde. Sattelkraftfahrzeug (5 Achsen, 40 t zulässiges
Gesamtgewicht, volumenvoll beladen → 28 t tat-
Die Bremsanlagen beider Versuchsfahrzeuge ent- sächliche Gesamtmasse).
sprachen dem Stand der Technik und waren wie
gefordert als EBS-System ausgeführt (gemäß § 5 • Versuchsreihe 2
LKWÜberlStVAusnV). Als Testgelände diente ein
Lang-Lkw vom Typ 3 (8 Achsen, 40 t zulässiges
Taxiway eines stillgelegten Flughafens. Dieser bot
Gesamtgewicht, gewichtsvoll beladen) versus
eine ebene Fahrbahn mit konstanter Oberflächen-
beschaffenheit. Der Bremsversuch wurde mit Sattelkraftfahrzeug (5 Achsen, 40 t zulässiges
80 km/h Ausgangsgeschwindigkeit durchgeführt. Gesamtgewicht, volumenvoll beladen → 28,2 t
tatsächliche Gesamtmasse).
Für einen ersten Vergleich hinsichtlich des sicher-
heitsrelevanten Bremsverhaltens wurde bewusst • Versuchsreihe 3:
keine Versuchsanordnung mit volumetrischer Voll-
Lang-Lkw vom Typ 3 (6 Achsen, 40 t zulässiges
beladung bei gleicher Dichte der Ladung gewählt.
Gesamtgewicht, gewichtsvoll beladen) versus
Die Versuchsanordnung entspricht daher einem
Worst-Case-Szenario für den Bremsweg, da beide Sattelkraftfahrzeug (4 Achsen, 36 t zulässiges
Fahrzeuge bis auf ihr maximal zulässiges Gesamt- Gesamtgewicht, volumenvoll beladen → 26,9 t
gewicht beladen wurden. tatsächliche Gesamtmasse).
62

Die Fahrzeuge wurden jeweils über die zur ge nach dem Ausmaß der Sogwirkung irrelevant.
Verfügung stehende Ladefläche gleichmäßig bela- Sie beeinflussen lediglich den Zeitpunkt, wann die
den. Wirkung auftritt. Entscheidender ist der Überholab-
stand. Betrachtet wurden die für die Sogwirkung ur-
Die Bremsweguntersuchungen wurden auf dem sächlichen Druckverhältnisse bei einem Überholab-
ehemaligen Fliegerhorst in Leipheim durchgeführt. stand von 1,5 m.
Für die Messungen stand ein 1,3 km langer, gera-
der und ebener Abschnitt zur Verfügung. Der Un-
Windstabilität
tergrund bestand aus rauen Betonplatten. Alle gül-
tigen Messungen wurden auf trockenem Unter- Auch die Windstabilität von Lang-Lkw wurde von
grund durchgeführt. Um vergleichbare und re- SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) nicht
produzierbare Messergebnisse zu erzielen, wurde experimentell, sondern analytisch betrachtet. Im
je Fahrzeug beziehungsweise Fahrzeugkombina- Gegensatz zur möglichen Sogwirkung auf Zwei-
tion folgende Prozedur durchgeführt. Angestrebt räder konnte die Frage nach der Windstabilität je-
waren mindestens zwei Messungen je Lkw: doch nicht über CFD-Methoden (Computational
Fluid Dynamics) untersucht werden, weil Aufwand
• Beschleunigung der Lkw auf mindestens 82
und Komplexität der Simulationen ungleich höher
km/h,
sind. Daher wurde auf Fahrerbefragungen zurück-
• Bremspedalschlag und Halten der maximalen gegriffen, die Teil der Fahrzeugbegutachtungen
Bremspedalkraft, sodass das ins EBS einge- waren. Die Fahrer sollten zum Beispiel einen sub-
steuerte Bremssignal unmittelbar auf seinem jektiven Vergleich zu den als seitenwindanfällig ein-
Maximalwert anschwillt und der Lkw mit seiner zustufenden Volumen-Lkw mit großen seitlichen
maximalen Bremsleistung verzögert, Flächen (Planen), mit kleinen Reifengrößen und ge-
ringem Leergewicht vornehmen.
• Messung des Bremsweges ab 80 km/h-Durch-
gang bis zum Stillstand des Lkw.
Fahrdynamik

Sogwirkung Die Analyse des Fahrverhaltens erfolgte von SÜẞ-


MANN, FÖRG, WENZELIS (2014) als rechnerische
Da auch für konventionelle Lkw und deren Auswir- Simulation anhand eines Mehrkörpersimulations-
kungen auf andere Verkehrsteilnehmer während ei- tools, da aufgrund der mitunter hohen Dynamik der
nes Überholvorgangs keine empirischen Messwer- zu untersuchenden Fahrmanöver mit dem unbe-
te hinsichtlich einer möglichen Sogwirkung auf kannten fahrdynamischen Verhalten der realen
Zweiräder beziehungsweise Zweiradfahrer vorlie- Fahrzeugkombinationen eine potenzielle Gefahr für
gen, würden Referenzwerte für einen Vergleich zwi- Mensch und Versuchsfahrzeug besteht. Es wurden
schen Lkw herkömmlicher Bauart und Lang-Lkw sowohl für Zug- als auch Anhängerfahrzeuge gene-
fehlen. Daher wurden von SÜẞMANN, FÖRG, rische Modelle aufgebaut. Diese Modelle basierten
WENZELIS (2014) während der Analysephase bei- auf den am Feldversuch teilnehmenden Fahrzeug-
de Vergleichsfälle ausschließlich analytisch be- kombinationen und waren so abstrahiert, dass die
trachtet. Dabei erfolgt eine Gegenüberstellung der Allgemeingültigkeit für alle entsprechenden am
seitlichen Druckverhältnisse eines Gliederzugs mit Feldversuch beteiligten Fahrzeugkombinationen
einer zulässigen Maximallänge von 18,75 m und ei- gewährleistet ist. Für den vorzunehmenden Ver-
nes Lang-Lkw vom Typ 3 mit einer Gesamtlänge gleich mit konventionellen Lkw wurden diese Mo-
von 25,25 m. Grundlage der Untersuchung bildet delle in analytischen Bezug zu zwei heute üblichen,
ein Landstraßenszenario, in dem sich die Lkw mit auch bei anderen Untersuchungen (vgl. FAT, 2008)
65 km/h17 bewegen. Größe und Geschwindigkeit herangezogenen Referenz-Lkw gestellt (4x2 Sattel-
des zu überholenden Objekts sind dabei für die Fra- zugmaschine mit Sattelauflieger bzw. 6x2 Motor-
wagen mit Zweiachsanhänger).

Anhand gezielt ausgewählter Fahrmanöver wurden


17
Dies bedeutet eine Überschreitung der auf Landstraßen gel- die Fahrzeugkombinationen mit vollem Beladungs-
tenden zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Auf- zustand, d. h. mit 40 t Gesamtgewicht, im Mehrkör-
grund der Erfahrungen aus anderen Teilprojekten der wissen-
schaftlichen Begleitung (vgl. v. a. Kapitel 11.6) erscheint diese persimulationstool angeregt. Ein Lang-Lkw vom Typ
Geschwindigkeit jedoch realitätsnäher. 2 wurde zudem auch teilbeladen simuliert. Die
63

Reaktion von Zugfahrzeug und Anhänger(n) wurde Achsen werden von einem mechanischen, elek-
anhand von ausgewählten, in der Literatur bewähr- tromechanischen, hydraulischen oder pneuma-
ten Kennwerten und den dazugehörigen Zeit- und tischem Aktuator angesteuert. Bis auf die me-
Frequenzgängen beschrieben. Alle Untersuchun- chanische Variante werden die lenkbaren
gen fanden mit passiven Fahrzeugen statt, d. h., Achsen beim Überschreiten einer vom Hersteller
dass die Fahrzeuge kein fahrdynamischen Regel- definierten Grenzgeschwindigkeit zwischen V =
system ESP aufweisen, um auftretende physika- 40 km/h und V = 60 km/h automatisch geblockt.
lische Effekte eindeutig bewerten zu können. Es So rollen die dann zwangsgelenkten Achsen bei
wurden folgende Kombinationen erstellt: höheren Geschwindigkeiten nicht seitenkraft-
reduziert ab. Das Gesamtfahrzeug gewinnt so
• verlängertes Sattelkraftfahrzeug (Typ 1), bei höherer Geschwindigkeit und bei höher dy-
namischen Manövern durch mehr Summen-
• 4x2 Sattelzugmaschine mit Sattelanhänger mit
seitenkraftpotenzial der Achsen an Fahrsicher-
Nachlauflenkachse und Zentralachsanhänger
heit.
(Typ 2): ISO-Container auf den Fahrgestellen
von Sattel- und Zentralachsanhänger, • Eine selbstlenkende Nachlaufachse stellt bei
Seitenkrafteinwirkung selbständig einen Lenk-
• 6x2 Lastkraftwagen mit Sattelanhänger auf Dolly
winkel ein und rollt so rollwiderstandsreduziert
(Typ 3). Zwangsgelenkte Nachlaufachse am Mo-
ab. Bei Sattelanhängern erhöhen sie so die Ran-
torwagen und Zwangslenkung an der ersten
gierbarkeit, verringern jedoch die übertragbare
Dolly-Achse. Jeweils konstantes Übersetzungs-
maximale Seitenkraftabstützung des Achspake-
verhältnis zur Motorwagenvorderachslenkung,
tes. Eine Fahrzeugkombination mit ungeblockter
• 6x2 Lastkraftwagen mit Dreiachsanhänger (Typ Nachlauflenkachse kann bei allen Fahrmanö-
5). Zwangsgelenkte Nachlaufachse am Motor- vern ein instabiles Fahrverhalten aufweisen.
wagen und Zweifach-Achspaket am Heck des
Anhängers.
8.4.2 Ergebnisse
Als Referenz dienen folgende zwei Fahrzeugkombi-
Im Hinblick auf die nachfolgend dargestellten Er-
nationen:
gebnisse ist zu beachten, dass die Verzögerung ei-
• 4x2 Sattelzugmaschine mit Sattelanhänger, nes Kraftfahrzeugs und damit auch dessen Brems-
weg vom zur Verfügung stehenden Reibwert zwi-
• 6x2 Lastkraftwagen mit Zweiachs- Drehschemel- schen Fahrbahn und Reifen, von der Ausgangsfahr-
anhänger. geschwindigkeit sowie von der Geschwindigkeit
Als Fahrmanöver wurden betrachtet: des Bremskraftaufbaus abhängig sind. Das in allen
Lang-Lkw und Vergleichs-Lkw verbaute elektroni-
• stationäre Kreisfahrt, sche Bremssystem stellt die Bremskraft automa-
tisch und kontinuierlich so ein, dass im Falle einer
• Sinuslenken,
ABS-Bremsung die maximale Verzögerung best-
• einfacher Fahrspurwechsel. möglich ausgenutzt wird. Etwaige Streuungen bei
den gemessenen Bremswegen lassen sich damit
Als Achsen wurden sowohl für das Zugfahrzeug als
auf den Bremskraftaufbau in der Anbremsphase
auch für den Anhänger luftgefederte Starrachsen
und den Reibwert zurückführen.
modelliert, welche sich an den in Standard-Sattel-
kraftfahrzeugen oder -Motorwagen beziehungs-
weise konventionellen Sattel-, Zweiachs-, Dreiachs- Bremsweg Worst-Case-Szenario
oder Zentralachsanhängern verbauten Starrachsen • Lang-Lkw vom Typ 3 versus Sattelkraftfahrzeug
orientieren.
Der Bremsweg des Lang-Lkw aus 80 km/h betrug
Exkurs: Gelenkte Achsen bis zum Stillstand 36 m, der des Standardsattelkraft-
fahrzeugs 44 m (vgl. Bild 14). Die Messung zeigte
• Alle Arten zusatzgelenkter Achsen dienen der somit einen längeren Bremsweg des Standardsat-
Einhaltung des BO-Kraftkreises beziehungswei- telkraftfahrzeugs mit 40 t Gesamtmasse im Ver-
se zur besseren Rangierbarkeit der Fahrzeug- gleich zum Lang-Lkw mit ebenfalls 40 t Gesamtmas-
kombination (vgl. Kapitel 8.3). Zwangsgelenkte se. Die Spurhaltung beider Lkw war einwandfrei.
64

Bild 14: Vergleich der Bremswege eines Lang-Lkw und eines


Standardsattelkraftfahrzeugs für das Worse-Case-
Szenario mit je 40 t Gesamtgewicht

Bremsweg Substitutionsszenario Bild 15: Vergleich der Bremswege von 75 km/h bis 5 km/h für
Lang-Lkw Typ 2 mit 7 Achsen (Typ2_7A), Typ 3 mit 8
Achsen (Typ3_8A) und 6 Achsen (Typ3_6A), Sattelzü-
• Lang-Lkw vom Typ 2 versus Sattelkraftfahrzeug ge mit 5 (SZ_5A) und mit 4 (SZ_4A) Achsen

Für den Lang-Lkw vom Typ 2 wurde ein mittlerer


Bremsweg von 37,9 m gemessen. Für das Sattel- geschwindigkeit, sodass in den enthaltenen
kraftfahrzeug konnte ein mittlerer Bremsweg von Bremswegvergleichen tatsächlich Effekte des
35,3 m gemessen werden. Die Messungen zeigten Anbremsens enthalten sind.
somit einen geringfügig längeren Bremsweg des
Lang-Lkw mit 40 t Gesamtmasse im Vergleich zum Bei einer von der BASt auf Basis der von FÖRG,
Sattelkraftfahrzeug mit 28 t Gesamtmasse. SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016)
durchgeführten Messungen vorgenommenen
• Lang-Lkw vom Typ 3 versus Sattelkraftfahrzeug Detailauswertung der Bremswege für das Ge-
schwindigkeitsintervall 75 km/h bis hinunter zu
Für den Lang-Lkw vom Typ 3 wurde ein mittlerer 5 km/h verschwinden die Unterschiede zwischen
Bremsweg von 40,4 m gemessen. Die Messung den einzelnen Lkw-Konfigurationen fast vollstän-
des Bremsweges des Sattelkraftfahrzeugs ergab dig (s. Bild 15). Lediglich die Bremswege des
einen mittleren Wert von 37,6 m. Auch hier wurde Lang-Lkw Typ 3 mit acht Achsen unterscheiden
somit ein geringfügig längerer Bremsweg bei dem sich von den übrigen Bremswegen. Für eine be-
40 t schweren Lang-Lkw im Vergleich zu einem 28 t lastbare statistische Analyse ist der Datenumfang
schweren Sattelkraftfahrzeug gemessen. jedoch zu gering.
• Lang-Lkw vom Typ 3 mit verminderter Achszahl Die Ergebnisse aller Bremswegmessungen sind
versus Sattelkraftfahrzeug auch insgesamt vor dem Hintergrund der Messun-
Für den Lang-Lkw vom Typ 3 mit sechs Achsen genauigkeit des Versuchsaufbaus und der Streu-
wurde ein Bremsweg von 38,7 m gemessen. Der ung der Messwerte sowie der geringen Zahl an
gemessene Bremsweg des Sattelkraftfahrzeugs mit Messfahrten zu diskutieren. Die Verzögerungen
vier Achsen belief sich auf 35,4 m. Wiederum wies streuten bei allen Messungen in allen Geschwindig-
der Lang-Lkw mit 40 t Gesamtmasse im Vergleich keitsintervallen um über 1 m/s2; im oberen Ge-
zum Sattelkraftfahrzeug mit 27 t Gesamtmasse schwindigkeitsbereich (d. h. zum Anfang der Brem-
einen geringfügig größeren Bremsweg auf. sung) war die Streuung mit teilweise über 2 m/s2
am stärksten, was sich unmittelbar auf den gemes-
• Zwischenfazit und Diskussion der Bremsweg- senen Bremsweg auswirkt. Die Verzögerungen la-
messungen gen jedoch im Mittel bei allen Fahrzeugen und
Bremsungen im Bereich von 6 bis 7 m/s2 und damit
Bei den hier dargestellten Ergebnissen wurde – deutlich über den geforderten 5 m/s2 nach § 41
wie eingangs beschrieben – die Bremsung durch StVZO.
den Fahrer initiiert. Eine Auswertung des Brems-
wegs erfolgte für Geschwindigkeiten unter Im Worst-Case-Szenario wies der Lang-Lkw mit
80 km/h, nur etwa 2-3 km/h unter der Ausgangs- 40 t Gesamtmasse einen kürzeren Bremsweg auf
65

als der Standardsattelzug mit ebenfalls 40 t. Alle auf der Lang-Lkw zeigt, dass die Stabilität der unter-
40 t Gesamtmasse beladenen Lang-Lkw wiesen suchten Fahrzeuge stark abhängig vom jeweiligen
dagegen im betrachteten Substitutions-Szenario ei- Beladungszustand und vom Fahrmanöver ist. Eine
nen geringfügig höheren Bremsweg im Vergleich zu Pauschalbewertung einzelner Typen von Lang-Lkw
den durch sie ersetzten Sattelkraftfahrzeugen (26 t ist somit nicht möglich.
bzw. 27 t Gesamtmasse) auf. Bei ganzheitlicher
Betrachtung des Worst-Case-Szenarios der ersten Allgemein gilt, dass Gliederzüge aufgrund ihrer ge-
Studie von SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) ringen Dämpfung zwischen Motorwagen und Dreh-
sowie des Substitutions-Szenarios in der Studie schemelanhänger bei hoher dynamischerer Anre-
von FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER gung schwerer zu stabilisieren sind als Sattelkraft-
(2016) kann somit von vergleichbaren Bremswegen fahrzeuge. Eine Kombination aus beiden stellt Typ 2
von Lang-Lkw im Vergleich zu Lkw herkömmlicher dar, dessen zusätzlicher Zentralachsanhänger, ins-
Bauart ausgegangen werden. besondere bei ungünstiger Beladung (voll belade-
ner Anhänger hinter leerem Sattelkraftfahrzeug),
Sogwirkung bei ausgeprägten Lenkmanövern signifikante Stör-
wirkungen auf das Zugfahrzeug und den Sattelan-
Die Untersuchungen von SÜẞMANN, FÖRG, WEN- hänger ausüben kann (Kippgefahr).
ZELIS (2014) mit CFD-Methoden zeigen in ihrer
Ausprägung identische Druck- und Sogspitzen an Hier zeigt sich bei den Realfahrzeugen auch der Si-
Fahrzeugfront und -heck von Lang-Lkw und der Re- cherheitsgewinn durch die Anforderung ,Achslast-
ferenzfahrzeugkombination. Auch der Verlauf der wägung on board’ (vgl. Kapitel 8.2), die ungünstige
Drücke entlang der Fahrzeuglängen ist vergleich- beziehungsweise gefährliche Beladungszustände
bar. Somit ist ein erhöhtes Gefährdungspotenzial für den Fahrer erkennbar macht. Deutlich unter-
durch Sogwirkung auf Zweiräder von Lang-Lkw im stützt würde die Wirkung der Achslastwägung im
Vergleich zur Lkw herkömmlicher Bauart nicht fest- Hinblick auf die Vermeidung unsicherer Beladungs-
zustellen. Es zeigte sich jedoch bei beiden Fahr- zustände, wenn eine entsprechende Forderung zur
zeugkombinationen eine starke Abhängigkeit vom Überprüfung durch den Fahrer als verpflichtend vor
seitlichen Überholabstand. Bei einer Verkürzung einem Fahrtantritt im Zuge einer Änderung der Aus-
dieses Abstands steigen die zunächst eintretende nahme-Verordnung berücksichtigt würde.
Druck- und danach auch die Sogwirkung an.
Beim einfachen Fahrspurwechsel ist jedoch auch in
einem herkömmlichen Beladungszustand der Ver-
Windstabilität
satz der Fahrspur beim Lang-Lkw-Typ 2 deutlich
Im Rahmen der bereits von SÜẞMANN, FÖRG, höher (2,80 m vs. 1,30 m) und bei den Typen 3 und
WENZELIS (2014) durchgeführten Fahrzeugbegut- 5 immerhin noch leicht erhöht (1,90 m vs. 1,30 m)
achtungen der Lang-Lkw konnten mit 16 Fahrern gegenüber den entsprechenden Referenz-Lkw.
kurze Interviews zu kritischen Situationen bei Hierbei ist jedoch hinsichtlich des Typs 5 zu berück-
schlechten Witterungsbedingungen sowie starken sichtigen, dass dies durch den auch heute schon
Winden durchgeführt werden. Dabei ergab sich zulässigen Anhänger mit einer Länge von bis zu
eine eindeutige, übereinstimmende Einschätzung 12 m bedingt ist.
der Fahrer, dass auch bei Leerfahrten bisher keine
kritischen Situationen durch starke Seitenwinde, Zusätzlich ist zu beachten, dass die Realfahrzeuge
beispielsweise auf Brücken, hervorgerufen wurden. beziehungsweise -fahrzeugkombinationen, die
Die Fahrzeugkombinationen erschienen den Fah- gemäß § 5 Nr. 8 LKWÜberlStVAusnV alle mit elekt-
rern nicht anfälliger für Seitenwinde als entspre- ronischen Fahrdynamikregelsystemen (EVSC) aus-
chende Sattelkraftfahrzeuge oder Gliederzüge, zu- gestattet sind (vgl. Kapitel 4.3), ein deutlich sichere-
mal die im Feldversuch eingesetzten Lang-Lkw res Fahrverhalten erwarten lassen als die passiven
über viele Achsen mit großen Reifen und über ein Simulationsfahrzeuge beziehungsweise -fahrzeug-
vergleichsweise hohes Leergewicht verfügen. kombinationen.

Weitere Erkenntnisse zu speziellen Aspekten der


Fahrdynamik Fahrdynamik und Fahrdynamikregelsysteme bei
Die von SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) Lang-Lkw sind in Kapitel 8.7. dargestellt.
durchgeführte simulative fahrdynamische Analyse
66

8.5 Heckkamerasysteme und


rückseitige Beschilderung
8.5.1 Zielsetzung und Untersuchungsmethodik

Heckkamerasysteme

Im Rahmen der Fahrzeugbegutachtung durch SÜẞ-


MANN, FÖRG, WENZELIS (2014) wurde an den
Lang-Lkw die Anbringung der gemäß § 5 Nr. 11
LKWÜberlStVAusnV geforderten Kameras und
Monitore dokumentiert und die Kamerabilder im Bild 16: Schild (B bzw. C) oder Piktogramm (A)? Gegenüberstel-
lung der gezeigten Alternativen (SÜẞMANN, FÖRG,
Fahrerhaus erfasst. Teilweise konnten die Sichtfel- WENZELIS, 2014)
der vermessen werden. Darüber hinaus wurden die
anwesenden Fahrzeugführer zum Einsatz des Ka- Sichtprobleme anderer Verkehrsteilnehmer
mera-Monitor-Systems befragt. Im Vordergrund
standen Sichtprobleme des Fahrzeugführers, Stand Wie zur Analyse der rückwärtigen Kenntlichma-
der Technik in Bezug auf Kamera-Monitor-Systeme, chung wurden auch die potenziellen Sichtein-
Anbringungsort, Übertragungsmöglichkeiten sowie schränkungen anderer Verkehrsteilnehmer mittels
relevante Sichtfelder zur Beobachtung sowohl des einer Probandenstudie mit 50 Verkehrsteilnehmern
rückwärtigen Verkehrs als auch bei Nutzung als untersucht.
Rangierhilfe.

Im Rahmen der Nachfolgestudie (FÖRG, SÜẞ- 8.5.2 Ergebnisse


MANN, WENZELIS, SCHMEILER, 2016) wurden
Heckkamerasysteme/Kamera-
weiterführende Detailfragen zur praktischen Umset-
Monitor-System
zung und Nutzung des Kamera-Monitor-Systems
untersucht, wo die LKWÜberlStVAusnV nicht näher Die begutachteten Lang-Lkw wiesen unterschiedli-
spezifiziert und einen weiten Lösungsraum alterna- che Kombinationen von Kameramontageort und
tiver Umsetzungen zulässt. Monitor auf. Teilweise war die Heckkamera fest ins-
talliert, teilweise lösbar. Die Platzierung erfolgte ent-
Rückwärtige Kenntlichmachung weder am Dach des letzten Anhängers oder unten
in Höhe des rückwärtigen Unterfahrschutzes. Es er-
Gemäß § 5 Nr. 13 LKWÜberlStVAusnV ist eine geben sich dadurch unterschiedliche Sichtfelder.
rückwärtige Kenntlichmachung eines Lang-Lkw mit Die Datenübertragung erfolgte mittels Kabel oder
einem Schild bestehend aus retroreflektierenden Funk. Im Fahrerhaus gab es teilweise separate
Material (orange mit schwarzer Schrift) mit der Auf- Monitore (größere Bildschirme und bessere Auf-
schrift ,Lang-Lkw’ mit einer Schrifthöhe von 130 mm lösung), oder das rückwärtige Kamerabild konnte in
vorgeschrieben. Verkehrsteilnehmer sind auf Fern- die Tachomuschel am Armaturenbrett eingespielt
straßen jedoch mit einer Vielzahl an rückwärtigen werden (kleinerer Bildschirm, schlechtere Auflö-
Lkw-Markierungen und Aufschriften konfrontiert. sung und kein permanentes Bild).
Ziel dieses Arbeitsschritts war es daher, die Wirk-
samkeit der rückwärtigen Kenntlichmachung zu un- Trotz der Möglichkeit der Anzeige des Kamera-
tersuchen. bildes in der Tachomuschel wurden von einigen
Teilnehmern des Feldversuchs die Bilder auf einen
Dies erfolgte aus forschungsökonomischen Grün- zusätzlichen Monitor übertragen, um oben genann-
den mittels einer Probandenstudie mit 50 Verkehrs- te Vorteile der dauerhaften Anzeige und besseren
teilnehmern. Die Probanden wurden gefragt, wie Auflösung zu nutzen.
lang ein Lkw nach eigener Einschätzung ist und ob
sie ein Schild nur mit Text (vgl. Bild 16, Spalte B Die Anbringung der Kameras erfolgte nur in Aus-
bzw. C) oder mit einem Piktogramm (vgl. Bild 16, nahmefällen am oberen Ende von Aufbauten oder
Spalte A) hinsichtlich Wahrnehmung und Begreif- Anhängern. Voraussetzung dafür ist, dass der
barkeit bevorzugen würden. Dazu musste aus vier Lang-Lkw in einer gleichbleibenden Kombination
alternativen Beschilderungen eine Präferenz ge- aus demselben Zugfahrzeug, Anhänger und gege-
nannt werden. benenfalls Ladeeinheit (Aufbau) fährt. Die Kamera
67

kann in diesem Falle fest installiert werden. Bei Die Nachfolgestudie (FÖRG, SÜẞMANN, WENZE-
wechselnden Ladeeinheiten oder Anhängern wa- LIS, SCHMEILER, 2016) brachte zum Stand
ren Kameras im Bereich des hinteren Unterfahr- 23.06.2016 folgende zusätzliche Ergebnisse:
schutzes angebracht. Eine feste Installation fand
bei Chassis-Anhängern mit wechselnden Ladeein- Der Anbringungsort der Kamera befindet sich bei
heiten statt. Bei wechselnden Anhängern (insbe- 94 % aller Fahrzeugkombinationen im Bereich des
sondere beim Typ 3) waren die Kameras nicht fest Unterfahrschutzes, bei 6 % der Fahrzeugkombina-
installiert, sondern mithilfe einer Klemme am hinte- tionen am oberen Ende des letzten Fahrzeug-
ren Unterfahrschutz befestigt und mit einem Draht- moduls.
seil zusätzlich am Rahmen gesichert. Die Verkabe- Hervorgehoben wird von einigen Betreibern die
lung wurde dann entlang der Seitenplane durchge- Verschmutzungsanfälligkeit, die einen Zusatzauf-
fädelt. wand im praktischen Arbeitsalltag zur regelmäßi-
Bei der Anbringung im Bereich des hinteren Unter- gen Reinigung der Kamera bedingt, der überwie-
fahrschutzes reicht die Sicht bis an den Horizont, gende Teil bewertet dies jedoch als vernachlässig-
wohingegen bei höheren Kamerapositionen die bar.
Sichtweite nach hinten je nach Objektiv begrenzt Das Kamerabild muss gemäß LKWÜberlStVAusnV
ist. Kameras mit starkem Weitwinkelobjektiv weisen auf einem zugehörigen Monitor im Sichtfeld des
optische Verzerrungen auf (tonnenförmige Ver- Fahrzeugführers angezeigt werden. Nicht näher
zeichnung). Diese Verzerrungen und die eher hori- spezifiziert sind jedoch die Größe der Anzeige und
zontale Perspektive auf die Fahrbahn bei Anbrin- ob das Kamerabild exklusiv und permanent auf ei-
gung der Kamera im Bereich des hinteren Unter- nem Monitor angezeigt werden soll oder ob auf
fahrschutzes erschweren laut Fahreraussagen die demselben Monitor zusätzliche Anzeigen zulässig
Einschätzung von Entfernungen von Objekten sind, z. B. bei Integration in das Tachometer oder
(Fahrzeugen) hinter dem Lang-Lkw. Höher ange- Navigationssystem. Die meisten Fahrzeugkombina-
brachte Kameras verbessern tendenziell das Ein- tionen (87 %) sind mit einem Monitor mittlerer Grö-
schätzen von Distanzen über die Kamera-Moni- ße (10 – 20 cm Bildschirmdiagonale) ausgerüstet.
tor-Systeme. Zu etwa gleichen Anteilen wählen die Betreiber per-
Eine rückwärtige Kamera an einem Lang-Lkw war manente, exklusive Anzeigen auf einem separaten
mit steilem Winkel auf den unmittelbaren Nahbe- Monitor und die Integration des Kamerabildes in be-
reich hinter dem zweiten Anhänger gerichtet und stehende Monitore, die nicht exklusiv das Kamera-
dies mit einer Sichtweite bis ca. 5 m. Diese relativ bild anzeigen, sondern auch weitere Anzeigen dar-
vertikale Perspektive ermöglicht eine sehr gute Ein- stellen.
schätzung der Entfernung von Objekten hinter dem Um die Praktikabilität sowie Nutzen und Mehrwert
Lang-Lkw. Dadurch eignet sich das System beson- des Kamera-Monitor-Systems im alltäglichen Fahr-
ders zum sicheren rückwärts Heranfahren an La- zeugeinsatz zu analysieren, wurde im Rahmen der
derampen, jedoch nicht, um während der Fahrt Fragenbogenaktion von FÖRG, SÜẞMANN, WEN-
eventuell Fahrzeuge zu erkennen, die zum Beispiel ZELIS, SCHMEILER (2016) auch eine Bewertung
überholen wollen. des Systems in Bezug auf die Nutzung zur Beob-
Laut Fahreraussagen werden die Kamera-Moni- achtung des rückwärtigen Verkehrs und den Ein-
tor-Systeme vor allem bei Rangiermanövern und satz als Rückfahrhilfe abgefragt. Bei der Bewertung
beim Rückwärtsfahrten genutzt, auch wenn Dis- des Mehrwerts des Kamera-Monitor-Systems zur
tanzen nur schwer einzuschätzen sind. Personen Beobachtung des rückwärtigen Verkehrs ergibt sich
und größere Objekte im Nahbereich hinter dem ein gemischtes Bild, der Mehrwert wird jedoch vom
Fahrzeug sind jedoch bei allen Varianten erkenn- größeren Teil der Betreiber eher verneint oder als
bar. niedrig bewertet, wohingegen der Mehrwert als
Rückfahrhilfe klar betont und insgesamt als hilfreich
Die Verschmutzungsanfälligkeit der Kameras ist bewertet wird.
sowohl bei der Montage im Bereich des hinteren
Unterfahrschutzes als auch am Dach von Aufbau- Rückwärtige Kenntlichmachung
ten und Anhängern gegeben, wobei eine Reini-
gung bei tief montierten Kameras natürlich einfa- Zunächst kann festgehalten werden, dass alle un-
cher ist. tersuchten Lang-Lkw mit einer rückwärtigen Kennt-
68

lichmachung ausgerüstet waren. Jedoch war ein der Zuladung, gegenübergestellt werden. Übliche
Schild nicht retroreflektierend ausgeführt. Kennzahlen sind hier Liter je Tonne Zuladung und
gefahrenem Kilometer beziehungsweise Liter je Ku-
Bei der Befragung von SÜẞMANN, FÖRG, WEN- bikmeter Zuladung und gefahrenem Kilometer.
ZELIS (2014) präferierten 74 % der Testpersonen
ein Piktogramm gegenüber einem Schriftzug und Im Feldversuch eingesetzte Lang-Lkw fahren teil-
hielten es für eindeutiger (vgl. Bild 16). weise regelmäßig gleiche Routen mit sich wieder-
holenden Ladungsbedingungen ab. Dies begünstigt
Im Rahmen der Fragebogenaktion im Rahmen der die Analyse von Kraftstoffverbräuchen, weil ge-
Nachfolgestudie (FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS, nannte Einflussparameter wie Wetter und Verkehr-
SCHMEILER, 2016) wurde erfasst, dass lediglich seinflüsse durch die Betrachtung längerer Zeiträu-
5 % der Lang-Lkw über eine über die geforderte me statistisch gemittelt werden. Der Einfluss der
hinausgehende Kennzeichnung verfügen (z. B. Fahrweise kann über Telematiksysteme kontrolliert
Schild 25 m, Leuchtstreifen), wohingegen 95 % nur werden, die auch der Bewertung der Fahrweise der
das durch die LKWÜberlStVAusnV geforderte Stan- Fahrer durch die Spediteure dienen.
dardschild anbringen.
Die Analyse der Kraftstoffverbräuche und Trans-
Sichtprobleme anderer Verkehrsteilnehmer porteffizienzen erfolgt im Rahmen dieser Studie auf
Basis von Flottentelematikdaten, welche unter an-
Bezüglich möglicher Sichteinschränkungen schil- derem auch Informationen zu Einsatzgewichten
derten die Probanden gegenüber SÜẞMANN, oder auch Durchschnittsgeschwindigkeiten enthal-
FÖRG, WENZELIS (2014) selbst erlebte Schlüssel- ten. Zur Ermittlung des Kraftstoffverbrauchs und der
situationen mit herkömmlichen Lkw. Nach Erfah- CO2-Emissionen wurden über zwei Monate hinweg
rung der Befragten treten Sichteinschränkungen von einer Spedition Fahrten mit den gleichen, leich-
durch Lkw hauptsächlich bei Überholvorgängen auf ten Transportgütern (beide Fahrten jeweils volu-
Landstraßen auf und es wird auf die Gefahr einer menvoll) mit unterschiedlichen Fahrzeugen bezie-
Verdeckung von Verkehrszeichen hingewiesen. Die hungsweise Fahrzeugkombinationen (Standardsat-
Frage ist also, inwieweit sich in diesen Situationen telkraftfahrzeug und Lang-Lkw) verglichen.
durch den Einsatz von Lang-Lkw etwas ändern wür-
de. Im Feldversuch war dies nicht feststellbar.
8.6.2 Ergebnisse

Auf der zur Analyse herangezogenen Fernver-


8.6 Exemplarische Analyse des kehrsroute wurden von der Spedition leichte Güter
Kraftstoffverbrauchs und der mit einer mittleren Dichte von 0,72 kg/dm³ transpor-
CO2-Emissionen tiert. Die Güter wurden sowohl von einem Volu-
men-Sattelkraftfahrzeug mit 36 t zulässiger Ge-
8.6.1 Zielsetzung und Untersuchungsmethodik samtmasse und 100 m³ Ladevolumen als auch von
einem Lang-Lkw vom Typ 3 mit 40 t zulässiger Ge-
Ziel dieses Arbeitspakets in der Studie von SÜẞ-
samtmasse und 155 m³ Ladevolumen transportiert.
MANN, FÖRG, WENZELIS (2014) war die Beurtei-
Aufgrund der geringen Dichte des Ladeguts konn-
lung der möglichen CO2-Reduktion durch am Feld-
ten bei beiden Lkw-Konzepten stets die vollen
versuch teilnehmende Lang-Lkw. Diese kann auf
Ladevolumina ausgeschöpft werden. Die bewert-
mehreren Ebenen erfolgen: von Betrachtungen der
eten Fahrstrecken belaufen sich auf 10.700 km
Transporteffizienz einzelner Lkw bis zu Auswirkun-
beim Standardsattelkraftfahrzeug beziehungsweise
gen auf komplexe Logistiksysteme unter Berück-
8.900 km mit dem Lang-Lkw.
sichtigung eingesparter Fahrten oder umverteilter
Ladung. SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) Die mittleren Kraftstoffverbräuche unterscheiden
gingen ausschließlich auf Ersteres ein. Hierzu wur- sich mit 24,1 l/100 km beim Referenzfahrzeug und
den Kraftstoffverbräuche beziehungsweise CO2- 33,9 l/100 km beim Lang-Lkw deutlich. Zur Berech-
Emissionen von Lang-Lkw mit jenen von Lkw her- nung der Transporteffizienz werden sie in Bezug
kömmlicher Bauart verglichen und der jeweiligen zur Nutzlast (je Tonne) beziehungsweise des Nutz-
Transportaufgabe gegenübergestellt. Um die Trans- volumens (je Kubikmeter) gesetzt. Es ergab sich
porteffizienz von Lkw zu bewerten, muss der Kraft- für das Standardsattelkraftfahrzeug eine Trans-
stoffverbrauch jeweils dem Nutzen der Fahrt, d. h. porteffizienz von 3,37 l/100 tkm beziehungsweise
69

punkte teilweise signifikant von konventionellen


Fahrzeugkombinationen unterscheidet, stellte sich
die Frage, ob eine Anpassung der Fahrdynamik-
regelungsfunktionalität auf Basis konventioneller
Lkw erforderlich ist, um eine vergleichbare Fahrsi-
cherheit durch elektronische Stabilisierungseingriffe
für Richtungsstabilität und Überschlagvermeidung
zu gewährleisten. Zum Beispiel könnte das EVSC
(Electronic Vehicle Stability Control) der verschie-
denen Lang-Lkw-Typen bei kritischen Fahrmanö-
vern (z. B. Kurvenbefahrung oder -bremsung, Aus-
weichen, J-Turn) nicht an allen Fahrzeugeinheiten
Bild 17: Transporteffizienzen von Sattelkraftfahrzeug und Lang-
der Kombination adäquat arbeiten und so Schleu-
Lkw bei unterschiedlichen Dichten der Ladung (SÜẞ- dervorgänge oder Überrollen nicht verhindern be-
MANN, FÖRG, WENZELIS, 2014) ziehungsweise das Fahrzeug oder die Fahrzeug-
kombination nur eingeschränkt stabilisieren.
0,24 l/100 m³km und für den Lang-Lkw von
2,81 l/100 tkm beziehungsweise 0,21 l/100 m³km. Im Rahmen des Teilprojekts der Abschlussphase
Der Lang-Lkw weist somit bezüglich der Nutzlast von FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER
eine um 15 % bessere Transporteffizienz und be- (2016) wurde dafür ein Überblick und eine Bewer-
züglich des Nutzvolumens eine um 14 % bessere tung der Funktionalität von EVSC-Systemen in
Transporteffizienz auf. Lang-Lkw geliefert. Auf Basis der gesetzlichen Vor-
schriften bezüglich der Funktionalität und techni-
Bild 17 zeigt links den Verlauf der Transporteffizien- schen Ausprägung von EVSC-Systemen in konven-
zen beider Lkw-Konzepte auf Basis der Nutzlast in tionellen Lkw wurde zum einen durch Recherche
l/100 tkm. Der Verlauf weist für den Lang-Lkw bei des Stands der Wissenschaft und zum anderen
113 kg/m³ eine Unstetigkeit auf. Bei dieser Dichte durch Expertengespräche mit Herstellern von
erreicht ein volumenmäßig ausgelasteter Lang- EVSC-Systemen für Lang-Lkw eine Bewertung ab-
Lkw die zulässige Gesamtmasse. Das heißt, bei geleitet, die den bisherigen EVSC-Absicherungs-
höheren Dichten der Ladung kann volumenbezo- prozess bei Lang-Lkw beurteilt und mögliche Hand-
gen der Lkw nicht mehr voll ausgelastet werden. lungsempfehlungen identifiziert.
Dieser Punkt ist beim Sattelkraftfahrzeug erst bei
225 kg/m³ erreicht. Der um 15 % geringere Ver-
brauch des Lang-Lkw bezogen auf die Nutzlast 8.7.2 Ergebnisse
bleibt bis zu der Dichte von 113 kg/m³ relativ
konstant und bricht dann ein. Der Vorteil des Lang- Das EVSC-System muss nach UN-Regelung Nr. 13
Lkw in der Transporteffizienz bezogen auf das für alle Fahrzeugklassen die Funktionen Richtungs-
Nutzvolumen von 14 % ist ebenfalls bis 113 kg/m³ stabilisierung und Überschlagregelung umfassen
relativ konstant und bricht danach ein (Bild 17, Die Richtungsstabilisierung umfasst eine Funktion
rechts). Ab einer Dichte von 136 kg/m³ weist stets des EVSC-Systems, die den Fahrer im Rahmen der
das Sattelkraftfahrzeug eine bessere Transporteffi- physikalischen Grenzen des Fahrzeugs dabei un-
zienz auf; sowohl masse- also auch volumenbezo- terstützt, bei Unter- oder Übersteuern die ge-
gen. wünschte Fahrtrichtung beizubehalten, und die
bei einem Anhänger dazu beiträgt, diesen in der
Fahrtrichtung des Zugfahrzeugs zu halten. Die
Überschlagregelung umfasst eine Funktion des
8.7 Analysen zu Lang-Lkw
EVSC-Systems, die auf ein bevorstehendes Über-
spezifischen Aspekten von rollen, d. h. seitliches Umkippen beziehungsweise
Fahrdynamikregelungen Drehen um die Fahrzeuglängsachse, durch Brem-
8.7.1 Zielsetzung und Untersuchungsmethodik sen einzelner Räder oder Radgruppen reagiert, um
das Kraftfahrzeug so zu stabilisieren, dass es nicht
Da sich die Kinematik von Lang-Lkw unter anderem umkippt. Die Wirksamkeit des EVSC-Systems muss
durch die größere Gesamtlänge, zusätzliche An- für den zu genehmigenden Fahrzeugtyp (Zugfahr-
hänger oder Sattelanhänger oder zusätzliche Knick- zeug oder Anhängerfahrzeug) dem technischen
70

Dienst durch dynamische Fahrmanöver nachgewie- Umkonfiguration einer Fahrzeugkombination wird


sen werden. Eine Überprüfung der Funktionalität gewährleistet, dass das EVSC zuverlässig funktio-
des ESVC-Systems in einer Fahrzeugkombination niert. Wichtig für das Funktionieren des EVSC bei
(Zugfahrzeug und gekuppelte/s Anhängerfahr- ein oder mehreren angehängten Fahrzeugeinheiten
zeug/e) wird nicht gefordert. ist jedoch, dass alle dafür benötigten Informationen
zwischen den Einheiten ausgetauscht werden be-
Für konventionelle Gliederzüge und Sattelkraftfahr- ziehungsweise kontinuierlich auf einer Datenleitung
zeuge besteht weitreichende Expertise bezüglich verfügbar sind. Es muss darauf geachtet werden,
der fahrdynamischen Stabilität dieser Fahrzeuge dass die Kommunikation zwischen den Fahrzeug-
seitens der Hersteller und der Prüforganisationen. modulen inklusive der relevanten Botschaften ord-
Da die im Rahmen der LKWÜberlStVAusnV zuge- nungsgemäß funktioniert und dass jeder Anhänger
lassenen Lang-Lkw jedoch die geometrischen Aus- seine Parameter korrekt an das Zugfahrzeug über-
maße konventioneller Lkw teilweise wesentlich mittelt. Hilfreich für die Robustheit der EVSC-Sys-
übertreffen und zusätzliche Gelenkpunkte aufwei- teme ist weiterhin, dass in den Anhängerfahrzeu-
sen, gelten diese Stabilitätserkenntnisse nicht gen ein Querbeschleunigungssensor im EBS-Sys-
zwangsläufig analog für Lang-Lkw. Die EVSC-Her- tem integriert ist, sodass auch autark und somit un-
steller besitzen jedoch einen großen Erfahrungs- abhängig vom Zugfahrzeug und von der Anzahl und
schatz darin, wie sich verschiedenste Fahrzeug- den Eigenschaften anderer Anhängerfahrzeuge
kombinationen durch Integration ihrer EVSC-Syste- agiert werden kann.
me stabilisieren lassen und in welchem Bereich die
technischen Herausforderungen liegen. Im Rah- Es ist festzustellen, dass die Hersteller eine sehr
men dieser Entwicklungstätigkeiten haben die große Bandbreite an Fahrmanövern, Beladungszu-
Hersteller bereits viele Fahrzeugkombinationen ständen und Reibwerten analysieren und mit ho-
fahrdynamisch untersucht, hierunter auch Fahr- hem Aufwand messtechnisch erfassen und bewer-
zeugkombinationen mit Überlänge, da diese schon ten. Trotzdem können nicht alle denkbaren Instabi-
seit einigen Jahren im europäischen und nicht- litätsphänomene adressiert werden, die für überlan-
europäischen Ausland zulassungsfähig sind und ge Fahrzeugkombinationen in der Literatur genannt
die auch mitunter als fahrdynamisch noch kritischer werden. Die Erweiterung der technischen Einrich-
zu bewerten sind als die in der LKWÜberlStVAusnV tung von Lang-Lkw um die Größen Raddrehzahlen
definierten Lang-Lkw (mehr Gelenkpunkte, Ge- aller Räder, radindividuelle Bremsdrücke und Gier-
samtmasse von bis zu 76 t). Der Grundaufbau aus raten der Anhängerfahrzeuge würde dabei helfen,
Richtungsstabilisierung und Überschlagregelung im die Fahrstabilität von Fahrzeugkombinationen wei-
Zugfahrzeug und untergeordneten, aber auch ter zu steigern. Forschungsseitig wird gewünscht,
autark funktionsfähigen EVSC in den Anhänger- den fahrdynamisch anspruchsvollsten Lang-Lkw,
fahrzeugen gehorcht bei Lang-Lkw derselben Struk- den Typ 2, in einer spezifischen Untersuchung ob-
tur wie in konventionellen Fahrzeugen. jektiv zu bewerten, da dieser von den Herstellern in
seiner genauen Definition nach LKWÜberlStV
Für Lang-Lkw wurden aufgrund der Erfahrung der AusnV bisher nicht vollumfänglich praktisch abgesi-
Hersteller mit komplexeren Kombinationstypen chert wurde. Hierbei wäre es sinnvoll, Fahrmanöver
zwar nicht konsequent jeder der fünf Lang-Lkw-Ty- mit jeweils deaktiviertem und aktiviertem
pen fahrdynamisch untersucht, aber einzelne Typen EVSC-System und auch mit dem nach SÜẞMANN,
wurden spezifisch betrachtet und repräsentative Er- FÖRG, WENZELIS (2014) kritischsten Beladungs-
kenntnisse aus Untersuchungen mit vergleichbaren zustand (Sattelanhänger leer, Zentralachsanhänger
oder noch kritischeren Fahrzeugkombinationen voll) zu analysieren, um zu prüfen, ob das
wurden verwendet, um die EVSC-Systeme auszu- EVSC-System die fahrdynamisch anspruchsvollen
legen und abzusichern. Insofern sind Lang-Lkw mit Eigenschaften vollumfänglich kompensieren kann.
EVSC als fahrdynamisch sicher einzustufen.

Die Hersteller verfolgen bei Fahrzeugkombinatio-


8.7.3 Fazit
nen im Allgemeinen eine im fahrdynamischen Sinne
konservative und robuste Regelstrategie, die die Es ist festzuhalten, dass die fahrdynamische Stabi-
Fahrsicherheit in den Vordergrund stellt und gege- lität von Lang-Lkw mit EVSC und EBS nach Ansicht
benenfalls langsamere Kurvengeschwindigkeiten der Experten als sicher zu bezeichnen ist. Die Fahr-
der Fahrzeugkombination in Kauf nimmt. Auch bei dynamikregler der EVSC-Systeme können auf-
71

grund der genannten Fahrzeugvarianz zwar nicht normalen Sattelkraftfahrzeug mit fünf Achsen. Ge-
sehr fahrzeugspezifisch ausgelegt werden. Durch räuschmessungen an Lang-Lkw wurden nicht vor-
Codierung, Adaption und Schätzverfahren können genommen. Stattdessen wurden Simulationen des
sich die Algorithmen jedoch an das Fahrzeug an- Vorbeifahrtpegels durchgeführt. Wesentliche Merk-
passen, sodass von einer robusten Regelung aus- male der untersuchten Lkw waren dabei neben den
zugehen ist, die auf initial konservativ ausgewähl- unterschiedlichen Achsanzahlen die Achsabstände
ten Schwellwerten beruht. Die autark arbeitende und die Achsgewichte.
Überschlagregelung der Anhängerfahrzeuge trägt
hierbei kombinationstypübergreifend zu einer Nach RONNEBERGER (1989) weist der Reifen
robusten EVSC-Gesamtfunktionalität bei. Durch eine deutliche Richtcharakteristik in und entgegen
intensive fahrdynamischen Erprobungen der der Fahrtrichtung bei der Schallabstrahlung auf.
EVSC-Systeme seitens der Hersteller, auch in Fahr- Hervorgerufen wird diese Charakteristik durch den
zeugkombinationen mit kritischerer Kinematik und sogenannten Horneffekt. Der Reifen bildet mit der
Gesamtgewicht, kann daraus geschlossen werden, Fahrbahnoberfläche ein Horn, das wie bei einem
dass auch die Lang-Lkw mit EVSC ein stabiles Lautsprecher die Schallabstrahlung durch eine Im-
Fahrverhalten aufweisen, auch wenn seitens der pedanzanpassung effektiviert. Dieser Horneffekt
Hersteller nicht explizit alle fünf der nach LKWÜber- wurde durch KROPP, BÉCOT, BARRELET (2000)
lStVAusnV definierten Lang-Lkw-Typen in allen eingehend untersucht. Aus dem Horneffekt resul-
möglichen Beladungszuständen untersucht werden tiert eine entsprechende Richtcharakteristik für
konnten. Nochmals gesondert betrachtet werden das gesamte Fahrzeug, da bei hohen Geschwin-
sollte nach Auffassung der Autoren des Berichts digkeiten (Pkw ab ca. 30 km/h, Lkw ab 40 bis
des Forschungsauftrags (FÖRG, SÜẞMANN, 50 km/h) das Reifengeräusch dominiert. Für Pkw
WENZELIS, SCHMEILER, 2016) der Lang-Lkw wurde auf dichten Fahrbahnen die Richtcharakte-
vom Typ 2, um auch den von der Fahrstabilität her ristik Γ nach BARTOLOMAEUS (2010) als Dipol
anspruchsvollsten aller Lang-Lkw-Typen vollum- modelliert:
fänglich und final praxiserprobt fahrdynamisch ab-
zusichern.

Da auch im europäischen Ausland vergleichbare Dabei gibt ϕ die Richtung bezogen auf die Senk-
Lang-Lkw wie in Deutschland auf den Straßen vor- rechte der Fahrzeugachse an. Der Parameter a gibt
zufinden sind, werden die Fragestellungen bezüg- die Stärke der Richtwirkung an und entspricht einer
lich möglicher Kombinationstypen und deren Cha- entsprechenden Erhöhung des Emissionspegels in
rakteristika auch bereits auf UNECE-Ebene durch und gegen die Fahrtrichtung. Für Pkw ergab sich
ein Expertengremium zu Modular Vehicle Combina- hierfür ein Wert von 3,3 dB. Dieser Wert wurde hier
tions (MVC) als Arbeitsgruppe der Working Party on zur Berücksichtigung der Richtcharakteristik eben-
Brakes and Running Gear bearbeitet. Nach Ab- falls angesetzt. Während bei einer einzelnen Quelle
schluss der Arbeiten zu MVC ist eine Übernahme der Maximalpegel durch die Richtcharakteristik
dieser Prüfvorschriften für Lang-Lkw zu empfehlen. nicht beeinflusst wird, erhöht sich der Mittelungspe-
gel um ca. 1,7 dB.

Die Geräuschemission von Lkw-Reifen hängt stark


8.8 Geräuschemission von der Last ab. Nach SANDBERG, EJSMONT
(2002) beträgt der Anstieg der Geräuschemission je
8.8.1 Zielsetzung und Untersuchungsmethodik
Verdoppelung der Radlast für Antriebsreifen nach
Da die Achsanzahl von Lang-Lkw gegenüber nor- einer Studie von Bridgestone 2,7 dB und für die
malen Lkw in der Regel erhöht ist, kann vermutet Rillenreifen der Lenkachse und der Nachlaufach-
werden, dass sich die Geräuschemission ebenfalls sen 1,6 dB. Diese Werte wurden bei der Modellie-
erhöht. Um dieser vermuteten negativen Auswir- rung verwendet.
kung nachzugehen, wurde eine BASt-interne Unter-
suchung durchgeführt. Mit dem Verfahren der ,Statistischen Vorbeifahrt“
wurden von der BASt mit einem Mikrofonarray an
Untersucht wurde die Geräuschemission von zwei einem Belag aus lärmarmen Splittmastixasphalt
Lang-Lkw-Typen (Typ 2 mit sieben Achsen und Typ SMA 0/8 LA Messungen durchgeführt. In Bild 18 ist
3 mit acht Achsen, siehe Bild 1) gegenüber einem exemplarisch eine Vorbeifahrt gezeigt.
72

Bild 18: Geräuschpegel der Vorbeifahrt eines schweren Lkw am Mikrofonarray

Auf der Abszisse ist die Zeit aufgetragen, auf der Achse Normaler Lang-Lkw- Lang-Lkw-
Ordinate der Winkel zum Mikrofonarray. In Falsch- Lkw Typ 2 Typ 3
farben ist der Geräuschpegel in dB angegeben; von 1-2 3,7 3,7 4,9
blau über lila und rot zu gelb hin ansteigend. Die in 1-3 9,5 9,5 6,3
dem dargestellten Auswerteschlauch enthaltende 1-4 10,8 10,8 11,0
Schallenergie wird von dem Programm summiert,
1-5 12,1 12,1 12,4
die Schallenergie außerhalb des Auswertebereichs
1-6 19,6 18,1
wird bei der Summation vernachlässigt.
1-7 20,9 19,4
Es wurden zehn repräsentative schwere Lkw hin- 1-8 20,5
sichtlich des Geräuschanteils von Vorder- und Hin-
Tab. 3: Achsabstände in Metern
terachsgruppe ausgewertet.

Die Vorderachsgruppe bestand jeweils aus der Len-


kachse und einer oder zwei Antriebsachsen, wäh- Achse Normaler Lang-Lkw- Lang-Lkw-
Lkw Typ 2 Typ 3
rend die Hinterachsgruppe aus zwei bis drei Nach-
laufachsen bestand. Die Messung des A-bewerte- 1 6,7 6,5 6,4

ten Maximalpegels ergab für eine Mikrofonhöhe 2 6,0 5,7 6,6


von 3,6 m einen Gesamtwert von 85,9 dB(A) bei 3 3,4 3,3 3,5
einer mittleren fiktiven18 Fahrgeschwindigkeit von 4 3,4 3,3 3,4
85,5 km/h. Dabei trug die Vorderachsgruppe mit 5 3,4 3,3 3,4
84,5 dB(A) einen um 1,4 dB höheren Pegel als die 6 5,1 3,7
Hinterachsgruppe mit 83,1 dB(A) bei. Die energe- 7 5,1 3,7
tische Summe aus Vorder- und Hinterachspegel er- 8 3,7
gibt mit 86,9 dB(A) einen um 1,0 dB höheren Wert
als der gemessene Gesamtwert. Das ist auf den im Tab. 4: Achslasten in Tonnen
Vergleich zur Messentfernung (7,5 m bis zur Mitte
der Fahrzeugachse) großen Abstand zwischen den Achsgruppen (beim Mercedes Benz Actros beträgt
dieser ca. 9,0 m) zurückzuführen.

In Tabelle 3 sind die Achsabstände der drei unter-


18
In vielen Untersuchungen der BASt werden Durchschnittsge-
suchten Lkw aufgelistet, die bei der Modellierung
schwindigkeiten von Lkw auf BAB ermittelt, die über der nach
Straßenverkehrs-Ordnung zulässigen Geschwindigkeit verwendet wurden. In Tabelle 4 sind für die Lkw die
liegen. angenommenen Achslasten angegeben.
73

Die Gesamtlast des normalen Lkw wurde mit 22,8 t 8.8.2 Ergebnisse
angenommen, die der Lang-Lkw mit 32,2 t (Typ 2)
beziehungsweise 34,4 t (Typ 3). Diese Werte erge- In Bild 19 sind die Pegelzeitverläufe der drei unter-
ben sich aus den Angaben über Leergewichte und suchten Lkw dargestellt.
Achslastverteilungen des von WELLNER, UHLIG
Bei den einzelnen Lkw sind die Beiträge der einzel-
(2015) durchgeführten Forschungsprojektes FE
nen Achsen dargestellt, während bei der Übersicht
04.0254/2011/ERB „Beanspruchung der Straßeninf-
unten rechts nur die summierten Gesamtpegel der
rastruktur durch Lang-Lkw“ (vgl. Kapitel 9). Das
Achsen dargestellt sind.
Leergewicht des normalen Lkw beträgt hier 14,4 t,
das der Lang-Lkw 19,6 t (Typ 2) bzw. 21,8 t (Typ 3). In Tabelle 5 sind die Maximal- und Mittelungspegel
Die mittlere Ladungsdichte wurde mit jeweils 84 kg/ der Berechnungen mit und ohne Richtwirkung dar-
m3 angesetzt. Der normale Lkw hat ein Ladevolumen gestellt.
von 100 m3, die Lang-Lkw jeweils eines von 150 m3
Die Ergebnisse zeigen, dass der maximale Vorbei-
Die jeweils zweite Achse war angetrieben und trug fahrtpegel des Lang-Lkw vom Typ 2 mit der des
Zwillingsbereifung. Die Reifen dieser Antriebsachse äquivalenten normalen Lkw in etwa übereinstimmt
wurde mit einem Emissionspegel von 74 dB(A) mo-
(leichte Erhöhung um bis zu 0,3 dB). Dem gegen-
delliert, während den anderen Reifen ein Emiss-
über weist der maximale Vorbeifahrtpegel des
ionspegel von 73 dB(A) zugeordnet wurde. Zusätz-
Lang-Lkw vom Typ 3 einen um 0,8 bis 0,9 dB im Be-
lich wurde der Emissionspegel der Antriebsachse
zug auf die Modellergebnisse signifikant erhöhten
um 3 dB erhöht, um die doppelte Anzahl von Reifen
Wert auf. Der für die Geräuschimmission maßge-
auf der Achse zu berücksichtigen. Andererseits ver-
bende Mittelungspegel liegt beim Lang-Lkw vom
teilt sich die Achslast bei der Antriebsachse auf vier
Typ 2 um 1,4 bis 1,5 dB höher, beim Lang-Lkw vom
statt zwei Reifen.
Typ 3 ähnlich um 1,6 bis 1,7 dB höher als der des
Die Pegel wurden schließlich bezüglich Abstand, mit dem gleichen Ladegut beladenen normalen
Fahrgeschwindigkeit und Fahrbahnbelag so nor- Lkw. Diese Ergebnisse gelten sowohl für Berech-
miert, dass für den normalen Lkw der messtechnisch nungen mit als auch ohne Richtcharakteristik. Be-
ermittelte Wert von 85,9 dB(A) modelliert wurde. züglich der Frage nach den Auswirkungen eines
Einsatzes von Lang-Lkw auf die Geräuschemission
Neben den Maximalpegeln, die üblicherweise bei ist aber noch zu berücksichtigen, dass drei normale
Messungen der Geräuschemission von Fahrzeu- Lkw durch zwei Lang-Lkw ersetzt werden (vgl. Kapi-
gen ermittelt werden, spielt für die Geräuschimmis- tel 7). Somit ergibt sich insgesamt eine geringe Pe-
sion in einer größeren Entfernung von der Geräu- gelminderung der Geräuschemission von Lang-Lkw
schquelle der Mittelungspegel Lm eine Rolle. Er gibt gegenüber dem normalen Lkw um 0,1 bis 0,4 dB.
den über einen Bezugszeitraum energetisch gemit-
telten Schalldruckpegel an und ist definiert als: Gegenüber einem normalen Lkw mit dem Gesamt-
gewicht eines Lang-Lkw von beispielsweise 33 t
sind die untersuchten Lang-Lkw aufgrund der gerin-
geren Lasten auf der Antriebsachse zudem deutlich
leiser. Dies gilt auch für den relevanten Mittelungs-
Dabei ist L(t) der Pegel zur Zeit t innerhalt einer
pegel.
Zeitdauer Ṫ.

Bei längeren Fahrzeugen oder Fahrzeugkombinati- Größe Normaler Lang-Lkw- Lang-Lkw-


onen werden bei gleichem Maximalpegel deutlich Lkw Typ 2 Typ 3
höhere Mittelungsegel ermittelt als bei kürzeren Maximalpegel
85,1 85,1 85,9
Fahrzeugen, wie z. B. Pkw. Bei einer ausreichend ohne Richtwirkung
großen Zeitdauer ändert sich der Mittelungspegel Maximalpegel
85,9 86,2 86,8
mit größer werdender Zeitdauer nicht mehr wesent- mit Richtwirkung

lich. Für die Standardentfernung von 7,5 m zur Mitte Mittelungspegel


85,5 87,0 87,2
ohne Richtwirkung
der Fahrzeugachse oder bei Lkw mit einer Breite
Mittelungspegel
von ca. 2,5 m einer Entfernung von 6,25 m zur äu- 87,3 88,7 88,9
mit Richtwirkung
ßeren Rollspur kann eine Zeitdauer von 10 Sekun-
den als ausreichend angenommen werden. Tab. 5: Maximal- und Mittelungspegel in dB(A)
74

Bild 19: Pegelzeitverläufe der drei untersuchten Lkw. Oben links: normales Sattelkraftfahrzeug; oben rechts: Lang-Lkw-Typ 2; untern
links: Lang-Lkw-Typ 3; unten rechts alle drei Lkw zusammen. Die dünnen Linien sind ohne, die dicken Linien mit Richt-
charakteristik gerechnet

8.9 Fazit und Folgerungen LIS (2014) hat ein Vergleich der Bremswege eines
Lang-Lkw mit den im Feldversuch derzeit überwie-
Zusammenfassend lässt sich auf Basis der von gend zum Einsatz kommenden acht Achsen und ei-
SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS (2014) und FÖRG, nes Standardsattelkraftfahrzeugs mit fünf Achsen
SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016) sowie sowie mit jeweils 40 t Gesamtgewicht für den Lang-
der BASt-intern erarbeiteten Ergebnisse resümie- Lkw einen kürzeren Bremsweg ergeben. In FÖRG,
ren, dass unter den untersuchten Randbedingungen SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016) wur-
und bei herkömmlichen Beladungszuständen keine den in Vergleichen zwischen ca. 28 t schweren Sat-
Probleme hinsichtlich der behandelten fahrzeug- telkraftfahrzeugen mit verschiedenen 40 t schweren
technischen Fragestellungen ermittelt werden konn- Lang-Lkw (alle Fahrzeuge waren mit Gut gleicher
ten. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass die Dichte beladen) durchweg etwas längere Bremswe-
vorgeschriebenen elektronischen Stabilisierungs- ge für den Lang-Lkw gemessen. Dabei ist jedoch zu
systeme die grundsätzlich anspruchsvollere Fahr- berücksichtigen, dass die Verzögerungen im Mittel
dynamik der Lang-Lkw vom Typ 2 auf das Niveau bei allen Fahrzeugen und Bremsungen im Bereich
heutiger Fahrzeugkombinationen bringen kann. von 6 bis 7 m/s² und damit deutlich über den gefor-
Ein Effizienzgewinn von bis zu 15 % und die damit derten 5 m/s2 nach § 41 StVZO lagen.
verbundenen Kraftstoffeinsparung scheinen realis-
tisch. Die Ergebnisse aller Bremswegmessungen sind vor
dem Hintergrund der Messungenauigkeit des Ver-
Bei der Bestimmung der Bremswege ergibt sich ein suchsaufbaus und der Streuung der Messwerte so-
ambivalentes Bild. In SÜẞMANN, FÖRG, WENZE- wie der insgesamt geringen Anzahl an Messfahrten
75

zu bewerten. Die Verzögerungen streuten in allen dass dieser Typ sich zum einen in Simulationen und
Geschwindigkeitsintervallen um über 1 m/s2; im dabei in bestimmten Fahrsituationen als fahrdyna-
oberen Geschwindigkeitsbereich (d. h. zum Anfang misch anspruchsvoll herausgestellt hat. Zum ande-
der Bremsung) traten die stärksten Streuungen mit ren werden Aussagen der Systemhersteller heran-
teilweise über 2 m/s2 auf. Die großen Streuungen gezogen, dass die EVSC-Funktion nicht speziell an
wirken sich bei der geringen Zahl an Messungen den Typ-2-Lang-Lkw angepasst und im Versuch ab-
unmittelbar auf den Wert des Ergebnisses aus. gesichert worden ist. Ein neues Forschungsprojekt
wird sich daher der Fahrdynamik von Lkw im Allge-
Derzeit gibt es aber keinen Hinweis auf eine Beein- meinen und des Lang-Lkw vom Typ 2 im Speziellen
trächtigung der Verkehrssicherheit durch ein mög- widmen, um zu identifizieren, ob und welche Kons-
liches unterschiedliches Bremsverhalten von Lang- tellationen bei verschiedenen Lkw-Kombinationen
Lkw gegenüber dem von herkömmlichen Lkw, de- mit einer oder mehreren angehängten Einheiten
ren Bremsvermögen ebenfalls bauartbedingt unter- möglicherweise fahrdynamisch kritisch sein könn-
schiedlich sein kann. Die verpflichtende Ausrüstung ten, wie wahrscheinlich deren Auftreten ist und wel-
der Lang-Lkw mit EBS und elektronischem Fahr- che (technischen) Möglichkeiten zur Abhilfe beste-
dynamikregelsystem/ABS (vgl. § 5 LkwÜberl hen.
StVAusnV) bewirkt ein gutes Bremsansprechver-
halten und es hat sich auf Basis der durchgeführten Da die Wirksamkeit der hinteren Kennzeichnung
Versuche gezeigt, dass keine Gefahr des Einkni- der Lang-Lkw aus forschungsökonomischen Grün-
ckens der Fahrzeugkombination bei Bremsmanö- den lediglich experimentell anhand einer vergleichs-
vern vorhanden ist. weise geringen Stichprobe analysiert werden konn-
te, sollte bei einer deutlich größeren Vorkommens-
Bei ganzheitlicher Betrachtung des Worst-Ca- häufigkeit von Lang-Lkw überprüft werden, ob die
se-Szenarios der ersten Studie von SÜẞMANN, Überlänge anhand der hinteren Kennzeichnung in
FÖRG, WENZELIS (2014) sowie des Substitu- der derzeit konkreten Ausgestaltung im Realbetrieb
tions-Szenarios in der Studie von FÖRG, SÜẞ- durch nachfolgende Verkehrsteilnehmer hinrei-
MANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016) kann von chend gut eingeschätzt werden kann.
vergleichbaren Bremswegen von Lang-Lkw im Ver-
gleich zu Lkw herkömmlicher Bauart ausgegangen Weiterer Untersuchungsbedarf könnte in einer sys-
werden. tematischen Erfassung relevanter Verkehrssituatio-
nen gesehen werden, bei denen die Sicht anderer
Analog zum Bremsverhalten gelten die erarbeiteten Verkehrsteilnehmer möglicherweise beeinträchtigt
Ergebnisse zur Fahrdynamik strenggenommen sein könnte. Es gibt derzeit jedoch keine Hinweise
ebenfalls nur für die bei den Untersuchungen ge- darauf, dass sich die Verkehrssituationen wesent-
wählten Randbedingungen hinsichtlich der Achsan- lich im Vergleich zu herkömmlichen Lkw verändern
zahl der Lang-Lkw und des Gesamtgewichts des werden.
Vergleichsfahrzeugs von 40 t. Für die fahrdynami-
Die exemplarisch durchgeführte Analyse des Kraft-
schen Fragestellungen stellen jedoch die Anzahl
stoffverbrauchs von SÜẞMANN, FÖRG, WENZE-
und Lage der Knickpunkte, die Länge von Überhän-
LIS (2014) ist im Kontext mit den bei den Speditio-
gen sowie die Verteilung der Ladung die wesentlich
nen im Rahmen des Teilprojekts FE 89.0273 von
entscheidenderen Einflussgrößen dar. Weitere Er-
BURG, RÖHLING, KLAAS-WISSING (2014) durch-
kenntnisse zur Fahrdynamik wurden in der Studie
geführten Abfragen zu sehen (vgl. dazu Kapitel 7.1).
von FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER
Zu beachten ist jedoch, dass mögliche Umwegfahr-
(2016) auf der Grundlage von Expertengesprächen
ten aufgrund des eingeschränkten Positivnetzes
gewonnen: EVSC-Systeme sorgen bei allen Nutz-
und Relationen mit (größerem) Leerfahrtenanteil,
fahrzeugen, insbesondere auch bei allen Lang-Lkw-
wie sie durchaus bei einzelnen Teilnehmern am
Typen für fahrdynamische Stabilisierung, sodass
Feldversuch auftreten, insbesondere von SÜẞ-
alle Lang-Lkw-Typen sicher in weiteren Feldversu-
MANN, FÖRG, WENZELIS (2014) nicht berück-
chen oder, den Typ-2 bis zum Abschluss der prakti-
sichtigt werden konnten.
schen Vollabsicherung ausgenommen, in einem
möglichen Dauerbetrieb verkehren können. FÖRG, Auf Basis der Untersuchungen von SÜẞMANN,
SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER empfehlen FÖRG, WENZELIS (2014) sowie von FÖRG, SÜẞ-
für den Lang-Lkw-Typ 2 weitere fahrdynamische MANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016) ergeben
Tests zur Absicherung. Dies wird damit begründet, sich Hinweise auf mögliche Änderungen und Präzi-
76

sierungen allgemeiner Art, wie die eindeutigere die Begutachtung aufgenommen werden. Zum Bei-
Spezifikation der BO-Kraftkreisbefahrung, sowie spiel sollte angeführt werden, dass es für die Be-
einzelner Anforderungen für Lang-Lkw, die nach gründung der KV-Tauglichkeit erforderlich ist, dass
Ablauf des Feldversuchs im Sinne einer Optimie- mindestens ein Teil der Fahrzeugkombination eine
rung der aktuellen Anforderungen berücksichtigt mit Geräten umschlagbare Ladeeinheit transportie-
werden können. Dazu gehören: ren kann.

• Retarder • Kurvenlaufeigenschaften

Die Anforderung nach einem Retarder sollte durch Bei einem Konfigurationsspielraum durch alternati-
eine technologieneutrale Forderung eines geeigne- ve, nicht baugleiche Fahrzeugmodule sollte die Ein-
ten Dauerbremssystems nach UN-R 13 ersetzt wer- haltung der Kurvenlaufeigenschaften nach § 32
den. StVZO mithilfe einer Software für alle Varianten voll-
ständig überprüft werden. Es sollte konkretisiert
• Achslastüberwachung werden, ob die Prüfung der Kurvenlaufeigenschaf-
Für die Art und Weise der rechnerischen Berück- ten erst dann beendet ist, wenn der zu durchfahren-
sichtigung einer nicht angezeigten Vorderachslast de Kreis auch wieder tangential verlassen worden
sollte ein Standardvorgehen definiert sein (z. B. Be- ist. Für die Prüfung sollte in Bezug auf das Anheben
rücksichtigung mit der maximalen Vorderachslast von Achsen der jeweils ungünstigste Fall (angeho-
aus der Zulassungsbescheinigung in der Achslast- ben oder abgesenkt) zugrunde gelegt werden.
tabelle). • Gutachtenstruktur
• Spurhaltewarnsystem Zur Erhöhung der Transparenz sollte die Begutach-
Für die Anforderung der Ausstattung von Lang-Lkw tung der Fahrzeugkombinationen eines Betreibers
mit einem Spurhaltewarnsystem wird vorgeschla- in einer jeweils aktuell fortgeschriebenen Dokumen-
gen, hierfür direkt auf die bereits bestehende UN-R tation zusammengefasst und die zulässige Kombi-
130 Bezug zu nehmen. natorik eindeutig und transparent (z. B. über Varian-
tenbäume) beschrieben werden.
• Notbremsassistent (AEBS)
• ABS/EVSC-Konfigurationen
Um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten,
erscheint die verpflichtende Ausstattung mit einem Im Sinne einer weiteren Optimierung der techni-
Notbremsassistenten nach UN-R 131 für Lang-Lkw schen Anforderungen könnte untersucht werden,
sinnvoll. ob eine Forderung zur Drehzahlsensierung und
Bremsdruckregelung von zwei Drittel aller Anhän-
• Kamera-Monitor-System gerachsen Bremswege generell weiter verkürzen
würde. Darüber hinaus wird empfohlen, erwartete
Das geforderte System könnte auf Basis weiterer Prüfvorschriften des UNECE-Expertengremiums zu
Untersuchungen technologieneutral und im Ein- ,Modular Vehicle Combinations’ auch für Lang-Lkw
klang mit UN-R 46 beschrieben werden, um auch zu übernehmen.
bei zukünftigen alternativen Umsetzungen die Pra-
xistauglichkeit im Sinne der Verordnung sicherzu- Bezüglich der Frage nach den Auswirkungen eines
stellen. Einsatzes von Lang-Lkw auf die Geräuschemission
ist festzuhalten, dass der für die Geräuschimmissi-
• Heckkennzeichnung on maßgebende Mittelungspegel beim Lang-Lkw
Eine symbolische Lang-Lkw-Darstellung könnte vom Typ 2 um 1,4 bis 1,5 dB, beim Lang-Lkw vom
eine intuitivere Erkennung und Einschätzung der Typ 3 ähnlich um 1,6 bis 1,7 dB höher liegt als der
Fahrzeuglänge durch andere Verkehrsteilnehmer des mit dem geleichen Ladegut beladenen norma-
ermöglichen. len Lkw. Berücksichtigt man jedoch, dass drei nor-
male Lkw durch zwei Lang-Lkw ersetzt werden, so
• Kombinierter Verkehr ergibt sich insgesamt eine geringe Pegelminderung
der Geräuschemission von Lang-Lkw gegenüber
Die Anforderungen an die KV-Tauglichkeit sollten
dem normalen Lkw um 0,1 bis 0,4 dB.
eindeutiger definiert und die Erfüllung und Art der
Umsetzung auch im Übereinstimmungsnachweis in
77

9 Straßenbeanspruchung der Angaben zu Achslasten und Gesamtgewichten


erfolgte dabei auch mittels entsprechender von der
durch Lang-Lkw BASt zur Verfügung gestellter Daten, die an Achs-
Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den lastwaagen im BAB-Netz im Erhebungszeitraum er-
durchgeführten Forschungsprojekten von WELL- fasst worden waren. Im Ergebnis der durchgeführ-
NER, UHLIG (2015) FE 04.0254/2011/ERB „Bean- ten Plausibilitätsanalyse wurde ein grundsätzlich
spruchung der Straßeninfrastruktur durch Lang- verwertbarer Datenbestand von 23.639 Datensät-
Lkw“ UHLIG (2016) FE 04.0290/2015/ERB „Bean- zen (= 98 %) von 44 Unternehmen im Direktverkehr
spruchung der Straßeninfrastruktur durch Lang-Lkw und 463 Datensätzen (= 2 %) von drei Unterneh-
– Stufe 2: Nacherhebung“. men im Kombinierten Verkehr (KV) ermittelt. Im Ver-
gleich zur ersten Untersuchungsstufe WELLNER,
UHLIG (2015) beträgt die Anzahl der Fahrten im
Direktverkehr bei UHLIG (2016) somit nahezu die
9.1 Zielsetzung 10-fache Menge. Im KV ist die Anzahl nahezu gleich
Die beiden Untersuchungen von WELLNER, groß geblieben.
UHLIG (2015) und UHLIG (2016) verfolgen das
Zur Ermittlung von möglichen Überladungen wurde
Ziel, die Straßenbeanspruchung durch Lang-Lkw
der Datenbestand zu Achslasten und Gesamtge-
im Vergleich zu herkömmlichen Lkw abzuschätzen.
wichten mit den höchstzulässigen Achslasten und
Sie liefern somit wichtige Grundlagen für abzulei-
Gesamtgewichten nach § 34 StVZO unter Berück-
tende Schlussfolgerungen zu möglichen Verände-
sichtigung der konstruktiven Besonderheiten der
rungen des Nutzungszeitraums von Straßenober-
Lang-Lkw abgeglichen.
bauten durch den Einsatz von Lang-Lkw. Beim ers-
ten Bericht handelt es sich um eine Zwischenbe- Basierend auf der Analyse der Erhebungsdaten be-
wertung, die durch den zweiten Bericht vervollstän- treffend Ladungsinhalt, Beladungsgrad und Ge-
digt wird und einige zusätzliche Fragestellungen samtgewicht der Lang-Lkw wurde die qualitative
näher untersucht. Insofern stellt der Bericht von Zusammensetzung des äquivalenten konventionel-
UHLIG (2016) die Ergebnisse umfassend und voll- len Fahrzeugkollektivs Schwerverkehr ermittelt. Zur
ständig dar, weshalb auf den vorangegangenen Definition des äquivalenten konventionellen Fahr-
Bericht nicht detailliert eingegangen wird. zeugkollektivs, das zur Erbringung der gleichen
Transportleistung der dokumentierten Lang-Lkw-
Fahrten erforderlich ist, wurden von UHLIG (2016)
9.2 Untersuchungsmethodik teils Angaben in der Datenbank des Auftragneh-
mers zum FE 82.0630/2015 (FÖRG, SÜẞMANN,
Wie schon bei der Untersuchung von WELLNER, WENZELIS, SCHMEILER, 2016) analysiert sowie
UHLIG (2015) wurden auch von UHLIG (2016) Da- eigene Befragungen der beteiligten Unternehmen
ten zu Achslasten und Gesamtgewichten durch die durchgeführt. Im Ergebnis wurden die in Bild 20
Fahrer der Lang-Lkw unmittelbar vor Fahrtbeginn in dargestellten, acht verschiedenen Fahrzeugtypen
ein von WELLNER, UHLIG (2015) entwickeltes und als äquivalente konventionelle Fahrzeugtypen er-
in der zweiten Untersuchung optimiertes Erhe- mittelt, wobei Typ 98 mit einem Anteil von 52 % im
bungsformular eingetragen. Neben diesen erforder- Direktverkehr und 87 % im KV deutlich überwiegt.
lichen Daten wurden weitere Informationen betref-
fend die Fahrzeugausprägung, realisierten Fahrten Jeder Ladung einer Fahrt mit Lang-Lkw wurden
mit Lang-Lkw und äquivalenten konventionellen dann konventionelle Fahrzeugtypen zum Transport
Lkw bei den beteiligten Unternehmen eingeholt. der gleichen Ladung zugeordnet. Der Einsatz spe-
Aus dem Teilprojekt der wissenschaftlichen Beglei- zifischer Fahrzeugtypen des Schwerverkehrs er-
tung FE 82.0630/2015 „Fahrzeugtechnische Eigen- folgte unternehmensabhängig unter Berücksich-
schaften von Lang-Lkw“ (FÖRG, SÜẞMANN, WEN- tigung logistischer, kapazitiver und betriebswirt-
ZELIS, SCHMEILER, 2016) wurden weitere fahr- schaftlicher Anforderungen. Hierzu wurden entspre-
zeugtechnische Kenngrößen von Lang-Lkw und chende Angaben des Auftragnehmers zum FE
von konventionellen Lkw bereitgestellt. 82.0630/2015 (SÜẞMANN, FÖRG, WENZELIS,
SCHMEILER 2016) einbezogen sowie eigene Be-
Alle übermittelten Daten wurden plausibilisiert und fragungen der Unternehmen durch den Forschungs-
in eine Datenbank übertragen. Die Plausibilisierung nehmer durchgeführt. Die Anzahl der Fahrten kon-
78

Bild 20: Äquivalente konventionelle Fahrzeugtypen (UHLIG,


2016)
Bild 21: Verteilung der Lang-Lkw-Typen

ventioneller Lkw wurde durch die Analyse ihrer ent-


sprechenden Laderaumkapazitäten und zulässigen Bezüglich der Achskonfigurationen zeigt sich, dass
Grenzwerte für Achslasten und Gesamtgewicht er- im Vergleich zur ersten Untersuchungsstufe WELL-
mittelt. So wurde für den Vergleich der Beanspru- NER, UHLIG (2014) mittlerweile weitere Fahrzeug-
chungswirkung im Straßenoberbau das komplette varianten beim Lang-Lkw-Typ 2 mit fünf oder sechs
äquivalente Fahrzeugkollektiv konventioneller Lkw Achsen sowie beim Typ 3 auch mit sechs Achsen im
für die Transportleistung der Lang-Lkw bestimmt. Einsatz sind. Die Reduzierung der Achsanzahl bei
Einhaltung der nach § 34 StVZO vorgeschriebenen
Vergleichende Berechnungen zur Beanspruchungs- höchstzulässigen Achslasten zeigt, dass eine be-
wirkung auf den Straßenoberbau erfolgten zum ei- triebswirtschaftliche Optimierung der Lang-Lkw-
nem nach dem Verfahren der „Richtlinien für die Flotte eingesetzt hat.
Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflä-
chen“, den RStO 12 (FGSV, 2012b); hier über die Aufgrund ihrer nichtmodularen Bauweise und der
Anzahl der äquivalenten 10-t-Achsübergänge, zum damit einhergehenden besonderen rechtlichen und
anderen nach den „Richtlinien für die rechnerische technischen Rahmenbedingungen werden Lang-
Dimensionierung des Oberbaus von Verkehrs- Lkw vom Typ 1 einer gesonderten Analyse unter-
flächen mit Asphaltdeckschicht“, den RDO Asphalt zogen.
09 (FGSV, 2009a), mittels der Berechnung des Er-
müdungsstatus eines Asphaltoberbaus nach Ablauf Lang-Lkw-Typen 2 bis 5
der Regelnutzungsdauer von 30 Jahren sowie der
Ermittlung der Prognosenutzungsdauer nach Errei- Die Achslastverteilung der Lang-Lkw-Typen 2 bis 5
chen des Ermüdungsstatus von 100 %. im Direktverkehr (vgl. Bild 22, links) weist eine links-
steile Verteilung mit einem Maximum in der Klasse
> 3 t ≤ 4 t auf. Dabei liegen ca. 90,5 % der erfassten
Achslasten im Bereich ≤ 7 t. Die Verteilung der
9.3 Ergebnisse
Achslasten von Lang-Lkw-Typ 2 und 4 im KV (vgl.
Die von den Unternehmen dokumentierten Achslas- Bild 22, rechts) zeigt hingegen ein ausgeprägtes
ten sind nachvollziehbar und stimmen mit den Ver- Maximum in der Achslastklasse > 2 t ≤ 3 t, ein loka-
gleichsdaten überein. Somit sind die aus den er- les Minimum in Achslastklasse > 4 t ≤ 5 t sowie ver-
fassten Daten gewonnenen Erkenntnisse hinsicht- gleichsweise geringere Häufigkeiten in den oberen
lich der Beanspruchung der Straßeninfrastruktur als Achslastklassen > 7 t. Die Achslasten liegen damit
belastbar anzusehen. deutlich unter den nach § 34 StVZO höchstzulässi-
gen 10 t für nicht angetriebene und 11,5 t für ange-
Die Zusammensetzung der Lang-Lkw-Typen in Bild triebene Einzelachsen. Daraus resultiert gegenüber
21 zeigt, dass mit 46 % knapp die Hälfte aller Daten dem konventionellen Schwerverkehr eine Verschie-
dem Lang-Lkw vom Typ 3 zuzuordnen ist. Jeweils bung der Achslastverteilung hin zu den unteren
ca. ein Viertel der Daten betrifft Lang-Lkw der Typen Achslastklassen.
1 und 2, während die Typen 4 und 5 mit jeweils rund
1 % nur geringe Anteile aufweisen. Im Vergleich zur Die Verteilungen der Fahrzeuggesamtmassen für
ersten Untersuchungsstufe WELLNER, UHLIG Direktverkehr und KV sind in Bild 23 dargestellt.
(2015) umfasst der Datenbestand nunmehr Werte Fahrzeuge im KV wurden nur von 3 Unternehmen
zu allen Lang-Lkw-Typen. eingesetzt. Das Maximum der aus den Achslasten
79

Bild 22: Achslastklassenverteilung der Lang-Lkw-Typen 2 bis 5 im Direktverkehr (links) bzw. Typ 2 und 4 im Kombinierten Verkehr
(rechts)

Bild 23: Verteilung der Fahrzeuggesamtmassen der Lang-Lkw-Typen 2 bis 5 im Direktverkehr (links) bzw. Typ 2 und 4 im Kombinier-
ten Verkehr (rechts)

berechneten Fahrzeuggesamtmassen liegt für Der Abgleich der erfassten Achslasten und der aus
zwei Fahrten im Direktverkehr bei 53,9 t. Das Ge- ihnen berechneten Gesamtgewichte erfolgte an-
samtgewicht der Lang-Lkw liegt zu ca. 77 % in ei- hand der im § 34 StVZO vorgeschriebenen höchst-
nem Bereich von > 28 t bis ≤ 40 t. Darunter liegen zulässigen Achslasten und des höchstzulässigen
ca. 12 %. Über 40 t weisen ca. 11 % der Lang-Lkw Gesamtgewichts von 40 t/44 t (KV).
auf. Es zeigt sich, dass die Fahrzeuggesamtmas-
Im Direktverkehr waren 6,6 %, im KV 0,2 % aller
sen der Lang-Lkw bezogen auf die zulässigen 40 t
Fahrten in Bezug auf die zulässige Fahrzeugge-
beziehungsweise 44 t im KV überwiegend relativ
samtmasse überladen. Insgesamt ergibt sich der
niedrige Werte aufweisen. Im Direktverkehr be-
Überladungsanteil zu 6,5 %. Er liegt deutlich niedri-
trägt das arithmetische Mittel 33,2 t bei einer Stan-
ger als der Wert für den konventionellen Schwerver-
dardabweichung von 5,0 t. Das Niveau der Fahr-
kehr auf Autobahnen (in Bezug auf das Gesamtge-
zeuggesamtmassen im KV liegt unterhalb des
wicht lag im konventionellen Schwerverkehr bei ca.
Niveaus im Direktverkehr. Bezogen auf die zuläs-
12 % im Jahr 2013 ein Überladungsverdacht vor;
sigen Fahrzeuggesamtmassen ergeben sich mitt-
Achslastmessungen der BASt auf BAB im Jahr
lere Beladungsgrade von 83 % im Direktverkehr
2013). Festzuhalten ist hier aber, dass die Hälfte
und 67 % im KV. Unter der Annahme, dass die
aller Überschreitungen der höchstzulässigen Fahr-
Ladevolumina der Fahrzeuge beziehungsweise
zeuggesamtmasse durch lediglich drei Unterneh-
Fahrzeugkombinationen in der Regel ausgelastet
men verursacht wurde. Das Niveau der Überladun-
werden, ist somit grundsätzlich von vergleichswei-
gen von Lang-Lkw lag dabei im Direktverkehr zu
se leichten Transportgütern auf Lang-Lkw auszu-
96 % bei ≤ 6 t. Im KV wurde lediglich eine Überla-
gehen, was auch die Ergebnisse der Untersuchun-
dung mit 2 t festgestellt.
gen von BURG, RÖHLING, KLAAS-WISSING
(2014) beziehungsweise BURG et al. (2016) wi- Die Überschreitung der nach § 34 StVZO höchstzu-
derspiegeln (vgl. Kapitel 7). lässigen Grenzwerte für Fahrzeugmodule und
80

Achslasten betrug 0,85 % aller dokumentierten B-Zahl mit zunehmendem Anteil Lang-Lkw am
Fahrten. Ca. drei Viertel aller Grenzwertüberschrei- Schwerverkehr etwas deutlicher sinkt. Dies ist auf
tungen betreffen die Achse 2, die Antriebsachse von die im Vergleich zu Stufe 1 veränderte Zusammen-
Sattelzugmaschinen und Motorwagen. Rund ein setzung des durch die Lang-Lkw substituierten
Zehntel der Überschreitungen beziehen sich auf äquivalenten Fahrzeugkollektivs zurückzuführen.
das zulässige Gesamtgewicht des Zugfahrzeuges
(Sattelzugmaschine oder Motorwagen). Vor dem Auf Grundlage der Ergebnisse ist davon auszuge-
Hintergrund der Auswirkung der Grenzwertüber- hen, dass der Einsatz von Lang-Lkw mit den hier
schreitungen auf den Straßenoberbau ist insbeson- untersuchten Anteilen von bis zu 9 % am gesamten
dere die Überschreitung zulässiger Einzelachslas- Schwerverkehr BAB-Fernverkehr in aller Regel kei-
ten als kritisch zu bewerten. ne Änderung der Belastungsklasse und damit keine
Auswirkung auf die auszuführenden Schichtdicken
Im Ergebnis des Vergleichs zwischen der Bean- des Oberbaus von Fahrbahnen hat und somit keine
spruchungswirkung von Lang-Lkw und dem ent- Auswirkungen auf die Dimensionierung des Ober-
sprechend äquivalenten konventionellen Lkw-Kol- baus von Straßen nach RStO 12 bestehen.
lektiv (vgl. Bild 20) im Straßenaufbau lässt sich fest-
Die gleichen Szenarien unter dem Blickwinkel der
stellen, dass den dokumentierten 18.041 Fahrten
rechnerischen Dimensionierung nach den RDO
der Lang-Lkw 27.320 Fahrten konventioneller Lkw
Asphalt 09 haben zum Ergebnis, dass sich der an-
entsprechen. Ein Lang-Lkw ersetzt somit 1,51 Fahr-
genommene Regelnutzungszeitraum von 30 Jah-
zeuge des konventionellen Schwerverkehrs. Zum
ren mit maximal 1,8 % nur unwesentlich verlängert.
Ergebnis der Phase 1 (WELLNER, UHLIG, 2015)
Es kann auch hier festgestellt werden, dass dimen-
mit einem Quotienten von 1,52 gibt es hier nur ei-
sionierungstechnisch keine negativen Auswirkun-
nen marginalen Unterschied. Aufgrund der unter-
gen auf die auszuführenden Dicken des Stra-
schiedlichen mittleren Achsanzahl pro Fahrzeug
ßenoberbaus bestehen.
beider Fahrzeuggruppen (Lang-Lkw im Mittel 7,0
Achsen, äquivalente konventionelle Lkw im Mittel
4,6 Achsen) ergibt sich beim Einsatz von Lang-Lkw Lang-Lkw-Typ 1
eine Erhöhung der Achsübergänge um 1,1 %, je-
Aufgrund ihrer nichtmodularen Bauweise und der
doch bei insgesamt niedrigeren Achslasten. Daher
damit einhergehenden besonderen rechtlichen und
ist die Anzahl der äquivalenten 10-t-Achsübergänge
technischen Rahmenbedingungen nehmen Lang-
für Lang-Lkw sowohl im Direktverkehr als auch im
Lkw vom Typ 1 eine Sonderrolle unter den Lang-
kombinierten Verkehr um jeweils 28 % niedriger als
Lkw ein. Sie stellen sinnbildlich ein mit einem
die der zugehörigen konventionellen Lkw.
1,30 m längeren 3-achsigen Sattelanhänger ausge-
Für die vergleichende Analyse der Beanspru- stattetes Sattelkraftfahrzeug mit 2-achsiger Sattel-
chungswirkung nach den Dimensionierungsrichtlini- zugmaschine dar. Unter den ausschließlich im
en RStO 12 und RDO Asphalt 09 wurden die drei Direktverkehr registrierten 6.061 Fahrten des ver-
Szenarien der ersten Stufe (WELLNER, UHLIG, längerten Sattelkraftfahrzeugs wurden lediglich
2015) mit unterschiedlich großen Anteilen der Lang- sechs Überschreitungen zulässiger Grenzwerte
Lkw am konventionellen Schwerverkehr (2 %, 5 %, nach § 34 StVZO festgestellt.
9 %) beibehalten. Der Maximalanteil von 9 % ist da- Die linksschiefe Achslastverteilung der Lang-Lkw
bei von BURG, RÖHLING, KLAAS-WISSING vom Typ 1 mit einem lokalen Maximum in der Achs-
(2014) übernommen worden. lastklasse 3 bis 4 t zeigt Bild 24. Ein lokales Mini-
Die vergleichende Analyse der Beanspruchungs- mum liegt in der Achslastklasse 5 bis 6 t. Ca. 72,5 %
wirkung auf die Straßenbefestigung nach den RStO der Achslasten liegen unter 7 t, nur 27,5 % liegen
12 ergibt für alle untersuchten Fahrzeugkollektive darüber mit einem deutlichen Maximum in der Achs-
mit Lang-Lkw eine mit unter 3 % nur geringfügig lastklasse 6 bis 7 t. Die darüber liegenden Achslast-
niedrigere dimensionierungsrelevante Beanspru- klassen > 7 t weisen vergleichsweise kleine Anteile
chung B nach den RStO 12 als für das Vergleichs- auf. Die maximale Achslast lag bei 13 t. Die Achs-
kollektiv ohne Lang-Lkw. lasten liegen damit auch hier deutlich unter den
nach § 34 StVZO höchstzulässigen 10 t für nicht
Im Vergleich zu den Ergebnissen aus Stufe 1 angetriebene und 11,5 t für angetriebene Einzelach-
(WELLNER, UHLIG, 2015) zeigt sich, dass die sen.
81

Ersatz aller Binnenfahrten deutscher 1- und 2-ach-


siger Sattelanhänger und der anteilige Ersatz aller
nicht komplett ausgelasteten Binnenfahrten deut-
scher 3-achsiger Sattelanhänger sowie ein ge-
schätztes Gesamtpotenzial von 50 % aller deut-
schen Sattelanhänger bilden die Annahmen für
das zukünftige Marktpotenzial von Lang-Lkw vom
Typ 1.

In Bezug auf die äquivalenten Fahrzeugtypen er-


geben sich Verhältnisfaktoren des Ladevolumens
von Lang-Lkw vom Typ 1 zu konventionellen Lkw
Bild 24: Achslastverteilung von Lang-Lkw vom Typ 1
von 0,97 bis 1,13. Der Verkehrsstärkefaktor (An-
zahl der Fahrten äquivalenter konventioneller Lkw
für eine Fahrt mit einem Lang-Lkw Typ vom 1) er-
mittelt sich zu 1,07. Die Anzahl der Achsübergänge
der Lang-Lkw vom Typ 1 liegt um 24 % höher als
die der konventionellen Lkw.

Die vergleichende Analyse der Beanspruchungs-


wirkung des zuvor aufgeführten Szenarios auf die
Straßenbefestigung nach den RStO 12 ergibt eine
um ca. 3 % niedrigere dimensionierungsrelevante
Beanspruchung B nach den RStO 12 als für das
Vergleichskollektiv ohne Lang-Lkw vom Typ 1. Es
Bild 25: Verteilung der Fahrzeuggesamtmassen von Lang-Lkw wird also kein Wechsel in die nächsthöhere Belas-
vom Typ 1 tungsklasse notwendig, was mit größeren Schicht-
dicken verbunden wäre.
Die bimodale Verteilung der Fahrzeuggesamtmas-
sen von Lang-Lkw vom Typ 1 ist in Bild 25 darge- Dasselbe Szenario unter dem Blickwinkel der
stellt. Das Maximum der Fahrzeuggesamtmassen rechnerischen Dimensionierung nach den RDO
lag bei 44 t. 69 % der Fahrten wiesen eine Fahr- Asphalt 09 hat ebenfalls zum Ergebnis, dass keine
zeuggesamtmasse von unter 27 t auf mit einem signifikanten Auswirkungen auf die auszufüh-
ausgeprägten Maximum zwischen 22 t und 23 t. renden Schichtdicken für einen angenommenen
Die restlichen 31 % der Fahrten lagen darüber mit Regelnutzungszeitraum von 30 Jahren bestehen.
einem Maximum bei 30 t. Die maximale Fahrzeug-
gesamtmasse lag bei 44,0 t. Auch hier zeigt sich, Es ist somit davon auszugehen, dass ein massiver
dass die Fahrzeuggesamtmassen der Lang-Lkw Einsatz von Lang-Lkw vom Typ 1 in aller Regel kei-
vom Typ 1 bezogen auf die zulässigen 40 t bezie- ne größeren Schichtdicken des Oberbaus notwen-
hungsweise 44 t im KV relativ niedrige Werte auf- dig macht, da nicht mit größeren Straßenbean-
weisen. Ursache hierfür ist offenbar der vorwie- spruchungen gerechnet werden muss.
gende Einsatz von Lang-Lkw im Allgemeinen und
so auch vom Typ 1 im Volumentransport, das heißt
zur Bewegung von relativ leichten Gütern bei weit- 9.4 Fazit und Folgerungen
gehender Ausnutzung des Ladevolumens.
Der Vergleich des aus dem Fahrzeugkollektiv mit
Im Rahmen des Teilprojekts der wissenschaftlichen Lang-Lkw und dem äquivalenten konventionellen
Begleitung FE 89.0315/2015 „Verkehrsnachfrage- Fahrzeugkollektiv ohne Lang-Lkw resultierenden
wirkungen von Lang-Lkw“ wurde von BURG et al. Beanspruchungsniveaus in Straßenoberbauten
(2016) festgestellt, dass das Marktpotenzial für zeigt auf der Grundlage des vorliegenden Datenbe-
Lang-Lkw vom Typ 1 vordergründig im Ersatz des standes, dass unter den Randbedingungen des
Fuhrparkbestandes von konventionellen Sattel- Feldversuchs keine nennenswerten Mehr- oder
kraftfahrzeugen zu sehen ist. Ein vollständiger Minderbeanspruchungen festzustellen sind.
82

Lang-Lkw-Typen 2 bis 5 durch Lang-Lkw infolge der zwangsläufig stattfin-


denden, marktwirksam logistischen Optimierungs-
Inwiefern sich ein genereller Einsatz von Lang-Lkw prozesse praktisch kaum zu beeinflussen wäre,
auf die Dimensionierung von Straßen, die Länge wäre es ratsam die Einflussgrößen zulässige Fahr-
der Nutzungsdauern beziehungsweise die Erhal- zeuggesamtmasse und fahrzeugtechnische Kon-
tungsintervalle auswirken wird, hängt von mehreren figuration von Lang-Lkw vor dem Hintergrund der
Faktoren ab, wie beispielsweise dem Anteil von
Minimierung der Netzbelastung und somit der Er-
Lang-Lkw am Gesamtkollektiv Schwerverkehr, dem
haltungskosten einer entsprechend zielgerichteten
höchstzulässigen Gesamtgewicht, logistischen Op-
Regelung zuzuführen.
timierungsprozessen oder fahrzeugtechnischen
Entwicklungen. Die vorliegenden Untersuchungser- Die Frage der die Fahrdynamik von Lang-Lkw
gebnisse sind daher im engen Zusammenhang mit negativ beeinflussenden ungleichen Beladungs-
den entsprechenden Randbedingungen der Date- zustände der einzelnen Fahrzeugeinheiten ist ab-
nerhebung sowie der aktuellen fahrzeugtechni- schließend noch nicht geklärt. Diese können zu un-
schen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Si- terschiedlichen Teil-Gesamtgewichten und damit
tuation zu betrachten. Bei Änderung eines oder letztlich zu höchst unterschiedlichen Achslasten
mehrerer Kriterien können sich daher durch den führen. Dieser Effekt tritt auch im konventionellen
Einsatz von Lang-Lkw sowohl niedrigere als auch Schwerverkehr auf. Da es sich um ein generelles
höhere Beanspruchungen auf den Straßenoberbau Problem im Schwerverkehr handelt, wäre hier zu
ergeben. untersuchen, welche Achslastdifferenz, insbeson-
dere zwischen den einzelnen Fahrzeugeinheiten,
Wesentliche Einflussgrößen stellen insbesondere
noch zulässig wäre beziehungsweise ab welcher
die Zusammensetzung des durch Lang-Lkw zu er-
Achslastdifferenz negative Auswirkungen auf die
setzenden konventionellen Lkw-Kollektivs sowie
Fahrdynamik und somit die Verkehrssicherheit zu
die Zusammensetzung des Lang-Lkw-Kollektivs
befürchten wären.
und seine Fahrzeugkonfigurationen dar. Im Rah-
men der vorliegenden Ergebnisse zeigte sich, dass
die von den Unternehmen angegebenen konventio- Lang-Lkw vom Typ 1
nellen Lkw, welche durch Lang-Lkw ersetzt werden, Im Rahmen des Forschungsprojektes FE 89.0315/
einen großen Anteil von Fahrzeugtypen mit weniger
2015 „Verkehrsnachfragewirkungen von Lang-Lkw“
als fünf Achsen und damit deutlich weniger Achsen
wurde von Burg et al. (2016) festgestellt, dass das
als Lang-Lkw enthielten. Infolgedessen ergaben
Marktpotenzial für Lang-Lkw vom Typ 1 vordergrün-
sich bei der analytischen Vergleichsbetrachtung für
dig im Ersatz des Fuhrparkbestandes von konven-
diese konventionellen Lkw höhere Beanspruchun-
tionellen Sattelkraftfahrzeugen zu sehen ist. Ein
gen auf den Straßenoberbau, da – sinnbildlich – die
vollständiger Ersatz aller Binnenfahrten deutscher
insgesamt einwirkenden Lasten mit konventionellen
1- und 2-achsiger Sattelanhänger und der anteilige
Lkw auf vergleichsweise weniger Achsen verteilt
Ersatz aller nicht komplett ausgelasteten Binnen-
werden als bei Transport mit Lang-Lkw. Bei zuneh-
fahrten deutscher dreiachsiger Sattelanhänger
mendem Einsatz von Lang-Lkw könnten auch zu-
sowie ein geschätztes Gesamtpotenzial von 50 %
nehmend konventionelle Lkw mit fünf oder mehr
aller deutschen Sattelanhänger bilden die Annah-
Achsen durch Lang-Lkw ersetzt werden. In diesem
men für das zukünftige Marktpotenzial von Lang-
Fall würde dann die Vergleichsbetrachtung ein für
Lkw vom Typ 1.
das Kollektiv mit Lang-Lkw höheres Beanspru-
chungsniveau auf die Straßenbefestigung ergeben. Die Analyse der Auswirkung des Einsatzes von
Unter Berücksichtigung der im Rahmen der hier Lang-Lkw vom Typ 1 auf die Schädigung des Ober-
vorliegenden, zweiten Untersuchungsstufe festge- baus von Straßen wurde mittels der Vergleichs-
stellten Entwicklungstendenz hin zu weniger Ach- kollektive BAB konventionelle Lkw ohne und mit
sen als sieben (bei Lang-Lkw-Typ 2) beziehungs- Lang-Lkw vom Typ 1 durchgeführt.
weise acht (bei Lang-Lkw-Typ 3) ergäbe sich der
Effekt einer verstärkt ungünstigeren, das heißt hö- Vor dem Hintergrund des zuvor aufgeführten Sze-
heren Beanspruchungswirkung auf den Stra- narios ergibt sich im Vergleich des Beanspru-
ßenoberbau durch Lang-Lkw im Vergleich zu äqui- chungsniveaus auf Straßenbefestigungen durch
valenten konventionellen Lkw. Während bei Bedarf Fahrzeugkollektive mit Lang-Lkw vom Typ 1 und
der fortschreitende Ersatz konventioneller Lkw Fahrzeugkollektive ohne Lang-Lkw vom Typ 1 auf
83

der Grundlage des vorliegenden, stichprobenarti- gangsparameter für eine quantitative Risikoana-
gen Datenbestandes, dass geringfügige Minderbe- lyse, die eine Sicherheitsbewertung für den Einsatz
anspruchungen bei Substitution eines Teils der kon- von Lang-Lkw ermöglicht.
ventionellen Lkw durch Lang-Lkw vom Typ 1 festzu-
Durch das Projekt sollten die Auswirkungen von
stellen sind.
Fahrzeugbränden mit Lang-Lkw auf die Sicherheit
Es ist somit davon auszugehen, dass auch ein mas- der Tunnelnutzer und die Konstruktion in Form
siver Einsatz gemäß § 34 StVZO von Lang-Lkw eines Relativvergleichs zwischen Lang-Lkw und
vom Typ 1 prinzipiell keine negativen Einflüsse auf konventionellen Lkw analysiert und der Bedarf
die Nutzungszeiten von Straßenbefestigungen und gegebenenfalls erhöhter sicherheitstechnischer
somit die Erhaltungsintervalle sowie die Erhaltungs- und brandschutztechnischer Anforderungen an
kosten hat. Straßentunnel abgeleitet werden.

10.2 Untersuchungsmethodik
10 Tunnelsicherheit
Im Rahmen des ersten Arbeitsschritts wurden
Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf dem Grundlagen und Informationen hinsichtlich der si-
von MAYER, BRENNBERGER, GROẞMANN cherheitstechnischen Ausstattung und des Brand-
(2013) bearbeiteten Teilprojekt FE 15.0550/2011/ schutzes von Straßentunneln im Hinblick auf den
ERB „Auswirkungen von Lang-Lkw auf die sicher- Transport von Gütern mittels Lang-Lkw gesammelt
heitstechnische Ausstattung und den Brandschutz und ausgewertet. Hierbei wurden normative Grund-
von Straßentunneln“. lagen (nationale und internationale Vorgaben und
Verordnungen zum Führen von unter anderem län-
geren Lkw), Anforderungen an die sicherheitstech-
10.1 Zielsetzung nische Ausstattung von Straßentunneln gemäß den
Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von
Das Forschungsvorhaben zum Schwerpunkt Tun- Straßentunneln – RABT (FGSV, 2006) sowie an
nelsicherheit legte den Fokus auf die Auswirkungen den Brandschutz von Straßentunneln gemäß den
von Lang-Lkw bei Brandereignissen in Straßentun- Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen
neln. Vor dem Hintergrund einer erforderlichen Ent- und Richtlinien für Ingenieurbauten – ZTV-ING und
scheidungsgrundlage hinsichtlich der Nutzung der internationale normative Bemessungsgrundlagen
Straßentunnel durch Lang-Lkw sollten die Auswir- (Normen, Richtlinien etc.) zur Dimensionierung von
kungen eines Fahrzeugbrandes im Tunnel auf die sicherheitstechnischen Anlagen und zum Brand-
Sicherheit der Tunnelnutzer und der Konstruktion schutz berücksichtigt.
auf der Basis von Grundlagenstudien unter Einbe-
Erste Erkenntnisse aus dem Feldversuch, und hier-
ziehung nationaler und internationaler Erfahrungen
bei insbesondere aus dem der kontinuierlichen
mit unter anderem überlangen Lkw untersucht wer-
Fahrtenerhebung im Rahmen des von BURG,
den. Daraus folgend sollten maßgebliche Trans-
RÖHLING, KLAAS-WISSING (2014, vgl. Kapitel 6
portgüter identifiziert, die maßgeblichen Brandpara-
sowie 7) bearbeiteten Teilprojekts, sowie entspre-
meter für konventionelle Lkw sowie Lang-Lkw für
chende Fachveröffentlichungen im europäischen
ausgewählte Güter ermittelt und hieraus sicherheit-
In- und Ausland wurden von MAYER, BRENNBER-
stechnische und brandschutztechnische Anforde-
GER, GROẞMANN (2013) für nationale und inter-
rungen erarbeitet werden. Aufgrund der hohen An-
nationale Recherchen zum Ladungsvolumen und
zahl an Einflussparameter auf das Brandverhalten
der Ladungszusammensetzung (typische mittels
im Tunnel (z. B. Verkehrsbelastung, Lüftungssys-
Lang-Lkw transportierte Güter) herangezogen.
tem, Gegenverkehrs- oder Richtungsverkehrstun-
nel, Tunnellänge, Längsneigung) sollten die Unter- Aufbauend auf oben genannten Analysen hinsicht-
suchungen mithilfe von CFD-Simulationen (Com- lich der Ladegutzusammensetzung und des Volu-
putational Fluid Dynamics) durchgeführt werden, mens wurden auf der Basis von in Laborversuchen
bei denen die Auswirkungen von Fahrzeugbränden für einzelne Stoffe ermittelten Brandleistungen zum
mit Lang-Lkw beziehungsweise verschiedener einen und über Realbrandversuche gewonnene
Szenarien berücksichtigt werden können. Die dar- Erkenntnisse zum anderen ladegutspezifische
aus gewonnenen Erkenntnisse dienten als Ein- Energiefreisetzungsraten ermittelt.
84

Auf Grundlage der Vorgaben in den RABT 2006 überprüft, ob hinsichtlich der sicherheitstechni-
wurde ein Untersuchungstunnel in seiner Geometrie schen Ausstattung und zum Brandschutz von Tun-
und in seinen sicherheitstechnischen Einrichtungen neln durch den Einsatz von Lang-Lkw zusätzliche
definiert. Es wurden ein Rechteckquerschnitt ge- Maßnahmen erforderlich werden.
wählt und zwei Lüftungssysteme (Längslüftung,
Längslüftung mit Rauchabsaugung über Zwischen-
decke mit steuerbaren Absaugöffnungen) betrachtet. 10.3 Ergebnisse
Die Dimensionierung der Lüftung erfolgte mittels
Druckverlustberechnungen. Die Analysen zum Sicherheitsniveau zeigen, dass
sich aufgrund der unterschiedlichen Anteile von
Auf Basis der zuvor festgelegten Brandparameter Lang-Lkw am Gesamtschwerverkehrsaufkommen
und der definierten Untersuchungsvarianten und
leichte Unterschiede im Vergleich zu den konven-
-szenarien wurden CFD-Berechnungen mithilfe des
tionellen Lkw ergeben. Sie sind abhängig vom An-
Fire Dynamics Simulator (FDS) durchgeführt. FDS
teil der Lang-Lkw am Schwerverkehr und davon, ob
ist ein vom National Institute of Standards and Tech-
sich durch den Einsatz von Lang-Lkw ein Einspar-
nology (NIST) des US Departement of Commerce
potenzial an konventionellen Lkw ergeben könnte.
speziell für die Simulation von Bränden entwickeltes,
Diese Substitutionsmöglichkeit wurde in weiteren
im Brandschutzwesen anerkanntes Brandsimula-
Szenarien aufgrund des höheren Ladevolumens
tionsprogramm und wurde in zahlreichen Versuchs-
der Lang-Lkw-Transporte im optimalen Verhältnis 2
reihen validiert.
Lang-Lkw zu 3 konventionellen Lkw angenommen
CFD-Berechnungen liefern raum- und zeitdiskrete (vgl. Kapitel 7).
Verteilungen von Druck, Geschwindigkeiten, Tempe-
Bei der Interpretation der Ergebnisse der Untersu-
raturen und Konzentrationen in Abhängigkeit von der
chung ist zu berücksichtigen, dass im Rahmen des
jeweiligen Brandleistung. Des Weiteren lassen sich
Forschungsberichts konservative Annahmen
darüber Temperatur-Zeit-Kurven ermitteln und mit
(Längsgefälle 3 %, konservative Ausmaßabschät-
den in den Richtlinien angegebenen Werten verglei-
zungen, feste Detektionszeiten usw.) getroffen wur-
chen.
den, sodass sich entsprechend hohe absolute Risi-
Als Referenzfall der durchgeführten quantitativen kowerte ergaben. Die Ergebnisse sollten somit auf
Risikoanalyse wurden Szenarien mit Brandleistun- der sicheren Seite liegen.
gen von 5 MW für Pkw sowie 30 MW, 50 MW und
100 MW für Lkw betrachtet (Bemessungsbrandleis- Da jedoch hier eine vergleichende Betrachtung des
tungen gemäß RABT 2006), wodurch in Abhängig- Sicherheitsniveaus mit und ohne Lang-Lkw-Beteili-
keit von der Lkw-Fahrleistung unterschiedliche gung im Vordergrund stand, spielt die absolute
Brandszenarien mit Lkw-Bränden abgedeckt wur- Höhe der Risiken keine maßgebende Rolle.
den. Die Untersuchungsvarianten für Lang-Lkw un- Bei hohen Energiefreisetzungen von 100 MW be-
terschieden sich von diesen Bemessungsbrandleis- ziehungsweise 150 MW treten nur geringe Unter-
tungen in Abhängigkeit von der Ladegutzusammen- schiede hinsichtlich der absoluten Betroffenenzah-
setzung. Es wurden hier auf Basis der gewonnenen len auf. Bedingt durch die schnelle Rauchausbrei-
Erkenntnisse in der Vorbetrachtung erhöhte Brand-
tung ist bereits bei 100 MW eine maximale Anzahl
leistungen von 45 MW, 75 MW sowie 150 MW zur
an Betroffenen erreicht, sodass eine zusätzliche
Abbildung von Lang-Lkw-Bränden verwendet.
Rauchgasproduktion bei höheren Brandleistungen
In Anlehnung an die Methodik zur Durchführung von nur noch geringe Unterschiede bewirkt. Aufgrund
quantitativen Risikoanalysen in Straßentunneln er- der geringen Eintrittswahrscheinlichkeit ist ihr Anteil
folgte anschließend eine Sicherheitsbewertung für am Gesamtrisiko (Risikoerwartungswert) allerdings
die zuvor festgelegten Untersuchungsszenarien in nur von untergeordneter Bedeutung.
Bezug auf den definierten Referenzfall ohne
Relevanter für die Sicherheitsbetrachtung sind die
Lang-Lkw-Beteiligung. Durch die Verknüpfung der
Brandereignisse von herkömmlichen Lkw bezie-
Schadenausmaße mit den jeweiligen Eintrittshäufig-
hungsweise Lang-Lkw von 30 MW und 45 MW, da
keiten konnten szenarioabhängig die Risiken für die
sie den größten Anteil am Schwerverkehr repräsen-
Tunnelnutzer ermittelt werden.
tieren. Die Zunahme der Brandleistung um 50 %
Nach Zusammenführung der Ergebnisse aus der bewirkt hier abhängig vom Verkehrs- und Lüftungs-
Sicherheitsbewertung und deren Beurteilung wurde szenario deutliche Unterschiede hinsichtlich der
85

Betroffenenzahlen. Diese Differenzen sind maß- Anteile von 1 % und 10 % am Schwerverkehrsauf-


geblich für die Veränderung im Sicherheitsniveau. kommen19 liegen die möglichen negativen Auswir-
Zugleich sind diese Brandleistungen aber durch die kungen für den Gesamtbestand immer noch in Be-
Brandventilation gut beeinflussbar. reichen, die in der Regel mit kompensatorischen
Maßnahmen (z. B. Anpassung der Lüftung) ausge-
Der Ansatz der Fahrzeugsubstitution bewirkt auf- glichen werden könnten.
grund der Verringerung der Verkehrsbelastungen
allgemein eine niedrigere Eintrittswahrscheinlich-
keit von Unfällen mit und ohne Brand. Im Besonde-
ren die Reduktion des Schwerverkehrsanteils be- 10.4 Fazit und Folgerung
wirkt die im Forschungsbericht von MAYER, Maßgeblich für die Sicherheitsbewertung von Lang-
BRENNBERGER, GROẞMANN (2013) dargestellte Lkw sind deren Anteil am Gesamtschwerverkehr-
Verringerung des Risikos infolge der dann geringe- saufkommen sowie der Einfluss durch die mögliche
ren Eintrittswahrscheinlichkeit. Das bewertete Risi- Substitution konventioneller Lkw durch Lang-Lkw.
ko mit Lang-Lkw lag aber in allen maßgeblichen Un- Die Abschätzungen wurden hierbei sehr konserva-
tersuchungsfällen über den Kennzahlen der Unter- tiv vorgenommen. Zudem wurden positiv wirkende
suchungsfälle ohne Lang-Lkw. Aspekte wie der höhere Sicherheitsstandard von
Neben den Ladungen sind auch weitere Faktoren Lang-Lkw nicht berücksichtigt. Auch weitere sicher-
für die Ermittlung des Risikos wesentlich, wie bei- heitserhöhende kompensatorische Maßnahmen im
spielsweise die Unfallraten. Anhand der bisherigen Rahmen der Tunnelausstattung bei Neubau und
vorläufigen Erkenntnisse des Feldversuchs und der Bestand wurden nicht näher betrachtet. So könnten
Recherchen im Ausland zum Thema Unfallrisiken beispielsweise verkürzte Notausgangsabstände,
von längeren und/oder schwereren Lkw gibt es der- frühzeitigere Detektion von Brandereignissen sowie
zeit keine Anzeichen für erhöhte Unfallraten auf- Anpassung der Lüftung das Sicherheitsniveau
grund derartiger Fahrzeugkonzepte. Es wurden da- günstig beeinflussen. Dies würde jedoch gleichfalls
her die speziell für Tunnel ermittelten durchschnitt- für das Szenario mit ausschließlich konventionellen
lichen bundesdeutschen Unfallraten angesetzt (vgl. Lkw gelten.
BALTZER, KÜNDIG, LOCHER, MAYER, RIEPE, Die vorgeschlagene Methodik zur Berücksichtigung
STEINAUER, ZIMMERMANN, ZULAUF, 2009). von Lang-Lkw stellt eine Erweiterung des bekann-
Im Ergebnis kann aus der durchgeführten verglei- ten Vorgehens zur quantitativen Sicherheitsbewer-
chenden Risikobetrachtung zwischen Lang-Lkw tung von Straßentunneln dar. Der Ansatz des Rela-
und konventionellem Lkw festgehalten werden, tivvergleichs zwischen Referenz- und Untersu-
dass für den derzeitigen Umfang an Lang-Lkw im chungsfällen wird dabei weiterhin verfolgt und um
Feldversuch von keiner signifikanten Erhöhung der erhöhte Brandleistungen für Lang-Lkw ergänzt. Das
Risiken für Tunnelnutzer auszugehen ist. Dafür sind Höchstmaß hinsichtlich der Bemessungsbrandleis-
die tatsächlich derzeit in Deutschland eingesetzten tung ist bislang auf 100 MW begrenzt. Die durchge-
Lang-Lkw zu selten vertreten. Ihr Anteil am Gesamt- führten Berechnungen und Auswertungen von vor-
schwerverkehr ist aktuell noch als verschwindend handenen Brandversuchen zeigten allerdings, dass
gering zu bezeichnen. Für die Abschätzung der Brandereignisse in Straßentunneln durchaus grö-
Auswirkungen von Lang-Lkw auf die Tunnelsicher- ßere Brandlasten einhergehend mit höheren Tem-
heit im Allgemeinen wurden jedoch im Sinne von peraturen verursachen können. Die zur Bemessung
verschiedenen Szenarien zusätzlich höhere des baulichen Brandschutzes verwendete Zeit-Tem-
Lang-Lkw-Anteile betrachtet. Für die betrachteten peratur-Kurve (ZTV-ING-Kurve) berücksichtigt die-
sen Umstand insofern, als dass das zugrunde ge-
legte Temperaturniveau etwa einen 300 MW Brand
repräsentiert.
19
Ein Anteil von 1 % Lang-Lkw am Schwerverkehrsaufkommen
bei einer Gesamtverkehrsstärke von beispielsweise 45.000
Vergleiche zwischen Ladungen von konventionel-
bis 50.000 Kfz/24h sowie 15 % Schwerverkehrsanteil (ent- len Lkw und Lang-Lkw zeigen, dass sich bei einer
spricht etwa der mittleren durchschnittlich täglichen Verkehrs- Ladungszunahme (Ladevolumen), abhängig von
stärke (DTV) sowie dem mittleren Schwerverkehrsanteil auf
den Randbedingungen, wie zum Beispiel der Art
Autobahnen, vgl. FITSCHEN, NORDMANN, 2013) würde
bedeuten, dass etwa 65 bis 75 Lang-Lkw pro Tag durch einen der transportierten Güter, auch eine Erhöhung der
Tunnel fahren. Brandleistung ergibt. Die in der Methodik festgeleg-
86

ten Brandleistungen wurden auf Basis ausgewähl- Betrachtungen erfolgen. Bei einer Aufhebung die-
ter maßgeblicher Ladungsgüter untersucht. Sie bil- ser Beschränkung wäre dann das Verfahren zur Ka-
den einen Querschnitt der derzeit transportierten tegorisierung von Straßentunneln entsprechend an-
brennbaren Ladungsgüter innerhalb des Feldver- zupassen.
suchs. Für allgemein gültige Aussagen hinsichtlich
der Brandereignisse im Hinblick auf das damit ver-
bundene Sicherheitsniveau wurde ein konservati-
ver Ansatz gewählt, der ungünstige Verhältnisse 11 Verkehrstechnische
hinsichtlich Brandentwicklung und Brandstärke an- Fragestellungen
setzt. Für die risikoanalytische Betrachtung von
Lang-Lkw in Straßentunneln wird deshalb empfoh- Durch die Veränderung der Fahrzeuglänge ergibt
len, die maximale Brandleistung auf 150 MW zu er- sich eine Reihe von verkehrstechnischen Frage-
höhen. Entsprechend wird auch für die weiteren Be- stellungen, die in mehreren Teilprojekten der wis-
messungsbrandleistungen von Lang-Lkw vorge- senschaftlichen Begleituntersuchung behandelt
schlagen, sie mit einem Faktor zu belegen. Im Rah- wurden. Untersucht wurden dabei vermutete Aus-
men der Untersuchungen von MAYER, BRENN- wirkungen auf die Verkehrssicherheit, den Verkehr-
BERGER, GROẞMANN (2013) konnte er aufgrund sablauf und geänderte Anforderungen an die geo-
umfangreicher Berechnungsergebnisse auf 1,5 metrische Gestaltung der Verkehrsanlagen.
festgesetzt werden. Damit ergeben sich für Lang-
Lkw in Analogie zu den Vorgaben in den RABT wei-
tere Bemessungsbrandleistungen zu 45 MW und 11.1 Anprallverhalten von Lang-Lkw
75 MW. Unter dieser Voraussetzung führen Lang-
an Schutzeinrichtungen
Lkw zu erhöhten Schadensausmaßen und somit zu
erhöhten Risiken im Vergleich zu konventionellen Die nachfolgende Betrachtung der BASt basiert auf
Lkw. den Ergebnissen aus den Forschungsprojekten FE
03.0471/2011/CRB „Untersuchungen zum Verhal-
Auf der Grundlage der durchgeführten Untersu-
ten von Lang-Lkw beim Anprall an Schutzeinrich-
chungen ist jedoch festzustellen, dass bei dem im
tungen aus Beton“ (DEKRA, 2014a) und FE
Feldversuch ermittelten Anteil von Lang-Lkw am
03.0491/2011/CRB „Untersuchungen zum Verhal-
Lkw-Gesamtaufkommen diese Risikoerhöhung sich
ten von Lang-Lkw beim Anprall an Schutzeinrich-
im Rahmen der Rechengenauigkeit des Verfahrens
tungen aus Stahl“ (DEKRA, 2014b) sowie eigenen
bewegt. Für höhere Anteile von Lang-Lkw kann die
Analysen zum Anprallverhalten von Schutzeinrich-
Einhaltung des Sicherheitsniveaus durch geeignete
tungen und Fahrzeugen.
kompensatorische Maßnahmen gewährleistet wer-
den. Über einen Abgleich der Erkenntnisse auch
nach Abschluss des Feldversuchs sollten die bishe- 11.1.1 Ausgangslage und Zielsetzung
rigen Ansätze verifiziert und gegebenenfalls ange-
passt werden. Die durchgeführte Grundlagenstudie Die Kernfrage der wissenschaftlichen Begleitung
legt zum Beispiel hinsichtlich der Unfallauswertun- des Feldversuchs mit Lang-Lkw hinsichtlich der
gen in anderen europäischen Ländern nahe, dass Straßenausstattung lautet: „Hat ein Einsatz von
der Einsatz von längeren Lkw zu keinen erhöhten Lang-Lkw einen Einfluss auf die aktuell vorhandene
Unfallzahlen führt. Dieser Ansatz wurde auch in der Verkehrssicherheitswirkung von Schutzeinrichtun-
Untersuchung verfolgt; er sollte aber auch für das gen?“
deutsche Straßennetz anhand von Analysen zu Un-
fällen mit Lang-Lkw–Beteiligung geprüft werden. Basis für das aktuelle Verkehrssicherheitsniveau
hinsichtlich Schutzeinrichtungen bilden die Anforde-
Derzeit sind weder Lang-Lkw für den Transport von rungen in den europäischen und nationalen Regel-
kennzeichnungspflichtigen Gefahrgütern zugelas- werken. So werden die Vorgaben für die Anprallprü-
sen, noch ist dieses geplant. Auch im europäischen fungen zur Bestimmung der Leistungsdaten zu
Vergleich sind für längere Lkw bislang keine Freiga- Rückhaltevermögen und Insassenschutz für Schut-
ben für Gefahrguttransporte erteilt worden. Falls zeinrichtungen in Abhängigkeit einer Aufhaltestufe
eine Freigabe von Gefahrguttransporten mit Lang- in den DIN EN 1317 geregelt. Die Aufhaltestufe gibt
Lkw zukünftig erwogen werden sollte, sollte diese dabei vor, welcher Belastung in Form von Fahr-
erst nach eingehenden zusätzlichen, detaillierten zeugtyp und -masse mit zugehöriger Anprallge-
87

schwindigkeit und -winkel von der Schutzeinrich- aus Stahl und Beton durchgeführt worden (DEKRA,
tung standgehalten werden muss. Die in der Norm 2014a/b). Die Erkenntnisse aus diesen Forschungs-
festgelegten Anforderungen gelten als repräsenta- vorhaben bilden die Basis für die vorliegende Ein-
tiv für das europäische Unfallgeschehen und sollen schätzung, inwieweit die vorhandenen beziehungs-
einen akzeptabel großen Anteil der Unfallszenarien weise bei Neubauvorhaben standardmäßig einge-
abdecken. Das Erfüllen der Prüfvorgaben ist we- setzten Schutzeinrichtungen aus Stahl oder Beton
sentliche Voraussetzung für die CE-Kennzeichnung geeignet sind, Lang-Lkw ausreichend sicher aufzu-
der Schutzeinrichtungen und ermöglicht eine Markt- halten. Der Fokus lag hierbei zunächst auf Stre-
teilnahme für Hersteller und Systeme, ohne weitere ckensystemen der Aufhaltestufe H4b, die im län-
nationale Hürden überspringen zu müssen. In den genbezogenen Vergleich zu Brückensystemen im
nationalen Richtlinien für passiven Schutz an Stra- deutschen Fernstraßennetz häufiger eingesetzt
ßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme – RPS werden. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf die
(FGSV, 2009b) sind zudem Kriterien enthalten, die Untersuchung der Durchbruchsicherheit gelegt, da
eine Zuordnung einer Schutzeinrichtung (indirekt hier das größte Risiko für die Verkehrsteilnehmer
anhand ihrer Aufhaltestufe) zu einer realen Bausitu- anzunehmen ist. Diese Untersuchungen wurden er-
ation ermöglichen. Diese Kriterien basieren im Prin- gänzt durch eine Betrachtung möglicher Effekte, die
zip auf qualitativen Risikoabschätzungen hinsicht- sich aus dem Ersatz des äquivalenten Fahrzeugkol-
lich der Eintrittswahrscheinlichkeit von Unfällen und lektivs (Transport des gleichen Ladeguts, vgl. Kapi-
Auswirkungen durch Folgeerscheinungen wie zum tel 5) durch Lang-Lkw ergeben könnten, sowie zu
Beispiel Fahrzeugdurchbruch am Mittelstreifen oder Schutzeinrichtungen auf Brücken.
Brückenrand. Resultierend hieraus besteht der wei-
testgehende Anteil der im deutschen Fernstraßen- Es ist in diesem Zusammenhang allein zielführend,
netz im Mittelstreifenbereich aktuell gebauten die wesentlichen, generellen Charakteristika von
Schutzeinrichtungen aus Systemen der zweithöchs- Schutzeinrichtungssystemen und nicht einzelne
ten in Deutschland verwendeten Aufhaltestufe H2. Herstellersysteme zu betrachten.
Diese wurden konzipiert, um den Anprall eines Bus- Für die Untersuchungen zur Durchbruchsicherheit
ses mit einer Masse von 13 t kompensieren zu kön- hat die DEKRA theoretische Betrachtungen in Form
nen. Dies impliziert, dass schwerere Fahrzeuge von Auswertungen der internationalen Publikatio-
dort – wenn überhaupt – nur unter sehr günstigen nen in Printmedien und Internet, Untersuchungen
Randbedingungen aufgehalten werden könnten. In von analytischen Gutachten und Pressemeldungen
den Bereichen, in denen eine erhöhte Eintrittswahr- zu Unfällen in Deutschland sowie einfache Simula-
scheinlichkeit für den Anprall eines schwereren tionsberechnungen und ,Was-Wäre-Wenn’-Fallbe-
Fahrzeugs angenommen werden muss, kommen trachtungen sowie Anprallversuche mit Lang-Lkw
nach oben genannten Regelwerk Schutzeinrichtun- als Prüffahrzeuge an einer Schutzeinrichtung aus
gen der höchsten in Deutschland verwendeten Auf- Beton und einer Schutzeinrichtung aus Stahl durch-
haltestufe H4b zum Einsatz. Diese leistungsstärke- geführt. Die theoretischen Betrachtungen dienen
ren und entsprechend kostenintensiveren Schut-
zeinrichtungen sind entwickelt worden, um Sattel-
kraftfahrzeuge mit einer Gesamtmasse von 38 t auf-
zuhalten, umzulenken und zurückzuführen.

Weitergehende Prüfszenarien mit Fahrzeugkombi-


nationen, die, mechanisch betrachtet, gelenkig mit-
einander verbundene Anprallmassen darstellen,
sind in den DIN EN 1317 nicht enthalten. Ebenso
existieren weder national noch europäisch bezie-
hungsweise international passende Kenntnisse
über das Anprallverhalten von Fahrzeugen bezie-
hungsweise Fahrzeugkombinationen mit Überlänge
(Lang-Lkw) an Schutzeinrichtungen.

Folgerichtig sind zur Ermittlung von Grundlagen für


die Beantwortung der Kernfrage gezielte Anprall-
versuche an ausgewählten Schutzeinrichtungen Bild 26: Spannungsfeld der Einflussparameter
88

der Ermittlung und Beurteilung möglicher Einfluss- geführt. Die Beschleunigung des Prüffahrzeugs auf
faktoren auf den Anprallvorgang aus den Bereichen die Anprallgeschwindigkeit von 65 km/h erfolgt aus
Fahrzeug, Schutzeinrichtung, Beladung und An- eigener Kraft. Der Anprallpunkt liegt in Fahrtrich-
prallvorgang und damit primär der Entwicklung der tung im Drittelpunkt des jeweiligen Systems. Ausge-
entsprechenden Parameterkonstellationen für die wählt für die Schutzeinrichtungen der Aufhaltestufe
beiden durchgeführten Anprallversuche unter Be- H4b wurden eine 110 cm hohe Betonschutzwand in
achtung möglicher Rahmenbedingungen in der Ortbetonbauweise sowie eine 115 cm hohe, zu ram-
Prüfungssituation (Worst Case-Ansatz), im Feldver- mende Stahlschutzeinrichtung. Kriterien für die
such (Special Case-Ansatz) und in der Verkehrsre- risikoorientierte Auswahl waren unter anderem die
alität (Average Case-Ansatz) (vgl. Bild 26). Die voll- Verwendungshäufigkeit im deutschen Fernstraßen-
ständige Entwicklung der Parameterkonstellationen netz sowie die aktuelle Verwendbarkeit durch einen
für die beiden Anprallversuche ist jeweils in den bei- Eintrag in der Einsatzfreigabeliste (EFG-Liste) der
den Forschungsberichten der DEKRA zu finden. BASt (BASt, 2012).

Beide Schutzeinrichtungen wurden bereits zur Fest-


11.1.2 Methodik der Untersuchungen zur stellung ihrer Leistungsdaten einer konventionellen
Durchbruchsicherheit Anprallprüfung mit einem 38-t-Sattelkraftfahrzeug
nach DIN EN 1317 unterzogen. Bild 27 zeigt die
Die theoretische Analyse der DEKRA lieferte die beiden Schutzeinrichtungen vor den Anprallversu-
Basis für die Festlegung der Versuchsparameter in chen im Rahmen der von der DEKRA bearbeiteten
den beiden Anprallprüfungen. In beiden Versuchen Forschungsvorhaben auf dem Testgelände der
wurde in Anlehnung an die TB 81-Prüfung nach DIN DEKRA.
EN 1317 ein Anprallversuch mit einem Lang-Lkw
vom Typ 3 (vgl. Bild 1) gegen eine zweireihig aufge- Im Rahmen des von BURG, RÖHLING, KLAAS-WIS-
stellte Schutzeinrichtung – wie im Mittelstreifen auf SING (2014) bearbeiteten Teilprojekts der wissen-
Autobahnen (vgl. RAA, FGSV, 2008a) – durchge- schaftlichen Begleitung des Feldversuchs konnte
führt (vgl. Bild 27). Dabei wird das Prüffahrzeug mit der Lang-Lkw-Typ 3: ,Lastkraftwagen mit Unter-
einem optischen System zur Fahrzeugführung in setzachse und Sattelanhänger’ (vgl. u. a. Bild 28)
einem Winkel von 20° gegen die Schutzeinrichtung als am häufigsten verwendeter Lang-Lkw-Typ und

Bild 27: Schutzeinrichtungen aus a) Ortbeton sowie b) Stahl gemäß Regelwerk (oben) bzw. im Versuch (unten)
89

damit als relevantes Prüffahrzeug ermittelt werden (BURG, RÖHLING, KLAAS-WISSING, 2014). Der
(vgl. auch Kapitel 6). sich ergebende Schwerpunkt der Beladung erhöht
sich dadurch im Vergleich zu den Vorgaben der DIN
Neben der reinen Fahrzeugauswahl stellte sich in EN 1317 (vgl. Bild 29).
den theoretischen Betrachtungen die Beladungs-
verteilung als wesentliche Einflussgröße heraus: Es Die Auswahl fiel auf eine über beide Fahrzeugteile
hat sich gezeigt, dass die möglichen Beladungsvo- gleichverteilte Beladung – repräsentiert durch die
lumen der am Feldversuch teilnehmenden Lang- entsprechende Schwerpunktposition – unter Be-
Lkw zu deutlich über 90 % ausgenutzt werden rücksichtigung der maximal zulässigen Achslasten.

Bild 28: Konventionelles 38-t-Sattelkraftfahrzeug (oben) und Lang-Lkw-Typ 3 (unten) als Prüffahrzeuge im Vergleich

Bild 29: Beladungsszenarien der Prüfahrzeuge gemäß DIN EN 1317 (oben) und für Lang-Lkw aus dem Feldversuch (unten) im
Vergleich
90

Die Realisierung erfolgte durch eine Stahlkonstruk- und deren Auswertung im Rahmen eines längeren
tion mit Betonplatten, die in Anlehnung an die Vor- Praxiseinsatzes von Lang-Lkw bestätigt oder mo-
gaben der DIN EN 1317 fest auf den Plattformen difiziert werden. Nach aktuellem Stand des Wis-
der Fahrzeugteile fixiert wurde. sens liegen keine maßgebenden Indikatoren vor,
um davon bereits jetzt abzuweichen.
Aufbauend auf den Ergebnissen aus den Untersu-
chungen der DEKRA wurden von der BASt die Die aus den Untersuchungen der DEKRA und
Übertragungsmöglichkeiten der Ergebnisse für an- den anschließenden Betrachtungen der BASt
dere Streckenschutzeinrichtungen der Aufhalte- vorliegenden Erkenntnisse bilden die Basis für die
stufe H4b, andere Lang-Lkw-Typen aus dem Feld- Beantwortung der eingangs aufgezeigten Kern-
versuch und andere Anprallparameter untersucht. frage.
Diese Untersuchungen erfolgten durch einen um-
fassenden Vergleich der TB81-Anprallprüfungen
zur Bestimmung der Leistungsdaten (u. a. hin- 11.1.3 Ergebnisse aus den Untersuchungen
sichtlich Leistungsdaten selbst sowie Fahrzeug- zur Durchbruchsicherheit
verhalten, Verhalten der Schutzeinrichtung, An-
prallverlauf etc.) der entsprechenden Schutzein- Ergebnisse der DEKRA-Untersuchungen
richtungen untereinander und einer Ableitung des Beide Anprallversuche haben gezeigt, dass der
Verhaltens der Systeme für einen Anprall durch 38-t-schwere Lang-Lkw-Typ 3 die zweireihig aufge-
einen Lang-Lkw-Typ 3. Die Auswirkungen der stellte Schutzeinrichtung – wie im Mittelstreifen auf
wesentlichen fahrzeugseitigen Einflussfaktoren Autobahnen (Gesamtbreite: 3,50 m) – aus Stahl be-
auf die charakteristischen Merkmale des Anprall- ziehungsweise Beton der höchsten Aufhaltestufe
verlaufs wurden dabei detektiert und in einem wei- H4b, die für einen Anprall eines 38-t-Sattelkraftfahr-
teren Schritt auf andere Lang-Lkw-Typen über- zeugs konzipiert wurde, nicht durchbrochen hat.
tragen. Unter verhindertem Durchbruch ist hier zu verste-
hen, dass die Schutzeinrichtung das Fahrzeug ohne
Ausgangspunkt für die Untersuchungen der oben
vollständigen Bruch eines der Hauptlängselemente
genannten Übertragungsmöglichkeiten ist die
(Holme bzw. der innenliegenden Bewehrung) auf-
Übernahme der Grundsätze, die in den DIN EN
gehalten und den Lang-Lkw so zurückgeleitet hat,
1317 für die Prüfung von Schutzeinrichtungen der
dass eine eventuelle Gefährdung des Gegenver-
Aufhaltestufe H4b verwendet werden: Dazu gehört
kehrs verhindert wird.
es, eine fixierte, möglichst gleichmäßig verteilte
Beladung des Prüffahrzeugs sowie die in den DIN In beiden Versuchen wurden die Fahrzeugteile
EN 1317 vorgegebenen Werte für Anprallge- (Zugfahrzeug, Dolly und Sattelanhänger) durch den
schwindigkeit und -winkel als ebenso repräsentativ Anprall nicht voneinander getrennt, allerdings sind
für Lang-Lkw anzunehmen, wie es in den DIN EN Teile der Fahrzeugkombination nach dem Anprall
1317 für Sattelkraftfahrzeuge getan wird. Analog auf die Seite gefallen (vgl. Bild 30). Die Prüfnorm
zur Vorgehensweise in der Entwicklung der rele- DIN EN 1317 berücksichtigt aktuell jedoch keine
vanten Prüfszenarien in den DIN EN 1317 können mehrgliedrigen Fahrzeugkombinationen in ihren
diese Annahmen erst durch Erfahrungssammlung Prüfvorschriften. In einer konventionellen Anprall-

Bild 30: Endposition des Lang-Lkw nach Anprall


91

prüfung zur Bestimmung der Leistungsdaten ge- stufe H4b erfüllen. Für diese Schutzeinrichtungen
mäß DIN EN 1317 wird das beobachtete Verhalten der Aufhaltestufe H4b haben die Betrachtungen
der Lang-Lkw beim Anprall allerdings angespro- der BASt ergeben, dass bei einem Anprall eines
chen: die Prüffahrzeuge dürfen nicht auf die Seite Lang-Lkw die Gefahr des ,Kippens über die
fallen oder sich überschlagen. Dieser Aspekt soll Schutzeinrichtung aufgrund der höheren Schwer-
sinnvollerweise unter anderem die Gefahren für punkte prinzipiell größer anzunehmen ist als die
den nachfolgenden Verkehr im Falle eines Unfalls Gefahr des Durchbruchs. Der im Vergleich zu
reduzieren. Das beobachtete Fahrzeugverhalten ist konventionellen Prüffahrzeugen (38-t-Sattelkraft-
dementsprechend sicherlich als ungünstig, aber fahrzeuge) erhöhte Massenschwerpunkt der Lang-
nicht als Ausschlusskriterium zu bewerten. Lkw spielt hier eine entscheidende Rolle. Es lässt
sich festhalten, dass die Ergebnisse der DEKRA
Durch den Anprall lösten sich von der Stahlschut- (2014a/b) für die auf deutschen Autobahnen im Mit-
zeinrichtung keine Teile des Systems, die zu einer telstreifen verwendeten Streckenschutzeinrichtun-
Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer hätte füh- gen der Aufhaltestufe H4b übertragen werden kön-
ren können. Die Betonschutzeinrichtung zeigt den nen, wenn sich die Geometrie, vor allem die Höhe
Verlust von wenigen Bruchstücken > 2 kg durch den der Schutzeinrichtung in Verbindung mit dem Ver-
Anprall, die allerdings nicht in den Gegenverkehrs- halten der Schutzeinrichtung bei Anprall nicht we-
raum geschleudert wurden. In beiden Versuchen sentlich von denen der hier untersuchten Systeme
drangen keine Teile der Schutzeinrichtung in den unterscheidet.
Fahrzeuginnenraum ein. Die Fahrerkabinen waren
weitestgehend intakt. In den Untersuchungen der DEKRA haben sich als
maßgebliche fahrzeugseitige Einflussgrößen auf
Die Schutzeinrichtung aus Stahl hat den Lang-Lkw den Anprallverlauf die Höhe des Massenschwer-
vom Typ 3 unter Mitwirkung beider Reihen aufge- punktes, die Masse der einzelnen Fahrzeugteile
halten. Für die Schutzeinrichtung aus Beton war die und die Anzahl sowie Torsionssteifigkeit der Fahr-
Mitwirkung der zweiten, dem Anprall abgewandten zeugverbindungen herausgestellt.
Reihe nicht notwendig, um den Lang-Lkw-Typ 3
Für die Anprallversuche wurde der Lang-Lkw vom
aufzuhalten. Beide Schutzeinrichtungsarten haben
Typ 3 ausgewählt, da dieser in der theoretischen
deutliche Schäden durch den Anprall davongetra-
Betrachtung sowie in den von der DEKRA durchge-
gen.
führten einfachen Simulationen gezeigt hat, dass
Alle in der DIN EN 1317 gestellten Anforderungen er durch seine Eigenschaften ungünstig in Bezug
für eine konventionelle Anprallprüfung TB 81 zur auf das Anprallverhalten zu beurteilen ist: der kurze
Bestimmung der Leistungsdaten wurden bis auf Abstand der Kupplung zwischen Dolly und Zug-
das oben genannte Kriterium (umgekipptes Fahr- fahrzeug und zwischen Dolly und Sattelanhänger
zeugteil) eingehalten. erlaubt eine Rotation um quasi alle drei Achsen.
Die Betrachtungen haben ergeben, dass vergleich-
bare Bewegungsfreiheiten für die Lang-Lkw-Typen
Übertragbarkeit der Ergebnisse
2 und 5 und damit ein ähnliches Fahrzeugverhalten
Aufbauend auf den Ergebnissen aus den Untersu- im Anprallverlauf zu erwarten sind. Bei einem kon-
chungen der DEKRA wurden in der BASt die Über- ventionellen 38-t-Sattelkraftfahrzeug lässt die Ver-
tragungsmöglichkeiten der Ergebnisse sowohl für bindung eines Sattelanhängers mit einer Zug-
andere, auf deutschen Autobahnen im Mittelstrei- maschine deutlich weniger Rotation um die
fen verwendeten Streckenschutzeinrichtungen der Längsachse zu als eine Kupplungs-Deichselver-
Aufhaltestufe H4b als auch für andere Lang-Lkw- bindung. Durch gegenseitiges Stabilisieren weisen
Typen im Feldversuch untersucht. Sattelkraftfahrzeuge ein geringeres Kipprisiko auf
als die einzelnen Komponenten eines Gliederzugs
Die aktuell bekannten, auf deutschen Autobahnen mit Bolzenkupplungen. Allerdings steigt für Sattel-
verwendbaren Schutzeinrichtungen sind unter an- kraftfahrzeuge damit gleichzeitig das Risiko, kom-
derem in der Einsatzfreigabeliste (EFG-Liste) der plett (alle Komponenten) umzukippen. Das ist auch
BASt zu finden (BASt, 2012). Zum Versuchszeit- für die Lang-Lkw-Typen 1 und 4 ebenso anzuneh-
punkt befanden sich insgesamt vier durch Anprall- men wie die Folgerung, dass dieses Verhalten wie
versuche geprüfte Streckenschutzeinrichtungen in für Sattelkraftfahrzeuge durch die Regelungen in
der EFG-Liste, die die Anforderungen der Aufhalte- den DIN EN 1317 abgedeckt wird.
92

11.1.4 Betrachtungen zum äquivalenten Fahr- rer Fahrzeuge beziehungsweise Fahrzeugkombi-


zeugkollektiv und zu Schutzeinrichtun- nationen steht als Basis oft nur ein einziger Anprall-
gen auf Brücken versuch an der jeweils betrachteten Schutzeinrich-
tung zur Verfügung. Die Anprallversuche nach DIN
Im Verlauf der wissenschaftlichen Begleitung des EN 1317 werden mit einer (vorgegebenen) Konstel-
Feldversuchs mit Lang-Lkw wurde deutlich, dass lation hinsichtlich Anprallgeschwindigkeit, Fahr-
weitere Betrachtungen zur Vervollständigung der zeugmasse und Winkel sowie der im oder auf dem
Untersuchungen zum Anprallverhalten von Lang- Fahrzeug befestigten Ladung durchgeführt. Genau
Lkw an Schutzeinrichtungen notwendig sind (vgl. diese Konstellation als Kombination aus Fahrzeug,
Kapitel 5). Dabei stehen zwei Fragestellungen im Anprallgeschwindigkeit und -winkel wird im realen
Fokus:
Unfallgeschehen wahrscheinlich nur sehr selten an-
1. Berücksichtigung des äquivalenten Fahrzeug- zutreffen sein. Die Versuche nach der europäischen
kollektivs: Welche Auswirkungen hat der Ersatz Norm dienen dazu, das Leistungsvermögen der
von Fahrzeugen beziehungsweise Fahrzeug- Schutzeinrichtungen unter vergleichbaren Bedin-
kombinationen mit einer Masse zwischen 18 t gungen zu ermitteln. Die Bedingungen des Ver-
und 27 t durch Lang-Lkw mit der sich im gesetz- suchs sollen dabei jeweils den oberen Rand der
lichen Rahmen bewegenden Masse zwischen auftretenden Fälle abdecken und damit die weniger
25 t und 39 t (vgl. Bild 5) hinsichtlich der Sicher- kritischen mit einschließen. Eine genaue Vorher-
heitseinschätzung von Schutzeinrichtungen im sage, was im realen Unfallgeschehen tatsächlich
deutschen Fernstraßennetz? später passieren wird, ist auf dieser Basis mit einem
einzigen Anprallversuch nicht möglich, sondern es
2. Zu Schutzeinrichtungen auf Brücken: Welche erfolgt lediglich eine Abschätzung, die immer ein
Auswirkungen hat ein Einsatz von Lang-Lkw auf verbleibendes Restrisiko beinhaltet. Anprallversu-
das vorhandene Sicherheitsniveau für Schut- che sind sehr aufwendig und kostenintensiv und
zeinrichtungen auf Brücken? Wie wird die Über- werden daher sowohl von der europäischen Norm
tragbarkeit der Ergebnisse aus den durchgeführ- als auch bei der wissenschaftlichen Beantwortung
ten Anprallversuchen an Streckenschutzeinrich- von Fragestellungen auf das Nötigste begrenzt.
tungen diesbezüglich beurteilt?
Allgemein muss zudem berücksichtigt werden, dass
Aufbauend auf den Ergebnissen zur Durchbruchsi- eine theoretische Übertragung beziehungsweise
cherheit wurden von der BASt hierzu theoretische Hochrechnung einer Anprallprüfung (wie z. B. der
Betrachtungen angestellt. Für beide Fragestellun- Aufhaltestufe H2 mit einem 13-t-Bus als Prüffahr-
gen erfolgt eine szenarienorientierte Untersuchung zeug) auf eine andere Anprallprüfung (wie z. B. der
der Leistungsfähigkeit von im deutschen Fernstra- Aufhaltestufe H4b mit einem 38-t-Sattelkraftfahr-
ßennetz vorzufindenden Strecken- und Brücken- zeug als Prüffahrzeug) nur sehr schwer durchzufüh-
schutzeinrichtungen. In beiden Fragestellungen ren ist. Allein bei der Betrachtung der bei den Versu-
werden als maßgebliche Einflussgröße die Masse chen entstehenden kinetischen Energie zeigen sich
und Art des anprallenden Fahrzeugs beziehungs- die Unterschiede deutlich: So ist z. B. die Anprall-
weise der Fahrzeugkombination variiert und die energie eines Fahrzeugs mit 38 t und 65 km/h
Übertragungsmöglichkeiten von vorliegenden An- (Aufhaltestufe H4b) um den Faktor 1,75 höher als
prallversuchen untersucht. Ergänzt werden die qua- die eines Fahrzeugs mit 22 t und 65 km/h und die
litativen Betrachtungen durch numerische Simula- eines Fahrzeugs mit 22 t und 65 km/h ist um das
tionen einzelner Anprallszenarien. 1,45-fache höher als die eines Fahrzeugs mit 13 t
und 70 km/h (Aufhaltestufe H2) (s. Bild 31).
Anprallprüfungen
Eine erhöhte Energie bedeutet hier die Notwendig-
Zu beachten ist dabei, dass die Anprallprüfungen keit eines erhöhten Aufhaltevermögens einer
nach der europäischen Norm DIN EN 1317 Rück- Schutzeinrichtung für einen positiven Anprallverlauf.
haltesysteme an Straßen jeweils aus einem Anprall- Hinzu kommen noch fahrzeugspezifische Aspekte:
versuch mit einem schweren Fahrzeug, um die So weisen zum Beispiel die in den H2-Anprallprü-
Rückhaltefähigkeit zu ermitteln, und einem Anprall- fungen eingesetzten 13-t-Busse von ihrer Art, ihrem
versuch mit einem kleinen PKW, um die Insassen- Verhalten und ihrer Formaggressivität deutliche
belastung zu bestimmen, bestehen. Das heißt, für Unterschiede zu Sattelkraftfahrzeugen in den
die Bewertung des Verhaltens beim Anprall schwe- H4b-Prüfungen auf.
93

Bild 31: Anprallenergie bei verschiedenen Fahrzeugen und Anprallszenarien

Numerische Simulation Zu Frage 1: Berücksichtigung des äquivalenten


Fahrzeugkollektivs
Die numerische Simulation von dynamischen An-
prallvorgängen an Schutzeinrichtungen bietet durch Erkenntnisse über die Transportgüter zeigen, dass
die Möglichkeit von Parametervariationen erheb- die Ladung, die von Lang-Lkw befördert werden
liches Potenzial zur Abschätzung sicherheitsrele- kann, ein begrenztes Volumen-Masse-Verhältnis
vanter Einflussfaktoren. Sie ist jedoch aufgrund der (Dichte) hat (vgl. u. a. Kapitel 8.6.2). Überträgt man
aktuell vorliegenden noch nicht ausreichend vali- nun diese Art der Ladung auf ein herkömmliches
dierten Simulationsmodelle nicht so weit entwickelt, 38-t-Sattelkraftfahrzeug, ergibt sich für dieses eine
dass man mit Simulationen allein die hier zu behan- äquivalente mittlere Masse von 22 t. In der Konse-
delnden Fragestellungen verlässlich und abschlie- quenz heißt das, dass Lang-Lkw in erster Linie die-
ßend bearbeiten könnte. Ergänzend zu den Szena- se Art von Sattelkraftfahrzeugen ersetzen werden.
rienbetrachtungen liefern die durchgeführten Simu-
lationsstudien allerdings wertvolle Anhaltspunkte H2-Schutzeinrichtungen müssen weder den
zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragestellun- 38-t-Lkw noch den 22-t-Lkw aufhalten können, hier-
gen. für werden Schutzeinrichtungen der höheren Auf-
haltestufe H4b konstruiert. Inwieweit ein Anprall mit
Zum heutigen Zeitpunkt sind die durchgeführten einem 22 t Lkw oder mit einem 38 t Lang-Lkw auf-
qualitativen Beurteilungen der bestmögliche An- gehalten werden kann, sollte jedoch betrachtet wer-
satz, um der Beantwortung der hier gestellten Fra- den. Zur Beantwortung dieser Fragestellung müs-
gen effektiv nahe zu kommen. Dabei wird stellver- sen verschiedene Einsatzorte von Schutzeinrich-
tretend für das äquivalente Fahrzeugkollektiv mit tungen unterschieden werden, wie beispielsweise
einer Masse überwiegend zwischen 18 t und 27 t im Mittelstreifen von BAB, am rechten Seitenrand,
(s. Bild 5) ein konventioneller 22-t-Lkw betrachtet. und dort, wo Abkommensunfälle von Lkw verhindert
94

werden sollen. Grundlage sind die RPS (FGSV, jeweils installierten Schutzeinrichtungen am Rand
2009b). der Brücken zum Beispiel einen Absturz von der
Brücke verhindern konnten, kann den vorliegenden
Die vorgenommenen Betrachtungen an einzelnen, Unfallzahlen jedoch nicht entnommen werden.
für Deutschland typischen Schutzeinrichtungen zei-
gen, dass der zuvor aufgezeigte Ansatz, dass so- Auf Brücken ist die Anzahl der Getöteten und
wohl 22-t-Lkw wie auch konventionelle 38-t-Lkw Schwerverletzten je Unfall mit Anprall an eine
und 38-t-Lang-Lkw im Anprallfall prinzipiell nur von Schutzplanke im Mittel etwas niedriger als auf den
einer H4b-Schutzeinrichtung aufgehalten werden übrigen BAB. Dies gilt sowohl für Unfälle mit schwe-
können, für die reale Verkehrssituation in Deutsch- ren Güterkraftfahrzeugen als auch für Unfälle auf
land herangezogen werden kann. Von den heute BAB insgesamt. Ein erhöhtes Risiko für Abstürze
verwendeten Schutzeinrichtungen der Aufhalte- mit entsprechend schweren Unfallfolgen kann somit
stufe H2 sind nur wenige in der Lage, auch noch nicht angenommen werden. Aus den vorliegenden
einen 22-t-Lkw aufzuhalten, während die unter- Unfallzahlen können jedoch keine Aussagen zur
suchten H4b-Schutzeinrichtungen einen 38-t-Lkw Funktion der Schutzeinrichtungen auf der Brücke
aufhalten und knapp in der Lage sind, auch einen bei Unfällen mit Lkw abgeleitet werden.
38-t-Lang-Lkw aufzuhalten. Deshalb kann davon
ausgegangen werden, dass es bei der heutigen Für die durchgeführten Szenarienbetrachtungen
Ausstattung der Straßen mit Schutzeinrichtungen bilden die im Verkehrsgeschehen anzutreffenden
gegenüber der jetzigen Situation durch Lang-Lkw Randbedingungen die Grundlage: So fordern die
keine wesentliche Veränderung hinsichtlich der RPS (FGSV, 2009b) mindestens die Aufhaltestufe
Durchbruchgefahr geben wird. Sofern man aller- H2 am rechten Fahrbahnrand auf Brücken im Zuge
dings die verschiedenen Lkw – herkömmliche wie von Autobahnen und autobahnähnlichen Straßen
auch Lang-Lkw – gegenüber der heutigen Situation und bei besonderer Gefährdung Dritter unterhalb
am Durchbruch hindern will, ist eine Aufrüstung der der Brücke sogar die höchste Aufhaltestufe H4b.
Schutzeinrichtungen auf eine höhere Aufhaltestufe Auch im Mittelstreifen auf Brücken kann diese Auf-
(z. B. H4b) und gegebenenfalls die Vorgabe be- haltestufe in Frage kommen. Dies ist entweder der
stimmter Mindesthöhen der Systeme, um auch Fall, wenn Lkw hier wie am Rand abstürzen können
höhere Ladungsschwerpunkte besser zu berück- (zweiteilige Brücken mit großem Abstand) oder
sichtigen, erforderlich. wenn im Mittelstreifen aufgrund der Abkommens-
wahrscheinlichkeit und des DTV (SV) wie auch
Zu Frage 2: Schutzeinrichtungen auf Brücken sonst im Mittelstreifen H4b-Schutzeinrichtungen ge-
fordert werden.
Zur Beantwortung der Frage wurde zunächst das
Unfallgeschehen schwerer Güterkraftfahrzeuge auf Bislang wurden Anprallversuche an Schutzeinrich-
Bundesautobahn-Brücken (FÄRBER, PÖPPEL- tungen auf Brücken nur für die Situation am Fahr-
DECKER, 2016) betrachtet. Aus den durchführten bahnrand durchgeführt und die Ergebnisse sind für
Analysen lässt sich erkennen, dass sich im Zeit- die Aufstellung auf Brückenmittelkappen übertra-
raum 2012-2014 insgesamt 10.835 Unfälle mit Per- gen worden, sodass die im Folgenden getroffenen
sonenschaden unter Beteiligung eines schweren Aussagen in erster Linie für die Außenkappen am
Güterkraftfahrzeugs auf Bundesautobahnen ereig- rechten Fahrbahnrand gelten, aber auch für den
neten, davon 740 auf einer Brücke. Aus den von Einsatz auf Mittelkappen herangezogen werden
FÄRBER, PÖPPEL-DECKER (2016) ermittelten können (vgl. BERGERHAUSEN, KLOSTERMEIER,
Zahlen lässt sich ablesen, dass sich das Unfallge- KLÖCKNER, KÜBLER, 2013).
schehen auf Brücken nicht signifikant von dem auf
dem gesamten Bundesautobahnnetz unterschei- Am Rand von Brücken auf Autobahnen und auto-
det. Dies gilt auch dann, wenn man nur die Unfälle bahnähnlichen Straßen sind nach den geltenden
unter Beteiligung eines schweren Güterkraftfahr- und auch nach früheren Regelwerken immer Schut-
zeugs betrachtet. Das bedeutet, dass die Schluss- zeinrichtungen vorhanden. Diese sind in der Regel
folgerungen hinsichtlich des Unfallgeschehens auf einreihig aufgestellt. Auf Brücken mit einer Länge
der Strecke aus den Untersuchungen zur Durch- ab 20 m wird immer ein Geländer mit Stahlseil zu-
bruchsicherheit auch auf den speziellen Fall auf der sätzlich zur Schutzeinrichtung gefordert. Im Ver-
Brücke und den dortigen Anprall an Schutzeinrich- gleich zur Strecke ist dadurch das tatsächlich vor-
tungen übertragen werden können. Inwieweit die handene Aufhaltevermögen eines einreihig aufge-
95

stellten Systems also etwas höher anzusetzen, weil Falle eines Lang-Lkw-Anpralls dort, wo sie in zwei-
das Seil im Handlauf bei einem Anprall mitwirken reihiger Konstellation eingesetzt wird, auch die not-
kann. wendige Aufhaltewirkung erzeugen.

Bei den von der BASt durchgeführten Betrachtun- Ein mögliches Umfallen von Fahrzeugteilen auf der
gen zum Leistungsvermögen der potenziell in ursprünglichen Richtungsfahrbahn und das damit
Deutschland am Rand von Brücken auf BAB ein- einzuschätzende Risiko für den nachfolgenden Ver-
setzbaren und zum Teil bereits eingesetzten kehr im Falle eines Unfalls wäre allerdings anstelle
Schutzeinrichtungen mit der Aufhaltestufe H4b eines Durchbruchs hinzunehmen. Dieses Risiko
haben sich Unterschiede hinsichtlich der Durch- besteht aktuell auch für mehrgliedrige Fahrzeug-
bruchsicherheit ergeben. Bei einigen Schutzein- kombinationen ohne Überlänge – also herkömm-
richtungen lässt sich mit aller gebotenen Vorsicht liche Lkw mit Anhänger. Diese werden durch die
abschätzen, dass die Durchbruchsicherheit (bei Prüfszenarien der DIN EN 1317 aktuell ebenso
ähnlichen Parametern wie in der Erstprüfung) auch nicht abgedeckt.
bei einem Anprall eines Lang-Lkw gegeben wäre
und somit der Absturz des Lang-Lkw von der Brü- Auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse aus den
cke verhindert werden könnte. Ebenso ist dann Untersuchungen zur Durchbruchsicherheit (Anprall-
davon auszugehen, dass auch ein 22 t schweres versuche und Übertragung auf andere typische
Sattelkraftfahrzeug von den H4b-Systemen aufge- Schutzeinrichtungen) kann zunächst keine Beein-
halten würde. flussung des aktuell vorhandenen Verkehrssicher-
heitsniveaus aus einem Einsatz von Lang-Lkw hin-
Den in Deutschland überwiegend real eingesetzten sichtlich möglicher Anprallszenarien an Schutzein-
H2-Stahlschutzeinrichtungen auf Brücken kann we- richtungen abgeleitet werden.
der das Aufhaltevermögen für einen 38-t-Lang-Lkw
noch für ein 22-t-Sattelkraftfahrzeug zugesprochen Dieser Aussage liegen die Voraussetzungen des
werden, auch wenn es in Abhängigkeit von den An- Feldversuchs zugrunde, wonach
prall(Unfall-)parametern in Einzelfällen möglich sein
kann, dass auch solche Fahrzeuge am Absturz ge- • der Anteil an Lang-Lkw in der Verkehrszusam-
hindert werden. mensetzung gering ist. Wenn sich die Verkehrs-
zusammensetzung aufgrund einer relevant grö-
Die anzunehmende geringere Eintrittswahrschein- ßeren Menge an Lang-Lkw, die als Ersatz für an-
lichkeit für Unfälle mit Lang-Lkw aufgrund der um- dere Lkw-Typen (z. B. konventionelle Sattelkraft-
fangreichen Maßnahmen zur Unfallprävention für fahrzeuge) Transporte übernehmen, ändert,
Lang-Lkw muss positiv in einer Risikobetrachtung muss überprüft werden, inwiefern die Kriterien
berücksichtigt werden. Letztendlich bestimmt hier der aktuellen RPS (FGSV, 2009b) und damit die
die real auftretende Anzahl an Lang-Lkw im späte- Grundlagen für eine Entscheidung über die Zu-
ren Verkehrsaufkommen die Eintrittswahrschein- ordnung von Aufhaltestufen zu örtlichen Gege-
lichkeit eines Unfalls und damit die Beurteilung des benheiten angepasst werden müssen,
Risikos für Schutzeinrichtungen auf Brücken (wie
auch des Worst-Case-Szenarios: Absturz eines • für Lang-Lkw – ebenso wie für konventionelle
Lang-Lkw von der Brücke). Wesentlich für die Ver- 38-t-Sattelkraftfahrzeuge – die in den DIN EN
meidung von möglichen Abstürzen schwerer Lkw – 1317 festgelegten Prüf- und Anforderungskrite-
sowohl konventioneller wie Lang-Lkw – ist aber der rien hinsichtlich Anprallparameter, Verteilung so-
Grad der Ausstattung von Brücken mit geeigneten wie Fixierung der Beladung und Verhalten des
H4b-Schutzeinrichtungen. Prüffahrzeugs als Grundlage angenommen wer-
den,

11.1.5 Fazit und Folgerungen • der Lang-Lkw auf eine Schutzeinrichtung trifft,
die in ihren Eigenschaften und Abmessungen
Die Befürchtung eines Durchbruchs durch eine für weitestgehend den Untersuchten entspricht.
den Anprall eines 38-t-Sattelkraftfahrzeugs konzi-
pierte H4b-Streckenschutzeinrichtung im Mittel- Die Aufhaltestufen in den aktuellen RPS (FGSV,
streifen hat sich nicht bestätigt. Zudem kommt die 2009b) wurden Anfang 2000 festgelegt. Aufgrund
untersuchte Stahlschutzeinrichtung in vielen Fällen der inzwischen eingetretenen und auch weiterhin
auch als H2-System zum Einsatz und könnte im zu erwartenden Zunahme des Schwerverkehrsauf-
96

kommens sowie der hier vorliegenden Ergebnisse Fragen zur Verkehrssicherheit, und hierbei im
zum Verhalten von Lang-Lkw ist zu diskutieren, ob Speziellen der Verkehrssicherheit in Einfahrten,
für die Zukunft eine Anhebung der Aufhaltestufe von wurden von KATHMANN, ROGGENDORF, KEM-
H2 auf H4b im Mittelstreifen sinnvoll wäre. Dies PER, BAIER (2014) behandelt (vgl. Kapitel 11.3).
scheint insbesondere vor dem Hintergrund umso Fragen zur Befahrbarkeit der Teilelemente plan-
notwendiger, dass die aktuell entwickelten und ein- freier Knotenpunkte waren Bestandteil der Unter-
gesetzten H2-Schutzeinrichtungen nur noch recht suchungen von LIPPOLD, SCHEMMEL (2015, vgl.
knapp die Anforderungen der Aufhaltestufe H2 er- Kapitel 11.4.2).
füllen (,downsizing’ der Systeme) und keine Rest-
sicherheit mehr besitzen. Eine Anhebung der Auf-
haltestufe kann zudem einem möglichen Einsatz 11.2.2 Untersuchungsmethodik
weiterer innovativer Fahrzeugkonzepte (z. B. an-
Für die Analyse des Einflusses von Lang-Lkw auf
dere Schwerpunktverteilung oder anderer Fahr-
den Verkehrsablauf und die Kapazität von plan-
zeugaufbau bei Lkw mit alternativen Antrieben) in
freien Knotenpunkten konnte von GEISTEFELDT,
der Zukunft zu Gute kommen.
SIEVERS (2014) auf bereits vorhandene Simula-
Auf Brücken fordern die RPS bereits unter bestimm- tionsnetze aus der Hauptuntersuchung des oben
ten Randbedingungen für den Neu-, Um- und Aus- genannten Forschungsvorhabens zurückgegriffen
bau die Aufhaltestufe H4b. Umrüstungen im Be- werden. Bei der Auswahl der Netze wurde darauf
stand diesbezüglich gibt es aber bislang nur in ge- Wert gelegt, die wichtigsten Ein- und Ausfahrttypen
ringem Maße. Vor dem Hintergrund der Betrachtun- in das Untersuchungskollektiv aufzunehmen und
gen zum Anprallverhalten von Lang-Lkw und der Knotenpunkte zu finden, bei denen auch während
Veränderung der Schwerpunktlage sollte überlegt der Spitzenstunde ein möglichst hoher Schwerver-
werden, ob zusätzliche Anforderungen beispiels- kehrsanteil vorliegt. Die betrachteten Simulations-
weise an eine Mindesthöhe oder die Restsicherheit netze umfassen Ausfahrten der Typen A 1, A 3, A 4
der H4b-Schutzeinrichtungen gestellt werden kön- und A 6 (vgl. Bild A 1 im Anhang), Einfahrten der
nen. Typen E 1, E 3, E 4 und E 5 (vgl. Bild A 2 im Anhang)
sowie eine Verflechtungsstrecke des Typs VR 1
(vgl. Bild A 3 im Anhang) nach den Richtlinien für die
Anlage für Autobahnen – RAA (FGSV, 2008a).
11.2 Untersuchung des Einflusses von
Lang-Lkw auf den Verkehrsablauf Für die mikroskopische Simulation des Verkehrsab-
in planfreien Knotenpunkten laufs wurde das Programm BABSIM eingesetzt, mit
dem der Verkehr auf Autobahnen nachgebildet wer-
Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf der den kann (vgl. Bild 32). Für die Untersuchung war
von Geistefeldt, Sievers (2014) bearbeiteten Erwei- es notwendig, das Simulationsprogramm BABSIM
terung zum FE 03.0459/2009/OGB „Berücksich-
tigung des Schwerverkehrs bei der Modellierung
des Verkehrsablaufs an planfreien Knotenpunkten“.

11.2.1 Zielsetzung

Im Rahmen der Untersuchung des Einflusses von


Lang-Lkw auf den Verkehrsablauf in planfreien Kno-
tenpunkten (Autobahnkreuze und -dreiecke) sollten
mögliche Anforderungen an die Gestaltung und ver-
kehrstechnische Bemessung dieser planfreien Kno-
tenpunkte ermittelt werden. Da bereits zu Beginn
des Feldversuchs davon auszugehen war, dass die
Anzahl der in Deutschland fahrenden Lang-Lkw im
Rahmen des Feldversuchs zu gering sein wird, um
einen Einfluss auf den Verkehrsablauf empirisch
Bild 32: BABSIM (Bundesautobahn Simulator) – Mikroskopi-
analysieren zu können, wurden als erste Annähe- sches Simulationsmodell für den Verkehrsablauf auf
rung Simulationsuntersuchungen durchgeführt. Straßen
97

hinsichtlich der Einstellmöglichkeiten für die 11.2.3 Ergebnisse


Schwerverkehrsfahrzeuge zu erweitern. Daher wur-
de analog zu den bereits bestehenden Fahrzeug- Die Auswertung von GEISTEFELDT, SIEVERS
klassen ,Pkw’ und ,Lkw‘ eine neue Klasse ,Lang- (2014) ergab, dass die Abweichungen zwischen
den Szenarien mit und ohne Lang-Lkw überwie-
Lkw’ hinzugefügt, für die in Analogie zum Realbe-
gend nicht signifikant sind, d. h., dass die Lang-Lkw
trieb gemäß § 9 LkwÜberlStVAusnV ein generelles
die Kapazität des jeweiligen Knotenpunktelements
Überholverbot auf Autobahnen gilt.
nicht signifikant beeinflussen. Sofern signifikante
Die Simulationsmodelle wurden von GEISTE- Abweichungen auftraten, waren dies überwiegend
FELDT, SIEVERS (2014) anhand der Daten von Rückgänge der Kapazität mit zunehmendem Lang-
Dauerzählstellen für Schwerverkehrsanteile zwi- Lkw-Anteil. Besonders die Simulationsergebnisse
schen 10 % und 15 % kalibriert und validiert. Für bei den Einfahrttypen E 1 und E 4 an zweistreifigen
jedes betrachtete Knotenpunktelement (Ausfahrt, Richtungsfahrbahnen ergaben bei höheren Lang-
Einfahrt, Verflechtungsstrecke) wurden anschlie- Lkw-Anteilen eine Reduktion der Kapazität. Im Falle
ßend Simulationen mit Lang-Lkw-Anteilen von 0 %, des Einfahrttyps E 4 ist dies dadurch zu erklären,
1 %, 2 % und 5 % der Gesamtverkehrsstärke bei dass einfahrenden Lang-Lkw durch die Geometrie
einem konstanten Schwerverkehrsanteil von 10 % des Knotenpunkts bei diesem Einfahrttyp zwei
sowie in der Regel drei unterschiedlichen Verkehrs- Fahrstreifenwechsel durchführen müssen.
stärkeanteilen des ein- beziehungsweise ausfah- Der Vergleich von Szenarien, in denen die Trans-
renden Verkehrs durchgeführt. Bei den Aus- bezie- portleistung von drei herkömmlichen Lkw durch
hungsweise Einfahrttypen A 6 und E 3 wurde nur zwei Lang-Lkw ersetzt wurde, ergab keinen eindeu-
jeweils ein Szenario untersucht, bei dem die Ver- tigen Einfluss der Lang-Lkw auf die Kapazität von
flechtungsvorgänge maßgebend sind. Außerdem planfreien Knotenpunkten.
wurden für jedes Knotenpunktelement Szenarien
verglichen, in denen äquivalente Transportleistun-
gen durch drei herkömmliche Lkw einerseits und 11.2.4 Fazit und Folgerungen
zwei Lang-Lkw andererseits erbracht wurden (vgl. Insgesamt liefern die Ergebnisse der Verkehrsfluss-
Kapitel 7). simulationen einen Anhaltspunkt dafür, dass die Ka-
pazität von planfreien Knotenpunkten selbst bei den
Für jedes Szenario wurden zehn Simulationsläufe
hier analysierten hohen Lang-Lkw-Anteilen von 1 %
durchgeführt und der Mittelwert der Verkehrsstär-
beziehungsweise 5 % der Gesamtverkehrsstärke20
ken vor Zusammenbrüchen des Verkehrsflusses er-
im Allgemeinen nur gering beeinflusst wird. Die er-
mittelt. Die mittleren Verkehrsstärken vor dem Zu-
mittelten Auswirkungen der Lang-Lkw auf die Kapa-
sammenbruch in 5-Minuten-Intervallen wurden als
zität liegen in der Größenordnung der Bandbreite
Schätzwerte der Kapazität für den Vergleich der
der Kapazität, die in der Realität auch im Vergleich
verschiedenen Szenarien verwendet.
unterschiedlicher Knotenpunkte mit ähnlichen ver-
Die Bewertung der Simulationsergebnisse erfolgte kehrlichen und streckengeometrischen Randbedin-
von GEISTEFELDT, SIEVERS (2014) über zwei gungen auftreten.
Kennwerte. Der erste Kennwert wurde als Verhält- Sofern sich der Anteil der Lang-Lkw an der Gesamt-
nis der Kapazität der Szenarien mit Lang-Lkw zur verkehrsstärke in dem Spektrum, wie von GEISTE-
Kapazität des Szenarios ohne Lang-Lkw definiert. FELDT, SIEVERS (2014) analysiert, bewegt und le-
Als zweiter Kennwert wurde das Maß der Abwei- diglich Transportleistungen konventioneller Lkw
chung der in der Simulation ermittelten Kapazität durch Lang-Lkw ersetzt werden, sind daher keine
zur Kapazität nach dem im Entwurf vorliegenden negativen Auswirkungen auf den Verkehrsablauf in
neuen Handbuch für die Bemessung von Straßen- planfreien Knotenpunkten auf Autobahnen zu erwar-
verkehrsanlagen – HBS (FGSV, 2012a) ermittelt. ten.
Die Ergebnisse sämtlicher Szenarien wurden zu-
sätzlich einem Signifikanztest (t-Test) unterzogen,
20
um den Einfluss der Streuung der Einzelwerte in Ein Anteil von 1 % Lang-Lkw an einer Gesamtverkehrsstärke
von beispielsweise 45.000 bis 50.000 Kfz/24h (entspricht
den Simulationsläufen bei der Bewertung der Ab- etwa der mittleren durchschnittlich täglichen Verkehrsstärke
weichungen zwischen den Kapazitäten zu berück- (DTV) auf Autobahnen, vgl. FITSCHEN, NORDMANN, 2013)
sichtigen. würde bedeuten, dass 450 bis 500 Lang-Lkw pro Tag und
Querschnitt den Knotenpunkt passieren.
98

11.3 Verkehrssicherheit in Einfahrten delungsvorgangs anderer Verkehrsteilnehmer er-


an Autobahnen kennen zu können. Zum Vergleich der Ergebnisse
der Beobachtungen im Lang-Lkw wurden zusätzlich
Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf der Begleitfahrten mit Gliederzügen durchgeführt. Um
von KATHMANN, ROGGENDORF, KEMPER, die Unterschiede zwischen den Fahrzeugkonzep-
BAIER (2014) bearbeiteten Erweiterung zum FE ten auf die Fahrzeugart zu begrenzen, wurden hier-
82.0509/2010 „Verkehrssicherheit in Einfahrten auf für die gleichen Fahrer auf der gleichen Strecke wie
BAB“. bei den Lang-Lkw-Fahrten beobachtet. Diese Me-
thodik ermöglicht einen direkten Vergleich, da bis
auf die Art des Lkw alle übrigen Randbedingungen
11.3.1 Zielsetzung vergleichbar beziehungsweise annähernd gleich
Mit dem Einsatz von Lang-Lkw wird oftmals die Be- sind (Einfahrten, Fahrer, Tageszeiten).
fürchtung geäußert, dass es beim Einfahren auf die Der Messaufbau bestand aus einer Front- sowie ei-
Autobahn als Folge der Überlänge zu erhöhten An- ner Seitenkamera. In Bild 33 und Bild 34 sind die
forderungen an die Verkehrsteilnehmer beim Einfä- Kameraperspektiven dargestellt. Diese ermögli-
delungsvorgang kommen kann. Daraus werden chen eine genaue Beobachtung des Einfädelungs-
zum Teil Bedenken bezüglich der Verkehrssicher- vorgangs eines anderen Verkehrsteilnehmers
heit abgeleitet. Während sich also GEISTEFELDT, rechts neben und vor dem Lkw, ohne dabei daten-
SIEVERS (2014) mit dem Einfluss von Lang-Lkw schutzrechtliche Belange zu berühren.
auf den Verkehrsablauf in planfreien Knotenpunk-
ten (Autobahnkreuze und -dreiecke) befasst haben Zur eindeutigen Identifikation der Einfahrten an der
(vgl. Kapitel 11.2), sollte im Rahmen der Untersu- Route wurde zusätzlich ein Datenlogger zur konti-
chung von KATHMANN et al. (2014) das Verhalten nuierlichen Erfassung der GPS-Koordinaten ent-
der Verkehrsteilnehmer im Bereich von Einfahrten lang der Strecke installiert. So konnten bei der spä-
an Autobahnen bei der Begegnung mit Lang-Lkw teren Datenauswertung über den Zeitstempel zwi-
unter Verkehrssicherheitsaspekten näher unter- schen Video und GPS-Logger gezielt die Einfahrbe-
sucht werden. Ziel war es, eine Bewertung der Ver- reiche zur Bewertung der verkehrlichen Situation
kehrssicherheit im Hinblick auf den Einsatz von aus den Fahrtenvideos herausgefiltert werden. Zu-
Lang-Lkw unter Berücksichtigung der Erkenntnisse
des Hauptprojekts, dem FE 82.0509/2010 „Ver-
kehrssicherheit in Einfahrten auf BAB“ abzuleiten
und gegebenenfalls Empfehlungen für einen mögli-
chen dauerhaften Einsatz von Lang-Lkw auf Auto-
bahnen in Deutschland zu formulieren.

11.3.2 Untersuchungsmethodik

Es wurden Fahrten von Lang-Lkw auf Autobahnen


mithilfe von Videokameras dokumentiert, um dar-
aus mögliche Besonderheiten während des Einfä- Bild 33: Bild der Frontkamera (Kamera 1)

Bild 34: Bilder der Seitenkamera (Kamera 2)


99

sätzlich ermöglicht der Datenlogger eine Überprü- Vorbeifahrten an Einfahrten


fung der Einfahrttypen aus den zugehörigen Luftbil- Lkw-Typ nicht
dern sowie eine Auswertung des Geschwindigkeits- gesamt relevant
relevant
profils der beobachteten Lkw. Lang-Lkw 534 101 433

Entsprechend der im Untersuchungskonzept ent- Gliederzug A 249 67 182


haltenen Randbedingungen wurden von KATH- Gliederzug B 22 6 16
MANN et al. (2014) für die Begleitfahrten die beiden
Tab. 6: Anzahl beobachteter Vorbeifahrten an Einfahrten (Anm.:
folgenden Strecken ausgewählt: Gliederzug A: gleicher Fahrer, Gliederzug B: andere
Fahrer, andere Strecke)
• Strecke 1: 150 km BAB mit 39 Einfahrten

• Strecke 2: 130 km BAB mit 27 Einfahrten keine parallele Einfahrt


Lkw-Typ parallele keine mit
Analog zu den Untersuchungen zum Hauptprojekt Einfahrt Interaktion Interaktion
wurde auch im Teilprojekt zum Lang-Lkw der Fokus
Lang-Lkw 363 60 10
auf den Einfahrttyp E1 (einstreifige Einfahrt) gelegt,
Gliederzug A 148 31 3
da dieser am häufigsten im deutschen Autobahn-
netz vorkommt. Gliederzug B 13 2 1

Aufgrund der besseren Lichtverhältnisse wurden Tab. 7: Bewertung der Vorbeifahrten an relevanten Einfahrten
(Anm.: Gliederzug A: gleicher Fahrer, Gliederzug B: an-
die Fahrten bei Tageslicht aufgezeichnet. Die ge- dere Fahrer, andere Strecke)
samte Datenerhebung erfolgte über insgesamt 13
Wochen. Die Datengrundlage ist in Tabelle 6 aufge- gezeigt, dass dieser vor Einfahrten häufig den
führt. Fahrstreifen wechselt um einfahrenden Fahr-
zeugen das Auffahren zu erleichtern. Durch das
Bei der Auswertung wurden mithilfe einer parallelen
gültige Überholverbot für Lang-Lkw wurde die-
Betrachtung beider Videobilder (Front- und Seiten-
ses Verhalten hier nicht beobachtet.
kamera) im Bereich der Einfahrt standardisierte Be-
wertungen für die beobachtete Situation vorgenom- Nach der Analyse der Einfahrtbereiche entspre-
men. Dabei wurde folgendes Bewertungsschema chend dem von KATHMANN et al. (2014) entwickel-
zugrunde gelegt: ten Bewertungsschema ergibt sich das in Tabelle 6
sowie Tabelle 7 dargestellte Untersuchungskollek-
• „keine parallele Einfahrt“: Während der Vorbei-
tiv. Gliederzugfahrten auf der gleichen Strecke und
fahrt des Lkw befindet sich kein Fahrzeug auf
dem Einfädelungsstreifen. mit den gleichen Fahrern wie bei den Lang-Lkw-
Fahrten sind in Tabelle 6 sowie Tabelle 7 mit Glie-
• „parallele Einfahrt, keine Interaktion“: Während derzug A“ bezeichnet. Um das Vergleichskollektiv
der Vorbeifahrt des Lkw befindet sich ein Fahr- der Gliederzugfahrten zu vergrößern, wurden auch
zeug auf dem Einfädelungsstreifen. Dieses hat andere Strecken mit anderen Fahrern aufgezeich-
jedoch eine größere Entfernung zum Lkw, so- net (Gliederzug B).
dass es zu keiner gegenseitigen Beeinflussung
kommt.
11.3.3 Ergebnisse
• „parallele Einfahrt, mit Interaktion“: Während der
Vorbeifahrt des Lkw befindet sich ein Fahrzeug Zum Vergleich der betrachteten Lang-Lkw-Fahrten
auf dem Einfädelungsstreifen und mindestens mit denen der Gliederzüge werden die Bewertun-
einer der Beteiligten muss sein Verhalten anpas- gen der definierten Verkehrssituationen im Bereich
sen. der Einfahrten gegenübergestellt. Bild 35 zeigt die
Anteile der Bewertungen für beide Lkw-Kombina-
• „Einfahrt nicht relevant“: Bewertung für Einfahr- tionen.
ten, die kein Typ E1 sind oder bei der Vorbeifahrt
gesperrt waren. Diese Bewertung wurde auch Wie Bild 35 zeigt, sind die beobachteten Situatio-
dann gewählt, wenn der begleitete Gliederzug nen im Bereich von Einfahrten für beide Lkw-Kom-
sich während der Vorbeifahrt an einer Einfahrt binationen vergleichbar. Dies gilt sowohl für den An-
nicht auf dem rechten Fahrstreifen befand. Die teil der Bewertung keine parallele Einfahrt als auch
Beobachtungen der Gliederzugfahrten haben für jene mit paralleler Einfahrt.
100

Für einen weiteren Vergleich wurden die Geschwin- der Einfädelungsstreifen von Einfahrenden bei der
digkeiten (Datenquelle GPS-Logger) der Lkw-Kom- Begegnung mit einem Lang-Lkw häufiger bis zum
binationen im Bereich der Einfahrten ausgewertet. Ende (oder sogar darüber hinaus) benutzt wird. Wie
Hierbei wurden die drei Bereiche ,vor Einfahrt’, ,an diese Situation im Hinblick auf die Verkehrssicher-
Einfahrt’ und ,nach Einfahrt’ unterschieden. heit im Vergleich zu einem Fahrstreifenwechsel
beim Gliederzug einzuschätzen ist, bleibt fraglich.
Die Analysen zeigen, dass die im Bereich der unter- Hinzu kommt, dass nach § 18 Abs. 3 StVO der Ver-
suchten Einfahrten vom Typ E1 gefahrenen Ge- kehr auf der durchgehenden Fahrbahn die Vorfahrt
schwindigkeiten des Lang-Lkw für die Bewertung hat. Ist infolge der Verkehrsdichte ein sicheres Ein-
,keine parallele Einfahrt’ mit jenen des Gliederzugs fädeln durch Beschleunigung und Ausnutzung des
vergleichbar sind. Der Median der gemessenen Ge- Einfädelungsstreifens nicht möglich, so bleibt also
schwindigkeiten des Lang-Lkw beträgt 83,3 km/h, nur die rechtskonforme Möglichkeit, vor dem Be-
der Wert aus den Gliederzugfahrten 83,6 km/h. Ein ginn des Seitenstreifens auf eine hinreichende Ein-
ähnliches Bild zeigt sich auch bei dem Bewertungs- fädelungslücke zu warten. Dies mag wegen der vor-
kriterium ,parallele Einfahrt, keine Interaktion’. Le- handenen Differenzgeschwindigkeiten nicht optimal
diglich bei der Gruppe ,parallele Einfahrt, mit Inter- sein, entspricht aber der Rechtslage.
aktion’ liegt der Wert für den Median beim Glieder-
zug um 2 km/h höher. Aufgrund der geringen Anzahl
von lediglich vier Fahrten ist diese Differenz jedoch 11.3.4 Fazit und Folgerungen
vernachlässigbar. Daher ist im Rahmen dieser
Untersuchung auch aus der Sicht der gefahrenen Zusammenfassend stellen KATHMANN et al. (2014)
Geschwindigkeiten der Lang-Lkw mit dem Glieder- fest, dass sowohl das Verhalten der einfahrenden
zug vergleichbar. anderen Verkehrsteilnehmer als auch das Ge-
schwindigkeitsverhalten zwischen dem beobachte-
Ein Unterschied, der zwischen den Fahrten des ten Lang-Lkw und den begleiteten Gliederzügen
Lang-Lkw und jenen des Gliederzugs im Bereich vergleichbar sind. Unter den gegebenen Randbe-
von Einfahrten beobachtet werden konnte, bestand dingungen konnten auf dieser Basis keine nega-
darin, dass beim Gliederzug Fahrstreifenwechsel tiven Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit im
zur Erleichterung des Einfädelns einfahrender Fahr- Bereich von einstreifigen Einfahrten des Typs E1
zeuge beobachtet wurden. Dieses ,Platz Machen’ durch den Einsatz von Lang-Lkw identifiziert wer-
ist zwar gängige Praxis, widerspricht aber dem den.
Rechtsfahrgebot.
Aus den empirischen Untersuchungen des Haupt-
Da der Lang-Lkw aufgrund des für Lang-Lkw gel- projekts konnten ebenfalls keine Hinweise auf ein
tenden generellen Überholverbots auf Autobahnen erhöhtes Sicherheitsrisiko im Bereich von Einfahr-
(vgl. § 9 LKWÜberlStVAusnV) den rechten Fahr- ten durch den Einsatz von Lang-Lkw abgeleitet wer-
streifen nicht verlassen darf, wurden diese Fahr- den. Das beobachtete Überfahren des Endes des
streifenwechsel im Bereich von Einfahrten hier nicht Einfädelungsstreifens durch Einfahrende bei Inter-
beobachtet. Dies bietet eine Erklärung dafür, dass aktionen mit dem Lang-Lkw und das Stehenbleiben
auf dem Einfädelungsstreifen wurde auch schon bei
heute üblichen Lkw-Kombinationen festgestellt.

Somit ergeben sich aus diesem Teilprojekt keine


Folgerungen im Hinblick auf eine Anpassung der In-
frastruktur oder den weiteren Praxiseinsatz von
Lang-Lkw.

Zwar im Zusammenhang mit dem Überholverbot


für Lang-Lkw, jedoch eher von allgemeiner Natur ist
die Frage nach den Auswirkungen des unterlas-
senen ,Platz Machens’ für Einfahrende. Es kann
durchaus möglich sein, dass das ,Platz Machen’
hinsichtlich der Verkehrssicherheit kritischer zu
Bild 35: Vergleich der Bewertungen verschiedener Verkehrs-
situationen im Einfahrtbereich zwischen Lang-Lkw und bewerten ist (jeder Fahrstreifenwechsel birgt ein
Gliederzug Risiko) als ein kurzzeitiges bewusstes, allerdings
101

rechtswidriges21 Überfahren des Seitenstreifens in- hungsweise von Straßenverkehrsanlagen herange-


folge des ,nicht Platz Machens’. Bedeutsam kann zogen werden. Für den Bewegungsablauf eines
dies dann aber allenfalls an Stellen im Bestand Fahrzeugs beziehungsweise einer Fahrzeugkombi-
sein, an denen diese Möglichkeit durch das Fehlen nation während der Kurvenfahrt ist die sichelförmi-
eines Seitenstreifens für die einfahrenden Verkehr- ge Verbreiterung der überstrichenen Fläche durch
steilnehmer nicht gegeben ist. Für diese Stellen das nachlaufende kurveninnere Hinterrad charakte-
verbleibt dann ausschließlich die rechtskonforme ristisch. Hierdurch ergibt sich in Abhängigkeit vom
Möglichkeit des Abwartens auf dem Einfädelungs- Fahrzeug und der Fahrweise des Fahrers eine fahr-
streifen. Außerdem können bei 2,50 m breiten Sei- zeugspezifische Schleppkurve.
tenstreifen bei einer vermehrten Nutzung von Ein-
Die zurzeit in Deutschland für die fahrgeometrische
fahrenden die Ränder der befestigten Fläche stär-
Bemessung geltenden Bemessungsfahrzeuge des
ker beschädigt werden.
Schwerverkehrs beruhen auf umfangreichen Aus-
wertungen und Analysen von SCHNÜLL, HOFF-
MANN, KÖLLE, ENGELMANN (2001). Sie wurden
11.4 Befahrbarkeit von aktuell von FRIEDRICH et al. (2014) überprüft. Auf-
Straßenverkehrsanlagen grund der sehr umfangreichen Produktpaletten und
daraus resultierenden Variationsmöglichkeiten für
11.4.1 Allgemeines
die Fahrzeuggruppen der Nutzfahrzeuge (z. B. hin-
Für die Zulassung zum Feldversuch muss nach § 7 sichtlich Motorwagen, Zugmaschine, Sattelanhän-
LkwÜberlStVAusnV die Einhaltung des BO-Kraft- ger, Anhänger, Kupplungsarten, Achsanordnung
kreises durch ein Gutachten für das jeweilige Fahr- etc.) ist eine eindeutige Festlegung der relevanten
zeug beziehungsweise die jeweilige Fahrzeugkom- Fahrzeugabmessungen allein auf der Grundlage
bination mit Überlänge nachgewiesen werden (vgl. der Herstellerinformationen für diese Fahrzeug-
Kapitel 8.3). Der BO-Kraftkreis soll gewährleisten, gruppen nicht möglich. Die Fahrzeugabmessungen
dass ein Fahrzeug beziehungsweise eine Fahr- der verschiedenen Gliederzüge und Sattelkraftfahr-
zeugkombination Kurvenfahrten im gesamten öf- zeuge wurden deshalb von SCHNÜLL et al. (2001)
fentlichen Straßennetz problemlos durchführen – und in Analogie dazu aktuell auch von FRIED-
kann. Erfahrungen aus der Praxis zeigen jedoch, RICH et al. (2014) – mittels empirischer Untersu-
dass der BO-Kraftkreis nicht alle vorkommenden chungen, vor allem auf Rastanlagen an Bundesau-
Elementfolgen und Bewegungsvorgänge, wie zum tobahnen, erhoben.
Beispiel die Fahrt durch einen Kreisverkehr mit ver-
schiedenen Richtungswechseln (rechts-links-Kom- Zur Definition der Bemessungsfahrzeuge wurden
bination), abdeckt. In zurückliegenden Untersu- von SCHNÜLL et al. (2001) beziehungsweise
chungen konnte bereits gezeigt werden, dass trotz FRIEDRICH et al. (2014) aus dem Kollektiv einer
der Einhaltung des BO-Kraftkreises die Befahrbar- Fahrzeuggruppe diejenigen Fahrzeuge bezie-
keit bestimmter Verkehrsanlagen nicht immer ge- hungsweise Fahrzeugkombinationen ausgewählt,
währleistet ist (vgl. BACHMANN, WALLENTOWITZ, die aufgrund ihrer Abmessungen annähernd einem
WÖHRMANN, 2007 sowie FRIEDRICH et al., ,85%-Fahrzeug’ entsprechen. Als ,85%-Fahrzeug’
2014). wurden dabei diejenigen Fahrzeuge beziehungs-
weise Fahrzeugkombinationen definiert, welche
Daher werden in den Entwurfsrichtlinien für die Be- von den 85%-Quantilen der verschiedenen Teillän-
messung fahrgeometrischer Bewegungsräume gen (z. B. vorderer und hinterer Überhang) die ge-
standardisierte Bemessungsfahrzeuge mit zugehö- ringste Abweichung besitzen. Dieses Vorgehen
rigen Schleppkurven definiert, die zur Überprüfung wurde gewählt, weil Straßenverkehrsanlagen aus
der Befahrbarkeit von Entwurfselementen bezie- ökologischen und ökonomischen Gründen sowie
aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht mit ei-
nem nur selten auftretenden Maximalfahrzeug mit
zulässigen, aber hinsichtlich der Kurvenlaufeigen-
21
Gem. § 18 Abs. 3 StVO hat derjenige auf der durchgehenden schaften ungünstigen Teilabmessungen bemessen
Hauptfahrbahn die Vorfahrt gegenüber einfahrenden Fahr-
zeugen. Diese dürfen also nicht über den Seitenstreifen wei- werden sollen.
terfahren und einfädeln, sondern haben – falls ein Einfädeln
nicht möglich ist – auf dem Einfädelungsstreifen zu halten Vor diesem Hintergrund ist die Befahrbarkeit von
und eine ausreichende Lücke zum Einfahren abzuwarten. Straßenverkehrsanlagen ein Aspekt, der maßgeb-
102

lich von konkreten Fahrzeugen beziehungsweise von Autobahnen erhoben werden. Daraus sollte
Fahrzeugkombinationen sowie von der Verände- dann abgeleitet werden, ob die vorhandenen Ver-
rung der Fahrzeuglänge beziehungsweise der Teil- kehrsanlagen für die Benutzung durch Lang-Lkw
längen abhängt. Den damit im Zusammenhang ste- ausreichen oder ob und in welchem Umfang gege-
henden Fragestellungen wurde im Rahmen einer benenfalls ein Änderungs- und Anpassungsbedarf
Reihe von Forschungsprojekten als Teil der wissen- besteht. Dabei waren Unterschiede zu beziehungs-
schaftlichen Begleitung des Feldversuchs mit Lang- weise Gemeinsamkeiten mit konventionellen Lkw
Lkw nachgegangen. als Vergleichsfahrzeuge herauszuarbeiten.

Als Referenzfahrzeug wurde dabei in der Regel ein


Untersuchungsmethodik
Standard-Sattelkraftfahrzeug (L = 16,50 m) heran-
gezogen. Sattelkraftfahrzeuge weisen trotz ihrer im Nach einer Literaturrecherche wurden Lang-Lkw
Vergleich zu einem herkömmlichen Gliederzug um vom Typ 1 (L = 17,80 m), 2 und 3 (je L = 25,25 m)
2,25 m kürzeren Gesamtlänge allgemein schlech- sowie 522 für die Untersuchung ausgewählt. Ein
tere Kurvenlaufeigenschaften auf (vgl. FRIEDRICH Sattelkraftfahrzeug (L = 16,50 m) diente als Refe-
et al., 2014) und stellen daher den maßgebenden renzfahrzeug, da dieses im Allgemeinen ungünsti-
Vergleichsfall dar. gere Kurvenlaufeigenschaften als ein Gliederzug
hat (vgl. FRIEDRICH et al., 2014). Die Untersu-
chungen umfassten methodisch mehrere unter-
11.4.2 Befahrbarkeit von Autobahnen
schiedliche Ansätze. Zum einen wurden Verfol-
Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf dem gungsfahrten mit dem Messfahrzeug UNO des
von LIPPOLD, SCHEMMEL (2015) bearbeiteten Lehrstuhls „Gestaltung von Straßenverkehrsanla-
Teilprojekt FE 09.0180/2011/CRB „Befahrbarkeit gen“ der TU Dresden durchgeführt. Das Messfahr-
spezieller Verkehrsanlagen auf Autobahnen mit zeug war mit Stereokameras und einem inertialge-
Lang-Lkw“ sowie der Studie von LIPPOLD, SCHEM- stützten GPS ausgestattet. Die aufgezeichneten
MEL, KATHMANN, SCHROEDER (2016) zum Daten wurden als Punktwolken in ein GIS-Pro-
„Parken auf Rastanlagen mit Fahrzeugen und Fahr- gramm übertragen. Dadurch konnten die Fahrzeug-
zeugkombinationen mit Übergröße“ (FE 02.0381/ abstände vom Fahrbahnrand geometrisch ausge-
2015/MRB). wertet werden. Zusätzlich wurden Kameras an den
Lang-Lkw angebracht, die eine Beobachtung der
Lkw-Achsen ermöglichten. Die Bilder der Kameras
Zielsetzung
dienten unterstützend zur Auswertung von Abstän-
Die Untersuchungen zur Befahrbarkeit spezieller den der Fahrzeuge zum Fahrbahnrand. Die Mes-
Verkehrsanlagen auf Autobahnen von LIPPOLD, sungen der Bewegungsvorgänge in Pannenbuch-
SCHEMMEL (2015) konzentrierten sich insbeson- ten und auf Parkplätzen erfolgten mit einem La-
dere auf folgende Schwerpunkte: serscanner. Dieser erfasste die Fahrzeugkanten
und die Straßenraumgeometrien. Die daraus abge-
• Befahrbarkeit von (indirekten) Rampen in An- leiteten Bewegungslinien der Fahrzeugkanten wur-
schlussstellen und planfreien Knotenpunkten, den zur Erstellung von Schleppkurven und für die
• Befahrbarkeit von Einengungen der Rampen- Zeichnung der Parkraumgeometrien verwendet.
querschnitte, Die Messungen der Bewegungsvorgänge auf Ram-
• Befahrbarkeit von Ein- und Ausfädelungsstrei- pen, Ein- und Ausfädelungsstreifen und in Verflech-
fen, tungsbereichen erfolgten während der täglichen
Touren der Lang-Lkw. Indirekte Rampen in Auto-
• Befahrbarkeit von Verflechtungsstrecken, bahnknotenpunkten und Anschlussstellen wurden
ergänzend zu den geplanten Touren befahren. Die
• Befahrbarkeit von Nothaltebuchten in Tunneln
Messung der Einparkvorgänge in den Tunnel-
und bei Seitenstreifenfreigaben,
Nothaltebuchten konnte nicht im realen Verkehrs-
• Befahrbarkeit von Rastanlagen.

Im Ergebnis der Untersuchung sollte der erforderli-


che Platzbedarf von Lang-Lkw auf den oben ge- 22
Im Feldversuch bislang und somit auch hier: L = 23,00 m; im
nannten Elementen beziehungsweise Bereichen Folgenden daher als „5*“ bezeichnet.
103

geschehen durchgeführt werden. Aus Sicherheits- ten Kombination der Lang-Lkw und auch im Ver-
gründen wurden diese Vorgänge auf Rastanlagen gleich zum gewählten Referenzfahrzeug, einem
in abgesteckten Nothaltebuchten simuliert. Die Ab- konventionellen Sattelkraftfahrzeug (L = 16,50 m),
steckmaße entsprachen denen einer Nothaltebucht unterschiedlich. Mit einer durchgeführten Einzel-
mit Mindestmaßen (L = 40 m). messung konnten Hinweise darauf erarbeitet wer-
den, dass bereits das konventionelle Sattelkraft-
Standardmäßig erfolgt auf Rastanlagen das Parken fahrzeug Probleme beim Einparken in eine Nothal-
in Schrägparkständen. Daher und weil auf etwa der tebucht im Tunnel haben. Die getesteten Lang-Lkw
Hälfte aller Rastanlagen keine Längsparkstände für vom Typ 1 (L = 17,80 m) und vom Typ 5* haben sich
Lkw vorhanden sind, wurde das Einparken in Schräg- im Vergleich dazu nicht signifikant unterschieden.
parkstände untersucht. Die betrachteten Parkstände Bei allen Messungen (je drei mit den beiden Lang-
befanden sich auf Rastanlagen entlang der Routen, Lkw-Typen) ragte der hintere Überhang zwischen
die von den Speditionen täglich befahren wurden. ca. 20 und 50 cm in den Verkehrsraum. Somit ha-
ben konventionelle Sattelkraftfahrzeuge und die
Ergebnisse hier getesteten Lang-Lkw vom Typ 1 und 5* offenbar
ähnlich leichte Probleme, in Nothaltebuchten in
• Rampen Tunneln vollständig einzuparken, ohne den Ver-
In Rampen von planfreien Knotenpunkten und von kehrsraum und damit den fließenden Verkehr ein-
Anschlussstellen traten durch Lang-Lkw keine Pro- zuschränken. Je nach verkehrlicher Situation könn-
bleme auf. Fahrer von Lang-Lkw orientieren sich te sich dieser Sachverhalt jedoch verstärken. Eine
bei der Fahrt in einer Rampe an der linken Markie- geringfügige Verlängerung der Länge von Nothalte-
rung. Überfahrungen von Markierungen oder Rand- buchten in Tunneln erscheint deshalb sinnvoll und
streifen wurden bei den Fahrten nicht beobachtet. böte auch für herkömmliche Lkw Vorteile.
Die Ergebnisse der Befahrung von Rampen in plan- Deutlich gravierender sind die Probleme für die
freien Knotenpunkten und Rampen in Anschluss- 25,25 m langen Kombinationen der getesteten
stellen zeigten keine Unterschiede. Einschränkun- Lang-Lkw vom Typ 2 und 3. Diese ragten bei den
gen der Rampenbreite, durch Arbeitsstellen, Be- insgesamt durchgeführten fünf Messungen am
triebsdienstfahrzeuge und Pannenfahrzeuge stel- Fahrzeugende mindestens 0,90 m und bis zu maxi-
len bereits für konventionelle Lkw (nach StVZO) ein mal 1,90 m aus der Nothaltebucht heraus bezie-
Hindernis dar. Lang-Lkw haben oftmals breitere hungsweise in den Verkehrsraum hinein (vgl. Bild
Schleppkurven. Das Vorbeifahren an einer Eng- 36). Hieraus können erhebliche Beeinträchtigungen
stelle ist daher schwieriger. des fließenden Verkehrs resultieren. Nach LIP-
POLD, SCHEMMEL (2015) sollten für Neubauten
• Ein- und Ausfädelungsstreifen
die Längen der Nothaltebuchten für derartige Fahr-
konnten durch die Lang-Lkw ohne Probleme befah- zeugkombinationen daher auf mindestens 60 m
ren werden. Verflechtungsvorgänge konnten inner- vergrößert werden, um vollständig einparken zu
halb der Verflechtungsstrecken ohne Einschrän- können.
kungen durchgeführt werden.
Die Ergebnisse der simulierten Einparkvorgänge in
• Nothaltebuchten Pannenbuchten in Tunneln lassen Aussagen über
die Befahrbarkeit von Nothaltebuchten auf der frei-
Die Ergebnisse zur Befahrbarkeit von Nothalte- en Strecke zu. Solche Buchten können bei fehlen-
buchten waren in Abhängigkeit von der betrachte- dem Seitenstreifen und bei temporären Seitenstrei-

Bild 36: Nachbildung einer real gemessenen Befahrung einer fiktiven Nothaltebucht mit einem Lang-Lkw vom Typ 3 (LIPPOLD,
SCHEMMEL, 2015); Überstand hier: 1,3 m
104

fenfreigaben vorkommen. Sie sind breiter und län- tionen. Es wird davon ausgegangen, dass der Lang-
ger (L = 60 m) als in Tunneln und haben am Anfang Lkw vom Typ 1 bei einer Zulassung für den Dauer-
und am Ende eine Verziehung. Überträgt man die betrieb zukünftig wesentlich häufiger vorkommen
Erkenntnisse aus den Pannenbuchten in Tunneln, würde (vgl. Kapitel 7.2).
ist davon auszugehen, dass Lang-Lkw in Nothalte-
Um diese Gesamtthematik des Parkens mit Lang-
buchten auf der freien Strecke problemlos einfah-
Lkw zu adressieren wurden in der Abschlussphase
ren können.
in einer Untersuchung von LIPPOLD, SCHEMMEL,
KATHMANN, SCHROEDER (2016) entwurfstechni-
• Rastanlagen sche Lösungsansätze für das Parken von Lang-Lkw
Auf Rastanlagen wurden Befahrungen der Schräg- auf Rastanlagen entwickelt und bewertet. Die Un-
parkstände (als reguläre Parkanordnung) durchge- tersuchungen beschränkten sich dabei auf Rastan-
führt. Die Schrägparkstände haben eine maximale lagen im Zuge von Bundesfernstraßen.
Länge von rund 22 m. Lang-Lkw mit einer Länge bis In den Untersuchungen wurde zwischen den Lang-
zu 25,25 m passen somit nicht in einen herkömmli- Lkw bis L = 17,80 m (Typ 1) und den Lang-Lkw bis
chen Parkstand. Außerdem überfahren sie auf L = 25,25 m differenziert. Die differenzierte Bewer-
Grund ihrer breiten Schleppkurve die benachbarten tung beruhte auf der Erkenntnis, dass Typ 1 in die
Parkstände. Lkw-Parkstände passt. Stellvertretend für die län-
geren Lang-Lkw wurde Typ 2 näher untersucht. Sei-
Nicht die Länge der Parkstände stellen das verlän-
ne Schleppkurve ist vergleichsweise breit und si-
gerte Sattelkraftfahrzeug (L = 17,80 m) vor Schwie-
chert die Befahrbarkeit mit den übrigen Lang-Lkw
rigkeiten, sondern vielmehr schwenken die großen
auf einer Verkehrsanlage. Bei einer schlechten Be-
Überhänge bei einer Kurvenfahrt weiter aus und be-
fahrbarkeit der Verkehrsanlage mit Typ 2 wurde
wirken eine größere Schleppkurve. Dadurch kann
eine differenzierte Betrachtung mit den übrigen
es vorkommen, dass ein solches Fahrzeug auf
Lang-Lkw durchgeführt.
Verkehrsanlagen, die für Standard-Sattelkraftfahr-
zeuge bemessen sind, Probleme bei der Befahrbar- Bei den Untersuchungen wurden verschiedene
keit der Parkstände hat. Zwar sind auch heute be- Fahrversuche durchgeführt, mit denen aber nicht
reits Fahrzeuge im Straßenverkehr zugelassen, die alle Inhalte abgedeckt werden konnten. Aus diesem
durch ihre breiten Schleppkurven Fahrbahnbegren- Grund wurden ergänzend Schleppkurven mit einer
zungen und andere Fahrstreifen überfahren (z. B. Simulationssoftware berechnet. Untersucht wurde
Autotransporter). Gemäß Angaben des AML Verein auf Rastanlagen die Befahrbarkeit der Fahrgassen,
Automobillogistik lag die operative Autotranspor- Verzweigungen, Parkstände für Großraum- und
ter-Flotte 2014 bei rund 6.000 Fahrzeugkombina- Schwertransporte (GST), Schrägparken mit Um-

Bild 37: Übersicht von Lösungsansätzen für das Parken von Lang-Lkw (Musterplan Technische Universität Dresden – FGSV 2011
aus LIPPOLD et al., 2016)
105

markierungen, Längsparkstände, telematisches tenpunkte in zwei Teilprojekten der wissenschaft-


Parken, Umbau von Trenninseln und temporäre lichen Begleituntersuchung. Zunächst wurde im
Parkstandfreigaben. Rahmen der Untersuchungen zur Befahrbarkeit
spezieller Verkehrsanlagen auf Autobahnen (LIP-
Die Ergebnisse der Untersuchungen von LIPPOLD POLD, SCHEMMEL, 2015) auch das Ein- und Ab-
et al. (2016) zeigten, dass es kurzfristig mittels der biegen in das nachgeordnete Netz in Anschlussstel-
erarbeiteten und evaluierten Lösungsansätze (vgl. len betrachtet (vgl. hinsichtlich der Untersuchungs-
Bild 37) möglich ist, für Lang-Lkw Parkstände zur methodik Kapitel 11.4). Da sich genauere Aussagen
Verfügung zu stellen. Auf Längsparkständen kön- jedoch nur aus weiterführenden Untersuchungen
nen Lang-Lkw ohne bauliche Anpassung parken, treffen ließen, als dies im Rahmen des FE 09.0180
wenn ausreichende Lücken vorhanden sind. Auch möglich war, wurde die Befahrbarkeit außerörtlicher
die temporäre abschnittsweise Freigabe von plangleicher Knotenpunkte (Kreuzungen, Einmün-
GST-Parkstreifen ist eine schnell umsetzbare Lö- dungen bzw. Kreisverkehre) in einem weiteren Teil-
sung. Die übrigen Lösungsansätze sind je nach vor- projekt (LIPPOLD, SCHEMMEL, 2014) der wissen-
handenen Gegebenheiten auf den Rastanlagen mit schaftlichen Begleituntersuchung detaillierter ana-
mehr oder weniger Aufwand verbunden. lysiert. Die nachfolgenden Ausführungen basieren
Aus baulicher Sicht können Parkmöglichkeiten für auf diesen beiden von LIPPOLD, SCHEMMEL
Lang-Lkw auch auf bestehenden Rastanlagen um- (2014, 2015) bearbeiteten Teilprojekten. Mit ihnen
gesetzt werden. Aus rechtlicher Sicht sollte eine sollte festgestellt werden, ob die Gestaltung der
eindeutige Verkehrsregelung für die neue Fahr- Knotenpunkte nach alten und neuen Regelwerken
zeugart Lang-Lkw (zwischen Lkw und GST) vorge- ausreicht oder ob die angrenzenden Flächen (Nach-
nommen werden. Ein entsprechendes Zusatzzei- barfahrstreifen, Randstreifen oder Bankette) be-
chen ist dafür auch heute schon möglich. nutzt werden müssen.

Untersuchungsmethodik
11.4.3 Befahrbarkeit von außerörtlichen
In Analogie zu den Untersuchungen zur Befahrbar-
plangleichen Knotenpunkten
keit spezieller Verkehrsanlagen auf Autobahnen
Zielsetzung (LIPPOLD, SCHEMMEL, 2015, vgl. Kapitel 11.4.2)
wurden auch für die weitergehenden Betrachtun-
Beim Knotenpunktentwurf besteht hinsichtlich der gen von LIPPOLD, SCHEMMEL (2014) an typi-
Befahrbarkeit ein Optimierungsproblem. Neben schen Landstraßenknotenpunkten die Lang-Lkw
ökonomischen und ökologischen Aspekten gilt es vom Typ 1 (L = 17,80 m), 2 und 3 (je L = 25,25 m)
vor allem auch verkehrssicherheitstechnische Be- sowie 5* ausgewählt. Gleichfalls diente ein Sattel-
lange zu berücksichtigen (vgl. Kapitel 11.4.1). So kraftfahrzeug (L = 16,50 m) als Referenzfahrzeug.
sollen beispielsweise Aufstellbereiche an planglei-
chen Knotenpunkten einerseits so ausgebildet wer- Für die Untersuchungen an Landstraßenknoten-
den, dass möglichst nur ein Fahrzeug bis zur über- punkten wurde von LIPPOLD, SCHEMMEL (2014)
geordneten Straße vorrücken kann, um gegensei- auf die bereits bewährte Messtechnik, bestehend
tige Sichtbehinderungen auszuschließen. Gerade aus Kameras zur Beobachtung der Lkw-Achsen
auch an Anschlussstellen gilt es, auf eine möglichst und Laserscanner (zur Erfassung der Fahrzeug-
schlanke Gestaltung der Aufstellbereiche für die kanten bei Ein- und Abbiegevorgängen), zurückge-
von der Autobahn ins nachgeordnete Netz einbie- griffen. Erneut dienten die Bilder der Kameras un-
genden Fahrzeuge zu achten, da somit für Linksab- terstützend zur Auswertung der Abstände der Fahr-
bieger auf die Zufahrtsrampe zur Autobahn die opti- zeuge zum Straßenraum. Aus den Laserscans wur-
sche Führung verbessert wird, um ein falsches Auf- den die Schleppkurven der Lkw in den Knotenpunk-
fahren auf die Autobahn zu vermeiden. Andererseits ten erstellt.
muss jedoch gleichzeitig ein Einfahrquerschnitt zur
An den plangleichen Teilknotenpunkten der An-
Verfügung stehen, der eine Schleppkurve vor allem
schlussstellen wurden von LIPPOLD, SCHEMMEL
für rechtseinbiegende Fahrzeuge und Fahrzeug-
(2015) alle möglichen Fahrbeziehungen im Knoten-
kombinationen ermöglicht.
punkt betrachtet. Da sich hierbei zeigte, dass an
Vor diesem Hintergrund erfolgte die Überprüfung Kreuzungen und Einmündungen das Linksabbie-
der Befahrbarkeit außerörtlicher plangleicher Kno- gen und das Rechtseinbiegen die relevanten Manö-
106

ver zur Beantwortung der Forschungsfrage darstel- Ergebnisse


len, wurde der Fokus auf diese beiden Fälle bei der
weiterführenden Untersuchung an den plangleichen Bei den Analysen von LIPPOLD, SCHEMMEL
Landstraßenknotenpunkten (LIPPOLD, SCHEM- (2015) zeigte sich bei Ein- und Abbiegevorgängen
MEL, 2014) gelegt. an den plangleichen Teilknotenpunkten der An-
schlussstellen, dass ein zu zeitiges Einlenken (Kur-
• Linksabbiegen venschneiden) zu Überfahrungen von Markierun-
gen und anderen Fahrstreifen führte. Zu zeitiges
stellt eine Fahrt von der übergeordneten Straße Einlenken bei Rechtseinbiegevorgängen (von der
in die untergeordnete Straße dar. Die Betrach- Autobahn kommend in das nachgeordnete Netz)
tung des Linksabbiegens sollte klären, ob und führte zum Überfahren der Linksabbiegestreifen
wie weit die Lkw mit ihrem hinteren Überhang (besonders Typ 2 und Typ 3, vgl. Bild 38). Bei Typ 2
aus ihrem Linksabbiegestreifen in den benach- zeigte sich dies sehr deutlich. Der gelenkte Dolly
barten Fahrstreifen ausschwenken. Außerdem von Typ 3 kann bei Rechtseinbiegevorgängen wei-
sollten Überfahrungen und Überstreichungen ter ausscheren als das Zugfahrzeug. Bei späteren
der Randmarkierungen und des Tropfens unter- Messungen mit dem gleichen Fahrzeug trat dieses
sucht werden. Verhalten nicht mehr auf. Bei Linkseinbiegevorgän-
• Beim Rechtseinbiegen gen führte zu zeitiges Einlenken zu den gleichen
Resultaten. Die vorhandenen Bewegungsspielräu-
wird von der untergeordneten Straße in die über- me werden besonders durch die bis zu 25,25 m lan-
geordnete Straße eingebogen. Die Beobachtun- gen Lang-Lkw ständig ausgeschöpft, notfalls wer-
gen der Rechtseinbiegevorgänge sollten klären, den Markierungen und Randstreifen überfahren.
ob es zu Überfahrungen der Eckausrundungen
Für die Ein- und Abbiegevorgänge auf den planglei-
durch die Lkw kommt. Außerdem wurde unter-
chen Landstraßenknotenpunkten (Kreuzungen,
sucht, ob übergeordnete Linksabbiegestreifen
Einmündungen, Kreisverkehre) wurde von LIP-
beim Rechtseinbiegen von den Lkw überfahren
POLD, SCHEMMEL (2014) festgestellt, dass es bei
oder überstrichen werden.
Lang-Lkw ein teilweise ähnliches, aber auch teilwei-
Die Wahl der Kreisverkehre hing von einigen Rand- se abweichendes Fahrverhalten gegenüber dem
bedingungen ab. Beispielsweise eigneten sich Referenzfahrzeug gibt. Während der Messungen
Kreisverkehre mit einer Aufschüttung nicht für die stand für jeden untersuchten Lang-Lkw-Typ jeweils
verwendete Messtechnik. In den ausgewählten ein eigener Fahrer zur Verfügung. Dementspre-
Kreisverkehren (mit 35 m bzw. 40 m Durchmesser) chend veranschaulichen die Ergebnisse von LIP-
wurden die ¼- und die ¾-Kreisumrundung als maß- POLD, SCHEMMEL (2014) die individuell durch die
geblich kritische Fahrmanöver untersucht. Die Fahrer resultierenden Fahrlinien (Schleppkurven).
¼-Kreisumrundung entspricht dem kleinsten Ein- Das hat auf die Messergebnisse positive sowie ne-
oder Abbiegevorgang auf einem Kreisverkehr, die gative Auswirkungen. Je nach Fahrstil, Erfahrung
¾-Kreisumrundung erfordert drei Richtungsände- und Verkehrssituation hat die Wahl der Fahrlinie ei-
rungen und stellt somit erhöhte Anforderungen hin- nen direkten Einfluss auf die überfahrenen Flächen.
sichtlich der Befahrbarkeit als dies beispielsweise Die Messungen und Beobachtungen sind daher im-
durch die Befahrung des BO-Kraftkreises abgebil- mer mit einem unbestimmbaren Fehler behaftet.
det werden kann (vgl. dazu auch Kapitel 11.4.1).
• Linksabbiegen an plangleichen Kreuzungen/
Das Referenzfahrzeug sowie Lang-Lkw von Typ 1, Einmündungen
Typ 2 und Typ 3 konnten jeweils in dem gleichen
Kreisverkehr und der gleichen Kreuzung betrachtet Beim Linksabbiegen hatte die Wahl der gefahre-
werden. Der Lang-Lkw vom Typ 5* konnte hingegen nen Leitlinien ebenfalls einen wesentlichen Ein-
nicht an den gleichen Knotenpunkten untersucht fluss auf die überstrichenen und überfahrenen
werden. Es konnten aber hinreichend vergleichbare Flächen. Dadurch ergaben sich überstrichene
Knotenpunkte ausgewählt werden. Die Messungen Flächen mit bis zu 70 cm in den Nachbarfahr-
fanden während der täglichen Touren der Lang-Lkw streifen. Bei den Lang-Lkw-Typen 1 und 3 sowie
statt. Die Fahrer mussten die Knotenpunkte mehr- dem Referenzfahrzeug waren die gemessenen
mals befahren. Die ausgewählten Knotenpunkte Überstreichungen ähnlich ausgeprägt. Bei Typ 2
entsprachen jeweils den gültigen Richtlinien. und Typ 5* wurden die Nachbarfahrstreifen im-
107

mer überstrichen. Typ 2 zeigte die größten Über- fuhren die Lang-Lkw jedoch mit ihren hinteren
streichungen. Fuhren die Lang-Lkw durch zeiti- Achsen die Randmarkierungen und den Rand-
ges Einlenken einen langgezogenen Bogen, be- streifen. Flächen im Seitenraum wurden bei den
rührten oder überfuhren sie den Tropfen in der Untersuchungen zwar nicht überfahren, die Lang-
untergeordneten Straße. Oftmals wurde auf den Lkw benötigten aber im Einfahrquerschnitt den
gewählten Leitlinien spät eingelenkt, um die gesamten verfügbaren Bewegungsspielraum.
Tropfen nicht zu überfahren. Die vorderen Über-
hänge (Zugfahrzeug oder Sattelanhänger) über- • ¼-Kreisumrundungen
strichen dann die Eckausrundung. Die Über- Bei ¼-Kreisumrundungen benötigten außer dem
streichungen betrugen dabei bis zu 50 cm (je Lang-Lkw vom Typ 5* und dem Referenzfahr-
eine Messung von Typ 1 und Typ 3). Überwie- zeug alle anderen betrachteten Lkw den gesam-
gend wird von Lang-Lkw die Eckausrundung nur ten Bewegungsspielraum im Ausfahrquerschnitt.
berührt. Ein Überfahren der Eckausrundungen Außer Typ 2 konnten alle Lang-Lkw in einem Bo-
wurde nicht beobachtet. gen durch den Kreisverkehr fahren. Typ 2 konn-
• Rechtseinbiegen an plangleichen Kreuzungen/ te den Kreisverkehr nur sehr langsam und unter
Einmündungen Ausnutzung des gesamten verfügbaren Bewe-
gungsspielraums befahren.
Beim Rechtseinbiegen verwendeten die Fahrer
unterschiedliche Leitlinien. Bei Typ 1, Typ 3 und • ¾-Kreisumrundungen
Typ 5* lagen die resultierenden Schleppkurven Bei einer ¾-Kreisumrundung beeinflusste die
innerhalb des Bereichs, der auch durch das Re- gewählte Fahrlinie, ob Flächen im Kreisverkehr
ferenzfahrzeug überstrichen wurde. Typ 2 be- überstrichen oder überfahren wurden. Erneut
fuhr dagegen eine Leitlinie, die weiter zum Trop- benötigten außer dem Lang-Lkw vom Typ 5* und
fen versetzt war. Trotz einer angepassten Fahr- dem Referenzfahrzeug alle anderen betrachte-
weise überfuhr der Lkw auch die Randmarkie- ten Lkw den gesamten Bewegungsspielraum in
rung. den Kreisverkehren. Die Eckausrundungen im
Beim Rechtseinbiegen nutzten die Fahrer der Ausfahrquerschnitt wurden bei den Untersu-
Lang-Lkw teilweise die Linksabbiegestreifen auf chungen nicht überfahren. Durch das Referenz-
der übergeordneten Straße mit. Dadurch ist es fahrzeug sowie den Lang-Lkw vom Typ 1 und 2
möglich, weiter auszuholen und auf der Schlepp- wurde der Innenring im Kreisverkehr überfahren
kurveninnenseite die Markierung und den Rand- oder berührt.
streifen nicht zu überfahren. War das Benutzen
des Linksabbiegestreifens nicht möglich, über-
11.4.4 Befahrbarkeit innerörtlicher Knoten-
punkte mit Lang-Lkw vom Typ 1

Der Lang-Lkw vom Typ 1 weist aufgrund seiner Ge-


samtlänge eine Besonderheit hinsichtlich der im
Feldversuch zur Befahrung mit Lang-Lkw freigege-
benen Strecken auf. Diese Lang-Lkw dürfen in den
zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Ausnahme-Ver-
ordnung am Feldversuch aktiv beteiligten sieben
Ländern Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersach-
sen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen
das gesamte, also auch das innerstädtische Stre-
ckennetz der jeweiligen Länder nutzen (vgl. Kapitel
4.2). Aus diesem Grund wurde ein zum Start des
Feldversuchs bereits laufendes Forschungsprojekt,
das sich unter anderem mit der Befahrbarkeit von
plangleichen Knotenpunkten innerhalb und im Vor-
feld von bebauten Gebieten mit Fahrzeugen des
Bild 38: Rechtseinbiegen mit Überfahren des Linksabbiegestrei- Schwerverkehrs befassen sollte, um den Aspekt des
fens (LIPPOLD, SCHEMMEL, 2015) verlängerten Sattelkraftfahrzeugs erweitert.
108

Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf dem weiter in Richtung Kurveninnenseite schneiden als
von FRIEDRICH et al. (2014) bearbeiteten Teilpro- Fahrzeuge mit kürzeren Elementlängen und gerin-
jekt FE 77.0501/2010 „Überprüfung der Befahrbar- geren Achsabständen. So führt der große Abstand
keit innerörtlicher Knotenpunkte23 mit Fahrzeugen zwischen Königszapfen und Sattelanhängerachsen
des Schwerlastverkehrs“. bei einem konventionellen Sattelkraftfahrzeug, bei
dem die vordere der drei Sattelanhängerachsen ge-
Zielsetzung und Untersuchungsmethodik liftet ist, bei Wahl der gleichen Leitlinie für alle be-
trachteten Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen
Ein Schwerpunkt der Untersuchung (FRIEDRICH et zur größten Flächeninanspruchnahme auf der Kur-
al., 2014) bestand in der praktischen und theoreti- venaußenseite. Der Sattelanhänger mit gelifteter
schen Ermittlung von Schleppkurven für Fahrzeuge Achse schneidet die Kurve stärker als das Sattel-
des Schwerverkehrs. Für einen Abgleich der mittels kraftfahrzeug mit verlängertem Sattelanhänger. Bei
Schleppkurvensoftware ermittelten fahrgeometri- diesem ist es laut Herstellerangaben (Stand 2013)
schen Bewegungsräume mit dem realen Fahrver- technisch nicht möglich, eine Sattelanhängerachse
halten von Fahrzeugen des Schwerverkehrs wur- zu liften.
den Fahrversuche mit ausgewählten Lkw auf einem
Testgelände durchgeführt. Die Erfassung der Verantwortlich für die beim Ausscheren beziehungs-
Schleppkurven beziehungsweise die Bestimmung weise Ausholen überstrichenen Flächen auf der
der Flächeninanspruchnahme (Hüllkurven) wäh- Kurvenaußenseite sind neben der Achsgeometrie
rend der verschiedenen Testfahrten erfolgte dabei vor allem die Fahrzeugüberhänge. Der nicht selten
mittels hochgenauer GPS-Messtechnik. Aufbauend ausgenutzte vordere Ladungsüberhang eines Auto-
auf diesem Arbeitsschritt erfolgte die Überprüfung transporters von 0,50 m führt hier zu einer größeren
von im Hinblick auf die Befahrbarkeit als problem- Flächeninanspruchnahme. Zudem kommt es beim
behaftet identifizierten plangleichen Knotenpunkten Einlenken durch den großen hinteren Fahrzeu-
mit unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten, unter güberhang beim Autotransporter, aber auch beim
anderem auch einem Lang-Lkw vom Typ 1, dem Sattelkraftfahrzeug mit verlängertem Sattelanhän-
verlängerten Sattelkraftfahrzeug. ger zu einer größeren Flächeninanspruchnahme im
Bereich der Kurvenaußenseite. So wurde beispiels-
weise beim Befahren des im Rahmen der Untersu-
Ergebnisse
chung definierten kleinen Kreisverkehrs mit einem
Der Vergleich der von FRIEDRICH et al. (2014) be- Außendurchmesser von 26 m (Breite der Zufahrt:
trachteten Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen 3,25 m, Breite der Ausfahrt: 3,50 m) ermittelt, dass
in Bezug auf ihre Flächeninanspruchnahme zeigt bei der ¼-Kreisbefahrung zwar nahezu alle Fahr-
deutliche Unterschiede. Ursächlich hierfür ist vor al- zeuge beziehungsweise Fahrzeugkombinationen
lem die zum Teil grundsätzlich unterschiedliche die Querungshilfe von Fußgängern und Radfahrer
Fahrzeuggeometrie beziehungsweise die Zusam- sowohl in der Knotenpunktein- als auch -ausfahrt
mensetzung/Kupplung der verschiedenen Lkw. Da- überstreichen. Aufgrund ihrer vergleichsweise gro-
rüber hinaus sind weitere Unterschiede auf die un- ßen hinteren Überhänge überstreicht jedoch das
terschiedlich großen vorderen und hinteren Fahr- Sattelkraftfahrzeug mit verlängertem Sattelanhän-
zeugüberhänge zurückzuführen. ger die Querungshilfe der Einfahrt und der Autot-
ransporter die Querungshilfe der Knotenpunktaus-
Grundsätzlich konnte von FRIEDRICH et al. (2014) fahrt besonders deutlich, sodass hieraus mögliche
ermittelt werden, dass Fahrzeuge mit großen Ele- Gefährdungen für auf der Querungshilfe wartende
mentlängen und großen Achsabständen die Kurve Fußgänger und Radfahrer resultieren können.

11.4.5 Fazit und Folgerungen


23
Der Begriff ,innerörtlicher Knotenpunkt’ ist dem Einsatzgebiet
Die gewonnenen Erkenntnisse zur Fragestellung
des Lang-Lkw vom Typ 1 entsprechend nicht mit einem Kno-
tenpunkt in der Innenstadt oder am Innenstadtrand gleichzu- der Befahrbarkeit von Straßenverkehrsanlagen mit
setzen. Im Zusammenhang mit dem Thema Lang-Lkw sind Lang-Lkw lassen sich auf Basis der Untersuchun-
hiermit vielmehr solche Knotenpunkte gemeint, die in Stadt- gen von LIPPOLD, SCHEMMEL (2014, 2015) so-
randlage oder sogar im Vorfeld bebauter Gebiete liegen. Die-
se werden jedoch auch nach dem für die Anlage von Stadt- wie FRIEDRICH et al. (2014) wie folgt zusammen-
straßen geltenden Regelwerk geplant (FGSV, 2006). fassen:
109

• Rampen in Anschlussstellen und planfreien Kno- Beginn der Nothaltebucht und Verlängerung der
tenpunkten sind für Lang-Lkw uneingeschränkt Nothaltebucht) in Erwägung gezogen werden.
befahrbar.
• Nothaltebuchten auf der freien Strecke und bei
• Das Vorbeifahren an Hindernissen in eingeeng- Seitenstreifenfreigaben können aufgrund ihrer
ten Rampenquerschnitten ist schwieriger als bei größeren Länge von allen Lang-Lkw problemlos
konventionellen Lkw, jedoch erfordert dieser zu- befahren werden.
dem nicht häufig auftretende Fall auch heute
schon gesonderte Maßnahmen (z. B. temporäre • Schrägparkstände auf Rastanlagen Bei den
Sperrung der Rampe für den fließenden Ver- Rastanlagen sind Längs- und Schrägparkstände
kehr). zu unterscheiden. Während tagsüber ein Einpar-
ken auf nahezu leeren Längsparkstreifen relativ
• Ein- und Ausfädelungsstreifen sowie Verflech- problemlos sein wird, würden sich für das Ein-
tungsbereiche in planfreien Knotenpunkten sind parken in eine Lücke zwischen zwei Lkw auf ei-
aus fahrgeometrischer Sicht ohne Einschrän- nem Längsparkstand bei einer höheren Auslas-
kung befahrbar. tung der Rastanlage ähnliche Anforderungen er-
geben wie für das Einparken in Nothaltebuchten.
• Nothaltebuchten in Tunneln sind unter Umstän- Als Standardfall ist daher das Einparken in
den bereits für StVZO-konforme Lkw, jedoch Schrägparkstände anzusehen, zumal Längs-
auch für das Einparken mit Lang-Lkw insgesamt parkstände auf etwa der Hälfte aller Rastanla-
zu kurz, in Abhängigkeit vom Typ jedoch in un- gen gar nicht vorhanden sind. Schrägparkstän-
terschiedlichem Maße. Lang-Lkw vom Typ 1 (L = de sind allerdings für Lang-Lkw mit einer Länge
17,80 m) und 5*22 ragen mit einem geringen von mehr als 22 m zu kurz. Das sich aus diesem
Überhang aus dem Bereich der Nothaltebucht Umstand möglicherweise ergebende Problem
bis zu 50 cm in den Fahrraum. Diese Typen wei- für die bis zu 25,25 langen Lang-Lkw zeigt sich
sen somit ähnliche Probleme auf, wie sie sich derzeit aus mehreren Gründen (noch) nicht:
bei der durchgeführten Einzelmessung mit ei- Zum einen trägt die bisherige Anzahl im Einsatz
nem konventionellen Sattelkraftfahrzeug zeig- befindlicher Lang-Lkw dazu bei. Die wenigen
ten. Lang-Lkw vom Typ 2 und 3 (L = 25,25 m) Lang-Lkw benutzen zum Teil die Parkflächen,
ragen hingegen deutlich in den Verkehrsraum die normalerweise den Großraum- und Schwer-
(bis zu 1,90 m) und können so zu einer in Abhän- transporten (GST) vorbehalten sind, oder par-
gigkeit vom Typ auch erheblichen Beeinträch- ken in den gegenüber Schrägparkständen deut-
tigung des fließenden Verkehrs führen. Unter lich selteneren Längsparkständen. Zum anderen
Berücksichtigung, dass von den derzeit etwa 35 werden teilweise auch Autohöfe angefahren. Auf
über 900 m langen im Zuge von Autobahnen be- diesen sind oftmals die Parkstände nicht mar-
ziehungsweise zweibahnigen Bundesstraßen kiert, sondern es steht eine gewisse Parkfläche
betriebenen Tunnelanlagen knapp die Hälfte mit zur Verfügung. Aber auch die im Feldversuch
Seitenstreifen ausgestattet sind, ist dieser As- bisher beobachtbaren Einsatzgebiete führen
pekt unter Risikoaspekten (Eintrittswahrschein- dazu, dass Lang-Lkw-Fahrer Rastanlagen gar
lichkeit basierend auf der Anzahl Lang-Lkw und nicht anzufahren brauchen. Mit im Durchschnitt
Anzahl der Tunnel mit Pannenbuchten multipli- lediglich 220 km Fahrtweite je Lang-Lkw-Fahrt
ziert mit den Auswirkungen eines Nothalts in ei- (vgl. Kapitel 6) ist eine längere Pause auf einer
ner Pannenbucht) derzeit als geringfügig einzu- öffentlichen Rastanlage oftmals gar nicht erfor-
schätzen. Eine weitere Risikominderung ergibt derlich. Gleichwohl ist das Problem der zu kur-
sich überdies aus der permanenten Überwa- zen Schrägparkstände durch die unvermeidba-
chung dieser Tunnelanlagen einhergehend mit ren kurzen Pausen zum Aufsuchen der Sanitär-
einer Ausmaßminderung bei Störfällen durch anlagen sowie bei einer Zunahme des Einsatzes
Auslösung sicherheitserhöhender Maßnahmen von Lang-Lkw allgemein nicht von der Hand zu
für den Tunnelnutzer (z. B. temporäre Geschwin- weisen. Das Ummarkieren mit schrägeren Auf-
digkeitsreduktion, Fahrstreifensperrung oder stellwinkeln würde zwar längere Schrägpark-
Tunnelsperrung). Bei einer deutlichen Zunahme stände ermöglichen, jedoch zu einem unvertret-
der Eintrittswahrscheinlichkeit derartiger Nothal- baren Verlust an Parkständen führen. Inwieweit
te in Tunneln sollten jedoch geeignete Maßnah- ein theoretisch denkbares Ausweichen der Lang-
men (z. B. bei Neuplanungen Verziehung am Lkw auf Autohöfe das Problem lösen könnte,
110

kann nicht abschließend bewertet werden: Au- fristig wären aber adäquate Maßnahmen zu er-
tohöfe werden ausschließlich privat betrieben. greifen. So empfiehlt sich gegenüber den heute
Der Bund hat keinen Einfluss auf die Eröffnung üblichen Abmessungen an Kreuzungen und Ein-
oder Schließung dieser Betriebe. So besteht von mündungen hinsichtlich des Linksabbiegens
Seiten des Staats auch keine Möglichkeit, den eine Verbreiterung der Linksabbiegestreifen von
privatwirtschaftlich betriebenen Autohöfen die B > 3,25 m zur Begrenzung ausschwenkender
Aufnahme von Lang-Lkw vorzuschreiben. Es ist Fahrzeugüberhänge. Alternativ kann eine Auf-
allerdings kein Fall bekannt, in dem ein Autohof- weitung der Einfahrquerschnitte B > 4,6 m erfol-
betreiber seine Anlage für Lang-Lkw gesperrt gen. Zudem lässt sich aus den Messungen und
hat. Zudem zeigen Erfahrungen aus Forschun- Beobachtungen von LIPPOLD, SCHEMMEL
gen und Erhebungen zum Parkverhalten kon- (2014, 2015) ableiten, dass Lang-Lkw vorrangig
ventioneller Lkw entlang der Bundesautobah- den ausleitenden Radius überfahren. Es wird
nen, dass Autohöfe teilweise kostenpflichtig an- daher eine Verbreiterung des Einfahrquerschnit-
geboten werden, was ihre Akzeptanz bei den tes (B > 3,5 m) in der übergeordneten Straße
Nutzern schmälert. Die Untersuchungen von oder eine Verbreiterung des Ausfahrquerschnit-
LIPPOLD et al. (2016) haben jedoch gezeigt, tes (B > 4,4 m) empfohlen. Alternativ kann eine
dass es bei einem gegebenenfalls zukünftig hö- Vergrößerung des Ausrundungsradius des drei-
herem Parkbedarf von Lang-Lkw verschiedene teiligen Korbbogens (ausleitende Radius RA >
Ansätze zur Verbesserung der Parksituation von 36 m) erfolgen. Eine Aufweitung der Zufahrten
Lang-Lkw auf Rastanlagen gibt (vgl. Bild 37), so- ermöglicht jedoch nicht nur das einfachere Ein-
dass das als befürchtete Problematik angeführte biegen der Lang-Lkw. Durch eine Aufweitung der
Parken mit Lang-Lkw als beherrschbar einge- Zufahrt wird die Führung im Knotenpunkt beein-
stuft werden kann. Für den Fall, dass keine der flusst und die aus Sicherheitsgründen uner-
aufgezeigten Möglichkeiten für die Anwendung wünschte Parallelaufstellung von Verkehrsteil-
auf einer konkreten Örtlichkeit geeignet ist, bleibt nehmern in der Zufahrt wird dadurch begünstigt.
schlussendlich zudem die Möglichkeit, die Anla- Dies kann jedoch die Verkehrssicherheit am
ge nicht zum Gegenstand des Positivnetzes zu Knotenpunkt negativ beeinflussen. Gerade an
machen. Anschlussstellen gilt es auf eine möglichst spar-
same Gestaltung der Aufstellbereiche für die von
• Mit Ausnahme des getesteten Lang-Lkw vom der Autobahn ins nachgeordnete Netz einbie-
Typ 2 wären die real gemessenen Schleppkur- genden Fahrzeuge zu achten, da so für Linksab-
ven der anderen getesteten Lang-Lkw theore- bieger auf die Zufahrtsrampe zur Autobahn die
tisch mit richtliniengerechten plangleichen Land- optische Führung verbessert wird, um ein fal-
straßenknotenpunkten kompatibel. Vorausset- sches Auffahren auf die Autobahn zu vermeiden.
zung ist aber, dass die Lang-Lkw den Knoten- Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse noch-
punkt ideal an- und befahren. Diese Ideallinien mals die Sinnhaftigkeit, den Einsatz von Lang-
konnten in den Fahrversuchen von LIPPOLD, Lkw auf ein geprüftes Positivnetz zu beschrän-
SCHEMMEL (2014, 2015) jedoch in keinem Fall ken.
beobachtet werden. Die Fahrer waren immer et-
was zu weit rechts oder links im Fahrstreifen, so- • Bei Kreisverkehren reichen die Bewegungs-
dass sie dann über den anderen Fahrstreifen spielräume in den Ausfahrquerschnitten bei
oder über den Randstreifen (nicht Bankett) ge- ¼-Kreisfahrten für eine Befahrbarkeit der getes-
fahren sind. Im realen Betrieb muss von solchen teten Lang-Lkw nicht aus. Bei Abweichungen
Bewegungen und Abweichungen ausgegangen von der idealen Fahrlinie werden in Kreisverkeh-
werden. Für derartige Abweichungen von der ren der Innenring und Bankette überstrichen
idealen Fahrlinie werden beim Entwurf von Kno- oder überfahren. Die geringsten Abweichungen
tenpunkten zusätzlich zur Berücksichtigung der vom Referenzfahrzeug zeigten Typ 1 und 5*.
Schleppkurven der Bemessungsfahrzeuge die Diese schnitten teilweise besser ab oder ent-
sogenannten Bewegungsspielräume vorgese- sprachen dem Fahrverhalten des Referenzfahr-
hen. Diese werden aber bereits von den Schlepp- zeuges. Am ungünstigsten verhielt sich Typ 2.
kurven der Lang-Lkw nahezu oder sogar voll- Hier kam es zu überfahrenen Markierungen und
ständig ausgenutzt. Kurzfristig wäre es noch to- Randstreifen. Daher wird für Außendurchmesser
lerierbar, den Randstreifen zu überfahren. Lang- von 35 bis 40 m eine Vergrößerung der Kreis-
111

fahrbahnbreite von BK = 7,00 m (exkl. 0,50 m dann zu Einbußen hinsichtlich der Verkehrssi-
Randstreifenbreite) gemäß den Richtlinien für cherheit führt.
die Anlage von Landstraßen – RAL (FGSV,
• Generell empfiehlt es sich, zur Überprüfung der
2013) auf BK = 7,30 m (alle Lang-Lkw wären da-
Eignung vorhandener plangleicher Knotenpunk-
mit abgedeckt) empfohlen. Um den verfügbaren
te oder für den Entwurf neuer Anlagen, die von
Bewegungsspielraum zu erweitern, wird die Ver-
Lang-Lkw befahren werden sollen, spezielle
breiterung der Ausfahrquerschnitte auf BA = 4,3
Schleppkurven für Lang-Lkw einzusetzen und
m empfohlen. Alternativ kann eine Vergrößerung
zusätzlich die üblichen Bewegungsspielräume
der Eckausrundung (Ausfahrt) mit einem Radius
anzusetzen.
von R = 14 m auf R = 16 m erfolgen.
• Im Hinblick auf die Befahrbarkeit innerörtlicher
Knotenpunkte mit Lang-Lkw vom Typ 1 kann 11.5 Verkehrsablauf in Arbeitsstellen
grundsätzlich festgehalten werden, dass von al-
len von FRIEDRICH et al. (2014) untersuchten Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf dem
Fahrzeugen und Fahrzeugkombinationen die von BAIER, KEMPER (2015) bearbeiteten Teilpro-
Knotenpunkte derart befahren werden können, jekt FE 09.0181/2011/CRB „Auswirkungen von
dass ein Überfahren von Flächen außerhalb der Lang Lkw auf die Sicherheit und den Ablauf des
Fahrbahn vermieden wird. Es zeigt sich aber Verkehrs in Arbeitsstellen“.
auch, dass für Fahrzeuge und Fahrzeugkombi-
nationen, die sich deutlich von den bisher gel-
tenden Bemessungsfahrzeugen unterscheiden, 11.5.1 Zielsetzung
dies vereinzelt nur unter Ausnutzung aller Si-
Arbeitsstellen stellen auf Autobahnen neuralgische
cherheitsräume möglich ist. Hinzu kommt, dass
Bereiche dar. Der erforderliche Ausbau (Anbau von
es zudem zum Überstreichen von Flächen (z. B.
Fahrstreifen) und die Erhaltungsmaßnahmen
Mittelinsel) kommen kann, auf denen sich Per-
(grundhafte Erneuerung) der Autobahnen führen
sonen oder Elemente der Straßenausstattung
zwangsläufig zu einer vermehrten Einrichtung von
befinden können. Weiterhin sollte in diesem Zu-
Arbeitsstellen längerer Dauer, während Arbeiten
sammenhang beachtet werden, dass die für die
des Betriebsdienst und kleinere Reparaturen Ar-
Anwendung von Schleppkurvenuntersuchungen
beitsstellen kürzerer Dauer erfordern.
üblichen Bewegungsspielräume beziehungswei-
se seitlichen Toleranzen von 50 cm deutlich re- Bisherige Untersuchungen zum Einsatz von Lang-
duziert oder – im Extremfall – nicht mehr vorhan- Lkw gehen davon aus, dass sich durch die Erhö-
den sind. Dies stellt höhere Anforderungen an hung der zulässigen Länge von Fahrzeugen bezie-
den Fahrer und kann unter Umständen die Be- hungsweise Fahrzeugkombinationen keine grund-
fahrung bestimmter Verkehrsanlagen an- legenden Risiken neuer Art ergeben. Es wird aber
spruchsvoller gestalten. Speziell für den Lang- nicht ausgeschlossen, dass durch die Fahrzeuglän-
Lkw vom Typ 1 ist zu konstatieren, dass er durch gen eine Zunahme der Anzahl kritischer Situatio-
den vergleichsweise großen hinteren Überhang nen, z. B. in Überleitungsbereichen von Arbeitsstel-
recht schnell Gefahr läuft, die Querungshilfe in len, möglich ist. Erkenntnisse hierzu liegen bislang
der Knotenpunkteinfahrt derart mit dem Heck zu jedoch nicht vor.
überstreichen, dass hieraus mögliche Gefähr-
dungen für auf der Querungshilfe wartende Per- Deshalb sollte der Einsatz von Lang-Lkw in Arbeits-
sonen resultieren können. Zwar ist dabei zu be- stellen längerer und kürzerer Dauer analysiert wer-
rücksichtigen, dass ein herkömmlicher Autot- den, mit dem Ziel, wissenschaftlich fundierte Er-
ransporter die Querungshilfe der Knotenpunkt- kenntnisse zu den Auswirkungen von Lang-Lkw auf
ausfahrt auch heute schon in ähnlicher Weise Verkehrsablauf und -sicherheit in Arbeitsstellen auf
überstreicht. Fraglich bleibt bei einer Bewertung Autobahnen zu gewinnen. Insbesondere sollte von
dieses Umstands jedoch, ob diese unter Um-
ständen kritischen Situationen bei einer deutlich
größeren Verbreitung des verlängerten Sattelan-
hängers als die derzeit doch relativ überschau- 24
Gemäß Recherchen des AML Verein Automobillogistik im
bare Anzahl an in Deutschland zugelassenen DSLV e. V. liegt die operative Autotransporter-Flotte in
Autotransportern24 zunehmen werden und dies Deutschland aktuell bei rund 6.000 Fahrzeugkombinationen.
112

BAIER, KEMPER (2015) bewertet werden, ob dies- Verkehrsteilnehmern in unterschiedlichen Situatio-


bezüglich Unterschiede zwischen Lang-Lkw und nen gleichermaßen erfasst.
herkömmlichen Lkw zu erwarten sind. Diese Er-
kenntnisse sollen auf Grund der im Feldversuch mit Hierunter sind unter anderem folgende Situationen
Lang-Lkw zu beobachtenden Erfahrungen im Real- und dabei zu klärende Fragestellungen zu verste-
betrieb ermittelt werden. Im Ergebnis soll der Bedarf hen:
gegebenenfalls erhöhter Anforderungen an die Si- • Überleitungen/Verschwenkungen im Bereich
cherung von Arbeitsstellen aufgezeigt werden. von Arbeitsstellen längerer Dauer: Wie durch-
fährt ein Lang-Lkw diese Bereiche (z. B. mit oder
ohne Überfahrung der Fahrstreifenbegrenzung
11.5.2 Untersuchungsmethodik
zwischen den beiden Fahrstreifen)? Werden an-
Zunächst erfolgte von BAIER, KEMPER (2015) eine dere Verkehrsteilnehmer hiervon beeinflusst?
Recherche und Auswertung nationaler und interna-
tionaler Literatur zu bisherigen Erkenntnissen hin-
sichtlich der Auswirkungen von Lang-Lkw auf Ver-
kehrsablauf und Verkehrssicherheit in Arbeitsstel-
len auf Autobahnen. Der Fokus lag dabei im We-
sentlichen auf solchen Untersuchungen, bei denen
Erfahrungen im Realbetrieb gewonnen werden
konnten. Insbesondere wurden deshalb auch die
deutschen Studien zu den bisherigen Modellversu-
chen in einzelnen Bundesländern einbezogen.

Parallel hierzu wurde vorliegendes Datenmaterial


aus zurückliegenden Untersuchungen zum Ver-
kehrsablauf und zur Verkehrssicherheit in Arbeits-
stellen längerer und kürzerer Dauer im Hinblick auf
den Einfluss des konventionellen Schwerverkehrs
analysiert und dargestellt. Da in den bisherigen Un-
tersuchungen zur Verkehrssicherheit in Arbeitsstel-
len keine spezifischen Betrachtungen zu Unfällen
mit Beteiligung des herkömmlichen Schwerver-
kehrs, insbesondere von Gliederzügen oder Sattel-
kraftfahrzeugen, durchgeführt wurden, erfolgte eine
entsprechende Analyse vorliegender Unfalluntersu-
chungen.

Anschließend wurde eine geeignete Untersu-


chungsmethodik entwickelt, um Interaktionen zwi-
schen Lang-Lkw und dem übrigen Verkehr zu ermit-
teln und eventuelle Auswirkungen zu quantifizieren.
Der Fokus der Untersuchung lag hier auf einer Be-
trachtung „von außen“, d. h. die Lang-Lkw wurden
von zwei Fahrzeugen begleitet (vgl. Bild 39). Mittels
Videotechnik wurden dabei alle relevanten Berei-
che vor und hinter sowie neben den Lang-Lkw auf-
gezeichnet und dann analysiert.

Im Rahmen der empirischen Untersuchungen zu


den verkehrlichen Auswirkungen von Lang-Lkw in
Arbeitsstellen wurden von BAIER, KEMPER (2015)
das Fahrverhalten, z. B. das Spurverhalten der
Bild 39: Prinzip der Messanordnung mit zwei Begleitfahrzeugen
Lang-Lkw im Bereich von Überleitungen, und die In- bei Arbeitsstellen mit zwei Fahrstreifen in der betrach-
teraktionen zwischen den Lang-Lkw und anderen teten Richtung
113

• Baustelleninnenbereiche von Arbeitsstellen län- 11.5.3 Ergebnisse


gerer Dauer: Fährt ein Lang-Lkw auch bei gerin-
geren Fahrstreifenbreiten konstant innerhalb Im Rahmen der empirischen Untersuchungen wur-
des rechten Fahrstreifens? Werden Lang-Lkw den bei 16 Begleitfahrten von Lang-Lkw (bis auf Typ
gegebenenfalls seltener oder zögerlicher über- 1 alle anderen Typen mit mindestens einer Fahrt)
holt als herkömmliche Lkw? acht verschiedener Speditionen insgesamt 34 Ar-
beitsstellen längerer Dauer – mit 9 unterschied-
• Einfahrten innerhalb von Arbeitsstellen längerer lichen Verkehrsführungen (vgl. Tabelle 8) – sowie
Dauer: Werden einfahrende Verkehrsteilnehmer 18 Arbeitsstellen kürzerer Dauer, mit teilweiser
bei der Einfahrt in die Arbeitsstelle durch Lang- Sperrung mindestens eines Fahrstreifens, durch-
Lkw beeinflusst? Stellen die verkürzten Einfäde- fahren. Alle Fahrten wurden im Hinblick auf die zu
lungsstreifen ein Problem für einfahrende Lang- klärenden Fragestellungen bezüglich möglicher
Lkw dar? verkehrlicher Auswirkungen von Lang-Lkw in
Arbeitsstellen analysiert.
• Sperrung des rechten Fahrstreifens im Bereich
einer Arbeitsstelle kürzerer Dauer: Welche Zeit- Im Bereich von Arbeitsstellen längerer Dauer konn-
beziehungsweise Weglücken werden von Lang- ten die begleiteten Lang-Lkw alle Überleitungen
Lkw zum Fahrstreifenwechsel genutzt? Wie ver- und Rückleitungen sowie Verschwenkungen prob-
halten sich die anderen Verkehrsteilnehmer? lemlos befahren. Die Ergebnisse zeigen, dass
Überleitungen in der Regel innerhalb des eigenen
• Sperrung des linken Fahrstreifens im Bereich ei- Fahrstreifens durchfahren wurden (Bild 40).
ner Arbeitsstelle kürzerer Dauer: Wie verhalten
sich die Verkehrsteilnehmer, die einen Lang-Lkw Auch die Arbeitsstelleninnenbereiche wurden prob-
vor der Sperrung des Fahrstreifens noch über- lemlos befahren. Aufgrund einer sehr spurtreuen
holen? Fahrweise sind auch die beobachteten Überholun-

– Die Beantwortung dieser Fragestellungen


Verkehrs- Vzul in Arbeitsstelle
kann nur auf Basis einer Betrachtung des di- Anzahl
führung 80 km/h 60 km/h
rekten Umgebungsverkehrs vor und hinter ei-
nem Lang-Lkw erfolgen. 1+1 3 3 –
2+0 5 4 1
– Darauf aufbauend erfolgte von BAIER, KEM-
PER (2015) eine Bewertung der Auswirkun- 2+1 4 3 1
gen von Lang-Lkw auf Verkehrsablauf und 2+2 11 10 1
Verkehrssicherheit in Arbeitsstellen auf Auto- 3+0 3 3 –
bahnen gegenüber Verkehrsablauf und 3+2 2 2 –
-sicherheit mit herkömmlichen Lkw mit An-
3+3 3 3 –
hänger oder Sattelkraftfahrzeugen. Hierzu ist
eine geeignete Vergleichsbasis erforderlich. 4+0 8 7 1
Diese konnte durch eine gezielte Auswertung 5+1 1 1 –
vorhandenen Videomaterials aus verschie-
Tab. 8: Häufigkeit der Verkehrsführungen der durchfahrenen Ar-
denen Untersuchungen zum Verkehrsablauf beitsstellen längerer Dauer in Abhängigkeit von der zu-
im Bereich von Arbeitsstellen längerer und lässigen Höchstgeschwindigkeit
kürzerer Dauer geschaffen werden. Damit
konnten detaillierte Aussagen beispielsweise
zum Spurverhalten von herkömmlichen Lkw
in Überleitungen, zu Überholungen von her-
kömmlichen Lkw in Baustelleninnenberei-
chen und dabei eingehaltene seitliche Ab-
stände usw. getroffen und den im Rahmen
der empirischen Untersuchungen gewonne-
nen Erkenntnissen zu Lang-Lkw verglei-
chend gegenübergestellt werden.

Bild 40: Fahrt eines Lang-Lkw durch eine Überleitung


114

Verkehrs- DTV Länge Breite Breite Anzahl seitlicher Abstand


führung ÜFS HFS Überhol-
minimal maximal Mittelwert
vorgänge
[Kfz/24h] [km] [m] [m] [cm] [cm] [cm]
2+2 63.500 0,890 3,10 3,30 8 51 148 100
3+2 87.100 1,330 3,00 3,50 7 104 209 154
4+0 58.200 3,360 3,00 3,10 2 63 66 64
4+0 58.200 9,530 3,10 3,40 18 74 200 118
4+0 84.300 1,780 2,50 3,25 8 46 99 77
4+0 62.400 12,000 3,00 3,50 21 62 164 95
4+0 58.200 14,240 3,00 3,30 12 40 127 79
ÜFS: Überholfahrstreifen, HFS: Hauptfahrstreifen

Tab. 9: Abstände bei Überholvorgängen in Arbeitsstellen auf zweistreifigen Richtungsfahrbahnen mit schmalen Behelfsfahrstreifen

gen durch Pkw im Arbeitsstelleninnenbereich als 11.5.4 Fazit und Folgerungen


unkritisch zu bewerten. Alle überholenden Fahr-
zeuge setzen bei Lang-Lkw die Überholmanöver Insgesamt kommen BAIER, KEMPER (2015) zu
ohne erkennbare Verzögerungen fort, die seitlichen dem Schluss, dass durch Lang-Lkw – unabhängig
Abstände zu den Lang-Lkw (vgl. Tabelle 9) unter- vom betrachteten Typ – keine messbaren Auswir-
scheiden sich nicht von den Abständen, die bei kungen auf die Sicherheit und den Ablauf des Ver-
Überholungen herkömmlicher Lkw auftreten. kehrs in Arbeitsstellen auf Autobahnen zu erwarten
sind. Sowohl in Arbeitsstellen längerer Dauer als
Auch an Einfahrten innerhalb von Arbeitsstellen auch in Arbeitsstellen kürzerer Dauer konnten alle
konnten im Rahmen der empirischen Erhebungen Verkehrsführungen durch die beobachteten Lang-
von BAIER, KEMPER (2015) keine Unterschiede Lkw problemlos befahren werden, ohne dabei den
zu herkömmlichen Lkw festgestellt werden. Es Verkehrsablauf oder die Verkehrssicherheit negativ
konnten allerdings nur fünf Situationen analysiert zu beeinflussen. Bei den anderen Verkehrsteilneh-
werden, in denen ein Fahrzeug genau zu dem Zeit- mer war in keiner Situation ein durch die Lang-Lkw
punkt einfahren wollte, an dem der Lang-Lkw diese beeinflusstes geändertes Verhalten erkennbar. Bei
passierte. Dies ist aber darauf zurückzuführen, einer Bewertung dieser Erkenntnisse muss jedoch
dass diese Situationen insgesamt relativ selten die zum Teil relativ geringe Anzahl von Befahrungen
auftreten und somit auch im Rahmen der empiri- einzelner Verkehrsführungen beachtet werden (vgl.
schen Untersuchungen nicht umfassend betrachtet Tabelle 8). Zudem konnten mögliche Auswirkungen
werden konnten. Auch bei einfahrenden Lang-Lkw durch den Einsatz von Lang-Lkw auf den Verkehr-
an Einfahrten innerhalb von Arbeitsstellen konnten sablauf oder die Verkehrssicherheit bei verkürzten
im Rahmen der empirischen Erhebungen keine Behelfseinfahrten in Arbeitsstellen aufgrund der nur
Unterschiede zu herkömmlichen Lkw festgestellt selten zu beobachtenden entsprechenden Ver-
werden. kehrssituationen nicht untersucht werden.

Arbeitsstellen kürzerer Dauer erfordern bei einer Dennoch lässt sich aus den durchgeführten Unter-
Sperrung des rechten Fahrstreifens einen Fahr- suchungen folgern, dass unter den gegebenen
streifenwechsel des Lang-Lkw, der ansonsten auf- Randbedingungen aufgrund des Einsatzes von
grund des Überholverbots (vgl. LKWÜberlStVAus- Lang-Lkw keine erhöhten Anforderungen an die Si-
nV § 9) und des allgemeinen Rechtsfahrgebots cherung von Arbeitsstellen längerer und kürzerer
nicht zulässig ist. Alle erforderlichen Fahrstreifen- Dauer zu stellen sind. Es gibt auch keine Hinweise
wechsel erfolgten ohne andere Verkehrsteilnehmer darauf, dass bei einer steigenden Anzahl an Lang-
negativ zu beeinflussen. Bei Sperrung des linken Lkw diese Aussage zu revidieren wäre. Für Lang-
Fahrstreifens sind Wechsel anderer Verkehrsteil- Lkw gelten dieselben generellen Anforderungen,
nehmer unter Beachtung des Reißverschlussver- die sich für den herkömmlichen Schwerverkehr all-
fahrens erforderlich, auch diese Fahrstreifenwech- gemein ergeben und heute schon Stand der Tech-
sel waren unkritisch. nik sind, wie zum Beispiel die Markierung einer
Trennlinse in Überleitungen.
115

Die von BAIER, KEMPER (2015) erzielten Ergeb- werden sollten. Methodisch lassen sich die Unter-
nisse sind im Zusammenhang mit den von GLA- suchungen in drei Hauptfragestellungen aufteilen:
SER, SCHMID, GLASER, WASCHULEWSKI
(2014) erarbeiteten Erkenntnissen aus den Fahrer- Welche Auswirkungen haben Überholvorgänge,
befragungen und -beobachtungen zu sehen (vgl. bei denen Lang-Lkw auf Landstraßen überholt
Kapitel 12). Aus Sicht der Fahrer scheinen die heu- werden, auf die Verkehrssicherheit?
tigen Breiten der Behelfsfahrstreifen in Arbeitsstel-
len bei Überholungen durch andere Verkehrsteil- Zum einen ist diese Fragestellung wegen der Kom-
nehmer einen gewissen Stress bei ihnen selbst zu plexität der Thematik und der vielfältigen Eingangs-
verursachen, der sich bei der Fahrt mit einem Lang- größen fachlich von großer Bedeutung, zum ande-
Lkw noch etwas vergrößert. Daher könnte die be- ren gehören Unfälle im Längsverkehr zu den
reits in der Diskussion befindliche Verbreiterung der Schwerpunkten des Unfallgeschehens auf Land-
Behelfsfahrstreifen zu einer Verbesserung des Nor- straßen. Hinzu kommt, dass hierzu in der öffent-
malbetriebs und damit auch für den Lang-Lkw-Ein- lichen Wahrnehmung besondere Befürchtungen
satz sorgen (vgl. Kapitel 12.2.3). negativer Einflüsse auf die Verkehrssicherheit durch
den Einsatz von Lang-Lkw vorherrschen.

11.6 Überholen und Räumen Ergeben sich aus den Vorgängen, bei denen
Lang-Lkw auf Autobahnen überholt werden, Si-
Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf dem cherheitsrisiken?
von ZIMMERMANN, RIFFEL, ROOS (2015) bear-
beiteten Teilprojekt FE 09.0182/2011/CRB „Überho- Da auf Fernstraßen mit Richtungstrennung und
len und Räumen – Auswirkungen auf Verkehrssi- mehreren Fahrstreifen je Richtung die sicherheits-
cherheit und Verkehrsablauf durch Lang-Lkw“ so- kritischsten Aspekte von Überholvorgängen im Ge-
wie dem von ZIMMERMANN, KÖHLER, ROOS genverkehr auf Landstraßen nicht auftreten (Ab-
(2016) bearbeiteten Teilprojekt FE 02.0392/2015/ schätzung von Sichtweiten, Geschwindigkeit des
ERB „Überholungen von Lang-Lkw – Auswirkungen Entgegenkommenden etc.), sind vor allem Auswir-
auf die Verkehrssicherheit und den Verkehrsab- kungen aus möglicherweise unterschiedlichen Ge-
lauf“. Letztere Studie baut dabei auf der Ersten auf. schwindigkeitsniveaus der beteiligten Fahrzeuge
beziehungsweise Fahrzeugkombinationen von In-
teresse. Hinsichtlich des Überholgeschehens auf
11.6.1 Zielsetzung Autobahnen wurde in der zweiten Untersuchung die
Fragestellung ergänzt, welche Auswirkungen eine
Auch bei den Untersuchungen von ZIMMERMANN,
Freigabe des Verbots eigener Überholungen durch
RIFFEL, ROOS (2015) beziehungsweise ZIMMER-
Lang-Lkw haben könnte.
MANN, KÖHLER, ROOS (2016) stand die Überprü-
fung, ob bestehende Verkehrsanlagen für die hin-
reichend sichere Befahrung durch Lang-Lkw geeig- Wie wirken sich größere Fahrzeuglängen beim
net sind, im Vordergrund. Daher war das Ziel dieser Räumen von Knotenpunkten im Zuge vor allem
Untersuchungen, potenzielle Schwachstellen im von langsam durchgeführten Ab- und Einbiege-
Straßennetz zu eruieren, um diese entweder an ge- vorgängen aus?
änderte Fahrzeugkonstellationen anzupassen oder
Da gemäß § 9 LKWÜberlStVAusnV für Lang-Lkw
aus den zur Befahrung mit Lang-Lkw freigegebe-
lediglich das Überholen von Fahrzeugen und Fahr-
nen Streckenabschnitten auszuschließen.
zeugkombinationen, die nicht schneller als 25 km/h
Die Untersuchungen wurde im Rahmen der zwei fahren können oder dürfen, zulässig ist, sind tat-
oben genannten, zeitlich aufeinander folgenden sächlich durchgeführte Überholungen durch Lang-
Forschungsvorhaben durchgeführt: In der ersten Lkw selbst kein Untersuchungsgegenstand. Mög-
Untersuchung (ZIMMERMANN, RIFFEL, ROOS, liche Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit
2015) wurden die beiden Aspekte Überholen und durch das Überholen von Zweirädern durch Lang-
Räumen betrachtet, in einer zweiten Untersuchung Lkw war Gegenstand des von SÜẞMANN, FÖRG,
(ZIMMERMANN, KÖHLER, ROOS, 2016) wurde WENZELIS (2014) bearbeiteten Teilprojekts zur
das Thema Überholen nochmals vertieft, da die den fahrzeugtechnischen Fragestellungen (vgl. Ka-
Ergebnisse der ersten Untersuchung abgesichert pitel 8.4).
116

11.6.2 Untersuchungsmethodik Die Bestimmung der Geschwindigkeit der Lkw er-


folgte auf Basis der GPS-Erfassung. Durch Überla-
Wegen der geringen Anzahl an diesem Feldversuch gerung mit den erfassten Geschwindigkeiten (Ra-
teilnehmender Lang-Lkw, vor allem aber auch we- darsensor) der sich dem Lkw nähernden (oder auch
gen des vorrangigen Einsatzes von Lang-Lkw auf entfernenden) Fahrzeuge wurden die Geschwindig-
Autobahnen und daher fehlender nennenswerter keitsverläufe der überholenden Fahrzeuge im An-
Streckenabschnitte auf Landstraßen, wurden im näherungsbereich ermittelt. Ferner wurde über die
Rahmen der beiden FE-Vorhaben ausschließlich GPS-Ortung die in dieser Zeit zurückgelegte
Messungen beziehungsweise Beobachtungen Wegstrecke der Lkw bestimmt und durch die quali-
durchgeführt, die vom Lang-Lkw selbst ausgehen. tative Beschreibung des Überholvorgangs (Video-
Mit diesen Messungen wurde zum einen das Annä- daten) sowie die erforderliche Überholweglänge als
herungs-, Ausscher-, Vorbeifahrt- und Einscherver- auch der Geschwindigkeitsverlauf des Überholen-
halten bei Überholvorgängen gegenüber Lang-Lkw den abgeleitet. Weiterhin wurde der zeitliche bezie-
auf Landstraßen und Autobahnen erfasst. Zum an- hungsweise geschätzte räumliche Abstand zu ent-
deren sollten durch die Erfassung von sich annä- gegenkommenden Fahrzeugen ermittelt.
hernden anderen Fahrzeugen in Knotenpunkten Er-
kenntnisse über kritische Situationen im Zusam- Bei der begleiteten Spedition B wurde sowohl im
menhang mit Räumvorgängen von Lang-Lkw ge- Fahrerhaus der Zugmaschine des Lang-Lkw bezie-
wonnen werden. hungsweise des Referenzfahrzeugs als auch in ei-
ner Aufnahmebox am Heck jeweils eine Fahrzeug-
Für die Erhebungen konnten zwei am Feldversuch kamera mit integriertem GPS-Empfänger installiert.
teilnehmende Speditionen ausgewählt werden, bei Die Fahrzeugkamera erfasste so alle beteiligten an-
denen in einem gewissen Umfang Landstraßenan- deren Fahrzeuge – Überholer während der Ein- und
teile auf den von den Lang-Lkw befahrenen Relati- Ausscherphase und entgegenkommendes Fahr-
onen vorliegen. Aufgrund der gegebenen Randbe- zeug – sowohl in der Annäherung als auch der Ent-
dingungen wurden zur Analyse der Überholvorgän- fernung nach dem beobachteten Überholvorgang.
ge zwei unterschiedliche Erhebungslayouts ge-
Zur Erfassung der Räumvorgänge wurde an den
wählt. Der Lang-Lkw sowie das Referenzfahrzeug
Lkw der Spedition A an der rechten Fahrzeugseite
der Spedition A wurde zur Erhebung relevanter Da-
eine Kamera angebracht. Sie ermöglichte durch
ten mit einem zweistufigen System aus Radartech-
ihre Ausrichtung quer zur Fahrtrichtung die Beurtei-
nik (zur datenmäßigen Vorauswahl relevanter Sze-
lung von in den Knotenpunktbereich einfahrenden
nen und der Bereitstellung von relativen Geschwin-
Fahrzeugen, die eventuell durch den räumenden
digkeitsinformationen) sowie digitaler Videotechnik
Lkw beeinflusst werden könnten.
(für die qualitative Beobachtung der Fahrvorgänge)
ausgestattet (vgl. Bild 41). Grundlage zur Verortung In der zweiten Untersuchung wurden nur noch Fahr-
der beobachteten Situationen im Straßennetz und ten der Spedition A begleitet. Dazu wurde im Vorfeld
der Geschwindigkeit der Fahrzeugkombinationen die messtechnische Ausstattung überarbeitet und in
bildet die Positions- und Geschwindigkeitsbestim- Fortentwicklung der ersten Untersuchung in ein
mung mittels GPS. deutlich kleineres System integriert.

Bild 41: Erhebungslayout für den Teilaspekt „Überholvorgänge auf Landstraßen“ am Beispiel des Lang-Lkw der Spedition A
(ZIMMERMANN, RIFFEL, ROOS, 2015)
117

Neben der Erweiterung der Datenbasis im Land- Bundesstraßen (LS II gemäß RIN) sowie ca. 60 km
straßenbereich war ein weiterer Bestandteil der auf Autobahnen zurück. Größtenteils sind die
zweiten Untersuchung die Frage, inwieweit durch zweistreifigen Streckenabschnitte mit Leitlinie aus-
das etwaige Aufheben des aktuell für Lang-Lkw geführt. Teilweise besteht ein Tempolimit und ab-
auch auf Autobahnen bestehenden Überholverbots schnittsweise ist eine Fahrstreifenbegrenzungslinie
Nachteile für den Verkehrsablauf oder die Verkehrs- vorhanden, sodass ein Überholverbot gilt.
sicherheit entstehen. Hierzu wurde eine Untersu-
chungsmethode entwickelt, die das umfangreiche Auch bei der Spedition B konnten die Vergleichs-
Datenkollektiv auch auf Autobahnen für eine theo- fahrten mit einem Sattelkraftfahrzeug auf der glei-
retische Betrachtung nutzt. chen Strecke durchgeführt werden.

Die Untersuchungen wurden insgesamt an zwei Aus den Radar- beziehungsweise Videoinformatio-
Teilnetzen der Speditionen A und B durchgeführt. nen wurden als Kenngrößen für die Beschreibung
Die Spedition A befährt täglich zwei verschiedene des Überholvorgangs der Abstand, die Geschwin-
Strecken. Hierbei werden ca. 65 km auf Bundes- digkeit und der Zeitpunkt bei Beginn des Überhol-
und Landesstraßen (zweistreifige Abschnitte mit vorgangs bis kurz vor dem Heck der betrachteten
Leit- oder Fahrstreifenbegrenzungslinie sowie Fahrzeugkombinationen bestimmt. Zur Berücksich-
dreistreifige Abschnitte mit dem 2+1-Querschnitt tigung des Gegenverkehrs wurde die Geschwindig-
RQ 15,5) sowie ca. 180 km auf dem Autobahnnetz keit entgegenkommender Fahrzeuge (mindestens
zurückgelegt. Die Landstraßenbereiche unterteilen des letzten Fahrzeugs vor dem Überholvorgang)
sich bei Spedition A in zwei grundsätzlich unter- sowie des ersten Fahrzeugs nach dem Überholvor-
schiedliche Streckenzüge: Ein Streckenzug mit gang bestimmt.
überregionalem Charakter (vergleichbar mit der Aus den Videodaten der Frontkamera (vgl. Bild 42)
Straßenkategorie LS II gemäß RIN (FGSV, 2008b) wurde neben der Geschwindigkeit des Überholen-
weist teilweise planfreie Führungen und einige bau- den beim Einschervorgang auch der Abstand des
liche Überholmöglichkeiten in Form von zusätzli- Überholenden zu den überholten Lkw nach voll-
chen Fahrstreifen auf. Zwischen diesen, für die vor- ständiger Rückkehr auf den eigenen Fahrstreifen
liegende Fragestellung irrelevanten dreistreifigen geschätzt. Zur Verifizierung der Berechnungen des
Abschnitten befinden sich aber auch längere zweist- Überholvorgangs wurden die Geschwindigkeit des
reifige Abschnitte mit durch eine Leitlinie getrennten entgegenkommenden Fahrzeugs sowie an mehre-
Fahrstreifen und somit zum Überholen nutzbaren ren Punkten der Abstand von überholendem und
Längen zwischen 850 und 3.800 m. Ein anderer entgegenkommendem Fahrzeug zum Lang-Lkw als
Streckenzug von eher regionaler Bedeutung (ver- Stützstellen geschätzt. Diese erlauben für jeden re-
gleichbar mit der Straßenkategorie LS III gemäß levanten Überholvorgang Aussagen zur Dauer, zur
RIN) bindet mehrere sehr große Gewerbeflächen Geschwindigkeit, zum Aus- sowie Einscherzeit-
an eine Autobahn an. Innerhalb des Streckenzugs punkt und -ort. Abgeleitet werden konnten darüber
liegen ausnahmslos zweistreifige Abschnitte mit hinaus die (Sicherheits-)Abstände zwischen über-
nutzbaren Längen zum Überholen (Leitlinie) zwi- holenden und entgegenkommenden Fahrzeugen.
schen 300 und 1.700 m. Während der zweiten Un-
tersuchung änderten sich bei Spedition A einige Aus der Extrapolation des Überholvorgangs und
Fahrten. So konnte z. B. zeitweise ein Ringverkehr des Fahrverlaufs des entgegenkommenden Fahr-
mit einem sehr hohen Landstraßenanteil auf einer zeugs beziehungsweise der Frontkameraauswer-
Relation messtechnisch begleitet werden. tungen wird ein rechnerischer Sicherheitsabstand
abgeleitet. Da die messtechnische Datenerfassung
Die seitens der Spedition A im Baukastensystem er- bei Spedition A bei der zweiten Untersuchung geän-
stellte Fahrzeugkonfiguration ermöglicht mit wenig dert, parallel aber z .B. auch die Höhe des Bilderhe-
Aufwand den Vergleich zwischen Lang-Lkw (Typ 2, bungsstandorts an der Fahrzeugfront aus techni-
Sattelkraftfahrzeug mit Zentralachsanhänger, L = schen Gründen abgesenkt wurde, sind die Ergeb-
25,25 m) und Sattelkraftfahrzeug (L = 16,50 m) auf nisse aus beiden Untersuchungen nicht direkt zu-
gleichen Strecken. sammenführbar.
Die zweite beteiligte Spedition B fährt mehrmals am Die ermittelten Kenngrößen werden zur Nachbe-
Tag zwischen dem Speditionsort und einem Seeha- rechnung von Aus-/Einscherabstand beziehungs-
fen und legt dabei ca. 25 km auf überregionalen weise Sicherheitsabstand herangezogen und flie-
118

Bild 42: Beispielbilder der am Lang-Lkw angebrachten Kameras. Links oben Frontkamera, links unten Heckkamera, rechts Seitenka-
meras (Spedition A)

ßen in die Modellierung des Überholvorgangs und auf Bundesautobahnen auf 83 km/h eingestellt.
(Überholmodell) mit ein, die eine Gegenüberstel- Die tatsächlichen gemessenen mittleren Geschwin-
lung der Überholvorgänge bei Lang-Lkw mit denen digkeiten lagen zu diesem Zeitpunkt beim Lang-
bei Sattelkraftfahrzeugen ermöglicht. Hierbei ist zu Lkw jeweils etwas niedriger als beim Vergleichs-
berücksichtigen, dass die in die Berechnung einge- fahrzeug und teilweise sogar knapp unter der zuläs-
flossene kürzere Länge des tatsächlich beobachte- sigen Höchstgeschwindigkeit. Bei den Überholun-
ten Sattelkraftfahrzeugs (16,50 m) gegenüber dem gen auf Landes- und Bundesstraßen während der
maximalen Vergleichsmaß von 18,75 m bei her- zweiten Untersuchungsphase lagen die gemesse-
kömmlichen Gliederzügen oder sogar 20,75 m bei ne mittlere Geschwindigkeit der überholten Lkw na-
Autotransportern für den Vergleich mit dem Lang- hezu identisch bei 64 km/h und die V85 ebenfalls
Lkw den ungünstigeren Fall darstellt. ähnlich bei 67 km/h. Auf Autobahnen verlaufen die
Summenhäufigkeitslinien für Lang-Lkw und Ver-
gleichs-Lkw identisch mit V50 = 82 km/h bezie-
11.6.3 Ergebnisse hungsweise V85 = 85 km/h.

Sowohl der Lang-Lkw als auch das Vergleichsfahr- Überholen auf Landstraßen
zeug (Sattelkraftfahrzeug) der Spedition A fuhr
überwiegend mit konstanter Geschwindigkeit bezie- Die markanteste Größe bei der Beurteilung relativ
hungsweise Tempomat. Dieser wurde laut ZIM- sicherer Überholvorgänge ist der Sicherheitsab-
MERMANN, RIFFEL, ROOS (2015) von den Lang- stand zwischen dem Überholenden und dem entge-
Lkw-Fahrern auf Landstraßen auf (max.) 63 km/h genkommenden Fahrzeug nach Beendigung des
119

Überholvorgangs. Bei unverändertem Überholver- zeichnen sich durch deutliche Unterschiede zwi-
halten hinsichtlich Häufigkeit, Geschwindigkeiten, schen den Medianen (V50) und den V85 aus. Wäh-
Beschleunigungen etc. müsste der Sicherheitsab- rend die V85 für die Überholungen gegenüber beiden
stand bei Überholungen von Lang-Lkw aufgrund Fahrzeugkonzepten mit ca. 109 km/h nahezu iden-
der größeren Länge gegenüber denen von her- tisch sind, liegt die V50 bei Lang-Lkw-Überholungen
kömmlichen Lkw reduziert sein. mit 88 km/h ca. 4 km/h niedriger als beim Sattelkraft-
fahrzeug. Eine Überschreitung der zulässigen
Die statistische Verteilung von Sicherheitsabstän- Höchstgeschwindigkeit wird also von den Überho-
den von deutlich mehr als 200 m ist unter Sicher- lenden beider Lkw-Arten in Kauf genommen.
heitsaspekten nicht maßgeblich. Für die Bewertung
der Sicherheitsabstände sind vor allem die gerings- Die V85-Werte sind zudem weitgehend unabhängig
ten auftretenden Werte relevant. Zur Absicherung von der Geschwindigkeit der überholten Lkw. Deren
der Ergebnisse wurden daher in der zweiten Unter- Zunahme wirkt sich vor allem in deutlich höheren
suchung die Datensätze der Lang- und der Ver- geringsten Überholgeschwindigkeiten (V15) aus,
gleichs-Lkw nicht nur für alle Überholungen, son- d. h. andere langsamere Fahrzeuge überholen ab
dern auch in verschiedenen Unterteilungen für Situ- einer Geschwindigkeit des überholten Lkw von
ationen verglichen, in denen relativ geringe Abstän- 68 km/h quasi nicht mehr.
de zwischen dem Überholenden und dem Entge-
genkommenden aufgetreten sind. Betrachtet man Allerdings wird auch deutlich, dass die Geschwin-
die für die hier anstehende Risikoeinschätzung re- digkeit der Lkw Auswirkungen auf die Art der über-
levanten geringsten Sicherheitsabstände, so wird holenden Fahrzeuge beziehungsweise deren Ge-
schwindigkeit hat. So ist ab Geschwindigkeiten des
deutlich, dass sie bei den Lang-Lkw für alle Stre-
überholten Lkw von mehr als 66 km/h erkennbar,
cken und Randbedingungen nahezu identisch ver-
dass die geringsten Überholgeschwindigkeiten
teilt sind. Die geringsten Sicherheitsabstände
deutlich ansteigen. Daraus kann abgeleitet werden,
(15%-Perzentil) in Phase 2 von 137 m bei Lang-Lkw
dass dann keine gegenseitigen Überholungen
gegenüber 129 m beim Vergleichs-Lkw bestätigen
durch andere Lkw mehr erfolgen.
bereits in die gleiche Richtung weisende Ergeb-
nisse aus der ersten Untersuchungsphase, auch Insbesondere die Beschleunigung der Überholen-
wenn dort noch etwas andere Perzentile zur Ana- den bis zur Vorbeifahrt am Heck kann als Indiz für
lyse herangezogen worden sind. den Wunsch nach einer mehr oder weniger deut-
lichen Geschwindigkeitsänderung im Zuge eines
Unterscheidet man die Überholungen nach fliegen-
Überholvorgangs angesehen werden. Wie bei den
den25 beziehungsweise beschleunigten26 Vorgän-
Auswertungen der Sicherheitsabstände zeigen sich
gen (vgl. u. a. STEIERWALD, JACOBS, FEIER,
auch bei den Beschleunigungen in den beiden Un-
1986), so wird deutlich, dass bei fliegenden minimal
tersuchungsphasen unterschiedliche Ergebnisse:
niedrigere Werte auftreten als bei beschleunigten
Die Auswertungen der Daten bis 2014 zeigen, dass
Überholvorgängen. Letztere machen bei beiden
der Median der Beschleunigungen beim beobach-
Fahrzeugkonzepten (Lang-Lkw beziehungsweise
teten Lang-Lkw mit 1,6 m/s² etwas niedriger ist als
Vergleichs-Lkw) ca. 70 % der Überholungen aus.
der beim betrachteten Sattelkraftfahrzeug. Gleich-
Die mittleren maximalen Geschwindigkeiten in der zeitig sind sie bei den maßgeblichen geringsten
Annäherung an das Heck des beobachteten Lkw Beschleunigungen beim Lang-Lkw jedoch etwas
höher. Während der zweiten Untersuchungsphase
lagen die Beschleunigungen deutlich höher als in
Phase 1 und auch bei den kritischen Konstellatio-
25
Zwei Fahrzeuge bewegen sich jeweils mit konstanter, aber nen mit beschleunigten Überholungen aus niedri-
unterschiedlicher Geschwindigkeit. Bedingt durch die gen Geschwindigkeiten heraus ergeben sich nun
Geschwindigkeitsdifferenz wird das langsamere Fahrzeug
Werte von fast 2,5 m/s². Somit weisen auch diese
überholt.
26 Werte ein etwas günstigeres Verhalten beim Über-
Der Überholende und das zu überholende Fahrzeug bewe-
gen sich mit der gleichen konstanten Ausgangsgeschwindig- holen von Lang-Lkw aus, da höhere Beschleuni-
keit fort. Bei einer sich bietenden Überholmöglichkeit gungen für eine Verkürzung der Überholwege sor-
beschleunigt das nachfolgende Fahrzeug (der Überholende) gen und gleichfalls bei den beobachteten Größen-
und überholt das vorausfahrende Fahrzeug. Der so Überholte
fährt indes mit gleich bleibender Geschwindigkeit weiter, wäh- ordnungen an Beschleunigungen auch noch keine
rend er überholt wird. zusätzlichen Risiken auftreten.
120

Diese Verkürzung ist auch in kürzeren Überholwe- KELLERMANN, 2002) bekannte Situationen auftre-
gen messbar als beim Vergleichs-Lkw. Demgegen- ten, bei denen Überholende mit geringer, oftmals im
über sind die Einscherabstände bei Lang-Lkw-Über- Kontext mit § 5 Abs. 2 StVO unzureichender27 und
holungen sowohl länger als bei den Vergleichs-Lkw somit regelwidrig geringer Geschwindigkeitsdiffe-
als auch gegenüber der Untersuchung von renz möglicherweise für andere Verkehrsteilnehmer
LIPPOLD, VETTERS, STEINERT (2016). Dies lässt überraschend ausscheren beziehungsweise an-
sich vor allem mit den relativ gestreckten Linienfüh- schließend für sehr lange Belegungszeiten des
rungen der Lang-Lkw-Routen erklären und dem Überholfahrstreifens sorgen. Die Relevanz solcher
hohen Anteil an größeren Sicherheitsabständen. Situationen für das Unfallgeschehen lässt sich zwar
Die deutlich kürzeren Einscherabstände bei Sicher- kaum beKapiteln, in erster Linie bewirken sie Stö-
heitsabständen unterhalb von 200 m zeigen, dass rungen des Verkehrsablaufs und sind für andere
diese situationsgerecht angepasst werden. Verkehrsteilnehmer ärgerlich. Auswirkungen eines
vermehrten Einsatzes von Lang-Lkw auf die Über-
Zusammenfassend kann auf Basis der Untersu- holhäufigkeit durch andere Fahrzeuge beziehungs-
chung von ZIMMERMANN, RIFFEL, ROOS (2015) weise Fahrzeugkombinationen können daher nur
sowie ZIMMERMANN, KÖHLER, ROOS (2016) für unter dem Aspekt der Einhaltung zulässiger Höchst-
Überholungen von Lang-Lkw auf Landstraßen fest- geschwindigkeiten betrachtet werden.
gehalten werden, dass nach den indifferenteren Aus-
sagen in Phase 1 nunmehr sowohl bei den Sicher- Aus den Auswertungen der Daten der ersten Unter-
heitsabständen selbst als auch den Detailgrößen suchung von ZIMMERMANN, RIFFEL, ROOS
leichte Unterschiede in den Werten für Lang-Lkw- (2015), tendenziell aber auch aus anderen Teilpro-
Überholungen festzustellen sind, die zu einer Kom- jekten der Analysephase der wissenschaftlichen
pensation der aufgrund der größeren Länge von Begleitung (v .a. KATHMANN et al., 2014 sowie
Lang-Lkw theoretisch erforderlichen größeren Über- BAIER, KEMPER, 2015) sowie früheren Forschun-
holzeiten und -wege führen. Konkrete Erklärungen gen zu konventionellen Lkw (vgl. z. B. KELLER-
hierfür lassen sich nicht erkennen. Zumindest im Un- MANN, 2002) geht hervor, dass die zunächst im
tersuchungsnetz ist oder wird den Überholenden of- Feldversuch beobachteten Geschwindigkeiten von
fenbar hinreichend deutlich gemacht, dass die Lang- Lang-Lkw niedriger waren als die von konventionel-
Lkw ein etwas anderes Überholverhalten erfordern. len Lkw. Dies zeigte sich in der Form, dass Lang-
Lkw die zulässigen Geschwindigkeiten von 60 km/h
Überholen auf drei- und mehrstreifigen Straßen auf Landstraßen und 80 km/h auf Autobahnen sel-
tener und in geringerem Maß überschritten.
Bereits aus den Analysen der ersten Phase von ZIM-
MERMANN, RIFFEL, ROOS (2015) geht hervor, Die Auswertungen der zweiten Phase von ZIM-
dass Sicherheitsrisiken bei Überholungen in Berei- MERMANN, KÖHLER, ROOS (2016) zeigen je-
chen mit mindestens zwei Fahrstreifen ohne Gegen- doch, dass die Geschwindigkeiten zumindest bei
verkehr höchstens indirekt bestehen. Insbesondere der begleiteten Spedition nahezu identisch sind,
spielt anders als auf Landstraßen die größere Fahr- hier also eine Angleichung stattgefunden hat. Die
zeuglänge von Lang-Lkw bei baulich gesicherten Geschwindigkeiten beider Fahrzeugkonzepte lie-
Überholvorgängen eine deutlich geringere Rolle, da gen jedoch sowohl auf Landstraßen als auch auf
bei regelkonformen Überholvorgängen mit mindes- Autobahnen weiterhin niedriger als die in anderen
tens 10 km/h Geschwindigkeitsdifferenz die Überhol- Untersuchungen ermittelten Geschwindigkeiten
zeiten, wenn überhaupt, nur im kleinen Sekundenbe- herkömmlicher Lkw.
reich zunehmen. Die Beurteilung der Sicherheitsaus-
wirkungen eines vermehrten Einsatzes von Lang- Überholverbot für Lang-Lkw
Lkw hinsichtlich des Überholens auf drei- und mehr-
Würde ein generelles Überholverbot für Lang-Lkw
streifigen Straßen ist somit weitgehend von der Ge-
auch im Dauerbetrieb gelten, so würde sich bei zu-
schwindigkeit der überholten Lkw abhängig, da bei
nehmender Anzahl dieser Fahrzeuge beziehungs-
langsamer fahrenden Lkw die Wahrscheinlichkeit
steigt, dass diese von nachfolgenden Lkw überholt
werden.
27
Nach einem Urteil des Bayerischen Oberlandgerichts (DAR
In solchen Fällen könnten vor allem auch aus ande- 61, 204) ist eine Geschwindigkeitsdifferenz von 10 km/h zu
ren Untersuchungen (vgl. v. a. BARK, 1994 sowie gering.
121

weise Fahrzeugkombinationen der Effekt einstellen, defensiv und vorausschauend fahren. So zeigen
dass sie – auch deutlich – langsamer fahrenden diese beim Fahren und insbesondere bei Linksab-
Fahrzeugen (z. B. aufgrund geringer Motorisierung, biegevorgängen größtmögliche Umsicht und Rück-
insbesondere an Steigungsstrecken) folgen müss- sicht gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern
ten. Ein nachfolgender konventioneller Lkw, der von und warten meist eine ausreichend große Zeitlücke
diesem bauartbedingten Überholverbot nicht betrof- im Gegenverkehr ab, um bei nicht signalisierten
fen wäre, müsste dementsprechend eine Doppel- plangleichen Knotenpunkten sicher abbiegen zu
oder Mehrfachüberholung durchführen, um an dem können.
beziehungsweise den langsamer fahrenden Fahr-
zeugen beziehungsweise Fahrzeugkombinationen Demzufolge kann für die Bewertung einer mög-
und dem verkehrsrechtlich an der Vorbeifahrt ge- lichen Erhöhung der Sicherheitsrisiken durch Lang-
hinderten Lang-Lkw vorbeizufahren. Lkw nur auf die nachfolgend von ZIMMERMANN,
RIFFEL, ROOS (2015) dargelegten theoretischen
In Abhängigkeit von der Auslastung der Strecke Zusammenhänge verwiesen werden:
kann es so zu längeren Reisezeiten und Pulkbildun-
gen auf dem Überholfahrstreifen kommen, da des- • Aufgrund der längenbedingten Verweilzeit im
sen Belegung durch Lkw größer wäre. Neben dem Knotenpunkt beziehungsweise Konfliktpunkt-
Ausschervorgang ist das dichte Auffahren von Lkw bereich könnten bei Lang-Lkw rechnerisch ge-
unter Verkehrssicherheitsaspekten auf Autobahnen gebenenfalls längere Räumzeiten erforderlich
besonders kritisch zu betrachten. Das Risiko von werden. Allerdings könnte zumindest bei Kno-
Auffahrunfällen würde vermutlich erhöht, wenn tenpunkten mit LSA der fiktive Ansatz der Richt-
durch ein Überholverbot für Lang-Lkw auch hinter linien für Lichtsignalanlagen – RiLSA (FGSV,
tatsächlich langsam fahrenden Lkw zwangsläufig 2010), nur einen geringen Teil der tatsächlichen
längere Lkw-Ketten entstehen würden. Länge anderer längerer Fahrzeuge (bei Glieder-
zügen sowie Autotransportern 6,00 m statt
Geht man davon aus, dass unabhängig von der 18,75 m beziehungsweise 20,57 m, bei Straßen-
Frage eines Überholverbotes tatsächlich rechne- bahnen 15 m statt bis zu 75 m) anzusetzen,
risch durch zwei Lang-Lkw-Fahrten eine Standard- auch für Lang-Lkw angewendet werden. An-
Lkw-Fahrt eingespart werden kann (vgl. Kapitel 7), dernfalls müssten kritische Situationen beim
würde auch eine Freigabe des Überholens für Lang- Räumen auch heute schon bei konventionellen
Lkw auf Autobahnen die Anzahl der Ausschervor- Gliederzügen oder Autotransportern auftreten.
gänge nicht vergrößern.
• Für die Berücksichtigung von Räumvorgängen
Dabei ist zu berücksichtigen, dass vor allem an an Knotenpunkten ohne LSA gibt es anders als
Steigungsstrecken auf zweistreifigen Autobahnen bei denen mit LSA kein Regelwerk. Gleichwohl
heute bereits Lkw-Überholverbote durch Verkehrs- ist der Ansatz aus den RiLSA prinzipiell auch auf
zeichen nach der VwV-StVO empfohlen sind. Knotenpunkte ohne LSA übertragbar, nach dem
davon ausgegangen werden kann, dass ein ent-
sprechend langes Fahrzeug auch für den sich
Räumen von Knotenpunkten
annähernden Kraftfahrer eine hinreichend große
Aus zwei Gründen konnte im Rahmen des Feldver- erkennbare Seitenfläche aufweist, um rechtzei-
suchs von ZIMMERMANN, RIFFEL, ROOS (2015) tig die Geschwindigkeit der Annäherung so zu
keine belastbare Auswertung von Räumvorgängen reduzieren, dass eine Kollision mit dem Heck
mit den erhobenen Befahrungsdaten vorgenom- des Lang-Lkw vermieden werden kann.
men werden: Zum einen wurden letztendlich vor al-
lem von Spedition A andere Streckenteile befahren
als ursprünglich vorgesehen. Diese Strecken sind 11.6.4 Fazit und Folgerungen
für die Fragestellung Räumen nicht geeignet, so- Überholvorgänge
dass nur eine sehr geringe Anzahl an Knotenpunkt-
befahrungen zur Auswertung zur Verfügung steht. Landstraßen

Zum anderen ist zu beobachten, dass die jeweiligen Unter den über 4.000 Überholungen auf Land-
eingesetzten Fahrer, unabhängig davon, ob es sich straßen konnten 543 Überholungen datentechnisch
um einen Lang-Lkw oder herkömmlichen Lkw han- sicher solchen Abschnitten zugeordnet werden, auf
delt, bei Ein- und Abbiegevorgängen besonders denen ein Überholen unter Nutzung des Fahr-
122

steifens für den Gegenverkehr verkehrsrechtlich Lang-Lkw und konventionellen Lkw erklären:
gestattet ist. Insgesamt hat die Untersuchung der Der Kennzeichnung des Lang-Lkw am Heck mit-
Überholvorgänge auf Landstraßen nochmals bestä- tels des nach § 5 Nr. 13 LKWÜberlStVAusnV re-
tigt, dass auf den von den beobachteten Lang-Lkw troreflektierenden Schildes. Es bleibt allerdings
befahrenen Strecken unabhängig von deren Cha- fraglich, ob die hintere Kennzeichnung von den
rakteristik und Verkehrsbedeutung nur eine sehr Überholenden überhaupt wahrgenommen und
geringe Anzahl an Überholungen durchgeführt wird, auch dementsprechend interpretiert wird.
die überhaupt potenziell kritisch ist. Bei einem Groß-
teil der Überholungen treten Sicherheitsabstände • Wahrscheinlicher scheint, dass ein gewisser
von mindestens 200 m auf. Daher beruhen die be- Lerneffekt für das Verhalten der Überholenden
schriebenen Ergebnisse auch nach beiden Unter- verantwortlich ist. Da die beobachteten Lang-
suchungsphasen nur auf relativ wenigen Messun- Lkw entsprechend ihrem im Feldversuch fest-
gen im potenziell kritischen Bereich. gestellten hauptsächlichen Einsatzgebiet im
Pendelverkehr (vgl. Kapitel 6) mehrmals täglich
Aus den vorgenommenen Datenanalysen sowie in oder zumindest mehrmals in der Woche immer
der zweiten Untersuchungsphase vollständig vor- die gleichen Strecken befuhren, sind sie vielen
handenen Videoaufzeichnungen von N = 215 im der dort verkehrenden Verkehrsteilnehmern be-
Gegenverkehr überholten Lang-Lkw (n = 133) be- kannt. Diese Vermutung wurde der BASt bei
ziehungsweise Vergleichs-Lkw (n = 82) lassen sich einer Mitfahrt durch einen Fahrer bestätigt.
keine Indizien für größere Risiken bei solchen Vor-
Abschließend ist zu beachten, dass aus den vorlie-
gängen erkennen, bei denen Lang-Lkw auf Land-
genden Daten keine Aussage über einen Unter-
straßen überholt werden, als sie ohnehin bei allen
schied hinsichtlich der Bereitschaft von Fahrzeug-
Überholungen von Fahrzeugen und Fahrzeugkom-
führern getroffen werden kann, einen Überholvor-
binationen unter Nutzung des Gegenverkehrsfahr-
gang gegenüber Lang-Lkw oder herkömmlichen
streifens in Kauf zu nehmen sind. Die Verteilung der
Lkw einzuleiten. Somit ist über mögliche Unter-
ermittelten Sicherheitsabstände bei überholten
schiede im Überholdruck keine Prognose möglich.
Lang-Lkw ist gegenüber denen bei Vergleichs-Lkw
Mögliche Auswirkungen auf den Verkehrsablauf
bei insgesamt geringen Unterschieden in allen be-
und die Verkehrssicherheit durch Unterschiede
trachteten Teilkollektiven günstiger. Zudem stellt
beim Überholdruck und somit der Überholhäufigkeit
das als Vergleichs-Lkw herangezogene Sattelkraft-
sind erst dann stichhaltig zu beantworten, wenn
fahrzeug wegen seiner gegenüber Gliederzügen
sich die Anzahl der Lang-Lkw, und hierbei insbe-
und Autotransportern kürzeren Länge den für einen
sondere derer, die im für die Fragestellung nach
Vergleich ungünstigeren Fall zu Lasten des Lang-
dem ,Überholen auf Landstraßen’ relevanten Stra-
Lkw dar.
ßennetz verkehren, deutlich erhöht. Erst dann könn-
Auch für den während der zweiten Untersuchungs- te zum Beispiel überprüft werden, inwieweit die
phase festgestellten Fall sich angleichender Ge- Kennzeichnung des Lang-Lkw am Heck mittels des
schwindigkeiten von Lang-Lkw und Vergleichs-Lkw nach § 5 Nr. 13 LKWÜberlStVAusnV retroreflektie-
gibt es keinen Anhaltspunkt, dass erhöhte Sicher- renden Schildes die beobachtete Verhaltensände-
heitsrisiken zu erwarten sind: In jedem Fall ist fest- rung (z. B. zügigeres Überholen bei niedrigen
stellbar, dass die Verhaltensweisen vor allem zu Ausgangsgeschwindigkeiten) der den Lang-Lkw
Beginn der Überholung und während des Überhol- Überholenden erklären könnte.
vorgangs bei den Lang-Lkw-Überholungen etwas
günstiger hinsichtlich der Verkehrssicherheit als bei Drei- und mehrstreifige Straßen
den Vergleichs-Lkw sind. Insbesondere die Be-
schleunigungen im Vorfeld liegen höher. Dies und Sicherheitsrisiken bei Überholungen in Bereichen
die geringeren Überholweglängen lassen sich prin- mit mindestens zwei Fahrstreifen je Richtung ohne
zipiell durch zwei Aspekte erklären: Gegenverkehr bestehen höchstens indirekt. Wenn
überhaupt nehmen die Zeiten für Überholungen ge-
• Das bei Lang-Lkw gegenüber herkömmlichen genüber Lang-Lkw nur im kleinen Sekundenbereich
Lkw veränderte Verhalten der überholenden an- zu. Negative Auswirkungen könnten jedoch aus
deren Verkehrsteilnehmer ließe sich mit der einem unterschiedlichen Geschwindigkeitsverhal-
Wahrnehmung der einzigen für den Überholen- ten der Lang-Lkw im Vergleich zu konventionellen
den erkennbaren Unterscheidung zwischen Lkw resultieren, da bei langsamer fahrenden Lang-
123

Lkw die Wahrscheinlichkeit steigt, dass diese von ten mit Bevorrechtigten kommen könnte. Diese Be-
nachfolgenden konventionellen Lkw überholt wer- obachtung von ZIMMERMANN, RIFFEL, ROOS
den. Die Relevanz solcher Situationen für das Un- (2015) kann durch die seitens der BASt ebenfalls
fallgeschehen lässt sich zwar kaum beKapiteln, die- vorgenommenen Mitfahrten bei einzelnen Spedi-
ser Umstand könnte bei einem möglichen Regelein- tionen bestätigt werden.
satz von Lang-Lkw jedoch zu einer Zunahme von
oftmals regelwidrigen Überholungen der langsamer Dieses Verhalten der Lang-Lkw-Fahrer ist sowohl
fahrenden Lang-Lkw durch konventionelle Lkw mit bei Knotenpunkten ohne LSA zu beobachten als
geringer Geschwindigkeitsdifferenz führen. Dieser auch bei solchen mit LSA. Insbesondere bei letzt-
Umstand kann jedoch keinesfalls negativ bewertet genannter Gruppe wären Änderungen von Fahr-
werden, da er sich aus einer stringenteren Regelbe- zeuglängen bei der Räumzeitberechnung metho-
folgung der Lang-Lkw-Fahrer gepaart mit einem disch nicht nötig, da die aktuell verwendeten Län-
eher regelwidrigen Verhalten der Fahrer konventio- gen auch von herkömmlichen Lkw bereits (bewusst)
neller Lkw ergeben würde. deutlich überschritten werden und dennoch ein aus-
reichendes Sicherheitsniveau gewährleistet ist.
Sofern sich die in der zweiten Untersuchungsphase Alles zusammen führt zu der Einschätzung, dass
von ZIMMERMANN, KÖHLER, ROOS (2016) beob- Ansatzpunkte für eine Erhöhung der Sicherheits-
achtete Angleichung der Lkw-Geschwindigkeiten risiken oder negative Auswirkungen auf den Ver-
fortsetzt, bleiben die beschriebenen möglichen kehrsablauf beim Räumen von Knotenpunkten
Probleme aus. durch Lang-Lkw nicht zu erkennen sind.

Überholverbot

Die von ZIMMERMANN, KÖHLER, ROOS (2016) 12 Psychologische Aspekte


vorgenommenen theoretischen Betrachtungen zum
Überholverbot für Lang-Lkw auf Autobahnen ma- Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den
chen deutlich, dass die Aufrechterhaltung dieses von GLASER, GLASER, SCHMID, WASCHU-
Überholverbots auch im Dauerbetrieb zu mehr Dop- LEWSKI (2015, 2016) bearbeiteten Teilprojekten
pel- und Mehrfachüberholungen führen könnte, da FE 82.0544/2012 „Psychologische Aspekte des
die Lang-Lkw auch an nennenswert langsameren Einsatzes von Lang-Lkw“ und FE 82.0634/2015
Fahrzeugen nicht vorbeifahren dürften. In Abhän- „Psychologische Aspekte des Einsatzes von Lang-
gigkeit von der Auslastung der Strecke kann es so Lkw – zweite Erhebungsphase“.
zu längeren Reisezeiten und Pulkbildungen auf
dem Überholfahrstreifen kommen, da auf diesen
die Belegung durch Lkw größer wäre. 12.1 Zielsetzung
Bei der rechnerisch zu erwartenden Reduzierung Ziel der Untersuchungen von GLASER et al. (2015,
von Lkw-Fahrten durch den Einsatz von Lang-Lkw 2016) war es, das Erleben und Verhalten von Lang-
würde auch eine Freigabe des Überholens für Lang- Lkw-Fahrern im Feldversuch psychologisch zu un-
Lkw auf Autobahnen die Anzahl der Ausschervor- tersuchen. Insbesondere sollte der Frage nachge-
gänge nicht vergrößern. Die aufgrund von Mehr- gangen werden, ob die Fahrtätigkeit im Lang-Lkw
fachüberholungen möglichen negativen Konse- mit besonderen Belastungen oder Beanspruchun-
quenzen eines Überholverbots für Lang-Lkw auf gen (z. B. Stress) für die Fahrer sowie mit erhöhten
Autobahnen könnten aber vermieden werden. Gefahren für Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer
verbunden ist. Informationen darüber, wie andere
Räumen von Knotenpunkten Verkehrsteilnehmer Lang-Lkw erleben und sich
diesbezüglich verhalten, ergeben sich in dieser Stu-
Hinsichtlich des Teilthemas Räumen ermöglichen die ausschließlich aus der Perspektive der befragten
die erhobenen Daten aus Knotenpunktbefahrungen Lang-Lkw-Fahrer. Wegen der geringen Anzahl der
keine messtechnisch belegbare Aussage. Aller- Lang-Lkw im öffentlichen Straßenverkehr und der
dings zeigen die durchgeführten Befragungen und damit verbundenen geringen Begegnungswahr-
Mitfahrten, dass die Fahrer von Lang-Lkw sehr de- scheinlichkeit wurden andere Verkehrsteilnehmer
fensiv agieren, wenn es um die Befahrung von Flä- (z. B. Pkw-Fahrer) nicht befragt. Wegen der gerin-
chen geht, auf denen es beim Räumen zu Konflik- gen Anzahl der Lang-Lkw im öffentlichen Straßen-
124

verkehr wurden die anderen Verkehrsteilnehmer in- von Lang-Lkw-Fahrer zu erfassen, beruhte auf ei-
soweit berücksichtigt, wie sie sich im Erleben und nem Entwurf der BASt. Dieser wurde im Rahmen
Verhalten des Lang-Lkw-Fahrers widerspiegeln. dieses Projekts weiterentwickelt und modifiziert.
Eine Reihe von Fragen zielte auf den Vergleich zwi-
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden schen Lang-Lkw und bisherigen herkömmlichen
zwei Studien im Abstand von drei Jahren durchge- Fahrzeugen und Fahrzeugkombinationen ab. Der
führt. Studie 2 GLASER et al. (2015) wurde als Fort- Fragebogen für das Interview enthielt folgende The-
setzungsstudie konzipiert, um die Stabilität der Er- men:
gebnisse, die in Studie 1 GLASER et al. (2016) ge-
wonnen wurden, zu überprüfen. Nachfolgend wer- • Allgemeines, sozio-demografische Daten (z. B.
den beide Studien getrennt dargestellt. Alter, Dauer der Lang-Lkw–Nutzung),

• vergleichende Beurteilung der Fahreigenschaf-


ten des Lang-Lkw (z. B. Beschleunigung,
12.2 Psychologische Studie 1 Bremsverzögerung, Rangierbarkeit),
(2012 – 2013)
• Beurteilung der elektronischen Unterstützung
12.2.1 Untersuchungsmethodik (z. B. ACC, ESP),
Alle beteiligten Unternehmen, die für den Feldver- • vergleichende Beurteilung von 22 Fahrsitua-
such bis Januar 2013 angemeldet waren, bildeten tionen (z. B. Arbeitsstellen, Kreisverkehr, Park-
die untersuchte Population. Inferenzstatistische Prü- platzsuche, Kreuzungen/Einmündungen),
fungen erübrigten sich damit. Für Evaluationsstudien
dieser Art ist in der Regel mindestens ein Zwei-Grup- • Einstellung gegenüber Einschränkungen (z. B.
pen-Versuchsplan erforderlich, bei dem eine Kont- Überholverbot, beschränkte Ausweichmöglich-
rollgruppe berücksichtigt wird. Das war im vorliegen- keit bei Autobahnsperrung),
den Fall nicht möglich, da sich die Untersuchungen
• Prestigegewinn durch Lang-Lkw,
möglichst reibungslos in den regulären Geschäftsbe-
trieb der beteiligten Speditionen oder Werkverkehre • Schwierigkeiten anderer Verkehrsteilnehmer mit
einfügen sollten. Für solche Fälle wird eine Ein- dem Lang-Lkw,
Gruppen-Untersuchung herangezogen (COOK,
CAMPELL, 1979). Im vorliegenden Fall wurden die • verändertes Unfallrisiko (für Lang-Lkw und an-
Fahrer vor Antritt einer Fahrt etwa eine Stunde lang dere Verkehrsteilnehmer),
über ihr Erleben und Verhalten beim Fahren des
• positive und negative Reaktionen anderer Ver-
Lang-Lkw interviewt. Dem Interview lag ein achtseiti-
kehrsteilnehmer auf den Lang-Lkw,
ger Fragebogen zugrunde, der auch viele offene Fra-
gen für freie Antworten enthielt. Bei der anschließen- • Einsparmöglichkeiten durch den Lang-Lkw,
den Fahrt fuhr ein Experte für die Dauer etwa einer
Stunde auf dem Beifahrersitz des Lang-Lkw mit. Die • Auswirkungen auf Sicherheit des Arbeitsplatzes,
systematischen Fahrbeobachtungen wurden auf der • mehr oder weniger Stress durch den Lang-Lkw.
Basis eines vierseitigen Beobachtungsleitfadens
durchgeführt. Daneben wurden spontane Äußerun- Bei bestimmten Fragen (z. B. verändertes Unfall-
gen der Fahrer notiert. Alle Antworten und Äußerun- risiko, Einsparmöglichkeiten durch Lang-Lkw, Aus-
gen der Teilnehmer wurden dokumentiert. Insgesamt wirkungen auf die Sicherheit des Arbeitsplatzes)
wurden 38 Fahrer interviewt und 35 von ihnen auf ging es um die Meinung, die die Fahrer zu diesen
der anschließenden Fahrt begleitet. Die Untersu- Themen haben, um diese später mit objektiven
chungen fanden zwischen dem 15.12.2012 und dem Fakten vergleichen zu können.
07.05.2013 statt. Die Interviews und Fahrverhaltens-
beobachtungen wurden dabei von berufserfahrenen Fahrverhaltensbeobachtung
Diplom-Psychologen durchgeführt.
Ein Fahrbegleiter führte die Fahrverhaltensbeob-
Befragungsinstrument achtung vom Beifahrersitz eines Lang-Lkw aus
durch. Da die Routen meist sehr lang waren, eine
Der von GLASER et al. (2015) verwendete Frage- fortschreitende Dauer aber keine wesentlichen und
bogen, um die Wahrnehmungen und Einstellungen zusätzlichen Informationen mehr versprach, wurde
125

die Mitfahrt auf ca. 1 Stunde beschränkt. Auf der • Die Achslast wurde im Allgemeinen häufig oder
Basis des Fahrtziels und der Fahrtdauer wurde ein regelmäßig überprüft. In rund 30 % aller Fälle
Rasthof vereinbart, der innerhalb der entsprechen- aber selten oder (praktisch) nie. Das wurde in
den Zeit erreichbar war. Dorthin fuhr ein zweiter der Regel damit begründet, dass die Ladung
Versuchsleiter mit dem Pkw, um den ersten zurück- über viele Transporte hinweg nicht wechsle und
zubringen. Grundlage der Fahrverhaltensbeobach- daher bekannt sei.
tung bildete ein Beobachtungsleitfaden. Dieser glie-
derte sich wie folgt: • Die aktive Sicherheit des Lang-Lkw wurde von
39 % der Fahrer als deutlich höher als beim den
• Straßentyp {Autobahn, Landstraße, Innerorts} herkömmlichen Fahrzeugen und Fahrzeugkom-
• ACC-Zustand {an, aus} binationen beurteilt. Nur 3 % der Urteile lauteten
etwas geringer.
• 29 Fahrsituationen (z. B. Einparken, Verhalten
bei Schneeglätte, Spurverhalten, Parkplatzsu- • Von allen Fahrern wurden 79 % von ihrem
che), die sowohl problemlos (normal) als auch Arbeitgeber vorgeschlagen oder aufgefordert
mit Regelabweichungen (abweichend) bewältigt einen Lang-Lkw zu fahren, 18 % haben sich
werden können. selbst beworben.

• 11 explizite Regelverletzungen (z. B. Routen- • Die Umstellung auf den Lang-Lkw ist 47 % der
treue nicht eingehalten). Fahrer leicht und 24 % eher leicht gefallen; 21 %
gaben das Mittelurteil teils/teils an und 5 %
Aus dem Verhältnis der Zahl abweichend bewältig-
schwer.
ter Fahrsituationen zur Gesamtzahl der Fahrsituati-
onen wurde ein Fehlergesamtwert berechnet. • Die Einweisung in den Lang-Lkw durch das Un-
ternehmen hat 66 % der Fahrer sehr oder etwas
Am Ende der Fahrt beurteilte der Beobachter die
geholfen. Der Rest urteilte skeptisch. In den kri-
generelle Fahrsicherheit des Lang-Lkw-Fahrers
tischen Stimmen wurde mehr Praxisorientierung
(z. B. hinsichtlich Geschwindigkeits- und Abstands-
gefordert. Die Dauer der Einweisung dauerte
wahl, Verhalten in der Kreuzung, Verhalten gegen-
zwischen 2 und 16 Stunden, je ein Fahrer nann-
über Fußgängern/Radfahrern). Außerdem wurde
te 7 und 8 Tage. Es bleibt unklar, was Letzteres
die subjektive Beanspruchung des Lang-Lkw-Fah-
genau bedeutet. 37 % der Fahrer nannten 8
rers getrennt nach Straßentyp anhand der ,Rating
Stunden, also einen Arbeitstag.
Scale for Mental Effort (RSME)’ erfasst (EILERS,
NACHREINER, HÄNECKE, 1986). • Die Beurteilung von 22 Verkehrssituationen auf
die Frage: „Was geht besser, was geht schlech-
ter als früher?“ (mit dem Lang-Lkw im Vergleich
12.2.2 Ergebnisse
zu den herkömmlichen Fahrzeugen und Fahr-
Befragung zeugkombinationen) lieferte fast durchgängig
eine leichte Verschlechterung auf den Mittelwert
Die Befragung ergab zusammengefasst folgende 3,1 auf der Skala von 1 (deutlich besser) bis 5
zentralen Ergebnisse: (deutlich schlechter). Diese Verschlechterungen
haben nur ein sehr geringes Ausmaß. Etwas
• Bei den Fahreigenschaften wurde der Lang-Lkw
deutlichere Verschlechterungen zeigten sich bei
hinsichtlich Beschleunigung, Rangierbarkeit,
Fahren innerorts, Be- und Entladen, Aufsuchen
Einparken sowie Abschätzen der Länge ungüns-
von Pannenbuchten und vor allem bei Parken/
tiger beurteilt als die herkömmlichen Fahrzeuge
Übernachten auf Rastplatz. Letzteres ist ein zur-
und Fahrzeugkombinationen; bei Bremsverzö-
zeit auch für den herkömmlichen Güterverkehr
gerung, Bremsstabilität sowie Hinterherlaufen
schon bekanntes Problem. Viele freie Antworten
des Anhängers dagegen günstiger.
bestätigten dies. Auffallend ist, dass bei Kurven-
• Die Fahrerassistenzsysteme wurden alle zwi- fahren und Kreisverkehr Verbesserungen ge-
schen sehr nützlich und nützlich auf einer fünf- nannt wurden. Die Befragten erklärten dies mit
stufigen Skala von (1) sehr nützlich bis (5) über- den aktuell weiter entwickelten Fahrwerken. Von
flüssig beurteilt. Am besten schnitten ACC und den 22 Verkehrssituationen beziehen sich 7 auf
Retarder ab, am relativ schlechtesten Heck- Kreuzungen und Einmündungen. Auch hier wur-
kamera und Spurhaltewarnsystem. de die gleiche geringfügige allgemeine Ver-
126

schlechterung wie bei den meisten Verkehrs- der Unfallgefahr mit sich bringt?“ wurde mit mini-
situationen genannt, jedoch zeigten sich keine malen Abweichungen des Mittelwertes von
auffälligen Probleme. M = 3 (kein Unterschied) beantwortet. Über
70 % aller Fahrer gaben demnach auch die Ant-
• Das Verbot, bei Stau oder Störungen auf nicht
wort kein Unterschied. Die Antworten deutlich
zugelassene Strecken auszuweichen (vgl.
oder etwas höher wurden aber von 26 % der Be-
LKWÜberlStVAusnV § 2 sowie § 10), wurde von
fragten für Pkw-Fahrer, 13 % für Motorradfahrer,
48 % der Fahrer als Problem angesehen. In den
19 % für Mofa- und Radfahrer sowie Fußgänger
freien Antworten gaben mehrere Fahrer an, die-
(vor allem in Kreuzungen) gegeben.
sen Verstoß gegen die Ausnahme-Verordnung
bereits gelegentlich begangen zu haben. • Auf die Frage nach der Unfallgefahr für einzelne
Gruppen von Verkehrsteilnehmern folgte die ge-
• Ähnliches gilt für das Verbot, Fahrzeuge, die
nerelle Frage „Ganz allgemein gesehen: Glau-
mehr als 25 km/h fahren, zu überholen (vgl.
ben Sie, dass mit Lang-Lkw mehr oder weniger
LKWÜberlStVAusnV § 9). Damit hatten 43 % der
Fahrer Schwierigkeiten. Die vorhandenen freien Unfälle im Straßenverkehr zu erwarten sind als
Antworten sprechen von einer erheblichen Frus- mit den herkömmliche Fahrzeugen beziehungs-
tration und der Übertretung. Die Mehrheit (53 %) weise Fahrzeugkombinationen?“ Hier antwor-
hielt dieses Verbot uneingeschränkt für nicht teten 39 % mit kein Unterschied, 34 % mit etwas
sinnvoll, weitere 26 % urteilten teils/teils. weniger und 11 % mit deutlich weniger. Der Mit-
telwert ist mit 3,6 schon deutlich von der Mitte
• Die Frage „Haben Sie durch den Lang-Lkw bei abweichend in Richtung weniger verschoben.
ihren Kollegen an Ansehen gewonnen?“ beant- Das steht im Gegensatz zu den Antworten auf
worteten 68 % der Fahrer mit nein. Mit ja oder ja, die vorangegangene Frage. Der Unterschied ist
zum Teil antworteten 25 %. aber mit dem Wechsel der Perspektive zwischen
• Auf die Frage „Haben Sie positive/negative Re- beiden Fragen erklärbar. Die erste Frage zent-
aktionen anderer Verkehrsteilnehmer auf den riert sich auf die anderen Verkehrsteilnehmer,
Lang-Lkw erlebt?“ berichteten 53 % der Fahrer diese auf den Lang-Lkw-Fahrer. Hier bestimmen
positive Reaktionen von Lkw-Fahrern und 58 % die vielen Sicherheitseinrichtungen des Lang-
von Pkw-Fahrern. Negative Antworten wurden Lkw das Urteil.
von 8 % der Fahrer sowohl für andere Lkw-Fah- • Insgesamt wurde von den Fahrern drei Unfälle
rer als auch für Pkw-Fahrer gegeben. Die auf mit dem Lang-Lkw berichtet: Leichtes Streifen
100 % fehlenden Antworten lauteten positiv und eines Pkw beim Abbiegen, Fahrstreifenwechsel
negativ oder nicht vorgekommen. oder Rangieren. Ebenso wurden 3 Beinahe-Un-
• Bei der Frage „Wie oft haben Sie beobachtet, fälle berichtet: auf der Autobahn im Zusammen-
dass herkömmliche Fahrzeuge beziehungswei- hang mit Kurvenfahrt oder Fahrstreifenwechsel.
se Fahrzeugkombinationen Schwierigkeiten • Mit der Frage „Können durch den Lang-Lkw ein
haben, wenn sie auf einen Lang-Lkw treffen?“ Drittel der Fahrten eingespart werden?“ sollte
wurden die Antworten oft oder gelegentlich nur nicht ein ökonomischer Parameter erhoben wer-
für beim Überholen: Autobahn und beim Einfah- den, sondern die Meinung der Fahrer zu diesem
ren auf die Autobahn mit merklichen Häufigkei- Thema. Eine Ersparnis um 1/3 nannten 66 %, je
ten gegeben (13 % bzw. 21 %). Für vier andere 11 % gaben Abweichungen darüber und darunter
Situationen wurde keine Schwierigkeit anderer an. Eine Gefährdung des eigenen Arbeitsplatzes
Lkw berichtet. sahen 92 % der Fahrer dadurch aber nicht.
• Die gleiche Frage für Pkw erhielt für zwei Kate-
• Das Thema Stress wird an verschiedenen Stel-
gorien nennenswerte Häufigkeiten von oft- oder
len des Fragebogens und der Fahrbeobachtung
gelegentlich-Antworten: beim Vorbeifahren an
angesprochen. Die direkte Frage „Bedeutet
Baustelle/Verengung und beim Einfahren auf die
Lang-Lkw-Fahren mehr oder weniger Stress für
Autobahn (26 % und 32 %). Für vier andere
Sie?“ beantworteten 53 % der Fahrer mit kein
Situationen wurde keine Schwierigkeit anderer
Unterschied, etwas weniger gaben 18 %, deut-
Pkw berichtet.
lich weniger 21 % an. Zusammen mit anderen
• Die Frage „Glauben Sie, dass der Lang-Lkw für Fragen nach dem Stress, Beobachterurteilen
andere Verkehrsteilnehmer eine Veränderung und der Selbsteinschätzung im RSME bedeutet
127

das konvergierende Evidenz dafür, dass das Insgesamt wurden über alle Fahrten aller Fahrer
Thema Stress beim Lang-Lkw keine über die 138 definierte Abweichungen beobachtet. Davon
herkömmlichen Fahrzeuge und Fahrzeugkombi- entfielen allein 111 auf Spurverhalten, Fahrstreifen-
nationen hinausgehende Bedeutung besitzt. wechsel und Ansprechen des Spurhaltewarnsys-
tems. Das weist auf eine relevante Herausforde-
• Mithilfe eines semantischen Differentials (Polari-
rung hin, die sich in dieser Untersuchung gezeigt
tätenprofil) sollten die Fahrer ihr subjektives
hat: die Breite der Überholfahrstreifen bei Auto-
Fahrerleben innerhalb von Gegensatzpaaren
bahnarbeitsstellen, aber auch eine beobachtete
angeben (z. B. komfortabler – weniger komforta-
Tendenz von Lkw, die Fahrstreifenbegrenzung doch
bel). Neben einigen Mittelurteilen wurden „Ist
öfter zu berühren oder zu überfahren. Die meisten
Fahren komfortabler?“, „Macht Fahren mehr
anderen Situationen führten insgesamt höchstens
Spaß?“ und „Fahre ich entspannter?“ im deutlich
einmal zu einer Abweichung. Nur Geschwindig-
positiven Bereich beantwortet.
keitswahl, Nichtbeachtung Überholverbot und Tele-
• Die Abschlussfrage lautete: „Sollte der Lang- fonieren ohne Freisprechanlage erreichten noch
Lkw nach der Testphase generell zugelassen darüber hinausgehende, niedrige einstellige Häu-
werden?“ Ja, mit weniger Einschränkungen ant- figkeiten.
worteten 74 % der Fahrer, ja, mit Einschränkun-
gen wie bisher 18 %. Immerhin 8 % meinten ja, Am Ende der Fahrverhaltensbeobachtung gaben
mit mehr Einschränkungen als bisher. Kein Fah- die Fahrbegleiter zunächst ein generelles Fahrsi-
rer gab die Antwort nein. cherheitsurteil auf einer fünfstufigen Skala von (1)
sehr hoch bis (5) gering für 7 Verkehrssituationen
• Auf die Frage „Gibt es zum Abschluss sonst ab. Drei davon erhielten über 50 % sehr hoch-Urtei-
noch etwas, das ihnen wichtig ist?“ enthielten le, Geschwindigkeitswahl, Abstandswahl und Blin-
die Antworten überwiegend Verbesserungsvor- ken, Zeichengebung, Sichern. Überholen und Fuß-
schläge für das System Lang-Lkw (z. B. mehr gänger und Radfahrer erhielten 80 % beziehungs-
passende Parkplätze, besser und praxisnah ge- weise 95 % nicht vorgekommen-Urteile, für den
schulte Fahrer, Schulung auch für Pkw-Fahrer). Rest auf 100 % jedoch sehr hoch-Antworten.
3 Fahrer beanstandeten eine ungerechtfertigt Schließlich wurde noch ein Globalurteil über alle
negative Darstellung (Verteufelung) des Lang- Fahrsituationen erhoben. Hier ergaben sich 85 %
Lkw in den Medien. sehr hoch- und hoch-Urteile. Das bedeutet eine
sehr gute allgemeine Verkehrssicherheit der Lang-
Fahrverhaltensbeobachtung Lkw-Fahrer in diesem Expertenurteil.

Die gesamte Beobachtungsdauer aller 35 Fahrten Außerdem beurteilten die Fahrverhaltensbeobach-


betrug zusammen 39:40 Stunden, die Durch- ter den Fahrstil des Fahrers in einem semantischen
schnittsdauer der einzelnen Fahrten 1:06 Stunde. Differential (Polaritätenprofil) mit 11 Adjektivpaaren
Die gesamte Fahrzeit teilte sich zu 13,6 % auf inne- (z. B. beherrscht Fahrzeug gut – schlecht; fährt ag-
rorts, zu 11,2 % auf Landstraße und zu 75,2 % auf gressiv – defensiv usw.). Die Mittelwerte lagen alle
Autobahn auf. Gemäß dem Einsatzgebiet der Lang- auf der Seite eines Adjektivs zwischen der höchsten
Lkw, lag der Schwerpunkt der Fahrtätigkeit, wie zu und der zweithöchsten Stufe und bilden damit ins-
erwarten, auf der Autobahn. Die genannten Pro- gesamt deutlich positive Urteile des Fahrverhal-
zentsätze gelten aber nur für die kürzere Fahrbe- tensbeobachters ab Bild 43.
gleitung, nicht für die gesamte Fahrt von der Auf-
bis zur Abladestelle. Hier ist der Autobahnanteil in Nach der begleiteten Fahrt wurden die Fahrer ge-
der Regel wesentlich höher. Der Prozentsatz der beten, ihre während der Fahrt erlebte subjektive An-
Fahrzeit, zu dem das ACC eingeschaltet war, be- strengung auf einem Bogen des RSME (geeicht in
trug Innerorts 50 %, auf der Landstraße 72 % und deutscher Sprache; EILERS, NACHREINER,
auf der Autobahn 98 %. Diese Zahlen gelten sowohl HÄNECKE, 1986) einzuschätzen. Hier wird eine
für die (verkürzte) Fahrbegleitung als auch (in guter grafische Skala der subjektiven Anstrengung mit
Näherung) für die gesamte Fahrt. Das ACC ist also Zahlenwerten von 0 bis 220 vorgegeben. Einzelne
ein unentbehrliches Hilfsmittel, mit dem auf der Au- Adjektivpaare sind verbal bei denjenigen Zahlen-
tobahn praktisch ausschließlich, auf der Landstraße werten angezeigt, die sich bei der Testeichung er-
rund 3/4 der Zeit und Innerorts immer noch rund die geben haben, z. B. 20 = kaum anstrengend, 40 =
Hälfte der Zeit gefahren wird. etwas anstrengend, 75 = einigermaßen anstren-
128

niert super“, „keine Probleme, schwenkt nicht aus,


läuft super hinterher.“ Dafür lassen sich mehrere
Gründe nennen: Besonders enge innerörtliche
Kreisverkehre dürften sich in den zugelassenen
Strecken nicht befinden, und die Lenkung und das
Fahrwerk moderner Lang-Lkw haben einen sehr
hohen technischen Stand erreicht.

• Parkplätze sind (vor allem auf Autobahnrastan-


lagen) zu kurz für Lang-Lkw

Auch dies ist Inhalt einer Frage im Fragebogen von


GLASER et al. (2014) mit der oben genannten
5-stufigen Ratingskala. Die Antworten sind bei ei-
Bild 43: Semantisches Differential zum Fahrstil
nem Mittelwert von M = 4,1 und 45 % ,etwas’ oder
,deutlich schlechter’ mit Abstand die Negativsten.
gend bis 203 = außerordentlich anstrengend. Die
Mittelwerte lagen Innerorts bei 28, auf der Landstra- • Lang-Lkw werden an Steigungen zu langsam
ße bei 24 und auf der Autobahn bei 17, zeigten also
Zahlenwerte rund um ,kaum anstrengend’. Dies ist ein rein physikalisches Problem, das in die-
ser Formulierung nur entsteht, wenn man nicht zwi-
schen nur überlangen und überlangen und über-
Diskussion kritischer Einwände gegen den
Lang-Lkw schweren Lkw unterscheidet. Es spielt für die Lang-
Lkw kaum eine Rolle und lässt sich allein durch die
Vor allem in der Tagespresse werden häufig sehr Wahl der richtigen Motorisierung lösen. Wenn es
kritische Einwände gegen eine Zulassung von auftritt, fällt es bei den Fahrerbefragungen und -be-
Lang-Lkw erhoben. Ein Teil davon gilt Fragen der obachtungen auf. Die Fahrer wurden nach der Mo-
Technik, der Ökonomie und der Politik des Trans- torleistung ihres Lang-Lkw gefragt. Sie reicht nach
portwesens. Diejenigen Argumente, zu denen die deren Angaben von 420 bis 480 PS, 64 % der Fah-
vorliegende Untersuchung von GLASER et al. rer gaben 440 oder 450 PS an. Das durchschnittli-
(2014) neue Fakten beiträgt, werden nachfolgend che Leistungsgewicht betrug somit 8,27 kW/t, bezo-
besprochen. Dabei soll nachmals betont werden, gen auf ein Gesamtgewicht von 40 t. Lediglich zwei
dass die hier untersuchten Lang-Lkw nur eine grö- von 38 Fahrern bemängelten in den freien Antwor-
ßere Länge, aber kein mit mehr als 40 t größeres ten, das sei „in den Bergen etwas knapp“. Die ver-
Gewicht als die bisher zugelassenen Fahrzeuge allgemeinernde Aussage, Lang-Lkw würden an
und Fahrzeugkombinationen besitzen, was in der Steigungen zu langsam, lässt sich angesichts die-
öffentlichen Diskussion oft nicht berücksichtigt wird. ser Daten aber nicht aufrechterhalten.
• Kreisverkehre sind in der Regel für Lang-Lkw zu • Das Überholen von Lang-Lkw ist für Pkw auf der
eng Autobahn teilweise kritischer, desgleichen das
Dieses Argument ist Inhalt einer Frage im Fragebo- Nebeneinanderherfahren von Pkw und Lang-
gen von GLASER et al. (2014). Sie lautet: „Wenn Lkw bei Arbeitsstellen auf Autobahnen
Sie den Lang-Lkw mit den kürzeren Lkw verglei- Hier müssen zwei Fälle unterschieden werden. Der
chen: Was geht besser, was geht schlechter als frü- erste Fall ist die normale Autobahnfahrt. Hier über-
her?“. Bei den Antworten für den Kreisverkehr liefert holt der Pkw-Fahrer links die Kette rechts fahrender
der Mittelwert auf einer von 1 (deutlich besser) bis 5 Lkw und wird in vielen Fällen die Länge darunter
(deutlich schlechter) reichenden Skala M = 2,6 bei befindlicher Lang-Lkw nicht einmal bemerken. Da-
42 % etwas oder deutlich besser- und 8 % etwas für bringt auch diese Studie einige Beispiele.
oder deutlich schlechter-Antworten. Für Kurvenfah-
ren ergaben sich fast die gleichen Antworthäufigkei- Der zweite Fall ist die Fahrt auf einer zweistreifigen
ten. Auch die Fahrer waren davon zum Teil über- Verschwenkung oder zweier Behelfsfahrstreifen an
rascht, wie einige Äußerungen zeigen: „Kurvenfah- einer Autobahnarbeitsstelle. Mit Fahrstreifenbreiten
ren ist ein Kinderspiel“, „bin angenehm überrascht von bis hinunter auf 3,25 m beziehungsweise
wie gut es funktioniert“, „deutlich besser, funktio- 2,50 m wird die Parallelfahrt eines Pkw und eines
129

Lkw jetzt schon bei herkömmlichen Lkw als gefähr- abgelehnte Wochentage oder Tageszeiten und das
lich wahrgenommen (vgl. z. B. AUTO BILD, 2013). Ladegeschäft, das jetzt mehr Zeit kostet.
Diese Einschätzung kann sich subjektiv bei der grö-
ßeren Länge des Lang-Lkw verschärfen. Bei den • Die Gefahr von Blockaden auf Kreuzungen und
Zahlenergebnissen einer entsprechenden Frage im Bahnübergängen ist für Lang-Lkw größer,
Fragebogen mit der oben genannten 5-stufigen Ra-
• das Abwarten ausreichender Lücken beim Ein-
tingskala kommt mit einem Mittelwert von M = 3,2
fahren in Vorfahrtsstraßen ist bei Lkw schwieri-
und einer Häufigkeit von 27 % von ,etwas’ oder
ger,
,deutlich schlechter’ zwar noch kein problema-
tisches Resultat heraus. Die freien Antworten drü- • die Räumphase für Lichtsignalsteuerungen und
cken aber doch Verschlechterungen aus. Das liegt Bahnübergänge ist für Lang-Lkw zu kurz.
an den bereits im Normalbetrieb als schwierig emp-
fundenen Verhältnissen. Diese drei Behauptungen beziehen sich auf den
Einfluss des Lang-Lkw auf das Verkehrsgeschehen
• Die Beanspruchung (Stress) ist für die Fahrer an den verschiedenen Formen von Knotenpunkten.
von Lang-Lkw höher. In Schweden bevorzugen Im Fragebogen wurden von GLASER et al. (2014)
viele Lkw-Fahrer deshalb herkömmliche Fahr- hier systematisch 7 verschiedene Situationen un-
zeuge und Fahrzeugkombinationen terschieden und jeweils gefragt: „Was geht besser,
Über die Verhältnisse in Schweden liegt keine der was geht schlechter als früher?“ Beispiele sind Ein-
von GLASER et al. (2014) durchgeführten ver- biegen in Durchgangsstraße, Linksabbiegen bei be-
gleichbare Untersuchung vor. In der Studie wird das vorrechtigtem Gegenverkehr oder Vollständiges
Thema Stress von GLASER et al. (2014) an ver- Überqueren innerhalb der Grünphase. Die Resulta-
schiedenen Stellen behandelt. Im Fragebogen be- te zeigen auf der bereits genannten 5-stufigen Ra-
urteilten die Fahrer den erlebten Stress beim Lang- tingskala durchgängig eine leichte Erschwerung,
Lkw im Vergleich mit dem herkömmlichen Lkw wie- die fast immer mit dem Wert M = 3,1 ganz in der
derum auf einer 5-stufigen Ratingskala zwischen Nähe des Mittelwerts zwischen ,deutlich besser’ (1)
,deutlich weniger’ bis ,deutlich mehr’. Dabei empfin- und ,deutlich schlechter’ (5) liegt. Die Häufigkeits-
den 53 % keinen Unterschied und für 39 % ist der verteilungen enthalten überwiegend ,kein Unter-
Stress sogar etwas oder deutlich weniger. Nur 6 % schied’-Antworten mit durchschnittlich 15 % ,etwas
geben etwas oder deutlich mehr an. In einer offenen schlechter’- bis ,deutlich schlechter’-Urteilen. Diese
Frage wurde nach den Gründen für dieses Urteil Verschlechterungen werden sehr übereinstimmend
gefragt. Darauf wurde eine recht große Zahl von als unvermeidlich beim Lang-Lkw, aber nach kurzer
Begründungen gegeben: Die Fahreigenschaften Gewöhnung als problemlos beherrschbar angese-
des Lang-Lkw werden als optimal bezeichnet, nicht hen. Bei den freien Antworten wird der Umgang mit
zuletzt dank moderner Fahrwerkstechnik und der dem Lang-Lkw hier nicht als schwieriger, sondern
Fahrerassistenzsysteme. Ein Fahrer kennzeichnet nur als anders angesehen als der mit den herkömm-
das Fahren mit dem Lang-Lkw als „Erholung! …Ist lichen Fahrzeugen und Fahrzeugkombinationen.
wie ein Pkw….Ist wie spazieren fahren“, ein ande- Man müsse beispielsweise Einlenkpunkte an Kreu-
rer: „Weniger Stress, absolut“, oder „das Auto fährt zungen anders berechnen. Nach einer gewissen
sich von alleine.“ Dieses Urteil wird an anderen Übung wird das aber als nicht schwerer beurteilt als
Stellen des Fragebogens bestätigt. Bei der Fahrver- mit dem herkömmlichen Fahrzeugen und Fahr-
haltensbeobachtung wurde unter anderem ein Ge- zeugkombinationen. Die Kreuzungspunkte sind
samturteil des Versuchsleiters über den Fahrstil des auch im Beobachtungsleitfaden entsprechend fein
Fahrers verlangt. Auf dem Gegensatzpaar wirkt ge- unterteilt enthalten. Unter den einzelnen Kategorien
stresst (1) – wirkt nicht gestresst (5) ergab sich der wurden in der gesamten Beobachtungsfahrt maxi-
Mittelwert von M = 4,4. Auch das ist also kein Hin- mal eine, oft gar keine Auffälligkeit beobachtet. Zu-
weis auf Stress. Schließlich gaben die Teilnehmer sammenfassend kann also gesagt werden, dass
bei der Einschätzung der mentalen Beanspruchung das Fahren des Lang-Lkw auf den Kreuzungspunk-
mithilfe der RSME-Skala eine eher niedrige Bean- ten, die innerhalb der zugelassenen Strecken des
spruchung an. Andererseits gibt es durchaus auch vorliegenden Feldversuchs vorkamen, zwar ein ge-
Äußerungen von Stress. Diese beziehen sich aber wisses Umlernen erfordert, dann aber problemlos
nicht auf das Fahren mit dem Lang-Lkw, sondern bewältigt wird.
auf die Disposition der Fahrten und bevorzugte oder
130

12.2.3 Fazit zur 1. psychologischen Studie 12.3 Psychologische Studie 2


Die Ergebnisse der Befragung und die Fahrverhal-
(2015 – 2016)
tensbeobachtung von GLASER et al. (2015) stim- Die Studie 2 ist als Fortsetzung der Studie 1 in Form
men in hohem Maße miteinander überein und bestä- einer zweiten Erhebungsphase drei Jahre nach der
tigen sich somit gegenseitig. Für oft geäußerte Be- erstmaligen Erhebung konzipiert worden. Der ent-
fürchtungen einer erhöhten Beanspruchung (Stress) scheidende Unterschied zwischen der ersten und
auf dem Arbeitsplatz Lang-Lkw und einer erhöhten der zweiten Erhebungsphase besteht darin, dass in
Unfallgefahr gab es aus psychologischer Sicht keine Studie 2 ein Zwei-Gruppen-Versuchsplan mit Fah-
Hinweise. Im Überblick über die gesamte Studie wird rern von Lang-Lkw und Fahrern von herkömmlichen
das Fahren des Lang-Lkw als geringfügig schwieri- Lkw gewählt wurde. Darüber hinaus wurde die Da-
ger empfunden als das der herkömmlichen Fahrzeu- tenbasis mit der Untersuchung von 100 Lang-Lkw-
ge und Fahrzeugkombinationen. Auf der von 1 (deut-
und 102 Lkw-Fahrern wesentlich vergrößert. Auf
lich besser) bis 5 (deutlich schlechter) reichenden
eine zeitaufwendige und kostenintensive Fahrver-
Skala wird diese Verschlechterung im Mittel über die
haltensbeobachtung wurde in der zweiten Studie
gesamte Studie bei 3,1 gesehen. Das ist als eine
verzichtet, weil durch sie kein wesentlicher Erkennt-
Verschlechterung zu werten, wie sie bei Veränderun-
nisgewinn erwartet wurde. Zentral waren in der
gen leicht einmal auftreten kann, die aber auch kei-
zweiten Studie folgende Fragen:
nerlei Gründe für Bedenken liefert. Zum Teil bringen
die Lang-Lkw nach Ansicht der Fahrer Verbesserun- • Inwieweit unterscheiden sich Lang-Lkw-Fahrer
gen, wie etwa beim Durchfahren von Kurven und und Lkw-Fahrer im Hinblick auf ihre Erfahrun-
Kreisverkehren. Drei Punkte haben sich beim sub- gen, Erwartungen und Einstellungen? Bestä-
jektiven Vergleich zwischen Lang-Lkw und her- tigen die Resultate des hier verwendeten
kömmlichen Fahrzeugen und Fahrzeugkombinatio- Zwei-Gruppen-Versuchsplans diejenigen der
nen als tendenziell kritisch herausgestellt: das Fah- früheren Ein-Gruppen-Untersuchung?
ren auf verengten Fahrstreifen, vor allem in Auto-
bahnarbeitsstellen, das Überholen durch Pkw in sol- • Sind die Ergebnisse der ersten Untersuchung
chen Arbeitsstellen und auf der Landstraße sowie über die Zeit hinweg konstant geblieben oder
das Parken auf herkömmlich dimensionierten zeigen sich bei den Lang-Lkw-Fahrern Verände-
Lkw-Parkplätzen aufgrund der zu geringen Länge rungen? Haben sich z. B. Aspekte der Sicher-
der Parkstände und deren zu geringer Anzahl. Es ist heit, Belastung und Beanspruchung sowie der
jedoch zu beachten, dass die Aspekte bezüglich der Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmern
Fahrstreifenbreiten in den Arbeitsstellen und der zu verändert oder sind sie konstant geblieben?
geringen Anzahl an Parkständen auch bereits heute
für herkömmliche Lkw eine bei den Fahrern Stress
hervorrufende Problematik darstellen. So konnten im 12.3.1 Untersuchungsmethodik
Rahmen von den Teilprojekten der wissenschaft-
Erhebungsinstrument
lichen Begleituntersuchung, die sich mit der empiri-
schen Ermittlung von objektiven Parametern des Ausgangspunkt war der Fragebogen der Studie 1,
Fahrverhaltens in Arbeitsstellen (vgl. Kapitel 11.5), der im Wesentlichen Vergleichsurteile verlangte. Er
aber auch beim Überholen auf Landstraßen (vgl. Ka- wurde zunächst so umgearbeitet, dass er in der Re-
pitel 11.6) befasst haben, denn auch keinerlei Hin- gel Absoluturteile erhob. So wurde beispielsweise
weise auf relevante Unterschiede zwischen den aus der Frage (gestellt an Lang-Lkw-Fahrer) „Wie
Lang-Lkw und den herkömmlichen Lkw ermittelt wer- beurteilen Sie den Lang-Lkw im Vergleich zu den
den. Hinzu kommt, dass sich alle von den Fahrern kürzeren Lkw hinsichtlich der Beschleunigung?“ die
angesprochenen drei Punkte durch Maßnahmen, Frage „Wie beurteilen Sie Ihr Fahrzeug hinsichtlich
wie zum Beispiel die Überarbeitung der Gestaltungs- der Beschleunigung?“, gestellt an Lang-Lkw- und
richtlinien für Behelfsfahrstreifen an Autobahnbau- Lkw-Fahrer.
stellen, verbessern lassen. Somit lässt sich aus psy-
chologischer Sicht auf den Lang-Lkw-Fahrer keine Daraus ergibt sich, dass im Wesentlichen je eine
Beeinträchtigung der Sicherheit beim Fahren eines Version des ursprünglichen Fragebogens zu formu-
Lang-Lkw erkennen. Es ist eindeutig: Alle an diesem lieren war: für Lang-Lkw-Fahrer (v3), für Lkw-Fahrer
Fahrversuch teilnehmenden Fahrer befürworten die (v4) und für Lang-Lkw-Fahrer, die an der früheren
zeitlich unbegrenzte Zulassung des Lang-Lkw. Untersuchung teilgenommen hatten (v2). Neben
131

Personengruppe Zeitpunkt t1 Zeitpunkt t2 Wie Tabelle 10 zeigt, ergeben sich zusammen mit
(Studie 1) (Studie 2) den 3 Personengruppen und 2 Messzeitpunkten die
(1) Lang-Lkw t1 (v1) (v2) Befragungsbedingungen (v1) bis (v4).Die Häufig-
(n = 38) n = ≤ 38 (= 24) keiten, die sich tatsächlich realisieren ließen, ste-
bereits befragte erneut zu befragende hen in Klammern.
Fahrer Fahrer
(2) Lang-Lkw t2 (v3)
Stichprobenbeschreibung
n = 62 (76)
neu zu befragende
Fahrer Die Lang-Lkw-Fahrer wurden aufgrund der bei der
(3) Normaler-Lkw t2 (v4)
BASt vorhanden Liste der am Feldversuch teilneh-
n = 100 (102) menden Transportunternehmen angesprochen. Mit
neu zu befragende n = 100 wurde die Population der Lang-Lkw-Fahrer
Fahrer im Wesentlichen ausgeschöpft. Die Interviews fan-
Tab. 10: Befragungsbedingungen den hauptsächlich in den Geschäftsräumen der
Speditionen statt und dauerten etwa 60 Minuten.
Die Lkw-Fahrer wurden überwiegend auf Raststät-
Absoluturteilen wurden in allen Bögen zusätzlich ten angesprochen. Die meisten Interviews fanden
bei besonders wichtigen Fragen auch einzelne Ver- dort in den Lkw statt. Sie dauerten im Durchschnitt
gleichsurteile verlangt (zu Fahreigenschaften/Fahr- 30 bis 50 Minuten.
manövern des Lang-Lkw und zum semantischen
Differential). Beide Gruppen sollten in diesen Fällen Der Altersdurchschnitt betrug bei den Lang-Lkw-
wie in der ersten Untersuchung angeben, ob sie Fahrern 45,9, bei den Lkw-Fahrern 47,5 Jahre. In
den Lang-Lkw besser oder schlechter einschätzen der ersten Gruppe war die Altersgruppe der 31- bis
als den herkömmlichen Lkw. Damit ist für die Lang- 45-Jährigen stärker besetzt, in der zweiten die Al-
Lkw-Fahrer, die bereits einmal an der Befragung tersgruppe der 46- bis 55-Jährigen. Der am häufigs-
teilgenommen haben, zumindest in einigen Fragen ten gefahrene Lang-Lkw-Typ ist bei den Lang-Lkw-
ein direkter Vergleich mit ihren früheren Antworten Fahrern der Lkw mit Untersetzachse und Sattelan-
möglich. hänger, der Typ 3 (58 %).

Kern der neuen Studie ist der Vergleich der Absolu-


turteile der getrennten Gruppen der jetzigen Lang- 12.3.2 Ergebnisse
Lkw- und Lkw-Fahrer. In Tabelle 10 sind dies v2 und
Den Schwerpunkt der Untersuchung bildet der Ver-
v3 versus v4. Für die 24 Teilnehmer der früheren
gleich der Absoluturteile zwischen den beiden fast
Untersuchung liefert der Vergleich v2 versus v1
genau gleich großen Gruppen der Lang-Lkw- und
Hinweise darauf, inwieweit die neuen Urteile mit
der Lkw-Fahrer. In der vorausgegangenen Studie 1
den alten Urteilen übereinstimmen. Die hier auch
wurde nur die Gruppe der Lang-Lkw-Fahrer befragt.
vorhandenen, für t1 und t2 identischen Fragen er-
Deshalb wurden dort ausschließlich Vergleichsur-
laubten es, zusätzlich die Stabilität der Antworten
teile Lang-Lkw mit dem herkömmlichen Lkw aus
durch Messwiederholung im Dreijahresabstand zu
Sicht der Lang-Lkw-Fahrer erfasst.
beurteilen.

Vergleich Lang-Lkw- und Lkw-Fahrer


Vorgehen, Stichprobe
• Die Lang-Lkw-Fahrer beurteilen ihr Fahrzeug
Die Befragungen der Studie 2 fanden zwischen
mit Ausnahme von Rangierbarkeit und Einpar-
dem 13.11.2015 und dem 29.02.2016 statt. Es ken signifikant besser als die Lkw-Fahrer das
konnten insgesamt 24 Lang-Lkw-Fahrer aus dem ihre.
Jahr 2013 erneut interviewt werden (Bedingung v2),
dazu kamen 76 neue Lang-Lkw-Fahrer (Bedingung • Beim Vergleich Lang-Lkw und Lkw beurteilen die
v3) und 102 Lkw-Fahrer (Bedingung v4). Es stan- Lang-Lkw-Fahrer den Lang-Lkw (also ihr eige-
den insgesamt vier hochqualifizierte Interviewer zur nes Fahrzeug) mit dem Durchschnitt ,kein Unter-
Verfügung. Im Interview wurden den Teilnehmern schied’, wobei ,Bremsverzögerung’ und
die Fragen des Bogens und die Antwortmöglichkei- ,Bremsstabilität’ positiv und ,Beschleunigung’,
ten vorgelesen. Die Antworten wurden in einen Tab- ,Rangierbarkeit’ und ,Einparken’ negativ abwei-
let-PC eingegeben. chen. Das Vergleichsurteil der Lkw-Fahrer (je-
132

doch Personen, die sich mit dem Thema Lang- Von den Lkw-Fahrern wurde auch erhoben, ob sie
Lkw beschäftigt haben) zeigt nahezu das gleiche sich schon mit dem Thema Lang-Lkw beschäftigt
Profil, jedoch um rund einen halben Urteilspunkt und ob sie Interesse an der Weiterbildung zum
in Richtung ,Deutlich schlechter’ verschoben. Lang-Lkw-Fahrer haben.
Möglicherweise liegt diese Abweichung allein
darin begründet, dass die Lkw-Fahrer keine per- • Die erste Frage ergab 60 % ,Ja-’ und ,Ja’, et-
sönliche Erfahrung mit dem Lang-Lkw haben: was’-Antworten und 40 % ,Nur wenig’- und ,Nein
,Was sie nicht kennen, erscheint ihnen als gar nicht’-Antworten.
schlechter’. • Die zweite Frage ergab 61 % Interesse, 39 %
kein Interesse.
Beurteilung (Absoluturteile) des jeweils eigenen
Lkw von Lang-Lkw- und Lkw-Fahrern in 22 Fahrsi- Einstellung gegenüber elektronischen Fahrerassis-
tuationen: tenzsystemen im eigenen Fahrzeug:
• Mit Ausnahme von ,Überholen Landstraße’, • Lang-Lkw-Fahrer bezeichnen diese überwie-
,Parken/Übernachten Rastplatz’, ,Aufsuchen gend mit ,sehr nützlich’, Lkw-Fahrern dagegen
von Pannenbuchten’ ,Fahren bei Eis’ und ,Fah- mit deutlichem Abstand nur als ,nützlich’.
ren bei Schneeglätte’ liegen die Absoluturteile
• Lediglich bei ,Retarder’ (sehr nützlich) und
insgesamt zwischen ,sehr gut’ und ,gut’.
,Achslastüberwachung’ (nützlich) ergab sich
• Die Lang-Lkw-Fahrer geben insgesamt bessere keine Differenz zwischen den beiden Fahrer-
Urteile ab als die Lkw-Fahrer. gruppen.
Ein Grund für diesen Unterschied könnte darin lie-
gen, dass die Lang-Lkw im Durchschnitt neuer sind ,Überschreiten der Achslasten’ und ,Überschreiten
und teilweise eine technisch modernere und höher- des zulässigen Gesamtgewichts’:
wertige Ausstattung haben als die herkömmlichen • Auf das mögliche Überschreiten der Achslasten
Lkw. und des zulässigen Gesamtgewichtes achten
74 % der Lang-Lkw-Fahrer und 57 % der
Erfassung des Fahrerlebens mit Absolut- und Ver- Lkw-Fahrer ,Bei jeder Fahrt’.
gleichsurteilen:
• Diese Zahlen haben sich gegenüber der frühe-
• Im Hinblick auf das Fahrerleben (z. B. das Fah- ren Untersuchung deutlich erhöht (von 53 bzw.
ren ist angenehm oder komfortabel) bestehen in 58 %). Bei den Lkw-Fahrern finden sich 21 %
den Absoluturteilen weitgehend keine Unter- ,Öfter’ und 12 % ,Gelegentlich’-Antworten. Von
schiede zwischen den beiden Fahrergruppen. den Lang-Lkw-Fahrern wurden 16 % ,Betrifft
mich nicht’-Antworten gegeben.
• Davon ausgenommen ist die als geringer emp-
fundene Ermüdung und der als stärker empfun- • Insgesamt zeigt sich in dieser Frage ein größe-
dene Fahrspaß bei den Lang-Lkw-Fahrern. res Problembewusstsein der Lang-Lkw-Fahrer.
Möglicherweise rührt dies aus einer gewissen
Für die Vergleichsurteile ergeben sich ähnliche Er- Ausnahmestellung und einem generell höheren
gebnisse: Grad an Überwachung her.

• Lang-Lkw-Fahrer empfinden das Fahren im Veränderung des Fahrverhaltens bei stark unter-
Lang-Lkw als komfortabler und entspannter, die schiedlichen Achslasten:
Fahrfreude als höher und das Fahrzeug als tech-
nisch leichter zu beherrschen als das Fahren im • 44 % der Lang-Lkw-Fahrer (N = 86) gaben an,
Lkw (Erinnerung der Lang-Lkw-Fahrer an die dass Veränderungen des Fahrverhaltens nie
Zeit, in der sie früher Lkw fuhren). vorkommen bzw. dass sie, falls es doch der Fall
wäre, keinen oder nur einen geringen Unter-
• Lkw-Fahrer geben in der Beurteilung der Fahr-
schied bemerken würden (19 %).
freude beim Lang-Lkw-Fahren und beim Lkw-Fah-
ren keine Unterschiede an. Dabei ist zu beden- • Bei den Lkw-Fahrern (N = 92) lauten die ent-
ken, dass in diesem Fall die Lkw-Fahrer sich das sprechenden Angaben: 12 % (kommt nie vor)
Fahren eines Lang-Lkw nur vorstellen sollten. und 9 % (kein bzw. geringer Unterschied). Sie
133

sind also merklich häufiger und auch stärker von der Fahrsituationen 1 (Überholen des Lang-Lkw
diesem Problem betroffen. auf der Autobahn) bis 6 (Einfahren auf die Auto-
bahn) liegen zwischen 2,7 und 3,0 und sind da-
Aktive und passive Sicherheit des eigenen Fahr- mit beinahe gleich wie in Studie 1.
zeugs:
• Die Ergebnisse für die befragten Lkw-Fahrer
• Die Lang-Lkw-Fahrer zeigten mit M = 1,2 (aktive sind sehr ähnlich, nur durchgehend signifikant
Sicherheit) und M = 1,5 (passive Sicherheit) so- etwas nach links, in Richtung ,Oft’ verschoben.
gar noch bessere Bewertungen als in Studie 1
• In der Gruppe der Lang-Lkw-Fahrer sind die
(t1), wo die entsprechenden Mittelwerte bei 2,1
Werte für die wahrgenommenen Schwierigkei-
bzw. 2,9 lagen.
ten von Pkw-Fahrern wiederum bis auf die erste
• Die Lkw-Fahrer beurteilten beides zwar mit dem Stelle hinter dem Komma gleich denen aus dem
Wert 2 immer noch mit ,gut’, aber doch signifi- Jahr 2012/2013, was erneut zeigt, wie stabil die
kant schlechter als die Lang-Lkw-Fahrer. meisten Erfahrungen der Lang-Lkw-Fahrer seit
dieser Zeit geblieben sind.
Die Fahrer wurden danach gefragt, ob sie positive • Die größten von den Lang-Lkw-Fahrern wahrge-
oder negative Reaktionen anderer Verkehrsteilneh- nommenen Schwierigkeiten von Pkw-Fahrern
mer erlebt haben, und zwar getrennt nach Pkw-, ergeben sich wie in Studie 1 (t1) für das ,Über-
Lkw-, Motorrad- und Radfahrern sowie Fußgän- holen des Lang-Lkw auf einer Landstraße mit
gern. nur einem Fahrstreifen je Richtung’, das ,Vorbei-
• Von den Lang-Lkw-Fahrern berichten 43 % von fahren am Lang-Lkw an einer Baustelle mit Fahr-
positiven Reaktionen (zu t1: 58 %) und 10 % von bahnverengung’ und das ,Einfahren auf die Au-
negativen Reaktionen anderer Pkw-Fahrer. 61 % tobahn’.
der Lang-Lkw-Fahrer berichten von positiven • Diese wahrgenommenen Schwierigkeiten sind
Reaktionen (zu t1: 53 %) und 6 % von negativen bei Lkw-Fahrern signifikant stärker ausgeprägt
Reaktionen anderer Lkw-Fahrer. Das ist die glei- als bei Lang-Lkw-Fahrern. Besonders auffällige
che Größenordnung wie in der Studie 1 (t1). Pkw-Schwierigkeiten werden von Lkw-Fahrern
• Ganz anders verhält es sich bei den Lkw-Fah- beim ,Vorbeifahren am Lkw an einer Baustelle
rern: 43 % von ihnen berichten negative und mit Fahrbahnverengung’ gesehen. 65 % der
46 % sowohl positive als auch negative Reak- Lkw-Fahrer gaben an, dass sie hierbei ,oft’ Prob-
tionen von Pkw-Fahrern. 66 % der Lkw-Fahrer leme auf Seiten der vorbeifahrenden Pkw erle-
berichten sowohl positive als auch negative ben, bei den Lang-Lkw-Fahrern waren es nur
Reaktionen von anderen Lkw-Fahrern. 8 %.

• Bezüglich der anderen drei Gruppen von Ver- • Dass Rad- und Motorradfahrer Schwierigkeiten
kehrsteilnehmern (Motorradfahrer, Radfahrern durch die Sogwirkung des Lang- bzw. herkömm-
und Fußgängern) ergab sich Folgendes: Bei den lichen Lkw bekommen könnten, wird von allen
Lang-Lkw-Fahrern kommen zwischen 93 % bis Lang-Lkw-Fahrern und von 82 % der Lkw-Fah-
97 % und bei den Lkw-Fahrern 60 % bis 69 % rer verneint.
,Nicht erlebt’-Antworten vor. Die meisten negati-
ven Antworten geben die Lkw-Fahrer von den Fragen zur Ökonomie des Lang-Lkw28:
Radfahrern mit 29 %, gefolgt von den Fußgän-
gern mit 22 % an. • Die Frage „Können durch den Lang-Lkw ein Drit-
tel der Fahrten eingespart werden?“ haben 68 %
der Lang-Lkw-Fahrer positiv beantwortet. Weite-
Wahrgenommene Schwierigkeiten anderer Ver-
re 23 % antworteten mit ,Mehr als ein Drittel’.
kehrsteilnehmer bei Begegnung mit dem eigenen
Lang-Lkw oder normalen Lkw:

• Dass Lkw-Fahrer in bestimmten Situationen


28
Von den Befragten wird nicht erwartet, dass sie eine fachlich
Schwierigkeiten haben, wenn sie auf einen
korrekte Antwort auf diese Frage geben können. Die Antwort
Lang-Lkw treffen, wird von den Lang-Lkw-Fah- bringt in diesem Fall eine spezifische Facette der Einstellung
rern fast durchgehend verneint. Alle Mittelwerte zum Fahren von Lang-Lkw zum Ausdruck.
134

• In der Gruppe der Lkw-Fahrer bejahten 55 % • Die Werte der Lkw-Fahrer liegen dagegen alle
diese Frage, während 31 % ,Weniger als ein zwischen dem Wert 2 (Etwas höher) und 3 (Kein
Drittel’ oder ,Keine Einsparung möglich’ ange- Unterschied), d. h. diese nehmen durchgängig
ben. eine signifikant (p ≤ 0,01) pessimistischere Sicht
ein.
• Die Frage „Befürchten Sie eine Gefährdung
Ihres Arbeitsplatzes durch Einsparen von Fahr- • Auf die Frage „Sind mit dem Lang-Lkw generell
ten?“ wurde von 94 % der Lang-Lkw-Fahrer und mehr oder weniger Unfälle zu erwarten?“ ant-
von 74 % der Lkw-Fahrer mit ,Nein’ beantwortet. worteten 49 % der Lang-Lkw-Fahrer und 76 %
der Lkw-Fahrern mit ,Kein Unterschied’. Dafür
Erhöhung des Sozialprestiges der Lang-Lkw- nannten zusammen 48 % der Lang-Lkw-Fahrer
Fahrer unter den anderen Fahrern: ,Etwas weniger’ oder ,Deutlich weniger’; bei
den Lkw-Fahrern waren es 13 %, die ,Etwas
• Beide Gruppen unterschieden sich in dieser weniger’ angaben. Auch hier ist die Ein-
Frage nicht wesentlich. Von den Lang-Lkw-Fah- schätzung der Lkw-Fahrer also deutlich skepti-
rern antworteten 47 % mit ,Nein’ , von den scher.
Lkw-Fahrern 46 %. Mit ,Ja’ oder ,Ja, zum Teil’
antworteten jeweils 50 % beider Gruppen.
Fragen nur an Lang-Lkw-Fahrer

Lang-Lkw-Fahren und Stress: Umstelllung von Lkw auf Lang-Lkw:

• Bei der Frage „Bedeutet Lang-Lkw-Fahren mehr • Zur Frage nach der Umstellung vom normalen
oder weniger Stress?“ antworteten 51 % der Lkw auf den Lang-Lkw gaben 55 % der Lang-
Lang-Lkw-Fahrer und 55 % der Lkw-Fahrer (hier Lkw-Fahrer an, von der Spedition aufgefordert
Angabe der Erwartung) mit ,Kein Unterschied’. zu sein, einen Lang-Lkw zu fahren. Sich selbst
Während von den Lang-Lkw-Fahrern 30 % beworben haben 26 %.
,Etwas weniger’ Stress erlebten, waren es bei
den Lkw-Fahrern 26 %, die ,Etwas mehr’ Stress • Die Umstellung auf den Lang-Lkw ist 53 % der
erwarten. Befragten ,Leicht’ und 21 % ,Eher leicht’ gefal-
len. Die übrigen Befragten antworteten bis auf
2 % ,Teils/teils’.
Einschätzung der Unfallgefahr (vgl. Bild 44):
• Auf die Frage „Hat Ihnen die Einweisung ins
• Nach Meinung der Lang-Lkw-Fahrer gibt es
Fahrzeug bei der Umstellung geholfen?“ haben
keine Veränderung der Unfallgefahr für andere
49 % mit ,Ja sehr’ und 33 % mit ,Ja, etwas’ ge-
Verkehrsteilnehmer mit der Einführung der Lang-
antwortet. ,Nur wenig’ oder ,(praktisch) gar nicht’
Lkw. Das stimmt auch nahezu perfekt mit den
urteilten die übrigen Befragten.
Ergebnissen der Studie 1 überein.
• Die Dauer der Einweisung betrug im Mittel 6,1
Stunden mit einem Streubereich von einer Stun-
de bis fünf Tage und einem Modus bei acht Stun-
den, der von 38 % der Befragten angegeben
wurde. Die Änderungswünsche ergaben die
Rangreihe ,Fahrsicherheitstraining’, ,Längere
Schulung’, ,Mehr praktisches Üben’, ,Nicht so
viel reden, mehr üben‘ und ,Weniger im Hof,
mehr im Straßenverkehr’.

Zur Parksituation

• Eine zentrale Herausforderung ist die Park-


situation, wie schon in Studie 1 deutlich gewor-
den war. Auch bei der Studie 2 tauchen Klagen
Bild 44: Meinungen zur Veränderung der Unfallgefahr für an-
dere Verkehrsteilnehmer durch den Lang-Lkw; getrennt über die Schwierigkeit, Parkplätze zu finden
nach Lang-Lkw- und Lkw-Fahrern beziehungsweise auf Rastanlagen zu über-
135

nachten mehrfach auf, wobei die Lkw-Fahrer Vergleich der Antworten der Lang-Lkw-Fahrer in
noch stärker über einen Mangel an Lkw-Park- Studie 1 (t1) und 2 (t2)
plätzen an Autobahnen klagten als die Lang-
Lkw-Fahrer. Bei drei wichtigen Fragen mit Vergleichsurteilen, die
sowohl zu t1 als auch zu t2 gestellt wurden, konnten
die Daten von den 24 Lang-Lkw-Fahrern, die zu
Ausweichen bei Streckensperrungen:
beiden Zeitpunkten an der Untersuchung teilge-
• Die Lang-Lkw-Fahrer wurden danach gefragt, nommen haben, mithilfe von Signifikanztests direkt
ob sie Schwierigkeiten damit haben, dass mit verglichen werden. Die Fragen bezogen sich auf
dem Lang-Lkw kein Ausweichen auf nicht zuge- die ,Fahreigenschaften/Fahrmanöver des Lang-
lassene Straßen möglich sei (z. B. bei Stau, Lkw’, die ,Beurteilung 22 verschiedener Fahrsitua-
Sperrung der Straße). Die Mehrheit von 50 % tionen’ und das ,semantische Differential zum Fahr-
(t1 = 42 %) antwortet eindeutig mit ,nein’, die erleben’. In allen drei Fällen hatten die Lang-Lkw-
zwei Antwortmöglichkeiten ,ja sehr’ und ,ja Fahrer wie in t1 ihr Fahrzeug mit einem normalen
etwas’ erreichen zusammen 43 % (t1 = 45 %). Lkw zu vergleichen (Vergleichsurteile).
Betrachtet man den Mittelwert, so liegt er ziem-
• Fahreigenschaften/Fahrmanöver
lich genau in der Mitte zwischen ,ja, etwas’ und
,nein’. Die Übereinstimmung beider Profile (t1) und (t2) ist
sehr hoch. Das spricht sowohl für die Stabilität der
• Dieser relativ gelassenen Sicht stehen aller-
Merkmale als auch gegen nennenswerte Verände-
dings die Eindrücke entgegen, die man erhält,
rungen in dem Drei-Jahres-Zeitraum zwischen
wenn man die freien Antworten durchliest. Im-
beiden Untersuchungen. Nur die zu t1 deutlich
mer wieder beklagen hierin die Lang-Lkw-Fahrer
herausragend guten Werte von ,Sicht’ und ,Hin-
die fehlende Ausweichmöglichkeit bei Stau,
terherlaufen des Anhängers’ wurden zu t2 nicht
Sperrung o. Ä. und wünschen sich dringend, in
mehr beobachtet (p ≤ 0,01). Das könnte auf einen
Ausnahmefällen selbst gewählte Ausweichstre-
Gewohnheitseffekt zurückzuführen sein (vgl.
cken befahren zu dürfen.
Bild 45).

Eingeschränkte Überholmöglichkeiten: • Beurteilung von Fahrsituationen

• Gefragt nach Schwierigkeiten durch die einge- Mit vier Ausnahmen sind die beiden Profile von
schränkten Überholmöglichkeiten mit dem Lang- t1 und t2 praktisch deckungsgleich. Auch hier sind
Lkw (nur Fahrzeuge, die maximal 25 km/h Stun- die Merkmale stabil und zeigen praktisch keine
de fahren, dürfen überholt werden), antworteten Änderung über die Zeit. Zwei der Änderungen
über die Hälfte (59 %) mit einem klaren ,Nein’. zeigen, dass sich die auffallend guten Beurteilun-
Diese Zahl ist sogar noch etwas höher als die gen des Lang-Lkw beim ,Kurvenfahren’ und beim
aus der Studie 1 mit 47 % ,nein’-Antworten. ,Kreisverkehr’ nicht wieder ergeben haben, son-

• Ein deutlich anderes Bild ergibt sich wiederum


bei Betrachtung der freien Antworten. Das Über-
holverbot ist hier das absolut beherrschende
Thema.

Generelle Zulassung von Lang-Lkw

• Auf die Frage an die Lang-Lkw-Fahrer „Sollte


der Lang-Lkw nach der Testphase generell zu-
gelassen werden?“ antworteten 84 % mit ,Ja, mit
weniger Einschränkungen als bisher’ und 16 %
mit ,Ja, mit Einschränkungen wie bisher’. Von
den Ersteren nannten 80 % eine Abschaffung
oder wenigstens eine Lockerung des Überhol-
verbots bei den freien Antworten. Bild 45: Vergleichende Beurteilung hinsichtlich 10 Fahreigen-
schaften-/Fahrmanövern (Mittelwerte); Lang-Lkw-
Fahrer t1 versus t2
136

Bild 48: Die Mittelwerte zum semantischen Differential „Ein-


Bild 46: Vergleichende Beurteilung der ersten 11 Fahrsitua- schätzung Fahrerleben“; Lang-Lkw-Fahrer t1 versus t2
tionen; Lang-Lkw-Fahrer t1 versus t2. † Datenbasis
sehr klein
Gruppen der ,erfahrenen’ und der ,weniger erfahre-
nen’ Lang-Lkw-Fahrer.

• Die ,erfahrenen’ Lang-Lkw-Fahrer fuhren im


Schnitt seit 37 Monaten mit dem Lang-Lkw und
legten in dieser Zeit durchschnittlich 261.000 km
zurück, bei den ,weniger erfahrenen’ Lang-Lkw-
Fahrern betrugen die entsprechenden Werte 12
Monate und 56.000 km. Mit dem Vergleich der
Gruppenmittelwerte anderer Variablen lässt sich
die Veränderung über die Zeit auf der Daten-
basis von n = 100 beziehungsweise n = 102 Per-
sonen abschätzen. Der Vergleich wurde für alle
bei Lang-Lkw-Fahrern erhobenen Variablen be-
Bild 47: Vergleichende Beurteilung der zweiten 11 Fahrsitua- rechnet und im Bericht zur zweiten Studie (GLA-
tionen; Lang-Lkw-Fahrer t1 versus t2. † Datenbasis
sehr klein
SER et al., 2016) dargestellt.

• Das Resultat zeigt so gut wie keine Unterschiede


dern ,keinen Unterschied’ mehr aufweisen (vgl.
zwischen den ,erfahrenen’ und den ,weniger er-
Bild 46 und Bild 47).
fahrenen’ Lang-Lkw-Fahrern. Es ist ein belast-
• Beurteilung des Fahrerlebens barer Beleg für die zeitliche Stabilität der gefun-
denen Daten.
Die beiden Profile laufen nahezu parallel, wobei die
Variablen ,komfortabler’, ,mehr Fahrspaß’, ,ent-
spannter’ und ,Vorschriften einhalten’ zu t1 etwas 12.3.3 Fazit zur 2. psychologischen Studie
höhere Werte enthalten. Das könnte eine positivere
Einstellung der ,Early Adaptors’ ausdrücken. We- Die größten Herausforderungen wurden beim Par-
gen der kleinen Fallzahl wird nur einer dieser Unter- ken und Rasten sowie bei Fahrstreifenverengungen
schiede statistisch signifikant (Bild 48). und -verschränkungen gesehen, und zwar von den
Lang-Lkw-Fahrern in deutlich geringerem Ausmaß
Diese Art der Veränderungsmessung hat den statis- als von den Lkw-Fahrern. Andere Unzufriedenhei-
tischen Nachteil, dass sie nur auf n = 24 Lang-Lkw- ten tauchen bei Umfahrungsmöglichkeiten bei Stau
Fahrern beruht. Deshalb wurde eine weitere Aus- und Straßensperrungen sowie den Einschränkun-
wertungsalternative durchgerechnet. Von allen Fah- gen für das Überholen auf.
rern der Gruppe (v2 und v3) sind die Dauer und die
Kilometerzahl des Dienstes im Lang-Lkw bekannt. Für erhöhten Stress und eine zunehmende Belas-
Aus beiden Variablen wurde ein Composite-Score tung auf dem Arbeitsplatz Lang-Lkw finden sich
gebildet. Dessen Medianteilung lieferte die zwei auch in dieser Studie keine Hinweise. Stress wird
137

von den Lang-Lkw-Fahrern als deutlich geringer be- Dabei kam es lediglich zu einer leichten Beschädi-
urteilt als von den Lkw-Fahrern. gung des Banketts durch den Abschleppwagen,
nachdem der Anhänger des Lang-Lkw dort hinein-
Eine Erhöhung der Unfallgefahr für einzelne Grup- gerutscht war. Nach der Bergung konnte der Lang-
pen anderer Verkehrsteilnehmer (Lkw-, Pkw-, Lkw seine Fahrt fortsetzen.
Motorrad-, Radfahrer und Fußgänger) durch die
Einführung des Lang-Lkw sehen die Lang-Lkw- In zwei der verbleibenden zwölf Fälle konnte auf-
Fahrer nicht. Anders die Lkw-Fahrer: das Profil ist grund unterschiedlicher Aussagen der Unfallverur-
bei ihnen um durchschnittlich einen halben Skalen- sacher nicht eindeutig ermittelt werden. Ein Unfall
punkt in Richtung ,deutlich höher’ verschoben. ereignete sich an einem innerörtlichen plangleichen
Knotenpunkt, der jedoch nicht im Positivnetz liegt.
Die Einweisung in den Lang-Lkw dauerte im Durch- Die Befahrung dieses Knotenpunkts durch einen
schnitt sechs Stunden und wurde von der Hälfte der Lang-Lkw stellt somit einen Verstoß gegen die Aus-
Fahrer als sehr hilfreich empfunden. Verbesse- nahme-Verordnung dar (vgl. Kapitel 13.2). Laut Aus-
rungsvorschläge gehen überwiegend in Richtung sage der Spedition ist der Fahrer durch die Routen-
mehr praktisches Üben. führung des Navigationsgeräts fehlgeleitet worden.
Dieser Hinweis ist angesichts der Tatsache, dass
Auf die Frage an die Lang-Lkw-Fahrer: Sollte der
das Positivnetz kaum in das Navigationssystem ein-
Lang-Lkw nach der Testphase generell zugelassen
gepflegt sein dürfte, nicht nachvollziehbar. Bei dem
werden? antworteten 84 % mit „Ja, mit weniger Ein-
Unfall kollidierte der gradeausfahrende Pkw auf dem
schränkungen als bisher“ und 16 % mit „Ja, mit Ein-
benachbarten Fahrstreifen beim Linkseinbiegen des
schränkungen wie bisher“.
Lang-Lkw mit dessen ausschwenkendem Heck. Da
beide beteiligten Fahrzeuge am Unfallort nicht mehr
in der Position unmittelbar nach dem Verkehrsunfall
12.4 Gesamtfazit zu den psychologi- angetroffen wurden, konnte von der Polizei nicht
schen Aspekten des Lang-Lkw zweifelsfrei festgestellt werden, ob der Lang-Lkw zu
weit nach rechts oder der Pkw zu weit nach links ab-
Die Sicht- und Erlebnisweise der Lang-Lkw-Fahrer gekommen war. Eine eindeutige Bestimmung des
ist in Studie 2 klarer, prägnanter und positiver sicht- Hauptverursachers war wegen unterschiedlicher
bar geworden als in der Vorgängeruntersuchung Aussagen somit nicht möglich.
mit der Datenerhebung um den Jahreswechsel
2012/2013. Aus Sicht der Psychologie und der Er- Auf einer Autobahn kam es im Zuge einer Fahrstrei-
gonomie des Fahrens des Lang-Lkw lassen sich fenreduktion von zwei auf einen Fahrstreifen im Zu-
auf der Grundlage beider Studien keine Einwände lauf auf eine Arbeitsstelle zu einer Berührung zwi-
gegen den Einsatz des Lang-Lkw ableiten. Die schen einem Pkw und einem Lang-Lkw (vgl. dazu
Skepsis, die häufig hierzu in der Öffentlichkeit geäu- auch Kapitel 11.5). Am Pkw wurden der Beifahrer-
ßert wird, scheint bei denjenigen am größten, die spiegel und die Beifahrertür durch die Heckrunge
den Lang-Lkw am wenigsten kennen. Das sollte des Sattelanhängers beschädigt. Laut Aussage des
nach dem Prinzip ,Erfahrung’ mit der Zeit nachlas- Lang-Lkw-Fahrers hätte der Pkw-Fahrer trotz
sen. erkennbaren Endes seines Fahrstreifens seine Ge-
schwindigkeit nicht entsprechend verringert, um
seinen Überholvorgang abzubrechen und frühzeiti-
ger hinter dem Lang-Lkw einzuscheren. Der
13 Unfälle und andere besondere Pkw-Fahrer vertrat den Standpunkt, er sei vom
Lang-Lkw abgedrängt worden. Somit war in diesem
Ereignisse Fall laut Polizeiprotokoll eine eindeutige Bestim-
mung des Hauptverursachers wegen unterschied-
13.1 Unfälle mit Beteiligung von
licher Aussagen ebenfalls nicht möglich.
Lang-Lkw
In allen anderen Fällen war der Lang-Lkw mit
Lang-Lkw waren aktenkundig bis zum Berichtszeit-
Bestimmtheit nicht der Unfallverursacher, sondern
punkt (Stand 30.09.2016) an 13 Unfällen beteiligt,
lediglich ein Unfallbeteiligter.
wovon in einem Fall eher von einer Panne als von
einem Unfall gesprochen werden kann, hervorgeru- So auch beim einzigen Unfall mit einem Personen-
fen durch einen technischen Defekt an der Dolly. schaden. Laut Polizeiakte kam ein Pkw infolge
138

eines Fahrstreifenwechsels vom linken auf den mitt- keit aufgrund des vorausfahrenden Verkehrs derar-
leren Fahrstreifen einer dreistreifigen Richtungs- tig verringerte, dass es zum Zusammenstoß kam.
fahrbahn ins Schleudern und prallte dabei gegen
den nachfolgenden Lang-Lkw. Die Pkw-Fahrerin Bei Dunkelheit und Regen verlor ein Fahrer beim
musste anschließend leicht verletzt ins Kranken- Überholen eines Lang-Lkw auf der Autobahn die
haus gebracht werden (Unfallkategorie 3, Unfälle Kontrolle über seinen Pkw, geriet Schleudern und
mit leichtem Personenschaden). prallte mehrmals gegen den Lang-Lkw sowie die
Schutzeinrichtung im Mittelstreifen.
Bei allen andern Unfällen gab es lediglich Sach-
schäden, viermal mit schwerwiegendem Sachscha- In allen drei zuletzt beschriebenen Fällen ist eine
den (Unfallkategorie 4), weil eines beziehungswei- unfallbegünstigende Wirkung der Lang-Lkw-spezifi-
se eine der unfallbeteiligten Fahrzeuge beziehungs- schen Eigenschaften nicht ersichtlich.
weise Fahrzeugkombinationen nicht mehr fahrbe- Neben dem bereits beschriebenen Unfall an einem
reit war und abgeschleppt werden musste. In der innerörtlichen Knotenpunkt ereigneten sich zwei
überwiegenden Zahl der Fälle kam es nur zu leich- weitere Unfälle innerorts – einerseits durch eine
tem Sachschaden (Unfallkategorie 5). Vorfahrtmissachtung an einem Knotenpunkt durch
Neben den beiden bereits beschriebenen Unfällen einen Kleintransporter sowie dadurch, dass ein auf
auf einer Autobahn ereignete sich ein weiterer Un- der linken Straßenseite entgegen der Fahrtrichtung
fall in einer Einfahrt an einer zweistreifigen Rich- parkender Kleintransporter beim Anfahren den in
tungsfahrbahn (vgl. dazu auch Kapitel 11.3), als ein gleicher Richtung auf dem rechten Fahrstreifen fah-
Pkw (Hauptverursacher des Unfalls) beim Auffah- renden Lang-Lkw übersah. Ein Zusammenhang mit
ren auf die Autobahn den auf dem rechten Fahr- der Länge der Lang-Lkw ist auch in diesen beiden
streifen der Hauptfahrbahn fahrenden Lang-Lkw Fällen nicht erkennbar.
nicht beachtete. In der Folge kam es zum seitlichen Schließlich stand ein Lang-Lkw in einer Wartespur
Streifen zwischen dem Pkw und dem Lang-Lkw, in- an der Be-/Entladestelle in einem Hafengebiet, als
folgedessen an beiden Fahrzeugen leichter Sach- der Hauptverursacher des Unfalls mit seiner Zug-
schaden entstand. Inwieweit die Länge des Lang- maschine beim Rückwärtsfahren den Anhänger des
Lkw bei diesem Unfall unfallbegünstigend gewirkt Lang-Lkw beschädigte. Ein Zusammenhang mit der
hat, kann nicht geklärt werden. Länge ist hierbei ebenfalls unklar, jedoch unwahr-
Bei einem weiteren Unfall auf einer Autobahn stand scheinlich.
ein Pkw aufgrund eines technischen Mangels bei Anzumerken ist noch, dass es im zeitlichen Verlauf
Dunkelheit unbeleuchtet auf dem rechten Fahrstrei- des Feldversuchs auch mindestens zwei Fal-
fen. Trotz Ausweichmanövers des Lang-Lkw-Fah- schmeldungen in der Presse über Unfälle mit ver-
rers kam es zum Zusammenstoß. Inwieweit das meintlichen Lang-Lkw gab, die sich jedoch auf
Ausweichmanöver durch die Kombination aus Mo- Nachfrage bei der Polizei als Unfälle mit herkömm-
torwagen mit Untersetzachse und Sattelanhänger lichen Lkw entpuppten.
begünstig wurde oder mit einem herkömmlichen
Sattelkraftfahrzeug oder Gliederzug ebenfalls zu
dem Unfall geführt hätte, lässt sich nicht mit Sicher-
heit bestimmen. 13.2 Besondere Vorkommnisse

Ein Unfall mit gleich vier Beteiligten, davon ein Insgesamt sind im Feldversuch bis zum Berichts-
Lang-Lkw, ereignete sich als ein konventioneller zeitraum elf sogenannte „besondere Vorkommnis-
Lkw ein Stauende auf der Autobahn übersah und se“ im Zusammenhang mit Lang-Lkw bei der BASt
dadurch einen ,Dominoeffekt’ auslöste. Der Lkw aktenkündig geworden. Zweimal handelt es sich
schob das Fahrzeug am Stauende auf den davor ausschließlich um Verstöße gegen allgemeine Re-
stehenden Lang-Lkw auf, wodurch der Lang-Lkw gelungen (im Einzelnen: Überschreitung der Lenk-
seinerseits auf das vor ihm stehende Fahrzeug ge- zeiten, Alkohol am Steuer, zulässige Höchstge-
schoben wurde. schwindigkeit nicht eingehalten), in weiteren sechs
Fällen sind oftmals in Kombination mit Verstößen
Ebenfalls auf einer Autobahn ereignete sich ein Un- gegen allgemeine Regelungen (Überschreitung der
fall, nachdem ein Pkw nach dem Überholen vor Lenkzeiten, zulässige Höchstgeschwindigkeit bzw.
dem Lang-Lkw einscherte und seine Geschwindig- zulässiges Gesamtgewicht nicht eingehalten) Ver-
139

stöße gegen Anforderungen der Ausnahme-Verord- können, sind absolute Unfallzahlen in der Regel un-
nung bekannt geworden. Hierbei handelt es sich in geeignet. Für eine vergleichende Bewertung kann
zwei Fällen um Fahrten außerhalb des Positivnet- die Unfallhäufigkeit auf die Exposition bezogen wer-
zes (vgl. § 2 LKWÜberlStVAusnV), die jedoch weni- den. Die Unfallrate beispielsweise beschreibt die
ger bewusst durchgeführt wurden, sondern eher auf Zahl der Unfälle einer Untersuchungseinheit bezo-
Irrtümern beziehungsweise mangelnder Sorgfalt gen auf deren Fahrleistung.
hinsichtlich der Überlagerung von geplanter Route
mit dem freigegebenen Streckennetz beruhten. Beim hier vorzunehmenden Vergleich der beiden
Weitere Verstöße betreffen das Überholverbot (vgl. Untersuchungseinheiten ,Lang-Lkw’ beziehungs-
§ 9 LKWÜberlStVAusnV) sowie den Umstand, dass weise ,herkömmliche Lkw’ ist sowohl die insgesamt
oftmals nicht alle erforderlichen Nachweise mitge- geringe Anzahl von Unfällen mit Lang-Lkw als auch
führt wurden (vgl. § 7 LKWÜberlStVAusnV). die Ermittlung der Fahrleistung von Lang-Lkw zu
beachten: Die Fahrleistung von Lang-Lkw im Feld-
In einem Fall kam es zu einer Panne durch einen versuch lässt sich nur aus den zeitlich befristeten
technischen Defekt an der Dolly. Die Deichsel des Fahrtenerhebungen (12 sowie 3 Monate, vgl. Kapi-
Dolly brach während der Fahrt. Der Fahrer konnte tel 7) ableiten. Eine Hochrechnung auf den gesam-
den Lkw jedoch noch sicher auf dem Seitenstreifen ten Untersuchungszeitraum ist aufgrund des konti-
abstellen. Hiernach war der Lang-Lkw jedoch nicht nuierlichen Anstiegs am Feldversuch teilnehmen-
mehr fahrbereit und musste abgeschleppt werden. der Lang-Lkw sowie insbesondere der mangelnden
Kenntnis darüber, wie viele der bei der BASt ange-
Im Zusammenhang mit einer Streckensperrung meldeten Lang-Lkw denn auch tatsächlich im Ein-
nach einem Unfall (ohne Lang-Lkw-Beteiligung) auf satz waren29, nicht seriös möglich. Somit kann ein-
einer Autobahn besteht Unklarheit darüber, ob ein zig für den in der Summe 15-monatigen Erhebungs-
Verstoß gegen § 10 LKWÜberlStVAusnV vorlag und zeitraum die für einen Vergleich notwendige Fahr-
der Fahrer des Lang-Lkw von dieser Streckensper- leistung zu 5,59 Mio. Lkw-km30 angegeben werden.
rung vor Fahrtantritt hätte Kenntnis haben können.
Infolge der Streckensperrung wurde der Lang-Lkw In der amtlichen Unfallstatistik werden Unfälle mit
von der Polizei zur Gefahrenabwehr durch die ab- lediglich leichtem Sachschaden (Unfallkategorie 5)
gesperrte Unfallstelle geleitet, da die Umleitungs- nicht in der erforderlichen Merkmalstiefe ausgewie-
strecke nicht im Positivnetz lag und somit für den sen. Ein Vergleich der Unfallzahlen der Untersu-
Lang-Lkw nicht befahrbar war. Die Weisungen der chungseinheiten muss sich somit auf eine Betrach-
Polizei haben in solch einem Fall Vorrang. tung der Unfälle der Kategorien 1-4 sowie 6
(U(P,SS)) beschränken, was die ohnehin schon
Schließlich wurde ein Fall gemeldet, bei dem eine kleine Stichprobe der Lang-Lkw-Unfälle von 13 auf
der technischen Anforderungen für Lang-Lkw nicht fünf mehr als halbiert. Bezogen auf den 15-monati-
erfüllt wurde. Das gemäß § 5 LKWÜberlStVAusnV gen Zeitraum, für den die Fahrleistung der Lang-
geforderte Kamera-Monitor-System(vgl. Kapitel Lkw bekannt ist, bedeutet dies sogar, dass lediglich
8.1) war defekt und zwar nachweislich bereits vor ein Unfall der Kategorie 4 für eine Berechnung der
Fahrtantritt. Unfallrate übrig bleibt. Die statistische Aussagekraft
geht dabei gegen Null, da bereits ein einzelner wei-
terer Unfall die Unfallrate somit verdoppeln würde.
13.3 Risikobewertung beziehungs-
Nichtsdestotrotz liefert der Blick in die amtliche Un-
weise -einschätzung
fallstatistik einen Hinweis auf die Einordnung des
Aufgrund der geringen Anzahl der im Einsatz be- Unfallgeschehens mit Lang-Lkw-Beteiligung. Im
findlichen Lang-Lkw sind im Rahmen des Feldver- Jahr 2014 ereigneten sich in Deutschland insge-
suchs keine belastbaren Erkenntnisse zum Unfall-
geschehen zu erwarten gewesen. Eine Risikobe-
wertung anhand von absoluten Unfallzahlen ist je- 29
Hierzu hatten insbesondere die Fahrtenerhebungen von
doch nicht nur aufgrund der geringen Fallzahlen BURG, RÖHLING, KLAAS-WISSING, 2014 und BURG,
von geringer Aussagekraft, sondern auch metho- SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-WISSING, SCHREINER,
2016 die Erkenntnis geliefert, dass dies nur ein sehr variie-
disch schwierig. Um die Unfallhäufigkeit verschie-
render Anteil der angemeldeten Lang-Lkw ist.
dener Untersuchungseinheiten (z. B. Lang-Lkw ver- 30
2,53 Mio. Lkw-km aus dem Zeitraum 12/2012-12/2013 sowie
sus herkömmliche Lkw) miteinander vergleichen zu 3,06 Mio. Lkw-km aus dem Zeitraum 11/2015-2016.
140

samt 380.817 U(P,SS). 12.764 dieser Unfälle waren Zusammenhang mit den für Lang-Lkw charakteris-
mit Beteiligung mindestens eines Gliederzugs oder tischen Eigenschaften als äußerst unwahrschein-
Sattelkraftfahrzeugs (Lkw > 3,5 t zulässigem Ge- lich bewerten.
samtgewicht). Bei einer Fahrleistung der Glieder-
züge und Sattelkraftfahrzeuge im Jahre 2014 von Ein Vergleich mit dem allgemeinen Unfallgesche-
42,8 Mrd. Lkw-km31 ergibt sich somit eine Unfallrate hen zeigt sich als methodisch schwierig, liefert je-
von 0,3 U/Mio. Lkw-km. doch keinerlei Indizien für negative Auswirkungen
auf die Verkehrssicherheit durch den Einsatz von
Einen weiteren Hinweis liefert die Betrachtung der Lang-Lkw.
Hauptverursacher. Bei über der Hälfte der U(P,SS)
mit Lkw-Beteiligung war der Gliederzug oder das Somit lassen sich auf Basis des Unfallgeschehens
Sattelkraftfahrzeug der Hauptverursacher. Bei den im Rahmen des Feldversuchs bisher keine gesi-
fünf U(P,SS) mit Lang-Lkw-Beteiligung war dies nie cherten Hinweise auf mögliche negative Auswirkun-
der Fall. gen auf die Verkehrssicherheit durch den Einsatz
von Lang-Lkw ableiten. Denn wenn es sich auch le-
Hinsichtlich einer eher qualitativ ausgerichteten diglich um einen Einzelfall handelt und somit keiner-
Risikoeinschätzung gibt es zwei entscheidende lei statistische Aussagekraft besteht, kann der in
Faktoren: Kapitel 13.1 beschriebene Unfall an einem innerört-
lichen Knotenpunkt außerhalb des Positivnetzes
• Zum einem das mögliche Schadensausmaß, doch im Zusammenhang mit den Erkenntnissen zur
• zum anderen die Eintrittswahrscheinlichkeit. Befahrbarkeit von plangleichen Knotenpunkten (vgl.
Kapitel 11.4.3) als Indiz dafür gewertet werden,
Im Falle eines Anpralls, sei es beispielsweise durch dass die Kurvenlaufeigenschaften von längeren
ein Auffahren am Stauende auf ein anderes Fahr- Fahrzeugkombinationen unter Umständen unfallbe-
zeug oder infolge eines Abkommens von der Fahr- günstigend an diesem Knotenpunkt waren und so-
bahn gegen ein seitliches Hindernis, wird kinetische mit die Beschränkung der Lang-Lkw auf ein vorher
Energie freigesetzt. Bei der kinetischen Energie als geeignet bewertetes Straßennetz derartige Un-
geht die Masse linear ein. Wenn letztlich also die fälle vermeiden kann.
gleiche Gesamtmasse transportiert wird, ist die bei
Unfällen freigesetzte kinetische Energie gleich. Was die oftmals vorzunehmende qualitative Risiko-
einschätzungen betrifft, ist zu konstatieren, dass
Beim Einzelereignis eines Lang-Lkw wird zwar diese infolge des Substitutionseffekts ,aus 3 mach
1,5-mal mehr Energie umgesetzt. Aufgrund des Sub- 2’ sowie der insgesamt prognostizierten geringen
stitutionseffekts (aus ,3 mach 2’) müssten sich unter Anzahl an Lang-Lkw der Typen 2-5 als unbedenk-
Annahme, dass sich durch den Einsatz von Lang- lich einzustufen ist. Nichtsdestotrotz kann das
Lkw das Unfallrisiko nicht erhöht, jedoch 0,66-mal Schadenausmaß im Einzelfall beim Lang-Lkw
weniger Unfälle ereignen, da weniger Lkw-Kilometer größer als beim äquivalenten Vergleichs-Lkw her-
erforderlich sind, um die jeweilige Transportaufgabe kömmlicher Bauart sein (z. B. höhere Brandleistung
zu erfüllen. Somit ergibt sich ein Nullsummenspiel. infolge des größeren Ladungsumfangs).
Ob dann bei den weniger aber schwereren Unfällen
insgesamt mehr Schaden und/oder schwerer Scha- Eine eindeutige Folgerung lässt sich nicht ziehen.
den entsteht, kann nicht beurteilt werden. Es gibt jedoch leichte Anzeichen dafür, dass das teil-
weise nicht zusammenhängende Positivnetz unter
Umständen die Fahrer und/oder Disponenten bei
der Routenplanung vor Herausforderungen stellt.
13.4 Fazit
Aufgrund der geringen Anzahl der im Einsatz
befindlichen Lang-Lkw sind im Rahmen des Feld-
versuchs keine belastbaren Erkenntnisse zum Un- 14 Zusammenfassung
fallrisiko zu erwarten gewesen. Zusammenfassend
lässt sich anhand der geringen Datenbasis ein 14.1 Allgemeines
Es war das Ziel der wissenschaftlichen Begleitung
durch die BASt, zum einen alle in der Öffentlichkeit
31
Quelle: Fahrleistung 2014, Abschlussveranstaltung BASt. diskutierten Hoffnungen in und Bedenken gegen
141

den Lang-Lkw umfassend zu berücksichtigen und wirkungen (BURG, RÖHLING, KLAAS-


zum anderen möglichst frühzeitig und wissenschaft- WISSING, 2014 und BURG, SCHREMPP,
lich fundiert belastbare Ergebnisse zu liefern. Im RÖHLING, KLAAS-WISSING, SCHREINER,
Hinblick auf das zweite Ziel wurden im Zwischen- 2016) sowie zur Straßenbeanspruchung (WELL-
bericht zur wissenschaftlichen Begleitung (IRZIK NER, UHLIG, 2015 und UHLIG, 2016) in vonein-
et al., 2014) etwa zur Hälfte des Feldversuchs die ander unabhängigen Erhebungen ermittelt wer-
bis dahin vorliegenden Ergebnisse aus der Anlauf- den, dass beim Einsatz der Lang-Lkw-Typen 2-4
phase sowie der kompletten Analysephase zusam- im Durchschnitt zwei Lang-Lkw-Fahrten etwas
mengefasst. mehr als drei Fahrten mit konventionellen Lkw
ersetzen.
Der nun vorgelegte Abschlussbericht schreibt den
Zwischenbericht fort. Er enthält die Ergebnisse aller • Daraus ergeben sich Effizienzgewinne und
im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung Kraftstoffersparnisse zwischen 15 % und 25 %.
durchgeführten Forschungsprojekte (Analyse- plus Dies hängt jedoch deutlich mit einer im Feldver-
Abschlussphase) einschließlich ihrer zusammen- such beobachteten nahezu optimal disponierten
fassenden Bewertung. Weiterhin enthält der Bericht Volumen- beziehungsweise Stellplatzauslastung
den Sachstand, der sich aus der Datenerhebungs- zusammen, wobei anzumerken ist, dass eine
phase ableiten lässt. hohe Auslastung für den betriebswirtschaftlich
Trotz der im Verlauf des Feldversuchs nur langsam, vorteilhaften Einsatz von Lang-Lkw im Regelfall
aber kontinuierlich ansteigenden Teilnehmeranzah- erforderlich ist.
len können mit diesem Bericht zu zahlreichen Fra- • Ebenfalls im Rahmen der Studien zu den Ver-
gestellungen belastbare und somit aussagekräftige
kehrsnachfragewirkungen sowie zur Straßenbe-
Erkenntnisse vorgelegt werden. Für eine Vielzahl
anspruchung konnte ermittelt werden, dass beim
der identifizierten, als relevant zu erachtenden und
Einsatz des Lang-Lkw vom Typ 1 im Mittel eine
somit zu untersuchenden Fragestellungen (vgl.
Fahrt mit dem verlängerten Sattelkraftfahrzeug
Kapitel 5) spielt die Anzahl der teilnehmenden Fahr-
1,07 Fahrten mit Standard-Sattelkraftfahrzeugen
zeuge und Fahrzeugkombinationen nur eine unter-
ersetzen.
geordnete Rolle. Als Beispiel sei hier die Überprü-
fung der Befahrbarkeit von Straßenverkehrsanla- • Aufbauend auf den empirischen Grundlagen zei-
gen genannt. Hierbei ist weniger die Anzahl der teil- gen die daraus ermittelten Modellergebnisse für
nehmenden Lang-Lkw von Bedeutung als vielmehr, die Verkehrsnachfrage, dass intermodale Verla-
dass möglichst viele unterschiedliche Typen mit hin- gerungen von Bahn und Binnenschiff sich auch
sichtlich der Befahrbarkeit ungünstigen Konfigura- in Bezug auf die Verkehrsleistung kaum feststel-
tionen (Achsabstände, Knickpunkte etc.) beobach- len lassen (0,1 bzw. 0,3 Promille). Daher erge-
tet werden können (vgl. dazu Kapitel 11.4). ben sich insgesamt positive Verkehrsnachfrage-
Im Folgenden werden die zum Zeitpunkt dieses wirkung bezüglich einer Reduktion von tatsäch-
Berichts (Stand 30.09.2016) als wesentlich anzuse- lich gefahrenen Lkw-Kilometern und dement-
henden Erkenntnisse zusammenfassend darge- sprechend auch von Klimagasen und Luftschad-
stellt und bewertet. Dabei gilt es herauszuarbeiten, stoffen. Es ist dabei zu beachten, dass sich
welche Auswirkungen der Einsatz von Lang-Lkw im mögliche Rebound-Effekte in der Form, dass
Vergleich zur Situation ohne Lang-Lkw auf die iden- aufgrund der Effizienzvorteile des Lang-Lkw im
tifizierten Fragestellungen hat. Vergleich zum konventionellen Lkw die Trans-
portkosten des Transportsektors insgesamt
sinken und deshalb mehr Verkehr nachgefragt
werden könnte, empirisch nicht ableiten lassen
14.2 Chancen und Risiken
und deshalb – für den Fall, dass solche Effekte
Auf Basis der Erkenntnisse der wissenschaftlichen auftreten würden – seriös nicht berücksichtigt
Begleitung des Feldversuchs haben sich folgende werden konnten.
positive Effekte eines Einsatzes von Lang-Lkw ge-
Weiterhin wurde im Rahmen der wissenschaftlichen
zeigt:
Begleitung auf eine Vielzahl von vermuteten Risi-
• Im Rahmen des Feldversuchs konnte durch die ken oder auch Befürchtungen hinsichtlich eines
beiden Studien zu den Verkehrsnachfrage- mehr oder weniger großen Anpassungsbedarfs für
142

die Infrastruktur eingegangen. Auf Basis des um- zulässigen Gesamtgewichte bewegen und damit
fangreichen Untersuchungsprogramms hat sich da- zulässig schwerer sind, keine relevanten Verän-
bei gezeigt, dass im Hinblick auf eine Vielzahl der derungen der maximalen Bauwerksbeanspru-
betrachteten Aspekte unter den Rahmenbedingun- chungen eintreten.
gen des Feldversuchs der Einsatz von Lang-Lkw
• Intermodale Verlagerungen von Bahn und Bin-
keine negativen Auswirkungen besitzt. Die sich in
nenschiff auf den Lang-Lkw haben sich bei den
Abhängigkeit von der Art und von der Anzahl der
empirischen Beobachtungen nicht gezeigt und
Lang-Lkw bei der Nutzung der Straßenverkehrsan-
sind aufgrund der beobachteten logistischen
lagen unter Umständen ergebenden potenziellen
und Güterstrukturen beim Einsatz der Lang-Lkw
Herausforderungen lassen sich zum Teil durch die
auch als unwahrscheinlich anzusehen. Diese
im Feldversuch beobachtete Substitution herkömm-
Einschätzung wird durch die Untersuchungen
licher Lkw durch Lang-Lkw (aus 3 mach 2) kompen-
zur Verkehrsnachfragewirkung gestützt.
sieren und zudem in unterschiedlichem Maße durch
Änderungen der Straßeninfrastruktur beheben. Der • Fahrzeugtechnische Probleme konnten unter
Anteil von Lang-Lkw am Güterverkehrsaufkommen den gegebenen Randbedingungen im Allgemei-
ist dabei maßgeblich für die Beurteilung der identifi- nen nicht identifiziert werden. So kann beispiels-
zierten Risiken. Geringe Anteile, wie sie die aktuel- weise bei ganzheitlicher Betrachtung des
len Erkenntnisse aus dem Feldversuch erwarten Worst-Case-Szenarios aus der Studie von SÜẞ-
lassen32, können dazu führen, dass diese als hin- MANN, FÖRG, WENZELIS (2014) sowie des
nehmbar oder beherrschbar einzustufen wären. Im Substitutions-Szenarios aus der Studie von
Einzelnen handelt es sich um folgende Aspekte: FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER
(2016) von vergleichbaren Bremswegen von
• Auf Basis der aus früheren Untersuchungen Lang-Lkw im Vergleich zu Lkw herkömmlicher
(v. a. GLAESER et. al, 2006) aufgezeigten mög- Bauart ausgegangen werden. Lang-Lkw vom
lichen negativen Auswirkungen von höheren Typ 2 weisen in bestimmten Beladungszustän-
Gewichten auf die Verkehrssicherheit (höhere den jedoch ein grundsätzlich fahrdynamisch an-
Anprallenergie) und die Infrastruktur (Brücken- spruchsvolles Fahrverhalten auf, das nach der-
beanspruchung) ist einzig der Einsatz von in zeitigem Kenntnisstand aber durch die ohnehin
ihrer Länge größeren Fahrzeugen und Fahr- verpflichtend geforderten EVSC-Systeme egali-
zeugkombinationen Gegenstand des Feldver- siert wird.
suchs. Unter der Randbedingung, dass sich im
Vergleich zu den geltenden Regelungen in § 34 • Die Auswirkungen der Beanspruchung durch
StVZO bei den Lang-Lkw das höchstzulässige Schwerverkehrskollektive mit im Feldversuch
Gesamtgewicht von 40 t/44 t (KV) nicht ändert, beobachteten Lang-Lkw auf die Nutzungsdauer
sind keine Auswirkungen auf die Anprallenergie von Straßenoberbauten ist vergleichbar bezie-
bei einem Auffahrunfall zu erwarten. Da sich die hungsweise marginal geringer als die aus dem
für die Brücken relevanten Verkehrslasteinwir- heutigen Kollektiv herkömmlicher Lkw resultie-
kungen aus den schwersten Fahrzeugen bezie- rende Auswirkung.
hungsweise Fahrzeugkombinationen (insbeson- • Auf Basis der aus den mit unterschiedlichen
dere den Großraum- und Schwertransporten), Anteilen an Lang-Lkw gebildeten Vergleichskol-
deren Häufigkeiten und Überladungen im ge- lektiven hervorgehenden Achslastverteilungen
samten Schwerverkehrskollektiv ergeben, wer- kann darüber hinaus auch geschlossen werden,
den unter der Voraussetzung des gleichen dass bei Einsatz von Lang-Lkw unter Maßgabe
Transportguts durch den Ersatz von Fahrten des höchstzulässigen Gesamtgewichtes von
(,aus 3 mach 2’, vgl. dazu auch Kapitel 7) her- 40 t/44 t (KV) nicht mit einer zeitlich beschleunig-
kömmlicher Lkw durch tendenziell schwerere ten oberflächennahen Schadensentwicklung
Lang-Lkw, die sich aber im Rahmen der rechtlich (z. B. Spurrinnenentwicklung) zu rechnen ist.
Durch den Einsatz von Lang-Lkw ist unter den
Randbedingungen des Feldversuchs demnach
32 kein erhöhter Erhaltungsaufwand für die Fahr-
So konnte beispielsweise mithilfe der Verkehrsnachfragemo-
dellierung auch für den Haupteinsatzort der Lang-Lkw, der bahnen erkennbar.
Autobahn, ermittelt werden, dass auf über 90 % aller Auto-
bahnen der Anteil der Lang-Lkw am SV weniger als 0,5 %, auf • Der erst bei unrealistisch hoch erscheinenden
99 % aller Autobahnen weniger als 1 % betragen wird. Anteilen von Lang-Lkw am Schwerverkehrsauf-
143

kommen bei Tunneln möglichen Erhöhung der lichen Einleitung ausmaßmindernder Maßnah-
Brandleistung infolge des im Vergleich zu den men die Gewährleistung eines regelwerkskon-
herkömmlichen Lkw größeren Transportvolu- formen Sicherheitsniveaus für den Tunnelnutzer.
mens der Lang-Lkw kann durch kompensato-
rische Maßnahmen (z. B. verbessertes Lüf- • Der Parkbedarf von Lang-Lkw erscheint auf-
tungssystem) begegnet werden. grund der im Feldversuch beobachteten Routen
beziehungsweise Fahrtweiten gegenüber kon-
• Die zunächst bestehende Befürchtung eines ventionellen Lkw gering. In Schrägparkstände
Durchbruchs durch eine für den Anprall eines auf Rastanlagen passt von der Aufstelllänge her
38t-Sattelkraftfahrzeugs konzipierte H4b-Schut- nur der Lang-Lkw vom Typ 1. Alle anderen Ty-
zeinrichtung in Mittelstreifen auf Autobahnen hat pen von Lang-Lkw sind für die standardmäßig
sich nicht bestätigt. Ein mögliches Umfallen von auf Rastanlagen vorhandenen Schrägparkstän-
Fahrzeugteilen auf der ursprünglichen Rich- de zu lang. Außerdem haben alle Lang-Lkw auf
tungsfahrbahn und das damit einzuschätzende Grund des Aufstellwinkels Probleme, ohne Über-
Risiko für den nachfolgenden Verkehr besteht streichung beziehungsweise Überfahrung der
aktuell ebenso (wenn auch mit geringerer Wahr- benachbarten Parkstände in die eigenen Park-
scheinlichkeit) für mehrgliedrige Fahrzeugkom- stände einzufahren. Ein einfaches Ummarkieren
binationen ohne Überlänge – also herkömmliche der zur Verfügung stehenden Parkflächen wäre
Lastkraftwagen mit Anhänger. Es wäre im Falle mit einem Parkkapazitätsverlust verbunden,
eines Unfalls somit ebenso hinzunehmen. selbst wenn der Einsatz von Lang-Lkw theore-
tisch zu eingesparten Fahrten führt. Das Abstel-
• Aufgrund des insgesamt erwarteten zunehmen- len der Lang-Lkw auf den privaten Autohöfen
den Schwerverkehrsaufkommens sowie der Er- kann eine mögliche Option für Lang-Lkw darstel-
gebnisse zum Verhalten von Lang-Lkw sollte len. Die Untersuchungen von LIPPOLD et al.
diskutiert werden, ob bei Neubau oder Erneue- (2016) haben zudem gezeigt, dass es bei einem
rung einer Schutzeinrichtung eine Anhebung der gegebenenfalls zukünftig höherem Parkbedarf
Aufhaltestufe von H2 auf H4b im Mittelstreifen von Lang-Lkw verschiedene Ansätze zur Ver-
sinnvoll wäre. Damit könnte das Durchbruch- besserung der Parksituation von Lang-Lkw auf
risiko im Mittelstreifen sowohl für konventionelle Rastanlagen gibt, sodass das als Problematik
als auch für Lang-Lkw verringert werden. angeführte Parken mit Lang-Lkw als beherrsch-
bar eingestuft werden kann. Für den Fall, dass
• Die Gefahr möglicher Abstürze schwerer Lkw
keine der aufgezeigten Möglichkeiten für die An-
von Brücken – sowohl konventionelle wie Lang-
wendung in einer konkreten Örtlichkeit geeignet
Lkw – kann durch den Grad der Ausstattung der
ist, bleibt letztlich noch die Möglichkeit, die
Brücken nach heutigem Regelwerk mit geeigne-
Anlage nicht zum Gegenstand des Positivnetzes
ten Schutzeinrichtungen der Aufhaltestufe H4b
zu machen.
(gegebenenfalls mit einer ergänzenden Anforde-
rung an die Mindesthöhe der Schutzeinrichtun- • Bei plangleichen Knotenpunkten und bei Kreis-
gen) verringert werden. verkehren haben sich ebenfalls typabhängig un-
terschiedliche Ergebnisse eingestellt. Mit gewis-
• Probleme im Verkehrsablauf oder der Verkehrs-
sen Einschränkungen in Bezug auf Typ 2 sind
sicherheit auf Autobahnen im Allgemeinen, in
zwar die Schleppkurven von Lang-Lkw mit der
planfreien Knotenpunkten sowie Einfahrten im
vorhandenen Knotenpunktgeometrie kompa-
Speziellen oder auch bei der Befahrung von
tibel; in der Praxis wurden jedoch bei den Fahr-
Arbeitsstellen traten bisher nicht auf und sind
versuchen immer auch Randbereiche, wie zum
auch bei einer steigenden Anzahl an Lang-Lkw
Beispiel benachbarte Fahrstreifen oder Banket-
zukünftig kaum zu erwarten.
te, mit benutzt, weil die sonst zusätzlich zu den
• Insbesondere die bis zu 25,25 m langen Lang- Schleppkurven angesetzten Bewegungsspiel-
Lkw – und hierbei besonders der Lang-Lkw vom räume nicht mehr zur Verfügung stehen. Inso-
Typ 2 – passen nicht vollständig in die im Ver- fern wären kompensatorische Maßnahmen, wie
gleich zur freien Strecke kürzeren Nothaltebuch- zum Beispiel Rasengittersteine oder Pflasterbe-
ten in Tunneln. Gleichwohl ermöglicht die rund festigungen auf den Banketten, in den Einmün-
um die Uhr erfolgende Überwachung dieser dungsbereichen förderlich. Dies gilt umso mehr,
Tunnelanlagen in Verbindung mit der zusätz- sollte das verlängerte Sattelkraftfahrzeug sein
144

prognostiziertes Marktpotenzial ausschöpfen angezeigten Vorderachslast ein Standardvorge-


(s. Kapitel 14.4.1). hen definiert werden (z. B. Berücksichtigung mit
der maximalen Vorderachslast aus der Zulas-
• Die Betrachtungen zum Räumen von plan- sungsbescheinigung in der Achslasttabelle).
gleichen Knotenpunkten sind zwar weitgehend
theoretischer Natur, jedoch geben diese keinen • Zur Vermeidung unsicherer Beladungszustände
Grund zu der Annahme, dass sich aus der im Ver- sollte eine entsprechende Forderung zur Über-
gleich zu den herkömmlichen Lkw größeren Län- prüfung durch den Fahrer als verpflichtend vor
ge Probleme hinsichtlich des Verkehrsablaufs- einem Fahrtantritt berücksichtigt werden.
oder der Verkehrssicherheit ergeben können.
• Mindestanforderung sollten an die Anzahl der
• Aufgrund des überwiegenden Einsatzes von Lang-Lkw-Achsen im Hinblick auf den Erhalt des
Lang-Lkw auf Autobahnen wird nur eine relativ Status Quo bezüglich der Straßenbeanspru-
geringe Fahrleistung auf einbahnigen Straßen chung formuliert werden.
erbracht. Daher treten nur selten Überholungen
• Für die Anforderung der Ausstattung von Lang-
von Lang-Lkw durch andere Verkehrsteilnehmer
Lkw mit einem Spurhaltewarnsystem wird vorge-
auf, bei denen der Überholende den Fahrstrei-
schlagen, hierfür direkt auf die bereits bestehen-
fen im Gegenverkehr benutzen muss. Dabei
de UN-R 130 Bezug zu nehmen.
liefen die beobachteten Überholungen nicht
gefährlicher ab, als dies ohnehin bei Überhol- • Um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleis-
vorgängen auf einbahnigen Straßen der Fall ist. ten, erscheint die verpflichtende Ausstattung
mit einem Notbremsassistenten (AEBS) nach
• Stress oder eine erhöhte psychologische Bean-
UN-R 131 für Lang-Lkw sinnvoll.
spruchung der Fahrer konnten nicht festgestellt
werden. • Eindeutige Spezifikationen der fahrzeugtechni-
schen Anforderungen für die Teilnahme am
• Wenngleich die Datenbasis als gering einzustu- Kombinierten Verkehr wären förderlich. Zum
fen ist, liefert die Analyse des Unfallgeschehens Beispiel sollte angeführt werden, dass es für die
im Rahmen des Feldversuchs keine Hinweise Begründung der KV-Tauglichkeit erforderlich ist,
darauf, dass der Einsatz von Lang-Lkw negative dass mindestens ein Teil der Fahrzeugkombina-
Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit haben tion eine mit Geräten umschlagbare Ladeeinheit
könnte. transportieren kann. Zudem sollte die Erfüllung
und Art der Umsetzung auch im Übereinstim-
mungsnachweis in die Begutachtung aufgenom-
14.3 Weitergehende Hinweise men werden.

Schließlich wurden auch noch Hinweise auf mög- • Eine Präzisierung der Montagebedingungen und
liche Änderungen beziehungsweise Präzisierungen des Sichtfeldes der rückwärtigen Kamera (Zeit-
allgemeiner Art, wie das Prüfverfahren für die Ein- weilige oder dauerhafte Übertragung des Bildes?
haltung der Kurvenlaufeigenschaften (BO-Kraft- Was soll hinter dem Lang-Lkw gesehen wer-
kreis), sowie einzelner Anforderungen für Lang-Lkw den?) würden helfen. Das geforderte System
erarbeitet. Letztere können bei einem etwaigen könnte ferner auf Basis weiterer Untersuchungen
weiteren Einsatz der Lang-Lkw nach Ablauf des technologieneutral und im Einklang mit UN-R 46
Feldversuchs im Sinne einer weiteren Optimierung beschrieben werden, um auch bei zukünftigen al-
berücksichtigt werden. Dazu gehören: ternativen Umsetzungen die Praxistauglichkeit
im Sinne der Verordnung sicherzustellen.
• Die Anforderung nach einem Retarder sollte
durch eine technologieneutrale Forderung eines • Änderung und Vereinheitlichung der Heckbe-
geeigneten Dauerbremssystems nach UN-R 13 schilderung gegebenenfalls mit Piktogramm
ersetzt werden. (z. B. einheitliche Schildgröße (Schriftgröße) von
230 mm, einheitlicher Schrifttyp) sollte geprüft
• Eindeutigere Vorgaben und Toleranzen zur werden, da eine symbolische Lang-Lkw-Darstel-
,on-board᾽- Achslastüberwachung sollten formu- lung eine intuitivere Erkennung und Einschät-
liert werden. Zudem sollte für die Art und Weise zung der Fahrzeuglänge durch andere Verkehrs-
der rechnerischen Berücksichtigung einer nicht teilnehmer ermöglichen könnte.
145

• Bei einem Konfigurationsspielraum durch alter- 14.4 Sonderbetrachtung einzelner


native, nicht baugleiche Fahrzeugmodule sollte Lang-Lkw-Typen
die Einhaltung der Kurvenlaufeigenschaften
nach § 32 StVZO mithilfe einer Software für alle 14.4.1 Der verlängerte Sattelanhänger (Typ 1)
Varianten vollständig überprüft werden. Es sollte
Eine Sonderrolle im Feldversuch nimmt der Lang-
konkretisiert werden, ob die Prüfung der Kurven-
Lkw vom Typ 1 ein. Dies ist insbesondere in seiner
laufeigenschaften erst dann beendet ist, wenn
Länge begründet. Mit einer Gesamtlänge von ,nur,
der zu durchfahrende Kreis auch wieder tangen-
17,80 m ist dieser Lang-Lkw zwar um 1,30 m länger
tial verlassen worden ist. Für die Prüfung sollte
als ein herkömmliches Sattelkraftfahrzeug, jedoch
in Bezug auf das Anheben von Achsen der
um fast einen Meter kürzer als ein herkömmlicher
jeweils ungünstigste Fall (angehoben oder
Gliederzug (vgl. auch Kapitel 3.3). Aus diesem
abgesenkt) zugrunde gelegt werden.
Grund unterliegen Lang-Lkw vom Typ 1 in vielen am
• Gutachtenstruktur: Zur Erhöhung der Transpa- Feldversuch teilnehmenden Bundesländern nicht
renz und somit der besseren Überwachbarkeit den Restriktionen aus dem Positivnetz, sondern
durch die Kontrollbehörden sollte die Begutach- dürfen dort das gesamte öffentliche Straßennetz
tung der Fahrzeugkombinationen eines Betrei- befahren (vgl. Kapitel 4.2). Durch die Verlängerung
bers in einer jeweils aktuell fortgeschriebenen des Sattelanhängers um 1,30 m ist der zusätzliche
Dokumentation zusammengefasst und die zu- Gewinn an Volumen deutlich geringer als bei den
lässige Kombinatorik eindeutig und transparent Lang-Lkw-Typen 2-5. Der Substitutionseffekt ist mit
(z. B. über Variantenbäume) beschrieben wer- einem mittleren Faktor von 1,07 (Anzahl der Fahr-
den. ten äquivalenter konventioneller Lkw für eine Fahrt
mit einem Lang-Lkw vom Typ 1, vgl. Kapitel 9.3) da-
• ABS/EVSC-Konfigurationen: Es wäre weiter zu her auch deutlich geringer als bei den anderen
untersuchen, ob eine Forderung zur Sensierung Lang-Lkw-Typen (im Mittel rund 1,5).
und Druckregelung von zwei Drittel aller Anhän-
gerachsen ergänzt werden sollte, um Brems- Diese Umstände haben unmittelbare Auswirkungen
wege generell weiter zu verkürzen. Darüber hin- auf das Marktpotenzial für Lang-Lkw vom Typ 1. Im
aus wird empfohlen, erwartete Prüfvorschriften Gegensatz zum Marktpotenzial für die Lang-Lkw-
des UNECE-Expertengremiums zu ,Modular Typen 2-5, deren Einsatz auf ein Positivnetz be-
Vehicle Combinations’ auch für Lang-Lkw zu schränkt ist und deren Effizienzvorteile durch das
übernehmen. höhere Volumen größer sind, hängt das Marktpo-
tenzial für den Lang-Lkw vom Typ 1 nicht in erster
Zudem sollte auf Basis der gewonnenen Erkennt-
Linie von Besonderheiten in den logistischen Struk-
nisse das Überholverbot für Lang-Lkw auf Auto-
turen und Einsatzfeldern ab, sondern wird grund-
bahnen eventuell überdacht werden. Diese Rege-
sätzlich in dem Ersatz des Fuhrparkbestandes von
lung scheint aus Gründen des Verkehrsablaufs und
konventionellen Sattelkraftfahrzeugen gesehen
der Verkehrssicherheit nicht zwingend zu sein,
(vgl. Kapitel 7.2). Grundvoraussetzung dafür wäre
verursacht aber bei den Lang-Lkw-Fahrern ein
jedoch eine Freigabe des gesamten zumindest
gewisses Maß an Stress, einhergehend mit einem
deutschen Straßennetzes.
Akzeptanzproblem.

Im Hinblick auf Parken auf Rastanlagen sollte für Da die am Feldversuch teilnehmende Anzahl von
Lang-Lkw die Freigabe der Parkstände für Groß- Lang-Lkw vom Typ 1 gering war (mit Stand
raum- und Schwertransporte in Erwägung gezogen 30.09.2016 waren es 13 verlängerte Sattelkraftfahr-
werden. zeuge, die der BASt gemeldet wurden, vgl. Bild 9),
war es nicht möglich, insbesondere drei Fragen zu
Für die Überprüfung der Eignung vorhandener beantworten:
Straßenverkehrsanlagen und den Entwurf geplan-
ter Anlagen, die von Lang-Lkw befahren werden • Bezüglich der Befahrbarkeit von Straßenver-
sollen, empfiehlt es sich, Schleppkurvenschablonen kehrsanlagen zeigt sich das verlängerte Sattel-
maßgebender Lang-Lkw-Konfigurationen zur An- kraftfahrzeug durch die gegenüber dem Stan-
wendung bereitzustellen. dard- Sattelkraftfahrzeug veränderte Schlepp-
kurve oftmals ungünstiger. Jedoch befährt auch
bereits heute mit dem Autotransporter eine Fahr-
146

zeugkombination das gesamte Straßennetz, gem Sattelanhänger ersetzt werden, kann


dessen Kurvenlaufeigenschaften dem Lang-Lkw ebenfalls nur durch einen ausgedehnten Ver-
vom Typ 1 sehr ähneln und zu ähnlichen Schwie- such ermittelt werden.
rigkeiten bei der Befahrung der Verkehrsanlagen
führen können (vgl. Kapitel 11.4.5). Dass diese
Schwierigkeiten durch den Einsatz von Autot- 14.4.2 Sattelkraftfahrzeug mit
ransportern (bisher) keine (nach hiesigem Zentralachsanhänger (Typ 2)
Kenntnisstand) besonders großen negativen
Der Lang-Lkw vom Typ 2 nimmt in gewissem Maße
Auswirkungen hervorrufen, kann mit ihrer Vor-
ebenfalls eine Sonderrolle ein, jedoch aus anderen
kommenshäufigkeit begründet werden. Gemäß
Gründen als beim Typ 1. Im Rahmen der wissen-
den Recherchen des AML Verein Automobillo-
schaftlichen Begleitung hat sich gezeigt, dass das
gistik im DSLV e. V. lag die operative Autotrans-
Sattelkraftfahrzeug mit Zentralachsanhänger von
porter-Flotte in Deutschland in 2014 beispiels-
allen Lang-Lkw-Typen die schlechtesten Kurven-
weise bei rund 6.000 Fahrzeugkombinationen.
laufeigenschaften aufweist (vgl. insbesondere Kapi-
Allen Expertenmeinungen zufolge wird das Po-
tel 11.4). Hinzu kommt aber vor allem eine auf Basis
tenzial für den Lang-Lkw vom Typ 1 bei einem
von Simulationen gewonnene Erkenntnis über teil-
Vielfachen davon gesehen. Ob sich die befürch-
weise kritisches Verhalten in hochdynamischen
teten negativen Auswirkungen auf die Befahr-
Fahrmanövern, sofern kein Stabilisierungssystem
barkeit von Straßenverkehrsanlagen bei einer
(EVSC-System) genutzt wird. Die von SÜẞMANN,
höheren Vorkommenshäufigkeit des Typ 1 zei- FÖRG, WENZELIS (2014) durchgeführte simulative
gen werden oder sich eventuell durch techni- fahrdynamische Analyse der verschiedenen Lang-
sche Maßnahmen relevante Verbesserungen Lkw-Typen ohne Berücksichtigung von Fahrdyna-
der Kurvenlaufeigenschaften erzielen lassen, mikregelsystemen (EVSC-Systemen) hat gezeigt,
sollte durch eine Verlängerung des Feldver- dass die grundsätzliche Stabilität der untersuchten
suchs beantwortet werden. Fahrzeuge stark abhängig vom jeweiligen Bela-
dungszustand und vom Fahrmanöver ist (vgl. Kapi-
• Anders als für die Lang-Lkw-Typen 2-5 konnte
tel 8.4). Eine Pauschalbewertung einzelner Typen
für den Typ 1 keine ausreichende Datenbasis
von Lang-Lkw ist zwar nicht möglich. Allgemein gilt
gewonnen werden, um die Einsatzfelder dieses
jedoch, dass Gliederzüge aufgrund ihrer geringen
Typs hinreichend genau identifizieren zu kön-
Dämpfung zwischen Motorwagen und Drehsche-
nen. Die Schätzung des Marktpotenzials – als
melanhänger bei hoher dynamischerer Anregung
wichtige Eingangsgröße für die Ermittlung der
schwerer zu stabilisieren sind als Sattelkraftfahr-
Verkehrsnachfragewirkungen des Einsatzes von
zeuge. Eine Kombination aus beiden stellt der
Typ 1-Lang-Lkw – konnte daher lediglich als
Lang-Lkw vom Typ 2 dar, dessen zusätzlicher Zen-
,Best-Guess’- Annahme erfolgen, bei der von
tralachsanhänger, insbesondere bei ungünstiger
einem Ersatz der Hälfte aller herkömmlichen
Beladung (voll beladener Anhänger hinter leerem
Sattelkraftfahrzeug durch den Typ 1 ausgegan-
Sattelkraftfahrzeug), bei ausgeprägten Lenkmanö-
gen wird (vgl. Kapitel 7.2). Eine Verlängerung
vern signifikante Störwirkungen auf das Zugfahr-
des Feldversuchs mit Rahmenbedingungen, die
zeug und den Sattelanhänger ausüben kann (Kipp-
dazu führen, dass Unternehmen vermehrt den
gefahr). Es wird derzeitig davon ausgegangen,
Typ 1 einsetzen, sollte diese Annahmen durch
dass diese fahrdynamisch kritischen Bereiche wir-
entsprechende Untersuchungen zu den Einsatz-
kungsvoll durch EVSC-Systeme kontrolliert werden
feldern des Typ 1 überprüfen.
können. Darüber hinaus zeigt sich bei den Real-
• Das positive Ergebnis für den Lang-Lkw vom fahrzeugen beziehungsweise -fahrzeugkombinatio-
Typ 1 bezüglich der Straßenbeanspruchung ist nen auch der Sicherheitsgewinn durch die Anforde-
dadurch bedingt, dass zum aktuellen Zeitpunkt rung ,Achslastwägung on board’ (vgl. Kapitel 8.2),
vor allem Sattelkraftfahrzeuge mit 1- oder die ungünstige beziehungsweise gefährliche Bela-
2-achsigen Sattelanhänger durch den Lang- dungszustände für den Fahrer erkennbar macht.
Lkw vom Typ 1 ersetzt wurden (vgl. Kapitel 9.3). Zur Förderung dieses Sicherheitsgewinns könnte
Wie sich das Ergebnis bei einer höheren Vor- als zusätzliche Anforderung in einer geänderten
kommenshäufigkeit des Typ 1 verändern wird, Ausnahme-Verordnung die verbindliche Überprü-
wenn dann auch (zwangsläufig) mehr her- fung auf ungünstige Beladungszustände aufge-
kömmliche Sattelkraftfahrzeuge mit 3-achsi- nommen werden.
147

Beim einfachen Fahrspurwechsel ist allerdings werden, sollten insbesondere die Erkenntnisse aus
auch in einem herkömmlichen Beladungszustand den überwiegend theoretischen Überlegungen hin-
der Versatz der Fahrspur beim Lang-Lkw-Typ 2 sichtlich der Fahrdynamik durch weitere Untersu-
(ohne Berücksichtigung von EVSC-Systemen) chungen abgesichert werden.
deutlich höher als bei dem entsprechenden Refe-
renz-Lkw, aber auch gegenüber den anderen Lang-
Lkw-Typen. 14.5 Gesamtbewertung
Schließlich empfehlen die in der Abschlussphase Aufgrund der Sonderstellung des Lang-Lkw vom
der wissenschaftlichen Begleitung mit den fahr- Typ1 bezieht sich die folgende Gesamtwertung des
zeugtechnischen Untersuchungen beauftragten Einsatzes von Lang-Lkw ausschließlich auf die
Gutachter für den Lang-Lkw-Typ 2 weitere fahr- Lang-Lkw-Typen 2-5. Den Lang-Lkw vom Typ 1 be-
dynamische Untersuchungen zur Absicherung der treffend wird auf Kapitel 14.4.1 verwiesen.
Ergebnisse (vgl. FÖRG, SÜẞMANN, WENZELIS,
SCHMEILER, 2016). Dies wird damit begründet, Die Gesamtbewertung des Einsatzes von Lang-
dass der Typ 2 sich, wie bereits zuvor aufgeführt, in Lkw ist vor dem Hintergrund des prognostizierten
Simulationen und dabei in bestimmten Fahrsitua- Aufkommens von Lang-Lkw zu sehen. Wie die Un-
tionen und ohne Berücksichtigung von Stabilitäts- tersuchungen zum Marktpotenzial und zu den Ver-
regelsystemen als fahrdynamisch ungünstiger kehrsnachfragewirkungen gezeigt haben, ist das
herausgestellt hat. Zudem werden von FÖRG, Marktpotenzial für die Lang-Lkw-Typen 2-5 bezo-
SÜẞMANN, WENZELIS, SCHMEILER (2016) auch gen auf das gesamte Transportaufkommen im Gü-
Aussagen der Hersteller von EVSC-Systemen terverkehr gering. Durch die vor allem aus Gründen
herangezogen, dass die EVSC-Funktion nicht der Verkehrssicherheit und im Hinblick auf die
speziell an den Lang-Lkw vom Typ 2 angepasst und Schonung der Straßenverkehrsinfrastruktur erfor-
im Versuch abgesichert worden sei. derlichen gesetzten Rahmenbedingungen (z. B.
Einsatz auf einem Positivnetz) wird dieses Poten-
Zwar wird allen Lang-Lkw mit EVSC ein sicheres zial zudem nur zu einem geringen Anteil ausge-
Fahrverhalten attestiert, da die EVSC-Reglung kon- schöpft, sodass es im Maximalszenario (Szenario
servativ, d. h. im Sinne der Verkehrssicherheit, aus- B, vgl. Kapitel 7.3) für das Jahr 2030 zu einer prog-
gelegt ist und gerade auch dann früh eingreift, wenn nostizierten Jahresverkehrsleistung der Lang-Lkw-
weitere Einheiten, wie es beim Lang-Lkw der Fall Typen 2-5 von rund 100 Mio. Lkw-km kommen wür-
ist, angehängt werden. Darüber hinaus sind aus de (vgl. Tabelle 2).
dem Feldversuch bisher keine kritischen Situa-
Aus den durchgeführten empirischen Fahrtener-
tionen mit Lang-Lkw vom Typ-2 bekannt, bei denen
hebungen lässt sich eine durchschnittliche Lauf-
eine unzureichende EVSC-Regelung zu fahrdyna-
leistung pro Jahr und je Lang-Lkw von knapp
mischen Instabilitäten geführt hätte.
100.000 km ermitteln (entspricht in etwa auch der
In Bezug auf die Fahrdynamik von Fahrzeugkombi- Fahrleistung eines konventionellen Sattelkraftfahr-
nationen, seien es Lang-Lkw oder konventionelle zeugs in Deutschland). Wird die vereinfachende
Lkw mit ihren Anhängern, könnte die Stabilitäts- Annahme zugrunde gelegt, dass die Laufleistung
regelung EVSC jedoch allein auf Grund bestimmter auf die Fahrzeuge beziehungsweise Fahrzeugkom-
Beladungskonstellationen und der physikalischen binationen gleichverteilt ist, würde die für 2030
Grenzen (z. B. aktueller Reibwert) an die Grenze prognostizierte Verkehrsleistung von rund 1.000
seiner stabilisierenden Möglichkeiten geraten. Eine Lang-Lkw erbracht werden. Selbst wenn man aber
solche – denkbare, aber wegen der resultierenden diese Zahl um den Faktor 2 unterschätzen würde,
Traktionsprobleme sicher unwahrscheinliche – ergäbe sich eine Zahl von maximal 2.000 Lang-
Konstellationen ist die Platzierung der Ladung allein Lkw, was zum Beispiel im Vergleich zu der gemäß
hinter der letzten Achse oder die Beladung nur des des AML Verein Automobillogistik im DSLV e. V.
letzten Anhängers. angegebenen Größe der operativen Autotrans-
porter-Flotte (einer Fahrzeuggruppe, die inklusive
Vor diesem Hintergrund wird vorsorglich folgendes der Überhänge nach vorne und hinten mit einer
Vorgehen im Hinblick auf einen dauerhaften Einsatz Gesamtlänge von 20,75 m auch heute schon länger
von Lang-Lkw vom Typ 2 empfohlen: Bevor Lang- ist als die generell zulässigen 18,75 m für Glieder-
Lkw vom Typ 2 für einen Dauerbetrieb zugelassen züge) in Deutschland von rund 6.000 Fahrzeug-
148

kombinationen immer noch gering erscheint. Selbst 4. Der Beschränkung des Einsatzes auf ein Positiv-
für den Haupteinsatzort der Lang-Lkw, der Auto- netz sowie dem überwiegenden Einsatz der
bahn, konnte mithilfe der Verkehrsnachfragemodel- Lang-Lkw vom Typ 2-5 auf planfrei geführten
lierung abgeschätzt werden, dass auf über 90 % zweibahnigen Straßen.
aller Autobahnen der Anteil der Lang-Lkw am
Schwerverkehr weniger als 0,5 %, auf 99 % aller Bezüglich des möglichen (Schadens-)Ausmaßes ist
Autobahnen weniger als 1 % betragen wird. bei einigen Fragestellungen durch das um 50 %
größere Ladevolumen der Lang-Lkw im Vergleich
Unter diesen Rahmenbedingungen ist zusammen- zum äquivalenten herkömmlichen Lkw zu berück-
fassend zu konstatieren, dass sich bedeutende sichtigen, dass auch im unwahrscheinlichsten Ein-
Probleme im Feldversuch nicht gezeigt haben. Ge- trittsfall das Einzelausmaß negativer im Hinblick auf
messen an der Vielzahl betrachteter Fragestellun- die Verkehrssicherheit sein würde. In solch einem
gen ist die Anzahl der identifizierten potenziellen Einzelfall hätte der volumetrisch und dann auch na-
Risiken gering. Zudem können die identifizierten hezu gewichtsvoll beladene Lang-Lkw zum Beispiel
Risiken bei der derzeit vorhandenen Anzahl an im eine höhere Brandleistung als der äquivalente, mit
Feldversuch beteiligten Lang-Lkw und auch noch gleichem, aber weniger Ladegut beladene her-
unter der Annahme von deutlich höheren als im kömmliche Lkw (vgl. auch Kapitel 13.3).
Rahmen der Untersuchungen zu den Verkehrs-
nachfragewirkungen prognostizierten Anteilen von Im Eins-zu-eins-Vergleich unter identischen Rand-
Lang-Lkw am Güterverkehrsaufkommen als hin- bedingungen würde ein Überholvorgang, zumin-
nehmbar oder beherrschbar eingestuft werden. dest wenige Sekunden länger dauern. Der Nothalt
Dies gilt auch für die noch zur Halbzeit der wissen- in einer Nothaltebucht im Tunnel wäre problema-
schaftlichen Begleituntersuchung zu lösende The- tischer.
matik „Parken von Lang-Lkw auf Rastanlagen“, da Zu beachten ist ferner, dass einigen der erzielten
hierfür praxistaugliche Lösungsansätze erarbeitet Ergebnisse die ganz spezifischen Randbedingun-
werden konnten. gen des Feldversuchs zugrunde liegen. Teilweise
resultieren diese Randbedingungen aus den Vorga-
Im Hinblick auf das Gesamtergebnis der wissen-
ben der Ausnahme-Verordnung zum Feldversuch,
schaftlichen Begleituntersuchung ist zu beachten,
in Einzelfällen auch aus dem unter Versuchsbedin-
dass die vorgenommene Gesamtbewertung eines
gungen angepassten Verhalten der Lang-Lkw-Fah-
möglichen Einsatzes von Lang-Lkw der Typen 2-5
rer. Sofern sich an diesen Randbedingungen Ände-
oftmals auf einer Risikoabschätzung basiert. Das
rungen einstellen sollten, wären gewisse Fragestel-
Risiko lässt sich dabei als Produkt aus (Schadens-)
lungen neu zu beleuchten (vgl. auch Kapitel 15).
Ausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit des Scha-
dens beschreiben (vgl. auch Kapitel 13.3). Die vor- Letztlich kann aber festgehalten werden, dass der
genommene Gesamtbewertung, dass die mög- Einsatz des Lang-Lkw eine positive Verkehrsnach-
lichen Risiken eines Einsatzes von Lang-Lkw als fragewirkung bezüglich einer Reduktion von gefah-
hinnehmbar oder beherrschbar eingestuft werden renen Lkw-Kilometern und dementsprechend auch
könnten, ist in Teilen auch in der geringen Eintritts- eine Reduktion von Klimagasen und Luftschad-
wahrscheinlichkeit begründet (s. o.). Diese hängt stoffen im Versuch gezeigt hat und zukünftig haben
maßgeblich von mehreren Faktoren ab: kann. Es zeigte sich bislang, dass intermodale Ver-
lagerungseffekte von der Bahn beziehungsweise
1. Der über die allgemeinen Anforderungen
vom Binnenschiff vor allem aufgrund der bestehen-
hinausgehenden für Lang-Lkw verpflichtenden
den Gewichts-, aber auch der tatsächlichen bezie-
Sicherheitsausstattung und den besonderen
hungsweise modellierten Streckenbeschränkungen
Anforderungen an die Fahrer(-qualifikation).
sehr gering und damit vernachlässigbar sind. Wenn-
2. Dem im Feldversuch beobachteten Substitu- gleich deutlich wird, dass der Lang-Lkw nur eine
tionseffekt ,aus 3 mach 2’ für Lang-Lkw vom Typ mögliche Teillösung zur Eindämmung des Güterver-
2-5 und der damit einhergehenden geringeren kehrswachstums und den damit einhergehenden
Anzahl an Lkw-Fahrten. Umweltwirkungen darstellt, ist der Einsatz aus be-
triebswirtschaftlicher und verkehrsnachfrageseitiger
3. Der vergleichsweise geringen zu erwartenden Sicht in bestimmten Bereichen und Einsatzfeldern
Verkehrsleistung der Lang-Lkw-Typen 2-5. sinnvoll.
149

15 Ausblick Lang-Lkw nicht behandelt werden. Für eine


belastbare Studie zu dieser Fragestellung sind
Wenngleich die wissenschaftliche Begleitung mit deutlich größere Fallzahlen erforderlich, als sie
Ablauf des Feldversuchs zum 31.12.2016 ihren Ab- der Feldversuch anbot.
schluss findet, gibt es durchaus weiteren For-
schungsbedarf. Bereits bei der Konzeption der wis- • Auch inwiefern verkürzte Behelfseinfahrten in
senschaftlichen Begleitung bestand auch mit dem Arbeitsstellen zu Problemen hinsichtlich des
konsultierten Expertenkreis (vgl. Kapitel 5) Überein- Verkehrsablaufs oder sogar der Verkehrssicher-
heit führen könnten, konnte aufgrund der nur
stimmung darin, dass sich einzelne Fragestellun-
selten zu beobachtenden entsprechenden Ver-
gen weder durch Feldversuche noch mit experi-
kehrssituationen nicht abschließend untersucht
mentellen oder modelltheoretischen Untersuchun-
werden.
gen beantworten lassen, sondern sich wenn, über-
haupt erst in einem langjährigen Realbetrieb zeigen Schließlich haben auch die Untersuchungen der
werden. Abschlussphase Erkenntnisse zu weiterführenden
Forschungsfragen geführt, die auch für die konven-
• Als Beispiele dafür sind Fragen nach den mög-
tionellen Lkw von Interesse wären.
lichen Auswirkungen auf die Standortwahl für
Industrieansiedlungen und die Gewerbestruktur • An erster Stelle kann dabei das Thema „Brems-
in der Logistikbranche zu nennen. weglänge“ genannt werden. Da die Bremsver-
suche im Rahmen der wissenschaftlichen Be-
• Gleiches gilt für mögliche Positiveffekte durch
gleitung keine direkte Zuordnung der Brems-
Effizienzsteigerungen beim Einsatz von Lang-
weglängen zu speziellen Ausrüstungen (Sen-
Lkw im Vor-/Nachlauf zum KV. Die im Rahmen sorik/Aktuatorik) oder der Achsanzahl eines
der modelltechnisch ermittelten intermodalen Lkw erlauben und sich die Abhängigkeit der
Verlagerungen generieren sich ausschließlich Bremsweglänge von der Gesamtmasse nur
aus dem Vergleich der Lang-Lkw mit den tendenziell erkennen lässt, sind hier neue For-
konkurrierenden Verkehrsträgern und den hier schungsthemen erkennbar. Die Abhängigkeit
generierten Effizienzvorteilen des Hauptlaufs. der Bremsweglänge von der Masse und gege-
Aufgrund der fehlenden empirischen Grund- benenfalls der Achsanzahl sowie der ABS-
lagen konnten bisher keine möglichen Positiv- Regelstrategie ließe sich durch weitere, jedoch
effekte durch Effizienzsteigerungen beim Ein- aufwendige Versuche zum Bremsverhalten von
satz von Lang-Lkw im Vor-/Nachlauf zum KV Lkw bei unterschiedlichen Beladungszustän-
berücksichtigt werden. In einem möglichen den, Maximalbeladung, Positionierung der
Regelbetrieb könnten aber empirische Beobach- Ladung sowie Variation der Achsenanzahl un-
tungen helfen, potenzielle Effizienzgewinne im tersuchen.
Vor-/Nachlauf zu identifizieren und quantifizie-
ren. Darüber hinaus könnten unter Umständen • Gleiches gilt für die Fahrdynamik von Fahr-
empirisch belegbare Aussagen zum Thema zeugkombinationen im Allgemeinen. Hier könn-
„Rebound-Effekt“ und induzierten Verkehr ge- te untersucht werden, ob und welche Konstella-
wonnen werden, um die Untersuchungen zu den tionen bei verschiedenen Lkw tatsächlich fahr-
Verkehrsnachfragewirkungen des Einsatzes von dynamisch kritisch sein können, wie wahr-
Lang-Lkw zu vervollständigen. scheinlich das Auftreten solcher Zustände ist
und welche Möglichkeiten zur Abhilfe bestehen.
Zudem zeichnete sich bereits zur Halbzeitbilanz Damit könnten auch Unklarheiten zur Fahr-
des Feldversuchs (vgl. IRZIK et al., 2014) ab, dass dynamik des Lang-Lkw von Typ 2 abschließend
zu einigen Fragen auch nach dem Ende des Feld- ausgeräumt werden (vgl. Kapitel 8.9 sowie Ka-
versuchs keine belastbaren Aussagen möglich sein pitel 14.4.2).
werden:
• Speziell mit Fokus auf den Lang-Lkw könnten
• So konnten zum Beispiel aufgrund der Anzahl beim Themenkomplex „Parken mit Lang-Lkw“
am im Feldversuch teilnehmenden Lang-Lkw Fragen bezüglich der Organisation des Parkens
psychologische Aspekte anderer Verkehrsteil- auftreten, sofern ein relevanter Parkbedarf durch
nehmer sowie deren mögliche Sichtbeschrän- Lang-Lkw entsteht. So ist zum Beispiel die bau-
kungen in gewissen Verkehrssituationen durch liche Reservierung von Parkständen für Lang-
150

Lkw durch Schranken, Lichtzeichen oder ver- BAG (2014): Mautstatistik – Jahrestabellen 2013.
senkbare Barrieren durchaus sinnvoll, aber Köln
technisch aufwendig und kostenintensiv. Da für
solche begleitenden Lösungen heute noch keine BAIER, M.; KEMPER, D. (2015): Auswirkungen von
Erfahrungen vorliegen, könnte sich hier ein ge- Lang Lkw auf die Sicherheit und den Ablauf des
Verkehrs in Arbeitsstellen. Berichte der Bundes-
wisser Forschungsbedarf ergeben.
anstalt für Straßenwesen, Heft V 253
• Ebenfalls mit Fokus auf den Lang-Lkw sollte das
BALTZER, W.; KÜNDIG, P.; LOCHER, P.; MAYER,
Thema „Überholen auf Landstraßen“ wieder auf-
G.; RIEPE, W.; STEINAUER, B.; ZIMMER-
gegriffen werden, wenn in nennenswerten Um-
MANN, U.; ZULAUF, C. (2009): Bewertung der
fang weitere Landstraßen in das Positivnetz auf-
Sicherheit von Straßentunneln, Berichte der
genommen worden sind, auf denen im Fahrstrei-
Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft B 66
fen des Gegenverkehrs überholt wird. Erst dann
könnte zum Beispiel überprüft werden, inwieweit BARK, A. (1994): Auswirkungen von Lkw-Überhol-
die Kennzeichnung des Lang-Lkw am Heck mit- verboten auf Autobahnen auf den Verkehrs-
tels des nach § 5 Nr. 13 LKWÜberlStVAusnV ablauf und das Unfallgeschehen. Dissertation an
verpflichtenden retroreflektierenden Schildes die der Technischen Hochschule Darmstadt, Fach-
beobachtete Verhaltensänderung der den Lang- bereich Bauingenieurwesen
Lkw Überholenden erklären könnte oder inwie-
fern sich Unterschiede in der Bereitschaft für BARTOLOMAEUS, W. (2010): Vorbeifahrtpegel
Überholvorgänge zwischen Lang-Lkw und her- von Straßenfahrzeugen, DAGA 2010, Berlin
kömmlichen Lkw ermitteln lassen, sodass über BASt (2012): Technische Lieferbedingungen für
Unterschiede im Überholdruck Erkenntnisse ge- Streckenstationen – TLS 2012. Bergisch
wonnen werden können. Gladbach
• Die Frage nach den möglichen Auswirkungen BASt (2012): Einsatzfreigabeliste der Bundes-
einer Aufhebung des Überholverbots für Lang- anstalt für Straßenwesen. www.bast.de; Stand
Lkw auf Autobahnen konnte nur anhand theore- 09/2012
tischer Überlegungen nachgegangen werden.
Belastbare Erkenntnisse würde erst ein Praxis- BENDEL, W.; PFLUG, H.-C.; SCHOCH, D.;
test zeigen, bei dem diese Restriktion für den SCHRÖTER, H. (2009): Endbericht zum Pilot-
Einsatz von Lang-Lkw aufgehoben werden versuch ,Ecocombi᾽. Drucksache 14/5207 Land-
würde. tag Baden-Württemberg, Stuttgart

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KLÖCKNER, R.; KÜBLER, J. (2013): Prüfung
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Schwerere Lastkraftwagen (LZVs) in den Nie- Heft V 224, Bergisch Gladbach
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Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) in
der Fassung der Bekanntmachung vom 28. Sep-
tember 1988 (BGBl. I S. 1793), die zuletzt durch
Artikel 6 der Verordnung vom 13. Januar 2012
(BGBl. I S. 103) geändert worden ist.

UHLIG, W. (2016): Beanspruchung der Straßen-


infrastruktur durch Lang-Lkw – Stufe 2: Nach-
erhebung. Bisher unveröffentlichter Schluss-
bericht zum FE 04.0290/2015/ERB im Auftrag
des Bundesministers für Verkehr und digitale
Infrastruktur, Uhlig & Wehling, Beratende
Ingenieure, Mittweida
155

Bilder
Bild 1: Mögliche Fahrzeuge und Fahrzeugkombi- Bild 14: Vergleich der Bremswege eines Lang-Lkw
nationen mit Überlänge (Lang-Lkw) und eines Standardsattelkraftfahrzeugs für
das Worse-Casew-Szenario mit je 40 t
Bild 2: Unverbindlicher Überblick über das Posi- Gesamtgewicht
tivnetz gemäß der 6. Änderungs-Verord-
nung zur LKWÜberlStVAusnV vom 29.04. Bild 15: Vergleich der Bremswege von 75 km/h bis
2016 5 km/h für Lang-Lkw Typ 2 mit 7 Achsen
(Typ2_7A), Typ 3 mit 8 Achsen (Typ3_8A)
Bild 3: Ergebnis des Expertenkolloquiums am
und 6 Achsen (Typ3_6A), Sattelzüge mit 5
17.05.2011
(SZ_5A) und mit 4 (SZ_4A) Achsen
Bild 4: Untersuchungsphasen der wissenschaft-
Bild 16: Schild (B bzw. C) oder Piktogramm (A)?
lichen Begleitung
Gegenüberstellung der gezeigten Alter-
Bild 5: Verteilung der Gesamtmasse der Lang- nativen (SÜßMANN, FÖRG, WENZELIS,
Lkw, des äquivalenten Lkw-Kollektives 2014)
(äLkw) sowie des gesamten Schwerver-
Bild 17: Transporteffizienzen von Sattelkraftfahr-
kehrs am Beispiel des Jahres 2011 (aus
zeug und Lang-Lkw bei unterschiedlichen
IRZIK et al., 2014)
Dichten der Ladung (SÜßMANN, FÖRG,
Bild 6: Quelle/Ziel der Fahrten mit Lang-Lkw WENZELIS, 2014)
(BURG, SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-
Bild 18: Geräuschpegel der Vorbeifahrt eines
WISSING, SCHREINER, 2016)
schweren Lkw am Mikrofonarray
Bild 7: Struktur der transportierten Güter (BURG,
SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-WIS- Bild 19: Pegelzeitverläufe der drei untersuchten
SING, SCHREINER 2016) Lkw. Oben links: normales Sattelkraftfahr-
zeug; oben rechts: Lang-Lkw-Typ 2; un-
Bild 8: Zeitliche Entwicklung der bei der BASt ge- tern links: Lang-Lkw-Typ 3; unten rechts
meldeten Teilnehmer am Feldversuch alle drei Lkw zusammen. Die dünnen Lini-
(Stand 30.09.2016) en sind ohne, die dicken Linien mit Richt-
charakteristik gerechnet
Bild 9: Verteilung der gemäß LKWÜberlStV
AusnV verschiedenen Typen der bei der Bild 20: Äquivalente konventionelle Fahrzeug-
BASt gemeldeten Lang-Lkw (Stand typen (UHLIG, 2016)
30.09.2016)
Bild 21: Verteilung der Lang-Lkw-Typen
Bild 10: Filter und Ergebnisse der Marktpotenzial-
analyse für Lang-Lkw vom Typ 2-5 (in Bild 22: Achslastklassenverteilung der Lang-Lkw-
Anlehnung an BURG, SCHREMPP, RÖH- Typen 2 bis 5 im Direktverkehr (links) bzw.
LING, KLAAS-WISSING, SCHREINER, Typ 2 und 4 im Kombinierten Verkehr
2016) (rechts)

Bild 11: Gewerbeflächenrasterelemente Deutsch- Bild 23: Verteilung der Fahrzeuggesamtmassen


land als Basis der Modellraumstruktur der Lang-Lkw-Typen 2 bis 5 im Direkt-
(BURG, SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS- verkehr (links) bzw. Typ 2 und 4 im Kombi-
WISSING, SCHREINER 2016) nierten Verkehr (rechts)

Bild 12: Fahrzeugtechnische Anforderungen an Bild 24: Achslastverteilung von Lang-Lkw vom
Lang-Lkw Typ 1

Bild 13: Zwei mögliche Befahrungen des BO-Kraft- Bild 25: Verteilung der Fahrzeuggesamtmassen
kreises von Lang-Lkw vom Typ 1
156

Bild 26: Spannungsfeld der Einflussparameter Bild 41: Erhebungslayout für den Teilaspekt
„Überholvorgänge auf Landstraßen“ am
Bild 27: Schutzeinrichtungen aus a) Ortbeton Beispiel des Lang-Lkw der Spedition A
sowie b) Stahl gemäß Regelwerk (oben) (ZIMMERMANN, RIFFEL, ROOS, 2015)
bzw. im Versuch (unten)
Bild 42: Beispielbilder der am Lang-Lkw ange-
Bild 28: Konventionelles 38-t-Sattelkraftfahrzeug brachten Kameras. Links oben Front-
(oben) und Lang-Lkw-Typ 3 (unten) als kamera, links unten Heckkamera, rechts
Prüffahrzeuge im Vergleich Seitenkameras (Spedition A)
Bild 29: Beladungsszenarien der Prüfahrzeuge Bild 43: Semantisches Differential zum Fahrstil
gemäß DIN EN 1317 (oben) und für Lang-
Lkw aus dem Feldversuch (unten) im Ver- Bild 44: Meinungen zur Veränderung der Unfall-
gleich gefahr für andere Verkehrsteilnehmer
durch den Lang-Lkw; getrennt nach Lang-
Bild 30: Endposition des Lang-Lkw nach Anprall Lkw- und Lkw-Fahrern
Bild 31: Anprallenergie bei verschiedenen Fahr- Bild 45: Vergleichende Beurteilung hinsichtlich 10
zeugen und Anprallszenarien Fahreigenschaften-/Fahrmanövern (Mittel-
werte); Lang-Lkw-Fahrer t1 versus t2
Bild 32: BABSIM (Bundesautobahn Simulator) –
Mikroskopisches Simulationsmodell für Bild 46: Vergleichende Beurteilung der ersten 11
den Verkehrsablauf auf Straßen Fahrsituationen; Lang-Lkw-Fahrer t1
versus t2. † Datenbasis sehr klein
Bild 33: Bild der Frontkamera (Kamera 1)
Bild 47: Vergleichende Beurteilung der zweiten 11
Bild 34: Bilder der Seitenkamera (Kamera 2)
Fahrsituationen; Lang-Lkw-Fahrer t1
Bild 35: Vergleich der Bewertungen verschiedener versus t2. † Datenbasis sehr klein
Verkehrssituationen im Einfahrtbereich
Bild 48: Die Mittelwerte zum semantischen Diffe-
zwischen Lang-Lkw und Gliederzug
rential „Einschätzung Fahrerleben“; Lang-
Bild 36: Nachbildung einer real gemessenen Be- Lkw-Fahrer t1 versus t2
fahrung einer fiktiven Nothaltebucht mit
einem Lang-Lkw vom Typ 3 (LIPPOLD,
SCHEMMEL, 2015); Überstand hier:
1,3 m

Bild 37: Übersicht von Lösungsansätzen für das


Parken von Lang-Lkw (Musterplan
Technische Universität Dresden – FGSV
2011 aus LIPPOLD ET AL., 2016)

Bild 38: Rechtseinbiegen mit Überfahren des Links-


abbiegestreifens (LIPPOLD, SCHEMMEL,
2015)

Bild 39: Prinzip der Messanordnung mit zwei


Begleitfahrzeugen bei Arbeitsstellen mit
zwei Fahrstreifen in der betrachteten
Richtung

Bild 40: Fahrt eines Lang-Lkw durch eine Über-


leitung
157

Tabellen
Tab. 1: Ermittelte Einsparungen durch den Ein-
satz von Fahrzeugkombinationen mit
Überlänge und bis zu dort 60 t zulässigem
Gesamtgewicht gegenüber bisher einge-
setzten Fahrzeugen (RAMBERG, 2004)

Tab. 2: Verkehrsnachfragewirkung der Szenarien


(BURG, SCHREMPP, RÖHLING, KLAAS-
WISSING, SCHREINER, 2016)

Tab. 3: Achsabstände in Metern

Tab. 4: Achslasten in Tonnen

Tab. 5: Maximal- und Mittelungspegel in dB(A)

Tab. 6: Anzahl beobachteter Vorbeifahrten an


Einfahrten (Anm.: Gliederzug A: gleicher
Fahrer, Gliederzug B: andere Fahrer, an-
dere Strecke)

Tab. 7: Bewertung der Vorbeifahrten an „relevan-


ten“ Einfahrten (Anm.: Gliederzug A:
gleicher Fahrer, Gliederzug B: andere
Fahrer, andere Strecke)

Tab. 8: Häufigkeit der Verkehrsführungen der


durchfahrenen Arbeitsstellen längerer
Dauer in Abhängigkeit von der zulässigen
Höchstgeschwindigkeit

Tab. 9: Abstände bei Überholvorgängen in Ar-


beitsstellen auf zweistreifigen Richtungs-
fahrbahnen mit schmalen Behelfsfahr-
streifen

Tab. 10: Befragungsbedingungen


158
159
160

Schriftenreihe V 270: Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf den


Straßenbetriebsdienst (KliBet)
Holldorb, Rumpel, Biberach, Gerstengarbe,
Berichte der Bundesanstalt Österle, Hoffmann  17,50
für Straßenwesen V 271: Verfahren zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskri-
terien bei der Ausschreibung von Elementen der Straßeninfra-
Unterreihe „Verkehrstechnik“ struktur
Offergeld, Funke, Eschenbruch, Fandrey, Röwekamp
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http://
bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.

2015 V 272: Einsatzkriterien für Baubetriebsformen


Göttgens, Kemper, Volkenhoff, Oeser,
V 257: Führung des Radverkehrs im Mischverkehr auf innerörtli- Geistefeldt, Hohmann  16,00
chen Hauptverkehrsstraßen
V 273: Autobahnverzeichnis 2016
Ohm, Fiedler, Zimmermann, Kraxenberger, Maier
Kühnen  25,50
Hantschel, Otto  18,00
V 274: Liegedauer von Tausalzen auf Landstraßen
V 258: Regionalisierte Erfassung von Straßenwetter-Daten Schulz, Zimmermann, Roos  18,00
Holldorb, Streich, Uhlig, Schäufele  18,00
V 275: Modellversuch für ein effizientes Störfallmanagement auf
V 259: Berücksichtigung des Schwerverkehrs bei der Modellie- Bundesautobahnen
rung des Verkehrsablaufs an planfreien Knotenpunkten Grahl, Skottke
Geistefeldt, Sievers Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http://
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http:// bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.
bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.
V 276: Psychologische Wirkung von Arbeitsstellen auf die Ver-
V 260: Berechnung der optimalen Streudichte im Straßenwinter- kehrsteilnehmer
dienst Petzoldt, Mair, Krems, Roßner, Bullinger  30,50
Hausmann  15,50
V 277: Verkehrssicherheit in Einfahrten auf Autobahnen
V 261: Nutzung von Radwegen in Gegenrichtung – Sicherheits- Kathmann, Roggendorf, Scotti
verbesserungen Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http://
Alrutz, Bohle, Busek  16,50 bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.
V 262: Verkehrstechnische Optimierung des Linksabbiegens V 278: Verkehrsentwicklung auf Bundesfernstraßen 2014
vom nachgeordneten Straßennetz auf die Autobahn zur Vermei- Fitschen, Nordmann  30,50
dung von Falschfahrten
V 279: HBS-konforme Simulation des Verkehrsablaufs auf Autobahnen
Maier, Pohle, Schmotz, Nirschl, Erbsmehl  16,00 Geistefeldt, Giuliani, Busch, Schendzielorz, Haug,
V 263: Verkehrstechnische Bemessung von Landstraßen – Wei- Vortisch, Leyn, Trapp  23,00
terentwicklung der Verfahren
Weiser, Jäger, Riedl, Weiser, Lohoff  16,50
V 264: Qualitätsstufenkonzepte zur anlagenübergreifenden Be- 2017
wertung des Verkehrsablaufs auf Außerortsstraßen V 280: Demografischer Wandel im Straßenbetriebsdienst – Analy-
Weiser, Jäger, Riedl, Weiser, Lohoff  17,00 se der möglichen Auswirkungen und Entwicklung von Lösungs-
V 265: Entwurfstechnische Empfehlungen für Autobahntunnel- strategien
strecken Pollack, Schulz-Ruckriegel  15,50
Bark, Kutschera, Resnikow, Baier, Schuckließ V 281: Entwicklung von Maßnahmen gegen Unfallhäufungsstel-
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http:// len – Weiterentwicklung der Verfahren
bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werde Maier, Berger, Kollmus  17,50
V 266: Verfahren zur Bewertung der Verkehrs- und Angebotsqua- V 282: Aktualisierung des Überholmodells auf Landstraßen
lität von Hauptverkehrsstraßen Lippold, Vetters, Steinert  19,50
Baier, Hartkopf  14,50
V 283: Bewertungsmodelle für die Verkehrssicherheit von Auto-
V 267: Analyse der Einflüsse von zusätzlichen Textanzeigen im bahnen und von Landstraßenknotenpunkten
Bereich von Streckenbeeinflussungsanlagen Bark, Krähling, Kutschera, Baier, Baier, Klemps-Kohnen,
Hartz, Saighani, Eng, Deml, Barby Schuckließ, Maier, Berger  19,50
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bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden. V 284: Berücksichtigung des Schwerverkehrs bei der Modellie-
rung des Verkehrsablaufs an planfreien Knotenpunkten
V 268: Motorradunfälle – Einflussfaktoren der Verkehrsinfra- Geistefeldt, Sievers
struktur Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http://
Hegewald, Fürneisen, Tautz bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.
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bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden. V 285: Praxisgerechte Anforderungen an Tausalz
Kamptner, Thümmler, Ohmann
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2016 bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.

V 269: Identifikation von unfallauffälligen Stellen motorisierter Zwei- V 286: Telematisch gesteuertes Kompaktparken – Grundlagen
radfahrer innerhalb geschlossener Ortschaften und Entwicklung
Pohle, Maier  16,50 Kleine, Lehmann  16,50
161

V 287: Werkzeuge zur Durchführung des Bestandsaudits und ei- V 301: Sicherheitsbewertung von Arbeitsstellen mit Gegenver-
ner erweiterten Streckenkontrolle kehrstrennung
Bark, Kutschera, Resnikow, Follmann, Biederbick  21,50 Kemper, Sümmermann, Baier, Klemps-Kohnen
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V 288: Überholungen von Lang-Lkw - Auswirkungen auf die Ver- bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.
kehrssicherheit und den Verkehrsablauf
Roos, Zimmermann, Köhler V 302: Entwicklung einer Fahrstreifenreduktionsbeeinflussungs-
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http:// anlage für Baustellen auf BAB
bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden. Heinrich, Maier, Papageorgiou, Papamichail, Schober, Stamatakis
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V 289: Verkehrsqualität an verkehrsabhängig gesteuerten und bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.
koordinierten Lichtsignalanlagen
Geistefeldt, Giuliani, Vieten, Dias Pais  20,00 V 303: Psychologische Wirkungen von Arbeitsstellenlängen,
-staffelung und -gestaltung auf die Verkehrsteilnehmer
V 290: Fahrleistungserhebung 2014 – Inländerfahrleistung Scotti, Kemper, Oeser, Haberstroh, Welter,
Bäumer, Hautzinger, Pfeiffer, Stock, Lenz, Jeschke, Skottke  19,50
Kuhnimhof, Köhler  19,00
V 304: Verkehrsentwicklung auf Bundesfernstraßen 2015
V 291: Fahrleistungserhebung 2014 – Inlandsfahrleistung und Fitschen, Nordmann  31,00
Unfallrisiko Die Ergebnisdateien können als kostenpflichtiger Download unter:
Bäumer, Hautzinger, Pfeiffer, Stock, Lenz, www.schuenemann-verlag.de heruntergeladen werden.  15,00
Kuhnimhof, Köhler  18,50 V 305: Pilotversuche zur Behandlung der Abwässer von PWC-
Anlagen
V 292: Verkehrsnachfragewirkungen von Lang-Lkw
Hartmann, Londong  16,00
Burg, Schrempp, Röhling, Klaas-Wissing, Schreiner
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http:// V 306: Anpassung des bestehenden Straßennetzes an das Ent-
bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden. wurfskonzept der standardisierten Straßen – Pilotprojekt zur An-
wendung des M EKLBest
V 293: Ermittlung der geeigneten Verkehrsnachfrage als Bemes- Lippold, Wittig
sungsgrundlage von Straßen Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http://
Geistefeldt, Hohmann, Estel bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.
Unterauftragnehmer: Manz  17,50
V 307: Evaluation des Sicherheitsaudits von Straßen in der Pla-
V 294: Wirtschaftlichkeitsbewertung besonderer Parkverfahren nung
zur Lkw-Parkkapazitätserhöhung an BAB Baier, Baier, Klemps-Kohnen, Bark, Beaulieu, Theis  17,50
Maibach, Tacke, Kießig  15,50
V 308: Überarbeitung und Aktualisierung des Merkblattes für die
V 295: Konzentrationen und Frachten organischer Schadstoffe Ausstattung von Verkehrsrechner- und Unterzentralen (MARZ
im Straßenabfluss 1999)
Grotehusmann, Lambert, Fuchs, Graf  16,50 Gerstenberger, Hösch, Listl, Schwietering
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V 296: Parken auf Rastanlagen mit Fahrzeugen und Fahrzeug- bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.
kombinationen mit Übergröße
Lippold, Schemmel, Kathmann, Schroeder V 309: Photokatalytische Oberflächen zur Minderung von Stick-
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http:// oxidbelastungen an Straßen – TiO2-Pilotstudie Lärmschutzwand
bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden. Baum, Lipke, Löffler, Metzger, Sauer  16,50
V 310: Umweltfreundlicher Straßenbelag – photokatalytischer
V 297: Sicherheitstechnische Überprüfung von Elementen plan- Stickstoffdioxidabbau unter Nutzung der Nanotechnologie
gleicher Knotenpunkte an Landstraßen Wang, Oeser, Steinauer
Zimmermann, Beeh, Schulz, Roos Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http://
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V 311: Feldversuch mit Lang-Lkw
V 298: Verfahren zur Zusammenführung von Informationen unter- Irzik, Kranz, Bühne, Glaeser, Limbeck, Gail, Bartolomaeus, Wolf,
schiedlicher Netzanalysesysteme Sistenich, Kaundinya, Jungfeld, Ellmers, Kübler, Holte, Kaschner
Balck, Schüller, Balmberger, Rossol Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http://
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http:// bast.opus.hbz-nrw.de/ heruntergeladen werden.
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V 299: Einfluss von Fehlern auf die Qualität von Streckenbeein-


flussungsanlagen
Schwietering, Neumann, Volkenhoff, Fazekas, Jakobs, Oeser
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann unter http:// Fordern Sie auch unser kostenloses Gesamtverzeichnis aller
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