Originalarbeit
Österr Wasser- und Abfallw 2022 · 74:397–401
https://doi.org/10.1007/s00506-022-00880-7
EU-Vorrangstatus für Pumpspeicherkraftwerke
Dominik Mayr
Angenommen: 4. Juli 2022 / Online publiziert: 22. Juli 2022
© The Author(s), under exclusive licence to Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) and Springer-Verlag
GmbH Austria, ein Teil von Springer Nature 2022
Zusammenfassung Seit dem Juni 2022
gilt die Revision zur Verordnung zu Leit-
linien für die transeuropäische Energie-
infrastruktur. Diese soll neben anderen
Vorhaben die Genehmigung und Um-
setzung von Pumpspeicherkraftwerken
beschleunigen. Dazu wird den Projek-
ten von gemeinsamem bzw. gegenseiti-
gem Interesse ein Vorrangstatus einge-
räumt.
Schlüsselwörter
Pumpspeicherkraftwerke · Vorhaben
im gemeinsamen bzw · Gegenseitigen
Interesse
EU priority status for pumped-
storage plants
Abstract The revision of the regulation
on guidelines for trans-European en-
ergy infrastructure is in force since June
2022. By this regulation it is intended to
accelerate the permit granting process
and the implementation of pumped-
storage power plants. For this purpose,
projects of common or mutual interest
are given a priority status.
Keywords Pumped-storage power
plants · Projects of common or mutual
interest
1 Einleitung
Im Jahr 2013 wurden in der europäi-
schen Verordnung Nr. 347/2013 Leitli-
nien für die rechtzeitige Entwicklung
und Interoperabilität vorrangiger trans-
europäischer Energieinfrastrukturkorri-
dore und -gebiete festgelegt. Ziel war
es, das Funktionieren des Energiebin-
nenmarkts, die Versorgungssicherheit
und wettbewerbsfähige Energiemärkte
in der Union zu gewährleisten. Weiters
sollten Energieeffizienz, Energieeinspa-
rungen sowie die Entwicklung neuer
DI Dr. D. Mayr ()
3d-Hydro Engineering GmbH, Am
Andritzbach 30, 8045 Graz, Österreich
dominik.mayr@3dhe.at
EU-Vorrangstatus für Pumpspeicherkraftwerke
und erneuerbarer Energieformen und
der Verbund der Energienetze gefördert
werden.
„Vorhaben von gemeinsamem Inte-
resse“ bzw. „Vorhaben von gegensei-
tigem Interesse“ zwischen Mitglieds-
staaten oder einem Mitgliedstaat und
einem EU-Nachbarstaat stellen darin
grenzüberschreitende Schlüsselprojek-
te von Energie-Infrastrukturen dar, mit
dem Ziel, Energiesysteme von EU-Län-
dern zusammenzuschließen.
Neben dem Ausbau transeuropäi-
scher Energienetze wurde mit dieser
Verordnung Energiespeichern und da-
mit Pumpspeicherkraftwerken (PSW)
eine bedeutende Rolle im Zusammen-
hang mit der europäischen Energie-
infrastruktur zuerkannt. Der Ausbau
dieser Energieinfrastrukturanlagen gilt
als ein wichtiger Bestandteil einer gut
funktionierenden Versorgungs- und
Netzinfrastruktur.
Im Juni 2022 wurde die bestehende
Verordnung an die Herausforderungen
des Klimaschutzabkommens von Paris,
den europäischen Grünen Deal und das
„Fit for 55 Package“ angepasst. Zudem
sollen die Grundsätze „Energieeffizienz
an erster Stelle“ und die Vorgabe, der
Umwelt keinen „erheblichen Schaden“
zuzufügen, berücksichtigt werden.
Dieser Beitrag behandelt neben dem
Überblick über die Revision der Ver-
ordnung die speziell für Pumpspeicher-
projekte notwendigen Schritte zur Auf-
nahme als ein Vorhaben von gemein-
samem oder gegenseitigem Interesse
auf die Unionsliste. Die sich daraus
ergebenden Vorteile werden dargestellt.
2 Grundzüge der
Verordnungsrevision 2022
Übergeordnetes Ziel der Verordnung
(Verordnung EU 2022/869) ist die Ein-
dämmung des Klimawandels, insbe-
sondere vor dem Hintergrund der Ver-
wirklichung der energie- und klimapo-
litischen Vorgaben der Union für 2030
sowie der Klimaneutralität bis spätes-
tens 2050. Es soll Energiesicherheit,
Markt- und Systemintegration, Wettbe-
werb zum Nutzen aller Mitgliedstaaten
und erschwingliche Energiepreise ge-
währleistet werden. Dazu legt die Ver-
ordnung Leitlinien für die rechtzeitige
Entwicklung und Interoperabilität soge-
nannter vorrangiger transeuropäischer
Energieinfrastrukturkorridore und -ge-
biete fest. Darunter fallen vorrangige
Stromkorridore und Offshore-Netze,
Korridore für Wasserstoff und Elek-
trolyseure sowie intelligente Strom-,
Kohlendioxid- und Gasnetze.
In Abb. 1 sind die für PSW in Öster-
reich und Deutschland geltenden vor-
rangingen Stromkorridore „Nord-Süd-
Stromverbindungsleitungen in West-
europa“ bzw. „Nord-Süd-Stromverbin-
dungsleitungen in Mittelosteuropa und
Südosteuropa“ dargestellt.
Mit den in der Verordnung beschrie-
benen Verfahrens- und Prüfschritten
werden Vorhaben von gemeinsamem
Interesse (Projects of common interest
„PCI“) und von gegenseitigem Interesse
(Projects of mutual interest „PMI“) iden-
tifiziert. Für jedes eingereichte Projekt
wird vor und während des Auswahlver-
fahrens sowie der Realisierung eine um-
fassende Auswirkungsanalyse durchge-
führt. Diese wird um einen öffentlichen
Konsultationsprozess mit der betrof-
fenen Öffentlichkeit und NGOs sowie
auch mit allen wichtigen Stakeholdern
ergänzt.
Von der Europäischen Kommission
wird nach einem Auswahlverfahren alle
2 Jahre eine neue Unionsliste mit die-
sen Vorhaben veröffentlicht. Durch die
Straffung, engere Koordinierung und
Beschleunigung der Genehmigungsver-
fahren und durch eine größere Transpa-
renz und Beteiligung der Öffentlichkeit
soll die rechtzeitige Durchführung die-
ser Vorhaben erleichtert werden.
Weiters sind Regeln für die grenz-
überschreitende Kostenaufteilung und
für risikobezogene Anreize für Vorha-
ben auf der Unionsliste vorgesehen und
Bedingungen dafür festgelegt, wie die-
se für eine finanzielle Unterstützung
durch die Union in Betracht kommen.
397
 Originalarbeit
Abb. 1 VorrangigeStromkorridorefürPSWinÖsterreichundDeutschland.aNord-Süd-StromverbindungsleitungeninWesteuropa.
b Nord-Süd-Stromverbindungsleitungen in Mittelosteuropa und Südosteuropa
3 Vorrangstatus für PSW
Vorhaben auf der Unionsliste erhal-
ten gemäß Verordnung auf nationaler
Ebene einen „Vorrangstatus“. Dieser
begründet die Erforderlichkeit des Vor-
habens in energiepolitischer und kli-
mabezogener Hinsicht, was sich positiv
auf die Entscheidungen gemäß Natur-
schutz- und Wasserrecht bzw. FFH-
und Natura-2000 Richtlinie durchzu-
führenden Entscheidungen auswirken
sollte. Bezüglich dieser beiden Richtli-
nien können die Vorhaben in Genehmi-
gungsverfahren als im „überwiegenden
öffentlichen Interesse“ betrachtet wer-
den.
Eine Neuerung betrifft die Möglich-
keit der Inanspruchnahme von Förde-
rungen der Union: Waren PSW bisher
als einzige Technologie von Förderun-
gen für die Errichtung ausgeschlossen,
kommt in der nun gültigen Verordnung
diese finanzielle Unterstützung der Uni-
on in Form von Finanzierungsinstru-
menten in Betracht. Die Gewährung ist
an mehrere Bedingungen geknüpft, die
im Einzelfall zu prüfen sind.
Die Verordnung sieht weiters vor,
dass Vorhaben auf der Unionsliste von
beschleunigten Planungs- und Geneh-
migungsverfahren in den Mitgliedstaa-
ten profitieren. Weitere Nutzen sollen
sich aus verbesserten regulatorischen
Bedingungen, geringeren Verwaltungs-
kosten durch beschleunigte Umwelt-
verträglichkeitsprüfungen, intensivierte
Öffentlichkeitseinbindung und Trans-
parenz für Investoren ergeben.
398
Betreffend die Dauer und Durchfüh-
rung des Genehmigungsverfahrens ei-
nes Vorhabens ist Folgendes vorgese-
hen:
Der Vorantragsabschnitt, der sich
auf den Zeitraum zwischen dem Beginn
des Genehmigungsverfahrens und der
Annahme der eingereichten Antragsun-
terlagen durch die zuständige Behörde
erstreckt, findet binnen einer indikati-
ven Frist von zwei Jahren (24 Monate)
statt. Der formale Genehmigungsab-
schnitt, der sich auf den Zeitraum ab
dem Datum der Annahme der ein-
gereichten Antragsunterlagen bis zum
Erlass einer umfassenden Entscheidung
erstreckt, dauert maximal ein Jahr und
sechs Monate (18 Monate).
Die Gesamtdauer der beiden durch-
zuführenden Abschnitte zur Erlangung
der Genehmigungen beträgt somit ma-
ximal drei Jahre und sechs Monate oder
42 Monate (die Genehmigungsdauer
kann höchstens neun Monate verlän-
gert werden).
Die Erfahrung bei Genehmigungs-
verfahren von PSW-Projekten auf der
Unionsliste zeigt allerdings, dass die
Genehmigungsdauern nicht reduziert
wurden. Eine zukünftig merkbare Be-
schleunigung der Verfahren ist aus heu-
tiger Sicht eher unwahrscheinlich. Dazu
sind striktere „Mechanismen“ als die in
der Verordnung angeführten Maßnah-
men erforderlich!
EU-Vorrangstatus für Pumpspeicherkraftwerke
4 Weg zum Projekt von
gemeinsamem Interesse – PCI
Der gesamte Prozess zur Aufnahme ei-
nes Vorhabens auf die Unionsliste glie-
dert sich im Wesentlichen in zwei Ab-
schnitte:
I. In das Verfahren zur Aufnahme
des Vorhabens in den Zehnjah-
resnetzentwicklungsplan, welches
vom Europäischen Verband für
die Zusammenarbeit der Übertra-
gungsnetzbetreiber für Elektrizität
(ENTSO-E) abgewickelt wird und
II. den eigentlichen PCI-Prozess, für
den die Regionalgruppen der Ener-
gieinfrastrukturkorridore unter der
Leitung der Europäischen Kommis-
sion zuständig sind.
4.1 Aufnahme von PSW in den
Zehnjahresnetzentwicklungsplan
Die folgenden administrativen und
technischen Mindestanforderungen
sind zu erfüllen:
• Der Vorhabensträger muss ein regis-
triertes Unternehmen sein.
• Vorlage der Unternehmensbilanz.
• Nachweis des technischen Know-
hows.
• Technische Beschreibung des PSW.
• Das Vorhaben muss eine installier-
te Leistung von mindestens 225 MW
aufweisen und eine Speicherkapa-
zität sicherstellen, die eine jährliche
Nettostromerzeugung von 250 GWh
pro Jahr ermöglicht.

Abb. 2 Projektbewertung, Hauptkategorien und Indikatoren (entnommen aus ENTSO-E 2021)
• Anschluss des Vorhabens an Hoch-
spannungsübertragungsleitungen,
die für eine Spannung von 110 kV
oder mehr ausgelegt sind.
• Lage des Vorhabens zumindest teil-
weise auf dem Gebiet, für das
ENTSO-E zuständig ist, oder An-
schluss an solches Gebiet.
• Netzwerk- und Marktmodelldaten:
Speicherinhalt, Regelarbeitsvermö-
gen, Leistung im Turbinen- und
Pumpmodus etc.
• Vorgesehenes Datum der Inbetrieb-
nahme, aktueller Projektstatus.
• Investitions- und Betriebskosten.
Auf Grundlage dieser Daten wird eine
vorläufige Liste über die Vorhaben er-
stellt, die die geforderten Kriterien er-
füllen.
Im Anschluss wird zu jedem Vor-
haben eine Kosten-Nutzen-Analyse
(ENTSO-E, 2021) durchgeführt, die in
EU-Vorrangstatus für Pumpspeicherkraftwerke
weiterer Folge im Auswahlverfahren
zur Aufnahme in die Unionsliste als
Grundlage für die Vorhabensbewertung
dient. Dazu muss bemerkt werden, dass
die Kosten-Nutzen-Analyse vornehm-
lich für Netzvorhaben entwickelt wurde
und bei PSW-Projekten naturgemäß an
ihre Grenzen stößt.
Ziel der Projektbewertung ist es,
die Auswirkungen eines Vorhabens so-
wohl hinsichtlich des Mehrwerts für
die Gesellschaft als auch hinsichtlich
der Kosten zu beschreiben. Die Bewer-
tung erfolgt anhand einer Methode,
die qualitative als auch quantifizierte,
monetarisierte Bewertungen umfasst.
Damit soll dem Umstand Rechnung
getragen werden, dass makro-ökono-
mischer Nutzen nicht oder nur schwer
auf objektive Weise wirtschaftlich quan-
tifiziert werden kann.
Die zukünftige Netzsituation in Ab-
hängigkeit von Erzeugung und Ver-
Originalarbeit
brauch wird aktuell mit drei längerfris-
tigen Szenarien für die Zeithorizonte
bis 2030 bzw. 2040 beschrieben:
• Das Szenario „National Trends“ (NT)
steht im Einklang mit den nationalen
Energie- und Klimapolitiken (natio-
nale langfristige Strategien, Wasser-
stoffstrategien usw.), die aus den eu-
ropäischen Zielen abgeleitet werden.
• „Distributed energy“ (DE) beschreibt
einen Weg zur Erreichung der Koh-
lenstoffneutralität der EU-27 bis 2050
und einer Emissionsreduzierung von
mindestens 55 % im Jahr 2030. Das
Szenario wird von der Bereitschaft
der Gesellschaft getragen, Energieau-
tonomie auf der Grundlage weithin
verfügbarer einheimischer erneuer-
barer Energiequellen zu erreichen.
• Das Szenario „Global Ambition“
(GA) stellt einen Weg zur Erreichung
der Kohlenstoffneutralität bis 2050
und einer Emissionsreduzierung von
399
 Originalarbeit
mindestens 55 % im Jahr 2030 dar,
der durch eine weltweite Annähe-
rung an die Ziele des Pariser Abkom-
mens vorangetrieben wird.
Auf Grundlage der Szenarien werden in
einem eigenen Schritt die zukünftigen
Anforderungen an das Übertragungs-
netzsystem identifiziert.
Die Bewertung der Projekte erfolgt
anhand von Indikatoren, die die Wir-
kung des Vorhabens auf das Übertra-
gungsnetz zur Referenzsituation ohne
das jeweilige Vorhaben vergleicht. Je
nach der gewünschten Information zu
einem Indikator erfolgt die Berechnung
auf Grundlage von Netz- und Marktsi-
mulationen.
Der Bewertungsrahmen umfasst drei
Hauptkategorien, die sich aus Kosten,
Nutzen und sonstigen Auswirkungen
zusammensetzen. Innerhalb jeder der
drei Kategorien gibt es eine Reihe von
unterschiedlichen Indikatoren, die in
ihrer Gesamtheit die Kategorie reprä-
sentieren (Abb. 2). Soweit möglich und
sinnvoll werden die Indikatoren auch
monetarisiert angegeben. Wo dies nicht
möglich ist, erfolgt die Bewertung qua-
litativ.
Seitens ENTSO wird in der Bewer-
tung zwischen sogenannten „Schlüssel-
indikatoren“ (Key Performance Indica-
tors B1. bis B6. in Abb. 2) und Indikato-
ren unterschieden, die sich aus der Be-
wertung auf „Projektebene“ (Project Le-
vel Indicators) ergeben und vom Vorha-
bensträger zur Verfügung gestellt wer-
den.
Die vorläufige Liste der Vorhaben
samt den Ergebnissen der Kosten-
Nutzen-Analyse wird in einem Kon-
sultationsprozess der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht. Zusätzlich wird
eine Stellungnahme der Agentur für
die Zusammenarbeit der Energiere-
gulierungsbehörden (ACER) eingeholt,
bevor der Zehnjahresnetzentwicklungs-
plan veröffentlicht wird.
4.2 PCI-Auswahlverfahren
Um die Aufnahme in die von der Kom-
mission alle zwei Jahre veröffentlichte
Unionsliste können sich PSW bewer-
ben, wenn sie folgende Kriterien erfül-
len:
400
• Erfolgte Aufnahme in den Zehn-
jahresnetzentwicklungsplan (Ten
Year Network Development plan,
TYNDP).
• Installierte Leistung > 225 MW.
• Jährliche Nettostromerzeugung > 250
GWh pro Jahr.
• Anschlussebene ≥ 110 kV.
• Das Projekt ist für mindestens einen
der vorrangigen Energieinfrastruk-
turkorridore erforderlich (siehe
Abb. 1).
• Der potenzielle Gesamtnutzen über-
steigt – auch langfristig – seine Kos-
ten.
Alle PCI-Kandidaten werden auf Grund-
lage der im TYNDP-Aufnahmeverfahren
entwickelten Annahmen, Analysen und
Methoden bewertet, um zu prüfen, ob
die Vorhaben ihren wesentlichen Bei-
trag zu den Energieinfrastrukturpriori-
täten der Europäischen Union beitra-
gen.
Im Auswahlverfahren wird insbe-
sondere geprüft, ob ein Vorhaben zu
mindestens einem der folgenden spezi-
fischen Kriterien beiträgt:
• Marktintegration, unter anderem
durch die Verringerung von Engpäs-
sen in der Energieinfrastruktur und
die Aufhebung der Isolation mindes-
tens eines Mitgliedstaats; Wettbe-
werb und Flexibilität des Systems.
• Nachhaltigkeit, u. a. durch die In-
tegration erneuerbarer Energien in
das Netz und die Übertragung der
aus erneuerbaren Energiequellen er-
zeugten Energie zu den wichtigsten
Verbrauchszentren und Speicher-
stätten.
• Versorgungssicherheit, u. a. durch In-
teroperabilität, geeignete Verbindun-
gen und einen sicheren und zuverläs-
sigen Netzbetrieb.
Begleitet wird der Prozess durch die
Konsultation der Öffentlichkeit, der na-
tionalen Regulierungsbehörden und
von ACER.
Schlussendlich wird von den regio-
nalen Gruppen ein Vorschlag für die
neue Unionsliste der Vorhaben erstellt.
In Kraft gesetzt wird diese nach Be-
handlung im europäischen Parlament
EU-Vorrangstatus für Pumpspeicherkraftwerke
bzw. Rat durch eine delegierte Verord-
nung der Kommission.
5 Entwicklung
Auf der ersten Unionsliste im Jahr 2013
waren europaweit elf PSW-Vorhaben
enthalten, davon vier Projekte aus Ös-
terreich und eines aus Deutschland. In
Österreich ist ein Projekt bereits in Be-
trieb, ein weiteres befindet sich in der
Errichtungsphase.
Die Gesamtanzahl der PSW-Projekte
hat sich bis zur aktuell gültigen fünf-
ten Liste auf acht Projekte reduziert.
Derzeit ist aus Österreich das Erwei-
terungsprojekt Kaunertal der TIWAG
und aus Deutschland das Projekt Ener-
giespeicher Riedl der Donaukraftwerk
Jochenstein AG in der Unionsliste ent-
halten.
6 Zusammenfassung
Die seit Juni 2022 gültige Revision der
Verordnung zu Leitlinien für die tran-
seuropäische Energieinfrastruktur un-
terstützt Pumpspeicherkraftwerke als
Projekte von gemeinsamem oder ge-
genseitigem Interesse bei Genehmi-
gung und Realisierung.
Auf der Unionsliste enthaltene Vor-
haben erhalten gemäß Verordnung auf
nationaler Ebene einen „Vorrangsta-
tus“. Dieser begründet die Erforderlich-
keit des Vorhabens in energiepolitischer
und klimabezogener Hinsicht. In Ge-
nehmigungsverfahren betreffend FFH-
und Natura-2000-Richtlinie können
diese Vorhaben als im „überwiegen-
den öffentlichen Interesse“ betrachtet
werden.
Weiters ist als positiv zu bewerten,
dass für PSW nunmehr neu die Mög-
lichkeit der Inanspruchnahme von För-
derungen der Union besteht.
Hinsichtlich der angestrebten Be-
schleunigung der Genehmigungsver-
fahren lässt der Verordnungstext lei-
der keine nachhaltige Verbesserung
der derzeit unbefriedigenden Situati-
on erwarten. Zur Zielerreichung wer-
den strikte „Mechanismen“ notwendig
sein.

Literatur
3rd ENTSO-E guideline for cost benefit analysis
of grid development projects, 22 March 2021, for
approval by the European Commission
Verordnung (EU) 2022/869 des europäischen
Parlaments und des Rates vom 30. Mai 2022 zu
Leitlinien für die transeuropäische Energieinfra-
EU-Vorrangstatus für Pumpspeicherkraftwerke
struktur, zur Änderung der Verordnungen (EG)
Nr. 715/2009, (EU) 2019/942 und (EU) 2019/943
sowie der Richtlinien 2009/73/EG und (EU)
2019/944 und zur Aufhebung der Verordnung
(EU) Nr. 347/2013
Originalarbeit
Hinweis des Verlags Der Verlag bleibt
in Hinblick auf geografische Zuordnun-
gen und Gebietsbezeichnungen in ver-
öffentlichten Karten und Institutsadres-
sen neutral.
401