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Immobilienwirtschaft & Energie

Alternativvorschläge des Zentralen Immobilien Ausschusses e.V.


(ZIA) für eine nachhaltige, energiepolitische Entwicklung im Sinne
des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung
Inhaltsverzeichnis

Executive Summary
I. Grundsätze Seite 3
II. Position zum Neubau und zum Gebäudebestand  Seite 4
III. Position zum Neubau: Konsequente Weiterentwicklung des Energieeinsparrechts
für Neuentwicklungen und umfassende Sanierungen  Seite 4
IV. Position zum Bestand: Ertüchtigung des Gebäudebestands  Seite 5

Positionspapier
I. Einleitung und Grundsätze Seite 7
II. Alternativvorschläge zur Energiepolitik im Gebäudesektor  Seite 10
III. Forderungen zum Erreichen eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestandes  Seite 14

Anlage 1
I. Schätzungen der Energieeinsparungen  Seite 20

2
Executive Summary

Immobilienwirtschaft & Energie


Berlin, im September 2017
Die Task Force Energie des ZIA hat das Positionspapier „Immobilienwirtschaft & Energie“ vorgelegt. Es befasst sich
mit der Energiepolitik der Europäischen Union, des Bundes und der Länder mit Blick auf Immobilien.

Executive Summary

I. Grundsätze

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) begrüßt ausdrück-


lich die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung, in deren
Fokus die Verringerung des CO2-Ausstoßes steht. Er unter-
stützt die Politik durch das umfangreiche Fachwissen seiner
Mitglieder in den Bereichen Planung, Bau und Betrieb von
Immobilien dabei, sinnvolle Maßnahmen und Instrumente
zu entwickeln, um diese Ziele zu erreichen.

Energieeffizienz im Gebäudesektor ist stets im Zusammen-


hang damit zu betrachten, ob sich diese wirtschaftlich sinn-
voll umsetzen lässt. Die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit
sind bereits in § 5 Abs. 1 Energieeinsparungsgesetz (EnEG)
festgehalten. Für die Immobilienwirtschaft gehört zudem
Technologieoffenheit zu den Grundsätzen ihres energie- und
klimapolitischen Handelns. Unter diesen Prämissen akzep- detechnischen Gegebenheiten zwischen den Gebäudearten
tiert der ZIA die Standards der Energieeinsparverordnung zu unterscheiden ist, also bspw. zwischen Wohn- und Büro-
(EnEV) 2016 für neu gebaute Immobilien, sieht aber auch gebäuden, Hotels, Einkaufszentren und Logistikimmobilien,
Optimierungsbedarf. Eine weitere, von einigen Akteuren um treffende gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
angedachte Verschärfung der EnEV wäre verfehlt – nicht nur, Zielführender ist es, sich mit den Ursachen der Treibhaus-
weil der Neubau lediglich ein Prozent am Gesamtaufkom- gasemissionen und dem Gebäudebestand zu befassen,
men aller Immobilien darstellt. Bei Wirtschaftsimmobilien Stichwort Verursacherprinzip. Mit anderen Worten: Das
ließe sich auf diesem Wege keine nennenswerte zusätzli- Energieeinsparrecht sollte sich mittel- bis langfristig am
che CO2-Reduktion erreichen, bei Wohnimmobilien nur mit CO2-Ausstoß der Gebäude orientieren. Grundsätzlich gilt
unverhältnismäßig hohen Kosten. Dies wirft überdies ein auch für den Bestand, mit intelligenten, wirtschaftlich sinn-
Schlaglicht darauf, dass aufgrund der verschiedenen gebäu- vollen Methoden möglichst viel CO2 einzusparen.

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Executive Summary

Die Immobilienwirtschaft fordert daher, die bestehenden Einführung eines Monitoring-Systems


rechtlichen Normen (EnEG, EnEV, Erneuerbare-Energien­- 3. Der ZIA spricht sich dafür aus, ein intelligentes Mo-
Wärmegesetz (EEWärmeG)) in einem Gesetz, z.B. in einem nitoring-System der entstehenden CO2-Emissionen
Bauenergiegesetzbuch, zu kodifizieren und die Anforderun- als Anreizsystematik auf Grundlage des ZIA-Leit-
gen im Energieeinsparrecht zu überarbeiten sowie in diesem fadens „Nachhaltigkeitsbenchmarking“ (inklusive
Zuge zu vereinfachen. Weiteres bzw. verschärftes Ordnungs- Definition, Berechnungs- und Erfassungsgrundlage)
recht ist nicht im Sinne zusätzlicher CO2-Einsparungen und zu implementieren. Auf diese Weise lassen sich die
damit auch nicht den klimapolitischen Zielen dienlich. Einstellungen der technischen Anlagen im laufenden
Gebäudebetrieb optimieren und effizient gestalten. In
II. Position zum Neubau und zum Gebäude­ Rahmen eines solchen Monitorings sollten bestehen-
bestand de Berechnungswerkzeuge flexibel genutzt werden
können.
Mit den folgenden Vorschlägen will der ZIA gemeinsam mit
der Politik die Energiewende im Gebäudebereich erfolgreich III. Position zum Neubau: Konsequente Weiter­
gestalten. Sie stellen eine sinnvolle Weiterentwicklung des entwicklung des Energieeinsparrechts für Neu­
jetzigen Energieeinsparrechts dar: entwicklungen und umfassende Sanierungen

Niedrigstenergiegebäudestandard Hauptforderung gem. § 3 Abs. 1 iVm § 5 EEWärmeG


1. D
 er ZIA fordert, die aktuell gültigen Anforderungen ergänzen
im Energieeinsparrecht (EnEV 2016) als nationalen 1. Energie aus Wind und Wasserkraft sollte in das Ener-
Niedrigstenergiegebäudestandard zu definieren, wie gieeinsparrecht aufgenommen werden, ebenso der
er von der EU-Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie vor- Einkauf von zertifiziertem Ökostrom sowie von nicht
geschrieben wird. standortbezogenem Biogas. Eine Gleichsetzung von
Photovoltaik mit Solarthermie ist sinnvoll.
Erweiterung der Bilanzierungsgrenzen in der EnEV und
im EEWärmeG Ergänzung der Ersatzmaßnahmen in § 7 EEWärmeG
2. D
 ie Rahmenbedingungen zur Nutzung aller erneu- 2. Der Einsatz von nicht am Gebäude erzeugter erneu-
erbarer Energien im Gebäude müssen verbessert erbarer Energie (z.B. grünem Strom) sollte auch in §
werden. Auch die nicht unmittelbar gebäudebezo- 7 Abs. 1 EEWärmeG ergänzt werden, da er zu einer
genen Träger erneuerbarer Energie müssen in die umfangreicheren Nutzung von Energie führt, die mit
Bilanzierung einbezogen werden, z.B. Solarstrom reduzierten CO2-Emissionen erzeugt wird.
aus PV-Anlagen im Quartier, Direktinvestitionen 3.D ie Betriebsoptimierung inklusive eines überprüfbaren
von Unternehmen in Offshore-Windanlagen und Nachweises über die erzielten Energieeinsparungen
zertifizierter Grünstrom bzw. Biogas mit qualitativ sollte in das Energieeinsparrecht integriert werden, z.B.
hochwertigen Zertifikaten. durch Aufnahme als zusätzliche Ersatzmaßnahme ge-
mäß § 7 Abs. 1 Nr. 2 EEWärmeG im Sinne eines Bonus.

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Executive Summary

Quartiersansatz und integrales Planen CO2-Emissionen zu erfassen und die individuellen Ein-
4. Die Bilanzierung von Quartieren muss in das Energie- sparziele durch die Bundesregierung zu hinterlegen.
einsparrecht integriert werden. a. Mitteleinsatz des Staats zur Erreichung der Ziele:
5. Integrales Planen mit geeigneten Werkzeugen muss kein Einsatz
in das Energieeinsparrecht aufgenommen werden. b. Mitteleinsatz der Eigentümer zur Erreichung der
Ziele: geringer Aufwand
IV. Position zum Bestand: Ertüchtigung des
Gebäudebestands 2. Der Gebäudebestand lässt sich energetisch opti-
mieren, indem ein Portfoliomanagement im Sinne
Das Ziel eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestands des Portfolioansatzes angewendet wird: Statt viel
erfordert von der Immobilienwirtschaft ein hohes Maß an Aufwand für eine im Ergebnis minimale CO2-Ein-
Anstrengung. Die folgenden Vorschläge ermöglichen am sparung der Einzelimmobile zu betreiben, lässt sich
ehesten eine sachgerechte und zielgerichtete Reduktion durch einen im Verhältnis geringeren Einsatz bezo-
der CO2-Emissionen im Gebäudebestand: gen auf das Immobilienportfolio mehr CO2 einsparen.
Anders ausgedrückt: Ähnlich dem Flottenverbrauch
1
 . Um den Gebäudebestand kontinuierlich zu verbessern, der Autoindustrie ist der Gebäudeeigentümer durch
empfiehlt sich eine bundesweite Datenbank, um die einen Portfolioansatz in der Lage, die Emissionen der
Treibhausgase durch geringstmöglichen Mitteleinsatz
größtmöglich zu reduzieren.
a. Mitteleinsatz des Staats zur Erreichung der Ziele:
kein Einsatz
b. Mitteleinsatz der Eigentümer zur Erreichung der
Ziele: mittlerer Aufwand

3
 . Es muss eine neue Fördersystematik für Maßnahmen
der Energieeffizienzsteigerung bei Bestandsgebäuden
entwickelt werden. In der neuen Fördersystematik ist
es notwendig, Förderschwerpunkte zu setzen. Diese
liegen bei Maßnahmen zur Betriebsoptimierung, zur
energetischen Sanierung und zur Qualifizierung von
Fachkräften sowie von Beratungsleistungen.
a. Mitteleinsatz des Staats zur Erreichung der Ziele:
mittlerer Einsatz
b. Mitteleinsatz der Eigentümer zur Erreichung der
Ziele: mittlerer Aufwand
4. D ie Betriebskostenverordnung bedarf einer Anpassung,

5
Executive Summary

d.h. die Umlagefähigkeit von Betriebsoptimierungen Ziele: keine Steuerausfälle, weil die Anlagen un-
muss verbessert werden. ter geltenden Bedingungen nicht gebaut werden;
a. Mitteleinsatz des Staats zur Erreichung der Ziele: mittelfristig erhöhte Steuereinnahmen durch
kein Einsatz Bautätigkeit
b. Mitteleinsatz der Eigentümer zur Erreichung der b. Mitteleinsatz der Eigentümer zur Erreichung der
Ziele: geringer Aufwand Ziele: mittlerer Aufwand

5. E ine steuerliche Abschreibung von energetischen 7. Im Bereich der Quartierskonzepte besteht erheblicher
Sanierungen bei Gebäuden ist zwingend einzuführen. Verbesserungsbedarf. Diese sollten gefördert und um-
a. Mitteleinsatz des Staats zur Erreichung der Ziele: gesetzt werden.
mittlerer Einsatz a. Mitteleinsatz des Staats zur Erreichung der Zie-
b. Mitteleinsatz der Eigentümer zur Erreichung der le: Einsatz auf bisherigem Niveau (gering) oder
Ziele: mittlerer Aufwand höher bei entsprechend höheren Zielen
b. Mitteleinsatz der Eigentümer zur Erreichung der
6. Um die Energieeffizienz im Bestand zu steigern, Ziele: mittlerer Aufwand
müssen steuerliche Hemmnisse abgebaut werden.
Dies betrifft insbesondere die Abschaffung der sog. Der ZIA hat eine Schätzung zum CO2-Einsparpotenzial der
„Gewerbesteuerschädlichkeit“. vorgeschlagenen Maßnahmen durchgeführt. Die Annahmen
a. Mitteleinsatz des Staats zur Erreichung der dazu sind in Anlage 1 enthalten.

6
Positionspapier

Positionspapier Bundesrepublik zu stärken. Auch eine gesteigerte Ener-


gieeffizienz wurde inzwischen als wesentlicher Baustein
I. Einleitung und Grundsätze der Energiesicherheit erkannt. Immobilien spielen hierbei
eine wichtige Rolle.
Energiewende und Klimaschutz
Die Energiewende stellt eine der größten Herausforderun- Heterogene Strukturen und Energieeffizienz
gen für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland Sowohl der Neubau als auch der Gebäudebestand sind in
dar. Ihre Umsetzung wird mehrere Legislaturperioden in Deutschland in hohem Maße heterogen. Demzufolge be-
Anspruch nehmen, vermutlich sogar zwei Generationen dürfen energetische Maßnahmen grundsätzlich einer dif-
beschäftigen. Sie wird nach Überzeugung des ZIA nur dann ferenzierten Betrachtung der Objekte bzw. der Quartiere.
gelingen, wenn diese Aufgabe von allen Beteiligten gemein- Es ist bspw. zu unterscheiden zwischen Wirtschafts- und
sam und gleichermaßen verantwortlich angenommen wird. Wohngebäuden, verschiedenen Kategorien von Wirtschafts-
In diesem Sinne unterstützt der ZIA die energie- und klima- gebäuden, der Zusammensetzung des Quartiers etc. Nur
schutzpolitischen Ziele der Bundesregierung und begrüßt so kann die gleichermaßen energetisch und wirtschaftlich
deren Bekenntnis, Energieeffizienz zur „zweiten Säule“ der bestmögliche Lösung für die Objekte bzw. Quartiere sicher-
Energiewende zu machen und „Energieeffizienz im Gebäude gestellt werden. Streng schematische Lösungen verbieten
voranbringen“ zu wollen. sich, da sie erfahrungsgemäß kostenintensiv und teilweise
Es zählt zu den Aufgaben der Branche und damit des ZIA, bei schlicht kontraproduktiv sind.
Entscheidern in Politik und Verwaltung in einem intensiven,
sach-, ziel- und zukunftsorientierten Dialog Verständnis für
die Funktionsweise unterschiedlicher Immobilientypen und
für die Auswirkungen rechtlicher Auflagen zu erzeugen.
Nicht das schärfste Ordnungsrecht stellt das beste oder
zielführendste Instrument zugunsten des Klimaschutzes
dar. Vielmehr ist ein ausgewogener Instrumentenmix aus
ordnungsrechtlichen Maßnahmen, Förderinstrumenten und
Marktmechanismen gefragt. Für den ZIA gilt dabei grund-
sätzlich: So viel Ordnungsrecht wie nötig, soviel Markt wie
möglich.
Der ZIA sieht es als absolut notwendig an, dass die Bun-
desregierung die Bedeutung von Klimaschutz, Sicherung
der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland und
wirtschaftliche Perspektiven gleich gewichtet. Da Deutsch-
land energetisch importabhängig ist, ist es nicht nur ent-
scheidend, erneuerbare Energien auszubauen, um diese
Abhängigkeit zu reduzieren und die Wirtschaftskraft der

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Positionspapier

Zu berücksichtigen ist zudem die Eigentumsstruktur. Mit Ei- kodifizieren und die Anforderungen im Energieeinsparrecht
gentümern, die zugleich Eigennutzer sind, und Eigentümern, zu überarbeiten und zu vereinfachen, z.B. in einem neuen
die ihre Immobilien vermieten, zeigt sich diese ebenfalls Bauenergiegesetzbuch.
heterogen. Hinzu kommt die Nutzerperspektive sowie die
besondere Betrachtung von Mischobjekten, die z.B. Wohnen Hinweis: In diesem Papier wird aus Gründen der Verständ-
und Gewerbe vereinen. Darüber hinaus ist die Quartierse- lichkeit im Folgenden auf das heute bestehende Energie-
bene zentraler Ansatzpunkt für die Energiepolitik im Gebäu- einsparrecht Bezug genommen. Alle genannten Alterna-
desektor. Alle genannten Punkte wirken sich differenziert tivvorschläge können und müssen nach Auffassung der
auf die Energieeffizienz von Gebäuden aus. Immobilienwirtschaft zudem bei einem möglichen weiteren
Versuch der Kodifikation und Überarbeitung des geltenden
Das Energieeinsparrecht Energieeinsparrechts berücksichtigt werden.
Die energetischen Anforderungen an Gebäude sind im sog.
„Energieeinsparrecht“ geregelt. Hierunter werden überwie- Niedrigstenergiegebäudestandard
gend das Gesetz zur Einsparung von Energie in Gebäuden Der ZIA fordert, die aktuell gültigen Anforderungen für den
(Energieeinsparungsgesetz, EnEG), die Verordnung über Neubau im Energieeinsparrecht (EnEV 2016) als den von der
energiesparenden Wärmeschutz EU-Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie geforderten nationalen
und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Ener- Niedrigstenergiegebäudestandard zu definieren. Wie in den
gieeinsparverordnung, EnEV) und das Gesetz zur Förderung Gutachten von Prof. Dr. M. Norbert Fisch zu Wirtschafts-
Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (Erneuerbare-Ener- immobilien und Prof. Dr. Andreas Pfnür zu Wohngebäuden
gien-Wärmegesetz, EEWärmeG) verstanden. dargelegt, stellen die aktuellen energetischen Anforderungen
im Neubau faktisch die Grenzen des derzeit wirtschaft-
Verschiedene EnEV-Novellierungen sollten die Energieein- lich-technisch Machbaren dar 1. Erst nach erfolgtem und
sparung in Gebäuden forcieren. Der Erfolg blieb aus, da der relevantem technischen Fortschritt kann zu einem späteren
EnEV-Berechnung eine fiktive Immobilie (Referenzgebäude) Zeitpunkt auch der Niedrigstenergiegebäudestandard wei-
zugrunde gelegt wurde. Das EnEV-Berechnungsverfahren terentwickelt werden.
wurde als Nachweisverfahren für die baurechtliche Geneh-
migung von Gebäuden entwickelt und wird mittlerweile Wirtschaftlichkeitsgrundsatz
immer mehr als Planungsleitlinie für neue Gebäude genutzt. Energetische Anforderungen im Neubau bzw. Sanierungs-
Im Ergebnis werden die Gebäude zwar EnEV-konform, aber maßnahmen bei Bestandsgebäuden müssen grundsätzlich
nicht energieeffizient geplant. Im Laufe der Zeit hat sich das wirtschaftlich sein. Die Wirtschaftlichkeit energetischer An-
Verfahren immer weiter von der Realität entfernt. forderungen und Sanierungen ist aus Sicht der Immobilien-
wirtschaft dann gegeben, wenn sich diese i.S.v. § 5 Abs. 1
Der im Frühjahr 2017 gescheiterte Entwurf eines Gebäude- EnEG in angemessenen Zeiträumen amortisieren, denn zur
energiegesetzes (GEG) enthielt leider nicht die dringend be- entsprechenden Realisierung sind regelmäßig erhebliche
nötigte Vereinfachung der Vorschriften. Die Immobilienwirt- Investitionen erforderlich.
schaft fordert daher, die bestehenden rechtlichen Normen zu Was ein angemessener Zeitraum in diesem Zusammen-
Fisch, „Gutachten zur Verschärfung der EnEV und Zusammenlegung EnEV/EEWärmeG für
1 

Wirtschafts­immobilien“, September 2016; Pfnür, „Konzeptionelle Ansätze zur Umsetzung


der Energiewende im Gebäudesektor“, Mai 2017.

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Positionspapier

hang ist, lässt sich nicht allgemein festlegen, sondern ist


aufgrund der Vielfalt der Immobilien je nach Maßnahme
bzw. Objekt differenziert zu betrachten. Das Wirtschaft-
lichkeitsverständnis der deutschen Immobilienwirtschaft
ist betriebswirtschaftlich ausgerichtet, d.h. durch vorge-
nommene Investitionen müssen nicht nur die entstandenen
Kosten erwirtschaftet werden, sondern auch dauerhaft ein
höherer Ertrag.

Grundsatz der Technologieoffenheit


Die bislang bestehende Technologieoffenheit bei der Wahl
der jeweiligen Maßnahmen an der Gebäudehülle, zur Verbes-
serung der Anlagentechnik oder beim Einsatz erneuerbarer
Energien sollte erhalten bleiben. Ergänzend verlangt eine
an Sinn und Zweck ausgerichtete Energiepolitik im Gebäu-
desektor aufgrund der hohen energetischen Anforderungen
an Gebäude einen ganzheitlichen Ansatz. Unterschiedliche
Nutzertypen und divergierende Nutzerverhalten machen
einen ausgewogenen Blick auf die Gebäudehülle und die
-technik notwendig. des „bezahlbaren Wohnens“ daher auf der Kosteneffizienz
Im Verständnis des ZIA besteht die vornehmliche Aufgabe liegen. Beispiel Fernwärme: Deren Verwendung ist unter
der Politik darin, Ziele und Zeiträume für eine praktizierbare Marktaspekten in Verbindung mit unverzerrtem Wettbewerb
und zielgerichtete Umsetzung klimapolitischer Vorgaben grundsätzlich zu begrüßen. Ein Bestehen im Wettbewerb ist
im Gebäudebereich zu definieren, wobei jedoch möglichst – ohne politische Absicherung durch einen wettbewerbs-
viele Wege offengelassen werden sollten. Dies betrifft ins- feindlichen Anschluss- und Benutzungszwang – jedoch
besondere auch den Einsatz von Strom aus erneuerbaren oftmals weder möglich noch kosteneffizient.
Quellen für die Raumwärme- und Warmwassererzeugung.
Der Markt bestimmt, welche Techniken und Energieträger Investor-Nutzer-Dilemma
sich technisch und wirtschaftlich durchsetzen. Der Gebäudebestand birgt erhebliche Potentiale zur Ver-
besserung der Energieeffizienz. Allerdings bestehen vor
Bezahlbarkeit/Fokus „Kosteneffizienz“ allem in Deutschland durch das Investor-Nutzer-Dilemma
Auch eine vorzeitige Privilegierung von einzelnen Energie- nach wie vor Hemmnisse, die Mieterschaft angemessen
trägern behindert Innovationen und wirkt den gewünschten an energetischen Sanierungen zu beteiligen. Um dieses
Kostensenkungen beim Energieeinsatz entgegen. Ein Haupt- Problem zu beheben, sind die Refinanzierungsmöglichkeiten
augenmerk sollte bei Maßnahmen der Energieeffizienzver- für energetische Investitionen zu verbessern, z.B. durch
besserung, der Treibhausgasvermeidung und hinsichtlich Anreize im Mietrecht.

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Positionspapier

Teilsanierungen kündigt und ausgelegt sowie langfristig umgesetzt wer-


Bei Bestandsgebäuden ist eine stärkere Fokussierung auf den, da der Planungshorizont der Immobilienwirtschaft
kostengünstige Teilsanierungen sowie weitere kleinteilige ebenfalls langfristig ausgelegt ist.
Maßnahmen wünschenswert, aus denen zwar im Verhältnis 2. Auch bei der Vermeidung von CO2-Emissionen gilt es,
zu Vollsanierungen eine – relativ betrachtet – geringere Emissionen wirtschaftlich und effizient zu reduzieren. Hier
Energieeinsparung resultiert, die aber aufgrund der ho- wäre folglich ein gesamtwirtschaftliches Level Playing
hen absoluten Einsparungen kurz- und langfristig einen Field unter Einbeziehung aller im Klimaschutzplan 2050
erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Bei aufgeführten Sektoren notwendig.
der energetischen Sanierung sollte insgesamt weniger auf 3. Bei der Einführung eines CO2-Bepreisungssystems be-
„Leuchttürme“ und dafür mehr auf Breitenwirkung geachtet dürfte es einer Rückerstattung für bestimmte Energie-
werden. konsumenten und -verbraucher. Soziale und wirtschaft-
liche Härten wären durch eine Ausgleichsregelung zu
CO2-Orientierung verhindern. Die Einnahmen einer CO2-Bepreisung sollten
Nach Ansicht des ZIA sollte sich das Energieeinsparrecht zweckgebunden für eine Rückerstattung („Sozialaus-
mittel- bis langfristig am CO2-Ausstoß der Gebäude ori- gleich“) bzw. weiterer Investitionen zur CO2-Reduktion
entieren. Dabei gilt grundsätzlich zu beachten, wer für die eingesetzt werden.
Verursachung der Treibhausgasemissionen verantwortlich
ist (Verursacherprinzip).
Alle vorgenannten Zusammenhänge müssen zwingend II. Alternativvorschläge zur Energiepolitik im
vollständig berücksichtigt werden, wenn Maßnahmen für Gebäudesektor
einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2050
entwickelt werden. Im Folgenden werden Maßnahmen und Instrumente vorge-
stellt und gleichsam gefordert, mit deren Hilfe ein nahezu kli-
CO2-Bepreisung maneutraler Gebäudebestand im Jahr 2050 erreicht werden
Langfristig könnte möglicherweise auch die Bepreisung kann. Der ZIA hat mit seiner Task Force Energie und seinem
von CO2-Emissionen ein denkbares Instrument sein, um Ausschuss Energie und Gebäudetechnik konkrete Alterna-
die durch die Gesamtwirtschaft emittierten Treibhausgase- tivvorschläge zur stetigen Verbesserung der Ökobilanz der
missionen zu reduzieren. Das Ob einer Einführung und ggf. Immobilienwirtschaft erarbeitet. Mit diesen Ergebnissen
die konkrete Ausgestaltung einer solchen CO2-Bepreisung wollen wir gemeinsam mit der Politik die Energiewende
– etwa in Form einer Steuer, einer Abgabe bzw. eines Emis- erfolgreich gestalten.
sionszertifikatehandels – ist tiefergehend zu untersuchen
und gemeinsam mit der Immobilienwirtschaft und anderen 1. Allgemeine Forderungen für Neubau und Bestand
Branchen zu diskutieren. Eine CO2-Bepreisung könnte nach 1.1 Anrechnung nicht am Gebäude erzeugter erneuer­
Ansicht des ZIA jedenfalls nur unter drei Gesichtspunkten barer Energien
erfolgreich sein: Wird die Anrechnung nicht am Gebäude erzeugter erneuer-
1. Eine CO2-Bepreisung müsste mittel- bis langfristig ange- barer Energie verbessert, erhöht sich nicht nur die Flexibilität

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Positionspapier

bei den Regelungen im Energieeinsparrecht für den Neubau. nen ausgerichtet werden. Dabei können die spezifischen
Vielmehr reduzieren sich auch die Treibhausgasemissionen CO2-Vermeidungskosten der Maßnahmen als geeigneter
im Bestand, wenn vermehrt erneuerbare Energie bezogen Maßstab dienen.
wird. Allerdings ist sowohl im Neubau als auch im Gebäu-
debestand regelmäßig zu beobachten, dass die für die Ver- 1.3 Monitoring der CO2-Emissionen
sorgung der Immobilien erforderliche Menge erneuerbarer Der ZIA fordert die Etablierung einer Methodik des CO2-Re-
Energien nicht direkt am Gebäude erzeugt werden kann. portings, aufgeschlüsselt nach Gebäudenutzungstypen, in-
Gründe hierfür sind z.B. energieintensive Nutzungsarten oder klusive Definition, Berechnungs- und Erfassungsgrundlage,
nicht ausreichende Dachflächen, aber auch städtebauliche als Anreizsystematik. Hierzu müssen CO2-Emissionen zuver-
Gegebenheiten. lässig erfasst und die Berechnungsmethoden standardisiert
werden, mit denen CO2-Emissionen ermittelt werden. Der ZIA
1.2 Im Bestand und im Neubau muss die Reduktion der hat daher in einer Fach-Arbeitsgruppe einen pragmatischen
CO2-Emissionen im Vordergrund stehen Ansatz für Key-Performance-Indikatoren (KPIs) und deren
Maßgeblicher Indikator für das Erreichen der klimapoli- Ermittlung entwickelt sowie in einem Leitfaden veröffent-
tischen Sektorziele in der Immobilienwirtschaft sind die licht 2. Dieser Ansatz sollte als allgemeine Grundlage dienen,
CO2-Emissionen. An ihnen bemisst sich folglich zum Großteil um CO2 und dessen Bezüge stringent ermitteln zu können.
der Erfolg auf dem Weg zu einem nahezu klimaneutralen Darüber hinaus müssen die energetischen Bilanzierungs-
Gebäudebestand. Maßnahmen und Instrumente müssen grenzen definiert sein, was sich in der Praxis häufig als
dementsprechend auf die Reduktion von CO2-Emissio- problematisch erweist: Gewerbeimmobilien sind nicht nur

ZIA e.V., „Nachhaltigkeitsbenchmarking – Was und wie sollte verglichen werden?“,


2 

Berlin 2017.

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Positionspapier

Immobilie (Einkauf Wärme und Pflege Anlagetechnik), da


der Eigentümer diese im Regelfall verantwortet und steuern
kann. Teilweise ist jedoch auch sie nutzerabhängig, wenn
der Mieter die Wärmeversorgung eigenständig steuert. Der-
zeit ist eine vernünftige Bilanzierung daher nur von Wärme
(Bezugsgröße: Fläche, z.B. nach Brutto-Grundfläche (BGF)
Bereich a)) und Allgemeinstrom (Allgemeinfläche) möglich.
Hierbei müssen auch immer die o.g. entsprechenden Ver-
antwortungs- bzw. Steuerungsgrenzen bedacht werden.
In Folge dieser komplexen Situation könnte der Eigentü-
mer also nur die Emissionen ermitteln bzw. bilanzieren,
die aus seiner eigenen Energiebestellung herrühren. Doch
auch dies gelingt nur, insoweit er verlässliche Daten der
Energielieferanten erhält. Diese Voraussetzung durch ord-
nungsrechtliche Verpflichtung sicherzustellen, ist Aufgabe
des Gesetzgebers.

2. Forderungen für den Neubau und umfassende ener­


komplexe technische Bauten, sondern verfügen über eine getische Sanierungen
komplexe Struktur von Mietverhältnissen mit unterschiedli- 2.1. Hauptanforderung des EEWärmeG ergänzen
chen Nutzertypen sowie unterschiedlichen Versorgungsarten Als Ergänzung der gesetzlichen Hauptanforderung gemäß
und Verantwortungsbereichen. In der Regel bestehen die § 3 Abs. 1 EEWärmeG iVm § 5 EEWärmeG sollte erneuerbare
Immobilien aus einer Allgemeinfläche und diversen Mietflä- Energie aus Wind und Wasserkraft in das Energieeinspar-
chen. Die Allgemeinfläche wird im Normallfall weder beheizt recht aufgenommen werden. Das gilt auch für den Einkauf
noch belüftet, sondern lediglich mit Strom für die Beleuch- von zertifiziertem Ökostrom sowie nicht standortbezogenem
tung und Fahrtreppen bzw. -stühle versorgt. Der Betreiber Biogas. Darüber hinaus ist eine Gleichsetzung der Photo-
bzw. Eigentümer ist für die Versorgung und den Verbrauch voltaik mit der Solarthermie sinnvoll.
verantwortlich und kann diesen abhängig von der Nutzung
steuern. Anders verhält es sich in den angemieteten Flächen, 2.2 Ersatzmaßnahmen gemäß § 7 EEWärmeG vervoll­
die nicht nur flächenmäßig den größten Anteil an der Immobi- ständigen
lie haben, sondern entsprechend auch am Energieverbrauch. Die Ausnahmeregelung gemäß § 7 EEWärmeG muss bei-
Hier ist der Mieter vollständig in der Verantwortung für die behalten werden. Sie ermöglicht Ersatzmaßnahmen, sofern
Stromversorgung (Einkauf Strom und Menge Verbrauch). die gesetzliche Hauptanforderung nicht eingehalten werden
Der Eigentümer kennt weder den Stromverbrauch, noch kann. Dieser Tatbestand sollte ausgebaut werden.
kann er diesen nennenswert beeinflussen oder gar steuern. a. Nicht am Gebäude erzeugte erneuerbare Energie
Anders verhält es sich meist mit der Wärmeversorgung der Der Einsatz von nicht am Gebäude erzeugter erneuerbarer

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Positionspapier

Energie (z.B. grünem Strom) sollte auch in § 7 Abs. 1 EE- zungsformen Power to Heat (z.B. Nutzen statt Abregeln)
WärmeG ergänzt werden, da er zu einer stärkeren Nutzung und Power to Gas sowie auch Biogas beinhaltet sein, auch
von Energie führt, die unter reduzierten CO2-Emissionen wenn die jeweilige Strom- bzw. Gaserzeugung außerhalb
erzeugt wird. des Quartiers erfolgt.
b. D
 ie Betriebsoptimierung Die energetische Gesamtbilanzierung mehrerer Gebäude
Die Betriebsoptimierung inklusive eines überprüfbaren Nach- im Quartier erfolgt durch eine energetische Gesamtsicht
weises über die erzielten Energieeinsparungen sollte in das auf Bestandsgebäude, Neubauten und Energieerzeugung.
Energieeinsparrecht integriert werden, z.B. durch Aufnahme Flexibilisierungsoptionen können folgendermaßen ausge-
als zusätzliche Ersatzmaßnahme gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 2 staltet sein:
EEWärmeG im Sinne eines Bonus. Im Falle von Wärmenetzen bildet eine Bonusregelung die
Hierbei müssen die Grundlagen dafür geschaffen werden, bestehende Bestandsgebäudeverbesserung hinsichtlich
dass bestehende Berechnungswerkzeuge flexibel genutzt Effizienz und erneuerbarer Energieanteile der Fernwärme
werden können: Erst integrales Planen mittels geeigneter ab: Werden energetische Anforderungen bei Bestands-
Tools und unter Beachtung der Folgeprozesse ermöglicht gebäuden übererfüllt, wird dies bei der Berechnung des
einen energieeffizienten Gebäudebetrieb. Primärenergiefaktors des Wärmenetzes für Neubauten als
Bonus gutgeschrieben.
2.3 Energetische Optimierung von Quartieren in das Zusätzlich sollte eine Bonusregelung hinsichtlich des Primä-
Energieeinsparrecht integrieren renergiefaktors für einen Beitrag seitens der Photovoltaik
Ein Quartier besteht aus mehreren flächenmäßig zusam- (PV) eingeführt werden. Hierbei kommt ein pauschaler Bonus
menhängenden privaten und/oder öffentlichen Bestands- zur Anwendung – unabhängig von der Wärmeerzeugungs-
gebäuden und/oder Neubauten einschließlich öffentlicher art des Gebäudes und davon, ob das Gebäude selbst den
Infrastruktur. Die Gebäudearten im Quartier können sein: Strom verbraucht. Dieser pauschale Bonus könnte sich an
Wohnen, Handel, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen. spezifischen Kenngrößen wie etwa installierte PV-Leistung
Das Quartier entspricht einem Gebiet unterhalb der Stadt- im Vergleich zur Bezugsfläche orientieren.
größe. Die Gutschrift für PV-Anlagen im Quartier muss für mehr-
Eine quartiersbezogene Versorgung erstreckt sich über die stöckige Gebäude günstiger ausgestaltet sein, da das Ver-
Grundstücksgrenzen der Erzeugungsanlage hinaus. Mindes- hältnis der Dachfläche zur Nutzfläche ungünstiger wird und
tens ein Abnehmer muss an das Netz (Strom, Gas, Wärme, aufgrund zusätzlicher Technik, z.B. der Fahrstuhltechnik,
Wasser) angeschlossen sein, der nicht gleichzeitig Eigentü- regelmäßig weniger Fläche auf dem Dach vorhanden ist.
mer oder Betreiber der Erzeugungsanlage ist.
2.4 Integrales Planen mit geeigneten Tools im Energie­
Quartiersbezogene Stromversorgung ist z.B. eine strom- einsparrecht ermöglichen
seitige Arealversorgung. Unter quartiersbezogene Wärme- Das bis dato angewendete EnEV-Berechnungsverfahren
versorgung fällt Fernwärme, aber auch ein anderes (Nah-) für die Ermittlung des Primärenergie-/des Endenergiebe-
Wärmenetz, das von einem Gebäudeeigentümer zu einem darfs eines Gebäudes mittels Referenzbeispiel spiegelt nicht
anderen verläuft. Erzeugungsseitig müssen auch die Nut- den Stand der aktuellen energietechnischen Möglichkeiten

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Positionspapier

Auch die Entwicklung im Bereich des digitalen Planens mit


dem Prozess des Building Information Modeling (BIM) bietet
die Chance, eine digitale Gebäudeakte zu schaffen. Durch
den Einsatz von BIM mit qualitativ hochwertigen Daten las-
sen sich zudem energieeffizientes Bauen und energieoptima-
ler Betrieb verknüpfen. Aktuell treten bei der Umsetzung von
BIM-Projekten allerdings noch Probleme auf. Dazu gehören
eine geringe Digitalisierung, eine mangelnde Ausstattung
der Bauämter sowie fehlende einheitliche Standards. Um
Anreize für den Einsatz von BIM zu schaffen, empfiehlt sich
ein Bonus im Energieeinsparrecht. Denkbar ist bspw. eine
weitere Ersatzmaßnahme.

3. Forderungen zum Erreichen eines nahezu klimaneu­


tralen Gebäudebestandes
3.1 Bundesweite Datenbank zur Erfassung der CO2-Emis­
sionen aufbauen
wieder. Gefragt sind individuelle Lösungen, die bspw. eine Über Verbräuche und Emissionen im Immobilienbestand zu
gebäudespezifische Betrachtung voraussetzen. berichten, stellt eine enorme Herausforderung dar: Diverse
Hierzu sind folgende Maßnahmen notwendig: Daten fehlen entweder vollkommen oder sie lassen sich nur
D er Einsatz alternativer Planungsinstrumente muss eben- unter unverhältnismäßig großem Aufwand oder aus daten-
falls im Energieeinsparrecht verankert sein. schutzrechtlichen Gründen nicht ermitteln. Unterschiedliche
D er Einsatz von z.B. Simulationsverfahren für Nichtwohn- Vorgehensweisen bei der Datenermittlung verhindern zudem
gebäude sollte zum Standard werden. Dafür wiederum Vergleichbarkeit und Transparenz.
müssen die Randbedingungen für Simulationsrechnun- Um die Energieeffizienz im Gebäudebestand zu erhöhen und
gen geregelt sein. Darüber hinaus gilt es, den Planern dadurch die CO2-Emissionen zu senken, ist planvolles stra-
den größtmöglichen Freiheitsgrad bei der Errichtung von tegisches Vorgehen unabdingbar. Datentransparenz sowie
Gebäuden zu geben. ein ziel- und passgenaues Benchmarking sind dafür Grund-
Die Referenzgebäudeverfahren müssen angepasst wer- voraussetzungen. Das ZIA-Nachhaltigkeitsbenchmarking
den, wobei insbesondere unterschiedliche Nutzungs- ist hierbei eine Weiterentwicklung, die über das singuläre
typen zu berücksichtigen sind. Heutzutage werden Erfassen von Daten auf Objektebene hinausgeht.
Gebäude im Referenzgebäudeverfahren nur mit einem Sinnvoll wäre es daher, den Vorschlägen der EU zu folgen
pauschalen Abschlag geplant (EnEV 2014 – 20 % PE; (wie bereits in Ländern wie Österreich und Großbritannien
-25 % Wärme). Zudem ist zu beachten, dass berechne- sowie teilweise in Dänemark) und eine nationale Datenbank
te und gemessene Werte häufig und auch zunehmend zur Erhebung der Daten einzurichten (s. II. Nr. 3). Nur so
voneinander abweichen. können passende Zielwerte ermittelt und ein vernünftiges,

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Positionspapier

sachorientiertes sowie sinn- und zweckmäßiges Benchmar- Um den Vorschlag umzusetzen müssten unter Beachtung der
king aufgebaut werden. Zwingend erforderlich ist dabei, die Bilanzierungsgrenzen (s. Nr. 1.3) Zielwerte für die CO2-Emis-
unterschiedlichen Assetklassen und Nutzerprofile sowie sionen definiert werden. Ein solcher Portfolioansatz kann
Alter, Lage etc. der Immobilien zu berücksichtigen. zudem Bestandteil eines individuellen Sanierungsfahrplans
In diesem Zusammenhang ist auch zu regeln, wer die Daten sein – wohlgemerkt ohne Ordnungsrecht. Wie in anderen
in die Datenbank liefert. Hierbei sehen wir in erster Linie die Bereichen muss auch beim Portfolioansatz sichergestellt
Versorger und Netzbetreiber in der Pflicht, insbesondere mit werden, dass die Handlungsfreiheit der Investoren nicht
Blick auf die Angabe der Verbräuche und Energieträger bzw. beschränkt wird, z.B. hinsichtlich Auswahl des Energiebe-
der CO2-Emissionen. Gerade im Zuge der Digitalisierung zugs, der Sanierungsart oder des Sanierungszeitpunktes.
erwarten wir eine entsprechende Unterstützung aus diesem Umfassend zu berücksichtigen sind auch Parameter wie
Sektor. Den Eigentümern obliegt es, u.a. Flächendaten als Lage, soziale Verantwortung und Nutzungsdauer – im-
Bezugsgrößen in die Datenbank einzupflegen. mer vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit. Wird der
Portfolioansatz als Tool zur energetischen Sanierung des
3.2 Gebäudebestand durch Portfoliomanagement ener­ Gebäudebestands ins Energieeinsparrecht aufgenommen,
getisch optimieren sind hier zudem Portfolio und Vorgehen verbindlich und da-
Es ist offensichtlich, dass bestimmte Bestandsimmobilien mit rechtssicher zu definieren. Hier ist die Branche gefragt,
nicht den Stand der „Nahezu-Klima- Neutralität“ erlangen technisches Know-how zu kodifizieren und schlussendlich
werden können. Dies ist weder technisch machbar noch umzusetzen.
wirtschaftlich sinnvoll. Vielmehr muss es darum gehen,
dem CO2-Ausstoß dieser Objekte mit einem sinnvollen wirt- 3.3 Neue Fördersystematik für Energieeffizienzsteige­
schaftlichen An- und Einsatz zu begegnen. Mit anderen rung von Bestandsgebäuden entwickeln
Worten: Statt viel Aufwand für eine im Ergebnis minimale Förderprogramme wie das CO2-Gebäudesanierungspro-
CO2-Einsparung der Einzelimmobile zu betreiben lässt sich gramm der Bundesregierung sind unausweichlich, um einen
durch einen im Verhältnis geringeren Einsatz bezogen auf nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen. Vor
das Immobilienportfolio mehr CO2 einsparen. allem in den unsanierten Beständen der 1950er-, 60er- und
Mit qualitativ hochwertigen Daten über CO2-Emissionen bei 70er-Jahre lassen sich erhebliche Energieeffizienzpoten-
Gebäuden und einer stimmigen Methodik sollte es möglich tiale heben. Jedoch verhindern technisch-physikalische
sein, den Gebäudebestand durch ein Portfoliomanagement Grenzen und baukulturelle Gründe eine Sanierung auf ak-
zu optimieren – und zwar auf dem Wege der Selbstverpflich- tuellen EnEV-Standard weitgehend oder erfordern einen
tung. Ähnlich wie beim Flottenverbrauch der Autoindustrie unwirtschaftlichen Mitteleinsatz. Es ist zu prüfen, ob eine
ist der Gebäudeeigentümer durch einen Portfolioansatz Förderung der energetischen Sanierung von Bestandsgebäu-
in der Lage, die Emissionen der Treibhausgase durch ge- den auf einen früher gültigen EnEV-Standard eine deutlich
ringstmöglichen Mitteleinsatz größtmöglich zu reduzieren. effizientere Verwendung der Mittel bedeuten könnte. Eine
Der Vorschlag des ZIA folgt somit dem Klimaschutzplan, in gezielte Förderung ist notwendig und Grundvoraussetzung
welchem zurecht eine durchschnittliche Reduzierung des für einen effizienten Mitteleinsatz, um CO2-Emissionen
CO2-Ausstoßes im Immobilienbestand gefordert wird. bei Gebäuden zu reduzieren. Eine neue Fördersystema-

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Positionspapier

tik sollte vor allem Schwerpunkte bei der Förderung von Dem steht jedoch das Investor-Nutzer-Dilemma entge-
Maßnahmen zur Betriebsoptimierung, zur Qualifizierung gen: Führt der Vermieter eine energetische Modernisie-
von Fachkräften, zur energetischen Sanierung und bei rung gemäß § 555b BGB durch, kann er die die reinen
Beratungsleistungen setzen. Erhaltungsmaßnahmen übersteigenden Kosten gemäß
§ 559 BGB auf die Miete umlegen. Bei geringinvestiven
3.4 Umlagefähigkeit von Betriebsoptimierungen durch Maßnahmen greift diese Regelung nicht. Der Vermieter
Anpassung der Betriebskostenverordnung verbessern scheut zumeist den großen operativen Aufwand, um die
Es sind bereits erhebliche Energieeinsparungen möglich, Mieterhöhung durchzusetzen, damit sich seine Kosten
indem vorhandene Technologien für niedriginvestive Maß- amortisieren. Er verzichtet daher eher vollständig auf die
nahmen zur Betriebsoptimierung im Bestand konsequent Maßnahme, auch wenn sie energetisch sinnvoll und für
genutzt werden. Bei niedriginvestiven Maßnahmen handelt den Mieter kostenwirksam wäre.
es sich z.B. um den hydraulischen Abgleich, Energieaudits, Es bedarf daher einer Anpassung der Betriebskostenverord-
den Einsatz hocheffizienter Pumpen und die bedarfsorien- nung, wodurch das Investor-Nutzer-Dilemma abgemildert
tierte Steuerung von Heizungsanlagen. Dies kann einen werden kann: Die Kosten für geringinvestive Maßnahmen
erheblichen Beitrag zur Senkung des Energieverbrauchs werden in den Katalog der umlegbaren Kostenpositionen
leisten, ist kostengünstig umzusetzen und hat folglich in der aufgenommen. Sie dürfen dabei jedoch die potenzielle
Regel erheblich geringere Amortisationszeiten als hochin- Energiekosteneinsparung nicht überschreiten. Der Anbieter
vestive Maßnahmen. der Maßnahmen trägt das Effizienzrisiko.

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Positionspapier

3.5 Steuerliche Abschreibung von energetischen Sa­ dernfalls werden wichtige energetische Sanierungsmaßnah-
nierungen bei Gebäuden einführen men ausbleiben oder verzögert. Das beeinträchtigt nicht nur
Der ZIA befürwortet ausdrücklich eine verkürzte Abschrei- die Energieeffizienz, sondern benachteiligt auch die Mieter.
bungsmöglichkeit für Herstellungskosten von energetischen Ein weiteres Beispiel für steuerliche Hemmnisse besteht
Sanierungsmaßnahmen bei Gebäuden. Aus Sicht des ZIA bei der Gewerbesteuer. So können reine Immobilienun-
stellen solch einfache, aber wirkungsvolle steuerliche Anreize ternehmen gemäß § 9 Nr. 1 Satz 2 Gewerbesteuergesetz
eine gute Möglichkeit dar, um möglichst viele Eigentümer zu (GewStG) vollständig von der Gewerbesteuer befreit werden.
erreichen und die Sanierungsquote von Gebäuden merklich Diese sog. „erweiterte gewerbesteuerliche Kürzung“ kann
anzuheben. Volkswirtschaftliche Gutachten belegen zudem, jedoch bei einer „Infektion durch gewerbliche Einkünfte“
dass den Ausgaben des Staates für das Steuerinstrument nicht in Anspruch genommen werden. In Folge einer sol-
entsprechende Einnahmen durch die mit der Sanierung chen „Infektion“ werden die gesamten Mieteinnahmen mit
verbundene und konjunkturfördernde Handwerkertätigkeit Gewerbesteuer belastet, weshalb Immobilienunternehmen
gegenüberstehen. diese zwingend vermeiden möchten. Das Finanzgericht Ber-
lin-Brandenburg hat in seiner Rechtsprechung (Entscheidung
3.6 Steuerliche Hemmnisse zur Steigerung der Ener­ vom 13. Dezember 2011 (6 K 6181/08)) den Betrieb einer
gieeffizienz abbauen (insb. Abschaffung der sog. „Ge­ Photovoltaikanlage als schädlich für die Anerkennung der
werbesteuerschädlichkeit“) erweiterten gewerbesteuerlichen Kürzung betrachtet, da
Steuerliche und regulatorische Hemmnisse sind ein wesentli- die Eigentümerin mit der Produktion und Einspeisung von
cher Grund, warum sich der Ausbau erneuerbarer Energien nur Solarstrom ins Stromnetz eine schädliche gewerbliche Tä-
schleppend entwickelt. Insbesondere die Regelung der sog. tigkeit ausübt. Im Ergebnis wird der Betrieb einer Anlage zur
„anschaffungsnahen Herstellungskosten“ steht den wichtigen
Sanierungen im Bestand entgegen. Nach § 6 Abs. 1 Nr. 1a
Einkommensteuergesetz (EStG) gehören zu den Herstellungs-
kosten eines Gebäudes auch Aufwendungen für Instandset-
zungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die innerhalb von
drei Jahren nach der Anschaffung des Gebäudes durchgeführt
werden, sofern die Aufwendungen (ohne Umsatzsteuer) 15
% der Anschaffungskosten des Gebäudes übersteigen. Das
bedeutet, dass die Kosten wichtiger Instandsetzungs- oder
Modernisierungsmaßnahmen systemfremd nicht im Jahr der
Entstehung berücksichtigt werden können, sondern über die
Gesamtnutzungsdauer des Gebäudes von bis zu 50 Jahren
abgeschrieben werden müssen.
Nach Ansicht des ZIA ist es daher sachgerecht, Kosten wich-
tiger Instandsetzungs- oder Modernisierungsmaßnahmen
schon im Jahr der Entstehung berücksichtigen zu können. An-

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Positionspapier

Erzeugung elektrischen Stroms aus regenerativen Energien Anforderungen dazu geführt, dass sich diese Prozentsätze
also einerseits politisch gefördert. Gleichzeitig wird dieser im Jahr 2014 vertauscht haben. Der Anteil der langlebigen
Anreiz jedoch andererseits steuerrechtlich problematisiert Rohbau-Bestandteile eines Gebäudes machte im Jahr 2014
und zum Teil konterkariert. Nach unserer Einschätzung soll- somit nur noch 45 % aus. Der Anteil kurzlebiger Gebäu-
ten die aus dem Betrieb der oben beschriebenen Anlagen debestandteile an den Gesamtinvestitionskosten wird sich
resultierenden Einnahmen zum Zwecke der erweiterten insbesondere mit Blick auf die steigenden Anforderungen
gewerbesteuerlichen Kürzung als unschädliche Nebenge- bei der Energieeffizienz tendenziell weiter erhöhen. Zur
schäfte qualifiziert werden, da solche Anlagen notwendiger steuerrechtlich gerechten Abbildung des tatsächlichen
Teil einer wirtschaftlich sinnvoll gestalteten Grundstücks- Werteverzehrs und zur Abschaffung von Investitionshinder-
verwaltung und -nutzung sind. nissen regt der ZIA dementsprechend eine Erhöhung des
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei geschlossenen Immobi- Abschreibungssatzes um mindestens einen Prozentpunkt
lienfonds. Hier kann der Betrieb einer Photovoltaikanlage und eine damit einhergehende Verkürzung der Abschrei-
aufgrund der sog. „Abfärberegelung“ nach § 15 Absatz 3 bungszeiträume an.
Nr. 1 EStG dazu führen, dass vermögensverwaltende Fonds
gewerbliche Einkünfte erzielen. Eine Belastung sämtli- 3.7 Verbesserungen bei Bestandsquartieren forcieren
cher Einkünfte – auch der reinen Mieteinnahmen – mit Bislang fehlt eine ausreichende und zielgerichtete Inves-
Gewerbesteuer ist die Folge. Nach unserer Auffassung titions- und Technologieförderung für Bestandsquartiere.
sollte eine rechtssichere Regelung für geschlossene Fonds Das derzeit existierende Förderprogramm der Kreditanstalt
gefunden werden. für Wiederaufbau (KfW; Nr. 432, „Energetische Stadtsa-
Vor dem Hintergrund der weiter steigenden Anforderungen nierung“) zielt nur auf die Information bzw. Motivation von
an die Energieeffizienz erscheint uns die enge Auslegung Kommunen, Energieversorgungsunternehmen, Besitzern,
der oben genannten Normen nicht mehr angemessen. Es Sanierungsmanagern etc. ab. In den Bundesländern ist die
sollte – auch steuerlich – anerkannt werden, dass insbe- Nutzung des Programms unterschiedlich stark verbreitet,
sondere der Betrieb von Photovoltaikanlagen schon jetzt teilweise scheint das Tool sogar noch gänzlich unbekannt
und noch stärker in Zukunft eine zentrale Rolle spielt, um zu sein. Hier sollten Bund und Länder gemeinsam mit
die ehrgeizigen klimapolitischen Ziele zu erreichen. der Immobilienwirtschaft verstärkt aufklären. Soweit
Im diesem Zusammenhang möchten wir abschließend auch eine Co-Finanzierung von Fördermitteln erforderlich ist,
auf die lineare Abschreibung gemäß § 7 Absatz 4 EStG scheitert diese regelmäßig in finanzschwachen Kommu-
hinweisen, die zwar kein steuerliches Hemmnis im engeren nen. Ein Wegfall der Anforderung einer Co-Finanzierung
Sinne darstellt, deren Höhe in Anbetracht des technischen sollte folglich geprüft werden. Zweckmäßig erscheint es,
Fortschritts und der gestiegenen energetischen Anforde- die Gegenfinanzierung des kommunalen Anteils auf einen
rungen jedoch nicht mehr zeitgemäß ist. Lag der langlebige Mindestbetrag von 5-10 % zu reduzieren.
Rohbau-Bestandteil eines Gebäudes im Jahr 2000 noch Investitionen in die energetische Modernisierung sollten
bei rund 55 % und der Anteil der kurzlebigen Ausbau- durch einen direkten Zuschuss (ggf. in Form einer Staffelung)
und technischen Bestandteile bei 45 %, so haben der unterstützt werden, um insbesondere den Gebäudebestand
technische Fortschritt und die gestiegenen energetischen der 1950er-, 60er- und 70er-Jahre energetisch zu erneuern.

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Positionspapier

Projekte der energetischen Quartierssanierung, z.B. Block- Abwärme etc., sollten als Modellprojekte von allen wesent-
chain-Versorgungen oder Versorgungen durch industrielle lichen gesetzlichen Beschränkungen befreit werden.

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Anlage 1

Anlage 1 nur exemplarisch. Es gilt zu berücksichtigen, dass bei den


Schätzungen keinerlei Rückwirkungen zwischen den Vor-
I. Schätzungen der Energieeinsparungen schlägen berücksichtigt wurden. Allerdings kann gezeigt
werden, dass durch eine Flexibilisierung der Rahmenbe-
Allgemein dingungen und gezielter Förderung erhebliche Energieein-
Die Energiewende stellt eine der größten Herausfor- sparungen erreicht werden können.
derungen für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in
Deutschland dar. Ihre Umsetzung wird mehrere Legis- Zu 1. Optimierung der Energieverbräuche im Gebäude­
laturperioden in Anspruch nehmen, vermutlich sogar zwei bestand
Generationen beschäftigen. Sie wird nach Überzeugung Einsparpotenzial:
des ZIA nur dann gelingen, wenn diese Aufgabe von 25,5 Mio. t CO2-Äquivalente können laut Schätzung durch
allen Beteiligten gemeinsam und gleichermaßen verant- die Optimierung der Energieverbräuche im Gebäudebe-
wortlich angenommen wird. In diesem Sinne unterstützt stand eingespart werden.
der ZIA die energie- und klimaschutzpolitischen Ziele Rechnung:
der Bundesregierung und begrüßt deren Bekenntnis, Annahme: 25% - Einsparung bei Nichtwohngebäuden
Energieeffizienz zur „zweiten Säule“ der Energiewende Annahme: 20% - Einsparung bei Wohngebäuden durch
zu machen und „Energieeffizienz im Gebäude voran- monatliche Information/niedriginvestive Maßnahmen
bringen“ zu wollen. (basierend auf Berichten aus ZIA-Mitgliedsunterneh-
Es kann ein Potential für 56 Mio. t CO2-Äquivalente Iden- men/Erfahrungen vom BMWi bei z.B. hydraulischem
tifiziert werden. Dabei handelt es sich um Schätzungen Ausgleich)
des ZIA und seiner Experten. Die Zahlen sind im Detail 25% x 24 Mio. CO2 t + 20% x 85 Mio. CO2 t = 25,5
nicht belastbar. Eine Aufsummierung der Vorschläge ist Mio. t CO2

Schätzungen Einsparungs­potential
Vorgeschlagene Maßnahmen in Mio. t CO2-Äquivalente
1. Optimierung der Energieverbräuche im Gebäudebestand 25,5
(Niedriginvestive Maßnahmen/ Monitoring etc.)
2. Verbesserung
 der Rahmenbedingungen für Erneuerbarer Energien. 18
Anrechnung nicht am Gebäude erzeugter erneuer­barer Energien
3. Energetische Optimierung von Quartieren 5
4. A bbau steuerlicher Hemmnisse zur Steigerung der Energieeffizienz 1
(insb. Abschaffung Gewerbesteuerschädlichkeit)
5. Steuerliche Abschreibung von energetischen Gebäudesanierungen 6,5
6. P rüfung der Förderung für Bestands­gebäude auf EnEV-Standard Noch keine Schätzung
Gesamtsumme 56

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Anlage 1

Zu 2. Verbesserung der Rahmenbedingungen für Dächer der Bürogebäude abgeschöpft wird und heutige
Erneuerbarer Energien. Anrechnung nicht am Gebäude CO2-Emissionen des Stroms als Basis gerechnet werden
erzeugter erneuerbarer Energien für die Menge reduzierter Emissionen.
Einsparpotenzial: Anzahl der Bürogebäude: 323.700
18 Mio. t CO2-Äquivalente können durch die Anrechnung Eine PV-Anlage auf einem Bürogebäude hat etwa 20
Erneuerbarer Energie für nicht am Gebäude erzeugte Er- KWpeak.
neuerbare Energie eingespart werden. Das heißt: es kann mit 20.000 KW/h (bei guter Wetter-
Rechnung: lage) gerechnet werden.
Durch die Verbesserung der Anrechnung nicht am Ge- 30 % der Bürogebäude werden vermietet, d.h. nur
bäude erzeugter Erneuerbarer Energie lässt sich ein diese profitieren vom Abbau der steuerlichen Hemmnisse.
Einsparpotenzial von 15% für die CO2-Emissionen pro- Angenommen die Hälfte der vermieteten Bürogebäude
gnostizieren. bauen Photovoltaikanlagen auf das Gebäudedach, be-
15% x 119t = 18 Mio. t CO2-Äquivalente deutet das umgerechnet: 30% x 323.700 = ca. 100.000
Gebäude.
Zu 3. Ansatz der energetischen Quartierssanierung/ 100.000 x 20.000 KW/h = 2.000.000.000 KW/h
Optimierung des KfW-Programms „Energetische Stadt­ D  urch die Erzeugung des grünen Stroms (aktuelle Emis-
sanierung“ sion 560g/CO2 pro KW/h) werden 560g/CO2 x 2.000.0
Einsparpotenzial: 00.000 = 1.200.000.000.000 g/CO2 weniger emittiert.
5 Mio. t CO2-Äquivalente durch die energetische Optimierung Umrechnung in t CO2 = ca. 1.000.0000 t CO2 /Jahr
von Quartieren
Rechnung: Zu 5. Steuerliche Förderung von energetischen Gebäu­
Für jedes Quartier werden 200t CO2 pro Jahr Einspar- desanierungen:
potenzial angenommen. Einsparpotenzial:
Insgesamt 5.000 Kommunen lassen das Programm in 6,5 Mio. t CO2-Äquivalente können durch die steuerliche
mindestens einem Quartier durchführen (Programm- Förderung von energetischen Sanierungen von Gebäuden
laufzeit: 5 Jahre, Schwerpunkt auf Quartiere aus den eingespart werden.
Baujahren 50er, 60er und 70er Jahre). Rechnung:
5.000 Kommunen x 200t CO2 x 5 Jahre = 5 Mio. CO2 t Zahlen aus dem NAPE: 500.000t CO2 Einsparungen/pro
Jahr. Auf 13 Jahre bis 2030 gerechnet können 6,5 Mio.
Zu 4. Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedin­ CO2 t eingespart werden.
gungen: 500.000t CO2 x 13 Jahre = 6,5 Mio. t CO2
Einsparpotenzial:
1.000.000 t CO2-Äquivalente durch die Verbesserung der Zu 6. Prüfung der Förderung für Bestandsgebäude auf
steuerlichen Rahmenbedingungen. EnEV-Standard
Rechnung: Zurzeit ist noch keine fundierte Abschätzung erfolgt. Diese
Die Annahme ist, dass das Gesamtpotential aller muss in Zusammenarbeit mit der KfW ermittelt werden.
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(S. 3, 14), Getty Images/LFO62 (S. 9, 19), Getty Images/MR1805 (S. 7, 16), Shutterstock/
Chuyuss (S. 6), ZIA (S. 11, 12)

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