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Bauphysik

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2.6.1 Wärmeübergangswiderstände in m 2 • K/W Wärmeschutz • Standort, Ausrichtung und Form des Bau-
Richtung des Wärmestroms
werks
Aufwärts Horizontal Abwärts
R si 0,10 0,13 0,17 Der Wärmeschutz im Hochbau soll die Gesund- • physikalische Eigenschaften der Materialien
R se 0,04 0,04 0,04 heit der Bewohner und Nutzer der Gebäude und Bauteile für den Baukörper
durch ein hygienisches und behagliches Raum- • Bemessung der Systeme für die technische
klima gewährleisten sowie den Schutz der Bau- Ausrüstung
konstruktion vor klimabedingten Feuchteeinwir- • Leistungsmerkmale der Bauteile dieser
kungen und deren Folgeschäden sichern. Der Systeme
Energiebedarf für die Heizung im Winter und • Verhalten der Gebäudenutzer.
Maßnahmen für erträgliche Raumklimaverhält-
nisse im Sommer ohne Verwendung raumluft- Die Verknüpfung von Entwurfs- und Bemes-
technischer Anlagen zur Kühlung sind zusam- sungsnormen, Normen mit allgemein anerkann-
men mit den notwendigen Wärmeschutz- und ten Bemessungswerten, Messnormen für Bau-
Energieeinsparmaßnahmen zu optimieren. Bau- teile und Baustoffe sowie Produktnormen ist
licher Wärmeschutz ist heute nicht allein ein Mit- stark vereinfacht und pauschaliert in 2.6.2 dar-
tel des Energiesparens, sondern ein wichtiger gestellt. Die energetische Qualität eines
Teilbereich des Umweltschutzes. Damit kommt Gebäudes wird nach einer Bemessungsnorm
der Reduzierung des Schadstoffausstoßes bei berechnet. Weitere Regelungen sind erforder-
der Gebäudeheizung eine wichtige Rolle zu. lich für die Beurteilung des thermischen Verhal-
Neben der für den Nutzer zunehmend wichtiger tens von Gebäudeabschnitten, wie an das Erd-
werdenden Einsparung von Heizkosten werden reich grenzende Räume, Dachräume oder
auch die immer wertvoller werdenden Energie- Gebäudeteile mit niedrigeren Temperaturen
und Brennstoffressourcen geschont. sowie Normen für die Festlegung der thermi-
Die Bauproduktenrichtlinie [13] als wichtigste schen Qualität von Bauteilen und deren insta-
Maßnahme zur Schaffung des europäischen tionäres Verhalten bei Aufheiz- und Auskühl-
Binnenmarktes im Bauwesen trägt der Bedeu- vorgängen. Zur Berechnung der Transmissi-
tung des Wärmeschutzes Rechnung und defi- onswärmeverluste der Gebäudehülle und
niert als eine von sechs wesentlichen Anforde- gegebener Wärmegewinne dienen Tabellen-
rungen das Gebiet »Energieeinsparung und werte oder nach festgelegten Regeln aufberei-
Wärmeschutz«. Insgesamt steht den durch die tete Messwerte für Bauteile. Daneben können
europäische Normung verursachten Kosten und Bauteile nach ihren Bestandteilen, unter
Umstellungsproblemen ein größerer Nutzen Zugrundelegung der Produkteigenschaften der
gegenüber. Dieser wirkt sich aus durch: verwendeten Materialien, bewertet werden.
• die Harmonisierung der Märkte Damit steht für die Leistungsbeschreibung
• einheitliche Rahmenbedingungen innerhalb eines Gebäudes ein komplettes und in sich
der EU schlüssiges Normenkonzept von der Produktei-
• europäische Lieferbedingungen und genschaft bis zum Endenergiebedarf zur Ver-
Beschaffenheit fügung. Als nationales Umsetzungsdokument
• einheitliche Bewertungs- und Prüfstandards und zur Festschreibung nationaler Anforderun-
• einheitliche Qualitätsstandards, die europa- gen bleibt DIN 4108 nach wie vor erhalten.
weit bekannt sind. Bei unterschiedlichem Erste nationale Maßnahmen zur Energieein-
Anforderungsniveau in den Ländern können sparung bei der Heizung von Gebäuden wur-
diese nach abgestuften Leistungsklassen den im Rahmen des 1976 erlassenen Energie-
bewertet werden. einsparungsgesetzes durch die Wärmeschutz-
verordnung 1977 und die folgenden Novellie-
Ziel des Grundlagendokuments »Energie- rungen mit der 2. Verordnung 1982 sowie der
einsparung und Wärmeschutz« ist, dass 3. Verordnung 1995 durchgesetzt. Mit der
unter Berücksichtigung des Standortes der Energieeinsparverordnung 2001 werden weite-
Energieverbrauch bei der Nutzung eines re 30% Einsparungspotential bei der Gebäude-
Bauwerks und seiner technischen Anlagen heizung erreichbar sein. Dabei wird zur bau-
gering gehalten und ein ausreichender lichen Gestaltung, der Einbeziehung der
Wärmekomfort der Bewohner gewährleistet Heizungstechnik und der Bewertung des
wird. Dabei werden im wesentlichen folgende Energieträgers ein komplettes energetisches
Faktoren erfasst und normativ beschrieben: Planungskonzept zur Verfügung stehen.

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Wärmeschutz

Wärmeübertragung, wärmeschutztechnische 2.6.2 Schematische Darstellung der Verknüpfung von Material, Bauteil und Bemessungsnormen zur energetischen
Kenngrößen, Begriffe Beurteilung von Gebäuden

Die Wärmeübertragung kann in Form von Wär-


meleitung bei festen, flüssigen und gasförmi-
gen Medien und Wärmestrahlung in transpa-
renten Stoffen und Vakuum erfolgen. Bei Bau-
stoffen wird die Wärmeübertragung durch die
Eigenschaft Wärmeleitfähigkeit ausgedrückt.
Die Wärmeleitfähigkeit λ gibt an, welcher Wär-
mestrom in W in einer Stunde durch 1 m2 einer
1 m dicken Schicht hindurchgeht, wenn das
Temperaturgefälle in Richtung des Wärme-
stroms 1 K (1 Kelvin) beträgt. Je kleiner die
Wärmeleitfähigkeit, desto besser die Wärme-
dämmung bei gleicher Dicke eines Baustoffs.
Das Wärmedämmvermögen eines Bauteils wird
durch den Wärmedurchlasswiderstand R
gekennzeichnet. Zu seiner Ermittlung ist die
Dicke der betreffenden Schicht (in Meter)
durch die stoffbezogene Wärmeleitfähigkeit λ
in W/(m⋅K) zu dividieren. Bei mehrschichtigen
Bauteilen ist für jede Schicht nach diesem
Rechenverfahren der Einzelwert festzustellen.
Die Summe aller Einzelwerte ergibt dann den
Wärmedurchlasswiderstand R für das gesamte
Bauteil. Je größer R, desto besser die Wärme-
dämmung.
Zur Bestimmung des Wärmedurchgangs durch
ein Bauteil muss dann noch der innere und
äußere Wärmeübergangswiderstand Rsi und Rse
bekannt sein. Der Wärmeübergangswiderstand
ist der Widerstand der Luftgrenzschicht gegen
2.6.3 Berechnung des Wärmedurchlasswiderstandes und des Wärmedurchgangskoeffizienten ein- und mehr-
den Übergang von Wärme aus der Innenluft schaliger Mauerwerkkonstruktionen
zum Bauteil und von diesem zur Außenluft. Die
Wärmeübergangswiderstände sind entspre-
chend der Bauteillage (vertikal, horizontal) und
der äußeren Anströmung (freie Anströmung,
hinterlüftet, nicht hinterlüftet) in der Regel nach
2.6.1 normiert. Sie sind für einen Emissions-
grad der Oberflächen von ε = 0,9 und eine
Windgeschwindigkeit ν = 4 m/s an der äußeren
Oberfläche ermittelt worden.
Die Summe aller Widerstände, die Wärme-
durchlasswiderstände der Bauteilschichten
und die Wärmeübergangswiderstände der
Luftschichten ergibt den Wärmedurchgangswi-
derstand RT, den das gesamte Bauteil dem
Wärmestrom entgegensetzt. Mit dem Kehrwert
des Wärmedurchgangswiderstandes erhält
man den Wärmedurchgangskoeffizienten U als
kennzeichnende Bauteilgröße für den bauli-
chen Wärmeschutz. Der U-Wert ist von grund-
legender Bedeutung für die Berechnung des
Heizwärmebedarfs eines Gebäudes. Je kleiner
der U-Wert, desto besser die Wärmedämmung.
Die Berechnung des Wärmedurchlass-wider-
standes ein- und mehrschichtiger Bauteile
sowie des Wärmedurchgangskoeffizienten ist
in 2.6.3 schematisch dargestellt. Die Be-rech-
nung des U-Wertes für Bauteile aus mehreren,
nebeneinanderliegenden Bereichen mit unter-
schiedlichen Wärmeleitfähigkeiten wird unter
»Wärmebrücken« behandelt. Die rechnerische
Erfassung der Wärmeübertragung und der
Temperaturverteilung in Bauteilen ist als zeit-

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Bauphysik

2.6.4 Wärmeleitfähigkeit von trockenen Blähton- und Blähschieferbetonproben ohne und mit verschiedenen und geometrieabhängiges Problem relativ
Quarzsandzusätzen in Volumenanteilen der Gesamtzuschläge (%) in Abhängigkeit von der Rohdichte
schwierig. Aus Vereinfachungsgründen wird
(Mitteltemperatur 10°C) nach W. Schüle, Giesecke und Reichardt [195]
daher von stationären, d. h. zu beiden Seiten
des Bauteils konstanten Temperaturen sowie
von einem eindimensionalen Wärmestrom in
Richtung der Bauteildicke ausgegangen. Diese
Betrachtung ist im Allgemeinen für Winterver-
hältnisse mit dauernd beheizten Räumen und
konstant niedrigen Temperaturen auf der
Außenseite sowie zur Berechnung eines gemit-
telten Wärmeverlustes über einen längeren
Zeitraum ausreichend genau.
Durch ein Außenbauteil mit der Fläche A, an
dessen einer Seite Innenluft mit der Temperatur
ϑi und an dessen anderer Seite Außenluft mit
der Temperatur ϑe angrenzt, fließt im Behar-
rungszustand der Wärmestrom

Φ = U • A (ϑi – ϑe)

Damit ist der Wärmedurchgangskoeffizient U


2.6.5 Größenordnung der Wärmeleitfähigkeit der festen 2.6.6 Wärmeschutztechnische Größen, Symbole und maßgebend für den Transmissionswärmever-
Bestandteile von Bau- und Wärmedämmstoffen in Einheiten
lust des Bauteils. Die graphische Darstellung
W/(m⋅k) nach J. S. Cammerer [29] Physikalische Größe Symbol Einheit
Anorganische Baustoffe Temperatur ϑ °C des U-Wertes in 2.6.8 zeigt allerdings, dass ab
kristallin Wärmeleitfähigkeit λ W/(m • K) bestimmten Bauteildicken ohnehin nur noch
senkrecht zur Kristallachse 4,7 bis 7,0 Wärmedurchlasswiederstand R m2K/W geringe Verbesserungen möglich sind. Dieses
parallel zur Kristallachse bis 14 innerer Wärmeübergangswiderstand Rsi m2K/W
nichtlineare Verhalten führt dazu, dass mit
Quarzit 6 äußerer Wärmeübergangswiderstand Rse m2K/W
Kalkstein, Marmor, Granit, 1,6 bis 4,0 Wärmedurchgangswiderstand RT m2K/W extremer Dämmung steigenden Kosten immer
Basalt, Feldspat, Sandstein Wärmedurchgangskoeffizient U W/(m2•K) geringere Energiespareffekte gegenüberste-
amorph erstarrte Schmelzen wie Wärmestrom φ W hen. Die für die wärmeschutztechnische Beur-
Hochofenschlacke und Gläser 0,7 bis 1,2 Wärmestromdichte q W/m2
Natürliche organische Stoffe 0,3 bis 0,4 spezifische Wärmekapazität c J/(kg • K)
teilung der Gebäudehülle erforderlichen Grö-
Kunststoffe 0,16 bis 0,35 Rohdichte ρ kg/m3 ßen, Symbole und Formelzeichen sind in 2.6.6
Dicke d m zusammengestellt. Weitere Angaben enthalten
Fläche A m2 DIN EN ISO 7345 und die jeweiligen Teile von
Volumen V m3
Masse m kg
DIN 4108.

Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen


Baustoffe sind, mit Ausnahme sehr dichter
Gesteine, mehr oder weniger poröse Körper.
2.6.7 Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen
Sie enthalten luftgefüllte Hohlräume unter-
schiedlicher Größe und Anordnung, die den
Wärmetransport wesentlich beeinflussen kön-
nen. Die Wärmeleitfähigkeit eines Mauerwerk-
baustoffes ist abhängig von
• der Wärmeleitfähigkeit der festen Bestandteile
• der Porosität oder Rohdichte
• der Art, Größe und Anordnung der Poren
• den Strahlungseigenschaften der Begren-
zungswände der Hohlräume
• der Temperatur
• dem Wasser- oder Feuchtegehalt.

Da die Wärmeleitfähigkeit der betrachteten


Stoffe innerhalb ihres Anwendungsbereichs
von der Temperatur abhängig ist, werden im
baulichen Bereich alle Wärmeleitfähigkeitswer-
te zur eindeutigen Vergleichbarkeit auf eine
Mitteltemperatur von 10 °C bezogen. Ebenso
erfolgt, aus gleichem Grund, die Angabe von
Stoffwerten für den trockenen Zustand des
Materials, ohne zunächst die Zunahme der
Wärmeleitfähigkeit durch Feuchtigkeit zu
berücksichtigen. Einen Überblick über die Grö-
ßenordnung der Wärmeleitfähigkeit von Fest-
stoffen, aus denen Bau- und Wärmedämmstof-

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Wärmeschutz

fe bestehen zeigt 2.6.5. Stoffe mit überwiegend klima und die Umrechnungsfaktoren für den 2.6.8 Wärmedurchgangskoeffizienten U in Abhängig-
keit von ihrem Wärmedurchlasswiderstand R
kristallinen Komponenten weisen eine höhere Einfluss des Feuchtegehalts auf die Wärmeleit-
Wärmeleitfähigkeit auf, als solche mit glasigen fähigkeit können auch individuell für bestimmte
oder kalkhaltigen Anteilen. Beimengungen von Baustoffe experimentell mit dem Ziel bestimmt
Quarzsand bei Beton oder Mörteln wirken sich werden, günstigere Wärmeleitfähigkeitswerte
somit merkbar ungünstig auf die Wärmeleitfä- im baupraktischen Zustand zu erzielen. Für die
higkeit aus. Messwerte für Betone unterschied- einheitliche Kennzeichnung der Eigenschaften
licher Quarzgehalte sind in 2.6.4 dargestellt. von Baustoffen, für den Handel über die Lan-
Durch die Verwendung quarzhaltiger Zuschlä- desgrenzen hinaus, wurde der Begriff des
ge kann für Beton pauschal von einer Ver- Nennwertes eingeführt. Der Nennwert der Wär-
schlechterung der Dämmwirkung in Höhe von meleitfähigkeit ist der erwartete Wert einer wär-
20% ausgegangen werden. Die kennzeichnen- meschutztechnischen Eigenschaft eines Bau-
de Einflussgröße auf die Wärmeleitfähigkeit von stoffes oder -produktes, bewertet durch Mess-
Bau- und Dämmstoffen ist jedoch die Rohdich- daten bei Referenzbedingungen für Tempera-
te. Diesen Zusammenhang zeigt in 2.6.7 die tur und Feuchte nach 2.6.11, angegeben für
Auswertung von über tausend Messergebnis- festgelegte Fraktile und Vertrauensbereich und
sen im Rahmen eines europäischen For- entsprechend einer unter normalen Bedingun-
schungsvorhabens. Baustoffe in ausgeführten gen erwarteten Nutzungsdauer. Unter den
Bauten, insbesondere in Außenbauteilen von Begriff der Nutzungsdauer gehört auch das
Gebäuden, weisen einen mehr oder weniger Alterungsverhalten von Produkten, wie z.B.
großen Wassergehalt auf. Er wird wegen sei- Wärmedämmstoffe mit hochmolekularen Treib-
ner, im allgemeinen relativ geringen Größe, als gasen, die mit der Zeit einen Gasaustausch mit
Feuchtigkeitsgehalt, Feuchtegehalt oder Stoff- der Umgebungsluft erfahren oder das Set-
feuchte bezeichnet. Je nach der porösen zungsverhalten loser Wärmedämmstoffe in
Struktur und der Größe des Feuchtegehalts Hohlräumen. Für Mauerwerkprodukte sind
kann das Wasser größere und kleinere Poren nur die Materialstreuung und der Einfluss der
ganz oder teilweise ausfüllen oder nur an den Feuchte relevant.
Porenwänden oder in Porenwinkeln haften. Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit ist
Feuchte Baustoffe weisen gegenüber dem der Wert einer wärmetechnischen Eigenschaft
trockenen Zustand eine höhere Wärmeleitfä- eines Baustoffes oder -produktes unter
higkeit auf, die stoffbezogen vom Feuchtege- bestimmten äußeren und inneren Bedingun- 2.6.9 Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen in Abhängigkeit
vom Feuchtegehalt (volumenbezogen und masse-
halt abhängt. gen, die in Gebäuden als typisches Verhalten
bezogen)
2.6.9 zeigt für verschiedene Baustoffe die Wär- des Stoffes oder Produktes als Bestandteil volumenbezogen
meleitfähigkeit als Funktion des Feuchtege- eines Bauteils angesehen werden können. massebezogen
halts, wobei dieser alternativ volumen- bzw. Bemessungswerte werden durch den Anwen-
massebezogen angegeben werden kann. der / Planer, Baubehörden oder nationale Fest-
Ist die Wärmeleitfähigkeit im trockenen Zustand legungen ermittelt, entsprechend der geplan-
und der Feuchtegehalt des Baustoffs bekannt, ten Anwendung des Produktes, der Umwelt-
so wird die Wärmeleitfähigkeit im feuchten bzw. Klimabedingungen sowie gemäß dem
Zustand nach DIN EN ISO 10456 bestimmt Zweck der Berechnung wie beispielsweise:
nach • Energieverbrauch
λu,ψ = λ10,tr • Fm • Planung von Heizungs- und Kühlanlagen
• Oberflächentemperatur-Berechnung
Fm = efu(u2 – u1) • Übereinstimmung mit nationalen Bauvor-
schriften
Fm = efψ(ψ2 – ψ1) • Untersuchung der instationären thermischen
Dabei ist: Bedingungen in Gebäuden.
fu bzw. fψ der Umrechnungsfaktor für den
masse- bzw. volumenbezogenen Feuchte- Wärmeschutztechnische Bemessungswerte
gehalt können aus den Nennwerten mittels der in
u1 bzw. ψ1 der Feuchtegehalt 0 des trockenen DIN EN ISO 10456 angegebenen Umrech-
Stoffs nungsfaktoren abgeleitet werden. Das ist
u2 bzw. ψ2 der masse- bzw. volumenbe- gewöhnlich bei Wärmedämmstoffen der Fall.
zogene Feuchtegehalt. Bemessungswerte für Mauerwerkstoffe werden
aus der Wärmeleitfähigkeit im trockenen
Die praxisüblichen Feuchtegehalte u und ψ Zustand abgeleitet.
sowie Umrechnungsfaktoren für den Feuchte-
gehalt werden entsprechend 2.6.10 in DIN EN Wärmeschutz von Luftschichten
12 524 angegeben. Die standardisierten Bei Luftschichten in Bauteilen erfolgt der Wär-
Feuchtegehalte u (massebezogen) und ψ metransport durch Wärmeleitung, Konvektion
(volumenbezogen) beziehen sich auf den Aus- und Strahlung.
gleichsfeuchtegehalt des entsprechenden Die verschiedenen Wärmetransportmechanis-
Materials im Klima 23 °C / 50% relative Luft- men bewirken, dass bei Luftschichten der
feuchte bzw. 23 °C / 80% relative Luftfeuchte. Wärmedurchlasswiderstand R mit zunehmen-
Die Feuchtegehalte im gewünschten Bezugs- der Dicke nicht wie bei festen Stoffen stetig

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Bauphysik

2.6.10 Feuchtetechnische Eigenschaften von Mauerwerksmaterialien zunimmt, sondern einen Höchstwert erreicht
Material Rohdichte Feuchtegehalt bei Feuchtegehalt bei Umrechnungsfaktor und dann konstant bleibt. Wärmedurchlass-
23 °C, 50% RH 23 °C, 80% RH für Feuchtegehalt widerstände von Luftschichten nach 2.6.12
ρ u ψ u ψ fu fψ
werden in DIN EN ISO 6946 angegeben und
kg/m3 kg/kg m3/m3 kg/kg m3/m3 – – dürfen beim Nachweis des Wärmeschutzes nur
Vollziegel 1000–2400 0,007 0,012 10 dann mitgerechnet werden, wenn sie gegen
(Gebrannter Ton) die Außenluft abgeschlossen sind. Hierzu
Kalksandstein 900–2200 0,012 0,024 10
Bimsbeton 500–1300 0,02 0,035 4 gehören auch Luftschichten bei zweischaligem
Normalbeton 1600–2400 0,025 0,04 4 Mauerwerk nach DIN 1053, da die Öffnungs-
Betonsteine querschnitte in der Vormauerung zu klein sind,
Styroporbeton 500–800 0,015 0,025 5 um einen Luftaustausch mit der Außenluft zu
Blähtonbeton 400–700 0,02 0,03 2,6
Beton mit über- 800–1700 0,02 0,03 4 bewirken. Inwieweit eine Luftschicht mit kleinen
wiegend Blähton- Öffnungen zur Außenumgebung noch als
zuschlägen ruhende Luftschicht zu betrachten ist und mit
Beton mit Hochofen- 1100–1700 0,02 0,04 4 welchen Dämmwerten schwach bzw. stark
schlackezuschlägen
Porenbeton 300–1000 0,026 0,045 4 belüftete Luftschichten zu bewerten sind, ist in
Beton mit anderen 0,03 0,05 4 2.6.13 schematisch dargestellt.
Leichtzuschlägen Kleine oder unterteilte Luftspalte entsprechend
Mörtel (Mauer- und 250–2000 0,04 0,06 4
2.6.14, wie sie bei Lochsteinen, Hochlochzie-
Putzmörtel)
geln und Griffhilfen anzutreffen sind, bedürfen
einer besonderen Betrachtung. Hier hat die
Lochgeometrie mit dem Verhältnis Spaltbreite
2.6.11 Referenzbedingungen nach DIN EN ISO 10 456 zu Spaltdicke einen Einfluss auf die äquivalen-
Eigenschaft Randbedingung
te Wärmeleitfähigkeit des Hohlraums. Wärme-
I (10 °C) II (23 °C)
a b c d durchlasswiderstände von Luftspalten beliebi-
Referenztemperatur 10 °C 10 °C 23 °C 23 °C ger Abmessungen können nach DIN EN ISO
Feuchte udry u 23,50 udry u23,50 6946 berechnet werden. Der Wärmedurchlass-
Alterung gealtert gealtert gealtert gealtert
widerstand einer Luftkammer ergibt sich nach:
udry ist ein niedriger Feuchtegehalt, der durch Trocknung erreicht wird.
u23,50 ist ein Feuchtegehalt, der sich im Gleichgewicht bei 23 °C Lufttemperatur und 1
einer relativen Luftfeuchte von 50% einstellt. Rg =
ha + 1/2Ehro (1+d2/b2 - d/b)
Dabei sind:
2.6.12 Wärmedurchlasswiderstand R von ruhenden Luftschichten – Oberflächen mit hohem Emissionsgrad Rg der Wärmedurchlasswiderstand des Luft-
Dicke der Luftschicht Richtung des Wärmestroms raums;
mm R in m 2 • K/W d die Dicke des Luftraums;
Aufwärts Horizontal Abwärts
b die Breite des Luftraums;
0 0,00 0,00 0,00
5 0,11 0,11 0,11 E der Strahlungsaustauschgrad;
7 0,13 0,13 0,13 hro der Wärmeübergangskoeffizient durch
10 0,15 0,15 0,15 Strahlung für einen schwarzen Körper
15 0,16 0,17 0,17
25 0,16 0,18 0,19
ha ergibt sich wie folgt:
50 0,16 0,18 0,21 • für Wärmestrom horizontal:
100 0,16 0,18 0,22 ha ist der größere Wert von 1,25 W/(m2 • K)
300 0,16 0,18 0,23 und 0,025/d W/(m2 • K);
Anmerkung: Zwischenwerte können mittels linearer Interpolation ermittelt werden.
• für Wärmestrom aufwärts:
ha ist der größere Wert von 1,95 W/(m2 • K)
2.6.13 Wärmedurchlasswiderstände von ruhenden Luftschichten, schwach belüfteten Luftschichten und von stark und 0,025/d W/(m2 • K);
belüfteten Luftschichten werden nach DIN EN ISO 6946 definiert • für Wärmestrom abwärts:
ha ist der größere Wert von
0,12 d–0,44 W/(m2 • K) und 0,025/d W/(m2 • K),
wobei d die Dicke des Luftraumes (in Wärme-
stromrichtung) ist.

Die wärmetechnische Optimierung von Loch-


steinen hängt von der Lochverteilung und den
Lochquerschnitten ab. Bei einer vergleichen-
den Betrachtung von Lochmustern müssen der
Lochanteil und die Wärmeleitfähigkeit des Fest-
stoffs konstant gehalten werden. In 2.6.15 wird
für verschiedene Lochbilder von Mauerziegeln
mit 40% Lochanteil der erzielte Wärmeschutz
qualitativ dargestellt [46]. Dabei sind die Quer-
schnittsmuster von 01 beginnend bis 18 nach
fallender Wärmeleitfähigkeit geordnet.
Bei Leichtbetonsteinen hängt bei gleicher Stein-
rohdichte die Wärmeleitfähigkeit des Steins ent-

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Wärmeschutz

scheidend vom Lochanteil und der Anordnung 2.6.14 Kleine oder unterteilte unbelüftete Lufträume (Luftspalte)
der Hohlkammern ab. Die unter Annahme einer
Steinrohdichte von 600 kg/m3 nach EN 1745
berechneten Wärmeleitfähigkeitswerte für Mau-
erwerk aus 3- und 4-Kammer-Hohlblocksteinen
sowie einem Schlitzstein zeigt 2.6.16. Die ange-
gebenen Werte gelten für Steine aus Blähton-
beton und Leichtmauermörtel LM 36.

Festlegung von Bemessungswerten der


Wärmeleitfähigkeit
Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit
für die Berechnung des Wärmeschutzes von
Baukonstruktionen wird für den nationalen
deutschen Bereich auf der Basis des prakti-
schen Feuchtegehalts bzw. der Ausgleichs-
feuchte im Klima 23 °C / 80% RH festgelegt.
2.6.15 Variationen von Ziegelquerschnittsgeometrien bei konstantem Lochanteil und konstanter Gesamtstegdicke
Dazu muss der praktische Feuchtegehalt bzw.
(Wärmestromrichtung horizontal) [2]
der Bezugsfeuchtegehalt des Baustoffs
bekannt sein. Unter praktischem Feuchtegehalt Raute, Kreisloch, Ellipse, Sechseck, Delta- Rechteck,
versteht man eine Wassermenge im Baustoff, versetzt parallel parallel versetzt lochung p + Grifflöcher
die sich im Laufe der Zeit in genügend ausge-
trockneten Bauten einstellt. Als Ursache kommt
die Wasseraufnahme aus der Luft (Hygroskopi-
zität) und Tauwasserbildung an Oberflächen
sowie im Innern von Bauteilen in Frage. Vom
praktischen Feuchtegehalt damit ausgeschlos-
Ellipse, Rechteck, Rechteck, Rechteck, T-Ziegel Unterbrochene
sen sind noch nicht ausgetrocknete Baufeuch- versetzt parallel v + Gl versetzt/»Standard« Außenstege
te und Durchfeuchtungen als Folge von Nie-
derschlägen, aufsteigende Feuchtigkeit sowie
Bauschäden. Der praktische Feuchtegehalt
wird als relative Summenhäufigkeit einer Viel-
zahl von Untersuchungen an möglichst vielen
Bauten festgelegt. Den typischen Verlauf für K-Ziegel Gotik- Mäander- Feder- Zaun- Feinkeramik-
einen Baustoff zeigt 2.6.17. Als Beispiel für den Ziegel Ziegel Ziegel Ziegel Ziegel »B«
Austrocknungsverlauf von Außenbauteilen kön-
nen nach 2.6.21 Messergebnisse an Porenbe-
tonwänden und -dächern dienen [104]. Beid-
seitig verdunstungsfähige Außenwände mit
ausreichendem Regenschutz trocknen rascher
aus. Unter unterschiedlichen Verhältnissen
beträgt die Trocknungsdauer etwa zwei Jahre.
2.6.16 Einfluss der Lochung auf die Wärmeleitfähigkeit von Leichtbetonsteinen Steinrohdichte 600 kg/m 3
Da der Austrocknungsverlauf durch die Witte-
rung, den Wohnbetrieb, die Bauqualität sowie
die Orientierung der Wände stark beeinflusst
wird und die Feuchtebestimmung durch Bohr- A B C
probenentnahme sehr aufwändig ist, wird neu- Steinformat Loch- Beton- Wärmeleitfähig-
erdings die Feuchtecharakteristik eines Bau- anteil rohdichte keit Mauerwerk
stoffs durch seine hygroskopische Gleichge- % kg/m3 W/(m • k)
A 35 929 0,27
wichtsfeuchte in einem definierten Klima heran- B 35 923 0,25
gezogen (2.6.18). Als gleichwertig zu den Pra- C 12 680 0,18
xisuntersuchungen hat sich die Feuchtigkeits-
aufnahme bei 23 °C und 80% relativer Luft-
feuchte bewährt. Man spricht dann vom
Bezugsfeuchtegehalt, wie er sich auch in euro-
päischen Regelwerken eingebürgert hat (siehe
auch 2.6.10, Spalte 5 und 6). Der Wassergehalt
eines Baustoffs wird entweder als die in der
Masseneinheit des Stoffes enthaltene Wasser-
menge, bezogen auf die Trockenmasse als
»massebezogener Wassergehalt« u in kg/kg,
oder als das in der Volumeneinheit des Stoffes
enthaltene Wasservolumen, bezogen auf das
Stoffvolumen als »volumenbezogener Wasser-
gehalt« ψ in m3/m3, angegeben.

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Bauphysik

2.6.17 Verlauf der Summenhäufigkeit des bei 2.6.18 Volumenbezogener Wassergehalt in Abhängig- Bei Baustoffen empfiehlt sich die massebezo-
88 Probeentnahmen ermittelten Feuchtig- keit von der relativen Luftfeuchte bei Absorption gene Angabe des Feuchtegehalts, da dieser
keitsgehaltes von Bimsbaustoffen in und Desorption eines Kalksandsteins, Rohdichte
Außenwänden 1720 kg/m 3 (nach Künzel) über den gesamten Rohdichtebereich konstant
ist. Als Beispiel zeigt 2.6.19 Versuchsergebnis-
se der Sorptionsfeuchte von Porenbeton im
Klima 23 °C / 80% rel. Luftfeuchte und 2.6.20
die daraus abgeleitete Abhängigkeit der Wär-
meleitfähigkeit vom Feuchtegehalt. Der Bezug
auf den massebezogenen Feuchtegehalt
erlaubt die Verwendung eines von der Materi-
alrohdichte bzw. der Wärmeleitfähigkeit unab-
hängigen Zuschlagswertes für den Einfluss der
Feuchte auf die Wärmeleitfähigkeit. Der
Anwender benötigt für wärmeschutztechnische
Berechnungen die Angabe eines Bemessungs-
wertes der Wärmeleitfähigkeit für eine
bestimmte Ausführung von Mauerwerk. Darin
sind Steinart, -ausbildung und -rohdichte sowie
die Mörtelart integriert. Die wärmeschutztechni-
2.6.19 Sorptionsfeuchte (Gleichgewichtsfeuchte) von 2.6.20 Prozentuale Zunahme der Wärmeleitfähigkeit von schen Eigenschaften von Mauerwerkarten
Porenbeton bei 20°C und 80% r.F., bezogen auf Porenbeton in Abhängigkeit von λ10,tr, bezogen
das Volumen (ψ) bzw. die Masse (u) des Materi- auf Vol-% bzw. 1 Masse-% nach [6]
können aus Tabellen nach EN 1745 bestimmt
als in Abhängigkeit von der Rohdichte oder durch Messung an Wandprobekörpern
bzw. Berechnung unter Zugrundelegung der
Materialkennwerte ermittelt werden [3]. Zur
Berücksichtigung des Feuchteeinflusses auf
die Wärmeleitfähigkeit gelten im nationalen
Bereich die Bezugsfeuchtegehalte und Feuch-
tekorrekturwerte Fm in 2.6.23 . Günstigere nicht
in der Tabelle enthaltene Werte können experi-
mentell nachgewiesen werden.

Wärmeschutz von Außenwänden


Der Wärmedurchlasswiderstand R einschaliger
verputzter Außenwände, einschaliger Außen-
wände mit außen- oder innenliegenden Wärme-
dämmschichten oder zweischaliger Wände
ohne oder mit Zusatzdämmung wird einfach
2.6.21 Zeitlicher Verlauf der Austrocknung von 2.6.22 Hinterlüftete Natursteinfassade und leichte durch Addition der R-Werte der Einzelschichten
Porenbeton-Außenbauteilen Vorhangfassade; Erhöhung des Wärmedurch- berechnet. Als Beispiel zeigt 2.6.24 eine Wand
(Außenwände und Flachdächer) [3] gangskoeffizienten der Wand in Abhängigkeit
aus verputztem einschaligem Mauerwerk mit
von der Ankerzahl und dem Ankerwerkstoff
Wärmedämmverbundsystem. Bei mechanischer
Befestigung der Dämmstoffplatten treten,
abhängig von der Befestigungsart, zusätzliche
Wärmeverluste auf. Auf der Basis von experi-
mentellen Untersuchungen und numerischen
Parameterbetrachtungen [6; 205] kann der Wär-
medurchgang einschließlich Wärmebrückenwir-
kung bei einem Bauteil in einem vereinfachten
Abschätzverfahren wie folgt dargestellt werden:
• durch die additive Zunahme ΔU des Wärme-
durchgangskoeffizienten U für den ungestör-
ten Bereich

Uc = U + ΔU

• durch die prozentuale Zunahme des Wärme-


durchgangskoeffizienten U

Uc = U(1+ Z )
Der Anfangsverlauf des angegebenen Bereiches stammt
von Messungen an Außenwänden auf dem Versuchsge- 100
lände Holzkirchen (untere Begrenzung; beidseitig
verdunstungsfähige Außenwand; obere Begrenzung: • durch die additive Zunahme des Leitwertes
außenseitig dicht abgesperrte Außenwand, nur nach eines Bauteils mittels eines punktbezogenen
innen verdunstungsfähig).
Punkte: Messwerte von Gebäuden in der Praxis
Wärmedurchgangskoeffizienten χ
Außenwände
Flachdächer L = ΣUi Ai + Σχj

166
Wärmeschutz

Das erstgenannte Verfahren mit einem 2.6.23 Feuchtegehalte und Umrechnungsfaktoren für den Feuchtegehalt nach prEN 12524, Tabelle 2 und Feuchte-
Zuschlagswert ΔU findet in der europäischen korrektur Fm nach prEN 10456
Normung EN 6946 erstmals seine Anwendung. Stoff Feuchtegehalt bei Umrechnungsfaktor Feuchtekorrektur-
23 °C, 80% für den Feuchtegehalt Faktor
Für verschiedene Dübelarten zur Befestigung rel. Luftfeuchte
von Wärmedämmverbundsystemen gelten kg/kg m3/m3 fu fΨ Fm
die in 2.6.25 zusammengestellten Korrektur- Porenbeton 0,045 - 4 - 1,2
werte. Ein Untergrund aus Mauerwerk verhält Leichtbeton aus - 0,035 - 4 1,15
sich geringfügig besser als eine Betonunter- Naturbims
Leichtbeton 0,03 - 2,6 - 1,08
konstruktion. Die Art des Außenputzes hat aus Blähton
praktisch keinen Einfluss. Die Wärmeleitfähig- Ziegel - 0,012 - 10 1,13
keit des Dämmstoffs und dessen Dicke sind Kalksandstein - 0,024 - 10 1,27
bei additiver Bezugnahme ΔU auf den zusätzli- Mörtel - 0,06 - 4 1,27
chen Verlustwärmedurchgang ohne Einfluss.
Die pro Dübel angegebenen ΔU Werte lassen
sich für den Anwendungsfall einfach aufaddie-
ren, da sich der Dübel im ungünstigsten Fall 2.6.24 Berechnungsbeispiel für eine Außenwand aus verputztem einschaligem Mauerwerk
nur in einem Radius von maximal 250 mm um
Schichten Schichtdicke λR R
seine Achse auswirkt. Einflüsse von ΔU < 0,002
m W/(m • K) m2 • K/W
können vernachlässigt werden, da der zusätzli- Innenputz 6 0,015 0,35 0,04
che Wärmeverlust unter 3% liegt. Mauerwerk aus 5 0,175 0,99 0,18
Für mechanische Befestigungssysteme mit Kalksandstein
Kunststoffschienen ist der Einfluss der Wärme- Klebemasse 4 – – –
Polystyrol- 3 0,120 0,040 3,00
brücke mit 1% vernachlässigbar. Wird der hartschaum
Kunststoff durch Aluminium-Halteleisten Strukturputz 1 – – –
ersetzt, ergibt sich ein beachtlicher Zuschlag Wärmedurchlasswiderstand R = Σ d/λR = 3,22
von ΔU = 0,05 W/(m 2 ⋅ K) bei 500 mm Schie- Wärmedurchgangskoeffizient
nenabstand in horizontaler Befestigung auf U = 1/(0,13 + 3,22 + 0,04) = 0,30 W/(m2 • K)
dem tragenden Untergrund.
Bei der wärmegedämmten Wand mit einer
hinterlüfteten äußeren Bekleidung aus ver-
schiedenen Werkstoffen wirkt sich die am
Wanduntergrund befestigte Aufhängung der
Bekleidung als Wärmebrücke aus, die von
folgenden Einflüssen abhängig ist:

• Material der Aufhängung


• Anzahl der Anker je Flächeneinheit
• Stoffart der Innenwand als Befestigung.
2.6.25 Wärmeverluste über verschiedene Dübelarten
Unterkonstruktionen aus Holz mit Vertikal- und Dübelart Dübeldurchmesser Δk pro Dübel
mm W/m2 • K
Horizontallattung zur Aufnahme der Wärme-
Fassadendübel mit Teller, Stahl- 8 0,006
dämmung und der Bekleidung wirken sich schraube mit nicht geschütztem
relativ gering auf den Wärmedurchgang aus. Schraubenkopf 10 0,008
Der Wärmeschutz derartiger Konstruktionen Fassadendübel mit galvanisch 8 0,004
verzinkter Stahlschraube mit
lässt sich nach DIN EN ISO 6946 berechnen. Kunststoff-Umspritzung
Einen besonders ungünstigen Fall mit relativ Fassadendübel mit A4-Edel- 8 0,002
zahlreichen Tragankern stellt die hinterlüftete stahlschraube mit Kunststoff-
Fassade mit Bekleidungen aus Naturwerk- Umspritzung
Fassadendübel, thermisch 6,5 0,002
stein dar. Die Naturwerksteinplatten werden getrennt
in der Regel durch im Untergrund befestigte
Trage- bzw. Halteanker gehalten. Die absolute
Erhöhung des Wärmedurchgangskoeffizienten
durch die Anker ist unabhängig von der
Dämmstoffdicke. Die Gesteinsart hat grund- 2.6.26 Richtwerte für den Gesamtenergiedurchlassgrad transparenter Bauteile nach DIN 4108-6
sätzlich keinen Einfluss auf den Wärmedurch- Transparentes Bauteil Gesamtenergiedurchlassgrad
g{
gang. Dagegen bringt der Austausch der
Einfachverglasung 0,87
inneren Tragschicht aus Beton gegen ein Mau-
Doppelverglasung 0,76
erwerk aus Mauersteinen eine Reduzierung Wärmeschutzverglasung, doppelverglast mit selektiver Beschichtung 0,50 bis 0,70
des Ankereinflusses um 40%. Zwischen der Dreifachverglasung, normal 0,60 bis 0,70
absoluten Zunahme des Wärmedurchgangs Dreifachverglasung, mit 2fach selektiver Beschichtung 0,35 bis 0,50
Sonnenschutzverglasung 0,20 bis 0,50
und der Anzahl der Anker pro Flächeneinheit
Transparente Wärmedämmung gTI
besteht nach 2.6.22 ein linearer Zusammen-
Transparente Wärmedämmung 0,35 bis 0,60
hang. Der Einfluss der Wärmebrücken ist bei Wärmedämmung, 100 mm bis 120 mm;
Verwendung von Edelstahlankern um die Hälfte 0,8 W/(m2•K) ≤ Ue ≤ 0,9 W/m2•K)
niedriger. Werden die Natursteinfassaden Absorbierende opake Wärmedämmschicht mit einfacher Glasabdeckung, 100 mm etwa 0,10

167
Bauphysik

2.6.27 Bereiche üblicher Wärmedurchgangskoeffizien- durch leichte hinterlüftete Bekleidungen mit tig getrennt sein (thermische Trennung). Die
ten U für verschiedene Außenwände in Mauer-
anderen Befestigungen am Untergrund ersetzt, Zunahme des Scheibenzwischenraums liefert
werkausführung
so ergeben sich erstaunlicherweise die glei- nur bis zu einer von der Glasart abhängigen
chen Ankereinflüsse. Eine deutliche Reduzie- Dicke eine Verbesserung des Ug- Wertes (für
rung der Wärmebrücken lässt sich durch Luft etwa 20 mm). Bei Überschreitung dieser
Kunststoffunterlagen (»Thermostop«) zwischen Dicke werden durch Konvektion die Wärme-
Konsole und Mauerwerk erreichen. Kaltseitig dämmeigenschaften nicht weiter verbessert.
an den Konsolen angebrachte thermische Durch die Verwendung von Edelgasen (Argon,
Trennungen wirken sich kaum aus. Krypton, Xenon) macht man sich deren gerin-
Als wichtiges Planungsinstrument steht heute gere Wärmeleitfähigkeit als die von Luft zu
die Richtlinie »Bestimmung der wärmetechni- Nutze. Der vom Emissionsverhalten der Glas-
schen Einflüsse von Wärmebrücken bei vorge- oberflächen gekennzeichnete Wärmetransport
hängten hinterlüfteten Fassaden« zur Verfü- durch Strahlung lässt sich durch geeignete
gung [163]. In Abhängigkeit von der Konstrukti- Beschichtungen drastisch reduzieren (Low-E-
on des Abhängesystems und vom Wärme- Schichten). Die Entwicklung von Low-E-Vergla-
durchlasswiderstand der Tragkonstruktion (Ein- sungen begann mit gesputterten, später mit
fluss der Querleitung) wird der punktuelle Wär- pyrolytischen Schichten und Luftfüllung des
mebrückenverlustkoeffizient (auch punktbezo- Scheibenzwischenraums. Damit erhielt man
gener Wärmedurchgangskoeffizient) χ in W/K Ug-Werte um 1,8 W/(m2 • K). Heute erreichen
oder der Wärmebrückenzuschlag ΔU in W/ Doppelverglasungen mit Magnetronschichten
(m2 • K) angegeben. Den Einfluss der und Edelgasfüllungen einen Ug-Wert um 1,1 W/
thermischen Trennung zeigt 2.6.28, eine ther- (m2 • K). Moderne Dreischeibensysteme,
misch günstige Abhängekonstruktion 2.6.29. basierend auf Silberschichten und Edelgasfül-
Zusammenfassend gibt 2.6.27 eine Übersicht lungen liegen bereits bei Spitzenwerten zwi-
über die Wärmedurchgangskoeffizienten schen 0,7 und 0,4 W/(m2 • K).
unterschiedlicher Wandkonstruktionen. Die Durchlässigkeit der Fenster für Sonnen-
strahlung wird durch den Gesamtenergie-
Fenster durchlassgrad g bewertet. Er entspricht dem
Das Fenster als »Wärmeloch« in der Gebäude- prozentualen Anteil der auftreffenden Strah-
hülle gehört der Vergangenheit an. Die techno- lungsenergie, die durch die Verglasung in das
logische Entwicklung von Wärmeschutzvergla- Gebäudeinnere gelangt. Da die verglasten Flä-
sungen setzte bei der energetischen Beurtei- chen in der Regel nicht senkrecht zur Sonnen-
lung von beheizten Gebäuden eindeutige strahlung angeordnet sind und so durch die
Akzente. Durch Reduzierung der Transmissi- hervorgerufene Reflexion an der Scheibe ein
onswärmeverluste bei gleichzeitiger Erhaltung Teil der solaren Energie verloren geht, wird der
eines ausreichenden Gesamtenergie- Gesamtenergiedurchlassgrad um 15% redu-
durchlassgrades für die passive Nutzung der ziert. Desweiteren müssen bei der Berechnung
Solarenergie tragen Fenster während der Heiz- solarer Wärmegewinne permanente Verschat-
periode zum Wärmegewinn bei. Den Fenster- tungen wie Gebäudeeinflüsse, Bäume, Nach-
flächen sind allerdings aus Gründen des som- barbebauung und Fensterrahmen sowie der
merlichen Wärmeschutzes, mit der Gefahr Ausnutzungsgrad der gelieferten Solarenergie
unbehaglich hoher Raumtemperaturen, gewis- berücksichtigt werden. Liegen für den Gesamt-
se Grenzen gesetzt. Der Wärmedurchgangsko- energiedurchlassgrad keine Einzelfestlegun-
effizient UW eines Fensters ist abhängig von: gen aufgrund von Messwerten vor, können die
• dem Scheibenabstand in 2.6.26 angegebenen Bemessungswerte ver-
• der Anzahl der Scheiben wendet werden. Diese Werte decken bezüglich
• der Emissivität der Glasoberflächen zum Luft- der solaren Gewinne in der Heizperiode den
zwischenraum unteren, also ungünstigeren Bereich der
• der Gasfüllung des Hohlraumes zwischen Durchlässigkeit von Wärmeschutzverglasun-
den Scheiben gen ab. In 2.6.31 wird die Wärmebilanz zweier
• dem Randverbund von Isolierglas Fenster mit Zwei- bzw. Dreifachverglasung
• dem Rahmenmaterial. während der Heizperiode in einem Referenzkli-
ma (10 °C Heizgrenztemperatur, Grad-
Dieser Wärmedurchgangskoeffizient UW kann tagzahlfaktor 2900) den Wärmeverlusten einer
in Abhängigkeit von der Verglasung (Ug) und gut dämmenden Außenwand gegenüberge-
der Art und Ausführung des Rahmens (UF) stellt. Die Ug-Werte werden durch beschichtete
Tabellen nach DIN EN ISO 10077-1 (2.6.30) für Gläser und Gasfüllungen in den Scheibenzwi-
konstante Rahmenanteile von 20% bzw. 30% schenräumen erreicht. Es zeigt sich, dass die
entnommen oder durch einfache flächenanteili- Zweifachverglasung mit einer Kombination aus
ge Bewertung der U-Werte für Verglasung und zwar höherem Ug-Wert aber günstigerem
Rahmen einschließlich eines umfangbezoge- Gesamtenergiedurchlassgrad auf der Südseite
nen Zuschlags für den Glasverbund berechnet Vorteile, bei anderen Orientierungen leichte
werden. Holz- und Kunststoffrahmen bieten Nachteile gegenüber der Dreifachverglasung
von Haus aus guten Wärmeschutz, bei Metall- aufweist. Letztere wird auch unter Berücksichti-
rahmen müssen Innen- und Außenseite sorgfäl- gung des wesentlich höheren Scheibenge-

168
Wärmeschutz

wichts eine geringere Verbreitung finden. 2.6.28 Wärmebrücken bei vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden. Einfluss der thermischen Trennung zwischen
Alu-Konsole und Verankerungsgrund
Bei der Suche nach Lösungen mit weiter ver-
ringerten Wärmedurchgangskoeffizienten sind
unter bestimmten Voraussetzungen Verbund-
und Kastenfenster gute Alternativen. Bei den
heute üblichen höher gedämmten Außenwand-
konstruktionen ist auf die baukonstruktive
Ausführung des Wandaufbaus im Anschluss-
bereich zum Fenster sowie auf die Lage des
Fensters im Baukörper besonderes Augenmerk
zu richten. Konstruktions- oder Ausführungs-
fehler können die Wärmeverluste erheblich
beeinflussen. Verschiedene Fensteranordnun-
gen in monolithischen, außen-, kern- und
innengedämmten Mauerwerkkonstruktionen
sind bezüglich ihrer Wärmeverluste über Fen-
sterlaibung und Mauerwerk untersucht worden
[45]. Nach 2.6.32 ergibt sich für die unter-
schiedlichen Mauerwerkkonstruktionen die
jeweils günstigste Anordnung des Fensters im 2.6.29 Wärmebrücken bei vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden. Thermisch günstiges Schienensystem aus
Baukörper. Chrom-Nickel-Stahl
Detaillierte Planungs- und Ausführungsbei-
spiele für Fensterbrüstungen, -laibungen und
-stürze für monolithisches, außengedämmtes
und kerngedämmtes Mauerwerk enthält
DIN 4108 Beiblatt 2. Einen Auszug für die
Fenstereinbindung bei kerngedämmtem
Mauerwerk zeigt 2.6.33.

Transparente Wärmedämmung
Im Vergleich zu einer normalen, außen aufge-
brachten, opaken Wärmedämmung wird bei
der TWD die Sonneneinstrahlung durch das
Dämmmaterial hindurchgelassen. An der tra-
genden Wand wird die Sonne absorbiert und in
Wärme umgewandelt. Da die TWD als Wärme-
dämmung funktioniert, wird der Wärmeabfluss
nach außen stark behindert, ein Großteil der
Sonnenenergie wird als Wärme dem Raum hin-
ter der TWD-Wand zugeleitet. Bei einer übli-
2.6.30 Wärmedurchgangskoeffizienten für Fenster nach DIN EN ISO 10077-1
chen, opaken Wärmedämmung wird – wie im
Art der Ug Uf
Bild 2.6.34 ersichtlich – die Sonneneinstrahlung Verglasung W/m2•K) W/m2•K)
an der äußeren Oberfläche in Wärme umge- Flächenanteil des Rahmens 30%
setzt und von dort zum Großteil an die Umge- 1,0 1,4 1,8 2,2 2,6 3,0 3,4 3,8 7,0
Einscheiben- 5,7 4,3 4,5 4,5 4,6 4,8 4,9 5 5,1 6,1
bung wieder abgegeben. Nur ein verschwin-
verglasung
dend kleiner Teil der absorbierten Zweischeiben- 3,3 2,7 2,8 2,9 3,1 3,2 3,4 3,5 3,6 4,4
Sonneneinstrahlung wird zum Innenraum Isolierverglasung 3,1 2,6 2,7 2,8 2,9 3,1 3,2 3,3 3,5 4,3
durch die Wandkonstruktion übertragen. 2,9 2,4 2,5 2,7 2,8 3,0 3,1 3,2 3,3 4,1
2,7 2,3 2,4 2,5 2,6 2,8 2,9 3,1 3,2 4,0
Die in der kalten Jahreszeit gewünschte pas-
2,5 2,2 2,3 2,4 2,6 2,7 2,8 3,0 3,1 3,9
sive Solarenergienutzung kann in der Über- 2,3 2,1 2,2 2,3 2,4 2,6 2,7 2,8 2,9 3,8
gangszeit und in den Sommermonaten zu 2,1 1,9 2 2,2 2,3 2,4 2,6 2,7 2,8 3,6
unerwünschter Wärmelieferung führen. Die 1,9 1,8 1,9 2,0 2,1 2,3 2,4 2,5 2,7 3,5
1,7 1,6 1,8 1,9 2,0 2,2 2,3 2,4 2,5 3,3
Absorberoberfläche einer TWD-Wand wird bei 1,5 1,5 1,6 1,7 1,9 2,0 2,1 2,3 2,4 3,2
Sonneneinstrahlung um so heißer, je geringer 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,9 2,0 2,1 2,2 3,1
ihre Wärmeleitfähigkeit und Speicherfähigkeit 1,1 1,2 1,3 1,5 1,6 1,7 1,9 2,0 2,1 2,9
ist. Dies bedeutet, dass bei sehr leichtem Mau- Dreischeiben- 2,3 2,0 2,1 2,2 2,4 2,5 2,7 2,8 2,9 3,7
Isolierverglasung 2,1 1,9 2,0 2,1 2,2 2,4 2,5 2,6 2,8 3,6
erwerk Spitzentemperaturen von 100 °C und 1,9 1,7 1,8 2,0 2,1 2,3 2,4 2,5 2,6 3,4
darüber zu erwarten sind. Bei sehr schwerem 1,7 1,6 1,7 1,8 1,9 2,1 2,2 2,4 2,5 3,3
Mauerwerk steigen die Maximaltemperaturen 1,5 1,5 1,6 1,7 1,9 2,0 2,1 2,3 2,4 3,2
an der Absorberoberfläche hinter der TWD- 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,9 2,0 2,1 2,2 3,1
1,1 1,2 1,3 1,5 1,6 1,7 1,9 2,0 2,1 2,9
Wand auf Werte um 70 °C. Für diese Fälle 0,9 1,1 1,2 1,3 1,4 1,6 1,7 1,8 2,0 2,8
muss die transparente Wärmedämmung mit 0,7 0,9 1,1 1,2 1,3 1,5 1,6 1,7 1,8 2,6
einem Sonnenschutz versehen werden. Die 0,5 0,8 0,9 1,0 1,2 1,3 1,4 1,6 1,7 2,5
Wärmegewinne einer TWD-Wand sind um so Anmerkung: Die Berechnung erfolgte mit ψ-Werten aus Anhang E. Werte für Fenster, deren Flächenanteil nicht 30%
höher, je intensiver die Sonne auf die Fassade entspricht, sind mit den Gleichungen des Hauptteils dieser Norm zu ermitteln.

169
Bauphysik

2.6.31 Wärmebilanz von Fenstern über eine Heizperiode für einen Referenzstandort in Deutschland scheinen kann. Dies bedeutet, dass bei einer
Südorientierung die größten Energiegewinne
bei einer Orientierung nach Norden die
geringsten Energiegewinne zu verzeichnen
sind.
Bei Nordorientierung überwiegen die Wärme-
verluste in der Heizperiode. Ost- und westori-
entierte TWD-Flächen haben eine ausgegliche-
g ne Energiebilanz. Bei südorientierten TWD-Flä-
chen sind während der Heizperiode deutliche
g
Gewinne zu verzeichnen. Die Energiegewinne
einer TWD-Wand werden durch die Dicke des
Mauerwerks nur unwesentlich beeinflusst. Für
die Planung von TWD-Gebäuden ist es trotz-
dem wichtig, über die Dicke des Mauerwerks
hinter der TWD nachzudenken. Sie beeinflusst
die zeitliche Phasenverschiebung zwischen
der maximalen Sonneneinstrahlung und der
Wärmelieferung an den Raum. Fast unabhän-
gig vom Material der Wand beträgt die Pha-
senverschiebung bei 17,5 cm dicken Wänden
etwa 4 Stunden, bei 24 cm dicken Wänden
etwa 6 Stunden und bei 30 cm dicken Wänden
2.6.32 Anordnung der Fenster im Baukörper bei unterschiedlichen Wandaufbauten
etwa 8 Stunden. Der Zeitpunkt der Wärmeliefe-
+ Wärmefluss über Fensterlaibung klein rung in den Raum beeinflusst somit entschei-
– Wärmefluss über Fensterlaibung groß dend die Behaglichkeit. Die thermische und
energetische Wirkung und der Einfluss von
Klima, Stoffwerten und konstruktiven Aufbauten
wurden in einem vom BMFT geförderten Vorha-
ben untersucht [63]. Da mit der transparenten
Wärmedämmung häufig nicht nutzbare Wär-
meüberschüsse erzielt werden, können mit nur
teilflächiger Dämmung die Kosten-Nutzenrela-
tionen im Einzelfall stark beeinflusst werden.
Der Flächenanteil einer transparenten Wärme-
dämmung an der gesamten Dämmfläche liegt
typischerweise zwischen 10% und 30%. Bei
der Wahl der Flächen spielen gestalterische
Aspekte, die Fassadenorientierung, die vorge-
sehene Raumnutzung sowie das Platzangebot
der Fassade eine Rolle. Unter den verschie-
densten konstruktiven Möglichkeiten hat sich
ein Solarenergiesystem als besonders prakti-
kabel erwiesen, das aus einer lichtdurchlässi-
gen Schicht aus Polycarbonat in Kapillarstruk-
tur und einer Endbeschichtung aus einem
Glasputz besteht [204]. Ein wesentlicher Vorteil
des Systems liegt darin, dass im Sommer ein
großer Teil der solaren Einstrahlung bereits an
der Oberfläche des Glasputzes reflektiert wird
und auf in der Regel kostenintensive und stör-
anfällige Verschattungsanlagen verzichtet wer-
den kann.

Solare Gewinne opaker Außenwände


Außenbauteile absorbieren die direkte oder dif-
fuse Sonneneinstrahlung. Dadurch erwärmen
sich zunächst die äußeren Bauteilschichten.
Die Wärme wird ins Bauteilinnere geleitet. Die-
ser Vorgang vermindert den Wärmedurchgang
durch das Außenbauteil. Der Wärmegewinn
durch Strahlung hängt vom Strahlungsangebot
und damit von der Orientierung der Bauteil-
flächen, ihrer Verschattung, von der Farbge-
bung der Außenoberfläche und vom äußeren

170
Wärmeschutz

Wärmeübergangskoeffizienten ab. Die durch Die Temperaturleitfähigkeit von Baustoffen liegt 2.6.33 Günstiger wärmebrückenreduzierender Fenster-
einbau nach DIN 4108 Beiblatt 2, zweischaliges
Strahlungsabsorption nichttransparenter je nach Rohdichte im Bereich von 0,4 bis
Mauerwerk mit Kerndämmung
Außenwände erreichbare Minderung der 1 • 10 –6 m2/s, beträgt bei Holz etwa
Transmissionswärmeverluste ist dem U-Wert 0,2 • 10 –6 m2/s und hat für Stahl einen Wert von
der Außenwände proportional. Dies ist prak- 2,0 • 10 –6 m2/s. Für die Beurteilung des Verhal-
tisch unabhängig davon, ob es sich um ein- tens von Stoffen bei kurzzeitigen Wärmeströ-
oder mehrschichtige Konstruktionen handelt mungsvorgängen wie das Aufheizen und Aus-
und ferner unabhängig davon, wie bei Mehr- kühlen von Wänden ist der Wärmeeindringko-
schichtkonstruktionen die Schichtfolge ausge- effizient der beteiligten Stoffe die bestimmende
bildet ist. Größe. Der Wärmeeindringkoeffizient b ergibt
Die jährlichen solaren Nettowärmegewinne von sich aus der Wärmeleitfähigkeit λ, der spezifi-
opaken Teilen der Gebäudehülle ohne transpa- schen Wärmekapazität c und der Rohdichte ρ
rente Dämmschicht machen einen kleinen Teil des betreffenden Stoffes zu
der gesamten solaren Wärmegewinne aus und
werden teilweise durch Strahlungswärmeverlus- b=√λ • ρ • c
te des Gebäudes an den unbedeckten Himmel
kompensiert. Sie können daher meist vernach- In Tabelle 2.6.36 sind die b-Werte einiger Bau-
lässigt werden. Tabelle 2.6.35 enthält Solarge- stoffe zusammengestellt. In 2.6.37 wird für
winnfaktoren für übliche Außenwände. Der Wär- zwei unterschiedliche Wandaufbauten mit an-
medurchgangskoeffizient einer Außenwand nähernd gleichem Wärmedurchlasswiderstand
reduziert sich durch den Strahlungseinfluss bei das Aufheiz- und Auskühlverhalten bei einer
durchschnittlichen Klimaverhältnissen nur um 2 jeweiligen Änderung der Raumlufttemperatur
bis 12%. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine um 15 K dargestellt. Rasches Aufheizen der
rechnerbegleitende experimentelle Studie der Wände ist vom Standpunkt der Behaglichkeit
Außenstelle Holzkirchen des Fraunhofer-Insti- aus, bei kurzzeitigem Heizbetrieb, erwünscht.
tuts für Bauphysik für Gebäude mit monolithi- Das leichtere Bauteil hat aber auch ein schnel-
schen und mehrschaligen Außenwänden [198]. les Abkühlen nach Abstellen der Heizung zur
Folge. Messtechnische Untersuchungen des
Wärmespeicherung Einflusses der Wärmespeicherfähigkeit führen
Beim Aufheizen und Auskühlen eines Raumes, einheitlich zu dem Ergebnis, dass der Einfluss
bei Sonnenzustrahlung, schnellen Änderungen der Wärmespeicherfähigkeit, besonders der
der Lufttemperaturen zu beiden Seiten von Außenwände, auf den Heizenergieverbrauch
Bauteilen treten Temperaturänderungen und von Gebäuden relativ klein ist. Die theoreti-
Änderungen von Wärmeströmen auf, die durch schen Untersuchungen führen zu der gleichen
den Wärmedurchlasswiderstand R oder den Aussage [74]. Die Frage, ob unter dem Aspekt
Wärmedurchgangskoeffizienten U nicht erfasst der Energieeinsparung die Wärmespeicher-
werden können. In diesen Fällen spielt das fähigkeit oder die Wärmedämmung von Außen-
Wärmespeichervermögen der Stoffe und Bau- bauteilen wichtiger ist, lässt sich damit klar
teile im Zusammenhang mit der Zeit die ent- beantworten: Es kommt eindeutig auf die Wär-
scheidende Rolle. medämmung an. Die Aussagekraft des Wär-
Für die rechnerische Behandlung mit numeri- medurchgangskoeffizienten als Grundlage bei
2.6.34 Wirkungsweise der transparenten Wärme-
schen Methoden werden Größen benötigt, die der Berechnung der Transmissionswärmever-
dämmung im Vergleich mit einer opaken
aus der spezifischen Wärmekapazität, der luste durch Außenwände ist unbestreitbar. Wärmedämmung
Wärmeleitfähigkeit, der Rohdichte und der Untersuchungen an Gebäuden mit verschie-
Dicke der betreffenden Stoffe gebildet werden. densten Außenwänden in Mauerwerkausfüh-
Das Wärmespeichervermögen Qs, d. h. die in rung
1 m2 eines plattenförmigen Bauteils der Dicke haben gezeigt, dass sich trotz stark schwan-
d in m aus einem Stoff der Rohdichte ρ in kg/ kender Außenklimaverhältnisse nach spätes-
m3 gespeicherte Wärmemenge in J/(m 2 ⋅ K) bei tens einer Woche quasi-stationäre Wärmeströ-
1 K Übertemperatur, ergibt sich bei homoge- me einstellen und der U-Wert die Wärmeverlus-
nem Aufbau zu te durch die nichttransparenten Umhüllungsflä-
chen eines Gebäudes zutreffend beschreibt
Qs = c ⋅ ρ ⋅ d [2]. Schwere und damit speicherfähige Bau-
teile wirken sich jedoch insofern positiv auf das
Die Ausbreitung eines Temperaturfeldes in Raumklima aus als sie beim Lüften oder nach
einem Stoff wird durch dessen Temperaturleit- Abstellen der Heizung langsamer auskühlen
fähigkeit a in m 2/s beschrieben. Mit zunehmen- und dadurch die Raumlufttemperatur länger
dem a-Wert pflanzt sich die Temperaturände- im behaglichen Bereich halten. Die verlorene
rung in einem Stoff schneller fort. Die Tempera- Wärmemenge durch Lüftung und Transmission
turleitfähigkeit a ergibt sich aus der Wärmeleit- bleibt jedoch dieselbe wie bei leichterer Kon-
fähigkeit λ, der spezifischen Wärmekapazität c struktionsart.
und der Rohdichte ρ des betreffenden Stoffes Hinsichtlich der Wirkung der Wärmespeicherfä-
zu higkeit auf den Jahresheizwärmebedarf ist
λ grundsätzlich zwischen zwei gegenläufigen
a=
ρ⋅c Phänomenen zu unterscheiden. Die aus den

171
Bauphysik

2.6.35 Solargewinnfaktoren für übliche Außenwände internen Wärmequellen und der Sonnenein- fen. Dazu gehören z. B. Anker in Beton-Sand-
unter durchschnittlichen Klimabedingungen [213] wichwänden und mehrschaligen Wänden
strahlung resultierenden Wärmegewinne kön-
Orientierung übliche Außenwand
Farbe hell Farbe dunkel nen von der Schwerbauart besser genutzt sowie alle Konstruktionen des Metall und
Süd 0,04 0,12 werden, als von der Leichtbauart, weil bei der Holzbaus.
Ost, West 0,03 0,07 Schwerbauart eine Überheizung der Räume
Nord 0,02 0,06
wesentlich geringer ausfällt. Dieser Effekt wird Maßnahmen zur Verhinderung oder Reduzie-
mit einem höheren Ausnutzungsgrad der Wär- rung von Wärmebrücken sind allein schon zur
2.6.36 Wärmeeindringkoeffizient einiger Baustoffe megewinne honoriert. Demgegenüber verhält Vermeidung von Tauwasser auf inneren Bau-
Baustoff Wärmeeindring-
koeffizient
sich die Leichtbauart bei einer Nachtabsen- teiloberflächen erforderlich und werden in der
J/s 0,5 • m 2 • K kung günstiger als die Schwerbauart, weil die Regel auch getroffen. Die verbleibende ener-
Normalbeton je nach Rohdichte 1600 bis 2400 Raumlufttemperaturen schneller absinken kön- getische Schwachstelle mit erhöhten Wärme-
Leichtbeton je nach Rohdichte 250 bis 1600 nen und somit die Wärmeverluste kleiner sind. verlusten wurde jedoch bei der Beurteilung des
Ziegel 1000 bis 1300
Holz 500 bis 650
Allgemeingültige Aussagen, welche Bauart Wärmeschutzes und Heizwärmebedarfs von
Schaumkunststoffe 30 bis 45 bezüglich des Heizenergieverbrauchs günsti- Gebäuden meist nicht berücksichtigt. Zu einem
ger ist, sind wegen der gegenläufigen Auswir- gewissen Teil werden die zusätzlichen Wärme-
kungen bei Nachtabsenkung und Überheizung verluste durch Wärmebrücken allerdings
2.6.37 Zeitlicher Verlauf der raumseitigen Oberflächen-
temperatur ϑ0i verschiedener Außenwände mit nicht möglich. dadurch wieder ausgeglichen, dass die Trans-
annähernd gleichem Wärmedurchlasswider- In der warmen Jahreszeit hat die Wärmespei- missionswärmeverluste eines Gebäudes unter
stand, abhängig von der Zeit nach Erhöhen bzw. cherfähigkeit der Innenbauteile eines Gebäu- Bezug auf die äußere physikalisch zu große
Senken der Raumlufttemperatur ϑLi um 15 K (°C)
des einen ausgleichenden Einfluss auf den Oberfläche berechnet werden, was insbeson-
[62]
Verlauf der Raumlufttemperatur. Wenn die von dere bei dicken, monolithischen Mauerwerk-
der Sonne eingetragene Wärme in den Bautei- konstruktionen zum Tragen kommt. Mit zuneh-
len gespeichert und erst dann an die Raumluft mendem Anforderungsniveau an den Wärme-
abgegeben wird, wenn außen bereits kühlere schutz der Gebäudehülle wirken sich bei sin-
Temperaturen herrschen, entsteht im Sommer kenden Wärmedurchgangskoeffizienten U die
ein angenehmes, ausgeglichenes Raumklima. Wärmebrücken relativ stärker aus. Daher müs-
DIN EN 13786 legt Kenngrößen fest, die mit sen im Planungsprozess bei der Berechnung
dem dynamisch-thermischen Verhalten von des Heizwärmebedarfs die erhöhten Wärme-
kompletten Bauteilen in Beziehung stehen und verluste mit einbezogen werden. Dies kann auf
gibt Verfahren für ihre Berechnung an. unterschiedliche Art erfolgen. Baulich bedingte
Die in dieser Norm definierten Kenngrößen Wärmebrücken wie Kanten, Ecken, Deckenauf-
können als Produktspezifikationen von Bautei- lager, Balkonplatten u. ä. lassen sich nur mit
len oder die Berechnung Hilfe von Computerverfahren genau berech-
• der Innentemperatur in einem Raum nen. Für den Gebäudeentwurf und die energe-
• der täglichen Spitzenleistung und des Ener- tische Beurteilung der Gebäudehülle muss die
giebedarfs zum Heizen oder Kühlen Auswirkung von Wärmebrücken ohne großen
• der Wirkungen von intermittierendem Heizen Rechenaufwand abzuschätzen sein. Mit Hilfe
oder Kühlen verwendet werden. von Korrekturwerten zur Berücksichtigung lini-
enförmiger und punktförmiger Wärmebrücken
Wärmebrücken ergibt sich nach DIN EN ISO 14683 der thermi-
Schwachstellen im Wärmeschutz der Gebäu- sche Leitwert der Gebäudehülle zu
dehülle, über die im Vergleich zu den unge- L = ΣU i • A i + ΣΨK • IK + Σχ j
störten, benachbarten Bauteilbereichen zusätz-
liche Wärmeverluste und tiefere raumseitige Dabei ist:
λ Oberflächentemperaturen auftreten, werden als L der thermische Leitwert in W/K
Wärmebrücken bezeichnet. U i der Wärmedurchgangskoeffizient des
Wärmebrücken können aufgrund ihrer Entste- Bauteils i der Gebäudehülle in W/(m2 • K)
hung in verschiedene Typen gegliedert werden: A i die Fläche, für die Ui gilt
• Geometrische Wärmebrücken entstehen, ΨK der längenbezogene Wärmedurchgangs-
wenn die wärmeaufnehmende und wärmeab- koeffizient der Wärmebrücke k in W/mK
gebende Bauteiloberfläche verschieden groß IK die Länge, auf die sich ΨK bezieht
ist. Das klassische Beispiel für die geometri- χj der punktbezogene Wärmedurchgangs-
sche Wärmebrücke ist die Kante von Außen- koeffizient der Wärmebrücke j in W/K
wänden.
• Materialbedingte Wärmebrücken sind abhän- Der längenbezogene Wärmedurchgangskoeffi-
gig von der Gebäudekonstruktion durch zient Ψ wird in der Regel sog. Wärmebrücken-
Anordnung und Kombination von Bauteilen katalogen entnommen. Den darin enthaltenen
mit Baustoffen unterschiedlicher Wärmeleitfä- Beispielen von Baudetails liegen im Wesentli-
higkeit. Typische Wärmebrücken dieser Art chen feste Parameter zugrunde (z. B. Abmes-
sind Deckenauflager, Attikaausbildungen, sungen und Baustoffe) und sind daher weniger
Balkonplatten oder Stützen in Außenwänden. flexibel als Berechnungen. Nicht selten ent-
• Konstruktionsbedingte Wärmebrücken kön- sprechen die Beispiele in einem Katalog nicht
nen in Bauteilen durch mechanische Verbin- exakt dem jeweils vorliegenden Bauteil, das zu
dungsteile entstehen, welche die Wärme- beurteilen ist. Somit führt die Anwendung von
dämmstoffschicht durchdringen oder umlau- Ψ- Werten aus Katalogen für aktuelle Details zu

172
Wärmeschutz

Unsicherheiten. Dennoch kann der Ψ-Wert aus ϑsi die raumseitige Oberflächentemperatur 2.6.38 Darstellungsübersicht fürAngaben zu Ψ-Werten
dem Katalog angewendet werden, sofern die ϑi die Innenlufttemperatur und f-Werten am Beispiel des Wärmebrücken-At-
las (Hauser)
Abmessungen und die wärmetechnischen ϑe die Außenlufttemperatur
Eigenschaften des Katalogbeispiels ähnlich
jenen des aktuellen Details sind oder das Kata- Zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung
log-Beispiel wärmetechnisch ungünstiger ist muss nach DIN 4108-2 unter Annahme einer
als das aktuelle Detail. Die Ψ-Werte in einem Raumlufttemperatur von 20 °C und 50%
Wärmebrückenkatalog müssen aus numeri- relativer Luftfeuchte bei einer unter mittleren
schen Berechnungen nach DIN EN 10211-2 meteorologischen Randbedingungen in
abgeleitet worden sein. Wärmebrückenkatalo- Deutschland häufig genug auftretenden
ge bieten vom Keller bis zum Dach geordnete Außenlufttemperatur von – 5 °C die Mindestan-
Detaillösungen nach 2.6.38 für Wand-, Fen- forderung fRsi ≥ 0,70 erfüllt werden. In diesem
ster-, Decken- und Balkonanschlüsse. Zusammenhang musste der Mindestwert des
Planungs- und Ausführungsbeispiele für Wär- Wärmedurchlasswiderstands von Außenwän-
mebrückendetails enthält das Beiblatt 2 zu den von R = 0,55 auf R = 1,2 m 2K/W erhöht
DIN 4108. Für den Mauerwerkbau sind darin werden, um unter Annahme eines inneren Wär-
Anschlussdetails für monolithische, außenge- meübergangswiderstands von Rsi = 0,25 auch
dämmte und kerngedämmte Außenwände ent- in den Kanten von Außenwänden nach 2.6.41
halten. In Bild 2.6.39 werden die Anschlussde- den Temperaturfaktor 0,70 einzuhalten. Für die
tails der Bodenplatte, der Kellerdecke, der genannten Randbedingungen bedeutet dies
Geschossdecke und des Flachdachs mit die Einhaltung einer raumseitigen Oberflächen-
Attika für eine 36,5 cm dicke monolithische temperatur von ϑsi ≥ 12,6 °C. Als einfaches
Mauerwerk-Außenwand gezeigt. Eine aus Kriterium zur Vermeidung von Schimmelpilzbil-
dem Baukörper herausragende Balkonplatte dung wird für den Planer und Betreiber eines
wirkt, wegen der außenseitigen Flächenvergrö- Gebäudes in der Regel die Feststellung in
ßerung, wie eine Kühlrippe. Nach 2.6.40 kann DIN 4108-2 sein, dass alle konstruktiven, form-
der Balkonanschluss von der Deckenplatte bedingten und stoffbedingten Wärmebrücken,
thermisch getrennt werden. Die Wärmedämm- die beispielhaft in DIN 4108 Beiblatt 2 aufge-
schicht wird nur noch punktförmig von Zug- führt werden, als ausreichend wärmegedämmt
und Druckstählen durchbrochen. Damit redu- anzusehen sind. Bei Wärmebrücken in Bau-
ziert sich der längenbezogene Wärmedurch- teilen, die an das Erdreich oder an unbeheizte
gangskoeffizient Ψ auf die Hälfte der Verluste Kellerräume und Pufferzonen grenzen, muss
einer durchbetonierten Balkonplatte. Eine vor- von den in 2.6.42 angegebenen Randbedin-
gehängte Stahlkonstruktion, die über einen gungen ausgegangen werden.
Zugstab mit der Geschossdecke verbunden Die Erfassung von Wärmebrücken kann durch
ist, weist ähnliche Reduzierungen der Wärme- versuchstechnische oder analytische Verfahren
brückenverluste auf. Die ober- und unterseitige erfolgen. Die einfachste Methode ist die
2.6.39 Anschlussdetails für eine einschalige Außen-
Wärmedämmung der auskragenden Balkon- Bestimmung der inneren Oberflächentempera- wand nach Beiblatt 2 zu DIN 4108
platte hat praktisch keinen nennenswerten turen im Bereich der Wärmebrücken durch
Erfolg. Bezüglich der Wärmebrückenauswir- punktuelles Messen und Bezugnahme auf die
kung verschiedenster konstruktiver Lösungen Temperaturrandbedingungen zu beiden Seiten
von Balkonanschlüssen besteht kein Unter- des Außenbauteils. Beim thermografischen
schied zwischen einschaligen Wänden, Wän- Verfahren wird mit der Infrarotkamera ein Wär-
den mit Wärmedämmverbundsystemen und mebild der äußeren Gebäudeansicht oder von
mehrschaligen Außenwänden. Innenflächen einzelner Räume aufgenommen.
Wärmebrücken können in ihrem thermischen Das Verfahren liefert wichtige Informationen
Einflussbereich zu deutlich niedrigeren raum- über den qualitativen Zustand der Wärmedäm-
seitigen Oberflächentemperaturen und zu Tau- mung. Mängel bei der Bauausführung oder
wasserniederschlag und eventuell zur folgen- Erfolge einer energetischen Sanierung können
den Schimmelbildung führen. Die Angabe anschaulich dargestellt werden. Quantitative
raumseitiger Oberflächentemperaturen in °C Aussagen über die Höhe von Wärmeverlusten
bedingt einschränkend die zusätzliche Festle- sind mit Hilfe der Infrarotthermografie aller-
gung der Außen- und Innenlufttemperatur. dings nicht möglich. Temperaturverteilung und
Da je nach Nutzung und meteorologischen Wärmedurchgang können für originalgetreue
Gegebenheiten sehr unterschiedliche Rand- Bauteile im Laborversuch nach DIN EN ISO
bedingungen zu wählen sind, wird nach 8990 bestimmt werden, indem das Bauteil als
DIN EN ISO 10211-2 die Oberflächentempera- Trennwand zwischen zwei Räumen, unter-
tur in dimensionsloser Form entsprechend fol- schiedlicher Temperatur, eingebaut wird. Zur
gender Definition benutzt: rechnerischen Erfassung der Effekte mehrdi-
mensionaler Wärmebrücken erfolgt die Berech-
fRsi = (ϑsi – ϑe) / (ϑi – ϑe) nung von Temperaturfeld und Wärmestrom
über die numerische Lösung der dreidimensio-
Dabei ist: nalen Wärmeleitungsgleichung. Soweit es für
fRsi der Temperaturfaktor am den Einzelfall ausreichend ist, wird die Berech-
Ort der Wärmebrücke nung für zweidimensionale ebene Verhältnisse

173
Bauphysik

2.6.40 Thermische Verbesserung von Balkonplatten-an- ausgeführt und bei eindeutig dreidimensiona- mit raumlufttechnischen Anlagen auf 1,0 h –1.
schlüssen
len Temperatur- und Wärmestromfeldern auf Ergänzend zu den Angaben der Norm ist es im
räumliche Strukturen ausgedehnt. letzten Fall, unter Berücksichtigung von bau-
praktischen Toleranzen als ausreichend anzu-
Luftdichtheit sehen, wenn der auf das Raumluftvolumen
Mit zunehmenden Wärmeschutzanforderungen bezogene, gemessene Luftvolumenstrom bei
bekommt die Luftdichtheit der Gebäudehülle einer Druckdifferenz von 50 Pa den in der
eine wachsende Bedeutung. Ein hohes Maß an Norm genannten Grenzwert um bis zu 0,5 h–1
Dichtheit ist erforderlich, um die angestrebte überschreitet.
Reduzierung des Heizwärmebedarfs auch tat- Erwartungsgemäß weisen in Mauerwerkkon-
sächlich zu erreichen und Bauschäden, sowie struktion erstellte Gebäude in der Regel eine
Komforteinbußen zu vermeiden. Bei unkontrol- größere Dichtheit auf, als leichte Bauarten.
lierten Leckagen des Gebäudes laufen alle Allerdings sind auch beim Mauerwerk Durch-
weiteren Maßnahmen für einen erhöhten Wär- dringungen des Innenputzes, Fensteranschlüs-
meschutz ins Leere. Teiloptimierungen, wie die se, Vorwandinstallationen und Dachanschlüsse
Minimierung von U-Werten ohne die zu beachten. Als wichtiges Hilfsmittel für den
Berücksichtigung von Luftundichtheiten sind Planer enthält DIN 4108-7 Planungs- und Aus-
daher aus baupraktischer Sicht wirkungslos. führungsempfehlungen und zeigt, wie in 2.6.43
Die Dichtheit eines Bauwerks muss unabhängig dargestellt, Ausführungsbeispiele für Überlap-
vom Austausch der Raumluft gegen die Außen- pungen, Anschlüsse, Durchdringungen und
luft gesehen werden. Dieser Luftwechsel ist zur Stöße in der Dichtheitsebene.
Aufrechterhaltung eines hygienischen Raumkli-
mas erforderlich und wird bei der Berechnung Anforderungen an den Wärmeschutz
des Heizwärmebedarfs bei den Lüftungswär- Die in CEN/TC 89 »Wärmeschutz von Gebäu-
meverlusten mit einer vorgegebenen Luftwech- den und Bauteilen« erarbeiteten Bemessungs-,
selzahl berücksichtigt. Der Luftaustausch Berechnungs- und Messnormen bilden die
erfolgt bei freier Lüftung über das Öffnen von Grundlage für die nationalen Umsetzungsdo-
Fenstern oder durch mechanisch betriebene kumente der Normenreihe DIN 4108 »Wärme-
Lüftungsanlagen. Undichtheiten in den Außen- schutz und Energieeinsparung in Gebäuden«.
bauteilen stellen also zusätzliche unkontrollierte Die Art und Höhe der Festlegung eines Anfor-
Lüftungswärmeverluste dar, die zu vermeiden derungsniveaus liegt nach wie vor im nationa-
oder zumindest nach dem Stand der Technik len Ermessen der einzelnen Länder. Für die
zu minimieren sind. Einhaltung von Mindestanforderungen und die
Luftdurchlässigkeiten in der Gebäudehülle Bemessung energiesparender Maßnahmen
haben meist mehrere unerwünschte Einflüsse müssen folgende Teile der DIN 4108 beachtet
zur Folge: werden:
2.6.41 Temperaturfaktor in einer Außenwandkante als Teil 2: Mindestanforderungen an den
Funktion des Wärmedurchlasswiderstands der • Zugerscheinungen beeinträchtigen das Wärmeschutz
Außenwand für zwei unterschiedliche Wärme-
übergangskoeffizienten Behaglichkeitsempfinden der Bewohner. Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechni-
• Tauwasserschäden können infolge Wasser- sche Kennwerte
dampfkonvektion der feuchten Raumluft zu Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärme-
kalten Außenbereichen raumabschließender und des Jahresheizenergiebedarfs
Bauteile entstehen. Teil 7: Luftdichtheit von Bauteilen und
• Der Schallschutz vor Außenlärm wird beein- Anschlüssen – Planungs- und
trächtigt. Ausführungsempfehlungen sowie
• Die Energieverluste nehmen einen nicht -beispiele
unerheblichen Teil der Gesamtenergieverlu- Beiblatt 2: Wärmebrücken; Planungs- und
ste eines Gebäudes ein. Ausführungsbeispiele.
DIN 4108-2 legt die Mindestanforderungen an
Die Luftdichtheit von Gebäuden sowie einzel- die Wärmedämmung von Bauteilen und bei
ner Wohneinheiten oder Räume innerhalb eines Wärmebrücken in der Gebäudehülle fest und
fertiggestellten Gebäudes wird nach DIN EN gibt wärmeschutztechnische Hinweise für die
ISO 9972 (Blower Door) bestimmt. Die interna- Planung und Ausführung von Aufenthaltsräu-
tionale Norm legt die Anwendung mechani- men in Hochbauten, die ihrer Bestimmung
scher Über- oder Unterdruckbeaufschlagung nach auf übliche Innentemperaturen (≥ 19 °C)
von Gebäuden fest. Die Luftdichtheit wird in beheizt werden. Unter Mindestwärmeschutz
der Regel durch den verbleibenden Luftwech- versteht man eine Maßnahme, die an jeder
sel des Gebäudes oder von Gebäudeteilen bei Stelle der Innenoberfläche der Gebäudehülle,
einer Druckdifferenz von 50 Pa (n50-Wert) defi- bei ausreichender Beheizung und Lüftung
niert. Die Dichtheit kann aufgrund der in 2.6.44 unter Zugrundelegung üblicher Nutzung ein
angegebenen n50- Luftwechselraten beurteilt hygienisches Raumklima sicherstellt, so dass
werden. In DIN 4108-7 werden erstmals Grenz- Tauwasserfreiheit im Ganzen und in Ecken
werte für die Luftwechselrate festgeschrieben. gegeben ist. Außerdem wird damit das Risiko
Für Gebäude mit natürlicher Lüftung wird der der Schimmelbildung verringert. Wesentliche
n50-Wert auf 3,0 h–1 beschränkt, für Gebäude Änderungen der Ausgabe 2000 gegenüber der

174
Wärmeschutz

Ausgabe 81 sind praktisch die Verdoppelung die folgenden Definitionen für eine Klarstellung 2.6.42 Temperaturrandbedingungen nach DIN 4108-2
zur Wärmebrückenberechnung
des Mindestwertes für den Wärmedurchlass- der Begriffe sorgen:
Gebäudeteil bzw. Umgebung Temperatur 1)
widerstand der Außenwände von R ≥ 0,55 auf • Heizwärmebedarf: Rechnerisch ermittelte θ
R ≥ 1,2 m 2 ⋅ K/W, die eingehendere Behand- Energie, die dem Heizsystem des Gebäudes °C
lung von Wärmebrücken, die Maßnahmen zur zugeführt werden muss, um den Heizwärme- Keller 10
Erdreich 5
Vermeidung von Schimmelpilzbildung und die bedarf abdecken zu können.
Unbeheizte Pufferzone 10
vereinfachte Beurteilung des Mindestwärme- • Heizenergiebedarf: Rechnerisch ermittelte Unbeheizter Dachraum –5
schutzes schwerer und leichter Bauteile. Man Energie, die dem Heizsystem des Gebäudes
unterscheidet nur noch Bauteile mit einer flä- zugeführt werden muss, um den Heizwärme-
chenbezogenen Gesamtmasse von mindes- bedarf abdecken zu können.
tens 100 kg/m3 und Bauteile mit geringerer • Heizenergieverbrauch: Über einen bestimm-
Gesamtmasse ohne Berücksichtigung der ten Zeitraum gemessener Wert an Heizener-
Lage von Dämmschichten mit ihrer Auswirkung gie (Menge eines Energieträgers), der zur 2.6.43 Abdichtungsbeispiele nach DIN 4108-7
auf Aufheiz- und Auskühlvorgänge. Die Kom- Aufrechterhaltung einer bestimmten Tempe-
pensation geringerer Speichermasse durch ratur einer Zone erforderlich ist.
höhere Wärmedämmung wird einfach dadurch • Endenergiebedarf: Energiemenge, die zur
gelöst, dass für Bauteile unter 100 kg/m3 Deckung des Jahresheizenergiebedarfs und
erhöhte Anforderungen mit R ≥ 1,75 m2 K/W des Wärmebedarfs für die Warmwasserberei-
gelten, was dem früheren Höchstwert für leich- tung benötigt wird, ermittelt an der System-
te Bauteile entspricht. Bei Rahmen- und Ske- grenze des betrachteten Gebäudes.
lettbauarten gilt der Wert nur für den Gefach- • Primärenergiebedarf: Energiemenge, die zur
bereich. In diesen Fällen ist für das gesamte Deckung des Endenergiebedarfs benötigt
Bauteil zusätzlich im Mittel R ≥ 1,0 m 2 K/W ein- wird, unter Berücksichtigung der zusätzlichen
zuhalten. Auf weitere Details wurde bereits bei Energiemenge, die durch vorgelagerte Pro-
der Beschreibung von Wärmebrücken und der zessketten außerhalb der Systemgrenze
Luftdichtheit eingegangen. »Gebäude« bei der Gewinnung, Umwand-
lung und Verteilung der jeweils eingesetzten
Energieeinsparverordnung Brennstoffe entstehen.
Zahlenmäßige Festlegungen von Anforderun- Während bisher Anforderungen an den Heiz-
gen an den energiesparenden Wärmeschutz wärmebedarf gestellt wurden, wird das neue
sind Gegenstand öffentlich-rechtlicher Rege- Anforderungsniveau an den Heizenergiebe-
lungen zum energiesparenden Bauen. Die darf, d. h. die bewertete Primärenergie gekop-
Festlegung des Jahresheizenergiebedarfs in pelt werden, um die Effizienz der Anlagentech-
der Energieeinsparverordnung entspricht einer nik und der eingesetzten Energieträger einzu-
durch das Grundlagendokument Nr. 6 »Ener- beziehen. Das bedeutet, dass der Bilanzrah-
gieeinsparung und Wärmeschutz« vorgegebe- men, der bisher am Heizkörper endete, sich
nen Leistungsstufe für unterschiedliche Verfah- nunmehr bis zum Kraftwerk oder der Gas- bzw.
ren zur Energieeinsparung. Für die technische Öllieferung erstreckt.
Umsetzung dient die europäische Norm Die Energieeinsparverordnung enthält als
DIN EN 832. Dieser Standard bezieht sich Kernelemente die Verschärfung der Anforde-
dabei auf eine Reihe weiterer erforderlicher rungen an das energiesparende Bauen, mit
Bemessungsnormen, wie die Berechnung des dem Ziel einer Verbrauchssenkung um durch-
spezifischen Wärmeverlustkoeffizienten, die schnittlich 30% bei Neubauten und, für den
Wärmeübertragung an das Erdreich, die Gebäudebestand, die Anpassung der bisheri-
dynamisch- thermischen Kenngrößen und die gen Wärmeschutz- sowie anlagentechnischen
Behandlung von Wärmebrücken. Eingangsda- Anforderungen und Nachrüstungspflichten an
ten für die Bemessungsnormen sind u.a. Pro- den technischen Fortschritt zu erfüllen. Im Gel-
duktmerkmale, wie z.B. die Wärmeleitfähigkeit tungsbereich werden, wie bisher in der Wärme-
von Dämmstoffen und Mauerwerkkonstruktio- schutzverordnung, die Gebäude mit normalen
nen. Die logische Verknüpfung der verschiede- Innentemperaturen (mindestens 19 °C) aufge-
nen Bemessungs-, Produkt- und Messnormen führt und die Gebäude mit niedrigen Innentem-
wird in 2.6.45 veranschaulicht. Darüberhinaus peraturen unverändert definiert.
müssen noch zur Konkretisierung der europä- Als Anforderung für Gebäude mit normalen
ischen Rechenverfahren nationale Randbedin- Innentemperaturen sind nach 2.6.46 Höchst- 2.6.44 Angaben zu Luftwechselzahlen bei der Dicht-
gungen, wie z.B. Klimadaten, solare Gewinne, werte des Jahres- Primärenergiebedarfs, in heitsprüfung
interne Wärmequellen und Luftwechsel in Abhängigkeit von der Gebäudeform A/Ve, ein- Richtwerte
DIN 4108-6 sowie Regelungen zur Erfassung zuhalten. Mit der Festlegung auf die Primär- Dichtheit Luftwechsel bei 50 Pa [h-1]
der gesamten Wärmeverluste des Heizsystems energie soll ein klarer Bezug zum politischen des Gebäudes Mehrfamilien- Einfamilien-
haus haus
und des Wärmebedarfs für die Warmwasser- Ziel der CO2 -Reduktion geschaffen und Wett-
sehr dicht 0,5 – 2,0 1,0 – 3,0
versorgung nach DIN 4701-10 festgelegt bewerbsverzerrungen für konkurrierende Ener- mittel 2,0 – 4,0 3,0 – 8,0
werden. giesysteme vermieden werden. Dagegen ist weniger dicht 4,0 – 10,0 8,0 – 20,0
Da es erfahrungsgemäß oft zu unsauberen die berechnete Endenergie eine wertvolle Infor- Grenzwerte
Bezeichnungen und Verwechslungen bei der mation für den Nutzer als normierte Vorhersage Gebäude mit Luftwechsel/h
Beschreibung wärmeschutztechnischer und für den zu erwartenden Verbrauch und gleich- natürlicher Lüftung n50 ≤ 3
Abluftanlagen n50 ≤ 1,5
energetischer Eigenschaften kommt, sollen zeitig die Kenngröße in einem gebäudespezifi-

175
061 Grundlagen
Bauphysik

2.6.45 Gliederung der TC 89 Normungsarbeiten und Verknüpfung einzelner Normen schen Energiebedarfsausweis. Durch die
zusätzliche Nebenanforderung an den maxi-
Energieeinsparverordnung
malen Jahres-Heizwärmebedarf soll sicherge-
Entwurfs- und Bemessungsnormen stellt werden, dass der bisherige
Gebäude Wärmedämmstandard der Gebäudehülle nicht
unterschritten wird.
EN 832
Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden Anforderungen an die Dichtheit außenliegender
Berechnung des Heizenergiebedarfs Fenster und Fenstertüren bleiben unverändert.
Die Dichtheit der Gebäudehülle wird durch den
pr EN ISO 13789
Hinweis auf das geeignete Messverfahren und
Spezif. Transmissionswärmeverlustkoeffizient
die bei einer Überprüfung zulässigen Lecka-
EN ISO 13370 gen näher präzisiert. Zur Sicherstellung eines
Wärmeübertragung über das Erdreich energiesparenden sommerlichen Wärmeschut-
zes wird die bisherige Regelung entsprechend
pr EN 13786
Dynamisch thermische Eigenschaften von der technischen Fortentwicklung verbessert
Bauteilen und verschärft.
Für Gebäude, die nutzungsbedingt eine
EN ISO 10211-1 & EN ISO 10211-2
besondere Ausführung der Fassade und eine
Wärmebrücken
sommerliche Kühlung erfordern, erfolgt eine
Produkte, Produktmerkmale Begrenzung der Kühlleistung. Die energeti-
schen Mindestanforderungen für die Inbetrieb-
nahme von Heizkesseln, Verteilungseinrichtun-
Materialien Bauteile gen und Warmwasseranlagen wurden im
Wesentlichen aus der Heizanlagen-Verordnung
Tabellierte Tabellierte übernommen.
Bemessungswerte Bemessungswerte
Für Gebäude mit niedrigen Innentemperaturen
Umrechnung in Berechnungs- wird nach wie vor nur der Jahrestransmissions-
Bezugs- und verfahren wärmebedarf begrenzt, weil für diese Gebäude
Bemessungswerte der Luftwechsel und interne Wärmequellen nut-
Umrechnung in
Bezugs- und
zungsbedingt stark schwanken können.
Bemessungswerte Für die Änderung von bestehenden Gebäuden
Messverfahren wurden die bisherigen Regelungen mit Anfor-
derungen an die Wärmedurchgangskoeffizien-
Messverfahren
ten einzelner Bauteile nach 2.6.47 fortgeschrie-
ben. Damit entsprechende energetische Nach-
2.6.46 Anforderung: Primärenergiebedarf besserungen im Gebäudebestand ein breiteres
Anwendungsfeld finden, wurden engere Vor-
gaben für durchzuführende Wärmeschutzmaß-
nahmen im Falle einer Renovierung geschaf-
fen. Unter Einhaltung vorgegebener Fristen
müssen bei heizungstechnischen Anlagen
bestehender Gebäude die Wärmeverteilungs-
Kessel leitungen mit einer Wärmedämmung versehen
werden und Heizkessel dem Anforderungs-
standard für Neubauten entsprechen.

Rechenverfahren
Zur Berechnung des Heizwärme- und Heiz-
energiebedarfs ist die europäische Norm
DIN EN 832 in Verbindung mit der nationalen
Umsetzungsnorm DIN 4108-6 und DIN 4701-10
anzuwenden. Das Berechnungsverfahren nach
EN 832 basiert auf einer stationären Energie-
bilanz, die jedoch innere und äußere Tempera-
turveränderungen sowie den dynamischen
Effekt von inneren und solaren Wärmegewin-
2.6.47 Energieeinsparverordnung, Maßnahmen im Bestand nen berücksichtigt. Die Berechnung des Jah-
Bauteil U-Wert
res-Heizenergiebedarfs erfolgt entsprechend
W/(m 2 • k)
EnEV 2.6.48 durch Bilanzierung der beteiligten Ver-
Außenwände (Innendämmung, Gefacherneuerung) 0,45 lust- und Gewinngrößen. Der Heizenergiebe-
Außenwände 0,35 darf bezieht neben dem, vom Gebäude abhän-
Fenster 1,70
gigen Heizwärmebedarf, auch noch die techni-
Decken, Dächer, Dachschrägen (Steildach) 0,30
Decken, Dächer, Dachschrägen (Flachdach) 0,25 schen Verluste des Heizungssystems, die
Decken und Wände gegen unbeheizte Räume bzw. Erdreich (Dämmung auf der Kaltseite) 0,40 Energieaufwendungen für Warmwasser und
Decken und Wände gegen unbeheizte Räume bzw. Erdreich (Dämmung auf der Warmseite) 0,50 eventuelle Gewinne durch regenerative Syste-

176
Wärmeschutz

me mit ein. Die Verluste der Anlagentechnik Beim Heizperiodenverfahren wird der Wärme- Thermische Behaglichkeit
können nach DIN 4701-10 durch Aufwands- brückeneinfluss durch einen pauschalen Die thermische Behaglichkeit in einem beheiz-
zahlen für Wärmeübergabe, Verteilung, Spei- Zuschlag auf den spezifischen Transmissions- ten Raum hängt im Wesentlichen von den
cherung, Erzeugung und Primärenergieum- wärmeverlust HT ermittelt: Oberflächentemperaturen der Raumumschlie-
wandlung für den Einzelfall nach vorliegender ßungsflächen und von der Raumlufttemperatur
Planung für die technische Anlage genau HWB = ΔUWB • A ab. Weiter spielen die Luftgeschwindigkeit, die
berechnet oder alternativ durch eine, auf die Luftfeuchte, die Aktivität des Menschen und
Primärenergie bezogene, Aufwandszahl ep Bei wärmetechnisch mit DIN 4108 Beiblatt 2 seine Bekleidung eine Rolle.
für die gesamte Anlagentechnik beschrieben vergleichbaren Konstruktionen kann Die Behaglichkeitsbereiche der einzelnen
werden. Für die Ermittlung des Heizwärme- ΔUWB = 0,05 W/(m2 • K) eingesetzt werden. Faktoren sind miteinander verknüpft. Raumluft-
bedarfs werden zwei Methoden angeboten. Das Monatsbilanzverfahren erlaubt zusätzlich und Oberflächentemperatur beeinflussen nach
Für das einfachere, auch als Handrechenver- die Berechnung der Wärmebrückenverluste 2.6.49 das Temperaturempfinden des Men-
fahren noch beherrschbare und auf Wohnge- mit Hilfe längenbezogener Wärmedurchgangs- schen in der Weise, dass innerhalb bestimmter
bäude beschränkte, Periodenbilanzverfahren koeffizienten (ψ -Werte). Grenzen eine niedrigere Temperatur der Luft
gilt allgemein Mittels, aus umfangreichen und rechnerauf- durch eine höhere Temperatur der Oberfläche
wändigen europäischen Normen, abgeleiteter ausgeglichen werden kann.
Qh = Ql, HP – ηHP • Qg, HP pauschalisierter Reduktionsverfahren oder Für den anzustrebenden Wert der Luftfeuchte
Korrekturwerten, wird zusätzlich die Möglich- gibt es mit der Lufttemperatur einen Zusam-
Dabei ist: keit für ein schnelles Umsetzen der DIN EN 832 menhang, der sich nach 2.6.50 ebenfalls als
Qh der Heizwärmebedarf für die Heizperiode ermöglicht. Diese Vereinfachung wirkt sich ins- Behaglichkeitsbereich darstellen lässt. Das
Ql, HP die Wärmeverluste während der Heiz- besondere bei der Angabe von Temperatur- Behaglichkeitsempfinden des Menschen muss
periode Korrekturfaktoren für Flächen des beheizten individuell unterschiedlich bewertet werden.
Qg, HP die Wärmegewinne (interne, solare) Kellers aus. Ausgehend von grundsätzlich physikalischen
während der Heizperiode Berechnungen für einzelne Gebäudetypen Vorgängen wie Strahlungsaustausch, Wärme-
ηHP der Ausnutzungsgrad. bestätigen, dass bei verbessertem Standard leitung und Verdunstung sowie von allgemein
der Heizungsanlage (Niedertemperaturkessel, gültigen Erfahrungen herrscht ein günstiges
Das genauere Monatsbilanzierungsverfahren Brennwerttechnik), nachgewiesener Dichtheit Raumklima, wenn folgende Faktoren gegeben
erlaubt die Berücksichtigung weiterer Einfluss- des Gebäudes, Nachtabsenkung, optimierten sind:
größen auf den Heizenergiebedarf und eröffnet Zweifachverglasungen und hohem Dämmni- • die Außenbauteile durch einen guten
größere Spielräume für die Planung. Der Jah- veau in Dach- und Kellerflächen einschalige Wärmeschutz eine Oberflächentemperatur
resheizwärmebedarf Qh ergibt sich durch Auf- Mauerwerkkonstruktionen nach wie vor ausge- auf der Raumseite von etwa 18 °C aufweisen
summierung der einzelnen Monatsbilanzen, führt werden können. • die Differenz zwischen der Raumluft- und
sofern sich positive Werte für jeden Monat Der Wärmedurchgangskoeffizient der Außen- Oberflächentemperatur der raumbildenden
ergeben nach wand sollte dabei U = 0,40 W/(m 2 • K) nicht Bauteile nicht größer als 2 K ist
überschreiten. Zweischaliges Mauerwerk mit • das Verhältnis zwischen Lufttemperatur und
Qh = ΣQH,M pos zusätzlichen Wärmedämmschichten, einscha- relativer Luftfeuchte bei entsprechender
und lige Wände mit Wärmedämmverbundsystemen Zuordnung im Bereich von ϑ = 18 bis 24 °C
Qh,M = QI,M – ηM • Qg, M oder wärmegedämmte Konstruktionen mit hin- und ϕ = 40 bis 60% zu finden ist
terlüfteten Vorsatzschalen unterliegen ohnehin • die Luftbewegung im Raum eine Luftge-
Die zur Anwendung beider Rechenverfahren keinen Anwendungsproblemen. schwindigkeit von 0,10 bis 0,20 m/s nicht
erforderlichen Randbedingungen für die Heiz- Alle wesentlichen Energiebedarfsanteile eines überschreitet.
gradtagzahl, das mittlere Strahlungsangebot Gebäudes werden zu folgenden Zwecken
und den mittleren monatlichen Außentempera- durch einen Energiebedarfsausweis erfasst: Wärmeschutz im Sommer
turen und solaren Strahlungsintensitäten ent- • Information des Nutzers über den zu erwar- Bei Gebäuden mit Wohnungen oder Einzelbü-
hält DIN 4108-6. Zur Realisierung wärme- tenden Energieverbrauch, ros und Gebäuden mit vergleichbarer Nutzung
schutztechnischer Nachweise nach öffentlich- • Verbesserung der Transparenz im Woh- sind in der Regel raumlufttechnische Anlagen
rechtlichen Anforderungen müssen zusätzlich nungs- und Immobilienmarkt, im Hinblick auf zur Kühlung bei ausreichenden baulichen Maß-
die in DIN 4108-6 beschriebenen Randbedin- die energetische Qualität von Gebäuden, nahmen nicht erforderlich.
gungen zur Anwendung gelangen. • Unterstützung des Vollzugs der Verordnung, Der sommerliche Wärmeschutz ist im Wesent-
Die Vorteile des Monatsbilanzverfahrens liegen indem der Nutzer in die Lage versetzt wird, lichen abhängig vom Gesamtenergiedurch-
darin, dass Einflüsse leichter bzw. schwerer energierelevante Merkmale seines Gebäudes lassgrad der transparenten Außenbauteile,
Bauarten auf den Ausnutzungsgrad der Wärme- überschlägig zu überprüfen und Auffälligkei- ihrer Orientierung nach der Himmelsrichtung
gewinne und die Wirkung der Nachtabsenkung ten nachzugehen. und ihrer Neigung bei Fenstern in Dachflächen.
sowie solare Gewinne über Glasvorbauten, Eine einfache Zusammenfassung zeigt, dass Weitere Faktoren sind die Lüftungsmöglichkeit
opake Bauteile und transparente Wärmedäm- der Heizenergiebedarf eines Gebäudes von der Räume, die Wärmespeicherfähigkeit, ins-
mung berücksichtigt werden können. vier Einflussgrößen bestimmt wird: besondere der innenliegenden Bauteile sowie
Entscheidenden Einfluss auf die Wärmeverlus- • Klima: Standort des Gebäudes, Außentempe- die Wärmeleiteigenschaften der nichttranspa-
te hat die Luftwechselrate von n = 0,7 h –1 bei ratur, Sonneneinstrahlung renten Außenbauteile unter instationären Rand-
freier Lüftung und deren Reduzierung auf • Gebäude: Gebäudeform, Gebäudevolumen, bedingungen. Ein wirksamer Sonnenschutz
n = 0,6 h –1, falls eine Luftdichtheitsprüfung Grundrissgestaltung, Orientierung, Ausbil- transparenter Außenbauteile kann baulich
durchgeführt wird und bei dieser Prüfung die dung der Außenbauteile, Bauart durch auskragende Dächer oder Balkone,
Bedingung n50 < 3 h –1 erfüllt wird. Eine weitere • Heizungsanlage: Wärmeerzeugung, Rege- durch außen- oder innenliegende Sonnen-
Reduzierung der Lüftungsverluste lässt sich lung, Verteilung, Warmwasserbereitung schutzvorrichtungen oder mit Hilfe von Sonnen-
durch Verwendung von Zu- und Abluftanlagen • Nutzung: Raumtemperatur, Luftwechsel, schutzgläsern erreicht werden. Zweck
mit Wärmerückgewinnung erreichen. Nutzbare Abwärme der Begrenzung solarer Wärmeeinträge im

177
Bauphysik

2.6.48 EN 832 – Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Berechnung des Heizenergiebedarfs Q (Endenergie) Sommer ist die Sicherstellung behaglicher
und des Primärenergiebedarfs QP Wohngebäude
Raumtemperaturen, d. h. die Vermeidung der
Überschreitung bestimmter Grenz-Raumtem-
peraturen an mehr als 10% der Aufenthaltszeit.
Um in den wärmeren Klimaregionen, ein-
schließlich möglicher Sonnenschutzvorkehrun-
gen, die Temperaturbegrenzungen einhalten
zu können, sind folgende Festlegungen getrof-
Q Heizenergiebedarf fen worden:
Qr Wärmegewinn aus Umwelt • Sommer-Klimaregion A;
(erneuerbare Energien) sommerliche Gebiete 25 °C
Qh Heizwärmebedarf
Qw Wärmebedarf für Warmwasser- • Sommer-Klimaregion B;
bereitung gemäßigte Gebiete 26 °C
Qt Verluste der Anlagetechnik • Sommer-Klimaregion C;
Qp Primärenergiebedarf sommerheiße Gebiete 27 °C
ep primärenergiebezogene Gesamt-
anlagenaufwandszahl Für den Nachweis der Begrenzung ist der fest-
gelegte Grenzwert des dimensionslosen Son-
neneintragskennwertes Smax einzuhalten, der
2.6.49 Zusammenhang zwischen Raumlufttemperatur und Oberflächentemperatur für das Behaglichkeitsempfinden sich aus dem Gesamtenergiedurchlassgrad
des Menschen [15] der Verglasung g, dem Fensterflächenanteil f
an einer Fassadenseite und dem Abminde-
rungsfaktor Fc des Sonnenschutzes sowie dem
Fensterrahmenanteil FF zusammensetzt.

Smax ≥ S = f • g • Fc (1 – FF)/0,7

Der Grenzwert ergibt sich aus einem Basiswert


S0 für die zuständige Sommer-Klimaregion
sowie aus baulichen und nutzerbedingten Kor-
rekturen nach 2.6.51.

Smax ≥ S 0 + Σ i ΔS i

12 Für die Bemessungswerte S0 gilt:


Sommer-Klimaregion A S0 = 0,18
Sommer-Klimaregion B S0 = 0,14
Sommer-Klimaregion C S0 = 0,10
2.6.50 Zusammenhang zwischen Raumlufttemperatur und relativer Luftfeuchte für das Behaglichkeitsempfinden
des Menschen [16]
Nach DIN 4108-2 wird als Mindestanforderung
an den sommerlichen Wärmeschutz nur der
Basiswert S0 = 0,18 für die sommerlichen
Gebiete angenommen. Liegt der Fensterflä-
chenanteil bei West- über Süd- bis
Ost-Orientierung nicht über 20%, bei Nordost-
über Nord- bis Nordwest nicht über 30% und
bei geneigten Fenstern nicht über 15%, kann
auf einen Nachweis verzichtet werden.
Im differenzierten Verfahren nach DIN 4108-6 ist
der festgelegte Grenzwert der sog. normierten,
nicht nutzbaren Wärmeeinträge, die auch als
Übertemperaturgradstunden interpretiert wer-
den können, einzuhalten. Mit Hilfe des Berech-
nungsverfahrens ist eine detaillierte Berück-
sichtigung verschiedener Einflussfaktoren, wie
z. B. der internen Wärmelasten, der Fassaden-
orientierung, der Luftwechselrate etc. möglich.
2.6.51 Korrekturwerte Δs für den Basiskennwert S0 des Sonneneintrags
Das differenzierte Verfahren eignet sich beson-
Zu berücksichtigende Einflussgröße i ΔSi
ders für Gebäude mit höheren internen Lasten
Leichte Bauart:
Holzständerkonstruktionen, leichte Trennwände, untergehängte Decken – 0,03 bzw. erhöhter passiver Solarenergienutzung.
Extrem leichte Bauart: Gebäude mit Raumkühlung sind in einer ersten
vorwiegend Innendämmung, große Halle, kaum Innenbauteile – 0,10 Stufe grundsätzlich so auszuführen, dass die
Sonnenschutzverglasung1) mit g < 0,4 + 0,04
Erhöhte Nachtlüftung (nachts n ≥ 1,5 1/h während der zweiten Nachthälfte) + 0,03
Vorgaben des sommerlichen Wärmeschutzes
Fensterflächenanteil an der Fassade: > 65% – 0,04 eingehalten werden und die Restwärme durch
Nordorientierte Räume (NW - N - NO) + 0,10 raumlufttechnische Anlagen abgeführt wird.
Geneigte Fensterausrichtung (Neigung von 0° bis 60° gegenüber der Horizontalen) – 0,06 (2.6.36)

178
Klimabedingter Feuchteschutz

Klimabedingter Feuchteschutz len feuchter Luft wird sich die relative Luft- 2.6.52 Feuchtebeanspruchung von Außenbauteilen
feuchte so lange erhöhen, bis der Wert von
Die Einwirkung von Feuchtigkeit durch Bau- 100%, also die Sättigung erreicht ist. Bei weite-
und Wohnfeuchte, Tauwasserbildung und rer Abkühlung muss sich Wasser aus der Luft
Regen ist nach wie vor ein Problem beim abscheiden, da dann die Luft bei der betref-
Bauen. Daher müssen Maßnahmen ergriffen fenden Temperatur die in ihr enthaltene Was-
werden, die Feuchtigkeit jedweder Art fernhal- sermenge nicht mehr in Dampfform halten
ten oder auf ein unschädliches Minimum redu- kann. Es entsteht in gasförmiger Atmosphäre
zieren. Mangelhafter Feuchteschutz reduziert Nebel oder auf festen Oberflächen Tauwasser.
den Wärmeschutz und kann zu Folgeschäden Die Temperatur, bei der dieser Vorgang eintritt,
des Mauerwerks durch Korrosion, Frost, wird als Taupunkttemperatur oder Taupunkt
Schimmelbildung und Ausblühungen führen. der Luft bezeichnet. Bauliche Maßnahmen zur
In 2.6.52 ist die Feuchtebeanspruchung eines Vermeidung einer Taupunktunterschreitung auf
Gebäudes schematisch zusammengefasst. inneren Oberflächen werden im Abschnitt
»Wärmeschutz« im Zusammenhang mit Wär-
Von außen wirken ein: mebrücken behandelt.
• Regen, Schnee, feuchte Außenluft
• Bodenfeuchte, Sickerwasser, Stauwasser, Hygroskopische Feuchte
Grundwasser Poröse Körper nehmen in Abhängigkeit von
Von innen wirken ein: ihren physikalischen und chemischen Eigen-
• Neubaufeuchte schaften Feuchtigkeit in Form von Wasser-
• Wasser, das in Feuchträumen anfällt dampf aus der sie umgebenden Luft auf. In
• Wasserdampf durch Haushalt, Pflanzen und Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte kön-
Körperpflege und die Feuchtigkeitsabgabe nen sich durch Adsorption Wassermoleküle an
der Hausbewohner den Stoffoberflächen in ein- oder mehrlagiger
• Tauwasser auf den Innenoberflächen von Schicht anlagern. Bei kapillar-porösen Stoffen
Bauteilen oder im Innern der Bauteile. ist die Wasseranlagerung auch an inneren
Oberflächen möglich. Taut der in den kapilla- 2.6.53 Feuchteschutztechnische Größen, Symbole und
Einheiten
Die für feuchteschutztechnische Beurteilungen ren Hohlräumen aufgenommene Wasserdampf,
Physikalische Größe Symbol Einheit
relevanten physikalischen Größen, Symbole dann bewegt sich das Wasser entsprechend Wasserdampfteildruck p Pa
und Einheiten sind in 2.6.53 zusammengestellt. den Gesetzen der Kapillarphysik. Dieser Vor- Relative Luftfeuchte Ø 1
gang wird als Kapillarkondensation bezeichnet. massebezogener Feuchtegehalt u kg/kg
Wasserdampf-Diffusionskoeffizient D m2/h
Luftfeuchte Beide beschriebenen Mechanismen werden
Wasserdampf-Diffusionsstrom- g kg/(m2•h)
Die atmosphärische Luft enthält immer aus der unter dem Begriff »Sorption« zusammenge- dichte
Verdunstung von Wasser entstandenen Was- fasst. Die hygroskopischen Eigenschaften von Wasserdampf-Diffusionsdurch-
serdampf. Luft kann, in Abhängigkeit von der Baustoffen werden durch die Sorptionsisother- lasswiderstand Z m2 • h • Pa/kg
Wasserdampf-Diffusionsleit-
Temperatur, nur bestimmte Mengen als Was- men beschrieben. Sorptionsisothermen geben
koeffizient δ kg/(m • h • Pa)
serdampf annehmen (2.6.54). Mit steigender nach 2.6.55 Auskunft über die sich jeweils in Wasserdampf-Diffusions-
Temperatur nimmt das Aufnahmevermögen der Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte ein- widerstandszahl μ 1
Luft für Wasserdampf zu. Beim Abkühlen stellende Stofffeuchtigkeit. Die Temperatur der Wasseraufnahmekoeffizient w kg/(m2•h•0,5)
Wasserdampf-diffusions-
feuchter Luft wird der Sättigungswert oder Tau- Umgebungsluft hat dabei einen geringen Ein-
äquivalente Luftschichtdicke sd m
punkt erreicht. Dem Sättigungsgehalt an Was- fluss. Der sich, bei üblichen Umgebungsbedin- Flächenbezogene Tauwasser-
serdampf in der Luft entspricht ein temperatur- gungen, einstellende hygroskopische Wasser- masse mW,T kg/m2
abhängiger Sättigungsdampfdruck. Er steigt gehalt ist von Bedeutung zur Beurteilung der Flächenbezogene
Verdunstungsmasse mW,V kg/m2
ebenfalls mit zunehmender Temperatur in glei- bei einem Stoff in der Praxis anzufindenden
chem Maße wie die maximal aufnehmbare Feuchteverhältnisse. Unter Festlegung der kli-
Wasserdampfmenge an. matischen Randbedingungen mit 23 °C und
2.6.54 Wassersättigungs- oder Taupunktkurve
In der Mehrzahl der Fälle enthält die Luft gerin- 80% relativer Luftfeuchte gelten die in Tabelle
gere Mengen Wasserdampf als es der Sätti- 2.6.23 angegebenen hygroskopischen Gleich-
gungsgehalt zulässt. Zur Kennzeichnung des gewichtsfeuchten für verschiedene wandbil-
Wassergehalts der Luft dient die relative Luft- dende Baustoffe.
feuchte φ. Sie ist das Verhältnis aus tatsächlich Neben den sich im stationären Zustand einstel-
vorhandener Wasserdampfmenge W zur Sätti- lenden Endwerten der Sorptionsfeuchte
gungsmenge Ws bzw. aus dem herrschenden interessiert auch das instationäre Verhalten von
Wasserdampfteildruck p (Partialdruck) und Oberflächenschichten als Pufferzonen bei
dem Sättigungsdruck ps mit schwankenden Raumluftfeuchten. Dabei hat
Künzel [62] nachgewiesen, dass es bei kurz-
φ = W/Ws = p/ps fristigen Feuchteänderungen insbesondere auf
die Eigenschaften der äußersten Oberflächen-
Für wasserdampfgesättigte Luft ist φ = 1,0 oder schicht ankommt und dass der, unter einem
100%. Beim Erwärmen feuchter Luft in einem Putz oder Tapete liegende, Wandbildner kei- 2,3 g/m
Raum ohne weiterer Luftzu- oder abfuhr sinkt nen Einfluss mehr hat. Auf der anderen Seite
die relative Luftfeuchte, da bei konstanter Was- haben Einrichtungsgegenstände mit hohem
serdampfmenge die mögliche Sättigungsmen- Textilanteil wie Polstermöbel, Teppiche, Vor-
ge ansteigt. Im umgekehrten Fall beim Abküh- hänge etc. ein hohes Sorptionsvermögen, so

179
Bauphysik

2.6.55 Bereiche von Sorptionskurven dass in Wohn- und Schlafräumen keine beson- druck. Außenbauteile von beheizten Räumen
deren Feuchteschwankungen zu erwarten sind unterliegen Wasserdampfdiffusionsvorgängen,
und das Sorptionsverhalten von Baustoffen weil sie Lufträume mit unterschiedlichen Tem-
ohne Bedeutung ist. peraturen und Luftfeuchtegehalten trennen. Für
ein einschichtiges Bauteil lässt sich der Diffusi-
Kapillarleitung onsvorgang ohne Tauwasserausfall einfach
In mit Wasser gefüllten Poren und röhrchenarti- nach 2.6.57 darstellen. Die Wasserdampf-Dif-
gen Materialstrukturen von Baustoffen wirken fusionsstromdichte g in kg/(m2•h), durch ein
sich durch die Oberflächenspannung des Bauteil im stationären Zustand, wird mit nach-
Wassers in Abhängigkeit vom konkaven Krüm- folgender Gleichung berechnet. Dazu müssen
mungsradius der Menisken und der Benetzbar- die Wasserdampfteildrücke pi und pe in Pa zu
keit des Feststoffs kapillare Zugkräfte aus. beiden Seiten des Bauteils und der Wasser-
Die kapillare Saugkraft kann sich je nach dampf-Diffusionsdurchlasswiderstand Z des
Feuchtebeanspruchung und sich damit ausbil- Bauteils bekannt sein. Für eine Bezugstempe-
dender Feuchtigkeitsbewegung positiv oder ratur von 10 °C lässt sich Z berechnen zu
negativ auf die Baukonstruktion auswirken.
Eine Wasseraufnahme und kapillare Weiterlei- Z = 1,5 ⋅ 106 ⋅ μ ⋅ d
tung durch Schlagregen oder Bodenfeuchte
A Ziegel, Gips muss vermieden werden. Andererseits unter- Somit ist die Diffusionsstromdichte der allge-
B Normalbeton, Leichtbeton, Porenbeton, stützt die Kapillarität eines Baustoffs den mein verwendeten Diffusionswiderstandszahl
Kalksandstein
C Holz, organische Faserstoffe Transport von Wasser im Inneren von Bauteilen und der Dicke des Baustoffs indirekt proportio-
an die Oberfläche mit der Möglichkeit des nal. Die dimensionslose Stoffeigenschaft μ gibt
Verdunstens. Dadurch wird die Austrocknung an, um wievielmal größer der Diffusionswider-
baufeuchten Mauerwerks beschleunigt und bei stand eines Stoffes gegenüber dem ruhender
2.6.56 Kapillare Wasseraufnahme verschiedener
Baustoffe in Abhängigkeit von der Quadrat- Tauwasserbildung innerhalb des Mauerwerks Luft ist. Der μ-Wert von Luft ist daher 1. Da zur
wurzel der Zeit (nach Künzel) durch Wasserdampfdiffusion kann die Tauwas- Berechnung des Diffusionsdurchlasswiderstan-
sermenge durch Kapillarität reduziert und die des eines Bauteils oder einer Bauteilschicht
Austrocknungsmöglichkeit erhöht werden. Zur selbstverständlich die Dicke von Bedeutung
Kennzeichnung der Wasseraufnahme eines ist, hat sich in der Praxis die diffusionsäquiva-
kapillarporösen Stoffes eignet sich ein nach lente Luftschichtdicke
DIN EN ISO 15148 genormter Versuch, bei
dem eine Probenoberfläche in Wasser einge- sd = μ ⋅ d
taucht und die Massenzunahme als Funktion
der Saugzeit bestimmt wird. Dabei erfolgt nach eingeführt. Die Einheit wird in m angegeben.
2.6.56 die Wasseraufnahme linear mit der Sie charakterisiert in manchen Fällen die Diffu-
Quadratwurzel der Eintauchzeit. Die Steigung sionseigenschaften von Baustoffschichten bes-
der Geraden entspricht dem stoffspezifischen ser als der μ-Wert allein. Das gilt vor allem für
Wasseraufnahmekoeffizienten nach dünne Schichten und Sperrschichten (2.6.59).
Die diffusionsäquivalenten Luftschichtdicken
W = w · √t dünner Schichten werden neuerdings nach
1 Gips 1390 kg/m3
DIN 4108-3 folgendermaßen definiert:
2 Vollziegel 1730 kg/m3
3 Porenbeton 640 kg/m3 Dabei ist:
4 Kalksandstein 1780 kg/m3 W die pro Flächeneinheit aufgenommene – diffusionsoffene Schicht mit sd ≤ 0,5 m
5 Bimsbeton 880 kg/m3 Wassermenge in kg/m2 – diffusionshemmende Schicht
t die Saugzeit in h mit 0,5 m > sd < 1500 m
w der Wasseraufnahmekoeffizient in kg/m2⋅h-0,5 – diffusionsdichte Schicht mit sd > 1500 m.

In 2.6.58 werden für typische wandbildende Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen


Baustoffe w-Werte angegeben. von Baustoffen und Mauerwerk werden in
2.6.57 Wasserdampfdurchgang durch ein Außenbauteil DIN 4108-4 und DIN EN 12524 angegeben.
∂ Temperaturverlauf
Wasserdampfdiffusion Bei Nennung von 2 Werten in DIN 4108-4 soll
ρ Kurve des Wasserdampfteildrucks
Luft stellt sich physikalisch als Gasgemisch der Streubereich für eine Material- oder Mauer-
dar, in dem sich die Stickstoff-, Sauerstoff- und werkart erfasst werden. Bei der Diffusionsbe-
Wasserdampfmoleküle unabhängig vonein- rechnung ist für die Tauperiode jeweils der un-
ander bewegen. Jedes Einzelgas übt eine günstigere Wert der Wasserdampfdiffusionswi-
Teildruck aus, den es bei der gleichen Tempe- derstandszahl zu benützen. Das heißt, bei Auf-
ratur ohne die Anwesenheit der anderen Gase treten von Tauwasser innerhalb einer Bauart
hätte. Vorhandene Feuchteunterschiede in sind auf der inneren (warmen) Seite der Tau-
zwei Lufträumen werden durch Wasserdampf- wasserebene oder des Tauwasserbereichs die
diffusion in Richtung des Potentialgefälles aus- kleineren μ-Werte in die Berechnung der Tau-
geglichen. Die Diffusion darf nicht mit einer wassermenge einzusetzen und auf der äußeren
Strömung verwechselt werden, die aufgrund (kalten) Seite die größeren μ-Werte. Bei der Be-
eines Gesamtdruckunterschiedes erfolgt. Bei rechnung der Verdunstungsmöglichkeiten sind
Diffusionsvorgängen herrscht in der Regel bei- allerdings die für die Berechnung der Tauwas-
derseits einer Trennschicht gleicher Gesamt- sermasse verwendeten Werte beizubehalten.

180
Klimabedingter Feuchteschutz

Tabelle 2.6.60 gibt einen Überblick der in 2.6.58 Wasseraufnahmekoeffizienten von Baustoffen (nach Künzel)
DIN 4108-4 für Mauerwerk und Putze ange- Material Rohdichte Wasseraufnahme-
koeffizient
gebenen Wasserdampfdiffusionswiderstands- kg/m 3 kg/m 2•h 0,5
zahlen. Dagegen unterscheidet die euro- Ziegel Vollziegel 1750 25
päische Norm DIN EN 12524 zwischen Was- Vollziegel 2175 2,9
Hochlochziegel 1155 8,3
serdampfdiffusionswiderstandszahlen, die
Hochlochziegel 1140 8,9
nach dem Trocken- und Feuchtbereichver- Kalksandstein, Kalksandvollstein 1635 7,7
fahren nach DIN EN ISO 12572 bestimmt Normal/Leichtbeton Kalksandvollstein 1760 5,5
wurden. Im ersten Fall ist beim Versuch das Kalksandvollstein 1920 3,2
Bimsbeton 845 2,9
Material weitgehend trocken, denn die Luft-
Bimsbeton 1085 1,9
feuchten beiderseits der Probe betragen ca. Porenbeton 535 4,0
0% und 50%, im zweiten Fall jedoch etwa Porenbeton 600 4,2
50% und 95%, so dass sich bei hygroskopi- Porenbeton 630 4,6
Normalbeton 2290 1,8
schen Stoffen ein dafür zutreffender Feuchte-
Normalbeton 2410 1,1
gehalt einstellt und durch Sorbatwassertrans-
port den μ-Wert beeinflusst (2.6.61). Entspre-
chende Angaben für Baustoffe sind 2.6.62
zu entnehmen. Man erkennt, dass sich im
Feuchtbereich mit größerem Sorbatwasser-
strom kleinere μ-Werte ergeben als im Trok-
kenbereich.

Berechnung der Tauwassermenge im Innern 2.6.59 Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicken nach DIN EN 12524 von dünnen Schichten
von Bauteilen Produkt/Stoff Wasserdampfdiffusions-
äquivalente
Die Menge eines Tauwasserausfalls im Innern Luftschichtdicke
eines Bauteils und die Möglichkeit einer Aus- Sd
trocknung kann aufgrund der Annahmen für m
Polyethylen 0,15 mm 50
die klimatischen Randbedingungen und des Polyethylen 0,25 mm 100
breiten Streubereichs der Stoffkennwerte nur Polyesterfolie 0,2 mm 50
abgeschätzt und nicht genau berechnet wer- PVC-Folie 30
den. Auch nachträgliche Berechnungen, im Aluminium-Folie 0,05 mm 1500
PE-Folie (gestapelt) 0,15 mm 8
Rahmen von Schadensbeurteilungen, sind mit Bitumenpapier 0,1 mm 2
Unsicherheiten behaftet. Die Wasserdampf- Aluminiumverbundfolie 0,4 mm 10
diffusionswiderstandszahl, als wichtigste Unterdeck- und Unterspannbahn für Wände 0,2
Beschichtungsstoff 0,1
Stoffeigenschaft, kann in der Praxis durch
Glanzlack 3
Nutzungseffekte stark variieren und bei Vinyltapete 2
hygroskopischen Stoffen wird die Wasser- Anmerkung: Die wasserdampfäquivalente Luftschichtdicke eines Produktes wird als Dicke einer unbewegten Luft-
dampfdiffusion durch Sorptionsvorgänge schicht mit dem gleichen Wasserdampfdurchlasswiderstand wie das Produkt angegeben. Die Dicke des Produktes in
der Tabelle wird normalerweise nicht gemessen und kann auf dünne Produkte mit einem Wasserdampfdurchlass-
und Strömungen von Adsorbatfilmen über-
widerstand bezogen werden. Die Tabelle gibt Dicken-Nennwerte als Hilfe zur Identifizierung des Produktes an.
lagert.
Für die Untersuchung einer möglichen Durch-
feuchtung von Bauteilen durch eine Tauwas-
serbildung, die sich als Differenz zwischen der
anfallenden und austrocknenden Wassermen-
ge ergibt, sind mehrere Verfahren mit unter-
schiedlichem Genauigkeitsanspruch bekannt.
Normativ geregelt ist das sog. Glaserverfahren. 2.6.60 Richtwerte von Diffusionswiderstandszahlen nach DIN 4108-4. Unterer und oberer Grenzwert der Material-
Dabei handelt es sich, unter Voraussetzung streuung.
eines stationären Zustandes des Temperatur- Stoff Richtwert der Wasserdampf-
feldes und des Dampfteildruckgefälles, um ein diffusionswiderstandszahl m
Putze
einfaches graphisches Verfahren zur Abschät- Putzmörtel aus Kalk, Kalkzement 15/35
zung einer eventuellen Feuchtigkeitsausschei- und hydraulischem Kalk
dung im Wandquerschnitt und deren mögliche Putzmörtel aus Kalkgips, Gips, 10
Anhydrit und Kalkhydrit
Austrocknung. Mit konstanten Klimarandbedin-
Leichtputze 15/20
gungen für die Tauperiode über 2 Wintermona- Gipsputz 10
te und die Verdunstungsperiode über 3 Som- Wärmedämmputz 5/20
mermonate spricht man auch vom Blockverfah- Kunstharzputz 50/200
Mauerwerk aus
ren. In 2.6.63 wird schematisch ein einfaches
Vollklinker, Hochlochklinker, 50/100
Diffusionsdiagramm mit einer Tauwasserebene Keramikklinker
zwischen Schicht 2 und 3 dargestellt, wie es Vollziegel, Hochlochziegel, 5/10
beispielsweise auf ein zweischaliges Mauer- Leichthochlochziegel
Kalksandstein, Rohdichte 1,0 bis 1,4 5/10
werk mit Kerndämmung anwendbar wäre. Es
Kalksandstein, Rohdichte 1,6 bis 2,2 15/25
muss jedoch wegen der in der Baupraxis oft Hüttensteine 70/100
auftretenden Missverständnisse betont werden, Porenbetonsteine 5/10
dass es sich bei dem DIN-Verfahren um die Leichtbetonsteine 5/10

181
Bauphysik

2.6.61 Schematische Darstellung der Diffusionsrichtung Abschätzung eines Tauwasserausfalls und sei- ge zunächst ohne Tauwasserbildung zur
bei Messung der Wasserdampfdurchlässigkeit
ner möglichen Austrocknung sowie um die hygroskopischen Aufladung im Innern des
im Trocken- und Feuchtbereich und Angabe des
Wassergehalts in den Proben und Sorbatwasser- allerdings über Jahrzehnte bewährte Prüfung Bauteils benutzt. Wird der Wasserdampfsätti-
transport bei einem hygroskopischen Stoff mit der Unbedenklichkeit eines Bauteils unter gungsdruck schließlich erreicht, bildet sich
der angegebenen Sorptionskurve (nach Künzel) Normbedingungen handelt. Die klimatischen zwar Tauwasser, aber gleichzeitig setzt eine
Randbedingungen und das Berechnungsver- kapillare Entspannung ein. Die Bilanz aus
fahren werden ausgiebig in DIN 4108-3 Dampf- und Kapillarwasserströmen führt
beschrieben. Als Grundanforderung gilt, dass gegenüber dem reinen Diffusionsverfahren
die Tauwasserbildung im Innern von Bauteilen, zu einer reduzierten Feuchteaufladung. Wäh-
die durch Erhöhung der Stoff-Feuchte von Bau- rend der warmen Jahreszeit findet zunächst
und Dämmstoffen zu Schädigungen oder eine Entspannung durch Wasserdampf- und
Beeinträchtigungen der Funktionssicherheit Kapillarwassertransport statt, bis das Tauwas-
führt, zu vermeiden ist. Dies ist in der Regel der ser ausgetrocknet ist. Schließlich erfolgt eine
Fall, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: weitere Austrocknung bis zur hygroskopischen
Gleichgewichtsfeuchte mit der angrenzenden
• Die Baustoffe, die mit dem Tauwasser in Luft.
Berührung kommen, dürfen nicht geschädigt Den Feuchtetransport in Bauteilen, unter
werden (z. B. durch Korrosion, Pilzbefall). Berücksichtigung der Sorptions-, Diffusions-
• Das während der Tauperiode im Innern des und Kapillaritätseffekte unter instationären
Bauteils anfallende Wasser muss während Klimarandbedingungen, beschreibt das
der Verdunstungsperiode wieder an die Kießl-Verfahren [94]. Das zugehörige PC-Pro-
2.6.62 Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen für
Umgebung abgegeben werden können. gramm »WUFI« [219] berücksichtigt als Rand-
den Trocken- und Feuchtbereich nach • Bei Dach- und Wandkonstruktionen darf eine bedingungen die Temperatur und relative
DIN EN 12524 flächenbezogene Tauwassermenge von Feuchte der Innen- und Außenluft sowie die
Stoff Wasserdampf- insgesamt 1,0 kg/m2 nicht überschritten Regenlast und den Strahlungseintrag in
Diffusionswiderstandszahl
μ
werden. Abhängigkeit von Neigung und Orientierung
trocken feucht • Tritt Tauwasser an Berührungsflächen von des Bauteils. Diese Angaben können aus
Putzmörtel 20 10 kapillar nicht wasseraufnahmefähigen Schich- gemessenen Wetterdaten oder aus Test-
Ziegel 16 10 ten auf, wird die zulässige Tauwassermasse referenzjahren gewonnen werden. Als Material-
Kalksandstein 20 15
Beton mit Blähtonzuschlägen 6 4
auf 0,5 kg/m2 reduziert. Festlegungen für daten gehen Porosität, spezifische Wärmeka-
Beton mit Leichtzuschlägen 15 10 Holzbauteile erfolgen in DIN 68800-2. pazität, Wärmeleitfähigkeit, Diffusionswider-
Porenbeton 10 6 • Bei Holz ist eine Erhöhung des massebezo- standszahl, Feuchtespeicherfunktion und Flüs-
genen Feuchtegehalts u um mehr als 5%, bei sigtransportkoeffizient in die Berechnung ein.
Holzwerkstoffen um mehr als 3% unzulässig. Das Rechenprogramm ermittelt dann die zeitli-
Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht- che Entwicklung des Temperatur- und des
Leichtbauplatten nach DIN 1101 sind hiervon Feuchtefeldes im Bauteil.
ausgenommen.
2.6.63 Wasserdampfdiffusion mit Tauwasserausfall in
Feuchteverhalten von Mauerwerkarten
einer Ebene des Bauteils
Im Gegensatz zur DIN-Methode berücksichtigt DIN 4108-3 beschreibt Bauteile, die entspre-
das Jenisch-Verfahren die Temperaturverhält- chend vorliegender Erfahrungen als unbedenk-
nisse am Standort des Gebäudes [90]. Dabei lich, bezüglich einer Durchfeuchtung, bezeich-
wird unter Verwendung des Jahresmittelwertes net werden können und für die kein rechneri-
und der Häufigkeit des Tagesmittels der scher Tauwasser-Nachweis erforderlich ist.
Außenlufttemperatur für bestimmte Klimazonen Voraussetzung ist ein ausreichender Mindest-
festgestellt, ob die während eines Jahres im wärmeschutz nach DIN 4108-2 und normale
Bauteil ausfallende Tauwassermasse wieder Raumklimaverhältnisse. Eine Übersicht der
austrocknet. Bei geringfügig größerem gegenüber Tauwasser im Innern unbedenk-
Rechenaufwand als beim DIN-Verfahren liefert lichen Außenwandkonstruktionen gibt 2.6.64.
die Berechnung genauere Jahresbilanzen zum
Tauwasserausfall und zur möglichen Austrock- Zur näheren Beschreibung der Mauerwerkaus-
nung. führung gilt:
Das COND-Verfahren [72] ermöglicht die
Feuchteprofilbestimmung in mehrschichtigen • Einschaliges Mauerwerk nach DIN 1053-1
Umfassungskonstruktionen auf der Grundlage und Wände aus Porenbeton nach DIN 4223
des gekoppelten Wärme-, Wasserdampf- und mit Innenputz und folgenden Außenschich-
Kapillarwassertransportes und bildet somit eine ten:
solide Basis für eine aus hygrischer Sicht richti- – Putz nach DIN 18550-1
ge und differenzierte bauphysikalische Pla- – angemörtelte oder angemauerte Beklei-
nung. Ausgehend von einem, ähnlich der DIN dungen nach DIN 18515-1 und DIN 18515-2
4108-3, einfachen Block-Klima für Winter und bei einem Fugenanteil von mindestens 5%
Sommer wird neben der Wasserdampfdiffusion – hinterlüftete Außenwandbekleidung nach
aber auch die Kapillarität und die Hygroskopi- DIN 18516-1 mit und ohne Wärmedämmung
zität der Baustoffe berücksichtigt. Bei Einset- – Außendämmung nach DIN 1102 oder nach
zen der kalten Jahreszeit wird die Differenz aus DIN 18550-3 oder durch ein zugelassenes
ein- und ausdiffundierender Wasserdampfmen- Wärmedämmverbundsystem.

182
Klimabedingter Feuchteschutz

• Zweischaliges Mauerwerk nach DIN 1053-1, 2.6.64 Mauerwerk-Außenwände, für die kein rechnerischer Tauwasser-Nachweis erforderlich ist
auch mit Kerndämmung
• Wände aus Mauerwerk mit Innendämmung Einschalige Wände; monolithisch, mit hinterlüfteter Bekleidung; mit Wärmedämmver- Einschalige Wand mit
bundsystem Innendämmung
und folgenden Einschränkungen:
– Innendämmung mit einem Wärmedurch-
lasswiderstand der Wärmedämmschicht
R ≤ 1,0 m 2·K/W sowie einem Wert der was-
serdampfdiffusionsäquivalenten Luftschicht-
dicke der Wärmedämmschicht mit Innenputz
bzw. Innenbekleidung sdi > 0,5 m
– Innendämmung aus verputzten bzw.
bekleideten Holzwolle-Leichtbauplatten nach
DIN 1101 mit R ≤ 0,5 m 2·K/W ohne weitere
Anforderung an den sdi-Wert.

• Kelleraußenwände aus einschaligem Mauer-


werk nach DIN 1053-1 oder Beton nach DIN
1045 mit außenliegender Wärmedämmung.
Zweischalige Wände; mit Luftschicht, mit Kerndämmung Kellerwand mit Perimeter-
dämmung
Diese normativen Regelungen basieren auf
langjährigen Erfahrungen und liegen in der
Regel auf der sicheren Seite. Weichen bauliche
Maßnahmen von den katalogisierten Ausfüh-
rungen ab, müssen sie nicht unmittelbar zum
Versagen der Konstruktion führen.
Einige ausgewählte Untersuchungen an
Außenwänden zeigen die Funktionstüchtig-
keit von Fassadenbekleidungen mit einge-
schränkter Hinterlüftung, die Verwendbarkeit
beliebiger Baustoffkombinationen für zweischa-
liges Mauerwerk mit Kerndämmung und die
feuchteschutztechnische Problemlosigkeit der
Innendämmung. Die durch eine Außenbeklei- Falle einer Außenschale aus Klinkern wird nach DIN 4108-3. Die erforderliche Austrocknung
dung geschützte Wand, mit oder ohne zusätzli- 2.6.67 bei diffusionsoffenen Dämmstoffen während der Verdunstungsperiode ist
che Wärmedämmung, ist eine bewährte Wand- rein rechnerisch die Forderung, dass das wäh- gegeben. Theoretische Untersuchungen für
konstruktion. Der Feuchtetransport von der rend der Tauperiode im Innern des Bauteils konstantes Innenklima und praxisbezogenes
Wand nach außen erfolgt entsprechend 2.6.65 anfallende Wasser in der Verdunstungsperiode Außenklima [95] bestätigen diese Annahme
durch Hinterlüftung der Bekleidung in Verbin- wieder an die Umgebung abgegeben werden für bestimmte Mauerwerkarten. Sie ergeben
dung mit Tauwasserbildung an der Innenfläche muss (mWT : mWV ≤ 1), nicht erfüllt. Unter wie beim Laborversuch höhere Feuchtigkeits-
der Bekleidung und Abtropfen des Tauwas- Berücksichtigung von Laborversuchen an schwankungen im Mauerwerk gegenüber der
sers. Abhängig vom Grad der Hinterlüftung Wandprobekörpern im Forschungsinstitut für Verwendung dichterer Dämmstoffe oder
kommt der eine oder andere Mechanismus Wärmeschutz e.V. München, weiteren Praxis- Dampfsperren. Stoßfugen im Bereich der
stärker zur Auswirkung. Bei schuppenförmigen untersuchungen [53] und der Feststellung, dass raumseitigen Abdeckung in Verbindung mit
kleinformatigen Elementen findet ein nicht anfallendes Tauwasser nur einen Bruchteil des Hartschäumen oder Mineralfaserplatten,
unerheblicher Feuchteaustausch auch über die durchtretenden Schlagregens ausmacht, kann mit im Stoßbereich unterbrochenen Dampf-
Undichtheiten in der Bekleidung statt [131]. zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung sperren, wirken sich nicht messbar auf den
Wenn deshalb eine Bekleidung nicht nach DIN auch bei Verwendung von Klinkern als unbe- Wassergehalt des Mauerwerks aus. Untersu-
18516 belüftet ist, muss dies keinen Mangel denklich, bezüglich einer Tauwasserbildung chungen an ausgeführten Bauten bestätigen
darstellen, wenn das Tauwasser auf der Rück- im Innern, angesehen werden. die Labormessungen. Kapillaraktive Dämm-
seite der Bekleidung ablaufen und nicht zu Zur praktischen Untersuchung der Tauwasser- stoffe wie Calciumsilikat werden neuerdings
einer Schädigung der Tragkonstruktion führen bildung im Innern von Bauteilen mit Innen- als Innendämmung von Gebäuden mit erhal-
kann [130]. dämmung wurden übliche Mauerwerkarten tenswerter Fassade favorisiert [73]. Bereits mit
Bei zweischaligem Mauerwerk mit Kerndäm- mit unterschiedlichen Innendämmungen im einer Dicke von 40 mm lässt sich der häufig im
mung können Wärmedämmstoffe beliebiger Laborversuch den klimatischen Randbedin- Altbau vorliegende Wärmedurchgangskoeffizi-
Wasserdampfdurchlässigkeit mit allen relevan- gungen der DIN 4108-3 ausgesetzt [4]. ent halbieren. Mit einer Diffusionswiderstands-
ten Baustoffen für die Innenschale und Außen- Mauerwerkkonstruktionen mit Steinen aus zahl μ = 5 bleibt die Konstruktion diffusionsof-
schalen aus Vormauerziegeln oder Kalksand- haufwerkporigem Leichtbeton, Kalksand- fen. Mögliches Tauwasser hinter der Dämm-
vormauersteinen kombiniert werden [5]. steinen und Ziegeln mit diffusionsdurchlässi- schicht wird durch die hohe kapillare Saugfä-
Bei der Diffusionsberechnung nach DIN 4108-3 gen Dämmstoffen wie Mineralfasern, auch higkeit verteilt und entspannt, so dass keine
liegt die Tauwassermenge nach Bild 2.6.66 ohne Dampfsperrschicht, sind gegenüber einer diffusionshemmenden Schichten erforderlich
auch für den ungünstigsten Fall einer diffusi- Durchfeuchtung im Winter unbedenklich. Die sind. Calciumsilikat ist außerdem durch seinen
onsoffenen Wärmedämmung (z. B. Mineral- Wärmedämmung bleibt während der pH-Wert schimmelresistent und wirkt durch
wolle, lose Dämmstoffe) und einer dünnen Tauperiode trocken. Die Zunahme des seine Hygroskopizität raumklimaregelnd,
Innenwandschale unter der höchst zulässigen Wassergehalts des Mauerwerks liegt allerdings d. h. Feuchtelastspitzen im Raum werden
Tauwassermasse von 1000 g/m2. Lediglich im über dem Grenzwert von 1,0 kg/m2 nach weggepuffert.

183
Bauphysik

2.6.65 Schematische Darstellung der Feuchteabfuhr bei Wasserdampfkonvektion Beanspruchungsgruppe II – mittlere Schlag-
Außenwänden mit Bekleidungen. Bei idealer Hin- Wände und Dächer müssen luftdicht sein, regenbeanspruchung
terlüftung (ϑa = ϑz) wird die Wandfeuchte mit der
Luft abgeführt (rechtes Bild). Bei geringer oder
um eine Durchströmung und Mitführung von In der Regel gilt diese Beanspruchungsgruppe
fehlender Hinterlüftung (ϑa < ϑz) wird ausdiffun- Raumluftfeuchte, die zur Tauwasserbildung in für Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen
dierende Wandfeuchte z.T. kondensieren und der Konstruktion führen kann, zu unterbinden. von 600 mm bis 800 mm oder für windge-
ablaufen (linkes Bild) [7] Auf die Luftdichtheit von Anschlüssen und schützte Lagen, auch in Gebieten mit größeren
Durchdringungen sowie bei Installationen ist Niederschlagsmengen sowie für Hochhäuser
besonders zu achten. Auch Querströmungen oder für Häuser in exponierter Lage in Gebie-
in Belüftungsschichten innerhalb einer Kon- ten, die aufgrund der regionalen Regen- und
struktion zwischen unterschiedlich beheizten Windverhältnisse einer geringeren Schlag-
Räumen sind zu vermeiden. Sichtmauerwerk regenbeanspruchung zuzuordnen wären.
i und Holzfachwerk sowie Mauerwerk nach
DIN 1053-1 allein sind nicht luftdicht. Diese Beanspruchungsgruppe III – starke Schlag-
Wandbauarten müssen auf einer Seite eine regenbeanspruchung
Putzschicht nach DIN 18550-2 haben oder es In der Regel gilt diese Beanspruchungsgruppe
sind sonstige luftdichte Maßnahmen zu treffen. für Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen
Putze nach DIN 18550-2 bzw. 18558 gelten über 800 mm oder für windreiche Gebiete auch
als Luftdichtheitsschicht. mit geringen Niederschlagsmengen
(z. B. Küstengebiete, Mittel- und Hochgebirgs-
Schlagregenschutz lagen, Alpenvorland) sowie für Hochhäuser
Schlagregenbeanspruchungen von Wänden oder für Häuser in exponierter Lage in Gebie-
entstehen bei Regen und gleichzeitiger Wind- ten, die aufgrund regionaler Regen- und Wind-
anströmung auf die Fassade. Das auftretende verhältnisse einer mittleren Schlagregenbean-
Regenwasser kann durch kapillare Saugwir- spruchung zuzuordnen wären.
kung der Oberfläche in die Wand aufgenom- Bei Außenwänden mit einem Regenschutz
men werden oder infolge des Staudrucks über durch Außenputze oder Beschichtungen wird
Risse, Spalten oder fehlerhafte Abdichtungen die Wasseraufnahme während der Beregnung
in die Konstruktion eindringen. Die erforderli- durch den Wasseraufnahmekoeffizient w und
che Abgabe des aufgenommenen Wassers die Wasserabgabe in den Trocknungsperioden
2.6.66 Tauwassermassen mWT in Abhängigkeit von an das Außenklima muss gewährleistet sein. durch die diffusionsäquivalente Luftschichtdik-
der diffusionsäquivalenten Luftschichtdicke Der Schlagregenschutz einer Wand zur ke sd der regenschützenden Schicht beurteilt
der Innenschale. Begrenzung der kapillaren Wasseraufnahme [106]. Der Wasseraufnahmekoeffizient soll
Wärmedämmschicht: Mineralfaserplatten
und zur Sicherstellung der Verdunstungsmög- einen gewissen Wert nicht überschreiten, auch
Außenschale: Vormauerziegel
lichkeiten kann durch konstruktive Maßnahmen wenn die Austrocknung langfristig gesichert ist,
(z. B. Außenwandbekleidung, zweischaliges um eine kurzfristige Feuchtigkeitserhöhung bei
Mauerwerk) oder durch Putze bzw. Beschich- Regen zu begrenzen. Die Abgabe des bei
tungen erzielt werden. Die zu treffenden Maß- Schlagregen in das Bauteil eingedrungenen
nahmen richten sich nach der Intensität der Wassers erfolgt in der Trockenperiode umso
Schlagregenbeanspruchung, die durch Wind- schneller, je niedriger die diffusionsäquivalente
anfall und Niederschlag sowie die örtliche Luftschichtdicke sd der Oberflächenschicht ist.
Lage und die Gebäudeart bestimmt wird. Eine solche Oberflächenschicht soll also im
Dementsprechend werden in DIN 4108-3 zur Hinblick auf den Regenschutz wasserhem-
Beurteilung des Verhaltens von Außenwänden mend oder wasserabweisend sein, jedoch
bei Schlagregen drei Beanspruchungsgruppen gleichzeitig möglichst durchlässig für Wasser-
definiert. Einen Überblick über die Nieder- dampf bleiben, um eingedrungene Feuchtig-
schlagsverhältnisse im Bundesgebiet gibt die keit rasch abgeben zu können. Die Anforde-
Regenkarte. Sie liefert allerdings nur den Ein- rungen an den Regenschutz von Putzen und
stieg in die Schlagregenbeurteilung, da auch Beschichtungen wird in DIN 4108-3 entspre-
die örtlichen Begebenheiten der Höhenlage chend Tabelle 2.6.69 definiert.
und die Gebäudeform (Dachüberstand, Bei zweischaligem Verblendmauerwerk mit
Gebäudehöhe) berücksichtigt werden müssen Luftschicht oder Mauerwerk mit hinterlüfteten
(2.6.68). Deshalb sind die Beanspruchungs- Bekleidungen bleibt der Regenschutz auf die
gruppen mit entsprechenden Erläuterungen äußere Schale beschränkt. Wind- und Wärme-
definiert: schutz werden von der inneren Wandschale
übernommen. Wird bei zweischaligem Mauer-
Beanspruchungsgruppe I – geringe Schlag- werk der Hohlraum zwischen beiden Schalen
regenbeanspruchung voll gedämmt, darf das eingebrachte Kern-
In der Regel gilt diese Beanspruchungsgruppe dämmmaterial die Schlagregensicherheit nicht
für Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen beeinträchtigen und Feuchtigkeit darf nicht
unter 600 mm sowie für besonders windge- über den Dämmstoff zur Innenschale geleitet
schützte Lagen, auch in Gebieten mit größeren werden. Die Kerndämmstoffe müssen genormt
Niederschlagsmengen. sein oder bedürfen eines Brauchbarkeitsnach-
weises, der den bauaufsichtlichen Vorschriften
entspricht. Lose Dämmstoffe und Mineralfaser-
platten müssen hydrophobe Eigenschaften zur

184
Klimabedingter Feuchteschutz

Wasserabweisung besitzen. Bei Schaumkunst- 2.6.67 Austrocknungsmöglichkeit in Abhängigkeit von 2.6.68 Zuordnung in Schlagregen-
stoffen genügt die Verlegung mit einem über- der diffusionsäquivalenten Luftschichtdicke des Beanspruchungsgruppen nach Lage
Dämmstoffs bei Verwendung von Außenschalen eines Gebäudes und Gebäudeform
lappenden Stufenfalz, um den Wasserablauf aus Vormauerziegeln und Klinkern
zum Fußpunkt sicherzustellen. Werden
geschüttete Kerndämmmaterialien eingesetzt,
müssen vor den Öffnungen am Fuß der Außen-
schale Rieselsperren angebracht werden. Wie
beim zweischaligen Mauerwerk mit Luftschicht
sind am Sockel und über allen Öffnungen die
Sickerwassersperrschicht und Öffnungen für
den Ablauf von durch die Außenschale einge-
drungenem Schlagregen vorzusehen.
Bei Wärmedämm-Verbundsystemen stellt sich
die Frage, ob bei Putzrissen der Schlagregen-
schutz gefährdet und als Folge der, haupt-
sächlich durch die äußere Wärmedämm-
schicht, zu erbringende Wärmeschutz beein-
trächtigt wird. Wie Risse im Außenputz zu
bewerten sind, konnte durch Untersuchungen
an natürlich bewitterten Außenwänden in der
Freiland-Versuchsstelle Holzkirchen des Fraun-
hofer-Instituts für Bauphysik beobachtet wer-
den [14]. Nach dreijähriger Bewitterung konnte
für Putze auf Polystyrol- und Polyurethan-Hart-
schaumplatten sowie hydrophobierten Mineral-
faserplatten verallgemeinernd festgestellt wer-
den, dass Risse in einer Breite von ca. 0,2 mm 2.6.69 Anforderungen nach DIN 4108-3 an den Regenschutz von Putzen und Beschichtungen
Regenschutz- Wasseraufnahme- Diffusionsäquivalente Produkt
die Funktion des Putzes als Regenschutz nicht anforderungen koeffizient Luftschichtdicke w • sd
wesentlich beeinträchtigen, wenn der Putz- w sd kg/(m • h0,5)
grund nicht kapillarleitend oder wenn er was- kg/(m 2 • h 0,5) m
serhemmend ist. Als einfache Planungshilfe wasserhemmend 0,5 < w < 2,0 – –
wasserabweisend w ≤ 0,5 ≤ 2,0 ≤ 2,0
nennt DIN 4108-3 Beispiele für die Zuordnung
von genormten Wandbauarten in die drei
Beanspruchungsgruppen (2.6.70). Damit
wird aber nicht ausgeschlossen, dass andere
Bauausführungen mit gesicherter praktischer
Erfahrung zur Anwendung kommen.
2.6.70 Beispiele nach DIN 4108-3 für die Zuordnung von genormten Wandbauarten und Beanspruchungsgruppen
Beanspruchungsgruppe I Beanspruchungsgruppe II Beanspruchungsgruppe III
geringe Schlagregen- mittlere Schlagregen- starke Schlagregen-
beanspruchung beanspruchung beanspruchung
Außenputz ohne besondere Wasserhemmender Wasserabweisender Außen-
Anforderungen an den Außenputz putz nach DIN 18550-1 bis DIN 18550-4
Schlagregenschutz nach DIN 18550-1 auf oder Kunstharzputz nach DIN 18550
nach DIN 18550-1 auf auf
• Außenwänden aus Mauer-
werk, Wandbauplatten, Beton u.ä.;
• Holzwolle-Leichtbauplatten
(mit Fugenbewehrung)
• Mehrschicht-Leichtbau- • Außenwänden aus Mauerwerk, Wandbauplatten, Beton u.ä.
platten (mit ganzflächiger • Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten
Bewehrung) nach DIN 1101, ausgeführt nach DIN 1102
nach DIN 1101,
ausgeführt nach DIN 1102
Einschaliges Sichtmauerwerk Einschaliges Sichtmauerwerk Zweischaliges Verblendmauer-
nach DIN 1053-1, 31 cm dick nach DIN 1053-1, 37,5 cm dick werk nach DIN 1053-1 mit Luftschicht
(mit Innenputz) (mit Innenputz) und Wärmedämmung oder
mit Kerndämmung
(mit Innenputz)
Außenwände mit im Dickbett oder Dünnbett angemörtelten Außenwände mit im Dickbett
Fliesen oder Platten nach DIN 18515-1 oder Dünnbett angemörtelten Fliesen
oder Platten nach DIN 18515-1
mit wasserabweisendem
Ansetzmörtel
Außenwände mit gefügedichter Betonaußenschicht nach DIN 1045 und E DIN 1045-1 sowie
DIN 4219-1 und 4219-2
Wände mit hinterlüfteten Außenwandbekleidungen nach DIN 18516-1, DIN 18516-3 und
DIN 18516-41
Wände mit Außendämmung durch ein Wärmedämmputzsystem nach DIN 18550-3 oder durch ein
zugelassenes Wärmedämmverbundsystem
Außenwände in Holzbauart mit Wetterschutz nach 8.2 von DIN 68800-2: 1996-05
1) Offene Fugen zwischen den Bekleidungsplatten beeinträchtigen den Regenschutz nicht.

185
Bauphysik

2.6.71 Schallpegel verschiedener Verursacher Schallschutz

Im gesamten Bauwesen kommt dem Schall-


schutz eine wachsende Bedeutung zu.
Dies betrifft vornehmlich Fragen der Gesund-
heit und des Wohlbefindens von Menschen.
Besonders wichtig ist der Schallschutz im Woh-
nungsbau, da die Wohnung dem Menschen
sowohl zur Entspannung und zum Ausruhen
dient, als auch den eigenen häuslichen
Bereich gegenüber den Nachbarn abschirmen
soll. Um eine zweckentsprechende Nutzung
der Räume zu ermöglichen, ist auch bei Schu-
len, Krankenhäusern und Bürobauten der
Schallschutz eine unverzichtbare bauliche
Maßnahme. Der Schallschutz im Hochbau
beginnt mit der Planung. So sind schutzbe-
dürftige Räume wie Schlaf- und Wohnzimmer
im Grundriss so anzuordnen, dass sie vom
Außenlärm möglichst wenig betroffen sind und
Räume gleichartiger Nutzung sollten sinnvoller-
weise zusammengelegt werden. Neben einer
genauen Planung können Schallschutzmaß-
nahmen nur bei sehr sorgfältiger Ausführung
Erfolg haben. Schon geringfügige Ausfüh-
rungsfehler können z. B. zu Schallbrücken für
den Körperschall führen und damit die gesam-
te Maßnahme praktisch nutzlos machen. Eine
nachträgliche Behebung solcher Fehler ist in
vielen Fällen nicht mehr möglich oder mit
erheblichen Kosten verbunden.

Begriffe und Definitionen


Der bauliche Schallschutz beinhaltet den
Schutz vor Schall, der auf unterschiedliche
Arten, nach 2.6.72, weitergeleitet wird:

• Luftschall ist der Schall, der sich in dem gas-


förmigen Medium Luft ausbreitet. Beim Auf-
treffen auf feste Körper wird ein Teil des Luft-
2.6.72 Luftschall – Körperschall schalls reflektiert, ein Teil absorbiert bzw. im
Luftschallanregung Körperschallanregung Bauteil abgebaut.
• Körperschall ist Schall, der sich in festen
Materialien ausbreitet. Im Bauwesen sind es
häufig Geräusche, die in Installationen ent-
stehen und über die Baukonstruktion weiter-
geleitet werden.
• Trittschall als Sonderform des Körperschalls
entsteht beim Begehen von Geschoss-
decken.

Als Schall bezeichnet man mechanische


Schwingungen eines elastischen Mediums,
deren Frequenzen mit 16 bis 20 000 Hz (Hertz)
im Hörbereich des menschlichen Ohres liegen.
2.6.73 Frequenzbereiche
Als Frequenz f wird die Zahl der Schwingungen
pro Sekunde definiert. Mit zunehmender Fre-
quenz nimmt die Tonhöhe zu. Eine Verdoppe-
lung der Frequenz entspricht einer Oktave. In
der Bauakustik betrachtet man vorwiegend
einen Bereich von 5 Oktaven, nämlich den
Bereich von 100 Hz bis 3150 Hz (2.6.73). Der
durch die periodische Schallschwingung
erzeugte Wechseldruck in Luft oder Flüssigkei-
ten wird als Schalldruck p definiert. Der Schall-

186
Schallschutz

druck überlagert den sich im jeweiligen Medi- Anregung von Böden, Decken oder Treppen 2.6.74 Beispiel der Mittelwert-Bildung mit Hilfe der
erzeugter Körperschall, der teilweise direkt als Bewertungskurve
um einstellenden statischen Druck und kann
mittels Mikrofonen gemessen werden. Der Luftschall in den darunterliegenden Raum
Schalldruckpegel L, auch kurz Schallpegel abgestrahlt wird oder sich in flankierenden Bau-
genannt, dient zur Beschreibung von Schall- teilen, in Form von Körperschallwellen, fort-
ereignissen in der Bauakustik. Da das mensch- pflanzt. Die Trittschalldämmung wird meist
liche Ohr in der Lage ist, einen 6 Zehnerpoten- durch einen zweischaligen Aufbau, in Form
zen umfassenden Bereich wahrzunehmen, einer schwimmenden Fußboden-Unterkonstruk-
kann der Schalldruckpegel erst durch die log- tion auf der Rohdecke, verbessert. Schwim-
arithmische Darstellung übersichtlich beschrie- mender Estrich ist eine begehbare Trag-
ben werden. Er ist der zehnfache Logarithmus schicht, die von der Rohdecke durch eine ela-
vom Verhältnis des Quadrats des jeweiligen stische Dämmschicht allseitig von den Wän-
Schalldrucks p zum Quadrat des festgelegten den, auch Türzargen und Rohrdurchführungen
Bezugsschalldrucks po mit getrennt ist.

L = 10 lg (p2/po2) Anforderungen
Der Schallschutz muss nach den baurechtlichen
Die Einheit des Schalldrucks bzw. der Schall- Vorschriften bestimmten Mindestanforderun-
pegel-Differenz ist das Dezibel (dB). Der gen genügen. Die DIN 4109 enthält Anforde-
bewertete Schallpegel wird, nach der für das rungen an den Luft- und Trittschallschutz zwi-
menschliche Gehörempfinden annähernd ver- schen einzelnen Nutzungseinheiten in Gebäu-
gleichbaren Lautstärkeskala (sog. A-Frequenz- den sowie unter dem Begriff Lärmschutz Anfor-
bewertungskurve), mit der Bewertungskurve A derungen an den Schutz gegen Außenlärm.
(dBA) angegeben. Ein Geräusch wird vom Dabei ist zu beachten, dass die Anforderungen
Menschen bei Erhöhung um 10 dB als doppelt nur an die schalltechnische Qualität der tren-
so laut empfunden. Der Schallpegel reicht im nenden Bauteile zwischen fremden Wohnun-
Allgemeinen von der Hörgrenze 0 dB(A) zur gen oder Büros gestellt werden. Innerhalb des 2.6.75 Wege der Luftschallübertragung
Schmerzgrenze. In 2.6.71 werden einige eigenen Wohn- und Arbeitsbereiches bestehen
Schallpegel aufgeführt. Schallschutz bedeutet keine Mindestanforderungen an den Schall-
also den Schallpegel von auftretenden Schall- schutz. Bauaufsichtlich eingeführt ist auch das
quellen, sofern diese nicht selbst vermindert Beiblatt 1 zu DIN 4109 mit Ausführungsbei-
werden können, auf ein erträgliches Maß zu spielen und Rechenverfahren. Im bauaufsicht-
dämmen. Mit dem Schalldämm-Maß R wird die lich nicht eingeführten Beiblatt 2 der 4109 sind
Luftschalldämmung von Bauteilen beschrie- Empfehlungen für einen erhöhten Schallschutz
ben. Das Schalldämm-Maß R wird aus der und Vorschläge für den eigenen Wohn- und
Schallpegeldifferenz zwischen zwei Räumen Arbeitsbereich enthalten, die einer besonderen
(Sende- und Empfangsraum) unter Berücksich- Vereinbarung zwischen Bauherrn und Architek-
tigung der Absorptionsfläche A des Empfangs- ten bedürfen. Unter dem Gesichtspunkt eines
raums und der Prüffläche des Bauteils S zunehmenden Qualitätsbewusstseins des Nut-
berechnet: zers sollte der Planer unter Beachtung techni-
scher und ökonomischer Aspekte prüfen, ob
R = L1 – L2 + 10 lg (S/A) die erhöhten Schallschutzmaßnahmen des Bei-
blattes 2 umsetzbar sind. Eine geraffte Über-
Das bewertete Schalldämm-Maß RW ist eine sicht zum Inhalt von DIN 4109 und der Beiblät-
Einzahlangabe zur einfachen Kennzeichnung ter gibt 2.6.76. Die europäische Normung
von Bauteilen. Nach 2.6.74 wird über den erfolgt in dem Technischen Komitee CEN/TC
gemessenen Frequenzverlauf M eine Bezugs- 126 »Akustische Eigenschaften von Baupro-
kurve B, die mit ihrem Verlauf der Empfindlich- dukten und von Gebäuden«. 2.6.76 Anforderungen und Empfehlungen für den
keit des menschlichen Ohres Rechnung trägt, Die europäische Normung befasst sich im Schallschutz
Bezeichnung Bauauf- Inhalt
so lange in Schritten von 1 dB nach unten ver- Wesentlichen mit der Harmonisierung von Prüf- sichtlich
schoben, bis die mittlere Unterschreitung U der methoden (im Labor und am Bauwerk), der eingeführt
verschobenen Bezugskurve unter die Mess- Auswertung der Prüfergebnisse und der Erar- DIN 4109 ja Schutz von Aufenthalts-
kurve maximal 2 dB beträgt. Als Einzahlangabe beitung von Rechenverfahren für die Ermittlung räumen gegen
• Geräusche aus fremden
wird das Schalldämm-Maß der verschobenen akustischer Eigenschaften von Gebäuden aus Räumen
Bezugskurve bei 500 Hz herangezogen. den Bauteileigenschaften. Die hierfür von CEN • Geräusche aus haus-
Für die Praxis wird das bewertete Schalldämm- erarbeiteten Normen werden unmittelbar Ein- technischen
Maß unter Berücksichtigung der Schallübertra- fluss auf die Regelungen der DIN 4109 haben. Anlagen und aus Betrieben
im selben Gebäude
gung durch flankierende Bauteile angegeben Das deutsche bauakustische Normungskon- • Außenlärm und Lärm aus
(2.6.75). Die Flankenübertragung ist ein Teil zept muss einer grundlegenden Überarbeitung Gewerbe- und Industrie-
der Luftschallübertragung zwischen zwei unterzogen werden. Die zuständigen Arbeits- betrieben
benachbarten Räumen, der nicht direkt über kreise des DIN sind zur Zeit mit der Ausarbei- Beiblatt 1 zu ja Ausführungsbeispiele
DIN 4109 und Rechenverfahren
das trennende Bauteil, sondern durch Neben- tung eines Normungskonzeptes unter Einbezie- Beiblatt 2 zu nein Hinweise für Planung und
wegübertragung über angrenzende Bauteile hung der harmonisierten Regelwerke befasst. DIN 4109 Ausführung sowie
erfolgt. Hiervon betroffen ist neben der Überarbeitung Empfehlungen für einen
Trittschall ist durch Begehen oder ähnlicher der DIN 4109 auch das Beiblatt 1 zu DIN 4109. erhöhten Schallschutz

187
Bauphysik

2.6.77 Luftschalldämmung von Wänden und Türen gegen Schallübertragung aus einem fremden Wohn- oder Die durchzuführenden Arbeiten beinhalten im
Arbeitsbereich
Wesentlichen folgende Bereiche:
Bauteil Anforderungen Empfehlung
nach DIN 41091) für einen
erhöhten Schall- • Überarbeitung der DIN 4109 unter Beibe-
schutz nach haltung des Anforderungsniveaus,
Beiblatt 22)
• Erarbeitung eines Bauteilkataloges,
erf. R‘w erf. R‘w
dB dB • Einbindung des harmonisierten Rechen-
1. Geschosshäuser mit Wohnungen und Arbeitsräumen verfahrens in das deutsche bauakustische
Wohnungstrennwände und Wände zwischen fremden Arbeitsräumen 53 ≥ 55 Konzept einschließlich der Erarbeitung von
Treppenraumwände und Wände neben Hausfluren 523) ≥ 55
Handlungsanleitungen.
Wände neben Durchfahrten, Einfahrten von Sammelgaragen u.ä. 55 –
Wände von Spiel- oder ähnlichen Gemeinschaftsräumen 55 –
Türen, Die erforderlichen Arbeiten werden die Berei-
• die von Hausfluren oder Treppenräumen in Flure und Dielen von 27 ≥ 37 che Massivbau, Skelettbau, Holzbau, Elemente
Wohnungen und Wohnheimen oder von Arbeitsräumen führen,
(Fenster, Türen u. a.) und haustechnische
• die von Hausfluren oder Treppenräumen unmittelbar in 37 –
Aufenthaltsräume – außer Flure und Dielen – von Wohnungen führen. Anlagen betreffen.
2. Einfamilien-Doppelhäuser und -Reihenhäuser National liegt für die Übergangszeit das Regel-
Haustrennwände 57 ≥ 67 werk Beiblatt 3 zu DIN 4109 für die Umrech-
3. Beherbergungsstätten
Wände zwischen
nung des im Prüfstand ohne Flankenübertra-
• Übernachtungsräumen 47 ≥ 52 gung ermittelten Schalldämm-Maßes RW in
• Fluren und Übernachtungsräumen 47 ≥ 52 einen Wert R'W vor, das für das deutsche
Türen System zur Zeit noch erforderlich ist. Auch die
• zwischen Fluren und Übernachtungsräumen 32 ≥ 37
4. Krankenanstalten, Sanatorien
umgekehrte Berechnung d. h., von R'W nach
Wände zwischen 47 ≥ 52 RW ist in dem Papier enthalten.
• Krankenräumen Die Höhe der Anforderungen an den baulichen
• Fluren und Krankenräumen Schallschutz ist nicht von der europäischen
• Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern
• Fluren und Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern –
Normung betroffen. Die Festlegung von Anfor-
• Krankenräumen und Arbeits- und Pflegeräumen derungswerten verbleibt ausdrücklich in natio-
Wände zwischen naler Hoheit und kann deshalb den jeweiligen
• Operations- bzw. Behandlungsräumen 42 – nationalen Traditionen und Bauentwicklungen
• Fluren und Operations- bzw. Behandlungsräumen
Wände zwischen 37 – angepasst werden. Auf der Anforderungs-
• Räumen der Intensivpflege ebene ist demnach die DIN 4109 durch die
• Fluren und Räumen der Intensivpflege europäische Entwicklung nicht in Frage
Türen zwischen gestellt.
• Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern 37 –
• Fluren und Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern
• Fluren und Krankenräumen 32 ≥ 37 Schallschutz gegen Innenlärm
• Operations- bzw. Behandlungsräumen – Die Anforderungen der DIN 4109 und die Emp-
• Fluren und Operations- bzw. Behandlungsräumen fehlungen des Beiblattes 2 zur DIN 4109 für
5. Schulen und vergleichbare Unterrichtsbauten
Wände zwischen 47 – einzelne ausgewählte Wände zum Schutz von
• Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen Aufenthaltsräumen gegen die Schallübertra-
• zwischen Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen und Fluren gung aus einem fremden Wohn- oder Arbeits-
Wände zwischen 52 –
bereich sind der Tabelle 2.6.77 zu entnehmen.
• Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen und Treppenräumen
Wände zwischen 55 – Auch innerhalb des eigenen Wohn- und
• Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen und »besonders lauten« Arbeitsbereiches ist der Schallschutz für die
Räumen (z. B. Sporthallen, Musikräumen, Werkräumen) Bewohner durch unterschiedliche Nutzung in
Türen zwischen 32 –
einzelnen Räumen, unterschiedliche Arbeits-
• Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen und Fluren
1) Auszug aus Tabelle 3 der DIN 4109 und Ruhezeiten sowie einer erhöhten Schutz-
2) Auszug aus Tabelle 2 des Beiblatts 2 zu DIN 4109 bedürftigkeit von Bedeutung. Das Beiblatt 2 zu
3) Für Wände mit Türen gilt: R’w (Wand) = Rw (Tür) + 15 dB; Wandbreite ≤ 30 cm bleiben dabei unberücksichtigt. DIN 4109 enthält dafür Empfehlungen für nor-
malen und erhöhten Schallschutz. Tabelle
2.6.79 gibt einen Überblick der entsprechen-
den Vorschläge für Wohn-, Büro- und Verwal-
tungsgebäude.
Zum Schutz gegen Geräusche aus haustechni-
schen Anlagen und Betrieben werden in DIN
4109 Werte für die zulässigen Schallpegel in
schutzbedürftigen Räumen festgelegt. Um
diese Werte einhalten zu können, werden
Anforderungen an die Luft- und Trittschalldäm-
mung von Bauteilen zwischen »besonders lau-
ten« und schutzbedürftigen Räumen gestellt
(2.6.80). Unter letzteren versteht man Wohn-
räume, Schlafräume, Bettenräume in Kranken-
häusern und Sanatorien, Unterrichtsräume in
Schulen und Hochschulen sowie Büroräume.
»Besonders laute« Räume sind:

188
Schallschutz

• Räume mit »besonders lauten« haustechni- 2.6.78 Das bewertete Schalldämm-Maß R'W nach dem Massegesetz
schen Anlagen oder Anlageteilen, wenn der
maximale Schalldruckpegel des Luftschalls
in diesen Räumen häufig mehr als 75 dB(A)
beträgt;
• Aufstellräume für Auffangbehälter von Müll-
abwurfanlagen und deren Zugangsflure zu
den Räumen vom Freien;
• Betriebsräume von Handwerks- und Gewerbe-
betrieben einschließlich Verkaufsstätten,
wenn der maximale Schalldruckpegel des
Luftschalls in diesen Räumen häufig mehr als
75 dB(A) beträgt;
• Gasträume, z. B. von Gaststätten, Cafés,
Imbissstuben;
• Räume von Kegelbahnen;
• Küchenräume von Beherbergungsstätten,
Krankenhäusern, Sanatorien, Gaststätten;
außer Betracht bleiben Kleinküchen, Aufbe-
reitungsküchen sowie Mischküchen;
• Theaterräume;
• Sporthallen; 2.6.79 Vorschläge für den Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich nach Beiblatt 2 zu DIN 4109
Bauteile Vorschläge für
• Musik- und Werkräume. normalen erhöhten
Schallschutz Schallschutz
In vielen Fällen ist zusätzlich eine Körperschall- erf. R’w erf. R’w
dämmung von Maschinen, Geräten und Rohr- dB dB
Wohngebäude
leitungen gegenüber den Gebäudedecken und Wände ohne Türen zwischen »lauten« 40 ≥ 47
-wänden erforderlich. Sie kann zahlenmäßig und »leisen« Räumen unterschiedlicher
nicht angegeben werden, weil sie von der indi- Nutzung, z.B. zwischen Wohn- und Kinder-
viduellen und sehr unterschiedlichen Größe der schlafzimmer
Büro- und Verwaltungsgebäude
Körperschallerzeugung der Maschinen und Wände zwischen Räumen mit üblicher Bürotätigkeit 37 ≥ 42
Geräte abhängt. Allgemeine Planungshinweise Wände zwischen Fluren und Räumen 37 ≥ 42
gibt Beiblatt 2 zu DIN 4109. Zur Einhaltung der nach Zeile 2
zulässigen Schallpegel von Geräuschen aus Wände von Räumen für konzentrierte 45 ≥ 52
geistige Tätigkeit oder zur Behand-
Wasserinstallationen, einschließlich Abwasser- lung vertraulicher Angelegenheiten, z.B.
leitungen, wird an die Schalldämmung von zwischen Direktions- und Vorzimmer
Installationswänden keine Anforderung hin- Wände zwischen Fluren und Räumen 45 ≥ 52
nach Zeile 4
sichtlich des bewerteten Schalldämm-Maßes
Türen in Wänden nach Zeile 2 und 3 27 ≥ 32
gestellt, wenn die flächenbezogene Masse der Türen in Wänden nach Zeile 4 und 5 37 –
Wand mindestens 220 kg/m2 beträgt. Wände
mit einer geringeren flächenbezogenen Masse
als 220 kg/m2 müssen durch eine Eignungs-
prüfung nachweisen, dass sie sich nicht
ungünstiger verhalten. Eine starke Abstrahlung
der Installationswand kann durch Montage
2.6.80 Anforderungen an die Luftschalldämmung von Wänden und Decken zwischen besonders lauten und schutz-
einer biegeweichen Vorsatzschale aus Mineral-
bedürftigen Räumen
faser- und Gipskartonplatten auf der Seite des Art der Räume Bewertetes
schutzbedürftigen Raumes wirkungsvoll gemin- Schalldämm-Maß erf. R’w
dert werden. Besondere Vorteile bieten auch dB
Schallpegel Schallpegel
moderne Systeme der Vorwand-Installation, die
LAF = LAF =
mit raumhoher Vormauerung oder Verkleidun- 75 bis 80 dB(A) 81 bis 85 dB(A)
gen schalltechnisch sehr gute Räume mit »besonders lauten« 57 62
Lösungsmöglichkeiten bieten. haustechnischen Anlagen oder Anlageteilen
Betriebsräume von Handwerks- und 57 62
Gewerbebetrieben; Verkaufsstätten
Schallschutz gegen Außenlärm Küchenräume der Küchenanlagen von Beherbergungsstätten, 55
Für die Festlegung der erforderlichen Luft- Krankenhäusern, Sanatorien, Gaststätten,
schalldämmung von Außenbauteilen gegen- Imbissbuden und dergleichen
Küchenräume wie vor, jedoch auch 57
über Außenlärm werden verschiedene Lärmpe- nach 22.00 Uhr in Betrieb
gelbereiche zugrundegelegt, denen die jeweils Gasträume, nur bis 22.00 Uhr in Betrieb 55
vorhandenen oder zu erwartenden »maßgebli- Gasträume (maximaler Schallpegel 62
chen Außenlärmpegel« zuzuordnen sind. Nach LAF ≤ 85 dB(A), auch nach 22.00 Uhr in Betrieb)
Räume von Kegelbahnen 67
2.6.81 werden je nach Raumnutzung unter- Gasträume (maximaler Schallpegel 85 dB(A) ≤ LAF ≤ 95 dB(A) 72
schiedliche Anforderungen an Bettenräume in z.B. mit elektroakustischen Anlagen)
Krankenanstalten und Sanatorien, Aufenthalts- Anmerkung: LAF = Zeitabhängiger Schallpegel, der mit der Frequenzbewertung A und der Zeitbewertung F (engl.: fast)
räume in Wohnungen, Übernachtungsräume in als Funktion der Zeit gemessen wird.

189
Bauphysik

2.6.81 Lärmpegelbereiche und einzuhaltendes Schall- Hotels und Unterrichtsräume sowie Büroräume tel sich ergebende Abhängigkeit des bewerte-
dämm-Maß R'W,res.
gestellt. Da die raumabschließenden Außen- ten Schalldämm-Maßes R'W von der flächenbe-
Lärm- Maß- erf. R’W, res des Außenbauteils bauteile meist aus mehreren Teilflächen unter- zogenen Masse zeigt 2.6.78. Voraussetzung
pegel- geblicher
bereich Außen- in dB schiedlicher Schalldämmung bestehen, gelten für den Zusammenhang zwischen Luftschall-
lärmpegel Betten- Aufenthalts- Büro- die Anforderungen an das aus den einzelnen dämmung und flächenbezogener Masse ein-
dB(A) räume räume ect. räume1) Schalldämm-Maßen der Teilflächen berechnete schaliger Wände sind ein geschlossenes Gefü-
I ≤ 55 35 30 – resultierende Schalldämm-Maß R'W, res . Die ge und ein fugendichter Aufbau. Ist diese Vor-
II 56 – 60 35 30 30
III 61 – 65 40 35 30 erforderlichen Schalldämm-Maße sind in aussetzung nicht erfüllt, sind die Wände zumin-
IV 66 – 70 45 40 35 Abhängigkeit vom Verhältnis der gesamten dest einseitig durch einen vollflächig haftenden
V 71 – 75 50 45 40 Außenfläche eines Raumes zur Grundfläche Putz bzw. durch eine entsprechende Beschich-
VI 76 – 80 2) 50 45
2) 2)
des Raumes zu erhöhen oder zu reduzieren. tung gegen unmittelbaren Schalldurchgang
VII > 80 50
1) An Außenbauteile von Räumen, bei denen der eindrin- So können mit einer üblichen Raumhöhe von abzudichten [62]. Einen Begriff über die Grö-
gende Außenlärm aufgrund der in den Räumen ausge- 2,5 m bereits bei einer Raumtiefe von 3 m die ßenordnung der Unterschiede im bewerteten
übten Tätigkeit nur einen untergeordneten Beitrag zum Anforderungen aus 2.6.81 übernommen und Schalldämm-Maß für unverputzte und verputzte
Innenraumpegel leistet, werden keine Anforderungen
bei größeren Raumtiefen Minderungen bis – 3 Wände gibt 2.6.82. Die in 2.6.78 dargestellte
gestellt.
2) Die Anforderungen sind hier aufgrund der örtlichen dB in Anspruch genommen werden. Kurve gilt nicht für leichte Bauteile unter 85 kg/
Gegebenheiten festzulegen. Für Räume in Wohngebäuden mit üblicher m2 und kann nach DIN 4109 oberhalb von 630
Raumhöhe von 2,5 m und Raumtiefe von min- kg/m3 flächenbezogener Masse nur noch zur
destens 4,5 m sowie 10 % bis 60 % Fensterflä- Beschreibung des Verhaltens zweischaliger
2.6.82 Bewertetes Schalldämm-Maß von Trennwänden chenanteil gelten, ohne rechnerischen Auf- Wände mit durchgehender Trennfuge herange-
in unverputztem Zustand nach Gösele
R’w [dB] wand, die Anforderungen an das resultierende zogen werden, da in diesem Bereich eine
unverputzt verputzt Schalldämm-Maß als erfüllt, wenn die in DIN Begrenzung der erreichbaren Schalldämmung
240 mm Hochlochziegel 50 53 4109, in Abhängigkeit vom Fensterflächenan- durch die flankierenden Bauteile eintritt. Die
250 mm Schüttbeton 11 53
teil, tabellarisch einzeln angegebenen Schall- angegebenen Schalldämmwerte werden nur
240 mm Hohlblocksteine
aus Bimsbeton 16 49 dämm-Maße für die Wand und das Fenster ein- erreicht, wenn die mittlere flächenbezogene
200 mm Porenbetonplatten, gehalten werden. Masse der flankierenden Bauteile mit etwa 300
geschosshoch 45 47 Bei der Anordnung von Lüftungseinrichtungen kg/m3 angenommen werden kann.
und Rolladenkästen ist deren Schalldämm-Maß Neben der allgemeinen Massenabhängigkeit
und die zugehörige Bezugsfläche bei der der Schalldämmung spielt in gewissem Maße
2.6.83 Unterschiedliche Schalldämmung von Hochloch- Berechnung des resultierenden Schalldämm- das verwendete Material durch die innere
Ziegelwänden bei etwa gleicher flächenbezoge-
Maßes zu berücksichtigen. Zur vorübergehen- Dämpfung (Materialdämpfung) eine Rolle. Man
ner Masse aber unterschiedlicher Lochung nach
J. Lang den Lüftung vorgesehene Einrichtungen (z. B. versteht darunter die Eigenschaft eines Materi-
Lüftungsflügel und -klappen) werden im als, bei jeder Schwingung einen Teil der
geschlossenen Zustand, zur dauernden Lüf- Schwingungsenergie in Wärme umzuwandeln
tung vorgesehene Einrichtungen (z. B. schall- und damit der Schwingung Energie zu entzie-
gedämpfte Lüftungsöffnungen) im Betriebszu- hen. Untersuchungen im Fraunhofer Institut für
stand bewertet. Bauphysik haben gezeigt, dass durch diese
Die Ermittlung des maßgeblichen Außenlärm- Materialdämpfung für verputzte Wände aus
pegels erfolgt für die verschiedenen Lärmquel- Porenbeton und Leichtbeton mit Zuschlägen
len nach angepassten Mess- und Beurteilungs- aus Bims oder Blähton mit Steinrohdichte ≤ 800
verfahren. Für Straßenverkehrslärm hält die DIN kg/m3 bei einer flächenbezogenen Masse bis
4109 ein Nomogramm bereit, in dem Mitte- 250 kg/m2 das bewertete Schalldämm-Maß um
lungspegel, in Abhängigkeit von der Verkehrs- 2 dB höher angesetzt werden kann. Schalltech-
belastung und der Entfernung des Gebäudes nische Untersuchungen am Institut für Massiv-
von der Straßenmitte, abgegriffen werden kön- bau an der TU Braunschweig haben auch für
nen. Spezielle Nachweise für Straßenverkehrs- verputzte Wände aus Kalksandsteinen der
fälle, in denen das Nomogramm nicht anwend- Rohdichteklasse ≤ 800 kg/m3 diesen Bonus
bar ist, für Schienen- und Wasserverkehr erfol- von 2 dB festgestellt.
gen nach DIN 18005 Teil 2. Bereits vor längerer Zeit hat J. Lang [107] dar-
Für Luftverkehr, d. h. für Flugplätze sind Lärm- auf hingewiesen, dass Ziegelwände mit ver-
schutzbereiche nach dem »Gesetz zum Schutz gleichbarer Masse, aber unterschiedlicher
gegen Fluglärm« festgesetzt. Innerhalb dieser Lochung, bewertete Schalldämm-Maße mit
Schutzzonen gelten die Regelungen dieses Unterschieden bis zu 10 dB aufweisen (Abb.
Gesetzes oder weitergehende landesrechtliche 2.6.83). Eine Erklärung dafür fand Gösele
Vorschriften. durch den Effekt der Dickenresonanzen [62].
Für Gewerbe- und Industrieanlagen wird als Die gemessenen Abweichungen waren auf die
maßgeblicher Außenlärmpegel der nach TA Ausbildung der Stege der Steine zurückzufüh-
Lärm im Bebauungsplan für die jeweilige ren. Im einen Fall gehen die Stege gerade
Gebietskategorie angegebene Tag-Immissi- durch den Stein und dienen der Aussteifung,
onswert eingesetzt. im anderen Fall sind sie gegeneinander ver-
setzt und wirken wie hintereinander geschalte-
Schalldämmung einschaliger Wände te Federn. Neuere Untersuchungen zeigen,
Die Schalldämmung von dicken, einschaligen, dass die Schalldämmung von Lochsteinwän-
homogenen Wänden hängt in erster Linie von den nicht nur vom Lochbild der Steine, son-
ihrer flächenbezogenen Masse ab. Die im Mit- dern von zahlreichen weiteren Einflussgrößen,

190
Schallschutz

wie der Art der Vermörtelung, der Putzdicke 2.6.84 Differenz zwischen dem gemessenen und dem 2.6.85 Einfluss der Steingeometrie und der Vermaue-
und dem Steinformat abhängt [176]. Bild 2.6.84 nach DIN 4109, Beiblatt 1 berechneten Wert des rung auf die Schalldämmung von Lochsteinwän-
bewerteten Schalldämm-Maßes in Abhängigkeit den nach Scholl
zeigt die Differenz des gemessenen und von Lochflächenanteil für verschiedene Loch-
berechneten Schalldämm-Maßes für Lochstein- steinwände nach Scholl
wände unterschiedlicher flächenbezogener Einflussgröße ΔRmax in dB
Massen und unterschiedlicher Lochflächenan- Lochbild 10–15 dB
teile. Die Auswirkungen der verschiedenen Ein- Mörtelart ca. 5 dB
flussgrößen auf die Schalldämmung sind in Breite der Lagerfugen ca. 5 dB
Tabelle 2.6.85 als Übersicht zusammengestellt. Putzdicke 5–10 dB
Steinformat ca. 5 dB
Positiv wirken sich aus: Angegeben ist die maximale Änderung der Schall-
• härtere Mörtel dämmung ΔRmax die bei Veränderung der jeweiligen Ein-
• dicke Putzschichten flüsse bei gleichbleibender Wandmasse in den vor-
• geringe Steinlängen liegenden Messdaten aufgetreten ist.
• grob strukturierte Löcher mit breiten Stegen.

Die mit Lochsteinen verbundenen Probleme


traten bei Ziegelsteinen, Kalksand- und Beton-
steinen auf und sind nach den vorliegenden
Untersuchungen nicht an ein bestimmtes Bau-
material gebunden.
Eine Übersicht zu Rechenwerten der bewerte-
ten Schalldämm-Maße für beidseits verputztes
Mauerwerk mit Normal- und mit Leichtmörtel
enthält Tabelle 2.6.87. Bei Wänden aus Leicht- 2.6.86 Bewertete Schalldämm-Maße R’W von einschaligen biegesteifen Wänden mit einer biegeweichen Vorsatz-
schale; Rechenwerte nach Beiblatt 1 DIN 9109.
oder Porenbetonplatten sowie aus Plansteinen Flächenbezogene Bewertetes Schalldämm-Maß R’W1)
im Dünnbettmörtel ist bei einer Rohdichte über Masse der ohne mit Vorsatzschale mit Vorsatzschale
1000 kg/m3 diese um 100 kg/m3 und unter Massivwand Vorsatzschale Gruppe A Gruppe B
1000 kg/m3 um 50 kg/m3 abzumindern. kg/m2 dB dB dB
100 37 48 49
Eine weitere Möglichkeit, auch zur nachträgli- 200 45 49 50
chen Verbesserung der Schalldämmung von 300 47 53 54
Innenwänden, besteht in der Kombination der 400 52 55 56
massiven Wandschale mit einer auf der Sen- 500 55 57 58
1) Gültig für flankierende Bauteile mit einer mittleren flächenbezogenen Masse m’ ,Mittel von 300 gk/m2. Bei »fester«
L
derseite der trennenden Wand aufgebrachten Verbindung der beiden Schalen verringern sich die Werte um 1dB.
biegeweichen Vorsatzschale. Nach 2.6.88 wird
abhängig von der Verbindung mit der biege-
steifen Wand zwischen zwei Gruppen unter-
schieden. Bei Vorsatzschalen der Gruppe A
wird die Vorsatzschale über eine Unterkon-
struktion an der schweren Schale befestigt, bei
Gruppe B sind die Vorsatzschalen freistehend
vor der schweren Schale angebracht oder
federnd mit Mineralfaserplatten im Klebever- 2.6.87 Bewertete Schalldämm-Maße R’W von beidseits geputzten Wänden in Abhängigkeit von der Steinrohdichte-
klasse und der Wanddicke
fahren am Untergrund verbunden. In 2.6.86 Roh- Wand- Bewertetes Roh- Wand- Bewertetes
werden bewertete Schalldämm-Maße für Mas- dichte- dicke Schalldämm-Maß 1)2) dichte- dicke Schalldämm-Maß 1)2)
sivwände mit einseitiger Vorsatzschale ange- klasse cm R’W (dB) klasse cm R’W (dB)
geben. Werden dagegen, zum Beispiel aus Normal- Leicht- Normal- Leicht-
mörtel mörtel mörtel mörtel
Gründen der Wärmedämmung, an einschali- 0,5 17,5 40 39 1,0 17,5 45 3)
gen biegesteifen Wänden Dämmplatten hoher 24,0 43 42 24,0 48
dynamischer Steifigkeit vollflächig oder punkt- 30,0 45 44 30,0 51
weise angesetzt, so kann sich die Schalldäm- 36,5 47 45 36,5 53
0,6 17,5 41 40 1,2 17,5 47 3)
mung verschlechtern, wenn die Dämmplatten 24,0 44 43 24,0 50
durch Putz abgedeckt werden. 30,0 46 45 30,0 52
36,5 48 47 36,5 54
0,7 17,5 43 42 1,4 17,5 48 3)
Zweischalige Haustrennwände
24,0 45 45 24,0 52
Haustrennwände aus zwei schweren, biege- 30,0 47 47 30,0 54
steifen Schalen mit durchgehender Trennfuge 36,5 50 49 36,5 56
0,8 17,5 44 43 1,6 17,5 50 3)
bewirken eine erhebliche Reduzierung der
24,0 46 46 24,0 53
Schallübertragung zwischen benachbarten
30,0 49 48 30,0 55
Wohnungen. Das Schalldämm-Maß zweischali- 36,5 51 50 36,5 57
ger Haustrennwände mit durchgehender Fuge 0,9 17,5 45 44 1,8 17,5 51 3)

wird aus der flächenbezogenen Masse beider 24,0 48 47 24,0 54


30,0 50 49 30,0 57
Wände, einschließlich der Putzlagen, analog zu
36,5 52 51 36,5 59
einschaligen Bauteilen ermittelt. Die Direkt- 1) Gültig für flankierende Bauteile mit einem mittleren Flächengewicht von ca. 300 kg/m2

schallübertragung (ohne Flankenübertragung) 2) Für die Putzschichten sind zusammen 40 kg/m2 berücksichtigt
3) Diese Rohdichten werden im Allgemeinen nicht mit Leichtmörtel kombiniert
einer Doppelwand aus massiven Schalen liegt

191
Bauphysik

2.6.88 Schalltechnisch günstige Vorsatzschalen nach Beiblatt 1 zu DIN 4109


Gruppe1) Wandausbildung Beschreibung
B Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten nach DIN 1101, Dicke ≥ 25 mm,
(Ohne bzw. verputzt, Holzstiele (Ständer) mit Abstand ≥ 20 mm
federnde vor schwerer Schale freistehend, Ausführung nach DIN 1102
Verbindung
der Schalen)

Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach DIN 10180, Dicke 12,5 mm oder 15 mm,
Ausführung nach DIN 18181 (z.Z. Entwurf), oder aus Spanplatten nach DIN 68763,
Dicke 10 mm bis 16 mm, Holzstiele (Ständer) mit Abstand ≥ 20 mm vor schwerer
Schale freistehend2), mit Hohlraumfüllung3) zwischen den Holzstielen

Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten nach DIN 1101,


Dicke ≥ 50 mm, verputzt, freistehend mit Abstand von 30 mm bis 50 mm
vor schwerer Schale, Ausführung nach DIN 1102, bei Ausfüllung des Hohlraumes
nach Fußnote 3 ist ein Abstand von 20 mm ausreichend

Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach DIN 181810,


Dicke 123,5 mm oder 15 mm und Faserdämmplatten4),
Ausführung nach DIN 18181 (z.Z. Entwurf), an schwerer
Schale streifen- oder punktförmig angesetzt

A Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten nach


(Mit Verbindung DIN 1101, Dicke ≥ 25 mm, verputzt, Holzstiele (Ständer)
der an schwerer Schale befestigt, Ausführung nach
Schalen) DIN 1102

Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach DIN 18180, Dicke 12,5 mm oder 15 mm,
Ausführung nach 18181 (z.Z. Entwurf), oder aus Spanplatten nach DIN 68763,
Dicke 10 mm bis 16 mm, mit Hohlraumausfüllung3), Holzstiele (Ständer) an schwerer
Schale befestigt2).

1) In einem Wand-Prüfstand ohne Flankenübertragung (Prüfstand DIN 52210-P-W) wird das bewertete Schalldämm-Maß Rw,P einer einschaligen, biegesteifen Wand durch
Vorsatzschalen der Zeilen 1 bis 4 um mindestens 15 dB, der Zeilen 5 und 6 um mindestens 10 dB verbessert.
2) Bei diesen Beispielen können auch Ständer aus C-Wandprofilen aus Stahlblech nach DIN 18182 Teil 1 verwendet werden.
3) Faserdämmstoffe nach DIN 18165 Teil 1, Nenndicke 20 mm ≥ 60 mm, längenbezogener Strömungswiderstand Ξ ≥ 5 kN • s/m4.
4) Faserdämmstoffe nach DIN 18165 Teil 1, Anwendungstyp WV-s. Nenndicke ≥ 40 mm, s’ ≥ MN/m3.

2.6.89 Beispiele für zweischalige Wände aus zwei in Normalmörtel gemauerten Schalen mit durchgehender Gebäude-Trennfuge in Abhängigkeit der Rohdichteklassen nach
DIN 4109 Beiblatt 1
Bewertetes Rohdichteklasse der Steine und Mindestwanddicke der Schalen bei zweischaligem Mauerwerk
Schalldämm-Maß Beidseitiges Beidseitig Beidseitig
R’W,R Sichtmauerwerk je 10 mm Putz P IV je 15 mm Putz P I, P II
dB (Kalkgips- oder Gipsputz) oder P III
2 • 10 kg/m2 (Kalk-, Kalkzement- oder
Zementputz) (2 • 25 kg/m2)
Stein- Mindestdicke Stein- Mindestdicke Stein- Mindestdicke
Rohdichte- der Schalen ohne Putz Rohdichteklasse der Schalen ohne Putz Rohdichteklasse der Schalen ohne Putz
klasse mm mm mm
57 0,6 2 • 240 0,61) 2 • 240 0,72) 2 • 175
0,9 2 • 175 0,82) 2 • 175 0,94) 2 • 150
1 2 • 150 1,03) 2 • 150 1,24) 2 • 115
1,4 2 • 115 1,45) 2 • 115 – –
62 0,6 2 • 240 0,6 6) 2 • 240 0,5 6) 2 • 240
0,9 175 + 240 0,87) 2 • 175 0,87) 2 • 175
0,9 2 • 175 1,0 7) 2 • 150 0,9 7) 2 • 150
1,4 2 • 115 1,4 2 • 115 1,2 2 • 115
67 1 2 • 240 1,08) 2 • 240 0,98) 2 • 240
1,2 175 + 240 1,2 175 + 240 1,2 175 + 240
1,4 2 • 175 1,4 2 • 175 1,4 2 + 175
1,8 115 + 175 1,8 115 + 175 1,6 115 + 175
2,2 2 • 115 2,2 2 • 115 2 2 • 115
1) Bei Schalenabstand ≥ 50 mm und Gewicht jeder einzelnen Schale ≥ 100 gk/m2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,2 niedriger sein.
2) Bei Schalenabstand ≥ 50 mm und Gewicht jeder einzelnen Schale ≥ 100 gk/m2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,3 niedriger sein.
3) Bei Schalenabstand ≥ 50 mm und Gewicht jeder einzelnen Schale ≥ 100 kg/m2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,4 niedriger sein.
4) Bei Schalenabstand ≥ 50 mm und Gewicht jeder einzelnen Schale ≥ 100 gk/m2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,5 niedriger sein.
5) Bei Schalenabstand ≥ 50 mm und Gewicht jeder einzelnen Schale ≥ 100 gk/m2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,6 niedriger sein.
6) Bei Schalen aus Gasbetonsteinen oder -platten nach DIN 4165 oder DIN 4166 sowie aus Leichtbeton-Steinen mit Blähton als Zuschlag nach DIN 18151 oder DIN 18152 und

einem Schalenabstand ≥ 50 mm und Gewicht jeder einzelnen Schale von 100 kg/m2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,1 niedriger sein.
7) Bei Schalen aus Gasbetonsteinen oder -platten nach DIN 4165 oder DIN 4166 sowie aus Leichtbeton-Steinen mit Blähton als Zuschlag nach DIN 18151 oder DIN 18152 und

einem Schalenabstand ≥ 50 mm und Gewicht jeder einzelnen Schale von ≥ 100 kg/m2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,2 niedriger sein.
8) Bei Schalen aus Gasbetonsteinen oder -platten nach DIN 4165 oder DIN 4166 sowie aus Leichtbeton-Steinen mit Blähton als Zuschlag nach DIN 18151 oder DIN 18152 kann

die Stein-Rohdichteklasse um 0,2 niedriger sein.

192
Schallschutz

um 12 dB höher als für eine einschalige • sofern die flächenbezogene Masse des tren- 2.6.90 Gebäudefugen ohne oder mit Fundamenttren-
Massivwand gleicher Masse zu erwarten wäre. nenden Bauteils mehr als 150 kg/m2 beträgt, nung und Trennfuge im Bereich des Daches
Die Fuge ist nach 2.6.90 von Oberkante Fun- muss eine biegefeste Anbindung der flankie-
dament lückenlos bis zur Dachhaut durchzu- renden Bauteile gesichert sein;
führen. Bei getrennten Fundamenten in Keller- • die flankierenden Bauteile sind von einem
räumen lassen sich weitere Verbesserungen Raum zum anderen durchlaufend und
erzielen, die allerdings aus Gründen der • die Anschlüsse des trennenden Bauteils
Gebäudeabdichtung zu den Ausnahmen zäh- an die flankierenden Bauteile müssen dicht
len werden. sein.
Der Bonus von 12 dB darf nur angerechnet
werden, wenn folgende konstruktiven Maßnah- Weicht die mittlere flächenbezogene Masse
men durchgeführt werden: der flankierenden Bauteile von etwa 300 kg/m2
ab, so ist nach 2.6.94, nach einem Bonus-/
• Die flächenbezogene Masse der Einzel- Malussystem, das angegebene Schalldämm-
schalen muss mindestens 150 kg/m2 und Maß des Trennbauteils zu korrigieren. Der Ein-
der Abstand zwischen den Schalen 30 mm fluss der Korrekturwerte KL.1 ist verhältnismäßig
betragen. klein. Dagegen hat die Anbindung der Trenn-
• Bei einer Trennfuge von 50 mm oder mehr wand zu massiven flankierenden Bauteilen
genügt eine flächenbezogene Masse der einen erheblichen Einfluss (2.6.91). Das ist
Einzelschalen von 100 kg/m2. der Fall, wenn eine leichte wärmedämmende
• Der Fugenhohlraum muss vollflächig mit dicht Außenwand ohne feste Verbindung vor einer
gestoßenen weichfedernden Platten, wie z. B. schweren Wohnungstrennwand vorbeigeführt
Mineralfaser-Trittschalldämmplatten, ausge- wird. Bei nicht verzahnten, sondern nur stumpf
füllt sein. gestoßenen Wänden, deren Verbindung abge-
• Auf das Einlegen der Faserplatten kann ver- rissen und nachträglich dauerelastisch versie-
zichtet werden, wenn die flächenbezogene gelt worden war, konnten durch Messungen
Masse der Einzelschalen ≥ 200 kg/m2 des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik Ver-
beträgt. schlechterungen des Schalldämm-Maßes bis
zu 10 dB festgestellt werden. 2.6.91 Längsleitung über flankierende Bauteile. Einbin-
Die Fuge zwischen den Schalen sollte nicht zu Die feste Verbindung flankierender, massiver dung einer Wohnungstrennwand in eine Außen-
wand mit Schlitz und Stumpfstoß
dünn gewählt werden. Einerseits entstehen Bauteile mit der Trennwand oder -decke ist,
dann sehr schnell Schallbrücken, andererseits sofern diese schwer ausgebildet sind, anzu-
liegen die, hinsichtlich der Schalldämmung, streben. Das Beispiel 2.6.91 zeigt die Einbin-
optimalen Schalenabstände über den Mindest- dung der Wohnungstrennwand in eine Außen-
werten der Norm. Eine zweischalige massive wand mit Schlitz und in Stumpfstoßausführung. auf Dauer
Haustrennwand kann die Mindestanforderun- Der gegenseitige Anschluss von gemauerten sichere
Lösung
gen nach DIN 4109 mit R'W = 57 dB bereits Wänden mit Stumpfstoß ist gegenüber Verzah-
erfüllen, wenn die Schalen jeweils 115 mm dick nungen und Schlitzen als gleichwertige, baua-
sind, die Steinrohdichteklasse 1,4 ausgeführt kustische und biegesteife Anbindung im Sinne
wird und insgesamt 20 kg/m2 Putz aufgetragen von DIN 4109 anzusehen, wenn die Stumpf-
werden. Für die Einhaltung der Empfehlung stoßfuge zwischen den Wänden voll vermörtelt
eines erhöhten Schallschutzes mit mindestens ist. Dies gilt sowohl für vollfugig ausgeführtes
67 dB muss z. B. bei gleicher Steinrohdichte- Mauerwerk, als auch für Mauerwerk ohne Stoß-
klasse von 1,4 die Dicke der Wandschalen auf fugenvermörtelung. Die Einlage von Edelstahl-
175 mm erhöht werden. In 2.6.89 werden ent- ankern kann für zusätzliche Sicherheit sorgen.
sprechend Beiblatt 1 zu DIN 4109 für verschie- Ein weiterer typischer Fall erhöhter Schall-
dene Wandaufbauten bewertete Schalldämm- Längsleitung tritt auf, wenn eine Außenwand
Maße angegeben, die auf Basis der Massen- nach 2.6.93 zur Verbesserung des Wärme-
abhängigkeit von R'W und des Zuschlags von schutzes auf der Innenseite mit einer steifen
12 dB berechnet wurden. verkleideten (Putz- oder Gipskartonplatten)
Dämmschicht aus Hartschaum oder Holzwolle-
Flankierende Bauteile Leichtbauplatten versehen wird [5]. Die durch
Die Luftschalldämmung zwischen Räumen den Resonanzeffekt bewirkte Erhöhung der
hängt nicht nur von der Ausbildung der Trenn- Längsleitung liegt im Mittel bei etwa 10 dB.
wände ab, sondern auch von der Ausführung Dadurch können die Anforderungen an Woh-
der flankierenden Bauteile und der Verbindung nungstrennwände und -decken nicht mehr
zwischen Trennwand und flankierendem Bau- erfüllt werden.
teil. Die im Beiblatt 1 zu DIN 4109 angegebe-
nen Werte der Schalldämmung für Trennbau- Außenwände
teile gelten im Zusammenhang mit flankieren- Fassaden setzen sich in der Regel aus Wän-
den Bauteilen unter folgenden Voraussetzun- den und Fenstern bzw. Türen zusammen. Das
gen: resultierende bewertete Schalldämm-Maß kann
• die mittlere flächenbezogene Masse nach DIN 4109 unter Berücksichtigung der
R'L,mittel der biegesteifen flankierenden Bau- Gesamtfläche und der Flächenanteile der Ein-
teile beträgt etwa 300 kg/m2; zelbauteile und deren bewerteter Schalldämm-

193
Bauphysik

2.6.92 Beispiele für das bewertete Schalldämm-Maß Maße berechnet oder einfacher, wie das Bei-
R'W für verschiedene Außenwandkonstruktionen spiel 2.6.95 zeigt, mit Hilfe tabellierter Werte
bemessen werden. Die bewerteten Schall-
dämm-Maße der Fenster sind den Prüfzeugnis-
sen der Hersteller zu entnehmen. Richtwerte
für häufig vorkommende Fenster mit Wärme-
schutzverglasung enthält Beiblatt 1 zu DIN
4109.
Die bewerteten Schalldämm-Maße von Außen-
wänden aus Mauerwerk sind von deren kon-
struktiver Ausbildung nach 2.6.92 abhängig.
Bei einschaligen Außenwänden dominiert
zunächst der Wärmeschutz, welcher Wand-
baustoffe geringer Rohdichte erforderlich
macht. Bei Wanddicken von 300 mm bis 365
mm und Steinrohdichten von 500 kg/m3 bis
800 kg/m3 liegen die zu erwartenden Schall-
dämm-Maße je nach Masse des Außenbauteils
zwischen 45 und 51 dB. Wird auf der Wand
außenseitig eine verputzte Wärmedämmschicht
aufgebracht, ist bereits früh erkannt worden,
dass Putzschichten auf Holzwolle-Leichtbau-
platten die Schalldämmung einer Wand ver-
schlechtern [61]. Spätere Untersuchungen
bestätigen für Dämmstoffe mit hoher dynami-
scher Steifigkeit (üblicher Polystyrol-Partikel-
schaum) diesen Trend, während bei Dämm-
stoffen mit geringer Steifigkeit (Mineralwolle) je
nach Putzgewicht und Material der Massiv-
wand sowohl Verminderungen, als auch Ver-
besserungen auftraten [166]. Neuere Untersu-
2.6.93 Beispiel für die schalltechnisch schädliche Verkleidung einer Außenwand mit steifen Wärmedämmplatten
chungen erfolgten an 14 verschiedenen Wär-
auf der Innenseite nach Gösele
medämm-Verbundsystemen auf einer Wand
aus Kalksand-Lochsteinen [147]. Bei Dämm-
stoffen mit niedriger dynamischer Steifigkeit
(Mineralfaserplatten mit liegenden Fasern oder
elastifizierte Polystyrol-Hartschaumplatten) und
Außenputzen mit hoher flächenbezogener
Masse wurden Verbesserungen des bewerte-
ten Schalldämm-Maßes bis zu 4 dB festgestellt.
Bei nicht elastifizierten Polystyrol-Hartschaum-
platten ergab sich eine Verschlechterung von
–1 bis – 3 dB, bei Mineralwolle mit stehender
Faser (Lamellenplatten) von – 5 dB. Bei einer
Montage mittels Profilschienen bietet sich die
Möglichkeit, auch mit dünnen Putzschichten
eine Verbesserung um 2 dB zu erreichen.
Grundsätzlich kann durch die Außenwand mit
WDVS ein sehr hoher Schallschutz gegen
Außenlärm erreicht werden, da die tragende
Wand keine wärmedämmende Funktion über-
nehmen muss und daher entsprechend schwer
ausgeführt werden kann. Das bewertete Schall-
dämm-Maß einer 17,5 cm dicken KS-Außen-
wand mit Wärmedämm-Verbundsystem liegt je
2.6.94 Korrekturwerte KL,1 nach DIN 4109 für das bewertete Schalldämm-Maß R’W,R biegesteifer Wände bei nach Ausführung zwischen 47 und 51 dB.
flankierenden Bauteilen der mittleren flächenbezogenen Masse m’L,Mittel Nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 darf beim Nach-
Art des trennenden Bauteils KL,1 in dB für mittlere flächenbezogene Massen weis des Schallschutzes gegen Außenlärm
m’L, Mittel in kg/m2 eine verbessernde Wirkung der hinterlüfteten
Fassade nicht berücksichtigt werden. Es wird
400 350 300 250 200 150 100 nur die flächenbezogene Masse der inneren
Einschalige, biegesteife 0 0 0 0 -1 -1 -1
Wand angerechnet. Massive Außenwände kön-
Wände und Decken
Einschalige, biegesteife +2 +1 0 -1 -2 -3 -4 nen jedoch mit derzeit handelsüblichen hinter-
Wände mit biegeweichen lüftbaren Fassaden wesentlich höhere bewer-
Vorsatzschalen tete Schalldämm-Maße erzielen [167]. Abhän-

194
Schallschutz

gig von der Fugenausbildung, der Dämm- 2.6.95 Resultierendes Schalldämm-Maß R’w,, R, res in dB in Abhängigkeit vom Schalldämm-Maß der Wand, dem
Schalldämm-Maß des Fensters und dessen Flächenanteil in %.
stoffart und der Unterkonstruktion lässt sich die
Schalldämmung von massiven Außenwänden Wand: 50 dB
mit hinterlüfteten Fassaden um bis zu ΔRW = Fenster: 35 dB
15 dB bei sorgfältiger Beachtung aller bau- bei 25% Fensterflächenanteil
Fassade: 40 dB
akustischen Randbedingungen steigern.
Bei zweischaligen Außenwänden wird das
bewertete Schalldämm-Maß aus der Summe
der flächenbezogenen Massen beider Schalen
ermittelt. Für die zweischalige Ausführung darf
auf den so ermittelten Wert folgender Zuschlag Schalldämm- Schalldämm-Maß des Fensters Rw, R in dB bei einem Fensterflächenanteil in %
erhoben werden: Maß der Wand 30dB 32 dB 35 dB
25% 30% 40% 50% 25% 30% 40% 50% 25% 30% 40% 50%
45 35 34 33 32 37 36 35 34 39 39 38 37
• 5 dB, wenn die flächenbezogene Masse der
50 35 35 33 33 37 37 35 34 40 39 38 37
anschließenden Innenwände nicht mehr als 55 35 35 33 33 37 37 35 34 40 40 38 37
50% der inneren Schale der Außenwand a) Standardausführungen
beträgt; Schall- Schalldämm-Maß des Fensters Rw, R in dB bei einem Fensterflächenanteil in %
dämm-Maß 37 dB 40 dB 42 dB 45 dB
• 8 dB, wenn die flächenbezogene Masse der der Wand 25% 30% 40% 50% 25% 30% 40% 50% 25% 30% 40% 50% 25% 30% 40% 50%
anschließenden Innenwände mehr als 50% 50 42 42 41 40 45 44 43 43 46 46 45 44 48 48 47 47
der inneren Schale der Außenwand beträgt. 60 43 42 41 40 46 45 44 43 48 47 46 45 51 50 49 48
65 43 42 41 40 46 45 44 43 48 47 46 45 51 50 49 48
b) hochschalldämmende Außenwände und Fenster
Für zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht
oder Wärmedämmstoffen im Schalenzwischen-
raum ist bei üblicher Ausführung ein bewerte-
tes Schalldämm-Maß von 55 bis 66 dB erziel-
bar. Untersuchungsergebnisse an Kalk-
sandsteinwänden zeigen bei gleichem Wand-
aufbau die Auswirkung einer verbleibenden
Luftschicht und der Dämmstoffart [92]. Bei
einer Wärmedämmung mit Polystyrol-Hart-
schaumplatten wirkt sich eine verbleibende
Luftschicht mit 40 mm gegenüber der Kern-
dämmung um 2 dB günstiger aus. Bei Kern-
dämmungen erbringen Mineralfaserplatten
oder Hyperlite-Schüttungen einen Vorteil von
2 dB gegenüber harten Schaumkunststoff-
platten.

195
Bauphysik

2.6.96 Baustoffklassen nach DIN 4102-1 2.6.97 Feuerwiderstandsklasse F nach DIN 4102 Teil 1 Brandschutz
Baustoffklasse Bauaufsichtliche Benennung Feuerwiderstands- Feuerwiderstands-
A nichtbrennbare Baustoffe klasse dauer in Minuten
A1 F 30 ≥ 30 Die übergeordneten Aufgaben des Brand-
A2 F 60 ≥ 60 schutzes bestehen darin, der Entstehung von
B brennbare Baustoffe F 90 ≥ 90 Bränden und ihrer Ausbreitung vorzubeugen,
B1 schwerentflammbare Baustoffe F 120 ≥ 120
im Brandfall die Möglichkeit einer Rettung von
B2 normalentflammbare Baustoffe F 180 ≥ 180
B3 leichtentflammbare Baustoffe Personen, Tieren und Sachgütern zu gewähr-
leisten und die Voraussetzung für eine wirk-
same Brandbekämpfung zu schaffen. Die
in jedem Fall einzuhaltenden Forderungen
der Bauaufsicht können durch Forderungen
der Sachversicherer ergänzt werden. Die
Erfüllung dieser Forderung ist nicht zwingend,
führt jedoch im Wirtschaftsbau zu deutlichen
Prämienrabatten.
Neben den aktiven Brandschutzmaßnahmen
wie z. B. Sprinkleranlagen und Feuermeldeein-
richtungen liegt der Schwerpunkt im Bereich
2.6.98 Sinngemäße Vergleichbarkeit der nationalen Baustoffklassen mit zukünftigen europäischen Klassen baulicher Maßnahmen zur Einhaltung eines
Brandsituation Produktleistung Europäische DIN 4102
Baustoffklasse Baustoffklasse
vorbeugenden Brandschutzes. Dazu gehört
Vollbrand in Kein Beitrag zum Brand A A1 die Gewährleistung einer ausreichenden
einem Raum Sehr begrenzter Brand B A2 Feuerwiderstandsdauer der Bauteile, die
Brennender Begrenzter Beitrag zum Brand C B1 Verwendung von Baustoffen, die im Brandfall
Gegenstand Hinnehmbarer Beitrag zum Brand D B1
Kleiner Flammenangriff Hinnehmbares Brandverhalten E B2
keine übermäßige Entwicklung von Rauch und
auf die begrenzte toxischen Gasen erzeugen oder diese ganz
Fläche eines Produktes ausschließen sowie die Verminderung der
Keine Leistung festgestellt F B3 Brandgefahr durch planerische Maßnahmen.
Letztere erfordern die Anordnung von
Brandabschnitten, die Sicherung von Flucht-
und Rettungswegen und Abzugsmöglichkeiten
für Rauch und Hitze.
Die bauaufsichtlichen Anforderungen bezüg-
lich des Brandschutzes sind in den Landes-
bauordnungen definiert und durch Verordnun-
gen, Verwaltungsvorschriften und Richtlinien
ergänzt. Die für den Brandschutz zuständige
Norm ist die DIN 4102 mit 18 Teilen. Die
DIN 4102 enthält sowohl Prüfnormen zur Unter-
suchung und Beurteilung des Brandverhaltens
als auch Angaben zum Brandschutznachweis
für klassifizierte Baustoffe und Bauteile.
2.6.99 Ermittlung der Feuerwiderstandsklasse, Schema nach Kordina/Meyer Ottens

Baustoffklassen
Brandbe- Das Brandverhalten der Baustoffe wird nach
anspruchung ETK DIN 4102-1 beurteilt und klassifiziert. Die
Baustoffe werden nach ihrer Brennbarkeit in
die Baustoffklasse A (nicht brennbar) oder
Temperaturverteilung B (brennbar) entsprechend 2.6.96 eingestuft.
im Bauteil Beurteilungskriterium nichtbrennbarer Baustof-
fe der Klasse A1 ist das Verhalten im Entste-
hungsbrand. Werden bei Baustoffen der Klas-
Baustoff-Verhalten Bauteil-Verhalten se A2 brennbare Bestandteile verwendet, wird
Hochtemperatur- Abmessungen auch die Flammausbreitung, die Brandgas-
bzw. Abbrandverhalten Schlankheit
der Baustoffe z. B. von Konstruktionsart dichte und deren Toxizität bewertet. Damit soll
Beton, Stahl, statisches System sichergestellt werden, dass trotz brennbarer
Mauerwerk, Holz Spannungen Bestandteile das Gesamtverhalten mit dem der
rein anorganischen A1-Baustoffe verglichen
Feuerwiderstandsdauer werden kann. Die brennbaren Baustoffe wer-
den hinsichtlich der Entflammbarkeit und der
Flammausbreitungsgeschwindigkeit beurteilt.
Feuerwiderstandsklasse
Da Baustoffe der Klasse B 3 – leichtentflamm-
+
Klasse der verwendeten bar – an der Entstehung eines Brandes primär
Baustoffe mitwirken können, ist ihre Verwendung nach
= Musterbauordnung verboten. Die Prüfung nach
Benennung
B 2 stellt die Beanspruchung durch eine kleine,

196
Brandschutz

definierte Flamme dar, die Prüfung nach B1 2.6.100 Einheitstemperaturkurve


modellhaft den Brand eines Gegenstandes im
Raum (z.B. Papierkorb in einer Raumecke).
Bei den bauaufsichtlichen Anforderungen
spielt das Brandverhalten der Baustoffe in
zweifacher Hinsicht eine Rolle. Zum einen
werden Anforderungen an den Baustoff als
Oberfläche von Bauteilen (z.B. Wand- und
Deckenverkleidungen) gestellt, zum anderen
als konstruktiver Bestandteil eines Bauteiles.
Feuerbeständige Bauteile müssen z.B. in den
wesentlichen Teilen aus nichtbrennbaren Bau-
stoffen bestehen.
Die Euroklassen zum Brandverhalten von
Bauprodukten sind nunmehr vom Ständigen
Ausschuss für das Bauwesen angenommen
worden. Die Veröffentlichung wird erst nach
Abschluss der Normung der zugehörigen Prüf-
verfahren erfolgen. Eine mögliche Vergleich-
barkeit der europäischen und nationalen Bau-
stoffklassen könnte den Angaben in 2.6.98
entsprechen.

Feuerwiderstandsklassen
Für die Sicherheit eines Bauwerks im Brandfall 2.6.101 Benennung von Feuerwiderstandsklassen in Verbindung mit den verwendeten Baustoffen nach
ist aber nicht nur die Brennbarkeit der Bau- DIN 4102 Teil 2
Feuerwider- Baustoffklassen nach DIN 4102 Teil 1 Benennung2) Kurz-
stoffe, sondern insbesondere die Feuerwider- standsklasse der in den geprüften Bauteilen bezeichnung
standsdauer der Bauteile maßgebend. Die nach Tabelle verwendeten Baustoffe für
Feuerwiderstandsklasse eines Bauteils ist defi- 2.2.3-2
niert als die Mindestdauer in Minuten, während wesentliche übrige Bestand-
Teile1) teile die nicht unter
der ein Bauteil bei der Brandprüfung bestimm- den Begriff1) fallen
ten Anforderungen standhält. Im Brandversuch Bauteile der
wird der Prüfkörper nach einem genau definier- F 30 B B Feuerwiderstandsklasse F30 F 30-B
ten Temperaturverlauf, der international A B Feuerwiderstandsklasse F 30 F 30-AB
und in den wesentlichen Teilen
genormten Einheitstemperaturkurve (ETK) aus nichtbrennbaren Baustoffen 1)
beflammt (2.6.100) und nach folgenden A A Feuerwiderstandsklasse F 30 F 30-A
wesentlichen Prüfkriterien beurteilt: und aus nichtbrennbaren Baustoffen
• Erhalt der Tragfähigkeit; unter Last bei F 60 B B Feuerwiderstandsklasse F 60 F 60-B
A B Feuerwiderstandsklasse F 60 F 60-AB
tragenden Bauteilen oder unter Eigenlast und in den wesentlichen Teilen
bei nichttragenden Bauteilen; aus nichtbrennbaren Baustoffen1)
• Einhalten einer maximal zulässigen Durchbie- A A Feuerwiderstandsklasse F 60 und F 60-A
gungsgeschwindigkeit bei statisch bestimmt aus nichtbrennbaren Baustoffen
F 90 B B Feuerwiderstandsklasse F 90 F 90-B
gelagerten Bauteilen; A B Feuerwiderstandsklasse F 90 F 90-AB
• Wahrung des Raumabschlusses bei Wänden, und in wesentlichen Teilen aus
damit keine entzündbaren Gase austreten nichtbrennbaren Baustoffen1)
und keine Risse entstehen, die eine Entzün- A A Feuerwiderstandsklasse F 90 und F 90-A
aus nichtbrennbaren Baustoffen
dung möglich machen. Auf der dem Feuer F 120 B B Feuerwiderstandsklasse F 120 F 120-B
abgekehrten Seite darf die Temperaturerhö- A B Feuerwiderstandsklasse F 120 und F 120-AB
hung im Mittel 140 °C und an einzelnen in den wesentlichen Teilen aus
Messstellen 180 °C nicht überschreiten. nichtbrennbaren Baustoffen1)
A A Feuerwiderstandsklasse F 120 und F 120-A
aus nichtbrennbaren Baustoffen
Wie aus 2.6.99 hervorgeht, wird die Feuerwi- F 180 B B Feuerwiderstandsklasse F 180 F 180-B
derstandsdauer wesentlich vom Baustoffver- A B Feuerwiderstandsklasse F 180 und F 180-AB
in den wesentlichen Teilen aus
halten und von bauteilspezifischen Einflüssen 1)
nichtbrennbaren Baustoffen
bestimmt. Bei Mauerwerk tritt das Versagen A A Feuerwiderstandsklasse F 180 und F 180-A
durch die Querschnittsminderung infolge der aus nichtbrennbaren Baustoffen
1) Zu den wesentlichen Teilen gehören:
temperaturabhängigen Zermürbung der Mau-
a) alle tragenden oder aussteifenden Teile, bei nichttragenden Bauteilen auch die Bauteile, die deren Standsicher-
ersteine und der Dehydration des Mörtels ein.
heit bewirken (z. B. Rahmenkonstruktionen von nichttragenden Wänden).
Aufgrund der Feuerwiderstandsdauer werden b) bei raumabschließenden Bauteilen eine in Bauteilebene durchgehende Schicht, die bei der Prüfung nach dieser
Bauteile in die in Tabelle 2.6.97 dargestellten Norm nicht zerstört werden darf.
Feuerwiderstandsklassen eingestuft. In Einzel- Bei Decken muss diese Schicht eine Gesamtdicke von mindestens 50 mm besitzen;
Hohlräume im Inneren dieser Schicht sind zulässig.
fällen können Bauteilklassifizierungen mit Bau-
Bei der Beurteilung des Brandverhaltens der Baustoffe können Oberflächendeckschichten oder andere Oberflä-
stoffanforderungen bezüglich der Baustoffklas- chenbehandlungen außer Betracht bleiben.
se nach 2.6.101 gekoppelt werden. 2) Diese Benennung betrifft nur die Feuerwiderstandsfähigkeit des Bauteils; die bauaufsichtlichen Anforderungen

Die Feuerwiderstandsklassen werden abhän- an Baustoffe für den Ausbau, die in Verbindung mit dem Bauteil stehen, werden hiervon nicht berührt.

197
Bauphysik

2.6.102 Kurzbuchstabe zur Bauteilkennzeichnung bei Angabe der Feuerwiderstandsklasse gig vom Bauteil mit unterschiedlichen Buch-
Bauteil Buchstabe zur
staben gekennzeichnet, die in 2.6.102 zusam-
Kennzeichnung der
Feuerwiderstandsklasse mengestellt sind.
Wände, Decken, Stützen, Unterzüge F
Außenwände W Wandarten, Wandfunktionen
Feuerschutzabschlüsse, z. B. auch Feuerschutztüren T
Nach der Funktion der Wände wird aus
Lüftungsleitungen, Absperrvorrichtungen (Brandschutzklappen) L/K
Verglasungen G der Sicht des Brandschutzes zwischen
nichttragenden und tragenden sowie raum-
abschließenden und nichtraumabschlie-
ßenden Wänden unterschieden. In 2.6.103
werden diese Begriffe an Praxisbeispielen
verdeutlicht [68].
Als nichttragende Wände gelten scheibenartige
Bauteile, die auch im Brandfall überwiegend
durch ihre Eigenlast beansprucht werden und
nicht der Knickaussteifung tragender Wände
dienen. Sie müssen aber auf ihre Fläche wir-
2.6.103 Wandarten; Grundrissbeispiele für Wohnungsbau und Industriebau nach Hahn
kende Windlasten auf tragende Bauteile abtra-
gen.
Tragende Wände sind überwiegend auf Druck
beanspruchte scheibenartige Bauteile zur Auf-
nahme lotrechter Lasten sowie horizontaler
Lasten. Aussteifende Wände sind hinsichtlich
des Brandschutzes wie tragende Wände zu
beurteilen.
Als raumabschließende Wände gelten z. B.
Wände in Rettungswegen, Treppenraumwän-
de, Wohnungstrennwände und Brandwände.
Sie dienen der Verhinderung der Brandüber-
tragung von einem Raum zum anderen und
werden deshalb nur einseitig vom Brand
beansprucht. Raumabschließende Wände kön-
nen tragende oder nichttragende Wände sein.
Nichtraumabschließende Wände werden im
Brandfall zwei-, drei- oder vierseitig vom Brand
beansprucht.

Anforderungen
Die Grundlagen bauaufsichtlicher Brand-
schutzanforderungen sind in den jeweils gül-
tigen Landesbauordnungen und den dazuge-
2.6.104 Übersicht über die bauaufsichtlichen Brandschutzvorschriften
hörigen Verordnungen sowie technischen Bau-
Landesbauordnung bestimmungen und den Verwaltungsvorschrif-
ten enthalten. Die Übersicht 2.6.104 erläutert
die Zusammenhänge und ihre gegenseitige
Bauliche Anlagen Bauliche Anlagen
Einflussnahme. Alle Landesbauordnungen, die
normaler Art und Nutzung besonderer Art und Nutzung entsprechenden Durchführungsverordnungen
bzw. die Verwaltungsvorschriften unterschei-
den zwischen Gebäuden normaler Art und Nut-
Durchführungsverordnung Sonderverordnungen
Ausführungsbestimmungen Richtlinien zung, wie z. B. Wohngebäude und Gebäuden
besonderer Art und Nutzung, wie z.B. Ver-
Wohngebäude und Versammlungsstätten, Garagen, sammlungsstätten, Krankenhäuser oder Indu-
vergleichbare Gebäude Geschäfts-, Kranken-, Hochhäuser, striebauten.
Schulen, Industriegebäude
Im Bereich der Gebäude normaler Art und Nut-
zung wird nach Gebäudearten unterschieden.
Die Einstufung in Gebäudeklassen nach 2.6.105
erfolgt in Abhängigkeit von der Anleiterbarkeit
Brandschutz-Forderung
bei einem Feuerwehreinsatz und hängt damit im
Wesentlichen von der Gebäudehöhe ab.
Technische Einführungs- Verwaltungs- Die baulichen Anlagen besonderer Art oder
Baubestimmungen erlasse vorschriften
Nutzung werden in den Bauordnungen nur im
Grundsatz behandelt. Die Landesbauordnun-
DIN 4102 Richtlinien für die gen werden durch Sonderverordnungen und
DIN 18081 Verwendung brenn- Richtlinien ergänzt, die die jeweils besonderen
DIN 18230 barer Baustoffe
Gegebenheiten bei Hochhäusern, Versamm-

198
Brandschutz

lungsstätten, Gaststätten, Krankenhäusern, 2.6.105 Einteilung der Gebäude nach den Bauordnungen in fünf Gebäudeklassen
Geschäftshäusern, Schulen und Industriebau-
ten berücksichtigen.
Die Verbindung der teilweise in den Landes-
bauordnungen umschrieben ausgedrückten
Anforderungen mit der abstrakten Klassifizie-
rung nach DIN 4102-2 und Folgenormen erfolgt
auf der Basis der in einigen Landesbauordnun-
gen vorgenommenen Definitionen bzw. nach ≤
der Bauregelliste. Die Verknüpfung des Bau-

rechts mit DIN 4102 ist in 2.6.106 aufgeführt.
Der wesentlichste Bestandteil des Brandsicher-
heitskonzeptes der Bauordnung liegt im
Abschottungsprinzip. Ein Brand soll auf mög-
lichst kleinem Raum beschränkt bleiben. Der
erste »Brandabschnitt« ist die Nutzungseinheit,
im Wohnungsbau also die Wohnung selbst, die
durch Geschossdecke, Wohnungstrennwand
und Treppenraumwand begrenzt wird. Zumin-
2.6.106 Benennung nach DIN 4102 und nach Baurecht
dest soll der Brand nicht auf Nachbargebäude
Benennung nach DIN 4102 Kurzbeschreibung Bauaufsichtliche
übergreifen, was durch relativ hohe Anforde- Benennung
rungen an die Brandwände erreicht werden Feuerwiderstandsklasse F 30 F 30-B feuerhemmend
kann. Bei großen Gebäuden verlangen darüber Feuerwiderstandsklasse F 30 und F 30-AB feuerhemmend und in den
in den wesentlichen Teilen aus tragenden Teilen aus
hinaus auch die Landesbauordnungen die
nichtbrennbaren Baustoffen nichtbrennbaren Baustoffen
Unterteilung des Gebäudes in Brandabschnitte. Feuerwiderstandsklasse F 30 und F 30-A feuerhemmend und aus
Das Abschottungsprinzip kann allerdings nur aus nichtbrennbaren Baustoffen nichtbrennbaren Baustoffen
dann voll wirksam werden, wenn auch die für Feuerwiderstandsklasse F 90 und F 90-AB feuerbeständig
in den wesentlichen Teilen aus
die Nutzung notwendigen Öffnungen dement- nichtbrennbaren Baustoffen
sprechend geschlossen werden. Das gilt z. B. Feuerwiderstandsklasse F 90 und F 90-A feuerbeständig und aus
für Durchführungen von elektrischen Leitungen aus nichtbrennbaren Baustoffen nichtbrennbaren Baustoffen
und Rohrleitungen sowie Öffnungen wie Klap-
pen, Türen und Tore.
In 2.6.107 sind einige wesentliche Brandschutz-
anforderungen für Bauteile in Wohngebäuden
tabellarisch aufgestellt. Da sich zwischen den
Bundesländern für Einzelbereiche geringe 2.6.107 Zusammenstellung der wichtigsten Anforderungen an den baulichen Brandschutz für Bauteile des üblichen
Anforderungsunterschiede ergeben können, Hochbaus am Beispiel der Landesbauordnung von Nordrhein-Westfalen
soll hier beispielhaft die Landesbauordnung Gebäudeklasse 2 3 4
Art des Wohngebäude Gebäude Sonstige
von Nordrhein-Westfalen herangezogen wer- Gebäudes Gebäude
den, die auch von den neuen Bundesländern mit geringer Höhe (OKF ≤ 7 m) außer
einheitlich übernommen wurde. Freistehende ≤ 2 WE ≥ 3 WE Hochhäusern
Tragende Wände Dach 0 1) 0 1) 01)
Wohngebäude mit einer Wohneinheit werden in
Sonstige F 30-B F 30-AB2) F 90-AB
der Tabelle nicht aufgeführt, da für die betref- Keller F 30-AB F 90-AB F 90-AB
fende Gebäudeklasse 1 keine Anforderungen Nichttragende Außenwände 0 0 A o. F 30-B
an die Feuerwiderstandsklasse von Bauteilen Außenwand 0 0 B1
gestellt werden. Es gilt allerdings die Grund- Bekleidung B 2 -------> geeignete Maßnahmen
Gebäudeabschlusswände F 90-AB BW BW
anforderung, dass mindestens normal ent- (F 30-B) + F 90-AB
flammbare Baustoffe eingesetzt werden dürfen. (F90-B)
Bei Wänden mit außen- oder innenliegender Decken Dach 01) 01) 01)
Wärmedämmschicht und zweischaligem Mau- Sonstige F 30-B F 30-AB3) F 90-AB
Keller F 30-B F 90-AB F 90-AB
erwerk mit zusätzlicher Wärmedämmung zwi- Gebäudetrennwände – F 90-AB BW BW
schen den Mauerwerkschalen muss somit der 40 m-Gebäudeabschnitte F 90-AB
verwendete Wärmedämmstoff die Baustoffklas- Wohnungs- Dach F 30-B F 30-B F 30-B
se B2 erfüllen. trennwände Sonstige F 30-B F 60-AB F 90-AB
Treppenraum Dach 0 0 0
Decke 0 F 30-AB F 90-AB
Brandwände Wände 0 F 90-AB Bauart BW
Brandwände nach DIN 4102 Teil 3 müssen Bekleidung 0 A A
Treppen tragende Teile 0 0 F 90-A
folgende erhöhte Anforderungen erfüllen:
Allgemein Wände – F 30-B F 30-AB
• Sie müssen aus Baustoffen der Baustoff- zugängliche F 30-AB
klasse A nach DIN 4102 Teil 1 bestehen. Flure als Rettungswege Bekleidung – 0 A
• Sie müssen mindestens die Anforderungen Offene Gänge Wände, Decken – 0 F 90-AB
vor Außenwänden Bekleidung – 0 A
der Feuerwiderstandsklasse F 90 nach 1) Bei giebelständigen Gebäuden – Dach von innen F30-B
DIN 4102 Teil 2 erfüllen; tragende Wände 2) Bei Gebäuden mit ≤ 2 Geschossen über OKT F30-B

müssen diese Anforderung bei mittiger und 3) Bei Gebäuden mit ≤ 2 Geschossen über OKT F30-B

bei ausmittiger Belastung erfüllen. Bei Gebäuden mit ≥ 3 Geschossen über OKT F30-B/A

199
Bauphysik

2.6.108 Brandschutztechnische Anforderungen im Bereich von Brandwänden • Brandwände müssen unter einer dreimaligen
Bauteile Anforderungen
Stoßbeanspruchung mit dem 200 kg Bleisch-
Brandwände F 90-A
+ Stoßbeanspruchung 3 • 3000 Nm rotsack standsicher und raumabschließend
Tragende und aussteifende Bauteile F 90 bleiben.
Anzahl von Öffnungen unbegrenzt
Verschluss von Öffnungen T 90-Türen (selbstschließende Abschlüsse)
Für Brandwände ist jedoch nicht nur entschei-
F 90-Brandschutzverglasungen
S 90-Kabelabschottungen dend, dass sie den Prüfanforderungen ent-
R 90-Rohrabschottungen sprechen, sondern dass sie in der Praxis rich-
Anordnung von Brandwänden an der Nachbargrenze tig angeordnet und ausgeführt werden.
Die jeweilige Landesbauordnung zwischen aneinandergereihten Gebäuden
In 2.6.108 werden die brandschutztechnischen
ist zu beachten innerhalb ausgedehnter Gebäude
Anforderungen im Bereich von Brandwänden
in Abhängigkeit von der Gebäudehöhe und der Dacheindeckung: zusammengestellt. Angaben über zulässige
≤ 3 Vollgeschosse bis unter die Dachhaut Schlankheit und Mindestdicke von Brandwän-
> 3 Vollgeschosse mindestens 30 cm über Dach
den und deren Bauteilanschlüsse enthält
weiche Bedachung mindestens 50 cm über Dach
DIN 4102 Teil 4.
Bauteile dürfen soweit eingreifen, wenn der Restquerschnitt der
Wände F 90 dicht und standsicher bleibt. Komplextrennwände
Auf Komplextrennwände wird lediglich in
DIN 4102 Teil 3 mit einer Fußnote hingewiesen,
da es sich um einen versicherungstechnischen
2.6.109 Brandschutzanforderungen für vorgehängte hinterlüftete Fassaden Begriff handelt. Bei den Bestimmungen der
Bauteil Erforderliche Baustoffklasse nach DIN 4102 Sachversicherer mit Begrenzung der Öffnungen
n ≤ 2 Vollgeschosse n > 2 Vollgeschosse, Hochhäuser ist im Wesentlichen zu beachten, dass die Feu-
< Hochhäuser
Bekleidung B2 B1 A erwiderstandsklasse F180 gefordert wird. Kom-
Unterkonstruktion B2 B 2 1)2) A plexwände müssen unversetzt durch alle Ge-
Wärmedämmung B2 B1 A 3) schosse gehen. Bauteile dürfen in diese Wände
Verankerungsmittel A 4) A 4) A 4)
1 ) Gegen die Verwendung von B 2-Baustoffen für stabförmige Unterkonstruktionen bestehen keine Bedenken,
weder eingreifen noch diese überbrücken.
wenn Zwischenraum-Bekleidungs-Dämmung nicht > 4 cm und Fenster- und Türlaibungen mit A-Baustoffen
abgeschottet sind. Klassifizierung bewährter Bauteile
2) Nach der BAYBO ist die Holzunterkonstruktion bis 30 m Gebäudehöhe einsetzbar.
DIN 4102 Teil 4 enthält Angaben über Baustof-
3) Gilt nicht für Halteelement von Dämmschichten.
4) Gilt nicht für bauaufsichtlich zugelassene Dübelsysteme. fe, Bauteile und Sonderbauteile, die nach
ihrem Brandverhalten auf der Grundlage von
Prüfungen klassifiziert wurden. Für die in der
Norm erfassten Produkte ist der Nachweis über
das Brandverhalten erbracht. Die brandschutz-
2.6.110 nach DIN 4102 Teil 4, Tabelle 45) 1- und 2-schalige Brandwände. Zulässige Schlankheit, Mindestwanddicke technische Zuordnung der Wände erfolgt nach:
und Mindestachsabstand (1-seitige Brandbeanspruchung). Die Klammerwerte ( ) gelten für Wände mit Putz. • Wandbaustoff
Bemessung nach DIN 1053 Teil 1 und Teil 2 mit der zulässigen Schlankheit hS /d. Die Exzentrizität e darf d/ 3 • Wanddicke
nicht überschreiten.
Wandart Mauerwerk • Art des Brandangriffes (von mehreren oder
unverputzt verputzt nur von einer Seite)
Mindestdicke d in mm • Ausnutzung der Tragfähigkeit der Wand.
bei 1-schaliger 2-schaliger6)
Ausführung
Wände aus Mauerwerk3) nach DIN 1053 Teil 1 und Teil 2 Bei nicht vollständiger Auslastung ist ein Bau-
unter Verwendung von Normalmörtel der Mörtelgruppe II, teil im Brandfall tragfähiger als bei 100% Aus-
Iia oder III, Iia lastung. In der Norm unterscheidet man des-
Steine nach DIN 105 Teil 1 der Rohdichteklasse ≥ 1,4 240 2 • 175 halb zwischen den Ausnutzungsfaktoren
≥ 1,0 300 2 • 200
(240) (2 • 175) α2 = 1,0 (100% Ausnutzung), α2 = 0,6 (60%
DIN 105 Teil 2 der Rohdichteklasse ≥ 0,8 365 3) 2 • 240 Ausnutzung) und α2 = 0,2 (20% Ausnutzung).
(300) 3) (2 • 175) Die Einstufung von Wänden, Flachstürzen und
Steine nach DIN 106 Teil 11) und DIN 106 Teil 1 A11) ≥ 1,8 2402) 2 • 1755)
ausbetonierten U-Schalen ist DIN 4102 Teil 4
sowie Teil 2 der Rohdichteklasse ≥ 1,4 240 2 • 175
≥ 0,9 300 2 • 200 Tabelle 38 bis 42 zu entnehmen. Die Angaben
(300) (2 • 175) in den Tabellen gelten für Mauerwerk nach
= 0,8 300 2 • 240 DIN 1053. Putze, auf der dem Feuer zuge-
(2 • 175)
wandten Seite, verbessern die Feuerwider-
Steine nach DIN 4165 der Rohdichteklasse ≥ 0,6 300 2 • 240
≥ 0,6 4) 240 (2 • 175) standsdauer. Die Klammerwerte der Tabellen
≥ 0,56) 300 2 • 240 für die Wanddicken beziehen sich auf verputz-
Steine nach DIN 18 151, DIN 18 152, DIN 18 153 der ≥ 0,8 240 2 • 175 te Wände, da bestimmte Putze das Brandver-
Rohdichteklasse (175) (2 • 175)
halten von Mauerwerkwänden positiv beein-
≥ 0,6 300 2 • 240
(240) (2 • 175) flussen. Bei zweischaligen Wänden ist Putz nur
1) Auch mit Dünnbettmörtel auf den Außenseiten der Wände erforderlich.
2) Bei Verwendung von Dünnbettmörtel und Plansteinen d = 175 mm.
3) Bei Verwendung von Leichtmauermörtel; Ausnutzungsfaktor xxa ≤ 0,6.
Die Tabellen gelten für alle Stoßfugenausbil-
4) Bei Verwendung von Dünnbettmörtel und Plansteinen mit Vermörtelung der Stoß- und Lagerfugen. dungen nach DIN 1053 Teil 1, also für vollstän-
5) Bei Verwendung von Dünnbettmörtel und Plansteinen d = 150 mm. dig vermörtelte Stoßfugen, für unterbrochene
6) Bei Verwendung von Dünnbettmörtel und Plansteinen mit Nut und Feder nur bei Vermörtelung der Stoß- und Stoßfugen in Form einer Mörteltasche und für
Lagerfugen. unvermörtelte Stoßfugen (Verzahnung bzw.

200
Brandschutz

Nut und Feder). Lochungen von Steinen oder steinen, Porenbeton und Leichtbeton durch verputzten Wand ohne Wärmedämmung.
Wandbauplatten dürfen nicht senkrecht zur Prüfungen nach DIN 4102-3 nachgewiesen Wärmedämmverbundsysteme mit Dämm-
Wandebene verlaufen. worden [7; 76; 134; 209]. Umfangreiche Infor- stoffen der Baustoffklasse B 2 dürfen nur bei
Mit Mauerwerk können die Anforderungen an mationen zum Brandschutz im Mauerwerkbau Gebäuden bis zu zwei Vollgeschossen ver-
den baulichen Brandschutz, in aller Regel, mit Praxisbeispielen enthält [67]. wendet werden. Die von der Gebäudehöhe
bereits in den aus statischen oder sonstigen abhängigen Brandschutzanforderungen für
bauphysikalischen Gründen erforderlichen Außenwände mit Wärmedämmung vorgehängte hinterlüftete Fassaden sind
Wanddicken problemlos erfüllt werden. Unter Einschalige Außenwände mit außenliegender bezüglich der erforderlichen Baustoffklasse der
diesem Aspekt lassen sich die umfangreichen verputzter Wärmedämmschicht (Wärmedämm- Fassadenbauteile in 2.6.109 zusammengestellt.
Tabellen der DIN 4102 Teil 4 durch die Festle- verbundsystem) werden brandschutztechnisch Die durch Versuche in Frage gestellten Brand-
gung auf die Feuerwiderstandsklasse F90 und je nach verwendeter Dämmstoffart unter- schutzanforderungen an hinterlüftete Außen-
den Ausnutzungsgrad von 100% wesentlich schiedlich bewertet. wandbekleidungen sind weiterhin gültig [22].
reduzieren. Die Tabellen 2.6.111 bis 2.6.113 Wärmedämmverbundsysteme mit Dämmstof- Für zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht
geben für Mauerwerk aus genormten Steinen fen aus schwer entflammbarem Polystyrol- und Wärmedämmung oder Kerndämmung
die Mindestdicken an, die zum Erreichen der Partikelschaum (Baustoffklasse B1), mit einer können bis zur Hochhausgrenze Wärmedämm-
Feuerwiderstandsklasse F90 erforderlich sind. maximalen Dicke von 100 mm nach allgemei- stoffe der Baustoffklasse B2 verwendet wer-
Brandwände müssen neben der Feuerwider- ner bauaufsichtlicher Zulassung, dürfen auf den. Bei Gebäuden mittlerer Höhe (7 bis 22 m)
standsklasse hinsichtlich Schlankheit und Mauerwerk bis zur Hochhausgrenze eingesetzt müssen davon abweichend durchgehende
Wanddicke die in der Tabelle 2.6.110 angege- werden. Wärmedämmverbundsysteme mit Schichten in Bauteilen F30-AB und F90 A-B
benen Bedingungen erfüllen. Bekleidungen mineralischen Dämmstoffen, wie z. B. Mineral- aus Baustoffen der Klasse A bestehen.
dürfen nicht zur Reduzierung der angegebe- wolleprodukte der Baustoffklasse A1 oder A2, Im Falle einer Innendämmung sind für
nen Wanddicken zum Ansatz gebracht wer- werden bei der Einstufung der Wände wie eine Gebäude bis 22 m normal entflammbare Wär-
den. Geringere Dicken gegenüber DIN 4102-4 Putzschicht angesetzt. Die Außenwand ist medämmstoffe der Baustoffklasse B2 zulässig.
sind für Brandwände aus Ziegeln, Kalksand- brandschutztechnisch gleichwertig zu einer Für Rettungswege gelten Sonderregelungen.

2.6.111 (nach DIN 4102 Teil 4, Tabelle 39) Tragende, 2.6.112 (nach DIN 4102 Teil 4, Tabelle 40) Mindestdicke 2.6.113 (nach DIN 4102 Teil 4, Tabelle 38) nichttragen-
raumabschließende Wände aus Mauerwerk, d tragender, nichtraumabschließender Wände de, raumabschließende Wände aus Mauerwerk
Klammerwerte ( ) beidseitig geputzt. Ausnut- aus Mauerwerk (mehrseitige Beanspruchung), oder Wandbauplatten, Klammerwerte ( ) beid-
zungsfaktor α2 = 1,0 Klammerwerte ( ) beidseitig geputzt, Ausnut- seitig geputzt.
Konstruktionsmerkmale Mindestdicke d zungsfaktor α2 = 1,0 Konstruktionsmerkmale Mindestdicke
in mm für Konstruktionsmerkmale Mindestdicke für die Feuer-
Feuerwider- d in mm widerstands-
standsklasse F90 für Feuer- klasse F90
widerstands-
klasse
Wände F 90 Wände mm
Porenbeton Porenbeton 1001)
Blocksteine und Plansteine DIN 4165 175 Blocksteine und Plansteine DIN 4165 (75)
Rohdichteklasse ≥ 0,5 (150) Porenbeton Bauplatten und Planbauplatten
unter Verwendung von 1)2) Blocksteine und Plansteine DIN 4165 240 DIN 4166
Leichtbeton Rohdichteklasse ≥ 0,5 (175) Leichtbeton 95
Hohlblöcke DIN 18151 unter Verwendung von 1)2) Hohlwandplatten DIN 18148 (70)
Vollsteine und Vollblöcke DIN 18152 175 Leichtbeton Hohlblöcke DIN 18151
Mauersteine aus Beton DIN 18153 (140) Hohlblöcke DIN 18151 Vollsteine und Vollblöcke DIN 18152
Rohdichteklasse ≥ 0,6 Vollsteine und Vollblöcke DIN 18152 240 Wandbauplatten DIN 18162
unter Verwendung von 1)3) Mauersteine aus Beton DIN 18153 (175) Mauersteine aus Beton DIN 18153
Mauerziegel Rohdichteklasse ≥ 0,6 Mauerziegel 115
Voll- und Hochlochziegel DIN 105 175 unter Verwendung von 1)3) Voll- und Hochlochziegel DIN 105 (100)
Teil 1 unter Verwendung von 1) (115) Mauerziegel Teil 1
Mauerziegel Voll- und Hochlochziegel DIN 105 240 Leichthochlochziegel DIN 105 Teil 2
Leicht- und Hochlochziegel DIN 105 Teil 2 Teil 1 unter Verwendung von 1) (115) hochfeste Ziegel und Klinker
Rohdichteklasse ≥ 0,8 Mauerziegel DIN 105 Teil 3
unter Verwendung von 1)3) Leichthochlochziegel DIN 105 Teil 2 Keramikklinker DIN 105 Teil 4
Rohdichteklasse ≥ 0,8 Kalksandsteine 115
Lochung A und B (115) unter Verwendung von 1)3) Voll-, Loch-, Block-, Hohlblock- und (100)
Plansteine DIN 106 Teil 1 und
Leichthochlochziegel W (240) Lochung A und B (115) DIN 106 Teil 1 A1
Kalksandsteine 115 Vormauersteine und Verblender
Voll-, Loch-, Block-, Hohlblock- (115) Leichthochlochziegel W DIN 106 Teil 2
und Plansteine DIN 106 Teil 1 Ausnutzungsfaktor α2 = 1,0 (240) 1) Bei Verwendung von Dünnbettmörteln: d ≥ 50 mm.

und DIN 106 Teil A1 Kalksandsteine


Vormauersteine und Verblender Voll-, Loch-, Block-, Hohlblock- und
DIN 106 Teil 2 unter Verwendung Plansteine DIN 106 Teil 1 und 140
von1)2)4) DIN 106 Teil 1 A1 (115)
1) Normalmörtel Vormauersteine und Verblender
2) Dünnbettmörtel DIN 106 Teil 2
3) Leichtmörtel unter Verwendung von 1)2)
1) Normalmörtel
4) Bei 3,0 < vorh. σ ≤ 4,5 N/mm2 gelten die Werte nur für
2) Dünnbettmörtel
Mauerwerk aus Voll-, Block- und Plansteinen. 3) Leichtmörtel
4) Bei 3,0 < vorh. σ ≤ 4,5 N/mm2 gelten die Werte nur

für Mauerwerk aus Voll-, Block- und Plansteinen.

201
Kenngrößen

Bauphysikalische Kenngrößen

Symbol Bezeichnung Einheit

A Fläche m2
Fm Feuchtekorrekturfaktor –
FC Abminderungsfaktor für Sonnenschutz –
HT spezifischer Transmissionswärmeverlust W/K
L thermischer Leitwert W/K
Q Wärme, Wärmemenge J oder W • s
Q Jahresheizenergiebedarf kWh/a
Qh Jahresheizwärmebedarf kWh/a
Qg Wärmegewinne kWh/a
Ql Wärmeverluste kWh/a
Qp Primärenergiebedarf kWh/a
Qr Energiebedarf aus regenerativer Quelle kWh/a
Qt gesamter Wärmeverlust durch das Heizsystem kWh/a
Qw Energiebedarf für Wasseraufbereitung kWh/a
R Wärmedurchlaßwiderstand m2 • K/W
Rsi, Rse innerer, äußerer Wärmeübergangswiderstand m2 • K/W
RT Wärmedurchgangswiderstand m2 • K/W
S Sonneneintragskennwert –
U (alte Bezeichnung: »k-Wert«) Wärmedurchgangskoeffizient W/(m2 • K)
Uf Wärmedurchgangskoeffizient Festerrahmen W/(m2 • K)
Ug Wärmedurchgangskoeffizient Verglasung W/(m2 • K)
Uw Wärmedurchgangskoeffizient Fenster W/(m2 • K)
V Volumen m3
Z Wasserdampf-Diffusionswiderstand m2 • h • Pa/kg
a Temperaturleitfähigkeit m2/s
b Wärmeeindringkoeffizient J/(m2 • K • s0,5)
c spezifische Wärmekapazität J/(kg • K)
d Dicke m
e, ep Aufwandzahl, primärenergiebezogen –
fRsi Temperaturfaktor –
g solarer Gesamtenergiedurchlaßgrad –
g Wasserdampf-Diffusionsstromdichte kg/(m2 • h)
h Wärmeübergangskoeffizient W/(m2 • k)
m Masse kg
mW,T flächenbezogene Tauwassermasse kg/m2
mW,V flächenbezogene Verdunstungsmasse kg/m2
n Luftwechselrate h–1
p, ps Wasserdampfteildruck, Wasserdampfsättigungsdruck Pa
pi, pe Wasserdampfteildruck, raum-/außenseitig Pa
q Wärmestromdichte W/m2
sd Wasserdampf-diffusionsäquivalente Luftschichtdicke m
t Zeitspanne d
u massebezogener Feuchtegehalt kg/kg
w Wasseraufnahmekoeffizient kg/(m2 • h0,5)
η (Eta) Ausnutzungsgrad –
ϑ (Theta) Temperatur °C
ϑi, ϑe Lufttemperatur innen, außen °C
ϑsi innere Oberflächentemperatur °C
λ (Lambda) Wärmeleitfähigkeit W/(m • K)
μ (My) Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl m Meter
ρ (Rho) Rohdichte kg/m3 W Watt
φ (Phi) Wärmestrom W K Kelvin
φ relative Luftfeuchte – J Joule
χ (Chi) punktbezogener Wärmedurchgangskoeffizient W/K a Jahr
ψ (Psi) längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient W/(M • K) s Sekunde
ψ volumenbezogener Feuchtegehalt m3/m3 h Stunde
J Schallintensität W/m2 P Pascal
L Schalldruckpegel, Schallpegel dB kg Kilogramm
R Schalldämm-Maß dB d Tag
RW bewertetes Schalldämm-Maß dB °C Grad Celsius
f Frequenz Hz dB Dezibel
p Schalldruck Pa Hz Hertz

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