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EUROPÄISCHE KOMMISSION

PRESSEMITTEILUNG

Brüssel, den 16. April 2014

Energieeffizienz von Gebäuden: Kommission verklagt


Belgien und Finnland wegen unvollständiger Umsetzung
der EU-Vorschriften vor dem Gerichtshof
Die Europäische Kommission verklagt Belgien und Finnland vor dem Gerichtshof der
Europäischen Union wegen unvollständiger Umsetzung der Richtlinie über die
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Nach dieser Richtlinie müssen die Mitgliedstaaten
Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz aller Gebäude festlegen und
anwenden, einen Energieausweis für Gebäude einführen und die regelmäßige Inspektion
von Heizungs- und Klimaanlagen verbindlich vorschreiben. Zudem müssen sie
sicherstellen, dass bis 2021 alle neuen Gebäude so genannte Niedrigstenergiehäuser sind.
Die Richtlinie war bis zum 9. Juli 2012 in nationales Recht umzusetzen.
„Energieeffizienz ist für die Begrenzung unserer Energiekosten und für die Eindämmung
des Klimawandels unerlässlich. Ein niedrigerer Energieverbrauch ist für die
Versorgungssicherheit Europas von entscheidender Bedeutung. Es ist daher unverzichtbar,
dass alle Mitgliedstaaten die erforderlichen Vorschriften erlassen, um
Energieeffizienzmaßnahmen zu beschleunigen. 40 % des Energieverbrauchs in der EU
entfallen auf den Gebäudesektor, und in diesem Bereich sind auch die größten
Energieeinsparungen möglich,” erklärte dazu EU-Energiekommissar Günther Oettinger.
Die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Richtlinie 2010/31/EU)
begründet für die Verbraucher und Bürger das Recht, über die Gesamtenergieeffizienz des
Gebäudes, das sie kaufen, mieten oder bauen wollen, informiert zu werden, sowie das
Recht, sachgerecht über kosteneffiziente Maßnahmen zur Verbesserung der
Gesamtenergieeffizienz des Gebäudes beraten zu werden. Die Einführung von
Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden soll auch
umweltfreundliche Marktanreize sowohl für die Renovierung bestehender Gebäude als
auch für den Bau von Niedrigstenergiegebäuden setzen, d. h. von Gebäuden, die aufgrund
ausgezeichneter Dämmung, der Ausrichtung zur Sonne, energieeffizienter Heizungs- und
Klimaanlagen usw. sehr wenig Energie verbrauchen.
Die Kommission schlägt ein tägliches Zwangsgeld von 19 178,25 EUR für Finnland und von
42 178,50 EUR für Belgien vor. Bei der Festlegung dieses Zwangsgelds werden Dauer und
Schwere des Verstoßes berücksichtigt. Im Falle der Bestätigung durch den Gerichtshof der
Europäischen Union ist das tägliche Zwangsgeld vom Datum der Verkündung des Urteils
bis zum Abschluss der Umsetzung zu zahlen. Der Gerichtshof entscheidet auch über die
endgültige Höhe des Zwangsgeldes.
Im September 2012 hatte die Kommission Belgien und Finnland ein
Aufforderungsschreiben hinsichtlich der Umsetzung der Richtlinie übermittelt. Eine mit
Gründen versehene Stellungnahme folgte im Juni 2013. In beiden Mitgliedstaaten fehlen
ausreichende Umsetzungsmaßnahmen auf regionaler Ebene, darunter auch Maßnahmen
im Hinblick auf die Energieausweise und Niedrigstenergiegebäude.

IP/14/447
Die Kommission prüft derzeit außerdem die Lage in anderen Mitgliedstaaten (Vereinigtes
Königreich, Slowenien, Rumänien, Polen, die Niederlande, Malta, Lettland, Luxemburg,
Italien, Griechenland, Estland, Tschechische Republik und Österreich), an die mit Gründen
versehene Stellungnahmen wegen der unvollständigen Umsetzung geschickt wurden. Die
Kommission könnte daher im Laufe der nächsten Monate weitere Fälle vor den Gerichtshof
bringen.

Hintergrund
Die EU strebt bis 2020 eine Verringerung des jährlichen Primärenergieverbrauchs in
Europa um 20 % an. Auf Gebäude entfallen etwa 40 % des Gesamtenergieverbrauchs in
der EU und mehr als ein Drittel der CO2-Emissionen. Mit der ordnungsgemäßen
Umsetzung und Anwendung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden
können die EU-Mitgliedstaaten auf kosteneffiziente Weise bedeutende
Energieeinsparungen erzielen und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen
vermeiden.
Nach dem Vertrag von Lissabon, der am 1. Dezember 2009 in Kraft trat, kann die
Kommission bei nicht fristgerechter Umsetzung von EU-Recht durch die Mitgliedstaaten
den Gerichtshof ersuchen, ein Zwangsgeld zu verhängen, wenn sie diesen mit der
jeweiligen Rechtssache befasst.
Das tägliche Zwangsgeld wird anhand einer Formel berechnet, bei der die folgenden
Faktoren multipliziert werden:
• Faktor für die Schwere des Verstoßes
• Dauer des Verstoßes
• Faktor n (der je nach Mitgliedstaat unterschiedlich ist und bei dem sein BIP
berücksichtigt wird)
• Pauschalgrundbetrag, der derzeit 650 EUR pro Tag beträgt.

Weitere Informationen
Die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden ist hier abrufbar.
Website der Kommission zur Energieeffizienz
Weitere Informationen zu Vertragsverletzungsverfahren finden sich hier.
Zu den Vertragsverletzungsverfahren im April siehe MEMO/14/293
Zu Vertragsverletzungsverfahren allgemein siehe MEMO/12/12.

Kontakt:
Sabine Berger (+32 2 299 27 92)
Nicole Bockstaller (+32 2 295 25 89)
Für die Öffentlichkeit: Europe Direct unter der Rufnummer 00 800 6 7 8 9 10 11 oder
per E-Mail

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