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NEUROLOGIE
fçr Praktiker
2., çberarbeitete und erweiterte Auflage
2 Schwindel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Volker Limmroth
3 Zerebrale Durchblutungsstærungen
(Schlaganfålle) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Hans-Christoph Diener
5 Demenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151
Hans-Christoph Diener
6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen
und andere Bewegungsstærungen . . . . . . . . . . . . . 169
Mathias Maschke, Volker Limmroth
7 Multiple Sklerose
(Encephalomyelitis disseminata) . . . . . . . . . . . . . . . 225
Volker Limmroth
13 Degenerative Erkrankungen
des motorischen Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385
Volker Limmroth
15 Periphere Nervenschåden,
Engpasssyndrome und Bandscheibenvorfålle . . . . . 419
Volker Limmroth
16 Schmerztherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437
Hans-Christoph Diener
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 477
Autorenverzeichnis
1.1.3 Pathophysiologie
1.1.4 Therapie
z Behandlung der akuten Migråneattacke
Die Behandlung der akuten Attacke sollte sich an der Intensitåt
des Kopfschmerzes und der Begleiterscheinungen orientieren.
Als Basistherapie erfolgt bei leichten bis mittleren Attacken die
kombinierte Gabe eines Analgetikums mit einem Antiemeti-
kum. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass die Dosierung
ausreicht (z. B. mindestens 1000 mg Acetylsalicylsåure oder
600 mg Ibuprofen) und eine resorptionsfreundliche Darrei-
chungsform (Brausetabletten oder Granulat) verwendet wird.
Die Gabe des Antiemetikums erfolgt zum einen, um Ûbelkeit
und Erbrechen zu bekåmpfen; insbesondere jedoch, um die
Magen- und Darmtåtigkeit anzuregen, die zu Beginn und wåh-
rend eines Migråneanfalls drastisch reduziert ist, fçr eine opti-
male Resorption von Analgetika jedoch unabdingbar ist. Dies
erklårt, warum eine ganze Reihe von Arzneimitteln, die als Tab-
letten gegen die Schmerzen eingenommen werden, wenig wirk-
sam sind: Die Wirkstoffe werden nur sehr verzægert von Magen
oder Darm in den Kreislauf aufgenommen. Als Antiemetika
kommen hier die verschreibungspflichtigen Substanzen Meto-
clopramid oder Domperidon zum Einsatz (Tabelle 1.4).
Bei schweren Migråneattacken sind bis vor kurzem Mutterkor-
nalkaloide eingesetzt worden. Bis auf ein einziges Pråparat sind
jedoch alle Ergotaminpråparate vom deutschen Markt genommen
worden. Da diese Substanzgruppe unspezifisch an verschiedene
Rezeptorgruppen, u.a. an das dopaminerge System, bindet, wer-
den Ûbelkeit und Erbrechen bei vielen Patienten zunåchst ver-
stårkt. Mehrere Vergleichsstudien konnten eindeutig zeigen, dass
Ergotamine den neuen Triptanen hinsichtlich Vertråglichkeit und
Wirksamkeit unterlegen sind und werden deshalb von den Fach-
gesellschaften nicht mehr als Mittel der ersten Wahl empfohlen.
Die håufigsten Nebenwirkungen sind Ûbelkeit, Erbrechen, Miss-
empfindungen und Engegefçhl in der Brust. Die Hæchstdosis, die
an einem Tag eingenommen werden darf, liegt bei 2 mg. Die
Hæchstdosis zur Behandlung einer Migråneattacke, die långer
als 24 h dauert, liegt bei 4 mg. Vier mg Ergotamintartrat als Tab-
lette oder 6 mg als Zåpfchen sind auch die zulåssigen Hæchstmen-
gen pro Woche.
8 z 1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
z Migråneprophylaxe
Die Vorbeugung der Migråne sollte bereits vor der Einleitung
einer medikamentæsen Prophylaxe mit spezifischen Ønderun-
gen im Verhaltensbereich beginnen, um unætige Triggerfaktoren
auszuschalten: Beibehaltung des Schlaf-Wach-Rhythmus, auch
am Wochenende (z. B. Samstags und Sonntags mæglichst zur
selben Uhrzeit aufstehen wie unter der Woche), Vermeiden
çbermåûigen Hungers, Vermeiden von Alkohol und Nikotin,
Abbau von Stress, regelmåûige kærperliche Betåtigung, z. B. Jog-
ging, Radfahren, Schwimmen und andere Ausdauersportarten.
So banal es auch klingen mag, Ausdauersport kann einen we-
sentlichen Beitrag zu Prophylaxe leisten. Ziel der medika-
mentæsen Prophylaxe ist es, Håufigkeit und Schwere der einzel-
nen Migråneanfålle zu vermindern sowie die Wirkung der
Akutmedikation zu verbessern. Verlauf der Erkrankung und Er-
folg bzw. Misserfolg der Prophylaxe sollte anhand eines Kopf-
schmerztagebuchs çberprçft werden. Die Indikationen, unter
denen eine medikamentæse Prophylaxe begonnen werden sollte,
sind in Tabelle 1.5 aufgefçhrt.
Mittel der ersten Wahl sind auch weiterhin Betarezeptoren-
blocker. Wirksam sind hier Metoprolol oder Propranolol. Auch
andere Betablocker (z. B. Bisoprolol) sind wahrscheinlich gut
wirksam, jedoch weniger gut untersucht. Vergleichbar gut wirk-
sam und damit noch Mittel der ersten Wahl ist der Kalzium-
antagonist Flunarizin (Sibelium) eine Substanz, die auch auf
dopaminerge und serotoninerge Rezeptoren wirkt. Auch Valpro-
insåure und Topiramat sind inzwischen in mehreren Studien
ausreichend getestet worden, konnten ihre Wirksamkeit belegen
a 1.1 Migråne z 11
und kænnen deshalb als Mittel der ersten Wahl gelten. Als Mit-
tel der zweiten Wahl gelten weiterhin nichtsteroidale Anti-
rheumatika (z. B. Naproxen oder Acetylsalicylsåure) in niedriger
Dosierung und die schon långer Verwendung findenden Seroto-
ninantagonisten Pizotifen (Sandomigran) und Methysergid (De-
seril), die bei Patienten aber wegen ihrer etwas stårkeren Neben-
wirkungen (Mçdigkeit, Gewichtszunahme) meist nicht beson-
ders beliebt sind. Beide Substanzen sind inzwischen vom deut-
schen Markt genommen worden, kænnen jedoch fçr spezielle Fål-
le noch çber die Auslandsapotheke bezogen werden. Die Wirkung
von Magnesium ist nach wie vor unklar, da die bisherigen Studi-
en widersprçchlich sind. Es ist jedoch das einzige Mittel, das
auch in der Schwangerschaft eingesetzt werden kann. Eine Thera-
pie mit Riboflavin (Vitamin B6) kann aufgrund der einzuneh-
menden Mengen nicht empfohlen werden. Obsolet ist ferner die
Gabe von Hormonen, da die potenziellen Nebenwirkungen und
Langzeitwirkung in keinem Verhåltnis zu dem bisher nach wie
vor zweifelhaften Thrapieerfolg stehen. Der Stellenwert von Boto-
linumtoxin bleibt weiterhin unklar, da alle græûeren plazebokon-
trollierten Studien bisher negativ waren.
Entscheidend fçr die erfolgreiche Prophylaxe ist der Erhalt
der Patienten-Complience. Alle prophylaktisch verabreichten
Substanzen sollten daher langsam eingeschlichen werden, um
die typischen Nebenwirkungen gering zu halten. Die Wirkung
ist selbst bei regelmåûiger Einnahme erst nach mehreren Wo-
chen abschlieûend beurteilbar. Auch dies sollte dem Patienten
12 z 1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
Betarezeptorenblocker
z Metoprolol 50±200 mg Mçdigkeit, arterielle Asthma, AV-Block, Diabetes,
z Propanolol 40±160 mg Hypotonie, Schlafstærungen orthostatische Dysregulation
z Bisoprolol 2,5±5 mg (Albtråume), Schwindel,
Bronchospasmus,
Bradykardie
Kalziumantagonisten
z Flunarizin 5±10 mg Mçdigkeit, Dystonien, Schwangerschaft
Gewichtszunahme
z Valproinsåure Mçdigkeit, Schwindel, Leberfunktionsstærungen,
500±900 mg Haarausfall, Gewichts- Schwangerschaft
zunahme, Leber-
funktionsstærungen
z Topiramat Paråsthesien, Gewichts- Nierensteine
50±100 mg abnahme, Mçdigkeit
180 Tagen pro Jahr vor, wird von einem chronischen Span-
nungskopfschmerz gesprochen. Die Pråvalenz des episodischen
Spannungskopfschmerzes betrågt 40±50%. Månner und Frauen
sind im Gegensatz zur Migråne fast gleich håufig betroffen. Die
Pråvalenz des chronischen Spannungskopfschmerzes betrågt
etwa 2%. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt mit
25±30 Jahren etwas hæher als das der Migråne.
1.2.3 Pathophysiologie
1.2.4 Therapie
z Medikamentæs
Der akute Spannungskopfschmerz kann zunåchst physikalisch
(etwa mit Eisbeuteln) behandelt werden. Ist er von ausgeprågter
Intensitåt, werden 500±1500 mg Acetylsalicylsåure oder Paraceta-
mol oral eingesetzt. Auch andere nichtsteroidale Antirheumatika
(NSAR) wie Ibuprofen sind wirksam. Kombinationspråparate, die
zusåtzlich Koffein, Kodein, Muskelrelaxanzien, Antihistaminika,
Tranquilizer, DHE oder Ergotamin enthalten, sollten vermieden
werden. Bei chronischen Spannungskopfschmerzen reichen
NSAR håufig nicht aus. Mittel der Wahl sind dann trizyklische
Antidepressiva (TCA) wie Amitriptylin und Amitriptylinoxid.
Die initiale Dosis betrågt 25 mg Amitriptylin oder 30 mg Amit-
riptylinoxid, die Enddosis nach 3±4 Wochen 50±75 mg Amitrip-
tylin oder 90 mg Amitriptylinoxid/Tag. Grundsåtzlich kænnen
aber auch andere TCA verwendet werden. Eine Liste der wichtigs-
ten TCA enthålt Tabelle 1.7. MAO-Hemmer haben sich in einigen
wenigen Studien als wirksam erwiesen, sollten jedoch nur von
Kollegen verwendet werden, die Erfahrungen mit dieser Sub-
stanzgruppe haben. Interessanterweise scheinen die neueren Se-
rotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) ohne Wirkung bei der
Behandlung des chronischen Spannungskopfschmerz zu sein.
Ûber die potenziellen Effekte von Botulinum-Toxin liegen noch
16 z 1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
1.3.3 Pathophysiologie
1.3.4 Therapie
den kann. Wirkt auch diese Therapie nicht, kann eine prophylak-
tische Behandlung mit Methysergid (Deseril retard, 1±6 mg/Tag,
zu Nebenwirkungen siehe Tabelle 1.6) begonnen werden, das al-
lerdings in Deutschland nicht mehr erhåltlich ist. Die Therapie
sollte aber nicht långer als maximal 6 Monate durchgefçhrt wer-
den (Gefahr der Lungen- und Retroperitonealfibrose). Bei einigen
Patienten ist auch die prophylaktische Gabe von Lithiumcarbonat
mit Plasmaspiegeln zwischen 0,3 und 1,2 mmol/l hilfreich. Hier
sind allerdings die Nebenwirkungen wie Polyurie, abdominelle
Beschwerden, Tremor, Schlafstærungen und Erbrechen limitie-
rend. Die Substanz sollte nur von Kollegen verwendet werden,
die hiermit Erfahrung besitzen. In wenigen Studien zeigte auch
Valproinsåure in einer Dosierung von bis zu 2000 mg eine pro-
phylaktische Wirkung. In Einzelfållen ist auch çber die positive
Wirkung von Topiramat (Topamax) in Dosierungen bis 300 mg/
Tag berichtet worden. Bei Versagen einer Monotherapie kann ins-
besondere Verapamil mit anderen Substanzen kombiniert wer-
den. Bei Patienten mit çberwiegend nåchtlichen Attacken kann
1. Sauerstoff 8 l/min
2. Lidocain 4% in ipsil. Nase
3. Sumatriptan s. c. 6 mg
4. Zolmitriptan nasal 5 mg
Dauerbehandlung/Intervall:
Substanz Dosierung
1. Verpamil 240±720 mg
2. Methysergid 1±6 mg
3. Lithium
4. Valproinsåure 1600±2400 mg
5. Topiramat 100±300 mg
6. Prednison 100 mg/3 Tage
20 z 1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
ferner die Gabe eines Triptans mit langer Halbwertzeit (z. B. Fro-
vatriptan (Allegro¾) oder Naratriptan (Naramig)) versucht wer-
den. In verzweifelten Fållen, bei denen alle medikamentæsen
Therapieversuche gescheitert sind oder Suizidalitåt besteht, kann
eine Elektrodenimplantation in den Hypothalamus versucht wer-
den, die bisher bei ca. 25 Patienten erfolgreich erprobt worden
ist. Die Indikationsstellung und Vorbereitung sollte çber ein spe-
zialisiertes Kopfschmerzzentrum erfolgen.
z Unwirksame Therapie
Unwirksam sind peripher oder zentral angreifende Analgetika,
Antikonvulsiva, Thymoleptika oder Neuroleptika und Antihis-
taminika. Ebenfalls unwirksam sind alle psychologischen The-
rapieverfahren. Kontraindiziert ist die Akupunktur (læst Atta-
cken aus).
1.4.3 Pathophysiologie
1.4.4 Therapie
z Verhaltenstherapeutische Begleittherapie
Die enge Betreuung des Patienten durch Arzt und Psychothera-
peuten verbessert die Compliance. An Tagen, an denen die Ent-
zugssymptomatik nicht zu ausgeprågt ist, kænnen spezifische
verhaltenstherapeutische Behandlungsstrategien (z. B. Stress-
bewåltigungstraining, progressive Muskelrelaxation) eingeleitet
werden. Nach dem Medikamentenentzug auftretende Migråne-
attacken oder Spannungskopfschmerzen werden wie oben dar-
gestellt behandelt.
1.5.3 Pathophysiologie
1.5.4 Therapie
z SUNCT-Syndrom
z Paroxysmale Hemikranie
z Clusterkopfschmerz (Bing-Horton-Syndrom)
z Postherpetische Neuralgie
z Atypischer Gesichtsschmerz
z Sinusitis maxillaris
z Engwinkelglaukom
z Tolosa-Hunt-Syndrom
z Deafferentierungsschmerz nach Zahnextraktion
Bei Patienten unter 45:
z Multiple Sklerose
1.7.3 Pathophysiologie
1.7.4 Therapie
Die akute Attacke dauert nur Sekunden und ist daher einer direk-
ten Therapie nicht zugånglich. Medikamentæse Prophylaxe der
Wahl ist der Einsatz der Antikonvulsiva Carbamazepin und das
etwas weniger wirksame Phenytoin. Neuerdings kann auch Ox-
carbazepin eingesetzt werden, das etwas besser vertråglich ist
als Carbamazepin, aber auch wesentlich teurer. Die Dosierungen
entsprechen denen der antikonvulsiven Behandlung (Tagesdosis
400±800 mg Carbamazepin und 300 mg Phenytoin, Serumspiegel
bestimmen, Tabelle 1.11). Håufig sind jedoch niedrigere Dosie-
rungen ausreichend. Bei Nichtansprechen der Substanzen
kænnen auûerdem noch Lamotrigin (150±200 mg), Gabapentin
(1200 mg±2400 mg), Topiramat (50±200 mg) oder eine Kombina-
tion von Carbamazepin und Amitriptylin versucht werden (cave:
Nebenwirkungen). Diese Kombinationsbehandlungen sollte je-
doch nur durch Kollegen erfolgen, die im Umgang mit diesen
Substanzen Erfahrung haben, ansonsten ist die Weiterbehand-
lung durch den Spezialisten angebracht. Eine weitere Therapie-
z Schmerz ist tåglich çber den græûten Teil des Tages vorhanden
z Er ist anfangs auf ein begrenztes Gebiet einer Gesichtshålfte beschrånkt,
kann sich dann auf die Ober- und Unterkiefer und weitere Bereiche
von Gesicht und Hals ausbreiten
z Er ist dumpf und schlecht lokalisierbar
z Es finden sich weder sensible Defizite noch andere pathologische Befunde
z Alle apparativen Untersuchungen einschlieûlich Ræntgendiagnostik oder MRT
des Gesichts und des Kiefers bleiben ohne Befund
32 z 1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
1.8.3 Pathophysiologie
1.8.4 Therapie
1.12.3 Øtiopathogenese
1.12.4 Therapie
1.13.3 Pathophysiologie
Die Riesenzellarteriitis ist eine Vaskulitis unklarer Øtiologie, die
nicht nur die Øste der A. carotis, sondern auch die Vertebralarte-
rien, Abschnitte der Aorta oder Koronargefåûe betreffen kann.
Da die Hålfte aller Patienten auch die pathologischen und klini-
schen Kriterien der Polymyalgia rheumatica aufweisen, werden
beide Erkrankungen von einigen Autoren als unterschiedlicher
klinischer Ausdruck der gleichen Entitåt diskutiert. Polymyalgia
rheumatica ist mit einer Inzidenz von ca. 80/100 000 wesentlich
håufiger, doch zeigen bis zu 50% dieser Patienten die gleichen
histologischen Verånderungen in einzelnen Arterien wie bei der
a Akute Kopfschmerzen bei Erkrankungen des Auges z 41
1.13.4 Therapie
Aufgrund der mæglichen Folgen einer nicht eingeleitenen The-
rapie ist bei eindeutigem klinischen Verdacht die sofortige
hoch dosierte Steroidgabe, auch vor der Biopsie, notwendig. Da-
bei sollten in den ersten 5 Tagen 1 g Prednison i.v. mit der ent-
sprechenden Begleitmedikation (Kalium-, Kalziumsubstitution,
Magenschutz) verabreicht werden. Danach kann die Dosis auf
1±2 mg/kg KG reduziert werden und bei klinischer Besserung
nach 4 Wochen in 5- bis 10-mg-Schritten auf eine Erhaltungs-
dosis von 5±10 mg Prednison/Tag weiter gesenkt werden. Diese
Erhaltungsdosis muss jedoch fçr mindestens 12 Monate, u. U.
sogar fçr 24 Monate beibehalten werden. Unbehandelt ist die
Lebenserwartung reduziert. In 30±50% der Fålle kommt es in-
nerhalb weniger Wochen zur Erblindung, spåter zu trophischen
Stærungen der Haut, zerebralen Ischåmien und Embolien. Unter
sofortiger Therapie ist die Lebenserwartung nicht einge-
schrånkt. Typischerweise sistieren insbesondere die Kopf-
schmerzen bereits 24±48 h nach Einleitung der Therapie.
Ein Glaukom (grauer Star) ist eine akute Erhæhung des Augen-
innendrucks durch Abflussbehinderung des Kammerwassers.
Nach dem 40. Lebensjahr leiden bis zu 1,5% und nach dem 70.
Lebensjahr bis zu 7% aller Menschen unter einem pathologisch
42 z 1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
1.14.3 Øtiopathogenese
Der Schmerz entsteht durch die Verlegung des Abflusses des
Kammerwassers und der damit verbundenen Erhæhung des Au-
geninnendrucks. Ursache der Verlegung ist håufig ein anlage-
bedingter flacher Kammerwinkel bei einer relativ zu groûen Lin-
a Akute Kopfschmerzen bei Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs z 43
1.14.4 Therapie
Ûberweisung zum Augenarzt. Hier erfolgt entweder eine medi-
kamentæse Behandlung mit Miotika und Carboanhydrasehem-
mern (Acetazolamid 500 mg i.v.) oder operativ durch Einbrin-
gen einer Druckentlastungsæffnung in die Iris mittels Laseriri-
dotomie. Ist die Ûberweisung oder das sofortige Hinzuziehen
eines Augenarztes nicht mæglich, kann zunåchst versucht wer-
den, 0,5%ige und danach 1%ige Pilocarpinlæsung in den Binde-
hautsack zu tropfen. Danach kænnen 500 mg Acetazolamid
(Diamox) injeziert und es kann versucht werden, dem Auge
durch 20%ige Mannitolinfusionen (1,5 g/kg) Wasser zu entzie-
hen. Auch hæherprozentiger Alkohol (z. B. Weinbrand) kann
den Druck kurzfristig mindern. Zur Schmerzbehandlung
kænnen normale Analgetika benutzt werden. Es sollte jedoch
daran gedacht werden, dass in diesem Fall eine vollståndige
Analgesie den tatsåchlichen Krankheitsverlauf verschleiert.
Tabelle 1.13. Differenzialdiagnosen von Gesichts- und Kopfschmerzen aus dem HNO-
Bereich
1.15.3 Pathophysiologie
Alle Nasennebenhæhlen sind çber Ostien mit der Nasenhaupt-
hæhle verbunden. Pathologisch-anatomisch kommt es bei den
mit dçnnem Flimmerepithel ausgekleideten Hæhlen meist im
Rahmen einer allgemeinen Entzçndung des Nasen-Rachen-
Raums oder einer anderweitig bedingten Verlegung der Ostien
zu einer Schwellung der Schleimhaut mit Absonderung flçssi-
ger, bei bakterieller Entzçndung auch eitriger Sekrete. Bei Ver-
legung der physiologischerweise dem Sekretabfluss dienenden
Ostien kommt es zu Sektretstau innerhalb der Hæhlen.
1.15.4 Therapie
Die akute Sinusitis wird mit abschwellenden Nasentropfen und
Wårme (trocken mit Bestrahlung etc. oder feucht mit Kamillen-
dampf) behandelt. Bei eitrigen Sinusitiden sind Antibiotika indi-
ziert. In therapieresistenten Fållen, insbesondere bei Verlegung
der Abflusswege kann die Kieferhæhle durch den unteren Nasen-
gang punktiert und gespçlt werden. Die Stirnhæhle kann bei Sek-
retstau ebenfalls punktiert und gespçlt werden (Beck-Bohrung).
46
Metoclopramid
z Trpf. MCP-Isis Puren Trpf., 20 ml, N1, 10,24 10±20 2,56 5,12
1 ml = 15 Trpf = 4 mg, (bei 20 mg)
Alpharme Isis GmbH & Co.
z Supp. MCP 10 V Ct, 5 St., N1 10,92/2,18 10 2,18 4,368
1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
Ct-Arzneimittel GmbH,
1 Supp. = 10 mg
z i.v., i.m. MCP Hexal Injekt, 5 St., 10,87/2,17 10 2,17 4,348
N1, Hexal AG, 1 Amp. = 10 mg
Domperidon
z Trpf. Motilium, 30 ml, N2, 22,68 20±30 1,52 3,024
Atlanta Pharme DTL GmbH, (bei 20 mg)
1 ml = 10 mg
z Tbl. Domperidon TEVA, 20 St., N1, 15,80/0,79 20±30 1,58 3,16
Alinol Pharme, (bei 20 mg)
1 Tbl. = 10 mg
a
Acetylsalicylsåure
z Brausetbl. ASS 500 V Ct Brause, 1,01/0,10 1000 0,20 0,40
10 St., N1, Ct-Arzneimittel
GmbH, 1 Brausetbl.= 500 mg
z i.v. Aspisol, 5 St., N1, Bayer 17,12/3,42 1000 6,85 13,7
Vital GmbH, eine
Inj.-Amp. enthålt 500 mg ASS
Ibuprofen
z Tbl. Ibu 400 mg Abz, 10 St., 2,04/0,2 400±800 0,2 0,4
N1, Dexcel Pharma GmbH (bei 400 mg)
Paracetamol
z Tbl. Julphar Dol, 500 mg, 10 St., N1 0,92/0,09 1000 0,18 0,36
1 Tbl.= 500 mg,
Julphar Pharma GmbH
z Supp. Paracetamol 1000 mg 1,91,/0,19 1000 0,19 0,32
ab 14 Jahre; 10 St.,; N1
Anhang 1.1 Behandlung der akuten Migråneattacke
1 D Pharma GmbH
z
47
48
Ergotamin
z Tbl. Ergo-Kranit 2 mg akut 6 St.; N1 26,02/4,33 1,5±3,0 4,33 8,66
Krewel Menselbach GmbH, (bei 2 mg)
1 Tbl.= 2 mg Ergotamintartrat
Dihydroergotamin
1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
z Nasenspray 5 mg
z
49
50
Rizatriptan
z Tbl. Maxalt 10 mg, 3 St., N1, 32,24/10,75 10 10,75 21,5
MSD Sharp u. Dohme
z Schmelztbl. Maxalt lingua 10 mg, 3 St., N1, 32,24/10,75 10 10,75 21,5
MSD Sharp u. Dohme
1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
Naratriptan
z Tbl. Naramig Filmtbl., 2 St., 24,62/12,31 2,5 12,31 24,62
N1, Schwarz Pharma,
1 Tbl.= 2,5 mg
Almotriptan
Almogran Tbl., 3 St., 32,14/10,71 12,5 10,71 21,42
N1, Bayer
1 Tbl.= 12,5 mg
a
Eletriptan
Relpax Tabl. ? ? ? ?
N1, Pfizer
1 Tbl.= 20 oder 40 mg
Relpax 20 mg, 30,94/10,31 20±40 mg 10,31 20,62
3 St., N1, Pfizer
Relpax 40 mg, 30,94/10,31 20±40 mg 10,31 20,62
3 St., N1, Pfizer
Anhang 1.2 Medikamentæse Migråneprophylaxe
z
51
52
Metoprolol
z Tbl. Metoprolol 200 retard 19,80/0,2 50±200 3
100 St., N3, (bei 100 mg/Tag)
Abt Pharma GmbH
1 Tbl.= 200 mg
Propranolol
1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
Valproinsåure
z Tbl. Valprolept 300 mg 36,18/0,18 600±1200 16,2
200 St., N3 (bei 900 mg)
Hexal AG 10,8
(bei 600 mg)
Mutterkornalkaloide
z Tbl. DET MS Tbl. zu 1 mg nicht erhåltlich
DET MS Kps. zu 2,5 mg und 5 mg lediglich erhåltlich
Topiramat siehe Anhang 4.1 (S. 147)
z Tbl. Topamax 100 mg, N3 497,66/2,49 100±200 mg 149,4
200 St., Janssen-Cilag (bei 200 mg/Tag)
Acetylsalicylsåure
z Tbl. Alka Seltzer Classic, 30 St., N3, 9,96/0,33 324 9,96
(nur Brausetbl.) Pharma Gerke, 1 Tbl.= 324 mg
Magnesium
Anhang 1.2 Medikamentæse Migråneprophylaxe
Amitriptylin
z Tbl. Amitriptylin ret. 25 mg, 16,11/0,16 25±100 14,5
100 St., N3, Hexal AG (bei 75 mg/Tag)
Amitriptylinoxid
z Tbl. Amioxid Neuraxpharm 30, 19,26/0,19 30±90 17,34
100 St., N3, Neuraxpharm (bei 90 mg/Tag)
1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
Arzneimittel, 1 Tbl.= 30 mg
Clomipramin
z Tbl. Clomipramin 25 VCT, 22,72/0,23 25±100 20,7
100 St., N3, CT-Arznei- (bei 75 mg/Tag)
mittel GmbH, 1 Tbl.= 25 mg
Doxepin
z Tbl. Doxepin Beta 25, 100 St., N3, 19,7/0,2 25±100 18,0
Betapharm Arzneimittel, (bei 75 mg/Tag)
1 Tbl.= 25 mg
a
Imipramin
z Tbl. Imipramin Neuraxpharm 25, 22,76/0,23 25±75 20,7
100 St., N3, Neuraxpharm Arzn., (bei 75 mg/Tag)
1 Tbl.= 25 mg
Maprotilin
z Tbl. Deprilept 50, 23,28/0,23 50±100 13,8
100 St., N3, (bei 100 mg/Tag)
Lundbeck GmbH
1 Tbl.= 50 mg
Anhang 1.3 Therapie des chronischen Spannungskopfschmerzes
z
55
56
Inhalations-
schlauch)
Sumatriptan
z s.c. Imigran inject, 2 St., N1, 78,64/39,32 6 mg 39,32 2359,2
Glaxo,
1 Spritze = 6 mg
Lidocain
z Spray Xylocain 4%, 30 ml Læsung, 6,23 2±4 Hçbe ca. 0,45 ca. 27,00
N1 Astra, 1 ml/2 Hçbe
in 3 Nasensprayflaschen
(10 ml) umfçllen
a
Prednisolon
z Tbl. Prednisolon 50 mg Galen- 29,73/0,59 100 5,9
pharma GmbH, 50 St., N2 (fçr 5 Tage)
Verapamil
z Tbl. Vera 80 mg ABZ, 100 St., 15,18/0,15 bis zu 320 13,5
N3, PBZ-Pharma (bei 240 mg/Tag)
Lithiumcarbonat
z Tbl. Lithium Apogepha, 100 St., N3, 22,46/0,22 590 13,2
Apogepha Arzneimittel,
1 Tbl.= 295 mg
Anhang 1.5 Medikamentæse Prophylaxe beim Clusterkopfschmerz
z
57
58
Carbamazepin
z Tbl. Carbamazepin 600 Retard, 200 St., 71,29/0,36 600±1500 21,6 (bei 1200 mg/Tag)
N3, Biomo Pharma, 1 Tbl.= 600 mg
Phenytoin
z Tbl. Phenytoin AWD, 100 mg, 17,45/0,09 300±400 8,1
200 St., N3, AWD Pharma, (bei 300 mg/Tag)
1 Tbl.= 100 mg
Oxcarbazepin
z Filmtbl. Trileptal 600 mg, 200 St., 219,02/1,1 600±2400 66,0
N3, Novartis Pharma (bei 1200 mg)
Gabapentin
z Kps. Gabapentin ABZ, 400 mg, 153,22/0,77 800±2400 69,3
200 St., N3, ABZ-Pharma (bei 1200 mg)
Lamotrigin
z Tab. Lamictal 50±200 mg
Topiramat
Anhang 1.7 Prophylaxe der Trigeminusneuralgie
Pregabbalin
59
z Tab. Lyrica
60
Amitriptylin
z Tbl. Amitriptylin ret., 16,11/0,16 50±100 14,5
25 mg, 100 St., N3, (bei 75 mg/Tag)
Hexal AG
Amitriptylinoxid
z Tbl. Amioxid Neuraxpharm 30, 19,26/0,19 60±90 17,34
1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
Gabapentin
z Filmtbl. Gabapentin ABZ, 400 mg, 153,22/0,77 800±2400 69,3
200 St., N3, ABZ-Pharma (bei 1200 mg)
Oxcarbazepin
z Filmtbl. Trileptal 600 mg, 200 St., 219,02/1,1 600±2400 66,0
N3, Novartis Pharma (bei 1200 mg)
Anhang 1.8 Therapie des atypischen Gesichtsschmerz
z
61
62
Acetazolamid
z Tbl. Diuramid, 100 St., N3, 40,34/0,40 500±1000 36,0
Medphano Arzneimittel GmbH (bei 750 mg/Tag)
1 Tbl.= 250 mg
Furosemid
z Tabl. Furo 40 mg Abz, 100 St., 14,08/0,14 40 4,2
N3, Abz-Pharma (bei 40 mg/Tag)
1 Kopf- und Gesichtsschmerzen
2 Schwindel
Volker Limmroth
64 z 2 Schwindel
Allgemeine Untersuchungen
Spezielle Untersuchungen
Spezielle Untersuchungen
Akuter Schwindel
2.1.3 Pathophysiologie
2.1.4 Therapie
2.2.3 Pathophysiologie
2.2.4 Therapie
Zur Therapie gehært Bettruhe. Anders als der paroxysmale Lage-
rungsschwindel wird der Morbus Meni re kurzzeitig auch medi-
kamentæs behandelt: parenterale Gabe von Antiemetika wie Dom-
peridon (Motilium), Metoclopramid, danach Antihistaminika
(Dimenhydrinat, 1±2 Supp. pro Tag), Kalziumantagonisten (Flu-
narizin, 10 mg, Cinnarizin, 3 ´ 25 mg) oder Neuroleptika (Sulpirid,
3 ´ 50 mg). Bei nicht zubeherrschendem Erbrechen kann auch die
Gabe des Serotoninantagonisten (5-HT3) wie Odansetron (Zofran
2±4 ´ 4 mg i.v.) versucht werden. Zur Vorbeugung weiterer Meni -
re-Attacken wird Betahistin (Betahistin 3 ´ 6±12 mg) verabreicht.
Bei vollståndig therapieresistenten Formen kann eine Neurekto-
mie des N. vestibularis diskutiert werden.
2.3.3 Pathophysiologie
2.3.4 Therapie
2.4.3 Pathophysiologie
2.4.4 Therapie
2.5.3 Pathophysiologie
2.5.4 Therapie
2.6.3 Pathophysiologie
2.6.4 Therapie
2.7.3 Pathophysiologie
2.7.4 Therapie
2.8.3 Pathophysiologie
2.8.4 Therapie
2.9.3 Pathophysiologie
2.9.4 Therapie
z Hæhenschwindel
Hæhenschwindel tritt bei manchen Personen auf, wenn sie von
hohen Gebåuden oder einer steil abfallenden natçrlichen Struk-
tur wie einer steilen Wand in den Bergen hinunterschauen. Die-
ser Hæhenschwindel ist von Standunsicherheit, Angstgefçhl und
Herzklopfen begleitet. Er hat çblicherweise eine natçrliche
Funktion, da er den Menschen vor gefåhrlichen Positionen war-
nen soll. Der Schwindel kommt zustande, da die minimalen
Kærperschwankungen durch den weit entfernten Horizont vom
visuellen System nicht wahrgenommen werden, das propriozep-
tive und vestibulåre System dies allerdings kann. Aus dem sen-
sorischen Konflikt (mismatch) resultiert ¹Schwindelª. Personen,
die zum Hæhenschwindel neigen, sollten sich in den beschrie-
benen Situationen an einem Gelånder oder an einer anderen
Person festhalten. Eine medikamentæse Therapie gibt es nicht.
a 2.13 Physiologische Schwindelformen z 85
z Bewegungskrankheit
Die Bewegungskrankheit tritt i. Allg. dann auf, wenn der Mensch
passiv fortbewegt wird, sei es im Auto, Omnibus, auf einem Schiff
oder im Flugzeug. Ursache ist ein Wahrnehmungskonflikt zwi-
schen den 3 Sinnessystemen Auge, Gleichgewichtsorgan und La-
gesinn. Ein typisches Beispiel ist das Lesen in einem Kraftfahr-
zeug. Hier melden die Augen Ruhe und die Gleichgewichtsorgane
Bewegung. Typische Symptome der Bewegungskrankheit (Kine-
tose) sind Gåhnen, Mçdigkeit und leichter Schwindel, spåter
Schweiûausbrçche, Herzklopfen, Blåsse, Ûbelkeit und Erbrechen.
2.13.1 Therapie
Anhang 2.1 Medikamentæse Akutbehandlung des Morbus Meni re und der Neuritis vestibularis
z
Akuttherapie
Metoclopramid
z Trpf. MCP-Isis Trpf., 20 ml, N1, 10,24 10±20 2,56 5,12
1 ml = 15 Trpf.= 4 mg, (bei 20 mg)
Alpharma Isis GmbH & Co
z Supp. MCP 10 V Ct, 5 St., N1 10,92/2,18 10 2,18 4,368
Ct-Arzneimittel GmbH,
1 Supp.= 10 mg
z i.v., i.m. MCP Hexal Injekt, 5 St., 10,87/2,17 10 2,17 4,348
N1, Hexal AG,
1 Amp.= 10 mg
Domperidon
z Trpf. Motilium, 30 ml, N2, 22,68 20±30 1,52 3,024
Atlanta Pharma (bei 20 mg)
DTL GmbH, 1 ml = 10 mg
z Tbl. Domperidon TEVA, 15,80/0,79 20±30 1,58 3,16
20 St., N1, Alind Pharma, (bei 20 mg)
1 Tbl.= 10 mg
a
Antihistaminika
Dimenhydrinat
z Tbl. Reisetabletten, 10 St., 1,95/0,16 50/4±6 h 1,95
N1, Luenopharm GmbH, (bei 10 Tbl. in 2 Tagen)
50 mg
z Supp. Vomex A 150 mg 8,25/0,83 1±2 ´ 150/Tag 1,66
10 St., N1
Yamanouchi Pharma GmbH (bei 2 Supp. in 2 Tagen)
Anhang 2.1 Medikamentæse Akutbehandlung des Morbus Meni re
z
87
88
Prophylaxe
2 Schwindel
Kalziumantagonisten
Flunarizin und Cinnarizin
z Kps. Flunarizin Acis 5, 100 St., 33,18/0,33 10 mg/Tag 23,40
N3, Acis Arzneim. GmbH
z Tbl. Cinnarizin forte von RAN 18,19/0,18 2 ´ 75 mg/Tag 10,8
75 mg, 100 St., N3
PE-Arzneim. Pharma GmbH
Neuroleptika, Serotoninantagonisten, Antihistaminika
Sulpirid
z Kps. Sulpirit 50 mg, 100 St., N3, 21,81/0,22 75±300 mg 19,8
1A Pharma GmbH (bei 150 mg)
Ondansetron
z Tbl. Zofran 4 mg Zydis Lingual, 123,52/12,35 3 ´ 4 mg/Tag 1111,5
10 St., N1, Glaxo Smithkline
Betahistin
z Tbl. Betahistin AL 6 mg, 15,34/0,15 3 ´ 6 mg/Tag 13,5
100 St., N3, Alind-Pharma
a
Methylprednison
z Trockensubstanz Metypred 1000 mg, forte 52,80 1000 mg 264
1 Inj.-Fl., Galen Pharma fçr 5 Tage
Ranitidin
z Tbl. Junizac 150 mg, 20 St., 11,11/0,56 150±300 2,8
N1, Jula Pharm/Q-Pharm (bei 150 mg/Tag)
Kalium
z Brausetbl. Kalinor, 15 St., N1, 7,40/0,49 40 mM/Tag 2,45
Abbott GmbH & Co. KG (1 Brausetbl./Tag)
1 Brausetbl.= 40 mM
Kalzium
z Brausetbl. Calcivit 600, N1, 6,36/0,32 600 1,6
20 St., Hexal AG
Anhang 2.3 Medikamentæse Behandlung eines Schwindels
Enoxaparin
z s. c. Clexane 40 mg, 10 St., 89,73/8,97 40 44,85
z
Dimenhydrinat
z Tbl. Apovital Reisetabletten 30 mg, 3,7/0,37 50/4±6 h 3,7
10 St. N1 (bei 10 Tbl.
Apovital GmbH in 2 Tagen)
Scopolamin
z Pflaster Scopoderm TTS Membranpfl., 25,62 1 Pflaster/ 51,24
5 St., N2, 1,5 mg/72 h 3 Tage (bei 2 Pflastern)
Novartis CH, VL NCH
a
Phenprocoumon
z Filmtbl. Falithrom, 100 St., N3, 121,82/0,22 nach INR-Zielwert 6,6
Hexal AG (bei 1 ´ tgl. Einnahme)
Warfarin
z Tbl. Coumadin, 100 St., N3, 22,36/0,22 nach INR-Zielwert 6,6
Bristol-Meyers Squibb (bei 1 ´ tgl. Einnahme)
Thrombozytenaggregationshemmer
Acetylsalicylsåure
z Tbl. ASS 100-1A Pharma, 2,8/0,03 50±300/Tag 0,9
100 St., N3, 1A Pharm. (bei 100 mg/Tag)
Clopidogrel
z Filmtbl. Plavix 100 St., N3 250,49/2,5 75 75
Sanofi-Synthelabo GmbH
Anhang 2.5 Medikamentæse Behandlung
z
91
3 Zerebrale Durchblutungsstærungen
(Schlaganfålle)
Hans-Christoph Diener
3.1.3 Pathophysiologie
kommt aber nur bei 5±7% der Patienten mit akutem Schlag-
anfall in Betracht. Bei Verschlçssen der A. basilaris ist das Zeit-
fenster zur lokalen Lyse långer und betrågt bis zu 12 oder sogar
24 h. Bei nachgewiesenem kardialen Thrombus oder Karotis-
bzw. Vertebralisdissekaten erfolgt eine PTT-wirksame Heparini-
sierung. Die çbrigen Patienten werden mit ASS (100 mg/Tag)
behandelt (Tabelle 3.2).
Beim ischåmischen Insult in der hinteren Schådelgrube kann
es durch das Údem zu einem Verschlusshydrozephalus kom-
men, der das Anlegen einer externen Ventrikeldrainage durch
den Neurochirurgen erforderlich macht. Bei groûen Infarkten
muss eine operative Entlastung der hinteren Schådelgrube vor-
genommen werden.
Therapie Indikation
Substanz Indikation
3.2.3 Pathophysiologie
Die Prognose richtet sich nach der Græûe der Blutung. Bei Blu-
tungen von mehr als 50 ml und Ventrikeleinbruch betrågt die
Mortalitåt çber 50% in den 4 Wochen nach Auftreten des Er-
eignisses. Dennoch ist die Prognose auch bei groûen Blutungen
ohne Ventrikeleinbruch nach Durchstehen der kritischen Phase
relativ gut.
Thrombozytenfunktionshemmer
Acetylsalicylsåure
z Tbl. ASS 100-1A Pharma, 2,34/0,02 50±300 0,60
100 St., N3, 1A Pharma (bei 100 mg)
Acetylsalicylsåure 25 mg +
Dipyridamol 200 mg retard
z Tbl. Aggrenox, 50 St., N2 39,64/0,79 Acetylsalicylsåure 50 mg, 47,40 1
BI Pharma GmbH & Co. Dipyridamol 400 mg (bei 2 Kapseln/Tag)
Clopidogrel
b 2 Kapseln
z Filmtbl. Plavix 100 St., N3, 250,49/2,5 75 75
3 Zerebrale Durchblutungsstærungen (Schlaganfålle)
a
Antikoagulation
Phenprocoumon
z Filmtbl. Falithrom, 100 St., N3, 121,82/0,22 nach INR-Zielwert 6,6
Hexal AG (bei 1 ´ tgl. Einnahme)
Warfarin
z Tbl. Coumadin, 100 St., N3, 20,43/0,20 nach INR-Zielwert 6,00
Du Pont Pharma GmbH (bei 1 ´ tgl. Einnahme)
Anhang 3.1 Sekundårprophylaxe eines Schlaganfalls
z
111
4 Epilepsien
und andere Anfallserkrankungen
Irini Savidou, Volker Limmroth
114 z 4 Epilepsien und andere Anfallserkrankungen
Tabelle 4.1. Einteilung der Epilepsien nach der Commission on Classification and
Terminology of the International League against Epilepsy (1981)
Generalisierte Anfålle
z Absencen 1. Typische Absencen
(Petit Mal) 2. Atypische Absencen
z Myoklonische Anfålle Auch ¹Impulsiv-Petit-Malª, West-Syndrom
z Klonische Anfålle
z Tonische Anfålle
z Tonisch-klonische Anfålle Klassischer Grand Mal
z Atonische Anfålle
Unklassifizierbare Anfålle
auf der betroffenen Seite wåhrend des Anfalls von einer Mus-
kelgruppe zu einer anderen wandern (sog. march).
Einfach fokale Anfålle sind im Erwachsenenalter håufiger als
im Kindesalter und sind dort ± anders als bei Kindern ± çberwie-
gend symptomatischer Genese. Etwa einem Drittel dieser Anfålle
liegt eine Raumforderung im Sinne eines Hirntumors oder einer
Metastase zugrunde. Im Kindesalter hingegen sind Hirntumoren
als Ursache einfach fokaler Anfålle von untergeordneter Bedeu-
tung. Hier stehen v. a. Geburtstraumata im Vordergrund. Der
Håufigkeit nach folgen beim Erwachsenen nach den Raumforde-
rungen Strukturverånderungen aufgrund von Schådel-Hirn-
Traumata, entzçndlichen und degenerativen Erkrankungen sowie
Blutungen und Ischåmien im hæheren Lebensalter.
Das håufigste Epilepsie-Syndrom fokalen Ursprungs im Kin-
desalter ist die benigne Partialepilepsie mit zentrotemporalen
Spikes (BECT oder Rolando-Epilepsie). Hierbei stehen hemifa-
ziale Kloni im Vordergrund, die in drei Viertel der Fålle schlaf-
gebunden sind. Die Anfålle sistieren in der Regel noch vor der
Pubertåt. Eine zwingende Therapieindikation besteht daher
nicht. Weitere, allerdings wesentlich seltenere Formen dieser
Gruppe sind die benigne Epilepsie mit okzipitalen Paroxysmen
(BEOP) und die primåre Leseepilepsie.
Komplex-fokale Anfålle sind grundsåtzlich mit einer Ønderung
des Bewusstseins verbunden und zeigen sich håufiger als andere
Formen therapierefraktår. Vereinzelt findet sich in der ålteren Li-
teratur sowie im Sprachgebrauch mancher Kollegen der Begriff
des ¹psychomotorischen Anfallsª als Synonym fçr komplex-foka-
le Anfålle. Dieser Begriff sollte jedoch nur in den Fållen Verwen-
dung finden, in denen tatsåchlich psychisch veråndertes Verhal-
ten mit motorischen Entåuûerungen (z. B. oralen Automatismen)
verbunden ist. Bis vor einigen Jahren wurde davon ausgegangen,
dass alle komplex-fokalen Anfålle ihren Ursprung im Temporal-
lappen haben, sodass auch der Begriff der Temporallappenanfålle
als Synonym fçr komplex-partielle Anfålle verwendet wurde. Da
aber ca. 20% dieser Anfålle im Frontallappen entstehen, ist die
Gleichstellung als Synonym nicht richtig. Beide Anfallsformen
mçssen daher als Unterformen der komplex-fokalen Anfålle be-
trachtet werden. Temporallappenanfålle beginnen håufig mit ei-
nem motorischen Erstarren, zeigen dann oroalimentåre Auto-
a 4.2 Klinik und Diagnostik z 117
Differenzialdiagnosen
z Gelegenheitskråmpfe (Okkasionsanfålle)
Gelegenheitskråmpfe entstehen durch temporåre Umstånde, die
die Krampfschwelle des Gehirns vorçbergehend herabsetzen
und nach Herstellung physiologischer Konditionen wieder sis-
tieren. Zu den Provokationsfaktoren gehæren verånderte bzw.
entgleiste Stoffwechsellagen wie Hypoglykåmien, Hyponatriå-
mien, Hypo- oder Hyperkalziåmien, Hypoxie, Fieber aber auch
Schlafentzug, Alkoholexzesse oder -entzug, Drogenkonsum oder
-entzug, Medikamentennebenwirkungen, Exposition gegençber
toxischen Substanzen, Computerspiele.
a 4.2 Klinik und Diagnostik z 119
4.2.3 Diagnostik
4.3 Pathophysiologie
Tabelle 4.3. Medikamente und Substanzen, die konvulsive Effekte haben kænnen
4.4 Therapie
z Beratung
Die Beratung beinhaltet die Aufklårung çber das Anfallsereig-
nis, die mæglicherweise zugrunde liegende Erkrankung und die
zu erwartende Prognose.
Es sollte auch eine ausfçhrliche Beratung çber allgemeine
Maûnahmen zur Pråvention epileptischer Anfålle erfolgen. Die-
se Maûnahmen beinhalten:
z Ausgeglichenen Lebensrhythmus, Vermeidung von Schlafentzug,
z keine Alkoholexzesse,
z Vermeidung von Elektrolytverschiebungen infolge von Ex-
trembelastungen,
z Vermeidung spezifischer Auslæser bei Reflexepilepsien,
126 z 4 Epilepsien und andere Anfallserkrankungen
z Medikamentæse Therapie
z Indikation. Eine Dauerbehandlung des Anfallsleidens ist dann
indiziert, wenn die Mæglichkeit eines Gelegenheitskrampfes und
andere Differenzialdiagnosen ausgeschlossen sind und inner-
halb von 12 Monaten mindestens 2 Anfålle aufgetreten sind.
Grçnde fçr den Beginn einer antikonvulsiven Behandlung be-
reits nach dem ersten Anfall sind folgende:
z Diagnose eines epileptischen Syndroms mit hoher Rezidiv-
wahrscheinlichkeit,
z erster Anfall bei identifizierter mutmaûlich epileptogener Lå-
sion im Gehirn (Z. n. SHT, Z. n. Enzephalitis, Hirntumor, Ge-
fåûmalformation),
z hohe Frequenz epileptiformer Potenziale im EEG,
128 z 4 Epilepsien und andere Anfallserkrankungen
z Phenobarbital Fokale und generali- Oral, i.v. 50±120 h 50±200 mg Enzyminduktor; reduziert
z. B. Luminal, sierte Anfålle (inzwi- Konzentration von: PHT, VPA,
Phenaemal schen Mittel der 2. LAM (Spiegelkontrolle,
und 3. Wahl) Status ggf. Dosis erhæhen).
epilepticus, wenn Cave: auch Kontrazeptiva
Benzodiazepine und werden schneller abgebaut!
Phenytoin unwirksam
sind
z Primidon Fokale und generali- Oral 10±12 h 500±1500 mg Enzyminduktor; reduziert
z. B. Mylepsinum, sierte Anfålle Konzentration von: PHT, VPA,
Liskantin, Resimatil (Mittel der 2. und LAM (Spiegelkontrolle,
3. Wahl) ggf. Dosis erhæhen).
Cave: auch Kontrazeptiva werden
schneller abgebaut!
z Ethosuximid Absencen Oral 30±40 h 500±2000 mg Keine sicheren Interaktionen
z. B. Petnidan, Suxilep, (ausschlieûlich) mit anderen Substanzen
Pyknolepsinum
z Vigabatrin Nur noch bei West- Oral 4±8 h 1000±3000 mg Kann den Spiegel von PHT
4.4 Therapie
z Epilepsiechirurgie
Grundvoraussetzung fçr eine chirurgische Behandlung der Epi-
lepsie ist eine gesicherte Epilepsiediagnose. Darçber hinaus
muss eine Pharmakoresistenz bestehen. Das heiût, dass bei
hoch dosierter, hinreichend langer Therapie (bei relativ nied-
riger Anfallsfrequenz: mindestens Fçnffaches des Durch-
schnittsintervalls zwischen zwei Anfållen) mit nacheinander
mindestens zwei Antikonvulsiva 1. Wahl oder einem Antikon-
vulsivum 1. Wahl und einer Kombinationstherapie 1. Wahl den-
noch intolerable Anfallsfrequenz und/oder intolerable Neben-
wirkungen und/oder intolerable Einschrånkung der Lebensqua-
litåt bestehen. Eine weitere Voraussetzung ist ein definierter, re-
sezierbarer Fokus. Eine Ausnahme sind die Patienten, die auf-
grund von Sturzanfållen oder schweren Grand-mal-Anfallsseri-
en fçr eine palliative Callosotomie in Frage kommen.
Insgesamt sind 2±3% aller Epilepsiepatienten epilepsiechirur-
gische Kandidaten.
144 z 4 Epilepsien und andere Anfallserkrankungen
z Vagusnervstimulation
Der Vagusnervstimulator ist ein im Brustbereich implantiertes
Stimulationsgeråt, das çber eine Reizelektrode in der Regel mit
dem linken N. vagus verknçpft ist. Er stimuliert im Regelfall
alle 5 min fçr 30 s. Die Indikation zu dieser Behandlung besteht
bei Patienten mit einer Pharmakoresistenz, die nicht fçr einen
resektiven epilepsiechirurgischen Eingriff in Frage kommen.
Hauptproblem der Vagusnervstimulation ist, dass sich die
Wirksamkeit meist erst nach 6 Monaten entwickelt. Oft kann
die Wirksamkeit erst 1 Jahr nach Implantation beurteilt wer-
den. In kontrollierten Studien (Handforth et al. 1990) wurde ei-
ne Anfallsreduktion um 50% bei ca. einem Drittel bis der Hålf-
te der Patienten gezeigt. Nebenwirkungen der Vagusnervsti-
mulation sind Heiserkeit und Kribbelparåsthesien im Hals-
bereich. Gelegentlich werden positive psychotrope Effekte be-
obachtet.
z Das Neuste
z Auch fçr einige Epilepsiesyndrome konnten jetzt genetische
Defekte bestimmt werden:
± benigne familiåre Neugeborenenkråmpfe: 8q, 20q,
± juvenile myoklonische Epilepsie: 6p, 10q,
2S
± nåchtliche Frontallappenepilepsie: 20q, 1q
± generalisierte Epilepsie und Fieberkråmpfe: 2q, 5q,9q
± Fieberkråmpfe/Absence-Epilepsie des Kindes-
alters: 5q
± periventrikulåre Heterotopie: Xq 28
± Das SCN1A-Gen auf Chromsom 2q24 codiert fçr eine
a-Untereinheit des spannungsabhångigen Natriumkanals.
Mutationen in diesem Gen finden sich in verschiedenen
Epilepsien wie z. B. dem Dravet-Syndrom, der therapiere-
sistenten kindlichen Epilepsie mit generalisierten tonisch-
klonischen Anfållen und den febrilen Anfållen plus (Mul-
ley et al. 2005). Es wurden bisher çber 100 Mutationen in
diesem Gen beschrieben.
a
Carbamazepin
z Tbl. Carbabeta retard 600, N3, 71,29/0,36 600±2400 21,6
200 St., Biopharma (bei 1200 mg)
Valproinsåure
z Tbl. Valproat Hexal 600, 200 St., 55,07/0,28 600±3000 16,8
N3, Hexal AG (bei 1200 mg)
Phenytoin
z Tbl. Phenytoin AWD 100 mg, 17,45/0,09 200±500 8,1
200 St., N3, (bei 300 mg)
AWD-Pharma
Phenobarbital
z Tbl. Luminal 100 mg, 100 St., 25,10/0,25 50±200 15
N3, Desitin (bei 200 mg)
Primidon
Anhang 4.1 Medikamentæse Behandlung einer Epilepsie
Ethosuximid
z Kps. Suxilep 250 mg, N3, 58,12/0,29 500±2000 26,1
200 St., Mibe Vertriebsges. mbH (bei 750 mg)
Vigabatrin
z Filmtbl. Sabril 500 mg, N3, 199,86/1,0 1000±3000 60
200 St., Aventis Pharma GmbH (bei 1000 mg)
Lamotrigin
z Tbl. Lamotrigin ATID 100 mg, N3, 241,21/1,21 100±800 72,6
200 St., Dexcel Pharma GmbH (bei 200 mg)
Gabapentin
4 Epilepsien und andere Anfallserkrankungen
Topiramat
z Tbl. Topamax 100 mg, N3, 497,66/2,49 100±800 149,4
200 St., Janssen-Cilag (bei 200 mg/Tag)
Oxcarbazepin
z Tbl. Trileptal 600 mg, N3, 219,02/1,1 600±2400 66
200 St., Novartis Pharm. (bei 1200 mg/Tag)
Levetiracetam
z Tbl. Keppra 500 mg, N3, 337,92/1,69 1000±3000 101,4
200 St., UCB (bei 1000 mg/Tag)
Sultiam
z Tbl. Ospolot 200 mg, 200 St., 162,70/0,81 400±1000 97,2
N3, Desitin (bei 800 mg/Tag)
Acetazolamid
z Tbl. Diuramid 250 mg, 100 St., 40,34/0,40 750±1500 48
N3, Medphano Arzneim. (bei 1000 mg/Tag)
Anhang 4.1 Medikamentæse Behandlung einer Epilepsie
z
147
148
Benzodiazepine
Lorazepam
z i.v. Tavor pro injectionem 2 mg, 25,24/2,51 2±8 2,51
10 St., N2, Wyeth Pharma GmbH (bei 2 mg)
Clonazepam
z i.v. Rivotril 1 mg, 5 St., N1, 17,20/3,44 2±8 6,88
Hofmann La Roche AG (bei 2 mg)
Diazepam
z Rektiole Stesolid Rectal Tube 5 mg, 17,40/3,48 5±30 3,48
5 St., N1, Alpharma-Isis (bei 5 mg)
4 Epilepsien und andere Anfallserkrankungen
GmbH & Co KG
z i.v. Diazep 10 mg AbZ, N1, 11,05/2,21 10±40 2,21
5 St., N1, ABZ-Pharma GmbH (bei 10 mg)
Midazolam
z i.v. Midazolam 5 mg/5 ml Curamed 14,85/2,97 2,5±7,5 2,97
5 St., N1, Deltaselect GmbH (bei 5 mg)
a
Phenytoin
z i.v. Phenhydan Infusionskonzentrat, 150,00/30,00 2 ´ 750 60,00
750 mg, Desitin, 5 Amp.
Valproinsåure
z i.v. Orfiril 100 mg/ml, Inj.-Lsg., 39,13/7,83 900±4200 31,32
5 ´ 3 ml, N1,1 Amp.= 300 mg, (bei 1200 mg)
Desitin
Phenobarbital
z i.v. Luminal Inj.-Lsg., 200 mg, 16,75/3,35 400±2000 16,75
5 Amp., N1, Desitin (bei 1000 mg)
Thiopental
z Trockensubstanz Thiopental Nycomed, 0,5 g, 37,20/1,45 500±1500 2,9
25 ´ 20 ml TSS, Inresa Arzneim. GmbH (bei 1000 mg)
Anhang 4.2 Parenterale Darreichungsformen zur Akutbehandlung
z
149
5 Demenzen
Hans-Christoph Diener
Untersuchung Differenzialdiagnose
Bildgebung
Kraniales CT oder NMR z Normaldruckhydrozephalus
(bei Alzheimer: aufgeweitete Ventrikel, z Tumor
kortikale Atrophie; bei vaskulårer z Ischåmie
Demenz: zahlreiche lakunåre Infarkte und z Håmatom (insbesondere subdural)
periventrikulåre Dichteminderungen) z Atrophien (insbesondere infratentoriell
bei C2-Abusus)
EEG
(fakultativ, wenn sonst umfangreiche z Allgemeinverånderungen, richtungs-
Diagnostik mæglich) weisend, aber unspezifisch (DD: Pseudo-
demenz bei Depression normal)
z Enzephalitis
z Herde (Tumoren etc.)
z Intoxikationen (Medikamente)
z Nonkonvulsiver Status
Schilddrçsenhormone
TSH, fT4, T4, T3 (im Serum) z Hypothyreose
z Thyreotoxikose
Vitamine
B1, B6, B12, Folsåure z Hypovitaminose bei Mangelernåhrung
(im Serum) oder Resorptionsstærungen
z Funikulåre Myelose
z Korsakow-Syndrom
Leberwerte
z GOT, GPT, c-GT z Hepatische Enzephalopathie, C2-Abusus
z Zeruloplasmin, 24-h-Kupfer- z Morbus Wilson
Ausscheidung im Urin
Weitere Laborwerte
z BKS, Blutbild z Dehydratation
z Elektrolyte z Hyponatriåmie, Hyperparathyreose
z Kreatinin und Harnstoff z Chronische Niereninsuffizienz
z CK, LDH z Myoenzephalopathien
z Laktat, Lipidelektrophorese z Mitochondropathien
z BKS, Elektrophorese, z (Lupus, bei weiteren klinischen
Rheumaserologie Hinweisen)
z Drogenscreening im Urin z Medikamenten-/Drogenintoxikation
154 z 5 Demenzen
Untersuchung Differenzialdiagnose
Mikrobiologie/Virologie
z TPHA z Lues, tertiåres Stadium
z HIV z Aids (HIV-Enzephalopathie)
Liquor z Enzephalitiden und andere
Entzçndungszustånde
z Alkohol
z Anticholinergika
z Antidepressiva (trizyklische)
z Barbiturate, Benzodiazepine
z Digitalisglykoside
z Lithiumsalze
z Neuroleptika
z Orale Antidiabetika
z Schlafmittel/Sedativa
5.1.3 Pathophysiologie
5.1.4 Therapie
z Medikamentæse Behandlungsstrategien
In den letzten 20 Jahren sind umfangreiche Therapiestudien
mit verschiedensten Substanzgruppen durchgefçhrt worden,
ohne dass ein nennenswerter Durchbruch in der kausalen Be-
handlung der Demenzen håtte erzielt werden kænnen. Vielmehr
erweisen sich auch heute noch umfangreich verschriebene Prå-
parate als unwirksam, wenn nicht in manchen Fållen als kon-
traindiziert. Eine insbesondere in Deutschland gern und håufig
verschriebene Gruppe von Substanzen ist die Gruppe der Noo-
tropika, deren Wirksamkeit bis heute in keiner groûen wissen-
schaftlichen Studie nachgewiesen werden konnte.
Aufgrund neuerer Daten zur Pathophysiologie lag ein beson-
derer Schwerpunkt auf der Erprobung von Acetylcholinesterase-
hemmern (Donepezil: Aricept; Rivastigmin: Exelon; Galanta-
min: Reminyl). In mehreren Multizenterstudien zeigten diese
Substanzen eine signifikante Besserung verschiedener Kriterien
bei Patienten mit leichter und mittelschwerer Symptomatik, so-
dass diese Substanzen als Mittel der ersten Wahl in der Thera-
pie des Morbus Alzheimer gelten dçrfen. Bei Patienten in fort-
geschrittenen Stadien waren die Effekte dagegen marginal. Pro-
blematisch jedoch ist teilweise die geringe therapeutische Brei-
te. Auch der NMDA-Antagonist Memantine zeigte in mehreren
Studien eine signifikante Verlangsamung der demenziellen Ent-
wicklung unabhångig von der Demenz-Form, auch in fort-
geschrittenen Fållen. Ein ± wenn auch geringer ± therapeuti-
scher Effekt konnte ferner unter der Therapie mit zerebral
158 z 5 Demenzen
z Nichtmedikamentæse Behandlung
Auch wenn sich seit wenigen Jahren erste wirksame medika-
mentæse Therapien auftun, bleiben die nichtmedikamentæsen
Behandlungsstrategien von besonderer Bedeutung. Hier stehen
v. a. Maûnahmen im Vordergrund, die geeignet sind, dem Pa-
tienten solange wie mæglich die gewohnte Umgebung zu erhal-
ten und verbliebene Leistungsreserven zu færdern. Neben vor-
strukturierten Plånen zum Tagesablauf, tåglichen Besorgungen,
Orientierungshilfen und intensiver Unterstçtzung der Angehæri-
gen, muss besondere Sorgfalt auf die Vermeidung bzw. Behand-
lung von Begleiterkrankungen (z. B. chronische Harnwegsinfek-
tionen) gelegt werden, die den Status des Patienten weiter ver-
schlechtern kænnen.
a
Tabelle 5.4. Substanzen zur Behandlung von Demenzen: Indikation, Studienlage, Dosierung, Nebenwirkungen, Interaktionen
z Indikation
± Alzheimer ++ + (+) +/± +/±
± Vaskulåre Demenz (+) + (+) +/± +/±
z Qualitåt der ++ + (+) +/± +/±
wissenschaftlichen
Studienlage fçr
Hauptindikation
z Dosierung (pro Tag) Rivastigmin:
6±12 mg 10±30 mg 90 mg 120±240 mg 2400±4800 mg
Donepezil:
5±10 mg
Galantanin:
8±24 mg
z Eindosierung Rivastigmin: 1. Woche tgl. bis Nicht Nicht 800 mg 3 ´ tgl. fçr
6±12 mg 5 mg, 2. Wo. notwendig notwendig 3 Tage dann auf
1,5 mg 2 ´ tgl., tgl. bis 10 mg, (3 ´ 1 Tabl. maximal 1600 mg
nach 14 Tagen 3. Wochen tgl. 30 mg tgl.) 3 ´ tgl. steigern, je-
5.1 Morbus Alzheimer
alle 14 Tage
Tabelle 5.4 (Fortsetzung)
160
z
++ eindeutig wirksam, Studienlage gut; + wirksam, wenige oder zweitrangige Studien; (+) mæglicherweise wirksam, bedarf weiterer
Studien, +/± Wirksamkeit unklar, Studienlage widersprçchlich, Studien nicht verwertbar
a
5.2.3 Pathophysiologie
5.2.4 Therapie
Vaskulåre Demenzen
5.3.3 Pathophysiologie
Anders als bei den primår degenerativen Demenzen gehen hier
die strukturellen Verånderungen vom Gefåûsystem aus. Neben In-
timaverhårtungen kommt es zu einer Hyalinose des perivaskulå-
ren Gewebes. Die genauen Mechanismen sind jedoch noch unklar.
5.3.4 Therapie
z Medikamentæse Behandlungsstrategien
Eine spezifische medikamentæse Therapie ist nicht bekannt. Fçr
die Wirkung der håufig verschriebenen Nootropika fehlt auch
der wissenschaftliche Nachweis. Eine begrenzte Wirkung konn-
ten jedoch zerebral wirksame Kalziumkanalblocker zeigen, die
den Kalziumload der Zelle reduzieren. Wichtigste therapeuti-
sche Maûnahme bleibt die rechtzeitige Behandlung der vaskulå-
166 z 5 Demenzen
z Nichtmedikamentæse Behandlung
Wie auf S. 158 im Detail ausgefçhrt, stehen v. a. Maûnahmen im
Vordergrund, die geeignet sind, dem Patienten solange wie
mæglich die gewohnte Umgebung zu erhalten und verbliebene
Leistungsreserven zu færdern (vorstrukturierten Plånen zum
Tagesablauf, tåglichen Besorgungen, Orientierungshilfen, Ver-
meidung bzw. Behandlung von Begleiterkrankungen wie chro-
nische Harnwegsinfektionen).
Cholinesterasehemmer
Donezepil
z Filmtbl. Aricept 5 mg, 98 St., 332,44/3,39 5 (initial) 203,4
N3, Eisai Pfizer GmbH nach 4 Wo. (bei 10 mg/Tag)
auf 10 mg zu steigern
Galantamin
z Filmtbl. Reminyl 8 mg, 112 St., N3 217,92/1,95 initial 2 ´ 4 mg nach 117
Janssen-Cilag 4 Wochen auf 2 ´ 8 mg (bei 16 mg/Tag)
erhæhen
Rivastigmin
z Kps. Exelon 6 mg, 112 St., 197,68/1,77 initial 2 ´ 1,5, 106,2
N1, Novartis alle 14 Tage um (bei 2 ´ 6 mg/Tag)
Pharma Knoll je 2 ´ 1,5 bis auf
2 ´ 6 mg/Tag steigerbar
Anhang 5.1 Medikamentæse Behandlung des Morbus Alzheimer
z
167
168
Gingko-biloba
5 Demenzen
Extrapyramidale Stærungen
6.1.3 Øtiopathogenese
6.1.4 Therapie
z L-Dopa
Da Dopamin die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann, wird
seine Vorstufe, L-Dopamin verwendet. Um eine Verstoffwechse-
lung in Dopamin zu verhindern, wird L-Dopa heute nur noch
in Kombination mit dem Decarboxylasehemmer Benserazid (z. B.
Madopar) oder Carbidopa (z. B. Nacom) gegeben. Da weder Ben-
serazid noch Carbidopa die Blut-Hirn-Schranke passieren, ist die
Verstoffwechselung zu Dopamin nur peripher, nicht aber im ZNS
blockiert. Die Initialdosis betrågt 62,5 mg/Tag zunåchst morgens,
eine Dosissteigerung sollte dann alle 3 Tage pro Woche um
62,5 mg bis zu einer maximalen Tagesdosis zwischen 450 und
600 mg erfolgen, L-Dopa erreicht seine volle Wirkung bei oraler
Einnahme nach etwa 1 h. Da die Resorption durch andere Nah-
rungsmittel beeinflusst werden kann, sollte L-Dopa entweder
vor dem Essen oder ca. 1,5±2 h spåter eingenommen werden.
Im Laufe der Behandlung nimmt die Wirksamkeit von L-Dopa
ab. Wesentlichste Nebenwirkungen sind gastrointestinale Be-
schwerden und orthostatische Hypotension. Græûtes Problem
der L-Dopa-Behandlung sind die bei Langzeitbehandlung mæg-
lichen Wirkungsschwankungen (sog. On/Off-Phånomene), ins-
besondere aber das Auftreten von Dystonien und Dyskinesien.
Darçber hinaus wird eine neurotoxische Wirkung des Dopamins
bei Langzeitgabe diskutiert. Inzwischen liegt L-Dopa in einer
176 z 6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
L-Dopa
z Standard (Madopar, Nacom, Isicom) 0,5±2 h Individuell in 3±6 Einzeldosen Akut: Ûbelkeit, Brechreiz, Hypotonie,
z Dispersibel (zur schnellen Anflutung 0,5±2 h nicht mehr als 1000 mg/Tag Tachykardie, Halluzinationen, Psycho-
Madopar LT) sen
z Retardiert (Madopar Depot, Nacom retard) 0,5±2 h Einnahme grundsåtzlich vor Langfristig: Dyskinesien, Dystonien
oder 1 h nach Mahlzeiten
Ergotartige Dopaminagonisten
z Bromocriptin (Pravidel, Kirim) 6h Initial: 1,25 mg abends, Grundsåtzlich wie L-Dopamin, die
wæchentlich 1,25 mg steigern, neueren und insbesondere die nicht-
maximal 3 ´ 5±10 mg/Tag ergotartigen Agonisten mit weniger
Ûbelkeit. Relative Kontraindikationen
z Lisurid (Dopergin) 2h Einnahme zu oder direkt bei KHK, bekannten Psychosen.
nach Mahlzeiten Nicht indiziert bei Demenz
Initial: 0,1 mg,
wæchentlich 0,2 mg steigern,
maximal 3 ´ 0,4±1 mg/Tag
z a-Dihydroergocryptin (Almirid, Cripar) 15 h Einnahme zu oder direkt
nach Mahlzeiten
Initial: 2 ´ 5 mg, wæchentlich 2 ´ 5 mg
6.1 Morbus Parkinson (Idiopathisches Parkinson-Syndrom)
Monoaminooxidase-B-Hemmer
z Selegelin (Movergan, Deprenyl, Antiparkin, Tage 5±10 mg/Tag Einmalgabe Verstårkung der Dopa-Nebenwirkun-
Selegam) nach dem Frçhstçck gen, Halluzinationen, Verwirrtheit,
Angst, Schlaflosigkeit
z Rasagilin (Azilect) 0,3±3,5 h 1 mg/Tag Kopfschmerzen, Schwindel
Anticholinergika und andere
z Benzatropin (Cogentinol) ca. 20 h Initial: 1 ´ 0,5 mg/Tag, tgl. um Sehr åhnlich als Gruppe: Verwirrtheit,
0,5 mg steigern, max: 2±6 mg/Tag Schwindel, Mçdigkeit, Schlaflosigkeit,
z Biperiden (Akineton) ca. 20 h Initial: 1 ´ 2 mg/Tag, 3-mal tgl. Euphorie, Obstipation, cave: Glaukom
2 mg steigern, max: 6±12 mg/Tag und Harnretention und Harnverhalt.
z Bornaprin (Sormodren) ca. 30 h Initial: 1 ´ 2 mg/Tag, 2-mal tgl. Antidot bei Harnverhalt: Carbachol
2 mg steigern, max. 6±12 mg/Tag, (Doryl)
z Metixen (Tremarit) ca. 8±12 h Initial: 3 ´ 2,5 mg/Tag, wæchentlich
0,5 mg steigern, maximal
20±30 mg/Tag
z Procyclidin (Osnervan) 10±14 h Initial: 3 ´ 2,5 mg/Tag, alle 2±3
Tage um 2,5±5 mg steigern,
maximal 20±30 mg/Tag
6.1 Morbus Parkinson (Idiopathisches Parkinson-Syndrom)
z
179
Tabelle 6.2 (Fortsetzung)
180
z
z Trihexyphenidyl (Artane, Parkopan) 13 h Initial: 1 ´ 1 mg/Tag, tgl. 1±2 mg Clozapin: kein typisches Anticholiner-
steigern, maximal 3 ´ 5 mg/Tag gikum, sondern ein atypisches Neu-
z Clozapin (Leponex) 16 h Einnahme zu den Mahlzeiten roleptikum mit anticholinergen
Initial: 12,5 mg abends, dann Effekten. Nebenwirkungsspektrum
langsam aufdosieren um 12,5 mg daher anders: Krampfanfålle, Agranu-
alle 3 Tage unter wæchentlich lozytose, Mçdigkeit
Blutbildkontrolle! Maximal
ca. 75 mg/Tag
NMDA-Antagonisten
z Amantadin (z. B. PK Merz) 9±15 h Initial: 100 mg, maximal: Visuelle Halluzinationen, Livedo reticu-
ca. 25 h 300±600 mg/Tag in 2±3 Dosen laris, Ûbelkeit, Knæchelædeme, Schwin-
del, Mundtrockenheit, Harnretention,
innere Unruhe
z Budipin (Parkisan) Initial: 3 ´ 10 mg, Mundtrockenheit, Ûbelkeit, Erbre-
(Verwendung wegen mæglicher Herz- wæchentlich 3 ´ 10 mg steigern, chen, Harnverhalt, Schwindel, Mçdig-
rhythmusstærungen derzeit eingeschrånkt) maximal: 60 mg/Tag, keit, Verwirrtheit, innere Unruhe,
falls gut vertragen Halluzinationen, Herzrhythmusstærun-
Einmalgabe mæglich gen, Kammertachykardien
6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
a 6.1 Morbus Parkinson (Idiopathisches Parkinson-Syndrom) z 181
z Dopaminagonisten
Die Substanzen dieser Gruppe wirken çber mehrere Mechanis-
men:
z durch Aktivierung postsynaptischer Dopaminrezeptoren und
verstårkte Dopaminwirkung,
z durch Aktivierung von pråsynaptischen Dopaminrezeptoren
und Reduktion der Dopaminfreisetzung, damit Dopaminein-
sparung und Reduktion des Dopamin-Turnovers,
z durch Reduktion der Konzentration potenziell neurotoxischer
Metaboliten aus dem ¹eigentlichenª Dopaminabbau.
Da die Dopaminagonisten insgesamt weniger wirksam als Do-
pamin sind, kænnen sie in der Monotherapie nur bei leichter
bis mittelgradiger Symptomatik eingesetzt, allerdings mit L-Do-
pa gut kombiniert werden. Die initial typischen Nebenwirkun-
gen, insbesondere Ûbelkeit und Erbrechen, sind etwas stårker
als bei Dopamin ausgeprågt, kænnen aber durch die gleichzeiti-
ge Gabe von Domperidon (Motilium, 10±20 mg vor Gabe des
Dopaminagonisten) gemildert werden und sistieren nach weni-
gen Wochen. Grundsåtzlich kann zwischen ålteren ergotartigen
Agonisten (Bromocriptin, Lisurid, Pergolid), neueren ergotarti-
gen Agonisten (a-Dihydroergocryptin, kurz DHEC, Cabergolin)
und neueren nichtergotartigen Agonisten (Ropinirol, Pramipe-
xol) unterschieden werden. Wirkspektrum und Nebenwirkungs-
profil der ålteren Ergot-Derivate sind ohne gravierende Unter-
schiede. Typische Nebenwirkungen sind Ûbelkeit, Erbrechen,
Dyskinesien, Blutdruckabfall, Mçdigkeit, Somnolenz, Halluzina-
tionen u.a. Diese insbesondere bei ålteren Patienten nicht un-
problematischen Nebenwirkungen waren mit die Hauptgrçnde,
weitere Dopaminagonisten zu entwickeln. Ob das Nebenwir-
kungsspektrum bei den neueren Ergot-Derivaten verbessert
werden konnte, kann noch nicht abschlieûend beurteilt werden,
doch bieten die neueren Substanzen den Vorteil, dass die Halb-
wertszeit deutlich verlångert und die Bioverfçgbarkeit erhæht
werden konnte und damit eine 1- bis 2-malige Gabe tåglich
ausreicht. Pleuraergçsse und Fibrosen werden allerdings auch
unter den neueren Ergot-Derivaten beobachtet. Die neueren
Nicht-Ergot-Derivate zeigen zwar ein åhnliches Nebenwirkungs-
spektrum, scheinen insgesamt jedoch besser vertråglich und
182 z 6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
z Monoaminooxidase-B-Hemmer (MAO-Hemmer)
Selegilin (z. B. Deprenyl) ist in Dosen von 5±10 mg ein irrever-
sibler Hemmer der MAO-B und vermindert dadurch den Abbau
von Dopamin sowie die Bildung von Wasserstoffsuperoxid, ei-
nem freien Radikal, das im Rahmen des Dopaminabbaus ent-
steht und potenziell neurotoxisch ist. Die Substanz selbst ver-
bessert die Parkinson-Symptomatik wenig, doch kann die Do-
pamin-Dosis unter Selegilin etwas gesenkt werden. Auch wenn
die Substanz theoretisch und in vitro neuroprotektiv wirkt und
Selegilin seit Jahren ein fester Bestandteil der Parkinson-Thera-
pie darstellt, blieben die klinischen Studien widersprçchlich,
sodass einige Autoren den generellen Einsatz empfehlen, andere
ihn wiederum ablehnen. Die Nebenwirkungen entsprechen de-
nen von L-Dopa, es kann Dyskinesien, Halluzinationen und
Psychosen verstårken. Selegilin darf nicht mit anderen MAO-
Hemmern oder Serotoninwiederaufnahmehemmern kombiniert
werden und muss aufgrund der irreversiblen MAO-Hemmung 6
Wochen vor der Gabe anderer MAO-Hemmer abgesetzt werden.
Aufgrund der unklaren Datenlage, den ± wenn çberhaupt ±
relativ geringfçgigen Effekten sowie den pharmakologischen In-
teraktionen wird die Substanz allenfalls in der Frçhphase der
Erkrankung eingesetzt.
Rasagilin (Azilect), ein weiterer MAO-B-Hemmer, wurde
2005 in Deutschland zugelassen. Durch dieses Pråparat sollen
off-Phasen verkçrzt werden. Es wird oral in einer Dosis von
1±2 mg verabreicht. Håufige Nebenwirkungen sind Kopfschmer-
zen, grippeåhnliche Symptome, Sodbrennen, Ûbelkeit und Ar-
thralgien.
z COMT-Inhibitoren
Diese neue Substanzgruppe hemmt reversibel die Catechol-O-
Methyltransferase (COMT), das wichtigste Enzym, das Dopamin
weiterverstoffwechselt (es verstoffwechselt Dopamin zu 3-O-Me-
a 6.1 Morbus Parkinson (Idiopathisches Parkinson-Syndrom) z 183
z Anticholinergika
Die Anticholinergika sind die åltesten Parkinson-Medikamente
und waren in der Zeit, bevor L-Dopa zur Verfçgung stand, Mit-
tel der ersten Wahl. Anticholinergika wirken vorwiegend auf
Tremor und Rigor und nur wenig auf die Akinese. Heute wer-
den sie insbesondere bei der tremordominanten Form einge-
setzt. Typische Nebenwirkungen sind Obstipation, Harnverhalt,
Akkommodationsstærungen und Erhæhung des Augeninnen-
drucks. Bei Langzeiteinnahme kann es zu einer reversiblen de-
menziellen Entwicklung kommen. Die Wirksamkeit der einzel-
nen Anticholinergika Biperiden (z. B. Akineton), Bornaprin
(Sormodren), Metixen (z. B. Tremarit) und Trihexyphenidyl
(z. B. Artane/retard) unterscheidet sich nicht. Retardpråparate
haben den Vorteil eines besseren Nebenwirkungsspektrums.
184 z 6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
z N-Methyl-D-Aspartat-(NMDA-)Antagonisten
Amantadin (z. B. PK Merz), eigentlich ein Virustatikum, wirkt
wahrscheinlich als Antagonist exzitatorischer Neurotransmitter
(Glutamat). Es wird insbesondere in der Frçhphase der Parkin-
son-Erkrankung in Kombination mit L-Dopa, aber auch als
Monotherapeutikum eingesetzt. Die initiale Dosis liegt bei
100 mg, die Maximaldosis bei 3 ´ 200 mg/Tag. Amantadin liegt
auch in einer i. v.-Formulierung vor und kann insbesondere bei
der Behandlung akinetischer Krisen verwendet werden (Dosie-
rung: bis zu 3 ´ 500 ml 200 mg/Tag i.v.). Ein weiterer nicht
kompetitiver NMDA-Antagonist ist Budipin. Bisher liegen zu
dieser Substanz nur wenige Studien vor. Hier zeigte die Sub-
stanz jedoch wirksame Effekte sowohl in der Monotherapie als
auch in der Kombination mit L-Dopa.
z Spezifische Therapieprobleme
z Tremor. Neben den bekannten Anticholinergika kann auch
Budipin zur Behandlung des Tremor eingesetzt werden. Budipin
scheint in seiner Wirksamkeit bezçglich Tremor den Anticho-
linergika vergleichbar zu sein. Sollte sich dies in weiteren Stu-
dien beståtigen, kænnte die Substanz aufgrund des besseren Ne-
benwirkungsprofils die Anticholinergika in der Tremorbehand-
lung verdrången. Als weitere tremorwirksame Substanz steht
das atypische Neuroleptikum Clozapin zur Verfçgung (cave:
langsames Einschleichen und Blutbildkontrollen). Sind die me-
dikamentæsen Verfahren nicht ausreichend, kann eine Thalamo-
tomie oder Elektrodenimplantation zur chronischen Hochfre-
quenzstimulation des Thalamus erwogen werden.
6.2.3 Øtiopathogenese
6.2.4 Therapie
6.3.3 Øtiopathogenese
6.3.4 Therapie
6.4.3 Øtiopathogenese
6.4.4 Therapie
Eine kausale Therapie ist nicht mæglich, sodass lediglich eine
symptomatische Behandlung versucht werden kann. Da bei ei-
nigen Patienten die Gabe von L-Dopa eine (wenn auch geringe)
Symptomverbesserung (Feinmotorik, Gangbild) bewirkt, ist ein
Therapieversuch gerechtfertigt. Myoklonien werden mit Clona-
zepam (z. B. Rivotril bis 3 ´ 1 mg/Tag) behandelt. Daneben gelten
allgemeine Maûnahmen: Krankengymnastik, Physiotherapie etc.
6.5.3 Øtiopathogenese
6.5.4 Therapie
6.6.3 Øtiopathogenese
6.6.4 Therapie
6.7.3 Øtiopathologie
Der verstårkte physiologische Tremor ist als peripherer Tremor
am ehesten auf eine vermehrte Rekrutierung und Synchronisati-
on von Motoneuronen im Rçckenmark zurçckzufçhren. Die Pa-
thogenese des essenziellen Tremors ist dagegen weitgehend un-
klar. Als eine mægliche Erklårung werden synchrone Entladun-
gen von Neuronenkreisen im olivozerebellåren System, aber auch
kortikothalamischer Bahnen diskutiert, die aufgrund einer ver-
minderten Inhibition verstårkt sichtbar werden. Ob es tatsåchlich
ein einheitliches ¹Generatorzentrumª gibt, ist unklar.
6.7.4 Therapie
Therapeutika der Wahl zur Behandlung des essenziellen Tremors
sind Betarezeptorenblocker oder Primidon. Der effektivste Beta-
rezeptorenblocker ist Propranolol. Bei leicht ausgeprågtem Tre-
a 6.7 Tremor z 199
Tremorart Therapie
6.8.3 Pathophysiologie
6.9.3 Øtiopathogenese
6.9.4 Therapie
6.10.3 Øtiopathogenese
6.11.3 Pathophysiologie
6.12.3 Øtiopathogenese
6.13.1 Frçhdyskinesien
Diese treten meist kurz nach der Gabe von Neuroleptika in Form
von Muskelspasmen im Kopf- und Halsbereich auf. Typische
Symptome sind Zungen- und Schlundkråmpfe oder okulogyre
Krisen (Spasmen der Augenmuskeln). Sie kænnen sehr schmerz-
haft und beeintråchtigend sein. Selten kænnen jedoch auch
Rumpf- und Extremitåtenmuskeln involviert sein. Betroffen sind
v. a. junge Patienten bei der erstmaligen Gabe eines Neurolepti-
kums. Frçhdyskinesien kænnen bei prådisponierten Patienten
auch unter niedrigen Dosierungen auftreten. Zwar werden Frçh-
dyskinesien håufiger unter hochpotenten Neuroleptika beobach-
tet, doch kænnen diese auch unter niederpotenten Neuroleptika
wie Metoclopramid beobachtet werden, die als Antiemetika ein-
gesetzt werden. Die Therapie erfolgt durch die Gabe des Anticho-
linergikums Biperiden (Akineton, 5 mg langsam i. v.). Die Symp-
tome sistieren bereits nach wenigen Minuten.
Anhang 6.1 Medikamentæse Behandlung des Morbus Parkinson und der supranukleåren Blickparese
z
L-Dopa
z Tbl. Levo C Al100/25, 100 St., 28,27/0,28 200±1000 42,00
N3, Aliud Pharma (bei 5 ´ 100 mg/Tag)
Ergotartige Dopaminagonisten
Bromocriptin
z Kps. Bromocriptin TEVA 5 mg, N3, 84,14/0,84 5±60 151,2
100 St., TEVA Generics GmbH (bei 3 ´ 10 mg/Tag)
Lisurid
z Tbl. Dopergin 0,5 mg, 60 St., N2, 77,78/1,27 0,8±2,0 114,3
Emra-Med. Arzneim. GmbH (bei 1,5 mg/Tag)
a-Dihydroergocryptin
z Tbl. Almirid 20 mg, 100 St., N3, 204,30/2,04 15±60 122,4
Desitin (bei 40 mg/Tag)
Pergolid
z Tbl. Pergolid ABZ 1 mg Tbl.,100 St., 248,88/2,49 1,5±5 149,4
N3, ABZ-Pharma GmbH (bei 2 mg/Tag)
6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
a
Cabergolin
z Tbl. Cabaseril 2 mg, 60 St., N2, 303,83/5,06 2 151,8
Pfizer Pharma GmbH (nur 1-mal tåglich
einzunehmen)
Nichtergotartige Dopaminagonisten
Ropinirol
z Filmtbl. Requip 5 mg, 84 St., N3, 347,81/4,14 5±15 248,4
Glaxo-Smith Kline (bei 10 mg/Tag)
Pramipexol
z Tbl. Sifrol 0,7 mg, 100 St., N3, 347,12/3,47 0,7±3,15 208,2
BI Pharma (bei 1,4 mg/Tag)
COMT-Inhibitoren
Entacapon
z Filmtbl. Comtess 200 mg, 100 St., N3, 134,90/1,35 bis 2000 202,5
Orion Pharma GmbH (bei 1000 mg/Tag)
Monoaminooxidase-B-Hemmer
Selegilin
z Tbl. Jutagilin 10 mg, 100 St., N1, 95,60/0,96 10 28,8
Juta Pharm GmbH
Rasapilin siehe Tabelle 6.2
Anticholinergika
Biperiden
z Tbl. Biperiden Neuraxpharm, 21,90/0,22 6±12 13,2
4 mg, 100 St., N3, Neuraxph. (bei 8 mg/Tag)
Bornaprin
z Tbl. Sormodren, 100 St., N3, 32,42/0,32 6±12 19,2
6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
Metixen
z Tbl. Tremarit 5 mg, 100 St., N3, 23,23/0,23 5±30 20,7
AWD Pharma (bei 15 mg/Tag)
Procyclidin
z Tbl. Osnervan 5 mg, 100 St., 27,98/0,27 5±30 24,30
N3, Glaxo Wellcome (bei 15 mg/Tag)
Trihexyphenidyl
z Tbl. Parkopan 5 mg, 100 St., N3, 28,42/0,28 5±10 16,8
Glaxo-Smith Kline (bei 10 mg/Tag)
Clozapin
z Tbl. Clozapin 50 1A Pharma 51,97/0,52 bis 75 mg/Tag 15,6
N3, 100 St., 1A Pharma GmbH (bei 50 mg/Tag)
Anhang 6.1 Medikamentæse Behandlung des Morbus Parkinson
z
215
216
NMDA-Antagonisten
Amantadin
z Tbl. Tregor 200 mg, 100 St., 35,00/0,35 300±600 mg/Tag 21
N3, Hormosan Pharma (bei 400 mg/Tag)
Budipin
z Tbl. Parkinsan 20 mg, 100 St., N3, 156,48/1,56 bis 60 mg/Tag 93,6
Lundbeck GmbH u. Co (bei 40 mg/Tag)
6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
a
L-Dopa
z Kaps. Levopar 62,5 mg, 100 St., 22,27/0,22 bis 1500 33,0
N3, Hexal AG (bei 5 ´ 62,5 mg/Tag)
Fludrocortison
z Tbl. Astonin H 0,1 mg, 100 St., N3, 60,01/0,6 0,1±0,3 18,0
Merck Pharma (bei 0,1 mg/Tag)
Oxybutynin
z Tbl. Oxyb 5 mg, N3, 27,70/0,28 5±20 16,8
100 St., ABZ-Pharma (bei 10 mg/Tag)
Anhang 6.2 Medikamentæse Behandlung der Multisystematrophien
z
217
218
L-Dopa
z Kaps. Levopar 62,5 Kps., 100 St., 22,27/0,22 bis 1500 33,0
N3, Hexal AG (bei 5 ´ 62,5 mg/Tag)
Clonazepam
z Tbl. Antelepsin 0,5 mg, 100 St., 20,14/0,2 1,5±3 36,0
N3, Desitin Arzneim. (bei 3 mg/Tag)
6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
a
Tiaprid
z Tbl. Tiaprid Neurax 100 mg, 60,51/0,61 3 ´ 200 109,8
100 St., N3,
Neuraxpharm Arzneim.
Fluoxetin
z Kps. Fluneurin 20 mg, Hartkapsel, 42,56/0,43 20 12,9
100 St., N3, Hexal AG
Clozapin
z Tbl. Clozapin 50 1A Pharma, 51,97/0,52 bis 75 15,6
N3, 100 St., 1A Pharma GmbH (bei 50 mg/Tag)
Anhang 6.4 Medikamentæse Behandlung der Chorea Huntington
z
219
220
Penicillin V
z Filmtbl. Pen 1,5 Mega, 14,08/0,7 5 Tbl./Tag 35,0
20 St., N2, 1 A Pharma, fçr 10 Tage (bei 75 kg KG)
Pimozide
z Tbl. Orap 1 mg, 75 St., N3, 25,39/0,34 1±6 mg/Tag 20,4
Janssen-Cilag (fçr 4±5 Wochen) (bei 2 mg/Tag)
Haloperidol
z Tbl. Haloperidol Gry 1 mg, 100 St., 13,49/0,13 1±3 mg/Tag 7,8
N3, TEVA Generics GmbH (fçr 4±5 Wochen) (bei 2 mg/Tag)
6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
Anhang 6.6 Medikamentæse Behandlung der L-Dopa-sensitiven Dystonie
L-Dopa
z Kaps. Levopar 62,5 mg, 100 St., 22,27/0,22 300±400 33,0
N3, Hexal AG (bei 5 ´ 62,5 mg/Tag)
aAnhang 6.6 Medikamentæse Behandlung der L-Dopa-sensitiven Dystonie
z
221
222
Trihexyphenidyl
z Tbl. Parkopan 5 mg, 100 St., N2, 24,16/0,24 5±15 14,4
Hexal AG (bei 10 mg/Tag)
Haloperidol
z Tbl. Haloperidol Gry 1 mg, 100 St., 13,49/0,13 3±10 23,4
N3, TEVA Generics GmbH (bei 6 mg/Tag)
Clonazepam
z Tbl. Antelepsin 0,5 mg, 100 St., N3, 20,14/0,2 1,5±9 36,0
Desitin Arzneim. (bei 3 mg/Tag)
L-Dopa
z Kps. Levopar 62,5 mg, 100 St., N3, 122,27/0,22 3 ´ 62,5 19,8
Hexal AG
Botulinus-Toxin A
z Trockensubstanz Dysport O Lsg., 1 ´ 1 Inj.-Fl., 361,5 individuell 361,5
zur Injektion N1, 500 E, Ipsen Pharma (Dosistitration)
z Trockensubstanz Botox 100 E, 1 St., N1, 284,8 individuell 284,8
zur Injektion Pharm-Allergan (Dosistitration)
6 Extrapyramidal-motorische Erkrankungen u. andere Bewegungsstærungen
a
Chelatbildner
D-Penicillamin
z Filmtabl. Metalcaptase 300 mg, 17,77/0,89 4 ´ 300 106,8
20 St., N1, Heyl Chem.
Pharm. Fabrik
Dimercaprol
z Amp. Dimaval, 250 mg, N1, 40,95 1- bis 2-mal 100±200 163,8
Heyl-Pharma, 1 Amp.= 5 ml (i.m./ Woche) Keine Mehrfachentnahme
mæglich
Kupferarme Diåt
z
7.1 Klassische MS
Erste Symptome treten in der Regel zwischen dem 20. und 40.
Lebensjahr auf, selten vor der Pubertåt oder nach dem 60. Le-
bensjahr. Dennoch werden auch Fålle bei Kindern beobachtet.
Frauen sind etwa doppelt so håufig betroffen wie Månner. Bei
çber drei Viertel der Patienten, dabei insbesondere bei jçngeren
Patienten, verlåuft die Erkrankung schubfærmig und dann ± in
unterschiedlichem Ausmaû ± ¹sekundår chronisch-progredientª.
Nur bei etwa 10±20% ± hier çberwiegend bei Patienten, die bei
Erstmanifestation nicht selten çber 45 Jahre sind ± ist der Ver-
lauf von Anfang an ¹primår chronisch-progredientª. Da theore-
tisch jeder Abschnitt des ZNS betroffen sein kann, ist auch die
klinische Symptomatik åuûerst vielfåltig.
Eine der håufigsten Frçhmanifestationen ist ein plætzlich
auftretendes, in der Regel einseitiges Schleier- oder Milchglas-
sehen, teilweise auch ein kompletter Visusverlust, die als Folge
einer Entzçndung des Sehnervs entsteht und als Retrobulbår-
neuritis bezeichnet wird. Auch wenn die Entzçndung des Seh-
nervs ein singulåres Ereignis bleiben kann, zeigen prospektive
Studien, dass mehr als die Hålfte aller Patienten weitere Symp-
tome der MS entwickeln. Das erstmalige Auftreten einer Retro-
bulbårneuritis berechtigt daher noch nicht die Diagnose einer
MS. Håufige Formen der Erstmanifestation sind ferner sensible
Missempfindungen einzelner Extremitåten oder einer Kærper-
hålfte oder auch sensible Querschnitte bei spinalen Herden. Da-
neben kænnen aber auch motorische Stærungen wie Schwåche
einzelner Extremitåten oder Extremitåtenabschnitte, Doppelbil-
der oder Gangunsicherheit durch den Verlust des Lagesinns
a 7.1 Klassische MS z 227
7.1.3 Pathophysiologie
7.1.4 Therapie
z Allgemeines
Eine kausale Therapie der MS ist (noch) nicht mæglich. Grund-
såtzlich wird zwischen einer Akuttherapie und einer Intervall-
therapie (oder Prophylaxe) unterschieden. Neben Immunsup-
pressiva wie Azathioprin stehen hier seit einigen Jahren im-
munmodulierende Substanzen wie Interferon b-Pråparate und
Glatirameracetat zur Verfçgung. Schwere Verlåufe und Schçbe
werden mit Chemotherapeutika wie Cyclophosphamid oder Mi-
toxantron behandelt. Die Injektion von Seren, Eiweiûkærpern,
Frischzellen etc. ist nicht nur unwirksam, sondern nach heuti-
gem Wissen auch als gefåhrlich zu werten, da die ausgelæsten im-
230 z 7 Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata)
z Akuttherapie
Zur Behandlung der Retrobulbårneuritis und eines akuten
Schubs hat sich inzwischen das Therapiekonzept der kurzzeiti-
gen Stoûtherapie mit hochdosierten Kortikosteroiden nach fol-
gendem Schema durchgesetzt:
z Tag 1±5: 1000 mg Methylprednison i.v. in z. B. 250 ml NaCl,
z Tag 6±7: 80 mg Methylprednison oral,
z Tag 8±9: 60 mg Methylprednison oral,
z Tag 10±11: 40 mg Methylprednison oral,
z Tag 12±14: 20 mg Methylprednison oral, danach absetzen.
Interessanterweise zeigten prospektive Studien, dass eine kurz-
zeitig hoch dosierte Stoûtherapie nicht nur bessere Erfolge auf-
weist, sondern auch mit signifikant weniger Nebenwirkungen
verbunden ist. Zur Minimierung mæglicher Nebenwirkungen
sollte die Therapie erst nach Ausschluss aktuell bestehender In-
fekte (Harnwegsinfekte, reaktivierbare Tuberkulose) und unter
folgenden Begleitmaûnahmen durchgefçhrt werden:
z Magenschutz (z. B. H2-Blocker wie Ranitidin oder Famotidin,
Protonenpumpen-Hemmer, abends oral),
z Kalium- und Kalziumsubstitution (Brausetabletten morgens),
z zu Beginn (mindestens Tag 1 und 2) Blutzucker- und RR-
Kontrolle,
z bei bekannter Thromboseneigung und Bettlågrigkeit: Hepa-
rinschutz, low dose.
Der Effekt von Kortison auf die weitere Entwicklung der
Erkrankung ist nicht abschlieûend geklårt. Die Gabe von Im-
munglobulinen ist in der Akutbehandlung (anders als in der
Intervallbehandlung) ohne Effekt und war in Akutstudien den
Steroiden sogar unterlegen.
a 7.1 Klassische MS z 231
die fçr diese Indikation noch nicht zugelassen und weniger gut
untersucht sind, aber in einigen Studien çberzeugende Effekte
zeigen konnten, zur Dauerbehandlung zur Verfçgung. Eine
Ûbersicht çber die wichtigsten Substanzen, die in der Intervall-
therapie der MS eingesetzt werden, gibt Tabelle 7.2.
z Interferone
Interferone mçssen parenteral verabreicht und je nach Pråparat
3-mal pro Woche subkutan oder 1-mal pro Woche intramusku-
lår injiziert werden. Grundsåtzlich kann, zwischen dem ålteren
nebenwirkungsreicheren Interferon-b-1b-(Betaferon) und den
neueren Interferon-b-1a-Pråparaten unterschieden werden (Avo-
nex und Rebif).
Hauptnebenwirkungen der Interferone sind grippeåhnliche
Symptome zu Beginn der Therapie, die jedoch nach wenigen Wo-
chen sistieren und/oder durch eine Pråmedikation mit Paraceta-
mol oder Ibuprofen in çblicher Dosierung (z. B. Paracetamol
1000 mg bei Injektion, weitere 1000 mg 4 h spåter) abgefangen
werden kænnen. Die Therapie sollte nicht wåhrend eines Schubs,
sondern erst nach Abklingen eines Schubs begonnen werden, da
es zu einer Aktivierung des Immunsystems kommen kann. Bei
Auftreten eines erneuten Schubs muss die bereits bestehende
Therapie allerdings nicht abgesetzt werden. In den Therapiestu-
dien des Interferons b- 1b wurde ferner die Ausbildung depressi-
ver Reaktionen beobachtet, sodass Patienten mit eindeutigen de-
pressiven Syndromen oder Suizidversuchen in der Vorgeschichte
nicht mit Interferon-b-Pråparaten oder nur unter engmaschiger
Betreuung behandelt werden sollten. Hautreaktionen sind eben-
falls beim Interferon b-1b håufiger als bei den beiden Interfe-
ron b-1a-Pråparaten zu beobachten. Kontraindiziert ist die Gabe
von Interferonen in der Schwangerschaft. Leider liegen bis heute
nur wenige Langzeitstudien vor. Gravierende Langzeiteffekte sind
bisher jedoch nicht berichtet worden. Wåhrend sich die kern-
spintomographisch erfassbare Krankheitsaktivitåt (Zahl und
Ausdehnung der white matter lesions) çber diesen Zeitraum je-
weils besserten oder stabilisierte, hångt eine signifikante Reduk-
tion der Schubrate çber einen Zeitraum von 3 und mehr Jahren
offensichtlich vom Auftreten neutralisierender Antikærper (NAB)
ab. Øhnlich den Diabetikern unter Insulintherapie und Patienten,
a
Tabelle 7.2. Substanzen zur Intervall- bzw. Dauerbehandlung der multiplen Sklerose: Dosierung, Applikationsweg und -frequenz, Neben-
wirkungen und Kontraindikationen
z Dosis und 6 MIU (30 lg) 6 oder 12 MIU (22 8 MIU (250 lg) 20 lg jeden Tag 100±200 mg Initial 0,2±0,4 g/
Applikations- 1 ´ pro Woche oder 44 lg) 3 ´ pro jeden 2. Tage jeden Tag kgKG pro Tag fçr
frequenz Woche 3 Tage, dann
0,2±0,4 g/kgKG
alle 4±6 Wochen
z Applikationsweg i.m. 0,5 ml s.c. 0,5 ml s.c. 1,0 ml s.c. 1,0 ml Oral 2±3 Tabl. i.v.-Menge je
und Menge tgl. nach Pråparat
unterschiedlich
z Eindosierung Meist nicht Nicht notwendig Halbe Dosis fçr Nicht notwendig Initial 25 mg Nicht notwendig
notwendig bei 22 lg, bei 4 Wochen, dann pro Tag,
Start mit 44 lg volle Dosis dann langsam stei-
sollte fçr 2 Wo- gern
chen zunåchst die
halbe Dosis ver-
wendet werden
7.1 Klassische MS
z
233
Tabelle 7.2 (Fortsetzung)
234
z
z Aktuelle Entwicklungen
Als richtungsweisende therapeutische Neuerung ist in den letz-
ten Jahren insbesondere die Blockade der Lymphozyten-Migra-
tion durch die Blut-Hirn-Schranke gesehen worden und hat zur
Entwicklung zahlreicher Pråparate gefçhrt. Als besonders wirk-
sam konnte der monoklonale Antikærper gegen VLA-4-Rezep-
toren (Natalizumab; Tysabri¾ getestet werden. In den Zulas-
sungsstudien erreichte die Substanz eine Schubreduktion von
çber 60% und erscheint damit dem Interferon deutlich çberle-
gen. Auch orale Integrinantagonisten werden derzeit in mehre-
ren Studien getestet. Weitere Substanzgruppen in klinischen
Studien sind spezifische Hemmer der T-Zell-Differenzierung
bzw. selektive Immunsuppressiva.
a 7.1 Klassische MS z 237
z Interferone
Therapeutisch wenig befriedigend bleibt weiterhin die Behand-
lung der chronisch-progredienten MS-Formen. Die Ergebnisse
der Therapiestudien zum Einsatz von Interferonen beim sekun-
dår chronisch-progredienten Verlauf sind fçr alle Pråparate we-
niger erfolgreich als in der Behandlung der schubfærmigen Ver-
laufsform verlaufen. In einer europåischen Studie (European
Study Group on Interferon b-1b in Secondary Progressive MS)
konnte ein zwar geringer, aber signifikanter therapeutischen Ef-
fekt unter Interferon-b-1b-Gabe (8 Mio. I.E. s.c. alle 2 Tage)
çber einen Zeitraum von 3 Jahren hinsichtlich der Verzægerung
der Krankheitsprogression im Vergleich zu Placebo beobachtet
werden. Dieses Ergebnis konnte jedoch in einer kçrzlich vor-
gestellten nordamerikanischen Studie mit Interferon b-1b (Beta-
seron) nicht repliziert werden. Ein genauer Vergleich beider
Studien zeigte vielmehr, dass in der europåischen Studie v. a.
Patienten mit eingeschlossen wurden, die noch relativ hohe
Schubraten aufwiesen. Dies war in der nordamerikanischen
Studie nicht der Fall, sodass vermutet werden muss, dass der in
der europåischen Studie gezeigte (geringe) Benefit leider durch
die Behandlung der Schubfrequenz zustande kam. In einer wei-
teren klinischen Studie (SPECTRIMS) hatte auch Interfe-
ron b-1a (Rebif) ein schwer interpretierbares Ergebnis erbracht.
Hier zeigte sich eine Verzægerung der Krankheitsprogression le-
diglich fçr weibliche Patienten. Aufgrund der heutigen Daten-
lage kann eine Indikation zur IFN-Behandlung dann gestellt
werden, wenn der Patient neben seinem progredienten Verlauf
noch Schçbe erleidet.
Die geringere Wirksamkeit der IFN-b-Pråparate in der Be-
handlung der chronisch-progredienten Verlaufsformen erklårt
sich am ehesten durch die sich im Laufe der Erkrankung verån-
dernden pathophysiologischen Mechanismen. Offensichtlich
treten die çberwiegend entzçndlichen T-Zell-vermittelten Me-
chanismen in den Hintergrund. Ob das Fortschreiten der Er-
krankung dann eher von neurodegenerativen Prozessen geprågt
oder eher Antikærper- bzw. B-Zell-vermittelt ist noch nicht ab-
schlieûend geklårt.
238 z 7 Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata)
z Zytostatika
Zwei Studien zur Behandlung der sekundår-chronisch-progre-
dienten Form mit dem Chemotherapeutikum Mitoxantron (Ra-
lenova) konnten eine Reduktion der Erkrankungsprogression
zeigen. Die Mitoxantrontherapie hat sich daher in Deutschland
fçr diese Patientengruppe etabliert. Allerdings ist die Anwen-
dung trotz relativ guter Vertråglichkeit auf eine kumulative Ge-
samtdosis von 100 mg/m2 KO begrenzt, sodass die Therapie auf
wenige Jahre begrenzt ist.
z Weitere Therapien
Neben der akuten Schubbehandlung mit Glukokortikoidstæûen
kænnen auch Patienten mit einer chronisch-progredienten Ver-
laufsform von einer hoch dosierten Glukokortikoidgabe pro-
fitieren. Diese Beobachtung wird aber nur durch wenige Stu-
dien gestçtzt. Lediglich eine Studie untersuchte diesen Aspekt
bei Patienten mit primår chronisch-progredienter Verlaufsform,
doch auch hier zeigte sich ein besserer Verlauf als unter Plaze-
bo. Trotz der knappen Datenlage erscheint damit zumindest
der Versuch einer wiederholten Kortikoidapplikation im Falle
einer Progression gerechtfertigt, insbesondere im Hinblick auf
die vergleichsweise geringen Nebenwirkungen einer Kortikoid-
therapie. Diese kænnen auch mit Mitoxantron kombiniert wer-
den.
Die klinischen Effekte einer Dauerbehandlung mit Methotre-
xat konnten in einer græûeren Studie nicht beståtigt werden.
Auch Azathioprin erscheint bei diesen Verlaufsformen keinen
klinischen Effekt zu haben. Ûber die potenzielle Wirkung von
Immunglobulinen und Glatirameracetat liegen noch keine aus-
reichenden Daten vor.
z Spastik,
z Depressionen,
z Stærungen der Blasen- und Mastdarmfunktion.
doch wenig untersucht und unklar. Auch hier bestehen nur we-
nige klinische Studien, die klare Empfehlungen zur Behandlung
dieses Komplexes zulassen.
z Weitere Therapieoptionen
Botulinum-Toxin (Botox, Dysport) ermæglicht eine nebenwir-
kungsarme Therapie mit dem groûen Vorteil, selektiv einzelne
Muskeln zu behandeln, sodass zentrale und systemische Neben-
wirkungen fast komplett vermieden werden kænnen. Die Dosie-
rung (zwischen 30±300 Einheiten pro Muskel) hångt dabei von
der Græûe des Muskels ab. Die Paralyse des Muskels beginnt
dabei nach ca. 24±72 h und erreicht ihren maximalen Effekt
nach 5±14 Tagen. Der Effekt hålt ca. 3±4 Monate an. Auswahl
der Dosierung und Injektion der Substanz sollte jedoch nur
durch geçbte Kollegen oder spezialisierte Zentren erfolgen.
246 z 7 Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata)
z Therapeutische Ansåtze
Je nach Art der Stærung bietet sich in der Gruppe der MS-
Patienten eine Kombination aus pharmakologischer Therapie
und Psychotherapie an. Hier gelten grundsåtzlich die gleichen
Richtlinien und Empfehlungen, die auch bei anderen Patienten
gelten, die unter Depressionen, Angststærungen oder anderen
psychischen Symptomen leiden. Wichtig ist zu berçcksichtigen,
dass MS-Patienten wesentlich anfålliger fçr spezifische Neben-
wirkungen der typischen Antidepressiva bereits in wesentlich
geringeren Dosierungen sind. Insbesondere sind anticholinerge
Effekte vieler trizyklischer Antidepressiva wie Blasenretention,
Akkommodationsstærungen oder Mundtrockenheit problema-
tisch. Selektive Serotonin- bzw. Noradrenalinwiederaufnahme-
hemmer sind daher anders als die trizyklischen Antidepressiva
fçr MS-Patienten besser geeignet. Ferner sollte bedacht werden,
dass viele MS-Patienten bereits unter dem Gefçhl der Energie-
losigkeit und vermehrter Mçdigkeit leiden. Antidepressiva mit
sedierendem Effekt sind daher bei diesen Patienten wenig hilf-
reich. Auch MAO-Hemmer sind aufgrund ihrer potenziellen
Wechselwirkung mit anderen Substanzen, Nahrungsmittelein-
schrånkungen, aber auch der groûen Bandbreite ihrer poten-
ziellen Nebenwirkungen eher ungeeignet fçr die Behandlung
von MS-Patienten. In Tabelle 7.4 sind die wichtigsten Antide-
pressiva im Hinblick auf die o. g. Aspekte, die Startdosierung
sowie die therapeutische Dosierung aufgefçhrt.
Je nach Art der Schådigung leidet der Patient also unter einer
vermehrten Inkontinenz oder erhæhten Retentionswerten mit
Restharn. Problematisch dabei ist, dass nicht wenige Patienten,
die unter einer Harnretention mit Restharn leiden, davon nichts
merken. Darçber hinaus muss anamnestisch geprçft werden,
ob mæglicherweise eine Komedikation vorliegt, die die Blasen-
funktion unnætigerweise belastet. Neben Neuroleptika und tri-
zyklischen Antidepressiva mit anticholinergen Effekten sollte
v. a. an alphaadrenerge Substanzen gedacht werden, die håufig
im Rahmen von Erkåltungskrankheiten angewendet werden
und durch die Stimulation von Alpharezeptoren der Blase die
Blasenentleerung weiter vermindern. Ferner kænnen Alpha-
rezeptorenblocker wiederum, die als Antihypertensiva einge-
setzt werden, Stressinkontinenz deutlich verstårken.
nicht mehr toleriert werden. Weit verbreitet ist auch die Gabe
von Substanzen, die eine direkte Entspannung der glatten Mus-
kulatur bewirken, etwa Oxybutynin oder Flavoxat. Fçr alle Sub-
stanzen, die çber diesen Mechanismus wirken, gilt jedoch: cave
bei Glaukom und Myasthenia gravis.
z Oxybutynin (z. B. Dridase) ist das am håufigsten verschriebe-
ne Medikament (5±30 mg/Tag) mit einem guten Wirkungs-
Nebenwirkungsverhåltnis. Bei çber 50% der Patienten mit
Inkontinenzproblemen verbessern sich die Beschwerden sig-
nifikant. Flavoxat (Spasuret) wird in einer Dosierung von
600±800 mg/Tag gegeben.
z Auch selektive Muskarinrezeptorenblocker wie Tolterodin
(Detrusitol, 2±4 mg/Tag) zeigen gute Effekte in der Behand-
lung der Inkontinenz bei relativ geringen anticholinergen
Nebenwirkungen.
z Blasenentleerungsstærungen
Patienten mit Restharn bei Blasenentleerungsstærungen auf-
grund von Detrusor-Sphinkter-Dyssynergien (nicht jedoch bei
Detrusor-Kontraktionsschwåche) kænnen medikamentæs mit
a1-blockierenden Substanzen wie
a 7.2 Sonderformen z 249
7.2 Sonderformen
Die ADEM ist deutlich seltener als eine MS und verlåuft mono-
phasisch und nicht selten fulminant. Klassischerweise treten
1±4 Wochen nach einer Infektion oder nach Impfungen erste
Symptome auf, die sich schnell entwickeln. Auch Fålle ohne er-
kennbaren Auslæser sind beschrieben. Wie bei der MS richtet
sich auch hier eine autoimmun entstandene Entzçndungsreak-
tion gegen Myelin und Oligodendrozyten, histopathologisch
sind die Axone weniger oder gar nicht betroffen. Eine sichere
Abgrenzung zur MS ist nicht immer oder erst im weiteren Ver-
lauf mæglich. Klinisch kann das gleiche Symptomspektrum auf-
treten, das auch bei der MS beobachtet wird, insbesondere auch
250 z 7 Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata)
epileptische Anfålle. Anders als bei der MS sind hier beide Ge-
schlechter gleich håufig betroffen.
Die diagnostischen Schritte zur weiteren Abklårung entspre-
chen denen der MS-Diagnostik. Kernspintomographisch zeigen
sich die typischen Demyelinisierungsherde in der T2-Gewichtung
und in der FLAIR-Sequenz. Allerdings sollten keine disseminiert
verteilten Herde zu sehen sein, sondern nur ein Herd oder wenige
groûe Herde. Die Liquordiagnostik kann eine deutliche Pleozyto-
se, eine deutliche Eiweiûerhæhung sowie eine erhæhte intratheka-
le IgG- als auch oder in Kombination IgM- bzw. IgA-Synthesen
zeigen. Oligoklonale Banden fehlen jedoch oft. Die Akuttherapie
entspricht wiederum der der MS mit 1000 mg Methylprednisolon
çber 5 Tage. Auch wenn die Mortalitåt der ADEM mit ca. 10±15%
zunåchst relativ hoch ist, ist die Prognose sonst ± insbesondere,
wenn rechtzeitig erkannt ± relativ gut. Grund hierfçr mag die re-
lative Aussparung der Axone wåhrend der Entzçndungsphase
sein. Eine immunmodulatorische Dauertherapie ist aufgrund
des monophasischen Verlaufs nicht indiziert. Ûbergånge bzw.
Mischformen, die spåter im Sinne einer MS verlaufen, sind aller-
dings beschrieben worden. Bei schweren Fållen kann sich die
Indikation zur Behandlung mit Cyclophosphamid ergeben.
Schwerst verlaufene Fålle mit nekrotisierenden Arealen werden
als Hurst-Syndrom bezeichnet.
Balo's Sklerose (BS) ist ein weiteres Beispiel fçr einen autoimmu-
nologischen Prozess des ZNS, der in den meisten Fållen mono-
phasisch mit schneller Progredienz verlåuft. Die Beziehung zur
MS ist nicht eindeutig geklårt, BS wird aber als MS-Sonderform
betrachtet. Wåhrend die Erkrankung in Europa eine Raritåt ist,
wird sie in China und auf den Philippinen håufiger gefunden. Ty-
pische neuroanatomische Besonderheiten sind hier, dass wenige
groûe Låsionen in der weiûen Substanz unter Aussparung der
grauen Substanz zu finden sind. Auch eine Neuritis nervi optici,
spinale oder zerebellåre Beteiligungen kommen hier nicht vor.
Die Entzçndung respektiert die anatomische Struktur des gyra-
len Verlaufs und die Trennungslinien des Myelins, sodass bei
axialer Betrachtung bzw. Schnittfçhrung homogene konzentrisch
geformte Entzçndungsstrukturen und entsprechende KM-Anrei-
cherungen beobachtet werden kænnen. Die Liquordiagnostik
bleibt wie beim Devic's Syndrom oft unergiebig. Hier fehlen
meist oligoklonale Banden sowie eine intrathekale Immunglobu-
linsynthese, sodass die Diagnose anhand von Klinik und MRT ge-
stellt werden muss. Auch hier besteht die Therapie analog zur Be-
handlung eines MS-Schubs aus der Gabe von hoch dosiertem Me-
thylprednisolon çber mehrere Tage. Das es sich in der Regel um
ein monophasisches Geschehen handelt, besteht keine Indikation
zum Einsatz einer immunmodulatorischen Dauertherapie.
252 z 7 Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata)
Diese sehr seltene Sonderform der MS ist die mit dem schwers-
ten klinischen Verlauf. Betroffen sind meist junge Erwachsene,
die einen fulminanten ersten Schub ohne Remission erleben.
Auffållig sind die groûen z. T. konfluierenden Låsionen mit in-
tensiver lymphozytårer und monozytårer Invasion am Plaque-
rand. Gut die Hålfte aller Fålle verstirbt innerhalb eines Jahres.
Die Therapie besteht hier neben einer Kortisonstoûtherapie aus
der frçhen Gabe von Cyclophosphamid.
Weiterfçhrende Literatur
Anhang 7.1 Medikamentæse Behandlung der Retrobulbårneuritis und des akuten Schubs
Methylprednison
z Trockensubstanz Metypred 1000 mg forte, 58,61 1000 mg 293,05
1 Inj.-Fl., Orion Pharma fçr 5 Tage
Ranitidin
z Tbl. Ranitidin 75 ± 1A Pharma, 3,98/0,39 150±300 4,00
10 St., N1,
Abz Pharm. (bei 150 mg/Tag)
Kalium
z Brausetbl. Kalinor, 15 St., N1, 7,42/0,49 40 mM/Tag 2,45
Knoll Deutschland, (Brausetbl./Tag)
1 Tbl.= 40 mM
Kalzium
z Brausetbl. Calcium-Dura 600, N1, 4,35/0,21 600 1,05
20 St., Merck Dura
Anhang 7.1 Medikamentæse Behandlung der Retrobulbårneuritis
Enoxaparin
z
Azathioprin
z Tbl. Azathiopin ± 1A Pharma, 81,10/0,81 100±150 mg 48,00
50 mg, N3, 100 St., 1A Pharma (bei 100 mg)
b-1a-Interferon
z s.c. Rebif 22 oder 44 lg Inj.-Lsg., 1233,63 6 oder 12 MIU 1335,00 (22 lg)
12 St., N2, Serono 1585,86 (3 Inj./Woche) 1718,16 (44 lg)
Pharma GmbH, 6 oder 12 MIU
z i.m. Avonex, 4 St., N2, 1269,30 6 MIU (30 lg) 1374,75
30 lg, 6 MIU, (1 Inj./Woche)
BiogenIdec GmbH
b-1b-Interferon
z s.c. Betaferon, 15 St., N2, 1324,00 8 MIU (250 lg) 1324,00
9,6 MIU, Schering (jeden 2. Tag)
7 Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata)
Deutschland GmbH
i.v.-Immunglobulin
z i.v. Sandoglobulin 10 g, 689,32 ca. 0,2 g/kg KG/ 993,00
Novartis Pharma GmbH Monat (bei 70 kg)
Glatirameracetat (Copolymer-1)
z s.c. Copaxone, 28 Amp., 1187,00 20 mg tgl. 1285,00
20 mg = 1 Amp., Aventis/TEVA
Anhang 7.3 Therapie der chronisch-progredienten multiplen Sklerose
Methotrexat
z Tbl. Lantarel 7,5, 30 St., N2, 49,13 7,5 mg/Woche 7,35
Lederle GmbH
Cyclophosphamid (initial nur unter stationåren Bedingungen)
z DRG Cyclophosphamid, 100 St., 49,69 50±100 mg/m2 individuell
N3, Biosyn KOF (individuell)
z Mitoxantron Ralenova 10 mg, 209,53 12 mg/qmKO ca. 140,00 bei 1,6 qm/KO
Wyeth Pharma alle 3 Monate
a Anhang 7.3 Therapie der chronisch-progredienten multiplen Sklerose
z
255
256
Baclofen
z Tbl. Baclofen-ratiopharm 23,06/0,23 10±60 20,30
10 mg, 100 St., N3 (bei 30 mg/Tag)
Dantrolen
z Tbl. Dantamacrin 25 mg, N3, 53,79 4 ´ 25 mg/Tag 64,00
100 St., P. u. G. Pharm.
Clonazepam
z Tbl. Rivotril 0,5 mg, 100 St., N3, 15,21/0,15 1,5±6 26,00
EURIM Pharm (bei 3 mg/Tag)
Botulinum-Toxin A
z Trockensubstanz Dysport O Lsg., 1 ´ 1 Inj.-Fl., 441,32 individuell 441,32
zur Injektion N1, 500 E, W. Krebs GmbH (Dosistitration)
7 Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata)
Einfçhrung
Tabelle 8.1. Allgemeine und weiterfçhrende Diagnostik zur Abklårung der Polyneuro-
pathien
Erworbene Polyneuropathien
z Pathophysiologie
Die genauen pathophysiologischen Zusammenhånge sind nach
wie vor nicht im Detail geklårt. Vor allem das rasche Auftreten
asymmetrischer Neuropathien ist derzeit noch unklar. Am
ehesten wird eine Mikroangiopathie der Vasa nervorum fçr das
Auftreten der diabetischen Polyneuropathie verantwortlich ge-
macht. Darçber hinaus werden Stærungen endogener Repara-
turmechanismen, etwa Effekte des Nervenwachstumsfaktors auf
seine Rezeptoren und die Wirkung freier Radikale diskutiert.
z Therapie
Die kausale Therapie basiert auf der Ausschaltung des åtiolo-
gisch zugrunde liegenden Faktors der Hyperglykåmie durch
mæglichst normale Blutzuckerwerte. Immanent wichtig kann
dabei die Reduktion des oft erhæhten Kærpergewichtes sein.
Eine Verbesserung der diabetogenen Stoffwechsellage kann
auch bei bereits ausgeprågten Symptomen zu einer deutlichen
Verbesserung der Symptomatik fçhren.
Weitere kausale Therapieoptionen ohne Diabeteseinstellun-
gen sind Ansåtze zur Aufhebung assoziierter metabolischer De-
a 8.1 Metabolisch und nutritiv bedingte Polyneuropathien z 263
z Pathophysiologie
Histopathologisch und elektroneurographisch fållt eine primåre
axonale Degeneration, selten dagegen eine segmentale Entmar-
kung auf. Das beim hepatischen Abbau aus dem Alkohol ent-
stehende Zwischenprodukt Acetaldehyd wird fçr die toxische
Schådigung der Neurone und Nervenfasern verantwortlich ge-
a 8.1 Metabolisch und nutritiv bedingte Polyneuropathien z 265
z Therapie
An erster Stelle steht die strikte Alkoholkarenz. Des Weiteren
sollte auf eine ausreichende und ausgewogene Ernåhrung sowie
die Gabe von oralem Thiamin (Vitamin B1) oder Benfothiamin
(Benfogamma) erfolgen. Eine symptomatische Behandlung ist
aufgrund der guten Rçckbildungstendenz nicht erforderlich.
z Pathophysiologie
z Lebererkrankungen. Der hepatitisbedingten Polyneuropathie
(insbesondere Hepatitis-C-Infektion) liegt mæglicherweise eine
parainfektiæs bedingte Vaskulitits der Vasa nervorum zugrunde.
Im Rahmen dieser Erkrankung kommt es primår zu einer axo-
nalen Degeneration mit einer sekundåren Demyelinisierung.
Die Pathophysiologie der Begleitpolyneuropathien im Rahmen
anderer Hepatopathien ist derzeit weiterhin unklar.
z Therapie
In beiden Fållen steht die Behandlung der Grunderkrankung im
Vordergrund. Sollte dies nicht mæglich sein, bleibt lediglich die
Mæglichkeit der meist unbefriedigenden symptomatischen The-
rapie wie bei der diabetischen Polyneuropathie. Bei dialysepflich-
tiger Niereninsuffizienz kann es nach einer Nierentransplantation
zu einer erheblichen Rçckbildung der Symptome kommen.
a 8.1 Metabolisch und nutritiv bedingte Polyneuropathien z 267
z a-Liponsåure i.v.: 600 mg/Tag fçr 3±5 Tage Selten: gastrointestinale Be-
Umstellung auf oral 2 ´ 300 mg/Tag schwerden, Hypoglykåmien
z Amitriptylin Amitriptylin i. v.: 25 mg langsam Herzrhythmusstærungen,
infundieren (abends) fçr 3 Tage, (daher vorher immer EKG),
z Doxepin, dann Umstellung auf oral, anticholinerge Effekte wie
Nortriptylin langsame Aufdosierung auf Mundtrockenheit, Akkomo-
und Desipra- ca. 50% der antidepressiven dationsstærungen etc.
min Dosierung
z Carbamazepin Langsame orale Aufdosierung Unvertråglichkeitsreaktionen
auf 300±1200 mg/Tag wie Exantheme, Schwindel,
Mçdigkeit
z Gabapentin Langsames Aufdosieren auf Mçdigkeit zu Beginn
1200±2400 mg/Tag, der Therapie, sonst gut ver-
max. 3600 mg/Tag tråglich und kombinierbar
z Lamotrigin Sehr langsame Aufdosierung Unvertråglichkeitsreaktionen
in 25-mg-Schritten alle 14 Tage wie Exantheme
auf 100±200 mg/Tag
z Tramadol ret. 200±400 mg/Tag
(Tramel long)
z Pregabalin 300±600 mg/Tag Schwindel, Mçdigkeit,
(Lyrica¾) Benommenheit (am
håufigsten)
268 z 8 Polyneuropathien (PNP)
z Pathophysiologie
Fçr viele Medikamente ist der Mechanismus der Schådigung
nicht genau geklårt. Die Pathogenese der medikamentæsen und
toxischen Polyneuropathie scheint ebenfalls multifaktoriell zu
sein. Wesentliche Mechanismen sind die Stærung der Protein-
synthese, eine Behinderung des axonalen Transports durch Be-
eintråchtigung der Intermediårfilamente, eine Beeintråchtigung
der Erregungsleitung, eine Blockierung der synaptischen Sig-
nalçbertragung sowie eine Schådigung der Myelinscheide.
z Therapieempfehlung
Zunåchst sollte das entsprechende Medikament abgesetzt oder
aber die zur Auslæsung der Polyneuropathie fçhrende Noxe eli-
miniert werden. Ist im Falle einer antineoplastischen Therapie
bei einem Malignom eine Fortfçhrung der Chemotherapie er-
forderlich, sollte hinsichtlich der Wirkung und Nebenwirkung
eine Gçterabwågung erfolgen.
trågt 1±2 pro 100 000 Einwohner in der ganzen Welt ohne
sichere geographische Schwerpunkte oder saisonale Håufung.
Insgesamt sind Månner etwas håufiger betroffen (1,25 : 1). Die
Altersverteilung ist bimodal mit einer Håufung in der 2. und 3.
sowie der 5. und 6. Lebensdekade. In bis zu 70% der Fålle geht
der Erkrankung eine harmlose Infektion voraus. In etwa 40%
dieser Fålle liegt ein oberer Atemsweginfekt, in etwa 20% der
Fålle der Erkrankung ein gastrointestinaler Infekt vor. Wird ein
Erreger identifiziert, so handelt es sich håufig um Campylo-
bacter jejuni, aber auch das Zytomegalie-, Epstein-Barr- oder
Varicella-Zoster-Virus. In sehr seltenen Fållen gibt es einen Zu-
sammenhang mit einer vorangegangenen Impfung, insbesonde-
re Influenza und Tollwut. Die Mortalitåt liegt bei etwa 5% der
Patienten. Bei beatmungspflichtigen Patienten liegt sie deutlich
hæher. In rund 50±60% der Fålle kænnen die betroffenen Pa-
tienten nach der akuten Krankheitsphase ohne kærperliche Ver-
ånderung wieder in ihren Beruf zurçckkehren.
z Pathophysiologie
Die Pathophysiologie der AIDP ist bis jetzt im Detail nicht ge-
klårt. Am ehesten sind an der Pathogenese humorale und zellu-
låre Immunreaktionen beteiligt, denen eine Antikærperreaktion
gegen Strukturproteine des peripheren Myelins folgt. Histopa-
thologisch finden sich Infiltrate des perineuralen Gewebes
durch T-Lymphozyten und Makrophagen. Im Serum sind ge-
håuft IgM-Antikærper gegen Myelin oder bestimmte Ganglio-
sidsubgruppen (GM1±3) nachweisbar. Der Nachweis dieser
myelinspezifischen Antikærper in Assoziation mit den zuvor
durchgemachten Infektionen fçhrte zur Hypothese eines mole-
kularen Mimikry von Erreger- und Wirtsstrukturen, gestçtzt
z. B. durch die Antigenverwandtschaft des Lipopolysaccharids
von Campylobacter jejuni und des GM1-Epitops.
z Therapie
Die Therapie sollte mæglichst einer neurologischen Abteilung
vorbehalten sein, die mit der Behandlung der AIDP gut vertraut
ist. Die Prognose hat sich durch Fortschritte in der intensivme-
dizinischen Betreuung deutlich gebessert. Wichtig ist die Ver-
meidung der oft schwerwiegenden Komplikationen durch inter-
kurrente Erkrankungen in der akuten Phase, wie z. B. der
Thromboembolie und Herzrhythmusstærungen.
Therapeutische und supportive Maûnahmen sind:
z die Gabe von Immunglobulinen (0,4 g/kg KG fçr mindestens
5 Tage),
z bei Versagen des iVIG Plasmapherese (bis zu 6 Sitzungen),
z regelmåûige Kontrolle der håmodynamischen und respirato-
rischen Parameter,
z Thromboseprophylaxe.
z Pathophysiologie
Die Ataxie wird im Allgemeinen als Stærung der Muskelspindel-
affarenzen angesehen. Demyelinisierungen im ZNS lassen sich
nicht nachweisen.
z Therapie
Die Therapie erfolgt wie bei der AIDP durch die Gabe von Im-
munglobulinen.
dem 40. und dem 60. Lebensjahr. Die Inzidenz betrågt 1±2 pro
100 000 Einwohner. Klinisch ist die CIDP vom AIDP im Wesent-
lichen nur çber die Dauer der Progredienz zu unterscheiden.
z Pathophysiologie
Anscheinend liegt der CIDP eine T-Zell-vermittelte Autoimmun-
reaktion zugrunde. Dabei scheinen aktivierte T-Lymphozyten ei-
ne Eræffnung der Blut- Nerven-Schranke zu verursachen, die das
Eindringen von Makrophagen mit einer konsekutiven Schådigung
der Myeline nach sich ziehen. Die Zytokine Interferon-c, TNF-a
und Interleukin-2 kænnen lokal erhæht sein. Bei bis zu 15% der
Erkrankten zirkulieren Antikærper gegen Ganglioside (z. B. GM1).
z Therapie
Anders als bei der AIDP stehen bei der CIDP aufgrund der ver-
muteten Pathophysiologie in erster Linie immunsuppressive The-
rapiestrategien im Vordergrund. Bei leichtem Krankheitsverlauf
kann eine Kortikosteroidtherapie in einer Dosierung von 1±1,5
mg/kg KG begonnen werden. Die Dauer betrågt bis zu 4 Wochen
mit einer Reduktion der Dosis von maximal 5 mg/14 Tage parallel
zur klinischen Besserung. In schweren Fållen kommen intravenæ-
se Applikationen von Immunglobulinen von 0,4 g/kg KG fçr 5 Ta-
ge zum Einsatz. Bei Nichtansprechen kann eine Plasmapherese
durchgefçhrt werden. Bei Erfordernis einer långerfristigen im-
munsuppressiven Therapie kann Azathioprin (2,5±3 mg/kg KG)
eingesetzt werden. Bei schweren Fållen kann Cyclophosphamid
in Form einer monatlichen Pulstherapie mit 1 g/m2 KOF (ggf.
1,25 g/m2 KOF, 1±10 Zyklen). Weitere Therapieoptionen mit un-
zureichend belegter Wirksamkeit sind Cyclosporin-A (1,5±5 mg/
kg KG), Interferon a-2a (3 000 000 I. E 3-mal pro Woche s.c.).
z Pathophysiologie
Auch bei der multifokalen motorischen Neuropathie ist die Pa-
thophysiologie nicht im Detail geklårt. Anscheinend liegt der
Erkrankung ebenfalls ein autoimmunologischer Prozess gegen-
çber Strukturproteinen des peripheren Nervensystems zugrun-
de. Den Leitungsblæcken soll eine Blockade der Natriumkanåle
an den Ranvier-Schnçrringen zugrunde liegen.
a 8.3 Hereditåre motorische und sensible Polyneuropathie z 277
z Therapie
Therapie der ersten Wahl bei der multifokalen motorischen
Neuropathie ist die intravenæse Applikation von Immunglobu-
linen mit 0,4±0,5 g/kg KG an 5 aufeinander folgenden Tagen.
Håufig kommt es nach Ablauf von Monaten oder 1±2 Jahren
zu einer behandlungsbedçrftigen Verschlechterung, sodass er-
neute Applikationen von Immunglobulinen erforderlich werden.
Alternativ kann intravenæs hoch dosiertes Cyclophosphamid
(0,6 g/m2 KOF pro Tag an 5 Tagen) gegeben werden. Danach
schlieût sich meist eine niedrig dosierte orale Erhaltungsthera-
pie von 100±150 mg/Tag an. Glukokortikoidtherapie und Plas-
mapherese sind gemåû den bisherigen Studienlagen wirkungs-
los.
Hereditåre Polyneuropathien
z HMSN II (CMT 2). Diese Form der Neuropathie ist seltener als
der Typ I. Im Unterschied zur CMT 1 lassen sich tastbare Ner-
venverdickungen nicht nachweisen. Das Erkrankungsalter ist
spåter (2.±4. Lebensdekade) als bei Typ I. Ferner ist die kli-
nische Symptomatik in ihrem Ausprågungsgrad milder als bei
Typ I. Fuûdeformitåten sind viel seltener als bei CMT 1. Elekt-
roneurographisch ist die Nervenleitgeschwindigkeit nicht so
stark erniedrigt. Im Vordergrund steht hier eher eine axonale
Degeneration mit sekundårer Entmarkung.
a 8.3 Hereditåre motorische und sensible Polyneuropathie z 279
z Pathophysiologie
Die Folgen der genetischen Defekte bei den HMSN sind noch
nicht in allen Fållen geklårt. Anscheinend kommt es dabei zu
Stoffwechseldefekten mit einer Entwicklung der Polyneuro-
pathie im Verlauf. Bei HMSN IV fçhrt der verånderte Abbau
von Phytansåure zur Akkumulation der Phytansåure im Gewe-
be und im Serum.
z Therapie
Eine Therapie der hereditåren Neuropathien ± bis auf die Un-
terform Typ IV ± ist bisher nicht mæglich. Supportive Maûnah-
men sind:
z Vermeidung einer zusåtzlichen Schådigung der peripheren
Nerven,
z krankengymnastische und physiotherapeutische Maûnahmen
zur Erhaltung der Motorik und der Vorbeugung sekundårer
Schåden.
Literatur
Dyck PJ, Kretz TM, Karnes JL, Litchy WJ, Klein R, Pach JM et al (1993)
The prevalance by stage severity of various types of diabetic neuropa-
thy, retinopathy and nephropathy in an population ± based cohort:
The Rochester Diabetic Neuropathy Study. Neurology 43:817±824
Eisenberg E, Lurie Y, Braker C, Daoud D, Ishay A (2001) Lamotrigin
reduces painful diabetic neuropathy: randomized, controlled study.
Neurology 57:505±509
282 z 8 Polyneuropathien (PNP)
9.1 Meningitiden
Der klinische Verlauf ist im Wesentlichen von der Art des Erre-
gers abhångig. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Licht-
scheu, Nackensteife (Meningismus), Schlåfrigkeit, Erbrechen
und Fieber. Neben dem klinischen Bild ist die Untersuchung
des Liquors fçr die Diagnose entscheidend. Es findet sich eine
massive Erhæhung der Zellzahl (Pleozytose), Proteinkonzentra-
tion sowie ± je nach Erreger ± der einzelnen Immunglobulin-
fraktionen, eine Erniedrigung der Glukosekonzentration und/
oder Erhæhung der Laktatkonzentration. Ferner kann versucht
werden, die Antikærper gegen den Erreger oder den Erreger
selbst nachzuweisen.
Bakterielle Meningitiden, die durch Pneumokokken, Menin-
gokokken, Haemophilus oder Enterobakterien ausgelæst werden,
haben eine kurze Inkubationszeit (< 48 h), verlaufen mit einer
ausgeprågten klinischen Symptomatik und bedçrfen sofortiger
antibiotischer Therapie. Bei protrahierten Verlåufen kænnen
Komplikationen wie Hirnnerven-Ausfålle, Hirnædem, Sinusve-
nenthrombosen oder Krampfanfålle auftreten. Wåhrend die Le-
a 9.1 Meningitiden z 285
9.1.3 Øtiopathogenese
Sonstige Differenzialdiagnosen
z Lues In der Regel klar, Lymphozyten Kann je nach Stadium Lokale IgG-Synthese
je nach Stadium und Monozyten normal, aber auch (oligoklonal), Albumin-
normal oder erhæht erhæht sein Quotient nicht oder
nur leicht erhæht
9 Infektionen des Nervensystems
9.1.4 Therapie
Tabelle 9.4. Erreger, indiziertes Antibiotikum und dessen Nebenwirkungen (alle Do-
sierungen sind als mittlere tågliche Dosierungen angegeben und kænnen bei Bedarf
erhæht werden)
kann durch die begleitende Gabe von Kortison wåhrend der tu-
berkulostatischen Therapie verhindert werden.
Dexamethason: mehrere randomisierte plazebokontrollierte
Studien konnten inzwischen den Nutzen von Dexamethason als
Begleittherapie zur Antibiotikagabe bei der bakteriellen Menin-
gitis (insbesondere bei der Pneumokokkenmeningitis) beståti-
gen. Die ersten Guidelines zur Therapie der bakteriellen Menin-
gitis empfehlen daher eine Dosis von 0,15 mg/kg Dexamethason
alle 6 h fçr die ersten 2±4 Tage.
Virale Meningitiden bedçrfen in der çberwiegenden Anzahl
der Fålle keiner spezifischen Therapie, sodass, wenn nætig, eine
symptomatische Therapie (Fiebersenkung, Kopfschmerzthera-
pie, etc.) ausreicht. Die Therapie ausgeprågter Virusinfektionen
unter Beteiligung des Hirnparenchyms (Meningoenzephaliti-
den) wird in Abschn. 9.2.4 besprochen.
294 z 9 Infektionen des Nervensystems
9.2.3 Øtiopathologie
Entzçndungen des Gehirnparenchyms kænnen durch zahlreiche
Erreger aller Arten, aber auch durch immunologische Reaktionen
verusacht werden (sog. Bickershaft-Enzephalitis: autoimmunolo-
gische Enzephalitis des Hirnstamms). Håufig auf dem Boden ei-
ner systemischen Infektion entstehend, stellt hier das Hirnparen-
chym das eigentliche ¹Zielorganª fçr bestimmte Erreger dar bzw.
steht die zerebrale Symptomatik im Vordergrund der Gesamt-
symptomatik. Wåhrend viele Meningitiden nur zu einem gerin-
gen Teil mit einer Beteiligung des Parenchyms einhergehen und
erst in fortgeschrittenen Stadien auf das Hirnparenchym çber-
greifen, verlaufen die meisten Enzephalitiden unter gleichzeitiger
Beteiligung der Meningitiden. Sind Meningen und Parenchym
gleichermaûen betroffen, wird von Meningoenzephalitiden ge-
a 9.2 Enzephalitiden z 297
z Neugeborene ? HSVZ
z Kleinkinder ? Coxsackie-Viren
z Kinder ? Mumps, Masern, Rætelnviren
z Jugendliche ? EBV
z Erwachsene ? VZV
z Øltere ? Influenza
z Alle ? HSV-1, Adenoviren, HIV, ZMV, HHV6, B-Virus, Rabies
9.2.4 Therapie
Die Therapie der Enzephalitiden hångt vom verursachenden Er-
reger ab. Bei der Herpesenzephalitis sollte bereits der Verdacht
ausreichen, um eine antivirale Therapie einzuleiten: Aciclovir
298 z 9 Infektionen des Nervensystems
Tabelle 9.6. Stadien der Lues und typische Konstellation der Testergebnisse
(TPHA = Treponema-pallidum-Håmagglutinations-Test, VRDL = Veneral Disease Research
Laboratory, FTA-ABS = Fluoreszenz-Treponema-Antikærper-Absorptionstest)
9.3.3 Øtiopathogenese
9.3.4 Therapie
Die Therapie der Wahl ist auch bei der Neurolues eine långer-
fristige Antibiotikabehandlung, die fçr alle Formen identisch
ist. Die Indikation zur Einleitung einer Behandlung wird (auch
bei unauffålliger Klinik) bei folgenden Befundkonstellationen
gesehen:
z Nachweis von positiven IgM-Antikærpern im Absorptionstest
[19S-(IgM)-FTA-ABS] im Serum (Patient bisher unbehan-
delt),
z positiver Luesserologie und Liquorpleozytose (auch ohne
spezifische Testreaktion),
z typische Befundkonstellation in der spezifischen Liquorun-
tersuchung (VLDR und/oder FTA-ABS im Liquor positiv),
z Anstieg des IgM-Titers oder des intrathekalen IgG im Liquor
bei Verlaufsuntersuchungen.
9.4 Neuroborreliose
(Lyme-Borreliose, Bannwarth-Syndrom) [ICD 10: A 69.2]
9.4.3 Øtiopathogenese
9.4.4 Therapie
9.5.3 Øtiopathogenese
9.5.4 Therapie
z Opportunistische Infektionen
Opportunistische Infektionen und Neoplasien des Nervensystems
sowie zerebrovaskulåre Stærungen sind als ¹indirekteª Komplika-
tionen meist Ausdruck eines fortgeschrittenen Krankheitsstadi-
ums. Die ZNS-Toxoplasmose, die Kryptokokkenmeningitis und
die Zytomegalievirus-Enzephalitis sind die håufigsten opportu-
nistischen ZNS-Infektionen und das ZNS-Lymphom die håufigste
Neoplasie. Die klinische Symptomatik ist vielfåltig, wobei zu Be-
ginn v. a. fokale neurologische Ausfålle oder auch fokale Krampf-
anfålle im Vordergrund stehen. Håufig bleibt die differenzialdiag-
nostische Einordnung jedoch trotz Neuroradiologie und Liquor-
diagnostik schwierig, sodass die Diagnose nur durch eine Hirn-
biopsie oder ± soweit mæglich ± ex juvantibus gestellt werden
kann. Grundsåtzlich gilt hier, dass bei rechtzeitiger Diagnose
zur Behandlung der meisten opportunistischen Erreger potente
Medikamente zur Verfçgung stehen, die in den meisten Fållen
eine Ausheilung erreichen (Tabelle 9.8).
Eine gefçrchtete opportunistische Infektion ist die progressi-
ve multifokale Leukencephalopathie, die durch das J-C-Virus
verursacht wird. Die Sicherung der Diagnose erfolgt dem Vi-
rus-Nachweis im Liquor in Verbindung mit MRI und ggf. Hirn-
biobsie. Ein wirksames Medikament ist nicht bekannt. Die PML
fçhrt håufig nach wenigen Monaten zum Tod.
310 z 9 Infektionen des Nervensystems
Phase Erkrankung
z Latenzphase ZNS
Aseptische Meningitis
(Enzephalopathien, Demenz-Komplex)
PNS
Polyradikulitis
Myopathien
z ARC ZNS
(Aids-related complex) Enzephalopathien (Demenz-Komplex)
(Vakuolåre Myelopathie)
PNS
Polyradikulitis
Myopathien
Mononeuritis multiplex
Polyneuropathien
z Vollbild ZNS
Enzephalopathien (Demenz-Komplex)
Vakuolåre Myelopathie (spastische Paraparese)
PNS
Myopathien
Mononeuritis multiplex
Polyneuropathien
a 9.6 Neurologische Erkrankungen bei HIV-Infektionen z 311
9.6.3 Øtiopathogenese
9.6.4 Therapie
mit fokalen neurologischen Ausfållen ± CCT mit und ohne Kontrastmittel (KM):
± Kopfschmerzen typische multifokale ringfærmige KM-
± Fieber aufnehmende, zentrale hypodense Låsionen
± fokale Anfålle ± Toxoplasmose-Serologie nicht hilfreich,
da 80% der allgemeinen Bevælkerung positiv
± u. U. Liquoranalytik: Bestimmung spezifischer
IgM-Antikærper
± Diagnosestellung auch ex juvantibus nach
erfolgreicher Therapie (MR-Kontrolle!)
a
z Kryptokokken 2±13% ± Meningitis mit kurzer Anamnese von ± CCT, NMR, Liquor håufig unauffållig,
Fieber, Ûbelkeit, Erbrechen basales KM-Enhancement mæglich
± Typisch: rasche Bewusstseinstrçbung ± Nachweis der Kryptokokken durch
± Vereinzelt epileptische Anfålle und India-ink-Fårbung in 75%
Hirnnervenausfållen ± Kryptokokusantigen ist annåhernd zu 100%
± Cave: håufig fehlender Meningismus positiv in Serum und Liquor
± Kultur aus Liquor und Serum
z JC-Virus 2±5% ± Progressive multifokale Leukenzephalo- ± PCR-Nachweis des JC-Virus im Liquor
pathie (PML) ± Im NMR einzelne oder multifokale Låsionen
± Subakute Entwicklung fokaler neurolo- der weiûen Substanz ohne KM-Anreicherung,
gischer Defizite ohne Fieber Ausschluss anderer opportunistischer
± schnelle Progredienz mit infauster Prognose Infektionen
und letalem Ausgang innerhalb
von Wochen bis Monaten
z Herpes-zoster- 2±5% ± Zosterradikulopathie, v. a. thorakal ± IgG- und IgM- Konzentrationen und
und -simplex-Virus ± Zosterenzephalitis, -myelitis und Titeranstiege im Serum und Liquor
Optikusneuritis sind selten ± IgG-Liquor/-Serum-Quotient
± Herpesenzephalitis ± PCR auf Herpes zoster und simplex im Liquor
± Herpesmyelitis, Meningoradikulitis
9.6 Neurologische Erkrankungen bei HIV-Infektionen
und Optikusneuritis
z
313
Tabelle 9.8 (Fortsetzung)
314
z
Erkrankung Therapie
Øtiologie Erkrankung
3±10 pro 100 000 Einwohner, wåhrend sich die Inzidenz zwischen
0,25 und 2,0 pro 100 000 Einwohner bewegt. In bis zu 14% der
Fålle sind Kinder unter 16 Jahren betroffen. Im Verhåltnis von
3 : 2 erkranken Frauen etwas håufiger als Månner.
10.1.3 Øtiopathologie
Tabelle 10.3. Medikamente, die zur Verschlechterung der Myasthenie fçhren kænnen
z Analgetika Flupirtin
Morphine
z Antibiotika Aminoglykoside
Makrolide
Lincomycine
Gyrasehemmer
Tetrazykline
Sulfonamide
z Antidepressiva Trizyklische Thymoleptika vom Amitriptylin-Typ
z Antikonvulsiva Tranquilizer
Carbamazepin
z Betablocker Pindolol
(auch bei topischer Propranolol
Anwendung) Timolol
z Kalziumantagonisten Verapamil
Diltiazem
Nifedipin
z Diuretika Azetazolamid
Schleifendiuretika
Benzothiadiazine
z Interferon Alphainterferon
z Psychopharmaka (Chlor-)Promazin
Benzodiazepine und Strukturanaloga wie Zolpidem und
Zopiclon
10.1.4 Therapie
Nur wenige Pråparate, die in der Praxis seit vielen Jahren mit
Erfolg eingesetzt werden, sind tatsåchlich fçr die Therapie der
324 z 10 Stærungen der neuromuskulåren Ûberleitung
10.1.5 Off-Label-Use
10.2.3 Øtiopathologie
10.2.4 Therapie
Literatur
Diener HC (2002) Off-Label Use in der Neurologie. Aktuelle Neurologie
29:379±383
Melms A, Hohlfeld R (2002) Myasthenia gravis und myasthene Syn-
drome. In: Brand/Dichgans, Diener (Hrsg) Therapie und Verlauf Neu-
rologischer Erkrankungen, 4. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart, S. 1259±
1282
a
Cholinesterasehemmer
Pyridostigmin
z Tbl. Kalymin 60N, 100 St., 38,96/0,39 3±5 ´ 60 46,8
N3, Temmler Pharma (bei 4 ´ 60 mg)
z Ret. Mestinon retard, 100 St., 300,63/3 1±2 ´ 180 90,0
N3, Icn Pharmaceutic (bei 180 mg)
Germany,
1 Tbl.= 180 mg
Kortikosteroide
Methylprednisolon
z Tbl. Urbason 40 mg, 50 St., 139,76/2,8 80±100 je nach Dosierung
N2, Aventis Pharma (initial, nach Besserung
und Stabilisierung auf
Anhang 10.1 Medikamentæse Behandlung der Myasthenia gravis
Erhaltungsdosis reduzieren)
z Tbl. Methylprednisolon Acis 59,01/0,59 8±24 je nach Dosierung
z
Azathioprin
z Filmtbl. Aza-Q 50 mg, 80,85/0,81 100±200 72,9
100 St., N3, (bei 150 mg/Tag)
Juta Pharma/Q-Pharm
Ciclosporin A
z Kps. Sandimmun optoral 621,75/6,22 4±5 mg/kg KG 559,8
100 mg, 100 St., N3, (bei 75 kg KG: (bei 300 mg/Tag)
Novartis Pharma GmbH 300 mg/Tag)
Plasmaphorese, i.v.-Immunglobulin-Gabe, Thymektomie sowie Therapie der myasthenen Krise ± nur unter stationåren
10 Stærungen der neuromuskulåren Ûberleitung
Bedingungen
11 Muskelerkrankungen (Myopathien)
und Erkrankungen der muskulåren
Ionenkanåle (Myotonien)
Volker Limmroth
332 z 11 Muskelerkrankungen (Myopathien)
11.1.1 Dystrophinopathien
Tabelle 11.1. Klinische Merkmale und Unterschiede zwischen den beiden wichtigsten
Dystrophinopathien
Håufigster Dystrophie-Typ, Inzidenz: ca. 13±33 Inzidenz: ca. 3±6 pro 100 000
pro 100 000 månnliche Lebendgeborene månnliche Lebendgeborene
(weltweit gleich verteilt)
Beginn im frçhen Kindes- bzw. Kleinkinderalter, Beginn im Alter zwischen 5. und
Erstdiagnose zwischen 3.±6. Lebensjahr (Patien- 20. Lebensjahr, håufig spåtes
ten sind bereits als Jugendliche nicht mehr in Erlernen des Gehens, langsam
der Lage zu gehen). Typischerweise sind schleichender Verlauf, ab der
zunåchst proximale Muskeln betroffen (typisch 5. Lebensdekade nicht mehr
ferner: Hypertrophie der Wadenmuskulatur, in der Lage zu gehen
seltener auch von Kau- und Zungenmuskeln).
Bei gut 70% der Betroffenen treten zwischen
dem 6. und 10. Lebensjahr Kontrakturen der
Hçftbeuger und anderen proximalen Extre-
mitåtenmuskeln auf. Muskeleigenreflexe sind
abgeschwåcht oder ab dem 10. Lebensjahr
nicht mehr auslæsbar.
Beteiligung anderer Organe: dilatative Kardio- Beteiligung anderer Organe:
myopathien, Herzrhythmusstærungen, aber Kardiomyopathien (selten tædlich)
auch intellektuelle Defizite in vielen Fållen Intellektuelle Defizite bei ca.
(30% mit IQ < 75) 10±20% der Betroffenen
Håufig Kontrakturen
Lebenserwartung deutlich reduziert, Tod durch Lebenserwartung etwas reduziert,
respiratorische Insuffizienz, Infektionen des Todesursachen insbesondere In-
respiratorischen Systems oder Kardiomyopathien fektionen des respiratorischen
Systems
a 11.1 Muskeldystrophien z 335
z Pathogenese
Deletion oder Punktmutation eines Gens auf dem kurzen Arm
des X-Chromosoms (Xp21.3-p21.1), das das Dystrophin kodiert.
Bei der Duchenne-Form wird das Protein nicht exprimiert, so
dass es zu einem hochgradigen Mangel des Proteins kommt.
Dagegen ist bei der Becker-Kiener-Form die biologische Aktivi-
tåt des Proteins veråndert. Dystrophin ist ein membranståndi-
ges Protein, das wahrscheinlich eine Funktion bei der Regene-
ration der Muskelfasern hat. Die genaue Funktion des Proteins
ist jedoch nicht geklårt. Morphologisch kommt es zu intersti-
tiellen Umbauvorgången, Fibrosen und Fettgewebseinlagerun-
gen.
11.1.2 Gliedergçrteldystrophien
Tabelle 11.2. Ûbersicht çber die derzeit bekannten LGMD, betroffene Gene, Proteine,
Beginn der Erkrankung, CK-Erhæhung und mægliche kardiale Beteiligung
Diagnostik:
z Anamnese: insbesondere Familienanamnese,
z Labor: CK-Erhæhung im Serum, zu Beginn deutlich erhæht,
insbesondere bei den autosomal-rezessiv vererbten Formen,
im Verlauf der Erkrankung abfallend,
z EKG: Klårung einer mæglichen kardialen Beteiligung,
z EMG: typisches myopathisches Muster mit Amplitudenmin-
derung, Verkçrzung der Potenzialdauer, erhæhter Polyphasie),
z Muskelbiopsie: myopathische und dystrophe Verånderungen,
erhæhte Faserkalibervariabilitåt (fibre splitting), internalisierte
Kerne, spezifische immunhistochemische Fårbungen fçr die
betroffenen Proteine (fehlende Anfårbung),
z molekulargenetische Diagnostik: Nachweis des Gendefekts
mittels PCR oder ggf. Westernblott, die genetische Analyse ist
inzwischen so aussagekråftig, dass in vielen Fållen auf die
Muskelbiopsie verzichtet werden kann,
z Bildgebung: CT/MRT der betroffenen Muskulatur kann hilf-
reich sein, um die Strukturverånderungen und deren Vertei-
lung darzustellen, gleichzeitig kann durch Kontrastmittelgabe
die Abgrenzung zu entzçndlichen Muskelerkrankungen (Auf-
nahme von KM!) erfolgen.
z Pathogenese
Je nach zugrunde liegender genetischer Mutation wird die Ex-
pression eines Strukturproteins der Muskelzelle reduziert oder
blockiert oder dieses in seiner Funktionsfåhigkeit einge-
schrånkt. Bei einigen Mutationen, die z. B. zu einer Stærung der
a 11.1 Muskeldystrophien z 339
Diagnostik:
z Anamnese: insbesondere Familienanamnese,
z Labor: CK-Erhæhung im Serum nur leicht oder normal,
z EKG: Ausschluss kardiale Beteiligung (gehært nicht zum
Krankheitsbild!),
z augenårztliche Untersuchung: retinale Beteiligung (håufig erst
in der Fluoreszenzangiographie erkennbar),
z HNO-Untersuchung: Innenohrschwerhærigkeit oder Hochton-
verlust,
z EMG: typisches myopathisches Muster mit Amplitudenmin-
derung, Verkçrzung der Potenzialdauer, erhæhter Polyphasie,
z Muskelbiopsie: typische Verånderungen mit starker Faserhy-
pertrophie und atrophischen angulåren Fasern, die immun-
histochemischen Anfårbungen der einzelnen Strukturproteine
sind unauffållig,
z molekulargenetische Diagnostik: Nachweis des Gendefekts
mittels Southernblot.
z Pathogenese
Die Pathogenese dieser Dystrophie ist weiterhin unklar. Zwar
ist der zugrunde liegende Gendefekt auf Chromosom 4 lokali-
siert worden, doch ist das hierdurch betroffene Protein noch
nicht identifiziert.
11.1.4 Emery-Dreifuss-Syndrom
Diagnostik:
z Anamnese: insbesondere Familienanamnese,
z Labor: CK-Erhæhung im Serum, zu Beginn deutlich erhæht,
im Verlauf der Erkrankung abfallend,
z EKG: kardiale Beteiligung, kardiologische Mitbehandlung,
z EMG: typisches myopathisches Muster mit Amplitudenmin-
derung, Verkçrzung der Potenzialdauer, erhæhter Polyphasie,
342 z 11 Muskelerkrankungen (Myopathien)
z Pathogenese
Bei der Emery-Dreifuss-Dystrophie liegt der Gendefekt auf dem
langen Arm des X-Chromosoms (Xq27.3-q28) oder auf Chro-
mosom (1q11-q23). Das Genprodukt dieses Abschnitts ist ein
Protein, das Emerin, das an der Innenseite der Kernmembran
lokalisiert ist. Die Funktion des Emerins ist noch nicht genau
bekannt. Als Strukturprotein der Kernmembran spielt es aber
sicher eine entscheidende Rolle bei der Integritåt des Nukleus,
mæglicherweise auch bei der Zellteilung. Inzwischen sind çber
90 Mutationen des Emery-Gens beschrieben, die entweder als
Punktmutationen, Deletionen oder Insertionen vorkommen.
Diagnostik:
z Anamnese: insbesondere Familienanamnese,
z Labor: CK-Erhæhung im Serum niedrig oder nicht vorhan-
den,
z EMG: typisches myopathisches Muster mit Amplitudenmin-
derung, Verkçrzung der Potenzialdauer, erhæhter Polyphasie
in der betroffenen Muskulatur,
z Muskelbiopsie: typische dystrophische Verånderungen in der
betroffenen Muskulatur mit kleinen angulierten Fasern und
Einschlusskærperchen (sog. rimmed vacuoles); die Muskel-
biopsie ist hier jedoch schwierig und aufgrund der mægli-
chen molekulargenetischen Diagnostik meist nicht mehr not-
wendig,
z molekulargenetische Diagnostik: Nachweis der GCG-Repeat-
Expansion auf Chromosom 14 (14q11.2-14q13).
z Pathophysiologie
Dieser Dystrophieform liegt ein Gendefekt auf Chromosom 14
zugrunde. Dort wird ein Protein kodiert, das die Långe des Po-
lyalanintrakts der mRNA kontrolliert. Durch die Kompromittie-
rung dieses Proteins kommt es zu einer Expansion einer GCG-
Triplet-Repeat-Sequenz, die wiederum zu einer Akkumulation
von Polyalanin-Makromolekçlen in der Muskelzelle fçhrt. Die
344 z 11 Muskelerkrankungen (Myopathien)
z Therapie
Eine kausale Therapie ist nicht bekannt. Die Prognose ist auf-
grund der spåten Manifestation und des langsamen Verlaufs je-
doch gut, die Lebenserwartung ist nicht oder durch mægliche
Komplikationen der Dysphagie nur gering eingeschrånkt.
Diagnostik:
z Anamnese: insbesondere Familienanamnese,
z Labor: CK-Erhæhung im Serum nur leicht oder nicht vorhan-
den,
z EKG: kardiale Beteiligung ausschlieûen (nicht typisch fçr
diese Dystrophieformen),
z EMG: typisches myopathisches Muster mit Amplitudenmin-
derung, Verkçrzung der Potenzialdauer, erhæhter Polyphasie
in der betroffenen Muskulatur,
z Muskelbiopsie: dystrophische Verånderungen mit Vakuolen
(nicht immer) und vermehrtem Bindegewebe, immunhisto-
chemischer Nachweis der bekannten Strukturproteine unauf-
fållig, u. U. verminderte Anfårbung des Dysferlins,
z molekulargenetische Diagnostik: noch nicht standardisiert.
z Pathophysiologie
Die pathophysiologischen Zusammenhånge sind auch weiterhin
unklar. Kçrzlich konnten einige Genorte sowie einzelne Gen-
produkte charakterisiert werden. Bei einigen Formen scheint es
durch die Mutation auf 2p13.3 zu einer verminderten Expressi-
on von Dysferlin zu kommen. Da jedoch auch bei einigen For-
men der Gliedergçrteldystrophien (LGMD 2B) das Dysferlingen
betroffen ist und es hier zu keiner Beteiligung der distalen
Muskulatur kommt, sind die Zusammenhånge weiterhin unklar.
z Therapie
Eine kausale Therapie ist nicht bekannt. Die Prognose ist auf-
grund des langsamen Verlaufs jedoch gut, die Lebenserwartung
nicht eingeschrånkt.
346 z 11 Muskelerkrankungen (Myopathien)
Muskulatur:
z Dystrophie der Gesichts-, Hals- (v. a. M. sternocleidomastoi-
deus), Unterarm- (M. brachioradialis) und Peronaeus-ver-
sorgten Muskulatur,
z Dystrophie der Gesichtsmuskulatur mit dem typischen Ge-
sicht der ¹Jammergestaltª: Atrophie der Schlåfenmuskulatur,
Ptose, hångende Mundwinkel,
z typisch: myotone Reaktion der Thenarmuskulatur bei Be-
klopfen des Handballens (Kontraktion des Thenars mit ver-
langsamter Relaxation aus der Adduktionsstellung).
a11.2 Dystrophische Myotonie Curschmann-Steinert (myotonic dystrophy) z 347
Innere Organsysteme:
z Kardiomyopathien, Ûberleitungsstærungen, Arrhythmien,
z Hyperglykåmien, Gallensteine,
z Katarakt,
z Hodenatrophie, Ovarialinsuffizienz.
Diagnostik:
Durch die typische Konstellation des klinischen Bilds ist die Di-
agnose in der Regel weniger schwierig als bei anderen Muskel-
erkrankungen. Wichtigste beståtigende Hilfsuntersuchung ist
die Elektromyographie (EMG) mit typischerweise verlångerter
Muskelkontraktion (¹Sturzkampfbomberª-Geråusch). Die La-
borparameter sind meist unspezifisch veråndert und haben hier
keinen diagnostischen Wert.
11.2.3 Pathophysiologie
11.2.4 Therapie
z Therapie Meist nicht Meist nicht Meist nicht Bereits ab Meist nich Wåhrend KCl wåhrend Abbruch der
notwendig notwendig notwendig Såuglings- notwendig. der Attacke: der Attacke, Narkose, i.v.-
ggf. Mexiletin ggf. Mexiletin ggf. Mexiletin alter: ggf. Mexiletin Thiazid- Pråvention: Gabe von
ret. 1±2 ´ ret. 1±2 ´ ret. 1±2 ´ Acetazolamid ret. 1±2 ´ diuretika kaliumarme, Dantrolen
360 mg/Tag 360 mg/Tag 360 mg/Tag plus 360 mg/Tag Salbutamol salzarme,
Kålte meiden Carbamazepin! oder kohlehydrat-
Glukose arme Kost
a11.3 Muskelerkrankungen aufgrund defekter Ionenkanåle der Muskelfaser z 351
z Chloridkanalerkrankungen
z Myotonia congenita (kongenitale Myotonie Typ Thomsen). Dies
ist eine autosomal-dominant vererbte generalisierte Form, die
bereits in der frçhen Kindheit auftritt, den gesamten Kærper
und beide Geschlechter gleichermaûen betrifft. Klinisches Kar-
dinalsymptom sind tonische Kontraktionen der Muskulatur
nach einer starken Willkçranspannung. Diese Kontraktionen
sind umso ausgeprågter, je entspannter die Muskulatur vorher
war. Nach mehrfacher Wiederholung der Anspannung nehmen
die Kontraktionen wieder ab, so dass mit zunehmender Will-
kçraktivitåt auch die Funktionsfåhigkeit wieder hergestellt
wird. Die ståndigen Kontraktionen kænnen die Ausprågung von
hypertrophischen Muskelbåuchen (Unterschenkel, Oberarm)
verursachen, die den Patienten ein eher athletisches Kærperbild
verleiht. Anders als in vielen Lehrbçchern beschrieben sind die
Symptome nicht temperaturabhångig und verstårken sich auch
nicht in der Kålte. Die Herzmuskulatur und die glatte Muskula-
tur sind nie betroffen. Intelligenz und Lebenserwartung sind
normal. Im Verlauf des Lebens wird die Erkrankung etwas bes-
352 z 11 Muskelerkrankungen (Myopathien)
ser. Die typischen Zeichen der Facies myopathica (wie bei der
myotonen Dystrophie Curschmann-Steiner) treten hier nicht
auf. Die Patienten sind insgesamt in ihrem normalen Leben nur
unwesentlich eingeschrånkt.
z Natriumkanalerkrankungen
Inzwischen sind 6 verschiedene Natriumkanalerkrankungen
entdeckt worden, die zu myotonen Symptomen oder periodi-
schen Låhmungen fçhren kænnen, z. T. jedoch sehr selten sind.
Alle Defekte liegen auf Chromosom 17, wobei inzwischen je-
weils mehrere Mutationen fçr jede Erkrankung nachgewiesen
werden konnten. Die wichtigsten natriumkanalbedingten Myo-
tonien sind die Paramyotonia congenita (Eulenburg), die Myoto-
nia permanens sowie die Myotonia fluctuans.
a11.3 Muskelerkrankungen aufgrund defekter Ionenkanåle der Muskelfaser z 353
nie betroffen. Die Attacken sind von kurzer Dauer (20±30 min),
kænnen vereinzelt jedoch 1 oder 2 Tage anhalten. Bei der hyper-
kaliåmischen Låhmung findet sich ± wie der Name bereits ver-
råt ± eine (nicht immer deutliche) Erhæhung des Plasma-Kali-
ums sowie ein erniedrigter Natriumwert wåhrend der Attacke.
Zwischen den Attacken sind die Plasmawerte unauffållig. Die
normokaliåmische Låhmung ist dagegen wesentlich seltener, ist
aber im Hinblick auf die Klinik der hyperkaliåmischen Låh-
mung sehr åhnlich (klinische Details in Tabelle 11.3, die nor-
mokaliåmische Låhmung ist aufgrund ihrer klinischen Ûber-
schneidung mit der hyperkaliåmischen Låhmung nicht geson-
dert aufgefçhrt).
z Kalziumkanalerkrankungen
z Paroxysmale oder periodische Låhmungen. Sie existieren auch
unabhångig von myotonen Zeichen, werden aber auch durch
reine Ionenkanaldefekte verursacht.
z Hyperthyreose (in çber 50% der Fålle kænnen Myopathien im Verlauf einer Hy-
perthyreose festgestellt werden, die klinisch durch proximal betonte Schwåchen
auffallen)
z Hypothyreose: ebenfalls proximalbetonte Schwåche, aber auch Myalgien und
Kråmpfe
z Morbus Cushing
z Primårer Aldosteronismus, Morbus Addison
z Hypoparathyreoidismus
z Chronischer Vitamin-D-Mangel
håufiger ist als bei Månnern, sind Letztere håufiger betroffen. Bei
Ausgleich des Schilddrçsenstoffwechsels sistieren die Symptome.
Auch im Rahmen des primåren Aldosteronismus kann es durch
renale Kaliumverluste zu hypokaliåmisch bedingten Schwåchen
kommen. Bei Ausgleich des Stoffwechsels sistiert auch hier die
Symptomatik. Weitere pathologische endokrinologische Stoff-
wechsellagen, die zu Muskelschwåche fçhren und als Myopathien
erscheinen kænnen, sind in Tabelle 11.4 aufgefçhrt.
11.3.3 Pathophysiologie
11.3.4 Therapie
z Chloridkanalerkrankungen
z Kongenitale Myotonien (Typ Thomsen) und die adoleszente Form
(Typ Becker). Eine Therapie ist in der Regel nicht notwendig. In
schweren Fållen kann das Antiarrhythmikum Mexiletin (Mexitil
Depot) in einer Dosierung von 1±2 ´ 360 mg/Tag hilfreich sein.
z Natriumkanalerkrankungen
Diese Kanalerkrankungen sind relativ gut durch die Gabe von
Natriumkanalblockern zu behandeln, doch ist eine medika-
a11.3 Muskelerkrankungen aufgrund defekter Ionenkanåle der Muskelfaser z 357
z Kalziumkanalerkrankungen
Die hypokaliåmische Låhmung kann wirksam durch die orale
Zufuhr von Kalium (2±10 g KCl) behandelt werden. Prophylak-
tisch sollte eine kohlehydrat- und salzarme Diåt durchgefçhrt
und alles vermieden werden, was den Kaliumspiegel senkt (z. B.
starke kærperliche Anstrengung). Sind diese Maûnahmen pro-
phylaktisch nicht ausreichend, erfolgt die Behandlung mit
einem Carboanhydrasehemmer wie Acetazolamid (Diamox, je
nach klinischer Wirkung zwischen 125 mg jeden 2. Tag und
500 mg/Tag). Auch Aldosteronantagonisten (z. B. Spironolacton)
sind wirksam. Eine tågliche Kalium-Gabe sollte çber långere
Zeit vermieden werden.
358 z 11 Muskelerkrankungen (Myopathien)
Diagnostik:
In Labor- und neurophysiologischen Zusatzuntersuchungen zei-
gen sich in der Regel folgende typischen Verånderungen:
z Labor: Entzçndungsparameter, BSG beschleunigt, Eosinophi-
lie, IgG-Erhæhung im Serum, Erhæhung von GOT, CK und
Aldolase im Serum),
360 z 11 Muskelerkrankungen (Myopathien)
z Pathophysiologie
Die Pathophysiologie ist nach wie vor unklar.
z Therapie
z Akute Behandlung: Glukokortikoide (z. B. 100 mg Prednison/
Tag). Je nach klinischer Besserung kann dann langsam eine
Dosisreduktion erfolgen, wobei håufig eine Langzeittherapie
mit 10±20 mg Prednison/Tag erforderlich ist. Die Besserung
ist håufig so deutlich, dass der Therapieerfolg diagnostisch
verwertet werden kann.
z Falls notwendig: Langzeittherapie mit Azathioprin (Imurek
100±150 mg/Tag).
z In schweren Fållen: Methotrexat oder Gabe von Immunglo-
bulinen.
11.4.2 Einschlusskærper-Myositis
Diagnostik:
In Labor- und neurophysiologischen Zusatzuntersuchungen zei-
gen sich in der Regel folgende typischen Verånderungen:
z Labor: nur måûige bis geringgradige CK-Erhæhung im Se-
rum,
z EMG: myopathische Muster, kleine polyphasische Potenziale,
Fibrillationspotenziale, positive scharfe Wellen,
z Muskelbiopsie: beweisend mit typischen sog. rimmed vacuoles
(eosinophile zytoplasmatische Einschlçsse), ferner lymphohis-
tozytåre Infiltrate von çberwiegend T8-Lymphozyten,
z EKG: Ausschluss einer mæglichen kardialen Beteiligung.
z Pathophysiologie
Wåhrend die Erkrankung frçher als entzçndliche Erkrankung
eingestuft wurde, mehren sich inzwischen die Hinweise, dass es
sich doch eher um eine degenerative Erkrankung handelt.
Hierfçr sprechen insbesondere eine vermehrte Akkumulation
des amyloid-b precursor proteins (AbetaPP) sowie seiner proteo-
lytischen Fragmente. Dies erinnert an die Stoffwechselverånde-
rungen beim Morbus Alzheimer. Auch die frustranen therapeu-
tischen Erfahrungen, die anders als bei der Polymyositis erfolg-
los blieben, deuten auf eine nichtentzçndliche Genese der Er-
krankung.
z Therapie
Eine kausale Behandlung ist nicht bekannt, verschiedene Thera-
piestrategien blieben unergiebig. Nach einer Therapie mit intra-
venæsen Immunglobulinen ist vereinzelt çber einen Stillstand
der Erkrankung berichtet worden, ist jedoch nicht etabliert. Die
Prognose ist aufgrund des langsamen Verlaufs nicht schlecht,
Gehunfåhigkeit oder Rollstuhlpflicht wird nur selten beobach-
tet.
362 z 11 Muskelerkrankungen (Myopathien)
z ACTH z Amphetamine
z Adriamycin z e-Aminocapronsåure
z Alkohol z Kokain
z Clofibrat z Lovastatin
z Kortikoide z Meprobamat
z Lovastatin
z Vincristin
z Zidovudin
Literatur
1. Zierz S, Jerusalem F (2003) Muskelerkrankungen, 3. Aufl. Thieme,
Stuttgart
2. Finsterer J (2004) Klinik und Genetik der Gliedergçrteldystrophien.
Nervenarzt 75:1153±1166
3. Schara U, Mortier W (2005) Neuromuskulåre Erkrankungen, Teil II:
Muskeldystrophien. Nervenarzt 76:219±239
4. Askanas V, Engel WK (2004) Molecular pathology and pathogenesis of
inclusion-body myositis. Microsc Res Tech 15:67:114±120 (im Internet
frei erhåltlich)
12 Erkrankungen des Kleinhirns
(Ataxien)
Dagmar Timmann-Braun, Volker Limmroth
364 z 12 Erkrankungen des Kleinhirns (Ataxien)
Einfçhrung
z Øtiopathogenese
Die Friedreich-Ataxie betrifft insbesondere das Rçckenmark
(Hinterstrånge, spinozerebellåre und kortikospinale Bahnen,
Dorsalganglien), zusåtzlich das Kleinhirn (Nucleus dentatus)
und periphere Nerven.
Die Friedreich-Ataxie wird durch einen genetischen Defekt
auf Chromosom 9 verursacht. Es handelt sich um eine Tri-
nukleotid-Repeat-Erkrankung. Mehr als 95% aller Friedreich-
Patienten sind homozygot fçr eine GAA-Repeat-Expansion im
ersten Intron des Frataxin-Gens (bis 40 Repeats normal, patho-
logisch 70±> 1000), die çbrigen zeigen eine Repeat-Expansion
auf einem Allel und eine Punktmutation auf dem anderen.
Der genetische Defekt fçhrt zu einem Mangel des mitochon-
drialen Proteins Frataxin. Frataxin spielt eine wesentliche Rolle
bei der Regulation des mitochondrialen und zytoplasmatischen
Eisenstoffwechsels. Der mitochondriale Eisengehalt der Fried-
reich-Patienten liegt um etwa 40% hæher als bei Gesunden. Da-
durch kommt es mæglicherweise zu oxidativem Stress, der zu
einer mitochondrialen Dysfunktion und zum Zelltod fçhrt.
z Øtiopathogenese
Bei der AOA1 fçhrt eine Mutation im Aprataxin-Gen mægli-
cherweise zu gestærten DNA-Reparaturmechanismen; bei der
AOA2 eine Mutation im Senataxin-Gen zu Verånderungen im
RNA-Stoffwechsel.
z Øtiopathogenese
Die Øtiopathogenese der unter EOCA zusammengefassten Er-
krankungen ist unklar.
z Øtiopathogenese
Ursache sind Punktmutationen im ATM-Gen auf Chromosom
11. Ein fçr die Reparatur des Erbmaterials wichtiges Enzym ist
aufgrund dieser Mutation nicht voll funktionsfåhig.
z Øtiopathogenese
Mindestens zwei bekannte Gendefekte fçhren zum Mangel an
Phytanoyl-CoA-Hydroxylase. Der Enzymmangel bewirkt einen
verminderten Abbau von Phytansåure in den Peroxisomen, was
zur Anreicherung in verschiedenen Geweben fçhrt.
z Øtiopathogenese
Vitamin E wird normal absorbiert. Die Plasmakonzentration ist
niedrig, weil der Transfer des Vitamins in Lipoproteine in der
Leber vermindert ist. Mutationen des a-Tocopherol-Transfer-
374 z 12 Erkrankungen des Kleinhirns (Ataxien)
z Øtiopathogenese
Eine Mutation des mikrosomalen Triglyzerid-Transfer-Gens auf
Chromosom 4 fçhrt zu einer gestærten Sekretion von Betalipo-
proteinen im Dçnndarm und der Leber. Es kommt zur Degene-
ration bevorzugt von Dorsalganglien und -wurzeln mit kon-
sekutiver Atrophie der Hinterstrånge.
a 12.2 Rezessive Erkrankungen mit Ataxie als fakultativem Symptom z 375
z Øtiopathogenese
Mutationen im Gen der Sterol-27-Hydroxylase auf Chromosom
2 fçhren zu einem verminderten Abbau von Cholestanol. Es
kommt zur Anreicherung von Cholestanol und Cholesterin in
verschiedenen Geweben.
z Therapie
Therapeutisch erfolgt die Behandlung mit Chendesoxycholat
(750 mg/Tag p.o.) ergånzt durch ein Statin. Die Progession der
neurologischen Symptome kann so verhindert werden.
376 z 12 Erkrankungen des Kleinhirns (Ataxien)
z Øtiopathogenese
Bei der çberwiegenden Mehrzahl der SCAs handelt es sich um
Trinukleotid-Repeat-Erkrankungen. Die Anzahl der (unphysio-
logischen) Trinukleotid-Wiederholungen (je mehr, desto aus-
geprågter) bestimmt das Erkrankungsalter sowie den Ausprå-
gungsgrad der Erkrankung mit.
Bei den håufigsten SCAs (SCA1, 2, 3 und 6) handelt es sich
um Wiederholungen von CAG, die auf Proteinebene zu einer
verlångerten Glutaminsåurekette fçhren. Bei SCA1, 2 und 3
fçhren die pathologisch langen Polyglutaminketten wahrschein-
lich ± åhnlich wie es fçr die Huntington-Erkrankung bekannt
ist ± zu einer pathologischen intranukleåren Proteinaggregati-
on, die den Zellstoffwechsel behindert und schlieûlich blo-
ckiert. Die Details dieser Stoffwechselmechanismen sind derzeit
Gegenstand intensiver Forschung. Bei der SCA6 ist die Gen-
funktion bekannt. Es liegt eine Kalziumkanalerkrankung vor.
378 z 12 Erkrankungen des Kleinhirns (Ataxien)
z Øtiopathogenese
Die EA1 ist eine Kaliumkanalerkrankung, die EA2 eine Kalzi-
umkanalerkrankung.
z Øtiopathogenese
Bei der MSA finden sich Zelluntergånge, Gliosen und zytoplas-
matische Einschlusskærperchen in verschiedenen Hirnstruktu-
ren, bei der MSA-C insbesondere im Bereich vom Hirnstamm
und dem Kleinhirn (OPCA = olivopontozerebellåre Atrophie)
und weniger im striatonigralen System. Entsprechend imponiert
die MSA-C in der Schådel-MRT als OPCA. Die MSA wird wie
Morbus Parkinson zu den Synukleinopathien gezåhlt.
noch mehrere Jahre betragen. Nach 6 Jahren sind çber 90% der
Patienten verstorben. Die Erkrankung verlåuft chronisch-pro-
gredient, sodass im Endstadium neben den Paresen der Extre-
mitåten auch Schluckstærungen und Atembeschwerden hin-
zutreten, die zu einer Mangelernåhrung fçhren und/oder Pneu-
monien begçnstigen. Viele Patienten leiden ferner unter einer
ausgeprågten Salivation, die das Pneumonierisiko weiter erhæht.
Nicht selten sind Pneumonien dann die Todesursache. Sind der
Patient und seine Familie einverstanden bzw. willig, alle lebens-
erhaltenden Maûnahmen durchzufçhren, kann in Einzelfållen
nach Tracheotomie auch eine Heimbeatmung durchgefçhrt wer-
den (siehe Atomphysiker Stephen Hawking).
Die Diagnosesicherung erfolgt neben dem Vorliegen der
typischen klinischen Symptomkonstellationen und dem Aus-
schluss anderer Erkrankungen (cave: zervikale Myelopathien)
durch elektrophysiologische Untersuchungen. Elektromyogra-
phisch werden Muskeln aller 4 Extremitåten (ggf. auch der
Zunge) untersucht, die Denervierungen in Form von Fibrillatio-
nen, positiv scharfen Wellen und Faszikulationen zeigen (sog.
Spontanaktivitåt). Bei Muskelanspannung sieht man spårliche,
aber sehr groûe Potenziale (sog. Riesenpotenziale > 10 mV), die
zu Beginn jedoch fehlen kænnen. Darçber hinaus mçssen beim
Vorliegen dieser elektromyographischen Befunde die neurogra-
phischen Befunde (Messung der Nervenleitgeschwindigkeit) ty-
pischerweise normal bleiben (es sei denn, es liegen unabhångig
von der ALS andere Erkrankungen wie z. B. Polyneuropathien
vor, Tabelle 13.1). Im weiteren Verlauf der Erkrankung sollte
durch die Beteiligung der Pyramidenbahn auch die transkra-
niale Magnetstimulation pathologisch verzægerte Latenzen zei-
gen. Leider gibt es weder Untersuchungen von Serum oder Li-
z Differenzialdiagnose
Grundsåtzlich mçssen alle mæglichen Affektionen des Rçcken-
marks wie zervikale Myelopathien (Hinterstrangsymptome, Bla-
senstærungen), Syringomyelien und spinale Raumforderungen
durch entsprechende Bildgebung ausgeschlossen werden. Labor-
und liquordiagnostisch sollten sich keine Hinweise auf eine
multifokale motorische Neuropathie (MMN, siehe Kap. 8: Lei-
tungsblæcke in der motorischen Neurographie) oder chronisch
inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathien (CIDP:
Eiweiûerhæhung im Liquor, deutliche Reduktion der Nervenleit-
geschwindigkeit) ergeben. Bei der Pseudobulbårparalyse durch
bilaterale Ischåmien im Hirnstamm bestehen ebenfalls Sprech-
und Schluckstærungen, aber keine Atrophie der Zunge.
13.1.3 Øtiopathogenese
13.1.4 Therapie
z Bei der familiåren Form der ALS (10%) wurde bei einem Teil
der Patienten (15%) eine Mutation der Superoxiddismutase 1
gefunden. Dies kænnte zu einer Anhåufung von freien Radi-
kalen in Neuronen des Rçckenmarks fçhren.
z Therapiestudien mit Nervenwachstumsfaktoren waren bisher
bei der ALS und der spinalen Muskelatrophie nicht erfolg-
reich.
z Werdnig-Hoffmann (SMA I)
Bereits bei der Geburt vorhanden (floppy baby), progrediente Paresen, Trink-
schwåche. Faszikulationen der Zunge sind sichtbar. Rasch progredienter Verlauf
mit Tod in den ersten Lebensjahren durch respiratorische Insuffizienz
z Intermediår-Typ (SMA II)
Klinische Manifestation in den ersten Lebensjahren. Prognose etwas besser als
SMA I, betroffen zunåchst Beckengçrtelbereich, dann Extremitåten, schwere Sko-
liose, Hirnnervenbeteiligung (N. facialis, N. hypoglossus), nicht oder leicht er-
hæhte CK, das Gehen wird in der Regel nie erlernt, Tod zwischen 4. und 8.
Lebensjahr durch Låhmung der Atemmuskulatur, rezidivierende Infekte. Verein-
zelt sind långere Verlåufe bis in das frçhe Erwachsenenalter beschrieben
z Kugelberg-Welander (SMA III)
Beginn im spåteren Kindes- oder frçhen Jugendlichenalter. Paresen und Atrophi-
en im Bereich der proximalen Beinmuskulatur, watschelnder Gang, verstårkte
lumbale Lordose, die auch mit einer kindlichen Muskeldystrophie verwechselt
werden kænnte. Dann auch Schultergçrtel und Beckenbereich betroffen.
CK nicht oder leicht erhæht. Lebenserwartung nicht wesentlich reduziert, verein-
zelt Verlåufe mit finaler Rollstuhlpflichtigkeit
z Erwachsenen-Verlaufsform (SMA Typ 4)
Erste Symptome treten typischerweise in der 2.±4. Lebensdekade auf. Hier sind
autosomal-rezessive sowie autosomal-dominante Verlåufe beschrieben, wobei die
rezessiv vererbten klinisch langsamer verlaufen und eine nicht beeintråchtigte
Lebenserwartung haben. Eine Gehhilfe ist meist erst 20 Jahre nach Erkrankungs-
beginn notwendig. Klinisch zeigen sich Pseudohypertrophien der Waden und
Skoliosen. Hirnnerven sind nicht betroffen. Die CK ist hier deutlich erhæht
392 z 13 Degenerative Erkrankungen
z Typ Aran-Duchenne
Erste Symptome treten in der 2.±4. Lebensdekade auf. Typisch sind die begin-
nenden schlaffen Paresen und Atrophien der kleinen Handmuskeln beidseits, zu
Beginn nicht selten asymmetrisch. Erst spåter Beteiligung von Unterarm- und
Schultermuskulatur und erst zuletzt Unterschenkel- bzw. Oberschenkelmuskula-
tur. Der Verlauf ist langsam mit phasenweisen Stillstånden und fast normaler Le-
benserwartung. Abgrenzung zur ALS durch fehlende Pyramidenbahnzeichen und
langsamen klinischen Verlauf. Die Laborwerte sind unauffållig
z Typ Vulpian-Bernhard
Beginn etwas frçher als bei Aran-Duchenne (2.±3. Lebensdekade). Die schlaffen
Paresen und Atrophien betreffen çberwiegend die proximale rumpfgçrtelnahe
Muskulatur mit initialem Befall der humeroskapulåren Muskulatur, spåter auch
der lumbosakralen Muskulatur. Verlauf langsam, nur måûige Gehbehinderung,
Lebenserwartung nicht eingeschrånkt. Die Laborwerte sind unauffållig
z Peronealer Typ
Seltener als die ersten beiden Formen, Beginn in der 2. Lebensdekade. Zunåchst
sind nur die Mm. peroneii betroffen, vereinzelt kænnen im weiteren Verlauf je-
doch auch kleine Fuûmuskeln, Unterarme, Hånde oder Oberarme betroffen sein.
Der Verlauf ist langsam, ohne Einschrånkung der Lebenserwartung. Die Labor-
werte sind auch hier unauffållig
z Progressive Bulbårparalyse
Die Einordnung dieser Form ist umstritten. Einige Autoren sehen hier eine Son-
derform der ALS. Beginn etwa in der 3.±5. Lebensdekade. Betroffen sind die
kaudalen Hirnnervenkerne (XII, X, IX, VII, V). Initiales Symptom ist zunåchst eine
zunehmend schleppende Sprache, die die Patienten zu Beginn als schwere Zun-
ge bezeichnen. Es folgen Gaumensegelparesen und Stimmbandlåhmungen, die
ein Sprechen schlieûlich komplett unmæglich machen. Durch den mangelnden
Verschluss der Trachea im Rahmen der Gaumensegel- und Kehlkopfparese kann
die Nahrungsaufnahme nicht mehr oral erfolgen, Kachexie und Aspirations-
pneumonien sind typische Folgen. Die Patienten sind ferner nicht unerheblich
durch die fehlende Masseterinnervation belastet, da der Mund nicht mehr aus
eigener Kraft geschlossen werden kann. Der Verlauf ist deutlich schneller als bei
den erstgenannten Formen, was die Einordnung als Sonderform der ALS stçtzt.
Die Erkrankung ist nach wenigen Jahren letal
a 13.2 Spinale Muskelatrophie z 393
13.2.3 Øtiopathogenese
13.2.4 Therapie
Eine kausale Therapie ist nicht bekannt. Bei den benignen Ver-
laufsformen ist Krankengymnastik sinnvoll. Bei der Bulbårpara-
lyse sollte frçhzeitig die Ernåhrung durch eine Fistel diskutiert
werden, um Aspiration und Kachexie in frçhen Stadien zu ver-
meiden.
394 z 13 Degenerative Erkrankungen
z Differenzialdiagnosen
Da es keinen diagnostischen Marker gibt, kommt dem Aus-
schluss mæglicher Differenzialdiagnosen die græûte Bedeutung
zu. Labor und Liquor sind unauffållig. Kernspintomographisch
kann in manchen Fållen eine Atrophie des Myelon beobachtet
werden. Folgende Erkrankungen sollten im Rahmen einer Ab-
klårung ausgeschlossen werden:
z andere degenerative Erkrankungen (spastische Ataxie SCA
(siehe Kap. 12), ALS, hierbei die seltene initial spastische
Form);
z mechanische Mylonlåsionen: zervikale Myelopathien und an-
dere spinale Raumforderungen, Fehlbildungen und Malfor-
mationen;
z entzçndliche Erkrankungen: MS, HTLV-1-assoziierte Myelitis,
HIV-induzierte Myelopathien, luetische Spåtmanifestationen;
z erworbene und hereditåre Stoffwechselerkrankungen: Hypo-
vitaminosen, funikulåre Myelitis, Adrenoleukodystrophien,
Mitochondriopathien.
13.3.3 Øtiopathogenese
Sie ist nach wie vor unklar. Histologisch kommt es zu einer
Degeneration der kortikospinalen Bahnen. Pathophysiologisch
werden analog zur ALS glutaminerge Mechanismen, aber auch
Formen eines apoptotischen Zelluntergangs diskutiert. Die Ana-
lyse der bekannten ± unterschiedlichen ± Gendefekte wird mæg-
licherweise in wenigen Jahren den zugrunde liegenden Patho-
mechanismus offenbaren. Mæglicherweise handelt es sich hier
jedoch um verschiedene Mechanismen mit åhnlichen klinischen
Symptomen.
a 13.4 Primåre Lateralsklerose z 397
13.4.3 Øtiopathogenese
Riluzol
z Filmtbl. Rilutek, 56 St., N2, 478,00/8,54 2 ´ 50/Tag 512,4
Aventis 50 mg
EURIM Pharm
13 Degenerative Erkrankungen
14 Erkrankungen der Hirnnerven
Volker Limmroth
402 z 14 Erkrankungen der Hirnnerven
Allerdings treten je nach Ort und Umfang der Låsion auch Pa-
resen einzelner Muskeln oder Muskelgruppen (z. B. Parese des
Rectus medialis) auf. In der Anatomie des Nervs gibt es Beson-
derheiten, die klinisch relevant sind und fçr die topographische
Bestimmung des Låsionsorts genutzt werden kænnen:
z Das Kerngebiet des III ist relativ groû und nicht alle Kerne
sind paarig angelegt. So ist das Kerngebiet fçr den M. levator
palpebrae unpaar medial gelegen.
z Wåhrend alle Fasern ipsilateral verlaufen, kreuzen die Fasern
des M. rectus superior nach kontralateral.
Internukleåre Ophthalmoplegie
z Prognose
Sie ist bei frçhzeitiger Behandlung relativ gut. Mit Hilfe einer
Fazialisneurographie kann die Prognose abgeschåtzt werden.
Betrågt die Amplitude auf der geschådigten Seite mindestens
30% der Gegenseite, ist die Progrnose gut.
a 14.5 N. facialis (VII) z 411
z Øtiopathogenese
Die Øtiopathogenese ist unklar, es wird eine virale Infektion
des peripheren Nervs mit konsekutiver Schwellung und Ab-
klemmung im Canalis facialis diskutiert.
z Therapie
z Medikamentæs: Ausgehend von einer entzçndlichen Genese,
die zu einer am ehesten mechanischen Komprimierung des
Nervs in einem knæchernen Kanal durch Schwellung gefçhrt
hat, erfolgt die Therapie der idiopathischen Fazialisparese
mit einer mindestens 7-tågigen Steroidbehandlung (z. B.
100 mg Methylprednison/Tag). Bei Hinweis auf eine abgelau-
fene Infektion mit einem spezifischen Erreger (z. B. Liquor-
befund mit Nachweis von Borrelienantikærpern) wird ferner
antibiotisch (Breitbandantibiotika wie Ceftriaxon, Rozephin
2 ´ 2 g) oder bei Hinweisen auf eine Herpesinfektion antiviral
(Acyclovir) behandelt. Bei eindeutiger Pleozytose im Liquor-
befund ohne Erregernachweis wird auch die probatorische
Gabe eines Antibiotikums diskutiert.
z Allgemeine Maûnahmen: Um eine Keratitis der Bindehaut zu
vermeiden, muss das Auge der betroffenen Seite insbesonde-
re nachts mit einem am besten feuchten Uhrglasverband ab-
gedeckt werden. Darçber hinaus sollte der Patient bereits
frçhzeitig mit Ûbungen zum Training der Gesichtsmuskula-
tur beginnen. Die Prognose ist bei initial inkompletten Pare-
sen gut. Bei initial kompletten Paresen heilen > 70% der Fålle
wieder komplett aus.
412 z 14 Erkrankungen der Hirnnerven
Ursache Symptome
15.1.3 Øtiopathogenese
15.1.4 Therapie
15.2.3 Øtiopathogenese
15.2.4 Therapie
z Skalenussyndrom Kompression des Gefåû-Nerven- Klinische Untersuchung: Adson- Konservatives Vorgehen, bei neu-
bçndels in der Lçcke zwischen Manæver und Doppler-Sonogra- rologischen Ausfållen und eindeu-
dem M. scalenus anterior und phie, Ræntgen-Thorax, ggf. tiger Diagnostik Resektion der
medius CT/MRT zum Ausschluss einer 1. Rippe oder des fibræsen Bands
Halsrippe und weiterer RF oder Skalenotomie
z Kostoklavikulår- Kompression des Klinische Untersuchung mit Rçck- Konservatives Vorgehen, bei neu-
syndrom Gefåû-Nervenbçndels zwischen wårtsbewegung der Schultern rologischen Ausfållen und eindeu-
1. Rippe und Klavikula und Arme mit ipsilateralem Zug tiger Diagnostik Resektion der
des Arms nach hinten unten, 1. Rippe oder des beteiligten
Ræntgen, ggf. CT/MRT zum Aus- fibræsen Bandes
schluss einer Halsrippe und wei-
terer RF
z Hyperabduktions- Kompression des Gefåû-Nerven- Klinische Untersuchung mit maxi- Konservatives Vorgehen, Scho-
syndrom bçndels am Korakoid gegen maler Elevation des Arms in nung, Haltungsverbesserung
den Ansatz des M. pectoralis Kombination mit Doppler-
minor Sonographie, Ræntgen, ggf.
CT/MRT zum Ausschluss
einer Halsrippe und weiterer RF
z Halsrippensyndrom Kompression des Gefåû-Nerven- Klinische Untersuchung Ræntgen, Entfernung der Halsrippe
bçndels zwischen Halsrippe und ggf. CT/MRT zum Ausschluss einer
M. scalenus anterior Halsrippe und weiterer RF
15 Periphere Nervenschåden, Engpasssyndrome und Bandscheibenvorfålle
a 15.6 Zervikale Wurzelsyndrome und Bandscheibenvorfålle (BSV) z 429
Die Diagnose des TOS ist nicht immer einfach. Neben der kli-
nischen Untersuchung mit Provokationsmanævern (z. B. Adson-
Manæver = Drehen des Kopfes nach ipsilateral, Reklination, tie-
fes Einatmen), auch in Kombination mit dopplersonographi-
schen Untersuchungen (Stenose der A. subclavia, Pulsverlust
der A. radialis), sind auch konventionelle Ræntgenaufnahmen
(Diagnose einer Halsrippe), ggf. auch eine Thorax-CT oder
-MRT zum Auschluss von Raumforderungen oder Angiogra-
phien mit Provokationbewegungen, notwendig. Bei långer be-
stehenden Plexusschådigungen kænnen auch elektrophysiologi-
sche Untersuchungen (Ulnaris-Neurographie/EMG) hilfreich
sein. Tabelle 15.1. gibt einen Ûberblick çber die wichtigsten
Engpasssyndrome des unteren Plexus brachialis.
15.5.3 Therapie
C4 Schulter Zwerchfell
C5 Schulterrçckseite, lateral oberes M. deltoideus, M. supra-/infraspina-
Drittel Oberarm tus, DD: obere Plexuslåsion
C6 Radial Ober- und Unterarm, in M. brachialis, biceps, brachioradialis,
den Daumen ziehend Bizepssehnenreflex reduziert,
DD: Plexuslåsion, Karpaltunnel-
syndrom
C7 Finger II±IV (volar), Handrçcken M. triceps, pronator teres, Finger-
von Handgelenk bis Fingerend- extensoren, Trizepssehnenreflex
glied II±IV reduziert
C8 Kleinfinger volar und dorsal bis Fingerflexoren, kleine Handmuskeln
Handgelenk DD: Sulcus-ulnaris-Syndrom
Th 1 Oberarminnenseite Kleine Handmuskeln,
Hypothenarmuskulatur
a 15.6 Zervikale Wurzelsyndrome und Bandscheibenvorfålle (BSV) z 431
15.6.4 Therapie
15.7.4 Therapie
16.1 Definitionen
16.2 Therapie
z Nichtopioidanalgetika
z Opioid-Analgetika
Analgetika vom Opiat-Typ binden spezifisch an Opiatrezeptoren
zentraler schmerzleitender Strukturen. Nach neuesten Erkennt-
nissen wirken sie aber auch peripher. Einige Opioide wie Mor-
phin wirken am Rezeptor ausschlieûlich als Agonisten. Bupre-
norphin ist ein partieller Agonist mit zusåtzlichen opioidan-
442 z 16 Schmerztherapie
z Tilidin Valoron, Valoron retard Oral 6 ´ 50±100 mg Schwaches Opioid, keine Spasmen
+Naloxon Oral retard: 2 ´ 50±300 mg der glatten Muskulatur
z Pentazocin Fortral Oral 6±8 ´ 180 mg Partialagonist, keine Dauertherapie,
i.m. 6±8 ´ 30 mg Psychosen, Orthostase
z Pethidin Dolantin Oral 6±8 ´ 300 mg Keine Spasmen der glatten Muskula-
i.v., s.c. tur, keine Dauertherapie, Partialago-
nist
16.2 Therapie
z
443
Tabelle 16.3 (Fortsetzung)
444
z
Bei Patienten, bei denen mit einer oralen Opiat-Gabe keine aus-
reichende Schmerzlinderung erzielt werden kann, kommt eine
kontinuierliche intrathekale oder epidurale Morphin-Gabe in-
frage. Diese Art der Schmerztherapie soll aber nur bei Per-
sonen durchgefçhrt werden, bei denen Schmerzen durch Me-
tastasen im Abdomen und in den unteren Extremitåten (Syrin-
gomyelie, spinaler Tumor, traumatischer Querschnitt) bestehen.
Die Applikation erfolgt entweder çber ein subkutan liegendes
Reservoir oder bei Langzeittherapie çber eine computergesteu-
erte subkutane Pumpe.
z Antidepressiva
Eine Reihe von trizyklischen Antidepressiva sind auch analge-
tisch wirksam. Die Wirkung der Thymoleptika erfolgt çber die
Hemmung zentraler aszendierender Schmerzimpulse. Zusåtzlich
erfolgt zentral und im Rçckenmark eine Faszilitation schmerz-
hemmender absteigender Systeme, die Schmerzsignale abschwå-
chen. Thymoleptika werden als Monotherapie beim Spannungs-
kopfschmerz und beim chronischen posttraumatischen Kopf-
schmerz eingesetzt. Adjuvant oder als Monotherapie sind sie
446 z 16 Schmerztherapie
z Neuroleptika
Neuroleptika selbst haben mit Ausnahme von Levomepromazin
(z. B. Neurocil) nur eine geringe analgetische Wirkung. Ihre
Hauptwirkung in der adjuvanten Schmerztherapie ist sedierend
und anxiolytisch. Benutzt werden Haloperidol (z. B. Haldol
3±6 mg) und zur Nacht Levomepromazin. Bei der Gabe von
Opioiden wirken sie antiemetisch. Neuroleptika werden in der
adjuvanten Schmerztherapie bei chronischen neurogenen
Schmerzen oder Tumorschmerzen eingesetzt. Sie eignen sich
besonders zur Behandlung von Schlafstærungen durch Schmer-
zen und zur Anxiolyse sowie zur Behandlung von Agitiertheit
und Verwirrtheit unter Opioiden. Nach långerem Einsatz kann
Haloperidol zu Spåtdyskinesien fçhren.
448 z 16 Schmerztherapie
z Antikonvulsiva
Die Antikonvulsiva Carbamazepin (z. B. Tegretal, 400±1000 mg/
Tag) und Phenytoin (z. B. Phenydan, 300±400 mg/Tag) sind bei
neuropathischen Schmerzen wirksam. Nach neuesten Erkennt-
nissen gilt dies auch fçr Gabapentin (Neurontin, 900±3600 mg/
Tag) und Pregabalin (Lyrica, 300±600 mg/Tag). Wichtig sind die
folgenden allgemeinen Behandlungsregeln:
z Bei Carbamazepin muss die Dosis langsam einschleichend
erhæht werden. Optimal ist ein Zeitraum von 4 Wochen bis
zum Erreichen der Enddosis.
z Bei Gabapentin und Phenytoin kann die Dosissteigerung ra-
scher erfolgen. Phenytoin kann bei unertråglichen Schmer-
zen auch infundiert werden.
z Unter Carbamazepin treten zu Beginn unangenehme Neben-
wirkungen auf, çber die der Patient aufgeklårt werden muss
(Schwindel, Mçdigkeit, Ataxie, Doppelbilder).
z Hauptproblem der Behandlung mit Carbamazepin und Phe-
nytoin sind die Nebenwirkungen der Haut im Sinne eines
Hautausschlags.
z Valproinsåure ist in der Schmerztherapie nur wenig wirksam.
z Clonazepam (Rivotril) ist zu stark sedierend und wird des-
wegen auf Dauer meist nicht toleriert.
z Kortikosteroide
Kortison kann relativ groûzçgig bei Tumorerkrankungen mit
schlechter Prognose eingesetzt werden. Die Langzeitnebenwir-
kungen mçssen beim Einsatz im Rahmen von benignen
Schmerzen und Gelenkschmerzen besonders beachtet werden.
Hier ist eine sorgfåltige Nutzen-Risiko-Abwågung notwendig.
Die Wirkung ist multifaktoriell. Neben einer analgetischen Wir-
kung bei Knochenmetastasen haben Kortikosteroide einen posi-
a 16.2 Therapie z 449
tiven Effekt auf Stimmung und Appetit. Sie kænnen auch durch
ihre antiædematæse Wirkung die Kompression schmerzsensibler
Strukturen verringern. Weitere Einsatzgebiete sind zerebrale
Tumoren (durch die Reduktion des Hirnædems nimmt der
Kopfschmerz ab) und die Behandlung des Status migraenosus.
Anhang 16.1 Nichtopioidanalgetika und zentral wirksame Analgetika ohne opioidåhnliche Wirkung
z
Acetylsalicylsåure
z Kau-Tbl. Aspirin Direkt, 10 St., N1, 4,7/0,43 500±1000 25,8
Bayer Selbstmedikation (bei 1000 mg/Tag)
16 Schmerztherapie
Paracetamol
z Supp. Paracetamol AL500 1,61/0,16 500±1000 9,6
10 St., N1, Alinel-Pharma (bei 1000 mg/Tag)
Metamizol
z Trpf. Metamizol Hexal Trpf. 50 ml, 13,36 500±1000 16,03
N2, Hexal AG, 1 ml = 20 Trpf. (500: ca. 20 Trpf.) (bei 1000 mg/Tag)
Ibuprofen
z Filmtbl. Ibu Eu Rho 200, 50 St., N2, 5,3/0,11 400±600 6,6
Euro OTC Pharma (bei 400 mg/Tag)
Generikum/ Handelsname/Firma/ Kosten pro Dosierung Monatliche Kosten bei
Darreichungsform Zusammensetzung Packlung/Stçck [1 ] [mg] tåglicher Einnahme [1 ]
Diclofenac
z Tbl. Diclo 50 1A Pharma, 100 St., N3, 14,59/0,15 50±100 9,00
1A Pharma GmbH (bei 100 mg/Tag)
Indomethacin
z Drg. Indometacin AL50, 100 St., N3, 15,95/0,16 25±50 4,80
Alinel-Pharma (bei 50 mg/Tag)
Meloxicam
z Tbl. Mobec 7,5 mg Tabl., 100 St., N3, 79,47/0,79 7,5±15 23,70
BI Pharma (bei 7,5 mg/Tag)
Celecoxib
z Kps. Celebrex 100 mg Hartkapseln, 68,06/0,68 100±200 20,40
100 St., N3, Pfizer (bei 100 mg/Tag)
Flupirtin
z Kps. Katadolon 100 mg, 50 St., N3, 38,98/0,78 100 23,40
AND Pharma (bei 100 mg/Tag)
a Anhang 16.1 Nichtopioidanalgetika und zentral wirksame Analgetika
z
453
454
Dihydrocodein
z Ret. DHC 60 Mundipharma, 104,64/1,05 2±3 ´ 60 63,00
100 St., N3, (bei 2 ´ 60 mg/Tag)
Mundipharma GmbH
16 Schmerztherapie
Tramadol
z Tbl. Tramadol 50 Kps., 14,55/0,29 6 ´ 50±100 52,20
50 St., N3, (bei 300 mg/Tag)
1A Pharma GmbH
z Ret. Tramundin retard 100, 31,69/0,63 200±400 56,70
(ist teilbar) 50 St., N2, (bei 300 mg/Tag)
Mundipharma GmbH
Tilidin + Naloxon
z Kps. Tilidalor Kps., 50 St., N3, 24,79/0,5 200±600 90,00
Hexal AG (bei 300 mg/Tag)
z Ret. Valoron N Retard 50/4 mg, 82,89/0,83 100±600 99,60
100 St., N3, Pfizer GmbH (bei 200 mg/Tag)
a
Pentazocin (Btm-pflichtig)
z Kps. Fortral, 100 St., N3, 61,46/0,61 150±400 109,80
Aventis Pharma, (bei 300 mg/Tag)
50 mg
z i.m. Fortral, 10 ´ 1 ml, N1, 26,75/2,68 4±8 ´ 30 482,40
Aventis Pharma, (bei 6 ´ 30 mg/Tag)
1 ml = 30 mg
Pethidin (Btm-pflichtig)
z Trpf. Dolantin, 20 ml, N1, 18,41/0,92 150±500 100,00
Aventis Pharma D GmbH, (bei 300 mg/Tag)
1 ml = 50 mg
Anhang 16.2 Zentral wirksame Analgetika (Opioide)
z
455
456
Morphin
z Ret. M Beta 100, 100 St., N3, 50,43/0,5 2 ´ 100±400 30,00
Betapharm Arzneimittel (bei 2 ´ 100 mg/Tag)
GmbH
16 Schmerztherapie
Piritramid
z i.v./i.m. Dipidolor, 5 ´ 2 ml, N1, 16,08/3,22 3 ´ 15 289,80
Janssen-Cilag GmbH,
2 ml = 15 mg
Buprenorphin
z s.l. Temgesic Forte sublingual, 85,46/1,71 0,8±1,6 153,90
50 St., N2, (bei 1,2 mg/Tag)
Essex Pharma GmbH,
1 Tbl.= 0,4 mg
Oxycodon
z Ret. Oxygesic 10 mg, 100 St., N3, 114,39/1,14 20±80 102,60
Mundipharma GmbH (bei 40 mg/Tag)
Anhang 16.3 Stark wirksame Analgetika (Btm-pflichtig)
z
457
458
Amitriptylin
z Filmtbl. Amitriptylin ret 25 mg, 16,11/0,16 25±150 19,20
100 St., N3, (bei 100 mg/Tag)
Hexal AG
16 Schmerztherapie
Amitriptylinoxid
z Tbl. Amioxid Neuraxpharm 30, 19,26/0,19 30±90 17,34
100 St., N3, (bei 90 mg/Tag)
Neuraxpharm Arzneimittel
Doxepin
z Kaps. Doxepin Beta 25, 100 St., N3, 19,70/0,2 10±100 18,00
Betapharm Arzneimittel GmbH (bei 75 mg/Tag)
Clomipramin
z Filmtbl. Clomipramin 25 VCT 22,72/0,23 25±100 20,70
100 St., N3, (bei 75 mg/Tag)
CT-Arzneimittel GmbH
Imipramin
z Drg. Tofranil 25, 100 St., N1, 22,76/0,23 25±150 20,70
EURIM Pharm (bei 75 mg/Tag)
17 Untersuchungsmethoden
in der Neurologie
Volker Limmroth
460 z 17 Untersuchungsmethoden in der Neurologie
Mit Hilfe des EEG wird die spontane elektrische Aktivitåt des
Gehirns registriert. Im pathologischen Fall unterscheidet man
3 Arten von Abnormitåten:
z eine Ønderung des Grundrhythmus mit Verlangsamung des
sonst çblichen a-Rhythmus (8±12 Hz) in dem Bereich von
Zwischenwellen und Deltawellen (4±7 Hz, bzw. < 4 Hz),
z fokale Aktivitåt entweder in Form umschriebener Grund-
rhythmusverlangsamung oder erhæhter Krampfbereitschaft,
z Anzeichen erhæhter Krampfbereitschaft in Form einer foka-
len Dysrhythmie, 3/s-Spike-wave-Muster oder andere Formen
der Krampfaktivitåt.
z Nachteile. Das EEG ist nicht spezifisch fçr den Nachweis einer
Epilepsie oder anderer Erkrankungen und verliert mit zuneh-
mend besserer Bildgebung an Bedeutung.
17.1.5 Elektronystagmographie
17.1.6 Posturographie
17.2 Ultraschall
17.2.2 Duplexsonographie
17.3.1 Liquordiagnostik
z Untersuchungsmethoden
z Zellzahl: leicht erhæht bei chronisch-entzçndlichen Erkran-
kungen (multiple Sklerose, Lues, Aids), mittelgradig erhæht
bei viralen Infektionen, massiv erhæht bei eitrigen Infektio-
nen (Meningokokken, Pneumokokken, Håmophilus).
z Zelldifferenzierung: lymphozytåre Pleozytose bei Virusinfek-
tionen, granulozytåre Pleozytose bei bakteriellen Infektionen,
Tumorzellen bei Meningiosis.
z Eiweiûbestimmung: Eiweiûwerte çber 40 mg/l sprechen bei
normaler Zellzahl fçr ein Guillain-Barr-Syndrom. Liquorei-
weiû erhæht bei Meningitis, Polyneuritis, tuberkulæser Me-
ningitis und einer Reihe von Autoimmunerkrankungen.
z Bestimmung des Liquorzuckers: Liquorzucker erniedrigt im
Verhåltnis zum Serumzucker bei tuberkulæser Meningitis.
z Elektrophoretische Auftrennung der Liquorproteine, Bestim-
mung von Serum-/Liquor-Quotienten: Gibt Auskunft çber den
Zustand der Blut-Hirn-Schranke und immunologischer Reak-
tionen sowie autochthoner Immunglobulinsynthesen. Insbe-
sondere das Auftreten sog. oligoklonaler Banden spricht fçr
immunologische Reaktionen, die MS-typisch sind.
z Mikrobiologie, Virologie, PCR-Diagnostik: Versuch des Nach-
weises von Bakterien, Tuberkeln und in seltenen Fållen Vi-
ren. Wichtig zum Nachweis von Kryptokokken bei Aids-Pa-
tienten. Viele Erreger kænnen heute sehr sensitiv durch PCR-
Techniken bestimmt werden (z. B. Herpesviren).
z Bestimmung des Liquor-Laktats bei bakteriellen Infektionen
erhæht.
470 z 17 Untersuchungsmethoden in der Neurologie
17.3.2 Biopsien
z Muskelbiopsie
Muskelbiopsien werden bei Verdacht auf eine Muskelkrankheit,
die anders nicht zugeordnet werden kann, durchgefçhrt. Sie
dient der Differenzierung zwischen Muskeldystrophien und
Myositiden, innerhalb der Myositiden zwischen behandelbaren
und nicht behandelbaren Myositiden.
z Nervenbiopsie
Selten notwendig, sie dient der diagnostischen Zuordnung einer
peripheren Neuropathie (fçhrt selten zu therapeutischen Kon-
sequenzen, nur wenn eine inflammatorische Neuritis diagnosti-
ziert wird).
z Hirnbiopsie
Die in der Regel stereotaktisch durchgefçhrte Hirnbiopsie wird
bei Tumoren, deren Artdiagnose nach CT und MR nicht gestellt
werden kann, durchgefçhrt, bevor eine Therapie eingeleitet
wird. Andere Indikationen sind Vorliegen von Abszessen oder
v. a. Slow-Virus oder Prioneninfektion.
a 17.4 Bildgebende Verfahren z 471
17.3.3 Genanalysen
17.4.1 Ræntgenleeraufnahmen
17.4.2 Myelographie
17.4.3 Computertomographie
z Indikation. Die CT ist bei allen Patienten mit einem akut auf-
getretenen neurologischen fokalen Defizit, mit akut aufgetrete-
nem schwerem Psychosyndrom, Zustand nach Schådel-Hirn-
Trauma, erstmals aufgetretenen epileptischen Anfållen, beim
ischåmischen Infarkt, Verdacht auf Subduralhåmatom und Ver-
dacht auf Hirndruck (Stauungspapille) angebracht. Wichtig ist
immer zu beachten, dass die im CT gefundenen Ønderungen
auch mit den klinischen Symptomen des Patienten korrelieren
(eine Arachnoidalzyste fçhrt nicht notwendigerweise immer zu
Kopfschmerzen).
17.4.5 Angiographie
17.4.6 Positronenemissionstomographie
z Nachteile. Die PET ist extrem aufwendig und teuer. Die Strah-
lenbelastung erlaubt nur 2 Untersuchungen pro Jahr.
Sachverzeichnis
Um den praktischen Nutzen dieses Buches zu erhæhen, sind die Seitenzah-
len der Seiten fettgedruckt, auf denen die Verschreibungsdetails der jeweili-
gen Substanz zu finden sind.
Clustermigråne 17 Depression 83
CMV 309 Dermatomyositis 322
Coenzym Q10 368 Dermoide 78
Cogan-Syndrom 413 Desipramin 158, 241, 242
Coiling 108 Desmin 332
Colitis ulcerosa 322 Desmopressin 248
Commotio cerebri 23 Desmopronin 189
Computertomographie (CT) 472 Detrusoraktivitåt 247
± Spiral-CT 472 Detrusor-Sphinkter-
COMT-Inhibitoren 176, 182 Dysenergie 247
COX-2-Antagonisten 435 Devic's Syndrom 250, 225, 402
Coxsackie-Viren 290, 297, 358 Dexamethason 293, 315
Critical-Illness-Neuropathien 268 Dextrane 71
CSA 325 DHC 443
Cubitus valgus 423 Diabetes mellitus 99, 104, 260
Cupulolithiasis 68 3,4-Diamino-Pyridin
GTP-Cyclohydrolase 202 (3,4-DAB) 328
Cyclophosphamid 229, 250, 255, Diaphanoskopie 44
275, 277, 326 Diarrhæ 292, 375
Cyclosporin-A 275 Diåt, kupferarme 223
Cymeven 316 Diazepam 124, 148, 245, 248
Cytarabin 382 Dibenzepin 242
Dichteminderung, periventri-
kulåre 165
D
Diclofenac 432, 453
Dantrolen 123, 244, 245, 248, 256, Didanosin (DDI) 308
350, 397 diffusion weighted imaging
Daraprim 316 (DWI) 473
Deafferentierungsschmerz nach Digitalis 83, 123
Zahnextraktion 28, 31 Digitalisglykoside 154
Decarboxylasehemmer 175 Dihydrocodein 443, 454
Degeneration a-Dihydroergocryptin 212
± hepatolentikulåre 207 ± Dosierung 177
± kortikobasale 169, 186, 190 Dihydroergotamin 48
± ± Klinik 190 Dihydrokodein 442
± olivopontozerebellåre (OPCA) Diltiazem 323
188, 189 Dimenhydrinat 70, 85, 87
± spinozerebellåre 151 Dimercaprol 223
± striatonigrale (SND) 188 Diphtherie 415
Dehydratation 152, 153 Diplopie 327
Djerine-Sottas 279 Dipyridamol 104
Dekontraktionshemmung 348, 353 Disopyramid 123
Demenz 151 Dissekate 37
± frontotemporale 151, 163 ± A. carotis 37
± ± Klinik 163 ± A. vertebralis 37
± vaskulåre 95, 109, 164 Dissektion 98
a Sachverzeichnis z 483
Dissoziation, zytoalbuminåre 271 Dystonie
Disulfiram 123 ± L-Dopa-sensitive 169
Diuretika 98 ± oromandibulåre 206
Domperidon 46, 70, 172, 181 Dystonieformen
Donepezil 157, 167 ± fokale und segmentale 206
± Dosierung 160 ± ± Blepharospasmus 206
L-Dopa 174, 175, 201, 204, 212 ± ± oromandibulåre Dystonie 206
Dopa-Decarboxylase- ± ± Schreibkrampf 206
Inhibitor 172 ± ± Torticollis 206
Dopamin 102, 174 ± generalisierte 169, 204
Dopaminagonisten 83, 176, 181 ± ± Klinik 204
± Nebenwirkungen 181 Dystonien 201
Dopaminsynthese 204 ± generalisierte 202
Dopamintransporter 172 ± L-Dopa-sensitive 202
Doppelbilder 80, 403 Dystrophie 346
Doppler, transkranieller 66 ± distale 344
Doppler-Sonographie 66, 94 ± okulopharyngeale 331, 342
± extrakranielle 467 Dystrophin 332, 335
± transkranielle 468 Dystrophinopathien 331
dorsal root entry zone coagulation ± Typ Becker-Kiener 333
(DREZ) 451 ± Typ Duchenne 333
Dorsalganglien 368
Doxazosin 249
E
Doxepin 16, 54, 185, 242
Doxycyclin 305 E605 320
Dranginkontinenz, Therapie 189 early onset cerebellar ataxia
Dravet-Syndrom 144 (EOCA) 370
Drehschwindel 70, 75 EBV 297
Drop attacks 113, 118, 120 Edrophoniumchlorid 321
DRPLA 377 Edrophoniumtest 321
Duplexsonographie 66, 94, 467 Eigenblutpatch 33
Durafistel 289 Einschlusskærperchen 343
Durchblutungsstærungen, vertebro- ± zytoplasmatische 361, 380
basilåre 63 Einschlusskærper-Myositis 331, 360
Dysarthrie 73, 367, 381 Elektroenzephalographie
Dysåsthesie 438 (EEG) 121, 153, 460
Dysferlin 332, 336 ± 3/s-Spike-wave-Muster 460
Dysfunktion, erektile 261, 264, Elektrolytstærungen 201
380 Elektromyographie (EMG) 461
Dyskinesie 181, 200, 201 Elektronystagmogramm 77
± tardive 210 Elektronystagmographie 65, 83,
Dysphagie 327, 343, 376 367, 465
Dysplasie, fibromuskulåre 38 Eletriptan 8, 9, 51
Dysproteinåmien 259 Embolie, kardiale 93, 97
Dysregulation, orthostatische 118, Emerin 332
264, 379 Emery-Dreifuss-Syndrom 331, 341
484 z Sachverzeichnis
Repeat S
± CAG-repeat-Erkrankung 393
± GAA-Repeat 368 Salbengesicht 171
± GCG-Repeat 343 Salbutamol 357
APC-Resistenz 97 Sandimmun 325
Restharnbestimmung 189 Sandoglobin 315
Restless-Legs-Symptomatik 266 Sarkoglykane 332
Restless-Legs-Syndrom 169, 200 Sarkoidose 322
± Klinik 200 Sartane 99
Retinadegeneration 377 Sauerstoff 19, 56
± pigmentåre 370 Såurepitol 263
Retinitis pigmentosa 279, 372, Scapula alata 340
374 Schådel-Hirn-Trauma (SHT) 23,
Retrobulbårneuritis 226, 402 127, 152, 289
Retrovir 315 Schallleitungsschwerhærigkeit 413
Rezeptor Schellong-Test 189
± VLA-4-Rezeptor 236 Schilddrçsenerkrankung 152, 421
± 5-HT1B/D-Rezeptoren 6, 9 Schilddrçsenhormone 153
± GABAA-Rezeptoren 139 Schilddrçsenunterfunktion 241
± NMDA-Rezeptoren 139 Schilling-Test 259
Rhabdomyolyse 362 Schirmer-Test 410
Rhinorrhæ 25, 26 Schlafattacken 120
Rhizotomie 450 Schlafdrang, imperativer 120
Riboflavin 11 Schlaflåhmung 120
Riesenpotenziale 387 Schlafmittel/Sedativa 154
Riesenzellarteriitis 39 Schlaf-Wach-Rhythmus 155
Rifabutin 317 Schlaganfall 93
Rigor 170 ± Primårpråvention 98
Riluzol 389, 400 ± Risikofaktoren 99
rimmed vacuoles 343, 361 ± Sekundårpråvention 105
Rinne-Test 413 ± Therapie 98
Rivastigmin 157, 167 Schleifendiuretika 323
± Dosierung 159 Schleudertrauma der Halswirbel-
Rizatriptan 8, 9, 50 såule 81
Robertson-Phånomen 299 Schluckstærung 73
Rocephin 291, 292 Schlundkråmpfe 210
Rolando-Epilepsie 116 Schmerz
Romberg-Stehversuch 80 ± postoperativer 442
Ropinirol 213 ± neuropathischer 240
± Dosierung 178 ± -Therapie 240, 437
Rufinamid 143 ± ± additive 445
Ruhetremor 171, 196, 197 ± ± invasive 450
Rumpfataxie 70 ± ± bei Knochenmetastasen 448
Schrankenstærung 287
Schreibkrampf 206
Schwannome 427
a Sachverzeichnis z 499
Schwarzwerden vor Augen 64 Spaltlampe 208
Schwerhærigkeit 372 Spaltlampenuntersuchung 172
Schwindel 63 Spannungskopfschmerzen 13
± akuter 66 ± chronische 14
± Anamnese 65 ± Diagnose 14
± chronischer 65 ± Klinik 14
± phobischer 63, 84 ± Therapie 15
± Schwankschwindel 65 Spastik 243
Scopoderm TTS-Membran- Spåtdyskinesien 210, 447
pflaster 85 Speichelsekretionsstærungen 408
Scopolamin 85, 90 Sphinkter, urethraler 247
Sedativa 83 Sphinkterparese 247
Sedierung 108 Spinalanåsthesie 33
Sehnenspindel 64 Spinalganglien 305
Sekundårpråvention 105 Spinalparalyse, spastische
Sekundårprophylaxe 104 (SPG) 299, 394
Selegelin 182, 214, 389 ± autosomal dominante Formen,
± Dosierung 179 Genlokus 2p21-p24 395
Senataxin 370 ± autosomal rezessive
Sepsis 286 Formen 395
Serotoninagonisten (5-HT1B/D- ± X-chromosomal-rezessive
Agonisten) 9, 70 Formen 395
Serotoninwiederaufnahmehemmer Spiral-CT 472
(SSRI) 15, 182, 447 Spirochåten 296, 304, 408
Sertralin 185, 241, 242, 447 Spironolacton 347
Shy-Drager-Syndrom 188 Spontannystagmus 71
Siderophagen 106 ± nicht erschæpflicher 73
Simpson-Test 321 sporadic adult-onset ataxia
Single-Photonen-Emissions- (SAOA) 379
Computer-Tomographie spreading depression 6
(SPECT) 172 Sprechstærungen 294
± IBZM-SPECT 172 Stammganglien 106
Sinus-cavernosus-Fistel 17 Staphylokokken 290, 292, 358
Sinusitiden 43 Status epilepticus 124
Sinusitis 5 Status, nonkonvulsiver 153
± akute 45 Stauungspapille 33, 402
Sinusitis maxillaris 28 Stavudin (D4T) 308, 315
Sinusvenenthrombose 5, 33, 35 Steele-Richardson-Olszewski-
Sjægren-Syndrom 260, 322 Syndrom 185
Skalenussyndrom 423, 428 Stepper- und Bçgeleisengang 278
Sklerodermie 359 Steroidmyopathien 338
Skotome 121 Sterol-27-Hydroxylase 375
Sluder-Syndrom 4 Steven-Johnson-Syndrom 130
Sneddon-Syndrom 322 Stimmbandlåhmung 392
Sodium-Valproat 135 Stiripentol 143
± Dosierung 136 Storchenbein 278
500 z Sachverzeichnis