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11/08/2021 Geschlechtergerechte Sprache: Von innen, unnen und onnen | 

ZEIT ONLINE

Geschlechtergerechte Sprache

Von innen, unnen und onnen


Wird die Welt gerechter, wenn man die Sprache umbaut? Die Grüne
Annalena Baerbock will sogar Gesetzestexte gendern. Auf diese Weise
wird das Deutsche immer "länger". Unser Autor Zé do Rock hat einen
Gegenvorschlag.

Von Zé do Rock
4. August 2021, 16:49 Uhr / Editiert am 6. August 2021, 18:15 Uhr / DIE ZEIT Nr. 32/2021, 5. August 2021 /
130 Kommentare
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EXKLUSIV FÜR ABONNENTEN

Auch das Sternchen ist nicht viel wert: Wieso kriegen Männer ein Wort,
Frauen gerade noch ein Suffix, während sich die Diversen mit einem
mickrigen Sternchen beziehungsweise Rülpser begnügen müssen? © [M]
ZEIT ONLINE; Hanka Steidle, Reiner Ohms/​plainpicture

Was der FC Bayern in der Bundesliga ist, ist Deutsch in der Textlänge. Ich habe
mal die Länge sämtlicher europäischer Nationalsprachen gemessen, und
Deutsch war in allen Texten unangefochten die Nummer eins. Das scheint
zunächst etwas verwunderlich, sind doch die grundsätzlichen Wörter im
Deutschen meist einsilbig: Baum, Stamm, Ast. Aber es kommen die
Deklinationen hinzu, die unökonomische Rechtschreibung – das deutsche Wort
"tschechisch" hat 6 Laute, genau wie das tschechische ceský, dafür braucht der
Tscheche 5 Buchstaben, der Deutsche 11 –, und dann ist da noch eine gewisse
Vorliebe für bürokratische Sprache. So schreibt man zum Beispiel gern
"geschlossen", wo doch "zu" so einfach wäre.

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Nun ist Deutsch nicht immer länger als Englisch. Auf einem Schild könnte zum
Beispiel stehen:

Only for Tourists

Nur für Touristen

Beide Sprachen brauchen dafür 15 Buchstaben. In letzter Zeit ist jedoch eine
Bewegung entstanden, die dafür kämpft, dass Englisch dem Deutschen in
puncto Länge nie mehr das Wasser reichen kann. Sie möchte Deutsch doppelt
so lang machen, davon ausgehend, dass "tourists" und "Touristen" nie das
Gleiche bedeutet haben, obwohl es in jedem deutsch-englischen Wörterbuch so
steht. Ihrer Meinung nach bedeutet "tourists" die gesamte reisende
Bevölkerung, "Touristen" hingegen nur die Hälfte davon, nämlich die
männliche. Trifft man auf eine Gruppe reisender Menschen, hat man es folglich
gleich mit zwei Gruppen zu tun: den Touristen. Daher soll es jetzt heißen:

Nur für Touristen

das beste aus z+

Kultur
Literatur
Zehn Bücher, die das Leben verändern
[https://www.zeit.de/2021/27/literatur-lebensentscheidende-lektuere-buecher-glueck]

Das sind genau doppelt so viele Buchstaben, 30. Die Genderisten meinen, man
könne das durchaus auch abkürzen, und zwar so: Nur für Touristen – lediglich
19 Buchstaben und 1 Sternchen, und das Sternchen bewerkstellige obendrein
die Inklusion aller sonstigen Geschlechter. Was aber, wenn auf dem Schild
"Bauern" stünde? Dann würde das zu "Bäuer" – aber Moment mal, es heißt doch
nicht "der Bäuer"! Wo ist das "a" für den Mann abgeblieben? Da müsste dann
doch eher "Ba*ä*uer" stehen, nicht wahr?

Nein, sagt der Rat für deutsche Rechtschreibung, in diesem Fall schreibe man
es besser aus, "Bauern". Das Problem ist: Nichtgenderisten würden nie sagen,
ein transsexueller Bauer sei kein Bauer, nur weil er nicht heterosexuell ist, aber
Genderisten tun das. Nach ihrer eigenen Logik diskriminieren sie Lesben,
Dragqueens und Asexuelle, die völlig ignoriert und unerwähnt bleiben. Und
auch das Sternchen ist nicht viel wert: Wieso kriegen Männer ein Wort, Frauen
gerade noch ein Suffix (sind sie eben doch Männerderivate, wie Eva von
Adam?), während sich die Diversen mit einem mickrigen Sternchen
beziehungsweise Rülpser begnügen müssen? Mit diesen Verdoppelungen und
Sonderzeichen wird die Sprache zudem für Ausländer, die erwägen, Deutsch zu
lernen, noch komplizierter und abschreckender.

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Genderismen sah man schon in den letzten Jahrzehnten, aber da


konzentrierten sie sich noch auf Universitäten und linke Medien. Inzwischen
begegnet man ihnen in den Hauptmedien, und selbst die Duden-Online-
Redaktion verlässt die Wissenschaft und wird ideologisch. Auch das Grünen-
Baerbock-Bärli möchte das Grundgesetz um einiges länger machen
[https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-08/gendern-grundgesetz-
gleichberechtigung-verfassung-sprache-frauen-maenner-sexualitaet], ohne
mehr Inhalt, bei ihr war es aber schon immer ideologisch. Nun, die Duden-
Redaktion will nicht mehr die Wörterwelt beschreiben, wie sie ist, sondern wie
sie ihrer Meinung nach sein soll. Bis jetzt war es selbstverständlich, dass die
Deutschen die Menschen aus Deutschland sind und die Brasilianer die
Menschen aus Brasilien. Nun sagt der Duden: Ist nicht so. Die Deutschen sind
zwar die Menschen aus Deutschland, weil es nun mal keine Deutschinnen gibt.
Aber die Brasilianer sind nicht mehr die Menschen, sondern nur noch die
Männer aus Brasilien. Wenn man also sagt, die Brasilianer tanzen gern, ist das
eine glatte Lüge, da die meisten brasilianischen Männer lieber Bier trinken als
tanzen.

Ich erinnere mich nicht besonders gern an meine


Kindheit in einer frommen Baptistenfamilie, und zu
den Gründen gehören die vielen Tabu-Wörter, die es
stets zu vermeiden galt. Heute beherrscht diese
Wortfrömmigkeit nach und nach die ganze Welt.
Dieser Artikel stammt aus der Mohren, Zigeuner, Eskimos werden als Wörter
ZEIT Nr. 32/2021. Hier
können Sie die gesamte
verboten, wobei die Ersatzwörter selten der
Ausgabe lesen. Wirklichkeit entsprechen. Beispielsweise heißt nur
[https://premium.zeit.de/abo/ einer von mehreren Eskimostämmen Inuit. Als Inuit
diezeit/2021/32]
bezeichnet zu werden gefällt vielen Eskimos und
Eskimösen überhaupt nicht. Da will man Leute
schützen, die solchen Schutz oft gar nicht wollen. So protestiert etwa ein Sinti-
Verein: Wir sind Sinti, und wir sind Zigeuner, aber wir sind doch keine "Sinti
und Roma", verdammt noch mal! Und gegen das Gendern sind nach den mir
bekannten Umfragen auch die meisten Frauen, nicht nur die meisten Männer.
Trotzdem setzt es sich allmählich durch, wie Sand im Getriebe. Außerdem
kriegen die Tausenden Genderbeauftragten gutes Geld, also müssen sie zeigen,
dass sie dafür auch arbeiten. Wie bei vielen Volksbewegungen, die sich in
Richtung Autoritarismus entwickeln, ist, ganz grob gesagt, am Anfang ein
Drittel dafür (Schutz muss sein!), ein zweites Drittel wittert, dass das eine
Mehrheit sein oder werden könnte, und schließt sich in vorauseilendem
Gehorsam an. Ja, und dem letzten Drittel bleibt nur übrig, zähneknirschend
mitzumachen.

Wäre das Ganze eine wirklich freie Entscheidung für die Bürger, wie sie sich
ausdrücken, wäre es kein großes Thema. Die einen würden "die Brasilianer

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innen außen und sonst wo" sagen, die anderen nur "die Brasilianer" und damit
eben die Leute aus Brasilien meinen, wie schon immer. Aber so funktioniert das
nicht. Vermutlich wird man schon bald jedes Wort, das irgendwie einen
Menschen beschreibt, mit einem Innen versehen müssen, sonst gilt man als
Sexist, Chauvinist und Sonstist.

Das Sternchen ist zu billig


Jedenfalls ist das Sternchen zu billig, da muss auch ein Suffix für Diverse her,
ich würde sagen: -UNNEN. Und wenn man spezifisch männliche Studenten
meint und der Kontext nicht weiterhilft, muss man "männliche Studenten"
sagen. Die armen Männer haben kein Suffix und sollten eins einfordern: ich
schlage -ONNEN vor, da O schon oft fürs Männliche steht. So könnten die
Anwesenden auf einer europäischen Bürgermeisterkonferenz wie folgt begrüßt
werden:

Englisch: Dear mayors (and mayoresses, wenn’s sein muss, muss es aber selten),

Französisch: Chers maires,

Spanisch: Caros alcaldes,

Deutsch: Sehr geehrte Bürgerinnen-, Bürgeronnen- und Bürgerunnenmeisterinnen,


Bürgerinnen-, Bürgeronnen- und Bürgerunnenmeisteronnen und Bürgerinnen-,
Bürgeronnen- und Bürgerunnenmeisterunnen!

Der deutsche Teil ist somit länger als der aller anderen Sprachen zusammen.
Und wieder geben Genderistenen*onnen*unnen eine Kürzungsempfehlung ab,
am besten mit unterschiedlichen Sonderzeichen, damit es ja nicht langweilig
wird: Sehr geehrte
Bürger#innen~onnen+unnen/meister&innen%onnen§unnen!

So brauchen die Deutschen in der abgekürzten Fassung nur noch 48 Zeichen,


plus 8 Sonderzeichen.

Es gab einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung, der war von oben bis unten
durchgegendert, aber dann kam ein Satz wie dieser: "Nach Meinung der
Archäologen und Historiker ist diese Theorie noch nicht bewiesen". Gegendert
hätte es "nach Meinung der Archäologen, Archäologinnen, Historiker ..." heißen
müssen. Aber der Schreiber wollte ja nur sagen, dass die Theorie noch nicht
bewiesen ist, und nicht, dass Gruppen verschiedener Arten von Experten eine
Meinung haben – die Aussage wäre praktisch eine andere. Außerdem wäre der
Eindruck entstanden, man rede von vier Berufsgruppen und nicht von zwei.
Das ist die Krux an dieser Bewegung: Statt sie zusammenzubringen, trennt sie
jedes Mal Männer und Frauen, wie in streng religiösen Schulen. Die Religion
kommt jetzt aus einer ganz anderen Ecke. Anstatt das Geschlecht belanglos
werden zu lassen, betont man es mit dem Gendern in jeder Zeile.

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Thema

Gendergerechte Sprache
Gendern
Gendern ist schön
[https://www.zeit.de/zeit-magazin/2021/30/gendern-sprachwandel-moral-aesthethik-schoenheit]

Politisch korrekte Sprache


Müssen wir nun den Schwarzwald umbenennen?
[https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-07/politisch-korrekte-sprache-gendern-identitaetspolitik-theo-

sommer-5vor8]

Gendern im Grundgesetz
Das Parlament darf gendern
[https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-08/gendern-grundgesetz-gleichberechtigung-verfassung-

sprache-frauen-maenner-sexualitaet]

Es ist richtig: Männer haben die Welt lange Zeit beherrscht, mit der wenig
überraschenden Folge, dass sich in der Sprache (nicht nur der deutschen) viele
Elemente niedergeschlagen haben, die man als sexistisch bezeichnen könnte.
Es fängt schon mit dem Wort "Mensch" an, das von "männisch" kommt, wobei
es hier besser dasteht als das englische "man", das "Mann" und "Mensch"
bedeutet, sodass man den Witz erzählen kann: "After man, the most intelligent
animal is the chimpanzee." – "Really? And the woman comes third?" Dafür ist im
Deutschen die Sache weiblich – und das Weib sächlich. Das Wort "Frau" kommt
von einer maskulinen Bezeichnung, "fro", was wiederum "Herr" hieß. Die
"Person" ist weiblich, immerhin, bloß, diese Silbe "son" – sollte es nicht besser
"Pertochter" heißen?

Ich finde nicht, dass man die ganze Sprache derart verkomplizieren sollte, um
sprachliche Gleichstellung zu erlangen, zumal diese ohnehin nicht automatisch
zur Lösung der sonstigen Probleme von Frauen und Diversen führt. Aber wenn
sich die Genderistenen*onnen*unnen durchsetzen sollten: Gäbe es nicht
einfachere Lösungen? Doch, die gäbe es. Sie würden die deutsche Sprache sogar
erleichtern und verkürzen. Zur Vermeidung der Innen-Orgie könnte man das
"innen" schlichtweg abschaffen. Dann gibt es die ganze Suffixerei nicht mehr –
wie im Englischen: "die Bäcker, die Studenten" schließen zwangsläufig alle
Geschlechter ein.

Der Singular, würden Genderisten einwenden, ist auf Deutsch aber immer noch
männlich: der Bäcker, der Student. Wie lässt sich das beheben? Von der Logik
her wäre "das" der Artikel der Wahl, er macht aber die Leute irgendwie zu
Sachen: Das gute Bäcker begrüßt immer das Kunde. Meinetwegen könnte man
statt eines generischen Maskulinums getrost ein generisches Femininum

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einführen: "Die gute Bäcker begrüßt immer die Kunde". Ich glaube, die meisten
Männer könnten damit leben, und kein Mensch wäre gezwungen, sich zu
beteiligen. Oder man verwendet das generische Femininum im Januar und das
Maskulinum im Februar?

Benutzt man den Plural und meint nur ein Geschlecht, sagt man "weibliche"
oder "männliche" dazu. Die einzige Komplikation wären Wörter mit -er am
Ende: Wie kann man "die Bäcker" im Singular von "die Bäcker" im Plural
unterscheiden? Man könnte es so lassen, weil immer noch die Konjugation des
Verbs Aufschluss gibt (sie kocht/sie kochen), man könnte aber auch im Plural
ein -s hinzufügen, wie im Plattdeutschen oder Niederländischen. Die Bäcker:
Singular, die Bäckers: Plural.

Ein anderes Detail wäre noch der unbestimmte Artikel: Soll man "eine Bäcker"
sagen? Das macht es nur länger. Am besten, man ändert den Artikel "eine" in
"a". Das gibt es nicht nur im Englischen, sondern auch in süddeutschen
Dialekten. A Bäcker, a Student. Plus einheitliche, undeklinierbare
Neutraladjektive, mit -e am Ende: a fleißige Fahrer, die fiese Täter – weiblich
wie männlich, und damit ist auch Schluss mit der verdeckten
Männerdiskriminierung durch die beliebte Auslassung des *innen bei
"Verbrechern" oder "Terroristen".

Das Ultradeutsch forte


Alternativ zum Artikel "die" könnte man auf das häufigste Wort in den
deutschen Dialekten zurückgreifen: "de", das nicht deklinierbar wäre und auch
als Pronomen fungieren würde. Also hieße der backende Mann "der Bäcker",
die Frau: "die Bäcker", der Mensch: "de Bäcker", Plural für alle: "die Bäckers" –
"Man sollte nur zu de Arzt gehen, wenn es ernst ist, weil, wenn es nicht ernst
ist und man geht zu de Arzt, macht de was Ernstes draus".

Eine etwas radikalere Reform wäre die mit den Endungen -a, -i, -o,
entsprechend dem von mir eingeführten Ultradeutsch forte: Man nimmt das
Stammwort "back", fügt ein -a hinzu, und man hat eine Frau: die Backa.
Männliche Bäcker sind Backos, und alle zusammen sind Backis. Um Wirrnisse
wie Ba/äuris oder Franzo/ösis zu vermeiden, schaffen wir bei den neuen
Wörtern den Umlaut ab. So wird’s einfacher statt komplizierter. Die Bauris.
Franzo*ös*is? Nein, Franzosis. Oder direkt aus dem Originalwort France, wie
ich das immer tu: Francis. Studas, Studos, Studis – "Studis" gibt es eh schon.
Und man könnte diese Endungen gleich als Ersatz für -menschi verwenden.
Eine Frau, die Bus fährt, wäre a Bussa, eine Busfrau, ein Mann a Busso, und die
Stadtwerke müssten nicht nach "Busfahrer" suchen, sondern einfach nach
Bussis.

In meinem Ultradeutsch forte gibt es nur einen bestimmten Artikel, "die",


undeklinierbar, wie im Afrikaans, und nur einen unbestimmten, "a", wobei ich

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Annika Schleu
"Es war eine ausweglose Situation"
[https://www.zeit.de/2021/33/annika-schleu-olympia-2021-pferd-kritik-moderner-fuenfkampf]

Corona-Test
Das ist die Impfpflicht durch die Hintertür
[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-08/corona-tests-bund-laender-beschluss-impfpflicht-

bundesregierung]

Hostelbetreiber Bedpark
Hostelbetten für Obdachlose
[https://www.zeit.de/2021/31/bedpark-hostel-hamburg-obdachslose-corona-notfallunterkunft]

Mehr Abotexte [https://www.zeit.de/exklusive-zeit-artikel]

vor Vokal "ein" schreibe: a Patient, ein Arzt. Wie auf Englisch "a banana, an
apple". Und man kann auf das Suffix verzichten, wenn der Sinn schon klar ist
und kein Konsonant folgt: Die Deutschi trinkt weniger Schnaps als die Russ
(statt "Russi").

Ansonsten wimmelt es nur so von Ungerechtigkeiten in dieser Welt. Die Löwis


fressen die Gazellis, und keine Gazellidemo wird das je verhindern können.
Natürlich kämpfen zahlreiche Gruppen dafür, dass sie selber – oder auch
andere – nicht ungerecht behandelt werden, und das kann man nur begrüßen.
Aber oft schafft der Versuch, Missstände zu beseitigen, mehr Probleme als die,
die gelöst werden sollten. So hat man versucht, die Ungerechtigkeit der
Klassensysteme aus der Welt zu räumen, und im Sowjetkommunismus gelang
das halbwegs, um den Preis, dass letztendlich alle arm waren. Was das
Einkommen betrifft, verdienen die Deutschis mehr als die Portugalis, die
wiederum mehr verdienen als die Congis, und die Belgas (Frauen) mehr als die
Senegalos (Männer). Die Weißis verdienen mehr als die Nichtweißis, Wessis
mehr als Ossis, Protestantis mehr als Katholikis, Anwaltis mehr als Putzis – jede
Menschi verdient, aus den unterschiedlichsten Gründen, mehr oder weniger als
die Andris.

Es wird sogar beklagt, dass die Schauspielos in Hollywood mehr verdienen als
die Schauspielas. Das mag damit zu tun haben, dass die Protagonistis in
historischen Filmen meistens Männer sind, von Alexander über Bach, Kant,
Picasso bis Stalin. Klar, Frauen hatten in einer männerdominierten Welt kaum
Chancen, aber die Vergangenheit lässt sich nicht umgestalten. Ferner scheint es

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mehr Drehbuchos als Drehbuchas zu geben, sonst wären die fiktiven Heldis
nicht vorwiegend männlich. Aber soll man Dschingis Khan nun mit Sandra
Bullock besetzen?

Und wenn alles nach Quoten gehen soll: Über ein Jahrhundert lang regierten in
Deutschland weiße Männer, seit gefühlten Jahrzehnten eine weiße Frau, als
Nächstes muss a schwarze Transsexuelli Bundeskanzli werden. Der Fußballo
Boateng ist nicht zufällig transsexuell? Möglich natürlich, dass ihm Talent und
Erfahrung fürs Regieren fehlen, aber er hätte wenigstens die richtige Farbe, und
wenn er kein Transsexuell ist, na ja, er könnte es sich ja noch überlegen.

Der Schriftsteller und humoristische Sprachkritiker Zé do Rock wurde 1956 in Porto


Alegre, Brasilien, geboren. Seitdem er in den Neunzigerjahren nach Deutschland zog,
hat er nicht aufgehört, sich über die deutsche Sprache zu amüsieren. Eine in seinem
"Wunschdeutsch" verfasste Variante dieses Artikels kann man auf
www.zedorock.net/genda.pdf [http://www.zedorock.net/genda.pdf] lesen.

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