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CARNIOLA
Geleitet von
και να 3-4
LAIBACH 1908
C3
1
V.1 , no. 3-4
CA
INHALT
Kleine Mitteilungen
M215551
IV
Literaturbericht
Textabbildungen
Tafeln
Der berühmte Held von Güns, über dessen Aufkommen und Tod
wie zum Zeichen , daß ihm das Geschick nur eine große Episoden
-
rolle gegönnt habe keine sicheren Nachrichten vorliegen , lebt in
dem Andenken aller Nationen . Gleichwohl ist diesem Manne , einem
Typus der ausgezeichneten serbischen Kriegsmänner in ungarischen und
deutschen Diensten , noch keine erschöpfende selbständige Lebens
beschreibung gewidmet worden. Viele , die seiner gedenken, verwech
seln ihn sogar bisweilen mit einem gleichnamigen Verwandten.¹ Das
Verdienst, der Tätigkeit und den Schicksalen des Jurišić zuerst gerecht
geworden zu sein , gebührt unstreitig Géza von Csergheö , der in
verschiedenen Aufsätzen, besonders 1887 in der „ Ungarischen Revue " ,
ein reichhaltiges Material zur Biographie des Günser Helden zusam
mengebracht und verwertet hat. Seither ist , wenn ich nicht etwa
3
fremdsprachige Beiträge übersehen habe , über Jurišić keine
wesentlich ergänzende Mitteilung erfolgt , so daß es vielleicht nicht
unerwünscht erscheinen könnte , wenn ich hier einige von Csergheö
nicht verwertete Nachrichten veröffentliche , die mir gelegentlich amt
licher Nachforschung über den bekannten Zeitgenossen und Gefährten
6
Vgl. Hormayrs Taschenbuch 1827 S. 179.
* Bisher unbekannt. Überliefert in der Reichsregistratur Kaiser Karls V,
Band 14 Fol. 73'74, Wiener Staatsarchiv.
8 Abschrift im Hofkammerbuch 1 , Fol . 53 ' des Wiener Staatsarchivs.
9 Diese ist erst zwei Jahre vorher , gleichfalls für hervorragende
Kriegsdienste, an Siegmund Hermann Franzos verpfändet worden. Original
revers vom 21. April 1531 im Wiener Staatsarchiv.
10 König Ferdinand bewilligt der Kammer ddo . Leoben , 10. Oktober
1531 , mit Jurišić zu verhandeln , daß er St. Veit am Pflaum an Hieronymus
OTLIAO
143
damals in Schrift und Sprache noch nicht völlig mächtig war , sonst
hätte er jene Urkunde - die wie alle von ihm ausgestellten Reverse
durchwegs in deutscher Sprache verfaßt ist -- in der Textsprache
unterzeichnet.
Der Revers von 1528 ist aber auch wegen des daran hängenden
Siegels außerordentlich interessant. Offenbar ist bisher überhaupt
kein Siegel des Jurišić aus der Zeit vor seiner Erhebung in den
Freiherrenstand bekanntgeworden , sonst hätte sich Csergheö nicht
auf Vermutungen darüber beschränken müssen , wie das Stamm
wappen der Familie zusammengesetzt gewesen sei.18 Hier haben wir
nun einen prächtigen , in grünem Wachse - die Rotwachsfreiheit
erhielt Jurišić erst im Jahre 1530 -
– ausgedrückten Abdruck eines im
Jahre 1527 angefertigten Stempels. Die Technik des Siegelschnittes
läßt es außerordentlich wahrscheinlich werden , daß der Stempel in
Wien hergestellt worden ist. Wenigstens weist die Mode , die Um
schrift auf einem fliegenden Bande anzubringen , sehr deutlich auf
gleichzeitige Wiener Beispiele hin.19 Hier zeigt sie sich übrigens
bereits in ihrer letzten, manierierten Entwicklungsform : das Flattern
des Bandes ist so übertrieben zum Ausdruck gebracht , daß man
sich die einzelnen Buchstaben der Umschrift nur mit Mühe aus dieser
und jener Falte zusammenzustellen vermag. Die Legende beginnt
links in der Mitte und lautet folgendermaßen : NICLAS IVRESCHITCH
• RITER . 1527. Der Schild ist geteilt , oben ein Rabe , unten ein
Skorpion ; auf dem gekrönten Helm kehren beide Wappentiere
wieder. Interessant ist, daß Jurišić diesen Stempel nachmals offen
bar verloren hat , denn sowohl in seinem 1530 zu Augsburg als in
dem 1533 zu Linz ausgestellten Revers heißt es im Texte ausdrück
lich, daß er sein eigenes „ Insiegel nicht bei Handen " habe und beide
mal siegelt für ihn Ritter Hans Hofmann zum Gruenpühl. Durch
die Erhebung in den Freiherrenstand und die gleichzeitig erfolgte
Wappenvermehrung - mit dem Symbol der Feste Güns - ist über
haupt die Anfertigung eines neuen Stempels zur Notwendigkeit
geworden. Ich kenne aber nur einen einzigen , leider schwachen
Abdruck eines späteren Stempels , der sich auf einem Berichte des
I
1538 April 21 , Prag.
Juritschitz Bestallung über die oberist Veldhaubtmanschafft
der fünff niederösterreichischen Lannde.
Wir Ferdinand etc. Bekhennen , als wir hievor den edln unnsern lieben
getrewen Niclass Juritschitz Freyherrn zu Günss , unnsern Rat und Camrer,
zu obristem Veldthaubtman unnsrer fünff niderösterreichischen und der
windischen Lannde bestellt unnd aufgenomben , so haben wir uns doch
yetzo von newen ainer Bestallung der öberisten Veldthaubtmanschafft
halben unnsrer fünff niderösterreichischen Lannde mit ime verglichen . Also
wann wir oder unnser Lanndtschafften ainen Veldtzug in oder aus unnsern
niderösterreichischen Lannden mitsambt denselben unnsern Lanndtschafften
oder anndern unnserm Kriegsfolgkh zu thuen fürnemen, das er sich dann
auf unnser Erforderung als öbrister Veldthaubtman berürter unnser nider
österreichischen Lannde an die Ort, dahin es von Nötn sein wirdet, wider
menigclich , niemanndt ausgenomen , gehorsamlich und guetwillig brauchen
lassen soll, unnsern und unsrer Lanndt unnd Leute Nuz, Eer unnd Pesstes
treulichen bedenckhen, ratn und fürdern , Schaden unnd Nachtaill warnnen
unnd fürkummen nach seinem höchsten Verstanndt und Vermügen , wie
unnser genedig Vertrawen zu im steet. Unnd auf solhe Bestallung haben
wir ime zu Diennst unnd Wartgelt für alles jarlich zwayhundert Gulden.
reinisch , in Müntz zu raiten, aus unnserm Hofzalmaisterambt raichen und
bezallen ze lassen bestimbt unnd bewilligt. Unnd wann er aber auf unnser
Erforderung in das Veldt mit den Lannden unnd unnserm zugeordentem
Kriegsfolckh zu ziehen beschiden und gebraucht wirdet, so solle ime nach
volgunde Bestallung angeen : nemlich auf sein Person zwayhundert Gulden
reinisch für Tafflgelt, item auf sechzehen gerüsste Pherdt, auf yedes zehen
Gulden , auf vier Trumetter ain yeden zweliff Gulden , acht Trabannten
yeden acht Gulden, zwen Wägen unnd bey ainem yeden vier Wagenpherdt,
auf ain Pherdt fünff Gulden , ain Caplan zehen Gulden unnd ain Tul
metschen auch zehen Gulden , alles reinisch in Müntz, thuet fünffhundert
zwenunddreissig Gulden reinisch monatlich , durch unnsern verordenten
Kriegszalmaister bezallt werden unnd das Wartgelt der zwayhundert Gulden
mitler Zeit solhes Veldtzugs still steen. Das alles wir ime durch unnser
sonnder Bevelh zu bezallen verordnen wellen. Unnd wann wir sein Person
in solher obristen Veldthaubtmanschaft veränndern wolten oder sonnst zu
hallten lennger nit von Nöten wär , so wellen wir ime das alzeit ain
Quottember zuvor verkhünden. Dergleichen wo ime solhe Veldthaubtman
schafft lennger zu verwesen aus eehafften Ursachen ungelegen oder er
Krannckhait halben nit lennger dabey beleiben oder diennen möchte, solle
er unns des auch ain Quottember zuvor anzaigen . Ongeverde mit Urkhundt
dits Briefs . Geben Prag am xxi Tag Apprillis anno etc. im xxxviii .
Eingetragen im Hofkammerbuch (Hs. suppl. 384 des k. u . k . Haus-,
Hof- und Staatsarchivs in Wien) Bd . 3 , fol . 45 ′ -
– 46 .
II
1538 April 24 , Prag.
Wir Ferdinandt etc. Bekhennen offenlich mit dem Brieve , das wir
den edin unnsern lieben getrewen Niclasen Juritschitz Freyherrn zu Gynns,
unnsern Rat , Camrer und öbristen Veldthaubtman unnserer fünff nider
österreichischen Lannde , in Ansehung seiner Redlichait unnd Schicklichait,
darinn wir ine bisheer erkhendt , unnd aus sondern Gnaden , so wir zu
ime tragen , zu unnserm Lanndshaubtman in Crain aufgenomen unnd
bestellt haben. Thuen das auch hiemit wissentlich und in Chrafft diz Briefs
also : das er von dem ersten Tag negstkhunfftigs Monats May an ze raiten
hinfüran biss auf unnser Wolgefallen unnser Lanndshaubtman in Crain
sein , durch ein ersame unnser Lanndtschaft daselbst unnd sonnst von
menigclich darfür gehalten unnd geert werden [solle] . Welhem Ambt
er auch nach seinem pessten Verstandt und Vermügen treulich unnd
vleissig vorsein , unnsern und gemaines Lannds Nutz und Frummen
fürdern , Schaden unnd Nachtail warnen und wennden und alles annders
handln , thuen unnd lassen solle, das ain getrewer Lanndshaubtman seinem
Herrn unnd gemainem Lanndt zu thun schuldig ist. Er solle auch khain
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Das Land Krain war seit jeher ein wichtiger Faktor im Verkehre
zwischen dem Meere und dem weiteren Inlande . Schon zu Beginn
des ersten christlichen Jahrhunderts zog eine römische Heerstraße von
Aquileja durch das Wippachtal über das Emporium Nauportus (Ober
laibach) weiter in der Richtung gegen Celeia und zu den Donauprovinzen .
Bald um diese Zeit bestand jedenfalls auch eine sekundäre Verbindung
aus Tergeste über Präwald - Landol nach Oberlaibach , also ungefähr
in der Richtung der späteren Hauptkommerzialstraße Kaiser Karl VI .
Es kamen dann andere Zeiten . Der Schauplatz der Geschichte wurde
über Mitteleuropa und in der Richtung zur Nord- und Ostsee erweitert ,
wodurch die östlichen und nördlichen Adrialänder allmählich in den
Hintergrund traten . Damit schwand auch die Bedeutung dieser Länder