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KompetenzCentrum Wirtschaft Mensch & Tier

Lehrgangsunterlagen

Lehrgang: Schulhund im Einsatz (IHK)

Modul 1

Einsatzmöglichkeiten und Grenzen eines


Schulhundes

Referent
& fachliche Leitung: mag.jur. Benjamin Kirmizi
info@hundeschulzentrum.de | www.hundeschulzentrum.de

Projektleitung: Juliette Behrens


juliette.behrens@potsdam.ihk.de | Tel. 0331 2786 278

BHV e. V. Christiane Backes


Kooperation: christiane.backes@hundeschulen.de | Tel. 06192 9581 136
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Allgemeine Einführung

1. Gliederung des Zertifikatlehrgangs und der hundspezifischen Ausbildung

a) Zertifikatslehrgang Schulhund im Einsatz IHK

- Module 1-6
- Klausuren
- Zertifikat IHK für den Hundeführer

=> Theorie für den Hundeführer

b) Eignungstest und Ausbildung für den Hund


- findet statt in einem BHV-anerkannten Praxisbetrieb
- standardisierter Eignungstest nach einheitlichen Prüfkriterien durch Praxisbetrieb
- Erarbeitung der praxisrelevanten Felder in einem Tätigkeitskatalog in mind. 40 Stunden vor
Ort mit dem Praxisbetrieb
- Zertifikat BHV für Hund (und Hundeführer)

=> Praxis für Hund und Hundeführer

2. Allgemeine Einführung tiergestützter Intervention

a) Entstehungsgeschichte tiergestützte Intervention


- Wegbereiter Kinderpsychotherapeut Boris m. Levison mit Hund „Jingels“
b) Begriffsklärung USA
- AAA: Animal Assisted Activities, Form der tiergestützten Therapie, soll Lebensqualität
der Menschen verbessern,
- AAT: Animal Assisted Theraphy, Zielgerichtete Intervention, Bestandteil professioneller
Fachkräfte, Einsätze werden dokumentiert und vor Hintergrund ihrer Zielsetzung
evaluiert
c) Begriffsklärung deutschsprachiger Raum
keine einheitlichen Begrifflichkeit, keine anerkannte stahlt. Ausbildung, tiergestützte Intervention
derzeit Zusatzangebot im Grundberuf

- TG A: Tiergestützte Aktivität, erfolgt durch Personen mit und ohne Ausbildung, in der Regel
keine Dokumentation, Ziel ist die Verbesserung des Wohlbefindens von Menschen, zB.
Besuchsdienste
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- TG F: Tiergestützte Förderung, erfolgt durch Personen unterschiedlicher Qualifikationen,


führen trainiertes Tier mit sich und protokollieren Aktivitäten, meist mehrmaliges
Angebot, Ziel ist der Entwicklungsfortschritt bei Kindern und Patienten in Rehabilitation

- TG T: Tiergestützte Therapie, erfolgt durch qualifizierte Therapeuten oder Personen mit


einschlägiger Ausbildung gem. des Therapiekonzeptes, dokumentierter Therapieplan
mit Zieldefinitionen, Ziel ist die Lebensgestaltungskompetenz von Menschen mit
psychisch-physischen Störungen

- TG P: Tiergestützte Pädagogik, Durchführung von Personen mit pädagogischer Ausbildung,


dokumentierter Einsatz mit ausgebildeten Tieren, Ziel ist die Stärkung der sozio-
emotionalen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen

d) Allgemeine Einwirkungsbereiche
- Kognition und Lernen
- Wahrnehmung
- Motorik und Körpergefühl
- Emotionalität
- Sprache und Kommunikation
- Soziabilität

3. Der Schulhund

a) Begriffsklärung Schulhund - Schulbesuchshund - Therapiehund


- Schulhund:
wird von einem Pädagogen (zB. Lehrer) innerhalb seiner Arbeit eingesetzt
- Schulbesuchshund (Schulbegleithund):
wird von einer Schulexternen Person zur Unterstützung des Pädagogen eingesetzt (Definition
Österreichisches Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur)
- Therapiehund:
therapeutischer Einsatz des Hundes innerhalb der Schulzeit (zB. Ergotherapie), der Hund wird
nicht pädagogisch eingesetzt

b) charakterliche und optisch/körperliche Vorraussetzungen des Hundes


- charakterliche Faktoren wichtiger als optisch/körperliche Faktoren
- Charakter: ruhiges freundliches Wesen, Interessiert am Menschen, verträglich mit Kindern,
geringe Aggressionsbereitschaft, wenig Stressempfindlich, emphatisch, keine Angst vor
Umweltreizen (Geräusche, optische Reize usw.), wenig bellfreudig, keinen ausgeprägten
Herdenschutztrieb, guter Grundgehorsam
- optisch/körperlich: wenig Speichelproduktion, mittlere Größe, sichtbare Augen, helles Fell

c) Gesundheit
- Einsatz nur wenn der Hund vollständig gesund ist
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- regelmäßige medizinische Kontrolle notwendig


- Impfungen und Vorsorge notwendig
- regelmäßige Körperpflege (z.B. Fell, Krallen)

d) Haltung
- Familienanschluss wichtig
- häufige Kontaktmöglichkeiten zu Bezugspersonen
- aufgaben spezifisches Training

4. Der Hundeführer

- Grundwissen über Bedingungen und Prozesse des Schulhundeinsatzes


- Grundwissen in der Kynologie
- Unterstützung seines Umfeldes
- gute Bindung/Beziehung zum Hund
- Berücksichtigung ethischer und rechtlicher Aspekte
- regelmäßige Fortbildung

5. Die Institution

- Rücksprache mit Leitung


- Akzeptanz des Kollegiums
- Konzepte regelmäßig an den neusten Stand anpassen
- Eltern / Angehörige informieren
- Gesundheitsamt informieren
- Haftpflichtbedingungen prüfen
- örtlich/logistische Voraussetzungen schaffen

6. Die Schüler

- organisierter und begrenzter Kontakt


- Grundregeln etablieren
- Freiwilligkeit bewahren
- Mitverantwortung stärken
- Allergien und gesundheitliche Faktoren berücksichtigen

7. Aufgabenfelder des Schulhundes

- unterschiedliche Aufgabenfelder möglich, der Hund soll die allgemeine Erziehung und Bildung
unterstützen
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- Einsatz im Klassenverband:
Wirkung als sozialer Katalysator, Entspannung im Klassenverband, praktische und theoretische
Wissensvermittlung mit hoher Motivation, Spiegelt Stimmung im Klassenverband wieder,
dadurch Indikator für die Lehrkraft/Pädagoge
- Kleingruppen oder Einzelarbeit:
spezifischere Aufgaben wie Förderung der Motorik, der Wahrnehmung, soziale und emotionale
Entwicklung, Sprachtraining

8. Wirkung des Schulhundes

- Mars-petcare-Studie 2013, Besser Lernen mit Bello: Abbau von Stresshormonen beim
Streicheln eines Hundes
- positive Förderung der Klassengemeinschaft durch Aufbau von Beziehungen der Kinder
untereinander, da gemeinsame Aktivitäten in ihrer Häufigkeit zunehmen (vgl. Ortbauer)
- durch den Hund ausgelöste Motivation, Entspannung und Konzentration verbessert Lern- und
Sozialverhalten
- introvertierte Kinder werden in ihrem Anliegen gefördert
- extrovertierte Kinder werden in Impulskontrolle und Rücksichtnahme gefördert
- Verbesserung der Beziehung zwischen Lehrer/Pädagoge und Schüler durch gemeinsame
Interaktion mit dem Hund, Lehrperson wird in einem anderen sozialen Zusammenhang erlebt
- Stärkung von sozialem Verhalten durch Spiegelung des Hundes in der Interaktion
- Stärkung des Selbstbewusstseins durch Sorge und Pflege des Hundes (vgl. Vanek-Gullner)
- Positive Wirkung auf das Schulklima
- Bedingungslose Annahme des Kindes, da Hunde keine Wertung von kultureller oder ethischer
Herkunft machen, sowie keine Wertung bei Aussehen oder Verhalten machen
- Entspannung und Beruhigung der Schüler durch den Körperkontakt zu einem Hund.
- Stärkung des Einfühlungsvermögens
- bessere Leistungen in nonverbaler Kommunikation(vgl.Vanek-Gullner)
- Partnerschaft mit einem Hund sensibilisiert für den Nächsten
- Interaktion mit einem Hund lassen emphatische Ressourcen lebendig werden
- Positive Wirkung auf den Lernerfolg, da durch die Verbesserung der Beziehung von Schülern
und Lehrperson sowie des Klassen- und Schulklimas wird der Lernerfolg erhöht
- Gewaltprävention, da Kinder durch Führung eines Hundes die Impulskontrolle und konstruktiven
Umgang mit den eigenen Aggressionen üben kann

9. Belastungsgrenzen und Grenzen des Einsatzes

- Streß und Angst bei Hund oder Kindes beachten, ggf. Einsatz abbrechen
- Störung des Immunsystems, Allergien, gesundheitliche Beeinträchtigungen des Kindes
- akute Erkrankungen, Infektionen in der Einrichtung kein Einsatz möglich
- Krankheit und Läufigkeit des Hundes kein Einsatz möglich
- je nach Hund 1 Stunde Einsatz pro Tag, max. 2 Einsätze pro Woche
- Einsätze vorher genau planen, Zieldefinitionen festlegen

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