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Freie und Hansestadt Hamburg

Behörde für Schule und Berufsbildung

Schriftliche Abiturprüfung
Schuljahr 2018/2019

Biologie
auf erhöhtem Anforderungsniveau

an allgemeinbildenden gymnasialen Oberstufen

Haupttermin
Donnerstag, 11. April 2019, 09:00 Uhr

Unterlagen für die Lehrerinnen und Lehrer

Diese Unterlagen sind nicht für die Prüflinge bestimmt.

Diese Unterlagen enthalten:

1. Allgemeines
2. den Rückmeldebogen für die Zweitdurchsicht
3. Hinweise für die Auswahl der Aufgaben
4. Hinweise für das Korrekturverfahren
5. den Erwartungshorizont und die Bewertungskriterien für jede Aufgabe

1. Allgemeines 1
• Weisen Sie bitte die Schülerinnen und Schüler auf die allgemeinen Arbeitshinweise am Anfang
der Schülermaterialien hin.
• Die Schülerinnen und Schüler kennzeichnen alle Prüfungsunterlagen mit ihrem Namen. Auf dem
Deckblatt vermerken sie zusätzlich die Kursnummer.
• Die Arbeitszeit beträgt 300 Minuten. Eine Lese- und Auswahlzeit von 30 Minuten ist der Arbeitszeit
vorgeschaltet. In dieser Zeit darf noch nicht mit der Bearbeitung der Aufgaben begonnen werden.
• erlaubte Hilfsmittel: Taschenrechner (nicht programmierbar, nicht grafikfähig), Zeichenhilfsmittel,
zugelassene Formelsammlung, Rechtschreibwörterbuch

1
Hinweise zu den Erleichterungen für neu zugewanderte Schülerinnen, Schüler und Prüflinge bei Sprach-
schwierigkeiten in der deutschen Sprache finden sich auf S. 2.

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Erleichterungen für neu Zugewanderte


Entsprechend der „Richtlinie über die Gewährung von Erleichterungen für neu zugewanderte
Schülerinnen, Schüler und Prüflinge bei Sprachschwierigkeiten in der deutschen Sprache“ (MBlSchul
Nr. 08, 7. Oktober 2016, S. 60) werden für die betroffenen Prüflinge die folgenden Erleichterungen
gewährt:
• Die Bearbeitungszeit wird um 30 Minuten auf 330 Minuten erhöht.
• Ein nicht-elektronisches Wörterbuch Deutsch – Herkunftssprache / Herkunftssprache – Deutsch
wird bereitgestellt.

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2. Rückmeldebogen für die Zweitdurchsicht

Bitte umgehend ausfüllen und

a) an die Schule faxen 2, die die externe Zweitdurchsicht übernimmt,

oder ggf.

b) an die Kollegin/den Kollegen geben, die/der die interne Zweitdurchsicht übernimmt.

Information für die Zweitdurchsicht

Fach:
Biologie auf erhöhtem Anforderungsniveau Kurs-Nummer: _________

Bearbeitet wurden die folgenden Aufgaben:


Aufgaben-Nr. Anzahl

I von Prüflingen

II von Prüflingen

III von Prüflingen

2 Faxnummern siehe: https://www.hamburg.de/bsb/sekundarstufe-2-abitur/

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3. Aufgabenauswahl
• Die Lehrkraft erhält drei Aufgaben (I, II und III) zu unterschiedlichen Schwerpunkten und reicht
diese an die Schülerinnen und Schüler weiter.
• Die Schülerinnen und Schüler erhalten alle Aufgaben (I, II und III).
• Die Schülerinnen und Schüler überprüfen anhand der Seitenzahlen, ob sie alle Unterlagen
vollständig erhalten haben.
• Sie wählen zwei Aufgaben aus und bearbeiten diese.
• Sie vermerken auf der Reinschrift, welche Aufgabe sie bearbeitet haben (I, II oder III).

4. Korrekturverfahren
• Die Korrekturen werden gemäß der gültigen „Richtlinie für die Aufgabenstellung und Bewertung
der Leistungen in der Abiturprüfung“ (Abiturrichtlinie) vorgenommen.
• Die für den Unterricht zuständige Lehrkraft korrigiert die Arbeiten unter Kennzeichnung ihrer
Vorzüge und Mängel, der richtigen Lösungen und der Fehler, bewertet jede Arbeit mit einer
Punktzahl und fertigt ein Gutachten an. Die Randbemerkungen der Referentin/des Referenten sind
Teil des Gutachtens. Auf diese kann im Gutachten Bezug genommen werden. Jede Arbeit wird
sodann von einer zweiten Fachlehrkraft – i. d. R. einer Lehrkraft der gleichen Schule –
durchgesehen, die sich entweder der Bewertung durch die für das Fach zuständige Lehrkraft
anschließt oder ein ergänzendes Gutachten mit abweichender Bewertung anfertigt (siehe
Erstkorrekturbogen und Zweitdurchsichtbogen). Der Zweitdurchsichtbogen wird nur dann
angelegt, wenn die Bewertung der Zweitdurchsicht um mindestens einen Notenpunkt abweicht.
Beträgt die Differenz der im Erstgutachten und in der Zweitdurchsicht erteilten Punktzahlen mehr
als drei Punkte, wird ein Drittgutachten angefertigt (Drittkorrekturbogen).
• Die Bewertungsbögen sind als Download hier zu finden:
https://www.hamburg.de/bsb/sekundarstufe-2-abitur/3834884/artikel-rueckmelde-bewertungsboegen/
Benutzername: bsb.hera@HH; Passwort: zentralepruefungen
• Zu den Zeitvorgaben, den Warnmeldungen, der externen Zweitdurchsicht und dem weiteren
Verlauf des Verfahrens siehe den „Ablaufplan für die Durchführung der schriftlichen
Prüfungen“ (veröffentlicht: https://www.hamburg.de/bsb/sekundarstufe-2-abitur/).

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Beispiel – Bewertungsbögen

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5. Erwartungshorizonte und Bewertungen


I. Hinweise zur Bewertung

Jeder Aufgabe sind 50 Bewertungseinheiten (BE) zugeordnet. In allen Teilaufgaben werden nur ganze
BE vergeben. Insgesamt sind 100 BE erreichbar. Bei der Festlegung von Notenpunkten gilt die
folgende Tabelle:

Erbrachte Leistung Erbrachte Leistung


Notenpunkte Notenpunkte
(in BE) (in BE)
≥ 95 15 ≥ 55 7
≥ 90 14 ≥ 50 6
≥ 85 13 ≥ 45 5
≥ 80 12 ≥ 40 4
≥ 75 11 ≥ 33 3
≥ 70 10 ≥ 27 2
≥ 65 9 ≥ 20 1
≥ 60 8 < 20 0

Für die Erteilung der Note ausreichend (5 Punkte) ist mindestens erforderlich, dass die Schülerinnen
und Schüler annähernd die Hälfte der erwarteten Gesamtleistung und über den Anforderungsbereich I
hinaus Leistungen in einem weiteren Anforderungsbereich erbracht haben. Es ist erforderlich, dass je
nach Aufgabenstellung

• Sachverhalte korrekt wiedergegeben und in Teilen korrekt angewendet werden,


• einfache Fachmethoden korrekt beschrieben und in Teilen korrekt angewendet werden,
• vorgegebene Kommunikations- und Darstellungsformen korrekt angewendet werden,
• einfache Bezüge aufgezeigt werden und
• die Darstellung erkennbar geordnet und sprachlich verständlich ist.

Für die Erteilung der Note gut (11 Punkte) ist mindestens erforderlich, dass die Schülerinnen und
Schüler annähernd vier Fünftel der erwarteten Gesamtleistung sowie Leistungen in allen drei
Anforderungsbereichen erbracht haben. Dabei muss die Prüfungsleistung in ihrer Gliederung, in der
Gedankenführung, in der Anwendung fachmethodischer Verfahren sowie in der fachsprachlichen
Artikulation den Anforderungen voll entsprechen. Es ist erforderlich, dass je nach Aufgabenstellung

• Sachverhalte und Fachmethoden korrekt dargestellt und in abgegrenzten Gebieten korrekt


angewendet werden,
• Kenntnisse und Fachmethoden stellenweise zur Lösung von Problemen selbständig
herangezogen werden,
• Kommunikations- und Darstellungsformen korrekt angewendet und in Teilen selbständig
ausgewählt werden,
• Bezüge hergestellt und Bewertungsansätze wiedergegeben werden und
• die Darstellung in ihrer Gliederung und Gedankenführung klar strukturiert und
nachvollziehbar ist sowie den allgemeinen und fachsprachlichen Anforderungen voll
entspricht.

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Die zwei voneinander unabhängigen Aufgaben der Prüfungsaufgabe werden jeweils mit 50
Bewertungseinheiten bewertet. Die erbrachte Gesamtleistung ergibt sich aus der Summe der
Bewertungseinheiten in den beiden Aufgaben.

Bei erheblichen Mängeln in der sprachlichen Richtigkeit und der äußeren Form sind bei der
Bewertung der schriftlichen Prüfungsleistung zudem je nach Schwere und Häufigkeit der Verstöße bis
zu zwei Notenpunkte abzuziehen. Dazu gehören auch Mängel in der Gliederung, Fehler in der
Fachsprache, Ungenauigkeiten in Zeichnungen sowie falsche Bezüge zwischen Zeichnungen und Text.

II. Erwartungshorizont

Bei den auf den folgenden Seiten dargestellten erwarteten Schülerleistungen handelt es sich um
Lösungsskizzen. Oft sind aber Lösungsvarianten möglich, die in der Skizze nur zum Teil beschrieben
werden konnten. Grundsätzlich gilt deshalb, dass alle Varianten, die zu richtigen Lösungen führen, mit
voller Punktzahl bewertet werden, unabhängig davon, ob die gewählte Variante in der Lösungsskizze
aufgeführt ist oder nicht.

Kursiv gedruckte Passagen sind Hinweise an die korrigierenden Lehrkräfte. Sie sind nicht Bestandteile
der erwarteten Schülerleistung.

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Aufgabe I RNA-Interferenz
Schwerpunktthema: Molekulargenetik und Gentechnik

Lösungsskizze Zuordnung
Die Lösungsskizze versteht sich hinsichtlich des Inhalts als Anregung für eine Bewertung. Bewertung
Andere sinnvolle Lösungen sind adäquat zu bewerten.
Der Prüfling… I II III

a) …beschreibt den biologischen Nutzen und den Ablauf der Genregulation 11


bei Prokaryoten an einem selbstgewählten Beispiel:
Biologischer Nutzen (am Beispiel des Operon-Modells):
Das Operon-Modell erklärt das An- und Abschalten von Genen, deren
codierte Proteine nur nach Bedarf synthetisiert werden. Dank der
Genregulation können die Bakterien flexibel auf die Umweltbedingungen
reagieren, wodurch Stoffwechselwege effektiver, störungsfreier und
regulierbarer ablaufen können.
Ablauf der Substratinduktion am lac-Operon:
− Die Transkription von enzymatischen Proteinen im abbauenden
Stoffwechsel wird im Bakterium erst gestartet, wenn das umzusetzende
Substrat zahlreich in der Zelle vorhanden ist (in diesem Fall: Lactose).
− Das Operon besteht aus Promotor, Operator und Strukturgenen.
− Der Promotor bezeichnet die Bindungsstelle für die RNA-Polymerase,
an der die Transkription der lac-Gene beginnt.
− Der Operator ist die Region des Operons, an der entschieden wird, ob
die Transkription startet oder nicht. Er ist der eigentliche An- und
Ausschalter der Transkription der lac-Gene.
− Es folgen die drei Strukturgene (lac Z, lac Y und lac A), die für drei
Enzyme codieren, die für den Abbau von Lactose verantwortlich sind.
− Dem lac-Operon vorgeschaltet ist ein Regulatorgen, das für einen
Repressor codiert.
− Dieser Repressor setzt sich passgenau an die Operator-Region des lac-
Operons und blockiert die RNA-Polymerase.
− Ist ausreichend Laktose vorhanden, setzt sich ein Laktosemolekül an das
allosterische Zentrum des Repressors und blockiert ihn. Durch seine
veränderte Struktur kann sich der Repressor nun nicht mehr an die
Operator-Region anlagern. Die Transkription der drei Strukturgene wird
somit ermöglicht. Es entstehen die zum Lactoseabbau notwendigen
Enzyme.
− Durch die Aktivierung der Strukturgene sinkt die Lactosekonzentration
in der Zelle.
Hinweis: Die Darstellungen des Ablaufs der Endproduktrepression oder
anderer Genregulationsmechanismen sind ebenso möglich und adäquat zu
bewerten.

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b) …erklärt, wie mit Hilfe der RNA-Interferenz die Genexpression bei 10


Eukaryoten reguliert werden kann (Material 1):
Die Stilllegung der Gene mittels RNA-Interferenz beruht auf der
Verhinderung der Translation, indem die spezifische mRNA zerstört wird.
− dsRNA wird im Zellkern gebildet und gelangt in das Zytoplasma.
− Dort wird die dsRNA vom Enzym Dicer in siRNA (kurze
doppelsträngige RNA-Stücke) gespalten.
− Der Doppelstrang der siRNA wird vom Enzymkomplex RISC in
Einzelstränge getrennt.
− Ein siRNA-Einzelstrang ist komplementär zu einer Teilsequenz einer
bestimmten mRNA im gleichen Genom, deren Expression verhindert
werden soll.
− Der folgende Schritt findet am RISC-Enzymkomplex statt: Der
Einzelstrang der siRNA bindet als Erkennungssequenz an den zu
unterdrückenden Bereich der komplementären mRNA.
− Der zu unterdrückende mRNA-Strang wird in kleinere mRNA-Stücke
zerschnitten, so dass keine Translation an den Ribosomen mehr möglich
ist.
Hinweis: Im Gegensatz dazu wird bei der Genregulation bei Prokaryoten
(vgl. Aufgabe a) die Transkription verhindert.

c) …wertet die Ergebnisse des Fütterungsexperiments aus (Material 2) und 10 7


erläutert, wie der Schutz vor Insekten bei beiden gentechnisch
veränderten Kartoffelpflanzen (ACT 21 und ACT 2) funktioniert:
Auswertung der Ergebnisse des Fütterungsexperiments:
Abbildung 2.3:
Die drei Bilder zeigen die Fraßspuren an den Blättern der Kartoffelpflanze
am dritten Tag.
- Von dem in der Natur vorkommenden Wildtyp-Blatt wurde relativ viel
gefressen, sodass es an vielen Stellen durchlöchert ist.
- Dagegen weist die Blattfläche des gentechnisch veränderten
Chloroplasten-Typs (ACT 21) nur wenige Fraßspuren auf (12 kleine
Löcher).
- Das Blatt des Zellkern-Typs (ACT 2) ist fast so stark geschädigt wie das
Wildtyp-Blatt.
Abbildung 2.4:
Das Kurvendiagramm zeigt die Überlebensrate der Kartoffelkäferlarven
über 9 Tage.
- Die Kartoffelkäferlarven, die von der Wildtyp-Kartoffelpflanze
gefressen haben, leben nach 9 Tagen noch zu 90%.
- Die Anzahl der Kartoffelkäferlarven auf der ACT 2-Kartoffelpflanze
(Zellkern-Typ) sinkt in den ersten drei Tagen auf ca. 85%, bis zu Tag 9
sinkt die Überlebensrate noch leicht auf ca. 82%.
- Die Anzahl der Kartoffelkäferlarven, die von der ACT 21-

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Kartoffelpflanze (Chloroplasten-Typ) gefressen haben, sinkt nach 3


Tagen auf ca. 85%. Danach fällt sie ab auf 40% überlebende Larven an
Tag 4. Nach 5 Tagen sind alle Kartoffelkäferlarven gestorben.
Abbildung 2.5:
Diese Grafik zeigt, wie sich das Gewicht der Kartoffelkäferlarven in mg
über die Fütterungsdauer von 7 Tagen verändert.
- Es wird deutlich, dass die Larven, die vom Wildtyp fressen, immer
schneller an Gewicht gewinnen. Zuletzt verdreifachen diese Larven ihr
Gewicht innerhalb von zwei Tagen (von Tag 5 (20mg) auf Tag 7
(60mg).
- Die Larven, die von der ACT 2-Kartoffelpflanze gefressen haben,
nehmen innerhalb der ersten 5 Tage vergleichbar mit den Larven vom
Wildtypversuch zu, kommen an Tag 7 allerdings nur auf ein Gewicht
von ca. 40 mg.
- Die Larven des ACT 21-Kartoffelpflanzenversuchs nehmen innerhalb
der ersten drei Tage zunächst auch zu, jedoch weniger als Wildtyp- und
Zellkerntyp-Larven. An Tag 5 sind bereits alle Larven gestorben.
Abbildung 2.6:
Aus dieser Abbildung lässt sich ablesen, wie viel β-Actin (in µmol) in den
Darmzellen der Larven aus den drei verschiedenen Versuchsgruppen bis
zum dritten Versuchstag hergestellt wurde.
- Die Menge des synthetisierten β-Actins im Darmtrakt der Larven, die
vom Wildtyp gefressen haben, zeigt den „Normalwert“ von ca. 3,6 µmol
an.
- An Tag 3 wird im Darmtrakt der Larven, die vom Zellkerntyp (ACT 2)
gefressen haben, vergleichsweise (Wildtyp) nur die Hälfte des β-Actins
synthetisiert, ca. 1,8 µmol.
Bei den Larven, die vom Chloroplasten-Typ (ACT 21) gefressen haben,
konnte nur 1 µmol β-Actin synthetisiert werden.
Insektizide Wirkung der ACT21-Kartoffelpflanze (Chloroplasten-Typ):
− Die Larve frisst von der gentechnisch veränderten Kartoffelpflanze. Das
heißt, mit den Blättern frisst sie das „Insektizid“ in Form einer
doppelsträngigen RNA des ACT-Gens, die die ACT 21-Kartoffelpflanze
in ihren Chloroplasten transkribiert hat.
− Die dsRNA wird nicht schon in der Pflanzenzelle gespalten, da die
Chloroplasten keine Dicer- und RISC-Enzymkomplexe haben.
− Über ihren Darm nimmt die Larve die dsRNA auf.
− Ihre körpereigenen Enzyme Dicer + RISC spalten die dsRNA
(vergleiche Aufgabe b) in siRNA.
− Das komplementäre siRNA-Stück lagert sich an ihre eigene mRNA für
Actin an. Folge: Die mRNA wird von RISC so zerschnitten, dass keine
Translation mehr stattfindet. Es kann kein neues β-Actin in den
Darmzellen synthetisiert werden.
− Der Larve fehlt zu viel von dem Strukturprotein β-Actin, das einen
wesentlichen Baustein des Zytoskeletts im Zellplasma darstellt.

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− Gerade in der Wachstums- und Entwicklungsphase, in der die Larve sich


befindet, hat dieser „kleine“ Proteinmangel, insbesondere in den
Darmzellen, tödliche Folgen. Nach fünf Tagen sind offensichtlich
lebenswichtige Funktionen, z.B. Transport von Stoffwechselprodukten,
ohne ein funktionierendes Zytoskelett außer Kraft gesetzt: Keine Larve
überlebt.
Insektizide Wirkung der ACT2-Kartoffelpflanze (Zellkerntyp):
- Beim Zellkerntyp wird die dsRNA bereits im Zytoplasma der
Pflanzenzelle gespalten, da dort Dicer- und RISC-Enzymkomplexe aktiv
sind.
- Die Larven nehmen also wesentlich weniger dsRNA auf als bei der
ACT21-Kartoffelpflanze, wodurch die Larven nicht lebensbedrohlich
beeinflusst werden.
- Zudem zeigen sich die von den Larven möglicherweise aufgenommenen
Spaltprodukte in Form von siRNA-Molekülen weniger toxisch bzw.
wirksam als dsRNA-Moleküle.
- Die Synthese des β-Actins ist somit nur um die Hälfte gehemmt. Die
geringere Synthese führt zu einem geringeren Wachstum der Larven,
reicht jedoch zum Überleben aus.

d) …arbeitet drei fachliche Ungenauigkeiten im Funktionsprinzip der hier 6


dargestellten Vektorübertragung heraus:
Folgende Aspekte fehlen, sind ungenau oder fehlerhaft:
− Schritt 2:
• „Sticky ends“ fehlen bei dem Ausschnitt der T-DNA und
dem β-Actin-Gen.
• Einsatz eines Restriktionsenzyms fehlt.
− Schritt 3: Der Einbau eines Markergens fehlt. Ohne dieses ist die
Selektion der transgenen Bakterienkulturen nicht möglich.
− Nach Schritt 4: Selektion der transgenen Bakterien fehlt.
− Schritt 5: Einbau des Fremdgens in die Pflanzen-DNA fehlt.
Hinweis: Weitere fachliche Ungenauigkeiten oder Fehler, welche im
Unterricht behandelte Aspekte betreffen, werden vergleichbar bewertet.
Dabei ist darauf zu achten, dass es sich um fachliche und inhaltliche
Ungenauigkeiten und Fehler handelt. Andere Begrifflichkeiten und
Aspekte, die sich nicht auf den Ablauf der Vektorübertragung beziehen,
werden bei der Bewertung nicht berücksichtigt.

e) …skizziert die zu erwartende Populationsentwicklung von Schädling und 6


Nützling bei der biologischen Schädlingsbekämpfung und stellt die hierfür
relevante biologische Regel dar.
Lotka-Volterra-Regel 1: Die Populationsgrößen von Räuber- und
Beutetieren schwanken periodisch um einen Mittelwert. Die Maxima und
Minima der Räuberpopulation folgen phasenverschoben denen der
Beutepopulation. In dem in der Aufgabe beschriebenen Fall stellt der
Schädling (Kartoffelkäfer) die Beute und der Nützling (Damselwanze) den
Räuber dar.

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Bei der Skizze des Diagramms wird erwartet:


- Beschriftung der x- und y-Achse
- Legende der Schädlings- und Nützlings-Kurve
- Periodische Schwankungen der Kurven, wobei die Räuberpopulation
phasenverschoben der Schädlingspopulation folgt
- Maxima sind bei der Schädlingspopulation größer, Minima sind bei der
Räuberpopulation kleiner
- Beide Populationsminima erreichen nicht den 0-Punkt (x-Achse)

Insgesamt 50 BE 17 20 13

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Aufgabe II Lebensraum Mangrove


Schwerpunktthema: Ökologie und Nachhaltigkeit

Lösungsskizze Zuordnung
Die Lösungsskizze versteht sich hinsichtlich des Inhalts als Anregung für eine Bewertung
Bewertung. Andere sinnvolle Lösungen sind adäquat zu bewerten.
Der Prüfling… I II III
… stellt anhand von zwei Beispielen Anpassungen von Pflanzen an
a) 10
trockene Standorte dar:
Mögliche Beispiele wären:

− Oleander:
o tief reichende Pfahlwurzel
o kleine, eingesenkte Spaltöffnungen
o Blätter von toten Haaren umgeben
o mehrschichtige Epidermis
o mehrschichtiges Palisadengewebe, weniger
Schwammgewebe
− Kiefer:
o Laubblätter zu Nadeln umgewandelt, daher Verlagerung des
Schwammgewebes ins Innere
o Wachsüberzug der Nadeln
o eingesenkte Spaltöffnungen
o Pfahlwurzel
− Kaktus oder Wolfsmilch:
o Stammsukkulenz, also Speicherung von Wasser im Stamm
o wenig oder keine Laubblätter, Fotosynthese wird vom
grünen Spross übernommen
o tote Haare reduzieren Luftgeschwindigkeit
− Lebende Steine:
o Verlagerung der Pflanze in das Bodensubstrat
o Blattsukkulenz

− Alle Anpassungen dienen letztlich entweder der Reduktion der


Transpiration oder der Wasserspeicherung für die Trockenzeit.

Hinweis: Die zu erwartenden Anforderungen sind abhängig von den


unterrichtlichen Voraussetzungen.
… erläutert anhand von Material 1 die speziellen Anpassungen der
b) 14 4
Mangroven an ihren Lebensraum. Dabei geht er auch auf die
Sauerstoffversorgung der Mangrovenbäume Avicennia, Rhizophora und
Bruguiera in Bezug auf ihre jeweiligen Standorte ein:
Anpassungen an die abiotischen Faktoren „Salzgehalt“ und „Wasser“:
− Das zur Verfügung stehende Wasser ist stark salzhaltig. Dies
erschwert die Wasseraufnahme stark. Zudem muss der Salzgehalt
innerhalb der Mangrovenbäume in physiologischen Grenzen bleiben.
Die Pflanzen besitzen daher Merkmale, die ihnen ermöglichen, Salz
physiologisch unwirksam zu machen:
• Einlagerung von Salz in Vakuolen (Z. 27)
• Blattabwurf (Z. 27-28)
• Drüsen an Blättern zur Ausscheidung von Salz (Z. 26)

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− Die Mangrovenbäume nehmen mit dem Wasser Ionen auf. Einen


Großteil von ihnen können sie durch eine semipermeable Membran
ausschließen. Trotzdem verbleiben noch mehr Ionen im
aufgenommenen Wasser, als es der Fall bei Süßwasser wäre.
Gleichzeitig verlangsamt sich die Aufnahmegeschwindigkeit des
Wassers (Z. 20-24).
− Als weitere Anpassung an die erschwerte Wasseraufnahme richten
einige Mangroven ihre Blätter bei Trockenstress so zur
Sonneneinstrahlung aus (Z. 25), dass die beschienene Fläche reduziert
und damit die Transpiration eingeschränkt wird.

Anpassungen an den abiotischen Faktor „Sauerstoff“:

− Viele Mangroven besitzen spezielle Wurzeln als Anpassung an den


Sauerstoffmangel im Boden und die häufige Überflutung. Alle Zellen
der Pflanze, also auch die der Wurzeln, betreiben Zellatmung, für die
Sauerstoff notwendig ist. Dies erreichen die Pflanzen durch spezielle
Atemwurzeln.
− Die drei Mangroven-Gattungen teilen das Problem des sauerstoff-
freien, praktisch gasundurchlässigen Bodens an ihren Standorten.
− In Abb 1.1 ist erkennbar, dass der Wurzelbereich von Avicennia und
Rhizophora zweimal täglich überflutet wird, wobei der Wasserstand
am Standort von Avicennia deutlich höher ist als am Standort von
Rhizophora. Die Wurzeln von Bruguiera werden nur selten überflutet.
− Aufgrund der unterschiedlichen Überflutungshäufigkeit und der Höhe
des Wasserstandes an den Standorten kam es zu einer Einnischung der
Mangrovenarten und damit zu einem Konkurrenzausschluss.
− Bruguiera wird nur selten überflutet, daher reichen mit Lentizellen
ausgestattete Kniewurzeln zur Sauerstoffversorgung der Wurzeln aus.
− Rhizophora wird häufig, aber mit geringem Wasserstand überflutet.
Sie besitzt Stelzwurzeln, deren Lentizellen bei Flut über der
Wasseroberfläche liegen und die Wurzeln mit Sauerstoff versorgen
können.
− Avicennia wird ebenfalls häufig überflutet, der Wasserstand ist jedoch
höher. Sie bildet sehr viele, relativ lange, senkrecht emporwachsende
Stiftwurzeln aus, deren Spitzen bei steigendem Wasser lange über der
Wasseroberfläche bleiben. Aufgrund der hohen Anzahl von
Stiftwurzeln müsste auch während der Überflutung Luft gespeichert
werden können.
− Da die Wurzeln der Mangrovenbäume durch die Verringerung der
Strömungsgeschwindigkeit die Ablagerung von Sediment
begünstigen, verändern die Mangroven ihren Standort auch hingehend
zu größerem Sauerstoffmangel.

Hinweis: Damit haben Mangroven auch Einfluss auf ihre ökologische


Nische. Je stärker der Standort verlandet, desto niedriger wird der
Wasserstand bei Überflutung. Daher könnte mit der Zeit Rhizophora
durch Bruguiera und Avicennia durch Rhizophora verdrängt werden.
Die zu erwartenden Anforderungen sind abhängig von den
unterrichtlichen Voraussetzungen.

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… beschreibt die experimentell ermittelten Ergebnisse aus Material 2


c) 4 4 4
und…
− Es wurden Sämlinge der Gattung Avicennia bei unterschiedlicher
Salinität herangezogen und es wurde anschließend nach 6, 11 und 24
Monaten deren Trockenmasse bestimmt.
− Dabei zeigt sich, dass die Sämlinge bei 0 g Salz /l Wasser oder bei
35 g/l nur schwach wuchsen (maximal 52g bzw. 60g in 2 Jahren).
Am besten wuchsen sie bei einer Salinität von 8,75 g/l (auf 162g in
2 Jahren) und weniger gut bei 17,5 g/l (auf 120g in 2 Jahren) und
26,25 g/l (auf 125g in 2 Jahren).
− Aus dem Experiment in Material 2 kann man die physiologische
Potenz von Avicennia gegenüber der Salinität mit einem Optimum
von 8,75 g Salz / l Wasser ablesen. Minimum und Maximum der
Salinitätstoleranz sind aus den Ergebnissen nicht erkennbar, da die
Sämlinge bei allen gegebenen Salzkonzentrationen noch wachsen
können.
− Eine kurzfristige (6-monatige) Beeinflussung der Wachstumsrate
durch die Salinität bestand nicht. Es wurde aber deutlich, dass
Avicennia anfangs recht langsam wächst.
− Die physiologische Potenz ist also bei 8,75g/l Salz am höchsten,
aber auch bei 17,5-26,25 g/l noch ausreichend. Bei 0 und 35 g/l
wächst Avicennia nur schlecht.
Hinweis: Wenn der Prüfling darauf hinweist, dass Material 2 die
Ergebnisse eines Laborversuches und damit den Begriff der
„physiologischen Potenz“ umschreibt, ist dies angemessen.
…überprüft diese in Bezug auf die ökologischen Bedingungen am
Standort von Avicennia (Material 1):
− Aufgrund ihrer physiologischen Potenz sollte Avicennia relativ weit
landeinwärts wachsen, wo der Salzgehalt relativ gering ist.
− Allerdings wächst Avicennia direkt an der Abbruchkante zum Ozean
am Ende des Schlickbereichs, an dem die Salinität sehr hoch sein
sollte.
− Dies lässt sich mit der ökologischen Potenz beschreiben. Andere
Pflanzen sind am für Avicennia günstigen Standort
konkurrenzstärker und verdrängen diese.
− Avicennia kommt daher an den Standorten vor, an denen sie die
konkurrenzstärkste Pflanze ist und dies scheint an diesem Standort
die seewärtige Zone zu sein.
…beurteilt die Klärleistung des Mangrovenwaldes unter Verwendung
d) 5 5
von Material 1 und 3:
Organische Belastung des Wassers:
– Material 3 ist zu entnehmen, dass Mangrovenwälder größere Mengen
von Stickstoffverbindungen aufnehmen und dem Wasser entziehen.
Es ist also davon auszugehen, dass die beabsichtigte Klärwirkung
organischer Belastung funktioniert, solange das Wasser nicht zu stark
belastet ist.

Bio1-eA-LM-A-2019 Seite 15 von 20


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Zink-Ionen-Belastung:
– In der Grafik 3.1 ist der Zink-Ionen-Gehalt in den Blättern von
Avicennia in Abhängigkeit vom Zinkgehalt im Bodensubstrat
dargestellt.
– Es ist zu erkennen, dass der Zink-Ionen-Gehalt in den Blättern mit der
Zunahme des Zinks im Boden ansteigt. Folglich ist anzunehmen, dass
Mangroven Zink-Ionen aus dem Boden aufnehmen und in den
Blättern speichern.
– Mangrovenbäume verringern mit ihren Wurzeln die
Strömungsgeschwindigkeit des Wassers, sodass sich mit Zink-Ionen
belastetes Sediment ablagern kann.
– Durch die Sedimentablagerungen werden Zink-Ionen im Boden der
Mangroven gehalten und nicht so leicht ins Freiwasser gespült, wo es
gefährlich auf die Wasserorganismen wirken könnte.
Mögliche Folgen:
– Die von den Mangroven aus dem Boden aufgenommenen und in den
Blättern gespeicherten Zink-Ionen werden wieder freigesetzt, wenn
die Blätter abgeworfen und zersetzt werden. So reduzieren die
Mangroven die Zink-Ionen-Belastung im Boden zwar, allerdings nur
um den Betrag, der sich gegenwärtig in den Mangrovenpflanzen
befindet. Die Entgiftungsmöglichkeit der Mangroven stößt bei
Einsetzen eines Zink-Ionen-Kreislaufes innerhalb des
Mangrovenwaldes an eine Kapazitätsgrenze, während dem
Ökosystem durch die Abwässer zusätzliche Zink-Ionen zugeführt
werden.
– Auch Stickstoff wird beim Zersetzen abgestorbener Pflanzenteile
wieder freigesetzt. Im sauerstofffreien Boden des Mangrovenwaldes
sollten jedoch denitrifizierende Bakterien vorhanden sein, die
Stickstoffverbindungen zu elementarem Stickstoff reduzieren und ihn
so dem Kreislauf entziehen.
– (Alternativ könnten Schüler anführen, dass im sauerstofffreien Boden
analog zu Mooren keine Zersetzung stattfindet und der Stickstoff sich
daher zusammen mit Kohlenstoffverbindungen akkumuliert.)

Mögliches Fazit: Der Mangrovenwald ist wahrscheinlich zur


Nachklärung organischer Belastungen geeignet, auch wenn dies das
Ökosystem verändern könnte. Zur Klärung einer Zink-Ionen-Belastung
eignet er sich eher nicht.

Insgesamt 50 BE 14 23 13

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Aufgabe III Tourette-Syndrom


Schwerpunktthema: Neurobiologie und Selbstverständnis

Lösungsskizze Zuordnung
Die Lösungsskizze versteht sich hinsichtlich des Inhalts als Anregung für eine Bewertung
Bewertung. Andere sinnvolle Lösungen sind adäquat zu bewerten.
Der Prüfling… I II III
… beschreibt die Informationsübertragung an einer chemischen
a) 13
Synapse ausgehend vom Eintreffen eines Aktionspotenzials am
Endknöpfchen der präsynaptischen Nervenzelle:

− Ein ankommendes Aktionspotenzial (AP) bewirkt einen Ca2+-


Ioneneinstrom in die präsynaptische Endigung.
− Die so erhöhte Ca2+-Konzentration bewirkt eine Verschmelzung der
Transmitter-Vesikel mit der präsynaptischen Membran.
− Transmitter-Moleküle werden in den synaptischen Spalt entleert
und diffundieren durch diesen zur postsynaptischen Membran.
− Die Transmitter-Moleküle binden kurzfristig an die Rezeptoren in
der postsynaptischen Membran.
− Dadurch öffnen sich die transmitterabhängigen Na+-Ionenkanäle.
− Natriumionen strömen in die postsynaptische Zelle ein.
− Das Membranpotenzial wird depolarisiert.
− Es entsteht ein postsynaptisches Potenzial (EPSP oder IPSP).
− Die Transmitter werden entweder enzymatisch gespalten oder auf
andere Weise aus dem synaptischen Spalt entfernt, um eine
Dauererregung zu verhindern.

…stellt die Ursachen für die Tics bei einem Tourette-Patienten mit
b) 5 7
Hilfe von Material 1 und 2 dar:
− Fehlfunktionen zwischen Hirnregionen werden im Material 2 nicht
weiter beschrieben (Z. 8).
− Dopamin und Serotonin begünstigen die Öffnung von Ionenkanälen
(Z. 18-19), so dass z.B. ein ursprünglich schwaches Potenzial über
eine motorische Nervenbahn verstärkt weitergeleitet wird. Dies
würde zu einer Übererregbarkeit innerhalb motorischer Gebiete
führen (Z. 9).
− Bei Tourette-Patienten wurde u.a. eine erhöhte Konzentration von
Dopamin und Serotonin festgestellt, die unkontrolliert ausgeschüttet
werden (Z. 15-17).
− Wenn aber durch die begünstigte Öffnung von Na+-Kanälen durch
Dopamin/Serotonin stärkere EPSPs entstehen, ergibt sich daraus am
Axonhügel eine größere Frequenz von Aktionspotenzialen.
− Dadurch wird die motorische Erregungsweiterleitung verstärkt und
führt schließlich zu motorischen Tics.
− Eine weitere Ursache für die Entstehung von Tics könnte in einer
veränderten Verrechnung von IPSPs und EPSPs am Axonhügel
einer motorischen Nervenbahn liegen.
− Eine abgeschwächte Weiterleitung von motorischen Informationen
wird normalerweise dadurch unterstützt, dass IPSPs mit den EPSPs
am Axonhügel verrechnet werden und die entstehende
Impulsfrequenz dadurch am Axonhügel gesenkt wird.

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− Auf diese Beeinflussung weisen die verringerte Anzahl von Tics bei
Konzentration auf interessante Aufgaben hin (Z. 7/8). Hier würde
ein durch Dopamin/Serotonin verstärktes EPSP durch ein starkes
IPSP (durch Konzentration auf eine Aufgabe) verringert werden.
− Im umgekehrten Fall (Z. 6/7) würde Stress das steuernde IPSP
reduzieren und es könnte eine erhöhte Impulsfrequenz am
Axonhügel einer motorischen Nervenbahn entstehen, was zu
vermehrten Tics führen würde.

…wertet die Ergebnisse der Untersuchungen in Material 3 aus und…:


c) 4
− In Abb. 3.1 wurde der Anteil der besetzten Dopaminrezeptoren in %
in 7 verschiedenen Hirnregionen bei gesunden Probanden (N=10)
und bei solchen, die an Tourette erkrankt (N=14) sind, gemessen.
− Der Anteil der besetzten Rezeptoren liegt zwischen ca. 6% (bei
Hirnregion D – gesund) und 18 % (Mittelwert bei B – krank).
− In allen untersuchten Hirnregionen ist der Anteil besetzter
Dopaminrezeptoren bei den an Tourette erkrankten Probanden
höher, besonders auffällig ist der Unterschied in der Hirnregion G.
− In Abb. 3.2 wurde das Bindungspotenzial des Serotonintransporters
SERT in drei verschiedenen Hirnregionen bei gesunden Probanden
(N=10) und bei solchen, die an Tourette erkrankt (N=11) sind,
gemessen.
− Das Bindungspotenzial liegt zwischen 0.8 (Mittelwert Hirnregion 3
– krank) und 1.7 (Mittelwert Hirnregion 1 – gesund).
− In allen untersuchten Hirnregionen ist das Bindungspotenzial für
SERT bei der Kontrollgruppe höher als bei jenen Probanden, die an
Tourette erkrankt sind.

… überprüft, inwieweit diese die neurologische Entstehung von Tics


nach Material 2 bestätigen: 8

− Der erhöhte Anteil der besetzten Dopaminrezeptoren bei Tourette-


Patienten deutet auf eine verstärkte Ausschüttung von Dopamin oder
alternativ auf eine erhöhte Bindungsfähigkeit der Dopamin-
Rezeptoren hin. Damit kommt es vermehrt zu Aktionspotenzialen,
was zu einer unwillkürlichen Bewegung (Tic) führt.
− Das Bindungspotenzial für SERT bei Tourette-Patienten ist
verringert. SERT hat normalerweise die Aufgabe, freigesetztes
Serotonin aus dem synaptischen Spalt zu entfernen und so die
Serotoninwirkung zu beenden. Eine verringerte Bindungsfähigkeit
für SERT deutet auf einen Überschuss des Neurotransmitters
Serotonin im synaptischen Spalt hin. Dieser wirkt erregend und
fördert damit die Entstehung von Tics.

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d) Von Tourette betroffene Personen berichten, dass die Tics weniger 5


werden, wenn sie sich auf eine Sache konzentrieren.
…entwickelt eine Hypothese, die diese Beobachtung erklären kann.
− Wenn eine gesunde Person z.B. spazieren geht, sorgt die
Bewegungssteuerung in den entsprechenden Hirnregionen dafür,
dass unnötige Bewegungsanweisungen gehemmt/unterdrückt werden
(z.B. ein Schrei).
− Bei Tourette-Patienten ist diese Unterdrückung abgeschwächt und es
kommt zum Tic (z.B. zu einem Schrei).
− Wenn nun ein Tourette-Patient sich konzentrieren muss, weil er z.B.
über einen Baumstamm balanciert, sind so viele Hirnregionen an der
Ausführung der gewollten Bewegung beteiligt, dass die fehlgeleitete
Bewegungssteuerung nicht ins Gewicht fällt (Bahnung). Da die an
der Erregungsweiterleitung beteiligten Neuronen also ohnehin
vermehrt EPSPs erzeugen, fällt die verstärkte Wirkung von
Serotonin und Dopamin bei Tourette-Patienten wahrscheinlich
weniger stark ins Gewicht.
Hinweis: Andere Hypothesen sind gleichwertig zu bewerten, wenn sie
nachvollziehbar die Verrechnung von Impulsen bei der
Bewegungssteuerung berücksichtigen.

e) …beurteilt eine mögliche Behandlung von Tourette mit GABA 8


anhand von Material 4:
− An Tourette erkrankte Patienten haben eine verringerte Zahl von
GABA-Interneuronen und GABA-Rezeptoren. GABA ist für die
Hemmung der Erregungsweiterleitung bedeutsam.
− Eine GABA-Zugabe würde wahrscheinlich den Anteil besetzter
GABA-Rezeptoren erhöhen.
− Zum einen würden sich dann Cl−-Ionenkanäle öffnen und Cl−-Ionen
würden entlang des Konzentrationsgefälles in die postsynaptische
Zelle strömen. Das würde zu einer Hyperpolarisation der
postsynaptischen Zelle führen und das postsynaptische Potenzial
wäre niedriger, wenn Neurotransmitter die Na+-Kanäle öffnen.
Dadurch würde die Auslösung eines Aktionspotenzials am
Axonhügel erschwert.
− Zum anderen würde sich die Öffnungswahrscheinlichkeit für K+-
Kanäle erhöhen und für Ca2+-Kanäle vermindern. Ein erhöhter K+-
Ionen-Ausstrom aus der postsynaptischen Membran führt ebenfalls
zu einer Hyperpolarisation und damit wieder zu einer erschwerten
Auslösung eines Aktionspotenzials. Ein verringerter Ca2+-Ionen-
Einstrom in die präsynaptische Zelle führt ebenso zu einer
verringerten Depolarisation an der postsynaptischen Membran, da
weniger Transmitter in den synaptischen Spalt ausgeschüttet werden.
− GABA wirkt somit hemmend auf die Erregungsweiterleitung und
könnte helfen, Tics nicht entstehen zu lassen und die
Bewegungskontrolle zu stärken.

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− Der Erfolg einer solchen Behandlung ist neben einer gelungenen


Aufnahme von GABA auch davon abhängig, wie viele GABA-
Rezeptoren noch vorhanden sind und wie stark diese vor der
Behandlung mit GABA bereits ausgelastet waren.
− Außerdem muss bedacht werden, dass GABA auch noch an anderen
Orten im Körper wirkt und ob es dementsprechend zu einer zu
starken Hemmung an anderen Wirkorten führen würde, wenn man
die GABA-Konzentration künstlich erhöht. Man müsste einen Weg
finden, GABA gezielt zum Ort der Bewegungssteuerung bringen zu
können.

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