Die elektronische Arbeits-

WHITEPAPER

Wolters Kluwer

unfähigkeitsbescheinigung
Software und Service GmbH

Bernd Wesseler (Autor)

Status quo der eAU und die Auswirkungen auf Steuerberatung Ludwigsburg, Mai 2022

und Lohndienstleistung. Eine Zusammenfassung.

www.wolterskluwer.de
Inhaltsverzeichnis
Kapitel Seite

1 Vorwort 3

2 Was genau ist eine eAU? 3

3 Die AU ist tot, es lebe die eAU – oder doch nicht? 4

4 Wenn einfach nichts ganz so einfach ist und aus

komplex kompliziert wird. 4

5 Echteinsatz auf 2023 verschoben 5

6 Verunsichert durch unklare Faktenlage 6

7 Vorausgesetzt, die technischen Voraussetzungen stimmen 6

8 So funktioniert die eAU 8

6 Erste eAU-Bilanz: mehr als eine Million Datensätze übermittelt 9

7 Umsetzung in drei Phasen 9

8 Ablauf ab 1. Januar 2023 10

Dieses Whitepaper basiert auf Einschätzungen, Trendaussagen, Umfragen und recht-

lichen, insbesondere steuerrechtlichen Einschätzungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt.
Das Whitepaper ist damit nicht geeignet, eine Beurteilung im Einzelfall abzuleiten oder
sie zur Grundlage vertraglicher Regelungen zu machen. Durch die Überlassung des
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2 Whitepaper - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Vorwort
Kommt sie, kommt sie nicht – wenn ja, wann
und vor allem wie verlässlich? Vor dem Hinter-
grund der Corona-Pandemie und den damit
verbundenen Herausforderungen lief die vom
damaligen Bundesgesundheitsminister als
Zukunftsprojekt forcierte eAU fast Gefahr, in
Vergessenheit zu geraten. Doch dann sorgte
Anfang 2022 der neue Bundesminister für
Gesundheit Dr. Karl Lauterbach in den Medien
für Aufruhr: Er verschob die eAU. Um Licht in
die durchaus komplexe Sachlage zu bekom-
men, haben wir für Sie den aktuellen Stand,
die Planungen und die umzusetzenden Prozesse
samt allen Beteiligten in einem Dokument zu-
sammengefasst.

Was genau ist eine eAU?

Mit der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
(AU) – auch als „gelber Schein“ bekannt –
weisen Arbeitnehmer/-innen nach, dass
sie aufgrund einer Erkrankung nicht
arbeitsfähig sind. Jährlich werden über
75 Mio. AU-Bescheinigungen ausgestellt.
Zusätzlich gibt es pro Jahr über 16 Mio.
stationäre Behandlungen. Diese Informa-
tionen werden in der Abrechnung für die
Prüfung der Ansprüche auf Entgeltfort-
zahlung durch den Arbeitgeber benötigt.
Die elektronische Arbeitsunfähigkeits-
bescheinigung (eAU) löst Anfang 2023
den „gelben Schein“ ab. Als Teil der
Telematikinfrastruktur (TI) ermöglicht sie
eine digitale Übermittlung der Daten zur
Arbeitsunfähigkeit an Krankenkassen,
Arbeitgeber und Erkrankte – und ersetzt
damit den bisherigen papierbasierten
Prozess, bei dem die Versicherte bzw. der und Mitarbeiter aktiv bei den Kassen
Versicherte das Attest als Ausdruck erhielt abzurufen. Für Erkrankte bleibt nur die
und jeweils eine Version an Krankenkasse Pflicht, sich wie gewohnt zu Beginn der
und Arbeitgeber schicken musste. Arbeitsunfähigkeit im Unternehmen ab-
zumelden und die voraussichtliche Dauer
Künftig melden die Erkrankten wie
der Arbeitsunfähigkeit anzugeben.
bisher dem Arbeitgeber, dass sie krank-
geschrieben sind – und von wann bis
wann. Mit diesen Informationen kann
die Personalabteilung die eAU vom GKV-​
Kommunikationsserver abrufen; das ​Attest
braucht man nicht mehr.
Mit der Einführung der eAU geht also eine
Neuverteilung der Aufgaben einher. So
sind die ärztlichen Praxen dafür zuständig,
die eAU-Daten zu erstellen und an die
Kasse zu übermitteln. Die Arbeitgeber-
schaft wiederum ist in der Eigenverant-
wortung, die eAU ihrer Mitarbeiterinnen

Whitepaper - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung 3

Die AU ist tot, es lebe die
eAU – oder doch nicht?
Der gelbe Krankenschein hat ausgedient
– die elektronischen Arbeitsunfähigkeits-
bescheinigung kommt. Das steht fest. Und
zwar schon lange: denn die Einführung
der eAU wurde bereits 2019 im Termin-
service- und Versorgungsgesetz (TSVG)
beschlossen.
Allerdings ist das leichter beschlossen als
in die Praxis umgesetzt, denn die Materie
ist komplex. Einerseits sind sehr viele
Wenn einfach nichts ganz
so einfach ist und aus
komplex kompliziert wird.
Das Thema klingt nicht nur komplex,
sondern ist es auch und wird dadurch
kompliziert. Kein Wunder also, dass die
ehrgeizigen Termine für die Umsetzung
der eAU bereits mehrfach verschoben
wurden: vor allem wegen technischer
Probleme und wegen mangelnden
IT-Ausstattungen in den Arztpraxen.
Ursprünglicher Termin: Ab 1. Oktober 2021
sollten die Arztpraxen den gelben Schein
nur noch elektronisch an die Krankenkas-
sen übermitteln. Der Entwurf des Dritten
Bürokratieentlastungsgesetzes (BEG III)
aus dem Monat September 2019 bestätigte
diesen Termin nochmals.
4 Whitepaper - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
Parteien beteiligt, andererseits werden
über lange Jahre eingespielte Abläufe
geändert: Die Ärzteschaft erstellt die
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen für
die Erkrankten – zur Vorlage bei Arbeit-
geber und Krankenkasse. Und genau hier
kommen jetzt die Steuerkanzleien und
HR-Dienstleister ins Spiel, die für ihre
Mandantschaft die Lohnbuchhaltung
übernehmen.
Aus Oktober 2021 wurde aber Januar
2022 – und auch dieses Datum kippte der
Bundesgesundheitsminister Karl Lauter-
bach (SPD). Grundsätzlich aber gilt: Schon
jetzt sind Ärztinnen und Ärzte gesetzlich
verpflichtet, die elektronische Krank-
schreibung (und auch das begleitende
eRezept) samt erforderlicher Technik
in ihren Praxen einzuführen – wenn sie
technisch dazu in der Lage sind. Allerdings
wurden laut Bundesgesundheitsministe-
rium im März 2022 nur rund 20 Prozent der
Bescheinigungen bereits elektronisch von
den Praxen an die Kassen übertragen.
Echteinsatz auf 2023 verschoben
Flächendeckend soll das Angebot voraus-
sichtlich ab Mitte 2022 zur Verfügung
stehen. Die nächste Stufe der eAU, die
digitale Weiterleitung von den Kranken-
kassen an die Arbeitgeber, ist mit dem
„Gesetz zur Verlängerung von Sonder-
regelungen im Zusammenhang mit der
Covid-19-Pandemie beim Kurzarbeitergeld
und anderer Leistungen“ bereits vom
1. Juli 2022 auf den 1. Januar 2023 verscho-
ben worden. Dennoch können Arbeitgeber
und Steuerkanzleien seit dem 1. Januar
2022 im Rahmen des damit verlängerten
Pilotverfahrens die eAU-Daten von den
Krankenkassen abfragen.
Whitepaper - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
Begründet wurde diese letzte Termin-
verschiebung mit den Auswirkungen
der Corona-Pandemie, die zu einer
Verzögerung der technischen Umsetzung
der eAU bei den Ärztinnen und Ärzten
geführt habe. Das heißt aber auch: Viele
Unternehmen und Steuerkanzleien wissen
zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, wie die
Umsetzung in der Praxis erfolgen soll.
5
Verunsichert durch
unklare Faktenlage
Viele Steuerberaterinnen und -berater
sind verunsichert und besorgt, denn sie
haben eine harte Nuss zu knacken: Sie
müssen künftig sicherstellen, dass sie
von ihrer Mandantschaft auch darüber
informiert werden, wer sich aus der Beleg-
schaft krankgemeldet hat. Dementspre-
chend müssen sie dann die eAU-Daten bei
den Krankenkassen abrufen.
An dieser Stelle können die Steuerbera-
terinnen und Steuerberater aber beruhigt
aufatmen, denn dabei können sie auf
Software-Unterstützung zählen, weil
Wolters Kluwer die notwendigen Features
und Funktionen natürlich bereitstellen
wird.
Beschäftigte haben weiterhin die Pflicht,
ihren Arbeitgebern ihre Arbeitsunfähigkeit
zu melden und diese ärztlich feststellen
zu lassen. Sie sind grundsätzlich nach wie
vor nach dem dritten Tag ihrer Arbeits-
unfähigkeit verpflichtet, dem Arbeitgeber
eine AU vorzulegen (siehe § 5 Abs. 1 Satz
2 EntgFG). Ein Arbeitgeber darf sogar
am ersten Tag ein Attest fordern. Immer
wieder kommt es in der Praxis zu Ausein-
andersetzungen darüber, ob die AU-
Bescheinigung pünktlich vorgelegt wurde.
Diese Pflicht der Arbeitnehmerschaft zur
Vorlage entfällt künftig – und damit ein
permanent schwelender Konfliktherd.

Vorausgesetzt, die technischen

Voraussetzungen stimmen
Das heißt: Vorausgesetzt, die technischen
Voraussetzungen stimmen überall. Mit
der Einführung der eAU sinkt dann nicht
nur der bürokratische Aufwand, den die
manuelle Bearbeitung und Übermittlung
der Daten auf den „gelben Scheinen“
erfordert, es können darüber hinaus auch
viele Konflikte vermieden werden: z. B. ob
eine AU-Bescheinigung rechtzeitig vorlag
oder nicht. Der vom Gesetzgeber an-
gestrebte Bürokratieabbau wirft allerdings
derzeit noch einige Fragen für die arbeits-
rechtliche Praxis auf.
Auch wenn jetzt viele stöhnen: Die
Steuerberaterinnen und -berater werden
über kurz oder lang für die Zeit- und
Arbeitsersparnis durch die eAU sehr
dankbar sein. Auch die Kommunikation
mit Mandantinnen und Mandanten sowie
den Sozialversicherungen wird durch die
Digitalisierung eklatant verbessert und
beschleunigt. Man denke nur zurück an
die Ablösung der Lohnsteuerkarte aus
Pappe durch die Einführung der „Elekt-
ronischen LohnSteuerAbzugsMerkmale“
(ELStAM) im Jahr 2013. Auch seinerzeit gab
es – wie bei den meisten großen Verände-
rungen – im Vorfeld zahlreiche Bedenken
und Unsicherheiten, die durch viele
Kinderkrankheiten des neuen Verfahrens
noch geschürt wurden.
Gut Ding will Weile haben – oder gut
getestet ist halb gewonnen
Terminverschiebungen sollten kein Anlass
zur Sorge sein, sondern eher beruhigend
wirken. Denn anders als damals wird
heute viel mehr getestet und pilotiert –
letztlich in der Hoffnung, dass die eAU
völlig ausgereift ist, sobald sie gängige
Praxis in allen Unternehmen und Steuer-
kanzleien wird.
Zum Zeitpunkt der Umstellung auf das
digitale System müssen alle Beteiligten
die technischen Voraussetzungen geschaf-
fen haben, um einen lückenlosen Prozess
zu gewährleisten.
Da sind an erster Stelle die Arztpraxen
als Aussteller der eAU. Deren Praxis-
verwaltungssysteme brauchen eine
Aktualisierung für die Erstellung der
Bescheinigung und für den verlässlichen
Versand eine funktionale Integration in
den Kommunikationsdienst für Gesund-
heitsberufe (KIM) – bisher bekannt als
KOM-LE ‒ Kommunikation für Leistungs-
erbringer. Per KIM werden Nachrichten
und Dateien vertraulich, sicher und
verschlüsselt digital zwischen allen an
der Patientenversorgung im Gesundheits-
wesen Beteiligten ausgetauscht. Je nach
Anbieter steht diese Aktualisierung seit
Sommer 2020 zur Verfügung.
Zudem benötigen die Praxen ein eHealth-
Kartenterminal – einerseits um sich bei
der Telematik-Infrastruktur zu authenti-
fizieren, andererseits um die eAU zu
signieren. Für die Signatur ist zudem ein
elektronischer Heilberufsausweis (eHBA)
erforderlich.

6 Whitepaper - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Auf die Arbeitgeberseite kommen eben- der Lohnabrechnung verarbeitet werden.
falls einige Neuerungen zu. Um am
Allerdings kann ein Datenabruf durch
eAU-Verfahren teilzunehmen, brauchen
die Steuerkanzlei bzw. den Lohndienst-
diese – oder die von Ihnen beauftragten
leister erst dann erfolgen, wenn zuvor
Steuerkanzleien – ein systemgeprüftes
der Name und der Krankheitsbeginn der
Entgeltabrechnungsprogramm bzw.
kranken Mitarbeiterin bzw. des kranken
Zeiterfassungssystem mit der geforderten
Mitarbeiters mitgeteilt wurde. Erst mit
eAU-Schnittstelle für den Datenaustausch.
diesen Informationen ist es möglich, die
Denn der Gesetzgeber hat mit der eAU
vollständige Krankmeldung vom Daten-
keinen substituierenden Prozess für den
bankserver der GKV abzurufen. Dies bringt
Durchschlag des gelben Scheins geschaf-
Vorteile, etwa die große Vereinheitlichung
fen, der bisher von Arbeitnehmerinnen
und hohe Qualität im Verfahren, aber
und Arbeitnehmern an ihren Arbeitgeber
auch Schwierigkeiten, weil es um sensible
ausgehändigt wird.
personenbezogene Daten geht.
Steuerkanzleien, Lohndienstleister und
die Mandantschaft sind also künftig mehr
denn je auf einen reibungslosen Infor-
mationsfluss untereinander angewiesen.
Nach der Umstellung auf die eAU kommt
ja der „gelbe Schein“ nicht mehr per Post
ins Haus, sondern muss nach der Krank-
meldung der Arbeitnehmerin bzw. des
Arbeitnehmers elektronisch angefordert
werden; erst dann kann die Krankzeit in

Whitepaper - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung 7

So funktioniert die eAU
Und so funktioniert die eAU: Nach der Diagnose ruft der Arzt oder die
Ärztin das Formular für die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung in seinem
Praxisverwaltungssystem auf und befüllt es. Die Meldung umfasst dabei
die gleichen Daten, die auch auf der herkömmlichen AU vermerkt sind:
• Name des Versicherten,
• Beginn und Ende der Arbeitsunfähigkeit,
• das Ausstellungsdatum,
• ein Hinweis, ob es sich um eine Erst- oder Folgemeldung handelt,
• ein Vermerk, ob es Anhaltspunkte für einen (Arbeits-)Unfall oder eine Berufskrankheit gibt,
• die Diagnose.

Anschließend wird die eAU mithilfe des
Heilberufsausweises signiert und an die
Krankenkassen übermittelt. Sobald sie
bei der Krankenkasse vorliegt und geprüft
wurde, müssen Arbeitnehmer/-innen
ihren Arbeitgeber informieren, sodass
dieser (bzw. die beauftragte Steuerkanzlei
oder der Lohndienstleister) die Daten
elektronisch herunterladen kann. Aus
Datenschutzgründen hat der Arbeitgeber
dabei – genau wie beim gelben Schein –
keinen Zugriff auf die gestellte Diagnose.
Liegt die eAU bei der Anfrage noch nicht
vor, wird ein Kennzeichen zurückgemeldet:
„eAU/Krankenhausmeldung liegt nicht
vor“ – das Kennzeichen 4.

8 Whitepaper - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Erste eAU-Bilanz: mehr als eine Million
Datensätze übermittelt
Seit Anfang des Jahres 2022 übermitteln
die gesetzlichen Krankenkassen die
elektronischen Arbeitsunfähigkeits-
bescheinigungen (eAU) an die Arbeitgeber.
Die Bilanz nach dem ersten Quartal im
Pilotbetrieb fällt positiv aus. Das meldete
am 12. April 2022 der GKV-Spitzenverband,
unter dessen Federführung die Pilotierung
durchgeführt wird, an der sich alle 97
gesetzlichen Krankenkassen beteiligen. In
drei Monaten seien mehr als eine Million
Datensätze zwischen Kassen und Arbeit-
gebern ausgetauscht worden.
„Das erste Quartal der Pilotierung
stimmt zuversichtlich, dass wir die eAU
in absehbarer Zeit und in vollem Umfang
auf die Schiene bekommen“, sagte Dr.
Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des
GKV-Spitzenverbandes. Allein schon die
Umsetzung in drei Phasen
Das neue eAU-Verfahren (elektronische
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung) wird
in drei Phasen ausgerollt. Die erste
Phase hat, wie beschrieben, bereits am
1. Oktober 2021 begonnen. Seit diesem
Zeitpunkt melden Arzt-, Zahnarztpraxen
und Krankenhäuser die Daten der
Krankschreibungen elektronisch an
einen zentralen Server der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV).
Steuerkanzleien, Lohndienstleister und
mittelständische Betriebe, die ihre Lohn-
abrechnung selbst erstellen, können seit
Januar 2022 die gespeicherten Daten mit
Hilfe eines zertifizierten Lohnprogramms
von besagtem GKV-Server abrufen und
erhalten damit die Krankmeldedaten der
abzurechnenden Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer (Phase 2). Durch die frei-
willige Teilnahme an diesem Pilotprojekt
(siehe Kasten „Erste eAU-Bilanz“) erhalten
sie die Chance, ihre internen Abläufe auf
Zahl der erfolgreich übermittelten Daten- lichen Verfahren die Krankmeldung aus
sätze sei „ein positives Zeichen dafür, dass und geben sie dem Versicherten mit. Vor
dieser Teil des Verfahrens funktioniert“. allem hier gibt es noch viel zu tun, damit
die Ärztinnen und Ärzte die eAU kurzfristig
Die gut eine Million Datensätze ver-
umsetzen und möglichst viele digitale
teilen sich auf rund 500.000 Anfragen
Krankmeldungen ausstellen können. Das
von Arbeitgebern und knapp 600.000
ist die Voraussetzung für einen funktio-
Rückmeldungen der Kassen. Alle Arbeit-
nierenden Regelbetrieb. Die Pilotphase
geber-Anfragen konnten die Kassen
für Arbeitgeber läuft nach der aktuellen
beantworten, in 80 Prozent der Fälle sogar
gesetzlichen Änderung bis zum 31. De-
schon mit eAU-Daten. Wenn dies nicht
zember 2022. Bis dahin sind Beschäftigte
möglich war, lag in den meisten Fällen
weiterhin verpflichtet, ihren Arbeitgebern
keine eAU bei der Kasse vor, weil die
die Arbeitsunfähigkeit nachzuweisen.
ärztliche Praxis sie nicht übermittelt hat,
obwohl sie bereits seit Anfang des Jahres
dazu verpflichtet ist.
Da aber viele Praxen technisch noch nicht
in der Lage sind, die Telematikinfrastruk-
tur zu nutzen, drucken sie im herkömm-
die bald geforderte eAU-Tauglichkeit zu so ausgereift sind, dass sie die gleiche
testen. Der Austausch läuft dabei über Beweiskraft haben wie ein Dokument auf
Prozesse, die bereits seit Jahrzehnten zwi- Papier.
schen Arbeitgebern und Kassen etabliert
eAU kommt nicht für alle
sind: Statt der Telematikinfrastruktur wird
der dafür eingerichtete Kommunikations- Zwar ist die eAU gesetzlich verpflichtend,
server genutzt. doch bestätigen wie gewohnt Ausnahmen
diese Regel, etwa für privat Versicherte:
In einem darauffolgenden dritten und
Die müssen weiterhin die AU-Beschei-
letzten Schritt des Verfahrens entfallen
nigung auf Papier einreichen. Außerdem
dann Anfang 2023 endgültig die gelben
können Ärzte, die nicht für die vertrags-
Scheine, die bis dahin noch parallel an die
ärztliche Versorgung approbiert sind,
Patientinnen und Patienten ausgehändigt
keine eAU ausstellen. Das heißt für die
werden. Anstelle des gelben Scheins
Steuerkanzleien: Sie müssen zweigleisig
erhalten diese dann nur noch eine Be-
fahren, weil sie auch in Zukunft mit dem
stätigung ihrer Krankschreibung von ihrer
„gelben Schein“ konfrontiert werden.
Ärztin bzw. ihrem Arzt. Diese Bestätigung
Noch nicht einbezogen sind außerdem
sollte aber in keinem Fall an den Arbeitge-
die AU bei Rehabilitationsmaßnahmen,
ber weitergeleitet werden, da darauf auch
Erkrankungen eines Kindes und Krank-
sensible Daten, wie bspw. die Diagnose,
schreibungen durch ausländische Ärzte.
ersichtlich sind. Diese Bestätigung soll es
Für all diese Fälle bleibt das alte System
als juristische Rückversicherung so lange
erstmal unverändert.
geben, bis die technischen Verfahren
Whitepaper - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung 9
Durch den Wegfall des gelben Zettels
muss aber auch der bisherige Prozess in
den Unternehmen neu bewertet werden.
Bislang war es nicht unüblich, dass auf
Grundlage der AU-Bescheinigungen
entsprechende Fehlzeiten in der Zeit-
erfassung gespeichert wurden. Künftig
müssen auf Grundlage der Krankmeldung
proaktiv die AU-Daten aus der Entgelt-
abrechnung abgerufen werden. Sobald
die Mitarbeiterin bzw. der Mitarbeiter sich
krankgemeldet hat, müssen Maßnahmen
ergriffen werden, damit diese Information
zeitnah – und im Idealfall in elektroni-
scher Form – die Lohnbuchhaltung bzw.
die Steuerkanzlei oder den HR-Dienstleis-
ter erreicht.
Neben diesen problematischen Bereichen
auf der organisatorischen Seite gibt es
auch softwareseitig Herausforderungen:
Die Lohnprogramme werden künftig über
automatisierte Schnittstellen verfügen
müssen, um den Ablauf so reibungslos
wie möglich organisieren zu können – ob
das jeder Hersteller rechtzeitig schafft,
ist unklar. Nur wenn das gelingt, wird die
Lohnsachbearbeiterin oder der Lohnsach-
bearbeiter von den zusätzlichen Tätig-
keiten rund um die eAU entlastet.
Während andere noch testen, bieten Soft-
ware-Unternehmen wie Wolters Kluwer
dafür schon heute Lösungen an. So gibt es
in den lokalen Lohnprogrammen ADDISON
Lohn- & Gehaltabrechnung und SBS Lohn
plus® schon jetzt eine Möglichkeit zum
Datenaustausch mit dem GKV-Server. In
einem weiteren Schritt wird außerdem
in ADDISON OneClick Personal und
Zeiten eine Erfassungsliste für Mandan-
ten/-innen bereitgestellt, über die auf
denTag genau alle Arbeitnehmer/-innen
eingetragen werden können, die sich
krankmelden. Die erfassten Daten werden
anschließend elektronisch an unsere
verbundenen Lohnprogramme übertragen,
damit ein Abruf der Krankmeldedaten
durch die Steuerkanzlei bzw. den Lohn-
dienstleister erfolgen kann. Die Ergebnisse
des Datenabrufs werden sowohl der
Steuerkanzlei bzw. dem Lohndienstleister
im verwendeten Lohnprogramm, als auch
der Mandantin bzw. dem Mandanten in
ADDISON OneClick Personal und Zeiten
bereitgestellt. Weitere Informationen zum
eAU-Verfahren und zur Umsetzung in der
Software erhalten Sie auch in unseren
Akademie-Seminaren.

Ablauf ab 1. Januar 2023

1a. Versicherte/r geht zum Arzt/zur Ärztin und diese/r stellt die Arbeitsunfähigkeit fest oder
1b. Versicherte/r wird stationär im Krankenhaus aufgenommen
2. Arzt/Ärztin stellt Ausdruck der eAU-Daten für Versicherte/n bereit;
3. Versicherte/r meldet sich unverzüglich beim Arbeitgeber arbeitsunfähig
4a. Arzt/Ärztin übermittelt eAU spätestens am Ende des Tages an die Krankenkasse oder
4b. Krankenhaus übermittelt Zeit des stationären Aufenthalts an die Krankenkasse
5. Steuerkanzlei oder Arbeitgeber fragt eAU über GKV-Kommunikationsserver bei
Krankenkasse an
6. Krankenkasse stellt eAU auf GKV-Kommunikationsserver zur Abholung bereit und Arbeitgeber
oder Steuerkanzlei holt diese ab

10 Whitepaper - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

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