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Princeton University Library

32101 071955387
Library of

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Dei Viget
Sub Numine

Princeton University.

Charles H. Mc Jiwain
Class of 1894
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CEDE
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Prussia . Laws, statutes, etc.

ilaemiciance

u Srecht
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für die

PREUSSISCHEN STAATEN

Erster Theil .

Ergutele tuflage

Berlin ,1794

in der Kuchhandt:dus kön:proups-ph:lemercien -Rathos Pirati


C
K.PG
2
;

Patent

wegent

Publication des allgemeinen Lanbrechts

für die Preußiſchen Staaten

d. d. 5. Febr. 17941

und

A nje ige

ber der Reviſion des allgemeinen Gefeße

buchs auf Sr. Königl


. Maj. Allers

gnädigſten Befehl erfolgten

Veränderungen .

Zum Gebrauche für die Befißer der erſten Auflage,


A
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.
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*
Patent

wegen Publication des neuen allgemeia


nen Landrechts für die Preußiſchen
Staaten .

Wir Friedrich Wilhelm

von Gottes Gnaden König von

Preußen u. 1
f. w.

Thun kund und fügen hiedurch jedermann


zu wiſſen : Nachdem Wir die bereits un .

term 20ſten März 1791 vorläufig bekannt


gemachte Geſet Sammlung für Unſre
Staaten einer nochmaligen Reviſion zu
unterziehen gut gefunden haben ; und dies
ſelbe nunmehr dergeſtalt eingerichtet iſt,
daß Wir durch ihre wurkliche Einführung
Unſre landesväterliche Intention in jeder
Rückſicht zu erreichen Üns verſichert hal.
ten können ; ſo haben Wir reſolviret, bei
ſagte Gefek Sammlung in dieſer ihrer
gegenwärtigen Geſtalt, und mit den dari
in gemachten Verbeſſerungen , unter dem
Litet

Allgemeines Landrecht für die Preuſs


fiſchen Staaten

hiedurch anderweit publiciren zu laffen , in


Unſern geſammten Landen , würklich einzu .
führen, und dieſem allgemeinen Landrechte
a 2 pom
IV Patent wegen Publication
1
vom 1. Juni 1794. an

Das allge: volle Gefeßes . Kraft beyzulegen ; alſo, daß


mecbt folle nach dieſem benannten Eage daſſelbe ben
vom 1ſten Vollziehung und Beurtheilung aller rechts
4
Juni 1794 lichen Handlungen und deren Folgen , ſo
de craft wie bei Entſcheidung der ſich ereignenden
baben. Redits íStreitigkeiten zum Grunde gelegt

werden ſoll.
Damit aber auch über die verbindli,
che Kraft und Anwendbarkeit dieſes alle
gemeinen Landrechts, nach beſagtem Zeita 0
punkte , keine Zweifel oder Ungewißheiten
mehr übrig bleiben mogen : ſo finden Wir
1 nöthig nachſtehende nåhere Beſtimmungen
darüber feſtzuſeßen :

I.

es tritt an Das gegenwärtige allgemeine Land,


die Stelle recht ſoll an die Stelle der in Unſern Lan
ſchen und den bisher aufgenommen geweſenen Roy
anderer miſchen , gemeinen Sachſen und andrer
gemeinen fremden ſubſidiariſchen Rechte und Geſeße
Rechte. treten ; alſo , daß von dem obenbemerkten

Zeitpunkte, den iften Juni 1794 an , auf


dieſe bisherigen ſubſidiariſchen Geſeße und
Rechtë nicht mehr zurückgegangen , ſondern
in vorkommenden ſpätern Fällen nur nach
den Vorſchriften des gegenwärtigen Land,
rechts in allen Unſern unmittelbaren und
mittelbaren Gerichtshöfen erkannt werden
1 ſou .
II.
des neuen allgem . Landrechts.

11.
Eben ſo tritt dieſes allgemeine Land , Die augen
recht an die Stelle der über einzelne Rechts , meinen
materien von Zeit zu Zeit ergangenen al fege, wel

gemeinen Edikte und Verordnungen, wel


de benbes
balten
dhe bisher in allen Unſern Provinzen als werden,
gemeine Landes · Gefeße gegolten haben ; Find dem
iſt, daß dieſe andredite
indem dafür geſorgt worden
einzelnen Edifte und Verordnungen ben

der Anfertigung des Landrechts nochmals


revidirt , und ihrem Inhalte madı, bey
den Gegenſtänden welde ſie betreffen, ge.
hörigen Orts aufgenommen und eingeſchal.
tet worden . In ſo fern jedoch in dem

! gegenwärtigen Landrechte auf ein ſolches


über einzelne Materien ergangenes Edikt,
oder ſonſtige Verordnung, Bezug genom .
men , und dahin verwieſen worden , vers
ſteht es ſich von ſelbſt, daß dergleichen

Edikt oder Verordnung ſeine gefeßliche


Kraft, in Anſehung aller Stellen und Vor.
die nicht etwa in dieſem Land .
ſchriften ,
rechte ausdrücklich geändert ſind, nach wie
vor beybehalte.

IIT,

Die in den verſchiedenen


Provinzeu Die beſons
dren Pros
bisher beſtandenen beſondern Provinzial. vinzialges
geſeße und Statuten , behalten zwar vor ſeße bebal
der Hand noch ihre gefeßliche Kraft und ten vor der

Gültigkeit ; dergeſtalt, daß die vorkom- ihre Kraft.


menden Rechtsangelegenheiten hauptſächlich
a 3 nach
VI #
Patent wegen Publication

nach dieſen, und nur erſt in deren Erman ,


gelung , nach den Vorſchriften des allges
meinen Landrechts beurtheilt und entſchiei
den' werden ſollen.

IV,

Sie ſoffen Damit aber auch ben dieſen Provina


aber gez zialgeſeßen und Statuten eben die gründ
revidiret, liche Verbeſſerung , die Wir in Anſehung
und in or der bisherigen gemeinen und ſubfidiariſchen
Provins Rechte zum Wohl Unſerer ſämmtlichen
zialgeſep : getreuen Unterthanen veranſtaltet haben,

her besten gleichergeſtalt ins Werk gerichtet werden


den. möge , hatten' Wir bereits unterm 20ſten
März 1791 verordnet , daß auch dieſe ber
fondern Sereße innerhalb dreyer Jahre
geſammelt, revidirt, und nach dem Plane
der allgemeinen Gefeßgebung geordnet wers
den ſoliten ; und Wir wiederholen hierdurch
dieſe Unſere Allerhöchſte Willensmeinung .
Da Wir inzwiſchen in Erfahrung brin .
j
gen, daß dieſe vorgeſchriebene Bearbeitung
Der Provinzialgeſege noch nicht durchger
hends beendigt ſens, ſo wollen wir den dazu
beſtimmt gewefenen Termin zum Ueber
fluſſe noch auf zwei Jahre, und alſo bis zum
Erſten Junius 1796 hiermit verlängern ,

V.

Es follen daher da, wo es bisher noch


nicht geſchehen iſt, die Landes - Juſtizcol.
legia mit den Deputirten der Stånde ohne
r aúen
des neuen algem . Landrechts. VII

allen ferneren Zeitverluſt fich zuſammen,


thun ; die vorhandenen , und nach dem Plas
ne des allgeineinen Landrechts von ihnen
zu ordnenden Provinzialgeſeße und Star
tuten genau durchgehen ; die Abweichun:
gen derſelben von den Vorſchriften des ben
ſagten algemeinen Landrechts gehörig bes
merken ; und ſodann gemeinſchaftlich erwas
gen : welche von dieſen Abweichungen fera
ner beybehalten , und in das beſondre Ges
reßbuch der Provinz nothwendig aufgenoma
men werden müſſen. Nach den darüber
abzufaſſenden Beſchlüſſen foli alsdann jedes
Landes" Juſtizcollegium das beſondre Gei
feßbuch für ſeine Provinz entwerfen, und
dieſen Entwurf innerhalb der beſtimmten
Friſt, zur Vorlegung bey der Gereßcommif
fion ſodann aber zu Unſrer Hoofteignen
weitern Derfügung und Beſtätigung eina
ſenden .

VI.

Bey dieſer Bearbeitung ſollten och Was das


die Collegia mdStånde mit all in Seiße betriebens
darauf fehen , daß die Geſet vung der gleisen 3

einzelnen Provinzen mit der udgemeinen


To viel als möglich in Gleitförmigkeit
gebracht, die bisherige in po mander Charm
+
Rückſicht höchſt nachtheilige Verſchieden
heit und Ungewißheit der Rechte nicht
: Noth Foxtgepflanzt , noch
öhne auf bloße
in einzelnen Fällen :ergangene und oft ſehr
i A4 wider
YII Patent 1vegen Publication

wider einander" laufende Präjudicata


blindlings Rúdlicht genomunen ; pielmehr
abtveidende Beſtimmungen nicht anders, 1
als aus ſehr erheblichen Gründen , welche 4

etwa auf die beſondre Verfaſſung , natúr


liche Beſchaffenheit und Lage der Pro
vinz, oder auf gewiſſe eigenthümliche Ari

ten von Gewerben und Beſchäftigungen


der Einwohner, i vder endlich auf gewiſſe
urſprüngliche , ohne Nachtheil wohlerwor
4
bener Rechte nicbt aufzuhebende Einrich
tungen und Anſtalten ſich beziehen, in die
Provinzialgeſekbúdjer aufgenommen wer:
den Šnſonderheit aber haben die: Coller
giaz und Stånde bey dieſem Geſchäfte ihr
Augenmerk auf diejenigen Stellen des alls 111
gemeinen Landrechts zu richten, wo eben
wegen der obbemerkten Verſchiedenhei:
ten, keine allgemeine Vorſdriften ertheilt
ſondern die nähern Beſtiminungen den
Provinzialgeſeßen ausdrücklich vorbehalten
worden.

VII .

wegen der 2. Bey der Entwerfung der Provinziale


Gemohn , gefeßbücher iſt zwar auch auf die Gey
beſonders wohnbeitsrechte und Obſervanzen , tpelche
zu
ren ,beacher in dieſer oder jener Provinz, oder an ein
w HU
gelnen Orten bisher statt gefunden haben,
die erforderliche Rückſicht zu nehmen ; ders
geftalt, daß dieſelben ebenfalls geſammlet;
in wie fern ihnen nach allgemeinen recht:
lidhen
des neuen allgem . Landrechts. Ix

lichen Grundfäßen die Eigenſchaft einer


rectsgültigen Obſervanz würflich zukom ,
me; ſorgfältig erwogen ; die Erheblichkeit
und Nußbarkeit derfelben , nach den 9. 6,
vorgeſchricbenen Grundfäßen genau ge
prüft, und diejenigen , deren Beybehalı
tung nothwendig gefunden wird , in dem

Provinzialgeſezbude gehörigen Ortsein


gerückt werden . Nach Ablauf des §. 4 .
beſtimmten Zeitraums aber, Rolle auf derr
gleichen ungeſchriebene Rechte oder vers
meintliche Obſervanzen , welche von den
Porføriften des aligemeinen Landrechts
abweichen , nur in fo fern Rúdſicht ger
nommen werden , als ſie entweder den
Provinzialgeſeßbüchern einverleibt ſind,
oder das allgemeine Landrecht ſelbſt dari
auf , wie bey verſchiedenen Materien ges
ſehen iſt , ausdrücklich in der Art vers
wieſen hat , daß die geſeßlichen Beſtim
mungen nur für den Fali gegeben wor,
den , wenn über den Gegenſtand durch
wohl hergebrachte Gewohnheiten eines
Orts oder Diſtrikts nicht ein Underes ein :
geführt wäre. Außer dieſen beyden vor

ſtehend beſtimmten Ausnahmen aber, ſind


Wir die Berufung auf Obſervangen, wel.
de dem Gefeße widerſprechen , und die
gemeinſchädliche Ungewißheit der Rechte
verewigen , nach dem Ablaufe des vorges
dachten Zeitraums ferner zu dulden nicht
geſonnen . Was hingegen diejenigen Ob «
5 ſervan .
Patent wegen Publication

ſervangen betrift , welche nicht wider die


Geſeße ſind , ſondern nur etwas beſtim ,
men , was in den Gefeßen unentſchieden
gelaſſen worden ; ſo mag es dabey , nach
Maaßgabe 9. 4. der Einleitung zu dieſem
allgemeinen Landrechte , bis zum Erfolge
einer gefeßlichen Beſtimmung , auch noch
ferner Rein Bewenden haben.
mi

si Da Wir auch vernehmen , daß in eis


nigen einzelnen Provinzen über die im
allgemeinen Landredste vorkommenden Abs
weichungen von den Vorſchriften der bis .
Herigen ſubſidiariſchen Gefeße, beſonders
in Anſehung der Familien- und Succeſs
fionsrechte, annoch Bedenklichkeiten obwal. *
ten ſollen : ro erklären Wir hiedurch :

Daß Wir in Anſehung dieſer in den


drey erſten Titeln des Zweyten Theils
dieſes " allgemeinen Landrechts vorkom,
menden Abweichungen von geiviſſen eins
geinen Vorſchriften des Römiſchen oder
, den Står
gemeinen Sachſen - Rechts'
den ſolcher Provinzen noch geſtatten
wollen , ſothane Bedenklichkeiten , bey
den Conferenzen über ihre Provinzial.
geſekbücher, anderweit vorzutragen ; und
daß daher diejenigen Stellen dieſer drey
erſten Titel des zweyten Theils, welche
dergleichen Abweichungen enthalten , vor
der Hand, und während des obbeſtimm
ten
des neuen allgem . Landrechts. XI

ten zweyjáhrigen Zeitraums , bey den


Gerichtshofen nod nicht zur Anwen .
dung gebracht werden fouten .

Wir verſtehen inzwiſchen hierunter nur


ſolche Vorſchriften des allgemeinen Landa
rechts, welche das grade Gegentheil eines
klaren und unſtreitig recipirt geweſenen
römiſchen oder andern fremden Sereges
enthalten ; keinesweges abar ſolche Stel
(en , welche blos den bisher übliden Mei.
nungen einiger Rechtslehrer widerſprechen ;
oder einer gewiſſen Erklärungsart dieſes
oder jenes römiſchen oder andern frémia
den Gefeßes den
Vorzug, beylegen ; oder
gar nur bisher ſchon zweifelhaft geweſene
Rechtsfragen beſtimmen ; allermaaßen Wir
ausdrücklid ) wollen , daß Vorſchriften dien
ſer leßtern Art fogleich nach dem Erſten

Junius 1794. in die volle geſegliche Kraft


eintreten ſollen.

Auch verordnen Wir , daß in ſofern


Vorſchriften des allgemeinen Landrechts,
in vorbeſagten drey Titeln , die äußere
Form gewiſſer Handlungen auf eine von
den bisherigen ſubſidiariſden Rechten ver ,
dieſer Art , Niche Hand ,

zivenjährigen Zeitraums vorgenommen wor “


den, in Anſehung ihrer Äußern Form und
Fenerlichkeit gültig ſeyn ſollen, ſobald das
bey entweder die Vorſchriften des bisher
rigen
XII Patent wegen Publication

rigen ſubſidiariſchen Geſeßes, oder auch die


Perordnungen des gegenwärtigen allger
meinen Landrechts beobachtet worden .

VIII.

Das neue
So wie überhaupt ein neues Geſet
Landrecht auf vergangene Fälle nicht gezogen wer,

vergange den mag , fo ſou dieſer Grundlag auch


ne Fälle bey der Anwendung des gegenwärtigen

den mets " Landrechts beobachtet, und dabey im Auk


gen
gemeinen nur auf die's. 14:20.der Einlei
tung vorgeſchrievnen Beſtimmungen Rück ,
ficht genommen werden ; Wie Wir denn
überhaupt ausdrücklich verordnen , daß 'ein
jeder, welcher ſich zur Zeit der Publication
Dieſes Landrechts
Gelegen gültigen uns einem nach bisherigen
in finem 1

Beſiše irgend einer Sade, oder eines Rechts


befindet , dabey gegen jedermann geſchüßt,
und in dem Genufle, oder in der Ausübung
dieſer feiner wohlerworbener Gerechtſame,
MM
unter irgend einem aus dem neuen Land" **
rechte entlehnten Vorwande nicht geſtört,
oder beeinträchtigt werden ſoll.

IX.

Doch ſind In ſofern jedoch nach der Publicas

Dunkle Gestion des Landrechts aus einer altern

feße nach Handling oder Begebenheit Proceſſe ent :


magen de ſtehen , und die damals vorhandenen auf
neuen den vorliegenden Fall anzuwendenden Ger
reße dunkel und zweifelhaft find ; alſo ,
das
des neuen allgem . Landrèchts. XIII

daß bisher über den Sinn und die An : Landrechts


wendbarkeit derſelben verſchiedene Mei: quszudeu
ten,
nungen in den Gerichtshofen Statt gefun :
den haben : ſo - ſol derjenigen Meinung,
welche mit den Vorſchriften des Land:
rechts übereinſtimmt, oder derſelben am
nächſten kommt, der Vorzug gegeben
werden .

X.

Da auch die Fåtle fich häufig ereignen Wie es mes


dürften , wo die Handlung oder Begeben : Zeit des

heit , aus welcher ſtreitige Rechte unter Publikas


den Parteyen entſpringen , zwar ſchon tion nom)

vor der Publikation des Landrechts fich den altern


ereignet haben ; die rechtlichen Folgen Fälle und
derſelben aber erſt nachher eintreten : ſo gelegenhei .
finden Wir nöthig , wegen ſolcher Fälle ten zu hala
nachſtehende nåhere Beſtimmungen feſt: infondet:

zulegen : heit

Es ſoll nehmlich in dergleichen Fål:


len jederzeit darauf Rückſicht genommen
werden : ob es noch in der Gewalt des:
jenigen , von deſſen Rechten oder Pflich:
ten die Rede iſt, geſtanden , und bloß von
feinem freyen Entſchluſſe abgehangen ha:
be , die rechtlichen Folgen der frühern
Handlung oder Begebenheit, durch Wils
lenserklärungen , oder ſonſt, zu beſtim :
men , und auf andre Art , als in dem

neuen Landrechte geſchehen iſt , feſtzu


Teßen ; oder ob eine ſolche abảndernde
Beſtimmung in der Gewalt und einſeitigen
Ents
XIV Patent wegen Publication

Entſchließung desjenigen , den die Hand;


lung oder Begebenheit angeht , nichtmehr
geſtanden habe ?
Im lektern Falle ſollen die auch ſpäter
eintretenden rechtlichen Folgen dennoch
nur nach den åltern Gereken , welche
zur Zeit der vorgefallenen Handlung oder
Begebenheit gülttg geweſen ſind , beur
theilt werden .
Im erſtern Falle hingegen ſoll , wenn
auch die Handlung oder Begebenheit
ålter , aber keine ſolche abåndernde Bes
ſtimmung vorhanden wäre , ben Beurtheis

1 slung der erſt nach dem Erſten Junii 1794 .


eintretenden rechtlichen Folgen , den :
noch nur die Vorſchrift des gegenwärtigen
neuen Landrechts Anwendung finden.
XI .
wegen der Es ſind daher inſonderheit atte Vers
Weitrågé. tråge, welche vor dem Erſten Junii 1794 .
errichtet worden , ſowohl ihrer Form und
Inhalte nach , als in Anſehung der daraus
entſtehenden rechtlichen Folgen , nur nach
den zur Zeit des geſchloſſenen Contrakts

beſtandenen Geſeßen zu beurtheilen ;


wenn gleich erſt ſpäter auf Erfüllung, Auf
hebung , oder Leiſtung des Intereſſe, aus
einem ſolchen Contrakte geklagt würde.
XI .
wegen der In Anſehung der Teſtamente und an
Teſtamens
te. drer lebtwilligen Verordnungen reken
Wir beſonders feſt, daß alle diejenigen ,
welche
des neuen allgem . Landrechts. XV

welche vor den Erſten Junii 1794. erricha


tet worden , nach den Vorſchriften der
altern Gefeße durchgehends beurtheilt
werden ſollen , wenn gleich das Ableben
des Teſtators erſt ſpäter erfolgte; und ſoul
bey dieſer Art von Verfügungen auf den
Unterſchied : ob eine ſolche Diſpoſition in
der Zwiſchenzeit und bis zum Erſten Junii
1794. noch håtte abgeändert werden kön:
nen , oder nicht, zur Vermeidung der ſonſt
für Unſere getreuen Unterthanen zu beſor:
genden großen Weitläuftigkeiten und Kos
ſten , keine Rückſicht genommen werden .
, Xul.

Die geſebliche Erbfolge zwiſchen El: wegen der


tern und Kindern , auch andern Familien: gefeßlichen
Erbfolge,
Mitgliedern , ſo weit dieſelben nicht auf
Vertrågen , Fideikommiß : Stiftungen,
Lehnskonſtitutionen u . f. w . unabånder:
lich beruhet, ſondern durch rechtsgültige
Willenserklärungen des Erblaſſers abge
åndert werden konnte , iſt, wenn der
Erbfall ſich vor dem Erſten Junius 1796 .
ereignet , nach den bisherigen Geſeßen ,
ſpåter hin aber, wenn der Erblaſſer keine
ſolche rechtsgültige Abånderung gemacht
hat , nach den Vorſchriften des neuen
Landrechts, jedoch unter dem $. 7, be:
merkten Vorbehalte , zu beurtheilen .
XIV .
Das Verhåltniß der Eheleute , die ſich wegen der

vor dem Erſten Junius 1794. perheyra: Succeſs


thet

3
XVI Patent wegen Publication

fion der thet haben , ſoll, ro weit es auf Recht


Eheleute,
und Pflichten unter Lebendigen ankor na:
ſo wie in Fällen , wo die Ehe durch rid
terliches Erkenntniß geirennt wird , nar
den zur Zeit der geſchloſſenen Ehe beffar
denen Gereßen beurtheilt werden . Ber
der Erbfolge hingegen , in ſofern dieſe
be nicht durch Verträge , lektwillige. De
ordnungen , Provinzial- Geſeke, ode
Statuten beſtimmt wird , ſondern nai
gemeinen Rechten anzuordnen iſt, Tum
der überlebende Ehegatte, ben einer
nach dem Erſten Junius 1796 ; fich erei,
nenden Succeſſions: Falle, die Wahl ho
ben : ob er nach den zur Zeit der geſchlo :
ſenen Ehe vorhanden geweſenen geme
nen Rechten , oder nach den Vorſchriř:
ten des gegenwärtigen Landrechts crí
wolle.
XV .
wegen der Da in dem gegenwårtigen Landrea
Hypothes beſtimmt iſt , daß die geſeßlichen u
fen,
ſtilſchweigenden Hypotheken zwar ihr
bisherigen Vorrechte gegen den eigenti
chen Schuldner und deſſen Erben , lo in
bey einem über das Vermogen oder der
Nachlaß des Schuldners entſtehende
Eoncurre behalten , auf den dritten Bef
Ber der damit behafteten unbewegliche
Sache aber , welcher nicht Erbe Teine
Vorfahren im Beſiße geworden iſt , nr
in ſo fern übergeben ſollen , als dieſelben:
dieſer
des neuen algem . Lanbrechts . XVII

dieſem dritten Beſiger bey der Erwerbung


deti Grundſtücks bekannt geweſen , oder in 1
dem gerichtlichen Hypothekenbuche einges
tragen ſind, ſo ſoll zur. Eintragung ſolcher
Hypotheken ein drenjähriger Zeitraum of
fen bleiben , dergeſtalt, daß der Berech ,
igre, welcher ſich vor dem Erfen Junius
: 797 . zu der Eintragung eines ſoichen
Rechts in das Hypothekenbud gehörig
meldet , dazu noch gelaſſen werden muß,
wenn gleich das Grundſtück in der Zwis
ſchenzeit an einen andern :Beſißer, als dens
jenigen, gegen welchen er das Mecht erwor ,
zen hat,oder deſſen Erben gediehen wäre .

XVI.

,
Real Sers
dhe Dienſtbarkeitsrechte oder Servicuten, vituten,
welche durch keine in die Augen fallende
Kennzeichen oder anſtalten angedeutet wers
den , und gleichwohl den Nußungs . Ers
rag des belaſteten Grundſtücks ramålern,
gegen einen dritten Beſiber des belaſtes
ten Grundſtücks, der weder erweislich das
von unterrichtet geiveſen , noď ſeines Vors
fahren Erbe geworden iſt, nur in fo fern

ſollen ausgeübt werden können , als ſie zur


Zeit der Beſißveränderung im Hypother
kenbude ſchon eingetragen ſind , oder der
ren Eintragung noch vinnen zwey Jahren
nad der Befißveränderung von dem Ben
fiker des berechtigten Grundſtücks . geho
B rig
XVII Patent wegen Publication

rig nachgeſucht ' wird ; ſo verordnen Bir


hiedurd), daß: wenn auch in der Zmi.

. ſchenzeit von Dato des gegenwärtigen Pa:


tents an , bis zum Erſten Junius 1797,
Beſißveränderungen mit ſolchen belaſteten
Grundikiden ſich ereigneten , dennod die
zweyjährige Friſt, binnen welcher die Ein
tragung zu ſuchen iſt, nur vom Erſten
Junius 1797 an gerechnet werden ſolle.

Auch befehlen Wir hierdurch fåmmt.


lichen Geridyten, und andern Bypothetens
buchführenden Behörden , bei allen Ber
fikveränderungen , welche nach der Publik

cation des gegenivårtigen Patents zuerſt


vorfallen werden , ſowohl den bisherigen
Beſißer, in ſo fern derſelbe noch vorhan.
den iſt, als den neuen Erwerber darúber
zu vernehmen : ob das Grundſtück etwa
mit einer ſolchen noch nicht eingetragenen
Servirut behaftet ſer, oder demſelben der
gleichen Dienſtbarkeitsrecht auf ein andres
Grundſtück zukomme ; und wenn ſich dies
ſes findet, den Intereſſenten die dahin
einſalagenden geſetzlichen Vorſchriften noch
beſonders und ausdrücklich bekannt, zu
maden .

XVII.

wegen der Was inſonderheit die Verjährung ber


Verjah :
trift, ſo ſollen diejenigen Fälle, in welchen
kung .
dieſelben ſchon vor dem Erſten Junius
1794
1
des neuen allgem . Landrechts. XIX

1794 votlendet worden, lediglich nach bisa


herigen Rechten beurtheilt werden ; wenn
gleich die daraus entſtandnen Befugniſſe
oder Einwendungen erſt ſpäterhin geltend
gemacht wurden . In Anſehung derjenir
gen Verjährungen hingegen , deren bisher
rige geſeßmáßige Friſt mit dem Erſten
Junius 1794 noch nicht abgelaufen iſt,
ſollen die Vorſchriften des neuen Lands
rechts in allen Stücken befolgt werden.

Sollte jedoch zur Vollendung einer


ſdon vor dem Erſten Junius 1794 anger 1
fangenen Verjährung in dem neuen Land
rechte eine kürzere Friſt, als nad bisheria
gen Gelegen , vorgeſchrieben ſeyn : ſo kann
derjenige, welcher ſich in einer ſolcher für
zern Berjährung gründen will, die Friſt
derſelben nur vom Erſten Junius 1794

zu rechnen anfangen .

XVII.

Was die Anwendung der in dieſem wegen dat


Landrechte enthaltenen Strafgefeße auf strafsen
die ſchon vor der Publication ficti ereig. Tege
neten Fälle betrift; ſo hat es desfaus
nicht nur bey den Vorſchriften §. 18 und
20. der Einleitung ſein Bewenden , ſoni
dern es iſt auch unſer Wille , daß ben
allen nach der Publication , und ſelbſt nocy
vor dem Erſten Junius 1794 , als dem
Zeitpunkte der anfangenden Geſebeskraft,
6 2
XX Patent wegen Publication

zur richterlichen Entſcheidung gelangenden


Fåten , die in dem neuen Landrechte verz.
ordneten Strafen, in ſo fern dieſelben ge.
linder ſind, als diejenigen , welche nach bis .
herigen Gefeßen auf das vorliegende Ver.
bredien ſtatt gefunden hatten, angewendet
werden ſollen .

Unter vorſtehenden Maasgaben und


Beſtimmungen nun , wollen Wir dieſes
allgemeine Landrecht, vermoge ' der Uns
zuſtehenden Landesherrlichen und geſeggen
benden Madyt, als ein wahres und aliges
meines Landesgeſek hierdurch , und in
Kraft vieſes, vorſchreiben und publiciren ;
alſo , daß in unſeren Königlichen und Churs
auch rainmtligen übrigen unter unſerer
Hoheit und Oberbothmåßigkeit ſtehenden
Landen , Provinzen und Diſtrikten , nach
der in dieſem neuen Gereße enthaltenen
Porſdiriften verfahren und erkannt , und
daſſeibe in allen und jeden ſowohl gerichte
lidjen , als außergerichtlichen Angelegenhei,
ten, von jedermann, der zu Unſern Unters

! thanen gehört, oder in Unſern Landen


Geſchäfte zu betreiben hat , genau beob :
achten , inſonderheit aber bey allen Ober:
und Untergerichten , ohne Unterſcied ' oder
Ausnahme , in Beurtheilung der bey ihi
nen verfalenden , oder zu ihrer Entſcheir
dung gelangenden Angelegenheiten und

1 Geſoäfte, zum Grunde gelegt werden fou.


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XXTI Patent wegen Publication 2c.

Vorſchriften §. 46. 50. der Einleitung zu


dem gegenwärtigen Landrechte verfahren
werden.

Nach dieſer Unſerer ſolchergeſtalt er :


klärten Merhöchſten Willensmeinung hat
ſich alſo ein jeder , den es angeht , inſon ,
derheit aber råmmtliche Landes . Collegia
und übrige Gerichte, genau und pflict. ,
máßig zu achten .

Urkundlich unter unſrer Höchſteigen


håndigen Unterſchrift und beygedrucktem

großern Königlichen Inſiegel. So- geſche.

hen Berlin , den sten Februar 1794

Friedrich Wilhelm .

1
L.S.

Carmer .
Anzeige

der bey der Reviſion des Allgemeinen

Geregbuchs auf Sr. Königlichen May

jeſtåt Allerhöchſten Befehl erfolgten

Veränderungen .

Zum Gebrauche für die Beſißer der erſten


Auflage.

1.

Der
Ver Titel iſt daşin geändert :
Augemeines Landrecht für die Preuſſiſchen
Staaten .

II ,
In der Einleitung ſind die S. S. 6.7.9. 12.77.78.
79. weggeblieben ; wornach ſich alſo auch die
Paragraphenzahl ånderte

IIT.
Th. I. Tit. VIII, 8. 32. 3. 4, ſind die Worte : nicht
aber durch machtſprůche, weggeblieben.

IV .
Th. I. Tit. IX . ſind die S. S. 528. 529. folgender
maaſſen gefaßt :
g. 528. Gegen den, welchem das rechtliche Gehör
verſagt wird, kann keine Verjährung angefangen
werden .
§. 529. Auch wenn ein ſolches Hinderniß im Laufe
der. Verjährung eintritt, wird die Fortſeßung
derſelben ſo lange unterbrochen , als das Hin:
derniß dauert.
B 4 V.
24 Anzeige der Veränderungen .

V.

Th . I. Tit .XI. §. 678-691 . iſt die Lehre von Officiers


Schulden dahin beſtimmt:
Beſonders $.678 . Wer einem in wirklichen Kriegsdienſten
von Militairs
perſonen, ſtehenden Officiere Darlehne geben will, muß
fich dazu die Einwilligung des Chefs oder Com
mandeurs beybringen laſſen.
§. 679. Dieſe Einwilligung muß in der Regel von
dem Chef, wenn aber dieſer bey dein Regimente
nicht zugegen iſt, oder die Beſorgung der Regis
mentsgeſchäfte dem Commandeur übertragen
hat, von leßterem ertheilt ſeyn.

Ŝ. 680. Sie muß ſchriftlich ausgefertigt, und ent:


weder hinter das Schuid - Inſtrument verzeichs
net, oder mit genauer und deutlicher Beziehung
auf das Datuin , den Betrag des Darlelns,
und den Namen des Gläubigers abgefaßt
werden .

$ .681. Sol die im Vertrage beſtimmte Zahlungs


zeit verlängert werden , ſo iſt auch zu dieſer
Verlängerung ein gleichmäßiger ſchriftlicher Cona
ſens des Chefs oder Commandeurs erforderlich.
$. 682. Sollen die Gewehrgelder eines Compagnies
oder Eskadronschefs für die Befriedigung des
Gläubigers haften , ſo muſſen dieſelben unter
Einwilligung des Regimentschefs oder Commans
deurs beſonders verpfåndet, und dieſe Verpfån
dung muß in das bey dem Regimente za führende.
Hypothekenbuch eingetragen werden.
§. 683. Wie weit die Regimentschefs oder Com
mandeurs dergleiden Einwilligung (S. 578.
682.) ertheilen oder verſagen ſollen , iſt in den
ihnen ertheilten Inſtruktionen beſtimmt.
9. 684. Ermangelt die Einwilligung des Chefs oder
Commandeurs, und der Schuldner iſt ein Subs
alterns
1
Anzeige der Veränderungen. 25

alternofficier , ſo iſt der Darlehnsvertrag nuli


und nichtig ; der Gläubiger hat niemals die ges
ringſte Wiederbezahlung zu voffen ; und das
würklich gegebene fåült, zur Strafe, der Invalis
dencaſſe unwiederruflich anheim.
$ . 685. Dagegen ſind zwar Darlehne an Stabsoffis.
ciers, Compagnie - und Eskadronschefs , auch)
ohne Confens gültig, und der Gläubiger kann
zur beſtimmten Zeit die Rückzahlung fordern.
Wenn aber dieſe nicht anders , als durch vers
Håltniſmäßige Åbzüge von den Dienſteinkünf
ten des Schuldners geleiſtet werden kann ;
müſſen Gläubiger , deren Forderungen mit
dem vorſchriſtsmåßigen Conſens nicht verſes
hen find , denjenigen , welche für die gehörige
Benbringung dieſes Conſenſes geſorgt haben,
nachſtehn.
$.686. Ueberhaupt muß jeder Gläubiger eines
Officiers , wenn auch die Forderung an fich
gültig iſt, ſobald die Zahlung nur aus den
Dienſteinkünften des Schuldners erfolgen kann,
mit terminlichen Zahlungen , ſo wie dieſelben
ohne Nachtheil.des Dienſtes, und des nothwena
digen Unterhalts des Schuldners beſtimmt ;
werden können , ſich begnügen , und kann auf
Perſonalarreſt gegen den Schuldner niemals
antragen.
$ .687. Ein Officier, welcher Immobilien befißt,
kann dieſelben auch ohne Conſens des Chefs
oder Commandeurs gültig verpfånden . Doch
erlangt, wenn außerdem der Conſens nothwen :
dig war ( $. 684.) , eine ſolche Schuld nur von
dem Augenblicke an, da die Eintragung in das
Hypothekenbuch wirklich geſchehen iſt, ihre
Gültigkeit.
$.688 . Uuch über Einkünfte von Grundſtücken
und Pråbenden , über Zinſen von Uktiveapi
65 talien ,
26 Anzeige der Veränderungett.

talien , und andre jährliche Hebungen , welche


nicht zu den Dienſteinkünften des Officiers geho
ren , kann derſelbe, durch Anweiſungen ' und
ſonſt , auch ohne Conſens, gültig verfügen .
Doch verſteht fich folches , ben Subalternoffi
ciers, nur von ſchon verfallenen , oder im nach:
ſten Termin wirklich fållig werdenden Einkünf
ten dieſer Art ; nicht aber von Anweiſungen
1
oder Ceſſionen , die , um der Vorſchrift des
Gefeßes auszuweichen , auf ſolche Hebungen ,
die erſt in einer entferntefen Zukunft fållig wers
den ſollen , gegeben ſind.
9.689. Durch den Conſens des Chefs oder Com.
mandeurs kann der Mangel andrer geſeßlichen
Erforderniſſe zur Gültigkeit eines Darlehns
nicht ergånzt werden. Doch können die vor:
mundſchaftlichen Gerichte ihre Einwilligung
oder Genehmigung nicht verſagen , wenn zu
wirklichen Dienſtausgaben eines minorennen
Officiers, in Fåten , die keinen Verzug leiden,
beſonders in Kriegszeiten , ein Darlehn mit
Conſens des Chefs poer Commandeurs aufges
nommen woțden.
$. 690. Dagegen kann der Gläubiger gegen den
Mangel des zur Gültigkeit des Darlehns noth
wendigen Conſenſes, durch den Einwand einer
in den Nußen des Schuldners geſchehenen!
Verwendung ſich nur alsdann ſchüben , wenn
er nachzuweiſen vermag , daß der Vorſchuß zu
1 Dienſtausgaben des Officiers nicht nur gemacht,
ſondern auch wirklich verwendet woțdert; und
daß es ihm unmöglich geweſen fer , ſich
um den erforderlichen Conſens vorher ju bes
werben.
§. 691, Uber auch in dieſem Falle muß dem
Chef oder Commandeur , ſogleich nach gemach
tem Vorſchuſſe, als der Slåubiger denſelben
munos
Anzeige der Veränderungen. 27

mündlich oder ſchriftlich anzutreten Gelegenheit


kat, Anzeige geſcheben .
VI.
Tb. I. Tit. XII, bleibt der §. 235. weg ; und G. 236.
wird ſo getheilt:
$. 235. Dem Richter ſteht frer , die Bekanntma
chung auch dem eingeſeßten Erben zu über:
laſſen .
S. 236.- Er muß aber alsdann von Amtswegen
darauf fehen , daß der Erbe zu den Akten nach
weiſe: daß und wie er dem übernommenen Aufs
trage Genüge geleiſtet habe.
VII.
Ch. I. Tit. XVIII. $ . 29. lauter folgendermaaßen :
Auch wenn jemand mit einem Gute und
allem Zubehör beliehen iſt, werden dennoch nur
diejenigen beweglichen Pertinenzſtücke, welche
entweder einen Theil des Lehns ausinachen , oder
die dabey zur Zeit der erſten Verleihung befind:
lich geweſen , oder in der Folge an deren Stelle
getreten , oder die durch eine ſpåtere Inveſtitur
beſonders verliehen ſind, als Lehnszubehör ans
geſehen .
VIIT ,

Th. I. Tit. XVIII. S. 260, find nach den Wortert;


dem Glauben des Hypothekenbuchs
die Worte :
nach gehöriger Prüfung der darin eingetrage
nen oder allegirten Urkunden
eingerückt worden .
XI,

Th. I. Tit. XVIII. S. 665. iſt die Stelle;


auf guten Glauben des Hypothekenbuchs
fo gefaßt:
nach gehöriger Prüfung der Urkundent, auf
welche
28 Anzeige der Veränderungen .

welche der eingetragene Tiee des gegeuwårtis


gen Beſigers ſich gründet.

X.

Th. I. Tit. XVIII. treten an die Stelle der § . 9. 375


379. folgende Såße :
Von Mahn: $ . 375. Wahn- und Blödſinnige werder bloß um
und Bidd
deswillen von der auf ſie gelangten lehn -Sucs
finxigen.
ceſſion in der Regel nicht ausgeſchloffen.
§. 376. Es muß aber einem ſolchen lehnsfolger ein
Lehns - Curator beſtellt, und durch dieſen für die
gehörige Entrichtung der Sehnspflichten geſorgo
werden.
S. 377. Die gewöhnliche Verwaltung des Lehns
und ſeiner Einkünfte verbleibt alsdenn dem für
den Beſiger beſtellten Vormunde.
8.378 . Wie weit aber dieſer den lehns- Curator
zuziehn müſſe , iſt gehörigen Orts beſtimmt
(Th . II . Tit. XVIII S. 1001. 1002 ).
8.379. Andere körperliche Gebrechen ſchließen
von der Lehns Succeſſion niemals aus ; fons
dern berechtigen nur den lehnsherrn , auf Ber
ſtellung eines Lehnstrågers zur Entrichtung ſols
cher Pflichten zu bringen, zu deren eigenen Ers
Füllung der Beſiger durch das Gebrechen untüchs
tig gemacht wird.

XI.

Th. I. Tit . XX. §. 639. iſt ſtatt der Worte :


einem unredlichen Beſiger durchgehends gleich
zu achten,
geſeßt worden :
in Anſehung der während ſeiner Beſißzeit ſich
ereigneten Verbeſſerungen und Verſchlimmes
¿ ; rungen der Subſtanz , einem unrechtfertigen
Beſiker ( Tit. VII. S. 239. 240.) gleich ju
achten.
XII.
Anzeige der Veränderungen, 29

XII.

Th. II. Tit. I. lauten die S. S. 200. 201. folgender;


maßen :
9. 200. Uuch bey gerichtlichen Verhandlungen
der Frau mit dein Manne , iſt die Zuziehung
eines entweder ſelbſt gewähiten , oder von
dem Richter ernannten Beyſtands für erſtere
erforderlich.
$. 201. Doch muß der Richter zugleich felbſt von
Amtswegen darauf ſehen , daß die Frau bey
ſolchen Verhandlungen nicht übereilt oder
þintergangen werde.
XIII.
Ch. II. Tit. I. find die S. 8.716.717.718 . folgena
dermaßen geändert.
$. 716. Ganz kinderloſe Ehen können auf den unüber
mindliche
Grund gegenſeitiger Einwilligung getrennt Abneigung,
werden , ſobald weder Leichtſinn oder Ueber:
eilung, noch heimlicher Zwang an einer oder
der andern Seite zu beſorgen iſt.
6717. Außer dieſem Fale aber findet, blos wegen
behaupteter Abneigung, ſobald dieſelbe mit
keinen geſegmåfigen Gründen unterſtüßt if ,
die Trennung der Ehe in der Regel keines:
weges ſtatt.
§. 718. a. Doch ſoll dem - Nichter erlaubt ſeyn ,
in beſondern Fällen , wo nach dem Inhalte der
Ukten der Widerwille ſo ' heftig und tief eins
gewurzelt iſt , daß zu einer Ausſöhnung und
zur Erreichung der Zwecke des Eheſtandes
gar keine Hoffnung mehr übrig bleibt, eine
folche unglacfliche Ehe zu trennen .
5. 718. b . Es muß aber in dieſem Falle derjenia
ge Ehegatte, welcher folchergeſtalt ohne eis
gentlichen geſegmáßigen Grund wider den
Willen des Undern , auf der Scheidung bes
harret, für den ſchuldigen Theil erklåret,
und
30 Anzeige' der Veränderungen .

und in die Eheſcheidungsſtrafen nach § . 786.


verurteilt werden .

XIV .

Ch . II. Tit. I. iſt der ganze Zeunte Abfchnitt fola


gendermaßen abgeåndert :

77eunter Abrchnitt.

Von der Ebe zur linken Sand.


Begriff. $. 835. Ehen zur linken Hand unterſcheiden ſich
von andern Ehen blos darinn, daß die Frau
durch ſelbige nicht alle Standes- und Fami:
lienrechte erlangt , weiche die Geſeße einer
wärklichen Ehefrau benlegen . .
Fáble, it S. 836. Dergleichen Ehen ſind in der Regel nicht
welden
folche Eben zutáßig; vielmehr erfordern ſie allemal, wenn
juldig find . ſie ſtattfinden ſollen , die unmittelbare San :
desherrliche Erlaubniß.
S. 837. Dieſe Ertaubniß kann nur von Manns
perſonen höhern Standes , in außerordentlia
chen Fällen , und aus erheblichen Gründen
nachgeſucht werden.
§. 838. Zu den erheblichen Gründen gehört bea
ſonders, wenn der Mann nicht Vermögen
oder Einkünfte genug beſikt, um eine Frau
und Familie ſtandesmäßig zu ernähren und
zu verſorgen .
839. Ferner, wenn er durch eine zweyte ſtan
desmåßige Heirath das den Kindern erſter
Ehe beſtimmte Familien · Vermogen zu ſehr
zu belaſten oder zu ſchmålern beſorgt.
$. 840. Die Richtigkeit dieſer Gründe muß ſo
fort beſcheinigt) oder gehörig unterſucht
werden.
§ . 841. Die Beurtheilung ihrer Erheblichkeit aber
bleibt dem höchſten Landesherrn allein vorr.
behalten .
$. 842
Anzeige der Veränderungen, 31

§. 842. Alles was die Schließung einer Ehe aber: Erforder:


haupt hindert , das ſteht auch einer Ehe zur felben
miffe derisa
.
linken Hand entgegen .

. 843. Nur die Ungleichheit des Standes macht


hier kein Hinderni .
§. 844. So weit zu einer volgültigen Ehe die Eins
willigung der Eltern und Vormunder erfors
dert wird , iſt dieſelbe auch bey Ehen zur lin
ken Hand nothwendig .
$ 845. Dieſe Einwilligung kann , wenn ſie ver.
weigert worden , von dem Richter niemals
ergånzt werden.
f. 846. Die Schließung einer . Ehe zur linken Ehe : Cork
trakt.
Hand feßt einen ſchriftlichen Contrakt noth
wendig voraus ,
ſ. 847. Bey beffen Errichtung 11 alles beobs
achtet werðen , was in Anſehung Lor Form der
Ehegeldbniſſe vorgeſdýrieben iſt. ( $ . 82. [99. )
S. 848. In dem Ehecontrakte muß der Verlobten
jedesmal eine gewiſſe Abfindung, zu ihrem
auskommlichen Unterhalte auf den Fall der
getrennten Ehe , beſtimmt feyn.
J. 849. Dieſe Åbfindung kann in jährlichen Vers
pflegungsgeldern , oder auch in einer ein für
allemal zu entrichtenden Capitalsfummè bes
ſtehen .
§. 850. In dem Contrakte muß zugleich bes
ſtimmt ſeyn : wie der Verlobten dieſe Abfine
dung , verſichert werden ſolle.
$ 851. Iſt darin nichts beſtimmt, ſo hat diefelbe
eben die Rechte , welche ber einer vollgål:
tigen Ehe dem Gegenvermachtniſſe beygelege
worden. ( S. 466. ſqq.)
S. 852. Vor Errichtung eines ſolchen Contrakts,
in welchem die Abfindung der Verlobten best
ſtimmt iſt , ſoll die Erlaubniß zur Vollziehung
der Ehe nicht ertheilt werden.
. 853
32 Anzeige der Veränderungen.

S. 853. Wenn nach 'wůrklich geſchloſſenem Eher


contrakte ein oder bende Theile vor der Volls
ziehung der Ehe wiederum davon abgehen
wollen , fo findet eben das Statt , als ben dem
Rücktritte von einem gültigen Ehegelobniſſe.
(8.99 . fqq.)
9. 854. Wer alſo ohne Grund zurücktritt, oder
den andern Theil zum Rücktritte ' veranlaßt,
muß demſelben ſo viel , als der Vierte Theil des
im Ehecontrakte beſtimmten Capitals , oder der
zu Capital zu rechnenden Verpflegungsgelder
ausmacht, zur Schadloshaltung entrichten .
$. 855. Der Vollziehung der Ehe zur linken jand
muß , ſo wie bey einer vollgültigen Ehe , das
Aufgebot vorangehen .
S. 856. Es iſt jedoch hinreichend, wenn in Ans
ſehung eines jeden Theils nur bekannt gee
macht wird , daß derſelbe eine eheliche Vers
bindung ſchließen wolle.
S. 857: Daß bey der Proklamation des Bräutis
gams der Name der Braut , oder bey dem
Uufgebot der Braut der Name des Brautigams
genannt werde , iſt nicht nothwendig.
Sollziehuug S. 858. Nach erhaltner Landesherrlicher Erlaubs
der Ehe.
niß , müſſen beyde Theile bey dem Landes :
Juſtizcollegio der Provinz fich melden , und
den unter ihnen geſchloſſenen Contrakt zur Bes
ſtåtigung vorlegen .
S. 859. Zu dieſem Contrakte müſſen ſie ſich vor
dem Gerichte , oder einem Commiſſario deſs
ſelben perſönlich bekennen , und die Feſthals
tung durch Handſchlag angeloben.
. 870. Nach dieſer geſchehenen Verlautbarung
muß die Ehe durch die wirkliche Trauung an
die linke Hand vollzogen werden.
S. 871. Bey der Eintragung der erfolgten Copus
lation in das Kirchenbucy muß ausdrücklich
be :
! Anzeige der Veränderungen: 33

bemerkt merden , daß die Ehe zur linken Hand


geſchloſſen worden.

S. 872. Alle perſönliche Pflichten , welche bey der Rechte und


vollgåltigen Ehe State finden, gelten der Re: Pflichten
aus dieſer
gel, nach auch zwiſchen denjenigen , welche ſich Ebe.
durch eine Ehe zur linken Hand verbinden .
S. 873. Die Frau erlangt jedoch weder den Na.
men , noch den Stand und Rang des Mans
nes', ſondern behålt diejenigen , welche ſie vor
der Ehe gehabt hat.
§. 874. War ſie Wittwe , ſo muß ſie ihren Gu
ſchlechtsnamen wieder annehmen.

$. 875. . Sie tritt nicht in die Familie des Mannes,


und - darf ſich ſeines Titels und Wappens niche
bedienen ..
$. 876. Doch geht ſie in diejenige Gerichtsbarkeit
über , welcher der Mann unterworfen iſt.
§ . 877 Steht ſie noch unter Vormundſchaft, To
wird dieſe bis zur erlangten Volljährigkeit uns
geåndert fortgeſeßt.
878. Uuſſerdem aber wird eine ſolche Frau, ini?
Unſehung der Befugniß , init andern verbind >
liche Geſchåfte vorzunehmen , wie eine unvers
Heyrathete volljährige Trauensperſon betrachtet.

879. Doch kann fie, ohne des Mannes Einwila 1


ligung, keine Verbindungen eingehn , wodurch
ihre Perſon wåhrend der Ehe verhaftet wird.
9.880. Die Frau zur linken Hand kann von dem
Manne nur einen ihrem Stande gemaßen Unt
terhalt fordern.
9.881 . Curkoſten ſind unter dieſem Unterhalte mic
begriffen ; nicht aber Prozeßkoſten , als in ſe
fern dieſe blos die Perſon der Frau betreffen.
9. 882. Den Mann macht die Frau zur linken
Hand , ohne ſeine ausdrückliche Einwilligung,
gur in ſo fern verbindlich , als er durch die

Hands
34 Anzeige der Veränderungen .

Handlungen der Ehefrau verhaftet wird. (S.


322. 199.)
ders in
beſonhung $. 883. Iſt die Frau zur linken Hand noch minder :
Anſe
desVermo: jährig , ſo behålt ihr Vater oder Vorinund die
gens.
Verwaltung ihres Vermögens.
884. Iſt ſie volljährig, ſo verbleibt ihr ſelbſt die
uneingeſchränkte Verwaltung deſſelben .
8.885 . Der Mann kann auf den Mießbrauch
davon niemals Anſpruch machen .
9. 885. Die nach Statuten oder Provinzialgeſegen
unter Eheleuten obwaltende Gemeinſchaft der
Güter oder des Erwerbs, entſteht niemals durch
eine Ehe zur linken Hand .

887. Auch durch Vertrage kann unter ſolchen


Eheleuten eine Gütergemeinſchaft nicht einges
führt werden .
§. 888. Hat die Frau etwas von ihrem Vermogen
dem Manne zum Gebrauch , zur Verwahrung
oder Verwaltung überlaſſen , ſo hat ſie dess
halb eben die Rechte gegen ihn , als gegen
einen Fremden.

9.889. Hat der Mann ſich etwas von ihrem Vers


mogen eigenmächtig angemaaßt , ſo kann ſie
daſſelbe auch noch in ſtehender Ehe zurück
fordern.
. 890. Seráth der Mann in Concurs , fo hat
die Frau , wegen ihrer von demſelben eigenmächs
tig an ſich genommenen Vermögens - Stúde,
1 eben die Rechte , wie die Ehefrau wegen ihres
vorbehaltenen Vermögens.

891. Hat der Mann von dem eigenmåchtig


an ſich genommenen Vermogen der Frau ets
was verzehrt, veråuſſert, oder ſonſt abhånden
gebracht, oder auch die Sache beſchådigt, oder
ſonſt verringert, ſo muß er auch in Unſehung
des Werths alles vertreten , wozu ein unrede
licher
Anzeige der Veränderungen . 35

licher Beſißer verpflichtet iſt. (TH . I. Tit. VII.


§. 222. ſqq.)
§ . 892. Sind aber bewegliche Sachen der Frau in
der Wirthſchaft des Mannes verbraucht oder ..
abgenußt worden , ſo wird der Mann in Ruc :
ſicht der Vertretung, als ein leiher angeſehnt.
( Th. I. Tit. XXI. S. 248. ſqq .)

S. 893. Während der Ehe kann der Mann ſeiner der Ges
fchente .
Frau zur linken Hand keine Geſchenke machen,
ſo lange Kinder oder Enkel aus einer vollgåltis
gen Ehe vorhanden ſind.
S. 894. Auch durch den nachher erfolgenden 26
gang ſolcher Kinder oder Enkel gelangen die vors
hin gemachten Geſchenke nicht zur Gültigkeit.
S. 895. Hat aber der Mann keine Verwandten in
abſteigender linie , ſo find ſeine der Frau ,zur
linken Hand gemachten Geſchenke , wie unter
Fremden gültig. $

§. 896. Was die Frau von dem Manne an Juwre


len, Koſtbarkeiten , und überhaupt zur Prache
erhålt , wird in zweifelhaftem Falle nur für ges
liehen geachtet.
f. 897. Dergleichen Sachen kann der Mann vor
der Frau, oder auch von einem Dritten , wela
cher ſie von ihr ohne des Mannes Einwillia
gung erhalten hat , zu allen Zeiten zurück fora
dern .

S. 898. Uuch gültige Geſchenke fallen , jedoch nur


in fo fern , als ſie noch vorhanden ſind , an den
Mann zurück, wenn die Frau vor dem Manne
ſtirbt, und keine 26kömmlinge aus der mit ihm
geführten Ehe verläßt.
S. 899. Dagegen bleibt jederzeit , und ohne Un
terſchied det fålle, dasjenige , was der Mann
ſeiner Frau zur linken Hand an Kleidern ,
' C2 Wäſche
gen
36 Anzeige der Veränderun .

Wåſche oder ſonſt, zu einem ihrem Stande


gemåßen Unterhalte gegeben hat , wenn es auch
zur Zeit der getrennten Ehe noch vorhanden iſt,
ihr unwiderrufliches Eigenthum .
$
J. goo. Alles , was vorſtehend . 893. 894. 895.
von Geſchenken
des Mannes verordnet iſt,
gilt auch von ſolchen , welche die Frau dem
Manne macht , je nadidem dieſelbe andere,
als mit ihm erzeugte Abkommlinge hat , oder
nicht.
Der Bürge
fchaften § . 901. Will eine Frau zur linken Hand fich für
.
den Mann verbürgen , ſo müſſen die Vorſchrif:
}
ten §. 344. 345. beobachtet werden .
S. 902. Wegen Bürgſchaften für Fremde wird
eine ſolche Frau nur als eine andere unverheys
rathete Frauensperſon angeſehen .

Crennung 8.903. Wird die Ehe zur linken Hand durch den
der Ehe zur
linken Hand Tod getrennt ; ſo findet wegen der Beerdi:
durch den gung und Trauer alles Statt , was bey vollgül
tigen Ehen verordnet iſt.
§. 904. Doch darf die Frau zur linken Hand nur
ihrem Stande gemaß begraben werden ; und
nach dem Tode des Mannes, die Trauer nur
ſo , wie fie unter Leuten ihres Standes ges
wöhnlich iſt, anlegen.
$. 905. Auf den Nachlaß der Frau kann der übers
lebende Mann, ſich keines Erbrechts anmaßen .
$. 906. Sie kann aber darüber auch zum Beſten
des Mannes durch Erbvertrag oder Teſtament,
wie für einen Fremden , verfügen.
$. 907. ' Sind aus der Ehe zur linken Hand Kins
der vorhanden , ſo bleibt dieſen die in dem
Checontrakte der Mutter verſchriebene Abfine
bung .
S. 908. Undre Erben der Frau hingegen können
auf dieſe Abfindung keinen Anſpruch machen.
$ .909
Anzeige der Veränderungen . 37

$. 909. Nach dem Tode des Mannes, erhält die


berlebende Frau die ihr im Ehecontrakte vers
ſchriebene Abfindung aus dein Nachlaſſe, als
eine Schuld .

$ .910. Verlaßt jedoch der Mann Kinder oder


Enkel aus vollgültiger Ehe , und nicht ſo viel
Vermögen, daß dieſelben zuſammen wenigſtens
Halb ſo viel, als die Abfindung betrågt, zum
Erbtheile übrig behalten ; ſo muß das an dieſer
Hälfte Feblende aus der Abfindung, ergånzt
werden .

$.911 . Ein Gleiches findet Statt , wenn die Ub,


findung in Verpflegungsgeldern beſteht, und der
Ertrag des den Abkömmlingen übrig bleibenden
Nachlaſſes nicht halb fo viel , als dieſe Verpfles
gingsgelder, ausmacht.

$.912. Die Frau zur linken Hand begált aber


auch die Verpflegungsgelder, ſelbſt wenn ſie wies
der heyrathet.

§. 913. Uußer der Ubfindung hat die Frau zur litts


ken Hand an dem Nachlaſſe des Mannes kein
gefeßliches Erbrecht..
S. 914. Durch Erbvertrag oder Teſtament kann
der Mann , zum Vortheile der Frau , wie får
einen Fremden verordnen , wenn er zur Zeit der
geſchloſſenen Heyrath keine Kinder aus einer
vollgültigen Ehe am Leben hatte.
$ .915 . Waren aber damals dergleichen Kinder
vorhanden , ſo kann , ſelbſt wenn dieſelben in der
Zwiſchenzeit geſtorben ſind , der Mann ſeiner
Frau zur linken Hand nicht mehr, als den Zehn
ten Theil ſeines eigenthümlichen freyen Nach
1
laſſes leftwillig zuwenden .
$. 916. Die Ubfindung aus dem Ehecontrakte
wird , wenn die Maſſe zum Behufe der Auss
C 3 mittes
38 Anzeige der Veränderungen .

mittelung dieſes Zehntels beſtimmt werden ſoll,


als eine Schuld abgerechnet.

8.917. Die Frau erhålt alſo ein ſolches nach den


/
Gefeßen zulafiges Vermächtniß noch über ihre
Åbfindung.

S : 918. Betrågt das Vermächtniß mehr als den


Zehnten Theil des Nachlaſſes, ſo muß daſſelbe
auf ſo weit herunter geſegt werden.
Derivattos $. 919. Die Ehe zur linken Hand kann in eine
ung in eine volgültige Ehe verwandelt werden .
ollgúltige
Ebe. 9. 920. Dazu wird die freye Einwilligung bender
Theile , und wenn eine gånzliche Ungleichheit
des Standes obwaltet , auch der Conſens der
nåchſten Unverwandten erfordert. (S. 30:33 .)
$.921 . Hatten die Eltern des Mannes nur in eine
Ehe zur linken Hand gewilligt, ſo iſt zu deren
Verwandlung in eine vollgültige Ehe ein noch :
maliger Conſens derſelben nothwendig .
S. 923. - Ueberhaupt aber muß in allen Fällen die
ausdrückliche {andesherrliche Erlaubniß Kinzu:
kommen .
$.924. Auf dieſe Erlaubniß ſoll niemals angetras 1
gen werden , wenn die Kinder aus einer voll:
gültigen Ehe, zu deren Begünſtigung die Hens
rath zur linken Hand geſchloſſen worden, in der
Zwiſchenzeit geſtorben oder ſonſt abgegangen
find; und auch nur ein entfernter Verdacht
vorhanden ijt , daß dieſer Abgang durch Ver.
nachlåfigung, üble Behandlung, oder auf andre !
Art, von Seiten der Eltern veranlaßt oder be
fördert worden .
S. 925. Nach erfolgter Landesherrlichen Erlaub :
niß muß der Mann vor dem Landes - Juſtiz
Collegio der Provinz , oder einem Commiſſa
rio deſſelben , perſönlich erklären , daß er die
Frau
1
1
Anzeige der Veränderungen . 39

Frau nunmehr für ſeine würkliche Ehefrau er:


kenné, und ihr alle mit dieſem Stande verbuns
denen Rechte einräume.

$.927. Dieſe Erklärung muß die Frau, der Regel


nach, in Perſon annehmen .

$. 928. Jør muß darüber eine förmliche Ausfertis


gung ertheilt werden.

T. 929. Ein Aufgebot iſt ſo wenig, als eine noch


malige Trauung nothwendig .
8.930. Doch muß davon dem gehörigen Pfarrer,
zur Eintragung in das Kirchenbuch , Unzeige
geſchehen .
S.931. Die Trennung einer Ehe zur linken Hand Durch richa
terlichen
kann, durch richterlichen Ausſpruch, nur in eben Ausſpruco .
den Fällen erfolgen, in welchen eine andere Ehe,
nach den Vorſchriften des Uchten Abſchnitts,
getrennt werden kann.
8.932 . Doch ſind Vergehungen , welche zwiſchen
anderen Ekeleuten die Trennung der Ehe nach
§. 699-703. nur in einein hohen Grade bez
gründen können, auch in einem mindern Grade
ſchon hinreichend , den Mann zu dem Antrage
auf Scheidung einer Ehe zur linken Hand zu
berechtigen.
$. 933. Auch muß,der Richter, wenn die Frau
wegen bloß mündlicher Beleidigungen , oder
geringerer - Thåtlichkeiten die Scheidung ver
langt , -auf die Verſchiedenheit des Standes
zwiſchen ſolchen Eheleuten billige Rückſicht
nehmen .
S. 934. Wird die Ehe zur linken Hand durch Urtel Chefcheis .
und Recht getrennt, und die Frau für den ſchul- Strafen.
digen Theil erklärt, ſo verliert ſie die im Eyes
contrakte ihr verſprochene Abfindung.
9.935. Uuch muß ſie die Brautz und die von dem
Manne während der Ehe erhaltenen Geſchenke,
in

|
40 Anzeige der Veränderungen .

in fo fern dieſelben noch vorhanden ſind , oder


fie dadurch noch wirklich reicher iſt, zurückgeben .

. 936. Die S. 899.bemerkten Sachen ſind jedoch


auch in dieſem Falle keiner Ridgabe unter's
worfen .

5. 937. Kommt der Unlaß zur Scheidung zwar


von Seiten der Frau , aber ohne moraliſches
Verſchulden derſelben ; ſo behålt ſie die Sje:
ſchenke, und der Mann muß ihr die im Ehecons
trakte verſchriebene Abfindung entrichten .

$.938 : Jit der Mann der ſchuldige Tycil ; ſo


wird die der Frau gebührende Abfindung nach
richterlichem Ermeſſen beſtimmt.

8.939 . Dieſe Abfindung kann, bewandten Umſtån=


den nach , bis auf das Doppelte der in Checons :
trakte verſchriebenen Summe erhöht werden.

$.940. Giebt der Mann zwar , jedoch ohne ſein


moraliſches Verſchulden , Anlaß zur Scheidung ;
To findet die Vorſchrift $ . 937. Unwendung .

8. 941. In allen Fällen , wo der Frau Verpfle


gungsgelder ſtatt der Abfindung zuerkannt ſind ,
behålt ſie dieſelben auch nach geſchloſſener ander
weitigen Ehe.

8.942 . Die Frau kann für dieſe Verpflegungsgel


der Eintragung auf die Grundſtücke des Man
nes fordern.

§ . 943. Iſt dergleichen beſondre Sicherheit nicht


beſtellt, ſo haben ſolche Verpflegungsgelder das
Vorrecht' der auf gerrichtliche Verſchreibungen
gegründeten Anſprüche.

944. Von den Rechten und Pflichten der aus


einer Ehe zur linken Hand erzeugten Kinder
miro
Anzeige der Veränderungen . 41

wird im Uchten Abfchnitt des folgendent, Titels


geħandelt.

xv .
Th . II. Tit. I. iſt die Faſſung des S : 978 . dahin ges
åndert:

Entſteht die Nichtigkeit der Ehe aus einer


Ungleichheit des Standes , ſo hat die Un :
ſchuldige die Wahl : ob und wie lange pie auf
die von dem Schuldigen nachzuſuchende Dis.
penſation warten ; oder ob ſie ſogleich auf die
Strafen der Eheſcheidung antragen wolle.

XVI.

Th . II. Tit . I. ſind die Vorſchriften §. 1047-1076 .


folgendermaßen beſtimmt:
§. 1047. Hat der Verführer die Geſchwächte un : 1 ) Wenn
ter dem Verſprechen der Ehe geſchwångert, biebe ser :
und ſtehen keine Ehehinderniſſe entgegen ; ſo worden,und
muß derfelbe von dem Richter , allenfalls mit keine Shoes
Zuziehung eines Geiſtlichen , ernſtlich aufge- entgegen
fordert und angemahnet werden , die Ehe mit fefna
der Geſchwächten wirklich zu vollziehen.
S. 1048. Weigert er ſich deſſen beharrlich , fo foll
zwar kein Zwang ' zur Vollziehung der Ehe
durcy prieſterliche Eopulation Statt finden.

§. 1049. Dagegen ſollen aber in dem abzufaſſen :


den Erkenntniſſe der Geſchwächten der Name ,
Stand und Rang tes Schwangerers , ſo wie
überhaupt alle Rahte einer geſchiedenen für
den unſchuldigen Theil erklärten Ehefrau def
ſelben , beygelegt werden .

S. 1050. Dieſer Rechte ſoll ſie ſich im bürgerlichen


leben , und by allen Verhandlungen deſſelben ,
würklich zu æfreuen haben.
€ 5 $ .1051 .
42 Anzeige der Veränderungen .

§. 1051. Auch find iħr , zu ihrer Abfindung , die


geſeklichen Eheſcheidungsſtrafen aus dem Ver.
mogen , oder den Einkünften des Schwanger
rers zuzuerkennen .
§. 1052. Db dieſe Strafen nach 8.785. auf den
Vierten , oder nach 8.786 . nur auf den Sech :
ſten Theil zu beſtimmen , bleibt nach Bes
wandniß der Umſtånde eines jeden Falles, der
mehrern oder mindern 'von dem Verführer ges
brauchten Argliſt , der Größe ſeines Vermos
gens , und des Standes der Geſchwächten,
richterlichem Ermeſſen vorbehalten .
Wennffe
hinderni Ehes S. 1053. Wenn der Ehe des Schwangerers mit
entgegen der Geſchwächten geſeßliche Hinderniſſe außer
fenn. der Ungleichkeit des Standes (S. 1066.) ent:
gegenſtehen , ſo muß der Richter gleich ben
Unfnehmung der Klage prüfen : ob dieſe Hins
derniſſe gehoben werden , können .
§. 1054. Sind die Hinderniſſe ſo beſchaffen , daß
eine Hebung derſelben nach geſeßlichen Vors
ſchriften erfolgen kann ; ſo muß dem Schwån
gerer eine verhältniſmäßige Zeit beſtimmt
werden , binnen welcher derſelbe das Hinder:
niß aus dem Wege råumen , und ſodann die
Ehe würklich vollziehen ſolle.
1055. Kann oder will er dieſes , nicht bewür
ken ; ſo kann zwar auf Vollziehung der Ehe
nicht geklagt werden.
S. 1056. Dagegen miß aber der Schwangerer
der Geſchwächten die Eheſcheidungsſtrafen , nach
Beſtimmung Q. 1052. zu ihrer Ubfindung ent:
richten.
S. -1057 . Auch wird der Geschwächten in dem Urs
tel die Befugniß beygelegt , bis zu ihrer wirk:
lichen Verheirathung den Namen des Schwåns
gerers ju führen .
§. 1058
Anzeige der Veränderungen . 43 .

J. 1058. Vermoge eben dieſes Urtels hat ſie ſich


in der bürgerlichen Geſellſchaft aller Befug
niſſe einer rechtmåßigen , obwohl geſchiedenen
Ehefrau zu erfreuen .
S. 1059. Bey dem Genuſſe dieſer Rechte ſoul fie
gegen jeden , der ihr den begangenen Fehler
auf irgend eine Art vorrüden wollte ; von
dem Richter nachdrådlich geſchüßt werden.
S. 1060. Ergiebt ſich fchon bey Uufnehmung der
Klage, daß das Hinderniß nicht gehoben wer :
den kønne oder wolle ( 1054.) fo- bedarf es
zwar keiner Beſtiminung einer Friſt zur Voll:
ziehung der Ehe.

$. 1061. Dagegen finden alle Vorſchriften § . 1056s


1059. auch in dieſem Falle Anwendung.

f. 1062. Uuf Führung des Namens des Schwan:


gerers ſoll nicht erkannt werden , wenn das
Ehehinderniß in ' zu naher Verwandtſchaft
beſteht.

. 1063. Uuch alsdann nicht, wenn der Schwan


gerer ſchon verheyrathet ift.

S. 1064. Ueberhaupt kann die Geſchwächte, wenn


ſie nicht ſelbſt adlichen Standes iſt, ſich
des adlichen Naments und Wappens des
Schwångerers in keinem Falle (S. 1049. 1057.)
bedienen .

J. 1065. In allen Fällen , wo der Geſchwächten


der Name des Schwangerers nicht beygelegt
werden kann , muß fie von demſelben dafür
noch beſonders , außer der eigentlichen Abfin :
dung , entſchädigt werden .

S. 1066. Beſteht das Ehehinderniß bloß in der Un- 3 ) Mennuna


gleichheit des Standes: (8. 30:33.) ſo muß gleichheit
der Schwångerer binnen einer zu beſtimmen : das Ehehing
$
den Friſt erklären : ob er die landesherrliche derniß ifte
44 Anzeige der Veränderungen .
1
Erlaubniß zu einer Ehe zur linken Hand mit
der Geſchwächten nachſuchen könne und
wolle.
$. 1067. Sucht und erhält er dieſe Erlaubniß
wurklich , ſo iſt ferner nach den Vorſchrif
ten des Neanten Abſchnitts zu verfahren .

§. 1068. Kann oder ' will er die Erlaubniß nicht


ſuchen , oder wird ihin dieſelbe verſagt; ſo
finden die Vorſchriften § . 1056. 1058. 1059 .
und 1065. Anwendung.

§ . 1069. Nach eben dieſen Vorſchriften iſt zu ver :


fahren , wenn die Geſchwächte von Anfang
an erklåret, den Schwångerer zur linken Hand
nicht heyrathen zu wollen ; oder wenn gleich
ben Aufnehmung der Klage ſich mit Gewiß
heit ergiebt , daß der Schwangerer die Er:
laubniß nicht ſuchen könne , oder dieſelbe nicht
ſuchen zu wollen , feſt entidyloſſen ſey.
S. 1070. In beiden Fällen ( \. 1068. 1069.) ſoll
jedoch nur auf die Eheſcheidungsſtrafen nach
ſ. 786. erkannt werden.
+ ) Wenn die S. 1071. Ale obige Vorſchriften (S. 1053-1070 .)
Geſchw & chte
das Ehehin: gelten nur in dem Falle , wenn der Ge :
derniß ges ſchwachten das Ehehinderniß unbekannt ge;
wußt hat.
weſen.
S. 1072. Hat ſie aber daſſelbe gewußt , und iſt
ihr inſonderheit bekannt geweſen , daß der
Sdwångerer unter Ueltern , Vormundern, oder
andern Perſonen ſtehe, ohne deren Conſens
er keine gültige Ehe ſchließen kann , ſo muß
ſie mit einer bloßen übfindung rich begnügen .
5. ) Wennkein S. 1073.
1073. Ein Gleiches findet Statt , wenn die
Eheverſpre:
chen geſches Sdwångerung nicht unter dem Verſprechen
ber.
der Ehe geſchehen iſt, und der Schwångerer
die Geſchwächte nicht heyrathen will.
§ . 1074 .
Anzeige der Veränderungen . 45

$. 1074. Ferner , wenn kein lebendiges Kind aus 6) Wenn


fein lebendi
dem Beyſchlafe zur Welt gebohren worden . ges Itind
gebohren
§. 1075. Iſt die Frucht in der Geburt , oder bin worden .
nen vier und zwanzig Stunden nach derſelben
verſtorben ; ſo kann die Geſchwächte ebenfalls
nur Abfindung fordern.
1076. Was Rechtens ſen, wenn die Geſchwächte 7) Wenn die
ſelbſt den Schwångerer zum Benſchlafe verleitet Verfübreriu
hat, iſt § . 1040. verordnet,

XVII.

Th. II. Tit. II, ſind die S. S. 2. 3. 4. folgendermaßen


gefaßt:
1 ſ. 2. Gegen dieſe geſeßliche Vermuthung ſoll der
Mann nur alsdann gehört werden , wenn er
überzeugend nachweiſen kann, daß er der Frau
in dem Zwiſchenraume, vom dreyhundert zweys
ten , bis zum zweyhundert zehnten Tage vor
der Geburt des Kindes , nicht ehelich beyge
wohnt habc.

S. 3. Gründet er ſich dabey in einem Zeugungs


unvermögen : ' ſo muß er nachweiſen, daß dergleis.
chen volliges Unvermögen , während dieſes gan :
zen Zeitraums bey ihm obgewaltet habe.

4. Gründet er ſich in der Abweſenheit ; ſo muß


nachgewieſen werden , daß der Mann in eben
dieſem ganzen Zeitraume dergeſtalt ununterbros
chen von der Frau entfernt geweſen , daß er ige
5 die eheliche Pflicht nicht leiſten kønnen .

XVIIT.

7 Ch. IT. Tit. II. S. 561. ſind die Worte :


den Fall des Tit. 1, , 1055. 1056. ausges
nommen ,
weggeblieben,
Th. IT,
46 ; Anzeige der Veränderungen .

XIX,

Th . II. Tit. II. §. 592. 593. iſt die Faſſung dahin bes
richtigt worden :
$ . 592. Die aus unehelichem Beyſchlafe erzeigten
Kinder erhalten in allen Fällen, wo der Mutter
die Rechte einer würklichen Ehefrau des Schwan
gerers durch richterlichen Ausſpruch bergelegt
worden , die Rechte der aus einer vollgältigen
Ehe erzeugten Kinder.
S. 593. Dieſe Rechte verbleiben ihnen, auch wenn
die Ehe zwiſchen den Heltern , wegen beharrlis
cher Weigerung des Vaters, durch die Trauung
nicht vollzogen wird.

XX .

Th. II. Tit. II . S. 598. ſind 8. 3. die Worte :


jur rechten und linken Hand,
und 3. 4. die Worte :
oder gerichtliche Vollziehung
1 weggeſtrichen worden.

XXI.

Ch . II. Tit. II. S. 644. muß in der leßten Zeile der


Druckfehler:
für ſich ft. für ſie
geåndert werden .

XXII.

Th. II. Tit. VIII . iſt nach dem g . 730. ein neuer
Paragraph eingerücft:

$. 730 b. Wenn jedoch dergleichen an ſich nicht


wechſelfähige Perſonen an eine öffentliche Caſſe
oder Anſtalt Wechſel ausſtellen , ſo entſteht dars
aus gegen ſie , ſo weit ſie überhaupt Darlehne
aufzunehmen fåhig ſind, auch wechſelmäßige
Verpflichtung,
XXIH ,
Anzeige der Veränderungen . 47

XXIII.

Th. II. Tit. X. iſt der 8. 26. ſo gefaßt worden :


In wie fern dergleichen Militairperſonen in
perſönlichen Rechtsangelegenheiten , welche auf
ihr Gewerbe Beziehung haben , den Regiments :
oder den ordentlichen Civilgerichten des Orts
unterworfen ſind , wird in der Prozeßordnung
beſtimmt.
XXIV .

Th. II. Tit. X. iſt der Q. 96. ſo gefaßt worden :


Einem Beamten , dem aus dieſem Grunde die
Entlaſſung verfagt wird , ſteht dagegen die Bes
rufung auf die unmittelbare Landesherrliche Ents
ſcheidung offen.

XXV.

Ch. II. Tit. XVII . iſt die Faſſung des S. 53. folgens
dermaßen berichtigt:
In fo fern bey Handlungen , welche die Vers
äußerung oder Verpfändung eines Grundſtücks,
oder die Belegung deſſelben mit einer bleibens
i den Realaſt betreffen , zum Behufe ihrer Eins
tragung in das Hypothekenbuch , ein nochmaliges
feyerliches Anerkenntniß , entweder nach den
Vorſchriften der Hypothekenordnung, oder nach
beſondern Gefeßen , erforderlich iſt, muß dieſe
Verlautbarung ben derjenigen Behörde , welche
das Hypothekenbuch führet, geſchehen.

XXVI.

Th.II. Tit. XIX . ſind die S. S. 16-31 , folgenderman


fen geåndert :
J. 16. Urme, deren Verſorgung nach obigen
Grundſáßen , einzelnen Privatperſonen , Cors
porationen , oder Communen nicht obliegt ,
oder von denſelben nicht beſtritten werden
kann,
gen
48 Nhzeige Der Veränderun .

kann , ſollen durch Vermittelung des Staats


in öffentlichen Sandarmenhåuſern untergebracht
werden.
$. 17. Dies gilt beſonders von fremben Bettlern ,
wenn deren Zurückſchaffung über die Grånze
(S.4. ) nicht rathſam gefunden wird , oder der
Zwed dadurch nicht erreicht werden kann .
$. 18 . Die Bettler in ſolchen Jandarmenhäuſern
ſollen zu nůßlichen Arbeiten , ſo weit es ihre
Geſundheit und Kräfte geſtatten , angehalten
werden .
S. 19. Sie bleiben in der Unſtalt ſo lange bis man
verſichert feyn kann , daß ſie ſowohl den
Willen , als die Gelegenheit haben , ihren Una
terhalt auf eine andre erlaubte Weiſe, ohne
fernere Beläſtigung des Publikums , ſich zu
verſchaffen .
$ . 20. : Die Straſſenbetteley ' ſoll nicht geduldet
werden .

S. 21. Vielmehr liegt es den Polizeybehörden je.


den Orts ob , dieſem Uebel mit Nachdruck
zu ſteuern .

S. 22. Sobald die .16. gedachten Unſtalten ges


troffen ſind , darf niemand mehr einem Stra:
ßenbettler Almoſen geben.
S. 23. Vielmehr müſſen die Straßenbettler aufges
griffen und an diejenigen , denen nach den
Grundfågen §. 7-16 . deren Verſorgung oba
liegt , abgeliefert werden .
S. 24. Die Ablieferung geſchieht auf Koſten desjes
nigen , welcher für den Bettler ſorgen muß.

mittel dazu . S. 25. Die Mittel zur Unterhaltung der Armen


follen , fo viel als möglich , aus den Zinſen
der dazu bereits vothandenen Capitalien und
Stiftungen genommen werden ,
8.26 .
Anzeige der Veränderungen. 49
1
5. 26. Auch hat es bey dem zu ſolchem Ende theils
ſchon angeordneten , theils nach Bewanòniß
der Umſtånde , ' unter Erlaubniß des Staats,
beſonders zu'veranſtaltenden Kirchen- und Hausa
Colleften ſein Bewenden.

$. 27. Bey der Unzulänglichkeit dieſer Beyträge,


ſind die Communen , unter Genehmigung des
Staats, den lurus, die Oſtentation , und die
Öffentlichen Beluſtigungen ihrer wohlhabenden
Einwohner, mit gemåßigten Taren zu belegen
berechtigt.

$. 28. Ule Strafgelder, welchen nicht in den er:


gangenen Strafgeſeßen ſelbſt beſondere Beſtim :
mungen angewieſen ſind, ſollen zur Verpflegung
der Armen angewendet werden .

. 29. Zur Unterhaltung der öffentlichen Sandar:


menhäuſer iſt vorzüglich der Ertrag der Arbeis ..
ten der darinn aufgenommenen Perſonen bez
ſtimmt.
30. Bey deſſen Unzulänglichkeit kann der Staat
von allen denjenigen , welche von der Abſtela:
lung der Straßenbetteley Vortheil ziehn , ver:
Håltniſmäßige Beyträge fordern.

$ . 31. Die náhern Beſtimmungen ſowohl hierüber,


als wegen der Einrichtung ſolcher landarmen
håuſer überhaupt, bleiben den beſondern für
jede Provinz abzufaſſenden Reglements. vors.
behalten.

XXVII.

Th . II. Tit. XX. iſt die Faſſung des S. 937. dahin


nåher beſtimmt:

Wenn ſie jedoch die unzeitige Leibesfrucht bin


nen vier und zwanzig Stunden nach ihrer Ent :
bindung den Gerichten vorzeigt; und weder
6 bes
50 Anzeige der Veränderungen .

Hey der Obbuktion , noch bey der vorläufiger


Vernehmung der Gebårerin ſelbſt, ſo wie derjes
nigen , welche zur Zeit der Entbindung um fie
paren , einige weitere verdächtige Umſtånde
wegen etwaniger Abtreibung oder Vernachläfi
gung der Frucht ſich her orthun ; ſo ſoll die
Gebårerin mit der förmlichen Criminalinquiſi
tion und alle

Đen Koſten der vorlåufigen Unterſuchung belegt


werden ,

XXVIII,

Th. II . Tit .XX. Fautet der S. 1007.dahin :


Minderjährige Weibsperſonen ſollen in ſolche
1 und wenn es
noch ohne Meldung , oder gar wider das Vera
bot der Polizey geſchehen iſt, der Wirth oder die
Wirthin mit Ein- bis zweyjáhriger Feſtungs- oder
Zuchthausſtrafe belegt werden .,

XXIX .

Th . I. Tit. XX. Ş : 1514. ſind 3.7. nach den Worten :


in einem Brande
die Worte :
oder bey Gelegenheit deſſelben
eingerücft.

XXX.

Ch. II. Tit. XX . iſt der S. 1515 , bahin beſtimmter:


gefaßt.
Iſt bey. einem ſolchen zur Nachtzeit angeleg
ten Brande weder die g. 1512. bemerkte mord:
brenneriſche Abſicht vorhanden geweſen ; noch
ein Menſch an leben oder Geſundheit auf vors
ſtehende Art beſchädigt : gleichwohl aber durch
Einåſcherung von Häuſern und Gebäuden ein
Schade von Fünfhundert Thalern oder mehr
pers
Anzeige der Veränderungen. 51 :

verurſacht worden : ſo findet die Strafe des


Schwerpts nebſt der Verbrennung des Körpers
Statt,

XXXI.
Th. II. Tít. XX. lautet der S. 1517. bahin :
Iſt durch eine in bewohnten Gegenden vorfåg,
lich , jedoch ohne mordbrenneriſche Abſicht,
4
( S. 1512.) am Tage erregte Feuersbrunſt zwar
kein Menſch am Leben oder Geſundheit verleßt
worden ; dennoch aber an Häuſern , Gebåuden,
Gütern und Vermögen der Einwohner ein Vers
luſt von Fünfhundert Thalern oder mehr ente
ſtanden : ſo wird der Thåter mit lebenswieriger
Feſtungs- oder Zuchthausſtrafe belegt,

}
Patent

wegen Publication des neuen allges


meinen Geſetzbuchs für die Preuß

ſiſchen Staaten .

OS:
Wir Friedrid ) Wilhelm

von Gottes Gnaden König von

Preuſſen u. ſ. w.

Thun kund und fügen hierdurch jeder,


mann zu wiſſen : Geit dem Antritte Unſei
rer Regierung haben Wir in der völligen
Ueberzeugung, daß gute und Billige, deut ,
lich und beſtimmt abgefaßte Geſeke zum
allgemeinen Wohl eben ſo ſehr , als zur
Siderung und Beförderung der Privat
glückſeeligkeit eines jeden Einwohners im
Staate nothwendig ſind , Uns angelegen
ſeyn laſſen , unſern getreuen Unterthanen
ein ſolches Geſerbuch zu verſchaffen , in
welchem zwar die bisher in unſern
Landen aufgenommen geweſenen åltern
Rechte , auf denen die meiſten der jeßt
vorhandenen Verfaſſungen , bürgerlichen
und häuslichen Einridytungen beruhen,
zum Grunde gelegt ; diejenigen Vorſchrif.
ten aber , welche zu den gegenwärtigen
Zeiten und Sitten , oder auf die Beſchafı
fenheit und Verhältniſſe unſerer Staaten
Augem . Geregb. 1. Band. nicht
- II Patent wegen Publication

nisht paſſen , abgeſchafft , oder nach den


Umſtänden abgeändärt '; die in jenen ál,
tern Rechten fehlenden Beſtimmungen , bei .
ſonders über die mandjerley in neuern
Zeiten erſt entſtandenen Arten der Ge .
,
fel und Streitigkeiten , welche bisher über
den Sinn ſo vieler in den ältern Gefeßen
dunkel oder widerſpredpad vorgetrag,

ner Rechtslehren , · zwiſdjen den Rechts,


gelehrten und in den Gerichtshöfen ſtatt
gefunden haben , aufgelöſt und entſchier
den ; vornehmlich das Römiſche Recht
von ' den in einigen Theiim deſſelben
herrſdhenden Subrilitäten und ångſtlichen
Förmlichkeiten gereinigt , und die Geſetze
gebung über dieſe Gegenſtände auf die
einfachen Grundfäße der Vernunft und
Billigkeit zurückgeführt; über.
natürlichen
haupt aber das Ganze in einer zuſammen ,
hangenden Ordnung , in der Sprache der
Nation, und dergeſtalt allgemein verſtands
lichvorgetragen werde , daß ein jeder

Einwohner des Staats , deſſen natürliche


Fähigkeiten durch Erziehung nur einiger,
mafen ausgebildet ſind, die Gerebe, nach
welchen er ſeine Handlungen einrichten
und Veurtheilen ſelbſt leſen ,
lajien sou ,
perſtehen , und in " vorfommeriden Fällen
ſid , nach den Vorſdriften derſelben gen
hörig adyten könne. Wir haben zu dem
Ende den nach dieſem Plane verfertigten
Entwurf
des neuen allgem . Geſetzbuchs. If

Entwurf eines allgemeinen Geſekbuchs,


über weichen alle in , und ausländiſche
Sachverſtändige zur Beybringung ihrer
Erinnerungen und Bemerkungen offent:
lich aufgefordert worden , nod außer,
dem ſowohl den Landes , Collegiis , els

Unſerer getreuen Ritterſchaft und übrigen


Stånden in den Provinzen brionders zur
fertigen laſſen ; uin denſelben auf das ges
naueſte zu prüfen, und alles , was ſie das
bey annoch zu erinnern oder gu ergån.
zen finden möchten , ganz fren und ohne
Rückhalt anzuzeigen , damit Wir defto zu ,
verläßiger verſichert ſein könnten , daß
das nece Gefeßbuch , weldjes Wir in Un.
ſern ſämmtlichen Landen einführen wol:
len , den Geſimungen und Wünſchen
Unſerer getreuen Unterthanen ſo viel als
möglich gemäß abgefaßt rets. Nud )dem
nun alle dieſe Erimmerungen ſorgfältig er,
wogen und geprüft ; davon überall , wo
es nothig , der erforderiiche Gebrauch
gemacht ; das Syftem des Geſezbuchs
vollſtändig ausgearbeitet; daſſelbe der aus
der Geſeg . Coinmiſſion dazu ernannten
Deputation zur nodımaligen Neviſion vors
gelegt ; auch die dabey vorfommenden

wichtigſten und bedenflidiften Punkte


von lins unmittelbar beurtheilt und ents
ſchieden worden ; ſo haben wir , nach
Vollendung aller dieſer der Wichtigkeit
der Sache angemeinen Vorbereitungeni,
2
IV Patent wegen Publication

nunmehr beſchloſſen , dieſes neue Geſetze


buch , welches den Titel führt:

Allgemeines Geſetzbuch für die

Preußiſchen Staaten ,
0
öffentlich bekannt zu machen , und in Uns
ſern geſammten Landen einzuführer:, der:
AL
geſtalt , daß daſſelbe
U
Das alls vom Erſten Junii 1792 an ,
gemeine
Ccles.
als ein ſolches augemeines Geſetzbuch in WE.
WE
buch ſoll. diefen linſern Landen gelten , und von
com iften genanntem Tage an , die vorkommenden
an geen Redytsangelegenheiten und Streitigkeiten
lide nad) den Vorſchriften deſſelben einges
kraft
ben . ha- ridtet, beurtheiit, und entſchieden wer:
den ſollen .
10
Damit aber Unſere allerhöchſte Ab,
fidit dabey yon einein jeden deſto richti, 1

ger gefaßt, und alle Zweifel und Beden.


ken , welche über die Anwendbarkeit des

gegenwärtigen neuen Geſezbuchs , be


fonders in den erſten Zeiten nach der Pus
blication deſſelben , etwa entſtehen könn
ten , moglidiſt vermieden werden : ſo ha .
ben Wir nöthig gefunden , in dieſem Par
tente annoch folgende nähere Beſtimmun.

gen feſtzuſeßen .
I.

Es tritt an Das gegenwärtige allgemeine Gefeß,


die Stelle
des Ros budy foul an die Stede der in Unſern Lan ,
miſchen den bisher aufgenommen geweſenen Ró
mi,
s
uch
en em eßb
des neu allg . Gef . v

hen en ſen rer nd ande


ein Sach
miſc , gem , und and u :
uro Gey rer frem :
den gemei:
feße treten ; alſo daß von dem oben bes nen Kech :
merkten Zeitpunkte , dem Erften Junii.te.

1792 an , auf dieſe bisherigen ſubſidiari,


ſchen Gefeße und Rechte nicht mehr zu ,
růci gegangen , ſondern in vorfoinmenden
ſpätern Fällen nur nach den Vorſchriften
des gegenwärtigen Geſegbuchs in allen
Unſern unmittelbaren uud mittelbaren Ger
richtshofen erkannt werden ſoll.

II.

Eben ſo tritt dieſes allgemeine Gefeß Die allgas

buch an die Stelle der über einzelne meinen


Rechtsmaterien von Zeit zu Zeit ergang: geſeşe,

nen augemeinen Edikte und Verordnun , welche


gen , welche bisher in allen Unſern Pro- ten wera
vinzen als gemeine Landesgeſege gegolten den , find
haben ; indem dafür geſorgt ivorden iſt, dem 64:
daß dieſe einzelnen Edifte und Verord " einver:
nungen bey der Anfertigung des Geſet , leibt.
buchs nochinals revidirt , und ihrem In ,
halte nach, bey den Gegenſtanden , wel
che ſie betreffen , gehörigen Orts' aufger
nommen und eingeſchaltet worden.
In lo fern jedoch in dem gegenwärti.
gen . Geſeßbuche auf ein ſolches über ein ,
zelne Materien crgangnes Edikt oder ſon
ſtige Verordnung Bezug genommen , und
dahin verwieſen worden , verſteht es ſich
von ſelbſt , daß dergleichen Edift oder
à 3 Very
VI Patent ivegen Publication

Verordnung ſeine gereklide Kraft in


Anſehung aller Stellen und Vorſchriften,
die nicht etwa in dieſem Geſegbuche aus,
drücklich geändert ſind , nach wie vor
beybehalte .

III, DI
51
Die beſon Die in den verfibiedenen Provinzen
dern Pros bisher beſtandenen beſondern Provinzial

fege behal: gefeße und Statuten behaiten zwar vor


ter vor der der band noch ihre gefeßlide Kraft und

lyre Kraft. Gültigkeit ; dergeſtalt, daß die vorkoin


menden Rechtsangelegenheiten hauptſäch .
tid nach diejen, und nur erſt in deren Ers
mangelung , nach den Vorſchriften des alle
gemeinen Gefeßbuchs beurtheilt und ents
Pobieden werden ſollen .

IV.
Gie folien Dieſe Provinzialgeſeße und Statuten
aber gez
rotten aber ebenfalls innerhalb Dreyer
faninielt,
rcridicto Jahre vom Erſten Junii 1791 an gerecha
und in op- net, geſammelt, revidirt, und nach dem

Provina Plaine des allgemeinen Geſekbuchs georde


ziat : Oes net werden .
Hegbücher
verfaßt
V.
werden
Zu dem Ende ſollen die Landes Jux
ſtix Collegia , welche nach den ſchon
früher erhaltenen Anweiſungen , die Ma
terialien zu dieſen Provinzial - Geſeķbứ .
dhern bereits geſammelt haben , mit den
ebenfaus fchon ernannten Deputirten der
Stån
des neuen allgein. Osebzbuchs. VII

Stande darüber ohne Zeitverluſt zuſam


mentreten ; die vorhandenen und nach
dem Plane des allgemeinen Gefeßbuchs
von ihnen zuordnenden Provinzialgeſex
B6 und Statuten genau durdgehn ; die
Åbweichungen derſelben von den Vor:
ſitriften des allgemeinen Gefeßbuchs gen
hörig bemerken ; und ſodann geineins
ſchaftlich erwägen , welche von dieſen
Abweichungen ferner beibehalten , und
in das beſondre Gefeßbud, der Provinz
nothwendig aufgenommen werden muſs
ſen . Nach den darüber abzufaſſenden
Beſchlüſſen ſoll alsdann jedes Landes, fue
ſtiz Collegium das beſondere Geſeßbuch
für ſeine Provinz entwerfen , und dieſen
Entwurf, innerhalb der beſtimmten Friſt,
zur Vorlegung bey der Gefeß . Commiſ
Jion , ſodann aber zu unſerer Hódjteige,
nen weitern Verfügung und Beſtätigung
einſenden .

VI.

Ben dieſer Bearbeitung ſollen jedoch Was das


die Collegia und Stände mit allem Ficiffe ben cinco
darauf ſehen , daß die Gereggebung der
einzelnen Provinzen mit der allgemeinen
ſo viel als möglich in Gleichförmigkeit ge
bracht; die bisherige in ſo mancher Rück.
ficht" höchſt nachtheilige Verfch:edenheit
und ungewißheit der Rechte nicht ohne
Noth fortgepflanzt , noch auf bloße in
A 4 eins
VIII Patent wegen Publication

einzelnen Fällen ergangene und öft


Tehr wider einander laufende Prăjudicata
blindiings Rückſidit genommen ; viels
M
mehr abweichende Beſtinimungen nicht
anders , als aus ſehr erheblichen Grün
den , weldje etwa auf die beſondere Vers

faffung , natürliche Beſchaffenheit und


La ge der Pr ov in zi oder auf gewiſſe ei.
genthümliche Arten von Gewerben und
Seſmåftigungen der Einivohner oder
endlich auf gewiſſe urſvrünglide ohne
Nadtheil wohl erworbener Redyte nicht

aufzuhebende Einrichtungen, und Anſtal


i
ten ſich beziehen , in die Provinzialgeſet
bucher aufg en om me n werd en . Saſ ond ers

heit aber haben die Collegia und Stán


de bei dieſem Geſchäfte ihr Augenmerk
auf diejenigen Stellen des Gelegbuchs
zu richten , wo , eben wegen der obbemerk .
ten Verſchiedenheiten ,, keine allgemeine
Vorſchriften ertheilt , ſondern die nähern
Beſtimmungen den Provinzial- Geſetzen
ausdrücklich vorbehalten worden ,

VII.

wegen der
Bey der Entwerfung der Provinzial
Sewohn Gefeßbúdser iſt zwar auch auf die Ge.

te beſona wohnheitsredste und Obſervanzen , wel.


ders zu
che in dieſer oder jener Provinz , oder
beobach
teir. an einzelnen Orten bisher ſtatt gefunden
haben die erforderliche Rüdfiützu
nehe .
des neuen allgein . Geſetzbuchs. IX

nehmen ; dergeſtalt , das dieſelben eben,


falls geſammelt; in wie fern ihnen nach
allgemeinen rechtlichen Grundſägen die
Eigenſchaft einer rechtsgültigen Obſer
vanz wirklid ) zukomme, ſorgfältig erwu :
gen ; die Erheblidhfeit und Nußbarkeit
derſelben nach den §. VI . vorgeſchrie:
benen Grundfåten genau geprüft ; und
diejenigen , deren Beybehaltung noth
wendig gefunden wird , , in dem Provin
zial Sefetouche gehörigen Orts einges
rückt werden .

Nach Ablauf des §. IV . beſtiminten

dreyjährigen Zeitrauits aber, roll auf der ,


gleichen ungeſchriebenes Nicht, oder
vermeintliche Obſervangen , welche we.
der dem allgemeinen , nods dem beſon ,
dern Gefeßbuche der Provinz einvers
leibt worden , fernerhin feine Riicfiat
genommen werden ; fondern es hat viel,
mehr nach dieſem Zeitpunire ; bey den
Vorſchriften des S. 4. der Einleitung zum
allgemeinen Geſebbude, in welchem die
redytliche Kraft der Obſervangen für die
Zukunft beſtimmt iſt , lediglich ſein Bes
wenden .

VIII.

So wie überhaupt ein neues Geſet Das neue

auf vergangene Fälle nicht gezogen were selet:


den mag , ſo ſoll dieſer Grundſak aud) auf ver
b5 bey
x Patent wegen Publication

gangene bey der Anwendung des gegenwärtigen


Falle
Gefeßouchs beobadtet , und dabey im
nicht ge
gogen Angeineinen nur auf die S. 1824. der
werden .' Einleitung vorgeſchriebenen Beftimmun
gen Rücfſicht genommen werden ' ; wie
Wir denn überhaupt ausdrücklich ver , HT
ordnen : daß ein jeder , welcher ſich zur

Zeit der Publication dieſes Gefenbuchs


in einem nach bisherigen Geſeken gülti.
gen und zu Recht beſtändigen Sefiße ir,
7
gend einer Sache , oder eines Rechis be
findet , dabey gegen jedermann geſchüßt,
und in dem Genuſſe oder in der Aus
übung dieſer feiner wohlerworbenen Ges 5
rechtſame , unter irgend einem aus dem
neuen Gefeßbuche entlehnten Vorwan .
de nicht geſtört, oder beeinträchtigt wer”,
den ſou. 14
NE

IX .

Doch ſind In ſo fern jedoch nach der Publication


åltere
des Gefeßsbuchs aus einer ältern Hand,
feße nach lung oder Begebenheit Prozeſſe entſte.
den hen , und die damals vorhandenen auf
Grundſä- den vorliegenden
den vorliegenden Fall anzuwendenden
neuen Ge Gefeße dunkel und zweifelhaft ſind ;
feßbuchs alſo daß bisher über den Sinn und die
auszudeu
ten . Anwendbarkeit derſelben verſchiedene
Meinungen in den Gerichtshöfen ſtatt ger
funden haben : 10 ſoll derjenigen Meis
nung , welche mit den Vorſchriften des 11
Gefeßbuchs übereinſtimmt, oder denſel,
ben
des neuen allgem . Geſetzbuchs. Xt

ben am nächſten kommt , der Vorzug ge:


geben werden .

X.

Da auch die Fälle fich häufig ereignen Wie es


dürften , wo die Handlung oder Gege: wegen des
benheit , aus welcher ſtreitige Rechte in der Publica
ter den Partenen entſpringen , zwar ſchon Cation
vor der Publication des Geſetzbuchs fich ſchwebens
ereignet haben ; die rechtlichen Folgen den åtteret
derſelben aber erſt nachher eintreten : To solle und

finden Wir nothig , wegen ſolcher Fälle angele:


nachſtehende nåhere Beſtimmungen fejt: genbeiten
zuſetzen. ſeyy ; inſone
derheit
Es fou náhmlich in dergleichen Fål:
len jederzeit darauf Rückſicht genommen
werden ; ob es noch in der Gewalt des:
jenigen , von deſſen Rechten oder Pflich:
ten die Rede iſti geſtanden , und bloß
von ſeinem freyen Entſchluſſe abgehan:
gen habe , die recitlichen Folgen der frů :
hern Handlung oder Begebenheit, durch
Willenserklärungen , oder ſonſt , zu bes
ſtimmen , und auf andere Art , als in dem
neuen Geſekbuche geſchehen iſt , feſtzuſe,
gen ; 'oder ob eine ſolche abändernde Ber
1
ſtimmung in der Gewalt und einſeitigen
Entſchließung desjenigen , den die Hands
lung oder Begebenheit angeht, nichtmehr
geſtanden habe .

Im
XII Patent wegen Publication

Im leßtern Falle ſollen die auch ſpå:


ter eintretenden rechtlichen Folgen den:
noch nur nach den alterú Gefeßen , wel:
che zur Zeit der vorgefallenen Handlung
oder Begebenheit gültig geweſen ſind,
beurtheilt werden .

Im erſtern Falle hingegen ſoll , wenn


auch die Handlung oder Begebenheit ål:
ter aber keine ſolche abåndernde Bez
ſtimmung vorhanden wäre , bey Beur:
theilung der erſt nach dem Erften Junii
1792 eintretenden rechtlichen Folgen,
dennoch nur die Vorſchrift des gegen
wärtigen neuen Geſebbuchs Anwendung
finden .

XI.

Wegen Es ſind daher inſonderheit alle Ver's


der Ver- tråge , welche vor dem Erſten Junii 1792
.
errichtet worden , ſowohl ihrer Form und
Inhalte nach , als in ønſehung der dar
aus entſtehenden rechtlichen Folgen , nur

nach den zur Zeit des geſchloſſenen Con


trakts beſtandenen Geſeßen zu beurthei:
len ; wenn gleich erſt ſpäter auf Erfüllung,
Aufhebung , oder Leiſtung das Intereſſe,
aus einem ſolchen Contrakte geklagt
würde .

XII.

Wegen In Anſehung der Teſtamente und an :


dern Feſta: derer leştwilliger Verordnungen Teren
Wir
des neuen allgem . Geſezbudys . XIII

Wir beſonders feſt , daß alle diejenigen,


7 welche vor dem Erſten Junius 1792 er
richtet worden , nach den Vorſchriften

der ältern Geſetze durchgehends beur:


theilt werden ſollen , wenn gleich das Ab
leben des Teſtators erſt ſpåter erfolgte ;
1 und ſoll bey dieſer Art von Verfügungen
auf den Unterſchied : ob eine ſolche Dis:
poſition in der Zwiſchenzeit und bis zum
Erſten Junius 1792 noch hätte abgeändert
i werden können , oder nicht, zur Vermei:
1, dung der ſonſt für unſere getreuen lin :
1: terthanen zu beſorgenden großen Weit:
låuftigkeiten und Koſten, keine Rückſicht 1
genommen werden .

XIII.
M
Die geſetzliche Erbfolge zwiſchen Ael: Wegen
tern und Kindern , auch andern Fami: der geſets
11
lien :Mitgliedern , ſo weit dieſelbe nicht Erbfolge.
auf Vertrågen , Fideicommiß - Stiftungen ,
Lehnsconſtitutionen u. f. w. unabänder:
iB
11 lich beruhet, ſondern durch rechtsgültige
Willenserklärungen des Erblaffers abge:
åndert werden konnte , iſt wenn der

Erbanfall ſich vor dem Erſten Junius 1792


ereignet , nach den bisherigen Geſeßen ,
ſpåterhin aber , wenn der Erblaſſer keine

ſolche rechtsgültige Abänderung gemacht


111 hat, nach den Vorſchriften des neuen
(11 Gefeßbuchs zu beurtheilen .
it. XIV .
XIV Patent wegen Publication

XIV .

Das Verhältniß der Eheleute , die ſich


/
Wenen
vor dem Erſten Junius 1792 verheirathet.
der Suc
ceffion der haben , ſoll, ſo weit es auf Rechte und
Eheleute. Pflichten unter Lebendigen ankomnit, ſo
wie in Fällen , wo die Ehe durch richterli:
des Erkenntniß getrennt wird , nach den
zur Zeit der geſchloſſenen Ehe beſtande:
nen Gereken beurtheilt werden . Ben der
Erbfolge hingegen , in ſo fern dieſelbe
nicht durd ) Verträge, letztwillige Verords
nungen , Provinzial - Gefeße , oder Status
ten , beſtimmt wird , ſondern nach gemei:
nen Rechten anzuordnen iſt, ſoll der über
lebende Ehegatte , bey, einem nach dem
Erſten Junius 1792 fich ereignenden Suc:
ceſſions- Falle , die Wahl haben : ob er
nach den zur Zeit der geſchloſſenen Ehe
vorhanden geoefenen gemeinen Rechten ,
oder nach den Vorſūriften des gegens

wärtigen Geſetzbuchs erben wolle.

XV.

Segen Da in dem gegenwärtigen Geſets


der Hypo: buche beſtimmt iſt , daß die geſeblidhen
thefen .
und ftillfdweigenden Hypotheken auf
den dritten Beſiber der damit behafteten
unbeweglichen Sachen , welcher nicht
Erbe reines Pórfahren im B Tiße gewors
den iſt, nur in ſo fern übergehen ſollen ,
als dieſelben dieſem dritten Beſiber bei

der Erwerbung des Grundſtücks bekannt


seive
des neuen allgem . Gefeßbuchs. XV

geweſen , oder in dem gerichtlichen un


pothekenbuche eingetragen ! ſind ; fo Tou
zur Eintragung ſolcher Hypotheken ein
dreyjähriger Zeitraum offen bleiben ; der
geſtatt, daß der Berechtigte , weldier ſich
vor dem Erften Funius 1794 zu der Ein.
tragung eines folden Redits in das Hy
pothekenbud, gehörig meldet , dazu noch
gelaſſen werden muß , wenn gleich das
Grundſtück in der Ziviſchenzeit an einen
andern Befiger als denjenigen , gegen
welchen er das Redt erworben hat , oder
deſſen Erben gediehen wäre.

XVI.

Da ferner verordnet iſt, daß dingliche Wegen


Dienſtbarkeitsrechte , oder Servituten, der Reale
welche durd keine in die Augen fallende ten .
Kennzeichen oder Anſtalten angedeutet
werden , und gleichwohl den Nußungs.
ertrag des belaſteten Grundſtücks , idmå:
lern , gegen einen dritten Beſißer des be.
laſteten Grundſtüds , der weder erweis ,
lich davon unterrichtet geweſen , noch reis
nes Vorfahren Erbe geworden iſt, nur in
ſo fern ſollen ausgeübt werden können ,
als ſie zur Zeit der Beſikveränderung im
Hypothekenbuche ſchon eingetragen ſind,
oder deren Eintragung noch binnen zwxy
Jahren nach der Beſigveränderung , von

dem Befißer des berechtigten Grundſłucks


ger
XVI Patent wegen Publication

gehörig nachgeſucht wird : To verordnen


Wir hierdurd ), daß , wenn audy in der
Zwiſchenzeit vom Dato des gegenwärti',
gen Patents an , bis zum Erſten Junius

1794 Belißveränderungen mit ſolchen
belaſteten Grundſtücken rid) ereigneten,
dennoch die zwenjährige Friſt , binnen

welcher die Eintragung zu ſuchen iſt, nir


vom Erſten Junius 1794 an gerechnet wer:
den ſolle .

XVII.

Wegen
Was inſonderheit die Verjährung ber
der Ver- trift , ſo ſollen diejenigen Fälle , in w ..
jåhrung.
den dieſelben loon vor dem jſten Sui
nius 1792 vollendet morden , lediglis
nach bisherigen Rechten beurtheilt wer:
den ; wenn gleid die daraus entſtande,
nen Befugniſſe oder Einwendungen erſt
ſpäter hin geltend gemacht wurden . Si
Anſehung derjenigen Verjährungen hin, 9
gegen , deren bisherige goſesmaßige friſt
mit dem Erſten Junius 1792 noch niat
abgelaufen iſt , ſollen die Vorſiüriften
des neuen Gereßbuchs in allen Stücken
befolgt werden .
1

Sollte jedoch zur Vollendung einer


ſchon vor dem Erſten Innius 1792 ange
fungenen Verjährung, in dem neuen Ger
reßbuche eine kürzere Friſt , gis nach bis,
hes
des neuen algem . Geſetzbuchs. XVII

herigen Gefeßen vorgeſchrieben ſeyn: ſo


kann derjenige, weicher ſich in einer ſolo
den kürzern Verjährung gründen will,
die Friſt derſelben nur voin Erften Junius
1792 zu redenen anfangen .

XVIII.

Was die Anwendung der in dieſem Wegen


Gefeßbuche enthaltenen Strafgeſete auf der Strafo
geſega
die schon vor der Publication fidh ereig
meten Fälle betrift : ſo hat es desfaus nicht
nur ben den Porſáriften § . 22. und 24 .
der Einleitung ſein Bewendeu ; ſondern
es iſt auch unſer Wille , das bey allen
nach der Publication , und Teibt noch
vor dem Erften Junius 1792, alo dein Zeit.
Punkte der anfangenden Geſetzesfraft,

zur richterlichen Entſcheidung gelangen .


den Fäden , die in dem neuen Gefcobus
dhe verordneten Strafen , int fo fern dien
ſelben gelinder find , als diejenigen , wel.
che nach bisherigen Gelegen auf das
vorliegende Verbrechen ſtårt gefunden
hátten , angewendet werden ſollen.

Unter vorſtehenden Magsgaben und


Beſtimmungen nun ivollen wir dieſes

allgemeine Geſetzbuch , vermoge der Uns


zurehenden Landesherrliden und ges
feßgebenden Macht, ais ein wahres und
Hugem . Gefrk . I Band: b alige
XVIII Patent wegen Publication

algemeines Landesgeſeß , hierdurch und

in Kraft dieſes , vorführeiben und publici.


ren ; alſo , daß in Urſern Königlichen
und Clur auch råinintlichen übrigen un
ter Unſerer Hoheit und Obervorhmäßige
Feit ſtehenden Landen , Provinzen und
Diſtrikten , nach den in dieſem neuen Ger
fese enthaltenen Vorſchriften verfahren

und erkannt, und daſſelbe in allen und


jeden ſowohl geridtiden , als außerges
richtlichen Angelegenheiten , von jeder,
mann , der zu unſern Unterthanen ger
hört , oder in unſern Landen Geſchäfte
1
zu betreiben hat, genau beobachtet; in,
ſonderheit aber bey allen Ober- und Un,
tergerichten , ohne Unterſoied oder Aus:
nahme, in Beurtheilung der bey ihnen WI
vorfallenden , oder zu ihrer Entſcheidung
gelangenden Angelegenheiten und Ges *
fchifte , zu Grunde gelegt werden ſoll. 11
Alle áltere Gelege , Editte und Ver: NI
*
ordnungen , an deren Stelle dag gegen :
wärtige neue Gefenbuch nach den §. I.
und it . enthaltenen näljern Beſtimmungen
treten fou , werden hierdurd) gänzlich
aufgehoben und abgeſdaft; und es ſoul
von dem beſtimmten Zeitpunfte an, kein
Collegium , Gericht , oder sufrizbedien
ter ſich unterfangen , dieſe ditern Gelege
und Verordnungen auf die vorfomaneti.
deu
des neuen algem . Gerehbuchs. XIX

den Redtsangelegenheiten , außer den


im gegeuwürrigen Patente beſtimmten
Fällen , anjurvendes , oder aud ) nur das
neue Gerikbud) nad beſagten aufgeho :
-benen Newten und Porfiriften zu er
Fåren oder auszudenten ; vielmehr roll
,
wenn in ein oder andrein Falle über den
Einn und die richtige Auslegung einer
der sieuen work driften Zweifet eneſter
hen , oder irgend ein Rioter keine
hiniänglice Beſtimmung eines zu ſeis
ner Entſoeidung gciasiginden Falles in
dein Gelsgbudise anzutreffen vermeinen
möchte , alsdann lediglich nach den Vors
fúriften s. 50 54. der Einleitung zu
dem gegenvårtigen Gelegbude ver.
fahren werden . 7

Nach dieſer Unſerer ſolchergeſtalt era


klárten . Allerhoditen Willensmeinung
hat ſich alſo ein jeder , den es angeht, in
ſonderheit aber fornmtlide Landescol.

legia ' und übrige Gerichte , genau und


pflichtmatig zu achten ; und foll das ges
genwärtige Publications,Patent algemein
bekannt gemacht , auch des Endes den
Zeitungen und Intelligenzblättern einer
jeden Provinz , Teinem weſentlisten In
hatte nach , eingerückt werden,

b 2 Ur
xx Patent wegen Publicat . u. f. iv .

Urkundlich unter unſerer Hochſteia


genhändigen Unterſchrift und beyges
druckrem größern Königlichen Inſiegel.
So geſchehen Berlin , den 2often März
1791 .

Friedric Wilhelm .

L.S.

v. Carmer .
1
Inhalts - Verzeichniß.

Einleitung.

Seite 3-16 .

I. Von den Gefeßen überhaupt.


Il. Allgemeine Grandſåge Dc $ Rechtd.

Erſter Theil.

Erfter Titel. Von Perſonen und beren Rechten


3 2 S. 17:21
überhaupt.
Sweyter Titel. Bon Sachen und deren Rechten 36.
überhaupt.
Dritter Titel. Von Handlungen und den daraus
entſtehenden Rechten S. 37:41.
Vierter Titet . Von Willenserklärungen . S. 42-61 .
fünfter Citel. Von Vertragen . S. 61 : 113
Sechster Titel. Von den Pflichten und Rechten
die aus unerlaubten Handlungen entſtehn . S. 113-1336
Biebenter Citele Bom Getafrſam und Beſitz.
S .. 133* 162,
achter Titel Bom Eigenthume . S. 162-185 .
neunter Titel . Von der Erwerbung des Eigens
thums überhaupt und den unmittelbaren Arten
derſelben inſonderheit á S. 186. - 26

b 3
XXII Inhalts - Verzeichniß

Erftec 2bfdynitt. Von der urſprünglichen Beſita


c ) :17 .
Zwerter Abidnitt. Von der Beſignehmung vers
lagner und verlohrnce Sachen .
Dritter Abſchnitt. Von gefundenen Schagen.
Vierter Abſchnitt. Vom bierfange.
Sünfter Abſchnitt. Von der Beute.
Sechster 2bſchnitt. Von der Erwerbung der Ans
und Zuwüchſe.
Siebenter Abſchnitt . Von preiſgegebnen Geldern
oder Sachen .
Aditer Abſchnitt. Von Erwerbung der Erbſchafs
ten.
Tieunter Abſchnitt. Von der Verjährung .
Zehnter Titel . Son der mittelbaren Eriverbung
des Gigenthums. S. 268 = 271.
£ ilfter Citel . Von den Titeln zur Erwerbung
des Eigenthums, wefde ſich in Vertragen unter
Pcbendigen grunden . 3 S. 271-424
Erſter Abidhnitt. Von Kauf- und Verkaufs - Ge
ich aften .
Zweyter 2bfcinitt. Vom Tauſch - Vertrage.
Dritter Abfchnitt. Don Utretung der Rechte.
Vierter aoſdinitt. Vom Erbidaftskaufe.
Fünfter Abid niit. Vom Tródclvertrage.
Sechster bonitt . Won gewagten Gefchaften
und ungersinen @civarrungen.
Siebster Abſchnitt. Vom Darlehnsvertrage.
2chter - Abchnitt . Son Vertragen , wodurch Sas
d )en gegen Handlungen oder Handlungen gegen
Handlungen verſprowen werden .
27 eunter abichnitt. Bon Schenkungen .

Zwolfter Titel . Von den Siteln zur Erwerbung


des Cigenthums. welche aus Berordnungen von
Todcs wegen entſteyn S. 427-514
Erſter 2bidynitt. Don Deſtamenten und Codicil :
len .
Jwcyter
des erſten Theils . XXI11

Jweyter Abſdynitt. Von Erbvertrågen .


Dreyzehnter Titel on Experbung des Eigen
thums der Sachen und Rente durch einen Drits
ten. S. 516-552.
Erſter Abſchnitt. Von Vollmachtsauftragen .
Zweyter abſchnitt Von Wcbernehmung fremder
Gedafte ohne vorhergegangnen Uuftrag .
Dritter Abſchnitt. Von nüblichen Verivcndungen.

Vierzehnter Titel . Von Erhaltung des Gigen:


thums und der Rechte. 2 S. 552-612 .
Erfier Abſchnitt. Vom Dermahrungsvertrage.
Zweyter 215chnitt. Von Verwaltung fremder Sa:
den und Güter . 7
Dritter Abſchnitt. Von Cautionen und Bürgs
ſchaften .
Vierter Abſchnitt. Von Pfändungen..!
/
fünfter Abſchnitt, Von Proteſtationen . '

Sunfzchnter Titel. Von Verfolgung des Eigen


thums. S. 613-620 .

Sechszehnter Titel. Von den Arten,wie Rechte


und Berbindlid )feiteit aufhören . I S. 620-687 .
Erſter Abidinitt. Bon Erfüllung der Verbindlichy
feiten überhaupt.
Zweyter Abschnitt. Von der Zahlung .
Dritter Abſchnitt. Von der Depoſition.
Vierter 2bfchnitt. Von der Angabe an Zahlungs
ſtatt.
Fünfter Abſchnitt .. Bon Anweiſungen .
Sechster Abſchnitt. Son der Compenſation .
Siebenter Abſchnitt. Von Entragung der Rechte.
Achter Abſchnitt Von Vergleichen .
eunter 21bfchynitt. Bon Aufhebung der Rechte
und Verbindlichkeiten durch deren um daffung.
Zehnter Abſchnitt. on Aufbebung der Redte
und Verbindlichkeiten durch deren Vereinigung.
64 Siebs
XXIV Inhalts - Verzeichniß

Siebzehnter Titel. Vom gemeinſchaftlichen


Eigenthume.
S. 687-737
£ rſter Abſchnitt. Vom gemeinſchaftlichen Eigen :
thume åbecbaupt.
Jweyter Abſchnitt. Vom gemeinſchaftlichen Eigeni
thume des Miteiben . i
Dritter 2bſchnitt. Bon Gemeinſchaften , welche
ducch Bertrag entſtehn.
Vierier 2bfinitt . Von GemeinheitstHeilungen ,
Fünfrer Abſchnitt. Pon Grånzſcheidungen.

Ichtzehnter Titel . Vom getheilten Eigenthuz'


me.
S. 737-848
£ rfter Abſchnitt. Vom Lehne. WY
Zweyter Abſchnitt. Von Erbzinsgütern.

XI eunzehnter Titel. Von dinglichen und per


forlichen Rechten auf fremdes Eigenthum úber
haupt. S. 845-849
zwanzigſter Titel: Bon dem Rechte auf die
Subſtanz einer fremden Sache. S. 850.-936
Erfter Abichnitt . Bom Rechte des Unterpfands .
Zweyter Abidhnitte vom Zurückbehaltungsrechte . 1
Dritter 26ſchnitt. Bom Verkaufs : Nåber : und
Wiederkaufsrechte .

in iind zwanzigſter Titel. Von dem Rechte


zum Gebrauche oder Nußung fremdes Eigen:
tours .
$. 936-1022
Etfter 2bſchnitt. Von dem Nie brauche.
Sweyter Abſchnitt Von der Erbpacht.
Dritter 2b chsitt. Von dem eingeſchränften Ges
brauchs- und Nutungsrechte fremder Sachen .
1 leihvertrag.
11. Pom Mieth- und Pachtvertrage,
Il. Vom Miéthen des Geſindes.
IV . Von Pachtungen der fandgüter.
Pierter Abſdynitt. Von den zur Cultur ausgefege
ten Gütern und Grundſtüden ,
bwer
des zweyten Theils . XXV

fwey und zwanzigſter Titel. Bon Gerechtigs


keiten der Grundſtücfe gegen einander. S. 1023-1053.

Drey und zwanzigſter Titel. Von Zwangse


und Banngerechtigteiten . S , 1054-1064

Zweyter Theil.

Erſter Titel. Von der Che. S. 3-141


£ rfter fchnitt. n
Von den Erforderniſſe einer
gültigen Ehe,
Zweytep-Abſchnitt. Von Ehegelóbniſſen.
Drister 2bſchnitt von der Vollziehung einer Ehe
zur rechten Hand.
Vierter Abſchnitt. Bon den Rechten und Prichten
der Eheleute , in Beziehung auf ihre Per onen .
Fünfter Abſchnitt von den Rechten urd Pflichten
der Eheleute, in Beziehung auf ihr Vermogen.
Sechster Xbſchnitt . Pon der Gemein daft der 5
Güter unter den Eheleuten.
Siebenter abſchnitt. Von Trennung der Ehe
durch den Tod .
Achter Abſchnitt. Von Trennung der Ehe durch
richterlichen Ausſpruch .
Veunter 246fchnitt. Von der Ehe zur linfen Hand,
Zehnter Abſchnitt Bon den rechtlichen Folgen
geſegwidrig geſchloßner Ehen.
Lilfter Übſchnitt von den rechtlichen Folgen des
unehelichen Berichlafe.

Sweyter Titel. Von den wechſelſeitigen Rechten


und Paichten der Elterir und Kinder. S. 141-236,
Erſter Ab'chnitt. Von eheliden Kindern .
Zweyter 25fdynitr, Von den Rechten und Pflich :
ten der Weltern, und der an einer Ehe zur rech
ten Hand erzeugten Kinder , fo large die legtern
unter våterlider Gewalt ſtehn.
Dritter Abſdynitt. Von dem eigenthümlichen Bera
mogen der Kinder.
Vierter
ХХүн Inhalts - Verzeichniß

Vierter 2bichnitt. Von Xufhebung der våterlichen


Seivalt.
Fünfrex 2bfcivitt. Son der Erbfolge der Kinder
und andrer Serwandten in abſieigender linie .
Sechster unitt. Voit der Erbfolge der Aeitern
und andrer Verwandten in aufſteigender Linie.
Siebenter Abſchnitt. Von der Pupilar : Subſtis
tutisn .
Achter bichnitt. Von den Kinderit aus einer Ehe
zur linken Hand.
Mennter Dictimitt. Son den aus unehelichen Beýc:
ſchlafe erzeugten Kindern .
Zehnter Abſchnitt. Von der Annahme an Kindes
fratt.
Eilfter Abſchnitt. Von der Einfindſchaft.
Jwolfter Abschnitt. Von Plegefindern .

Dritter Titel Mon den Rechten und Pflichten


der übrigen Siritglieder einer Familie. S. 236-242.

Vierter Titel. Don gemeinſdaftlichen Familieit


Rechten . 242 : 275 .
Erſter Abſchnitt. Von gemeinſchaftlichen Famis 14
lien - Rechten überhaupt.
Zweyter' Abfdhnitt. Von Familien - Stiftungen.
Dritter 21bchnitt. Von beſtåndigen Familien
Fideicommifen.
Vierter Abfühnitt. Von der Succeſſions - Drdnung 1
in Familien - Fidcicommiſje.
Fünfter 2bfchnitt. Von der Auseinanderſetung
zwiſchen dem Fideicommißfolger und den Erben
des letzten Beſigers.
Sechster Xbídnitt. Von dem áberrechte auf
Familien - Güter.

fünfter Titel . Von den Rechten und Pflichten


der Herrſchaft und des Geſindes. S. 276-298
Sechster Titel . Von Gefellſdaften überhaupt
und von Corporationen und Gemeinen infon:
derheit: S. 299-324
Siebena
des zweyten Theils. XXVII

Siebenter Titel. Vom Bauerſtande . S. 324-394


Erſter Abſchnitt . Vom Bauerſtande i berhaupt .
Jweyter Abſihnitt .. Von Dorfgemeinen .
Dritter Abdynitt . Won unterthänigen landbes
wohnern und ihrem Berýältniſſe gegen ihre Herrs
idaft.
Vierter Abſchnitt. Non den perſönlichen Rechten
und lidten der Untertianeil. 1
Sünfter 2b 'chnitt. Von den Rechten und Picha
ten der Unterthanen in febung ihres Vers
mögens.
Sechster Abſchnitt. Von den Dienſten der Untere
thanen .
Siebenter Abſchnitt. Von den Zinſen und Abgas
ben der Unterthanen .
Achter 25fd ;nitt. Von der Entlaſſung aus der Un
tertbånigkeit.

Xchter Titel. Vom Bürgerſtande. S. 394-695


Erſter Abſchnitt. Vom Birgerſtande überhaupt.
Zweyter Abſchnitt. Von Städten und Stadtges
meinen.
Dritter Abſchnitt. Von Handwerkern und Zünfs
ten.
Vierter Abſdynitt. Vou Kinſtlern und Fabrikans
tent .
Sifter Abſchnitt von Brauern , Gaſtwirthen ,
Garfosen , und andern , weldé mit dem Bers
faufe zubereiteter Speiſen oder Getrante ein Ges
web treiben .
Sechsier Ibſchnitt. Von Mpothekern.
Siebenter 25chnitt. Son Kaufleuten.
Achter Abidinitt. Bon Medfeln .
Vieunter Abfihnitt. Bon Handelsbillets und Ant
gnationen .
Zehnter Abſchnitt. Bon Mårtern.
Eilfrer 2bfionist. Von Rocdern , Sciffern nnd
Befractern.
Zwölfa
XXVIII Inhalts - Verzeichniß

Jwolfter Abſchnitt von Haverey und Seeſchåden.

Dreyzehnter Abſchnitt. Von Verſicherungen .

Yierzehnter 21bichnitt. Bon der Bodmereg.

Teunter Titel . Von den Pflichten und Rechten


des Adelſtandes. S. 679-710

Sehnter Titel Von den Rechten und Pflichten


der Diener des Staats . S. 711-728.

£ ilfter Titel Von den Rechten und Pflichten


der Kirchen und geiſtlichen Geſellſchaften. S. 729-877

Erſter Abſchnitt. Von Kirchengeſellſchaften aber :


haupt.

Zweyter Abſchnitt Bon den Mitgliedern der Kirs


Qen -Geſellſchaften .

Dritter bſchnitt. Pon den Obern und Vorgea


regten der Kirchengeſellſchaften .

Vierter 2bſchnitt. Von den Gütern und dem Vera


mogen der Kirchengeſellſchaften .

Sümfter Abſchnitt. Von Parochien.

Sechster 2bſchnitt. Bon dem Pfarrer und deffen


Recyten .

Siebenter Abſchnitt. Von weltlichen Kirchenbes


dienten .

Achter Abſchnitt. Von Kirchenpatronen .

Teunter Abſchnitt. Von der Verwaltung der Gúa


ter und des Vermögens der Pfarrkirchen.

Zehnter Abſchnitt , Von Pfarrgütern und Ein :


fünften .

Eilfter Abſchnitt. Bon Zehnten und andern Pfarca


Abgaben .
Thi
Swolfter Abſchnitt. Von geiſtlichen Geſellſchaften
ůberhaupt.
Dreys
des zweyten Theils.. XXIX

Dreyzehnter Abſchnitt. Von katholiſchen Domſtifs


tern und Capiteln .

Vierzehnter Abſchnitt. Von Collegiat -Stifterna

fünfzehnter Abſchnitt. Von Kloſtergeſellſchaften .

Sechszehnter Abſchnitt. Von geiſtlichen Ritters


orden .

Siebenzehnter Abſchnitt. Von weltgeiſtlichen Cas


nonicis.

Uchtzehnter Abſchnitt. Von Mönchen und De


dengleuten .

Heunzehnter Abſchnitt. Von den Mitgliedern der


geiſtlichen Ritterorden .

Zwanzigſter Abſchnitt. Bon proteſtantiſchen Stife


tern , Klöſtern , Ritterorden und deren Mitglies
dern .

w difter Titel. Von niedern und odbern Schus


len. S. 877-894

Dreyzehnter Titel Von den Rechten und Prichs


ten des Staats überhaupt. S. 895-897

Vierzehnter Titel. Von den Staatseinkünften


und fiskaliſchen Rechten . S. 897-909.

funfzehnter Titel. Von den Rechten und Rez


galien des Staats , in Anſebung der Pandſtraßen ,
Stróbme, Hafen und Meeresufer . S.909-940.

Erſter Abſchnitt. Von land- und Reerſtraßen .

Jweyter Abſchnitt. Pon Stróbmen , Hafen und


Meeresufern .

Dritter Ubſchnitt. Bon der Zollgerechtigkeit.

Vierter Abſchnitt. Vom Poſtrégal.

Sünfter Abſchnitt. Von der Mühlengerechtigkeit.

Sech
XXX Inhalts - Verzeichniß

Sechszehnter Titel. Von den Rechten des


Staats auf berenloſe Güter und Sachen .
S. 9 : 0-1002 .

Erſter Achnitt . Von den Rechten des Staats


auf berenloſe Grundſtåce.

Swerter Mihnitt. Von den Recyten des Staats


auf erbioie verlaffen caften .

Dritter Noſchnitt. Von der Jagdgerechtigkeit.

Vierter Ubichnitt. Bom Bergwerksregal.

Sicbenzehnter Titel . Von den Rechten und


Prichte : des Staat ; zum beſondern Gcuţe reis
nce Intertó anen . C. 1003-1026 .

Erſter Abidynitt . Von der Gerichtsbarfeit.

Zwerter Abfdynitt Von Auswanderungen , Abs


fahrts- und 4 congeldern.

achtzehnter Titei. Von Vormundſchaften und


Curatelen. S. 1027-1163
£ rſter Abſchnitt. Von den Perſonen , welchen
Vormunder , Euratoren und Bevſtånde beſtellt
werden müflen .

Zweyter Abdynitt. Von denjenigen , welchen die


Beſtellung der Vormünder und Curatoren zus
fomnit und obliegt.
1
Dritter Åb dynitt . Bon den Perſonen , welche das
Ant eines Vormundes ju åbernehmen ſchuidig
und dazu fabig ſind.

Vierter übſdonitt. Bon Verpflichtung und Beſtås


tigung der Vormůnder.

Súnfrer Moſchnitt, von den Medyten und Prlich


ten der Vormunder überhaupt.

Sechster Michnitt. Von der Sorge får den llns


terhalt und die Erziejung der Pflegebe obinen .

Siebene
XXXI
des zweyten Theils .

Siebenter Abſchnitt. Non der Sorge für das


Vermogen der Pflegebefohinen .

Achier Ybfdynitt. Von Nufbcbung der Vormunda


foaften.

Pleunrer Abſchnitt von den Rechten und Pfliche


ten der Curatoren.

Yeunzehnter Titel. Von Urmeranſtalten und


andern milden Stiftungen . S. 1163 - 1175 .

Jwanzigſter Titel. Son Verbrechen und deren


Strafen . S. 1175- 1400 .

Erſter Abſchnitt. Von Verbrechen und Strafen


überhaupt.

Zweyter Abſchnitt von Staatsverbrechen übers


baupt und vom Hocverraty insbesondere.

Dritter Abſchnitt. Von Verbrechen gegen die äuſs


ſere Sicherbeit des Staats.

Vierter Abſchnitt. Von Verbrechen gegen die ins


nere Rube und Sicherheit des Staats .

fünfter Abſchnitt. Bon Bericgung der Ehrfurcht


gegen den Staat.

Sechster Abſchnitt. Von Beleidigung der Relis


gionsgeſellschaften .

Siebenter Abidinitt. Von Unmaßungen und Bes


einträchtigungen der vorbeialtenen Rechte des
Staats .

Nchter Abſchnitt. Von den Verbrechen der Diener


des Staats.

Keunter Abfchnitt. Von Privatverbrechen,

Zehnter Abſchnitt. Von Beleidigungen der Chre.


Eilfter Abſchnitt. Von körperlichen Verletzun :
gethe
Iwolfter Abſchnitt, Vou Fleiſchlichen Verbrechen .
Dreye
-

Xxxu Inhalt8- Verzeichniß des aten Theils.

Dreyzehnter Mordnitt. Von Beleidigungen der


Freiheit.

Vierzehnter Abſchnitt. Von Beſchädigungen des


Bermögens åberbaußt und von Entwendungerr
inſonderheit.

Sunfzehnter Abſchnitt. Bon Beſchädigungen des


Vermögens durch ſtrafbaren Eigennut und Bes
trug .

Sechszehnter Abſchnitt. Von Belchådigungen des


Vermogens aus Rache , Bosheit und Muth.
willent.

Siebenzehnter Abſchnitt. Bon Beſchädigungert


mit gemeiner Wefabr.

1
Auge
1
Allgemeines

La
a r e ch t

für

die Preußiſchen Staatent.

É iſt er Bå nio.

Ugen. Landr. J. Baud.


2
1
3

Einleitung.

$
§.1. Das allgemeine Gefeßbuch enthält die Vor: 1. Pot den
ſchriften, nach welchen die Rechte und Verbindlich åberhaupt.
keiten der Einwohner des Staats, ſo weit dieſel
ben nicht durch beſondre Gefeße beſtimmt worden ,
zu beurtheilen ſind.
§ . 2. Bejondre Provinzialverordnungen , und
Statuten einzelner Gemeinheiten und Geſellſchaf
ten erhalten nur durch die Landesherrliche Beſtåti
gung die Kraft der Geſeke.
9. 3. Gewohnheitsrechte und Obſervangen , wel
the in den Provinzen und einzelnen Gemeinheiten
geſeßliche Kraft haben ſollen , muſſen den Provinám
zial -Geſekbüchern einverleibt ſeyn.
S. 4. In ſo fern aber aurch Obſervanzen etwas
beſtimmt wird , was die Geſeße unentſchieden gelaſ:
ſen haben , hat es , bis zum Erfolge einer geſeßli
chen Beſtimmung,daben ſein Bewenden.
8. 5. Die von dem Landesherrn in einzelnen
Fållen , oder in Anſehung einzelner Gegenſtände,
getroffenen Verordnungen können in andern Fållen ,
oder bey andern Gegenſtånden , als Geſeke nicht
angeſehen werden .
A 2 §. 6 .
4 E i n lei t u n g.

. 6. Auf Meinungen der Rechtslehrer , ober


ältere Ausſprüche der Richter, ſoul, bey künftigen Ent
ſcheidungen, keine Rücfficht genommen werden .
Abfaffing
: 7. Ein jeder Entwurf zu einer neuen Vera
der Geſeke:
prdnung , durch welche die beſondern Rechte und
Prichten der Bürger beſtimmt, oder die gemeinen
Rechte abgeändert , ergänzt, oder erklårt werden
ſollen , muß, vor der Vollziehung , der' Gefeßcom
miſſion zur Prüfung vorgelegt werden .
F. 8. Die Geſeßcommiſſion muß , auſſer der
Rücficht auf die bereits vorhandnen Geſeke und
Rechte, ihr Gutachten zugleich auf die Billigkeit
und Mußbarkeit der vorgeſchlagnen neuen Verord;
nung richten , und eine deutliche beſtimmte Faſſung
des zu gebenden Geſekes in Vorſchlag bringen.
9. 9. Die Vorgeſeßten eines jeden Departes .
ments im Staatsrathe múffen dafür haften, daß die
fer Anordnung in keinem Falle entgegen gehandelt
werde.
Publikas §. 10. Das Geſek erhält feine rechtliche Ver :
tion.
bindlichkeit erſt von der Zeit an, da es gehörig bes
kannt gemacht worden .
§. II. Es müſſen daher alle geſeßliche Verord
nungen , ihrein völligen Inhalte nach , an den ge
wöhnlichen Orten öffentlich angeſchlagen , und im
Uuszuge in den Intelligenzblåttern der Provinz, für
welche ſie gegeben ſind, bekannt gemacht werden .
$. 12 Es iſt aber auch ein jeder Einwohner des
Staats , ſich um die Geſeße , welche ihn oder ſein
Gewerbe und ſeine Handlungen betreffen , genau
zu erkundigen gehalten ; und es kann ſich niemand
mit der Unwiſſenheit eines gehörig publicirten Ge
ſeķes entſchuldigen.
$ . 13. Nur in dem Falle , wo vorhin erlaubte,
oder als gleichgültig angeſehene Handlungen durch
Strafgeſeße eingeſchránkt, oder verboten worden ,
foll der Uebertreter mit dem Einwande ;
dah
Von Sefeßen überhaupt. 5

daß er , ohne Vernachläßigung ſeiner Pflich :


ten, vor der volbrachten That, von dem Vers
bote nicht unterrichtet geweſen ,
annoch gehört werden.
ſ. 14. Neue Geſeße können auf ſchon vorhin Armendung
der Gerege.
. vorgefallene Handlungen und Begebenheiten nicht
angewendet werden .
f. 15. Die von Seiten des Geſekgebers nöthig
befundene und gehörig publizirte Erklärung eines
åltern Geſekes aber giebt , in allen noch zu entſcheis
denden Rechtsfållen , den Ausſchlag.
§. 16. Sol nur die åußere Form einer Hand
lung geåndert, und dieſe Vorſchrift bey allen noch
abzuändern möglichen Handlungen beobachtet wer'a
den , ſo muß das Gefeß hierzu eine hinlängliche
Friſt beſtimmt haben .
§. 17. Frühere Handlungen , welche , 'wegen
I
eines Mangels der Förinlichkeit, nach den alten Ges
ſeßen ungültig ſeyn würden, ſind gültig, in ſo fern
nur die nach den neuern Gefeßen erforderlichen
Förmlichkeiten , zur Zeit des darüber entſtandnen
Streits, dabey angetroffen werden ,
S. 18. Die Minderung der in einer áltern Ver :
ordnung feſtgeſekten Strafe kommt auch demjeni:
gen Uebertreter zu ſtatten, an welchem dieſe Strafe,
zur Zeit der Publication des neuern Geſeges, noch !
nicht vollzogen war.
§. 19. In ſo fern aber aus einer verbotenen
Handlung Privatrechte entſpringen , muß, auf die
Gefeße, welche zur Zeit der Handlung gültig was
ren, Rücfficht genommen werden.

Ş . 20. Iſt es zweifelhaft: ob das Verbrechen


vor oder nach der Publication des neuen Geſekes
borgefallen ſey, ſo muß, ben Beſtimmung der Strafer
das mildere Gefeß zum Grunde der Entſcheidung
genommen werden.
U 3. $. 21.
6 Einleitung.

§ . 21. Uebrigens ſtehen , ben Beurtheilung ein :


zelner Streitfragen , die allgemeinen Geſeke den
Provinzialgeſeßen , dieſe den beſondern Statuten,
und dieſe endlich den auf andre Art wohlerworb
nen Rechten nach .
Wen die §. 22. Die Geſeke des Staats verbinden alle
Geſetze
verbinden . Mitglieder deſſelben , ohne Unterſchied des Stan:
des, Ranges und Geſchlechts.
Ueberhaupt. S. 23. Die perſónlichen Eigenſchaften und Bes
fugniſſe eines Menſchen werden nach den Geſeßen
Der Gerichtsbarkeit beurtheilt , unter welcher der:
felbe ſeinen eigentlichen Wohnſiz hat.
§. 24. Eine bloße Entfernung aus ſeiner Gez
richtsbarkeit, ber welcher die Abſicht, einen andern
Wohnſiß zu wählen , noch nicht mit Zuverläßigkeit
ærhellet, veråndert die perſönlichen Rechte und Pflich :
ten dieſes Menſchen nicht.
S. 25. So tange jemand noch keinen beſtimm
ten Wohnſiz hat , werden ſeine perſönlichen Rechte
und Verbindlichkeiten nach dem Orte ſeiner Her:
kunft beurtheilt.
§. 26. Iſt der Ort ſeiner Herkunft unbekannt ,
oder außerhalb der Königlichen Lande, fo gelten
die Vorſchriften des allgemeinen Geſetzbuchs , oder
die beſondern Gefeße ſeines jedesmaligen Aufent:
halts , ſo wie nach den einen , oder den andern ,
eine von ihm unternommene Handlung am füglich
ſien beſtehen kann .
S. 27. Hat jemand einen doppelten Wohnſik,
ſo wird ſeine Fähigkeit zu handeln , nach den Ges
feke ! derjenigen von beyden Gerichtsbarkeiten beur:
theilt, welche die Gültigkeit des Geſchäfts am mei
ften begünſtigen.
Ber - beweg Ş. 28. Das beiveg'iche Vermogen eines Mens
lichen Ca
chen . fden wird , ohne Nickſicht ſeines gegenwärtigen Auf
enthalts, tad , den Gefeßen der ordentlichen Gerichts
barfeit deſſelben beurtheilt. (§. 23. fqq .)
§ . 29 .
Von Geſetzen überhaupt. 7

$. 29. Ber einer doppelten Gerichtsbarkeit has


ben die Rechte des Ortes , ` wo ſich die Sache be :
findet, den Vorzug. 3

9. 30. Jſt aber in einem ſolchen Falle ( . 29.)


das Mobiliarvermogen , zur Zeit der fich darauf
beziehenden Handlung, an einem dritten Orte, ſo
finden die Geſeke desjenigen Orts Anwendung,
welche dem gemeinen Nechte der Preußiſchen Staa :
ten am nåchſten kommen .
. 31. Das bewegliche Vermogen eines Mens
fchen , der keinen beſtimmten Wohnſiß hat , wird
nach den Gefeßen feines jedesmaligen Aufenthalts,
jedocy mit Rüdfilgt auf ſeinen perſönlichen Stand,
beurtheilt.
$ . 32. In Unſehung des unbeweglichen Vermo ; Ben unbes
gens gelten, ohne Rücfficht auf die Perſon des Eis weglichen
genthümers , die Geſeße der Gerichtsbarkeit , unter
Welcher ſich daſſelbe befindet.
$. 33 Provinzialgeſeße und Statuten, welche Ben ber
die äußerliche Feyerlichkeit einer Handlung beſtim- Handluns
men , gelten nur bey Handlungen , die unter der gen .
Gerichtsbarkeit, für welche das Gefeß gegeben iſt,
von den ihr unterworfenen Perſonen vorgenommen
werden .

V. 34. AuchUnterthanen fremder Staaten, Ja Anſes


welche in hieſigen hung der
{anden leben , ober Geſchäfte Fremden.
treiben , müſſen nach obigen Beſtimmung en beur:
theilt werden .
- C. 35. Doch wird ein Fremder , der in hieſigen
landen Vertråge über daſelbſt befindliche Sachen
ſchließt, in Unſeħung ſeiner Fähigkeit zu handeln,
nach denjenigen Gefeßen beurtheilt, nach welchen
die Handlung am beſten beſtehen kann .
9. 36. Den Geſandten und Reſidenten auswår :
tiger Mächte, ſo wie den in ihren Dienſten : ſtehen
U 4 den
8 Einleitung.

den Perſonen , bleiben ihre Befreyungen, nach dem


Völkerrechte, und den mit den verſchiedenen Höfen
obwaltenden Pertrågen , vorbehalten.

37. Eingeborne Vafallen und Unterthanen,


welche mit Erlaubniß des Landesherrn von einem
fremden Hofe beglaubigt worden , bleiben in ihs
ren Privathandlungen den Landesgeſeßen unter :
worfen.

S. 38. Die vom Staate an fremde Höfe beglau:


bigten Geſandten werden nach den Gefeßen der ein :
låndiſchen Gerichtsbarkeit, unter welcher ſie zulegt,
vor dem Antritte der Geſandſchaft, ihren Wohnlik
gehabt haben , beurtheilt ,

g. 39. Sind aber dieſelben Uusländer, ſo gels


ten , in Anſehung ihrer , wenn ſie in hieſigen (an :
den belangt werden , die Vorſchriften des hieſigen
gemeinen Rechts.
9. 40. Wem die Geſeke auf der einen Seite
Verbindlichkeiten auflegen , dein kommen ſie auf
der andern Seite durch ihren Schuß auch wieder
zu ſtatten .

§. 41. Fremde Unterthanen haben alſo ; ben


dem Betriebe erlaubter Geſchäfte in hieſigen Sans
den , ſich aller Rechte der Einwohner zu erfreuen ,
ſo lange ſie ſich des Schußes der Gefeße nicht un
würdig machen .

§. 42. Die Verſchiedenheit der Rechte auswårs


tiger Staaten macht von dieſer Regel noch keine
Ausnahme:

Bom Retors S. 43. Wenn aber der fremde Staat, zum Nach :
Monsrechte. theit der Fremden überhaupt , oder der hieſigen
Unterthanen insbeſondere ; beſchwerende Verord
nungen macht , oder dergleichen Mißbrauche wiſe
ſents
Von Gefeßen überhaupt. 9

ſentlich gegen diesſeitige Unterthanen duldet , ſo


findet das Wiedervergeltungs - Recht ſtatt.

8. 44. Unterrichter ſollen , ohne Genehmigung


ihrer Vorgeſekten , gegen Fremde niemals auf Res
torſion erkennen .

$ . 45. Dagegen können aber auch Fremde


durch übtretung ihrer Rechte an hieſige oder ana
dere mehr begünſtigte Unterthanen , ſich dem Ne:
torſionsrechte nicht entziehn.

$. 46. Ben Entſcheidungen ſtreitiger Rechts- ber sepegt.


fålle" darf der Richter den Geſeßen keinen andern
Sinn beylegen , als welcher aus den Wortent , und
dem Zuſammenhange derfelben , in Beziehung auf
den ſtreitigen Gegenſtand , oder aus dem nåchſten
unzweifelhaften Grunde des Geſekes , deutlich ers
Hellet.

S. 47. Findet der Richter den eigentlichen Sinnt


des Gefeßes zweifelhaft, ſo muß er , ohne die pro
zeßführenden Parteyen" zu benennen , ſeine Zweis
fel der Geſeßcommiſſion anzeigen , und auf deren
Beurtheilung antragen .

48. Der anfragende Richter iſt zwar ſchuldig,


den Beſchluß der Gefeßcommiſſion bey ſeinem folgen
den Erkenntniß in dieſer Sache zum Grunde zu legen ;
den Partenen bleiben aber die gewöhnlichen Rechts:
mittel dagegen unbenommen .

9. 49. Findet der Richter kein Gefeß, welches


zur Entſcheidung des ſtreitigen Falles dienen könnte,
ſo muß er zwar nach den in dem Gefeßbuche ans
genommenen allgemeinen Grundfågen, und nach den
wegen åhnlicher Fälle vorhandnen Verordnungen,
ſeiner beſten Einſicht gemäß, erkennen.
9. 50. Er muß aber zugleich dieſen vermeints
lichen Mangel der Gefeße dem . Éhef der Juſtig ſe
fort anzeigen.
2.5 9.51 .
10 ; Sin Leit u n g.

Sisi. Sollte durch dergleichen Anzeige in der


Folge ein neues Geſek veranlaßt werden , ſo kann
daſſelbe doch auf die vorher ſchon gültig vollzognen
Handlungen keinen Einfluß haben.

S. 52. Betrifft die Frage ein Provinzialgeſeß ,


Statut, oder Privilegium , fo muß , she die Sache
der Geſekcommiſſion vorgelegt wird, das Gutachten
der Provinzial- landescollegien von dem Juſtihdepar
tement darüber erfordert werden .

$. 53. Wo kein Provinzial -Sandesgeſeß , oder


andre dergleichen beſondre Beſtimmung vorhanden
iſt, hat es allemal bey den Vorſchriften des allgemei :
nen Gefeßbuchs fein Bewenden .

$ . 54. Privilegien und verliehene Freyheiten


müſſen , in zweifelhaften Fållen , ſo erklärt werden ,
wie ſie am wenigſten zum Nachtheile des Dritten
gereichen
9. 55. Im übrigen ſind die verliehenen Privis.
legien und Freyheiten ſo zu deuten , daß die wohlthås
tige Abſicht des Gebers dabey nicht verfehlt oder vers
1
eitelt werde .

g. 56. Privilegien und Freyheiten , welche durch


einen låſtigen Vertrag erworben worden ſind nach
den Regeln der Vertråge zu erklären und zu beura
theilen .
$ .57 . Außerdem ſind alle dergleichen beſondre
Geſeße und Verordnungen ſo zu erklären , wie ſie
mit den Vorſchriften des gemeinen Redits , und
dem Hauptendzwecke des Staats am nächſten übera
einſtimmen .
§ . 58. Uebrigens iſt auf den eigentlichen Inhalt
des Privilegii , im zweifelhaften Falle , inehr, als
auf die darin angeführten Bewegungsgründe der
erſten Verleihung , Rückſicht zu nehmen .
$ 597
Von Geſeken überhaupt. IT
er
n S. 59. Gefeße begalten ſo lange ihre Kraft, bis Aufbebung
11 Rie von dem Gefeßgeber ausdrücklich wieder aufgez der Gefeße.
hoben werden .

. 60. So wenig durch Gewohnheitert , Meio


21
kungen der Rechtslehrer, Erkenntniſſe der Richa
ter , oder durch die in einzelnen Fällen ergangenen
Verordnungen neue Gefeße eingeführt werden
können ; eben ſo wenig können ſchon vorhandna
Gefeße auf dergleichen Urt wieder aufgehobex
werden.

n § . 61. Statuten und Provinzialgeſeke werden


durch neuere allgemeine Geſeke nicht aufgehoben ,
wenn nicht in legtern die Aufhebung der erſtern
deutlich verordnet iſt.

§ . 62. Ben Aufhebung beſondrer Statuten


Provinzialgeſeke, und Privilegien , müſſen diejeni
gen , die es zunáchft angehet , mit igrer Mothdurft
gehört werden.

S. 63. Privilegien , welche einer beſtimmten


Perſon verliehen worden , erloſchen mit dem Abc
gange des Privilegirten.

§. 64. Dagegen gehen Rechte und Privilegien ,


welche der Sache ankleben , auf einen jeden Besi
fißer über , in ſo fernt die Gefeße , oder die Vers
leihungsurkunden , nicht ausdrücklich ein Underes
beſagen.

§. 65. Iſt ein oder anderer Beſiger zur Wu &


abung des der Sache anklebenden Rechts unfähig,
ſo ruhet dieſes Recht ſo lange , bis die rechtlichen
Hinderniſſe wieder gehoben find.
$ . 66. Iſt das Privilegium , oder Recht, auf die
Perſon , in Verbindung mit der Sache, gerichtet, ſo
erlöſcht daſſelbe durch die Tremung des Beſikers
und der Sache.

$ .67
I2 E in Leitung.
/
9. 67. Privilegien , welche nur auf eine be :
ſtimmte Zeit verliehen worden , erloſchen init der
felben Ublauf.
$. 68. Jf das Privilegium ausdrücklich nur
unter einer feſtgelegten Bedingung verliehen , ſo
kann daſſelbe , ohne Ecfütung dieſer Bedingung
nicht ausgeübt werden .

§. 69. Auch Privilegien , welche zu einem be


ſtimmten Endzweck gegeben ſind , hören auf, wenn
ber Zweck gar nicht, oder doch ferner nicht mehr,
erreicht werden kann .

$ . 70. Privilegia , auch ſolche , die durch einen


fåſtigen Vertrag erworben wordent , kann der Staat,
jedoch nur aus überwiegenden Gründen des ges
meinen Wohls , und nur gegen hinlängliche Ent:
ſchädigung des Privilegirten , wieder aufheben .
§. 71. Die Entſchädigung ſelbſt kann nicht an :
ders , als durch Vertrag , oder rechtliches Erkennt:
niß feſtgefeßt werden.

S. 72. Wer eines groben Mißbrauchs feines


Privilegii, zum Schaden des Staats, oder ſeiner
Mitbürger, durch richterliches Erkenntniß ſchuldig
befunden wird , der hat fein Recht verwirkt , und
kann keine Entſchädigung dafüë fordern.
II , Xxges §. 73. Ein jedes Mitglied des Staats iſt, das
ineine
Orundiate Wohl und die Sicherheit des gemeinen Weſens,
des Rechts nach dem Verhältniß ſeines Standes und Vermos
gens, zu unterſtüşen verpAlichtet.
Berjilta $ . 74. . Einzelne Rechte und Vortheile der Mitz
Stadti ges glieder des Staats.müſſen den Rechten und Pflich :
genr reine ten zur Beförderung des gemeinſchaftlichen Wohls ,
Surger
wenn zwiſchen beyden ein wirklicher Widerſpruch
( Colliſion ) eintritt, nachſtehn.
- $ . 75. Dagegen iſt der Staat denjenigen , wels
dhet feine beſondern Rechte und Vortheile dem
Wohs
Von Gefeßen überhaupt . 13

Wohle des gemeinen Weſens aufzuopfern genöthigt


wird , zu entſchädigen gehalten.

$. 76. Jeder Einwohner des Staats iſt dent


Schuß deſſelben får feine Perſon und ſein Vermogent
zu fordern berechtigt.

§. 77. Dagegen iſt niemand ſich durch eigne Ges


walt Recht zu verſchaffen befugt .

8. 78. Die Selbſthülfe kann nur in dem Falle


entſchuldigt werden , wenn die Hülfe des Staats zit
Abwendung eines unwiederbringlichen Schadens zu
fpåt kommen würde.

8. 79. Die Entſcheidung der vorfallenden Strei:


tigkeiten , ſo wie die Beſtimmung der zu verhångens
den Strafen , muß den einem jeden Einwohner des
Staats durch die Geſeke angewieſenen Gerichten
überlaſſen werden.

9. 80. Auch Rechtsſtreitigkeiten zwiſchen dem


Oberņautpte des Staats , und ſeinen Unterthanen,
I rollen bey den ordentlichen Gerichten , nach den
Vorſchriften der Geſeke erörtert und entſchiedett
worden .

$. 81. Den Schuß gegen auswårtige Feinde


erwartet der Staat lediglich von der Unordning
ſeines Oberhaupts.

§. 82. Die Rechte des Menſchen entſtehn durch Quelle des


ſeine Geburt, durch ſeinen Stand, und durch Handa Nechis .
lungen oder Begebenheiten , mit welchen die Geſeke
eine beſtimmte Wirkung verbunden haben .

§. 83. Die allgemeinen Rechte des Menſchen


gründen ſich auf die natürliche Freyheit , ſein eignes
Wohl , ohne Krankung der Rechte eines Undern,
ſuchen und befördern zu können.

§. 84. Die beſondern Rechte und Pflichten det


Mitglieder des Staats beruhen auf dem perſönlichett

Vets
14 Einleitung.

Verhåltniſſe, in welchem ein jeder gegen den andern,


und gegen den Staat felbſt, ſich befindet.
$. 85. Rechte und Pflichten , welche aus Hands
lungen oder Begebenheiten entſpringen, werden allein
durch die Gefeße beſtimmt.

Ş . 86. Rechte , welche durch die Gefeße nicht


unterſtüßt werden , heißen unvollkommen ung
begründen keine gerichtliche Klage oder Einrede.

S. 87. Handlungen , welche weder durch "na:


türliche , noch durch poſitive Geſeße verboten worden,
werden erlaubt genannt.

Uusibung . 88. So weit jemand ein Recht hat , iſt er,


der Rechte . daſſelbe in den geſegmáßigen Schranken auszuüben ,
befugt.
$ . 89. Wem die Geſeße ein Recht geben , dem
bewiligen ſie auch die Mittel, ohne welche daſſelbe
nicht ausgeübt werden kann.

§. 90. Wer ein Recht hat, iſt zu allen Dortheis


Ten , die er ſich durch deſſen geſekmåßigen Gebrauch
verſchaffen kann, wohl befugt.
$. 91. Das Recht zum Grdßern oder Mehrern,
ſchließt das Recht zum Geringern oder Wenigern
gleicher Art in ſich.
8. 92. Aus dem Rechte des Einen folgt die
Pflicht des Undern , zur Leiſtung oder Duldung deſſen,
was die Ausübung des Rechts erfordert.
S. 93. Wer den andern in der Ausübung feia
nes 'Rechts hindert, beleidigt demſelben , und wird
ihm , fiir allen daraus erwachſenen Schaden und
Nachtheil, verantwortlich.
. 94. Wer aber fein Recht nach den Gefeßen
ausübt , iſt zum Erſaße eines bey dieſer Gelegenheit
entſtandnen Schadens nicht verbunden , (Sh. I.
Tit, VI. §. 36. 37; 38.)
$ . 95 .
Von Gefeßen überhaupt. 15

$. 95. Wenn das Recht des Einen der Uus: Colifon .


übung des Rechts eines Undern entgegen ſteht, To
muß das mindere Recht dem ſtårketn weiden .

$. 96. In Ermangelung beſondrer geſeßlicher


Vorſchriften muß der, welcher durch Ausübung ſeia
nes Rechts einen Vortheil ſucht, dein nachſtehen ,
der nur einen Schaden abzuwenden bedacht iſt.

$. 97. Sind die in Colliſion kommenden Recha


te von gleicher Beſchaffenheit, ſo muß jeder der
Berechtigten von dem ſeinen ſo viel nachgeben ,
als erforderlich iſt , damit die Ausübung beyder
zugleich beſtehen könne.
$. 98. Bis zur erfolgenden richterlichen Ben
ſtimmung des entſtandnen Colliſionsfalles , muß
die Sache zwiſchen den Berechtigten in dem Stande
bleiben , in welchem ſie bis dahin geiveſen iſt.

8.99 , Rechte, welche an eine beſtimmte Per- uebertras


ſon , oder an gewiſſe Eigenſchaften derſelben , nicht gung,der
gebunden ſind, können von dem Einen auf den
Andern übertragen werden.

f . 100. Wer einem Andern ſein Recht über.


trågt, von dem wird vermuthet, daß er demſelben
zugleich alle damit verbundenen Vortheile habe
übertragen wollen .
S. 101. Niemand aber kann dem Andern meh
rere Rechterbert ragen , als er ſelbſt beſigt.

§ . 102. Rechte , welche nur der Perſon ankles.Perluft der


ben , verſchwinden durch derſelben Tod . Rechte.

9. 103. Nechte aber , welche zum frieven Eigens


thum gerechnet werden , gehen mit dem Tode des
Beſigers auf Andre , nách nåberer Beſtimmung der
Gefeße, über.

$. 104 Die bloß an den Stand gebundnen


Rechte können von dem Beſiger , aus eigner Macht,
auf
16 Einleitung . Von Gefeßen überhaupt.

auf Undere nicht übertragen werden, und gehen


mit dem Stande verloren .

S. 105. Daß jemand ſich ſeines Rechts habe bez


geben wollen , wird nicht vermuthet.

S. 106. Die Willensäußerung zur Entſagung


oder Uebertragung eines Rechts' muß alſo deutlich
und zuverläßig ſeyn.

V. 107. Doch kann , nach nåherer Beſtimmung


der Geſeke, ein Recht auch durch den unterlaßnen
Gebrauch , oder durch den Mißbrauch deſſelben ,
verloren gehn.

§. 108. Das Recht, welches von dem Daſenn


oder der Dauer eines andern Rechts , oder einer
Sache abhångt,geht mit dem Recht oder der Sache,
worauf es beruħet , zugleich verloren .

Erſter
IZ

E r ſt e x The i I.

Er ft e r T it e I.

Von Perſonen und deren Rechten

überhaupt.

$. 1 .DerDer Menſch wird , in ſo fern er gewiſſe Perſon .


Rechte in der bürgerlichen Geſellſchaft genießt,
eine Perſon genannt .
$ . 2.
Die bürgerliche Geſellſchaft beſteht aus Perſonena
rechte.
mehrern kleinern , durch Natur oder Geſeß , oder
durch beyde zugleich , verbundnen Geſellſchaften
und Stånden .
S. 3. Die Verbindung zwiſchen Ehegatten , in
gleichen zwiſchen Ueltern und Kindern , macht
eigentlich die häusliche Geſellſchaft aus.
§. 4. Doch wird auch das Geſinde mit zur Håusa
lichen Geſellſchaft gerechnet.
§ . 5. Durch die Abkunft von gemeinſchaftlia
chen Stammåltern werden
werden Familienverhältniſſe
begründet.
S. 6. Perſonen , welchen , vermoge ihrer Ges
burt , Beſtimmung , oder Hauptbeſchäftigung,
gleiche Rechte in der bürgerlichen Gefellſchaft bens
gelegt ſind, machen zuſammen Einen Stand des
Staats aus.
. 7. Die Mitglieder eines jeden Standes han
ben , als ſolche, einzeln betrachtet , gewiſſe Rechte
und Pflichten .
8. 8. Andre kommen ihnen nur in fo fern zu ,
als mehrere derſelben zuſammen eine beſondre Ger
fellſchaft ausmachen .
§. 9. Die Rechte und Prichten der verſchiednen
Geſellſchaften im Staat werden durch ihr Verhalte
Allgem . Oefenb. 1. Band. 33 niß
18. Erſter Th . Erſter Tit. Von Perſonen

niß unter fich , und gegen das Oberhaupt des


Staats, náher beſtimmt.
Rechte der 8. To . Die allgemeinen Rechte der Menſchheit
Ungebots
Hen . gebühren auch den noch ungebornen Kinderk ,
ſchon von der Zeit ihrer Empfängniß.
$ . 11. Wer für ſchon geborne Kinder zu fors
"gen ſchuldig iſt, der hat gleiche Prichten in Unſes
hung der noch in Mutter Leibe befindlichen .

S. 12. Bürgerliche Rechte, welche einem noch


ungebornen Kinde zukommen würden , wenn es
zur Zeit der Empfängniß fchon wirklich geboret
wåre , bleiben demſelben auf den Fall, daß es les
bendig zur Welt kommt, vorbehalten .

S. 13. Daß ein Kind lebendig zur Welt gekom :


men ſen , iſt in dieſer Beziehung ſchon für ausges
"mittelt anzunehmen , wenn unverdächtige , den
der Geburt gegenwårtig geweſene Zeugen , die
Stimine deſſelben deutlich vernommen haben.
Der Zwit $. 14. Wenn aus Einer Geburt zwey oder meh
linge,
rere lebendige Kinder zur Welt fommen , ſo has
ben dieſelben, in der Regel, völlig gleiche Rechte.

. 15. Koinmt es aber dabey auf beſondre Vor:


rechte der Erſtgeburt an , ſo muß der Zeitpunkt,
wenn die Mutter von dem einen oder dem andern
Kinde entbunden worden , genau ausgemittelt
werden .
S. 16. Kann dieſe Ausmittelung mit der erfors
derlichen Gewißheit nicht geſchehen , ſo entſchei:
Det das koos über die Rechte der Erſtgeburt.
der miges
britsi §. 17. Geburten ohne menſchliche Form und
Bildung haben auf Familien- und bürgerliche
Rechte keinen Anſpruch .
§. 18. In ſo fern aber dergleichen Mißgeburten
leben , müſſen fie, nach § . II , ernährt , und ſo
viei als möglich erhalten werden ,
S. 19 .
und deren Rechten überhaupt. 19

$ . 19. Wenn Zwitter geboren werden , ſo bes der Zwitter.


ſtimmen die Weltern , zu welchem Geſchlechte ſie er :
zogen werden ſollen.

. 20. Jedoch ſteht einem ſolchen Menſchen ,


nach zurückgelegtem achtzehnten Jahre , bie Wahl
fren , zu welchem Geſchlechte er ſich Halten wolle.
$ . 21. Nach dieſer Wahl werden feine Rechte
künftig beurtheilt.

S. 22. Sind aber Rechte eines Dritten von dem


Geſchlechte eines vermeintlichen Zwitters abhängig,
ſo kann erſterer auf Unterſuchung durch Sachvere
ſtåndige antragen .
S. 23. Der Befund der Sachverſtändigen ent:
ſcheidet , auch gegen die Wahl des Zwitters, und
ſeiner Zeltern .
§. 24, Die Nechte beyder Geſchlechter ſind ein- unter:
ander gleich, ſo weit nicht durch beſondre Geſeße, Geſchlechs
chiedo perte
oder rechtsgültige Willenserklärungen , Uusnahmen ter
beſtimmt worden .
$. 25. Wenn von den Rechten der Menſchen , unter:
in Beziehung auf ihr Alter, die Nede iſt, ſo heißen Schied
Alters, det
Kinder diejenigen , welche das fiebente ; und in :
mündige , welche das vierzehnte Jahr noch nicht
zurückgelegt haben .
§ . 26. Die Minderjährigkeit aber dauert, ohne
Unterſchied des Orts der Herkunft, und des Stans
des , bis das vier und zwanzigſte Jahr zurück:
gelegt iſt.
§. 27. Raſende und Wahnſinnige Heißen die Unters
jenigen, welche des Gebrauchs ihrer Vernunft gång- fichiebenden
lich beraubt ſind. krafte.
§ . 28. Menſchen , welchen das Vermögen , die
Folgen ihrer Handlungen zu überlegen , ermangelt,
werden blödſinnig genannt.
S. 29. Raſende und Wahnſinnige werden , in
Anſehung der von dem Unter chiede des Alters ab :
52 hans
20 Erſter Th . Erſter Tit. Von Perſonen

Hangenden Rechte, den Kindern ; Blödſinnige


aber den Unmündigen gleich geachtet.
S. 30. Verſchwender ſind , welche durch unbes
ſonnene und unnüße Ausgaben , oder durch muth.
willige Vernachlaßigung, ihr Vermögen betråcht
lich vermindern, oder ſich in Schulden ſtecken .
$. 31. Diejenigen , welche als Verſchwender
gerichtlich erklärt ſind, werden dan Minderjährigen
gleich geachtet.
Borl uns
der ind . 32. Diejenigen , welche wegen noch nicht
Pflegbes erlangter Volljährigkeit, oder wegen eines Mans
fohlne. gels an Seelenkraften , ihre Angelegenheiten nicht
ſelbſt gehörig wahrnehmen können , (8.25 : 31.) ,
ſtehen unter der beſondern Aufſicht und Vorſorge
des Staats .
$. 33. Der , welchein der Staat die Sorge für
die Angelegenheiten folcher Perſonen aufgetragen
hat , wird Vormund genennt.
Yeben und $ . 34. Wer einmal gelebt hat , deffen Tod
200. muß bewieſen werden , wenn über ſchon erworbne
Sachen und Rechte deſſelben , als eines Verſtorb :
nen , verfügt werden ſoll.
1
$ . 35. Zum Beweiſe des Todes iſt hinreichend ,
wenn jemand im Kriege eine ſchwere Wunde erhals
ten hat , und innerhalb eines Jahres , nach ges
ſchloßnem Frieden , von ſeinem Leben und Aufents
halte kein Nachricht eingegangen iſt.
§. 36. Ein gleiches findet ſtatt, wenn das
Schiff , auf welchem ein Menſch ſich befand, unter:
gegangen iſt, und dren Jahre nachher verfloſſen
find , ohne daß etwas von ſeinem leben und Auf
enthalte bekannt geworden wäre.

§ . 37. Außer dieſen Fällen kann ein Menſch ,


der einmal gelebt hat , und deſſen Tod nicht erwie:
ſen werden kann , nur nach Ablauf der im Geſeks
nåber
und deren Rechten überhaupt . 21
21

náher beſtimmten Friſten , durch richterlichen Aus:


ſpruch für todt erklärt werden. ( Th. II . Tit. XVIII.
Abſchn . VIII .)
§ . 38. Kommt es aber darauf an , ob jemand
einen gewiſſen Erbe oder andern Unfal noch er
lebt habe , ſo wird vermuthet , daß ein Menſch ,
von deſſen leben oder Tode keine Nachricht zu er
şalten iſt , nur ſiebenzig Jahr alt geworden ſey.

§. 39. Wenn zwey oder mehrere Menſchen ihr


leben in einem gemeinſamen Unglüce, oder ſonſt
dergeſtalt zu gleicher Zeit verloren haben , daß
nicht ausgemittelt werden kann , welcher zuerſt vers
ftorben ſey , ſo ſoll angenommen werden , daß
keiner den andern überlebt habe.

§ . 40. Wenn von Familienverhältniſſen die Deltern


Rede iſt, ſo werden unter Zeltern und Kindern die und Kindern.
Verwandten in auf- oder abſteigender Linie , ohne
Unterſchied des Grades verſtanden.

g. 41. So lange Zeltern oder Kinder des erſten


Grades leben , werden , in der Regel , unter ders
gleichen Benennung die Großeltern und Enkel
nicht mit begriffen .
S. 42. Perſonen , welche gemeinſchaftliche Blutsvers
Stammåltern haben , heiſſen Blutsverwandte . wandts
ſchaft.
§. 43. Die Verbindung , welche durch Hen.
Schwäger
rath zwiſchen dem einen Ehegatten , und den Bluts : ſchaft.
verwandten des andern entſteht, heißt Schwågers
ſchaft.
S. 44. Stiefverbindungen beſtehen , im Sinne Stiefvers
des Geſekes, nur zwiſchen einem Ehegatten , und bindungen
den aus einer ſonſtigen Ehe erzeugten Kindern des
anbern .

§. 45. Die Grade der Verioandtſchaft werden


durch die Zahl der Geburten beſtimmt, mittelſt
welcher zwey verwandte Perſonen auf einen ger
meinſchaftlichen Urſprung fich beziehen .
B 3 Zwem
22 Erſter Th. Zweyter Tit. Von Sachen

Zweyter Titel

Von Sachen und deren Rechten


überhaupt.

Was Sache §. 1. Sache überħaupt heißt im Sinne des Ges


ren .
jeßes alles, was der Gegenſtand eines Rechts oder
einer Verbindlichkeit ſeyn kann .
$ . 2. Auch die Handlungen der Menſchen , in :
gleichen ihre Rechte, in fo fern dieſelben den Ges
genſtand eines andern Rechts ausmachen , find
unter der allgemeinen Benennung von Sachen
begriffen.
V. 3. Im engern Sinne wird Sache nur das
jenige genannt, was entweder von Natur , oder
durch die Uebereinkunft der Menſchen , eine Selbſt:
ſtåndigkeit hat , vermoge deren es der Gegenſtand
eines dauernden Rechts ſeyn kann .
Subfang §. 4. Ule Sheile und Eigenſchaften einer Sacher
der Sache: ohně welche dieſelbe nicht das ſeyn kann , was
fle vorſtellen ſoll , oder ' woju fie beſtimmt iſt,
gehören zur Subſtanz.
S. 5. So lange alſo durch die Venderung oder
Verwechſelung einzelner Theile die Sache weder
vernichtet , noch die Hauptbeſtimmung derſelben
geåndert worden iſt , ſo lange iſt noch keine Ver:
ånderung in der Subſtanz vorgefallen.
Bewegliche
und unbes $. 6. Je nachdem eine Saché, ihrer Subſtanz
wegliche unbeſchadet, von einer Stelle zur andern gebracht
Sachen . werden kann , oder nicht, wird ſie für beweglich
oder unbeweglich angeſehn.
S. 7.' Rechte werden als bewegliche Sachen
betrachtet.
S. 8. Wenn aber die Befugniß zur Ausübung
eines Rechts mit dem Beſige einer unbeweglichen
Sache verbunden iſt, ſo iſt das Recht ſelbjt als eine
unbetoegliche Sache anzuſehen.
§ . 9.
und deren Rechten überhaupt. 23

$.. 9. Außerdem hat ein Recht die Eigenſchaft


einer unbeweglichen Sache nur alsdenn , wenn illon
dieſelbe durch beſondre Gefeße ausdrücklich bey :
gelegt worden .
. 10. Unter dem Ausdrucke : Mobiliar- oder. Mobiliare
bewegliches Vermögen , find alle bewegliche Sachen vermåget .
zu verſtehen , in ſo fern ſie nidit als Pertinenzſtücke
zu einer unbeweglichen Sache gehören . ( §. 42.)
S. 11. Unter baarem Vermögen wird nur ger Baares
prågtes Geld , außer ſeltnen Münzen und Medail: Vermdgets,
ken, ingleichen gemůnztes Papier, verſtanden .
S. 12. Die auf jeden Inhaber lautende Papiere,
# B. Banknoten , Pfandbriefe, Ucien u . [. w . , ſie.
mögen Zinſen tragen , oder nicht, werden , gleich
andern Schuldinſtrumenten , zum Stapitalovers
mögen gerechnet.
g. 13 Der Ausdruck : Effekten , begreift alle Effekten.
bewegliche Sachen , auſſer dem bagren Selde , uno
dem itapitalsvermogen , unter ſich),
J. 14. Bewegliche Sachen , welche zum beque: möbelay
men Gebrauche , oder Verzierung einer Wohnung,
oder eines andern Kufenthalts , beſtimmt finde ,
werden Möbein genannt.
S. 15. Hausrath heißen alle beweglichen Sachen ,
welche in dergleichen Orten zum gemeinen Dienſte
der Einwohner beſtimmt ſind.
§ . 16. Bewegliche Sachen , welche ziım Be: Geråtty:
triebe eines gewiffen Geſchaftes, oder Gemerbes , in fcbaften.
oder außer der Wohnung , beſtimmt ſind , werden:
unter dem Namen der Meráthſchaften begriffen .
S. 17. Unter Moventien werden nugbare le- Moven:
tien.
bendige Gefchöpfe verſtanden.
$ . 18. Der allgemeine Ausdruck : Mobilien , be: Mobilien .
greift Möbeln , Hausrath und Geráthſchaften un
ter ſich .
S. 19. Durch den Ausdruck : edle Metalte, mird Edle
taile.
nur underarbeitetes Sold und Silber angedeutet.
W 4 S. 20.
24 Erſter Th. Zweyter Tit. Von Sachen

Gold und $. 20. Die Worte : Gold und Silber, begreifer


Gilber
verarbeitetes und unverarbeitetes , nicht aber ges
prågtes Gold und Silber unter ſich.
Juwelen . §. 21. Unter Juwelen ſind auch Perlen und
andre koſtbare Steine, welche zur Pracht getragen
werden, mit begriffen .
Schmud §. 22. Unter Schmuck und Geſchmeide werden
und Ges Schte und unachte Juwelen , auch die aus Gold und
ſchmeide.
Silber verfertigten , oder damit überzognen Zier
rathen verſtanden .
Pub . 9. 23. Puß iſt, was auſſer Schmuck und Ges
ſchmeide , zur Verzierung der Perſon getragen wird,
und nicht ſelbſt einen Theil eines Kleidungsſtücks
ausmacht.
Garberobe. §. 24. Zur Kleidung oder Garderobe gehören
alle Arten von Kleidungsſtücken , mit Inbegriff der
zum perſönlichen Gebrauche beſtimmten Leibwäſche,
bereits zugeſchnittnen Zeuge, und Leinwanden .
Weißzeug S. 25. Weißzeug oder Wäſche begreift alles leis
und Wis
fche. nene Geråthe, inſonderheit aber leib : Bett- und
Tiſchwäſche unter ſich .
g. 26. Spißen und Kanten gehören nicht zur
Waſche, oder zumn Weißzeug , wohl aber zum Puße.
Equipage. S. 27. Equipage bedeutet Wagen und Pferde
ſammt dazu gehörigem Geſchirre, die zur Bequem
lichkeit des Eigenthümers beſtimmt ſind.
S. 28. Reitpferde und Reitzeug werden 'ges
wöhnlich unter dem Ausdrucke : Equipage , nicht
mit verſtanden.
S. 29. Wird aber dieſer Ausbruck von Militairs
perſonen gebraucht, ſo gehört zur Equipage alles ,
was zur Uusrüſtung einer ſolchen Perſon , ſowohl
im Standquartier, als im Felde , nach der Verfaſs
ſung in der Armee , erfordert wird .
9. 30. In Anſehung der Perſonen , welche zwar
nicht zum Militair gehören , aber doch ihres Umts,
oder ikrer Verrichtung wegen , ſich der Reitpferde
bedie
und deren Rechten überhaupt. 25

bedienen müßen , werden auch dieſe , nebſt den


bazu gehörigen Geråthſchaften , unter Equipage
begriffen .
$ . 31. In ſo fern eine Sache für ſich felbft den Beſondre
Gegenſtand eines Rechts ausmacht, wird ſie als eine Suchen.
beſondre oder für ſich beſtehende Sache beurtheilt.

g. 32. Mehrere beſondere Sachen , die mit einem Inbegriff


gemeinſchaftlichen Namen bezeichnet zu werden von
und Sachen
Rechs
pflegen , machen einen Inbegriff von Sachen aus, ten.
und werden , zuſammen genommen , als ein eins
zelnes Ganzes betrachtet.

S. 33. Uuch der Subegriff aller einzelnen Sa:


chen und Rechte, die einem Menſchen zugehören,
kann als ein einzelnes Ganzes angeſehen werden.

§. 34. Der Inbegriff der Sachen und Rechte


eines Verſtorbenen heißt deffen Verlaſſenſchaft.

ſ . 35. In Beziehung auf denjenigen , welcher


dergleichen Inbegriff überkommt , wird ſolcher Erb
ſchaft genennt.
S. 36. An den Befugniſſen und laſten eines In
begriffs nehmen alle einzelne darunter begriffne,
und demſelben in der Folge zuwachſende oder eins
verleibte Stücke Theil.

37. Wenn aber ein einzelnes Stück im or :


dentlichen Laufe der Natur , oder der Geſchäfte,
von dem Ganzen abgeſondert worden , ſo hørt die
Theilnehmung deſſelben an den Rechten und Saſten
des. Inbegriffs auf.
38. Durch den Zutritt oder Abgang einzelner
Stücke werden die Rechte und Verbindlichkeiten in
Anſehung des Ganzen nicht geändert.
S. 39. Auch gehen die beſondern Rechte und
Laſten einer einzelnen Sache bloß durch die einſet:
tige Handlung , vermöge welcher die Sache einem
Inbegriff einverleibt worden iſt, noch nicht verloren.
B 5 S. 40.
26 Erfter Th . Zweyter Tit. Von Sachen

§. 40. Rechte , die bloß an den Stand gebunden


ſind, werden einem Inbegriffe von Sachen und Rechs
ten , im gefeßlichen Sinne , nicht beygezahlt.
Cheilbare §. 41. Eine Sache heißt untheilbar , wenn ents
und uns
theilbare weder Natur oder Geſek der Åbſonderung ihrer
Sachen. Theile von einander entgegen ſtehn.
Pertinenz: S. 42. Eine Sache , welche zwar für ſich ſelbſt
Rücke.
beſtehen kann, die aber mit einer andern Sache in
eine fortwährende Verbindung gefeßt worden, wird
ein Zubehör oder Pertinenzſtück derſelben genannt .
S. 43. Unbewegliche Sachen , die mit einer an
dern unbeweglichen Sache durch die Natur verbun:
den worden , machen mit ihr nur eine Subſtanz aus .
S. 44. Dagegen haben ſowohl bewegliche als
unbewegliche Sachen , die einem andern Ganzen
Durch die Handlung oder Beſtimmung eines Mens
ſchen zugeſchlagen werden ; die Eigenſchaft eines
Pertinenzſtücfes.
45. Auch bewegliche natürliche Zuwüchſe
einer Sache find nur ſo lange , als ſie davon noch
nicht, vermoge des gewöhnlichen Nußungsrechts,
abgeſondert worden , für ein Zubehör 'derſelben
anzuſehn.
S. 46. Die Nebenfache p . ohne welche die Haupt:
fache zu ihrer Beſtimmung nicht gebraucht werden
kann , wird , auch ohne ausdrückliche Erklärung,
als Zubehör angeſehn .
S. 47. Was zum Pertinenzſtücke gekört, das ges
kört auch zur Hauptſache.
Pertinenza § . 48. Als Pertinenzſtücke eines {andguts wer:
ftücke eines
Landguts. den , in der Regel , alle darauf befindliche Sachen
angefehen , welche zum Betriebe des Uderbaues und
der Viehzucht gebraucht werden .
. 49. Auch Vorråthe von Gutserzeugniſſen ,
welche erforderlichſind , um die Wirthſchaft ſo
langefortzuſeßen , bis dergleichen Erzeugniſſe aus
dem Gute ſelbſt, nach dem gewöhnlichen laufe der
Natur
und deren Rechten überhaupt. 27

Natur , wieder genommen werden können , werden


zum Zubehör deſſelben gerechnet.
g. 50. Auch das Feldinventarium , an Düngunge
Pflugarten , und Ausſaat, gehört zu den Pertinenje
ſtúden eines Landguts.
S. 51. Desgleichen aller Vorrath an natürlicher
und künſtlicher Düngung.
§ . 52. Alles auf dem Gute befindliche, zu deſs
fen Bewirthſchaftung beſtimmte Zug- und Laſtvieha,
ingleichen alles vorhandne nukbare Vieh , nebſt den
zu benden gehörigen Geråthſchaften , ſind Perti:
nenzſtüce dieſes Sandguts.
S. 53. An jungem Viehe wiro fo viel zum Zube:
hör des Guts gerechnet, als zur Unterhaltung des
Beſtandes erforderlich iſt .
S. 54. Vieh , welches bloß zum Verkaufe oder
Hausgebrauche auf die Maſt geſtellt worden , iſt
kein Pertinenzſtück eines Sandguts.
S. 55. Die in den Teichen zur Befaamung oder
zum Wachsthum ausgeſekten Fiſche" werden als
Zubehör des Teiches angeſekn.
S. 56. Dagegen werden Fiſche in den Behåltern
dazu nicht gerechnet.
S. 57. Ueberhaupt find Thiere , welche bloß
zum Haus oder perſonlichen Gebrauche , oder
zum Vergnügen des Beſikers gehalten werden ,
unter den Pertinenzſtudien eines Landgutes nicht
mit begriffen .
D. 58. Gemeine Hürrer, Gånſe, Enten , Taubeng
und Truthüner werden zu den Pertinenzſtücken
eines Sandguts gerechnet.
S. 59. Seltne Arten von Federvieh gehören nur
in
ſo weit zu den Pertinenzſtücken , als nicht ges
meine Arten derſelben. Gattung in einer verhältniß?
måßigen Anzahl vorhanden ſind.
J. 60. In ſo fern alle, vorſtehend benannte
Stücke ben einem Gute zwar befindlich , aber nicht
dem
28 Erſter Th. Zweyter Tit. Von Sachen

dem Eigenthümer deſſelben , ſondern einem Drit :


ten , zuſtåndig fino, gaben ſie nicht die Eigenſchaft
der Pertinenzſtücke.
Š 61. Was von Pertinenzſtücken eines Land
gurs verordnet iſt, gilt auch von dem Zubehör
ber ben einem ſtádtiſchen Grundſtücke befindlichen
Vieh- und Uckerwirthſchaft.
§ . 62. Riffe , Starten , Urkunden , und andre
Schriften , welche zur nähern Kenntniß eines
Grundſtücks , oder zur Begründung der Gerecht:
11
fame deſſelben dienen, ſind als Pertinenzſtücke das 14
von anzuſehn.
S. 63. Betreffen dergleichen Urkunden zugleich
andre Gegenſtände, ſo muß der Uebernehmer der
Hauptſache mit beglaubten Auszügen oder 26:
ſchriften davon ſich begnügen .
eines Wals S. 64. Forſtgeråtħſchaften find Pertinenzſhüce
des.
eines Waldes.
S. 65. Geſchlagnes Holz wird zu den Pertineng
flücken eines für ſich allein betrachteten Waldes
nicht mit gerechnet.
§. 66. Iſt aber von einem Gute die Rede, bey
welchem ſich ein Wald befindet, ſo wird von dem
vorhandnen geſchlagnen Holze ſo viel, als zur Fort;
feßung der Wirthſchaft bis zum nächſten gewöhn
lichen Holzſchlage" erforderlich iſt, zum Zubehör
dieſes Guts gerechnet. (S. 49.)
einer Jagos §. 67. Zur Jagdgerechtigkeit gehören alle vor:
gerechtigs råthige Neße , {appen und andre dergleichen
teit.
Jagdgeråthſchaften ; nicht aber das Schießgewehr,
die Jagdhunde und Pferde, oder anere zum pers
fönlichen Gebrauche des ' Jagenden beſtimmte
Stůcfe.
einer Braus g . 68. Zur Brau oder Branntweinbrenneren:
u. Brannt Gerechtigkeit gehören die im Brau - oder Hrannt:
nerenge: weinhauſe und Keller befindlichen Pfannen , Töpfen
rechtigkeit. Steffel, Fåſſer und andre Geráthſchaften .
§. 69.
und deren Rechten überhaupt. 29

§. 69. Wird aber eine ſolche Gerechtigkeit ſelbſt


als Zubehör eines Hauſes oder Sandguts angeſehen ,
fo haben alle zum Gebrauch daben beſtimmte Ges
råt zichaften , welche ſich an dem Orte befinden , die
Eigenſchaft der Pertinenzſtücke.
§ . 70. Alle zum Beħuf eines Weinbergs ange : eines Weins
bergo
legte Geländer und Preſlen, ingleichen Sie dazu
gehörigen Geråthſchaften , wie auch die zur Bears
beitung des Weinbergs , Einſammlung der Trau
ben und Verwahrung des Moſtes, nicht aber zur
fernern Aufbewahrung des Weins , vorhandnen
Geråthíchaften und Gefäße, find für Pertinenz:
ftude dieſes Weinbergs zu achten.
§ . 71. Alle in der Schenkſtube und in dem einer
Schanfges
Keller vorråtkige Schankgeråthíchaften gehören zu rechtigkeit
.
der . Schankgerechtigkeit , wenn dieſe mit dem
Grundſtücke , worauf ſie haftet, zugleich überge:
ben werden ſoll.
$ . 72. Såſſer und Gefäße, welche in einem eines Rel:
lers,
Keller zum beſtåndigen Gebrauche beſtimmt ſind,
werden , in allen Fällen , als Pertinenzſtücke
des Kellers betrachtet.
§. 73. Zu einem Garten gehören alle zu deſſen eines Cars
tens.
Anbaue , Gebrauche und Auszierung, dienende Ges
råthſchaften , Gefaße, Rüſtungen und Gebåude.
$. 74. Beſonders werden dazu Orangerie und
Blumen , nebſt den Bildfåulen und Gemälden , die
in freyer (uft aufgerichtet ſind , gerechnet.
. 75. Die Pertinenzſtücke der Gebäude müſſen bdudes.
eines Ges
nach den verſchiedenen Beſtimmungen derſelben
beurtheilt werden .
§. 76. Zu einem Wohnhauſe gehört alles, ohne
welches daſſelbe weder bezogen , noch vollſtändig
bewohnt werden kann .
S. 77. Möbeln , Hausrath und Geråthſchaften
gehören nicht nothwendig zum Hauſe.
$ .78 .
30 Erſter Th. Zweister Tit. Von Sachen

$ . 78. Sie werden aber dazu gerechnet , wenn


1
ſie , ohne Beſchädigung des Baues , nicht wegger
nommen werden können .
$ 79. Dagegen ſind Geråthſchaften , welche,
nach der Beſtimmung eines Gebäudes, zum Betriebe
eines gewiſſen Gewerbes gewidmet ſind , für ein
Zubehör des Gebåudes anzuſehn.
S. 80. Es wird vermuthet , daß eine beweg:
liche Sache zum Pertinenzſtücke eines Gebắudes bez
ſtimınt ſen , wenn diefelbe eingegraben , eingegoſ:
fen , eingemauert, oder durch Zimmerarbeit damit
berbunden iſt.
$. 81. Dieſe Vermuthung fällt aber weg, wenn
aus der eigenthümlichen Beſchaffenheit eines ſols
then Städs erhellet, daß daſſelbe nicht zum Ges
brauche des Hauſes, ſondern der Perſon des bis :
herigen Beſikers , oder einer andern beweglichen
Sache, die felbjt keia Pertinenzſtück iſt, beſtimmt
geweſen.
§. 82. Befeſtigte Schlöſſer, und die dazu ges
Hörenden Schlüſſel, nicht aber die Vorligefchloſſer,
find Pertinenzſtücke eines Gebäudes.
S. 83. Angeſchlagene Wandtapeten , ingleichen
die in der Wand befeſtigten Jalouſien und Fenſter:
laden, dergleichen Hausglocken und Bratenwender ,
ſo wie alle Kaminbretter , find für Pertinenzſtücke
zu achter.
$ 84. Eben dieſe Eigenſchaften haben felbſt bea
wegliche Defen und Ofenthüren , ingleichen Haus
und Bodenleitern und Feuerlöſchinſtrumente.
$. 85. Dagegen werden Kleider - und Bücher :
chránke , wenn ſie auch in oder an der Wand be
feſtigt werden , dafür, im zweifelhaften Falle, nicht
geachtet.
ſ . 86. Schránke und Bettſtellen aber, die int
der Mauer ſelbſt befeſtigt ſind , werden für Perti:
nenzſtücke angeſehn .
$ . 87
und deren Rechten überhaupt
. 31

$. 87. Buden und Kramláden , welche an ein


Haus angebaut ſind , und mit dieſem bisher einerler,
Eigenthümer gehabt haben , werden als ein Theil
des Hauſes betrachtet.
S. 88. Materialient , welche zur Ausbefferung,
Berſchönerung, oder Vergrößerung eines Gebåu
des beſtimmt, und ſchon auf dem Bauplaße bez
findlich find , gehören zu Ben Pertinenzſtůckent
deſſelben .
S. 89. Desgleichen diejenigen Materialien ,
welche von einem eingefallenen oder eingeriſſenett
Gebäude noch vorhanden ſind.

§. 90. Zu einem Gaſthof gehören Betten und eines Gafa


alle Geråthſchaften , die eigentlich zur Aufnahme hofs.
und Bewirthung der Reiſenden und ihres Geſpan:
nes beſtimmt ſind.
§. 91. Als Zubehör eines Schiffs ſind alle daben eines
befindliche', ' und zu deſſen Gebrauche beſtimmte Schiffs.
Anker , Maſten , Taue, und andere Schiffsgeråth
ſchaften , ingleichen Kanonen , nicht aber andres
Gewehr , und noch weniger Munition oder Kriegs:
bedürfniſſe, anzuſehn.
§. 92. Zu einer Mühle gehört, außer den Ge: einer Mühs
råthſchaften , welche zum Betriebe des Werfs die le.
nen, auch das vorråthige , zur Ausbeſſerung bez
ſtimmte , Schirrholz und Eiſengeråthe.
§ . 93. Zu den Pertinenzſtücken einer Fabrife einer Fas
werden brike
nur die " zu deren Betrieb beſtimmte
Geråthſchaften , nicht aber die vorräthigen Ma :
terialien , oder in der Arbeit befindlichen , und
noch weniger die bereits verarbeiteten Sachen
gerechnet.
$ . 94. Dagegen gehören zu einer Apotheke, einer Apps
theke.
auſſer den vorhandenen Geråthſchaften und Ges
fåßen , auch die darin befindlichen Apotheker:
pagren .
f. 95
32 Erſter Th . Zweyter Tit . Von Sachen

eines $ . 95. Ber einem Kramladen werden zwar


Stramlas
dens. Tiſche und Waarenbehåltniffe , aber nicht die
vorräthigen Waaren ſelbſt, als Pertinenzſtücke ans 1
geſehen.
einer Bi: $. 96. Zu einer Bibliothek werden auch die Ree
und eines poſitorien und Schránke gerechnet, in welchen die
Natura: Bücher fich befinden.
lienkabis
nets. $ . 97. Auch zu Naturalien und Kunſtſammlun ,
gen gehören die zu deren Aufſtellung gewidmeten
Behåltniſſe.
8. 98. Bidfäulen und andere Sachen , die
außer den Behältniſſen , bloß zur Uuszierung
des Zimmers beſtimmt waren , ſind keine Pertis
nenzſtücke der Bibliothek , oder des Naturalien
kabinets .
8. 99. Dagegen werden Erd- und Himmels
kugeln , Sandkarten , Zeichnungen und Kupfera
ftiche , fie mögen gebunden oder ungebunden ſeyn ,
zur Bibliothek gerechnet.
$ . 100. Kupferſtiche hingegen , die in Rahmen
gefaßt ſind, gehören nicht zur Bibliothek.
einzelner S. 101. Zu einzelnen Thieren gehören bloß
Thiere.
die zu ihrer Bewalrung nöthigen Geråthfchaften ,
nicht aber , was ſonſt zum Gebrauch oder zur Auss
zierung derſelben beſtimmt iſt.
Von g. 102. Zum Schmuck und Geſchmeide gehören
Schmuck
und Ges auch die bloß zu ihrer Verwahrung beſtimmten
ſchmeide. Futterale.
Juventas $ . ! 03 . Der Inbegriff der zu einer Sache ges
rium .
hörenden beweglichen Pertinenzſtüde wird das
Inventarium derſelben genannt.
S. 104. Inventarium überhaupt iſt das Vers
geichniß aller zu einem Inbegriff gehörigen Stücke.
Grundrane S. 105. Pertinenzſtücké nehmen , ſo lange fie
von Pertt: bey der Hauptſache
ſind , an allen Rechten derſels
nenitus,
den . ben Theil.
$. 106 .
und deren Rechten überhaupt. 33

$. 108. Sie verlieren dieſe Eigenſchaft nicht,


wenn ſie gleich einer vorübergehenden Urſache we
gen auf eine Zeit lang von der Hauptſache gerrennt
worden .
S. 107. Mit der Hauptſache gehet bas Recht
auf die Pertinenzſtücke , auch auf ſolche , die nur
für einige Zeit von der Sache getrennt worden,
auf den neuen Beſiker åber.
$ . 108. Was ſonſt, feiner Natur nach, ein Perti:
nenzſtück ift, hat dieſe Eigenſchaft nicht ſo bald
1
es einen andern , als dem Eigenthümer der Haupt:
ſache , gehört. ( S. 60.)
109. Unter dem Nußen einer Sache wird Nußen.
aller Gebrauch verſtanden , welchen jemand bon
derſelben zu machen berechtiget ift.
Iro. Nußungen heißen bie Vortheile, welche Nußung.
eine Sacheihrem Inhaber, unbeſchadet ihrer Sub
ſtanz, gerðahren kann. 7 1.220
S. 111. Der Nußen , welchen eine Sache ihrem Gemeiner
Beſiger leiſten kann , beſtimmt ben Werth der: Werth.
ſelben .
$. 112. Der Nußen , welchen bie Sache einem
jeden Befißer gewahren kann , iſt ihr gemeiner
Werth.
S. 113. Annehmlichkeiten der Bequemlichkei :
ten , welche einem jeden Beſiger ſchåkbar ſind , und
deswegen gewöhnlich in Anſchlag kommen , werdent
dem gemeinen Werthe bengerechnet.
$. 114. Der auſſerordentliche Werth einer Aufferors
Sache erwachft aus der Berechnung bes Nußens, Werth.
welchen dieſelbe nur unter gewiſſen Beſtimmungen
oder Verhältniſſen leiſten kann.
S. 115. Der Werth der beſondern Vorliebe ent: Werth der
ſteht aus bloß zufälligen Eigenſchaften oder Ver: besonderrt
Vorliebe.
håleniſſen einer Sache , die derſelben in der Mei
nung ihres Befigers einen Vorzug vor allen an :
dein Sachen gleicher Art beylegen .
augem . Gefenb. I. Band.
ſ. 116 .
34 Erſter Th. Zweyter Tit. Von Sachen

eftirts
S. 116. In allen Fällen , wo nicht die Gelege
mung des ein Anderes ausdrüdlich vorſchreiben , wird der
1
Der Abs Werth einer Sache ben entſtehendem Streite durch
fchápung. die übſchågung vereideter Sachverſtåndigen ber
ftimmt. -1,3
$. 117. Bey dergleichen Abſchåßungen wird in
der Regel nur auf den gemeinen Werth der Sache
Rücfficht genommen .
$. 118. Der außerordentliche Werth, ſo wie der
Werth der beſondern Vorliebe, werden nur in Fals
len , wo es die Gefeße ausdrücklich billigen , in
Anſchlag gebracht.
anchas S. 119. Sacher , deren Werth durch kein Vere
baré
Eachen . håltniß mit andern im Verkehr befindlichen Sachen
beſtimmt werden kann , heißen unſchåßbar.
N. 120. Sachen , welde ohne ihreZerſtörung
brauchbare oder gånzlichen Verluſt den gewöhnlichen Nußen
brauchbare nicht gewähren können , werden verbrauchbar ger
Cachen. nannt .
§. 121. Wenn verbrauchbare Sachen jemanden
zum Verbrauche vergånnt worden , ſo geſchieht die
Wiedererſtattung in Sachen von gleicher Gattung
und Güte.
Perſönliche S. 122. Perſönliche Rechte und Verbindlich
Xechte.
keiten heißen diejenigen , wozu nur gewiſſe Perſo
nen , ohne Rückſicht auf den Beſik einer Sache,

befiigt, oder verpflichtet ſind.


W. 123. Ein perſönliches Recht enthält die Bes
fugniß , von dem Verpflichteten zu fordern , daß
er etwas geben , leiſten , verſtatten , oder unters
laſſen ſolle.
J. 124. In ſo fern dergleichen perſönliches Recht
das Geben, oder die Gewahrung einer beſtimmten
+ Sache , zum Gegenſtande hat , wird es ein
Recht zur Sache genannt.
Dingliche
Nechte. . 125. Ein Recht iſt dinglich , wenn die ,
Sefugniß zur Ausübung deſſelben mit einer Sache
ohne
und deren Rechten überhaupt. 35

ohne Rückſicht auf eine gewiſſe Perſon , derbung


den iſt.
S. 126. Uuch ſolche Rechte heißen dinglich
deren Gegenſtand eine Sache: ift , ohne Rücks
ſicht auf die Perſon , bey welcher dieſe Sache
ſich befindet.
S. 127. Dergleichen Rechte, die ihrem Gegens
ſtande nach dinglich ſind, beißen Rechte auf die
Sache.
g . 128. Nechte , welche in Beziehung auf das
Subjekt , dem ſie zukommen , dinglich ſind , fons
ten in Rückſicht auf ihren Gegenſtand bloßt perſons
lich , oder zugleich Rechte auf die Sache ſeyn . "
$. 129. Eben ſo können Rechte, die in Unſes
þung ihres Gegenſtandes dinglich find , in Unies
hung des Subjekts , welchem ſie zukommen , ju
dent bloß perſönlichen oder auch zu den dinglichen
Rechten gehören.
S. 130. Wenn die Gefeße von dinglichen
Rechten ohne weitern Beyſaß reden , ſo werden
darunter folche, die in Anſehung ihres Gegenſtans
des dinglich oder Rechte auf die Sache ſind ,vers
ſtanden .
§. 135. Die Handlung oder Begebenheit, wo ? Erter
durch jemand ein Recht auf eine Sache erlangt, und Licet.
heißt die Erwerbungbart.
. 1132. Der geſéßliche Grund , vermöge deſſen
dieſe Handlung oder Begebenheit die Kraft hat;
baß dadurch das Recht erworben werden kann,
wird der Titel genannt.
13.
6. S. 183 Die Erwerbung eines Rechts auf
fremde Sachen feßt bey dem Erwerbenden ein
vorhergehendes Recht zur Sache voraus .
9. 134. Dieſes perſonliche Recht, aus wels
chem durch die hinzukommende Erwerbungsart
ein Recht auf die Sache entſteht, heißt der Titel
dieſes dinglichen Rechts.
8. 134
36 Erſter Th . Zweyter Tit. Von Sachen se.

Grundraße g. 135. Wenn demjenigen, der ein perſönliches

Rechs,Recht zu einer Sache hat, der Beſitz derſelben auf


tom dinge
lichen
te ben Grund dieſes Rechts eingeräumt wird , ſo ents
ſteht dadurch ein dingliches Recht auf die Sache.

S. 136. Rechte , welche mit einem Beſiße der


Vitiliż6 Sache, die ihren Gegenſtand ausmachtnicht ver
bunden ſind , haben die Eigenſchaft eines dingli
chen Rechts nur alsdann , wenn ihnen dieſelbe
durch ein beſonderes Gefeß beygelegt iſt. ( Tit. XX.
§. 8.)
Q. 137. Dingliche Rechte auf pie Sache kons
nen von dem Berechtigten gegen jeden , in deflen
Gewahrſam , Beſiß oder Eigenthum die Sache
kommt, fo. lange das Recht ſelbſt dquert , ausges
übt werden .
S. 138. Nur ben beweglichen Sachen können
Verånderungen in der Perfon des Befrigers déc
verpflichteten Sache unter den in den Gefeßen nå.
Her beſtimmten Umſtånden das Recht auf die
Šache verändern. ( Tit. XV. S. 42. fqq.)
$ . 139. Auch Veränderungen in der Perſon dés
Berechtigten wirken nur dann eine Verånderung in
dem dinglichen Rechte, wenn dadurch das Recht
zur Sache veråndert oder aufgehoben wird.
140. Wenn ein dingliches Recht auf die
Sache bloß
zur Verſtärkung eines perſönlichen
Rechts beſtellt worden , ſo gebt mit der Erlöſchung
des lettern auch das erſtere, verloren .
$. 141. Dagegen kann ein ſolches dingliches
Recht aufgehoben werden , ohne daß deswegen das
perſönliche

Dritter
37

Dritter Titel..

Von Handlungen und den daraus ents

ſtehenden Rechten .

S. 1. Solen aus Handlungen Rechte entſtehen , Von Hands


fo müſſen die Handlungen fren ſeyn. lungen und
deren Fols
$. 2. Nur äußere freye Handlungen können gen åbers
durch Geſeke beſtimmt werden .. Haupt.

3. Wo das Vermogen , frey zu handelni, ganz


mangelt , da findet keine Verbindlichkeit aus den
Gefeßen ſtatt.
S. 4. Folgen, die aus einer Handlung , an und
für ſich betrachtet , nach dem natürlichen und ges
wöhnlichen Laufe der Dinge, zu . entſtehen pflegen ,;
Heiſſen unmittelbar:
g . 5. Mittelbar: heiſſen: diejenigen: Folgen , die
nur aus der Verbindung der Handlung mit einem
andern von derſelben verſchiedenen Ereigniſſe , oder
mit einer nicht gewöhnlichen Beſchaffenheit , ent
ſtanden ſind .
§. 6. Mittelbare Folgen , welche nicht vorauss:
geſehen werden konnten , werden für zufällig ge
halten.
s. 7. Soweit eine Handlung. frey: iſt , werdent- Zurech :
die unmittelbaren Folgen derſelben dem . Handeln . Hing detais
den allemat zugerechnet. gen.
5. 8. Auch die mittelbaren : Folgen > muß der :
Handelnde, ſo weit er fie: vorausgeféken : hat, ver:
treten.
8. 9. Je größer die Pflicht iſt , mit Aufmerkſam
keit und Sachkenntniß zu handeln , deſto größer iſt
auch die Verbindlichkeit, fich um die möglichen
Folgen der Handlung zu bekümmern.
8. 10. Mittelbare Folgen alſo , welche der Hans
helnde ben Anwendung der ſchuldigen Aufanerk
fam;t
38 Erſter Th . Dritt. Tit. Von Handlungen

ſamkeit und Sachkenntniß vorausſegen konnte,


müſſen von ihm vertreten werden .
Š. II. Dagegen werden bloß zufällige Fol:
gen einer Handlung dem Handelnden nicht zu:
gerechnet.
$. 12. Doch haftet der Handelnde für alle Fol:
gen ohne Unterſchied , die nach ſeiner Abſicht aus
der Handlung entſtehen ſollten , ob ſie gleich nur
WI
zufällig entſtanden ſind.
S. 13. Auch müſſen die bloß zufälligen Folgen
einer in den Gefeßen gemißbilligten Handlung in
fo fern vertreten werden , als der Zufall nur durch
dieſe Handlung ſchådlich geworden iſt.
. 14. Der Grad der Zurechnung bey den un
mittelbaren ſowohl, als mittelbaren Folgen einer
Handlung richtet ſich nach dem Grade der Freykeit
bey dem Handelnden .
S. 15. Daß jemand gegen die Geſeße habe
Handeln wollen , wird nicht vermuthet.
S. 16. Ein jeder iſt aber auch ſchuldig in den 1.
Geſchäften des bürgerlichen Lebens Aufmerkſam :
keit anzuwenden , daß er den Gefeßen gemåß
handele.
\. 17. Wer aus Mangel dieſer Uufmerkſamkeit
wider die Geſeße handelt , der begeht ein Verſehen .
S. 18. Ein Verſehen , welches bey gewöhnli
Then Fähigkeiten , ohne Anſtrengung der Aufmerk:
ſamkeit, vermieden werden konnte, heißt ein gros
bes Verſehen .
S. 19. Die Folgen eines groben Verſehens were
ben , in fo fern es auf den Schadenerſaß ankommt,
eben ſo zugerechnet, wie die Folgen des Vorſakes.
$. 20. Ein måfiges Verſehen heißt dasjenige,
welches ben einem gewöhnlichen Grade von Aufs
merkſamkeit vermieden werden konnte.
§ . 21. Auch ein måfiges Verſehen muß verant:
Woortet werden.

S. 22 .
und 8. daraus entſtehenden Rechten. 39

$. 22. Ein geringes Verſehen iſt dasjenige,


Welches nur bey vorzüglichen Fåhigkeiten , oder
bey einer beſondern Kenntniß der Sache , oder des
Geſchäfts , oder durch eine ungewöhnliche Anſtren
gung der Aufinerkſamkeit vermieden werden .
konnte.
9. 23. Ein geringes Verſehen darf nur derjee7-45
nige vertreten , welchen die Gefeße beſonders vers: 281
pflichten , vorzügliche Fähigkeiten oder Kenntniſſe,
oder eine mehr als gewöhnliche Aufmerkſamkeit
bey einer Handlung anzuwenden.
§ . 24. Bey der Zurechnung der freyen Hands
lungen nehmen die Geſeße auf die eigenthümliche
Beſchaffenheit oder Geiſteskråfte dieſer oder jener
beſtimmten Perſon keine Rückſicht.
S. 25. Nur bey Verbrechen , und bey Vertrå
gen , welche ein beſonderes Vertrauen unter den
Handelnden vorausſeßen , wird der Grad der Zu
rechnung nach ſolchen beſtimmten perſönlichen Eis
genſchaften des Handelnden abgemeſſen.
§ . 26. Niemand darf den Undern etwas zu Angemeine
thun zwingen , oder ſonſt deſſen Frenheit zu hans Grundlage
deln einſchränken , dem nicht ein beſonderes Recht Rechten det
Handlung
dazu gebührt. geut.
S. 27. Niemand darf den Andern , etwas zu uns
terlaſſen , bloß aus dem Grunde zwingen , weil der
Handelnde dadurch ſich felbft fchaden würde.
8. 28. Nur alsdann findet eine Ausnahme ſtatt,
wenn jemand einer durch Gefeße vorgeſchriebenen
Pflicht gegen ſich ſelbſt zuwider handelt und die
Zwiſchenfunft des Staats nicht ſchnell genug erfols
gen kann.
§. 29. Wer durch Natur , Geſeté, oder durch
einen Auftrag des Staats , ein beſonderes Recht
hat , die Handlungen eines Undern zu leiten , der
kann, denſelben auch mit Gewalt hindern , fich felbft
zu ſchaden .
C4 $ . 30 .
40 Erſter Th. Dritt. Tit. Von Handlungen

Wirkungen 9. 30. Durch freye Handlungen können Rech :


techtlicher
Handluns te erworben , an Andere übertragen , und aufgehos
gen . ben werden ,
V. 31. Vorzüglich geſchiehet dieſes durch rechts
gültige Willenserklärungen. ( Tit. IV .)
$. 32. Uus Handlungen , welche Feine Willens
erklärungen ſind , ingleichen aus Unterlaſſungen
entſtehen bürgerliche Rechte und Pflichten nur in
ſo fern, afs ein Gefeß ſie damit verbindet,
S. 33. Wer eine Handlung begeht , der übere
nimmt auch alle daraus folgende PAichten .
$ . 34. Er iſt alſo verpflichtet, alles zu thun ,
durch deſſen Untertaſſung die Handlung felbſt uners
laubt werden würde . (Tit. XIII. Abſchn. II, II.)
S. 35. 2us unerlaubten Handlungen übers
kommt der Handelnde zwar Verbindlichkeiten ,
aber keine Rechte.
S. 36. Unter den Theilnehmern an einer geſeka
widrigen Handlung entſtehen daraus weder Recha
te , noch Prichten
Na 37. Uusnahmen , wo ein Theilnehmer den
andern zu entſchädigen verbunden iſt , muffen in
den Gefeßen ausdrücklich beſtimmt feyn. ( Th. II.
Tit. 1 , Abſchn. XI.)
9. 38. Ein jeder iſt ſchuldig, feine im Gefeße
vorgeſehriebenen oder einmal freywillig übernoma
menen Verbindlichkeiten zu erfüllen .
39 .
ges Gnüge teiſtet, wird dem Berechtigten in der
Regel zum Erfaße altes daraus entſtandenen Schaz
dens verantwortlich. ( Tit. VI. Sa 9 :)
form der
Handlung S. 40. Aus Verabſäumung der geſeglichen
gen, Form einer Handlung folgt die Nichtigkeit derſela
ben nur alsdann , wenn das Geſek dié Beobachtung
diefer Form zur Gültigkeit der Handlung ausdrückt
ligh erfordert.

S. 41 .
und 8. daraus entſtehenden Rechten . 41

§. 41. Im zweifelhaften Falle wird vermuthet,


daß die Form einer Handlung nur zur mehrern Gjes
wißheit und Beglaubigung derſelben vorgeſchries
ben worden .

§. 42. Die Rechtmäßigkeit und Gåltigkeit eis


ner Handlung muß nach der Zeit , da ſie vollzoger
worden , beurtheilt werden .

S. 43. Eine Handlung, die wegen Verabfåu


mung der geſegmáßigen Form von Anfang an nich
tig war, kann in der Folge niemals gültig werden .

9. 44. Wird die Handlung in der geſeßmåßi:


gen Form wiederholt, ſo gilt ſie nur von dem Zeita
punkt dieſer Wiederholung an ,
§. 45. Bey geſeßlichen Zeitbeſtimmungen wird Zeitbeſtime
der Tag von Mitternacht bis zu Mitternacht gesben Hande
gerechnet. lungen ,

S. 46. Iſt die Erwerbung eines Rechts an eis


nen gewiſſen Tag gebunden , ſo wird daſſelbe , ſo
bald der Tag angefangen iſt für erworben ges
achtet

§. 47 Sol aber eine Pflicht an einem bea


ſtimmten Tage geleiſtet werden , ſo kommt dem
Verpflichteten der ganze Tag zu ftatten .

§ . 48. Trift die Erfüllung einer Pflicht auf eis


nen Tag , an welchem nach allgemeinen Polizeyvere
ordnungen oder nach den Religionsgrundfäßen des
Verpflichteten dergleichen Handlungen nicht vorgez
nommen werden dürfen , ſo iſt der Verpflich:
tete in der Regel an dem nächſtfolgenden Tage
zur Leiſtung verbunden . ( TH . II. Tit. VIJI.
Abſchn . VIII.) .
S. 46. Ir die Zeit durch den Ausdruck : Jabc
und Tag , bezeichnet , ſo werden darunter Ein Jake
und Dreyfig Tage verſtanden ,

€ 5 Vierter
42 Erſter Theil . Vierter Titel.

Vierter Titel.

Von Willenserklärungen.

Erforder : § . 1. Die Willenserklärung iſt eine Neußerung


niffe rechts:defien , was nach der Abſicht des Erklärenden ge
Willensers ſchehen , oder nicht geſchehen ſoll.
Flårungen.
8. 2. Wenn eine Willenserklärung rechtliche
Wirkungen hervorbringen ſoll, ſo muß der Erflås
rende über den Gegenſtand, nach dem Inhalt ſeis
ner Erklärung , zu verfügen berechtigt feyn .
S. 3. Er muß das Vermögen beſigen , mit Ver's
nunft und Ueberlegung zu handeln.
S. 4. Die Willenserklärung muß frer , ernſtlich,
und gewiß , oder zuverlåßig ſeyn .
Gegenftant: 8. 5. Alle Sachen und Handlungen , aumbelche
de.
ein Recht erworben , oder Ändern übertragen wer
den kann , können Gegenſtånde der Willenserkla
rungen ſeyn .
§. 6. Zu Handlungen, welche die Geſeke verbie :
ten , kann durdy Willenserklärungen niemand vers
pflichtet oder berechtigt werden ;
$. 7. Uuch nicht zu Handlungen , welche die
Ehrbarkeit beleidigen .
§. 8. Willenserklärungen , welche zur Verheim
lichung einer durch die Gefeße gemißbilligten
Handlung , oder auf Entſchådigung oder Beloha
nung des Uebertretersabzielen, ſind nichtig.
S. 9. Gewiſſensfreyheit kann durch keine Wil
lenserklärung eingeſchránkt werden .
$. 10. Zuſagen, wodurch eine Mannsperſon bis,
1 über das dreyfigſte , und eine Frauensperſon bis
über das fünf und zwanzigſte Jahr hinaus , zum ehes
loſen Stande verpflichtet werden ſoll , find ungültig.
S. II. Auch iſt niemand an eine Willenserklas
rung.gebunden , wodurch er ſeinen Wittwenſtand
nicht zu åndern angelobt hat.
S. 12 .
Von Willenserklärungen . - 43

12. Iſt aber die Eheloſigkeit das nothwendis


ge Erforderniß eines gewiſſen Standes , ſo dauert"
die Verpflichtung dazu ſo lange, als jemand in die
fem Stande ſich befindet.
S. 13. Zur Sklaverey oder Privatgefangen
fchaft kann niemand durch Willenserklärungen ver
pflichtet werden .
§. 14. So weit eine Sache dem Privatverkehre
entzogen iſt ; ſo weit kann ſie kein Gegenſtand einer
Willenserkiårung ſenn.
S. 15. Nicht nur durch Natur oder Geſege, ſon :
bern auch durch rechtliche Privatverfügungen fón:
men Sachen dem Verkehre entzogen werden.
D. 16. Dergleichen Privatverfügung bindet einen
jeden , welchen der Verfügende zu verpflichten bes
rechtigt war.

. 17. Doch darf auch ein Dritter , welchem


dergleichen Privatverfügung bekannt geworden
iſt, derſelben nicht entgegen handeln .

S. 18. Die bloße offentliche Bekanntmachung


iſt zum Beweiſe , daß der Dritte die Verfügung
gewußt habe , noch nicht binreichend.
$. 19. Dagegen kann ſich niemand mit der Una
wiſſenheit einer in das Hypothekenbuch eingetra
genen Verfügung entſchuldigen.
S. 20 . Alle Willensaußerungen der Kinder, Perſönlice
Fåhigkeit,
welche das ſiebente Jahr noch nicht zurückgelegt
haben , ſind nichtig.

9. 21. Willenserklärungen der Unmündigen,


welche das vierzehnte Jahr noch nicht zurückgelegt
þaben , ſind nur in ſo fern gültig , als ſie ſich das
durch einen Vortheil erwerben.
S. 22. Sind mit dem Vortheile , den ein folcher
Unmündiger durch ſeine Willensåußerung erwers
ben ſoll , zugleich Pflichten und laſten verbunden,
ſo
44 Erſter Theil. Vierter Titel.

ſo erlangt die Willenserklårung ohne Einwilligung


ſeines Vorgeſeßten keine rechtliche Wirkung.
( Tit. V. §. 11. 12. 13.)
D. 23. Raſende und Wahnſinnige ſind den Kin :
dern unter ſieben Jahren gleich zu achten. ( S. 20.)
$. 24. So lange den Perſonen , welche mit An :
fållen einer ſolchen Krankheit behaftet ſind, noch
kein Vormund 'beſtellt iſt , gilt die Vermuthung,
daß fie ihren Willen ber völliger Verſtandskraft,
und nicht während eines Unfalls ihrer Krankheit,
geäußert haben .
25. Sind aber dieſelben unter Vormunds
ſchaft geſeßt, ſo kann , ſo lange dieſe dauert , auf
das Vorgeben , daß die Erklärung in einem lichten
Zwiſchenraume erfolgt ſern keine Rückficht genom
men werden

Sa 26. Von Willenserklärungen der Blödſins


nigen , die unter Vormundſchaft genommen wors
den , gilt das , was von Unmündigen verordnet iſt.
(S. 21. 22. )
S. 27. Wenn auch der Blödſinnige noch nicht
unter Vorinundſchaft geſekt: iftie ſo gilt doch die
Vermuthung , daß , derjenige betrügeriſch gehan :
delt habe, welcher durch die Willenserklärung,
mit dem Schaden deſſelben ſich zu bereichern
ſucht.
Ha 28. Perſonen , welche durch den Trunk des
Gebrauchs ihrer Vernunft beraubt worden , ſind,
ſo lange dieſe Trunkenheit dauert , den Wahnſin :
nigen gleich zu achten . ( S. 23.)
Ş. 29. Ein gleiches gilt von denjenigen , welche
durch Schrecken , Furcht , Zorn , oder andere
Beftige Leidenſchaft , in einen Zuſtand verſeßt
worden , worin ſie ihrer Vernunft nicht machtig
waten .
9. 30.
_:mon . ~lknßerlf4urngett. • 1 ·4-s
-' §'. 30. ~aff ~unft~it obtr hibmfd)aftm l,it
1u einem fokl)en . ®rabt gtflitgtn · fmb, und)•nid)t
~ermu~tt. {§. 91.} · · · . · · · · ·. · · · · -
§• .31~ 1Jeufitrungtn l!d:in_ilfttt~, 1"'&U, jmioab \Jfflbrit
bued) ·-i,~qfifd)e @Jem'11t gwt~tgt ~~ , ~&tn. }::, illifl
feine ttt6inbf id)t :stedft-.. . ·
· §. 32~ ffin @Jletd)~ igilt t,on fold,-tn iBilltnGtrt
tl&m~en ,- 1 n,o;u ff"!ant> butcfJ ~nt3i~ung· bd .
•ffla~rungt, unb .~etlmtttt(, ober .burd) 8ufugun9 . .. .
tki,edtd)a ed)mer&m· ·t>'mnod)t n,orben. ·.. _
"' ·§• ._g 3.. >1Ju~ •:gffbf2tftd)e ~ebto~ungen be~ U,
l,enG; btt •~efunb~dt, ber ~re,~it . unb <f~r.e, ' r ,
·, . macf)ew ·. jtbe ~ra.uf' ri.fofstnt,t ·&Wenitauffaun9
· tlnfr&frig> ·- · ' .- · : · . ··.. " .
1
• • §: 34; · t>to~ungtst fktb gefo~fid); n,mn blt
lueft\~mngen · ~qelf>tn ·' entmeber · an · ftd.>, obtt
aud_, ·nur nad) btr 9.Reinung btG ~em>fltm m bd
fSerH(t„ btt t>r~erlbm ftt~r. . · · .; 7 ·
: :+. '3 5. :O.ie 'Cro~ung ; femanben· tintG ~troti~
·t d)en~ n,(gen, mk obec: t~ne @irunb, gerid)t{idJ ani
t 9e&en au rooUtn, btrtitdt in ·t,,r 9t,gd ftbe borauf
trfo(gtf ~iUen!Strf(ar.utrg-b~ ~tbr~tten. . :~
'· . ·§. 36. -!Btl) :' ~D6ungtn, h:le(d)~ntid)r. unmittefs
, l,11r ·-ftben·, @}efunb~it, -~ttl)~tft ober ~~re. &q
,i trttftn- ~ · muft, nacfJ btr ~tfcfJoff'en~it bt6 angebr~
1 teten Utb!fS 4n fidJ, unt, nacfJ bem IDtr~Altnifl't .
btfl'e(&tn 6U. bmt @jtgtnila.ni>e ber @rffArung, l>Oll
d btm ~id)ttt btmt\nfrig beurt~eUt '. roertten: -. ob bc:a1
, butd) . bt!' ®illendoufferuns roitfücfJ · tr&roun9en
d ~orben ftt) 1 · · . · . . -.
1 •• §: ·37.:r~udJ ift, ·6ttf~tflimmung ,,~ @inftuffel
, , _btt X>toijung- it\ btn ßfUen · btd ~tbro~eten, ·6~
1• aleid) auf befftl&en ·1ea&eis ~ - unt, @)emutfltSbcfcfJe&f~
ftn,dt· ffitidfid)t ·~u 1tef2mtn. · · •· . ··
· · ·\: 3s. ·,~it •:Oeoijung, fldj frintd ·Otecf)tß · gefe~
mAfiig 5u &ebitntn, fann 'niemafd, a(d ßroang Oll$
,Otfe~en •erben. .
§. 39•
byGo?gle '
Digiü,ed
f1.6 fi;ftt ·t&eif. · : Sllietter · t'iftf. ·
1: · ~ - ·g9.': "fütt ,m,iUeitElnfr&eu~ t\(fo, · .n,o;u1-f• r-
1n4nt> ·.bltt(Q-, biei lfeufitrung ~ ·'linbtrn, fein .Oitd)J l!
9erid)dicfJ t,trforgen äll t))Olltn, .6en,ogen~ ·~M.b.e~ ]:
· .~: ·'··· ·., ifl .tejtieemgtS. 1fd~ fr~nmngm: &u ad)ten .. • ~ :-'• c:
• i. . - ~ ~.-·;: r, · §. 40. .ID,it ge~ro~e ~ie~ung ..einNJ .moi:, . i i
t~etle, we(4)m bei: ~ro~m~e . .bttn a.n~ecn An,ar :~
1ugebad)t .; .. e.btr nod) . ·ttidJt · tingetoumt. ~ttt, i:
111al'f)t bte ·j!Di.Uentterflarung· .-~ e . ~ebro~eten:,!IJict ·,,
. maf~ unfcäftig. · . :, . . . . ., ,, ,,: 1 ; t:
§. 41. . Xler .-,mom,~ltb: b(lij · €3d)eu ,Qbfr. @~~ ·:i
futd}t · bie m3iUmsect!&rung ,wuanhigt: ~obf, . ,btr: 1i
~irnt feine. ffiiidtid)t.. • ,; , : ,_: ! . _; i · , 1 !·
,

r: ~. 42.:adfti\\'wt8tnt ·.:~i~itl8ftffar11Mtl •:fm~ '.i


aud) afobann ungoftig, n,enn Die ®etl.)alt. ober. ~e, 11
ßttani nicf)t. \lon· bem 1 8u ttfl'tn ~t~eik b{t:, @r. ~i
tlarung 9trcid)rn fdl, fonbern uon einem ·:Drittti:r; :,:
l'fft\t,t n,om.t11. ': :.·. ' ... ( . . . .I'. .' i • •; '·
· · §. 43. · [)aburdj abfr, ,bofi eine br~~nt,, @t, ll
,fe~t fU btr: '18ilfft18tftf~ung ;.Wofi '.Un1aff 9tifbe11 ::1:
tat ,c ll'iib ·bwft·nod) nid)t entfrtft•t. , . · :... : . > '1
~ ;: ., :~ # . .pot. itbod) . ~Uflpt 99t , btf ,@tfQij~. _ba•
IDennbgeq· · .bnJ.·.<fdlannb.fn, .': mit ~rttJ6eit :~~~
Utbe.rlegung .;4u~ tant,dn, oan~lidJ . ausgefc{,Coffin,
fo 4111bet :bie ~orfcf)d~ bts · §, is ..fqq. ~~tnbuni~ J ' '
· · §. 45. ®er eint :fonft r~sbeflanbigt,~f~~, :i
td1ätung . n,tgen . tdittenin , .S~~..aef aqfedJte" ·:1
tviU, .1nug- .b itfd, fo&af t, ai, , fr d..,a, i)tid)ter .~at
.mtt:tttn t~en, fvätetltJtG , abtr h,hmen . l:(ft ta,
gen uad) .biefem• ß«tpunfte geric{,did) .anie~. ·• 1
. , §. 46. [)ergleidlen .todau~ge ll1u~t9e, fa111
fittJ :einenr jtbtn · @ericf)tt ·-gl\ltig -1efd)t~ ;·: fit
m.uff. cibtt bct 3ur (f;ad)e ge~6ri9en- UQtftÖlin am!
tcr 2tnfli~ri,,ttg J)er ~en,riem(tteJ ·ent~lttn. ·, ; -. '
§. 47. Ue&rigm& ~~ ~ -~R b,m ltnt,teent :1
btil a-b, • bk, Urt~~ltigteit bee mliUen~l!tlänant
91'@ett ben-, tt,tlcf)ee fid) ~ Sw.mgee O:i)u bei ·1
i<»tltlalt fcf.)u~tg ge.maclJt ~at, 9t~~tU.'f ,in~~ ·1i
. .. fdijftllt
' o,g,t,zco byGoogle
1-. Rlotti ~ifttntedfdtnng,nr:i · ~7,
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f6~n-_;'. :olJtt· ben-llnfPtäd} ~ t,ff'mliUtnUrft&~
1un,9. tb&lttffrten; · ·J>~r :fi~ ~t in btt 9)ro3ej0f~
nung ~orgtfdJdtbentn ~tgt 6Ut· ~{tuns fee,
.11,s-~eii,dsmitttl &u f>cbientn.. . . .
. · §: _;4.s:; 5ft if_bocf) bit . angea~ig~t @ewart .Jo ~~
Jd)affen_,. 1 ~~_& b.a~urdJ etrJ_t petn[t~e Unt(rf11w~~i
legrönb'tt röerben· fann, · fo muff,' bet Otid)ter, .Re~
n,er<()em bie '21n 0eige gefd)e(ien ijl, ···bemfepig'fü
inlAribijdjt~ ffi~tr, r;b~r- rbtfcf)en bit Unterfttd)u{19
' 1e~brt, tat,on ·fofort,4ur ,~etttm IDtrft\gung: ma~ .
rid)t g·e&«n. · ·, · · : ; ; •_ · . · · . · · · ~
· §•.49. 911 bie t,orflmjige lfn3dge Ncf)' §. 4~.
ati<f}t: t~fd>•~ ;;. fr>. w,ffece ·b.tr onge~~- ',@e, :~~ :~:·:,
il»U'9BMt: . t>abnrd) ·,ba, Ott<#,t, ficf) ~-bff ·-~ ~l!~ ,,;:.,_ ; '
a11tr119et aum ~~weife ·au, &e~itnen ,. tinD ·auß be8
iin~n~.GIJf q~ere '21~ \)oUjlq._big ~ri~n., _· , . · , ,
§. 50. ltucb .~i.rb ·:~u~dJ · bjt ~te:f9.ffil1Jt
ttt :1.tn.seige :~ie . bem .Cfint\'anb - e.nt4egenj1cf)~nbe · ,~·:'."'
red)tridjt__· ~ermutijung .bergefta!t b~rflarff, · .bq# ,::· ·· · l
31ir . ~t~anJung eine~ gegen .:· biefe' , mermut~mig . "·:, . ;;
nicf)t t,ol1fiA•nt1i~ ·gefd~rten · ~,n,•;iftl .fein ·. ~t(dl~ .11'1!
lung~tib flat_t ffnbtn form. . , . . . ·· · · · .. · ·· · 1
§. 5·1 •· · 911 ber @:rPrartnbt geflor&tn-, ;, «6t ~
nad) §. 45. · · bit botf&uffge '21n0tige ~f '.flitcfJttl
fonneri , . fo fte~t feinem fr&th frtl), nocO - ~n:
ntr~af& brt9'tr ID?o1H1t~t , nad) ·tr~alteftff ·ätennti
ni~ · ben .bem •~aftl)n • ber·. lfüUen~uiJg,
' ben ßn,ang mit ber \)Orgebacf)ten -Ußirtune .••
i'l4eigtn. . , . . ; . .. ,
· §. 52. 'fint mliUm~ttfl&run9 , n,o~~u~ atett~ ~l'lfitf
l unb IDer6inPlid)fti(en tntile~en foUtn , :Slt~ft. crnfü ®illc.
r li~ fe9n. · · .· . · . · . . r .
1 §•. 53• ·. m3fr n&tr lfngtftgtn~eittn feintd .~c~
Nf6 ober ®esuer~~6 fidJ gt&ufjert tC1t ,. ~4m .(h~,
· bit red)tJid)e IDermut~ung, .bafi b~e '2feufferun~
nid)t bfoff -4um @Scf)cint, .o,er nur a~ Sd)er&, 9~
fdJt~en fe9; .fntgegtn. .· ·

Dig,tizcd byc;oogle
48 <!tfhr· t6eil;.: ~litttt• .-tftet..
· §. ,4~ · ~tn ,ba8 gilt, ·tt,t~n bit• (!rfl&tunt (n
1 ,intr befonbffit butcf} bie ~rfe~e &eflimtrttt1' ~otnt !
a&g,g~6en ~tbth~ · .q· • : - - -._- . • ., , . .: ' , ..

/ _· . §~ SS· .Uebet~aJl_i,t ·mufi bie mid)tigfeit .bt~ mor~


~t ·: ~ ,e_be~!' baij. !in(J fr~mnp :nur,11pi ·$djetn~t ob.et ~;
. j, .',J 11ur '"'er3ft)~tle ge,dJ~itrn ,e9, · ,nts b'ifi' llh:i,.anbeat i1,·

r flat erijellcn. · . . ·· · 1 · t .,_

'. . ~- 56. I,at jtmllttb ejittn J{ubern b.·~r~.,un~ L'.


4'fil2rficf)e4'_~cf)e~ 0u ..'lrnflalte~ -l,lnt>. ~~1;tb,{U'19tn1 '1
bie biefem 'lMig fino, roiffentlidJ \mleittt:, fo -niuf •J;
l!t• i~n ~~Ib f~at,loG fi~lttn..; ::
eewffee . .· f·
57. ®iUeneettt!runatn ·~~rn fde &ubit~ .!
IBillt. l~fiig ooet ;St~ifi llrt~eft~n, l'ottm btt· 'U~t btd 111

\!tf(&tfflbtlf.,-: eirt ·Ot.ed)t erroetben 1· Übetti:agtn, obtt :~1:


auf~e~en: :1u · moUen „ burdj -®Otte ·ODtV · ;4nbttt
btutHdJt 6-rid)en ausgebtfütt mitt,~ · •· :. '· · :·;
, @ti~ . J. 58, .p~n~Iunge~,.P~!('.~rne,n bit-llffi~t bt~ r:
,~;ia:,, .\;)attbtl"bett, µttt ·. ßut,er(~fit~fett 9efd)foffen_ n,erbtlt ': :
_erfktrua, . tann 1 · \'6etbtl\ (\lt tlt'tlfcf)roettltllbt mliUtndu-fl'eru~ :J
•n. grn a'ngefe~n. · · · ·. , · :;
· . ·- §. 59 ...@;tillftf,~ti~t ®iUend&ufiet.utigtd ·04~ :i 1

f,,n ·mtt 'Q,n ouebn\cfCidJen tl,id)e htrafr. . . ··


·§. · (io.. Qßo ,bit· ~efe~ .eine ou&btfüf(icf,t frf i:
· fläwng -,~ brr recl)t~guftjg,en iorm bee- @hifdJ&ftl ',1
,~rbeim , ifl eine fliUfd}roeigtnb~ mliUenönfl~
rusag unffQftl~. · . · 1
. §. 6(. ~rogiß ermfd)roeigtn t\)itb nur t1fßbc1ntt '!'
fllr <!inwiUtgung. gNicf)tef1 ,n,enn ber @5d)~e~enbt l
, fid) tttf&rm fonntt, unb ''>trmbge bet ~fiJt b°'ti
1'tr6unben, n,or. · ·
.:
·
§.- 62. m1tr d(fo bUtcf; einen ouf btt @)eftf t gt~ 1'

grt\nbefüt tid;ttrfid,en ··~ftQl &u tittti: • ~ff~run~ '·1


aufgeforbtrt n,ir~, ·unt, fie be~artrid)' t,trtl)ttgert, ,,i
btffen ·@rffarun9 n,irtr be.n bem ffiid)ter ·ber bem :.
~rfe~(e be9gefu~ten ®arnutig 9emäff nsAnit§. 1;
. . • 63,
Digitized by Google
-.~motJ: CJ.BiUeneedfdtuntm.. '
49
eo~
, " :§.· 63.· bfe ltbfid)t bte .paribdnben autt btn tltrnur,
Umfl&nben , bfofi . lmntut~t nmbth , . f1> ift feint ~~~mim
red)tegu(tigt ~illtMerfC.&rung ~orbanben. . ' . rtA~anaaJ.
§. · 64. J;)aben jtbod,, bie . @)cfete __ fdf,_ß: &e,
flimmt, n,ae aua ft>ld)en .s;>anblungm .gej~foffrit
t»trbtn foU, .fo ifl bit ~&fid)t bes .p,mbdnbm n11cf)
biefer gefe~Hcf)en mermut~un~ fo -lange AU beur~
t~tileh, bi6 eine anbtt ,IDiUenamtinung beffdbe,n
t Jlar ausgemittelt .roorben. .
, ; ·J. 65. a)er ®htn ·jeber aua~rt,tffid)en filliUtn~ uu,Mti~n•
., ttffatung muff na~ btr ~-e~g~ntid)en. ~ebeut~ng f:J,el'f~i ·
1 btr mlorte ~nb ßttd)en utr~anbtn n,erben. - niuata.
§. 66. i)ie' gen,ö~nfid)e ~ebeurung ifl nad) ,ber
' 8tit, n,enn bie @tf(arung abgegeben roorbm, 5u
'. I bturt~tifer.. .
1 t. 67. Sfl btr @5i,rad)ge6raucfJ nacf) ~efd)affem
~eit ber q)erfon uerfct,ieben, fo muf; auf bit ~!_rf~n
bta ·~rtlartnben gefe~en ·n,erben. - ·
1, §. 68. ~t jemanb feinen fillilltn burd, tinen
1' ltnbern erftart, fD fommt. ea auf ben e5ttract;gr~ \
·t &raud) bes 1t$tern a~, in fo . fep1 betftfbt nicf)t
folcfJer ltuebrfüfe, btt uon ·bem rola.d)t~ber bt;
nimmt borgefd)rit6tn n,orben, fid} btbttnt ~at. ·
§. 69. ~inb, n~cf) ~tfdJafrnr,tit ·bt6 @e9«111
,anbea, &efonbre 'Uust>tfüfe obtr ffieben6arten· iaa
;1 @Jebraud), fo mufj bfr @Sinn bet ffililltndaujerun9
! ·biefem @ebraud), getn~fi, ertfart meo:ben. ..
· §. 70. 3ft in ber @rffarung bie llb,ftd)t btutlicf)
\· ou6gebrfüft, fo f1nb &tMifelQaftt @Stellen biefir 21&.,
11 .ftd)t gei:nafj aus~ufegen. · ·. · · . · ·'
:: · ' §. 71. .paf bet @rflarenbt ·feinen .?!Billen &e9
1; -cin~rer ~degtnQrit beutficf) geauff'irt, . fo mufi. bdl
' ;{)unf{e · eirier flreitigtn ~rtlaruttg biefer beutltct,en
lleufimrng gtmafi ucrftanben n,erben. _ · ;r :
1: · §. 72/·:7.fusgeriommen ifi ·ber- iau, tt\0- .bit 71&,:
1: ftd)t, eine . frufzete :®ilkMttfr~rung burcf) · an,
1t fpatere, 3U. attbern, ,beutlicg er~~Uet,;;, · : !. ·
1
• •IIUsem. ©~feijb. 1. 0anl>.
l
~ ~ • .73•
. _·50 ~fffe-t·. ~dL . ,mitmt •tüet.
1

§i 7 3. Un&tfllnunte · mliUtntS&ufitrung1n ·fiRb


:ncad). btn in beA @uft~ en tnt~Gttenen ?&1}immN(IF , : 1
·_I!
. • .. ~tn AU edfareit. ·. . ' .
§. 74• l)od) ift -jebe qß1Utnsäufie~ung tm .!n>tt~
f fdtaftm :saut fO -~u .OlUkh, t,afi fit nttl)t O~M f QUe
•· ~i

, t ~irfeng f,(ei&e. · ' · ·. · :1


$fft~um, §. 75.· 9rrt~um in bem iBefentlicf)tn -bd ~e~
· fd)6~a, obe~ in btm .S:,aU1)tgegeäilanbe btr. !l.Bit,/ 1,
lenserflatung mad)t biefelbt ungufti~. '1.J,f 1·!, 7 ~·~ ;-/,
§. 7i., 'fin @(eid)f~ gilt oon einem;Strt~ume in .:i
ber ~erfon bdjtnige"" f1~ 1l)tfGf)en aus ber ?lßil~ · ;)
1tnlierf(arung ein ·ffiecl)t entfte~en foU, fe ba{b ~LI
t,en Um(lanben tt~eUet, bafi of2ne biefen Strtf2uni
·t* ~N~rung fofd)ergeftaft nid)t -trfo[gt fe9n ll>Utbe.
§. 77. '2tud) Srrt~m in .ausbructfid) borausg-ei: :1
. .ft~ten t?igtnfd)aften ber 'S_Perft>n· ober ~(9e ter:= · ·;::
eiteft t,ie ~illenserfC&rung. . . · ,.
§. 78. Sn eilten biefen- ~aUen {§. 75. 76. 1'!h) . '
l,feibt bie ffiliUenßed(bung ,ungultig, . aucfJ n,enn
' - ber @dlaMnbe -· •tltn 3rttQUm ~otte tmmeioen
tbnne~.
,§. 79. · Sf'i j~ocfJ berfel6e. burd) eign~ .9ro&t~
,1>bet mafiigeti ·IDerfe~en in -ben Snt~um gerat~en, .,
tinb ber 1'nMe ~at nid_)t g~wutt, baff ber ~t'tfa~
unbe f«f) . -irre 7 fo '4jl btr @i:tf aunbe aum 'frfajt
't,es. :bUTcfJ fttrie ~(~ e~a®nen (Sdjabene . \lers
1>~id)tet. · · ..
·§w 80~ 9fl bon -Qtf)ben· ®eiten, ein bermeibfid)er
grtttum•; t,,erg,faUen, fu fkteet t)On .feiner @l(itc ·
eine @ntfd)abi411ng flatt . . ·· - .!
,. · ;i §. ·s t. Strt~um in fold)en -@igenfd)aften bei! 1
'_Pt1rfon · ·ottr edd)e , roelcf)t ba·bet) . gero~n(j~ 1
t,orl~gefe~t" ~erben,, tnttfaftet ef>enfaU6 btt mu~
leneertfarung. · . .
-~· §. 82. ~o(9 &tfte~ bitfdbt, men11 ter S~nbt
butd) ,:ei-gnd gro&t1$ ober m~ßiie6 merfe~eit ftinen ·
~ ' . .
Si:rttum \lmmfajt ~at. ,. • · ··

Dig,:i,ec, b\' G oog Ie


.~n ~iRen,errtdncngtn. SI
1 '§. s,~.,l).urdj Srrt~um in .anbtrn @igmfdjafttrl •
cbu Umjlanbtn ~irb bit filliUeneerHärung ni~
mal8 ~,reitelt. .
§. 8+ Sn Mn~m ·~alie a6er fann berjtnigt, ~ .
· u,elcf)tt einen Srr.t~um n>iffentfidl unb norfatHC9 ·
~eNn'4fit tat, bcaraus ein ffied)r ertuer&en.
1 ' : §. 85. filidme~r ifi jebe burd,) .~etrug bttan::
1 lafite ®iUensert(arung för btn. ~etr~g,nen unbffi
, 1,inb(idJ. .
1 §. 86. ffiid)t nur ben ~ttrogehen, fonbern aud)
'llnbtre, ·bie bel} •einem ·.fo(d)en Srrt~ume ·· €,ii)a,
1 ben leiben~ muff ber ~etttlger entfdJabigen. . · .
1 · §. ·87• Stl bie ®illeneerflarung 4tuar nicl;t bur~
~ttrug twrcan(ofit, abtr bedJ ber @rffarenbt &tr . ':....
.... ...
-"\
,

einem Srrt~ume &e9 berfef&en t,orfa~(idJ btth>ittt


l»Ofbtn, fo ~angt tf t,on ~er ~efd}affenQtit biefetr
SrrtQUffl5, an unb fur .ftd) &ttracfJtet, .a&: o& unt)
s»it weit bie . .baburc6 beranfofice ~~trarung . na<9
obigt,n ·@runbfa~en beile~e!I _f6nne, obtr . nidJt„
(§. 75~ 83,) . ..
§. 88. ®enn aber aud) Qiernad) bi'e. 9:DiUentis
erf{arung in '.UnfeQung bet1 {)auptgefcfJafte bejleQt,
fo muff .be'nnodj b,t t @dlarenbt, n,egen bts au, :14'
! . ~m .-~rrt'2u°!,~ /~ttlanbtnen ffialVtQeUe, 1>on bem ..' ~
:vetruger ent 1 1alltgt tottbtn.
1,1. . .
§. g9. ~at ein ~ritter ~en ~fiärenbtn o~nt
ßut~un · bed '.Unbern , · 8u beffm ~unjltn bit ~~
flarimg gefd)ie~t , ~intergongen , fo entfd)eibtt
e&enfaUs bie ~efd)aff'en~eit bt6 Srrt~um!., ~u tot&
d_)em ber ~rP(artnbt t,edeitet roorben: o& berfd&t
an feine ®iUensdflarung, .in 2tnfeQung beG ,eaup~
9efd)c1fts, gebunben fetJ, ober. nid)t. (§. 75 ~ 83,)
. §•.90. ~egen ber t,on bem ~etr~ger be9bti-.
t~eilen 0u leii}en1'en ~ntfdJa'oigung ~at td 6tl} bcJ
alorfd)rift btt; §.. 86. 88. fein ~emenben. ,
§~ 91. ®er, ~ud) o~ne bte '2tb~d)t, bei\ 'lt.n•
bern au ~interge~en, i~n 'ourd) ,irunf,.o'Oer tfrre,:
. ::0 i· . . QU!tf

·• ,~tizedby~Oogle
52 t!tf!et t~,il. mimet· tittt.
tttng tt~ig~t _1eibtnfd)a(ten, in tine~ ·fofdien 8tJ~
·ftanb betfeit, -n,o tt fdnt ~anblungen unb .beren
~o(gen nidJt me~r ~id)tig AU beu_rt~eilett · 'Otrma13,
btt tann au8 ben in 'fola,eni · Suflanbe· -a&gegtbnen
Ettlaruai9~1, bcffdben tei~ Dted,)t edangett. .
~ 92: 1)ocf) muff ber, n,dd,)er au8 biefem
-~runb~ (§.· 91.) feine fo11!l red)tsbefl&~bige ~ir~
fen~erflatnng anfecf)ttn -n,iU, fofd)es btnntn lld)t
tagen nad>. "Ubg~bung . berfd&en ber IDorf~rift
.. f· 46. gemAfi .ger.id)tfid) .a~Atigen. .
· §. 91· 3jl btefe 'Un&etge unter&rte&en, fo fann
fo ber ~ofge ~uf btn ~in-n,anb feine ffiödftcf)t me~r
·genommen roaben. ·
trm ln .· §. 94- Sn fo fern·bie @Sefete eintt llrt ~on 9:Bi(~
tt4~~:;;: fenßer?larung feine befnmmte ~·orm 'Oorgefd)rieben
· t2aben, ift ·febe 'Ueufim~ng _berfelben, ber, n,efd)er
bie -~forbdnifft §. 2. 3. 4. anjutreffen finb, gültig •
. · §. 9S· Sft aba bag{eid)en ~orm in ben ~t~
fe~ttt auebri'tcffid) btflimmt, fo gilt ba'Oon Alles bas,
~ae megen .ber '8orm ber red)tlid,)en .panb{ungen
üb'ertaui,t feflgefe~t ifl. (tit.'111: §. 40. fqq.) : .
Eirfu119 . §. 96. -m1oge aucf) an ~d) _gürtigt ®iUtnsertc&~,
. '"'.ftlttn. iungen ftn'o för fid) aU~in, bie Cfrwerbung, ,Uebm
fragung, cber 'UufQe~ung eine~ Ot~d)ts 3u ben,ir::
fen ,_ in btr fficgel n.od) nid)t ~lnreicf)enb. ,
~ §, 97. fil3as tfrt3uPom·men muffe, um · einer
~iUensedf&wng bie t,oUt rcd)tfid)e ®irfnng ·AU
· berfd)affen, ifl ·nadJ btn t,erfdjttbnen llrten beri
·fdben in ·ben ~efe~en befonbere beflimmt. ·
-§. 9ij. ru3iUen~ertlarungtn, AU wefcbtn jemanb
fn bm ~efr~en fdbfi, ober t,on bem ffiid)ttr, t,er~ J
· m~ge 9eft~lidJer morfcf)rifttn, auftteforber_t n,oil /

~ebin, . .
bm, beborfen AU itrer fil3itffamfeit feinttJ n,e~
tern ßufa~el3. · . . '· ·
§. 99. @5o n,eit fe~attb öber rine @;ad)e t,erfü~
j
9 u.n9• gen fann, fo weit fann. er aud) feiner ißtllen~edla::
·:ung bdrli&er ~ebin9un9en be9fugen. . ·
, §.100.
1 '
Digil,zcd by Göog Ie
,
.·m~n $3i~tt1ßerfld.rungen~ 5J'
· J. 100. .. Cfine . ~DiU~n~el'f{arung. ijl 6ebirrgt,
n,enn ba_s. barau& ent~e~enbe ffiecf>t bon tlftfln ~r~
.ti~ntff't., ,~ld)ls eintrtjftn ober. · nid)t eintttffen foUi.
Clb~liu9i9 gema~t rocrb.en: . . , . .
' t, :10~. ;'fl bic ~ cbi~1ng ,in btr· 'Xrt 6c1,1~e~11J«uffcOJt1
fugt, bai• bµrd) btn 'finrtitt berfe(.f,en- .bie. (frtl't'r~ bcabe.
~uns bfs ffitcf)te er!l bollen~d rofl'.bm· fou·,, fo: ~~t§t
Ji~ tin_e- auffd}iebmt>e ~ibingimg•. ' · , '.
. §. !02. . ~et unter einer @f.fcfii't6eifberr ?S~-
b(ngung ~etecfJti9te muß, t~e ·er bci!S ffiecht m1$~
. i\ben tann „ t>.it · m1ir.HidJhit bes- (fre~mffe~ ab~
n,arten.; . . .. . .. .
. ~- t:03. •Sn&ro.ifcf)m barf bn· 6eb1n9tt11gsroeife
merpfltd)rttt 311m ffi'ad)t~t>i('e bes- bem. 'Untmn· & .ugtd"
. b,ad)ttn ffiecf)te nid)tf'>OrneQmeir. · · ' · ... ·
§.' 104- ~A.ngt bit· ~bfo§tn19.b.On efüeni ßfofittt'
gufaUe a~, fo bütfen roeber ber ~t>teti,fi~te, nocf)·
ber ~.rp~td)tete ,- ein fetter· &~9 IDerhtjl fdries
ffied)t~, ·~troas. borne~mcn,. .roo'Our(ij- ba1, . <fiutretm'.
rfee ßufaUs ~r\'.c~gebrad)t o~ei,n,r~ut:Ont. roir'O. · -~ ,
~- 105. -,~on§t bie ~ebitt9ung t,0n ei11,er fictJrll'
.p.an'O.fu~- bta ~ere.d;tigtfl\ ober · eines ~ritrm· ab,
unb binbert bcr mer~f{id')tete botfa~liaj , .. bafi bie-
mebingung , n~t 0ur ~irnid)feit· SJtlapgt ,. fo· tjl
bitfd&e in ·'llnfi~n~ feiner fur e.rfuUt &u,.ad,ten.
t~ 106. <fiti @fühiltS finbet flatt, m·mrr \;n IDer~-
t~id)re.tt ..burd) •?2,etruß . obec anoer.e unerfaubte--
·mzittd ·ben <!ntfd)h1ff. 6eroirfr ,, n~cf); t»cld):an. bie-
}l3ebilt3,flnJ..ftbffd).1Agt. · . · ,
,. §. 107. . ®'erht ~6er· btt· merpftf,cf;ti>k fic{j·-. er~
fou6te,r- 9Xtttd ·&t,ar ~,\\)irfµn!}' t>itfes, (fntfcf,h1ffe!S-
• l,ebient~ac ,- . fo ift er- btrit ~.eredj.tts.te1t bafl\t- nid)t
t,erantmor~lidJ.: - ·
· \. iog~ 9ll bit- «uffdjie6enbt ~eb(ll'gung- fo 6t:

fd)aff'en baff R,e uon · einer- 90116. unbeflimmtett
. ißillfö~r be~ ~rff9tenben: ober beffm ,, mdd)l!r ,
bUtn) bit ~ffhuns btrpf{id}ttt roerben foU-, a-b~
. · · · 3): 3 , . -~~nM,
o; ,;ze . by Google
54 <!rfftr t~tif. -~ittt~· ~ittl
1 •

f}angt, fo fiat bie ~tf&rung fel6fl gar ftin_e ttcf}t:


licf)t · fil1idung. · . ·· _: ·
§. 109• . 311 0war tin·6efnmmtes tf?eigniff; äbte
11ur dn .fof d)es, beffen @intteffm t>btr t'ifüf)ttht,
trt~en an ftcf) t,on bem fnt)en m3iUcn bes' ~dt&rtn:. .
t,en obtt ~eri,Rid)teten ab~angt, ·3ur ~ebingunt · ·/1
' ~ef~t, fo Pann 'bcr ~e~onftigte 'ben !Berp~id)tetm
11id)t fiinbern, ober bert ~jegtnftanb: btr ~ttlarung,
fo fange ·bies ~reignifi no:d) nicl)t .eingttrotfen itl,
nacf) ~utfinben '.on berfagen. .. . . l
· .§. 110. @>e~t .burd) bergfticf)en ID"erfügnng btr
· ~ebin)1ung&n,eife IDerpf{id)tete fiel) fetbft aufitt
~tahb , be9 fonftig dntretcnbem (fffigniffe' ber C&::
flarung ;u genügen, · fo f ann ber ~ered)ttgte, rod~
d}er in ffiüdficf)t beffen l,erdts ftn,ae ·gegeben obtr ·
gefeiflet ~at, t10Uflanbi9e @5cf)abfoe~aftuft9 baf1k
forbern. . _ -
§. 111. stann 0u_r 8tit bes n,irfticf, thitretenben
t!reigttiffes ber · ~flatung nod) gem\gt werben, fo
tat btr · ~erecf)tigte dn unbebingtes fJtcd)t bar~ ··
auf ern>orben. - _ j ,;
~- 112~. 9ft ein mortfieif, btr einem ~ritten btr~
. · fcf)afft roer'ben foU, 3ur ~ebingung. gemacf)t roorben,
fo muff aud} biefe fd)lecf)terbingS ~rfollt roerben. ,
§. I I 3~ ~5 tommt alfO bem bebingungsroeife .
~ertcf)tigten nicf)t ~u·ftatten ,: menri gfeid) ber ~rittt
. ben mort~eit ausfcfJ(agt, o'ber fidJ fefbil an beff'en .
~(angung "inbert. ·- · .· •·
' 1>) Sntd, §. u4 'l 9~. eine · ~tbingung in btt l{rt 6ti,g~
• j'
frnw. . f6gt, bafi burd) btn <finttitt berfel6en bie mirtunB 11
. · ber mliUenserffärung micber auf~bren foU, fo ~tijt ,1
fo(cf)es eine au~ofenbe ~ebingung. : ' ·• · j:
~- 115. ~er unter einer auRbfenbtn ~ebingung
~erecf)tigte 'Otdiert fein ffied)r mit btm ~ugenbltcfe, '1
~o bie ?Öebingung aur ®irffid)feit gelangt. 'l
§. ·116. ~rteUet arm: au~ ben Umfl~nben , baff 1
tu oted)t-, be9m ~intritte btt ~ebinsuns, a!t~ un~ 1
- sdlti§,
Dig,t,zc: byGoogle
1.

'matt ::~iltenBttt!dtung-en; j · · SS .
gi(ri~;, bon btr· Seit ber ~nraumltng 'Oltr ~a6t,
aqefftm mttben· fo.Utn ,. fo · mo{fm aucf) bie bi6"
-t~ ·9t&09tRfR, mu,unsen-; IDiebe,c, terQUGgegtben: '
nnrben-. ·
· §. n7. · E;oU btt . at,flofe~e· ~tbin9un9 ~ow .
tmm . b1ofitn•Su(bUt· ab~a-ngen, fo. finbtt ~e IDor~ '"
fcf}r-i~ §. 104. 'lln~tnbun9-.. . · ·· ·.
§.. 11 &. 9fl ·t,it -0tbingang ben bem· fni,en mlil:
le11 brijmigtn , bem bta,.: if2rem ~intritte ber mort~ei(
311falltn. foU, ab~~ngi9 gema_cf)t I fo bt~ftert btr an~
btrt ,at4 11nt'er etltff -aufl6fenbffl, ~ebtn~µng tr~al~
ttltt- ffie-d)t- t,Mt bei Stis an "' ba. 1id, jtner feiner-
&fugniff ·brbitnt. .
.§. 1 I 9· ~tffl~t bie ~tbtR!JURg auf fflttr ftttJttl
· ~blung beffen , be~ be9 if2t'em .Cfintritte bQs ·ffiecfyt. . , ·· ·
\lßlieieai foll„ ober eind ~ritten ;. &&nt . tat bei„
tutldJem e~ann b,uU)ud}t A,ufaHttt· fl\U, bur<q ~e~ · · ·
ttug ober anbete uncdaubtt IDlitte{ ben · Cfntfcf)luf;,.
butG)· t»tfd}en bie GUflb,fenbt, ~ebmgung.. roirtlia,,
n,itb ,, ~tr4nfojt.; fo n,irb in 'llnft~un~ fein,c~ .
<mgenommen ,. -,aj bie ~ebin9W19 nid)t ein~
kettn ftl>- , , . .. . .
, §~ I 20• . Sfi. jemQttbffl titf• me~. obtt-. mort~tit
mater: ui ~ebi~gung , · ~~i er feinen \Mrn,ittroet~
<Stanb nid)t' &nbttt, eingei:&umt n,o,btn ,. fo fann
bafd6e, rotnn tt fiel) n>ieber \ltrQtl)ratQet ,,. ·bit
ß.fA09'tnen ffi~µn9en · ~etaus311geben,,- nitma.l4 a~
gt~a{cm roeroen.
§. -1:u. €s ~~ngroon-bttn -~rflattnbtn· '11>, fu'e
b-aß' unter rintr aufloftnbtn ~tbingung tin 0urau~-
menbt ffitd)t I gttid) 6tl) bn (?iitroumuna btifef::
bcn, ~autionsfe~~!!U'! forbtrn-. · . . · ·
§. 12'.2. Sff btt~s md)t ·gtfct,f~tn„ fo- fann brt
~ntd)tigte nur in bem ~aUt &ur ~id)et~eitsbtftd::
ll1ng a_.§e~ttn ·werbtn; 1l,e1111 eint er'2fifid)t ~t,
f~griif "entfit~t, baj tt f16) felbtl aufftr e>tanb-
{f§tn "''ibt „ 6tl}• cinmtel\btr: auflofen'oeR ?et~
X) _4 bingun~
Dig,,,zco byGoogle .
~ .
56 Erſter Theil. Vierter Titel.

dingung ſeiner Verbindlichkeit wegen Zurückgabe


der Sache oder des Rechts ein Gnúge zu leiſten.
S. 123. Die Caution dauert alsdann ſo lange,
als die auñóſende Bedingung noch eintreffen kann .
S. 124. Sind unſchåkbare Rechte oder Vor:
theile unter einer auflöſenden Bedingiing einges
råumt' worden , ſo tritt in Fällen , wo ſonſt
Caution geleiſtet werden muß , die Verbindlichkeit
jur Uebernehmung , einer . Conventionalſtrafe an des
ren Stelle.
S. 125. Dieſe muß von dem Richter nach den
Umſtånden beſtimmt, und von dem Berechtigten
auf ſo lange als die auflöſende Bedingung , noch
eintreten kann , ſicher geſtellt werden .
1) Migli
S. 126. Durch Beziehung auf Ereigniſſe, wels
che und uns
mögliche. che nach dem Natürlichen Laufe der Dinge nethwen :
dig eintreffen müſſen , wird eine Willenserklärung
nicht bedingt.
$. 127. Wird das eingeräumte Recht daran ge:
bunden , daß ein dergleichen Ereigniß eintreten ſoll,
ſo iſt dieſes für eine Zeitbeſtimmung zu achten.
S. 128. Witd aber das Recht von dem Nichts
eintreffen eines ſolchen nothwendigen Ereigniſſes
abhängig gemacht , ſo iſt die Willenserklärung
nichtig.
$ . 129. Kann ein Ereigniß entweder nach dem
natürlichen Laufe der Dinge überhaupt , oder nach
3 . den beſondern Beſchaffenheiten und Verhältniſſen
desjenigen , dem die Bedingung gemacht worden,
nicht eintreffen , ſo wird die Bedingung ſelbſt un
möglich genannt.

S. 130. Iſt eine unmögliche Bedingung in der


Urt , daß ſolche nicht eiritreffen ſolle , beygefügt,
ſo wird die Erklärung für unbedingt geachtet.
$. 131. Wird aber das Recht von dem Ein:
treffen der unmöglichen Bedingung, abhängig ge:
macht,
Von Willenserklärungen . 57

macht , ſo wird dadurch die ganze Willenserklä


rung entkräftet.
S. 132. Ein Gleiches geſchiehet, wenn Bedin
gungen beygefüget worden, deren Sinn , und wië
fie erfüllt werden ſollen , ganz unverſtandlich iſt.
$. 133. Bedingungen , von deren Erfüllung d ) unnuke.
kein Nußen abzulegen iſt, ſo müſſen, ſo lange der
Erklårende lebt, und darauf beſteht, dennoch ers
füllt werden.
Ş. 134. Iſt aber der Erklárende , ohne ſich über
den ben der Bedingung gehabten Zweck näher zu
äußern , verſtorben , ſo kann der bedingt Berechtig
te auf deren Erlaſſung bey dem Richter antragen.
S. 135. Der Richter muß diejenigen , welche
ein Intereſſe bey der Sache haben , rechtlich dars
über hören , und darf nur nach befundener ganz
offenbaren Unnüßlichkeit der Bedingung , die Ers
füllung derſelben erlaſſen .
S. 136. Was felbſt kein Gegenſtand einer Wil- e) Uner.
laubte ,
lenserklärung feyn kann (§ . 7-14 . ) , das kann auch
niemanden als eine Bedingung aufgelegt werden .
S. 137. Ob dergleichen Bedingungen die Ers
klärung entkräften , oder für nicht beygefügt zu
achten ſind , iſt nach den verſchiedenen Urten der
Willenserklärungen in den Gefeßen beſonders be
ſtimmt. (Tit. V. 9. 227. fqq. Tit. XII. S. 63. )
S. 138. Was in Fällen , wo die Beybehaltung
des verwittweten Standes zur Bedingung gemacht
worden , Rechtens ſen, iſt oben verordnet. ( S. 120.)
$. 139. Sind mehrere. erlaubte Bedingungen, A) Von
von welchen eine oder die andre erfüllt werden bengefüg:
foll, feſtgeſeßt, ſo hat in der Regel derjenige, wel: ten Bedins
cher damit belaſtet worden , die Wahl, welche der: gungen,
ſelben er erfüllen wolle. g) Von Bea
ſ . 140. Auch vergangene. Begebenheiten fån : bingungen .
die auf vers
nen zur Bedingung gemacht werden . gangne Bes
gebenheis
ten ſich bes
D 5 §. 141. zichen.
58 <&fltt ~~rit t1iettet titd. ·
§. 141. ·Sn .bitfnri ~a_Ue fann ·ber me~~ bes un~
_ter ein~r fo(d)en -~ebingung .einger&umttn Dttd}ts ,
· nid)t e~er geforbert n,nben, , als ·"bis bie 6Ur~~
tingun!J , gemacfJte ·bergangene megeben~eit tlar 1
~rn,iefen ift. · · . · t
§. 142. ~ocfJ erflrecft fid) , wenn- bie m3i(s /
'' fenserHarung nid)t ein l!nbree · befagt, -bit nd)t; t:
· ltd)'e ·_ ~irtung ·berfdben -auf biejenige · Seit · AU~
' dcf' in n,dd)er fie fid) geauffert ~aben :: n,atbt,
roenn bie ®illensertlarung un6ebingf gen,efen
~are. . .. . '. . : .· . ' .
;. §. _143~ Sft rine t,etgangene ~geben~eit au ei~
attr auRofenben mebingung -gemad)t ~orbeat_, fo
roirb , bei, · ern,iefener ·ißirtlicl)teit btrftlbtn -,·· balJ
Mgegen eingeraumte · ffied)t a(e bon 'ltnfang an
ungfütig angefe~en. ' · 1
§. 144 a:>od) fann · betjenige , rotfc6er ben 1.
@rtlarenben AU einem Srrt~ume dber bie ~irfrid)~ j:
feit ober mefd)affen~eit bß-6 ~reigniffetJ uedeitet ·J.:
tat, aue ber ~rtlarung feinen IDort~eH aie~en. · __-
lßtl\ltl , §. 145. ~irb bei, einer Cfrflarung eine gen,iffe ·
au1191, ~egeben~eit ober '.t~atfacl)t, a(e eine fo(d)e, bie ii
9r111b.
entme'oer fd)on · gefd)e~en tjl ; ober nocr, gefd)e, ·
~n foll, f>loe uorauegi~~t ~ fo ifl fie nur 0(6 ein L
~en,egungegrunb an&u,~,lnt. -· . 1
§~ 146. ~er angefa~rte m'en,tgungeg-runb bient ''
'tauptfad)Hd) nur 6iti ~rträrung einet 6t11eiftl~af~
ten '.Ubftd)t. . --· ·
§. 147. 3ft affo ·bie lt&ftc6t f(cr, fo -~jrb burtf] 1
bit Unricf)tigfeit beES angefa~rten ~trotgunge: 1:1
·· grunbe6. ~ie ~iUeneerHanms . fdbfl -no~ n'i~t
cnt.traftet. . . . . . ' .
§. ·148. · :.p4t ·t,e·r ·(!rflarmbe btn faffcf)in -~~
1»egungs9ruttb aue Srrt~um · ft\r ticf)tig aitgei:
nommtn ' . fo fann ber ' tteld)et bi,ftn Srrt~Uf!l i:i
.- t.orf&~(tcf) vtt4'nfofit ~t, bar~uf _feinen .mOltfteil
iltQffl,
. §. 149.
. ..
G OOg
o;g;tizei -by 1e
l . ·, l1on· ~itlmßttrfdmnam. ··
. . .
59
§~ 149. ·2tufitr bieftm ~all( gie6t - itl) mlif~ ..
ltnserffarungen' ,,- rooraus gegmftirige ffiedjte unb
IDtrbinbficf)Ptiten tntflt~en ·, .rin 9~t~nm im ~.t:
~em
roegu~M~timbe . ~rrentltn nitmafs . bal me„
bon fetne-r- ~rf{arung n>tttltt ·a63U!'Jt~m. ~ . ·
§. 150, {)ingegen finb fil3illenderftarungdr~
roorau6 nur ber , 3u beffen ~unflen fie ·gefd}e~
ten, aUdn ·btn mort~eif ait~tn n,tirbe, unfraf, -
tig ,·· ·fo &a{b er~eUet, bafi ber· ausbn\ctH~ dligt~ , ·
·fd~rte irrige ~en,egungßgrunb 1 bie etnAige Urfad)
bcr rulillensaufierilng fel&fl gett,efen fe9.
· · §.)51: · fil3a_s bon faffcf)en ~ero_tgung!Jgrt\nben tetf4mt ·
'.terorbnet itl ,_ ~as -girt äudj t,on f~rf~en ~tfcf]rrit 1111s.
'bungtn. · · ··
~. 1 52. ®tnn oud btm 9n~afte ber mliUender~ Slfflf...
ff&rung, · ober aud ben Umflanben ir~eUet, baj
ber @rflltttnbe &e9 bemjenigen, n,a~ · er btm lt~
bern au tQun ober 3u untedaffen -aufedtgt, ben
eignen mort~eH be{fd&en 3ur 2tbfid)t ge~a6t
~abe , fo ifl eine fofdje ~eflimmung e~er · fde
tineu -·. (fnb4roed., als · fdr eine · ~ebingung !U
adjten. ,
~- 1 53. Sfl etn,~ autbn\cflid, &u eine,n gtt»if~
fen ~nb3roecfe &en,iUigt n,orben, fo tritt, n,enn
bie Cfrt(arung nid)t bad ~egent~tif ffor &efa~,
ber ~ertd)tigtt fofort in bit '.2Lueti&ung unb bett
@enuj bee i~m -be~iUigten .ffiecf)ts.
§. 1 s+ @r berfiert af,er biefed . Dttd]t n,iebcr,
.n,enn btt ßn,ect nidJt erfuUt n,itb.. · · · · ·
,. I sS· ~e finbrt a{fo Otl) bmt gn,e<ft aUtd bal
._~att, ll'ad in ltnfe~ung ber auflbfenben ~ebi~
9UltAffl §. I 14- fqq. bttetbnet ift.
§. 156. Sft &ut ~rf\\DungbeS SU,ecfed frine 9t1
n,iife ßtit &tflimmt, fo tonn baß ba&u &en,iUi9te
Btect,t, fo lang« bie ~Uuug nodJ mbg(id) bfti~t,,
. , .un\d genommen n,erben. - · .
ni~t
§. 1 57•
Dig,t,m byGoogle
60 Erſter' Theil. Vierter Titel.

1 f. 157. Ben Willenserklårungen unter Lebens


digen muß der beſtimmte Zweck ſchlechterdings
nach der Erklärung erfüllt werden.
S. 158. Kann oder will der Begünſtigte dieſe
Erféllung nicht leiſten , ſo iſt die Erklárung un
verbindlich .
J. 159. Iſt jedoch der Zweck durch etwas
Nehnliches nach der Erklärung erfüllt worden ,
und der Erklårende hat ſich daben wiſſentlich ein
Jahr hindurch beruhigt, ſo können deſſen Erben
die Art der Erfüllung nicht anfechten .
S. 160. In wie fern bey Erklärungen von Tós
des wegen der beſtimmte Zweck ſchlechterdings
oder durch etwas Aehnliches , und vor oder nach
dem Ableben des Erklärenden zu erfüllen ſey,
iſt durch beſondre Gefeße. beſtimmt. ( Tit. XII.
D: 505. 199.)
S. 161. In allen Fällen , wo das Recht ſelbſt,
welches den Gegenſtand der " Willenserklärung
ausmacht, auf die Erben übergehen kann , tre:
ten dieſe auch in unſehung der Befugniß , die Be:
dingung oder den Zweck zu erfüllen , in die Rechte
des Erblaſſers.
S. 162. Iſt aber die Bedingung oder der Zweck
an die Perſon des Berechtigten gebunden , und
ſtirbt dieſer vor der Erfüllung , ſo verliert die Ers
klärung ſelbft ihre Wirkſamkeit.
Zeit. S. 163. Eine der Willenserklärung beygefügte
ungewiſſe Zeit, wo das Recht aus derſelben ent
weder entſtehen , oder aufhören folt , wird einer
aufſchiebenden oder aufðfenden Bedingung gleich
geachtet.
9. 164. Iſt eine gewiſſe Zeit dergeſtalt benges
fügt , daß mit dem Ablaufe derſelben die Auss
übung des Rechts ihren Anfang nehmen ſoll, ſo
muß zwar der Berechtigte den Eintritt diefes Zeit:
punkts abwarten.

§ . 165.
Von Willenserklärungen. 61

$ . 165. Doch iſt das Recht felbft für vollſtán:


dig erworben zu achten , und geht daher, wenn
es nicht an die Perſon des Berechtigten gebunden
ift, auf die Erben deſfilben über.
5. 166. Der Verpflichtete darf in der Zwiſchen
zeit nichts vornehmen , wodurch das Recht des
andern geſchmålert, oder gar vereitelt werden
konnte.
$ . 167. Iſt eine gewiſſe Zeit dergeſtalt benge
fügt, daß dadurch die Dauer des durch die Wit.
lenserklärung übertragnen Rechts beſtimmt wer :
den foll, ſo hårt mit dem Ablaufe dieſer Zeit das
Recht von ſelbſt wieder auf.
ſ. 168. Derjenige, dem folchergeſtalt ein Recht
nur auf eine gewiſſe Zeit eingeråumt worden , darf,
während derſelben , zum Nachtheile desjenigen , an
welchen das Recht, nach Ablauf dieſer Zeit ges
langen ſoll, nichts vornehmen .
g . 159. In beiden Fällen ( f. 164. 167.) behålt
derjenige , welcher mit dem Ablaufe der beſtimm
ten Zeit die Sache Herausgeben muß, die inzwi
Ichen gezognen Nußungen .

Fünfter Titel
.

Von Ver t r .åge n .

. 1 . Wechfelſeitige Einwilligung zur Erwer: Begrife.


bung oder Veråußerung eines Rechts , wird Ver
trag genannt.
S. 2. Die Erklärung , einem Undern ein Recht
übertragen , oder eine Verbindlichkeit gegen den
ſelben übernehmen zu wollen , heißt Verſprechen .
$ . 3. Dagegen iſt die bloße Heußerung , etwas
thun zu wollen , noch für kein Verſprechen an:
zuſehen .
§ . 4.
62 Erſter Theil. Fünfter Titel.

. 4. Zur Wirklichkeit eines Vertrages wird


weſentlich erfordert, daß das Verſprechen gültig
angenommen worden . ($. 78. 199.)
Q. 5. Bloße Gelübde haben , als bloß einſeia
! tige Verſprechen , nach bürgerlichen Geſeßen keine
Verbindlichkeit.
§. 6. Hat der Erblaſſer ein Gelübde zu erfüls
len angefangen , ſo wird vermuthet , daß er den
Erben zu deſſen Vollendung habe verpflichten
wollen .
Eintheis $. 7. Wenn beyde Theile gegenſeitige Vers
Lung.
bindlichkeiten übernehmen , ſo wird ſolches ein
låſtiger Vertrag genannt.
S. 8. Wohlthårig beißt ein Vertrag , durch
welchen nur Ein Theil etwas zu Gunſten des ans
dern zu geben , zu leiſten , zu dulden , oder zu
unterlaſſen verpflichtet wird.
1. Perſonlis §. 9. So weit jemand zu rechtsgültigen Wil
che Fahig: lenserklårun gen fåhig iſt, ſo weit kann er auch
keit, Vers
tråge ju durch Vertråge ſich verpflichten.
(chließen .
6. 10. Verträge, wodurch unfähige Perſonen
verpflichtet werden ſollen , müſſen durch die im
Gefeß oder vom Richter ihnen beſtellten Vormún :
der geſchloſſen werden . ( Tit. IV. $. 20:26.)
$. II . Soll eine Perſon , welche durch Wils
lenserklärungen nur Vortheile zu erwerben fábig
iſt , durch einen von ihr geſchloſſenen Vertrag zus
gleich (aſten ' übernehmen , ſo hångt die Gültig
keit des ganzen Vertrags von der vormundſchafts,
lichen Genehinigung ab .
S. 12. So lange der Vormund ſich noch nicht
erklårt bat , kann der andre Theil von dem Verz
trage nicht zurücftreten.
$. 13. Doch ſteht demſelben zu allen Zeiten
fren , dem Voriunde eine Friſt zu beſtimmen , bina
nen welcher er ſich über die Ertheilung oder Vers
ſagung ſeiner Genehmigung erklären müſſe.

: $. 14 .
Von Vertragen . 63

S. 14. Minderjährige und Verſchwender wers


5
den in Anſehung der Fähigkeit, Verträge zu
ſchließen , den Unmündigen gleich geachtet.
S. 15. Die Unfähigkeit eines Verſchwenders,
ſich durch Verträge zu verpflichten , nimmt mit
der Mittagsſtunde desjenigen Tages ihren Anfang,
an welchem das Blatt der öffentlichen Anzeigen,
dem die gerichtliche Bekanntmachung zuerſt eina
verleibt iſt, ausgegeben worden .
§. 16. Doch kann derjenige, welcher weiß,
daß ein Menſch wegen Verſchwendung bereits
gerichtlich angeklagt ſen, aus einem mit demſel
ben , auch noch vor der öffentlichen Bekannt:
machung geſchloßnen , Vertrage kein Recht er :
langen .
§. 17. Die Unfähigkeit des Verſchwenders ,
ſich durch Verträge zu verpflichten , dauert bis
zur Mittagsſtunde desjenigen Tages , an welchem
die Wiederaufgebung der Vormundſchaft ver:
fügt wird.
S. 18. Bey Minderjährigen endigt ſich die Una
fähigkeit , låſtige Verträge zu ſchließen , mit dem
Anfange desjenigen Tages , an welchem ſie die
Volljährigkeit erreichen.
8. 19. Die Fähigkeit ſolcher Perſonen , die
zwar das in den Gefeßen für ſie beſtimmte voll:
jáhrige Alter noch nicht erreicht , aber doch das
Zwanzigſte Fahr bereits zurückgelegt haben ; ins
gleichen derer , welche für volljährig erklårt ſind ,
iſt gehörigen Drts näher beſtimmt. Th. II. Tit.
XVIII. Ubſchn. VIH .
S. 20. Pflegebefohlne, welche unter vormund :
ſchaftlicher Genehmigung eine eigne Wirthſchafo
angeſtellt haben , werden , auch ohne Beytritt des
Vormundo, durch ſolche Vertråge .. verpflichtet,
welche zur Führung dieſer eignen Wirthſchaft uns
mittelbar gehören .
$ . 21.
64 Erſter Theil. Fünfter Titel.

S. 21. Pflegebefobine, welche unter vormund:


fchaftlicher Genehmigung ſich zu einem gewiſſen
Zwecke oder Geſchäfte beſtimmt haben , ſind fåhig
alle Vertråge zu ſchließen , ohne welche ſie dieſe
Beſtimmung nicht erfüllen könnten.
!
8. 22. Von den Vertragen der Kinder , die
noch in våterlicher Gewalt find , ingleichen der
verheyratheten Frauensperſonen , ſind nåßere Bes
ſtimmungen gehörigen Orts feſtgeſeßt. ( Th. II.
Sit. 1 Tit. II.)
S. 23. Unverheyrathete Frauensperſonen wer:
den , dafern die Provinzialgeſege keine Ausnahme
machen , ben Schließung der Verträge den Manns
perſonen gleich geachtet.
V. 24. Blinde, Taube, und Stumme , konnen in
fo weit Verträge ſchließen , als ſie ihren Willen
deutlich und mit Zuverläßigkeit zu åußern ver :
mögen .
S. 25. Sind ihnen aber Vormänder beſtellt , ſo
haben ſie wegen der Fåhigkeit , Vertråge zu ſchlieſ
fen , die Rechte der Blödſinnigen.
S. 26. In wie fern, und unter was für Erfors
derniſſen Corporationen und Gemeinen durch
Vertråge verpflichtet werden können , iſt nach ih
ren vom Staate
Staate genehmigten Grundvertragen
zu beurtheilen .

§. 27. Wo dieſe nichts beſtimmen , iſt auf die


wegen der verſchiednen Arten der Corporationen
ergangnen Gefeße Rücfficht zu nehmen.

§ . 28. Wo auch dieſe nichts beſonderes vers


ordnen , da bleibt es bey den von Verpflichtung
der Corporationen überhaupt vorgeſchrieben all
gemeinen Grundſägen. (Ch . II. Tit. V :)
S. 29. Deffentliche Caſſen können nur unter
1
Genehmigung des vorgeſeßten Departements durch
Vertråge verpflichtet werden .
$ . 30 .
Von Vertrågen . 65

8. - 30. Ift nach der Verfaſſung der Eaſie die uns


mittelbare Genehmigung des Landesherrn noths
wendig , ſo muß das vorgeſeşte Departement
denjenigen , der mit der Caſſe fich einlaſſen will,
vor oder doch gleich bey Abſchließung des Vers
trags , bey eigner Vertretung , davon 1 benachrich :
tigen .
S. 31. Jeder Contrahent iſt ſchuldig, nach den
Eigenſchaften des Andern , welche auf deſſen fác
higkeit , Vertråge zu ſchließen , Einfluß haben
können , ſich gehörig zu erkundigen .
$ . 32. Der bloße Mangel der Wiſſenſchaft von
der Unfähigkeit des einen Theils ſoll alſo dem an
dern niemals zu ſtatten kommen .
S. 33. Wer aber , 'nach gehörig angeſtellter
Erkundigung, dennoch von einem Unfähigen zur
Schließung eines Vertrags verleitet worden , kann
aus dem Vermögen deſſelben Schadloshaltung
fordern.
V. 34. Wer mit einer Perſon unter achtzehn
Sahren Vertrage ſchließt, kann ſich mit der Una
wiſſenheit ihres minderjährigen Alters niemals
entſchuldigen .
S. 35. Ein Gleiches gilt gegen den , welcher.
einen Unfähigen bloß auf deſſen Verſicherung ,
, auch wenn dieſelbe eidlich beſtårkt würde , für
fåhig angenommen hat.
$. 36. Wer , ſeiner Unfähigkeit ſich bewußt,
einen andern zur Schließung eines Vertrages vers
leitet hat, folt als ein Betrüger geſtraft werden .
( Th. II . Tit. XX . Ubſchn. XIV . )
§ . 37. Ein Vertrag , welcher wegen der Une
fåhigkeit des einen Theils unverbindlich iſt , ers
langt durch ein nach gehobener Unfähigkeit erfols
gendes Anerkenntniß nur in ſo fern verbindliche
Kraft , als dies Anerkenntniß ſelbſt für einen neuen
rechtsgültigen Vertrag angeſehen werden kann.
algem. Geſerb. 1. Band, E g. 38.
66 Erſter Theil. Fünfter Titel.

Ein ſolcher neuer Vertrag erſtreckt ſich


§ . 38.
nur alsdann auf den Anfang des Geſchäftes ille
rück , wenn dieſes zugleich ausdrücklich verabredet
worden.
IT. Gegens $. 49. Ueber alles , was der Gegenſtand einer
tande.
rechtsgültigen Willenserklärung feyn kann , Kóns
nen auch Vertråge geſchloſſen werden . ( Tit. IV .
$. 5-19. ).
2 ) Vertrås S. 46. Verträge , durch welche jemand die
e rüber die Handlung eines Dritten verſpricht, verpflichten
gen , oder denſelben in der Regel nur , ſeine Bemühungen
zur Bewirkung der verſprochnen Handlung an :
juwenden .
§. 41. Kann er dadurch die Handlung nicht
bewirfen , ſo iſt auch für den andern Theil keine
Verbindlichkeit , den Vertrag von feiner Seite zu
erfüllen , vorhanden.
$. 42. Vielmehr muß ihm dasjenige, was er
auf Rechnung eines ſolchen Vertrags bereits geges
ben oder geleiſtet hat , zurückgegeben , oder wenn
dies nicht geſchehen kann , vergütet werden .
2 §. 43. Hat der Verſprechende keine Mühe ans

gewendet, die verſprochne Handlung zu bewirken,


fo muß er dem Andern den aus deren Unterbleibung
entſtehenden Schaden erſeßen.
§ . 44. Ein Gleiches findet ſtatt, wenn der Vers
fprechende durch ſein eignes grobes oder måßiges
Verſehen Schuld daran iſt , daß die verſprochne
Handlung nicht erfolgt.
S. 45. Erhellet aus dem Vertrage , daß der
Verſprechende nicht bloß ſeine Bemühungen an :
zuwenden , ſondern wirklich für den Erfolg zu
Rehen übernommen habe , ſo muß er ben nicht
bewirkter Handlung dem Undern vollſtändige
Gnugthuung leiſten .
b) áber
Die Sache § . 46. Haben bende Theile ausdrücklich über
fremde Sachen oder Rechte einen Vertrag ges
ſchloſ
Von Vertragen . 67

fchloßen , ſo iſt anzunehmen , daß der Eine fich eine Drive


ten.
nur verpflichten wolle , den Dritten zum Beſten 1
des; Andern zu einer dem Vertrage gemäßent
Handlung zu vermogen.
§. 47. Kann dieſe Abſicht der Contrahenten
nach dem Anhalte des Vertrages oder nach den
Umſtänden nicht angenommen werden , ſo hat
dergleichen Vertrag keine rechtliche Wirkung.

§ . 48. Doch muß jeder dem Undern dasfer


nige , was in Rückſicht auf einen ſolchen Vertrag
wirklich gegeben , oder geleiſtet worden , bers
güten .
8. 49. • Hat derjenige , welcher die fremde Sas
che verſpricht, für den Erfolg zu ſtehen , fich aus :
drücklich verpflichtet, ſo findet die Vorſchrift des
8. 45. Anwendung.
9. 50. lag ben dem Vertrage um die Sache
oder das Recht eines Dritten eine unerlaubte
Handlung von Seiten beyder Theile zum Grunde,
ſo fållt der von einem oder dem andern daraus
ſchon gezogne Gewinn dem Fiskus anheim .

§ . 5i. Verträge, wodurch jemand au abſolute) åber


unmigliche
unmöglichen Handlungen oder Leiſtungen vers Handlun
pflichtet werden ſoll , ſind nichtig. gen.
S. 52. Gleiche Bewandniß hat es mit der $
bedingten ( hypothetiſchen ) Unmöglichkeit , wenn
ſie zur Zeit des geſchloſſenen Vertrages beyden
Theilen bekannt, oder beyden unbekannt war.

Q. 53 War die bedingte Unmöglichkeit nue ,


demjenigen bekannt , , der zu der unmöglichen
Handlung oder Leiſtung fich verpflichtete , ſo
muß er den andern Theil vollſtåndig entſchás
digen .
§. 54. Wußte nur derfenige , welcher eine
Handlung oder Leiſtung fich verſprechen liefing
daß dieſelbe dem Verſprechenden unmöglich fena
10
68 Erſter Theil. Fünfter Titel.

ſo hat .zwar - der Vertrag felbſt keine verbindliche


Kraft ;
S. 55. Hat jedoch der , welcher fich das Uns
mögliche verſprechen ließ , dem Verſprechenden
in Rüdſicht auf den Vertrag bereits etwas geges
ben , oder geleiſtet , To iſt das Geſchäft für eine
Schenkung anzuſehen.
S. 56. In allen Fällen beſteht der Vertrag,
wenn darinn einem oder dem andern Theile die
Wahl gelaſſen worden , ſtatt des Unmöglichen
etwas anders zu fordern , oder zu leiſten .
§ . 57. Gleiche Bewandniß hat es alsdann,
wenn die ben Schließung des Vertrags obwals
tende ' bedingte Unmöglichkeit bis zu der zur Ers
füllung beſtimmten Zeit aufhört.
d ) åber S. 58. Verträge über Sachen , welche dem
welche bern Verkehr entzogen worden, ſind in ſo fern gültig,
Verkehr als das Hinderniß gehoben werden kann.
entzogen
fint. §. 59. Doch kann die Erfüllung erſt nach
wirklich erfolgter Hebung des Hinderniſſes ges
fordert werden .
9. 60. Iſt dazu eine gewiſſe Zeit beſtimmt, jo
verlieret, nach fruchtloſem Ablaufe derſelben , der
Vertrag von ſelbſt ſeine Kraft.
§ . 61. Iſt keine Zeit beſtimmt, ſo muß dies
felbe, auf Verlangen des einen oder andern Theils,
von dem Richter , nach Bewandniß der Umſtånde,
feſtgeſeßt werden .
S. 62. Hångt die Hebung des Hinderniſſes von
der Handlung eines Dritten ab , zu deren Bewirs
kung ſich einer der Contrahenten verpflichtet hat,
ſo finden die Vorſchriften §. 40:45. Anwendung .
8. 63. - Hat keiner von beyden Theilen fich
zur Hebung des Hinderniſſes beſonders verpflich :
tet , ſo liegt die Verbindlichkeit dazu ' demfenigen
ob , dem allein nur das Daſeyn deſſelben ber
fannt war,
S. 64.
Von Vertrågen . 69

$. 64. War das Daſeyn des Hinderniſſes bens


den Theilen bekannt , ſo muß derjenige , welcher
wegen eines Mangels in ſeiner Perſon , über eine
ſolche Sache den Vertrag nicht ſchließen kann,
für die Hebung des Hinderniſſes ſorgen.
S. 65. Kann auch hiernach die Frage nicht
entſchieden werden , ſo iſt bey bloß wohitgáti
gen Vertragen derjenige , welcher den Vortheit
genießen will , für die Hebung des Hinderniſſes
zu ſorgen verpflichtet.
$ . 66. Bey låſtigen Bertrågen aber ħaben
bende Theile dazu gleiche Verbindlichkeit.
. 67. Kann , der gehörig angewandten. Mähe
: ungeachtet, das Hinderniß nicht gehoben werden,
To findet alles dasjenige ſtatt, was für den Fall,
wenn über eine bedingt unmögliche Handlung
oder {elſtung ein Vertrag geſchloſſen worden,
S. 52. 57. verordnet iſt.
§. 68. Verträge über unerlaubte. Handlungen e) über utz
erlaubt e
gelten eben ſo wenig , als über unmögliche. Handlun
$. 69. Kann jedoch von dem entgegen ſtehen: gen .
den Verbotsgeſeße Diſpenſation ſtatt finden , ſo .
gilt von ſolchen Vertrågen eben das, was von Vers
trágen über Sachen , die dem Verkehr entzogen
ſind , S. 58-67. vorgeſchrieben iſt.
§ . 70. Verträge, deren Erfüllung niemanden (2 von nug
loren .
einen Vortheil oder Nußen gewähren kann , muf
fen auf den Antrag desjenigen , welcher das
durch belaſtet iſt , von dem Richter aufgehoben
werden.
§. 71. Verträge , deren Gegenſtand fich gar 82 pon un
nicht beſtimmen låßt, oder deren Beſtimmung oder Vertragen .
Erfüllung der Willkühr des Verpflichteten lediglich
überlaſſen iſt, ſind unverbindlich . ( S. 235-240 .)
$. 72. If die nähere Beſtimmung einer unbes
ftimmt übernommenen Verbindlichkeit dem Aus
ſpruche eines Dritten überlaſſen worden , ſo iſt
E 3 ber
!
70
Erſter Theil. Fünfter Titel..

der Bettrag gültig , wenn der Dritte den Augs


ſpruch thut.
. 73. Er kann aber , denfelben zu thun , mi
der ſeinen Willen nicht angehalten werden .
b) Bertrage
über den § . 74. Auch die Vortheile eines Dritten fòn :
Mortheil nen der Gegenſtand eines Vertrages feyn .
eines Drits
ten 75. Der Dritte ſelbſt aber erlangt aus et ="
nem ſolchen Vertrage , an deſſen Schließung er
weder mittelbar noch unmittelbar Theil genom
men þat , erft alsdann ein Recht , wenn er
demſelben mit Bewilligung der Hauptpartenen *
beygetreten iſt.
§. 76. Bis dieſer Beitritt erfolgt, kann der zu
ſeinem Vortheile ' geſchloſſene Vertrag nach dem
Einverſtåndniſſe der Contrahenten geändert, oder
gar aufgehoben werden .
. 77: Jſt aber dem Dritten der Untrag zum
Beytritte eininal geſchehen , ſo müſſen die Contra
henten ſeine Erklärung über die Annahme ab:
warten .
Hi. Dog
der Acces 78. Ulles , was zur Rechtsgültigkeit einer
ptation SWillenserklärung überhaupt .gehört , wiro auch
zur Gültigkeit der Annahme eines Verſprechens
erfordert.
. 79. Durch die Annaħme eines gültigen Ver:
( prechens wird der Vertrag geſchloſſen .
S. 80. Der Augenblick , in welchem die Än:
Nahme gehörig erklárt worden , beſtimmt alſo auch
den Zeitpunkt des geſchloßnen Vertrags. he
§ . 81. Handlungen , welche die Annahme des
Verſprechend vorausſeßen , werden einer ausdrück:
lichen Annahme gleich geachtet.
S. 82. Wenn das , was der eine Theil forbert,
oder verlangt , von dem andern bewilligt wor
ben , ſo bedarf es von Seiten des erſtern keiner
beſondern Annahme.

S. 83.
Von Vertrågen . 71

$ 83. Durch die Annahme kann niemand


mehr Recht, erwerben , als von dem Undern ans
getragen worden.
J. 84. Die Unnahme muß unbedinge und
uneingeſchränkt ſeyn , wenn dadurch der 264
fchluß des Vertrags erfolgen ſoll.
$. 85. Geſchieht die Annahme nur unter Bes
dingungen oder Einſchränkungen , ſo kann der
Verſprechende ſeinen Antrag zurücknehmen.
ſ . 86. Verträge fönnen nicht nur perſönlich
oder durch Bevollmächtigte , ſondern auch durch
Briefwechſel errichtet werden .
S. 87. So weit Perſonen auf den Grund einete
wirklich aufgetragnen , oder einer zu vermuthens
1
den Vollmacht , die Geſchäfte eines Undern zu
beſorgen berechtigt find , ſo weit können ſie auch
Anträge , die ihm geſchehen , in ſeinem Namen
annehmen. ( Tit. XIII . S. 120. fqq.)
§. 88. Xußer dieſem Falt erlangt durch die
Annahme eines Dritten derjenige , welchem das
Verſprechen geſchehen iſt , in der Regel nochy,
kein Recht. ( Tit. XI. §. 1060. )
§ . 89. Iſt aber durch die erklärte Annahme ein
wirklicher Vertrag zwiſchen dem Verſprechenden
und dem Annehmenden zu Gunſten des Dritten
geſchloſſen worden , fo finden die Vorſchriften
§. 74-77. Unwendung.
§ , 90. Die Annahme eines Verſprechens muß, Beftims
mung der
wenn ſie gegen den Perſprechenden verbindlidze Zeit der
Kraft haben ſoll , zur gehörigen Zeit geſchehen . Annahme.
$. 91. Hat der Antragende einen gewiſſen
Zeitraum - zur Erklärung über den Antrag beis
ſtimmt, ſo iſt der Andre bis zum völligen Ablaufe
dieſes Zeitraums zur Unnahme berechtigt.
§ . 92. Hat der Antragende die Zeit zur Erklås
rung über den Antrag dem Gutbefinden des Andern
überlaſſen , ſo kann er dennoch , wenn der Andre
zögert;
Erſter Theil. Fünfter Titel.

aðgert, demſelben eine Friſt zur Annahme bec


ſtimmen.
S. 93. Iſt jedoch die Bedenkzeit ausdrücklich
zu einem gewiſſen Zwecke verſtattet worden , ſo
muß die zu beſtimmende Friſt ſo beſchaffen ſeyn ,
daß innerhalb derſelben der Zwed erreicht wers
den könne.
S. 94. Iſt ben dem Antrage wegen der Zeit zur
Annahme gar nichts beſtimmt worden , ſo muß die
Erklärung über einen inundlichen Antrag ſogleich ,
als derſelbe geſchehen iſt, abgegeben werden .
S. 95. Iſt unter Perſonen , die an Einem Orte
rich aufhalten , der Antrag ſchriftlich geſchehen , ſo
muß die Erklårung darüber binnen vier und zwan
aig Stunden erfolgen .
S. 96. Iſt der Artrag unter Abweſenden ſchrift
lich geſchehen , ſo kommt es auf den Zeitpunft an ,
da der Brief an dem Orte , wo der Undre fich auf:
hålt, nach dem gewöhnlichen Laufe der Poſten hat
eingehen können .
5. 97: Mit der nächſten fahrenden oder reiten
den Poſt , welche nach dieſem Zeitpunkte abgeht,
muß der Antrag beantwortet werden .
D. 98. Doch iſt, wenn mit der erſten Poſt Feine
Antwort erfolgt , der Antragende ſchuldig , noch
den nächſtfolgenden Poſttag, wegen möglicher Zwi
ſchenfälle, abzuwarten .
S. 99. Sit der ſchriftliche Antrag durch einen
eignen Boten geſchehen ; ſo muß der Antragende
den långſten Zeitraum , binnen welchem ein ſolcher
Bote ohne ungewöhnliche Zwiſchenfälle zurück:
kommen kann, abwarten .
D. 100. Kommt der Bete in dieſein Zeitraume
nicht zurück , ſo muß , der Antragende den andern
davon benachrichtigen , und ihm zugleich eröffnen ,
ob er noch ferner an den Antrag gebunden ſeyn
wolle .
1 $. 10L
1

Von Vertragen . 73

S. 101. Geſchieht der Antrag einer Corporas


tion oder Gemeine , ſo muß der Antragende auf
die Erklärung derſelben ſo lange Zeit warten , als
erforderlich iſt , daß über den Antrag ein verfaſſungs
måßiger Entſdyluß genommen und ihm bekannt ge
macht werden fönne.
S. 102. In allen Fällen , wo nicht ein Undres
ausdrücklich beſtimmt iſt , wird dafür gehalten , daß
die Annahme in dem Zeitpunkte geſchehen ſey , wb
der Annchmende alles gethan hatte , was von ſeiner ,
Seite zur Bekanntmachung ſeiner Erklårung an
den Antragenden erforderlich war .
$. 103. So bald aber die vorſtehend $. 90. faqa 8
beſtimmten Friſten zur Erklärung über den Antrag
fruchtlos verlaufen ſind , kann der Antragende zu:
růcftreten .
§ . 104. Er muß jedoch demjenigen , welchem
der Untrag geſchehen iſt , unter Gegenwärtigen ſoc
fort , unter Abweſenden aber mit det nåchſten
Poſt Nachricht geben , daß er den Antrag zu:
rúdnehme.
S. 105. Hat er dieſes unterlaſſen , und es findet
fich in der Folge , daß der Andre feine Annahme
wirklich zu rechter Zeit erklärt habe , ſo muß er
demſelben für den Schaden , welcher aus den zur
Erfüllung des Vertrags gemachten Anſtalten in der
Zwiſchenzeit erwachſen iſt, gerecht werden.
. 106. Wenn nach geſchehenem Untrage , und
vor dem Ablaufe der vorſtehend beſtimmten Friſten ,
der eine oder andre Theil verſtirbt, ſo wird durch
dieſen Tod in den Rechten und Pflichten wegen
der Annahme nichts geändert.
g. 107. Zielte jedoch der Antrag ausdrücklich
nur zur perſönlichen Begünſtigung desjenigen ab,
welchem Berſelbe gemacht wurde , To find ſeine Ers
ben zu der von dem Erblaſſer noch nicht geſchehe
nen Annahme nicht berechtigt.
E 5 . 108.
74 Erſter Theil. Fünfter Titel.

§. 108 : In Fällen , wo wegen des Abſter:


bens eines oder des andern Theils , von einem
ſchon wirklich geſchloßnen Vertrage vor der Ers
füllung wieder abgegangen werden kann , geht
durch den Tod auch das Rechtigur Annahme ver:
loren. ($. 415. fqq .)
IV . form
. 109. Zur Gültigkeit eines Vertrags gehört,
der Ders
trág :. außer der wechſelſeitigen Einwilligung, auch die
Beobachtung der in den Gefeßen vorgeſchriebe: 1
nen Form .
2. S. 110. Iſt aber die Beobachtung einer Forma
fitát im Gefeß nur unter Androhung einer Strafe
,
gleich die Formalitat verabfäuint worden . 1.131
1) Nach S. III. Die Form eines Vertrags iſt nach den
welchen
(8 jesent Geſellen des Orts , wo er geſchloſſen worden igu
die Form beurtheilen .
ju beurs
Theilen , rey. $ . 112. fft unter Abweſenden ein förmlicher
Vertrag errichtet worden , ſo wird die Form deſſel:
ben nach den Geſeken desjenigen Orts beurtheilt,
von welchem das Inſtrument datirt iſt.
:: S. 113. Iſt aber der Vertrag anter Ubweſens
den bloß durch Briefwechſel ohne Errichtung eines
förmlichen Inſtruments geſchloſſen worden , und
waltet in den Wohnortern der Contrahenten eine
Verſchiedenheit der geſeblichen Formen ob , fu iſt
die Gültigkeit der Form nad, den Gefeßen desjenis
gen Drts zu beurtheilen , nach welchen das Ges
ſchaft am beſten beſtehen kann.
S. 114. Eben dieſes findet ſtatt, wenn der Ver
trag von mehrern Orten , welche in Unſehung der
Form verſchiedene Rechte haben, datirt iſt.
$. 115. In allen Fällent , wo unbewegliche Sa:
chen , deren Eigenthum , Beſik , oder Nußung,
der Gegenſtand eines Vertrags ſind , müſſen wegen
der Form die Geſeße des Orts , wo die Sache liegt,
beobachtet werden .
$. 116 .
Von Vertragen . 75

ſ. 116. Vertråge , welche vermoge bes Geſeßes ») Von


ſchriftlichen
oder eine Übrede der Partenen , ſchriftlich geſchloſ: Vertrågen.
fen werden ſollen , erhalten ihre Gültigkeit erſt durch
die Unterſchrift. 1/1
S. 117. In allen Fällen , wo die Parteyen dert
Bertrag ſchriftlich zu ſchließen verabredet gaben,
wird vermuthet, daß nicht bloß der Beweis , fons
dern ſelbſt die verbindliche Kraft des Veľ:
trages von der ſchriftlichen Abfaſſung deſſelben
abhången ſolle.
S. 118. Uuch eigenhåndig geſchriebene Vuffäße
find, vor hinzugekommener Unterſchrift , nicht für
vollendete Verträge zu achten.
K. 119. Die Beſiegelung eines unterſchriebenen
und ausgehändigten Inſtruments aber iſt nicht
nothwendig , wenn gleich darin der Siegel gedacht
wird.
§. 120. Eine von benden Theilen unterſchrie: 3) Von
Punctatios
bene Punctation , aus welcher die gegenfeitige Ein nell .
willigung derſelben in alle weſentliche Bedingungen
des Geſchäfts erhellet , ift init einern förmlichen
Contract von gleicher Gültigkeit.
§. 121. Es kann alſo auf Erfüllung derſelben
geklagt werden .
f. 122. Iſt zur gerichtlichen Verlantbarung,
Beſtåtigung, oder Eintragung eine förmliche Aus:
fertigung des Vertrages nothwendig , ſo kann dieſe
nach dem Inhalte der Punctation von dem Richter
verfügt werden .
S. 123. Weigert ein Theil feine IInterſchrift
beharrlich , ſo kann der Richter dieſelbe ergänzen .
$. 124. Iſt der Gegenftand ein auswärtiges
Grundſtüd , und nach den Gefeßen des Drts ein
von benden Theilen unterſchriebener förmlicher
Contract nothwendig ; ſo fann der die linterſchrift
beharrlich verweigernde Theil durch Erecution daju
angehalten werden .
$. 125.
76 Erſter Theil . Fünfter Titel .

S. 125. Fehlen aber in der Punctation meſente


6
liche Beſtimmungen ; oder haben die Parteyen die
Verabredung gewiffer Nebenbedingungen ſich darin
ausdrücklich vorbehalten , ſo ſind dergleichen Puns
ctationen nur als Tractaten anzuſehen .
$ . 126. Das von Gerichten oder von einem
Juſtizcommiſſario aufgenommene Protokoll über
einen zu errichtenden Vertrag hat mit einer Puncta
tion gleiche Wirkung.
4 ) Von g. 127. Iſt ein Vertrag ſchriftlich geſchloſſen
mündlic res worden , ſo muß alles , was auf die Verabredung
Nebenabhen
den. Der Parteyen ankommt , bloß nach dem ſchriftlichen
Contracte beurtheilt werden.
§ . 128. Auf vorgeſchüßte mündliche Nebens
abreden wird, ohne Unterſchied des Gegenſtandes,
keine Rückſicht genommen .
Ñ. 129. Vielmehr müſſen Nebenbeſtimmungen,
welche die Art , den Ort , oder die Zeit der Erfül:
lung , oder andre dabey vorkommende Maafgaben
betreffen , ſo weit ſie im Contrakte nicht feſtgeſeßt
worden , von dem Richter lediglich nach den Por:
ſdriften der Geſeße ergånztwerden .
130. Was im Contrakte unleſerlich ges
ſchrieben , oder 'undeutlich ausgedrückt worden,
und nicht aus dem Zuſammenhange klar erhel:
let , muß auf andre zuverläßige Art ausgemit:
telt werden.
s ) Gefeka S. 131. Ein jeder Vertrag, deſſen Gegenſtand
liche oth rich über Funfzig íhaler in Silber: Courant belåuft,
ſchriftlicher muß ſchriftlich errichtet werden .
Berträge. . 132. Iſt der Vertrag auf Gold geſchloſs
fen , ſo werden Drey Thaler Silber - Courant
einem Dufaten und Fünf und ein Viertel
Thaler einer Goldmünze von Fünf Thalern
gleich gerechnet.
In wie fern Ø. 133. Auch andre bloß einſeitige Willenser

hiera ichrift Flårungen müſſen ben Gegenſtänden über Funfaig


Thar
Don Bertrågen. 77

Thaler, fo bald ihre Folgen lich auf die Zukunft faffung andern der
hinaus erſtrecken ſollen , ſchriftlich abgefaßt werden . Willensers
S. 134. Zu Entſagungen und Verzichtleiſtun : klärungen
gen , nicht aber zum Beweiſe der erfolgten Zahlung, dis reg.
oder ſonſtigen Erfüllung einer Verbindlichkeit, ſind
1
ſchriftliche Urkunden erforderlich.71,T2118
. 135. Verträge und Erklärungen über Grund- Nähere
gerechtigkeiten , ingleichen über beſtåndige perſon- mungen.
liche Saſten und Pflichten , erfordern allemal eine a) ben Sa
rechtigkeis
ſchriftliche Abfaſſung. ten,
8. 136. Bey terminlichen Leiſtungen , wo ent: b) ber tere
weder die Zahl der Termine unbeſtimmt iſt, oder Leifungen.
fåmmtliche Termine zuſammen die Summe von
funfzig Thalern überſteigen, ſind ſchriftliche Con
trakte nothwendig.
S. 137. Doch bedarf es bey den Miethen des
gemeinen Geſindes keines ſchriftlichen Vertrags.
( TĄ. II. Tit. V. Abſchn. I.)
$. 138. Ben gewagten Vertragen wird nicht auf c) ben ges
die Größe des ungewiſſen Gewinns, ſondern nur Verträgen.
auf das geſehen , was dagegen geſeßt oder verſpro
chen worden .
. 139. Iſt aber von benden Seiten ein gewags
tes Geſchåft vorhanden , ſo inuß der Vertrag alles
mal ſchriftlich abgefaßt werden .
§. 140. Conventionalſtrafen werden nicht zu d ) bey
Convention
der Summe oder dem Werthe der Sache gerechnet, nalfirafen.
worüber die Hauptverbindlichkeit eingegangen
worden .

141. Ueberſteigt aber dieConventionalſtrafe


felbſt die Summe von Funfzig Thalern , ſo iſt ein
ſchriftlicher Vertrag nothwendig .
§ . 142. Zwiſchen Abweſenden vertritt die ge Schließung
führte Correſpondenz die Stelle des ſchriftlichen Vertrage.
Vertrags , in ſo fern die Bedingungen und die durch Briefs
wechſel.
wechſelſeitige Einwilligung der Contrahenten dar:
aus zu entnehmen ſind.
f. 143
78
Erſter Theil. Fünfter Titel.

§. 143. Iſt zu dem Geſchäfte, worüber der


Vertrag geſchloſſen worden , die Ausfertignng eines
förmlichen Inſtrumentes erforderlich , ſo vertritt
der ' Briefwechſel die Stelle , einer Punctation .
( S. 120. 199. )
fate , in
Denen es S. 144. Es bedarf keines ſchriftlichen Vertrags,
keines wenn jemanden Sachen in Verwahrung gegeben :
fchrifttis
chen Vers werden . (Tit. XIV . Abſchn. I. )
trages bear S. 145 : Ingleichen wenn Gaſtwirthen, Fuhr.
Barf. Teuten , oder Schiffern , Habſeligkeiten von Reiz
ſenden anvertraut werden .
S. 146. Wenn ein Vertrag über bewegliche
Sachen von beyden Theilen ſogleich erfüllt wird,
ſo kann zur Unfechtung des folchergeſtalt. abges
machten Geſchäfts, der Mangel eines ſchriftlichen
Pertrages nicht vorgeſchübt werden .
§ . 147. Auch kann keiner von benden Theilen
wegen eines ſolchen abgemachten Geſchäfts , auf
den Grund vorgeblicher mündlicher Nebenabreden,
den andern in Anſpruch nehmen .
S. 148. Wenn über bewegliche körperliche Sas
chen außerhalb Landes an einem Orte , wo můnds
liche Vertråge ohne Unterſchied gültig ſind , der
gleichen Vertråge geſchloſſen worden , ſo kann fer
Mangel der ſchriftlichen Übfaſſung auch in den hies
ſigen Gerichten nicht vorgeſchüßt werden.
9. 149. Slaufhandlungen über Meß-und Markta :
waaren , die von Kaufleuten mit andern Perſonen
während der Meſſe oder des Marktes geſchloſſen ,
und ſogleich erfüllt, oder iu kaufmänniſch geführte
Bücher eingetragen worden , erfordern keinen
(chriftlichen Contrakt.
9. 150. Auſſerdem müſſen auch ſolche Kauf
Handlungen ſchriftlich abgefaßt, oder von beyden
1
Theilen dem ; nach Vorſchrift der Prozeßordnung,"
anzuordnenden Meß- oder Marktgerichte mündlich
angezeigt werden .
8. i5i .
Von Verträgen . 79

. 151. Was wegen der fchriftlichen Verträge


ben kaufmanniſchen Geſchäften , unter Kaufleuten ,
in und außer den Mefien und Märkten Rechtens
fen , iſt gehörigen Orts beſtimmt. ( TH. II . Tit. VIII .
Abſchn. VII.)
S. 152. Die von dem Schuldner geſchehene
lInterfehrift einer Rechnung über gelieferte Waa :
ren , oder Arbeiten , vertritt in allen Fällen die
Stelle eines ſchriftlichen Vertrags.
f. 153. Wenn ein Dritter einem zwiſchen ans
dern Contrahenten geſchloffenen Vertrage , welcher
nach den Gefeßen ſchriftlich verfaßt werden mußte;
bentreten will , ſo muß dieſer Beytritt ebenfalls
ſchriftlich erklärt werden.
§. 154. Mündliche Verlängerungen eines nach Pon Der
längeruns
den Gefeßen in Schriften abgefaßten Vertrages gen .
geltert nur ſo weit , als die Geſeße die Zuláßigkeit:
einer ſtillſchweigenden Verlängerung, und deren Fri
ſten, ausdrücklich beſtimmen. (Tit. XXI. Abſchn. II . )
S. 155. Iſt in . Fållen , wo die Gefeße einen Rechtliche
ſchriftlichen Vertrag erfordern , derſelbe bloß můnd- Folgen,
lich geſchloſſen , und noch von keinem Theile erfalt ſchriftliche
Ølbfaſſung
worden , To findet daraus feine Klage ſtatt. unterblies
S. 156. Hat aber ein Contrahent von dem an: ben iſt.
dern die Erfüllung bereits ganz oder zum Theil an
genommen , ſo iſt er verpflichtet, entweder den
Vertrag auch von ſeiner Seite zu erfüllen , oder
das Erhaltene zurückzugeben oder zu vergåten ., 1
S. 157. Wåhlt er lekteres , ſo muß er die auf
Rechnung des Vertrages erhaltene Sache in dem
Stande , wie er ſie empfangen hat , zurückgeben.
. 158. Wegen der Nußungen , ingleichen wes
gen der in der Zwiſchenzeit vorgefallenen Vers
beſſerungen , iſt er einem unrechtfertigen Beſizer
gleich zu achten. ( Tit. VII. § . 223. 1199.)
§. 159. Kann er die empfangene Sache, in dem
Stande,
in welchem ſie ſich zur Zeit der Uebergabe
befun
80 Erſter Theil. Fünftér Titel.

befunden hat , nicht zurückgeben , und will dennoch


den mündlichen Vertrag nicht erfüllen , ſo muß er
den måndlich verabredeten Werth erſeßen .
S. 160. Jít kein Werth verabredet worden , ſo
muß derjenige , welchen die Sache zur Zeit der
Uebergabe gehabt hat , ausgemittelt und erfekt
werden.
S. 161. Hat der , welcher den mündlichen Vera
trag nicht erfüllen will, dem andern Contrahenten
auf Rechnung deſſelben etwas gegeben , ſo kann er
daſſelbe zwar ebenfalls zurücffordern ;
$ . 162. Er muß aber die gegebene Sache in dem
Stande wieder annehmen , in welchem ſie ſich zu
der Zeit, da ſeine Weigerung zur Wiſſenſchaft des
Undern gelangt iſt, befunden hat.
Ş. 163. Ueberhaupt hat derjenige Contrahent,
welcher den mündlichen Vertrag zu erfüllen bereit
war , in Anſehung der an den andern , welcher
zurücftritt, zu leiſtenden Rückgabedurchgehende
die Rechte eines redlichen Befißers. (Tit. VII .
S. 188. ſqq .)
S. 164. Iſt einem oder dem andern Theile auf
Åbſchlag des mündlichen Vertrags etwas bezahlt
worden , ſo muß der , welcher zurücftritt , vom
Tage der empfangenen Zahlung , der andre aber,
welcher den Contrakt zu erfüllen bereit war , vom
Tage des ihm angekündigten gegenſeitigen Růd
tritts , landúbliche Zinſen entrichten .
S. 165. Hat der mündliche Vertrag Handlungen
zum Hauptgegenſtande gehabt , und ſind dieſe
fåmmtlich geleiſtet worden , ſo muß die Vergütung
nach der mündlichen Abrede erfolgen .
S. 166. Sind die Handlungen nur zum Theil
geleiſtet worden , und der Verpflichtete will durch
Leiſtung der übrigen den Vertrag nicht vollſtändig
erfüllen , ſo kann der Berechtigte von der man sich
Verabredeten Vergütung ſo viel abziehen , als e for :
derlich
Von Vertrågen . 81

derlich iſt , ſich die noch růcfſtåndigen Leiſtungen


zu verſchaffen .
S. 167. Wil hingegen der Berechtigte die lei:
ſtung der noch rückſtåndigen Handlungen nicht
annehmen , ſo muß der Werth der ſchon wirklich
geleiſteten nach den Gefeßen ausgemittelt und
vergütet werden.
S. 168. Uebrigens finden aus einem Floß můnd.
lichen Vertrage , wegen der von dem einen oder
dein andern Theile verweigerten Erfüllung, keine
Forderungen von Entſchådigungen oder Intereſſe
ſtatt.
S. 169. Iſt ein ſchriftlich abgefaßter VertragWas Reche
verloren gegangen , ſo ſind zur Uusmittelung , ſei: wenn der
nes Inhalts alle in den Gefeßen gebilligten Be: ſchriftliche
Vertrag
weismittel zulafig. nicht mehr
$ . 170. Hat einer der Contrahenten den Ver : vorbanden
ift.
luft oder die Vernichtung des Inſtruments vorſek
lich veranlaßt, ſo wird die Ungabe des andern von
dem Inhalte ſo lange får richtig angenommen , bis
das Gegentheil flar erwieſen iſt.
§. 171. Blinde und Taubftumme miſien ibre 6) Pon
ſchriftlichen Vertråge gerichtlich aufnehmen laſſen. chen Vers
S. 172. Perſonen , die des Schreibens und le: trågen .
ſens unkundig oder durch einen Zufall am Schrei
ben verhindert ſind , müſſen in Fällen , wo es eines
ſchriftlichen Contracts bedarf ſolchen gerichtlich
oder vor einem Juſtizcommiſſario errichten .
S. 173. Ben gemeinen landleuten dieſer Art iſt
die Uufnehmung vor den Dorfgerichten mit Zu.
ziehung eines ' verendeten Gerichtsſchreibers hin .
reichend.
S. 174. Außergerichtliche auch ſchriftliche Ver.
tråge ' ſolcher Perſonen , bey welchen die S. 171 .
172. 173. vorgeſchriebene Form nicht beobachtet
worden , werden den bloß mündlid, geſchloßnen
gleich geachtet.
Algem . Gejezb. I. Band. F $ . 175
82 Erſter Theil. Fünfter Titel.

§ . 175. Kann ein ſolcher Contrahent dem Pros


tokoúe oder Contrakte auch ſeine Namensunterſchrift
nicht eigenhåndig benfügen , ſo muß er das Inſtru
ment an der zur Unterſchrift beſtimmten Stelle
mit Kreußen oder einem andern gewöhnlichen
Handzeichen bemerken.
$. 176. Unter dieſen Zeichen muß der Richter
oder Juſtizcommiſſarius gehörig átteſtiren , daß
und warum ſie von dem Contrahenten ſtatt der
Unterſchrift gebraucht worden .
S. 177. Kann der Contrahent auch keine ſolche
Zeichen beyfügen , ſo muß ein von ihm geråhlter
Beyſtand die Unterſchrift in ſeinem Namen leiſten ;
und , daß dieſes geſchehen ſety , von dem Richter oder
Juſtizcommiſſario atteſtirt werden.
. 178. Die unterlaſſene Beobachtung dieſer
Vorſchriften ( S. 175. 176. 177.) benimmt zwar für
ſich allein dem Vertrage noch nichts an ſeiner ver:
bindlichen Kraft; der Richter oder Juſtizcommiſſas
rius aber wird wegen der daraus entſtehenden
Weitläuftigkeiten und Koſten , verantwortlich.
S. 179. Wer der Sprache, worin das Inſtru :
ment abgefaßt, werden ſoll , unfundig iſt, wird eis
nem , der nicht ſchreiben kann , gleich geachtet.
(S. 172.)
$. 180. Iſt der Richter oder Juſtizcommiſſa:
rius der Sprache eines ſolchen Contrahenten nicht
kundig , ſo mnuß ein vereydeter Dolmetſcher zuges
zogen werden.
$. 181 , Vereinigen ſich die Partenen über
einen unverendeten Dollmetſcher, ſo muß dieſes
im Protokolle ausdrücklich bemerkt werden .
D. 182. Mit dem Hauptinſtrumente zugleich
muß der Richter oder Juſtizcommiſſarius dem der
Sprache unkundigen Contrahenten eine Ueber
feßung deſſelben zur Unterſchrift vorlegen .
(S. 178. )
§. 183 .
Von Vertragen . 83

$. 183. Stimmt die Ueberſeburg mit dem Ori


ginal nicht überein , ſo gilt erſtere zum Vortheile
des Unkundigen .
§. 184. Die Unterlaſſung dieſer Vorſchriften
( 180. 182. 182.) macht zwar den Vertrag , wenn
deſſen Richtigkeit ſonſt nachgewieſen werden kann ,
nicht ungültig , wohl aber den Richter wegen Weits
låuftigkeiten und Koſten verantwortlich .
$. 185. Derjenige , welcher ſich ſchriftlich oder v . Von
zum Protokoll zu einem mündlich geſchloſſenen Perftárs
Vertrage bekannt hat , kann , ſo weit als die Ver : Verträge
abredungen aus dieſem Anerkenntniſſe erbellen , durch
Anerkennt
den Mangel der ſchriftlichen Abfaſſung nicht vora nis.
ſchüßen .
§ . 186. Durch das Anerkenntniß eines ſeiner
Form nach rechtsbeſtåndigen Vertrages werden die :
jenigen Einwendungen gehoben , welche fich auf
den Mangel einer 'freren oder ernſtlichen Einwillis
gung beziehen . 174.73
§. 187. Doch muß das Anerkenntniß zu einer
Zeit erfolgt ſeyn , wo das bey der erſten Schlies
fung des Vertrags entgegengeſtandene Hinderniß
gehoben war.
§. 188. Alsdann erſtreckt ſich aber auch Sie
Wirkung eines ohne Einſchränkung erfolgten Un
erkenntniſſes bis auf die Zeit des geſchloſſenen Vers
trags zurück.
S. 189. Solche Handlungen , woraus eine voll:
ſtåndige Kenntniß des Vertrags und zugleich die
wiederholte Genehmigung des ganzen Inhalts
begründen
deutlich erhellet , begrün den ein ſtilſchweigendes
Anerkenntniß.
ſ . 190. Fehlt es an einer hinreichenden Kennts
niß des Vertrags , ſo iſt gar kein verbindliches An.
erkenntniß vorhanden .
S. 191. Liegt in der Handlung nicht die Genehs
migung des Vertrags , nach ſeinem ganzen Inhalte,
fon :
84 Erſter Theil. Fünfter Titel.

ſondern nur eines Theils deſſelben , ſo kann die


Wirkung des Anerkenntniſſes auf die dadurch
nicht genehmigten Theile keinesweges ausges
dehnt werden .
. 192. In wie fern ein wegen perſönlicher Uns
fähigkeit eines Contrahenten ungültiger Vertrag
durch deſſelben nachheriges Unerkenntniß zur Gül:
tigkeit gelange , ift S. 37. 38. feſtgelegt.
2) durch . 193. Eine im Contrakt nur in allgemeinen
Crtfagung Uusdrücken geſchehene Ent agung der Einwendun:
wenduns gen hat keine rechtliche Wirkung .
gen. 9. 194. Auch ſolchen Einwendungen , welche
den Vertrag von Anfang an ungültig machen ,
kann darin nicht entſagt werden .
ſ . 195. Ein Gleiches findet von Einwenduna
gen ſtatt , die ſich auf ein Verbothsgeſek gründen .
S. 196. Solchen Einwendungen , die einem
Dritten zu ſtatten kommen , kann ein Contrahent
zu deſſen Nachtheil nicht entfagen.
S. 197. Andre Einwendungen , welchen im
Contraft ausdrücklich entſagt worden , können in
der Folge nicht mehr vorgeſchüßt werden .
S. ' 198. Doch muß der Sinn und Inhalt der
Einwendungen in dem Vertrage dergeſtalt aus:
gedrückt Penn , daß der Entſagende deutlich hat
+
einſehen können , worauf er eigentlich Verzicht
leiſte.
§. 199. Durch eidliche Beſtårkung erhált kein
Vertrag mehrere Kraft , als ihm die Geſeße ſchon
an ſich beylegen. ( Th. II . Tit. XX. " Abſchn .
XIV .)
3 ? durch $. 200. Gerichtliche Beſtåtigung iſt bey Vera
perich tliche
Bu fi& ti: trågen , nach gemeinen Rechten , nicht noth :
gung. wendig .
201. Wo ſie hinzukommt, begründet ſie
die Virmuthung , daß der Vertrag geſegmåßig
abgeſchloſſen worden.
8. 202 .
Von Vertrågen. 85

§ . 202. Gerichtliche Beſtätigung fekt allemal


eingerichtliches Anerkenntniß der Contrahenten
voraus .
$. 203 . Die Erfüllung eines gerichtlich beſtå
tigten Vertrags kann durch Einwendungen gegen
die Gültigkeit und den Inhalt deſſelben , welche
nicht ſogleich klar gemacht worden , nicht aufges.
halten werden
S. 204. Die gerichtliche Beftåtigung verſteht
fich jederzeit ohne Nachtheil der Rechte eines
Dritten .
S: 205. Draufgabe ( Arrha ) iſt das , was al$ 4 ) durch
Draufgabe.
Zeichen des geſchloßnen Vertrages-entrichtet wird ..
$ . 206. Was auf Abrechnung der übernomine:
nen Verbindlichkeit vorausgegeben worden , wird
Ungeld genaunt.
J. 207. Wo die Geiße oder der Vertrag felbſt
nicht ausdrücklich ein Undris beſtimmen , iſt. Die
Draufgabe zugleich als Angold - anzuſehen .

S. 208. Iſt aber die Draufgabe von andrer Art


afs dasjenige , was der Gebende vermoge des
Contrakts zu leiſten hat, ſo hat dieſelbe nicht die
Eigenſchaft eines Ungeldes.
. 209. Was wegen der Brautgeſchenke, und
bey dem Miethgelde des Gefindes Rechte;es Ten , iſt
gehörigen Drts beſtimmt. ( Th. II . Tit . I. Abſchn. 11 .
Tit. V. Abſchn . I. )
1 f. 210. Der Empfänger der Draufgabe kann
fich , durch Zurückſtellung derſelbena von der über:
nommenen Verbindlichkeit nicht befreyen ..
$. 211. Auch der Geber kann ſich durch Zufop :
ferung der Draufgabe von der Erfüllung des Ver
trags nicht losmaden .
$ . 212. Iſt das Gegentheil, und daß gegen Was Rechs
Verluſt oder Erſaß der Draufgabe der Rücktritt tens ofen
von dem Vertragė ſtatt finden ſolle , ausdrücklich die Drauf:
# 3 verab :
86 Erſter Theil. Fünfter Titel.

gabe zus verabredet , ſo vertritt die Draufgabe die Stelle


aleich eine einer Wandelpon . (S. 312. ſqq.)
Wandels
pón , oder
$ . 213. Tritt in einein ſolchen Falle der Ges
ber zurück , ſo behålt der Empfänger die Drauf
gabe , kann aber keine weitere Entſchädigung
fordern .
$ . 214. Tritt der Empfånger zurück, ſo muß
der Geber mit Erſtattung der Draufgabe ſtatt der
Entſchädigung ſich begnügen .
J. 215. Hat aber einer von beyden Theilen mit
Erfüllung des Vertrags bereits den Anfang ges
macht, ſo kann , wenn auch die Draufgabe wirk:
lich als Wundelpón gegeben worden , dennoch wes
der der , welcher ſchon zum Theil erfüllt , noch der,
welcher dieſe Erfüllung angenommen hat , wider
den Willen des andern zurücftreten .
$ . 216. In allen Fällen geht das Eigenthum
der Draufgabe, mit allen ſeinen Wirkungen , fos
gleich auf den Empfänger über.
by wenn 8. 217. Iſt von einer eigentlichen Draufgabe,
ſie keine
Wandels die nicht als Wandelpón ' gegeben worden , die
pin ift. Nede , und der Vertrag geht durch die Schuld
des Empfängers zurüdf , ſo hat der Geber die
Wahl : ob er , außer der übrigen ihm zukom :
menden Entſchädigung, die Draufgabe in Natur,
ſo wie ſie iſt , zurücknehmen , oder den Werth,
welchen ſie zur Zeit der Uebergabe hatte , for:
dern wolle.
$. 218. Geht der Vertrag durch die Schuld
des Gebers zurück, ſo verliert derſelbe die Drauf:
gabe .
$ . 219. Doch muß ihm deren Werth auf
die dem Empfånger noch etwa außerdem zu leis
ftende Entſchådigung zu gute gerechnet werden .

S. 220. Wird der Vertrag ohne beſondres


Verſchulden eines oder des andern Theils růck
gångig,
Von Vertragen . 87

gångig , ſo muß die Draufgabe , ſo wie ſie als :


dann iſt , zurückgegeben und genommen werden .
S 221. Ein Gleiches findet ſtatt , wenn der
Vertiag durch wechſelſeitige Einwilligung ben.
der Theile wieder aufgehoben wird , oder wegen
Mangels der rechtlichen Erforderniſſe nicht beſte
hen kann.
S. 222. Iſt in dieſen Fällen C8 . 220. 221. ' die
Draufgabe nicht mehr vorhanden , ſo muß der
Werih derſelben , wie er zur Zeit des Empfangs
geweſen iſt , erſtattet werden .
§ . 223. liegt der Mangel bloß in der Unter:
laſſung der ſchriftlichen Abfaſſung , ſo hat es bey
den Verſchriften . 156. 199. ſein Bewenden .
S. 224. Hat jemand von einer Perſon , wel:
cher die Geſeße die Fähigkeit , einen ſolchen Vers
trag zu ſchließen , verſagen , eine Draufgabe an
genommen , ſo findet ; zum Vortheile des Gebers,
die Vorſchrift des g . 217. Anwendung.
§ . 225. In allen Fällen , wo von Erſtattung ei
ner Draufgabe , die in Gelde oder andern ver:
brauchbaren Sachen beſteht , die Rede iſt , muß
ſtatt der Rückgabe in Natnr, eben fo viel von der:
ſelben Art zurückgegeben werden .
§. 226. Die Contrahenten können die Rechte, VI. Neben
beſtimmuns
welche ſie einander einråumen , durch Beyfügung gen bey
von Bedingungen , Zwecken , Bewegungsgrûns Vertrågen
1 ) Srdins
den , oder ſonſt, ſowohl in dem Haupt- als in Nes gung ,
benvertrågen , nach Gutfinden beſtimmen , erwei: 3neck, He:
wegungos
tern oder einſchránken. (Tit. IV . 8. 99. fqq.) grund.
§ . 227. Unerlaubte Bedingungen , welche nach
den Geſeßen ben Willenserklärungen überhaupt
t t
nich ſtat fin den , ent krä fte n ein en jed en Vertrag ,
welchem ſie beygefügt worden . ( Tit. 1V.S. 137.)
§ . 228. Iſt nicht der Hauptvertrag ſelbſt , ſon
dern nur eine gewiſſe Nebenbeſtimmung oder
Abrede an eine ſolche unerlaubte Bedingung ges
bunden ,
$ 4
88 Erſter Theil . Fünfter Titel.

bunden , ſo wird auch nur dieſe dadurch ent:


kräftet,
S. 229. Daf ein Vertrag unter beſondern Bes
dingungen geſchloſſen worden , wird , , auch bery
mündlichen gültigen Vertrågen , nicht vermuthet.
2 ) Zeit,
S. 230. Iſt die Zeit der Erfüllung in dem Ver :
trage nicht beſtimmt , ſo tritt , bey entſtehendem
1 Zweifel, die richterliche Beſtimmung ein.
. 231. Dabey maß der Richter auf die wahr.
ſcheinliche Abſicht der Parteyen bey dein Ge
ſchafte ; auf den Zweck , wozu der , dem etwas
geleiſtet werden ſoll, ſich ſolches vorbedungen
bat ; und auf die übrigen bey Schließung
des Vertrags vorgewalteten Umſtånde Rückſicht
nehmen .
S. 232. Niemand kann die Erfüllung eines
ohne náhere Zeitbeſtimmung geſchloßnen låſtigen
Vertrages eher fordern , als bis er ſelbſt , den
9.211
Vertrag von ſeiner Seite zu erfüllen , bereit und
im Stande iſt.
S. 233. Bey einem bloß wohlthåtigen Ver:
trage hångt die unbeſtimmt gebliebene Zeit der Er:
füllung von dem Verpflichteten ab ; ſo weit nur
durch den Verzug das dem andern eingeräumte
Recht nicht wieder vereitelt wird.
§. 234. Hey einem Vertrage , zu deſſen Erfül:
lung beſondre Kunſt: oder Sachkenntniß gehört,
muß die ermangelnde Zeitbeſtimmung von dem ,
Richter nach dem Gutachten der Sachverſtändi:
gen ergånzt werden .
S. 235. Iſt durch unbeſtimmte Ausdrücke eine
nahe Zeit der Erfüllung angedeutet worden , ſo
kann lektere zu jeder Zeit gefordert werden .
§ . 236. Iſt die Erfüllung in unbeſtimmten ưusa
drücken , nad; Möglichkeit oder nach Gele:
/
genheit verſprochen worden , und die Verbindlich.
keit entſteht an ſich nicht aus dem Vertrage allein ,
fon :
Von Vertragen. 89

ſondern es war ſchon vor dem Vertrage, ein rechts


licher Grund dazu vorhanden , ſo tritt , der zwet:
felhaften Ausdrucke ungeachtet , dennoch die rich :
terliche Beſtinumung nach obigen Vorſdriften
( S. 230 :234 .) ein .
S. 237. Iſt aber die Berbindlichkeit an fich
bloß durch den Vertrag erſt begründet worden ,
und in dieſemn die Erfüllung in dergleichen unbe:
ſtimmten Ausdrůden verſprochen ; ſo hångt die
Zeit derſelben von der Beſtimmung des Verpflich:
teten lediglich ab .
. 238. In dieſem leßtern Falle , ingleichen ,
Wenn die Zeit der Erfüllung der Willkühr des
Verpflichteten ausdrücklich überlaſſen, iſt , findet
die Anſtellung einer Klage darauf erſt nach dem
Tode des Verpflichteten ſtatt.
§ . 239. Inzwiſchen darf der Verpflichtete nichts
vornehmen , was dahin übzielt , die Erfüllung des
Pertrages unmöglich zu machen.
$ . 240. Kann der Vertrag , vermoge der Nas
tur des Gegenſtandes , nach dem Tode des Vera
pſichteten nicht mehr erfüllt werden , ſo verliert
derſelbe Durch das vor der Erfüllung erfolgente 1
Abſterben des Verpflichteten ſeine Kraft,
S. 241. Vor Ablauf des im Vertrage beſtimm :
ten Zeitraums kann , wider den Willen eines oder
des andern Theils , die Erfüllung weder gefor:
dert, noch geleiſtet werden
S. 242. Wer den Vertrag , ohne des Undern
Genehmigung , por der beſtimmten Zeit erfüllt ,
þaftet, bis zum Ablauf des Termins , für alle die
Sache treffenden Zufälle.
§. 243. Eine zu früh geleiſtete Handlung wird
für nicht geleiſtet angeſehen , und muß zur bez
ſtimmten Zeit wiederholt , oder wenn dieſes nicht
geſchehen kann , der Berechtigte ſchadlos gebal
ten werden ,
F 5 §. 244
90 Erſter Theil. Fünfter Titel.

. 244. In fo fern jedoch der Berechtigte aus


der zu früh geleiſteten Handlung Vortheile gezo
gen hat , muß er ſich dieſelben auf die Erfüllung

4 oder auf die ihm zukominende Entſchådigung tans


rechnen laſſen.
g . 245. Ueberhaupt kann der Verechtigte , wels
cher die Erfüllung ohne Vorbehalt angenommen
hat , ſich des Einwands , daß ſie zu früh geleiſtet
worden, in der Folge nicht mehr bedienen .
$ . 246. Der Verplichtete, welcher die Erfül
lung vor Ablauf des beſtimmten Termins freywils
lig geleiſtet hat , kann dieſelbe unter dem Vors
wande , daß ſie zu früh geleiſtet worden , nicht zus
růcknehmen .
3) Drt.
. 247. Die im Vertrage erinangelnde Beſtim
mung des Orts der Erfüllung muß ben entſtehen :
dem Streite von dem Richter nach der Natur des
Geſchäfts , und der deutlich erhellenden Abſicht der
Contrahenten , ergånzt werden .
S. 248. Kann der Streit nach dieſer Regel
nicht ent chieden , und ſoll nach dem Vertrage et:
was gegeben werden , ſo muß die Ablieferung an
dem Orte , wo der Berechtigte zur Zeit des ge
ſchloſſenen Vertrags gewohnt hat , erfolgen.
S. 249. Bey bloß wohlthåtigen Vertragen aber
kann der Berechtigte die Erfüllung nur da , wo der
Verpflichtete ſich aufhålt, fordern .
§ . 250. Sft bloß von einer zu leiſtenden Hand
lung die Rede , ſo wird im Mangel anderer Bes
ſtimmungen der Ort , wo der Verpflichtete zur
Zeit des geſchloſſenen Vertrags gewohnt hat , für
den Ort der Erfüllung angeſehn.
S. 251. Wenn mehrere Derter zur Erfüllung
beſtimmt ſind , ſo hat im zweifelhaften Falle der
Verpflichtete die Wahl , an welchem derſelben er
erfüllen wolle.
S. 2526
Von Vertrågen . 91 4

H. 252. Die bey Willenserklärungen überhaupt VII. Aus


legungsres
vorgeſchriebenen Auslegungsregeln gelten auch geln.
bey Vertrågen . ( Tit. IV.5.65-74 .) .
S. 253. Im zweifelhaften Falle iſt mehr auf
das zu ſehen , was der Verpflichtete verſprochen,
als was der Berechtigte angenommen hat.
S. 254. Wenn nach gepflogenen Tractaten

und verſchiedenen wechſelſeitig abgegebenen Erklås


rungen ein Vertrag unter Abweſenden wirklich zu
Stande gekommen , gleichwohl aber es zweifelhaft
iſt , nach welcher der verſchiedenen Erklärungen
der Vertrag eigentlich geſchloſſen ſey , ſo muß auf
diejenige , durch die derſelbe feine Vollendung zus
erſt erhalten hat , Rückſicht genommen werden .
( S. 79.)
S. 255. Iſt nicht auszumitteln , welches die
frühere Erklärung len , ſo iſt der Vertrag nach dem
mindern Gebote desjenigen , ben deſſen Verbinds
lichkeit der Zweifel obwaltet , für abgeſchloſſen zu
achten .
S. 255. Iſt ein Contrakt nach Maaß und Gea
wicht geſchloſfen , ſo wird vermuthet, daß dasjes
nige gemeynt ren , welches an dem Orte , wo die
Uebergabe geſchehen ſoll , eingeführt iſt.
§. 257. Jſt bey einer Geldſumme die Münze
forte nicht ausgedrücft, ſo wird im zweifelhaften
Falle die an dem Orte , wo die Zahlung geſchehen
foll, gangbare Münzſorte verſtanden .
S. 259. Ueberhaupt aber iſt anzunehmen , daß
dergleichen Vertrag auf Silbercourant geſchloſſen
worden.
9. 259. Nur, in Fåtlen , wo es feines ſchriftli :
chen Contrakts bedarf , iſt der Beweis , daß eine
andere Münzforte verabredet worden , zutáßig .
§. 260. Wenn die Abſicht, frengebig zu ſeyn ,
nicht klar iſt, ſo wird vorausgeſeßt, daß keiner
mehr
92 Erſter Theil. Fünfter Titel .

mehr ķabe geben , oder Yeiſten wollen , als iħin von


dem andern Theile vergütet worden .
S. 261. Wenn ein Contrahent alle Gefahr und
Schaden übernommen þat , ſo ſind auch die unge
wöhnlichſten Zufälle darunter zu verſtehen .
S. 262. Wenn ein jüngerer Vertrag fich auf
1 einen åltern bezieht , ſo iſt anzunehmen , daß leß
terer nur in den durch den jüngern Vertrag klar be:
ſtimmten Stücken hat abgeändert werden follen .

§ . 263. Undeutliche Stellen eines ausgefertig


ten Contrakts müſſen nach dem deutlichen Inhalte
der vorhergegangenen Puncration erklärt werden .

S. 264. Ijt aber eine in der Punctation enthal


fene Verabredung, in dem hiernächſt ausgefertig:
ten förmlichen Contrakte deutlich geåndert, ſo gilt
nur das , was in dem Contrakte enthalten iſt.
$ 265. Sind Verabredungen , die in der
Punctation , enthalten waren , in dem förmlichen
Contrakte ganz übergangen worden , ſo werden ſie
für aufgehoben geachtet.
§ . 266. Stann ein Vertrag nach vorſtehenden
Regeln nicht erklärt werden , ſo iſt derſelbe gegen
den auszulegen , der in ſeiner Willensáußerung
zweyreutiger eines, verſchiedenen Sinnes fähiger
Uusdrücfe ſich bedient hat.
S. 267. Beſonders, iſt die Auslegung gegen den
zu machen , welcher ungewöhnliche Vortheile bez
gehrt , die in Vertrågen dieſer Art, nicht einges
räumt zu werden přlegen .
Fa 268. Wenn alle übrige , Auslegungsregeln
nicht zutreffen , ſo muß die zweifelhafte Stelle , ſo
erklärt werden , wie es dem Verp’lichteten, am we
nigſten låftig iſt.
Ş. 269. Bloß wohlthátige Verträge find , im
zweifelhaften Falle , allemal zur Erleichterung des
Verpflichteten aus judeuten .
S. 270.
Von Vertrågen. 93

§ . 270. In der Regel måſſen die Vertrage nach vill. Er:


füllung der
ihrem ganzen Inhalte erfüllt werden . Verträge,
f . 271. Wer die Erfüllung eines Vertrags for:
dert, muß nachweiſen , daß er derſelben von ſeis
ner Seite ein Gnuge geleiſtet habe , oder warum
er dazu erſt in der Folge verbunden fery. 7
M. 272. In wie fern der , welcher auf Erfüllung i711
antrågt, inzwiſchen für das , was er leiſten ſelle 5-724 .
Sicherheit beſtellen , oder das , was er zu geben
þat, gerichtlich niederlegen mifte , iſt nact, dein ,
Inhalte des Vertrags , und nach den übrigert Uint
ſtånden der Sache und Pirſon zu brurtheilen .
. 273. Iſt eine durchaus beſti munte Sache
( Individuum ) verſprochen worden , ſo fann ,
ſtatt derſelben , dem , welcher fie ju fordern hat,
keine andere aufgedrungen werden .
$ . 274. Iſt nur eine aus mehrern beſtimmten
Sachen verſprochen worden , ſo hat in der Re:
gel der Verpflichtete die Wahl , welche er geben
wolle.
$. 275. Iſt eine bleß nach ihrer allgemeinen
Gattung bezeichnete Sache (Genus) verſprochen
worden , ſo muß eine Sache von mittlerer Art und
Gúte gegeben werden .
§. 276. Wer eine Handlung zu leiſten ſchuldig
iſt , kann dazu durch gerichtliche Zwangsmittel, nach
Vorſchrift der Prozeßordnung , angehalten werden .
$ . 277. Wer ben Erfüllung eines Vertrages Verſehen.
ein grobes Verſehen ſich zu Schulden kommen làßtin
iſt in allen Fällen zum Schadenserſat; verbunden .
J. 278. Haben beyde Theile unmittelbar' aus
dem Vertrage ſelbſt Vortheile zu erw rten , fo find
beyde auch aus einem mafigen Verſehen wecizel
ſeitig verpflichter.
§. 279. Har nur Ein Theil aus dem Vertrage
ſelbji Vortheil zu erwarten ſo iſt er auch für ein
geringes Verſehen zu haften fchuldig.
$ . 280.
94 Erſter Theil . Fünfte Titel :
r

$ . 280. Wer aus dem Vertrage gar keinen uns


mittelbaren Nußen zu hoffen hat ,, bleibt nur für
ſein grobes Verſehen verantwortlich.

§ . 281. Wer eine Handlung übernommen hat,


welche beſondere Sach- oder Kunſtkenntniſſe vori
ausſeßt , muß bey Erfüllung der übernommenen
Verbindlichkeit auch das geringſte Verſehen vers
treten .
$. 282. In wie fern dieſe Regeln ben einzelnen
Vertrågen Ausnahmen leiden , iſt gehörigen Orts
feſtgeſeßt.
$. 283. Uuch ſteht den Contrahenten frer , die
Grade des Verſehens , zu welchen ſie ſich gegenſei
tig verpflichten wollen , in dem Vertrage anders
zu beſtimmen.

S. 284. Was wegen des ben Erfüllung des


Vertrages zu vertretenden Grades der Schuld
Rechtens iſt , gilt auch auf den Fall, wenn einer
der Contrahenten bey Abſchließung des Vertrags
die ihm obliegenden Pflichten vernachláßigt hat.
Intereffe.
S. 285. Wer ben Abſchließung oder Erfüllung
des Vertrags ſeine Pflichten vorfeßlich, oder aus
grobem Verſehen , verleßt hat , muß dem Andern
ſein ganzes Intereſſe vergåten.
§. 286. Aller Nachtheil , welcher für jemand
baraus entſtanden iſt , daß der Undere ſeinen
Pflichten gegen ihn nicht nachgekommen , wird un
ter dem Interefie begriffen.
§. 287. Es wird alſo bey Beſtimmung des In:
tereſſe nicht bloß auf den wirklichen Schaden , ſons
bern auch auf den durch Nichterfüllung des Con
trakts entgangenen Vortheil Rückſicht genommen
(Tit. VI . S. 5. 6.)
. 288. Gm Falle eines måßigen oder geringen
Verſehens darf in der Regel nur der wirkliche
Schade erſegt werden .
S. 289 .
Von Vertragen. 95

S. 289. Doch müſſen Kunſt- und Sachverſtåns


bige auch alsdann das volle Intereſſe vergüten .
§ . 290. Wer gewarnt worden , daß von ſeis
ner übernommenen Handlung beſondere und un
gewöhnliche Vortheile für den Undern abhán•
gen , wird in Anſehung der zu leiſtenden Vertres
tung , einem Kunſt- und Sachverſtändigen gleich
geachtet.
§. 291. Wenn jemand eine Handlung , zu de:
ren Unterlaſſung er ausdrücklich verpflichtet wor :
den , dennoch begeht , ſo muß er dem Andern für
das ganze.Intereſſe haften .
Ş . 292. Das Intereſſe, welches ein Contrahent Conventios
dem andern bey nicht gehörig geleiſteter Erfüllung
des Vertrags zu vergüten hat , kann durch Verab
redung einer Strafe im voraus beſtimmt werden.
S. 293. Wo dergleichen Strafe feſtgeſeßt wor:
den , da findet die Forderung eines höheren Inter:
eſſe nicht ſtatt.
$. 294. Iſt aber die Strafe nur auf eine ges
wiſſe Art des Schadens , welcher aus der Nichts
erfülung des Vertrags entſteht, gerichtet, ſo
bleibt es in Unſehung anderer Arten und Fälle ben
den Vorſchriften der Gefeße.
S. 295. War die Strafe nur auf die Zögerung
in der Erfüllung gefekt, ſo iſt der andre Theil ben
ſeinem Anſpruche auf dasjenige Intereſſe, welches
aus der gånzlichen Nichterfüllung entſteht, an
dieſe Beſtimmung nicht gebunden .

S. 296. War hingegen die Strafe auf die gång


liche Nichterfüllung geſeßt, ſo darf in Fållen , wo
nur ein Theil des Vertrags unerfüllt geblieben,
oder nur in der Urt , der Zeit , oder dem Orte
der Erfüllung gefehlt iſt , nicht die Strafe , ſon :
bern nur das erweisliche Intereſſe geleiſtet
werden.
$. 297
96 Erſter Theil. Fünfter. Titel .

§. 297. Zie körperlichen , die Freygeit , oder


die Ehre verlegenden Strafen kann niemand durch
Verträge fich verpflichtert.
S. 298. Iſt eine Handlung zur Strafe geſeßt,
welche ſelbſt kein Gegenſtand eines Vertrags ſeyn
kann , ſo iſt die Verabredung , in fo fern ſie die
Strafe betrift, nichtig.
g . 299. Wie viel bey Anlehnen Conventional
ſtrafe vorbedungen werden dürfe , iſt gekorigen
Octs beftimmt. Tit. XI. $ . 825.)
$. 300. Bey andern Vertrågen hångt zwar die
Beſtimmung der Strafe von der Verabredung der
Parteyen ab .
R. 301. Wird jedoch dadurch der doppelte Bes
trag des wirklich auszumittelnden Intereſſe über:
ſtiegen , ſo muß der Richter die Strafe bis auf dies
ſen doppelten Betrag ermäßigen .
$ . 302. Jſt das Intereſſe gar keiner Sdyåßung /
fåhig , ſo hat es bey dem berabredeten Betrage
der Strafe lediglich ſein Bewenden.
$ . 303. Ein Gleiches findet ſtatt, wenn die
Strafe zur Verhütung eines Verbrechens ,
aus dem andern Theile ein befonderer Nachtheil
entjtehen könnte, verabredet worden .
Ø. 304. Auf den Fall der nicht gehörig entrich:
teten Strafe darf weder eine fernere Conventio:
na'ſtrafe feſtgeſekt , noch Verzinſung vorbetun:
gen werden .
. 305. Wenn nicht ein Undres verabredet wor:
den , iſt die Strafe verfallen , ſo bald der Verpflich:
tete ſich einer Zögerung ſchuldig macht.
J. 306. Iſt die Strafe einmal verwirkt , ſo kann
fie durch ſpåtere Erfüllung des Vertrags nicht
mehr abgewendet werden .
S. 307. Hat jedodi der Andre die nachherige
Erfüllung ganz oder im Theil ohne Vorbehalt an :
genoms
Von Vertrågen . 97

genommen , ſo kann er auf die Conventionalſtrafe


nicht ferner antragen .
. 308. Soll die verabredete Conventionalſtrafe
einem Dritten zufallen , ſo hat dieſer nicht eher ein
Recht, ſie zu fordern , als bis der Contrahent, zu
deſſen Sicherheit ſie bedungen worden , auf deren
Entrichtung antragt.
S. 309. Der Dritte ſelbſt kann alſo auf Erles
gung der Conventionalſtrafe, auch wenn er fie acs
ceptirt hátte , niemals klagen .
S. 310. In allen Fällen , wo auf Erfüllung des
Vertrags nicht geklagt werden kann , findet auch
die Forderung einer Conventionalſtrafe nicht ſtatt.
D. 311. Dagegen befreyet die Erlegung der
Strafe keineswegs von der Erfüllung des
Vertrags .
$ . 312. Iſt aber ausdrücklich verabredet, daß
der Verpflichtete durch Erlegung der Strafe von
ſeiner Verbindlichkeit fren werden ſolle , ſo ift die
Strafe für eine Wandelpón zu achten.
S. 313. Auch eine ſolche Strafe, wodurch das
Intereſſe des andern Theils , auf den Fall, wenn
der Vertrag ganz růdgångig werden ſollte, bes
ſtimmt wird , iſt , wenn nicht ein andres aus der
Verabredung ſelbſt hervorgeht, für eine Wandel:
pån anguiſehen.
S. 314. Iſt eine Wandelpón verabredet , ſo hat
der Verpflichtete die Wahl: ob er den Vertrag ers
füllen oder die Strafe entrichten wolle.
S. 315. Wer mit der Erfüüung ſchon den Ans
fang gemacht hat , kann wider den Willen des Uns
dern auch gegen Erlegung der Strafe nicht mehr
zurücftreten .
V. 316. Wer ſich einmal ſchriftlich erklärt hat,
ſtatt der Erfüllung des Vertrags , die Wandelpón
zu erlegen , kann ſich wider den Willen des Andern
zur Erfüllung nicht mehr erbieten.
Allgem . Geſetb. I. Band. $. 317
98 Erſter Theil. Fünfter Titel.

Gew &bres $ . 317. Auch die Leiſtung der Gewahr gehört


kifung.
zur Erfüllung eines Vertrags .
$. 318. Ben allen låſtigen Vertragen ,, wo nicht
beſondere Gefeße oder ausdrückliche Verabreduns
gen ein Underes mit ſich bringen , muß ein Sheil
dem andern dafür haften , daß ſich derſelbe der ges
gebnen Sache , nach der Natur und dem Inhalte
des Vertrags , bedienen könne.
a) wegen S. 319. Er muß die bey der Sache gewöhnlich
fehlender
Eigenſchaf vorausgeſekten , und die im Contract ausdrück,
ten lich vorbedungenen Eigenſchaften vertreten.
überbaupt .
$. 320. liegt an dem Geber die Schuld , daß
fich, der Empfänger der gegebnen Sache , nach der
Natur und dem Inhalte des Vertrags, nicht bes
dienen kann , ſo muß er den Empfänger ſchadlos
Halten. (S. 285 291.)
S. 321. Iſt die Unmöglichkeit ,; fich der Sache
ſolchergeſtalt zu bedienen , durch eignes auch nur
geringes Verſehen des Empfångers entſtanden ,
ſo kann derſelbe von dem Geber keine Vertretung
fordern .
$ . 322. Ein Gleiches findet in der Regel auch
alsdann ſtatt , wenn die Unmöglichkeit nach er
folgter Uebergabe durch einen bloßen Zufal , oder
durch unabwendbare Gewalt und Uebermacht ents
ſtanden iſt. ( Tit. XXI.) I 21
b) wegen $. 323. Uuch wegen der Anſprüche eines Drits
der Anſpris
che eines ten auf die vermöge, des Vertrags gegebne Sache
Dritten . muß der Geber nach §. 320. Vertretung leiſteri,
in ſo fern der Empfänger dadurch ſich der Sache
nach der Natur und dem Inhalte des Vertrags .zu
bedienen gehindert wird.
S. 324. Náhere Beſtimmungen darüber ſind
ben den verſchiednen Arten der Verträge feſt
gefeßt.
€ ) wegen S. 325. Fehlen der Sache ausdrücklich vors
fehlender.. bedungne Eigenſchaften , ſo iſt der Empfänger
auf
Von Vertragen. 99

auf die Bewährung derſelben anzutragen be- nen eigen


ſcbaften .
rechtigt.
S. 326. Kann der Geber die fehlende Eigent
ſchaft nicht gewåhren , ſo kann der Uebernehmer
von dem Eontrakte wieder abgehen,
S. 327. Er ,muß aber alsdann die Sache in
dem Stande , in welchem er ſie empfangen hat ,
juriicfgeben.
§. 328. Kann oder will er dieſes nicht, ſo hat
88 bey dem Contrakte ſein Bewenden , und der Ems
pfänger kann von dem Geber nur ſo viel an Vers
gütung fordern , als die Sache wegen der fehlens
den Eigenſchaft weniger werth iſt.
. 329. Fehlen der Sache ſolche Eigenſchaf- d) megen
ten , die dabey gewöhnlich vorausgelegt wer: fehlender
den , ſo finden die Vorſchriften
des vierten Titels vorausges
ferter
9.81. 82. Unwendung. Eigenichafe
S. 330. Jít alſo der Fehler in die Augen ' fala telo
lend , und der Empfänger hat die Sache , ovne
denſelben ausdrücklich zu růgen , übernommen ,
fo kann er weder vom Vertrage zurücftreten , noch
Vergütung fordern .
J. 331. Iſt aber der Fehler nicht in die Wugert
fallend , ſo findet alles ſtatt , was von dem Mans
gel einer ſolchen Eigenſchaft, deren Gewahrung
ausdrůcklich verſprochen worden , S. 3255 328 .
vorgeſchrieben iſt.
S. 332. Wenn nicht erhellet , baß der Fehler
der Sache ſchon bey der Uebernehmung derſelben
vorhanden geweſen , ſo wird angenommen , daß
er erſt nach dieſer Zeit enſtanden ſey.
$. 333 Wegen ſolcher (aften , die einer Sache e) meren
derſelben Urt gewöhnlich ankleben , finder in der der Sache
anklebe ndet
Regel keine Vertr etung ſtatt. Laften .
. 334. Iſt jedoch die Freyheit von einer ger
wiffen laſt ausdräcklich vorbedungen worden ,
und es findet ſich , daß die Sache dennoch damit
behaft
Іою Erſter Theil. Fünfter Titel.

behaftet ſey , ſo gelten alle Vorſchriften , welche


für den Fall , wenn eine ausdrücklich zu gewaħ=
ten verſprochne Eigenſchaft ermangelt , S. 325
328. ertheilt worden.
S. 335. Iſt die Sache mit einer für Sachen
derſelben Urt ungewöhnlichen Saft behaftet, ſo fin
den die wegen des Mangels einer gewöhnlich vor:
ausgeſekten Eigenſchaft . 329. 330. 331. ges
gebnen Vorſchriften Anwendung .
S. 336. Nähere Beſtimmungen deshalb ſind
bey den verſchiednen Arten der Vertråge Feſt
geſeßt.
337. In allen Fällen , wo der Uebernehmer
einer Sache dieſelbe wegen fehlerhafter Beſchaf
fenheit “ zurückgiebt , iſt er wegen der genoßnen
Früchte , wegen Verbeſſerungen und Verſchlim
merungen , auch ſonſt überall, als ein redlicher
Beſißer anzuſehen. ( Tit. VII . §. 188. 199. ).
S. 338. Doch darf auch ein ſolcher Ueberneh
mer ſich mit dem Schaden des Andern nicht bez
reichern .
b) ber eis g. 339. Iſt der Vertrag über einen Inbegriff
nem Inbes von Sachen geſchloſſen worden , ſo kann wegen
Sachen ." der Fehler einzelner Stüce davon nicht wieder abs
gegangen werden .
§. 340. Iſt aber ein oder andres einzelnes
Stück dergeſtalt fehlerhaft, daß dadurch der ver
tragsmåfige Gebrauch eines ſolchen Stücks gång
lich verhindert wird , ſo kann dafür Schadloshal
tung gefordert werden.
341. die Fehler einzelner Stücke fo
Sind
beſchaffen , daß dadurch der Vertragsmåßige Ge
brauch des ganzen Inbegriffs vereitelt wird , foi
kann der Uebernehmer von dem Vertrage wieder
abgehen .
S. 242. Iſt zwar über mehrere Stücke zuſam :
men , aber nicht ausdrücklich als über einen Sn:
begriff
Von Vertrågen . IOI

begriff contrahirt worden , fo finden in Anſehung


jedes einzelnen Stückes die obigen Vorſchriften
$. 317. fqq. Unwendung.

S. 343. Die Rechte , welche dem Ueberneh : Zeit, bing


mer einer Sache wegen natürlicher die Sache wen welcher
felbſt betreffender Fehler zukommen , muß der nährstei :
ſelbe , ber Landgütern innerhalb Dreyer Jahre, kung gefore
bey ſtåotiſchen Grundſtücken innerhalb Eines dermuß.
Jahres , ben beweglichen Sachen aber innerhalb my jou
Sechs Monathe, nach dem Empfang der Sachers
ausüben .
$. 344. Wegen ſolcher Mängel hingegen , wels
che nicht die Sache ſelbſt , ſondern nur außere
Eigenſchaften , Befugniſſe oder Taſten derſelben
betreffen , muß der Uebernehmer ſeine Nechte ben
Landgütern innerhalb Eines Jahres , bey ſtáde
tiſchen Grundſtücken innerhalb Sechs , und bey
beweglichen Sachen innerhalb Dreyer Monathe,
nach der von dem Mangel erlangten Kenntniß ,
geltend machen .
S. 345. láßt der Uebernehmer dieſe Friſten
verſtreichen , ohne die Klage wider den Geber
gerichtlich anzumelden , ſo geht ſein Necht ver:
loren .
§. 346. In ſo weit als ein künftiges ungewiſ: Gewährss
fes Ereigniß der Gegenſtand des Vertrags iſt, leiftung be
findet dabey der Einwand der Verlegung wegen Bertrågen ,
fehlerhafter Beſchaffenheit der künftigen. Sache
1 nicht ſtatt.
§. 347. Iſt aber eine gewiſſe Beſchaffenheit
1 ausdrücklich vorbedungen worden , ſo muß dieſelbe
gewährt oder vertreten werden .

S. 348. Der Gewährsleiſtung können die Pars


teyen überhaupt gültig entſagen .
Ş . 349. Jeder Betrug , wodurch jemand zur ix . Aufhe
Errichtung eines Contrakts verleitet worden , be: bung,der.
S 3 rechtigt
IO2 Erſter Theil. Fünfter Titel .

1) Wegen rechtigt den Betrognen , davon wieder abzus ,


Getrugse gehen .

9. 330., Er kann aber auch ben dem Vertrage


ſtehen bleiben , und nur den Erſak des durch den
Betrug ihm verurſachten Schadens fordern ,
J. 351. Will er leßteres , ſo muß ihm der
Betrüger das ganze Intereſſe vergüten. ( O. 286 .
287. )
. 352. Wilt er aber von dem Vertrage abge
hen , ſo muß ihm der Betrüger alles , was ihm
auf Rechnung des Vertrags gegeben oder geleiſtet
worden , erſeßen , und alle davon gezognen Nu
kungen herausgeben .
g. 353. Auch wegen Verbeſſerungen , Vers
ſchlimmerungen , und ſonſt , wird der Betrüger
als ein unredlicher Beſiker angeſehen. (Tit. VII.
S. 222. fqq .)
$ . 354. Der Betrogne hingegen darf das , was
ihm auf Rechnung des Vertrags gegeben worden,
nur in dem Stande , in welchem es ſich alsdann
befindet , zurüdliefern.
§ . 355. Bey dieſer Rüclieferung hat er alle
Rechte und Pflichten eines redlichen Beſibers.
(Tit. VII. §. 188. ſqq.)
S. 356. Doch bleibt auch Der Betrogne dem !
Betrüger für das , was er auf Rechnung des Ver
trags erhalten , oder genoſſen hat , in ſo weit vers
haftet, als es in ſeinen Nußen wirklich verwendet
worden. ( Tit. XIII. Abſchn . III .)
S. 357. Sind von beiden Seiten Betrüges
reyen vorgefallen , ſo beſteht der Vertrag , und keie
ner von beyden kann gegen den Andern auf Ents
ſchädigung klagen .
S. 358. Iſt der Vertrag zwar nicht durch Bes
trug veranlaßt , aber doch der eine Theil dabey
von dem andern zu einem ſolchen Jrrthume, wels
eher die Willenserklärung gånzlich entkräftet,
( Tit. IV.
Von Vertragen . 103

( Sit. IV . § . 75. ſqq.) betrüglich 'verleitet worden,


fo finden die obigen Vorſchriften (S. 349- 356.)
ebenfalls Anwendung .
s. 359. Sit hingegen der Irrthum , wozu der
Betrogne verleitet worden , nicht ſo beſchaffen,
daß dapurch die Willenserklärung wegen des
Hauptgeſchä ftes entfråftet werden kann ſo iſt
dennoch der Betrüger zur vollſtändige n Schadlos,
haltung verpflichtet. (S. 286. 287.)

Ş. 360. Kann der Verſprechende durch eigne 3) megen


Schuld dem andern das Verſprochene nicht geben lichkeit dhe
oder leiſten , ſo muß er für das Intereſſe nach Vers Erfdlung.
Håltniß ſeiner eintretenden Verſchuldung haften,
(S. 277. ſqq.)
$ . 361. Hat ihm aber der Andre die Erfüllung
feines Verſprechens ſelbſt unmöglich gemacht ,
wird er von ſeiner Verbindlichkeit frey , und kann
ſeines Drts Entſchädigung fordern .

S. 362. Fåüt beyden Thcilen ben der einge


tretnen Unmöglichkeit ein gleicher Grad der Ver :
ſchuldung zur laft , ſo muß jeder dem Undern
den unmittelbar daraus entſtehenden Schaden ers
ſeken . Z
S. 363. Wegen des mittelbaren Schadens aber
findet gegenſeitig kein Anſpruch ſtatt.

So 364. Entſteht die Unmöglichkeit , denga !


ſchloßnen Vertrag zu erfüllen , durch einen Zus
fall , oder durch unabwendbare Gewalt und
Ulebermact , ſo wird der Vertrag für aufgeho
ben angeſehen.
§. 365. Ulsdann muß jeder Theil dasjenigen
was ihm von dem andern in Erwartung der ges
genſeitigen Erfüllung gegeben odeç geleiſtet wor
den , zurückgeben oder vergåten .
S. 366. Dabey ' iſt der Zurüdgebende als ein
redlicher Befißer anzuſehen.
54 9. 367
104 Erſter Theil. Fünfter Titel.

ſ . 367. Doch kann kein Theil durch einen for:


chen Zufall mit dem Schaden des ' andern etwas
gewinnen .
S. 368. Der alſo , welcher die Sache zurück:
giebt , muß dem Undern ſo viel vergüten , als er
daraus in ſeinen Nußen wirklich verwendet hat.
S. 369. Iſt zwar nicht die Erfüllung des Vers
trags , aber doch die darin beſtimmte Art der Ers
füllung unmöglich und dieſe Unmöglichkeit iſt
durch die Schuld des Verpflichteten , oder durch
einen in deſſen . Perſon ſid, ereigneten Zufall ents
ſtanden ; ſo iſt der Berechtigte eine andere Erfül
lungsart wählen befugt. I
V. 370. Kann die beſtimmte Erfüllungsart
durch die Schuld des Berechtigten , oder wegen
eines in deſſen Perſon fich ereigneten Zufals , nicht
ſtatt finden, ſo ſteht die Wahl einer anderweitigen
Erfüllungsart dem Verpflichteten zu .
9. 371. In beyden Fällen muß der , an wel
chem es liegt , daß die Erfüllung auf die beſtimmte
Urt nicht erfolgen kann , den andern wegen des
aus der Werånderung entſtehenden Nachtheils
ſchadlos halten .
S. 372. Doch karın kein Theil durch dieſe Vers
ånderung ſich mit dem Schaden des andern einen
Vortheil verſchaffen , welchen er , wenn der Vers
trag auf die beſtimmte Art erfüllt worden wäre,
nicht erhalten haben würde.
$. 373. Entſteht die Unmöglichkeit der im
Vertrage beſtimmten Erfüllungsart durch einen
bloßen Zufall, ſo finden die auf den Fall einer Uns
möglichkeit der Erfüllung überhaupt gegebenen
Vorſchriften §. 364-368 . Anwendung.
S. 374. Iſt die Erfüllungsart durch eingetres
tene Umſtànde nicht unmöglici gemacht, ſondern
bloß erſchwert worden , ſo kann dieſes den Vec:
Pflichteten von ſeiner Schuldigkeit nicht befreyen.
§. 375.
Von Vertrågen . 105
:
J. 375. Iſt aber durch eine zufällige Verändes
rung der Umſtånde die beſtimmte Erfüllungsart
mit einer unvorhergeſehenen Gefahr verbunden
worden , ſo muß der Berechtigte, wenn er dennoch
auf dieſer Erfüllungsart beſteht, die Gefahr über
nehmen .
di 376. Doch kann der Verpflichteté zur Er:
falling auf die beſtimmte Art gar nicht angehalten
werden , wenn damit eine wahrſcheinliche Gefahr
des Lebens der Geſundhelt , oder der Freyheit
får iận verbunden ſeyn würde.
§. 377. Uußer dem Fall einer wirklichen Un: 3) wegen
möglichkeit , kann , wegen veränderter Umſtånde, Umftånde.
die Erfüllung eines Vertrags in der Regel nicht
verweigert werden .
g . 378. Wird jedoch durch eine ſolche unvor:
hergeſehene Veränderung die Erreichung des aus:
drücklich erklärten , oder aus der Natur des Se:
ſchäfts fich ergebenden Endziecks beijder Theile
uninoglich gemacht , ſo kann jeder derſelben von
dem noch nicht erfüllten Vertrage wieder abgehen .
. 379. Ein Theil kann alsdann von dem and
dern nur in ſo fern Entſchädigung fördern , als

die Veränderung der Umſtände durch deſſen freye


Handlung bewirkt worden .
S. 380. Wird durch die Veränderung der Um :
ſtånde nur der ausdrücklich erklårte oder ſich von
felbft verſtehende Zweck des einen Theils ganz ver:
eiteit , ſo kann derſelbe zwar von dem Vertrage
zurücftreten ;
. 381. Er muß aber , wenn die Veränderung
in ſeiner Perſon ſich ereignet hat , den Andern voll
ſtandig entſchädigen.
S. 382. Iſt die Veränderung in der Perſon des
Undern erfolgt, ſo kann in der Regel keiner von
beyden Theilen Entſchådigung fordern.
Gj . 5 . 383.
106 Erſter Theil . Fünfter Titel.

$ . 383. Doch 'muß der Zurücftretende dieſe


Entſchädigung leiſten , wenn er ſelbſt den Ändern
in dieſe veränderten Umſtånde geſekt hat.
Ş. 384. Dagegen kann der Zurücktretende
Schadloshaltung verlangen , wenn der André die
in ſeiner Perſon fich zugetragene Veränderung
durch ſeine eigene freve Handlung veranlaßt hat.
4) durch 9. 385. Durch wechſelſeitige Einwilligung
wechieljeis
tige Eins kann ein zwar ſchon geſchloſſener , aber noch nicht
willigunge erfüllter Vertrag wieder aufgehoben werden .
K. 386. Iſt der Vertrag noch von keiner Seite
erfáilt , und erfolgt weiter nichts , als daß beide
Theile ihre Einwilligung , davon wieder abzuge:
hen , außern , ſo iſt eine mündliche Erklårung hins,
reichend.
V. 387. Doch muß die Caſſation des über den
Vertrag aufgenommenen ſchriftlichen Snſtruments
kinjufommen .
S. 388. Iſt der Vertrag ſchon von einer Seite
erfüllt , oder werden der Einwilligung : in deſſen
Aufhebung Bedingungen oder Nebenabreden hins
zugefügt , ſo muß in ſo weit , als zur Errichtung
des Vertrags die ſchriftliche Abfaſſung nothwendig
iſt auch die Uufhebung deſſelben ſchriftlich erklärt
werden .
H. 389. In fo fern als ein Vertrag gerichtlich
geſd loffen werden muß , muß auch deſſen Uufhes
bung gerichtlich erfolgen .
$ . 390. War der Vertrag in ſeinen weſentli:
chen Theilen von benden Seiten ſchon erfüllt, ſo
iſt defien durch wechſelſeitigen Conſens erfolgende
Wiederaufhebung für einen neuen Vertrag zu
achten .
M. 391. So lange einem zum Beſten eines
Dritten geſchloſſenen Vertrage der Dritte ſelbſt
nech nicht beygetreten iſt, wird zur Wiederaufhe
NO
bung
Von Vertragen . 107

Bung des Vertrags die Einwilligung deſſelben


nicht erfordert . (S. 75. ſqq.)
g. 392. Hat aber jemand durch ſeinen, für ein
nen Dritten , vermoge obhabender Pflichten , guld
tig geſchloſſenen Vertrag demſelben ſchon ein wirke
liches Recht erworben , ſo kann er ihm dieſes
Recht durch ſeinen Conſens in die Wiederaufhes
bung des Vertrages nicht entziehn .
§. 393. Die von der einen Seite geweigerte s) megen
Manacis
oder nicht gehörig geleiſtete Erfüllung des Ver: der Erfüls
trags berechtigt den andern in der Regel noch lung von
der andere
nicht , von dem Vertrage ſelbſt wieder abzugehen . Seite.
S. 394. Vielmehr ſteht ihm nur frey , den Ge :
gentheil zu der verſprochenen Erfüllung , und zu
der nach den Gefeßen ihm zukoinmenden Entſchå
digung, durch den Richter anzuhalten. 21.17 : 878
J. 395. Sind die Parteyen über den eigentlis
chen Sinn und Umfang der im Contrakte übernom
menen Verbindlichkeiten uneins , ſo muß der
Streit durch den Richter entſchieden , und ſodann
die Erfülung , dieſer Entſcheidung gemåß , geleis
ſtet und angenommen werden .
§ 396. Sſt der Inlalt des Vertrags klar ; der
eine Theil aber weigert die Erfüllung ſeiner darin
übernommenen Verbindlichkeiten , aus dem Grun:
de , weil der andre die feinigen nicht gehörig
erfüllt habe , oder ſolchergeſtalt nicht erfüllen könne;
ſo muß dieſer Weigerungsgrund gerichtlich un:
terſucht werden .
D. 397. Wird derſelbe rechtskräftig verworfen ,
ſo hat derjenige, welcher auf die Erfüllung antrug,
die Wahl: ob er nunmehr ferner darauf beſtehen ,
und mit dem Erſaße des aus der ungegründeten Wei:
gerung entſtandenen Schadens ſich begnügen , oder
von dem Vertrage ganz zurücktreten wolle .
S. 398. Tritt er zurück , ſo muß derjenige,
welcher die Erfüllung ſeiner contraktmåßigen Vers
bind
108 Erſter Theil. Fünfter Titel.

bindlichkeit ohnerechtlichen Grund verweigert . Hat,


außer dem Erſaße des durch ſeine Weigerung ent
ſtandenen Schadens , auch noch alle Laſten eines
innredlichen Beſißers, ben der Rückgabe der auf
Rechnung des Contrakts bereits empfangenen
Sache, übernehmen.
5. 399. Wird aber die Weigerung desjenigen ,
der zur Erfüllung aufgefordert worden , durch ein
rechtskräftiges Ulrtel für erheblich geachtet, fo
hångt es von dem Weigernden ab , die Erfüllung
nur ſo , wie ſie von dem Nichter beſtimmt worden,
zu leiſten , oder von dem Vertrage ganz abzugehen .
S. 400. Wåhlt er den Rücktritt von dem Ver:
trage , ſo hat er , tey Zurückgabe der auf Rech :
nung deſſelben bereits erhaltenen Sache , alle
Rechte eines redlichen Beſißers.
$ . 401. Uebrigens aber findet gegenſeitig kein
Anſpruch auf Entſchädigung ſtatt.
fi 402. Werden die Urſachen , auf welchen ein
Contrahent ſeine Verbindlichkeiten , nach dem
buchſtablichen Inhalte des Vertrages , zu erfüllen
verweigert hat , zum Theil gegründet, zum Theil
aber ungegründet befunden , ſo kann in der Regel
Fein Theil zurücktreten .
S. 403. Doch fann der Richter , wenn er findet,
daß bey den über die Erfüllung des Vertrags ents
ſtandenen Weiterungen dem einen Theile ein Ueber:
gerricht der Schuld zur laſt falle, dem andern die
Befugniß zum Rücftritte vorbehalten .
S. 404 : Sit bey der Unterſuchung iber den
Grund oder Ungrund der Weigerung das Erkennt:
niß erſter Inſtanz zum Nachtheil des eigernden
ausgefallen , ſo kann der Andere , wenn er die Ers
örterung in den folgenden Inſtanzen vermeiden
will, von dem Vertrage ſogleich zurücktreten .
$ . 405. Er kann aber alsdann keine beſondere
Schadloshaltung fordern , und der Weigernde haf:
tet
Von Vertragen . 109

ter bey der Rückgabe der auf Rechnung des Con :


trakts bereits erhaltenen Sache nur für die Obliez
genheiten eines redlichen Beſißers.

: 8. 406. Iſt das Erkenntniß erſter Inſtanz zum


Vortheile des Weigernden ausgefallen , ſo kann dies
ſer, wenn er es auf die Erörterung der folgenden
Inſtanzen nicht ankommen laſſen will, von dem
Vertrage wieder abgehen .

8. 407. Er muß aber alsdann dem Undern nicht


nur die auf Rechnung des Vertrags bereits erhale
tene Sache, ſondern auch alle daraus wirklich gezos '
genen Nußungen zurückgeben ; und hat bloß we:
gen der Verbeſſerungen und Verſchlimmerungen
die Befugniſſe eines redlichen Beſißers, 1
S. 408. Bey Vertragen , deren Hauptgegen:
ſtand Handlungen ſind , fang derjenige, welcher
behauptet, daß der Andre die Erfüllung bisber
nicht contraftınafig geleiſtet habe oder ſolcherges
ftalt nicht leiſten könne , zwar ſofort, daf feine Ges
fahr, von dem Vertrage wieder abgehen ;
J. 409. Er muß aber , wenn ſich hiernach it bey
der gerichtlichen Unterſuchung findet, das ſein Vors
geben ungegründet gewejen fin , den Gegentheil
vollſtåndig entſchädigen .
S. 410. Wird hingegen das Vorgeben gegrün:
det befunden , ſo muß der andere ,' außer der erfol;
genden Wufhebung des Vertrags , dem Abgehen :
den für allen aus ſeinem contrakrividrigen Verijal:
ten , bis zum Zeitpunkte des erklärten Radtritts,
wirklich entſtandenen Schaden gerecht werden .
S. 411. Wegen Vergütung der auf Rechnung
des Vertrages etwa fchon geleiſteten Handlungen
fins ...
des Contrakts Anlaß gegeben hat , oder nicht, die
Vorſchriften §. 166. 167, Anwendung."
$. 412 .
LIO Erſter Theil. Fünfter Titel.

S. 412. Was bey verdungenen Werken und


ben gedungenen Arbeitern Rechtens ſey , iſt gehös
rigen Qrts beſtimmt. (Tit . XI . Abſchn. VIII . )
$.413. Inwiefern obige Vorſchriften ( §. 396.[ 99.)
auch im kaufmanniſchen Verkehr ſtatt finden , fols
unten näher verordnet werden . (TK . II . Tit. VIII.)
6) durc ) S. 414. Durch Erlaf , Vergleich und andere
Vergleich folche allgemeine Mittel, Wirbindlichkeiten zu åne
M. f. 'W. dern oder zu tilgen , werden auch diejenigen auf
gehoben , welche aus Vertragen entſprungen ſind.
(Tit. XVI.)
2) durch § . 415. Die Rechte und Pflichten aus Vertrås
den Tod.
gen werden durch den Tod des einen oder des ans
1
dern Contrahenten in der Regel nicht geåndert,
ſondern gehen auf die Erben über.
§. 416. War jedoch der Gegenſtand des Were
trags eine Handlung, bey welcher es auf beſons
dere Fähigkeiten und Verhältniſſe des Verpflichtes
ten ankam , und dieſer iſt vor der Erfüllung geſtors
ben, ſo iſt der Vertrag ſelbſt für aufgehoben zu achten .
f. 417. Hat der Verpflichtete auf Rechnung
der übernommenen Handlung bereits etwas erhal,
fen , ſo müſſen ſeine Erben ſolches zurüefgeben .
9. 418. Hat der Verpflichtete die Erfüllung
durch ſeine Schuld verzögert, ſo kann der Berecho
tigte , wegen des durch Aufhebung des Vertrags
ihm entſtehenden Schadens , an ſeinen Nachlaß ſich
halten.
S. 419. Beſtand die Verbindlichkeit des Vero
pflichteten aus mehrern zuſammengefekten Hands
( ungen , und hat er vor ſeinem Abſterben einen
Theil der Erfülung wirklich geleiſtet , ſo fällt zwar
bem ohngeachtet die fernere Erfüllung des Vertram
ges durch ſeinen Tod hinweg ;
S. 420. Die Erben können aber , får den bes
reits geleiſteten Theil der Erfüllung , eine billige
Vergütung fordern ,
$. 421.
Von Verträgen . III

0 $. 421. Dieſe Vergütung muß in der Regel


nach Verhaltniß defien , was für die ganze leis
ſtung verſprochen war , beſtimmt werden .
§. 422. Findet ſich hingegen , daß ben dieſer
Beſtimmungsart der Berechtigte einen wirklichen
Schaden erleiden würde , ſo müſſen die Erben des
Verpflichteten mit einer Vergütung , nach Verhalt
niß des dem Berechtigten aus der Handlung des
Erblaſſers entſtandenen Vortheils , fich begnügen .
S. 423. Sind bey den Bedingungen eines lås
ſtigen Vertrages dem Erblaſſer , in Rückſicht ſeiner
perſönlichen Eigenſchaften , und eines darauf ges
gründeten beſonderen Vertrauens , gewiſſe in Ger
ſchaften dieſer Art ſonſt nicht gewöhnliche Vor :
theile zugeſtanden worden , und fällt durch ſeinen
Tod der Grund dieſes perſönlichen Vertrauens
weg ; ſo müſſen die Erben entweder diefer Bor :
theile fich begeben , oder dafür, daß ſie dem Ver:
trage eben ſo, wie es von dem Erblaſſer zu erwar :
ten war , ein Gnúge leiſten werden , annehmliche
Sicherheit beſtellen .
Ø . 424. Haben mehrere Perſonen zugleich fich X. Von
Çorreals.
einem Dritten in einem uid eben demſelben Vertra : vertrågen .
ge verpflichtet, ſo iſt, wenn nicht das Gegentheil aus : 1) Ben
drücklich verabredet worden , anzunehmen , daß eis Verpfliche
ner für alle, und alle für einen , dem Berechtig: titen.
ten für die Erfüllung haften .
9. 425. Wollen die mehrern Verpflichteten aus
dem gemeinſchaftlich geſchloſſenen Vertrage ſolcheta
geſtalt nicht verhaftet ſeyn , ſo müſſen ſie ſich dar
über in den Vertrage ſelbſt deutlich erklären.
S. 426. Jít in dem Vertrage ſelbſt beſtimmt:
was und wie viel nur ein jeder der Werpflichteten
zu der übernommenen Verbindlichkeit beytragen
folle, ſo hat es dabey lediglich ſein Bewenden .
S. 427. Fehlt dieſe Beſtimmung , und es iſt
gleichwohl aus dem Vertrage klar, daß die mehrern
Bers
112 Erſter Theil . Fünfter Titel.

Verpflichteten nicht gemeinſchaftlich haften ſollen ;


To iſt die Art und das Maaß des von jedem zu leis
ſtenden Beytrags , nach dem Zwecfe ſeiner Theil:
Chap nehmung an der übernommenen Verbindlichkeit,
ſo wie derſelbe aus der Natur des Geſchäfts , und
ſeinem perſönlichen Stande oder Gewerbe ſich er:
giebt , zu beurtheilen .

S. 428. Kann auch hiernach der entſtandene


Streit nicht entſchieden werden , ſo iſt anzunehmen,
daß die fámmtlichen Verpflichteten dem Berechtig:
ten zu gleichen Theilen verhaftet ſind.
§. 429. In ailen Fällen , wo mehrere Verpflichs
tete dem Berechtigten jeder nur für ſeinen Antheil
haften ( S. 425 428. ), iſt leßterer wegen des Uns
theils des einen ſich an den andern zu halten nicht
befugt.
Š. 430. Wenn aber die mehrern Verpflichteten
bem Berechtigten einer für alle , und alle für einen
haften , ſo kann der Berechtigte , wegen ſeiner gans
zen Forderung , an welchen unter ihnen er will,
ſich Kalten .
S. 431. Der in Anſpruch genommene kann zwar
ſeine Mitverpflichtetên zur - gemeinſchaftlichen Vers
theidigung, oder Leiſtung der übernommenen Vers
bindlichkeit auffordern ;
§ . 432. Durch dieſe Aufforderung aber darf der
Berechtigte in Berfolgung ſeines Unſpruchs nicht
aufgehalten werden .
S. 433. Wenn auch der Berechtigte einen oder
alle Mitverpflichtete nur für ihren Untheil in Un:
ſpruch genommen hat , ſo kann er doch davon wie:
der abgehen , und Einen unter ihnen auf das Ganze
belangen .
S. 434. Auch kann er , wegen der von einem
Verpflichteten ganz oder zum Theil nicht zu erhal
tenden Zahlung, jeden der andern , welchen er will,
fo
Von Vertrågen . 113

ſo lange, bis er vollſtåndig befriedigt ' worden , in


Unſpruch nehmen,
$ . 435. Was in Anſehung der ſchuldigen Sache
oder Handlung von dem einen Verpflichteten ges
than
worden , gereicht allen übrigen zum Vortheil .
K. 436. Iſt dapurch der Anſpruch des Berech .
tigten gegen alle Mitverpflichtete beemindert , ſo
kommt dieſes demjenigen , der die Verminderung
bewirkt hat, auch gegen die andern Mitverpflichte:
ten zu ſtatient.
S. 437. Hat einer der Mitverp Nichteten durch
Vergleich , Urtel , oder auf andere Art , Befrenurig
von der Schuld nur für ſeine Perſon erhalten , ſo
können die übrigen davon gegen den Berechtigten
feinen Gebrauch machen .
S. 43 % . Die Handlung eines Verpflichteten
kann die Rechte der übrigen nicht ſchmalern.
S. 439. Ein Verpflichteter kann alſo auch Burch
feine Einwilligung die an eine gewiſſe Zeit gebun
denen B fugniſſe des Berechtigten zwar gegen ſich ,
nicht aber gegen die andern Verpflichteten , zu den
ren Nachtheil, über die beſtimmte Zeit , in der
Regel, verlängern. (TH . II . Tit. VII . Abſchn. VIII )
8. 440. Sobald jedoch der Berechtigte gegen
einen Verpflichteten geklagt hat ,' wird fein Recht
zur Klage auch gegen die andern erhalten .
$. 441. Wird die Zeit zur Erfüllung des Ver:
trages auf das Anſuchen eines Verpflichteten vers
långert , ſo kommt dieſe Friſt allen zu ſtatten .
F. 442. Bloße Nachricht aber gegen einen Ver:
pflichteten berechtigt' die andern nicht, eine gleiche
Nachricht ju fordern.
$ . 443. Wie weit ein Verpflichteter , der die wegen des
Verbindlichkeit gegen den Berechtigten erfüllt hat, derſelben
ſich an die übrigen halten könne , iſt nach dem unter. eins
ander
Inhalte des unter ihnen beſtehenden Vertrags zu
beurtheilen.
Augen Geferb. 1. Band, § . 444
114 Erſter. Theil. Fünfter Titel. 1
1
. 444. Iſt kein ſolcher Vertrag vorhanden , ſo
muß die unter ihnen beſtehende Verbindlichkeit
nach ihren , in Unſehung des übernommenen Gjes
427 fchäfts- oder des daraus gezogenen Vortheils ,
obwaltenden beſondern . Verhältniſſeu beurtheilt
werden .
S. 445. Kann auch hiernach die Entſcheidung
die Verpflichteten unter
nicht erfolgen , ſo haften
fich zu gleichen Theilen .
S. 446. Wenn einer oder mehrere der gemein
qchaftlich Verpflichteten Vertråge zu ſchließen un
fånig ſind , ſo müſſen die abrigen deren Antheil
unter einander übertragen .
8. 447. Iſt einer , oder find mehrere der Mit:
verpflich eten demjenigen , welcher den Berechtigs
ten für das Ganze befriedigt hat, ihre Untheile zu
entrichten unvermögend , ſo muß ein ſolcher aus:
fallender · Antheil gleichergeſtalt von fåmtlichen
Mitverpflichteten , mit Inbegriff desjenigen , wel:
der die Zahlung an den Berechtigten geleiſtet hat,
übertragen werden .
$. 448. Uußerdem aber kann ein Verpflichteter,
wegen desjenigen , was er von einem ſeiner Mits
verpflichteten zu fordern hat , fid an die übrigen,
im Mangel einer beſondern Verabredung , nicht
balten .
S. 449. Geråtę ein Mitverpflichteter in Um:
ſtånde , welche ſein künftiges Unvermögen , den
V ? rtrag zu erfüllen , wahrſcheinlich machen , ſo
können die andern wider ihn auf Sicherſtellung ſeis
nes Untheils dringen .
2) Von S. 450. Hat ſich jemand in einem Vertrage
mrehrern
Berechtigs mehrern Perſonen zu einer und eben derſelben
ten . Sache oder Leiſtung verpflichtet , ſo können die
Mitberechtigten das gemeinſchaftliche Recht in der
Regel nur gemeinſchaftlid) ausüben .

$. 451 ..
Von Vertragen. IIS

$. 451. Doch kann keiner der Mitberechtigten


burch feine Handlungen oder Entſagungen das
Recht der übrigen ſchinålern.
9. 452. Hat , ber einer theilbaren Sache oder
Sumine , der Verpflichtete einem der Berechtigten
ſeinen Antheil entrichtet , ſo tritt er, in Beziehung
auf die übrigen Berechtigten , an deſſen Stelle.
§ . 453. Die Befugniſſe der inehrern Berech
tigten unter fich , ſind nach den Grundfågen
vom gemeinſchaftlichen Eigenthum zu beurtheilen .
( Tit. XVII. )

Sechster Titel.

Von den Pflichten und Rechten , die aus

unerlaubten Handlungen entſtehen.

1. chade heißt jede Verſchlimmerung des


Zuſtandes eines Menſchen , in Abſicht feines Kör: Begriff.
pers ; ſeiner Freiheit; oder Ehre , oder feines
Vermögens .
Wird ein ſolcher Nachtheil durch eine
Handlung oder Unterlaſſung unmittelbar und
zunächſt bewirkt , ſo wird der Schade ſelbſt unmit:
telbar genannt.
§ . 3. Entſteht der Nadtheil zwar aus der Hand
lung oder Unterlaſſung, jedoch nur in Verbindung
derſelben mit einen andern von ihr verſchiedenen
Ereigniſſe, oder mit einer nicht gewöhnlichen Bes
ſchaffenheit der Perſon oder Sache, ſo iſt ein
mittelbarer Scijade vorhanden.
S. 4. Ein Schade, deſſen Entſtehen als der
Handlung oder Unterlaſſung gar nicht poraus:
geſehen werden konnte , wird im rechtlichen Sinne
zufällig genannt.
H 2 5.
116 Erſter Th. Sechster Tit. Von Pflichten

S. 5. Þortheile , die jemand erlangt haben


würde , wenn eine gewiſſe Handlung oder Unter's
laſſung nicht vorgefallen wäre, werden zum euts
gangenen Gewin nie gerechnet.

S. 6. Doch wird ben Beſtimmung des entzoges


nen Gewinns nur auf ſoldie Vortheile , die ents
weder nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge
und der Geſchäfte des bürgerlichen Lebens , oder
vermoge gewiſſer ſchon getroffener Anſtalten und
Vorkehrungen , vernünftiger Weiſe erwartet wer :
den konnten , Rückſicht genommen.
$. 7. Zu einer vollſtändigen Genugthuung ges
hört der Erſak des geſammten Schadens und des
entgangnen Gewinnes.

S. 8. Wer jemanden ohne Recht Schaden zus


fügt, der frånkt oder beleidigt denſelben .
S.. 9. Unterlaſſung einer Zwangspflicht wird
einer Krankung oder Beleidigung gleich geachtet.
Grundfåge g . 10.
10. Wer einen Andern aus Vorfaß oder
vom Schas
deuseriar. grobem Verfehen beleidigt , muß demſelben volls
ſtåndige Genugthuung leiſten. (§. 7.) 13
Ueber: S. 11. Eben dazu iſt auch der verhaftet, wel:
baupt.
cher eine dem andern ſchuldige Pflicht aus Vor:
! ſaß oder grobem Verſehen unterlaßt, und dadurch
demſelben Schaden verurſacht.
S. 12 . Wer nur aus måßigem Verfehen den
Andern durch eine Handlung oder Unterlaſſung
beleidigt , der haftet nur für den daraus entſtandes
nen wirklichen Schaden.
S. 13. Doch muß der Beichådiger auch einen
ſolchen entgangenen Gewinn erfeßen ', den der
Beſchädigte durch den gewöhnlichen Gebrauch
desjenigen , woran er gefrånft irorden , erlangt
haben würde , wenn die Krankung nicht vorge:
fallen wåre .
§. 14 .
und Rechten aus unerlaubt . Handl. 117

ſ. 14. In einem ſolchen Fälle muß der'ents .»


gangne Gewinn vergütet werden , auch wenn der
wirkliche Schade keiner Schåßung fähig ware.
$. 15. In Fällen , wo auch ein geringes
Verfehen vertreten werden muß ( Tit. III. S. 22 .
23.) , haftet der Beſchädiger nur für den durch
ein ſolches Verſehen entſtandnen unmittelbaren
Schaden.
§. 16. Der aus einer Handlung entſtandne zu :
fållige Schade darf nur alsdann Vergiitet iverden,
wenn die Handlung ſelbſt wider ein Verbotsgeſek :)
iſt; oder wenn der Handelnde durch ein ſolches
geſekwidriges Verhalten in die Umſtände , wos
durch er ju der Handlung veranlaßt worden , ſich
ſelbſt geſegt hat.
9. 17. Was wegen der bey Vertragen zugefüg:
ten Schäden ſtatt finde, wird im vorhergehenden
Titel beſtimmt. (Tit. V. §. 277,fqq. )

S. 18. Von der Vergütung eines aus Vorſak ga wie feru


oder grobein Verſehen zugefügten unmittelbaren Sie Schuld
Schadens. wird der Beleidiger durch die mit digten den
eintretende Verſchuldung des Beſchädigten nicht ger
Beſchädis
vom Ers
befren . fake befrene.
S. 19. Hingegen darf der mittelbare Schade
und der entgangene Gewinn nicht erreßt werden ,
wenn der Beſchådigte bey der Abwendung deſſel
ben ſich ſelbſt ein großes Verſehen hat zu Sdul:
den kommen laſſen .

ſ . 20. Ein dergleichen eigenes grobes Verſehen


des Beſchädigten macht denfelben aller Schadlos
Haltung verluſtig , wenn der Schade nur aus ei
nem måfigen oder geringen Verſehen des Beſchå
digers entſtanden iſt.
§. 21. Der Erſak, des aus máßigem oder ge
ringein Verſehen entſtandnen mittelbaren Scha:
dens und entzognen Gewinns fällt [djon alsdann
H 3 meg ,
118 Erſter Th. Sechèter Tit. Von Pflichten

iveg , wenn der Beſchädigte den Nachtheit durch


Anwendung der - gewöhnlichen Aufmerkſamkeit
vermeiden konnte .
sou wechs §. 22. Haben zwey oder mehrere einander
felſeitigen
Beschadis mechſelſeitig beſchädigt, ſo haftet jeder dem Ans
gurgent. dern für den verurſachten Schaden nach Maasa
IS8362gabe der ißm zur laſt fallenden Verſchuldung.
§ . 23. Haben Theilnehmer an einer unerlaubs .
ten Handlung einander daber Schaden zugefügt,
ſo muß jeder ſeinen eignen Schaden tragen .
Neottiche St. 24. Das jemand durch die Schuld eines Ans
Bermus
thungen dern beſchädigt worden , wird nicht vermuthet.
ben der § . 25. Wer aber in der Ausübung einer uners
Schadense laubten Handlung ſich befunden hat, der hat die
Vermuthung wider ſich , daß ein ber ſolcher Ges
legenheit entſtandner Sdade durch ſeine Schuld
ſer verurſacht worden.
S. 26. Infonderheit muß der, welcher ein auf
Schadensverhütungen abzielendes Polizeygeſek
vernachläßigt, für alten Schaden , welcher durch
die Beobachtung des Gerekes gåtte vermieden
werden können , eben ſo haften , als wenn derſelbe
aus ſeiner Handring unmittelbar entſtanden ware.
Woljer der $. 27. Der Erfaz des Schadens und entgangen
riak zul nen Gewinns muß aus dem Vermögen desje
keiſter.
nigen erfolgen , welcher den Schaden verurſacht
Kat. ( S. 42. 56.)
sorbitos
lichkeit der § . 28. Die Verbindlichkeit zum Schadenserſage
Erbra geht auch auf die Erben des Beſchadigers über.
on meha Ś. 29. Haben mehrere zur Zufügung eines
rera Bay
chadigcit . Schadens aus Vorſak oder grobem Verſehen mits
gerirft, fo haften ſie einer für alle , und alle für
cinen.
8. 30. Der Beſchädigte hat alsdanu gegen die
Beleidiger eben die Rechte , welche bey Vertragen
der Berechtigten gegen melrere gemeinſchaftlich
> Verpflichtete jukommen. ( Tit. V. g. 430. (99.)
9. 31 .
und Rechten aus unerlaubt. Handl.- 119

S. 31. Haben mehrere ben einer Schadensžur


fügung nur aus måßigern oder geringem Verſes
ben initgewirkt, fo haftet jeder nur für ſein eige
nes Verſehen .
9. 32. Doch Kaften ſie einer für alle, und alle
für einen , wenn nicht ausgemittelt werden kann ,
welchen Theil des Schadens ein jeder durch ſein
beſondres Verſehen angerichtet habe.
S. 33. In allen Fällen , wo einer von mehrern
Mitſchuldigen den ganzen aus Verſehen entſtandes
nen Schaden , oder doch mehr , als ihm nach Vers
gåltniß ſeines Antheils an der Schadenszufügung
oblag , effekt hat , kann er an die übrigen , wea
gen des von einein jeden zu leiſtenden Heytrags,
ſich falten .
5. 34. War aber der Schade von mehrern vora
ſeklich veranlaßt worden ... fo. findet unter ihnen
kein Regreß ſtatt.
6. 35. Dagegen muß jeder von ihnen ſeinen
Untheil. welchen er dem Beſchädigten båtte vers
giten muffen , wenn dieſer ſåmtliche Beſchädiger
auf ihren Untheil belangt håtte , der Armenkapſe
des Dres zur Strafe entrichten. Du
S. 36. Wer , fich ſeines Rechts innerhalb der Jn wie ferr
Beſchildi:
gehörigen Schrankent bedient , darf den Scha gurge
den , welcher einem Undern daraus entſtanden nichterſekt
werden
iſt, nicht erſezen . dürfen
$. 37 Er muß aber denſelben vergåten , wenn 1 Winn
aus den Umſtånden klar erhellet , - daß er unter biger ſich
mehrern möglichen Urten der Ausübung ſeines nur eines
Recto be ,
Rechts diejenige , welche dem andern nachthei: pient
fig wird , in der Abficht , denſelben zu beſchädi:
gen , gewählt habe.
$. 38. Wer gefährliche Handlungen an einem
dazu unter. öffentlicher Genehmigung beſtimmten
Orte , und zur erlaubten Zeit vornimiät , haftet
H4 IUC
120 Erſter Th Sechster Tit: Von Pflichten

nur für die ſchädlichen Folgen , die aus Vorſak


oder grobein Verfehen entſtanden ſind.
21 Denn die § . 39. Ein durch unwillkürliche Handlungen
ich the verurs : chter Schade kann dem Handelnden nicht
uno ilfür zugerechnet wʻrden .
lich war.
K. 40. Ber ſich ſelbſt in einen vorübergehen:
den Zutand , in welchem er ſeiner Vernunft
nicht måchtig iſt , verſekt hat , muß auch den in
dieſem Zuſtande unwillkürlich verurſachten Scha:
den erfeßen .
3) wenn der . 41. Wenn Wahn- und Blödſinnige , oder
Beichádis
ger wahn Kinder unter ſieben Jahren jemanden beſchadi:
oder blods gen , ſo kann nur der Erſak des inmittelbaren
finnig oder
ein Stind Schadens aus ihrem Vermogen gefordert werden .
ift.
S. 42. Doch haftet das Verinogen folcher Pers
fonen nur alsdann , wenn der Beſchädigte den Er:
ſak aus dem Vermögen der Aufſeher oder der
Heltern nicht erhalten kann. ( 6. 57.)
S. 43. Uuch haftet daſſelbe ' nur' ſo weit als

dadurch dem Beſchädiger der nöthige Unter :


halt , und wenn er ein Kind ift , die Mittel zu
einer ſtandesmäßigen Erziehung nicht entzogen
werden .
$ . 44. Hat der Beſchädigte dergleichen Perſo:
nen durch ſein eignes auch nur geringes Berſe:
hen zu der ſchädlichen Handlung beranlaßt , fo
kann er ſich an das Vermögen derſelben nicht
halten.
4) menn er . 45. Wer den Befehl deſſen , dem er zu ge
auf Befehl
eines Vor horchen ſchuldig iſt , vollzieht , kann in der Regel
Geregten zu keinem Schadenserſaße angehalten werden.
bandelt.
9. 46. Er muß aber dafür haften , wenn die
befohlue Handlung in den Gefeßen ausdrücklich
verboten iſt. ( 8. 48.)
. 47 Wer vermoge feines Standes oder Am
tes die Befehle ſeiner Vorgeſekten ohne Eins
ſchránkung zu befolgen verpflichtet iſt , von dein
fann
und Rechten aus unerlaubt. Handl. 121

kann nicht gefordert werden , daß er einen in


Dienſtgeſchäften ihm geichehenen Auftrag ſeiner
Obern prüfe.
S. 48. Dem , der aus Unwiſſenheit einen ges
fekwidrigen Befehl ausgerichtet hat , bleibt der
Regreß gegen den Befehlenden vorbehalten.
. 49. Wer die Gränzen des erhaltenen Be:
fehls überſchreitet , macht ſich allemal zum Erſaße
des dadurch entſtandnen Schadens verantwortlich .
9. 50. Wer einem Andern einen in den Ges) wenn der
Schade ben
ſeßen nicht gemißbilligten Auftrag macht , haftet Selegen : 1
nicht für den von ſelbigem bey Ausrichtung die- heit eines
Auftrags
ſes Auftrags, verurſachten Schaden . verurſacht
S. 51. War aber der Auftrag unerlaubt , ſo worden.
haften wegen des Schadenserſages
der Macht
geber und der Bevollmåchti gte , beyde für einen
und einer får beyde ( . 30. ) ; felbſt , wenn der
Bevollmächtigte die Gränzen des Auftrags über:
ſchritten hat.
I. 52. War der Auftrag nur in Anſehung des
Machtgebers allein , oder nur in Unſehung des
Bevollmachtigten allein unețlaubt , fo haftet jeder
von ihnen nur für ſeine eigne Schuld ,
I. 53. Hat der Machtgeber bey der Auswahl
eines untüchtigen Bevollmächtigten ſich ein gros
bes oder máßiges Verſehen zu Schulden kommen
laſſen , ſo haftet er für den von ſelbigem auch ben
der Uusrichtung eines erlaubten Auftrags durch
ſeine . Untüchtigkeit verurſachten Schaden ſo weit,
als der Beſchådiger ſelbſt zum Erfaße unvermo:
gend iſt.
. 54. Wer einen außer dem Falleeines Wie lange
der Schas
Contrakts erlittenen Schaden innerhalb dreyer denserſak
Jahre nachdem das Daſeyn und der Urheber gefordert
werden
deſſelben zů ſeiner Wiſſenſchaft gelangt ſind , ge: kinue.
richtlich einzuflagen vernachläßigt , der hat ſein
Recht verloren .
H 5 Şi 53 .
Pflichte
Sechst
Erſter
1122

Von
Tit
Th

.
.
1

S. 55. Sind ſeit dem Zeitpunkte der Schadensa


zufügung dreyfig Jahre verfloffen , fo kommt es
auf den Zeitpunkt der erlangten Wiſſenſchaft nicht
weiter an .
on Schås $. 56. Wer eines Andern unwillkürliche Hands
Durch andre lung, wodurch derſelbe fich ſelbſt , oder einem
Menſchen , Dritten "ſchädlich geworden iſt , aus Vorſaß, gros
beſonders bem oder måßigem Verſehen veranlaßt haft
tet für den dadurch verurſachten Schaden . Dat !
6. 57. Gleiche Verbindlichkeit hat der wels
cher die über Wahn- und Blödſinnige oder über
Kinder unter - ſieben Jahren ihm obliegende Aufs
ficht gröblich oder auch nur aus einem mäßigen
Verſehen vernachláßigt. ( 9. 41-44.)
§. 58. Wer eine unerlaubte Handlung befiehlt,
Haftet hauptſächlicy für den daraus entſtandnets
Schaden.
f. 59. Wer wiſſentlich etwas geſchehen taft,
was er zu verhindern ſchuldig und verinógend ges
weſen ', hat eben die Verantwortung i als ob er
folches befohlen Håtte. ( Tit. ill . . 26.fqq.)
durch 9. 60. Für den von Dienſtboten zugefügten
Dien [boz
tek. Schaden iſt die Herrſchaft in der Regel nicht
verantwortlich .
$. 61. Wer aber wiſſentlich geſchehen láßt,
daß ſein Geſinde einem andern einen Schaden
zufügt , der wird als Theilnehmer an der unerlaubs
ten Handlung des Gefindes angeſehn. ( S. 59. )
§. 62. Wer Geſinde , das durch einen überwie
genden Hang zu groben (aftern , durch einen
hoven Grad von Blödſinn oder Schwermuth , oder
durch anſteckende Krankheitea , andern gefährs
lich werden kann , wiſſentlich in Dienſte nimnut,
oder darin behålt , der haftet für alle Gefahr.
§ . 63. Für den durch Dienſtboten angerichte:
ten Feuerſchaden haftet die Herrſchaft auch als
1 bantil wenn ihr die Unvorſichtigkeit des Gefins
des
und Rechten aus unerlaubten Handl. 123

des bey dem Gebrauche des Feuers und Sichts bez


kannt geweſen iſt, und ſie daſſelbe dennoch benbes
halten hat.
S. 64. Wenn jemand zu einein Geſchäfte ein
dazu untüchtiges Geſinde wiſſentlich beſtellt, ſo
haftet er für den Schaden ; welcher einem Dritten ,
bey der Ausrichtung des Geſchäftes , durch die Uns
tüchtir,keit des Geſindes zugefügt worden.
§ . 65. In unſehung der Handwerksgeſellen und durch Hands
Lehrjiingen haben die Meiſter die den Dienſtherr: len und
ſchaften aufgelegten Plichten. Lehrlinge,
durch
5. 66. Wer wiſſentlich Miethsleute duldet , die Miethsleue
mit Feuer und Sicht, beni dem Uuswerfen , oder te oder
Ausgießen , oder in Verſchließung des Hauſes,
unvorſichtig und nachläfig zu verfahren gewohnt
find ; der haftet für allen durch felbige auf dera
gleichen Art verurſachten Schaden .
$ . 67. In allen vorſtehend beſtimmten Fällen
( 6. 62-66 .) þaften jedody die Herrſchaft, der Meis
fter oder Hauswirth nur in fo weit , als der Schas
benserfaß aus dem Vermogen des Beſchadigers
nicht erfolgen kann .
Ģ. 68. So bald erheltet , daß ein Schade durch
jemandes Geſinde , Handwerksgeſellen , oder Lehrs
jungen , oder durch die Bewohner ſeines Hauſes
verurſacht worden ; und die Herrſchaft, der Meis
fter oder Hauswirth fann die Perſon des Beſchas
digers nicht nachweiſen , fo iſt derfelbe dem Bes
ſchädigten zur Schadloshaltung hauptſächlich ver
haftet.
8. 69. Ob in den Fällen des S. 56-68. wo jes
1
mand für den von andern verurſachten Schadert
haften muß , derſelbe nur den unmittelbaren , oder
aud, den mittelbaren Schaden , und den entganges
nen Gewinn vertreten müſſe, iſt nach dem Grade
feiner Verſchuldung und den Vorſchriften 9. 10.
bis 21. ju beurtheilen .
§ . 7.
I 24 Erſter Th . Sechster Tit. Von Pflichten

Durch 5. 70. Wer ohne obrigkeitliche Erlaubniſ wilde


urſacht vers oder andere Thiere uált , die vermoge ihrer Natur
Chiere
worden. den Menſchen oder den in der Wirthſchaft nukli
chen Thieren ſchädlich ſind , und in den Häuſern
oder auf dem Lande gewöhnlich nicht gehalten
werden , der haftet für allen durch ſelbige verurs
ſachten Schaden.
S. 71. Eine gleiche Vertretung trift denjeni:
gen , irelcher , auch nach erhaltener Erlaubniß ,
die getörigen Maaßregeln zur Abwendung des
von ſolchen Thieren zu befürchtenden Schadens
verabſáumet.
$. 72. Wer Thiere hålt , die zwar ihrer Natur
nach nicht ſchädlich ſind , aber auch in der låndli
chen oder ſtådtiſchen Haushaltung nicht gebraucht
werden , der haftet für allen durch ſelbige , auch
ohne ſeine beſondre Schuld , verurſachten unmittels
baren Schaden .
S. 73. Ber andern von Natur unſchädlichen
Thieren haſtet der Eigenthümer nur für den Scha:
den , welcher aus der verabſáumten Aufſicht über
fie entſpringt.
H. 74. Wer aber weiß , daß ein Thier , wider
die Natur ſeiner Art , ſchädlich fer ; und dennoch
die gehörigen Maaßregeln zur Verhütung nachthei:
liger Folgen perabfäumt ; der iſt dem Beſchädigten
zur vollen Genugthuung . verpflichtet.
S. 75. Wer ein von Natur unſchädliches , oder
ein mit obrigkeitlicher Erlaubniß gehaltenes ſchád
liches Thier reizt , oder fonſt durch eigne Unvorſich :
tigkeit zu Schadenszufügungen , durch daſſelbe Un:
laß giebt, kann für fich ſelbſt keine Schadloshal
tung fordern.
§. 76. Wird dadurch ein andrer beſchädigt, fo
iſt derjenige, welcher das Thier gereizt oder die
linvorſichtigkeit begangen hat , zum Erlak, dafür
Herppichret.
77
und Rechten aus unerlaubt. Handl. 125
1
$ . 77. Der ſchuldige Eigenthümer und der,
welcher das Thier gereizt hat , haften dafür als Mit:
ſchuldige. (S. 30. 199.)
8. 78. Wenn die Thiere zweyer Eigenthümer
ohne weitere Unreizung einander beſchädigen , ſo
haftet nur der , welcher bey der Aufſicht über das
ſchädlich gewordene Thier ſeine Pflidt vernach :
låſigt hat.
$. 79. Wenn ein Schade geſchehen iſt , ſo muß Wie der
alles, ſo viel als möglich , wieder in den Zuſtand erjanzu leis
gelegt werden , welcher vor der Anrichtung des ſten .
Schadens vorhanden war.
S. 80. Kann durch dieſe Wiedererſtattung der
Beleidigte nicht hinreichend entſchädigt werden , ſo
muß der Beschådiger ihm das daran noch fehlende
anderweitig vergüten .
S. 81. Ein Gleiches muß geſchehen , wenn die
Erſtattung unmöglich iſt.
Ben Bes
$ . 82. Iſt eine Sache ganz verloren gegangen, chädigun :
vernichtet , oder unbrauchbar geworden , ſo muß gen an Sas
der Beſchadiger deren ganzen durch Gefeße be: chen.
ſtimmten Werth vergåten.
8. 83. Sit der.Werth durch Geſeße nicht be.
ſtimmt, ſo muß bey Sachen , die einen gewöhn:
lichen Gegenſtand des Verkehrs auf Meſſen oder
Märkten ausmachen , oder worüber Preiscouran
ten gehalten werden , derjenige Werth , welchen
Sachen derſelben Art zur Zeit des Verluſtes gehabt V
haben , erſekt werden .
S. 84. Bey andern Sachen werden die Beſchafı
fenheit und die Eigenſchaften derſelben zur Zeit
des Verluſtes durch Beweis ausgemittelt , und ſo
dann wird der Werth nach dem Gutachten der
Sachverſtändigen beſtimmt.
9. 85. Iſt der Schade aus Vorſak oder grobem
Virfehen zugefügt worden , ſo muß der höchſte
Werth , welchen die Sadje, nach obigen Beſtim:
munc
126 Erſter Th. Sechster Tit. Von Pflichten

mungen , ( S. 82. 83. 84. ) in dem Zeitraume


zwiſchen der Schadenszufágung und der dem

Beſchädiger ziigeſtellten Klage gehabt hat , vergå


tet werden .
D. 86. Auch haftet in einem ſolchen Falle der
Beſchädiger für den außerordentlichen Werth.
S. 87. Für den Werth der beſondern Vorliebe
Haftet er nur alsdann , wenn die Beſchädigung vors.
Fäßlich zugefügt worden iſt."
S. 88. Iſt der Schade durch ein mäßiges oder
geringes. Verſehen entftanden , ſo darf nur der , zur
Zeit der Schadenszufügung vorhanden geweſene,
gemeine Werth erfaßt werden ."
C $ . 89. Sit durch den Schaden der Werth det
Sache nur vermindert worden , ſo muß derjenige
Werth , welchen die Sache vor der Beſchädigung
gehabt hat , nach obigen Grundfázen ausgemittelt,
and mit dem gegenwärtigen Werthe derſelben vet :
glichen werden .
8. 90. Die daraus ſich ergebende Wermindes
rung des Wertljs muß der Beſchädiger verguten.
S. 91. Iſt jedoch der Schade an einer bewegs
lichen Sache zugefiigt worden , ſo hat der Beſchå:
digte die Wall: ob er mit dieſer Bergütung ſich
begnügen , oder von dein Beſchädiger den gangen
1
nach $ . 89. ausgemittelten vormaligen Wertų , ges
gen Ueberlaffung der Saclye , fordern wolle.
$ . 92. In allen Fällen, wo der vormalige Werte
der Sache nach Vorſchrift 5. 83. 84. nicht mit Hin
langlicher Zuverläſsigkeit ausge:nittelt werden kann,
muß derjenige Werth , welchen eine Sache von
derſelben Art, und von mittlerer Gite , in dem
nach obigen Grundfågen 211 beſtimmenden Zeit:
punkte gehabt hat, durch Sachverſtåndige feſtges
fekt werden.
S. 93. Iſt der Schade nur aus måßigem oder
geringem Verſehen zugefügt worden , ſo muß der
Beſchås
und Rechten aus unerlaubt. Handl. 127

Beſchadigte mit der Vergütung nach dieſem mittles


ren Werthe ſich begnügen..
S. 94. Iſt aber derSchade aus Vorſak oder grobem
Verſehen verurſacht worden , ſo muß der Beſchädigte
auch zur eidlichen Beſtårkung eines Höhern Werths,
nach richterlichem Ermeſſen, zugelaſſen werden .
S. 95. Doch darf auch dieſer höhere Werth den
doppelten Betrag des von den Sachverſtåndigen
angegebenen mittlegen Werths niemals überſteigen .
N. 96. Iſt aber von dem Werthe der beſondern
Vorliebe die Rede , ſo findet dergleichen Rückſicht
auf das Verhältniß zwiſchen dem von den Sachver:
ſtåndigen beſtimmten und dem von dem beſchå:
digten angegebenen Werthe keine ſtatt.
g . 97. Vielmehr : muß alsdann das richterlidze
Erineſſen den von dem Beſchädigten eidlich zu er:
þártenden Werth nur nach der beſondern Beſchaf:
fenheit der Umſtände und Verhältniſſe , worauf der
Beſchädigte dieſe Vorliebe gründet , feftſeßen und
ermåßigen.
$. 98. Wer widerrechtlich einen Menſchen ums An der Pers
Leben bringt, muß in allen Fällen der hinterlaſſe. Durch
nen Frau , und den Kindern des Entleibten die Todtuug .
Koſten der etwanigen Eur, ingleichen die Begráb.
niß- und Trauerkoſten erſehen ,
9. 99. Uußerdem iſt, wenn die Entleibung aus a) Wenn
Vorjaß oder grobem Verſehen erfolgt, der Beſchå: aut Vors
diger verbunden , der Wittwe und den Kindern des ſak uder
Entlebten ſtandesmäßigen Unterhalt , auch den Berſeheu.
legtern dergleichen Erziehung und Uusſtattung , als
ſie von dein Vater nac, deſſen Stande und Vermo
gen erwarten konnten , zu gewihren.
S. 100. Daber wird auf das von dem Entleit :
ten hinterlaſſene Verinogen , ingleichen auf die Un .
terſtüßungen , welche der Wittwe und den Kindern
von dem Staate oder anders wo her angedeihen ,
keine Rückſicht genommen .
§ . 101 .
128 Erſter Th. Sechster Tit. Von Pflichten

$ . 101. Dieſe Verbindlichkeit des Beſchadigers


dauert ſo lange als die Familie des Entleibten
eine ſolche Verpflegung und Unterſtüßung von dem:
felben , wenn er noch am Leben påre', forderot
konnte.
S. 102. Treten aber Umſtände ein , unter wel.
chen die Pricht des Entleibten , ſeine Familie aus
eignen Mitteln zu ernähren , aufgehöret haben
würde , ſo wird auch der Beſchädiger von ſeiner
Verbindlichkeit frey .
b) wenn ſie S. 103. Iſt die Entleibung nur durch ein måfi:
aux måßis ges Verſehen verurſacht worden , ſo muß der
gem Verſes
ben. Beſchädiger für eine nach Verhältniß des Stans
des nothdürftige Verpflegung der Wittwe und
Kinder des Entleibten
ntleibten , und für eine dergleis
chen Erziehung der lektern in ſo weit ſorgen ,
als die Koſten dazu aus den Einkünften des
hinterlaſſenen Vermögens und den Beytrågen
des Staats oder eines Dritten nicht aufgebracht
werden können .
. 104. Auch muß er den noch unverſorgten
Kindern , bey Ermangelung eines eigenen dazu
hinreichenden Vermögens , eine ſolche Ausſtattung
gewähren , als dieſelben von dem Entleibten nach
den Geſeßen zu fordern berechtige waren .
1. S. 105. Die Verbindlichkeit zur Erziehung und
Verpflegung der Kinder dauert in der Regel ſo
lange , bis entweder dieſelben die Volljährigkeit
erreicht haben, oder der Fall des §. 102. noch vor:
her eintritt.
S. 106. Solche Kinder hingegen , welche wegen
körperlicher oder Geiſtesſchwachen auch nach er:
langter Voljáhrigkeit ſich ſelbſt ihren Unterhalt zu
erwerben nicht im Stande find , muf der Beſchå:
diger bis zu ihrem Tode , oder ihrer Wiederher
ſtellung , verpflegen.

$ .. .
107
und Rechten aus unerlaubt. Handl. 129

§. 107. In Anſehung der Wittwe des Entleiba


ten dauert die Verpflegungsverbindlichkeit des Bes
ſchadigers ſo lange , bis dieſelbe wieder Heyrathet,
oder in Ilmſtånde kommt, da ſie einer ſolchen Un
terſtüßung füglich entbehren kann.
S. 108. Ueberhaupt hören die Prichten auch
eines folchen Beſchädigers unter eben den Umſtånc
den auf , unter welchen der Entleibte ſelbſt , wenn
er noch lebte , davon frey werden würde.
$ . 109. Was vorſtehend zum Beſten der Witowe
und Kinder des Entleibten verordnet iſt ( $.99-198 .) ,
gilt auch zilm Beſten anderer Perſonen , welche
nach den Vorſchriften der Geſeße Unterhalt von
dem Entleibten zu fordern berechtigt ſeyn würden.

$. 110. Iſt die Entleibung nur aus geringem c) menn fie


Verſehen erfolgt, ſo muß die Familie des Entleib hincameses
ten mit der . 98. beſtimmten Entſchädigung fich Verſeben
erfolgt ift.
begnügen .
S. 111. Ben andern körperlichen Verlegungen , 2) durch
wodurch der Beſchädigte nicht entleibt worden , iſt perliche
derſelbe, in allen Fällen , auf den Erfaß der Cur: Verleguns
sen.
und Heilungskoſten anzutragen berechtigt.
S. 112. Wegen erlittener Schmerzen können Wegen
Perſonen vom Bauer : oder gemeinen Bürgerſtande, Somers
denen dergleichen Verlegung aus Vorſaß oder gro- gen.
bem Verſehen zugefügt worden , ein billiges Schmer:
jengeld fordern .
S. 113. Der Betrag dieſes Schmerzengeldes iſt
nach dem Grade der ausgeſtandenen Schmerzen,
jcdoch nicht unter der Hälfte, und nicht über den
doppelten Betrag der erforderlichen Eurkoſten , rich .
terlich zu beſtimmen.
J. 114. Ben Perſonen höhern Standes wird
auf die dem Beleidigten durch die Mißhandlung
verurſachten Schmerzen nur bey Beſtimmung der
geſekmäßigen Strafe Rücficht genommen .
Augem . Weſerb, I. Band. S g . 115 .
130 Erſter Th . Sechster Tit. Von Pflichten

Wegent S. 115. Iſt durch die zugefügte Verlegung der


verurſach: Beſchädigte, ſein Umt oder Gewerbe auf die bis
ter Hufähig
keit zur herige Art zu betreiben , gånzlich außer Stand ges
Fortſetung
des Amts feßt worden , ſo haftet der Beſchadiger für diejeni
orer Ges gen Vortheile , deren fortgeſeßter Genuß dem Bes
werbes, ſchådigten dadurch entzogen wird .
$ . 116. Iſt die Beſchådigung aus Vorſaß oder
grobem Verſehen zugefügt worden , ſo müſſen dem
Beſdådigten aud ) fünftige Vortheile vergåtet wers
den , deren Erlanging derfelbe, nach dem natürli
chen und gewöhnlichen Laufe der Dinge , vernunf:
tiger Weiſe erwarten konnte.
§ . 117. Iſt ein måßiges Verſehen begangen
worden , ſo darf der Beſchadiger die Vergürung,
nur nach derjenigen { age leiſten , in welcher der
Beſchädigte zur Zeit der Verlegung ſich wirklich
befunden hat.
S. 118. Iſt nur ein geringes Verfehen vorhan
den , ſo findet bloß die S. 111. beſtimmte Schad
loshaltung ſtatt.
S. 119. Sobald der Beſchädigte, der Verlegung
ungeachtet, durch Unwendung ſeiner körperlichen
oder Geiſteskråfte zu einem wirklichen Erwerbe ges
langt, ſo muß derſelbe auf die nach S. 115. 116. 117.
zu leiſtende Entſchädigung abgerechnet werden .
S. 120. Iſt der Beſchädigte durch die zugefügte
Verlegung nur auf eine Zeitlang zum Betriebe ſeis
nes Gewerbes außer Stand geſegt worden , ſo kann
er nur Verfáumnifkoſten fordern.
S. 121. Dieſe Koſten müſſen nach den S. 115.199 .
beſtimmten Grundfåßen , jedoch nur im Verhålt
niß der Zeit , während welcher die erlittene Ver:
Ickung den Beſchädigten an dem Betriebe ſeiner
Geſchäfte verhindert , feſtgeſeßt werden .
S. 122. Nach eben dieſen Grundſåßen und mit
billiger Rudſicht auf den nachtheiligen Ein :uß,
weldhen eine erlittene Verlegung auf die G 08 :
umpiada
und Rechten aus unerlaubt . Handl. 131

umſtånde des Beſchådigten hat , muß der Richter


die Vergütung beſtimmen , wenn der Beſchädigte
zum Betriebe feines Umts oder Gewerbes zwar
nicht gånzlich unfähig , wohl aber ihm dieſer
Betrieb dadurch ſchwerer oder koſtbarer gemacht
worden .
$. 123. Wird eine unverheyrathete Frauens. Wegen ers
perſon durch körperliche Verlegung verunſtaltet , unſtaltung .
und ihr
dadurch die Gelegenheit ſich zu verheyra:
then erſchwerst; ſo kann ſie von dein Beſchädiger
Ausſtattung fordern.
9. 124. Dieſe Ausſtattung muß , wenn die
Verinſtaltung aus Vorak oder grobern Verſeậen
erfolgt iſt , nach richterlichein Ermeſſen ſo beſtimmt
werden , daß die Beſchådigte Hoffnung erhalte,
eine ihrem Stande gemäße Heyrath zu finden , und
unterdeſſen aus den Einkünften derſelbin ihren Un
terhalt nehmen könne.
S. 125. Iſt die Beſchädigung nur aus måfis
gem . Verſehen zugefügt worden , ſo muß die Ver:
unſtaltete mit einer ſolchen Uusſtattung, als ſie
von ihrem Vater nach deſſen Stande verinige der
Gefeße , zu fordern haben würde , ſich begnügen .
8. 126. Beſißt der Beſchädiger kein Capitals :
vermogen , aus welchem die nach S. 124. 125. ju
beſtimmende Ausſtattung genommen werden kann,
ſo muß er der Verlegten die Zinſen davon zu Fünf
vom Hundert jährlich entrichten .
S. 127. Dieſer Beytrag dauert fort, ſo lange
die Vecunſtaltete lebt, auch wenn ſie ſich wirklich
verheyrathet.
S. 128. Iſt außerdem jemanden ſein Fortkom
men in der Welt durch eine aus Vorſaß oder gros
bem Verſehen zugefügte Verunſtaltung erſchwert
worden , ſo muß ihm auch dafür eine billige nach
den Umſtånden zu beſtimmende Entſchådigung ges
leiſtet werden .
92 $. 129 .
132 Erſter Th . Sechster Tit. Von Pflichten

8. 129. Wer zur Entſchädigung des Beleidig


ten oder ſeiner Familie fchuldig erkannt wird , fann
ſich dagegen mit dem Einwande , daß er dadurch
die Seinigen pflichtmäßig zu ernähren unvermo :
gend werde , nicht ſchüßen .
an der
S. 130. Die bey verübten Ehrenfrånfungen zu
Ebrej
leiſtende Privatgenugthuung iſt im Criminalrechte
beſtimmt.
9. 131. Der Erfaß eines nach Geld in Anſchlag
zu bringenden Schadens kann nur in fo fern gefors
dert werden , als der Schade aus der Ehrenkrån:
kung unmittelbar entſtanden iſt.
an der §. 132. Wer auf irgend eine Art einen Undern
Freyheit,
Teiner perſönlichen Frenheit widerrechtlich berąubt;
der haftet demſelben für das ganze Intereſſe.
g. 133. Der , auf deſſen Gefahr oder falſche
Vorſpiegelung ein widerrechtlicher Perſonalarreſt
Berhångt worden , und der Richter , welcher dabey
den geſeßlichen Vorſchriften zuwider gehandelt hat,
ſind dem Beleidigten als Mitſchuldige verhaftet.
Si 134. Wer in Privatarreſt gehalten worden ,
kann zur eiblichen Beſtárkung des erlittenen Schas
dens und entgangenen Gewinns, nach vorgångie
ger richterlichen Ermäßigung , gelaſſen werden .
$ . 135. Alle Koſten , welche erforderlich ſind,
um den Gefangenen wieder in Freyheit zu feßen,
muß der Beleidiger tragen.
$. 136. Kann dem Beleidigten die geraubte
perſönliche Freyheit nicht wieder verſchaft werden ,
ſo haben die Frau und Kinder deſſelben gegen den
Beleidiger , wegen der ihnen zu gewährenden Vers
pflegungs- und Erziehungskofen , eben die Rechte,
die ihnen ben einer erfolgten Entleibung ( 8.98. 199. )
beygelegt ſind.
bey Real g. 137. Wer Sachen unrechtmäßiger Weiſe mit
arreften .
Arreſt belegt, haftet für den Schaden , den dieſelben
dadurch leiden , eben ſo, als wenn er dieſen Schaden
durch
und Rechten aus unerlaubt. Handl. 133

durch ſeine unmittelbare Handlung veranlaßt hátte.


(S. 82. 199. )
N. 138. Kann außer dieſem Schaden ein durch
den Arreft entzogener ficherer Gewinn nachgewies
ſen werden , ſo iſt der Arreſtleger auch dieſen ju
bergüten ' ſchuldig. (S. 13. 14.)

Siebenter Titel.

Von Gewahrſam und Beſitz .

S. 1. Wer das phyſiſche Vermogen hat , über eine Begriffe


Sache mit Ausſchließung Andrer zu verfügen , der
hat ſie in ſeiner Gewahrſam , und wird Inhaber
derſelben genannt.
J. 2. Uuch der iſt ein bloßer Inhaber , der eine
Sache nur in der Abſicht , darüber für einen Uns , y
dern oder in deſſen Namen zu verfügen , in ſeiner !
Gewahrſam hat.
S. 3 . Wer aber eine Sache in der Abſicht , dar.
über für ſich ſelbſt zu verfügen , unmittelbar oder
durch Undere , in ſeine Gewahrſam nimmt, der
wird Beſiger der Sache.
§ . 4. Wer ein Recht ausübt, iſt Inhaber des
Rechts .
§. 5. Wer aber ein Recht für ſich ſelbſt ausübt,
wird Befiger des Rechts genannt.
§ . 6. Wer eine Sache, oder ein Recht, zwar Pouf&us
und
als fremdes Eigenthum , aber doch in der Abſicht, diger
darüber für ſich ſelbſt zu verfügen , in ſeine Ge diger Bes
wahrſam übernommen kat , der heißt ein unvoll , fit.
ſtåndiger Beſißer.
$ . 7. Vodſtåndiger Beſiker keißt der , welcher
eine Sache oder ein Recht als ſein eigen beſikt.
f . 8. Beruhet dieſer Beſiß auf einem Rechtss
grunde , durch welchen das Eigenthum erlangt wer:
I 3 den
134 Erſter Theil. Siebenter Titel.

den kann , ſo iſt ein vollſtåndiger titulirter Beſik


vorhanden .
9. Der unvollſtändige Beſißer der Sache iſt
vollſtändiger Beſiger des Rechts , deſſen er dar
über ſich anmaaft.
Redlicher, S. 10. Die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigs
unredlicher keit des Beſißes hängt von der Beſchaffenheit und
rechtfertis Gültigkeit des Titels ab , auf welchen das Recht
ger Befis.
zu befißen ſich gründet.
. II . Wer es weiß , daß er aus keinem gul
tigen Titel beſige , der heißt ein unredlicher Bez
ſiger .
S. 12. Die Unwiſſenheit der Gefeße entſchul
bigt den nicht, der ſeinen Beſiktitel irriger Weiſe
für gültig geachtet hat.
S. 13. Ein bloßer' Srrthum in Thatfachen ſcha
det der Redlichkeit des Beſikers nicht , To bald
nur der Jrrende nicht durch eignes grobes oder
måßiges Verſehen in einen ſolchen Srrthum geras
then iſt.
S. 14. Wer aber aus Unwiſſenheit der Geſeke
in der Gültigkeit ſeines Beſiktitels irrt , heißt ein
unrechtfertiger Beſißer , und wird , wo nicht be :
fondre Ausnahmen gemacht ſind , einem unreds
lichen Beſißer gleich geachtet. ( 8. 232. 239. 240.
241. )
S. 15. Wer ſchon zur Zeit der Erwerbung des
Beſiges , bey der Anwendung eines gewöhnlichen
Grades von Aufmerkſamkeit, Urſach hatte , an der
Gültigkeit feines Beſiktitels zu zweifeln , und ſich
dennoch ohne weitere Unterſuchung den Beſiß zu
eignet , der wird bey einer in der Folge ſich verofs
fenbarenden Unrechtmäßigkeit deſſelben , einem un
redlichen Beſiber gleich geachtet.
. 16. Dagegen verliert der , ber welchem
erſt nach ſchon erworbenem Beſize bloße Zweis
fel über die Rechtmåfigkeit deſſelben entſtes
hen ,
Von Gewahrſam und Beſitz. 135

den , dadurch noch nicht die Eigenſchaft und die


Rechte eines redlichen Beſikers.
S. 17. Von dem Zeitpuncte aber, da jemand
von der Unrechtmäßigkeit feines Beſiges überführt
worden , iſt er für einen unredlichen Beſißer zur
achten.
9. 18. Die allgemeine Vermuthung ſtreitet für
1
die Redlichkeit des Beſikers, wo nid ) t die Gelebe
in gewiſſen Fällen und ilmſtånden die beſondre
Vermuthung des Gegentlzeils ausdrücklich feſt
ſetzen.
S. 19. Wer des Beſißes einer Sache, die mit
fremden Namen , einzeinen Buchſtaben , Wappen ,
Pettſchaften , oder andern zur Bezeichnung des
Eigenthums gewöhnlichen Merkmalen verſehen iſt,
fich eigenmächtig anmaaßt , hat die Vermuthung
des unredlichen Beſißes gegen fic ).
f. 20. Bloß willkürliche und ungewöhnliche
Zeichen können dieſe Bermuthung nicht be :
gründen .
S. 21. Die Redlichkeit des Dritten , durch wels
chen jemand einen Beſis für ſid , ermirbt , kommt
dem unredlichen Erwerber nicht zu ſtatten .
S. 22. Dagegen ſchadet aber auch die Unred
lichkeit eines ſolchen Dritten demjenigen nicht, für
welchen der Beſig erworben worden .
J. 23. Von der Wiſſenſchaft desjenigen , wels
cher ben der Sache mitzuwirken kein Recht hat,
hångt die Redlichkeit oder Unredlichkeit des bles
fißers niemals ab .
S. 24 . Wenn mehrere eine Sache gemein- inſonder:
ſchaftlich beſiken ſo muß jeder die Reðlichkeit beit bey
oder Unredlichkeit des Befizes für ſeinen Anthoil Mitbeſi:
vertreten . kern.

§ . 25. Doch kann auch der redliche Mitbe:


figer aus der Unredlichkeit des andern zum

4 Sca:
L

136 Erſter Theil. Siebenter Titel.

Schaden eines Dritten ; keinen Vortheil ziehn .


CS. 37.)
ingleichen 8. 26. Wenn eine Corporation oder Gemeine
ben:Corpes einen Beſik erwirbt, ſo hångt die Redlichkeit oder
und Ses Unredlichkeit derſelben davon ab , je nachdem die
meinen ,
Melrheit der Mitglieder , bey der Erwerbung des
Beſiges , redlich oder unrechtfertig zu Werke ges
gangen iſt. (S. 10-15. )
17. Eben ſo wird der Beſiß einer ſolchen
Gemeine in der Folge unredlich , wenn die mehrere
Zahl der Mitglieder von der Unrechtmäßigkeit deſ
felben überzeugt worden."
§ . 28. Die mindere Zahl kann alſo durch ihre
Unredlichkeit den Beſiß der Commune überhaupt
nicht unredlich machen.
f . 29. Doch haften die unredliden Mitglieder
dem Eigenthümer für den Schaden , welcher denis
felben daraus entſtanden iſt, daß ſie ihre Wiſſen :
chaft , oder ihre bey der Erwerbung gehegten
Zweifel , den übrigen Mitgliedern nicht angezeigt
haben .
S. 30. Iſt die Zahl der redlichen und unredli :
chen Mitglieder gleich , fo fann der Beſik der
Gemeine überhaupt nicht für redlich geachtet
werden .
. 31. In ſo fern redliche Mitglieder dadurch ,
daß der Beſiß der Gemeine überhaupt , wegen
der Unredlichkeit der übrigen , für unredlich ges
achtet wird , und alſo dem Eigenthümer zurück:
gegeben werden muß , an ihrem anderweitigen
Vermogen einen wirklichen Schaden erleiden,
können ſie den Erſaß deſſelben von den unredli
chen Mitgliedern fordern .
$. 32. Repräſentanten einer Gemeine find , in
Anſehung der Redlichkeit oder Unredlichkeit des
Beſiges , als die Gemeine ſelbſt anzuſehen.

$. 33 .
Von Gewahrſam und Beſik . 137

§ . 33. Sind unter mehrern Repräſentanten eis


nige redlich , andre' aber unredlich , ſo finden , in
Beziehung auf den Beriß der Gemeine ſelbſt die
Vorſchriften § . 26:31 . Anwendung .
$ . 34. Iſt die Erwerbung des Berikes nur
durch die Vorſteher oder Beamten der Gemeine
geſchehen , ſo wird die Redlichkeit oder Unredlich ,
keit des Berißes der Gemeine ſelbſt nach den Vors
ſchriften §. 21. 22. beurtheilt.
S. 35. Ber Sachen, wo nur die Subſtanz der
ganzen Gemeine gehört , die Nukungen aber uns
ter die einzelnen Mitglieder vertheilt werden , ſind
die Rechte und Verbindlichkeiten eines jeden Mit:
glieds', in Beziehung auf dieſe Mußungen , nur
nach ſeiner eignen Redlichkeit oder Unredlichkeit
zu beurtheilen .
. 36. Wenn alfo die Sache ſelbſt , wegen
Unredlichkeit des Beſikes der Gemeine åberhaupt ,
dem Eigenthümer zurückgegeben werden muß , fo
find ihm , wegen fåmmtlicher bisheriger Nußuns
geni dię " unredlichen Mitglieder hauptſächlich
verhaftet.
§ . 37. Können aber dieſe den Eigenthümer
nicht entſchädigen , ſo müſſen auch die redlichen
Beſiker , jedoch nur ſo weit , als dieſelben aus
dieſen Nußungen wirkliche Vortheile gezogen har
ben, dem Eigenthümer gerecht werden .
S. 38. Kann hingegen der Eigenthümer die
Sache ſelbſt , wegen des verjáhrten redlichen Bes
ſites der Gemeine überhaupt , nicht zurück for :
dern , ſo kann er zwar , auch wegen der bisheris
gen Nußungen , nnr an oie unredlichen Mitglies
der fich halten ;
8. 39. Er tritt aber auch in Anſehung der Fünf
tigen Mußungen an die Stelle dieſer unredlichen
Mitglieder .

9.5 f . 40 .
138 Erſter Theil. Siebenter Titel.

fernerben §. 40. Bey' jedem Nachfolger im Beſiße wird


Nachfols
gern im die Beſchaffenheit ſeines Beſibes bloß nach ſeiner
Beſik. eignen Redlichkeit , nicht aber darnach beurtheilt ;
ob fein Vorfahr ein redlicher oder unredlicher Bes
fißer geweſen feys.?
S. 41. Es macht daben keinen Unterſchied , ob
der Nachfolger im Beſiße zugleich Erbe des Vor
fahren iſt, oder nicht.
S. 42. Doch muß der Erbe die Folgen des un:
redlichen Beſiges ſeines Erblaſſers aus deſſen Nachs
laß vertreten .
Don Er: S. 43. Niemand kann ohne oder wider ſeinen
bes Beines Willen wirklicijer Beſiger einer Sache werden ,
berhaupt wenn gleich dieſelbe in ſeiner Gewahrſam ſich bes
findet.
' . 44. So weit alſo jemand ſeinen "Willen zu
erklären unfähig iſt , ſo weit kann er durch ſich
felbſt keinen Beſik erlangen.

$ . 45. Nur in ſo fern Rechte durch die Verträge


eines andern erlangt werden können , kann auch
der Beſit durch die Handlung eines andern erwors
ben werden .
S. 46. Zur Beſignehnung gehört nothwendig,
daß der Gegenſtand berſelben , er ſey Sache oder
Redit, genau beſtimmt worden .

S. 47. Iſt die Sache mit andern vermiſcht, ſo


muß ſie abgeſondert , oder kenntlich ausgezeichnet
werden.
S. 48. Ohne Befißergreifung kann keine Art des
Beſizes erlangt werden .

§ . 49. Wer jedoch einem andern in einem In :


begriff von Sachen oder Rechten nachfolgt , der
bedarf keiner Beſikergreifung , in Anſehung der
einzelnen unter dem Inbegriffe enthaltenen Sachen
und Rechte.
CO 1
$ . 50 .
Von Gewahrfam und Beſik . 139

S. 50. Die äußere Handlung , wodurch eine Erwerbung


körperliche Sache in die Gewalt des Beſitzers ge- kes von
langt , wird im eigentlichen Verſtande Beſitzer: Sachen
greifung genannt.
§. 51. Dazu iſt jede Handlung hinreicherib ,
welche den neuen Beſiger in den Stand reßt, die
Sache ſelbſt , oder durch) andere , zu gebrauchen,
und darüber zu verfügen .
S. 52. Wer den Beſik der Hauptſache ergreift,
der hat zugleich alle. Pertinenzſtücke derſelben in
Beſitz genommen .
S. 53. Wer in der Abſicht, einen Inbegriff von
Sachen in Beſik zu nehmen , einzelne Stücfe deſ
felben in ſeine Gewalt nimmt; der hat dadurch
den Befik des Ganzen ergriffen.
S. 54. Doch muß ben Pertinenzſtücfen und ein:
zelnen Sachen , die ſich zur Zeit der Befigneh .
mung der Hauptſache, oder des Inbegriffs , im
wirklichen Beſis eines Dritten befinden , der Beg
fik beſonders erworben werden .
S. 55. Der Beſik einer Sache, die in niemands
Beſiß fich findet , kann dadurch ergriffen werden,
daß der Beſignehmende die Sache mit folchen
Merkmalen bezeichnet, woraus feine Abſicht, dies
ſelbe fünftig für ſich gebrauchen zu wollen , deut:
lich erhellet.
S. 56. Die bloße Bezeichnung aber hilft dem
nichts , welchem das Vermögen , die Sache felbſt
in ſeine Gewalt zu bringen , ermangelt.
§ . 57. Auch hat die bloße Bezeichnung die ihr
vorſtehend bengelegten Wirkungen nur alsdann,
wenn in dem Zeitpunkte, wo ſie geſchieht , derſel:
ben von einem Dritten nicht widerſprochen wird .
S. 58. Durch Uebergabe wird der Beſik erlangt, durch be
Ueberga .
wenn der bisherige Befißer einer Sache ſich derſel
ben zum Vortheile eines andern entſchlágt, und die:
ſer den erledigten Befik ergreift.
§ . 59 .
140 Erſter Theil. Siebenter Titel.
shohin
S. 59. Die bloße Willenserklärung des bisheri:
4.6.7.8.9) gen Beſißers iſt hinreichend, den Beſiß einer Sa
dhe zum Vortheile eines andern zu erledigen ; in
ſo fern dieſer dadurch in den Stand gefekt wird,
über die Sache zu verfügen.
Ø . 60. Durch richterliche Verordnung kann der
Beſik, auch ohne Einwilligung des bisherigen Be
fikers, zum Vortheile eines andern erledigt werden.
Hörperli S. 61. Die Üebergabe kann nicht nur körper
che uebers lich , aus Hand in Hand , ſondern auch durch Zei
gabe
dhen ( ſymboliſch ) geſchehen.
Symbolis f . 62. ' Die Zeichen können , wo die Gefeße
rohe.
nicht beſondere Ausnahmen machen , willkürlich
gewählt werden .
Ø . 63. " Mur müſſen dieſelben von der einen
Seite die Abſicht , den Beſiß zu erledigen , und
von der andern , denſelben zu ergreifen , hinlång
lich andeuten .
S. 64. Uuch muß die ſymboliſche Uebergabe
von der Beſchaffenheit ſeyn , daß der körperlichen
Beſignehmung ferner nid ts im Wege ſtehe;
$. 65. So können Waaren und andere Effecs
ten , welche in einem verſchloſſenen Behältniſſe ſich
befinden , durch Uushåndigung der Schlüſſel über
geben werden .
Durch uns §. 66. Wenn der , welcher die Sache im Na
weiſung. men des bisherigen Beſikers inne hat , von dem :
ſelben angewieſen wird , den Beſik im Namen des
neuen Beſißers fortzufeßen , ſo iſt die Uebergabe
vollzogen.
9. 67. Der Beſiß der angewieſenen Sache oder
Simma fångt von dem Hugenblicean , wo die Un.
weiſung von dem neuen Beſiber angenommen worden .
S. 68. Doch wird der Inhaber der angewieſenen
Sache oder Summe dem neuen Beſiber erſt von
der Zeit an verantwortlich , da er die Anweiſung
in ſichere Erfahrung gebracht hat.
§ . 69.
Von Gewahrſam und Beſik . 141

§ . 69. Wer eine Sache urſprünglich bloß für


einen andern inne hatte , kann durch ſeinen bloßen
Willen , die Sache nunmehr für ſich zu haben , den
Beſik derſelben nicht erlangen.
. 70. Wenn aber der bisherige Befißer ſeinen Durch
Wote Wils
Wiđen , dem bisherigen Inhaber die Rechte des lensduces
Beſißes einzuräumen , auf eine rechtsbeſtåndige rung.
Weiſe erklärt, ſo iſt dieſe Erklårung als eine neue
Uebergabe anzuſehen .
5. 71. Auch alsdann iſt die Uebergabe des Beste,
likes für vollzogen zu achten , wenn der bisherige ! 036
Belißer ſeinen Willen , die Sache nunmehr fåelswith
einen andern in ſeiner Gewahrſam zu halten, rechtss
gültig erklärt hat.
$. 72. Daher iſt die Erklärung des bisherigen
Eigenthümers , daß er ſich von ſeiner Sache nur
den Nießbrauch vorbehalte, zur Einråumung des
Beſiges an denjenigen , zu deſſen Beſten die Erklås
rung geſchieht, hinreichend.
N : 73. Miethet oder pachtet der bisherige Eis
genthümer eines Grundſtücks daſſelbe von einem
andern , ſo vertrite dieſer Vertrag zugleich die
Stelle der Einråumung des volſtändigen Beſißes.
$. 74. Der , welchem eine Sache körperlich Mas
übergeben worden , hat , in Anſehung der aus dem wena mens
Beſie entſpringenden Rechte , den Vorzug vor tere den
dem , welchem die Uebergabe bloß durch Anwei worben har
ben .
fung oder durch Zeichen geſchehen iſt.
K. 75. Streiten mehrere , welche die Ulebergabe
bloß durch Zeichen oder Anweiſung erhalten haben,
über die Rechte des Beſißes , ſo kann ſich keiner
dieſer Rechte gegen den andern anmaßen.
S. 76. Vielmehr muß die Sache ſo lange in gee
richtlichen Beſchlag genommen werden , bis das
Recht zum Beſige entſchieden iſt. ( Tit. X.9.18-25.)
S. 77.
142 Erſter Theil. Siebenter Titel.

Erwerbung S. 77. Rechte, welche mit dein Beſige einer


des HefinesSache verbunden ſind , werden mit der Sache zus
von Rech:
ten. gleich übergeben .
. 78. Der Beſik andrer Rechte, die von
dem Beſiße einer körperlichen Sache nicht abhán
gen , kann nur durch die Ausübung derſelben er:
langt werden .
$ . 79. Doch bedürfen Theile eines Rechts, wel
che aus ſeinem Begriffe von ſelbſt folgen, keiner
1 beſondern Beſißergreifung .
einet affirs S. 80. Wer eine Handlung ,die ein Undrer als
mativen
Rechts, eine fortdauernde Schuldigkeit von ihm gefordert
* 6 hat , wirklich leiſtet, der feßt' denſelben in den Bes
fiß des Rechts , die Wiederholung dieſer Handlung
von ihm zu fordern. (uffirmatives Recht.)
eines negas
S. 81. Wer eine Handlung , welcher der Ändre
tiven
Rechts widerſprechen konnte , ohne deſſen Widerſpruch un
ternimmt, der erlangt den Beſiz des Rechts von
dem Undern zu fordern , daß er dieſe Handlung
ferner leide. (Negatives Recht.)
S. 82. Sou jedoch durch dergleichen Handlung
der Beſik eines negativen Rechts wirklich erlangt
werden , ſo muß aus der Erklärung des Handeln
den , oder aus den Umſtånden , die Meinung deſ
ſelben , daß ihm ein ſolches fortdaurendes Recht
wirklich zuſtehe , deutlich erhellen .
S. 83. šoll die Beſikergreifung eines ſolchen
negativen Rechts durch Wide pruch gehindert wer:
ben , ſo muß dieſer Widerſpruch bey der Handlung
felbſt gegen den Handelnden geåußert ſeyn.
S. 84. Ein nach gånzlich vollendeter Handlung
erfolgender Widerſpruch kann den durch dieſe
Handlung einmal erworbenen Befik nicht wieder
aufheben.
9. 85. Erfolgt jedoch der Widerſpruch auf fri:
fcher That , oder ſogleich , als der , gegen welchen
der Befik des negativen Rechts eriporben werden
ſoul,
. Von Gewahrſam und Beſik. 143

foll, die Handlung erfahren hat , ſo wird dadurch


die Beſikergreifung entkräftet.
S. 86. Den Beſiß eines Unterſagung 8. eines uns
rechts erwirbt derjenige , auf deſſen Verbor terſagungss
Der Andre von einer unternommenen Handlung
abſteht.
87. Jít jedoch ein Unterſagungsrecht jemans
den durch eine ausdrückliche Willenserklärung ein:
geråumt worden , ſowird derſelbe von dem Automoto
genblicke an , wo dieſe Willenserklärung ihre Rechts
gültigkeit erlangt hat , in dem Beſige des Rechts
zu ſeyn geachtet.
S. 88. Mitbeſißer gemeinſchaftlicher Sachen Erwerbung
werden durch ihre Handlingen , Unterlaſſungen , der Befines
oder Duldungen nur auf ihren Antheil verpflichtet. Rechts ges
$ . 89. Iſt die Sache , auf welche der Beſit ei: gen mebs
rere.
nes Rechts erworben werden ſoll , an ſich untheil
bar , oder ſind die Mitbeſißer derſelben in unges
theiltem Beſiße , ſo kann einer von ihnen durch
ſeine Handlungen oder Duldungen dem Andern
nichts vergeben.
8. 90. Durch Handlungen oder Leiſtungen ein- inſonders
zelner Mitglieder einer Gemeine wird der eſig beit gegen
des Richts , von der Gemeine etwas zu fordern , ionen und
( eines affirmativen Rechts ) nicht erworben . Gemeinen.

. $ 1 . Só weit die Einwilligung eines Theils


der Gemeine , ihrer Reprà entanten , Vorſteher
oder Bevollmachtigten , zur Verpflichtung der gan:
zen Gemeine ben Vertrågen kinreicht , ſo weit
wird durch die Handlungen und Leiſtungen dieſer
Perſonen , auch der Beſik eines affirmativen Rechts
gegen die Gemeine erlangt.
92. Der Beſit der Befugniß, einer Gemeine
die Fernere Ausübung eines gemeinſchaftlich aus
geübten Rechts zu unterſagen , wird gegen ſie nur
in ſo weit erworben , als alle Mitgliecer dem Ver :
bote Folge leiſten.
$ . 93 .
144 Erſter Theil. Siebenter Titel.

S. 93. Der Beſig des Rechts , etwas zu thun,


( eines negativen Rechts ) wird gegen eine Gemeine
nur alsdann erlangt , wenn keines ihrer Mitglies
Der der Ausübung widerſprochen şat...
$ . 94. In benden Fällen . 92. 93. kann alſo
auch ein einzelnes Mitglied', wenn es gleich weder
zu den Repräſentanten noch Vorſtehern , oder Bes
amten gehört , durch ſeine entgegengeſeßte Hand
lung , oder durch ſeinen Widerſpruch , die Beſik
ergreifung gegen die Gemeine hindern .
$. 95. Dagegen kann eine Gemeine , welche
mm
nach ergangnem Verbote eine Handlung unterlaſ
332 fen , oder der Handlung des Beſigergreifenden
nicht widerſprochen hat, den Mangel der Wiſſens
****** fchaft nicht vorſchüßen , ſobald das Verbot oder
die Handlung zur Kenntniß ihrer Repräſentanten
oder Vorſteher gelangt iſt. Gen.,
Fehler, $ . 96. Durch Handlungen unerlaubter Privats
welche die
Beſitzers gewalt kann der Beſik einer Sache niemals erlangt
greifung werden .
hindern .
Gewalt. § . 97. Eben ſo wenig können durch Gewalt er:
Betrug . zwungene , oder durch Betrug veranlaßte Hands
lungen oder Duldungen den Beſitz eines Rechts
bewirken.
Berbeimlis S. 98. Auch durch heimlich unternommene
chung.
Handlungen kann der Beſitz im rechtlichen Sinne
weber erworben noch fortgeſeßt werden.
§. 99. Handlungen , welche dem Andern nur
durch ſeine eigne oder durch ſeiner Stellvertres
ter Sorgloſigkeit oder Unachtſamkeit unbekannt
geblieben , ſind für heimlich unternommen nicht zu
achten.
§ . 100. Vielmehr muß die Abſicht , die Hand
kung zu verheimlichen , aus der ungewöhnlichen
Zeit , wo ſie vorgenommen ; aus den Anſtalten ,
welche, um ſie der Kenntniß des Undern zu ents
jiehn , getroffen worden ; oder aus andern vors
hers
Von Gewahrſam und Beſit. 145

"hergehenden , begleitenden oder ' nachfolgendent


Umſtänden klar erhellen . '
S. 101. Die gegen die Ubſicht der Verheim,
lichung ſtreitende. Vermuthung iſt ber ſolchen
Handlungen , welche bloß die Fortſegung des
Beſiges zur Abſicht haben , ſtårker , als bey
ſolchen , wodurch derſelbe zuerſt erworben wer:
den ſou.
$. 102. Iſt die Ubſicht der Verheimlichung
klar, ſo wird der Fehler der Beſitzergreifung nicht
gehoben , wenn gleich der Andre, der getroffenen
Vorkehrungen ungeachtet , von der Handlung
Wiſſenſchaft erlangt håtte.
S. 103. Dadurch allein , daß der Pächter eines
Guts ; auf eine nur an ihn ergangene Anforder
rung , ſich zu einer gewiſſen Leiſtung 'verſtanden
hat , wird gegen den Eigenthümer der Beſit des
Rechts, die Wiederholung dieſer Leiſtung zu for:
dern ( eines affirmativen Rechts ) noch nicht er
worben .
$. 104. Hat aber der Eigenthümer die von
dem Pachter geſchehenė Leiſtung gewußt ; oder
iſt ihm dieſelbe nur durch ſein eignes grobes oder
måßiges Verlegen unbekannt geblieben : So hat
der Ändre den Beſiß des affirmativen Rechts gé:
gen den Eigenthümer erlangt.
S. 105. So weit einem Pachter eine Befugniſ , 1
über die Sache ſelbſt zu verfügen , betygelegt iſt;
ſo weit kann durch ſeine Handlungen oder lei
ſtungen der Beſik eines affirmativen Rechts gegen
den Eigenthümer erworben werden .
Q. 106. Aus Handlungen , Leiſtungen , oder Precarium .
Duldungen , wodurch an ſich eine Beſizergrei
fung bewirkt werden konnte , entſteht dennoch
kein Beſiſrecht, ſobald erhellet, daß der Andere
dieſelben nicht auf den Grund einer vorherges
henden Verpflichtu , ng ſondern nur aus Freunda
augem. Geferb. I. Band, ſchaft
146 Erſter Theil. Siebenter Titel.

obec g & s
more fchaft und Gefälligkeit vorgenommen
ſtattet habr. 2 27920ynem
S. 107. Wer etwas thut, , oder ſich gefallen
* Låßt, was ihm nachtheilig iſt, oder zur Einſchrán :
paring kung ſeiner Rechte gereicht; der hat die Vermus
thung wider ſich , daß ben einer ſolchen Handlung
oder Duldung die Meinung einer vorhergehenden
Verpflichtung zum Grunde liege.
34 S. 108. Doch kann dieſe allgemeine Vermus
thung durch entgegenſtehende , aus perſönlichen
Verháltniſſen oder andern Umſtänden des vorlies
genden Falls fich ergebende ; beſondere Vermu
thungen wieder gehoben werden .
Anfang des $ . 109. Der Anfang des Beſißes wito von der
Beſites. erſten Handlung, wodurch derſelbe ergriffen wor
den , gerechnet.
$ . 110. Sind mehrere Handlungen zur Berik
ergreifung erforderlich , ſo beſtimmt diejenige
Handlung, wodurch ſie vollendet wird , den Ans
fang des Beſißes.
Fortreßung $. 111. Die Gewahrſam einer Sache geht vers
uno Berluft loren, ſo bald das,phyſiſche Vermogen des Inha:
wahrſam bers , 'durch ſich oder durch andre darüber zu vers
Beſiges, fågell, quføort.
$. 112. Aus dem Verluſte der Gewahrfam folge
noch nicht der Verluſt des Belißes. -
/ S. 113. Vielmehr wird der Befik ſo lange fåe
fortgeſeßt geachtet , als die geſchehene. Uufhebung
deſſelben nicht deutlich erhellet.
S. 114. Durch eine Veränderung in den per :
ſönlichen Eigenſchaften des Befißers wird in der
Fortdauer des Beſitzes nichts geändert. -
$ . 115. Durch den Verluſt der Fähigkeit , et :
was zu erwerben , geht der Befiß des vorhin
ſchon Erworbenen noch nicht verloren.
S. 116. Dagegen hört der Befiß auf, wenn es
durch ein die Sache ſelbſt und deren Subſtanj
betrefs
Von Gewahrfam und Befig. 147

betreffendes Ereigniß , dem Beſißer unmöglich


wird , die verlorne Gewahrſam wieder zu ers
langen.
J. 117. Desgleichen alsdann , wenn der Bes

fißer ; ben Aufgebung der Gewahrſam durch


Worte oder Handlungen deutlich erklårt þat,
daß er die Sache verlaſſen wolle .

$ . 118.Nur der , welcher über eine Sache


fren zu verfügen berechtigt iſt, kann ſich des Bes
fißes derſelben entſchlagen .
S. 119. So lange eine Sache ſich noch an eis
nem Srte befindet, von deſſen Zugange der Bez
fißer Undre auszuſchließen berechtigt iſt , kannt
bieſelbe nicht für verlaſſen angeſehen werden.
S. 120. So lange die Merkmale , womit das
Eigenthum einer in Beſig genommenen Sache
bezeichnet zu werden pflegt , an der Sache noch
kennbar vorhanden ſind , kann nicht vermuthet
werden , daß der porige Befißer dieſelbe verlaſ
ſen habe.
Š. 121. Aber auch durch die Austóſchung des
Zeichens allein wird der Beſiger des einmal ergrif
fenen Beſißes nicht entſeßt:
122. Wenn ein Undrer den Beſiß einer aus
der Gemahrſam des vorigen Beſikers gekommenent
Šache auf eine fehlerfreie Art (§ . 96-108 . ) er
griffen hat; ſo hört der vorige Befiß auf.
g . 123. So weit jemand ſeinen Beſitz einem
Undern übertrágt, hat er ihn für ſich ſelbſt vero
loren .
$ . 124. Durch Einräumung des ünvollſtåndte
gen Beſikes an einen andern wird der vollſtånta
dige Beſiß des bisherigen Bejißers fortgeſeßt.
. 125. Wer eine Sache für einen Ungern
inne kat, oder unvollſtändig beſigt , kann dieſett
feines Beſiges nur durch ſolche Handlungen ents
148 Erfter Theil. Siebenter Titel.

ſegen , welche die Eigenſchaften einer neuen Beſiga


ergreifung an ſich haben. (A. 70.)
infonders 'J. 126. Der Beſig des Rechts , von einem uns
heit bey
Rechten . dern etwas zu fordern , ( eines affirmativen Rechts )
geht verloren , wenn der bisher Verpflichtete die
fernere Erfüllung der von ihm geforderten Pflicht
verweigert , und der Undre fich dabey beruhigt.
$. 127. Der Beſik des Rechts , etwas zu thun ,
(eines negativen Rechts ) hørt auf, wenn der Un
dere den Beſitz des entgegengeſekten Unterſagungs
rechts erworben Hat.
§. 128. Der Beſik eines Unterſagungsrechts
geht verloren , wenn der Undre ſich in den Beſit
des entgegenſtehenden negativen Rechts (des Rechts
etwas zu thun) geſeßt hat.
. 129. In ſo fern durch die Uebergabe ' von
Sachen zugleich Rechte an einen Andern übertra :
gen worden , (§ . 77.) in ſo fern wird dadurch auch
der Beſik des vorigen Beſikers aufgegeben .
1
S. 130. Uebrigens wird der einmal erlangte
Beſik eines Rechts , durch die unterlaſſene fernere
Ausübung defelben in der Regel noch nicht verlos
ren . (Tit . IX . Abſchn. IX . )
1 S. 131. Der Beſik einer Sache oder eines
Rechts , welcher einem andern nur auf eine ges
wiſſe Zeit , oder unter einer aufbſenden Bedin :
gung eingerånmt worden , hört mit dem Ablaufe
der Zeit , oder mit dem Eintritte der Bedingung
von ſelbft auf.
d . 132. Auch durch die fortgefeßte Gewahr:
ſam wird ein ſolcher Beſiß nicht fortgeſeßt.
S. 133. Sou die Forcſekung der Gewakrſam
i dieſe Wirkung haben , ſo muß eine neue mit den
geleßlichen Eigenſchaften der Beſißergreifung vers
febene Handlung hinzukommen .
Wirkungen 8. 134 Von dem Nichte zum Beſik iſt das
des Befizes. Recht des Beſikes ſelbſt verſchieden .
$ . ' 135 .
Don Gewahrſam und Beſiti 149

M. 135. Die Wirkungen des Rechts zum Belize


find nach der Beſchaffenheit des Titels , worauf der
Beſik beruhet, zu beſtimmen .
S : 136. Die Richte des Beſiges , aber hången von
der Beſchaffenheit des Beſikes ſelðſt ab .
2
S. 137. Der bloße Inhaber hat diejenigen Rechte, Rechte und
welche aus der Pricht folgen , die Sache oder das Wichten
Recht zum Beſten : deſſen , welchem der: Beſik ge : bersund
Befiners.
bühret , zu erhaften ...
f. 138. Wer eine Sacher, ohne es zu wiſſen , in
ſeiner Gewahrſam hat ,, überkommt erſt , nachdem
er Wiſſenſchaft davon erhalten hat die Pflichten
eines Inhabers.
S. 139. Wilier dieſe Pflichten nicht übernehmen ,
ſo muß er die Sache dem i rechtmäßigen Beſißer
jurückſtellen , oder gerichtlich niederlegen ..
§ . 140. Er iſt befugt und- ſchuldig , den legten
Beſißer für den rechtmäßigen zu halten ,- fo lange
ihm nicht das Gegentheil nachgewieſen wird.
9 :" 141. Gegen Gewalt muf jeder Inhaber und
Beſiber geſchüßt werden ...
$ . 142. Er iſt berechtigt; Gewaft mit Gewalt
abzuwehren , wenn die Hülfe des Staats: zu ſpát
kommen würden , einen unerſeßlichen Verluſt ab
zuwenden .
S. 143 .. Unter gleichen .Umſtånden kann auch 1
der , welcher : ſeiner Gewahrſam oder ſeines Bes
fißes mit Gewalt: entſekt worden , ſich der in den
Gefeßen erlaubten Selbſthülfe, bedienen ... ( Einlei:
tung $ 84. 850
S. 144. Den bloßen Inhaber kann der ; in deſſen :
Namen derſelbe beſikt;, der Gewahrſam aus eigner
Macht zu alten Zeiten entſegentáln
S. 145. Doch darf auch eine ſolcher Befißer einer
unerlaubten- Privatgewalt , wodurch die öffentliche
Ruhe und Sicherheit geſtört, oder der Inhaber in
feinen
150 Erſter Theil . Siebenter Titel:

ſeinen anderweitigen Gerechtſamen beeinträchtigt


wird , ſich nicht bedienen.
Von der S. 146. Iſt die Gewahrſam oder der Beſiß , obis
Hellungher
Wieder des: gen Vorſchriften zuwider , jemanden mit Gewalt
durch Ges entnommen worden , ſo müſſen ihm dieſelben , obnie
maltheb er
Lint heims Rückſicht auf ein beſſeres Recht deſſen , der die Ges
lich oder walt verübt hat, wieder gegeben werden .
bittweise
entnommes 147. Eben dieſes findet ſtatt , wenn jemand
nen oder
die Sache oder das Recht Heimlich , durc, lift, oder
geftfrien
Gefiles. bittweiſe , von dem vorigen Beſiger an ſich ges
bracht hat.
§. 148. Vorſtehende Rechte (S. 146. 147.) kom ,
men demjenigen , welcher folchergeftalt feines Bes
fißes zur Ungeblihr entſeßt worden , nicht nur
gegen den Entfeßenden und feine Theilnehmer ,
ſondern auch gegen deren Erben zu. ( Tit. Vi.
$. 28. feq . )
S. 149. Auch geben dieſe Rechte auf die Erbent
Des Entfeßten über.
$ . 150 Alle Rechte, welche demjenigen bengęs
1 legt ſind, der ſeines Beſiges durch Gewalt , heim :
lich , oder mit lift entſekt worden , kommen auch
dem zu , welcher in ſeinem Beſige ſolchergeſtalt zur
Ungebühr geſtört wird.

151. Der Richter muß ,den Seſtörten durch


Androhung verhältniſmäßiger Strafen gegen den
Stårer , und nöthigenfalls durch deren wirklichye
Vollſtreckung, gegen fernere Beeinträchtigungen
ſchüßen.
S. 152. Hat der Stører dem richterlichen Be
fehle ſchon einmal entgegen gehandelt , ſo kann er
Sberdies zur Sicherheitsbeſtellung für fünftige
Beunruhigungen angehalten werden .

153. Ein Gleiches findet ſtatt , wenn wahrs


ſcheinliche Gründe gur Beforgniß vorhanden ſind,
daß der Störer dem Undern für einen aus fernern
Beuns
Von Gewahrſam und Beſitz. 151

Beunruhigungen erwachſenden Schaden nicht ſofort


vollſtåndige Genugthuung werde leiſten können .
H. 154. Von vorſtehenden Befugniſſen (S. 146
bis 153.) kann nur derjenige Gebrauch machen ,
welcher nachzuweiſen vermag , daß er ſich unmit:
telbar vor der erfolgten Entfeßung oder Scörung
im ruhigen Beſiße befunden habe.
f. 155. Mit der lekte ruhige Beſibſtand zweifel: Was stech:
haft , ſo hångt die Verfügung:wie es init der ſtrei tens ren
der
tigen Sache bis zur nåøern Erörterung der gegen: Bejta jirei:
ſeitigen Rechte zum Belize gehalten werden ſolle, tig iſ .
von richterlichem Ermenien ab .
$ . 156. Ben der diesfälligen Beſtimmung mub
der Richter anf die allgemeinen Grundſåße von der
Colliſion der Rechte Rückſicht nehmen . ( Einleit.
S. 102. ſqq .)
S. 157. Sind die Umſtånde ſo beſchaffen , daß
aus dem einſtweiligen Beſiße des Einen dem . An :
dern gar kein Schade entſtehen würde , ſo muß
vorzüglich dieſer im Beſize bis zum Austrage der
Sache gelaſſen werden .
S. 158. Außerdem muß der Richter darauf ſes
hen : welcher von den ſtreitenden Theilen dem ans
dern auf den Fall , wenn derſelbe für den rechts
måßigen Befiger erklärt würde , får den aus der
Vorenthaltung des Beſiles entſtandaen Schaden
gerecht zu werden am beſten im Stande ſey .
g. 159. Sft für den obſiegenden Theil ein uns
ezſeblicher Schade zu beſorgen , wenn der andre,
bis zur endlichen Entſcheidung, die Rechte des Bes
ſizes ausüben ſollte, ſo muß die Sache in gericht:
liche Verwahrung genommen werden .
§ . 160. Ein Gleiches. kann alsdann geſchehen ,
wenn der Richter findet , daß aus der einſtweiligen
Einräumung des Beſiges an. Einen Theil Gewalt
thátigkeiten , welche die öffentliche Ruhe und Si
cherheit in Gefahr ſeken , entſtehen dürften.
SE4
S. 161.
1 152 Erſter Theil. Siebenter Titel.

$ . 161. Gegen den , welcher den Beſiß einer .


Sache oder eines Rechts weder durch Gewalt , noch
heimlich , mit lift , oder bloß bittweiſe überkoms
men hat , kann der vorige Beſißer auf Wiederher:
ſtellung des Befizers nur in ſo fern klagen , als er
4 ein beſſeres Recht zum Beſige nachzuweiſen hat.
Sterhalts $. 162. Der: 6105e Inhaber kann die ſeiner Ges
1 1fc: 3en zwis
dem wahrſam entkominene Sache nur von demjenigen ,
Inhaber der ſie ohne allen Rechtsgrund, im Beſiße hat , guts
und perroin rückforderir.
melcher ein
Recht zum
S. 163. Sein Recht aber iſt ſchwacher, als das,
Beſige hat. Recht eines jeden , der eine Befugniß zum Beſige:
nachweiſen kann .
$. 164. Dem lekten Befiker , von welchem er
die Sache in feine Gewahrſam erhalten hat , iſt er
dieſelve auf deſſen jedesmaliges Erfordern zurück zus,
geben befugt und ſchuldiga
g . 165. Wird die Sache bey ihm von einem
Undern in Anſpruch genommen , ſo muß er den
von welchem er die Sache überkommen hat , bes
nennen und den Anſprechenden an dieſen ver:

1 weiſen .
S. 166. Unterlåft er dieſes , ſo macht er ſich ſou.
wohl gegen den Anſprechenden , als gegen den ,
von welchem er die Sache in ſeine Gewahrſam era
Halten hat, verantwortlich .
J. 167. Weiß der Inhaber nicht , von wem die
Gewahrſam der Sache auf ihn ' ůbergegangen ſene
ſo muß er die Sache demjenigen , der fich gegen
ihn als den legten Beſißer ausweiſen kann ,
perabfolgen
S. 168. Findet er die {egitimation zweifelhaft ,
ſo muß er , ben erfolgendem Anſpruche , die Sache
zur gerichtlichen Vermahrung und Ausmittelung,
des leßten rechtmäßigen Beſikers abliefern .
zwiſchen S. 169. Der unvollſtåndige Beſißer iſt, ſo lange
bem polls fein Befikrecht dauert , keinem andern , ſelbſt nicht
dem
von Gewahrſam und Beſitz. 153

bem vollſtåndigen Beſitzer oder dem Eigenthümer , und unvolls


fråndigon
zu weichen ſchuldig. Befiger,
§ . 170. In eben der Maaße iſt er auch auf Wie
derherſtellung ſeines Beſiges gegen jeden anzutras
gen berechtigt. !

S: 171. So weit aber derjenige , von welchem


ſein Beſitzrecht ķerrührt , ihm ſelbiges zu verleihen
nidit befugt war , muß er dem weichen , der gegen
dieſen ein beſleres Recht ausgeführt hat,
$. 172. Wenn das Recht desjenigen , welcher
ihm ſein Befikrecht verliehen hat, erloſchen iſt, ſo
muß der unvollſtändige Beſißer dem weichen , auf
welchen das Eigenthum oder vollſtändige Beſik:
recht übergegangen iſt:
b . 173. Doch kann niemand , der einem uns
dern ein unvollſtåndiges Beſikrecht eingeräumt hat,
zum Nachtheile deſſelben ſein eignes Recht einem
Dritten übertragen .
Q. 174. Huch der unvollſtåndige Befißer muß ,
wenn nicht ſein Beſikrecht , ſondern die Sache ſelbſt
bey ihm in Anſpruch genommen wird , wegen Bes
nennung desjenigen $ von welchem er ſein Beſika
recht erhalten hat, die Vorſchrift G. 165. beobachten,
S. 175 Der vollſtändige Befißer iſt nur dem zwiſchen
dem volls
wahren Eigenthümer zu weichen ſchuldig, ft & ndigen
§. 176. Gegen jeden Andern hat er alle Rechte Beſiger
und Eigene,
des Eigenthümers. (Tit. XV . ) thümer.
$ . 177. Alles Vorſtehende ( § . 169. 176.) giltVerhälts
nur auf den Fall, wenn der Beſik redlich iſt . niſſe des
redlichen
S. 178. Der unredliche Beſiker muß inmer dem und unreds
redlichen weichen lichen Beſia
Kers .
$. 179. Jeder Befiker hat in der Regel die Ver:
muthung der Rechtmäßigkeit und Redlichkeit ſei:
nes Beſikes für ſich.
S. 180. Er iſt alſon wenn er deshalb in Anſpruch,
genommen wird , den Titel ſeines Beſiges anzu:
geben und nachzuweiſen nicht ſchuldig.
S5 f . 181 .
154 Erſter Theil. Siebenter Titel.

§. 181. Die Vermuthung , daß Perſonen und


Eigenthum fren ſind, überwiegt jedoch die Vermu:
thung für die Rechtmäßigkeit des Beſißes.
§ . 182. Wenn alſo auch jemand in dem Beſike,
die Freyheit oder das Eigenthum eines andern eins
zuid;rånken , ſich befindet , ſo muß er dennoch ſein
Rcht zu dieſem Beſike angeben und nachweiſen .
S. 183. Von dieſer Regel findet aber eine Aus:
nahme ſtatt , in fo fern beſondere Geſeke derglei
chen Einſchränkungen gegen Perſonen eines ges
wiſſen Standes ausdrücklich begründen . (TH. II.
Sit. VII . Abfchn. II.)
§ . 184. Weiſet jemand nach , daß ihm der Beſit
einer Sache durch Gewalt, ' lifti, oder Betrug ent
nommen worden , ſo iſt der gegenwärtige Befiker
den Titel , aus welchem er befäßt , anzugeben vers
bunden .
$ . 185. Dein Richter muß die Angabe des Bes
fißtitels in allen Fällen , wo er ſelbige zur Aufklá:
rung ſtreitiger Tharſachen nöthig findet, ohne Ruds,
halt gefchehen.
S. 186. Wer in den Fällen des . 184. 185. die
Ungabe feines Beſiktitels beharrlich verweigert , iſt
für einen- unredlichen Befißer zu achten.
S. 187. Dagegen wird durch dieſe Verpflich .
tung zur Angabe des Beſiktitels , die für die Rechts
måßigkeit des Beſiges ſelbſt ſtreitende Vermu:
thung noch nicht aufgehoben.
gronder: S. 188. Der redliche Beſißer muß dem wahren
heit ber
Rå ming Eigenthümer die Sache in dem Stande , in wel:
des Befines chem ſie ſich wirklich befindet, zurückgeben.
3) von ei:
nem volts S. 189. Alle wåhrend des redlichen Beſißes ge
Råndigen
redlichen gogne Nuzungen und genoffenen Früchte ſind uad
Befißer, bleiben das Eigentium eines ſolchen Beſikers.
2) in Anſer S. 190. Er darf den Werth davon , dem Eigen:
bung der
Nukungen thümer nicht erſtatten ; feftſt wenn er dadurch im
die früchte. Beſiße eines Vortheits fich noch wirklich befindet.
S. 191 .
Von Gewahrfam und Beſitz. 155

$. 191. Hat er aber Nußungen, die in der Zukunft


erſt fållig ſind, zum voraus erhoben , ſo muß er
dieſelben in ſo weit , als ihr Verfalltag erſt nach
dem Ende der Redlichkeit feines Beſiges eintritt,
dein Eigenthümer herausgeben .
S. 192. Bey Capitalien und andern nukbaren
Rechten werden die etwa noch rückſtåndigen Zinſen
und Mußungen nach dem Zeitpunkte , wo der reds
liche Beſik aufgehört hat , zwiſchen dem Eigenthus
mer und Befißer getheilt.
$. 193. Ben beweglichen nußbaren Sachen ges
hören dem Beſißer alle Früchte , die während der
Redlichkeit feines Beſißes von der Subſtanz abge:
fondert worden .
S 194. Infonderheit gekort ihm das junge
Vieh , fobald felbiges von dem Leibe der Mutret /
getrennt ift.
Ş. 195. Ben Landgütern , Häuſern , und andern 5) inſons
nußbaren Grundſtücken , behålt. Der redliche Bederbeit het
fißer alle und jede Früchte und Nußungen vorber: Grunds
gehender Wirthſchaftsjahre , ohne Unterſchied , ob fiücken.
dieſelben ſchon berzehrt , beräußert , oder noch
wirklich vorhanden ſind.
S. 196. Dagegen muß er aber auch alle aus dies
ſen Jahren etwa noch rückſtändigen faſten und Aus
gaben , welche von den Früchten zu tragen find ,
berichtigen.
g. 197. Die Nußungen des leßten Jahres werden
zwiſchen dem Beſitzer und Eigenthümer getheilt.
S. 198. Unter dem lekten Jahre wird dasjenige
verſtanden , in welchem der Beſiß , redlich zu ſeyn ,
aufgehört hat.
Š. 199. Das Wirthſchaftsjahr wird ber ſolchen
Grundſtücken vom Erſten Julius an gerechnet.
S. 200. Die Theilung der Nußungen geſchieht
nach der Zeit , während welcher der Berit in dies
fem Jahre redlich oder unredlich geweſen iſt.
$. 201 .
156 Erſter Theil. Siebenter Titel. 1

$ . 201. Was zu den Früchten vorhergehender


und des lehten Wirthſchaftsjahres gehöre; und wie
in Unſebung dieſes leßten Jahres die Berechnung
und Auseinanderſeßung zwiſchen dem Beſißer und
Eigenthümer anzufegen fen , iſt nach den in der
Lehre vom Nießbrauch vorgeſchriebenen Grundfågen
zu beſtimmen . ( Tit. XXI. Abſchn. I.)
S. 202. Dem Eigenthümer ſteht es frer , auch
die Nuzung, deş. legten Jahres dem Beſiger allein .
zu überlaſſen , und dadurch alle Beyträge zu den
Wirthſchaftskoſten , ingleichen zu andern Laſten
und Ausgaben , welche von den Früchten getragen
werden inüſſen , abzulehnen .
9. 203. Dagegen darf aber auch der Befißer die
ſchon gewonnenen Früchte früherer Fahre , To weit
1
dieſelben zur Fortſeßung der Wirthſchaft des legten
Jahres erforderlich geweſen zu ſeinen Vortheile
niemals in Hedynung bringen .
o der. Wers. $ . 204 Hat der redliche Beſiker die Sache vers:
beſſeran beffert , ſo muß der Eigenthümer die darauf vera :
wendeten Stoften erſtatten , wenn die Verbeſſerun
gen noch wirklich vorhanden ſind, und verhåltnißa :
måfigen Nußen gewahren.
S. 205. Auch,wenn der Nußen noch nicht wirk
CC
lich vorhan den , aber doch nach dem natürlichen ;
mit Laufe der Dinge , in der Folge
mit Sicherheit zu erwarten iſt, kann der Beſiger :
die Verbeſſerungskoſten fordern .
S. 205. Beſteht die Verbeſſerung in einer Ers
höhung des. Nußungsertragesini ſo können die Mes
liorationskoſten nur ſo weit gefordert werden , als
fie den nach dieſem erhdheten Ertrage landúblich
du beſtimmenden Capitalswerth der Verbeſſerung :

nicht überſteigen.
S. 207. Sit; aber nicht der Ertrag vermehrt , ſons.
dern nur der Kaufswerth der Subſtanz.erhöht - wor:
ten , ſo muß der gemeine Werth der Subſtanz im
Ganzen:
von Gewahrfam und Beſitz. 157

"Ganjen genommen , ſo wie derſelbe vor der Vers


beſſerung beſchaffen geweſen , und zur Zeit der 267
tretung rrirklich beſchaffen iſt, ausgemittelt werden.
8. 208. Nur in ſo weit , als die Verbeſſerungg's
koſten die dadurch bemirkte Erhöhung des Werths
der Subſtanz "nicht überſteigen , kann der Beſitzer
den Erſak derſelben fordern .
H. 209. Uls. Miliorationskoſten dürfen in allen
Fällen nur baare Auslagen und ſolche Naturalprá:
ſtationen , die nicht aus der Sache ſelbſt genomment
worden , in Anſchlag gebracht werden.
§. 210. Gewährt die mit der Sache vorgenom :
mene Veränderung keinen eigentlichen " Nuken ,
ſondern nur ein Vergniigen , welches den Berufs
werth nicht erhöht; und will der Eigenthümer da:
für keine Vergütung leiſten : ſo kann der Beſißer
das Vorhandene bloß zurück nehmen .
. 211. Aber auch dieſe Befugniß findet nur in
ſo fern ſtatt , als ben der Zurücknahme die Sache
in den Stand, worin ſie ſich vor der Veränderung
befand, wieder geſeßt wird .
$. 212 Angaben , welche zur Erhaltung der d ) der Ene
Subſtanz nothwendig waren , und mit dem Gefüße haltungsi
kofien
der Sache in unzertrennlicher Verbindung fanden,
muß der Eigenthümer , ſo weit dadurch ſein Vor
theil befördert iſt, dem Beſiker vergeten .
g . 213. Beſtehen dergleichen Ausgaben nicht
in baarem Gelde, fondern in Naturalien ; fo muf
ſen legtere nach dem Werthe zur Zeit ber Verwens
dung erſekt werden .
. 214. Doch darf der Biſißer dem Eigentūå
mer Naturalien oder Dienſte , die aus der Sache
oder dem Gute ſelbſt , zur Erhaltung der Subs
ſtanz, genommen und verwendet worden , niemals
anrechnen .
$ . 215. Sind bey einem Inbegriffe von Sachen
oder Rechten , Koſten zur Erhaltung einer einzel:
nen
158 Erſter Theil. Siebenter Titel.

men darunter begriffenen Sache oder eines Zubes


Hørs verwendet , und die Sache oder das Perti:
nenzſtück iſt dennoch nicht erhalten worden, ſo
kann der Beſiker dafür keinen Erſatz fordern.
216. So weit die Echaltungskoſten aus den
Nußungen des Jahres , in welchem ſie vorgefal
len ſind , Qaben genommen werden können į jo
weit iſt der Eigenthümer zu keinein Erſake vers
pflichtet.
J. 217. Sind dergleichen Ausgaben zu gewiſ:
fen ; auf Abwendung künftiger Gefahren vor der
Subſtanz abzielenden , nüßlichen Veranſtaltungen
gemacht worden , ſo findet der Erſaß nur in fo
fern ſtatt, als dieſe Veranſtaltungen noch wirklich
vorbanden ſind.
et der Las g. 218. Alle von der Sache zu entrichtenden
ften ,
gewöhnlichen Laſten und Abgaben muß der Bes
fißer von der ganzen Zeit , wo ihm der Genuß
der Früchte gebührt , übertragen .
f ) Der Des Q. 219. Für die Verſchlimmerungen der Sa
terioratios che , die ſich während ſeiner Beſißzeit ereignet
nell,
haben , darf der redliche Beſißer, nur in fo fern
haften, als ſie durch ſein grobes Verſehen ent
ſtanden ſind.
g ) der Auss S. 220. Die zur Auslieferung oder Uebergabe
lieferu
koften ngss der Sache nothwendigen Koſten muß der Eigens
.
thümer tragen .
S. 221. Die Rechte des redlichen Beſißers,
wegen des für die Sache gezahlten Kaufwerthes ,
ſo wie die Rechte des Eigenthümers gegen dent
geweſenen Beſißer , welcher die Sache veräußert
hat , ſind gehörigen Orts beſtimmt. (Tit . XV .)
2) Von ei: S. 222. Wenn kein früherer Zeitpunkt der
nem polls Unredlichkeit des Beſiges ausgemittelt , werden
fåndigen
aber unred: kann , ſo wird der Tag der dem Beſiger durch
lichen Bes die Gerichte geſchehenen Behåndigung der Klage
figer.
dafür angenommen . ,
$. 223 .
Von Gewahrſam und Beſit. 159

§. 223. Der unredliche Befißer muß die Sa


che mit allen vorhandenen Früchten und Nußuns
gen zurückgeben , und diejenigen , welche er wah :
rend ſeines unredlichen Beſißes genoſſen hat, vers
gåten.
S. 224. Es macht daben keinen Unterſchied :
of die Früchte noch in ihrer urſprünglichen Form
vorhanden find , oder nicht; und ob der unred
liche Beſitzer die genoſſenen Früchte ſelbſt verzehrt,
oder an Ändere überlaſſen hat.
§ . 225. Für die ſelbſt verzehrten oder ſonſt vers
äußerten Früchte muß der unredliche Beſiger den
mittlern Preis der 'nådyſten Marktſtadt , welchen
Früchte dieſer Art zur Zeit der Verzehrung oder
ſonſtigen Veräußerung gehabt haben , erleben.
$. 226. Die verkauften Früchte muß er nach
ben dafür erhaltenen Preiſen vergåten .
g . 227. Doch kann auch bey dieſen der Eigens
thümer , ſtatt des erhaltnen , den zur Zeit des Vera
kaufs: geſtandenen mittlern Marktpreis fordern.
S. 228. Bey Früchten , welche gewöhnlich nicht
zu Markte gebracht werden , müſſen Sachverſtån:
dige den damaligen Werth beſtimmen .
§. 229. Wer es weiß, daß die Sache, die ec
als ſeine eigene beſißt, einem Undern zugehöre,
der muß auch diejenigen Früchte und Nußuns
gen , welche der rechtmäßige Eigenthümer wirths
fchaftlich hatte genießen können , demſelben vers
gåten .
§. 230. Unter der wirthſchaftlichen Benußung
eines Guts wird die in jeder Provinz und Gegend
gewöhnliche Urt des Wirthſchaftsbetriebs vers ,
ftandent .
S. 231. Die an die Stelle der Früchte tretende
Geldſumme muß der unredliche Beſißer von dem
Tage art, da die Feſtſetung derſelben rechtskråfs
tig geworden iſt , landúblich verzinſen.
$. 232 .
160 Erſter Theil. Siebenter Titel.

§. 232. Iſt die Herauszugebende Sache ein Ca


pitaf, ſo muß der unredliche Beſiger davon Zins
fen nach dem Höchſten geſekmaßig erlaubten ;
der bloße unrechtfertige Beſiker aber nach dem
landüblichen Sake ", durch die ganze Zeit ſeines
Beſikes , ſtatt der Nußung entrichten .
8. 233. Die Gewinnungskoſten der Früchte
kann der uitredliche, fo wie der unrechtfertige
Beſiker von den Früchten nur in fo fern abziehen ,
als dieſelben nach der in jeder Provinz und 'Segend
gewöhnlichen Urt des Betriebs wirthſchaftlich verz
wendet worden .
§. 234. Kann er über dieſe Gewinnungskoſten
keine zur Zeit der Verwendung ordentlich ge
führte Rechnung 'vorlegen , fo kann er nicht mehr
fordern , als nach dem Gutachten der Sachver :
ftandigen zur Nothdurft erforderlich gewefen .
$. 235. Die von der Sache entrichteten laſten
und Abgaben , die der Eigenthümer ſelbſt hatte
erlegen müſſen , muß ſich dieſer auf die zu erſtat
tenden Früchte in Abzug bringen laſſen .
B. 236. Die zur Erhaltung oder Wiederher:
ſtellung der Subſtanz nothwendig geweſenen Kios
ften müſſen dem unredlichen Befiger, fo wie dem
redlichen , vergütet werden .
S. 237. Doch fann er auf den Elſaß ſolcher
Koſten in ſo fern keinen Anſpruch machen , als
der Verfall der Sache, oder die ihr bevorſtehende
Gefahr , durch ſein eignes , aúch nur geringes,
Verſehen veranlaßt worden .
. 238. Offenbare Verbeſſerungen kann et
unter der $ . 211 . enthaltenen Beſtimmung,
bloß wegnehmen , wenn der Eigenthümer ihm
keine billige Vergütung dafür wil angedeihen
laſſen .
8. 239. Wer nicht untedlicher, ſondern nur
unrechtfertiger Beſiger ijt, (§ . 14.) dem müſſen
die
mon- ·@eniabrfam un~ ~tfff. ·I 6I
bie . i'otltn tintr fofdjen mer&efferung , bit , ni~t
( h:>f9~tnommen ..~rbtn tann , fo n,fit erfe$t nmbtn,
al~ fonft ber ~i~nt~umer- ftdj otfen&ar mit feinem
e _d).aben &ereid)trn mürbe. . .
. ·§•. 240. Sll bie @Sacf)t ma~rtnb btß unrtblid)fn
1

~tfi~es 'berfd)fim!Jltrt morbtn, fo muj ber_ un,


red)tfertigt ?Brn~er jt'oes ··• mafiige; _ btr tigentHd)
unrebfü:l)e ~i,ngegm fdbtl "Oa~ 9erin91}e merft~tn
t>ertrttin. ,
§. 241. 2lucf) . ben ßufall muff b'tr :,igtntfidj
unrebHd}t ?l,eft~cr tragen, n,-enn nidjt auagemtb- ,
ttft merbtn f ann , bafi Der ßufaU bie @5ad]e im
~tfi~t btG ~igent~ömtrd , e&enfaUIJ n,drbe ge,
troffen · ~a&e,n. '
. §. 242. '®tt mittdtl einerbur~@;trafäeff~ebu.; ·
' botntn ~itblung 3um ~eft$ . einer @iad)e gefonst
ift, tann fidJ gegen ben ~rfa~ ber IDerfcf)fimme-
rungen burc!J be-n <finmanb, baj biefclben bloff 1au '
faUig tnt~anbm martn , ntema(5 fcf)ö~en.
§. 243 • .'llud) bie &ur 'lluslieferung ober Ue6er,
ga6e bet <5ad)e erforb~ditten· Stofhn muff itbtr UII•
teblia,t ~efi~er trage'n. . . , · ' .
. §. 244- Ut6ertau1>t muff ber unreblid)t ~tfi~tt
bem <figer,tijumer o1'er red)tm&gigen ~efi,er alltf
ufeten, mal5 btrfdbe burd) bie ilorent~altung bd · ,
I· ~tft~e~ ermei.sHd) \)ttfortn ·~at. .
l · §, 245,- ~et urt\)0Upanbi9e i8efi$er muff · 3n,ai ,, mon ti,
! ben ~ .efi~ · ra\lmtn, fo~a(D bn t,oUft~rtbige ?Bei t~~•
' fi~er, uon mr(d)em 'ff fetn Otea,t ~tdttttt, btfl'tf, flSrfi1cr.
1~

l ~en btdunig trt(art ll)irb ; '


r · §~ :246• .S:,at tr a&tr reblid; &tfefftn 1 'fo n,irb ee
a~ btr Seit feind ~eft~ee btm ~igint~umer nid)t
n,titer \)trantn,orditf1, ald· er ~ btm t>ollflanbi9e11
-~,ft~er ~atte ftl)n muffen, n,enn 'biefer n,irtfi~
- <figent~dmtt smeftn n,l\re., · ·
· §~ 247. Jh_1d) be.r, ~r m&umun9 _be, ~efite•
barf er bem C:f19ent~füntt nur bat (ettlen, roo3u
Ullaem.
-
eer,,~. i. ~An~. · ·l ,
'
. ce
\
162 Erſter Theil. Achter Titel.

er dem vollſtändigen Beſißer verpflichtet ſeyn


würde , wenn er den Beſiß an dieſen räumen
mußte.
S. 248. Hat er aber unredlich beſeſſen , ſo haftet
er dem Eigentyúmer für allen Schaden , Früchte ,
Nußungen und Koſten , gleich einem unredlichen
volftändigen Beſißer.
249. Doch fann der Eigenthümer auch von
einem ſolchen unvollſtåndigen Beſißer. nur diejenis
gen Ermattungen fordern , die er von dem volſtáns
*
digen nicht erhalten kann .
. 250. So weit der an ſich redliche unvollſtåns
dige Beſißer Veränderungen gemacht hat , wozu
ihn ſein Čitel nicht berechtigte , iſt derſelbe, im
Verhältniß gegen den Eigenthümer, einem uns
rechtfertigen Befißer gleich zu achten. ( S. 239.)

Adter Titel.

Vom Eigenthum .

Begriff $. 1 . E
Eigenthümer heiße derjenige, welcher be
fugt iſt, über die Subſtanz einer Sache , oder
eines Rechts , mit Ausſchließung Andrer, aus
eigner Macht, durch ſich ſelbſt, oder durch einen
Dritten , zu verfügen .
Gegenftand § . 2. Ulles , was einen ausſchließenden Nußen
on neigens gewahren kann,
tbums. iſt ein Gegenſtand des Eigens
thums .
§ . 3. Sachen , von deren Benußung , ihrer
Natur nach , niemand ausgeſchloſſen werden
kann , können kein Eigenthum einzelner Perſos.
nen werden ,
f. 4. Ein gleiches gilt . von Sachen , welche
durch die Gereke des Staats vom gemeinen Ver:
kehr ausgenommen ſind.
S. 5 .
Vom Eigenthum . 163

8. 5. Daß eine Sache, die an ſich ein Gegen


ſtand des Eigenthums fern kann , vom gemeinent
Privatverkehr ausgenommen fen , wird nicht vers
muthet.
S. 6. Ein jeder , den die Gefeße nicht beſonders Perſonen ,
ausſchließen , kann durch ſich ſelbſt oder durch genthum
erwerben
Andre Eigenthum erwerben . Fönnen .
§ . 7. Uus der eintretenden Unfähigkeit zur
Erwerbung von Sachen gewiſſer Art , folgt noch
nicht die Unfähigkeit zur Fortſegung des Eigen :
thums von vorhin fchon erworbnen Sachen det:
1 felben Art.
7
§ . 8. Wird aber zur Ausübung gewiſſer mit
dem Eigenthume einer Sache verbundnen Rechte,
zugleich eine perſönliche Eigenſchaft erfordert, ſo
ruht die Ausübung dieſer Rechte , ſobald und ſo
lange dem dermaligen Eigenthümer die perſönliche
Eigenſchaft ermangelt.
$ . 9. Zum vollen Eigenthume gehört das Recht, von den
die Sache zu beſißen , zu gebrauchen , und ſich der: Eigenthus
felben zu begeben. me begriffes
nen Rechs
5. 10. Das Recht, über die Subſtanz der Sache ten.
zu verfügen , wird Proprietåt genannt.
S. 11. Das Recht, eine Sache zu ſeinem Vors
theile zu gebrauchen , heißt das Nußungsrecht.
S. 12. Das zum Eigenthum gehörende Nußungsa
recht erſtreckt ſich auf alle Vortheile , welche die
Sache gewahren kann .
§. 13. Der Eigenthümer iſt von dem Gebrauche
ſeiner Sache , ſo weit es die Gereße nicht aus
drücklich verordnen , niemanden Rechenſchaft zu
geben ſchuldig. i
S. 14. Wenn das volte Eigenthüm aber eine Einthei
lungen des
Sache mehrern Perſonen zukommt , ſo iſt ein ges Eigens
thums.
meinſchaftliches Eigenthum vorhanden ,
S. 15 .
164 Erſter Theil. Achter Titel.

§. 15. Die Perſonen , welche ein ſolches gemeins


ſchaftliches Eigenthum haben , werden Miteigens
thúmer der Sache genannt.
$ . 16. Das Eigenthum einer Sache iſt getheilt ,
wenn die darunter begriffnen verſchiednien Rechte,
verſchiednen Perſonen zukommen.
§. 17. In fo.fern mehrere Perſonen an einem
diefer Rechte Theil nehmen , iſt das Recht, nid )t
aber die Sache ſelbſt , ihr gemeinſchaftliches Ei
genthum.
J: 18. Wenn es auf Verfügungen über das
volle Eigenthum der Sache ankommt , fo werden
Sie mehrern Miteigenthümer eines jeden einzels
In nen darunter begriffnen Nechts nur, als Eine Pers
fon betrachtet. Zm3.70
8. 19. Wer nur die Proprietát der Sache, ohne
bas Nußungsrecht hat , wird Eigner genannt.

ſ. 20. Wer Miteigner der Proprietát iſt, und


zugleich das Nußungsrecht hat , dem wird ein nuk
bares Eigenthum der Sache beygelegt.
$. 21 . Das Eigenthum heißt eingeſchränkt,
wenn dem Eigenthümer nur gewiſſe Arten der
Ausübung der darunter begriffnen Rechte ver:
ſagt ſind.
Grundfåge V. 22. Daß das Eigenthum einer Sache , und
pon dem ges die Rechte, welche aus der Natur des Eigenthums
und einges fließen , getheilt ſind , wird nicht vermuthet.
ſchränkten
Eigens S. 23. Wer ein volles Eigenthum der Sache hat ;
#hume. får den ſtreitet die Vermuthung , daß daſſelbe uns
eingeſchränkt fey.
S. 24. Auch bey dem getheilten Eigenthume
werben Einſchränkungen des einem jeden Theil.
nehmer zukommenden Rechts nur in fo fern vers
mutket , als ſie aus der Natur dés dem andern
Theilnehmer beywohnenden Rechts von ſelbſt
folgen.
S. 25.
Vom Eigenthum . 165

§. 25. Einſchránkungen des Eigenthums müſſen


alſo durch Natur , Gefeße, oder Willenserklårım
gen beſtimmt ſeyn.

9. 26. Jeder Gebrauch des Eigenthums iſt daher


erlaubt und rechtmäßig , durch welchen weder
wohlerworbne Rechte eines Undern gefrånkt , noch
die in den Geſeßen des Staats vorgeſchriebthe
Schranken überſchritten werden ,

S. 27. Niemand darf ſein Eigenthum zur Aráns


kung oder Beſchädigung Undrer mißbrauchen.

S. 28. Mißbrauch heißt ein ſolcher Gebrauch


des Eigenthums, welcher vermoge ſeiner Natur
nur die Krånkung eines Undern zur Abſicht haben
kann .
S. 29. Der Staat kann das Privateigenthum
ſeiner Bürger nur alsdann einſchrånken , wenn
dadurch ein erheblicher Schade von Undern oder
von dem Staate ſelbit abgewendet, oder ihnen
ein beträchtlicher Vortheil verſchafft werden , ben
des aber ohne allen Nachtheit des Eigenthümers
geſchehen kann .
9.30. Ferner alsdann, wenn der abzuwendende
Schade , oder der zu verſchaffende Vortheil des
Staats ſelbſt, oder andrer Bürger deſſelben , den
aus der Einſchránkung für den Eigenthämer entſte:
henden Nachtheil beträchtlich überwiegt.
§. 31. Doch muß in dieſem leßtern Falle der
Staat zugleich dafür ſorgen , daß der einzuſchrån:
kende Eigenthümer für den dadurch erleidendent
Verluſt vollſtåndig ſchadlos gehalten werde.
$. 32. In allen Fällen aber können Einſchrån:
kungen des Eigenthums, welche nicht aus befon:
dern wohl erworbnen Rechten eines Undcrn ent
ſpringen , nur durch Geſeße begründet werden.
. 33. So weit die Erhaltung einer Sache auf Gefeßliche
die Erhaltung und Beförderung des gemeinen fungen .
1. 2. I. Band. { 3 Wohls
166 Erſter' Theil. Achter Titel.**

zum gamiej:
Dos Beften Wohls erheblichen Einfluß hat, ſo weit iſt der
nem 2005 Ctaat deren Zerſtörung oder Vernichtung zu uns
terſagen berechtigt.

S. 34. So weit die Benukung einer Sache zur


Erhaltung des gemeinen Wohls erforderlich iſt,
kann der Staat dieſe Benußung befehlen , und die
Unterlaſſung derſelben durch Strafgeſeße ahnden.
- Sen Gebits S. 35. Statúen und Denkmåler , die auf öffent:
den.
Pflichten lichen Plågen errichtet worden , darf niemand ,
Bes Eigens wer er auch ſeyn, beſchädigen , oder ohne obrig :
wegen des Keitliche Erlaubniß wegnehmen oder einreißen.
ten Unters
haltung, 8. 36. Nec weniger ' dürfen , ohne dergleichen
und Wie: Erlaubniß, Gebåude in den Städten , die an
derherſtels
lung . Straßen oder öffentliche Plage ſtoßen , zerſtöret
oder vernichtet werden .
§. 37. Dergleichen Gebånde muß der Eigens
thümer , ſo weit es zur Erhaltung der Subſtanz
und Verhütung alles Schadens und Nachtheils
für das Publikum notậwendig iſt , in baulichem
Stande unterhalten.
$. 38. Vernachläßigt er dieſe Pflicht dergeſtalt,
daß der Einſturz des ganzen Gebåudes , oder eine
Gefahr für das Publikum zu beſorgen iſt, ſo muß
die Obrigkeit ihn zur Veranſtaltung der nothwen
digen Reparatur, innerhalb einer nach den Um :
ſtånden zu beſtimmenden billigen Friſt, allenfalls
durch Zwangsmittel anhalten.
§ . 39. Sind dieſe fruchtlos , ſo iſt die Obrigkeit
den nothwendigen Bau auf ſeine Koſten zu verans
ſtalten berechtigt.
$. 40. Kann oder will er die Koſten nicht herbers
ſchaffen , ſo kann die Obrigkeit dergleichen Ges
båude zum öffentlichen Verkaufe ausbieten.
9. 41. Dem Käufer eines ſolchen Gebåudes muß
allemal die Wiederherſtellung deſſelben žut Bedina
gung gemacht werden.
42 .
1
Vom Eigenthum . i 167

$ . 42. Das außerdem erlegte Kaufgeld kommt


dem bisherigen Eigenthümner oder deſſen Gläubi:
gern zu gute.
§ . 43. Doch muß davon dasjenige , was die
Obrigkeit etwa ſchon auf einſtweilige Veranſtaltuns
gen zur Ubwendung dringender Gefahr hat vermen
den müſſen , zuvor abgezogen werden .
S. 44. Findet ſich kein Käufer, ſo müſſen die auf
dem Grundſtücke verſicherten Gläubiger über die
Mittel zur Erhaltung und Wiederherſtellung des
Gebaudes vernommen werden.
S. 45. Kønnen dieſe ſich darüber nicht vereini
gen , ſo muß das Gebåude Demjenigen unter ihnen ,
welcher , außer der Wiederherſtellung deſſelben ,
die vortheilhafteſten Bedingungen für ſeine Mit : 1
gläubiger und den Eigenthümer anbietet . juges
ſchlagen werden .
§. 46. Will auch kein Gläubiger das Gebäude
als Meiſtbietender erſtehen , ſo iſt der erſte unter
ihnen den Zuſchlag gegen die bloße Uebernahme
der Wiederherſtellung, zu verlangen berechtigt.
S. 47. Wil dieſer von ſeinem Rechte keinen Ges
brauch machen , ſo geht daſſelbe auf die folgenden ,
immer nach Ordnung der Prioritåt , über.
§. 48. Will keiner von den Gläubigern die Wies
derherſtellung des Gebåudes übernehmen To
muß daſſelbe der Kammerer des Orts zugeſchla:
gen werden .
§ . 49. Der Magiſtrat iſt alsdann berechtigt, der :
gleichen Gebắude einem jeden , unter der Bedingung
des zu vollführenden Baues , als ſein freyes Eigen
thum zn überlaſſen .
§ .40. So lange jedoch der wirkliche Zuſchlag an
einen ſolchen Dritten Uebernehmer noch nicht erfolgt
iſt, behålt der bisherige Eigenthümer , ſo wie jeder
Gläubiger deſſelben , das Recht , rich annoch zur
1
Ausführung des Baues zu melden .
( 4 $. 51 .
168 Erſter Theil. Achter Titel.

§. 57. Doch måſſen in einem ſolchen Falle , der


Eigenthümer , oder der Gläubiger , welche dem
Zuſchlage an einen Dritten widerſprechen wollen ,
der Obrigkeit , wegen wirklicher Vollführung des
Baues, gnugſame Sicherheit ſofort nachweiſen.
. 52. Unter übrigens gleichen Umſtånden þat det
Eigenthümer vor dem Gläubiger den Vorzug .
8. 53. Wenn in den Fällen des §. 46. 47. und 50.
das Gebáude einem der Glåubiger zugeſchlagen
wird , fo verlieren die übrigen , und wenn daſſelbe,
in dem Falle des §. 48. , der Cámmerer anheim
fállt, ſo verlieren alle Gläubiger ihr Recht an der:
gleichen Grundſtück.
54. Wenn alſo bey dem durch den Magiſtrat
nach s . 49. 'veranſtalteten Zuſchlage , außer der
Uebernahme der Wiederherſtellung , noch andere
Vortheile bewilligt werden , ſo kommen dieſelben
der Såmmerey zu ſtatten.
S. 55. Dagegen wird aber auch der bisherige
Eigenthümer von der Zeit an , wo er nach §. 48 .
das Gebäude der Cámmeren überlaſſen , und ſich
aller fernern Nußung deſſelben begeben muß , von
der weitern Entrichtung der darauf haftenden dings
lichen (aften fren .
$. 56. Kann auch durch die Veranſtaltungen des
Magiſtrats dergleichen verfallnes Gebäude nicht
wieder hergeſtellt werden , ſo ift, bey fortdaurender
Gefahr für das Publikum , die Obrigkeit, ſelbiges
abbrechen , und die Materialien an den Meiſtbies
tenden verkaufen zu laſſen berechtigt.
S. 57. Das daraus geldſete Seld aber kommt der
Cámmerer , welche bisher die nothwendigen Unters
haltungskoſten hat hergeben müſſen , zu ſtatten .
S. 58. Was $. 36. fgg. von verfallenen ſtådti:
fchen Gebäuden verordnet iſt , gilt auch von fol
chen , die durch Feuer oder anderes Unglück zers
föret worden , wenn der bisherige Eigenthämer
dieſel
Vom Eigenthum . 169

dieſelben ; innerhalb einer von der Obrigkeit zu


beſtiminenden Friſt , nicht wieder Herſtellen kann
oder wil.
$ . 59. Die für einen ſolchen Unglücksfall ausges
ſekten Feuer : Societats · Bentråge und andere
dergleichen Vergütungen ; kommen alsdann niche
dem bisherigen Eigenthümer oder deſſen Concurs:
maſſe ; ſondern dem Uebernehmer des Bauplaßes
zu ſtatten .
$. 60. Was von ſtådtiſchen Grundſtücken vers
ordnet iſt , gilt auch von Grundſtúefen auf dem
Sande', die als eigne für ſich beſtehende Stellen
oder Nahrungen in die Steuer- oder Jagerbücher
eingetragen ſind.
g. 61. Wenn alſo der Eigenthümer ein ſolches
Grundſtück dergeſtalt in Verfall gerathen láßt , daß
davon die öffentlichen Abgaben und Präſtationen
nicht mehr entrichtet werden können , ſo iſt die
Obrigkeit damit eben ſo , wie bey den ſtådtiſchen
Grundſtücken vorgeſchrieben worden , ĝu verfahren
berechtigt.
$. 62. Ein gleiches findet ſtatt, wenn der Eigens
thümer ydie zum Gute nothwendig erforderlichen
Gebäude , ohne welche daſſelbe nicht bewohnt, oder
nicht bewirthſchaftet werden kann , eingehen tåßt.
. 63. Doch fann auch in dieſen Fällen ben
einem erfolgenden Verkaufe dienſtpflichtiger Stele
ten , der Grundherrſchaft ein zu Verfehung der
Wirthſchaft und Leiſtung der Dienſte untauglicher
Beſiger nicht aufgedrungen werden.
S. 64. In Fällen , wo ftädtiſche Grundſtücke der
Cammeren zugeſchlagen werden , fallen Ruſticals
gründe der Obrigkeit des Drts zur anderweitigen
Beſeßung oder Vertheilung anheim .
§ . 65. In der Regel iſt jeder Eigenthümer ſeinen Einſchraus
Grund und Boden mit Gebäuden zu befeßen oder Eigenthus
Fungen des
ſein Gebäude zu verändern wohl befugt. mers bey
( 5 $. 66 .
170 Erſter Theil . Achter Titel.

dent $. 66. Doch ſoll zum Schaden oder zur Unſichers


Bauen.
keit des gemeinen Weiens , oder zur Verunſtaltung
der Städte und öffentlichen Plåße, kein Bau und
keine Veränderung vorgenomm ' n werden .
8. 67. Wir alſo einen neuen Bau in Städten ans
legen will, muß davon zuvor der Obrigkeit zur Be
uitteilung Anzeige machen.
68. Ben der anzuſtellenden Prüfung muß die
Obrigkeit zugleich dahin ſehen , daß durch eine richs
tige und vollſtåndige Beſchreibung des abzutragen:
den Gebåudes , nach ſeiner { age , Grårigen und
/ übrigen Beſchaffenheit , künftigen Streitigkeiten
bey dem Wiederaufbaue , in Unſehnng des Winkels
rechts, und ſonſt, möglichſt vorgebeugt werde.
9. 69 Vorzüglich iſt eine beſondere obrigkeit
liche Erlaubniß nothmendig , wenn , es ſey in Stád
ten oder auf dem lande , eine neue Feuerſtelle ers
richtet, oder eine alte an einen andern Ort verlegt
werden ſoll.
. 70. Bauherren und Baumeiſter, welche dieſer
Vorſchrift (S. 69. ) zuwider handeln , haben jeder
eine Polizeyſtrafe von Fünf bis Zehn Thalern ver :
wirft ; elbſt wenn der Bau an ſich untadelhaft bes
funden werden ſollte.
S. 71. In allen Fällen , wo ſich findet , daß ein
ohne vorhergegangene Anzeige unternommener
1 Bau ſcházlich oder gefährlich für das Publikum ſem ,
oder zur groben Verunſtaltung einer Straße oder
eines Plaßes gereche , muß derſelbe nach der An
weiſung der Obrigkeit geåndert werden .
S. 72. Findet die Henderung nicht ſtatt, ſo muß
das Gebäude wieder abgetragen , und alles i auf
Koſten des Bauenden , in den vorigen Stand ges
fellt werden.
$. 73. Bauanlagen anf Straßen , wodurch Ges
hende, Reitende oder Fahrende Beſchädigungen
ausgereßt werden , ſoll die brigkeit nicht dulden.
$. 74 .
Vom Eigenthum . 171

#
S: 74. Niemand darf in Gegenden, die zum 26
und 3 gang des Publikums beſtimmt ſind , voc
1
feinen Fenſtern , oder an ſeinem Hauſe , etwas auf
ftellen oder aufhängen , durch deſſen Herabſturz
jemand be chadigt werden konnte.

§. 75. Der Uebertreter muß das Uufgeſtellte


oder Aufgehängte fofort' wegzuſchaffen angehalten
werden ; und hat überdies eine Polizeyſtrafe von
Zwen bis FünfThalern verwirkt.
§ . 76. Ohne Erlaubniß der Obrigkeit dürfen
Bauſtellen , die bisher beſondere Nummern hatten ,
nicht in Eins gezogen werden.
§ . 77. Auch dieZugeſteņung einer ſolchen Erlaub:
niß kann , in Anſehung der nach den Nummern vers
theilten , oder noch zu vertheilenden Laſten und 26:
gaben , weder dem gemeinen Weſen , noch andern
Privatperſonen zum Nachikeile gereichen.
$. 78. Die Straßen und öffentlichen Plaße důr
fen nicht verengt , verunreinigt, oder ſouſt verun
ftaltet werden .
9. 79. Befonders darf niemand , ohne ausdrück,
liche Bewilligung der Obrigkeit , einen Kellerhals,
oder andres dergleichen Nebengebåude auf die
Straße zu anlegen .
S. 80. Auch die Einrichtung von Keller- und
Sadenthüren , welche auf die Straße gehen , die
Anlegung neuer, oder Wiederherſtellung einges
gangener Erker , låben und auf die Straße hinaus
gießender Dachrinnen ; die Auffeßung von Wet:
terdächern , und in die Straße hinein ſich erſtrecken
den Schildern , ſo wie die Einrichtung von Bliß .
ableitern , darf nur unter Erlaubniß der Polizen:
obrigkeit, und nach den von dieſer zu ertheilenden
Anweiſungen vorgenommen werden .
§. 81. Uebrigens aber kann jeder Hauseigen :
thümer den ſogenannten Bürgerſteig , ſo weit er 1
das
172 Erſter Theil. Achter Titel.

das Steinpflaſter zu unterhalten hat , unter den


§ . 78. beſtimmten Einſchränkungen nußen .
§ . 82. Nähere Beſtimmungen über die g.78-81 .
berührten Gegenſtände bleiben den beſondern Pos
lijeygeſeßen eines jeden Orts vorbehalten.
Ben & LS $. 83. Wålder und beträchtliche Holzungen , die
dern . nach ihrer Beſchaffenheit und Umfang einer Forſt
2 máßigen Bewirthſchaftung fähig ſind , darf .der Eis
genthümer nur dergeſtalt benußen , daß dadurch
Feine den Grundſåßen der Forſtwirthſchaft zuwider
laufende Holzverwüſtung entſtehe.
S. 84. Was für eine Holzverwüſtung zu achten
fen , iſt nach den Umſtänden einer jeden Provinz,
dem Ueberfluß oder Mangel des darin befindlicher
Holzes , den mehrern oder mindern Erforderniſſen
zum Bedarf der Einwohner , und der in der Pros
vinz beſtehenden Landesfabriken , in den Provinzial:
Forſtordnungen beſtimmt.
9.85. In Provinzen und Gegenden , wo es am
Holzabſaß fehlet, iſt nur alsdenn eine Holzverwůs
ſtung vorhanden , wenn der Eigenthümer eines
Waides davon nicht ſo viel übrig fåßt , als zur fort:
währenden Bedürfniß ſeines Guts und der Dorfs
einwohner erforderlich iſt.
§ . 86. Wer ſich einer Holzverwüſtung ſchuldig
gemacht hat , der muß in der Fernern Benußung
feines Waldes auf ſo lange Zeit eingeſchränkt wer:
den , als zur Wiederherſtellung deſſelben erforder:
lich iſt.
S. 87. Wer dirrch Niederſchlagung und Ruini .
rung des Waldes eine offenbare Holzverwüſtung
begangen , oder den wegen der Einſchränkung ſeis
nes Holzſchlags ihm ertheilten beſondern Unwei
fung der Sandes : Polizeyinſtanz zuwider gehandelt
þat , der ſoll dafür nach Verhältniß des Werths des
zu viel geſchlagenen Holzes , an Geldé , oder mit
Gefängniß , nachdrücklich beſtraft werden.
S. 88 .
Vom Eigenthum . 173
1
S. 88. Náhere Beſtimmungen der Strafen eis
ner Holzverrüſtung bleiben den Provinzial : Forſt
ordnungen vorbehalten .
M. 89. Wie weit die Radungen abgeholzter Rex
viere eingeſchränkt, und die Eigenthümer derfel:
ben zum Anbau des jungen Holzes verpflichtet wers
den ſollen , iſt nach den Umſtånden und Bedürf
niſſen der verſchiednen Provinzen in ihrer beſons
dern Geſekbüchern zu beſtimmen .
S. go . Glas- und Eiſen - Hütten, Pech -und Theers
Defen , und andere dergleichen Anſtalten , welche eis
nen ungewöhnlich großen Holzverbrauch erfordern,
follen ohne Vorwiſſen der Landes - Polizeyinſtanz
nirgend angelegt werden.
g . 91. Senſen oder Blattſicheln , ben beren Ges
brauch das Heranwachſende junge Holz nicht geho
rig geſchont werden kann , ſollen in Holzrevieren
zum Grasmachen niemals gebraucht werden.

S. 92. Auch das Nabelkarken iſt nur an Orten ,


wo der Mangel anderweitiger Düngung es unents
behrlich macht; niemals ' aber mit eiſernen Harken
oder Rechen zu geſtatten.
S. 93. Die zu fällenden Waldbaume ſollen,
ſo weit es ohne Beſchädigung der übrigen geſches
ben kann , mit der Wurzel ausgegraben , fonft aber
nicht höher , als fechs Zoll über der Erde , abge:
ſtammt werden .
§. 94. Wo wegen vorwaltender beſondrer Ums
ſtånde dieſe Vorſchrift nicht ſtatt finden kann , da
muß das Erforderliche, unter Zuziehung von Sach
verſtändigen , nåßer beſtimmt werden.
1
S. 95. In den fechs Monathen vom April bis
zum September darf Bauholz nur im auſſerſten
Nothfalle, oder nur in Gegenden, die den Winter
bindurch unzugånglich ſind , geſchlagen werden ...'
,
§. 96.
174 Erſter Theil . Achter Titel .

Ber Srds 9. 96. Waſſerleitungen und andre Waſſerbaue


beri und
an offentlichen Dertern und Flufien , müſſen unter
Waſſerleis
tungen. Aufſicht der ( andespolizey geführet werden .
S. 97. Beſonders darf niemand an öffentlichen
Flüſſen , wenn gleich auf ſeinem Eigenthume,
Schleuſen , Wehre , Dåmine und Brücken anlegen
oder åndern , ohne das zuvor die Nachbarn vers
nommen , und die Einwilligung des Staats beyge:
bracht worden . GE
. 98. Die übrigen Einſchränkungen der Rechte
des Eigenthümers , in Rücfſicht der effentlichen
Ströme , Hafen und Meeresufer , find in dem Tis
tel von den Regalien des Staats beſtimmt.
8. 99. Auch in PrivatMúſſen darf, zum Nach
theile der Nachbarn und Uferbewohner , durch
Hemmung des Ablaufs derſelben , nichts unternom
men oder veråndert werden.
ſ. 100. Vielmehr iſt der Regel nach ein jeder
die über ſein Eigenthum gehenden Graben und Ca
nále, wodurch das Waſſer feinen ordentlichen und
gewöhnlichen Ablauf hat , zu unterhalten verbunden.
$ . 101. Sind es Scheidegråben , ſo tnuß in der
Regel die Unterhaltung von den beyderſeitigen
Nachbarn bis zur Mitte des Grabens geſchehen .
Eins
Ś . 102. Gegen das auſſerhalb der ordentlichen
sen des Eis Canåle und Graben wild ablaufende Waſſer iſt ein
genthums jeder Eigenthümer ſeine Grundſtücke zu decken
Des Nachs " wohl befugt.
barn.
S. 103. Kann jedoch der oberhalb liegende Beris
gn Anſes
Hung der Ber dergleichen Waſſer durch die auf ſeinem Grun
Dorfluth. de und Boden zu machenden Veranſtaltungen nicht
abführen : So iſt der unterhalb liegende Nachbar
ſelbiges anzunehmen , und alſo dem obern die Vors
fluth zu geſtatten verbunden .
g . 104. Die unterhalb liegenden Beſißer find
aber dazu nicht verpflichtet, ſo bald es einem unter
ihnen durch natürliche Hinderniſſe unmöglich wird,
das
Vom Eigenthum . 175

das ſolchergeſtalt anzunehmende Waffer weiter ' ab


zuleiteni
§. 105. Doch kann auch in dieſem Falle der
Staat die unterhalb liegenden Nachbarn zu G. ſtats
tung der Vorſluch anhalten , wenn die Vortheile
des oberhalb gelegenen Befißers den Schaden der
untern beträchtlich überwiegen , und Erſtere den
Lehtern dieſen ganzen Schaden vollſtändig zu ver
guten bereit und vermogend ſind.

S. 106. Sft zur Verfchaffung der Vorfluth die


Ziehung eines neuen Grabens nothwendig , ſo můr
ſen diejenigen , welche Nußen davon haben , nach
Verhältniß deſſelben , zu den Koſten gemeinſchafts
lich beytragen .
S. 107. Hat der , auf deſſen Grund und Boden
der Graben gezogen wird , davon keinen Vortheil,
ſo iſt er zur Unlegung ſo wenig , als zur Unterhal
tung deſſelben , etwas benzutragen verbunden .
S. 108. Vielmehr muß iým der dadurch erlit
tene Schade, mit Inbegriff der durch Ziehung des
neuen Grabens verloren gehenden Erdflåche, nach
1 der Würdigung verendeter Sachverſtändigen er:
feßt werden .
1 109. Auch die neuen Brücken , welche über
1 dergleichen Graben angelegt und unterhalten wer:
den müſſen , fallen denjenigen zur ( aft, zu deren
Beſten der Graben gezogen worden .
110. Doch muß der Eigenthümer , wenn er
auch zur Mitunterhaltung des Grabens" oder der
Brücken nicht ſelbſt verpflichtet iſt , die daran ſich
1 ereignenden Beſchädigungen , ſobald er ſie wahr
nimmt, den Intereſſenten anzeigen.
. III. Wenn nach geſchehener Anzeige die In
> tereſſenten die erforderliche Reparatur nicht zeitig
genug beſorgen können , oder wollen , ſo iſt der Eid
genthümer dieſelben zur Abwendung des für ihn
176 ". Erſter Theil. Achter Titel.

zu beſorgenden Schadens , auf ihre Koſten zu ver :


anſtalten woll befugt.
$. 112. Dagegen ſoll aber auch der Eigenthů
mer , welcher dergleichen Graben oder Brücken ,
durch ſich ſelbſt oder durch die Seinigen , vorfek:
lich oder aus großer Unvorſichtigkeit beſchädigt,
nicht nur zum vollſtändigen Schadenerſaß anges
halten , ſondern auch doppelt ſo ſtrenge , als ein
Fremder beſtraft werden .
113. Iſt zur Verſchaffung der Vorfluth nicht
bie Ziehung eines neuen , ſondern nur die Vers
breitung oder Vertiefung eines ſchon vorhandnen
Grabens erfomerlich , ſo finden wegen der Koſten
dieſer Anlage die Q. 106 109. gegebnen Vorſchrif:
ten Anwendung.
S. 114. Die Unterhaltung des verbreiteten
i
Grabens aber liegt demjenigen ob , welcher den als
ten Graben zu unterhalten hatte .
S. 115. Doch muß ben Beſtimmung der nach
f . 108. dem Eigenthümer zu leiſtenden Entſcha
bigung , auch auf die mehrern ihm in der Folge
gur (aft fallenden Unterhaltungskoſten billige Rück
ſicht genommen werden .
S. 116. Was von der Verbreitung eines Gra :
bens verordnet iſt , gilt auch von der Verlängerung
der darüber gelegten Brücken .
S. 117. Zur Ableitung der Teiche oder ſtehens
den Seen , iſt niemand die Ziehung neuer Graben
åber ſein Eigenthum wider ſeinen Willen zu geſtat:
ten verpflichtet.
Vox Reis
nen und S. 118. Die Reine oder ſogenannten Pflugrecha
Pflugrech : te zwiſchen benachbarten Grundſtüden werden in
ten . der Regel als geineinſchaftliches Eigenthum anges
fehen .
S. 119. Sie dürfen alſo von keinem der benachs
barten Befißer , ohne Einwilligung der Miteigen
thümer , verändert oder geſchmålert werden ..
$. 122
!

Vom Eigenthum . 177

Ş . 120. · Auch die Winkel oder Zwiſchenråume Von Wines


keln .
zwiſchen den Häuſern werden in der Regel für ge :
meinſchaftlich geachtet.
S. 121. Hat jedoch bisher nur einer der Nach
barn die Traufe dahin fallen laſſen , und nur allein
Goſſen , Privete, oder offne Fenſter darin gehabt,
ſo wird vermuthet, daß der Zwiſchenraum ihm ei:
genthümlich gehöre.
S. 122. In einen zwiſchen zwer Häuſern gele:
genen Winkel darf auch der , welchem ſelbiger
1 eigenthümlich gehört , die Röhre von einein

Windofen ohne des Nachbars Einwilligung nicht


führen .
ſ . 123. Die Anlegung neuer Erkir , Altane, Pon Ers
Wetterdächer , Dachtraufen , und andrer über den u. 1. w .
die Grånze ragender Bauwerke, iſt der Nachbar
zu dulden nicht verpflichtet.
$. 124 . Wer an ſeinem Hauſe Båume oder von Båus
ľ Weinreben anpflanzen will, muß dieſelben derge: Häufern .
le ſtalt hinter ein Geländer ziehn , daß weder ſie ſelbſt,
ti noch das Geländer , die Wände der benachbarten
Gebåude berühren.
Dünger : und von
§ . 125. Schweinſtåtte, Kloake ,
@chweins
ig Loggruben , und andre den Gebåuden ſchädliche patients
Anlagen , müſſen wenigſtens drey) Fuß rheinlan Stivatea
B diſch von den benachbarten Gebắuden Mauern 4. f. w .
und Scheunen entfernt bleiben.

126. Auch müſſen dergleichen Gruben und


Behåltniſſe von Grund aus aufgemauert werden.
$. 127. Von Bäumen des Nachbars müſſen
dergleichen Anlagen wenigſtens dren Werkſchuhe
zurücftreten.
S. 128. Wer auf ſeinem Grunde und Boden, Von Nins
}
1 jedoch an der Seite des Nachbars hin , Rinnen Canalen.
und Tanåle an der Erde zur Übführung des War
2 fers anlegen will, muß gegen die Wand des Nach
Augem. Gerekb. I. Band. M bars
178 Erſter Theil. Achter Titel.

bars wenigſtens noch einen Raum von einers


Werkſchuhe fren laſſen .
Von Bruns 8. 129. Anlagen , durch welche der ſchon vor :
genti Handne Brunnen des Nachbars verunreinigt, oder
unbrauchbar' gemacht werden würde , ſind unju: .
låßig.
8. 130. Dagegen kann die Grabung eines Brun
nens auf eignem Grunde und Boden , wenn gleich
badurch dem Nachbar ſein Waſſer entzogen wird ,
dem Eigenthümer nicht gewehrt werden , ſobald der
Nachbar desfalls kein beſondres Unterſagungsrecht
erlangt hat.
§ . 13.1 . Doch darf innerhalb dreyer Werkſchuhe
von des Nachbars Grånze kein neuer Brunnen an:
gelegt werden .
S. 132. Ueberhaupt darf unter des Nachbars
Grunde niemand graben .
Mont Ges S. 133. Back , Brenn-, oder Schmelz - Defert
he eisns und Feuerheerde , können an der gemeinſchaftlis
braucgemei
ner
ſchaftlichen chen , oder dem Nachbar gehörenden Scheide:
Mauer. ohne deſſelben Bewilligung , nicht anges
wand ,
legt werden,
S. 134. Dagegen iſt ein jeder an der gemein :
ſchaftlichen Mauer , auch ohne beſondre Růck .
frage mit dem Nadybar , Schornſteine anzulegen
woni befugt.
S. 135. Eine gemeinſchaftliche Mauer kann
jede Nachbar an ſeiner Seite bis zur Hälfte der
r
Dicfe zu ſeinem Nußen brauchen , in ſo fern das
durit dem Gebåude ſelbſt kein Nachtheil ges

ſchieht.
S. 136. Doch muſſen Wandſchránke und andre
berg leic hen Unlagen in einer ſolchen Mauer , der:
geſtalt eingerichtet werden , daß ſie nicht auf dieje:
nigen treffen , we che der Nachbar auf der entgegen .
ſtehenden Seite bereits angelegt hat.
S. 137
Vom Eigenthum . 179

137. Um licht in ſein Gebäude zu bringen, Vom Licht


kann ein jeder Deff:iungen und Fenſter in ſeine eigne Auslicht.
Wand oder Mauer machen , wenn dieſelben gleich
eine Wusſicht über die benachbarten Gründe ges
währen.
D. 138. Sollen jedoch die Deffnungen in einer
unmittelbar an des Nachbars Hof oder Garten
1 ftoßenden Wand oder Mauer gemacht werden , ſo
müſſen dieſelben , wo es die Umſtánde geſtatten ,
fechs Fuß von dem Boden des Zimmers oder Be
håleniffes erhobt ; in allen Fåtten aber mit eiſernen
nur zwen Zoll von einander ſtehenden Ståben , oder
mit einem Drathgitter verwahrt ſeyn.
). 139 . Meu errichtete Gebåude müſſen von
åltern ſchon vorhandnen Gebäuden des angränzen : !
den Nachbars , wenn nicht beſondre Polizeygefeße
ein Andres vorſchreiben , wenigſtens dren Werk
Ichuhe zurücftreten .
D. 140. Sióft aber das neue Gebäude auf einen
unbebaueten Platz des Nachbars , ſo iſt ein Abſtand
von anderthalb Weré chulen hinreichend.
S. 141. Uebrigens aber kann jeder in der Res
gel auf ſeinem Grunde und Boden , ſo nahe an
die Grånze und ſo loch bauen , als er es für
gut findet,
N. 142. Sind jedoch die Fenſter des Nachbars,
vor welchen gebauet werden ſoll, ſchon ſeit zehn
Sahren oder långer vorhanden , und die Behålt
niſſe, wo ſie ſich befinden , ķaben nur von dieſer
Seite her licht, ſo muß der neue Bau ſo weit zu:
růcftreten , daß der Nachbar noch aus den ungeöff
neten Fenſtern des untern Stocwerks den Himmel
erblicen kinne.
S. 143. Hat in dieſem Falle das Gebäude des
Nachbars , in welchem die Fenſter ' fich befinden ,
noch von einer andern Seite licht, ſo ift . es
genug , wenn der neue Bau nur ſo weit zurück:
M 2 tritt,
180 Erſter Theil." Achter Titel.

tritt , daß der Nachbar aus den ungeöffneten Fen


ſtern des zweyten Stocwerks den Himmel ſehen
konne.
g . 144. Sind aber die Fenſter des Nachbars,
vor welchen gebauet werden ſoll, noch nicht ſeit
zehn Jahren vorhanden , ſo iſt der Bauende ' bloß
an die § . 139. beſtimmte Entfernung gebunden ,
9. 145. Der Nachbar kann alsdann dem neuen
Baue, wodurch ihm das licht benommen wird,
nur in ſo fern widerſprechen , als er ein Unter:
ſagungsrecht dagegen beſonders erworben hat.
( Tit. XXII. )
$. 146. Wo eine ſolche Grundgerechtigkeit
obwaltet, da findet, im Mangel ausdrücklich ver:
abredeter , die geſeßliche Beſtimmung des S. 142.
Anwendung .
. 147. In allen S. 139. 140. 142. 143. 146.
beſtimmten Fällen bleibt der unbebauete Zwiſchena
raum nach wie vor ſeinem bisherigen Eigenthus
mer , und kann von demſelben zu jedem in den
Gefeßen nicht verbotenen Gebrauche angewendet
werden .
Pon Chůs §. 148. Neue Thüren , welche unmittelbar auf
ren.
des Nachbars Grund und Boden führen , dürfen
wider deffen Willen niemols angelegt werden .
Von Zdus J. 149. In der Regel iſt ein jeder ſeine Grund
nen . Plan:
fen und ſtuce durch Zåune , Planken , Mauern , oder ande :
cheides re Scheidewinde , von den Grundſtücken ſeines
månden.
Nachbars zu trennen berechtigt.
S. 150. Dergleichen Scheidungen måffen aber
die Gránzen gegen den Nachbar niemals überſchreis :
ten , noch demſelben in ' dem Gebrauche ſeines Eis
genthums hinderlich werden .
d . 151. Zu Befriedigungen in der Feldflur ift ein
Eigenthuimer nur in fo fern befugt , als nicht Kops
Pe ! weiden , Hitungs- oder andere Grundgerechtig
keiten entgegen ſtehen .
9. 152 .
Vom Eigenthum . 181

152. Wer eine neue Scheidung in einer Ges


gend , wo bisher noch keine vorhanden geweſen iſt ,
anlegen will, muß nicht nur die Anlage, ſondern
auch die fernere Unterhaltung auf ſeine Koſten
beſorgen .
S. 153. Ueberhaupt liegt die Unterhaltung ſol
cher Scheidungen demjenigen ob , welchem erweis :
lich das Eigenthum derſelben gebühret .
S. 154. Kann nicht ausgemittelt werden , wer
der Eigenthümer: einer ſolchen Scheidung ſen , ſo
wird ber . Planken derjenige , gegen deſſen Grund
die Stiele , Stånder oder Pfoſten derſelben ſtehen ,
für den Eigenthümer geachtet , und iſt die Planke
zu unterhalten ſchuldig .
Š. 155. Dagegen muß: ihm aber, der. Nachbar,
von deſſen Seite die Bretter angeſchlagen ſind , den
Zutritt, auf ſeinen Grund und Boden bey nothmen :
digen an der Planke . ſich ereignenden Bauen und
Reparaturen geſtatten.

S. 156. Die Abdachung der Stiefe muß nach


der Seite desjenigen Grundes geſchehen , deſſen Eis
genthümern die. Planke gehört..
§. 157.. Sind die Bretter in die Mitte der Sties
le eingefalzt, ſo iſt die Planke får gemeinſchaftlich
zu achten , und muß vore beiden Theilen gemeins
ſchaftlich unterhalten werden .
$. 158. Was von - Planken: verordnet iſt, gilt in
der Regel auch von.Stadeten ..
S. 159.. Ben, gemauerten: Scheidewinden gilt
die Vermuthung , daß die Mauer demjenigen geho:
re, auf deſſen Seite Vertiefungen , oder ſogenannte
Blenden , ſich befinden ..
$. 160. Sind dergleidsen: Brenden auf beyden
Seiten anzutreffen , ſo wird die Scheidemauer, im
zweifelhajten Falle, für gemeinſchaftlich angeſehen.
M 3 S. 161.
182 Erſter Theil. Achter Titel.

S. 161. Sind gar keine Blenden an der Mauer


befindlich ſo iſt dieſelbe, im zweifelhaften Falle ,
für gemeinſchaftlich oder einſeitig zu achten , je
nachdem die darauf liegenden Platten auf beyden
Seiten oder nur auf einer überlaufen.
§ . 162. Bey Zäunen und Wellerwanden iſt in
der Regel jeder Beſiker ſtádtiſcher Grundſtücke
und Gärten den Zaun rechter Hand , vom Eintritt
in den Haupteingang , zu bauen und zu unterhals
ten ſchuldig.

f . 163. Hat aber jemand durch einen neuen


Bau ſeinen Haupteingang gånzlich verändert, ſo
behålt er dennoch , in Rücfficht der zu unterhaltens
den Zåunie, eben die Verbindlichkeit, welche er vor
der Verånderung gehabt hat.

S. 164. Hat bisher ein Gebäude die Haltung


eines Zauns unnöthig gemacht, ſo muß der , wel
cher dies Gebäude wegnimmt, den dafür anzules
genden Zaun bauen und unterhalten ; felbſt wenn
er ſonſt , nach der Regel des g. 162. , dazu nicht
verpflichtet ſeyn würde.

S. 165. Wenn ein zur linken Hand neu ants


bauender Nachbar ſeinen Hof oder Garten ſchlief
ſen will , ſo muß er den daſelbſt bereits vorhans .
benen Zaun ſeines Nachbars zur Unterhaltung
übernehmen.

S. 166. Die Koſten der erſten Anlage aber iſt


er dem Nachbar zu vergüten nicht ſchuldig.
.
M. 167. Der Queer - pder Rückzaun muß von
benden gegen einander ſtoßenden Nachbarn ges
meinſchaftlich angelegt und unterhalten werden.
S. 168. Ueberhaupt iſt in allen Fällen , wo
weder ein einſeitiges Eigenthum ausgemittelt wer:
den kann , noch die vorſtehenden beſondern Bes
ſtimmungen ( S. 154-165 .) eintreten , die Pflicht
jur
Vom Eigenthum.. 183

zur Unterhaltung der zwiſchen den Grundſtücken


zweyer Nachbarn befindlichen Scheidungen. beyden
geineinſchaftlich .
S. 169. Scheidungen zwiſchen Höfen müſſen in
der Regel nicht unter ſechs ; zwiſchen Garten aber
ſowohl in Städten als auf dem Lande, nicht unter
fünf Fuß hoch feyn.
S. 170. Wo es die Umſtånde zulaffen ſollen
2
künfrig ſtatt der hölzernen Zäune , ber Gårten und
geſchloſſenen Aderſtücken ', lebendige Hecken anges
legt werden .
S. 171. Uuch iſt der Eigenthümer ,eines hölzers
nen Scheidezauns allezeit befugt , an deſſen Stelle
eine lebendige Hecke anzulegen .
$ . 172. Er ift aber auch ſchuldig , die Unlagen
nach der Anweiſung der Sachverſtändigen , fo zu
machen und zu unterhalten , daß durch die Hecke
das Eigenthum des Nachbars eben ſo gut , als
durch den Zaun , geſichert werde.
§. 173. Sebendige Hecken , welche .zwen geſchlofs
fene Grundſtücke von einander unterſcheiden , můf
ſen ſtets ſo angelegt werden , daß dadurch dem
Machbar kein Schade geſchehe.
§. 174. Will alſo jemand gegen die Grånze feines
Nachbars eine neue lebendige Hecke anlegen , ſo
muß er , ohne Unterſchied der Holzart , welche dazu
gewählt wird , anderthalb Fuß von des Nachbars

Grånze zurücftreten .
S. 175. Das Eigenthum an dieſem anderthalb
Fuß breiten Erdreiche bleibt inzwiſchem dem , wels
cher die Hecke zu ſeinem Gebrauche angelegt hat,

vorbehalten .
$. 176. Auch bleibt ihm in ſolchem Falle die
Benußung des Auswuchſes der Hecke von beyden

Seiten .
M4 f . 177.
184 Erſter Theil
Theil.. Achter Titel.

S. 177. Doch iſt der Nachbar den Auswuchs der


Hecke, oder deren Wurzeln , über der Grånzlinie zu
dulcen nicht verpflichtet. ( Tit. IX. 8. 285. [99.)

Q. 178. Eine mit Bewilligung beyder Nach


barn, ſtate eines bisherigen gemeinſchaftlichen Zaus
nes angelegte Hice, wird ebenfalls , ſowohl in An :
fehung der Unterhaltung als der Abnußung , ges
meinſchaftlich

Jo 179. Jeder Nachbar iſt alſo den Uuswuchs


7
auf ſeiner Seite ſich zuzueignen wohl berechiiget.

. 180. Eine ſolche gemeinſchaftliche Hecfe muß.


auf derſelben linie , wo vorhin der Zaun geſtanden.
hat , angelegt werden .

S. 181. Doch müſſen beyde Machbarn dahin


ſehen , daß durch die Hece die geleßmåßige Breis
te des daran hingehenden Weges in der Folge nicht
1 geſchmålert werde.
S. 182. Wider den Willen des einen Nachbars
iſt der andere , einen bisherigen gemeinſchaftlichen
Zaun in ' eine lebendige Hecké zu verwandeln. der
Regel nach nicht befugt.

S. 183. Wil jedoch derſelbe mit der Hecke von


der bisherigen ( inie um die g. 174. beſtimmte Brei
te zurücftreten , und ſowohl die Koſten der Unles
gung , als der fünftigen Unterhaltung, allein übers
nehmen , ſo gebührt dem Nachbar: dagegen kein
Recht zum Widerſpruche.
f. 184. Von einer ſolchen Hecke gilt alsdann
alles, was. Q. 175-177. verordnet iſt.
on Erh & N. 185. Wer ſeinen Grund und Boden erhöhen
bungeni will, muß mit dieſer Erhöhung drey Fuß von dem
und Ers
niedrigun Zaune, der Mauer oder Planke des Nachbars, jus
gen desBo- cückbleiben .
dens.
S. 186. Daraus, daß der Nachbar die Erhöhung
in einer größern Nåhe ohne ausdrücklichen Widers
ſpruch
Vom Eigenthum . 185

ſpruch geſchehen låſt, folgt noch nicht , daß er dem


Erſaße des Baraus in der Folge erwachſenden Scha:
dens entſagt habe.
. 187. Erniedrigt jemand ſeinen Grund und
Boden , durch Anlegung eines Grabens oder ſonſt;
ſo muß, ein Wall von drey Fuß breit gegen die be :
nachbarte Verzäunung ſtehen bleiben .
J. 188. Derjenigen auf deſſen Grunde und Bos
den ſich der Auswurf eines. Grabens befindet , hat
die Vermuthung , daß er Eigenthümer des Gran
bens ſey , für ſich , und muß , alſo auch für die Unters
kaltung deſſelben ſorgen.
S. 189. Wer ein Gebäude an der Gränze auf
führt , darf, in ſo fern er nicht ein beſonderes Recht
dazu erworben hat, die Dachtraufe weder auf des
Nachbars Grund und Boden , noch über denſelben
hinwegleiten .
f. 190. Einſchränkungen des Eigenthums, wels Aufhebung
che die Geſeke zum Beſten des gemeinen Weſens der vorſter
vorſchreiben , können nur mit Einwilligung des Einſchrane
Staats aufgehoben werden . kungen.

S. 191. Einſchränkungen , welche nur zum Bez


ften gewiſſer Perſonen feſtgeſeßt ſind , können durch
verbindliche Willenserklärungen dieſer Perſonen
aufhören . ( Tit. XXII . )

M 5 Neurs
186 Erſter Theil. Neunter Titel.

Neunter Titel..

Von der Erwerbung des Eigenthums ubers

haupt , und den unmittelbaren Arten


derſelben infonderheit.

$ . 1. Die äußeren Handlungen , durch welche


das Eigenthum erworben wird , beſtimmen die vers
fchiedenen Erwerbungen . ( Modus acquirendi.)
$ . 2. Der geſetzliche Grund, vermoge deſien dieſe
åußern Handlungen die Kraft haben , daß dadurch
das . Eigenthum erworben werden kann , wird der
Titel des Eigenthumă genannt .
# 3. Zur Erwerbung des Eigenthums wi die
Beſignehmung erfordert. (Tit. VII . S. 43. [ 99.)
$. 4. Hiervon ſind allein die Fälle ausgenommen ,
wo die Gefeße die Erwerbung des Eigenthums
ſchon mit einer gewiffen Begebenheit oder Willenss
åußerung allein ausdrücklich verbinden .
$ . 5. Wenn zur Erwerbung des Eigenthums,
außer dem Titel , nur Beſignehmung erfordert
wird , ſo iſt eine unmittelbare Erwerbungsart
vorhanden .
8. 6. Geht aber das Eigenthum erſt durch die
Erledigung des Beſißes von Seiten des vorigen ,
und durch die Ergreifung deſſelben von Seiten des
/ neuen Eigenthümers über ; ſo heißt die Erwerbungs
art mittelbar.

Erſter Abſchnitt.

Von der urſprünglichen Befiknehmung.

§. 7. Die Beſignehmung ſolcher Sachen , auf


welche noch niemand ein Recht hat , wird die, urs
fprüngliche ( originaria ) genannt.
S. , 8. '
Von Erwerbung des Eigenthums. 187

8. 8. Wie weit das Redit, herrenloſe Dinge in


Beſiß zu nehmen , ein Vorbehalt des Staats fen , iſt
gehörigen Orts beſtimmt. ( Th. II . Tit. XVI . )
8. 9. Wer eine Herrenlofe dem Staate nicht vor:
behaltene Sache wirklich in ſeine Gewalt bringt,
der wird von dem Augenblicke an , da folches ges .
ſchieht, Eigenthümer der Sache.
S. 10. Abſicht und bloßes Beſtreben aber , fich
eine herrenloſe Sache zužueignen , iſt zur Erwerbung
des Eigenthums derſelben noch nicht hinreiciend.
§ . 11. Wer ſelbſt noch kein Recht auf oder zos
einer Sache erlangt hat , iſt einem andern die Bes
fißergreifung zu unterſagen nicht befugt.
Š . 12. Wer einen Undern in ſeinen zur Beſik .
ergreifung gemachten Anſtalten durch unerlaubte
Handlungen ſtört; der kann ſelbſt die Sache nicht
in Beſit nehmen .
S. 13. Ein Gleiches gilt gegen den , welcher
ben Undern , um ihn an der Befikergreifung zu
hindern , in ſeiner Freyheit zu handeln ohne Recht
einſchránkt.

Zweyter abſchnitt.

Von der Beſignehmung berlaſſener und


verlorner Sachen .

$ . 14. So weit jemand Eigenthum zu erwer: Von were


ben fåhig ift , fo weit kann er bewegliche Sachen, Sachetta
welche von einem Andern verlaſſen worden , in Be
fiß nehmen .
ſ. 15. Das Recht, unbewegliche verlaffene Sa
chen in Befiß zu nehmen , ift ein Vorbehait des
Staats. ( Th . 11. Tit. XVI . )
§. 16. Nur alsdann iſt eine Sache für verlaſſen
zu achten , wenn der bisherige Eigenthümer den
Beſik in der ausdruflich oder ftillſchweigend ers
klårten
188 Erſter Theil. Neunter Titel.

klårten Ábſicht, ſich der Sache zu entſchlagen , auf:


gegeben hat. ( Tit. VII. S. 118-122.)
$. 17. Wer durch äuſſere Umſtände genöthigt
wird , Sachen wider ſeinen Willen aus ſeiner Bes
wahrſam ju laſſen , der hat dadurch ſich ſeines Eis
gen hums noch nicht begeben .
Š . '182. Ein Frankes Thier , welches der bisheri
ge Befißer von ſich geſtoßen , und hůlflos fich ſelbſt
überlaſſen hat , wird das. Eigenrhum desjenigen ,
welcher für deſſen Pflege und Wiederherſtellung
forgt.
Won vers d . 19. Wer eine verlorne Sache findet , iſt dies
tornen Sas ſelbe dem Eigenthümer zurückzugeben ſchuldig.
Pflichten
S: 20. Jít disſer unbekannt, ſo muß der fins
Des fins der den Fund der nåchſten Obrigkeit anzeigen .
ders .
$ . 21: Sind an dem Orte , wo der Fund geſches
hen iſt , mehrere Gerichtsobrigkeiten , ſo hångt es
von dem Finder ab , die Anzeige , bey welcher der:
ſelben er willju. machen :
8. 22. Der finder muß beſtimmt angeben , wie
und wo er zum. Beſige der gefundenen Sache ges
langt ſen .
flichten
des Richs 8.23. Die gefundene Sache muß zur gerichts.
ters. lichen Verrrahrung angeboten , und von dem Rich
ter in redliche Obſicht genommen werden .
. 24. Iſt der finder eine unverdächtige' und
fichere Perſon , ſo kann der Richter , nach Bes
wandniß der Umſtånde und Beſchaffenheit des
3 Werths , die Verwahrung der Sache ihm ſelbſt
übertragen .
Q. 25. Er muß aber in allen Fällen die Beſchaf:
fenheit der Sache und ihre Merkmale in den Acten
verzeichnen , und dem Finder die Art der ihm über
laſſenen Aufbewahrung vorſchreiben .
S. 26. So lange der finder die Sache ſolcher
geftalt in ſeiner Gewahrſam hat , iſt er als ein red
licher aber unpolijtändiger Beſitzer anzuſehen .
S. 27.
Von Erwerbung des Eigenthums. 189 2

G. 27. Iſt die gefundene Sache dem Verderben


oder ſonſt einer betråchtlichen Verminderung des
Werths unterworfen , ſo muß dieſelbe in einen
kurzen Termine zum öffentlichen Verkaufe ausges
boten werden .
S. 28. Ein Gleiches findet ſtatt , wenn fut
Aufbewahrung der Sache beträchtliche bis zut
Hafte des Werihs anſteigende Koſten erforderlich
wåren .
g . 29. Hat der Finser, vor dem Verkaufe, Futs
ter für das gefundene Vieh , oder andre nothwen:
dige Ausgaben auf die Sache verwendet , ſo müſſen
ihm diefelben , nach Abzug der etwa gehabten Nu
kungen , 'von dem Kuufgelde fofort erſegt werden .
& 30. Das Kiaufgeld ſelbſt wird , bis zum ivei:
tern Austrage der Sache , in gerichtliche Verwah :
tung genommen .
g. 31. Tſt binnen acht Tagen , nach der geſche- Aufgeboth
gefundener
kenen Änzeige, der Verlierer auf andre Art nicht Sachen .
auszuforſchen , ſo muß derſelbe öffentlich vorgela :
den , und ein Termin zit feiner Unmeldung bey
Verluſt ſeines Rechts beſtimmt werden .
$ . 32. Betrågt der Werth der gefundenen
Sache nach der Care Zweyhundert Thaler , Dore
mehr , ſo muß die Vorladung durch eine fòrunliche
Eoictal: Citation gefchehen.
Ø. 33. Ben Sachen von Zweytauſend Shalern
und darüber an Werth , iſt der Termin zur Unnel:
dung auf jechs Dionache ; ben Sachen von mindes
rem Wertbe aber auf dren Monathe zu beſtimmen.
g. 34. Sin erſtern Fälle muß die Bekanntmas
chung drenmal in den Zeitungen und ſechsmal int
den Intelligenznachrichten der Provinz; im freni
ten Fülle aber in erſteren zweymal und in lekteren
viermal erfolgen .
8. 35. Ber Sachen , deren Wörth unter Zweye
kundert Thalern beträgt , wird der Termin auf
zwer
190 Erſter Theil. Neunter Titel.

gwen Monate beſtimmt , und die Bekanntmachung


erfolgt bloß durch zwenmalige Einrückung in die
Beitungen , und dreymálige in die Intelligenz.
Nachrichten.
8. 36. Ben Sachen unter Funfzig Thalern an
Werth , iſt ein Termin von vier Wochen ; und
Wenn der Werth nur Zehn Thaler oder weniger bes
trågt, find vierzehn Tage hinreichend.
S. 37. Im erſten Falle geſchieht die Bekannte
machung einmal in den Zeitungen und zwen
mal in den Intelligenzblättern ; im lektern Falle
Áſt es genug, wenn die Aufforderung nur eine
mal in die Intelligenzblätter allein eingerückt
worden.
S. 38. Uuch kann ben Sachen von Zehn Tha-
lern oder weniger am Werth , dem Finder übers
laſſen werden , die Bekanntmachung ſelbſt zu vers
anſtalten , und den Verlierer anzuweiſen , daß er
ſich bey dem finder ſelbſt melde.
S. 39. Doch muß der finder , nach Ablauf
des Termins , die gehörig geſchehene Bekanntmas
chung dem Richter nachweiſen ,
$. 40. Sind Vermuthungen vorhanden , daß
ein fremder Reiſender , oder ſonſt ein Abweſen:
aber die Sache verloren haben könnte , fo ſind die
geſekmåßigen Friſten zur Anmeldung zu vers
doppeln .
41. Die Zahl der Bekanntmachungen darf
disdann nicht verdoppelt werden ; doch muß in
Fållen , wo, nach Vergáltniß des Werths , die
Einrückung in die Zeitungen erforderlich iſt, dies
felbe , außer der inlåndiſchen , eben ſo oft in einer
ausmårtigen Zeitung erfolgen .
M. 42. Dazu muß die Zeitung einer andern
Königlichen Provinz , oder eine fremde gewählt
werden , ſo wie es nach den über die Perſon des
Verlierers vorhandnen Vermutbungen am wahrs.
} ( chein
Von Erwerbung des Eigenthumus. 191

ſcheinlichſten iſt, daß die Nachricht zu feiner Wiſ- Zuſchlag


der gefutis
ſenſchaft gelangen werde. denen Sas
S. 43. Hat ſich der Verlierer weder vor , noch che, wenn
der Verlies
in dem beſtimmten Termine gemeldet , ſo muß rer ſich
der Richter mit dem Zuſchlage der Sache ver: bit, an den
fahren . Finder, und
S. 44. Dieſer Zuſchlag geſchieht an den Fin an die Mrs
der allein , wenn die Sache nur Hundert Thaler
oder weniger an Werth beträgt .
S. 45. Ben Sachen von höherm Werthe ges
ſchieht der Zuſchlag an den Finder und an die Ar
mencarie des Sris.
S. 46. Der finder erhålt alsdann den Werth
von Hundirt Thalern‘zum Voraus , und von dem
Ueberreſte des Werthes die eine , die Urmencaſſe
aber die andere Sálfte.
S. 47. Vor der Theilung muffen die auf die Sache
und das Aufgebot vxrwendete Koſten vom Ganzen
abgezogen werden .

S. 48. Sind an einem Orte mehrere öffentliche


Armenci ſien , ſo entſcheidet der B zirk , wo die
Sache gefunden worden , und wenn dieſer nicht
entſcheiden kann , die perſönliche Eigenſchaft des
Finders .
M. 49. Durch den Zuſchlag erlangen der finder Wirkung
dieses zu
und die Armencaſie das Eigenthum der Sache.
ſchlage.
S. 50. Hat jedoch der Verlierer ſeinen Verluſt,
mit einer deutlichen Beſchreibung der Sache,
noch vor erfolgrem Zuſchlage, öffentlich bekannt ges
macht, ſo darf kein Richter derjenigen Provins , in
deren Zeitung dieſe Bekanntmachung geſchagen iſt
mit dem Zuſchlage einer foichen verlornen Sache
1 verfahren.
S. 51. Vielmehr muß er von Umtsregen , ſo viel
an ihm iſt, dafür ſorgen , daß die Sache dem Vera
lierer wieder zugeſtellt werde.
$ . 52 .
192 Erſter Theil . Neunter Titel.

S. 52. Hat der Richter den Zuſchlag dennoch


vorgenommen , ſo geht das Eigenthum der Sache
auf den Finder , und die Urmencaſſe dadurch nicht
über.
S. 53. Können jedoch dieſe nicht überführt wer:
den , von der Anzeige des Verlierers Kenntniß er :
halten zu haben , ſo erlangen ſie durch den richter:
lichen Zuſchlag die Rechte eines vollſtändigen red ;
lichen Beſitzers.
*1
S. 54. Der Richter aber ſoll , wenn er die Vors
ſchrift S. 50. 51. borſeßlich, oder aus grobem Ver:
Feken , übertreten oder vernachläßigt hat, ernſtlich
dafür beſtraft werden .
2 S. 55. Außer dem l. 52. beſtimmten Falle iſt
gegen den richterlichen Zuſchlag keine Wiederein :
feßung in den vorigen Stand zuläßig.
§. 56. Betrågt jedoch die verlorne Sache Ein:
Hundert Thaler oder mehr an Werth , und der
Verlierer kann nachweiſen , daß er , ohne alles ſein
Verſchulden von dem ergangnen Aufgebote Wiſ:
ſenſchaft zu erhalten , und die g. 50. angegebene
Vorſicht zu brauchen verhindert worden ; ſo kann
er ſich an den finder und die Armencaffe in ſo weit
halten , als dieſelben in dem Beſiße eines Vor :
theils aus dem Zuſchlage ſich alsdann noch wirklich
befinden.
Was Rech N. 57. Meldet fich vor dem Zuſchlage jemand ,
tens, wenn welcher die Sache, als von iậm verloren , in Ans
der Verlies
rer fich ſpruch nimmt , ſo muß er nachweiſen , daß er dies
meldet. ſelbe vorher beſeſſen habe.
S. 58. Iſt die Sache ſo beſchaffen , daß ſie,
ihrer Natur nach , von andern gleicher Urt nicht
unterſchieden werden kann , ſo muß der Anſpre:
chende beſonders nachweiſen , daß die aufges
botne Sache eben dieſelbe ſen , welche er verlo
ren hat .

S. 59.
1
Von Erwerbung des Eigenthums . 193

S. 59. Der finder muß auch dem vorigen


bloßen Inhaber die Sache verabfolgen .
9. 60. Entſtehen erhebliche Zweifel : ob der
Verlierer ein redlicher Beſiger oder Inhaber der
Sache geweſen ſen , ſo muß dieſe , bis zur nähe :
ren Uusmittelung, inin gerichtlicher Gewahrſam
bleiben .
S. 61. Der Verlierer muß in allen Fällen die Was der
auf die gefundene Sache und deren Aufgebot ver: Verlierer
wendeten Stoften , jedoch nach Abzug der davon zu leiſten
babe.
etwa gefallenen Nußungen , erſeßen.
S. 62. Uußerdem muß er dem Finder den
zehnten Theil des Werths der Sache, welcher
nach Abzug der Koſten übrig bleibt , auf ſein Vers
langen , als eine Belohnung, entrichten.
S. 63. Ueberſteigt der Werth die Summe von
Fünfhundert Thalern , ſo muß der Finder ' außer
dem zehnten Theile dieſer Summe, mit einem Pros
gent von dem Ueberſchuſſe des Werth's fid ) bes.
gnügen.
S. 64. Wird der ganze Werth durch die Kos
ſten erſchöpft, ſo kann der Finder keine Belohnung
fordern.
S. 65. Wegen Ausmittelung des Werths , zum
Behuf der feſtzuſeßenden Belohnung, ſoll es bey
der Würdigung eines von dem Richter zu ernen
nenden Sachverſtändigen lediglich ſein Bewenden
haben .
$ . 66. Wenn zahmes Vieh ausreißt , oder ſich
verläuft, ſo kann der Finder , außer der ihm wes
gen der Futterungskoſten und ſonſtiger Auslagen
etwa zukommenden Entſchädigung ,' nur ſo viel
zur Belohnung fordern , als das Pfandgeld , wenn
dergleichen Vieh ware gepfåndet worden , betra:
gen båtte .
Q : 67. Wenn mehrere bey einem Funde gegon : Vor men:
wårtig geweſen ſind , ſo muß , im Falle eines dar: dern."
uugem . Seferb. I. Band. N ůber
194 Erfter Theil. Neunter Titel.

über entſtehenden Streits , die Perſon des eigent:


lichen Finders ,' nach den . 9 : 13. beſtimmten
Grundſåßen ausgemittelt werden .
9. 68. Bleibt, nach dieſen Grundſågen , die
Perſon des eigentlichen Finders noch zweifelhaft;
fo kommen die Rechte des Finders allen denjenigen
zu , welche, die Sache in Beſiß zu nehmen , fich
zu gleicher Zeit beſtrebt haben.
S. 69. Haben mehrere den Befiß der gefundes
nen Sache zugleich ergriffen , oder müſſen mehrere,
weil die Perſon des eigentlichen Finders nicht hins
långlich ausgemittelt werden kann , dafür ange:
nommen werden, ſo gebührt dennoch dieſen meh.
rern Findern zuſammen nur eben der Antheil , und
eben die Belohnung , welche die Geſeke dem ein
yelnen Finder beplegen.
Verluft des S. 70. Wer die Unzeige eines von ihm geſche
Fundrechts. Benen Funds åber drey Tage verzögert , inacht ſich
der Belohnung verluftig.
9. 71. Wer den Fund über vier Wochen vers
ſchweigt, hat noch außerdein die Vermuchung,
daß er unredlicher Beſißer ſer , gegen ſich .
ſ. 72. Wer auf außergerichtliches , von dein
Verlierer, oder in ſeinem Namen , an ihn ergan:
genes Befragen , den Fund ganz oder zum Theil
abláugnet iſt ein unredlicher Beſiger.
. 73. Wer auf Befragen des Richters fich
eines folchen Säugnens ſchuldig macht, iſt als ein
Dieb zu betrachten.

Dritter abſchnitt.

Von gefundenen Schågen.

Begriff. §. 74. Unter Schåben werden hier alle Sachen


von einigem Werthe verſtanden , die über oder
unter der Erde verborgen liegen , in fo fern der
Eigenthümer derſelben unbekannt iſt.
$ . 75 .
Von Erwerbung des Eigenthums. 195

§. 75. Wer einen Schak findet, muß davon


ber Obrigkeit vofort Anzeige machen .
. 76. Wegen Aufbewahrung des gefundenen
Schaßes , Uusforſchung " des Eigenthümers , und
öffentlicher Vorladung deſſelben , muß ebenſo,
wie bey gefundenen Sachen verfahren werden .
( S. 23:42 .)
$. 77. Meldet ſich vor dem Aufgebote jemand
als Eigenthümer zu dem gefundenen Schaße, odet
als deſſen Erbe ; er kann aber ſein Recht nicht
binnen ſechs Wochen vollſtändig nachweiſen : So
muß dennoch mit der öffentlichen Vorladung vers
fahren werden .
§. 78. Inzwiſchen bleibt dem Anſprechenden
die weitere Ausführung ſeines Rechts , auch wåh
rend des Aufgebotes , vorbehalten .
$ . 79. Es bedarf keines Aufgebotes , wenn aus
der Beſchaffenheit des entdeckten Schakes felbft
ſich ergiebt , daß derſelbe ſchon ſeit Einem oder
mehrern Jahrhunderten verborgen geweſen ſen .
S. 80. Doch muß der Richter die Umſtånde,
woraus dieſes crhellen ſoll, jedesmal genau průs
fen , und wenn es ein Unterrichter iſt , von dem
Landes : Juſtizcollegio der Provinz Vorbeſcheis
dung , ob mit dem Aufgebote verfahren werden
foll , oder nicht, einholen.
§. 81. Iſt der Eigenthümer des Schaßes nicht Rechtedes
auszumitteln , ſo gehört der Schaß , in ſo fern und des Eiu
derſelbe aus Sachen beſteht , die vom gemeinen genthümers
Verkehre nicht ausgenommen ſind , demjenigen, Grunde ein
welcher ihn auf ſeinem eigenen Grunde
gefuns funden
Schals ger
den hat. worden .
S. 82. Hat jemand einen Schak auf fremdem
Grunde, jedoch ohne beſonderes Nachſuchen ge:
funden , ſo gebührt die eine Hälfte dem Finder,
und die andere dem Eigenthümer des Grundes .

M 2 $ . 83.
: 196 Erſter Theil. Neunter Titel .

S. 83. Ein Gleiches findet ſtatt, wenn Geſinde


oder Arbeitsleute , bey ihren gewöhnlichen Ver:
richtungen , einen Schaß entdecken .
F. 84. Ferner alsdann , wenn jemand , mit Bes
willigung des Eigenthåmers , auf freindem Grunde
+ nach einem Schaße geſucht und dergleichen
wirklich entdeckt hat; in ſofern nicht durch bes
fondre Verabredungen unter den Partenen , wes
gen der Belohnung des Finders ein Underes bes
ftimmt iſt.
S. 85. Wer aber ohne Bewilligung des Eigen :
1
thümers auf fremdem Grunde Schåße ſucht und
findet , kann keine Belohnung fordern , ſondern
die ihm fonſt gebührende Hälfte fållt dem Fiskus
anheim .
S. 86. Wer zur Nachſuchung von Schagen
vermeintlicher Zaubermittel , durch Geiſterban :
nen , Citiren der Verſtorbenen , oder andrer der :
gleichen Gaucfeleyen , es fer aus Berrug oder
Uberglauben , ſich bedient ; der verliert, außer
der ſonſt fdyon verwirkten Strafe , fein Anrecht
auf einen etwa zufälliger Weiſe wirklich gefunde:
nen Schaß. ( TH. II . Tit. XX . Abſchn. V.)
S. 87. Wer bey Nachſuchung eines Scha:
kes Polizengeſeken , welche zur Vergütung von
Feuersbrůnſten , oder andern gemeinen Beſchädis
gungen gegeben ſind , entgegen handelt der
wird dadurch ſeines Anrechts auf den Schak
ebenfalls verluftig.
S. 88. In benden Fällen (S. 86. 87.) tritt der
Fiskus an die Stelle des Uebertreters.
S. 89. Der Eigenthümer ſowohl als der Fiskus
haben das Recht, von dem Finder , nach bes
wandten Ilmſtånden , die eidliche Angabe ſeines
Funds zu fordern .
Rechte
mehrerer $. 90. Mehrere Miteigenthümer eines Grund
Miteigen: ſtåcks , auf welchein ein Schaß gefunden worden
neh.
Von Erwerbung des Eigenthums. 197

nehmen an den obenbeſtimmten Rechten des Eigen: thámer und


thåmers , nach dem Verhältniſſe ihres Rechts auf nachbarn .
das Grundſtücf ſelbſt, Antheil.
S. 91. Wird ein Schas auf der Grånze gefun :
den , ſo wird das Eigenthum deſſelben zwiſchen
den Grånznachbarn gleich getheilt .
g. 92. Es macht daber keinen Unterſchied,
wenn auch der Schak nicht gerade in der Mitte
gefunden ware , ſondern den Grund eines oder
des andern Nachbars, mehr oder weniger berührt
håtte..
$ . 93. Iſt einer der Miteigenthüiner oder Grånz
nachbarn zugleich der Finder , ſo gebühren ihm
noch außerdem , auf die Antheile der übrigen
Intereſſenten , die Rechte des- Finders..
S. 94 .. Das Recht des Eigenthümers auf einen Nechte in
Schaß kommt dem nußbaren. Eigenthümer allein der Scha
welchem bloß ein Antheil an kes ben ges
und derjenige ,
theiltemi
der Proprietát zuſteht , kann darauf keinen An oder einges
ſpruch machen :. ſchränktem
... 95. Auch der Fideicommiß - Beſißer und ineEigenthu
. .
Erbzinsmann haben die Rechte des Eigenthümers
an einem Schate', welcher auf dem von ihnen
ſolchergeſtalt beſeffenen Grundſtücke gefunden
worden :
S 96. Der auf einem Tehn : , fideicommiß-,
oder Erbzinsgute gefundene Schaß wird das frene
Eigenthum des Beſikers .
S. 972 Der bloße Nießbraucher , ingleichen
der Erbpåchter , hat, an einem ſolchen Schaße
keinen Untheil.
S. 98. Der , welchem bloß das. Eigenthum
einer Dbernäche oder- eines : darauf : errichtetett
Gebäudes , nicht aber des Grundes und Bodens
zukommt , kann
kann nur
nur ' an einem über der Erde
gefundenen Schage der Rechte des Eigenthümers
fich annaaßen .
N 3 $ . 99 .
198 Theil.
Erſter Theil. Neunter Titel.

9. 99. So lange ein verkauftes Grundstück dem


Käufer noch nicht übergeben iſt, hat der Verkäu
fer das Recht des Eigenthümers auf einen in der
Zwiſchenzeit entdeckten Schaß.
S. 100. Iſt jedoch die Gefahr der Sache auf den
Käufer bereits übergegangen , fo gebührt ihm auch
der Nußen von einem ſolchem Schaße.
5. 101. Hat der Käufer von dem auf dem Grund
ſtücke verborgenen Schaße Wiſſenſchaft gehabt,
und es dem Verkäufer nicht angezeigt , ſo kann er
in der Folge bloß als Finder angeſehen werden .
Rechtliche S. 102 . Wer bey einem auf fremdem Grunde
Folgen der und Boden gefundenen Schaße die Vorſchriften
tung ger der Geſeße vernachlaßigt; die Unzeige binnen vier
fesliher , Wochen zu thun unterláßt ; oder gar den Fund abs
ten in Un- leugnet : gegen den gilt alles das , was in gleichem
verlorner Sachen verordnet
Schase.der Falle gegen den finder
febung
ift. (S. 70-73 . )
G. 103. Wer aber in Anſebung eines auf eignem
Gründe und Boden gefundenen Schages einer glei
chen Vernachläßigung der geſeßlichen Vorſchriften
ſich ſchuldig macht; der fou dafür, nach Verhältnis
der Umſtånde, der Betrachtlichkeit des Sdaßes,
und ſeiner ſich ergebenden unerlaubten Abſicht bey
der Verheimlichung, mit einer Geldſtrafe bis zur
Hålfte des Werths des daran işin gebührenden Un
theils , belegt werden .
S. 104. Verborgene Sachen , deren Eigenthú:
mer 'nicht zweifelhaft iſt , oder leicht entdeckt wer:
den kann , können niemals als gefundene Schåße
angeſehen und behandelt werden .
$. 105. Iſt aber der , welcher die Sache verbors
gen hatte , geſtorben ; ſo kann derjenige , welcher
durch ſeine Anzeige oder Entdeckung den Ers
ben zu dem Genuſſe der Sache, den ſie ſonſt wahr:
ſcheinlich båtten entbehren müſſen , verholfen hat,
in ſofern keine beſondre Verpflichtung zur unent: .

gelt:
Von Erwerbung des Eigenthums. 199

geltlichen Vorſorge für das Beßte der Erben bey


ihm obwaltet , die nach S. 62. fag. einem Finder
ausgeſéßte Belohnung fordern.
D. 106. In wie fern die unter der Erde verbor- Don Nas
genen Naturſchåße von Privatperſonen aufgeſucht turſchågen.
und in Beſig genommen werden können , iſt gelós
rigen Orts beſtimmt. ( Tit. XVI. Abſchn. IV .)

Vierter Abrohnitt.

Bom Thierfange.
S. 107. Das Recht des Thierfanges erſtreckt ſich :) Von
Chierfange
nur auf ſolche Thiere , welche noch von keinein überhaupt.
Menſchen gefangen und gebåndigt worden .
§. 198. Doch ſind auch eingefangene und zahm
gemachte Thiere , wenn ſie in ihre natürliche Wild
heit zurückgekehrt waren , ein Gegenſtand des
Thierfanges.
S. 109. Thiere, welche zwar fren gerumſchweifen ,
aber an den ihnen beſtimmten Ort zurückzukehren
pflegen, gehören nicht zum Thierfange.
S. 110. Sie gehören aber dazu , fo bald ſie die
Gewohnheit, zurückzukehren , abgelegt haben.
Ø . 111. Tauben , welche jemand hålt , ohne
ein wirkliches Recht dazu zu haben , ſind , wenn ſie
im Freyen betroffen werden , ein Gegenſtand des
Thierfanges.
S. 112. Wer das Recht habe, Tauben zu hal
ten, iſt in den Provinzialgeſeßen beſtimmt.
g . 113. Wo dieſe nichts beſonders Feftreken ,
find nur diejenigen , welche tragbare Uecker in der
Feldflur eigenthümlich beſiken , oder dieſelben ſtatt
des Eigenthümers benuken , nach Verhältniß des
Uckermaaßes Tauben zu halten berechtigt.
Q. 114. Inſekten und andere Thiere , welche
nach §. 107. bis ill . ein Gegenſtand des Thier
fanges , und weder zur Jagdnoch zur Fiſcherey.
N 4 gerech
200 Erſter Theil. Neunter Titel..

gerechtigkeit geſchlagert ſind , können, von einem je


den eingefangen werden .
8. 115. Wer in der Abſicht , dergfeichen Thiere
zu fangen, fremden Grund und Boden ohne Vor:
wiſſen oder wider den Willen des Eigenthümers be:
treten hat , muß das Gefangene dem Eigenthümer
auf deſſelben Verlangen unentgeldlich ausliefern.
Ø . 116. Hat der Eigenthümer auf ſeinem Grun:
de und Boden zu einein erlaubten Thierfange
Anſtalten gemacht , ſo darf kein Anderer die daſelbſt
eingefangenen Thiere , ben Strafe des Diebſtahls ,
wegnehmerr.
S. 117. Vogelever und junge Vöger ſind , ſo
weit es die Polizengeſeße nicht ausdrücklich vers
bieten, ein Gegenſtand des freyen Thierfangs..
2 ) infone S. 118. Bienen auf ſeinem Eigenthume zu hals
derheit von
Bienen. ten , iſt einem jeden erlaubt.
S. 119. Das Recht , Bienen in der Heide zu:
halten , ſteht nur dem Eigenthümer des Forſtes zu .
S. 120. Dieſem kann auch der Hütungsberechs
tigte das Halten der Bienen nicht unterſagen .
S. 121. Auf zahme Bienenſchmårme hat der .
Eigenthümer des Mutterſtocs ein ausſchließen:
des Recht.
S.S. 122. Er kann die ſchwärmenden Bienen auch
auf fremden Grund und Boden verfolgen und das
ſelbſt einfangen .
§. 123. Doch muß er dem Eigenthümer des
Grundes und Bodens für alle bey. folcher Gelegens
hcit verurſachte Beſchädigungen gerecht werden .
S. 124. So bald der Eigenthümer des ſchwarz
menden Stocks die Verfolgung gånglich aufgegeben
hat , iſt der Eigenthümer des Grundes und Bos
dens , auf welchem der Schwarm gefunden wird ,
denfelben sinzufangen berechtigt.
§. 125. Jo Anſehung desjenigen, der wilde oder
von dem Eigenthümer verlaſſene Bienen auf frem :
dem 1
Von Erwerbung des Eigenthums. 201

dem Grunde und Boden einfångt, findet die Vor


ſchrift $ . 115. Unwendung.
S. 126. Die Polizeyobrigkeit jedes Orts iſt bes
rechtigt , Verfügungen zu treffen , wodurch das
Rauben der Bienen verhindert , und diejenigen
Stocke , unter denen es eingeriſſen iſt, davon, wies
der entwöhnt werdera
S. 127. Jagdbare wilde. Thiere darf nur der, 3 ) von der:
welcher die Jagdger, chtigkeit hat , unter den in den Jago.
Polizengeſeßen des Landes vorgeſchriebenen Ein
ſchränkungen , ſchießen , heßen , beißen , fangen ,
oder auf andre Art ſich zueignen . (TH. II. Tit. XVI. 1
Ubſchn. III.)
S. 128. Die Beſignehmung durch die Jagd iſt
erſt alsdann für vollendet zu achten , wenn das Thier
todt oder lebendig, in die Gewalt des Tagenden ges
kommen iſt.
S. 129. Ein Thier , welches bloß angeſchoſſen
worden , oder aus dem Meße entkommen iſt, bes
findet ſich noch in ſeiner natürlichen Frenheit.
S. 130. Wo die Jagdfolge üblich iſt , darf ange: Von der
fchoſſenes oder angehegtes Wild , auch auf frem : Jagdfolge.
dem Reviere , ſo lange verfolgt werden , als der
Spürhund die Fährte noch nicht verloren hat.
S. 131. Wer die Jagdfolge ausüben will, muß
nachweiſen , daß das, verfolgte Wild auf ſeinem Re:
viere wirklich, verwundet oder angeheſt worden . &.
S. 132. Zum Beweife , wo das Wild ange.
ſchoſſen worden , ſind die auf dem Orte befindliche
Farbe oder Haare hinreichend.
S. 133. Wer die Jagdfolge ausübt, muß das
Gewehr auf ſeinem Reviere zurück laſſen.
S. 134. Iſt das ; verfolgte Wild auf dem Jago
reviere eines Undern von dieſem ſchon eingefangen ,
ſo muß der Verfolgende ſogleich mit eingekoppel.
ten Hunden zurückehren.

N 5 S. 135 .
202 Erſter Theil. Neunter Titel.

S. 135. Ein Gleiches muß geſchehen , ſo bald


die Hunde die Spur des verfolgten Wildes vers
laſſen .
S. 136. Das bey Ausübung der Jagdfolge ges
fållte oder gefangene Wild darf nur in Gegenwart
Des Jagdberechtigten des Orts , oder herbergerufes
ner unpartheriſcher Zeugen , aus dem fremden Res
viere weggebracht werden .
Q. 137. Unter obigen Einſchränkungen (S. 13,1.
fqq.) wird im zweifelhaften Falle vermuthet , daß
t
die Jagdfolge üblich ſey.
g. 138. Wer die Jagdfolge ausübt , haftet für
allen Schaden , welcher dadurch auf fremden Saat
feldern und Wieſen angerichtet worden.
139. Iſt angeſchoſſenes Wild entkommen ,
oder hat ſonſt die Jagdfolge nid )t ſtatt gefunden ;
ſo iſt der Jagende ſchuldig, dem Inhaber desjenigen
angránzenden Reviers , wohin das Wild auf der
Flucht ſich gewendet hat , von dem Unſchuſſe bin
1
nen vier und zwanzig Stunden , bey Einem bis
Fünf Thalern Strafe, Nachricht zu geben .
S. 140. Doch verſteht ſich dieſes nur von an:
geſchoſſenem hohen Wilde , und die Anzeige ges
ſchieht auf Koſten des Berechtigten .
Don Wilds S. 141. Durch Klappern , aufgeſtellte Schreck:
ſchaden bilder , oder fogenannte Scheuſale , durch Zäune
und deſſen
Verhütung und durch kleine oder gemeine Haushunde , kann
jeder das Wild von ſeinen Befißungen abhalten .
S. 142. Doch müſſen die Zäune, den Polizey
geſeßen gemäß , dergeſtalt eingerichtet ſeyn , daß
fie nicht zur Beſchädigung des Wildes gereichen.
S. 143. Auch darf niemand , unter dem Vor:
wanbe , das Wild dadurch abzuhalten , gemeine
Hunde ungeknüppelt herumlaufen laſſen .
B. 144. Wer hohes Wild auf ſeinem Reviere in
ungewöhnlicher Menge hegen will , iſt ſchuldig,
ſolche Veranſtaltungen zu treffen , daß die angrån:
iens
Von Erwerbung des Eigenthums. 203

jenden bebaueten Lånderenen gegen die Beſchadis


gungen deſſelben geſichert werden .
S. 145. Sind keine andere Mittel zur Abwen :
dung ſolcher Beſchädigungen vorhanden , fo fån
nen die Befißer der angränzenden Jånderepen
darauf antragen , daß der Jagdberechtigte auf
ſeine Koſten tüchtige Wildjáune anlege und
unterhalte.
S. 146. Macht ſich der Jagdberechtigte in Un.
legung oder Unterhaltung ſolcher Veranſtaltungen
einer Nachlaßigkeit ſchuldig , ſo haftet er für allen
durch das Wild in der Nachbarſchaft verurſachten
Sdaten .
§. 147. So lange der Jagdberechtigte ſich
eines Mißbrauchs in Hegung des Wildes niche
ſchuldig macht ; ſind die Beſißer der angrån
zenden fånderepen ſchuldig und befugt, die nach
den Jagd und Forſtordnungen der Provinj
julafigen Mittel zur Abwendung des Wildid a :
dens ſelbſt vorzukehren.
S. 148. Wie die Anmaafungen eines unbefug
ten Jagdrechts , und die Störungen oder Beein:
tråchtigungen fremder Jagdgerechtigkeiten gus
verhüten und zu beſtrafen , iſt gehörigen Orts bes
ſtimmt. (Th. II. Tit. XX . Abſchn. VI.)
§. 149. Das Wild , welches fich in Gårten , Fälle , tro
Höfé, oder andere an die Wohngebåude ſtoßende auch ohne
geſchloſſene Plåße eingedrungen hat , kann ein je- Jagdges
rechtigkeit
der fangen oder tødten . gefangen ,
J. 150. Er darf ſich aber dazu feines Schieß- oder get&d:
tet werden
gewehrs bedienen , und muß das gefangene oder kann .
erlegte Wild zein Jagdberechtigten abliefern.
S. 151. Der Jagdberechtigte hingegen iſt ſchula
dig , das gewöhnliche Schießgeld dafür zu bezah
len ; oder muf , wenn er dieſes nicht will, das
Wild dem , welcher es gefangen oder erlegt hat,
überlaſſen .
g . 152.
204 Erſter Theil. Neunter. Titel.

§. 152. Wo ſich Wilfe aufhalten , mag jeder :


Grundbeſiger an abgelegenen Orten Wolfsgruben
anlegen .
S. 153. Damit aber niemand dadurch Schaden
leide , müſſen dergleichen Gruben gegen Menſchen
und Vieh tüchtig umrůckt werden .
S. 154. Hat fich andres jagdbares Wild in
dieſen Gruben gefangen , ſo muß daſſelbe ſofort
wieder in Freyheit geſeßt oder dem Jagoberech
tigten gegen Erlegung des Schußgeldes ausgelies
fert werden .
$ . 155 Wird jemand von wilden Thieren an
gefallen , ſo ſind ihm zur Vertheidigung ſeines les
bens und ſeiner Geſundheit , alle Mittel, dieſelben
von ſich abzuhalten oder zu tôdten , erlaubt.
S. 156. Wilde und andere reiſſende Thiere bleis
ben demjenigen , welcher ſie ben folcher Gelegen
heit gefangen oder getödtet hat , eigen .
§ . 757. Sind aber Hirſcher Schweine, oder
anderes dergleichen Wild , ben ſolchen Gelegenheiten
gefangen oder getödtet worden , ſo müſſen ſie dem
Jagdberechtigten , gegen . Erſak , des Schußgeldes,,
ausgeliefert werden.
Von Inds: S. 158. Die Jagdgerechtigkeit auf fremdem
gerechtig:
keiten auf Grunde und Boden , oder auf dem Jagdreviere
fremden eines andern , iſt nach den Gefeßen von Dienſtbars
Nevieren :
keiten zu beurtheilen . ( Tit. XXH .)
Von der S. 159. Wer in demſelben Reviere mit Undern
Mitjago.
zu jagen berechtigt iſt ,,,darf ſein Recht nur in eigner
Perſon oder durch ſeine Fåger ausüben ..
f . 160. Doch kann dem Pachter eines ganzen
Guts auch die Ausübung der dem Gute zukommen:
den Mitjagd zugleich überlaſſen werden ..
$. 161. Ein nur zur Mitjagd Herechtigter darf
zur Uusübung derſelben nicht mehr Jáger anneh:
men , als bisher gewölnlich gehalten worden .

§. 162 .
Von Erwerbung des Eigenthums. 205

§. 162. Wenn gleich bey Gütertheilungert den


Befißern der getheilten Güter die Mitjagd vorbe:
kalten wird ſo dürfen doch dieſelben zuſammen
nur ſo viel Jåger halten , als vor der Theilung ges
weſen ſind.
$ . 163. Iſt vor der Theilung nur Ein Jäger
gehalten worden ſo können die zur Mitjagd
Berechtigten dieſelbe zwar jeder für ſeine Pers
ſon , übrigens aber nur durch Einen Geſammt 1
ſchüßen ausüben .
D. 164. Wer die Erlaubniß zur Jagd von einem
Jagdberechtigten nur für fid) ſelbſt erhalten hat,
darf diefelbe keinen Andern übertragen.
1 S. 165. Bei der Koppel- und Geſammtjagd Von fops
iſt zwar das Recht zu jagen, nicht aber das gefálte peljagden.
Wild, gemeinſchaftlich .
$. 166. In der Regel kann der , welcher die
Koppel , Geſammt , Mit : oder Beyjagd hat,
dieſelbe auch ohne Vorwiſſen ſeiner Mitintereſſenten
ausüben .
. 167. Hingegen muß , in dergleichen Falle,
das Vorhaben , ein Klopf- oder Treibejagen zu
halten , dem Mitberechtigten drey Tage vorher be
kannt gemacht werden .
ſ. 168. Dieſem ſteht alsdann frer , mit dem
andern gemeine Sache zu machen.
169. Wer nur mit der niedern oder mittlern
Jago beliehen iſt , darf , ohne Erlaubniſ deſſen ,
weldjem auf demſelben Revirre die hohe Jagd zu:
ſteht, kein Klopf- oder Treibejagen vornehmen .
$ . 170. So weit jemand mit der Fiſcherengerechs 4) Von der
tigkeit in Strömen , Seen und andern Semáffern Fiſcheren
und Gegens
verſehen iſt , ſo weit hat er ein ausſchließendes Recht, ſtand der :
fich alle in dieſen Wäſſern lebende Thiere zuzueig: felbeu.
nen . ( Th . II . Tit. XV . Abſchn. II .)
S. 171. Der Fang ſolcher Thiere , die zugleich
im Waſſer und auf dem Lande leben , (der Umphi
bien)
206 Erſter Theil . Neunter Titel.

bien ,) gehört zur Jagd , wenn er mit Schießgez


wehr , Fallen oder Schlageiſen geſchieht.
g. 172. Der Fang der Fiſchottern und Biber
gehört allemal zur Jagd .
§ . 173. Waſſervögel ſind nur ein Gegenſtand
des Jagdrechts.
g. 174. In ſo fern jedoch jagdbare Zugvögel,
außer der Hegezeit , mit Fiſcherneßen unter dem
Waſſer gefangen werden können , iſt ſolches dem
Fiſchereyberechtigten erlaubt.
S. 175. Alle andere Waſſerthiere und Amphi
bien , welche mit Fiſcherneken , Ungeln , oder mit
der Hand im Waſſer gefangen werden , gehören
dem Fiſcherenberechtigten .
Von Fis J. 176. Teiche , Hålter , Seen , und andere
ſchen in ger geſchloſſene Gewäſſer , welche ſich nicht über die
und irge: Grånze des Grundſtückes erſtrecken , in welchem ſie
Bewaffern. liegen , ſind in der Regel als das Eigenthum des
ſchloſſenen
Grundherrn anzuſehen .
S. 177. Die Fiſche in ſolchen Privatgemäſſern ges
hören alſo auch dem Eigenthümer des Grundſtücfes.
S. 178. Wenn Fiſche, die in ſolchen Gewäſſernt
gehegt werden , bey großem Waſſer oder bey einem
Durchbruche des Dammes austreten ; ſo können ſie
von dem Eigenthümer auch auf fremdem Grunde
wieder eingefangen werden .
. 179. Bis in Flüſſe oder Ströme hingegen,
oder in andere Gewäſſer , worin ein Dritter das
Recht zu fiſchen hat , findet die Verfolgung nur in
ſo weit ſtatt, als der Eigenthümer fichere Merkmale
anzugeben vermag , wodurch ſeine ausgetretene
Fiſche von denjenigen , die in dem andern Gewäſſer
befindlich ſind , ſich hinlänglich unterſcheiden .
. 180. Wenn Fluſe , Båche oder andere uns
eingeſchloſſene Gewåſſer austreten ſo kann der,
welcher darin zu fiichen berechtigt iſt , die ausge.
tretenen Siſche in der Regel nicht verfolgen .
$. 181 .
Von Erwerbung des Eigenthums. 207

$. 181. Vielmehr gehören diefe demjenigen ,


1
auf defien Grunde das ausgetretene Waſſer ſteheit
bleibt.
I. 182. Bleiben die Fiſche, nach abgelaufenem
Waſſer, in Sachen zurück , die jemand zu befiſchen
das Rodyt hat , ſo kann dieſer auch ſolche Fiſche
ſich zueignen,
V. 183. Es darf aber niemand die Fiſche durch
Meße , Ziune , Damme, oder andere Wehrungen,
an der Rückehr in den Strohm verhindern .
g . 184. Jeder Eigenthümer mag auf ſeinem Polizenges
Grunde und Boden , unter Beobachtung der Lan- Vusübung
der Fiſches
des : Polizengeſeke, Fiſchteiche anlegen .
S. 185. Die Fiſcheren in Teichen und einge: red .
ſchloſſenen Privatgemäſſern , iſt jeder Eigenthümer
nach eigenem Gutbefinden auszuüben berechtigt.
J. 186. In dffentlichen aber , ſo wie in nicht
eingeſchloſſenen Privatgewäſſern , müſſen ,, ber
Ausübung derſelben , die Vorſchriften der Polizey:
geſeße wegen der Jaichzeit , des verbotenen Fiſchers
zeuges , und was ſonſt darin zur Verhütung des
Ruins der Fiſcherey verordnet iſt , genau befolgt
werden .

S. 187. Auch in Privatflüſſen , worin mehrere


die Fiſcherengerechtigkeit haben , darf niemand,
der nicht ein beſonderes Recht dazu erworben hat,
durch Verſeßung des Fluſſes ober- oder unterhalb,
den freyen Sang der Fiſche hindern .
5. 188. Auf öffentlichen Gewäſſern ſoll niemand
zum Nachtheile der Fiſchereyberechtigten Enten
halten.
S. 189. Enten , welche die Befißer der an Pris
vatflüſſe und Teiche ſtoßenden Grundſtücke ohne
ausdrückliche Erlaubniß des Siſchereyberechtigten
halten , iſt dieſer , wenn ſie auf dem Waſſer be:
troffen werden , zu pfånden oder zu tddten wohl
befugt.
. 190,
208 Erſter Theil . Neunter Titel.

9. 190. Wer ohne Recht oder Erlaubniß fiſcht


und krebſt, verliert , außer dem , was er gefangen
hat , auch die bey ſich habenden Neße und Fiſchers
geråthe. ( Th. II. Tit. XX . Abſchn. XIII.)
Schranken $. 191. Wer bloß die Fiſcherengerechtigkeit hat,
der Fiſche: darf ſich
rengerechs deswegen in dem Strome oder Gemas
tigkeit. ſer anderer Rechte des Grundeigenthämers nicht
anmaaßen.
9. 192. Werden alſo bey Gelegenheit des
Fiſchfange andre Sachen gefunden und entdeckt,
ſo gelten in Anſehung derſelben die Vorſchriften
des zweyten und dritten Abſchnitts.

Fünfter Abfd nitt.

Von der Beute.


Von der D. 193. Das Recht, im Kriege Beute zu ma:
Heute chen , kann nur mit Genehmigung des Staats er:
åberhaupt
langt werden .
S. 194. Wem der Staat dieſes Recht ertheilt
hat , der erwirbt durch die bloße Beſißergreifung
das Eigenthüm der erbeuteten Sadje.
J. 195. Wer Kriegs- oder Mundvorråthe er:
beutet , der muß dieſelben zum Gebrauche des
1 Staats abliefern .
J. 196. * Alle andre Sachen , welche bey dem
feindlichen Kriegesheere , oder bey den unter den
Waffen befindlichen Feinden , ingleichen bey
feindlichen Marketendern und lieferanten anges
troffen werden , ſind als Beute zu betrachten ,
$. 197. Das Eigenthum feindlicher Untertha
nen , die weder zur Armee gehören , noch derſelben
folgen , kann nur zur Beute gemacht werden , wenn
der Befehlshaber der Truppen die ausdrückliche
Erlaubniß dazu gegeben hat.
9. 198. Unbewegliches Eigenthum iſt niemals
ein Gegenſtand der Beute.
§ . 199 .
1
Von Erwerbung des Eigenthums. 209

$. 199. Bewegliche Sachen , die der Feind


weggenommen und veräußert hat , kann der vos
rige Eigenthümer gegen Erſtattung desjenigen ,
was dafür gezahlt worden , zurücffordern.
$ . 200. Hat der Feind die erbeutete Sache vers
ſchenkt, ſo muß der Beſiger dieſelbe dem vorigen
Eigenthümer unentgeltlich zurückgeben.
S. 201. Die Beute iſt erſt alsrann får erobert
zu achten , wenn ſie von den Truppen , welche
ſie gemacht haben , bis in ihr Jager , Machtquar
tier , oder ſonſt in villige Sicherheit gebracht
worden .
S. 202. So lange der Feind noch verfolgt wird,
bleibt dem vorigen Eigenthümer der ilm wisder
abgenommenen Sachen ſein Recht darauf vorbes
halten.
J. 203. Den Truppen , welche dem Feinde die
Beute wieder abnehmen , ſoll von dem Kriegsges
richt eine nach den Umſtänden billig gefundene Bes
lohnung , welche die Eigenthümer bey der Zurück
nahme entrichten müſſen , ausgelegt werden.
S. 204. In ſo fern zu dergliichen wiedereroa.
berten Beute kein Eigenthümer ſich meldet , vers
bleibt dieſelbe den Truppen , die ſie dem Feinde
wieder abgenommen haben .
J. 205. Privatperſonen , welche Kaperſchiffe von der
auszurüſten Vorhabens find , müſſen zu dieſem ſonders
Behufe ſich Kaperbriefe ertheilen laſſ n . beit.
S. 206. Wer ohne dieſe auf Kaperey ausgeht,
wird als ein Seeråuber angeſehen .
. 207. In Anſehung der Kapereyen findet der
Regel nach alles ſtatt, was vorſtehend vom Bells
temachen verordnet ift.
S. 208. Gåter und Schiffe , welche von Kas
pern weggenomm en werden , find erſt für verlos
ten anzuſehen , wenn dieſelben in einem feindlik
chen oder neutralen Hafen aufgebracht worden .
Algem . Geſekb, I , Band.
J. 209 .
210 Erſter Theil. Meunter Titel.

$. 209. Sind ſie noch vorher durch Kaper, die


Unter dem Schuße derjenigen Macht, welcher det
Eigenthümer unterworfen iſt, oder einer mit der:
felben im Bunde ſtehenden Macht Saperey treiben ,
dem Feinde wieder abgenommen worden , ſo muſs
: ſen fie dem Eigenthümer får den dritten Theil des
Werths verabfolgt werden .
9. 210. Iſt dergleichen Beute dein Feinde von
Kriegsſchiffen des Staats , oder deſſen Bundesges
noſſen upieder abgenommen worden , To findet, zuin
Beſten der Eroberer , dasjenige ſtatt , was

oben . 205. in Anſehung der Landtruppen vers


- Prdnet iſt.
$. 211. Was für Sachen und Waaren durch
Kaperen erworben werden können , iſt nach dem
Inhalte der Staperbriefe , und nach den zwiſchen
den krieg führenden und neutralen Mächten beſtes
henden Traktatei zu beurtheilen .
H. 212. Wo dieſe nichts beſtimmen , find alle
Waaren und Güter feindlicher Unterthanen, wel:
che auf feindlichen Schiffen gefunden werdenty für
gute Beute anzufeheit.
Ø. 213. Dagegen fou den Unterthanen freund
schaftlicher oder neutraler Máchré ihr auf feindli:
chen Schiffen gefundenes Eigenthum nicht vorents
halten werden .
S. 214. Auch das Eigenthum feindlicher Un
terthanen , welches ſich auf neutralen Schiffen bes
findet , iſt fren .
$ . 215. Ein gleiches gilt von dem Eigenthume
feindlicher Unterthanen , welches dieſelben den
Poftſchiffen und Paketbooten des gegen ihren ( ams
desherrn krieg führenden Staats anvertrauet haben .
. 216. Alles vorſtehende (S. 213. 214. 215.)
findet jedoch nur in fo fern ſtatt, als dergleichen
Güter und Sachen nicht ünter die verbotenen Waa:
ren gehören.
5. 217
Von Erwerbung des Eigenthums. 211

D. 217. Was berbotene Waaren ſind , iſt in


der Lehre von Verſicherungen beſtimmt. Th. II .
Tit. VIII. Ubſchn. XIV .
$ . 218. Alles , was nach einem kundbar belos
gerten oder eingeſchloffenen Hafen geführt wirdy
iſt als verbotene Waare zu betrachten .
hi 219. Für eingeſchloſſen iſt ein Hafen zu achi
ten , wenn derſelbe durch eine feindliche Landoute
terie, oder durch Kriegsſchiffe, die vor dem Haus
fen fationirt find , geſperrt ift.

Se do ster 46chnitt.

Von der Er wer b ung der An : und


8 u .
J. 220. Nußungen einer Sache, die nach dern 1) Don
Früchtet )
Laufe der Natur, mit oder ohne hinzukominen
men de
Bearbeitung, aus ir felbft entfteber ,
Früchte genannt.
Ø. 221. Die Früchte einer Sache ſind, gleich
bey ihrem Entſtehen , das Eigenthum desjenigerty
welcher das Nußungsrecht der Sache bat.
S. 222. Vermehrungen und Verbeſſerungen einer
Sache, die, es ſey durch Matur oder Kunſt, von ak
fen ber bevoirkt worden , heißen An- und Zuwüchſe.
J. 223. Wird durch die Gewalt des Strohms ») Don aka
geriffenen
ein Stück (andes weggerückt, und an ein fremdes Lande .
Ufer angelegt, oder auf daſſelbe geworfen , ſo iſt
der vorige Beſißer ein ſolches Stad noch inners
halb Jahresfriſt wegzunehmen berechtigt.
9. 224. Hat der vorige Beſiber ein Jahr, ohne
fein Recht geltend zu macheny verſtreichen laſſenin
fo iſt der Eigenthüner des dadurch verbreiteten
Ulfers das angelegte Stück durch die Befißergrek
fung fich zuzueianen wohl befugt.
$ . 225. Verbreitungen des Ufers durch das 3 ) Von delle
Adurion
allmåħlige Anſpülen fremder Erdtheile kommen
benis
212 Erſter Theil. Neunter . Titel.

bemjenigen zu gute , welchem das Ufer gehör .


( Th. II . Tit. XV . Ubſchn. II . )
À. 226. Auch neu anwachſende Erdzungen und
Halbinſeln, welche nach und nach entſtanden ſind, ges
hören demjenigen , an deſſen Ufer ſich dieſelben ans
geſeßt haben.
. 227. In beyden Fällen § . 225. 226. bedarf
es zur Erwerbung des Eigenthums weiter keiner

Beſißergreifung.
8. 228. Auch wenn dergleichen Anſpülungen
oder Erdjungen ſich der Breite nach , in das
Flußbette hinein , und ſelbſt bis über die Mitte
deſſelben erſtrecken , kann dennoch der Beſißer des
gegenüber liegenden Ufers darauf keinen Anſpruch
machen .
S. 229. Wohl aber iſt er berechtigt , an ſeinem
Ufer ſolche Veranſtaltungen zu treffen , wodurch
die fernere Verbreitung des gegenüber liegenden
Ufers verhindert wird .
S. 230. Buhnen hingegen , und andre Unlas
gen , wodurch der einmal vorhandne Anwuchs

der Gefahr , - wieder weggeſ


' pült zu werden , ausis
geſeßt wird , darf, ohne Erlaubniß des Staats ,
niemand anlegen .
S. 231. Dieſe Erlaubniß ſoll nur alsdann ere
theilt werden , wenn durch die entſtandne Anſpús
lung oder Erbjunge eine dem Nachbar nachtgei
lige Veränderung in dem Laufe des Fluſſes ents
ſteht, welche derſelbe durch die gewöhnlichen Ufer's
befeſtigungen nicht abwenden kann.
K. 232. Das Eigenthumsrecht des Uferbefißers
über die an ſein Ufer ſtoßenden Anſpülungen und
Erdzungen erſtreckt ſich nur ſo weit , als ſeine
Grånze , der fånge nach , reicht.
S. 233. Wird alſo dergleichen Unwuchs mit
der Zeit über ſeine Grånze hinaus verlängert , ſo
iſt das über ſeine Grånze hinaus gehende Stück
des
Von Erwerbung des Eigentums. 213

des Unwuchſes , oder der Erdzunge, das Eigens $

tõum des benachbarten Uferbeſißers.


§. 234. Dieſe Vorſchrift findet auch , alsdann
ſtatt , wenn das über die Grånze des Nachbars
hinausgehende Stück der Erdjunge oder Halbs
inſel mit dem Ufer des Nachbars noch nicht zu:
ſammengångt.
8. 235. Hat jedoch , in beyden Fällen , der
benachbarte uferbeſiger geſchehen laſſen , daß
der , an deſſin Ufer der Unwuchs oder die Erde
junge ſich zuerſt angeſeßt hatte , dieſelbe auch
über ſeine Gránze hinaus, durch dren auf einans
der folgende Gavre ruhig nußen dürfen ; fo hat
lekterer das Eigenthum eines ſolchen Stückes ere
worben.
§. 236. Das einem Uferbeſiker einmal zuges
fallene Eigenthum eines Unwuchſes , oder einer
Halbinſel , geht nicht verloren , wenn auch dieſel
ben in der Folge durch das Waſſer von ſeinem Ufer
abgetrennt werden.
S. 237. Niemand darf durch Pflanzungen , oder
andre Waſſerbaue, das Unſpülen an die Ufer eines
öffentlichen Fluſſes vorfeßlich befördern .
Ø. 238. Auch der daſelbſt wirklich angeſpülte
Grund und Boden darf durch Bepflanzungen nur
in ſo fern befeſtigt werden , als der gewöhnliche
{auf des Waſſers dadurch nicht gehemmt wird.
S. 239. Dagegen iſt jeder Uferbeſißer , das
Ausreißen des Strohms, durch dazu dienliche Ufer.
befeſtigungen zu verhindern , wohl befugt..
§. 240. Wenn das dem Ausreißen des Strohms
ausgeſeßte Ufer nicht anders , als durch ſolche An
lagen , welche zugleich das Anſpülen befördern,
hinlänglich befeſtigt werden kann , so iſt der Ufers
beſiger auch zu dieſen berechtigt.
S. 241. Es dürfen aber dergleichen Anlagen
in öffentlichen Flüſſen , ben entſtehendem Widers
0 3 fpruche,
214 Erſter Theil. Neunter Ditela

ſpruchen nicht anders , als unter der ausdrücklichen


Genehmigung des Staats , nach vorhergegangner
Unterſuchung ihrer Nothwendigkeit , veranſtaltet
werden,
Won N 242. So farge eine Errerhöhung in dem
ajeln. Flußbette eines Strohms, ben gewohnlichem Waſ
ferſtande , mit einem gemeinen Fiſchernachen ums
fahren' werden kann , iſt ſie als eine Inſel anju :
ſehen .
S. 243. Erdflecke, die eweistic fonft ein Theil
des teſten Landes ceweſen , und davon nur durch
Einbiegungen ' und ' Ilmſtrömungen des Fluſſes
abgefondert worden find , werden für Inſela, im
rechtlichen Sinne , nicht geachter.
$ 244 Wo, nach den Provinzialgeſeßen , die
Snſeln in Offentlichen Flanen kein Vorbehalt des
Staats find ; da haben die Befißer desjenigen Ufers ,
welchem fiei ain náchften liegen das Recht ſich
dieſelben zuzueignen .
S. 245. Ein Gleiches gilt durchgehends von den
en Privatłuffen entſtehenden Inſeln.
Sa 24& Das Eigenthum der Inſeln aber wird
erſt durch die wirkliche Beſikuehmung erworben .
247. Welchem von beyden gegen einander
über fiegenden Ufern eine Infet ain nådiften ſen ,
muß, nady einer durch das Flußbette , der fånge
mach , zu ziehenden Linie beurtheilt werden.
248 Die Breite des Fluffes wird daben
Nach : Liniert beftimmt , die von denjenigen Punks
ten bender feitiger ber gewöhnlichem Waſſerſtande
fichtbarer Ufer , welche din beyden Enden der In
fel gegenüber liegen , queer über den Fluß gegoa
gert werdent .
g. 249. Diejenige der fånge nach gezogme Sis
nie ,
Poelche rede dieſer beyden Queerlinien in ihrer
Mitte durchfchneider , beftiment : welchen Ufer die
Infel am nächſten liega.
Pgn. Erwerbung des Eigenthums. 215

S. 250. Schneider dieſe Mittellinie durch die


Inſel ſelbſt , ſo koinmt das Recht , ſich die das
durch beſtimmten jedem Ufer ' am nåchſten liegena
den Antheile zuzueignen den beyderſeitigen Ufers
beſißern zu .
§ . 251. liegt die Inſel, ihrer Långe nach , den
Ufern mehrerer an, einander grånzender Beſiger ges
genüber , ſo hat ein jeder von dieſen Befik in das
Recht , ſich den ſeinem Ufer gegenüber liegenden
Theil derfelben zuzueignen.
S. 2:52. Der Antheil eines jeden dieſer Ufers
beſitzer wird durch {inien beſtimmt!, welche von
den Punkten , wo eines jeden Eiránze an den Fluß
ſtößt , queer über den Fluß , grade nach der in
der Mitte deſſelben angenommenen çinie gezogen
werden.
S. 253. Bey Beſtimmung der Rechte der Ufer
beſißer , auf eine ihren Ufern gegenüber liegende
Inſel wird darauf :. ob . das Ufer mit Dåmmen oder
Teichen , mit oder ahne Vorland, eingeſchloffen ſen ,
oder nicht, keine Rückſicht,genommen .
§. 254. Wenn jemand eine ganze Infel, die
mehrern Ufern gegenüber liegt oder deren über

ſeine Grånje hinaus gehenden Theil in Beſiz neho


men: wil, ſo muß er dieſen Vorfaß. ſeinen Nach
barn bekannt machen , und dieſelben zur Erklås
rung , ob ſie ſich ihres Rechtes ebenfalls bedienen
wollen , auffordern.
S. 255. Weigern. ſie ſich dieſer Erklärung , oder
zögern ſie damit oder auch mit der Ausübung
ihčes Rechts felbſt; ſo kann der, welcher die Inſel
in Befiß nehmen wil , auf die Vermittelung des
Staats, antragen .
$ . 256 .. Findet der Staat , daß die Benußung
der Gnſel dem gemeinen Weſen zuträglich fey
und wollen , nach wiederholter Aufforderung , die
übrigen Intereſſenten , innerhalb einer ihnen zu
beſtions
216 Erſter Theil. Neunter Ditel.

beſtimmenden Friſt von ihrem Rechte keinen See


brauch machen , ſo kann der Staat dem , welcher
fich zuerſt gemeldet* hat , auch die über ſeine Grånze
hinauslaufenden Theile der Inſel zueignen .
S. 257. So weit jemand , auch ohne derglei:
chen ausdrückliche Beſtimmung des Staats , eine
Inſel drey Jakre hinter einander ruhig beſeffen und
benußt , þat er das Eigenthum der ganzen Inſel,
ſelbſt gegen ſolche Nachbarn , deren Ufer einem
Theile derſelben nåber liegen , durch Verjährung
erworben .

S. 258. Findet der Staat nöthig , daß Ans


und Zuwüchſe der Ufer , oder auch der Inſel, durch :
geſtochen oder weggeräumt werden ; ſo müſſen die
Privatbeſißer derſelben fich dergleichen Verfügung
zu allen Zeiten gefallen laſſen .
g. 259. Geſchieht das Wegráumen oder Durch:
ftechen in einem öffentlichen Fluſie , zur Befördes
rung der Schiffahrt , oder zur Wiederherſtellung
des ordentlichen laufs des Fluſſes , ſo können die
Privatbeſißer in der Regel keine Entſchådigung
fordern .
S. 260. In ſo fern jedoch eine ſolche Aluvion
oder Inſel ſchon ſeit langer als Funfzig Jahren bes
ſeſſen und genußt worden , muß der Staat den
Eigentümern für den durch die Wegráumung ers
leidenden Verluſt billige Vergütung leiſten.
S. 261. Geſchieht die Wegråumung in einem
Privatfluſie , um denſelben ſchiffbar zu machen ,
ſo miſſen die darunter leidenden Beſißer der Alus
vion und " Inſeln von dem Staate allemal vollſtån
dig entſchädigr werden .
. 262. Eine gleiche Entſchädigung muf den
ſelben von den Flußnachbarn in allen Fällen zu
Theile werden , wenn der Staat dergleichen Durch:
ſtiche oder Wegråumungen zu ihrem Beſten und
Vortheile auf ihren Antrag veranlaßt.
S. 263 .
Von Erwerbung des Eigenthums. 217 ,

§ . 263. Soll ein Flußbette , oder andrer Gra: s ), Ven zu


ben und Canal , durch Verkrippungen oder andre and verlage
bergleichen Anſtalten verengt oder zugelandet werden Fluß
batteit,
den ; fo haben die angrånzenden Ulferbeſitzer des
nächſte Recht , ſich den folchergeſtalt gewonnes
nen Grund und Boden durch Beſignehmung zus
zueignen .
S. 264. Wollen ſie aber von dieſem Rechte Ges
brauch machen, ſo müſſen ſie, nach Verhältniß ils
rer Untheile an dein gewonnenen ( ande , zu den Up
beiten und Koſten der Uusführung beytiagen .
9. 265. Das Recht eines jeden Uferbeſikers er
ſtreckt ſich in folchem Falle der fånge nach ſo weit,
als ſeine Grånze am Ufer geht , und der Breite
nach bis zu der Mitte des vormaligen Flugbettes.
S. 266. Dieſe Mitte wird auf die G. 248. ſqq.
vorgeſchriebene Art beſtimmt.
§. 267. Das Bette abgeiaſſener Sandſeer vere
bleibt den Eigenthümern des Sees , nach Verhålt:
niß des jedem von ihnen an dem See ſelbſt zuges
ſtandenen Eigenthums- Rechts.
S. 268. Sind die Eigenthumsantheile der meh .
reren Intereſſenten in dem See ſelbſt nicht beſtimmt
geweſen , ſo wird der abgelaſſene Grund unter die
Uferbeſiter nach den § . 265. vorgeſchriebenen
Grundfåben vertheilt.
. 269. Doch muß von dieſen derjenige , wel:
cher, ohne felbft Uferbeſīßer zu ſeyn , nugbare
Rechte in dem See aus juuben ḥatte , Verhältniſ ,
måßig entſchädigt werden .
S. 270. So weit die in einem Fluſſe entſtehen.
den Inſeln den benachbarten Uferbefißern geho:
ren ; ſo weit gehört ihnen auch das von dem Waf:
ſer verlaſſene Flußbette.
S. 271. Doch müſſen diejenigen Unterthanen
des Staats , welche durch den neuen Canal des $
Fluſſes an ihrem Eigenhume gelitten haben , por :
05 züglich
218. Erſter Theil. Neunter Titel.

züglich aus dem verlaſſenen Flußkette oder deffens


Werthe entſchädigt werden.
S. 272. Ueberſtrömungen , welche burch die
Gewalt des Waſſers veranlaßt worden , und nur
eine Zeit lang Dauren , wirken keine Veränderung
in dem Eigenthume der überſtrömten Grundſtücke.
$. 273. Iſt aber der ehemalige Eigenthümer
des neuen Canals bereits auf andere Art ſchadlos
gehalten worden ; fo fållt das wieder verlaſſene
delle Flußbette, ſo weit es nicht nach S. 271. zur
fernern. Entſchädigung gebraucht wird demjenis
gen zu , welcher dem Erften die Schadloshaltung
geleiſtet hat.
S. 274. Wegen einer bloßen Schmålerung oder
Erweiterung des Flußbettes , welche durch die Na
tur, ſelbſt veranlaßt worden kann keine Vergu
tung gefordert werden .
6 ) Dom S. 275. Das Eigenthum Des Saamens oder
Sien und
der Pflanzen , womit fremder Grund und Boden
Vianjen .
beſtellt worden , fållt. fo bald erſterer ausgefået
iſt, und lektere Wurzeln getrieben haben , demjes
nigen anheim , welchem das Nußungsrecht des Bos
dens zukomme.
S. 276. Will der Nußungsberechtigte bes Bos
dens die Früchte genießen , ſo muß er dem Undern
den Werth des Saamens oder der Pflanzen ., nebſt
den Beſtellungskoſten , vergåten .
S. 277. Iſt die Beſtellung redlicher Weife ges
ſchehen , ſo müſſen dem Beſtellenden alle erweislich
verwendete Koſten erſtattet werden.
9. 278. Hat aber derſelbe ſich der Beſtellung eis
nes fremden Udfers unredlicher Weiſe angemaaft,
ſo kann er den Erfaß der Stoſten nur ſo weit fors
dern , als dieſelben , nach der in jeder Provinz oder
Gegend gewöhnlichen Urt des Betriebs , wirtha
chaftlich verwendet worden.

$. 279.
Von Erwerbung des Eigenthums. 219

S. 279. Will der Nußungsberechtigte von der


Beſtellung keine Früchte ziehen , fondern den Bea
den anders nußen , To kann ihm dergleichen Vera
fügung nicht gewehrt werden .
$. 280. Ulsdann kann der Sående oder Pflang
gende bloß den Saamen oder die Pflanzen , fo weit
es ohne Beſchådigung des Grundſtückes möglich
ift, zurückrehmen .
S. 281. Wil der Nußungsberechtigte des Box
Dens die Früchte des Geſåeten oder Gepflanzten
bem Såenden oder Pflanzenden überlaſſen , ſo muß
Legterer dagegen dem Erſteren für die entzogene
Nußung des Bodens, nad Verhältniß des Gras
Des ſeiner Verſchuldung, gerecht werden .
S. 282. Wenn das Grundſtück felbſt von dem
Sáenden oder PAangenden redlicher Weiſe beſeffen
worden , ſo hat es , auch in Abſicht der erfolgten
Beſtellung deſſelben , ben den wegen der Rechte und
Pflichten eines Beſikers überhaupt vors
redlichen
Handren geſeßlichen Beſtimmungen ſein Bewenden .
(Tit. VII . §. 189. fig. )
S. 283. Wer ſelbſt oder durch Andere auf ſeis
Men Grund fremden Saamen fået, oder fremde
Pflanzen einſekt, muß dem Eigenthümer derfel
ben allemal den kochſten Preis , fo wie er zur Zeit
der Bemächtigung des Saamens oder der Pflans
zen geſtanden hat , vergüten .
S. 284. Hat der Eigenthümer des Bodens bes
trüglich gehandelt, ſo iſt er dem Eigenthümer des
Saamens ' oder der Pflanzen auch allen Vortheil,
welcher demſelben bey dieſer Gelegenheit entgangert
iſt , zu erſtatten verbunden
S.285. Das Eigenthum eines auf der Gränze 7 ) Bona
Pflanzen
Mehenden Baums gebührt dem , auf deſſen Grunde der Baum
und Boden der Stamm aus der Erde kommt.
f. 286 .
220 Erſter Theil. Neunter Titel.

$. 286. Steht der Stamm felbft auf der


Gránze i To Haben beyde Nachbarn das Miteigen
thum des Baumes.
S. 287. Niemand iſt die unter ſeinem Grunde
und Boden fortlaufenden Wurzeln , oder die über
qeine Grånze herüber hangenden Zweige eines frem .
den Baumes zu dulden verplichtet.
S. 288. Wil er aber ſelbige weghauen , ſo muß,
er das Holz dem Eigenthümer des Baumes aus .
liefern.
$. 289. Duidet er hingegen dieſelben , ſo iſt er
berechtiget, diejenigen Früchte ſich zuzueignen , wels
che der Eigenthümer nicht einſammeln kann , ohne
den Grund des Nachbars zu berühren .
S. 290. Dergleichen Frachte darf der Eigenthus
mer auch nicht mit Inſtrumenten herüber langen,
oder durch das Herůberbeugen der Weſte an fich
ziehen.
§ . 291. Dagegen iſt der Eigenthümer des Baue
mes die auf den Grund des Nachbars hinüber hans
genden Zweige auf ſeinem eignen Grunde und Bos
den wegzuhauen wohl befugt.
$ . 292. Früchte eines an der Gränze ſtehenden
Baumes , welche durch die Gewalt des Windes
über die Gránze getrieben werden , iſt der Nachs
bar ſich zuzueignen berechtigt.
S. 2932: Der Baum felbſt aber , welcher durch
Sturmwind ganz oder zum Theil auf den Grund
des Undern geworfen worden , verbleibt dem voris
gen Eigenthümer .
$. 294. Auch die Früchte , welche nach erfolgter
Wegſchaffung an dem Banme noch befeſtigt ſind,
gehören dem Eigenthümer.
9. 295. Der Eigenthümer iſt, bey Verluſt fei
nes Rechts , fchuldig , einen ſolchen Baum , auf
Verlangen des Nachbars , ohne Zeitverluſt von
dein Grunde deſſelben wegzuſchaffen .
§. 296.
Von Erwerbung des Eigenthums. 221

1 S. Beg
W ſchaffen auf dem Grunde des Nachbars angerichtet
wird i muß der Eigenthümer des Baums alle:
mal vergüten .
S. 297. Denjenigen Schaden aber, welchen der
Baum ſelbſt durch ſeinen Umſturz verurſacht hat,
muß er nur in ſo fern vergåten , als ihm daben eine
nach den Geſeßen verantwortliche Verſchuldung
jur laſt fault.
S. 298. Hat jemand fremde Sachen, ohne Wiſ 2) Von der
ſen und Wilien des Eigenthümers , mit der feini vina, Bers
gen verbunden , vermengt oder vermiſcht, ſo muß- 'mengung
ſen , auf ſeine Koſten , beyderlen Sachen wiederum und Vermis
abgeſondert , und in den vorigen Stand gelegt gleichen
werden.
S. 299. Kann die Abſonderung nicht mehr erfol: von Verar.
gen , oder find fremde Materialien otine Wiſſen und frimer
Willen ihres Eigenthümers verarbeitet worden , ſo Materias
lien.
muß der , welcher einer ſolchen Verfügung über
fremde Sachen betrüglicher Weiſe , und in der Abs
ſicht, ſeinen Vortheil mit dem Schaden eines an:
dern zu befördern , ſich angemaßt hut , das Eigena
thum des Ganzen dem Undern überlaſiin.
$. 300. Dieſer iſt alsdann das Arbeitslohn , oder
den Werth , der dem Verfügenden jugeſtandenen
verbundenen , vermengten , oder vermiſchten Sache,
nur nach dem niedrigſten durch Sachverſtandige
beſtimmten Såße zu verguten ſchuldig.
S. 301. Auch dieſe Vergütung wird dem Betrůs
ger, zur Strafe , durch den Fiskus eutriſſen.
1
$ . 302. Wil derjenige , über deſſen Sache von
einem Ändern ſolchergeſtalt betrüglicher Weiſe vers
fügt worden , das daraus entſtandene Ganzé nicht
behalten , ſo muß ihm der Andere den höchſten
Weth feiner Sache, ſo wie derſelbe zwiſchen dem
Zeitpunkte der widerrechtlichen Unmcaßung , und
der zugeſtellten Klage geweſen iſt, erſtatten.
f . 303 .
222 Erſter Theil. Neunter Titel.

$. 303. Kann derjenige, über deſſen Sache foto


thergeſtalt verfågt worden , nodły außerdem einen
ihm dadurch entfandenen Schaden , oder entgans
genen Gewinn nachweiſen ; ſo muß igm auch dies
fer ,' nach den Grundſäßen des Sechſten Titeľs , vers
gåtet werden .
ſ. 304. Hat jemand ohne Betrug fremde Mates
rialien dergeſtalt verarbeitet , daß diefelben daz
durch ihre bisherige Form verloren , und eine neue
Heftalt angenommen haben ; fo verbleibt die dars
aus entſtandene treue Sache dem Berarbeitenden.
.
g. 305. Dieſer aber muß dem Eigenthümer det
Materie , nach deſſen eigner Wahl, entweder eben
ſo viel Materialien von gleicher Art und Güte zu :
rückgeben , oder den Werth der Materialien , nachy
dem hódjſten Preiſe zur Zeit der Verarbeitung
erſeken ..
. 306. Ueberpies muß er , madh Maafgabe des
Grades ſeiner Verſchuldung , dem Eigenthämet
der Materie für den durch die eigenmächtige Ver:
arbeitung erfittenen Schaden und entgangenen Ges
winn , gerecht werden .
S. 307. Hat jemand , ohne Funft- oder hands
M werksmåßige Verarbeitung , fremde Materialien
mit den feinigen , jedoch nicht beträglicher Weiſe,
verbunden , vermenat oder vermiſcht, ſo muß un:
terſucht werden : welchem von benden an dem
Werthe des nunmehrigen Ganzen , nach Verhältniß
Feiner bengetragenen Materialien , der beträchtlich:
fte Antheil zukomme.
1 A. 308. Hat der , über deſſen Sache folchergeſtalt
phne ſein Zuthün verfügt worden , den berrådhtlidys
ften Antheil, fo fteht ihm die Wahl frey : ob et
das nunmehrige Ganze behalten , oder daſſelbe dent
Undern überlaffen wolle.
S. 309. Wåhlt er letteres, ſo muß ihm der Ver:
fågende feine Materialien nach der Beſtimmung
bes
Von Erwerbung des Eigenthums. 223

des S. 305. vergüten , und ihm noch außerdem , für


den erlittenen Schaden und entgangenen Gewinn,
nach Vorſchrift 8. 306. gerecht werden .
g . 310. Will er aber das Ganze behalten , ſo
muß er dem Verfügenden ſeinen Beytrag an Mate
rialien , nach dem zur Zeit der Verfügung geſtan
denen gemeinen Werthe , vergåten.
S. 311. Ueberſteigt dieſer Werth den Werth der
Verbeſſerung , welche bey der Sache durch die Vers
fügung entſtanden iſt; ſo maß der Verfügende mit
Vergütung der leßtern fich begnügen. 1
§. 312. Hat in dem 8. 307. geſeßten Falle det
Verfügende den beträchtlichſten Antheil an deir
nunmehrigen Ganzen , To verbleibt im zwar das
Ganze ;
8. 313. Er muß aber dem Anbern , über deilen
Materialien er ſolchergeſtalt eigenmächtig verfügt
hat, nach Vorſchrift des S. 305, 306. Erfaß und
Vergütung leiſten.
$. 314. Bleibt er in dem $ . 307. gefikten Falle
zweifelhaft, welchem von beyden Intereſſenten der
größere Antheil an dem nunmehrigen Ganzen zu :
komme, ſo gebühret demjenigen , über deſfen Sache
ſolchergeſtalt ohne ſein Zuthun verfügt wordeit,
die Wahl nach den §. 308 - 311. feſtgefeßten Bes
ſtimmungen.
9. 375. Hat jemand Materialien verſchiedener
Eigenthümer , ohne deren Zuthun , Verarbeitetin
verbunden , vermengt oder vermiſcht: fo iſt die
Frage , wem das nunmehrige Ganze verbleibe,
zwiſchen ihin auf der einen , und den mehrern Ei
genthümern- zuſammen genommen , auf der art :
dean Seite , nach obigen Grundfäßen G. 298-314.
zu beftimmen .
§. 316. stommt es daber auf eine Wahl von
Seiten dieſer Eigenthümer an ; ſo entſcheidet un
ter ihnen der Entſchluß derjenigen , welchen , zuſam :
224 Erſter Theil. Neunter Titel.

men genommen , an dem Werthe der Materialien


der beträchtlichſte Antheil zukommt.
I. 316 Bleibt dieſes zweifelhaft, ſo entſcheidet,
unter mehrern Eigenthümern , über die von ihnen
ju treffende Wahl das koos .
§ . 318. Behalten nach dieſen Grundfågen die
mehrern Eigenthümer der Materialien das Eis
genthum des nunmehrigen Ganzen , und ſind ihre
Materialien glrichartig geweſen , ſo werden ſie Mits
eigentyümer des Ganzen .
$. 319. Waren die Materialien ungleichartig, ſo
hat derjenige das Vorredit , deſſen Antheil von
größerein Werthe geweſen iſt.
f . 320. War der Untheil der mehrern Intereſſens
ten von gleichem Werthe , ſo muß das loos entſcheis
den : wer das Ganze , gegen Abfindung der übris
gen Intereſſenten behalten ſoll.
S. 321. Die Abfindung wird nach Verhältniß des
Werths der jedem Intereſſenten gehürig geweſenen
Materialien , zu dein Werthe des daraus entſtandes
nen Ganzen , ſo wie lekterer zur Zeit der Auseinan
berſeßung beſchaffen iſt , feſtgeſeßt.
&. 322. Siönnen die Intereſſenten über den Werth
. des nunmehrigen Ganzen ſich nicht vereinigen , ſo
muß derſelbe durch eine unter ihnen anzuſtellende
Licitation beſtimint werden .
S. 323. Der Miiſtbietende behålt alsdann das
Ganze , und muß die übrigen nach der Beſtims
mung des § . 321. abfinden.
9) Pon Bes S. 324. Sit jemands Thier von dem Thiere eines
fruchtung
fremder andern befruchtet worden , fo verbleibt die daraus
Shiere. entſtandene Frucht dem Eigenthümer der Mutter.
S. 325. Iſt die Befruchtung mit Vorwiſſen und
Genehmigung dieſes leßtern geſchehen , ſo muß er
dem Eigenthümer des befruchteten Thieres eine in 3
den Polizevgeben und Ordnungen jedes Qrts oder
Diſtrikts nåher beſtimmte Vergütung leiſten.
$ . 326 .
Pon Erwerbung des Eigenthums. 225

$ . 326. In wie fern hingegen , falls die Befruchs


tung ohne Vorwiſſen und Genehmigung eines oder
des andern Theils erfolgt iſt, einer dem andern
zur Schadloshaltung verpflichtet ſen , iſt nach den
Grundſáßen des Sechſten Titels zu beſtiinmen .
Q. 327. Hat jemand ein für ſich ſelbſt beſtehen: 101 Dom
des Gebäude auf fremdem Grunde und Boden om fremdemi
ne Vorwiſſen des Grundeigenthümers errichtet; Hoden ,
oder
fo gångt es von dein Grundeigenthümer ab , das
Gebåude zu erhalten , oder auf deſſen Wegſchaffung
und Abbrechung zu dringen .
§. 328. Wåhlt der Grundeigenthümer das leks
tere, ſo muß das Abbrechen und Wegråumen auf
! Koſten des Bauenden erfolgen ; und dieſer haftet
noch auſſerdem , nach dem Grade ſeiner Verſchul.
bung , dem Eigenthümer für den erlittenen Scha:
den und entgangenen Gewinn.
$. 329. Verlangt der Grundeigenthümer die
Erhaltung des Gebäudes , ſo kann er ſich daſſelbe
entweder ſelbſt zueignen , oder es mit dem dazu
gehörenden Grunde und Boden dem Bauenden
überlaſſen .
S. 330. Wil der Grundeigenthümer das Ges
baude behalten , ſo muß er dem Bauenden die vers
wendeten Baukoſten , ſo weit ſie den Werth des
Gebäudes , nach der Scházung der Sachverſtån
digen , nicht überſteigen , erſtatten ."
S. 331. Will der Grundeigentậúmer das Ges
båude dem Bauenden überlaſſen , ſo muß dieſer
ihm den Werth des Grundes und Bodens vergüten,
und noch auſſerdem denjenigen Schaden erſtatten ,
welchen der Eigenthümer , durch Verengung des
nöthigen Plaßes, oder ſonſt, nach ſeiner Lage und
Cewerbe erweislich leidet.
$. 332. Hat der Eigenthümer des Grundes und
Bodens um den Bau gewußt , und nicht ſogleich
als er davon Nachricht erhalten , der fortſegung
Allgem . Odrebb. 1 , Band , P deffels
226 Erſter Theil. Neunter Titel.

deſſelben auf eine ſolche Urt , daß es zur Wiſſen :


9 ſchaft des Bauenden gelangt iſt , widerſprochen ;

svetovima o mug er mit der bloßen Entſchådigung für Grund


und Boden ſich .
§ . 333. Wie es zu halten ren , wenn der Bez
fißer eines ganzen Guts Gebäude darauf errichtet,
und hiernachſt das Gut , nebſt den Gebäuden,
dem Eigenthümer jurtickgeben muß , iſt im Titel
vom Beſik verordnet. ( Tit. VII . §. 204 · 211 .
§ . 238.)
mit frem : S. 334. Hat jemand fremde Materialien , auf
den mates
rialien, in: ſeinem eigenen Grunde und Boden , ohne Vorwiſs
gleichen ſen des Eigenthümers verbaut , ſo kann zwar leß
terer weder die eininal verbaueten Materialien zu:
růcffordern , noch das Eigenthum des Gebåudes
verlangen ;
$ . 335. Er muß aber von dem Bauenden , nach
Maaßgabe der demſelben zur laſt fallenden Ver:
ſchuldung, für den Verluſt ſeiner Materialien ent:
ſchädigt werden .
auf frems S. 336. Hat jemand fremde Materialien auf
n
dem Bode frem dem Grunde und Boden , ohne Vorwiſſen bey
fremden der Eigenthümer verbauet , ſo iſt die Frage über
Materias
lien zus das Eigenthum , zwiſchen ihm und dem Grundeis
gleich . genthümer nach obigen Grundfågen 5. 327-332 .
zu entſcheiden.
$ . 337. Dem Eigenthümer der Materialien
muß der Bauende nach Vorſchrift S. 335. gerecht
werden .
S. 338. Hingegen hat der Eigenthümer der
Materialien an den Grundeigenthümer , in ſo fern
dieſer an der Krankung des erſtern in ſeinem
Eigenthume nicht Theil genommen hat, gar keinen
Anſpruch.
S. 339. Doch kann der Eigenthümer der Mates
rialien , wegen ſeiner von dem Bauenden zu er :
haltenden Entſchädigung , an das , was der Grund
eigens
Von Erwerbung des Eigenthums. 227

" Digenthümer dem Bauenden etwa noch zu leiſten


hat, ſich vorzüglich halten.
$. 340. Wil jemand einen Bau auf ſeiner Vom Bauen
Grånze fúkren , ſo muß er ſeinen Vorſak , und Grande.
wie weit er das Gebåude vorzurüden gedenke , den
Nachbarn anzeigen .

S. 341. Hat er dieſes gethan , und iſt die anges


gebene linie von den Nachbarn genehmigt, gleich
wohl naber das Gebäude durch Zufall , geringes
oder

vorgerůckt worden , ſo darf er den Nachbarn nur den


Grund und Boden nach einer billigen Tare vergüten.
S. 342. Hat aber der Bauende die Unzeige
ganz unterlaſſen ; oder hat er , des Widerſpruchs
der Nachbarn ungeachtet , über die wahre Grång
linie fortgebauet; oder hat er die von ihnen geneh
migte ' linie aus Vorſaß oder grobem Verſehent
überſchritten : ſo iſt er ſchuldig, das Gebåude , auf
ſeine Koſten , bis innerhalb ſeiner Grånzen einzu:
ziehn , und noch außerdem die Nachbarn zu ents
ſchadigen.

Siebenter Abſchnitt.

Von Preisgegebenen Sachen oder


Geldern
ſ . 343. Die Erwerbung von Sachen, oder Gels
dern , die in der Abſicht ausgeworfen werden ;
daß der , welcher fie in Beſit nimmt, Eigenthů:
mer davon werden ſolle, geſchieht nach den Res
geln der urſprünglichen Beſitzergreifung. ( . 7
bis 13.)
S. 344. Dergleichen Sachen und Gelder wers
den ſo lange , bis ſie wirklich in Beſiß genommen
worden , als herrenlos angeſehn.
S. 345. Hat jedoch jemand Sachen oder Seks
der nur für gewiſſe Perſonen Preis gegeben , ſo
fonts
P 2
228 Erſter Theil. Neunter Titel.

können auch nur dieſe das Eigenthum durch Bes


ſignehmung erwerben.
$. 346. Dieſe haben daßer das Recht, alle in
dere von der Beſibergreifung auszuſchließen , und
die dazu erforderlichen Anſtalten vorzukehren.
§. 347. Haben Andere , denen die Sachen oder
Gelder nicht beſtimmt waren , ſich deren bemach
tigt , ſo kann ſie der vorige Eigenthümer von ihnen
zurückfordern.
$. 348. Niemand darf , ohne Genehmigung
der Polizerobrigkeit, wegen ſonſt zu beſorgender
Unordnungen , öffentlich Gelder auswerfen , oder
Sachen Preis geben .
349. Hat er es ohne dergleichen Erlaubnik
gethan , oder die von der Polizey vorgeſchriebnen
Maaßregeln nicht beobachtet, ſo haftet er für allen
Schaden.

Achter Abſchnitt.

von Erwerbung der Erbſchaften.

Ras zur
Erbſchaft S. 350. Die Erbſchaft eines Verſtorbenen , oder
gebore, får todt Erklärten , beſteht aus dem Inbegriffe
oder nicht aller feiner kinterlaſſenen Sachen , Rechte und
gehöre.
Pflichten .
S. 351. Was wegen eines Inbegriffs von Sa:
chen und Rechten überhaupt vorgeſchrieben iſt,
findet auch bey Erbſchaften Anwendung. ( Tit 11.
§. 32, fqq.)
S. 352. In wie fern die Erbſchaft durch das,
was gewiſſe Mite:ben bey der Theilung unter ein
ander einwerfen müſſen , einen Zuwachs erhalte,
iſt gehörigen Drts beſtimmnt. ( Tit. XVII. 263
ſchnitt 11.)
S. 353. Alles , was an fremdem Eigenthume,
oder deſſen Zuwüchjen , in der Gewahrfam des
Mors
Von Erwerbung des Eigenthums. 229

Verſtorbenen gefunden worden , gehört nicht zu ſetz


ner Erbſchaft.
§. 354. Uuch dürfen ſehne und Fideicommiffe,
welche der Erblaſſer beſeſſen hat , dazu nicht gerechs
net werden.
. 355. In ſo fern aber dem Erblaſſer auf ders
gleichen fremde' Sachen ( S. 353. 354 ) Rechte zus
kommen , welche ihrer Natur nach durch den Tod
nicht erlöſchen , machen dieſe Richte einen Theil
der Erbſchaft aus .
S. 356. Inſonderheit geħort alles , was der Erb
laſſer wegen der auf folche Sachen verwendeten
Koſten zu fordern berechtigt wäre , zu feines
Erbſchaft.
§. 357. In wie fern vorhandne oder rücfftåns
dige Früchte und Nußungen ſolcher Sachen zur
Verlaſſenſchaft gehören , oder nicht, iſt nach dem
Unterſchiede der Vermögensarten burch beſondre
Geſeke beſtimmt. ( Tit. XVIII . Abſchn . I. Th . I.
sit IV )
§ . 358. Der , welchem dergleichen fremde Sas
chen zugehören , oder vermöge der Gefeße zufal
lén , iſt dieſelben aus dem Nachlaſſe eigenmächtig
an ſich zu nehmen nicht befugt.
. 359. Vielmehr muß er die Ausantwortung
derſelben von dem Erben erwarten , oder durch richs
terliche Hülfe bewirken .
§. 360. Nechte , Verbindlichkeiten , ( aften und
Strafen , welche' bloß an der Perſon des Erblaſs
ſers haften , ſind zu ſeiner Erbſchaft nicht zu rech
nen . ( Einleit. S. 106. Tit . I. § . 40. )
$. 361. In ſo fern aber aus Rechten oder Pflich
ten , mit dem Tode des Erblaſſers erloſchen ,
die
noch bey ſeiner lebenszeit Folgen entſtanden ſind ,
die ein nach Gelde zu ſchakendes Intereſſe begräns
den , gehört dieſes Intereſſe allerdings zu ſeinem
Nachlaſſe.
P 3 S. 362.
230 Erſter Theil. Neunter Titel.

S. 362. Rechte und Pflichten aus Vertragen ,


ingleichen diejenigen , welche den Erſaß eines aus
1
unerlaubten Handlungen entſtandenen Schadens
betreffen , werden in der Regel der Erbſchaft bens
gerechnet.
S. 363. Geldſtrafen ſind aus der Erbſchaft nur
in ſo fern zu entrichten , als ſie gegen den Erblaſ
fer wirklich ſchon erkannt, oder doch die Unterſu
chung gegen ihn ſchon ſo weit geſchloſſen worden,
daß der rechtiichen Feſtfeßung ferner nichts im
Wege ſteht.
§. 364. , Sachen aber , die wegen eines daran
begangnen Verbrechens dem Fiskus verfallen find ,
müſſen demſelben aus dem Nachlaſſe verabfolgt wers
den , auch wenn der Erblaſſer den Abſchluß der
Unterſuchung und die Eröffnung des Confiska :
tionsurtels nicht mehr erlebt hat,
S. 365. Die Koſten der Unterſuchung treffen
in allen Fällen den Nachlaß , ſobald erbellet, daß
der Verſtorbene zu der Unterſuchung auch nur
durch Verſehen , oder unvorſichtiges Betragen,
gegründeten Urlaß gegeben habe.
S. 366. Mit den Rechten und Pflichten in uns
feßung der Conventionalſtrafen hat es eben die Bes
wandniß, wie mit andern aus Vertragen entſprin:
genden Befugniſſen und Verbindlichkeiten .
Vom Erbs § . 367. Sobald der Erblaſſer verſtorben , oder
anfall.
für todt erklärt iſt, fällt die Erbſchaft an denjeni:
gen , welchen rechtsgültige Willenserklärungen
des Erblaſfers , oder in deren Ermangelung , die
Porſchriften der Gefeße dazu berufen .
S. 368. Dieſer erlangt das Eigenthum der
Erbſchaft, nebſt allen damit verbundnen Rechten
und Pflichten , ohne daß es weiter einer Beſiger:
greifung bedarf.
$. 369. Iſt aber jemanden eine Erbſchaft un:
ter einer zu Recht beſtandigen aufſchiebenden
Bedin :
Von Erwerbung des Eigenthums. 231

Bedingung hinterlaſſen worden , ſo wird er nur


von der Zeit der Erfüllung dieſer Bedingung Eiz
genthümer der Erbſchaft.
g . 370. Stirbt der Erbe , noch eße er die Erb:
fchaft in Beſig genommen hat , ſo geht dennoch
fein Recht daran auf ſeinen Erben über.
§ . 371. Hångt die Frage : wem eine Erbſchaft
angefallen ſein , davon ab : ob eine bey dem Tode
des Erblaſſers vorhandene Leibesfrucht lebendig
zur Welt kommen werde, ſo muß dieſer Erfolg ab :
gewartet werden .
. 372. Würde die Leibesfrucht , wenn ſie
zur Welt fåme , alle andern ausſchließen , ſo muß
derjenige , welcher vermoge der Geſeke , oder
richterlichen Anordnung , Curator derſelben iſt,
jugleich zum Verlaſſenſchafts - Curator beſtelle
werden.
§ . 373. Dieſer muß , unter Aufſicht der Ges
richte , den Nachlaß für die Leibesfrucht verwalten :
Er darf aber wegen der Subſtanz deſſelben, ohne
Zuziehung und Einwilligung dererjenigen , welche
in Ermangelung der Leibesfrucht die nåchſten zur
Erbſchaft ſeyn würden, nichts verfügen.
§. 374. Ueberhaupt muß er die einem Cura
tor unbekannter abweſender Erben
oder unten
(9. 471. fqq .) zu ertheilenden Vorſchriften beoba
achten .
9. 375. Kommt keine lebendige Seibesfrucht
zur Welt, ſo wird die Sache ſo genommen , als
wenn der Unfall ſofort an diejenigen gedießen wåre,
welche zur Zeit des Todes. , durch Gefeße oder
Willenserklärungen , nachſt der leibesfrucht dazu
berufen waren .
9. 376. Diefen Erben müſſen daher auch alle
in der Zwiſchenzeit gefallene Nußungen des
Nachlaſſes mit der Subſtanz zugleich verabfolgt
werden .
P 4 $ . -377
232 Theil.
Erſter Theil. Neunter Titel.

S. 377. Doch müſſen dieſelben nicht nur die


Adminiſtrations - Koften , ſondern auch alles, was
zum Beſten der Seibesfrucht , und zur Verpfle:
gung der Mutter , aus dem Nachlaſſe und deſſen
Nußungen verwendet worden , ſich anrechnen
laſſen.
. 378. Würde die Leibesfrucht, wenn ſie leben:
dig zur Welt káme, nicht alle Andern ausſchließen ,
fondern nur mit Undern zugleich an der Erbſchaft
Theil nehmen , ſo können die übrigen Erben vers
langen , daß ihnen die Verwaltung des Nachlaſſes
aufgetragen werde.
S. 379. Sie müſſen aber dabey den Curator der
Leibesfrucht zuziehen , und ſind in ihrer Verwaltung
an eben die Einſchrånkungen gebunden , welche
dem Verlaſſenſchafts : Curator nach J. 373. 374. vor:
geſchrieben find.
S. 380. Die Theilung der Erbſchaft muß ro
fange ausgeſekt bleiben , bis entſchieden iſt : ob
bie Seibesfrucht lebendig zur Welt kommen
werde.
S. 381. Die Adminiſtrations:, ingleichen die
Verpflegungskoſten der Leibesfrucht und ihrer
Mutter , werden auch in dieſem Falle , ohne Un :
terſchied : ob erſtere lebendig, zur Welt kommt , oder
nicht , von der ganzen Maſle , vor der Theilung abz
gezogen .
382. Mehrere zugleich zu einer Erbſchaft be:
tufne Perſonen werden Miteigenthümer derſelben.
( Tit. XVII. Abſchn. II .)
Von der S. 383. Jeder, dem eine Erbſchaft anheim ge
Ueberle
fallen iſt , hat die Wahl : ob er dieſelbe mit vorſte:
gungsfrit.
henden Rechten und Pflichten übernehmen , oder
ihr entſagen wolle.
$. 384. Zur Erklärung hierüber wird demſel
ben eine Friſt von Sechs Wochen, nach erlangter
Wiſſenſchaft, verſtattet.
§ . 335.
Von Erwerbung des Eigenthums. 233

§ . 385. Iſt der Aufenthalt des Erben über viers 1


zig Meilen von dem legten Wohnorte des ' Erbla
ſers entfernt, ſo kommt erſterem eine dreymonaths
liche Friſt zu gute.
g . 386. Während dieſer Friſt iſt der Erbe auf
Forderungen der Erbſchaftsgläubiger ſich einzus
laſſen , und Prozeſſe, die von dem Erblaſſer oder
gegen ihn angeſtellt worden , fortzuſeßen , nicht
ſchuldig.
$ . 387. Doch können die Gläubiger in allen
Fållen , wo ein Arreſtſchlag nach den Gefeßen zu :
låßig iſt, auf die Verſiegelung des Nachlaſſes an :
tragen .

S. 388. Det Erbe ſelbſt kann, während der


Ueberlegungsfriſt , zum Beſten des Nachlaſſes fols
che Handlungen , die keinen Unfichub teiden , vors
nehmen.
$. 389. Nur derjenige , welcher die frere Ver: Von An
waltung ſeines Vermögens hat, kann ſich über die und Entlas
Annahme oder Entſagung einer Erbſchaft rechtsgül: der
aungchaf
Erbſ s
tig erklären . ten übers
baupt.
N. 390. Steht der Erbe unter Vormundſchaft
oder Curatel, ſo muß die Erklärung von dem Por
mange oder Curator abgegeben werden .
8. 391. Iſt zur Zeit des Anfalls über das Ver:
mogen des Erben Concurs eröffnet , ; ſo iſt zur
Rechtsgültigkeit ſeiner Erklärung der Beytritt des
Eurators und die Genehmigung des den Concurs
dirigirenden Gerichts erforderlich.
§. 392. Die Erklärung muß überhaupt mit al
len Erforderniſſen einer rechtsgültigen Willensauf
ferung verſehen ſeyn , und bey dem Gerichte, unter
welchem der Erblaſer zuleßt ſeinen perſönlichen
Gerichtsſtand gehabt hat , abgegeben werden .
gehabt hat
(Tit . V. 5. 133.) .
P 5 $ . 393 .
234 Erſter Theil . Neunter Titel.

§. 393. Doch verliert die Erklärung bloß da:


durch , daß ſie aus Verſehen ben, einem nicht gehös
rigen Gerichte geſchehen iſt , ikre rechtlichen Wir:
kungen noch nicht ; in ſo fern nur der Erbe , ſo
gleich nach erhaltener Bedeutung darüber , dies
felbe gehörigen Orts angebracht hat.
§. 394. Außer dem unten § . 420 ſqq. beſtimms
ten Vorbehalte können der Erklärung keine Bedin:
gungen mit rechtlicher Wirkung beygefügt werden .
S. 395. Auch muß die Erklärung über die ganze
Erbſchaft , und nicht bloß auf einen Theil derſel
ben , gerichtet ſeyn .
1
$. 395. Erklärungen , ben welchen gegen dieſe
Vorſchriften (Ø. 394. 395.) gehandelt worden , wer:
den für nicht geſchehen geachtet: ( §. 427.)
S. 397. Stirbt der Erbe , ehe die Ueberlegungs :
friſt verlaufen iſt, ſo haben ſeine Erben , zur Ers
klärung über den erſten Unfalt eben die Friſt, welche
ihnen in Unſehung des zweyten zu ſtatten kommt.
. 398. Die Entſagung einer Erbſchaft muß, F
Bon Ents,
ſagingen von dem Entſagenden allemal ben Gerichten , ents 1
injonder :
heit. er in Perſon oder durch eine von ihm eigenhans
dig unterſchriebene Vorſtellung erklárt werden.
L. 399. Im lektern Falle muß die Unterſchrift
gerichtlich , oder durch einen Juſtizcommiſſarium
beglaubigt ſeyn.
S. 400. Iſt dieſe Form zwar verabſáumt ; es
kann aber nachgewieſen werden , daß die eingekom
mene Erklärung dem Willen des Entſagenden ge
máß fen ; fo verliert lettere durch die Verabſău
mung der Form nichts an ihrer Wirkſamkeit.
. 401. Dem in einem rechtsgültigen Teſta:
mente ernannten Erben ſteht es nicht fren , der Erb
fchaft aus dem Teſtamente zu entſagen , und den
Nachlaß als geſeßlicher Erbe in Beſiß zu nehmen .
S. 402. Iſt er aber durch die Verordnung des
Erblaſſers an einem ihm gebührenden Prichttheile
vers
Von Erwerbung des Eigenthums. 235

verkürzt worden , ſo kann er auf deflen Ubreichung


oder Ergänzungantragen. ( TH. II. Tit. II . Abſchn. V.)
S. 403. Die Entſagung einer Erbſchaft begreift
die Begebung ſolcher Forderungen , welche den
Erben an den Nachlaß aus einem andern Grunde
zukommen , nicht unter ſich.
S. 404. Wer alſo einer Erbſchaft entſagt , bes
giebt ſich dadurch nicht der durch den Erblaſſer auf
ihn verfållten lehne, Fideicommiſſe oder anderer
Vermögensſtücke, welche ihin nach Vertrågen oder
Goeken , ohne Rücficht auf die Eigenſchaft eines
Erben , zukommen .
S. 405, Wer einer durch Teſtament ihm anges
tragenen Erbſchaft entſagt , verliert dadurch noch
nicht ſein durch einen Vertrag erworbenes Erbrecht.
S. 406. So weit ein Erbe der Erbſchaft gültig
entſagt , tritt derjenige , welchen der rechtsbeſtån .
dige Wille des Erblaſſers oder in deſſen Ermange.
lung die Gefeße, als den nåchſten nach ihm , beru
fen , an ſeine Stelle.
S. 407. Iſt bekannt, wer dieſer nåch ſte ſer ; ſo.
muß der Richter denſelben von der erfolgten Entſa :
gung benachrichtigen ; im entgegengeſeßten Falle
aber finden die Vorſchriften G. 471. fqq. Unwendung.
8. 408. Demjenigen , welchem eine Erbſchaft
erſt durch die Entſagung eines Andern anfáut , koms
men zu ſeiner Erklärung: ob er dieſe Erbſchaft an
nehmen wolle oder nicht, eben die Friſten , wie
dem erſten Erben , vom Tage der ihm bekannt ge
wordenen Entſagung zu ſtatten .
409. Obige Vorſchriften ( §. 406. 407.408.)
finden nicht nur bey der erſten , ſondern auch bely
jeder folgenden Entſagung ſtatt.
§. 410. So bald aber die Entſagung von einem
Erben nicht ausdrücklich 311 Gunſten des auf ihn
folgenden geſchieht, ſind die Gläubiger des Erb
laſſers., nach nåßerer Beſtimmung der Concursord:
ning ,
236 Erſter Theil. Neunter Iitel.

nung , auf Eröffnung des Concurſes über den Nach


laß zu bringen berechtigt.
S. 411. Eine gültig geſchehene Erbſchaftsents
fagung kann unter keinerley Vorwande widerrufen
werden .
S. 412. Dagegen kann auch der Erbe , welcher
die Erbſchaft einmal angenommen , oder ficy inners
halb der geſekinåßigen Friſt gar nicht erklärt hat,
derſelben zum Nachtheile eines Dritten nicht mehr
entſagen .
Don Ans
S. 413. Die Untretung einer Erbſchaft kann mit
Erbſchaft oder ohne Vorbehalt der Rechtswohlthat des- Ins
ohne Vor: ventarii geſchehen .
bebalt.
M. 414. Die Erklärung, eine Erbſchaft ohne
Vorbehalt annehmen zu wollen , muß eine deut :
liche und beſtimmte Entſagung dieſer Rechtswohl
that enthalten .
§ . 415. Es muß dabey die . 398. 399. vorges
ſchriebene Form beobachtet werden .
! S. 416. Der Erbe , welcher dergleichen Erklas
rung während der geſeßlichen Ueberlegungsfriſt ab:
gegeben hat, kann ſie nur bis zum Ablaufe dieſer
Friſt, jedoch nur gerichtlich , zurücknehmen .
M. 417. Hat er aber über die Subſtanz des
? ! / . Nacılaſſes verfügt , ſo findet kein Widerruf der
einmal abgegebenen Erklärung mehr ſtatt.
5.418 . Wer eine Erbſchaft ohne Vorbehalt an
genommen hat , iuß für alle daran zu machenden
Forderungen kaften .
D: 419. Er kann fich mit dem Einwande , daß
die Schulden das Aktiv Vermogen der Erbſchaft
überſteigen, gegen dieſe Vertretung niemals' fchuken .
Mit Dors 9. 420. Wer folche Verfügungen über die Erb:
behalt.
ſchaft trift, woraus die Abſicht, dieſelbe nicht bloß
einſtweilen veriralten , fondern ſich ihrer als wirk:
lidher Erbe anmaafen zu wollen , klar erhellet , der
wird demjenigen , welcher eine Erbſchaft unter dem
Vors
Von Erwerbung des Eigenthums. 237

Vorbehalte der Rechtswohlthat des Inventarii


ausdrücklich angenommen hat, gleich geachtet.
$ . 421. Eben das gilt von demjenigen , welcher
die geſeßmafigen Friſten , ohne ſich zu erklären ,
verſtreichen läßt.
§. 422. Wer eine Erbſchaft nur unter dem Vors
behalte der Rechtswohlthat des Inventarit : anges
nommen hat ; der darf alle daran zu machenden For:
derungen nur ſo weit , als das Vermogen des
!
Nachlaſſes hinreicht, vertreten .
§. 423. Ein ſolcher Beneficialerbe muß aber
! auch ein vollſtändiges.Inventarium über den Nach
laß aufnehmen , und gerichtlich , allenfalls verſies
gelt, niederlegen .
S. 424. Dieſe Niederlegung muß långſtens bin
ten fechs Monathen nach dem Ablaufe der geſega
máßigen Erklärungsfriſt ( §. 384. 385. ) erfolgen.
S. 425. Iſt jedoch die Erbſchaft beſonders weit:
läuftig und verwickelt , ſo kann der Richter , auf
Unrufen des Erben , nach geprüften Gründen deſ
ſelben , die Friſt zur Einreichung des Inventarii
verhältnißmäßig verlängern .
S. 426. Auch kann dieſe Friſt auf den Antrag
auch nur Eines Erbſchaftsgläubigers oder legata:
rii , nach Bewandniß der Umſtånde und Beſchaffen :
heit des Nachlaſſes, von dem Richter verkürzt wers
ben.
S. 427. Wer die vom Gefeße oder von dem Riche
ter beſtimmte Friſt , ohne das Inventarium gehos
rig einzubringen , verſtreichen laßt, wird der Rechs
wohlthat verluſtig , und für einen folchen , der die
Erbſchaft ohne Vorbeậalt angetreten hati , geacha
tet. ( S. 418.419 .)
428. Soll jedoch dieſer Nachtheil den Benes
ficialerben , wegen Berabſáumung einer kürzern
von dem Richter beſtimmten Friſt , (§ . 426. ) tref:
fen, ſo muß er darüber rechtlich gehört werden.
S. 429 .
238 Erſter Theil. Neunter Titel.

4. 429. Wer auch nur auf den Antrag Elnes


Gläubigers oder legatarii, der Rechtswohlihat ver.
luftig erklärt worden , der kann davon auch gegen
alle übrigen Hlaubiger und legatarien ferner fei:
nen Gebrauch machen.
430. Vormünder und Euratoren . fönnen
zwar durch Verabſäumung der Friſten ihre Pfleg:
befohinen und Curanden der Rechtswohlthat nicht
verluſtig machen ;
S. 431. Sie müſſen aber von den Gerichten zur
gehörigen Einbringung des Inventarii durch Stra:
fen und Erecucion angehalten werden .
8. 432. Andre Verwalter fremder Angelegenhei
ten ſchaden durch ihre Verabſåumung ihrem Prin:
zipal; ſie werden aber nicht nur dieſem wegen des
daraus entſtehenden Nachtheils , ſondern auch den
Erbſchaftsglaubigern , wegen Verdunkelung der
Maſſe, verhaftet.
S. 433. Ein nach §. 423. verſiegelt eingebrach.
tes Inventarium darf nicht eher , als bis fich der
Erbe gegen einen der Gläubiger oder legatarien
auf die Rechtswohlthat beruft, gedffnet werden .
Bom Jns S. 434. Ein jedes Inventarium muß ein mögs
ventario.
lichſt vollſtändiges Verzeichniß aller zum Nachlaſſe
gehörigen Vermögensſtücke , und aller daran ge
machten Anſprüche , ſo weit jede zur Zeit der In
ventur ; und durch die bey derſelben angeſtellten
Nachforſchu ngen und Erkundigun gen bekannt ge
worden find, enthalten .
S. 435. Die Angabe des Werths der Vermo
gensſtúde, oder doch eine ſolche Beſchreibung ders
ſelben , woraus der Werth erforderlichen Faus nås
her beurtheilt werden könne , iſt ber einem jeden
Inventario nothwendig.
§ . 436. Ob der Erbe das Inventarium gericht:
lich aufnehmen laſſen , oder es ſelbſt anfertigen wolo
le, hångt in der Regel von ſeiner Wahl ab.
§. 437.
Von Erwerbung des Eigenthums. 239

9. 437. Iſt jedoch der Nachlaß, auf den Untrag


der Gläubiger , zu ihrer Sicherheit gerichtlich vers
fiegelt worden ( . 387. ) ; oder können dieſelben
1
wahrſcheinliche Gründe zur Beſorgniß , daß der
Nachlaß unzureichend ſeyn werde, nachweiſen : To
muß das Inventarium , auf ihr Andringen , gericht
lich aufgenoinmen werden.
S. 438. Auch Privatinventaria find nach dem
den Landes - Juſtißcollegiis jeder Provinz vorges
ſchriebenen Formular einzurichten .
$ . 439 . Wenn einem Privatinventario die
J. 434. 435. vorgeſchriebenen Erforderniſſe der:
geftalt ermangeln , daß dadurch die Ausmittelung
der Beſchaffenheit des Nachlaſſes unmöglich wird,
To findet gegen den Erben die Vorſchrift . 427.
Unwendung.
1
$. 440. Ein jedes Privatinventarium muß , auf
Erfordern derjenigen , welche ein Intereſſe dabey
haben , von dem , welcher es aufgenommen hat,
eidlich beſtårkt werden . 2.7.17 , 220 .
5. 441. Auch ein gerichtliches Inventarium muß
der Erbe eidlich beſtårfen , wenn entweder gar
keine Siegelung vorhergegangen iſt, oder wenn er
dieſelbe ſpäter als vier und zwanzig Stunden nach
der Zeit , da der Erblaſſer verſtorben , oder deſſen
Ubleben ihm bekannt geworden iſt , nachgeſucht
hat.
S. 442. Gegen jedes Inventarium kann ein
Intereſſent,der an deſſen Aufnehmung nicht mit
vorgeladen ,oder dabey zugezogen worden , Era
innerungen machen , und Erläuterungen darüber
fordern .
§. 443. Wer eine Erbſchaft bloß mit Vorbehalt Einſchräns
antritt, der erlangt nur ein eingeſchránktes Eigens kungen der
thum des Nachlaſſes. nes Henes
S. 444. Er muß alſo den Erbſchaftsgläubigern, ficialerben.
wenn er ſich dieſes Vorbehalts gegen dieſelben be:
dienen
240 Erſter Theil. Neunter Titel.
+
dienen will, über den Nachlaß , deſſen Verwaltung
und Nußungen , Rechenſchaft ablegen .
+
§. 445. Doch haftet er demſelben nur für ein
grobes und måfiges Verſehen .
S. 446. Seine Verfügungen über den Nachlaß
ſind , ſo lange ihm darunter nicht, auf Antrag der
Gläubiger , gerichtliche Schranken geſegt worden ,
in Anſehung des Dritten , der ſich redlicher Weiſe
in Verhandlungen mit ihm eingelaſſen hat , gültig .
S. 447. So langé er aber ein ererbtes Grund:
ſtück nur als Beneficialerbe beſikt, kann er darüber ,
zum Nachtheile der Erbſchaftsgläubiger, keine gúls
tige Verfügung treffen.
S. 448. Es muß daher ben Eintragung ſeines
Beſigtitels auf ein ſolches Grundſtück die Ein :
ſchránkung , daß er nur als Beneficialerbe beſike,
in dem Hypothekenbuche mit vermerkt werden .
S. 449. Die uneingeſchränkte Diſpoſition er:
langt er erſt alsdann , wenn er ſich entweder ohne
Vorbehalt für Erben erklärt ; oder ein Prácluſions:
erkenntniß der unbekannten Erbſchaftsgläubiger
benbringt, und die Einwilligung oder Befriedi
gung der bekannten nachweiſet.
S. 450. Iſt die g . 448. verordnete Eintragung
nicht geſchehen , und hat ein Dritter redlicher
Weiſe , auf den guten Glauben des Hypotheken : 1
buchs , mit dem Erben in gerichtliche Verhand :
lungen über das Grundſtück ſich eingelaſſen ; ſo find
dieſelben gültig.
S. 451. Der Erbe, welcher dergleichen Verfü
gungen zum Nachtheile der Erbſchaftsgläubiger
vorgenommen , und bey deſſen Unvermogen , der
Richter, welcher die nach §. 448.. zu verfügende
Eintragung aus grobein oder måßigem Verſehen
verabſáumt hat , bleibt dieſen Intereſſenten vers
antwortlich.

$ . 452
von Erwerbung des Eigenthums. 241

. 452. Auch die Bezahlung der Erbſchaftsglåu:


biger muß der Beneficialerbe nur in derjenigen Ords
nung leiſten , welche die Geſeke nach Beſchaffenheit
ihrer Forderungen vorſchreiben.
$. 453. Erſchöpft er den Machlaß durch Zah :
lungen an einige Gläubiger dergeſtalt , daß ſel
biger zur Befriedigung derjenigen , denen die Ges
ſeße einen vorzüglichen Plak anweiſen , unzurei:
chend wird , ſo kann er ſich gegen folche vorzüg:
liche Gläubiger mit der Wohlthat des Inventa
rii nicht ſchußen .
§. 454. Vielmehr muß er denſelben aus fei:
nem eignen Vermögen auf To koch gerecht werden ,
als ſie erhalten haben würden ,wenn der Nachlaß
i unter die Gläubiger überhaupt nach geſekmåfiger
Ordnung wåre bertheilt worden .
9. 455. Wil der Erbe ſich gegen dergleichen bez
forgliche Vertretung ſicher ſtellen , ſo ſteht ihm frenim
auf Eröffnung des erbſchaftlichen Liquidationspro
Beſſes anzutragen .
S. 456. Was daben zu beobachten ſen, iſt in der
Prozeßordnung vorgeſchrieben .
§. 457. Wer ohneRichter und Recht in die Ver-Von fals
ſchen Erbent.
waltung einer fremden Erbſchaft : ſich eindrångt,
muß ſowohl dem Erben , als den Gläubigern , für
allen audj durch das geringſte Verſehen entſtandes
nen Schaden haften .
S. 458. Hat er bey Führung der Adminiſtration
fich den Verdacht der Treuloſigkeit zugezogen ,
oder die Maſſe mit ſeinem Vermögen dergeſtalt ver :
miſcht, daß der wahre Betrag des Nachlaſſes nicht
mehr zuverläßig ausgemittelt werden kann , ſo
haftet er den Gläubigern und · legatarien als
Selbſtſchuldner.
9. 459. Auch dem wahren Erben muß er den
wahrſcheinlichen Ueberreft des Nichlaſſes heraus
geben ; und der Erbe wird zur eidiichen Erhártung
Algem . Ocenb . 1. Band. dieſes
242 Erſter Theil. Neunter Titel.

dieſes Betrags , auf eine nach den Umſtänden von


dem Richter zu ermåfigende Summe, zugelaſſen .
Bon Vers S. 460. Meldet ſich zu dem Nachlaſſe des Ver.
lafſenjabaf ſtorbenen kein Erbe , ſo muß der Richter die Vers,
der Erbeun ſiegelung , und andere zur Sicherheit der Verlaſs
bekannt ift. ſenſchaft erforderlichen Anſtalten von Amtswegen
vorkehren .
Von der S. 461. Ein Gleiches. findet ſtatt , wenn die bes
Siegelung , kannten oder vermuthlichen Erben insgeſammt abs
weſend ſind , oder wenn ſich minderjährige, oder
andre ihren Sachen ſelbſt vorzuſtehen unfähige Pers
fonen unter denſelben befinden .
§. 462. Hat jedoch der Verſtorbene einen am
Orte gegenwärtigen Ehegatten hinterlaſſen , ſo bes
darf es , auch bey der Abweſenheit oder Unfähigkeit
einiger , oder aller übrigen Erben , dennoch der
Regel nach keiner von Umtswegen zu verfügenden
Siegelung .
g . 463. Vielmehr iſt der überlebende im Bes
fiße des Nachlaſſes verbliebene Ehegatte den an :
dern Erben' zur Vorlegung eines auf Erfordern
eidlich zu beſtårkenden Privatinventarii berpflichtet.
( $ 440. 442.)
S. 464. Die Obliegenheiten des Richters wegen
Publication eines vorhandenen Teſtaments find ges
hörigen Orts beſtimint. ( Tit. XII. S. 208. fqq.)
Wie es ju S. 465. Iſt zwar bekannt , wer Erbe Ten ; der
wenn nur Uufenthalt deſſelben aber iſt innerhalb dreyer Mo
Der Aufent: nate vom Todestage des Erblaſſers nicht ausges
halt des Ers
ben oder mittelt worden , ſo ſind der Erbe , und deffen 1
náchſte Verwandten , durch öffentliche Bekannt
machung zur Anmeldung bey dem Gerichte,
und zur Wahrnehmung ihrer Gerechtſame auf
zufordern.
S. 476. Der Zweck dieſer Aufforderung iſt
bloß , daß die Friſtenz der Erbſchaft, und die
dem Erben und ſeiner Familie daran zuſtehenden
Rechte
M
Za s l a n
:)
Von Erwerbung des Eigenthums. 243

Rechte ſo viel als möglich zur Kenntniß derſelben


gelangen ſollen .
S. 467. Es bleibt alſo auch die Art der Bes
kanntmachung , und wie dieſelbe nach Bewandniß
ber Umſtånde am zweckmäßigſten' geſchehen
könne, dem vernünftigen Ermeſſen des Richters
überlaſſen .
S. 468. Uebrigens muß dem abweſenden Ecs
ben , wenn er nicht ſchon mit einem Vormunde
verſehen iſt, ein ſolcher Vormund ſofort beſtelle
werden.
. 469. Dieſer muß wegen Untretung der Erb
ſchaft, und Verwaltung derſelben , die den Vor:
mündern überhaupt vorgeſchriebenen Pflichten bes
obachten .
S. 470. Wegen der Vorladung eines ſolchen
Verſchollenen zum Behufe ſeiner Todeserklärung
iſt das Erforderliche gehörigen Dres vorgeſchrieben .
( Th. 11. Tit. XVIII . Abſchn. VIII.) 4, 8218
S. 471. Iſt gar nicht bekannt , wer Etbe fer, fo tennt, wer
Erbe ſer ,
muß der Richter , nach Ablauf dreyer Monathe , unbes
vom Todestage des Erblaſſers, oder auch noch frů: kannt ifto
her , wenn es die Umſtånde des Nachlaſſes erfors
dern ,' demſelben einen Curator beſtellen.
S. 472. Dieſer muß , wegen An retung der
Erbſchaft und Aufnehmung eines Inventarii , die
Rechte des unbekannten Erben beobachten .
S. 473. Wegen Verwaltung des Nachlaſſes hat
zwar auch ein ſolcher Curator überhaupt die Rechte
und Prichten eines Vormunds;
§ . 474. Doch muß er ſo viel als möglich dahin
fehen , daß der Nachlaß in derjenigen lage , in wels
cher er ſich ben dem Ableben des Erblaſſers befuns
Ben þat , erhalten werde.
S. 475. Er.darf alſo keine Grundſtücke veråuſs
fern ; keine ſicher ausſtehende Capiralien auffündis
gen ; keine neuen Geichafte unternehmen ; und
auch
244. Erſter Theil. Neunter Titel.

quch das bewegliche Vermögen nur ſo weit als


,
es ben längerer Aufbewahrung verderben , oder
die Koſten dieſer Aufbewahrung dem Werthe der
Sache nicht verhältnißmåßig ſeyn würden ins

Seld Teßen.
S. 476. Vornehmlich aber muß der Eurator fich
die Ausmittelung und Entdedung des eigentlichen
Erben möglichſt angelegen Tenn laſſen .
§. 477. Sind dieſe Bemühungen fruchtlos,
fö müſſen der unbekannte Erbe und deſſen Er :
ben oder nåchſte Verwandten öffentlich vorgela :
. den werden .

478. Dieſe Vorladung 'muß in der Regel


nach Verlauf anderer drey Monatbe vom Tage der
Anordnung des Eurators geſchehen.
V. 479. Doch fann der Richter dieſe Friſt ver :
Långern , wenn noch Hoffnung , den Erben auf an:
dre Urt auszuforſchen , vorhanden iſt.
§. 480. Ben der Vorladung felbft ſind die Vor:
ſchriften der Prozeßordnung , von der Edictalcita:
tion eines Verſchollenen , zu beobachten.
S. 481. Meldet ſich in dem anberaumten Tér:
mine kein Erbe , ſo fällt der Nachlaß , als ein hers
renioſes Gut , dem Fiskus anţeim . ( Ch. II . Tit. XV.
Abſchn . II.)
Von der Les S. 482. Meldet ſich vor oder in dem anberaum :
gitimat ion ne ein Erbe , ſo muß er dem Richter ſein,
ões Erben. ten Termi
Erbrecht gehörig nachweiſen.
S. 483. Eine gleiche Verbindlichkeit liegt , auch
außer dem Falle des Lufgebotes , jedem Erben oby
deſſen Erbrecht nicht klar erhellet.
S. 484. Gründet ſich der angebliche Erbe auf die
gerekliche Erbfolge, ſo muß er den Grad ſeiner
Verwandſchaft mit dem Verſtorbenen beſtimmt an:
zeigen , und gehörig nachweiſen. ...
S. 485 .
Pon Erwerbung des Eigenthums. ' 245

S. 485. Sodann muß der Richter· prüfen : 06 1.


Vermuthungen , daß noch nåhere oder gleich nahe
' Verwandte vorhanden ſind , obwalten .
S. 486. Finden ſich keine dergleichen Vermus
thungen , ſo muß der Nachlaß dem ſich meldenden
Erben , gegen die bloße' an Eidesſtatt abzugebende
Verſicherung : daß ihin keine nähere oder gleich
nahe Verwandten des Erblaſſers bekannt ſind , ver:
abfolgt werden .
Ø 487 finden ſich aber folche Vermuthungen ,
ſo muffien dieſelben zwiſchen dem ſich angebenden
Erben , und dem entweder ſchon beſtellten oder noch
zu beſtellenden: Verlaſſenſchafts : Curator, någer er:
ortert werden .
N. 488 Ob zu diefer Erörterung , außer dem
allaomeinen Aufgebote des Nachlaſſes (S. 477. 199. )
noch eine beſondre öffentliche Vorladung der ver
murhlich noch vorhandenen nähern..oder gleich nas
hen Verwandten erforderlich ſen , bleibt nach Bes
wandirib .der Umſtände, dein , richterlichen Ermeſſen
vorbehalten.
$ . 489. Erhellet fo viet, daß zwar nåhere oder
gleich nahe Verwandte vorhanden geweſen ſind ; eBay
iſt aber ungewis : ob fich : diefelben noch am leben / us
befinden , ſo muß auf den im erſten Titel 9. 38. vor
1 geſchriebenen Grundſak Rückſicht- genommen werden.
S. 490. Der Erbe , welcher ſich nach Vors
ſchrift J.. 484. legitimirt: hat . kann der Regel nach
fordern , daß er in der Zwiſchenzeit zum Curator
des Nachlaſſes beſtellt , und ihm in dieſer Ei
genſchaft die Verwaltung; deſſelben übertragen
marde.

S. 491. Doch bleibt dem Nichter fren , nach


dem Gewichte der dem Anmelder entgegen ſte:
henden Vermuthungen , oder wenn derſelbe zu
denjenigen Perſonen gehört, die im Prozeſſe einen
Roſtenvorſtand leiſten müſſen , die Verwaltung des
2. 3 Nacha
246 Erſter Theil. Neunter Titel.

Machlaſſes durch den bisherigen Curator fortſeßen


zu laſſen , oder Cautionsbeſtellung zu fordern .
§ . 492. Sind aber die für das Daſeyn nåßerer
oder gleich naher Verwandten obgewalteten Vers
muthungen , nach richterlichem Ermeſſen Kinláng:
lichy gehoben , ſo wird der Nachlaß dem , welcher
fich gemeldet und legitimiret hat , zur freyen Ver:
fügung überlaſſen .
9. 493. Von der legitimation eines Erben , der
ſein Erbrecht auf einen Vertrag oder eine lekte Wils
lensverordnung gründet , iſt das Nöthige gehörigen
Orts feſtgelegt. ( Tit. XII . Q. 242. 199)
Von den . 494. Erben , gegen welche, nach erfolgter

der Prdeiw öffentlicher Vorladung , ein Präcluſionsurtel er:


fion inne gangen iſt, werden zwar dadurch , ſo lange die Ver:
ten Erben. jáh ungsfriſt noch nicht verfloſſen iſt , ihres Erbs
rechts ſelbit noch nicht verluſtig ;
$ . 495. Sie müſſen ſich aber alle Verfeigungen
gefallen laſſen , welche der Beſiger des Nachlaſſes
in Anſehung eines Dritten darüber getroffen hat.
$ . 496. Nur in fo ferrr der Erbſchaftsbeſißer et:
was von dem Nachlaſſe aus bloßer Frengebigkeir,
es ſey unter Lebendigen oder durch lektwillige Vers
ordnung , an einen Dritten übertragen hat ; und
daſſelbe noch in den Händen des Empfängers iſt,
oder dieſer dadurch in dem Beſiße eines Vortheils
ſich noch wirklich befindet : kann der wahre Erbe
Dergleichen Sache oder Summe von ihm guls
růcffordern .
J. 497. , Die Nechte eines nach der Präcluſion
fich meldenden Erben gegen den Befißer der Erbs
ſchaft ſelbſt , find nach den Vorſchriften des Sie:
benten Titels , je nachdem lekterer ſich in einem
"redlichen oder unrechtfertigen Beſige befunden hat,
zu beſtimmen .
§. 498. Doch muß auch der redliche Beſiker
ber Erbịchaft , welcher die Subſtanz gang oder
jul !!
von Erwerbung des Eigenthums. 247

gum Theil gegen Entgelt veräußert hat , dem wahs


ren Erben für den daraus gelofeten Werth gerecht
werden .

S. 499.Würde er aber durch dieſen Erſak ders


geſtalt zur Dürftigkeit gebracht , daß er ſich nicht
mehr ftandesmäßig ernähren könnte , lo fann er
auf die Rechtswollthat der Competenz Anſpruch
machen .

N e'unter Abrchnitt.
Von der Verjabrung.

N. 500. Wenn durch den Ablauf einer beſtimms Begriff.


ten Zeit , wegen unterlaſſener Ausübung gewiſſer
Rechte , eine Veränderung an dieſen Rechten vers
möge der Gefeße entſteht , 10 iſt eine Verjährung
vorhanden.
§. 501. Durch die Verjahrung können ſowohl Einthep
lung.
Rechte , die jemand gehabt hat , verloren , als neue
Rechte erworben werden .
S. 502. Soll durch Verjährung nur ein Recht
verloren , und der Verpflichtete bloß von der dar:
aus fließenden Verbindlichkeit fren werden , ſo ift
in der Regel der Nichtgebrauch des Rechts dazu
hinreichend.
§ . 503. Soll aber ein neues Recht durch Ver:
jährung erworben werden , ſo iſt , außer dem Nicht:
gebrauche des enigegen ſtehenden Rechts , auch der
Bilik und die Ausübung dieſes neuen Rechts von
Seiten des Erwerbenden, dazu nothwendig.
S. 504. Rechte des Eigenthums erloſchen nicht Gegenftårs
durch die Unterlaſſung des Gebrauchs, ſo lange die de .
Sache oder das Recht, welche den Gegenſtand des
Eigenthums ausmachen, in dem Beſige des Eigen
thumers ſich befindet.
S. 505. Rechte der natürlichen oder der all:
gemeinen bürgerlichen Freyheit , denea durch Ges
24 febe
248 Erfter Theil . Neunter Titel.

feße oder rechtsgültige Willenserklärungen keine bez


ſondere Form oder Beſtimmung vorgeſchrieben iſt
(Res merae facultatis) , gehen durch die bloßeUnters
laſſung des Gebrauchs derſelben nicht verloren .
S. 506. Dies gilt beſonders von dem Rechte,
' in ſeiner eignen Sache etwas , worüber die Ges
ſeße nichts beſonders beſtimmen , zu thun ) oder
nicht zu thun.
S. 507. Doch kann auch gegen ſolche Befugniſſe
ein Unterſagungsrecht durch Verjährung, erworben
werden . ( Tit. VII . . 86. 128.)
$. 508. Perſönliche Rechte an einen Andern ,
ingleichen Rechte auf fremdes Eigenthum , können
in der Regel durch den bloßen Nichtgebrauch,
erloſchen .
S. 509. Auch das Recht , jährliche Leiſtungen
und Abgaben von der Perſon oder dem Grundſtücke
eines Andern zu fordern kann. Durch den bloßen
Nichtgebrauch verjáhrt werden .
S. 510. Doch findet die Verjährung nicht ſtatt ,
wenn entweder aus einer während der Friſt geäußer:
ren Erklärung des Berechtigten , oder aus der Bes
fchaffenheit der Zeiten , aus der Verfaſſung der Ver .
PŘichteten , oder aus andern Umſtänden , klar er:
bellet, daß die Einforderung ſolcher Gefälle aus,
bloßer Nachſicht unterlaſſen worden .
§ . 511. Rechte auf unbewegliche Sachen, die
im Hypothekenbuche eingetragen ſind , können .
weder durch den bloßen Nichtgebeauch erlöſchen ,
noch kann “ ein denenſelben entgegenſtehendes .
Recht mittelft der Verjährung durch Beſit era
worben werden .
Ilgemeine S. 512. Keine Art der Verjáýrung kann gegen
Giuuifde. den anfangen, welcher von ſeinem Rechte nicht hat
unterrichtet fern können .
8 513. Daß jemand von ſeinem Rechte keine
Madridt erhalten fånilen , wird nicht vermutbet .
S. 514 .
1

Von Erwerbung des Eigenthums. 249

$ . 514. Wer die Handlung oder Begebenheit


erfahren hat, auf wetche ſein Recht fich gründet,
kann die Unwiſſenheit der daraus entſtehenden
rechtlichen Folgen gegen die Verjährung in keinem
Falle vorſchüßen.
8.515. Iſt die Verjährung einmal angefangen
werden , ſo wird der lauf derſelben dadurch , daß
das Recht in der Zwiſchenzeit an einen davon nicht
unterrichteten Beſißer gediehen iſt, nicht geheimt.
$ . 515. Auch gegen den , welcher ſein Recht zu
gebrauchen , oder zu verfolgen gehindert wird , kann
keine Verjährung anfangen .
S. 517. Es macht dabey keinen Unterſchied : '06
das Hitiderniß in der Natur und Beſchaffenheit des
Rechts ſelbſt liegt , oder von außen her entſteht.
. 518. So langejemand zum Dienſte des Staats
in fremden Sanden ſich auftålt, kann keine Vers
jährung wider ihn angefangen werden .
8. 519. Gegen den Eigenthümer eines Grunds
ſtůcks fanit, ſo lange derſelbe zum Dienſte des
Staats auch nur in einer andern königlichen Provinz
ſich aufhålt, keine dies Grundſtück betreffende Ver
jährung anfangen .
. 520. Wenn jedoch ein ſolcher Abweſender ( $.
518. 519.) während der Dauer feines auswärtigen
Dienſtes, auch nur auf eine Zeit lang in feine Heiz
math , oder in die Provinz , wo das Grundſtück ges
legen iſt, zurückkehrt; ſo kann wåhrend dieſer Zeit
die Verjährung wider ihn ihren Anfang nehmen.
. 521. Zum Nachtheile eines Gutseigenthümers
kann keine Verjährung gegen deſſen Pächter , wohl
aber gegen den Verwalter, angefangen werden .
S. 522. Gegen Militairperſonen , welche des
Kriegs wegen ihr Standquartier verlaſſen müſſeny
kann eine Verjährung erſt nach geendigtem Krieger
oder nach einer während des Krieges erfolgten Ents
laſſung aus den Kriegsdienſten anfangen.
1, Tb. I. Sand. R. 5 § . 523 ,
150 Erſter Theil. Neunter Titel.

$ . 523. Bey andern Perſonen hindern Krieg


und andere Sandplagen den Anfang der Verjah :
rung nur in ſo fern , als damit ein Stillſtand der
Rechtspflege verbunden iſt.
S. 524. Zwiſchen Eheleuten kann, ſo lange dieſe
Elle dauert, keine Verjährung anfangen.
525. Uuch nicht zwiſchen Vätern und Kins
+
bern , ſo lange lektere fich in der Gewalt der erſtern
befinden .
§. 526. Stein Vormund kann eine Verjährung
gegen ſeinen Pflegebefohinen anfangen , ſo lange
er der Vormundſchaft über ihn noch nicht förmlich
entlaſſen ijt.
. 527. Auch kann ein Pachter, Verwalter oder
anderer unvollſtändiger Beſißer einer Sache, in Uns
fehung derſelben eine Verjå rung gegen den , in
beſſen Namen er beſigt, zu Gunſten ſeiner eignen
Sache während ſeiner Beſißzeit nicht anfangen.
1
$. 528. Gegen den , welchem das rechtliche Ges
hór verſagt wird , kann keine Verjährung angefaní
gen werden.

§ . 529. Auch wenn ein ſolches Hinderniß im


Laufe der Verjährung eintritt , wird die Fortſeßung
derſelben ſo lange unterbrochen , als das Hinderniß
dauert,
. 530. Dagegen wird durch andere Hinderniſſe,
die nach angefangener Verjährung erſt eintreten ,
der Fortlauf derſelben nicht gehemmt.
S. 531. Iſt jedoch die zur Verjährung beſtimmte
Friſt abgelaufen , ehe noch das inzwiſchen eingetre:
tene Hinderniß wieder gehoben worden , fo kann
der Verhinderte noch innerhalb Vier Jahren von
Zeit des gehobenen Hinderniſſes an , auf Wieder:
einſetung in den vorigen Stano gegen die vollen
dete Verjährung antragen .
§ . 532. Wird das Hinderniß zwar noch vor 26 ,
lauf der Verjährungsfriſt, jedoch erſt innerhalb der
legten
Von Erwerbung des Eigenthums. 251

leßten Vier Jahre , wieder gehoben , ſo kommt die


Wiedereinſëßung in den vorigen Stand dem Vers
hinderten ebenfalls innerhalb Vier Jahren nach er:
folgter Hebung des Hinderniſſes zu ſtatten .
S. 533. Stirbt der , gegen welchen die Verjah
rung lief, vor gehobenem Hinderniſſe oder vor Abs
lauf der vier Jahre ; ſo geht die Rechtswohlthat der
Wiedereinſegung und die dazu noch rückſtändige
Friſt auf den Erben über.
S. 534. Die Wirkung dieſer Rechtswohlthat iſt,
daß dem , welcher davon innerhalb der beſtimmten
Friſt Gebrauch macht , und ſein Recht gehörig aus:
ůbt , oder verfolgt, die Berjährung nicht entgegen
geſegt werden kann.
S. 535. Die Verjährung durch bloßen Nichtge. Von der
brauch kann gegen Unmundige und Minderjährige, rung durch
Nichtges
während der Minderjährigkeit, nicht anfangen.
brauch .
S. 536. Wenn aber ein Recht, nach bereits an Anfang
gefangener Verjährung , auf einen Unmündigen berjelbena
oder Minderjährigen , der mit einem Vormunde
verſehen iſt , übergeht ; ſo wird dadurch der Fort
lauf der Verjährung nicht gehemmt.
8.537. Wird hingegen die Verjährung máộc
rend der Minderjährigkeit vollendet , fo kommt dem
Minderjährigen die Wiedereinſeßung in den vori:
gen Stand binnen vier Jahren , nach aufgehobes
ner Vormundſchaft, zu ſtatten. (9. 531.)
S. 538. War die Verjährung durch Nichtge
brauch gegen einen Minderjåhrigen abgelaufen , ſo
können die Erben deſſelben , auch wenn ſie ſelbſt
unmündig oder minderjährig , jedoch mit einem
Vormunde verſehen ſind , nicht aus ihrer eignen ,
ſondern nur aus der Perſon ihres Erblaſſers, auf
die Wiedereinfeßung in den vorigen Stand an:
ſpruch machen .
S. 539. Es kommt ihnen alſo nur diejenige Friſt
zu ſtatten , welche der Erblaſſer , wenn er gelebt
hátte ,
252 Erſter Theil. Neunter Titel.

hätte , som Tage ſeiner erlangten Großjáhrigkeit


ant , noch gehabt haben würde .
Da 5
: 40.
,
,
S. 541. So bald für einen Abwefenden die Bez
ftellung eines Curators nöthig gefunden worden , kann
snach dieſer Zeit keine Verjährung durch Nichtges
brauch wider ihn anfangen.
S. 542. Bloße Perſchwender, wenn ſie auch un
ter Vormundſchaft gefekt worden , können auf dies
fes Privilegium keinen Unſpruch machen .
D. 543. Gegen Rechte , welche nur bey gewiſſen
Gelegenheiten ausgeübt werden können , fångt die
Verjährung erſt von der Zeit an , da ſich eine ſolche
Gelegenheit ereignet hat.
S. 544. Uuch inuſſen :,, wenn ſolche Rechte durch
den bloßen Nichtgebrauch erloſchen ſollen , ſeit dem
Unfarige der Verjährung wenigſtens noch zmen Ges
legenheiten , wo die Ausúbung des Rechts gåtte
ftatt finden können , vorgekommen feyn ..
§. 545. Gegen andre Richte fångt die Verjáha:
rung von dem Tage an , wo die Erfüllung der Vers
bindlichkeit zuerſt gefordert werden konnte.
Sritraunt.. S. 546. Die einmal angefangene Verjährung:
durch Nichtgebrauch wird e. wenn die Geſeke nicht
ausdrücklich eine andere Friſt beſtimmen , in einem
Zeiträume von dreyßig. Jahren. vollendet. (9.629 ..
199.)
S. 547 Sie endiget ſich allemal mit dem Ablaufe
des leßten Tages des beſtimmten Zeitraums..
S. 548. Durch die ben Schaltjahren zutreten :
den Eage wird die Verjátrungszeit nicht geändert.
S. 549. Sft die Verjährung in einem Schaltjahre
mit dem Neun und zwanzigſten Februar angefangen,
To fåuft . ſie mit dem tetten Februar desjenigen Jah:
ges ab , welches die Verjákrungsfriſt beſchließt.
§ . 550.
!
Von Erwerbutig des Eigenthumb..253

9. 550. If die Verjährungsfriſt auf Monathe


eingeſchränkt, ſo werden ſo vielmal Dreyßig Sager
als Monathe find, gerechnet.
S. 551. Mit dem Augenblicke, da jemand ſeine Unterbres
chung.
Klage bey dem gehörigen Richter anmeldet , wird
die Verjährung durch Nichtgebrauch unterbrochen. :
552. Die Klage vor einem ungehörigen Nich:
ter unterbricht die Verjährung nur , 'wenn ſie bin
nen Einem Jahre nach erfolgter Zurückweiſung bent
dem gehörigen Richter angemeldet worden . -
S. 553. Hat aber der ungehörige Richter die
Klage angenommen , nnd dadurch den Klåger in
ſeinem Jrrthüme beſtårkt, To iſt die Verjährung für
unterbrochen zu achten .
§ . 554. Wird die gehörig angemeldete Klaget
nicht nach der Vorſchrift der Gefeße verfolgt , ſo
fångt von dem Sage an , wo der Kláger die Sache
þåtte fortſeßen können und follen , seine neue Vers
jáhrung wieder ihn an .
S. 555. So lange aber die Sache nur durch die
Schuld des Richters liegen bleibt , läuft keine Vers
jåhrung.
§ . 556. Wirb der Klåger durch ein Dekret abzi
gewieſen , und macht er von den dagegen zulåfigen
Rechtsmitteln binnen Dreyßig. Tagen keinen Gesi
brauch , ſo nimmt mit dem Ablaufe dieſer Friſt dies
neue Verjährung wider ihn den Anfing.
S. 557. Hat er ein wirkliches Erkenntniß , wo :)
durch er abgewieſen worden , rechtsfråftig werden
laſſen , ſo hat es daber lediglich fein Bewenden .
S. 558. Uudy wenn ihın das eingeklagte Rechti
durch ein rechtskräftiges Urtel wirklichy, zuerkannt:
worden , kann dennoch eine neue Verjährung durch
Nichtgebrauch wider ihn anfangen . postów
559 : Der Unfang dieſer neuen Perjahrung
iſt ben Zahlungen oder : Präftationen , die zu einer
gewillen Zeit, oder bey einer gewiſſen Gelegenheit?
geleiftet
254 Erſter Theil. Neunter Titel.

geleiſtet werden ſollen , der Tag , wo die Zahlung


oder Pråſtation zum erſtenmale fållig war.
S. 560. Bey andern Rechten nimmt die neue
im Verjókéung erſt nach einem Jahre , von dem Tage
an , da das Urtel rechtskräftig geworden iſt, ihren
Unfang.
S. 561. Eine bloß außergerichtliche Erinnerung
ift , für ſich allein , die Verjährung zu unterbrechen
noch nicht hinreichend.
S. 562. Durch gegenſeitiges: Unerkenntniß des
Rechts aber wird die Verjährung immer unters
brochen.
jf . 563. Von der Zeit einer ſolchen Unters
brechung kann ſie jedoch von neuem angefangen
werden .
S. 564. Iſt die Verjährung bereits vollendet , ſo
hebt ein Anerkenntniß des verloſchnen Rechts die
Wirkung derſelben nur in fo fern auf , als aus dies
ſem Anerkenntniſſe; nach den Gefeßen , ein neuer
Rechtsgrund entſteht.
Dertråge 565. Ueberhaupt hångt es von den Partenen
über die
Boriábs ab , bey Schließung eines Vertrags der Verjaka
tung. rung und dem daraus entſtehenden Rechte , auch
im Voraus , zu entfagen ; ingleichen kürzere oder .
långere Friſten dazu , als die geſegmáßigen find ,
zu verabreden .
S. 566. Es muß aber ein ſolcher Vertrag , ben
Strafe der Nichtigkeit dieſer Verabredung , gerichts
lich verlautbart , und wenn er ein Grundſtåck oder
ein darauf eingetragenes dingliches Recht betrift, in
den gerichtlichen Grund und Hypothekenbüchern
verzeichnet werden .
$ . 567. Vertrage dieſer Art, die nicht ein bes
ſtimmtes Geſchäft , oder einen beſtimmten Gegen:
ſtand: betreffen, find, ſo weit fie etwas über die
Verjährung beſtimmen follen , ohne rechtliche
î Wirkung .
$. 568.
Von Erwerbung des Eigenthums. 255

§. 568. Die vollendete Verjährung durch Nicht: Wirkung


der Veridos
gebrauch wirkt die rechtliche. Vermuthung, daß die rúng.
ehemals entſtandene Verbindlichkeit in der Zwi:
(dhenzeit auf eine oder die andere Art gehoben
worden .
H. 569. Dieſe Vermuthung kann nur durch den
vollſtändigen Beweis , daß der andere unredlicher
Weiſe , und gegen beſſeres Wifen von ſeiner noch
1
fortwährenden Verbindlichkeit, ſich der Erfüllung
derfelben entziehen wolle , entfråftet werden .
§. 570. Wer einen Theil feines Rechts ausübt,
der erhålt dadurch das ganze Recht.
f. 571. Dagegen kann von mehrern in fich vers
( chiedenen , obgleich aus einerlen Rechtsgrunde ent:
fpringenden Befugniſſen , die eine durch Verjährung
erlöſchen , wenn gleich die andere durch fortgeſette
Ausübung erhalten wird.
S. 572. Hann ein Recht auf mancherley Art auss
geübt werden , ſo wird der B fißer deſſelben das
durch , daß er ſich bisher nur einer Urt der Auss
übung bedient hat , in ſeinem Rechte nicht einges
ſchránkt.
§. 573. Ein Recht in einem fremden Grunds
ſtücke geht , in Anſehung des Ganzen , dadurch nicht
verloren , daß die Ausübung deſſelben bisher nur
auf einem gewiſſen Theile geſchehen iſt.
S. 574. Sollin benden Fällen (s . 572. 573.) der
Berechrigte in der Art der Ausübung, oder in Uns
ſehung des Bezirks , worauf ſie ſtatt findet, durch
Verjährung eingeſchränkt werden , ſo muß der Vers
pflichtete, oder ein Dritter , den Befiß eines Unter
ſagungsrechts gegen ihn beſonders erlangt, und ſich
dabey durch die Verjährungsfriſt behauptet haben .
( Tit. VII. S. 86. )
§. 575. Ben mehrern Miteigenthümern untheil
barer , oder gemeinſchaftlich beſeſſener Sachen und
Rechte kommt das , was in Anſehung des einen
Mitbes
! 256 Érſter Theil . Neunter Titel.

Mitberechtigten die Verjährung hindert , oder unter:


bricht, in Anſehurg derſelben Sache oder Rechts
auch den übrigen zu ſtatten .

8. 576. Hingegen kann einer unter mehrern Mit:


verpflichteten , deren Verbindlichkeit aus einem und
eben demſelben Rechte entſpringt , bloß um des
willen , weil das Recht' gegen ihn nicht ausgeübt
worden , ſich mit der Verjährung keinesweges
fchúßen .
§ . 577. Soll demſelben die Verjährung zu ſtat:
ten kommen , ſo wird erfordert, daß er dem Bes
rechtigten die Leiſtung der Pflicht ben geſchehener
Aufforderung verweigert, und der Berechtigte da :
ben die geſegmáßige Friſt hindurch fidh beruhigt
Habe. ( Tit. VII . § . 126.)

§ . 578. Es geht alſo auch ein gegen eine ganze


Gemeine überhaupt ausgeübtes Recht gegen einta
zelne Mitglieder bloß dadurch , daß es gegen ſie
inſonderheit binnen rechtsverjährter Zeit nicht auss
geübt worden , keinesweges verloren , ſondern dieſe
múffen ihre Befreyung davon auf die im . 577 . bes
( chriebne
83579. Art beſonders erworben haben .
II. Derico Die Verjährung durch Beſig findet in
mung durch allen Fällen ſtatt, wo jemand eine Sache oder
Semihn: Recht , aus einem Titel , der an ſich zur Erlangung
liche Wers des Eigenthums geſchickt iſt, durch die in den Ges
Ihrung.
ſeßen beſtimmte Friſt, ruhig und redlicher Weiſe
beſeſſen hat. (
: 580. Durch einen ſolchen verjährten Beris
werden Sachen und Rechte nur in ſo weit errors
ben , als überhaupt das Eigenthum von Sachen
und Rechten dieſer Art auf den Erwerber über :
gehen kann.
S. 581. Wenn eine Sache durch Geſeße dem
bürgerlichen Verkelir ganz entgegen worden , ſo i
kann ſie durch keine Verjährung erworben iverden.
§. 582.
Von Erwerbung des Eigenthums. 25.7

§ . 582. Ein Gleiches gilt von Sachen , die durch


rechtsgültige Privatverfügungen dem Verkehre ents
zogen worden, in fo fern dieſe Verfügungen den Ers
werbenden verpflichten können . (Tit. IV. 8. 15 19.)
S. 583. Außerdem aber wird durch Irrthum in
den Eigenſchaften der Sache die Verjåhrung durch
Beſit nicht gehindert.
584. Sachen und Rechte, die jemand durch
Gewalt oder Diebſtahl an ſich gebracht, und an
einen andern überlaſſen hat , können von dieſem , 2
wenn er auch ein redlicher Beſiger wäre , durch die
gewöhnliche Verjährung nicht erworben werden.
CS. 648.)
B. 585. Hat aber ſchon der nåchſtvorhergehende
Befißer die Sache oder das Recht redlich bere
ſen , ſo hindert der Einwand , daß ein Dritter dies
ſelben geſtohlen , oder geraubt habe , die Verjáh
rung nicht
8. 586. Wer den vorhergehenden Befißer nicht
angeben kann , Þat in der Regel die Vermuthung
1
gegen fich , daß er die Sache von einem ſolchen,
welcher fie durch Gewalt oder Diebſtahl an ſich ges
!
bracht , erlangt habe. ( Tit. XV. 5. 37. 38. 39.)
S. 587. Wer wegen Mangels perſönlicher Eiz
genſchaften das Eigenthum gewiffer Sachen oder
Nechte zu erlangen unfähig iſt, der kann dieſelben
auch durch Verjágrung nicht erwerben .
S. 588. Erft von der Zeit, da dieſe Unfähigkeit
gehoben worden , kann die Verjährung angefangen
werden .
S. 589. Alles , was die Befikergreifung, im
rechtlichen Sinne , verhindert , das hindert auch
den Anfang der Verjährung durch Beſik. ( Tit. VII.
D. 96 : 108. )
ļ J. 590. Alles , was dem Anfange der Verjah- Anfang.
rung überhaupt entgegen ſteht, das Kindert ihn
auch bei dieſer Art derjelben. (S. 512. 199. ) :
Algem . Geferb, I. Band. R $ . 591 .
258 Erſter Theil. Neunter Titel.

i §. 591. Wer den Beſik aus einem zur Erlan :


gung des Eigenthums nicht geſchichten Titel, oder:
unredlicher Weiſe erworben hat, kann niemals eine
Verjährung durch Beſik anfangen. ( §. 663.)
§. 592. Inſonderheit kann gegen ein rechtskraf
tiges Urtel von dem , wider welchen es ergans
1
gen iſt , keine Verjährung durch Befit angefangen
werden .
9. 593. Dagegen wird durch perſönliche Eigen:
ſchaften , wegen welcher die Verjährung durch
Nichtgebrauch keinen Anfang nehmen kann ($ : 535.
540.541.), der Anfang der Verjährung durch Bes
fiß nicht gehindert.
S. 594. Wenn jeðoch gegen dergleichen Perſo:
nen die Verjährungsfriſt vor gehobenem Hinder:
niſſe abgelaufen iſt, fo kommt denſelben die Wies
dereinfikung in den vorigen Stand gegen den 26:
lauf der Verjährung durch Beſik eben ſo , wie ben
der Verjährung durch Nichtgebrauch , žu ſtatten .
CS . 537. ſqq.)
9. 595. Uuch kann gegen folche Unmůndige,
Minderjährige, Wahn oder Blödſinnige und Taub
ſtumme, denen nach den Gefeßen ein Vormund
hátte beſtellt werden ſollen , ſo lange dieſe Beſtel
lung noch nicht erfolgt iſt , keine Verjährung durch
Beſik anfangen .
Fortierung 8. 596. Soll ein Rechtz, welches gewöhnlich
ausgeübt werden kann , durch die ordentliche Vers
jáhrung erworben werden , ſo muß deſſen Ausübung
nach der Beſikergreifung jährlich wenigſtens eins
mal erfolgt ſenn. ( S. 649. )
G. 597. Wird ein dergleichen Recht in einem
gangen Jahre gar nicht ausgeübt , fo ruht inzwiſchen
die Verjährung .
M. 598. Die Jahre, während welcher das Recht
geruhet hat , kommen bep Berechnung der Verjah:
rungsfriſt nicht mit in Anſchlag.
S. 599 .
Von Erwerbung des Eigenthums. 259

8. 599. Wenn der Anfang und das Ende des


Beſißes nachgewieſen iſt , ſo wird vermuthet , daß
die Uusübung des beſeſſenen Rechts auch in der
Zwiſchenzeit fortgeſekt worden .
V. 600. Dagegen iſt aber auch über jeden der
vorbenannten beyden Zeitpunkte ein beſonderer
nach Vorſchrift der Geieße vollſtändig geführter
oder erfüllter Beweis erforderlich.
9. 601. Was den Beſig unterbricht , das unter: Unterbres
chung ,
bricht auch die darauf ſich gründende Verjährung.
(Tit . Vit: S. tit. lag.)
I. 602. Hat jedoch jemand den Beſit einer
Sache, die er verlaſſen hatte , noch ehe diefelbe von
einem Undern in Beſik genommen worden , wiesz
Der ergriffen , ſo wird die Zwiſchenzeit , wo die
Sache in 'niemands Befiß geweſen iſt, von der Vera
jährungsfriſt nicht abgerechnet.
. 603. Durch Uniteldung der Klage, oder durch
Einlegung einer gerichtlichen Proteſtation , wird die
Verjährung durch Beſig in ſo fern unterbrochen , als
darauf eine Bekanntmachung an den Beſiger erfolgt.
V. 604. Daß zwiſchen dem Zeitpunkte der
Anmeldung und der wirklich erfolgten Bekannte
machung die Verjährungsfriſt abgelaufen iſt,
kommt dem Beſißer nicht zu ſtatten.
Ŝ. 605. Hat aber der Klåger die Klage zurück :
genommen, oder den Betrieb der Sache liegen laſ
fen , dergeſtalt , daß der Richter nach Vorſchrift der
Prozeßordnung , mit Repoſition der Uften zu vet:
fahren herechtigt geweſen ; ſo iſt die Verjährung
für nicht unterbrochen zu achten.
S. 606. Ein Gleiches findet ſtatt, wenn der
Klåger oder Proteſtirende durch ein Defrer abges
wieſen wird , und ſich daben länger als dreyßig
Tage nac , Erhaltung des Defrets beruhigt.
J. 607. Iſt hingegen die Klage oder Proteſtation
dem Beſitzer einmal gehörig bekannt gemacht wor
R 2 dent
r ter
260 Erſte Theil. Neun Titel.

ch nterbroc hne
den , ſo kann dieſer die dadur u Ver.
ng niemals wieder anfangen .
jålru
. 608. In Fållen , wo die Gefeße, ſtatt der
gewöhnlichen Vorladung , Edictalcitation zulaſſen,
pertritt lekterer auch hier die Stelle der Bekannt:
machung,
H. 609. Uebrigens macht es keinen Unters
ſchied : pob die Klage oder Proteſtation bloß gegen
den Befikſtand , oder auch gegen das Beſißrecht
ſelbſt gerichtet iſt.
g. 610. Wegen der bey einem ungehörigent
Richter angeſtellten Klage oder eingelegten Protes
ſtation finden die Vorſchriften J. 552. 553. An
wendung.
9. 611, Uußergerichtliche Handlungen unter:
brechen die Verjährung durch Beſiß nur in ſo
den Beſißer von der Unrechtmäßig
fern , als ſie s
eng
e hren tåndi
keitBdes überfü , oder den vollſ :
gen Beſit ſelbſt aufheben .
S. 612. Bloße Pfändungen alſo unterbrechen
die Verjährung nicht, wenn der gepfåndete,
deſſen ungeachtet , die Ausübung des Rechts
fortſeßt.
$. 613 : Feder Nachfolger im Beſige, er ſey
Erbe , oder nicht , kann die Verjährung ſeines
Vorfahren fortſeßen , in ſo fern er nur ſelbſt ein
redlicher Beſißer iſt.
$. 614. Auch kann ein ſolcher Nachfolger,
außer dem Falle des S. 584. die Verjährung an
fangen , wenn gleich der Beſig ſeines Vorfahren
unredlich geweſen iſt.
D. 615. So weit aber jemand unredlicher Weiſe
zum Beſik einer Sache gelangt iſt , kann er we:
ber die Verjährung ſeines Vorfahren fortſeßen ,
noch eine neue Verjálrung , in Anſehung dieſer
Sache , ſo wenig gegen ſeinen Vorfahren im Bes
fiße , als gegen den Eigenthümer anfangen .
$ . 616 .
1
Vun Erwerbung des Eigenthums. 261

§ . 616. Dem Erben , welcher die Verjährung


des Erblaſſers fortfeßt , kommt ben der Berechy
nung des Zeitraums auch die geſekliche Ueberle:
gungsfriſt zu . ftatten.
S. 617. Um eine neue Verjährung ſolcher
Sachen , die im Nachlaſſe vorgefunden worden,
anzufangen bedarf der Erbe keines beſondern
Suels .
9. 618. Wer den Beſik, einer Erbſchaft unred
ficher Weiſe erworben hat , der kann aud) gegen
den Eigentümer einzelner darunter begriffener
Sachen und Richte keine Verjährung vorſchüßen.
$ . 619 .. SI ager der Fehler der Unredlich feit
in Unſehung des Wabrin Erben gehoben : wor:
den : 10 fann der Eigenrhůmer einer befondern
im Nachlajje befinditchen Sache dieſen Fehler
dem Erbſchaftsbejißer nicht vorrücfen ; fobald in
Unſehung dieſer beſondern Sache keine Unredlich :
keit obgewaltet har.
0. 620. Die gewöhnliche Verjährung wird in Zeitraum .
einem Zeitraume von Zehn Jahren vollendeteto us!
$. 621. Befindet ſich aber der , gegen welchen
verjåhrt werden foll , außerhalb der Provinz , lo
wird jedes Jahr Abweſenheit: nur auf die Hälfte
oder für Sechs Monathe gerechnet.
$. 622. Die geographiſchen Gränzen des Dis
ſtrikts , in welchem ſich ein eignes Landes - Juſtiz
Collegium : befindet , beftimmen : im rechtlichen
Sinne , den Umfang der Provinz.
S. 623. Uuf Abweſenheiten außer der Pro
vinzi welche tein volles Jahr hinter einander ges
dauert haben , wird ,. ben . Berechnung der Vera
jáhrungsfriſt , keine Rückſicht genommen .
S. 624. Zum Beſten moraliſcher.Perſonen,
welche ' die Rechte der Corporationen habert
wird die Zehnjáhrige Friſt immer verdoppelt.

R 3 §. 625
262 Erſter Theil . Neunter Titel.

Drenfig: S. 625. Wer zwar vollſtåndiger redlicher Be :


idbrige
Prajcrips fizer iſt, aber keinen Titel feines Beſiges nach :
Hon . weiſen kann , zu deſſen Gunſten wird die Verjah
rung erſt in Dreyßig Jahren vollendet.

S. 626. Ben dieſer långern Verjährung bedarf


6.837 es keiner Verdoppelung der Zeit , wenn gleich
der , welchem ſie entgegen ſteht , abweſend ge:
weſen iſt.
S. 627. Der Nachweis , daß der Verjährende
die Sache oder das Recht als fein eigen in Beſik
genommen und beſeffen habe, iſt dazu noth
wendig . Kh 792
§ . 628. Dagegen ſchadet der Nachweis , daß
die Befißnehmung urſprünglich auf den Grund
eines zur Erlangung des Eigenthums nicht ge:
fchichten Titels geſchehen ſeyi der Verjährung
nur in fo fern , als dadurch zugleich . Dle Unredlich:
keit des Beſißes dargethan iſt.
III. Arten
der unges § . 629. Gegen den Fiskus , die Kirchen , und
wöhnlichen folche Corporationen , welchen vermoge ihrer 1
Veriáhys Privilegien gleiche Rechte beygelegt ſind i , findet
Nichtges " nur die ungewöhnliche Verjährung von Vier und
brauch und Vierzig Jahren ſtatt.
Befiß.
Vier und
Vierzig S. 630. Es macht dabey keinen Unterſchied :
jábrige. ob der Befiß , durch welchen die Verjährung er :
folgt , auf einen Titel fich gründe , oder nicht.
Ø. 631. Dagegen iſt die Redlichkeit des Bes
fizes auch bey einer ſolchen Verjährung noth:
wendig .
B. 632. Uuch bey der Verjährung durch
Nichtgebrauch erlöſchen die Rechte des Fis :
kus , der Kirchen und andrer dergleichen Cor
porationen nur nach Verlauf von Vier und
Vierzig Jahren.
$. 633. Dagegen können dieſe moraliſche Pers
fonen nur aus eben den Gründen , aus welchen
die
Von Erwerbung des Eigenthums. 263

die Wiederherſtellung in den vorigen Stand gegen


eine jede Verjährung ſtatt findet, CẬ. 512 - 534. )
auf dieſe Rechtswohlthat Anſpruch machen.
S. 634. Was wegen der Verjährung der Dos
mainen und Regalien Rechtens ſera iſt gehörigen
Drts beſtimmt. (Th. II. Tit. XIV.)
S. 635." Der Privilegien , welche dem Fiskus
und den andern ihm gleich geachteten Corporatio
nen , in Rückſicht auf die Verjährung , beygelegt
ſind , können diefelben ſich auch alsdann bedienen ,
wenn gleich der , welchem die Verjährung wider
fie zu ſtatten kommen ſoll, mit gleichen Privilegiis
verſehen wåre.

S. 636. Hingegen kann der , auf welchen von


einer dergleichen Perſon oder Unſtalt ein Recht
gediehen iſt , bey der Verjährung nur ſeiner eiges
nen Befugniſſe fich bedienen.

S. 637. In ſo fern jedoch der als Vorfahr zu


betrachtende Fiskus , oder eine andere dergleichen
Anſtalt , den Nachfolger im Beſiße zu vertreten
fchuldig ſind , können ſie gegen den Verjährenden
zum Beßten des Nachfolgers , von ihrem eigenen
Rechte Gebrauch machen.
§. 638. Wer alſo , zum Berſpiele', von dem
Fiskus eine Sache gekauft hat , die ſchon ſeit
einer zur gewöhnlichen Verjährung hinreichenden
Zeit in den Händen eines Dritten ſich befand ;
der kann dieſe Sache dennoch , vermoge des
Rechts ſeines Verkaufers , jurückfordern , wenn
gegen dieſen zur Zeit des Verkaufs , die Vier
und Vierzigjährige Präſeription noch nicht volls
endet war .

§. 639. Wenn Fiskus , Kirchen oder andre


dergleichen Corporationen , in die Rechte einer
Privatperſon treten , ſo können ſie eine gegen die
R 4 ſen
264 Erſter Theil. Neunter. Titel.

fen ihren Vorfahren ſchon vollendete Verjährung,


durch Vorſchütung des ihnen ſelbſt zu ftatten
kominenden långern Zeitraums, nicht anfechten .
( Tit. Xl . Q. 405. 406.)
S. 640. In untheilbaren oder gemeinſchaftlich
beſeſſenen Sachen und Rechten , koinmt dnb. dem
Fiskus , der Kirche u : F. w . beygelegre Priviles
gium auch dem nicht privilegirten Mitbefißer zu
ſtatten .
Veridh § . 641. Der vollſtändige ruhige Beſitz einer
ring
vom Sache oder eines Rechts
Hetir durch im Jahre 1740 ſchůßt
Jubre 1740. den Beſißer in allen Fällen , gegen die Anſprů:
che des Fiskus.
S. 642... Es kann aber von dieſem Beſikrechte.
zum Nachtheile anderer Mitbürger des Staats,
kein Gebrauch gemacht werdena

S. 643. Das Jahr 1740 wird . vom Erſten:


Januar bis leßten December gerechnet .
644. In Anſehung derjenigen Provinzen ,
wo entipeder gar kein dergleichen , oder ein anderes.
Entſcheidungsjahr ſtatt findet , hat: es bey den:
bisherigen Verfaſſungen ſein Bewenden.

S. 645. Uuch ein auf den Befiß des Jahres:


1740 fich gründendes Recht kann mittelſt einer
nach dieſem Jahre angefangenen Verjährung, durch
Nichtgebrauch erlöſchen ,
S. 646. Hat der Fiskus , auf eine an ſich rechts
gültige Weiſe , im Jahre 1740. anerkannt , daß
einem andern ein Recht wider ihn zuſtehe , fo
þat ein folches Anerkenntniß , wenn auch die in
dieſem Jahre erfolgte wirkliche Ausübung nicht
nachgewieſen werden kann , mit dem wirklichen
Beſike gleiche Kraft.
S. 647. Dagegen wird in Anſehung desjenis
gen der weder ein ſolches Anerkenntniß für ſich
noch
Von Erwerbung des Eigenthums. 265

noch irn Jahre 1740. das Recht wirklich ausgeübt


hat , der Lauf der früher wider ihn angefanges
nen Verjährung durch Nichtgebrauch , durch die
erfolgte Beſtinimung dieſes. Entſcheidungsjahres
nicht unterbrochen .
Ds 648. Zur Verjährung geſtohiner oder ge: Vierzige
raubter Sachen , welche nach 8.584. von dem jährige.
erſten redlichen Beſißer durch die gewöhnliche
Verjährnng v nicht
on erworb en werden können iſt
Si Vierzig Jahren erforderlich .

D. 649. Wenn Rechte , welche nicht alljährsmit,


lichoder gewöhnlich , ſondern nur in gewiſſen
Fahren , oder bey geniſſen Gelegenheiten benußt si4
werden können , wenigſtens zu drey verſchiedo 20
nenmalen ausgeübt worden. ; ſo werden ſie durch
einen Beſik von Vierzig Jahren erworben .
S. 650. Dieſer Zeitraum wird von dem Tage
an gerechnet , darin dergleichen Recht zuin erſtens
male ausgeübt worden .
S. 651. Wird eine Gefegenheit nachgewieſen ,
ber welcher das Recht ausgeübt werden können ,
und die Ausübung dennoch unterblieben iſt , ſo
iſt auch dieſe Art der Verjährung für unterbrochen
zu achten .
S. 652. Sie muß alſo von derjenigen Gelegen :
heit , wo das Recht wiederum , ausgeübt worden ,
von neuem angefangen werden .
$ 653. Hat jedoch derjenige , welcher des
Rechts. fich anmaaßt, bey, der unterlaßnen Aus :
übung ausdrücklich, erklärt , daß er dieſelbe nicht
aus Mangel der Befugniß , ſondern nur aus Gunft
und Nachficht gegen den Verpflichteten unter.
laſſe : ſo iſt die Verjährung nicht für unterbrochen
zu achten ; ſondern ein dergleichen Fall , wird für
einen ſolchen , der fich gar nicht ereignet hat,
angeſehena

R 5 S. 644 .
266 Erſter Theil. Neunter Titel.

9. 654. Hat der Verpflichtete die Erklärung des


Berechtigten , daß er die Ausübung des Rechts
bloß aus Gunft und Nachſicht unterlaſſe , für bes
kannt angenommen , ſo hat dieſes eben die Wirkung,
als wenn das Recht auch in dieſem Falle wirklich
ausgeübt worden wåre .
H. 655 , Von öffentlichen Saften und Abgaben
wird der Verpflichtetebloß dadurch , daß er dieſelben
auch in der långſten Zeit nicht entrichtet hat , keis
nesweges frer.
Funfzigidhs * $. 656. Wenn jedoch erhellet , daß jemand zu
rige Prås
fcription . einer Laſt oder Abgabe , wozu ' er nach ſeinem
Stande und Verhältniſſe an ſich verpflichtet war ,
aufgefordert worden , ſich aber' deren Leiſtung
geweigert habe , und feit dieſer Zeit ; funfzig
Fahre hindurch , davon frey geblieben ſey , 10
wird vermuthet , baß er die Befreyung auf eine
rechtsgültige Weiſe erlangt habe .
S. 657. Er muß alſo ber ſeiner Frenheit fo
lange geſchüßt werden , als nicht ausgemittelt iſt,
daß er ſich deren ohne Recht angemaaßt habe.
g . 658. Iſt das Grundſtück oder die Gerechtig ,
1
keit , von welcher die Abgabe entrichtet werden
ſoll, im Steuerbuche niemals eingetragen geweſen ,
fv begründet fchon der Umſtand allein , daß die
Abgabe in Funfzig Jahren nicht gefordert worden,
die Vermuthung einer rechtsgültig erlangten
Befreyung.
S. 659. Es findet alſo auch in dieſem Falle die
Vorſchrift des §. 657. Unwendung.
g . 660. Wenn die Grånzen einer Sache, oder
eines Rechts , durch
durch Geſeße;
Geſeße , Vertrage , oder
rechtskräftige Erkenntniſſe klar beſtimmt find , fo
kann die Befugniß , dieſe Grånzen zu überſchreiten ,
nur durch Fünfsigjährige Pråſcriptiou
Práfcriptiou ervors
ben werden .

§ . 661 .
i

Von Eriverbung des Eigenthums . 267

§ 661, Ein ſolcher. Funfzigjähriger ruhiger


Beſik iſt, ohne Rückſicht auf den Titel deſſelben ,
jur Verjahrung hinreichend.
S. 662. Hat der , zu deſſen Nachtheile die
Ueberſchreitung der nach § . 660. beſtimmten
Grånjen gereicht , derſe !ben widerſprochen ; hier:
náchſt aber bey den dennoch fortgeſekten Uebers
ſchreitungen Drenkig Jahre lang ſich beruhigt :
ſo iſt die Merjährung wider ihn vollendet.
§ . 663. Quch ein funfzigjähriger Beſiß fchußt
den nicht , welcher der Unredlichkeit dabey über :
führt werden kann .
§. 664. Rechte gegen ausdrückliche Verbots :
geſeke fönnen durch keine Verjährung erworben
werden .
S. 665. Durch die vollendete Verjährung er: Wirkungen
wirbt der Beſiber das Eigenthum der Sache oder rung durch
des Rechts . Befin .

§ . 666. Doch erſtreckt ſich dieſes Eigenthum


niemals weiter , als der Beſik ſelbſt gegangen iſt.
$ . 667. Hat aber jemand einen Inbegriff von
Sachen oder Rechten durch Verjährung erworben,
ſo gebührt ihm das Eigenthum aller darunter bes
griff nen einzelnen Stücke und Befugniſſe.
8. 668. Vortheile , welche ein Theilhaber,
durch ſeine Handlungen , der gemeinſchaftlichen
Sache verſchafft, kommen , auch bey der Verjah
rung durch Beſik , den übrigen Theilhabern zu
ſtatten .
$. 669. Von Vertragen über die Verjährung
durch Beſik gilt alles das , was wegen der Ver
trågé über die Verjährung durch Nichtgebrauch
vorgeſchrieben iſt. (S. 565. ſqq.)

Zehnter
268. Erſter Theil. Zehnter Titel..

Zehnter Titel.

Von der mittelbaren Erwerbung des .


Eigenthums.

1. Von der $. 1. Die mittelbare Erwerbung des Eigenthums:


mittelbar, einer Sache erfordert , außer dem dazu nöthigen
bungüber: TitelD., 2.
auchsoredie. wirkliche Uebergabe derſelben.
haupt... ( Tit. VII . s. 58.Tit. X. S. 2-6. )
Der Titel zur mittelbaren Erwerbung
des Eigen :hims: kann durch Willenserklärungen ,
Geſeßer und rechtliches Erkenntniß begründet
werden .
B. 3. Auch der mit einem ſolchen Titel ver
ſehene neue Beſiger erlangt: das . Eigenthum der
Sache durch die debergabe , der Regel nach , nur
alsdann , wenn der vorige pa von welchem der Bes
fiß auf ihn erledigt worden ſelbſt Eigenthümer
geweſen iſt. ( Tit. XV.S. 42. fqq.) 742
$. 4. Wird der Befin: des, vorigen Eigenthus:
mers , ohne deſſen Einwilligung, durch den Richa
ter får erledigt erklärt , fo muß auch die Ulebergabe
an den neuen Eigenthümer durch den Richter ges
fchehen . (Tit. VII. S. 60.)
§. 5. Uußer dieſem Falle wird die gerichtliche:
Utebergabe zur Erlangung, des. Eigenthums. nies
mals erfordert.
I !: Vonder 8. 6. Wer jedoch über- ein Grundſtück vor Ge
mittelbar richte Verfügungen treffen, will ; der muß ſein
bung des darauf erlangtes . Eigenthumsrecht dem Richter
Eigen :
thums der der Sache nachweifen und daſſelbe, in dem Hypo
Grundfd: thekenbuche vermerken laſſen .
efe inſons
derheit, $. 7. Der im Hypothekenbuche- eingetragene
Beſißer wird , in allen, mit einem Dritten über
das Grundſtück geſchlofnen Verhandlungen , als
der Eigenthümer deſſelben angeſeßen ..
8. 8 .
Mittelbare Erwerb. 8 Eigenthums. 269

§. 8. Wer mit einem ſolchen eingetragenen


Beſißer in dergleichen Verhandlungen ſich einlåſt,
deſſen Befugniſſe kann ſo wenig der nicht einges
tragene Eigenthümer , als der , deſſen Recht nur
von dieſem fich berſchreibt, anfechten . K.
S. 9. Vielmehr bleiben dem nicht eingetragener
Eigenthümer , wegen des ihm daraus entſtehenden
Nachtheils , ſeine Rechte zur Schadloshaltung nur
gegen den eingetragenen Befißer nach gefeßlichen
Beſtimmungen vorbehalten .
S. 10. Weiß aber derjenige, welcher mit dem
eingetragenen Beſißer über das Grundſtück Vers
Handlungen ſchließet , daß derſelbe nicht wahrer
Eigenthümer Ten , To kann er dadurch , zum Nach
theile des leßrern , kein Recht erwerben.
S. 11. Ein Gleiches findet ſtart, wenn das
Recht des eingetragenen Beſißruß weifelhaft oder
ſtreitig ift , und dieſe Zweifel im Hypotheken
buche vermerkt ſind.
8. 12. Um die üngewißheit des Eigenthums
der Grundſtücke ; und die daraus entſtehenden
Prozeſſe zu verhüten , iſt jeder neue Erwerber
ſchuldig , fein Beſitrecht in das Hypothekenbuch
eintragen zu laſſen .
S. 13. Er kann und muß dazu von dem Richter,
unter welchem die Sache gelegen iſt , von Amts :
wegen angehalten werden ,
S. 14. Innerhalb welcher Friſten dieſes gez
ſchehen , und durch was für Mittel der fåumige
Beſiger dazu angehalten werden müſſe, iſt in der
Hypothekenordnung beſtimmt.
d. 15. Alle Willenserklärungen und Verträge,
wodurch über das Eigenthum eines Grundſtückes
etwas verfügt wird , müſſen gerichtlich , oder von
einem Juftißcommiſſario aufgenommen werden .
$. 16. Auf den Grund eines bloßen Privat
wenn auch ſchriftlichen Vertrages finder die
Eins
270 Erſter Theil . Zehnter Titel .

Eintragung des Beſigtitels in das Hypothefenbuch


nicht ſtatt.
17. Doch hat ein ſolcher Vertrag die Wirs
kung einer Punctation , und es kann alſo dars .
aus auch auf die Errichtung eines förmlichen ges
richtlichen Inſtruments geklagt werden. ( Tit. V.
S. 120, fqq.).
S. 18. Wenn verſchiedene Perſonen einen an
fich rechtsgültigen Titel zur Erwerbung des Eis
genthums einer unbeweglichen Sache erhalten
haben , ſo geht derjenige , deffen Titel von dem
im Hypothekenbuche eingetragenen Eigenthümer
Herrührt, den übrigen vor.
F. 19: Haben die Prátendenten insgeſaınmt
ihren Titel von dieſem eingetragenen Eigentjůs
mer , ſo gebührt demjenigen , der ſeinen Tiiel
zuerſt in
den Vorzug.
S. 20. Hat; noch keiner unter ihnen die Eintra
gung erhalten , ſo kann derjenige , deſſen Titel
zuerſt entſtanden iſt, dieſelbe vorzüglich fordern.
III . Von § . 21. Bey beweglichen Sachen hat unter
der mittels
baren Ers mehrern , welche auf das Eigenthum aus einem
werbung an ſich rechtsgültigen Titel Un pruch machen,
des Eigens
thumsder derjenige , deſſen Titel von dem bisherigen wahs
beweglis ren Eigenthümer herrů zet , dur Regel nach , dent
chen Sas
chen infons Vorzug .
Rerheite 1. 22. Haben die Prátendenten insgeſammt
ihren Titel von einer und eben derſelben Perſon
ſo entſcheidet, auch bey beweglichen Sachen , der
Zeitpunkt der frühern Entſtehung dieſes Titels.
(S. 20.) :
g. 23. Sit aber einem unter dieſen ' mehrern
Pråtendenten der Beſik der Sache eingeråumt
worden , fo fchließt dieſer die Eigenthumsans
(průche der übrigen aus , ohne Rückſicht auf die
Zeit,
Mittelbare Erwerb. D. Eigenthums. 270

Zeita : wenn dieſelben entſtanden ſind." (fit. VII .


$ . 74 : 75. 76.)
. 24. Wer es weiß , daß derjenige , von wel: iv. Mangel
chem ſein Titel fich herſchreibt , nicht wahrer an.gutem
Eigenthümer ſer , der kann weder durch Eintra : hindert die
gung , noch durch Uebergabe , ein Eigenthumsrecht een ergens
erlangen . thums.
$. 25. Uuch der , welcher zur Zeit der Eintra :
gung oder Uebergabe den früher entſtandenen Titel
eines Undern weiß , kann zum Nachtheile deſſelben
die früher erhaltene Eintragung oder Uebergabe
nicht vorſchüßen.

Eilfter Titel.

Von den Titeln zur Erwerbung des Eigeng


thums , welche ſich in Verträgen unter
Lebendigen gründen .

Erſter Abronit t.

Von Kaufs- und Berkaufsgeſchäften ...

§. 1. Das Kaufsgeſchäfte iſt ein Vertrag, wo: Begriffe


durch der eine Contrahent zur Abtretung des und,Grunds
Eigenthums einer Sache , und der andre zur
Erlegung einer beſtimmten Geldſumme dafür,
fich verpflichtet.
S. 2. Was ber Vertragen überhaupt Rechtens
iſt , findet auch bey Kaufsgeſchäften Anwendung .
. 3. Der Eigenthümer einer Sache kann zum beſonders
Verkaufe derſelben wider ſeinen Willen nur als- wom noths
dann gezwungen werden , wenn ein Dritter ein Kaufe.
beſonderes Recht' zu deren Ankaufe durch aus:
drückliche Geſeke , Verträge, oder den Eigenthus
mer ' verpflichtende leßtwillige Verordnungen érte
langt hat.
$. 4
272 Erſter Theil. Eilfter Titel.

9. 4 .. Auch der Staat iſt jemandent zum Ver


kaufe ſeiner Sache zu zwingen nur alsdann bereit
tigt , wenn es zum Wohl des gemeinen Weſens
nothwendig iſt.
§ . § . Zur Unlegung oder Verbreitung einer
öffentlichen Landſtraße, oder eines Tchiffbaren
Canals oder Flußbettes , können ' die Beſißer der
angränzenden Grundſtücke fo viel davon ; als zu
dieſem Behufe erfordert wird , dem Staate kauflich
Ju überlaſſen gezwungen werden .
9. 6. Ein Gleiches hat 'ſtatt , wenn der Staat
der offentlichen Sicherheit megen einen Ort mit
Feſtungswerken zu verſehen möchig findet.
9. 7. Ben entſtehendem Getreybemangel iſt
der Staat , zur Abwendung einer drohenden Hun:
gersnoth ; berechtigt , die Beſißer von Getreydes.
borråthen zur Ausſtellung derſelben zum feilen
Verkaufe, jedoch mit Vorbehalt ihres eigenen Bes
dürfniſſes , zu nöthigen ,
5. 8. In allen Fällen eines durch die Gefeße
begründeten nothwendigen Verkaufs muß , wenn
über den Preis fein Einverſtändniß ſtatt findet,
1
derſelbe nach dem Ermeſſen Vereideter Tarato
ren beſtimmt werden.
S. 9. Ben dieſer Beſtimmung iſt nicht bloß
auf den gemeinen , ſondern auch auf den außer :
ordentlichen Werth Rücficht zu nehmen.
$ . 10. Ob der Fall einer Nothwendigkeit des
Berkaufs zum gemeinen Wohl vorhanden ſen,
bleibt der Beurtheilung und Entſcheidung des
Oberhaupts des Staats vorbehalten.
$ . 11. Ueber die Beſtimmung des Preiſes aber
foll - dem bisherigen Eigenthümer rechtliches Gehör
nicht berjagt werden .
Erforder: S. 12. Zum Abſchluffe eines jeden Raufs ift
wiffe eines erforderlich , daß der Verkäufer, die Perſon , auf
Kaufs übersn elche das Eigenthum übergeben ſoll , die zu ver:
haupt.
kaufende
Von Laufs- und Verkaufsgeſchäften. 273

kaufende Sache , und der dafår zu erlegende


Preis hinlånglich beſtimmt ſind.
S. 13. Zur Bezeichnung der Perſon , auf welche in Ane
das Eigenthum übergehen ſoll, iſt es genag, wenn Perfon der
aus dem Vertrage echellet , Von weſſen Entſchei: Contras.
benten .
dung , oder von welcher Begebenheit die nähere
Beſtimmung abgången ſoll.
ſ. 14. Die Begebenheit oder das Ereigniß
aber , welchem die Beſtimmung der Perſon , auf
die das Eigenthum gelangen ſoll, überlaſſen 'wor:
den , muß ſo beſchaffen ſeyn , daß fie innerhalb
einer gewiſſen Zeit unfehlbar eintreffen , und daß
dadurch dieſe Perſon zuverläßig und ungezweifelt
beſtimmt werde.
§. 15. Mangelt es an dieſen Erforderniſſen , ſo
iſt der Vertrag für nicht geſchloffen zu achten .
$. 16. Ein Gleiches findet ſtart, wenn derjes
nige, deffen Ausſpruche die Beſtimmung des Fünfs
tigen Eigenthümers åberlaſſen worden , den Ausc
ſpruch zu thun ſich weigert.
$. 17. Zögert derſelbe mit dieſem Ausſpruchen
und können die Partenen über eine gewife frift
dazu ſich nicht vereinigen , fo muß der Richter, auf
das Anrufen eines oder des andern von ibnen , dies
Te Friſt beſtimmen .

S. 18. Erfolgt auch binnen der durch den Rids


ter beſtimmten Friſt kein Ausſpruch fo iſt der
Vertrag für nicht geſchloſſen anzuſehen.
!f. 19. Zur Schließung eines gültigen Kaufs
wird erfordert, daß der Verkäufer über das Ei
genthum der Sache zu verfügen berechtigt , 1o
wie , daß der Käufer eine ſolche Sache zu erwers
ben und zu beſiken fähig ſey.
$ . 20. Wer fremde Sachen oder Güter vers
waltet , darf von denſelben oder ihren Nußuns
gen , fo lange ſein Auftrag dauert , ohne die bes.
xtgem . Geſetzb. I, Band. fondere
274 Erſter Theil. Eilfter Titel.

ſondere Bewilligung des Eigenthümers nichts kauf:


lich an ſich bringen .
S. 21. Der Wuctionscommiſſarius und der
Ausrufer ſollen von den Sachen , welche ſie vers
ſteigern , weder ſelbſt, noch durch oder für Andes
re etwas erſtehen.
§ . 22. Ben gerichtlichen Verkaufen kann dies
jenige Gerichtsperſon , welche die Handlung di:
rigirt , ſo wie diejenige, welche daben das Proto
kou führt, nicht mitbieten .
. 23. Hat eine dergleichen ausgeſchloſſene
Perſon (8. 21. 22.) die Sache dennoch gekauft,
ſo kommt es auf den Entſchluß derjenigen , welche
ein Intereſſe daben haben , an : ob ſie das Gebot
des an ſich unbefugten Käufers genehmigen wol
len , oder nicht.

S. 24. Genehmigen ſie daſſelbe nicht , ſo muß


die Sache, auf Gefahr und Koſten des unbefuga
ten ' Käufers , anderweitig zum Verkauf gebracht
werden .

§ . 25. Hat der unbefugte Käufer die erſtan:


dene Sache ſchon wirklich an ſich genommen , ſo
iſt er bis zur beygebrachten Genehmigung der !
Intereſſenten für einen unredlichen Beſiger zu
achten.

S. 26. Wie weit Vormünder Sachen ihrer


Pflegebefohlnen verkaufen , ſelbſt kaufen , oder
im Namen derſelben Kaufvertråge ſchließen
können , iſt gehörigen Orts beſtimmt. (Th. il.
Tit. XVIII .)
S. 27. Dadurch , daß die erkaufte Sache mit
eines Andern Gelde bezahlt , oder für einen an :
dern beſtimmt worden , wird das rechtliche Vers
håltniß zwiſchen dem Käufer und Verkäufer in keis
nem Falle geåndert.
f . 28.
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften . 275

$. 28. Alle Sachen , die dem freyen Verkehre in Anſes


nicht entzogen ſind , können der Gegenſtand der hune des
Gegenftans
Kaufhandlung ſenn . ( Tit. IV . S. 14 : 19. ) Des .
D. 29 . Wird eine Sache nach geſchloſſenem
i
Kaufe , aber vor erfolgter Uebergabe , dem Vers
+
kehr entzogen , ſo iſt der Kauf für nicht geſchloſſen
zu achten .
S. 30. Der Gegenſtand der Kaufhandlung
muß ſo beſtimmt oder bezeichnet werden , daß
darüber kein gegründeter Zweifel ſtattfinden
könne .
8. 31. Iſt die nåħere Beſtimmung des Gegens
ſtandes , welcher verkauft ſeyn ſoll, einer künftis
gen Begebenheit überlaſſen , ſo muß der Vertrag
nad, den Regeln der gewagten Geſchäfte beurs
theilt werden. ( Abſchn. VI.)
$. 32. Iſt die verkaufte Sache nach Maaß und
Gewicht beſtimmt, ſo wird im zweifelhaften Falle
das marktgångige Maaß und Gewicht des Orts,
wo die Ablieferung geſchehen ſoll , verſtanden.
$. 33. Iſt dem Käufer die Wahl unter mehres
/
ren beſtimmten Sachen vorbehalten worden , und
eine oder die andere derſelben wird , vor anges
ſtellter Wahl , es ſev durch Zufall oder durch das
Zutyun des Verkäufers , vernichtet , verderbt,
oder ſonſt abhånden gebracht, ſo iſt der Käufer an
den Vertrag nicht mehr gebunden .
§. 34. Hat der Verkäufer den Verluſt vorſeta
lich oder aus grobem Verſehen veranlaßt, ſo muß
derſelbe dem Käufer das Intereſſe leiſten .
S. 35. In benden 5. 33. beſtimmten Fällen hångt
es aber von dem Käufer ab , wenn auch nur eine
von den mehrern Sachen noch übrig iſt , bey dem
Vertrage ſtehen zu bleiben ; er kann jedoch alsdann
kein Intereſſe fordern .
d. 36. Iſt eine von den Sachen , unter welchen
der Käufer die Wahl haben ſollte , durch deſſel:
ben
276 Erſter Theil. Eilfter Titel.

ben eignes Zuthun vernichtet oder abhånden gee


bracht worden , ſo muß der Käufer bey dem Vers
trage ſtehen bleiben ; felbſt wenn für ihn keine
Wahl meler übrig wåre.
$. 37. Iſt unter mehrern beſtimmten Sachen
dem Verkäufer die Wahl , welche derſelben er
Dem Käufer gewähren wolle, vorbehalten, To fin:
der in Anſehung ſeiner alles das ſtatt, was S. 33- 36.
wegen des Käufers verordnet ift.
S. 38. Jſi aus dem Vertrage nicht zu erſehen :
ob der Käufer oder Verkäufer die Wahl haben ſols
le , ſo kommt dieſelbe dem Kåufer zu .
$ . 39. War der Gegenſtand des Kaufs ſchon
zur Zeit des geſchloſſenen Vertrags nicht mehr
vorhanden , und dieſes beyden Theilen noch un
bekannt, ſo iſt der Kauf für nicht geſchloſſen zu
achten.
S. 40. Wußte nur der Verkäufer, daß die Sa:
che nicht mehr vorhanden ſey', ſo muß er dem Käu:
fer das Intereſſe leiſten.
S. 41. War es nur dem Käufer bekannt , und
es iſt keine andere erlaubte Abſicht bey dem Ges
ſchäfte mit Zuverlåßigkeit auszimitteln ; ſo muß daſ
ſelbe, in Anſegimg des verſprochenen , oder ſchon
wirklich bezahlten Siaufpreiſes , nach den Regeln
von Schenkungen beurtheilt werden .
S. 42. War ein Theil von der Subſtanz der
verkauften Sache ſchon zur Zeit des abgeſchloſſes
nen Vertrags nicht mehr vorhanden , und dieſes
beyden Theilen unbekannt, ſo iſt der Vertrag für
nicht geſchloſſen anzuſehn .
S. 43. War es nur dem Käufer bekannt , ſo
beſteht der Vertrag, auch in Unſehung des veça
abredeten Kaufpreiſes.

S. 44. War es nur dem Verkäuſer bewußt, ſo


iſt der Käufer an den Vertrag nicht gebunden,
und
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 277

und kann von erſterem die Leiſtung des Intereſſe


fordern .
§ . 45. Will der Käufer bey dem Vertrage ſtehen
bleiben , fo finden die Vorſchriften von der Gewährs
leiſtung ſtatt. (ſ . 192-214 . )
S. 46. Der Kaufpreis muß in einer beſtimmten in AnPos
Summe Geldes beſtehen , hung des
Staufprei
S. 47. Er muß entweder in fich , oder in Be: res.
ziehung auf ein künftiges Ereigniß gehörig bes
ſtimmt ſenn .
S. 48. Wird der Kaufpreis durch Beziehung
auf das Gutfinden eines Dritten : beſtimmt , ſo
müffen " beyde Theile fich dem Uusſpruche diefes
Dritten unterwerfen ; und auch der Käufer kann
des Einwands einer Verleßung über die Hälfte
u C $. 58. fqq.) fich niemals bedienen .
§. 49. Nur allein , wenn einer oder der ans
1 bere Theit den Dritten durch Betrug , vermocht
hat , den Preis fo und nicht anders, zu beſtim
men , iſt der Kauf für nidyt geſchloſſen zu acho
ten , und der Betrüger zur Leiſtung des Inters
effe verpflichtet.
$ . 50. Haben die Contrahenten die Beſtimmung
I des Preiſes mehrern Perſonen überlaſſen , und dieſe
können ſich wegen des Ausſpruchs nicht vereinigen ,
fo macht die Summe , welche der Durchſchnitt ths
ter zuſammengerechneten Beſtimmungen darſtellt ,
den wahren Kaufpreis qus.
$ . 51. Wenn auch nur einer dieſer Schiedsrichs
ter ſeinen Ausſpruch nicht thun kann , oder demſefa
ben zu thun beậarrlich verweigert ( S. 16. 17. 18.),
fo iſt der Kauf für nicht geſchloſſen zu achten.
S. 52. Uuch durch Beziehung auf eine anders
wärts ſchon feſtſtehende Summe kann der Staufs
preis beſtimmt werden ,
S. 53. Doch iſt eine folche Beſtimmung nur in
ſo weit für hinreichend zu achten , als die Summe,
S3 auf
278 Erſter Theil. Eilfter Titel.
Eilfter

auf welche die Contrahenten fich bezogen haben ,


mit Zuverläßigkeit ausgemittelt werden kann .
S. 54. Iſt der Kauf mit Beziehung auf den
Marktpreis eines gewiſſen Drts , ohne weitern Beys
ſaß geſchloſſen worden , ſo iſt der mittlere Markt:
preis zur Zeit ' der erfolgten Ubſchließung zu vers
ſtehen .
S. 55. Mehr , als der Verkäufer , bey 26
ſchließung des Contrakts, ſich ausdrücklich vorbes
dungen hat , kann unter dem Namen eines Wein:
kaufs , Schlüſſel , Halfter- oder Trinkgeldes,
nicht gefordert werden .
§. 56. Iſt die Münzſorte des Kaufpreiſes nicht
beſtimmt, ſo wird ſie für Silber : Courant ange:
nommen. (Tit. V. §. 257. 258. 259 )
. 57. Ein Kaufpreis von Zehn Thalern und
weniger darf nur in Scheidemünze, wenn aber
derſelbe zwar über Zehn , doch unter Drenfig Tha
ler betrågt , ſo muß er, im Mangel ausdrücklicher
Beſtimmung, halb in Courant und halb in Scheis
demúnje entrichtet werden .
Von der
58. Der Einwand, daß der Kaufpreis mit
über dies dem Werthe der Sache in keinem Verhältniſſe ſtehe,
Hälfte. iſt für ſich allein den Vertrag zu entkräften nicht
hinreichend.
1
8. 59. Iſt jedoch dieſes Mißverhältniß ſo groß,
daß der Kaufpreis den doppelten Betrag des
Werths der Sache überſteigt, ſo begründet dieſes
Mißverhältniß , zum Beſten des Käufers , die recht:
liche Vermuthung eines den Vertrag entkräftenden
Gerthums. ( Tit. IV . g . 75. ſqq.)
S. 60. Wird dieſe Vermuthung durch die
übrigen , bey den Unterhandlungen und bey
Abſchließung des Vertrages vorgefallenen . Ume
ſtånde nicht gehoben , ſo iſt der Käufer die
Aufhebung des Vertrages zu ſuchen berechtigt.
(S. 250. 199.)
$. 61 .
Von Kauf- und Verkaufsgeſchäften. 279

S. 61. Die Ausmittelung des Werths , zur


Begründung dieſes Einwandes , kann nur durch
die Abſchåßung vereideter Sachverſtändigen er.
folgen.
S. 62. Dabey muß auf den Werth , welchen die
Sache zur Zeit des abgeſchloſſenen Vertrags gehabt
hat, Rückſicht genommen werden.
M. 63. Doch wird eine Veränderung des Werths
in der Zwiſchenzeit , von der abſchließung des
Kaufs bis zur Abſchågung , nicht vermuthet.
S. 64. Sind die geſeßlich vorgeſchriebenen
oder fonſt landüblichen Abſchakungsgrundlage
verandert worden , ſo muß auf diejenigen , welche
zur Zeit des geſchloſſenen Kaufs ſtatt gefunden ha
ben , Rücficht genommen werden .
M. 65. Der Käufer kann dieſes Einwands fich
nicht bedienen ; wenn er demſelben ausdrücklich
entſagt hat.
S. 66. Uuch alsdann nicht , wenn aus dem
Vertrage ſelbſt, aus der Beſchaffenheit feines Ges
genſtands , oder aus den vor und bey der 26
ſchließung deſſelben vorgefallenen Umſtänden er
hellet, daß ben Beſtimmung des Kaufpreiſes nicht
auf den gemeinen , ſondern auf den außerordent:
lichen Wertự der Sache Rückſicht genommen
worden .
S. 67. Ferner alsdann nicht, wenn der Käu:
fer die Sache ſelbſt nicht mehr zurückgebent
kann .
. 68. Endlich , wenn er innerhalb der Tit. V.
S. 343. beſtimmten Friſt die Aufhebung des Vers
trags aus dieſem Grunde nicht nachgeſucht
hat.
S. 69. Der Verkäufer kann den Kauf aus dem
Grunde , daß der Werth der Sache den Betrag des
Kaufpreiſes ſelbſt meậr als doppelt überſteige , nicht
anfechten .
Š4 §. 70 .
280 Erſter Theit. Eiffter Titel.

son mus §. 70. Geſchäfte , ben welchen ein Raufpreis


lirten Kius
fen . zum Scheine feſtgelegt worden , fønnerr
nach den Regeln des Kaufs nicht beurtheit
werden .
$ 71. Db das wahre unter einem ſoleben
Scheinkaufe verborgene Geſchäft gültig rey. oder
nicht , iſt nach den eigenthümlichen Regeln, dieſes
1 Geſchäftes zu beurtheilen .
S. 72. 3ft bloß die Summe des Kaufpreiſes
in den Inſtrumente höher oder niedriget , als
die Partenen denſelben haben , zum
verabredet
Scheine beſtimmt worden , ſo entſteht daraus an
und får fich noch keine Ungültigkeit des Vera
trages .
$. 73. Vielmehr muß alsdann der Preis unter:
ben Contrahenten nach der wahren auf eine an ſichy
rechtsgültige Weiſe getsoffenen Verabredung bes
ftimmt werden .
$. 74. Sft der wahre Preis nur mündlich vers
abrebet worden , ſo finden , je nachdem die Uer
bergabe bereits geſchehen iſt oder nicht die
Vorſchriften des Fünften Titels L. 155. 199. Uns
wendung.
Fordt det S. 75. Von der Form der Kaufvertrage gile
Stanfvert
trages alles 098 , was von der Form der Vertråge übers
haupt , und derjenigen , welche über das Eigena
thum unbeweglicher Sachen geſchloffen worden , ins
fondervcir , oben verordnet iſt. ( Tit. V. g. 199 , fqq.
Tit. X. . 15. 16. 17.)
sBerbinte $ . 76. Čin gültig abgeſchloſſener Kauf sieht die
lichkeiten Wirkung nach fich , daß der Verkäufer zur Uebers
Hufers gabe der Sachen der Såufer aber zur Zahlung des
Taufpreiſes verpflichtet wird.
a ) ir lies 9. 77. Was von der llebergabe und Berita
Butcube.
ergreifung überhaupt verordnet iſt , gilt auch vor
dex Uebergabe der verkauften Sachen . ( Tit. VII.
9. 58. fqq )
9. 78
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 281

$. 78. Die Sache muß vollſtändig , und mit at- b) in Anſes


hung der
len zu ihr gehörenden Pertinenzſtücken übergeben Pertiuenda
werden . füde.
S. 80. Ift wegen lekterer im Vertrage nichts
Beſonderes verabredet , ſo treten die geſeglichen
Beſtiminungen ein . ( Tit. II . S. 42. [ 99.)
S. 80. Derjenige ' unter Den Contrahentert
welcher mehr oder weniger als die geſeblichen
Beftimmungen mit ſich bringen , zum Zubehör ges
rechnet wiffen will, muß fich dieſes ausdrücklich.
vorbedingen .
V. & 1 . Fehlen Pertinenzſtücke , die zur Zeit des
geſchloſſenen Laufs . vorhanden waren , odeč folcher
die nach geſeßlicher Beſtimmung ( Tit . II. S. 4.) als
Theile der Subſtanz . anzuſehen ſind , ſo muß der
Verkäufer die Gewähr dafür leigten .
S. 82. Iſt ein Grundſtück nach einem gewiſſen
Inventario verkauft worden , ſo darf an Zubehör:
weder mehr noch weniger , als in dieſem Juventario
enthalten iſt, überliefert werden ..
S. 83. Iſt ein Landgut , wie es ſteht und liegt, Ben Bere
perkauft , ſo wird unter dem Zubehör alles das bez Pauſch und
griffen , was zur Zeit des geſchloſſenen Kaufs in Bogena
oder bey demſelben vorhanden , und zum Nußen ,
oder zur Bequemlichkeit im Betriebe der Wirthſchaft
erforderlidy , oder dazu fchon bisher im Gebrauche
geideſen iſt.
§. 84. Dahin gehören beſonders alle auf dem
Gute vorhandene Früchte und Vorråthe , fie mo
gefammelt , jugewachſen , oder verkauft
keyn .
§. 85. Inſonderheit alles geſchlagne und noch
unverkaufte Holm.
S. 86. Desgleichen alles auf den Gute befind:
liche Zúg: Nuß- und, junge Vieh , wenn es auch
forft , nach geſeßlichen Beſtimmungen , zu den Jaz
ventarien - Stücfen nicht zu rechnen wäre.
6. 87
282 Erſter Theil. Eilfter. Titel.

Q. 87. Dagegen dürfen auch , wenn das nach


geſeßlichen Beſtimmungen erforderliche Zubehör
nicht vorhanden iſt, die fehlenden Stücke nicht er:
ſekt werden.
$ . 88. Sſt ein Haus , wie es ſteht und liegt ,
verkauft worden , ſo gebühren dem Kåufer , noch
außer dem geſeßlichen Zubehör , ſo weit daſſelbe
vorhanden iſt, alle Möbeln , welche zur Zeit des
geſchloſſenen Kaufs in dem Hauſe befindlich , und
zur bequemen Wohnung erforderlich oder dien :
lich ſind.
§ . 89. Zu einer Fabrike , oder andern Werk:
ſtåtte, wenn ſie in Pauſch und Bogen , oder wie
alles ſteht und liegt , verkauft worden , werden

die vorhandnen Dorråthe , ingleichen die in der


Urbeit befindlichen Materialien , nicht aber die
fchon verfertigten Waaren , als Zubehör ge
rechnet.
$. 90. Ben einem auch in Pauſch und Bogen
verkauften Kramladen , ſind dennoch die Waaren :
vorråthe , im zweifelhaften Falle , nicht für mit ver .
kauft anzuſehen .
S. 91, Dagegen werden zu einer ſolchergeſtalt
verkauften Bibliothek oder Naturalienfammlung,
anch Bildfåulen und andre Sachen , die bis:

her zur Uuszierung der Bücherſchránke und


Naturalienbehältniſſe gebraucht worden , ;' mit ge
rechnet.
Zeit und S. 92. Iſt keine Zeit zur Uebergabe beſtimmt,
Ort der
Webergabe, fo kann der Käufer dieſelbe , gegen Erfüllung der
ſeiner Seits übernommenen Verbindlichkeiten , To:
fort verlangen .
§ . 93. Uebergabe der Sache und Zahlung des
Kaufpreiſes inuß , wenn nicht ein anderes verabres
bet worden , an demſelben Orte geſchehen.
S. 94. Uebrigens finden , wegen des Orts und
der Zeit , die allgemeinen im Titel von Vertrågen
ent:
tBon ~~u~·1~nb fflerrau~gef(9dften. 283
tntijalttnen ?l,eßimmungm aucfJ flier lln~enbung •.
{'.lir. V.§. 230:25'1.) . . ..
. · §. 9'5. @;o fonge ber merfaufer bem Staufer bie in ~ttft,
' @5acf>e norl) nid)t .tiberge&en tot, bleibt b.tt> .allen ~ef!11 ~:r
fwn~Hlige.n merfaufen / ' menn I fte nid)t 'in S}}aufd) t,lftt~ unt,
un· b "<Jogen
m ge ''"''
""fo.r11 rn, ober t1on a1• etn· ""'"4~"e.res
1o..
aus~ S)iui-un .. :n
bis 1'ur rte,
brtlcffü{) . umibrebet rootb'en 1 ®efa~r unb- '6d,)abt bnQl\bt•.
btpt merfaufer iur fofl. (§. 342.) .
§. 96. X)ies 1inbet ftatt, fdbft · ~enn .bie•
Uebergabe burd) dnen bfoß,n ßufall uer3b~·
gert roirb.'. · . " .- . . · .-
. . §. 97. ~irb bie Uebergabt bµrcl) ·<5d}tt(b betJ ..
IDtff~~fer!S aufge~aften , fo' ~aftet ber.felbe nid)t
nµr Jt\r ~eri an ber '6ad)e entftanbenen ·e;ct,aben,
fcnbern aud) , roenn mor-fa~ ober grobes · mm
fe~en uon . fein(r eeite be9 bem IDtrAuge 3u1u
@Srunbe liegt, füi: ben bem .staufei: encgqngenen·
mortteit ' ' ' ''

,· §. 98. {'at aber ber Staufer bet_t, mer3u9 llet:
Uebtr9abe .uufd)ulbet , · fo ~aftet bcr mcrtaufer
nur för .eineJt fof d)en @;d)aben, ber an -~er €5acf)e
burd} feinen morf(l~ ob~ 1}tobes IDerrebtn ent:: ;
~anben itl.
.· §. 99•.·.Sn .allen ~&Uen, roo bit Ue6ergabe ttne
:
1
!-~d>ulb._· ~es ,~ertaufft& aufge~a{cen roirb, fantt
berfdbe bon aller IDerantmortung gegen ben. S{a,u,i,
ftr baburd} , bafi er bie (r?fad)e AUr gerid)t(id)m
2luffidJt - unb IDern,a~rung ubergiebt , ~cf.> be,
fmJen.. . · ·
§. . 100. ~irb bie t,erfau~e e5ad)e, nod,
t,or : ber Uebergabt , burdf einen ßufaU 9An3~
' lief) 3frf16rt:,. ober i,ernid)tet, bergeflalt, bafi gai ,
! , feint : Uebergabe erfo(g~_ n fann , fo . n,irb btt
, , ~ontraft fui: aufge~oben gead)ttt. . (tit. ·. Vi
§. ' 364. fqq.) 1'

i1 §. 101. Sff bit Uebergabt bur~ @5d,u(b bet


n. IDttfaufers <1ufge~alttn roorben, ·fo . ~ofcet biefec
bem
Dig,t,zcu'byGoogle
'1
' -
~84 ·'~tfitr l~til; ,~iltttr titrL -
· btm ..täufer aur @dJab(o~~aftung·, na~ mtr~at~ ·
stiff bt~ <!Srabed feiner IDnfcfJulbun9. (ttt. VI.
§. 10. fqq.) ,, _ .
§. 102. .pat btr Stoufer burd) feint @;dJufb bit
Ue&erna~mt · ver~gert , fo fann ber IDcrtaufer
'5d)abfo6~aftung forbtrn. .
J. 103. ßu bicfer <Scf}abfodtafttuig getbrt
audJ bit ?l,e3a~lun9 _bet bebungenen .staufprek
ftd , fo&afb- btr stäuftt , aud) nur burcb ein
mat}igd IDerfr~tR , E;d)u(b baran ift , · baff bie
, 6.adJt nidJt 3ur ge~origen ßeit »on i~m . il6tti:
nommen i»orben. . · ·
- j. 104 mlen-' nidjt .&fofi ber ·IDer3ug btt Ue,
ltergabe, fonbern ber IDerlufl ber ®a~t fetbfl, me(,
d)er bie Ue&ei:g-0bt unmcglicf) mod)r , burd) ba6
~erfd)w(ten eintd ober beß anbmt .f~fif8 ·tntfla~
t,en ifl, fo ~at td bc~ btn allgemeinen ·IDorfcf)tif:1
\ ten bed ticeld »on IDertr&gen. fein ~tmtnbttt.
{'lit. V. §. 360. 363. fqq.)
.§. 105. , €,o fan~e ~er IDcrfAufer bie @)efa~t
ianb 1'lfttn• ber ~Gd}t &u tragen fd)ufbig· itl, fön~
· 11~n- bimfef6tll in btr Otegtl aucfJ bit mu~ung.tn
nicfJt benommen i»erben., ··
/
. J; 1 ot>~ SJ)ad)t ~ unb rolitt~,sinfen metben 3n,t,1·
fd)tn bem stäufer. uttb llerfaufn, nad) ·me~!lt:
lltt} itNf ?Bt~~tit r gtt~eilt. '· -
, · §. 107. ~tl~infeR, Stomi,!cf)tt bfr Utttert~
!ltn, 8t~tnben, ~itnfl'gdbtr, 'llbfd)ofi unb anbrt
' ~e&ungen bitfer 'Urt, gebo~ren btm st&uftr, fo
~tit fit- na~ ber U'ebef~af>t faUig ftnb. ,
· §. 108. mla6 btr @>u6flatl-6 ber @ad}f ,_ nadj gt~
fdJloffenem mertrogt , .·bm:d) nottiditfJt' lfn : unb
SuroM)fe nod). bti,tritt; wnb 'b.auon, 3u1: Seit ~r
llt&tr9abt, •tmmbgt bd gtro6~nlia,tn murung~
recf)td nod) nidJt a~gefonbert ifl, gefibrt bem 3tau~
ftr, unb muff ilm I mi.t bei eaC9e. 4u9fdd), öbt.ts
41cbt1 •tebtn:.
·, . , §. 109.

~igit,zcd by Goos le
!Bnh Jtau~.1 unb ~td~u(ßgtfdjdfttn. 28~ , ·
§. 109. Sttintr ber. C!ontra~nten !Öttn, n,ibte
·bt3 anbtrn m.1iUen,. ~acf}e unt, .faufädb 3u9(ei<9
:nu~tn. . 1
§. I 10. ~at a(fo ber merfaufer beiß .taufgtlb
_9an4 i,btr 3um ttei( empfangen, fo muff tr, wenn
nid)t ein 2tnbem~ t,erabrtbet ifl, bcis <fr~a(tme bi&
,ur Ueberga6e ((\nbuMicfJ ber3infen. · ,
. §. 111. .pat ber staufer bie Ut6trna~mt ber~
1 - A~9ttt, fo fan~ ber IDtttaufer , . ffott ber ~tr&int · ,
fung, 3ur ~trecbn~ng unb 'Uuslieferung btr Se-609~ ·
.nen ffiu~ungen (td) erbitten. . . '
- ·§. 112. [)abt9 barf ·btr IDert&ufer &Cop ft\t ein
9robei merjtijtn ~a~en. ' :
. §. I I 3. 3ft ber IDtrfaufer $d)ufb an ber t,efl; /
-i~gert~n Ue&trga~e, fo tann ~er stäufer bon i~m
.ben tbcf)ftffl bei) ,erfonen feiner stlaffe 1ulafiigen
,. .Binefat forbern. _ · -
. §. 114 • fügt !lorfat ober gro6ed metfe~e11
"bei)· ber ßogerung bes IDert&ufere 3um @}runbe, fo
,., fgnn ber -Staufer, tlatt ber IDtrAinfung, 9tecl)nuns~ ·
legung 1\ber bie ge3ogene ffiu~ung forbern. .
l. §. I I S·· [)abtl) ~aftet btr mertaufer aud} fi\?-
rin geringe& merfeten. ..
1 §. · 116. 9tl t>ie ßa~fung bes .taufätlbtß aud,
i, bräcflic() \,-or ber Uebergabe bebungen ,, obtr frel)r:
n,iUig otne mor&efiä[t gtleifiet n>orben, .fo barf btf
' IDertaufer , fo 'fangt bit Uebttga&e nicf)t burd) fe~
;f ·ne ®d)ufb bitA6!ltrt wirb , ·n,e))er ßinfm .3a~len,
1 ! aiod) ffiu~ungen bemf)nen. .
l ·· · §. 117. Stl eint E>ad)e in 9-'aufcfJ urtb ~09en, 0"1~11bett
:i Dbtr rote fit fü~t unb liegt , bcrratJft , fo übet~ ~eofile_r, . 1 ·
t;;;.., f
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•r (ontratte , . nebfl aßen muiungen unt, Oted)ten, taoae11, ·
;[ 1ug{eid) ~iejrn gen ~efa~ren unb fo1lm, bit i~11 -
1: fcntl crft nQ~ · be~ U~bttia.be rol\rben _smcft\ll
;v 1 ~aben. · ·

Dig1t1zco by Goos le •
286 <!rfter ~~eil. <!il~er titd. ,
§. , r I gi ~fei&t in einem fofa,tn ~ade ber ·roer,
faufer , naa, unttr3eid)netem iontrattt , bte 3m
Ue&erglbt, im ~eft~e ber €,ad)e ; fo ~at er, in ~
'Unfebung ber Olu~ungen fon>OQl , aft5 ber fotlen 1

unb ®l'f-a~rm, nur bie ffiea,tt unb ·sp~ia,ten- eine,


IDern.,afters frember €,ad)en. (tit. XIV. '.11~
fdJnirt H_.)
~- 119. ,~abon fann er ficf) jeboct;, be9 einem
burd) ßufaU ober burd) <9cf)u{b bes Staufers ent;
1lt>~enl\en IDer3uge ber Uebergabe , burcf) ltueanr~
n,ortung ber €,acf)e 3ur gcricfJtCicf)en lluffid)t unb
IDern>a{tung befret)en. , ,
§, 120. ffi3irb a&er bie ·,®acf)e bot ber Ue6ere
ga&e ~ burd) 8ufaU ober €,cf)ulb bes IDerfoufmJ
'bergefiaft \'ernicf)tet , baff gar feine Uc&erga&t
mef2r erfofg~ t-1nn , , fo trift 'bief,r IDedufl ben
IDedaufer. ,
§. 12 1. 3tl ein 3n6egritf b1.rn . (Sacf)en gefau~
n,oroen, fo n.,irb ein, fofd)ee ®efd)a~, in 'Unfef2un9
ber mu~ungen unb ®efaQren , bem Staufe in
S})aufd) unb ~ogen gfeid) gead)tet.
§. 122 •. Stl bie ßaf2{ bet (Stade 6foß aur n&~
d)em ?Be5eid5nun9 bes Snbegriffs angegeben u,or~ '
ben, fo roirb baburd) bie ffiatur bes st'aufG I a(tJ
einelS in ~aufcf) unl) mogen gefcf)foffenen , nid)t
geanbert. . .
§. 12 3. ~at fidJ a&tr ber Staufer eine gen,iife
ßa~( bon. €,töcfen aus einem Snbegritfe ~orbe
bungen ; fo flnben bie unten §. 207. fqq. gegebenen
IDorfd)riften l(nn.,enbu_ng.
tDif bit §. I 24. ~tr mertAufer muff bit Ut&erg46t
fJ:fä~te fo [eitlen, b.1fi ber st'~ufrr baburd) tn ben @tanb
11,~.rbeq gefe~t roerbt I uber bte gefouftt ~q'9! Jhlcf) bsm
1Hffe. -r. 9n1Jafre be6 C!ontr,,tts ~u b,•rfi\geri7"'/ ;.,- •-;:i ;-·.-. -~
C §. 125. -~tl) @runbftfüfen itl 3n,at tir geridJt~
· lid}e ßufd)rdbung im .pt,i,ot~etenbud)e , fllr iti1J at~
l,ein 4ur Uebergabe nodJ ni(9t ~irireicf)enb.
§. : u6•
.--. ''t
· ~on lauf&, unb: ~ertaufßgefd)d~e~. 287
§. 126. · @s gt~ort a6tr mit 3u . b<n S}.lff fd)tea~ ,
bes IDtdaufers , baff er alles t~ue, .n,as uon feiner
@Seite erforbtdicf) ifl , um• biefe gerid)thd)e · 8w ,
fd)rei&ung an ~n staufer 3u 6rroirft&t. · .
' §. 127; · Ue&tr~aui,t muff bie Ue6erga6e nac~ ,
ben~ IDorfdJriften bes eiebeitten iitde §. 58. fgq.
trfofgen. . ·
, §. 128. Unter '2t6roefenben ifl bit Ueb~rga6e be(1111t1er•
&~roeghd)q (5acf)en bOÜ.jOgcn , fO ba{b bit ead)e U!l;rr \Xb,
IN• f
'beril. me\'>oUmad)ttgten
• •
bes- .nau ers . ausge~anl:1tgt,
. • , l\l*noen.
ober auf bie SJ)ofl gegeben, o~er bem ~u~rmanne
ober Ei~itftr überfüfert worben.
§. 129. ~ocf) mu·n bie Uebermacf)ung entroe,·
ber itad) ber '2tnttldfung bes S{äufmr <\tfd}tf2en,
ober t,on bi~fem bie '2trt berfe!ben bem .~ut~nben
bes IDrrtaufera, . auebrudlicfJ ober .flilifd)roeigenb, ·
ubedaffen roorbtn ftl)n.
§. 130. .'2tud) tytrb, roe~n burcf) eine fofd)e ue~
6ergabt ~igent~um unb ~tfaf2r ~uf ·ben Staufer
öbergeQen foU, uorauagefe~t, . bafi btr stauf ft!btl
unter ben a6tt,eftnben SJ)arttl)en t>bUig abg~fd)loffen
ro~bt~. . '
· ' §. 1 31. @rfofgt ~,r 'it&fcf)fut; bte staufs ertl
roa~renb ber ßeit , bafi bie (511cf)t obe.r ®aare
untetlt'egens ifl, fo ge~t ·erfi t>on btm '2tuget1blicfe
an, roo ber IDertrag 3u Stanb_e getommen ifl, @i::
gent~um unb @efa~r auf btn Staufer o~er. :
§. 1 32. .pat · ber staufer , 0ur ßeit · btd a&gt~
·fd)foffenen IDertrageS nocf) nid)t gett,ufit, baff bie
'-Sacf)e fd)on unterlt'egens fe9 , fo u&etfommt ti:
(figent~um unb @efa~r er~ t>im bem 8eitpunftt
an , ror er bi.e '2trt btr merfenbua,g erfA~rt,
. uni> ,fo(cf)c ausbracflicf) ober fliUfdJroeigenb g~
ne~migt. · · ·· •
§. -i 33. Sn alfen ~Allen (§. 129: 132.) ~Ht et
fur eint ftiUfdJroeigenbe @Jene~migung bes: bon
btm merfaufer gercaf21ren . llrt ~er Uebermacf)ung,
, lt'rnn
Dig,tizcd by Goos le
, :
' 1
' /

?188, -~r~tr tf)eil. ~üfttr ·~itel ·


. l'Otftn btr :~uf,er 1 at1(ibit etftt bt'lbOff 'tti<ilt~n-t ·
, ffl'ad)ri.d}t 1 feint -mli~bitli9,ttn9 btrfdbta 11id)t mit
t,tt erfitn-•&gtf2enbtn !J'o11 etfu\rt tat„
· §, 134- Sfl 'ber :StAufet •in bei; 8n,i'f4'en3tit t>oR
'bet 1tQd) §: 128. ·t,o1l30grnen Utbetgabt , b-i! All
tem Seit1)Unfn, t»o t,·ie E,od)1 in feinem mlo~m
' Ntt n,itfficl) oaafommt „ in (!oncure · utrfunttRJ
· fo fQn'n bn IDaf&uftt bit. @fod)e., nad)· ·n&teret
~tflimm-ung ba ([~ncureorbnuna;, _~n n?atut 6$.
dcfn~men.. · ·.
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tbnl)4iqit. btbun9enerma11~n ~(s fem @1gtntf2um lltft~en,,
nu·ten., arnb badi&cr 'tlerfo~en t-0nn,.. ·
htfotkr, §. t 36. ~t muff -a[fo oucf) bt.n ~&ufer geg'fR
:r:t~gen alle . 'Unfprt\cf)e eines ~rittffl onf bie bfd'1ufte
fJrid)e w Sad)e t,trtnren. ' · ·
11e• ~rit,
ffll. ,,
. ,,.,._ ·®:t. , 5 •• "-' f , ~
• §. 1·'57. .vtr ,J\an, tt rann 1tbo~, · emem ~ed)te,
, ~troafit1rtei1lnng 0u forbern , gulttg entfag·en. ·
§. 13a. l)ergMdjen ~ntfa911n9 barf, ,iber ni4,?

Guf ben ~aU ausge'.~nt n,erbe-n tt>fnn ber mm
taufte be.n 2(nfl)rud) bes ;I)ri'ttert 9erou-i}t 1 unb
i~n lem jtbufer · nicf)t arigt&ti~, obrr, n,enn et
biefm 1ln1~rud) butdJ feine tiftW .pa,nbtungm
f)egn\nbrt ~Qt. · . .

~. 139; J;)abtn {,tt)be ~~ei{e 11UßbtOeffid) nbt?


eine -frrmbe 6ad)e ·contrnQirr„ fo -itl buES ®efd)aft
ats tin ffieroca~ ., n,onurd) ~t .pJnb{un~ i!tned
i)rittelt 'beefl)rod)cn toorbtn ,; kt'· beurt~efü~
(~it. 5. ~ 40. fqq.)
§. 140. .l)abttra,, l><:t~>teni<int eer {f-rbe b(!SI
jen19en 9et1)ot'ocn tll, ber fl!ine ®ad)~ , o~ne frtne ·
@Jenef2tnt~ung, an einen llnbctn b«tauft ~ar., roirl>. ·
et: ~n,ar fein ~i9entbum auf• bie ·~"cbt gekmb A"
llhltV,en nicbt ~er~h1bei-t;
§. q.1.-
. ' o;g;üzedbyGoogle
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften . 289

g . 141. Er ' muß aber als Erbe dem Käufer ,


ſo weit ſein Erbtheil dazu hinreicht , eben das leis
ſten , wozu der Erblaſſer, verprichtet geweſen.
S. 142. Iſt er des Verkäufers Erbe ohne Vors
behalt geworden , ſo kann er den von dieſem ges
ſchloſſenen Verkauf nicht anfechten.
8. 143. Ein Käufer, welcher von einem Drita
ten über die erkaufte Sache in Anſpruch genom :
men wird , muß , wenn er die Gewährsleiſtung
von dem Verkäufer fordern will, dieſen zu ſeiner
Vertretung gerichtlich vorladen laffen..
$. 144. Dieje Aufforderung muß ſogleich , als
dem Käufer die Klage des Dritten behändigt wors
den , ſpåteſtens aber bis zum Inſtructionscermin
geſchehen.
S. 145 . Wird die Aufforderung verſäumt,
To geht zwar das Recht des Käufers , Gewährslei:
ſtung von dem Verkäufer zu fordern , noch nicht
verloren .
S. 146. Der Käufer muß aber alle Gründe und
Beweismittel , welche der Verkäufer gegen den
Dritten håtte an die Hand geben können , und wo:
von er ſelbſt in dem Prozslie mit dieſem keinen Ges
brauch gemacht hat, nach nåħerer Beſtimmung
der Prozeßordnung, wider ſich gelten laſſen .
S. 147. Was vorſtehend von dem Falle verorde
net iſt , wenn der Káufer den Prozeß mit dem Drits
ten ohne Zuziehung des Verkäufers ausführt, gilt
auch alsdann, wenn er ſich , ohne deſſen Zugies
Hung , mit dem Dritten verglichen hat.
$ . 148. Der Nothwendigkeit einer gerichtlis
chen Aufforderung kann durch Verträge gültig ents
ſagt werden.
S. 149. Der Käufer kann ſich der Vertretung
halber nur an ſeinen unmittelbaren Verkäufer hak
ten , und muß es dieſem überlaſſen , auf ſeinert
Bormann zurückzugehen .
Ullgem . Gefeßb. I , Band. $. 150.
290 Erſter Theil. Eilfter Titel.

$ . 150. Iſt jedoch der unmittelbare Verkäufer


in Concurs verſunken ; oder hat er die König ,
lichen (ande verlaſſen ; oder iſt ſein Aufenthalt
unbekannt ; ſo ſteht dem Käufer fren, ſich an deſ
fen Vormann zu halten , und dieſen zu ſeiner Vers
tretung aufzufordern.
S. 151. Er muß fich aber von demſelben alle
Einwendungen gefallen laſſen , welche dieſer ſeis
nem unmittelbaren Hintermanne entgegen
ſeßen berechtigt wäre.

S. 152. Was vorſtehend §. 143 151. von


der Nothwendigkeit, den , welcher die Gewähr
leiſten ſoll, zur Vertretung gegen den Dritten aufs
zufordern , bey dem Kaufsgeſchäfte vorgeſchrie:
ben iſt , gilt auch bey allen andern Vertrågen,
aus welchen ein Contrahent von dem andern Ges
währsleiſtung fordert. (Tit. V. J. 317. ſqq.)
was bey S. 153. So weit die Parteyen über das , was
erfolgter
Eviction der Verkäufer dem Käufer, als Schadloshaltung
det Vers.. für den Anſpruch des Dritten , vergüten ſolle, fich
käufer dem beſonders vereinigt ħaben , hat es dabey lediglich
leiften tias ſein Bewenden .
wenn die 9. 754. Iſt nichts verabredet worden , und er:
Eache dem hålt der Käufer , als redlicher Beſiger, für die ihm
memilih, gånzlich entzogene Sache von dem Dritten Erſak
des dafür gezahlten Kaufgeldes , und der auf die
Sache verwendeten Koſten : ſo kann er dieſer:
halb an den Verkäufer keinen Anſpruch machen.
( Tit. XV. g . 25. ſqq .) 1
S. 155. Vielmehr haftet der Verkäufer nur,
nach Verhältniß ſeiner obwaltenden Verſchubs
dung , dem Käufer für den etwa noch außerdem
ben dem Kaufsgeſchäfte erlittenen wirklichent
Schaden .
N. 156. Zu dieſem Schaden gehören auch die
auf den Kauf verwendeten , ingleichen die bey
bem
Von Raufs- und Verkaufsgeſchäften. 295

dem Proserie mit dem Dritten aufgelaufenen


Koſten.
S. 157. Zinſen des Kaufgelbes kann ein fol
cher Käufer von dem Verkåufer nur ſeit dem Zeita
punkte fordern , wo er, init der Sache zugleich,
die Nußungen derſelben dem Dritten þat herauss
geben müſſen.
S. 158. Uebrigens bleiben dem Dritten , we
gen des Staufgeldes , das er dem Käufer, als rede
lichem Beſiger , vergüten , und wegen der Nußung
gen , die er demſelben hat überlaſſen müſſen , feine
Rechte zur Entſchädigung, gegen den Verkäufer,
in ſo fern dieſer ein unredlicher Beſißer geweſen iſt,
vorbehalten .
S. 159. Hat der Käufer gewußt , daß er eine
fremde Sache kaufe , und muß er dieſelbe hier:
nåchſt , als unredlicher Beſiger , dem wahren
Eigenthümer unentgeldlich zurüdfgeben : ſo kann
er dennoch keine Gewährsleiſtung ' von dem Verz
käufer fordern .
S. 160. Hat auch der Verkäufer gewußt, daß
er eine fremde Sache , als ſeine eigene , verkauft, ſo
fåült alles , was er aus dem Vertrage an Kaufgelde
oder ſonſt erhalten hat , dein Fiskus anheim ,
$. 161. Wird der Käufer bloß deswegen , weil
er bey Erkaufung der Sache nicht die gehörige
Vorſicht angewendet, in Rückſicht des wahren
Eigenthümers einem unredlichen Beſißer gleich
geachtet ( Tit. VII . $ . 12. 199. ): ſo muß ihm der
Verkäufer das erhaltene Kaufgeld zurückzahlen.
S. 162. Uuch iſt der Verkaufer noch außerdem
einem ſolchen Käufer , nach näherer Beſtimmung
$ . 155. 156 , xur Schadloshaltung verhaftet.
A 163. War der Virkaufer ein unredlicher Bed
fißer , ſo muß er von dem Zeitpunkte an , wo des
Kaufer die Nußungen der Sache hat berausgeben
muſſen , den erhaltenen Kaufpreis verzinſen , oder
A
292 Erſter Theil. Eilfter Titel.

die von dem Käufer erhaltenen Zinſen deſſelben


zurückzahlen .
wenn ihm g. 164. Iſt durch den Anſpruch des Dritten
nur Cheile nicht die ganze Sache , ſondern nur ein Theil oder
tinenzftüde Pertinenzſtud , oder eine damit verkaufte Gerech
entzogen
tigkeit , dem Käufer entzogen worden ; ſo finden
a) Wenn wegen der Fälle , wo der Käufer von dem ganzen
der Scaufer Vertrage zurücktreten kann , die Vorſchriften des
Vertrage Fünften Titels S. 325. fqq. Anwendung.
zurücktres
ten kann S. 165. Kann und will der Käufer von dieſer
und will . Befugniß Gebrauch machen , ſo muß der Ver:
käufer , gegen Zurückgabe des Ueberreſtes der
Sache, das ganze erhaltene Kaufgeld wieder er :
ſtatten.
$ . 166. Doch muß davon , zu ſeinem Vortheile ,
dasjenige , was etwa der Dritte dem Käufer , als
redlichem Beſißer , zu vergüten hat , abgerechnet
werden .
S. 167. Die Zinſen des Kaufgeldes werden
allemal gegen die von dem Käufer gezogenen Nus
kungen compenſirt.
S. 168. Wegen der anderweitigen Schaden
und Koſten finden , je nachdem der Käufer auch
in Unſehung dieſes einzelnen Theils u. f. w . ein
redlicher oder unredlicher Beſiber geweſen iſt,
die Vorſchriften § . 154. 155. 156. 159. 161. 162.
Anwendung.
b) Benn er H. 169. Rann oder will , der Käufer in dem
nicht aus Falle des S. 164. nicht zurücftreten , ſo gelten
kann oder in Anſehung dieſes Theils oder Zubehörs , eben
wiu.
die Grundfäße , wie in Anſehung des Ganzen.
( S. 154 : 163.)
0. 170. Der Werth des entzogenen Theils ,
Zubehörs , oder Rechts , inuß, wenn das Ganze
nach einem Anſchlage verkauft worden , nach dies
ſem , ſonſt aber nach der Abſchåßung, vereideter
Sachverſtändigen beſtimmt werden .
g. 171 .
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 293

S. 171. Doch kann der Käufer , auch wenn


ihm Vergütung zukommt , dieſelbe nur nach
Verhältniß des Anſchlags oder der Tare des
Ganzen , gegen den verabredeten mindern Kauf
preis fordern.
Ø . 172. Nach eben den Grundſågen , wie der
Werth eines entzogenen Theils oder Zubehörs
zwiſchen dem Käufer und Verkäufer beſtimmt
wird , muß derſelbe aud) zwiſchen dem Käufer ,
wenn er redlicher Beſißer war , und dem wahren
Eigenthümer , welcher ihm Vergütung zu "leiſten
hat , feſtgeſeßt werden.
L. 173. Iſt ein Inbegriff beweglicher Sachen
verkauft worden , und der Käufer kann oder
will nicht den ganzen Kauf aufgeben ( Tit. V.
. 339. 199.) , ſo findet wegen des entzogenen eins
zelnen Stücks aus einem ſolchen Inbegriff alles
ſtatt , was wegen entzogener einzelner Sachen
überhaupt Rechtens iſt.
g . 174. Iſt bey dem Kaufe um den Inbegriff
ein beſonderer Preis für jedes Stück verabredet
worden , 10 dient dieſer ben der dem Käufer gebühr
renden Vergütung zum Maaßſtabe.
S. 175. Für die auf einem Grundſtücke haften : Gemdhra
den gemeinen ļaſten darf der Verkäufer nur als- leiftung für
dann Vertretung leiſten , wenn er dieſelben in 26 Sache hats
rede geſtellt , oder die wenden Las
Vertretung ausdrüclich ften.
übernommen hat.
S. 176. Iſt der Verkauf nach einem Anſchlage
geſchehen , ſo muß der Verkäufer die darin nicht
abgezogenen gemeinen laſten vertreten.
S. 177. Hat jedoch der Käufer nicht den gan
zen angeſchlagenen Werth bezahlt , ſo kann er die
Bergütung nur nach Verhältniß des Kaufpreiſes
gegen den Anſchlag fordern.
§. 178. Werden zwiſchen der Zeit des ges
ſchloſſenen Kaufs und der erfolgenden Uebergabe
T3 einem
294 Erfter Theil. Eilfter Titel.

einem Grundftúde neue Öffentliche Fortwahrende


Laſten oder Abgaben aufgeligt, ſo kann der Käufer
von dem Veitrage xurucftreten .
S. 179. Will er dicles nicht, ſo muß er die
neue Saſt übernehmen , und kann dafür feinen
Nachlaß am Kaufpreiſe fordern .
§ . 180. Kriegesſteuern , Brandſchaßungen und
1
außerordentliche Saften , welche erſt nach ges
fchloffenem Kaufe , oder erſt nach erfolgter Uebers
gabe auf die einzelnen Grundſtücke bertheilt
werden , muß der Verkäufer tragen , in ſo fern
die Verbindlichkeit zu der Entrichtung einer ſol
chen beſondren laſt odur Ubgabe ſchon vor der
Uebergabe vorhanden gewefen ift.

f 181. Wenn alſo , zum Benſpiele, der Feuers


ſchade , welcher durch Beyrråge von den in die
Feuerverficherungs : Geſellſchaft eingeſchriebenen
Grundſtücken vergåtet werden muß , ſchon vor
dem Verkaufe , oder vor der lletergabe eines zu
dieſer Geſellſchaft gehörenden Grundſtücks fich
ereignet hat : fo muß der Verkäufer den auf dieſes
Grundſtück fallenden Beytrag leiſten , wenn auch
derſelbe erſt nachber ausgedrichen wird .

§. 182. Quch für alle Rückſtånde offentlicher


Abgaben und laften , welche in die Zeiten vor
der llebergabe treffen , muß der Verkåufer dem
Käufer hafien .
S. 183. Privatdienſtbarkeiten , Caften und 262
gaben , welche nicht allen Grundſtücken derſelben
Art in der Provinz gemein zu lenn pflegen , iſt der
Verkäufer dem Käufer bey der Kaufhandlung ans
zuzeigen , oder zu vertreten ſchuldig.
$. 184. Die auf dem Gute haftenden Privats
ſchulden und Verbindlichkeiten muß der Verkaus
fer allemal vertreten , wenn der Käufer dieſels
ben nicht ausdrůdlich übernommen hat.
$. 185 .
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 295

$. 185. Die Unwiſſenheit des Verkåufers von


Bergleichen auf dem Grundſtücke haftenden laſten
(S. 180 - 184.) befrent denſelben keinesweges vor
der Vertretung.
. 186. Üuch alsdann , wenn der Frauf in
Pauſch und Bogen geſchloſſen worden , iſt der Vers
käufer von Vertretung dieſer Saſten nicht frey ;
S. 187. Es ware denn , daß die übficht der
Partenen , dieſerhalb keine Vertretung fordern und
leiſten zu wollen , aus dem Inhalte des Contrakts
kar erheliete.
S. 188. In Fällen , wo daraus, daß eine ſol: a) wenn der
che {aſt auf der Sache haftet, zugleich der Man: stufer zus
gel einer ausdrücklich vorbedungenen oder ſtill kann und
ſchweigend vorausgeſekten Eigenſchaft folgt, fin will.
ben wegen des dem Käufer -offen ſtehenden Rück
tritts vom ganzen Vertrage , die allgemeinen
Grundſåße von der Gewährsleiſtung ſtatt. (Tit. V.
$. 319. fqq.)
§. 189. Sann oder will der Käufer von dieſer b ) wenn er
Befugniß keinen Gebrauch machen : ſo muß die råd treten
Abgabe , wenn ſie in Gelde oder Naturalien bez kann oder
will.
ſteht , nach dem fandůblichen Zinſenfuße zu Ca:
pital gerechnet , und nach dieſem Capitale die von
dem Verkäufer zu teiſtende Vergütung beſtimmt
werden .
$. .190. Beſteht aber die faſt in Handlungen :
oder Leiſtungen , die ſich auf eine jährliche Geld
fumme nicht zurückbringen laſſen : fo muß dieſelbe
von vereideten Sachverſtändigen nach dem Maaße
geſchäßt werden ; als der wahre Werth des Grunds
ſtúds durch dieſe laſt vermindert wird .
S. 191. Wegen der Verbindlichkeit des Käu
fers , wenn er wegen einer ſolchen (aft von einem
Dritten in Anſpruch genommen wird , den Vers
käufer zur Vertretung aufzufordern , finden die
Vorſchriften $. 143. fqq. Anwendung.
14 f . 192
296 Erſter Theil. Eilfter Titel.

wegen feha S. 192. Die Sache muß in der Beſchaffenheit


lend er Eis übe rge ben werden , wie ſie von deni Käufer bedun:
genichaft en,
ten . gen word
S. 193. Iſt keine beſondere Beſchaffenheit vor:
bedungen , ſo muß die Sache diejenigen Eigen :
1 ſchaften haben , die ber
einer jeden Sache derſela
ben Art geröhnlich vorausgelegt werden .
J. 194. Uebrigens muß fie in demjenigen Zu.
ſtande übergeben werden , in welchem ſie ſich zur
Zeit des geſchloſſenen Kaufs befunden gat.
S. 195. Kann die Beſchaffenheit der Sache,
A
wie ſie zur Zeit des Kaufs geweſen iſt, nicht aus:
gemittelt werden : ſo iſt der unmittelbar vorhers
gehende Zuſtand zum Grunde der Entſcheidung
anzunehmen .
§ . 196. Daß der Zuſtand der Sache zwiſchen
der Zeit des Kaufs und der Uebergabe ſich weſent:
lich geändert habe , wird nicht vermuthet.
ſ . 197. Hat die Sache, die beym Kaufe aus:
drůdlich oder ſiillſchweigend vorausgefeßten El
genſchaften nicht; ſo wird ſie fehlerhaft genannt.
S. 198. Wegen fehlerhafter Beſchaffenheit der
verkauften Sache finden die Vorſchriften Tit. V.
S. 319. fqq. Anwendung.
S.. 199. Wenn ein Stück Vieh binnen vier
und Zwanzig Stunden nach der Uebergabe frank
befunden wird .; . ſo gilt die Vermuthung , daß
felbiges ſdon vor der Uebergabe krank gewes
ſen ſey.
S. 200. Doch muß der Käufer bey Verluſt fei:
nes Rechts , die bemerkte Krankheit dem Verkau
fer dergeſtalt zeitig anzeigen , daß noch eine Unter:
ſuchung über den Zeitpunkt ihres Entſtehens ſtatt
finden könne.
S. 201. Iſt der Verkäufer nicht am Orte zuge:
gen , fo muß die Anzeige den Gerichten des Orts,
oder einem Sachverſtändigen geſchehen.
$. 202 .
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 297

S. 202. Stirbt das Biek binnen Vier " und


Zwanzig Stunden nach der Uebergabe ; ſo iſt der
Verkäufer zur Vertretung verpflichtet, wenn nicht
klar ausgeinittelt werden kann , daß die Kranks
beit erſt nach der Uebergabe entſtanden ſey .
S. 203. Heußert fich die Krankheit des Viehes
erſt nach Verlauf von Vier und Zwanzig Stun
den nach der Uebergabe ; To trift der Schade den
Kåufer ; wenn nicht ausgemittelt werden kann,
daß der frånfliche Zuſtand ſchon zur Zeit der Ue:
bergabe vorhanden geweſen .
9. 204. Ben Schweinen , welche innerhalb
Acht Tagen nach der Urbergabe finnig befunden
werden , gilt die Vermuthung , daß fie es ſchon
zuvor geweſen ſind.
9. 205. Eine gleiche Vermuthnng gilt von
Pferden , bey weichen ſich Dämpfigkeit , Herzſchla
gigkeit , Räude , wohre Stätigkeit , ſchwarzer
Staar, Mondblindheit und Roß innerhalb Vier
Wochen nach der Uebergabe hervorthun.

$. 206. In allen Fällen , wo wegen der von


dem Verkäufer zu vertretenden Mángel, der Rücks
tritt vom Kaufe, und der Erſaß des ganzen Kauf
preiſes nicht ſtatt findet , muß die dem Kåufer zu
leiſtende Vergütung nach dem Gutachten vereide:
ter Sachverſtåndigen beſtimmt werden .
S. 207. Hat der Verkäufer ein beſtimmtes wegen feho
Maaß oder Gewicht , oder eine gewiſſe Zahl bey lendertät
Quanti ,
der Sache zu gewähren ſich ausdrücklich vers
pflichtet , und es fehlt etwas daran bey der Ue:
bergabe , ſo iſt der Käufer die Sache anzunehs
men nicht ſchuldig .
. 208. Doch ſteht ihm frey , auch die Nachlies
ferung des Fehlenden zu verlangen .
J. 209. Kann die Nachlieferung noch inners
halb der zur Uebergabe beſtimmten Zeit geleiſtet
T 5 werden,
289 Erſter Theil. Silfter Titel.

werden , ſo iſt der Käufer von dem Vertrage abzw


gehen nicht berechtigt.
. 210. Hat der Käufer die Sache einmal ans
und in ſeine Verwahrung genommen ſo kann er
fie , aus dem Grunde der nicht vollſtändig ges
ſchehenen Ablieferung , nicht zurückgeben , ſons
.. dern muß mit dem Erſake des Abgango fich bes
gnügen.
Š. 211. Der Betrag des zu leiſtenden Erfaßes
wird nach den Vorſchriften G. 170. 171. beſtimmt
$ . 212 . 06 übrigens die Duantitat der vers
kauften Sache nur der Beſchreibung und nåøern
Beſtimmung, wegen , oder in der Abficht , daß
fie vertreten werden ſolle , beygefügt worden ,
iſt hauptſächlich nach dem Inhalte des Contrakts
zu beurtheiten .
$. 213. Iſt der Kauf in Pauſch und Bogen ges
ſchloſſen , ſo darf ein bey den Unterhandlungen
bloß zur Information des Käufers gegebener Uns
ſchlag, nur in Unſehung der Exiſtenz der darin am
gegebenen Rubriken , nicht aber in- Anſehung der
Zahl , der Große , des Ulmfangs , oder des Ertrags
derſelben , vertreten werden .
$. 214. Außer dieſem Falle gilt, wenn aus
ben Umſtänden und aus der Faſſung des Vertrags
nicht ein Underes erhellet, die Vermuthung , daß
die beſtimmte Quantitat gewåhrt werden ſolle.
Verbinds S. 215. Iſt der Verkäufer bereit , die Sache
lichkeiten
de seduferevertragsmåßig zu übergeben , ſo iſt der Käufer
1) wegen fie fo fort zu übernehmen ſchuldig.
Hebernahs
me der ' S. 216. Was den Verkäufer wegen verzöger's
Cache. ter Uebergabe entſchuldigt , das muß auch dem
Käufer in Rücfficht der Uebernahme zu ftatten
Komment.
S. 217. Wegen der Folgen einer durch die
Schuld des Käufers entſtandenen Zögerung und
wegen der Befugniß des Verkäufers , die Sache
alsdann
Pon Kaufs- und Verkaufsgeſchäften . 299

alsdann der gerichtlichen Verwahrung und Vers


waltung zu übergeben , hat es bey den s. 98-104.
entbaltenen Beſtimmungen ſein Bewenden.
S. 218. Sit die Sache dem Verderben unter:
worfen , oder ſteht zu beſorgen , daß die Koſten
der Aufbewahrung und Verwaltung mehr betra:
gen werden , als die Hälfte des Kaufpreiſes , ſo if
der Verkäufer auf gerichtliche Verſteigerung ders
5 ſelben anzutragen berechtigt.
S. 219. Uus dem dafür gelofeten Preiſe kann
der Verkaufer nur die Koſten und idasjenige fors
dern , was ihm nach dem Inhalte des Kaufcons
trakts gebühret.
S. 220. Reicht die (öſung dazu nicht hin , ſo
muß der ståufer den Ausfall tragena
$ . 221. Gegen Empfang der Sache iſt der Käu : 2 ) wegen
Bezahlung
fer das Kaufgeld ſofort zu erlegen ſchuldig ; wenn des Staufa
nicht ein Andres im Vertrag verabredet worden . gelded
S. 222. Kommen aber Gewährsmånget, oder
Unſprüche eines Dritten an die Sache , vor era
folgter Bezahlung des Kaufgeldes zum Vorſchein :
ſo fann der Käufer einen verhältniſmäßigen
Theil deſſelben zurüchatten , und gerichtlich nies
derlegen .
S. 223. Wil der Verkäufer ſich dieſes nicht
gefallen laſſen ; ſo muß er wegen der bevorſtehena
den Vertretung nach richterlichem Ermeſſen hina
långliche Sicherheit leiſten .
g. 224. Das Kaufgeld iſt für geborgt anzuſes.
ben , wenn der Verkäufer wegen der im Contratte
porbebungenen und bey der Uebergabe nicht ges
leiſteten baaren Zahlung des Kaufgeldes die ges
richtliche Klage innerhalb Acht Tagen nach der
Uebergabe nicht anmeldet.
. 225. Einen abweſenden Verkäufer låuft
dieſe Friſt erft von der Zeit an , da er von der
nicht erfolgten Zahlung Nachricht erhalten , und
fidia
300 * Erſter Theil. Eilfter Titel.

fich zur Klage bey dem gehörigen Richter hat ange:


ben können ,
Ø . 226. Sobald der Verkäufer das aufgeld
geborgt hat , kann er von der nach ). 230. ihm
ſonſt zuſtehenden Befugniß , den Contrakt aufzu
þeben , und die Sache ſelbſt zurück zu fordern , nicht
1 mehr Gebrauch machen .

S. 227. In allen Fällen , wo der Käufer die bey


der Uebergabe baar bedungene Zahlung ohne recht:
lichen Grund nicht leiſtet , iſt er Zögerungszinſen ,
vom Tage der Uebergabe an , zu entrichten vers
bunden .

S. 228. Berſäumt oder verweigert der Verkau


fer die Annahme des Kaufgeldes , ſo iſt der Käus
fer befugt, daſſelbe auf Gefahr und Koſten des
Verkäufers gerichtlich niederzulegen .
Aufhebung
Der Stauf: S. 229. Ben Käufen über bewegliche Sachen
verträge ünter Funfzig Thalern iſt der Verkäufer vom Vers
1) wegen trage wieder abzugehen berechrigt , ſobald die
gelei:
Heter Erst zur Ubqolung der Waare beſtimmte Zeit verfloſ
füllung. ſen iſt.
1
8. 230. Eben ſo kann der Berkäufer , wenn
der Kåufer die Zahlung des Kaufgeldes , welche
er bey der Uebergabe baar , zu leiſten verſprochen
hat , nicht leiſtet , die Uebergabe verweigern und
den Contrakt aufgeben .
$ . 231. Außer dieſen Fällen kann derjenige
Theil, welcher behauptet , daß ihm die Erfálung
des Vertrages ohne rechtlichen Grund verweigert,
oder nicht gehörig geleiſtet werde , in der Regel
nur auf die Erfüllung klagen .

9./232 . Doch findet in allen Fällen , wo die


Geſeße einen Contrahenten zum Rücktritte vont
dem Vertrage wegen der von dem andern ver :
weigerten Erfüllung berechtigen , ein Gleiches
auch bey dem Kaufvertrage mit den daſelbſt nå
her
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften . 301

Her beſtimmten Wirkungen ſtatt. (Tit. V. § . 396


bis 407.)
S. 233. Muß nach dieſen Beſtimmungen der
Käufer , welcher die Sache zurücfgiebt , die in
der Zwiſchenzeit gezogenen Nußungen berech
nen : ſo kann er die inzwiſchen dem Verkäufer
bezahlten Zinſen des Kaufgeldes darauf in Abzug
bringen .
S. 234. Hat der Verkäufer das Kaufgeld felbft
ganz oder zum Theil bereits erhalten ; ſo muß er
fich landübliche Zinſen auf die ihm zu vergüten
den Nußungen abziehen laſſen .

S. 235. Behált nach eben dieſen Beſtimmun :


gen der Käufer , welcher die Sache zurückgiebt,
die inzwiſchen gezogenen Nußungen ; ſo kann
der Verkäufer die Zinſen des bedungenen Stauf
preiſes fordern.
§ . 236. Doch ſteht dem Käufer frey , die

Nußungen zu berechnen , und dagegen , je nach :


dem er das Kaufgeld ſelbſt, oder Zinſen davon an
den Verkäufer entrichtet qat ; landúbliche Vers
zinſung des erſten , oder Rückzahlung der legtern
zu verlangen.
S. 237. Wenn der Käufer in Anſehung der
Sache , die ' er zurückgiebt , einem unredlichen
Beſiger gleich geachtet wird ; ſo haftet er für Ges
fahr und Schaden bis zu dem Zeitpunkte der wirks
lich erfolgten Rückgabe .
S. 238. Ein Gleiches findet ſtatt , wenn der
Rücktritt auf den Grund eines dem Käufer zwar
vortheilhaften , aber noch nicht rechtskräftig ges
wordenen Urtels erfolgt.
g. 239. Iſt hingegen der Käufer, nach den gee
feßlichen Beſtimmungen , einem redlichen Bes
ſiger durchaus gleich zu achten , ſo darf er auch
für die Beſchädigungen der Sache , bis zur erfol
gens
302 Erſter Thai. Eilfter Titel.

genden Rückgabe, nur ſo weit haften , als ein rede


licher Beſiger dazu verpflichtet iſt.
§. 240. Welcher Theil dem andern die Koſten
des Kaufs erſtatten , und die Koſten der Rückgabe
tragen müſſe , iſt darnach zu beſtimmen : ob der
Käufer einem redlichen oder unredlichen Beſiger
gleich zu achten ſey.
S. 241. Wåhlt ein Theil auf den Grund eines
ihm zwar vortheilhaften , aber noch nicht rechts :
Fråftigen Erkenntniſſes den Rücftritt : ſo kann Feiz
ner von dem andernt wegen der auf den Kauf
verwendeten Koſten, Erfak fordern.
S. 242. Die Koſten der Rückgabe hingegen
muß in dieſem Falle der Rücktretende tragen.
J. 243. Uebrigens. findet, nach geſchehenet
Uebergabe , felbſt in den H. 232. bezeichneten
Fållen , der Rücftritt nur in ſo fern ſtatt, als eine
Rückgabe der Sache an den Verkäufer noch mögs
lich iſt.
§ . 244. Kann dieſe nicht mehr ſtatt finden , fo
bleibt es lediglich bey demjenigen , was ein Theil
dem andern , Vermöge des Vertrages und der
Gefeße , als Erfüllung bder Entſchädigung zu
leiſten hat.
S. 245. Wird der Rücftritt innerhalb Jahres.
friſt nach erfolgter Uebergabe gerichtlich erklárt,
ſo können die Gerichte nur die gewöhnlichen
Ausfertigungs- und Eintragungsgebühren fordern.
S. 246. Erfolgt aber die Erklärung des Rúd ,
tritts ſpåter , ſo müſſen auch die übrigen bey Bes
fikverånderungen ftatt findenden Gefälle und 26
gaben entrichtet werden .
2 ) Durch § . 247. Wird ein Kauf , vor oder nach geſchez
gegenſeiti
ge Einwil hener Uebergabe , mit Bewilligung beydet Theile
ligung. wieder aufgehoben , ſo beſtimint der Vertrag die

Bedinaungen , auch in unſebung der daraus ents


ſteizenden Koſten .
8. 248.
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 303

S. 248. Iſt wegen lekterer im Vertrage nichts


feſtgeſeßt , ſo müſſen die Koſten von beyden Theis
len zur Hälfte getragen werden .
S. 249. Ob nur Ausfertigungs- und Eintra
gungs- oder auch andere ben Beſikveränderun:
gen übliche Gefälle und Ubgaben zu entrichten
Find : hångt davon ab , in wie fern die Uebergabe
aus dem Kaufvertrage bereits erfolgt war , oder
nicht.
$ . 250. Wenn ein Käufer bloß in dem Falle 3) wegen
des §. 58. wegen des Mißverhältniſſes zwiſchen über die
dem Kaufpreiſe , und dem Werthe der Sache zu: Hälfte,
rücktritt , ſo muß er die Sache in dem Stande,
worin ſie zur Zeit der Uebergabe ſich befunden hat,
jurückgeben .
. 251. Verſchlimmerungen , die durch ſein
auch nur geringes Verſehen entſtanden ſind , muß
er vertreten .
D. 252. Für den bloßen Zufall iſt er dem Vers
käufer nicht verantwortlich.
S. 253. In unſehung der Verbeſſerungen wird
er einem redlichen Käufer gleich geachtet.
254. Die Zinſen des Kaufgeldes werden in
der Regel gegen den von der Sache gezogenen
Nußen aufgehoben .
S. 255. Bey Sandgütern aber wird der Ertrag,
welcher davon , nach dem Anſchlage der Sachvers
ſtåndigen , håtte gezogen werden können , mit
den Zinſen des Kaufgeldes , ſo weit der Verkäufer
dergleichen erhalten , oder das Kaufgeld felbſt
hinter fich gehabt hat, verglichen .
§. 256. Findet ſich ben dieſer Berechnung,
daß der Verkåufer , durch Zurückbeậaltung der
Zinſen : mit dem Schaden des Käufers reicher
werden würde ; ſo muß er bemſelben den Uebers
ſchuß herausgeben .

$ . 257
304 Erſter Theil. Eilfter Ditel.

Don Nes S. 257. Alle vorſtehend geſeklich ſtatt finden :


benvertrå
gene den Rechte und Verbindlichkeiten des Käufers und
Verkäufers können durch Nebenvertråge der Pars
teyen , in ſo fern dieſelben nur in der gehörigen
Form abgefaßt ſind , anders beſtimmt werden .
2) von be g. 258. Iſt der Kauf unter einer aufſchieben :
dingten
Ståufen , den Bedingung geſchlosſen , ſo gelangt derſelbe
nicht eher zur Wirklichkeit, als bis die Bedin :
gung eintritt.
H. 259. Hat der Verkäufer dem Käufer die
Sache ſchon vorher übergeben , To iſt lekterer , wenn
nicht ein Undres verabredet worden , dennoch nur
als Verwalter einer fremden Sache anzuſehen .
8. 260. Hat aber der Käufer, ohne beſondre
ausdrückliche Verabredung , das Kaufgeld fchon
bezahlt . und kommt der Kauf nicht zur Wirklich:
keit ; alſo daß Sache und Kaufgeld zurückgege
ben werden müſſen : ſo werden die Nußungen der
erſten , und die Zinſen der lektern gegen einander
aufgehoben .
N. 261. Iſt die Wiederaufhebung des Kaufs
1
auf einen beſtimmten Fall vorbedungen : To gelangt
das Eigenthum der Sache ſchon durch die Ueber :
gabe an den Käufer.
S. 262. Uuch nach eingetretenem Falle iſt den
noch , wenn das Eigenthum auf den Verkäufer
zurückgehen ſoll, eine neue Uebergabe an denſel
ben erforderlich .
S. 263. Eine beygefügte Bedingung wird im
zweifelhaften Falle für auflöſend geachtet, wenn
der Verkåufer, ehe ſie noch erfüllt iſt, die Sache
dem Käufer übergeben hat.
§ . 264. Sind Sachen unter gewiſſen Bedins
gungen verkauft und übergeben worden : ſo ſtehen
dieſe Bedingungen einem Dritten , in Erwerbung
eines Rechts auf die Sache , nur ſo weit entgegen ;
als er erweislich Wiſſenſchaft davon gehabt hat.
$. 265 .
Don Raufs- und Verkaufsgeſchäften . 305

S. 265. Sind jedoch dergleichen Bedingungen


ben unbeweglichen Sachen ins Hypothekenbuch ein
getragen worden , ſo kann der Dritte ſich mit der
Unwiſſenheit derſelben niemals entſchuldigen.
?? som vor:
S. 266. Hat der Verkäufer auf den Full , wenn behalte nen
der Käufer das creditirte Staufgeld , oder einen ger Eigen :
wiſſen Theil deſſelben ,' in einem beſtimmten Ter: thume,
mine nicht zahlen würde , ſich das Eigenthum der
verkauften und übergebenen Sachen vorbehalten , 1
+
fo hat diefes Abkommen die Kraft einer aufldſenden
Bedingung . ( $ . 251. 262.)
S. 267. Nimmt aber der Verkäufer in dem bes
ftimmten Termine eine andere Summe , als ges

jahlt werden ſollte , ohne Vorbehalt an ; ſo wird er


ſeines Rechts , die Sache ſelbſt zurückzufordern ,
verluſtig .
S. 268. Iſt der Vorbehalt des Eigenthums im
Vertrage ohne Beſtimmung, eines gewiſſen Zah
lungstermins beygefügt; ſo erlarigt der Verkåufer
einer unbeweglichen Sache dadurch nur , das Recht,
das rückſtåndige Kaufgeld ins Hypothekenbuch ein
tragen zu laſſen .
§. 269. Bey beweglichen Sachen hat ein folcher
unbeſtimmter Vorbehalt gar keine Wirkung.
§. 270. Auf die Fälle des. 9. 266. 263. finden
die Vorſchriften §. 264. 265. Anwendung.
271. Was übrigens von Bedingungen ben
Vertrågen åberhaupt verordnet iſt, findet auch ben
dem Kaufvertrage ſtatt. (Tit. IV . 99. fqq. Tit.
V. g. 226. ſqq .)
S. 272. Iſt der Kauf unter der Bedingung ge 3) vom
Vorbuhalte
ſchloſſen , daß derſelbe erſt alsdann , wenn ſich bin eines beis
nen einer gewiſſen Zeit fein beſſerer Käufer findet, fern sidste
fers,
gültig ſeyn ſolle , ſo iſt die Abrede für eine aufſchise
bende Bedingung zu achten .
§. 273. Hat ſich der Verkäufer den Rücftritt
vorbehalten , wenn binnen einer gewiſſen Zeit
augem. Geſerb. I. Band. u ein
306 Erſter Theil. Eilfter Titel .

ein beſſerer Käufer ſich melden würde , ſo iſt es eine


auffifende Bedingung .
§. 274. Iſt der Sinn der im Vertrage gebrauchs
ten Ausdrücke zweifelhaft , ſo ſtreitet , wenn die
Uebergabe ausdrücklich verſprochen , oder wirklich
geleiſtet worden , die Vermuthung für die aufis
ſende, ſonſt aber für die aufſchiebende Bedingung.
( S. 263.)
S. 275. Sft im Vertrage kein Termin beſtimmt,
bis žll welchem die Anmeldung eines beſſern Kåus
fers zugelaſſen werden folle ; ſo kann dieſelbe nur
bis zur vollzogenen Ulebergabe ſtatt finden .
8. 276. Iſt auch die llebergabe ohne Beyfügung
eines in 'fich , oder durch Beziehung auf eine ges
wiſſe Handlung oder Begebenheit beſtimmten Ter:
mins , zur Zulaſſung eines beſſern Käufers "bollzo :
gen worden , ſo hat ein ſolcher Nebenvertrag keine
rechtliche Wirkung.
ſ. 277. Das Recht , aus einem ſolchen an ſich
gültigen und kräftigen Nebenvertrage (S. 272.) geht
auch auf die Erben des Verkäufers åber.
§. 278. Auch ſeine Gläubiger treten in Anſehung
dieſes Rechts an ſeine Stelle , wenn er vor Ablauf
1 der Friſt in Concurs verſunken iſt.
8 .. 279. Wer für einen beſſern Kráufer zu achten
ſer , hångt lediglich von der Beurtheitung und Bes
ftimmung des Verkäufers ab.
H. 280. Haben mehrere eine Sache gemein
fchaftlich verkauft , ſo iſt in der Regel nur der für
1
einen beſſern Käufer zu achten , welchen fie insges
fammt dafür anerkennen .
S. 281. Sind die mehrern Verkäufer in ihren
Meinungen über die vorzügliche Anneįmlichkeit des
erſten oder zweyten Käufers getheilt, ſo muß dieſer
Widerſpruch nach den Grundſäken vom gemeins
ſchaftlichen Eigenthume entſchieden werden. ( Tit.
XVII , Abſchn. I. )
$. 282 .
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 307

§. 282. Weder einer von mehrern Verkäuferi ,


noch einer von mehrern Såufern , kann mit einem
Gebote zur Abtreibung des erſten Käufers zuige
kaſſen werden .

Š. 283. Das Geſchäft, auf deſſen Grund der


erſte Käufer einem andern weichen ſoll , muß ein
wirkliches Kaufs- und kein anderes oder vermiſch
tes Geſchäft ſeyn .

284. Wem alſo zum Beyfpiele der gwente


Käufer nicht den ganzen Kaufpreis in Gelde bietet,
fondern ſtatt deſſelben , ganz oder zum Theil, einen
Tauſch , leibrenten - Contrakt , Ubtretung eines
Rechts # . f. w. antrågt, ſo iſt der Fall dieſes Nes
benvertrages nicht vorhanden .

S. 285. Eben fo kann durch Nebenbedingungen


des zweyten Käufers, die keiner Schåßung nach
Gelde fåhig ſind , der erſte Käufer nicht abgetries
ben werden .
J. 286. Hat wirklich ein beſſerer Käufer fich ges
meldet ; ſo muß ihn der Verkäufer dem erſten Kåuz
fer nahmhaft machen , und die gebotenen Bedina
gungen volſtåndig anzeigen .
S. 287. Der erſte Käufer þat, wenn er ſich
eben dieſe Bedingungen gefallen låßt , das Vors
kaufsrecht
S. 288. Hat der Verkäufer entweder bey der
Angabe ſelbſt , daß ein beſſerer Käufer fich ges
funden habe, oder bey der Unzeige der von ſels
bigem gebotenen Bedingungen betrüglich gehan :
delt; . ſo wird er ſeines vorbehaltenen Rechts vers
luſtig , und muß dem Käufer Schaden und Koſten
erſeken.
M. 289. Ueber die Ausübung des Vorkaufss
rechts muß der erſte Käufer , wenn im Vertrage
keine Friſt beſtimmt iſt , binnen acht Tagen , nachs
dem ihm die Anmeldung des beſſern Käufers gez
U 2 hörig
308 Erſter Theil. Eilfter Ditel.

Hörig (§ . 286.) bekannt gemacht worden , fich


erklåren .
§ . 290. Wird der erſte Rauf wegen eines fich
findenden beſſern Kåufers růcfgångig , ſo hat der
erſte Käufer , wenn ihm die Sache ſchon übergeben
war , für die Zwiſchenzeit alle Rechte eines redli
chen Beſißers.
S. 291. Doch kann auch ein ſolcher Råus
fer die Sache und das Kaufgeld nicht zugleich
nußen.
$ . 292. So weit er alſo das Kaufgert noch nicht
bezahlt hatte , muß er , jedoch nach eigner Wahl,
entweder die Zinſen davon für die Zwiſchenzeit ents
richten , oder die Nußungen berechnen .
f. 293. Doch ſteht den Parteyen frey , wegent
der Verzinſung und Fruchtberechnung , auf den
Fall des růcfgångig * gewordenen Raufs , ein An
deres unter fich zu verabreden.
S. 294. Wenn mehrere Sachen zuſammen
für Einen Preis , oder wenn ein Inbegriff von
Sachen verkauft worden , ſo kann der Vorbehalt
eines beſſern Räufers nur in Anſehung des Gan
žen , nicht aber einzelner Theile oder Stücke,
ſtattfinden .
4) vom §. 295. Vom Vorkaufs- und Nåberrechte wird
Vorkaufss
und nåbers geħorigen Orts beſonders gehandelt. (Tit. XX .
rechte, Abſchn. III.)
s) vom f. 296. Iſt ein Kauf unter Vorbehalt des Wies
Wieders
kaufe, Derkaufs geſchloſſen ; ſo wird im zweifelhaften
a) voin Falle vermuthet , daß die Sache dem Verkäufer für
Wieders
kauf& preiſe. eben den Preis , welchen er dafür erhalten hat , gus
rückgegeben werden ſolle .
b) von Zins S. 297. Ben Ausübung des Wiederkaufs wer :
ſen und
Nußungen . den , wenn nicht ein Anderes verabredet iſt , die
Nußungen oder der Gebrauch der verkauften Sache
und die Zinſen des dafür bedungenen Kaufpreiſes
gegen einander aufgehoben.
g. 298
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 309

$. 298. Der Wiederkäufer muß die Sache in dem e ) von Bera


ſchlimmes
Stande annehmen , in welchem ſie ſich zur Zeit, da rungen,
er ſein Recht ausüben will, befindet.
. 299. Hat aber der bisherige Beſiger die
Sache , auch nur durch ein mäßiges Verſehen,
oder durch Veräußerung eines Pertinenz oder
Inventarienſtickes , im Werthe vermindert ; fo
muß dem Wiederkäufer dieſer Abgang vergütet.
werden ,
S. 300. Auf den Abgang oder die Verringerung
folcher Stücke , die aus deren gewöhnlichen Ges
brauch und Benußung, durch Zufall, oder auch
durd ) ein geringes Verſehen des Beſikers entſtan
den ſind , wird dabey nur in ſo weit Rücfficht ges
nommen , als der Beſißer dergleichen Abgang aus
dem Zumachle, nach den Regeln eines gendhnlich
1
guten Wirtſchaftsbetriebs , zu erfeßen ſchuldig
und bermögend sar .
$ . 301. Iſt die Sache gånzlich untergegangen : d) wenn
die Sache
ſo fållt das Wiederkaufsrecht hinweg ; der Verluſt gånzlich ons
mag durch Zufall, oder durch ein geringes oder tera,gans
gen ift.
måßiges Verſehen des Beſikers entſtanden ſeyn ..
g . 302. Hat aber der Befißer die Vernichtung
oder den Untergang der Sache vorſeßlich oder durch
grobes Verſehen veranlaßt : ſo muß er dem zum
Wiederkaufe Berechtigten , wegen des ihm daraus
erwachſenen Schadens und entgangenen Vortheils ,
vollſtåndige Genugthuung leiſten .
$ . 303. Verbeſſerungskoſten muß, der Wieder: e) von De
befferunt,
käufer dem Beſiger nach eben den Grundfågen er : gen.
ſtatten , nach welchen der Eigenthümer dieſelben
einem redlichen Befißer zu vergåten ſchuldig iſt.
( Tit. VII . 9. 204. [99)
S. 304. Für Verbeſſerungen , die ohne attes Zu:
thun des Beſikers bloß durch Natur oder Zufall
entſtanden ſind , kann der wiederkäufliche Befißer
keine Vergütung fordern .
U 3 $. 305..
310 Erſter Theil. Eilfter Titel.

305. Hat aber der Beſißer durch ſeine Arbeit


und Mühwaltung , durch ſeine Verwendungen bey
einem Dritter , durch die von einein ſolchen Drits
ten um ſeiner Verdienſte willen erhaltenen Wohle
thaten , oder auch nur durch wirthſchaftliche Eins
fchränkungen in dem ihm ſonſt zukommenden Nu .
kungsrechte , eine bleibende Verbeſſerung der Subs
ftanz bewirkt: ſo muß ihm diefelbe, nach dem als
dann wirklich beſtehenden Werthe dieſer Verbeſſes
rung , vergütet werden .
f) von Era S. 306. Für bloße auch außerordentliche Erhals
haltungs
Foften . tungskoften der Subſtanz , oder ihres Werths ,
kommt dem Beſiber keine Vergütung zu ..
. 307. Hat aber der wiederkäufliche Befiker
zur Wiederherſtellung der durch Unglücksfalle bes
fchädigten Subſtanz der Sache, mehrere Koſten
verwendet , als aus den Einkünften des Jahres , in
weldem der Unglücksfall ſich ereignet , nach Ubzug
der ſonſt zur wirthſchaftlichen Benußung der Sache
erforderlich geweſenen Koſten , haben beftritten wer:
den können : ſo muß der Wiederkäufer dieſen Uebers
fchuß erſtatten .
g ) von Sey 308. Das Wiederkaufsrecht kann , im Mans
zahlung
des Wieders gel beſonders verabredeter Beſtimmungen , nur ges
kaufsgeldes. gen baare Zahlung der Wiederkaufsſumme und
gegen Erfüllung der übrigen Bedingungen , folg
lich nicht durch ein bloßes . Unerbieten dazu , ausges
übt werden ,
$. 309. Wenn daben wegen der Münzſorten
Streit entſteht , fo iſt derfelbe nach den wegen
Wiedererſtattung einer erhaltenen Geldſumme
vorgeſchriebenen Grundfågen zu beurtheilen .
C $. 778. ſqq .)
h) von den S. 310. Die Gerichts- und andere Koſten des
Morten des Wirderkaufs muß , wenn nichts verabredet ift , der
Wiedera
faufg . Wiederkäufer ' tragen .

S. 311 .
Potr Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 311

§ . 311. In wie fern das vorbedungene Wieder :


kaufsrecht auch gegen einen Dritten von Wirkung
fen , iſt nach den Vorſchriften G. 264 265. 34 bes
ftimmen.
B S. 312. Das Wiederkaufsrecht kann , wider i) mie moeit
den Willen des Befißers der Sache, einem . Drit: das Wies
ten nicht abgetreten werden . kaufsrecht
$. 313. Wer aber ein Grundſtück erwirbt , der den
cedirt wer :
kann.
bekommt damit zugleich das Recht , wiederkäuf
lich veräußerte . Pertinenzſtüce deſſelben zurück zu :
kaufen .
S. 314. Oft zur Uusübung des Wiederkaufs: ky Dauer
rechts eine gewiſſe Zeit durch Vertrag oder Gefeß Mie:
beſtunmt, fo geht daſſelbe mit dem Ablaufe diefer rechts.
Zeit verloren .
$ .. 315. Iſt die Zeitbeſtimmung ſo gefaßt, daß
daraus ein gemiſir Termin , mit welchem das
Recht auf dren folf , nicht erhellet : To hat ders
gleichen Beſtimmung eben die Wirkung , als wenn
der Verluſt des Rechts an gar keine Zeit gebun
den måre.
S. 316. Iſt keine Zeit zur Ausübung des Wie :
derkaufsrechts beſtimmt , ſo geht daſſelbe auf die
Erben des Verkäufers nicht über.
. 317. Hat der Verkäufer. den Wiederkarif ſich
und ſeinen Erben ausdrücklich vorbehalten ; oder
geht ſonſt aus der Faſſung des Vertrages deutlich
Hervor , daß die Ausübung dieſes Rechts zu : allen
Žeiten ſtate finden folle: ja erlöſcht daſelbe durch
keine Verjährung.
S. 318. Wenn das Recht, nach) obigen Beſtim
mungen , auf die Erben übergeht ; ſo ſind nicht nur
geſeßliche , fondern auch die durch Vertråge oder
feßte Willensverordnungen berufene Erben zu Def
fen Ausåbung befugt.
$. 319 Von einem der Nachkommenfchaft,
oder der Familie des Verkäufers vorbehaltenen
L 4 Wieder:
312 Erſter Theil . Eilfter Titel.

Wiederkaufsrechte gilt alles das , was von dem Res


trakte ben Familiengütern verordnet , ift. (Th. II.
Tit. IV . Abſchn. IV. )
§ . 320. Sind mehrere Verkäufer oder mehrere
Erben zum Wiederkaufe gleich berechtigt ; ſo kann
derſelbe nur mit einſtimmiger Bewilligung aller
ausgeübt werden .
O von eis f. 321. Iſt unter dem vorbehaltenen Wieder:
dem Wies kaufe ein wucherliches Geſchäft verborgen ; ſo iſt
berkaufe der Stauf ungültig , ung die Handlung als ein
verborges
nen Dars Pfandvertrag zu beurtheilen .
Jelins und §. 322. Ob das Geſchäft ein Darlehn oder ein
Pranoges
ſchäfte. wirklicher Kauf geweſen : muß , wenn die Sache
nicht vollſtändig aufgeklärt werden kann , nach der
Qualitåt der Contrahenten ; nach der Beſchaffen
heit der angeblich verkauften Sache ; te nachdem
dieſelbe für den Käufer wirklich von Gebrauch ſenn
können , oder nicht ; nach dem zwiſchen dem Kaufe
und Wiederkaufe bedungenen långern oder kürzern
Zeitraume ; und nach den übrigen bey der Sache
vorkommenden Umſtänden , von dem Richter beurs
theilt werden.
$. 323. Beſonders entſteht die Vermuthung
eines wucherlichen Darlehnsgeſchäfts , wenn der
Kaufs- und Wiederkaufspreis betråchtlich ver:
ſchieden ſind ;
S. 324. Auch alsdann , wenn eine Frucht: oder
Nußungen tragende Sache verkauft , und beyde
Preiſe im Verhältniſſe gegen den wahren Werth der
Sache fehr niedrig beſtimmt, zugleich aber ein uns
gewöhnlich kurzer Zeitraum zum Wiederkaufe feft:
geſeßt worden .
S. 325. Für einen ſolchen ungewökulich kurzen
Zeitraum iſt bey beweglichen Sachen eine Friſt uns
ter Sechs Monathen , und bey unbeweglichen eine
Friſt unter Drey Jahren anzuſehen.

S: 326.
Von Kauf$ - und Verkaufsgeſchäften. 313

f. 326. Uebrigens iſt , wenn bey dem Geſchäfte


kein wirklicher Kauf , ſondern nur ein Darlehn zum
Grunde liegt , das Verhältniß zwiſchen den Par:
tenen nach denjenigen Regeln zu beurtheilen , wel:
che die Gefeße für den Fall, wenn die Verwaltung
des Pfandes dem Pfandinhaber überlaſſen iſt, vors
ſchreiben. ( Tit. XX . Abſchn. 1 )
S. 327. Der Regel nach iſt das Wiederkaufs: i) ob ime
recht nur zum Beſten des Verkaufers für vorbedun: zweifelhaf
ten Falle
gen zu achten . das Wies
derkaufss
$ . 328. Hat ſich aber der Käufer die Rückgabe pecht bent
der erfauften Sache ausdrücklich vorbehalten , Stäufer
ſo find ſeine Rechte und Prichten nach eben den ser dem
Verkäufer
§. 296. [ 99, enthaltenen Beſtimmungen zu beur- zuftebe.
theilen.
$ . 329. Wiederkäufliche Zinſen können , wenn n ) von 'wie
im Contrakte nicht ein Anderes verſehen iſt , nur wen Zinjen .
von dem , welcher ſie zu zahlen , nicht aber von
dem , welcher ſie zu fordern hat , wieder abgelöſt
werden .
9. 330. Jít jedoch der Schuldner ſolcher wieder
käuflichen Zinſen damit durch Dren hinter çinan
der folgende Jahre im Rückſtande' verblieben ; ſo
ſteht dem Berechtigten frey , auf deren Wiederab :
iðſung zu dringen .
. 331. Hat der Käufer oder Verkäufer fich 6 ) Dom
Bas Recht , binnen einer gewiſſen Zeit vom Kaufe Neukaufe,
wiederum abzugehen , vorbehalten , ſo iſt dieſes für
eine aufdſende Bedingung anzuſehen .
S. 332. Iſt die Uebergabe erfolgt , und das
Kaufgeld bezahlt worden ; ſo iſt ein ſolcher Ver:
trag nach den Regeln vom Wiederkaufe zu beur:
!
theilen .
§. 333. Iſt die Sache dem Käufer nur auf die 7) Dom
Probe gegeben worden , ſo exlangt der Kauf ſeine auf die
volle Wirkſamkeit erſt von dem Zeitpunkte an , Probe.
wo der Käufer ſeine Znfriedenheit mit der behan:
15 delten
314 Erſter Theil. Eilfter Titel.

belten Sache, ausdrücklich oder ſtillſchweigend, zu


erkennen gegeben hat.
§. 334. Für eine ſolche ſtillſchweigende Erklås
rung iſt es gu achten , wenn der Käufer , nachdem
er die Sache wirklich in Beſig genommen , das ers
Haltene Kaufgeld ohne weitern Vorbehalt be:
zahlt hat.
S. 335. So bald, hingegen der Käufer erklärt,
daß ihm die Sache nicht anſtehe : fatlen alle gegen :
feitigen Rechte und Päichten aus dem unter einem
folchen Nebenvertrage etrichteten Kauf - Contrakte
von ſelbſt weg.
S. 336. Iſt dem Käufer zur Erklärung : ob er
die Sache behalten wollte , eine gewiſſe Zeit be:
ftimmt, und er láßt dieſelbe , ohne ſich zu erklären ,
vorberſtreichen : ſo kann er von dem Vertrage nicht
mehr abgehen .
S. 337. Iſt keine Zeit beſtimmt, ſo ſteht dem
Verkäufer fren , auf Ergånzung dieſer Beſtimmung
durch den Richter, nach Vorſchrift Tit. V. 8. 230 .
[99. anzutragen .
338. So lange den maut die Sache noch
auf der Probe gat , haftet' er nur für ſolche Unfälle,
die durch ſein grobes oder måßiges Verſehen ents
fanden ſind.
§. 339. Zu einem ungewöhnlichen Gebrauche
der* auf die Probe erhaltenen Sache iſt der Käufer
nicht berechtigt, und muß alſo für allen daraus ent
ſtandenen Schaden þaften .
Con get S. 340. Auch ben gerichtlichen Verkäufen finden
m die allgemeinen Grundfåge von Kaufsgeſchaften
richtlichen.
Berkåuf
überhaupt Unwendung .
S. 341. Die Abweichungen von dieſen Regeln
ber gerichtlichen nothwendigen Verkäufen ſind in
der Prozeßordnung beftimmt.
§. 342. Inſonderheit gehen ben gerichtlichen
pothwendigen Verkäufen , durch den Zuſchlag,
Eigens
Von Kaufs- und Verkaufsgeſchäften. 315

Eigenthum , Nuzung , Gefahr und laſten auf dent


Råufer über ; wenn gleich ſelbiger die erſtandene
Sache noch nicht in Empfang genommen hat.
S. 343. Dis nach S. 58. aus dem Mißverhalte
niſie des Werths der Sache zu dem bedungenen
Kaufpreiſe für den Käufer entſtehende Vermu:
thung eines den Stauf entfråfteriden Irrthumse
komnrt demjenigen , des eine Sachte bey einem ges
richtlichen nothwendigen oder freywilligen Verkaufe 1
. erſtanden Kat, nicht zu ſłatten.
I를 S. 344. In Anſehung der Gewährsleiſtung iſt
ein gerichtlicher notwendiger Verkauf einem Vers
!
kaufe , in Pauſch und Bogen gleich zu achten ,
( S. 213.)
S : 345. Die Zahlung der Kaufgelber muß bey
einem jeden gerichtlichen Verkaufe allemal, wenn
nicht ein Anderes vorbedungen iſt , an dem Dete
geſchehen , wo der Zuſchlag erfolgt iſt.
S. 346. Ben einem jeden gerichtlichen nothwens
digen Werkaufe muß der Käufer ſich gefallen laſſen ,
daß , wenn er die Bezahlung der Kaufgelder zu
der feſtgeſekten Zeit nicht leiſtet, die Sache zurück
genommen , und auf ſeine Gefahr und Koſten an :
derweitig zum gerichtlichen Verkaufe ausgeſtellt
werde.
S. 347. Ein gerichtlicher nothwendiger Verkauf
kann wegen begangener Verabſáumung weſentlicher
in den Gefeßen vorgeſchriebener. Förmlichkeiten wie:
derrufen werden .
S. 348. Für eine ſolche Verabfäumung weſent
ficher Fórmlichkeiten iſt bey Subhaftationen nur
zu achten :
1 ) wenn die Subhaftation ohne vorhergegangene
Tare verfügt worden ;
wenn eine von den im Geſeke vorgeſchrieben,
nen Arten der Bekanntmachung gang una
terblieben iſti
316 Erſter Theil. Eilfter Titel.

3) wenn der Richter den legten Verkaufstermin


karzer beſtimmt hat , als nach den Gefeßen
håtte geſchehen ſollen ;
wenn ohne Einwilligung fåmtlicher Intereſſents
ten mit dem Zuſchlage ohne Abwartung des
leßten Termins verfahren worden ;
5 ) wenn bey der Anſchlagung oder Abnahme der
Patente , oder bey den Einrückungen in die
öffentlichen Blätter um mehr als Vierzehn
Tage an der Zeit gefehlt worden ;
6 ) wenn eine nach §. 22. ausgeſchloſſene Gerichts
perſon Meiſtbietender geblieben , und der Zus
ſchlag an ihn ohne ausdrückliche Genehmigung
des Gemeinſchuldners und fåmtlicher Gläubis
ger erfolgt iſt.
. 349 . Einer gerichtlichen nothwendigen
Auction ermangelt es nur dann an der weſentli
chen Form :
wenn der Termin zur Auction gar nicht öffent:
lich bekannt gemacht worden ;
wenn die Sache ohne ausdrückliche Genehmi.
gung fámmtlicher Intereſſenten dem Auctions:
Commiſſarius oder Ausrufer zugeſchlagen
worden ; (S. 21.)
3) wenn Sachen , die nach den Gefeßen ſubha:
ſtirt werden ſollen , . nur durch Auction vers
kauft worden ſind.
§. 350. Aber auch wegen folcher weſentlicher
Mångel kann nur der verkaufende Theil , oder wer
ſonſt bey der Sache ein rechtsgegründetes Intereſſe
hat , niemals aber der Käufer , die Widerrufung
des Zuſchlags verlangen .
S. 351. Der Antrag darauf muß , bey Berluſt
des Rechts , innerhalb Jahr und Tag nach erfolg:
tem Zuſchlage ,. bey der vorgeſekten Behörde deg:
jenigen Gerichts , von welchem der Zuſchlag ges
ſchehen iſt, angebracht werden .
S. 352
Bon Kaufs- und Verkaufsgeſchäften . 317

§. 352. Bey Sachen , die nur durch Auction


verkauft werden dürfen , muß der Widerruf binnen .
Sechs Wochen nach dem Zuſchlage erfolgen .
§. 353. Wird der Zu chlag wieder aufgeho
ben , ſo muß dem Käufer das gezahlte Kaufgeld
wieder zurückgegeben werden : und er wird nicht
nur wegen der Verbeſſerungen und Verſchlimme:
rungen , ſondern auch wegen der Erhaltungsa
koſten und Nußungen , als ein redlicher Befißer
behandelt.
S. 354. Wegen der Verzinſung des noch nicht
erlegten Kaufgeldes findet die Vorſchrift S. 292.
Anwendung .
§. 355. Der Richter, welcher den Verſtoß bes
gangen hat ,bleibt wegen Schaden und Koſten den
Intereſſenten verantwortlich .
S. 356. Das Recht des Dritten, an welchen die
Sache von dem , der ſie als Meiftbieterder erſtanden
hatte, gelangt iſt, kann nur alsdann angefochten wer:
den , wenn er überführt werden kann, den vorgefalle
nen Fehler zur Zeit der Anſichbringung gerußt zu
haben .
§ . 357. Wegen Verabſáumung anderer Förms
lichkeiten findet, nach einmal geichehenem Zuſchlage
die Wiederaufgebung d:ſſelben weder von einer noch
von der andern Seite ſtatt.
S. 358. Vielmehr wird die dem Richter dabey
zur ( ajt fallende Vernachläfigung an ihm verhalt:
nißmäßig geahndet : und er haftet den Intereſſen :
ten für allen daraus erweislich entſtandenen
Schaden .
S. 359. Wird aber der Mangel vor erfolgtem
Buſchlage gerügt, ſo muß demſelben auf Koſten dess
jenigen , welcher Urſache daran ifta abgeholfen
werden.
S. 360. Ben freywilligen gerichtlichen Verkäu
fen ſind die Rechte und Prichten der Intereſſen :
ten
318 Erſter Theil. Eilfter Titei.

ten unter fich nach den von ihnen getroffenen Ver


abredungen lediglich zu beurtheilen .
D. 361. Das Udjudications - Erkenntniß ver :
tritt ben folches Subhaftationen , die Stelle des
Contrakts:
S. 362. Gm übrigen gelten , auch wegen Wies
deraufhebung des Zuſchlags, nur die ber Privats
käufern ertheilten gefeßlichen Vorſáriften.

3 weyter Ubranitt .

Vom Taufofvertrage.
7
$. 363. Der Tauſch iſt ein Vertrag , wodurch
ein Contrahent gegen den andern zur Abtretung des
Eigenthums einer Sadhe, gegen Ueberlaſſung einer
andern , ſich verpflichtet.
9. 364. Ben dem Tauſche iſt jeder Contrahent,
in Anſehung der Sache, die er giebt, als Verkäufer';
und in Anſehung derjenigen , die er dagegen eins
"pfångt, als Käufer zu betrachten .
H. 365. Unter eben den Umſtånden , wo ein
Käufer , wegen Mißverhältniſſes zwiſchen dem
Werthe der Sache , und dem dafür ertegten Kauf
gelde , von dem Kaufe wieder abgehen kann , iſt
beym Sauſche jeder der Contrahenten , wegen
eines ſolchen Mißverhältniſſes zwiſchen der em
pfangenen und der dafår gegebenen Sache, daju
berechtigt.
g. 366. In einem Folchen Falle muß der Werth
bender gegen einander vertauſchten Sachen durch
vereidete Sachverſtändige ausgemittelt werden .
$. 367. Sind fremde Samnen Vertauſcht wors
den , fo finden die Vorſchriften §. 154. fqq. ebens
fals Unwendung.
S. 368. Doch muß der Geber der fremden
Sache , in ſo fern er åberhaupt zur Vertretung
bers
Bom Tauſchvertrage. 319

verpflichtet iſt, dem Empfänger , welchem dieſe


Sache 'ganz entzogen worden , die von ihm dafür
erhaltne Sache zurückgeben.
§. 369. Hat ſich aber der Geber der fremdett
Sache eines Betrugs ſchuldig gemacht, ſo hat der
Empfänger die Wahl: ob eć ſeine vert.uſchre Sache

1 zurücnehmen , oder von dem Geber , wegen des


aus deč Entziehung der eingetauſchten Sache er
wachſenen Schadens und entgangenen Gewinns,
vollſtåndige Genugthuung fordern wolle.
§. 370. Sft einem der Contrahenten nur ein
Theil der eingetauſchten Sache durch den Anſpruch
eines Dritten entzogen worden , ſo müſſen beyde
vertauſchte Sachen abgeſchaft, und ſodann det
Werth des entzogenen Theils verhältniſmäßig be:
ſtiinmt werden .
§. 371. In allen Fällen , wo bey einem růckgáns,
gig gewordenen Kaufe die Nußungen der Sache,
und die Zinſen des Kaufgeldes , gegen einander
aufgehoben werden , findet eine gleiche Compens
ſation in Anſehung der Nußungen der gegen einan:
der vertauſchten Sachen ſtatt.
§ . 372. In den fållen , wo der Käufer , wegen
des bevorſtehenden Anſpruchs eines Dritten auf
- die erkaufte Sache, das Kaufgeld gurückzuhal
ten , und gerichtlich niederzulegen berechtigt iſt,
hat der Tauſchende, wenn die eingetauſchte Sa:
che von einem Dritten in Unſpruch genommen
wird , das Recht, die dagegen vertauſchte Sache
zur gerichtlichen Verwahrung und Verwaltung zu
übergeben .
..S: 373. Wenn Geld gegen Geld gewechſelt
wird, ſo treten die Geſeße von Zahlungen ein .
§ . 374. Medaillen und Münzen , welche der Sels
tenheit wegen geſucht werden , ſind, auch in dieſer
Beziehung , nicht als Geld anzuſehen.

$: 375.
320 Erſter Theil . Eilfter Titel .

§. 375. Ben dem Kaufe oder Tauſche ſolcher


Münzen findet der Einwand der Verlegung über
oder unter der Hälfte niemals ſtatt.

Dritter Abſchnitt.

Von Abtretung der Rechte.


1
Begriffe S. 376. Die Abtretung der Rechte ſeßt einen
und
fåge,Grunds Vertrag voraus , wodurch jemand ſich verpflichtet,
einem Undern das Eigenthum ſeines Rechts, gegen
eine beſtimmte Vergeltung , zu überlaſſen .
$ . 347. Die Handlung ſelbſt, wodurch das abs
zutretende Richt dem Andern wirklich übertragen
wird , wird Ceſſion genannt.
$ 378 Wird ein Recht ohne Vergeltung abges
treten , ſo iſt die Handlung als eine Schenkung an :
zuſehen. ( Abidhn . IX .)
S. 379. Was Rechtens ſer , wenn jemand eines
Theils feines Rechts ſich begiebt , um ſich dadurch
der übrigen gu veçſichern , iſt nach der lehre
von Vergleichen zu beurtheilen. ( Tit. XVI.
Abſchn . VIII .) 3
S. 380. Die bloße Anweiſung einer Schuldfor:
derung iſt noch für keine Abtretung derſelben zu
achten. ( Tit. XVI. Abſchn . V.)
S. 381. Bey der eigentlichen Ceſſion finden , je
nachdem dafür baares Geld , oder eine andere Sache
oder Recht gegeben worden , die Regeln des Kaufs
oder Tauſches Anwendung.
Was cedirt $. 382. Alle Rechte , welche nicht an die Per:
werden
tonne. ſon des Inhabers gebunden ſind, können Andern
abgetreten werden .
. 383. Auch die Abtretung ſchon rechtshångi
ger Sachen iſt erlaubt.
§ . 384. Durch die Seſſion einer rechtshängigen
Sache wird , weder in Unſehung des Geriches:
ſtandes,
Von Abtretung der Rechte. 321

ſtandes , nach der Lage des Prozeſſes ſelbſt etwas


geåndert.
S. 385. Richterliche Perſonen und Juſtizcoms
miſſarien können ſireisige Rechte , deren Erörtes
rung vor den Gerichte hof , bey welchem ſie anges
ſtellt ſind , es ſen in erſter oder in einer der fol
genden Inſtanzen , gehören würde , nicht an ſich
løjen.
3
S. 386. Streitig heißen hier alle Rechte , wels
che zur Zeit der Ceſſion von dem Verpflichteten
ganz oder zum Theil nicht anerkannt worden .
§ . 387. Haben dergleichen Perſonen ( D: 385. )
fich auf ſolche Ceſſionen dennoch eingelaſſen : 10 ſind
dieſelben nichtig , und der Eeffionarius bleibt dem
Cedenten , ſo wie dem Schuldner , zur Schadlos
kaltung : dem Staate' aber nach nåherer Beſtims
mung der Criminalgeſeke, zur Strafe verhaftet.

S. 388. Injurienflagen können niemals An


dern abgetreten werden.
S. 389. Wohl aber iſt die Abtretung des Rechts
zur Schadloshaltung erlaubt , in ſo fern leştere
einer Schåßung nach Gelde fåhig iſt.

$. 390. Was für das abgetretene Richt bezahlt' Bon der


oder gegeben werden ſoll, bångt lediglich von dem Seffionen .
Uebereinkommen der Partenen ab.
$ . 391. Der Verpflichtete kann ſich alſo gegen
den Juhaber damit, daß dieſer die Forderung für
einen wohlfeilern Preis an ſich gelöſet Qat , nicht
ſchüßen.
9. 392. Es ſoll aber jeder ben einem ſolchen
Geſchäfte vorgefallene Betrug fiskaliſch unterſucht,
und nach Vorſchrift der Criminalgeſeße beſtraft
werden .
§ . 393. Durch die Erklärung des Cedenten , form ,
daß der Undere das abgetretene Recht von nun
an als das ſeinige auszuüben befirgt ſeyn ſoll, und
Augem . Oeferu. 1. Band . durch
322 Erſter Theil. Eilfter Titel.

durch die Annahme dieſer Erklärung , geht das


Eigenthum des Rechts ſelbſt auf den neuen Inha
ber über.
1
S. 394. Wird eine Schuldforderung, worüber
briefliche Urkunden vorhanden ſind , cedirt ; ſo
muß auch die Ceſſion allemal , ohne Unterſchied der
Summe, ſchriftlich erfolgen.
$ . 395. Der Schuldner kann nur einem fola
chen Ceſſionario mit Sicherheit zahlen , welcher
fich durch den Beſig des Inſtruments , und einer 9
ſchriftlichen " auf ihn gerichteten Seſſion zugleich ,
legitimirt.
. 396. Nach geleiſteter Zahlung muß er ſich
das Inſtrument audantworten , oder wenn es nur
eine Abſchlagszahlung war , dieſelbe auf dem In
ſtrumente vermerken laſſen .
S. 397. Hat der Schuldner dieſe Vorſchriften
(K. 395. 396.) vernachláßigt, ſo kann er ſich mit
der geleiſteten Zahlung gegen einen dritten redlis
chen Inhaber der Forderung nicht ſchüßen.
8. 398. Der Cedent aber muß die Zahlung
wider ſich gelten laſſen , wenn die von ihm an den
Empfänger wirklich geleiſtete Seſſion auch nur auf
andere Urt erwieſen werden kann .
S. 399. Wird von mehrern in Einem Inſtru :
mente enthaltenen Forderungen nur Eine cedirt :
.
ſo muß von dem Inſtrumente eine beglaubte 26
ſchrift gefertigt ;
auf dieſe die Ceſſion geſeßt; auf
dem Hauptinſtrumente aber , daß und welche der
darin enthaltenen Forderungen cedirt ren , bemerkt
werden.
S. 400. Von den Ceſſionen der im Hypotheken:
buche eingetragenen Forderungen , ingleichen der
Wechſel oder Anweiſungen unter Kaufleuten , iſt
das Nöthige gehörigen Drts beſonders vorgeſchries
ben. ( Tit. XX. Abſchn. I. Dk . II . Tit. VIII .
Abſdyn . VIII, IX . )
S. 401.
Von Abtretung der Rechte. , 323

§ . 401. Ben Inſtrumenten , die auf jeden Ins


haber lauten , bedarf es zur Uebertragung des Eis
genthums keiner Ceſſion .
S. 402. Durch die Ceſſion tritt der neue Inha: Wirkungen
Der Eeffion
ber in alle abgetretene Rechte und damit verbuns wiſchen
dene Pflichten des Cedenten . dem Ceſſioz
nario und
S. 403. Auch beſondere Vorrechte, welche der Schuloner.
cedirten Forderung in Rückſicht ihrer Natur und
Beſchaffenheit bengelegt ſind , gehen , ſelbſt ohne
qusdrückliche Uebertragung , auf den neuen Inhas
ber mit über.

$. 404. Dahin gehören auch ſolche Vorrechte,


welche der Forderung ſelbſt, in Rückſicht auf die
Perſönliche Eigenſchaft ihres Inhabers , zu :
erſten
kommen , nicht aber bloß perſönliche Befugniſſe ,
welche , wie die Porrechte des Fiskus wegen des
Gerichtsſtandes und der Sportelfreyheit , bloß
bey Gelegenheit der cedirten Forderung von dem
vorigen Inhaber ausgeübt werden konnten.

D. 405. Der Eeffionarius kann ſich ſeiner per :


ſönlichen Vorrechte gegen den Schulpner ſo we:
nig , als " gegen die übrigen Glaubiger Deſſelben
bedienen .

. 406. Es kommen alſo auch dem Fiskus,


den Kirchen , milden Stiftungen , und andern privis
legirten moraliſchen Perſonen , welche von andern
Privatperſonen Forderungen an ſich Idſen , in una
ſehung derſelben diejenigen Vorrechte nicht zu,
welche die Geſeße den ihnen felbſt urſprünglich
zuſtehenden Forderungen und Gerechtſamen bey :
legen .
ſ. 407. Der Schuldner einer cedirten Port
kann alle Einwendungen und Gegenforderungen ,
die er gegen den Cedenten rågen konnte , auch
dem Ceſſionario entgegen ſeßen.
. 408.
324 Erſter Theil. Eilfter Titel.

S. 408. Ueberhaupt darf die Verpflichtung des


Schuldners durch die Abtretung des Rechts an
einen Undern niemals erſchwert werden .
$. 409. Es iſt daher auch die Einwilligung des
Schuldners zur Gültigkeit der Ceſſion an ſich nicht
nothwendig.
S. 410. Hat der Schuldner, beſonderer Um :
ftånde wegen , Grund , zu beſorgen , daß er von
ſeinen Einwendungen ober Gegenforderungen
wider den Eedenten ; gegen den Ceſſionarium
nicht werde Gebrauch machen können : ſo iſt
er , wegen dieſer Einwendungen und Gegenfor:
derungen , Caution von dem Cedenten zu verlana
gen berechtigt.
S .: 411. Der Unterſchied des Standes , der
Religion , und des Gewerbes bey dem Ceſſionario
kann , als gefährlich für den Schuldner, nicht
angeſehen werden .
S: 412. Hat der Schuldner den Ceſſionarium
für ſeinen Gläubiger wegen einer der Qualität
und Duantitát nach beſtimmten Forderung auf
rechtsgültige Weiſe einmal anerkannt : lo ift er
nicht mehr befugt, demſelben Einwendungen
und Gegenforderungen , die er wider den Ce:
dinten zu baben vermeint entgegen zu regen .
( Tit. V. S. 37. 38. 185 : 192.)
8. 413. So lanje dem Schuldner die geſche ,
hene Seſſion noch nicht gehörig bekannt gemacht
worden , find alle zwiſchen ihm und dem Ceden :
ten vorgefall:ne Verhandlungen zu Gunſten des
Schuldners gültig.
$ . 414. Jede von dem Cedenten oder von Ges
ridhismegen erfolgre Bekanntmachung iſt hinrei
chend , den Schuldner zu verpflichten , daß er ſich
über die abgetretene Forderung mit dem Cedenten
nicht weiter einlaſſe,

1
§ . 415 .
Von Abtretung der Rechte. 325

§. 415. Geſchießt aber die Bekanntmachung


1
durch den Ceſſionarium , ſo muß dieſer die Rich
tigkeit ſeiner Ungabe , durch Vorzeigung 'des ces
dirten und gebdrig überſchriebenen Inſtruments,
oder ſonſt , innerhalb Dreyer Tage beſcheinigen.
( S. 394. fqq.)
S. 416. Wird dieſe Friſt nicht inne geķalten ,
1 und der urſprüngliche Inhaber der Forderung
1 leugnet die Richtigkeit der vorgeblichen Seffion ;
1 po kann der Schuldner gültige Verhandlungen
1 über die Forderung mit lekterm vornehmen.
§. 417. Doch find alle Verhandlungen zmi:
Schen dem Cedenten und Schuldner , nach wirk
lich erfolgter Ceſſion , ungülrig ; wenn klar erhel
let, daß der Schuldner die Ceſſion gewußt , und
nur um ſeinen Vortheit mit dem Schaden des Cefs
fionarii zu befördern , in dieſe Verhandlungen ſich
eingelaſſen habe.
S. 418. Ift die Seffion unter einer aufſchie:
benden oder aundfenden Bedingung geleiſtet,
und dieſes dem Schuldner gehörig bekannt ges
macht worden : ſo kann lekterer, vor völlig aus
gemachter Šache, weder mit dem Cegenten , noch
mit dem Ceſſionario, einſeitig , gültige Verhands
lungen vornehmen .
9. 419. Will der Schuldner vor ausgemachter
Sadie Zahlung leiſten ; oder wird er dajui wegen
des abgelaufenen Termins , von einem oder dem
andern Theile aufgefordert: ſo muß die Zahlung,
auf Koſten des Cedenten , in das gerichtliche Des
poſitum geſchehen.
420. Der Cedent iſt dem Seſſionario für die zwiſchen
Dem Erden :
Richtigkeit und Rechtsgültigkeit der abgetretenen ten uild
Forderung zu haften verpflichtet. Ceritona'
S. 421. Iſt die Forderung ausdridlich als ride in Unſes
zweifelhaft abgetreten , oder dem Eedenten die hung der
Gemåhrsleiſtung aisdrůdlich erlaſſen worden : ſo Nichtigkeit.
3 haftet
326 Erſter Theil . Eilfter Titel.

haftet lekterer nur alsdann , wenn er dem Ceſſios


nario die ihm bekannte wahre Beſchaffenheit der
Sache verſchwiegen , oder ſich ſonſt eines Betrugs
ſchuldig gemacht hat.
9. 422. Hat der Cedent eine offenbar unrich
tige Forderung , wider beſſeres Wiſſen , nur als
zweifelhaft angegeben , ſo iſt er einem Betrüger
gleich zu achten .
S. 423. Ein Cedent, welcher die Richtigkeit
der cedirten Forderung zu vertreten ſchuldig iſt,
muf , bey ſich ergebender Unrichtigkeit , dem
Ceſſionario auch alle Schaden und Koſten er:
ſtatten .
S. 424. Hat er betrüglich gehandelt, ſo muß er
dem Ceſſionario das volle Intereſſe vergåten .
S. 425. Dieſe Verbindlichkeit iſt jedoch auf
diejenige Summe , um welche die cedirte Forde:
rung dasjenige , was der Ceſſionarius dafür gege:
ben hat, überſteigt, und die alſo der leştere ben
Dem Geſchäfte zu gewinnen gedachte , niemals
auszudehnen .
S. 426. Ein Ceſſionarius , welchem die Rich :
tigkeit und Rechtsgáltigkeit der an ſich geldſetett
Forderung beſtritten wird , muß , wegen Auffors
derung des Sedenten zur Vertretung , alles das
beobachten , was dem Staufer , der wegen der ges
kauften Sache in Anſpruch genommen wird , vor:
geſchrieben iſt. ( 8. 143. 199.)
in Anres § . 427. Iſt eine im Hypothekenbuche einge:
bung der tragne Forderung cedirt worden : ſo haftet der Ce:
dent für die Sicherheit derſelben nur alsdann,
wenn er ſolches ausdrücklich übernommen hat .
S. 428. Was bey Wechſel - Indoſirungen und
kaufmänniſchen uffignationen Rechtens ſen , ift
gehörigen Drts beſtimmt, (Th. II . Tit. VIII .
Abſchn. VIII, IX.)

$. 429 .
Von Abtretung der Rechte. 327

§ . 429. Uuch bey andern cedirten Forderungen


1 darf der Cedent für die Sicherheit nicht haften,
ſobald der Ceſſionarius die Forderung für eine
geringere Summe, als ihr Betrag iſt, an ſich ge
bracht, und ſich die Gewährsleiſtung nicht ausa
drůdlich vorbedungen hat.
$ . 430. Außer dieſen Fällen ( S. 427. 428.429.)
kaftet der Cedent auch für die Sicherheit der abs
getretenen Forderung , wenn ihm nicht die Gea
måfyrsleiſtung ausdrücklich erlaſſen , oder die Fors
derung als zweifelhaft in Anſehung der Sicherheit
cedirt worden .
8. 431. Selbſt in denjenigen Fällen , wo , nach
vorſtehenden Grundſåſen , der Cedent für die
Sicherheit haften muß , treffen dennoch alle Vera
ånderungen , welche ſich darin , nach der Ceſſion ,
ohne ſein Zutyun ereignen , den Ceſſionarium als
Eigenthümer.
§ . 432. Auch ein ſolcher Verluſt , welcher durch
das eigene ſelbſt nur geringe Verſehen des Ceſſios
narii entſtanden iſt, bleibt demſelben in allen Fål
len zur (aft.
§ . 433. Auch Zufälle , welche die Beytreis
bung der Forderung verhindern , treffen den
Ceſſionarium .
S. 434. Hat der Ceſſionarins die Forderung ,
nach Ablauf der Verfallzeit , nicht fofort begge
trieben , oder dem Schuldner freiwillige Nach
ficht , ohne ausdrückliche Genehmigung des Ces
denten , jugeſtanden ; ſo verliertA er ſeinen Regreß
an legtern.
S. 435. Forderungen , welche erſt nach vorher
4
gegangener Uuſkündigung zahlbar ſind , muß der
Ceſſionarius , ben Verluſt feines Regreſſes , bin
nen Drey Monathen nach erfolgter Ceſſion gerichts
ſich auffündigen.

* 4 S. 436.
328 Erſter Theil . Eilfter Titel.

S. 436. Iſt der Schuldner bis zum Verfalltage,


1 oder vis zum Ublaufe der ? uftündigungsfriſt, in
Concurs verſunken : ſo wird angenommen , daß
die Forderung , ſo meit fie boty dem Concurs leer
ausgeht , ſchon zur Zeit der Ceffion unſicher gewe
ſen ſey.
S. 437. Der Cident muß alſo , in fo fern er
nicht überhaupt von der Gewährsleiſtung , in an:
ſehung der Sicherheit , obigen Grundſägen
nach
frey iſt, den Ausfall vertreten .
S. 438. Auferdem muß , der Ceſſionarius , auch
ber Betreibung der Erecution , für ein geringes
Verſehen ſelbſt haften .
W. 439. Hat er aber dem Cedenten das Aus:
bleiben der Zahlung bekannt gemacht, ſo haftet
er , von dieſem Zeitpunkte an ; nur, für ein måßi
ges Verſehen.
$ . 440. Geht die cedirte Forderung , wegen
Unſicherheit , ganz oder zum Theil verloren , und
iſt der Cedent , nach vorſtehenden Grundſåßen,
zur Gewährsleiſtung verpflichtet: ſo muß er dem
Ceſſionario für das , was dieſer ihm gezahlt , oder
gegeben hat , ingleichen für Schaden und Koſten
gerecht werden.
1 441. Hat aber der Cedent bey der Ungabe
der Sicherheit betrüglich verfahren , To findet die
Vorſchrift S. 424. 425. Unwendung .
Non nothi S. 442. In allen Fällen , wo jemand , durch
wendigen die für oder fatt eines Undern geleiſtete Zahlung,
Eiffionen.
nach Vorſchrift der Gefeße, in die Stelle des bes
zahlten Gläubigers tritt , iſt er von dieſem auch
eine ausdrüdliche Ceſſion ſeiner Rechte , an den
Schuldner zu fordern befugt. 21.16

$ . 443. Ben beharrlicher Weigerung des bes


zahlten Gläubigers muß der Richter denfelben ,
auf Unrufen des Zahlenden , zur Ausſtellung
oor
Vom Erbſchaftskaufe. 329

der Seſſion , durch erekuriviſche Zwangsmittel


anhalten .
3
. 444. Doch darf in dergleichen Fällen der
TE Cedent ſo wenig für die Richtigkeit als Sicherheit
der Forderung , in ſo fern er ſich bey dem Ges
ſchäfte keines Betrugs ſchuldig gemacht hat , ge
rccht werden.

1 Pierter Abrch nitt.

Vom Erbſchaftska ufe.

j S. 445. Nur eine wirklich angefallne frere Was får


Erbſchaft kann verkauft , und einem Andern gül- ten permis
tig abgetreten werden. kauft wers
$. 446. Der Verkauf einer beſtimmten oder den tones
nen
unbeſtimmten Erbſchaft , die dem Verkäufer noch
erſt anfallen ſoll, iſt nichtig.
. 447. Nur alsdann iſt ein wirklicher Erba
ſchaftskauf vorhanden , wenn das Erbſchaftsrecht
ſelbſt, oder ein Theil deſſelben verkauft worden .
S. 448. Iſt nur ein beſtimmter Inbegriff von
Erbſchaftsſachen verkauft , ſo muß das Geſchäft
bloß nach den Vorſchriften der Gefeße von dem
Verkaufe eines Inbegrifs von Sachen beurtheilt
1
werden .

S. 449. Ein Gleiches findet ſtatt, wenn die


Erbſchaft nur nach einem darüber aufgenomme:
nen Inventario verkauft worden ;
9. 450. Es wåre denn , daß aus dem übrigen
Inhalte des Contrakrs erhellete, daß die Beziehung
auf ein Inventarium nur der nåhern Beſtimmung
und Bezeichnung wegen beygefügt ſem .
S. 451. Wer eine Erbſchaft ſelbſt zu erwer: Wer Erbs
ben oder anzutreten nicht fähig iſt , der kann ichaften
kanfen und
diefelbe weder von einer auch fåhigen Perſon oxraufen
kaufen , noch ſie an eine dergleichen Perſon ver : kðune.
kaufen .
£ 5 $ . 452.
330 Erſter Theil. Eilfter Titel.

§. 452. Die Fähigkeit des Erben zum Ver


kaufe wird nach der Zeit des Unfalls beurtheilt.
§. 453. Auch der , dem eine wirklich anges
fallene Erbſchaft 'megen ſeiner Unwürdigkeit wie
der entriſſen wird , kann dieſelbe nicht gültig
verkaufen.
Bas unter §. 454. Bey einem wirklichen Erbſchaftskaufe
einem Erbs tritt der Käufer in alle Rechte und Phichten des
fchaftss
kaufe bez Erben .
griffen ſeny, S. 455. Selbſt die Rechte und Pflichten des
oder nicht.
Erben , in Anſehung der Perſon des Erblaſſers,
und der zum Nachlaſſe gehörigen Sachen , bleiben,
wenn nicht ein anderes verabredet worden ulis
geåndert.
$. 456. Die Sache wird aber ſo genommen,
als wenn die Erbſchaft ſogleich dem Käufer , und
nicht dem Verkaufer angefallen wåre.
S. 457. Alles , was dem Erben , vermoge ſeis
nes Erbrechts , würde zu Theil geworden ſeyn ,
fällt dem Käufer des Erbrechts zu .
§. 458. Uuch künftige Erwerbungen , die dem
Erben , vermoge des verkauften Erbrechts , durch
den Ausfall etwaniger Miterben oder legatarien
zuwachſen , gehen auf den Käufer mit über.
9. 459. Dagegen ſind die Rechte, welche dem
Verkäufer, vermöge einer Pupillar's oder fideicom
miſſariſchen Subſtitution auf einen Theil des Nach
laſſes , welcher ſchon an einen Undern gediehen iſt,
guſtehen , unter dem Erbſchaftsverkaufe nicht mit
begriffen .
6. 460. Ein Gleiches gilt von Vermachtniſſen,
welche einem der Erben zuin Voraus verſchaft,
oder was demſelben durch eine Schenkung von , To
deswegen zugewendet worden .
$. 461. Ebenſo find Sachen und Rechte,
welche dem Verkäufer nicht von dem Erblaſſer,
fondern nur durch denſelben und mittelſt ſeines
216 .
Vom Erbſchaftskaufe. 331

· Ablebens zufallen , im zweifelhaften Falle får mit


verkauft nicht zu achten.
$ . * 462. Das Recht der Erbſchaftsgläubiger Verhalts
und legatarien wird durch den Verkauf der Erb: mabing more
ſchaft nicht geändert. Legatarien,
§. 463. Es ſteht denſelben fren , ſich ihrer Be Gidubiger
friedigung wegen an den Käufer der Erbſchaft, Schuldner.
oder an den Erben ſelbſt zu halten .
464. Auch wenn ſie ſich zuerſt an den Käus
fer halten , können ſie dennoch von dieſem auf den
Verkäufer , als Erben , wieder zurückgehen .

$. 465. Doch müſſen ſie, wenn ſie von dieſer


Befugniß Gebrauch machen wollen , ſich dieſelbe
ſogleich , wenn ſie den Käufer in Anſpruch neh
men ; ausdrücklich vorbehalten , und dieſen Vor:
bekalt dem Verkäufer gerichtlich bekannt machen
laſſen .
S. 466. Halten ſich die Gläubiger und les
gatarien an den Verkäufer der Erbſchaft , ſo ift
der Käufer denſelben in alle Wege zu vertreten
ſchuldig.
S. 467. Wegen der Aufforderung des Käufers
zu ſolcher Vertretung gilt alles das , was bey der
Tehre von Gewåhrsleiſtungen dem Käufer, wels
cher von dem Verkäufer eine ſolche Vertretung for:
dern will, vorgeſchrieben iſt. (S. 143. f4g ).
9. 468. Perſönliche Leiſtungen , die nicht nach
Gelde geſchikt werden können , ist der Käufer wes
der zu übernehmen , noch dem Verkåufer Vergů:
tung dafür zu leiſten verbunden.
8. 469. Iſt der Erbe durch verzögerte Zahlung,
von Seiten des Käufers , in Schaden geſeßt wor;
den , ſo muß ihn lekterer entſchädigen.
9. 470. Zu den laſten der Erbſchaft, welche
der Räufer , vermège des Vertrags , übernimmt,
gehören auch die Begräbnißkoſten des Erblaſſers,
fo
332 Erſter Theil. Eilfter Titel.

ſo weit dieſelben von dem Erben noch nicht berichs


tigt ſind.
g. 471. Die Verhältniſſe zwiſchen dem Erb
ſchaftskáufer , und den Schuidnern der Erbſchaft,
ſind nach den bey Ceſſionen angenommenen Grunds
fåßen zu beurtheilen .
S. 472. Der Erbſchaftsſchuldner, welcher den
Käufer für ſeinen Gläubiger nicht ausdrůdlich an
1
erkannt hat , kann demſelben nicht nur Gegenfor:
derungen , die ihm gegen den Erblaſſer , ſondern
auch ſolche, die ihm an den Erben zuſtehen , ents
gegenſeßen .
Sorm . $. 473. Alle Erbſchaftsfåufe ſollen künftig,
ben Strafe der Nichtigkeit , gerichtlich geſchloſſen
werden .
Wirkungen 8. 474. Sobald der Kauf ſolchergeſtalt geſchloß
eines
ſchaftssErbs ſien iſt , geket Eigenthum und Gefahr der Erb
.taufs. ſchaft auf den Käufer åber.
S. 475. So weit jedoch eine Naturalábergabe
erforderlich iſt , um den Käufer in den Beſig der
Erbſchaftsſtücke zu ſeßen , iſt der Verkäufer auch
dieſe zu leiſten ſchuldig.
S. 476. Der Verkäufer muß dem Käufer die
Erbſchaft in dem Stande , wie ihm dieſelbe wirk:
lich angefallen iſt, ausliefern.
S. 477. Einzelne Sachen aber , die feit dem
Tode des Erblaſſers , bis zum geſchloſſenen Staufe
im ordentlichen Laufe der Natur , oder der Ges
fchafte , Erbſchaft abgeſondert werden,
von der
iſt der Verkäufer dem Käufer zu gewähren nicht
ſchuldig.
g. 478. Dagegen erhält der Käufer alles , was
auch erſt nach dem Tode des Erblaſſers der Erb
ſchaft zugetreten iſt.
§. 479. Familienurkunden und Papiere , ins
gleichen Familiengemålde , die für den Käufer
keinen erheblichen Werth und Nußen haben,
ſind,
Vom Erbfchaftskaufe. 333

finid , in zweifelhaften Falle, für mitverkauft nicht


zu achten.
§. 480. Hat der Verkaufer , vor geſchlaffeneng
Bertrage , Capitalsſchulden des Erblaſſers bezahlt ,
oder legate entrichtet , und ſich dieſerhalb bey dent
Verkaufe nichts vorbehalten , ſo kann er dafür von
dem Käufer keine Vergütung fordern .
S. 481. Ein Gleiches gilt in Anſehung der Koften ,
welche der Verkäufer , bis zum geſchloſſenen Kaufen
auf die Erhaltung oder Verbeſſerung der Erbſchaftos
fubſtanz verwendet gat. -
§. 482. In Anſehung der Nußungen aber, und
der davon zu entrichtenden ( aften , iſt der Erbſchaftss
verkäufer, bis zum geſchloſſenen Vertrage , einem
redlichen Befißer gleich zu achten .
S. 483. Von der Zeit des geſchloſſenen Käufs
gehen alle Nußungen und Laſten auf den Käufer
über .
§. 484. Der Verkäufer darf dem Käufer nur Gewdurdo
leifung
das Erbrecht ſelbſt , nicht aber die einzelnen in dem
Nachlaſſe befindlichen Sachen oder Gerechtſame
vertreten .
J. 485. Vielmehr iſt in fo weit der Erbſchafts
kauf einem Kaufe in Pauſch und Bogen gleich zu
achten.
g. 486. Auch der Käufer kann , wegen eines
Mißverhältniſſes im Preiſe ; von dem Kaufe nie:
mals zurücftreten.
S. 487. Kann der Verkäufer dem Käufer gar Wenn gær
tein Erbrecht gemåøren , ſo muß er den erhaltenen kein Erbs
rech ges
Kaufpreis zurückzahlen . währt ieri
S. 488. Ein Gleiches findet ſtatt, wenn der Ver. Den kann.
käufer dem Käufer zwar ein wirkliches , aber ein ?
mit Subſtitution oder Fideicommiß beſchwertes
Erbrecht verkauft , und dieſe Belaſtung demſelben
nicht bekannt gernacht hat.

. 489 .
334 Erſter Theil. .
Eilfter Titel.

S. 489. Außer dem Erfaße bed Kaufpreiſes Haf


tet der Verkäufer dem Käufer , nach Verhältniß
feines bey Schließung des Vertrags begangenen
Verſehens, auch für das aus der Nichtigkeit deſſels
ben erwachſende Intereſſe.
9. 490. Doch kann der Käufer dasjenige , was
1 die Erbſchaft mehr werth geweſen iſt , als er dafür
gegeben gat , unter dem Vorwande eines entganges
nen Gewinns , niemals fordern .
491, Wegen deſſen , was dem Erbſchafts.
käufer von dem die Erbſchaft an ſich nehmenden Er
ben vergütet werden muß , desgleichen wegen der
Nußungen der Erbſchaft , und der Zinſen des da:
für erlegten Kaufgeldes , finden die Vorſchriften
g. 154. 162. Unwendung.
Wenn meh : Q. 492. Finden ſich vorher nicht bekannte Theil:
rere Miters nehmer an dem verkauften Erbrechte , ſo hångt es,
ben ſich
finden. von dem Käufer ab , von dein Contrakte zurück
zutreten .
493. Wil er dieſes , fo : finden die Vorſchrif
ten g. 487. [ 99. Anwendung .
494. Wil er aber bey dem Contrakte ſtehen
bleiben , jo muß das verabredete Kaufgeld , nach
Verhältniß der dem Käufer entgehenden Erbportion,
herabgefeßt werden .
Ben bes S. 495. Iſt die Erbſchaft dem Verkäufer nur uns
dingten
Erbſchafs ter einer Bedingung zugefallen , und dieſes bey 26:
ten. ſchließung des Kaufs beyden Theilen unbekannt ge
weſen, ſo iſt der ganze Vertrag nichtig.
S. 496. Hat aber der Verkäufer die ihm be:
kannte Bedingung dem Käufer verſchwiegen , lo
iſt lekterer von dem Vertrage abzugeben be:
rechtigt.
d. 497. Ulsdann finden die Vorſchriften §. 487.
fqq . ebenfals Anwendung .
§. 498. Iſt jedoch die dem Erbanfalle beyge
fügte aufſchiebende Bedingung lo beſchaffen , daß
deren
Vom Erbſchaftskaufe. 335

deren Erfallung von dem Verkäufer abhångt : fo


ſteht dieſem frer , durch die fofort zu leiſtende Ers
füllung derſelben , dem Mangel abzuhelfen , und
den Vertrag aufrecht zu erhalten .
S. 499. Auch der Käufer kann ihn dazu durch
gerichtliche Zwangsmittel anhalten , wenn ihm
daran gelegen iſt , daß der Contrakt beſtehen
bleibe.
S. 500. Sit die Bedingung aufdrend , und von
der Beſchaffenheit, daß es in der Gemalt des Ver:
käufers ſteht, das Nichteintreten der Bedingung
zu bewirken ; und kann dies ſogleich geſchehen : ſo
gelten auch in dieſem Falle die 9.498. 499 ertheif
ten Vorſchriften .
S. 501. Kann der Verkäufer dasjenige , was,
um das Eintreten der auflöſenden Bedingung zu
verhüten , geſchehen muß , nicht ſogleich bewerk:
ſtelligen ; der Käufer. aber wil dennoch bey dem
Contrakte verbleiben : ſo iſt er befugt , von dem
Verkäufer Sicherheit für alles das zu fordern , mas
ihm dieſer zu leiſten haben würde , wenn durch
den Eintritt der Bedingung das Erbrecht verloren
gehen ſollte.
S. 502. Sit die Bedingung von der Urt , daß
deren Erfüllung von dem Käufer felbft geleiſtet,
werden kann ; fo hängt es von dieſem ab , fich ders
ſelben zu unterziehen , und wegen des daraus für
ihn entſtehenden Nachtheils Entſchädigung von dem
Verkäufer zu fordern .
S. 503. Wenn andere rechtliche Hinderniſſe das Ben andern
Erbrecht ſelbſt, oder deſſen Ausübung , oder auch rechte ents
site
die Erlangung des Beſißes und Genuſſes einzelner beson
Erbſchaftsſtücke aufhalten , oder erſchweren ; ſo iſt derniſſen .
der Käufer eine Entſchädigung dafür , die er ſich
nicht ausdrücklich vorbehalten hat , zu fordern nicht
berechtigt.

$. 504.
336 Erſter Theil. Eilfter. Titel.

. 504. Er kann aber Entſchädigung verlangen,


wenn die Hinderniſſe' oder Schwierigkeiten durch
das eigne grobe oder mäßige Verſehen des Verkau
fers entſtanden ſind.
98enn der g . 505. Ergiebt ſich nach geſchloſſenem Kaufe,
Erblaffer daß der vermeintliche Erblaſſer damals noch am
Leben ift. Seben geweſen ; ſo bleibt das Geſchäft nichtig , wenn
auch der Tod deſſelben bald hernach erfolgt
wåre.
. 506. Hat einer von benden Contrahenten ges
wußt , daß der angebliche Erblaſſer noch nicht vers
ftorben rey , ſo muß derſelbe dem andern Theile
alle durch den nichtigen Vertrag entſtandenen Schås
den und Koſten erſtatten.
Dom Abs V. 507. Iſt eine dem Abſchoſſe unterworfene
fchofe ben Erbſchaft verkauft worden , und wird nicht die Erb
Erbſchafts
Haufen . ſchaft ſelbſt , ſondern nur das Kaufgeld ausgeführt,
jo darf der Abſchoć nur von dem Kaufgelde ent:
richtet werden .
S. 508. Soll aber die Erbſchaft ſelbſt ausges
führt werden , ſo iſt der Ubſchoßberechtigte befugt,
auf die Vorlegung eines vollſtåndigen Verzeichniſs
ſes der auszuführenden dem Ubichoſſe unterworfes
nen Stúde , und auf deren gerichtliche Würdigung
anzutragen.
8. 509. Entſteht in Fällen, wo der Ubichof nur vom
Kaufgelde zu entrichten iſt, ein ſcheinbarer Ver:
Dacht, daß das Kaufgeld niedriger , als es verabs
tedet ift , zum Nachtheile des Abſchoßberechtigten
angegeben worden : ſo ſteht lekterem fren , die eids
liche Beſtårkung der Angabe von dem Käufer und
Verkäufer zu fordern .
S. 510. Uebrigens hålt ſich der Abſchoßberech:
tigte, wegen der Zahlung des Abſchoſſes , vorzug
fich an den Käufer , als Beſiger der Erbſchaft.

Fünfs
Vom Trödelvertrage. 337

Fünfter Abrdnitt .
Bom Trobelvertrage.

. 511. Wenn jemand ſeine Sache einem Uns


bern zum Verkaufe für einen beſtimmten Preis
ůbergiebt , mit der Bedingung , daß innerhalb
eines Feſtgefeßten Termins entweder die Sache
zurückgegeben , oder der beſtimmte Preis gelies
fert werden ſolle ; To iſt ein Trödeldertrag vors
handen .
8. 512. Ein folcher Trödelvertrag kann nur
über bewegliche Sachen geſchloſſen werden .
§. 513. Das Eigenthum der Sache geht auf
den Empfänger mit Ablaufe des Termins for
fort über ,
g. 514. Der vorige Inhaber kann die Sache in
der Zwiſchenzeit nicht zurücffordern .

$. 515. Wenn aber der Empfånger mit dem


Ablaufe des Termins den beſtimmten Preis nicht
liefert, ſo iſt der vorige Inhaber die Sache ſelbſt,
wenn ſie ſich bey dem Empfanger noch unverkauft
befindet , zurück zu nehmen berechtigt.
$. 516. Bis zum Ablaufe des Termins trågt
der borige Inhaber den Schaden und Verluſt , wele
cher ohne grobes oder måßiges Verſehen des Em
pfångers entſtanden iſt. ,
S. 517. Dagegen muß der Empfänger , wenn
er bor oder in dem Termine die Sache zurückgeben
will, auch alle in der Zwiſchenzeit entſtandenen
natårlichen Zuwüchſe derſelben mit abliefern .
$ . 518. Er muß allen Schaden und Verluſt,
welcher durch ſein auch nur måßiges Verſehen
an ber Sache entſtanden iſt, vergüten .
§. 519. Es kommen ihm aber auch während
ſeines Beſiges alle Nußungen und Vortheile
Augem. Gefeßb. I. Band.. Ý welche
Erſter Theil. Eilfter Titel.
338

welche die Sache außet den natürlichen Zumůcky .


gewähren kann , wenn nicht ein anderes vers
wenn nicht
abredet iſt , zu gute.
$. 520. Iſt vor abgelaufenem Termine Concurs
über das Vermogen des Empfängers entſtanden ,
und die Sache bey ihm noch vorgefunden worden ,
ſo müſſen die Gläubiger dem vorigen Inhaber
entweder die Sache zurückgeben , oder den feſt
geſeßten Preis dafür " bezahlen .
9: 521 . War, der Termin der Rückgabe zur
Zeit des entſtandenen Concurſes bereits abgelaus
fen ; oder wird die Sache in dem Vermogen des
1 Gemeinſchuldners nicht mehr vorgefunden ; ſo
muß der vorige Inhaber ſich in den Concurs mit
einlaſſen , und ſeine Befriedigung , wegen des bes
dungenen Preiſes , an dem durch das iPrioritátse
urtel ihm anzuweiſenden Orte abwarten .
. 522. Sit eine Sache jemanden zum Verkaufe
ohne Beſtimmung eines gewiſſen Termins , zur Zah
lung oder Rückgabe zugeſtellt worden , ſo iſt ein
bloßes Auftragsgeſchäft vorhanden .
g . 523. Ein Gleiches findet ſtatt , wenn zwar
ein Termin zur Rückgabe , aber kein Preis bez

ſtimmt iſt.
S. 524. Ferner alsdann , wenn dem Empfan
ger der Sache für den übernommenen Verkauf
eine gewiſſe Proviſion oder andere Belohnung
ausgeſeßt worden .
g . 525. Desgleichen alsdann , wenn eine uns
bewegliche Sache den Gegenſtand des Vertrages

ausmacht.
B. 526. In allen Fällen aber , der Ueberneh:
mer mag die Sache vermoge eines Trödelcons
trafrs , oder eines bloßen Auftrags , in ſeiner Ges
wahrſam gehabt haben , iſt ein von ihm erfolgter
Verkauf, ſowohl in Unſehung des vorigen Inha
bers , als des Käufers , rechtsbeſtåndig .
Sechs,
Von gewagten Geſchäften. 339

Sechster Abſchnitt.
1
Don gewagte'n Geſchäften und unges

wiſſen Erwartungen.

§ . 527. Verabredungen , ' nad welchen eine Begriff.


gewiſſe Sache , oder ein beſtimmter Preis , gegen
:, die Hoffnung eines fünftigen noch ungewiſſen
Vortheils , oder gegen Ueberlaffung fünfriger
Vortheile bie nach dem natürlichen und ges
wöhnlichen Laufe der Dinge zwar jú erwarten ,
aber an ſich noch unbeſtimmt ſind , verſprochen
oder gegeben wird , Beißen gewagte Verträge.
§ . 528. Iſt die bloße Hoffnung eines künftigen Augemeine
ungewiſſen Vortheils der Gegenſtand des Ver. Grundfåge.
trages : To beſteht derſelbe , wenn auch gar kein
Vortheil wirklich wird.
S. 529. Sind Vortheile , die nach dem gewöhn:
lichen Laufe der Natur oder der Geſchäfte, zwar
erwartet aber noch nicht beſtimmt werden konn
ten , der Gegenſtand des Vertrages geweſen : ſo
1 beſteht derſelbe ebenfalls , wenn gleich der Vors.
theil der davon gehegten Erwartung nicht gemaß
ausfälle.
S. 530. Wenn aber der gehoffte Vortheil , ohne
eigenes Verſchulden des Käufers , gar nicht zur
Wirklichkeit gelangt ; ſo wird in dieſem Falle der
Vertrag wieder aufgehoben.
S. 531. Iſt es nach der Faſſung des Vertrags,
und nach den Umſtänden zweifelhaft: ob nur die
Hoffnung , oder die gehoffte Sache ſelbſt der Ges
genſtand des Vertrages geweſen fey ; ſo ift leßteres
anzunehmen .
S. 532. War es zur Zeit der geſchloſſenen Vers
abredung ſchon gewiß , und beyden Theilen bes
kannt , daß das , was als eine Hoffnung verkauft
wurde , ſchon da ſey ; ſo muß der Vertrag nach
» 2 den
340 Erſter Theil. Eilfter Ditel.

den Grundfågen des Kaufs oder Tauſches beurs


theilt werden .
g. 533. War ſolches nur Einem Theile bez
kannt ; ſo iſt der andere, bem davon keine an :
1
zeige gemacht worden , an den Vertrag nicht ges
bunden.
S. 534. War es , zur Zeit des geſchloſſenen
Vertrages , ſchon gewiß , und beyden Theilen ,
oder auch nur dem Käufer allein bekannt , daß
das , was als Hoffnung verkauft wurde, nicht er:
folgen werde; ſo iſt das Geſchäft nach den Regeln
von Schenkungen zu beurtheilen .
S. 535. ' War dieſes nur dem Verkäufer der
Hofnung bekannt; ſo iſt der Käufer an den Vere
trag nicht gebunden .
§. 536. Vielmehr iſt der Verkäufer alle Schås
den und Koſten , die dem Käufer daraus , daß er
demſelben ſeine Wiſſenſchaft verſchwiegen hat,
entſtanden ſind , zu erſeßen verbunden.
§. 537. War zur Zeit des geſchloſſenen Vers
trages die Exiſtenz des Vorfalls oder der Beges
benheit , wovon Gewinn und Verluſt bey dem
Geſchäfte abhángt , ſchon gewiß , und beyden
Theilen bekannt ; die Beſchaffenheit und der
Umfang des Gewinns oder Verluſtes felbft aber
noch ungewiß : ſo iſt das Geſchäft dennoch als
ein gewagter Vertrag anzuſehen .
S. 538. Ob alsdann der Vertrag , als ein fol
cher , der nur über eine bloße Hoffnung , oder
der über erwartete Vortheile geſchloſſen worden ,
anzuſehen ſen , und alſo die Vorſchrift S. 528.
oder 530. ſtatt finde: iſt nach dem Inhalte des
Vertrages , allenfalls aber nach der Regel des
S. 531. zu beſtimmen.
S. 539. Ben allen gewagten Vertrågen find
beyde Theile ſchuldig , einander alle zur Zeit
des Vertrages ihnen bekannten Umſtände , wovon 1
der
Von gevagten Geſchäften. 341

der Erfolg der Begebenheit , oder die Beſchaffen


heit des davon zu erwartenden Vortheils , gang
oder zum Theil abhången kann , treulich anju:
Jeigen.
S. 540. Kann ein Theil überführt werden,
daß er dem andern Umſtånde verſchwiegen habe,
die nach vernünftigem Ermeſſen der Sachver:
ſtåndigen , auf den Entſchluß deſſelben , in den
Vertrag bedungenermaaßen ſich einzulaſſen ,
hátten Einfluß haben können : ſo iſt der andere
befugt , von dem Vertrage wieder abzugehen ,
und das Gegebene zurück zu fordern .
S. 541. Wer dergleichen Umſtånde dem An
dern mit Vorbedacht verſchweigt, iſt demſelben
zur vollſtåndigen Schadloshaltung verpflichtet.
S. 542. Ueberhaupt haftet, auch bey Abſchließ
ſung eines gewagten Vertrages , jeder Theil dem
andern für jedes måßige Verſehen .
. 543. Hat der Verkäufer durch ſein måßiges
Berſehen verurſacht, daß die Hoffnung oder der
gehoffte Vortheil nicht erlangt wird ; ſo muß er
den Käufer ſchadlos halten .

8. 544. Hat er aber durch Vorfaß. oder gros


bes Verſehen die Erfüllung der Hoffnung oder
die Erlangung des gehofften Vortheils. Hintertries
ben ; ſo muß er dem Käufer das volle Intereſſe
vergüten .
S. 545. Kann der entgangene Gewinn , wegen
der Natur des Geſchäfts , auf andere Art nicht
ausgemittelt werden , ſo iſt derſelbe: auf den dopa
pelten Betrag des Kaufgeldes zu beſtimmen .

S. 546. Von Verſicherungsvertragen , als ges. :) Von Ber:


wagten Geſchäften , wird im Kaufmannsrechte ficherungs
gehandelt. ( Tit. II . Tit. VIII . Abſchn . XIV .)
547. Nur mit ausdrücklicher Genehmigung :) Von
§.
Lotterien .
pes Staats können offentliche ſotterien , Glücks
Y 3 budene
342 Erſter Theil . Eilfter Titel.

buden , und andere dergleichen Glücksſpiele unters


nommen werden.
$ . 548. Der beſtätigte und öffentlich bekannt
gemachte Plan iſt das Gefeß , nach welchem die
Rechte und Pflichten des Unternehmers beurs
theilt werden müſſen .
S. 549. In dieſem Plane, muß , zugleich bez
ſtimmt ſeyn : wie für die Sicherheit der Intereſ
fenten ber dieſem Geſchäfte geſorgt worden .
8. 550. Hat der Unternehmer die in dieſem
Plane beſtimmte Zahl von Looſen bis zu der
darin angegebenen Ziehungszeit nicht abſeken
können ; ſo iſt er, ſchuldig , den Intereſſenten ihren
Einſaß mit den höchſten nach den Geſchen erlaub
ten Zinſen zurück zlijallen .
§ . 551. Haben aber die Intereſſenten eine Vers
längerung des Ziehungstermins ſich ausdrücklich
gefallen laſſen , oder ihren Einfak , nach erfolgter
öffentlicher Bekanntmachung dieſer Verlängerung,
bis zum Verlaufe der Hålfte des neuen beſtimmten
Zeitrauns nicht zurück gefordert; ſo hat es ben
dem Vertrage ſein Bewenden , und die Einſeker
können für den Verzug der Ziehung weder Zinſen ,
noch ſonſt eine Entſchädigung fordern.
§. 552. Bis zu dem iin Plane beſtimmten ,
oder in der Folge verlängerten Zeitpunkte , wo
der Einſaß geſchloſſen werden foll , iſt der Unter:
nehmer verbunden , jedem ſich meldenden Einſeßer,
ſo lange noch looſe vorhanden ſind, dergleichen
zu überlaſſen.
S. 553. Sind aber am Schluſſe dieſes Zeits
punkts noch unabgeſepte Looſe übrig , fo fann der
Unternehmer dieſelben auf eigenen Gewinn und
Verluſt behalten .
S. 554. Zwiſchen dem Unternehmer und Eins
feber vertritt das ( oos oder Billet die Stelte des
kchriftlichen Virtrages.
. 555 .
Von gewagten Geſchäften . 343

$ 555. Der bloße Beſitz eines folchen looſes


berech tigt den Inhaber zur Einziehung des darauf
gefallenen Gewinnis .
§. 556, Ueberhaupt gilt von dergleichen Loop
ſen alles , was die Gefeße wegen der auf den 2
bloßen Inhaber lautenden Papiere verordnen .

( Tit. XV. §. 45:53.)


557. Der Unternehmer ſou die looſe nur gec
gen baare Bezahlung des Einfaßes verabfolgen .
S. 558. Hat er alſo auf den Einſak Credit gee
geben , Po ſteßt ihm deshalb keine gerichtliche
Kigge, ſondern nur die Compenſation gegen den
auf ein ſolches loos fallenden Gewinn zu .
S. 559. Der von dem Unternehmer angeſepte
Collecteur verpflichtet den Unternehmer ſo weit,
als er die Grången der ihm ertheilten Vollmacht
nicht überſchreitet.
S. 560. Es muß aber dieſe Vollmacht in dem
Plane , oder gleich demſelben , öffentlich bekannt
gemacht werden .
S. 561. Iſt dieſes nicht geſchehen , fo wiro Der
Unternehiner" durch den von ihm wirklich anges
fekten Collecteur ohne Unterſchied verpflichtet.
S: 562. Auch ein Verſehen eines ſolchen Code
lecteurs , bey Anfertigung oder Einſendung der
liſten , muß der Unterneşmer gegen die Eins
ſeßer vertreten .
8. 563. Der von dem Unternehmer angeſekte
Collecteur haftet eben ſo für die Handlungen der
von ihm beſtellten Untercollecteurs .
S. 564. Eigenmåchtige Collecteurs . fönsten
den Unternehmer nicht verpflichten, als in fo fern
legterer, durch die Annahme des von ihnen geſama
melten Einſaßes , oder ſonſt, die Handlungen
derſelben genehmigt hat .
S. 565. Der Gewinner kann ſeiner Bezahlung
wegen nur an den Unternehmer fich halten.
Y 4 To 566.
344 Erſter Theil. Silfter Titel.

$. 566. Ausgenommen ſind die Fälle, wenn der


Collecteur entweder nach den beſondern Geſeßen
der öffentlich bestårigten (otterie aus eigenen Mitteln
1
zu hafien verpflichtet iſt , oder wenn er zum Colleca
teur ſich eigenmächtig aufgeworfen hat.
9. 567. In beyden Fällen ſteht dem Gewinner ?
fren , ſeine Bezahlung entweder von dem Unter:
nehmer, fo weit dieſer nach . 564. baften muß,
oder von dem Collecteur zu fordern
S. 568. Die nach Art ordentlicher Handlungos
bücher geführten Bücher des Unternehmers und
der Collecteurs haben unter dieſen , nicht abec
gegen andere ,, mit wirklichen Handlungsbüchern
/ 1
gleiche Beweiskraft.
3 ) pont 8. 569. Der Gebrauch des kooſes iſt als ein
Looſe.
Mittel zur Auseinanderſeßung über gemeinſchafts
liche untheilbare Sachen erlaubt.
S. 570. Auch kann daſſelbe ber gemeinſchafta
lichen theilbaren Sachen als ein Mittel zur Ent:
ſcheidung, welchem unter den Jntereſſenten dies.
jer oder jener Theil zufallen ſolle , gebraucht
1
werden , 1
S. 571. In dieſem Falle müſſen jedoch , eße zur
Perlooſung geſchritten wird , die Theile felbſt,
und was auf jeden derſelben kommen ſoll , durch
Einverſtändniß der Intereſſenten oder rechtskräftia
ges Erkenntniß beſtimmt ſeyn .
$. 572. Uuch der Richter kann fich des looſes
Ber Auseinanderſeßungen und Theilungen bedies
nen , wenn entweder die Parthenen damit einig
find, oder kein anderer Ausweg übrig bleibt.
g. 573. Sobald die Entſcheidung durch das
Loos geſchehen iſt, geht das Eigenthum der Sache
auf den Gewinner über.
S. 574. Die Entſcheidung des Looſes kann una
ter dem Vorwande einer Verlegung über die
Hálfte nicht angefochten werden .
§. 575 .
Von gewagten Geſchäften . 345

S. 575. Wegen Zahlung desjenigen , was der 1


Gewinner den übrigen Theilnehmern
herauszu,
geben hat , findet eben das ftatt, was in Anſehung

Ice
des Kaufpreiſes verordnet iſt.
S. 576. In fo fern alſo der Verkäufer, wegent
unterbliebener Zahlung des Kaufgeldes , von dem !
Vertrage zurücktreten kann , ſind auch die übrigen
- Theilnehmer , wegen der von dem Gewinner nicht
gehörig geleiſteten Zahlung der Herausgabe , pon
der Werfooſung zurückzutreten berechtigt.
71 . 577. Wegen Spielſchulden findet keine ges-1 ) Vom
Spiele.
richtliche Klage ſtatt.
$578 . Was aber jemand in erlaubten Spielen
verloren und wirklich bezahlt hat , kann er nicht
zurücffordern . ( Tit. XVI . Abſchn . II.)
S. 579. Auch wegen Wetten iſt eine gerichtliche s ) Don
Klage nur alsdann zuläßig , wenn die Wette fo: Wetten .
gleich baar geſeßt , und entweder gerichtlich , oder
in die Verwahrung eines Dritten niedergelege
worden
S. 580. Wetten ſind ungätrig , wenn ein Theil
von der Gewißheit des Gegenſtandes der Wette
unterrichtet war , und dieſes dem andern nicht ana.
gezeigt hat.
8. 581. Gelder , die ausdrücklich zum Spielen
oder Wetten , oder zur Bezahlung des dabey ge
machten Verluſtes , verlangt und geliehen worden ,
können nicht gerichtlich eingeklagt werden .
S. 582. In ſo fern eine noch künftige Sache, 6) Bom
die aber doch nach dem natürlichen und gewöhns Fünftiger
lichen Laufe der Dinge erwartet werden kann , Sachen.
ohne Beſtimmung von Zakl, Maaß oder Gewicht,
in Pauſch und Bogen bedungen wird , gehört
dieſer Kauf zu den gemagten Geſchäften. r
H. 583. Dergleichen Verträge muffen jedoch,
11 fobald der Kaufpreis die Summe von Hundert
Thalern überſteigt , und nicht beyde Contraßens
tent
→ 5
346 Erſter Theil. Eilfter Titel .

ten Kaufleute find , : bey Strafe der Nichtigkeit,


gerichtlich geſchloſſen werden.
S. 584 .. Gefahr und Vortheil aus einem ſolcher
Bertrage treffen allein den Käufer.
S. 585. Sobald die gehoffte Sache zur Wirk
lichkeit gelanget., iſt der Verkåufer zur Uebergabe
perpflichtet.
D. 586. Die Uebergabe iſt für geſchehen zu acha
ten , ſobald die Sache , von welcher der Vortheil
gehofft wird , von dein Kaufer in ſeine Gewabrſam
oder Obſicht genommen worden .
N. 587. Kommt aber die künftige Sache gar
nicht zur Wirtlichkeit ; ſo iſt der Vertrag für nicht
geſchloſſendu achten , und der Verkäufer muß.
das empfangene Kaufgeld , jedoch ohne Zinſen,
zurückgeben .
S. 588. Hat jemand einen gewiſſen nach Zahl,
Maaf , oder Gewicht beſtimmten Theil von fei
nem künftigen Zuwachſe verkauft ; ſo iſt der
Stauf nur in ſo weit gültig , als die beſtimmte
Quantität wirklich gewonnen worden .
§. 589. Sann der Verkäufer die beſtimmte
Duantițåt nicht vollſtändig abliefern ; po iſt der
Käufer den mindern Betrag anzunehmen nicht,
ſchuldig.
S. 590. Hat aber ein Landwirtk von dem Fünfa
tigen Ertrage oder Zuwachſe ſeiner Grundſtücke
eine beſtimmte Duantitåt verkauft ; ſo muß der
Käufer , gegen verhältniſmäßige Herabſeßung
des Staufgeldes :, Rich ſo viel abrechnen laſſen , als
älle. Saat und Unterhaltung der Wirthſchaft ſonſt
fehlen würde.
S. 591. Sit eine gewiſſe Quantitát künftiger
Früchte , ohne Beziehung auf den Zuwachs eines
beſtimmten Grundſtücks , verſprochen worden ,
ſo iſt das Geſchäft nach den Regeln von lieferun
gen zu beurtheilen .
$. 592 .
1
Voir gewagten Geſchäften . 347

. -592. Gehört der Verkäufer unter die ges


meinen lantleute , 10. mird , im zweifelhaften ,
1
Fallei vermuthet, daß er die Leiſtung nur von
dem Zuwachſe feines eigenen Grundſtückes vers
ſprochen habe.
S. 593. Eine Ausnahme hiervon findet ſtott ,
wenn der Verkäufer ein Mann iſt , der fich auf
dergleichen Lieferungsgeſchäfte ſonſt ſchon einges
laſſen hat.
J. 594. Mit gemeinen Sandleuten kann ein
Kauf über ihren künftigen Zuwachs 'nur nach .
Zahl, Maaß , oder Gewicht, und nach den zur
Zeit der Erndte marktgångigen Preiſen geſchloß
ſen werden .
n,
wel: 7). Vom 285
S. 595. Uuch fortbauernde Pråſtatione
getraun kaufe forts
che nach der Lebenszeit eines dauernder
nach einem andern ungewiſſen Zeitraume durch Práfaties
nen.
Vertrag beſtimmt worden , ſind nach den Regeln
von gewagten Geſchäften zu beurtheilen .
S. 596. Wus über die Art und Dauer ſolcher,
Präftationen , oder ſonſt im Vertrage , nicht bes
ſtimmt iſt , muß ſo angenommen werden , wie
es die Rechte auf den Fall feſtſeßen , wenn dera
gleichen Pråſtationen - jemanden vermoge eines
Gefeßes, oder einer legtwilligen Verordnung jua
kommen .
S. 597. Von dem einer Frau aus dem Vermögen
des Mannes ausgefeßten Witthume wird im Titel
von der Ehe gehandelt. (Th. II . Tit. I. Abſchn . VII .)
S. 598. Iſt die Ausfeßung eines ſolchen Wits
thums von einem andern , als dem Manne, deſ
ſen Heltern , oder Geſchwiſtern geſchehen ; ſo hört
zwar die Verbindlichkeit zur Entrichtung deſfeld
ben auf , wenn die Wittwe fich wieder verhede
rathet.
J. 599. Jſt aber die Ausſckung gegen Entgeft
geſchehen : ſo tritt die Verpflichtung, das Wité
thum
348 Erſter Theil. Eilfter Titel.

thum zu entrichten , wieder ein ; ſobald die anders


weitig verheirathete Frau wieder in den Wittwen :
ſtand verſeßt wird.
S. 600. Ein unentgeltlich ausgeſektes Wit
thum hingegen gelangt durch den anderweitig ein:
tretenden Wittwenſtand nicht wieder zu Kräften.
$ . 601. Wenn die Ehe durch richterliches Er:
kenntniß getrennt, und die Frau für den ſchuldi:
gen Theil nicht erklärt worden ; fo findet eben das
ftatt, als wenn die Trennung durch den Tod er:
folgt wäre,
8) Dom AL
Ŝ. 602. Uuszug oder Aftentheil heißen diejeni:
tentheile,
gen Vortheile , welche der Uebernehmer einer
Ruſtikalſtelle dem vorigen Beſiter zu ſeiner Vera
ſorgung auf lebenslang anweift.
$. 603. Dergleichen Auszug oder Altentheil
muß allemal gerichtlich regulirt werden ,
S. 604 : Der Richter iſt befugt und ſchuldig,
darauf zu Haften , daß der neue Beſiger dem Ub
gehenden nicht ſolche übermäßige Vortheile ein :
raume, wodurch er ſelbſt der Stelle gehörig vor:
zuſiehen , und bie ( aſten derſelben zu abertragen
unvermogend wird .
$. 605. Náhere. Beſtimmungen wegen des Uus
zugs oder Altentheils bleiben den Provinzialges
feßen vorbehalten .
9 ) Don S. 606. Der Leibrenten : Contrakt iſt ein Vers
Ceibrenten
trag, vermöge deſſen ſich jemand , gegen Empfang
einer Summe Geldes , zur Entrichtung einer bes
ſtimmten Abgabe auf die Lebenszeit eines Mens
ſchen verpflichtet.
8. 607. Statt des baaren Geldes kann eine
Leibrente zwar auch gegen Ueberlaſſung eines
Grundſtücs , einer Gerechtigkeit , oder einer an
dern Sache erworben werden ;
J. 608. Doch müſſen alsdann die Contraßen :
ten über einen nach Gelde beſtimmten Werth,
wofür
Von gewagten Geſchäften . 349

+
wofür die Sache angeſchlagen feyn folle , fich vere
1 einigen ; und dieſer Werth tritt bey allen in der
Folge vorkommenden Behandlungen an die Stelle
der gegebenen Sache.
. 609. Derjenige,"welcher die Capitalsſumme,
wofac die Veibrente verſprochen wird , entrichtet ,
heißt der Käufer der Leibrente .
S. 610. Die Beſtimmung des Betrages der
Seibrenten , und des dafür zu entrichtenden Capiz
tals gången lediglich von dem Uebereinkommen
der Parteyen ab.
3.611 . Der Käufer der Leibrente hat , wenn
dafür feine beſondere Sicherheit beſtellt worden ,
ein bloßes perſönliches Recht gegen den Vers
käufer.
9. 612. Eine Leibrente kann jemand für ſich
felbſt oder für einen Dritten kaufen .
S. 613. Geſchieht leßteres , ſo hat es, wegen
des dem Dritten daraus entſtehenden Rechts , bet
der Vorſchrift des Titels von Vertrågen überhaupt
ſein Bewenden. ( Tit. V. g . 74. 199.)
S. 614. Der Käufer der Seibrente kann fich
die Bezahlung derſelben auf ſeine eigene Lebens
zeit , oder auf das leben eines Dritten , oder auch
des Verkäufers ſelbſt, vorbedingen .
S. 615. Haben Mehrere gemeinſchaftlich eine
Seibrente gekauft, ſo wird , wenn nicht ein Underes
verabredet worden , angenommen , daß jeder Käus
fer nur ſeinen Antheil nach Zahl der Köpfe zu for:
bern gabe.
S. 616. Mit dem Ubgange eines jeden ders
ſelben erlöſcht alſo ſein Antheil zu Gunſten des
Verkäufers.
S. 617. Wenn aber - die Leibrente auf die les
benszeit megrerer Perſonen , außer dem Käufer
und Verkäufer ; oder auch auf die Lebenszeit
mehrerer Verkäufer vorbedungrn worden ; ſo muß
dig
350 Erſter Theil. Eilfter Titel.

die ganze Leibrente ſo lange gezahlt werden , als


noch einer derſelben am Leben iſt.
$ . 618. Geht der Wertag bahin , daß die
Leibrente erſt nach dem Ableben mehrerer Perſos
1
, nen entrichtet werden ſolle : ſo müſſen , im Mans
get beſonderer Verabredungen , alle benannte
Perſonen geſtorben ſeyn , ehe die ſeibrente gefors
dert werden kann .
S. 619. Hat der Käufer der Seibrente die
Dauer derſelben auf ſeine eigene Lebenszeit bes
ſtimmt: ſo erloſcht dieſelbe mit ſeinem Tode ; pies
fer mag natürlicher oder gewaltſamer Weiſe erfolgt
ſeyn.
. 620. Ein Gleiches findet ſtatt , wenn die
Lebenszeit eines Dritten zum Maaßſtabe von der
Dauer der Leibrente beſtimmt iſt.
1 8. 621. Hat jedoch der Verkäufer den Tod des
Kånfers , oder des Dritten , vorſeßlich veranlaßt;
ſo muß der für die Leibrente gegebene Werth
zurück gegeben werden .
S. 622. Der Verkäufer kann davon die bis das
bin gezahlten Seibrenten , auch in ſo weit , als
1
diefelben den geſegmåßigen Zinsfuß überſteis
gen , nicht abziehen .
§. 623. Das Capital fällt den Erben des Rau:
fers, oder demjenigen , für den die leibrente ges
kauft worder :, anheim .
D. 624. Sit niemand mehr , dem nach dieſer
Beſtimmung ein Recht auf dies Capital zukommt,
borhanden ; ſo wird daſſelbe von dem Fiskus eins
gezogen .
Ø . 625. Sit die Leibrente auf das Leben eines
Dritten bedungen ; ſo berechtigt eine von dieſem
ergriffene gefährliche lebensart den Räufer noch
nicht, von dem Vertrage wieder abzugehen .
S. 626. Sit die Dauer der Seibrente auf das
Leben des Verkäufers beftinint ; und dieſer vers
liert
Von gewagten Geſchäften . 351

liert daſſelbe durch Selbſtmord , oder berwirkte


Todesſtrafe: To kann der Käufer dert Vertrag wies
der aufheben , und ſein Capital zurückfordern.
. 627. Er muß ſich aber darauf alles anrech
nen laſſen , was er durch die genoſſene leibrente,
über den Betrag der landúblichen Zinſen ſeines
Capitals , erhalten hat.
§ . 628. Auf Zinſen von Zinfen wird jedoch
daben , wenn es nidyt ausdrüdlich vorbedungen
ift , keine Rückſicht genommen.
8. 629. Die Bered ) nung muß aber ſo angelegt
werden , daß das über die landüblichen Zinſen
Bezahlte , in jedem Jahre vor dem Capitale ab
gerechnet , und im folgenden die landúbliche
Verzinſung , nur von dem hiernach verbleiben:
den Ueberreſte des Capitals , in Anſchlag gebracht
wird.
8. 630. Wird , nach dieſer Berechnung, das
Capital ganz erſchöpft; ſo hat es daben ſein Bez
wenden , und der Käufer der Seibrente , oder
deſſen Erben , können in keinem Falle angeậalten
werden , etwas an den Verkäufer oder deſſen Erben
Herauszugeben.
§. 631. Was vorſtehend Q. 627 630. verordnet
iſt , gilt auch von dein Falle, wenn der Seibren
tenvertrag unter einer auflóſenden Bedingung ge
ſchloſſen worden , und dieſe
dieſe,, ohne Zuthun des
Käufers oder Verkäufers ; zur Wirklichkeit ge
langt.
§. 632. Tritt die aufðſende Bedingung durch
Schuld des Verkåufers ein , ſo findet die Vorſchrift
5. 622. Anwendung .
§. 633. Tritt die auflöſende Bedingung durch
Schuld des Käufers ein ; ſo muß er ſich alles , was
er durch die Leibrente in jedem Jahre über den Bes
trag der Sandüblichen Zinſen erhalten hat , nach
Vorſchrift $. 629. abrechnen laſſen.
§. 634 .
352 Erſter Theil. Eilfter Titel.

$. 634. Ergiebt fich nach dieſer Berechnung,


daß der Käufer durch die Leibrente mehr, als fein
Capital nebſt landúblichen Zinſen , erhalten habe ;
ſo muß er den Ueberſchuß herausgeben , und vom
Dage ſeines Entſtekens an landüblich verzinſen.
S. 635. In denjenigen Fällen , wo eine vers
ſprochene Schenkung , wegen nachgeborner Kinder,
widerrufen werden kann , kann auch der Kåufer
einer Leibrente von dem Vertrage zurücktreten.
( . 1140. ſqq.)
S. 636. Doch muß er alsdann alles , was er an
Leibrenten erhalten hat, auf ſein gezahltes Capital
fich abrechnen laſſen .
8. 637. Zum Abbruche des Pflichttheils der
Rinder des Käufers , welche zur Zeit des geſchloſ
ſenen Vertrages ſchon vorhanden waren , kann der
Verkäufer aus dem Vertrage keinen Vortheil
sziehen .
8. 638. Wenn alſo der Råufer bey ſeinem 26
leben noch nicht ſo viel Leibrenten gezogen gat,
als das gegebene Capital, nebſt den landúblichen
Binſen , bermöge der nach § . 627 : 630. anzulegen:
den Berechnung betrågt ; ſo muß der noch kintec
dem Verkåufer befindliche Reſt des Capitals , jum
Behufe der Beſtimmung des Pflichttheils , dem
übrigen Nachlaſſe beygerechnet werden.
S. 639. Betrågt der übrige Nachlaß nicht die
Hälfte des auf ſolche Art ausgemittelten Ganzen ,
ſo muß der Verkaufer ſo viel , als zu dieſer Hålfte
fehlt , von dem noch hinter ihm befindlichen Capitale
herausgeben.
S. 640. Auch zur Verkürzung ſeiner Gläubis
ger ſoll niemand ſein Vermogen auf Seibrenten
geben.
S. 641. Den Gläubigern des Kåufers ſteht alſo
fren ; innerhalb eines Jahres nach geſchoſſenem
Vertrage, gegen das Geſchäfte zu proteſtiren , und
dieſes !
Von gewagten Geſchäften . 353

dieſes dem Verkäufer gerichtlich bekannt machen za


laſſen .
H. 642. Dieſe Proteſtation gat die Wirkung,
baß alédenn ein ſolcher Gláuciger , in Ermanger
lung andrer Mittel zu ſeiner Befriedigung, dieſels
be aus, dem auf Leibrenten gegebenen Capitale fora
bern kann.
$. 643. Dem Verkäufer: ſteht aber auch frey ,
fo bald ihm dergleichen Proteſtation bekannt gez
macht worden , von dem Vertrage wieder abzu :
gehen , und das Capital, nach Abzug der davont
etwa ſchon entrichteten Leibrente , zurückzuzahlen.
$. 644. Will er dennoch bey dein Vertrage ſtez
hen bleiben , ſo iſt er befugt , gegen den künftigen
Anſpruch ſolcher proteſtirenden Gláubiger , durch
Zurückbehaltung und gerichtliche Niederlegung eis
nes verhältniſmäßigen Theils de Leibrente fich zu
decken.
& 645. Nach Verlauf eines Jahres, vom Tage
des - geſchloſſenen Contrakts , kann lekterer voit
den Gläubigern des Käufers nicht weiter anges
fochten werden.
S. 646. Doch haben dieſelben auf die Seib:
rente ſelbſt , ſo lange ſie dauert , als auf ein Db:
jekt ihrer Befriedigung , eben die Rechte, wie
auf das übrige. Vermogen und die Einkünfte des
Schuldners .
. 647. Wennder Derkäufer der Seibrente
durch Dren hintereinander folgende Jahre mit des
ren Bezahlung im Radſtande bleibt , ſo kann der
Käufer das Capital zurückfordern , und der Vers
käufer darf darauf , wegen der bis dahin bejaolten
Seibrente , nichts abziehn.
9. 648. Vielmehr muß er von der Zeit an, mo er
mit Bezahlung der Diente in R ditande geblies
ben iſt , das Capital landúblich verzinjen .
Mugem Gefeßb. I, Band. 3 S. 647.
354 Erſter Theil. Eilfter Tätet.

S. 649. Sit wegen des leßtern Lebensjahres


nichts Beſonderes verabredet , ſo muß der Verf &u:
fer die Rente des ganzen Fahres bezahlen , wenn
auch der Todesfall gleich zu Anfange deſſelben fich
ereignet hätte.
f . 650. Der Unfang eines jeden Lebensjahres
wird, im Mangel verabredeter Beſtimmungen , von
dem Tage an , wo die erſte Zahlung fällig war,
gerechnet.
10) Non S. 651. GemeinſchaftlicheWittwen - Sterbe- und
mittwen: Ausſteuerkaſſen , dürfen ohne Sandesherrliche Ger
und Ster: nehmigung nicht errichtet werden.
befaſſen . S. 652. Die Rechte und PAichten der Intereſ:

ſenten ſind nach dem vom Staate beſtátigten Plake


zu beurtheilen. 1

Siebenter Abſchnitt.

Vom Darlehnsvertrage.
Begriff. # S. 653. Das eigentliche Dahrlehn iſt ein Vers
trag , vermoge deſen jeinano gangbares ausge:
münztes' Geld , ober geldwerthe an jeden Inhaber
zahlbare Inſtrumente unter bedungener Wiederer:
ſtattung in gleicher Qualität und Daancitár, einem
Andern zum Verbrauche übergiebt.
Mon Vers N. 654. Hat jemand durch einen gültigen Vers
tragen åber trag fich verpflichtet , einem Andern ein Darleyn
Darlehne. zu geben : fo iſt er ſchuldig, dieſen Vertrag , zur
beſtimmten Zeit , durch Zahlung der verſprochenen
Summe in Gelde , oder geldwerther Papieren,
zu erfüllen .
S. 655. Thut er diefes nicht, ſo kann der an:
dere auf Erfüllung klagen , oder auch ſeines Orts
vom Vertrage wieder abgehn , das etwa (chon auss
geſtellte Inſtrument zurückfordern , und auf Vers
gürung des aus der Nichterfüllung entſtandenen
Scadens antragen.
S. 656.
Vom Darlehnsvertrage. 355

S. 656. Gegen eine ſolche Klage kann der Ver :


ſprechen des Darlehns hauptſächlich mit dem Ein
mande der veränderten Umſtånde fich ſchüben .
( Tit. V. S. 360. 199.)
§. 657. Dahin gehört beſonders, wenn nach
dem Verprechen in den perſönlichen oder Vermo:
gensumſtånden des Borgers Verånderungen vor:
gefallen ſind , wodurch die perſönliche oder ding
liche Sicherheit , auf welche der leiher ben dem
Verſprechen Rückſicht genommen hat , geſchmålerť
wird .
S. 658. Der Borger , welcher das Darlehn ges
ſucht gat, iſt ſchuldig , die ſchriftlich verſprochene
Summe anzunehmen .
9. 659. Weigert er ſich deſſen , ſo muß er den
Undern ſchadlos halten .
g . 660. Dieſe Schadloshaltung iſt , wenn kein
Höherer Betrag nachgewieſen werden kann , auf ei
ne halbjährige landúbliche Zinſe des beſprochenen
Capitals zu beſtimmen.
$. 661. Iſt der Darlehnsvertrag ſelbſt durch die Voin Dars
lebiduir:
Zahlung der verſprochenen Summe vollzogen ; ' fo trage feibfer
erwirbt der Borger , durch den Empfang der gege- und in wie
benen Gelder oder gelbgleichen Papiere , das Eis durch das
genthum derſelben . Eigenthuint
D. 662. Hat jemand wiſſentlich fremdes Geld des Seldes
von einem andern , der darüber zu verfügen nicht Borger
berechtigt war , sum Darlehn angenommen , ſo übergehe.
muß er daſſelbe , in ſo fern es noch vorhanden iſt,
dem wahren Eigenthümer ſofort zurückgeben .
g . 663. Iſt das Geld nicht mehr vorhanden ,
ſo haftet der Empfänger dem wahren Eigenthümer
für das Capital und landübliche Zinſen .
S. 664. Hat ſich jemand fremden Geldes inter
dem Vorwande eines Darlehns betriiglicher Weiſe
bemåchtigt, ſo haftet er dem . Eigenthümer für das
ganze Intereſſe
32 $ . 665.
356 Erſter Theil. Eilfter Titel .

8. 665. Hat der Empfanger nicht gewußt , daß


ihm fremdes Geld zum Darlehn gegeben werde:
ſo kann er an den Geber ſo lange ſicher Zahlung
leiſten , als es ihm noch nicht, auf den Antrag
des wahren Eigenthümers , gerichtlich unterſagt
worden .
§. 666. Iſt vor dieſer Unterſagung die Rúd
zahlung noch nicht erfolgt ; ſo iſt der Empfånger
nur an den , welcher als der wahre Eigenthümer
des gegebenen Geldes ausgemittelt wird , Zahlung
zu leiſten verpflichtet.
9. 667. Dieſer tritt , in Anſehung aller verabres
deten Bedingungen ,an die Stelle des Gebers .
S. 668. Auch wenn der Geber dem Empfanger
mehr als gewöhnlich vortheilhafte , an ſich aber
erlaubte, Bedingungen bewilligt hat , iſt der nah
re Eigenthümer gegen den redlichen Empfänger
daran gebunden .
S. 669. Er kann aber deshalb von dem Geber
beſondere Schadloshaltung fordern.
$ . 670. So lange das Eigenthum des gegebes
nen Geldes zwiſchen dem Geber und einem Drit:
ten noch ſtreitig iſt , muß der Empfänger -alle inzwi
fchen fällige Zahlungen , es ſey an Capital oder Žin:
fen , auf Koſten des unterliegenden Theils , in das
gerichtliche Depoſitum abführen .
S. 671. Hat jemand ſein eigenes Geld unter
fremdem Namen zum Darlehn gegeben , ſo beſteht
der Vertrag nur zwiſchen dem Empfånger , und
demjenigen , auf deſſen Namen das Darlehn geges
ben worden .
$ . 672. Was daben zwiſchen dem Eigenthümer
des Geldes , und dem , auf deſſen Namen daſſelbe
verliehen iſt , verhandelt worden , hat auf die Rech
te und Pflichten des Empfängers, ſo weit dieſer
an den Verhandlungen nicht Antheil genommen
hat , keinen Einfluß
S. 673 .
Vom Darlehnsvertrage. 357

$.673. Will in der Folge der Eigenthåmer des


Gelbes auf das Darlehn Unſpruch machen , To finden
die Vorſchriften g. 665-670 . Anwendung .
. 674. So weit jemand nach den Gefeßen ſich Von der
überhaupt durch Vertråge nicht verbinden kann ; ſo welche Dars
weit iſt er auch
Darlehne zu machen und aufzuneh: lehnsvertras
se ſchließen
men unfåhig. (Tit. V. 8.9. 199 ) können ,
$ . 675. Von den Darlehnen der Ehefrauen ,
der noch unter våterlicher Gemalt ſtehenden Ains
* der, der Corporationen und Gemeinen , der Stadtá
communen , der Kirchen , der dffentlichen laſſen,
ingleichen an Prlegbefohine und Studirende , wiró 3

gehörigen Orts beſonders gekandelt. ( TH. II. Tit. I.


Abſchn. V. Tit. II. Abſchn . 11. Tit . Vi. Îit. VII.
Abſchn. II. Tit. VIII. Ubich . II. III. Tit. XÍ..
Abſchn. IV , Tit. XII. Ubſch. lll.
$.676. Aus Darlehnen an Prinzen und Prin
zeſſinnen , welche durch Geburt oder Heirath zum .
königlichen Hauſe gehören , foll, ſo lange die Eina 3
willigung des regierenden Oberhaupts der Familie
nicht hinzugekommen iſt, bey hieſigen Gerichtert
keine Klage angenommen werden ,
§. 677. ' Yuf Prinzeſſinnen , welche durch Heiz
rath aus der königlichen Familie herausgegangen
find, findet dieſe Vorſchrift nicht Anwendung.
$ . 678. Wer mit einem inwirklichen Kriegsdien: Beſonders
ſten ſtehenden Officier Darlehnsvertråge ſchlieffen von Prilis .
will, muß ſich dazu die Einwilligung des Chefs nen .
oder Commandeurs beybringen laſſent.
$. 679. Dieſe Einwilligung muß in der Regel
von dem Chef, wenn aber dieſer bey dem Regimente
nicht zugegen iſt, oder die Beſorgung der Regis
mentsgeſchäfte dem Eommandeur übertragen hat,
von legterm ertheilt ſenn .
M. 680. Sie muß ſchriftlich ausgefertigt , und
entweder hinter das Schuldinſtrument verzeichnet,
oder mit genauer und deutlicher Beziehung auf
I. Th . ' 1. Band. 33 bas
358 Erſter Theil. Eilfter Titel .

das Datum , den Betrag des Darlehns, und den Nar


men des Gläubigers abgefaßt werden .
8.681 . Sou die im Vertrage beſtimmte Zahlungss
geit verlängert werden , ſo iſt auch zu dieſer Verláns
gerung ein gleichmäßiger ſchriftlicher Conſens des
Chefs oder Commandeurs erforderlich .
§ . 682. Sollen die Gewehrgelder eines Come
pagnie- oder Eskadrons- Chefs für die Befriedi:
gung des Glåubigers haften ; ſo müſſen dieſelben uns
ter Einwilligung des Regiments - Chefs oder Com:
mandeurs beſonders verpfåndet, und dieſe Verpfån.
dung muß in das bey dem Regimente zu führende
Hypothekenbuch eingetragen werden,
$. 683. Wie weit die Regiments Chefs oder Coms
mandeurs dergleichen Einwilligung ( 9.678.682.) ers
theilen oder verſagen ſollen , iſt in den ihnen ertheil
ten Inſtructionen beſtimmt.
9.684 . Ermangelt die Einwilligung des Chefs
oder Commandeurs, und der Schuldner iſt ein Subs
altern- Officier ; ſo iſt der Darlehnsvertrag null und
nichtig; der Gläubiger hat niemals die geringſte
Wiederbezahlung zu hoffen ; und das wirklich Ges
gebene fållt, zur Strafe, der Invalidenkaſſe unwider:
ruflich anheim .
§. 685. Dagegen ſind zwar Darlehne an Staabsa
Officiers , Compagnies und Eskadrons -Chefs , auch
ohne Conſens gültig , und der Gläubiger kann zur
beſtimmten Zeit die Rückzahlung fordern. Wenn

aber dieſe nicht anders , als durch verhåltniſmäßige


Abzüge von den Dienſteinkünften des Schuldners
geleiſtet werden kann ; ſo müſſen Gluubiger , deren
Forderungen mit dem vorſchriftsmåßigen Conſens
nicht verſehen ſind , denjenigen , welche für die ges
hörige Beybringung dieſes Conſenſes geſorgt haben ,
nachſtehen .
§. 686. Ueberhaupt muß jeder Gläubiger eines
Officiers , wenn auch die Forderung an ſich giltig
iſt,

)
Vom Darlehnsvertrage. 359

ift, ſobald die Zahlung nur aus den Dienſteinkünf


ten des Schuldners erfolgen kann , mit terminlichen
Zahlungen , ſo wie dieſelben ohne Nachtheil des
Dienſtes und des nothwendigen Unterhalts des
Schuldners beſtimint werden können , fich begnús
gen, und kann auf Perſonal : Urreſt gegen den
Schuldner niemals antragen .
. 687. Ein Officier, welcher Fmmobilien beſikt,
kann dieſelben auch ohne Confens des Chefs oder
Commandeurs gültig verpfånden . : Dodj erlangt ,
wenn auſſerdem der Conſens nothwendig war ( S.
684.), eine ſolche Schuld nur von dem Zugenblicke
an , da die Eintragung in das Hypothekenbuch wirk: 1
lich geſchehen iſt, ihre Gültigkeit.
9.688 . Uuch über Einkünfte von Grundſtücen
und Prábenden , úver Zinſen von Capitalien , und
andre jährliche Hebungen , welche nicht zu den
Dienſteinkünften des Officiers gehören , kann der:
felbe durch Unweiſungen und ſonſt, auch ohne Con:
ſens gültig verfügen . Doch verſteht ſich dieſes,
bey Subaltern - Officiers , nur von ſolchen verfalles ?
nen , oder im nächſten Termin wirklich fållig wers
denden Einkünften dieſer Art ; nicht aber von uns
weiſungen oder Ceſſionen , die , um der Vorſchrift
des Geſekes auszuweichen , auf ſolche Hebungen ,
die erſt in einer entferntern Zukunft fåtlig werden
follen , gegeben ſind.
9.689 . Durch den Conſens des Chefs oder Coin :
mandeurs kann der Mangel andrer Erforderniſſe zur
Gültigkeit eines Darlehns nicht ergånzt werden .
Doch können die vormundſchaftlichen Gerichte ihre
Einwilligung oder Genehmigung nicht verſagen,
wenn zu wirklichen Ausgaben eines minorennen Ofs
ficiers , in Fällen , die keinen Verzug leiðen , beſon
ders in Kriegszeiten, ein Darlehn mit Conſens des
Chefs oder Cormandenrs aufgenommen worden.
9. 690. Dagegen kann der Gläubiger gegen den
Mangel des zur Gültigkeit des Darlehns, nothwen
digen
360 Erſter Theil. Eilfter Titel.

bigen Conſenſes durch den Einwand einer in den


Nußen des Schuldners geſchehenen Verwendung
ſich nur alsdenn ſchüßen , wenn er nachzuweiſen vers
mag, daß der Vorſchuß zu Dienſtausgaben des Of:
ficiers nicht nur gemacht, ſondern auch wirklich ver
wendet worden ; und daß es ihm uninoglich gewes
1
ſen ſey , ſich in den erforderlichen Conſens vorber
311 bewerben .
§. 691. Aber auch in dieſem Falle muß dem
Chef oder Commandeur ſogleich nach gemachtem
Vorſchuſſe , als der Gläubiger denſelben måndlich
oder ſchriftlich anzutreten Gelegenheit hat, Anzeige
geſchehen .
5.692 . Ben Commandeurs und Chefs der Rez
gimenter , und anderer beſondren Corps , iſt zuč
Zufnehmung eines gültigen Darlehns höhere Ein
willigung nicht erforderlich.
8. 693. Ein Gleiches gilt von den Commandeurs
einzelner Bataillons , die entweder zu keinem Re
gimente gehören , oder in Kriegszeiten von ihren
Regimentern getrennt , und ber andern Sorps oder
Garniſonen in Feſtungen angeſtellt ſind.
9. 694. Aber auch bey dieſen muß der Gläubiger,
wenn er ſich auf die Gewehrgelder derſelben ein ding
liches Recht verſchaffen will, für die Eintragung der
Schuld in das Regiments - Hypothekenbuch ſorgen.
9.695 . In wie fern Officiers, die nicht dein Coms
mandeur oder Chef eines Regiments , Bataillons ,
oder andern Corps untergeordnet ſind, ben Aufneh
mung von Darlehnen eines Conſenſes bedürfen, und
bey wern derſelbe nachzuſuchen ſey , hångt von den
beſondern Militaireinrichtungen , und übrigen Dienſt
verhältniſſen eines ſolchen officiers ab .
$. 696. Wer ſich alſo mit dergleichen Perſonen
in Darlehnsgeſchafte einlaſſen will , muß fich nach
dieſen Einrichtungen und Verhåltniſſen zuvörderſt
nåher erkundigen .
$ .697 .
Vom Darlehnsvertrage: 361

S. 697. Adliche Fahnen- und Standartenjunker


find in Rücfficht der Fähigkeit, Darlehne aufzuneh:
men , den Subaltern Officiers durchgehends gleich
zu achten.
S.698. Perſonen, die zum Unterſtabe gehören ,
bedürfen zu ihren Darlehnen keiner Einwilligung des
Chefs oder Commandeurs.
5.699 . Doch kann der Gläubiger , bey nicht ers
folgter Bezahlung , keine ſolche Erecution gegen die
Perſon derſelben , wodurch ſie il re Dienſte gehörig
wahrzunehmen verøindert wurden, ausbringen .

700 , Unterofficiers , gemeine Soldaten , und


deren Weiber, können ohne ſchriftliche Einwilligung
ihres Compagnie : oder Eſcabrons - Chefs kein gulti
ges Darlehn aufnehmen .
8.701. Unch ihre Grundſtücke können fie ohne
bergleichen Einwilligung nicht gültig verpfånden .

§. 702. Schulden eines Unterofficiers und Gez


meinen , welcher die Einwilligung ſeiner Vorgeſeks
ten zur Treibung eines bürgerlichen Gewerbes übers
haupt erhalten hat , ſind zwar auch ohne beſondern
Conſens gültig.
§ . 703. Will aber der Gläubiger, wegen einer ſol
chen Schuld ,an das Militair-Vermögen (S. 679.) oder
an die Grundſtücke feines Schuldners fich hatten ; ſo
muß er ſich den beſondern Conſens des Compagnies
oder Efcadrons - Chefs in das Darlehn verſchaffen .

9.704. Perſonen , welche bey den königlichen Von Perſon


Singe- und Schauſpielen , oder bey der Hoffapelle nere die best
angeſtellt ſind , können , ſo lange ſie in dieſen Dien- chen Schau :
ſten ſtehen , aufgenommener Darlehne wegen , gericht vielen ftes
lich nicht belangt werden.
S. 205. In ſo fern ſie aber Grundſtücke befißen ,
und dieſelben durch gerichtliche Eintragung einem
Gläubiger gehörig verpfändet haben , kann teßterer 1

aus dieſen Grundſtücken ſeine Befriedigung ſuchen .


8.706 .
362 Erſter Theil . , Eiifter Titel .

$ . 706. Auch kann , nach geſchehener Entlaſ:


fung oder erfolgtem Abſterben , der Gläubiger an
das Vermögen oder den Nachlaß eines ſolchen Schuld :
ners fich halten .
In wie fern g.:707. Hat jemand ſeine Unfähigkeit, Darleh
Darlehne ani ne aufzimehmen , dem Gläubiger verheimlicht, fa
Perſonen iſt die Sache nach den Vorſchriften Tit. V. §.31 : 36.
gültig wer:
den ; durch zu beurtheilen ..
můkliche Ber: . 709. So weit der einem ſonſt unfähigen
wendung. Schuldner gegebene Vorſchuf. ; !i nothwendigen

> oder nüßlichen Ausgaben deſſelben , welche der .


ſelbe ohne ſeine Schuld aus eignen Mitteln nicht
beſtreiten können , wirklich verwendet worden , iſt
der Glåubiger in der Regel die Wiedererſtattung
zu fordern berechtigt.
5. 709. Was für eine nothwendige oder nuk
liche Verwendung zu achten ſey : iſt gehörigen Oris
nåker beſtimmt. (Tit. XI! l. Abſchn . III.)
6.710. Selbſt wegen eines, der nuißlichen Ver:
wendung halber, für gültig zu achtenden Darlehns,
kann gegen die $. 704. bezeichneten Perſonen , ſo
lange fie im Dienſte ſtehen , keine ſolche Erecution,
wodurch ſie in .Das Unvermögen , ihren Dienſt ju
verſehen , geſeßt werden würden, ſtatt finden .
$ .711. Án Unſehung der Militairperſonen fin
det die Vorſchrift des S. 690. Anwendung .
S. 712. '. Wenn jemand, nachdem er ein gültiges
Darlehn aufgenommen hat, in einen Stand tritt, wo
er dergleichen Perträge entweder gar nicht , oder
nicht ohne Einwilligung ſeiner Obern ſchließen kann :
ſo werden dadurch die Rechte des Gläubigers aus
den frühern Vertrågeit nicht aufgehoben.
Durch Aney's S. 713. Wie weit durch ein Anerkenntniß der
enntniß.
Schulb , welches von unfähigen Perſonen nach ge
hobener Unfähigkeit abgegeben wird , die Schuld
zur Gültigkeit gelange, iſt nach den allgemeinen
Vorſchriften Tit:V. : 37.38. zu beurtheilen.
§. 714 .

H
Vom Darlehnsvertrage. 363

$ . 714. Gelber , welche jemanden , der an ſich Von Dars


gültige Darlehnsvertrage ſchließen kann , zu einem leben, die
verbotenen Zwecke wiſſentlich gegeben worden , fallen unerlaubtext
Zwecke, oder
dem Fiskus anheim . mo Maaren
8.715 . Waaren ſollen , bey Darlehnen , nicht ſtatt fatt baeren
baaren Geldes Gel des geges
werden . ben worden .
8.716 . Sind auf einen Schuldſchein oder Wecha
fel Waaren gegeben , und die Waluta baar verſchrie
ben worden , ſo ist der Schuldner daraus, als aus
einem Darlehnsgeſchäfte , nicht verhaftet.
Ş. 717. Vielmehr iſt der ganze Vertrag nichtig,
und der Empfänger der Waare nur verbunden , die
Waare , ſelbſt, in ſo fern ſie noch vorhanden iſt,
zurückzugeben ; oder wenn die Waare nicht mehr
vorhanden wåre , den Werth , welchen ſie zur Zeit
der Uebergabe gehabt hat, zu erſeken.
4.718. Derjenige , welcher auf ein über baares
Geld lautendes Schuldinſtrument Waaren gegeben
hat, hat die Vermuthung des Wuchers wider ſich.
8.719. Hann dieſe nicht abgelehnt werden , ſo fállt
der von dem Empfänger vermöge 8.717 . zu leiſtende
Erſaß, nach näherer Beſtimmung des Criminalrechts,
dem Fiskus anhelin. ( TH.II. Tit. XX . Abſchn .XV .)
$ . 720. Iſt das Schuldinſtrument über den be:
worden, To beſteht zwar das Geſchäft,als ausgeſtelle
dungenen Kaufpreis gegebener Waaren
ein Stauf:
contrakt, nach den unten . 361. lqq . vorgeſchrie:
benen Grundfågen .
9.721. Wenn aber erhellet, daß dem Schuld
ner , welcher ein Darlehn in baarem Gelde geſucht
hat, ſtatt deſſelben Waaren zum Kaufe auf Credit
angeboten worden ; ſo wird bey dem Gläubiger eine
wucherlir . Abſicht vermuthet.
$ . 722. Dieſe Vermuthung fällt jedoch hinweg,
wenn die Waaren von der Beſchaffenheit ſind, daß
der Empfånger dieſelben ohne Verluſt wieder zu
verkaufen Gelegenheit gehabt hat.
8.723 .
364 Erſter Theil. Eilfter Titel.

$ . 723. Sind die auf Credit gegebene Waaren


von der Beſchaffenheit , daß ſie nach dem Stande
und Gewerbe des Käufers , demſelben entweder an
ſich ſelbſt , oder doch in der gegebenen Quantitåt,
unbrauchbar ſeyn würden : ſo wird vermuthet , daß
unter dem vorgeblichen Kaufe ein wucherliches Dar
lehnungsgeſchäft nach §. 721. verborgen liege.
$. 724. Wird dieſe Vermuthung durch den Nach,
meis eines andern Herganges der Sachenicht aufgehos
ben ; ſo findet die Vorſchrift 8.717-719. Unwendung.
1 $ . 725. Sind theils Waaren creditirt, theils
baares Geld gegeben ; über beydes zuſammen aber
nur Ein Schuldinſtrument ausgeſtellt, und darin
nicht beſtimmt worden : wie viel in Gelde und wie
viel in Waaren gegeben ſer ; ſo gilt die Vermuthung,
daß bey dem ganzen Geſchäfte cine wucherliche Ub9
ficht zum Grunde liege .
$. 725. Kann dieſe nicht abgelehnt werden ,
fo finden auch in einem ſolchen Falle die Vorſchrifs
ten $. 717.719 . Anwendung.
Form der $ . 727. Durch den bloßen Empfang des Darlehns
Darlehns:
Berträge. wird der Schuldner zur Wiedererſtattung des Empfans
genen auch ohne ſchriftlichen Vertrag verpflichtet.
$. 728. Die Zeit zur Rückzahlung wird in einem
[ olchen Falle nach Vorſchrift $ .761.762 . beſtim.nt.
fowlane I 84.74729 . Soll aber ein Darlehnsvertrag auf eine
andere beſtimmte Zeit, gegen Intereſſen , oder auf,
andere Bedingungen geſchloſſen werden ; ſo iſt, wenn
dem Gläubiger eine Klage auf die Erfüllung dies
fer Verabredungen zuſtehen ſoll, ohne Unterſchied
der geliehenen Sumine, ein ſchriftlicher Vertrag
erforderlich.
8. 730. Zu einem vollſtändigen Schuldſcheine
wird erfordert :
I ) das Bekenntniß der empfangenen Valuta ;
die veutliche Beſtimmung , worin ſelbige bec
ſtanden babes
3) die
Vom Darlehnsvertrage. 365

3)s die Angabe der Münzſorte , in welcher ſie ged


zahlt worden .
4 ) das Verſprechen der Wiedererſtattung ;
5 ) die Zeit, wann dieſe geſchehen ſoll ;
6 ) die deutliche Benennung und Bezeichnung
des Gläubigers.
7) der Ort , wo, und das Datum , unter -wel
chem der Vertrag geſchloſſen worden ;
8 ) die Unterſchrift des Schuldners.
9. 731. Wie weit dasjenige, was von dieſen
Stúden im Schuldſcheine nicht ausgedrückt wor:
den , auf andere Art erwieſen werden könne , oder?
nach geſeßlichen Beſtimmungen zu ergånzen ſey ,
iſt nach den Vorſchriften des fünften Titels N. 127.
fqq. zu beurtheilen .
S. 732. Der Schuldſchein begründet die Ver :
muthung für die Richtigkeit alles deſſen , was dar:
in enthalten iſt, ſo lange das Gegentheil nicht aus:
gemittelt werden kann.

S. 733. Es gilt alſo auch das Geſtåndniß der von der


Valuta ben
erhaltenen Valuta gegen den Ausſteller ; ſo la nge Darlebnelle
lange
als ſich bey der Inſtruction der Sache nicht findet ,
daß dieſelbe ganz oder zum Theil wirklich nicht ges
geben worden .
§. 734. Dieſe Ausmittelung wird durch nachs
herige Anerkenntniſſe des Schuldners noch nicht
ausgeſchloſſen .
S. 735. Der Einwand der nicht erhaltenen Va :
luta iſt nicht nur gegen den erſten , ſondern auch
gegen jeden folgenden Inhaber in ſo weit zuláßig,
als überhaupt Einwendungen gegen den Cedenten
auch dem Seſſionario entgegen gefegt werden
können .

S. 736. Daß der Schuldſchein auf Ordre geſtellt


worden, macht dabey keinen Unterſchied.
S : 737
366 Erſter Theil. Eilfter Titel.

5. 737. Wie weit bey kaufmänniſchen auf Or:


dre geſtellten Wechſeln eine Ausnahme ſtatt finde,
iſt gehörigen Dres beſtiinmt. (Tk. II . Tit. VIII.
Abſchn ., VIII.)
§ . 738., Ben Schuldinſtrumenten , die zur Eins
tragung in das gerichtliche Hypothekenbuch bez
fimmt , und darin wirklich eingetragen ſind , tritt
die Vermuthung , daß Valuta nach dem Inhalte
des Inſtruments wirklich gegeben worden , erft
alsdann ein , wenn der Schuldner innerhalb Acht
und Dreyßig Tage , nady erfolgter Eintragung,
keine Proteſtationen wegen nicht empfangener Valas
ta im Hypothekenbuche hat vermerken laſſen .
§ . 739. Nach Verlauf dieſer Zeit aber entſteht
nicht nur , zu Gunſten des erſten Inhabers , aus dem
Inſtrumente die Vermuthung der wirklich geges
benen Valuta ; fondern es kann auch , wenn nach
dieſen Acht und Dreyfig Sagen , und in der Zwis
ſchenzeit , wo keine Proteſtation eingetragen iſt, das
Inſtrument einem Dritten cedirt oder verpfändet
worden , der Schuldner ſich des Einwands der nicht
A erhaltenen Valuta gegen dieſen Dritten gar nicht
bedienen.

$. 740. Wer ſich einen Schuldſchein ausſtellen


låßt , und die Valuta darauf ganz oder zum Theil
nicht bezahlt ; gleichwohl aber die verſchriebene
Samme gerichtlich ausklagt , oder einem Undern
cedirt : der ſoll als ein Betrüger beſtraft werden .
S. 741. Ein Gleiches findet ſtatt, wenn der St
baber des Schuldſcheins die Valuta ganz oder zum
Theil zurück erhalten hat , und gleichwohl denſel
ben auf den vollen Betrag einklagt , oder einem
Undern cedirt.
S. 741. Hat jemand über eine Forderung , die
er aus einem andern Grunde. zu machen hatte,
fich einen Schuldſchein ausſtellen , und barin die
Valuta,
Vom Darlehnsvertrage. 367

Valuta , als baar gegeben , verſchreiben laſſen , ſo


finden die unten S. 866. 867.868 . ertheilten Vors
ſchriften Anwendung.
S. 743. Wer ſeine Unterſchrift fälſchlich laug
net, verliert alle Einwendungen , die ihm ſonſt
gegen die Schuldforderung noch zugeſtanden
Håtten.
$ . 744. Hat der Ausſteller ſich dieſer Ablaugs
nung gegen den erſten Inhaber des Inſtruments
ſchuldig gemacht ; und es findet ſich gleichwohl,
Daß dieſer die verſchriebene Valuta ganz oder
zum Theil nicht gegeben habe : ſo tritt Fiskus an
ſeine Stelle , und zieht dasjenige ein , was der
Ausſteller wegen der ungegründeten Abläugnung
ſeiner Unterſchrift bezahlen muß ; der Inhaber
hingegen , weil er es wirklich nicht gegeben hat,
nicht gewinnen kann.
8. 745. Iſt die Ablåugnung gegen einen drits
ten redlichen Inhaber des Schuldſcheins geſchehen ,
ſo muß zwar der Ausſteller dieſem nach S. 743. volls
ſtåndige Zahlung leiſten ;
. 746. Wenn aber ausgemittelt werden kann,
daß der erſte Inhaber die Valuta ganz oder zum
Theil wirklich nicht gegeben habe : fo entreißt Fis
kus demſelben dasjenige , was er , über den Betrag
der gegebenen Valuta , von ſeinem Ceſſionario
für die Abtretung des Schuldſcheins erhalten hat.
S. 747. ' Wer zwar nicht ſeine Unterſchrift,
wohl aber, wider beſſeres Wiſſen , den Empfang
der Valuta vor Gericht ganz oder zum Theil abs
läugnet ; der wird mit den in der Prozeßordnung
vorgeſchriebenen Strafen des frevelhaften fåug
nens belegt.
S. 748. Was wegen des Einwandes der nicht
gezahlten Valuta bey Wechſeln Rechtens fer , iſt
gehdrigen Orts vorgeſchrieben. (Th . ll. Tit. VIII.
Abſchn. VII .)
$. 749 .
368 Erſter Theil. Eilfter Ditet.

on Dars $ . 749. Eben daſelbſt iſt beſtimmt, welche Perz


punen auf ſonen ſich wechſelmäßig verpflichten können.
Wichrel
5. 750. Schuldſcheine, die von Perſonen , wel:
che ſich ivechſelmäßig nicht verpflichten können , in
Wechſelform ansgeſtellt worden , begründen , wenn
der Ausſteller ſeine Unterſchrift anerkannt hat , den
erecutiviſchen Prozeß .
§ . 751. Auch genießen Schuldſcheine dieſer
Art , gleich wirklichen Wechſeln , das in der Con:
cursordnung beſtimmte Vorzugsrecht.
Dauer der 5. 752. Zum Vortheile des Ausſtellers felbft,
Beweis:
kraft eines erloſcht die Beweiskraft eines Schuldinſtruments
Schuldin: durch Verjährung, nur mit der Schuld zugleich .
ftruments.
$. 753. Zum Vortheile der Erben des Ausſtel:
1 lers hingegen , erloſcht dieſe Beweiskraft durch
eine zehnjährige Pråſcription vom Todestage des
Erblaſſers .
S. 754. Iſt im Inſtrumente ein Zahlungster:
min beſtimmt, und dieſer erſt nach dem Tode des
Erblaſſers abgelaufen ; ſo nimmt dieſe Verjährung
CS . 753 ... erſt vom Verfalltage ihren Anfang.
D. 755. Dieſe zehnjährige Práfcription hat jer
doch nur die Wirkung , daß die Richtigkeit der
Schuld durch das Inſtrument nicht mehr begrün :
det wird , ſondern der Klaser auf andere Urt nach :
weiſen muß : daß die Schuld vom Anfange an eri
ſtirt habe , und während der lebenszeit des Erblaſ
ſers nicht gerilgt worden ſen.
§ . 756. Welche Wirkung es habe , wenn die
Schuld felbſt durch Nichtgebrauch verjáhrt, iſt ge
Hörigen Orts beſtimınt. ( Tit. IX . $ . 568. 199.)
Zeit der $. 757. Aus dem Darlehnscontrakte wird ber .
Rückzabe
lung . Schuldner verpflichtet, die erhaltene Summe zur
beſtimmten Zeit zurückzuzahlen.
þ. 758. Vor Ablauf dieſer Zeit kann er dem
Glåubiger die Zahlung , auch unter dem Vorwande
veränderter Umſtände , nicht aufdringen,
S. 759 .
Bom Darlehnsvertrage. 369

$ . 749. Dem Gläubiger hingegen ſteht fret), voe


blaufe der beſtimmten Friſt, auf Zahlung oder Sie
cherſtellung anzutragen , wenn der Schuldner , andes
rer Schulden halber , ausgepfåndet, oder in Verhaft
genoinmen worden .

. 760. Ein Gleiches findet ſtatt , wenn der


Schuldner, um ſeinen Gläubigern zu entgehen, flucha
tig geworden iſt, oder aus andern Urſachen ſeinen
bisher in Königlichen Landen gehabten Wohnſiß
gånzlich aufgeben will.
9. 761. Iſt keine Zeit zur Rückzahlung gültiger fúndi
Von gung
Naf
Weiſe beſtimmt, ſo ſteht beyden Theilen eine dren- gen .
monathliche Aufkündigung fren .
§. 762. Betrágt aber das Darlehn nur Funfzig ,
Thaler oder weniger , ſo findet eine vierwöchentliche
Aufkündigung ſtatt.
. 783. Unter welchen Umſtänden der Schuld
ner auf eine Verlängerung der bedungenen oder ger ,
feßmäßigen Zahlungsfriſt antragen kdnne, iſt in der
Prozeßordnung beſtimınt.
8. 764. Die Kündigung kann zwar gültiger.
Weiſe auch außergerichtlich und bloß mündlich gerne
ſchehen ;
§ . 765. Kann aber der Gläubiger nicht nache
weiſen , daß die außergerichtliche Kündigung dem
Schuldner wirklich zugekommen fer ; ſo läuft die Zah
lungsfriſt erſt von der Zeit an , wo lekterem-die ges
richtliche Kündigung behandiget worden .
S: 766. Iſt im Vertrage gerichtliche Kündigung
vorbedungen und über die Koſten derſelben nichts
verabredet, ſo.'müſſen dieſe von beyden Theilen zur
Hálfte getragen werden.
S. 767. Außer dieſem Falle muß der gerichtlich
fündigende Theil die Koſten allrin tragen ,
$. 768. Wird aber die Annahme der gerichte
lichen oder außergerichtlichen Kündigung verwei:
mug. Gefeßb. I, Band. ula geçt,
370 Erſter Theil . Eilfter Titel.

gert , und dieſe Verweigerung in der Folge ungegrúns


det befunden , fo fallen dem Weigernden auch die
Kündigungskoſten zur Laſt.
Ort der
Ridzab $. 769. Der Regel vach iſt der Schuldner vers
pflichtet, die Rückzahlung koſtenfren an dem Orte ,
wo der Gläubiger zur Zeit des geſchloſſenen Vertrags
ſeinen Wohnſig gehabt hat , ju leiſten.
S: 770. Wohnt der Schuldner an einem andern
Orte , und müſſen alſo die Gelder verſendet werden ;
ſo trägt der Schuldner die Gefahr ſo lange , bis dies .
felben in dem Hauſe des Gläubigers gehörig abgeges
ben ſind.
§. 771. Eine Ausnahme kievon findet ſtaté,
wenn der Gläubiger die Art der Verſendung ſelbti
vorgeſchrieben hat.
$ . 772. Verlegt der Gläubiger ſeinen Wohnſitz
von dem Qrte , wo er zur Zeit des geſchloſſenen Vers
trags gewohnt hat ; ſo muß er an dieſem Drte einen
Bevollmächtigten zuin Empfange des Geldes beſtel
len , und denſelben dem Schuldnet anzeigen .
8. 773. Geſchieht dieſes "nicht ; ſo kann der
Schuldner das Geld dem Gläubiger mit der Poſt
auf deſſen Gefahr und Koſten zuſenden , oder daſſels
be gerichtlich niederlegen.
S. 274. Ben eingetragennn Shuldinſtrumenten
hat der Schuldner in dem Falle des $. 772. die
Wahl: ob er an dem vorigen Wohnorte des Gläubis
gers , oder da , wo das Hypothekenbuch fich befindet,
die Rückzahlung leiſten wolle.
775. Was vorſtehend . 772-774 . verordnet
ift, findet auch in dem Falle ſtatt , wenn das Eis
genthum der Schuld durch :Ceſſion , Erbgangsrecht,
oder ſonſt , auf einen dritten Inhaber gediehen
wåre ; in fo fern der Schuldner daben eine Veråns
derung des Zahlungsorts ſich nicht ausdrücklich hat
gefallen laſſen.
§. 776.
Vom Darlehnsvertrage . 371

$ . 776. Deffentliche Kaſſen und Anſtalten has


ben , ben aufgenommeren Darlehnen , auch wegent
des Orts der Rückzahlung, vor Privatſchuldnern
kein Vorrecht.
9. 777. Doch muß bey den an die Bank und an
die Creditſyſteme gemachten Darlehnen , der Glau
biger das Geld auf ſeine Gefihr und Koſten zur Kaſſe
abliefern , und von dieſer zurückholen .
S. 778. Das Capital muß in derjenigen Münz- Bon der
Münzſortes
forte, in welcher es gegeben worden , zurückgezahlt
werden .
§ . 779. Iſt die Münzſorte im Schuldſheine
nicht beſtimmt, ſo wird vermuthet, daß die Zahlung
der Valuta in dem zur Zeit der Auszahlung gangbas
ren Silber - Courant geſchehen ſeiy.
$. 780. Ben Darlehnen von Zehn Chalern und
weniger wird Scheidemånze vermuthet.
f. 781. Iſt die Valuta in Golde , ohne Beſtim :
mung einer gewiſſen Sorte ,verſchrieben , ſo werden
Preußiſche Goldmůnzen , die zu Fünf Thalern auss
geprågt ſind , verſtanden.
Q. 782. Sind Dukaten ohne weitere Beſtim :
mung verſchrieben , ſo werden vollwichtige Dukaten
nach Preußiſchem oder Holländiſchem Münzfuße ane
genominen.
g . 783. Sit das Inſtruinent auf eine gewiſſe
Anzahl von Stücken einer Gold- oder Silbermünze
gerichtet, ſo muß genau dieſelbe Zahl zurückgegeben
werden .
§ . 784. Sautet das Inſtrument nur auf eine gez
wiſſe Summe in Golte, ohne Beſtimmung der
Stücke: ſo werden bey der Berechnung, wie viel
Stücke zu zahlen ſind , bollwichtige Dukaten zu
3wer und Dreyviertel Thaler ; andre Preußische
Goldmünzen aber zu dem Betrage , nach welchem fie
qusgeprägt ſind , angeſchlagen.

va a $. 785 ,
372 Erſter Theil. Eilfter Titel.

$ . 785. Iſt das Schuldinſtrument auf eine


fremde Münzſorte geſtellt, und innerhalb Jandes zahl
bar ; ſo muß der Gläubiger Preußiſche Gold- und
Silbermünze von eben der Gattung , auf welche das
Inſtrument lautet, annehmen .
§ . 786. Doch iſt alsdann das Verhältniß derſel
ben , gegen die im Inſtrumente verſchriebene fremde
Münzſorte, nach dem Cours des Zahlungsorts , wie
es zur Zeit des geſchloſſenen Contrakts geſtanden hat,
zu berechnen.
§ . 787. Iſt feit der Zeit des gegebenen Darlehns
der Münzfuß verändert worden ;, ſo beſtimmt das
Verhåltniß des alten , gegen den neuen zur Zeit der
Rückzahlung beſtehenden Münzfuß , die Verbindlich :
keit des Schuldners .
. 788. Iſt nur die Münzſorte , in welcher die
Valuta gegeben worden , außer Cours gefekt: ſo
muß zwar auch in dieſem Falle die Rückzahlung in
der alsdann gangbaren Münzſorte geleiſtet, und ans
genommen werden ;
789. Die in lekterer zu zahlende Summe iſe
aber nach Verhältniß des Cours zu beſtimmen , wel:
cher zwiſchen der gegebenen , und der jeßt gangbaren,
oder einer ſolchen Münzſorte , welche mit der jeßt
gangbaren auf gleichen Fuß ausgeprågt iſt, zur Zeit
des geſchloſſenen Contrakts beſtanden hat.
. 790. Iſt die Münzforte , in welcher die Vas
luta gegeben worden , nicht außer Cours , ſondern
nur in ihren åußern Werthe , ohne Veränderung
des innern Gehalts , von dem Landesherrn herun
ter gefekt worden ; ſo muß dennoch die Rückzahlung
in eben derſelben Münzſorte geleiſtet und angenom
men werden.

§ . 791. Iſt dieſe Münzſorte gar nicht mehr zu


Haben , ſo finden die Vorſchriften 8: 788. 789. Ans
wendung .
$. 792
373
Pom Darlehnsvertrage.

§ . 792. Das im Handel und Wandel gewöhns


fiche Steigen und Fallen des Cours ben einer und
eben derſelben Münzſorte kommt, außer dem Falle
des g. 785. 780. bey Darlehns - Rückzahlungen in
keine Betrachtung.

8. 793. Iſt die Valuta eines Darlehns in 2c


tien , Pfandbriefen , oder andern an jeden Inhaber
zahlbaren Papieren gegeben worden , ſo muß die
Rückzahlung in Papieren von eben der Art erfolgen.
§. 794. Sind Papiere von der gegebenen Art
zur Zeit der Rückzahlung gar nicht mehr vorhan:
den , ſo inuß zwar die Zahlung in baarem Gelde
geſchehen ;
S. -95 . Die zu zahlende Summe muß aber nach
dem Cours beſtimmt werden , wie die gegebenen Pa
piere , zur Zeit des Contrakts , gegen baares Geld
geſtanden haben .
. 795. Sind dergleichen Papiere gekauft, und
über das creditirte Kaufgeld ein Schuldinſtrument
ausgeſtellt worden , ſo iſt das Geſchäft nach den uns
ten 8. 86.1 - 868. erfolgenden Vorſchriften zu beurs
theilen.
f . 797. Hat der Gläubiger die Rückzahlung
eines Darlehns in ſchlechtern Münzſorten , oder ...
nach einem niedrigern Verhåltniſſe, einmal ange
nommen , und ohne Vorbehalt darüber quittirt :
ſo kann er, wenn von Seiten des Schuldners kein
Betrug mit unter gelaufen iſt , dieſen ; wegen
eines daben erlittenen Verluſtes , nicht in Anſpruch
nehmen.
8. 798. Wer beſſere Münzſorten , als er ſchuls
big war , gezahlt hat , kann nur unter denjenigen
Umſtånden Vergütung forderit, unter welchen die
Geſeke die Rückforderung einer aus Jrrthum geleiſtes
ten Zahlung verſtatten . ( Tit. XVI. Abſchn . IL )
Aa 3 § . 799
374 Erſter Theil. Eilfter Titel.

§. 799. Die wiederholte Unnahme der Intereffene


in ſchlechtern Münzſorten begründet noch nicht die
Verbindlichkeit, auch das Capital in dergleichen
Münzſorten anzunehmen.

§ . 800. Eben ſo entſteht aus einer in beſſern


Münzſorten auch wiederholt geleiſteten Intereſſenzah
lung noch nicht die Pflicht , das Capital in dieſer
Münzſorte zu bezahlen.

§. 801. Im zweifelhaften Falte wird jedoch vers


muthet , daß die Valuta des Darlehns in eben ſole
chen Münzſorten , als worin die Intereſſen entrichtet
und angenommen worden , beſtanden habe.
S. 802. Dieſe Vermuthung fällt 'aber weg , wenn
die Zahlung der Zinſen nicht immer in einer und ders
felben , ſondern bald in dieſer, bald in jener Münze
forte geſchehen iſt.
Bon Bins
8. 803. Zinſen heißt , ben Darlehnen alles das,
was der Schuldner dem Gläubiger für den Gebrauch
des geliehenen Geldes entrichten muß.
9. 804. Ben Darlehnen können, der Regel nacho
nur fünf vom Hundert an jährlichen Zinſen vorbes
bungen werder..

9. 805. Kaufleuten iſt erlaubt, Sechs, und Jus


den Acht vom Hundert, an Zinſen ſich verſchreiben
ju laffen.

§ . 806. Juden , welche die Rechte chriſtlicher:


Kaufleute haben , müſſen darnach, auch in Unſehung
des erfaubten Zinsſages , beurtheilt werden .

S. 807. Nähere Beſtimmungen , wegen des


unter Kaufleuten ſtatt findenden Zinsſages , ſino
im Kaufmannsrechte enthalten. ( Th. IL Tit. VIII.
Abſchn. VII)

$ . 808. Bey Darlehnen , welche gegen gericht:


liche Eintragung auf Grundſtücke gemacht wers
deny
Vom Darlehnsvertrage. 375

Ben , find auch Kaufleute und Juden an den Zins:


fak der Fünf vom Hundert gebunden .
S. 809. Wie weit diejenigen , welche mit leihen
auf bewegliche Pfånder unter öffentlicher Aufſicht ein
Gewerbe treiben , bey Darlehnen in kleinen Summen ,
welche nur auf kurze Zeit gemacht worden , höhere
Zinſen zu nehmen erlaubt ſen , iſt gehörigen Orts nå
ber beſtimint. ( Tit. XX . Abſchn. I. )
810. Jeder Gewinn und Vortheil, den ſich
der Gläubiger von dem Schuldner für das Darlehn
vorbedingt, hat die Natur der Zinſen .
§ . 81. Es muß alſo auch ben der Beſtimmung :
mie viel Zinſen der Gläubiger von dem Schuldner for :
dern könne, jeder dergleichen Gewinn mit in Anſchlag
gebracht werden .

§ . 812. Hat der Gläubiger ſtatt der Zinſen , oder


noch über dieſelben , ſich die Lieferung gewiſſer Natu:
ralien oder anderer Sachen , oder die Leiſtung gewiſſer
Arbeiten und Dienſte vorbedungen : ſo ſind auch dies
ſe, ben Berechnung des erlaubten Zinsſages , init in
Anſchlag zu bringen.
$ . 813. Bauet der Schuldner dergleichen Natus
calien felbft', oder pflegt er dergleichen Dienſte perſon :
lich zu leiſten ; ſo iſt, ben Berechnung derſelben , der
niedrigſte Preis zur Zeit der Ablieferung anzuneh
men .
§. 814. Außer dieſem Falle aber iſt der zur Zeit
der Ablieferung oder Leiſtung gewöhnliche Preis,.
ober Lohn , bey der Berechnung zum Grunde zu
legen.
S. 815. Der Gläubiger iſt in der Regel nicht
befugt , die Zinſen eines Darlehns im Voraus ab:
zuziehen.
§. 816. Iſt dieſes gleichwoht geſchehen , - 1o
wird das Abgezogene von der im Inſtrumente ver
ſchriebenen Capitalsſumme abgerechnet , und der
23 4 Gláu:
376 Erſter Theil. , Eilfter Ziter.

Glåubiger kann nur auf das, was er ſolchergeſtalt an


Valuta wirklich gegeben hat , Verzinſung , ſo wie
künftig Rückzahlung fordern.
817. Hat der Gläubiger mit einem geringern ,
als dem ihin erlaubten Hådhſten Zinsſaße , ſich bes
gnügt , ſo kann er die Zinſen , jedoch nicht für låna
gere Zeit , als ein Jahr , im Voraus abziehn.
S. 818. Zinſen von Zinſen dürfen nicht gefordere
werden ,
$ . 819. Doch können über zweyjährige oder noch
altere Zinſenrückſtånde neue Schuldſcheine gegeben ,
und Zinſen davon verſchrieben werden .
$.820 . Der Abſchluß eines ſolchen Geſchäftes
aber muß, wenn es gültig fenn ſoll, gerichtlich ers
folgen .
S. 821. Wenn jemand zur Bezahlung eines
Zinſenrückſtandes verurtheilt worden , und vor Abs
laufe der im Urrel beſtimmten Friſt die Zahlung nicht
leiſtet: ſo kann der Gläubiger auch von dieſemn Rück :
ſtande Zögerungszinſen , ſeit dem Tagé , mo das Era
kenntniß rechtsfråftig geworden iſt, fordern,
$. 822. Im Mangel verabreder Beſtimmungen ,
ſind vorbedungene Zinſen beyin Ablaufe eines jeden
Jahres zu entrichten,
§. 823 , Iſt der Zahlungstermin des Eapitals
auf kürzere Zeit als Ein Jahr beſtimmt, ſo müſſen
die Zinſen mit dem Capitale jugleich berichtiget
werden.
S. 824. Wenn in einem Schuldſcheine keine Zins
ſen verſprochen worden , ſo kann der Gläubiger dera
gleichen nicht fordern .
S. 825, Conventionalſtrafen , zu welchen ſich
der Schuldner , ſtatt der Zinſen , auf den Fall,
wenn die Rückzahlung des Capitals zur beſtimm
ten Zeit nicht erfolgte , ſchriftlich verbunden hat,
fino in fo weit gültig , als ſie nicht über Sechs
odec
Bom Darlehnsvertrage. 377

aber bey Kaufleuten und Juden nicht über Ucht vom


3 Hundert betragen .

S.826. Sind aber Zinſen vorbedungen , und


zugleich eine Conventionalſtrafe beſtimmt worden ,
ſo dürfen bende zuſammen den vorſtehenden Saß der
Sechs und Acht vom Hundert nicht überſteigen.
§. 827. Sind weder Zinſen noch Conventional: Von 38
ftrafe vorbedungen , ſo muß dennoch der Schuldner, ingens
von dem Tage an , wo er die Rückzahlung zu leiſteni
ſchuldig trar , und ſie nicht geleiſtet hat, Zögerungsks
zinſen entrichten.
§ . 828. Dieſe Zögerungszinſen laufen von dem
im Schuldſcheine beſtimmten Zahlungstage an .
S. 829. Iſt im Inſtrumente kein Zahlungstag
beſtimmt , ſo müſſen ſie , nach erfolgter Auffündis
gung , von dem Ablaufe der dazu verabredeten , odeț
geſekmåßig beſtimmten Friſt , entrichtet werden.

§ . 830. Als Zögerungszinſen können in der Re


1
gel Fünf vom Hundert gefordert werden .

S. 821. Auch wenn im Schuldſcheine niedrige


Zinſen vorbedungen wåren , kann der Gläubiger, von
der Zeit der Zögerung des Schuldners an , Fünf
vom Hundert fordern .
§. 832 , Kaufleute und Juden können den hadh
ſten ihnen erlaubten Zinsſaß als Zögerungszinſen for
dern , wenn ſie gleich im Inſtrumente ſelbſt ſich nur
niedrigere Zinſen verſprechen laſſen.
$. 833. Außer den Zigerungszinſen kann der
Gläubiger für den durch den Verzug des Schuldners
ihm entſtandenen Schaden keine weitere Vergütung
fordern.
$ . 834. Hat jedoch der Schuldner , ben vor:
handenen hinlänglichen Zahlungsmitteln , aus Voce
ſaß oder grobem Verſehen , die Zahlung verz &a
gert , ſo kann der Gläubiger, ſtatt der Zögerungsa:
Va s
Zinſeng
378 Erſter Theil. Eilfter Titel.

1 Zinſen ', oder der Conventionalſtrafe, den Erſak des


aus dieſem Verzuge ihm erwachſenen wirklichen Scha :
dens verlangen .
Porſchrif
ten wegen S. 835. Sowohl vorbedungene als Zögerungsi
Bezahlung ginſen müſſen in der Münzſorte des Capitals entriche
derZinſen. tet werden .

. 836. Was wegen der Capitalszahlungen § . 769


777. verordnet iſt , findet auch bey Entfichtung und
Einkaſſirung der Zinſen ſtatt.
S. 837. Wenn eine gewiſſe Summe zehn Jahre
hindurch als Zinſen eines ſchuldigen Capitals bes 1
zahlt worden , ſo entſteht die Vermuthung , daß
der Zahlende das Capital ſelbſt als ein Darlehu ſhuis
dig fen.
8.838. Dieſe Vermuthung wird bloß dadurch ,
daß der Empfänger über das Capital felbſt keis 1
nen Schuldſchein vorzeigen kann , noch nicht ents
kraftet.
§. 839. Iſt die S. 837. beſchriebene Zinſenjah
vy , 27 Jung durcy Dreyfig Jahre geleiſtet worden, jo
16 kann der Gläubiger das Capitaf vermoge eines
durch Verjährung erworbenen Rechts fordern , und
der Beweis , daß urſprünglich kein Darleſn gegeben
worden , iſt nur in dem Maaße zuláßig , wie gegen
die Verjährung überhaupt ein Beweis ſtatt finden
kann.
§ 840. Iſt die Summe des Capitals ,, zu wel:
chem ſich der Schuldner durch dieſe mehrjährige
Zinſenjahlung (§. 837. 839.) bekannt hat , in den
Quittungen nicht ausgedrücft, noch ſonſt auszumit:
tein : fo meſen die jährlich gezahlten Intereſſen
nach landüblichem Zinsfuße zu Capital gerechnet .
werden .
$. 841. Unter landüblichen Zinſen werden im
Gefeße Fünf vom Hundert verſtanden.
S : 842. Hat der Gläubiger bei einem zinsba :
sen Darlehne über den leßten Zinstermiri, obne
Vors
Pon Darlehnsvertrages > 379 7

Vorbehalt quittirt, ſo ſtreitet für den Schuldner die


Vermuthung , daß auch die vorhergehenden Termine
berichtiget worden .
$. 843. Iſt über das Capital ſelbſt ohne Vorbes
halt quittirt worden , ſo ſind die vorbedungenen Zins
ſen für bezahlt oder erlaſſen zu achten .
S. 844. Dagegen folgt aus einer ohne Vorbehale
ausgeſtellten Quittung über das Capital ſo wenig,
als aus der Rückgabe des Schuldſcheins , die erfolgte
Zahlung oder Erlaſſung der von dein Richter zuers
kannten Verzugszinſen .
S. 845. Verzugszinſen , auf welche der Richter
nicht erkannt þat , können , auch von dem Tage des
ergangenen Urtels an , nicht nachgefordert werden,
ſobald über das Capitel ohne Vorbehalt quittire
worden .
$ . 846. Ein Gleiches findet ſtatt , wenn vorbes
bungene Zinſen zwar gefordert, aber von dem Richter
übergangen worden , und der Gläubiger fich bey dem
Erkenntniſſe beruhigt hat.
8.847 . Hat aber der Gläubiger die vorbebunge
nen Zinſen nicht mit eingeklagt , ſo können dieſelben ,
ſo lange noch nicht ohne Vorbehalt über das Capital
quittirt iſt , nachgefordert werden.
S. 848. Hat der Richter geforderte Verzugszinſen
im Urtel & bergangen, ſo hat dieſes eben die Wirkung ,
ais wenn er ſie aberkannt hätte.
S. 849. Wer die gerichtliche Einktagung růcfſtáns
dig verbleibender Zinſen länger als Zehn Jahre verab
fáumt, der kann einen über Zehn Jahre hinausges
henden Rückſtand nicht ferner verlangen.
g . 850. Doch kommt dem Gläubiger bey dieſer
Art der Verjährung alles das zu ſtatten , was den
Anfang der gewöhnlichen Verjährung durch Nicht:
gebrauch hindert, - oder deren Fortſegung unter:
bricht.

$. 8510
380 Erſter Theil. Eilfter Titel.

§. 851. Außer dieſein Falle können Zinſen, Be


ten Berichtigung der Schuldner verabſåumt, oder
verzögert hat , ſo weit ſie rückſtändig ſind , ges
fordert werden i ſelbſt , wenn der Rücfftand , wes
gen Långe der Zeit , den Betrag des Capitals übers
ſteigt.

$ . 852. Noch weniger, kann ein Schuldner blog


aus dem Grunde , weil die von ihin nach und
nach gezahlten Zinſen die Summe des Capitals
bereits überſteigen , der fernern Verzinſung ſich, enta
ziehn .
on unei § . 853. Sind Sachen , welche nicht unter die
gentlichen
Darlehnen. Gegenſtände des eigentlichen Darlehns gehören , mit
der Bedingung gegeben worden , daß eben ſo viele
Sachen von gleicher Art und Beſchaffenheit zurücks
gegeben werden ſollen : ſo finden in der Regel alle
wegen des eigentlichen Darlehns ertheilten Vorſchrifo
ten Anwendung.

§ . 854. Der Empfänger iſt dergleichen Sachen


in eben der Quantitåt und Qualitåt, 'mie er ſie ers
halten hat , zurückzuliefern befugt und ſchuldig ; es
mögen dieſelben in der Zwiſchenzeit am Werthe gefals
len oder geſtiegen ſenn .
$ .855 . Auch bey uneigentlichen Darlehnen kann
ſtatt der Zinſen eine beſtimmte Quantitåt Sachen von
der vorgeliehenen Art bedungen werden .

$. 856. Uber auch bey uneigentlichen Darleh


Men ſind nur die ben eigentlichen erlaubten Zinsſage
zuláßig.

$ . 857. Sind die Zinſen folcher uneigentlichen


Darlehne in Gelde bedungen ; ſo muß , bey Beur
theilung des Zinsſages , auf den Werth , weichen
die zum Darlehne gegebenen Sachen zur Zeit des
geſchloſſenen Vertrages gehabt haben , Rückſicht ge
nominen werden .
$. 858
Vom Darlehnsvertrage . 3817

8. 858. Wo ben , uneigentlichen Darlehnen Zin :


ſen bedungen ſind ; då kann der Gläubiger , bey vers
zögerter Rückzahlung, nur eben ſo , wie ber eigent:
lichen Darlehnen, Verzugszinſen oder Entſchädigung
fordern. (§. 827-834 .)

§ . 859. Sind aber keine Zinſen bedungen, und


der Schuldner verzögert die Rückzahlung; ſo hat der ;
Gläubiger die Wahl, entweder die Sachen in Natur;
nebſt den gefeßmäßigen Verzugszinſen , oder deit
Werth der Sachen , wie derſelbezur Zeit der ſchuldis
gen Ablieferung geweſen iſt , zu fordern.
§ . 860. Verzigert der Gläubiger ohne erhebs
lichen Grund die Annahme der Sache, fo hat
der Schuldner die Wahl : ob er noch die Sache
ſelbſt geben , oder deren zur Zeit der verabres
deten Rüdlieferung geſtandenen Werth . , entrichten
wolle.

S. 861. Wenn anzunehmen ſey , daß Sachen Vom Erdi


auf Credit gegeben worden , iſt gehörigen Orts bez ditiren.
ſtimmt. ( S. 224-227. )

S. 862. So weit jemand unfähig iſt, eiz


gentliche Darlehne aufzunehmen ; ſo weit důr:
fen ihm auch Sachen nicht auf Credit gegeben
werden .

S. 863. Creditirtes Lohn für wirklich gelieferte,


Arbeit , oder geleiſtete Dienſte , ſind auch ſolche "
.
Perſonen zu entrichten verbunden .

S. 864. Ein Gleiches gilt wegen der ben folchen


Gelegenheiten von dem Arbeiter gemachten baaren
Uuslagen , in ſo fern die Sachen zum eignen Ges
brauche des Schuldners erforderlich waren .

S. 865. Doch muß der Gläubiger , ſtatt des


etwa verabredeten höhern , mit dem zu derſel:
ben Zeit und , an demſelben Orte üblichen nied
rigern Lohne , und anſtatt des verabredeten , mit
dem
382 Erſter Theil. Eilfter Titel

dem wirklichen mindern Werthe der gelieferten Sa


chen ſich begnügen .
S. 866. Jede rückſtändige Zahlung muß nach
der Natur des Geſchå Fts , aus welchem die Verbind
lichkeit dazu entſtanden iſt, beurtheilt werden .
M. 867. Es åndert alſo die Natur des urſprånga
lichen Geſchäfts , aus weichem die Zahlungsverbind:
lichkeit entſtanden iſt, noch nicht , wenn gleich über
die ſchuidige Summe ein Schuldſchein , als über ein
Darlehn , ausgeſtellt worden .
S. 868. Nur in Anſehung der von der Rücks
ftande ju entrichtenden Zinſen finden eben die
Vorſchriften , wie bey eigentlichen Darlehnen , Ung
wendung.

Achter ubrohnitt.

von Vertragen , wodurch Sachen gegen


Handlungen , oder 6 andlungen
gegen Handlungen verſprochen
werden .

Allgemeine
Grunds S. 869. Verabredungen , nach welchen Gelder
fåge. oßer Sachen für übernommene Handlungen oder
Unterlaſſungen , oder Handlungen oder Unterlaſ
fungen gegen einander , verſprochen werden , find
nach den Regeln der låſtigen Verträge zu beurs
theilen.
§ . 870. Es gehört alſo zum Weſent dieſer Vera
tråge , daß dem , welcher zu einer Handlung oder Una
terlaſſung fich verpflichtet, eine Vergütung dågegen
verſprochen werde.
Iſt dieſe Vergütung iin Vertrage nicht
$.: 871.
hinlänglich beſtimmt, ſo muß die fehlende Beſtim
mung nach dem Gutachten der Sachverſtåndigen er:
gånzt werden .
$ . 872
Von Vertragen über Handlungen. 383

S: 872. Iſt gar keine Vergütung beſtimmt, ſo ift


der Vertrag ohne rechtliche Wirkung , und es kann
auf deſſen Erfüllung nicht gefíagt werden.
§. 873. Hat aber der , welcher die Handlung
übernommen hatte , ſie wirklich geleiſtet; und ges
hørt die Handlung zu ſeinen gewöhnlichen Nah .
rungs- und Berufsgeſchäften : ſo kann er dafür,
auch ohne ausdrücklichen Vorbehalt , den gewohn :
lichen Lohn nach dem Gutachten der Sachverſtändi:
gen fordern .
S. 874. Gehört der Handelnde nicht unter dieſe
Klaſſe; es find aber auch die Umſtande nicht vore
handen , unter welchen eine Frengebigkeit geſeßlich
vermuthet werden kann : ſo kann er dennoch eine
Vergeltung, jedoch nur nach dem niedrigſten durch
Sachverſtändige zu beſtimmenden Sake fordern.
($. 1046.199.)
§. 875.3ft für die übernommene Handlung:
nicht Geld oder eine andre Handlung , ſondern eine
Sache, oder die Abtretung eines Rechts verfprochen
worden : ſo ſind die Pflichten des Verſprechenden,
in Unſehung der von ihm zu leiſtenben Erfüllung,
nach den Regeln vom Verkaufe, oder von der Ceſſionss
leiſtung zu beſtiramen.
S. 876. Ben Vertragen , wodurch Sachen gegen
Handlungen , oder Handlungen gegen einander ver :
ſprochen werden , findet, wegen angeblicher Verlegung
im Werthe, außer dem Falle eines Betrugs , weder
Unſpruch noch Einwand ſtatt.
§ . 877. Auch aus folden Vertragen kann , ſo
wie aus allen übrigen, wenn ſie durch wechſelſeitige
Einwilligung in geſegmáßiger Form abgeſchloſſen
find , auf Erfüllung geklagt werden .
$. 878. Wenn aber der eine Theil die verſprody
ne Erfüllung weigert , ſo kann der andere von dem i
Vertrage ſofort zurücktreten.

§. 879 ,
384 Erſter Theil. Eilfter Titel.

§. 879. In Anſehung der Fålle , wo ein ſolchet.


Vertrag, wegen Unmöglichkeit der Erfüllung , wier
der aufgehoben wird , hat es bey den allgemeinen
Vorſchriften des Fünften Titels S. 360. fqq. ſein
Bewenden .

S. 880. Hat in dieſem Falle der eine Theil den


Pertrag von ſeiner Seite , durch Leiſtung der verſpros
chenen Handlung, ſchon vollſtändig erfüllt; und die
Unmöglichkeit der Erfüllung von der andern Seite
entſteht durch die Schuld des andern Contrahenten :
fo muß lekterer dem erſtern , nach Maaßgabe des
Grades ſeiner Verſchuldung , den außerordentlichen
Werth der verſprochenen Sadje , oder den Werth der
beſondern Vorliebe vergüten .

§ . 881. Sollte der Contrahent, welchem durch


feine Schuld die Erfůdung des von der andern
Seite ſchon ganz erfüllten Vertrags unmöglich
wird, ebenfalls eine Handlung leiſten : ſo muß er dem
andern den aus der Unterbleibung dieſer Handlung
entſtehenden Schaden und entgehenden Gewinn ,
nad Maaßgabe des Grades ſeiner Verſchuldung,
vergüten.
§. 882. Hat der eine Theil den Vertrag bereits
ganz erfüllt;und dem andern wird die Erfüllung
von ſeiner Seite durch bloßen Zufall unmöglich :
ſo muß erſterer mit der Vergütung des gemeinen
Werths der verſprochenen Sache , oder des gewöhns
lichen Lohns der Handlung , die er ſelbſt geleiſtet hat,
fich begnügen.

§. 883. Hat in dem Falle, wo der Vertrag


wegen Unmöglichkeit der Erfüllung rückgängig
wird , der eine Theil den Vertrag zwar noch nicht
ganz erfüllt; aber doch auf Rechnung deſſelben
ſchon eine oder mehrere Handlungen geleiſtet,
und die Fernere Erfüllung wird ihm ſelbſt durch
feine eigne Schuld unmöglich : ſo kann er für das
Seler
Von Berträgen über Handlungen. 385

Geleiſtete von dem andern nur in fo fern Bers


gütung fordern , als dieſer ſonſt mit ſeinem Schas
ben reicher werden murde.
$ . 884. Ein Gleiches findet ſtatt, wenn demo
der fihon ermas geleifter fat , die fernere Leiſtung
nur durch einen Zufall , aber doch durch einen
ſolchen , der ſich in ſeiner Perſon ereignet, uns
möglich mird .
§. 885. Macht hingegen ein bloßer Zufall, daß
Demi
welcher die contraktmäßigen Handlungen
ſchon zum Theil geleiſtet hat , bie leiſtung der
übrigen unmöglich wird ; ſo kann er. für das Ger
leiſtete von dem andern Contrahenten gewöhn :
liche Vergütung nach dem Gutachten der Sach :
verſtandigen fordern .
§. 886. Entſteht die Unmöglichkeit der Erfüls
lung von der Seite des andern Contrahenten,
und zwar durch Zufall: ſo kann der , welcher auf
Übrechnung des Vertrages ſchon Handlungen
geleiſtet þat , contraktmäßige Vergütung dafür,
nach Verhältniß des Seleiſteten , gegen das Ganze
im Contrakte Verſprochene, fordern .
S. 887. Kann nach dieſem Grundſaße die con :
traktmäßige. Vergütung nicht beſtimmt werden ;
ſo muß der Leiſtende mit einer gewöhnlichen
Vergütung , nach dem Gutachten der Sachvets
ſtåndigen , ſich begnügen.
D.888 . Entſteht ben dem andern Contrahen:
ten die Unmöglichkeit , den Vertrag zu erfüllen ,
durch deſſen eigenes Verſchulden i ſo kann der,
welcher auf Rechnung des Vertrages ſchon Hand
lungen geleiſtet hat , contraktmäßige Vergütung
dafür nach S. 886. oder im Falle des § . 887. die
7 Hochite bon Sachverſtandigen zu beſtimmende
Dergeltung fordern .
§ . 889. Außerdem aber muß ihm der andre
Corrtrábent, nach dem Orade ſeiner Verſchuldung,
Allgem . Gefeßb. I. Band , für
1386.40 Erſter Theil. Eilfter Titel.

für den wirklichen Schaden - und entgegenden Ges


winn haften , welcher daraus erwachſt , daß der
Dertrag durch Leiſtung der noch übrigen Hand
Jungen nicht erfüllen und alſo auch die ganze
im Contrakte verſprochene Vergeltung nicht gefor:
dert werden kann .

S. 890. Hat ſich jemand zu bloßen Unterlaſſun:


gen verpflichtet, und er handelt dieſer ſeiner Ver:
pflichtung zuwider ; ſo muß er , 'nach dem Grade
der ihm Çabey zur Laſt fallenden Verſchuldung,
den Undern entſchädigen .
S. 891. Iſt er aber zu der Handlung, die er
unterlaſſen ſollte , durch unabwendbare Gewalt
und lebermacht genöthigt worden ; ſo iſt er zwar
von aller Vertretung gegen den andern Contra:
henten fret);
S. 892. Doch muß er demſelben dasjenige zue
rúdgeben oder dergåten , was er von demſelben
Wiederlage für die angelobte Unterlaſſung er:
halten hat.
S. 893. Stann demjenigen , der zu einer Unters
Saſſung ſich verpflichtet hat , von dem andern Con
trakenten keine Erfüllung geleiſtet werden ; ſo muß
legrerer ihm für den aus der bisherigen Unterlaſs
ſung entſtandenen Schaden , nach dem Grade der
Verſchuldung , gerecht werden .
1) Vertras
S. 894. Die Vertråge zwiſchen Herrſchaften
ge zwiſchen
Herríchaf: und gemiethetem Geſinde , ingleichen mit gedun:
ten und ges genen gemeinen Handarbeitern und Tagelöhnern,
miethes
tem Ses gehören unter dieſe Claſſe von Vertragen. ( Ch. II.
finte Tit. V.)
2) Bertrås S. 895. Ein gedungener Handarbeiter iſt ſchul
gemit ges dig , die Arbeit verabredetermaaßen , unter der i
,
tern und
Lageidbs gedurigen hat , zu verrichten.
nera,
$ . 896. So lange er dieſe Vorſchrift, befolgt,
darf er- dem , welcher ihn gedungen far, nicht
für
Vun Dertrågen über Handlungen . 387

får den Wusſchlag der Arbeit ſtehen , oder die fehl:


VIH geſchlagene Unternehmung vertreten .
9. 897. Wie weit aber Arbeiter, durch die Ane
wciſung oder den Befebl des Dingenden , von dem
Erſaße des einem Dritten entſtandenen Stadens
befrent werden , oder nicht, iſt in Sechsten Titet
8. 45. fqq. beſtimint.
$ . 898. Handelt der Urbeiter wider die Dom
fchrift; ſo haftet er für allen dadurch verurſachten
Schaden .
beiter 899
S. ſowosc Hußerdem dürfen gemeine Handara
gegen den Dingenden , als gegen
einen Dritten , nur ein grobes oder máßiges.Ders
ſehen vertreten .
. 900. Der gedungene Arbeiter kann nur inic
Einwilligung des Dingenden an ſeiner ſtatt einen
Undern ſtellen .
S. gor . Iſt dieſes mit Einwilligung des Dins
genden geſchehen , ſo darf der Arbeiter für die
Handlungen des Stellvertreters , wenn nidits Pies
fondres verabredet worden , "nicht einſehen .
5. 902. Ben eintretenden unüberwindlichen
Hinderniſſen , iſt der Arbeiter einen Undern für
ſich zu ſtellen nicht verpflichtet.
$. 903. Er iſt jedoch ſchuldig , den Dingenden
von dem Hinderniſſe ſobald als möglid ) zu bes
nachrichtigen .
9. 904. Außer dieſem Falle muß der Arbeiter ,
der weder die Arbeit felbſt verrichten will , noch
ſich mic dem Dingenden über die Stellung eines
andern vereinigen ' kann zur Leiſtung der vers
ſprochenen Arbeit, oder Vertretung des dem Dina
genden aus der Unterbleibung entſtehenden Nach
theils , nach den Vorſchriften der Prozeßordnung
angehalten werden .
V. 905. Wenn die Zeit , wie lange der Ders
trag dauern ſoll, weder in fich , noch in Bezię:
Bb hung
388 Erſter Theil . : Eilfter Titel.

Kung auf die Vollendung einer gewiſſen Urbeit


beſtimmt iſt; fo iſt ber gemeinen Handarbeitern
der Vertrag nur auf Einen Tag für geſchloſſen
zu achten, und es kann alſo jeder Theil mit dem
Verlaufe eines jeden Tiges davon wieder abgehen.
$. co6. Ein Gleiches findet ſtatt, wenn auch
die Bezahlung der Arbeit nicht nach dem Tages
lohne , ſondern nach Klaftern , Ruthen , oder einem
a :idern Maaße bedungen worden ; ſobald nur er :
kellet, daß nicht das Werk ſelbſt 'virdungen , for:
dern die Beſtimmung des Maaßes bloß der nähern
Bezeichnung wegen beygefügt worden.
6. 907. Sit aber der Alrbeiter auf eine in fich,
oder durch Bezug auf die Vollendurg eines ge:
miſſen Werks beſtimmte Zeit gebungen worden :
fo kann er vor Ablauf dieſer Zeit , in der Regel
nur alsdann , wenn er untüchrig befunden wird,
oder ſonſt ſeiner Pricht fein Gentüge leiſtet, ent
*
laſſen werden .
L. 908. Wird in dieſem Falle , wo der Ver:
trag mit dem Urbeiter auf eine in fich , oder durch
Bezug auf die Vollendung eines gewiſſen Werks
beſtiminte Zeit geſchloſſen ist , die Fortſeßung
der Arbeit durch einen Zufall, auch nur auf eine
Zeitlang , - unterbrochen ; ſo kann dennoch jeder
Theil von dem Vertrage wiider abgehen , und der
Arbeitir kann nur für das Geleiſtete contrattmáſ
fige Vergütung , weiter aber keine Entſchädigung
fordern .
§. 909. Wil jedoch der Dingende bey dem
Vertrage ſtehen bieiben , und verlangt er , daß
der Arbeirer , nach gehobenem Hinderniſſe , die
Arbeit fortſeßen ſolle : ſo muß diejer , gegen Vera
gütung des gewönlichen Tagelohns für die Zwi
Ichenzeit, ſich dieſes gefallen laſin .
.910. Wird die Arbeit auf eine Zeitlang
durch groves oder mäßiges Verſchulden des Dins
gens
Von Vertrågen über Handlungen. 389

genden , oder gar durch die freye W ufuhr der


felben unterbrochen : fo kann der Arbeiter , wenn
1
er, nach gehobnem Hinderniſſe , die Arbeit forts
feßen: will, auch für die Zwiſchenzeit nach Vor :
ſchrift $. 909. Vergütung fordern.
S.911 . Wil er aber von dem Vertrage wieder
abgehen ; ſo muß er mit contraktmäßiger Vergu
tung des Geleiſteten ſich begnügen.
8.912. In den Fällen des ß . 909.910 . muß der
Arbeiter dasjenige, was er in dieſer Zwiſchenzeit
durch anderweitige Beſchäftigungen erworben ,
oder doch zu erwerben erweislich Gelegenheit
gehabt hat, auf die ihm zukommende Vergürung
fich abrechnen laſſen .
1. Q. 91B Entſteht eine ſolche Unterbrechung
der Arbeit durch die Schuld des Arbeiters; To
kann der Dingende von dem Vertrage zurücftre.
ten , und der Arbeiter fann für das bereits Geleis
ftete nur ſo weit , als dadurch der Vortheit des
Dingenden wirklich ſchon befördert worden , Vers
gåtung fordern .
8. 914. Uuch iſt alsdann der Urbeiter dem
Dingenden für den aus der Unterbrechung der
Arbeit entſtandenen Schaden zu baften vers
pflichtet.
8. 915. Wil aber der Dingende bey dem Ver:
trage ſtehen bleiben , und verlangt er alio , daß
der Arbeiter , nach gehobenem Hinderniſſe , die
Arbeit fortſeßen folle ; fo muß er das ſchon Geleia
ſtete contrafımåßig vergåten .
S. 916. Doch bleibt auch alsdann der Arbeiter
nach §. 914. zur Schadloshaltung verhaftet , und
kann für die Verjáumniß der Zwiſchenzeit keine
Vergütung forbern.
S. 917. Veranlaßt ein Zufall, daß die Arbeit
ganz abgebrochen werden muß: ſo erhålt der Ar
beiter für das bereits Geleiſtete contraktmåfiger
63 Vero
390 Erſter Theil. Eilfter Titel.
T
Vergiftung ; auferðem aber iſt tein : Theil dem
1 andern zur Schadloshaltung derpdichtet.
S. 918. Wird die Arbeit durch Schuld oder
Wüführ des Dingenden ganz abgebrochen : for
15 derſelbe nicht nur das bereits Geleiftete cons
traftmåfig vergiten ;: fondern audy dem Urbeiter,
ſo lange bis er Arbeit : 31.1 :finden Gelegenheit hat,
nach richterlichem Ermeſſen ; das gewöhnliche :
Tagelohn entrichten .
8.919. Entiteht die ganzliche Abbrechung der
Urbeit durch die Schuld des Arbeiters :. To muß
dieſer nicht nur mit einer Vergütung des Geſciſtes
ten , welche dem durch das Geleiſtete dem Dins
genden wirklich verſchaften Vortheil angemeſſen ,
iſt , ſich begnügen , ſondern auch legterm für den
aus der Rücfgångigwerdung des Geſchäfts entſte :
henden Schaden hoften .
3 ) Vertrida $. 920. Was vorſteßend von gemeinen Hand:
ge mit
Handwers arbeitern verordnet iſt , findet in der Regel auch
fen und alsdann ſtatt , wenn Werkmeiſter oder Künſtler
Siunftleru
zur Verrichtung einer gewiſſen Arbeit gedungen
werden .
S.921 . Doch ſind dieſe die Arbeit nach den
Regeln ihrer Kunſt zu verrichten , und dabey auch
für ein geringes Verſehen zu haften ſchuldig.
S. 922. Hat aber der Dingende eine gewiſſe
Urt , wie die Arbeit verrichtet werden folle , auss
drücklich vorgeſchrieben : ſo iſt der Arbeiter , 102 .
fern nicht Polizengefeße entgegen ſtehen , fick
barnach zu richten verbunden.
$. 923. Er darf jedoch dabey nur für ein máfis
ges Verſehen haften , und in fo fern ihm dergleis
chen Verſehen nicht zur (aft fáut, den Erfolg auf
keine Weiſe vertreten .
$. 924. In den Fällen , wo der gemeine Hands
arbeiter nach den 8. 909. 910. 918. Tagelohn für
die Wartezeit fordern kann , muß dem Werts
meiſter
Von Verträgen über Handlungen. 391

meiſter oder Künſtler eine billige ? Vergütung,


nach richterlichem Ermeffen , ausgeſeßt werden .
8.-925. Sit ein Werfmeiſter oder Künſtler nicht 4) Vertrås
ein ge ilber ein
bloß zu einer Arbeit gedungen , ſo ndern im ein wedungenes
ſondern
ganzes Werk in Pauſch und Bogen angebungen Wert.
werden . ToSo finden
finden suvörderſt die allgemeinen i
Grundſaße 9.869 . fqg. Unwendung.
9. 926. Wuch wenn der Werkmeiſtér die Ma:
terialien Kerzugeben übernommen hat
hat fann éint
folcher Vertrag, unteč dein Wormanse einer Per ;
feßung über över unter der Hälfte, weder bort
einem noch dem andern Theile angefochten werden :
(S. 876 )
Ş: 927. Vielmehr muß der Werkmeiſter felnes
Verbindlichkeit ein Gnüge leiſten wenn es auch
zu ſeinem Schaden ausſchlagen ſollte.
9. 928. In allen Fåten , wo ein Werk oder
eine Arbeit einem Werkmeiſter oder Künſtler an :
gedungen worden , iſt derſelbe das Geſchäft'felbſt
auszuführen verbundeli , und kann die Uusfüh
rung wider den Willen des Beſtellers , einen
andern nicht übertragen .
ş. 929. Dagegen kann er fich , wenn nicht ein
anderes ausdrücklich verabredet ift','f'fremnder Ges
hülfen und Mitarbeiter dabey bedienen . 19719.1.39
S. 930. Er muß aber die Handlungen dieſer
von ihm ſelbſt gewählteu Gehülfen , gleichy Reiniere
eigenen , vertreten .
S..931. Auch hat der Beſteller ein Recht des
Widerſpruchs , wenn der Wertmeiſter 34 - Urbeing
ten , welche Handwerkemáßige Fenntniſſe und Ges
fchiiflichkeiten erfordern , Leute , die zu dieſem
Handwerke nichtgehören , und überhatip , wennt
er offenbar untüchtige Urbeiter und Gehülfen
annimmt.
S. 932. Der Werkmeiſter kann der Regel
nach und wenn nicht ein anderes verabredet iſt,
364 die
1

392 Erſter Theil . Eilfter Titel .

die Zahlung nicht eher fordern , als bis das Werk


bedungenermaßen fertig geliefert , und von dem
Beſteller übernominen worden .
8. 933. Das beſtellte Werk muß zur beſtimm
ten Zeit vollendet und übergeben werden.
. 934 Iſt keine Zeit beſtimmt; fo muß der
Werkmeifter die Arbeit jo fort anfangen , und ges
hörig fortſeben .
g. 935. Auch ein Werkmeiſter ift nicht befugt,
pas bestellte Werk noch vor Ablauf der ausdrúdt
lich beſtimmten Zeit abzuliefern , und den Beſtel
ler zur Unnahme deſſelben zu nöthigen.
$ . 936. liefert der Beckmeiſter bas Werf zut
beſtimmten Zeit nicht ab ; ſo trågt er von da an
alle Gefahr , auch wegen der etwa von dem Bes
fteler .
$ , 937. Er haftet überdies dem Beſteller für
ben aus der Zögerung entſtehenden Schaden,
nach Verhältniß ſeines entweder bey Abſchlieſse
fung des Vertrages , oder ben dem Betriebe der
Urbeit begangenen Verſchuldens.
938. Ueberhaupt aber ſteht dem Befteller
fren , wenn das Werk mit dem Ablaufe der aus:
drúdlich beſtimmten Zeit durch die Schuld des
Werfineiſters oder durch einen in deffen Perſon
fidh ereignenden Zufall , nicht abgeliefert wird,
opti den Vertraze zurückzutreten.
. Wird die Ueberneæmung des fertigen
Werks on ein Befteller ohne rechilichen Grund
berjógérts ſo muß lekterer alle Gefahr tragen.
9405
$ 9400 Ueberdies muß der Beſteller dem
Werfmeiſter für den bedungenen lohn Zöge:
rungezinſint , vom Ablaufe der beſtimmten Zeit
an , wo das Werk fertig war, entrichten ; und
allos fonſtigen aus der berzögerten Uebernahme
én.pindenen Schaden , oder die durch långire
#luff
Pon Vertrågen über Handlungen . 393.

Aufbewahrung der Sache verurſachten Koſten


verguten .
$. 941. Die auf ein verdungenes Werk im
Poraus geleiſteten Zahlungen werden auf den
verabredeten Preis in 2bzug gebracht.
§ . 942. Ift bey der Beſtellung kein Preis vers
abredet worden , und die Parteyen können fich
darüber bey der Ablieferung nicht vereinigen : To
muß derſelbe , nach Würdigung der Sachverſtåns
digen, von dem Richter beſtimmt werden . 1
9. 943. Ben der Ablieferung des Werks fann :
jedet von beyden Theilen berlangen , daß daf
ſelbe , auf ſeine Koſten , von Sachverſtåndigen
beſichtigt werde.
Da 944. Sind keine öffentlich beſtellte Schaus
meiſter' vorýanden ; ſo ift jeder Theil einen Sunft
verſtändigen in Vorſchlag zu bringen berechtigt,
5. 945. Finden die Kunſtverſtändigen einſtim :
mig , daß das Werk tüchtig und contraftmåßig
angefertigt fey ; ſo muß der Beſteller es anneh
men , und die verſprochene Zahlung dafür leiſten.
0.946. Doch bleibt ihm , nach geleiſteter Zah.
lung , die Uusführung ſeiner Einwendungen im
Wege Rechtens vorbehalten.
§ . 947, Wird das Werk untüchtig befunden ;
ſo hat der Beſteller die Wahl : ob er vom Cona
trafte abgehen , und alſo die Annahme verweis
gern , oder Schadlosgaltung wegen der bemerk.
ten Fehler fordern wolle.
S. 948. Doch ſteht auch dem Werkmeiſter
frey , über die von dem Beſteller behauptete Una
en tüchtigkeit des Werks , auf richterliche Unterſu:
chung und Entſcheidung anzutragen ,
$. 949. In allen Fällen , wo der Beſteller , men
NO gen befundener Untüchtigkeit , das Werk, anju :
nehmen nicht ſchuldig iſt , kann er für die von
ihm dazn gelieferten Materialien , nach eigene
6 5 26391,
394" Erſter Theil. Eilfter Titel.

Wahl, entweder Erfak'in gleiciet Duantitất und


Dualit obtene
ats oder Vergütung
r des Werths fordern.

950. Wählt der Beſteller. das lettere, und


Hat er die Materialien ſelbſt angekauft; ſo muß
ihm der koſtende. Preis , ſonſt aber der Werth ,
morlchen, die Materialien zur Zeit der Ablieferung
an den Beſteller gehabt haben , erfekt werden.

$ 1951. In Anſehung folder Fehler , welche


feinen weſentlichen Einfluß auf den Gebrauch
der Sache haben , findet nur_Minderung des be
dungenen mPreifes , oder Schadloshaltung ſtatt.
$ : M.co
982. Iſt jedoch ber ) Werken , die zur Pracht
und Zierde beſtimmt ſind, in der außerlichen Ges
ſfalt und Form derſelben ein erheblicher Fehler
begangen worden ; ſo findet, wenn audy dieſer
Fehler den Gebrauch der Sache an ſich nicht hins
dert, dennoch die Vorſchrift $ . 947. Anwendung.
S. 953. Eben das gilt, wenn der Sadje eine
ausdrücklich vorbedungene , wenn gleich an fich
außerweſentl iche Eigenſchaft ermangelt.
$. 954. Der Werkmeiſter haftet für die gegen
die Regeln ſeiner Kunſt begangenen Fehler , und
muß dabey auch ein geringes Verſehen vertreten.
3. 1955. * Hat er aber auf ausðrudliches Ver:
langen des Beſtellers von den Regeln feiner Kunſt
abweichen müſſen; ſo findet die Vorſchrift des
9. 923. Univendung.
S. 956. Sit die Auswahl und Anſchaffung der
Materialien dein Werkmeiſter überlaſſen worden ;
fo muß," er auch daben ein geringes Verſehen
vertreten .
S. 957. Hat der Beſteller die Materialien gelie
fert, und darüber kein Urtheil des Werkmeiſters
verlangt ; ſo haftet lekterer får einen aus der Bes
ſchaffenheit dieſer Materialien entſtandenen Fehler
nur alsdann , wenn dieſelben zu der beſtellter
Arbeit
Von Vertragen über Handlungeri. 395

Urbeit offenbar" untüchtig waren , und er den Bes


ſteller deshalb nicht gewarnt hat. II
§. 958. Verlangt hingegen der Beſteller ubert om
die von ihm angeſchafften Materialien das Urtheil
des Werkmeiſters ; to haftet letterer , ben dieſer
Beurtheilung , nur für ein mäßiges Verſehen.
8.959. Unglücksfälle an den Materialient, wife
rend der Arbeit , treffen den Eigenthümer derzt
felben .
S. 960. Wird das Werk felbſt , vor der zur
llebergabe beſtimmten Zeit , durd einen Zufall
vernichtet , ' oder unbraucibar gemacht ; fo' vérzi !
liert der Werkmeiſter Arbeitslohn und Auslagen . 15
S. 961. Hat der Beſteller die Materialien gesi
liefert ; ſo muß er dieſelben , fo weit ſie noch
'vorhanden, und wie ſie beſchaffert ſind , zurücke
nehmen.
I 8.1962. Auch iſt er in dieſem Falle befugt,
von dem Vertrages abzugehen , wenn gleich der
Werkmeiſter zur Unfertigung eines neuen Werks ;
gegen den verabredeten Preis, und gegen Lieferung
neuer Materialien , ſich erbieten wollte .
S. 963. Hat aber in dem Falle des . 960. der
Werkmeiſter die Materialien angeſchafft; To hangt
es don dieſem ab , 06 er : von dem Eontrakte abs
gehen , oder noch zu deſſen Erfüllung mit andern
Materialien zugelaſſen feyn wolle . "
$ . 964. Doch findet lekteres nur in ſo fern
ſtatt, als entweder kein Termin zur Ablieferung
beſtimmt war , oder der Werkmeiſter die beſtimmten
Friſt noch inne halten kann .
S. 965. Ereignet ſich der Unglücksfal an dem
Werke nach dem zur Ablieferung beſtimmten
Termine , jedoch vor der wirklichen Uebergabe ;
ſo hat es bey den Vorſchriften § . 936. 937 938 .
ſein Bewenden.

1 : 966.
396 Erſter Theit. Eilfter Titel.

infonders S. 966. Wenn ein übernommener Bau vor der


Seit von
Uebergabe einjiürzt , oder ſonſt Schaden leidet ;:
perdunges
nen Bauen. ſo wird vermuthet ... daß der Unfall aus einem
Fehler Des Baumeiſters entſtanden ſen .
8.967. Iſt der Schade erweislich durch einen : .
1
bloßen Zufall , oder durch einen ſolchen Fehler
entſtanden , welchen der Baumeiſter , als Kunſt
verſtåndiger , nicht hat voraus ſehen können : ro
trifft der Verluſt den Bauherrn . 1
S. 968. Iſt aber der Bau von dem Bauherrn
einmal übernommen morden ; ſo kann , der Bau
meiſter megen folcher Fehler , die aus der Bauart,
und weil duber die Regeln der Stunſt angeblich :
nicht beobachtet worden , entſtanden ſeun foll,
nur innerhalb Dreyer Jahre nach der Uebergabe
in Anſpruch genommen werden .
$. 969. Wegen ſolcher Fehler hingegen , die
in der ſchlechten Beſchaffenheit der Materialien
ifren Grund haben ſollen , kann der Baumeiſter :
1 zu allen Zeiten , innerhalb der gewöhnlichen Bers
jahrungsfriſt , zur Verantwortung gezogen werden.
$ . 970. gn benden Fällen aber ift, auch nach
der Uebergabe , die Frage : in wie fern ein ſich
åußernder Fehler , je nachdem derfelbe in der
Beſchaffenheit der Materialien , oder der Arbeit
feinen Grund hat , von dem Baumeiſter vertreten
merren inaffe ? nach der Vorſchrift Hi 954-958.
zu beurtheilen .
Kechte aus S. 971. Ber unberveglichen Sachen Gat der
diesem Vers
trage ben Werkmeiſter , in Unfehung der darin verwendeten
entiande Materialien und Arbeiten , ein in der Concursords
nem Cous
kung nátier beſtimmtes Verrecht.
Curre.
$.972 . Dieſes Vorrecht fann er, fo lange der
Concur s noch nicht eröffnet ift, auf die Sache,
auch ohne die beſondere Einwilligung des Schuld?
Kers eintragen laſſen.

972.
Pon Verträgen über Handlungen. 397

S. 973. Auf bewegliche Sachen , die dem


Beſteller einmal übergeben worden , kann dies
Vorrecht nicht ausgedehnt werden .
Q. 974. Entſteht aber vor der Uebergabe Eon:
curs åber das Bermögen des Beſtellers : ſo kann
der Werkmeiſter , megen ſeiner Arbeit und Aus:
lagen , des Zurückbehaltungsrecytes auf das noch
in feiner Gewahrjam befindliche Werk rich bes
dienen .
. 975. Entſteht vor 25lieferung des Werks
Concurs über das Vermögen dro Werkmeitiers ;
ſo kann der B fiellir das in der Maffe vorhandene
bollendete Werf , gegen Erlegung des noch ſchul
digen Preiſes, fordern.
d. 976. Sit das Werk noch unvollendet ; ſo
kann er die von iim gelieferten Materialien , lo
weir fie noch vorhanden ſind , als ſein Eigenthum
zurücnehmen.
. 977. Gleiche Befugniß ſteht dem Beſteller
zu , wenn Materialien vorhanden ſind , die der
Werfmeiſter von dem Vorſchuſſe , welchen ihm
der Beſteller dazu ausdrücklich gegeben , erweiß
lich angeſchafft und bezahlt hat.
g . 978. So weit der Beſtiller für die von ihm
gelieferten Materialien , oder für den Vorſchuß,
den er zu deren Anſchaffung gegeben hat , durch
dieſe Zurücknahme nicht entſchädigt werden kann,
ift er an das in der Maſſe vorhandene noch unc
vollendete Werk ſich zu halten berechtigt.

§. 979. Kann er dadurch ſeine Befriedigung


inicht erhalten ; ſo muß er mit der in der Cons
cursordnung ihm ſonjt angewieſenen Stelle fide
begnügen .
S.980 . Der Beſteller kann der Annahme des
in der Concursmalle vollendet vorgefundenen
Werks , gegen die Gläubiger., nur aus eben den
Srún :
398 Erſter Theil. Eilfter Titel.:

Grenden , die er dem Gemeinſchuldner felbſt håtte


entgegen ſeßen können , ſich weigern.
s) Liefes S. 981. Wer ſich verpflichtet , einem Undern
jungsvers eine beſtimmte Sache für einen gewiſſen Preis ju
trage.
verſchaffen , wird ein Lieferant genannt.
S. 982. Der Lieferant kann ſich der übernom.
menen Pricht nicht entziehen , wenn auch die lies
ferung durdy nachher eingetretene Umſtände ers
ſchwert wird .
ů Ş . 983. Wegen der Fälle; wenn die Lieferung
überhaupt, oder die beſtimmte Art derſelben in
Unſehung der Zeit oder des Orts unmöglich ,
oder mit einer unvorhergeſehenen Gefahr vers
knüpft wird , hat es bey den allgemeinen Vors
ſchriften des Titels von Vertrågen S. 350 - 376.
ſein Bewenden .
$ . 984. Wenn wegen verånderter Umſtände
die beſprochene Lieferung zu dem Zwecke , woju
der Beſteller ſie bedungen hat , unnuk oder uns
brauchbar wird : ſo kann zwar derſelbe den Vertrag
widerrufen ;
§ . 985. Er muß aber den lieferanten, wegen
der zu Erfüllung von ſeiner Seite bereits gemachten
Anſtalten , und verwendeten Bemühungen oder
Koſten , vollſtåndig entſchadigen .
§. 986. So weit der Lieferant zur Zeit des
Widerrufs die beſtellte Sache ganz oder zum
Theil bereits angeſchafft hat " , ' muß der Beſteller
fie annehmen , oder ſich den öffentlichen Vers
kauf auf ſeine Gefahr und Koſten gefallen laſſen.
* 5.987. Nach geleiſteter Lieferung findet uns
ter den Contrahenten alles das ftatt , was zwiſchen
Käufern und Verkäufern Rechtens ift. :
§ . 988. Auf núßliche Geiſtesarbeiten , oder ges
meinnußige körperliche Fähigkeiten oder Unter:
neậmungen ; offentliche Belohnungen auszuſeßen ,
iſt einem jeden erlaubt.
f. 989 .
n
gen lu nge

V on Bert übe
r
Hand . 39
9

9. 989. cWer hen dergleichen Präm ien ausſeßt, mkannen


re ufe m t
fei n Ve r ſ p
v o
h r
m e n
d e m A b l a
d e r beſti
ne
t ht urücf
Zei nic z .
$. 990. Doch ſteht ihm frey , die Preisfrage
innerhalb der erſten Hälfte der zu ihrer Beantwor:
tung ausgeſeßten Zeit náher zu beſtimmen.
1
§. 991. " Er kann ſich ſelbft in den Wettſtreit
nicht mit einlaſſen , wenn er ſich dieſes bey der
Bekanntmachung nicht ausdrücklich vorbehal
ten hat.
8. 992. Wer ſich nicht zu rechter Zeit, oder
nicht mit den vorgeſchriebenen Maaßregeln als
Mitwerber gemeldet hat, kann auf den Preis keis
nen Anſpruch machen .
9.993. Selbſt der , welcher den Preis ausges
feßt hat , kann einen ſolchen Mitwerber zum Nach.
theile der übrigen nicht zulaſſen .
S. 994. Dein Urtheile des Uusſeßers, oder dem
von dieſem gleich ben Bekanntmachung der Aufs
gabe ernannten Richter , müſſen ſåmmtliche Mits
werber ſich ohne alle Widerrede und weitere Bes
rufung unterwerfen. hum
s Eigent em jede
n
$. 995 . D a der von ein
Mitwerber gelieferten Urbeit bleibt ihrem Urhes
ber ; und der Ausſeßer des Preiſes kann ſich dars
ůber keiner andern Verfügung anmaaßen , als die

er ſich bey der Bekanntmachung ausdrůdlich vors


behalten hat, oder die aus dem eckiårten Zwecke
der Uufgabe von ſelbſt folgt.

9. 996. Das Verlagsrecht beſteht in deț Be: 7) Vers


eine Schrift durch den Druck zu verviele lagsvertras
fältigen , und ſie auf den Meſſen , unter die Buch:
gåndler und ſonſt, ausſchlieſſend abzuſeßen.
S. 997. Nicht bloß Bücher , ſondern auch Sands
charten , Kupferſtiche , topographiſche Zeichnung ?
gen , und muſikaliſche. Compoſicionen , find ein
Gegenſtand des Verlagsrechis .

§. 998 .
400 Erſter Theil. . Eilfter Titel.

Si 998. In der Regel erlangt der Buchhandlet


das Verlagsrecht nur durch einen mit dem Vecs
faſſer darüber geſchloſſenen ſchriftlichen Vertrag.
G. 999. If dergleichen ſchriftlicher Vertrag
nicht errichtet , die Handſchrift jedoch von den
Schriftſteller abgeliefert worden : ſo gilt die mund
liche Abrede zwar in Anſehung des dem Verfaſ
fer verſprochenen Honorarii ; in allen übrigen
Stücken aber find die Verhältniſſe bender Theile
lediglich nach den geſeblichen Vorſchriften zu beut:
theilen .
$ . 1000. Der Verfaffer iſt ſchuldig, den ſchrift
lichen Vertrag durch lieferung der Handſchrift zu
gehöriger Zeit zu erfüllen.
D. 1001. Thut er dieſes nicht ; ſo kann der
Berleger von dem Vertrage wieder abgeben.
S. 1002. Iſt die Zeit , wenn die Handſchrift
geliefert werden foll, im Vertrage nicht beſtimmt;
ſo wird angenommen , daß dieſelbe dergeſtalt ges
liefert werden ſolle , damit der Verleger die Schrift
noch auf die nächſte Leipziger Meſſe bringen
könne.
ſ . 1003. Erkellet aus der Grdße und dem Uns
fange des Werks, oder aus der kurzen Zwiſchen:
zeit bis zur Merie, oder aus andern Umſtånden,
daß dem Schriftſteller eine längere Zeit geſtattet
feyn follen ; To hångt die nähere im Contrakte
nicht enthaltene Beſtimmung von dem Schrift: 1
ſteller ab.
S. 1904. Doch kann derſelbe von dem Birles
ger angehalten werden , eine gewiſſe Zeit zu bez
1 ſtimmen , oder ſich den Rücktritt von dem Cons
trakte gefallen zu laſſen .
I. 1005. Ereignen fich Umſtände oder Hin :
Derniſie , weldte den Verfaſſer veranlaſſen , das
verſprochene Werf gar nicht beralisjugeben ; ſo
fann er von dem Verträge zurücktreten.
. 1006.
Von Vertrågen über Handlungen. 401

$. 1006. Er muß aber dem Verleger den Scha:


den erſeßen , welcher demſelben aus den zum
abdrucke etwa fchon getroffenen , und durch den
3 Rüccritt unnüß werdenden Anſtalten , wirklich
entfeht. initio
is ſo 1007 Giebt aber der Schriftſteller das eis
nem Verleger verſprochene Werk innerhalb Jahresa
friſt nach dem Rücktritte , ohne, Vorwiſſen und
Einwilligung deſſelben , in einem andern Verlagen
oder auf eigene Rechnung heraus : ſo muß er dem
erſten Verleger auch für den entgangenen Gewinn
gerecht werden .
$. 1008.' Findet der Schriftſteller indtßig , in
Unſebung des Umfangs , oder der Einrichtung des
Werks , Veränderungen 'noch vor dem Drucke zu
machen ; ſo hat der Verleger die Wahl, ſich die
ſelben gefallen zu laſſen , oder von dem Vertrage
wieder abzugehen.
§. 1009. Macht aber der Schriftfteller dergleis
chen Veränderungen nach bereits angefangenem
Druce, ohne die Einwilligung des Verlegers'; ſo
haftet er dem Verleger für allen daraus entſtehen:
den Schaden .
$ . 1910. Wegen der Fälle, wo die Erfüllung
des Verlagsvertrages einem oder dem andern
Theile unmöglich wird , hat és ben den Vorſchrif
ten des 8. 879. ſqq. ſein Bercenden .
$. III. Wenn ein neuer unverånderter 2168
druck einer Schrift in eben demſelben Fors
mate veranlaßt wird ; To heißt ſolches eine neue
Auflage.
$ . 1012. Wenn aber eine Schrift in veråndeca
tem Formate , oder mit Veränderungen im Ins
halte , von neuem gedruct wird ; ſo wird ſolches
eine neue Uusgabe genannt.
1013. Sit im Verlagsvertrage die Zahl der
Eremplare der erſten Auflage nicht beſtimmt; fo
I allgem . Gerekb, I, Band. CS ſteht
402 ..

ſteht es dem Verleger fren , auch ohne ausdrücks


liche Einwilligung des Verfaſſers , neue Auflagen
zu veranſtalten,
S. 1014 : Iſt aber die Zahl beſtimmt, ſo muß
der Verleger , wenn er eine neue Auflage machen
will, fich darüber mit dem Schriftſteller oder deſs
Ten Erben , anderweitig. abfinden. ? , :)
S. 1015. Kdnnen die Parteyen fich darüber
nicht vereinigen ; ſo dient die Hälfte des für die
erſte Auflage gezahlten Honorarii zum Maaßſtabe.

S. 1016. Hingegen erſtreckt ſich das Verlags:


recht in der Regel , und wenn nicht in dem ge;
chloſſenen ſchriftlichen Vertrage ein Anderes vers
abredet ift , nur auf die erſte Uusgabe des Werks,
mit
gen deſſelben .
$ . 1017. Der erſte Verleger kann alſo niemals
eine neue Ausgabe machen , ohne mit dem Schrift:
ftelier einen neuen Vertrag darüber geſchloſſen zu 1
Kaben .
§ . 1018. Dagegen kann auch der Schriftſteller
keine neue Ausgabe veranſtalten , ſo lange der
erſte Verleger die von ihm nach Q. 1013. 1014 .
rechtmäßig veranſtalteten Auflagen noch nicht ab:
geſegt hat.
S. 1019. Können Verfaſſer und Buchhåndler
fich wegen der neuen Uusgabe nicht vereinigen ; ſo
muß erſterer , wenn er diefelbe in einem andern
Berlage berausgeben will, juvörderſt dem voris
gen Verleger alle noch vorräthigen Eremplare der
erſten Ausgabe, gegen baare Bezahlung des Buch :
Håndler : Preiſes , abnehmen .

S. 1026. Das Recht des Verfaffers , daß ohne


ſeine Zuziehung keine neue Ausgabe veranſtaltet
werden darf, geht , wenn nicht ein anderes auss
bruck:
Von Verträgen über Handlungen . 403

brücklich und ſchriftlich verabredet worden , auf


feine Erben nicht über.

§. 1921. Þorſtehende Einſchránkungent Des


Verlagsrechts zum Beſten des Schriftſtellers fala
len weg , wenn der Buchhändler die Zusarbeitung
eines Werks nach einer von ihm gefaßten Idee
dem Schriftſteller zuerſt übertragen , und dieſer
die Zusführung ohne beſondern ſchriftlichen Vora
behalt übernommen ; oder wenn der Buchhåndler
mehrere Verfaſſer, zur Uusführung einer ſolchert
Idee, als Mitarbeiter angeſtellt hat.
$ .1022. In dieſen Fällen gebührt das vole.
Verlagsrecht vom Anfange an dem Buchhandler ;
und der ober die Verfaſſer können ſich auf fernere
Auflagen und Ausgaben weiter kein Recht anmaas
ßen , als was ihnen in dem fchriftlichen Vertrage
ausdrücklich vorbehalten iſt.

: fi 1023. Anmerkungent zit Büchern , worauf


ein Underer das Verlagsrecht Kat , beſonders abs
zudrucken , iſt erlaubt. Mit dem Werke ſelbſt
aber können Vergleichen Anmerkungen , ohne
Einwilligung des Verfaſſers und ſeines Verlégers ,
nicht gedruckt ; noch in den Königlichen landen
verkauft werden .

$. 1024. Niemand darf, ohne Einwilligung


des Verfaſſers und ſeines Verlegers , einzelne ges
druckte Schriften in ganze Sammlungen aufnehs
men oder Auszüge daraus beſonders brucken
lasſen .

$. 1025. Wohl aber können Auszüge aus


Schriften ini andre Werke oder Sammlungen auf
genommen werden ,

§ . 1026. Neue Ausgaben ausländiſcher Schrifts


ſteller , welche außerhalb des Deutſchen Reichs,
oder der Königlichen Staaten , in einer fremden
ca Spra :
404 Erſter Theil. Eilfter Titel..

Sprache ſchreiben , und deren Verleger weber die


Frankfurther noch die Leipziger Meſſe beſuchen ,
können nachgedruckt werden ; in ſo fern der Ver :
teger darüber kein gieſiges Privilegium erhals
ten hat.
)
d. 1027. Ueberſetzungen ſind in Beziehung auf
das Verlagsrecht für neue Schriften zu achten .
S. 1028. Das Veranſtalten einer neuen Uebers
feßung durch einen andern Ueberſeker iſt kein Nachs
druck der vorigen .
§. 1029. Wenn keine Buchhandlung , welche
auf die neue Ausgabe eines Buchs ein Verlagss
recht hat , mehr vorhanden , und auch das Recht
des Schriftįtellers nach §. 1o2o. erloſchen iſt ; ſo
fteht jedem fren , einenetie

veranſtalten .
. 1030. Sind jedoch in dieſem Falle noch keine
der des erſten Grads von dem Verfaſſer vorhans
den , ſo muß der neue Verlegeť ,' wegen der ju
veranſtaltenden neuen Ausgabe , mit dieſen fich
abfinden .
§. 1031. Uebrigens gilt zwiſchen dieſem neuen
Verleger , und dem Schriftſteller , welcher die
neue Ausgabe beſorgt , alles das , was bep neuen
Werken verordnet iſt.

S. 1032. Auch der Nachdruck ſolcher Ausgaben


iſt unter eben den Umſtänden unerlaubt ., unter
welchen der Nachdruck eines neuen Werks nach obis
gen Vorſchriften nicht ſtatt findet.
9. 1033. In fo fern auswärtige Staaten den
Nachdruck zum Schaden hieſiger Verleger geſtats
ten , foll leßteren gegen die Verleger in jenen Stags
ten ein Gleiches erlaubt werden.
§. 1034. Wer Bücher und Werke, deren Nach
druck nach vorſtehenden Grundjåßen unerlaubt iſt,
dennoch nachdruct , muß den rechtmäßigen Verles
ger entſchädigen .
$. 1035 .
Von Schenkungen. 405

$. 1035. Dieſe Entſchådigung beſteht in dem


Erfaße des Honorarii , welches der rechtmäßige
Verleger dem Verfaſſer bezahlt þat , und der mehs
reru Koſten , welche derſelbe wegen beſſern Drucks
und Papiers , gegen den Machdruck gerechnet , auf
die rechtmäßige Auflage verwendet hat .
g. 1036, Uebrigens follen unerlaubte Nachs
drůcfe in Gieſige Sande , bey Vermeidung der Cons
fiskation , nicht eingeführt, und unbefugte Nach
drucfer nach nåherer Beſtimmung des Criminal
rechts ernſtiich beſtraft werden . ( Th. II. Tit. XX.
Ubichn. XIV . )

Neunter Abronitt .

Von Schenkungen.

§. 1037. Schenkungen ſind Verträge, wodurch Begriff


und Grunds
Einer dem 'Undern das Eigenthum einer Sache fåge.
oder eines Rechts unentgeldlich zu überlaſſen ſich
verpflichtet.
S. 1038. Auch bey Schenkungen erlangt der
Geſchenknehmer das Eigenthum des Geſchenks erſt
durch die Uebergabe. ( Tit. X. 9. 1. 18:25. )
S. 1039. Bloße Verzichtleiſtungen auf ein
zwar angefallenes aber noch nicht wirklich über
nommenes , ingleichen auf ein zweifelhaftes Recht,
find nach den Regeln von Schenkungen nicht zu
beurtheilen .
G. 1040. Daß eine Sache als ein Geſchenk ge: Wann die
Abſicht von
geben worden , wird nicht vermuthet. Schenkuas
S. 1041. Wo eine beſondre perſönliche, obſchon gen vermus
nicht geſeßlich verbindende PAicht zur Wohlthå: thet werde .
tigkeit vorhanden iſt , da ivird vermuthet , 1
daß
das ohne Vorbehalt Gegebné in der Abſicht, ſobe
ches zu ſchenken , gegeben worden .

SC . 3 g . 1042.
406 . Erſter Theil. Eitfter Titel.

1042. Was alſo Berwandte in auf und abs


ſteigender Linie , Geſchwiſter , und Eheleute, eins
ander ohne Vorbehalt geben wird für geſchenkt
angeſehen , ſo lange nicht ein Undres aus den Um
ſtånden erhellet, oder durch beſondre Gefeße bez
ſtimmt ift. ( Th. II. Tit. I. Abſen. V.)
So 1043. Eben ſo wird bey dem , was einem
Armen zu ſeinem Unterhalte gegeben worden , bit
Abſicht ſolches zu ſchenken vermuthet.
$. 1044. Ein Gleiches findet ſtatt, wegen ſols
cher Gelder und Sachen , die an Urmenanſtalten
und mifde Stiftungen ohne weitern Vorbehalt abs
geliefert worden .
g . 1045. Was unter Umſtänden gegeben wors
den , wo ich gar feine andere Abſicht des Gebens
den denten láßt, iſt gleichfalls für geſchenkt an :
zuſehen .
$ . 1046 , Wenn die Geſeße jemanden zu
kungsvers Handlungen , die an fichy eine bloße Freygebig
che din to keit enthalten roürden , in Beziehung auf gemiſfe
fligan gleich Perſonen oder Verhältniſſe ausdrücklich verpflich :
ju eshten,
ten : ſo werden die zur nåhern Beſtimmung dieſer
PAicht geſchloſſenen Vertråge den låſtigen gleich
geachtet.
S. 1047. Wenn alſo Perſonen , welche eine
andere auszuſtatten nach den Gefeßen ſchuldig
find , derſelben eine gewiſſe Summe oder Sache
zur Ausſtattung, oder auch zum Brautfchake aus:
brücklich verſprochen haben : ſo iſt ein darüber in
rechtsgültiger Form abgefaßter Vertrag für einen
täftigen anzuſehen.
$ . 1048. Auch wenn ein Fremder unter der
Bedingung , oder zum Zwede einer zu ſchließen:
den Ehe , einem oder dem andern der künftigen
Eheleute etwas in rechtsguftiger Form verfpro
chen hat : iſt ein ſolcher Vertrag einem låſtigen
gleich zu achten .
§. 1049
Von Schenkungen . 407

§. 1049. Was aber nur ben Gelegenheit einer


Eheverbindung verſprochen worden Kat', ' wennt
daben eine bloße Freygebigkeit zum Grunde liegt,
die Natur einer Schenkung.
Q. 1050. Verträge zwiſchen Eheleuten , wo :
durch Einer, dem Undern gewiſſe Vortheile auf den
Todesfall beſtimmt , find nicht als Schenkungen ,
ſondern als låſtige Verträge zu betrachten.
S. 105 ). Wenn wechſelſeitige Schenkungen
unter Lebendigen geſchehen ſind , ſo muß jede
Schenkung får fich , nach den von Schenkungen
überhaupt vorgeſchriebenen Regeln , beurtheilt
werden.
S. 4052. Wenn jedoch ein Theil das dem an :
dern verſprochene oder gegebene Geſchenk auch aus
einem an fich geſegmåßigen Grunde widerruft : fo
muß der andere wegen desjenigen , was er von fet
ner Seite , in Anſehung des von ihm verſproche
nen Geſchenks , wirklich gegebent , ober geleiſter
hat, vollſtändig entſchådigt werden.
S. 1053. Schenkungen , welche unter einer
von dem Geſchenknehiner zu feiftenden Bedingung,
oder zu einem gewiſſen von ihm zu erfüllenden
Endzwecke verſprochen , oder gegeben worden , ſind,
im zweifelhaften Falle , den låſtigen Vertrågen
gleich zu achten .
S. 1054. Wenn jedoch aus den Umſtänden
klar erhellet , daß die Bedingung oder der Ends
zweck nur zum Scheine bengefügt worden ; ſo iſt
dergleichen Schenkung, auch in Anſehung der Bes
fugniß zum Wiederrufe , nach den allgemeinen
Grundſåßen von Schenkungen überhaupt zu
beurtheilen .
S. 1055. Doch muß , wenn ein Widerruf aus
geſeßlichenGründen erfolgt , und die Bedingung
oder der Zweck nicht zum eignen Vortheile des
Beſchenkten beygefügt waren , alles , was lekte :
E¢ 4
408 Erſter Theil. Eilfter Titel.

der zu deren Erfüllung gethan , oder geleiſtet hat,


demſelben nach dem köchſten Werthe vergåtet
werden.
$ . 1056. Zielt die beygefügte Bedingung , oder
der beſtim nte Zweck , lediglich zum Beſten des
Beſchenkten ab ; ſo kann eine ſolche Schenkung
gleich jeder andern widerrufen werden.
S. 1057 : Sixgt jedoch der Grund des Wider:
rufs nicht in dem eigenen Verichulden des Bez
ſchenkten ; und hat dieſer in Rückſicht auf die
Schenkung Handlungen vorgenommen , oder
Einrichtungen getroffen , die ihm jeßt , ben erfol:
gendem Wiederrufe , ſchädlich werden : ſo kann
er deshalb von dem Geſchenkgeber Entſchädigung
fordern.
Wie Schen :
Fungsver: ſ . 1058. Bey allen Schenkungen iſt, wie
trage ges ben " andern Vertragen , eine ausdrücklich oder
ſchlonien
worden. durch Handlungen erklärte Annahme nothwendig.
(Tit. V. g. 78. luq.)
S. 1059. Doch ſind die Worte und Handlun :
gen des Andern , im zweifelhaften Falle , ſo zu
deuten , daß er das Geſchenk dadurch habe annehs
men wollen .
§. 1050. Wenn der Beſchenkte wegen Kind
heit , Krankheit , oder ſonſt wegen Mangels am
Verſtande , die Abſicht , das Geſchenk anzuneh.
men , nicht åußern kann ; ſo kann ein jeder Dritter
daſſelbe zu ſeinem Beſten acceptiren .

ſ. 1061. Ein noch nicht angenommenes Ges


ſchenk kann von den Erben deſſen , für den es bez
ſtimmt war , wider den Willen des Schenkenden
nicht mehr rechtsgültig acceptirt werden .

§. 1062 Wie weit der Beſchenkte nach dem


Tode des Schenkenden noch annehmen könne,
oder die Erben des leßtern dieſen Untrag anzu
nehmen befugt ſind , iſt nach den allgemeinen
Grunds
von Schenkungen . 409

Grundfågen von der Acceptation überhaupt zu bes


urtheilen. ( Tit. V. 8. 90 : 108.)
D. 1063. Schenkungsvertråge ſollen gerichtlich Form ders
felben.
abgeſchloſſen werden .
S. 1064. Aus einem außergerichtlichen , wenn
auch ſchriftlichen Schenkungövertrage , kann daher
in der Regel auf Erfüllung nicht geklagt werden .
g . 1065. Iſt hingegen eine geſchenkte beweg
liche Sache oder Summe dem Geichenknehmer
bereits übergeben worden ; ſo findet deren Rück :
forderung aus dem Grunde der Ermangelung eis
nes gerichtlichen Vertrages nicht ſtatt.
§ . 1066. Iſt eine unbewegliche Sache auf den
· Gru o eines ſchriftlichen , wenn gleich außerges
richt ichen Schenkungsvertrages , dem Beſchenk

ten übergeben worden , ſo kann der Geſchenkgeber


dieſelbe wegen Ermangelung eines gerichtlichen
Vertrages nicht zurückfordern .
S. 1067. Vielmehr hat in dieſem Falle der
ſchriftliche außergerichtliche Vertrag die Kraft ei
ner Punctation .
ſ. 1968. Doch gelten obige Vorſchriften
( S. 1066. 1067.) nur alsdann , wenn eine wirks
liche Naturalübergabe, wodurch die geſchenkte
Sache in den Beſitz und die Gewahrſam des Bez
ſchenkten gelangt, erfolgt iſt ....
S. 1069. Schenkungsverträge, welche bloß vor
Juſtizcommiſſariis und Notariis geſchloſſen werden ,
.
S. 1070. Geſchenke , welche zur BeförderungWelche
unerlaubter Abſichten gemacht worden , ſind
Schenkung
gen , egen
w
ungültig. des Zwecks
S. 1071. Das wirklich Gegebene iſt der Fiskus oder
Perfonderdes
von dem Empfanger zurückzufordern berechtigt. Gedenks
S: 1072. In wie fern Eheleute einander unter nehmere
Lebendigen gültig beſchenken können , iſt gehöri : fino.
gen Orts beſtimmt. ( Th . II . Tit. I. Abſchn. V.).
Cc5 $. 1073
410 Erſter Theil. Eilfter Titel.

S. 1073. Auch wegen der Schenkungen an


Kirchen und geiſtliche Geſellſchaften , hat es ben
der Vorſchriften des Kirchenrechts fein Bewenden.
1
(Th. II . Tit. XI. Ubſchn. IV. XII.)
$. 1074. Was von dieſen verordnet iſt, gilt 1
auch von Schenkungen an auswärtige Schulen ,
Univerſitáten , und andere Erziehungsanſtalten
pder milde Stiftungen.
$ . 1075. Dagegen ſind Schenkungen an in :
Tändiſche Schulen , Univerſitäten , und an andere
dergleichen öffentliche Teiyr- und Erziehungsi
anſtalten , ſo wie an inländiſche Armen und
Waiſenhäuſer , an Hoſpitáfer, zu Stipendien und
andern milden Stiftungen an und für ſich , ohne
Einſchränkungen auf eine gewiſſe Summe zutáßig.
( Th . II . Tit. XIX .)
Wirkuns Ø . 1076. Aus einem gültigen Schenkungsver:
gen eines trage entſteht das Recht , auf die Uebergabe der
gültigen
Schen: geſchenkten Sache zu klagen.
kungsvers §. 1077. Sind nukbare Sachen gültiger Weife
trages.
zum Geſchenke verſprochen worden ; ſo muß der
Geſchenkgeber , wenn er die Uebergabe wider:
rechtlich verzögert , die feit der Zögerung wirk
lich erhobenen Nußungen mit der Sache zugleich
abliefern .
§. 1078. Uebrigens aber wird er , auch wegen
der Erhaltungskoſten , der Verbeſſerungen und
Verſchlimm erungen ; nur einem redlichen Beſiger
gleich geachtet.
1079.“ Von geſchenktem Gelde können erſt
nach ergangnem rechtskräftigen Erkenntniſſe Zin
ſen gefordert werden.
C S. 1080 : Iſt aber ein ginsbares Capital ges
ſchenkt worden , ſo muß der Geſchenkgeber alle
Zinſen , die nach dem Zeitpunkte des Verzugs
fålig waren , und die er erhoben hat, dem Bes
fohenften herausgeben .
S .: 1081 .
Von Schenkungen . 411

1081. Die Erben des Geſchenkgebers find


zu Verzögerungszinſen , gleich andern Schulds
nern verpflichtet.
. 1082. Der Empfänger des Geſchenks muß
die Sache mit den darauf haftenden Laſten übers
nehmen .
Q. 1083. Zur Geråhrsfeiſtung wird der Schen :
kende dem Heſchenkten nur durch ein ausdrückli
ches Verſprechen derſelben verpflichtet. $
S. 1984. Wer jedoch wiſſentlich eine fremde
oder fchädliche Sache geſchenkt , und den Gea
fchenfnehmer darüber nicht gewarnt hat ; deve
þaftet får : den dieſem leßtern an ſeiner Perſon
oder übrigem Vermogen dadurch entſtehenden
Schaden .
S. 1085. Wenn eine Sache mehrern Perfonen
geſchenkt wordent, und eine von ihnen derſelben
nicht mit theilhaft werden kann ; fo fålt ihr Ana
theil in das Vermögen des Schenkenden zurück.
S. 1086. Sit die geſchenkte Sache untheilbar,
fo entſteht in dieſem Falle zwiſchen dem Schenkens
den und den übrigen Beſchenkten ein gemeinſchafts
liches Eigenthum .
B. 1087. Hat jemand eine rechtsgültige Schents
kung ſeines ganzen Vermögens errichtet , fich
aber die Verfügung über einen gewiſſen Theil
oder eine gewiſſe Summe vorbehalten : ſo fatlen
dieſe, wenn der Schenkende gar keine Verfügung
getroffen hat , in der Regel dem Beſchenkten
anheim .
S. 1088. Verlaßt aber der Schenkende ge
feßliche Erben in auf oder abſteigender Linie,
oder Geſchwiſter oder Geſchwiſter - Kinder erſten
Grads: To haben dieſe auf eine ſolche vorbehal
tene Sache oder Summe vor dem Beſchenkten
vorzüglichen Anſpruch .

$. 1089
412 Erſter Theil . Eilfter Titel.

Biderruf S. 1089. Gerichtlich geſchloſſene Schenkungen


der Schens können in der Regel nicht widerrufen werden .
kungen.
1 ) übers 8. 1090. Iſt aber eine außergerichtlich ges
baupte
ſchloſſene Schenkung ſchon durch die Uebergabe
vollzogen worden ; ſo findet dennoch der Widers
ruf innerhalb Sechs Monathe nach der Uebergas
be ſtatt.
2) wegen §. 1091. Nach Verlauf dieſer Sechs Monathe
Webermans
kann auch eine außergerichtliche Schenkung nur
ſo weit widerrufen werden , als das Geſchenk die
1
Hälfte von dem Vermögen des Schenkenden übers
ſtiegen hat.
§. 1092. In gleichem Maaße kann auch eine
gerichtlich geſchloſſene und durch die Uebergabe
vollzogene Schenkung widerrufen werden .
H. 1093. Doch iſt in beiden Fällen der Wider:
ruf wegen Uebermaaßes nur innerhalb Drener
Fahre , ben gerichtlichen Schenkungen vom Tage
der Abſchließung, bey außergerichtlichen aber vom
Tage der Uebergabe zuläßig.
S. 1094. Hat der Schenkende ben gerichtlicher
Abſchließung des Vertrags ausdrücklich erklärt,
daß das Geſchenk die Hälfte ſeines Vermögens
nicht überſteige; fo fann er von dieſer Befugniſ
zum Widerrufe keinen Gebrauch machen .
S. 1095. Doch muß einem ſolchen Geſchenkges
ber das Geſek .nebſt den Folgen ſeiner Angabe deut
lich erklärt, und wie dieſes geſchehen ſey , in dem
Protocolle ausdrücklich bemerkt werden .
S. 1096. Iſt dieſe Vorſchrift beobachtet wors
den , ſo iſt der Widerruf nur alsdann zuläßig, wenn
der Schenkende zugleich nachweiſen kann , daß er
aus einem Irrthume, in welchen er ohne ſein eig
nes grobes Verfehn gerarñen iſt, fein Vermögen
für größer , als es wirklich war , gehalten habe .
S. 1097.. Bey der Beſtimmungi ob und wie
weit das Geſchenk die Hälfte von dem Vermögen
des
Von Schenkungen . 413

des Schenkenden überſteige , iſt auf die Zeit des


geſchloſſenen Vertrages zu ſehen.
S. 1098. Geſchieht aber der Widerruf noch
vor der Uebergabe ; ſo wird auf den Zuſtand des
Vermögens , wie es alssann beſchaffen iſt , Rüd:
ficht genommen .
Q. 1099. Beſteht ein Geſchenk in beſtandig forta
laufenden Hebungen ; ſo muß , ben Berechnung
des Betrago , das Capital nach landúblichen Zin:
fen beſtimmt werden . ( $ . 841.)
. 1100. Beſteht das Geſchenk in jährlichen
Hebungen , die nur auf die' lebenszeit des Schen :
kenden oder des Beichentten eingeſchränkt ſind :
ſo müſſen die Hebungen mit den Einkünften , die
der Schenkende zur Zeit des Vertrages zu genies
Ben hatte , verglichen , und ſo weit , als ſie die
Hålfte dieſer Einkünfte überſteigen , herunter ge
feßt werden .
Ŝi rrof . Wird ein Geſchenk durch Bentråge
mehrerer Perſonen zuſammen gebracht; ſo wird , in
Anſehang eines jeden der Schenkenden , auf das
Verhåltniß feines Beytrags zu ſeinem Vermögen
Rücklicht genommen .
N. 1102. Geſchenke einer Corporation ſind nach
dem gemeinſchaftlichen Vermögen derſelben zu
beurtheilen .
S. 1103. Wenn Eine Perſon mehrern zu glets
cher Zeit Geſchenke mächt ; ſo können dieſelben in
fo weit widerrufen werden , als ſie, zuſammen ges
nommen , das halbe Vermögen des Schenkenden
überſteigen .
D. 1104. Alsdann trågt ein jeder Geſchenk:
nehmer , nach Verhåltniß des Empfangenen ,
zur Ergänzung der dem Schenkenden fehlenden
Hålfre bey .
V. 1105 So weit jedoch einer der mehrern
e chenknetmer , nach der unten g . 1165. folgens
den
414 Erſter Theil. Eilfter Titel.

den Vorſchrift, zur Núcfgabe,feines Untheils nicht


ſchuldig , oder dazu nicht vermogend iſt, darf der
dadurch eneſtehende Uusfall von den andern Bes
ſchenkten nicht übertragen werden .
$. 1106. Die Vorſchrift §. 1103 - 1105, findet
nur alsdann Anwendung , wenn die an ſich gültis
gen Schenkungsverträge mit den mehrern Gjes
ſchenknehmern , durch eine und eben dieſelbe
Handlung , es ſen außergerichtlich durch Uebers
gabe , oder durch gerichtliche Aufnahme, abges
ſchloſſen worden.
$. 1107. Hat aber Eine Perſon mehrern zu
verſchiedenen Zeiten , wenn gleich an Einem Tage,
Geſchenke gemacht: ſo iſt ben jedem Geſchenke das
Verhältniß deſſelben , gegen das Vermögen des
Schenkenden , nach dem Zeitpunkte , wo der
Vertrag darüber gültig abgeſchloſſen worden , zu
beurtheilen.
D. 1108. Die ältern gültig verſprochenen , wenn
auch noch nicht wirklich gegebenen Geſchenke find
alsdann, in Anſehung einer jeden ſpåtern Schens
kung , gleich andern Schulden , von dem Aktiv:
bermogen des Geſchenkgebers abznziehen.
1109. Was vorſtehend § . 1107 1108. Ders
. ordnet iſt , findet auch ſtatt , wenn jemand eben
derſelben Perſon mehrere Geſchenke zu verſchiedes
tren Zeiten gemacht hat.
$ . 1110. Daß die Entrichtung des Geſchenke
in verſchiedenen Terminen verſprochen , oder wirks
lich geleiſtet worden : hat auf die Beurtheilung
des Verhältniſſes zwiſchen dem Geſchenke und
dem Vermogen des Geſchenkgebers ; feinen Ei
fluß , ſondern es wird immer nur auf den Zeits
punkt , wo der Schenkungsvertrag ſelbſt zu Stande
gekominen ift, Rückſicht genommen .
$. 11. Sobald ſich findet, daß jemand mehe
als die Hälfte feines Vermögens perſchenkt haber
iff
i Von Schenkungen. 415

$ ift der Richter befugt und ſchuldig, zu unterſus


chen , ob nicht ein ſolcher Menſch , als ein Vers
fchwender , unter Vormundſchaft zu ſeßen ſey .
$. 1112. Die Erben des Geſchenkgebers kons
nen eine an ſich gültige Schenkung des Erblaſſers
aus dem Grunde , weil ſie das Kalbe Vermögen
des Erblaſſers überſtiegen habe , in der Regel nuc
alsdann widerrufen , ipenn ſchon der Erblaſſer feic
nen Entſchluß zu einem ſolchen Widerrufe gericht:
49 lich erklärt hatte. ( Tit. XII. $ . 587, 199.)
S. 1113. Dagegen können nothwendige Erben , 3)v !t
denen nach den Gefeßen ein Plichttheil gebührt, Berkürz
fung des
eine fede von dem Erblaſſer innerhalb Dreyer pflichts
Jahre vor ſeinem Tode gemachte Schenkung wis theils.
derrufen : wenn der reine Betrag des Nachlaſſes
nicht die Hälfte des Betrags der geſchenkten Sums
* me oder Sache ausmacht.
S. 1114. Doch darf alsdann von den Geſchenk:
nehmern nur ſo viel, als zu dieſer Hålfte fehlt,
zurückgegeben werden .
S. 1115. Sind innerhalb dieſer Drey Jahre
mehrere Schenkungen geſchehen ; ſo muſſen zwar,
zum Behufe der Beſtimmung , ob eine Verkürs
zung im Pflichttheile vorhanden ſen , alle dieſe
Schenkungen zuſammengerechnet werden ;
$ . 1116. Dagegen findet ein wirklicher Wi
derruf der , der Zeit nach , áltern Geſchenke nur
ſo weit ſtatt, als die Ergänzung des PAichttheils
aus, den zurückgenoinmenen ſpåtern Geſchenken
nicht erfolgen kann.
S. 1117. In gleichem Maaße können auch die: 4 ) wegent
jenigen , denen der Schenkende nach den Geſe- samtzogner d
Ben Unterhalt z11 geben verpflichtet iſt , wenn
der Nachlaß dieſen Unterhalt gang oder zum
Theil nicht gemåtren kann , die Ergånzung 0.8
Fchlenden aus den Nußungen der verſchenkten
Sache oder Summe , ſo weit dieſelben hinreichen ,
ohne
416 Erſter Theil. Eilfter Titel.

dhne Rückſicht auf den Betrag der Schenkung an


fich , fordern .
S : 1118. Doch findet auch deshalb ein Anſpruch
nur an folche Geſchentnehmer ſtatt, deren Schen:
kungen in den Dren Teßten Jahren vor dem Tode
des Schenkenden erfolgt ſind.
: D.: 1119. Die Geſchenknehmer können nicht
eher " in Anſpruch genoinmen werden , als bis
auch die Subſtanz des Nachlaſſes durch die Alia
mente eridópft iſt.
S. 1120. Dagegen muffen ſie aber auch, wenn
die Nußungen der geſchenkten Sache oder Sum
me zur Beſtreitung der geſeßmäßigen Alimente
nicht hinreichen , ſelbſt die Subſtanz des Ger
(chenks , ſo weit es erforderlich iſt , dazu mit
serwenden.
$ . 1121. Doch dauert überhaupt die Verbind:
lichkeit der Geſchenknehmer nur ſo lange , als die
Plicht des Geſchenkgebers , dergleichen Alimente
zu reichen , würde beſtanden haben.
S. 1122. - An Schenkungen , welche geſchehen
find, ehe die Verbindlichkeit des Erblaſfers , den
Unterhalt zu reichen , entſtanden iſt , können diez
jenigen , welchen dieſer Unterhalt gebühtet, in fei :
nem Falle Anſpruch machen .
s meget S. 1123. Der Geſchenkgeber felbft kann , wenn
Guichents er in Dürftigkeit gerathen iſt, von dem Beſchenk:
giber ju ten Sechs voin Hundert von der geſchenkten
reich zu den
Compes Summe, oder dem Werthe der geſchenkten Sas
teng. che , als eine Competenz , jährlich fordern .
$ . 1124 So weit der Beſchenkte ſich ſelbſt in
Umſtänden befindet, wo er ſich und ſeiner Fas
milie den nöthigen Unterhalt würde entziehen
müſſen > um dem Schenkenden dieſe Competenz
zu reichen , iſt lekterer dieſelbe zu fordern nicht
berechtigt.

S. 1125
Von Schenkungen . 417

f 1125. Doch kann der Beſchenkte, unter


dieſem Vorwande , fich nicht entbrechen , allen :
fals auch die Subſtanz des Geſchenks, ſo weit
daſſelbe oder deſſen Werth bey ihm noch vorhanden
iſt , zur Ernährung des Geſchenkgebers , mit zu
verwenden.

D. 1126. Es ſteht aber auch dem Geſchenkneh


mer fren , wenn er ſich der Competenz für den
Schenkenden ganz entſchlagen will , das Sies
ſchenk ſelbſt , ſo weit daſſelbe oder ſein Werth bey
ihm noch vorhanden iſt , Herauszugeben.
S. 1127. Dieſe Subſtanz wird zur Ernåkrung
des Schenkenden , ſo weit ſie dazu erforderlich iſt,
nach und nach verwendet, und auf einen etwani
gen Ueberreſt bleibt dem Geſchenknehmer ſein Recht
vorbehalten . }
S. 1128. Hat der verarmte Geſchenknehmer an
mehrere Perſonen zu verſchiedenen Zeiten Schen :
kungen gemacht: ſo iſt der frühere Geſchenknehmer
zu ſeiner Ernährung nach obigen Grundſázen nur
ſo weit verpflichtet, als die der Zeit nach ſpåtere Ges
ſchenke dazu nicht hinreichen .
$. 1129. Die binnen Einem Jahre vor eröffne: 6 ) wegen
tem Concurſe gemachten Schenkungen des Ge entftands
meinſchuldners können die Gläubiger, in ſo fern curſes .
ſie auf einer bloßen Freygebigkeit beruhen , zurück
fordern .

1130. Iſt die Schenkung früher gemacht


worden , ſo müſſen die Gläubiger , welche ſie mia
derrufen wollen , nachweiſen , daß der Schenkende
ſchon damals über den Betrag ſeines Vermögens
ſen verſchuldet geweſen.

$. 1131. Dieſer Wiederruf ſteht jedoch nur ſols


chen Gläubigern zu , deren Forderungen ålter ſind,
als die Schenkung.
Augen . Geferb, I, Band. $. 1152
418 Erſter Theil. Eilfter Titel .

S. 1132. Wegen der von dem Gemeinſchuld.


ner an ſeinen Ehegatten gemachten Schenkungen
iſt das Erforderliche gehörigen Orts beſtimmt
.
(Th. II. Tit. I. Abſchn . V. )

S. 1133. Alle Schenkungen , die , es ſey an


Ehegatten oder andere, früher als Dren Jahre
vor eröffnetem Concurſe rechtsgültig erfolgt ſind,
können von den Gläubigern unter keinerley Vor:
wande angefochten werden.
7 ) ben S. 1134. Sobald ein wirklicher rechtsgültiger
Schenkuns
gen von Schenkungs vertrag vorhanden iſt , macht es in
Codes wes Anſehung der Rechte des Geſchentnehmers, und
gen ,
der Befugniß des Geſchenkgebers zum Widerrufe,
keinen Unterſchied , wenn gleich das Geſchäft eine
Schenkung von Todes wegen genannt , oder die les
bergabe bis nach dem Ableben des Geſchenkgebers
verſchoben wäre.

g. 1135. Hat aber der legtere fich den Widers


ruf bis zu ſeinem Tode ausdrücklich vorbehalten ,
ſo hat der Geſchenknehmer , wenn kein Widerruf
erfolgt iſt , dennoch , wegen eines folchen Geſchenks,
auf den Nachlaß nur eben die Rechte, wie ein
legatarius.

$. 1136. Iſt ein Schenkungsvertrag unter der


Bedingung , wenn der Geſchenkgeber eine bevor:
ſtehende Todesgefalır nicht überleben würde,
geſchloſſen worden: ſo verliert der Vertrag feine
Wirkſamkeit , ſobald der Schenkende die Gefahr
überlebt.

S. 1137. Ein ſolches Geſchenk kann- dager,


wenn es gleich ſchon wirklich übergeben worden,
nicht nur von dem Geſchenkgeber , ſondern auch ,
wenn dieſer erft nach überlebter Gefahr auf andre
Urt geſtorben iſt, von ſeinen Erben widerrufen
werden .

S. 1138
Von Schenkungen. 419

$. 1138. Uuch wenn eine inſtehende Todesges


fahr nur der Anlaß oder Bewegungsgrund der
Schenkung geweſen iſt , kann der Geſchenkgeber,
nach überſtandener Gefahr, dieſelbe wiederrufen.

S. 1139. Die Erben des Geſchenkgebers hin :


gegen ſind in dieſem Falle zu einem Widerrufe , den
der Erblaſſer noch nicht rechtlich erklärt katte, nicht
berechtigt.

$. 1140. Ein bloßer durch die Uebergabe noch 8) megen


nicht vollzogener Schenkungsvertrag fann wider: nachgebor:
ner Stiuder.
rufen werden : wenn der Schenkende nachher Kin:
der erhält ; oder die für verloren geachteten wie:
derfindet.

S. 1141. Sft aber das verſprochene Geſchenk


rrirklich übergeben worden , ſo findet bloß aus dies
ſem Grunde kein Widerruf deſſelben ſtatt.

S. 1142. Sit der Widerruf einmal geſchehen , ſo


wird derſelbe dadurch , daß die Kinder nachher
wieder vefſtorben ſind, nicht unkraftig.

ſ. 1143. Waren ſchon vor der Schenkung Kin


der vorhanden , fo berechtigt die Vermehrung this
rer Anzahl der Schenkenden nicht zum Widerrufe
des Vertrages ..

S. 1144. Dagegen macht es keinen Unters


ſchied : ob dem kinderloſen Geſchenkgeber ,
nach
der Schenkung , nur Ein oder mehrere Kinder ge
boren werben ..

Sa 1145. Unter dem Ausbruce : Kinder ,, wer:


den alle Deſcendenten aus einer Ehe zur rechten
Hand verſtanden , in ſo fern ihnen nach den Ges
ſeßen ein Pflichttheil aus dem Nachlaſſé des . Ges.
fchenkgebers gebühren würde .

S 1146.
420.. Erſter Theil. Eilfter Titel.

$. 1146. 06 Kinder durd, Heburt oder Legiti


mation dieſe Rechte ehelicher Deſcendenten erlangt
haben, macht keinen Unterſchied.

S: 1147. Dagegen giebt die von dem Geſchenk


geber geſchehene Uooption ' eines Fremden erſterem
noch kein Recht zum Widerrufe.

S. 1148. Mütter können auch wegen folcher nach


gebornen Kinder , die nicht aus einer Ehe zur rech
ten Hand erzeugt worden A : fich des Rec ;ts jum
Widerrufe bedienen .
1 S. 1149. Geſchenke, welche jemand ſeinen Ver
wandten in aufſteigender linie , ingleichen feinen
außer einer Ehe zur rechten Hand erzeugten Kin .
Dern , an ſich rechtsgültig verſprochen oder gegeben
1
hat , kann er bloß darum , weil ihm nachher Des.
ſcendenten aus einer Ehe zur rechten Hand gebos.
ren worden, nicht widerrufen .
$ . 1150. Die Fiinder des Geſchenkgebers, wel:
cher bey ſeiner Lebenszeit von der Befugniß zum
Widerrufe , wegen nachgeborner Kinder , keinen
Gebrauch gemacht hat , find dazu blos in ſo
fern berechtigt , als ſie nach §. 1113 1116
durch die Schenkung in Plichttheile verkürzt ſeyn
würden .

9) wegett Q. 1151. Wegen groben Undanks des Beſchenk:


des Uns
ten kann der Geber nicht allein die Vollziehung des
danks,
Geſchenks verſagen , ſondern auch, das bereits Gege:
bene zurůckfordern .
. 1152. Für einen groben Undank iſt es anzu :
fehn , wenn der Empfänger den Geber vorſeßlich
oder aus grobem Verſehen getödtet , verwundet,
geſchlagen , oder ſonſt defien leben oder Geſund
beit in Gefahr gebrad )t hat.
$ . 1153. Eine dem Schenfenden von dem Bes

ſchenfnehmer zugefügte Ehrenkrankung , welche


nach
Von Schenkungen . 421

nach gefeßlicher Beſtimmung für eine grobe oder


ſchwere Injurie 311 achten iſt , begründet eben:
falls ,ſie mag übrigens zu den unmittelbaren ,
oder nur zu den inittelbaren Snjurien gehören,
IN den Widerruf wegen Undanks ( CH. II. Tit. xx .
Abſchn . IX .)
S. 1154. Ein Gleiches findet ftatt, bey Bechyås
digungen am Vermogen , die der Beſchenkte aus
Bosheit , oder unerlaubtem Eigennuke , dem Ben
ſchenkgeber zugefügt hat.
S. 1155. Es macht daben keinen Unterſchiede
!
wenn gleich die Befchädigung durch einen Zufall, 1
ohne Zuthun des Undankbaren , abgewendet , oder
unwirkſam gemacht worden .
S. 1156. In alten Fålleu aber kann der, wels
cher bloß das Recht der Selbſtvertheidigung
ausübt , für einen Undankbaren nicht angeſehen
werden .

$ . 1157. Ein tindanf , welchen der Geber felbft


nicht gerüget hat , giebt ſeinen Erben ein Recht zum
Widerrufe nur alsdann ; wenn der Schenkende
durch den Andern ſein Leben , oder den Gebrauch
ſeiner Verſtandeskråfte verloren hat.
S. 1158. Hat jedoch der Schenkende feinen Wiſ:
fen , das Geſchenk zu widerrufen , ſchon gerichtlichy
erklärt : ſo können ſeine Erben die Sache gegen
den undankbaren Geſchenknehmer auch nach ſeinem
Code fortſeken.
S. 1159. Eine dergleichen außergerichtliche.Er
klärung hat mit der gerichtlichen gleiche Wirkung,
fobald erhellet, daß ' der Erblaſſer , den Undank ges
richtlich zu rügen , nur durch den Tod verhindert
worden .
S. 1160. Wenn einer. Corporation etwas ge's
fchenkt worden , ſo kann das Geſchenk, wegen
20.3 ells
422 Erſter Theil. Eilfter Sitel .

eines Undanks deſſen ſich die Vorſteher oder die


gegenwärtigen Mitglieder ſchuldig gemacht haben ,
nicht widerrufen werden .

S. 1161. Doch kann der Schenkende den Belei:


digern , für işre Perſonen , diejenigen Vortheile
entziehen , welche ſie ſonſt aus der Schenkung wür:
den genoſſen haben.
Algemeine $ . 1162. Eine vor oder ben der Schenkung,
Ngell
vom Wis oder auch hey der Uebergabe , geſchehene Entſa :
derrufe. gung des Rechts zum Widerrufe, hindert, wenn
fie auch eidlich beſtårkt worden , dennoch weder den
Schenkenden , noch deſſen Erben , an der Ausů .
bung deſſelben .
S. 1163. Hiervon iſt allein der Fall eines wes
gen angeblichen Uebermaaßes der Schenkung un
ternommenen Widerrufs, nach den nähern Beſtim :
mungen & 1094-1096. angenommen .
S. 1164. So weit der Wiederruf gegen den Bes
ſchenkten ſtatt findet , ſo weit müſſen auch deffen
Erben ſich denfelben gefallen laſſen.
L. 1165. Doch ſind, in allen Fällen , der Bes
ſchenkte und deſſen Erben zur Wiedererſtattung:
nur ſo weit verpflichtet: als fich, die geſchenkte Sa:
che , zur Zeit des Widerrufs , noch in dem Prr: 1
inogen ohne Nachlaſſe befindet ; oder dieſe durch
den daraus gelóſeten Werth noch wirklich reicher
find.
S. 1166. Bis zur gerichtlichen Erklärung des
4
Widerrrufs iſt der Beſchenkte als ein redlicher Bes
fißer anzuſehen.
S. 1167. Nur in dem Falle eines Widerrufs
wegen Undanks überkommt der Geſchenknel
mer von dem Augenblicke der begangenen Uns
dankbarkeit , alle Pflichen und laſten eines unred :
lichen Befißers .
Sa 1168
Von Schenkungen . 423

S. 1168. Wenn der Geſchenkgeber eine zum


Geſchenke verſprochene aber noch nicht wirklich ges
gebene beſtimmte Sache, vor der Uebergabe vers
jehrt, veråußert oder vernichtet; ſo iſt dieſes får
einen ſtilſchweigenden Widerruf des Schenkungs
verſprechens zu achten.
S. 1169. Wird durch eine Schenkung eine løb: Von belofte
liche Handlung , oder ein geleiſteter wichtiger Schenfuns
Dienft vergolten ; ſo heißt folches ein belohnendes gen .
Geſchenk.
Si 1170. Der Widerruf eines wirklich gegebe:
nen belohnenden Geſchenks findet nur wegen Ue:
bermaaßes , nach den g . 1091. 199. vorgeſchriebenen
nåhern Beſtimmungen ſtatt.
$. 1171. Sobald jedoch eine der andern geſeks
lichen Urſachen zum Widerrufe einer bloßen Schen
kung eintritt, iſt der Geſchenknehmer ſchuldig , die
löbliche Handlung oder den geleiſteten Dienſt,
welche durch das erhaltne Geſchenk Haben belohnt
werden ſollen , beſtimmt anzugeben und nachzur
weiſen .

§. 1172. Kann oder will er dieſes nicht; ſo iſt


auch eine ſolche Schenkung dem Widerrufe , gleich
jeder andern , unterworfen.
Q. 1173. Ein Schenkungsvertrag, wodurch ein
belohnendes Geſchenk bloß verſprochen wird , erfors
dert zu ſeiner Gültigkeit ein ſchriftliches Inſtru:
ment , in welchem die Handlung, oder der Dienſt,
die durch das Geſchenk belohnt werden ſollen , bes
ſtimmt angegeben ſind.

S. 1174. Iſt dieſe Form nicht beobachtet, ſo


wird das Geſchenk niche als ein belohnendes ; ſons
dern nur als ein ſolches , welches aus bloßer Fren
gebigkeit verſprochen worden , angeſehen und be:
urtheilt.
$. 1175.
424 Erſt. Th. Eilft
. Tit. Von Schenkung.

! S. 1175. Dagegen kann , ben geßörig beobach


teter Form , das Derſprechen einer belohnenden
Schenkung , außer dem Falle des Uebermaaßes
( S. 1091.) nur alsdann zurückgenommen werden,
wenn ausgemittelt wird , daß der Beſchenkte die
Handlung nicht gethan , oder den Dienſi nicht ges
Teiſtet habe .

$ . 1176. Auch ber belohnenden Schenkun


gen finden die Vorſchriften g. 1076 $ 1087. Ans
wendung
S. 1177. Wenn vor geleiſtetem Dienſte oder
• vor unternommener Handlung , etwas über die
Belohnung dafür verabredet worden ; ſo iſt das
Geſchäft, wenn es auch eine Schenkung genannt
wåre , dennoch nicht nach den Vorſchriften des
gegenwårtigen , ſondern des vorhergehenden Abe
Khnitts zu beurtheilen.
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Princeton University Library

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