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Kurt Marti: Neapel sehen.

(1960) Kurzgeschichte (die Gattung – die Textsorte)

Begriffe, die man bei der Interpretation gebrauchen könnte:

→Entfremdung (f, – en)

→sich jemandem/etwas Dat. durch etwas Akk. entfremden

z.B.: sich selbst durch die Arbeit entfremden → durch die Arbeit entfremdet wirken

→Verdinglichung (f, –en)= die Betrachtung des Menschen als unpersönliches Objekt.

→jemanden verdinglichen= als ein Teil der Maschinen darstellen

→Aussöhnung (f, –en)

→sich mit Dat. etwas/jemandem aussöhnen

→eine Chance zur Aussöhnung bekommen

z.B.: sich mit dem Leben aussöhnen

→etwas Dat. nachgehen= sich Dat. widmen

z.B.: dem normalen Tagesablauf nachgehen

→(nicht) in der Lage sein

→Sehnsucht jemandem/etwas Dat. gegenüber entwickeln

→durch den Abriss der Bretterwand schauen → einen gewohnten Ausblick genießen

Über den historischen Hintergrund:

Wachsender Wohlstand und abnehmende Arbeitszeit verändern langsam das Freizeitverhaltender


Westdeutschen. Obwohl der Hang zur Häuslichkeit in den 50er Jahren noch dominiert, steigt die
Nachfrage nach Ferienreisen ständig. 1960 verreist bereits ein Drittel der westdeutschen Bevölkerung.
Viele Bundesbürger träumen von fernen Ländern. An der Spitze der Wunschskala steht ein Besuch
Italiens. Mitte der 50er Jahre reisten bereits 4,5 Millionen Deutsche dorthin. „Neapel sehen und
sterben“ ein Ausspruch Homers aus der Antike, um die Einmaligkeit dieser Stadt zu umschreiben-
aufgegriffen von berühmten Persönlichkeiten vieler Jahrhunderte- ein Ausspruch, elliptische von Kurt
Marti verwendet, scheint auf diese Schönheit Italiens hinzuweisen. Ein Ausspruch, der Urlaub, Wärme
und Entspannung assoziiert. Doch meint der Autor dies auch so?
Die Zeit um 1960 war bestimmt durch das Wirtschaftswunder: in diesem Zeitabschnitt herrschte ein
starker Mangel an Arbeitskräften. Auch die einfachen Menschen hatten Arbeit ohne Ende, konnten ihre
Familien ernähren und sich eine Existenz aufbauen. Die Chance einen gewissen Wohlstand erreichen zu
können, hatte aber auch eine Kehrseite, nämlich, dass der Bezug zu sich selbst und zu anderen
Menschen vor lauter Arbeit und Anschaffen von Haus und anderen Dingen verlorenzugehen drohte.

Über den Titel:

Anspielung auf die ursprünglich italienische Redensart, die besagt: „Neapel sehen und dann sterben“:
„vedi napoli e poi muori“ - ein Wortspiel der Italiener, denn Muori ist eine kleine Stadt hinter Neapel.
Gleichzeitig bedeutet muori: sterben. Also: Wer so etwas Schönes gesehen hat wie die im Sonnenlicht
liegende Stadt Neapel, der kann getrost sterben.

1. Bestimmen Sie das Thema des Textes; geben Sie den Inhalt mit eigenen Worten wieder.
2. Wie kann man den Text aufgliedern/aufteilen? (Warum hat der Protagonist die Bretterwand
erbaut? Was wäre der Wendepunkt der Geschichte?)
3. Wie kann man den Titel interpretieren?
4. Welche Rolle spielen die Anaphern „er hasste“?
5. Wie kann man den Text interpretieren? Welche Gedanken wollte der Autor umsetzen?

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