Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
MODUL 9
Arbeitsschutzprodukte
für unterschiedliche Gefahren-
quellen
INHALT
5. Tragezeitbegrenzung 204
6. Arbeitsmedizin 204
191
Sicherheitsbeauftragter Online
1. GESETZLICHE GRUNDLAGEN
a. Anforderungen an PSA
Seit 21.04.2018 ist eine neue europäische Verordnung zur Persönlichen Schutzausrüs-
tung in Kraft getreten: Die EU-Verordnung 2016/425 des Europäischen Parlaments und
192
Modul 9
des Rates von 9. März 2016, kurz PSA-Verordnung oder PSA-VO genannt. Sie ersetzt
die bis dahin gültige PSA-Richtlinie 89/686. Diese Verordnung enthält genaue Bestim-
mungen zum Herstellen, Kennzeichnen und Inverkehrbringen von PSA und betrifft da-
her Hersteller, Importeure, Händler und auch Anwender von PSA. Sie wird konkretisiert
durch das PSA-DG (PSA-Durchführungsgesetz), das ProdSG (Produktsicherheitsge-
setz) und diverse DIN-Normen. So definiert beispielsweise die DIN EN 374 die Anforde-
rungen an Schutzhandschuhe gegen Chemikalien, die DIN EN 388 an Schutzhandschu-
he gegen mechanische Risiken und die DIN EN 207 an Filter und Augenschutzgeräte
gegen Laserstrahlung. Weitere werden dir im Lauf dieses Lernmoduls genannt.
Die wichtigsten Forderungen der PSA-VO werden dir nun vorgestellt.
Gemäß PSA-VO Anhang I wird PSA in drei Kategorien unterteilt: PSA der Kategorie I
umfasst ausschließlich geringfügige Risiken, wie Berührung von Oberflächen bis zu
einer Temperatur von 50 °C. PSA der Kategorie III umfasst ausschließlich Risiken,
die zu schwerwiegenden Folgen wie Tod oder irreversiblen Gesundheitsschäden
führen können. Hierunter versteht man beispielsweise PSA gegen biologische Ar-
beitsstoffe, Absturz, Stromschlag, Ertrinken, Lärm oder PSA gegen Schnittverlet-
zungen durch Kettensägen. PSA, die weder zu Kategorie I noch Kategorie III gehört,
fällt in Kategorie II.
Jede PSA ist entsprechend den Risikokategorien nach Anhang I der PSA-Verordnung (EU) 2016/425
einzustufen. Die Kategorisierung wird nach dem Risiko vorgenommen, vor der eine PSA schützen
soll. Dabei werden folgende drei Kategorien unterschieden:
Kategorie II umfasst Risiken, die nicht unter Kategorie I oder Kategorie III aufgeführt sind. Jede
PSA, die nicht der Kategorie I und III unterliegen, sind automatisch Kategorie II.
Kategorie III umfasst ausschließlich die Risiken, die zu sehr schwerwiegenden Folgen wie Tod oder
irreversiblen Gesundheitsschäden führen können
Im Unterschied zur PSA-Richtlinie ist die Risikokategorie III um die fünf Risiken Ertrinken, Schnitt-
verletzungen durch handgeführte Kettensägen, Hochdruckstrahl, Verletzungen durch Projektile oder Abb. 1
Messerstiche und schädlicher Lärm erweitert worden. Das bedeutet, dass PSA die gegen diese
Unterteilung
Risiken schützen, ebenfalls das strengste Konformitätsbewertungsverfahren durchlaufen müssen.
von PSA in drei
Kategorien
193
Sicherheitsbeauftragter Online
• Konformitätsbewertungsverfahren
PSA der Kategorie I wird vom Hersteller selbst einer internen Fertigungskontrolle
unterzogen.
Bei PSA der Kategorie II muss ein Entwurf oder ein Muster einer Baumusterprüfung
durch
L 81/76
eine notifizierte
DE
Stelle unterzogen werden. Eine „notifizierte Stelle“ im Sinne
Amtsblatt der Europäischen Union 31.3.2016
anhand des
1.2.1.2. MustersOberflächenzustand
Angemessener feststellt, dass die
jedes Teils einerPSA die
PSA, das mit Anforderungen
dem Nutzer in Berührungder PSA-Verord-
kommt
nung erfüllt.
Die Teile einer PSA, die mit dem Nutzer während der Tragedauer in Berührung kommen oder kommen können,
dürfen keine Unebenheiten, scharfen Kanten, Spitzen usw. aufweisen, die eine übermäßige Reizung oder
Verletzungen hervorrufen könnten.
Die PSA der Kategorie III wird am strengsten überwacht. Neben der Baumusterprü-
fung 1.2.1.3.
werden zusätzlich
Höchstzulässige nochdesProduktprüfungen
Behinderung Nutzers oder Qualitätssicherungsmaßnah-
men durchJede eine notifizierte Stelle durchgeführt.
durch die PSA hervorgerufene Behinderung bei den durchzuführenden Handlungen, den einzunehmenden
Körperhaltungen sowie bei der Sinneswahrnehmung ist auf ein Mindestmaß zu beschränken. Außerdem darf die
Nutzung von PSA nicht zu Handlungen führen, die den Nutzer gefährden könnten.
Die Baumusterprüfbescheinigungen gelten für jeweils 5 Jahre, anschließend muss
die Konformität
1.3. mit den
Bequemlichkeit Vorgaben der EU-Verordnung erneut überprüft werden.
und Effizienz
beiliegen oder die Gebrauchsanleitung muss den Hinweis auf die Internet-Adresse
enthalten,
1.3.3. unter der unterschiedlicher
Kompatibilität die Konformitätserklärung eingesehen
Arten von PSA, die zur gleichzeitigen werden
Nutzung bestimmt kann.
sind
Werden vom selben Hersteller mehrere PSA-Modelle unterschiedlicher Art, die zum gleichzeitigen Schutz
Diese Gebrauchsanleitung enthält, neben dem Hinweis auf die Konformitätserklä-
benachbarter Körperteile bestimmt sind, in Verkehr gebracht, müssen diese PSA-Modelle untereinander
kompatibel sein.
rung, Namen und Adresse des Herstellers und weitere Angaben beispielsweise zur
Verwendung, Aufbewahrung,
1.3.4. Schutzkleidung Zubehör,
mit abnehmbaren Protektoren Überprüfung, Schutzklassen und geeignete
Verpackung der PSA.mit abnehmbaren Protektoren stellt eine PSA dar und ist im Rahmen eines Konformitätsbewer
Schutzkleidung
tungsverfahren als eine Kombination zu bewerten.
Die vom Hersteller mit den PSA auszuhändigende Anleitung muss neben dem Namen und der Anschrift des
Herstellers alle zweckdienlichen Angaben zu folgenden Punkten enthalten:
a) Anleitungen für Lagerung, Nutzung, Reinigung, Wartung, Überprüfung und Desinfizierung. Die vom
Hersteller empfohlenen Reinigungs-, Wartungs- oder Desinfizierungsmittel dürfen bei vorschriftsmäßiger
Verwendung keine schädliche Wirkung auf die PSA oder den Nutzer haben;
b) die Leistungen der PSA, die bei entsprechenden technischen Prüfungen zum Nachweis des Schutzgrades oder
der Schutzklassen erzielt wurden;
194
Modul 9
c) gegebenenfalls Zubehör, das mit der PSA verwendet werden darf, sowie die Merkmale der passenden
Ersatzteile;
d) gegebenenfalls die den verschiedenen Risikograden entsprechenden Schutzklassen und die entsprechenden
Verwendungsgrenzen;
e) gegebenenfalls den Monat und das Jahr oder die Verfallzeit der PSA oder bestimmter ihrer Bestandteile;
f) gegebenenfalls die für den Transport geeignete Verpackungsart;
g) die Bedeutung etwaiger Kennzeichnungen (siehe Nummer 2.12);
h) das Risiko, vor dem die PSA schützen soll;
i) die Fundstelle der vorliegenden Verordnung und gegebenenfalls die Fundstellen anderer Harmonisierungs
rechtsvorschriften der Union;
j) Name, Anschrift und Kennnummer der notifizierten Stelle(n), die an der Konformitätsbewertung für die PSA
beteiligt war(en);
k) die Fundstellen der verwendeten einschlägigen harmonisierten Norm(en), einschließlich des Datums der
Norm(en), oder die Fundstellen sonstiger verwendeter technischer Spezifikationen;
l) die Internet-Adresse, über die die EU-Konformitätserklärung zugänglich ist. Abb. 2
Die Informationen nach den Buchstaben i, j, k und l müssen nicht in der vom Hersteller ausgehändigten Produktkennzeich-
Anleitung enthalten sein, wenn die EU-Konformitätserklärung der PSA beiliegt.
nungen
2. ZUSÄTZLICHE GEMEINSAME ANFORDERUNGEN FÜR MEHRERE ARTEN VON PSA
Sehr 2.1.
wichtigPSA sind auch Angaben zur Gebrauchs- oder Lebensdauer der PSA, wäh-
mit Verstellsystem
tausch,
2.2. weshalb
PSA, die dieHerstellungs- oderumhüllen
zu schützenden Körperteile Verfalldatum angegeben sein müssen. Weiter
muss das Produkt selbst mit dem CE-Kennzeichen und der Adresse des Herstellers
Die PSA muss so entworfen und hergestellt werden, dass die Transpiration während des Tragens möglichst
versehen sein, wenn ausreichend Platz vorhanden ist.
gering ist. Andernfalls muss sie mit Ausrüstung versehen sein, die den Schweiß absorbiert.
195
Sicherheitsbeauftragter Online
Die Vorschriften zur betrieblichen Verwendung von PSA ergeben sich vor allem aus
dem ArbSchG (Arbeitsschutzgesetz), der PSA-BV (PSA-Benutzungsverordnung) und
der DGUV-V 1 (DGUV-Vorschrift 1) und richten sich an Arbeitgeber und Beschäftigte.
Weiter gibt es diverse DGUV-Regeln, -Grundsätze und -Informationen zu Auswahl, Be-
nutzung, Prüfung oder Unterweisung von PSA, wie die DGUV-R 112-992 Benutzung von
Augen- und Gesichtsschutz oder die DGUV-I 212-515 Persönliche Schutzausrüstung.
Einige wirst du später noch genauer kennenlernen.
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, für die Sicherheit und Gesundheit seiner Beschäf-
tigten zu sorgen. Daher muss er bei Bedarf eine PSA zur Verfügung stellen, wenn
Gefährdungen technisch oder organisatorisch nicht verhindert werden können.
Diese PSA muss so beschaffen und ausgeführt sein, wie es gesetzlich vorgeschrie-
ben ist. In die Auswahl der PSA müssen Beschäftigte einbezogen werden – nur so
ist sichergestellt, dass die Beschäftigten ihre PSA akzeptieren und tragen. Der Ar-
beitgeber ist allerdings nicht verpflichtet, Sonderwünsche zu Farbe, Komfort oder
Ähnlichem, die über die erforderliche Schutzwirkung hinaus gehen, zur Verfügung
zu stellen und die Kosten dafür zu tragen. PSA ist – wie der Name schon sagt –
eine persönliche Ausrüstung und sollte daher von nur einer Person benutzt werden
sollte. Ansonsten muss dafür gesorgt sein, dass sie hygienisch einwandfrei gerei-
nigt oder desinfiziert werden kann. Selbstverständlich muss PSA richtig passen,
beispielsweise sollten Schutzbrillen von Brillenträgern über der Korrektionsbrille
getragen werden können oder Handschuhe nicht zu groß sein. Außerdem muss der
Arbeitgeber auch dafür sorgen, dass die PSA von den Beschäftigten bestimmungs-
gemäß genutzt wird und eventuelle Tragzeitbegrenzungen eingehalten werden –
mehr hierzu später. Der Arbeitgeber muss darüber unterweisen, wie PSA sicher-
heitsgerecht benutzt wird und Benutzerinformationen zur Verfügung stellen - für
PSA der Kategorie III gegen tödliche Gefahren oder bleibende Gesundheitsschäden
sind sogar praktische Übungen vorgeschrieben. In der Verantwortung des Arbeit-
gebers liegt es, PSA unter Umständen warten, reparieren oder prüfen zu lassen, zu
ersetzen und ordnungsgemäß zu lagern.
Die Beschäftigten sind im Gegenzug dazu verpflichtet, die erhaltene PSA pfleglich
zu behandeln und bestimmungsgemäß zu benutzen. Sie müssen regelmäßig über-
prüfen, ob sich ihre PSA noch in ordnungsgemäßen Zustand befindet und müssen
eventuelle Mängel ihrem Vorgesetzten oder Arbeitgeber melden.
196
Modul 9
PSA muss von den Beschäftigten immer dann getragen werden, wenn eine Gefährdung
durch technische und organisatorische Maßnahmen nicht ausreichend verhindert wer-
den kann. Doch wie weißt du nun konkret, wann und welche PSA getragen werden
muss?
Verbotszeichen
Warnzeichen
Gebotszeichen
Rettungszeichen Abb. 4
Sicherheits-
kennzeichnung
nach der
ASR A 1.3 bzw.
Brandschutzzeichen DIN EN ISO 7010
mit Beispielen
197
Sicherheitsbeauftragter Online
Anhang 3
Sicherheitszeichen – Gebotszeichen
Gebotszeichen
M021 Vor Wartung oder Reparatur freischalten
Eine Maschine oder Einrichtung, die nicht über
einen Stecker mit der Hauptleitung verbunden ist,
Bedeutung
muss vor Wartung oder Reparatur von jeglicher
Energiequelle freigeschaltet werden.
Das Zeichen zielt darauf ab, dass Beschäftigte bei
der Durchführung von Wartungs- oder Reparatur-
Gefahr arbeiten vor Gefahren durch laufende oder anlau-
fende Maschinen oder Einrichtungen geschützt
sind.
Maschinen oder Einrichtungen sollen vor der
Durchführung von Wartungs- oder Reparaturarbei-
ten von der Energiezufuhr getrennt werden, wenn
Erwünschtes
die mit den Arbeiten betrauten Beschäftigten
Verhalten
ansonsten durch laufende oder unerwartet anlau-
fende Maschinen/Einrichtungen gefährdet wer-
den können.
Hinweis(e)
Das Zeichen wird eingesetzt um zu verhindern, dass Beschäftigte bei Wartungs- und Reparaturarbeiten
durch die Antriebsenergie einer Maschine/Anlage oder unerwartete/unerwünschte Bewegungen von
Maschinen-/Anlageteilen gefährdet werden können.
Beispiele für mögliche Kombinationen
Sicherheitszeichen – Gebotszeichen
ISO 7010-M007
ISO 7010-M001 Weitgehend
Allgemeines Gebotszeichen lichtundurchlässigen
Augenschutz benutzen
198
ISO 7010-M003 ISO 7010-M009
Gehörschutz benutzen Handschutz benutzen
Modul 9
Sicherheitszeichen – Gebotszeichen
ISO 7010-M021
ISO 7010-M015
Vor Wartung oder Reparatur
Warnweste benutzen
freischalten
Sicherheitszeichen – Gebotszeichen
ISO 7010-M031
ISO 7010-M027
Schutzhaube der
Absperrung prüfen
Tischkreissäge benutzen
199
Sicherheitsbeauftragter Online
ISO 7010-M031
ISO 7010-M027
Schutzhaube der
Absperrung prüfen
Tischkreissäge benutzen
b. Unterweisung
Vor Aufnahme einer Tätigkeit und später in regelmäßigen Abständen muss der Ar-
beitgeber eine Unterweisung abhalten. Beschäftigte werden hier in die Lage versetzt,
Sicherheits- und Gesundheitsgefährdungen bei ihrer Tätigkeit zu erkennen und diese
durch sicherheitsgerechtes Verhalten zu vermeiden. Wenn eine PSA erforderlich ist,
um eine Tätigkeit sicher ausführen zu können, muss dies im Rahmen der Unterweisung
vermittelt werden. So kann der Arbeitgeber beispielsweise anordnen, dass beim Ver-
dünnen eines Reinigungskonzentrats eine Schutzbrille und Schutzhandschuhe getra- 35
gen werden müssen, damit keine Spritzer ins Auge oder an die Haut gelangen. Obwohl
es sich um eine Anordnung handelt, sollte sichergestellt sein, dass die Beschäftigten
diese verstehen und auch akzeptieren. Die Benutzung von PSA der Kategorie III muss
nicht nur unterwiesen, sondern sogar geübt werden.
c. Betriebsanweisung
200
Modul 9
Abb. 6
Betriebsanweisung
Gefahrstoffe
Bei der Benutzung von Arbeitsmitteln kann eine PSA erforderlich sein. So enthalten die
Gebrauchs- oder Bedienungsanleitungen der Hersteller häufig Hinweise, wann und in
welchen Situationen eine PSA zu tragen ist! Besteht beispielsweise die Gefahr, dass
trotz Schutzeinrichtung Staub oder Späne austreten und ins Auge gelangen können,
muss eine Schutzbrille getragen werden.
201
Sicherheitsbeauftragter Online
e. Arbeitsmittel
f. Arbeitsbereich
Auch ganze Arbeitsbereiche können mit einem oder mehreren Piktogrammen gekenn-
zeichnet sein. So sind beispielsweise Maschinenhallen oft komplett als Lärmbereiche
mit Gehörschutz-Piktogramm gekennzeichnet. Vielleicht hast du auch schon einmal
an der Zufahrt einer Großbaustelle ein Sicherheitsbanner gesehen, das Gebots-, aber
auch Warn- und Verbotszeichen zeigt.
Es gibt allerdings auch Situationen, in denen es eine Gefahr darstellt, wenn eine PSA
getragen wird! So dürfen zum Beispiel keinesfalls Handschuhe getragen werden, wenn
mit Maschinen gearbeitet wird, an denen Teile schnell rotieren. Dies kann beispiels-
weise an älteren Bohr- oder Fräsmaschinen der Fall sein.
Abb. 7
Verboten: Bohren
mit Handschuhen
und ohne Siche-
rung gegen Her-
umschlagen (Bild
nachgestellt)
Handschuhe können hier sehr leicht erfasst werden, sich verhaken und eingezogen
werden! Häufig sind schwere Verletzungen die Folge, wie Quetschungen, Knochen-
brüche oder gar abgerissene Finger. Daher untersagt die DGUV 209-066 Handschuhe
202
Modul 9
beim Arbeiten an offen rotierenden Teilen. Häufig ist dies durch das Verbotszeichen
P028 kenntlich gemacht
ISO 7010-P034
ISO 7010-P015 ISO 7010-P022 ISO 7010-P028
Nicht zulässig
Hineinfassen verboten Essen und Trinken verboten Benutzen von
für Freihand- und
Handschuhen verboten
handgeführtes Schleifen
ISO 7010-P026
DIN 4844-2/ISO 7010
Abb. 8
Verbot, dieses Gerät in der ISO 7010-P032
ISO 7010-P019 D-P023
Aufsteigen verboten
Badewanne, Dusche oder
über mit Wasser gefülltem
Nicht zulässig für
Seitenschleifen
Hinter den Schwenkarm Schutzein-
Becken zu benutzen treten verboten
richtungen
Doch nicht nur Schutzhandschuhe, sondern auch lose hängende Hemdsärmel, Krawat-
24 25
ten, Haare oder Schmuckstücke können eingezogen werden und dadurch zu Verletzun-
gen führen! Hierfür gibt es allerdings keine offiziellen Piktogramme.
Die Frage, ob Handschuhe getragen werden müssen oder nicht getragen werden dür-
fen, muss der Arbeitgeber im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung unter Berücksichti-
gung seiner Schutzziele beantworten.
Auch einige Arten von PSA müssen einer Prüfung unterzogen werden – doch Achtung,
es handelt sich nicht um Arbeitsmittel nach der BetrSichV (Betriebssicherheitsverord-
nung)! Nach der PSA-BV muss der Arbeitgeber für die sichere Funktion der PSA sor-
gen. PSA muss ordnungsgemäß gelagert, gewartet, repariert oder eventuell ersetzt
werden. Ob und in welchem Umfang Prüfungen notwendig sind, kann man aus den
Herstellerangaben oder spezifischen DGUV-Publikationen erfahren. So fordert bei-
spielsweise die DGUV-R 112-190 Wartungen, Instandhaltungen und Prüfungen von
Atemschutzgeräten durch eine befähigte Person, die über entsprechende Sachkennt-
nis sowie erforderliche Werkzeuge und Messgeräte verfügt. Weiter werden bewährte
Prüffristen empfohlen. Besonders wichtig sind Prüfungen auch bei lebensrettender
PSA wie persönlichen Absturzschutzeinrichtungen. Hierzu zählen beispielsweise Per-
sönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz (PSAgA) oder Ausrüstungen zum Retten
aus Höhen und Tiefen. Diese müssen laut DGUV Regel 112-198 einer Sichtprüfung vor
jeder Benutzung durch den Benutzer unterzogen werden. Darüber hinaus muss, je nach
Einsatzbedingungen, mindestens alle 12 Monate eine Prüfung durch eine sachkundige
203
Sicherheitsbeauftragter Online
Person durchgeführt werden. Als Sachkundig gelten Personen, die nach dem DGUV
Grundsatz 312-906 speziell für diese Prüfung ausgebildet wurden und die einschlägi-
gen Normen kennen. Ob du als Sicherheitsbeauftragter Prüfungen für PSA vornehmen
kannst, richtet sich danach, ob du über die jeweils geforderte Qualifikation verfügst.
5. TRAGEZEITBEGRENZUNG
Persönliche Schutzausrüstung stellt einen Schutz gegen Risiken dar, kann aber auch
selbst zum Risiko werden! So kann zum Beispiel das Eigengewicht der PSA, aber auch
ein Wärmestau und eine damit verbundene Schweißbildung zu einer Belastung und
Gesundheitsgefährdung führen. Zum Schutz der Benutzer gegen übermäßige Belas-
tungen oder Gefährdungen wurden daher für einige Arten von PSA Tragezeitbegren-
zungen festgelegt.
Diese regeln, wie häufig und wie lange pro Arbeitsschicht eine PSA getragen werden
darf und wie lange die Erholungszeiten zwischen dem Tragen sein müssen. Solche
Tragezeitbegrenzungen sind insbesondere bei Atemschutzgeräten oder Wetter- oder
Chemikalienschutzkleidung, unter denen sich Feuchtigkeit und Körperwärme stauen
können, von Bedeutung. Später wirst du einige kennenlernen.
6. ARBEITSMEDIZIN
Aus Modul 6 weißt du noch, dass Arbeitgeber für ihre Beschäftigten nach der ArbMed-
VV (Arbeitsmedizinische Vorsorgeverordnung) unterschiedliche Vorsorgen organisie-
ren müssen, die durch Arbeitsmediziner durchgeführt werden: Angebotsvorsorgen
für bestimmte gefährdende Tätigkeiten, Pflichtvorsorgen für bestimmte besonders
gefährdende Tätigkeiten und Wunschvorsorgen für alle Tätigkeiten, bei denen eine
Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann. Zweck der Vorsorgen ist
es, arbeitsbedingte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu verhüten. So erfor-
dern das Tragen von Atemschutzgeräten oder die Durchführung hautbelastender Tä-
tigkeiten, zu denen das Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen zählt, eine
arbeitsmedizinische Vorsorge, um sicherzustellen, dass die Beschäftigten durch das
Tragen der PSA keinen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind.
204
Modul 9
Wie du weißt, gibt es PSA gegen die unterschiedlichsten Risiken. Für diese gelten,
neben den oben ausgeführten gesetzlichen Regelungen, jeweils eigene DGUV-Publika-
tionen und Normen. Einige gängige Arten von PSA werden dir nun genauer vorgestellt.
a. Hautmittel
Die Haut ist flächenmäßig unser größtes Organ und erfüllt, wenn sie gesund ist, meh-
rere Funktionen: Sie schützt vor chemischen, thermischen oder mechanischen Einflüs-
sen, wehrt Krankheitserreger ab, reguliert Körpertemperatur und Wasserhaushalt und
ist ein wichtiges Sinnesorgan. Umso schlimmer ist daher, dass unter allen gemeldeten
Berufserkrankungen die Hauterkrankungen an der Spitze stehen!
Beruflich verursachte
Hauterkrankungen
Erkrankungen 2016 (ohne Hautkrebs)
19.641
Sonstige
4.121
Silikose
716
Infektionskrankheiten
879
Meist sind zunächst die Hände betroffen. Zu den Ursachen zählen verschiedene
hautbelastende Tätigkeiten oder Einwirkungen wie mechanische Beanspruchung,
Einwirkung von Hitze oder Kälte, Umgang mit hautgefährdeten Chemikalien, häufiger
Wasserkontakt, das Tragen flüssigkeitsdichter Handschuhe oder die Einwirkung von
UV-Strahlen. Betriebliche Hautschutzmaßnahmen nehmen deswegen einen hohen
Stellenwert in der Prävention von Berufserkrankungen ein.
205
Sicherheitsbeauftragter Online
sollten zu den Produkten befragt werden. Natürlich müssen die Beschäftigten über
die Eigenschaften und die korrekte Anwendung der Produkte informiert werden. Üb-
licherweise wird das mit Hilfe des Hautschutzplans durchgeführt, der zusätzlich an
den Waschplätzen aushängen sollte. Er enthält Angaben, was zu welchem Zeitpunkt
mit welchem Präparat zu tun ist. Die DGUV-I 212-017 gibt Handlungsanleitungen zur
Auswahl, Bereitstellung und Benutzung von Hautmitteln.
Abb. 10
Hand- und Haut-
schutzplan
• Hautschutzprodukte
• Hautreinigungsprodukte
206
Modul 9
• Hautpflegeprodukte
Hautpflegeprodukte werden nach der hautbelastenden Tätigkeit auf die Haut auf-
getragen. Sie enthalten vor allem Fette und Feuchtigkeit und tragen dazu bei, dass
sich die natürliche Hautbarriere von der Beanspruchung erholt.
b. Schutzhandschuhe
Die DGUV Regel 112-195 informiert ausführlich über Schutzhandschuhe. Diese sind
zum Schutz vor verschiedenen schädlichen Einwirkungen erhältlich: Mechanische Ein-
wirkungen wie Schnitte und Stiche, thermische Einwirkungen wie Hitze, Chemikalien,
Mikroorganismen oder ionisierende Strahlen. Auf der jeweiligen Verpackung sind spe-
zielle Piktogramme angebracht, durch die der Einsatzzweck erkannt werden kann.
Abb. 11
Piktogramme
(siehe auch DIN
EN 420 und DIN EN
60 903/VDE 0682
Teil 311)
(Beispiele)
207
Sicherheitsbeauftragter Online
Abb. 12
Sicherheitstech-
nische Anforde-
rungen an Schutz-
handschuhe
Beispiele hierfür sind die DIN EN 60903/VDE 0682 für elektrisch isolierende Hand-
schuhe bei Arbeiten unter Spannung oder die DIN EN ISO 374 für Schutzhandschuhe
gegen chemische Risiken.
• Richtige Auswahl
Je nachdem, gegen welches Risiko die Handschuhe schützen sollen, müssen sie na-
türlich eine ausreichende Schutzwirkung dagegen aufweisen. Sie müssen die richtige
Größe haben und das Tasten und Greifen so zulassen, wie es die Arbeitsaufgabe er-
fordert. Für den Träger darf kein Gesundheitsrisiko, beispielweise aufgrund des ver-
wendeten Materials, mit dem Tragen verbunden sein. Handschuhe gibt es aus ver-
schiedenen Materialien oder Materialkombinationen wie Leder, Gummi, Textilfasern,
Kunststoff oder Metall. Verboten sind beispielsweise Handschuhe aus Asbest! Weiter
müssen Materialien, die Allergien verursachen können, beispielsweise Latex, Thio-
harnstoffe oder Handschuhpuder, vermieden werden.
Der Benutzer muss durch eine Unterweisung und, bei Schutzhandschuhen der Kate-
gorie III, durch eine praktische Übung erfahren, wie die jeweiligen Schutzhandschuhe
richtig angewendet werden.
208
Modul 9
Unter der sogenannten Feuchtarbeit versteht man Tätigkeiten, bei denen Beschäftigte
einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit Wasser in Kontakt kommen, häufig oder
intensiv Hände waschen oder desinfizieren oder auch über längere Zeiträume flüs-
sigkeitsdichte Handschuhe tragen. Sicher hast du selbst zum Putzen schon einmal
2 Welche Chemikalienschutzhand-
Gummihandschuhe getragen und bemerkt, dass du nach einiger Zeit an den Händen
stark zu schwitzen beginnst. Mit zunehmender Tragedauer staut sich Wärme und
schuhe gibt es?
Feuchtigkeit im Handschuh. Dadurch quillt die Haut auf und ihre Schutzbarriere wird
gestört, wodurch Allergene, Chemikalien oder Mikroorganismen leicht durch die Haut
in den menschlichen Körper gelangen und Krankheiten wie Ekzeme verursachen kön-
nen. Daher ist bei der Feuchtarbeit eine arbeitsmedizinische Vorsorge erforderlich:
Werden regelmäßig mehr als 2 Stunden pro Tag feuchtigkeitsdichte Schutzhandschu-
he getragen,
Das Angebot muss eine Angebotsvorsorge,
an unterschiedlichen über 4 Stunden sogar eine
Chemikalienschutzhandschuhen Pflichtvorsorge
ist vielfältig, aber
stattfinden.
nicht jederUnterziehhandschuhe
Schutzhandschuh ist füroder spezielle
jeden Hautschutzmittel
Zweck geeignet könnten
und es gibt auch nichthier
den Ab-
einen Chemikalienschutzhandschuh, der für alle Tätigkeiten mit allen
hilfe schaffen. Nach der Verwendung von feuchtigkeitsdichten Schutzhandschuhen Chemikalien ge-
eignet ist.
sollten Hautpflegemittel eingesetzt werden.
Nitril-Kautschuk Dieses Material hat sehr gute Abrieb-, Stich-, Schnitt- und
(Nitril-Butyl-Rub- Reißfestigkeit. Schutzhandschuhe aus Nitril-Kautschuk
ber – NBR) werden von dünner, feinfühliger bis hin zur kräftigen
Ausführung angeboten.
Die Beschichtungen der verschiedenen Hersteller sind
firmenspezifisch entwickelt und weisen dadurch unter-
schiedliche Eigenschaften auf.
Polyvinylchlorid Das Material ist wenig flexibel, weshalb bei der Produk-
(PVC) tion Weichmacher zugesetzt werden. Der Kontakt von
PVC-Material mit Lösemitteln führt zu einem Auswaschen
der Weichmacher und die Handschuhe werden spröde.
Meist verfärben sich diese Handschuhe, wenn ein Kontakt
Abb. 13
zu Lösemitteln bestanden hat.
Materialien für
Schutzhandschuhe
209
Sicherheitsbeauftragter Online
Bei der Auswahl muss unbedingt berücksichtigt werden, gegen welche Chemika-
lien die Handschuhe schützen sollen. Denn je nach Material können die Schutz-
handschuhe für bestimmte Chemikalien durchlässig sein! Beispielsweise sind
Latexhandschuhe nur gegen sehr wenige Chemikalien beständig. Neben den Her-
stellerangaben des Schutzhandschuhs sind die Sicherheitsdatenblätter der jeweili-
gen Chemikalie eine wichtige Informationsquelle – häufig werden hier Empfehlun-
gen für bestimmte Materialien oder Produkte gegeben. Eine wichtige Hilfestellung
bieten auch die Vorgaben aus der TRGS 401 (Technische Regel für Gefahrstoffe)
und die DGUV Information 212-007. Weiter können Informationen über die Hand-
schuhdatenbank von GISBAU, das Gefahrstoff-Informationssystem der BG Bau,
eingeholt werden. Nach DIN EN 374 wird die Durchlässigkeit von Schutzhandschu-
hen gegenüber 18 Prüfchemikalien überprüft.
Aus der Zeitdauer, die die Chemikalien zur Durchdringung benötigen, auch Perme-
ationszeit genannt, ergibt sich ein Schutzindex, der in 6 Level eingeteilt wird. Aus
diesen Leveln wiederum kann die maximale Tragedauer eines Schutzhandschuhs
abgeleitet werden: So bietet ein Schutzhandschuh mit Level 6 für maximal 480 Mi-
nuten, also 8 Stunden, Widerstand gegenüber bestimmten Chemikalien.
Abb. 14
Chemikalien-
schutz-Hand-
schuhe:
Indexwerte
DIN EN 374
210
Modul 9
EN 388:2016
Normänderung bei Schnittschutzhandschuhen
Die Einstufung der Schutzklasse von Schnittschutzhandschuhen erfolgte in Europa bisher nach der Norm EN 388:2003.
Die stetige Weiterentwicklung der technischen Materialien – sogenannte Hochleistungsfasern – erforderte eine Anpassung
der Prüfungen und Klassifizierung dieser Produkte und wurde in der EN 388:2016 umgesetzt.
Abb. 16
Handschuhe nach
EN 388
Schnittschutzprüfung mit Hilfe des Coupe-Tests Betrifft Schnittschutzhandschuhe, deren Materialien die
EN 388
Es kann keine Korrelation zwischen den unterschiedlichen
Bewertungsskalen gezogen werden. Während der Hand-
schuh in der Praxis einen gleichbleibend hohen Schnitt-
schutz bietet, erfolgt nur eine Änderung in der normativen
Klassifizierung seiner Leistung.
4X32D
Als führender Hersteller von Schnittschutzprodukten
verfügt uvex über die aktuelle Messtechnik beider
Normen im eigenen Prüflabor und stehen damit jederzeit Schnittfestigkeit nach ISO (A bis F)
Weiterreißfestigkeit (0 bis 4)
Weitere Informationen zu den Normen EN 388:2016 und
Schnittfestigkeit Coupe-Test
Abb. 17
EN ISO 374-1:2016 unter:
Handschuhe nach
(0 bis 5; X = nicht anwendbar oder nicht getestet)
uvex-safety.com/blog/de/tag/schutzhandschuhe/
Abriebfestigkeit (0 bis 4)
EN 388
204
211
Sicherheitsbeauftragter Online
c. Atemschutz
Eine wichtige Informationsquelle für den Einsatz von Atemschutzgeräten stellt die
DGUV-R 112-190 dar. Atemschutzgeräte müssen getragen werden, wenn Gefährdun-
gen durch die Atemluft vorliegen. Dies können beispielsweise Sauerstoffmangel oder
in der Luft vorhandene Schadstoffe wie Partikel oder Gase bzw. Dämpfe sein, die eine
Gesundheits- oder sogar Lebensgefahr darstellen. Zahlreiche Normen konkretisieren
die Anforderungen an Atemschutzgeräte.
Abb. 18
Unterschiedlicher
Atemschutz
Atemschutzgeräte werden nach der Art ihrer Luftzufuhr unterteilt. Filtergeräte fil-
tern die Atemluft aus der Umgebung, bevor sie eingeatmet wird. Isoliergeräte dage-
gen stellen eine eigene Versorgung mit Atemluft, unabhängig von der Umgebung,
dar. Die Luftversorgung kann hierbei entweder durch Schläuche aus Frischluft oder
Druckluft zugeführt werden. Sie können aber auch, wie häufig bei Feuerwehrleuten
zu sehen, als frei tragbare Geräte mit Sauerstoffflaschen ausgeführt sein. Je nach
Konzentration des Schadstoffes in der Luft genügen Filtergeräte oder es müssen
Isoliergeräte getragen werden. Der Anschluss von Atemschutzgeräten an die At-
mungsorgane des Menschen, Mund und Nase, erfolgt über Atemmasken, Mundstü-
cke, Hauben, oder es wird sogar ein kompletter Atemschutzanzug getragen.
212
Modul 9
91
213
Sicherheitsbeauftragter Online
• Richtige Auswahl
Ist dies nicht möglich, muss je nach Einsatzzweck und Gefährdung ein passender
Atemschutz ausgewählt werden. Gilt es, Beschäftigte gegen Partikel oder Dämpfe zu
schützen? Wie groß sind die Partikel und wie konzentriert liegen sie in der Atemluft
vor? Wie konzentriert sind die Dämpfe, und von welchen Stoffen gehen sie genau aus?
Die Auswahl des Atemschutzes erfolgt nach dem Grundsatz: Soviel Schutz wie nötig,
so wenig Belastung wie möglich! Die Beschäftigten sind durch das Tragen von Atem-
schutz verschiedenen Belastungen ausgesetzt.
Abb. 20
Belastung durch
das Atem-
schutzgerät:
- E
inengung des
Sichtfelds
- G
ewicht der
Ausrüstung
- Atemwiderstand
- Beeinträchti-
gung der Ver-
ständigungsmög-
lichkeiten
- Thermische
Belastung
- Körperliche
Verfassung
- A
rt der Arbeit
und Stress
- Psychologische
Verfassung
So hat schwerer Atemschutz, wie ihn beispielsweise Feuerwehrleute tragen, ein nicht
unerhebliches Eigengewicht. Außerdem muss beim Ein- und Ausatmen ein mehr oder
minder großer Widerstand überwunden werden. Weiter kann zum Beispiel das Sicht-
feld eingeengt oder Verständigungsmöglichkeiten beeinträchtigt sein. Bei der Auswahl
können die DGUV-R 112-190, das Verzeichnis zertifizierter Atemschutzgeräte auf der
Internet-Plattform der BG RCI oder eine Beratung durch Berufsgenossenschaften und
Experten herangezogen werden.
214
Modul 9
• Arbeitsmedizin
Nach der ArbMedVV und der AMR 14.2 (Arbeitsmedizinische Regeln) werden Atem-
schutzgeräte nach den Kriterien Gewicht und Atemwiderstand in drei Gruppen einge-
teilt. Der Widerstand wird dabei in mbar angegeben, eine physikalische Einheit zur
Messung von Druck. Gruppe 1 besitzt ein Gewicht von unter 3 kg und einen Widerstand
bis zu 5 mbar, Gruppe 2 ein Gewicht zwischen 3 und 5 kg und einen Widerstand über 5
mbar. Geräte der Gruppe 3 wiegen über 5 kg. Aufgrund der damit verbundenen gesund-
heitlichen Risiken müssen für Geräte der Gruppe 1 Angebotsvorsorgen und für Geräte
der Gruppen 2 und 3 Pflichtvorsorgen durchgeführt werden.
• Tragezeitbegrenzungen
Aufgrund der Belastungen durch das Tragen von Atemschutzgeräten sind hier Trag-
zeitbegrenzungen vorgeschrieben.
Fortsetzung der Tabelle
1) Die Standzeit von Gas- und Kombinationsfiltern kann geringer sein als die maximale Tragedauer.
148 215
Sicherheitsbeauftragter Online
Auf Grund hoher Belastungen durch Arbeitsschwere ist die maximale Tragedauer,
nicht jedoch die Erholungsdauer, gemäß der Tabelle 33 zu reduzieren.
149
• Richtige Verwendung von Atemschutz
Der Benutzer muss vor der ersten Benutzung von Atemschutzgeräten und danach min-
destens jährlich unterwiesen werden. Da es sich um PSA der Kategorie III handelt,
sind neben dem theoretischen Teil auch praktische Übungen erforderlich. Die genauen
Unterweisungsinhalte sind in der DGUV-R 112-190 beschrieben. Ebenso wird hier vor-
gegeben, wie lange die Erstunterweisungen dauern sollten: Beispielsweise beträgt die
Mindestdauer der Erstunterweisung beim Einsatz von Filtergeräten 2 Stunden, beim
Einsatz von Isoliergeräten können sogar mindestens 20 Stunden erforderlich sein.
Es ist unabdingbar, dass Atemschutzgeräte richtig und dicht sitzen. Nur so kann ver-
hindert werden, dass – außer der gefilterten oder zugeführten Luft – noch schädliche
Umgebungsluft eingeatmet wird!
216
Modul 9
d. Fußschutz
Zehenkappe
Zehenkappe durchtrittsichere Einlage
durchtrittsichere Einlage
Knöchelschutz
Knöchelschutz kälte-/wärmeisolierender Unterbau
kälte-/wärmeisolierender Unterbau
Polsterkragen
Polsterkragen Überkappe
Überkappe
Abb. 22
Relevante Vor-
schriften und
Einteilung von
Mittelfußschutz Fußschutz
Mittelfußschutz
Bild 2:
Bild 2: Beispiele
Beispiele für
für sicherheitstechnische
sicherheitstechnische Ausrüstungen
Ausrüstungen beim
beim Fußschutz
Fußschutz
217
11
11
Sicherheitsbeauftragter Online
Abb. 23
Relevante Vor-
schriften und
Einteilung von
Fußschutz – Ein-
teilung von Fuß-
schutz nach Art
des Schuhs
Klassifizierung I bezeichnet Schuhe, die aus Leder oder anderen Materialien nach
herkömmlichen Schuhfertigungsmethoden (z.B. Lederschuhe) hergestellt wurden.
Unter Klassifizierung II fallen beispielsweise Gummistiefel oder Polymerstiefel aus
Polyurethan, die vollständig aus einem bestimmten Material geformt sind.
218
Modul 9
Schuh, im Gegensatz zu S1 oder S2, zusätzlich durchtrittsicher sein und über eine
profilierte Laufsohle verfügen.
EN ISO 20345
Die Norm EN ISO 20345 legt Grundanforderungen fest, welche ein Arbeitsschuh erfüllen muss, um
als Sicherheitsschuh bezeichnet zu werden. In Gefahrenumgebungen, wie z.B. auf der Baustelle
oder in der Industrie, müssen Sicherheitsschuhe getragen werden. Eine Eigenschaft, die alle Sicher-
heitsschuhe teilen ist eine Zehenschutzkappe, welche einer Kraft von mind. 200J standhalten muss.
Es wird dabei in folgende Sicherheitsklassen unterschieden:
Die Gebrauchsdauer von Fußschutz ist von dessen Beanspruchung und Pflege abhän-
gig. Eine Unterweisung muss natürlich auch zu Fußschutz stattfinden! Meist genügen
Sichtprüfungen vor der Verwendung von Fußschutz. Weitere Prüfungen sind bei spezi-
ellen Schuhen erforderlich und den Herstellerinformationen zu entnehmen: Beispiels-
weise sind für elektrisch isolierende Sicherheitsschuhe weitere Prüfungen notwendig.
219
Sicherheitsbeauftragter Online
220
Modul 9
• Gesetz über die Bereitstellung von Rechtstexte-und-Technische-Re- Übungen bei Benutzung von persön-
Produkten auf dem Markt (Pro- geln/Regelwerk/TRBS/TRBS.html lichen Schutzausrüstungen gegen
duktsicherheitsgesetz) – ProdSG Absturz und Rettungsausrüstungen,
– Ausfertigungsdatum 08.11.2011, • TRBS 1201, Prüfungen und Herausgeber DGUV, Juni 2015
zuletzt geändert 31.08.2015 Kontrollen von Arbeitsmitteln und
elektrischen Anlagen, Ausgabe März • DGUV Grundsatz 312-906 Grundla-
• Gesetz zur Durchführung der Verord- 2019 gen zur Qualifizierung von Personen
nung (EU) 2016/425 des Europäi- für die sachkundige Überprüfung
schen Parlaments und des Rates • TRGS, Ausgaben 1988 – 2018: und Beurteilung von persönlichen
vom 9. März 2016 über persönliche https://www.baua.de/DE/Angebote/ Absturzschutzausrüstungen,
Schutzausrüstungen (PSA) und zur Rechtstexte-und-Technische-Re- Herausgeber DGUV, Dezember 2017,
Aufhebung der Richtlinie 89/686/ geln/Regelwerk/TRGS/TRGS.html Herausgeber DGUV, Dezember 2017
EWG des Rates (PSA-Durchfüh-
rungsgesetz - PSADG) – Ausferti- • TRGS 401, Gefährdung durch Haut- • DGUV Information 209-066, Maschi-
gungsdatum: 18.04.2019 kontakt Ermittlung – Beurteilung nen der Zerspanung, Herausgeber
– Maßnahmen, Juni 2008, zuletzt BGHM, November 2012
• Verordnung zur arbeitsmedizini- berichtigt 2011
schen Vorsorge – ArbMedVV – • DGUV Information 211-041 Sicher-
zuletzt geändert 15.11.2016 • DGUV Regel 100-001 – Grundsätze heits- und Gesundheitsschutzkenn-
der Prävention, Herausgeber DGUV, zeichnung, Herausgeber DGUV, April
• Verordnung über Sicherheit Mai 2014 2016
und Gesundheitsschutz bei der
Verwendung von Arbeitsmitteln • DGUV-R 112-189 Benutzung von • DGUV Information 211-042 – Si-
– BetrSichV – zuletzt geändert Schutzkleidung, Herausgeber DGUV, cherheitsbeauftragte, Herausgeber
18.10.2017 Oktober 1995, aktualisierte Fassung DGUV, März 2017
Oktober 2007
• Verordnung zum Schutz vor Ge- • DGUV Information 212-007 Chemi-
fahrstoffen – GefStoffV – zuletzt • DGUV-R 112-190 Benutzung von kalienschutzhandschuhe, Herausge-
geändert 29.03.2017 Atemschutzgeräten, Herausgeber ber DGUV, Juni 2009
DGUV, Dezember 2011
• Verordnung über Sicherheit und Ge- • DGUV Information 212-017 Auswahl,
sundheitsschutz bei der Benutzung • DGUV Regel 112-991, Benutzung Bereitstellung und Benutzung von
persönlicher Schutzausrüstungen von Fuß- und Knieschutz, Herausge- beruflichen Hautmitteln, Herausge-
bei der Arbeit (PSA Benutzungsver- ber DGUV, März 2007 ber DGUV, Juni 2019
ordnung - PSA-BV - Ausfertigungs-
datum: 04.12.1996 • DGUV-Regel 112-992 Benutzung • DGUV-Information 212-515 Persönli-
von Augen- und Gesichtsschutz, che Schutzausrüstungen, Herausge-
• DGUV Vorschrift 1, Grundsätze der Herausgeber gesetzliche Unfallver- ber BG ETEM, September 2006
Prävention, Herausgeber DGUV, sicherung, Juli 2002
November 2013 • DIN EN 388:2019-03 Schutzhand-
• DGUV Regel 112-195 Benutzung schuhe gegen mechanische Risiken
• AMR, Ausgaben 2013 – 2017, von Schutzhandschuhen, Heraus-
https://www.baua.de/DE/Angebote/ geber DGUV, aktualisierte Fassung • DIN EN 420:2010-03 Schutzhand-
Rechtstexte-und-Technische- November 2007 schuhe - Allgemeine Anforderungen
Regeln/Regelwerk/AMR/AMR-14-2. und Prüfverfahren
html • DGUV Regel 112-198 Benutzung von
persönlichen Schutzausrüstungen • DIN EN 60903:2012-02;VDE
• AMR 14.2, Einteilung von Atem- gegen Absturz, Herausgeber DGUV, 0682-311:2012-02 - Arbeiten unter
schutzgeräten in Gruppen, zuletzt März 2011 Spannung - Elektrisch isolierende
geändert 2.3.1016 Handschuhe
• DGUV Grundsatz 312-001 Anforde-
• TRBS, Ausgaben 2006-2019, https:// rungen an Ausbildende und Ausbil- • DIN EN ISO 374-1:2018-10 Schutz-
www.baua.de/DE/Angebote/ dungsstätten zur Durchführung von handschuhe gegen gefährliche
Unterweisungen mit praktischen Chemikalien und Mikroorganismen
221
Sicherheitsbeauftragter Online
• https://www.baua.de/DE/Themen/ • https://www.dguv.de/dguv-test/
Anwendungssichere-Chemikalien- prod-pruef-zert/konform-prod/psa/
und-Produkte/Produktsicherheit/ index.jsp
Persoenliche-Schutzausruestungen/
Bereitstellung-Markt.html • https://www.dguv.de/medien/
fb-psa/de/sachgebiet/sg_haut-
• https://www.bfga.de/infothek/ schutz/plan/hp_v1.pdf
bfga-newsletter-arbeitsschutz/
arbeitsmedizinische-vorsorge-und- • https://www.dguv.de/de/medien-
eignungsuntersuchungen/ center/pm/pressearchiv/2019/
quartal_2/details_2_361485.jsp
• https://www.bghw.de/presse/
newsletter/newsletter-4-2017/das- • https://www.dguv.de/ifa/pra-
aendert-sich-mit-dern-neuen-psa- xishilfen/kuehlschmierstoffe/
verordnung schutzmassnahmen/arbeitsmedizi-
nische-vorsorge/index.jsp
• https://www.bgrci.de/fileadmin/
BGRCI/Veranstaltungen/Sifa_ • https://www.dguv.de/ifa/pra-
Tagung_Deggendorf_Mai_2018/ xishilfen/praxishilfen-persoen-
Fischer_BG_RCI_Atemschutz.pdf liche-schutzausruestungen/
schutzhandschuhe-gegen-chemi-
• https://www.bgrci.de/kc-notfallprae- sche-und-biologische-einwirkungen/
vention/start/atemschutzgeraete/ kennzeichnung-und-normung/
uebersicht-atemschutzgeraete/ mindestangaben-fuer-die-kennzeich-
nung/index.jsp
• https://www.bmas.de/DE/Themen/
Arbeitsschutz/Produktsicherheit/ • https://praevention-aktuell.de/
persoenliche-schutzausruestungen. arbeitsmedizinische-vorsorge-
html bei-atemschutzgeraeten/
222