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Halbleiterbauelemente Praktikum
Texte von
Uwe Kerst, Theodor Borsche, René Fischer, Christian Gallrapp, Michael Sadowski und
anderen
Betreuer:
Prof. Bernd Szyszka
Prof. Roland Thewes
Dr. Uwe Kerst
M.Sc. Bilgrim Seibertz
Inhaltsverzeichnis
2 Die Diodenkennlinie 55
2.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
2.2 Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
2.3 Versuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
2.4 Vorbereitungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
3 Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor 75
3.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.2 Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.3 Rechenaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.4 Versuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
3.5 Vorbereitungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
Text Revision 1
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HLB-PR
Text Revision 2
(459)
HLB-PR
Sie können in der Institutsbibliothek eingesehen werden. In Zweifelsfällen ist stets der
verantwortliche Betreuer anzusprechen.
Folgende Punkte sind besonders zu beachten:
1. Allgemeine Vorschriften
(a) Vor Aufnahme einer experimentellen Arbeit erfolgt eine Einweisung durch den
verantwortlichen Betreuer. Hierbei hat sich jeder über die Lage und Handha-
bung der Sicherheits- bzw. Schutzeinrichtungen zu informieren (z.B. Feuerlö-
scher, Not-Aus-Schalter).
(b) Das Betreten von Laborräumen ist in der Regel nur eingewiesenen Personen
gestattet. Bei Besuchern ist die jeweilige eingewiesene Begleitperson verant-
wortlich.
(c) Experimentelle Arbeiten an Spannungen dürfen nur durchgeführt werden, wenn
sich mindestens eine weitere vertraute Person im gleichen Raum befindet.
(d) Bei Unfällen sind sofort die nötigen Maßnahmen zu ergreifen:
• Not-Aus-Schalter, Erste Hilfe, Feuerlöscher
Text Revision 3
(675)
HLB-PR
(a) Ein Auf- bzw. Umbau von Schaltungen darf nur im spannungslosen Zustand
erfolgen.
(b) Die Gefahr der Berührung spannungsführender Teile soll so weit wie möglich
ausgeschlossen werden.
(c) Der Arbeitsplatz und der Schaltungsaufbau sind übersichtlich zu gestalten. Die
Bedienung der Schaltelemente, vor allem des Not-Aus-Schalters muss jederzeit
möglich sein.
(d) Der Weg zum Feuerlöscher sowie Fluchtwege dürfen nicht verstellt werden.
(e) Alle Zuleitungen müssen betriebssicher angebracht sein. Auf ausreichende Lei-
tungsquerschnitte ist zu achten.
(f) Metallische Gehäuse oder größere Metallteile müssen mit dem Schutzleiter
sicher verbunden werden (Klemmverbindung). Die Verbindungsleitung muss
grün-gelb gekennzeichnet sein, wenn Arbeiten über der SELV stattfinden. Auf
ausreichenden Querschnitt ist zu achten. (Siehe VDE 0100 / Teil 540) Der
Schutzleiter darf nicht als Rückleiter benutzt werden.
(g) Schutzvorrichtungen dürfen nicht beseitigt werden.
(h) Das Abtrennen des Schutzleiters von Oszilloskopen und anderen Messinstru-
menten ist in bestimmten Fällen erlaubt. Diese Maßnahme muss dann ein-
deutig gekennzeichnet sein. Metallteile sind hierbei durch isolierendes Material
abzudecken.
(i) Defekte Geräte, Instrumente oder schadhafte Leitungen dürfen nicht verwen-
det werden. Diese oder ähnliche Mängel sind dem verantwortlichen Betreuer
sofort zu melden.
(j) Die Verwendung von ausgebesserten Sicherungen ist verboten.
(k) Auf Aufspannplatten, Maschinen, Leitern oder Schränken dürfen keine Gegen-
stände abgelegt werden.
3. Schalthandlungen
Text Revision 4
(675)
HLB-PR
(b) Bei neu aufgebauten oder umgebauten Schaltungen erfolgt die Freigabe und
das erstmalige Einschalten durch den verantwortlichen Betreuer.
(c) Schalthandlungen sind so auszuführen, dass eventuell auftretende Lichtbögen
nicht zu Verletzungen führen.
(d) Die Betätigung von Schaltern oder anderen Einstell- oder Bedienungselemen-
ten soll nur mit einer Hand ausgeführt werden. Dabei soll mit der anderen
Hand kein metallischer Gegenstand berührt werden.
(e) Nach Beendigung der Arbeiten ist darauf zu achten, dass die Schaltungen
einschließlich der Hilfsbetriebe abgeschaltet sind.
(a) Bei Schaltungen, die unter Spannung stehen, dürfen nur Bedienelemente be-
rührt werden. Messleitungen (z.B. Tastköpfe, Messklemmen) dürfen nur im
spannungslosen Zustand angelegt werden.
(b) Nach dem Durchschalten von Wahlleitungen an den Arbeitsplatz muss eine
Spannungskontrolle erfolgen.
(c) Ein Prüf- oder Laboraufbau darf im eingeschalteten Zustand nie ohne Aufsicht
bleiben.
(d) Dauerversuche müssen von dem verantwortlichen Betreuer genehmigt werden.
Solche Versuche müssen abgesichert und gekennzeichnet sein.
(e) Kondensatoren, deren selbsttätige Entladung nicht sichergestellt ist, müssen
mit geeigneten Vorrichtungen entladen werden.
(f) Geräte und Maschinen, deren Bedienung oder Funktion nicht bekannt sind,
dürfen nicht benutzt, bzw. nicht in Betrieb genommen werden.
(g) Eingriffe in fremde Schaltungen sind nur zur Abwendung akuter Gefahren oder
zur Verhinderung von Schäden erlaubt.
(h) Das Tragen von Ringen, metallischen Armbändern oder Halsketten ist wegen
Unfallgefahr verboten.
Text Revision 5
(675)
Arbeitsschutzbelehrung
Gruppennummer: Semester: Betreuer:
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
0.2.1 Hameg-Netzteil
In der Abbildung 0.1 ist das Hameg-Netzteil abgebildet. Dieses beinhaltet zwei regelbare
Spannungsquellen und eine konstante Spannungsquelle. Die Anschlüsse der konstanten
Spannungsquelle befinden sich in der Mitte und sind mit 5 V, 2 A gekennzeichnet, was
bedeutet, dass die Spannungsquelle konstante 5 V Spannung liefert und bis maximal 2 A
belastet werden darf. Links und rechts befinden sich die Anschlüsse zweier identischer
7
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
0.2.1.1 Strombegrenzung
Die Bauelemente setzen einen Teil der elektrischen Leistung in Wärme um, dies kann zu
einer Überhitzung und schlimmstenfalls zur Zerstörung des Bauelements führen. Um die-
sen Fall zu vermeiden, wird die maximale Verlustleistung definiert. Sie ist das Produkt aus
der anliegenden Spannung am Bauelement und des Stromes der durch das Bauelement
fließt.
Text Revision 8
(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
Das kann bei langsam veränderlichen Messungen auch genutzt werden eine Strom-
quelle zu emulieren, bei der die Spannung einem vorgegebenen Strom folgt.
Hinweis: Die Strombegrenzung ist ebenfalls wichtig, damit die Messgeräte, vor al-
lem das Multimeter nicht überlastet werden. Da das Fluke-Multimeter einen maximalen
Strom von 100 mA zulässt, sollte in keinem der Versuche eine höhere Strombegrenzung
eingestellt werden. Sollte ein höherer Strom gemessen werden, so ist der 10 A-Eingang
des Multimeters zu nutzen.
0.2.1.2 Output
Wenn die Spannungen und die jeweiligen Strombegrenzungen eingestellt sind und der
Aufbau durch den Tutor kontrolliert wurde, kann die Taste OUTPUT betätigt werden.
Erst dann werden die Spannungen eingeschaltet und die grüne LED oberhalb der Taste
leuchtet auf. Ab diesem Zeitpunkt sollte die Schaltung nicht mehr berührt werden, erst
nach dem erneuten Drücken der Taste OUTPUT erlischt die LED und die Spannung ist
ausgeschaltet.
Text Revision 9
(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
Die Wahl der zu messenden Größe erfolgt mittels der Tasten DCV, ACV, DCI, ACI
und Omega. Dabei steht DCV und DCI für die Gleichspannungs-/Gleichstrommessung.
Die Ω -Taste dient der Widerstandsmessung. Die ACV- und ACI-Tasten dienen der
Wechselspannungs-/Wechselstrommessung, in diesem Falle entsprechen jedoch die an-
gezeigten Größen den Effektivwerten.
√
Û = U eff · 2 (0.2)
Die Taste range dient der manuellen Umschaltung des Messbereiches. In diesem Fal-
le zeigt das Display ein kleines man an. Nun kann mittels Pfeiltasten der Messbereich
eingestellt werden. Das erneute Drücken der range-Taste schaltet den automatischen
Modus ein. Werden später mittels LabVIEW Kennlinien aufgenommen, so ist es nütz-
lich den Messbereich manuell festzulegen. So werden Quantisierungsfehler auf Grund von
Messbereichsumschaltungen minimiert.
Text Revision 10
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HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
0.2.3 Funktionsgenerator
Die Abbildung 0.3 zeigt den Hameg-Funktionsgenerator. Dieser dient der Erzeugung peri-
odischer Wechselstromsignale in gewünschter Form. Über die Tasten, die unter FUNCTI-
ON zusammengefasst sind, lässt sich die gewünschte Signalform einstellen, die Taste für
die gewählte Signalform leuchtet dabei auf. Die unter PARAMETER zusammengefassten
Tasten dienen der Einstellung der Signaleigenschaften. Durch das Betätigen der jewei-
ligen Parameter-Taste kann mittels des oben vorhandenen Drehreglers der gewünschte
Parameter geändert werden. Die Pfeiltasten daneben dienen der zu ändernden Dezimal-
stelle des gewählten Parameters, die Tasten ×10 und ÷10 dienen der Multiplikation des
aktuellen Parameterwertes mit 10 oder einer Division von 10. Die einzelnen Parameter
sind durch das Betätigen der jeweiligen Taste zu wählen.
Die Tasten rechts direkt über dem Ausgang des Funktionsgenerators sind wie folgt
belegt: OUTPUT -Taste dient dem Ein- und Ausschalten der Spannung am Ausgang,
ähnlich wie beim Netzteil. Wird ein Offset erwünscht, wird dieser durch das Betätigen
der OFFSET -Taste aktiv. Das heißt, leuchtet die Taste OFFSET nicht, so führt die
Änderung dieses Parameters zu keinem Ergebnis, das Signal schwingt um 0 V. Die Taste
INVERT dient einer Invertierung des Ausgangssignals.
0.2.4.1 Ausschaltknopf
Unterhalb des Bildschirms links befindet sich der Ein- und Ausschaltknopf des Oszillo-
skops.
Text Revision 11
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HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
Text Revision 12
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HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
Text Revision 13
(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
Die horizontalen Bedienelemente dienen der Skalierung und Positionierung der Zeitach-
se. Wie bei den horizontalen Bedienelementen ist der große Drehknopf für die Skalierung
und der kleine für die Positionierung des Signals zuständig. Bei der Benutzung der Zeits-
kalierung werden beide Eingangssignale gleichermaßen skaliert.
0.2.4.4 Bildschirmauflösung
Im unteren Bereich des Bildschirms ist die Auflösung angegeben. Die Werte „CH1“ bzw.
„CH2“ geben die vertikale Auflösung der Eingangssignale an. Daraus kann abgelesen wer-
den, wie viel Spannung ein Kästchen in y-Richtung entspricht. Der zweite Wert von
rechts gibt die horizontale Auflösung, also wie viel Zeit ein Kästchen in x-Richtung ent-
spricht. Die letzte Kennzahl ganz rechts gibt die Abtastrate des Signals an, also wie viele
Abtastwerte in der Sekunde gemessen werden.
0.2.4.5 Kanalknöpfe
Durch drücken auf die Knöpfe „1“ und „2“ kann die Kanalkopplung gesteuert werden.
Dabei kann zwischen DC-, AC- und GND-Kopplung ausgewählt werden. Die DC-Kopplung
lässt sowohl den Gleichspannungs- als auch den Wechselspannungsanteil passieren. Die
AC-Kopplung hingegen lässt lediglich die Wechselspannungsanteile durch und blendet die
Gleichspannungsanteile aus.
Hinweis: Überlegen sie sich was diese Einstellungen bewirken.
Die GND-Kopplung legt den Eingang auf das Massepotential des Oszilloskops, wo-
durch das Signal von dem entsprechenden Eingang getrennt wird. Das Oszilloskop zeigt
folglich ein 0 V Signal für diesen Eingang mehr an. Damit kann die vertikale Positionie-
rung am Positionierungsknopf zentriert werden. Weiterhin kann mit dem Menüeintrag
„Bandbr-Lim.“ die Bandbreite begrenzt werden, um irrelevante Hochfrequenzkomponen-
ten des Eingangssignals zu unterdrücken.
0.2.4.6 Cursor-Funktion
Nachdem ein Spannungssignal auf dem Oszilloskop angezeigt wurde, ist es manchmal
notwendig bestimmte Spannung-Zeit-Wertepaare aus dem Graphen zu kennen, um ge-
gebenenfalls das Signal auszuwerten. Diese Funktion wird von dem „Cursor“-Knopf be-
reitgestellt.
Die Cursor-Funktion dient somit dazu, Spannungs- und Zeitwerte aus dem Bildschirm
auszulesen. Drückt man den „Cursor“-Knopf, so erscheint im Oszilloskop ein Menü. Dieses
Menü kann mit den menüabhängigen Tasten rechts neben dem Bildschirm des Oszillo-
skops bedient werden. Zudem steht oberhalb dieser Tasten ein „MENU ON/OFF“-Knopf
zur Verfügung um das Menü bei Bedarf auszublenden.
Es gibt zwei unterschiedliche Modi. Im Handmodus kann der Cursor entweder in verti-
kaler oder in horizontaler Richtung gesteuert werden. Im Wellenmodus hingegen wandert
der Cursor entlang des Signals. Dabei stehen einem zwei Cursor zur Verfügung. Mit „cu-
rA“ bzw. „curB“ kann auf die einzelnen Cursor zugegriffen werden. Nachdem einer der
beiden Cursor ausgewählt wurde, leuchtet der Eingabedrehknopf auf und der Cursor kann
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(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
gesteuert werden. Zudem kann angegeben werden auf welchen Eingang („Quelle“) sich
der Cursor bezieht. Auf dem Bildschirm werden die Koordinaten des Cursors angezeigt.
Verwendet man zwei Cursor gleichzeitig, so erscheint auf dem Bildschirm als weitere
Information der Abstand zwischen den beiden Cursor.
0.2.4.7 Measure-funktion
Mithilfe der Measure-Funktion können automatische Messungen durchgeführt werden.
Es werden Informationen zur Spannung und zur Zeit am Bildschirm ausgegeben. Die
automatischen Messungen lassen sich selbsterklärend durch die Menüpunkte „Spannung“
und „Zeit“ auswählen. Es stehen 20 verschiedene Messgrößen, wie beispielsweise V max ,
V min , V pp , V rms für Spannungsmessungen oder Frequenz und Periodenlänge für Zeitmes-
sungen zur Verfügung. Am Bildschirm des Oszilloskops können maximal drei Messgrößen
gleichzeitig angezeigt werden. Wichtig ist zu wissen, dass das Oszilloskop diese auto-
matische Messung mithilfe der Pixel des Bildschirms berechnet. Das bedeutet, dass für
eine einwandfreie Messung das Signal möglichst groß, deutlich und vor allem vollständig
am Bildschirm zu erkennen sein sollte. Andernfalls kann die automatische Messung zu
falschen Messergebnissen führen.
0.2.4.8 Math-Funktion
Zuletzt sei noch die Mathematik-Funktion des Oszilloskops erwähnt. Sie ermöglicht dem
Benutzer Summen, Differenzen und weitere mathematische Funktionen aus den beiden
Eingangssignalen zu berechnen und am Oszilloskop anzuzeigen.
0.3 Versuch
1.1. Messen Sie die Kennlinie (Spannung über Spannung) der Spannungsquelle von
0. . . 1 V. Verwenden Sie hierbei die Schrittweiten 50 mV, 10 mV und 1 mV.
1.2. Ermitteln Sie den Unterschied zwischen der angelegten und der real anliegenden
Spannung.
Text Revision 15
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HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
1.3. Legen Sie verschiedene Spannungen an einen R = 390 Ω an und und messen Sie die
Spannung. Setzen Sie die Strombegrenzung auf (20 mA) ein. Stellen Sie dabei den Mess-
bereich manuell ein (Wechsel zwischen der manuellen und der automatischen Anpassung
des Wertebereichs).
Hinweis: Spannungen werden parallel gemessen.
1.4. Was passiert mit der Spannung, wenn die eingestellte Stromgrenze überschritten
wird?
1.5. Messen Sie den Strom, der durch den Widerstand fließt, ein Mal mit dem 100 mA-
und ein Mal mit dem 10 A-Eingang!
Hinweis: Ströme werden in Reihe gemessen.
1.6. Was würde passieren, wenn der Strom diesen Wertebereich überschreitet? Bitte
nicht praktisch testen!
1.7. Bestimmen Sie zuerst den Widerstand R rechnerisch aus der angelegten Spannung
und dem gemessenen Strom. Dann messen Sie anschließend den Widerstand mit dem
Multimeter. Sie werden einen Unterschied feststellen. Woran könnte das liegen?
1.8. Stellen Sie eine Rechteckspannung mit einer Amplitude von 2,5 V und einem Offset
von 2 V ein! Die Frequenz des Signals soll dabei 1 kHz betragen.
1.9. Schließen Sie den Funktionsgenerator an das Oszilloskop an, um das Signal auszu-
geben und das eingestellte Signal zu überprüfen.
Hinweis: Beachten Sie die Oszilloskop-Kopplung.
1.10. Machen Sie sich mit den anderen Signalformen vertraut. Achten Sie darauf, ob sich
die Spannungseinstellung am Funktionsgenerator auf die Amplitude oder auf die Differenz
der Extremwerte (Spitze-Spitze oder Peak-to-peak Wert) bezieht.
1.11. Variieren Sie die Amplitude und die Frequenz der Signale, sowie die Pulsbreite,
fügen Sie den Signalen ein Offset hinzu und beobachten Sie die Änderung.
1.12. Benutzen Sie die Kanalknöpfe, um zu überprüfen, ob das Signal richtig gekoppelt
ist und testen Sie die Bandbreitenbegrenzung.
1.13. Benutzen Sie zunächst die Autoscale-Funktion, um das Signal automatisch zu
skalieren und zu positionieren. Was passiert bei Signalen, die deutlich kleiner als 50 Hz
Text Revision 16
(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
sind?
1.14. Machen Sie sich nun mit den vertikalen und horizontalen Bedienelementen vertraut.
Verschieben und skalieren Sie dazu das Signal. Achten Sie dabei auf die Bildschirmauflö-
sung.
1.15. Benutzen Sie die Cursor-Funktion. Stellen Sie die Quelle des Cursors auf den
richtigen Kanal. Testen Sie den Unterschied zwischen den beiden Betriebsmodi (Manual,
Tracking). Messen Sie mit Hilfe zweier Cursor den Spitze-Spitze-Wert des Signals.
1.16. Benutzen Sie die Measure-Funktion, um eine automatische Messung durchzufüh-
ren: V max , V min , V pp und V rms sollten ausgegeben werden (Menüelement Spannung).
1.17. Geben Sie auch die Frequenz und Periodenlänge aus (Menüelement Zeit).
1.18. Was passiert, wenn ein Signal nicht vollständig auf dem Bildschirm angezeigt wird?
1.19. Löschen Sie alle Einträge vom Bildschirm!
1.20. Legen Sie zwei Eingangssignale an (das zweite Signal kann das HAMEG-Netzteil
liefern) und benutzen Sie die Mathematik-Funktionen des Oszilloskops!
Abbildung 0.7 zeigt die Benutzeroberfläche von AutoMessung nach dem Starten des
VIs. Links befinden sich die Bedienelemente zur Steuerung der Laborgeräte und rechts
ein noch leeres Plotfenster zum späteren betrachten der aufgenommenen Daten. Die
Dropdown-Menüs oben werden zur Bedienung der zugrunde liegenden LabVIEW Pro-
grammieroberfläche verwendet. Im Labor werden sie nicht benötigt. Das Speichern der
aufgenommenen Daten muss also über den Button unten in der Benutzeroberfläche er-
folgen. Der entsprechende Menüpunkt im Dropdown-Menü speichert lediglich das VI.
Im Folgenden werden die Bedienelemente zur Gerätesteuerung von oben nach unten
erklärt.
Text Revision 17
(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
Die Bedienelemente zur Steuerung der Geräte befinden sich auf der linken Seite des
Startfensters. Ganz oben befindet sich ein Button um die Geräte lokal bedienen zu können
(Abbildung 0.8). Ein Klick ermöglicht es Einstellungen am HM8143 und am HM8150
direkt an den Geräten selbst vorzunehmen. Die Bedienelemente des Programms sind
derweil deaktiviert. Ein erneuter Klick auf Geräte lokal bedienen aktiviert sie wieder und
lässt die Geräte die Einstellungen des Programms übernehmen.
Abbildung 0.8: Der Button der die Geräte in den lokalen Modus setzt
Text Revision 18
(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
On/Off Schaltet die Ausgänge des Netzgerätes an und aus. Der Button zeigt dabei den
aktuellen Zustand der Ausgänge an.
Text Revision 19
(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
Frequenz Legt die Frequenz des Ausgangssignals fest. Diese sollte bei Wechselstrom-
messung im Bereich zwischen 200 Hz und 10 Hz liegen. Bei Wechselspannungsmes-
sungen kann die Frequenz zwischen 200 Hz und 200 kHz liegen. (Messbereichsgren-
zen des Fluke)
Offset Hier kann der Wert des Gleichspannungsanteils eingetragen werden, welcher zum
Signal hinzuaddiert wird.
Output On/Off Dieser Button schaltet den Ausgang den Funktionsgenerators an bzw.
aus und zeigt den aktuellen Status an.
Offset On/Off Dieser Button schaltet den Gleichspannungsanteil an bzw. aus und zeigt
den aktuellen Status an.
Messbereich Hier wird der Messbereich des Multimeters bestimmt. Die Auswahlmög-
lichkeiten sind hier von der Messgröße abhängig.
Hinweis: Bei einer Strommessung mit einem Messbereich über 100 mA muss der
entsprechende Anschluss am Fluke gewählt werden!
Variable Hier wird der für die Messung zu variierende Parameter bestimmt. Der Wert,
der in dem entsprechenden Bedienelement steht, wird ignoriert. Zur Auswahl stehen
„Spannung links“, „Spannung rechts“, „Strom links“, „Strom rechts“ und „Frequenz“.
Startwert Bei diesem Wert wird der erste Messpunkt der Kennlinie aufgenommen.
Text Revision 20
(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
Schrittweite Hier wird der Abstand zwischen zwei Messpunkten eingegeben. Wird die
Frequenz variiert ändert der Button sein Bezeichnung zu „Schritte/Dek.“. Dann
bestimmt der hier eingetragene Wert die Anzahl der Messpunkte pro Dekade.
Start Hier wird die Messung gestartet. Die Ausgänge des Netzgerätes und des Frequenz-
generators werden automatisch angeschaltet, der eingestellte Parameter variiert
und an jedem Messpunkt ein Messwert aufgenommen.
Stop Sollte sich bereits im Laufe der Messung herausstellen, dass die Daten fehlerhaft
sind oder sonstige Komplikationen auftreten, kann die Messung hier vorzeitig ab-
gebrochen werden.
Speichern Sind die aufgenommenen Daten in Ordnung, können sie mit diesem Button
abgespeichert werden.
Der Fortschrittsbalken zeigt dabei an wie weit die Messung bereits gekommen ist. Zu
beachten ist, dass bei Frequenzsweeps der Fortschritt anfangs sehr langsam aussieht,
da hier ein exponentieller Anstieg der Variable stattfindet. Die Messung kann „live“ im
Plotfenster verfolgt werden. Tabelle 0.2 gibt die minimalen und maximalen Werte an, die
in die Felder für die Variable eingetragen werden können.
Text Revision 21
(759)
HLB-PR Thema 0 - Einführung und Durchführung
Tabelle 0.2: Minimal- und Maximalwerte der Variable innerhalb derer man ohne Fehlermel-
dungen mit hinreichender Genauigkeit messen kann. Die unterschiedlichen Grenzfrequen-
zen gelten für Wechselspannungs- bzw. Wechselstrommessung beim Fluke 8846a. Die
maximale Schrittweite ist immer durch den Start- und Zielwert begrenzt. Der minimale
Zielwert ist immer durch den Startwert begrenzt.
Text Revision 22
(759)
Thema 1
Die PCD-Methode (Minoritätsträgerle-
bensdauermessung)
1.1 Einleitung
23
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
Formelzeichen Bedeutung
n0 , p0 Ladungsträgerkonzentration im Gleichgewicht
n, p Ist-Konzentration der Ladungsträger
∆n, ∆p Überschussladungsträgerkonzentration
Lp , Ln mittlere Diffusionslänge
Dp , Dn Diffusionskonstante
τ Ladungsträgerlebensdauer
1.2 Theorie
Text Revision 24
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
I LED
I max
I LED
0
0 t1 t2 t
∆ n(t )
u(t )
0 t1 t2 t
Rek. (τ ) Gen.
1.2.1 Volumenlebensdauer τ
Die Volumenlebensdauer ist eine Zeitkonstante, welche die durchschnittliche Lebensdauer
von Minoritätsladungsträgern in einem idealisierten homogenen, unendlich ausgedehnten
Kristall beschreibt. Diese Konstante wird in der Bilanzgleichung als Parameter des linearen
Rekombinationsgesetzes angesetzt (siehe 1.3).
Text Revision 25
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
∂p 1 #»
= − ∇· ( j p ) − R + G (1.1)
∂t e
∂n 1 #»
= ∇· ( j n ) − R + G (1.2)
∂t e
In diesen Gleichungen geben R und G die Rekombinationsüberschussrate bzw. die Ge-
nerationsrate an (jeweils in der Einheit 1/(cm3 s)). Allgemein sagen R und G aus, wie
viele Teilchen pro Volumen- und Zeiteinheit über die Raten im Gleichgewichtszustand
hinaus rekombinieren bzw. generiert werden. Bei „normalen“ Dioden, die lichtdicht ver-
packt sind, gibt es keine Generation über die thermische hinaus. R berücksichtigt nur die
Rekombination über das Gleichgewicht von thermischer Generation und Rekombination
hinaus.
Setzt man schwache Injektion voraus (n0 + ∆n p 0 im p-Halbleiter), so ist R
proportional zu ∆n und ∆p (lineares Rekombinationsgesetz). Die Bilanzgleichung für
Elektronen nimmt folgende Form an.
∂n 1 #» ∆n
= ∇· ( j n ) − +G (1.3)
∂t e τ
∆n
R=
τ
Hierbei entspricht τ (Einheit: [s]) der Volumenlebensdauer.
Das konstante Ladungsträgerprofil klingt also exponentiell mit der Zeit ab. Die Zeitkon-
stante ist die Lebensdauer τ . Tatsächlich gibt es aber Oberflächenrekombination und Ab-
sorption. Mathematisch betrachtet erhalten wir dann eine partielle Differentialgleichung
mit unendlich vielen Lösungen d.h. Zeitkonstanten, die sich überlagern. Wir könnten also
auch schneller abfallende Lösungen sehen, die dann wegen der linearen Überlagerung in
einen langsameren Abfall übergehen.
Text Revision 26
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
Tabelle 1.2: Maximaler und mittlerer Wert der optisch generierten Ladungsträgerdichte
gemessen in Teilchen pro µm3
Damit kann man unter Berücksichtigung der Messergebnisse die maximale Anhebung
der Ladungsträgerdichte abschätzen und das Vorliegen einer starken Injektion beurtei-
len. Aus der Berechnung wissen wir aber bereits, dass die generierte Ladungsträgerdich-
Text Revision 27
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
60 τ =1000 µs τ =1000 µs
τ =100 µs 400 τ =100 µs
50 τ =10 µs τ =10 µs
300
40
cm3 ]
cm3 ]
[ 1E12
30 [ 1E12 200
∆n
∆n
20
100
10
0 0
0 100 200 300 400 500 0 100 200 300 400 500
x [µm] x [µm]
τ =1000 µs τ =1000 µs
80 τ =100 µs 500 τ =100 µs
τ =10 µs τ =10 µs
400
60
cm3 ]
cm3 ]
[ 1E12
[ 1E12
300
40
∆n
∆n
200
20
100
0 0
0 100 200 300 400 500 0 100 200 300 400 500
x [µm] x [µm]
Text Revision 28
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
cm3 ]
[ 1E12
[ 1E12
60 300
∆n
∆n
40 200
20 100
0 0
0 100 200 300 400 500 0 100 200 300 400 500
x [µm] x [µm]
cm3 ]
100
[ 1E12
[ 1E12
60
∆n
∆n
40
50
20
0 0
0 100 200 300 400 500 0 100 200 300 400 500
x [µm] x [µm]
Text Revision 29
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
1 λ = 660 nm
λ = 850 nm
λ = 950 nm
0.8
∆n(t=0)
∆n
0.6
0.4
0 2 4 6 8 10
t [µ s]
Abbildung 1.6: Abklingen des Integrals der optisch generierten Ladungsträgerdichte bei
τ = 1 ms, S 0 =5000 cm/s
1 λ = 660 nm
λ = 850 nm
λ = 950 nm
0.8
0.6
∆n(t=0)
∆n
0.4
0.2
0
0 20 40 60 80 100
t [µ S 0 ]
Abbildung 1.7: Abklingen des Integrals über das gesamte Volumen der optisch generierten
Ladungsträgerdichte bei τ = 1 ms, S 0 =100 cm/s
Text Revision 30
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
60
cm3 ]
[ 1E12
40
∆n
20
0 1
0 0.8
·104
50 0.6
100 0.4
150 0.2
x [µm] 0 time [µs]
200
Text Revision 31
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
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HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
WL
hν
WV
Text Revision 33
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HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
W th
WL WL
W th
1.
WR
W th
2.
WV WV
(a) Auger-Rekombination (b) Zwischenniveaurekombination
erhält man:
1
τ n,0 = (1.7)
N T σ n v th
1
τ p,0 = (1.8)
N T σ p v th
Wi −WR
nr ≡ ni e kB T
(1.9)
W −W
− ki T R
pr ≡ ni e B (1.10)
np − ni 2
RZ = (1.11)
τ p,0(n + nr ) + τ n,0(p + p r )
(n0 + ∆n )(p 0 + ∆n ) − ni 2 1
≈ ≈ (1.12)
τ p,0(n0 + ∆n ) τ p,0
Entsprechendes gilt für τn,0 in einem p-Halbleiter. Die Minoritätsträgerlebensdauer be-
stimmt das Rekombinationsverhalten.
1.2.6 Oberflächenrekombination
Bei einem realen Kristall ändern sich an der Oberfläche die elektronischen Eigenschaften.
Da dort das periodische Gitter endet, sind nicht mehr alle Bindungen der Kristallatome
abgesättigt. Weiterhin können sich Moleküle und Atome aus der Umgebung (Wasser,
Sauerstoff etc.) anlagern.
Die Folge ist die Bildung von Energieniveaus zwischen Valenz- und Leitungsband an
der Oberfläche. Sie wirken wie Volumen-Rekombinationszentren, sind aber wegen ihrer
größeren Dichte effektiver als die Zwischenniveaus im Volumen. An der Oberfläche ist
Text Revision 34
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
Oberflächenbehandlung S0 in cm/s
Sandstrahlen 1 · 104 . . . 1 · 106
Polieren 1 · 103 . . . 1 · 105
Ätzen 10. . . 300
Oxidieren 10
der Kristall in einem schmalen Bereich dicht unterhalb der Oberfläche gestört und es
findet dort vermehrte Rekombination statt. Multipliziert man das lokale τ1 an der Ober-
fläche mit der Tiefe des gestörten Bereiches, so erhält man eine Größe der Dimension
Geschwindigkeit. Da man die die Tiefe des gestörten Bereiches nicht kennt, ist es einfa-
cher die Oberflächenrekombination mit einer Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit
S0 zu beschreiben.
Die Folge der Oberflächenrekombination und des damit verursachten Gradienten ist
ein Diffusionsstrom freier Ladungsträger aus dem Volumen zur Oberfläche.
Nimmt man für die Oberflächenrekombination ebenfalls ein lineares Rekombinations-
gesetz an, so folgt daraus die Oberflächenbedingung:
Der Diffusionsstrom zur Oberfläche (DO ∇ (∆n)) ist gleich den pro Flächen- und Zeit-
einheit an der Oberfläche rekombinierenden Ladungsträgern (stationäre Bilanzgleichung).
S0 wird wegen seiner Dimension (cm/s) Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit ge-
nannt. Sie ist stark von der Oberflächenbeschaffenheit abhängig und nimmt bei Silizium
die Werte aus Tab. 1.3 an. An der Rückseite würde die sich das Vorzeichen wegen der um-
gekehrten Flächennormale umdrehen. In unserer eindimensionalen Rechnung müssen wir
jedoch das Gleichgewichtsniveau festlegen. Höherdimensional setzt man an der Rückseite
die Randbedingung:
1.2.7 Haftstellen
Haftstellen bieten, wie Rekombinationszentren auch, freien Ladungsträgern Energienive-
aus im verbotenen Band an. Sie fangen jedoch nur eine Ladungsträgerart ein und tragen
somit wenig zur Rekombination bei. Die Re-Emission in den freien Zustand ist wahrschein-
licher. Zwischen Einfang und Re-Emission liegt eine Zeitdauer, in der der Ladungsträger
weder rekombinieren noch zur Leitfähigkeit beitragen kann. Er bleibt als Überschussla-
dungsträger erhalten, deshalb können Haftstellen den Abbau der Überschusskonzentration
verzögern.
Text Revision 35
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
WL
W HE
W HL
WV
1.2.8 Absorptionskoeffizient
Im Versuch werden die Überschussladungsträger durch optische Generation (Strahlung
einer LED) erzeugt. Die Konzentration der optisch generierten Ladungsträgerpaare klingt
nach dem Lambertschen Gesetz exponentiell in das Probeninnere hinein ab (siehe Abb. 1.13).
Die optische Generationsrate wird mit G0(λ) bezeichnet. Dabei ist zu beachten: Die Ge-
neration konkurriert mit der Rekombination und dem Abfluss durch Diffusion in weniger
stark beleuchtete Gebiete bzw. zu den Rändern mit erhöhter Rekombination. Deshalb ist
pgen 6= p(x)
Hier ist α der Absorptionskoeffizient des bestrahlten Halbleiters. Er hängt von der
Lichtwellenlänge und dem Halbleitermaterial ab und beschreibt allgemein, wie stark ein
Material Strahlung absorbieren kann. In Abb. 1.17 ist der Absorptionskoeffizient für Si-
lizium in Abhängigkeit der Wellenlänge dargestellt. Mit α verknüpft ist die mittlere Ein-
dringtiefe des Lichts d = α1 (siehe auch Abschnitt 1.3.1.2). Es ist also durch Variation der
Lichtwellenlänge möglich zu bestimmen, an welcher Stelle und in welcher Tiefe innerhalb
der Probe der Hauptteil der Überschussladungsträger erzeugt wird.
Wählt man Licht mit großem α, also kleiner Eindringtiefe d , so wird der Hauptteil
der Ladungsträger in Oberflächennähe generiert. Bei der Rekombination wäre dann der
Oberflächeneinfluss größer als bei Generation im Probeninneren (wenn α klein und d groß
ist).
Text Revision 36
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
α1 < α2
0.5
G0
g
0
0 20 40 60
x in µm
Die PCD-Methode ist ein klassisches Standardverfahren zur Bestimmung der Minoritäts-
trägerlebensdauer.
In Abb. 1.14 ist die Probengeometrie dargestellt. Die Siliziumprobe wird über die
schraffierte Fläche mit Lichtpulsen bestrahlt und die Strahlung gemäß dem Lambertschen
Gesetz absorbiert, was zu einer Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit führt.
Wie in Abb. 1.15 zu sehen, wird die Widerstandsänderung ∆ Rp(t ) , die durch das Licht
hervorgerufen wird, über einen Spannungsteiler als Wechselspannung über den Koppel-
kondensator C k dem Oszilloskop zugeführt. Damit wird nicht eine kleine Stromänderung
Text Revision 37
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
l1
l2
l1
hν
A0
h
l tot
auf einem großen Gleichanteil detektiert, sondern es wird nur der Wechselanteil gemes-
sen. Der Wechselanteil ∆ up(∆n(t) ) hat ein negatives Vorzeichen, da der Widerstand
unter Beleuchtung sinkt. Der Kondensator muss groß genug sein, dass er sich zwischen
dem Ein- und Ausschalten nicht zu schnell auf ein neues stationäres Niveau umlädt, son-
dern idealerweise alle Umschaltanteile passieren lässt (hinreichend idealer Hochpass). Der
Kondensator am AC Eingang eines Oszilloskops ist kleiner als C k und das direkt über RP
abgegriffene Signal enthält dementsprechend mehr Umladeartefakte. Der Vorwiderstand
mit der Spannungsquelle U B fungieren als eine Art schlechte Stromquelle oder anders
betrachtet handelt es sich um einen Spannungsteiler mit variablen Widerstand Rp .
Text Revision 38
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
UB
RV u RV
Ck
90%
10%
t0 t0 + tf t
Text Revision 39
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HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
106
105
Absorptionskoeffizient α [1/cm]
104
103
102
101
100
10−1
10−2
10−3
10−4
10−5
10−6
10−7
10−8
250 500 750 1,000 1,250 1,500
Wellenlänge λ [nm]
elektrischen Abschaltzeiten der verwendeten LEDs liegen laut Datenblatt bei unter 1 µs.
Diese sind zwar nicht identisch zu den optischen Abschaltzeiten, sollten aber in etwa in
derselben Größenordnung liegen.
Text Revision 40
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
Die Pulsfrequenz der LEDs sollte niedrig genug sein, um das Ein- und Ausschalten
zu trennen. Andererseits darf der Abstand zwischen den Pulsen nicht zu groß sein, damit
der Koppelkondensator nicht zu stark umgeladen wird.
Die Auskopplung des Unterschieds der Spannung über der Probe erfolgt durch den
Koppelkondensator. Dieser entfernt den Gleichspannungsanteil U P0 und den Mittelwert
UP des Wechselsignals, der nicht null ist, da ∆ uP(t ) immer negativ ist. Damit enthält
auch ∆ uP(t ) einen Gleichspannungsanteil UP < 0. uPCD misst also ∆ uP(t ) befreit von
allen Gleichanteilen. Der Koppelkondensator lädt sich dazu auf die Spannung U P0 + UP
auf. Effektiv wird also uP (t ) verschoben:
Zum Zeitpunkt des Abschalten des Lichts ist die Spannung ∆ uP(t = 0) maximal negativ
und uPCD(t = 0) ist ebenfalls negativ. uPCD(t → ∞) ist der theoretische Bezugswert.
t → ∞ ist nur im Modell realisierbar. Tatsächlich jedoch entlädt sich der Koppelkon-
densator ein wenig, so dass uPCD ein Maximum aufweist. Der Maximalwert ist dann der
reale zu verwendende Bezugswert. Überlegen Sie sich, wie sie aus uPCD (t) ∆ uP(t) er-
mitteln können. Die Umrechnung ist wichtig, weil nur −∆ uP(t) > 0 proportional zur
Ladungsträgerdichte ist und nicht uPCD .
Das PCD-Signal wird entweder am Oszilloskop oder direkt vom RedPitaya aufgenom-
men und gespeichert.
Text Revision 41
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
l tot und l 2 sind die Probengeometrie, RV ist der Vorwiderstand bzw. RP0 der Dunkel-
widerstand. u P wird gemessen, woraus sich ∆uPmax ergibt. U B und U P0 werden im Versuch
gemessen, im Prinzip genügt jedoch der eingestellte Spannungswert und berechnete Wi-
derstandswert von RP0 für die Abschätzung.
1.4 Rechenaufgaben
1.4.1.1. Bestimmen Sie die Eindringtiefe d der verwendeten LEDs. Die verwendeten
LEDs haben folgende Wellenlängen:
LED-A: 660 nm
LED-B: 850 nm
LED-C: 940 nm
1.4.1.2. Welche Wellenlänge bräuchte eine LED, um durch die Probe hindurchzuschei-
nen? Es soll dabei mindestens e1 der einfallenden Strahlung hindurchdringen.
Hinweis: Nehmen Sie als Probendicke etwa 500 µm an!
1.4.1.3. Wie können Sie aus dem gemessenen uPCD(t) das gesuchte ∆ uP(t) bestim-
men?
Hinweis: ∆ uP(t) bezieht sich auf den Dunkelfall, also nach Abklingen es Ausschaltens
der Bestrahlung.
1.4.2.1. Ermitteln Sie einen zu erwartenden Wert für den Dunkelwiderstand der Halb-
leiterprobe.
Hinweis: Die Dotierstoffkonzentration kann mit 1 · 1015 /cm3 angenommen werden. Ver-
wenden Sie Abb. 1.18.
Anmerkung: eine PCD-Probe weist aus unbekannten Gründen nur die halbe Dotierstoff-
konzentration auf. Das hat auf die weitere Durchführung des Versuchs keinen wesentli-
chen Einfluss.
Text Revision 42
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
1021
p (Bor-dotiert)
1020 n (Phosphor-dotiert)
1019
N D bzw. N A [1/cm3 ]
1018
1017
1016
1015
1014
1013
1012
10−4 10−3 10−2 10−1 100 101 102 103
Spezifischer Widerstand ρ [Ω cm]
1.5 Versuch
1.5.1 Labor-Messaufbau
1. PCD-Messvorrichtung (Probenhalterung)
2. Oszilloskop
4. Funktionsgenerator
6. Multimeter
7. Widerstandsdekade
Text Revision 43
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
• Der Funktionsgenerator muss auf eine Rechteckspannung mit V low = 0 V und vor-
erst auf V high = 5 V eingestellt werden, die Frequenz sollte ≈ 100 Hz betragen.
Die Strombegrenzung der LEDs geschieht über die Widerstandsdekade – unbe-
dingt darauf achten, dass diese den richtigen Wert eingestellt hat. Entsprechend
der Strombegrenzung der LEDs darf für die beiden infraroten LEDs die Spannung
am Funktionsgenerator auf bis zu 10 V angehoben werden, bei der sichtbaren LED
sind es bis zu 8 V . Das sind aber nur irrelevante Obergrenzen, tatsächlich betrei-
ben wir die Dioden für konsistente Ergebnisse der Lebensdauer eher an der unteren
Grenze (siehe unten).
• Der linke Kanal vom Hameg-Netzgerät wird für die Betriebsspannung von 25 V
benötigt. Er ist mit einem BNC-Banane-Adapterkabel an die linke Buchse der PCD-
Box (U B ) anzuschließen. Eine Strombegrenzung ist nicht nötig, da der interne
Widerstand der Schaltung hoch genug ist (I < 1 mA).
• Das Oszilloskop ist an den Funktionsgenerator sowie an die PCD-Box (u PCD ) anzu-
schließen. Die Kopplung muss auf DC eingestellt werden, als Messgeschwindigkeit
sind etwa 3 Div für eine komplette Signalperiode einzustellen (Beispiel: f = 100 Hz
1
• Nachdem der Versuch läuft, sollte die Spannung U B so eingestellt werde, dass sich
ungefähr 25 mV für den maximalen Anstieg von u PCD einstellen.
Der Aufbau ist in Abb. 1.19 grafisch dargestellt. Die von einem Funktionsgenerator ge-
speisten LEDs senden das Licht der jeweiligen Wellenlänge auf die Probe. Der Funktions-
generator ist eine gepulste Spannungsquelle mit einem niedrigen Ausgangswiderstand, das
bedeutet sie kann leicht erheblichen Strom treiben. Deshalb muss ein Serienwiderstand
von 150 Ω als Strombegrenzung an der Widerstandsdekade eingestellt und in Reihe mit
der LED geschaltet werden. Im praktischen Schaltungsentwurf wird bei LEDs der Strom
und nicht die Spannung eingeprägt, weil die Lichtintensität vom Strom bestimmt wird
und die Spannung durch Exemplarstreuung nicht gleich ist.
(Für Interessierte: Deshalb ist eine Reihenschaltung von LEDs einer Parallelschaltung
vorzuziehen).
Text Revision 44
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
Probenbox
Signalgenerator
LED
Rechtecksignal,
so dass Probe
|uP CD | ≈ 25 mV C RV
UP (t ) UPCD (t ) +U B
Triggersignal
Oszilloskop
Als Faustregel gilt: I max = 100 mA bzw. bei der sichtbar roten LED I max = 20 mA. Die
bei Maximalstrom erreichte optische Strahlungsleistung ist jedoch viel zu groß für unser
Experiment.
Über einen Koppelkondensator zur Abtrennung des Gleichspannungsanteils wird das ∆ up(t ) -
Signal auf das Oszilloskop gegeben, das das wesentliche Messgerät in diesem Versuch
ist. Zu Kontrollzwecken können Sie das Multimeter zusätzlich zur Hilfe nehmen. Die
Betriebsspannung U B ist an der Spannungsquelle einstellbar. Der Vorwiderstand RV wird
benötigt, um mit Hilfe des Spannungsteilers zwischen RV und RP (Widerstand der Probe)
die Änderung von RP am Oszilloskop erkennbar zu machen. Eine unmittelbare Strom-
messung ist am Oszilloskop nicht möglich.
Um die Kurven und Messdaten vom Oszilloskop zu erhalten, wird die Steuersoftware vom
PC benötigt. Befolgen Sie die nachfolgenden Schritte:
• Starten Sie in der Virtual Box vom Desktop die Steuersoftware DSO3000
Text Revision 45
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
b: 500 µm
l2: 2,3 cm
l tot : 2,5 cm
h: 1 cm
Dotierung: NA = 1 · 1015 /cm3
Das Oszilloskop ist nun mit der Software verbunden. Es kann über die Software gesteuert
werden und die Anzeige kann von der Software ausgelesen werden. Dazu haben Sie drei
Fenster. Waveform zeigt die Ausgabe des Displays an, diese Bilder können als Bitmap
(Bild) exportiert werden. Data0 erstellt eine Tabelle mit den Spannungswerten passend
zum Bild in Waveform, exportieren Sie diese als .xls Datei. Diese Daten sind sinnvoll
zur weiteren Auswertung. Measurements zeigt die Werte an, die durch Cursors oder
Math ermittelt werden. Mittels Refresh werden die aktuellen Daten vom Oszilloskop
ausgelesen. Die Software sperrt das Oszilloskop für die lokale Bedienung, wenn Sie das
Oszilloskop wieder lokal bedienen wollen, trennen Sie die USB-Verbindung. Denken Sie
beim Exportieren der Daten daran, dass Sie in einer Virtual Box arbeiten, wählen Sie
einen Speicherort den Sie auch von Windows 8 aus erreichen können, um Ihre Daten auf
ein USB-Stick zu kopieren.
Die Daten der LEDs sind in der Tab. 1.4 zusammengefasst, die Probengeometrie ist
Abb. 1.14, Abb. 1.20 und Tab. 1.5 zu entnehmen.
Abb. 1.20 zeigt die Abmessungen der Siliziumprobe und die Größe der beleuchteten Flä-
2,3 cm
0,8 cm
1 cm
4 cm
Text Revision 46
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
che.
Der LED Stimulus wird am BNC-Ausgang des Signalgenerators ausgegeben. Die Signal-
frequenz liegt bei 100 Hz mit einem Duty-Cycle (An-Gesamtzeit Verhältnis) von 50 %. Die
Spitze-Spitze Spannung ist anfangs 5 V. Die BNC-Verbindung stellt die richtige Polung
der Leuchtdioden im LED-Modul sicher, jedoch muss die BNC Verbindung zum Einschlei-
fen des 150 Ω Widerstandes mit Adaptern und Bananenkabeln aufgebrochen werden.
Die konstante Betriebsspannung U B wird von der linken Spannungsquelle bereit gestellt
und beträgt 25 V.
Das Rechtecksignal wird zur Kontrolle und als Triggerquelle an den linken Kanal des
Oszilloskops angeschlossen. Den Trigger auf den linken Kanal einstellen und das LED-
Stimulus Signal darstellen. Bei der LED im sichtbaren roten Bereich können Sie die
LED Strahlung sehen, bei den anderen können Sie die Strahlung mit einer elektronischen
Kamera sehen.
Zur Bestimmung des Dunkelwiderstandes an U P entweder mit dem Multimeter oder auf
dem zweiten Kanal des Oszilloskops die Gleichspannung messen. Was müssen Sie bei der
Messung einer Gleichspannung am Oszilloskop beachten?
Die Messung des Wechselsignals erfolgt an U PCD über den Koppelkondensator, deshalb
sollten Sie im DC Modus messen. Zum Vergleich können Sie das Wechselsignal auch an
U P im AC Modus messen. Sieht das Signal genauso aus?
1.5.2 Versuchsdurchführung
• Versuchsaufbau in Labor:
Stellen Sie die Intensität der LEDs so ein, dass die am Oszilloskop gemessene Span-
nung uPCD ca. 25 mV beträgt. Weniger ist besser, könnte aber zu unbrauchbaren
Messwerten führen. Stellen Sie den Zeitbereich so ein, dass der Anstieg voll abgebil-
det wird. Speichern Sie die Daten auf einem USB Speichermedium zur Darstellung
und Auswertung.
• Achten Sie darauf, dass die roten LEDs mit maximal 20 mA Strom belastet wer-
den! Eine Testmöglichkeit besteht darin, durch eine elektronische Kamera die ange-
Text Revision 47
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
schlossenen LEDs zu betrachten, da der Sensor auch auf diese, für das menschliche
Auge nicht sichtbaren Wellenlängen reagiert.
1.6 Versuchsauswertung
Alle Studierenden sollen die Lebensdauer anhand der Messkennlinie schätzen. Die Proben
entstammen keiner professionellen Herstellung und unterliegen deshalb Schwankungen.
Viele Proben zeigen ein von der Theorie abweichendes Verhalten, d.h. der Anstieg der
Kennlinie ist erst stärker als vorhergesagt und geht dann in ein exponentielles Verhalten
über.
• Bestimmen Sie die Lebensdauer aus dem der Theorie nach ideal verlaufenden Teil
der Kennlinie in geeigneter logarithmischer Skalierung (siehe oben) für alle Wellen-
längen.
• Führen Sie die Abschätzung der schwachen Injektion für eine Wellenlänge durch,
wozu auch der Probenwiderstand ermittelt werden muss.
• Wie ist die Abhängigkeit von der Wellenlänge und entspricht das ihren Erwartungen?
Kommentieren Sie eventuelle Abweichungen von der theoretischen Beschreibung.
1.7 Vorbereitungsaufgaben
1. Warum ergeben sich bei Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Ver-
läufe der Widerstandsänderung über der Zeit?
Text Revision 48
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
Text Revision 49
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
1.8 Anhang
∂∆ n(x )
= s n ∆ n(0) Randbedingung 1
∂x x =0
Text Revision 50
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
∆ n(x = b) = 0 Randbedingung 2
partikuläre Lösung
G0(λ) τ n −αx
∆ npart(x ) ∝ e −αx → ∆ npart(x ) = e
1 − α2 L 2
| {z n }
≡K
Damit ist die in den Abbildungen des Abschnittes 1.2.4 verwendete stationäre Lösung:
G 0 (λ)τ n LN sn + αLN Dn x −b
∆ n0(x) = sinh
1 − α2 Ln 2 Dn cosh Lbn + s n Ln sinh Lbn Ln
−(α− L1n )b LN sn + Dn b−x −αb − xL−b −αx
+e sinh −e e n +e
Dn cosh Lbn + s n Ln sinh Lbn Ln
(1.17)
Text Revision 51
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
Es fehlt noch die zeitabhängige Lösung nach Abschalten der optischen Generation.
Die zeitabhängige Bilanzgleichung mit dem stationären Profil als Anfangsbedingung ist
∂∆ n(t, x) ∂ jn(t, x) ∆ n(x, t) ∂ 2 ∆ n(x, t) ∆ n(x, t)
= − = Dn 2
−
∂t ∂x τn ∂ x τn
Diese ist analytisch schwerer zu finden. Eine Möglichkeit ist es, die Zeitabhängigkeit mit
einer Laplace-Transformation in den s-Raum zu transformieren und die resultierende Glei-
chung mit der Anfangsbedingung 1.17 zu lösen. Dann muss noch die Rücktransformation
ggf. unter Anwendung des Residueensatzes gefunden werden. Alternativ kann auch die
numerische Lösung mit dem Profil 1.17 als Anfangsbedingung berechnet werden. Das
Ergebnis ist in Abbildung 1.8 dargestellt.
Man bringt die Gleichung für ∆uP nun auf den gleichen Nenner und multipliziert den Zähler
aus. Da die Widerstandsänderung ∆RP in Gleichung 1.18 um einige Größenordnungen
kleiner ist als der Dunkelwiderstand RP0 der Probe, kann im folgenden Schritt im Nenner
∆RP vernachlässigt werden. Im Zähler fallen bis auf den Term RV ∆RP alle anderen
Summanden wegen dem Minuszeichen gegeneinander weg.
(RV + RP0 )(RP0 + ∆RP ) − RP0 (RV + RP0 + ∆RP ) RV ∆RP
∆up = ≈ UB
(RV + RP0 + ∆RP )(RV + RP0 ) (RV + RP0 )2
Text Revision 52
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
Es wird nun das Verhältnis gebildet zwischen der Differenzspannung und der Dunkelspan-
nung.
∆uP ∆RP RV
= (1.19)
U P0 RP0 (RV + RP0 )
oder in Bezug zur bekannten Betriebsspannungen
∆uP ∆RP RV
= (1.20)
UB (RV + RP0 )2
Text Revision 53
(752)
HLB-PR Thema 1 - Die PCD-Methode (Minoritätsträgerlebensdauermessung)
σ 0 = eµp p 0
∆σ e µn + µp ∆n ∆n
= =4 (1.24)
σ0 e µn p0 p0
Diese Gleichung muss noch umgestellt werden, so dass die Beziehung ∆n p 0 auf der einen
Seite steht. Die maximale Generation ist gemäß den Simulationen ca. doppelt so hoch
als die mittlere Anhebung. Schwache Injektion ist erfüllt, wenn 1.26 immer wesentlich
kleiner als eins ist. Man beachte, dass ∆U P negativ ist!
Text Revision 54
(752)
Thema 2
Die Diodenkennlinie
2.1 Einleitung
Es soll die physikalische Funktionsweise einer Diode besprochen werden. Wir wollen an
dieser Stelle den Inhalt der Vorlesung und Übung wiederholen und ggf. vertiefen wo es
notwendig ist. Um eine mathematische Beschreibung der Diode möglich zu machen, füh-
ren wir fünf Vereinfachungen ein. Diese sind die drei Shockley-Bedingungen sowie zwei
weitere Bedingungen. Mit diesen Vereinfachungen ist die stationäre Diffusionsgleichung
lösbar in Form des einfachen, idealisierten Diodenmodells. In der Praxis ist diese Kennlini-
engleichung häufig zu stark vereinfacht und bedarf Ergänzungen. Insbesondere werden wir
die in der Praxis verwendete Fluss- oder Knickspannung der Diode als eine Eigenschaft
der realen Diode kennenlernen, die es in der einfachen Theorie nicht gibt.
Im experimentellen Teil untersuchen wir Abweichungen der gemessenen Kennlinie von
der idealisierten Kennlinie ebenso wie den Einfluss der Temperatur auf die Kennlinie und
den Sperrsättigungsstrom.
2.2 Theorie
55
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
Um also die Energie für das Bändermodell berechnen zu können benötigen wir das orts-
abhängige Potential φ(x). Dieses errechnet sich aus der Poisson-Gleichung, die das elek-
trische Feld als Ableitung des Potentials mit seinen Quellen verknüpft.
d Φ(x)
= −E(x) (2.2)
dx
ρ
∇2 Φ = − (2.3)
Hierbei beschreibt Φ das elektrostatische Potential, ρ die effektive Ladungsträgerdichte
und = r ·0 die Dielektrizitätszahl. Das Quadrat des Gradienten ist gerade der Laplace-
Operator oder die Divergenz des Gradienten des Potentials. Die Lösung der Poisson-
Gleichung führt uns auf die wichtige Größe der Diffusionsspannung UD , eine dem pn-
Übergang eigene eingebaute Spannung, die z.B. bei einer Solarzelle in Erscheinung tritt.
Sie kann jedoch nicht mit herkömmlichen Methoden gemessen werden.
Nun müssen ein paar Vereinfachungen getroffen werden, um die Poisson-Gleichung zu
lösen. Was geschieht am pn-Übergang bei Raumtemperatur, d.h. bei vollständiger Ioni-
sierung der Dotanden? Im p-Gebiet liegt eine hohe Konzentration an quasi-freien Löchern
vor. Im n-Gebiet dementsprechend eine hohe Konzentration von quasi-freien Elektronen.
Dieser Konzentrationsunterschied wird durch Diffusion ausgeglichen. Die Elektronen aus
dem n-Gebiet diffundieren nun in das p-Gebiet und umgekehrt. Die quasi-freien Ladungs-
träger rekombinieren in der Nähe des pn-Übergangs und zurück bleiben im Wesentlichen
die ionisierten Atomrümpfe. Es verbleiben auch bewegliche Ladungsträger, die bei Anlegen
einer äußeren Spannung für Stromfluss sorgen. Ohne weitere Begründung in dieser Lehr-
veranstaltung gilt innerhalb des eigentlichen Übergangsbereiches, der als Verarmungszone
oder Raumladungszone (RLZ) bezeichnet wird, ein exponentieller Verlauf der Ladungsträ-
gerkonzentration. Beispiel: Bei einem auf der n-Seite mit ND = 1 · 1016 /cm3 und auf der
p-Seite mit NA = 1 · 1018 /cm3 dotierten Halbleiter, fällt die Elektronenkonzentration von
n = 1 · 1016 /cm3 auf n = 1 · 102 /cm3 exponentiell. Durch diesen exponentiellen Abfall
ist schon nah bei der inneren Raumladungszonengrenze auf der n-Seite die Konzentra-
tion wesentlich unter n = 1 · 1016 /cm3 abgefallen. Deshalb wird für die Berechnung der
Diffusionsspannung UD die Konzentration der freien Ladungsträger vernachlässigt und es
verbleiben die ionisierten Störstellen.
Diese bauen ein elektrisches Feld auf, das der Diffusion der freien Ladungsträger
auf die jeweils niedriger dotierte Seite entgegenwirkt. Der pn-Übergang befindet sich
ohne externe Spannung oder optische Stimulation im thermodynamischen Gleichgewicht.
Weiterhin nehmen wir an, dass das p- und n-Gebiet abrupt aufeinander folgen, dann
kann man sich modellhaft vorstellen, wie der Konzentrationsunterschied durch Diffusion
versucht wird auszugleichen. 1 Abbildung 2.1 veranschaulicht den Diffusionsprozess zum
Ausgleich, zur Erlangung des Gleichgewichts des pn-Übergangs. Mit den zwei Annahmen:
• In der RLZ gibt es keine quasi-freien Ladungsträger, da diese vollständig rekombi-
nieren. Die Ladungsträgerkonzentration ρ in der RLZ vereinfacht sich zu: ρ(x) =
ND+ − NA− .
• Die Dotierprofile sind abrupt. Man kann die Profile als Kasten annehmen, dement-
sprechend sind ND+ und NA− konstant.
1
Tatsächlich kann man nicht ein n- und p-Gebiet auf diese Weise zusammenbringen.
Text Revision 56
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
W Diffusion
WL
WD
W Fn
W Fp
WA
WV
x
Wir erhalten einen quadratischen Verlauf des Potentials und damit auch einen quadrati-
schen Verlauf für die Energie, sofern die Dotierprofile konstant sind. Die Potentialdifferenz
Text Revision 57
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
ist die sogenannte Diffusionsspannung UD . Im Bändermodell kann man diesen Wert eben-
falls wiederfinden, nun als Energiedifferenz W = e · UD . Mit der ermittelten Energie kann
nun das Bänderdiagramm für den pn-Übergang im thermodynamischen Gleichgewicht
dargestellt werden, siehe Abbildung 2.2. Die errechnete Bandverbiegung ist in der RLZ
zu sehen. Das Ferminiveau ist durch das gesamte Material konstant. Unter der Annahme,
W
RLZ
eU D
WF
−w p 0 wn x
dass die Dotierprofile stufenförmig sind, hat das elektrische Feld einen linear fallenden
Verlauf und einen linear steigenden Verlauf. Das entspricht einem Dreieck. So lässt sich
vereinfacht die Diffusionsspannung errechnen.
Z wn
E(x) dx = ∆U (2.10)
−wp
vereinfacht man diesen Problem zum Dreieck und berechnet die Fläche nach:
1
ADr eieck = A·B (2.11)
2
1
UD = Emax · wRLZ (2.12)
2
1 eND wn 1 eNA wp
UD = wRLZ = wRLZ (2.13)
2 2
Diese interne Spannung ist nach außen nicht elementar sichtbar, weil eine Spannungs-
messeinrichtung an den Kontakten genau eine entgegengerichtete Raumladungszone auf-
weist. Mittelbar ist es jedoch möglich die Diffusionsspannung zu bestimmen.
Das interne Feld der Raumladungszone sorgt bei Beleuchtung für die Trennung der
optisch generierten Ladungsträgerpaare und wird im stromlosen Fall als Klemmenspan-
nung messbar, die jedoch nicht genau der Diffusionsspannung entspricht.
Text Revision 58
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
Diese Formel wird in der Vorlesung ausführlich hergeleitet. Kernstück der Herlei-
tung sind die drei Vereinfachungen, die sogenannten Shockley-Bedingungen. Die vorigen
Vereinfachungen der Integration der Poisson-Gleichung sind hier nicht angebracht, weil
quasi-freie Ladungsträger die Raumladungszone passieren und somit ihre Konzentration
nicht null sein kann. Wegen der Shockley-Bedingungen ist die Berechnung ausschließ-
lich am Rand der Raumladungszone möglich. Man kommt damit auf ein Modell, das
nur einen sehr begrenzten Gültigkeitsbereich hat. Das liegt daran, dass für Germanium
entwickelt wurde, wo es besser passt und weil die übermäßigen Vereinfachungen nach-
träglich korrigiert werden können. Das ist erheblich einfacher, als auf die Vereinfachungen
zu verzichten.
Legt man eine negative Spannung an die Diode, so geht die Exponentialfunktion in
Gleichung 2.14 gegen null. Der fließende Strom ist dann näherungsweise −I 0 , weshalb I 0
als „Sperrstrom“ oder „Sperrsättigungsstrom“ bezeichnet wird.
I0
U Br
U
Text Revision 59
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
2.2.2.1 Shockley-Bedingungen
Um rechnerisch auf die Kennliniengleichung zu kommen, werden einige vereinfachende
Annahmen gemacht. Diese Bedingungen nennt man nach W. Shockley, der maßgeb-
lich an der Erforschung des pn-Übergangs und des Transistors beteiligt war, Shockley-
Bedingungen. Das Modell ist vor allem hilfreich, um die prinzipielle Funktionsweise der
Diode zu verstehen.
Die drei Bedingungen sind
Kein Spannungsabfall über den Bahngebieten Die gesamte äußere Spannung, die an
die Diode angelegt wird, fällt über der Raumladungszone ab. Über den Bahngebieten
fällt hingegen keine Spannung ab.
In der Literatur findet man die schwächere Forderung der Quasi-Neutralität, d.h die
Summe aller freien Ladungsträger und ionisierter Störstellen ist null. Zusammen mit
der schwachen Injektion folgt daraus. dass der Spannungsabfall vernachlässigt wird.
Diese Bedingung ist im Normalbetrieb nicht mehr erfüllt, kann jedoch durch einen
Serienwiderstand modelliert werden.
Keine Generation oder Rekombination in der RLZ Wenn in der Raumladungszone kei-
ne Generation oder Rekombination stattfindet, bedeutet dies, dass sämtliche in die
Raumladungszone fließenden Ladungsträger auf der anderen Seite auch wieder her-
auskommen (das impliziert natürlich, dass es im Gegensatz zu den Annahmen bei
der Berechnung der Diffusionsspannung freie Ladungsträger in der RLZ vorhanden
sind.)
Text Revision 60
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
Bereichen ionisierter Störstellen, verhindert die weitere Diffusion und ein thermodynami-
sches Gleichgewicht entsteht. Das Feld zeigt vom n-Gebiet in das p-Gebiet und bildet die
Diffusionsspannung UD . Das Ferminiveau ist jetzt in beiden Gebieten konstant auf dem-
selben Wert. Es entsteht das in Abb. 2.2 dargestellte Bändermodell des pn-Übergangs.
Wird dieses elektrische Feld mit einem äußeren überlagert, so kann wird dieses Gleichge-
wicht gestört und es kommt zu einem Stromfluss.
Die Diffusionsspannung U D entspricht der Stufe zwischen dem p- und n-Gebiet. U D
ist proportional zur Stärke des internen elektrischen Feldes über der Raumladungszone.
Genau wie das elektrische Feld, ist die Diffusionsspannung U D vom n- zum p-Gebiet
gerichtet.
Zur Wiederholung: U D ist nur eine interne Größe. Sie lässt sich nicht direkt durch
Messung von außen erfassen.
Text Revision 61
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
Text Revision 62
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
log (I )
a b c
U U
I ∼U
I ∼ e 2U T I ∼ e UT
Abbildung 2.4: Schematische Darstellung der realen Kennlinie einer Siliziumdiode im Vor-
wärtsbetrieb
In Abbildung 2.5a ist das Schaltzeichen der Diode dargestellt. Die Anode ist am p-
dotierten Gebiet, die Kathode am n-dotierten. Als Merkregel: positive Spannung muss an
das p-Gebiet, negative an das n-Gebiet damit die Diode leitet.
Abbildung 2.5b zeigt ein einfaches Ersatzschaltbild für die Diode. Der Schalter ist
ein idealer spannungsgesteuerter Schalter, der nur positive Ströme durchlässt. Die Span-
nungsquelle simuliert den Spannungsabfall über der Diode im Durchlass, der Widerstand
RB steht für die ohmschen Verluste in den Bahngebieten. Schon bei einer moderaten
Durchlassspannung fällt jeder kleine Zuwachs an äußerer Spannung fast ausschließlich
am Serienwiderstand RB ab, so dass die Kennlinie nicht mehr exponentiell ansteigt, son-
dern der vereinfachten linearen Kennlinie wie in Abb. 2.6 folgt. Verlängert man diese
Kennlinie bis zum Schnitt mit der Abszisse ergibt sich der Schnittpunkt U F .
Für viele Anwendungen reicht dann das vereinfachte Bild: Ist die anliegende Spannung
U kleiner als die Flussspannung U F , sperrt der Schalter (Bereich a in Abbildung 2.6), es
fließt kein Strom. Ist U größer als U F , fällt ein Teil der Spannung über dem Widerstand
ab, und zwar U R = U − U F . Daraus lässt sich der fließende Strom berechnen (Bereich b
in Abb. 2.6). U F kennzeichnet in der Kennlinie somit den Beginn des steilen Anstiegs des
Stromes im Durchlass. Die Flussspannung U F ist dabei nur eine Hilfsgröße aus der Praxis
und kann keinem einzelnen konkreten physikalischen Effekt zugeordnet werden. Sie ist
Text Revision 63
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
Anode
I
RB
U
UF
Anode
I
U
Kathode Kathode
(a) Schaltzeichen (b) Ersatzschaltbild
lediglich die Spannung, die sich bei „normalem“ Gebrauch der Diode in Vorwärtsrichtung
einstellt. Für Siliziumdioden nehmen wir U F ≈ 0,7 V an.
Text Revision 64
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
a b
∆U
RB
∆U
UF U
Abbildung 2.6: Vereinfachte Kennlinie einer Diode. Durchgezogene Linie ohne Bahnwi-
derstand, gestrichelt mit Bahnwiderstand modelliert.
Unterschreitet die negative Spannung einen bestimmten Wert U B , so wird die Di-
ode plötzlich leitend und es fließt ein sehr großer Strom. Elektronen, die im Feld über
der Raumladungszone beschleunigt werden, können bei Stößen gegen Gitteratome neue
Elektron-Loch-Paare generieren.
Dazu muss die kinetische Energie des Elektrons gleich groß oder größer sein als der
Bandabstand. Je größer die negative Spannung an der Diode, desto größer ist die Feld-
stärke in der Raumladungszone und damit die kinetische Energie der Elektronen. Generiert
jedes Elektron, das in die Raumladungszone hereinfließt, im Schnitt mindestens ein neues
Elektron-Loch-Paar, so kommt es zum Lawinendurchbruch.
Normale Dioden sind nach einem Durchbruch zerstört. Bei speziellen Lawinen- (engl.
avalanche) bzw. Zener-Dioden (quantenmechanischer Tunneleffekt siehe Vorlesung) ist
das nicht der Fall.
Text Revision 65
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
10−8
|I | [A] 10−9
10−10
Shockley Kennlinie
10−11 angelegte Gerade
Abbildung 2.7: Graphische Bestimmung des Sperrstromes. Der Schnittpunkt der Geraden
mit der logarithmischen Stromachse ergibt den Sperrstrom. Der Sperrsättigungsstrom
beträgt also 1 · 10−10 A.
und damit kann die −1 in diesem Bereich der Kennlinie vernachlässigt werden. Geht
man nun wieder in die halblogarithmische Darstellung der Kennlinie (indem man den
Logarithmus auf Gleichung 2.16 anwendet) erhält man
U
log ( I(U ) ) = log(I 0 ) + (2.17)
UT
Das ist eine ganz normale Geradengleichung mit der Steigung m = U1T und dem Y-
Achsenabschnitt b = ln(I 0 ). Wenn man diese Gerade in die logarithmische Darstellung
der Diodenkennlinie einzeichnet, dann ist der Schnittpunkt mit der (logarithmischen)
Stromachse also gerade der (logarithmische) Sperrsättigungsstrom.
Wir haben oben die Bedingung U U T gesetzt. Wenn diese erfüllt ist, dann enst-
pricht die Hilfsgerade der Diodenkennlinie. Für (relativ) große Spannungen müssen beide
also Deckungsgleich sein.
Im letzten Abschnitt haben wir bereits die Unterschiede zwischen der realen und
der Shockley-Kennlinie diskutiert. Um das grafische Bestimmungsverfahren anwenden zu
können, muss man den Teil der Kennlinie verlängern, der dem Shockley-Modell entspricht.
Text Revision 66
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
Im Betrieb wird die Diode geschaltet. Das kann unterschiedlich schnell geschehen. Es
müssen dabei Ladungen in die oder aus der Raumladungszone transportiert werden. Wei-
terhin sind im Durchlass in den Bahngebieten die Minoritätsladungsträgerkonzentratio-
nen angehoben, die auch auf- und abgebaut werden müssen. Ferner wird die Leitfähigkeit
der Bahngebiete im Durchlassfall moduliert. Letzteres führt zu einem pseudo-induktivem
Kleinsignalverhalten, das in der Regel vernachlässigt werden kann.
2.2.5.1 Temperaturabhängigkeit
Der Strom durch die Diode ist stark temperaturabhängig. Allerdings rührt diese Ab-
hängigkeit nicht nur aus dem Exponenten in der Diodencharakteristik, sondern wird auch
durch den Sperrstrom I 0 verursacht. Zur Erinnerung: Die Diodencharakteristik (oder auch
Kennliniengleichung) der Diode lautet
eU
I(U ) = I 0 e kT − 1
Wg
Der Sperrstrom ist proportional zu ni 2 , und ni 2 ist proportional zu T 3 ∗ e − kT .
Dp Dn
I 0 = eni 2
+ (2.18)
Lp N D Ln N A
Wg Wg
ni 2 = N V N L e − kT ∼ T 3 · e − kT (2.19)
2.2.5.3 Sperrschichtkapazität
Die Raumladungszone einer sperrenden Diode wirkt wie ein Plattenkondensator, da die
Ladung an den Rändern der Raumladungszone moduliert wird. Es fließt fast kein Gleich-
strom (nur der Sperrstrom), der Wechselanteil hängt von der Frequenz ab. Es lässt
Text Revision 67
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
10−9
10−10
|I | [A] T
10−11
T = 300 K
10 −12 T = 312 K
T = 336 K
10−13
0 0.05 0.1 0.15
U [V]
sich also eine Kapazität definieren, die sogenannte Sperrschichtkapazität. Sie ist für
hochfrequente Anwendungen wichtig und muss berücksichtigt, auch bei parasitären pn-
Übergangen. Durch die Spannungsabhängigkeit ist die Kapazität abstimmbar.
2.2.5.4 Diffusionskapazität
In Flussrichtung ist eine weitere pseudo-Kapazität wichtig. Durch die Modulation der
Flussspannung ändert sich exponentiell die Minoritätsladungsträgerkonzentrationen. In
der Regel ist wegen asymmetrischer Dotierung nur eine wesentlich. Es gibt dabei keine
unmittelbare Verknüpfung der Ladungen über ein elektrisches Feld, aber eine stark vari-
ierend Ladung in Abhängigkeit von der angelegten Spannung. Diese muss z.B. bei einem
Abschaltvorgang einer Leistungsdiode erst abgebaut werden, bis die Diode sperrt.
2.2.5.5 Schaltverhalten
Da die Diode leitet, solange die Raumladungszone mit Ladungsträgern überflutet wird,
schaltet sie nicht sofort ab. Erst fließt der Strom zum Abbau der dominierenden Minori-
tätsladungsträgerkonzentration weiter in Vorwärtsrichtung. Ist diese komplett abgebaut,
so fließt ein Rückstrom, der durch Abfluss von Majoritätsladungsträgern die Raumla-
dungszone ausweitet, so dass die Sperrspannung aufgenommen werden kann. Dieser darf
nicht mit dem Sperrstrom, der immer in Sperrrichtung fließt, verwechselt werden! Der
Rückstrom ist wesentlich größer als der Sperrstrom, fließt aber üblicherweise nur sehr
kurz.
Text Revision 68
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
2.2.6 Datenblatt
Im Datenblatt zu einer Diode finden sich oft sehr viele Angaben. Hier soll ein kurzer
Überblick gegeben werden, wie die wichtigsten Werte definiert sind. Da Dioden reale
Bauteile sind, können sie nur begrenzt Spannungen sperren und Ströme führen. Außerdem
fließt auch im Sperrfall ein Sperrstrom, und in Durchlassrichtung fällt die Flussspannung
(engl. forward voltage) U F ab. Bei den Angaben im Datenblatt ist darauf zu achten,
unter welchen Bedingungen (Temperatur, Frequenz etc.) die Werte gemessen wurden.
2.2.6.1 Grenzspannungen
Sperrspannungen (engl. reverse voltage) an der Diode werden in Datenblättern mit po-
sitivem Vorzeichen und dem Index U R angegeben.
Die maximale Sperrspannung U R,max ist so angegeben, dass höchstens ein Strom im
µA-Bereich fließt. Betreibt man die Diode mit periodischen Pulsen, so ist die periodische
Spitzensperrspannung U RRM zulässig (reverse repeated maximum). Ferner gibt es noch
die Spitzensperrspannung U RSM (repeated spike maximum), die einen einmaligen Span-
nungspuls beschreibt. Es gilt: U R,max < U RRM < U RSM . Alternativ gibt es die Definition
eines Grenzwertes über den Effektivwert der Sperrspannung, U RRMS (engl. reverse root
mean square).
Sperrspannungen liegen üblicherweise im Bereich von 50 V bis 1000 V. Hochspan-
nungsdioden erreichen Spitzensperrspannungen von bis zu 12 000 V, allerdings als PIN-
Dioden Bauform. Eine verkürzte Lebensdauer von Dioden führt allgemein zu einer er-
höhten Fehleranfälligkeit einer gesamten Schaltung. Darum empfiehlt es sich, für den
Dauerbetrieb eine maximale Sperrspannung von in etwa der Hälfte der Spitzensperrspan-
nung zu dimensionieren.
2.2.6.2 Grenzströme
Die Grenzströme beschreiben die maximal zulässigen Ströme in Durchlassrichtung. Ähn-
lich wie bei den Sperrspannungen wird hier zwischen dem maximal zulässigen Dauerstrom
I F,max , dem periodischen Spitzenflussstrom I FRM und dem Spitzenflussstrom I FSM unter-
schieden. Es gilt entsprechend I F,max < I FRM < I FSM
Die Spitzenströme liegen zwischen 100 mA für Signaldioden und 6000 A für Leistungs-
dioden.
Außerdem gibt es noch eine Angabe für die maximal zulässige Strom-Zeit-Fläche
IR t in Sperrrichtung. Fließt bei einem Impuls in Sperrrichtung ein Strom, so darf I 2 t =
2
I R 2 dt den angegebenen Wert nicht überschreiten. Die maximale Verlustleistung ist wie
am Transistor definiert. Sie wird aber selten angegeben, da sie sich aus den maximalen
Strömen ergibt.
Text Revision 69
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
ser ist ein Strom, der dem theoretischen Model entspringt und Größenordnungen kleiner
als I R ist. (I 0 ≈ 1 pA) Die Flussspannung U F beträgt üblicherweise etwa 0,6. . . 0,7 V
und befindet sich in der Größenordnung der Diffusionsspannung U D . Durch Sperrstrom
beziehungsweise Flussspannung kommt es zu Verlusten in der Diode. Die Flussspannung
darf nicht mit der Diffusionsspannung verwechselt werden! Sie wird durch den Seriens-
widerstand der Bahngebiet beeinflusst und ergibt sich als Schnittpunkt mit der Abszisse
durch rückwärtige Verlängerung des scheinbar linearen Bereichs des Stromanstieges.
2.2.7 Spezialdioden
2.2.7.1 Zener-Diode
Die Zener-Diode ist eine Diode, die in Sperrrichtung betrieben wird. Der Stromfluss
entsteht durch quantenmechanisches Tunneln durch die Potentialbarriere, diese wird im
klassischen Sinn nicht überwunden. Die Diode ist so ausgelegt, dass sie bei einem Durch-
bruch nicht beschädigt wird. Ist die anliegende Spannung betragsmäßig größer als die
Durchbruchspannung, fließt der Strom (rückwärts) durch die Diode. Ist die Spannung
kleiner, so sperrt die Diode. Zener-Dioden (Z-Dioden) gibt es in einem Bereich von 2,5 V
bis 300 V. Man kann sie beispielsweise verwenden, um Spannungsspitzen abzuleiten.
Text Revision 70
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
• In Photodioden und Solarzellen steckt ebenfalls ein pn-Übergang. Sie werden als
Sensoren und Energiequellen eingesetzt.
2.3 Versuch
2.3.1 Labor-Messaufbau
Text Revision 71
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
I0
A
Heizplatte
0. . . 1 V
Θ = RT, 35 ◦C, 50 ◦C, 65 ◦C
Für die Messung in Durchlassrichtung schließen Sie die Dioden in Vorwärtsrichtung mit
einer Strombegrenzung von 2 A an und schalten dabei das Multimeter in Reihe auf dem
Hochstromeingang, so dass sich eine positive Stromrichtung ergibt. Verwenden Sie die
linke Spannungsquelle.
Frage: Wie misst das Multimeter den Strom und welchen Einfluss hat das auf die Kenn-
linie?
Man kann den Einfluss des Multimeters auf die Messung eliminieren, indem die Span-
nung ohne das Messgerät zurück gemessen wird. Dazu verbinden Sie die beiden Sense
Anschlüsse links und rechts der Quellenanschlüsse so, dass das in Reihe geschaltete Multi-
meter von der Spannungsquelle nicht berücksichtigt wird. Dabei wird am Bezugspotential
Sense mit dem zugehörigen Ausgang kurzgeschlossen.
Wählen Sie den festen 3 A Messbereich. Die Spannung geht bis etwas über 1 V, wird aber
letztlich durch die Strombegrenzung limitiert. Welche Buchsen an der Heizplatte richtig
sind, müssen Sie kurz im manuellen Modus ausprobieren.
2.3.1.1 Versuchsdurchführung
Text Revision 72
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
Zur Kurzdokumentation lässt sich nach Rechtsklick auf den Graphen lässt sich dieser
mithilfe der Funktion simplified image als .bmp-Datei speichern. Dabei ist auf sinnvolle
Beschriftung der Dateien zu achten, welche eine nachträgliche Zuordnung zu der jewei-
ligen Messung ermöglicht. Zur Auswertung muss die Messung als Tabelle abgespeichert
werden. Aus dieser lassen sich dann mit einem externen Programm (Libre Office Calc,
octave, scilab, pgfplots) die Daten in Fluss- und Sperrrichtung zusammenführen, Graphen
erstellen und beliebig formatieren. Außerdem kann die Darstellung auch später noch ange-
passt werden, sollten Sie für die Auswertung zum Beispiel eine logarithmische Darstellung
benötigen.
2.3.2 Versuchsauswertung
1. Stellen Sie den Diodenstrom bei Raumtemperatur linear und logarithmisch dar und
kommentieren Sie kurz, ob die Daten plausibel sind und wie sich die Dioden unter-
scheiden. Bei der logarithmischen Darstellung müssen Sie den Betrag des Stromes
darstellen und vorsichtshalber 10 pA addieren, damit ein Strom von 0 A kein Pro-
blem ist.
2. Stellen Sie den Diodenstrom grafisch bei allen Temperaturen linear und logarith-
misch dar. Bei der logarithmischen Darstellung müssen Sie den Betrag des Stromes
darstellen und vorsichtshalber 10 pA addieren, damit ein Strom von 0 A kein Pro-
blem ist. Erläutern Sie offensichtliche Unterschiede der Dioden durch Vergleich der
Messwerte in linearer und logarithmischer Skalierung.
4. Erläutern Sie die Abhängigkeit der Dioden von der Spannung vor allem mittels der
Darstellung in logarithmischer Skalierung in Bezug auf die Theorie. Geben Sie den
Bereich der Gültigkeit der Shockley-Theorie an.
5. Bestimmen Sie den Sperrsättigungsstrom aller Dioden. Gehen Sie dafür von dem
geeigneten Bereich der Kennlinie in geeigneter Skalierung aus. Führen Sie das bei
den Dioden 1N4001/3 für verschiedene Temperaturen aus.
Text Revision 73
(735)
HLB-PR Thema 2 - Die Diodenkennlinie
8. Bestimmen Sie durch Extrapolation die empirische Flussspannung für eine der Di-
oden.
2.4 Vorbereitungsaufgaben
1. Zeichnen Sie das Schaltzeichen der Diode. Markieren Sie zusätzlich, wo p- und n-
Gebiet liegen!
2. Zeichnen Sie das Ersatzschaltbild der Diode. Erklären Sie stichpunktartig die Bedeu-
tung der einzelnen Teile.
3. Nennen Sie vier Anwendungsgebiete von Dioden.
4. Nennen Sie vier Spezialdioden und Ihre Anwendung
5. Erklären Sie, wie es im spannungsfreien Fall zur Bildung einer Raumladungszone
kommt.
6. Welches sind die drei Shockley-Bedingungen? Welche weiteren Annahmen werden für
die Herleitung der Diodenkennlinie gemacht?
7. In welchem Bereich gilt die Formel für die Kennliniengleichung?
8. Erklären Sie kurz, unter welchen Bedingungen und warum eine Diode sperrt.
9. Was ist der Unterschied zwischen Spitzensperrspannung und maximaler Sperrspan-
nung?
10. Was ist der Sperrstrom?
11. Was ist die Flussspannung?
12. Wie berechnen sich die Verluste an der Diode in Fluss- und Sperrrichtung im
Shockley-Modell?
13. Warum muss der Einfluss des Multimeters zur Strommessung mittels der Sense
Anschlüsse eliminiert werden?
14. Wie kann der Serienwiderstand abgeschätzt werden?
Text Revision 74
(735)
Thema 3
Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
3.1 Einleitung
Ein MOS-Varaktor besteht aus einer leitenden Schicht, einer Oxidschicht als Isolator und
einem Halbleiter. MOS steht dabei für das Englische metal-oxid-semiconductor . Streng-
genommen ist „metal “aber erst seit der 65 nm Generation wirklich aus Metall. Vorher
und in dem vorliegenden Bauelelement handelt es sich um hochdotiertes polykristalli-
nes Silizium, das mit einer Metall-Silizium m Schicht (Silizid) bedeckt ist. Das „oxid “ist
traditionell Siliziumdioxid, aber in modernen Bauelementen wurde es wegen der höheren
Dielektrizitätszahl durch Hafniumdioxid ersetzt.
Eine solche Struktur hat eine spannungsabhängige Kapazität, sie ist also ein Varak-
tor. Eine Vielzahl von Halbleiterbauelementen bestehen im Kern aus einer solchen Struk-
tur, insbesondere der MOS-Feldeffekttransistor (MOSFET). Dieser wird bereits jetzt
eingeführt, aber erst im nächsten Versuch genauer untersucht. Um die Funktionsweise
des MOSFETs zu verstehen, muss vorher die Funktionsweise und das Bändermodell des
MOS-Varaktors verstanden worden sein.
3.2 Theorie
3.2.1 CV-Messung
Ziel des Versuches ist die Untersuchung eines MOS-Varaktors mit der CV-Analyse (engl.
capacitance-voltage). Dabei soll die Kapazität in verschiedenen Arbeitspunkten eines
MOS-Varaktors durch eine Überlagerung des Gleichspannungsbias mit einer kleinen Wech-
selspannung bestimmt werden. Der MOS-Kondensator, der Grundbestandteil der MOS-
Schaltungen ist, wird häufig als Testobjekt in die Teststruktur einer Schaltung eingesetzt.
Durch die Untersuchung von CV-Kennlinien eines MOS-Kondensators lassen sich vielfäl-
tige Kennwerte ermitteln. Einige Beispiele sind:
• feste Oxidladungen
• Substratdotierungskonzentration
75
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
• Oxiddicke
• Flachbandspannung
Aus diesem Grund ist die CV-Analyse eines MOS-Varaktors ein Standardverfahren.
Bei der CV-Messung wird die differentielle Kapazität eines Zweipols über der Spannung
bestimmt. Man unterscheidet zwischen quasistatischer CV-Messung (QSCV), Niederfre-
quenz- (LFCV) und Hochfrequenz-CV-Messung (HFCV). Bei der QSCV-Methode wird
die MOS-Kapazität durch eine langsame Spannungsrampe von Akkumulation in Inversi-
on (mehr dazu in Abschnitt 3.2.4) gefahren und dabei eine Ladungsänderung gemessen,
aus der die Kapazität berechnet wird. Beim LFCV- und HFCV-Verfahren wird die Gate-
Spannung, die durch den Gleichspannungsbereich gefahren wird, mit einer kleinen Wech-
selspannung von einigen 10 mV überlagert und die Impedanz der MOS-Struktur für jeden
Spannungspunkt bestimmt. Die LF- und die HFCV-Methode unterscheiden sich durch
die Frequenz der überlagerten Wechselspannung. Typischerweise werden HFCV-Kurven
bei Frequenzen größer als 500 kHz und LFCV-Kurven eher unter 50 kHz gemessen. Dies
führt zu einem unterschiedlichen Verlauf in der Inversion. Bei reinen MOS-Kapazitäten
kann die Inversionsschicht nur durch die Generation von Ladungsträgerpaaren aufgebaut
werden. Bei MOS-Transistoren hingegen können durch die angrenzenden Diffusionsge-
biete sehr schnell Minoritätsladungsträger für die Inversion bereitgestellt werden, so dass
man bei allen Frequenzen eine LFCV-Kurve erhält.
Text Revision 76
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
UG
Gate QG
C ox SiO2 Qox
QInv + Qss
C Si RLZ QRLZ
Halbleiter
Abbildung 3.1: Aufbau des MOS-Varaktors mit entsprechenden Elementen des Ersatz-
schaltbildes
C OX C Si
Den Aufbau des MOS-Varaktors, die Ladungsträger im Varaktor und den Ort der
Kapazitäten soll Abb. 3.1 verdeutlichen. Dabei sind
QG Die auf der G ate-Elektrode vorhandene Flächenladung (bei angelegter Spannung).
QInv Inversionsladung an der Grenzfläche zwischen Oxid und Halbleiter, je nach Span-
nung am Gate kann es sich auch um akkumulierte Ladung handeln. (umladbar,
positiv oder negativ)
Qss Ortsfeste, umladbare Ladung an der Grenzfläche von Oxid zu Halbleiter durch un-
gesättigte Bindungen oder Kristallfehler. Der Ladungszustand hängt von der Band-
verbiegung ab und umgekehrt beeinflussen die Ladungen Qss die Bandverbiegung.
Der Übergang zwischen Raumladungszone und Inversionskanal ist fließend. Im Kanal überwiegt die
1
Text Revision 77
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
• keine weiteren Ladungen existieren, außer der Raumladung im Halbleiter und der
gleich großen Ladungsmenge auf der Gate-elektrode
S G D
Gate
Oxid
p−Si p−Si
n−Si
Abbildung 3.3: Aufbau eines p-Kanal MOSFET (selbstsperrend), zwischen den gestri-
chelten Linien liegt der MOS-Varaktor. Die drei Anschlüsse bezeichnet man als Source
(S), Gate (G) und Drain (D)
Text Revision 78
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
ohne thermische Generation weitere Gegenladung aufbauen und es entsteht eine positiv
leitende Inversionsschicht an der Oberfläche im n-Material unterhalb des Gate-Oxides.
Man nennt diesen Bereich auch Inversionskanal, dessen Höhe und Widerstand je nach
Variation von U GS bestimmt wird.
Das Verhalten des MOSFETs wird maßgeblich durch das Gate und den Bereich des
Halbleiters unter dem Gate bestimmt. Dieser Bereich, der eine spannungsabhängige Kapa-
zität darstellt, wird als MOS-Varaktor bezeichnet. Seine Eigenschaften dienen bestimmen
wesentlich das elektrische Verhalten des MOSFETs. Das in diesem Versuch verwendete
CV-Verfahren ist zur Charakterisierung von MOS-Bauelementen sehr wichtig.
nelektrode zum Gate-Kontakt aus. Die meiste zusätzliche Gatespannung fällt über dem
Kondensator ab, da sich die Bandverbiegung im Halbleiter kaum ändert.
3.2.4.2 Flachbandfall
Wenn U G gleich der sogenannten F lachbandspannung U FB ist, verschwindet die Band-
verbiegung an der Grenzschicht. Die Flachbandspannung U FB kompensiert die materi-
alabhängigen Unterschiede der Austrittsarbeit ∆WA und eventueller Ladungen Qss oder
QG . Sie beträgt bei wenig Grenzflächenzuständen typischerweise für p-Silizium mit (100)-
Text Revision 79
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
W(x )
U GB > 0 V
WL
WF
eΦB
−eU GB Wi
eΨS > 0
W FM
WV
Abbildung 3.4: Bändermodell bei Anreicherung (Akkumulation, n−Si): Die positive Ga-
tespannung influenziert weitere negative Ladungsträger in das n-Gebiet
Orientierung und Aluminium als Gate-Elektrode für N D = 1 · 1015 /cm3 ca. −0,45 eV, bei
n+ dotiertem Poly-Silizium als Gate-Elektrode ca. −0,85 eV.
3.2.4.3 Verarmung
Sinkt die Gatespannung unter die Flachbandspannung, so werden die Majoritätsladungs-
träger von der Oberfläche verdrängt und es kommt zu einer Bandverbiegung (ΨS < 0 V).
Die Gegenladung zur Gateladung wird durch die ionisierten Donator-Dotieratome gebil-
det. Da üblicherweise wegen der moderaten Substratdotierung die Ladungsträgerdichte
in der Raumladungszone vergleichsweise gering ist, ist eine große Änderung der Bandver-
biegung ΨS notwendig, um eine Ladungsänderung hervorzurufen ( ∂Ψ ∂U G groß).
S
3.2.4.4 Inversion
Die negative Gateladung ist so groß, dass die ionisierten Dotieratome nicht alleine die
Gegenladung bilden können. Durch die Bandverbiegung steigt die Anzahl an Minoritätsla-
dungsträgern an der Grenzfläche zum Isolator, die thermisch generiert werden. Die Anzahl
der Minoritätsladungsträger an Grenzfläche kann so groß werden, dass ihre Anzahl grö-
ßer wird als die der Majoritätsladungsträger. In diesem Fall spricht man von Inversion.
Im Bändermodell wird dies dadurch deutlich, dass das Fermi-Niveau eines n-Substrates
an der Grenzfläche unterhalb der Bandmitte W i liegt. Für die Bandverbiegung ΨS be-
deutet dies, dass sie mindestens gleich dem negativen Volumenpotential ΦB ist (siehe
Abb. 3.7). In der Inversion, insbesondere bei starker Inversion (|ΨS | ≥ 2|ΦB |), liegt jetzt
ein ähnlicher Fall wie bei der Anreicherung vor, da die Ladungsträgerdichte recht hoch
ist und die Bandverbiegung sich nur noch wenig ändern muss, um auf die Änderung der
Gatespannung zu reagieren ( ∂Ψ ∂U G sehr klein). Beim MOSFET wäre beginnt bei dieser
S
Text Revision 80
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
W(x )
U GB = 0 V
WL
WF
W FM eΦB
Wi
WV
Gate SiO2 n-Si (Halbleiter) x
W(x )
RLZ
W FM U GB < 0 V
−eU GB WL
WF
eΨS < 0 eΦB
Wi
WV
Gate SiO2 n-Si (Halbleiter) x
Abbildung 3.6: Bändermodell bei Verarmung (n−Si): Die negative Gate-Spannung ver-
drängt die beweglichen Elektronen von der Grenzschicht. Eine RLZ ensteht.
Text Revision 81
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
W(x )
W FM Wi > WF
U GB < 0 V
−eU GB
WL
eΨS < 0 WF
eΦB
Wi
WV
Gate SiO2 n-Si (Halbleiter) x
Das Volumenpotential ΦB ist ein Maß für die Position des Fermi-Niveaus (genauer, für
die Differenz zwischen Ferminiveau und intrinsischem Niveau) in der Tiefe des Halbleiters
und damit insbesondere von der Dotierung abhängig. Auf die Berechnung wird an dieser
Stelle nicht näher eingegangen, aber es entspricht der Diffusionsspannung eines einseitig
hochdotierten pn-Übergang, wobei die hochdotierte Seite durch den Gatekontakt mit
Isolator dargestellt wird. Die Lösung für einen n-Halbleiter lautet:
kT ND
ΦB = · ln (3.1)
e ni
wie es sich aus der Vorlesung oder vorhergehender Übung für einen p+ n Übergang ergibt.
Text Revision 82
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
UG > 0 V UG = 0 V UG < 0 V UG 0 V
Die Änderung der Ladungsverteilung von freien Ladungsträgern und ionisierten Do-
tieratomen im Halbleiter, welche durch die Bandverbiegung eingestellt wird, kann durch
die Halbleiterkapazität C 0Si beschrieben werden.
∂QSi
C 0Si = − (3.4)
∂ΨS
C 0Si beschreibt den Zusammenhang zwischen der Bandverbiegung ΨS , der Dotierung und
der Konzentration der Minoritäts- und Majoritätsladungsträger. Sie stellt im Ersatzschalt-
bild eine Parallelschaltung der Inversionskapazität und Raumladungskapazität dar. Eine
strikte Unterscheidung von Inversionsschicht und Raumladung ist eigentlich nicht mög-
lich, da der Übergang fließend ist und auch in der Inversionsschicht Raumladung existiert.
Der Anstieg der Inversionsladungsträgerkonzentration zur Oberfläche ist jedoch sehr steil
Text Revision 83
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
und für die abstrahierte schaltungstechnische Betrachtung ist die Vorstellung zweier par-
alleler Kapazitäten vorteilhaft. Die Berechnung der Raumladungskapazität erfolgt durch
Integration der Poisson-Gleichung sehr ähnlich wie am pn-Übergang und wird an die-
ser Stelle nicht erläutert. Wie bei der Bandverbiegung ΨS ähnelt sie dem entsprechende
Ausdruck der Sperrschichtkapazität eines einseitig hochdotierten pn-Überganges.
Der dritte kapazitive Anteil berücksichtigt die energetischen Oberflächenzustände
(oder auch Phasengrenzzustände zwischen Oxid- und Halbleiteroberfläche) an der ge-
störten Halbleiteroberfläche. Diese Energiezustände können je nach Bandverbiegung mit
Elektronen besetzt oder unbesetzt sein. Ob ein Zustand mit Elektronen besetzt ist oder
nicht, wird durch die Fermi-Verteilungsfunktion geregelt. In vereinfachter Darstellung
kann man davon ausgehen, dass alle Zustände unterhalb der Fermi-Energie mit Elektro-
nen besetzt sind. Die Zustände über der Fermi-Energie sind unbesetzt. Verbiegen sich nun
die Energiebänder und mit ihnen die Oberflächenzustände, so ändert sich die energetische
Lage der Zustände relativ zur Fermi-Energie, die konstant ist. Dies hat zur Folge, dass
eine Umladung der Zustände erfolgt. Die Ladungsänderung der Oberflächenzustände in
Abhängigkeit von der Änderung der Bandverbiegung wird durch die Umladungskapazität
der Phasengrenzzustände C 0ss beschrieben.
∂Qss
0
Css =− = e Nss(ΨS ) (3.5)
∂ΨS
N ss beschreibt die Dichte der Phasengrenzzustände. Mit Dichte ist dabei sowohl die
Flächendichte als auch die energetische Dichte gemeint, das heißt die Dichte der Pha-
sengrenzzustände auf der Energieskala des Energiebändermodells. Diese Dichte ist im
Allgemeinen nicht konstant, hat also einen Verlauf über der Energie, der so gestaltet
ist, dass ein Minimum in der Mitte der verbotenen Zone vorliegt und der Verlauf zu den
Bandkanten (Valenz- und Leitungsband) hin zunimmt. Die Einheit von N ss wird meist in
1/(eV cm2 ) angegeben. Die Bandverbiegung ΨS wird hier als Potential ausgedrückt und
demzufolge wird mit der Verteilung der Phasengrenzzustandsdichte über dem Potential
gerechnet (Einheit 1/(V cm2 )). Beide Formulierungen entsprechen sich völlig, da 1 eV
der Energie entspricht, die eine Elementarladung beim Durchfallen einer Potentialdiffe-
renz von 1 V aufnimmt oder abgibt. Diese drei bzw. vier kapazitiven Anteile überlagern
sich entsprechend dem Ersatzschaltbild in Abb. 3.9.
1 1
C 0ges = 1 1 = 1 1 (3.6)
C 0ox + C 0Si +C 0ss C 0ox + C 0RLZ +C 0Inv +C 0ss
Der Verlauf der MOS-Kapazität als Funktion der angelegten Spannung U G ist in
Abbildung 3.10 zu sehen. Um aus der Formel für die Gesamtkapazität auf den span-
nungsabhängigen Funktionsverlauf zu schließen, bedarf es einer genaueren und physika-
lisch komplexen Betrachtung. Im Rahmen dieser Veranstaltung ist es uns nicht mög-
lich alle Grundlagen und Prozesse für die exakte Beschreibung des spannungsabhängigen
Verhaltens der MOS-Gesamtkapazität zu erläutern. Es sei an dieser Stelle auf spätere
Lehrveranstaltungen verwiesen.
Wir können uns das Verhalten der spannungsabhängigen Gesamtkapazität aber leicht
vereinfacht erklären.
Text Revision 84
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
C Inv
C ox C RLZ
C ss
Im Falle der Akkumulation oder starken Inversion befinden sich die meisten Ladungs-
träger, deren Summe das Komplement zur Gateladung bilden, an der Grenzschicht von
Oxid und Halbleiter. In der Raumladungszone ist ein kleinerer Anteil von Gegenladung,
der aber mit fortschreitender Akkumulation praktisch konstant bleibt CRLZ ≈ 0. Das gilt
auch für die Ladungen in den Oberflächengrenzzuständen bie praktisch konstanter Band-
verbiegung CSS ≈ 0.
Die Inversionsladung hingegen steigt stark bei sehr kleiner Änderung der Bandverbie-
gung, somit ist die Kapazität extrem groß und CInv → ∞. Damit trägt das Halbleiterge-
biet zu einer differentiellen Kapazität nichts bei. Sämtliche Ladungsänderung geschieht
an der Grenzfläche zum Isolator. Differentiell existiert nur eine Kapazität zwischen Gate
und Halbleiter.
Anders gesagt haben die Kapazitäten C Si und C ss keinen Einfluss auf die Gesamtkapa-
zität da schaltungstechnisch betrachtet C Si eine dirkte Verbindung zum Substratanschluss
herstellt. Es verbleibt alleine die Oxidkapazität in der Reihenschaltung der Kapazitäten.
Bei Verarmung oder Inversion befindet sich das Komplement der modulierten Gatela-
dung nicht mehr an der Grenzschicht von Oxid und Halbleiter allein, sondern auch inner-
halb des Halbleiters in der Raumladungszone, die wie die Sperrschicht eine pn-Überganges
moduliert wird. Dies hat zur Folge, dass die beiden Kapazitäten C Si und C ss nicht mehr
vernachlässigt werden können. Ihr Einfluss auf die Gesamtkapazität macht sich durch die
starke Verkleinerung der MOS-Gesamtkapazität bemerkbar.
Verdeutlichen Sie sich die genannten Zusammenhänge und tragen Sie die entspre-
chenden Bereiche in Abbildung 3.10 ein.
Text Revision 85
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
500
450
400
350
−1 0 1 2 3 4
Gate-Source Spannung U GS [V]
Abbildung 3.10: C(V )-Kurve: MOS-Kapazität eines n-Kanal (p−Si) MOSFET als Funkti-
on der angelegten Gate-Spannung. Flachbandspannung des verwendeten MOS-Varaktors
ist 0 V.
3.3 Rechenaufgaben
3.3.1 MOS-Varaktor
Text Revision 86
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
3.3.1.3. Bestimmen Sie den Wert des Volumenpotentials aus den bekannten Größen.
3.4 Versuch
• Oszilloskop
Sie können wie gewohnt auf sämtliche Geräte des Arbeitsplatzes zugreifen. Ziel ist
es, die CV-Kennlinie des MOSFETs bei −5. . . 5 V aufzunehmen. Dessen Anschlüsse sind
Abb. 3.11 zu entnehmen. Die HAMEG-Spannungsquelle kann nur positive Spannungen
ausgeben. Damit man für den gesamten Messbereich keine Kabel umstecken muss, kann
der zweite Kanal wie in Abb. 3.11 dargestellt als Gegenspannungsquelle verwendet wer-
den. Stellen Sie dafür am zweiten Kanal eine Spannung von 5 V ein. Alternativ können Sie
auch die Konstantspannungsquelle in der Mitte verwenden, diese stellt standardmäßig 5 V
zur Verfügung. Das LabVIEW Skript muss nun einen Spannungsbereich von 0 V bis 10 V
durchlaufen. Sollte Ihnen dieses Vorgehen unklar sein, zeichnen Sie sich einen Schaltplan
mit den beiden Spannungsquellen.
Der Funktionsgenerator kann sinusförmige Signale verschiedener Frequenz und Amplitu-
de ausgeben. Dessen Signal muss addiert werden. Die Amplitude des Funktionsgenerators
bezeichnet Spitze-Spitze Spannung, also das doppelte einer üblichen Angabe eines Sinus-
signals, da die Angaben bei Signalgeneratoren meist auf 50 Ω Lastwiderstand bezogen
sind und es am Gate deswegen zu einer Spannungsverdopplung kommt.
Die Effektivwertmessung des Wechselstromes erfolgt wie üblich durch das Multimeter.
Es muss unbedingt vermieden werden, das Multimeter zwischen die Laborspannungsquel-
le und den Signalgenerator anzuschließen. Es ergibt sich dann durch Masseverbindungen
ein wesentlich größer Strom, so dass keine CV-Kennlinie aufgenommen werden kann. Die
Anordnung wie in Abb. 3.11 funktioniert. Wählen Sie den kleinsten Strommessbereich
für Wechselstrommessung.
Text Revision 87
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
8 kHz
30 mV
2SK1058|J162
G
0. . . 10 V
S D
5V
3.4.2 Auswertung
Wenn Sie kein Protokoll anfertigen:
2. Leiten Sie die Formel zwischen dem gemessenen Strom am Multimeter und der
gesuchten differentiellen Kapazität her. Gehen Sie von i(t ) = C ∂ u(t
∂t
)
aus. Achten
Sie dabei darauf, dass das Messgerät den Effektivstrom misst.
3. Berechnen Sie die Kapazitätskurve aus den gemessenen Stromwerten für die Ihrer
Meinung nach besten Parameterkombination und stellen Sie dieses grafisch dar.
4. Kommentieren Sie kurz, ob die Daten Ihres gewählten Experiments den Erwartun-
gen mit Bezug zur Referenz entsprechen. Falls nicht, nennen Sie Abweichungen als
Aufzählung.
Text Revision 88
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
2. Leiten Sie die Formel zwischen dem gemessenen Strom am Multimeter und der
gesuchten differentiellen Kapazität her. Gehen Sie von i(t ) = C ∂ u(t
∂t
)
aus. Achten
Sie dabei darauf, dass das Messgerät den Effektivstrom misst.
3. Aus der Tabelle mit dem gemessenen Strom können Sie nun die Kapazität des
MOS-Varaktors berechnen. Zeichnen Sie daraus die C(V )-Kurve für alle Experi-
mente. Welcher Verlauf ist Ihrer Meinung der in Hinblick auf die Theorie das beste
Experiment?
4. Zeichnen Sie in die Ihrer Meinung besten C(V )-Kurve die Bereiche Akkumulation,
Verarmung ein.
6. Kommentieren Sie kurz, ob die Daten den Erwartungen mit Bezug zur Theorie
entsprechen. Falls nicht, nennen Sie Abweichungen. Erklären Sie die Unterschiede
der gemessenen Kurven bei verschiedenen Parametern.
Was geschieht bei unterschiedlichen Wechselsignalamplituden?
3.5 Vorbereitungsaufgaben
Text Revision 89
(482)
HLB-PR Thema 3 - Kapazitätsmessung am MOS-Varaktor
Text Revision 90
(482)
Thema 4
Der MOS-Transistor (MOSFET)
4.1 Einleitung
Abb. 4.1 zeigt einen n-Kanal-MOSFET. Ein MOSFET besteht im Kern aus einem MOS-
Varaktor wie er im letzten Versuch ausführlich behandelt wurde. Zusätzlich zu der MOS-
Struktur (Metall, Oxid, Semiconductor) hat der MOSFET aber noch zwei weitere An-
schlüsse, Source und Drain. Ist das Substrat p-dotiert, sind Source und Drain n-dotiert,
und umgekehrt bei n-Substrat sind Source und Drain p-dotiert. Source, Bulk (Substrat)
und Drain bilden zwei gegeneinander geschaltete pn-Übergänge. Zwischen Source und
Drain kann daher kein Strom fließen. Sorgt man allerdings dafür, dass der Bereich un-
ter dem Oxid mit Minoritätsladungsträgern geflutet wird, so dass in dem eigentlich p-
dotierten (Beispiel Abb. 4.1) Bereich mehr Elektronen als Löcher zur Verfügung stehen
(Inversion), dann kann Strom zwischen Source und Drain fließen. Um einen derartigen
Kanal aufzubauen, wird der Feldeffekt ausgenutzt, der im letzten Versuch beim MOS-
Varaktor erklärt wurde. Die Majoritätsträger im Substrat sind in diesem Fall (Abb. 4.1)
91
HLB-PR Thema 4 - Der MOS-Transistor (MOSFET)
U GS
Gate
Source Drain
SiO2
n−Si n−Si
RLZ U DS
p−Si
die Löcher. Im Gegensatz zum MOS-Varaktor, der nach der Dotierung des Substratma-
terials benannt wird, leitet sich beim MOSFET der Name vom Leitungstyp des Kanals
ab. Aus einem p-MOS-Varaktor entsteht also ein n-(Kanal-)MOSFET. Wird am Gate
eines n-MOSFETs eine positive Spannung angelegt, so werden unter dem Gate-Oxid die
Löcher nahe der Halbleiteroberfläche verarmt. Wird die Gate-Source Spannung noch po-
sitiver, sind irgendwann alle Löcher direkt unter dem Oxid weg und die negativen ortsfes-
ten Dotierstoffatome und mobilen Minoritätsladungsträger müssen die positive Ladungen
auf dem Gate ausgleichen. Wenn die Gate-Source-Spannung den Wert der sogenannten
Schwellenspannung U TH (engl.: threshold) erreicht hat, ist an der Halbleiteroberfläche
die Bedingung für starke Inversion erreicht ΨS > 2ΦB . Die Bedingung ΨS = 2ΦB bezeich-
net klassische starke Inversion, die jedoch bereits für eine Gatespannung unterhalb von
U TH erreicht wird. Erhöht man beim n-MOSFET die Spannung U GS weiter, so werden
zusätzliche Elektronen nahe der Oberfläche des Halbleiters generiert und bilden einen
leitfähigen Kanal zwischen den n-dotierten Source- und Drain-Gebieten. Diese einfache
Beschreibung gilt nur für eine geringe Drain-Source-Spannung. Wie sich der Kanal bei
höherem U DS verändert folgt in Kap. 4.2.2.
Der Strom I D zwischen den Source- und Drain-Inseln (S und D) wird vom Gate-
Kontakt (G) aus über eine dünne dielektrische SiO2 -Schicht (Oxid) kapazitiv gesteuert.
Die Source- und Drain-Gebiete weisen dabei stets einen anderen Leitfähigkeitstyp auf als
das Substrat (Bulk oder Body). Der Gate-Kontakt ist vom Halbleiter durch eine SiO2 -
Isolatorschicht von weniger als 10 nm (typisch einige nm) Dicke getrennt und steuert
mittels Feldeffekt durch Influenz die Leitfähigkeit an der Halbleiteroberfläche zwischen
Source und Drain. Auf diese Weise können von der Source injizierte Ladungsträger als
Majoritätsladungsträger im MOS-Oberflächenkanal (engl.: channel) als Feldstrom ge-
führt und am Drain über eine Raumladungszone (RLZ) hinweg wieder extrahiert werden.
Der S-B-pn-Übergang ist dabei typischerweise spannungslos (Source und Bulk auf dem
selben Potential), der D-B-pn-Übergang in Sperrung gepolt. Die Dichte der influenzier-
Text Revision 92
(740)
HLB-PR Thema 4 - Der MOS-Transistor (MOSFET)
ten Ladungsträger im MOS-Kanal zwischen Source und Drain steuert damit seine elek-
trische Leitfähigkeit und den Spannungsabfall dieses Feldstromes zwischen den Source-
und Drain-Bereichen. Die Steuerung des Gate-Kontaktes ist rein kapazitiv und der Gate-
Strom für niedrige Frequenzen deshalb meist vernachlässigbar. MOS-Transistoren seit
ca. 2005 weisen eine nicht mehr vernachlässigbaren Leckstrom durch das Gate auf, weil
das Gate-Oxid mit einigen Atomlagen sehr dünn ist.
4.2.1 Feldeffekt
Abhängig von der angelegten Spannung sind beim Feldeffekt vier Zustände zu unter-
scheiden, die bereits aus dem vorherigen Versuch bekannt sind: Anreicherung, Flachband,
Verarmung und Inversion. Hier sollen sie anhand der Ladung im Kanalbereich q ch und der
Ladungsträgerdichten im Halbleiter beschrieben werden. Die Angaben der Ladungsträ-
gerkonzentration und der Ladung im Kanalbereich sind jeweils nur in einem Bereich unter
dem Oxid gültig. Im Rest des Substrats wirkt die Steuerung über die Gate-Elektrode
nicht, dort bleiben die Ladungsträgerdichten unverändert. In Tab. 4.1 sind die vier Fälle
für die Raumladung und Ladungsträgerdichten aufgeführt.
Tabelle 4.1: Ladung im Kanalbereich und Ladungsträgerdichten für einen MOSFET mit
p−Si als Substrat (n-MOSFET)
Zustand q ch nn pn
Anreicherung der Majoritätsträ- > 0C < nn0 > p n0
ger (engl.: enhancement)
ni 2
Flachband 0C np0 = NA p p0 = N A
Verarmung der Majoritätsträger < 0C > np0 < p p0
(engl.: depletion)
Inversion (Minoritätsträger 0C np0 p p0
dominieren) (engl.: inversion) np > pp
Text Revision 93
(740)
HLB-PR Thema 4 - Der MOS-Transistor (MOSFET)
Sättigungsbereich
W1
| ID(U GS ) | = µC ox (U GS − U TH )2 (4.2)
L 2
Die einzelnen Bereiche der Kennlinie ergeben sich folgendermaßen aus den Kennlinien:
Text Revision 94
(740)
HLB-PR Thema 4 - Der MOS-Transistor (MOSFET)
SiO2
S D
Kanal
Bulk
U GS
ϕ(x )
U GS − U TH
UGK (x 0 )
U DS
U DS [V] x0 x
SiO2
S D
Kanal
Bulk
U GS
ϕ(x )
U GS − U TH
U DS
UGK (x 0 )
U DS [V] x0 x
Text Revision 95
(740)
HLB-PR Thema 4 - Der MOS-Transistor (MOSFET)
Der Strom steigt in diesem Kennlinienbereich nur noch mit parabolischem Verlauf und
strebt einen Maximalwert an. Die Kennlinie ist in Abb. 4.3 dargestellt1 .
SiO2
S D
Kanal
Bulk
U GS
ϕ(x )
U GS − U TH U DS
UGK (x 0 )
U DS [V] x0 x
Text Revision 96
(740)
HLB-PR Thema 4 - Der MOS-Transistor (MOSFET)
SiO2
S D
Kanal
Bulk ∆L
U GS
ϕ(x )
∂ϕx U DS
∂x ∼ Ex 0
U GS − U TH
UGK (x 0 )
U DS [V] x0 x
beschrieben. Der Parameter k (häufig auch β 0 ) ist hierbei abhängig von den material-
spezifischen bzw. Prozessparametern. Für eine flächenunabhängige Darstellung wird an
Stelle von C ox auch die flächenbezogene Kapazität C 0ox genutzt.
1
C 0ox = ε0 εSiO2 (4.6)
d ox
Multipliziert man diese mit der Fläche des Gate (W · L) erhält man die Gatekapazität
des Transistors.
Text Revision 97
(740)
HLB-PR Thema 4 - Der MOS-Transistor (MOSFET)
leiten im Sättigungsbereich einen konstanten Strom, der unabhängig von U DS ist. Kurz-
kanaltransistoren mit Kanallängen kleiner als 1 µm zeigen dagegen einen linearen An-
stieg des Drainstrom mit Drain-Source Spannung. Dieses Verhalten lässt sich durch
die Inversionsbedingung im Kanal erklären. Überschreitet U DS die Sättigungsspannung
U D, sat = U GS − U th so ist die Inversionsbedingung am Drain-Gebiet nicht mehr erfüllt
und die Länge des Inversionskanals nimmt ab. Im Bereich, in dem die Inversionbedin-
gung nicht mehr erfüllt ist, liegen nun deutlich weniger Ladungsträger vor. Über diesen
Kanalbereich fällt die restliche Drain-Source-Spannung ab. Die Spannung, die über dem
Inversionskanal abfällt bleibt jedoch konstant U D, sat (siehe Abb. 4.5). Diese Modulation
beschreibt die Modulation des ohmschen Widerstandes des Inversionskanals. Der An-
stieg der Kennlinie im Sättigungsbereich wird linearisiert durch das oben eingeführte λ
beschrieben. Die Gleichung 4.5 für den Sättigungsbereich erweitert sich zu:
1 W
|I D | = k · (U GS − U TH )2 · (1 + λU DS ) (4.7)
2 L
Stellt man Gl. 4.7 grafisch dar und verlängert den Sättigungsbereich so kann an der
Nullstelle λ bestimmt werden.
I D [mA]
U GS
1
λ
U DS [V]
Typische Werte für λ liegen zwischen 0,033 bis 0,0066 V −1 . Schaltungstechnisch wird
eher der differentielle Ausgangswiderstand genutzt, der das gleiche beschreibt:
∂UDS
rout = rDS ≡ (4.8)
∂ID UDsat
4.2.3 Bauformen
Beim MOS-Feldeffekttransistor (MOSFET) gibt es zwei Grundtypen. Der p-Kanal MOS-
FET, bei dem sich im leitenden Zustand ein leitender Kanal aus Löchern bildet, und ein
Text Revision 98
(740)
HLB-PR Thema 4 - Der MOS-Transistor (MOSFET)
n-Kanal MOSFET, bei dem sich im leitenden Zustand ein Kanal aus Elektronen zwi-
schen Drain und Source bildet. Beide Typen enthalten drei unterschiedlich dotierte Be-
reiche und jeweils zwei pn-Übergänge, von denen wiederum der eine spannungslos und
der andere in Sperrrichtung betrieben wird. Beim MOSFET fließt durch keinen der pn-
Übergänge ein relevanter bipolarer Diodendurchlassstrom. Nur unterhalb von U th gibt es
eine Unterschwellen-Diffusionsstrom.
In den Abbildung 4.7a ist die Eingangs- bzw. Übertragungskennlinien für einen n-
Kanal MOSFET zu sehen. Analog zeigt die Abbildung 4.7b die Eingangs- bzw. Über-
tragungskennlinien eines p-Kanal MOSFETs. Das Ausgangskennlinienfeld eines n-Kanal-
MOSFETs und eines p-Kanal-MOSFETs werden in den Abbildungen 4.7c und 4.7d ge-
zeigt. Wie bereits weiter vorne erläutert wurde, benötigt der traditionelle MOSFET nach
dem Einschalten keinen stationären Eingangsstrom am Gate. Deshalb ergibt eine Ein-
gangskennlinie, in der die Gatespannung U GS mit dem Gatestrom verknüpft wäre, keinen
Sinn. Eingangs- bzw. Übertragungskennlinien verknüpfen daher die Eingangsspannung
mit dem Ausgangsstrom für eine konstante Drain-Source-Spannung.
In Leistungsanwendungen werden überwiegend n-MOSFETs verwendet, da diese eine
bessere Leitfähigkeit und damit weniger Verluste im Bauteil als p-MOSFETs aufweisen.
p-MOSFETs finden sich dennoch in fast jedem integrierten Logik-Schaltkreis wie zum
Beispiel in dem später behandelten CMOS-Inverter (n-MOSFET und p-MOSFET ge-
meinsam) wieder.
Von beiden MOSFET-Typen gibt es zusätzlich noch zwei Formen, die sich in ihrem
Aufbau und in ihren elektrischen Eigenschaften unterscheiden. Zum einen die selbstlei-
tende Form oder Verarmungstyp (engl.: depletion) und zum anderen die selbstsperrende
Form oder Anreicherungstyp (engl.: enhancement). Abb. 4.8 zeigt verschiedene Schalt-
zeichen der beiden Grundtypen mit den beiden Formen. Wie die Namen jeweils verraten,
leitet der selbstleitende Typ ohne anliegende Gate-Spannung, während der selbstsper-
rende Typ bei fehlender Gatespannung sperrt. In der Praxis wird der selbstleitende Typ
nur in Spezialanwendungen verwendet, da seine Ansteuerung durch die benötigte nega-
tive und positive Gate-Spannung wesentlich komplexer ausfällt als beim selbstsperrenden
Typ. Außerdem fallen beim selbstleitenden Typ ständig Durchlassverluste im Bauteil an.
Erzielt wird dieser Effekt der Selbstleitung ohne angelegte Gatespannung durch gezielte
Wahl der Materialien oder Substratdotierung. Darauf wird in dieser Veranstaltung nicht
weiter eingegangen.
Jeder MOS-Transistor verfügt typischerweise über vier Anschlüsse: Gate (Steuerelek-
trode), Source (Ladungsträgerquelle) und Drain (Ladungsträgersenke) und Bulk (Sub-
strat, häufig sind Bulk und Source technologieseitig verbunden). Abb. 4.9 zeigt einen
Querschnitt durch einen n-Kanal- und p-Kanal-MOSFET mit typischer Source-Schaltung
für beide Typen. Hier sind Source und Bulk kurzgeschlossen, wie es bei diskreten Bau-
elementen üblich ist. Das diskrete Bauteil hat daher in der Regel nur 3 Beinchen. Der
Substratanschluss wird nur dann eingezeichnet, wenn er nicht mit der Source kurzge-
schlossen ist.
Text Revision 99
(740)
HLB-PR Thema 4 - Der MOS-Transistor (MOSFET)
ID U GS
U TH
ID
U TH U GS
(a) Eingangs- bzw. Übertra- (b) Eingangs- bzw. Übertragungs-
gungskennlinie n-MOSFET kennlinie p-MOSFET
ID
U DS
|U GS |
|U GS |
U DS ID
(c) Ausgangskennlinienfeld des (d) Ausgangskennlinienfeld des
n-MOSFET p-MOSFET
D S D S
G G
• DIN-Norm B W B W
(70‘er Jahre?) G G
S D S D
D S D S
• Viele (vorwiegend US)
Textbücher G G G G
(Substrat/Wanne hier
nicht eingezeichnet) S D S D
S/D S/D
• Viele moderne
Textbücher und G
Publikationen
S/D S/D
Abbildung 4.8: Sammlung von Schaltbildern für Transistortypen, historisch hin zu moder-
nen (aus Schaltungstechnik, R. Thewes)
G G
B S D ID B S D ID
SiO2 SiO2
p−Si n−Si n−Si RL n−Si p−Si p−Si RL
U GS U GS
n−Wanne
p−Substrat UB p−Substrat UB
Abbildung 4.9: Querschnitt durch einen n-Kanal- und p-Kanal-MOSFET. Die Spannungs-
und Strompfeile sind beide Male gleich eingezeichnet. Die Richtungen sind dennoch ent-
gegengesetzt, da die Werte des p-Kanal-MOSFETs ein negatives Vorzeichen haben!
4.2.4 Datenblatt
An dieser Stelle wollen wir auf die wichtigsten Kenngrößen eines MOSFETs eingehen.
Als Beispiel soll hier der 2N7000 Kleinsignal-MOSFET dienen.
Sucht man einen geeigneten Transistor, richtet man sich in der Praxis häufig nach der
Verfügbarkeit (auch künftige Verfügbarkeit, um die Schaltung später ohne Veränderungen
produzieren zu können), sowie den wichtigsten Parametern eines solchen Bauteils.
Zu diesen gehören die Höchstnennwerte (engl.: maximum ratings). Sie beschreiben
die maximal zulässigen Temperaturen, Leistungen, Spannungen und Ströme denen das
Bauteil ausgesetzt werden sollte, um Schädigungen und oder gar Zerstörungen zu ver-
meiden. Diese Belastungen werden wiederum in dauerhafter und sich nicht wiederholende
Spitzenbelastungen unterschieden.
Der Dauerdurchlassstrom, den das Bauteil aufnehmen kann ohne thermisch beschä-
digt zu werden, ist I D max (ca. 200 mA). Alternativ kann auch die zulässige Verlustleistung
P max oder P D (engl.: power dissipation) herangezogen werden. Die Verluste entstehen
durch den Durchlasswiderstand RDS, on (P D = I D 2 RDS, on ). Der 2N7000 weist einen On-
Widerstand von nominal RDS, on = 3 Ω auf.
Weiterhin ist die maximale Gatespannung U GS,max wichtig (ca. −20. . . 20 V bzw.
−40. . . 40 V gepulst) . Wird diese überschritten, kann das Oxid zerstört werden und
der MOSFET ist dann nicht mehr einsatzfähig. Auch die Drain-Gate und Drain-Source
Spannungen haben eine Grenze von jeweils 60 V. Ab der Schwellenspannung U TH geht das
Bauteil in den leitenden Zustand über (ca. 2 V). Außerdem von Relevanz ist der zuläs-
sige Temperatureinsatzbereich (typischerweise −55. . . 150 ◦C), wobei in Datenblättern
häufig auch die Bauform, die thermischen Widerstände zwischen Bauteil (engl.: junc-
tion - Sperrschicht) und Kühlkörperanschluss (engl.: case) RΘJC und zwischen Sperr-
schicht und Umgebung (engl.: ambient) RΘJA für kühlkörperlose Montage angegeben
sind. Je nach Einsatzgebiet stehen Transistoren mit angepassten Werten zur Verfügung.
Leistungs-MOSFETs beispielsweise können mit deutlich höheren Strömen & Spannungen
umgehen.
Neben diesen gibt es viele weitere Parameter, die für einige Anwendungen relevant
sein können. Insbesondere interessiert im Fehlerfall einer Schaltung oftmals, wie stark
ein Bauteil kurzzeitig belastet werden kann. Auskunft hierüber gibt der maximal gepulste
Drainstrom I DM ((ca. 500 mA), der durch die Temperatur im Bauteil limitiert ist (je
besser die Kühlung, desto höher bzw. länger kann ein solcher Puls ausfallen ohne das
Bauteil zu beschädigen).
Wird aufgrund einer induktiven Last eine Spannungsspitze die U DS übersteigt erzeugt,
so beherrschen einige diskrete MOSFETs einen speziellen Avalanche-Modus (Durchbruch-
betrieb), bei dem ein geringer Strom (I AR , engl.: avalanche current) geführt und peri-
odisch ein Energiebetrag (E AR , engl.: repetitive avalanche energy ) zusätzlich in das Bau-
teil eingebracht werden kann. Vergleichbar ist diese Betriebsart mit einer Zener-Diode bei
4.3 Versuch
Der praktische Teil dieses Labortermins besteht in der Messung der zwei wichtigsten
Gleichstromkennlinien und das Kennenlernen eines für den praktischen Schaltungsentwurf
sehr wichtigen Effektes der Kennlinienverschiebung durch Ansteuerung vom Substrat. Alle
Untersuchungen werden an einem n-MOSFET vorgenommen.
4.3.1 Labor-Messaufbau
Für die Messung verwenden wir einen CD4007UBE IC. Dabei handelt es sich um einen
14-poligen Dual-Inline (DIL) IC mit zwei komplementären MOSFET Paaren mit sepa-
ratem Substratanschluss sowie einem CMOS-Inverter. Die PIN-Belegung entnehmen sie
dem Datenblatt. Wir verwenden den mittleren n-FET Transistor mit zugänglichem Sub-
stratanschluss. Im Labor vermessen wir zusätzlich zu den Kennlinien qualitativ den in der
späteren Entwurfspraxis wichtigen Einfluss der Substratspannung auf die Bauelement-
charakteristik.
Es stehen zur Verfügung:
• IC HEF4007UBP auf der vorbereiteten Platine mit einem Inverter und zwei n-MOS
und p-MOS Einzeltransistoren.
• PC mit LabVIEW-Skript
• Hirschmann-Klemmen
Bei allen Kennlinien fungiert eine Spannung als Parameter, während eine weitere Mess-
variable ist. Mit dem Digitalmultimeter wird der Drainstrom gemessen. Über dem Mess-
gerät fällt bei der Strommessung etwas Spannung ab, so dass ein systematischer Fehler
entsteht, der vor allem im Triodenbereich relevant ist. Wie bei der Diodenkennlinie können
Sie den Fehler mittels der Sense-Eingänge eliminieren.
Aufgabe: Skizzieren Sie den Messaufbau, und bauen Sie ohne Einschalten der Spannung
den Versuch auf. Benennen Sie jeweils Parameter und Messvariable. Entnehmen Sie dem
Datenblatt die korrekten Anschlüsse des mittleren n-MOSFETs. Per Konvention benutzen
Sie bitte die rechte Spannungsquelle für den Drainanschluss.
Wo müssen Sie die Sense-Eingänge anschließen?
Schließen Sie Substrat und Source zusammen. Zum Schutz des Bauelements wählen
Sie die kleinst mögliche Compliance für den Gatestrom und 10 mA für den Drainstrom
in LabVIEW.
Für eine der Drainspannungen wiederholen Sie den Versuch mit Vertauschen von Drain
und Source. Vergessen Sie nicht den Substratanschluss.
Schließen Sie die linke Spannungsquelle zwischen Source (positiv) und Substrat an,
so dass sich die Source-Substrat np-Diode in Sperrung betrieben werden kann. Stellen
Sie eine Compliance von 5 mA ein.
Frage: Was beobachten Sie? Notieren Sie die Abweichung der Gatespannung.
Der Drainstrom
W1
ID(U GS ) = µC ox (U GS − U TH )2
L 2
ist fixiert. Fragen:
• Welcher Parameter ändert sich also in der Kennliniengleichung, so dass der Strom
trotz beobachteter Änderung der Gatespannung sich nicht ändert?
• Wo müssen Sie die Source eines p-MOS Transistors anschließen in einer CMOS
Technologie (siehe Vorlesung), um den Substratsteuereffekt zu vermeiden?
• Wenn anstelle des Einprägen des Stromes die Drain/Gatespannung in üblicher Wei-
se konstant gehalten wird, was erwarten Sie für das Verhalten des Stromes bei
Erhöhung der Substratspannung?
2. Kennzeichen Sie jeweils den linearen Teil und das Sättigungsgebiet und markieren
Sie die Schwellenspannung in der Übertragungskennlinie.
4. Kommentieren Sie kurz, ob die Daten Ihres Experiments den Erwartungen entspre-
chen.
1. Einleitung
2. Versuch
3. Auswertung
• Wurzel der Übertragungskennlinien mit dem größten Strom auftragen und mit
der Theorie vergleichen. Daraus U th abschätzen
• Gibt es in den Darstellungen Abweichungen von der Theorie?
• Die im Aufgabentext gestellten Fragen beantworten.
4. Zusammenfassung
4.4 Vorbereitungsaufgaben
2. Nennen Sie die vier (bzw. fünf) Zustände des Feldeffekts (vgl. Versuch zum MOS-
Varaktor). Ab welchem Punkt ist der Kanal gut leitfähig? Welcher Gate-Source-Spannung
entspricht das?
3. Wie lautet die Formel der MOSFET-Kennlinie ID(U GS , U DS ) für den parabolischen
Bereich?
4. Zeichnen Sie die Eingangs- bzw. die Übertragungskennlinie eines n-Kanal-MOSFET.
5. Zeichnen Sie das Ausgangskennlinienfeld eines n-Kanal-MOSFET mit Beschriftung
und dem entsprechendem Parameter.
6. Nennen Sie die Parameter, die für die Beschreibung der MOSFET-Kennlinie nötig sind.
Welche davon sind Materialgrößen, welche sind Technologieparameter und welche sind
Designparameter im Schaltungsentwurf? Welchen Einfluss haben sie auf die Kennlinie?
5.1 Einleitung
In diesem Versuch soll der Bipolartransistor untersucht werden. Ein Bipolartransistor über-
nimmt sowohl schaltende als auch verstärkende Funktionen. Kennengelernt haben wir so
etwas schon beim MOSFET im letzten Versuch.
Historisch gesehen ist der Bipolartransistor das ältere realisierte Bauteil. Das Konzept
des MOSFETs wurde zwar schon früh vorgestellt, scheiterte jedoch lange an der Um-
setzung (isolierendes Gate). Der Bipolartransistor wurde erstmals durch Bell Labs unter
der Leitung von W. Shockley von John Bardeen and Walter Brattain demonstriert, ein
Nachbau ist in Abb.5.1 zusehen1 . Diese Entwicklung wird oft als Beginn der modernen
Elektronik bezeichnet. Aufgebaut wird der Bipolartransistor aus den drei unterschiedliche
dotierten Gebieten: Emitter, Basis und Kollektor. Sie werden so strukturiert, dass die Ba-
sis zwischen Emitter und Kollektor liegt. Die Bezeichnung npn- & pnp-Transistor kommt
durch die Dotierung der Schichten. Für einen npn-Transistor sind Emitter und Kollektor
n dotiert und die Basis ist ist p dotiert. Das ist prinzipiell bei einem MOS-Transistor
genauso, aber es fehlt ein Gate und die Schichtfolge ist vertikal, um eine schmale Basis
ohne Lithografie erzeugen zu können. Die Anwendung ist der des MOS-Transistor in vie-
len Aspekten der analogen Anwendungen verwandt, die physikalischen Prozesse dahinter
sind jedoch andere. Über eine Steuerspannung an der Basis wird der Strom zwischen
Emitter und Kollektor mittels eines Steuerstromes an der Basis moduliert. Die Kennlinie
ist exponentiell und damit deutlich steiler als die eines MOS-Transistors.
Beim MOS-Transistor ist das Gate die Steuerelektrode und moduliert (gleich)stromlos
den Strom zwischen Source und Drain. Die Kennlinie ist parabolisch.
Bipolartransistoren wurden durch den MOS-Transistor in vielen Anwendungen ver-
drängt. In der Audioverstärkung und Messtechnik werden noch Bipolartransistoren ver-
wendet, da sie ohne das rauschbehaftete Gate auskommen. Andere Bereiche in denen sie
noch zum Einsatz kommen sind Anwendungen aus der Hochfrequenztechnik wie z.B. op-
toelektronische oder Radaranwendungen, da sie in der speziellen Bauformen des Hetero-
Junction-Bipolar Transistors mit ihren hohen Transitfrequenzen bei vergleichsweise hoher
Leistung im Vorteil sind. Einige MOS-Transistoren sind ähnlich schnell, können aber nur
wenig Leistung generieren.
1
Das ist eine Vorstufe der planaren Bauform mit Metall-Halbleiterkontakten. Die planare Bauform mit
pn-Übergängen wurde etwas später gleichzeitig in den USA und Frankreich entwickelt.
108
HLB-PR Thema 5 - Der Bipolartransistor
Abbildung 5.1: Nachbau des Bipolartransistor-Prototypen aus den Bell Labs. Quelle:
Science & Society Interfoto
Als praktische Aufgabe sollen die Eingangs- und Ausgangskennlinien in Emitter- und
Basisschaltung aufgenommen werden. Aus diesen Kennlinien sollen dann wesentliche Pa-
rameter des Transistors bestimmt und diskutiert werden. Zur Verdeutlichung der Asym-
metrie des Bauteils werden in der Emitterschaltung Emitter und Kollektor vertauscht.
Die exponentielle Abhängigkeit des Diodenstromes von der Temperatur wird mittelbar
als Temperaturabhängigkeit der Basis-Emitterspannung untersucht.
Der Bipolartransistor besteht aus Emitter, Basis und Kollektor. Diese sind abwechselnd
n oder p dotiert und erzeugen so zwei pn-Übergänge. Die Dotierung wird von Emitter
zu Kollektor schwächer und die Basisweite wird so gewählt, dass sie viel kleiner als die
Diffusionslänge der Minoritätsladungsträger in der Basis ist. Durch zwei diskrete Dioden
auf einer Leiterplatte kann kein Transistoreffekt d.h. Verstärkung realisiert werden. Um
das zu verstehen, muss man den Wirkungsmechanismus verstehen. Minoritätsladungs-
träger werden durch die in Durchlassrichtung gepolte Emitter-Basis Diode in die Basis
injiziert. Hier diffundieren sie in der Raumladungszone (RLZ) überwiegend zu der nahe
gelegenen und in Sperrrichtung gepolten Basis-Kollektor Diode. Am Rand der Raumla-
dungszone werden die Minoritästsladungsträger schließlich durch das Feld in der RLZ in
Richtung Kollektor beschleunigt und auf der anderen Seite zu Majoritätsladungsträgern.
Die Diffusion über einen Kontakt ist nicht möglich, da am Kontakt die injizierten Minori-
tätsladungsträger rekombinieren und somit nicht direkt in den Kollektor gelangen können.
In der Ersatzschaltung mittels zweier Dioden wäre dann die Basis-Kollektordiode einfach
nur eine Diode in Sperrbetrieb. Ein kleiner Teil des Emitter-Basis Dioden Durchlassstro-
mes fließt in die Basis zum Basiskontakt. Dieser Strom ist dem größeren Kollektorstrom
proportional, so dass bezogen auf den Emitter-Basisstrom eine Stromsteuerung vorliegt.
Diese Sichtweise ist in der Darstellung der Kennlinien von Vorteil.
Eine schematische Vereinfachung dieser Struktur und das dazugehörigen Schaltzei-
chen sind in Abb. 5.1 dargestellt. Die reale Umsetzung von Bipolartransistoren erfolgt
entweder in Planartechnologie oder, besonders in Silizium-fernen Technologien, in der
sogenannten Mesa-Technologie. In letzterer werden verschiedene Schichten, häufig auch
mit unterschiedlichen Bandlücken (hetero), übereinander auf dem Substrat abgeschieden
und später zum (Hetero)Bipolartransistor strukturiert. Dies steht im direkten Kontrast
zu Planartechnologie, bei der die Funktion durch Implantation im Substrat entsteht. He-
terostrukturen und Mesa-Technologien führen über diese Lehrveranstaltung hinaus.
Die Schaltzeichen der pnp und npn Transistoren, sind sehr ähnlich, sie unterscheiden
sich lediglich in der Richtung des Pfeils am Emitter. Ein Merkspruch zur Identifizierung
ist "Pfeil-Nach-Platte", zeigt der Pfeil am Emitter auf die Basis handelt es sich hierbei
um einen pnp-Transistor. Oder man orientiert sich an der Emitter-Basis Diode, die im
Normalbetrieb in Durchlassrichtung gepolt ist. Im Falle eines pnp-Transistors zeigt die-
se auf die Basis (n-dotiert). Für einen npn-Transistor zeigt die Diode in Richtung des
Emitters.
In den Querschnitten, dargestellt in Abb. 5.3, werden die wesentlichen Merkmale des
Aufbaus ersichtlich. Die Basis am pnp-Übergang ist moderat dotiert und dünn gewählt
2
In sehr modernen Technologien ist dieser nicht mehr zu vernachlässigen.
E B C C B E B
p+
p+ n+ p+ n
p+ p
n
p+
p Substrat
pnp pnp
(a) (b)
5.2.3 Funktionsweise
Bevor sich der mathematischen Beschreibung des Bipolartransistors gewidmet wird, sol-
len an dieser Stelle das Funktionsprinzip dargestellt werden. Für Beispiele wird hier der
pnp-Transistor herangezogen. Wie aus dem Abschnitt 5.2.2 bekannt, besteht der Bi-
polartransistor aus zwei unsymmetrischen pn-Übergängen. Der Emitter ist am stärksten
dotiert und die der Kollektor am schwächsten. Die Basisweite soll wesentlich kleiner ange-
nommen werden als die Diffusionslänge der Minoritätsladungsträger in der Basis. Damit
ist die Rekombination in der Basis gering. Im thermodynamischen Gleichgewicht kommt
es zu keinem Stromfluss über einen pn-Übergang, das interne elektrische Feld verhindert
die Diffusion der Ladungsträger.
Die Transistorfunktion entsteht, wenn von außen nun Potentiale an die Kontakte
angelegt werden. Man unterscheidet dabei drei verschiedene Arbeitsbereiche des Transis-
tors. Der Transistor sperrt bzw. arbeitet im Cut-Off Bereich, wenn beide pn-Übergänge
in Sperrrichtung gepolt sind. Für den pnp-Transistor bedeutet das, dass am Emitter und
Kollektor ein kleineres Potential anliegt als an der Basis. Hierdurch werden die Minoritäts-
ladungsträgerkonzentrationen an beiden pn-Übergängen abgesenkt und es fließt jeweils
der Sperrsättigungsstrom der pn-Übergänge.
Der Transistor ist im Sättigungsbetrieb wenn beide pn-Übergänge in Durchlassrich-
tung betrieben werden. Am pnp-Transistor liegen dann an Emitter und Kollektor größere
Potentiale als an der Basis an. Gemäß der Boltzmannfaktoren werden die Minoritätsla-
dungsträgerkonzentrationen an den Raumladungszonengrenzen exponentiell angehoben
und die Basis enthält sehr viele Ladungsträger. Sämtlicher Strom fließt über den Basis-
kontakt.
Der wichtigste und für Anwendungen relevante Betriebsbereich ist der sogenannte
aktive Bereich. Dieser liegt vor, wenn die Emitter-Basis Diode in Vorwärts- und die Basis-
Kollektor Diode in Sperrrichtung betrieben werden. Die Injektion von Elektronen aus der
Basis in den Emitter ruft eine große Injektion von Löchern in die Basis hervor. Die Mi-
noritätsladungsträgerkonzentration am Emitter-Basis Übergang wird angehoben. Auf der
anderen Seite wird die Anzahl der Minoritätsladungsträger am Basis-Kollektor Übergang
abgesenkt. Im Gegensatz zu einer Diode gibt es nun zwei Senken: den Basiskontakt und
den in Sperrrichtung gepolten Kollektor. Der Kollektor ist konstruktiv viel näher an der
Basis als der Basiskontakt und damit attraktiver.
Es stellt sich ein starkes Konzentrationsgefälle der Minoritätsladungsträger in der Basis
ein und folglich ein großer Diffusionsstrom vom Emitter zum Kollektor (siehe Vorlesung,
Diffusionsdreieck). Der Sperrstrom des Basis-Kollektor Übergangs ist nahezu konstant.
Dazu kommt der Strom vom Emitter durch eine erhöhte Injektion am Emitter-Basis
Übergang, die von der Emitter-Basis Spannung über den Boltzmannfaktor eingestellt
wird (Transistorfunktion).
Durch die hohe Ladungsträgerinjektion kann der Bipolartransistor auch große Ströme
tragen und wurde deshalb auch als Schalter verwendet. Allerdings sind die injizierten
Ladungsträger ein Problem beim Abschalten. Mittlerweile gibt es MOS-Transistoren, die
hohe Ströme schalten können. Für noch höhere Leistungen gibt es andere Bauelemente,
die MOS- und Bipolartransistor vereinen.
Um diese Überlegungen zu vertiefen und Stromgleichungen berechnen zu können,
müssen die jeweiligen Stromanteile genauer betrachtet werden. Als Grundlage dient die
Basisschaltung, da an ihr die wichtigsten Phänomene diskutiert werden können und diese
Erkenntnisse auf die wichtige Emitterschaltung übertragen werden können.
Generell werden Bipolartransistorschaltungen nach dem gemeinsamen Bezugpotential
benannt, bei der Basisschaltung werden Emitter- und Kollektorpotential auf das Basis-
potential bezogen. Abb. 5.4 zeigt die Stromanteile für einen pnp-Transistor im aktiven
Betrieb in der Basisschaltung. Die Basis liefert hier alle notwendigen Ströme um die
Transistorfunktion aufrecht zu halten. IBE liefert die Elektronen, die wegen der Vorwärts-
polung des Basis-Emitter Übergangs in den Emitter injiziert werden. Wegen der höheren
Dotierung des Emitters erfolgt umgekehrt eine große Injektion von Löchern in die Basis.
IBB beschreibt Elektronen, die bei Rekombinationsprozessen von Löchern und Elektronen
αIE
IE IC
IBB
IBC0
IBE
00 0
0 0 wB 0
IB
wird ein Emitter mit einer sehr viel größeren Ausdehnung als Diffusionslänge der Mi-
noritäatsladungsträger angenommen. Davon kann man in der Realität nicht ausgehen.
pB (0) 0
nC (0 )
00
nE (0 )
nC,0
pB,0 pB (wB )
nE,0
00 00 0 0
x 0 0 wB 0 x
Der Ansatz für den Emitterstrom unterscheidet sich nicht von der Berechnung des
Stroms über einen pn-Übergang und es werden die selben Annahmen getroffen. Der
Emitterstrom setzt sich aus dem Löcher- und Elektronenstrom an der Emitter-Basis-
RLZ zusammen. Zu seiner Bestimmung muss:
• die Diffusionsgleichung der Minoritätsladungsträgerdichte
√ in der Basis gelöst wer-
d 2 ∆pB (x)
den: dx 2 = L2 mit LB = DB τB
∆pB (x)
B
• mit den errechneten Ladungsträgerprofilen kann nun die Stromgleichung der Mi-
noritätsladungsträger (Diffusionsstrom, Vernachlässigung des Feldstroms) an der
Emitter-Basis RLZ gelöst werden:
00
IE = IEp (0) + IEn (0 ) (5.2)
d∆pB d∆nE
IE = −qADB |x=0 − qADE | 00 (5.3)
dx dx 00 x =0
IB = IE − IC (5.5)
Die Ströme ergeben sich gemäß Gl. 5.6 - 5.8. Die Gleichungen gelten für die drei Be-
reiche Cut-Off, Sättigung und den aktiven Bereich. Sie können analog auch auf den
npn-Transistor angewendet werden. Hier ist auf das Vorzeichnen bzw. die Polung der
Spannungen am jeweiligen pn-Übergang zu achten.
Emitterstrom
qU qU
DE DB EB D B
CB
IE = qAni2 + 2
(e kB T − 1) − qAni (e kB T − 1) (5.6)
LE NE wB NB wB NB
Kollektorstrom
qU qU
DB EB DC DB CB
IC = qAni2 k T 2
(e B − 1) − qAni + (e kB T − 1) (5.7)
wB NB LC NC wB NB
Basisstrom
qU qU
DE EB DC CB
IB = qAni2 k T 2
(e B − 1) + qAni (e kB T − 1) (5.8)
LE NE LC NC
in analogen Verstärkeranwendungen, d.h. wir betrachten nicht den kompletten Teil der
Kennlinie. Konkret wird der Kollektor-Basis Übergang in Sperrrichtung betrieben und die
Kollektorspannungsterme in 5.6, 5.7 sowie 5.8 können im Vergleich zum im Durchlass
betriebenen Emitter vernachlässigt werden. Nehmen wir weiterhin an, dass die Basisweite
weit kürzer als die Diffusionslängen ist, so verbleibt für IE
qU
2 DB EB p
IE ≈ qAni e kB T LB = DB τB
wB NB
αT lässt sich durch den Rekombinationsstrom in der Basis und dem Emitterstrom aus-
drücken:
IE − IBB IBB w2
αT = =1− ≈ 1 − B2 (5.9)
IE IE 2LB
Die Herleitung des Rekombinationsstroms ergibt sich aus dem linearen Rekombinations-
term R = ∆τBp integriert über die Basisweite, denn der Strom speist die Rekombination
(Kontinuitätsgleichung, siehe Ladungssteuerungsmodell in der Vorlesung). Das Profil ist
das Diffusionsdreieck in der Basis (siehe 5.4) mit pB (W ) ≈ 0 am Kollektor. Die Flächen-
berechnung eines Dreiecks ergibt:
DB wB qUk BE
IBB ≈ qAni2 e BT (5.10)
2L2B NB
Mittels Massenwirkungsgesetz wurde die Minoritätsträgerkonzentration in die Dotie-
rungskonzentration umgeschrieben werden (vollständige Ionisierung bei Raumtempera-
tur). Es wird ersichtlich, dass αT gegen eins strebt, falls es keinen oder nur einen ver-
schwindend geringen Rekombinationsstrom -IBB gibt. Um dies zu gewährleisten ist die
Basisweite wB sehr viel kleiner als die Diffusionslänge in der Basis zu wählen.
Der Emitterwirkungsgrad lässt sich durch die Rückinjektion aus der Basis in den Emit-
ter und dem Emitterstrom ausdrücken:
IE − IBE IBE DB wB nE,0 NB
γ= =1− =1− ≈ 1 − const. (5.11)
IE IE DE LB pB,0 NE
γ strebt gegen eins, wenn eine Injektion in die Basis ohne Rückinjektion IBE stattfinden
könnte. Dies ist so nicht möglich, um jedoch möglichst dicht an den idealen Wert heran-
zukommen, muss die Basisdotierung deutlich niedriger als die Emitterdotierung gewählt
werden.
Abschließend ergibt sich für die Stromverstärkung der Basisschaltung
α = γ · αT (5.12)
Wenn α kleiner eins ist, treten Verluste auf. Diese lassen sich durch Ströme in der Basis
beschreiben. Im Fall des pnp-Transistors werden Elektronen in der Basis zur Verfügung
gestellt.
dann die gewünschten Spannungen an Kollektor und Emitter anzulegen. Die Eingangs-
kennlinie stellt den Eingangsstrom (Emitter) über der Eingangsspannung (Emitter-Basis)
dar. Der Emitter-Basis Übergang ist eine Diode, die Kennlinie sollte dementsprechend
einen exponentiellen Verlauf haben. Parameter dieser Kurve kann die Kollektor-Basis
Spannung sein. Für eine gesperrten Kollektor-Basis Übergang ist der Einfluss der Kol-
lektorspannung in dieser Darstellung gering und es wird häufig darauf verzichtet das
darzustellen.
60
UCB = 0 V
UCB = 5 V IC (A)
50 UCB = 10 V
UBE = 0,70 V
UCB = 15 V 0,02
40 UCB = 20 V
Aktiver Bereich
0,01
Sättigung
IE [mA]
30
20
-1 1 2 3 4 5
Cut-Off UCB (V)
10
-0,01
(b)
(a)
der Knotenregel lässt sich eine Gleichung für den Kollektorstrom der Emitterschaltung
ermitteln (siehe Vorlesung).
α α
IC = IB + ICB + ICB0 (5.13)
1−α 1−α 0
0,025
0,020
0,015
0,010
0,005
0,000
0 1 2 3 4 5
UCE (V)
üblicherweise der Basisstrom, wir können im Praktikum jedoch nur die Basis-Emitter
Spannung steuern, mit den externen Messgeräten im Labor können wir mit einem Trick
eine Stromsteuerung nachbilden. Im aktiven Bereich ist der Unterschied zwischen Strom
5.2.7 Basisweitenmodulation
Da im Transistor einer der beiden pn-Übergänge, im aktiven Bereich in Sperrrichtung
betrieben wird, ändert sich die Weite der Raumladungzone des Überganges. Dies hat
direkten Einfluss auf die Basisweite, die wiederum Einfluss auf den Strom hat. Die Ursache
in Abb. 5.8 verdeutlicht.
U EC
U EB B U BC
U EC
pB,0
pB (wB )
wB wB x
00
0
Abbildung 5.8: Darstellung der Basisweitenmodulation für verschiedene Emitter-
Kollektor-Spannungen
Durch die verkürzte Basisweite für größere Emitter-Kollektor Spannungen wird das
Diffusionsdreieck steiler. Der Diffusionsstrom ist proportional zur Steigung des Diffu-
sionsdreiecks. Dieser Effekt macht sich in der Ausgangskennlinie der Emitterschaltung
bemerkbar, in der U EC die Ausgangsspannung ist. Dies ähnelt dem Verhalten des MOS-
FET und seiner Kanallängenmodulation.
Verlängert man die Steigung der Kennlinien bis I C = 0, erhält man die sogenannte
Early-Spannung U ea . Typische Werte liegen um 50 V für pnp-Transistoren und 125 V für
npn-Transistoren.
Wie beim MOSFET überlagert sich also ein sehr großer differentieller ohmscher Wi-
derstand zur Kennlinie des idealen Transistors.
Was können Sie tun, um im Sättigungsbereich den Basisstrom wieder auf den gewünschten Wert
3
einzustellen?
IC
I C (0)
IB
U ea U EC
5.2.8 Temperaturabhängigkeiten
Halbleiterbauelemente wie z.B. Transistoren ändern ihren Innenwiderstand bei Tempera-
turänderung. Somit nimmt die Temperaturänderung Einfluss auf das Strom- und Span-
nungsverhalten von Halbleitern. Die Ladungsträgerdichte in einem Halbleitermaterial wird
durch die Temperatur beeinflusst. Bei einer höheren Temperatur werden mehr Ladungs-
träger generiert. Die Eigenleitung des Halbleiters steigt.
∂U BE
= −C U T (5.17)
∂T
C ist die Temperaturkonstante. Sie beträgt für Silizium C = 0,07/K und für Germanium
gilt C = 0,05/K
kB T
UT(T ) =
e
I
UBE(I , T ) = UT(T ) ln Diodengleichung
I0(T )
∂ UBE(T )
≈ UBE(T 0 ) + (T − T0 )
∂T T0
∂ I0(T )
∂T aus der Vorlesung zur Diode und Kettenregel
kB I kB T 0 3 WG
≈ UBE(T 0 ) + ln − + (T − T0 )
e I0(T 0 ) e T0 kB T 0 2
UBE (T 0 ) kB T 0 3 WG
= UBE(T 0 ) + − + (T − T0 )
T0 e T0 kB T 0 2
IE = IB + IC
I C = αI E + I CB0
I C = βI B + (1 + β)I CB0 = βI B + I CE0
I CE0 = (1 + β)I CB0
αI E ist der Anteil des Emitterstromes, der den Kollektor erreicht. β ist hier die Gleich-
stromverstärkung der Emitterschaltung. Der Strom I CB0 ist der Sperrstrom der in Sperr-
richtung gepolten Kollektor-Basisdiode. Er wird auch als Reststrom bezeichnet und kann
auch als derjenige Strom aufgefasst werden, der bei offenem Emitter (I E = 0 A) fließt.
I CB0 ist ein durch Eigenleitung verursachter, stark temperaturabhängiger Minoritätsträ-
gerstrom.
I CB0 = I CB00 e C (T −T 0 )
I CB0 IC
T2 > T1 I E3 > I E2
T1 > T0 I E2 > I E1
I E = I E1 = konst.
T = T 0 = konst. IE = 0 A
U CB U CB
Abbildung 5.10: linke Abb.: Abhängigkeit des Sperrsättigungsstromes I CB0 über U CB von
der Temperatur (Parameter T ); rechte Abb.: Abhängigkeit des Kollektorstromes vom
Emitterstrom (Ausgangskennlinie Basisschaltung), wobei die Linie bei I E = 0 A dem
Sperrsättigungsstrom I CB0 entspricht
Wobei I CB00 der bei der Temperatur T 0 fließende Sperrstrom ist (z.B. kann T 0 = 300 K
sein). In gleicher Weise können wir den Kollektor-Emitter-Reststrom I CE0 schreiben. I CE0
ist derjenige Kollektorstrom I C , der bei offener Basis (I B = 0 A) fließt.
Der Reststrom I CB0 fließt bei offenem Emitter über die Basis, bei offener Basis dagegen
durch die Basis-Emitter-Diode ab. In der Basis-Emitter-Diode wird der Strom I CB0 genau-
so behandelt wie ein über den Basisanschluss eingespeister Strom β, d.h. er wird um den
Faktor β verstärkt. Deshalb setzt sich der resultierende Kollektorstrom bei I E = 0 A aus
dem Anteil I CB0 und dem durch die Verstärkung entstandenen Anteil βI CB0 zusammen
und ist mit (1 + β)I CB0 = I CE0 wesentlich größer als der Reststrom I CB0 .
5.2.8.3 Transistorkennwerte
Die Transistorkennwerte sind grundsätzlich in Grenzwerte und Kenndaten unterteilt.
Grenzwerte dürfen auf keinen Fall überschritten werden, da eine Zerstörung des Transis-
tors unvermeidlich ist. Eigenschaften eines Transistors werden als Kenndaten angegeben,
die das Verhalten in bestimmten Arbeitspunkten kennzeichnen.
IC = 0 A
U cbo
U ceo
IB = 0 A U ebo
IE = 0 A
P = U ce I ce (5.19)
5.3 Versuch
Hinweis: Es ist sinnvoll, wenn Sie sich zur Vorbereitung das entsprechende Datenblatt
zum Bipolartransistor BD237 aus dem Internet herunterladen und ausgedruckt zum Termin
mitbringen!
5.3.1 Labor-Messaufbau
• npn-Bipolartransistor auf der Heizplatte. Die Buchsen sind mit Emitter, Basis und
Collector beschriftet.
• PC mit LabVIEW-Skript
Bei allen Kennlinien fungiert eine Spannung oder Strom als Parameter, während eine
weitere Messvariable ist. Mit dem Digitalmultimeter wird der Strom gemessen. Über dem
Messgerät fällt bei der Strommessung etwas Spannung ab, so dass ein systematischer
Fehler entsteht, der vor allem im Sättigungsbereich relevant ist. Wie bei dem Dioden-
versuch können sie mittels der Sense Leitung den Fehler eliminieren, indem die Span-
nungsquelle die wahre Spannung am Bauelement misst und damit die Ausgangsspannung
nachregelt. Frage: In welchem Bereich der Kennlinie wird sich das bemerkbar machen?
Sie müssen also die sense-Leitungen direkt über dem Bauelement unter Ausschluss des
Multimeters anschließen.
Hinweis: Als Konvention legen hier hier in diesem Versuch fest, dass alle Ströme im
aktiven Normalbetrieb positiv gezählt werden, unabhängig davon, ob sie hinein oder hinaus
fließen. In Simulationsprogrammen (SPICE) wird eine Stromrichtung festgelegt. Es dient
hier nur der einfacheren Darstellung.
Per Konvention benutzen Sie bitte die rechte Spannungsquelle für den Kollektoranschluss
und die linke für die Basis-Emitterspannung.
Zum Schutz des Bauelements wählen Sie in Emitterschaltung eine Compliance von 15 mA
für den Basisstrom und 1 A für den Kollektorstrom in LabVIEW. Die notwendige Um-
kehr des Kollektor-Basis Übergangs für die vollständige Ausgangskennlinie, findet bei der
Emitterschaltung implizit statt, d.h. es genügt die Kollektorspannung von 0. . . 5 V zu
variieren.
Frage: Warum ist das so?
Überlegen Sie sich den Messaufbau, wobei der Einfluss des Multimeters eliminiert werden
soll. Schließen Sie das Multimeter direkt am Kollektor an.
Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen der Ausgangskennlinie mit konstantem Ba-
sisstrom als Parameter oder mit konstanter Spannung als Parameter. Setzen Sie manuell
die Compliance von Basis- und Kollektorstrom auf die oben genannten Werte. Bestim-
men Sie die größte Basis-Emitterspannung bei einer Kollektor-Emitterspannung von 5 V,
so dass ein Kollektorstrom von 1 A fließt.
Führen Sie für den Vergleich die Messung einer Ausgangskennlinie mit der von Ihnen
bestimmten größten Basis-Emitterspannung durch.
Speichern Sie die Daten.
Zum Verständnis der Stromsteuerung messen Sie den Basisstrom mit dem Multimeter,
setzen Sie wieder manuell die Compliance, wählen Sie 2 V Kollektorspannung und eine
hohe Basisspannung, so dass der Basisstrom auch an der Spannungsquelle gut messbar
ist z.B. 6 mA Basisstrom. Reduzieren Sie manuell die Kollektorspannung und beobachten
den Basisstrom.
Frage: Was beobachten Sie?
Regeln Sie nun die Basisspannnung nach, so dass sich wieder der ursprüngliche Basis-
strom einstellt.
Frage: Müssen Sie die Basisspannung erhöhen oder absenken? Betrachten Sie die beiden
pn-Übergange und begründen Sie das Vorzeichen der Änderung.
Zum Abschluss benutzen wir wie beim MOS-Transistorversuch die Compliance der linken
Spannungsquelle, um den Strom automatisch konstant zu halten. Der minimale regel-
bare Basisstrom beträgt 5 mA. Stellen Sie in LabVIEW die Compliance des Kollektor-
stroms ein und wählen Sie hintereinander fünf Basisströme von 5. . . 9 mA als Werte. Die
Basis-Emitterspannung muss für diese Basisströme ausreichend groß sein z.B. 1 V. Im
Gegensatz zu der vorher gemessenen Kennlinie wird jetzt der Basisstrom festgehalten.
Hinweis: Leider können Sie keine sehr kleinen Basisströme einstellen, da es sich um keine
echte Stromquelle handelt.
Für maximalen Basisstrom wiederholen Sie den Versuch mit Vertauschen von Kollektor
und Emitter.
Frage: Unterscheidet sich die Kurve im Vergleich zum regulären Betrieb und wenn ja in
welcher Weise?
Kollektors zur Vermessung der Ausgangskennlinie. Per Konvention benutzen Sie bitte die
rechte Spannungsquelle für den Kollektoranschluss.
Aufgabe:
Skizzieren Sie den Messaufbau für beide Kennlinien. Benennen Sie jeweils Parameter und
Messvariable. Bedenken Sie, dass die Spannungsquelle keine negativen Spannungswerte
ausgeben kann.
Hinweis: Mit Hilfe der Festspannungsquelle kann die Spannung doch negativ eingestellt
werden, allerdings sind nur die variablen Spannungsquellen in der Lage eine Strom ent-
gegen der ausgegebenen Spannung aufzunehmen (Lastbetrieb). Die Festspannungsquelle
blockiert dann den Strom.
Für die Strommessung muss wieder der Einfluss des Multimeters eliminiert werden.
Der Transistor BD237 ist bereits auf der Heizplatte angeschlossen, die Bananenbuchsen
für Emitter, Basis und Kollektor sind am Gehäuse beschriftet.
Wir wählen 1 A als maximale Ströme. Das ist natürlich zu viel für den Basisstrom, aber in
Basisschaltung wird der Kollektorstrom auch durch die linke Spannungsquelle geführt, so
dass der Emitterstrom gemessen wird und dessen Compliance an der linken Spannungs-
quelle eingestellt werden muss.
Bauen Sie den Versuch auf und lassen Sie den Aufbau vom Tutor abnehmen. Vermessen
Sie den Emitterstrom. Die Transistoren sind nicht ganz identisch. Wegen der exponen-
tiellen Kennlinie kann daher dem maximalen Kollektorstrom keine allgemein gültige Ba-
sisspannung zugeordnet werden und die maximale Basisspannung muss vorab ermittelt
werden.
Durchführung der Messung:
1. Setzen Sie an der Spannungsquelle manuell die Compliance für die Ströme 1,1 A.
3. Wenn Sie so die maximale Basisspannung herausgefunden haben, führen Sie die
Messung der Eingangskennlinie mit drei festen Kollektorspannungen 0 V, 5 V und
10 V durch.
Um den Kollektorstrom auf null zu bringen, muss der Kollektor-Basis Übergang umgepolt
werden.
Frage: warum ist das so? Wie ist das Diffusionsdreieck?
In Basisschaltung bedeutet das ein Umdrehen der Kollektor-Basisspannung. Die Span-
nungsquellen können nur Spannungen in einer Richtung ausgeben, jedoch ist eine Ver-
schiebung durch Reihenschaltung einer weiteren Spannungsquelle möglich. In der Mitte
des Netzgerätes ist eine 5 V Festspannungsquelle, die Sie geeignet in Reihe schalten müs-
sen. Dazu muss die Festspannungsquelle eine positive Spannung am Kollektor erzeugen
und die variable rechte Spannungsquelle dies Spannung kompensieren.
Frage: Was ist dann die maximale Kollektor-Basisspannung?
Umgekehrt funktioniert es nicht, da die Festspannungsquelle nur positiven Strom zulässt.
Die variablen Spannungsquellen können beide Richtungen (elektronische Last). Schließen
Sie das Multimeter direkt am Kollektor an, danach die regelbare Spannungsquelle in
verpolter Reihenfolge und zur Basis die Festspannungsquelle. Für die Kompensation des
Spannungsabfalls des Multimeters, darf nicht die Festspannungsquelle im Regelkreis sein.
Wie bei der Ausgangskennlinie in Emitterschaltung brauchen wir eine Stromsteuerung.
Stellen Sie nacheinander an der Basisspannungsquelle eine Compliance von 200. . . 1000 mA
in Schritten von 200 mA als Parameter ein
Die Kollektorspannung sollte im Bereich von U min bis 5 V variieren, wobei Sie durch
Probieren eine sinnvolle Anzahl von Messpunkten ermitteln. U min ist die Spannung, bei
der der Kollektorstrom praktisch null ist, da der Strom sich nicht umkehren kann.
Hinweis: Die am Transistor anliegende Kollektorspannung ist nicht die auf der Anzeige
bzw. nicht die in den gespeicherten LabVIEW Daten. Sie müssen das in den Messdaten
noch korrigieren. Wie gehen Sie vor?
Identifizieren Sie jeweils den Sättigungsbereich.
Stellen die Messgeräte auf lokale Bedienung, setzen Sie die Kollektorspannung auf 1 V
und eine Compliance des Emitterstromes von 200 mA ein. Die Basis-Emitterspannung
sollte ausreichend groß über ein Volt eingestellt werden, damit die Regelung funktioniert.
Schalten Sie die Temperaturregelung ein und stellen Sie diese unverzüglich auf 20◦ C ein.
Schließen Sie das Multimeter zur genaueren Messung der Basis-Emitterspannung parallel
an. Notieren Sie den Wert der Basis-Emitter Spannung und des Kollektorstromes (am
Netzteil).
Setzen Sie die Temperatur auf 65◦ C und beobachten Sie die Basis-Emitterspannung und
den Kollektorstrom. Warten Sie bis sich die Werte kaum noch ändern und notieren Sie den
Wert. Dann wieder die Temperatur zurücksetzen auf 20◦ C und die Heizplatte ausschalten.
• Die Heizplatte hinten mit dem schwarzen Schalter einschalten. (Bei Problemen die
Sicherung überprüfen)
Frage: Nimmt die Basis-Emitterspannung zu oder ab und entspricht das Ihrer Erwartung
(quantitativ)?
5.3.2 Protokoll
1. Einleitung
2. Versuch
3. Zusammenfassung
5.4 Vorbereitungsaufgaben
1. Welche Verluste entstehen in einer Basisschaltung? Zeichnen Sie dazu die Strombilanz
und geben Sie die entsprechenden Wirkungsgrade an.
2. Beschreiben Sie den grundlegenden Aufbau eines Bipolartransistors. Welche Parameter
sind bei der Fertigung besonders wichtig?
3. Zeichnen Sie die Eingangskennlinie und das Ausgangskennlinienfeld eines npn-Transistors
in Basisschaltung. Bezeichnen Sie in den beiden Diagrammen die drei Arbeitsbereiche,
sofern möglich.
4. Zeichnen Sie das Ausgangskennlinienfeld eines npn-Transistors in Emitterschaltung.
Bezeichnen Sie in den beiden Diagrammen die drei Arbeitsbereiche, sofern möglich.
5. Überlegen Sie sich wie groß die Stromverstärkung des Transistors in Emitterschaltung
ist, geben Sie Formeln und einen typischen Wertebereich an. Welche zwei Parameter
beeinflussen die Stromverstärkung?
6. Was welchen Strömen errechnet sich der Transportfaktor αT , geben Sie die Formel
an. Beschreiben Sie kurz welche physikalische Bedeutung er hat
7. Was welchen Strömen errechnet sich der Emitterwirkungsgrad γ, geben Sie die Formel
an. Beschreiben Sie kurz welche physikalische Bedeutung er hat.
8. Beschreiben Sie kurz die physikalischen Mechanismen die hinter den Parametern αT
und γ stecken
9. Erklären Sie den Mechanismus Basisweitenmodulation, welche Auswirkung hat er in
der Kennlinie und wie kann er minimiert werden?
6.1 Einleitung
133
Thema 6 - Der beleuchtete pn-Übergang
HLB-PR am Beispiel der Solarzelle
Strom I
Lumineszenzdiode
I(0 < U < U D ) > 0
U Br UD
Spannung U
UL
Fotodiode
Solarzelle
I(U Br < U < 0 ) < 0
IK ≤ I(0 < U < U L) < 0
IK
unbeleuchteter pn-Übergang,
beleuchteter pn-Übergang,
U Br Durchbruchspannung,
UD Diffusionsspannung,
UL Leerlaufspannung,
IK Kurzschlussstrom
Abbildung 6.1: Übersicht über den Betrieb von optoelektronisch genutzten Halbleiterdi-
oden; gestrichelte Linie: unbeleuchteter pn-Übergang, durchgezogene Linie: beleuchteter
pn-Übergang
6.2 Theorie
WF
−w p 0 wn x
6.2.2.1 Aufbau
Solarzellen sind Halbleiterdioden, d. h. sie bestehen prinzipiell aus einem pn-Übergang.
Aktuell werden Solarzellen üblicherweise aus kristallinem Silizium hergestellt. Auf der dem
Licht zugewandten Seite besitzen sie eine dünne, hochdotierte Emitter-Schicht, auf der
abgewandten Seite eine weite Basis. Emitter und Basis sind entgegengesetzt dotiert,
so dass sich zwischen ihnen eine Raumladungszone (RLZ) ausbildet. Zur Veranschauli-
chung ist der schematische Aufbau einer konventionellen pn-Silizium-Solarzelle in Abb.
6.3 skizziert.
Fällt Licht auf die Solarzelle, so generieren die Photonen innerhalb der Solarzelle
Elektron-Loch-Paare. Die Elektron-Loch-Paare, die zur Raumladungszone diffundieren,
werden durch das elektrische Feld der RLZ getrennt und tragen dann zum Photostrom bei.
Vorderseitenkontakt,
Fingergrid
Rückseitenkontakt
6.2.2.2 Strom-Spannung-Kennlinie
Unter Annahme der Shockley-Bedingungen, ergibt sich die Strom-Spannung-Kennlinie
(vgl. Abb 6.1) einer Solarzelle aus der Superposition des Diodenstroms ID und des Pho-
tostroms Iph . Dabei ist der Photostrom nur von der Bestrahlungsstärke des Lichtes als
externe Größe und der Diodenstrom zusätzlich von der angelegten Spannung abhängig.
Der Verlauf des Diodenstroms ist bereits vom zweiten Versuch (Temperaturabhängig-
keit der Diodenkennlinie) bekannt und dessen Herleitung aus den Halbleiter-Gleichungen
(Stromgleichungen, Bilanzgleichungen) ist im Vorlesungsskript ausgeführt. Die volle Her-
leitung des Photostroms würde den Rahmen dieses Praktikumsskript sprengen.
Grundsätzlich ist der Stromfluss in den vorderseitigen Emitter positiv definiert. Man
unterscheidet, ob die Solarzelle einen (a) pn-Übergang oder einen (b) np-Übergang be-
sitzt, d.h. ob (a) der Emitter p-dotiert und die Basis n-dotiert ist oder ob es (b) anders-
herum ist.
np-Solarzelle:
Bei Betrachtung der Ersatzschaltbilder verdeutliche man sich anhand einer schemati-
schen Skizze der kristallinen Solarzelle (wie in Abb. 6.3), an welcher Kontaktierung sich
Emitter und an welcher sich Basis befindet.
Abbildung 6.4: Einfaches Ersatzschaltbild der pn- und der np-Solarzelle mit zugehöriger
I-U-Kennlinie
6.2.3.3 Füllfaktor
Der Füllfaktor (FF) ist definiert als das Verhältnis der von der Solarzelle im MPP abgege-
benen elektrischen Leistung zu dem Produkt aus Leerlaufspannung und Kurzschlussstrom.
Anschaulich beschreibt der Füllfaktor, wie viel das größte unter die I-U-Kennlinie passende
Rechteck (MPP-Leistung) von dem von Leerlaufspannung und Kurzschlussstrom aufge-
spannten Rechteck ausfüllt.
Kontakte können auch außerhalb des eindimensionalen Modells liegen. Der Photostrom
ist wie üblich als Summe der Diffusionsströme an den RLZ-Grenzen beschrieben.
dp(x)
jp (−wn ) ∝ − >0 (6.11)
dx
dn(x)
jn (wp ) ∝ + >0 (6.12)
dx
Die Photostromdichte jph (λ, E) kann explizit berechnet werden, indem man das Glei-
chungssystem für den Halbleiter, das aus Strom- und Bilanzgleichungen gebildet wird,
unter Berücksichtigung der Shockleyschen Voraussetzungen und der Randbedingungen
für den stationären Fall auswertet. Das ist wie für den unbeleuchteten Fall, es kommt aller-
dings der optische Generationsterm dazu. Es ergeben sich Diffusions-Differentialgleichungen
für die Überschusskonzentrationen der Elektronen (∆n) und Löcher (∆p).
Bei optischer Generation von Ladungsträgerpaaren, d.h. bei Beleuchtung, gilt für die
überschüssigen Elektronen
∂ 2 ∆n(x) R G(λ) djp
2
− + = =0 (6.13)
∂x D D dt
∂ 2 ∆n(x) ∆n(x) G0 e −α(λ)·(x+dem )
− = − (6.14)
∂x 2 L2n Dn
In (6.16) ist die stark vereinfachte Lösung, welche nur für unendliche weite Basis und
der Vernachlässigung des Emitterstromananteils gilt, aufgeführt
e · Ln · G0 (λ)
jph (λ, E) = (6.16)
1 + α(λ) · Ln
Hierbei ist:
• e die Elementarladung,
Die Vernachlässigung des Emitterstromanteils hängt von der Emittertiefe (je dünner,
desto weniger Absorption) und der Verlustrekombination an der Oberfläche (je höher,
desto geringer der Beitrag). Das ist für Silizium im gelben bis roten Bereich. Am Besten
gilt die Näherung für sehr weite Basisgebiete (500 µm) im nahen infraroten Bereich, da
dort der Emitteranteil sehr klein ist. Allerdings ist dieser Bereich für die Energiewandlung
nicht sehr relevant.
Da die Oberflächengenerationsrate G0 und der Absorptionskoeffizient α wellenlän-
genabhängig sind, ist auch die Photostromdichte von der Wellenlänge λ der einfallenden
Strahlung abhängig. Man führt daher die spektrale Photostromdichte jph,λ (λ, E) ein. Dies
ist die Stromdichte, die in der Solarzelle generiert wird, wenn nur Strahlung einer einzigen
Wellenlänge λ einfällt.
Durch Integration über das Spektrum folgt der gesamte Photostrom:
Z
jph (λ, E) = jph,λ (λ, E)dλ (6.17)
∆λ
∆λ ist der Wellenlängenbereich der einfallenden Strahlung. In weißem Licht muss ungefähr
von 0, 4µm bis 1, 1µm integriert werden.
RS
IRp R Last
Iph ID
RP
UD
U
Solarzelle Last
RP RS
IK
-I ph
IK R S=0 Ω
am Leerlaufpunkt gilt
UL UL
I 0 e RP = I 0 − + I ph (6.20)
RP
1 − I 0 |U =U L · RS 1 − I 0 |U =U L · RS
UL
0
I |U =U L = I0 − + I ph + (6.21)
UT RP RP
Annahme: der Parallelwiderstand ist sehr groß gegenüber dem Serienwiderstand
1 − I 0 |U =U L · RS
≈ (I 0 + I ph ) (6.22)
UT
1 UT
→ RS ≈ 0 − (6.23)
I |U =U L I 0 + I ph
weitere Annahme: der Photostrom sei groß gegenüber I0 (gut erfüllt)
dI −1
≈ (6.24)
dU U=UL
Größenordnung (flächenbezogen)RS = 0,05 . . . 0,5 Ω cm2 . Der Parallelwiderstand wird
im Kurzschlusspunkt auf ähnliche Weise berechnet:
1 − I 0 · RS 1 − I 0 · RS
U −I ·R
S
0
I = I0 e UT + (6.25)
UT RP
Im Kurzschluss gilt
1 − I 0 |U =0 · RS 1 − I 0 |U =0 · RS
−I K ·RS
0
I |U =0 = I 0 e UT
+ (6.26)
UT RP
−I K ·RS
I0 1
UT e +
UT
RP
= −I K ·RS (6.27)
RS RS
1+ UT · I0 · e UT
+ RP
−I K ·RS
wenn I0
UT e
UT
1
RP
1/R 1
(6.28)
P
≈ =
1+ RS/R
P RS + RP
dI −1
→ RP ≈ − RS (6.29)
dU U=0V
UL
U
−1
dI
RS ≈
dU
U =U L
IK
−1
dI
RP ≈ −RS
dU U =0V
Typischerweise ist RP > 1 kΩ. Durch diese Vereinfachungen erhält man jedoch auch
bei praktisch idealen Solarzellen einen endlichen Parallelwiderstand und einen Serienwi-
derstand größer null, denn selbst die ideale Kennlinie hat eine Steigung im Leerlauf und
Kurzschlusspunkt. Das macht sich z.B. bei einer Temperaturerhöhung bemerkbar, wenn
I0 stark ansteigt und somit auch die Steigung der Kennlinie in allen Punkten. Grafisch
lassen sich die Widerstände aus der Steigung der I-U-Kennlinie im Leerlauf bei I = 0 A
bzw. im Kurzschluss U = 0 V bestimmen (siehe 6.9).
Die parasitären Widerstände wirken sich vor allem auf den Füllfaktor aus. So wird
schnell deutlich, dass dieser sehr groß ist für geringe parasitäre Einflüsse. Steigt der
serielle Widerstand an (RS > 10 Ω cm2 ), so kommt eine zusätzliche Verringerung des
Kurzschlussstromes I K hinzu. Bei schlechten Werten für den Parallelwiderstand (RP <
1 kΩ cm2 ) sinkt die Leerlaufspannung.
6.3 Versuch
In diesem Versuch sollen die Parameter von Solarzellen unter langwelliger Bestrahlung,
d.h. geringem Einfluss der Oberfläche, untersucht werden. Deren Quantifizierung gelingt
mit der Berechnung der charakteristischen Größen. Zunächst soll die I-U-Kennlinie der
vorliegenden Solarzelle aufgenommen werden. Als Parameter soll hierbei die Bestrah-
lungsstärke variiert werden.
Die zu vermessende Solarzelle wurde mit Silberlack auf einer Lochrasterplatine an-
gebracht und emitterseitig mit Messspitzen kontaktiert. Die Solarzelle kann somit über
die aufgebrachte einzelne BNC-Buchse „SZ“ angeschlossen werden. Damit ist festgelegt,
dass die n-Seite (beleuchtete Vorderseite der Solarzelle) über den Außenleiter auf Masse
gelegt wird.
6.3.1 Labor-Versuchsaufbau
Als Lichtquelle stehen die LEDs aus dem ersten Versuch zur Verfügung. Die zu bemes-
sene Solarzelle wurde mit Silberlack auf einer Lochrasterplatine angebracht und emit-
terseitig mit Messspitzen kontaktiert. Die Solarzelle kann somit über die aufgebrachte
BNC-Buchse angeschlossen werden. Zum Messaufbau stehen zur Verfügung:
• ein PC mit der Software LABView und dem Virtuellen Instrument (vi) Automessung
• LED C
Der in Abb. 6.10 dargestellte Messaufbau dient der Aufnahme einer I-U-Kennlinie der
Solarzelle. LED-C hat als Lichtquelle die beste Ausbeute und wird deshalb verwendet. Als
Diode ist sie sehr empfindlich gegen Überspannung. Zum Schutz der Diode schalten Sie
bitte einen 100 Ω Widerstand in Reihe. Der Innenleiter des BNC Kabels ist am Adapter
rot markiert und muss an den positiven Pol der Spannungsquelle angeschlossen werden.
Die Dioden sind sehr unterschiedlich, deshalb benutzen wir wieder die Stromsteuerung.
Schließen Sie LED-C mit Schutzwiderstand an die linke Spannungsquelle des HM
8143 an. Wie in PCD-Versuch ist der Innenleiter des BNC-Anschlusses die Anode der
LED. Stellen Sie eine Compliance von 10 mA bzw. für eine weitere Messung von 20 mA
ein. Beginnen Sie bei 7 V und erhöhen Sie die Spannung bis die Compliance erreicht ist.
Prüfen Sie die Funktion der LED mit einer Kamera am Mobiltelefon.
Die Vermessung der Kennlinie erfolgt an der rechten Spannungsquelle. Zuerst wählen
Sie eine Compliance von 20 mA Strom. Bei Solarzellen ist die Konvention die Rückseite als
Bezugspotential zu wählen, unabhängig vom Typ pn- oder np-Diode. Dementsprechend
ist der positive Ausgang am Emitter anzuschließen.
Der Serienwiderstand des Multimeters ist nicht zu vernachlässigen, wie die Beispiel-
messung 6.11 zeigt. Deshalb muss dessen Einfluss eliminert werden. Verbinden Sie nun
das Multimeter zur Strommessung zwischen Spannungsquelle und Emitter, wobei die
Konvention zu beachten ist, dass der Emitterstrom an der beleuchtete Seite positiv hin-
ein gezählt wird. Schließen Sie den positiven Sense-Anschluss der Spannungsquelle direkt
an der Solarzelle an. Zur Realisierung einer negativen Spannung müssen Sie wie gehabt
die 5 V Spannungsquelle in umgekehrter Polarität anschließen. Damit die Regelung des
rechten Netzteils funktioniert, muss die Festspannungsquelle an die Basis, also die an-
dere Seite der Diode angeschlossen werden. Andernfalls bekommt die Sense-Regelung
zusätzliche 5 V. Der Kreis schließt sich dann am negativen Ausgang der rechten Span-
nungsquelle.
Die Diodenkennlinie muss insbesondere zur Berechnung von Serien- und Parallelwider-
stand mindestens 0,2 V im Sperrbereich bis etwas über den Leerlaufpunkt hinaus vermes-
sen werden. Die Reihenfolge kann umgekehrt sein, je nach Typ der Solarzelle. Machen
Sie sich das am Schaltbild klar.
Treffen Sie im Labview Messprogramm die entsprechenden Einstellungen so, dass der
Spannungsbereich abgedeckt wird. Setzen Sie die Strombegrenzung auf 20mA, so kann
die Strommessung (in Reihe) sicher über den 100mA-Eingang des Fluke-Multimeters er-
folgen.
6.3.2 Labor-Versuchsdurchführung
Es sind drei Kennlinien, im Dunkeln und bei halber sowie voller Strahlungsstärke der LED,
aufzunehmen. Zur Messung der Kennlinie bei Dunkelheit genügt es, die Solarzelle grob
abzudecken. Die anderen beiden Kennlinien werden bei 10 mA bzw. 20 mA Strom in der
LED aufgenommen.
Hinweis: Bei der Vermessung von Solarzellen wird eine andere Konvention zur Vorzei-
chen des gemessenen Stromes verwendet. Der Strom wird immer positiv in den Emitter
(Vorderseite) hinein gezählt. Für einen p-dotierten Emitter entspricht das der üblichen
Konvention, bei einem n-dotierten Emitter dreht sich die positiv gezählte Stromrichtung
um.
Speichern Sie die Messdaten der drei Kennlinien im Messprogramm ab. Verschieben
Sie die Messspannung um die 5 V zur Darstellung.
6.3.3 Versuchsauswertung
Beachten Sie die Stromkonvention für Solarzellen oben.
Wenn Sie kein Protokoll anfertigen:
3. Was ist Ihrer Meinung der wesentliche Unterschied im Vergleich zur Referenzkenn-
linie an einem Solarzellenmessplatz mit simulierter Sonneneinstrahlung?
• die maximale elektrische Leistung (Leistung im MPP) Pmax bei allen Bestrahlungs-
stärken
2
Strom in A
−2
−4
mit Sense-Korrektur
−6 ohne Sense-Korrektur
Beantworten Sie die folgende Frage: Welche Parameter ändern sich, welche ändern sich
in erster Näherung nur wenig?
Können Sie das begründen?
Eine der resultierenden Kurven zur Versuchsauswertung könnte z.B. aussehen, wie
in Abb. 6.11 dargestellt. Dort erkennen Sie auch den Einfluss des Widerstandes des
Multimeters.
6.4 Vorbereitungsaufgaben
1. Erklären Sie in drei bis vier kausal zusammenhängenden Stichpunkten die Entstehung
der Raumladungszone über einem pn-Übergang!
2. Wie kommt es zu dem in der Solarzelle generiertem Photostrom?
3. Welche Wellenlänge darf auf eine Siliziumsolarzelle eintreffendes Licht höchstens
haben um noch Elektronen-Lochpaare zu erzeugen?
4. Durch welche Größen ist die Dichte des Photostroms (bei Bestrahlung mit infrarotem
Licht) determiniert? Geben Sie stets die Dimension der genannten physikalischen Größen
an, und machen Sie sich ihrer Bedeutung bewusst.
5. Skizzieren Sie den schematischen Aufbau (mit Beschriftung!) einer kristallinen pn-
und np-Silizium-Solarzelle. Zeichnen Sie dazu eine Beschaltung zur Kennlinienmessung.