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Sauerampfer von Kristina Peter

Eigentlich ist Sauerampfer ein beliebtes Wildge- Rumex acetosa


müse. Fast jeder erkennt es auf den ersten Blick
und nascht gerne von den säuerlichen Blättchen.
= Großer Sauerampfer
Sie sind so Vitamin-C-reich wie eine Zitrone und
voller Mineralien, eignen sich als Gesichtspflege-
und Wundheilmittel und darüber hinaus als wir-
kungsvolle Wurmkur. Auf der anderen Seite wird
der Ampfer als Bedrohung angesehen und massiv
bekämpft. Er schleicht sich in Viehweiden ein und
– da ihn das Vieh nicht mag – schmälert er so die
Produktivität des betreffenden Landstrichs.

Erkennungsmerkmale:
Mit Sauerampfer ist normalerweise der Große Saueramp-
fer gemeint. Er liebt feuchte Wiesen und Gebüsche. Er hat
lanzettartige Blätter, die rosettenförmig aus dem Boden
sprießen. Ab Mai bis Juli erscheinen Stängel mit kleineren
Blättern und rötlich-grünen Blüten. Die Blätter des Sauer-
ampfers schmecken säuerlich, die aller anderen Ampfer- Blütenstand des
arten bitter. Letztere sind eher ungenießbar. Sauerampfers

Anbau, Pflege und Ernte:


Sauerampfer mag nährstoffreichen, feuchten und lehmigen Boden. Am günstigsten ist
ein halbschattiger Platz, weil er dort nicht so sauer wird wie an einer sonnigen Stelle.
Man sät Ende März bis Ende Mai, wohlschmeckender wird er jedoch, wenn man ihn im
August für die Ernte im nächsten Frühjahr sät. Auch schießt er dann nicht so schnell in
die Blüte. Die Sämlinge verpflanzt man im Abstand von 10 bis 35 cm in der Reihe. Will
man in die Massenproduktion einsteigen, düngt man alle 4 Wochen mit z. B. Brennes-
seljauche. Die frischen Blätter erntet man laufend. Nur die ganz jungen Blätter in der
Mitte lässt man stehen. (Wer wilden Sauerampfer erntet, sollte das nicht von mit Jauche
und Gülle gedüngten Weiden tun.) Es empfiehlt sich, die Blütenstiele abzuschneiden,
sonst gibt es binnen weniger Jahre nur noch Ampfer in Ihrem Garten. Denken Sie daran,
die Samen sind bereits wenige Tage nach der Blüte keimfähig, auch wenn sie noch kei-
nen reifen Eindruck machen. Aus den Samen lassen sich allerdings auch leckere Keim-
linge für den Salat machen. Bewahren Sie dafür die Samen trocken bis zur Verwendung
in der Küche auf. Wenn Sie Sauerampferpflanzen im Topf ziehen wollen, bedenken Sie,
dass er ein Tiefwurzler ist, weshalb er einen hohen Topf benötigt.

Konservierung und Frankfurter Grüne Soße:


Sauerampfer kann man zwar trocknen, empfehlenswerter ist jedoch das Einfrieren. Die frischen Blätter werden grob zer-
kleinert und in Wasser eingefroren. Wird er trocken eingefroren, erfriert er. Frische junge Sauerampferblätter können zu Sala-
ten, Soßen (z. B. der grünen Frankfurter Soße) und Suppen verwendet werden.

Die echte Grüne Soße enthält verschiedene Kräuter (Pimpinelle, Schnittlauch, Petersilie, Borretsch, Kerbel, Kresse und Sau-
erampfer), 1 Schalotte, Essig, Salz, Pfeffer, Senf und 1/2 l Saure Sahne. Alle Zutaten werden mit dem Pürierstab püriert, bis
die Soße grün ist. Die gesunde Variante enthält statt Sahne 2 Avokados und statt Essig Zitronensaft.

Bergsauerampfer Kleiner Sauerampfer Almsauerampfer Strandampfer

Guter Heinrich
9 besser leben 35+36/2008 · Sabine Hinz Verlag · Alleenstr. 85 · 73230 Kirchheim · Tel. (07021) 7379-0 · Fax:-10 · info@sabinehinz.de · www.kent-depesche.com
e Sauerampfer als Heilpflanze f
• Entgiftung, Entschlackung, Blutreinigung (2 - 3 Wochen lang)
Täglich einige rohe Sauerampferblätter kauen oder
2 Teelöffel Sauerampfer-Saft oder
eine große Tasse Sauerampfer-Tee schluckweise trinken (1 TL getrocknete Blätter auf 1/4 Liter
kochendes Wasser, 5 Minuten ziehen lassen) oder
3 Tassen Wurzeltee (10 g getrocknete Sauerampferwurzeln in 1/2 Liter Wasser aufkochen, 10
Min. ziehen lassen).

• Bei schlecht heilenden Wunden


Frische Blätter zerstampfen, den Brei auf die erkrankte Haut legen,
eine Plastiktüte darüber und diese festbinden.

• Wurmkur:
Vor allem für Kinder: Man überbrüht 1 - 2 g Sauerampfer mit einer Tasse kochendem Wasser,
lässt den Tee 3 Minuten ziehen, seiht ab und trinkt das Gebräu schluckweise.
Früher wurden bei Unterleibsschmerzen in Wein gesottene Sauerampferblätter empfohlen. Nebenwirkungen?
Das schmeckt so fürchterlich, dass Spulwürmer Reißaus nehmen.
Fressen Pferde zu viel Ampfer, wird ihnen übel.
Die Ernährungsfachwelt warnt auch Menschen
• Unfruchtbarkeit vor Ampfer. Er enthalte Oxalsäure, die dem Kör-
Tipp aus grauer Vorzeit:
per schade. Wer Blasen- oder Nierensteine,
Die betreffende Frau soll am linken Arm ein Amulett aus Sauerampfer tragen,
was reichen Kindersegen bringe.
Rheuma oder Gicht, Herz-, Lungen- oder Magen-
beschwerden habe (bleibt da noch jemand
übrig?), der solle keinen Sauerampfer essen.
• Schöne Haut
Eine Handvoll Sauerampferblätter in 1/4 Liter Wasser fünf Min. lang kochen, abkühlen las-
Mehr zur Oxalsäure-Theorie lesen Sie bitte im Ar-
sen, abseihen und mit der Flüssigkeit ein Tuch tränken. Dieses legt man auf die zuvor gerei- tikel „Vogelmiere” in Depesche 01/2007. Kann
nigte Gesichtshaut. Hilft bei unreiner und fettender Haut. man überhaupt zu viel Sauerampfer essen? Er
schmeckt ziemlich sauer und kaum jemand wird
sich daraus täglich eine Hauptmahlzeit kreieren.
• Die Seefahrer des Mittelalters nahmen Sauerampfer mit an Bord, um
Im Salat, in Rohkost-Soßen oder -Suppen
Vitamin-C-Mangel (=Skorbut) vorzubeugen. schmeckt er bis zu einem Anteil von 10 % wun-
derbar, mehr würde man aus rein geschmackli-
• Leberleiden und Verdauungsbeschwerden chen Gründen gar nicht essen wollen. Problema-

e f
Im Altertum verwendeten die Ägypter, Griechen und Römer den Sauerampfer als Ausgleich tisch wird es erst, wenn man den Ampfer kocht.
zu ihren fettigen Speisen bei Festmahlen. Da schmeckt er nämlich kaum noch sauer und
Anwendungen: Wie unter Entgiftung ganz oben beschrieben. dann funktioniert auch das Körper-Warnsystem
(So viel „sauer” will ich nicht!) nicht mehr und man
futtert plötzlich viel zu viel.

Kampf dem Ampfer


Unter den etwa 200 existierenden Ampferarten ist kaum eine, die bei Landwirten beliebt wäre. In den Bergen wird der Alm-
ampfer bekämpft, im Flachland ist es der Große und Kleine Sauerampfer sowie der Stumpfblättrige und der Krause Ampfer. Auf
Weiden nimmt der Ampfer viel Platz ein und wird vom Vieh nicht einmal gerne gefressen. Und wenn doch, so wird es – ab einer
bestimmten Menge – Kühen schlecht, Landschildkröten kriegen Nierenprobleme und Pferde leiden an Vergiftungserscheinun-
gen. Bei Schafen ist die Fachwelt diesbezüglich noch unschlüssig.

Also wird Ampfer vernichtet – mit eigens für ihn erfundenem Handwerkszeug z. B. dem Ampfereisen, dem Ampferwiesel, dem
sog. WUZI (das ist ein hydraulisch angetriebener und selbstfahrender Ampferbohrer, der stündlich 300 bis 440 Ampferpflanzen
„schafft”) und außerdem der Infrarot-Gastechnik in Form des sog. Thermodorns, wobei ein 600-Grad-heißer Metalldorn in das
„Herz” der Ampferwurzel gestoßen wird und dort so lange verbleibt, bis der gesamte Wurzelkörper einschließlich der Blattrosette
vollständig versengt ist. Gleichzeitig muss an den entstandenen Stellen sofort Gras o. ä. gesät werden. Das alles kostet Zeit und
Geld. Da Ampfersamen jahrelang im Boden keimfähig verharren kann, ist es mit dem einmaligen Entfernen der Pflanzen nicht ge-
tan. Sie keimen an geeigneten Stellen immer wieder nach.
Thermodorn
Für Ampfer geeignete Stellen sind kahle und verdichtete Plätze, also beispielsweise Traktorspuren.
Das bedeutet, dass der Ampfer eigentlich nur eine Pionierpflanze ist, die rasch kahle Stellen begrünt
und darüber hinaus Bodenverdichtungen mit ihrer bis zu 3 Meter langen Wurzel aufbrechen kann. Ei-
ne Überdüngung mit Gülle gefällt dem Ampfer ebenfalls ausgesprochen gut. Wo der Kleine Sauer-
ampfer wächst, ist der Boden kalkarm. Mit diesen Kenntnissen braucht man eigentlich „nur” noch all
das, was dem Ampfer gefällt, meiden oder abschaffen und er wird keinen Grund
sehen, auf Ihrer Weide zu sprießen.
Schafe – richtig eingesetzt – können
den Ampfer ausrotten.
Mittlerweile hat man auch eine Strategie ausgetüftelt, wie Ampfer biologisch
einwandfrei ;-) entfernt werden kann. Wenn der Ampfer im Frühling noch unter
15 cm hoch ist, lässt man – vor der eigentlichen Beweidungszeit – eine Herde
Schafe auf die Weide, aber nur zweimal einen halben Tag lang. Schafe knabbern
besonders gerne am jungen Ampfer. Hat die Weide dann eine Höhe von 20 cm er-
reicht, beginnt die Hauptweidezeit. Versuche zeigten, dass eine fünfjährige Be-
weidung mit 243 Schafen pro Hektar an 17 Tagen à 8,6 Weidestunden ausreich-
te, um den Ampfer aus der Weide vollständig zu vertreiben. Gleichzeitig achtet
man darauf, keine tiefen Traktorspuren zu hinterlassen und vermeidet Über-
düngung. (Landinfo 3/2006)

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