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ZEITSCHRIFT FÜR DEN GESAMTSCHLESISCHEN RAUM . HERAUSGEBER: DER LANDESHAUPTMANN ■ VERLAG: GAUVERLAG-NS-SCHLESIEN BRESLAU ■ 1.

JAHRGANG ■ FOLGE 4 ■ PREIS 1 RM

SCHLESIEN
SCHLESIEN

ZEITSCHRIFT FÜR DEN GESAMTSCHLESISCHEN RAUM


1. JAHRGANG ■ JULI 1939 - FOLGE 4

HERAUSGEBER: DER LANDESHAUPTMANN

STÄNDIGE MITARBEITER: PROFESSOR HERMANN AUBIN


DR. FRITZ ARLT • DR. ERNST BIRKE ■ OBERBÜRGERMEISTER
DR. HANS DAMRAU - DR. WERNER FISCHER ■ OBERBÜRGER­
MEISTER DR. HANS FRIDRICH ■ DR. FRITZ GESCHWENDT • PROV.­
KONSERVATOR DR. GÜNTHER GRUNDMANN . LANDESLEITER
ALFRED HARTLIEB - LANDESRAT GEORG KATE • DR. WERNER
KUDLICH ■ PROF. DR. WALTER KUHN - REG.-RAT DR. HEINZ
LOHBECK ■ GAUOBMANN JULIUS MERZ • OBERBÜRGER­
MEISTER HANS SCHMIEDING ■ GEN.-DIR. GEORG SIEFEN
HERMANN STEHR • KUNSTHISTORIKER BERNHARD STEPHAN

INHALT:
GENERALDIREKTOR GEORG SIEFEN, Leiter des Landes­
fremdenverkehrsverbandes Schlesien: Reise durch Schlesien . . 122
DR. ALFRED BUNSCH:
Die Autobahn............................................................................... 131
FDt. 46......................................................................................... 133
Fluglinien...................................................................................... 134
HANS NIEKRAWIETZ: Gedicht................................................... 135
STEFAN STURM: Die Ansorge................................................... 136
MARTIN LUSERKE: Der lebendige Erzähler.............................. 140
WERNER STEINBERG: Hell war die Nacht.................................. 143
ANGELIKA TSCHANTER: Gedicht................................................ 144
Die Beskiden............................................................................... 145
Berichte......................................................................................... 147

UMSCHLAG: AUTOBAHN IN SCHLESIEN / AUEN. KARL FRANZ KLOSE

MIT VERWALTUNGSBEILAGE (VIERTELJÄHRLICH)


UND .SCHLESIEN IN ZAHLEN " (HALBJÄHRLICH)
ARTHUR WASNER SCHLESISCHES GEBIRGSHAUS
ODER

DIE GROSSE
SCHNEEGRUBE
Aufnahme: ñan»Ret)laff

Grünberg 0 Schiesiersee

Glogau

Sagan $
® Sprottau
Miliłsch
Hoyerswerda
Trebnitz # Groh Wartenberg
Leubus
Oels
Bunzlau @
LIEG NITZ BRESLAU
GÖRLITZ ® • Namslau
• Kreuiburg
HIRSCHBERG Ohlau Brieg
Bad Flinsberg Siting
Schweidnitz
Landeshut
Bad Warmbrunn © Strehlen
0 0 Waldenburg
Roiehenberg * OPPELN
Schneekoppe Braunau ® Frankenstein
Grofj Strehlitz
Neisse Annaberg BEUTHEN
Trautenau Bad Kudowa GLATZ
• • Otimachau. ‘Ą HINDENBURG
• • Bad Aliheida
Bad Reinerz • • Ziegenhals
GL El WITZ
e 0 Leobschütz
Freiwaldau
RATIBOR

Mähr. Schönberg TrOPPa" Hulfsdun


MÄHR. OSTRAU
Bielitz
Zwiftau Sternberg Fulnek
Teichen
R E D U S I E N

lele Blätter/ Die fleh in el fter Linie an fchlefifche Menfchen ftent/ in Oer Läufig dann tritt vor euch Ungeahntes und
ivenDen, Die aber auch hinausgehen in anDere Deutfche liberrafchenDes genug, wenn Der WanDerer etwa Durch Die
Gaue, fie reellen Den Schlefiern unD Den FreunDen Schlefiens eigenartige nieDerfdilefifche HeiDe fährt, Die er vom D=Zug
unD auch Den vielen. Die Dieies LanD in feiner neuen Größe aus immer nur als eintönigen Kiefernforft vorübergleiten
unD alten Sdiönheit noch nicht kennen feilten, einmal lagen, fah, Dann ivirD er überrafcht fein von ihrer Vielfalt unD
Daß es wert ift, in allen Falten feines ichönen alten Geflehtes Größe, von ihrer Äbwechflung unD Eigenart. Stille WalD=
im roahrften unD tlefften Sinne einmal kennengelernt zu feen, WiefenlanDfchaften am RanDe Der HeiDe, verträumte
roerDen. Ihr Schlefier, Die ihr io gern in Die Weite fchroeift, HeiDeDörfer mit alten ftrohgeDeckten ßauernhäufern, an
unD ihr, Die ihr Dieles Schlehen noch nicht kennt, kommt Deren Firft gekreuzte PferDeköpfe angebracht finö, Dann
unD roanDert einmal mit uns Durcfi Diele fdüeflfche reieDer eine kleine StaDt mit Erinnerungen mittelalterlicher
Heimat, Die größer gerooröen ift unD zu Deren alter Schönheit Gefchldite. UnD Dann nähern mir uns Der LanDfchaft, Die
fleh neue unbekannte gefeilt hat. Wir wollen einmal als Die MenfchenhanD zum Abbau Der Braunkohle elnft auf=
Sdüefier Ferien im eigenen Haufe erleben? Denn Dieles Haus geriffen hat: große Tagebauten mit hellen HalDenDünen aus
Der Heimat, Das fo oft fchon feiner LanDfchaft nach mit einem SanD, auf Denen Die Birke zur Sicherung angeforftet mirD,
hellen Spiegel Der getarnten Deutfchen LanDfchaft fchlechthin Dann reieDer verlaffene Tagebauten, Die zu eigentümlichen
verglichen roorDen ift, es ift fürwahr ein prächtiges Haus, fo Wafferflächcn im HeiDegeftrüpp geworben finö - unD mit
recht ein ragenDes Schloß mit weiten Hallen unD großen einem Male Rehen wir in Diefer kargen GegenD am Abhang
Treppen, mit reunDerfamen Gärten unD breiten Terraffen, von eines mäditigen Steilhanges wie vor einer lachenDen Oafe.
Denen man weit hinausfehaut in Das lachenDe LanD, Tief unter uns breitet fleh Die größte unD fchönfte Park=
mit MerkroürDigkeiten unD Schönheiten ohne Zahl. Schon fchöpfung Europas, Die eben ein folch echter Schlefier,
wenn ihr an Der Schwelle öiefes fchlefifchen Hanfes gepeinigt vom Fernweh unD geplagt vom Heimweh, fchuf,

122
L E U B U S

GÖRLITZ

Fürft Hermann Püchler, Der eine öer beiden großen roman=


tifchen Schlefier. Gerade biefes nördliche und nordwestliche
Niederfchlefien gehört vielleicht zu den unbekanntesten des
ganzen weiten Landes, weil dort nicht viel besonders ße=
merkenswertes erwartet wird, von dem man fonSt viel
gesprochen. Und gerade feine unbekannten Schönheiten Sind
es, die des Wanderers Schritte einmal nach Niederfchlefien
lenken Sollten. Wir haben vielleicht das Wort Sagan als
D=Zugftation gehört ober auch einmal als Titel eines
liebenswürdigen Novellenbuches. Aber wir Sollten einmal
in der Tat eine Reife nach Sagan machen, und Selbst der
verwöhnteste Reifende durch deutsche Schlöffer würbe mit
Erstaunen eines der Schönsten Sehen, die er je besuchte, und
zugleich einen Park von erlesener Schönheit in der natürlichen
Landschaft eines Fluff es. Wenn etwa malerische kleine Städte
mit Mauern und Graben und prangendem Grün und Schönen
alten Bauten wie Sprottau und FreyStabt im großen Reife=
gebiet Sübbeutfchlanbs lägen, fie würben gar bald einen
großen Ruf genießen als begehrte Wanberzicle. So liegen
fie verträumt mit ihren Türmen und Dächern in der Stillen
freundlichen Lanbfchaft. Es glaube niemand, baß diefes
Niederfchlefien eine weite und womöglich eintönige Ebene fei.
Höhenzüge des fchleflfchen Landrückens durchziehen dielen
Zipfel der Heimat und bilden Hänge und Täler und Kuppen,

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iron denen daß Äuge weit Schweifen kann hinab in daß
großräumige Odertal biß zu den blauen Wäldern am Hori=
zont, die den Often begrenzen. Nach Grünberg müßte jeder
Schlcfier einmal gekommen fein, und vor allem jeder, der
Schlefien noch nicht kennt? denn einß kennt er, daß ab=
sprechende Urteil über den Wein, der auf Grünbergß Hügeln
wächst, und er follte ihn einmal an Ort und Stelle probieren
und roahrnehmen, daß er ein recht trinkbarer Tropfen ift,
und daß die Mcnfchen, die ihn bauen, ein fröhlicheß Volk find,
die eß verftehen, aIß echte Schlcfier befchroingte Fcfte zu feiern.
Von dem leider zu wenig gefeierten Strom deß deutfehen Oftcnß
wollen wir hier reden, von der Oder, dem einzigen der deutfehen
Ströme, deffen langen Lauf der deutfehe Eichenwald in feiner
ganzen Fülle und Schönheit begleitet wie keinen anderen
deutfehen Fluß. Daß haben im letzten Jahrzehnt zwar die
Wasserwanderer erfahren, die immer wieder diefen Strom
bevorzugen, aber wie viele gibt eß noch, die nichtß von Seinen
Schönheiten wiffen, von den hohen, fteil abfallenden ßcrg=
rücken, die hart an ihn herantreten, von den Hügeln, auf
denen Schloß Carolath liegt oder die andere der unvergleich=
liehen Stellen idealer Landschaft, die die Kunft im Kloftcrbau
von Leubtiß Schmückte. Eß ift ein bunteß Bild, dicte íchleíifchc
Landkarte mit ihren Gewäffern. Wir haben wohl einmal
daß Wort Schlcfierfec gehört, aber wir wiffen nicht, daß man
von Seinem Südoftufer daß Nordweftufcr nicht ficht, Sondern
daß die Wasserfläche den Horizont berührt. Wer aber
Stunden unvergeßlicher Ferien vom Alltag verleben will, der
mache Sich einmal mit feinem Faltboot auf zur Fahrt nach
dem Schlcfierfec und feinen Schattigen Waldeßbuchten. Eß ift
dicte große Schwelle zum fchlcfifchcn Raum wie eine prächtige
Freitreppe geschmückt mit allerlei koftbaren Figuren. So ftchen
die Silhouetten ihrer Städte in der großen Landschaft, daß
alte Glogau am Strom und an der anderen Seite diefer
großen Freitreppe zum fchlcfifchcn Raum aIß ein Pfeiler
daß prächtige Görlik. Wer einmal diele Stadt mit offenen
Äugen durchschritten ift auf ihren beiden alten Markt=
plätjen, dem Obcr= und dem Untermarkt, und an der koft=
baren Rathaußtreppe haltgemacht hat, dem wird eß klar
werden, daß diefeß Schlefien uralteß dcutfchcß Kulturland ift,
daß fich mit ftolzcm Recht an die Seite der anderen deutschen
Gaue ftcllcn kann. Auf die Türme und Dächer diefer alten
Stadt blickt der erfte der drei großen Bergeßwächter Schlcficnß ZWITTAU
herüber, der wie ein Vorpoften vor der Kette der Sudeten
fteht, öie Lanöeskrone. Von feinem Gipfel aus erblicken mir
in öer Ferne öie blauen Berge. Schlefien unö feine Berge finö
für öen Gaft öiefes Lanöcs ein Begriff, für Öen Schlcfier aber
öle große, öurch fein ganzes Leben klingenöe Sehnfudit unö
Freuöc. Schiebens Berge finö in öer granöiofen Vielfalt öes
Suöetcnzugcs heute roieöer öas ftarke Rückgrat fchlefifdaen
Volkstums gcrooröen roie in Öen Zeiten öer großen öeutfehen
Wieöerbeficölung öes Lanöes. Vcrfchrounöen ift öie trennenöe
Staatengrenze, öie auf öem Kamm öes Riefengebirges unö
auf öen Höhen öer ßergzüge um öie Graffchaft Glaü entlang^
lief. Es gibt kein Hüben unö Drüben mehr, nach öem man
fehnfüchtig blickte. Heute roanöert öer Schlefienfahrer öurdi
öie freien Wälöcr öes Ifergebirges hinab in öie fchöne Tal=
lanöfchaft von Reichenberg. Wenn er heute auf öer Schnee­
koppe ftcht vor öer altersgrauen Kapelle, in öer ein öeutfeher
Komponift öie Töne zu Ernft Mor# Ärnöts Lieöc gefunöen:
Was ift öes Deutfehen Vaterlanö?, öann kann er mit tiefem
Dank im Herzen voller Stolz bekennen, öaß öiefes Lieö
Wahrheit gemoröen ift: So roeit öie öcutfdie Zunge klingt,
öas ganze Dcutfdilanö foil es fein! Wer aber wirklich noch
Äufn.: Henfchel als Fremöling zweifeln wollte, ob öie Stäötc unö Dörfer
Äufn.: Dr. Paul Wolff über öen Bergen wirklich fchlefifdi finö, öer foil einmal
Äufn.: Ärdiit) herüberwanöern nach Hohenelbe, nadi öem alten Arnau unö

125
SCHŁO SS FURSTENSTEIN
RENAISSANCEBRUNNEN

Trautenau oöcr gar herunter bis in Öen äußerlten Süöen öes Auf öer einen Seite öie chrroüröigen Bauten öes Mittelalters
fchlefifdren Raumes/ nach öem Hengftgau unö an öie Grenze oöer öer raufchenöe Schwung öes Barockes, öer öiefes
öes alten Böhmens unö Mährens, nach öer laubengefchmüdtten Schielten zu einem Lanöc füööcutfchen Gepräges macht, unö
Staöt Zroittau, unö öann roirö er finöen, öaß alle öie Dörfer Darauf hat öes Königs ßauroille öie fchliclite Straffheit öes
unö vor allem auch öiefe Stäöte öas gleiche, typifch fchlefifche Preußentums gefegt.
Geficht tragen roie ihre fehönen Schmettern am Noröroefthang So finö mir auf unterer Ferienroanöerung nada einer öer
öes Gebirges, roie Hirfchberg mit feinem prächtigen Ring oöcr fchönften Lanöfdiaften unterer Heimat gelangt, nada öer
ßolhenhain im ßoberkaübachgebirge oöer Lörocnbcrg, öie Grafschaft Glatj. Einft fprang fie míe ein Erker mit ihren
trauliche alte Staöt. Kennen mir Schlefier öenn überhaupt Öen Staatengrenzen, öie auf ihren Bergroällen entlangliefen, hin=
Zauber unö öen Wert unterer vielen mittleren unö kleineren aus in öas böhmifche Lanö. Das alte Kartenbilö hat fleh
Stäöte? Betrachten mir fie öoeh einmal auf unterer Ferienreife heute geänöert, aber in unroanöelbarcr Sdiönheit unö Größe
in öer Heimat aufmerkfam, unö mir roeröen in ihnen öas ragen ihre beroalöctcn Berge, unö nun wollen mir untere
großartige unbeftcchlidie Denkmal öer öeutfehen Wieöer= Schritte hinüberlenken über öen Paß von Mittelroalöe herab
befieölung finöen in ihrer einzigartig klaren Planung, öie nach Grulich. Wenn mir auf öer Höhe vor öiefer Staöt an
allen öiefen fchlefifchen Stäöten eigentümlidi ift. Wir roeröen öen örohenöen Festungswerken ftehen, öie gegen uns er=
in ihren auffallenö ftattlichen Gotteshäufern öen frommen richtet unö in öie Tiefe öer Berge gegraben rouröen unö öie
Sinn öer Deutfdren im Mittelalter erkennen unö roeröen voller Durch öie Genialität öes einen Mannes ohne einen Schuß
Stolz roahrnehmen, roelche Fülle reichen Kunftfchaffens unö preisgegeben roeröen mußten, Dann muß jeöcn, öer öort
tüchtigen Hanöroerks in allen öiefen Bauöenkmälern zutage oben fteht, immer aufs neue roicöer öas Gefühl tieffter
tritt. Unö nodi eins roeröen mir fehen. Überall öort, roo öer Dankbarkeit überkommen. Wenn mir aber mit öen Mcntdien
große König in fchlefifchen Stäöten ßauroerke errichtete roie öiefer gefegneten Lanöfchaften im Süöen öiefer alten ßerg=
in Glaß oöer Neiffe, in Glogau oöer in Schroeiönitj, überall ftaöt fprechen unö hineinroanöern aus öen Bergen nach öer
öort tritt uns öas öoppclte Geficht öiefes Lanöes entgegen. Ebene Mährens zu, Dann erkennen mir ja roicöerum an öen

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Am 4. Juni d.J. wurde in Bad Kudowa die

erste Pferdepost in Schlesien in Betrieb

genommen ■ Sie verkehrt regelmäßig

von Bad Kudowa nach Bad Reinerz,

Birkhagen, Dörnikau und Hummelstadt

3 Äufn.: K. F. Klofe

127
Bauern/ die dort ihr Feld bcftcllen und an den Höfen, die
ihnen ihre feile Burg und ihr Heim bedeuten, daß daß
atice Menfchen find aus dem Blute der alten dcutfchen
Mutterftämme. Daß ganze böhmifch=mährifche Vorland des
Sudctenzugcß, eß ift mert, auf einer Reife durch die größere
fchlcfifchc Heimat erwandert zu werden. Und dann ruft uns
wiederum die Sehnfucht nach den Bergen, und diefc Schnfucht
wird erfüllt in einem der heilbar ft en Gefchenkc, daß dem
größeren Schlefien geworden ift: im Altvatergebirge. Eß ift
der andere große Eckpfeiler deß Sudctenzugcß, den der
öentfche Wald in feiner ganzen Schönheit beherrfcht. An der
Schwelle zum fchlcfifchen Raum daß Ifergcbirge und am
Außgang auß dem großen prächtigen Haufe der Heimat der
Altvater mit feinen vielen Tälern und Bergen. Gerade die
Tatfache, daß eß keine einzelne Bergkette ift, fondern daß fleh
auf weitem Raum Kuppe hinter Kuppe erhebt, daß gibt diefer
Landfchaft ihre große Schönheit. Und wenn wir durch ihre
Täler wandern, an den raufchcnden Bächen vorbei, die einft
zu Flüffen fleh weiten, dann merken wir, daß von dort oben
die Flüffe fließen zur Oder und zur Oftfcc, aber auch zur
Donau und zum Schwarzen Meer. Wir fchreiten unter alten
Fichten und Buchen mit ihrem hellen Grün in den Wäldern
zu Füßen deß Altvaterß und verfpüren in der liebenßwürdigen
ßaufchöpfung deß Badcß Karlßbrunn die jahrhundertealte

ALTVATE R • HOCHSCHAR

Off
♦í* ♦!*

4 Äufn.: Archiv

128
F R E UDENTHAL:

SCHLOSSPORTAL
UND SCHLOSSHOF

......

I M OP RATAL

Kultur dcutfchcr Bauherren. Unö das nimmt uns in gleich


ftarhem Maße gefangen, rocnn mir in Dem prächtigen arkaöen=
gcfchmückten Schloßhof Des Dcutfchoröens in Freudenthal
ftchen. Unö neben dem Alten roirö gerade in öicfer Stadt
die jüngFte Gcfchichtc, die fleh im Herb ft des vorigen Jahres
abfpielte, von neuem lebendig. Wir erleben noch einmal
Öen Einmarfch unterer Soldaten, mir fehen den Führer unö
feinen Felömarfchall auf dem Markte von Freudenthal. Unö
die gleichen Empfindungen meiden mach, rocnn mir uns dem
alten Troppau nähern unö durch die verlaffcncn ßefeftigungs=
linien fahren, die einft dicte Stadt drohend umgaben. Wir
iahen fchon auf unterer Wanderung in den böhmifchen
Vorbergen des Riefengebirges, daß die Städte, die fich in den
Tälern fehmiegen, nach ihrer Planung, ihrer Bauart unö
ihrem Volkstum dem fchletifchcn Raum zugehören. Das ift
in gleich Harkern Maße Öen Städten am Südabhange und im
Vorland des Altvatergebirges unö iveitcr im Gebiet der
mährifchen Völkerpforte eigentümlich. Hier, roo die Berge
allmählich verklingen unö fich jenes fruchtbare Hügelland
breitet, haben gcrmanifchc Völkerfchaften die fette Acker=
krumc des Lößboöens Generationen lang beftcllt. Hier finden
mir noch heute die Spuren ihres Blutes in Öen hoch=
geroachfenen blonden Menfchen öicfer Erde, unö alsdann im

129
Mittelalter tier große Zug aus Thüringen unb Franken liehe Vergangenheit eine Lanbfchaft burchftreift, dem fagt fic
begann, ber neue Siebter in bas alte verlaffene Gcrmanenlanb viel, dem roird fie in ihrer ganzen Fülle lebendig und ver=
brachte, ba haben jene Bauern auf altem Kulturboben gerobet ftändlich, aber auch dem, der nichts roeiter roili als die
unb in ber ßaurocife ihrer Käufer nicht allein bie Uber= unroandelbare Schönheit von Berg und Wald und ivcitem
liefcrung ihrer fränkifchen Heimat mitgebracht, fonbern fie Tal genießen und auszuruhen und dicier Heimaterde nahe
haben aufgebaut auf ben Wurzeln alter germanifcher Art. zu fein, den befchenkt dieies große Schlefierland roie aus
Es ift ein einziger großer Weg, ben man allein auf ben Spuren einem unerschöpflichen Füllhorn. Er braudit nur einmal
bes urbeutfchen Bauernhofes verfolgen kann, vom mährifchen in dem fdiönen feftlidien Saal des berühmten Priesniü=Sana=
Schönhengftgau bis zur Völkerpforte von Troppau, Lcob= toriums in Gräfenberg zu fitjcn und hinauszufchauen in die
fchüü unb Ratibor. Unb noch eine anbere große gcfchicht= gefegnete Lanöfchaft des fruchtbaren Obcrfchlefiens, oder er
liehe Erinnerung klingt auf, tvenn mir etwa von Ratibor her braucht einmal zu vcrroeilen auf den unvergleichlichen Äus=
auf bas alte Jägernborf zufahren unb fein malerifches Stäbte= fichtspunkten fchlefifdier Paßftraßen, etroa auf der Kapelle bei
bilb zu Füßen bes Burgberges mit feinen barocken Doppelt Berbisdorf mit dem Blick auf das roeite Hirfdibcrger Tal und
türmen auftauchen fehen. Da ift ein Stück Stabtmauer, bas die Höhen des Riefengebirges oder auf dem anderen unver=
mit runben Zinnen unb einem heiteren offenen Bogengang gleichlichen Äusfiditspunkt an der Sudetenftraßc am Hoch=
geziert ift. Da ift ein alter Burghof mit roohlerhaltenen Ftein, dort roo die ganze Pracht des Riefengebirgskammes fich
Runbtürmen unb Stattlichen Wohngcbäuben. Die Schmuck­ vor ihm auftut; er mache einmal halt auf der Heufcheuer=
formen biefer Baubenkmälcr fagen uns, baß fie in bem bergftraße und blidie hinüber bis nach dem Braunauer
lebten glücklichen Jahrhunbert vor bem 30jährigen Kriege Ländchen, ober er fitje unb träume am Schroarzen Berg auf
errichtet mürben. Der Markgraf Georg von ßranbenburg, bem Puhupaß zroifdien Lanbedi unb Wölfeisgrund: jedesmal
Herr zu Jägernborf unb Troppau, mar ihr Bauherr. Die ge= liegt vor ihm Sdilefien ausgebreitet in ber ganzen Schönheit
tarnte Stabtmauer hat er fo gefchmückt, unb manche alte feines Wefens. Aber auch der, ber Gemütlidikeit und ßehag=
Kirche trägt ben Namen feines ritterlichen Schutzpatrons. lichkeit flicht, und Freude an einem guten leiblichen Genuß,
Es maren bie Zeiten, ba zum erftenmal branbenburgifcher er roird in Sdilefien auf feine volle Rechnung kommen,- denn
Geift in Sdüefien lebenbig mürbe unb eine ganze Lanbfchaft er kommt in ein fröhliches Land, deffen Menfdien Freude
unter ber Fürforgc eines kraftvollen beutfehen Mannes auf= haben an ben Genüffen dieies Lebens. Deshalb muß er den
blühte. Diele Gebanken begleiten uns, wenn mir burch bas Sdilefier fehen bei Seinen Volksfeften, muß mit ihm efien unb
fdiöne Oppatal mieberum bem ßerglanb bes Altvaters zu= trinken, muß Seine gemütlidien und gaftlidien Einkehr= und
ftreben, unb menu mir nodi einmal bie Schönheit biefer Raftftätten besuchen. Dann roird er fcftftcllcn, daß es auch
oberfchlefifchen ßergmclt im ßerglanbc an ber ßifdiofskoppe in biefer Hinficht ein Land ift, in dem man zur frohen
in uns aufnehmen. Wer mit bem Blick auf feine gefdücht= Wanderszeit fein fchlefifches Himmelreich auf Erben hat.

FALKENBERG OS. ■ FISCHTEICHE Äufn.: Dr. Paul Wolff

130
Zehn Minuten Fahrt. Die Stabt lockert fleh auf, die Vororte
Ja - aber bas fehl echte Wetter hat mich bisher gehindert,
franfen aus, Gärten unö Felder fchieben (ich öazroifchen. mehr von dem Lande zu fehen ...
Ein blaues Schild: Einfahrt zur Autobahn. Oh, bas können Sie heute nachholen - cs trifft fielt aus=
gezeichnet. Bitte fchließen Sie fiel) uns für dielen Tag an.
Kurven von mathematifcher Klarheit und tadelloier Äefthetik,
großzügig und übersichtlich, zroei Tankstellen, und dann die Und jct)t noch einmal allgemeine Vorftellung, Miß Alice
beiden ßetonbänder der Bahn - von einem überlegenen zögert noch, bann überzeugt fie fich von der Ehrlichkeit der
Willen in die Landfchaft gezeichnet und harmonisch mit ihr Newspaper=gentlemen und fpielt mit.
verbunden, die Sprache des zwanzigsten Jahrhunderts, ein= *
deutig bestimmt, zweckmäßig in ihrer Sparsamkeit und Die Bahn.
darum Stilvoll und Schön. Ein Phänomen unter den Straßen biefer Welt. Technifch die
Krönung einer jahrtaufcndelangcn Entwicklung, äfthetifch
Die Tankstellen von überzeugender Architektonik. Ein Häus­
eine Bereicherung der Lanbfchaft, der Kunft, des Lebens­
chen aus granitnen Quadern, ein Dach aus Eisenbeton,
gefühls. Es begann mit dem Fußpfade, den die Bewohner
von einigen Säulen getragen, in der Form wie ein breites,
zweier Urwelthütten durch bas Dickicht traten. Es endete
aufgebogenes Hufeifen. Wir find nicht die einzigen, die
mit der mobernften Straße der Gefchichte, der beutfehen
tanken. Da vorne Steht ein Schnittiges Sportmodell, So
Autobahn. Kann es noch vollkommenere Straßen geben?
Schnittig, daß der Photograph aus feiner Ecke große Augen
Die Phantafie erklärt ihr Unvermögen. Und Amerika? Miß
macht. Eine junge Dame Situ darin -
Alice, wie licht es mit den amerikanifchcn Autoflraßen?
Verzeihung, gnädiges Fräulein! Dürften wir Sic bitten, einen Well... Vor einigen Jahren hatte Amerika ficher die beften
Augenblick zu warten - wir möchten Sie im Bilde fcft= Autoftraßcn der Welt, aber jekt liegt Deutfchland ohne
halten... Zweifel weit an der Spike. Diele Autobahn ift einfach b i e
Mein Herr, es iSt bei uns nicht üblich, baß man eine einzelne Autobahn. Und ich freue mich darüber, denn ich betrachte
Dame anfpricht. Das kostet in Amerika drei Tage Gefäng= Deutfchland noch immer als meine Heimat. Die amerika=
nis.. Ida brauche nur einem Polizisten zu winken. nifchen Autoftraßcn find lehr breit, aber fie haben keinen
grünen Streifen in der Mitte, nur einen Strich, und jede
Wenn einer da iSt ... Amerika ... Aber wir find doch hier Straßenhälfte ift noch einmal zum Überholen untergeteilt
nicht in Amerika, Sondern in Deutschland, in Schlesien, vor wie hier. Außerdem fehlt die Überführung der kreuzenden
den Toren Breslaus ... Straßen. Das ift ein bedeutender Nachteil...
Das merke ich... Betrachten Sie nur die zweckmäßige Knappheit biefer Bcton=
Und Sie Sind Amerikanerin? brücken - bemerken Sie, baß man immer wieder eine kleine
Variante in die Grundform hineinkomponiert hat? Es ift
Aus New York.
ein Vergnügen eigener Art, dies zu beobachten. Und be=
Sie Sind fdaon einige Zeit in Breslau? achten Sie auch die Lanbfchaft...

131
BEI WAHLSTATT Äufn.: Kurl Franz Klofe

Die Lanbfchaft. Sicher nicht. Wir ziehen bie wohltucnbe Sauberkeit hieles
Ziterft öie fchlefifche Tiefebene um Breslau. Braune Erbe, Straßcnbilbcs vor. Hier überqueren wir ben elften Fluß -
grüne Felber, hier unb ba Gehölze, Weibenzeilen am Bache, bas blaue Schilb mit ber weißen Aufschrift verrät ben Namen,
unb bann bicfe liebenswerten Dörfer mit ihren verwitterten es ift bie Weiftrib. Bemerken Sie, wie äußerft fparfam man
Dächern, ble fielt ins Grüne bucken - bem Boben an= bei unterer Autobahn mit ber »Literatur« umgegangen ift?
gefchmiegt, mit ihm tt ernt achten. Es finb gar keine Verkehrszeichen nötig, unb was an Tafeln
vorhanben ift, belebt bas ßilb unb fügt fleh vollkommen
links taucht ber Siting auf, ber Vorpoften ber fchlefifchen
bem Stile bes Ganzen ein.
Berge. Es feheint, als fei er in ber Maufer: Das frühlings-
*
frifche Grün bes Laubes gibt feinem Nabelpelz ein fcheckiges
Äusfehen. Unb jetjt reißt bie Kette ber Gebirge nicht mehr Das ift bas Wunber ber Autobahn: Sie führt unmittelbar
ab - ein Zug fchlicßt fielt bem anberen an, fein mobelliert, zum Laube hin, fie zerftört bie Lanbfchaft nicht, fonbern
von buftigem Blau, wie eine Lanbfchaft von Cafpar Davib crfchließt fie, fie gibt ihr Gelegenheit, fielt vorteilhaft bar=
Fricbrich. zuftcllcn. Sie vermittelt ein ganz neues Lanbfchaftscrlebnis,
Schienen braucht fielt nicht zu vcrftecken. Miß Alice. Wir fie ift ein reinlicher Schnitt burch bie Lanbfchaft, eine Straße
finb leiber viel zu lange zurückhaltenb geroefen, unb man hat ohne jebes ftörenbe Beiwerk.
bicfe Zurückhaltung mißverftanben. Auch bie fchlefifche Lanbfchaft profitiert von ber Autobahn.
An ber Straßenböfchung blüht es luftig burcheinanber: Sie zeigt ihre Dörfer unb Stäbtchen, fie fpricht zu uns burch
Schwarzwurz, Steinbrech, Hahnenfuß, Zypreffcnwolfsmilch bie kreifenben Winbmühlcnflügel, burch bie branbgcfchwärzte
unb Kuckuckslichtnelke. Dünne Stämmchen Rehen aus bem Ziegelruine eines alten Galgen, fie fpicgelt fleh in ben Teichen
öichten Grafe hervor, ber Winb fchüttelt bie Jungen Kroncn= unb Bächen, fie ftcllt fleh in ben Menfchen bar, bie auf ber
mebel, aber einmal werben cs kräftige Bäume fein, Linbcn, Mitte ber Bahn bas Gras mähen unb als Heu bavonfahren.
Buchen, Ebereichen, Eichen unb Akazien. Wie hinreißenb fchwungvoll zieht fielt bie Betonbahn burch
in Amerika, tagen Sie, finb bie Straßenränder nicht fo bie grüne Weite - bie Gräf er wogen im Winbc, eine PappcU
gepflegt? Da beginnt fofort bas brache Laub? Unb wie ftcht allee marschiert am Horizont auf, Gehölze fafern aus unb
es benn mit ber Reklame? Wir hören immer wieher, baß verdichten fielt zum Forft, drei Störche waten int fumpfigen
bie Amerikaner wenig Ehrfurcht vor ber Natur haben. Kraut, der Stößer rüttelt tiberm Klee, bie Krähe ftrebt mit
Well... Reklame ift natürlich ba. Hier ftcht ein Plakat für müdem Schwingenfchlag dem Walde zu... Ein Fafan tappelt
Burma=fhaves, zweihunbert Meter weiter bas nächfte unb fo feelenruhig über die Bahn und bleibt auf dem grünen Streifen
fort, unb fcchs ober fieben Schilber ergeben eine Gefchichtc, in der Mitte - die Tiere haben fielt an die Autobahn gewöhnt,
bie man vom Auto aus lefen kann... Gcfchmackvoll ift es öie Wilbverlufte nehmen ab. Wenn nur bie Igel manchmal
ja nicht gcrabc... etwas fchneller wären ... A. ß.

132
Kursbuch. Die Strecke ßreelau-ßcrlin beträgt 330 Kilometer. Schlcfien unö Brandenburg: gelb und violett gestrichen, blib=
Der »Flicgenbc Schieber« Durchfährt fie am Morgen in blank, blibfchnell.
e Stunden und 4i Minuten, am Abend logar nur in £ Stunden Mein Gott - in zweieinhalb Stunden von Breslau nach
und 34 Minuten, das find 154 Minuten. Dividiert man die Berlin, da kann man doch unterwegs gar nichts leben?
Anzahl der Kilometer durch die Schundcnzahl der Fahrtzeit,
Weit gefehlt, man ficht alles lehr gut. Man ficht die Bluten=
Ic erhält man eine Gcfchroindigkcit non 35 Meter pro Sekunde.
trauben der Akazie am Waldrand, man ficht den Rehbock
Das ift der Durchfchnitt. Auf voller Fahrt erreicht der
im Roggenfeld, und fchlicßlich muß der Triebwagenführer
»Fliegende Schieber« aber eine Gefchroindighcit von 44 Meter.
doch auch die Signale leben. Wenn er freilich ein Signal cin=
Eine kleine Erinnerung an die Schulzeit: Der Umfang eines mal überleben würde, wäre es auch noch nicht fo fchlimm: Der
Krcifes ift bas Produkt aus dem Durchmeffcr und der Zahl Pi. »Fliegende Schicfier« ift fo genial gebaut, daß er bei einem
Diefen Umfang brauchen mir zur Errechnung der Tourenzahl Haltefignal automatifch ftchenb leibt. Die Sicherheitsvor=
eines Rades. Wir muffen nur die 44=Meter=Sekunden= richtungcn find wahrhaft phantaftifch.
gefchroindighcit durch den Rabumfang bivibieren. Dazu
*
muffen rvir nun allerdings ben Durchmeffcr eines Rabes
kennen, unb ben muß ber Triebroagenführer eigentlich roiffen. ßörfenzüge nennen die einen diele fliegenden Eifenbahnen,
Wir legen biefe harmlofe Frage mit einem unfdauldigcn ßlechzüge lagen die andern, ßörfenzüge, weil fie gerne von
Lächeln bem Triebroagenführer vor, aber beben Miene roirb Kaufleuten benutzt werden, ßlechzüge, weil fie fo leicht gebaut
fchr ernft, er zuckt bie Achfcln unb bemerkt mit unnahbarer find. Und das müffen fie auch fein, weil fie ganz auf Tempo
Strenge: Mein Herr, bas barf ich Ihnen nicht lagen. Wcnbcn dreffiert find. Tempo, Tempo, rufen die Leute, die cs eilig
Sie fich an bie Reichsbahnbirektion. haben. Und es feheint genügend Leute mit Eile zu geben,
* denn der »Fliegende Schicfier« ift immer lehr gut beicht.
Nehmen roir ben Durchmeffcr einmal Zivilehen óo unb 70 cm Ein Blick auf die Fahrgäfte: Bemerkenswert wenig Frauen.
an. 60 mal 3 finb iso, 70 mal 3 gleich £io, abgerunbet £oocm, Auf vier oder fünf Herren nur eine Dame. Und diefe Herren:
44 burda £ finb ££, alfo ungefähres Ergebnis: So ein Rab bes viele Kaufleute, aber auch Beamte, die früh nach Berlin fahren,
»Flicgcnben Schlcficrs« bringt es auf ctroa ££ Umbrehungen vormittags im Ministerium verhandeln, nachmittags private
in ber Sekunbe. Angelegenheiten erledigen und abends nach Breslau zurück=
Ein rcfpcktablcs Tempo - nach ber Gcfchroinbigkcits= kehren. Und im übrigen Leute aus allen Kreifen, die es aus
begrenzung für bie Kraftroagen ift ber FDt zroeifellos bas irgendeinem Grunde eilig haben.
fchncllfte fchlefifche Fahrzeug zur Erbe. Wenn man ihn fleht, Man überlege nur: Der FDt verkürzt die Fahrzeit gegenüber
traut man ihm biefe Leiftung ohne Zögern zu. Er ift fdamal einem gewöhnlichen Schnellzug um die runde Hälfte. In
rote ein Winbhunb, langgeftreckt roie eine Schlange, glatt zweieinhalb Stunden kann unendlich viel gefchehcn. Diefer
roie ein Aal, bie Kleinbahnlokonaotive nimmt fich neben ihm FDt fet)t die Reifezeit herab und er macht damit Breslau vcr=
roie ein gotifches Kirchlein auf Rabern aus: Der »Flicgenbc kehrsgeographifch zu einem Vorort der Rcichshauptftadt. Da
Schleficr« hat keine tiberflüffigen Aufbauten, er verzichtet auf bekanntlich die Berliner zu einem großen Teil Breslauer und
alle Zierate, nur bie Laternen lugen roie bie Augen eines Schieber find, ift der FDt 46 eine der notwendigsten Einrich=
Ticffecfifchcs aus feinem runben Schäbel. So jagt er burda tungen unter Seinesgleichen. A. ß.

133
ODER
BERLIN

FRANKFURT

Schlesiersee

inien
Glogau
Sagan £
•<
Miiifsch
Hoyerswerda
Trebnifz • Groh Warłenberg
Gels

BRESLAU
DRESDEN • Namslau
# Kreuzburg
Bad Flinsberg # Schweidnitz
nBadi ix, *L
Warmbrunn Landeshut

Reichenberg # • Waldenburg
Schneekoppe Braunau * Grofj Strehliłz
Traułenau Bad Kudowa BEUTHEN
URG <
Bad Reinerz
ITZ

IBOR

1 MÄHR. OSTRAU
Aufn.: Hansa-Luftbild • Freigb. RLM. It. Verfg. v. 15.6.34 Bielik
Teschen

NACH WIEN Oden/iielle Neutiłschein

Dies vorweg: Die Dcutfche Lufthanfa ift eines der groß=


die Nachbarflughäfen der fchlcflfchcn Hauptstadt. Über fíe
zügigsten, vornehmften und rücksichtsvollsten Verkehrs^ kann der Breslauer alle weiteren Flugpläße des deutfchen
unternehmen auf dem curopäifchcn Feftlande. Alle, die im Reiches, des europäischen Erbteiles und der übrigen Welt
Dientt der Lufthanfa Stehen, find von einer ausgefuchtcn erreichen. Der Flugplan gibt alle Strecken und die Zeiten
Liebenswürdigkeit - vom Präfidenten angefangen bis hinab an. Die Lufthansa rechnet nur mit Stunden und Minuten:
zum Boy, der die Fahrleiter von dem Startbereiten Flugzeug Wie ift die Welt klein geworben, wie ift bas Deutsche Reich
wegzieht. Die Flugleiter find Gentlemen von der Kokarde bis zufammengerückt! Wir brauchen heute weniger Zeit und
zur Sohle. Jeder Fluggaft ift eine reifende Majestät, für deren Mühe, die Städte Mitteleuropas zu bereifen, als ein Lanbrat
Wohlergehen mit einer unvergleichlichen Umficht gcforgt ift. vor hundert Jahren brauchte, um die Dörfer feines Kreifes
Die Deutsche Lufthanfa ift zwölf Jahre alt. Im Lebenslauf des aufzutuchen.
Menfchcn umfaßt diele Spanne die erfte Kindheit - in der Das Fliegen ift eine königliche Art zu reifen. Das Gefühl des
Gcfchichtc der deutfchen Luftfahrt umreißt fie eine ftürmifche Fliegens ift So über alle Maßen Schön, baß eine Luftreife keiner
Entwicklung. Ein Steiler, Stolzer Aufstieg! Wachfende Ge= anderen Begründung bedarf. Fliegen - ja, ja, ja! Nicht nur
fchwindigkeit, zunehmende Regelmäßigkeit, Sicherheit und als Kaufmann, als Techniker, als Reifender mit einem Ziel -
Ptinklichkcit. Schon iSt der Globus in den Flugverkehr ein= Sondern auch zum reinen Vergnügen. Fliegen um des Fliegens
gefponnen. über Europa ift ein Net» von Luftlinien gefpannt, willen und um der Heimat willen.
und über Deutfchland find die Matchen diefcs Neßes am
Fliegen über Schlesien - und wäre es aus keinem anderen
engften. Im Jahre 1935 fand das innerdcutfche und euro=
Grunde, als dem, dictes Land von oben zu Sehen. Man muß
päifche Luftverkchrsneß feine vorläufige Form. Breslau iSt ein
feine Heimat aus der Luft betrachten, wenn man fie richtig
wichtiger Punkt dictes Neßcs, Schlesien ift ein besonderes
kennenlernen will. Der Blick aus dem Flugzeug gibt dem
Blatt in der Streckenmappe, die zur Einsichtnahme für die
Bilde, bas wir von der Landschaft haben, crft die leßtc
Fluggäste in jedem der herrlich bequemen Lederfeffel Steckt.
Rundung. Er offenbart den Charakter des Landes, die Anlage
Vier violette Fluglinien laufen von Breslau aus: die erfte nach der Städte und Dörfer, die Bewirtschaftung der Felber, die
Berlin, die zweite nach Dresden, die dritte nach Glciwlß und Verteilung von Wald und Acker, bas Verhältnis zwischen
die vierte nach Wien. Gleiwiß, Dresden und Berlin alfo find Industrie und Landwirtschaft, den Grab der Zivilisation.
Schluß: Seite 146
134
s*raß Oie StaOt unO ihre TRletsgebäuOe

noch bevor Oer Cag fich ivieöer neigt,

roeit im grauen fnntergrunO zurück.

Jn Oie Freiheit Orängt Oie freuOe,

unO mas in Oen lauten Straßen fchroeigt,

märtet abfeits aid geheimes Glück.

StunÖe Der €rlöfungz jene Sorgen,

Die noch Dumpf beOrüduen, ab^utun

unD an einem fommerlidien tag

in Öen taubeglän^ten, klaren morgen

aus?u?iehn unö laufchenö aue?uruhn

unter Wachtelruf unö Droffellchlag!

3n Oem grünen Dämmer Der fifteen

äugen Ciere hinter Gufch unö Gaum

unö aus weiten Wielen fteigt Öer Duft

Dee noch feuchten Grafee, unö ee gehen

alle Schritte lautlos wie im Craum

in Öle Stille, Öle ?ur Ginhehr ruft.

Süße flusraft, ihr fich hin^ugeben,

von Oer fülle, Oie fie melt umfchließt,

felbft erfüllt unO nichts als fo ;u fein

rvie im GrunOe alles CrOenleben,

Oas unenOlich aus Oer liefe fließt

unO fich läutert ivie ein herber Wein.

ñane lUehraroieti

135
o

VON STEFAN STURM

Sie lit nicht tot, fie geht im Dorfe um. Immer wenn unter
öen öie Priefter veröammen. Die Änforge - mit ihrem »un=
einem Dach aus Der Feinöfeligkeit Der Lebensalter öer (eligen, fünöhaften Toö« - fteht auf einmal in einer Tür unö
öunkle Haß aufloöern roili, öer öle Jungen gegen öle Alten rührt ein Herz an, öas böfe roeröen roollte, unö macht es gut.
treibt, kann es geschehen, öaß öle Äniorge plötjllch in öer Das kann mancher Priefter nicht.
Türe ficht...
So müffen mir öie Gefchichte öer Änforge erzählen.
Da ift eine junge Bäuerin, fie lit eben erft auf Öen Hof ge=
kommen, fie »erfleht ihre Sache, unö öa ift öle ßauernmutter, Vor öem Krieg roar fíe eine gute, ftarke Bäuerin, öie ihr Haus
öle ihr Leben lang auf ölefem Hof geroefen ift, alt, aber noch in Orönung hielt. Die Wirtfchaft lag role manche etwas
nicht alt genug, um gehen zu können - unö ölefe belöen abfeits, über öer Talfenke, auf einem Buckel öes anfteigenöen
können einanöer auf einmal nicht mehr ertragen. Sie fiken Berges; ein Weg geht fteil hinauf, alte öunkle Bäume ftehen
am Tifch, aber fie finö ftumm, unö role fie fo ftumm einanöer um öas Gehöft; Dahinter öie ßergäcker unö Weiöen, unö
gegenüberfiken, fchroelt non einem Tag zum anöern öer Haöer blauer Himmel Darüber. Es ift ein ftoizes Bilö: öiefes ver=
immer öunkler zroifchen ihnen hoch. Muß öenn öie Alte auch fchloffene Änroefen, hoch am Hang, mit Dach unö alten ßaum=
bei allem, roas öie Junge tut, mit ihren Augen öabel fein! kronen gegen Den Himmel, roie eine Burg. Dann kam öer
Muß fie öenn bei jeöem kleinen Fehlgriff, öer einmal gefchieht, Krieg, unö Danach roar Die Änforge allein, öenn öer Bauer
öie Junge es roiffen laffenl Die Junge erträgt öas nicht, öer kam nicht zurück. Zurück kam nur öer Sohn, ein Zroanziger.
Zorn raufcht immer öunkler in ihrem Blut auf. Sie ift Jung, Die Änforge roar öa noch nicht alt; roohl ein paar graue
fie kann es nicht »erflehen, öaß man erft öann öie Hänöe in Strähnen im Haar, öoch roas roili öas befagen - fle roollte
öen Schoß legen roili, roenn man müöe genug öazu gerooröen noch oiel fchaffen auf ihrem Hof; fie roar noch lange nicht
ift. Sie öenkt nur heiß: Wer ift Jekt öie Frau auf öem Hof, müöe am Leben. Wenn Der Bauer im Kriege blieb, fo kann
fie oöer ich! Unö roas hat fie mir öreinzureöen! man Darum nicht verlangen, öaß fie nun ein altes Weib
fein muß.
Aber öas Wort fällt nicht... Auf einmal ift öle Junge ftill,
fie erfchrickt, fie muß laufchen: Sinö öa nicht Schritte? Geht Der Sohn aber heiratete nicht lange nach feiner Rückkehr, unö
öa nicht jemanö um öas Haus? Harte, ftarre Schritte? - Was öa begann es. Def Sohn macht niemals viele Worte, nach
hat fie öoch eben lagen roollen? Nun roelß fie es nicht mehr. öem Krieg ift er ftill gerooröen; aber er ift ein oröentllcher
Das Blut roeicht ihr »om Herzen. Steht öa nicht jemanö, öer Bauer. Er hat nur feine Äcker im Sinn; er roili von allem
fie anfieht? Sie ftarrt hin, fie roili nicht hinftarren, ftarrt aber anöern nichts mehr roiffen, auf öas Gefchroäfc öes Dorfes gibt
öoch hin, »oller Furcht. Ja, öa fleht jemanö im Türöunkel - er nicht acht; er beftelit fein Lanö. Er holt fleh eine tüchtige
eine hohe Geftalt, graues Haar, eine Frau, aufrecht, roenn Frau ins Haus, eine von Denen, öie im Kriege für öle Männer
auch krumm roie alle Bäuerinnen. Steht öa, fleht herüber unö hinter öem Pfluge gehen mußten, eine mit ftarken Ärmen
fagt kein Wort, fteht nur eine Weile lang öa unö ficht her» unö fieberen Hänöen unö einem Kopf, öer roeiß, roas er roili.
über zu öer Jungen - unö geht öann roleöer fort. Sie ift öer Änforge in vielem ähnlich, in Geftalt unö Wefen:
öas Sichere, Beftimmte; eine belfere Nachfolgerin könnte fleh
Da roirö es ganz ftill in öer Stube. öle Änforge nicht roünfchen...
Plökllch kommt fleh öie Junge roie erlöft »or, öer Haöer Da fah öie Änforge alfo plöblich, öaß fle nicht mehr Die
ift nicht mehr in öer Welt; fie blickt öie Alte faft bittenö an, Bäuerin auf öem Hof fein feilte. Sie roollte öas nicht glauben;
öle ihr am Tifch gegenüberftkt; fie fteht auf, räumt öas es fagte ihr auch niemanö etroas. Daß fle aus öer Schlafftube
Gcfchirr ab - auf einmal laftet öie Luft in öer Stube nicht hinausziehen mußte unö eine Kammer unter öem Dach
mehr. Die belöen roeröen am Abenö vielleicht noch mit bekam, roar Ja nur in öer Orönung, öenn öie Witroe brauchte
ruhigen, ratfchlagenöen Worten miteinanöer fprechen, über öle große ßettftatt nicht mehr; aber öer junge Bauer mit feiner
eine Kuh im Stall, öie zu roenig Milch gibt für ihre Zeit, über Bäuerin brauchte fíe. Äber fchon bei öiefem notroenöigen
Öles unö öas ... Äuszug zeigte fie einen merkroüröig ftarren Sinn; fie verfchob
Das roar öie Anforge. Sie erfcheint unoerfehens, öa, roo fie ihn immer roieöer, inöes öie Jungen in einer engen Stube
gebraucht roirö. Sie tut alfo Gutes, heute noch, öa öoch fchon häufen mußten. Es roar zum Lachen, aber fie roollte eben
alles lange her ift: ihr eigentliches Leben unö ihr Toö, öer nicht heraus. Sie tat fo, als könne eines Tages noch ihr
öunkel roar, aber fo ftolz, öaß er roie ein Leuchten in öer Mann heimkommen, unö öann roüröe alles fo roeltergehen,
anöeren Leben örang. roie es beim Kriege aufgehört hatte, unö von einem Äus=
ziehen roüröe öann keine Reöe fein, noch lange nicht!
Die Priefter haben fie nicht begraben. Ihr Toö roar Sünöe,
haben fie getagt. Aber öas Leben legt oft einen geheimnis» Äber enölich mußte fie fleh öoch Dazu bequemen. Doch roehe
»ollen Sinn In öas Schickfal öer Menfchen; es erhebt manchen, öem, öer fle hätte merken laffen, öiefe Kammer, in öie fie nun

136
zog, fei fo etroas role ein Äusgeblngeftübel! Die Änforge ging biger Verfeffenheit - ale habe fich im Verlauf bee langen
immer noch Durch Das Haus, als fei fie Die Bäuerin, uni> Die Krieges ein unersättlicher Hunger nach Pflügen, Säen unö
Junge fah fie nicht. Die Junge fah Dann auch roieDer Die Ernten in ihm aufgeftaut, unö nun müfie er nur immer
Änforge nicht, unD roenn fie nun zufällig einmal aneinander fchaffen unö fchaffen. Wenn er vom Felöe heimkam, faß er
vorbei über Den Hof gingen unD keine Die anDere fah, fo mübe am Tifch unb aß. Er hatte babei bie Äugen geschloffen,
konnte man zroar flüchtig lächeln über Diefes Bi ID, Dann fo roenig ging ihn alles anbere an; nur manchmal tastete
aber fpürte man Doch Daraus, Daß Diefe beiden ftarken, er im Äusruhen mit feiner fchroieligen Hanb zu ber Frau
lebensroilligen Frauen immer fiarrer gegeneinanDerfiehen unD hinüber unb ftrich ihr am Leib hinab unb ließ bie Hanb in
einmal vielleicht um ihren Pial) kämpfen mürben, Den fie ein* ihrem gesegneten Schoß eine Weile lang Still liegen unb
anDer ftreitig machten. lächelte vor fich hin. Dann hörten fie, role er tief atmete
Eines Tages aber fehlen aller Haber vergangen; Das mar im unb von einem großen Glück burchbrungen fehlen. Das roar
Frühling, als Die junge Frau zum erftenmal Das neue Leben im Späten Frühling fo, als braußen bie volle, mllbe Luft bes
in fich keimen mußte unD oft in fleh hlneinlaufchte. Sie Dachte Frühlings brobelte unb bie Bäume bunkel in ben Äbenb
nicht, Daß nun noch Streit fein könne, Da fie Doch ein KinD
bekam. Ihr Herz mar gut in Diefer Zeit unD millens zu allem
Guten. Sie überiah Die Äugen unD überhörte Die Worte, Die
fie eben noch in Zorn gebracht hatten; nun galten fie ja nicht
mehr. Nun mürbe ja Die Zeit kommen, Da Die Änforge fich
abfinben mußte. Äber Die Änforge fanb fich nicht ab. Sie
konnte Das einfach nicht, fie mar viel zu jung noch, um von
Dem täglichen Geroerke ihres Lebens roeggehen zu können
unD Demütig Die Schroelle zum Älter zu überfchreiten, in Dem
man Das Notmenbige nicht mehr felbft tut, fonbern es Die
anberen tun läßt unD felbft nur noch zufieht. Nein, ihrer
ganzen Natur nach konnte fie Das nicht. Je# mußte fie einen
verzroeifelten Kampf beginnen. Es mar ja roohl ein Kampf,
in Dem fie nie Liegen konnte; aber Daran Darf man nicht
Denken. Man Darf auch nicht fagen: Wo bliebe ihre Einficht,
roo bliebe ihr guter Wille! - Was finb Einficht unD guter
Wille, roenn es Darum geht, Daß ein noch nicht erfülltes,
ein noch nicht mübe geroorbenes Leben fich zum Verftummen
zroingen foil.
Äber Die Junge roieberum, konnte fie anbers? Ober mußte
es fo kommen, Daß nun Die Dunkle, ftumme Feinbfeligkelt
roieDer Zivilehen ihnen aufftanb, mell Die Junge ihren Plat)
nicht mehr nur für fich felbft, fonbern je# auch für ihr KinD
brauchte?
Wer mill Das entfchelben? Eins roirb immer geforbert roerben:
Daß man Ehrfurcht habe vor Den Müttern unD fie nicht von
ihrem Plaü am Tifch vertreibe, roenn fie noch nicht mübe
genug finb, von felbft zu gehen - auch roenn es Dein eigener
Plat) ift, auf Dem fie fi#n. Niemals Darf man ein Leben
Dem Tobe zubrängen roollen, Dem Älter, Der Nu#oftgkeit!
Äber roer kann Das erfüllen?
Die Änforge bäumte fich nun auf; fie fpürte, Daß alles, roas
kam, gegen fie roar. Die Junge roar eine Zeitlang freundlich
gegen fie, in jener ruhigen Überlegenheit, Die Das junge Leben
Dem alternden gegenüber immer haben roirb. Äber fie tat
Das ohne Bosheit. Sie roar im Innerften gut, fie roar tüchtig
in allem, fie roollte keinen Zank; fie roollte nur, Daß man
fie tun ließ, roas ihr als Bäuerin zukam, mehr nicht. Sie
bemühte fich nun logar, bei manchen harten Worten Der
Änforge freundlich zu lächeln und fie nicht fchroer zu nehmen.
Sie nickte ihr zu und tat Doch, roas fie roollte und roas
fie für richtig hielt. Äber fpürte fie Denn nicht. Daß fie Damit
Der Änforge Den größten Schimpf antat, Den fie ihr antun
konnte? Daß fie fie roie ein altes Weib nahm und ihren
Stolz und ihre Sehnfucht abtat, role man Den törichten Traum
eines Kindes abtut?
Die Änforge ging ftumm Durch Das Haus, ihr Äuge roar
Dunkel; hier und Da machte fie fich zu fchaffen - Dabei roar
es immer, als ob fie noch auf irgend etroas roarte. Ganz
allein roar fie, und fie mußte Das mit fich abmachen; kein
Menfch half ihr Dabei. Der Sohn ackerte mit blinder, unbän- Zeichnung: DSnfelmann

137
Zeichnung: Döntelmann

raufchten? öas roar auch Im Sommer ío, ale vor Öen Fenftern müöe unö konnte nicht mehr überall babel fein, auf öem
öae Fruchtgolö in Öen Himmel hinaufroogte, unö im Herbft Felöe, im Stall, bei öer Kartoffelernte, ober wenn eine Kuh
roüröe ee roohl nicht anöere fein, ßie öie Stunöe öa roar... kalbte. Die Änforge mußte ihr auch vieles zu verheimlichen -
Aber öie Änforge iah öae allee nicht. Ee roaren zroei Frauen öie Junge kam zu fpät unö fah nur, öaß roieöer etroas ohne
auf einem Plat), auf Öen nur eine gehörte. Die Änforge aber fie getan rooröen roar, nur auf Anordnung öer Änforge
konnte nicht gehen. Im Sommer half fie role immer mit bei hin? fie hatte Zorn Darüber in Öen Äugen, unö öie Änforge
öer Ernte, öa fah man, roie ftarh fíe noch roar. War öenn hatte einen Triumph im Gefleht. So ging es bis in Öen
ein Unterfchieö Zivilehen ihr unö öer Jungen? Ein großer Oktober hinein. Die alte Frau konnte vieles an fleh reißen,
Unterfchieö ficher nicht - roenn man nicht an öie grauen roas Sache öer Jungen roar. Hier ging es aber nicht um
Haare öachte, oöer öaß öie Änforge roohl etroas krummer Stellvertretung, roie öas fonft fein mag, roenn von zroel
fei als öle Junge, auch knochiger, auch nicht mit vollen Frauen öie eine immer fchroerer an ihrem Kinöe tragen muß
Grüften roie öie anöere. Aber öoch mit Lebenskraft noch in unö öie anöere ihr öie Arbeit tut - hier roar es boch fo,
jeöer Fafer ihrer Muskeln. Sie tat ihr Teil roie eine richtige öaß eine Frau Tag um Tag mit heißer Gier Darum kämpfte,
Bäuerin, nicht roie eine, öie fchon im Äusgeöinge fit>t. Sie fchaffen zu Dürfen, Bäuerin fein zu Dürfen, ftolz unö erfüllt
roollte es roohl auch allen zeigen, roie es mit ihr ftanö. fein zu Dürfen - einen Plab zu halten, öer ihr zukam nach
Gegen Enöe öes Sommers begann es öann mit öer Jungen öem Stanö ihres Lebens, unö öer ihr Doch nicht mehr
allmählich nicht mehr fo gut zu gehen, öas Kinö rouchs in zukam.
ihr? nun roar man fchon im Herbft. Was öachte öie Än= Nun gefchah es auch zuroeilen, öaß Des Äbenös öie Änforge
forge? Sie öachte roohl roie immer: Ich roili nicht! Mit ihrem mit öem Sohne fprach, anltatt mit öer jungen Bäuerin: fie
Kinöe roirö fie lebt kommen. Aber ich roili nicht; es ift noch habe im Felöe Dies unö öas getan, für Öen Kuhftall brauche
lange nicht Zeit für öas Äusgeöinge! man neues Futter, unö roas es fein mochte. Der Sohn nickte
Unö Danach hanöelte fie. Es roar erfichtlich: Die Junge hatte Dazu. Er fah nicht auf? er merkte roohl gar nicht, Daß es
einen Vorfprung vor ihr, aber auch fie hatte einen Vorfprung öie Alte unö nicht Die Junge roar, öie ihm öa berichtete.
vor öer Jungen. Die Junge rouröe nun fchon oft fchnell Sie fprachen mitelnanöer, über öie Ernte, über ein Kalb,

138
öas verkauft roeröen könnte. Sie faßen am Tifch, öle öreb mit ihrem fchroeren, falt männlichen Schritt, auf Rainen hin,
öle Junge fchroieg unö atmete fchroer, unö Iah an öer über eine Brache, an einem Winterfell hin; öas lit glatt unö
Änforge vorbei. gut, öer Same ruht öarin, fchon hat er Wurzel gefchlagen
»Nein, öas foil nicht getan roeröen!« fagte öle Junge öa unö gekeimt, unö öas junge Grün leuchtet aus öem öunhlen
plötjllch heftig in öas Gefpräch hinein. ßoöen.

»Doch, es roirö getan!« fagte öle Änforge. »Ich roeröe roohl Die Änforge ift ohne Unruhe. Später, als fíe alles abgegangen
roíffen, roas getan roeröen muß.« unö gefehen hat, geht fie über öie Hügel fort unö öen jen=
fettigen Hang hinab, vom Dorfe rveg. Die Kuppen lenken
»Nein«, fagte öie Junge nun zu öem Bauern geroanöt, »nein, itch immer tiefer, unten beginnt ßuchroalö, öer in milöer
hörft öu, nein, öas geht nicht!« Rotglut fteht, rieiige, alte Bäume, Dahinter blinken öie Teiche
Es ift gleichgültig, roorum es öabei ging. Der Sohn nickte Durch. Die Änforge hält bei ihrem Gang nicht ein einziges
ihnen beiöen zu, öer Bauer Öen beiöen Bäuerinnen, unö Mal ein; fíe geht fo, als müffe fie noch irgenöroo ein Felö
fagte nichts mehr öazu. Vielleicht öachte er: Die Frau roirö auffuchen, auf Dem öie Frucht beftellt ift, unö nachfehen,
es roohl am betten roiffen. Vielleicht öachte er auch: Die ob es in Orönung fei. Das fpäte Licht liegt auf ihrem Gefleht,
Mutter roirö es beffer roiffen. öas roie Stein ausfieht. Der Äbenö roirö fehr ruhig; balö
fchroinöet alles in graublaues Dämmer, Durch öas hier unö
Nachher ftanöen öie beiöen Frauen auf unö machten fleh zu
öa fchon ein paar Sterne Dringen. Die Änforge geht roeiter,
fchaffen, öie eine in öer Stube, öie anöere in öer Küche.
Durch öen ßuchroalö; Hefig ftehen öie Bäume um fle, öle
Äm Morgen, als öie Junge herauskam, ftanö öie Änforge Glut ift nun verloöert, ftumm unö Dunkel ftehen fle öa. Sie
fchon vor öem Haus unö gab öem Knecht ihre Änrocifung. geht roeiter, öie Änforge, immer roeiter; ohne zu zögern,
»Nein, öas roirö nicht getan, ich habe es öoeh getagt!« fagte geht fle auf öie Teiche zu, roeil fie keinen anöeren Gang
öie Junge voller Zorn. »Es ift nicht gut!« Der Knecht fah mehr tun kann, nachöem fle von ihrem Plat? am Tifche roeg=
aber öie Änforge an, unö öiefe roinkte ihn fort: er möge geroiefen rooröen ift.
tun, roas fie ihm aufgetragen. Zulebt ftanö öie Junge allein
Der nächfte Tag ift grau,- öle Novembernebel flnö nun öa unö
vor öer Tür, fíe zitterte am ganzen Körper, fie ftanö fchroer
hüllen öle Eröe ein. Die Berge erfticken Darin, öie Luft fteht
unö unförmig öa, in ihrem Zuftanö, unö hatte öie Fäufte
ftill, grau unö lautlos riefelt öie Feuchtigkeit aus öer Luft.
geballt unö öunkle Äugen im roeißen Gefleht.
Äuch öie folgenöen Tage finö fo. Än einem bringen fie öie
Zu Mittag gefchah es öann: Äls fíe fleh am Tifch verfammeln,
Änforge auf einem Wagen heraufgefahren. Die Junge fchrelt
ift für öie Änforge nicht mitgeöecht. Es fehlen ihr Löffel
unö fällt in Krämpfe. Wie öer Bauer öas Gefleht öer Toten
unö ihre Schüttel.
auföcckt, fteht er, öaß ein heller Zorn öarin fteht, unö er
Die Änforge bleibt am Tifch ftehen, ihre breite, hohe Geftalt Deckt es beftürzt roieöer zu.
fteht reglos öa, unö fie ficht auf Öen Tifch herab. Die Junge
Hatte öle Änforge hellen Zorn Darüber, öaß öer lebte Äcker
tagt öann - unö zroingt fleh zur Ruhe: »Ich habe ölr öeine
nicht beftellt rooröen roar? Wer roirö öas roiffen! - Älle
Suppe auf öie Kammer gebracht«.
fpüren fíe aber, öaß fíe nicht anöers konnte, unö es roirö
Darauf fteht öie Änforge noch eine Welle öa, aber es fällt keinen geben, öer einen unguten Geöanken Darüber hätte.
kein Wort mehr. Der Bauer fleht öie junge Frau .an, fie lenkt Sie kommen alle unö blicken öer Änforge ins Gefleht; fle
öen Blick vor ihm, aber es ift unroiöcrruflich. fehen öen hellen Zorn unö öas graue Haar, öie große, ftarke
Dann geht öie Änforge aus öer Stube hinaus. Sie hören ihre Geftait unö öie Hänöe, öie noch jeftt fo finö, als roollten
Schritte im Flur, hart, ftarr, fie»geht langfam. Dann ver= fle ein Gerät ergreifen.
Heren fleh öle Schritte. Die anöercn elfen nun fchroeigenö, Unverhofft kommt öie Bäuerin nieöer, aber fíe bringt ein
unö plötzlich bricht öie junge Bäuerin in Tränen aus. »Ich totes Klnö zur Welt. Tagelang fchrelt fie unö rocint unö ift
kann es nicht«, ftößt fie hervor, »Ich roili nicht ihr öienenl«. nicht zu beruhigen; fie fiebert unö kann nicht vom Bette auf.
Der Bauer fchroeigt vor fleh hin. Das ift gut; fo braucht fie nicht mitzugehen, role fle öle
Nun fltjt fle nicht mehr am Tifch, fie ift roeggegangen. Das Änforge In öle Eröe bringen. Noch wochenlang geht fle öann
ift auf einmal fo, als ob fie nie roicöerkommen roüröe. Eine fchroelgenö umher, von einem großen Dunklen Grauen unö
Unficherheit laftet über öer Stube. Die Junge ift zufrieöcn von Selbftanklagen gequält. Darüber roirö es Winter, unö
unö roili fich freuen, ift aber öoeh unruhig. Jctft roirö es öann kommt ein neuer Frühling. Niemanö roirö öer Jungen
roohl entfchieöen fein, öenkt fíe. Sie roili nur Öles eine jemals einen Vorrourf machen; fie ift nun roieöer ruhig, fle
öenken, obroohl öa fchmerzhaft noch etroas anöcres ift: Ich lebt unö fchafft im Haus, fíe ift je# öie Bäuerin, unö niemanö
habe fle vertrieben. ift öa, öer ihr öen Plat, roegnlmmt. Äber öas finö fegenlofe
Jahre; nur öaß öie Eröe roeiterträgt unö öie Tiere im Stall
Äls fle in öie Kammer hinaufgeht, fleht fle, öaß öle Änforge ihr Leben haben. Der Bauer nimmt Öles alles hin. Er Denkt
öie Schüttel nicht berührt hat. Gefüllt fteht fle noch öa, unö öa nicht mehr Daran, öaß öas Kinö tot roar; er roartet je#, fo
liegt auch noch öer Löffel. Die Junge erfchrickt. Sie roili role es feine Ärt ift, in bäuerlicher Geöulö. Älles Leben im
alles ftehenlaffen, aber öann trägt fie öoeh öle unberührte Dorf geht roeiter; nach ein paar Jahren hat auch öle Junge
Mahlzeit in öie Küche hinab unö möchte, öaß es nie getan roieöer ein Klnö, unö öas lebt, unö öann kommen noch
roäre. mehr, öas Dorf lebt roeiter ... öie Älten unö öie Jungen,
Än ölefen fpäten Oktobertagen ift öas Licht am Nachmittag unö immer roieöer gefchieht es, öaß aus öer Feinöfeligkeit
fchon früh fort. Wenn öie Sonne noch matt unö rot über öer Lebensalter ein Dumpfer Haöer bricht - bis öann auf
öen Bergen hängt, kommen bereits öie erften Nebel, unö einmal jemanö in öer Türe fteht unö herüberblickt, eine
öann ift fchnell öie Dämmrung öa. hohe Geftait mit grauem Haar, unö etroas fagen roili, aber
Jet?t fällt noch karges, rötliches Licht über öie Hügel. Die öann Doch nur roeggeht ...
Änforge geht zroifchen öen Äckern hin, als müffe fie noch Äber fie hat genug getagt. Ein Herz klopft in Unruhe unö
einmal nach allem fehen. Sie geht in ihren herben Schuhen, roirö vom Dunklen erlöft.

139
DER LEBENDIGE ERZÄHLER

VON MARTIN LUSERKE

Wir freuen une, einen Originalbeitrag aus ber Feber bes auch vor bie Romane weit verbreitet, roeil ber private Einzellefer zu
allem In Schlehen roohlbekannten Dichtere Martin Luferhe jener Zelt eine Ausnahme unb ber Lefezirkel bie Regel roar.
bringen zu können, ber im Jahre 1935 für feinen Waffergeufenroman Die ganze Bevölkerungsfchicht, in ber bas ßebürfnis nach
»Haoho« mit bem erften Freie ber Stabt Berlin auegezeichnet mürbe. burchgeiftlgtem unb gepflegtem Zeitvertreib lebenbig roar,
Wir freuen une befonbere beehalb, mell Luferhee Ahnen väter*
lebte in ben Stabten in Verkehrskreife aufgeteilt, bie zum
licherfeite mackere Stabtzimmerleute ber Hauptftabt ßreelau - alfo
Teil burch verroanbtfchaftliche Beziehungen, zum Teil aber
Schlefier maren. Sein Lebenemerk felber, bae immer roieber,
Jahr für Jahr, fruchtbarste Fäben mit Schlehen verbanb, aber fleht auch burch Intereffen zufammengehalten rourben. Erfchien
unter bem Zeichen bee »lebenbigen Erzählere«, von bem unten bie ein neues auffehenerregenbes Buch, fo roanberte oft ein ein«
Rebe fein foil. Alle feine Bücher finb nämlich fo »lebenbig« roie ziges Ejemplar allmählich burch eine ganze Stabt.
früher bie Märchen unb Sagen ber Vorväter entftanben: auf bem Unb burch biefe Technik im ßücherverbrauch roar ber Schrift«
Wege bee münblichen Erzählens! »Sage« im beben Sinne finb fie fteller immerhin fchon etroas mehr als heute ein lebenber
gemorben. Sage, bie bas Leben von Arbeiter, Bürger, Bauer unb Erzähler. Denn eine Gefchichte roar ftets etroas mit ber
Solöat als bas »geroaltige Abenteuer zroifchen Geburt unb Tob« Vorftellung von lautem Klang ber Menfchenftimme Ver«
verklärt unb fleh zum Tatenruhm als beben höchftem Gefefi bekennt.
bunbenes - unb mit ber Vorftellung von gefelligen Unter«
Sage, bie unfer Blut zutiefft erregt unb von unterem Volke barum
brcchungen burch Gefpräch.
fo notroenbig gebraucht roirb roie bas tägliche Brot.
Dieter Unterfchleb im Gebrauch ber Bücher könnte als eine
äußerliche technifche Angelegenheit erfdieinen, als ein Not«
behelf in Zeiten, roo Preffe, Rabio, Kino, Theater, Konzerte
Die Frage, um öie es itch in blefem Aufiah hanbeln foil, unb Vorträge ben Menfchen noch nicht fo bequem roie uns
heute von außen her mit Zeitvertreib belieferten. Daß es fich
tritt roahrfcheinlidi roie bas ßilb eines com Ranbe her aber um lehr roefentlidie Dinge im Verhältnis von Menfch
einfeitig beleuchteten Reliefs merhroürbig hervor, roenn ber unb Dichtung hanbelt - um Dichtung als Gemeinfdiafts«
Lefer feftitellt, roas ihm biefe Uberfchrift beim eriten Blich lagt. unb nicht als Privatfache unb als eine Kunft, bie mit fplelenber
Der Verfaffer möchte nach vielen Unterhaltungen über ben Selbftverftänblichkeit Beziehungen zu ben Erlebniffen ber
Gegenitanb behaupten, baß bie Äntroort heute normalerroelfe Gegenroart hat -, biefe tiefere Bebeutfamheit bes Wanbels im
etwa lauten roürbe: Ein lebenber Erzähler ift eben ein Profa= Laufe von 150 Jahren prägt fich barin aus, baß in ben Büchern
fchriftfteller, ber noch nicht geftorben ift. ein Stilroanbel ftattgefunben hat.
Aus bem heutigen gebräuchlichen Verkehr zroifchen Dichter Man kann ihn leicht feftftellen, roenn man in einem größeren
unb Volk ergänzt fich bas etroa bann noch bahin, baß man aufgefchloffenen Kreife bas eine Mal ein Buch von Goethe,
ben lebenben Erzähler bei geroiffen Veranstaltungen auch Didtens ober auch noch Raabe vorlieft unb bas anbere Mal
perfönlich aus feinen Büchern vorlefcn hören kann. Sein ein gutes, ja beftes mobernes Buch. Die erftgenannten, beim
Werk aber ift natürlich bas, roas im Buch fleht, unb ber privaten Lefcn - mit allem llterarifdien Refpekt getagt - etroas
Reiz bes Dichterabenbs liegt in ber Vorführungskunft unb lebernen Bücher geroinnen beim gefelligen Vöriefen eine
einer feltfam perfönlich=unperfönlichen Art ber Bekanntfchaft. merkroürbige Plaftih, ja Leuchtkraft. Beim mobernen Buch
Werke ber erzählenben Dichtung aber finb heute fafi felbft= aber ift bas Vorlefen eher eine Beeinträchtigung, außer es
verftänbllch eben - Bücher, unb roenn fie gut fein folien, lefe ein Vortragskünftler ober gar bie Stimme bes Dichters
muß bie Gefchichte »auch fo« fpannenb fein. Die ßuchbeckel felbft. Damit geroinn freilich bie Darbietung einen Wert, ber
muffen fidi glelchfam alltagsbicht roie zroel Mufchelfchalen mehr - Einbanb als Inhalt bes Buches Ift. Selbftverftänblich
um ben Lefer fchlicßen, unb braußen mag fein roas ba roili, hat bie Kultur ber äfthetifchen Zirkel zur Ausartung geführt.
ein leichter Wattenpriel ober ber Atlantifche Ozean. Aber auch bei ben heutigen Dichterieiungen gibt es burchaus
Wie einfeitig unb zeitbebingt bas ßilb von ber Erzählkunft fchon ben Zuftanb, baß bie Stimmen lebenber Erzähler roie
ift, tritt fchon hervor, roenn rolr bie Ranbbeleuchtung nur Sammeltaffen in ßefib genommen roerben.
ein roenig fchroenken, fo baß fich etroa ber Zuftanb von vor Um untere Frage nun vollenbs beutlidi hervortreten zu
150 Jahren abfchattiert. Damals roar bie Zeit, in ber bas taffen, genügt es, bie Ranbbeleuchtung mit einem großen
erzählenbe Buch eigentlich nur als Vorlefebuch crlftierte. Ruck bis in jene Zeit zu fchroenken, roo es überhaupt noch
Goethes Romane etroa galten fchon zu ihrer Zeit als Weit« keine Bücher gab unb bie erzählenbe Dichtung im roörtlichften
literatur unb rourben in alle Kulturfprachen überlebt. Ihre Sinne »Sage« fein mußte. Ob ihre Vertreter nun Shalben
Auflagen von roentgen 1000 Stück aber erfcheinen mit bem ober Barben hießen, ob roir uns heute, ehrlich getagt,
heutigen Verlagsroefen verglichen zroerghaft. Treibern roaren eigentlich keine fichere Vorftellung bavon machen können,

140
role jene alten Praktiker ber Erzählkunfi es nun rolrkllch Verhältnis zu Sage uni» Märchen in gelehrter Schrlftaus»
gemacht haben, fo rolffen roir hoch von öer kulturellen legung gläiern erftarren. Unb roas zu allen Zelten Oer ge=
Lebenblgkelt jener Zelt im ganzen, baß fie erfchütternb roaltigite unO feinfte Reiz an Sage unO Märchen roar, Oaß fíe
geroaltig roar. Denn bamals entfianben ble Sagen unb eine ungreifbare unb hoch überaus lebenOige Beziehung zum
Märchen, ble heute noch jebes lebenblge Volk zu feiner großen eigenen Erlebnis Oer Gegenroart hatten unO JeOerzeit - höchft
Literatur zählt, roell fich In biefer Dichtung bas gehelmnis= mobern roaren, könnte über lauter Uterarifcher Verehrung
volle Innere Gefleht ber Völker abzeichnete - ein ßilb, bas verlorengehen. Wenn Oer praktifche Gebrauch abkommt,
nur In roirkllchen Taten ober in ben Mythen von beifpiel» roerOen alle für einen folchen gefchaffenen Dinge zu Mufeums»
haften Perfonen role ein beutenbes Monument hingefiellt Rücken - »Sage« ift auch roortroörtlich Getagtes.
roerben kann. Wenn Oas alles auch zugegeben roürOe, fo könnte freilich
Unb auch noch ein anberer Reiz haftet ihnen an: fie rolrken »Oer lebenOe Erzähler« nicht einfach roieOer eingeführt roerben,
nicht role Kunftroerke, bie ein begnabeter Fachmann fchuf, roo Oas gebrückte Wort ober feine fachmännifche Wiebergabe
fonbern als Dichtungen ber anonymen Volhsfeele. Unb hier burch Vortragskunft ben Wilbroudis Oes Erzählens fchon faft
haben roir nun enbllch untere Frage: Hingen Urfache unb verbrängt hat. Eines Erzählens, bei bem, roie in alter Zeit,
Wirkung im kulturellen Sachverhalt ber Sage nicht vielleicht braufgängerifch unb ohne Refpekt vor irgenbeinem Urheber»
auch fo zufammen, baß Sage entftanb, roell man fie praktifch recht Stoffe »geräubert« roerben unb bei bem, roeil es Brauch»
- unb nicht nur als Kunftgenuß - brauchte? Ift mit bem tum in einer ganzen Volksgemeinfchaft ift, naturnotivenbig
Abkommen bes lebenbigen Erzählers unb bem Hinüber» auch bie großen Inhalte zum Ausbruch kommen, bie Oas
roechfeln ber erzählenben Dichtung in ble erhabene Region ganze Volk angehen.
ber Kunfiroerke, mit ber zunehmenben Minberberoertung ber Wenn man angefichts einer Orohenben Entartung im Gefolge
mehr im Stofflichen als in ber Form fchöpferifchen Dichtung Oer technifchen Vervollkommnung von Genußvermittlung unb
nicht etroa bas Wachten von Mythen bebroht? ber Entladung jebermanns von ber Aufgabe, fich felber bie
Man hat in mübe geroorbenen Völkern ja roohl immer bazu Zeit zu vertreiben, an eine beroußte Mobilifierung Oer lebenben
geneigt, an eine mythifch=fchöpferifche Völkerjugenb zu Erzähler benken roollte, fo müßte roahrfcheinlich Ole alte
benken, ble fpäter unroleberholbar vorbei roäre. ßegnabete Weisheit beachtet roerben, baß man von Abroegen am beften
Fachleute übernähmen bann bie Hervorbringung von Dich» Schritt für Schritt zurückhehrt. Der Abroeg vom lebenben Er»
tung, bie von ben Völkern als repräfentativ empfunöen rolrb. Zähler zum Fachmann Oes Gebrückten unb ber Paffivität Oes
Auch bürfte bles ßilb roohl nur auf Grunb einteiliger Ranb» Genießers führte über bas Vorlefebuch. Ihn rückroärts machen
beleuchtung zuftanbe kommen. hieße vielleicht bas gefellige Vorlefen ba roieber zu Brauch»
Denn jene fchöpferifchen Zelten roaren geroiß nicht im platt» tum zu machen, roo Menfchen in Lagern ober Werkgemein»
biologifchen Sinne einer Völkerjugenb. Geroiß aber roaren es fchaften fchichfalhaft roieber zufammen» unb oft genug in
roohl Rets Zeiten entfeheibenber Wanblungen im äußerlichen Lagen geführt roerben, bie ben Zeiten ohne äußerliche Be=
Dafeln ber Völker role in ihrer Weltauffaffung - Zeitalter lieferung mit Unterhaltung ähnlich finb. Ganz befonbers käme
großer Wanberungen, entfeheibenber Kriege unb ber er» es hier vielleicht auf bie Gemelnfchaften ber künftigen Mütter
regenben Berührung mit fremben Kulturen, vielleicht fogar unterer Kinber an. Denn bie Mütter können allezeit bie ein»
Veränberungen ber allgemeinfien klimatlfchen ßebingungen. brucksvollften lebenben Erzähler fein.
Es roaren bie Zeitalter großer gefchichtlicher Schickfale, unb
baß folche Epodien nicht im biologifchen Sinne unroieber»
holbare Vergangenheit finb, erlebt unter beutfehes Volk heute
roleber unb anbere Völker mit Ihm.
Unb nun fragt es fleh, ob roir ben roilben anonymen Wuchs
ber Sage ivie in alter Zelt auch gelaffen als eine Naturerfchei»
nung roieberum erroarten können - ober ob, roas Dichtung
unb Volk angeht, nicht hoch etroa bas zu befürchten unb
zu bekämpfen roäre, roas man im Vegetationsbilb einer Lanb»
fchaft als folgenbe Verkarfiung kennt. Sie tritt ein, roenn ber
Wilbrouchs in Wälbern unb Hainen nicht gefchont rourbe.
Eine große erzählenbe DichtkunR ber Künftler hat fich ent®
roickelt, unb jeber muß bem Schickfal bankbar fein bafür.
Aber eine feine, unb hoch tiefe Gefahr biefer Entroicklung
könnte barin liegen, baß bie Vorgeltung biefer großen unb
ausgeformten Literatur im öffentlichen ßeroußtfein, roas bie
lebenben Erzähler angeht, bie nicht gebrückt unb bie praktifch
immer roeniger gebraucht roerben, zu einer Entmutigung ber
Dichterluft führt. Aus bem einfachen Menfchenvolk müffen
bie Erzählertalente ja geradezu ausgelaugt roerben, roenn ge=
brückt zu roerben immer ber einzige Weg ivirb, bas fchlichte
Fabulierbebürfnis zu beliebigen. Denn bie formale Voll»
enbung, bie ein anfiänbiges Wortroerk verlangt, kann
roieberum nicht mit bloßem Naturtalent erreicht roerben.
Im Zuhunftsbilb biefer Entroicklung, in ber aus bem lebenben
Erzähler ein Vortragskünfiler ober »etroas für Kinber unb
Jugenbliche« roirb, könnte es bann Mütter geben, bie ihren
Kinbem bie Märchen grunbfätjllch in einem literarifch fefi»
gelegten Wortlaut erzählen. Bei jungen Menfchen könnte bas

141
Treli war die Qtadyt...

VON WERNER STEINBERG

Ein junger Arbeiter roar Wolfgang. Hö! Unö öle Kameraöen


Er roar glücklich. Unö es roar Sommer. Das Korn ftanö
nannten ihn Wolf. Nicht verfchlagen roar er role ein Wolf, hoch, öle Ähren roaren überroölkt vom Rauch öer ßefruch-
unö Das roollten fie Damit auch nicht lagen, aber roilö unö tung, öer aus Öen Felöern öampfte unö fchroer Im Wlnöe trieb.
beöenkenlos. Ein kühner Kerl. Die Eröe lag ausgeöörrt unter öer Glut einer roelßen Sonne.
Unö er tat feine Arbeit unö tat fie gern. Der Meifter roar ihm Unö öann kam öer Äbenö, öle Schatten Riegen aus Öen
zugetan. Er roarf oft einen Blick hinüber, roenn Wolf an Der Felöern, nur öer Strom hielt In fich Öen lebten Glanz unö
Mafchine ftanö: groß, blonö, mit blitjenöen Augen, Dabei Schimmer eines blauen Himmels. Sterne funkelten in jähem
ficher unö beherrfchenö. So tollte Arbeit immer ausfehen, Leuchten unö Erlöfchen unö trieben ihre zltternöe Unruhe
Dachte Der Meifter. in öle Herzen. Sehnfucht unö Bangigkeit erfüllten öle Welt.
Sie roanöerten verfiummt öie Raine entlang. Geraume Zeit
So veröiente Wolfgang gut. Aber er fparte nicht: Am Sonn= roanöerten fie fo, bis fie ihn anfchaute unö fagte: »Was
tag gab er Öen Geroinn Der Woche aus. Er tat es nicht, rote roillfi Du?« Aber fo feltfam: Nun roar er es, öer nur Öen Kopf
anöere, öle Dann ftumm in Der Kneipe hockten, eine Stunöe zu fchütteln vermochte unö Worte nicht über öie Lippen
oöer zroei roilö gröhlten, Dann in fleh zufammenfanken unö bringen konnten. Er erfiaunte über fich felbft unö roußte
ftumm rouröen, bis beroußtlofe Trunkenheit fich ihrer be= zum erften Male, öaß er öem Mäöchen von Herzen gut fei.
mächtigte. Ja, auch er faß Dann unö wann in Der Kneipe? Dann kamen fie an öie Oöer, unö öort lebten fie fich an Öen
aber immer blieb er Herr feiner felbft. Vielleicht reöete er Hang öes Dammes. Tiefer lank öie Nacht um öje beiöen,
unbefonnener, vielleicht fuhr er öfter Durch Die blonöe Mähne, näher rückten Bäume unö Sträucher, geheimnisvoller roarö
unö öle Augen bHüten vielleicht heller unö fcharter, aber öer Glanz öes Stroms. Das Licht öes Monöes bebte bei
fonft roar keine Veränöerung an ihm roahrzunehmen. Aber jeöem Winözuge auf Öen Gräfern in filbemem Spiele. Da
manchen Sonntag auch fe#e er fich mit ein paar Freunöen roußte Wolfgang, öaß nun öie Stunöe gekommen fei, in öer
aufs Raö, fie fuhren roeit hinaus aus Der Staöt tief in Die er einen anöeren Menfchen für ein ganzes Leben geroinnen
Ebene Der Oöer hinein, in kleine Dörfer, an Den Stranö. mußte. Große Ängft ergriff ihn, öaß öiefe Stunöe unerfüllt
Unö erft zur Nacht kamen fie roieöer nach Haufe, müöe, vorübergehen könnte, öaß ein unrechtes Wort öie Weihe
müöe - aber Dies roar fchönl Oöer Wolfgang fanö ein brechen könne. Aber öann kam öie Sicherheit feiner Jugenö
Mäöchen, Das ihm gefiel. Dann verbrachte er Die Zeit mit roieöer über ihn. Er fchloß unter einem dummen Lächeln öie
ihr. Ünö auch Das roar fchön, Denn öle Mäöchen roaren ihm
Äugen, faßte Marthas Hanö unö fprach in öle Dunkelheit
zugetan.
öer Nacht hinein:
Da aber lernte er Durch einen Freunö eine kennen, öle Martha
»Ich hab öich lieb, Martha. Wir roollen unieren Weg gemein»
hieß, groß roie er, blonö roie er. Aber mit ftillen, ruhigen,
fam gehen.«
fieberen Augen. Sie hatte ihm fo gut gefallen, Daß er fie
gebeten hatte, am Sonntag mit ihr zufammen fein zu Dürfen. Sie zitterte in einem jähen Erfchrecken. Sie fühlte, role in öie
Aber fie hatte Den Kopf gefchüttelt: »Ich hab keine Zeit. Mein fernen Jahre eines künftigen Lebens hinein öle Stunöe ihr
Vater ift tot, meine Mutter ift gelähmt. Da muß ich bei ihr Schicklai legte. Denn ob fie fich fanöen oöer nicht: Diele
bleiben. Es ift fchon fchlimm genug, Daß ich in Der Woche Nacht roüröe in ihnen beiöen roeiterroirken unö leben. Sie
acht Stunöen bei Der Arbeit fein unö fie Dann verlaffen entzog Wolfgang ihre Hanö, fann noch eine Weile, unö öann
muß. Das muß ich am Sonntag gutmachen. antroortete fie ihm:
Er hatte fie fehr erftaunt angefehen unö roar Dann nachöenk= »Du kennft mein Leben, Wolfgang, unö ich kenne Deins. Ich
lieh gerooröen. Aber es zog ihn zu ihr, unö je#, Da fie ihn roeiß, öaß Du es ernft meinft in öiefer Stunöe. Aber ich
verfchmäht hatte, noch ftärker als vorher. foröere ja fo viel von Dir, mehr, als Du vielleicht jemals
geben kannft. Du lebft einmal hier, einmal öa, Du tuft
So fuchte er immer roieöer ihre Nähe auf, unö es gelang ihm
Deine Arbeit, unö öann verlieret Du Dich in öie Lockungen
Dann unö roann, ein Wort mit ihr zu roechfeln. Unö jeöes=
mal bat er fíe um eine Zufammenkunft? aber jeöesmal Deiner Wünfche.« Sie fchroieg. Er fühlte öie Wahrheit öer
lächelte fíe unö fchüttelte Öen Kopf. Es fehlen ihm jeöoch, als Worte unö blieb ftumm. Da fuhr fie fort:
roüröe ihr Lächeln von Mal zu Mal fchmerzlicher, unö fo »Ich aber, Wolfgang, ich foröere ja fo viel mehr! Ich foröere,
beörängte er fie heftiger. Bis fie Dann eines Tages in fleh öaß Du nicht nur Deine Arbeit vollbringt!, fonöern öaß Du
hineinlaufchte unö tagte: »Gut. Ich roeröe mich am Sonntag auch fonfi Deine Pflicht erfüllft unö nicht mehr Deinem roan-
abenö freimachen. Dann können roir ein Stück aus Der öelnöen Sinn nachgibft. Ich rollt öas nicht um meiner felbft
Staöt hinauslaufen unö Du kannft mir tagen, roas Du lagen roillen, fonöern für Dich.« Sie machte eine heftige Beroegung:
rolllft.« »ßeftimmt, glaube mir, Wolfgang, nur für Dich!«

143
Er antwortete fchroer: »Ich werde es lernen.« er ftleg, um fo mehr roanbelte fich fein Gefleht, bis aller röt=
Sie fuhr auf: »Aber noch eins, Wolfgang, unb bas betrifft liehe Schimmer von ihm gereichen rear unb er nur mehr
nun ganz mich! Ich will nicht Deine Geliebte werben, auch in einem reinen, hellen, hibernen Glanze erftrahlte. Da ver»
wenn ich Dir noch fo gut bin, wie ich Dir nicht lagen kann, fchroanb bie Schwärze ber Nacht, unb alle Dinge rearen von
ich kann nur Deine Frau fein, unlösbar oerbunben mit Dir«, blefem Silber überfchüttet, baß fie es kaum zu tragen ver»
unb nun murmelte fie kaum hörbar: »Unb ich will Er= mochten. Unb bann rührte ein neuerlicher, fanfter Winb
füllung finben in meinem Kinbe.« biefes Silber an, baß es in lauter kleine Stücke zerbrach unb
in fteter Bewegung hin- unb herfpielte. Ja, es begann fogar
Da fchwieg er lange, unb bann ftanb er auf unb ging weg
ganz leife zu klingen, role ber Winb bie Blätter ber Sträucher
von ihr in bie Nacht. Dicht vor ihrem Gefleht fah Martha
antaftete, unb bas klang, als ertöne rounberllch eine ge=
noch ben Zweig bes Weibenftrauches, aber alles Feme war
bämpfte Harfe. Unb aus all blefem Silber her kam nun
von Schwärze Verfehlungen, unb nur ber Strom fchimmerte
Wolfgang roleber, roieber zu ihr, zu Martha. Da hielt fie
ungeahnt. Martha glaubte, baß Wolfgang fie nun verlaffen
ganz fülle, als er fich aus ber fchimmernben Welt tief zu Ihr
habe, unb fie weinte. Ach, fie hatte ihm nicht getagt, baß
nieberbeugte, ihre Hanb berührte unb fait bemütlg fagte:
bas Kinb, in bem fie Erfüllung erfehnte, auch fein Kinb fein
»Ich bleibe bei Dir!«
muffe...
Da ftieg ber Monb empor in blefe Nacht, löfte fleh aus bem Hell roar ber Himmel bei biefen Worten, hell unb reell roar
bunkeln Meere ber Tannenbäume, beren fpitje Kronen ihn ber Himmel über ber Ober unb über ber Ebene in blefer
bisher feftgehalten hatten, unb fchwebte empor. Unb Je höher Sommernacht...

Nun klingt des Sommers urgewaltiges Lied

Aus allen Dingen, die am Wege stehen,


Aus jeder Ähre, die sich schwingend neigt,
Aus Blütenblättern, die vorüberwehen ...

Aus allen Flüssen, die im Meere enden,


Aus allen Brunnen, die im Licht versprühen,
Aus jeder Wolke, die ins Weite wandert,
Aus jeder Rose sommerfrohem Glühen.

Aus jedem Baum, der seine Früchte hütet,


Aus jedem Lied, das Sommersülje singt,
Aus jedem brennendroten Blumenleben,
Das flammendhell im Sonnenschein verklingt.

Hast du des Sommers ewiges Lied vernommen,


Dann darfst du nicht mehr fern und abseits gehen,
Du mu^t dein ganzes Leben voll verströmen,
Dann wird dies Lied auch in dir auferslehen . . .

ANGELIKA TSCHANTER

144
DIE BESKIDEN

Nahezu 500 Kilometer Berglanb bilben bie (übliche natür=


Die genannten Schukhäufer Des ßeshtbenvereines finö alle
liehe Grenze Polens gegen bie Sloroakei. ganzjährig beroirtfchaftete foUöe Steinbauten mit allebem,
Touristisches Leben erroachte außer in ber Tatra zuerft in bem roas ein Wanöerer vernünftigerroeife verlangen kann, rote
roeftlich berfelben gelegenen Teil biefer Gebirgsroelt, ben Wafferleitung, moöerne Beleuchtung, Rabio, Bab/Dufche,
Beskiben. Hier bllbcn bie Schroefternitäbte Biellk-Biala Bibliothek, Telephon ufro.
bas Zentrum ber Tourlítík unb bes Wintersportes. Neben feinen gen. Schukhäufern, zu roelchen fleh als kleinere
Deutfche Kolonisten, bie vor mehr als 7oo Jahren aus bem Die Skrzycznehütte (1250 Meter) unb Das ßaumgärtel
beutfehen Mutterlanbe an ben Fuß ber Beskiben berufen (570 Meter) gefeiten, unterhält Der Besklbenvereln noch zehn
mürben, machten hier bas Lanb urbar. Ihre Nachkommen Tourlftcnftationen, zroel Sprungfehanzen, eine Robelbahn,
fchufen in ben Stätten bes heutigen Bielik unb ßiala ein etroa 150 Kilometer Markierungen, fünf Sklbepots ufro. Er
relchverzroeigtes Hanbroerk, Deutfche begrünbeten vor bei= gibt Karten unb Führer heraus, cntroickelt eine anfehnliche
nahe anberthalb Jahrhunberten bieTuchinbuitrie, burch literarifche Tätigkeit, erhält ausgebehnte Touriitenroege.
bie bie Stäbte ßielik=ßiala in ber ganzen Welt berühmt Was Der Besklbenvereln vor allen anberen Touriftenverelnen
mürben. Unb mieberum maren es Deutfche, bie um bie Mitte In halb halbjahrhunbertjähriger Arbeit gefchaffen hat, lit
bes vorigen Jahrhunberts als bie erften Vorläufer jener beite Deutfche Pionierarbeit. Wie in früheren Zelten Deutfche
Beroegung bezeichnet roerben können, bie um bie Jahrhunbert= Arbeit ben Schroeiterftäbten Blelik-Biala ben Stempel einer
roenbe bie Beskiben um ßielik=ßiala ber Touriftik erfchloffen. regen Hanbroerks= unb Inbuftrieitabt aufgebrückt hat, fo
Um 1850 trieben (ich bie erften Deutfchen ber Sprachinfel, bem verbanken biefe Stäbte Den Ruf eines Zentrums ber Tourlftik
ben Deutfchen eigenen Drang zur Natur folgenb, in ben unb Des Wlnterfportes bis in bie erften Nachkriegsjahre hln=
Bergen herum. Nachmeisbar mar bas an Stelle ber heutigen ein ber Tätigkeit Des Beskibenvereins Bielik.
Klementinenhütte ftehenbe Hegerhaus bie erfte Touristen» Mit ben anberen, nach bem Kriege in ben Beskiben mit auf
Station in ben Beskiben um Bielik, unb zroar etroa um bas ben Plan getretenen Touriftenverelnen fteht ber BVB. in guten
Jahr 1850. kamerabfchaftllchen Beziehungen. In allen Schukhäufern
Im Jahre 1893 erfolgte bie Zufammenfaffung ber fchon ba= biefes unb jenes Vereins gilt ber Grunbfak: »Willkommen
mals nach Hunberten zählenben ßergfreunbe auf gefekllcher ift jeber, ber hier Erholung für Körper, Gellt unb Seele lucht«.
Grunblage im Beskibenverein Bielik* Die Tätigkeit Wer immer Darum in ben Beskiben reift, ber roirb hier ben
biefes Beskibenvereins, geleitet burch begeisterte unb elnfluß» Geilt frlebfertiger Zufammenarbeit finben.
reiche Vorftanbsmitglieber, beroegt Sich bis zum Ausbruche
Mit bem Beskiben- unb Karpatenverein in ber Sloroakei,
bes Weltkrieges in Steil auffteigenber Kurve. Im Jahre 1897
bem Subetengeblrgsverein in Deutfchlanb, bem ungarifchen
mürbe bas »Touriftenhaus auf ber Kamiker Platte« auf bem
Touriftenvcrbanb, bem Karpatenverein in Rumänien fteht ber
Hausberg ber ßiellker, bem 1119 Meter hohen Klimczok er»
Besklbenvereln Bielik in einem Gegenfeitigkeitsverhältnis,
öffnet, ein Haus, bas noch heute nach mehr role 40 Jahren
ber Deutfche Alpenverein, ber Klub Alpino Italjano, Die
behörbllcherfeits als »repräfentativ« bezeichnet roirb. Der
internationale Touriftenföberation in Genf haben bem ßes=
Alpengarten bei blefem Schukhaus ift in ben Bergen Polens
kibenveretn Bielik roieberholt ihre Wertfchäkung beroiefen,
eine einmalige Anlage unb in ber ganzen Welt bekannt.
Die lektgenannte ben BVB. im Streit um bas Babiagórafchuk=
Im Jahre 1904 eröffnete ber Beskibenverein Bielik auf bem haus auch unterftükt.
höchsten Gipfel ber Beskiben, ber 1725 Meter hohen Babia»
So Darf ber Besklbenvereln Bielik, obroohl vollkommen auf
góra, als fein Meifterroerk jenes Schukhaus, bas ihm nach
eigene Füße geftellt unb nur burch ble Opferfreubigkeit unb
mannigfachen roibrigen Umftänben im Jahre 1937 vom pol*
Einfakbereitfchaft feiner Mitglieber erhalten, roegen feiner
nlfchen Staate genommen roirb. Im Jahre 1907 erfolgte bie
vorbllblichen Leiftung bie führenben Touriltenvereine im
Eröffnung bes Schukhaufes auf bem 933 Meter hohen Jofefs»
ln= unb Auslanb zu feinen ibeellen Freunben zählen. Die an
berg bei Bielik.
feiner Entroicklung Anteil nehmen.
Nach ber burch ben Weltkrieg verurfachten Unterbrechung
ber Tätigkeit bes Beskibenvereins erroirbt er im Jahre 1923 Mit ber Deutfchen Sprache kommt ber Tourilt unb Skiläufer
bie Robelhfltte, fpäter kauft er bie Klementinenhütte an, 1932 in ben Beskiben überall gut vorroärts.
enbllch roirb ber Öffentlichkeit bas neueste Werk bes Bes» Die Beskiben tragen ben Charakter eines Mittelgebirges mit
kibenvereins, bas Schukhaus auf ber 1324 Meter hohen mehr ober roenlger langgeftreckten Kämmen, kuppenartigen
Lipomska übergeben. Erhebungen, fchön gefchroungenen Höhenlinien, herrlichen

145
Talgrünben, mäßig abfallenden Hängen, bedeckt vorliegend FLUGLINIEN Schluß von Seite 1 34
mit Nadel=, teils aber auch mit Laubwald, die im Herbft
Sie finö noch nie geflogen? Steigen Sie ein - unö Sie weröen
eine märchenhafte Farbenfymphonie fchaffen. In den ßes»
her Fliegerei verfallen fein.
lüden reichen bunt verteilte AckerStreifen bis zu bedeutenden
Der Stahlvogel zittert, Qualmfe^cn fegen über öle Trag«
Höhen hinauf, darüber liegen die Hochroeiden und Hoch»
flächen, Oer WlnOmeffer wirbelt am Turm Oes Flughafen«
mielen der Geraten (Bergler). Wenn den Beskiden auch als
gebäuöes, Oie Rauchfahne Oes Ofens auf Oem RollfclOe fchroelt
Mittelgebirge das Überwältigende alpiner Landfchaften fehlt,
gleich einem InOianerfeuer aus Oen KinOheitstagen, Preßluft«
fo find fie doch mit Reizen anmutiger Schönheit reich be=
karren, Hemmklö^e unO Fahrleiter rverOen roeggefchoben, Oas
dacht. Die Gipfel aber tragen die Weihe des Erhabenen fo
Saufen Oer Motoren rvirO cinOringlicher, über Oer Kabinen«
gut wie irgendein Hochgebirge, allen voran die lagen»
tür leuchtet ein SchilO auf: Bitte anfchnallen - unO Oann
umwobene »Königin der Beskiden«, die 1725 Meter hohe
rückt Oie Mafchine an, fie rollt über Oen Beton, holpert über
Babiagóra. Der Tourilt rühmt die herrliche Ausficht auf die
Oen Rafen, Oie Schwingen tunken ein wenig, Oann wirö Oie
einzelnen Berggipfel, insbefondere die wildzerriffenc Hohe
Bewegung ganz ruhig, Oas Flugzeug hat Oen BoOen verlaffen.
Tatra, deren höchfte Spitzen über 2000 Meter emporragen,
UnO jeht finkt Oie ErOe zurück, Käufer, Bäume, Mcnfchen,
die Tatra, niedere Tatra ufw. Er preift die leichte Zugang»
Wagen unO Straßen tauchen hinab, Oas QuerruOer an Oer
lichkeit der Berge durch Eifenbahn, Autobus, landesübliche
Tragfläche ift nach unten geklappt: Die Mafchine fangt fich in
Fuhrwerke. - Alle Ausflüge können von Bielik aus in einem
Ole Höhe.
Tage gemacht werben - er weiß die Urfprünglichkeit und
Breslau fließt zufammcn: Man fieht es mit einer feltfamen
Einfamkeit der Natur zu Schaken. Der Skiläufer lobt fich die
VerwunOerung, man fleht es wie Oas Werk eines fleißigen
zur Ausübung des Skifportes geradezu geschaffenen kuppen»
Ameifenhaufens, zu Oem man Felber irgenOwie gehört. UnO
artigen Erhebungen mit allen möglichen Neigungswinkeln,
jeüt kommt man in Oen unbefchreiblichen Genuß, Oiefes Werk
den Schneereichtum der Beskiden, insbefondere aber die
enOlich einmal mit Muße unö VerftänOnis im Zufammen«
hinbernislofen Abfahrten, eine Besonderheit der Beskiden in
hange betrachten zu können. Denn Oles ift Oer Gewinn Oes
allen Teilen, von deren Gipfel man über kilometerlange
Fliegens: Das Sehen im Zufamtnenhangc.
freie Flächen, die Weiden und Wielen der Goralen wunderbar
Der Flug enthüllt Oen Organismus einer SieOlung: Er offen«
leicht bis zur Talsohle abfahren kann.
bart Oas Wachstum Oer Staöt, Oie fleh wie ein Kriftall um
Reich ilt die Auswahl an Abfahrten von etwa 700 Meter immer neue Vororte vermehrt unö ins Lanö hinausfehiebt,
Höhendifferenz und 7 bis 10 Kilometer Länge. Der von Bielik er zeigt Oicfen Übergang mit einzigartiger Klarheit.
aus in etwa zwei Stunden erreichbare Klimczok (1119 Meter) Schon finö wir über Oem flachen Lanö. Der ßoöen ift auf«
läßt zwölf folche Abfahrten zu. In nicht zu langer Zeit wird geteilt in Felö unö WalO, Raine, Stege, Felöwege, Straßen finö
biefer ideale Skiberg durch eine Drahtseilbahn noch näher» hineingezeichnet, Flüffe fchreiben ihren gewunöenen Lauf in
gerückt fein. Oen ßoöen, Dort zieht fich ein fchwärzliches ßanö entlang:
Als vorzügliche Skiberge feien überdies genannt der Jofef» eine Eifenbahnlinie, unö Oa erblicken wir Oie jüngfte unö
berg 933 Meter, - ein Dorado für Anfänger mit feinen großartigste Straße unterer Zeit: Oie Autobahn. Da kreuzen
großen freien Flächen, der 1250 Meter hohe Skrzyczne (beide fich Geleite, Fluß unö Autobahn - alles Straßen, Oie Voraus«
Berge in unmittelbarer Nähe von Bielik), der 1557 Meter fekungen Oes menfchlichen Gemcinfchaftslebcns. In Oer Luft
hohe Pilsko, die Romańsko I3óó Meter, die Lipowska ermißt man ihre ungeheure Wichtigkeit.
1324 Meter, die Racza 1204 Meter, ufw. ufw. Unö Dann Dörfer, fchlefifche Straßenöörfer mit Hofanlagen
im Geviert, Teiche wie unregelmäßige ßleiplatten, Kleinftäöte
Ein Vorzug der Bergfahrten in den Beskiden ift deren außer»
mit ihren Ranöfieölungen, Dach an Dach, Gemüfegärten öarum,
ordentliche Billigkeit.
jeöes Beet ift öeutlich zu erkennen, ein rührenöes BilO. Das
Das Zentrum der Touristik und des Wintersportes in den Lanö ift zur Lanökarte in natura geworöen, je höher wir
Beskiden find wie erwähnt die Schiveftcrftäbte Bielik=ßlala. (Teigen, öefto langfamer fcheint fleh Oie ErOoberflächc unter
Als Knotenpunkt dreier Bahnlinien find biefe Städte von uns zu verfchieben, unö Doch nähern wir uns fchon Oen
überallher leicht zu erreichen. (Deutschland, Slowakei.) Für Gebirgen mit ihren öunklen Forsten. Dann treibt Oer erste
die Unterbringung und Verpflegung forgen erstklassige Hotels Wolkenlappen unter Oer Tragfläche Oahin, ein neuer taucht
und Restaurants, für die Unterhaltung vorzügliche Kaffee» auf, wir Durchstoßen eine Wolkenöecke, es beginnt zu
häufer, drei Kinos, ein Theater ufw. Ein herrliches Freibad, Dampfen unö zu broöeln, eine Wafchküche fcheint fid) auf«
Tennispläke, Elslaufpläke u. a. m. Stempeln Bielik zur getan zu haben, Durch öle Lücken fehen wir ferne Dörfer unö
Sportltadt. Felöcr, Dann fdüießt fleh Oer wogenöe Qualm zu einer un=
Touristen und Winterfportler wenden fleh an den Beskiden» öurchöringlichen Decke. Als er fich lüftet, finö wir über
verein Bielsko, Polen, Stadtberg 14. Der Verein erteilt gegen Sachfen.
Einsendung des Rückportos alle gewünschten Auskünfte in Ein Bild; auf Oie Uhr: 57 Minuten unterwegs. Dresöen ift
touristischen Angelegenheiteh. erreicht. Die Elbe winöet fich zwilchen Den walöigen Hügeln
Oahin, Oie Vororte veröichten fich zur Innenftaöt, wir gehen
* tiefer, Oie Eröe wirö wieöer größer, fahrenöe Eifenbahnzüge
Zufammenfaffenb kann getagt werben, baß in den Beskiden mit wehenöen Rauchfahnen, Lastwagen, wimmelnöe Punkte
um Bielik Menfch und Natur fleh vereinen, dem Tourilten zwischen Den Häuferblödwn, Parks unö Grünanlagen, Dort
Oer Zwinger, Oer Dom, Oie ßrühlfche Terraffe, Oer Altmarkt,
den Aufenthalt fo angenehm wie möglich zu machen.
Oas Rathaus, vorbei - öle Staöt liegt fchon wieöer hinter uns,
Uralte Kultur auf der einen Seite, Urwüchfigkeit von Land noch eine Minute, Dann leuchtet wieöerum Das SchilO auf,
und Leuten auf der anderen Seite, ein nationales und kon» man legt Öen Gurt um Oen Leib, noch einige Sekunöen, ein
feffionelles Mofaik bilden für den Galt einen eigenen fremd» leidites Aufftoßen, Oie Eröe ift erreicht. Breslau-Dresöen -
artigen Reiz, dem er Sich nicht entziehen kann, der ihn eine Stunöel Wunöer Oer Luftfahrt - Oie Zeit ift wirklich im
bauernde Eindrücke mitnehmen läßt. Fluge vergangen! Dr. A. Bö n f di.

146
2 Äufn.: Karl Franz Klofe

■'.Tí,'?

RIESENGEBIRGE:
JUGENDKAMMHAUS
„RÜBEZAHL"
JUGENDHERBERGE
„BERGHÄHNLEIN"

HEIME DER JUGEND

Schienen be fifit heut insgefamt 138 Jugendherbergen. Seit

1933 werden 25 neue Käufer in Betrieb genommen, darunter


die hervorragend ausgeftatteten Jugendherbergen in Sulau,
Landeck, Ännaberg, Dramatal, Hirfchberg, Wcißivaffer,
Lörvenberg und Muskau. Die Zahl der Übernachtungen, die
im Jahre 1926 83 000 betrug, hat (ich im Jahre 1938 bereits
auf 442 814 erhöht. Erfreulicherroeife fticgen aber auch die
Übernachtungen von Ausländern in fchlefifchcn Jugend­
herbergen in der Zeit von 1935 1538 Ausländern bis auf 1938
6969 Übernachtungen. Diele wenigen Zahlen geben uns einen
beffcren Einblick in die gewaltige Arbeit, die audi in Sdilefien
vom Jugendherbergswerk getriftet worden ift, als viele Worte
es vermöchten. Aber wir wollen nicht vergeffen, baß uns
immer noch 100 Jugendherbergen in Schlehen fehlen.

147
Obergruppenführer Herzog Führer ber SÄ.=Gruppe Sdilcficn
Am eo. Juni roeiltc Stabschef ber SA. Luise in Breslau. Im Fahnen»
faal bes Alten Generalkommanbos, bem Jekigen Stabsgcbäube ber
SA.=ßrigabe eo, oerabfehiebete er in Anroefenheit bes Führerkorps
ber fchlefifchen SA. ben bisherigen Führer ber Gruppe Schieden,
SA.-Gruppenführer Graf non F i n cd e n ft e i n, unb führte
ben Stabsführer ber Oberften SA.»Führung, Obergruppenführer
Herzog, als Führer ber SA.-Gruppe Schieden ein. Nach ben
Fcierlidikeiten verließ Stabschef Luke bie fchlefifche Gauhauptftabt
mieber auf bem Luftroege. Graf von Finchenftein ift bem Stabe ber
Oberften SA.-Führung zugeteilt roorben.
*
1. Gruppcnaufmarfch bes NSFK.
Breslau ftanb am 11. Juni im Zufammenhang mit bem Norb=
oftbeutfdien Runbflug, aus bem Oberleutnant Lord) unb Leutnant
Müncheberg als Sieger hervorgingen, im Zeichen bes elften
Gruppenaufmarfches bes NS.»Fliegerkorps. Auf bem Breslauer
Ring konnte Gruppenführer Spo richer bem Korpsführer,
General ber Flieger Chriftianfen, 5000 fdilefifdie unb fubeten»
beutfehe Flieger melben. Ein Vorbeimarfch ber Flieger unb ber
Ehrenformationen beenbete ben Aufmarfch.

Älfrcö=Rollcr=Gcbäd)tnioau£'ftcllung in Troppau
Im Troppauer Lanbesmufcum rourbe im Juni eine Alfreb»
Roller- Gebächtnisausfteliung eröffnet. Wir feiern Alfreb Roller
als einen ber größten beutfehen ßühnenbilbner. In einer Zeit, ber
artfrembes Denken gcrabe auf allen Gebieten ber Kun ft unb nicht
Landeshauptmann Adamczyk bei den fchlefifchen HJ.=Führern / Äufn.: Karl Franz Klofe zulebt bem Gebiet bes Theaters ihren Stempel aufbrüchte, bekannte
er fid) beroußt unb mit ber ganzen Leibenfdiaft feiner Perfon zu
einer beutfehen Kunftauffaffung. Er, ber Sohn bes Subetenlanbes,
BERICHTE rourbe ob feiner unbequemen Haltung unb Auffaffung befonbers
hart von ben jübifch=klerikalen Trägern ber liberalen Richtung
bebrängt. Es bebrütete für ihn bie hochftc Auszeichnung feines
künftlerifchen Schaffens, baß ihn ber Führer feinerzeit mit ber
1. Gebieteführerlager ber fchlefifchcn HJ.
Parfifal»lnfzenierung in Bayreuth betraute. Im Juni 1935 ift Roller
Zu Beginn bes Monate Juni hatte Oie khlefifche HJ. 1250 mittlere geftorben, fein Werk aber fpricht roeiter für ihn.
HJ.» unb DJ.»Führer aus Schielten zu ihrem 1. Gebiets=Führerlager ♦
in Breslau zufammengezogen. Die Zeltftabt am Leerbeuteler Berg,
1. Deutfchc Kultnrroochc im Protektorat
bie unter bem Befehl von Bannführer Bänfch ftanb, fah eine Reihe
Im Clam»Gallas=Palais, einem ber fchönften Barockbauroerke Prags,
hoher Gäfte aus Partei unb Glieberungen, bie fidi mit Anfpradien,
rourbe am Sonntag, bem 11. Juni, von Reichsprotektor Frei»
Reben, Schulungen unb Vorträgen an bie Führer ber fdilefifdien
herrn von Neurath bie 1. Deutfdie Kulturiooche im Protein
Jugenb ivanbten.
torat eröffnet. Der Feier, bie eine neue Zeit beutfeher Kultur auf
Die Rebe, bie Landeshauptmann Abamczyk vor ben
Prags ßoben ein leitet, roohnten viele Ehrcngäfte bei. Eine
fchlefifchcn HJ.»Führern hielt, gab ein einbrudtsvolles ßilb von
gleichzeitig eröffnete Ausftellung zeigte gefchichtliche Dokumente
ben Kämpfen um ben Sieg bes Nationalfozialismus in Ober»
aus Böhmen unb Mähren.
fdilefien. Mit bem Ringen bes Deutfchtums gegen bie Heimat *
verroüftenbe Infurgentenhorben anfangenb, fdiilberte ber Laubes» Stuöentifdicö Schaffen in Schlehen
hauptmann ben Weg ber kämpferifchen beutfehen Jugenb biefes
Anläßlich bes 1. Sdilefifdien Stubententages, ber Mitte Juni in
Laubes über Freikorps, Wchrivolf, Sturmfalken bis zur »Sport»
Breslau ftattfanb, rourbe am 15. Juni im Beifein bes Reichsftubenten»
abteilung« unb bis zu ben roirklidicn großen Erfolgen, bie let,ten
führers Dr. Sdieel in ben Ausftellungsräumen bes Breslauer
En bes auch Obcrfdilefien für Abolf Hitler errang, aus eigenftem
Sd)loffes eine Sdiau »Stubentifdies Schaffen in Schieden« eröffnet, bie
Erleben. Begeiftert hörten bie Jungen ben Ausführungen zu, bie
bis zum 4. Juli befichtigt roerben kann.
einer ber elften Kämpfer ihrer Heimat an fie richtete, begeiftert *
nahmen fíe feine Rebe auf, unb ivohl ein jeber ber amvefenben Oöertag 1939 in Gleiroię
jungen Führer hat es fidi gefchrooren, roerben zu tvollen roie bfeier
Der biesjährige Obertag bes Vereins zur Wahrung ber Ober»
Kämpfer, ber fleh burch keinen Mißerfolg unb keine Maßregelung
fehiffahrtsintereffen, ber in ber Zeit vom 15. bis 17. Juni in Glciroik
einfchüchtern ließ, Kamerabfdiaft zu halten, tvie fie herrfchte in ben
burchgeführt roorben ift, ftanb ganz im Zeidien bes Ober-Donau»
Reihen jener, bie immer Solbatcn bleiben roerben, bis es nur nodi
Kanals.
ben einen Glauben im beutfehen Volke gibt: Abolf Hitler!
'Der Ober-Donau-Kanal ift Tat geroorben!« Diefe Worte ftellte ber
* Vorfitjer bes Vereins, Reichsminifter a. D. Dr. Kroh n e, an bie
Landeshauptmann Adamczyk iprach in Oppeln Spiße feines Geleitivortcs zu biefem roichtigen roafferroirtfchaftlichen
Auf bem biesjährigen Appell ber Beroegung in Oppeln, am 10. unb Ereignis. Er brückt gleidizeitig feine Genugtuung barüber aus, baß
11. Juni, nahm La n b cs haupt ma nn Ab a m czyk Gelegenheit, bie Zeit bes Ringens um biefen Kanal nicht vertan ift, baß vielmehr
roieber einmal vor feinen alten oberfchlefifchen Mitkämpfern zu Klarheit gefchaffcn rourbe über bie tcdinifchen unb roirtfchaftlidien
fprechen. In feiner zu Herzen gehenben Art, bie bie Taufenbe ber Vorausfeßungen unb Notivenbigkciten. Der Ober fällt nunmehr eine
Zuhörer immer roieber zu freubigen Kunbgebungen hinriß, erinnerte Verkehrsaufgabe zu, bereit Ausmaß nodi gar nicht zu überleben ift.
er baran, baß von Oppeln aus bie Ibee bes Führers nadi Ober» Es gilt jekt, bem Befehl bes Führers folgenb, fchnellftens biefe Ver»
fchlefien vorgetragen rourbe. In Treue unb Zähigkeit unb mit binbung zivifdien Dcutfdilanb unb bem Süboftraum Europas herzu»
unerfchütterlichem Glauben rourbe ber Kampf vorgetragen, bis ber ftellen. Zum Sdiluß brückt Dr. Krohne feine Hoffnung aus, baß ber
fchönfte Tag, ber Tag bes Sieges, audi in Oberfchlefien für alle rafdic Entfdiluß audi ein entfprechenb fchnelles Bautempo im Gefolge
Zeiten bas Banner bes Dritten Reidies aufpflanzte. haben möge.

148
Grunöfteinlegung zum Neubau öeo Reichofenöero Breslau Marinc= unö Kolontal=Mahnmal in Hindenburg
Nadibcm ber Reichsintenbant bes Großbeutfchen Runbfunks ber Am 4. Juni fand in Hindenburg OS. in fcierlidter Form die Weihe
Reichsrunbfunkgefellfchaft, Dr. Heinrich G las m ei er, am 5. Mai dec im Skagerrakpark errichteten Marine^ und KoloniaUMahnmals
ben Spatenftich zum Neubau bes Reichsfenbcrs Breslau vollzogen ftatt.
hatte, mürbe im Juni am Sübenbe ber auf bem Baugelänbe bereits *
ausgehobenen Funbamentgräben, bie ben Grunbriß bes Neubau= Grünberger Wcinfeft
teiles erkennen laden, bie Grunbfteinlegung in Anroefenheit bes
Am 10. und 11. Juni feierte die Stadt Grünberg ein Wcinfeft. Unter
Intenbanten bes Reichsfenbcrs Breslau, Hanns=Otto Fridte,
den 13 ooo Befuehern befanden fich so Gäfte aus der Patenftadt
uorgenommen.
Zroittau im Sudetengau, die das Feft in ihrer Heimattracht mit
*
erlebten. Einen behänderen Höhepunkt des Fettes ftellte die
too Jahre Eintrachthütte Ankunft der Volksmagenkolonne dar, die auf ihrer Schlefien=Fahrt
Die Eintrachthütte in Oberfchleficn blickte in biefen Tagen auf ihr am Sonntag, dem 11. Juni, Grünberg erreichte.
isojähriges Beftehen zurück. Das Werk, bas zu ben beachtlichften
bes OS.=lnbuftriegebietes gehört, mürbe burch bie Teilung Ober= *
fchlefiens zu Polen gefchlagen. Heute heißt bie Eintrachthütte Dr. Schellhammer so Jahre alt
»Huta Zgoba« unb befchäftigt - nach einer Zeit bes Nieberganges
Anfang Juni beging ber roeit über bie Grenzen feiner engeren
- roicber 1300 Arbeiter. Allerbings ift ber Anteil ber Deutfchen
Heimat hinaus bekannte oberfchlefifche Dcutfdikundler unb Sagen:
pcrfchroinbenb gering geroorben.
forfcher Dr. KarUErnft S ch e 11 h a m m er, ber im Schulbienft in
* Gleiroiß tätig ift, feinen so. Geburtstag. Dr. Schellhammer ift in
Schifferfachfchulc in Cofcl ber roeiteren Öffentlichkeit befonders bekannt burdi fein im Jahre
Im Hafen von Cofcl OS. mürbe von ber Deutfdien Arbeitsfront eine 1938 herausgegebenes Werk »Oberfchlefifcher Sagenfpiegel«, das
Ubungsftätte ber Schifferfachfchulc Mitte ihrer Beftimmung über= ein umfaffendes Bild von der Geich ich te und dem Volkstum unterer
geben, bie vielen Bootsmännern bie Möglichkeit bieten roirb, fich Grenzlandheimat vermittelt unb damit von ber bloßen Sagen»
zur Prüfung für bas Schiffsführerzeugnis vorzubereiten. fammlung zur Sagendeutung vorftößt.

Der erfte Großöeutfche Wandertag in Hirfchbcrg


nom 13. bis 10. Juli
Donnerstag, 13. Juli: Empfang im Ratsherrcn=Sikungsfaal.
Freitag, 14. Juli: Schlefifcher Äbenb im Stabttheater.
Sonnabenb, 15. Juli: Vortrag Profeffor Dr. Grunömann, Breslau:
»Was kann ber öeutfche Wanberer im fchlefifchen
Raume an Kunftiverken erleben?« - Eröffnung ber
Ausheilung »Kunft unb Kunftgeroerbe im Ricfen=
gebirgsraum« - Guibo=Rotter=Ehrung - Hauptver=
fammlung bes Riefengebirgsoereins - Preffeempfang
burch ben Deutfchcn Wanberführer - Feftabenb bes
bcutkhcn Wanberers.
Sonntag, lö. Juli: Choralblafen vom Rathausturm - Öffentliche
Mitglieöerverfammlung - Darbietungen auf bem
Markt unb im Schroimmbab - Volksbelustigung auf
ber Riefen geb irgsfeftivi efe - Uraufführung bes Feft-
fpiels »Stabt auf ber Wadit« - Tanz vor ber Kamm=
baube.

7. Hirfchbcrger Ricfcngcbirgsroodic vom 17. bis 23. Juli


Montag, 17. Juli: »Tag bes Kinbee« - Platzkonzert - Kinberfeft«
zug - Spiele - Wettbewerbe - Tanz - Eröffnung Durch
ben Oberbürgermeifter - Feftfpiel »Stabt auf ber
Wadit« - Tanz.
Dienetag, 18. Juli: »Singende Heimat« - Gelang - Mufik - Spiel
unb Tanz - Vortrag - Tanz.
Mittrooch, 19. Juli: »Kultur unb Wirtschaft« - Leiftungefchau ber
Lehrlinge - Platzkonzert - Kulturoeranftaltung im
Stabttheater - Feftfpiel - Tanz.
Donneretag, so. Juli: »Fröhliches Marktfeft« - Beginn bes Trachten«
Wochenmarktes - Platzkonzert - Mobenfchau - Tanz.
Freitag, si. Juli: »Leuditenbes Schroimmbab« - Platzkonzert
mit Katerfchoppen - Mobenfchau - Tanz - Italienifche
Nacht im Schroimmbab mit Freilichttanz.
Sonnabend, es. Juli: »Tag ber Wehrmacht« - Platzkonzert - Vor«
Führungen - Großkonzert - Wieberfehensfeier bes
Subetenbeutfdien Freikorps - Tanz.
Sonntag, 23. Juli: »Tag bee großbeutfchen Sportes« - Vor«
führungen bes NSKK. - 1. Großbeutfcher Gau«
Schroimmroettkampf Schlefien-Subetengau-Oftmark -
Feftfpiel - Tanz für alle unb Ausklang.

Lauben am Hirfchberger Markt /Äufn.: Karl Franz Klofe

149
an kann fich darüber breiten, roas Oie Hauptfache an unieren Volhs=
feften ift. Bei dem einen ift es Oie Wurft, bei einem anderen das
Bier, beim dritten Oer Kuchen und beim eierten Oer Enzian, bei allen
aber gibt es doch fchließlich nur immer eine Hauptfache, nur etroas,
das dem Feft das Geficht gibt, das ift der Menfch, der das Feft feiert.
Und fo ift das Breslauer Johannisfeft Oer Spiegel des Schiebers. —
Gemütlichkeit, das ift es, roas man immer von uns Schiebern

oft ein Zug ins Kleine, aber hier zeigt es


fielt/ baß roir es verftehen, auch große Fefte zu feiern, ohne fie bes
heimeligen Reizes zu entkleiben. Geroiß, im Mittelpunkt fteht ber
Fcftplaß, ber »große Rummel«, roo fielt alles ein Stcllbichein gibt,
roas an Attraktionen in Deutfchlanb Rang unb Namen hat. Unb
bas, roar roir bort treffen, erweitert fielt non Jahr zu Jahr. Aber
ber Kernpunkt bes Feftes, bas ift hoch bie Schilbbürgerftabt, hier
treffen fielt ber Hang ins Große, ber fleh noch immer bei unteren
Fcften gezeigt hat, unb ber Hang zum Kleinen, ber fich in ber
hübfehen kleinen Stabt am heften zeigt. Wer aber etroa fremb hierher
käme unb er wollte etwas von unterer fchlefifchen Gemütlichkeit
erleben, ber könnte fielt ruhig einmal ein paar Stunben bort nieber=
taffen. Er wirb ben Abenb nicht bereuen, beim er hat ben Sdtlefier
erlebt, fo wie er bei fich zu Haufe ift. H. G. Re h m.

BILDENDE KUNST

Schiefliehe Kunft in Hamburg


Landeshauptmann Adamczyk eröffnete am 22. Juni in der
Kunfthalle in Hamburg eine große fchlefifdre Kunftausftellung.
Die erfte derartige Wanderaueftellung fchlefifcher Kunft rourde im
Oktober vergangenen Jahres in Stuttgart gezeigt. Nach ber
anfchließenben Ausheilung in Breslau vom 10. November bis
zum 26. Dezember 1938, die mit ber elften Verleihung des Schle=
fifchen Kunftpreifes verbunden roar, fand in ber Zeit vom
28. Januar bis zum 26. Februar 1939 eine repräfentative Sdiau
von Plaftik, Malerei, Graphik unb Kunfthanbroerk in den Räumen
des Hanfes ber Kunft in Berlin ftatt. Vom 12. März bis
zum 10. April tvurben Plaftik, Malerei unb Graphik biefer Aus=
ftellung in Rofto ck gezeigt, roährenb das fchlefifche Kunft=
hanbroerk in Ergänzung ber Oktober-Ausheilung in Stuttgart
ausgeftellt roar. Im Anfdtluß an Roftock roar die Schau in Liibeck
zu fehen. Zur Zeit befindet fie fich, roefentlich ergänzt unb er=
roeitert, in ber Kunfthalle in Hambur g.
Über die Eröffnung unb über die gefamte Arbeit ber Kunft=
ausftellungsleitung Schlehen e. V. foil fpäter an biefer Stelle
beriditet roerben.

Sdilefifdie Bäuerin. Radierung von Hache


Jahreogabe ber Kunftausftellungoleitung Schienen e. V.

150
DEUTSCHE WERBEGRAPHIK IN POLEN
Nach einer Zeit oölliger Dürre auf brucktechnifchem Gebiete hat Oie
graphifdac habuftrie Polens in den lebten Jahren einen beachtens^
werten Äuffchroung genommen. Sie arbeitet hauptfächlich mit
beutfehen Mafchinen neuefter Konftruhtion und legt großen Wert
auf hünftlcrifche Qualität, wobei ihr Oie deutfche Wertarbeit ein
Vorbild ift. In der Art der Geftaltung der Werbegraphih ift kein
ausgefprodacn polnifcher Stil vorhanden. Hier liegen der fran =
zöfifche, der amerihanifche und der deutfche Stil
im Wettftreit. Beim franzöfifchen Stil überwiegt die hünftlcrifche
Form gegenüber dem Werbezwedt; beim amerikanifdaen Stil ift es
umgekehrt. Der deutfche Stil fchlägt den Mittelweg ein und
Bereinigt Kunft und Wcrbezwedt zu polier Harmonie.
Zu den Vertretern des d e u t f ch e n Stils in Polen gehört in erfter
Linie der Oberfchlefier Willy Hei er, der in Kattowit? das erfte
deutfche Werbeatelier Polens gründete. Heiers Art, Charakter
riftifdaes mit den einfachften Mitteln wirkungsooll zum Ausdruck
zu bringen, hat ihn in Polen zu einem gefdaätjtcn Plakatkünftler
werben laffen. Darüber hinaus ift er ein gefudater Karikaturift.
Im Tefchener Sdalefien wirken bie beutfehen Graphiker Willy
P i e f di und Hans Drosd , deren Arbeiten fida durch lbeen=
reichtum und Sauberkeit der Ausführung kennzeichnen. Am
Wiener Gefchmada gefdault, finden diefe beiden Werbehünftler in
dem regen Induftriegebiet von Bielik und Tcfdaen ein reiches
Betätigungsfeld.
In Lodz hat der junge Robert ßlifch (ein ehemaliger Kattowitjer
und Bruder des bekannten Berliner Graphikers Jan ßlifch) kürz lida
ein deutfehes Werbeatelier ins Leben gerufen, das für das
Induftriegebiet son Lodz, Skierfdi und Tomafchow eine nicht zu
unterfdaäfienbe Bedeutung hat.
Die enge Beziehung zwifchen Werbekunft und Induftrie läßt es
begreiflich erfcheinen, baß (ich die beutfehen Werbegraphiker
Polens gerade in den großen Inbuftriezentren niebergelaffen haben.
Die Tätigkeit biefer Künftler muß neben ihrer wirtfchaftlichen
Bedeutung vor allem auch als auslandsdeutfche Pionierarbeit im
kulturpolitifchen Sinne gewertet werben. Willy Heier: Plakat

Gehalt unO öen GeOanhen 0icier Mufihtage rourOe. Diele lebenöige


MUSIK ßeroegthcit unö kraftvolle Sprache rourOe auch am Schluß in Oer
»Feiermufik liir Streichorchester« von Ernft Äuguft Voclkel, Oie hier
zur Erftaufführung kam, roeitergeführt. Die barocke Haltung Oiefcr
Dae Scblcfifchc Mufikfcft in Breslau vom i. bis 4. Juni Mufik wirkt neu unö febftänöig, zumal Durch Oie frifdte Wicöergabe,
Den Ausgang bes Breslauer Mufihrointers krönte bas in anfpruchs= Oie ihr Oer Dirigent zuteil roerOen ließ.
seller Form vorbereitete unb burchgeführte »Schlefifdie Mufikfcft«. Eö roar alo Bekenntnis zu inerten, Daß Oie Reihe Oer Konzerte mit
Abficht unb Zielfeßung bicfer »Schlefifchen Mufikfcftc« mürbe bei bcr Oer Aufführung Oer Kantate »Von öeutfcher Seele« non Hans
Eröffnungsfeier im Remter bes Rathaufes im ganzen Umfange auf= Pf ¡finer begann, Oie uns Schleifern Durch Oie Dichtungen Eichen=
gerollt unb ausgefprochen. Lanbeskulturmalter Dr. F i f ch e r ging Dorffs fo nahefteht. Mit Oer Aufführung nerbanO fielt nodt
in feiner ausführlichen Rebe von bcr nationalfozialiftifchen Auf* Geöenken unö Glückrounfdi zum 70. Geburtstage Oes Komponisten.
faffung Dom Künftler unb feinem Werk aus. Die Auffaffung von Die Aufführung unter Generahnufiköirektor Philipp W ü ft roar nor
ber Kunft als ber Dienerin am ganzen beutfehen Volk verlange allem in öen Chören ausgezeidmet norbercitet. Unter neuer Phil=
aber auch bie verftänbnisvolle Gcfolgfdiaft eines Publikums, bas harmonilcher Chor, Oer in öen Männerftimmen nodi Durch Mitglieöer
fich auch mit ben neuen Werken bcr gegenroärtigen Generation aus- Oer Männergetangnereine Waefiolöt, Breslauer Lehrer, Fiöelio unö
einanberfeßen muffe. Dann erft erhalte bas Ringen bes jungen Motte nerftärkt roar, fang mit einer prachtvollen klanglichen
Künftlers in ber lebenbigen Wechfelroirkung Zivilehen Werk unb Gefchloffenheit unö mufikalifchen Präzifion unö ßeroeglichkeit.
Publikum feinen eigentlichen Sinn. Lanbeshauptmann Abamczyk Philipp Wüft lagen vor allem Oie temperamentvollen, Dramatifch
überbrachte bie Grüße unb Wünfche bes am Erfdieinen verhinberten lebenöigen Akzente Oes Werkes in Oer Auslegung. Das erftrangige
Oberpräfibenten Wagner unb fprach ben Dank an Lanbeskultur= Soliftcnquartett von Helene Fahrni (Sopran), GertruOe Pifiinger
matter Dr. Flieh er unb bem Lanbcsleiter bcr Reichsmufikkammer (Alt), Julius Pafiak (Tenor) unö Prof. Frcö Driften (Baß) roar in
Prof. Behr für ihre Arbeit zur Durchführung bes Fcftes aus. Er Oer Einzeltvirkung Oer Solis befonOers hervorragenö. Hier zeigte
mies auf bie lanbfchaftlich=kulturelle ßcbeutung bes Fcftes unb bes fielt Oie Kultur Oer Einzelftimme in ihrem felbftänöigen Umfange;
weiten mufikalifchen Rahmens hin, ber neben hochkünftlerifchen für öen Zufammenklang Oer Stimmen ließen Oie Mczzolagc Der
Konzerten auch Veranftaltungen ber Hitler-Jugenb unb volkstümliche Altiftin unö baritonale Färbung Oes Baffiften nicht Oie charakte=
Konzerte umfaßt, unb eröffnete bas Mufikfcft. Obcrbürgermcifter riftifche Farbigkeit in Oer Stimmunterfcheiöung aufkommen.
Dr. F r i b r i ch gab befonbers feiner Fr cube barüber Ausbruch, baß Die verfchieöenen Ur- unö Erftaufführungen ivaren auf Oie einzelnen
nach langen Jahren Breslau roieber einmal Mufikfcftftabt ift. Konzerte verteilt unö traten in Der Umgebung klaffifcher unö
Das Kammerorchefter ber S ch l e f i f di e n Philharmonie unter bernährter Werke eigentlidi nicht fo ausörücklidt hervor. Das Orgcl=
Prof. Hermann Behr gab ber feierlichen Stunbc bcr Eröffnung auch konzert Oes Jungen Suöetenöeutfdien, jefit in Heiöelberg lebenöen
bie mufihalifche Deutung unb einleitcnbe Einftimmung, zunächft mit K. M. Komma, Das erftmalig in Dem Sinfoniekonzert unter Prof.
bem Concerto grosso Nr. 1 in B-dur von Hänbcl, beffen breit Hermann Abenöroth erklang, zeigt einen geraöezu frappierenöen
ftrömenbe, wahrhaft feftlidic Gefte treffenber Ausbrudi für ben Zug ins Einfache unö Monumentale. Die Uberfidttlidikeit Der

151
Motive, Oie klare Drciteiligkeit Oer Form in ihrer verfchieöenen begeiftcrt aufgenommen, roie bas mit bcm Namen »Erfte Lobronfche
mufikalifchen Charakteristik, Oie Beroegtheit unO LebcnOigkeit in Oer Naditmufik« bezeichnete unb roenig bekannte reizvolle Divertimento
Verarbeitung finö urfpriinglich unO beftimmt im ÄusOruds. Der in F-dur von Mozart. Die artiftifche Note bes Abenbs rourbe noch
junge Komponift trug hier mit Ocm Werk einen großen Erfolg vcrftärkt burda bic vollcnbete Wiebergabe bes Cellokonzerts in
Davon, Oer öurdi Ocn außörücklichen Einlaß von ÄbenOroth ein B-dur burch ben ausgezeichneten italenifchen Celliften Enrico
befonOeres Geroidit erhielt. Die taubere WieOergabe Ourdi unteren M a i n a r b i. Koftbar mufiziertc Mainarbi auda zufammen mit Elly
heimlichen Oberorganiften Pierfig roar ebenfalls verOienftvoll Ney beim Soliftenkonzert bic A-dur=Sonate von Beethoven. Julius
unö mitbeftimmenO für Oen Erfolg. Daß Gaftkonzert von Abenöroth Patjak fang hier feine Schubertlieber mit einer kultivierten künftle=
roar, ivie voraußzufehen roar, einer Oer Höhepunkte Oev ganzen rifchen Delikateffe, unb bas Vokalquartett ließ ben Liebeslieber-
Fcfteß. Die ßöcklin=Suite von Reger unö Oie EinOringlidikeit unO roalzer von Brahms zu einem fprühenben Erlebnis roerben. Ern ft
Geroalt Oer Eroica von Beethoven roaren Gipfelleiftungcn feelifcher Auguft Voelkcl unb Willy Kopmann befolgten bic vierhänbige
Spannkraft unö letzter kiinftlerifcher Äußfchöpfung nicht nur von Klavierbegleitung.
feiten Oev Dirigenten, fonöern ebenfo öcß fchlechthin vollkommen Mit roelchem Ern ft unb mit roelcher verantroortungsberoußter Äuf=
fpielenöen Ordiefterß. Daß zroeite unö gleidizeitig abfdiließenöe geRhloffcnheit untere Jugenb fich an ber Geftaltung ber mufikalifchen
Ordiefterkonzert unter Philipp Wüft bradite ein nidit minöer vital Gegenroart unb Zukunft beteiligt, bas zeigte lehr einbrucksvoll bie
mufikantifcheß Orchefterroerk zur Uraufführung, eine »Sinfonifche Hitler = Jugenb mit ihrer Veranftaltung »Frohe Mufik am
Ouvertüre« öeß jungen Äugßburger Kapellmeifterß Heinz Röttgcr. Morgen«. Sdton bic Tatfache, baß fie fich mit vier Uraufführungen
Kraftvolle Leiöenfchaftlichkeit verbunöen mit faßtechnifcher Über« unterer fchlefifchen Komponiften angenommen hatte, läßt Abftcht
legenheit unö Bänöigung läßt ein prachtvolleß KlanggemälOe auf« unb Wollen erkenntlich roerben. Eine aus ben beften Bing- unb
raufchen, öaß auf echtem mufikalifchem Gehalt aufgebaut ift. Der Spielfcharen ber fchlefifchen Hitler=Jugenb zufammengefeßte Chor-
Höhepunkt öeß Konzertß fclbft roar Oie unvergleichlich große unö unb Orcheftergemeinfdiaft mufiziertc zunächft unter ber Leitung bes
roahrhaft abgeklärte WieOergabe öcß Es-dur=Klavierkonzertß von Komponiften eine »Kantate zum Morgen«, bereu Worte unb Weifen
Beethoven Ourdi Elly Ney. Die Künftlerin fchuf öaß Werk neu auß von Hans Baumann flammen. Den Sah fchrieb Norbert Hampel.
innigfter Verfenkung in feine tiefen feelitdien Grünöe. Den Schluß« Ihm fchivebte ficht lieh bas Mufizieribeal bes Barock vor, troßbem
ftein nicht nur öeß Konzertß, fonöern gleichzeitig öeß ganzen Fcfteß ift feine Mufik lebenbig unb natürlich empfunben. Die Kantate
feßte Philipp Wüft mit Oer großzügigen WieOergabe von Brucknera »Bergmann, Glüdt auf« von Günther Białas, ber in feinem Schaffen
Siebenter Sinfonie. ein befonberes enges Verhältnis zu ber Mufikpflege in ber Hitler^
Eine fdilcfifdie Uraufführung bot unter Sdilefifcheß Streidiquartett Jugenb gefunben hat, hat bas Melobiengut alter Bergmannslieber
bei Oer Kammermufikoeranftaltung mit V o e l k c l ß »Kleiner Abenö« in einer fatjtechnifch fehr konzentrierten Form ausgemünzt unb neu
mufik für Streichquartett« Werk 99. Voclkel verzichtet hier, roie gcftaltet. Einen fehr lebensfrohen Ausbruch hat bie Sing- unb Spiek
fchon Oer Titel tagt, auf Oie klaffifdie Sonatenform unö fdireibt mufik »Aus Schlehen«, bie Gerharb Strecke nach fubeteiv
Dafür Drei heiter beroegte Suitenfäßc, Oie aiß »Luftiger Aufklang«, fchlefifdien Volkslicbern unb Tänzen gefdarieben. Schließlida hat Frih
»Stänöchen« unö »Tanz« in ihrem Gehalt genügenö charakterifiert Kofdainshy in feiner Spielmufik ivieber ein luftiges Mufikantcn=
finö. Ein luftigeß motivifcheß Mufizicrcn erfüllt alle Drei Säße. Daß ftücklein gefchrieben, in bem fidi mit ben Streidaern ßläfer, eine
Werk fanö einen freunölichen Erfolg. Eine befonöere Note hatte öaß Trompete, Flöten unb Klarinetten fröhlich zufammenfinben. Die
Kammermufikkonzert öurdi Die Mitroirkung von Elly Ney mit Sänger unb Spieler rearen unter ber Leitung von Heinrich Polloczek
unterem Schlefifchen Streichquartett bei Der WieOergabe öeß Klavier« aufmerkfam unb frifch bei ber Sache. Die Hitler=Jugenb fanb fielt
quintettß von Robert Schumann. Unter Enfemble zeigte fleh Der auch zahlreidt unb intereffiert zu bem Sinfoniekonzert ein, bas ihr
großen Partnerin öurchauß roüröig. Eß gab ein koftbareß, in fidi von ber Schlefifdten Philharmonie unter Prof. Hermann Behr in
auageroogencß Mufizicrcn, öaß ftürmifche Begeifterung hervorrief. bcivährtcr Form geboten rourbe. Das mit ber NS.-Gemeinfchaft
Daß Streichquartett in B-dur, op. 67 von Johanneß Brahmß erfuhr »Kraft burdt Frcube« in ber Jahrhunbcrthallc burdageführte volks­
eine fehr klanglidic WieOergabe. Außgezeichnet in Dem fatten Ton tümliche Sinfoniekonzert rourbe auch ein voller Erfolg, einmal Rhon
fpicltc Der Bratfcher Emil Keffinger feine roeitgefchroungene Meloöic burch ben erfreulichen Bcfudt unb bann in ber Wirkung unb Auf»
im Dritten Saß. nähme ber befonbers ausgeroähltcn bunten Vortragsfolge.
Daß Kammerkonzert unter Philipp Wüft im Sdiloß fanö ebenfo roie So kann man insgefamt bas Sdtlefifdte Mufikfcft als einen vollen
öiefe Kammermufik eine ftarke Beachtung. Die glänzenöe Wieöer« Erfolg bezeichnen, ber allen gerabe bei folchen Fcften befonbers
gäbe Der artiftifchen Couperin«Suite von Strauß tvuröe ebenfo angefpannten künftlerifchen Erroartungen unb Wünfchen entfprada.

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152
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Die Oper Deutfchcs Lied am Annaberg


Mit Per Neueinftuöierung von Wagners »Hollänber« hat untere Am is. Juni Bereinigten fich to OOO Sänger aus Oberfchleficn unb
Opernbühne ben Kreis Oer Wagneraufführungen in biefer Spielzeit bem Sängerkreis Brieg zu einer Großkunbgebung am Ehrenmal bes
gefchloffen. Die Spielleitung von Dr. Werner Müller unb Die beutfdien Offene auf bem Annaberg. Aus allen Teilen Oberfchlefiens
mufikalifche Führung burdi Kapellmeifter Carl S di m i b t = ß e l b e n unb ben Nachbargebieten maren Taufenbe con Volksgenoffen zur
gaben her Aufführung ben großen romantifchen Schivung unö echte Fcierftätte geeilt, um Zeuge biefer Feier zu fein, bie zu einem machte
Leibenfchaftlichheit. Einen prachtvollen Hollänöer von echt tragifcher vollen Treuegelöbnis für untere fchlefifche Heimat unb befonbers für
Färbung ftellte Franz H a h nenf ur t h auf öie Bühne, öer vor allem unter beutfehes Oberfchleficn mürbe.
fängerifch mit feinem gepflegten Organ überzeugte. Hans Kicinfki
*
als Dalanö unö Karl Erich Ohlh a iv als Erik hatten entfprechenöe
charakterliche Umriffe. Als Senta hinterließ Elifabeth Wellhagen Konzerte des Großen Rundfunkorcheftero
öarftellerifch unö fängerifch einen immerhin feffelnöen Einbruch. Zmei Abenbkonzerte, bie ber Rcichsfcnber Breslau im Monat Juli
Ihre langjährige künftlerifchc Verbunöenheit mit Ridiarb Strauß unö mit bem Großen Runbfunkordiefter unter ber Leitung von Ernft
feinem Opernfehaffen brachte unferc Bühne mit einer Art kleiner Prabe durchführt, ft eh en unter einem jeroeils einheitlichen
Richarö-Strauß-Woche zur Feier feines 75. Geburtstages zum Aus­ thematifdien Gebankcn. Am Sonntag, bem 9. Juli, gelangen um
bruch. Sie hatte fich bazu keine befonöeren künftlerifchen Experimente 20.15 Uhr ßallcttmufikcn von Albcniz, Cherubini, Lully unb Sdiön»
vorgenommen, fonbern fich auf bie bewährte Zugkraft ber beiben herr unter bem Gefamttitel »Tanz er if ehe Mufih« zur Auf»
lyrifchen Komööien, bes »Rofenkavalier« unb ber »Arabella«, ver« führung. Ein roeitercs Abcnbkonzcrt am Sonntag, bem 23. Juli,
laffen unb bazu noch bie beiben Erftaufführungen in bi cf er Spick bringt glcidifalls um 20.15 Uhr Serenabenmufiken von
zeit »Daphne« unb »Friebenstag« hinzugenommen. Arabella mürbe Mozart, Reznicek, Ttchaikomsky unb Cafalla. Jeroeils Montags
auch nur in ber fzcnifchcn Form ber vorjährigen Spielzeit über« gelangen bariiber hinaus in ber Zeit von 22.30 bis 24.00 Uhr
nominen, fo baß einzig nur ber Rofenkavalier in einem neuen »Kleine Konzerte« mit Soliftcn zur Durchführung.
Geivanb erfdiien. Eridi Kronen hat in feiner Spielleitung bas

Gleidigeroidit ber verfdüebenen crotifchcn Spannungen in biefer
Komöbie ber Menfdilichkeitcn bewahrt, in ber eigentlidi bie naive Von der Waldenburger ßergkapcllc
Lieblidikeit ber Sophie unb bas Glüdt bes Sichfinöens in einer Für ben 3. Juli ift ein Sinfoniekonzert mit Hermann Henrich, bem
reinen Liebe mit Oktavian ber leuchtcnbe Mittelpunkt ift, in bem Leiter ber Fadifchaft »Orchefter« in ber Reichsmufikkammer, Berlin,
fich alle anberen Linien fchneiben. Prof. Hans Wilber mann als Gaftbirigenten vorgefehen.
hat im wefentlichen ben Grunbriß ber früheren Silber beibehalten.
Die Vortragsfolge enthält bie »Chaconne« von Hermann Henrich,
Die ßefeßung, in ben wichtigften Partien neu, gab ber Aufführung
Werke von Ridiarb Wagner unb Robert Schumanns »Frühlings»
verfchiebene bemerkenswerte Akzente. Als Marfchallin hatte Lifclott
Sinfonie«.
Ammer mann bie öramatifche Offenheit ihres Organs farbig fo
weit gebecht, baß fie bie fraulidie Weichheit unö warme Verhalten«
heil einer fpäten Liebesleiöenfchaft im Ausörudt erzielte. Ihre Mar«
fchailin hatte eine aölige Haltung. Rita Weife Dagegen frifdite
öie lyrifche Grunöhaltung ihres künftlerifchen Charakters fo weit THEATER
auf, öaß öer Oktavian Züge editer frifcher unb unbekümmerter
Jungenhaftigkeit befaß. Ihre Doppelrolle war von wirklicher Spiel«
latine erfüllt. An Stelle unterer bewährten Sophie Herma Kaltner Ein volles Jahrhunbert mußte vergehen, ehe bem verkannten Genie
hatte man biesmal Margarete K a I z genommen, bie fich vor allem Chriftian Dietrich Grabbes bas Recht mürbe, bas ihm als völ»
gefänglich in ben Rahmen einfügte. Der Ochs war gaftiveife mit kitchen Dichter unb Künbcr beutfehen Gelftes gerabc in unterer
Walter H a g n e r aus Düffelborf beicht, ber bie Rolle mit aller natur« Zeit eines geroaltigen geiftigen Umbrudis gebührt. Die Wieber»
haften Saftigkeit ausfüllte, ohne babei nur ins Komifche zu geraten. gebürt, bie Grabbes Dichtung in jüngfter Zeit an beutfdicn Bühnen
Arabella erhielt eine befonbere Anziehungskraft öurdi öie Gaft« gefunden hat, beroeift, baß bie harten Urteile von ber Unaufführ»
fpiele öer früheren Solomitglieöer unterer Oper. Barbara Reisner bahrkeit Grabbefcher Dramen ftark übertrieben find. Geroiß, feine
in öer Titelpartie unö Anton Imhamp als Walöner. Barbara Dramen bedürfen ber ordnenden Hand des Dramaturgen, um bie
Reihncr ftrahlte als Arabella ivicber bie einzigartige blutvolle Wärme vorhanbenen Unebenheiten unb Schroffheiten zu beteiligen. Die
unb Fraulichkeit aus, bie auch ihre »Marfchallin« zu einem unser« Handlung muß geftrafft unb bem mühelofcn fzenifchcn Ablauf better
geßlichen Erlebnis machte, unb ließ alle lyrifche Schönheit biefer angepaßt morden. Aber dafür erlebt man dann Grabbe in ber
Partie zur Geltung kommen. Anton Imhamp gab bem herunter« ganzen Dynamik feines bichtcrifchen Schrounges.
gekommenen Aristokraten bie charakteriftifdie Läffigkeit unb Weidi« Wir begrüßen es, baß fidi audi das Breslauer Schaufpielhaus bazu
heit, verbrämt mit einer leicht komifchen Note. Herma Kaltner entfdiloffen hat, mit der Neuaufführung von Grabbes »Kaifer
war wieber reizvoll in ber unbewußten Triebhaftigkeit als Sbenha. H c inri ch VI.« bas roertvolle Vermäditnis des Diditcrs zu pflegen.
Hans Erich Born brachte als Manbryka glcidt eine gütige Mcnfch« Gerade dictes Werk ift neben dem z inciten ber Hohen Bauten» Dramen,
lidikeit mit. Werner Mädtcl, Charlotte Müller, Elifabeth Weißbach, »Barbaroffa«, mit bie roertvollfte Ueberlieferung feines bichtcrifchen
Franz Hahnenfurth, Eridi Kunz unb Paul Sdimibtmann gehörten Schaffens. Die Sprache Grabbes roirkt in blefem Drama befonbers
nodi zu bem Enfemble. Philipp W ü ft Dirigierte beiöe Werke unö mächtig unb padtenb. Die geroaltige Perfönlichkeit des Hohen»
ließ alle meloöifdien Zärtlichkeiten unö Delikaten Reize voll zur ftaufen Heinrich VI., fein ehrgeiziger Kampf um Macht und Ruhm
Wirkung kommen. und um den Beftanb des Reiches find in biefem Werk von Grabbe
Die Sdilefifchc Philharmonie hat ihre fommerlidien Gartenkonzerte im ganz prächtig gezeichnet. In feiten er Klarheit unb Stärke hat ber
Süöpark unter öer Leitung von Prof. Hermann Behr wieber auf« Diditer jene große Zeit des Kampfes ber Welfen gegen die
genommen. Dr. Joadiim Herr m a n n. Waiblinger und der unterer beutfehen Wefensart fo fremden Kreuz»

153
züge herausgearbeitet. Befonbers erfchütternb roirht bei bleiern
Kaiferfchidifal Oie Feftftellung, baß auch ein Heinridi VI. feine eigent*
lidie Aufgabe überfah, ein großes mächtiges Reidi auf heimifdiem
Beben zu fdiaffen, unb (ich an Stelle boffen mit phantaftifchen Plänen
trug, bie ber Stärke bes Reidies nur abträglich waren.
Oberfpielleiter Kurt Hoffmann hat bie gewiß nidit leichte Auf*
gäbe, bas Werk Grabbes in feiner befonberen Eigenart ohne
gewaltfame Eingriffe in bie Dichtung unb unter befonberer Berücke
fichtigung unb Herausarbeitung ber hiftorifchcn Zufammenhänge
aufführungsreif zu machen, mit großem Gefchick gelöft. Es liegt
nun einmal in ber außergewöhnlichen Art bes Werkes begrünbet,
baß babel nidit jebes ber elf Bilber, in bie bas Drama zergliebert
würbe, in gleicher Stärke auf bie Zufchauer wirkte, wie etwa bie
Szene uor bem beutfehen Reidistag ober am Vefiw. Vielleicht hätte
man burch eine weitere Zufammenfaffung mancher für ben Hanb*
lungsablauf ziemlich unwichtiger Szenen fogar eine nodi größere
Wirkung erzielen können, als bas fdion ohnehin ber Fall war. Heinz
Hoffmann hatte eine Reihe überaus einbrucksuoiler Bühnenbiiber
gefchaffen, bie befonbers ben farbigen Glanz füblicher Zonen ganz
wunderbar zur Geltung braditen.
Dem fchaufpielerifchen Können unb trefflichen Zufammenwirken bes
Enfenables unterer Schaubühne gebührt für biefe ausgezeichnete
Aufführung befonbere Anerkennung. Sie war nur burch reftlofe
Unterorbnung jebes einzelnen Darftellers unter bie bewährte Regie
Kurt Hoffmanns möglich. In ber Titelrolle legte Otto Ofthoff eine
neue Probe feines hohen fchaufpielerifchen Könnens ab. Brigitte
König war bie liebenbe, hingebungsvolle Gemahlin bes Kaifers,
ganz bas Gegenfttick zu ber Gewalttätigkeit unb Brutalität bes
Staufen. Untabelig war wieber bas Spiel son F. M. Allanb, ber
befonbers einbrucksuoU unb ergreifenb bie heroifchc Geftalt Heinridi
bes Löwen verkörperte. Daneben verbleuen befonbere Erwähnung
Otto Nißl als Ridiarb Löwenherz, Paul Kuhr als Graf Tankreb,
Jofef Müller als Felbherr bes Kaifers unb Ebgar Schwabe als Emir
ber Sarazenen. Audi bie kleinften Rollen biefes Stückes waren gut
befehl unb trugen zum vollen Erfolg ber Aufführung bei. Die um*
rahmenbe Mufik von Hans Simon würbe von ben ßläfern ber
Schlefifchen Philharmonie geboten.
Dem Oberfpielleiter unb allen Mitwirhenben würbe als Dank für bie
mühevolle Arbeit bei ber Neuaufführung bes Grabbefchen Werkes
ber herzlidie unb aufriditige Beifall bes Hanfes zuteil.
Herbert Linbner.

Fünfzehn Jahre Hungcrturmfpiele in Priebus


Seit ber Machtergreifung werben in bem fernab vom großen Verkehr
gelegenen, aber bodi von allen Riditungen aus gut erreichbaren
Stäbtdien Priebus regelmäßig im Sommer in ber Zeit von Mitte
Juni bis Anfang Juli (in biefem Jahre vom 17. Juni bis s. Juli) Fett*
fpiele burchgeführt. Am Fuße bes Hungerturms zu Priebus ift
eine Naturbühne entftanben, bie unter fchattigen Bäumen 4000 Zu*
fchauern Plat) bietet unb wohl zu ben fchönften Freilichtbühnen
Schlefiens gerechnet werben kann.
Bereits im Jahre 1954 fanben hier bie Hungcrturmfpiele, von
Laienkräften burchgeführt, ftatt. Diefe Heimatfpiele haben fidi bank
ber Tatkraft ber führenben Männer ber Stabt unb bes Verkehrs*
Vereins Priebus einen Namen gefchaffen, ber heute fchon weit über
Schlefiens Grenzen hinausgeht.
Audi bie fpäteren Aufführungen, bie feit 1934 von ber Sdile*
f i f di e n Lanbesbühne burchgeführt werben, konnten fich
einer ftets fteigenben Befucherzahl erfreuen. Ein befonberer Beweis
ber Beliebtheit waren auch bie vorjährigen Spiele, bie unter ber
Schirmherrfchaft bes Oberpräfibenten »Der Sommernachtstraum«
von Shakespeare brachten.
In biefem Sommer gelangt »Gök von ßerlidiingen« von
Goethe, unter ber Leitung ber Sdilehfdien Lanbesbühne, in ber
Inszenierung von Intenbant Paul Abalbert Ebelt, mit barftellenben
Kräften ber Spielgruppen in Brieg, Bunzlau unb Glogau unb einigen
befonbers für bie Feftfpiele verpflichteten Kräften zur Aufführung.
»Gök von ßerlichingen«, bas Spiel von beutfeher Freiheit unb Ehre,
hat wohl kaum jemals feine Wirkung auf bie Zufdiauer unb

154
Äufn.: Karl Franz Kioto
befonbers auf Oie Jugenb verfehlt, obwohl man biefes Werk
- außer wenigen Ausnahmen - immer uom Zufchauerraum eines
Theaters mit her noch sorherrfchenben »Guchkaftenbühne« erlebt.
Hier aber wirkt es, wie es gerabe für biefes Gefdiehen am rich=
tigften ift, in ber freien Natur, unter Bäumen unb Sternen, am Fuße
bes Hungerturms, ber mit ben Reiten bes alten Herzogsfchloffes
für Oie Reife,
bie einzige, bafiir aber auch edite Kuliffe, Göfiens Burg, barftellt.
Aber audi bie Szenen, bie nicht in unb sor ber Burg fpielen, werben für Öen Sport, für Öae ñaue
mit Hilfe bes Lichtes fo herausgefchält, baß man nicht einen Augen­
blick bie Scheinwelt bes Theaters vermißt. Im Gegenteil. Wo könnte hur? - für ¡eben 3'vedi - ift ein
bas Spiel echter unb wirklicher fein, als im Freien, in ber Natur!
Ja, burd) bie natürliche Umwelt wirb cs zur Wirklichkeit, werben 6leyk=StrickkletC>
Möglichkeiten gegeben, bie eine große Bühne kaum, eine kleine
nie bieten kann. Hier wirb es edit unb wahr, wenn Götj fagt: bao gegebene praktifcbe unb both
»Die Bäume treiben Knofpen - —«, ober »Himmlifchc Luft - —«. mobifch betonte fileibungsftück
Weil Göfi genannt wirb, foil auch fein Darftellcr, Hcinridl S dl rot h,
genannt fein, ber bie guten Leitungen aller anberen Spieler weit *
überragt. 'Begründet
im We 1773

ecFe Albrechtstraße
fllteftce fchlefifchcs fachgefchäft für moOifche Wollroaren aller Rrt

Herrenausstatter - nur Strafe der SA. 12 - Haus Huthmacher

155
e«"ri‘b jjaiistvall (Möbel, Jnnenausbau

Werkstätten und Ausstellungsräume: Breslau, Salzstraße 35

Die ßurgenfpiele Golfeen bain mürben am Sonntag, bem


4. Juni, eröffnet, nachbem am Tage vorher eine nichtöffentliche Vor« SCHRIFTTUM
ftellung für gelaßene Gäfte ftattgefunöen hatte. Zur Aufführung kam
»Die luftigen Weiber von Winbfor« von Shafeefpeare. Dicfes Luft«
fpiel löfte - im Originaltext Shafeefpeares - eine ftarfee Wirkung aus. Arnold U I i t; : »Der rounberbare Sommer«, Roman. Verlag With.
Am Sonnabenb, bem 10. Juni, mürbe »Pfarrer von Kirdifelb« von Gotti. Korn, Breslau 1939. Leinen ó,- RM., geheftet 4,80 RM.
Anzengruber herausgebracht. Dieies Werfe Anzengrubers, beffen Mit Schlehen ift es roohl ebenfo roie mit einem rounberbaren Sommer.
100. Geburtstag unb 50. Tobestag in biefes Jahr fallen, hat (ich Diele beiben Erlebniffe muß man einmal ganz unmittelbar erfühlt
- roie bic Aufführung zeigte - auch heute noch feine Aktualität haben. Wie oft hat man uns »rounberbare Sommer« uorgeführt, aber
bemahrt. faft immer rearen fíe hohl unb ohne Wirklichkeit. Unb Schlehen, bao
Am 25. Juni erlebten »Die Freier«, Luftfpiel von Jofeph von Eichen= reabre Erlebnis Schlehen, ift vielen fo unendlich fern. Auch uns in
borff, ihre erfte biesjährige Aufführung. dem Steinmeer der Großftadt, felbft wenn fie mitten drin liegt. Und
Schon bie erfte Woche ber ßurgenfpiele konnte erfreulichermeife bie da hat uns einer hinausgeführt in einen rounberbaren Sommer im
gleiche ßefuchsziffer roie im Vorjahre aufroeifen. fchlefifchen Lanb, zu einfachen fchlefifchen Menfchen unb hat uns mit
Am 19. Juli finbet bie Erftaufführung von »Der Riditer von Zalamea«, ihnen vertraut gemacht. Alle finb uns gute Freunbe geroorben, roeil
Schaufpiel von Calberon, in ber freien Nachbidttung von Wilhelm fie Menfclien finb roie Du unb ich. Nidit ragenbe Bergriefen, nicht
von Sdiolz ftatt. Die Titelrolle fpielt Walter Raupach, ber von feiner bas einige Meer find Rahmen des Gcfchehens. Die fdilichte Ober,
früheren Breslauer Tätigkeit her noch in befter Erinnerung ftcht. Neu bas Afdienputtel unter ben beutfchen Strömen, unb ihre enblofen
an biefer Veranftaltung ift, baß biefes Werfe Calberons zum crften« Wälber fpielen hier mit, ja finb Hauptbarftcller. Sie find Schickfal
mal auf einer Freilichtbühne zu fchen fein roirb. und Former ihrer Menfdien. Eine Wodie Erleben umfchließt bas
* Buch, - eine kurze Zeit nur, befonbers roenn he ben Weg zurüdx
finbcn läßt zur Pflicht, zur reabren Liebe unb zum reirklidien Künft«
Die Kurtheater in Gab Kuboma unb in ßab Rcincrz
haben bisher auf bem Spielplan bie Komöbie »Aimee« von Heinz lertum. Um bas zu geftalten, ohne Krampf unb ohne Übertreibung,
muß man fdion bie Diditergabe eines Arnold LI lit, haben. Er hat
Coubier, bas Lenzfdie Luftfpiel »Der Kampf mit bem Tafielivurm«,
es gekonnt. Er hat uns in dielen rounberbaren Sommertagen der
bcn Schmanfe »Der Frontgockel« von Fifi, bic Halbefdie Liebes«
el ften Junihälfte ein reifes Werk eines reifen Sommers an ber fehle«
tragöbic »Jugenb«, bic Kriminalfeomöbie »Parkftraße 13« unb bas
fifchen Ober gefdienkt. Unb bas eben ift für uns bas Wunberbarftc
Graf’fche Luftfpiel »Die Primanerin«. Die Operettenfpielzeit begann
an biefem Sommer!
am 8. Juni in ßab Kuboma mit bem Lehárfdicn Mcifteriverk »Die
luftige Witroe«, es folgten ber Zcller’fche »Vogelhänbler«, »Der
Vetter aus Dingsba« von Künnckc.
Für Juli finb folgcnbe Erftaufführungen vorgefehen: Am <5. Juli in
ßab Kuboma »Die Tänzerin Fanny Elßler« von Johann Strauß in ber
Neubearbeitung von Oskar Staller, am 9. Juli in ßab Reinerz »Flitter«
roodicn« von Hellmig, am 20. Juli in ßab Kuboma bie Goefie« SCHLESIEN
Operette »Schmarze Hufaren«, am 23. Juli bas Luftfpiel »Chrifta, ich ZEITSCHRIFT FÜR DEN GESAMTSCHLESISCHEN RAUM
ermarte Dich« von Möller unb Lorenz. HERAUSGEBER: DER LANDESHAUPTMANN SCHLESIEN
* Verantwortlich für Öen getarnten Inhalt: Karl Heinz Kreufel, Breslau; für Verwaltung,
Das D eutfehe Th eater Mähr if ch«Oftrau befchloß unter ber Wirtschaft unb Verkehr: Dr. Winanb Gralka, Breslau; für ben ßeriditsteil:
Karl Christian Droft, Breslau. Verlag: Gauverlag=NS=Sdilefien 6.m.b.H., Breslau 5,
feünftlerifchen Leitung von Kurt L a b a 11 feine biesjährige Spielzeit am Sonnenplak. Drudt: NS=Drudterci, Breslau 5, Sonnenftraße 10. Manuskripte unb
BeSprediungsesemplare finb nur zu fenben an bie Sdiriftleitung Breslau 2, Garten=
am 17. Juni. Es ift bies ein Datum, roie es bisher noch von keiner ftraße 74, im Lanbeshaus. Für unucrlangt eingefanbte Manuskripte unb Liditbilbcr
Spielzeit bes Deutfdicn Theaters erreidit mürbe. Nach einer Panic übernimmt ber Verlag keine Haftung. Die Rüddenbung kann nur erfolgen, wenn
ausreidienb Porto beiliegt.
von etiva zroci Monaten roirb bas Deutfche Theater Mährifch=Oftrau Bezugspreis: Vierteljährlich 3,- RM. zuzüglich 6 Rpf. Bcftellgelb. Einzelheit 1,- RM.
Anfang September b. J. feine nädifte Spielzeit roieber unter ber ßeftellungen können bei jeber ßudihanblung Sowie bei jeber Poftanftalt aufgegeben
werben, ober audi birekt beim Verlag Breslau 5, am Sonnenplak (Poftfdieck=
feünftlerifchen Leitung von Kurt Labatt in größerem Rahmen unb konto Breslau 74 822, Fernruf 525 51 unb 525 55). Anzeigenpreise (nur Seitenteile)
mit einem erweiterten Spielkörper eröffnen. nadi Preislifte Nr. 1. D.=Ä. im 2. Vj. 1939: 5166.
Vcrantwortlidier Anzeigenteilen Günter Sdiulk, Breslau.

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Sparkassen- und Giroverband und der Provinzialverband Schlesien

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Sreitag, öen 7. Juli: „fiu Do, flmolie prcufHer" Ein Spiel aus Dem Sctireiberhau non 1838
Sonnabenb, öen 8. Juli: Tamilientag Der ¡Johl unD preußlec
Sonntag, Den 9. Juli: GtOfjßt hiftOtifdlßr fiod]jßitS}Ug ÜOU 1S39
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Die luftigen IDeiber non Winbfor, Euftfpiel non W. Shahefpeate
Der Pfarrer non ßirthfelb, Dolhsftürh non iubruig Anzengruber
Die freier, £u[t[piel non J. non Eirhenborff .
Der Hid]ter nonjalamea, Sthaufpiel non Caiberon be la Barta

Spielpläne unb Auskunft burd] Stöbt. Derhehtsamt, Huf 223

$íe -Sdjonfjeit ^djlcficns nnö Bed Benachbarten ^uöetenlanöes

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