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Handout Mensch-Roboter-Kollaboration

Definition:
„Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) bezeichnet die Zusammenarbeit von Menschen und Robotern
in einem gemeinsamen Arbeitssystem - ohne das Vorhandensein von trennenden und
nichttrennenden Schutzeinrichtungen. Dabei arbeiten Mensch und Roboter zur selben Zeit am selben
Objekt, also in echter Kollaboration. Alternativ stehen sie in Kooperation, indem sie wechselseitig
Aufgaben am selben Ort verrichten. In jedem Fall aber entsteht ein gemeinsamer Wirk- und
Arbeitsraum.“

Arten des kollaborierenden Betriebs:


Geschwindigkeits- und Kontaktregelung (d)
Abstandsüberwachung (c) Die vom Roboter ausgehenden Kräfte sind so
Unterschreiten eines definierten weit begrenzt, dass auch im Falle einer
Mindestabstandes führt zu Anhalten des Kollision keine bleibenden Verletzungen
Roboters. entstehen können.

Stopp/Sicherheitsüberwachter Halt (a)


Der Roboter hält vor Eintritt eines Handführung (b)
Menschen in den gemeinsamen Der Roboter bewegt sich nur bei direkter
Arbeitsraum an und fährt erst wieder an, manueller Einwirkung durch den Bediener und
wenn dieser den Arbeitsraum wieder stellt diesem seine Kraft passiv zur Verfügung.
verlassen hat.

Geschichte:
• 1205 n. Chr. Verfasste Al Dschazari sein Werk über mechanische Apparaturen
• 15 Jahrhundert Leonardo da Vinci soll von Al Dschazari inspiriert worden sein. Enwickelte
Pläne für selbstfahrenden Wagen und selbstbewegende Ritterrüstung
• 1740 konstruierte und erbaute Jacques de Vaucanson flötenspielenden Automaten mit 12
Liedern und automatische Ente mit mehr als 400 beweglichen Einzelteilen und
Verdauungsapparat
• 1947 Erfindung des Transistors und 1941 Veröffentlichung des ersten Computers Z3 von
Konrad Zuse
• 1954 George Devol meldet Patent für programmierbaren Arm an
• 1959 stellten George Devol und Joseph Engelberger den Prototyp Unimate vor
• Ab 1961 wurde der Unimate bei General Motors in der Produktion eingesetzt
• 1966-1972 entwickelte das Artificial Intelligence Center des Stanford Research Institute den
ersten mobilen Roboter „Shakey the Robot“
• Shakey the Robot ist ein sich langsam bewegender zittriger Turm auf Rädern
• Besonderheit war, das er mit Kameras und Sensoren ausgestattet war und seine Umgebung
warnehmen und sich orientieren konnte.
• 1996 entwickelten James Edward Colgate und Michel Peshkin die ersten Cobots

Einsatzgebiete und Beispiele

• Cobots finden Einsatz in nahezu allen praktischen


Berufen
• Wichtigste Bereiche sind: Gesundheitswesen, Industrie,
Logistik, Wissenschaft/Forschung, Rüstungswesen
• Reha-Cobots, Asisstenzroboter und Operationsroboter
finden Einsatz in der Medizin und Pflege
• DaVinci entlastet den/die Chirurgen/in, erreicht
unerreichbare Stellen, Eingriff ist minimalinvasiv
• Schweißcobots, Montagecobots und Cobots in der
Qualitätskontrolle finden Einsatz in der Industrie
• Karl Dungs GmbH nutzt Cobot bei Montage von
Druckwächtern → erhöht Effizienz und Produktivität
unter Beibehaltung der Flexibilität
• Assistenzcobot LiSA hilft in Laboren
(Wissenschaft/Forschung)
• Cobots von Locus Robotics entlasten bei der
Kommissionierung (Logistik) Abb. Cobots in verschiedenen Einsatzgebieten

Vor- und Nachteile

Tabelle 1: Vor- und Nachteile der MRK

Vorteile Nachteile

Entlastung und Unterstützung des Menschen Sicherheitsanforderungen


- Stärken des Menschen und des Roboters ergänzen - Begrenzte Geschwindigkeit
sich gegenseitig - Kleine Traglasten
- Physische und psychische Entlastung - Kein Umgang mit scharfkantigen oder heißen
- Unterstützung für alternde Belegschaften Objekten
- Hohe Qualität des erzielten Ergebnisses

Flexible Einsatzmöglichkeiten Wirtschaftlichkeit


- Einfache Programmierung - Einsatz bei kleineren Stückzahlen sinnvoll
- Platzsparend

Übergang in die Industrie 4.0 Unzureichende KI

- Trend der zunehmenden Digitalisierung - Bedürfnis an Weiterentwicklung


Blick in die Zukunft
Einige Visionen:

- Erhöhte kognitive Fähigkeit des Cobots zu erkennen und zu entscheiden (z.B. Echtzeit-
Erkennung von Montagephasen und menschlichen Gesten)
- „Smart Learning“: Cobot lernt durch Vorführung des Menschen
- Ergonomische Leistung des Menschen überprüfen und unterstützen
- Einbindung von AR
- Weiter erhöhte Effizienz und Sicherheit der MRK

Aktuelle und anstehende Projekte:

- Fortwährende Forschungsarbeiten zur Erhöhung und Verbesserung der Sicherheit (z.B.


Kollisionsuntersuchungen, Annäherungsdetektion am Frauenhofer IFF)
- Cobots von KUKA: arbeiten unteranderem an einer flexiblen Fertigung in variablen
Stückzahlen
- Projekt „Sherlock“ - Nahtlose und sichere menschenzentrierte Roboteranwendungen für
kollaborative Arbeitsplätze
- Projekt „Sharework“ – Neue Technologie für eine sichere und effektive Mensch-Roboter-
Kollaboration in der Industrie

Technisch-wirtschaftliche Perspektive

Ethische Fragen
Sicherheit Künstliche Intelligenz
Sollten MRK-Systeme „idiotensicher sein? Sollten Roboter eine maschinelle Moral besitzen?

Sollte es mehr Risikobereitschaft geben? Erwartungen sozialer Kompetenz

➔ Führt zu Verlusten bei der Produktion ➔ Abhängigkeit von Interaktion

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