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WARUM DESIGNGESCHICHTE? 5
KLASSIK 9
MÖBELDESIGNER 53
NEUGOTIK 62
ITALIENISIEREND 63
QUEEN ANNE 64
ART DÉCO 82
BAUHAUS (1919–33) 95
LE CORBUSIER 98
AUFGABE 2 135
Designgeschichte ist die Lehre von Gebäuden, Räumen und Objekten und ihres historischen
und stilistischen Kontextes. Alles auf der Welt wurde aus einem bestimmten Grund auf
eine bestimmte Art und Weise gestaltet. Die Designgeschichte versucht diese Gründe zu
verstehen, die zum Beispiel mit wirtschaftlichen, sozialen und politischen Faktoren, mit Kultur,
Werten und Lebensstil zusammenhängen sowie mit Materialien, Konstruktionstechniken und
Technologien, die zu der jeweiligen Zeit verfügbar waren.
In dem Maße, wie sich diese Faktoren im Laufe der Zeit weiterentwickeln und verändern,
verändern sich auch Funktion, Form und Stil von Design. Dies lässt sich in Städten wie New
York mit ihrer großen Vielfalt an sowohl historischen als auch modernen Gebäuden gut
beobachten.
Kenntnisse der Geschichte von Stil, Dekoration und der Architektur helfen Ihre beruflichen
Fähigkeiten zu verbessern und interessante und kreative Designs zu entwerfen.
Dieses Modul wird Ihnen dazu das passende Vokabular an die Hand geben sowie einen
Überblick über die charakteristischen Merkmale verschiedener Epochen und Stile wie
Farben, Materialien, Proportionen, Motive, Formen, Einrichtung und Beleuchtung. Mit diesen
Kenntnissen ausgerüstet können Sie erkennen und bestimmen, welche Produkte und Details
zu einem bestimmten Design passen. Sie werden nach dem Kurs zum Beispiel einen Entwurf
erstellen können, der das Innere eines denkmalgeschützten Gebäudes berücksichtigt;
Sie werden in der Lage sein, verschiedene Stile zu einem stimmigen und harmonischen
Gesamtbild zu kombinieren und einzelne Stücke auszuwählen, die moderne oder traditionelle
Stile und Werte repräsentieren. Da Mode und Trends zyklisch sind, kann Ihnen das Studium
der Designgeschichte helfen vorherzusagen, was als nächstes (wieder) in Mode sein könnte.
In diesem Modul haben wir zudem mit einem internationalen Fokus zahlreiche exemplarische
Gebäude, Interieurs, Möbel und Objekte sowie bedeutende Designer:innen und
Architekt:innen zusammengestellt, auf die Sie sich beziehen und mit denen Sie sich bei
Interesse intensiver beschäftigen können. Wir haben die wichtigsten historischen Gebäude und
Museumssammlungen, Videotouren, Artikel, Möbelmarken und mehr verlinkt und Pinterest-
Boards für einige Stile und Epochen eingerichtet, um Ihnen noch mehr Informationen und
Bilder zur Verfügung stellen zu können.
Das Modul Designgeschichte konzentriert sich auf die westliche Zivilisation und beginnt im
antiken Griechenland und Rom, da die klassische Architektur auch heute noch großen Einfluss
hat. Wir konzentrieren uns dabei auf diejenigen Stile, Menschen, Gebäude, Innenräume
und Objekte, die das Design ihrer Zeit maßgeblich geprägt haben. Es geht also um die
wichtigsten Ideen, die das zeitgenössische Design eines jeden Stils oder einer Epoche
vorangebracht haben und nicht um die allgemeinen Lebensbedingungen. Sie können diesen
Bereich vertiefen, indem Sie historische Zeitschriften lesen, die Sie als Papierausgaben in
Bibliotheken oder digital in Onlinearchiven finden. US Modernist verfügt über ein breites
Spektrum an historischen Architektur- und Designpublikationen, darunter beispielsweise 75
Jahre House & Garden.
Die Architektur des antiken Griechenlands und Roms ist zwar nicht der Anfang der
Architekturgeschichte, soll uns aber als Ausgangspunkt dienen, da ihr auch heute noch
entscheidende Bedeutung zukommt. Wenn Sie sich für die Zeit davor interessieren, können
Sie sich zum Beispiel in die Architektur und die Objekte der Jungsteinzeit (wie Steinkreise
und Strohdächer), aus Mesopotamien (z.B. das Hürdenhaus und die Zikkurate) und aus dem
alten Ägypten (Pyramiden und Gräber) einarbeiten.
Unsere Welt und ihre Geschichte sind so vielfältig, dass es den Umfang dieses Kurses sprengen
würde, eine allumfassende Designgeschichte zu erstellen. Dieses Modul konzentriert sich
darum auf Informationen und Materialien, die für Ihre heutige Arbeit als Interior Designer:in
relevant sind und vermittelt Ihnen die Fähigkeit Stil, Dekoration und Architektur anderer
Kulturen, Länder und Epochen zu erforschen, zu bewerten und zu verstehen. Für Ihre
Arbeitsaufgabe am Ende des Kurses können Sie natürlich gerne einen Stil oder eine Epoche
wählen, die nicht in diesem Modul enthalten ist.
Das Jahrhundert bezieht sich jeweils auf die folgenden 100 Jahre:
– Das 5. Jahrhundert v. Chr. sind die 400er Jahre v. Chr. (500 v. Chr. - 401 v. Chr.)
– Das 2. Jahrhundert v. Chr. sind die 200er Jahre v. Chr. (200 v. Chr. – 101 v. Chr.)
Das Jahrhundert bezieht sich jeweils auf die folgenden 100 vorangegangenen Jahre:
Matthias Kirche
Bildquelle: 123rf
Die antike griechische Architektur wurde nach präzisen geometrischen Regeln gebaut, um
Proportionen (mathematische Harmonie) und Symmetrie (ein Ordnungsprinzip) zu erreichen.
Die dadurch erzeugte visuelle Harmonie, Ausgewogenheit und Einheit ist sehr gut an den
griechischen Tempeln wie dem Parthenon zu beobachten. Der auf der Akropolis errichtete
Parthenon war der erste aus Marmor gebaute Tempel und gilt als das bedeutendste noch
erhaltene Bauwerk der griechischen Antike.
Parthenon, 447–432 v. Chr., Athen, Griechenland Nachbildung des Parthenon aus dem Jahr 1897. Sie zeigt,
wie der Parthenon ursprünglich ausgesehen hat.
Antike griechische Tempel haben einen rechteckigen, symmetrischen Grundriss, der von
nach allen Seiten offenen Kolonnaden (Säulenreihen) eingerahmt wird. Die Säulen und
das Gebälk (die Leisten und der Fries über den Säulen) wurden als Pfosten-Sturz-System
gebaut, bei dem zwei vertikale Elemente (Pfosten oder Säulen) ein horizontales Element
(Sturz oder Gebälk) tragen.
So entstehen strukturelle Öffnungen rund um den Tempel, und die Säulen tragen die Last
des Gebälks.
Der Radius des unteren Säulenschafts wurde als Modul, also als Grundmaß für die
Proportionen eines Tempels verwendet. Die Säulen hatten oft Kanneluren (vertikale Rillen)
und die Kapitelle (der obere Teil der Säule) wurden im Laufe der Zeit immer dekorativer. Die
Griechen hatten drei verschiedene Ordnungen (die sogenannten klassischen Ordnungen),
um den Stil von Säule, Kapitell und Gebälk zu beschreiben: dorisch, ionisch und korinthisch.
Diese wurden dann zur Beschreibung und Identifizierung des jeweiligen Baustils verwendet.
Bildquelle: Commons
Die ionische Ordnung ist dekorativer, mit einer höheren, kannelierten Säule, Voluten
(Spiralen) im Kapitell und einem verzierten Fries über dem Gebälk. Das Érechthéion, das
komplexeste Gebäude auf der Akropolis, ist ionisch. Es hat eine ungewöhnliche asymmetrische
Komposition und an einer Ecke stehen Statuen statt Säulen.
Diese sechs weiblichen Statuen, die so genannten Karyatiden, scheinen das Gewicht des
Daches auf ihren Köpfen zu tragen. Die korinthische Ordnung ist noch ausgefallener. Die Säulen
sind schlank und schmal mit kunstvollen Kapitellen, die mit stilisierten Akanthusblättern und
Voluten verziert sind, und mit einem reich verzierten Fries über dem Gebälk.
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Die Maison Carrée in Nimes, Frankreich, ist ein intakteres Beispiel für die korinthische
Ordnung, obwohl der Tempel römisch und nicht griechisch ist. Er hat auch Pilaster, die typisch
römisch sind. Diese Ziersäulen dienen nicht der strukturellen Unterstützung, sondern tragen
zu Symmetrie, Ordnung und Gleichgewicht bei.
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Obwohl wir bei antiken griechischen Tempeln an weißen oder hellen Stein denken, waren sie
ursprünglich bunt und mit gemalten Friesen, Details und Mosaikfliesen verziert, die mit der
Zeit allerdings erodiert und verblasst sind.
Das antike Griechenland war über Hunderte von Jahren die dominierende Zivilisation im
Mittelmeerraum und in der Welt, bis es 146 v. Chr. von den Römern erobert wurde. Das
Römische Reich wurde daraufhin die mächtigste wirtschaftliche, politische und kulturelle
Kraft der Welt, und seine Architektur sollte die Ambitionen dieser neuen Weltmacht zum
Ausdruck bringen und das Reich und den Kaiser verherrlichen.
Die Römer knüpften an das architektonische Erbe der Griechen an, setzten aber mit
monumentalen Bauten neue Maßstäbe, indem sie die Grenzen der Physik durch neue
Bautechniken, Materialien und gewagte Innovationen erweiterten. Die Systematisierung der
Betonherstellung im dritten Jahrhundert v. Chr. war eine wichtige technologische Entwicklung,
die zu diesem architektonischen Fortschritt führte. Beton ermöglichte neue Bauformen wie
Bögen, Gewölbe und Kuppeln, die ein neues Zeitalter der Architektur einläuteten.
Der Bogen im Vergleich zur Pfosten-Sturz-Konstruktion Römische Bögen, Gewölbe und Kuppeln
Der Bogen (auch: römischer Bogen) kann mehr Gewicht tragen als das System aus Pfosten
und Sturz, da die Kurve die Kraft nach außen und nicht gerade nach unten ableitet. Dies
ermöglichte stärkere, größere Bauwerke wie Brücken und Aquädukte, z. B. den Pont du
Gard in Südfrankreich, und Amphitheater wie das Kolosseum in Rom.
Pont du Gard, ca. 40-60 n. Chr.,
Vers-Pont-du-Gard, Frankreich Kolosseum, 70-80 n. Chr., Rom, Italien
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Die Kuppel ist ein um 360 Grad um die eigene Achse gedrehter Bogen, der einen geschlossenen
Halbkreis bildet. Das Pantheon in Rom - nicht zu verwechseln mit dem Parthenon in Athen
- ist ein beeindruckendes Beispiel dafür und ein Meisterwerk des römischen Betons und der
römischen Technik.
Während man sich einem griechischen Tempel von jeder Seite nähern und ihn besichtigen
kann, betritt man einen römischen Tempel am besten von vorne.
So ist das Pantheon in die Straßen der Stadt Rom eingebettet. Die Vorderseite erscheint wie
ein griechischer Tempel mit korinthischen Säulen, die das Gebälk und den Giebel stützen,
während sich dahinter eine spektakuläre Betonkuppel mit einem Durchmesser von 43
Metern befindet.
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Die Römer verwendeten die griechischen Ordnungen (dorisch, ionisch und korinthisch) und
fügten zwei neue hinzu: toskanisch und komposit.
Fünf Arten von klassischen Säulen: toskanisch, dorisch, ionisch, korinthisch, und komposit
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Die Kompositordnung ist das kunstvolle Ende des Spektrums und verbindet die Merkmale
der ionischen und korinthischen Ordnung mit den Schnecken- und Blumenornamenten
am Kapitell. Sie wurde erstmals für den Titusbogen verwendet, ein Beispiel für einen
Triumphbogen - ein monumentales Bauwerk, das Straßen oder Wege überspannte, die für
Prozessionen genutzt wurden.
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Der römische Architekt und Ingenieur Vitruv (80-15 v. Chr.) dokumentierte die Entwicklungen
in der römischen Architektur in seiner Abhandlung „De architectura“ (Über die Architektur),
bekannt auch als „Zehn Bücher über die Architektur“.
„De architectura“ gilt als das erste Buch über Architekturtheorie und ist die einzige erhaltene
Primärquelle der klassischen Architektur. Darin werden alle Arten von Architektur, Dekoration,
Stadtplanung und Bauwesen beschrieben.
Mosaik ist eine Dekoration, die aus kleinen Steinen, Muscheln, Glas oder Elfenbein besteht.
Sie stellten oft Muster oder Bilder dar, z. B. aus dem täglichen Leben, der Mythologie und von
wichtigen Ereignissen. Es gab auch ganze Mosaikböden mit größeren Fliesen und Steinen.
Die obigen Bilder stammen aus Pompeji, einer einst blühenden und hoch entwickelten
römischen Stadt in Süditalien. Als der Vesuv 79 n. Chr. ausbrach, begrub er Pompeji und
Herculaneum unter Asche und Bimsstein.
Der Vulkanausbruch zerstörte die Stadt schlagartig - dadurch wurden aber die Überreste
perfekt konserviert. Sie wurden um 1700 entdeckt und sind für die Entwicklung des
Neoklassizismus von großer Bedeutung.
Kaiser Konstantin verlegte die Hauptstadt des Römischen Reiches 324 in die antike Stadt
Byzanz (das heutige Istanbul) und benannte sie 330 in Konstantinopel um. Konstantinopel
war vom vierten bis zum frühen fünfzehnten Jahrhundert die größte und wohlhabendste
Stadt Europas und berühmt für ihre Architektur, die unter der Herrschaft von Kaiser Justinian
von 527 bis 565 ihre Blütezeit erlebte. Die byzantinische Architektur beruhte auf einer
Synthese von klassischer Architektur, christlicher Kultur und technologischen Fortschritten
und war geometrisch komplex und eklektizistisch.
Das Christentum wurde zur vorherrschenden Religion des Römischen Reiches, nachdem
Kaiser Konstantin 312 zum Christentum übergetreten war. Im darauffolgenden Jahr wurde
mit dem Edikt von Mailand die Religionsfreiheit für Christen eingeführt, so dass sie ihre
Religion offen und ohne Verfolgung ausüben konnten. Mit der Ausbreitung des Christentums
wuchs der Bedarf an Kirchen, und Kaiser Justinian baute Konstantinopel zu einer prächtigen
Stadt mit Kuppelkirchen aus. Die größte war bis ins 16. Jh. die glanzvolle Hagia Sophia.
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Byzantinische Kirchen haben einen Kreuzgrundriss mit einem großen zentralen Platz, der
von einer Kuppel gekrönt wird, und vier gleich lange Flügel. Die gewaltigen Ausmaße der
Kuppel wurden dadurch erreicht, dass sie an jeder Ecke des quadratischen Grundrisses mit
vier Hängezwickeln oder Trompen gestützt wurde.
Bildquelle: Kaarwan
Ein weiteres charakteristisches Merkmal einiger byzantinischer Gebäude ist die abwechselnde
Schichtung aus hellem Quaderstein und dunklem Ziegelstein an der Fassade, wie bei der
Christus-Pantokrator-Kirche in der heute bulgarischen Stadt Nessebar.
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ISLAMISCHE ARCHITEKTUR
Die islamische Architektur umfasst auf den verschiedenen Kontinenten und in den
verschiedenen Ländern unterschiedliche Stilvariationen, doch bestimmte Merkmale sind
überall zu finden. Zum Beispiel Kuppeln, Bögen, Minarette, Höfe und Gärten sowie dekorative
Muster und Objekte.
Es gibt eine umfangreiche Geschichte der islamischen Architektur in der ganzen Welt zu
entdecken. Da sich unser Modul der Designgeschichte auf die westliche Welt konzentriert,
werden wir uns hier nur mit der maurischen Architektur befassen - der islamischen Architektur
auf der iberischen Halbinsel (Portugal und Spanien).
Die Mauren errichteten religiöse und weltliche Bauten im islamischen Stil mit aufwendigen
Verzierungen. Die Lehre des Korans, die sich gegen den Götzendienst - die figürliche
Darstellung von Menschen und Tieren - in Kunst und Architektur wendet, führte zur
Entwicklung kunstvoller abstrakter Designs. Dazu gehören farbenfrohe Fliesenarbeiten,
arabeske Stuckmuster mit abstrakter Geometrie, floral inspirierten Motiven und arabischer
Kalligraphie sowie Hufeisen- und Multifolien- bzw. Fächerbögen und wabenförmige Gewölbe.
Diese Designs sind in zwei der berühmtesten maurischen Gebäude zu sehen: In der Großen
Moschee von Córdoba und in der Alhambra, dem Palast und der Festung der maurischen
Könige in Granada.
Große Moschee von Córdoba, 785–988, Spanien Alhambra, 1238–1358, Granada, Spanien
Bei der Arabeske handelt es sich um ein komplexes, rhythmisches, sich wiederholendes
Muster aus geschwungenen Linien und ineinander verwobenen Elementen, die den
Oberflächen Dekoration und Tiefe verleihen.
Alhambra, 1238–1358, Granada, Spanien Große Moschee von Córdoba, 785–988, Spanien
Das Wabengewölbe (muqarnas oder mocárabe) ist eine Form der Gewölbeverzierung, die
ihren Ursprung in der byzantinischen Architektur hat. Durch eine Reihe von nach unten
gerichteten Vorsprüngen an der Gewölbedecke entsteht ein komplizierter Wabeneffekt.
Es gibt noch viele weitere Merkmale der maurischen Architektur und spektakuläre Beispiele
islamischer Architektur in der ganzen Welt zu entdecken, sowohl alte als auch neue. Andere
atemberaubende Bauwerke sind das Taj Mahal in Indien, der Felsendom in Jerusalem, die
Nasir al-Mulk-Moschee im Iran, die Putra-Moschee in Malaysia, die Große Sheikh-Zayed-
Moschee in den Vereinigten Arabischen Emiraten und die Große Baiturrahman-Moschee in
Indonesien.
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Der römische Rundbogen ist eines der charakteristischsten Merkmale der romanischen
Architektur. Die Gebäude waren massiv gebaut, mit dicken Mauern und sehr kleinen
Fenstern, um das Gewicht der Steine zu tragen. Dies zeigt sich an der soliden und robusten
Abtei von Lessay in Frankreich und dem komplizierten und detaillierten Dom Santa Maria
Assunta in Pisa.
Abtei von Lessay, 1056, Frankreich Dom von Pisa, 1063–92, Italien
Die Basilika von Saint-Denis in Frankreich markiert den Übergang von der romanischen zur
gotischen Architektur und diente als Vorbild für die französischen gotischen Kathedralen.
Suger, Abt der Abtei von Saint-Denis, leitete den Neubau der Basilika auf den Ruinen der
ursprünglichen Kirche aus dem siebten Jahrhundert.
Suger glaubte an die spirituelle Qualität des Lichts und entwarf ein Kirchenschiff mit
Glasfenstern, die das Licht in den Innenraum strömen ließen, um den Glanz und die Macht des
Göttlichen zu symbolisieren. Spitzbögen, Kreuzrippengewölbe und fliegende Strebepfeiler
ermöglichten größere Fenster und den Verzicht auf Innenwände und wurden so zu wichtigen
Merkmalen der gotischen Architektur.
Basilika Saint Denis, ca. 1135-44 (Basilika und Westfassade), ca. 1214-70 (Chor, Apsis, Kirchenschiff), Paris, Frankreich
Römischer Gotischer
(Rund-) Bogen (Spitz-)Bogen
Im Inneren entstehen so hohe, luftige, höhlenartige Innenräume, die wie von göttlichem
Licht durchdrungen sind. Die steilen Dächer, Türme und Türmchen wiesen nach oben, als
ob sie den Blick auf Gott und den Himmel lenken wollten. Tatsächlich waren gotischen
Kathedralen mit ihren spitzen Dächern bis zur Entwicklung der modernen Hochhäuser oft
die höchsten Gebäude einer Stadt.
Die Kathedrale Notre-Dame de Paris ist ein hervorragendes Beispiel für gotische Architektur.
Westminster Abbey, 1245-69, 1722-45 (zwei westliche Türme), London, England Kölner Dom
Sowohl Notre-Dame als auch die Westminster Abbey weisen schöne Beispiele für Maßwerk
auf - die dekorativen Steinmuster, die Teil eines Glas- oder Buntglasfensters sind.
Wasserspeier, wie sie die Abtei von Paisley in Schottland schmücken, sind ein weiteres
charakteristisches Element der gotischen Architektur. Funktionell dienten die dekorativen
Figuren als Ableitung für Regenwasser. In spiritueller Hinsicht sollten ihre grotesken Züge
und bedrohlichen Posen das Gebäude vor bösen Geistern schützen sowie den Menschen
Angst einjagen und sie dadurch ermutigen, Trost in der Kirche zu suchen.
Paisley Abbey, 1163, Paisley, Schottland. Die Wasserspeier wurden in den 1990er Jahren restauriert.
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Dreifaches Chorgestühl mit Baldachin, 15. Truhe mit Wappen, frühes 16. Jahrhundert, französisch,
Jahrhundert, französisch, Metropolitan Metropolitan Museum of Art (17.190.393)
Museum of Art (16.32.23)
Wandteppiche erlebten in dieser Zeit eine Blütezeit und dienten in den nordeuropäischen
Palästen und Schlössern sowohl der Dekoration als auch der Isolierung. Großformatige
Wandteppiche mit religiösen Szenen und historischen Ereignissen vermittelten dem Betrachter
Geschichten und Botschaften sowie eine Vision von Macht und Reichtum. Der von Ludwig
I., Herzog von Anjou, in Auftrag gegebene Wandteppich „Zyklus der Apokalypse“ (1377-
82) besteht aus 90 verschiedenen Szenen, die die biblische Geschichte der Offenbarung
erzählen. Lesen Sie hier mehr über den Wandteppich.
Wandteppich „Zyklus der Apokalypse“, Jean Bondol, 1377-82, Chateau d’Angers, Frankreich
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Die Architekten der Renaissance griffen die Prinzipien der griechischen und römischen Antike
auf und strebten eine Architektur an, die den Humanismus und die Ordnung des Universums
in den Mittelpunkt stellte, nicht die Traditionen und die Macht der Kirche.
Sie entlehnten Bauelemente wie Säulen, Kapitelle, Bögen, Pilaster, Giebel, Gesimse und
Kuppeln aus der Antike und kopierten und aktualisierten die klassische Modelle, um
harmonisch ausgewogene, symmetrische und klare Gebäude zu schaffen. Die Villa Capra
„La Rotonda" von Andrea Palladio (1508-80) ist mit ihren tempelartigen Eingängen und der
zentralen Kuppel eindeutig vom Pantheon inspiriert. Palladio war stark von Vitruv beeinflusst,
und sein Stil und seine Ideale sollten später den Neoklassizismus inspirieren.
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Italien bestand zur Zeit der Renaissance aus einer Reihe von Stadtstaaten, die jeweils von
Adelsfamilien wie den Medici und den Strozzi regiert wurden. Diese wohlhabenden Familien
lebten in den Städten und bauten ihre Häuser als Monumente, die den Status und die Macht
der Familie zum Ausdruck bringen sollten und die mit ihrer Pracht zur Schönheit der Stadt
beitrugen.
Die Innendekoration war fester Bestandteil der Architektur, mit gemalten Kunstwerken an
Wänden und Decken. Die Kapelle des Palazzo Medici - der einzige Raum, der noch in seiner
ursprünglichen Form erhalten ist - ist mit der Prozession der Heiligen Drei Könige bemalt,
einem Fresko, das an großformatige Wandteppiche erinnert. (Italien brauchte die Isolierung
durch Wandteppiche wegen des wärmeren Klimas nicht.)
Die Decke der Kuppel des Doms von Florenz ist mit einem Fresko des Jüngsten Gerichts
bemalt. Filippo Brunelleschi (1377-1446) entwarf die Kuppel - die zum Zeitpunkt ihrer
Errichtung in den 1420er Jahren die größte der Welt war - und Giorgio Visari und Federico
Zuccari bemalten die Decke mehr als ein Jahrhundert später.
Kathedrale von Florenz von Arnolfo di Cambio, Kuppel entworfen von Filippo Brunelleschi, 1296-1436; Kuppeldecke
gemalt von Giorgio Visari und Federico Zuccari, 1572-79, Florenz, Italien
Sixtinische Kapelle, entworfen von Baccio Pontelli und Giovannino de’ Dolci, 1473-81; Fresken von Michelangelo,
1508-12, Vatikanstadt
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Cassone mit bemalter Frontplatte, die die Eroberung von Trapezunt darstellt, aus der Werkstatt von
Apollonio di Giovanni di Tomaso, ca. 1461, Florenz, Italien. Metropolitan Museum of Art (14.39)
Glaswaren erlebten in der Renaissance eine Hoch-Zeit, als sich Venedig zu einem innovativen
Zentrum der Glasherstellung entwickelte. Die Glasmacher erfanden neue Arten von Glaswaren
sowie neue Formen, Farben und Verzierung
Kelch, um 1475-1500 (moderner Fuß), Venedig, Italien, Becher, um 1530, Venedig, Italien.
Metropolitan Museum of Art (17.190.730a, b) Metropolitan Museum of Art (1982.60.130)
Überschwängliche, extravagante Formen und Dekorationen ließen ein Gefühl von Dramatik
entstehen und erzeugten optische Täuschungen, die den Betrachter zum Staunen bringen
und emotional berühren sollten.
Der Grundstein für den Barock wurde in der Mitte des 16. Jh. durch das Konzil von Trient
gelegt, als die römisch-katholische Kirche auf die Macht der Kunst und der Bildsprache
setzte, um die Menschen zu erreichen und in den Schoß der Kirche zurückzuholen (um die
protestantische Reformation zu bekämpfen).
Die Gestaltung der Piazza und der Kolonnade des Petersdoms in der Vatikanstadt spiegelt
diese Idee der Annäherung und Anziehung wider. Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) entwarf
die zwei halbkreisförmigen Kolonnadenreihen die sich wie die Arme der „Mutterkirche des
Christentums", um die Piazza legen, um die Besucher zu empfangen und zu umarmen.
Bernini, eine Schlüsselfigur des Barock, betrachtete jedes Projekt als ein Ganzes, wobei
jedes einzelne Teil für die Wirkung des Ganzen wichtig war.
Carlo Maderno (1556-1629) entwarf die Fassade des Petersdoms, an der sich sehr gut
beobachten lässt, wie die Renaissance in den Barock übergeht, indem die ansonsten
klassische Fassade mit kunstvollen Ornamenten und Statuen versehen wird.
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Rom war damals das kulturelle Zentrum Europas und Motor für Kunst und Fortschritt. Die
Stadt zog zahlreiche Künstler an, Fürsten und Kardinäle übertrafen sich gegenseitig im
Bestreben, ihren Reichtum und Status zur Schau zu stellen, Päpste gaben Architektur, Kunst
und Kunsthandwerk in Auftrag.
Papst Clemens XII. schrieb 1730 einen Wettbewerb für den Entwurf eines neuen Brunnens
aus - den späteren Trevi-Brunnen von Nicola Salvi (1697-1751). Das triumphale barocke
Meisterwerk wurde vor der monumentalen Fassade des Palazzo Poli errichtet und zeigt
mythologische und allegorische Figuren auf natürlichen Felsformationen, umgeben von
sprudelndem Wasser.
Trevi-Brunnen, entworfen von Nicola Salvi, vollendet von Giuseppe Pannini, 1732-62, Rom, Italien
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Galleria Colonna, Antonio Del Grande, Gian Lorenzo Bernini, et al., 1661-1700, Rom, Italien
In Frankreich war Ludwig XIV. (1638-1715) in nichts zu übertreffen. Auch er entschied sich
für den Barock und baute das Schloss Versailles zu einer prunkvollen und palastartigen
Residenz aus, die von Königen in ganz Europa kopiert werden sollte. Versailles war das
Zentrum des Hofes von Ludwig XIV. und entsprechend prächtig gestaltet und dekoriert,
um seine Macht und Stellung zum Ausdruck zu bringen. Kronleuchter und mit Marmor und
Spiegeln verkleidete Wände funkelten im Licht, und vergoldete Bronzeornamente verliehen
den Innenräumen und Möbeln Reichtum und Gewicht.
Schloss Versailles, Philibert Le Roy, Louis Le Vau, Jules Galerie des Glaces (Spiegelsaal), Charles Le Brun,
Harouin-Mansart, et al. 1631-1708, Versailles, Frankreich 1678-84, Versailles, Frankreich
Kommode, André Charles Boulle, 1708, Frankreich. Metropolitan Museum of Art (1982.60.82)
Der Barockstil wurde in der ganzen Welt übernommen und adaptiert. Die Miag-ao-Kirche
auf den Philippinen wird als romanisch-barock beschrieben. Sie hat dicke Steinmauern und
kleine Fenster, wie die Romanik, aber zusätzlich chinesische, arabisch und philippinische
Elemente in der barocken Dekoration an der Fassade.
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Paris gewann in den frühen Jahren der Herrschaft Ludwigs XV. wieder an Bedeutung, als
er den Hof und die Regierung von Versailles zurück nach Paris verlegte. Auch die Adeligen,
die in Versailles residiert hatten, kehrten daraufhin nach Paris zurück, wo das kulturelle und
städtische Leben aufblühte. Sie wohnten in Stadthäusern (den so genannten Hôtels) und
lebten ein privates, gemächliches und geselliges Leben, bei dem Komfort und das Streben
nach Vergnügen und Schönheit im Vordergrund standen. Das Rokoko war ein kunstvoller und
opulenter Einrichtungsstil, bei dem die Oberflächendekoration im Vordergrund stand. Wände
und Decken wurden mit zarten vergoldeten Formen und Motiven wie Muscheln, Ranken,
Schnecken und filigranen, rhythmischen geometrischen Mustern verziert. Dies sieht man
zum Beispiel gut an der Boiserie (geschnitzte Holzvertäfelung), die ein zentrales Element
der Rokoko-Inneneinrichtung war, wie im Hôtel de Soubise und im Hôtel de Varengeville.
Hôtel de Varengeville, Innenräume, ca. 1736-52, Paris, Frankreich. Metropolitan Museum of Art (63.228.1)
Kommode, Charles Cressent, um Schreibtisch, Christophe Wolff, Schreibtisch (Bonheur du jour), Martin
1730, Paris, Frankreich. Herrenhaus ca. 1760-70, Paris, Frankreich. Carlin zugeschrieben, ca. 1769, Paris,
Waddeson (2289) Metropolitan Museum of Art Frankreich Metropolitan Museum of Art
(1975.1.2031) (1982.60.54)
Rokoko
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Der Klassizismus kam im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert während des Zeitalters der
Aufklärung auf, einer sozialen und intellektuellen Bewegung, die Moral, Kunst, Wissenschaft
und bürgerliche Pflichten in den Mittelpunkt stellte. Die klassizistischen Architekten wandten
sich von der Frivolität des Rokoko ab und griffen auf klassische Werte zurück, um die großen
Ideale der Zeit auf die Architektur zu übertragen.
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Damals begaben sich junge Männer aus der Oberschicht auf die sogenannte „Grand Tour“ durch
Europa und studierten die Kunst und Architektur von Paris, Florenz, Venedig, Rom, Neapel
und dem Vatikan sowie die neu ausgegrabenen Stätten von Pompeji und Herculaneum. Die
Grand Tour trug zur Verbreitung des Klassizismus bei, da die Reisenden Ideen, Zeichnungen,
Kunstwerke und Objekte mit nach Hause brachten, die ihnen als Modelle und Inspiration für
ihre eigenen Entwürfe dienten, wie etwa Robert Adams Entwurf für das Osterley House in
England oder das Brandenburger Tor in Berlin.
Das wesentliche Kennzeichen der Biedermeier-Architektur ist ihr eleganter aber eher schlichte
Stil. Häuslichkeit, Naturnähe, Gemütlichkeit standen im Vordergrund. Der bedeutendste
Architekt des Biedermeier war Joseph Kornhäusel, der seine Spuren vor allem in Wien
und Baden bei Wien, der Sommerresidenz des österreichischen Kaisers, hinterließ. Baden
wurde nach einem Brand ab 1812 völlig neu wiederaufgebaut.
Die Hofer Neustadt ist eines der größten Wohnviertel des Biedermeiers. Insbesondere
die Ludwigstraße, die Klosterstraße und der Maxplatz sind nahezu vollständige Ensembles
des Biedermeier. Nach einem großen Brand 1823 baute man die Stadt vollständig wieder
auf.
Palais Florastöckl in Baden bei Wien, erbaut 1816/17 von Joseph Kornhäusel
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Das Werk von Andrea Palladio wurde – ausgehend von Italien - zur Grundlage des
klassizistischen Stils des Palladianismus. Palladianische Bauten basierten auf den klassischen
Ordnungen, mit strengen Proportionen, Symmetrie und einer Hierarchie der Ornamente. Die
Architektur von Chiswick House, das von Richard Boyle, dem 3. Earl of Burlington entworfen
wurde, ist direkt von Palladios Villa „La Rotonda" inspiriert.
Die reich verzierten und vergoldeten Innenräume weisen klassizistische Elemente wie
Bögen, Gewölbe, Säulen, bemalte und vergoldete Decken und Zierleisten auf. Sie waren mit
Statuen, Urnen und Renaissance-Gemälden geschmückt. Die von William Kent entworfenen
Möbel wiesen massive Proportionen, Vergoldung, kunstvolle Schnitzereien und klassische
Motive auf.
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Wie bereits erwähnt, war „georgianisch" der Oberbegriff für die klassizistischen Stile während
der Regierungszeiten der Könige Georg I-IV und umfasste auch die verschiedenen Varianten
in Großbritannien. In den britischen Kolonien hingegen bezeichnete georgianisch einen
klassizistischen Baustil, der einfacher, robuster und weniger dekorativ war und den man
gemeinhin als Kolonialstil bezeichnet.
Die damaligen Ziegel- oder Steinbauten waren symmetrisch und typischerweise rechteckig
oder hatten einem einfachen kreuzförmigen Grundriss. Sie waren mit Säulengängen, Säulen
und Zierleisten geschmückt, wie George Washingtons Mount Vernon in Virginia und das
Hammond-Harwood House in Maryland.
Kolonien wie Kanada und Australien übernahmen die georgianische Architektur als
Zeichen ihrer engen Beziehung zu Großbritannien – und natürlich, weil viele Auftraggeber
und Architekten aus England stammten. Das Prescott House Museum in Nova Scotia
(Neuschottland) ist eines der am besten erhaltenen georgianischen Häuser in Kanada und
die Hyde Park Barracks in Sydney gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Prescott House Museum, Charles Prescott, Hyde Park Barracks, Francis Greenway,
1812–16, Nova Scotia, Kanada 1817–19, Sydney, Australien
Als die Amerikanische Revolution 1783 zu Ende ging, wollten die neu gegründeten Vereinigten
Staaten eine Architektur, die ihrem Status als neue Föderation entsprach. Der Föderalstil
weist viele Elemente der georgianischen Architektur auf, jedoch mit raffinierteren Formen
und ausgefeilten, hervorstechenden klassischen Säulen, Säulengängen und Ornamenten,
und wird so zu einer amerikanischen Manifestation des Palladianismus. Gute Beispiele für
diesen Stil sind das Weiße Haus in Washington, D.C. und Thomas Jeffersons Monticello in
Virginia.
Weißes Haus, James Hoban, Monticello, Thomas Jefferson,
1800, Washington, D.C., USA 1809, Virginia, USA
Die Architektur des Greek Revival griff den Stil der antiken griechischen Tempel und
Monumente als Ausdruck des Nationalismus auf. Die stattlichen Gebäude wiesen griechische
Designelemente wie Säulen, Säulengänge, Gebälk und Gesimse auf, wie man z.B. an The
Grange in England und der Second Bank of the United States in Philadelphia sehen kann.
Das Greek Revival unterscheidet sich von anderen klassizistischen Gebäuden durch das
Fehlen römischer Elemente wie Bögen, Gewölbe oder Kuppeln.
The Grange, William Wilkins, Second Bank of the United States of Philadelphia, William
1804, Hampshire, England Strickland, 1816, Pennsylvania, USA
Beistellstuhl und Couch, zugeschrieben der Werkstatt von Duncan Phyfe, um 1837, New York, USA.
Metropolitan Museum of Art (66.221.4, 66.221.1)
MÖBELDESIGNER
Thomas Chippendale, George Hepplewhite und Thomas Sheraton waren drei bedeutende
britische Möbeldesigner während der klassizistischen/georgianischen Ära. Thomas
Chippendale entwarf Möbel in einer Vielzahl von Stilen, darunter englisches Rokoko und
Klassizismus. Sein Musterbuch „The Gentleman and Cabinet Maker's Director“ (1754) war die
einflussreichste Sammlung von Entwürfen, die von anderen Möbeltischlern in Großbritannien,
Europa und Amerika weitgehend kopiert wurden. Die feinsten Chippendale-Stücke wurden
aus Mahagoni hergestellt, während die preiswerteren Stücke aus Nussbaum, Kirsche oder
Ahorn gefertigt wurden. Die Stuhlbeine wiesen oft eine Löwentatze, eine Keule oder eine
Kugel und eine Klaue auf, und die Rückenlehne hatte ein detailliertes Durchbruchmuster.
The Gentleman and Cabinet Maker’s Director, Thomas Beistellstuhl nach einem Design von Thomas Chippendale,
Chippendale, 1754, London, England. ca. 1755– 60, England.
Metropolitan Museum of Art (161.1 C44 Q) Metropolitan Museum of Art (64.101.983)
Die Möbel von George Hepplewhite zeigen einen deutlich klassischen Einfluss. Seine
Stücke hatten gerade, konische Beine und kannelierte Kanten, die die klassischen Säulen
Griechenlands und Roms nachahmten. Die Rückenlehnen der Stühle waren schildförmig und
die Sitzfläche meist gepolstert. Wie Chippendale waren auch seine Entwürfe einflussreich:
Tischler schufen Stühle nach den Entwürfen in Hepplewhites „The cabinet-maker and
upholsterer's guide“ (1788).
Beistellstuhl nach einem Entwurf von Hepplewhite, 1794- Beistellstuhl nach einem Entwurf von Hepplewhite, 1795–
99, Massachusetts, USA. 1800, Pennsylvania, USA.
Metropolitan Museum of Art (37.81.1) Metropolitan Museum of Art (47.103.2)
Empire ist ein französischer Stil, der während der napoleonischen Ära (1799-1815) entstand
und dem Klassizismus zugeordnet wird. Der französische militärische und politische Führer
Napoleon Bonaparte setzte Kunst, Architektur und Kunstgewerbe als Propaganda ein, um
sein Image und seine Macht zu festigen und den Luxushandel in Frankreich wiederzubeleben.
Der Empire-Stil ließ sich von der griechischen und römischen Antike sowie von Ägypten
inspirieren, wobei Pyramiden, Pylone und Grabmäler zur klassischen Formensprache
hinzukamen. Napoleons Thronsaal im Schloss Fontainebleau und das Schlafzimmer von
Napoleons Frau Josephine im Schloss Malmaison, die beide von Charles Percier dekoriert
wurden, wiesen klassizistische Elemente auf und verfügten über theatralische Drapierungen
über dem Thron und dem Bett.
Thronsaal im Schloss Fontainebleau, Charles Percier, 1804, Josephines Schlafzimmer im Schloss Malmaison, Charles
Fontainebleau, Frankreich Percier,1803, Rueil-Malmaison, Frankreich
Innenräume und Möbel in Rot und Gold sollten Reichtum und Luxus vermitteln und waren
mit Symbolen des Sieges und der Macht wie Kränzen, Adlern, Rosetten und Monogrammen
geschmückt. Der Sessel von Josephine, der in ihrem Zimmer steht, hat Schwäne als
Armlehnen. (Der Schwan war Josephines Symbol, um dauerhafte Liebe und Anmut
auszudrücken). In der Bibliothek finden sich weitere Beispiele für diese Möbelstücke.
Josephines Zimmer und Bibliothek im Schloss Malmaison, Charles Percier,1803, Rueil-Malmaison, Frankreich
Josef Ulrich Danhauser (1780-1829) war damals ein führender Möbelhersteller in Wien.
Sein Beistellstuhl (im Bild) zeigt eines der typischsten Merkmale des Biedermeier: eine
geschwungene Rückenlehne, die sich von der Basis des Stuhls aus verjüngt und zu einem
dekorativen Abschluss ausweitet. Es gab auch Stühle mit einer traditionelleren quadratischen
Rückenlehne, bei denen das Holz so gebogen ist, dass sich der Rücken leicht wölbt.
Sitzgruppe mit Tisch, Sofa und Stühlen, Sitzgruppe, ca. 1830, Deutschland Klavier, 1820–50
ca. 1820, Deutschland. Germanisches Museum Langes Tannen Uetersen Museum Rotterdam
Nationalmuseum, Nürnberg
Die Architektur der Zeit vermischte oft klassizistische, gotische, indische und arabische
Stilelemente zu malerischen Kompositionen, wie beim Geymüllerschlössel im Wiener
Stadtteil Pötzleinsdorf. Es wurde 1808 als Sommerresidenz für den Kaufmann und Bankier
Johann Jakob Geymüller erbaut. Das Innere ist mit Originalmöbeln aus der ersten Hälfte des
neunzehnten Jahrhunderts ausgestattet, darunter Empire- und Biedermeiermöbel. Werfen
Sie hier einen Blick hinein:
Bildquelle: Commons
Der Übergang von der handwerklichen Produktion in der Landwirtschaft zur maschinellen
Fertigung in der Industrie förderte die Massenproduktion von Haushaltsgegenständen, die
für die breite Bevölkerung erschwinglich und verfügbar wurden. Sie ermöglichte auch die
Massenproduktion von Eisen und Stahl, die nun als Baumaterialien wirtschaftlicher wurden.
Eisen und Stahl lösten bald Holz, Ziegel und Stein als Hauptbaumaterialien für große
Gebäude, Brücken und später Wolkenkratzer ab, und die Eisenkonstruktion ermöglichte den
Bau größerer überdachter Flächen - ideal für Fabriken, Museen und Bahnhöfe.
Der Kristallpalast - erbaut für die erste Weltausstellung 1851 in London - und die Ausstellung
selbst waren das Aushängeschild der industriellen Revolution. Der Kristallpalast war eines der
ersten wirklich modernen Gebäude, das aus Gusseisen und Glasplatten in Fertigteilbauweise
und mit sich wiederholendem Design errichtet wurde. Im Inneren war die Ausstellung ein
Fest und ein Spektakel der modernen industriellen Technologien und des Designs und stellte
Innovationen aus der ganzen Welt vor.
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Das Dampfbiegen von Holz ermöglichte zum ersten Mal die industrielle Herstellung eines
Stuhls. Als der Stuhl A-14 auf den Markt kam, kostete er das Äquivalent einer Flasche Wein,
was seine Popularität und seinen Erfolg noch beschleunigte. Der robuste, elegante Stuhl
wurde gerne in Restaurants und Cafés verwendet und wurde als Bistrostuhl bekannt. Er
wird noch immer von Fameg, einer der ursprünglichen Gebrüder Thonet-Fabriken in Polen,
hergestellt.
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Jeder dieser Stile hat erkennbare Merkmale, obwohl Architekten und Designer auf der ganzen
Welt oft die Stile miteinander kombinierten und sie an lokale Klimazonen, Lebensstile und
Baumaterialien anpassten. Die viktorianische Ära war eine Zeit des wachsenden Wohlstands,
einer breiter werdenden Mittelschicht und der zunehmenden Massenproduktion.
Innovationen in der Bautechnik und bei den Baumaterialien (z. B. maschinell gefertigte Ziegel,
Dächer und Glasplatten) sowie die Erleichterungen des Eisenbahntransports ermöglichten
einen Wohnungsbauboom, in dessen Verlauf enge Reihenhäuser, Doppelhaushälften und
freistehende Häuser für Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und Einkommensgruppen
entstanden.
Reihe von Terrassenhäusern im Queen-Anne-Stil, bekannt als die „Painted Ladies”, 1860-70er Jahre, San Francisco, USA
Wir werden uns drei viktorianische Stile ansehen: Neugotik, Italienisierender Stil und den
Queen-Anne-Stil. Andere Architekturstile, die Sie untersuchen könnten, sind z.B. Neuromanik
und Neu-Tudor.
Die frühen viktorianischen Häuser entwickelten sich aus dem gotischen Stil, der die
romantische und malerische Vorstellung der damaligen Zeit widerspiegelte, dass Häuser
eher schön als praktisch sein sollten. Die Häuser der Neugotik wiesen viele Spitzbögen,
Gauben, Giebel, schlanke Säulen und reich verzierte Dachtraufen (oft „Lebkuchen" genannt)
auf.
Neugotisches Haus, 1879–82,
Neues Rathaus München
Tasmanien, Australien
Die Abtei in Annandale, Sydney, Australien, ist ein Gebäude im neugotischen Stil, das 1881
vom Freimaurer und ehemaligen Bürgermeister Sydneys, John Young, erbaut wurde. Die
ursprüngliche Innenausstattung kann im Sydney Living Museum besichtigt werden, ebenso
wie die Renovierung durch Karen Akers im Jahr 2013.
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ITALIENISIEREND
Die italienisierende Architektur ist eine Synthese aus Klassizismus, komplizierten Details
und malerischer Landschaftsästhetik, die von toskanischen Bauernhäusern abgeleitet ist.
Die Häuser im italienisierenden Stil hatten flache Dächer, vorspringende Dachtraufen, die
von Konsolen gestützt wurden und phantasievolle Designelemente.
Queen-Anne-Häuser wurden mit fast jeder Art von beliebten Ornamenten und mehr
ausgestattet. Es wurden alle möglichen architektonischen Merkmale aufgegriffen, um skurrile,
phantasievolle Häuser zu schaffen, die direkt aus einem Märchen zu stammen schienen. Sie
verfügten über kunstvolle Giebel, hohe Schornsteine und konische Ecktürme, umlaufende
Veranden mit Holzpfosten, Zierkonsolen, Balustraden und Volants, ausgeschnittene Erker
und komplizierte und verzierte Dächer.
„Je mehr desto besser" war die Maxime, wenn es um viktorianische Innenräume ging. Sie
waren gefüllt mit kunstvoll gemusterten und farbenfrohen Teppichen und Tapeten, schweren
Vorhängen, kunstvoll geschnitzten Möbeln, Kron- und Wandleuchtern sowie einer Vielzahl
von Bildern und Gegenständen. Die Menschen waren damals besessen davon, Dinge zu
sammeln - Vasen, Silberbesteck, Glaswaren, Porträts, Porzellan, Antiquitäten und vieles
mehr - und sorgten so für ein großes Durcheinander in ihren Räumen.
La Roque Mansion, ca. 1852, New York, Victorian Salon, Kentucky Englisches Zeichenzimmer,
USA. Metropolitan Museum of Art Historisches Museum 1840–70
Lehnstuhl, John Jelliff, 1868–70, New Sofa, John Henry Belter, 1850–60, New Beistellstuhl Alexander Jackson Davis,
York, USA. Metropolitan Museum of Art York, USA. Metropolitan Museum of Art c. 1857, New York, USA. Metropolitan
(68.133.3) (1999.396) Museum of Art (1995.111)
Mitteltisch, John Henry Belter, um 1855, New York, USA. Frisiertisch, George A. Schastey, 1881-82, New York, USA.
Metropolitan Museum of Art (1980.510.1) Metropolitan Museum of Art (2009.226.1)
Tisch, nach einem Entwurf von AWN Kabinett, um 1870, New York, USA. Kronleuchter, möglicherweise George
Pugin, ca. 1860, New York, USA. Metropolitan Museum of Art A. Schastey und Co., 1881–82, New
Metropolitan Museum of Art (1986.78) (64.236) York, USA. Metropolitan Museum of Art
(2009.226.17)
Die dekorativen, gusseisernen Kamine hatten oft florale Muster, eingelegte Kacheln oder auch
schlichtere Linien. Veranden, Flure und Kamine waren mit geometrischen Fliesen versehen.
Diese Merkmale verleihen den Häusern aus der viktorianischen Zeit heute ihren historischen
Charakter.
Architektonische Leisten
Viktorianische Deckenrose
Wir haben ein Pinterest-Board mit vielen weiteren Bildern dieser charakteristischen
viktorianischen Merkmale eingerichtet, damit Sie sehen können, wie sie in traditionellen
und modernen Innenräumen aussehen.
Viktorianisches Pinterest-Board
Sussex-Sessel, Phillip Webb, Morris & Co., Rossetti-Sessel, Dante Gabriel Rossetti,
1865, London, England Morris & Co., 1863, London, England
Red House, Philip Webb und William Morris, Goddard’s Country House, Edwin Lutyens,
1859, Bexleyheath, England 1898–1900, Surrey, England
Holz und Ziegelmauerwerk wurden manchmal auch in den Innenräumen freigelegt, was
die große Wertschätzung der Architekt:innen für natürliche Materialien und handwerkliches
Können zeigt. Morris bezog auch mittelalterlich inspirierte Elemente ein, die von der
Architektur der Gotik/Neugotik und romantischen Vorstellungen von englischen Schlössern
abgeleitet waren.
Red House, William Morris und Phillip Webb, 1859–60, Bexleyheath, England
Red House, William Morris und Phillip Webb, 1859–60, Bexleyheath, England
Bildquelle: Alamy
Die Tapeten, Teppiche, Stoffe und Einrichtungsgegenstände stammen von Morris und
weisen komplizierte Motive und Muster auf, die der Natur und romantischen Assoziationen
aus der Vergangenheit entlehnt sind. Morris' Tapeten waren stilisiert und abstrahiert, mit
komplexen, verschlungenen, rhythmischen Mustern und einer Flora und Fauna, die an die
englische Landschaft erinnerte. Sie enthielten auch formale Muster, die von italienischen,
persischen und türkischen Textilien abgeleitet waren. Morris' Textil- und Tapetenentwürfe
sind noch immer bei Morris & Co. erhältlich, das ursprünglich 1861 als Morris, Marshall,
Faulkner & Co. gegründet wurde.
Geißblatt-Textil, William Morris, Veilchen- und Akelei-Textil, William Holland Park Teppich, William Morris,
Morris & Co., 1876, London, Morris, Morris & Co., 1883, London, Morris & Co., Late 19th Century,
England. Metropolitan Museum of Art England. Metropolitan Museum of Art London England. Metropolitan Museum
(30.95.46a–f) (23.163.16) of Art (27.139.3)
Bildquelle: Flickr
Wright entwarf 1935 eines der berühmtesten amerikanischen Häuser: Mit Fallingwater, in
den Bergen im Südwesten von Pennsylvania, gelingt es Wright, Harmonie zwischen Mensch
und Natur zu schaffen.
Das Haus besteht aus einer Reihe von freitragenden Terrassen, die über einem Wasserfall
liegen, so dass das rauschende Wasser sozusagen Teil des Hauses wird.
Die Terrassen wurden aus lokalem Sandstein gebaut, damit sie mit den Felsformationen vor
Ort quasi verschmelzen; große Fenster und Glaswände öffnen das Innere und verbinden es
mit der umliegenden Landschaft.
Tisch und Stühle für das Robie House, Stuhl und Hocker für das Goetsch- Pfauen-Beistellstuhl für das Tokyo
Frank Lloyd Wright, 1908, Winkler House, Frank Lloyd Wright, Imperial Hotel, Frank Lloyd Wright, c.
Chicago, USA 1939, Michigan, USA 1921, Tokyo, Japan
Anrichte, Gustav Stickley, ca. 1900–10, New York, USA Bibliothekstisch, Gustav Stickley, ca. 1906, New York, USA
Weitere Stücke aus der Arts-and-Crafts-Bewegung finden Sie in der Sammlung des Victorian
and Albert Museums und der Sammlung des Metropolitan Museum of Art. Weitere Interieurs
amerikanischer Häuser aus den Kolonien und der Anfangszeit des Landes bis zum frühen
20. Jahrhundert finden Sie in den historischen Räumen des Metropolitan Museum of Arts.
Der Jugendstil war ein neuer, moderner Stil für ein neues, modernes Zeitalter. Er durchdrang
alle Bereiche der Architektur, der Innenarchitektur, des Kunstgewerbes, der bildenden Kunst,
des Schmucks, der Beleuchtung und vieles mehr Die Jugendstil-Bewegung wollte einen
höheren Standard des Designs entwickeln, den Publikumsgeschmack heben und die luxuriöse
französische Handwerkskunst wiederbeleben (ein Thema, das auf die napoleonische Ära
und den Rokoko-Stil zurückgeht).
Diese Linien und Kurven setzten sich in den Innenräumen und der Einrichtung fort, wobei
die Möbel anmutige und elegante Designs aufwiesen, mit ausdrucksstarken, originellen
Strukturen und Dekorationen und manchmal sehr zarten, filigranen Formen.
Diese Idee, dass Architektur und Inneneinrichtung zusammen ein einheitliches Kunstwerk
bilden, wird als Gesamtkunstwerk bezeichnet und ist z.B. in den von Guimard gestalteten
Räumen des Hôtel Guimard und dem von Eugène Vallin (1856-1922) und Victor Prouvé
(1858-1943) entworfenen Speisesaal des Hauses von Charles Masson zu sehen.
Bildquelle: Flickr
Hôtel Guimard, Hector Guimard, 1909–11, Paris, Frankreich. Musée des Beaux-Arts de Lyon
Die Wiener Secession (1897-1914) und die Wiener Werkstätte (1903-32) waren zwei
österreichische Designgruppen, die sich um die Jahrhundertwende formierten und einen
neuen Designstil entwickelten. Ihre Möbel und Objekte hatten einen ausgeprägten modularen
und geometrischen Charakter, der in dieser Lampe von Koloman Moser (1868-1918) und
dem Kubus-Stuhl von Josef Hoffmann (1870-1956), den Wittmann heute herstellt, zum
Ausdruck kommt.
Palais Stoclet, Koloman Moser, Josef Hoffmann, Gustav Klimt, 1905–11, Brüssel, Belgien
Auf der ganzen Welt gibt es zahlreiche Jugendstilgebäude, -interieurs und -objekte, über
die man ins Schwärmen geraten kann. Zu den Highlights gehören die Casa Batlló und die
Sagrada Familia von Antoni Gaudi in Barcelona, das Jugendstilmuseum in Portugal, das
Hotel Tassel von Victor Horta in Brüssel und der Argyle Chair für die Argyle Tea Rooms von
Charles Rennie Mackintosh in Schottland.
Bildquelle: Pinterest
Suchen Sie nach Jugendstilelementen in Ihrem oder einem anderen Land, um weitere
Beispiele zu finden und zu sehen, wie sich der Jugendstil in den regionalen Variationen
entwickelt hat. Sie können sich dazu auch diesen Instagram-Account ansehen.
Der Stil begann in Frankreich, gedieh in den Vereinigten Staaten und wurde weltweit
übernommen und variiert. (Der Begriff „Art déco" wurde erst in den 1960er Jahren verwendet.
Vorher wurde eher die Bezeichnung „style moderne" oder „art moderne" benutzt).
Frankreich brauchte nach dem Ersten Weltkrieg einen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung
und sah in der Produktion und dem Konsum von Luxusgütern einen zentralen Faktor für die
Wirtschaft.
Das Land wollte seine Position als weltweiter Marktführer in Sachen Geschmack und Design
zurückgewinnen und seine Luxusindustrie ausbauen und exportieren. 1925 veranstaltete
Frankreich die Internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst und Kunstgewerbe
(Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes). Diese Ausstellung
warb für einen neuen Stil der modernen Architektur und des Dekors sowie für die Freude am
Konsum. Diese beiden temporären Pavillons auf der Ausstellung zeigen die Merkmale der
Art-déco-Architektur: ungewöhnliche geometrische Formen mit Symmetrie, Geradlinigkeit,
Stufen, Verschachtelungen und horizontalen Akzenten; verziert mit klassischen Säulen,
Flachrelief-Skulpturen und Starburst-Motiven.
La Pavilion du Bon Marche, 1925, Paris, Frankreich La Pavilion des Galeries Lafayette, 1925, Paris, Frankreich
Dieser Architekturstil prägte das Straßenbild Frankreichs mit Gebäuden wie dem Kabarettsaal
Folies-Bergère, dem Kino Le Grand Rex und dem Kaufhaus La Samaritaine.
Die geschwungenen Kurven des abgerundeten Raums vermittelten ein Gefühl von
Stromlinienförmigkeit und Bewegung; der Kronleuchter war abgestuft mit horizontalen
Akzenten (wie in der Architektur), und die Tapete hatte ein flaches, geometrisches Muster.
Möbel mit vollen Kurven und einfachen Konturen wurden aus exotischen und luxuriösen
Materialien hergestellt; Rosa und Grün waren neben Rot und Gold beliebte Farben.
Grand Salon für das Hotel du Collectionneur, Emile-Jacques Ruhlmann, 1925, Paris, Frankreich
Glassalon, Paul Ruaud, Eileen, Gray, 1922, Bibliothek der französischen Botschaft, Pierre Chareau, 1925,
Paris, Frankreich Paris, Frankreich. Musée des Arts Décoratifs
Auch Art-déco-Möbel hatten geschwungene Formen und sinnliche Materialien und vermittelten
ein Gefühl von modernem Komfort und Luxus. Sie zeichnen sich durch einfache aber starke
Umrisse, üppige Kurven, abstrakte Geometrien und üppige Polsterungen aus.
Jazz Club Sessel Kommode, André Groult, Sofa, Marcel Coard, c. 1925,
1925, Paris, Frankreich Paris, Frankreich
Paravents waren sehr beliebt, denn sie ermöglichten es, Räume zu teilen oder zu öffnen.
Sie hatten kunstvolle Muster und bestanden aus luxuriösen Materialien, wie diese Paravents
von Edgar Brandt (1880-1960). Auch für die kunstvoll geformten Lampen wurden exklusive
Materialien verwendet. René Lalique (1860-1945) war für seine Glaskunst berühmt und
schuf neben Lampen und Vasen auch andere Kunstwerke aus klarem und mattiertem Glas.
Frankreich. Dayton Art de Paris, Edgar Brandt, Edgar Brandt, 1925, Paris, ca. 1930, Paris, Frankreich
Das französische Art Déco war luxuriös, glamourös, einzigartig und total selbstverliebt. Wir
haben ein Pinterest-Board mit weiteren Interieurs, Möbeln und Objekten eingerichtet, die
Sie entdecken können. Werfen Sie einen Blick auf weitere Werke von Marcel Coard, Maurice
Dufrêne, André Groult, Emile-Jacques Ruhlmann, Eileen Gray, Pierre Legrain, René Lalique,
Edgar Brandt und anderen.
Die USA nahmen zwar nicht an der Pariser Weltausstellung von 1925 teil, aber die
anwesenden Künstler:innen und Designer:innen nahmen den neuen französischen Stil
durchaus zur Kenntnis. Nach dem Ersten Weltkrieg wollten sie eine neue, frische Ästhetik
für Amerika schaffen und entwickelten einen kühnen Ausdruck, der auf Fortschritt und
Industrie (Geschwindigkeit, Effizienz, Wissenschaft, Technologie) basierte, sich aber auch
an der Formsprache des französischen Art déco orientierte.
Empire State Building, Shreve, Lamb and Harmon, 1930–31, New York, USA
Radio City Music Hall, Edward Durrell Stone, Donald Deskey, Ruth Reeves, 1932, New York, USA
Weil-Worgelt-Arbeitszimmer nach einem Entwurf von Alavoine of Paris and New York, ca. 1928–30,
New York, USA. Brooklyn Museum (70.23)
„Skyscraper” Stufentisch,
Servierwagen, Gilbert „Skyscraper” Regal, Paul T. Tischlampe, Donald Deskey,
Paul T. Frankl, späte
Rohde, ca. 1933, New York, Frankl, ca. 1927, 1927–31, New York,
20er Jahre, New York,
USA. Brooklyn Museum New York, USA USA. Brooklyn Museum
USA. Brooklyn Museum
(85.160.2) (1999.141.9)
(85.163.5)
Bildquelle: Brooklyn Museum Bildquelle: Brooklyn Museum Bildquelle: Commons Bildquelle: Brooklyn Museum
Bureau, Gilbert Rohde, “Beta” Chair, Nathan George Vanity with Mirror, Kim Airline Chair, Kim Weber,
1933–34, Michigan, Horwitt, 1930, Illinois, USA. Weber, 1934, Michigan, 1934–35, Los Angeles,
USA. Brooklyn Museum Brooklyn Museum (85.155) USA. Brooklyn Museum USA. Brooklyn Museum
(85.159.2) (87.123.1a-b) (1991.104)
Bildquelle: Brooklyn Museum Bildquelle: Brooklyn Museum Bildquelle: Brooklyn Museum Bildquelle: Brooklyn Museum
Milady’s Cleaners Building, 1930, Milwaukee Gas Light Building, Niagara Mohawk Building, Melvin
Tulsa, Oklahoma Eschweiler & Eschweiler, 1930, L. King and Bley and Lyman, 1932,
Milwaukee, Wisconsin Syracuse, New York
Das amerikanische Art déco war aufregend, modern und sollte den neuen Geist der Stadt
und der ganzen Welt repräsentieren. Wir haben ein Pinterest-Board mit weiteren Interieurs,
Möbeln und Objekten eingerichtet, die Sie entdecken können. Werfen Sie einen Blick auf
weitere Arbeiten von Ruth Reeves, Donald Deskey, Gilbert Rohde, Raymond Loewy, Kim
Weber und anderen.
Amerikanische Filme sind ebenfalls nützlich, um sich Interieurs aus dieser Zeit anzusehen.
Machen Sie einen Schritt zurück in die Vergangenheit mit diesem Artikel von Architectural
Digest.
Der Art-déco-Stil hat die Phantasie von Architekt:innen und Designer:innen auf der ganzen
Welt angeregt, die sich den neuen Stil zu eigen gemacht haben, um in ihren Werken
gleichzeitig Modernität und ihre Kultur auszudrücken. Das Art déco in Shanghai spiegelt den
Wohlstand, die Aufregung und den Glamour der modernen Stadt wider. Die Designer:innen
vermischten westliche Einflüsse mit traditionellen chinesischen Formen und Motiven.
Cathay Theatre, CH Gonda, 1932, Shanghai, China The Paramount, SJ Young, 1933, Shanghai, China
Napier in Neuseeland ist ein Mekka für Art-déco-Liebhaber:innen. Es wurde nach dem
Erdbeben von 1931 weitgehend wieder aufgebaut.
Halsbury Chambers, Louis Hay, 1932, Napier, Neuseeland AMP-Gebäude, Louis Hay, 1932, Napier, Neuseeland
Zwei weitere interessante Art-déco-Gebäude sind die Surrey Mansions in Durban, Südafrika,
und das New India Assurance Building in Mumbai, Indien. Beide repräsentieren eine eigene
Adaption des Art-déco-Stils.
Surrey Mansions, WE Langton and WB Barboure, New India Assurance Building, Master, Sarhe and Bhuta,
1934, Durban, Südafrika 1936, Mumbai, Indien
Natürlich gibt es noch viele mehr. Suchen Sie nach Art Déco in Ihrem oder einem anderen
Land, um weitere Beispiele zu sehen und mehr über die regionalen Unterschieden zu
erfahren.
Die Modernisten glaubten, dass Design am schönsten ist wenn es am funktionalsten ist -
dass die Form der Funktion folgt - und wollten qualitativ hochwertige Produkte für jedermann
herstellen.
Der Modernismus entstand gegen Ende des Ersten Weltkriegs. Seine frühen Jahre waren von
der utopischen Vision einer besseren Welt geprägt. Die Designer:innen lehnten Geschichte und
Tradition ab und hießen Macht und das Potenzial von Maschinen und Industrie willkommen.
Sie schufen Objekte und Gebäude, die sich durch klare und einfache Geometrien, den
Verzicht auf Ornamente und Dekoration und die Verwendung industrieller Formen und
Materialien auszeichneten. Ab den 1930er Jahren entwickelte sich daraus ein ausgeprägter
„modernistischer" Stil, der für neues und innovatives Design stand.
Villa Savoye von den Schweizer Architekten Le Corbusier und seinem Cousin Pierre Jeanneret im Jahr 1931, Paris, Frankreich
Bildquelle: ArchDaily
De Stijl (dt. „Der Stil") war eine niederländische Kunstrichtung, die Objekte auf elementare
und universelle Formen reduzierte: Quadrat und Rechteck, Primärfarben, gitterartige Muster
und sich kreuzende Linien, wie sie an Gerrit Rietvelds (1888-1964) rot-blauem Stuhl und
dem Zickzack-Stuhl zu sehen sind.
Rietveld und andere Schlüsselfiguren wie Theo van Doesburg und Piet Mondrian begründeten
De Stijl auf der Grundlage einer neuen Art des Denkens über Objekte im Raum. Ihre Entwürfe
sollten positiven und negativen Raum ins Gleichgewicht bringen und die Wahrheit (oder
Essenz) eines Objekts durch die Klarheit der Form ausdrücken.
Das Bauhaus war eine deutsche Kunstschule, die Handwerk, bildende Kunst und Industrie
miteinander verband. Die Studierenden lernten die Bauhaus-Theorie und konnten sich z.B.
auf Metallarbeiten, Tischlerei, Weberei, Typografie, Töpferei und Wandmalerei spezialisieren.
Die modernistische Ideologie des Bauhauses verbreitete sich durch Designprodukte, die
Generationen von Architekt:innen und Designer:innen auf der ganzen Welt beeinflusst
haben.
Walter Gropius (1883-1969) gründete die Bauhaus-Schule 1919 mit der utopischen Vision,
eine neue, moderne Zukunft zu konzipieren und zu gestalten. Obwohl das Bauhaus zum
Synonym für progressives, modernistisches Design geworden ist, gründete Gropius die
Schule ursprünglich mit einem handwerklichen Fokus. Er glaubte, dass die Verschmelzung
von Kunst und Handwerk die soziale Erneuerung der deutschen Arbeiterklasse fördern würde
(ähnlich wie die Arts-and-Crafts-Bewegung auf die Industrialisierung reagierte). Zu den
handwerklich geprägten Werken gehören Stühle von Marcel Breuer (1902-81) und Gunta
Stölzl (1897-1983) sowie Textilien von Anni Albers (1899-1994).
Sessel, Marcel Breuer, 1924, Stuhl, Marcel Breuer und Gunta Stözl, Entwurf für einen Seidenteppich, Anni
Weimar, Deutschland 1921, Weimar, Deutschland Albers 1926, Weimar, Deutschland
1923 wandte sich das Bauhaus vom Handwerk ab und legte den Schwerpunkt auf Industrie und
Massenproduktion, was sich in seinem neuen Slogan „Kunst und Technik - eine neue Einheit"
widerspiegelte. Die Student:innen schufen Objekte mit einer abstrakten, geometrischen,
maschinell hergestellten Ästhetik, wobei die Funktion Vorrang vor der Form hatte. (Der
Begriff „form follows function" wird oft dem Bauhaus zugeschrieben, stammt aber von dem
Architekten Louis Sullivan aus früheren Jahrzehnten. Er beschreibt den Grundsatz, dass die
Form (Gestalt) eines Objekts oder Gebäudes das Ergebnis der Funktion oder des Zwecks
ist).
Möbel und Gegenstände hatten klare, einfache und sich wiederholende geometrische
Formen, Gittermuster und Blockfarben und wurden aus industriellen Materialien wie Metall
und Chrom hergestellt. Dies zeigt sich z.B. an der Teekanne von Marianne Brandt (1893-
1983), an den Tischlampen von Carl Jakob Jucke (1902-97) und Wilhelm Wagenfeld (1900-
90) sowie an den farbenfrohen Tischen von Josef Albers (1888-1976).
1925 zog das Bauhaus von Weimar nach Dessau, wo Gropius ein neues Gebäude entwarf,
das mit seiner rechteckigen Form, der Stahlrahmenkonstruktion und der Glasfassade zum
Vorbild für die Architektur der Moderne werden sollte.
Bildquelle: Commons
In der Tischlerei des Bauhauses entstanden einige der typischsten Bauhaus-Stücke, wie
Marcel Breuers B3-Clubsessel, der auch als „Wassily Chair“ bekannt ist.
Breuer dekonstruierte die Form des Stuhls auf ihre Essenz und zeichnete die Umrisse der
Struktur mit Stahlrohr nach. Stahlrohr war ein industrielles Material, das für Stühle bisher
nicht verwendet wurde und das eine industrielle Ästhetik in den häuslichen Bereich brachte.
Für den Cesca Stuhl entwarf Breuer eine durchgehende Linie aus Stahlrohr, die die Sitzfläche
aus Holz und Schilfrohr trägt. Dies war einer der ersten Stühle mit freitragender Sitzfläche,
eine wichtige Entwicklung in der Möbelbranche des zwanzigsten Jahrhunderts.
Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) wurde 1930 Direktor des Bauhauses. Auch er war
ein Pionier der Moderne. Zu seinen frühen Arbeiten gehören der Barcelona-Pavillon (der
deutsche Pavillon auf der Weltausstellung in Barcelona) und der dazugehörige Barcelona-
Sessel. Der Bezug zur minimalistischen und zeitgenössischen Architektur mit ihren glatten,
luxuriösen Materialien, offenen Räumen und reduzierten Oberflächen ist unübersehbar und
verdeutlicht seinen berühmten Grundsatz „Weniger ist mehr".
Barcelona-Pavilion, Ludwig Mies van der Rohe, Barcelona-Sessel, Ludwig Mies van der Rohe,
1929, Barcelona, Spanien 1929, Deutschland
Gropius, Breuer, Mies und viele andere europäische Designer:innen und Künstler:innen zogen
in den 1930er Jahren nach Amerika, um dem drohenden Krieg zu entgehen. Sie nahmen
ihre Ideen mit, führten den Modernismus in Amerika ein, lehrten ihn und entwickelten ihn
zu dem, was später als Internationaler Stil bekannt wurde.
Bevor wir uns mit dem Internationalen Stil befassen, sollten wir zunächst den schweizerisch-
französischen Architekten Le Corbusier (1887-1965) kennenlernen. Corbusier wurde stark
von der Zeit beeinflusst, in der er lebte – in der die Spanische Grippe, Tuberkulose und
andere Krankheiten grassierten. Corbusier wollte bessere Lebensbedingungen schaffen, vor
allem für die Menschen in den überfüllten Städten, und entwickelte darum eine Architektur,
die das Sonnenlicht, die frische Luft und die freie Natur einbezieht und eine hygienischere
Lebensweise unterstützt.
Corbusier nahm ebenfalls an der Pariser Weltausstellung von 1925 teil und schuf den „Pavillon
de L'Esprit Nouveau“, der seine Überzeugung zum Ausdruck brachte, dass „ein Haus eine
Maschine zum Wohnen ist". Corbusier wollte mit seinem Pavillon die Vorteile von industriellen
Materialien, Standardisierung und Vorfertigung im Wohnungsbau demonstrieren.
Der klare und offene Innenraum war so konzipiert, dass er leicht zu reinigen war, mit
vom Boden abgehobenen Möbeln und weniger Ornamenten und Details, die Staub fangen
konnten. Große Fenster sorgten für frische Luft, Sonnenlicht, Belüftung und verbanden das
Innere mit der Außenwelt. Corbusiers Einstellung wurde in der Villa Savoye noch deutlicher,
die eine physische Demonstration seines Architekturmanifestes „Fünf Punkte der modernen
Architektur“ (1927) darstellte.
Pavilion de L’Esprit Nouveau, Le Corbusier, Villa Savoye in France, Le Corbusier und Pierre Jeanneret,
1924–25, Paris, Frankreich 1928–31, Poissy, Frankreich
Corbusier entwarf modernistische Möbel, die auch Anklänge an den Art-déco-Stil enthielten.
Der Sessel „Grand Confort“ und die Liege „Chaise Longue“ sind zwei seiner bekanntesten
Stücke, die in Zusammenarbeit mit Pierre Jeanneret (1896-1967) und Charlotte Perriand
(1903-99) entstanden sind. Beide drücken Komfort aus und verwenden industrielle und
luxuriöse Materialien.
Dass modernistisches Design immer noch beliebt ist und als Luxusartikel gilt, zeigt dass
geometrische Formen und schöne Materialien (wenn sie gut gemacht sind) modern und
zeitlos bleiben.
Stühle von Pierre Jeanneret 055 Capitol Complex Kangaroo-Stühle von Pierre Jeanneret PJ010704
Das Quadrat oder das Rechteck war die Grundform, die durch Glas, Stahl und Aluminium
ohne jede Dekoration betont wurde. Die Schönheit lag in den großflächigen Glasfassaden
und den klaren, geradlinigen Formen, wie man sie z.B. beim Seagram Building und dem
Hauptquartier der Vereinten Nationen sehen kann.
Hauptsitz der Vereinten Nationen, Seagram Building, Mies van der Rohe, Philip Johnson
Harrison und Aramovitz, 1951, New York, USA und andere, 1958, New York, USA
Im Wohnbereich lässt sich der Internationale Stil gut am Gropius-Haus erkennen, das
Ähnlichkeiten mit dem Bauhausgebäude und der Villa Savoye aufweist.
Bildquelle: Commons
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Amerika ging aus dem Zweiten Weltkrieg als Innovations-Motor hervor. Die Kriegsfertigung
hatte die Massenproduktion erleichtert und neue Technologien, Materialien und Fertigkeiten
hervorgebracht, die für Konsumgüter genutzt werden konnten. Und es gab eine neue
Mittelklasse, die diese Güter in Hülle und Fülle kaufte, um ihre neuen Häuser in den Vororten
damit einzurichten. Die Konsumwirtschaft boomte also.
LCW Stuhl, Charles and Ray Eames, 1946, USA DAR Stuhl, Charles and Ray Eames, 1948–50, USA
Kokosnuss-Stuhl, George Nelson, 1955, USA Tulpen-Stuhl, Eero Saarinen, 1957, USA
Charles und Ray Eames waren das Power-Paar des Designs. Obwohl die Entwürfe stets Charles
zugeschrieben wurden, waren sie tatsächlich eine Gemeinschaftsarbeit des Ehepaares.
Er war Architekt, sie Künstlerin, und ihre Beiträge zur Architektur, zum Möbeldesign, zum
Industriedesign, zur Fertigung und zur Fotografie waren bahnbrechend und sind bis heute
einflussreich.
Der Eames Lounge Chair mit Ottomane ist eines der bekanntesten und begehrtesten
Möbelstücke der Welt. Er ist eine moderne Interpretation des Englischen Clubsessels aus dem
19. Jahrhundert, aus siebenlagigem Furnier und luxuriösem Leder von dem Charles wollte,
dass es „das warme, einladende Aussehen eines gut eingetragenen Baseballhandschuhs"
hat.
Eames Lounge Chair und Ottomane, Mehrfarbige Esszimmerstühle, Gedrehter Hocker, Charles und Ray
Charles und Ray Eames, 1956, USA Charles und Ray Eames, USA Eames, 1945, USA
Es gibt so viele wunderbare Entwürfe aus dieser Ära, dass wir ein Pinterest-Board eingerichtet
haben, auf dem Sie die verschiedenen Stücke mit Links zu den Herstellern entdecken können.
Die organischen Formen schlugen sich auch in der Architektur nieder, mit nierenförmigen
Swimmingpools wie dem von Elvis Presley in Graceland und dem TWA Flight Center in New
York.
Graceland Swimming Pool, Tennessee, USA TWA Flight Center, Eero Saarinen, 1962, New York, USA
Couchtisch, Isamu Noguchi, 1959, USA Konoide Stühle aus Walnussholz, George Nakashima,
1989, USA
Skandinavische Designer.innen schufen ebenfalls Möbel und Objekte mit organischen oder
biomorphen Formen, die von der Natur inspiriert und ergonomisch geformt sind. Hans
Wegner (1914-2007), Alvar Aalto (1898-1976), Arne Jacobsen (1902-71) und viele andere
verwendeten natürliche Materialien, insbesondere das in dieser Region verbreitete Nutzholz.
Alvar Aalto Model 406 Lounge-Stühle, Hans Wegner Wishbone Stühle, Arne Jacobsen Model 4130 Grand Prix
1939, Finnland 1960er, Dänemark Stuhl, 1957, Dänemark
Das Atomzeitalter war ein weiteres Designthema in der Mitte des Jahrhunderts, als die
Bedrohung durch nukleare Angriffe und Strahlung wegen des Kalten Krieges sehr real war.
Die Designer:innen nutzten die Bilder des Atoms und der Atombombe als Grundlage für
farbenfrohe und skulpturale Objekte als einen Weg, um mit diesem Thema umzugehen.
Eames Hang it All, Charles und Ray Eames, 1953, USA Bubble Floor Lamps, George Nelson, 1952, USA
Es wurden auch modulare, geometrische Möbel entworfen. Die Menschen brauchten Platz,
um all ihre neuen Besitztümer unterzubringen, und so entwarfen die Designer:innen
Stauraumwände und Möbel, die wiederum als Grundlage für Einbauten dienten. Sie wiesen
die geometrischen und geradlinigen Linien des Modernismus auf, die aber durch Holz und
andere Materialien weicher gemacht wurden.
ESU Regal, Charles and Ray Eames, 1940er, USA Wandregal, George Nelson, 1966–68, USA
Wir haben viele skandinavische Designer sowie das Atomzeitalter-Design und das modulare
Design in die Pinterest-Tafel zur Nachkriegsarchitektur aufgenommen:
Die moderne Architektur der Jahrhundertmitte lässt sich am besten anhand des Case Study
Houses Programms erklären, in dessen Rahmen einige der bekanntesten Häuser aus dieser
Zeit entstanden sind. Sie sind heute Ikonen der modernen Architektur und des Designs der
Jahrhundertmitte.
Von 1945 bis 1966 förderte die Zeitschrift Arts & Architecture den Bau von kostengünstigen,
experimentelle Musterhäusern. So entstanden 36 Prototypen, die auf Erschwinglichkeit,
Funktionalität und einfache Bauweise ausgelegt waren und aus modularen Systemen und
vorgefertigten Teilen bestanden.
Viele Merkmale dieser Häuser haben die moderne Architektur der Mitte des Jahrhunderts
geprägt. Dazu gehören lange geradlinige Volumen, Flachdächer, horizontale Linien,
Stahlrahmen und raumhohe Glaswände. Im Inneren hatten die Häuser offene Grundrisse,
Mehrzweckräume, klare Linien, sowohl natürliche als auch künstliche Materialien, viel Licht
und große Fenster als Verbindung zur umgebenden Landschaft. Sie waren oft mit leuchtenden
Farben, grafischen Formen und persönlichen Gegenständen eingerichtet und dekoriert, die
Wärme und Komfort vermitteln sollten.
Weitere Bilder und Informationen über die Case Study Houses finden Sie in diesem Artikel
auf der Website der BBC.
Auch in Palm Springs, Kalifornien, gibt es eine große Sammlung von Bauten aus der Mitte
des Jahrhunderts. Das Kaufmann House von Richard Neutra (1892-1970) ist eines der
bekanntesten, da es auf einem Foto von Slim Aaron abgebildet ist.
Neutra kombinierte den Modernismus des Bauhauses und des Internationalen Stils mit
südkalifornischen Baumaterialien und -traditionen und schuf damit eine Variante, die als
Desert Modernism bekannt ist. Diese Häuser sind aus Stahl, Glas, Holz und Stein gebaut,
wobei die natürlichen Materialien dazu beitragen, die Gebäude in die Landschaft zu integrieren.
Sie haben lange, niedrige Linien und offene, luftige Innenräume, um das Gefühl der Wüste
zu bewahren. Weitere Informationen über die Architektur von Palm Springs finden Sie im
Wallpaper magazine.
Bildquelle: Flickr
Die Babyboomer (die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Geborenen) wurden zu Teenagern und
rebellierten, es kam zu einer Explosion der Jugend- und Gegenkultur. Fernsehen wurde zum
Massenmedium und verbreitet Bilder von spektakulären Ereignissen wie der Mondlandung.
Eine Richtung des Designs in den 1960er und 1970er Jahren folgte diesem Trend: Pop-
Design war (wie die Pop-Art) lustig, jugendlich und von der Popkultur beeinflusst.
Es wurden Möbel für verschiedene Märkte, verschiedene Lebensstile und für eine entspannte
Lebensweise entworfen, wie z. B. Sitzsäcke und aufblasbare Stühle für Teenager. Die Möbel
und Objekte wurden oft aus billigen und (damals) als wegwerfbar geltenden Materialien wie
laminiertem Papier, Gummi und Plastik hergestellt.
Der Panton Chair von Verner Panton (1926-98) war der erste aus einem Stück geformte
Stuhl – er wurde mit der Technologie der Sturzhelmherstellung gebaut. Der Stuhl ist leicht,
stapelbar, ergonomisch geformt und in leuchtenden, fröhlichen und jugendlichen Farben
gehalten.
Panton Chair, Verner Panton, 1960–67, Dänemark Ball Chair, Eero Aarnio, 1965, Finnland
Das Sofa Togo von Michael Ducaroy (1925-2009), das von Ligne Roset produziert wurde, ist
noch heute eines der beliebtesten Stücke des Unternehmens.
Bildquelle: Commons
Wir haben ein Pinterest-Board mit vielen Entwürfen von Pop-Designer:innen wie Verner
Panton, Gufram und Archizoom eingerichtet.
Sie verfolgten einen frischen und radikalen Ansatz, kombinierten leuchtende Farben und
unerwartete Materialien, bauten symbolische Verweise auf vergangene Stile wie Klassik
und Gotik ein und taten das alles mit einer gehörigen Portion Humor und Ironie. In der
Postmoderne folgte die Form nicht der Funktion. Viele Elemente waren überflüssig und
dienten nur der Dekoration oder als visuelles Statement.
Bildquelle: Commons
Das italienische Designkollektiv Memphis Group (1981-87), das von Ettorre Sottsass
(1917- 2007), Michele de Lucchi (*1951) und anderen gegründet wurde, gilt als führend
im postmodernen Design. Die Möbel und Objekte waren hell und kühn und geometrische
Formen wurden zu ungewöhnlichen Gebilden kombiniert, die alltägliche Gegenstände in
Stücke visueller Kontemplation verwandelten.
Die Geschichte wurde zu einer Inspirationsquelle für Designer:innen, wie z. B. für Alessandro
Mendinis (1931-2019), der mit seinem Proust Chair moderne, abstrakte Oberflächenmuster
mit einer historischen Möbelform zusammenbringt. Die Designer:innen verwendeten auch
billige Materialien, um teure Produkte herzustellen, und kehrten damit die Hierarchien der
Materialien um und stellten sie in Frage.
Frank Gehrys (*1929) Wiggle Chair besteht aus Pappe und wurde von Vitra hergestellt,
und Tejo Remys (*1960) „You Can't Lay Down your Memory" wurde aus gefundenen (aber
sehr teuren) Schubladen gefertigt. Viele von Memphis' Werken wurden aus Kunststoff und
Laminat hergestellt.
Proust Chair, Alessandro Mendini, Wiggle Chair, Frank Gehry, „You Can’t Lay Down your Memory”,
1979, Italien 1972, USA Tejo Remy, 1991, Niederlande
Auf dem Pinterest-Board Postmoderne finden Sie weitere farbenfrohe und unkonventionelle
Werke, darunter Robert Venturis und Denise Scott Browns Gothic Revival Chair und Philippe
Starcks Louis Ghost Chair, der von einem Stuhl Ludwigs XVI. inspiriert wurde.
Postmodernism Pinterest Board
Das Spiel mit Formen, Materialien und Symbolen setzte sich auch in der Architektur fort.
Das Vanna Venturi Haus von Robert Venturi (1925-2018) für seine Mutter war ein frühes
Beispiel für die Postmoderne mit gebrochenen Linien, unnötigen Verzierungen, ungünstigen
Winkeln, asymmetrischen Formen und unterschiedlichen Maßstäben. Es spiegelt Venturis
Ethos wider: „Weniger ist langweilig" - eine Anspielung und Widerlegung von Mies' „Weniger
ist mehr"
Hier sehen Sie eine Auswahl bekannter postmoderner Gebäude aus der ganzen Welt. Können
Sie die vielen verschiedenen Elemente postmodernen Designs erkennen? In Amerika haben
wir das James R. Thompson Center in Chicago, die Duncan Hall in Texas und das Portland
Building in Oregon. Die Niederlande sind mit De Wallen und dem Hotel Zaandam vertreten.
Und schließlich das M2 Building in Japan und das El Gouna Steigenberger in Ägypten.
Portland Building, 1982, USA De Wallen, Amsterdam, Niederlande Duncan Hall, Texas, USA
Der Minimalismus reduziert die Architektur, die Innenräume und die Objekte auf ihre reine
Form und ihre wesentliche Funktion (wie der Barcelona-Pavillon und das Farnsworth-Haus)
und verzichtet auf leuchtende Farben, unnötige Materialien, überflüssige Dekoration und
symbolische Bezüge. Die minimalistische Architektur zeichnet sich durch große, schlichte,
flache Oberflächen und eine geometrische, manchmal abstrakte Formkomposition aus.
Dadurch werden die Materialien, das Volumen und die Lichteffekte des Gebäudes und des
Innenraums hervorgehoben, wie bei dem Bloch-Gebäude und dem Kiasma-Museum von
Steven Holl Architects und dem Sumida Hokusai Museum von Kazuyo Sejima and Associates
zu sehen ist.
Bloch Building am Nelson-Atkins Museum of Art, Steven Holl Architects, 2007, Kansas, USA
Museum of Contemporary Art Kiasma, Steven Holl Sumida Hokusai Museum, Kazuyo Sejima and Associates,
Architects, 1998, Helsinki, Finnland 2016, Tokio, Japan
Casa Olguín, Cotaparedes Arquitectos, V House, Cotaparedes Arquitectos, La Cueva, Cotaparedes Arquitectos,
2010, Jalisco, Mexiko 2015, Guadalajara, Mexiko 2017, Zapopan, Mexiko
Im Inneren sind die minimalistischen Innenräume sehr sauber und klar mit einer weißen, hellen
und gedämpften Farbpalette. Die architektonischen Strukturen, wie z. B. die Betonböden,
liegen oft frei, und es gibt keine architektonischen Details wie Leisten, Oberflächendekoration,
Fensterrahmen oder Türrahmen. Die Grundrisse sind offen und geräumig, mit eingebauten
Tischlerarbeiten, minimaler Möblierung und integrierter Beleuchtung, wie in diesem Haus
des britischen Architekten John Pawson.
Die Schönheit des Minimalismus liegt in der Einfachheit des Raums und der Klarheit des
Designs. Er ist der Inbegriff von „weniger ist mehr". Doch um das Aussehen von „weniger"
zu erreichen, ist oft mehr Planung erforderlich, denn in einem makellosen minimalistischen
Raum lassen sich unerwünschte Details nirgends verstecken. Wie Pawson in einem Artikel
für The Guardian beschrieb: „Minimalismus ist keine Architektur der Selbstverleugnung,
der Entbehrung oder der Abwesenheit; er definiert sich nicht durch das, was nicht da ist,
sondern durch die Richtigkeit dessen, was da ist, und durch die Intensität, mit dem dies
erlebt wird."
Der Minimalismus wurde also zunehmend visuell und physisch wärmer und komfortabler,
dadurch, dass natürliche Materialien Farbe, Textur und Variationen einbrachten. Dies geschah
z. B. durch freiliegende Ziegel- oder Steinwände, Betonböden oder -wände oder hölzerne
Deckenbalken, Stein- oder Marmortischplatten mit subtiler Farbe und Maserung sowie Möbel
und Textilien mit weichen Farb- und Texturschichten. Die natürlichen Materialien trugen auch
dazu bei, dass sich die Architektur besser in die Umgebung bzw. die Landschaft einfügte
(wie beim Desert Modernism) und eine Verbindung zur Natur herstellte, was sich positiv auf
das Wohlbefinden auswirken sollte und Teil des Konzepts der Biophilie war. Große Fenster,
Türen und Oberlichter lassen das Sonnenlicht einfallen, beleben den Raum, verbinden das
Innere mit der Außenwelt und maximieren die Aussicht.
Architekt:innen und Designer:innen wie Ian Moore Architects und Renato D'Ettorre Architects
schwammen auf der Erfolgswelle des Minimalismus der 1990er Jahre mit und tun dies auch
heute noch. Auch diese Arbeiten finden Sie auf dem Pinterest-Board.
Der minimalistische Ansatz setzt sich bei den Möbeln mit einfachen, stromlinienförmigen und
organischen Formen, natürlichen Materialien und handwerklichen Details fort, die Wärme
und Komfort ausstrahlen.
December Chair, Jasper Morrison und Ploum, Rowan und Erwan Bouroullec, Muuto Showroom, Muuto,
Waturu Kumano, 2016, Finnland 2011, Frankreich 2013, Dänemark
Der Industriestil entstand, als in den 1990er Jahren alte New Yorker Lagerhäuser und
Fabriken in Loftwohnungen umgewandelt wurden. Mit der Gentrifizierung von Stadtvierteln
und der vermehrten Umnutzung von Gebäuden setzte er sich weltweit durch. Die Natur der
ehemaligen Lagerhäuser und Fabriken hat die Gestalt der neuen Loftwohnungen geprägt, die
über hohe Decken, große Fenster, offene Grundrisse, industrielle Materialien und freiliegende
Baustrukturen verfügen.
Das ehemalige Michiels-Loos Lagerhaus Das ehemalige Henry Heath Hat Fabrik-Lagerhaus,
Antwerpen, Belgien London, England
BIM nutzt Algorithmen zur Verknüpfung von Informationen, um ein parametrisches Modell
zu erstellen, so dass alle Elemente formbar werden und aneinander angepasst werden
können. Dies ermöglicht es Architekt:innen, Geometrien zu manipulieren und Dimensionen
zu justieren, wodurch komplizierte Gebäude und Räume mit unkonventionellen und
ausdrucksstarken Formen entstehen. Patrik Schumacher, der Chef von Zaha Hadid Architects,
hat den Begriff „Parametrik" geprägt, um diesen Architekturstil zu beschreiben.
Dr Chau Chak Wing Gebäude, Gehry Museo Soumaya, Fernando Romero, Heydar Aliyev Centre, Zaha Hadid
Partners, 2010, Sydney, Australien 2011, Mexiko Stadt, Mexiko Architects, 2012, Baku, Aserbaidschan
Designer:innen nutzen es auch um Möbel zu entwerfen, die hochtechnisch sind, aber dennoch
einen handwerklichen, organischen und skulpturalen Charakter haben sollen. Die Generatic
Home Collection von Emmanuel Touraine für die Galerie Ventury ist eine Hommage an den
Jugendstil und an die Bauwerke von Antoni Gaudi und Ernst Haeckel oder den Eiffelturm.
Wir haben ein Pinterest-Board mit Möbeln und Inneneinrichtungen eingerichtet, die der
Schwerkraft zu trotzen scheinen, weil sie mit digitalem Design hergestellt wurden.
Bildquelle: Commons
Die UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung definiert nachhaltige Entwicklung als
„eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die
Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen."
Nachhaltigkeit auszuüben, heißt die Umwelt, die Wirtschaft und die Gerechtigkeit in der
Gesellschaft zu unterstützen.
Im Bereich von Architektur und Design besteht ein wesentliches Nachhaltigkeitsziel darin,
die durch den Bau und den Betrieb von Gebäuden verursachten Kohlenstoffemissionen zu
verringern und im Idealfall einen kohlenstofffreien oder kohlenstoffneutralen Fußabdruck
zu erreichen. Es gibt zwei Bereiche von Kohlenstoffemissionen (Energie), die zu reduzieren
sind:
Eingebettete Emissionen entstehen bereits bei dem Bau eines Gebäudes, z. B. durch
Aushub, Herstellung, Materialien, Transport, Installationen usw. Diese Emissionen sind also
in der Gebäudestruktur verankert. Sie können später nicht mehr reduziert werden, wohl
aber im Voraus durch nachhaltige Planung und Konstruktion.
DIE GESCHICHTE VON STIL & ARCHITEKTUR
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Betriebsenergie sind die Emissionen, die durch das Wohnen und den Betrieb eines Gebäudes
entstehen, z. B. durch Beleuchtung, Heizung, Kühlung, Wasser, Wartung, Dienstleistungen
usw. Die Energie wird während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes verbraucht und
kann durch nachhaltige Planung und energieeffizientes Design reduziert werden.
Nachhaltige Entwicklung berücksichtigt auch den breiteren Kontext ihrer Auswirkungen auf
die Gesellschaft, die Infrastruktur und die Landschaft. Eine nicht nachhaltige Entwicklung kann
das Hochwasserrisiko in überschwemmungsgefährdeten Gebieten erhöhen; sie kann Gärten
und Lebensraum durch Beton und Gebäude zerstören und den Hitzeinsel-Effekt verstärken;
und sie kann Wasser, Ressourcen, Abfallentsorgung und andere Infrastrukturdienste
belasten.
Umgekehrt sollte eine nachhaltige Entwicklung positive Auswirkungen haben, indem sie
unter Berücksichtigung der Infrastruktur und der Landschaft einen Beitrag zur lokalen
Gemeinschaft leistet und diese verbessert. Singapur zum Beispiel hat sich verpflichtet, die
Umwelt der Stadt zu begrünen, um Schatten und Zugang zur Natur für alle zu bieten. Daher
werden Grünflächen in alle neuen Entwicklungen integriert.
School of the Arts, WOHA, Park Royal Hotel, WOHA, Gardens by the Bay, Grant Associates
2008, Singapur 2013, Singapur and Wilkinson Eyre Architects,
2012, Singapur
Passive Solarenergienutzung: Passives Solardesign nutzt die Vorteile von Sonne, Wind
und Schatten (kostenlose natürliche Ressourcen), um Räume zu beleuchten, zu heizen, zu
kühlen und zu belüften. Passives Solardesign wird durch die Platzierung und Gestaltung
von Fenstern, Türen, Dachvorsprüngen und Balkonen erreicht und sollte speziell auf die
Bedingungen und das Klima eines Standorts abgestimmt werden.
Gemeinschaft und Umwelt: Die umgebende Landschaft, der Lebensraum, das Straßenbild
und die Nachbarhäuser sollten bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden. Die
Integration von Natur in oder um ein Gebäude herum, wie z. B. Gärten, Höfe, Dächer und
grüne Wände, verbessert die Energieeffizienz und die Lebensqualität und bietet Bienen,
Vögeln, Insekten und anderen heimischen Tieren Lebensraum. Ein Haus, das sich in das
Straßenbild einfügt, wirkt ansprechender auf seine Nachbarn und die Gemeinschaft. Abfall-
und Wassereinsparungen sollten während des gesamten Planungs- und Bauprozesses
berücksichtigt werden, da sie sich auf die gesamte Nachbarschaft und die Umwelt auswirken
können. Der Verbrauch sollte daher möglichst minimiert werden.
Für eine wirklich nachhaltige Entwicklung sollten diese Grundsätze in jeder Phase und
in jedem Element der Planung, des Baus und des Betriebs eines Hauses oder Gebäudes
integriert werden. Nachhaltige Architektur und nachhaltiges Design sind nicht nur besser für
die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen: Sie bieten
thermische Behaglichkeit, natürliches Licht und Belüftung, gute Luftqualität, Verbindungen
zur und Ausblicke auf die Natur sowie eine bessere Integration in die Nachbarschaft und die
Gemeinschaft.
Wir beginnen die Designgeschichte mit dem landestypischen Wohnungsbau, da dieser ein
gutes Modell für nachhaltige Architektur sein kann. Die landestypische oder traditionelle
Architektur ist auf das Land oder die Region und die lokalen Bedingungen zugeschnitten und
eher nicht von internationalen architektonischen Stilen und Ideen oder von Trends, Mode
und Status beeinflusst.
Diese traditionelle Architektur ist auf die lokalen Bedürfnisse, Traditionen und Lebensstile
abgestimmt, sie ist an das lokale Klima und die Umwelt angepasst und wird mit lokalen
Ressourcen und Bautechniken gebaut. Dies führt nicht nur zu energieeffizienteren und
thermisch komfortableren Häusern, sondern schafft auch eine Architektur, die Teil einer
kulturellen, regionalen oder sogar nationalen Identität ist. Sie hat daher einen historischen
Charakter und stehen oft unter Denkmalschutz, wie diese Häuser und Gebäude in Schweden,
Marokko, Thailand und Griechenland.
Traditionelles Haus auf Stelzen, Trat, Thailand Das Dorf Oia, Santorini, Griechenland
Nachhaltigkeit gab es in der Architektur also schon lange, aber erst in den letzten Jahrzehnten
ist sie in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen und wird in Architektur und Design
als Priorität betrachtet. Zu den Architekt:innen, Stilen und Epochen, die der Nachhaltigkeit
mehr Beachtung geschenkt haben, gehören:
Rotes Haus, Philip Webb und William Morris, 1859, Bexleyheath, England
Bildquelle: Commons
Frank Lloyd Wrights Prärie-Stil und seine organische Architektur brachten die
Gebäude in Einklang mit ihrer natürlichen Umgebung. Wright vertrat die Ansicht, dass
das Gebäude und der Standort - wie in Fallingwater - eine innige Beziehung zueinander
haben sollten, damit die Architektur mit der Umgebung verschmilzt. Er nutzte die passive
Sonnenenergie (Sonnenlicht und Wind) zum Heizen und Kühlen der Räume und gestaltete
die Landschaft, die Fenster und die Außenbereiche so, dass die Natur und die Wohnbereiche
zueinanderkommen. Wright verwendete natürliche Materialien und minimierte den
Materialeinsatz insgesamt.
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Der Regionalismus war eine Reaktion auf die Ausbreitung von Stilen wie dem
Viktorianischen Stil und dem Modernismus sowie auf den Wunsch nach einer Architektur,
die an das Klima, die Bedingungen und die Kultur eines Landes angepasst ist (ähnlich wie
die traditionelle Architektur). Die Architekt:innen bevorzugten natürliche Materialien und
entwarfen Gebäude, die sich optisch in die Umgebung einfügten. (In jedem Land gibt es
eine regionalistische Architektur, und je nach Größe und Vielfalt des Landes kann es viele
verschiedene Ausprägungen davon geben).
In den 1970er Jahren begann sich in den USA mit dem Ölembargo, dem Clean Water
Act, dem Safe Drinking Water Act und der Gründung der Environmental Protection Agency
ein größeres Umweltbewusstsein zu regen. Kleine Gruppen von Architekt:innen begannen,
Design- und Baupraktiken wiederzubeleben und zu entwickeln, die den Energieverbrauch
und die Emissionen von Häusern reduzierten. Diese bildeten die Grundlage für nachhaltige
Prinzipien und etablierten die Ideen, die in den 1980er Jahren zur Entstehung des Passivhauses
führten.
Passivhaus ist ein Programm und ein Standard für die Gestaltung nachhaltiger Häuser.
Die strengen, leistungsbezogenen Kriterien konzentrieren sich auf die Energieeffizienz,
den thermischen Komfort, das Wohlbefinden der Bewohner:innen und die Rentabilität der
Investition.
Energie-
Energie- Thermischer
Thermischer Wohl-
Wohl- Rentabilität
Rentabilität
effizienz
effizienz Komfort
Komfort befinden
befinden
Die Zukunft wird immer wieder neue Stile definieren, alte wiederbeleben und neu mischen.
Aber ganz gleich was kommt, die künftige Entwicklung muss zweifellos nachhaltiger sein.
Designer:innen, Architekt:innen und Hauseigentümer:innen können alle ihren Teil dazu
beitragen, dieses Ziel zu erreichen.
Graya Maison
Bildquelle: Graya
Suchen Sie sich vier Bilder von internationalen Häusern oder Gebäuden aus, die Stile vom
12. Jahrhundert (1101) bis heute repräsentieren, und ein Bild eines umweltfreundlichen
Hauses oder Gebäudes aus dem 21. Jahrhundert. Also insgesamt 5 Bilder.
Ihr Hauptziel ist es, ein Verständnis für die verschiedenen Designperioden zu entwickeln, die
die nachfolgende Architektur beeinflusst haben.
Anschließend identifizieren Sie die charakteristischen Merkmale (nur außen), die auf
diesen Bildern zu sehen sind. Dies sind die für den jeweiligen Stil typischen Merkmale. Zum
Beispiel eine gotische Kathedrale: Spitzbogenfenster und Rosette mit Maßwerk, Kirchtürme
mit Fialen, Buntglasfenster, Strebepfeiler usw.
Achten Sie darauf, dass Ihre Bilder klar und deutlich und die von Ihnen erwähnten Merkmale
zu erkennen sind. Sie können Ihre Beobachtungen in Absatzform oder stichpunktartig
auflisten.
Dieses Modul beinhaltet alle wichtigen Stile in chronologischer Reihenfolge, um Ihnen bei
der Identifizierung von Einflüssen und Merkmalen zu helfen und Ihnen den Zugang zu den
Informationen zu erleichtern.
Schauen Sie sich Referenzbeispiele von Gebäuden aus bestimmten Epochen an, die die
jeweiligen Stileinflüsse und architektonischen bzw. gestalterischen Merkmale aufweisen.
Google ist das beste Werkzeug, um Bilder zu finden und deren Stileinflüsse und Merkmale
zu identifizieren.
Wenn Sie mehr als ein Bild hochladen möchten, um mehr Details zu zeigen, können Sie ein
Word-Dokument oder eine PDF-Datei erstellen und diese auf der Aufgabenseite hochladen.
Verwenden Sie die Beispiele auf den folgenden Seiten als Vorlage für Ihre Aufgabe und
achten Sie darauf, dass alle Zwischenüberschriften enthalten sind.
ABGABEBEDINGUNGEN
Insgesamt eine PDF-Datei mit Ihren fünf Architekturbildern und Ihrer schriftlichen
Analyse.
BEISPIEL 1:
Merkmale
Dach: Das Gebäude hat eine Dachhöhe von 380 m und eine Gesamthöhe von 443 m, einschließlich
der Antenne. Die Aussichtsplattform im 86. Stockwerk und das oberste Stockwerk in der 102 Etage
bieten eine Panoramaaussicht auf die Stadt und einen Blick, so weit das Auge reicht.
Baumaterialien: Das Empire State Building wurde mit einem Stahlrahmen gebaut, der mit einer
Nietenkonstruktion zusammengehalten wird. Das Äußere des Gebäudes ist mit Kalkstein und Granit
verkleidet, die mit Aluminium akzentuiert wurden, um den Glanz zu verstärken.
Fenster: Das Empire State Building verfügt über 6.514 stahlgerahmte Fenster mit zwei Scheiben,
von denen viele ein fächerförmiges Art-Déco-Design aufweisen. Im Jahr 1993 wurden die Fenster
isoliert, um die Energiekosten um 38 % zu senken.
Türen: Die Fassade, die Lobby und die Aufzugstüren weisen auf jeder Ebene eine durchgehende Art-
Déco-Designästhetik auf. Zu den Gestaltungselementen gehören Marmor und Metallzacken mit einem
Farbschema aus Schwarz, Grau und Silber. Der Eingang besteht aus einer Reihe von Doppeltüren und
Drehtüren.
Strukturelle und ornamentale/dekorative Merkmale: Das Äußere des Empire State Building ist
ein exquisites Meisterwerk, das die typischen geometrischen Formen des Art-Déco aufweist.
TITELBILDER
Byzantinisch: Stocksy
Maurisch: Commons
Romanisch: Commons
Gotisch: Rawpixel
Renaissance: Commons
Barock: 123rf
Rokoko: Commons
Klassizismus: Commons
Victorianisch: Alamy
Jugendstil: Commons
Modernismus: Commons
Postmoderne: Commons
Minimalismus: Commons
Pinterest
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