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Mit dem fem. Nomen Burg (mhd. burc, ahd.as. burg, got. baurgs, anord. borg
aus ger *burg (Wurzelnomen) wurden zuerst „befestigte Städte“ bezeichnet, und
zwar zuerst römische, da die Germanen keine Städte hatten.
Ein germanischer Name mit dem Wort burg wird bei Tacitus genannt im
Ausdruck saltus Teutoburgensis, die römische Bezeichnung für „Teutoburger
Wald“ – was vielleicht „Wald der Volksburg“ [vgl. Kluge, Etymologisches
Wörterbuch der deutschen Sprache, 22. Aufl. 1989, S. 115] bedeutete, einen
befestigten Ort, an dem die Bewohner einer Gegend vor Angreifern Schutz
suchten, eine sogenannte Fliehburg.
Die Etymologie des Wortes Burg ist unklar. Es gibt mehrere konkurrierende
Möglichkeiten:
2. Burg könnte auch im Ablaut zu bergen stehen und das würde mit der
Funktion von Fliehburgen, Schutz oder Verstecken, relativ gut
harmonieren.
3. Burg könnte mit gr. Pyrgos eine gemeinsame Herkunft haben, das die
Bedeutung „Turm, Mauerturm“ hatte.
Die Bedeutungsähnlichkeit mit dem germ. *burg ist unübersehbar, auch die
formale Ähnlichkeit ist groß. Eine wechselseitige Beeinflussung ist
wahrscheinlich anzunehmen.
1. Veste (nhdt. Festung) ist abgeleitet von Adj. fest, stark – es besteht eine
Bedeutungslehnbeziehung zu lat. fortis und davon abgeleiteten
Bezeichnungen for(t), forte, fortezza, fuerte, fortaleza in der franz., ital.,
span. Sprache. – Der Ausdruck Festung wird erst später verwendet,
vornehmlich für Burgen, die für den Krieg mit Kanonen gebaut oder
umgerüstet wurden.
2. Sloz (nhdt. Schloss) ist eine seit dem 13. Jh. belegte metaphorische
Bezeichnung für den bewehrten herrschaftlichen Sitz. Die Bezeichnung
hebt die Funktion des Abschließens in der Landschaft hervor, weniger die
Schutzfunktion, die in Burg / Berg mitausgedrückt wird. Ab dem 15./16.
Jh. wird der Ausdruck dominant für die Herrschaftssitze, die nicht mehr
so deutlich wehrhaften Charakter hatten. In den Namen von Schlössern
wird die Bezeichnung Schloss nur als Klassifikationsbegriff verwendet
(z.B. Schloss Schönbrunn), nicht als Teil des eigentlichen Namens (z.B.
Grimmingschloß).
Burgen als wehrhafte Bauten, die einer Adelsfamilie als Wohnsitz und
Verwaltungszentrum aber auch als Statussymbol dienten, wurden bis ins 12. Jh.
überwiegend nach Orts- und Flurnamen benannt. Seit dem 11. Jh. kamen auch
eigene Namenskreationen in Gebrauch, im 13. Und 14. Jh. nahm die Zahl von
sogenannten Prunk- und Trutznamen (Wolkenstein, Neideck…) besonders im
Süddeutschen Raum deutlich zu. Diese bewusst gewählten Namen zeigen
deutliche Regelmäßigkeiten, die auch über Sprachgrenzen hinweg zu
beobachten sind.
ENTSTEHUNG DER NAMEN
Das lat. Wort castellum, das it. als castello, span. als castillo, franz. als
Chatel/Chateau, engl. als castle erscheint, wird im Ahd. des 9. Jh. mit burg
oder burgila wiedergegeben und bezeichnete einen befestigten Ort, eine
bewehrte Siedlung oder eine Fliehburg. Im 11./12. Jh. schränkte sich der
Gebrauch des Wortes burg – wie bereits gesagt - mehr und mehr auf den
bewehrten Herrschafts-/Rittersitz ein, während die befestigte Siedlung als stat
bezeichnet wird. Namen mit dem Grundwort –burg können noch im 11. Jh.
nicht eindeutig als Wohnsitz einer Adelsfamilie aufgefasst werden. Als im 11.
Jh. Hochadelige Höhenburgen errichteten, übertrugen sie meist die schon
bestehenden Bergnamen auf ihre Burg: z.B. it. Montalto, dt. Schwarzenberg,
Landegg etc. Ähnlich im frz. Gebiet: roche „Fels, Stein“ bezeichnete einen Berg
Ab dem 13. Jh. kamen besonders beim niederen Adel sogenannte Prunk- und
Trutznamen in Mode: Freudenberg, Ehrenfels, Reichenfels, Leopoldskron;
Greifenfels, Neideck u.ä. Die Bezeichnung Hoch- Hohen- (vgl. Hohensalzburg,
Hohenwerfen) wurde ebenfalls bereits im Hochmittelalter zu einem Zusatz, der
den Rang und nicht die Lage bezeichnete.
Zu allen Zeiten bestand ein reger Austausch auch über die Sprachgrenzen
hinweg. Kreuzfahrer brachten den Namen Montabaur (Muntabur = Mont Tabor)
aus dem Hl. Land nach Deutschland. Französischer Einfluss zeigt sich im
Namen Montfort (der sowohl in Deutschland als auch in Österreich vertreten
ist).
TYPOLOGIE DER NAMEN
Einfache Bezeichnungen sind im Deutschen als offizielle Namen selten, nur als
Bezeichnungen im Volksmund.
Namen auf –berg wurden im Spätmittelalter in großer Zahl wieder auf –burg
umgeändert.
Ansitz: 200
Edelsitz/Freisitz: 30
Burg: 126
Burgruine: 346
Festung: 3
Herrenhaus 7
Palais: 99
Schloss: 1308
Gruppe 1 (~21%)
-burg 120
-schlössl 72
-schloss 16
-haus 35
-heim 28
-hof 140
Gruppe 2 (~41%)
Literaturhinweise:
Heinrich Boxler: Burgnamen (Names of Castles/ Noms propres de châteaux forts). In:
Namenforschung / Name Studies / Les noms propres Ein internationales Handbuch zur Onomastik /
An International Handbook of Onomastics / Manuel international d'onomastique . Hrsg. v. Eichler,
Ernst / Hilty, Gerold / Löffler, Heinrich / Steger, Hugo / Zgusta, Ladislav. 2 Halbbände. Berlin/New
York: Mouton de Gruyter 1995/1996(Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 11),
S. 1596-1600.
Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch. Band II: Geschichte und Burgenlandschaften. Hrsg. v. d.
Deutschen Burgenvereinigung e.V. durch Horst Wolfgang Böhme u.a. Stuttgart: Theiss Vlg. 1999
[besonders: S. 8-32]