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DAS GUTE GEBIETEN

&
DAS SCHLECHTE
VERBIETEN
Scheikh ul-Islam Ibn Taymiyyah
DAS GUTE GEBIETEN
&

von
Sheikh ul-Islam Ibn 1:1.ymiyyah

mit einem Vorwort von


Dr. Muhammad Jamil Ghazi
Vorwort 12
Lichtsäulen auf dem Weg der Du at 14
Ma'ruf und Munkar 14
Kommentar zu dem Hadith bezüglich der Änderung des
Munkar 17
Gründe für das Gute gebieten und das Schlechte
verbieten 23
Güte im Ausdruck der Ablehnung 24
Der erste Vers 25
Die Strafe eines Alim (eines Gelehrten) wird vervielfacht
27
Wer von uns praktiziert das, was er predigt? 32
Der zweite Vers 33
Unterweisungen im Glauben für Gegenleistungen 36
Es ist verboten, religiöses Wissen zurückzuhalten 37
Wann ist die Übermittlung von Wissen eine
individuelle Verpflichtung 40
Der dritte Vers 42
Die Bedeutung des Wortes (aus oder von ... ) 43
Das Gebieten und Verbieten sind Pflichten 48
Wer soll Gebieten und \/erbieten 49
An wen soll sich das Gebieten und Verbieten richten?
49
Der vierte Vers 50

Warum die „beste Gemeinde"? 51

Sollte das Gute gebieten und das Schlechte


verbieten an erster Stelle stehen? 51

Der fünfte Vers 52

Die Leute des Samstags und die Leute des Tisches 53

Die Bedeutung des Wortes „ verbieten oder hin dem" 54


In diesem Zusammenhang finden sich zwei
De.utungen für das Wort „verbieten '': 54

Die erste, welche von den Gelehrten bevorzugt


wird, besagt, dass sie einander das Sündigen nicht
untersagten. 54

Ibn Mas'ud berichtete, dass der Gesandte Allahs


sagte: » ,,Derjenige, der mit den Taten eines Volkes
einverstanden ist und sie akzeptiert, wird zu ihnen
gezählt - sowie der, der zur Vergrößerung ihrer
Gemeinschaft beiträgt, auch zu ihnen gehörig ist." « 54
Der erste Fehler, der sich bei den Kindern Israels
ausgebreitet hat 55

Das Gute zu gebieten war schon den vorherigen


Gemeinschaften eine Pflicht 56

Der sechste Vers 58

Der Zusammenhang im Vers GO


Der siebte Vers 62
Die drei Gruppen 63
Das Schicksal der neutralen Gruppe 65
Unsere Pflicht gegenüber Allah erfüllen 66
Der achte Vers 67
Die Bedeutung von: ... treffen wird 67
Fürchte die Pirna (Prüfungen und Aufstände) 69
Schwierige Fragestellungen zu vermeiden 71
Das Zeichen des Einverständnisses mit den
schlechten Taten 72
Der neunte Vers 73
Die Offenbarung 73
Die Methoden der Dawa 74
Die Arten der Argumentation 76
Der zehnte Vers 80
Sheikh ul-Isalmlbn Taymiyyah:
Das Gute gebieten & Das Schlechte verbieten 84
Die Aufgabe des Propheten -Das Gute gebieten
und das Schlechte verbieten 87
Allah beschrieb den Gesandten wie folgt: 87
Das Gebieten des Guten und das Verbot des
Schlechten 89
Eigenschaften der islamischen Gemeinschaft 91
Die grög te Nation, die unserer vorausgegangen ist 96
Der Konsens dieser Gemeinschaft ist ein Beweis 97
Das Gute gebieten und das Schlechte verbieten
ist eine gemeinschaftliche Verantwortung 98

Die Anwendung der Hudud ist ein Teil vom


Verbieten des Schlechten 99

Die übelste aller schlechten Taten 100


Das Gute durch guten Umgang zu gebieten
und das Schlechte zu verbieten, ohne dabei zu
sündigen 101

Du bist für dich selbst verantwordich 103

Die Bekämpfung ungerechter und


unterdrückerischer Herrscher 104
Wenn Nutzen und Schaden abgewogen werden
müssen 105
Die Shari' ah ist der Maßstab 106
Die Liebe zu Allah ist die Grundlage 107
Die Befolgung der persönlichen Neigungen und
Gelüste 108
Liebe und Ablehnung um Allahs Willen 116
Das Gute zu gebieten, ist die beste Tat 117
Taten und Absichten 119
Das Verständnis über die Grundlage des rechten
Handelns 120
Güte und Geduld sind Eigenschaften des Da'iyal1 122
Der Ungehorsam ist der Grund für Leid und der
Gehorsam ist der Grund für Erfolg 127
Die erst-offenbarten Suren des Qur'ans 145
Die schmerzlichste Prüfung 147
Leidenschaftlich sündigen 148
Boshaftigkeit ist die Grundlage des Übels 149
Kategorien der Sünden 152
Die Gerechtigkeit ist die Grundlage erfolgreicher
Herrschaft 153
Die Unterdrückung ist eine Eigenschaft des Egos 154
Man soll die Geduld dazu aufbringen, gute Taten
zu verrichten und schlechte Thten zu unterlassen 170
Boshaftigkeit 174
Die Feigheit 179
Rechtschaffenheit kann nur durch Mut und
Großmut erreicht werden 182
Der Mut ist eine Stärke, die aus dem Herzen
kommt 186
Die Anerkennung Allahs ist eine Zierde und
Sein Tadel ist eine Schande 195
Menschliche Betrachtungsweisen hinsichtlich
des Mutes und der Güte 197
Die Furcht vor Unruhen als Entschuldigung
vorbringen 201
Hinsichtlich des Gebietens des Guten gibt es
zwei Arten von Menschen 204

Jeder ist auf das Gebieten und das Verbieten


angewiesen 205
Die Menschheit 206

Das Gebieten und Verbieten ist eine


Notwendigkeit für den Menschen 207
Herrscher ( Ulu'l-Amr) 210
Zwei Arten von Herrschern 21 1
Die guten Taten begründen sich auf der
Aufrichtigkeit und stehen im Einklang mit
dem Recht 212
Der Islam ist die Religion Allahs 217
Die Bedeutung des Begriffs Islam 218
Ihsan besteht aus den rechtschaffenen guten Taten 224
Iman - besteht aus Wort und Tat 226
Die Grundlage der Handlung 226
Die Bedeutung der Sunnah 227
Vorwort

Im Namen Allahs, Des Allerbarmers,


Des Barmherzigen

Alles Lob gebühre Allah. Wir preisen Ihn und hoffen auf
Seine Unterstützung. Wir bitten Ihn um Seine Vergebung
und suchen Zuflucht bei Ihm vor dem Übel, welches sich
in uns selbst befindet und vor dem Übel unserer Taten.
Der, den Allah auf den geraden Weg führe, wird niemals
von Ihm irregeführt, doch den, den Allah ablehnt, den
kann niemand auf den rechten Weg führen.

Ich bezeuge, dass niemand anbetungswürd ig ist außer


Allah, Der Einer ist und keine Partner neben Sich hat,
und ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und
Gesandter ist.

„0 ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allah in geziemender


Furcht und sterbt nicht anders denn als Muslime." (A'li-
Imran 3: 102)

12
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„0 ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch


erschaffen hat aus einem einzigen Wesen und aus ihm
erschuf Er seine Gattin, und aus den beiden ließ Er viele
Männer und Frauen entstehen. Und fürchtet Allah, in
Dessen Namen ihr einander bittet, sowie (im Namen
eurer) Blutsverwandtschaft. Wahrlich, Allah wacht über
euch." (An-Nisa 4: 1)

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13
0 ihr die ihr glaubt! Fürchtet Allah und sprecht
:ufrich:ige Worte auf dass Er eure Taten segensreich
fördere und euch eure Sünden vergebe. Und wer Allah
und Seinem Gesandten gehorcht, der hat gewiss einen
gewaltigen Gewinn erlangt." (Al-Ahzab 33:70-71)

Lichtsäulen auf dem Weg der Du'at

Ich habe den Entschluss gefasst, ein paar Seiten über


Sheikh-ul-Islam Ibn Taymiyyah und sein Buch „Das Gute
gebieten und das Schlechte verbieten" zu schreiben, doch
wie es scheint, ist es der Wille Allahs, dass aus einer
anfangs recht knappen Einleitung eine etwas
ausführlichere wurde, welche sich an die Du'at (Prediger)
und die Säulen des Lichts, die sich auf ihrem Weg
befinden, richten soll.

Ma'ruf und Munkar

Das Wort Ma'rnf wird im Qur' an 38 und das Wort


Munkar 16 Mal erwähnt.

Der Begriff Ma'rnf ist ein Wort, welches eine Handlung


beschreibt, die entweder durch den Verstand oder per
islamischen Rechts dafür bekannt ist, gut zu sein.

Munkar bezeichnet jede Handlung, die der Verstand als


schlecht einordnet oder aber Unschlüssigkeit darüber
!---

herrscht, sie als entweder gut oder schlecht zu bezeichnen.


In diesem Fall wird sie von der Shari'ah als schlecht
bewertet.

Es wurde gesagt, dass ma'rnf ein Begriff ist, der alles


umfasst, was bekannt dafür ist, als Handlung des
Gehorsams Allah gegenüber zu gelten und was dazu
dient, den Diener näher zu Ihm zu führen, sowie eine
Bezeichnung für den guten Umgang mit den Menschen.
Munkar hingegen ist das Gegenteil von alledem.

Es wurde auch gesagt, dass es ein Begriff ist, der jede


Handlung des Glaubens und der guten Werke
umschließt, welche Allah wohlgefallen.

Das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verbieten sind


zwei Verpflichtungen, die auf der Allgemeinheit lasten.

Ibn Taymiyyah sagte: ,,Dies ist eine Pflicht, welche die


gesamte Ummah(Gemeinschaft) angehalten ist zu
erfüllen. Es handelt sich hierbei um eine Verpflichtung,
welche die Ulama (die ane~kannten Gelehrten des Islam)
als „Pflicht der Allgemeinheit" bezeichnen - wenn ein Teil
der Gemeinschaft diese Pflicht erfüllt, ist der andere von
der Verpflichtung entbunden. Die gesamte Ummah ist
dazu aufgefordert, dieser Pflicht nachzukommen, aber
wenn eine Gruppe innerhalb der Gesellschaft für diese
Aufgabe die Verantwortung übernimmt, ist der Rest nicht
mehr länger dazu verpflichtet."

15
DAS GUTE

Manche mögen jetzt denken, sie seien folglich von der


Dawa entbunden, da die Gelehrten die Dawa zu einer
Pflicht der Allgemeinheit erklärt haben, doch die Dinge
entsprechen so nicht ihren Vorstellungen.

Bedingung dafür, dass die Pflicht der Allgemeinheit als


erfüllt und die Unterlassung als umgesetzt betrachtet
werden, ist, dass das Ziel der Aufforderung oder des
Befehls in die Tat umgesetzt wird.

Jeder Muslim i~t dazu aufgefordert, 111 Situationen, in


denen der Alim und der Unwissende gleichgestellt sind,
zum Ma'ruf aufzufordern und den Munkar zu untersagen.
Bei solchen Situationen handelt es sich beispielsweise um
Fälle von Unzucht, übler Nachrede, Verbreitung von
Lügengeschichten, Schwören bei etwas anderem als Allah
und Seinen Eigenschaften, Verlass auf andere oder anderes
als Dem Versorger, Zufügen von Schaden, Unterstützung
des Unterdrückers, Verlassen des Gebets, der Zakat, des
Fastens oder der Hajj und all jener Dinge die
allgemeinhin dafür bekannt sind, als falsch zu gelten. Den
Menschen muss ein derartiges Handeln verboten werden,
selbst wenn derjenige, der das Verbot oder die
Untersagung ausspricht, sich im Zweifel darüber befindet,
ob seinen Worten Gehör geschenkt wird oder nicht.

16
,,~-

Allah sagt:

,,So ermahne, wo die Ermahnung nützt!" (Al-A'la 87:9)

Sufyan Ath-Thauri wurde einmal gefragt: » ,,'Sollte ein


Mann einem anderen etwas untersagen, obwohl er weiß,
dass dieser die Anleitung nicht annimmt?' Er sagte: ,Ja,
denn die Untersagung findet in aller erster Linie dazu
statt, dem Befehl Allahs Folge zu leisten."' «

Kommentar zu dem Hadith bezüglich der

Änderung des Munkar

Abu Said Al-Khudri, möge Allah mit ihm barmherzig


sein, berichtete, dass der Gesandte Allahs ~. sagte: » ,,Ich
""
hörte den Gesandten Allahs ,~ sagen: ,Wer von euch
w
etwas Verabscheuendes sieht, soll es mit seiner Hand
verändern, und wenn er dies nicht vermag, soll er es mit
seiner Zunge verändern, und wenn er (selbst) das nicht
vermag, dann mit seinem Herzen, und dies ist das
1
Mindeste an Glauben. "' «

1
überliefert bei Muslim.

17
Dieser Hadith wurde auch in einer anderen Form unter
Berufung auf Abdullah Ibn Mas'ud überliefert, in welcher
es heißt, dass der Gesandte Allahs d,
,,., gesagt hat: » ,,Alle
Propheten, die vor mir von Allah gesandt wurden, hatten
Vertraute und Geführten, die ihrem Vorbild folgten und
ihren Anweisungen gehorchten. Nach ihnen kamen
Leute, die nicht taten, was sie sagten, und machten, wozu
sie nicht aufgefordert waren. Derjenige, der Jihad gegen
diese mit seinen Händen unternimmt, ist ein Gläubiger;
derjenige, der Jihad gegen sie mit seinem Herzen
unternimmt, ist ein Gläubiger; und derjenige, der Jihad
gegen sie mit seiner Zunge unternimmt, ist ein Gläubiger.
Außer diesem existiert kein Körnchen Glauben. "2 «

Unter Berufung auf Ali Ibn Abi Talib, möge Allah mit
ihm zufrieden sein, sagte dieser: » ,,'Ich hörte den
Gesandten Allahs {~ sagen: ,Nach mir werden viele
Unruhen auftreten. In diesen Zeiten wird es einem
Gläubigen nicht möglich sein, etwas (Munkar) mit seiner
Hand oder seiner Zunge zu verändern.' Ich sagte: ,Oh
Gesandter Allahs, was sollen sie dann tun?' Er sagte: ,Sie
sollen es mit ihren Herzen ablehnen.' Ich sagte: ,Oh
Gesandter Allahs, wird sie das zu geringeren Gläubigen
machen?' Er ~ sagte: ,Nein. Nur in dem Maß, wie ein
paar Tropfen Auswirkungen auf ein Becken mit klarem
Wasser haben."' «

2
Überlicfcrr bei Muslim.

1B
Diese und andere Ab,idith tragen alle eine iihnliche
Botschaft, nämlich, dass die Pflicht zum Verbieten und
der Änderung des Munkar mit der eigenen Kapazität in
diesem Unterfangen zu tun hat, während jedoch die
Ablehnung im Herzen ein Muss für alle Muslime ist,
ungeachtet der eigenen Eihigkeiten. Denn ein Herz,
welches den Munkar nicht ablehnt, ist ein Herz, welches
allen Glauben verloren hat.

Ali Ibn Abi Talib, möge Allah mit ihm zufrieden sein,
sagte: » ,,Die erste Form des Jihad, welche ihr unfähig sein
werdet zu unternehmen, ist der der Hand, dann der Jibad
der Zunge und dann der Jihad mit euren Herzen. Der,
dessen Herz weder den Ma'rnf kennt noch den Munkar
ablehnt, ist im Besitz eines Herzens, welches umgedreht
wurde."«

Ibn Mas'ud, möge Allah mit ihm zufrieden sein, hörte


einmal einen Mann sagen: » ,,Der, der nicht das Gute
gebietet und nicht das Schlechte verbietet, ist dazu
verdammt zu vergehen.' (Woraufhin) Ibn Mas'ud sagte:
,Derjenige geht unter, dessen Herz weder das Gute noch
das Schlechte erkennt."' « Dies weist daraufhin, dass die
Unterscheidung zwischen Gut und Böse eine Pflicht für
jeden Muslim ist und derjenige, der sie nicht erkennt,
verdammt ist. Wohingegen das Bekunden der Ablehnung
und die Änderung mit der Hand oder der Zunge nur eine
bindende Verpflichtung für die Muslime darstellt, die
dazu in der Lage sind.

19
Ibn Mas'ud, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte:
» ,,Diejenigen unter euch, die nach mir weiterleben
werden, werden fast an einen Punkt gelangen, an dem
das, was sie imstande sein werden, an Ablehnung
gegenüber dem Schlechten zu zeigen, Allah (einzig) in
ihren Herzen sehen kann." «

Der Prophet ~ sagte: » ,,Wenn eine Sünde auf dieser


Erde begangen wird, gleicht derjenige, der sie miterlebt
und abgelehnt hat einem, der sie nicht miterlebte.
Während der, der sie nicht miterlebte, aber sich mit ihr
einverstanden erklärt hat, demjenigen gleicht, der sie
miterlebte. "3 «

Demzufolge gleicht derjenige, der beim Begehen einer


Sünde dabei ist und sie mit seinem Herzen ablehnt, doch
nicht dazu in der Lage war, seine Ablehnung durch seine
Hände oder Zunge zum Ausdruck zu bringen, einer
Person, welche bei ihrem Begehen gar nicht erst dabei
war. Während der jedoch, der nicht anwesend war, doch
sich mit ihr einverstanden erklärte, einer Person
gleichkommt, die sie miterlebte und in der Lage dazu war,
sie mit ihren Händen oder ihrer Zunge zu ändern, dies
jedoch nicht getan hat.

Jüberliefert bei Abu Dawud.

20

,. "
\_ ..
Das Akzeptieren von Sünden ist der schrecklichste
VerstoG aller Verbote und steht in direktem Widerspruch
zu der Ablehnung des Herzens.

Die Ablehni+ng mit den Händen oder mit der Zunge ist
mit der Fähigkeit verbunden, dieses zu tun - so wie oben
erwähnt. Abu Bakr as-Siddiq, möge Allah mit ihm
zufrieden sein, berichtete, dass der Prophet ~ sagte: » ,,Es
gibt kein Volk in dessen Mitte Sünden begangen werden,
während es im Rahmen seiner Kräfte ist, diese zu
verhindern, auGer, dass Allah kurz davor steht, sie mit
Seiner gesamten Strafe zu überkommen. " 4 «

Abu Sa'id, möge Allah mit ihm zufrieden sein, berichtete,


dass der Gesandte Allahs W- in einer Rede sagte: »
,,'Wahrlich, die Furcht vor den Menschen sollte einen
nicht davon abhalten, das über die Wahrheit zu
verkünden worüber er weiss.' Als er dies hörte, begann
Abu Sa'id zu weinen und sagte: ,Bei Allah, wir haben
Dinge gesehen (zu denen wir die Wahrheit hätten
sprechen müssen), doch die Angst (vor den Menschen)
machte uns stumm. "' 5 «

Imam Ahmad überlieferte den gleichen Hadith mit dem


Zusatz: » ,,Weder verkürzt das Sprechen der Wahrheit das

1
bei Abu Dawud.
' Überliefert
5
Übcrliefert bei Tirmidhi und Ibn Majah.

21
DAS GUTE

Leben, noch mindern sich die Einkünfte wegen der


Ermahnung eines mächtigen Mannes. "6 «

Die Aussage des Gesandten Allahs ',q,;$ darüber, dass die


Ablehnung des Herzens allein „die unterste Stufe des
Iman" darstellt, ist ein Hinweis darauf, dass das Gute
gebieten und das Schlechte verbieten zu den
Angelegenheiten des Glaubens gehören.

Aus seiner ~ Aussage, dass jeder, ,,der etwas Verwerfliches


sieht", kann gleichsam erkannt werden, dass die
Ablehnung vom Erkennen, bzw. Sehen abhängig ist.
Wenn sich das Verwerfliche im Verborgenen vor dem
Auge des Betrachters befindet und der Gläubige lediglich
auf indirektem Weg von ihm erfahren hat, ist er nicht
dazu angehalten, sich darum zu kümmern oder sich auf
die Suche danach zu begeben, auch wenn er die Existenz
des Verwerflichen vermutet.

6
Übcrliefcrt bei Imam Ahmad.

22

--- '"\.
Gründe für das Gute gebieten und das

Schlechte verbieten

Gründe hierfür sind:

Das Streben nach Allahs Wohlgefallen


Die Furcht vor der Strafe für die
Unterlassung dieser Pflicht
Das Empfinden von Wut beim Anblick
der Überschreitung der Grenzen, welche Allah
aufgestellt hat
Das Erhoffen auf Gutes für die
Gläubigen, das Mitgefühl und die
Barmherzigkeit mit ihnen, aus der Hoffnung
heraus, sie vor der Strafe Allahs und Seinem Zorn
im Diesseits und Jenseits retten zu können,
wegen der Verfehlungen, die sie begangen haben.
Allah zu verherrlichen, Ihn zu erhöhen
und aus Liebe zu Ihm, Ihm Gehorsam zollen,
denn es ziemt sich nicht, sich Ihm jemals zu
widersetzen. Seiner gedenkt man permanent und
vergisst Ihn nie. Leben und Besitz werden dazu
eingesetzt, um Seine Grenzen vor
Überschreitungen zu bewahren. Einige unserer
Vorfahren pflegten zu sagen: ,,Ich wünschte, dass
die gesamte Schöpfung Allah gehorchen würde,
selbst wenn dazu mein Körper auseinander
gerissen werden müsste."

23
-- ;,-- '

Abdul Malik Ibn Omar Ibn Abdulaziz pflegte zu seinem


Vater zu sagen: » ,,Ich wünschte, wir würden in einem
siedenden Kochtopf gekocht werden, sollte dies Allah
zufriedenstellen." «

Güte im Ausdruck der Ablehnung

Diejenigen, die im Bereich der Dawa tätig sind, sollten


auf gütige und leicht verständliche Weise mit ihren
Zuhörern sprechen, um größtmöglichen Effekt zu
erzielen.

Sufyan Ath-Thauri sagte: » ,,Nur eine Person mit den


folgenden drei Eigenschaften sollte das Gute gebieten und
das Schlechte verbieten: Güte, Gerechtigkeit und
Wissen."«

Der herrliche Qur'an hat umfassende Anordnungen


darüber erlassen, die sich an jene richten, die im Bereich
der Dawa engagiert sind. Diese verweisen auf die beste
Art und Weise, und idealste Methode. Leisten sie diesen
Anordnungen Folge, begeben sie sich auf den Weg zu
großem Erfolg, da sie das, was Allah ihnen auferlegt hat,
erfüllen und hierbei an dem Vertrag, zu dem Allah sich
verpflichtet hat, festhalten.

Es folgen zehn Verse, die eben solche Anweisungen


beschreiben, jene Befehle, welche wir den Du'at als

.~=.1/
'5/! \_
0 AS GU T E GE B I E T ~%BfflltfiüM::)
teil:
leuchtende Wegweiser präsentieren möchten, auf dass sie
sie in ihrer wichtigen Mission leiten mögen.

Der erste Vers

„Wollt ihr den Menschen Aufrichtigkeit gebieten und


euch selbst vergessen, wo ihr doch das Buch lest! Habt ihr
denn keinen Verstand?" (Al-Baqara 2:44)

Dieser Vers besagt, dass der Da'iyah7 , dessen Benehmen


nicht im Einklang mit seinen Worten steht, und dessen
Wirklichkeit nicht mit seiner Argumentation
übereinstimmt, mehr Schaden als Nutzen verursache. Ein
solcher Da'iyah kann sogar der Grund dafür sein, dass
sich schlechte Taten und Überschreitungen weit
verbreiten. Unter den Menschen sollte ihre eigentliche
Aufgabe das Predigen sein; ihre Zuhörer werden sagen:
„Wenn dieser Da'iyah nicht tief in seinem Herzen gewusst
hätte, dass seine Ratschläge, seine Zurechtweisungen und
seine Warnungen keine wirkliche Bedeutung haben, so
wäre er nicht imstande dazu gewesen, diese Sünden und

7
Prediger, Rufer, Einladende (Anm.Übersetzer).
--- - ~/,...,

verbotenen Handlungen auszuführen, welchen er sich


jetzt hingegeben hat."

Ibn ul-Qayyim sagte: » ,,Die Ulama, welche sich dem


schlechte Umgang und Verhalten hingegeben haben,
saßen an den Toren des Paradieses und luden die
Menschen dazu mit ihren Worten ein, doch mit ihren
Taten riefen sie sie zum Feuer der Hölle. Immer wenn
ihre Münder zu den Menschen sprachen, ,kommt, tretet
ein,' sagten ihre Taten, ,Hört nicht auf diese Worte'.
Wenn das, wozu sie die Menschen aufforderten, die
Wahrheit gewesen wäre, so wären sie die ersten, die
diesem Ruf gefolgt wären. Sie sind lediglich dem Schein
nach „Führer" (und Lotsen), denn in Wahrheit sind sie
Banditen." <<

26
Die Strafe eines Alim (eines Gelehrten) wird

vervielfacht

Wenn ein Mann des Wissens Allah missachtet, ist seine


Strafe um ein Vielfaches größer, als die einer anderen
Person, welche eine ähnlich sündhafte Handlung
begangen hat. Er überschritt. die Grenzen, trotz seines
Wissens. Allah, Der Erhabene, sagt:

„Sprich: ,Sind solche, die wissen, denen gleich, die nicht


wissen?"' (Az-Zumar 39:9)

Ein Mann des Wissens hat auch die Funktion eines


Vorbildes für andere. Stolpert er oder gibt er sich seinen
Fehltritten hin, ist er zeitgleich Ursache dafür, dass es
andere ihm gleichtun. In diesem Sinne wurde gesagt:

» ,,Ein Ausrutscher des Alims, bedeutet das Ausrutschen


der Welt!"«

[... l

27
D As

-
G u T E G E B I E TE N & .-m,&11@:N

Abu Ad-Darda, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte:


» ,,Die Strafe für den Unachtsamen (wird) einmal

bemessen und die Strafe des Mannes des Wissens


siebenfach!" «

Ali Ibn Abi Talib, möge Allah mit ihm zufrieden sein,
sagte: » ,,Zwei Arten der Menschen brechen meinen
Rücken: ein sündiger Alim und ein unachtsamer Asket.
Der Unachtsame verführt die Leute durch seme
Enthaltsamkeit und der Alim durch seine Sünden." «

Ein weiser Mann sagte einmal: » ,,Die Abgeirrtesten unter


den Menschen sind ein ignoranter Asket und ein
überschreitender Alim. Der erste lädt die Menschen
durch seine Enthaltsamkeit zu seiner Ignoranz ein und
der Zweite hält die Menschen vom Wissen durch seine
Überschreitungen ab." «

Usamah Bin Zayd, möge Allah mit ihm zufrieden sein,


sagte: » ,,Ich hörte den Gesandten Allahs ~ sagen: ,Am
Tage des Gerichts wird ein Mann gebracht und in die
Hölle geworfen werden, und seine Eingeweide werden
dort aus seinem Bauch herausbrechen, und er wird sie
festhalten und taumelnd im Kreise gehen wie ein Esel in
der Mühle. Die Bewohner der Hölle werden zu ihm
kommen und sagen: 'Oh Soundso! Was ist das? Hast du
nicht den Leuten geboten, Gutes zu tun und Übles zu
meiden?' Und er wird sagen: 'So ist es. Ich schloss mich
anderen an und rief sie dazu auf, Gutes zu tun, aber ich

28
selbst tat es nicht, und ich verbot ihnen, Übles (Munkar)
zu tun, aber selbst tat ich es. '" 8 «

Al-Qurtubi sagte kommentierend zu diesem Hadith: »


,,Dieser sahih Hadith deutet auf die Strafe desjenigen hin,
der Kenntnisse über Ma 'ruf und Munkar besitzt und hebt
die Verpflichtung der Erfüllung hinsichtlich beider
hervor. Die Strafe fällt gewaltiger aus als bei einem, der
über keinerlei Kenntnisse verfügt. Dem ist so, da ihn das,
was Allah für unantastbar erklärt hat, nicht kümmert und
er nachlässig mit den Gesetzen Allahs umgeht. Er hat
keinen Nutzen aus seinem Wissen gezogen."«

Der Gesandte Allahs !fj: sagte: » ,,Von allen Menschen


wird der Alim am Tag des Gerichts die heftigste Strafe
erfahren, denn er konnte keinen Nutzen aus seinem
eigenen Wissen ziehen. "9 «

Vers 44 der Surah Al-Baqara und andere ähnlichen


Inhalts, haben in zahlreichen Gelehrten unserer edlen
Vorfahren große Beklommenheit hervorgerufen, bei dem
Gedanken daran, zu viel zu predigen.

8
Überliefert bei Muslim, Siehe hierzu Riyad us-Salihin, Gärten
der Tugendhaften, Kapitel 24, S.92, Nr. 198.

9
überliefert bei Ibn Majah.

29
Ibrahim An-Nakha'i sagte: » ,,Mir missfallt es,
moralpredigende Geschichten zu halten, auf Grund dreier
Qur'an Verse:

„Wollt ihr den Menschen Aufrichtigkeit gebieten und


euch selbst vergessen, wo ihr doch das Buch lest! Habt ihr
denn keinen Verstand?" (Al-Baqara 2:44)

,,0 ihr, die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut?"
(As-Saff 61:2)

30

( \ __ _
Sowie die Aussage Allahs bezüglich des Propheten
Shu'aybs:

,,[ ... ]Und ich will gegen euch nicht so handeln, wie ich es
euch zu unterlassen bitte. Ich will nur Besserung, soweit
ich (es erreichen) kann. Es ist keine Macht in mir als
durch Allah. Auf Ihn vertraue ich und an Ihn wende ich
mich." (Hud 11: 88)

Unsere rechtschaffenen Vorfahren haben verstanden, dass


das Predigen durch das Handeln mehr Wirkung erzielt,
als das Predigen mit Worten allein. Sie pflegten zu sagen:
» ,,Die Tat eines einzigen Mannes hat einen größeren
Einfluss auf tausend Männer, als die Worte tausender
Männer auf einen einzigen Mann." «

31
Wer von uns praktiziert das, was er predigt?

Da gibt es eine Frage, welche sich dem Da'iyah ständig


und immerzu aufdrängt, wenn er sich in tiefen Gedanken
diesen Versen sowie den Verhaltensweisen der
rechtschaffenen Vorfahren gegenübersieht, nämlich, ob
dies bedeutet, dass ein Da'iyah solange vom Aufruf zum
Guten und vom Verbieten des Schlechten ablassen sollte,
bis er sein eigenes Verhalten in dieser Hinsicht
perfektioniert und seinen Charakter gereinigt hat?

Eine große Anzahl von Gelehrten und Imamen haben


sich mit dieser Frage auseinandergesetzt.

Sa'id Ibn Jubair berichtete, dass Imam Malik, unter


Berufung auf Rabi'a Bin Abi Abdurrahman, überlieferte: »
„Wenn es bedeutet, dass man nicht eher zum Guten
aufrufen und das Schlechte verbieten darf, bis man sich
von allen Unreinheiten gesäubert hat, so hätte niemand
zum Guten aufgerufen und das Schlechte verboten ... " «
Imam Malik fügte hinzu: » ,,Welche Person weist denn
keine Unzulänglichkeiten auf?" « für die Konsumenten

Al-Hassan sagte zu Mutarraf Ibn Abdullah: » ,, Unterweise


deine Freunde." Mutarraf erwiderte: ,,Aber ich fürchte,
dass ich etwas predige, das ich selber nicht umsetze."
Daraufhin sagte Al-Hassan: ,,Möge Allah mit dir
barmherzig sein! Wer von uns erfüllt all das, was er
predigt? Der Shaytan wünscht sich, dass sich deine
Einstellung (unter allen Muslimen) verbreitet und

32
vorherrscht, sodass niemand mehr das Gute gebietet und
das Schlechte verbietet!" «

Al-Qurtubi sagte: » ,,Die scharfsinnigsten unter den


Gelehrten sagten aus, dass die Sündenfreiheit keine
Voraussetzung für das Verbieten des Schlechten ist. Die
Sündhaften sollten einander die Sünde verbieten. Einige
Gelehrte sagten, dass es für die Konsumenten von
Berauschendem verpflichtend ist, einander dieses zu
untersagen." «

Der zweite Vers

„Diejenigen, die verbergen, was Wir von den klaren


Beweisen und der Rechtleitung herabsandten, nachdem

33
DAS GUTE GEBIET~'~(!
,aa
Wir es den Menschen im Buch erklärt hatten, diese
verflucht Allah, und diese verfluchen auch die
Fluchenden auger denjenigen, die sich reuevoll
zuwenden, sich bessern und klarstellen. Denen wende Ich
Meine Gnade wieder zu; denn Ich bin der gnädig Sich-
wieder-Zuwendende, der Barmherzige." (Al-Baqara
2:159-160)

Verflucht von Allah zu sein bedeutet, vom Guten


abgehalten zu werden. Von der Schöpfung Allahs
verflucht zu sein bedeutet, dass die Menschen darum
beten, dass der Verfluchte Leid erfahren und vernichtet
werden soll. Zudem kann es bedeuten, dass sich die
Menschen gegen ihn wenden und ihm in Feindseligkeit
und Ablehnung gegenüberstehen.

Was diejenigen anbelangt, die Allah als ,,[ ... ]diese


verfluchen auch die Fluchenden", bezeichnet, so klärt uns
der folgende Vers über sie auf:

„Wahrlich, diejenigen, die ungläubig sind und in ihrem


Unglauben sterben, auf denen lastet der Fluch Allahs und
der Engel und der Menschen insgesamt." (Al-Baqara
2: 161)
34
Dieser Vers macht deutlich, dass das Verbergen der klaren
Zeichen eine große Sünde bei Allah ist, denn Allah hat
den Fluch auf diejenigen, die demgemäß handeln, zur
Pflicht gemacht.

Alles, was mit dem Glauben verbunden ist und von den
Gläubigen benötigt wird in ihrem Unterfangen, sich von
all jenem zu entledigen, was Allah angeordnet hat, darf
nicht im Verborgenen gehalten werden. Derjenige der es
verbirgt, begeht eine schwerwiegende Sünde.

Allahs Aussage ... :

,,[ ... ]auger denjenigen, die sich reuevoll zuwenden, sich


bessern und klarstellen [... ] "

... macht deutlich, dass es um zu bereuen nicht ausreicht


einfach zu sagen: ,,Ich bereue". Ein reuevoller Mensch ist
dazu angehalten, eine Änderung in dem Zustand indem
er sich noch zuvor befunden hat, herbeizuführen,
welchem er die Reue erklärt hat. Ist er vom Glauben
abgefallen, muss er seine Rückkehr zum Islam vornehmen
und sich in der Befolgung und Einhaltung der Shari'ah
abmühen und unter Beweis stellen. Handelt es sich um
emen Sünder, muss er nun sein gutes Betragen
priisentieren und die Gesellschaft der lasterhaften
vermeiden.

35
Allahs Aussage ... :

,, [ ... J sich bessern und klarstellen [... ]"

... dass jene bekunden und erklären, dass sie die Wahrheit
kennen, welche sie noch zuvor verborgen gehalten haben.

Die Wahrheit zu verbergen heißt, von der Bezeugung


oder Bekundung von etwas zurückzuhalten, von dem
man weiß, dass dessen Erklärung eine Pflicht ist. Denn
wenn die Verpflichtung zu etwas fehlt, wird der Umstand
nicht mehr als „etwas verbergen" angesehen. Da die
klaren und eindeutigen Zeichen und Rechtleitungen,
welche Allah hinabgesandt hat, lebensnotwendig für den
Glauben sind, gelten jene, die hierüber Kenntnis besitzen,
sie jedoch nicht offenlegen, schlicht als Leute, die die
Wahrheit verbergen.

Unterweisungen im Glauben für Gegenleistungen

Dieser Vers wurde als Beweis dazu herangezogen, dass das


Verlangen von Gehalt für Lehrtätigkeiten hinsichtlich der
Glaubenslehren unzulässig ist. Dem ist so, da der Vers
darauf hindeutet, dass das Unterrichten (ohnehin) eine
Pflicht ist und der Empfang von Geld als Gegenleistung,
dieweil als Zahlung für etwas das ein Gebot ist, betrachtet
wird, was aber nicht erlaubt ist.

36
0 AS GUTE GE ~:N$!lffii'l'l

Dies wird ebenfalls durch den Vers verdeutlicht:

„Diejenigen, die verbergen, was Allah von dem Buch


herabgesandt hat, und es um einen geringen Preis
verkaufen [... ]" (AI-Baqara 2: 174)

Hieraus wird ersichtlich, dass das Kundtun oder das


Verbergen für eine Gegenleistung verboten ist.

Allahs Vers, ,, ... um einen geringen Preis verkaufen",


untersagt den Empfang von Zahlungen jedweder Art
ungeachtet der Umstände für das Unterrichten.

Es ist verboten, religiöses Wissen zurückzuhalten

Der oben angeführte Vers zeigt zudem, dass alles


hinsichtlich des Glaubens und was vom Gläubigen dazu
benötigt wird, um sich von dem zu entledigen, was Allah
einem aufgetragen hat zu beseitigen, von niemandem
verborgen werden darf. Derjenige, der es verbirgt, begeht
eine schwerwiegende Sünde. Hierzu findet sich im
folgenden Vers eine Parallele.

37
„Und als Allah den Bund mit denen schloss, welchen die
Schrift gegeben wurde, (und sprach:) ,Wahrlich, tut sie
den Menschen kund und verbergt sie nicht' [... ]" (A'li-
Imran 3:187)

In diesem Zusammenhang kann ebenfalls aus


nachstehender Aussage Allahs die Notwendigkeit
abgeleitet werden, Wissen für andere zugänglich zu
machen.

i-y.::?-.)
J .,.,, .,.,,
;

l~I!

,,Die Gläubigen dürfen nicht alle auf einmal ausziehen.


Warum rückt dann nicht aus jeder Gruppe nur eine

38
o As o ur E GE s r Er E N & p:s$1,t19Mit-l
~
Abteilung aus, auf dass sie (die Zurückbleibenden) in
Glaubensfragen wohl bewandert würden? Und nach ihrer
Rückkehr könnten sie (die Zurückbleibenden) ihre
(ausgezogenen) Leute belehren, damit sie sich in acht
nähmen." (At-Taubah 9:122)

Der Gesandte Allahs ~" sagte: » ,,Demjenigen, der etwas


von seinem Wissen verbirgt, wird am Tag der
Wiederauferstehung ein Gürtel aus Feuer umgeschnallt."«

Abu Hurayrah berichtete einmal: » ,,Die Leute sagen:


,Abu Hurayrah hat so viele der Aussagen des Gesandten
Allahs überliefert.' Wenn es nicht wegen zwei Qur'an
Versen gewesen wäre: ,Diejenigen, die verbergen, was Wir
von den klaren Beweisen und der Rechtleiwng
herabsandten [.. .]' und , Und als Allah den Bund mit
denen schloss, welchen die Schrift gegeben wurde, (und
spmch:) , W.1hrlich, tut sie den Menschen kund und
verbergt sie nicl1t', dann hätte ich keinen einzigen Hadith
überliefert." ' 0 «

10
Überliefert bei AI-Bukhari und im Sahih Muslim.

39
Wann ist die Übermittlung von Wissen eine
individuelle Verpflichtung

Dies ist eine Frage mit der sich unsere Gelehrten


auseinandergesetzt haben und worüber sie, laut Ibn Arabi
in seinem Buch „Ahkam Al-Qur'an", wie folgt
übereingekommen sind: » ,,Wenn der Gelehrte die
bewusste Entscheidung dazu fasst, sein Wissen zu
verbergen, dann ist seine Halcung als sündhaft und falsch
anzusehen. Findet das Verbergen nicht mit Absicht statt,
ist ihm die Verbreitung seines Wissens an andere keine
Pflicht, vorausgesetzt er weiß, dass es andere Gelehrte
gibt, welche dies tun (dieser Aufgabe nachkommen)."«

Uthman Ibn Affan, möge Allahs Wohlgefallen auf ihm


sein, sagte:» ,,Soll ich euch etwas mitteilen, von dem ich
euch niemals mitgeteilc hätte, wenn eine Äya nicht
offenbart worden wäre? [... ]. ,Diejenigen, die verbergen,
was Wir von den klaren Beweisen und der Rechtleinwg
herabsandten'." 11 «

Abu Bakr as-Sidiq und Omar Ibn al-Khattab, möge Allah


mit ihnen beiden zufrieden sein, überlieferten nicht alle
Ahadith, die sie vom Gesandten Allahs 4f- gehört hatten.
Sie pflegten nur dann etwas zu berichten, wenn ein
Grund dazu vorlag. Az-Zubayr, möge Allah zufrieclen mit

11
Siehe hierzu Auszüge aus dem Sahih Al-Buharyy, erschienen
bei Islamische Bibliothek, S. 55, Nr. 160.
ihm sein, gehört zu den Gefährten des Gesandten Allahs
~i, welcher die geringste Anzahl von Ahadith überlieferte,
da er befürchtete, in der Übermittlung Fehler zu begehen.
Die Gefährten waren der Ansicht, dass sie alle das gleiche
Wissen über die Lehren des Propheten iJji erhalten hatten
- sollte einer von ihnen einen bestimmten Aspekt dieses
Wissens nicht weitergegeben haben, so tat dies ein
anderer Gefährte.

Wenn nun gesagt wird, dass das Verbreiten des Wissens so


eine herausragende Tat und zugleich eine Pflicht ist, wie
kann es dann sein, dass so große Männer wie Abu Bakr,
Omar und Az-Zubayr diesbezüglich scheinbar nachlässig
gewesen zu sein schienen? Die Antwort liegt darin, dass
eine Person nur dazu verpflichtet ist, ihr Wissen
offenzulegen, wenn sie dazu befragt wird. Diese Ansicht
wird von obigem Vers und Hadith unterstützt. Jemand,
der ungefragt sein Wissen offen kundzutun hat, tut dies
nur in Bezug auf die Überlieferung und Verbreitung des
Qur'ans, was verpflichtend ist.

Sahnun sagte, dass der Hadith, ,,demjenigen, der etwas


vom Wissen verbirgt, welches er besitzt, wird am Tag der
Wiederauferstehung ein Gürtel aus Feuer umgeschnallt,"
sich nur auf die Bestätigung bezieht.
Ich glaube, dass die richtige Ansicht lautet, dass, wenn es
jemand anderen gibt, der das Wissen verbreitet, die
Übermittlung des Qur'ans zur einzigen Pflicht wird, die
es weiterzugeben gilt. Während jedoch es sich in dem Fall,

~I
dass eine konkrete Person dazu auserwählt wird, um von
ihr das Wissen zu erlernen, sie dazu verpflichtet ist, dieses
auch zu verkünden.

Der Gesandte Allahs tfij sagte über die Vorzüglichkeit der


Weiterverbreitung des Wissens: » ,,Allah segnet
denjenigen, der meine Aussage hört, sie lernt und sie so
weitergibt, wie er sie gehört hat." «

Der dritte Vers

oJ;tj Jtf ~ )3j


ftT JJ 0~~
~ ~jij µ, ~ 0~:;j ~J;i~
rc

„ Und aus euch soll eine Gemeinde werden, die zum


Guten einlädt und das gebietet, was Rechtens ist, und das
Unrecht verbietet; und diese sind die Erfolgreichen."
(A'li-Imran 3: 104)
Die Bedeutung des Wortes (aus oder von ... )

Die Gelehrten, welche Kommentare und Erklärungen


zum Qur'an verfasst haben, sind verschiedener Meinung
bezüglich dieses Wortes (aus) in diesem Vers. Die erste
(Meinung) besagt, dass es sich hierbei nicht um eine
bestimmte Gruppe handelt, sondern um den Hinweis auf
die Beschreibung einer Art und Eigenschaft. Diejenigen,
die dieser Ansicht sind, fundieren diese auf zwei
zugrundeliegendc;n Annahmen:

(a) Allah, Der Erhabene, hat das Gute zu


gebieten und das Schlechte zu verbieten zu einer
Pflicht für die Allgemeinheit der muslimischen
Ummah gemacht. Im Qur'an heißt es hierzu:

„Ihr seid die beste Gemeinde, die für die


Menschen entstand. Ihr gebietet das, was
Rechtens ist, und ihr verbietet das Unrecht [... ]"
(A'li-Imran 3: 110)

(b) Demzufolge ist jede einzelne Person dazu


verpflichtet, das Gute zu gebieten und das

43
Schlechte zu verbieten, sei es mit seiner Hand,
seiner Zunge oder seinem Herzen.

Sie merkten zudem an, dass angenommen dies sei die


richtige Meinung, der Vers bedeuten würde: ,,Seid eine
Nation (Gemeinschaft), die zur Tugendhaftigkeit aufruft,
das Gute gebietet und das Schlechte verbietet." Die
Gelehrten erachteten das besagte „aus/von" in diesem
Vers mit dem „aus/von" des folgenden Verses gleich:

„Meidet darum den Gräuel der Götzen [... ]." (Al-Hajj


22:30)

Das hier verwendete Wort „der" entstammt dem


arabischen Begriff für „aus/von". In diesem Sinne ist der
Satz wie folgt zu verstehen: Meidet darum das Gräuel,
welches aus/von den Götzen hervorgehe.

Weiterhin sagten sie, dass, obwohl es sich hierbei um eine


allgemeine Pflicht für die gesamte Gemeinschaft handelt,
diese aber von der Verpflichtung entbunden ist, sofern
sich Leute um diese Aufgabe kümmern.

Ihrer Ansicht nach sind auch die nachstehenden Verse


dementsprechend zu verstehen.
o AS G u TE

-
GEBIETEN & p:affl#W1

,,Zieht aus, leicht und schwer[ ... ]" (At-Taubah 9:41)


Und:

„Wenn ihr nicht auszieht, wird Er euch mit schmerzlicher


Strafe bestrafen[ ... ]." (At-Taubah 9:39)

Der Befehl in diesen sowie auch in anderen Versen ist ein


an die Allgemeinheit gerichteter. Doch wenn sich Teile
der Gemeinschaft um dessen Erfüllung kümmern, ist der
restliche Teil der Nation von der Verpflichtung
entbunden.

Die zweite Meinung besagt, dass sich das „aus/von" auf


eine bestimmte Gruppe bezieht. Doch genau wie in der
Annahme der ersten Meinung, sind die Vertreter
bezüglich der Grundlage ihrer Ansicht in zwei Lager
aufgeteilt.

(a) Das Wort „aus/von" in diesem


Zusammenhang deutet darauf hin, dass es in der
Gemeinschaft Menschen gibt, die der Aufgabe
der Dawah und dem Gebieten des Guten und
des Verbietens des Schlechten nicht nachkommen
können, wie beispielsweise Frauen, Kranke, Alte
und Behinderte.

(b) Die Umsetzung bezieht sich demnach auf die


Gelehrten. Der Vers verweist auf drei
Aufgabenbereiche:

Die Dawah (der Ruf) zur Tugend, das Gute zu


gebieten und das Schlechte zu verbieten. Es ist
erwiesen, dass die Dawah ein Wissen über die
Tugendhaftigkeit, sowie über das Wesen des
Guten und das des Schlechten voraussetzt. Ein
Nichtvorhande nsein dieses Wissens bei einer
Person in diesem Bereich kann dazu führen, dass
Menschen anstatt zur Wahrheit zur Falschheit
aufgerufen und zum Schlechten aufgefordert
werden und somit das Gute verboten wird. Es
kann vorkommen, dass solch eine Person Härte
walten lässt, obwohl an dieser Stelle Güte eher
angebracht wäre, oder im umgekehrten Fall
freundlich ist, wenn mehr Entschlossenheit
erforderlich gewesen wäre. [... ] Demzufolge
bezieht sich die Aufforderung zur Umsetzung an
die Gruppe der Gelehrten.
Dies steht in Übereinstimmung zu der Aussage
Allahs:

• J ,,, ,,,
1-y.::?-.),, l~I; 1:J.),,,l;j"'
J
... ~

„Die Gläubigen dürfen nicht alle auf einmal


ausziehen. Warum rückt dann nicht aus jeder
Gruppe nur eine Abteilung aus, auf dass sie (die
Zurückbleibenden) in Glaubensfragen wohl
bewandert würden? Und nach ihrer Rückkehr
könnten sie (die Zurückbleibenden) ihre
(ausgezogenen) Leute belehren, damit sie sich in
acht nähmen."(At-Taubah 9: 122)

Ein weiteres Argument: der Konsens der


Gelehrten besteht darin, dass es sich hierbei um
eine Verpflichtung der Allgemeinheit handelt.
Wenn diese von einem Teil der Gemeinschaft
erfüllt wird, ist der Rest von der Umsetzung
entbunden. In diesem Zusammenhang bedeutet
der Vers, ,,Lasst einige von euch sich dieser
Aufgabe widmen", dass hier nur die
Verpflichtung für einen Teil der Gemeinschaft
besteht und nicht für alle deren Mitglieder.

Das Gebieten und Verbieten sind Pflichten

Der zum Gegenstand dieser Abhandlung stehende Vers


deutet darauf hin, dass das Gebieten des Guten und das
Verbieten des Schlechten auf mehr als nur auf eine Art
geschehen kann.

l. Die Aussage Allahs, ,, Und aus euch soll [... ]",


ist ein Befehl, dessen Umsetzung eine Pflicht ist.

2. Es bekräftigt die Tatsache, dass die Grundlage


des Erfolges im Gebieten des Guten und
Verbieten des Schlechten liegt. Dies wird zum
Ende des Verses bestätigt, welcher all jene
umfasst, die an der Umsetzung des Befehls
mitgewirkt haben:

,,[ ... ]und diese sind die Erfolgreichen."

3. Während Erfolg für diejenigen bestimmt ist,


die den Befehl umsetzen, trifft andere Schuld und
Tadel, . da sie, obwohl sie die Fähigkeiten dazu
besitzen, unbeteiligt bleiben.
4. Dieser Vers verdeutlicht, dass es sich hierbei
um eine allgemeingültige Verpflichtung handelt
und nicht um eine individuelle. Wird diese von
einem Teil erfüllt, ist der Rest entbunden. Allah
hat nicht gesagt: ,,Und alle von euch sollen ... ",
sondern Er, Der Erhabene, hat in aller
Deutlichkeit gesagt: ,, Und aus euch soll[... ]".

Wer soll Gebieten und Verbieten

Dies sollte eigentlich von jedem Muslim ausgeführt


werden, der dazu in der Lage ist, mit dem Wunsch und
Ziel, dass diese Bemühungen, nämlich das Gebieten und
Verbieten, auf fruchtbaren Boden fallen.

Diese sind es, die dabei helfen, die Gesetze Allahs


auszuführen sowie andere an die Anordnungen ihrer
Religion zu erinnern.

An wen soll sich das Gebieten und Verbieten richten?

Das Gebieten und Verbieten sollte sich an all jene richten,


die zu der Gruppe gehören, für die diese Aufgabe selbst
verpflichtend ist. Zugleich auch an die, für die nicht diese
Verpflichtung besteht. Letztere können somit vor
Schaden bewahrt werden zu ihnen gehören
(beispielsweise) Kinder und Geisteskranke. Ihnen kann
z.B. verboten werden, sich unrechtmäßig zu verhalten,
damit sie sich nicht an derartiges Verhalten gewöhnen.
Vor diesem Hintergrund sollte man sie zum Gebet
mitnehmen, um sie in ihrer Verrichtung heranzuziehen.

Der vierte Vers

„Ihr seid die beste Gemeinde, die für die Menschen


entstand. Ihr gebietet das, was Rechtens ist, und ihr
verbietet das Unrecht, und ihr glaubt an Allah. Und wenn
die Leute der Schrift geglaubt hätten, wahrlich, es wäre
gut für sie gewesen! Unter ihnen sind Gläubige, aber die
Mehrzahl von ihnen sind Frevler." (A'li-Imran 3: 110)

Dieser Vers wirft zwei Fragen auf.

50
Warum die „beste Gemeinde"?

Warum sollte das Gute gebieten und das Schlechte


verbieten und der Glaube an Allah diese Gemeinschaft
zur besten Gemeinde machen, wo doch diese drei
Eigenschaften auch in anderen Gemeinden zu finden
sind?

Um diese Frage zu beantworten, möchten wir an dieser


Stelle Ar Razi zitieren, welcher sagte: » ,,Dieser
Gemeinschaft den Vorzug vor allen anderen Gemeinden
zu geben, erfolgt lediglich dadurch, dass sie das stärkste
Mittel in'der Ausübung des Gebietens des Guten und des
Verbietens des Schlechten einsetzen, nämlich die
Auseinandersetzung und den Kampf. Das Gute zu
gebieten und das Schlechte zu verbieten ist einem
ebenfalls bloß unter Einsatz des Herzens, der Zunge oder
der Hände möglich, doch die stärkste Form ist die der
Auseinandersetzung und des Kampfes." «

Sollte das Gute gebieten und das Schlechte verbieten


an erster Stelle stehen?

Warum ist es so, dass dem Glauben an Allah, das Gute


gebieten und das Schlechte verbieten, in diesem Vers
vorausgeht, obwohl der Glaube an Allah eme
Voraussetzung für jegliche gottesdienstliche Handlung ist?

51
Wieder ist es Ar-Razi, der uns hierzu eine Antwort liefert:
» ,,Der Glaube an Allah ist der gemeinsame Nenner aller
Gemeinschaften zu welchen Allah Gesandte geschickt hat.
Aus diesem Grund reicht zur Bestimmung der Qualität
einer Gemeinschaft alleinig der Glaube an Allah nicht
aus. Die Vorzüglichkeit der Qualität einer· Gemeinde
leitet sich an dieser Stelle von der Vehemenz, das Gute zu
gebieten und das Schlechte zu verbieten, ab.

Der fünfte Vers

„Verflucht wurden diejenigen Ungläubigen von den


Kindern Israels durch die Zunge Davids und Jesus', des
Sohnes der Maria. Dies, weil sie ungehorsam waren und
(gegen die Gebote) verstießen. Sie hinderten einander

S2

,,...,, ,,_
nicht an den Missetaten, die sie begingen. Übel wahrlich
war das, was sie zu tun pflegten." (Al-Ma'ida 5:78-79)

Die Leute des Samstags und die Leute des Tisches

Die meisten Kommentatoren des Qur'ans sagten: » ,,Bei


den Leuten des Samstags handelt es sich um jene, die von
Dawud, Friede sei mit ihm, verflucht wurden, während es
sich bei den Leuten des Tisches um jene handelt, die von
Isa (Jesus), Friede sei mit ihm, verflucht wurden." <<

Einige der Kommentatoren sagten: » ,,Da die Juden damit


angegeben haben, direkte Nachfahren der Propheten zu
sein, offenbarte Allah diesen Vers, der deutlich machte,
dass sie von eben diesen selben Propheten verflucht
wurden."«

Alsdann sagt Allah, Erhaben ist Er:

„Dies, weil sie ungehorsam waren und (gegen die


Gebote) verstießen [... ]."

Hieraus geht hervor, dass die Flüche Ergebnisse ihres


Ungehorsams und ihrer Überschreitungen waren.

Sodann erklärt Allah diesen Ungehorsam und die


Überschreitungen:

S3
,,[ ... ] Sie hinderten einander nicht an den Missetaten
[... ]"

Die Bedeutung des Wortes „ verbieten oder hindern"

In diesem Zusammenhang finden sich zwei


Deutungen für das Wort „verbieten ":

Die erste, welche von den Gelehrten bevorzugt wird,


besagt, dass sie einander das Sündigen nicht
untersagten.

Ibn Mas' ud berichtete, dass der Gesandte Allahs @


sagte: » ,,Derjenige, der mit den Taten eines Volkes
einverstanden ist und sie akzeptiert, wird zu ihnen
gezählt - sowie der, der zur Vergrößerung ihrer
Gemeinschaft beiträgt, auch zu ihnen gehörig ist." «

Die zweite Bedeutung beinhaltet, dass damit gemeint ist,


dass sie nicht von ihren Überschreitungen und
Übertritten abließen.

Ar-Razi sagte: » ,,Wenn jemand sagen würde: ,Es ist den


Menschen nicht möglich, einander von
Ungerechtigkeiten abzuhalten, die nicht schon begangen
wurden. Wieso tadelt sie Allah also dafür, dass sie
einander nicht daran hinderten?' Die Antwort zu dieser
Frage wirft zahlreiche Aspekte auf:

' \
1. An dieser Stelle ist gemeint, dass sie einander
nicht vom wiederholten Sündigen abhielten, bzw.
sie die schlechten Taten nochmals begingen.

2. Sie hinderten einander nicht daran, von der


Sünde abzulassen, welche sie beschlossen hatten
zu begehen und für dessen Ausführung sie
Vorkehrungen trafen.

3. Sie hielten einander nicht davon ab und


untersagten einander nicht auf der Ausführung
einer Sünde zu beharren, welche sie in Begriff
waren, durchzuführen.

Der erste Fehler, der sich bei den Kindern Israels


ausgebreitet hat

Abdullah Ibn Mas'ud berichtete, dass der Gesandte Allahs


~ gesagt hat: » ,,Der erste Fehler, der sich unter den
Kindern Israels ausgebreitet hat, war, als ein Mann (von
ihnen) einen anderen Mann traf und sagte: ,Oh Soundso,
fürchte Allah und hör mit dem auf, was du tust, denn es
ist unrechtmäßig für dich! Alsdann begegnete er ihm am
darauffolgenden Tag noch einmal und das (vorher
Geschehene) hinderte ihn nicht daran, mit ihm zu essen
und zu trinken und sich zu ihm zu setzen. Indem sie dies
taten, vermischte Allah ihre Herzen miteinander. Dann
rezitierte er ,~
,;;
den Vers:

55
DA'S GUTE

,Verflucht wurden diejenigen Ungläubigen von den


Kindern Israels[ ... ]' (Al-Ma'ida 5:78)

Dann fügte der Gesandte Allahs ~} hinzu: ,Wahrlich, bei


Allah, euch obliegt, das Gute zu verbieten und das
Schlechte zu verbieten und die Hand des Unterdrückers
zu ergreifen und ihn davon zu überzeugen, in gerechter
Weise zu verfahren und sich an die Wahrheit zu halten,
oder Allah wird die Herzen einiger von euch mit den
Herzen anderer vermischen und Allah wird euch
verfluchen, sowie Er sie verflucht hat. "' 12 «

Das Gute zu gebieten war schon den vorherigen


Gemeinschaften eine Pflicht

Dieser Vers belegt, dass das Gute zu gebieten und das


Schlechte zu verbieten schon den vorangegangenen
Gemeinschaften eine Pflicht war, denn sie bilden die
Grundlage der Botschaft und in ihrer Fortsetzung liegt
die Bedeutung, bzw. die Einhaltung, dem Erbe des
Prophetentums zu folgen.

12
Überlieferc bei Abu Dawud und At-Tirmidhi.

S6
DAS GUTE

-
GEBIETEN&--·/!

Al-Hassan berichtete, dass der Gesandte Allahs 8~ sagte: »


„Jeder, der das Gute gebietet und das Schlechte"""verbietet
ist ein ,Kalif Allahs in dieser (Seiner) Welt, von Seinen
Gesandten und Seinem Buch." «

Darrah, die Tochter Abu Lahab's, sagte:» ,,Ein Mann kam


zum Gesandten Allahs ~~ als er ~ sich auf der Kanzel
(Mimbar) befand und sprach zu ihm: ,Oh Gesandter
Allahs, wer ist von den Menschen der Beste?' Der Prophet
'?!i antwortete: ,Derjenige, der das Gute gebietet und das
Schlechte verbietet, Allah am meisten fürchtet und am
besten darin ist, die Familienbande zu pflegen."' «

S7
Der sechste Vers

„0 ihr, die ihr glaubt! Wacht über euch selbst. Wer


irregeht, kann euch nicht schaden, wenn ihr nur selbst
auf dem rechten Wege seid. Zu Allah ist euer aller
Heimkehr; dann wird Er euch enthüllen, was ihr zu tun
pflegtet." (Al-Ma'ida 5:105)

Dieser Vers scheint darauf hinzudeuten, dass das Gute zu


gebieten und das Schlechte zu verbieten keine Pflicht für
denjenigen ist, der dem rechten Weg folgt. Eine solche
Person, so scheint es, erfährt keinen Tadel für die Sünden,
welche von anderen begangen werden.

Aber: Diese Interpretation stimmt weder mit der


Deutung dieses Verses des Gesandten Allahs ,1'> überein,
""
noch mit den Aussagen seiner ;;jJ Gefährten und
Anhänger.

SH
Qays berichtete, dass Abu Bakr as-Siddiq, möge Allah mit
ihm zufrieden sein, während einer Predigt sagte: » ,,'O ihr,
die ihr glaubt! Wacht über euch selbst. Wer irregeht, kann
euch nicht schaden, wenn ihr nur selbst auf dem rechten
Wege seid.' Ich hörte den Gesandten Allahs ~ sagen:
,Wenn die Menschen einen Unterdrücker sehen, doch ihn
nicht hindern oder überwältigen, ist es wahrscheinlicher,
dass Allah sie mit Seiner Strafe überkommt. «<1 3 «

Abu Umaymah ash-Sha'bani berichtete, dass er einmal


Abu Tha'labah Al-Khushani fragte: » ,,'Wie sollen wir
diesen Vers verstehen?' Er sagte: ,Bei Allah, ich habe
diesbezüglich einen „Experten" befragt, den Gesandten
Allahs ri;\. Er erwiderte mir: ,Gebietet einander, Gutes zu
""'
tun und verbietet einander schlechtes Handeln. Doch
wenn du sehen solltest, dass dem Übel gehorcht, den
eigenen Gelüsten und Vorlieben gefolgt und der
diesseitigen Welt Vorzug (vor dem Jenseits) gegeben wird
und jede Person bloß seiner eigenen Meinung Beachtung
schenkt, dann kümmert euch nur um eure eigenen Seelen
und lasst davon ab, den Massen der Menschen das Gute
.
zu ge b1eten. '"14
«

Ibn Al-Mubarak sagte: » ,,Allahs Aussage: ,[ ... ] Wacht


iiber euch selbst [ ... ]' richtete sich an alle Gläubigen

13
Überliefert bei Abu Dawud, Tirmicllli und anderen.

14
Überliefcrt bei Abu Dawud, Tirmidhi und anderen.

S9
(beschäftigt euch mit den Leuten eurer eigenen Religion).
Sie verhält sich gleich mit der Aussage: , Und tötet euch
nicht (gegenseitig)!' (4:29) Es erscheint so, als würde
Allah sagen: ,So gebietet und verbietet einander.' Dies ist
ein Beleg dafür, dass das Gute gebieten und das Schlechte
verbieten den Muslimen eine Pflicht ist und dass sie kein
Schaden von Seiten der irregeleiteten Götzendiener,
Heuchler oder Leuten der Schrift treffen wird." «

Sa'id Ibn Al-Musayyib sagte, dass die Bedeutung dieses


Verses ist: » ,,Kein Schaden wird euch von Seiten
derjenigen treffen, die in die Irre gegangen sind, wenn ihr
euch auf den rechten Weg begebt, nachdem ihr das Gute
geboten und das Schlechte verboten habt."«

Der Zusammenhang im Vers

Zudem finden wir in der Aussage Allahs, ,, wer irregeht,


kann euch nicht schaden, wenn ihr nur selbst auf dem
rechten Wege seid [... ]", den Hinweis auf einen
Zusammenhang, welcher besagt, dass Allah es für die
Gläubigen verboten gemacht hat, von der Irrleitung
derjenigen beeinflusst zu werden, die vom Weg
abgekommen sind, um nicht auch vom Pfad der
Wahrheit abzuirren.

Den Gläubigen ist es gleichsam untersagt, sich mit der


Irrleitung derjenigen, die abgekommen sind, zu
beschäftigen, da dies dazu führen könnte, dass sie es
versäumen oder davon abgelenkt sind, sich selbst zu

60

'
läutern und zu verbessern. Es ist dem Gläubigen zur
Pflicht gemacht worden, die Menschen zu ihrem Herrn
zu rufen, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu
verbieten und sich dann den Angelegenheiten dieser Welt
zuzuwenden und sie vor Allah, Erhaben ist Er, zu
bringen. Denn alles kehrt zurück zu Ihm.

Gleichermaßen ist es den Gläubigen verwehrt, ihre


eigenen Seelen zu zerstören, indem sie versuchen, eine
andere vor der Verdammnis zu retten: Dies wurde ihnen
nicht befohlen zu tun. Eine Person, der aufgetragen
wurde, bestimmte Pflichten zu erfüllen, wird nicht für die
Taten einer anderen zur Rechenschaft gezogen. In diesem
Licht betrachtet ähnelt der obige Vers der Aussage Allahs:

„So wirst du dich vielleicht noch aus Kummer über sie zu


Tode grämen, wenn sie dieser Rede keinen Glauben
schenken." (Al-Kahf 18:6)

61
D AS GU T E ··::tlmfttti)iiid
GE B I E T E N
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Der siebte Vers

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62
o As G u TE

-
GE s I ET E N & mM.ßtlmürl:1

„Und frage sie nach der Stadt, die am Meer lag, und
(danach,) wie sie den Sabbat entweihten, wie ihre Fische
scharenweise an ihrem Sabbattage zu ihnen kamen. Doch
an dem Tage, da sie den Sabbat nicht feierten, da kamen
sie nicht zu ihnen. So prüften Wir sie, weil sie gefrevelt
hatten. Und als eine Gemeinschaft unter ihnen sagte:
"Warum ermahnt ihr Leute, die Allah vernichten oder
mit einer strengen Strafe bestrafen will?" - da sagten sie
(die Ermahner): "Zur Entschuldigung vor eurem Herrn,
und damit sie gottesfürchtig werden mögen." Und als sie
das vergaGen, womit sie ermahnt worden waren, da
retteten Wir jene, die das Böse verhindert hatten, und
erfassten die Ungerechten mit peinlicher Strafe, weil sie
gefrevelt hatten. Und als sie trotzig bei dem verharrten,
was ihnen verboten worden war, da sprachen Wir zu
ihnen: "Werdet denn verächtliche Affen!" (Al-A'raf 7: 163-
166)

Die drei Gruppen

Die obigen Verse weisen darauf hin, dass die Menschen


dieser Stadt sich in drei Gruppe aufgeteilt hatten: Die
erste beging Sünden und sah darüber hinweg, dass sie
gegen den Sabbat verstieGen. Die zweite Gruppe hinderte
sie daran und brach den Kontakt zu ihnen ab, wiihrend
die dritte Gruppe sich neutral verhielt, weder verstieG sie
gegen den Sabbat, noch hinderte sie die erste Gruppe
daran.

63
Die dritte Gruppe sprach zur zweiten: ,,W'lrum predige
ihr diesen Leuten, wo ihr doch wisse, dass sie zu den
Verdammten gehören? Fürwahr verdienen sie wegen ihrer
Überschreitungen gegenüber Allah Seine Strafe - so ist
das Predigen, Ermahnen und der Aufruf zur Achtung der
Grenzen Allahs ein fruchtloses Unterfangen." Die
predigende Gruppe erwiderte: ,,(Wir cun dies) um unserer
Pflicht und Verantwortung vor unserem Herrn
nachzukommen. Er hat mit uns einen Vertrag
geschlossen, welcher uns auferlege, dass wir das Gute
gebieten und das Schlechte verbieten sollen." Alsdann
offenbarte Allah, Der Erhabene, dass die Ermahner,
gerettet werden und den Übertretern Verderben
zuceilwerden wird.

Ibn Kathir sagte: » ,,Allah gibt keinen Hinweis auf das


Schicksal der neutralen Gruppe, da es sich hinsichtlich
der Belohnung und der Strafe gleich verhält, denn das
Wesen der Tat bestimmt über den entsprechenden
,,Anspruch". Ihr Verhalten berechtigt sie nicht des Lobes,
so wurden sie nicht gelobt; auch sündigten sie nicht,
wofür sie auch keinen Tadel erhielten." «
DAS GUTE

Das Schicksal der neutralen Gruppe

Ar-Razi sagte: » ,,Der Wortlaut dieses Verses gibt den


Hinweis darauf, dass der überschreitenden Gruppe
Verderben zuteilwurde, während die zu Einhalt
gebietende Gruppe weiterbesteht. Was nun diejenigen
angeht, die sagten: ,, Wanzm ermahnt ihr[ ... ]" - so waren
sich die Gelehrten darüber uneinig, welcher Gruppe sie
angehörten.

Es wurde überliefert, dass Ibn Abbas nichts


Abschließendes über sie sagte. Er sagte nur: » ,,Die zwei
Gruppen wurden vernichtet, während die Ermahner
überlebten." « Immer wenn Ibn Abbas diesen Vers las,
weinte er und sagte: » ,,Diejenigen, deren Zungen das
Verbieten des Schlechten unterließen, wurden vernichtet,
und wir sehen Dinge, mit denen wir nicht einverstanden
sind, und doch schweigen wir." «

Al-Hassan sagte, dass die neutrale Gruppe überlebte und


nur die siindigende Gruppe vernichtet wurde.

Diejenigen, die daran glaubten, dass auch die dritte


Gruppe iiberlebt hat, unterstiitzten ihre Annahme mit der
Aussage: » ,, Wznzm ermahnt ihr Leute, die Allah
vernichten oder mit einer strengen Strafe bestrafen will?"
« Sie sagten aus, dass dies ein Hinweis darauf sei, dass die
dritte Gruppe die Überschreitungen der ersten vehement
ablehnte und der einzige Grund, warum sie die
Ermahnung unterliefs, der Ansicht war, dass die

65
Übersehreiter den Mahnungen und Warnungen keine
Beachtung schenkten und somit keinen Nutzen aus ihrem
Rat ziehen würden.

Wenn nun gesagt werden würde, dass das Unterlassen des


Predigens und des Verbietens eine Sünde an sich wäre
und somit all jene, die nicht predigen und denen die
predigen davon abraten, unter diejenigen fallen würden,
über welche Allah sagt: ,,[ ... ]und erfassten die
Ungerechten mit peinlicher Strafe [... ]", so lautet unsere
Antwort auf diese Ansicht: Das ist nicht
zwingendermaßen der Fall, denn das Verbieten des
Munkar ist eine Verpflichtung der Allgemeinheit, von der
die grofse Masse ausgenomm en ist, wenn auch nur ein
Teil der Gemeinscha ft diese Aufgabe übernimmt.

Unsere Pflicht gegenüber Allah erfüllen

Die Aussage Allahs: ,,[ ... ] Zur Entschuldigung vor eurem


Herrn, und damit sie gottesfürchtig werden mögen [... ]",
deutet darauf hin, dass die Verpflichtung des Verbietens
des Schlechten auch dann nicht hinfällig wird, wenn die
Mahner (der Mahnende) es für aussichtslos halten.

Um diese Pflicht als erfüllt zu betrachten, sind das


Befolgen und die Einhaltung keine Bedingungen. Es
sollte sicherlich ausreichen, sich bewusst zu machen, dass
man hierdurch in der Umsetzung zu einer Stütze der
grofsen Eckpfeiler des Glaubens wird und seine Eifersucht

66

../ \
für die Grenzen Allahs belegt und ste vor
Schändlichkeiten schützt.

Der achte Vers

„Und hütet euch vor einer Drangsal, die gewiss nicht bloß
die unter euch treffen wird, die Unrecht getan haben.
Und wisset, dass Allah streng im Strafen ist." (Al-Anfal
8:25)

Die Bedeutung von: ... treffen wird

Sheikh ul-Islam Ibn Taymiyyah sagte: » ,,Eine Anzahl von


Leuten unserer Vorfahren lasen diesen Vers wie folgt:
, ... diejenigen von euch treffen wird, im Besonderen, die
Schlechtes tun.' Beide Lesarten sind korrekt, denn der,
der die Grenzen Allahs überschreitet, gehört zu den
Übeltätern und derjenige, der ihn nicht für seine
Überschreitungen ermahnt und rügt, kann entweder
ebenfalls als Übeltäter angesehen werden, der seiner
Pflicht nicht nachkommt oder eben nicht als Übeltäter
gelten, da er nicht an der Ausführung des Schlechten

67
o AS Gur E GE ~-mffWi rül'A

mitgewirkt hat. Demzufolge sagt Allah: ,, Und als sie das


vergaßen, womit sie ermahne worden waren, da rerreren
Wir jene, die das Böse verhindert hatten, und erfassten
die Ungerechten mit peinlicher Strafe, weil sie gefreve/r
harren [ ... ]", dies ist ein Hinweis darauf, dass Allah jene
errettet hat, die das Schlechte verboten haben.

Hinsichtlich derer, welche die Ausführung der Sünde


bedauerten und sagten: ,, Warum ermahnt ihr Leute, die
Allah vernichten oder mit einer strengen Strafe bestrafen
will?", so überlebten die meisten von ihnen, da sie ihr
Begehen bedauerten. Sie verbaten sie so viel wie sie dazu
im Stande waren.

Was nun diejenigen anbelangt, welche weder die Sünde


rügten noch sie in irgendeiner Form verbaten, so handelt
es sich bei jenen um Übeltäter, welchen Strafe
zuteilwerden wird. Der Gesandte Allahs ~ sagte: »
„Wenn die Menschen einen Unterdrücker sehen, doch
ihn nicht hindern oder bewältigen, ist es
wahrscheinlicher, dass Allah sie mit Seiner Strafe
überkommt." « Dieser Hadith steht in Übereinstimmung
mit dem obigen Vers. «

Ibn Taymiyyah fügte hinzu: » ,,Beide Deutungsweisen


sind korrekt. Ihn als , Und hiitet euch vor einer Drangsal,
die gewiss nicht blo!J die unter euch treffen wird, die
Unrecht getan haben ... ' zu verstehen, deutet an dieser
Stelle darauf hin, dass die Ausschließlichkeit sich nicht
bloß auf die Übertreter bezieht, sondern auch jene mit
60
einschlid~t, die Zeuge der Übertretung waren und nicht
eingeschritten sind, um sie zu unterbinden. Den Vers als,
,die gewiss vor allem die unter euch treffen wird, die
Unrecht getan haben [. .. ]', zu verstehen, bezieht
zeitgleich jene in der Bestrafung mit ein, welche die
Ermahnung unterlassen, obwohl sie hierzu in der Lage
sind.

Dies bedeutet wahrscheinlich , dass sie Strafe im Diesseits


erfahren und am Tage des Gerichts gemäß ihrer wahren
Absichten geurteilt werden. Der Hadith bezüglich der
Armee, welche in Richtung Kaaba entsandt wurde, kann
in diesem Zusammenhan g herangezogen werden. Allah
wird sie vernichten und alsdann jeden einzelnen Soldaten
nach seiner Absicht am Tage der Auferstehung richten.
Unter ihnen befanden sich welche, die in den Kampf
gegen ihren Willen gezwungen wurden. " 15 «

Fürchte die Fitna (Prüfungen und Aufstände)

Unter Berufung auf Zaynab Bint Jahsh, möge Allah mit


ihr zufrieden sein, wurde überliefert, dass sie einmal den
Gesandten Allahs ~ fragte: » ,, 'Werden wir zerstört
werden, obwohl sich unter uns rechtschaffene Leute

15
Siehe hierzu Majmu Al-Fatawa 17/382.

69
befinden?' Er &; erwiderte: ,Ja, wenn die Bosheit weit
verbreitet ist.'" 16"""«

Der Gesandte Allahs ~ sagte ebenfalls: » ,,Wenn die


Menschen einen Unterdrücker sehen, ihn nicht aufhalten
oder überwältigen, dann ist die Bestrafung Allahs, welche
17
alle überkommt, nicht weit entfernt. " «

An-Nu'man Ibn Baschir, Allahs Wohlgefallen auf beiden,


berichtete, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf
ihm, sagte: "Das Gleichnis eines Menschen, der die
Gebote Allahs einhält und desjenigen, der diese
missachtet, ist denjenigen gleich, die ihre Plätze auf einem
Schiff durch ein Los teilten: Einige von ihnen erhielten
die oberen Plätze und die anderen die unteren. Es geschah
dann, dass diejenigen, die sich unten aufhielten, immer
an den Leuten vorbeigehen mussten, die sich oben
befanden, um Trinkwasser zu holen. Da sagten diese:
»Was haltet ihr davon, wenn wir ein Loch in unser Abteil
bohren und die Leute über uns nicht mehr belästigen?«
Wenn die Leute (oben) dies zulassen würden, was die
anderen zu tun beabsichtigen, so würden alle zusammen
zugrunde gehen; und wenn sie sie mit der Tatkraft davon

16
Überlieferc in Sahih Muslim.

17
Überlieferc bei Tirmidhi. Eingestuft als sahih.

70
abhalten würden, so retteten ste sich selbst und alle
anderen mit." 18 «

Dieser Hadith beschreibt die Bestrafung aller, wegen der


Sünden mancher, sowie die verdiente Strafe derjenigen,
die das Gute gebieten und das Schlechte verbieten
aufgegeben haben.

Schwierige Fragestellungen zu vermeiden

Al-Karakhi sagte: » ,,Dies steht in keinem Widerspruch zu


der Aussage Allahs:

,Und keine lasttragende (Seele) soll die Last einer anderen


tragen [... ]' (Fatir 35: 18)

Denn sobald die Menschen ihre Sünden voreinander


offenlegen, wird es verpflichtend für jene, die zu Zeugen
ihrer Handlungen wurden, gemäß der eigenen Möglich-
und Fähigkeiten, eine Veränderung in ihnen zu bewirken.
Geschieht dies nicht, gehören sie ebenfalls zu den

18
Überliefert bei ßukhari und Tirmidhi. Siehe hierrn Auszüge
aus dem Sahih Al-BuharyY, erschienen bei Islamische
Bibliothek, S. 227, Nr. 2493.

71
D As

-
Gu T E GE B I E T E N t,p:,\BmUiffi\f:)

ungehorsamen Übertretern, welche den gleichen Anteil


an der Sünde haben, wie die Sünder selbst. Allah hat in
Seiner unendlichen Weisheit hinsichtlich der Strafe
denjenigen, der die Sünde akzeptiert auf die gleiche Stufe
mit dem gestellt, der sie ausführt.

Das Zeichen des Einverständnisses mit den


schlechten Taten

Wie Al-Qastalani berichtet, ist das Zeichen des


Einverständnisses mit der Sünde, die Abwesenheit des
Gefühls des Schmerzes oder der Unruhe in einer Person,
welche ihrer (der Sünde) Zeuge wird - denn die
Überschreitung hat eine zerfressende Auswirkung auf den
Glauben.

Die ablehnende Haltung einer Person angesichts der


Si.inde ist so lange nicht echt, ehe sie keine Unruhe in
dem zerstörerischen Befall des Glaubens empfindet. In
gleichem Maße wie sie eine Person verspüren würde, die
einen persönlichen Verlust, in Besitz oder eines Kindes,
erleidet. Jede Person, auf die diese Beschreibung passt,
nimmt die Sünden hin und wird in dieser Bestrafung mit
eingeschlossen.

72
Der neunte Vers

„Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner


Ermahnung auf, und streite mit ihnen auf die beste Art.
Wahrlich, dein Herr weiß am besten, wer von Seinem
Wege abgeirrt ist; und Er kennt jene am besten, die
rechtgeleitet sind." (An-Nahl 16:125)

Die Offenbarung

Dieser Vers wurde in Makkah offenbart zu der Zeit, als


Allah Seinem Gesandten i/JJ aufgetragen hatte, die
Quraysh zu besänftigen. Um dies zu bewirken, trug Er
dem Gesandten ~ auf, die Menschen zu Seiner Religion
mit Güte und Nachsicht aufzurufen und dabei Härte und
Gewalt zu vermeiden.

Immer wenn Al-Hassan diesen Vers rezitierte, sagte er: »


„Dies ist der Gesandte Allahs iJ:\,
"-.t>~
der Geliebte Allahs, der
Auserwählte Allahs, der Herausragendste Allahs

73
(Schöpfung). Er ist, bei Allah, der Geliebteste bei Allah
unter den Menschen auf Erden."«

In besagtem Vers wurde der Gesandte Allahs -~


~.,
dazu
aufgefordert, die Menschen mithilfe einer der drei
folgenden Methoden zu Allah aufzurufen: mit Weisheit,
mit gerechter Ermahnung und mit Argumentation und
Auseinandersetzung auf beste Art und Weise.

Allah, Der Erhabene, sagt in einem anderen Vers:

„Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift; es sei denn
auf die beste Art und Weise [... ]." (Al-Ankabut 29:46)

Die Methoden der Dawa

Jene drei erwähnten Methoden wurden gleichermaßen als


vorzüglich und wichtig bezeichnet.

Die Weisheit: Hierbei handelt es sich um eine Form des


Ausdrucks, welche die Beweise in Klarheit und für
jedermann verständlich präsentiert [... ].

74
Allah sagt:

[.

~ 1 ci~ ~j {L~.~ ~ 1 J~

,,[ ... ] und wem da Weisheit gegeben wurde, dem wurde


hohes Gut gegeben[ ... ]." (Al-Baqara 2:269)

Al-Raghib sagte in „Al-Mufradaat": » ,,Die Wahrheit mit


Wissen und Intellekt darzulegen." «

Die gerechte Ermahnung: Sie besteht aus hypothetischen


Beweisführungen und überzeugenden
· Veranschaulichungen.

Al Raghib schreibt in „Al Mufradaat": » ,,Sie besteht aus


Tadel gepaart mit Warnung, auf dass sie , Furcht
verursachen möge." «

Al Khalil sagte:» ,,Hierbei geht es darum, an die W,hrheit,


zu erinnern und dabei das Herz zu erweichen." «

Die Auseinandersetzung oder der Streit: Sie enthält


Beweise, die die Widersacher außer Gefecht setzt. Sie

75
werden von ihnen überwältigt, und ihnen wird die
Falschheit ihrer Annahmen und Vorstellungen
klargemacht.

Al-Raghib sagte, dass es sich hierbei um eine Art


Verhandlung oder Wettstreit handelt, bei dem es danun
geht, die gegnerische Seite zu überwältigen.

Die Arten der Argumentation

Es gibt zwei Arten der Argumentation

Die erste: Diese setzt sich aus allseits akzeptierten


Grundlagen zusammen, welche der Mehrheit der
Menschen bekannt sind und denen sie zustimmen. Sie ist
die beste und gütigste Form der Argumentation.

Die zweite: Hierbei handelt es sich um eme Form, die


sich auf falschen Grundlagen stützt. Ihr Verfechter
bemüht sich darum, seine Zuhörer in schlechter
aufrührerischer Manier und unter Einsatz unlauterer und
fehlerhafter Mittel zu überzeugen.

Dieser Vers hat die Mittel der Dawa zwischen Weisheit


und gerechter Ermahnung eingegrenzt. Wenn die Dawa
nun durch Behauptung und klarer Beweisführung Hilfe
erfahrt, so handelt es sich um Weisheit. Geschieht dies
durch hypothetische Beweisführung, so fallt dies unter die
Methode der gerechten „schönen" Ermahnung. Die

76
Argumentation gehört nicht zu den Methoden der Dawa.
Argumentation beschreibt an dieser Stelle etwas anderes;
es geht vorrangig darum, sich gegen die Widersacher
durchzusetzen. Aus diesem Grund lautet der Vers nicht
etwa: ,,Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und
schöner Ermahnung auf, und streite mit ihnen mit den
besseren Argumenten." Allah hat die Argumentation und
den Streit von der Dawa losgelöst, um zu verdeutlichen,
dass es sich hierbei nicht um eine Methode der Dawa
handelt. Ihrer bedient man sich, um die Dawa zu
verteidigen und um die Angriffe, Ablenkungen und
falschen Anschuldigung en abzuwehren, welche um sie
herum auftreten.

Weisheit, Ermahnung und Argumentation svermögen - in


dieser Reihenfolge - sind allgemeinhin als Qualitäten
bekannt, welche denjenigen der sie besitzt in einer
Debatte auszeichnen.

Doch Allah hat die Ermahnung mit dem gütlichen


Umgang und die Argumentation mit der Trefflichkeit
verbunden. Dies bedeutet also, dass es Ermahnungen
gibt, die nicht giitlich stattfinden und es bedeutet, dass
Argumentation en vorgetragen werden, welche gut,
weniger gut oder überhaupt nicht zutreffend sind. Allah
hat uns aufgetragen, uns bezüglich der schönen
Ermahnung und der besseren Argumentation zu
bemühen.

77
Eine genaue Betrachtungsweise unterstützt und verstärkt
dies. Der Weg Allahs verlangt nach wahrhaftigem
Glauben und nach wahrhaftigen Handlungen; zusammen
führen sie dazu, zu Ihm Ulii durch schöne Ermahnung
aufzurufen. Eine Person, die selbst dem keine Beachtung
schenkt, was sie predigt, übt in Wirklichkeit nicht die
schöne Ermahnung aus. Ein weiteres Beispiel hierfür ist,
indem zu Ihm i!it aufgerufen wird und man sich dabei
falscher „Argumente" bedient.

Aus diesem Grund hat Allah die schöne Ermahnung für


erlaubt erklärt[ ... ].

Auch lautet es in der Rede Allahs: ,,[ ... ]mit Weisheit und
schöner Ermahnung auf, und streite mit ihnen auf die
beste Art[ ... ]" (An-Nah! 16:125). Drei Methoden, in der
Reihenfolge ihrer Zulässigkeit:

• Weisheit: alle Formen der Weisheit sind


erlaubt
• Bezüglich der Ermahnung: sie ist
unterteilt in schön und ablehnenswert. Lediglich
die schöne Ermahnung ist erlaubt.
• Das Argumentieren ist in zwei Arten
aufgeteilt: zutreffend und nicht zutreffend. Die
treffliche Argumentation ist wiederum nochmals
in zwei Arten eingeteilt, der guten und der
besseren. Nur die bessere ist zulässig.

78
DAS GUlE

-
GEBIETEN &dtlffiim.uülH

Dieser Vers hat keine Anweisung dazu gegeben,


welche Methode bei welcher Personengruppe, an die
sich die Dawa richtet, angewendet werden soll. Die
Idee, die hinter der Anwendung dieser Methoden
steckt, ist, sich der Aufgabe des Predigens auf die
bestmögliche Weise anzunehmen, um hierbei das Ziel
der Dawa und ihr Ergebnis erfolgreich zu verfolgen,
damit die Wahrheit obsiegt.

Demzufolge ist es dem Da'iyah gestattet, alle drei


Methoden in einem Fall, zwei in einem anderen und
bloß eine in einem dritten, anzuwenden. Er trifft
seine Wahl entsprechend der Umstände und den
Gegebenheiten seiner Ansprache.

79
o As Gu T E GE B I E T E M & pi:-m1ms,1wsA
~

Der zehnte Vers

„Und wer ist besser in der Rede als einer, der zu Allah ruft
und Gutes tut und sagt: ,,lch bin einer der
Gottergebenen?" (Al-Fussilat 41 :33)

Dieser Vers sagt aus, dass es keine bessere Rede, kein


besseres Verhalten oder keinen besseren Zustand gibt, als
der desjenigen, der die Leute dazu aufruft, Allah und
Seinem Gesandten W. zu gehorchen, und dabei den
Unachtsamen unterweist, den Nachlässigen ermahnt,
denjenigen mit gutem Rat zur Seite steht, der sich
abgekehrt hat, und demjenigen mit Argumenten
entgegentritt, der sich der Verbreitung von Falschheit
verschrieben hat.

Al Hassan sagte: » ,,Dieser Vers bezieht sich auf jede


Person, die die Menschen zu Allah ruft." «

Dieser, sowie andere ähnliche Verse 1m Qur'an,


verpflichtet die Muslime dazu, die Menschen zu Allah
aufzurufen.

ea
Wenn sich ein Vers an den Gesandten Allahs A, richtet,
""'
so richtet er sich gleichzeitig an die gesamte muslimische
Gemeinschaft; andere Verse hingegen beziehen sich in der
direkten Ansprache an die Gemeinschaft der Muslime.
Ein Beispiel für einen Vers, der sich an den Gesandten
,.,,. richtet:
Allahs :{,

,,[ ... ]und rufe (die Menschen) zu deinem Herrn und sei
nicht einer der Götzendiener." (Al-Qasas 28:87)

Diese Art von Vers schließt alle Muslime mit ein, denn
die Botschaft Allahs an Seinen Gesandten Muhammad
(1#, mit einigen speziellen Ausnahmen, spricht die
Muslime in ihrer Gesamtheit an. Allahs Aufforderung
dazu, dass alle Menschen zu Ihm gerufen werden sollen,
stellt keine dieser Ausnahmen dar. Mit anderen Worten,
Allah hat diese islamische Gemeinde dadurch
ausgezeichnet und geehrt, indem Er sie an der
,.,,. die Menschen
ehrwürdigen Aufgabe Seines Gesandten ,ii;~
zu Ihm einzuladen, teilhaben lässt.

Qatadah sagte bezüglich des obigen Verses: » ,,Dieser


spricht einen Diener an, welcher in Wort und Tat
wahrhaftig ist; bei seiner Ankunft und in seinem
Abschied; hinsichtlich seiner öffentlichen und privaten

Bl
Angelegenheiten; hinsichtlich dessen worüber er Zeuge ist
und hinsichtlich dessen, über das er keine Kunde hat." «

Dr. Muhammad Jarnil Ghazi


83
DAS GUTE GEBIETEN
6
DAS SCHLECHTE VERBIETEN

VON
SHAYKHUL-ISLAM
IBN TAYMIYYAH

661-728 N.H.
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

85
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Im Namen Allahs, Des Allerbarmers,


Des Barmherzigen

Alles Lob gebührt Allah. Wir lobpreisen Ihn und erbitten


Seine Unterstützung. Wir bitten um Seine Vergebung
und suchen Zuflucht bei Ihm vor dem Übel in uns selbst
und vor dem Übel unserer Taten. Den, den Allah auf den
geraden Weg rechtleitet, den kann niemand irreführen,
doch für den, den Allah ablehnt, kann es keinen Führer
geben. Ich bezeuge, dass niemand anbetungswürdig ist,
außer Allah, Der keine Partner neben Sich hat, und ich
bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist.

Das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verbieten,


gehört zu einem der Gründe, warum Allah Seine Bücher
offenbart und Seine Gesandten geschickt hat. Es ist ein
Eckpfeiler des Glaubens.

In Seiner Botschaft informiert uns Allah entweder über


Sich Selbst, Seine Schöpfung, sowie iiber die Geschichten
vorangegangener Propheten und Völker, um uns deutlich
zu vermitteln, dass Seine Versprechungen und
Warnungen in Wahrheit ausgeführt werden, oder Er
unterweist uns hinsichtlich Seiner Anordnungen und der
Dinge, die Er uns erlaubt und uns verbietet.

B6
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Di'e Aufgabe des Propheten -Das Gute gebieten und


das Schlechte verbieten

Allah 1f#. beschrieb den Gesandten '4J wie folgt:

,,[ ... ] er gebietet ihnen das Gute und verbietet ihnen das
Böse, und er erlaubt ihnen die guten Dinge und verwehrt
ihnen die schlechten, und er nimmt ihnen ihre Last
hinweg und die Fesseln, die auf ihnen lagen [... ]" (Al-
A'raf 7: 157)

Dies ist ein Hinweis auf die Vollständigkeit der Botschaft


des Gesandten Allahs ii~. Allah hat die Muslime durch
""
Seinen Gesandten ~i dazu aufgerufen, jede Form der
guten Handlung auszuführen und ihnen alles Schlechte
für verboten erklärt. Demzufolge ist jede gute Sache
erlaubt und alles Schändliche unzulässig. Die
nachstehende Aussage des Gesandten Allahs ~~
veranschaulicht diesen Aspekt, so heigt es: » ,,Ich wurde

87
DAS GUTE GEBIEHN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

nur entsandt, um den Charakter und die Tugend zu


vervollständigen." 19 «

Der Gesandte Allahs -~ sagte auch: » ,,Mein Gleichnis


""
und das der anderen Gesandten ist das eines Mannes,
welcher ein Haus errichtet hat. Er stellte das Haus fertig,
bis auf einen Stein - an dieser Stelle befand sich eine
Lücke. Wenn die Menschen es besuchten, brachten sie
ihre Bewunderung wegen der Schönheit zum Ausdruck,
doch fügten sie hinzu: ,Wenn dort nur nicht diese Lücke
wäre.' Ich bin dieser vervollständigende Stein.'' 20 «

Durch die Entsendung Seines Gesandten @: hat Allah


den Islam perfektioniert und vervollständigt, das
Gebieten des Guten und das Verbieten des Schlechten
mit eingeschlossen.

19
Im Muwatta des Imam Malik.

20
überliefert bei Tirmidhi.

BH
DAS GUTE CEBlaEN 6 DAS SCHLECHTE VERBlaEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Das Gebieten des Guten und das Verbot des


Schlechten

Was nun die vorangegangenen Propheten anbelangt, so


haben sie ihre Völker von manchen Dingen abgehalten,
welche eigentlich gut waren. Wie Allah mt im Qur'an sagt:

„Und der Sünde der Juden wegen haben Wir ihnen gute
Dinge verboten, die ihnen erlaubt waren [... ]." (An-Nisa
4: 160)

Des Weiteren verbaten manche (Propheten) nicht alle


schändlichen Dinge.

89
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Allah sagt:

„Alle Speise war den Kindern Israels erlaubt, außer was


Israel sich selber verwehrte, bevor die Thora herabgesandt
wurde [... ]" (A'li-Imran 3:93)

Das Verbot und die Verbannung aller schlechten Dinge


sind in der Bedeutung des ,Schlechten Verbietens' mit
einbegriffen, genauso, wie die Genehmigung in der
Bedeutung des ,das Gute gebieten' enthalten ist.

Allah sagt:

90
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

,,[ ... ]Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet


und Meine Gnade an euch vollendet und euch den Islam
zum Glauben erwählt[ ... ]." (Al-Ma'ida 5:3)

Eigenschaften der islamischen Gemeinschaft

Allah i.t\f hat die islamische Ummah mit den gleichen


Merkmalen beschrieben, wie Er iflil es bei Seinem
Gesandten ;j~ tat:
'"

„Ihr seid die beste Gemeinde, die für die Menschen


entstand. Ihr gebietet das, was Rechtens ist, und ihr
verbietet das Unrecht, und ihr glaubt an Allah. [... ]"
(A'li-Imran 3: 110)

91
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen


sind einer des anderen Freund: Sie gebieten das Gute und
verbieten das Böse [... ]." (At-Taubah 9:71)

Aus diesem Grund sagte Abu Hurayrah: » ,,Ihr seid das


beste Volk aller Nationen, denn ihr zerrt sie gefesselt und
an Ketten in das Paradies hinein." «

Diese Gemeinschaft ist die nutzenreichste aller


Gemeinschaften und die Gütigste. Sie hat sich vollständig
dem Guten hingegeben und bringt anderen Nutzen,
indem sie sie von allem Schlechten abhält, bzw. es ihnen
untersagt. Zudem setzen sie sich im Jihad auf dem Weg
Allahs ein und opfern dabei ihr Leben und ihren Besitz,
um diese Aufgabe zu erfüllen.

Weder haben die verschiedenen Nationen, die der


islamischen Ummah vorausgegangen sind, ihre Mitglieder
zur Ausübung des Guten aufgerufen, noch haben sie sie
zum Verzicht der Verrichtung des Schlechten angehalten
und ebenso wenig riefen sie in diesem Zusammenhang
zum Jihad auf. Einige Nationen haben nie am Jihad
teilgenommen. Andere wiederum, wie die Kinder Israels,
begaben sich in den Kampf, um die Aggressoren aus
ihrem Land zu vertreiben. Weder war ihr Kampf ein
Mittel, um die Menschen zur rechten Leitung zur rufen,
noch um ihnen damit das Gute zu gebieten und das
Schlechte zu verbieten. Allah sagt, dass Musa, der Friede
Allahs sei mit ihm, sagte:

92
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

J. ,,.,,,,,. -::,., ,,,; J. ,,,, ,.,. J ,,..

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93
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„0 mein Volk, betretet das heilige Land, das Allah für


euch bestimmt hat, und kehret (ihm) nicht den Rücken;
denn dann werdet ihr als Verlorene umkehren." Sie
sagten: "O Moses, siehe, dort lebt ein tyrannisches Volk,
und wir werden es (das Land) nicht betreten, ehe jene es
nicht verlassen haben. Doch wenn sie es verlassen, dann
wollen wir dort einziehen. Es sagten zwei Männer von
denen, die gottesfürchtig waren, und denen Allah Seine
Gnade erwiesen hatte: "Zieht durch das Tor ein und
wendet euch gegen sie; seid ihr eingezogen, dann werdet
ihr siegreich sein. Und vertraut auf Allah, wenn ihr
Gläubige seid." Sie sagten: "O Moses, nimmermehr
werden wir es betreten, solange jene dort sind. Gehe denn
du mit deinem Herrn und kämpft; wir bleiben hier
sitzen." (Al-Ma'ida 5:21-24)

Und Allah 11':i! sagt:


DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Hast du nicht nachgedacht über die Vornehmen von den


Kindern Israels (in der Zeit) nach Moses, als sie zu einem
Propheten unter ihnen sagten: "Setze für uns einen König
ein, damit wir auf dem Weg Allahs kämpfen!" Er sagte:
"Ist es nicht möglich, dass ihr, wenn euch vorgeschrieben
ist zu kämpfen, doch nicht kämpfen werdet?" Sie sagten:
"Was sollte uns dazu bewegen, dass wir nicht auf dem
Weg Allahs kämpfen, wo wir doch aus unseren Häusern
vertrieben und von 30 unseren Söhnen (getrennt) worden
sind?" Doch als ihnen vorgeschrieben wurde zu kämpfen,
da wandten sie sich ab bis auf wenige von ihnen. Und
Allah kennt die Ungerechten." (Al-Baqara 2:246)

Sie gaben die Vertreibung aus ihren Häusern als Grund


und Entschuldigung für ihre Bereitlosigkeit zum Kampf
an. Und obwohl sie dazu aufgefordert wurden zu
kämpfen, unterließen sie es, den Jihad auszuführen.
Deshalb wurde ihnen weder die Beute erlaubt, noch
wurde ihnen der volle Nutzen ihrer versklavten
Gefangenen verwehrt.

95
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Die größte Nation, die unserer vorausgegangen ist

Es ist eine bekannte T.c,tsache, dass die größte Nation die


unserer vorausgegangen ist, die der Kinder Israels war.
Dies geht aus dem Hadith von Ibn Abbas hervor, in
welchem der Gesandte Allahs 6;,,-, sagte: » ,,Mir wurden
viele Völker gezeigt. Ich sah einen Propheten mit einer
sehr kleinen Gemeinde, ein anderer Prophet hatte nur ein
oder zwei Gefolgsleute bei sich, und ein anderer Prophet
hatten gar niemanden bei sich. Dann sah ich plötzlich
eine ungeheure Menge, und ich dachte, dass das vielleicht
meine Leute seien, doch mir wurde gesagt, dass dies
Moses mit den Kindern Israels war, aber ich solle zum
Horizont blicken. Ich schaute und erblickte eine
unermessliche Menge. Dann wurde ich gebeten, zur
anderen Seite des Horizonts zu sehen, und dort sah ich
ebenfalls eine unermessliche Menge. Mir wurde gesagt:
Das ist deine Gemeinde (Ummah), und unter ihnen gibt
es Siebzigtausend, die das Paradies betreten sollen ohne
Abrechnung oder Bestrafung. [... ]" 21 « Bis zum Ende des
Hadiths.

21
Übcrlicforc bei ßukhari und Muslim.

96

....
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Der Konsens dieser Gemeinschaft ist ein Beweis

Nachstehend wird erläutert, warum der Konsens der


Ummah ein Beleg für einen Anspruch auf Legitimität hat.
Allah hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie zu all
dem aufruft, was gut ist, und das verbietet, was schlecht
ist. Wenn sich diese Ummah auf etwas einigen würde, was
unrecht wäre, beispielsweise eine Pflicht zu unterlassen,
oder etwas abzulehnen, was erlaubt ist, dann hätte Allah
sie als Leute beschrieben, die das Schlechte gebieten und
das Gute verbieten. Wozu diese Ummah nicht aufruft,
kann nicht gut sein, gleichsam kann das nicht als
verboten gelten, was sie nicht verbietet. Wie könnten all
ihre Gefolgsleute etwas gebieten, was verboten ist und
umgekehrt, wo doch Allah sie als Leute beschrieben hat,
die alles Schlechte verbieten und alles Gute gebieten?
Allah hat das Gebieten des Guten und das Verbieten des
Schlechten verpflichtend zu einer gemeinschaftlichen
Verantwortung gemacht. Eri.riii sagt:

97

/ \
DAS CUT[ GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBl[T[N
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„ Und aus euch soll eine Gemeinde werden, die zum


Guten einlädt und das gebietet, was Rechtens ist, und das
Unrecht verbietet; und diese sind die Erfolgreichen."
(A'li-Imran 3: 104)

Zudem, damit diese verpflichtende Aufgabe des


Gebietens des Guten und des Verbietens des Schlechten
als erfüllt betrachtet wird, ist es nicht erforderlich, dass
jeder Mensch auf der Welt dazu verpflichtet wurde. Die
einzige Bedingung dafür, dass die Aufgabe als erfolgreich
ausgeführt gilt, ist, dass die Personen in Verantwortung
(und Autorität hinsichtlich der Umsetzung dieser
Verpflichtung) die Nachricht erhalten haben. Wenn diese
Verantwortlichen jedoch nachlässig in der Unterstützung
des Botschafters und in der Umsetzung seiner Botschaft
sind, so sind sie anzuklagen, nicht aber der Übermittler.

Das Gute gebieten und das Schlechte verbieten ist


eine gemeinschaftliche Verantwortung

Das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verbieten, ist


nicht die individuelle Pflicht eines jeden Muslims. Die
Umsetzung dieser Verpflichtung liegt 111 der
Verantwortung der Gemeinschaft.

Da der ]ihad ein ergänzender Aspekt des Guten Gebietens


und des Schlechten Verbietens ist, unterliegt er den selben
Prinzipien. Wenn der Verpflichtung also von einigen

9B
,-
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERRIETEN
SHEIKH Ul-lSLAM IBN TAYMIYYAH

Mitgliedern der Gemeinschaft nicht nachgekommen


wird, hat sich jede Person, die dazu in der Lage ist, im
Verhältnis zu ihren Möglichkeiten versündigt. Denn jeder
Muslim ist dazu angehalten, diese Verpflichtung im
Rahmen seiner Möglichkeiten umzusetzen und zu
erfi.illen.

Da dem so ist, ist es eine weithin bekannte Tatsache, dass


das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verbieten,
sowie ergänzend dazu der Jihad, zu dem großartigsten
Gut gehört, womit wir beauftragt wurden.

Die Anwendun g der Hudud ist ein Teil vom


Verbieten des Schlechten

Ein Aspekt des Verbietens des Schlechten ist die


Anwendung der Hudud bei denjenigen, die die Grenzen
der Shari'ah Allahs überschritten haben.

Die Führer (Gelehrte, Anführer und Mashaayikh) jeden


muslimischen Landes stehen unter der gesetzlichen
Verpflichtung, die allgemeine Öffentlichke it zu führen
und ihnen das Gute zu gebieten und ihnen das Schlechte
zu verbieten. Sie sollen ihnen das auferlegen, was Allah
und Sein Gesandter ~"' befohlen haben. Dazu gehören die
fünf täglichen Gebete zu ihren festgesetzten Zeiten, die
Entrichtung der Zakat, das Fasten, die Pilgerreise, der
Glaube an die Vorherbestimmung, im Guten sowie im

99
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Schlechten, Allah zu dienen, als ob man Ihn sähe, da Er


es ist, Der alles sieht, aufrichtig in allen Handlungen des
Dienstes an Allah zu sein, sich auf Allah zu verlassen,
Allah und Seinen Gesandten ;~ ,;,,·
am meisten zu lieben, die
Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit und die Furcht vor
Seiner Strafe, geduldig Allahs Urteil anzunehmen, sich
vollständig dem Befehl Allahs zu ergeben, wahrhaftig in
der Rede zu sein, Versprechen und Verträge einzuhalten,
verantwortungsbewusst mit dem anvertrauten Gut
umzugehen, gütigen Umgang mit den Eltern zu pflegen,
die Pflege der Familienbande usw ...

Die übelste aller schlechten Taten

Die schlimmste aller schlechten Taten, welche Allah und


Sein Gesandter j verboten haben, ist die Beigesellung
anderer Götter zu Allah. Das umschließt das Richten der
Bittgebete an andere Götter als Allah 1f)t , wie
beispielsweise an die Sonne, den Mond, die Sterne, die
Engel, die Propheten und rechtschaffene Menschen, die
Jinn oder an deren Statuen und Abbildungen. Zu den
verwerflichsten aller Dinge gehört auch die Anrufung
oder die Niederwerfung in Anbetung an jemand oder
etwas anderem außer Allah 1f)t· All solche Handlungen
werden als Handlungen des Shirk, der Beigesellung
anderer Gottheiten neben Allah, betrachtet, etwas, was

100

....
DAS GUTE GEBIETEN 6 OAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Allah !At Selbst und durch alle Seine Gesandten für


strengstens verboten erklärt hat.

In dem Begriff des „Schlechten" ist alles mit einbegriffen,


was Allah für verboten erklärt hat. Das beinhaltet: das
unrechtmäßige Töten einer Person, sich durch
unrechtmäßige Mittel den Besitz anderer anzueignen
(z.B. durch Gewalt, Zins oder Glücksspiel), den Handel
und das Geschäftemachen auf Wegen, die der Gesandte
Allahs ;i<s verboten hat, das Brechen der Familienbande,
~~

den Bruch mit den Eltern, die Manipulation an


Gewichten und Maßeinheiten, die Falschaussage und die
Ungerechtigkeit und die abweichlerischen
gottesdienstlichen Handlungen, welche Allah und Sein
Gesandter (i nicht angeordnet haben.

Das Gute durch guten Umgang zu gebieten und das


Schlechte zu verbieten, ohne dabei zu sündigen

Die Güte ist eine der herausragendsten Pflichten und eine


empfehlenswerte Eigenschaft. Der Nutzen der Güte muss
schwerer wiegen als ihre schädlichen Folgen. Die
Propheten, Friede sei auf ihnen allen, und die Bücher
wurden entsandt, um auf dieses löbliche Merkmal
hinzuweisen. Allah mag das Schlechte nicht. Alles, was
Allah uns aufgetragen hat, ist von größtem Nutzen und
dient unserer Läuterung. Er U'lil hat die Verbesserung und

101
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

den, der sich zu verbessern sucht, gelobt, wie Er auch


jene, die glauben und rechtschaffene Werke tun, lobt. Das
Schlechte und Schändliche, sowie jene, die Schaden
verursachen, hat Er an zahlreichen Stellen im Qur' an
getadelt.

An Stellen, an denen das Gute zu gebieten und das


Schlechte zu verbieten nachteilige Auswirkungen hat und
der Schaden den Nutzen überwiegt, entspricht dies nicht
länger der Anordnung Allahs. Es muss nicht ausgeführt
werden, selbst wenn dies bedeutet, dass man eine Pflicht
unterlässt und eine Sünde begeht. Der Gläubige sollte
Allah im Umgang mit den Dienern Allahs fürchten, denn
er wird nicht zur Rechenschaft für ihre Rechtleitung
gezogen.

So lautet es in einem Vers des Qur'an:

„0 ihr, die ihr glaubt! Wacht über euch selbst. Wer


irregeht, kann euch nicht schaden, wenn ihr nur selbst
auf dem rechten Wege seid. [... ]" (Al-Ma'ida 5: 105)
Das Finden des rechten Weges erfolgt durch die Erfüllung
der Pflicht. Wenn ein Muslim der Verpflichtung des
I02
DAS GUTE CtBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Gebietens des Guten und des Verbietens des Schlechten


nachkommt, sowie· er anderen Pflichten nachkommt,
werden ihn keine nachteiligen Auswirkungen vonseiten
der Irregehenden erreichen.

Du bist für dich selbst verantwortlich

Zwei Gruppen irren sich:

Die erste Gruppe unterl~isst es, das Gute zu gebieten und


das Schlechte zu verbieten, da sie die Aussage Abu Bakr
As-Siddiqs fehlinterpretierte, als dieser sagte: » ,,0 ihr, die
ihr glaubt! Wacht über euch selbst. Wer irregeht, kann
euch nicht schaden, wenn ihr nur selbst auf dem rechten
Wege seid. [... ]' (Al-Ma'ida 5:105) Ich hörte den
Gesandten Allahs ~ sagen: , Wenn die Menschen einen
Unterdrücker sehen, doch ihn nicht hindern oder
überwältigen, ist es wahrscheinlicher, dass Allah sie mit
Seiner Strafe überkommt."'

Die zweite Gruppe besteht aus denjenigen, die bereit sind


zu gebieten und zu verbieten, mit ihrer Zunge und in
ihrem Herzen, doch ohne über das richtige Verständnis in
dieser Angelegenheit zu verfügen. Des Weiteren mangelt
es ihnen an Nachgiebigkeit, Geduld und Einschätzung
der Auswirkungen ihres Handelns, und sie kennen die
Grenzen ihrer Fähigkeiten nicht.

ID3
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Solche Personen setzen das Gebieten des Guten und das


Verbieten des Schlechten um und denken dabei, dass sie
so die Pflicht vor Allah und Seinem Gesandten ,,~
"
erfüllen, doch in Wahrheit überschreiten sie die Grenzen
Allahs.

Im gleichen Maße verhiilt es sich mit den Leuten der


Erneuerung (hinsichtlich religiöser Angelegenheiten), die
ihren eigenen Phantasien nachgehen und sich selbst dazu
aufgeschwungen haben, Gebieter des Guten und
Verbietende des Schlechten sowie Leute des Jibads zu
sein, während sie dabei mehr Schaden als Nutzen
anrichten.

Die Bekämpfung ungerechter und


un terdrückerischer Herrscher

Diesbezüglich wies uns der Gesandte Allahs ,iß an, die


" er hat
Ungerechtigkeit der Herrscher zu tolerieren, und
uns verboten, sie zu bekämpfen, solange sie das Gebet
einhalten. Er i sagte: » ,,Gebt ihnen ihre zustehenden
Rechte und bittet Allah um euer Recht. " 22 «
Dies stellt eine der Grundlagen der Ahlu'J Sunnah wa'l-
Jama'a dar, nämlich, die feste Verbundenheit mit dem
Hauptkörper der Gemeinschaft der Muslime und die

22
Übcrlicfert bei Tirmidhi.

104
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Enthaltung von der Bekämpfung der Imame, sowie dem


Kampf in Zeiten der Unruhe und der inneren
Machtkämpfe. Die Leute hingegen, die ihren
persönlichen Launen und Gelüsten anhängen, wie die
Mu'tazilah, glauben, dass die Bekämpfung der Imame
eine Grundlage ihres Glaubens ausmacht.

Wenn Nutzen und Schaden abgewogen werden


müssen

Dieses ist ein Bestandteil · der allgemeinen Regel


hinsichtlich jeder Situation, in der sich Nutzen und
Schaden, das Gute und das Schlechte gegenüberstehen
oder sich in einem Konflikt befinden. Die
höchstanzunehmende Erfolgsaussicht sollte das Kriterium
dafür sein, eine Handlung auszuführen oder sie zu
unterlassen.

Zu gebieten und zu verbieten, selbst wenn diese eine


Wiederbelebung sowie die Vermeidung schädlicher
Auswirkungen mit sich bringen würden, muss gleichwohl
im Lichte eines gegenteiligen Ausgangs betrachtet werden.
Falls durch ihre Ausübung die Wiederbelebung verpasst
und schädliche Auswirkungen auftreten würden, die noch
größer wären als zuvor, ist sie nicht mehr befohlen,
sondern sie ist sogar im Falle, dass die schädlichen
Auswirkungen größer sind als die , Wiederbelebung,
verboten.

IDS
DAS cm mlETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Die Shari' ah ist der Maßstab

Die Wiederbelebung sollte im Lichte der Shari'ah


stattfinden. Denn immer wenn eine Person imstande ist,
den Textbelegen zu folgen, wird sie auch nicht von ihnen
abirren. Alles was ihr auferlegt wird, ist, ihr
Rechtsverständnis so zu schulen, um das korrekte Wissen
über all die Gleichnisse und Beispiele zu erlangen. Nur
selten benötigen die Texte einen Experten, der einem die
Bedeutung entziffert und den man für Rechtssprüche
(Ahkam) heranziehen muss.

Dementsprechend kann gesagt werden, dass, wenn eine


Person oder eine Sekte auf eine gewisse Art das Gute mit
dem Schlechten vermischt, so dass sie nicht mehr in der
Lage ist, zwischen ihnen zu unterscheiden und sie
sozusagen ihre Orientierung verloren hat, dann führt das
dazu , dass sie entweder in alle Richtungen handelt oder
alles unterlässt. In so einem Fall ist es ihr nicht gestattet,
Gutes zu gebieten oder Schlechtes zu verbieten. Jeder Fall
muss individuell betrachtet und untersucht werden.
Überwiegt das Gute, sollte es geboten werden, selbst
wenn es gemeinsam mit einem weniger großen Übel
auftritt. Das Schlechte zu verbieten sollte nicht ausgeübt
werden, wenn dadurch ein größerer Nutzen
ausgeschlossen wird. Bei dem zuletzt genannten, käme
das Verbieten einem Hindernis auf Allahs Weg gleich.
[... ]

106
DAS GUTE GEBIETEN &DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Die Liebe zu Allah ist die Grundlage

Die Grundlage besteht darin, dass die Liebe einer Person


zum Guten und die Abneigung vor dem Schlechten, die
Sehnsucht nach einer Sache und die Ablehnung zu einer
anderen, in Übereinstimmung mit dem steht, was Allah
liebt und verachtet, was Er wünscht und was Er ablehnt,
sowie es in der Shari'ah festgesetzt wurde. Die Ausübung
der geliebten Handlungen und die Unterlassung der
unerwünschten Dinge sollten im Verhältnis zu den
Möglichkeiten und der Stärke einer Person stehen. Allah
lastet keiner Seele etwas auf, was sich nicht tragen kann.

,,So fürchtet Allah, soviel ihr nur könnt L.. ]". (At-
Taghaabun 64: 16)

Die Liebe und der Hass im Herzen müssen vollständig


und endgültig sein. Diese Gefühle können lediglich von
schwachem Glauben gemindert werden. Die Taten, die
mit dem Körper ausgeführt werden, hängen natürlich von
der körperlichen Verfassung ab. So können der Wille und
die Ablehnung im Herzen eines Dieners in der Tat
vollständig sein, doch die Umsetzung erfolgt nur soweit
der Körper dazu fähig ist; solch eine Person erhält den

107
DAS GUTE CEBICTEN 6 DAS SCHLECHTE VERBICTEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Lohn gleich einer, deren ähnliche Handlungen perfekt


ausgeführt werden konnten.

Die Liebe und die Ablehnung einiger Menschen stehen


nicht in Übereinstimmung mit Allah und Seinem
Gesandten :~ . Diese Gefühle entstammen ihren eigenen
'6

Launen und Gelüsten:

t::.. ,,,.,,. ~ J ,.,,

~1 ::__; (S:UA ~~ &T ~ ~i ~j


„Und wer ist irrender als der, der ohne Führung Allahs
seinen eigenen Neigungen folgt?" (Al-Qassas 28:50)

Die Befolgung der persönlichen Neigungen und


Gelüste

Die Begierden bestehen aus Liebe und Abneigung zu


Dingen und sie haben ihren Platz in der Seele eines
Menschen. Sie allein geben für sich genommen keinen
Anlass zum Tadel eines Dieners, denn er hat über sie
keine Kontrolle. Wofür er jedoch getadelt wird, ist, wenn
er ihnen mit seinen Handlungen nachgibt.
Allah, Der Erhabene sagt:

108
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

~ ~ÜL!°~}-JT J ~ ~ b) t~1~
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:11 ~~: 1--J<-r",:
~--lt_, 01
'-t'
,,

„0 David, Wir haben dich zu einem Nachfolger auf


Erden gemacht; richte darum zwischen den Menschen in
Gerechtigkeit, und folge nicht (deinen) persönlichen
Neigungen, damit sie dich nicht vom Wege Allahs abirren
lassen[ ... ]" (Sad 38:26)

Und weiterhin sagt Allah:

„Und wer ist irrender als der, der ohne Führung Allahs
seinen eigenen Neigungen folgt?" (Al-Qassas 28:50)

Der Gesandte Allahs ~.'S sagte: » ,,Es gibt drei Dinge die
zur Errettung führen: die Furcht vor Allah, im Geheimen
und in der Öffentlichkeit, das Befolgen der rechten
Leitung in Zeiten des Reichtums und der Armut und das
Sprechen eines wahren Wortes in Zeiten der Verärgerung

ID9
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

und des Wohlbefindens. Und es gibt drei Sachen, welche


Zerstörung hervorrufen, nämlich das Gehorchen der
Boshaftigkeit, das Befolgen der eigenen Gelüste und
Launen und wenn man sich selbst bewundert." «

Die Zuneigung und die Abwendung unterliegen den


eigenen Launen. Derjenige, der die Anordnungen Allahs
und Seines Gesandten missachtet, folgt seinen Launen
und ist losgelöst von der Rechtleitung Allahs. Verhält sich
so jemand in dieser Hinsicht übermäßig, kann es sogar
sein, dass er seine Launen zu seinem Gott gemacht hat.

Den eigenen Launen bezüglich der Religion zu folgen ist


schwerwiegender, als ihnen in zweifelhaften
Angelegenheiten (Shubuhaac) nachzukommen.

Im Zustand der erstgenannten befinden sich die Leute


der Schrift, die ungläubig waren. Allah sagt:

;:'J ,,, J ,,,. ,,,, ,,,,~,.,, ~ ~ ,,., t ., , , (. ., - ., t


'->~?; <D~ c,.:il ~ ~ I u-4j ~;\~I
~,._,,, ~ ,.,,,,, ,,,.,,.,, ,,,,,,,~,.,, ,'! (.~,.,,,,...,,., ,>I

~~~I i~\ '->~ ') .uil ~J ~I ~

na
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Doch wenn sie dir keine Folge leisten, dann wisse, dass
sie nur ihren eigenen Neigungen folgen. Und wer ist
irrender als der, der ohne Führung Allahs seinen eigenen
Neigungen folgt? Wahrlich, Allah leitet das ungerechte
Volk nicht." (Qasas28:50)

Allah sagt:

be

~~ ~~ µi ~ ~ ~ y~

„Er prägt euch ein Gleichnis eurer eigenen Lage. Habt ihr
unter denen, die ihr von Rechts wegen besitzt, Teilhaber
an dem, was Wir euch beschert haben? Seid ihr darin also

III

/.
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

gleich (und) fürchtet sie, wie ihr einander fürchtet? So


machen Wir die Zeichen klar für ein Volk, das begreift.
Doch die Ungerechten folgen ohne Wissen ihren
persönlichen Neigungen. Und wer kann den leiten, den
Allah zum Irrenden erklärt? Für solche wird es keine
Helfer geben." (Ar-Rum 30:28-29)

,,[ ... ]wo Er euch bereits erklärt hat, was Er euch verboten
hat das ausgenommen, wozu ihr gezwungen werdet? Und
gewiss, viele führen mit ihren Gelüsten durch Mangel an
Wissen zum Irrweg. Wahrlich, dein Herr kennt die
Übertreter am besten." (Al-An' am 6: 119)

112
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Sprich: "O Leute der Schrift, übertreibt nicht zu


Unrecht in eurem Glauben und folgt nicht den bösen
Neigungen von Leuten, die schon vordem irregingen und
viele irregeführt haben und weit vom rechten Weg
abgeirrt sind." (Al-Ma'ida 5:77)

„Mit dir werden weder die Juden noch die Christen


zufrieden sein, bis du ihrem Bekenntnis gefolgt bist.
Sprich: "Die Rechtleitung Allahs ist doch die wahre

113
DAS GUTE m1mN 6 DAS SCHLECHTE vrnmmN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Rechtleitung." Und wenn du ihrem Ansinnen folgst,


nachdem zu dir das Wissen gekommen ist, so wirst du vor
Allah weder Freund noch Helfer haben." (Al-Baqara
2:120)

,,[ ... ]Doch solltest du ihrem Ansinnen folgen nach dem,


was dir an Wissen zugekommen ist, so würdest du
bestimmt zu denen gehören, die Unrecht tun." (Al-
Baqara 2:145)

„Und du sollst zwischen ihnen nach dem richten, was von


Allah herabgesandt wurde; und folge nicht ihren
Neigungen, und sei vor ihnen auf der Hut, damit sie dich

114
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

nicht bedrängen und von einem Teil dessen, was Allah zu


dir herabgesandt hat[ ... ]." (Al-Ma'ida 5:49)

Aus diesem Grund werden jene, die sich außerhalb des


Rahmens des Buches und der Sunnah begeben haben,
auch wenn sie sich selbst für Leute des Wissens halten,
obwohl sie in Wahrheit Laien sind, als Leute der Begierde
und der Laune bezeichnet, genauso, wie es unsere
rechtschaffenen Vorfahren (möge Allah mit ihnen
barmherzig sein) getan haben.

Demzufolge ist jeder, der nicht dem Wissen folgt,


jemand, der seinen eigenen Launen und Phantasien
nachgeht. Das Wissen in der Religion ist ausschließlich
durch die Rechtleitung Allahs zu erreichen mit welcher Er
lflif den Gesandten Allahs gf- entsandt hat. Deshalb sagt

Allah:

„Und wer ist irrender als der, der ohne Führung Allahs
seinen eigenen Neigungen folgt?" (Qassas 28:50)

115
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Liebe und Ablehnung um Allahs Willen

Es ist die Pflicht eines Dieners, seine Liebe und seine


Ablehnung, sowie ihr Ausmaß, genau zu untersuchen. Er
sollte sich selbst fragen, ob sie in Übereinstimmung mit
den Anordnungen Allahs und Seinen Anweisungen
stehen. Diese Anweisungen stellen die Rechtleitung
Allahs dar, mit welcher Allah iri Seinen Gesandten !,j;,~
entsandt hat. Der Diener muss sicherstellen, dass er die
Anleitungen Allahs hinsichtlich seiner Liebe und seiner
Ablehnung befolgt und nicht seinen Launen den Vorrang
vor Allah und Seinem Gesandten ~ gibt. Allah sagt:

„0 ihr, die ihr glaubt, kommt nicht Allah und Seinem


Gesandten zuvor[ ... ]" (Al-Hujurat 49: 1)

Deshalb sagte Allah zu Seinem Propheten Dawud, Friede


sei mit ihm:

116
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SH[IKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

,,[ ... ]Und folge nicht (deinen) persönlichen Neigungen,


damit sie dich nicht vom Wege Allahs abirren lassen."
Wahrlich jenen, die von Allahs Weg abirren, wird eine
strenge Strafe zuteil sein[ ... ]." (Sad 38:26)

Er berichtete uns, &lss der, der seinen Launen und


Begierden Folge leistet, vom Weg Allahs abgeirrt ist und
der Weg Allahs ist die Rechdeitung mit welcher Er Seinen
Gesandten geschickt hat. Es ist der Weg, der zu Ihm 1.f)it
führt.

Das Gute zu gebieten, ist die beste Tat

All dies bedeutet, dass das Gute zu gebieten und das


Schlechte zu verbieten zu den größten und vorzüglichsten
Pflichten gehören.

117
DAS cm GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Allah sagt:

,,(Er,) Der den Tod erschaffen hat und das Leben, auf dass
Er euch prüfe, wer von euch die besseren Taten verrichte
[... ]" (Al-Mulk 67:2)

Al-Fudayl Ibn Iyad, möge Allah mit ihm barmherzig sein,


sagte einmal: » ,,Der aufrichtigste muss auch der geradeste
Weg sein. Wenn eine Tat zwar aufrichtig ausgeführt
wurde, aber sich auf einer Abirrung begründet, ist sie
nicht akzeptiert. Wird sie gemäß des geraden Weges
ausgeführt, doch in Unaufrichtigkeit, ist sie ebenfalls
nicht akzeptiert. Nur wenn sie dem geraden Weg
entsprechend und aufrichtig ausgeführt wird, wird sie von
Allah angenommen. Eine aufrichtige Tat ist eine, die für
Allahs Wohlwollen verrichtet wird. Die gute Tat ist eine,
die dem Beispiel der Sunnah folgt." «

Das rechte Schaffen muss für das Wohlwollen Allahs


ausgeführt werden, denn Er nimmt keine Tat an, die
nicht ausschließlich um Seinetwillen durchgeführt wird.
So lautet es in einem Hadith: » ,,Allah sagt: ,Ich Bin Der
Eine unter den Beigesellten, Der am wenigsten Bedarf an

IIB
r---

DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN


SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Beigeselltem hat. Der, der für jemand anderen außer Mir


eine Tat verrichtet, dessen Tat Bin Ich unbedürftig. Sie
kommt bei dem an, der Mir beigesellt wurde. '" 2J «

Dieser Monotheismus ('fauhid) ist die Grundlage des


Islam, der Religion Allahs, mit welcher Er alle Seine
Gesandten geschickt hat. Er :'.fl>. erschuf die gesamte
Schöpfung für ihn. Es ist ein Ihm zustehendes Recht, dass
Seine Diener Ihn Alleine anbeten und Ihm absolut nichts
zur Seite stellen.

Die gute Tat, welche Allah Seinem Gesandten @auferlegt


hat auszuführen, ist der Gehorsam. Beständiger
Gehorsam gehört zur Form des guten Umgangs und
Charakters, und es ist der einzige Aspekt des Benehmens,
bei dem es sich um eine sehr anempfohlene
Angelegenheit handelt, Zuwiderhandlung dagegen
bedeutet Ungehorsam, schlechtes Benehmen, Sünde,
Überschreitung und Unterdrückung.

Taten und Absichten

Dem Umgang gehen zwei erforderliche Dinge voraus: die


Absicht und die Handlung. Der lobenswerte Umgang ist
der richtige und gebotene. Umar Ibn al-Khattab, möge
Allah mit ihm zufrieden sein, sagte deshalb in seinem

23
Überliefert bei Ibn Majah.

119
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Bittgebet: » ,,Oh Allah, mach meinen Umgang gut und


lass ihn ausschließlich Dein Wohlwollen zum Ziel haben
und lass niemand anderen einen Anteil daran haben." «

Wenn dies den Rahmen des guten Umgangs ausmacht,


dann fällt das Gute zu gebieten und das Schlechte zu
verbieten in den gleichen Rahmen. Sich an diesem zu
orientieren ist all denen eine Pflicht, die sich dem
Gebieten des Guten und dem Verbieten des Schlechten
verschrieben haben.

Das Verständnis über die Grundlage des rechten


Handelns

Der Umgang eines Dieners kann solange nicht als


rechtmäßig und gut angesehen werden, solange er nicht
nur von Wissen und Verständnis begleitet wird, sondern
das Ergebnis aus beidem ist. Omar Ibn Abdul-Aziz sagte:
» ,,Der, der Allah ohne Wissen anbetet, richtet mehr
Schaden als Nutzen an."« Und Mu'adh Ibn Jabal sagte:»
,,Das Wissen ist der Imam (der Führer) des Umgangs;
letzteres folgt ersterem." «

Hierbei handelt es sich um etwas Offensichtliches.


Fänden Absichten und das Benehmen ohne Wissen statt,
würden aus ihnen schnell Kenntnislosigkeit und
Irrleitung. Den Launen und Phantasien würde gefolgt
werden, wie wir es bereits zuvor erwähnt haben.

120
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Dies stellt den Unterschied zu den Leuten der Jahiliyah


und den Leuten des Islam dar, nämlich das rechte
Verständnis des Guten und des Bösen. Zwischen ihnen
unterscheiden zu können, ist eine Pflicht. Ebenso ist die
richtige Einschätzung der Situation, in der man entweder
gebieten oder verbieten möchte, grundlegend.

Zum guten und richtigen Umgang gehört, das Gute zu


gebieten und das Schlechte zu verbieten und sich auf den
rechten Weg zu begeben, denn dies ist der kürzeste Weg
zum Erreichen seines Ziels.

121

/
DAS GUTE CEBlmN 6 DAS SCHLECHTE VERBlmN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Güte und Geduld sind Eigenschaften des Da'iyah

In diesem Zusammenhang ist Güte erforderlich. Der


Gesandte Allahs '/J,~ sagte: » ,,Immer wenn Güte Teil von
etwas ist, schmückt sie es. Immer wenn Grobheit in etwas
ist, entstellt sie es. "24 «

Zudem sagte er ~f : » ,,Allah ist Gütig und Er liebt es, die


Güte in allem zu sehen. Auf Grund ihrer lässt Er
zuteilkornrnen, was Er bei Grobheit nicht zureilkommen
lässt. "25 «

Ein Da'iyah muss ebenfalls tolerant sein und Schaden


ertragen können, denn er wird gewiss dem Schaden
ausgesetzt sein. Ist er nicht in der Lage, tolerant und
standhaft zu sein, zerstört er mehr, als er wiederbelebt.

24
Übcrlicfert bei Muslim.

122
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

So sagte Luqman zu seinem Sohn:

„0 mein Sohn, verrichte das Gebet und gebiete Gutes


und verbiete Böses und ertrage geduldig, was dich auch
treffen mag. Das ist wahrlich eine Stärke in allen
Dingen." (Luqman 31:17)

Aus diesem Grund wies Allah Seine Gesandten, welche


die Imame hinsichtlich des Gebietens des Guten und des
Verbietens des Schlechten sind, dazu an, geduldig und
ausdauernd zu sein, sowie Er es dem Siegel der Propheten
i aufgetragen hat. Umso mehr trifft dies auf die
Übermittlung der Botschaft zu. Als der Gesandte Allahs
~ zu Anfang entsandt wurde, wurde ihm gj die Sure Al-
Mudarhir offenbart. Darauf folgte die Sure lqra, und mit
ihr nahm sein Prophetentum f seinen Anfang.

123
DAS GUTE CEBIET[N 6 DAS SCHLECHTE VERBl[T[N
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Allah sagt in Sure Al-Mudathic:

„0 du Bedeckter! Erhebe dich und warne und


verherrliche deinen Herrn und reinige deine Kleider und
meide den Götzendienst und sei nicht wohltätig in
Erwartung von persönlichen Vorteilen und sei standhaft
um deines Herrn willen." (Al-Mudathir 7 4: 1-7)

Demzufolge begann Allah die Offenbarung damit,


Seinem Propheten t};;i damit zu beauftragen, den
Menschen die Botschaft zu verkünden, indem er ci'i sie
warnte. Abschließend forderte Er .'.fit den Gesandten 4~
dazu auf, geduldig zu sein.

Allah sagt ebenfalls:

124
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHL[CHH V[RBIETEN
SH[IKH UL~ISLAM IBN TAYMIYYAH

„So sei denn geduldig mit dem Befehl deines Herrn; denn
du stehst unter Unserer Aufsicht;[ ... ]" (At-Tur 52:48)

„Und ertrage in Geduld alles, was sie reden; und halte


dich von ihnen in angenehmer Weise zurück." (Al-
Muzzamil 73:10)

„So gedulde dich denn, wie es die Gesandten taten, die


geduldig waren[ ... ]." (Al-Ahqaf 46:35)

„So warte geduldig auf den Befehl deines Herrn, und sei
nicht wie der Mann des Fisches (Jonas), als er (seinen
Herrn) anrief, während er von Kummer erfüllt war." (Al-
Qalam 68:48)

/ \
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Und harre in Geduld aus; deine Geduld aber kommt nur


von Allah[ ... ]." (An-Nah! 16: 127)

„Und sei geduldig; denn wahrlich, Allah lässt den Lohn


der Rechtschaffenen nicht verlorengehen." (Hud 11: 115)

Folgende drei Merkmale sind also absolut erforderlich:


Wissen, Güte und Geduld. Das Wissen vor dem
Gebieten des Guten und dem Verbieten des Schlechten,
die Güte während und die Geduld im Anschluss daran.
Alle drei müssen vorhanden sein.

Dies geht ebenfalls aus den Handlungsweisen em1ger


Salaf hervor: » ,,Nur der gebietet das Gute und verbietet
das Schlechte, der über Wissen, Güte und Geduld im
Gebieten und Verbieten verfügt." «

An dieser Stelle gilt zu bedenken, dass diese drei


Bedingungen es den meisten Menschen erschweren, diese
Aufgabe auszuführen. Dies führt sie zu der Annahme,
dass sie deshalb von dieser Aufgabe ausgeschlossen sind
und sie sie gänzlich unterlassen. Solche Personen sind es,

126
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERRIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

die durch ihr Gebieten Schaden anrichten, da sie die


Voraussetzungen nicht erfüllen. Doch eine Pflicht zu
unrerlassen ist Ungehorsam, ebenso wie die Ausführung
einer Handlung, die Allah verboten hat, einen Akt des
Ungehorsams darstellt. Derjenige, der sich von einer
Handlung des Ungehorsams zu einer anderen bewegt,
gleicht einer Person, die versucht, sich durch den Sprung
ins Feuer vor der klirrenden Kälte zu schützen, oder wie
eine Person, die von einem falschen Glauben zu einem
anderen falschen Glauben übergeht.

Der Ungehorsam ist der Grund für Leid und der


Gehorsam ist der Grund für Erfolg

Es ist eine bekannte Tatsache, die aus dem abzuleiten und


zu verstehen ist, was Allah uns durch Seine Zeichen in
den Himmeln, in uns selbst und in Seinem Buch
dargelegt hat, dass das Leid auf Grund unseres
Ungehorsams geschieht. Die Sünden, welche Leid und
Strafe zur Folge haben, sind die Sünden der Handlungen
und des Verhaltens.

Darüber hinaus ist der Gehorsam die Ursache für Lohn


und Erfolg. Die Bemühungen eines Dieners in seinem
Benehmen, sind der Grund dafür, dass Allah Sich ihm
wohlgesonnen zuwendet.

127

/
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBICTEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Allah sagt:

„Und was euch an Unglück treffen mag, es erfolgt auf


Grund dessen, was eure Hände gewirkt haben. Und Er
vergibt vieles." (Ash-Shura 42:30)

be

~ ÄL;:,f l:j ~\ ~ ~ ~ ÄL;:,f t

„Was dich an Gutem trifft, kommt von Allah, und was


dich an Schlimmem trifft, kommt von dir selbst[ ... ]."
(An-Nisa 4:79)

128
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Wahrlich, diejenigen von euch, welche am Tage des


Zusammenstoßes der beiden Scharen (Allah) den Rücken
kehrten nur Satan verleitete sie zum Straucheln für etwas
von ihrem Tun. Aber wahrlich, nunmehr hat Allah ihnen
vergeben [ ... ]." (A'li-Imran 3: 155)

„Und als euch ein Unglück traf, nachdem ihr das


Doppelte erlangtet, sprachet ihr da etwa: ,Woher
(kommt) dies?' Sprich: ,Es kommt von euch selber'.[ ... ]"
(A'li-Imran 3: 165)

129
DAS CUT[ GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

,,Oder Er kann sie untergehen lassen um dessentwillen,


was sie begangen haben - und Er vergibt vieles -. " (Ash-
Shura 42:34)

,,[ ... ]Doch wenn ein Unheil sie um dessentwillen trifft,


was ihre Hände vorausgeschickt haben: siehe, dann ist der
Mensch undankbar." (Ash-Slrnra 42:48)

„Allah aber wollte sie nicht bestrafen, solange du unter


ihnen weiltest, noch wollte Allah sie bestrafen, während
sie um Vergebung baten." (AI-Anfal 8:33)

130
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Und Allah hat uns von den Strafen berichtet, die Er 1ri.i
über die sündhaften Völker herabkommen ließ, wie den
Leuten des Volkes Noahs, Ads, Thamuds, Luts, der Leute
Medians und auf die Leute des Pharaos. Ferner setzte Er
b"i.i uns über ihre Strafe im Jenseits in Kenntnis.

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„Da sagte jener, der gläubig war: "O mein Volk, ich
fürchte für euch das gleiche, was den Verbündeten
(widerfuhr) das gleiche, was dem Volke Noahs und den
'Ad und den Tamud und denen nach ihnen widerfuhr.
Und Allah will keine Ungerechtigkeit gegen die
Menschen. 0 mein Volk, ich fürchte für euch den 1:'lg der

131
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

gegenseitigen Hilferufe den 1ag, an dem ihr den Rücken


zur Flucht wenden werdet. Keinen Beschirmer werdet ihr
wider Allah haben. Und der, den Allah zum Irrenden
erklärt, wird keinen Führer finden." (Ghaflr 40:30-33)

be

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„So ist die Strafe. Und wahrlich, die Strafe des Jenseits ist
(noch) schwerer. Wenn sie es nur wüssten!" (Al-Qalam
68:33)

,, be

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J. '.

132
DAS cm GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

,,[ ... ]Wir werden sie zweimal bestrafen. Hierauf werden


sie einer gewaltigen Strafe zugewiesen werden. Und es
gibt andere, die ihre Schuld bekennen. Sie vermischten
eine gute Tat mit einer anderen, schlechten. Bald wird
Allah Sich mit Erbarmen zu ihnen wenden. Wahrlich,
Allah ist All vergebend, Barmherzig." (At-Taubah 9: 101-
102)

y1.1;H OJ~ ~-f~½T y1.1;H ::;_; r-i-~al~~J„

„Und wahrlich, Wir werden sie vor der größeren Strafe


von der diesseitigen Strafe kosten lassen, damit sie sich
vielleicht doch noch bekehren." (As-Sajda 32:21)

133
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

„Darum aber erwarte den Tag, an dem der Himmel einen


sichtbaren Rauch hervorbringt der die Menschen
einhüllen wird. Das wird eine schmerzliche Qual sein.
"Unser Herr, nimm die Pein von uns ; wir wollen
glauben." Wie können sie lernen, wo doch ein
aufklärender Gesandter zu ihnen gekommen ist? Und sie
haben sich von ihm abgewandt und gesagt: "(Er hat es)
einstudiert, (er ist) besessen." Wir werden die Strafe
geringfügig hinwegnehmen, ihr aber werdet rückfällig
werden an dem Tage, wo Wir (euch) den größten Schlag
versetzen. Wahrlich, Wir werden Uns rächen." (Ad-
Dukhan 44: 10-16)

Daher erwähnt Allah in den Versen, welche sich mit der


Strafe befassen, die Strafe, die Er .'.fit für sie im Jenseits

13~
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

vorbereitet hat. So kann es vorkommen, dass Er ;'.f~ die


Androhung, bzw. das Versprechen der Bestrafung nur
hinsichtlich des Jenseits erwähnt, da die Strafe im Jenseits
größer und gewaltiger ist, ebenso wie es die Belohnung
ist. Das Jenseits ist die Stätte der endgültigen
Entscheidung und des endgiiltigen Verweilens. Er u~
nennt die Belohnung und die Strafe aufeinanderfolgend.
Allah sagt:

„Und so verliehen Wir Yusuf Macht im Lande; er weilte


darin, wo immer es ihm gefiel. Wir gewähren Unsere
Gnade, wem Wir wollen, und Wir lassen den Lohn der
Rechtschaffenen nicht verlorengehen. Der Lohn des
Jenseits aber ist besser für jene, die glauben und (Allah)
fürchten." (Yusuf 12:56-57)

135

/
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

„Und Allah gab ihnen den Lohn dieser Welt und den
schönsten Lohn des Jenseits[ ... ]." (A'li-Imran 3:148)

„Und denjenigen, die um Allahs willen ausgewandert


sind, nachdem sie unterdrückt worden waren, werden
Wir sicherlich eine schöne Wohnstart in der Welt geben;
und wahrlich, der Lohn des Jenseits ist (noch) größer,
wenn sie es nur wüssten (es sind) diejenigen, die geduldig
geblieben sind und auf ihren Herrn vertrauen." (An-Nah!
16:41-42)

136
DAS &UTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Allah sagte über Ibrahim, Friede sei mit ihm: ·

,,[ ... ] und Wir gaben ihm seinen Lohn im Diesseits; und
im Jenseits wird er gewiss unter den Rechtschaffenen
sein." (Al-Ankabut 29:27)

Was nun die Erwähnung der Strafe Allahs im Diesseits


und im Jenseits anbelangt, so sagt Er in Sure An-Naziar:

137
DAS cm GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

138
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

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139
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Bei den (Engeln, die die Seelen der Ungläubigen) heftig


entreißen und bei denen (, die die Seelen der Gläubigen)
leicht emporheben und bei denen (, die auf Geheiß Allahs
zwischen Himmel und Erde) einher schweben dann bei
denen (, die mit den Seelen der Gläubigen ins Paradies)
eifrig voraneilen dann bei denen, die jegliche
Angelegenheit (des irdischen Lebens) lenken! Eines Tages
wird die Dröhnende dröhnen gefolgt von der
Darauffolgenden. Herzen werden an jenem Tage zittern
und ihre Augen werden niedergeschlagen sein. Sie sagen:
"Sollen wir wirklich in unseren früheren Zustand
zurückgebracht werden? Wie? Selbst wenn wir verwestes
Gebein geworden sind?" Sie sagen: "Das wäre dann eine
verlustreiche Wiederkehr." Es wird nur ein einziger
Schreckenslaut sein und siehe, sie sind dann auf der
Erdoberfläche. Ist die Geschichte von Moses zu dir
gedrungen? Damals rief ihn sein Herr im heiligen Wadi
Tuwa: "Geh hin zu Pharao; denn er hat das Maß
überschritten. Sprich dann (zu ihm): "Willst du dich
nicht reinigen? Und ich werde dich zu deinem Herrn
führen, auf dass du dich fl.irchten mögest!"" So zeigte er
ihm das große Wunder. Er aber leugnete und blieb

l~O
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

ungehorsam. Dann kehrte er den Rücken und lief weg


versammelte alsdann (sein Volk) und rief aus indem er
sagte: "Ich bin euer höchster Herr." Da erfasste ihn Allah
zur Strafe für jene und diese Tat. Hierin ist wahrlich eine
Lehre für den, der fürchtet. Seid ihr denn schwerer zu
erschaffen oder der Himmel, den Er gebaut hat? Er hat
seine Höhe gehoben und ihn dann vollkommen gemacht.
Und Er machte seine Nacht finster und ließ sein
Tageslicht hervorgehen. Und Er breitete hernach die Erde
aus. Aus ihr brachte Er ihr Wasser und ihr Weideland
hervor. Und Er festigte die Berge (dies alles) als eine
Versorgung für euch und für euer Vieh. Doch wenn das
größte Unheil kommt an jenem Tag, da der Mensch sich
(all) das ins Gedächtnis zurückrufen wird, was er erstrebt
hat und die Gahim vor Augen gestellt wird für den, der
sieht, Wer aber aufsässig war und das irdische Leben
vorzog so wird wahrlich die Gahim (seine) Herberge sein.
Wer aber das Stehen vor seinem Herrn gefürchtet hatte
und die eigne Seele von niedrem Gelüst abhielt so wird
das Paradies sicherlich (seine) Herberge sein. Sie befragen
dich wegen der Stunde: "Wann wird ihr Termin wohl
sein?" Was weißt du von ihr zu sagen! Das endgültige
Wissen darum ist allein deinem Herrn (vorbehalten) Du
bist nur ein Warner für den, der sie fürchtet. An jenem
Tage, an dem sie sie schauen, als hätten sie (auf der Erde)
nicht länger geweilt als einen Abend oder den Morgen
darauf." (An-Nazi'at 79)
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Des Weiteren sagt Allah:

„Lass Mich mit dem, den Ich als Einsamen geschaffen


habe und dem Ich Besitz in Fülle verlieh. und Söhne, die
immer zugegen waren und für den Ich alle
Bequemlichkeit bereitete. Dennoch wünscht er, dass Ich
noch mehr gebe. Nein; denn er ist Unseren Zeichen
feindlich gesonnen gewesen." (Al-Mudathir 7 4: 11-16)

Allah 1111 hat uns die Geschichten der Völker Thamuds,


Ads und des Pharao in Sure Haqqah berichtet, als Er
sagte:
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„ Und wenn in den Sur gestoßen wird mit einem einzigen


Stoß und die Erde samt den Bergen emporgehoben und
dann mit einem einzigen Schlag niedergeschmettert wird
an jenem Tage wird das Ereignis schon eingetroffen sein."
(Al-Haqqah 69: 13-15)

In dieser Sure erhalten w1r einen Bericht von Allah


darüber, was die Gläubigen und die Übertreter am Tage
des Jüngsten Gerichts zu erwarten haben.

Ein weiteres Zeugnis befindet sich in der Sure Al-Qalam,


in welcher die Geschichte der Besitzer der Gärten erzählt
wird, die Ihm Sein Recht auf den Ertrag verwehrten und
sie in der Folge hierfür schmerzliche Strafe traf.

/
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„So ist die Strafe. Und wahrlich, die Strafe des Jenseits ist
(noch) schwerer. Wenn sie es nur wüssten!" (Al-Qalam
68:33)

Eine ähnliche Lehre entnehmen wir der Sure At-


Taghabun:

,,Ist nicht die Geschichte von denen, die zuvor ungläubig


waren, zu euch gekommen? So kosteten sie die bösen
Folgen ihres Betragens, und ihnen wird eine qualvolle
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Strafe zuteil sein. Dies (soll so sein), weil ihre Gesandten


mit klaren Beweisen zu ihnen kamen, sie aber sagten:
"Sollen Menschen uns rechdeiten?" Also glaubten sie
nicht und wandten sich ab, doch Allah hat dies nicht
nötig; und Allah ist auf keinen angewiesen, des Lobes
Würdig. Diejenigen, die da ungläubig sind, behaupten,
sie würden nicht auferweckt werden. Sprich: "Doch, bei
meinem Herrn, ihr werdet gewiß auferweckt werden;
dann wird euch gewiß verkündet, was ihr getan habt.
Und das ist für Allah ein leichtes." (At-Taghabun 64:5-7)

Diese Lehre wurde uns ebenso in zahlreichen anderen


Suren verkündet.

Die erst-offenbarten Suren des Qur' ans

Das Grundprinzip des T:1t1l1ids, das Versprechen des


Paradieses und die Warnung vor dem Höllenfeuer, waren
die ersten Dinge, die im Qur'an offenbart wurden. Dies
wurde in Al-Bukhari überliefert, wo es heisst: » ,,Als ich
mich in der Gegenwart A'ishas, der Mutter der
Gläubigen, befand, kam eine Person aus dem Irak und
fragte: ,Welcher Einband ist der beste?'A'isha sagte: ,Möge
Allah barmherzig mit dir sein, wieso ist das wichtig?' Er
sagte: ,0 Mutter der Gläubigen! Zeig mir dein Exemplar
des Qur'ans.' Sie sagte: ,Warum?' Er sagte: ,Damit ich
mein (Exemplar) entsprechend zusammenstelle, denn die
Leute rezitieren die Suren nicht in ihrer richtigen
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Reihenfolge. 'A'isha sagte: ,Warum ist es wichtig, welchen


Teil man als erstes liest? (Wisse) das erste, was offenbart
wurde, war Sure Al-Mufassal, und in ihr wurden das
Paradies und die Hölle erwähnt. Als die Menschen in den
Islam eintraten, wurden die Verse bezüglich des Erlaubten
und Verbotenen offenbart. Wenn die ersten
Offenbarungen gelautet hätten, ,Trinkt keine
alkoholischen Getränke!', hätten die Leute gesagt, ,wir
werden nie von den alkoholischen Getränken lassen'.
Und wenn offenbart worden wäre: ,Haltet euch vom
unehelichen Geschlechtsverkehr fern!', hätten sie gesagt:
,Wir werden den unehelichen Geschlechtsverkehr niemals
aufgeben!' Als ich noch ein kleines Kind war, das spielte,
wurde der folgende Vers in Makkah offenbart: ,,Nein, die
Stunde ist ihr Termin; und die Stunde ist noch
unheilvoller und bitterer." (Al-Qamar 54:46) Sure Al-
Baqara (Die Kuh) und Sure An-Nisa (Die Frauen)
wurden offenbart, als ich mich bei ihm &, befand." Dann
"'
holte A'isha ihr Exemplar des Qur' ans hervor und
diktierte dem Mann die (richtige) Reihenfolge der Verse
der Suren." «

1~6
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Die schmerzlichste Prüfung

Unglaube, Überschreitu ng und Ungehorsam sind die


Ursachen des Schlechten und der Zügellosigkeit. So kann
es sein, dass eine Person oder eine Gruppe eine Sünde
begeht, welche von anderen ignoriert wird und sie so zu
Teilhabern an dieser Sünde werden. Andere wiederum
verbieten auf eine unzulässige Weise und machen sich
dabei die Ungerechtigkeit und Unachtsamkeit der ersten
Gruppe zu eigen. Dies führt in der Folge zu Uneinigkeit,
Streit und Übel, was sich in der größten Form des
Aufruhrs und des Schlechten auswirkt. Der Mensch ist
wahrlich ungerecht und unachtsam.

Sicherlich gelangt der, der sich über die auftretenden


Verstimmun gen Gedanken macht, zu der klaren
Erkenntnis, dass sie die wahren Urheber sind. Er würde
zu der Einsicht gelangen, dass das, was sich in
vergangenen Zeiten zwischen den Anführern und
Gelehrten dieser Ummah zugetragen hat, und der breiten
Masse der Muslime, welche ihnen in diese Fima gefolgt
sind, die Auslöser waren. Wahrlich, hierin liegen die
Gründe für die lrrleitung, die Hingabe zu den Gelüsten,
der Abspaltung, den Erneuerunge n in der Religion und
der Zügellosigkeit und Ausschweifüngen in diesem
Leben, welche die gemeinsamen Merkmale aller
Menschen sind, die der Unterdrücku ng und Achtlosigkeit
entstammen . Manche Menschen sündigen, indem sie sich
in Bezug auf sich selbst und auch gegenüber anderen
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

ungerecht verhalten. Beispiele hierfür sind Unzucht,


Sodomie oder ~ihnliche Untaten. Dazu zählt auch das
Trinken von Berauschendem oder dem unrechtmäßigen
Erwerb von Besitztümern, wie des Geldes durch Verrat,
Diebstahl oder der Erpressung usw.

Leidenschaftlich sündigen

Es ist eine bekannte Tatsache, dass zwischen den


Handlungen des Ungehorsams und dem Wesen des
Menschen, obwohl sie sowohl aus intellektueller als auch
aus religiöser Sicht als hässlich und beschämend
betrachtet werden, ein anziehendes Verlangen besteht.

Es ist eine Eigenschaft des Egos, dass es nicht mag, wenn


andere etwas exklusiv für sich in Anspruch nehmen, oder
mehr von etwas haben, als es selbst. Es wünscht sich, dass
das Gute, welches anderen widerfahren ist, ihm
widerfahrt. Hierbei spricht man von Ghibtah, welches die
niedrigste Form des Neids ist. Das Ego wünscht sich
höher und besser zu stehen, als andere und erhebt einen
exklusiven Anspruch auf die Dinge. Es beneidet andere
und wünscht sich, dass die zuteilgewordenen Segen der
anderen wieder verschwinden. Geschieht dies nicht,
genügt der Wunsch nach Höherstellung, Verderben,
Prahlerei und Eifersucht, um eben diese Leidenschaften
ausschließlich für sich in Anspruch zu nehmen.

l~B
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Wenn dieses Ego eine andere Person erblickt, welche diese


Dinge für sich alleine beansprucht und alle anderen
davon ausschließt, wird es noch neidischer und
selbstsüchtiger. Die Leute der Mäßigung sind jene, die es
sich wünschen zu teilen und auf Gleichheit bedacht sind.
Die anderen sind es, die ungerecht und neidisch sind.

Dies kann hinsichtlich erlaubter wie von Allah


unerlaubter Dinge stattfinden. Zu den erlaubten Dingen
gehören Essen, Trinken, Ehe, Kleidung und Geld.
Gelangen diese in den ausschließlichen Besitz einer
Person, kann dies Boshaftigkeit, sowie Gefühle der
Ungleichheit und des Neides hervorrufen.

Boshaftigkeit ist die Grundlage des Übels

So lautet es in einer Überlieferung: » ,,Seid niemals


boshaft, denn Boshaftigkeit hat schon viele Völker vor
euch zerstört. Sie hat ihnen geboten, ungerecht zu sein
· und sie wurden unterdrückerisch. Sie veranlasste sie dazu,
26
die Familienbande zu brechen und so taten sie dies." «

26
Überliefert bei Ad-Daarimi.

149
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Allah sagt bezüglich der Ansar:

,,Und jene, die vor ihnen in der Behausung (des Islam)


wohnten und im Glauben heimisch geworden sind,
lieben jene, die bei ihnen Zuflucht suchten, und hegen in
sich kein Verlangen nach dem, was ihnen gegeben wurde,
sondern sehen (die Flüchtlinge gern) vor ihnen selbst
bevorzugt, auch wenn sie selbst in Di.irftigkeit leben. Und
wer vor seiner eigenen Habsucht bewahrt ist - das sind die
Erfolgreichen." (Al-Hashr 59:9)

Als Abdurrahman Ibn Auf die Kaaba umkreiste, vernahm


man ihn sagen: » ,,0 Allah, beschütze mich vor der
Boshaftigkeit meines Egos." Als er hierüber befragt
wurde, sagte er: ,,Wenn ich vor der Boshaftigkeit meines

ISO
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Egos beschützt werde, werde ich vor der Bedarfslosigkeit,


Unterdrückung und dem Brechen der Familienbande
beschützt."«

Zu dieser Form der Boshaftigkeit gehört die extreme


Pflege des Egos, was dazu führt, dass zurückgehalten
wird, worauf ein Anspruch besteht, Unterdrückung
anderer stattfindet, indem man sich ihren Besitz aneignet
und die Familienbande bricht. Hinzu kommt der Neid,
der sich durch Missgunst auf die Dinge auswirkt, die sich
im Besitz anderer befinden und dem Wunsch danach,
dass sie sie verlieren mögen.

Wie gesagt, Boshaftigkeit und Ungerechtigkeit führen zu


Neid. Hierdurch entsteht der boshafte Umgang mit den
Segnungen anderer, da man sich wünscht, dass diese
Segnungen anderen vorenthalten werden. Zur Missgunst
gesellt sich die Ungerechtigkeit, weil man darum bittet,
dass die Segen aus dem Leben des anderen verschwinden
mögen. Wenn es sich so bezüglich der erlaubten
Begierden verhält, umso schwerwiegender ist die
Angelegenheit, wenn es um die verbotenen Dinge, wie
der Unzucht, dem Trinken von Alkohol usw. geht.
Empfindet man an dieser Stelle Anspruch auf
Exklusivität, dann treten noch zwei weitere Gefühle auf:

1. Ihre Ablehnung auf Grund ihrer Exklusivität und


Unterdrückung , welche sie darstellen - sowie es sich in
Bezug auf die erlaubten Angelegenheiten verhält.

151
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

2. Ihre Ablehnung auf Grund des Rechts Allahs auf sie.

Kategorien der Sünden

Bezugnehmend auf das oben erwähnte, gibt es drei


Kategorien der Sünden:

1. Die Sünden, welche in einem ungerechten Umgang


mit anderen bestehen, wie beispielsweise, indem man
anderen ihr Recht auf ihr Geld und Recht verwehrt.

2. Sünden, die nur einem selbst Unrecht zufügen, wie


beispielsweise dem Trinken von Alkohol und der
Unzucht, wie dass der angerichtete Schaden sich auf
einen selbst beschränkt und sich nicht auf andere
auswirkt.

3. Sünden, die eine Kombination aus den zwei oben


genannten Arten bilden. Ein Beispiel hierfür kann ein
Herrscher oder Anführer sein, der das Geld seiner
Untergebenen an sich nimmt und dieses nutzt, um
Unzucht zu begehen oder es für den Konsum von
Berauschendem einsetzt.

152
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Allah sagt:

,,Sprich: "Mein Herr hat nur Schändlichkeiten verboten,


seien sie offenkundig oder verborgen, dazu Sünde und
ungerechte Gewalttat. Und (Er hat verboten,) dass ihr
Allah das zur Seite setzt, wozu Er keine Befugnis
herabsandte, und (Er hat verboten,) dass ihr (etwas) von
Allah aussagt, was ihr nicht wisset." (Al-A'raf?:33)

Die Gerechtigkeit ist die Grundlage erfolgreicher


Herrschaft

Es wird behauptet, dass die Welt weiter bestehen bleibt,


solange in ihr nur Gerechtigkeit aber Unglauben
vorherrschen würde, doch Tatsache ist, dass sie unter
einer ungerechten und nur augenscheinlich islamischen
Herrschaft letztlich nicht überleben könnte. Der
IS3

/
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Gesandte Allahs t}.,i hat gesagt: » ,,Keine Sünde wird


schneller bestraft, als die Unterdrückung und der Bruch
der Familienbande." 27 « Der Unterdrücker wird nämlich
noch in diesem Leben vernichtet; Allah kann ihm
allerdings durchaus verzeihen und ihm nach semem
Sterben Barmherzigkeit zuteilkommen lassen.

Die Gerechtigkeit ist das Gesetz, dem in diesem Leben


alles unterworfen ist. Ist hierbei noch Fairness involviert,
dann sprechen wir von einem Erfolg, auch wenn die
Beteiligten Personen nichts mit der Religion zu tun
haben. Auch diejenigen, die gläubig sind und im Jenseits
am ehesten entschuldigt und belohnt werden, können
nicht Erfolg in ihrem Leben erwarten, wenn sie ihren
Umgang im Diesseits nicht auf gerechte und
gleichberechtigte Weise gestalten.

Die Unterdrückung ist eine Eigenschaft des Egos

Das Ego eines Menschen kann ihn ungerecht zu anderen


sein lassen, indem es zu einem Hort der
Wahnvorstellungen wird. Diese Wahnvorstellungen
bringen den Menschen dazu, Gefühle der Überlegenheit
und des Neids zu entwickeln, was zur Folge hat, dass er
die Rechte seiner Mitmenschen verletzt. Genauso kann

27
Überlicfcrt bei Ibn Majah.

154
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

sein Ego ihn dazu führen, gegen sich selbst ungerecht zu


sein, indem er hässlichen Sünden verfallt, wie der
Unzucht und dem Verzehr unerlaubten Essens. Ein
Mensch mit so einem Ego kann demnach ungerecht
gegen andere sein, die ihm keinerlei Schaden zugefügt
haben, als auch Sünden erliegen, an denen niemand
anderes als er selbst Teil hat. Hinzu kommt noch, dass
wenn solch eine Person andere Personen, die ähnliche
Ungerechtigkeiten begehen, trifft, in ihm der Ansporn
wächst, diese noch darin zu übertreffen.

Andere zu sehen, die diese Si.inden begehen, können in


einem Menschen Ablehnung sowie eine Form der
Eifersucht und den Wunsch nach ihrer Bestrafung
hervorrufen. Er hat auch jedes Recht dazu, so zu denken,
rational und religiös betrachtet, denn eine so handelnde
Person ist ungerecht zu sich selbst und zu den Muslimen.
Sie zum Guten aufzufordern und ihr das Schlechte zu
verbieten und sich mit Mühe gegen sie einzusetzen sind
religiöse Gebote.

In diesem Zusammenhang können die Menschen in drei


Kategorien eingeteilt werden:

1. Menschen, die die Regeln des Islam nur entsprechend


ihrer Launen und ihrer Neigungen umsetzen. Sie nehmen
nur die Dinge an, die ihnen passen und verbieten die
Dinge, die ihnen selbst vorenthalten sind. Kommt solch
eine Person in den Besitz einer Sache, sei sie erlaubt oder

155
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

unerlaubt, schwindet ihre Missbilligung. Die Dinge, die


sie zuvor als verboten angesehen und anderen untersagt
hat und für die sie nach Bestrafung gerufen hat, begeht
sie nun selbst. Sie nimmt an ihrer Ausübung teil und
unterstützt andere dabei, Gleiches zu tun. Sie ist sogar
dazu bereit, mit anderen, welche diese Handlungen
missbilligen und untersagen wollen, zu streiten.

Hierbei handelt es sich um ein vorherrschendes Merkmal


der Menschen. Ständig hört man von solchem Verhalten,
denn der Mensch ist oft unachtsam und oft ungerecht.
Manche Menschen richten ihre Klagen an den Herrscher
und werfen ihm Ungerechtigkeit gegenüber seinen
Untergebenen vor und lassen sich über seine
Übertretungen aus, doch sobald ihnen Geld oder Rang
gegeben wird, verwandeln sie sich zu seinen engsten
Beratern und Unterstützern. Es wäre besser für sie
gewesen, wenn sie von Anfang an nicht gegen ihn
aufbegehrt und nichts gesagt hätten.

Ihre Herangehensweise ähnelt derjenigen, die Alkohol


trinken oder Unzucht begehen. Wenn die zweite Gruppe
versucht, ein Mitglied aus der ersten Gruppe zu ihrer
Untat zu locken und sie dabei mithilfe ihrer „Freuden" zu
besänftigen sucht, wird sie zu ihrem Helfer und
Kumpanen. Derartige Menschen verfügen nur über eine
sehr schwache Entschlossenheit, da sie andere nur das
verbieten, was sie selbst nicht erreichen können. Daraus
ergibt sich, dass sie sich in einen noch schlechteren

IS6
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Zustand als zuvor gebracht haben, da sie es auf sich


genommen haben, anderen etwas zu verbieten.

2. Menschen die an der Religion festhalten und sie hoch


halten. Sie haben sich aufrichtig Allah hingegeben. Ihre
Handlungen zielen darauf ab, zu begradigen und zu
verbessern. Allah .'.flii unterstützt sie in ihren Bestrebungen
und verleiht ihnen Geduld, welche ihnen dabei behilflich
ist, jeglichen Schaden und jedes Leid zu ertragen. Jene
sind es, die gläubig sind und rechtschaffene Taten
verrichten. Die besten Mitglieder der besten
Gemeinschaft der Menschheit, sie gebieten das Gute und
verbieten das Schlechte und haben wahren Glauben in
Allah rnt.·

3. Menschen, die Merkmale aus beiden oben genannten


Kategorien vorweisen. Bei ihnen handelt es sich um die
Mehrheit der Muslime. Wenn sich sowohl Glaube und als
auch Gelüste in einer Person befinden, ist ihr Herz
manchmal gehorsam und manchmal ungehorsam.

Es wurde gesagt, dass es drei Arten der Seelen gibt: die


Seele, die zum Schlechten führt, die klagende Seele und
die friedvolle Seele.

157
DAS cm CEBlmN 6 DAS SCHLECHTE VERBlmN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Die erste Kategorie von Menschen haben Seelen, die


zum Schlechten führen.

Zur zweiten Kategorie von Menschen gehören die,


deren Seelen sich in einem Zustand des Friedens
befinden. Eine Seele zu der gesagt werden wird:

„0 du ruhige Seele! Komm zufrieden zurück zu deinem


Herrn und mit (Allahs) Wohlwollen so schließ' dich dem
Kreis Meiner Diener an. Und tritt ein in Mein Paradies."
(Al-Fajr 89:27-30)

Die dritte Kategorie von Menschen sind die, mit einer


klagenden Seele. Sie begehen eine Sünde und klagen sich
dafür an, sie begangen zu haben. Manchmal ist sie gut
und manchmal ist sie schlecht; sie vermischt gute mit
schlechten Taten. Solche Leute haben Hoffnung darauf,
dass Allah ihnen verzeiht, wenn sie ihre Schuld gestehen
und bereuen. So sagt Allah lt'ii!:

158
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

„Und es gibt andere, die ihre Schuld bekennen. Sie


vermischten eine gute Tat mit einer anderen, schlechten.
Bald wird Allah Sich mit Erbarmen zu ihnen wenden.
Wahrlich, Allah ist Allvergebend, Barmherzig." (At-
Taubah 9:102)

Der Gesandte Allahs {\~ forderte die Muslime früherer


Zeit dazu auf, den Kalifen Abu Bakr und Omar zu folgen,
,.,. sagte: » ,,Nehmt euch nach mir die zwei, 28die auf
als er t~{
mich folgen als Beispiel: Abu Bakr und Omar." « Zu
jener Zeit gab es keine Fitna. Die Botschaft des Islam war
noch frisch in den Köpfen der Menschen, und die
Muslime verfügten über einen starken Glauben und einen
hohen Grad an Rechtschaffenheit. Ihre Imame waren
aufrechte Leute und erfüllten gewissenhaft ihre Pflichten,
und die Gesellschaft als Ganzes befand sich in einem
Zustand der Sicherheit und war in Frieden mit sich selbst.

28
Übcrlicfert bei Tirmidhi.

lS9

/
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Während ihrer Herrschaftszeit gab es keine Aufstände,


denn die Seelen der damaligen Muslime gehörten zur
zweiten Kategorie, Seelen im Zustand des Friedens.

Die dritte Art, die klagende Seele, trat gegen Ende der
Herrschaft Othmans auf und herrschte verstärkt durch
die gesamte Regierungszeit Alis vor. Viele Menschen
verfolgten weltliche Interessen und Ziele, doch dabei
hielten sie weiterhin am Glauben fest. Dieser Zustand
bestand für eine beachtliche Zahl von Herrschern und
ihrer Untergebenen fort. Aufbegehren und Aufstände
traten auf Grund des Mangels in den Belangen der
Gottesfurcht und des Gottesdienstes auf beiden Seiten
auf. Hinzu kam, dass sie den reinen Glauben mit ihren
Launen und Stammesweisen vermischten. Jede Gruppe
war der festen Überzeugung, dass sie es ist, die der
anderen Gruppe das Gute zu gebieten und das Schlechte
zu verbieten hat, da sie es ist, die sich auf dem Weg der
Wahrheit und der Gerechtigkeit befindet. In ihren
Behauptungen rechtschaffen zu sein, bemerkten sie nicht,
wie sie beide ihren Neigungen und Einbildungen zum
Opfer gefallen sind, wobei es durchaus sein kann, dass
eine Gruppe mehr recht hat, als die andere.

Aus diesem Grund soll ein Gläubiger stets um Allahs


Unterstützung bitten und sich vollständig auf Ihn 1/)t.
verlassen, auf dass Er ihm sein Herz mit Glaube und
Gottesfurcht füllen möge, ihn vor dem Irregehen
bewahrt, ihn standhaft im Glauben hiilt und ihn am Ende
160
DAS GUTE C[Bl[T[N 6 DAS SCHLECHTE VERBl[T[N
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

niemals den Täuschungen semer Vorstellungen und


Launen erliegen lässt. Der Erhabene sagt:

„Zu diesem (Glauben) also rufe (sie) auf Und bleibe


aufrichtig, wie dir befohlen wurde, und folge ihren
persönlichen Neigungen nicht, sondern sprich: "Ich
glaube an das Buch, was immer es sei, das Allah
herabgesandt hat, und mir ist befohlen worden, gerecht
zwischen euch zu richten. Allah ist unser Herr und euer
Herr[ ... ]." (Ash-Shura 42: 15)

Genauso entspricht dies dem Zustand der Ummah, wenn


es hinsichtlich der Religion zu
Meinungsverschiedenheiten kommt. Ein Zustand, der
sich beim Eintreffen jedweder Drangsal verstärkt. Die
Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft benötigen
zwei Dinge: sich mit Mitteln gegen die Erschütterungen
zu wehren, die ihre Vorgänger befallen haben - in
weltlichen und religiösen Belangen; und mit den
Gegebenheiten fertigzuwerden, die diese Krankheiten

161
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

hervorbringen. Es besteht eine Koexistenz zwischen den


Egos und den Teufeln. Da alle Beteiligten unter dem
Einfluss des anderen stehen, ist jeder vor dem Einfall in
die eigene Seele anföllig, weshalb auch der innere Drang,
welcher dem Ego entspringt und einem gebietet, Gutes zu
tun, sich in einem ständigen Kampf mit dem Teufel
befindet. Dieser Kampf steht unter der zusätzlichen
Einwirkung der Egos und Teufel anderer.

Wie oft ist es schon vorgekommen, dass eine Person eine


andere hat Gutes oder Schlechtes tun sehen und sie es ihr
nachmachte, obwohl in ihr zuvor kein Wunsch dazu
bestand. Die Menschen sind wie eine Schar von Vögeln,
in ihnen wohnt ein natürliches Verlangen des Wetteifers
miteinander.

Aus diesem Grund ernten diejenigen, die den Anstoß


zum Guten oder zum Bösen geben je nachdem einen
Lohn oder eine Bestrafung, wegen derer, die ihnen in
ihren Handlungen gefolgt sind. Der Gesandte Allahs ~
sagte: » ,,Derjenige, der mit einem guten Beispiel
vorangeht, erntet seinen Lohn und den Lohn desjenigen,
der ihm (in dieser Sache) folgt bis zum 1ag des Jüngsten
Gerichts, ohne dass der Lohn derjenigen, die ihm folgen,
gemindert wird. Und derjenige, der mit schlechtem
Beispiel vorangeht, trägt seine Last, als auch die Last aller,

162
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

die ihm darin gefolgt sind bis zum Tag des Jüngsten
Gerichts, ohne dass ihnen ihre Last gemindert wird. "29 «

Die beiden oben erwähnten, nämlich der mit gutem


Beispiel vorangegangen ist und der mit schlechtem
Beispiel vorangegangen ist, sind für andere bereits
Motivatoren genug, doch sobald ihnen Folge geleistet
wird, verstärkt sich diese Motivation für die
Darauffolgenden noch mehr.

Vielen der Menschen, die sich sündhaften Handlungen


hingeben, gefällt es, wenn andere sich mit ihren Taten
einverstanden zeigen und bringen denen Ablehnung
entgegen, die nicht mit ihnen übereinstimmen. Dies wird
vor allem in verfälschten und falschen Religionen
sichtbar. Jede religiöse Gruppe versucht, Verbündete um
sich zu scharen, die ihnen folgen. Dagegen sagen sie sich
von allen los, die nicht mit ihnen einer Meinung sind.
Dies gilt für weltliche Interessen und die Belange der
Begierden. Oft sehen wir Menschen, die andere lieben
oder bevorzugen und deren Belange und Begierden ihr
gemeinsamer Nenner sind. Sie helfen und unterstützen
einander wie es der Fall bei Herrschern oder Räubern ist.
Sie fühlen sich wohler, wenn andere an ihren
Handlungen teilhaben, wie beispielsweise bei einem

29
Überliefcrt in Sahib Muslim.

IG3
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Trinkgelage. Diese Art Menschen lieben jeden, der zu


Besuch kommt, um mit ihnen zu trinken.

Doch trinkt er nicht mit ihnen gemeinsam, macht sich


Unruhe unter ihnen breit, entweder weil sie das gute
Benehmen des Nichttrinkers abstoßend finden oder weil
sie ihn beneiden. Sie könnten es auch als störend
empfinden, dass er besser als sie ist und von den
Menschen für seine Enthaltsamkeit gelobt wird oder dass
er ein Zeuge gegen sie sein könnte. Sie könnten auch
Furcht davor haben, von ihm selbst bestraft zu werden
oder, dass er Bestrafung veranlassen könnte, indem er es
jemandem mit Autorität meldet. Eine weitere
Befürchtung könnte sein, dass er ftir sie zu einer Gefahr
werden könnte und sie nunmehr als Preis für sein
Schweigen in seiner Schuld stehen; zahlreich sind die
Gründe.

Allah sagt:
IlAS GUTE GEBIETEN 6 llAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

,,Viele von den Besitzern des Buches möchten euch,


nachdem ihr gläubig geworden seid, gern wieder zu
Ungläubigen machen, aus Neid in ihren Seelen, nachdem
ihnen die Wahrheit klar gemacht wurde[ ... ]." (Al-Baqara
2:109)

Und Allah sagt bezüglich der Heuchler:

„Sie wiinschen, dass ihr ungläubig werdet, wie sie


ungläubig sind, so dass ihr alle gleich werdet[ ... ]." (An-
Nisa 4:89)

Othman Ibn Affan (möge Allah mit ihm zufrieden sein)


sagte: » ,,Eine Unzuchttreibende wünscht sich, dass alle
Frauen zu Unzuchttreibenden werden würden." «

165
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Die Sünder wünschen sich, dass andere an ihren


sündhaften Handlungen teilhaben, wie beispielsweise
dem Trinken, der Lüge und dem Anhängen falscher
Glaubensinhalte. Oder sie wünschen sich, dass andere
ähnliche Sünden wie sie begehen, doch vielleicht nicht im
selben Betätigungsfeld - wie ein Dieb, der es sich
wünscht, dass auch andere stehlen würden, wenn auch
nicht an den gleichen Orten wie er selbst es tut.

Es könnte auch passieren, dass sie jemand dazu zwingen,


sich an ihren sündhaften Handlungen zu beteiligen.
Beteiligt sich diese Person nicht, werden sie zu ihrem
Feind und bestrafen sie.

Menschen, die darauf aus sind, eine andere Person in ihre


hässlichen Handlungen mit hineinzuziehen und sie
hierbei dazu nötigen und sie dazu benutzen ihre
niederträchtigen Ziele zu erreichen, enden darin, jeden zu
verunglimpfen und zu missbrauchen, der sich ihnen
anschließt. Sie nutzen die Teilnahme des anderen dazu
aus, sie 1m weiteren Verlauf und in anderen
Zusammenhängen als Waffe gegen ihn einzusetzen.
Während sie sich weigert zu einem Ihresgleichen zu
werden, gerät sie in große Gefahr, Schaden und Unglück
zu erleiden. Dies beschreibt den Zustand der Mehrzahl
der Übertreter.

166
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Gleiches gilt für diejenigen, die Gutes tun. Allah sagt:

,, [... ] Die aber, die glauben, lieben Allah noch mehr[ ... ]."
(Al-Baqara 2: 165)

Dem Menschen obliegt der Ruf zum Glauben, zum


Wissen, zur Gerechtigkeit und zur Wahrheit. Sieht er
andere, die ebenfalls dem nachkommen wonach er strebt,
verleiht ihm das einen zusätzlichen Auftrieb zu
übertreffen. Dies stimmt vor allen Dingen dann, wenn es
sich bei den anderen um seine Gef:--ihrten handelt und sie
darin wetteifern, Gutes zu tun; ein wahrlich vortrefflicher
und lobenswerter Zustand.

Zusätzlichen Ansporn erhält er, wenn Gläubige und


rechtschaffene Leute ihm in seinen Handlungen
zustimmen und an seinem guten Wirken teilnehmen.
Zugleich lehnen sie es ab, wenn er sich vom Guten
abwendet. Des Weiteren motiviert es ihn darüberhinaus,
wenn sie ihn dazu auffordern, Gutes zu tun und ihn dabei
unterstützen und strafen, wenn er nachlässig wird.
Darum werden die Gläubigen dazu angehalten, der
schlechten Tat eine gute folgen zu lassen, genau wie ein
Arzt, der die Krankheit mit Medizin behandelt. Ein
Gläubiger ist dazu aufgefordert, sich mithilfe zweier

167
DAS GUTE G[BIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBICTEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Dinge zu verbessern: gute Taten zu verrichten und das


Schlechte zu unterlassen. Ganz besonders, wenn es
zwingend erforderlich ist, gegenteilig zu handeln.

Einern Gläubigen wird zudem aufgetragen, auch andere


zur Verbesserung aufzurufen, sofern dies im Rahmen
seiner Möglichkeiten steht.

Allah sagt:

,,,, ~.,.I ~ ., J ,,,. ,,,. .,,.,, ~ ,,,. .,.,.,,

(t;u1 ~1 ~~r Jd ~ 11oJ ~~p1_,


~~
,. ,.
i~1j5_, ~ 1 i#_-; i_?:1;

„Beim Nachmittag! Die Menschen sind wahrhaftig im


Verlust außer denjenigen, die glauben und gute Werke
tun und sich gegenseitig die W.'lhrheit ans Herz legen und
sich gegenseitig zur Geduld anhalten." (Al-Asr 103:1-3)

Ash-Shafi sagte: » ,,Wenn nur jeder gründlich über die


Sure Al-Asr nachdenken würde, so würde sie ihm genüge
sein. Allah setzt uns darüber in Kenntnis, dass ein jeder
ein Verlierer ist, außer denjenigen, die in ihren Seelen
gläubig und rechtschaffen sind, die einander das Gute

168

....
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

empfehlen und zur Geduld und Standhaftigkeit


auffordern." «

Bei größer werdender ,Prüfung erkennt der Gläubige die


sich bietende Gelegenheit dazu, einen höheren Rang zu
erreichen und sich vielfachen Lohn zu verdienen. Der
Gesandte Allahs i~ wurde einmal gefragt: » ,,Wer ist es,
der mit den größten Prüfungen geprüft wird?" Er &
erwiderte: ,,Zuerst die Propheten, dann folgen die
Rechtschaffenen, auf sie folgen die nach ihnen
Vortrefflichsten und darauf die weniger Vortrefflichen
und so weiter. Ein Mann wird von einer Prüfung
heimgesucht, die der Stärke seines Glaubens entspricht.
Ist sein Glaube stark, werden die Prüfungen heftiger; ist
er schwach, schwächen auch sie ab. Die Prüfungen des
Gläubigen halten solange an, bis er auf dem Angesicht der
Erde ohne verbleibende Sünden auf seinen Schultern
schreitet. "30 «

In Zeiten großer Prüfungen ist nämlich em wahrer


Gläubiger noch mehr auf Geduld und Ausdauer
angewiesen, als jeder andere. Dies ist der Schlüssel dazu,
ein religiöser Führer zu werden. Allah sagt:

30
Überliefcrc bei Sunan Ad-Darami und im Musnad Ahmad,
sowie bei Tirmidhi. Der Bericht wurde als hassan saliih
eingestuft.

169

/.
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Und Wir erweckten Führer aus ihrer Mitte, die (das


Volk) nach Unserem Gebot leiteten, weil sie geduldig
waren und fest an Unsere Zeichen glaubten." (As-Sajda
32:24)

Man soll die Geduld dazu aufbringen, gute Taten zu


verrichten und schlechte Taten zu unterlassen

Ausdauer und Beständigkeit sind beim Verrichten von


guten Taten gefragt genau wie bei der Meidung dessen,
was einem untersagt wurde zu tun. Das schließt das
geduldige Ertragen jeglichen Schadens und Missstandes
mit ein.

Doch ein Gläubiger kann nur Geduld aufbringen, wenn


er über etwas verfügt, das ihm Sicherheit gibt, und das ist
die Gewissheit. Abu Bakr As-Siddiq berichtete, dass der
.
.,,,.. sagte: » ,,0 ihr Menschen! Bittet Allah
Gesandte Allahs r,i',
um Gewissheit und gute Gesundheit. Denn nach der

170
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Gewissheit wurde niemandem etwas Besseres gegeben als


gute Gesundheit. So bittet Allah darum. "51 «

Im Bestreben des Gläubigen, jemand anderem das Gute


zu gebieten oder das Schlechte zu verbieten, ist Gi.ite
ebenfalls von größter Bedeutung, da er sonst das
gewünschte Ziel nicht erreicht. Die Egos der Menschen
vertragen nur schwer den bitteren Geschmack, wenn er
nicht auch mit etwas Si.ißem ausgeglichen wird. Aus
diesem Grund gab Allah li'lil den Befehl dazu, dass die
Herzen zueinander kommen sollen und Er veranlasste,
dass die Herzen, die sich miteinander verbinden, Anteil
an der Wohltat haben.

Allah sprach zu Seinem Gesandten ~:

„Übe Nachsicht, gebiete das Rechte und wende dich von


den Unwissenden ab." (Al-A'raf7:199)

31
überliefert bei Tirmidhi.

171
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Und:

,,(Oder) alsdann unter denen zu sein, die glauben und


einander ermahnen zur Geduld und einander ermahnen
zur Barmherzigkeit." (Al-Balad 90: 17)

Der Mensch muss über Geduld und Barmherzigkeit


verfügen, denn hierin liegt wahrer Mut und tatsächliche
Großzügigkeit. Allah hat die Gebete (Salah) und die
Abgabe (Z1kah) an einer Stelle gemeinsam erwähnt, und
Salah und die Geduld gemeinsam an einer anderen. Alle
drei: Salah, die Abgabe und die Geduld sind von
immenser Wichtigkeit für die Gläubigen. Durch sie
läutern sie sich selbst und andere, gerade in Zeiten großer
Unruhen und Erschwernisse.

Die Begradigung der weltlichen und religiösen


Angelegenheiten eines Menschen ist ohne Geduld und
Güte nicht möglich. Aus diesem Grund sind
Großzügigkeit und Mut lobenswerte Eigenschaften.

172
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHElKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Dichter verweisen auf diese Merkmale, wenn sie jemand


lobend erwähnen. Verunglimpfen sie jemanden, schreiben
sie ihm Boshaftigkeit und Feigheit zu.

Für gewöhnlich stimmt es, wenn die Menschen bezüglich


einer bestimmten Angelegenheit in ihren
Schlussfolgerungen zu einem gemeinsamen Ergebnis
kommen. Wie beispielsweise, wenn sie einer Meinung
sind, dass Wahrheit und Gerechtigkeit lobenswerte Dinge
und Falschheit und Ungerechtigkeit schlechte Dinge sind.

Daher kritisieren der Qur'an und die Sunnah die


Boshaftigkeit und die Feigheit und loben hingegen den
Mut und die Gi.ite auf dem Wege Allahs. Doch erwähnen
sie diese Qualitäten nicht in lobender Form, wenn diese
außerhalb des Weges Allahs stattfinden.

Der Gesandte Allahs '@ sagte: » ,,Die schlimmsten


Eigenschaften eines Menschen sind die brennende
Gemeinheit und die ungezügelte Feigheit."'12 « Unter
Berufung auf Sulayman Ibn Abu Rabi'a berichtete Omar
Ibn Al-Khattab: » ,,Oh Gesandter Allahs! Wären nicht
andere Muslime mehr dazu berechtigt, als die, denen du
etwas zugeteilt hast?" Daraufhin sagte er: "Sie hatten
mich eindringlich darum gebeten, und so stand ich vor
der Wahl, ihnen entweder zu geben, obwohl sie sich

32
Übcrliefcrt bei Bukhari.

173
DAS cm GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

unverschämt verhielten, oder (ihnen zu verwehren) sie


hätten mich für geizig gehalten. Jedoch bin ich kein
Geizhals!" 3:l «

Boshaftigkeit

Allah sagt:

,,Und diejenigen, die mit dem geizen, was Allah (ihnen)


von Seiner Huld gegeben hat, sollen ja nicht meinen, das
sei so besser für sie. Nein, zum Bösen soll es ihnen
dienen. Als Halsband sollen sie am Tag der Auferstehung
das tragen, womit sie geizig waren." (A'li-Imran 3: 180)

33
Überlicfcrt bei Muslim.
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Weiterhin sagt Er &'lt:

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„Und dient Allah und setzt Ihm nichts zur Seite; und seid
gut zu den Eltern und zu den Verwandten, den Waisen,
I
den Armen, dem Nachbar, sei er verwandt oder aus der
Fremde, dem Begleiter an der Seite, dem Sohn des Weges
und zu dem (Sklaven), den ihr von Rechts wegen besitzt.
Seht, Allah liebt nicht den Hochmütigen, den Prahler die
da geizig sind und den Leuten gebieten, geizig zu sein
[... ]." (An-Nisa 4:36-37)

175
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

,,Ihre Spenden werden nur deshalb nicht angenommen,


weil sie nicht an Allah und an Seinen Gesandten glauben
und nur träge zum Gebet kommen und ihre Spenden nur
widerwillig geben." (At-Taubah 9:54)

„Doch als Er ihnen dann aus Seiner Fi.ille gab, geizten sie
damit und wandten sich in Abneigung ab. Zur Vergeltung
pflanzte Er Heuchelei in ihre Herzen. (Sie währt) bis zu
dem Tage, an dem sie Ihm begegnen werden [... ]." (At-
Taubah 9:76-77)

176
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

,,( ... ]Doch unter euch sind manche, die geizig sind. Und
wer geizig ist, der geizt nur gegen sich selber ( ... ]."
(Muhammad 47:38)

,,( ... ] Wehe denjenigen Betenden die (bei der


Verrichtung) ihres Gebets nachbssig sind die (nur dabei)
gesehen werden wollen und die Hilfeleistung verweigern."
(Al-Ma'un 107:4-7)

177
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

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,,[ ... ] Und jenen, die Gold und Silber horten und es nicht
für Allahs Weg verwenden ihnen verheiße schmerzliche
Strafe. An dem Tage, wo es (Gold und Silber) im Feuer
der Gahannam glühend gemacht wird und ihre Stirnen
und ihre Seiten und ihre Rücken damit gebrandmarkt
werden (wird ihnen gesagt): "Dies ist, was ihr für euch
selbst gehortet habt; kostet nun, was ihr zu horten
pflegtet." (At-Taubah 9:34-35)

In zahlreichen Versen des Qur' ans fordert Allah uns dazu


auf, Almosen zu geben, und zugleich tadelt Er jene, die
sich hinsichtlich ihrer Besitztümer schlecht verhalten.

178
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Die Feigheit

Allah rügt ebenfalls die Feigheit.

„Und derjenige, der ihnen an solch einem Tage den


Rücken kehrt, es sei denn, er schwenke zur Schlacht oder
zum Anschluss an einen Trupp ab, der lädt wahrlich
Allahs Zorn auf sich, und seine Herberge soll Gahannam
sein; und schlimm ist das Ende!" (Al-Anfal 8: 16)

179
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Und sie schwören bei Allah, dass sie wahrhaftig zu euch


gehören; doch sie gehören nicht zu euch, sondern sie sind
ängstliche Leute. Könnten sie nur einen Zufluchtsort
finden oder Höhlen oder ein Schlupfloch, würden sie
gewiss in wilder Hast dorthin eilen." (At-Taubah 9:56-
57)

b,.

1~1~ }i5~ ~_; 1:,1 i_?:1; ~;Sr 8~_,

„Und die da glauben, sagen: "Warum wird keine Sura


herabgesandt?" Doch wenn eine entscheidende Sura
herabgesandt wird und darin von Kampf die Rede ist,
dann siehst du die, in deren Herzen Krankheit ist, dich

180
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

mit dem Blick eines (Menschen) anschauen, der im


Sterben von Ohnmacht befallen wird[ ... ]." (Muhammad
47:20)

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11J Jl~~11 ~ ~ ~ ~jJJT i_,31;:; ~~T

„Hast du nicht jene gesehen, zu denen man sagte: "Haltet


eure Hände zurück, verrichtet das Gebet und entrichtet
die Zakah." Doch wenn ihnen der Kampf verordnet
wurde, da fürchtete ein Teil von ihnen die Menschen wie
in Furcht vor Allah oder mit noch größerer Furcht; und
sie sagten: "Unser Herr, warum hast Du uns den Kampf
verordnet? Möchtest Du uns nicht noch eine Weile
Aufschub gewähren?" Sprich: "Die Nutznießung dieser

191
DAS cm GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Welt ist gering, und das Jenseits wird für die


Gottesfürchtigen besser sein; und kein Fädchen Unrecht
sollt ihr erleiden." (An-Nisa 4:77)

Alle Verse des Qur' ans, welche den Jihad anempfehlen


und jene tadeln, die ihm nachkommen oder ihn gänzlich
unterlassen, rügen zugleich die Eigenschaft der Feigheit.

Rechtschaffenheit kann nur durch Mut und


Großmut erreicht werden

Da der Sohn Adams die Rechtschaffenheit in seiner


Religion und in seinen weltlichen Angelegenheiten nur
durch Mut und Großmut erlangen kann, hat es Allah
sehr deutlich gemacht, dass diejenigen, die sich von Ihm
abwenden, indem sie dem Jihad den Rücken kehren,
durch ein anderes Volk ausgetauscht werden, die ihn
praktizieren. Gleiches gilt für diejenigen, die sich von Ihm
abwenden, indem sie ihr Geld für wertlose Dinge
ausgeben - Allah tauscht sie gegen andere aus, die ihren
Besitz für Annehmbares und Anempfohlenes verwenden.
Allah sagt:

182
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„0 ihr, die ihr glaubt, was ist mit euch, dass ihr euch
schwer zur Erde sinken lasset, wenn euch gesagt wird:
"Zieht aus auf Allahs Weg"? Würdet ihr euch denn mit
dem diesseitigen Leben statt mit jenem im Jenseits
zufrieden geben? Doch der Genuss des irdischen Lebens
ist gar gering, verglichen mit dem des Jenseits. Wenn ihr
nicht auszieht, wird Er euch mit schmerzlicher Strafe
bestrafen und wird an eurer Stelle ein anderes Volk
erwählen, und ihr werdet Ihm gewiss keinen Schaden
zufügen. Und Allah hat Macht über alle Dinge." (At-
Taubah 9:38-39)

183

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DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Seht, ihr seid diejenigen, die (dazu) berufen sind, auf


Allahs Weg zu spenden; doch unter euch sind manche,
die geizig sind. Und wer geizig ist, der geizt nur gegen
sich selber; und Allah ist Derjenige, Der reich ist, und ihr
seid die Armen. Und wenn ihr (ihm) den Rücken kehrt,
so wird Er ein anderes Volk an eure Stelle setzen; und sie
werden nicht so sein wie ihr." (Muhammad 47:38)

Allah hebt diejenigen hervor, die sich selbst mit Mut und
Großzügigkeit schmücken. Allah sagt:

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DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

,,[ ... ] Es sind nicht gleich diejenigen unter euch, die


spendeten und kämpften vor dem Sieg. Sie stehen höher
im Rang als jene, die erst nachher spendeten und
kämpften. Allen aber verhieß Allah Gutes. Und Allah ist
dessen wohl kundig, was ihr tut." (Al-Hadid 57:10)

Allah 1flii erwähnt den Jihad auf Seinem Weg mit dem
Einsatz zweier Dinge, des Besitzes und des eigenen
Lebens, beides wird in zahlreichen Versen Seines Buches
lobend erw~ihnt. In dem Anliegen Ihm 1fii! zu dienen,
beinhaltet dieser Jihad beides, Mut und Großzügigkeit.
Allah sagt:

,,[ ... ]Wie oft hat nicht eine geringe Schar über eine große
Schar gesiegt mit Allahs Erlaubnis! [... ]" (Al-Baqara
2:249)

185
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SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„0 ihr, die ihr glaubt, wenn ihr auf eine Schar stoßt, so
bleibt fest und denkt eifrig an Allah, auf dass ihr
erfolgreich sein möget. Und gehorcht Allah und Seinem
Gesandten und hadert nicht miteinander, damit ihr nicht
versaget und euch die Kampfkraft nicht verlässt. Seid
geduldig; wahrlich, Allah ist mit den Geduldigen." (Al-
Anfal 8:45-46)

Der Mut ist eine Stärke, die aus dem Herzen kommt

Der Mut ist nicht das Ergebnis körperlicher Stärke


alleine. Zwar kann ein Mann physisch stark sein, doch
nur über ein schwaches Herz verfügen. Ein starkes und
beständiges Herz machen den Mut erst möglich. Auf dem
Schlachtfeld kann dies deutlich gesehen werden: ein
erfolgreicher Kämpfer verlässt sich auf seine starke Physis,
da er seinen Körper für das Gefecht gut trainiert hat und
auf ein starkes Herz, welches in der Kriegskunst geschult
ist.

Lobenswert ist der Mut, der mit Wissen und Erfahrung


verbunden ist und nicht der, der zu kopfloser Hast führt,
und der einen nicht mehr den Unterschied zwischen Gut

186
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

und Böse erkennen lässt. Deshalb handelt es sich bei einer


starken und mächtigen Person um jemanden, der sich in
Zeiten des Zorns kontrollieren kann, was ihn in der Folge
dazu leitet, dass zu tun, was nutzbringend ist und ihn
gleichzeitig davon abhält, Schädliches anzurichten.
Derjenige, der von seinem Zorn übermannt wird, ist
weder stark noch mutig.

Um diesen Zustand zu erreichen, sind Geduld und


Ausdauer erforderlich. Es gibt zwei Arten der Geduld:
Die, welche in Zeiten des Zorns zum Vorschein tritt und
die Form der Geduld, die einem dabei hilft, leidvolle
Heimsuchungen und Erschwernisse zu ertragen.

Al-Hassan sagte, möge Allah barmherzig mit ihm sein: »


„Es gibt keine bessere Medizin, die der Gläubige in
Zeiten des Zorns einnehmen kann, als die Geduld; und
in Zeiten der Heimsuchungen ist die Standhaftigkeit das
beste Mittel." « Geduldig den Schmerz zu ertragen ist das
Geheimnis des Erfolges, und genau das macht den
starken und mächtigen Menschen aus.

Unter Berufung auf Ibn Mas'ud wird berichtet, dass der


Gesandte Allahs ~ sagte: » ,,Wen zählt ihr unter euch als
,Raqub'?" Sie (die Geführten) sagten: ,,Jemanden, der
keine Kinder hat (ihm werden zwar Kinder geboren, aber
sie überleben nicht)." Darauf sagte er ~~: ,,Ist er nicht,
denn Raqub ist einer, dessen Kind nicht sein Vorbote (im

187

I
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
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Paradies) ist." Dann sagte er ,j: ,,Wen seht ihr unter euch
als stark an?" Wir sagten: ,,Der, der andere niederringt."
Er ~ sagte: ,,Nein, stark ist der Mann, der sich beim
Aufkommen der Wut unter Kontrolle hat. "31 «

Allah sagt bezüglich des Unheils:

,, [... ] Doch verkünde den Geduldigen eme frohe


Botschaft die, wenn sie ein Unglück trifft, sagen: "Wir
gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück." (Al-
Baqara 2:155-156)

31
· überliefcrc in Sahih Muslim.

180
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
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,,Aber dies wird nur denen gewährt, die geduldig sind;


und dies wird nur denen gewährt, die ein großes Glück
haben." (Al-Fussilat 41 :35)

!, J. ,,

~-~ .J#

„Und wenn Wir dem Menschen Unsere Gnade zu kosten


geben und sie ihm daraufhin fortnehmen, ist er
verzweifelt und undankbar. Ünd wenn Wir ihm nach
einer Drangsal, die ihn getroffen hat, eine Gabe
bescheren, sagt er sicherlich: "Das Übel ist von mir
gewichen." Siehe, er ist frohlockend und prahlend.
Ausgenommen (von der Strafe) sind diejenigen, die
geduldig sind und gute Werke tun. Ihnen wird Vergebung
und ein großer Lohn zuteil sein." (Hud 11:9-11)

189
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Auf dass ihr euch nicht darüber betrüben möget, was


euch entging, noch darüber frohlocken möget, was Er
euch gegeben hat. Und Allah liebt keinen der
eingebildeten Prahler." (Al-Hadid 57:23)

Zu beiden Gelegenheiten, der der Freude und der der


Trauer, macht sich der Shaytan ans Werk. Er strebt
danach, die Menschen dazu zu bringen, mit ihren
Herzen, mit ihren Stimmen und mit ihren Händen die
Grenzen zu überschreiten.
.
Der Gesandte Allahs c<t hat ~~

den Muslimen verboten, diese Grenzen zu übertreten.

Als er ;1,,,.1, am Totenbett Ibrahims saß und weinte, wurde


er ~ gefragt: » ,,Weinst du, obwohl du uns doch verboten
hast zu weinen?" Er &
½"'
erwiderte: ,,Ich habe euch nur die
zwei törichten Geräusche untersagt: das eine beim Jubel
darüber, dass Allah euch etwas gewährt hat, welches dem
Geräusch der Albernheit und Verrücktheit entspricht und
der Trompeten des Shaytan. Und das andere ist das des
großen Kummers, wenn euch etwas heimsucht - wie dem
Schlagen der Handflächen auf die Wangen, dem

190
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Kleiderzerreigen und dem Sprechen der Bittgebete aus


den Zeiten der Jahiliyah (Unwissenheit)." 35 «

Dem zufolge verbat uns der Gesandte Allahs ,;;, beide ~~

Arten des lautstarken Ausdnicks, da sie beide zur


Übertretung der Grenzen führen. Ersteres stellt eine
Überschreitung im Ausdruck der ausgelassenen Freude
dar, welche einen prahlerisch und überheblich erscheinen
lässt, und die zweite Form treibt uns in Zeiten der Trauer
in die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.

Der Gesandte Allahs x,


~c
sagte: » ,,Der, der seine Wangen
schlägt und seine Kleider zerreifü, folgt den Wegen und
Bräuchen der Tage der Unwissenheit und ist keiner von
uns." 36 «

Der Gesandte Allahs ~ sagte ebenfalls: » ,,Allah zieht uns


nicht für die Tränen im Auge oder den Schmerz im
Herzen zur Rechenschaft, doch Er straft für das, was von
hier kommt," alsdann deutete er (iJ;s
'6
auf seine Zunge:n «

35 Überliefcrt in Sahih I3ukhari.

191
DAS cm GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBICTEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Zudem sagte er d;:


<6
» ,,Die Person, für die bei ihrem Tod
wehgeklagt wird, wird wegen des Wehklagens bestraft. ,c:18 «

Der Gesandte Allahs 8,


"6
setzte beim Treueschwur der
Frauen als Bedingung fest, dass sie die Toten nicht
beweinen. Er {1'i sagte: » ,,Wenn die wehklagende Frau vor
ihrem Tod nicht bereut, wird sie am Tag der
Wiederauferstehung ein Gewand aus Pech und ein Hemd
aus [... ] tragen."«

Was nun Geräusche anbelangt, die auf Grund starker


Emotionen laue werden, wie dem Gesang im Kampf auf
dem Wege Allahs, so ist dies erlaubt. In einigen Formen
ist dies auch in der Dichtkunst und auf Hochzeitsfeiern
zulässig.

Es ist die Gewohnheit und Tradition der Dichter mit dem


Wind zu segeln. Allah sagt:
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J"';.. ,,,, ,,,. ,,,,... -== .,,, J ,,., .,,., J J. J ,(1,,,. - ,,., ,,,. oll ,.,

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192
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
5HEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

,,Und die Dichter - es sind die Irrenden, die ihnen folgen.


Hast du nicht gesehen, wie sie verwirrt in jedem Tal
umherwandeln und wie sie reden, was sie nicht tun?"
(Ash-Shu' ara 26:224-226)

Des Weiteren sagt Allah, dass die Dichter von den Leuten
gefolgt werden, die den Launen und Gelüsten anhängen
und ihren Neigungen ohne Wissen und Rechtleitung
folgen. Er lt\i! sagt im Qur' an:

,,

(l)} l>~

„Beim Stern, wenn er heruntersaust! Euer Gefahrte ist


weder verwirrt, noch befindet er sich im Unrecht." (An-
Najm 53:1-2)

Hieraus erkennt man, dass die Dichter in ihren Werken


die reinen Qualitäten des Mutes und der Güte preisen,
denn die völlige Abwesenheit dieser Eigenschaften wird
von der Allgemeinheit verurteilt. Sind diese beiden
Eigenschaften vorhanden, verleihen sie dem Körper den
Ausdruck der Absichten der Seele. Diejenigen, die Allah
fürchten, werden für ihren Mut und ihre Güte belohnt,
sowohl in diesem Leben als auch am Tag des Jüngsten

193
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Gerichts. Diejenigen, die keinen Glauben haben, ernten


die Früchte dieser Vorzüge im diesseitigen Leben, jedoch
erhalten sie keinen Lohn im Jenseits. So sprach Allah, als
Er tM uns die Geschichte Noahs erzählte:

„Es wurde befohlen: "O Noah, geh an Land, (und sei) mit
Unserem Frieden begleitet! Und Segnungen (seien) über
dir und über den Geschlechtern, die bei dir sind! Und es
werden andere Geschlechter kommen, denen Wir
Versorgung gewähren; dann aber wird Unsere
schmerzliche Strafe sie treffen." Das ist einer der Berichte
von den verborgenen Dingen, die Wir dir offenbaren.
Zuvor kanntest du sie nicht, weder du noch dein Volle So
DAS GUTE CEBICTEN 6 DAS SCHLECHTE VERBICTEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

harre denn aus; denn der Ausgang entscheidet zugunsten


der Gottesfürchtigen." (Hud 11:48-49)

Und Allah sagte:

,,[ ... ] Wer nun gegen euch gewalttätig handelt, gegen den
handelt in gleichem Maße gewalttätig, wie er gegen euch
gewalttätig war, und fürchtet Allah und wisset, dass Allah
mit den Gottesfürchtigen ist." (Al-Baqara 2:194)

Die Anerkennung Allahs ist eine Zierde und Sein


Tadel ist eine Schande

Der Unterschied aber liegt in den Ausdrucksweisen des


Mutes und der Güte zu preisen, derjenigen, die Allah und
Seinen Gesandten e~
gelobpreist haben. Es ist das Lob
Allahs, welches einen schmi.ickt, und es ist Sein Tadel, der
einen beschämt und eine Schande ist. Die Aussagen
irgendwelcher Dichter und Erzähler sind von keiner

195
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Bedeutung. Allah b~ hat den Mut und die Güte auf Seine
Weise gelobt.

Einst wurde der Gesandte Allahs '\,o5


;i~ gefragt: » ,,0
Gesandter Allahs! Ein Mann kämpft, um seinen Mut
unter Beweis zu stellen, aus Begeisterung und ein anderer
um anzugeben. Welcher Kampf ist dann auf dem Wege
Allahs? Der Prophet -~ '0"
sagte: Wer dafür kämpft, das
Wort Allahs zu erhöhen, der kämpft auf dem Wege
Allahs!" 39 «

Allah sagt:

„Und kämpft gegen sie, damit keine Verführung mehr


stattfinden kann und (kämpft,) bis sämtliche Verehrung
auf Allah allein gerichtet ist[ ... ]." (Al-Anfal 8:39)

Zu diesem Zwecke hat Allah 1.fli! die gesamte Schöpfung


erschaffen.

9
' Überliefert bei Ibn Majah.

196
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Er il¾ sagt:

„Und Ich habe die Ginn und die Menschen nur darum
erschaffen, damit sie Mir dienen (sollen)." (Adh-Dhariyat
51:56)

Menschliche Betrachtungsweisen hinsichtlich des


Mutes und der Giite

Jede Anstrengung und jeden Beitrag, den ein Mensch zur


Erreichung des endgültigen Ziels, für welches die
Schöpfung erschaffen wurde, unternimmt, wird von Allah
gelobt. Bei jenen handelt es sich um die guten Taten, die
ewig Bestand haben und für welche der Ausführende (der
Handlung/des Beitrags) Gunsterweisungen von Allah
erhält. Bezüglich der Herangehensweise und Betrachtung
dieser Handlungen, können die Menschen in vier
Kategorien eingeteilt werden:

1. Diejenigen, die sich für Allah mit Mut und Güte


einsetzen. Bei ihnen handelt es sich um die Gläubigen,
die die Belohnung des Paradieses im Jenseits verdient
haben.

197
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

2. Diejenigen, die für anderes als Allah mit Mut und


Güte arbeiten. Sie erhalten den Lohn für die
Vorzüglichkeit ihrer Handlung noch in diesem Leben,
doch im Jenseits erhalten sie keine Belohnung.

3. Diejenigen, die ohne Mut und ohne Güte für Allah


arbeiten. Solche Art Menschen sind Heuchler, ihnen fehlt
es in dem Maße an Glauben, wie es ihnen an Mut und
Güte fehlt.

4. Diejenigen, die nichts für Allah tun und weder über


Mut noch über Güte verfügen. Nichts wird ihnen zuteil,
weder im Diesseits noch im Jenseits.

Die genannten Merkmale und Handlungen sind im


Allgemeinen für einen Gläubigen notwendig. Ganz
besonders wichtig sind sie in Zeiten der Erschwernisse
und bedrohlicher Unruhen. In solchen Zeiten müssen
sich die Gläubigen Kraft ihrer gesamten Möglichkeiten
stets in Selbstläuterung üben, um das Gute gebieten und
Schlechte verbieten fortsetzen zu können. Beide diese
Pflichten sind sehr mühevolle und schwer zu erfüllende
Aufgaben, doch diejenigen die Allah unterstützt,
bew~iltigen mit Leichtigkeit derartige Herausforderungen.

Allah legt es den Gläubigen auf, festen Glauben und gutes


Benehmen zu haben, und die Menschen zu Ihm zu rufen.
Sie sollen sich darin bemühen, ihnen den Glauben näher
zu bringen.

198
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Doch sagt Allah auch:

,,[ ... ]Und Allah wird sicher dem beistehen, der Ihm
beisteht. Allah ist wahrlich Allmächtig, Erhaben. Jenen,
die, wenn Wir ihnen auf Erden die Oberhand gegeben
haben, das Gebet verrichten und die Zakah entrichten
und Gutes gebieten und Böses verbieten (steht Allah bei)
Und Allah bestimmt den Ausgang aller Dinge." (AI-Hajj
22:40-41)

199

/
DAS cm GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
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„Wahrlich, helfen werden Wir Unseren Gesandten und


denen, die gläubig sind, im diesseitigen Leben und an
dem Tage, wo die Zeugen vortreten werden." (Al-Ghafü
40:51)

,,Allah hat es vorgeschrieben: Sicherlich werde Ich siegen,


Ich und Meine Gesandten. W1hrlich, Allah ist
Allmächtig, Erhaben." (Al-Mujadilah 58:21)

,,Und Unsere Heerschar wird sicher siegreich sein." (As-


Saffat 37: 173)

200
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
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Die Furcht vor Unruhen als Entschuldigung


vorbringen

Da das Gute gebieten und das Schlechte verbieten, und


der Jihacl einen der Firna aussetzen können, brachten
einige Menschen dies als Entschuldigung dafür hervor,
diesen Pflichten nicht nachzukommen, indem sie sagten,
dass sie so der Fima aus dem Weg gehen wollten.

Allah sagt:

„Und unter ihnen ist so mancher, der sagt: "Erlaube mir


(zurückzubleiben), und stelle mich nicht auf die Probe."
Hört! Ihre Probe hat sie ja schon ereilt. Und wahrlich,
Gahannam wird die Ungläubigen einschließen." (At-
Taubah 9:49)

Der Grund für die Offenbarung dieses Verses war Al-Jad


Ibn Qays. Der Gesandte Allahs ~ hatte ihm aufgetragen,
sich für eine militärische Expedition gegen die Römer

201
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

vorzubereiten. Er jedoch sagte zum Gesandten Allahs As:


,,,
» ,,0 Gesandter Allahs, ich bin ein Mann, dem es

schwerfällt, den Verlockungen der Frauen zu widerstehen.


Ich befürchte, dass die römischen Frauen mich dazu
bringen werden, der Fitna zum Opfer zu fallen. So
erlaube mir, zurückzubleiben und setze mich nicht dieser
Versuchung aus." « Und es war Al-Jad Ibn Qays, der dem
Treueeid von Ridwan fernblieb und sich unter einem
Baum hinter einem roten Kamel versteckte. Der Gesandte
Allahs iJ sagte: » ,,Allen wird vergeben, bis auf den
Mann, der sich hinter dem roten Kamel versteckt hielt." «
Daraufhin offenbarte Allah d"it den obigen Vers.

Al-Jad Ibn Qays bat darum, zurückbleiben zu dürfen, um


vor der Versuchung der Frauen verschont zu bleiben. Er
hätte den Versuchungen der verbotenen Früchte aus dem
Weg gehen und gegen seine Gelüste ankämpfen sollen.

In dieser Aufgabe zu scheitern, bedeutet einer Sünde zu


erliegen.

Das war also der Grund, warum er bat, vor der Fitna
verschont zu werden. Allahs Antwort auf sein Bitten war,
dass seine Abkehr von der Ausführung der Pflicht des
Jihads, das Hineinfallen in eine schmerzliche Ficna
bedeutete.

202
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Wie konnte er danun bitten, vor einer kleinen Fitna


verschont zu werden, die ihn noch nicht einmal getroffen
hatte, um dann im gleichen Zug in eine Pirna
hineinzufallen, die weitaus größer war?!

Allah l!i sagt:

,,Und kämpft gegen sie, bis es keine Verwirrung (mehr)


gibt und die Religion Allah gehört." (Al-Baqara 2: 19 3)

So hat also der, der die Pflicht des von Allah


angeordneten Jiliads unterliisst, um vor der Fitna
verschont zu bleiben, die es in seinen Vorstellungen gibt,
die Türen zu seinem Herz für Vermutungen, Annahmen
und Krankheiten geöffnet, was in der Folge dazu flihrte,
dass er einer weit schwerwiegenderen Fima erlegen war,
nämlich dem Ungehorsam gegenüber den Anordnungen
Allahs.

203
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Hinsichtlich des Gebietens des Guten gibt es zwei


Arten von Menschen

Einmal die, die gebieten, verbieten und sich dafür


einsetzen, dass die Pitna ausgelöscht wird und hierbei an
der schlimmstmöglichen Pirna ihren Anteil haben. Bei
ihnen handelt es sich um jene, die in den Zeiten der Pirna
, welche die Gemeinschaft der Muslime heimgesucht hat,
an den Kämpfen teilnahmen, sowie es bei den Khawarij
der Fall war.

Zum anderen die, die sich vom Gebieten, Verbieten und


Kämpfen auf dem Wege Allahs, auf dass Sein Wort über
alles erhöht wird, abwenden. Sie sind es, die (ebenfalls)
einer gewaltigen Pitna erlegen sind, während sie jedoch
behaupten, dass sie hiermit versuchen, einer kleineren,
persönlichen Heimsuchung aus dem Weg zu gehen.

Solche Menschen sollten sich darum bemühen, ihre


Pflicht des Gebietens, Verbietens und dem Ablass von
allem, was ihnen untersagt ist zu tun, auszuführen. Die
Ausführung einer Pflicht und die Abwendung von den
verbotenen Dingen erfolgt Hand in Hand. Doch sind es
ihre Egos und verdorbenen Seelen, die sie lediglich dazu
befähigen, beide Dinge zur gleichen Zeit zu tun, oder sie
gleich allesamt aufzugeben, bzw. zu unterlassen.
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH lll-lSLAM IBN TAYMIYYAH

Dieser Zustand ist unter denjenigen, die nach


Führungspositionen, Geld und den weltlichen Früchten
der Ungerechtigkeit streben, weit verbreitet.

Im Zuge ihrer Pflichterfüllung begehen sie unerlaubte


Taten. Es ist ihnen geboten, genau und vorsichtig zu
ergründen, welches der beiden von größerer Wichtigkeit
ist.

Wenn die Ausführung dieser Pflichten mehr Belohnung


mit sich bringt, als das Untersagen des Verbotenen,
ändert eine Person ihre Situation nicht (zum Besseren);
denn es kann sein, dass sie, wenn sie es täte einer noch
größeren Sünde erliegen würde.

Wenn andererseits jedoch das Untersagen des Verbotenen


höher in der Belohnung steht, sollte sie sich nicht diese
Gelegenheit entgehen lassen, indem sie auf den
niedrigeren Lohn hofft, welcher in der Ausführung der
Pflicht liegt, und sich damit begnügt.

Jeder ist auf das Gebieten und das Verbieten


angewiesen

Jeder Mensch auf dieser Welt braucht beides, das


Gebieten und das Verbieten, selbst wenn er alleine ist und
er sich selbst gebietet, entweder indem er sich zum Guten
auffordert oder aber zum Begehen von Sünden.

205

J.
DAS cm GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
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Allah sagt:

,,[ ... ]Denn das (Menschen-)Wesen gebietet oft Böses


[... ]." (Yusuf 12:53)

So wie Gebieten bedeutet, eine Handlung zu wollen und


auszuführen, besteht Verbieten darin, zu wollen und zu
untersagen, dass eine Handlung nicht ausgeführt wird.

Die Menschheit

Jeder Mensch verfügt über einen Willen und ein


Verlangen danach, seine Handlungen auszuführen, sowie
das Bestreben, andere zu Taten zu ermuntern. Der Wille
eines Menschen ist sein Antrieb und ein Überleben ist
nur durch Zusammenleben, Bündelung der Kräfte,
Fähigkeiten und Begehren möglich.

Wenn zwei oder mehr Leute sich in einer Gesellschaft


befinden, obliegt es ihnen, einander zu gebieten und zu
verbieten.

Aus diesem Grund wird das Jama'a (Gebet in der


Gemeinschaft) verrichtet, auch wenn sich nicht mehr als

2DG
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

zwei Personen zum Gebet aufstellen (in diesem Fall leitet


einer das Gebet als Imam). Der Gesandte Allahs ~ sagte
zu Malik Ibn Al-Huwairith und seinem Freund: » ,,Wenn
die Zeit des Gebets hereingebrochen ist, ruft den Adbaan
und die Iqamah, und lasst den Ältesten von euch das
Gebet führen. "" 0 «

Das Gebieten und Verbieten ist eine Notwendigkeit


für den Menschen

Da das Gebieten und Verbieten notwendig für die


Existenz des Menschen ist, muss der, dem nicht gemäß
den Anordnungen Allahs und Seines Gesandten i
geboten und verboten wurde, von den Gläubigen
diesbezüglich angeleitet werden. Eine solche Person
gebietet und verbietet sich selbst nicht im Lichte dessen
was Allah Seinem Gesandten ,>i ,,,,-, offenbart hat. Entweder
vertauscht sie das Gebotene mit dem Verbotenen, oder sie
verfalscht die offenbarte Wahrheit Allahs :fli!·

Die Anstrengungen einer Person, welche nicht


rechtschaffene Taten verrichtet, die für Allahs
Wohlgefallen allein bestimmt sind, sind lediglich
verdorbene Anstrengungen mit einem anderen Ziel als

40
übcrliefcrt bei Sahih Muslim.

207
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

dem Wohlwollen Allahs i!ii. und letztlich für die Falschheit


bestimmt.

Allah sagt:

,,Wahrlich, euer Eifer ist verschieden." (Al-Layl 92:4)

All solche Werke sind verdorben. Sie entstammen der


gleichen Art der Handlungen und Werke, wie der der
Ungläubigen:

„Die Werke derjenigen, die ungläubig sind und vom Weg


Allahs abhalten, macht Er zunichte." (Muhammad 47: 1)

2DB
~-·--------------
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH Ul-lSLAM IBN TAYMIYYAH

„Die aber ungläubig sind - ihre Taten sind wie eme


Luftspiegelung in einer Ebene: Der Dürstende hält sie für
Wasser, bis er, wenn er hinzutritt, sie als Nichts vorfindet.
Doch nahebei findet er Allah, Der ihm seine Abrechnung
vollzieht; und Allah ist schnell im Abrechnen." (An-Nur
24:39)

„Und Wir werden Uns den Werken zuwenden, die sie


gewirkt haben, und werden sie wie verwehte Stäubchen
zunichte machen." (Al-Furqan 25:23)

209

1
1

I
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Herrscher ( Ulu'l-Amr)

Im Qur'an hat uns Allah aufgetragen Ihm Jv.• Seinem


,,;- sowie
Gesandten ....:,~,, den muslimischen Herrschern und
Führern, die wahre Gläubige sind, zu gehorchen. Er !tv.
sagte:

„0 ihr, die ihr glaubt, gehorcht Allah und gehorcht dem


Gesandten und denen, die unter euch Befehlsgewalt
besitzen. Und wenn ihr über etwas streitet, so bringt es
vor Allah und den Gesandten, wenn ihr an Allah glaubt
und an den Jüngsten Tag. Das ist das Beste und nimmt
am ehesten einen guten Ausgang." (An-Nisa 4:59)

Diesen Führern wird von der muslimischen


Öffentlichkeit geboten und verboten. Bei ihnen handelt
es sich um Leute mit Autorität und Macht, sowie um die

210
DAS GUTE CEBl[l[N 6DAS SCHLECHTE VERBlmN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Leute des Wissens (Gelehrte) und der Unterweisung


(Lehrer).

Zwei Arten von Herrschern

Es gibt zwei Arten von Führern: Gelehrte und Anführer.


Diese beiden Anführertypen, weltliche und religiöse,
müssen gottesfürchtig sein, sodass auch ihre Gefolgsleute
rechtschaffen sind. Sind sie jedoch verdorben, dann
beeinflusst das auch ihre Leute und das Unheil breitet
sich im Land aus.

Als Abu Bakr einmal gefragt wurde: » ,,Wie lange.werden


wir uns auf diesem rechten Weg befinden?", erwiderte er:
,,Solange eure Imame (Anführer) rechtschaffen sind." «

Zu diesen Anführern gehören auch Könige, Shuyukh und


andere Angehörige der Regierung. In der Tat, jeder, den
andere folgen oder der Autoritiit über sie verfügt, nimmt
die Stellung eines Führers oder Imams ein.

Jedem einzelnen dieser Führer obliegt es, das zu gebieten,


was Allah geboten hat, und das zu verbieten, was Er 1/B
untersagt hat. Jede Person, die in der Verpflichtung steht
ihnen zu gehorchen, muss dies in allen Angelegenheiten
tun, solange diese rechtens und erlaubt sind. Doch darf
ihnen in den Dingen, die verboten sind und die eine

211
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Überschreitung sind, niemals und in keinster Weise


gehorcht und gefolgt werden.

Als Abu Bakr das Amt des Kalifen der Muslime innehatte,
hielt er eine Rede, in welcher er sagte: » ,,0 ihr Leute! Die
Starken unter euch sind in meinem Ermessen solange
schwach, bis sie mir das aushändigen, was dem Recht
nach von ihnen verlangt wird. Gehorcht mir, solange ich
Allah und Seinem Gesandten ~ gehorche. Ich habe keine
Verfügung über euch, wenn ich Allah gegenüber
ungehorsam bin."«

Die guten Taten begründen sich auf der


Aufrichtigkeit und stehen im Einklang mit dem
Recht

Damit gute Taten angenommen und belohnt werden,


müssen ihnen zwei Voraussetzungen zu Grunde liegen: sie
erfolgen ausschliefslich um Allahs Wohlgefallen willen
und sie müssen mit der Shari'ah übereinstimmen. Diese
Bedingungen gelten für Aussagen und Handlungen
bezüglich religiöser Angelegenheiten und ihrer
praktischen Umsetzung im Dienste Allahs.

Vor diesem Hintergrund sagte der Gesandte Allahs '5.,'oi::


» ,,Die ersten drei Menschen, die in das Höllenfeuer
geworfen werden, sind ein Mann, der die Lehren der

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DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Religion gelernt und weitergegeben hat, den Qur'an


rezitierte und es anderen beibrachte zu tun, nur damit die
Menschen sagen würden: ,Er ist ein Mann des Wissens
und ein Rezitator des Qur'ans!'

Ein Mann, der den Jihad unternommen hat, damit die


Menschen sagen würden: ,Dieser ist ein Tapferer und
Wagemutiger!'

Und ein Mann, der spendete, damit die Menschen sagen


würden: ,Dieser ist ein Großzügiger."' 41 «

Diese drei Arten von Menschen, die nach Ruhm und


Anerkennung streben, sind das Gegenteil von denen, die
hinsichtlich ihrer Verdienste und vorzüglichen Stellung
auf die Propheten, möge der Frieden Allahs auf ihnen
allen sein, folgen: die wahrhaftigen Gefolgsleute, die
Märtyrer und die Rechtschaffenen.

Jeder, der das Wissen, welches Allah Seinem Gesandten


11,,..,, offenbart hat lernt und es anderen um Seines
Wohlgefallen willens lehrt, ist ein wahrer Gefolgsmann.
Jeder, der für die Sache Allahs kämpft und stirbt, ist ein
Märtyrer. Und jeder, der spendet und dabei Allahs
Wohlgefallen sucht, wird als rechtschaffen angesehen.

41
Überliefert bei Tirmidhi. Als sahih eingestuft.

213
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Diejenigen, die ihr Leben nicht in aufrichtiger Hingabe


zu Allah verbracht haben, werden nichts als Reue
verspüren, wenn der Tod sie erreicht. Ein Mann, der sein
Geld nicht ausgegeben hat, um Allahs Wohlgefallen zu
erlangen, wird darum bitten, dass ihm sein Leben
verlängert werden möge, auf dass er es dann dafür
einsetzte.

Ibn Abbas sagte: » ,,Derjenige, dem Geld gewährt wurde,


doch es weder dafür einsetzte, die Hajj zu vollziehen,
noch spendabel mit ihm umging, der wird Allah zum
Zeitpunkt seines Todes um eine Gnadenfrist bitten."
Dann rezitierte er den Vers:

,,Und spendet von dem, was Wir euch gegeben haben,


bevor einen von euch der Tod ereilt und er sagt: "Mein
Herr! Wenn Du mir nur Aufschub für eine kurze Frist
gewähren würdest, dann würde ich Almosen geben und
einer der Rechtschaffenen sein." (Al-Munafiqun 63: 1O)

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DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

In den mündlichen Ausführungen theologischer


Angelegenheiten, muss die Person, die es sich zur Aufgabe
gemacht hat, das Gebieten zu praktizieren, äußerst genau
in der Überlieferung dessen sein, was sie über Allah und
den Tag des Jüngsten Gerichts, sowie den Geschichten
der Vergangenheit und den Geschehnissen der Zukunft,
äußert.

Sie ist verpflichtet, das Gebieten und Verbieten in


Übereinstimmung mit dem Qur'an und der Sunnah
vorzunehmen.

Gleiches gilt für unsere gottesdienstlichen Handlungen.


Sie werden erst dann wahrheitsgemäß und korrekt
ausgeführt, wenn sie dem entsprechen, was Allah in
Seiner Shari' ah offenbart hat, sowie mit dem
übereinstimmen, was Er und Sein Gesandter iJ
angeordnet haben. Jede andere Art und Form der
Anbetung ist keine gültige gottesdienstliche Handlung
und wird nicht angenommen, denn bei ihnen handelt es
sich nur um Verirrungen, Neueinführungen und
Missachtungen, selbst wenn es den Anschein hat,
theologisch, logisch, gottesdienstlich oder religiös zu sein.

Der Gläubige sollte stattdessen, dem Befehl Allahs


zufolge, andere zur Ausführung korrekter Handlungen
der Anbetung auffordern, und ihnen gleichermaßen das
untersagen, was Allah verboten hat. Des Weiteren sollte er
sie über die Lehren Allahs in Kenntnis setzen, denn (nur)
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DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL~ISLAM IBN TAYMIYYAH

bei diesen handelt es sich um die Wahrheit und


Rechtleitung, sowie sie der Gesandte Allahs ;;ii
übermittelt hat.

Zudem sollte jede Form der Anbetung ausschliefüich für


Allah alleine ausgeführt werden. Zahlreiche Gelehrte sind
verbotenen Handlungen erlegen oder haben sich einer Art
der Anbetung Allahs zugewendet, die verbotene Praktiken
beinhalten. Andere wiederum ·kämpfen auf eine Art und
Weise, die von Allah aufs Schärfste abgelehnt wird.

In der Ausführung jeder gebotenen, verbotenen oder


vermengten Handlung, kann es sein, dass der
Ausführende entweder gute Absichten hegt, sich im
Streben nach weltlichen Freuden befindet oder seine
Beweggründe ebenfalls vermischt sind.

Nun haben wir neun verschiedene Zustände aus denen


Handlungen hervorgehen. Hat eine Person einen
einfachen Fehler begangen oder für einen Moment den
rechten Kurs aus den Augen verloren, kann dies dazu
führen, dass sie schlechte Taten begeht. Dies wird vor
allem bei jemandem deutlich, der sich auf sein eigenes
Urteil verlassen hat und kein Wissen über die
Rechtleitung besitzt oder keinen verliisslichen Fall aus
authentischen Quellen heranziehen kann. So jemand wird
für seine Bemühungen belohnt und es mag sein, dass ihm
für seinen Fehler vergeben wird. Es kann sogar sein, dass
seine Missetat so gering ist, dass sie aus seinem Bericht
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DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

gelöscht wird, wenn er hauptsächlich große Sünden


meidet, bereut und gute Taten verrichtet, welche die
Spuren jeglicher Sünden beseitigen. Erlittene
Erschwernisse und Leid im diesseitigen Leben einer
Person können auch ein Ausgleich für die Strafe des
Jenseits sein.

Der Islam ist die Religion Allahs

Dies ist der wahre allumfassende Islam, welchen Allah,


unter Ausschluss jedes anderen, von uns annimmt. Allah
sagt:

,,Und wer eine andere Religion als den Islam begehrt:


nimmer soll sie von ihm angenommen werden, und im
Jenseits wird er unter den Verlierern sein." (A'li-Imran
3:85)

217
DAS GUTE GEBIETEN &DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

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„Bezeugt hat Allah, dass kein Gott da ist außer Ihm


Selbst; und die Engel und die Wissenden (bezeugen es);
Er sorgt für die Gerechtigkeit. Es ist kein Gott außer Ihm,
dem Allmächtigen, dem Allweisen. Wahrlich, die Religion
bei Allah ist der Islam[ ... ]." (A'li-Imran 3: 18-19)

Die Bedeutung des Begriffs Islam

Der Begriff Islam beinhaltet zwei Bedeutungen: sich zu


ergeben und die Aufrichtigkeit. Allah sagt:

,,[ ... ]und (von) einem Mann, der einem einzigen Herrn
gehOrt.. [ ....
]"

Dem Diener obliegt es, sich alleine und einzig Allah zu


ergeben und zu unterwerfen.

218
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

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,,Und wer verschmäht den Glauben Abrahams außer dem,


der sich selbst zum Toren macht? Denn Wir hatten ihn
bereits im Diesseits auserwählt, und im Jenseits wird er
gewiss unter den Rechtschaffenen sein. Als sein Herr zu
ihm sagte: "Ergib dich!" sagte er: "Ich ergebe mich dem
Herrn der Welten." Und Abraham befahl es seinen
Söhnen an und ebenso Jakob: "Meine Söhne, Allah hat
für euch die Religion auserwählt, deshalb sterbt nicht
anders als (Allah) ergeben zu sein." (Al-Baqarah 2: 130-
132)
DAS GUTE GEBIETEN 6DAS SCHLECHTE VERRIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Sprich: "Mein Gebet und meine Opferung und mein


Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der
Welten. Er hat niemanden neben Sich. Und so ist es mir
geboten worden, und ich bin der Erste der
Gottergebenen." (Al-An'am 6: 162-163)

,,Und kehrt euch zu eurem Herrn, und ergebt euch Ihm,


bevor die Strafe über euch kommt; (denn) dann werdet
ihr keine Hilfe finden." (Az-Zumar 39:54)
DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

,,[ ... ]Mein Herr, ich habe wahrlich gegen meine eigene
Seele gesündigt; und ich ergebe mich mit Salomo Allah,
dem Herrn der Welten." (An-Naml 27:44)

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„Verlangen sie etwa eine andere als Allahs Religion? Ihm


ergibt sich, was in den Himmeln und auf der Erde ist,
gehorsam oder wider Willen, und zu Ihm kehren sie
zurück." (A'li-Imran 3:83)

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DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

„Sprich: "Sollen wir statt Allah das anrufen, was uns


weder nützt noch schadet, und sollen wir auf unseren
Fersen umkehren, nachdem Allah uns den Weg gewiesen
hat, gleich einem, den die Satane verwirrt im Land
herumgängeln? (Jedoch) er hat Geführten, die ihn zum
rechten Weg rufen: "Komm zu uns!"" Sprich: "Allahs
Führung ist die eigentliche Führung, und uns ist befohlen
worden, dass wir uns dem Herrn der Welten ergeben
sollen." (Al-An' am G:71)

222
DAS GUTE GEBIETEN &DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

„Und sie sagen: "Es wird niemand in das Paradies


eingehen außer Juden und Christen." Dies sind
Wunschvorstellungen. Sprich: "Bringt euren Beweis her,
wenn ihr wahrhaftig seid!" Doch wer sich Allah hingibt
und Gutes tut, der hat seinen Lohn bei seinem Herrn;
und diese werden weder Angst haben noch werden sie
traurig sein." (Al-Baqarah 2: 111-112)

„Und wer hat eine schönere Religion als jener, der sich
Allah ergibt und dabei Güte übt und dem Glauben

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DAS GUTE GEBIETEN &DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Abrahams folgt, des Aufrechten? Und Allah nahm Sich


Abraham zum Freund." (An-Nisa 4: 125)

Allah lehnt alle anderen Religionen ab. Keine Religion


besteht aus etwas Besserem, als sich Allah hinzugeben,
sich Ihm zu unterwerfen und rechtschaffene Taten zu
verrichten. Allah informiert uns darüber, dass jeder, der
sich Ihm unterwirft und rechtschaffen handelt, er weder
Angst verspüren noch Trauer ihn überkommen wird.

Allah !f)'f hat diese Aussage bestätigt, um die


Beanspruchung der Juden und Christen zu widerlegen,
die behaupteten, dass nur ein Jude oder Christ das
Paradies betritt.

Insan besteht aus den rechtschaffenen guten Taten

Ihsan bedeutet, das Verrichten guter Taten, die Allah uns


anbefohlen hat. Er hat uns auferlegt, Seiner Shari'ah und
Seinem Gesetz zu folgen, welche im Qur'an und der
Sunnah verankert sind. Er :'.tY setzt uns darüber in
Kenntnis, dass jeder, der seine Handlungen ausführt und
dabei nur Sein Wohlgefallen beabsichtigt zu erreichen
und rechtschaffene Taten verrichtet, Lohn und
Verschonung vor der Strafe von Allah erhalten wird.

Vor diesem Hintergrund haben unsere Salat, möge Allah


barmherzig mit ihnen sein, sehr stark auf zwei
DAS GUTE CEBICTEN 6DAS SCHLECHTE VERBICTEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Grundprinzi pien geachtet. Al-Fudayl Ibn lyad sagte


bezi.iglich des Verses:

,,[ ... ] auf dass Er euch prüfe, wer von euch die besseren
Taten verrichte[ ... ]." (Al-Mulk 67:2)

» ,,Dies ist der aufrichtigste Weg und der der größten


Rechtleitung. Ist eine Tat aufrichtig, doch abgeirrt, ist sie
nicht anzunehmen . Entspricht sie der Rechtleitung, ist
aber unaufrichtig, ist sie ebenfalls nicht anzunehmen . Nur
wenn sie aufrichtig ist und der Rechtleitung entspricht,
wird sie von Allah angenomme n. Eine aufrichtige T:·1t ist
eine, die um Allahs Wohlgefallen wegen ausgeführt wird.
Die korrekte Handlung ist jene, die dem Beispiel der
Sunnah folgt." «

Sa'id Ibn Jubair sagte: » ,,Kein Wort wird angenomme n,


außer wenn ihm eine Handlung folgt; Wort und Tat
werden nur durch die Absicht angenomme n; Wort, Tat
und Absicht werden nur angenomme n, wenn sie den
gesetzmäßigen Wegen der Sunnah entsprechen." «

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DAS GUTE GEBIETEN 6 DAS SCHLECHTE VERBIETEN
SHEIKH UL-ISLAM IBN TAYMIYYAH

Iman - besteht aus Wort und Tat

Dies ist eine Zurückweisung der Annahmen der Mmjiah-


Sekte, die behaupten, dass das Wort aus dem Mund
ausreicht, um ein wahrer GHiubiger zu sein. Doch in
Wahrheit beinhaltet der Iman das Wort und die Tat. Der
Glaube im Herzen, die Äußerungen des Mundes und der
Ablehnung im Namen Allahs und Seine Shari'ah reichen,
nach Übereinstim mung der gesamten muslimischen
Gemeinschaft, nicht dazu aus, um einen zu einem wahren
Gläubigen zu machen. Der Glaube und die Aussagen
sollten gemeinsam mit der Verrichtung guter Taten und
Handlungen einhergehen.

Die Grundlage der Handlung

Die Grundlage der Handlung ist die Handlung des


Herzens, welche die Liebe ist. Sie steht im Gegensatz zum
Hass und der Überheblichkeit. Es wird gesagt, dass kein
Wort und keine Tat ohne Absicht angenomme n werden.
Wort und Tat können nur dann angenomme n werden,
wenn sie auf das Wohlgefallen Allahs abzielen. Wörter,
Taten und Absichten sollten der Sunnah des Gesandten
Allahs ~ entsprechen, ansonsten handelt es sich bei
ihnen um Neueinführu ngen (Bi'dah), und jede
Neueinführu ng ist ein Irregehen. Weder mag Allah
Neueinführu ngen in der Religion, noch nimmt Er !fit sie
an.
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DAS GUTE GEBl[T[N 6 DAS SCHLECHTE VERBl[T[N
SHEIKH UL-ISLAM IHN TAYMIYYAH

Die Bedeutung der Sunnah

Gemäß den Salaf umfasst der Begriff der Sunnah die


Handlungsw eisen und Traditionen des Gesandten Allahs
iS,; hinsichtlich der gottesdienstlichen Angelegenheiten
>-5'

und der Glaubensaspekte. Die meisten Gelehrten jedoch,


die den Begriff der Sunnah gebrauchten, verwendeten
ihn, um sich nur auf die Angelegenheiten des Glaubens
zu beziehen, sowie es aus den Aussagen von Ibn Mas'ud,
Ubay Ibn Kaab und Abu'l-Darda , möge Allah mit ihnen
zufrieden sein, hervorgeht: » ,,Die sparsame Umsetzung
der Sunnah ist besser, als das persönliche Urteil eines
einzelnen hinsichtlich einer Erneuerung." « Und Allah
weiß es am besten.

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