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VORSCHRIFTEN
EIN HANDBUCH
DER SPEZIELLEN CHEMISCHEN TECHNOLOGIE
INSBESONDERE FÜR
CHEMISCHE FABRIKEN
UND VERWANDTE TECHNISCHE BETRIEBE
ENTHALTEND
VORSCHRIFTEN AUS ALLEN GEBIETEN DER
CHEMISCHEN TECHNOLOGIE MIT
UMFASSENDEN LITERATURNACHWEISEN
VON
I. BAND:
METALLE UND MINERALE
Druck
der Spamerschen
Buchdruckerei in Leipzig
Vorwort zur ersten und zweiten Auflage.
Innerhalb des großen Gebietes der chemischen Technologie heben sich einzelne
Industriezweige heraus, die rationell nur in großem Maßstabe arbeiten können.
Hierher gehören z. B. die Teerfarbenfabrikation und die Herstellung der zugehörigen
Zwischenprodukte, die Gewinnung der synthetischen Riechstoffe, der Arzneimittel,
Gärungsprodukte, anorganischen Säuren und Salze usw. Andrerseits können andere
nicht minder ausgedehnte Industrien, wie beispielsweise jene der .1.\fetall- und Holz-
bearbeitung und -veredlung, der Papier-, Kunstseide-, Celluloid-, Mineralfarben-,
Lack-, Fett-, Seifen-, Kautschuk-, Lederfabrikation usw. nicht nur in großen, sondern
auch in mittleren oder kleinen, zum Teil sogar in handwerksmäßigen Betrieben eben-
falls hervorragende Produkte liefern. ,
In der ersten Gruppe arbeitet ein Heer wissenschaftlich geschulter Kräfte, die,
unterstützt durch eine ausgedehnte, in einzelnen Werken konzentrierte Fachliteratur,
ihren engen Wirkungskreis in überlegener Weise ausfüllen, so daß es auch tüchtigen
Chemikern, sogar derselben Fabrik, unmöglich ist, auf dem ihnen fern liegenden
Gebiet anderer Betriebe Ersprießliches zu leisten.
In der zweiten Gruppe gibt es relativ wenig solcher bis ins kleinste spezialisierter
Kräfte, denn in dem Maße, als der Schwerpunkt dieser Industriezweige mehr in der
Apparaturanordnung des betreffenden Betriebes liegt oder überhaupt erst in zweiter
Linie auf die Chemie gestellt ist, muß der Betriebsleiter, der häufig Chemiker und
Ingenieur in einer Person ist, die ganze Art der Fabrikation überblicken und ist oft
gezwungen, viele Bücher durchzusuchen, um eine gewünschte Vorschrift zu finden.
Speziell für diese Gruppe der chemischen Industrie gibt es eine große Zahl sog.
Rezeptbücher, die es der Betriebsleitung ermöglichen sollen, ferner liegende Gebiete
kennen zu lernen oder Anregung zur Fabrikation neuer Produkte zu finden; oft be-
herrschen die betreffenden Fachleute auch das rein Chemische ihres Betriebes nicht
in so hohem Grade, daß es ihnen möglich wäre, das gewünschte Verfahren aus den
großen, nicht immer genügend verständlich geschriebenen Fachwerken herauszu-
finden, und dann soll das Rezeptbuch die nötige Aufklärung und Belehrung bringen.
Auch die Angehörigen anderer Berufsklassen, Mediziner, Ingenieure, Juristen, Privat-
leute entleihen, wie festgestellt wurde, den öffentlichen Bibliotheken häufig solche
Vorschriftenbücher, allerdings selten mit dem gewünschten Erfolg, da der Inhalt
dieser Werke häufig recht unzweckmäßig angeordnet ist, und da in den meisten Fällen
jede Literaturangabe fehlt, so daß es dem Suchenden unmöglich ist, die Aus-
züge auf Genauigkeit zu prüfen oder festzustellen, ob die Vorschriften alt oder neu
sind. Weiterhin bringen diese Rezeptbücher zu viel und zu wenig; zu viel insofern,
als sie oft eine Reihe von hundert und mehr untereinander kaum differierender Vor-
schriften, z. B. zur Herstellung des Kölnischen Wassers, enthalten, zu wenig, weil
Verfahren nicht berücksichtigt werden, die dem Spezialgebiet des Verfassers ferner
liegen.
In vorliegendem Werke wurde nun zum ersten Male der Versuch gemacht, in
leicht übersehbarer Gruppierung Vorschriften der chemischen Technologie zusammen-
zustellen, die die Betriebsarbeit der zweiten Gruppe umfassen; alle Verfahren, die eine
I*
IV Vorwort zur ersten und zweiten Auflage.
Umsetzung der rein wissenschaftlichen Chemie (z. B. der genauenKenntnis der Benzol-
und Naphthalinderivate) in der Praxis (z. B. der Teerfarbenindustrie) anstreben,
wurden ebenso ausgeschaltet wie analytische Methoden und Verfahren, deren Schwer-
gewicht auf mechanischem Gebiete ruht. Trotz dieser notwendigen Abtrennung
war der zurückbleibende Stoff noch so groß, daß in zahlreichen Fällen bloß die Lite-
raturangaben gebracht werden konnten, immerhin ist dieser Nachteil nicht so schwer-
wiegend, da, wie gesagt, bei Abfassung dieses Werkes der Grundsatz maßgebend
war, in erster Linie auf die Originalliteratur hinzuweisen - wer Vor-
schriften nachgearbeitet hat, weiß, daß häufig nur die genaue Befolgung einer schein-
bar nebensächlichen Angabe zu einem guten Resultate führt, andererseits genügen
dem in dem Fache völlig Bewanderten die Auszüge der Vorschriften in jedem Falle,
da trotzder Kürze der Extrakte auf größte Genauigkeit besonderer Wert gelegt wurde.
Als Quellen dienten vor allem die fast ausschließlich im Original eingesehenen
in- und ausländischen Patente, dann aber auch zahlreiche führende Fachzeitschriften,
da in diesen, speziell wenn aus der Praxis gestellte Fragen beantwortet werden, viele
sonst wenig beachtete und bald vergessene wertvolle Hinweise zu finden sind. Da
heute jede größere Stadt über eine technische Bibliothek verfügt, die nicht nur die
Patentschriften zur freien Benützung auflegt, sondern häufig auch Bücher an aus-
wärtige Mitglieder verleiht bzw. Auskünfte erteilt, dürfte es nicht schwer fallen, sich
jede gewünschte Vorschrift zu verschaffen, im übrigen bin ich auch bereit, nähere
Mitteilungen über das oder jenes Verfahren ·zu machen.
Es sei noch darauf hingewiesen, daß die Anlage des Registers am Schlusse des
Buches es ermöglicht, sich Aufschluß über die Verwendbarkeit eines beliebigen Roh-
oder Abfallproduktes zu verschaffen. Man findet also beispielsweise unter "Sulfit-
ablauge", "Sojabohne" usw., zugleich mit dem Hinweis auf die Kapitelnummer, die
wichtigsten Verwendungsarten dieser Stoffe angegeben.
Die Arbeit wurde in der Bibliothek des Polytechnischen Vereins in Bayern
(München) ausgeführt. Sie steht unter der ausgezeichneten Leitung des Freiherrn
von Bassus, dessen Organisation es zu danken ist, daß der reiche Bestand dieser
Büchersammlung, der nicht nur sämtliche in- und ausländische Patentschriften,
sondern neben einer großen Anzahl von Fachwerken auch ganze Serien älterer Zeit-
schriften umfaßt, den Mitgliedern des Vereines in vorbildlich leichter Weise zur Ver-
fügung steht. Der Bibliothekarin Fräulein J. Hoebel, die so freundlich war, das
Sachregister zu korrigieren, Herrn Dr. F. Steppes, der die Sichtung des Materiales
über den Abschnitt "Photographie und Reproduktion" übernahm und der Firma
Leop. Cassella & Co., Frankfurt a. M., die meine Arbeit durch Überlassung von
Färbevorschriften unterstützte, sage ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank.
München, im Mai 1914.
der chemischen Technologie Antwort gibt. Die Begrenzung des Stoffes auf chemische Verfahren
mit Ausschaltung der Untersuchtrogsmethoden und der Hilfsmittel mechanischer Art wurde bei-
behalten, letztere bilden den Inhalt des 5. Bandes. Es wurden aber auch die Prozesse und ihre
Hilfsmittel eliminiert, die seit jeher höchstens in Lehrbücher der chemischen Technologie ge-
hören, wie Wärme- oder Kälteerzeugung, Heizstoffe, Feuerungs-, Licht- und Kraftgasanlagen, oder
deren chemischer Teil nur die sich gleichbleibende Grundlage für die Aufgaben des Ingenieurs
bildet, wie die Kokerei, Teerdestillation, Leuchtgasbereitung usw.
Dagegen erfuhr die so begrenzte Materie eine völlige Ausgestaltung nach drei Seiten:
1. Ergänzung der häufig sehr kurzen Angaben der Erstausgabe.
2. Erweiterung des Stoffbereiches nach den Gebieten der Metallurgie, anorganischen
Großindustrie usw.
3. Vervollständigung der Abschnitte und Kapitel durch Vorausstellung allgemeiner Teile.
Aber auch dieser Ausbau des Werkes kann nur die Arbeit erleichtern, es muß nach wie vor
jedem einzelnen überlassen bleiben, die erschöpfenden Angaben im Original nachzulesen, denn
nur so war es möglich, das gewaltige Material in so engen Raum zu fassen und, wie mehrfach fest-
gestellt wurde, fallweise sogar mehr Hinweise zu bringen als die Spezialwerke. Die Literatur-
angaben sind stets das Wesentliche, die Ausführungen müssen Orientierungsbehelfe bleiben.
Für den Chemiker und Spezialfachmann, ferner für Angehörige verwandter praktischer Berufe,
Ämter und Erfinder dürfte damit das angestrebte Ziel erreicht sein: Die chemischen
Methoden entkleidet von analytischen und mechanischen Daten vorzu-
führen und die Zusa:mmenhänge zu zeigen, die zwischen ähnlichen Her-
stellungs- und Gewinnungsmethoden oder gemeinsamen Verwendungs-
möglichkeiten von Roh-, Zwischen· und Fertigprodukten der chemischen
Technik bestehen.
Dabei konnte natürlich von einer kritischen Behandlung des Stoffes nicht die Rede
sein. Wie der häufige Streit von Spezialfachleuten lehrt - man denke an die Frage, ob
metallisches Nickel oder seine Verbindungen die katalytische Wirkung bei der Fetthärtung
hervorbringen - ist die Kritik eines Verfahrens, wenn überhaupt, so doch erst nach lang-
jähriger Erprobung möglich, und dann schweigt der Wissende. Fachmännern und Nicht-
spezialisten ist jedoch durch den Ver g 1 eich gedient, und der ist durch das Nebenein ·
ander zusammengehöriger Vorschriften gegeben.
Begreiflicherweise konnte auch V o 11 ständig k e i t nicht angestrebt werden. Dies gilt
besonders für ausländische Patente, deren Inhalt jedoch, wenn er einigen Wert besitzt, in der
deutschen Fach- oder Patentliteratur, der Grundlage dies es Werkes, erscheint.
Für die Anordnung des Stoffes war in erster Linie maßgebend die Fragestellung 1 Wie
gewinne oder verarbeite ich einen Stoff, und was gibt er als Zwischen- bzw. Endprodukt 1
Oder als Beispiel: 1. Was ist Kaliendlauge, wie wird sie überhaupt verarbeitet 1 (Antwort im
Kapitel Kalisalze.) 2. Wozu dient Kaliendlauge 1 (Antwort im Register.) 3. Gibt es Dünge-
mittel, Baustoffe, Kunstmassen oder andere Erzeugnisse, die aus der Kaliendlauge oder ihren
Zur Einführung in die dritte Auflage. VII
Bestandteilen gewonnen werden! (Antwort in den betreffenden Kapiteln und im Register.)
Die Hauptverarbeitungs- oder Verwendungsart eines Stoffes bildet stets die Richt-
linie für dessen Einreihung. Demzufolge erscheinen z. B. "Perchlorate" bei Sprengstoffen;
die Abschnitte Düngemittel und Ex_plosivstoffe enthalten auch die Kapitel über Stickstoff,
Sauerstoff und Wasserstoff (Ammomak- und Stickoxydsynthesen, Luftsalpeter usw.), Kleb-
stoffe allgemein sind in ihrem Hauptanwendungsgebiet der Appreturtechnik, sonst bei den zu
klebenden Materialien, also Schusterpech bei Leder, Skiwachs bei Holz, Eisenkitte bei Metall
angeschlOBBen usw.
Diesem Prinzip: Die·Hauptverarbeitungs- und Verwendungsart eines Stoffes stets als Richt-
linie für seine Einreihung zu wählen, folgend, erscheinen beispielsweise "Lacke und überzugs-
schichten" in allen Bänden, bei Metallen, Holz, Papier, Geweben, Sprengstoffen, Lebensmitteln
usw., wenn in den betreffenden Originalangaben ein bestimmtes, mit der Lackschicht zu über-
ziehendes Material genannt ist. Sie werden dagegen im 111. Bande, Abschnitt: Harze, Lacke,
Firnisse, im Kapitel der betreffenden Lackart (Celluloid-, Harz-, Eiweißlacke usw.) aufgeführt,
wenn in der Patentvorschrüt nur allgemein von einem Lack die Rede ist, oder wenn er sich dazu
eignet, verschiedenartigen Stoffen (Metall, Holz, Stein, Pergamentpapier usw.) eine schützende
oder glänzende Oberfläche zu verleihen. Dasselbe gilt auch für Lötmittel (allgemein in I, 92;
speziell für Aluminium in I, 441), Putzmittel (allgemein in I, 77-82; speziell zur Eisenentrostung
in I, 128, 129; für Glas in I, 503; für Gewebe in 11, 340-344; als Seüen im 11I. Band unter
Waschmittel und Textilseilen usw. ), für die Metallisierung (allgemein in I, 45-71; speziell
Kupfer in I, 238-247) usw.
Häufig enthalten Patente (z. B. D. R. P. 296867) Herstellungsverfahren oder Gewinnungs-
methoden, die sich auf eine ganze Reihe von Stoffen, im vorliegenden Falle auf schwerschmelz-
bare Metalle (Nb, Ti, B ~ Zr, Th), beziehen, wobei das Gemeinsame allein durch die schwere Redu-
zierbarkeit ihrer Verbindungen gegeben ist. Diese Methoden sind nach einem besonders charakte-
ristischen Beispiel eingereiht, im vorliegenden Falle bei Bor (wie D. R. P. 263 301 bei Cer), im
übrigen suche man im Register die betreffenden Metallnamen.
Kunststoffe sind, soweit die Angaben auf eine bestimmte Nachahmung lauten, grundsä.tz·
lieh beim Vorbild, z. B. Terrakotta aus Gips bei Terrakotta, Kunstkautschuk bei Kautschuk,
sonst nach Ausgangsmaterialien eingeteilt in den Abschnitten Kunstmassen, Wä.rmeisolier-,
Dichtungsmassen usw. zu finden. Auch Ersatzstoffe erscheinen im Register häufig als Kunst-
körper wie: Kunstleder, Kunstmilch usw.
Patente und Zusatzpatente blieben grundsätzlich vereinigt. Wenn z. B. in Bd. 11,
Kap. 219: "Acetylierung bei Gegenwart von Salzen", das Verfahren des D. R. P. 305 348
auch ohne Katalysator ausgeführt wird, demnach in einem anderen Kapitel eingereiht werden
müßte, blieb es doch als Zusatzpatent zu D. R. P. 297 504: Acetylierung bei Gegenwart von
Bisulfat beim Hauptpatent.
Die Inhaber der Patente wurden nicht genannt, teils aus Gründen der Raumersparnis,
teils deshalb, weil der Inhaber nicht immer zugleich der Erfinder ist, letzterer allein jedoch
Anspruch auf Namensnennung hat.
1 ) Die Bestellung kann auf dem Abschnitt einer Postanweisung, einer Zahlkarte oder eines
Postschecks erfolgen. Die Bezahlung der Patentschriften durch Einsendung von Postfreimarken
ist nicht gestattet. Auf Wunsch erfolgt die Erhebung der Beträge durch Nachnahme. Zahlung wird
jedoch nicht in bar, sondern von den Bank- oder Postscheckkontoinhabern durch Überweisung
(Reichsbankgirokonto) erbeten. Schecks sind zweckmäßig mit dem Vermerk: "Nur zur Verrech-
nung" zu versehen. Nichtkontoinhaber wollen die Beträge auf das Postscheckkonto Berlin Nr. 2
mittels Zahlkarte bei einem Postamt im Gebiete des Deutschen Reichs einzahlen.
1 ) Diejenigen Auslegestellen, bei denen Klassen nicht angegeben sind, erhalten die Patent-
schriften aller Klassen.
Verzeichnis der Behörden, Vereine usw. IX
Düsseldorf, Verein deutscher Eisenhüttenleute Königsberg 1. Pr., Gewerblicher Zentralverein
(Bibliothek, Breite Straße 27). der Provinz Ostpreußen (Kunstgewerbliches
Duisburg, Bezirksverein deutscher Ingenieure. Museum).
(Auslegestelle: Maschinenbau- und Hütten- Konstanz, Handwerkskammer. (Klassen 2-4,
schule, Bismarckstraße.) 6b-f, 7c-f, 8a-k, m, n, 9-11, 12a, b,
Erlurt, Handelskammer. c, f, o, r, 13, 14a, b, g, h, 15a, b, d-k,
Essen, Handelskammer. (Klassen 1, 2, 4-10, 17a--e, 19b, c, e, 2la, c, d, f, h, 22a, b, f-h,
12--15, 17--21, 24--28, 30, 31, 33--40, 23a--c, e, f, 24a--c, f-1, 25, 268-d,
42, 44-51, 53, 56, 59, 63--68, 72, 74, 75, 27a, b, 28-31, 33, 34a--e, g-1, 35, 37,
77, 78, 80--87.) 38 a--d, f, h, 42 e-i, l, n, 43, 44, 45 a, b, f, h, k,
Flensburg, Handelskammer. (Klassen 4, 13, 14, 46ar---d, 49a--g, 50, 52, 53a--c, e, h, k, l,
17, 20, 21, 24, 31, 34, 37, 38, 45-47, 49, 54ar---d, g, 55a, b, f, 57, 59-61, 63, 64a,
53, 54, 63, 65, 66, 7 5, 80.) 65c, 67a, 68-71, 73, 75a, 76, 77a, b, g,
Frankfurt a. M., Freih. Carl v. RothschildRche 79, 80, 8la--c, 82, 83a, 84a, d, 85a, b, e, h,
öffentliche Bibliothek. 86a--d, g, h, 87a--c, 88a.)
Freiberg i. S., Berg-Akademie. (Sämtliche Klas- Leipzig, Handelskammer.
sen, ausschließlich 29, 69, 83, 89.) Ludwigshafen a. Rh., Pfälzische Handels- und
-- Deutsche Gerberschule. (Klasse 28.) Gewerbekammer. (Klassen 2, 4, 8a, k,
Freiburg i. Breisgau, Handelskammer. (Klassen 12-15, 17, 18, 20, 22, 24a, f, 31, 34a, b,
6a, b, e, f, 12r, 13, 14, 16, 18, 19, 22h, 36, 37 a, 39, 42, 45 f, l, 49, 50, 53 ar---d, h, k,
23b, 28, 29, 31, 36, 38, 44, 47, 51, 54, 55, 54, 55, 57c, 59, 67, 69. 72, 80-82, 85a-e.)
57b, 58, 59, 64, 68, 71, 76, 79, 80, 86a, b, Lübeck, Gewerbekammer.
c, g, h, 88.) Magdeburg, Stadtbibliothek.
Furtwangen, Badische Uhrmacherschule. (Klas- Mainz, Stadtbibliothek
sen 21a, e--g, 42m, n, p, 5ld, 74a, 83.) Mannheim, Handelskammer.
Geestemünde, Handelskammer. (Klassen 10, Markneukirchen, Stadtrat. (Auslegestelle im
13, 14, 17, 24a--c, f, g, 37, 38a--f, 42a, Gewerbemuseum.) (Klasse 51.)
46, 47, 60, 65a--c, 68, 73, 74, 76, 77h, 79.) Mühlhausen i. Tb., Gewerbliche Berufsschule.
Gera, Handelskammer. (Klassen 8ar---d, f, i--n, (Klassen 8a--<J, f, i, k, m, n, 25ar---d, 29,
13, 24, 28, 34i, 36, 37, 49a--g, 51a--d, 76, 86.)
53b, c, e, k, 67, 76, 79, 85b--f, h, 86ar---d, München, Technische Hochschule.
g, h.) - Polytechnischer Verein, Brienner Str. 8/I,
Gotha, Bibliothek. (Klassen 5, 7, 12-15, 21, IV. Aufgang (Luitpoldblock).
22, 24, 26, 30, 31, 34, 37-39, 45, 47--49, München-Gladbach, Höhere Fachschule für
52, 57, 58, 60, 61, 63, 64, 72, 77, 79, 80, Textilindustrie. (Klasl"en 3, 4, 6-9, 11-15,
85, 88.) 17, 19--24, 29, 31, 35-37, 46, 47, 49, 51,
Göttingen, Universitätsbibliothek. (Klassen 5, 52, 59, 60, 74, 76, 85, 86, 87.)
8, 11, 12-15, 18, 20, 21, 28-30, 35, 37, Nürnberg, Bayerische Landesgewerbeanstalt.
40, 42, 45, 46, 48, 49, 54, 55, 5 ' 65, 67, Offenbach, Handelskammer.
76, 77h, 78, 83-88.) . Pforzheim, Handelskammer. (Klassen 12a--q,
Halle a. S., Bezirksverein deutscher Ingenieure. 15a--f, h, k, l, 22, 26, 27, 33b, 34a, g-k,
(Auslegestelle bei der Handelskammer.) 39, 40b, 42e, h, k, 44, 48, 49a--f, h, i, 50,
Hamburg, Gewerbekammer. 54a, d, 55, 67, 68e, 70a, b, e, 74a--c,
Hannover, Technische Hochschule (Bibliothek). 75a, 80, 83a, c.)
Hlldesheim, Industrieverein. (Auslegestelle: Plauen i. V., Kunstschule für Tf'xtili.ndustrie.
Einummerstr. 10 I.) (Klassen 4, 8, 10, (Klassen 3, 8, 25, 29, 52, 76, 86.)
12-16, 19, 24, 26--28, 31, 32, 34, 35, 37,
38, 39a 8-13, 39b 1--3, 40, 42f, 49, 50, Regensburg, Bayerische Landesgewerbeanstalt,
59, 60, 67, 68, 74a, b, 80, 8la, c, e, 82, 83, Nebenstelle.
84a, c, d, 85-89.) Reichenbach i. V., Höhere Web- und Spinn-
Hof I. B., Bayerische Landesgewerbe-Anstalt, schule. (Klassen 8, 23, 25b-d, 29, 76, 86.)
Nebenstelle. Remscheid, Bargiseher Fabrikantenverein.
ßmenau, Direktion der Präzisionstechnischen (Klassen 7c, d, 18c, 31, 34a-c, 38a, e,
Anstalten. (Klassen 12a, d, f-h, 21, 24e, 42b, 45e, 47-49, 63a, 67--69, 71 c, 75,
27, 30a, c, d, f, g, i, k, 32, 40b, c, 42, 77b, SOa, d, 87.)
64a, c, 80.) Reutlingen, Technikum für Textil-Industrie.
Jena, Offentliehe Lesehalle. (Klassen 4a, b, (Klassen 7, 8, 12, 22, 23, 25, 29, 36d, 4ld,
21, 24a--c, e, 31, 32, 38, 42, 47, 49a--c, f, 42d-f, h-1, 52, 55, 73, 76, 78c, 82, 85a--c,
57, 67a, 77h.) 86, 89k.)
Kaiserslautern, Pfälzisches Gewerbemuseum. Rostock, Chemisches Universitäts-Laborato-
Karlsruhe, Technische Hochschule. rium. (Klassen 6a-e, 12a-d, g-r, 22.
-- Landesgewerbeamt. 53c-f, h, k, 89c, d, h, i, k.)
Kiel, Handelskammer. (Klassen 2-4, 6, 10, Roßwein i. S., Deutsche Fachschule für Eisen-
12-15, 17, 19-27, 29-31, 33-38, 40, konstruktion, Bau-, Kunst- und Maschinen-
42, 44-54, 56, 57, 59-61, 63-65, 68, 70, schlosserei. (Klassen lSc, 21, 37a-d, 47.
72, 74, 76-78, 80--85, 87, 88.) 49a--g, 68, 87.)
Köln, Universitäts- und Stadtbibliothek, Abt. 2. Saarbrücken, Pfalz-Saarbrücker Bezirksverein
(Auslegestelle: Maschinenbauschule, Ubier- deutscher Ingenieure. (Auslegestelle in der
ring 48.) Handelskammer.)
X Verzeichnis der Behörden, Vereine usw.
1 ) Dieses Verzeichnis ist vom Jahre 1914. Seither wurde keine offizielle Liste der Auslege-
stelle deutscher Patentschriften im Auslande herausgegeben.
Verzeichnis
der benutzten Zeitschritten und ihrer Erscheinungsorte.
(Die Abkürzungen im Text sind stets so gewählt, daß der Name der betreffenden Zeitschrift ohne
weiteres erkennbar ist.)
Allgemeine Zeitschrüt für Bierbraut}rei und Färberzeitung (von Lehne) (Berlin).
Malzfabrikation (Wien). Ferrum (Halle a. S.).
Annalen d. Chemie (Liebigs Annalen) (Leipzig). Galalith (Beilage d. Drechslerzeitung).
Apothekerzeitung (Berlin). Gerber (Wien).
Apothekerzeitung, süddeutsche (Stuttgart). Gerberzeitung, allgemeine (Wien).
Appreturzeitung~(Leipzig). Gesundheitsingenieur (München u. Berlin)
Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt Glashütte (Dresden).
(Berlin). Glasindustrie (Berlin).
Archiv f. Hygiene (München). Glückauf (Essen).
Archiv der Pharmacie (Berlin). Gummizeitung (Berlin).
Atelier des Photographen (Halle a. S. ). Günthers deutsche Gerberzeitung (Berlin).
Bayer. Industrie- u. Gewerbeblatt (München). Helios, Monatsschrift f. Amateurphotogr. (Mün-
Bayer. Kunst- u. Gewerbeblatt (erloschen). eben).
Berichte d. deutschen chemischen Gesellsch. Industrie-Blätter (erloschen).
(Berlin). Jahresberichte ü. d. Leistung d. ehern. Techno-
Braunkohle (Halle). logie (Leipzig).
Celluloidindustrie (Beilage der Gummizeitung). Journal f. Gasbeleuchtung (München u. Berlin).
Chemische Apparatur (I,eipzig). Journal f. praktische Chemie (Leipzig).
Chemisches Zentralblatt (Berlin} 1 }. Journal of the Chemical Society (London).
Chemikerzeitung (Cöthen). Journal of the Franklin Institute (Philadelphia).
Chemische Industrie (Berlin). Kali (Halle a. S.).
Chem. Revue2 ) über d. Fett- u. Harzindustrie Kerarn. Rundschau (Berlin).
(Hamburg). Keram. Zentralblatt (Koburg).
Chemisch-technische Industrie:f(Berlin). Kolloidchem. Beihefte (Dresden).
Chemisch-technische Wochenschrift (Berlin). Kolloid-Zeitschrift (Dresden u. Leipzig).
Chem. Zeitschrift (Leipzig). Kunststoffe (München).
Collegium (Haltingen). Lack- und Farbenindustrie (Pasing-München).
Deutsche Essigindustrie (Berlin). Landwirtschaftliche Versuchsstation (Berlin).
Deutsche Färberzeitung (Wittenberg). Lederindustrie (Berlin).
Deutsche Malerzeitung, Mappe (München). Ledermarkt (Frankfurt a. M. ).
Deutsche medizin. Wochenschrift (Leipzig). Ledertechnische Rundschau (Berlin).
Deutsche Parfümerie-Zeitung (Berlin). Leipziger Monatsschrift f. Textilindustrie
Deutsche Tischlerzeitung (Berlin). (Leipzig).
Deutsche Töpfer- u. Ziegler-Zeitung (Wien). Liebigs Annalen der Chemie (Leipzig).
Deutsche Weinzeitung (Neustadt a. d. Haardt). Metall (Berlin).
Deutsche Zuckerindustrie (Berlin). Metallarbeiter (Wien).
Dinglers polytechnisches Journal (Berlin). Metalltechnik (Berlin).
Drogenhändler (Berlin). Metall u. Erz (Halle a. S. ).
Edelmetallindustrie (Wien). Metallurgical and Chemical Engineering (New
Elsners Chem.-techo. Mitteilungen (Berlin) (er- York).
loschen). Metallurgie (Halle).
Elektrochemische Zeitschrift (Berlia). Milchzeitung (Berlin).
Elektrochemische Zeitschrift (Leipzig). Mitteilungen a. d. Kgl. Materialprüfungsamt
Engineering and Mining Journal (New York). Groß-Lichterfelde (Berlin).
Ernährung der Pflanze (Berlin). Mitteilungen des k. k. Technischen Versuchs·
Farbenzeitung (Berlin). amtes (Wien).
Abkürzungen.
D. R. P. = Deutsches Reichspatent. Schwed. P. = Schwedisches Patent.
D. R. P. Anm. = D. Reichspatentanmeldung. Dän. P. = Dänisches Patent.
A. P. = Amerikarusches Patent. Norweg. P. =Norwegisches Patent.
E. P. = Englisches Patent. Russ. P. = Russisches Patent.
F. P. = Französisches Patent. Schweiz. P. =Schweizer Patent.
0. P. = Osterreichisches Patent. Belg. P. = Belgisches Patent.
1) Wenn nicht näher bezeichnet im Text stets Band II der Jahre 1913-1918.
MEINEM FREUNDE
D I P L. - I N 0. , D R. - I N 0. h. c.
HARRY PAULINO
Allgemeine chemische Literatur.
1. Allgemeine, anorganische, organische Chemie.
Bi nz, A., Chemisches Praktikum für Anfänger mit Berücksichtigung der Technologie. Berlin 1909.
Holleman, A. F., Lehrbuch der Chemie. 17. Aufl. Berlin 1921.
Smith, A., Einführung in die allgemeine und anorganische Chemie. 4. Aufl. 1919.
Arnold, C., Repetitorium der Chemie. 15. Aufl. 1919.
Schwarze, W., Vorschule der Chemie. Harnburg und Leipzig 1911.
Ganswindt, A., Leichtfaßliche Chemie. 1912.
Lasaar- Cohn, Einführung in die Chemie in leichtfaßlicher Form. 6. Auf!. Leipzig 1921.
Derse1be, Die Chemie im täglichen Leben. 10. Aufl. Leipzig 1919.
Arendt, A., und L. Doermer, Grundzüge der Chemie und Mineralogie. Harnburg und Leipzig.
Artis, W., Grundzüge der Chemie für Gewerbetreibende sowie für Lehrer an Gewerbeschulen.
Bearbeitet von E. Nicolas. Wien und Leipzig 1909.
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Berlin und Leipzig 1922.
Winderlich, R., Lehrbuch der Chemie für höhere Lehranstalten. Braunschweig 1922.
Ahrens, F. B., Einführung in die praktische Chemie. Herausgegeben von F. W. Hinrichsen.·
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Ochs, R., Einführung in die Chemie. Ein Lehr- und Experimentierbuch. Berlin 1921.
Speter, M., Die chemischen Grundstoffe. Leipzig (Reclams Univ.-Bibl.).
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Hahn, H., Grundriß der Chemie für Techniker. Hannover 1910.
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Meyer, R., Jahrbuch der Chemie. Braunschweig.
Ephraim, Fr., Anorganische Chemie. Ein Lehrbuch zum Weiterstudiwn und zwn Hand-
gebrauch. Dresden und Leipzig 1922.
Stavenhagen, A., Kurzes Lehrbuch der anorganischen Chemie. Stuttgart 1922.
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Abegg, R., und F. R. Auerbach, Handbuch der anorganischen Chemie. Leipzig 1921.
Erdmann, H., Lehrbuch der anorganischen Chemie. Braunschweig 1910.
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Knoevenagel, E., Praktikum des anorganischen Chemikers. Berlin und Leipzig 1920.
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Gmelin, J. F., Geschichte der Chemie. Göttingen.
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Derselbe, Chemie im klassischen Altertum. Leipzig und Wien 1905.
Herz, W., Grundzüge der Geschichte der Chemie. Stuttgart 1916.
XVI Literatur.
Eine vollständige Übersicht über die Anwendung von Kälte für ehemiseb-ind ustrielle
Zwecke, z. B. für die Lederindustrie, bei .der Erzeugung von Farbstoffen, zur Gewinnung,
Verarbeitung und Veredelung der Textilfasern (Mercerisation), zur Paraffin- und Margarine-
fabrikation, in den Hüttenwerken, in der Kautschukindustrie usw., findet sich, bearbeitet
nach den Verhandlungen des zweiten internationalen Kältekongresses, der 1910 in Wien
tagte, in Angew. Chem. 1910, S. 2267.
Für die Ausführung technischer Analysen dient als wichtigstes Werk das unter Mitwirkung zahl-
reicher Fachgenossen von G. Lunge und E. Berl herausgegebene Buch: Chemisch-tech-
nische Untersuchungsmethoden. Berlin 1922.
Worms, R., Die Verwertung von Erfindungen. Herausgegeben von G. Ra.uter. Halle 1921.
Creutz, C., Leitfaden für Erfinder. Harnburg 1921.
Kloeppel, E., Die Grundlagen des Markenschutzes, Beiträge zur Reform des Warenzeichen-
gesetzes. Berlin und Leipzig 1911.
Ra.uter, G., Das Warenzeichen. Ratgeber für Industrie und Handel. Halle 1922.
Boehmer, E. v., Die Patentfähigkeit von Erfindungen. Grundsätze für ihre Prüfung und die
Erteilung von Patenten. Berlin 1911.
Der Stoff des ersten Bandes zerfällt in drei große Abschnitte, und es entsteht:
1. Ein allgemeiner und spezieller Teil über Metalle und Metalloide, die hauptsächlich als
solche Verwendung finden, und zwar Eisen, Titan, Mangan, Chrom, Nickel, Kobalt, Kupfer,
Zink (Cadmium), Blei (Radium, Uran), Zinn (Antimon, Arsen), Edehpetalle und Metalle der
Wolframgruppe, die einerseits als Bestandteile der Edelstähle den Kreis zum Eisen zurückschließen,
andrerseits als wichtigste Grundstoffe der modernen Beleuchtungsindustrie den Anschluß an
den zweiten Abschnitt bilden.
Dieser umfaßt:
2. Die Metalle der seltenen Erden, als Ausgangsmaterial für Gasglühlicht und pyrophore
Metallegierungen: Cer, Thorium usw. und weiter Metalle und metallähnliche Elemente, die wie
Zirkon, Aluminium, Magnesium, Silicium und Bor nicht nur als elementare Stoffe verwendet
werden, sondern auch in Form ihrer Verbindungen, und zwar vor allem ihrer Oxyde
die Grundlage der Glas- und Tonwarenindustrie bilden und in beiden Verbrauchsarten gleichwertig
erscheinen. Den tlbergang von den keramischen Waren zur Kalk-, Gips-, Zement- und Kunst-
steinindustrie umfaßt der letzte Abschnitt, der
3. die Alkali- und Erdalkalimetalle enthält, deren technische Bedeutung nahezu aus-
schließlich auf der Verwendung ihrer Verbindungen beruht.
Der erste Band schließt mit der Gruppe der Mineralfarben, die als färbende Metallverbindungen
von mineralischem Charakter allen drei Abschnitten angehören.
Kurz zusammengeiaßt enthält er Vorschriften aus folgenden chemisch-technischen Industrien:
Metallgewinnung, -Verarbeitung, und -oberflächenbehandlung;
Blatt- und Pulvermetalle, kolloidale und Kontaktmetalle;
Metallfadenlampen, Gasglühlicht, Glühkörper;
Glas, Keramiken, natürliche Mineralien;
Kalk, Gips, Zement, Mörtel, Kunststein;
Mineralfarben.
II*
In h a 1t s üb er sich t.
Kapitel Nr.
Allgemeiner Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-98
Allgemeines über Metalle und Legierungen 1-19
Metalloberflächenbehandlung . . . . . . . 20-86
Chemische Hilfsmittel elektrischer Stromarbeit . . . . 23-44
Galvanostegie, Galvanoplastik und Kontaktmetallisierung 45-67
Sonstige Metallisierungsverfahren . . . . . 68-71
Metalle ätzen, beizen, mattieren . . . . . . . 71-76
Metalle schleifen, polieren, putzen, reinigen . . 77-82
Metallacke, -anstriche, -Überzüge . . . . . . 83-86
Metallvereinigung, Metallheißbearbeitung. 87-98
Heißbearbeitung und -Vereinigung der Metalle 87-95
Kaltvereinigung der Metalle . 96-98
Spezieller Teil . . . . . . . . 99-732
Eisen 99-170
Allgemeines über Eisen 99-111
Eisenlegierungen . . . . . . . . . . . . 112-124
Eisenoberflächenbehandlung. Färbungen und Schichten 125-159
Eisenemaillierung . . . . . . . 160-170
Mangan, Chrom, Nickel, Kobalt 171-194
Mangan und Chrom . . . 171-178
Nickel und Kobalt . . . . . . . 179-194
Kupfer . . . . . . . . . . . . . 195-247
Allgemeines und Trockengewinnung 195-203
Naßverfahren und Elektrolyse . . . . . . . 204-219
Kupferverbindungen und Kupferlegierungen . 220-236
Kupfer-(legierungs- )oberflächenbehandlung 237-247
Zink und Cadmium (Indium) 248-280
Blei (Thalli um) . . . . . . 281-296
Zinn . . . . . . . . . . . . 297-310
Arsen, Antimon, Wismut. 311-316
Radium und Quecksilber . 317-325
Radium und Zerfallsprodukte 317-321
Quecksilber . . 322-325
Edelmetalle . . . 326-365
Gold und Silber. Tellur 326-352
Platinmetalle . . . . . . . . . . . . . . . . 353-365
Edelmetallegierungen ( -ersatz) und Edelmetalloberflächenbehandlung.357-356
Wolfram, Molybdän, Uran . 366-371
Vanadium, Tantal, Niob, Titan 372-377
Feinzerteilte und vorwiegend ein- u. zwei-dimensional geformte
Metalle . . . . . . . . . . . . . . . 378-406
Kolloidale Stoffe und Metalle . . . . 378-389
Metallschwämme, -bronzen, -pulver, -körner. 390-395
Metalldrähte und Blattmetalle . . . . . . . 396-406
Inhaltsübersicht. XXI
Kapitel Nr.
Cer, Thorium, Zirkon (Scandium, Beryllium) 407-413
Glühlicht, Funkenlegierungen, Leuchtsteine 414-424
Aluminium und Tonerde . • . . . . . . . • 425-457
Aluminiumoxyd, Tonerdeverbindungen . . . . ........ 425-434
Aluminiummetallgewinnung. Thermitverfahren. Heißbearbeitung. 435-442
Aluminiumlegierungen . . . . . . . . . . . 443-451
Aluminium·(legierungs- )oberflächenbehandl ung . 452-457
Magnesium 458-463
Bor, Silicium . . . . . . . . . . • . ... 464-470
Natürliche und künstliche Silikate . 471-517
Kieselsäure und Silikate . . . . . . 471-477
Glas . . . . . . . . . . . . . • . 478-507
Edelsteine, Tonerde- und Magnesiumsilikate 507-517
Tonwaren . . . . . . . . • . . . . . . . . 518-577
Massenbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 518-535
Feuerfeste und korrosionsbeständige keramische Erzeugnisse 536-555
Keramische Glasuren und Farben . . . . . . . . . 556-577
Glas (Keramiken) metallisieren, ätzen, verzieren 578-607
Glas (Keramiken) metallisieren 578-590
Glas (Keramiken) ätzen . . . . . . . . . . . . . 591-596
Glas- und Tonwarenverzierung . . . . . . . . . . . 597-607
Alkali- und Erdalkalimetalle und -Verbindungen 608-624
Alkali- und Erdalkalimetalle und -Iegierungen 608-614
Erdalkalimetallverbindungen 615-624
Mörtel und Zemente 625-646
Kunststeine (Werkstücke, Bauteile) 647-687
Ausgangsmaterialgruppen . . . . 647-668
Verwendungsgruppen . . . . . . . . ........ 669-677
Stein- und Kunststeinoberflächen- und -tiefenbehandlung 678-687
Glas-, Porzellan-, Steinkitte 689-694
Mineralfarben . . . . . . . . . . 695-732
Weiße Mineralfarben . . 695-709
Bleiweiß und weiße Bleifarben . . . . 695-702
Weiße Zinkfarben (Lithopon, Blancfix) . 703-709
Bunte Mineralfarben . . . . . . . . 710-727
Ocker, Erdfarben, Schwärzen, Ruß 728-732
In h a 1 t.
Die Metalle.
Allgemeiner Teil.
Allgemeines über Metalle und Legierungen.
Kapitel Nr. Seite
1. Literatur und Allgemeines über Metalle. Einteilung . . 1
2. Vorkommen und Geschichte der Metalle . . . . . . . . Z
3. Physikalische Eigenschaften der Metalle . . . . . . . . 2
4. Chemische Eigenschaften der Metalle, allgemein . . . . . . . . . • 4
5. Verhalten der Metalle gegen Säuren, Salze, Wasser, Sprit usw.- Metallreagens 5
6. Verwendung und Verarbeitung der Metalle. . . . . . . . . . . . . . . 8
7. Literatur über Metallurgie. Erzaufbereitung allgemein . . . . : . . . . . . • 7
8. Chemische Erzflotationsstoffe, Literatur und Allgemeines. - Öl- und Schaum-
verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • 8
9. Flotations- und Schaumbildungsöle und Zusätze . . . . . . . . . . . . . . . . 9
10. Flotation sulfidischer Erze. Vorbereitung, neutrale, alkalische und saure Flotation . 11
11. Flotation weiterer gemischt-sulfidischer und anderer Erze. - Schaumverfahren . 12
12. Allgemeines über Metallgewinnung und Erzröstung (Pyritschmelzen). . . . 13
13. Beispiele zur Entschweflung, Röstung und sulfatisierenden Röstung von Erzen 14
14. Beispiele zur Ausführung der chlorierenden Röstung und der Naßchlorierung 15
15. Beispiele zur Ausführung der Erzreduktion . 17
16. Beispiele zur Ausführung der Erzlaugung . . 18
Metalloberfläcbenbebandlung.
20. Literatur, Allgemeines, Geschichte der Metalloberflächenbehandlung . . . . . 25
21. Irisierende Farbschichten, Lüstersudfärbungen, Nobiliringe, irisierende Kristalle 27
22. Metall-, Metalloxyd-, Metallverbindungs-(superoxyd-) und Metalloidschichten und
-färbungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Chemische Hilfsmittel elektrischer Stromarbelt.
23. Literatur und Allgemeines über galvanische Elemente . . . . . . . . . . • 30
24. Zink-Kohletyp, Zinkbeschaffenheit, Kohleelektroden, Metallelektroden, Depolarisatoren 31
25. Trockenelemente vom Zink-Kohletyp. Auffrischung verbrauchter Massen . . • . . 33
26. Andere Typen galvanischer Elemente. Gas-, Kohlelösungs-(Brennstoff- )ketten . . . 36
27. Literatur und Allgemeines über Stromsammler (Akkumulatoren). Vorgang, Kilo-
wattstundengewichte, Kastenmaterial . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . • 38
28. Sammlerelektrodenformierung, Formierungsmassen, -zusätze, -binde- und -härtungs•
mittel. - Massenträger und -schutzdecke. Rückstandsverwertung . . . . . . . • 39
29. Alkalische Sammler (Edison-Jungner-Akkumulator), Allgem.,positiveElektroden 42
30. Alkalische Sammler: Negative Elektroden (Eisen, Zink-Chrom, Cadmium usw.); ähn-
liche Sammler, Thalliumakkumulator. - Nickelregenerierung . . . . . . . • . • • «
Inhalt XXIII
Kapitel Nr, Seite
31. Thermoelemente, Pyrometerschutzröhren • • . . • . . • . . . 45
32. Selen und Selenzellen . • • • . • . . • • • . • . . . • • . . 47
33. Kohleelektroden, Herstellung, Bindemittel, Graphitelektroden . 48
34. Kohle- und Zuleitungsschutzüberzüge, Stromanschlußzwischenstücke . . . . . . . 50
35. Bogenlichtelektroden (Kohlen), Leuchtzusätze und Bindemittel • . . • . . . . . • 51
36. Titankarbid-BogenlampenelektrodenundLeuchtzUBätze, Elektroden für kurzwelliges
Licht. - Kohlenrestverwertung . . . • • • • • • • . • . • • . 53
37. Eisenoxyde als Elektroden(-Gefäß-)material • . . . . . . . . 54
38. Mangansuperoxyd-, Blei- und Bleisuperoxydelektroden • . . 56
39. Ferrosilicium ( -manga.n-), Siliciumkarbid-, Glas-, Metall-(Zink, Kupfer, Nickel,
Wolfram, Tantal, Platinmetall)-elektroden • • . . • . . • • . . 57
40. Vakuumröhrenelektroden . . . • • . • • • • • • • . . • . • . 58
41. Diaphragmen (Filter), Bindemittel; Kalk-, Glimmer-, Eisenoxyd-, Asbestdia-
phragmen und Filter . , . . . . . . . • • . . • . • . • . . • • • . • • . • 59
42. Kieselsäure-, Ton-(Pukall-)-Carborundumdiaphragmen und -filter . • • . • . • • • 60
43. Kollodium-(Ultra- )filter, säurebeständige Faserstoff-(Celluloseester-)filter . . • . . . 61
44. Faserstoffkohle-, Eiweiß-, Klebstoff-, Seife-Dialysiermembra.nen, deren Glättung und
Reinigung . . . . . . . • • . . . • . • • . . . . • . • . . . • . . . . . . 63
Ga.lvanostegle, Galvanoplastik und Kontaktmetallisierung.
45. Literatur und Allgemeines über galvanische Metallniederschläge aus Metallen 64
46. Chemische und elektrolytische Reinigung und Entfettung der Ware • . . . 65
47. Badbereitung, Zusätze, Elektrolytpräparate . . . • . • . . . . . . . . 67
48. Dichte, glänzende, rostfreie, glatte Metallüberzüge. Lokale Metallisierung . 69
49. Galvanische Eisenniederschläge, Elektrolyteisen. . . . . . • . . . • 70
50. Galvanische Verkupferung . . . . . . . • • • • . . . • . . . . . . 71
51. Galvanische Messingniederschläge . . . . • . • . . . . . • . . . . • . . • 73
52. Galvanische Bronze-, Tomback-, Silber-Kupfer- und Antimonmessing-Niederschläge. 75
53. Galvanische Nickelniederschläge, allgemeine Angaben, Depolarisation, Badauf-
frischung . . . . . . • . . . . . . . . . • . . . • . . . . . . . . . . • . • 76
54. Weiß- und Schwarzvernicklung. - Neusilberelektrolyt . . . . . . . . . • . . . 77
55. Vernicklungsfehler . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . • 78
56. Galvanische Kobalt-, Chrom-, Aluminium- und Aluminiumbronzeniederschläge 80
57. Galvanische Zinn- und Bleiniederschläge. - Zinnelektrolyt für Bleiverzinnung. • 81
58. Galvanische Zink- und Cadmiumniederschläge • . . . . • . . . . . . • . . • 83
59. Galvanische Vergoldung. Leonische Drähte . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
60. Galvanische Versilberung und Platinierung. Palladium- und Iridiumschichten 86
61. Literatur und Allgemeines über Galvanoplastik, leichte Abhebbarkeit, Bleche,
nahtlose Rohre . . . . . . . . : . . . . . . . . . . . . . • . . . . • . . • 88
62. Leitendmachen nichtmetallischer Körper; Galvanoformen . . . • . . . . . . . . 90
63. Ausführungsbeispiele zur Herstellung von Galva.nobronzen. Pflanzen, Insekten usw.
metallisieren . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . 92
64. Allgemeines über Kontaktmetallisierung. • . . . . . . . . . 93
65. Nickel-, Kobalt-, Neusilber-, Kupfer-, Aluminiumkontaktmetallisierung 94
66. Zinn-, Blei-, Zink-, Wismutkontaktmetallisierung . . . . . 95
67. Silber- und Goldkontaktmetallisierung . . . . . . . . . . . . . . . 96
Sonstige Metalllsierungsverlahren.
68. Metallspritzverfahren von Schoop, Lit. u. Allgem. . • . . . . . . . • . • . 98
69. Schoop-}4:etallisierung, Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . • • • . • . 99
70. Schmelzfl uß-, Elektrozerstäubungs., Zentrifugal-, Organometallmetallisierung, ein·
gebrannte Edel· und Unedelmetallüberzüge; Feuervergoldung (Glühwachs) • . . . 100
71. Metallplattierungen abziehen . . • . • . . . • . . • • • . • • . . • • . • • 102
Metalle ätzen, beizen, mattieren.
72. Literatur und Allgemeines über Metallätzung. Deckgrundmassen, Ätzmittel, Appa-
rate • . . . . • • . • • . . • • . . • . . . . . . . . • . . • . . • . . . . 104
73. Stahl und Eisen ätzen, Rohre-Ätzschnitt, Wandstä.rkeverjüngung, Feilen schärfen,
geätzte Siebe, Ätzdekorierung . • . . • • . . . . • . . • . . . . . . . . . , 106
74. Andere Metalle ätzen. Photometallätzung . . . • . • . . . . • . . . . . . • • 107
75. Ätzen, (Werkzeugschä.rfen, Druckwalzen, Fabrikzeichen usw.) auf galvanischem Wege 109
76. Metalle beizen und mattieren • . . • . . . . . • . • . • • • . . • . , • , 111
Metalle schleifen, poHeren, putzen, reinigen.
77. Literatur und Allgemeines. (Polierfeilen) • . . • . . . . . . 112
78. Polier-, Schleif., Putzpulver und -steine • . • . . . • • . . 113
XXIV Inhalt.
Eisenlegierungen.
112. Literatur und Allgemeines. Kohlenstoff- und Damaszener Stahl 163
113. Herstellungsverfahren der Eisenlegierungen . . . . . . . 164
Inhalt. XXV
Kapitel Nr. Seite
114. Ferrochrom allein oder mit C, Mn, W, Mo, (V), (Ni) . . . . . . . . . . . . • 165·
115. Ferrochrom mit anderen Metallen, besonders Ni, Co, W, V, Si . . . . . . . . . 166
116. Nickelstahl, Ferronickel, Kobaltstahl allein oder mit Zusatzmetallen. - Monelmetsll 168
117. Wolframstahl, Ferrowolfram (Mo, V). . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . 170
118. Molybdän- und Vanadinstahl, Ferrovanadin . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
119. Mangan- und Siliciummanganeisen und -stahl . . . . . . . . . . . . . 172
120. Silicium-Eisenlegierungen, Ferrosilizium. Herstellung, Eigenschaften, Verwendung 173-
121. Säurebeständige Silicium-Eisenlegierungen . • . . . . . . . . . . . . . . . . 175
122. Bor-, Titan-, Tantal-, Zirkon-Eisenlegierungen . . . . . . . . . . . . . . . . 176
123. Kupfer-Eisenlegierungen mit Zusätzen; Eisen-Zinn (-Blei)legierungen . . . . . . 177
124. Calcium-, Magnesium-, Zink-, Aluminium-, Quecksilber-, Phosphor-Eisenlegierungen 178
Eisenemaillierung.
160. Literatur und Allgemeines . . . . . . . 229
161. Rohstoffe und ihr Ersatz . . . . . . . . . 231
162. Zinnoxydersatz: Antimon, Wismut, Titan . . . . 232
163. Cer und Zirkon als Zinnoxydersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
164. Kryolith (Flußspatbehandlung und Ersatz), Phosphate, Zinksulfid (Leuchtemail) . . 234
165. Eisenzusammensetzung und -vorber.eitung. Emailbefestigungs- und -isolierschichten 235
XXVI Inhalt.
Kapitel Nr. Seite
166. Eingebrannte Gla.sschichten, Emaillierausführungsbeispiele (Geschirre, Wannen, Plat-
ten, Fahrra.dteile, Schreibta.feln). Mattemail , . . . . . . . , , , , , , , , . , 237
167. ~f~bte! gefleckte, marmorierte, metallisierte, lokale Emailschichten. Emailschreib·
flusstgkett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . • • . . . • . . . . . 239
168. Edelemail auf Metallen. Verzierte und Bildemailschichten . . . , , , , , , , . , 240
169. Zellenemail (-imita.tion), Nielloarbeiten . . . . . . . . . , , , , , , , . . . , , 242
170. Kitten, Schweißen, Ausbessern, Reinigen von Emailschichten. Emailentfernung und
-abfallverwertung . . . . • . . . • . , • • . . . . . . . . • 243
Mangan, Chrom, Nickel, Kobalt.
Mangan und Chrom.
171. Mangan. Allgemeines, Herstellung, Eigenschaften, Legierungen . . . . , . • . 245
172. Manganverbindungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
173. Chrom. Allgemeines, Herstellung, Eigenschaften. Chromeisensteinaufschließung . 248
174. Chrommetallgewinnung, ohne Alwninothermie . . . . . . 250
175. Aluminothermische Chromgewinnung. - Chromlegierungen 251
176. Alkaliehrornat und -bichromat . . . . . . . . . . . . . 252
177. Chromsäure und ihre Regenerierung . . . . . . . . . . . 253
178. Chromoxyd-, -oxydulsalze. - Chromrückstände aufarbeiten 254
Nickel und Kobalt.
179. Nickel, Geschichte, Vorkommen, Eigenschaften, Verwendung, Statistik. 256
180. Allgemeines über Nickelgewinnung . . . . . , , , , . , , , . , . 257
181. Kobalt, Allgemeines, Eigenschaften, Verwendung . , , , , . , , . 257
182. Verhüttung kupferhaitigar Nickel- und Kobalterze . , . . , , . , . 258
183. Sulfidische, oxydische, silikatische kupferfreie Nickel- und Kobalterze 259
184. Mond-Nickelkarbonylverfahren . , . . , . . . , . , . . . , . . , 261
185. Kobalt-Spezialverhüttungsverfahren , . . , . . , . . , . . . . , , . , . 261
186. Nickel- und Kobalterz- oder -steinlaugung. Nickelerz-Transportkonzentration 262
187. Chemische Laugenaufarbeitung . . . . , , . . , . , , , . , 263
188. Elektrolytische Nickelraffination und -laugenaufarbeitung , . . 265
189. Walzbares Nickel und Kobalt. Nickeloxyd, -oxydul und -salze 266
190. Nickellegierungen allgemein. - Monelmetall . . . . , . . . 267
191. Andere vorwiegend Nickel und Kupfer enthaltende Legierungen 268
192. Nickel-: Eisen-, -Chrom-, -Mangan-, -Kobaltlegierungen , , . , . . . . . , . . . 268
193. Nickel-: Wolfram-, -Molybdän-, -Tantal-, -Silicium-, -Platin- usw.-Leichtmetallegierungen 270
194. Vorwiegend Kobalt enthaltende Legierungen , . . , . . , , . , , , , . , . . . 270
Kupfer.
Allgemeines und Trockengewinnung.
195. Literatur, Geschichte, Vorkommen . . . . . . . . . . . . . . , . . 271
196. Eigenschaften, Verwendung, Statistik . . . . . . . . . . . . . , . . 272
197. Allgemeines über Kupfergewinnung. Rohkupferherstellung . . . . . . , 274
198. Kupferraffinierung. - Verarbeitung geringwertiger Erze und Abbrände . 276
199. Rösten und Schmelzen sulfidischer Kupfererze. Zusätze . . . . . . . . 277
200. Chlorierende· Röstung. Chlorbehandlung der Erze . . . . . . . . . . , 278
201. Kupfer-Nickelerze aufarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . , . 279
202. Kupferraffination, Kupferstein verblasen . . . . . . . . . . . . . , . . , , , . 281
203. (Blei-, zink-, edelmetallhaltige) Kupfererze und -steine aufarbeiten. Kieselsäurezuschläge 282
Naßverfahren und Elektrolyse.
204. Zusammenfassende Arbeiten über Kupfererzlaugerei, Erzvorbereitung; Behelfe. 283
205. Schwefel- und Schwefligsäurelaugung. Laugenaufarbeitung. Chromsäurelaugung , 284
206. Bisulfat-, Aluminiumsulfat-, Persulfat-, Eisen- und Kupfersulfat-Kupfererzlaugung 285
207. Ferrisulfatlaugung (sulfatisierendes Rösten) . . . . . . . . . , . . , . , . . . 286
208. Chlor-, Chlorid-, Hypochlorit-(Cyankalium- )laugung . . , . . , . , . , . . , . 287
209. Ätznatron-, Ammoniak-, Ammonsalzlaugung . . . . . , . , . , , . . , , . , 289
210. Aufarbeitung (Zementierung, Enteisenung, sonstige Reinigung) verschiedener
Kupferlaugen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
211. Aufarbeitung von Tailings, Zementierungs-, Beiz- und Grubenlaugen 292
212. Elektrolytische Kupferlaugenaufarbeitung allgemein . . 293
213. Einzelverfahren , Kupfer-Nickeltrennung elektrolytisch . . . . . 294.
214. Eisen-(zink-)haltige Kupferlaugen elektrolysieren . . . . . , . . 295
Kupferverbindungen und Kupferheißbehandlung.
215. Sulfat und Carbonat . . . . . . . . . . , . . . . . . , , . 296
216. Kupferoxyd (kolloidales), -oxydul, -chlorid . , . , . . , , . . , 297
Inhalt. XXVII
Kapitel Nr. Seite
217. Kupfer und -Iegierungen glühen, schweißen, härten, anlassen . . . • . . . . . • 298
'218. Kupfer- und Kupferlegierungs-, Gieß-, Schmelz- und Desoxydationszusätze . . • . 300
!U9. Kupfer und Kupferlegierungen (Messing, Bronze, Neusilber) schmelzen und gießen . 301
Kupferleglerungen.
220. Literatur.- Kupfer-Zinnlegierungen (Bronze). Zusätze und Eigenschaften (Schmelz-
punkte) . • . • . . . • . . • . . . . . . . . . • . . . . • . . . . . . . . 302
221. Antike, Denkmal-, Japan-, (Gold-), Kunstgewerbebronze. Spiegel-, Kanonen-, Glocken-
bronze • . . . . . . . . . . • . . . . . . • • • . • . . • . . . • . . • • . 303
222. (Kupfer-Zinn)-Alkalimetall-, Zink-, Eisen-, Blei- und Kupfer-Bleilegierungen . • • • 306
223. Kupfer-Zink (Messing). Literatur, Allgemeines, Herstellung, Arten, Verwendung. 307
224. Zusätze zwn Messing. Übersicht . • • • . . . . . . . . . • • . • • . . • • • 309
225. (Kupfer-Zink)-Zinn-, Blei-, Aluminiwn-, Siliciwn-, Chromlegierungen . . • • . • • 310
226. (Kupfer-Zink)-Eisen-(Eisenmetall-), Manganlegierungen. Deltametall. Manganmessing 312
227. (Kupfer-Zink)-Nickellegierungen. Neusilber mit Zusätzen • • . . . . . . . • 313
228. Kupfer-Nickellegierungen, Nickelbronzen mit Zusätzen . . • . . . • . . . • 315
229. Kupfer-Manganlegierungen allgemein . . . . . . . . . . . • . . . . . . • • 317
230. Manganbronzen mit Zusätzen . . • . . . . . . . . . . • . . . . . . . . 318
231. Kupfer-Chrom-(Uran-), Kupfer-Titan- und Kupfer-Wolfram-(Vanadin-)legierungen • 319
232. K?pfer -.fUuminiwn- ( -Magnesiwn-, -Ber~lliwn· )Iegierungen. Aluminiumbronzen
rmt Zusatzen • • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320
233. Kupfer-Siliciumlegierungen. Silicium bronze und Zusätze . . . . . • . . . . . 322
234. Kupfer-, Blei-, (Wismut-, Antimon-, Bor-, Arsen-)legierungen. . . . . • . . . . . 324
235. Kupfer-Phosphorlegierungen. Phosphorkupfer- und -zinnerzeugung . . . . . . . 325
.236. Phosphormetallgewinnung, Phosphorbronzezusätze und -verwendung. Kupferamalgam 326
Kupfer ( -Iegierungen) -Oberßiichenbehandlung.
237. Kupfer-(-legierungs-)korrosion . . . . . . . • . . . . . . . • . . 327
.238. Kontakt- und Schmelzflußmetallisierung . . • • . . . . • 329
239. Galvanische Metallisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
240. Messing gelb, blank, matt, körnig brennen. Beizwässer aufarbeiten . . . . . • . 332
241. Kupfer (-Iegierungen) färben. Literatur, Allgemeines. Anlauf- und Einbrenn-
farben. - Mechanische Brünierung . . . . . . . . • • . 334
242. Zink-, Zinn-, Blei-, Antimon-, Arsen-Färbeflüssigkeiten . . 336
243. Oxydations-, elektrolytische, Schwefelungs-Färbemethoden . 337
244. Quecksilber-, Edelmetall-, Eisen-, Kupfer-Färbeflüssigkeiten 339
245. Patina. Literatur, Allgemeines . . . . . . . . . . . . 341
246. Künstliche Patina, elektrolytische Patinaüberzüge . . . . . . . 343
247. Patina. festigen. - Lacke, Tinte, Firnisse für Kupfer und Kupferlegierungen 344
Blei (Thallium).
281. Geschichte, Vorkommen, Statistik. - Thallium . 384
282. Eigenschaften des Bleis, Korrosion. - Bleibaron . 385
283. Bleierzverhüttung allgemein . . . . . . . . . 386
284. Huntington-Heberlein-Prozeß und analoge Methoden . . . . . . . . . . . . . . 387
285. Bleiglanz- und Mischerzverarbeitung, Röst- und Schmelzreduktions- und Werkblei-
entsilberungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388
286. Metallchloridschmelzen, Bleigewinnung und -abtrennung . . . . . . . . . . . 389
287. Salz-, Salpeter-, Schwefelsäure-(Salpeter)-, Alkali- und Schwefelalkalilaugung und
-schmelze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
288. Bleisalz-Naßelektrolyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Z
289. Schlacken-, Rauch-, Schlamm-, Schaum-, Sammlerrückstandsverarbeitung. Legie-
rungen trennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393
290. Bleiverbind ungen: Oxyde und Salze . . . . . . . . . 395
291. Bleisuperoxyd und Plumbate . . . . . . . . . . . . . . 396
292. Vorwiegend Blei enthaltende Legierungen, allgemein. . 398
293. Hartbleilegierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399
294. Lagermetalle allgemein. Gittermetalle. Antifriktionsmetalle 400
295. Lagermetall-Herstellungsvorschriften. Antifriktionslegierungen 402
296. Sonstige bleireiche Legierungen . . . . . . . . . . 403
Zinn.
297. Geschichte, Vorkommen, Gewinnung, Eigenschaften, Verwendung 404
298. Zinnerz-, -stein- und -materialschmelze, Zinnstein- und -oxydreduktion 406
299. Zinnmateriallaugung und -alkalischmelze. Zinnraffination . . . 407
300. Zinnoxydgewinnung und -reinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408
301. Weißblechentzinnung. Literatur. Mechanische Methoden. Allgemeines über
chemische Verfahren . . . 409
302. Säuren und Salze . . . . 410
303. Alkalische Stoffe 411
304. Chlor und Chlorverbindungen . 412
305. Chlorverbindungen des Zinns . . . . 413
306. Alkalisch-elektrolytische Zinnabscheidung . . . . . . 414
307. Elektrolytische Zinnabscheidung in saurer (neutraler) Lösung 415
308. Zinnlegierungen. Allgemeines. Britannia-, Babbitmetall . . . 417
309. Andere vorwiegend Zinn enthaltende Lagermetall- usw. -legierungen. Phosphorzinn
und Zinnamalgam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418
310. Zinn- (Blei-. Weißmetall-) o berflächenbehandl ung. Metallisieren (Lötstellen),
Färben, Lackieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419
Edelmetalle.
Gold (Tellur) und Silber.
326. Geschichte und Vorkommen . . . . . . . . . . 441
327. Eigenschaften, Statistik . . . . . . . . . . . . 442
328. Gewinnung des Silbers . . . . . . . . . . . . . . . 444
329. Gewinnung des Goldes. Wäsche, Flotation, Schmelze . 446
330. Tellur. - Komplexe Edelmetallerze . . . . . . . . . 447
331. Silberamalgamation . . . . . . . . . . . . . . . 449
332. Goldamalgamation . . . . . . . . . . . . . . . . . 450
333. Erzvorbereitung, Quecksilberzusätze, elektrochemische Amalgamierung, Amalgam-
aufarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451
334. Edelmetallaugereiprozesse. Literatur und Allgemeines über Cyanidlaugerei. 451
335. Cyanidlaugerei von Golderzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452
336. Silbererzcyanidlaugerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454
337. Cyankaliumersatz, Laugenzusätze (Oxydationsmittel), Lösungsbeschleunigung 455
338. Weitere Edelmetallaugungsverfahren: Bromcyan, Thiosulfat, Alkalisulfid 456
339. Wasser-, Säure-, Kochsalzlaugerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457
340. Weitere Goldlösungsmittel (Halogengold, Knallgold, Goldoxyd). Chlorations-
verfahren allgemein . . . . . . . . . . . . . 458
341. Einzelne Chlorationsmethoden . . . . . . . . . 460
342. Laugenaufarbeitung: Zink- und Aluminiumfällung 461
343. Andere Fällungsmittel . . . . . . . . . . . . . . . 462
344. Goldfällung aus Meerwasser . . . . . . . . . . . . 463
345. Elektrolytische Gold- und Silberfällung und -scheidung 464
346. Spezialverfahren für Goldlaugenelektrolyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465
347. Laugerei- und Elektrolysenschlämme und -rückstände aufarbeiten. Zink- und Cyanid-
regeneration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 466
348. Feinmachen, Schmelzen und Gießen von Gold und Silber . . . . . . . . 467
349. Edelmetallrückgewinnung aus Abfällen und Bädern . . . . . . . . 469
350. Spezialverfahren für Gold. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470
351. Spezialverfahren für Silber: Abfälle, Münzen, Photoplatten und -lösungen 471
352. Reduktion von Silberlösungen und Halogensilber . . . . . . . . . . . . 472
Platinmetalle.
353. Platin und Platinmetalle. Geschichte, Vorkommen, Statistik, Gewinnung 474
354. Eigenschaften und Verwendung . . . . . . . . . . . . . . 475
355. Platinmetallrückstand- (-abfall)verarbeitung und -reinigung. . . 476
356. Platingefäße und ihre Behandlung. - Platinhalogenide . . . . 477
Magnesium.
458. Allgemeines, alte Herstellungsverfahren, Metallreinigung . . . . . . . . 607
459. Elektrochemische Magnesiumgewinnung. - Magnesiumlegierungen 608
460. Magnesiun1.0xyd, Magnesiahydratisierung, Magnesiumhydroxyd . . . . . 61(}
461. Magnesiumoxydgewinnung neben Salzsäure (Chlor) und Magnesiun1.bisulfit 611
462. Magnesiumcarbonat (Magnesit) . . . . . . . . . . . . . • . . 613
463. Magnesium-(Calcium-)chlorid, ( -oxychlorid) -fluorid, -sulfat, -sulfid 614
Tonwaren.
Massenbearbeitun~.
518. Literatur und Allgemeines über Kaolin und Ton. Reinigungsverfahren 686
519. Bildsamkeit von Tonen und Erdalkaliverbindungen. Gußton 688
520. Zusätze zur Erhöhung der Plastizität u. Gießfertigkeit . . 689
521. Zusätze zur Verminderung der Plastizität. Magerungsmittel . 690
522. Keramische Rohstoffe. Kaolin-, Quarz-, Feldspatersatz . . . 691
523. Schädliche Massenbestandteile. Tonwarenausblühungen . . . 693
524. Vorkehrungen zur Verhütung der Ausblühungen. Schutzüberzüge . . . . . 694
525. Formen und Trocknen. Trockenpressung. Gips- und Gußformen, Form- und Stanzöle 695
526. Brennen keramischer Waren. - Segerkegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 696
Inhalt. XXXIII
Kapitel Nr. Seite
527. Keramische Waren. Literatur und Einteilung 698
528. Allgemeines über Porzellan . . . . . . . . 700
529. Weichporzellansorten, Biskuit . . . . . . . . . . . . . . 701
530. Hartporzellan (Isolatoren), porzellanartige Massen. (Asbest, Baryt usw.) 703
531. Steinzeug: Flüssigkeitsdichte Waren . . . . . . . . . . . . . . . 705
532. Säurebeständiges ("chemisches") Steinzeug, Behälter- u. Mörtelmaterial 706
533. Ton-, Wand·, Fußbodenplatten. Kacheln . . 707
534. Steingut, allgemein . . . . . . . . . . . 708
535. Antike und Gebrauchssteingutwaren. Majolika 709
536. Ziegel, Ziegeltonwaren . . . . . . . . . . . 710
Feuerfeste und korrosionsbeständige, keramische Erzeugnisse.
537. Literatur, Allgemeines, Anforderungen . . . . 711
538. Ofenfuttermaterial allgemein . . . . . . . • . . . . . . . . 713
539. Feuerfeste Mörtel und Stampfmassen . . . . . • . . . . . . 714
540. Feuerfeste Fugen-, Dichtungs-, Schmelzkitte . . . . . . . . 715
541. Feuerfeste Anstriche und Überzüge. Schwefelfeste Schichten . 716
542. Feuerfeste Formkörper: Ton, Schamotte, allgemein . . . . . . . . . . . . . . 717
543. Schamottewaren. Feuerfeste Isolierplatten. Scherbenzusätze, Hartfeuerporzellan,
Metallirdenware, Eisensteinklinker, Hessische Tiegel . . . . . . 718
544. Kieselsäure-(Dinas-, Quarzit-)steine allgemein . . . . . . . 720
545. Erzeugung der Kieselsäuresteine . . . . . . . . . . . . . . 721
546. Siliciumcarbidsteine, feuerfestes Ca.rborundmaterial. - Nitridformlinge 723
547. Kohlenstoffsteine. Bindemittel . . . . . . . . . . . . . . . 724
548. Graphit. Literatur, Allgemeines, Reinigung . . . . . . . . . . 724
549. Kunstgraphit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 726
550. Graphitformlinge. Tiegelscherbenverwertung. Graphitverkupferung 727
551. Tonerdeformlinge: Bauxit, Korund, Alundum. . . . . . . . . 728
552. Tonerdehaltige feuerfeste Gemenge. Ziehsteine . . . . . . . . . . . . . . . . 730
553. Magnesiaformlinge. Asbest-, (Steatit-), Glimmer-. Baryt, Calcit-, Strontianitsteine 731
554. Magnesit-, Sintermagnesit-( -dolomit- )steine . . . . . . 732
555. Feuerfeste Chromeisensteine, Magnesit-Chromitsteine 734
556. Zirkon- und Thoroxydformlinge. Zusatz seltener Erden 734
Keramische Glasuren und Farben.
557. Allgemeines über keramische (Porzellan-)Glasuren. . 736
558. Glasurfehler (Risse, Blasen, Ablösung) vermeiden . . 737
559. Farbkörperfreie Glasuren. Salzglasur und Ersatz 739
560. Engoben und Bunzlauer Glasuren . . . . . . . . . 740
561. Allgemeines über bleihaltige tmd bleifreie Glasuren . . . . . . . 741
562. Beispiele zur Herstellung blei-(borsäure- )freier Glasuren (Steingut) . . . . . . 742
563. Bleihaltige und bleifreie Kachel- und Plattenglasuren. Frost- und Rißschäden . . . 744
564. Terrakotta-, Terrasigilataglasuren. Gedämpfte und schwarze, graue, braune Tonwaren 7 45
565. Farbige keramische Glasuren. Literatur und Allgemeines. 747
566. Herstellung von Unterglasurfarben . . . . . . . . . 748
567. Binde-, Streck- und Färbemittel für Unterglasurfarben 750
568. Emailfarben und -glasuren. Trübungsmittel . 751
569. Krystall- und Mattglasuren . . . . . . . . . 7 53
570. Pinkfarben und Pinkglasuren . . . . . . . . 7 54
571. Weitere rote Chromglasuren. Chromaventurin 756
572. Andere rote Glasuren (Kupfer, Gold u. a.) . . 757
573. Gelbe, orange, braune Glasuren und Farben . 758
574. Grüne, blaue, violette Glasuren und Farben . 760
575. Graue und schwarze Glasuren und Farben . . . . . . . . 761
576. Beispiele zur Erzeugung von Steinzeug- (Carril'is-)glasuren . . . . . 762
577. Beispiele zur Erzeugung von Steingut glasuren. Steingutpastenmalerei 764
578. Ziegeltonglasuren, antike Töpfereierzeugnisse . . . . . . . . . . . . 765
ErdalkalimetallverblndungPn.
616. Literatur und Allgemeines über Calciumsulfat. Gipsbrennmodifikationen 817
617. Gipserzeugnisse (Dielen, Estrich, Platten usw.) . . . . . . . . . . . . . 819
618. Formgips, Gipsmörtel; Verzögern, Beschleunigen des Abbindens: Härten . 820
619. Gipsmörtelzusätze, Anhydritmörtel, Stuckgipsmassen. . . . . . . . . . . . . . 821
620. Barium- (Strontium-) carbonat und -chlorid. Strontianrückstandaufarbeitung. 823
621. Barium-(Strontium-)oxyd(-sulfid) aus den Carbonaten allein . . . . . . . 824
622. Erdalkalioxydgewinnung aus Carbonatgemengen und anderen Verbindungen 825
623. Barium-(Strontium, )oxydhydrat . . . . . . : . . . . . . . . 826
624. Calciumoxyd, Kalk brennen, Rohstoffe . . . . . . . . . . 827
625. Kalk löschen, Trocken- und Preßkalk (Lagerung, Verpackung). 829
Verwendungsgruppen.
670. Künstliche Lithographiesteine und ihre Behandlung . . . . • . . . • . . . 885
671. Poröse, Filter- und Leichtsteine, Zusatz verbrennlieber Stoffe, Hefe auch Eis 886
672. Poröse (leichte} Asche- und Gursteine (Batterie-, Blumengefäße) 887
673. Filterplatten, -zylinder, -kerzen . . . . . . . • . . • • . 889
674. Torf-, Sägemehl-, Cellulosestoff-Leichtsteine und Lehmplatten • 89()
675. Schleifsteine und SchleifmitteL Literatur und Allgemeines • 891
676. Mühl-, Schleif-, Wetz-, Putzsteine, Raspelüberzug, Bodenbelag . 892
677. Schleifscheiben, Schmirgelpapier und -leinen . . . • . . . . . 893
678. Kunststein-(z. B. Steinholz-, Terrazzo-)fußböden (-behandlung) 894
Mineralfarben.
Weiße Mineralfarben.
Bleiweiß und weiße Bleifarben.
~96. Literatur und Allgemeines. Schlämmung, Fällung; Farbton und -kraft . 919
-697. Literatur und Allgemeines über Bleiweiß 920
698. Arnerikanisches, Wultze- und Mildverfahren . 922
699 Ältere Methoden der Bleiweißgewinnung . . . 923
700. Neuere Verfahren der Bleiweißgewinnung 925
701. Elektrolytische Bleiweißgewinnung . . . . . . . . . . 926
702. Bleiweißersatz, gefälltes, sublimiertes Bleiweiß, Bleisilikat . . . . . . 928
703. Bleichlorid- und -carbonatdeckfarben. Blei-, Zink-, Bariummischfarben 929
Weiße Zinkfarben (Lithopon, Blancfix).
704. Zinkoxyd, ( -oxydhydrat ), -carbonat . . . . . . . . . . . 930
705. Zinksulfid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 932
706. Weiße Bariumfarben (Blancfix). Bariumsulfid und -sulfat . 934
7ffl. Lithopon, Allgemeines, Herstellung 936
708 Lichtechte Lithopone 938
709. Lithoponersatz . . . . . . 939
710. Andere weiße Mineralfarben 940
Bunte Mineralfarben.
'711. Ultramarin. Literatur und Allgemeines • . . . . . . . . . . . . . . 942
712. Ulträmarinblau, Herstellungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . 943
713. Andere Ultramarinsorten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 945
714. Titan-, Uran-, Wolfram-, Molybdän-, Cadmium-, Thallium-, Arsenfarben. 945
715. Bleifarben . . . . . . 947
716. Antimonfarben 948
717. Quecksilberfarben . . . 949
718. Mangan- und Zinkfarben 950
719. Kobalt- und Nickelfarben 951
720. Grüne Kupferfarben . . . 953
721. Blaue Kupferfarben . . . . . . . . . . . . . 954
722. Chromoxydfarben (Chromgrün, Guignetgrün usw.) 956
723. Chromatfarben, Chromgelb, -orange, -rot . 957
724. Chrom-Mischmineralfarben . 959
725. Eisenoxyduloxydfarben . . . 960
726. Eisenoxydfarben . . . . . . 961
727. Berliner- und -Turnbullsblau 963
728. Andere Eisen-(Misch- )farben 964
Die Metalle.
Allgemeiner Teil.
Allgemeines über Metalle und Legierungen.
1. Literatur und Allgemeines über Metalle, Einteilung.
Ledebur, A., Metalle, ihre Gewinnung und Verarbeitung. 1887. - Neumann, B., Die
Metalle. Geschichte, Vorkommen, Gewinnung. 1904. - Hoyer, E. v., Verarbeitung der Metalle
usw. 4. Aufl. 1906.- Zipp~l. Geschichte der Metalle. 1857. -Rössing,A., Geschichteder Metalle.
1901. - Maedge, C. M., uoer den Ursprung der Metalle. 1916. - Guertler, W., Lehr- und
Handbuch der physikalischen und technischen Eigenschaften der Metalle. 1909. - Heyn, E.,
Die technisch wichtigen Eigenschaften der Metalle und Legierungen. 2. Teil des Handbuches
der Materialienkunde für den Maschinenbau. Berlin 1912. -Scheid, K., Die Metalle. Leipzig
1914. - Koppel, J., Die Metalle und ihre Verbindungen. Berlin 1920 (Sammlg. Göschen)
- B uchner. G., Hilfsbuch für Metalltechniker. Berlin 1916.
In der Chemie versteht man unter Elementen oder Urstoffen Stoffe, die man bis heute
noch durch kein Mittel in einfachere Bestandteile spalten konnte. Durch die chemische Ver-
einigung der Elemente entstehen die Verbindungen, die teilweise oder ganz andere physika-
lische und chemische Eigenschaften zeigen als die Urstoffe, aus denen sie bestehen.
Man teilt die Elemente ein in Metalle und Nichtmetalle oder Metalloide. Die Metalle
sind im Gegensatz zu den Metalloiden gute Leiter für Wärme und Elektrizität. Sie haben in
}tompakter Form einen eigentümlichen, starken Glanz (Metallglanz) und sind undurchsichtig.
Mit Sauerstoff verbinden sie sich zu Oxyden, die mit Wasser meist Basen bilden, während die
Oxyde der Nichtmetalle meist Säureanhydride sind, d. h., mit Wasser zusammengebracht, Säuren
entstehen lassen. Die Metalle, die mit Wasserstoff Verbindungen eingehen, ergeben dabei in der
Regel nichtflüchtige Körper; die Wasserstoffverbindungen der Metalloide aber sind flüchtig. Bei
der Zerlegung einer Verbindung aus Metall und Metalloid durch den elektrischen Strom scheidet
sich das Metall am negativen Pol, das Nichtmetall am positiven Pol ab.
Die Grenze zwischen Metallen und Nichtmetallen ist schwankend, da Elemente vorhanden
sind, die Eigenschaften beider Arten zeigen. So verhält sich z. B. der gasförmige W assarstoff
chemisch den Metallen sehr ähnlich, während Arsen und Antimon äußerlich, in physikalischer
Beziehung den Metallen gleichen, ihrem chemischen Verhalten nach aber zu den Metalloiden zu
zählen sind. Die Elemente Kohlenstoff und Phosphor kommen sogar in metallischem und metallo-
idem Zustand vor.
Man teilt die Metalle nach dem spezifischen Gewicht ein in: Leichtmetalle mit dem
spez. Gewicht unter 5,0, zu denen die Alkali-, Erdalkali- und Erdmetalle gehören, und in die
S.chwer- oder Erzmetalle.
Nach dem chemischen Verhalten unterscheidet man: Edle Metalle, die geringe Affinität
zum Sauerstoff besitzen, sich deshalb an der Luft nicht verändern und Wasser nicht zersetzen.
Es sind dies Quecksilber, Silber, Gold, Platin und die Platinmetalle. Unedle Metalle, die sich
teils schon beim Liegen an der Luft, wenigstens aber beim Erhitzen oxydieren und Wasser bei
gewöhnlicher Temperatur oder in der Hitze zersetzen.
Lange, Chem.-techn. Vorschriften. 3. Auf!. I. Bd. 1
2 Die Metalle.
Exakter ist die Einteilung der Metalle nach dem Periodischen System, wobei Gruppen
entstehen, deren Glieder große Ähnlichkeit in bezug auf ihre physikalischen und chemischen
Eigenschaften zeigen :
1. Gruppe der Alkalimetalle: Lithium, Natrium, Kalium, Rubidium, Cäsium.
2. Gruppe der Erdalkalimetalle: Calcium, Strontium, Barium.
3. Gruppe Magnesium: Beryllium, Magnesium, Zink, Cadmium.
4. Gruppe der Erdmetalle: Aluminium, Gallium, Indium, Thallium und die seltenen
Erdmetalle.
5. Gruppe Silber: Kupfer, Silber, Quecksilber.
6. Gruppe Zinn: Titan, Germanium, Zirkonium, Zhm, Cer, Blei, Thorium.
7. Gruppe Wismut: Vanadin, Niob, Tantal, Wismut.
8. Gruppe Chrom: Chrom, Molybdän, Wolfram, Uran.
9. Gruppe Eisen: Mangan, Eisen, Kobalt, Nickel.
10. Gruppe Gold: Gold, Platin und die Platinmetalle: Osmium, Iridium, Ruthenium,
Rhodium, Palladium.
Dem im vorliegenden Bande gewählten Einteilungsprinzip liegt ausschließlich die Ver -
wend barkei t der einzelnen Metalle und ihrer mineralischen Verbindungen zugrunde. S. S. VII.
Magnesit oder Feldspat mit Kalkstein nnd Kohle, nnd die oberste Schicht aus grob geschich-
tetem Sand besteht. In der Anordnnng mit Magnesit wird dieser bei hoher Temperatur gelockert,
Kohlensäure wird abgespalten nnd die flüssigen Metalle durchfließen die drei Filterschichten,
während bei Verwendnng von Feldspat mit Kalkstein nnd Kohle in der mittleren Schicht der
Kalkstein Kohlensäure abgibt, der Feldspat unter dem Einflusse des gebildeten Calciumhydr-
oxydes unter Verlust seiner eigenen Alkalien gelockert wird und diese Alkalien mit Kohle Alkali-
metalle liefern, wodurch die in den Metallen noch gelösten Oxyde desoxydiert werden. In diesem
von Oxyden befreitem Zustande passieren dann die Metalle das letzte Ton- oder Feldspatfilter
und ~erden hier von allen Unreinigkeiten völlig befreit. Vgl. [438.]
Über die Durchsichtigkeit schmelzender ?4etalle, besonders flüssiger Aluminiumbronze,
siehe Mechan. Magazine 1867, 364 Vgl. Journ. f. prakt. Chem. 102, oo.
Alle Metalle lassen sich verdampfen. Es ist die Flüchtigkeit der Schmelzbarkeit pro-
portional; so verdampft Quecksilber bei 360°, Zink bei etwa 1000°, Platin erst im elektrischen
Ofen, also bei über 3000°.
5. Verhalten der Metalle gegen Säuren, Alkalien, Salze, Wasser, Sprit usw. -
Metallreagens.
Über die Einwirkung verschiedener Lösungen auf Metalle siehe die ausgedehnten Versuche
von A. Wagner, über die in Pharm. Zentralh. 1876, 107 u. 117 referiert ist.
Über die chemische Angreifbarkeit der Metalle berichtet W. J. Müller in Zeitschr. f. angew.
Chem. 26, 1217.
Man spricht allgemein von der Löslichkeit der Metalle in Säuren, Basen, Salzlösungen usw.,
obwohl dies genau genommen nicht zutrifft. Die Metalle sind als solche nicht löslich, sie gehen
bei der Lösung mit dem Lösungsmittel stets Verbindungen ein, so daß in der Lösung ein Oxyd
oder ein Salz vorhanden ist. Wohl aber treten fast alle Metalle in Form von kolloiden Lösungen auf.
Ein Beweis, daß sich Metalle als solche nicht in Säuren lösen, ist z. B. darin zu erblicken,
daß man dann, wenn man durch Zufuhr von Wasserstoff die Oxydation des Eisens verhindert,
keine Lösung des Metalles in Salzsäure zu erzielen vermag.
Die Löslichkeit der Metalle in Säuren und Basen ist sehr verschieden. Während viele
Metalle, wie z. B. Zink, Aluminium, Eisen, sich in verdünnter Salz-, Schwefel- und Salpetersäure
bei gewöhnlicher Temperatur oder wenigstens beim Erhitzen lösen, werden Gold, Platin, Rhodium,
Iridium, Ruthenium von keiner Säure angegriffen, und nur von Königswasser, das ist eine Mischung
von 3 Tl. Salzsäure und 1 Tl. Salpetersäure, gelöst. Die amphoteren Metalle, wie Zink und Alu-
minium lösen sich nicht nur in Säuren, sondern auch in Kali- und Natronlauge. Schmiedeeisen
löst sich im Gegensatz zu Gußeisen beträchtlich in heißen starken Alkalilaugen; es kann
durch Verdünnung der Lauge zum Teil ausgeschieden werden. Silber und Quecksilber
z. B. sind in verdünnter Schwefelsäure und selbst in konzentrierter Salzsäure unlöslich, lösen
sich jedoch in verdünnter Salpetersäure schon in der Kälte; Chrom dagegen löst sich in Salz- und
Schwefelsäure, ist aber selbst in kochender Salpetersäure unlöslich. Bei der Lösung der Metalle
in Säure entsteht meist das der Säure entsprechende Metallsalz, manche Metalle aber, wie Osmium,
Arsen, Antimon werden zu Oxyden gelöst. Bei der Lösung in Salzsäure entwickelt sich aus der
Säure Wasserstoff; beim Lösen in Schwefelsäure wird, je nach dem Konzentrations- und Wärme-
grad, Wasserstoff und Schwefeldioxyd frei; die Lösung in Salpetersäure erfolgt, je nach Konzen-
trations- und Wärmegrad, unter Bildung von Reaktionsprodukten zwischen Wasserstoff, Ammo-
niak und den Oxyden des Stickstoffs: Stickoxydul, Stickoxyd, Stickstoffdioxyd. Viele Metalle,
wie GolQ. und Silber, sind in Cyankalium löslich.
Kupfer wird von kalter verdünnter Salzsäure stärker angegriffen als von den unterein-
ander gleichwirkenden Säuren des Schwefels und Salpeters. AI um in i um ist gegen den Angriff
ve~dünnter Salpeter- und Schwefelsäure relativ beständig, Blei wird von Salzsäure viel rascher
gelöst als von Schwefelsäure, Zinn löst sich in Natronlauge und in Sodalösung, nicht aber in
Ammoniak. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 29, 161.)
6 Die Metalle.
Die Verwandtschaft der Metalle zu den Halogenen ist groß. So gewinnt man z. B. die
Halogenmetalle (Eisenchlorid) nach D. R. P. 83 267 in der Weise, daß man das nebelförmig
versprühte geschmolzene Metall dem Halogengas in besonderer Apparatur entgegenführt.
Über das Verhalten verschiedener Metalle (Kupfer, Silber, Quecksilber, Wismut und Legie-
rungen von Kupfer und Zink) gegen Salpetersäure vom spez. Gewicht 1,108, siehe J. H. Stansbie,
J, Sot;. Chem. Ind. 32, 1136.
Über das Verhalten einiger Metalle zu wasserstoffsuperoxydhaltigen Säuren und die Mög-
lichkeit, dasWasserstoffsuper o x y d in der Technik bei Metalltrennungen anzuwenden, siehe
E. S~!kowski, Chem.-Ztg 40, 448.
Uber die Einwirkung von Sulfurylchlorid auf Metalle bei gewöhnlicher oder erhöhter
Temperatur und die auffallende Erscheinung, daß Edelmetalle (Platin und Gold) sowie Queck-
silber stark angegriffen werden, während Silber, Zink und Cadmium selbst bei 300° keine Schädi-
gung erleiden, siehe H. B. North, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 25, 129.
Zink und Blei werden von destilliertem, also salzfreiem Wasser, Blei besonders bei Anwesen-
heit von Kohlensäure, sehr stark, durch Leitungswasser kaum angegriffen, da in letzterem Fall
in kurzer Zeit eine Schutzhaut entsteht, die die Lösung des Metalles verhindert. Salzlösungen sind
je nach ihrer Art, aber auch im Zusammenhang mit ihrer Temperatur und Strömungsgeschwindig-
keit von verschiedenem Einfluß auf die beiden Metalle. Zink wird von Gipsmörtel stark, von
Kalkmörtel nur schwach angegriffen, das Umgekehrte ist beim Blei der Fall, so daß Bleirohre
in Kalk-, Kalksand- oder Zementkalksandmörtel nicht zu verlegen sind, während Zinkrohre
nicht in Gips- oder Gipssandmörtel eingebettet werden sollen. Jedenfalls ist bei der Verlegung
der Rohre auf dauernde schnelle Trockenlegung und dauernde Trockenhaltung der mit den Metallen
in Berührung stehenden Mörtelschichten das Hauptaugenmerk zu richten. (0. Bauer u. E. Wetzet,
Mitteilg. v. Materialprüfungsamt uns, 333.)
Über das Verhalten einiger Metalle, besonders des 30 proz. Nickelstahles, im Seewasser
berichtet Diegel in Stahl u. Eisen 1904, 667 u. 629.
Interessant sind die genauen Versuche, die von Crace-Calvert und Johnson, (Dingi. Journ.
180, 301) ausgeführt wurden, um die Wirkung des Seewassers auf einige Metalle festzu-
stellen. Die Reihe der Zerstörbarkeit der einzelnen Metalle geht von dem empfindlichsten Metall,
dem Stahl, über Eisen, Kupfer, Zink und Zinn zum Blei, das kaum angegriffen wird. Auch die
Legierungen, die Blei und Eisen neben Kupfer und Zink enthalten, werden bedeutend weniger
angegriffen als die reinen Kupfer-Zink- und Kupfer-Zink-Zinnlegierungen.
Über die im denaturierten S p i r i tu s enthaltenen, Eisen und andere Metalle angreifenden
Stoffe siehe G. Heinzelmann, Zeitschr. f. Spir.-lnd. 1905, 368. Vor allem sollen die im Holzgeiste
enthaltenen Ester die Zerstörung der Metalle bewirken.
Als Lösungsmittel für Metalle lassen sich nach A. P. 884 706 die Hydroxyl-, Carboxyl- und
Aldehydverbindungen des Benzols, Naphthalins, Anthracens usw. verwenden. [340]
Ein wenig bekanntes aber auch schwierig zu handhabendes Reagens auf Metalle bildet die
schneeweiß-milchige Trübung, die man erhält, wenn man eine Lösung von Phosphor in Schwefel-
kohlenstoff durch ein Asbestfilter in Wasser filtriert. Kupferlösungen werden braunrot, Silber-
lösungen schwarz, Quecksilberlösungen braungelb, Gold violett gefällt. 5 ccm einer Lösung,
die lf 300 mg Kupfervitriol im Kubikzentimeter enthält, geben noch eine deutliche Reaktion;
die Silberreaktion ist schärfer als die mit Chloriden. (W. Sehmldt, D. lnd.-Ztg. 1869, Nr. 14.)
Platin, Chrom, Mangan und viele ihrer Verbindungen, während andere nicht angezogen werden,
diamagnetisch sind, z. B. Zink, Wismut, Kupfer, Blei, Silber usw. Da Sauerstoff paramagne-
tisch und Schwefel diamagnetisch ist, wird die Magnetisierbarkeit durch Rösten erhöht. Bei
der elektrostatischen Sortierung werden gute und schlechtere Leiter auf einer elektrisch
geladenen, geneigten Platte dadurch getrennt, daß die besseren Leiter schneller geladen und eher
von der Platte abgestoßen werden als die schlechteren. Die Amalgamation wird bei Gold-
und Silbererzen, die das Metall gediegen enthalten, benutzt. Die Gold- tmd Silberteilchen werden
vom Quecksilber aufgenommen, die leichte Gangart aber schwimmt obenauf. Das gewonnene
Amalgam wird zur Beseitigung des Quecksilbers destilliert. Die neuasten Aufbereitungsmethoden
sind die verschiedenen Schwimm- oder Flotationsverfahren.
Zur Vorbereitung von Suspensionen für die Aufbereitung versetzt man sie nach einem eigen-
artigen Verfahren mit unter dem Licht veränderlichen Stoffen, wie verschiedenen Metall-
verbindungen des Urans, Chroms, Silbers usw. oder mit organischen fluorescierenden Farbstoffen,
wie Äsculin oder Chinin in wässerigen oder organischen Lösungsmitteln, läßt dann das Licht
einwirken und nimmt schließlich die Aufbereitung durch Sedimentierung, magnetische, elektro-
osmot-ische Scheidung usw. vor. (D. R. P. 323 836.)
Neuerdings wird besonders das Salbeiöl, das mit dem australischen Eucalyptusöl gewisse
Ähnlichkeit besitzt, als Flotationsöl vorgeschlagen, doch ergaben von G. H. Clevenger aus-
geführte Versuche die Verwendbarkeit auch einer bestimmten Teerölfraktion zur Trennung von
Zink-, Quecksilber-, Blei-, Gold- und Silbererzen. Hervorhebenswert ist, daß Fichtenteer,
im Gegensatz zum Steinkohlenteer, den Eintritt der Kolloide in den Schaum veranlaßt. (Ref. in
Zeitschr. f. angew. Chem. 30, 129.)
Zur Flotation Metall enthaltender Erze vermischt man das mit Erdöl oder Terpentinöl allein
oder im Gemisch von Kohlenwasserstoffen befeuchtete Erzpulver mit Rüböl, wodurchdie Metall-
teilchen an die Oberfläche des Breies gebracht werden. (D. R. P. 82 722.)
Zur Erzaufbereitung nach dem Schwimmverfahren setzt man der öligen Flüssigkeit, die tieri-
sche, pflanzliche oder Mineralöle, auch Kreosot, F~ttsäuren oder Seifen enthalten kann, eine
Metallverbindung zu, mit der das betreffende Öl eine in Wasser und Alkalien unlösliche,
klebrige Verbjpdung bildet, die an den metallischen Erzteilchen besser haftet und die Emulgier-
fähigkeit des Oles vernichtet. Da auch Oxyde und Carbonate durch Wasser aus der öligen Flüssig-
keit nicht ausgewaschen werden, wird das spezifische Gewicht der Flüssigkeit durch Zusatz von
Oxyden erhöht. Zweckmässig wählt man, um folgend magnetisch scheiden zu können, magne-
tische Oxyde. (D. R. P. 229 672.)
Zur Flotation von Zinn- und Wolframerzen verwendet man als Schwimmittel s u 1f o-
nie r t e Fett- oder Ha r z säure n, die man in Fettsäureestern, z. B. in Amylacetat löst.
(E. P. 159 025/1920.)
. Über die Verwendung vE;yschiedener, sonst unverwendbarer Nebenprodukte der Holzdestilla-
tion als Ersatz der teuren Ole für die Erzflotation in saurem, alkalischem und neutralem
Medi~m berichten R. C. Palmer, G. L. Allen und 0. C. Ralston in BuH. Am. Min. Eng. 1916, 1387.
Uber die Eignung eines orangefarbigen Fichtenöles vom spez. Gewicht 0,945 zur Anwen-
dung bei dE;"f Flotation der Erze siehe C. F. Sherwood, Eng. Min. Journ. 101, 21. Die Flotation
mit einem Olgemisch aus 15% Fichtenöl, 25% Kohlenteerkreosot und 10% Kohlenteer bildet
z. B. die einzige wirtschaftliche Methode zur Gewinnung des Silbers aus Kobalterzen, die
in den Konzentrationsverfahren nach dem spezifischen Gewicht nicht auf Silber verarbeitet werden
können.
Besonders günstig wirkende Flotationsmittel erhält man, wenn man den Ölen Hartholz-
teerpech oder besser noch den Teer selbst, der eine Kombination von Pech und flüchtigen Ölen
darstellt, zusetzt. Dabei werden die Eigenschaften des Teeres für den vorliegenden Zweck in keiner
Weise ungünstig verändert, wenn man ihm die das Ausgangsmaterial für das Kreosot bildenden
alkalilöslichen Substanzen vor seiner Verwendung als Flotationsmaterial entzieht. (L. F. Hawley
und 0. C. Ralston, Zentralbl. 1919, IV, 606.)
Nach E. P. 170 944 dient mit verdünnter Ätznatronlauge erhitzter Generatorgasteer
als Schwimmittel beim Schaumschwimmverfahren.
Auch eine Löstmg von I-Naphthol (nicht Naphthylamin) in rohem Xylidin im Verhältnis
von 60 : 40 unter Zusatz von etwas Kalk erwies sich als vorteilhafte Flotationsmischung. (E. H.
Robie, Zentralbl. 1920, II, 667.)
Nach Norw. P. 32 941 setzt man dem durch Flotation aufzubereitenden Erze vorher geringe
Mengen 1- Naphthylamin zu.
Zur Aufbereitung von oxyd- oder carbonathaltigen Erzen nach dem Schwimm-
verfahren mit oder ohne Zusatz von Öl benützt man -die neue, zunächst nicht erklärbare Beobach-
tung, daß diese Erze eine besonders gute Schwimmfähigkeit erhalten, wenn man sie mit Lösungen
des Anilins oder seiner Homologen in Berührung bringt. (D. R. P. 272 919.)
Auch das X y li di n eignet sich allein oder mit anderen flotationsfördernden Stoffen zu dieser
Art der Erzkonzentration. (Norw. P. 32 591.)
Zum Konzentrieren von Erzen nach dem Schaumverfahren setzt man den:. Wasser geringe
Mengen E ucalyptusöl zu, das gegenüber den bisher verwendeten anderen Olen oder Amyl-
alkoholen auch in kaltem Wasser ohne Anwendung von Schwefelsäure wirksam ist. Wie das
Eucalyptusöl verhalten sich auch andere ätherische Öle. (D. R. P. 240 607.)
Nach einem Verfahren zum Anreichern von Erzen durch Schaumbildung, beidemdas
feingemahlene Erz mit Wasser und einer geringen Menge eines mineralischen Schaum bilden-
den Mittels behaJ!.!felt wird, setzt man dem schwach angesäuerten Wasser eine sehr geringe Menge
eines flüchtigen Oles (Kresol oder Eucalyptusöl) zu und gibt nun das Erz bei. Nach dem Zu-
setzen des Erzes setzt man noch etwas Ölsäure oder Erdöl zu und bewirkt nunmehr die Schaum-
bildung durch Umrühren unter Luftzufuhr. Der in den Spitzkasten auf der Oberfläche schwim-
mende Schaum enthält dann besonders die metallischen Sulfide des Erzes. (D. R. P. 271115.)
Nach dem Zusatzpatent vermahlt man das Erz in evtl. angesäuertem Wasser, dem man geringe
Mengen Kresol oder Eucalyptusöl zusetzt. (D. R. P. 276 893.)
Zur Ausführung von Erzschwimmverfahren setzt man der Erzmasse geringe Mengen einer
organischen Stickstoff-Schwefelverbindung oder eine Thioharnstoffverbindung zu bzw. ver-
wendet erstere, die nicht schäumt, zusammen mit einer schäumenden Substanz. (A. P. 1364 307,
1 364 308 und 1 364 859.)
Nach Norw. P. 32 359 setzt man dem durch Flotation aufzubereitendem Mahlgute das Ge-
misch mehrerer Aminoverbindungen zu.
Allgemeines über Metalle und Legierungen. 11
10. Flotation sulfidischer Erze. Vorbereitung, neutrale, alkalische und saure Flotation.
Auch zur Konzentration s u lf i d i scher Erze des Kupfers, Bleies und Zinks wird in aus-
gedehntem Maßstabe der auf der Oberflächenspannung beruhende Schwimmprozeß verwendet,
der die frühere Schwerkraftmethode fast vollständig verdrängt hat.
Zur Vorbereitung fein zerkleinerter Sulfiderze (Zinkblende) für die Flotation verändert man
die Teilchen oberflächlich durch Chlorbehandlung, so daß sie in ihrer Schwimmfähigkeit von-
einander bzw. von der Gangart abweichen. (D. R. P. 243160.)
Zur Vorbereitung gemischt sulfidischer Erze zur mechanischen Aufbereitung durch Flotation
verändert man die Bestandteile des Erzes durch Sulfatisierung oder Oxydation so weit, daß sie
nicht mehr schwimmfähig gemacht werden können. Dieses Verfahren von Horwood unterscheidet
sich von den üblichen Flotationsmethoden dadurch, daß es nicht nur die Trennung des Haitigen
von der Gangart bezweckt, sondern auch eine Trennung der einzelnen Erzbestandteile bewirkt,
die chemisch so verändert werden, daß ihre Schwemmbarkeit zerstört wird. (D. R. P. 244 609.)
Nach E. P. 172 926 mischt man oxydische Kupfererze mit Wasser, fein verteiltem Eisen,
Ferrosulfat und Schwefelsäure, bläst Dampf ein und kann dann nach mehrtägigem Stehenlassen das
Kupfervonder Gangart durch das einfacheAbsetzverfahren oder den Schwi mmprozeß trennen.
Zur Trennung fein zerkleinerter Blei-, Zink- und Kupfererze nach dem Ölschwimm-
verfahren ätzt man sie vorher, nach Luftdurchrührung in getrennten Behältern, mit Schwefel-
säure an, verrührt dann mit Öl und erzielt durch diese stufenweise Behandlung gesicherte Schwimm-
fähigkeit der zu gewinnenden fein eingesprengten Erzteilchen. (D. R. P. 274 530.)
Verfahren und Vorrichtung zur ununterbrochenen Scheidung sulfidischer Erze, insbe-
sondere zur Trennung der Kupfer- von den beiliegenden Blei- und Zinkerzen durch Aufstreuen
des Erzmehles auf die Oberfläche einer ununterbrochen überlaufenden, gleichzeitig einem Luft-
strom ausgesetzten Flüssigkeit, wobei das Mitreißen der Kupferteilchen durch die Zink- und
Bleiteilchen verhindert wird, sind in D. R. P. 243 109 beschrieben.
Über ein Schwimmverfahren für sulfidische Erze unter ausschließlicher Benützung von w·asser,
s. H. E. W ood, Min. Seieure 66, 392 u. 412. Vgl. :
Verfahren zur Aufbereitung, insbesondere zur Behandlung von Stauberzen mit nur 1,3%
Kupfergehalt ohne Zugabe von Säure und bei Verwendung von kaltem Wasser mittels Schwimm-
verfahrens bei dem eine 94proz. Ausbringung und ein Kupferprodukt mit 12% Kupfergehalt
erzielt werden kann nach D. R. P. 288 390.
Zur Behandlung von Erzen vor ihrer mechanischen Aufbereitung verrührt man die Pulver
angereicherter oder armer Erze, die sich aus physikalischen Gründen nur schwierig in ihre Bestand-
teile trennen lassen, z. B. Zink- Bleierze, mit sehr schwachen kalten Lösungen kaustischer Al-
kalien und Alkalisilicate ohne Druck, wodurch die metallischen Teile des vorher evtl. geglühten
Materials voneinander oder von der Gangart getrennt werden. (D. R. P. 240 471.)
Nach D. R. P. 331 687 setzt man dem Wasser des Schaumscheiders bei der Trennung sulfi-
discher Erze von der Gangart in der Wärme Soda zu.
Zur Aufbereitung sulfidischer Erze behandelt man st!'l mit Soda- oder Natriumsulfidlösung
vor, bringt sie dann in einem getrennten Behälter mit 01 und schließlich an oder nahe an der
Flüssigkeitsoberfläche mit verdünnter Säure in Berührung. Es entwickelt sich dadurch ein gleich-
mäßiger Gasstrom, der, ohne Rücksicht auf den Charakter der Erze, verstärkt oder weniger leb-
haft geregelt werden kann, und man erzielt neben der technisch besten Trennungswirkung
den Vorteil, daß man Säure und Base entsprechend dem gewünschten neutralen Zustand der
Abwässer wählen kann. (D. R. P. 273 266.) Vorrichtung im Zusatzpat. D. R. P. 274 002.
Ein Aufbereitungsverfahren für Erze mit Hilfe einer öligen Flüssigkeit ist dadurch gekenn-
zeichnet, daß man durch Zusatz von Alkalisilicaten und -Carbonaten die schwach sauer
reagierenden Metallsulfide des Erzes neutralisiert und zugleich aus den Ölen durch teilweise
Verseifung Emulsionen bildet, die die Gangart vollständig umhüllen und die Abscheidung der
Erzteilchen begünstigen. (D. R. P. 322 886.)
Zur mechanischen Trennung der Schwefelmetalle von der Gangart unter Benützung eines
freie Säure enthaltenden Bades (Delprat) verwendet man als solches eine Lösung von Natrium-
bisulfat oder Sulfat und Schwefelsäure, um durch die Erhöhung des spezifischen Gewichtes
des Scheidebades das Aufsteigen der Gasblasen mit den Erzteilchen zu erleichtern und infolge der
Verlangsamung der Gasblasenbildung den Säurebedarf herabzumindern. (D. R. P. 150 563.)
Das E l morsche Schwimmverfahren (Vermischen der Erztrübe mit Mineralöl, Erz-
teilchen steigen, Gangart sinkt, vgl. Metallurgie 1909, 1, 45, 87 u. 128) für Erze dient vor allem auch
zur Anreicherung von HaldenmateriaL So vermag man z. B. ein 18-22% Zink, 5-7% Blei und
6-10 Unzen Silber per engl. Tonne enthaltendes !Jemenge in dem unter Luftverdünnung arbei-
tenden Anreicherer, mit den nötigen Säure- und Ölmengen gemischt, auf einen Gehalt von 43%
Zink, 11% Blei und 17 Unzen Silber zu konzentrieren, und erhält bei der Weiterverarbeitung
auf Wilfleyherden eine Bleianreicherung auf 58% Blei und 15% Zink und eine Zinkanreicherung
auf 46,5% Zink und 7,25% Blei, wobei Rückstände verbleiben, die 3,5% Zink, 2,2% Blei und
2,2 Unzen Silber perTonnein Form oxydischer Verbindungen enthalten. (R. Linde, Metallurgie
1909, 486.) Über die Wirkungsweise und die Resultate dieses Verfahrens unterrichtet ein kurzer
Auszug von B. Neumann in Zeitschr. f. angew. Chem. 1910, 2068.
Eine Neuerung bei der Flotation sulfidischer Erze brachte der Bradf ord prozeß. Fahlerz
ist in saurer Lösung (H 2 SO~ oder H 2S0 3 ) leichter löslich als Bleiglanz oder Pyrit, es entsteht also
12 Die Metalle.
aus ZnS und H 2S0 4 spurenweise H 2S, der sich als Gashaut auf jedem Fahlerz niederschlägt, wäh-
rend die beiden anderen Erze unverändert mit Luft umhüllt sind. Dieser Schwefelwasserstoff
reagiert nun weiter mit in der Flüssigkeit vorhandener S0 2, so daß die Gashaut entfernt wird,
wodurch die selektive Flotation vor sich geht. Man kann dementsprechend die Mineralsulfide
in solche einteilen, die mit verdünnten Säuren Schwefelwasserstoff liefern, und solche, die es nicht
tun, so daß eine selektive Flotation, demnach eine Trennung z. B. von Antimonglanz und Blei-
glanz, Fahlerz und Kupferkies usw. möglich ist. (R. S. Dean, Zentralbl. 1919, IV, 587.)
Der Zusatz von Schwefelsäure läßt das Schwimmvermögen der Zinkblende unverändert
und setzt jenes von Bleiglanz stark herab. Oberflächliche Verunreinigungen verändern das
Schwimmvermögen der Erze. Aus der Art ihres Bruches läßt sich kein Schluß auf ihr Schwimm-
vermögen ziehen, sondern dies gestatten ausschließlich Randwinkelmessungen, über deren Aus-
führung H. Schranz in Metall u. Erz 11, 462 näheres angibt.
Zur Trennung des Zinksulfides von Bleisulfid und Pyrit setzt. man der schwefelsauren Flota-
tionsflüssigkeit Thiosulfate oder auch Sulfite oder Bisulfite zu und bringt so oder auch mit
Sulfiden oder Polysulfiden ein reduzierendes Gas, also im ersteren Fall Schwefeldioxyd, mit den
Sulfiden Schwefelwasserstoff in die Lösung, die die vorhandene Blende so beeinflussen, daß sie
der Flotation nicht unterliegt und im Rückstande verbleibt, während der Bleiglanz oder ein
hochgrädiges silberhaltiges Konzentrat des Glanzes von dem Rückstand getrennt erhalten wird.
(Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 29, 178.)
Zur Trennung der Schwefelverbindungen des Bleies und Zinks von anderen Erzen behandelt
man das Gemisch evtl. nach Zusatz von Öl mit einer angesäuerten, mindestens 2 proz. Lösung
von Chlorzink, wodurch erreicht wird, daß die Sulfide von Zink und Blei, die in dieser Lösung
keine Schwimmfähigkeit haben, zu Boden sinken, während die übrigen Erze aufsteigen. (D. R. P.
282181.)
Zur Aufbereitung von Erzen nach einem Flotationsverfahren verrührt man z. B. 226,8 kg
Sulfiderz mit 13,7% Blei, 16,35% Zink und 368,5 g Silber pro Tonne neben Kieselgangart wäh·
rend 20 Minuten mit Wasserglas, entsprechend 567 g einer Lösung von 5°, 962,91 Wasser und
9,07 kg einer magnetischen Bindeflüssigkeit, die aus 2 Tl. Magnetit und 1 Tl. öl besteht. Im
magnetischen Naßscheider kann dann der größere Teil des Bleies und Silbers vom größeren Teil
des Zinks getrennt werden. (D. R. P. 822 886.)
13. Beispiele zur Entschwefelung, Röstung und sulfatisierenden Röstung von Erzen.
Das Prinzip der Niederschlagsarbeit ist die Zerlegung von Schwefelmetallen (Blei, Antimon,
Wismut, Silber usw.) durch Eisen im Schmelzfluß, wobei die Metalle abgeschieden werden und
der Schwefel an das Eisen geht.
Zur Behandlung von Kupfer-, Nickel-, Kobalt-, Blei- und Silbererzen im elektrischen Ofen,
in dem der Strom nur als Wärmequelle dient, um die Verbindung der Metalloide, die im Erz mit
den auszuscheidenden Metallen vereinigt sind, mit einem Metall zu ermöglichen, verwendet man
Elektroden aus einem Metall, dessen Verbindungswärme mit den Metalloiden größer ist als mit jener
der in dem Erze enthaltenen Metalle. Das Erz bildet demnach zwischen den z. B. aus Eisen ge-
bildeten Elektroden den Widerstand, so daß die Verbindungen der zu gewinnenden Metalle mit
Schwefel, Arsen oder Antimon durch die hohe, durch den Strom erzeugte Temperatur nach der
Gleichung MS + Fe = FeS + M ausgeschieden werden, während sich gleichzeitig die Schwefel-
verbindungen des Eisens, Arsens und Antimons bilden. (D. R. P. 108 D46.)
Über die Bormettesmethode, Blei und Kupfer mit flüssiger Schlacke zu schmelzen, bis
der Schwefel verbrannt ist, worauf der schwammige Block mit, Flußmitteln tmd Koks verschmolzen
wird, die Kalkulation und Betriebsergebnisse des Prozesses siehe A. Lotti, Eng. Min. Journ. 1905,
582.
Ein Verfahren zum Abrösten und Sintern von sulfidischen Blei- oder Kupfererzen ist dadurch
gekennzeichnet, daß man die Erze mit schmelzflüssiger Schlacke mischt, um sie schon vor dem
Verblasen teilweise zu entschwefeln, worauf die erstarrte Masse erst dem Windstrome ausgesetzt
wird. (D. R. P. 169 494.)
Zur Entschwefelung von Erzen verbläst man sie, je nach dem Schwefelgehalt, mit 10-35%
Gips oder Schwefelcalcium, und erhält ein an schwefliger Säure so reiches Röstgas, daß seine
Verarbeitung auf Schwefelsäure sich lohnt. (D. R. P. 175 436.)
Ein Verfahren der Behandlung zusammengesetzter Erze oder Rückstände durch Röstung,
zunächst bei niederer und dann erst bei höherer Temperatur, zur Vermeidung von Verlusten
an mitgerissenen Oxyden, folgende Laugung des Röstproduktes (nach Entfernung des Eisens)
mit verdünnter Schwefelsäure und die weitere Aufarbeitung der Lauge bzw. der Rückstände ist
im D. R. P. 100 425 beschrieben.
Ein Verfahren zur Gewinnung von Metallen aus Sulfiden oder sulfidischen Erzen, bei dem
man das geschmolzene Material einer Oxydationskammer zuführt, in der die schwer flüchtigen
Metalle verbleiben, während die leicht flüchtigen Oxyde zusammen mit schwefliger Säure in eine
Reduktiom;kammer geführt und dort zu Metall reduziert werden, das sich dort ansammelt, worauf
die noch flüchtigen Metalle schließlich weitergehend in einer Kondensationsanlage verdichtet
werden, ist im D. R. P. 203 315 beschrieben. Vgl.:
Verfahren zur Entschwefelung von Erzen durch Vorrösten und darauffolgendes Fertig-
rösten in einem einzigen ununterbrochenen Vorgang, unter Zuschlag von Kohle in einem mehr-
etagigen mechanischen Röstofen. (D. R. P. 255 648.)
Auch das Agglomerierverfahren (Bd. IV [378]) der D. R. P. 204082 u. 224923 ist als
Erzen t s eh wef el ungs methode ausgebildet.
Zum Rösten von Sulfiderzen formt man das Erzpulver ohne Bindemittel zu Briketts
und führt diese sodann durch einen geschlossenen Tunnelofen, während die Röstluft in den Ofen
eingeleitet wird, den man evtl. von außen erhitzt. (D. R. P. 277 895.)
Allgemeines über Metalle und Legierungen. 15
Ein Verfahren der Sulfatisierung von Erzen und Hüttenerzeugnissen aller Art ist durch Ver-
schmelzen mit Natriumbisulfat allein oder im Gemenge mit Eisensulfat unter Luftabschluß
bei einer Temperatur gekennzeichnet, bei der nur die zugesetzten oder später gebildeten Eisen-
sulfate zersetzt werden. (D. R. P. 163 410.)
Zur Aufschließung sulfidischer Erze bedient man sich der durch Erhitzen von saurem Alkali-
sulfat mit Schwefelsäure erhaltenen Polysulfate. Im Sinne der Gleichungen
Pentasulfat: M(Zn, Pb, Ag)S + Na 2S 20 7 • 3 H 2S0 4 = MSO, + Na 2S0 4 + 3 H 20 + 4 S0 2 ,
Disulfat: 3 MS + 4 NaH 8(S0 4 ) 2 = 3 MSO, + 2 Na 2SO, + 6 H 20 + 3 80 2 + 3 S
erhält man weiterverwendbare schweflige Säure und auf 1 Mol. Metallsulfat 1 Mol. Alkalisulfat,
wobei sich die Reaktion schon bei 90-100°, der Schmelztemperatur des Polysulfates, vollzieht.
(D. R. P. 103 934.) Nach einer Abänderung des Verfahrens ersetzt man das Polysulfat durch
konzentrierte Schwefelsäure und erhält auch so nach der Gleichung
Zn, (Pb, Ag)S + 4 H 2S0 4 = Zn(Pb, Ag)SO, + 4 H 2 0 + 4 S0 2
das betreffende Metall ohne vorherige Röstung des Erzes. (D. R. P. 109101.)
Oder man schmilzt zur Aufschließung sulfidischer, carbonathaltiger oder oxydisoher Erze
mit Polysulfaten in einem Eisenkessel ein Gemisch von je 1 Mol. Zinksulfat und Magne-
siumsulfat aufgelöst in 4 Mol. Schwefelsäure und trägt das zerkleinerte Erz in die 80° warme
Masse ein. Während der Mischung bewirkt die eintretende Reaktion, daß der Kesselinhalt in
etwa einer halben Stunde ins Kochen kommt, wobei Schwefel und Kohlensäure entweichen
(ersterer kann in einem Bammelapparat zu reinen Schwefelblumen kondensiert werden), während
sich die Säure mit den vorhandenen metallischen Bestandteilen verbindet. Man kann so Zink·
blende, aber auch Brokenhillerz (enthaltend Zink, Blei, Silber und Schwefel) mit diesem
Natrium- und Magnesiumhexasulfat· aufarbeiten, wobei im letzteren Fall nach Abdestil-
lierung des Schwefels und Verdünnung des Kesselinhaltes mit Wasser das Bleisulfat mit den Rück-
ständen auf dem Filter bleibt, während sich Zink, Silber, die beiden Sulfate des Reagenzmittels
und evtl., wenn es sich um ein eisenhaltiges Mineral handelte, auch Eisensulfat in Lösung befinden.
(D. R. P. 268142.) Nach dem Zusatzpatent setzt man dem durch das Reagens des Hauptpatentes
zu sulfatisierenden Erz (Eisenoxyd, Zinnstein, Chromeisenstein) Magnesiumsulfat oder K o h I e
oder Schwefel zu, die in bekannter Weise die Schwefelsäure unter Bildung von schwefliger Säure
zersetzen. Das Reaktionsmittel des Hauptpatentes wird so wirksamer. (D. R. P. 273 046.)
Zur Gewinnung von Metallen aus pyritischen Erzen durch sulfatisierendes Rösten bei einer
450° nicht übersteigenden Temperatur beschleunigt oder mäßigt man den Prozeß zur Erreichung
des Maximums von Sulfat durch Zuführung von Luft oder Dampf, so daß dann eine ganz ver-
dünnte Schwefelsäure genügt, um auch aus armen Erzen Eisen, Kupfer, Kobalt und Nickel völlig
auszulaugen. (D. R. P. 199 862.)
Ein Verfahren zum Rösten von Pyriten zwecks Erzielung hoher Abröstung und Sulfatisation
der Begleitmetalle (Kupfer, Zink und Blei) ist dadurch gekennzeichnet, daß die Röstung für einen
Teil der Materialien unterbrochen und zusammen mit dem in ein weiteres Stadium der Röstung
getretenen Material beendet wird. (D. R. P. 269 774.)
Zur vollständigen sulfatisierenden Röstung von Erzen röstet man sulfidische Erze
in Öfen bekannter Art tot und behandelt sie dann in Schacht- oder Drehöfen mit heißen Röst-
gasen. (D. R. P. 286 620.) Nach dem Zusatzpatent fördert man die Sulfatisierung der Metalle
durch Zusatz von Sulfaten, Chloriden oder anderen Salzen. (D. R. P. 296 968.)
Zum Sulfatisieren von Kupfer, Zink und Silber in sulfidischenErzen bzw. zur Verhüttung
von Metallsulfatlaugen auf Metall unter gleichzeitiger Gewinnung von Schwefeldioxyd brikettiert
man die Erze mit Magnesium-, Zink- oder Aluminiumsalzen, deren Basen hochfeuerfeste Oxyde
sind, röstet die getrockneten Briketts in Schachtöfen evtl. unter Ausnutzung der Hitze des ver-
brennenden Schwefels und laugt die Briketts mit Wasser und Säure aus. Diese Zink-, Magne-
sium- oder Kupfersulfatlaugen werden dann neutralisiert, konzentriert, mit Brennstoffmehl
eingetrocknet und im Schachtofen oder Konverter evtl. unter weiterem Zusatz von Brennstoff
verblasen, so daß man Metalloxyd und an Schwefeldioxyd reiche Röstgase erhält. (D. R. P.
331176 und 331177.)
Zur Herstellung von Metallsulfaten aus Sulfiden, z. B. von Kupfer, Nickel oder Zink, erhitzt
man diese in Gegenwart von Eisenbisulfid unter Luftabschluß mit Alkalipolysulfiden oder
Schwefelnatrium oder Alkalisulfat und Kohle und erhält so im Sinne der Gleichungen
2 FeS + Fe 4S5 + 2 S + RS + 0 = Fe 20 3(S0 8 ) 8 + Fe,S!. + RS + SOa , R = II wert. Metall,
Fe 20 3(S0 8 )a + 2 RS + 0 = Fe 20 8 + 2 (ROS0 3 ) + 2 SU 2 ,
wenn man die Schmelze an der Luft zerfallen und sich selbst oxydieren läßt, extrahierbare Metall-
sulfate und Eisenoxyd im Rückstand. Nach einer Ausführungsform mischt man die Erze mit
Eiseobisulfid in derartige~ Verhältnis, daß das bei der Selbstoxydation gebildete Eisenoxydsulfat
selbständig in Eisenoxyd übergeführt wird. (D. R. P. 120 822.)
seits Schwefelmonochlorid entsteht. Nach dieser teilweisen Chlorierung kommt das Erz in Röst-
öfen mit mehreren Herden, in denen unter dem Einfluß der Verbrennungswärme des Schwefels
oder zugeführter Wärme Eisenchlorid und ähnliche, leicht zersetzliehe Chloride in Oxyde und
Chlor bzw. Salzsäure gespalten werden, die ihrerseits die Sulfide oder Oxyde von Silber, Kupfer,
Blei und Zink in die Chloride überführen. Für diese weitere Arbeit ist naturgemäß ein Überschuß
des Chlorgases nötig, das durch den nicht verbrauchten Chlorrest von der ersten Behandlung
der Erze bestritten wird. Die so entstandenen Chloride werden nunmehr gelöst, worauf man die
Metalle durch Zink ausfällt und die zurückbleibende Zinkchloridlösung durch Eindampfen im
Vakuum und Elektrolysieren der Schmelze auf metallisches Zink und Chlorgas verarbeitet, das
wieder in den Betrieb zurückgeht. Bei dieser Elektrolyse ist der Chloridverlust zum Unterschied
von jener einer Kochsalzlösung äußerst gering. (J'. L. Malm, Ref. in Zeitschr. r. angew. Chem.
28, 177.)
Über die beste Methode der Aufschließung komplexer sulfidischer Erze durch trockene
Chlorierung, wodurch sämtliche Metalle in Chloride umgewandelt und aus den Lösungen der
Reihe nach niedergeschlagen werden: Gold und Silber durch Kupfer, Kupfer durch Blei, letzteres
durch Zink, Eisen und Mangan durch Zinkoxyd, weiter über die Elektrolyse des zur Trockne
eingedampften Zinkchlorides zur Erzeugung von Zinkmetall und zur Wiedergewinnung des Chlors,
siehe E. J'. Ristedt und J, R. Grlffith, Ref. in Zeitschr. I. angew. Chem. 1910, 469.
Zur Extraktion von Metallen aus auch Edelmetalle enthaltenden pyritischenErzen behandelt
man diese trocken bei gewöhnlicher Temperatur mit gasförmigem Chlor, extrahiert die gebildeten
Chloride und elektrolysiert die Lösungen zur Gewinnung der Metalle und des verbrauchten Chlors.
Liegt z. B. bleiglanzhaltige Zinkblende vor, so extrahiert man aus dem chlorierten Erz das ganze
Zink und etwas Blei mit Wasser, und aus dem Rückstand mit Halogenverbindungen den Rest
des Bleis. Ist auch noch Silber vorhanden, so gewi1lnt man dieses aus dem Rückstand. Erze,
die neben Antimonsulfid Gold enthalten, werden auf gesonderte Weise aufgearbeitet, wobei in
diesem und in anderen Kombinationsfällen durch passende Änderungen in der Stromspannung
zuerst die edleren Metalle bei niederer und später die unedlen Metalle bei höherer Spannung ab-
geschieden werden. (D. R. P. 92 023.)
Zur Behandlung von Schwefelerzen zerlegt man sie in bei Luftabschluß erhitztem Zustande
unter Durchleitung von Chlor und bei Vermeidung des Zusammenbackens, in Schwefel und Metall-
chloride, wobei man sich zweckmäßig eines aus schmelzbaren Chloriden gebildeten Bades bedient,
in das das Chlor von unten nach oben durch die Masse geleitet wird. (D. R. P. 116 688.) Nach
einer Abänderung des Verfahrens erhitzt man die Erze bei Luftabschluß in einem aus
leicht schmelzbaren Chloriden gebildeten Bade vor, und setzt sie dann der Einwirkung von
Chlorschwefel aus, den man am vorteilhaftesten durch den Boden des Tiegels derart ein-
führt, daß die rotglühende Masse von der chlorabgebenden Substanz völlig durchsetzt wird und
die Metallchloride entstehen, während der reine Schwefel abdestilliert. (D. R. P. 126 882.)
Zur Chlorierung gemischter Erze behandelt man das zerkleinerte kieselsäurehaltige Erz im
Gemenge mit Kohle bei Rotglut mit trockenem Chlorgas und erhält so die Metalle als Chloride
und die Kieselerde als flüchtiges Chlorsilicium, das in Wasser aufgefangen, in filtrierbare
Kieselerde und Salzsäure zerfällt. Die letztere ebenso wie das während der elektrolytischen Zer-
legung der Metallchloride freiwerdende Chlor werden wieder verwendet. (D. R. P. 142 434.)
Zur Extraktion von Metallen aus schwer schmelzbaren Erzen (Sulfiden) und zur gleich-
zeitigen Verwendung des bei der Alkalielektrolyse im Überschuß gewonnenen Chlors mahlt man
das trockene Gut in einer mit Porzellan ausgelegten Rohrmühle, die mit Flintsteinen kugelt, und
leitet gleichzeitig Chlor ein. Durch die Drehung der Mühle werden die gebildeten Chloridteilchen,
die sonst den weiteren Angriff des Chlors verhindern würden, abgerieben, und gleichzeitig wird
ein Zusammenballen der Masse vermieden. Da die chemische Affinität des Metalles zum Chlor
größer ist als jene zum Schwefel, wird dieser abgeschieden und verbindet sich mit dem Über-
schuß des Chlors zu Chlorschwefel, der dann durch Erwärmen der Trommeln auf 150° ausgetrieben
und so als wertvolles Nebenprodukt gewonnen wird. (E. Baker, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem.
1908, 981.)
Zur Gewinnung von Metallchloriden aus gemischten sulfidischen und oxydischen
Erzen mahlt man das z. B. Schwefelblei und Schwefelzink enthaltende oxydischeErz in einer Kugel-
mühle, leitet, ohne erhitzen zu müssen, Chlorgas und feinstrahlig zur Einleitung der Reaktion
Dampf in den Behälter, wodurch ohne weitere Wärmezufuhr aus dem sich stetig bildenden Wasser
und dem Chlorgas Salzsäuredampf entsteht, diebeideauf die Erze einwirken. (D. R. P. 269158.)
Zur Verarbeitung sulfidischer Erze mischt man sie nach Entfernung der Gangart mit ge·
schmolzenen Metallchloriden und verbläst die Mischung mit Chlor oder Chlorschwefel
in einem Konverter, worauf die aus den Sulfiden auf diese Weise erhaltenen Chloride in einen
anderen Konverter übergeleitet werden, wo die Überführung des Eisens und Mangans in die höheren
flüchtigen Chloride bewirkt wird. Diese werden dann abdestilliert und mit Atznatronlauge be-
handelt. Das entstehende Kochsalz kann zur Wiedergewinnung von Chlorgas und zur Rege-
nerierung der Ätznatronlauge benutzt werden. (D. R. P. 260 284.)
Zur Ausführung der chlorierenden Röstung bringt man Kiesabbrände im Gemisch mit Salz
und 0,2% Koksgrus in den luftdicht geschlossenen Schachtofen und röstet unter Zuführung von
Druckluft. (Norw. P. 83 162.)
Zum Aufschließen von Silicaten erhitzt man sie mit Salmiak in geschlossenen Behältern
unter Druck und erhält so (auch mit Aluminiumsulfat), z. B. aus Nickelsilicaterzen, Kobaltmangan-
Allgemeines über Metalle und Legierungen. 17
erzen, Strontiumsilicaten oder Gahneigesteinen nach Auslaugung der nach Entfernung der flüch-
tigen Verbindungen zurückgebliebenen Rückstände mit kochendem Wasser direkt die Chloride.
{D. R. P. 88 906.)
Zum chlorierenden Rösten von Erzen oder Kiesabbränden verbläst man das Erz-Kochsalz-
gemisch in intermittierend arbeitenden Konverteröfen unter Benützung von Schwefel als Brenn-
stoff so, daß die Temperatur nicht über die beim Muffelbetrieb angewendete Höhe steigt, so daß
eine Verflüchtigung der entstandenen Metallchloride vermieden wird. (D. R. P. 260 773.)
Zur Abscheidung von Metallen aus strengflüssigen Erzen in Form flüchtiger Haloide unter
gleichzeitiger Gewinnung von Sulfaten hält man den Schwefelgehalt des Röstgutes durch Zuschlag
bzw. teilweise Entfernung (Verröstung) auf der zur Bildung der Metallhaloide und der Sulfate
erforderlichen Höhe. Die verflüchtigten Metallhaloide werden in geeigneten Niederschlagskammern
verdichtet. (D. R. P. 186 067.)
Zur Umwandlung des Bleies, Zinks und Silbers sulfidischer Erze in Chloride behandelt man
das Material in einem Bade von geschmolzenem Chlorzink mit Kochsalz, um ein Chlorzink-
doppelsalz zu bilden, und leitet nunmehr erst Chlor oder Chlorschwefel ein. Da dieses Bad niedriger
scl:iririlzt, aber höher verdampft als das reine Zinkchlorid, geht kein Zinkchlorid durch Verflüch-
tigung verloren, und man kann auch Erze mit relativ viel Gangart verarbeiten. (A. P. 840 868.)
Uber die Aufarbeitung geringwertiger Erze, die Silber, Kupfer, Gold, Blei und Zink als Oxyde,
Carbonate, Chloride und Sulfide, neben Quarz und Porphyr und 2-5% Kalk als Gangart enthalten,
durch chlorierende Röstung mit Kohle und Salz und folgende Laugerei, siehe G. A. Keep, Eng.
Mln. Journ. 99, 26ö u. 316.
In E. P. 8646/1881 wird vorgeschlagen, die Kobalt, Nickel, Ble~ und Kupfer enthaltenden
gerösteten Erze mit einer heißen, sauren 20-25proz. Kochsalzlösung zu behandeln, das beim
Abkühlen ausgeschiedene Chlorblei zu entfernen, das Kupfer durch Eisen zu beseitigen und aus
der mit Chlor behandelten Lauge mit Calciumcarbonat zuerst das Eisenoxyd und dann mit Kalk-
milch Kobalt und Nickel auszufällen.
Zur Behandlung fein verteilter, in Wasser angerührter sulfidischer Mischerze mit Chlor
unter Vermittlung von Chlormetallverbindungen, die verschieden hohe Chlorstufen zu bilden
vermögen, läßt man die Lauge einen ununterbrochenen Kreislauf gehen, wobei man sie stets
vor neuerlichem Eintritt in den besonders konstruierten Apparat wieder mit Chlor auffrischt
und den an der Oberfläche der Masse ausgeschiedenen Schwefel sorgfältig entfernt. Das Ver-
fahren ist auch für arme Erze und für solche verwendbar, die neben Kupfer auch noch Zinn, Nickel,
Blei und Zink enthalten. (D. R. P. 201 082.)
Zur Chlorierung von Schwefehnetallen auf nassem Wege leitet man Chlor in die Suspension
des Schwefelmetallpulvers in Calciumchloridlösung bei Gegenwart von Eisenoxyd ein, unter-
stützt so die Lösung der Metalle unter der Einwirkung des gebildeten Eisenchlorides und zersetzt
dieses durch Einleiten von Luft bei Gegenwart von frischem Erz, um das freiwerdende Chlor
wieder zur Lösung weiteren Metalles anwenden zu können. (D. R. P. 150 440.)
Zur chlorierenden Aufschließung von Erzen und zur Lösung von Metallen behandelt man das
Material mit Chloraten und Perchloraten im Gemenge mit Kochsalz und in Verbindung mit
einer Säure, oder man verwendet an Stelle der fertigen bzw. trockenen Chlorat- oder Perchlorat-
Chloridgemische Flüssigkeiten, die, wie z. B. elektrolysiertes Seewasser, neben dem Chlorid auch
noch Chlorat und evtl. auch Perchlorat enthalten. Nach den Umsetzungen
+
RCl0 8 5 RCl+ 3 H 1SO, = 3 R 2SO,+ 3 H 20+ 6 Cl ,
+
RClO, 7 RCl+ +
4 H 2SO, = 4 R 2S0 4 4 H 10+ 8 Cl,
die sich unter dem Einfluß des stets im Entstehungszustande vorhandenen Chlors vollziehen,
erhält man in energisch rasch verlaufendem Aufschließungsprozeß die gewünschten Metallchloride
ohne Chlorverlust. (D. R. P. 137 060.)
Temperatur einwirken läßt, die zur Einleitung der Reduktion genügt, worauf man in dem Gas-
strom weiter erhitzt, bis die Reduktion ohne direkte Flammenerzeugung beendet ist, um schließ-
lich in dem Gasstrom auch abzukühlen. (D. R. P. 246 183.)
Ein Verfahren zur Reduktion von Erz mittels Kohle durch Erhitzen ohne Schmelzen in
geschlossenen Behältern mit Blechinnenwänden, die ein leichtes Herausnehmen des Metallschwam-
mes ermöglichen, ist in D. R. P. 256 738 beschrieben.
Verfahren und Vorrichtung zur Scheidung und Gewinnung von Metallen und Metalloxyden
aus flüssigen Schlacken und Schmelzen sind durch Anwendung von Reduktionsmitteln
allein oder in Verbindung mit Reaktionsmitteln im Flammofen gekennzeichnet. (D. R. P. 273 04 7.)
Zur Gewinnung von Metallen als Metall oder Metalloxyd bläst man in die flußmittelhaltigen,
erst eingeschmolzenen oder fertigen feuerflüssigen Schmelzen reduzierendes Gas ein und erhält
so im elektrischen Ofen unter Luftabschluß direkt die Metalle, z. B. Wismut, Antimon, Zinn
oder Zink bzw., wenn nicht unter Luftabschluß im Flammofen gearbeitet wird, die Metalloxyde.
(D. R. P. 291 853.)
Ein Verfahren zum Entschwefeln von schwefelhaltigen Erzen ist dadurch gekennzeichnet,
daß man das Rohstoffpulver gleichzeitig mit Dampf und einer reduzierenden Flamme auf 700 bis
929°, also auf Temperaturen erhitzt, die zwischen der Destillations- und der Schmelztemperatur
des ständig zu rührenden Erzpulvers liegt. Nach einem zweiten Verfahren arbeitet man mit einem
Gas, das im Mischungsverhältnis von 45% Wasserstoff, 30-40% Kohlenoxyd und lö-25%
eines Gemisches von Methan und Äthylen im Verhältnis von 2 Vol.-Tl. mit 1 Vol.-Tl. Verbrennungs-
luft angewandt wird. (D. R. P. 326 586-587.)
Zur Herstellung von Metallen, Metalloiden, ihren Legierungen und Verbindungen erhitzt
man die betreffenden Oxyde mit Kohle in einer unter Zusatz hoch überhitzter Luft erzeugten
Staubkohle- oder Brennölflamme, so daß nur Wasserstoff, K o h I e n o x y d und Stickstoff
gebildet werden. Man kann so Zink, Chrom, Mangan, Silicium, Titan, Wolfram, Molybdän,
Vanadium, Nickel oder Phosphor oder deren Legierungen gewinnen, ferner Sulfate zu Sulfiden
reduzieren oder Carbide darstellen. (E. P. 140 096.)
Zur Gewinnung von Schwermetallen oder ihren Carbiden behandelt man die Halogensalze
der Metalle im Schmelzfluß mit Calciumcarbid und erhält so z. B. aus Nickelchlorid im ge-
schmolzenen Zustande metallisches Nickel, das am Boden des Reaktionsgefäßes abgezogen wird,
und Calciumchlorid. Die freiwerdende Wärmemenge genügt zur Weiterführung der eingeleiteten
Reaktion ohne äußere Wärmezufuhr. (D. R. P. 118177.)
Zur Gewinnung der Metalle aus Schwefelerzen oder zur Reinigung von Rohmetallen, auch
zur Herstellung von Metallegierungen, erhitzt man das Gemisch eines Metallchlorides und eines
Metalloxydes mit Calciumcarbid, wobei die Mengen der beiden ersteren so zu wählen sind,
daß das Chlor dem Calcium und der Sauerstoff dem Kohlenstoff des Carbides annähernd entspricht.
(D. R. P. 121 324.)
Nähere Angaben über die Ausnützung der reduzierenden Eigenschaften des Calciumcarbides
zur Herstellung von Metallen aus deren Chloriden und Oxyden wie auch zur Gewinnung von
auf anderem Wege schwer erhaltbaren Legierungen macht Fr. v. Kügelgen in z. I, Elektroehem.
7, 041 u. 557.
Ein Verfahren zur Gewinnung von Metallen, wie Zink, Blei usw., aus ihren Schwefel- oder Bauer-
stoffverbindungen durch Erhitzung mit Carbiden ist dadurch gekennzeichnet, daß eine Chlorver-
bindung der Alkali- oder Erdmetalle zugefügt wird, um die Reaktion zu fördern. (D. E. P. 256 083.)
Zur Gewinnung von Metallen bringt man die Erze oder Rückstände in ein geschmolzenes
Bad von gleichzeitig entschwefelnd wirkendem Cyankali um, Weinstein, Natriumformiat,
gelbem Blutlaugensalz oder einem anderen reduzierend wirkenden Salz, dem man evtl. noch ein
neutrales Salz zusetzt. (D. R. P. 334 309.)
Bei der Durchführung metallurgischer Prozesse leitet man Kohlensäure über hoch erhitzte
Schwefelmetalle, befreit die vorwiegend aus Kohlenoxyd.!ffid Schwefeldioxyd bestehenden Reak-
tionsgase durch Waschen mit Alkalilösungen oder durch Uberleiten über Kalk von dem letzteren,
und leitet dann dieses schwefelfreie, reduzierend wirkende Gas über die auf Reaktionstemperatur
erhitzten Oxyde. (D. R. P. 319 864.)
Zur Aufarbeitung sulfidischer Erze behandelt man sie nach Norw. P. 31 300 im geschmolzenen
Zustande mit einem gegen Schwefel indifferenten Gas derart, daß der größte Teil des Schwefels
neben dem Metall im elementaren Zustande erhalten wird. Nach dem Zusatzpatent 31301
führt man dem geschmolzenen sulfidischen Erze ein mit dem Metalllegierbares Element im redu-
zierten Zustande zu und erhitzt bis zur Legienmgsbildung.
Nach Bankin:
3 PbS + 8 HN0 3 = 3 PbSO, + 8 NO + 4 H 2 0; 2 NO + 3 0 + H 20 = 2 HN0 3 •
Behandlung von Wismuterzen:
Bi 20 3 + 6 HN0 3 = 2 Bi(N0 3 }3 + 3 H 20; Bi(N0 3 )a + H 20 = BiON0 3 + 2 HN0 3 •
Kupfererz nach Büeler:
CuC0 3 + 2 HN0 3 = Cu(N0 3 h +
H 20 +C0 2 und die Säurerückgewinnung:
Cu(N0 3 }a = CuO + N 20 5 ; N 20 5 +
H 20 = 2 HN0 3 •
Die Beschreibung des Paullngschen Verfahrens der Aufschließung sulfidischer Erze mittels
Salpetersäure findet sich in [210].
Zur Gewinnung von Metallen aus gerösteten schwefelhaltigen Erzen laugt man sie
mit einer 2proz. Lösung von Ferrichlorid aus und erreicht so ohne Aufwa!!d von Wärme eine
erheblich größere Extraktionswirkung als mit einer konzentrierten Lösung. Überdies bilden sich
keine basischEm Salze, die Aufrechterhaltung der Lösung ist billig erreichbar, und sie kann selbst
leicht wiedergewonnen werden. Nach einer Ausführungsform leitet man durch die Kathoden-
kammer des Behälters Seewasser und durch die Anodenkammer eisenhaltiges Wasser aus dem
Bergwerk und setzt dem Erz im Rührbehälter die sich in den Anodenkammern bildende Ferri-
chloridlösung zu. (D. R. P. 278163.)
Zur Gewinnung von Metallen behandelt man gewisse Erzpulver in Rollfässern mit dünner,
schwach saurer Magnesium-, Calcium- oder Natriumchloridlösung und erhält so die
Hauptmenge des Kupfers und Bleies in der Vorlauge gelöst. Dem Rückstand entzieht man mit
Bromwasser unter Lichtabschluß das Gold vollständig und das Silber teilweise, wobei zugleich
Kupfer, Zink und Zinn, die an Schwefel gebunden waren, in Lösung gehen und Bleisulfat zurück-
bleibt. Der Restrückstand wird zur völligen Lösung des Silbers und Bleies mit der Vorlauge
extrahiert. Die drei Laugen werden nach der Bromregeneration mit Braunstein und Schwefel-
säure wie üblich aufgearbeitet. (D. R. P. 24 989.)
Zur Gewinnung der Hydroxyde von Kupfer, Silber, Zink, Cadmium, Nickel und Kobalt
und zur gleichzeitigen Abscheidung des Schwefels behandelt man die Schwefelmetallpulver im
Digestionsfilter bei Gegenwart von Luft mit wässerigem Ammoniak und laugt das entstandene
Hydroxyd mit Ammoniak aus. (D. R. P. 163 473.)
Ein Auslaugungsverfahren von Erzen durch Vermahlen in einer Lösungsflüssigkeit ist im
D. R. P. 129 584 beschrieben. Vgl.:
Verfahren zur Behandlm1g von heißen, gerösteten Erzen mit Flüssigkeiten, mit denen man
die dünne Schicht des Röstgutes auf einer beweglichen Bahn gleichmäßig bespritzt oder begießt,
um das folgende Auslaugen zu erleichtern, in besonderer Vorrichtung. (D. R. P. 293 541.)
Nach A. P. 1 364 573 erwärmt man sulfidische Erze in geschlossenen Behältern mit Schwefel-
säure und ozonisierter Luft und leitet das entstehende Schwefeldioxyd in Schwefelsäure ein,
die dann in den Kreislauf zurückgeht.
2*
20 Die Metalle.
Legierungen sind feste oder flüssige Gemische, Lösungen mehrerer, mindestens zweier
in chemisch nachweisbarer Menge vorhandener Metalle. Auch Metalloide (Sauerstoff, Schwefel,
Phosphor, Kohlenstoff) können Bestandteile von Legierungen sein, ebenso wie die wasserstoff·
haltigen Metalle und Antimon zu den Legierungsmetallen zählen, wenn der metallische Charakter der
betreffenden Verbindung gewahrt bleibt. Im Sinne dieser Definition sind praktisch auch die meisten
Metalle selbst Legierungen, da sie fast immer Fremdbestandteile in chemisch nachweisbarer
Menge enthalten. Eine Ausnahme macht nur das für gewisse Zwecke hergestellte chemisch reine
Elektro 1yt k u p f er. Je nach dem Verwendungszweck sind die Anforderungen an die Beschaffen-
heit der Legierungen sehr mannigfaltig: Für den Glockenguß ist eine Verbindung von reinstem
Allgemeines über Metalle und Legierungen. 21
Klang, für das Kunstgewerbe eine bestimmte Farbe von bestimmter Angreifbarkeit durch die
Atmosphärilien (Patinabildung) erwünscht, und weiter sind Festigkeit, Härte, Geschmeidigkeit,
Gießbarkeit, Leitfähigkeit für Elektrizität und Wärme charakteristische Eigenschaften, die die
Auswahl einer Legierung bedingen. .(A. Siewerts, Zeitschr. I. angew. Chem. 1907, 1696.)
Die Legierungen mit Quecksilber heißen Amalgame.
Es legieren sich aber nicht alle Metalle miteinandE-r; einige gehen leicht und in allen Gewichts-
verhältnissen Lösungen miteinander ein, andere nur in beschränkten Mengenverhältnissen.
So legieren sich in jedem Verhältnis, z. B. Kupfer mit Gold, Silber, Zink, Zinn, Nickel,
Antimon usw.; Gold mit Silber, Zink, Zinn; Silber mit Blei und Zink usw. Nur in bestimmten
Mengenverhältnissen legiert sich Eisen mit Zink, Zinn, Wismut; Zink mit Wismut, Blei usw.
Fast gar nicht legiert sich Eisen mit Blei und Silber; Nickel mit Blei.
Nach \V. Spring findet, wenn man Metalle in feinster Pulverform, sehr hohen Drucken aus-
setzt, eine legierungsartige, innige Vereinigung (als chemische Reaktion bezeichnet) statt. Es
gelang so, aus Wismut, Cadmium und ZLnn unter 7500 Atm. Druck Woodsches Metall zu er-
halten; Messing bildete sich nur schwierig, weil das spez. Gewicht der Legierung jenem vom Kupfer
oder Zink annähernd gleich ist, während zur Erzielung des Erfolges das spezifische Gewicht des
Endproduktes größer sein muß als das des Pulvergemisches. (Ber. 1882, 696.)
In ähnlicher Weise gelang es B. Guertler, durch Erhitzung von Blei- und Eisenpulver in innigem
Gemenge auf 250-300° und heißes Einstampfen der Masse in feste Formen kompakte Gemenge
herzustellen, die sonst aus dem Schmelzfluß nicht darstellbar sind, weil die Metalle sich nicht
mischen. Man kann so ein billiges Material für Lagermetalle gewinnen. (Metallurgie 1910, 264.)
Zur Herstellung sonst nur schwierig erhaltbarer Legierungen niedrig siedender Metalle wie
Quecksilber, Kalium, Natrium, Cadmium und Zink mit Eisen, Nickel oder Mangan in beliebigen
Mischungsverhältnissen, bewirkt man das Zusammenschmelzen der Metalle durch Erhitzen
unter Druck. (D. R. P. 309114.)
Die Eigenschaften der Legierungen und der Metalle, aus denen jene zusammengesetzt
sind, halten einander di~ Mitte, so daß man, je nach Art und Mengenverhältnis der legierten
Metalle, Stoffe mit technisch verschieden wichtigen Eigenschaften darstellen kann.
Der Schmelzpunkt der Legierungen ist niedriger als der Mittelwert aus den Schmelz-
temperaturen der einzelnen Bestandteile, ja oft niedriger als der Schmelzpunkt des am leichtesten
schmelzenden Metalls. So schmilzt das Rosesehe Metall (8 Tl. Blei, 8 Tl. Wismut, 3 Tl. Zinn)
schon bei 95°, das Wo odsche Metall (8Tl. Blei, 4 Tl. Zinn, 15Tl. Wismut, 3 Tl. Cadmium) schon
bei 68°, also bei niedrigerer Temperatur als das Wasser siedet, obwohl die Schmelzpunkte für
Wismut 260°, Cadmium 320°, Blei 330°, -Zinn 230° sind.
"Über die Beziehung des Schmelzpunktes der Metalle zu ihrer Legierungsfähigkeit berichtet
H. Goldschmidt in Metallurg. Chem. Eng. 1911, 848. Verf. weist z. B. daraufhin, daß kohlenstoff-
freies Chrom sich trotz des hohen Schmelzpunktes, ebenso wie das aluminathermisch hergestellte
Ferrotitan und älmlich wie Mangan mit Kupfer, leicht mit Stahl legiert, und daß sich anderer-
seits eine Legierung von Kupfer und Blei nicht herstellen läßt, während Platin sich mit Zinn und
Blei schon bei der Schmelztemperatur dieser Metalle vereinigt. Kohlenstofffreie Metalle legieren
sich leichter als kohlenstoffhaltige, da diese Carbide enthalten, trotzdem der Schmelzpunkt der
Carbide niedriger ist.
Man kann Legierungen aus für sich höher schmelzenden Metallen schon bei recht niederer
Temperatur erhalten. So schmelzen z. B. Zinn mit Blei zusammen, wenn man beide Metalle
bei 190-200° zur Berührung bringt, z. B. das Zinn auf eine 190° 'Yarme B~eiplatte legt.
Beim Erstarren geschmolzener Legierungen scheiden sich oft am Anfang Massen aus, die
anders zusammengesetzt sind, als die, welche in flüssigem Zustande bleiben und erst bei stärkerer
Abkühlung erstarren. Man nennt diesen Vorgang Saigerung. Sie wird befördert durch langsame
Abkühlung und behindert durch rasche, deshalb tritt sie in der Mitte der Schmelzgefäße stärl{er
auf als am Rande. Benutzt wird die Saigerung hüttenmännisch beim Trennen des Silbers vom
Blei. Aus der geschmolzenen Legierung des Silbers und Bleis krystallisieren zuerst silberarme
Klumpen aus, eine silberreiche Legierung bleibt flüssig, und das Silber wird so durch öfteres
Auskrystallisieren angereichert.
Die Festigkeit eines Metalls wird durch Legierung desselben mit einem anderen gesteigert,
wenn der Zusatz eine gewisse Menge nicht überschreitet. So steigert der Zusatz von 1 Tl. Zinn
zu 5 Tl. Kupfer die Festigkeit des letzteren auf etwa das Doppelte. Ebenso wird die Festigkeit
des Kupfers durch Zusätze von Aluminium, Zink, Nickel usw. erhöht. Die Festigkeit des Eisens
wird gesteigert durch Mangan, Chrom, Kohlenstoff, Silicium, denn auch Metalloide können Legie-
rungen mit Metallen eingehen. Zum Silber und Gold der Münzen wird Kupfer zugesetzt, um die
Festigkeit auf das Doppelte zu erhöhen. th>erschreitet der Zusatz eines Metalls in einer Legierung
ein bestimmtes Maß, so nimmt die Steigerung der Festigkeit sehr rasch ab; so hat das Eisen bei
einem Kohlenstoffgehalt von 1-1,5% die größte Festigkeit, während Eisen mit 3% Kohlenstoff
weniger fest ist, als solches mit nur 1%-
Ebenso wie die Festigkeit wird die Härte der Metalle durch Legierung gesteigert. während
Zähigkeit und Dehnbarkeit vermindert werden; so wird Kupfer durch geringe Mengen Blei, Anti-
mon, Arsen, Wismut stark verändert und ebenso Eisen schon durch 0,1% Phosphor.
Kupferlegierungen werden mit zunehmendem Gehalt an Zinn steigend härter, ebenso, jedoch
viel kräftiger, wirkt Aluminium in der Menge über 8%, während Zink und Nickel nur geringen
Einfluß auf die Kupferhärte ausiiben. Besonders ausgeprägt ist die härtende Wirkung des MagnE>-
22 Die Metalle.
siums. In Zinnlegierungen erhöht ein Bleizusatz von 8-15% die Härte auf das Doppelte, und
ähnlich wirkt auch Kupfer bis zu 8%, und von da auch bei höheren Konzentrationen weiter
härtesteigernd (ebenso verhält sich Antimon), während Zinnlegierungen mit hohem Bleigehalt
allmählich wieder weicher werden. Weiter erhöhen Aluminium oder Magnesium in der Menge
von 0,5% die Zinnhärte um das 2-3fache, ebenso wie 1-8% Antimon in Legierung mit Blei
die 2-3fache, 15-30% die 3-5fache Härtesteigerung bewirken. Zink wird in derHärte durch
Antimon, mehr noch durch Kupfer und am meisten durch Magnesium gesteigert; 0,25% Mg,
ebenso wie dieselbe Cadmiummenge erhöhen die Zinkhärte um 50%, und sind einem 4proz.
Kupferzusatz gleichwertig. Schließlich wird Alumini um allein oder in Legierung mit Kupfer
durch Zinn fast gar nicht, durch Zink wenig, durch Kupfer, besonders aber durch Magnesium (Mag-
nalillpl), beträchtlich in der Härte beeinflußt. (P. Ludwik, z. Ver. d. Iug. 1917, 549.)
über die Härte binärer und ternärer Legierungen der technisch wichtigsten Metalle, außer
Eisen, namentlich der Lagermetall- und Hartbleilegierungen, siehe die ausführliche Arbeit von
P. Ludwik in Zeitschr. f. anorg. Chem. 94, 161.
Die Leitfähigkeit der Metalle für Wärme und Elektrizität wird durch Legierung vermindert.
Die Farbe der Legierungen ist verschieden, je nach ihrer Zusammensetzung, aber ohne ge-
setzmäßige Abhängigkeit von den Mengenverhältnissen, da einzelne Metalle, wie Nickel, Zinn,
Aluminium, stärker färbende Kraft besitzen als andere, etwa Gold.
Auch durch Zusatz von Metallverbindungen (z. B. Schwefelstrontium) zu geschmolzenen
Metallen lassen sich lebhaft gefärbte und zugleich widerstandsfähige Legierungen herstellen.
(D. R. P. 34 716.) Eine derartige Metallsulfid-Kittmasse vom Sch."p. 110-170° die leg ierungs-
artige Eigenschaften besitzt, als Abformungsmittel und zur Schwefelung orgarnischer Stoffe
dienen kann (vgl. Lange, Die Schwefelfarbstoffe, Leipzig 1912, S. 193), das sog. Spence-
metall erhält man nach E. P. 1489/1873 und 1838/1880 durch Zusammenschmelzen von Eisen-,
Zink- und Bleisulfid mit Schwefel.
Beim Legieren der Metalle in verschiedenen Mengenverhältnissen ergibt sich folgende Farben-
skala: Blau: aus 75 Tl. Gold und 25 Tl. Eisen. Braun: aus Kupfer-Nickel-Aluminiumlegierung.
Gelb, hell: 75 Tl. Kupfer, 25 Tl. Zink; dunkel: 33 Tl. Kupfer, 67 Tl. Zink; goldgelb: Messing-
Nickel-Platin-Gold-Silberlegierung; rotgelb: 1 Tl. Gold, 1 Tl. Kupfer. Grau: 60 Tl. Kupfer,
40 Tl. Zinn oder 94 Tl. Gold, 6 Tl. Eisen. Grün, hell: 60 Tl. Gold, 40 Tl. Silber oder 75 Tl. Gold,
16 Tl. Silber, 9 Tl. Cadmium; dunkel: 74,6 Tl. Gold, 11,4 Tl. Silber, 9,7 Tl. Kupfer, 4,3 Tl. Cad-
mium. Orange: 63 Tl. Kupfer, 5 Tl. Zinn, 12 Tl. Zink. Rot, rosa: 78 Tl. Gold, 22 Tl. Alumi-
nium oder 75 Tl. Gold, 20 Tl. Silber, 5 Tl. Kupfer; gelbrot: 85 Tl. Kupfer, 15 Tl. Zink oder 93 Tl.
Kupfer, 7 Tl. Zinn; rotgelb: 90 Tl. Kupfer, 10 Tl. Zink oder 85 Tl. Kupfer, 15 Tl. Zinn; dunkel-
rot: 80 Tl. Gold, 20 Tl. Aluminium oder 75 Tl. Gold, 25 Tl. Kupfer; blaurot: 76 Tl. Kupfer, 24 Tl.
Zinn. Violett: hell: 90 Tl. Gold, 10 Tl. Aluminium; dunkel: 50 Tl. Gold, 50 Tl. Aluminium.
Abfällen ist schwierig, da die Schmelzen, wenn sie auch nur wenig überhitzt werden, Störungen
beim Guß verursachen.
Die Verarbeitung von Metallabfällen, speziell der Edelmetalle, des Kupfers, Bleies, Zinks
tmd Zinns, und die wirtschaftliche Bedeutung der rationellen Verarbeitung erörtert D. M. Lideil
in Min. Journ. 93, 462.
Über die Verwertung von Abfällen und Rückständen in Metallgießereien schreibt
C. Diegel in Der Betrieb 1920, 62. ·
Die Art der Abfälle in der Messing- und N eus il her gießerei, ihre Entstehung und
die Herabminderung des Anfalles bespricht Kroll in Gießereiztg. 1921, 27ö ff.
Eine Vorrichtung zum Trennen von Rot- und Weißmetall durch Ausschmelzen des
leichter schmelzbaren Weißmetalls aus dem Gemisch bei der eine Siebvorrichtung verhindert,
daß das Rotmetall zugleich mit dem geschmolzenen Weißmetall durch das Sieb geht und das
Weißmetall verunreinigt, ist in D. R. P. Anm. K. 46393, Kl. 40b beschrieben.
Eine andere Vorrichtung zum Zerlegen verschieden zusammengesetzten Schmelzgutes
in seine Bestandteile durch Wegschmelzen des niedriger schmelzenden Teiles ist im D. R. P. 260 770
beschrieben.
Vgl.: Vorrichtung zum Trennen von Rot- und Weißmetall durch Ausschmelzen des
leichter schmelzbaren Weißmetalles in einem Ofen mit besonders eingerichtetem Plansieb.
(D. R. P. 261262.)
Ferner: Vorrichtung zum Trennen von Rot- und Weißmetall durch Ausschmelzen.
(D. R. P. 261262.)
Verfahren und Einrichtung zur Wiedergewinnung von Leichtmetallen aus Spänen, Rück-
ständen und Aschen durch Schmelzen dieser Stoffe mit Salzen sind dadurch gekennzeichnet,
daß man das Schmelzgut allmählich in dem Maße als es schmilzt und seine Verunreinigungen
oxydisoher Natur an das Salzbad abgibt, nach und nach in geringen Mengen in dieses einführt.
(D. R. P. 318 804.) Nach dem Zusatzpatent verwendet man beim Zusammenschmelzen der Leicht-
metallspäne, Aschen oder Krätzen als Lösungsmittel Steinsalz, und gewinnt dadurch, daß man
die Schmelzmasse nach dem Erkalten in Wasser bringt, neben den Metallen auch noch das Lösungs-
mittel zurück. (D. R. P. 320 220.)
Verfahren und Vorrichtung zur Verwertung von bei der Verwendung von Weißgutlager··
metallen abfallenden Rückständen und sonstigem zinn- oder bleihaitigern Abraum durch
Abschmelzen der leicht schmelzbaren Metalle sind in D. R. P. 323 ö92 beschrieben. S. a. Weiß-
blechentzinn~. [SOl.]
Das Chlorzmk ist ein gutes Lösungsmittel für Kupfer, nicht aber für Silber, daher aus einem
Gemenge von Kupfer- und Silberfeile durch Chlorzinklösung das Kupfer ausgezogen werden kann;
auch aus silberplattierten Kupferblechen kann durch Eintauchen in Chlorzinklösung das Kupfer
herausgelöst und das Silber freigelegt werden. (Dingi. Journ. 126, 432.)
Zur Scheidung von Drehspänen aus Bronzekörpern mit einer Auskleidung von Weißmetall,
enthaltend 56 Tl. Kupfer, 34 Tl. Zinn und je 3-4 Tl. Antimon und Blei (neben Fe und Zn), ver-
schmilzt man das Material sulfierend mit Bleiglanz und sorgt durch gleichzeitige Erzeugung
von Natriumsulfid dafür, daß in Wasser lösliche Sulfosalze erhalten werden, um eine Trennung
der Sulfide zu ermöglichen. Bei der folgenden Laugung erhält man zwar das Kupfer vollständig
in Sulfid übergeführt, gleichzeitig aber gehen auch große Mengen Zinn in dem geschmolzenen
Sulfid und Antimon im Blei in Lösung, und wenn man daher auch aus dem erhaltenen Stein
93% des in ihm enthaltenden Zinns mittels verdünnter Schwefelnatriumlösung extrahieren kann,
so bietet das Verfahren doch gegenüber den bekannten Saigerungsmethoden keine besonderen
Vorteile. (T. Watanabe, Metallurg. Chem. Eng. 1906, 146.)
Zum Entkupfem von Legierungen, die etwa 30-70% Zinn, 10-25% Antimon, 5-45%
Blei, 15,40% Kupfer und bis zu 3% Eisen enthalten, oxydiert man das Material in einem deut-
schen Treibofen, dessen Herd bei einer bleiarmen Legierung aus Schamotte, bei bleireichem Mate-
rial aus Kalk besteht, und extrahiert die erhaltenen gemahlenen Oxyde mit heißer 50proz. Essig-
säure, wobei alles Kupfer oder Blei in Lösung geht. (D. R. P. 196 792.)
VgL: Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung von Metallabfällen mit Säuren oder mit
sauren Laugen, bei dem die Abfälle in schüttelnder Bewegung durch die Säure- bzw. Laugebehii.lter
geführt werden. (D. R. P. 268 262.)
Nach ö. P. Anmeldung 1968/07 wird das Kupfer aus kupfer- und eisenhaltigen Werk-
stättenahfällen zu seiner Wiedergewinnung zunächst mechanisch oder magnetisch von den groben
Eisenstücken befreit und sodann durch Behandlung des Rückstandes mit Schwefelsäure und
Braunstein ausgelaugt.
S. a. unten das Paullngsche Verfahren der Trennung gemischter oder legierter Metall-
abfälle mittels Salpetersäure. Vgl. [210.]
Zur Trennung von Metallgemengen, z. B. zur Scheidung von Drehspänen aus Lagermetall
und Rotguß, bringt man das Material nach D. R. P. 97 737 in geschmolzenes Paraffin und erhitzt
auf den Schmelzpunkt der niedrig schmelzenden Legierung.
Um Messingabfälle von Eisen zu befreien bedient man sich, wenn es nicht möglich
ist, dasEisen magnetisch zu entfernen, nach Techn. Rundsch.1907, 219 am besten des Schwefels.
Man schmilzt die Abfälle, schäumt, um den größten Teil des Eisens zu entfernen, die Schmelze,
an deren Oberfläche sich das Eisen ausscheidet, ab und wirft nun Schwefelstangen in die geschmol-
zene Masse, während man fortgesetzt umrührt. Wenn auf diese Weise für 45 kg Metall etwa
Metalloberflächenbehandlung. 25
0,45-0,90 kg Schwefel beigegeben sind, schäumt man abermals ab, fügt 28 g Phosphorzinn
oder Phosphorkupfer zu und erhält so eine zum Gießen fertige Masse.
Zur Aufarbeitung der nach dem Kriege massenhaft vorhandenen, aus Zink und etwa 3%
Aluminium und 6% Kupfer bestehenden Zünderlegierungen verschmilzt man das Metall
zur Entfernung des Aluminiums bis auf Spuren mit Natronsalpeter und Kochsalz oder Pottasche
als Flußmittel. Andere Raffinierverfahren gaben nach J, Czochralski und E. Lohrke keine be-
friedigenden Ergebnisse, während die Schmelze mit Perchlorat statt des schwer beschaffbaren
Salpeters und denselben Flußmitteln zu noch günstigeren Resultaten führte. (Zeitschr. f. ~letall
kunde 12, 145 u. 209.)
Zur Wiedergewinnung des Kupfers und Quecksilbers aus Ausach ußsprengkapseln
behandelt man diese in einer Mischtrommel mit heißem Wasser und Sodalösung. (D. R. P.
298 860.)
Zur Verarbeitung von Metanegierungen auf ihre Bestandteile, z. B. von Messing, erhitzt
man dieses mit Alteisen gemischt im Luftstrom, wobei zweckmäßig zur Verschlackung des Eisen-
überschusses Quarzsand zugesetzt wird, und verbläst bis 85% des Kupfers als 99 proz., zinkfreies
Material und 71% des Zinks als Zinkoxyd abgeschieden sind. Bei der Verarbeitung von Bronze
muß man mehr Eisen zusetzen, das Zinn geht dann in die Schlacke. Bei der Behandlung von Nickel-
bronze oder Neusilber gewinnt man nach diesem Verfahren Kupfer-Nickellegierungen, die elek-
trolytisch zerlegbar sind. (D. R. P. 299 634.)
Nach einem Ref. in Elektrochem. Zeitschr. 18, 197 wird Altnickel, nachdem man es nach
Möglichkeit auf mechanischem Wege von Kupfer, Messing und anderen Beimengungen befreit
hat, zur Wiederverwertung des Nickels (beispielsweise zur Herstellung von Anoden)
mit eirtem Gemenge von 2 Tl. Kalk und 1 Tl. Flußspat als Flußmittel im hessischen Tiegel ge-
schmolzen, worauf man nach Entfernung der Schlacke das geschmolzene Metall in Sandformen
gießt.
Zur Raffination der Abfälle von gelötetem Kupfer, die wegen des Gehaltes von etwa
1% Blei Schwierigkeiten bereitet, bläst man zur Entfernung der Verunreinigungen in das im Flamm-
ofen geschmolzene Metall Luft ein und bringt gleichzeitig zur Abscheidung des Arsens etwa 1%
Soda auf die Oberfläche des Metalles. (Zentralbl. 1920, IV, .289.) ·
Zur Gewinnung der wertvollen Begleitmetalle aus Metanegierungen schmilzt man diese,
verschlackt die Begleitmetalle, schmilzt die Schlacke reduzierend und elektrolysiert die hierbei
erhaltene gelösteMetallegierung. Mankann so dasKupfereiner Schwarzkupferlegierung als
Elektrolytmetall erhalten, wobei man nur Sorge tragen muß, daß der Kupfergehalt der Lauge
eine gewisse Grenze nicht unterschreitet. Man setzt daher zeitweise Kupfersulfat zu und zieht
die die Verunreinigungen und die Wertmetalle enthaltende Lauge zeitweise ab, um sie in einer an-
gegliederten Laugerei weiter zu verarbeiten. Nach einer Abänderung des Verfahrens gewinnt man
das zur Regenerierung des Elektrolyten nötige Kupfersulfat durch Behandlung der Abfall-
schlacke, die in dem Schmelzofen der Originallegierung gewonnen wird, mit jener abgezogenen
Elektrolysenlauge. (D. R. P. 301 266 u. 312 394.)
Zur Entfernung und Ersetzung einzelner Bestandteile einer Kupferlegierung, z. B. des
Zinks im Messing, verschmilzt man die Legierung mit einem Flußmittel und einem Metallchlorid
(-sulfid, -oxyd ), deren Bildungswärme geringer ist als die der entsprechenden Verbindung des zu
ersetzenden Metalles, so daß die Base der reduzierten Metallverbindung in die Legierung eintritt,
während das zu entfernende Metall mit dem freiwerdenden Chlor verbunden in die Schlacke geht.
Um demnach im Messing das Zink durch Blei zu ersetzen, verschmilzt man die Legierung bei
Gegenwart eines Flußmittels mit Bleioxyd. (D. R. P. 160 446.)
Ein neuartiges Verfahren der Abtrennung einzelner Metalle aus Legierungslösungen auf
elektrolytischem Wege (System Pauling, D. R. P. 363963) beruht auf der Abscheidbarkeit
des edleren Metalles einer Legierung, z. B. des Kupfers aus Messinglösungen, auf der Kathode,
wenn man den schwefelsauren Elektrolyten der Elektrolyse mit begrenztem Potential unter-
wirft. Die verbleibende Zinksulfatlösung wird nach genügender Anreicherung und Enteisenung
durch Eindampfen auf Zinkvitriolkrystalle verarbeitet. - Das Verfahren wird in Deutschland
im großen Maßstabe ausgeführt.
Metalloberßächenbehandlung.
20. Literatur und Allgemeines über Metalloberflächenbehandlung.
Buchner, G., Die Metallfärbung und deren Ausführung mit besonderer Berücksichtigung
der chemischen Metallfärbung. Berlin 1914. -Beutel, E., Bewährte Arbeitsweisen der Metall-
färbung, ein Werkstättenbuch für Gewerbetreibende, Industrielle und Künstler. Wien und
Leipzig 1913.- Ledebur, A., II. Bd. der Metallurgie: Metallverarbeitung. Braunschweig 1882.
Das Buch zeiclmet sich besonders durch die zahlreichen Literaturnachweise aus, die ein vollstän·
diges Bild über das Gebiet bis zum Jahre 1880 geben.- Hartmann, F., Das Färben der Metalle.
Wien und Leipzig 1912. - Buchner, G., Das Ätzen und Färben der Metalle. Berlin 1920. -
Walter, B., Die Oberflächen- und Schillerfarben. Braunschweig 1895. - Bergmann, H.,
Chem. techn. Rezeptbuch f. d. Metallind. Wien und Leipzig 1904.- Krause, H., Metallfärbung.
Die wichtigsten Verfahren zur Oberflä.chenfä,rbung von Metallgegenstä.nden. Berlin 1922.
26 Die Metalle.
Metallüberzüge werden auf Metallen erzeugt: Als Schutz gegen chemische Einflüsse,
z. B. Sauerstoff und Kohlensäure der Luft (Rost und Patinabildung), gegen Einwirkungen von
Speisen und Getränken, saure oder alkalische Reaktionen, Einflüsse des Wassers in den Rohr-
leitungen usw., aber auch zur Verschönernng, z. B. Färbung, Musterung, Glanzgebung.
Die Färbung von Metallen kann durch mechanische und chemische Mittel und durch Elektro-
lyse bewirkt werden.
Zu der mechanischen Art der Metallfärbung und Oberflächenveränderung gehören:
das Einhämmern von Farbpulvern und Metalldrähten, das Aufreiben und Auftragen von Farb-
körpern, das Mattieren durch das Sandstrahlgebläse, Anstreichen, Firnissen, Lackieren, Tauschieren
Emaillieren, Niello- und Inkrustationsarbeityn, aber auch z. B. die Erhitzungsprozesse, die zur
Bildung von Anlauffarben führen, und den Übergang zu den Methoden der chemischen Metall-
färbung bilden. Bei deren Ausführung wird die Oberfläche von Metallen oder Legierungen chemisch
verändert, z. B. oxydiert (Kupfer zu schwarzem Kupferoxydul) oder in Carbonat (Kupfer in Patina)
oder Sulfid (Kupfer in schwarzes Schwefelkupfer) usw. übergeführt. Zur chemischen Metallfärbung
gehört auch das Gelbbrennen, W eißsieden, Beizen, Ätzen usw. von Legierungen und das Erzeugen
dünner Metallüberzüge durch Ansiede-, Anreibe-, Eintauchverfahren.
Von diesen letzteren Kontaktmethoden prinzipiell nicht verschieden ist die elektrolytische
Art der Metalloberflächenbehandlung. Bei dieser Art - Galvanostegie, Metallo-
chromie oder galvanische Metallfärbung- wird durch den elektrischen Strom eine dünne Schicht
eines Metalles aus der Lösung eines seiner Salze auf ein anderes Metall oder eine Legierung nieder-
geschlagen, während bei den Kontaktverfahren die Ausscheidung ohne äußere Stromzufuhr er-
folgt, veranlaßt lediglich durch die verschiedene Stellung der einzelnen Metalle innerhalb der
elektrischen Spannungsreihe.
Die meisten chemischen Reaktionen der Metallfärbung sind.;I:onenreaktionen. Oft ist
es nötig, die Reaktionsgeschwindigkeit zu verringern, damit der Uberzug gleichmäßiger, dicker
und schöner werde. Es geschieht dies durch Herabsetzen der Ionenkonzentration durch Zusatz
gewisser Stoffe, die komplexe Salze bilden, z. B. Weinsäure, Cyankalium usw., und man unter-
scheidet dann dementsprechend bei der Verkupferung das Kupferammonium-, Kupfertartrat-,
Kupfercyanidverfahren, auch wohl durch Zusatz kolloidaler Stoffe wie Leim, Schleimsub-
stanzen usw.
Zwischen den Metallfärbungen und kolloidalen Erscheinungen findet, wie G. Buchner in
Bayer. Ind.· u. Gew.-BI. 10fi, 144 näher ausführt, ein inniger Zusammenhang statt, der sich auch
darin erkennen läßt, daß die Schönheit der japanischen Bronzen durch den Zusatz von kolloidalen
Stoffen zu den Färbebeizen bedingt wird.
Vielfach fallen Metallfärbungen verschieden aus, je nachdem ob die Metalloberfläche krystalli-
nisch oder nicht krystallinisch war. Diese Veränderung der Struktur kann durch das Walzen
eintreten; es bleiben z. B. beim Walzen krystallinisch: Blei, Messing, Zinn, Kupfer bei 0,3 mm
Dicke; es werden unkrystallinisch z. B.: Gold, Silber, Nickel, Zink, Kupfer bei _0,08 mm Dicke.
Natürliche Metallfärbung entsteht auf den unedlen Metallen, wenn s1e der Luft und
dem Wasser ausgesetzt sind, durch Einfluß von Sauerstoff, Kohlensäure, Schwefelwasserstoff,
Schwefelammonium. So färben sich Gegenstände aus Kupfer nach und nach schwarz, wenn sie
in geschlossenen Räumen stehen, z. B. Bronzestatuen in Kirchen und Museen (ebenso die Kupfer-
münzen), infolge der Bildung VOI! Kupferoxyd; sind sie dagegen im Freien dem Regen ausgesetzt,
so entsteht ein schöner, grüner Überzug von Patina (basischem Kupfercarbonat), z. B. Kupfer-
dächer und Brunnenfiguren. Kupfergegenstände, die lange in der Erde liegen, zeigen neben der
grünen Patina gelbe Stellen von basischem Kupferchlorid, das durch den Kochsalzgehalt des
Metalloberflächenbehandlung. 27
Erdbodens entsteht, sie werden nach und nach brüchig und mürbe. Auf Silber entstehen
schwarze Färbungen von Schwefelsilber, Eisen wird braun von Rost (Eisenhydroxyd), Zinn
und Zink werden mattgrün durch Bildung von Oxyden.
Um die mechanische Haltbarkeit der Farb- oder Metalhchicht gdärbter Metalloberflächen
zu prüfen, unterwirft man dieselben oft einem maschinellen Schleifprozeß, bei welchem die
Schicht mit Hilfe von Asbestpappe abgeschliffen und die Zeit gemessen wird, in der dies ge-
schieht. Bei den Versuchen der folgenden Tabelle war die färbende Schicht auf Messingrohren
aufgetragen.
Die Kunst der Metallfärbung und Oberflächenbehandlung ist wohl so alt wie die Metall-
gewiimung und -verarbeitung. Sehr frühzeitig wurde das Färben durch Lackieren, durch Legieren
verschiedener Metalle und das Tauschierverfahren ausgeübt. Legierungen wurden hauptsächlich
benutzt, um reines Gold zu fälschen. Entweder wurde ein Gold geringen Gehaltes aus Gold, Silber
und Kupfer hergestellt oder eine Legierung aus anderen Metallen, die die Farbe des Goldes be-
sitzt, z. B. Kupfer und Antimon.
Die Ägypter legten Blattgold auf Metalle auf, bemalten und emaillierten Metalle. Auf Silber
brachten sie durch Zusammenschmelzen von Silber, Kupfer tmd Schwefel schwarze Färbungen
in Nielloart hervor. Aus Assyrien haben sich Bronzeplatten mit Tauschierverzierungen in Silber
erhalten. Von den Griechen besitzen wir zahlreiche Rezepte, um minderwertige Legierungen
ähnlich wie Gold und Silber zu färben. Sie verwendeten jede Art der Tönung von weiß bis rot,
um künstlerische Wirkungen ihrer Bronzestatuen hervorzurufen. Die Feuervergoldung durch
Goldamalgame übten die Römer aus, auch verwendeten sie zu ihren Goldschmiedearbeiten Gold
der verschiedensten Tönung. Ganz besonders schöne und zahlreiche Metallfärbungen erzielten
seit alters die Japaner und Chinesen. Sie verwenden mannigfaltige Legierungen und fertigen
herrliche Einlegearbeiten. Sehr gute Tauschierarbeiten wurden auch in Indien und im Mittelalter
im mohammedanischen Westasien (Sassanidenreich) erzeugt.
Die Germanen tauschierten vor allem Silber in Eisen, und zwar meist in Form von Drähten.
Aus dem Mittelalter haben sich zahlreiche Rezepte zur Metallfärbung und Oberflächenbehandlung
erhalten. Damals entstand das "kalte Email", die Imitation der Emaillierung durch Lackfarben.
Das echte Email- und Nielloverfahren geriet immer mehr in Vergessenheit, letzteres erhielt sich
nur in Rußland in Form der sog. Tulawaren. Viele Methoden der Metallmischung und -oberßiichen-
veränderung sind dem Wirken der Alchemisten zu verdanken, die in dem Wunsch zu täuschen
oder selbst getäuscht die Fortschritte der Legierungskunde und Metallfärbungskenntnis förderten.
In der Neuzeit wurde die Metallfärbung durch die ausgedehnten chemischen Erkenntnisse
und die Benutzung der Elektrolyse seit etwa 1840 in neue Bahnen geleitet.
Der Strom darf nicht zu stark sein, da sonst die verschiedenen Farben verschwinden und eine
einheitliche schwarzbraune Färbung entsteht. Wenn das Verfahren mißlingt, kann man das Stück
durch rasches Eintauchen in Salpeter:säure reinigen und das Verfahren wiederholen. Die Farben
sind vergänglich und können durch Überdecken mit einem Spirituslack auch nur kurze Zeit er-
halten werden. Becquerel beschreibt dann verschiedene Modifikationen dieser Methode, um
z. B. platiniertes Kupfer durch Einhängen in einen Wasserzersetzungsapparat als Anode mit
blauen und dunkel-karmoisinroten Farbschichten zu bedecken. Besonders schön sollen die Farben-
effekte sein, die man mit einer Auflösung von Kaliumplatinchlorid in unterschwefligsaurem
Natron erhält.
Zum Färben der verschiedensten Metalle bediente sich C. Puscher, Dingl. Journ. 190,
421, einer Lösung von 50 g unterschwefligsaurem Natron und 15 g Bleizucker in 750 ccm Wasser,
in die die betreffenden Gegenstände zur Erzeugung prächtiger Lüsterfarben eingehängt werden.
Zweckmäßig bringt man die gleichmäßig erwärmten Gegenstände in die siedende Lösung, stellt
das Gefäß zur langsamen Abkühlung in eine Art Kochkiste und erzielt dann durch den aus dem
gebildeten Doppelsalz von unterschwefligsaurem Bleioxyd und unterschwefligsaurem Natron
auf den Gegenständen abgesetzten Niederschlag von Schwefelblei bei Eisen eine stahlblaue,
bei Zink eine Farbe im Bronzeton, während sich Blei und Zinn ganz indifferent verhalten.
Ersetzt man den Bleizucker in obiger Lösung durch Kupfervitriol, so erhält man auf Messing
und Rauschgold ein schönes Rot, bei längerer Einwirkung Grün und schließlich ein grün und
rot irisierendes Braun.
Nach D. R. P. 17 824 graviert man zur Erzeugung irisierender Effekte auf Metallen
das Muster zuerst in Stein, überträgt die Zeichnung durch Umdruck auf einen zweiten Stein
und preßt sie von da auf eine Messingplatte ab, die man sodann als positiven Pol in eine Lösung
von Bleioxyd in Kalilauge einhängt, während der den negativen Pol tragende Metalldraht der
Messingplatte gegenüber in den Elektrolyten eingeführt wird. Nach etwa 10--40 Sekunden ist
die Platte mit einer bunten irisierenden gemusterten Schicht bedeckt. Vgl. D. R. P. 6o 470.
Zur Herstellung einer irisierenden Oberfläche auf metallischen oder metallisierten Gegen-
ständen verwendet man einen Elektrolyten aus Ätzkali und Bleiglätte, dem man für je 5 l 200 g
einer Kupferlösung zugibt, die man durch Elektrolyse einer Lösung von 5 kg Kaliumcyanür
in 5 1 Wasser mit einer Kupferplatte als Anode erhält. Der Gegenstand wird dann in diesen alka-
lischen Bleiglätte-Kupferelektrolyten als Anode eingehängt, als Kathode dient ebenfalls eine
Kupferplatte. (D. R. P. 128 067.)
Die Herstellung der verschiedenartigen, meist wenig haltbaren Regenbogenfarben auf
Metallen, besonders auf Kupferlegierungen, durch Einhängen der Gegenstände in eine Lösung
von Ätzkali, Bleiglätte und Wasser als Elektrolyten ist schon im Pharm. Zentr.-Bl. 18o1, 496
beschrieben. Die Flüssigkeit befand sich z. B. nach einem dieser Verfahren in einer porösen
Tonzelle, die in einem Glasgefäß aufgestellt war, das eine Lösung von 1 Tl. Salpetersäure in 20 Tl.
Wasser enthielt. Der zu färbende Gegenstand in der Tonzelle wurde mit dem positiven, eine in
der Salpetersäure hängende Platinplatte mit dem negativen Pole einer Batterie verbunden.
Zur Ausführung eigenartiger Metallfärbungseffekte färbt man das Metall in der von Löwen-
herz in Zeitschr. f. angew. Chem. 1889, o88 angegebenen Weise in Auflauffarben an [111), ent-
wirft dann auf der gefärbten Fläche mit Kupferstechergrund eine Zeichnung, taucht die Fläche
in eine Säure, wäscht und entfernt den Ätzgrund mit Benzin. Man erhält so, wenn man durch
Anwendung einer Stichflamme oder kürzere oder längere Erwärmungen verschiedene Farbtöne
erzeugt hatte, auf dem durch die Säure wieder regenerierten ursprünglichen Grund bildartige
Effekte, z. B. rote Blumen mit grünem Stiel und grünen Blättern auf mattem Grunde. Die Farben
sind auf Gegenständen, die im Zimmer bleiben, auch wenn man sie mit der Hand berührt oder
abwischt, genügend haltbar, im Freien bleiben nur die Auflauffarben auf Bronzegegenständen,
und diese auch nur zum Teil, erhalten. (Verb. z. Beförd. d. Gew.-Fletß. 1890, 1oo.)
Zur Färbung von Metalloberflächen elektrolysiert man den Gegenstand in einer Lösung von
56,7 g Molybdänsäure und 113,4 g konzentriertem Ammoniak in 3800 g Wasser. Der Messing-
oder Kupfergegenstand wird nach Einschalten des Stromes zuerst goldgelb, dann grün, weiter
purpurrot und schließlich dunkelrot, allmählich in rötlichbraun und dunkelbraun übergehend.
Nach Erreichung dieses Farbtones wird die Schicht spröde und blättert leicht ab, so daß es sich
empfiehlt, bei dem gewünschten Farbton zu unterbrechen. Allerdings entstehen auch dann nicht
gleichmäßige Färbungen, sondern mehrere Farben zu gleicher Zeit, ähnlich wie beim Lasieren
mit Teerfarbstofflacken oder bei den durch Bleisalze erzeugten No biliri nge n (s. o. ). Die
Farbenänderungen beruhen auf dem Übergang von Molybdänoxyden in andere und bilden sich
seltsamerweise nicht wie andere Metalloxyde an der Anode, sondern an der Kat h o d e. (Ref. in
Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 2136.)
Ätzt man eine Legierung von Antimon und 20-27% Zink mit Salzsäuredämpfen, so
beobachtet man nach C. Benedicks und R. Arpi, Chem.-Ztg. 1912, 486 die Bildung einer dünnen
Schicht von Flüssigkeitströpfchen auf der Metalloberfläche, die in Interferenzfarben schillert
und ihrer Hygroskopizität wegen äußerst unbeständig ist, so daß eine auf diesem Prinzip be-
ruhende Vorrichtung als Hygroskop dienen könnte. Die dünne, wasserempfindliche Zink-
chloridschicht wird schon beim bloßen Annähern der warmen Hand teilweise verändert, wodurch
diese Interferenzfarben zustande kommen.
In der folgenden von E. Beutel in Zeitschr. I. angew. Chem. 26, 700 veröffentlichten Tabelle
sind die geeigneten Mengenverhältnisse verschiedenartiger Stoffe (in Gramm pro Liter Wasser)
Metalloberflächenbehandlung. 29
zur Ausführung von Lüstersudfärbungen angegeben. Man taucht die gereinigten Metalle zur
Bildung der zusammenhängenden irisierenden Häutchen kurze Zeit in die betreffende siedende
Lösung und wäscht die Stücke nach Erreichung des gewünschten Farbtones ab.
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5 - - - - - * - 65 - - - -
6 - - - - 9 - - 68 22 - - -
7 - 60 - - - - - 42 22 - - -
8 - - - 60 - -
-
- -
-
- 100 -- -
9 - 30 - - - - 30 180 -
10 - 60 - - - - - - I - 60 - 90
11 - 20 I - - - - I - - I - 50 I 40 -
Die Darstellung irisierender Zinndendriten und Wism u tkr ystalle ist in Dingl.
Journ. 190, 840 beschrieben.
Nach einem Referat in Bayer. lnd.- u. Gew.-BI. 1909, 277 läßt sich auf Metallen ein schöner
haltbarer, schwarzer Arsenüberzug ohne Verwendung von Cyankalium erzielen, wenn man
ein Bad verwendet, das in 3,7851 Wasser, 283,5 g weißen Arsenik und 113,4 g mittels Alkohols
gereinigtes Ätznatron enthält. (J. Horton.)
über die Herstellung grauer oder schwarzer, unter einem Schutzlack genügend haltbarer
Überzüge auf Nickel, Neusilber, Kupfer und Messing mittels Arsen beizen, die in alkalischer
Lösung neben der arsenigen Säure noch Cyankalium oder Ätznatron, in saurer Lösung stets
Salzsäure enthalten und mit oder ohne galvanischen Strom Verwendung finden, siehe Bayer. Ind.-
u. Gew.-Bl. 1918. 45.
Zur Herstellung eines dunklen Überzuges auf Metallen werden die Gegenstände nach
D. R. P. 77 905 zuerst in Natronlauge, Salz- oder Salpetersäure abgebeizt, sodann in einer das
Metall angreifenden Säure leicht angerauht, getrocknet, in eine Tanninlösung oder in eine Gerb-
oder Gallussäurelösung getaucht, getrocknet und schließlich erhitzt, wobei die gelbliche bis bräun-
liche Farbe in eine dunkelbraune bis schwarze Färbun,g übergeht. Vgl. Zusatz D. R. P. 79 804.
Um Gegenstände aus Metall oder Glas mit einem Überzug von Schwefelblei zu versehen,
taucht man sie nach E. P. 1112/80 in eine etwa 70° warme Lösung von 16 g Ätznatron und 17 g
Bleinitrat in 2000 ccm Wasser, die man auf 90° erwärmt, schnell filtriert und mit einer Lösung
von 4 g Sulfoharnstoff in 100 ccm Wasser versetzt hat. Für Messinggegenstände wird das sal-
petersaure Blei durch weinsaures Blei ersetzt.
Es wurde empfohlen, die Wasserleitungszwecken dienenden Bleiröhren zur Bildung einer
unlöslichen Bleisulfidschicht mit kochender Schwefelnatriumlösung zu behandeln. (Dingi. Joum.
171, 77.)
Zur Erzeugung eines tief dunkalblauen oder schwarzen Überzuges auf Metallen
werden die Gegenstände nach ihrer Reinigung und Ätzung mit Sandstrahl bzw. Säure nach A. P.
891 982 in einen Elektrolyten gebracht, der in 100 I Wasser 20 kg Nickelsulfat, 4 kg Natrium-
sulfat, 1 kg Nickelchlorid, 0,5 kg Borsäure und 5 kg Süßholzextrakt oder statt des letzteren
anch Glucoside u. dgl. enthält. Man elektrolysiert mit einem Strom von gewöhnlicher Spannung
und setzt dann plötzlich nach Erzeugung des Niederschlages, ohne die Gegenstände aus dem
Bade zu nehmen, die Spannung herunter.
Zum elektrolytischen Niederschlagen einer schiitzenden Mangansuperoxydschicht
auf Gegenständen aus Kupfer, Zinn oder den Legierungen dieser Metalle mit Zink und Nickel,
setzt man dem Elektrolyten außer kohlensaurem Manganoxydul nach D. R. P. 54 847 salpeter-
saures Ammon, nach D. R. P. 62 476 salpetersaures Natron zu.
Kleine Eisenartikel bzw. solche aus Messing, Stahl, Zink, Kupfer usw. werden zur Erzielung
eines billigen, schwarzglänzenden Überzuges in einem hohen, zylindrischen, gußeisernen, mit Deckel
verschließbaren Topf, dessen Boden etwa 3 cm hoch mit Steinkohlengrus bedeckt ist, auf einem
Rost in einem Koksfeuer ca. eine Viertelstunde lang bis zur Rotglut des Bodens und der im Topfe
enthaltenen Metallgegenstände erhitzt, worauf man das Feuer entfernt, das Gefäß verschlossen
etwa 10 Minuten lang stehen läßt und schließlich den Deckel zum Abdunsten der jetzt mit einem
glänzend schwarzen Überzugversehenen Metallgegenstände abnimmt. (Metallarbeiter 1917, 9./10, 20.)
Um das Zink in galvanischen Elementen vollständig auszunützen, verwendet man als Ab-
leiter, der zugleich Träger des Zinks sein kann, Cadmium. {D. R. P. 328 639.)
Zur Herstellung positiver Elektroden für galvanische Elemente beizt man eine Legierung
von 95 Tl. Zink, 2 Tl. Blei, 2 Tl. Zinn und 1 Tl. Quecksilber in lOproz. Schwefelsäure ab, taucht
die Platten eine Minute in Q uec ksil her, erwärmt sie dann 5 Minuten auf 38° und wiederholt das
Verfahren, bis die Platten 2% ihres Gewichtes an Quecksilber aufgenommen haben. (D. R. P. 87 988.}
Nach E. P. 164 062 besteht die negative Elektrode für Elemente mit verdicktem, alkalischem
Elektrolyten aus vor der Amalgamier~ auf 150-200° und nachher auf 100° erhitztem Zink
oder einem anderen Metall mit 30-40% Quecksilber.
Zur Herstellung von negativen Platten für galvanische Elemente unterwirft man eine amal-
gamierte Zinkplatte in schwefelsauer gestelltem, wässerigem Elektrolyten, der Magnesiumsulfat
und Quecksilberbisulfat und evtl. etwas Ammoniumsulfat enthält, als Kathode der Elektrolyse
und trocknet sie dann bei gelinder Wärme. Es ist zweckmäßig die Platte vor der Elektrolysierung
zu durchlochen. (D. R. P. 326 607.}
Die Konstruktion einer galvanischen, B'liS Kohlen- und Zinkplatten nach Art einer Volta-
schen Säule aufgebauten Batterie ist in D. R. P. 162 230, jene einer positiven, aus Kohle und
Braunsteinpulver gepreßten Elektrode für galvanische Elemente in D. R. P. 329 728 beschrieben.
Bei Herstellung eines Zink-Kohleelementes imprägniert man die Kohlekathode vor ihrer
Einführung in den Elektrolyten mit einer schwachen Lösung von unterchloriger Säure, die
durch den an der Kohle entstehenden Wasserstoff zu Salzsäure reduziert wird und so zuerst als
Depolarisationsmittel und dann als erregende Flüssigkeit dient. (D. R. P. 160 911.}
Das Zweiflüssigkeitselement des D. R. P. 360 926 erhält auf der Zinkseite einen beliebigen
Elektrolyten, auf der Braunsteinseite unterchlorigsaures Salz oder eine andere lösliche, stark
oxydierende Substanz. (D. R. P. 360 926.}
Ein Zink. Kohleelement, bei dem die entgegenstehenden Elektrodenflächen annähernd
gleich groß sind, trägt zur Verkleinerung der wirksamen Zinkoberfläche an verschiedenen Stellen
Isolationsmasse, wodurch der Zinkverbrauch herabgemindert wird. (D. R. P. 164 308.}
Zur Erhöhung der Wirksamkeit des der Luft ausgesetzten Teiles der Kohlenelektrode eines
Kohlenelementes erhitzt man sie kurze Zeit in Luft auf Rotglut und erhält so einen die Wirkung
des Sauerstoffes verstärkenden schwammigen Überzug. (A. J, Powell, Ref. in Zeltschr. f. angew.
Chem. 1896, 27.}
Zur Erzielung vollständiger Depolarisation setzt man der Erregerflüssigkeit oder den Elek-
troden einer galvanischen Batterie ein Vanadinsalz oder Vanadinsäure (D. R. P. 101324}
nach D. R. P. 309 242 chemisch reinen, harz-und fettfreien Ruß zu.
Als Depolarisator für galvanische Elemente mit breiförmigem al k al i s c h e m Elektrolyten
eignen sich nach D. R. P, 343 836 Permanganate, Manganate oder Mangansäure evtl. im
Gemisch mit anderen Depolarisationsmassen. ·
Über Herstellung eines galvanischen Elementes nach dem Leclanche -Typus mit sauren
Manganiten als Depolarisator, siehe D. R. P. 241 Oll. Man erhält diese sauren Manganite z. B.
aus Waldonschlamm durch Behandlung mit verdünnten Säuren, die ihm einen Teil der Basen
entziehen.
Die Herstellung von Depolarisatoren für galvanische Elemente durch Verdichtung von ge-
fälltem Mangansuperoxydhydrat in Mischung mit natürlichen Braunstein und Leitmitteln in
Pressen ist in D. R. P. 342 488 beschrieben.
Nach Chem.-Ztg. Rep. 1909, 688 hat sich die Gesellschaft Gehr. Au b er t ein Leclancheelement
patentieren lassen, das statt der Salmiaklösung eine solche von konzentriertem Mangan·
chlorid enthält. Der Elektrolyt erstarrt nicht bei niederen Temperaturen, man kann das er-
schöpfte Element mit einem Ladungsstrom regenerieren, auch soll die Entladung nur einen ge-
ringen Spannungsabfall zeigen, im geschlossenen Zustand keinem Stoffverbrauch unterliegen
und Kurzschluß ohne Schaden ertragen können.
Das Auskrystallisieren der Salmiaklösungen bei galvanischen Elementen läßt sich nach
Techn. Rundsch. 1912, 676 völlig verhüten, wenn man der Salmiaklösung 1~12% Glycerin
oder pro Element eine Lösung von 2~30 g Zucker in warmem Wasser oder schließlich auf 90 Tl.
der konzentrierten Salmiaklösung 9 Tl. Eisessig und 1 Tl. Holzessig zugibt.
An Stelle des bis dahin benutzten Salmiaks verwendet man als Erregersalz für galvanische
Elemente ein Gemenge von Kochsalz mit je 5% Borax und Hexamethylentetramin. Das
Salzgemisch setzt am Zink keine Krystalle an. (D. R. P. 829 184.}
Zum Schutz der Zinkelektroden gegen den Eirifluß des Elektrolyten überzieht man die amal-
gamierte Elektrode nach D. R. P. 342 978 mit reinem Mineralfett.
Ein Schutzlack für Elementelektroden besteht aus Cumaron- oder Paracumaronharz.
(A. P. 1 864 869.}
Ein galvanisches Filterelement besitzt Hohlräume, die durchKohle abgeschlossen sind,
durch welche der Elektrolyt unter Druck eingeführt, zu dem innerhalb der Kohle gelagerten
Zink tritt. Nach diesem Verfalll'en wird das Zink von allen Seiten durch den Elektrolyten angeregt,
so daß es an jeder Stelle arbeitleistend aufgebraucht wird, wodurch sich die Stromausbeute ohne
größeren Zinkverbrauch erheblich erhöht. (D. R. P. Anm. E. 19 767. Kl. 21 b.)
Die Konstruktion einer Metallelektrode für galvanische Elemente ist dadurch gekennzeichnet,
daß sie aus einem saugfähigen Gewebe besteht, das mit Elektrolyten getränkt wird und un-
lösbar mit dem Elektrodenmetall bedeckt ist. Das Gewebe dient demnach als Träger für das
Chemische Hilfsmittel elektrischer Stromarbeit. 33
Metall und als Sauger für den Elektrolyten, so daß Gelatine und andere Bindemittel in Fort-
fall kommen. Man verfährt praktisch z. B. in der Weise, daß man das Gewebe einseitig mit ge-
schmolzenem Zink bestäubt, die Tränkung des Gewebes mit dem Elektrolyten vollzieht und
die Kohle nun mit dem so präparierten Stoff, Zinkseite nach außen, umwickelt, wodurch, da sich
das Gewebe den Kohlenformen anschmiegt, der innere Widerstand des Elementes sehr gering wird.
(D. R. P. 310 838.)
Bei Herstellung galvanischer Elemente trägt man die mit Fett, Harz oder Paraffin durchsetzte,
plastisch verknetete Erregermasse in Abständen oder zwischen eingepreßte Rillen auf die Elek-
trode auf, und trocknet dann bis zur Schmelzung der Masse bei geeigneter Temperatur, so daß
fest.e Kanäle zwischen Zink und Kohle entstehen und der Elektrolyt ungehindert bis zum Elektro-
denmaterial vorzudringen vermag. (D. R. P. 310 865.)
Bei Herstellung galvanischer Elemente mit ungelöteter geroJlter Zinkblechelektrode klebt
man mit Asphalt, Teer oder einer anderen IsoHermasse getränkten wasserdichten Papierstoff
auf die Außenfläche der Zinkelektrode und auf eine den Boden bildende Pappscheibe mittels der-
selben IsoHermasse dicht auf. (D. R. P. 315 556.)
Die galvanischen Elemente von Prudhomme bestanden aus einer Glasbüchse, in deren Stöpsel
eine Platte von Gaskoks und ein Zinkzylinder isoliert befestigt waren; als Erregungsflüssigkeit
diente eine verdünnte Lösung von saurem, schwefelsaurem Quecksilberoxyd, und zwar enthielt
bei den größeren Elementen die in der Glasbüchse befindliche Flüssigkeit 100 g, bei den kleineren
35 g Quecksilbersalz. Der Strom der Elemente bleibt bei den großen Elementen 1 Jahr, bei den
kleinen 5-6 Monate konstant. (Polyt. Zentr.-Bl. 1866, 886.)
Die Konstruktion eines galvanischen Elementes mit einem Gefäß, das als Zinkelektrode aus-
gebildet ist, siehe D. R. P. 329 073 und 331 866.
Ein galvanisches Primärelement enthält nach D. R. P. 334 890 die Lösung eines Alkali-
metall- oder Ammoniumsalzes und Elektroden aus einem Metall, das mit dem Säureradikal des
Salzes ein lösliches Salz bildet.
Um Bleisuperoxyd-Zinkelemente oder -batterien lagerfähig zu machen, setzt man der positiven
Elektrode oder dem Elektrolyten ztU' Vermeidung der Bleichloridbildung ein Erdalkali- oder
auch Magnesiumhydroxyd zu. (D. R. P. 333 299.)
3*
36 Die Metalle.
Versuche, durch Verbrennung von Kohle (anstatt des Zinks in galvanischen Elementen)
unter dem oxydierenden Einfluß von Alkalinitraten Elektrizität zu gewinnen, sind schon in
Jahr.-Ber. I. ehern. Techn. 1882, 1141 beschrieben. Vgl. D. R. P. 6123.
Bei der Verbrennung von Kohle zu Kohlensäure wird ein um so größerer Arbeitswert ge-
wonnen, je niedriger die Oxydationstemperatur ist (und zwar bei 17° über 96 000, bei 1500°
nur etwa 91 000 cal.), wenn der Vorgang, wie z. B. in einer galvanischen Kette, möglichst isotherm
und reversibel geleitet wird. (Brennstoffelemente.)
Bisher ist dieses gewaltige Zukunftsproblem noch nicht gelöst, ebensowenig auf dem Wege
über die Verwendung der Kohle als Lösungselektrode eines Elementes noch durch den Bau der
Ga seI e m e n t e. In beiden Fällen bildet das Haupthindernis des Erfolges der in molekularer Form
äußerst träge reagierende Sauerstoff, während bei seinem Ersatz durch Oxydationsmittel die
Regeneration dieser Gegenelektrode selbst wieder Energie verbrauchen würde. Haber versuchte
die Reaktionsträgheit des Sauerstoffes dadurch zu überwinden, daß er hohe Temperaturen an-
wandte. In der Tat gelang so die Konstruktion eines aus 500° heißem, beiderseitig mit Platin be-
legtem Glas gebildeten Elementes, an dessen beiden Flächen Luft bzw. Kohlenoxydgas vorüber-
geleitet wurden.
Zur Herstellung eines Elektrolyten für Brennstoffe 1e m e n t e hoher Temperlttur ver-
wendet man an Stelle eines feuerflüssigen Stoffes einen e m ai 1artigen, nicht fließenden, gasundurch-
lässigen und dem Wärmeausdehnungskoeffizienten der verwendeten Metallelektrode möglichst
angepaßten Stoff, der aus einer geschmolzenen Mischung der emailbildenden, alkalisch reagierenden
Substanzen (Borax, Alkaliphosphat, -silicat oder -carbonat) mit Metalloxyden besteht, die erst bei
erhöhter Temperatur elektrolytische Leiter sind, also z. B. Oxyden des Mangans, Chroms, Eisens,
Vanadins oder Urans. Man kann auch fertig gebildetes Natriumvanadat oder -ferrat als Email-
elektrolyt verwenden, verschmilzt jedenfalls die Gesamtmischung, pulvert sie tmd trägt sie als
elektrolytische Zwischenschicht zwischen der positiven und negativen Elektrode auf. (D. R. P.
808 586.)
Ein Brennstoffelement ist durch eine durch Luft depolarisierbare Metalloxydelektrode
gekennzeichnet, die von der Kohle- oder Brenngaselektrode durch eine feuerfeste basische Masse
S8 Die Metalle.
getrennt ist, die aus geschmolzenen Salzen besteht. Zweckmäßig setzt man der die Brenn-
stoffelaktrode bildenden Kohle während der Bereitung die Leitfähigkeit des Diaphragmas nicht
behindernde Salz- oder Sodamengen zu und wählt als Metalloxyd Eisenoxyduloxyd allein oder
mit Zusatz von Eisenoxyd. Nach dem Zusatzpatent sind ebensowohl die Kohlen- als auch die
Luftelektrode je von einem Diaphragma umgeben und zwischen beiden befindet sich der ge-
schmolzene Elektrolyt. (D. R. P. 326 783 und 326 784.)
über die Konstruktion eines Brennstoffelementes mit feuerfesten Diaphragmen im schmelz-
flüssigen Elektrolyten siehe D. R. P. 341121,
Das Gaselement von Bucherer, in dem durch Zufuhr von Kohlenoxyd zu einer aus kohlen-
stoffreichem Eisen oder Nickel bestehenden hohlen Anode unter Mitwirkung von an der Kathode
zugeführtem Sauerstoff durch Bildung von Kohlendioxyd in geschmolzenem Alkalicarbonat
als Elektrolyt ein elektrischer Strom erzeugt wird, ist in D. R. P. 88 327 beschrieben.
Über das Gaselement von W. Borebers und die Widersprüche, die seine Angaben erfuhren
seitens F. Quinke, C. J. Reed, H. H. Barnes und E. Veesenmeyer, siehe Z. f. Elektrochem. 1894,
403; Chem. Industr. 1894, 660; Zeitschr. f. angew. Chem. 1896, 101.
Über die Hypochlorit- Kohle kette, einen neuen Typus galvanischer Elemente, in der
amorpher Kohlenstoff bei Zimmertemperatur mittels eines starken Oxydationsmittels in Kohlen-
dioxyd übergeführt wird, siehe K. A. Hofmann und Ritter, Ber. 47, 2230. Vgl. A. Thiel, Z.l. Elektro·
ehern. 21, 326.
Über die Jonesche Kohlenbatterie, mittels derer man 66% der elektrischen Energie
nutzbar machen kann, bestehend aus einer Kohlenkathode und einer Zinnanode in wässerigem
Kaliumhydroxyd als Elektrolyt, mit Quecksilberoxyd als Depolarisator, siehe K. Pietrusky, Dingi.
J'ourn. 1906, 404.
Ein Akkumulator ist eine Vorrichtung, mittels der elektrische Energie in chemische umge-
wandelt, als solche aufgespeichert und im Bedarfsfalle wieder in Elektrizität rückverwandelt wird.
Ritter beobachtete 1803 die Entstehungeines Polarisationsstromes, als er in verdünnte Schwefel-
säure eingetauchte Bleiplatten mit einer Stromquelle verband. G. Plante erkannte die Steigerung
der Kapazität solcher Platten, wenn er ihre Oberfläche durch Auflockerung (Laden und Entladen
unter häufigem Polwechsel) vergrößerte. Diesen sehr lange Zeit währenden Formierungsvorgang
verkürzte Faure, indem er die in die Tiefe reichende Porosität durch Aufstreichen einer Paste
aus Bleioxyd oder Mennige oder Bleistaub mit Schwefelsäure auf die Platten erzeugte.
Der Sammler besteht aus einem mit verdünnter Schwefelsäure gefüllten Gefäße, in dem sich
zwei sich nicht berührende Bleiplatten befinden, von denen die eine, positive, mit Bleisuperoxyd,
die negative mit porösem Blei bedeckt ist.
Zur Füllung von Akkumulatoren eignet sich Schwefelsäure von 22-27% am besten, weil
sie die höchste Leitfähigkeit besitzt. Bedingung ist die möglichste Reinheit der Säure, namentlich
darf sie kein Arsen und Eisen enthalten. (Chem.-Ztg. 1921, 126.)
Dem Vorgange nach feststehend sind in der Wirkung der Sammler die beiden Reaktionen
1. Pb+ H 2SO, + H 2SO, + Pb011 ,
2. PbS0 4 + H 20 + H 20 + PbSO,,
also die Umwandlung von schwammigem Blei und Bleisuperoxyd in Bleisulfat unter Bildung
der äquivalenten Menge Schwefelsäure. Die Reaktion 1 nach 2 erfolgt, wenn die Platten leitend
Chemische Hilfsmittel elektrischer Stromarbeit. 39
verbunden sind, unter Abgabe von Elektrizität so lange, als noch poröses Blei, Schwefelsäure
und Bleisu~eroxyd in genügender Menge vorhanden sind, die Reaktion 2 nach 1 unter Zufuhr
von Elektrizität mittels einer Dynamomaschine oder einer anderen elektrischen Stromquelle.
Nach Cb. Fery vollziehen sich bei der Entladung des Akkumulators die Reaktionen
Negativpol: Pb 1 + H 1SO., = Pb 1SO., + H 1 ; Positivpol: Pb10 5 + H 1 = 2 Pb0 1 + H 10
oder zuaammengefaßt in die umkehrbare Gleichung
Pb 1 + H 1SO, + Pb1 0 6 ~ Pb 1SO., + H 80 + 2 Pb0 1 ,
während bei der .Ladung die umgekehrte Reaktion
Negativpol: Pb 1SO, + H 1 =_H1SO, + Pb 1 ; Positivpol: 2 Pb0 1 + 0 = Pb10 6
stattfindet. Da die Entladung nur in Gegenwart von wenig Säure bei Vorhandens!lin überschüs-
sigen Bleies vor sich geht, entsteht am negativen Pol ein leicht oxydierbares Plumbosalz
Pb1SO, + H 2SO, + 0 = 2 PbSO, + H 1 ,
so daß es sich empfiehlt, eine entladende Batterie nicht sich selbst zu überlassen, da sich sonst
die negativen Pole sulfatisieren, wobei das leitende Plumbosalz in nichtleitendes Flurobisalz
übergeht. (Zentralbl. 1919, m, 628.)
Bei vorsichtiger Ladung des Akkumulators verläuft der Prozeß eher endotherm als exotherm,
bei schneller Ladung findet hingegen durch die beschleunigte Hydratisierung der Sulfationen
Säureentmischung statt. Einzelheiten, wie auch überhaupt Vorschriften zur Behandlung und
Ladung von Sammlerbatterien bringt A. Langer auf Grund zwölfjähriger Erfahrungen mit einer
120zelligen Sammlerbatterie in Cbem.-Ztg. 44, 749.
Zur Formierung der Platten stellt man die blanken Bleitafeln nach Plante in verdünnte
Schwefelsäure und leitet kurze Zeit einen Strom durch, so daß sich an der positiven Platte eine
dünne, mehr Raum als das Blei einnehmende Bleisuperoxydschicht bildet, worauf man den Strom
umkehrt und dieses Superoxyd zu Blei reduziert, das nunmehr ein kleineres Volumen einnimmt,
wodurch diese Schicht porös wird. Verfährt man in monatelanger Arbeit so weiter, so erhält man
schließlich die äußerst fest haftenden Schichten in einem allerdings teueren Verfahren. Billiger
und rascher gelangt man zum Ziel, wenn man nicht in Schwefelsäure, sondern in einer anderen
Säure arbeitet, da die Bleisuperoxydschicht hier immer weiter wachsen kann. Die negativen Platten
bleiben bei diesem Verfahren unverändert, und man kann daher poröse Bleischichten nur erhalten,
wenn man die Platten zuerst als positive formiert und dann zur Reduktion in derselben Lösung
oder in verdünnter Schwefelsäure mit umgekehrt laufendem Strom speist.
Das mechanische Formierungsverfahren von Faure besteht darin, daß man zwischen Blei-
platten auf elektrolytischem Wege einen teigigen Niederschlag aus Mennige im Gemisch mit einem
Metallsalz erzeugt, das, wie z. B. Mangan-, Nickel- oder Silbersalz, Elektrizität aufzuspeichern ver-
mag. Das Plattenpaar taucht, wie üblich, in verdünnte Schwefelsäure, so daß bei Stromschluß auf
der positiven Platte Bleisuperoxyd, auf der negativen reduziertes Metall entsteht. (D. R. P. 19028.)
Über die Art der Befestigung der Platten in den Gefäßen und den mechanischen Teil der
Akkumulatorenindustrie berichtet Strasser in Zeltscbr. f. angew. Chem. 1897, 683.
Eine Kilowattstunde wiegt, wenn man die einzelnen Sammler bzw. Krafterzeuger dem
Gewichte nach miteinander vergleicht, beim schweren, stationären Bleiakkumulator 130 kg, bei
den transportablen Bleigittersammlern 85--100 kg, bei den leichtesten Konstruktionen nur die
theoretischen 26 kg und noch weniger, wenn auf die Dauerhaftigkeit keine Rücksicht genommen
wird. Beim alkalischen Akkumulator wird eine Kilowattstunde durch ein Gewicht von 28-33,
bei höchster Vollkommenheit von nur 14 kg erzeugt, während sich für komprimierte Luft von
100-120 Atm. 10-12 kg, für Dampfbetrieb bei fünfstündiger Arbeitszeit 20 kg und beim Benzin-
motor nur 0,5 kg pro Kilowattstunde errechnen lassen. (L. Strasser, Elektroebem. z. 1918, 164.)
Im Jahre 1910 wurden für Bleiakkumulatoren im Werte von 60 Millionen Mark 70 000 t Blei
verarbeitet.
Ein Sammlerkasten aus Phenolharz oder einem anderen festen und wärmebeständigen Stoff
erhält zur Erhöhung der Wärmebeständigkeit und Bruchfestigkeit einen mit der Grundmasse
durch Vulkanisation fest zu verbindenden Hartgummi-Innenüberzu~. (D. R. P. 306 368.)
Nach einem anderen Verfahren verstärkt man die Akkumulator-Hartgummikästen durch
anzuvulkanisierende Verstärkungsrippen aus Bakelit oder auch Eisen oder Aluminium, die
durch Verbleiung oder sonstigen Schutz gegen den Säureangriff geschützt werden. (D. R. P.
816 406.)
Zur Formierung von Akkumulatorplatten setzt man aus reinem Bleigl ycerat mit oder
ohne Anwendung leitender Träger gebildete Elektroden bei Anwesenheit von Permanganat und
Schwefelsäure der oxydierenden Wirkung des elektrischen Stromes aus und erhält, da die Glycerin-
zersetzungsgleichung (Bildung von Braunstein)
+
C3Hs0 3 4 KMnO~ + 2 H 2SO, = 2 K 2SO, + H 2C20, + C0 2 + Mn0 2 + H 20
vor sich geht, die wirksame Verbindung von Bleisuperoxyd und Mangansuperoxyd, also ein
Bleisalz der manganigen Säure. (D. R. P. 80 420.) Nach den Zusatzpatenten D. R. P. 82 787 und
82 792 sollen bei der Formierung von Sammlerplatten Gemische von Glycerin und Buttersäure
oder Milchsäure besonders geeignet sein.
Nach G. V. Knorre soll dagegen in den Bleiakkumulatoren jeder Zusatz von Manganver-
bindungen vermieden werden, da diese die Rolle von Sauerstoffüberträgern spielen und so ent-
ladend auf den Akkumulator einwirken. (Z. f. Elektrochem. 8, 363.)
Zur Herstellung von Elektroden für elektrische Sammler stellt man durch Verrühren reiner,
stark verdünnter Butter- oder Milchsäure mit überschüssigem Bleioxyd eine aus reinem,
basischem Bleisalz bestehende wirksame Masse dar, die, sofort auf die Masseträger aufgetragen,
in kurzer Zeit zu einem steinharten Kuchen erstarrt. (D. R. P. 99 572.)
Nach anderen Verfahren versetzt man das Bleioxyd mit Chondrin- oder Glutingalle~te
und Kali umbichromat bzw. mit Ammoniak und Magnesiumsulfat, oder verschließt die Öff-
nungen der mit der wirksamen Masse zu belegenden Gitter mit Quarzsand oder anderen nicht
leitenden porösen Massen, die durch ein Bindemittel zusammengehalten werden, und soll auch
so feste Tafeln erzeugen können. Durch Ausfüllung des Zwischenraumes zwischen den Elektroden-
platten durch das schlechtleidende Bleisuperoxyd soll es ferner ermöglicht werden, daß man die
Elektrodenplatten sehr nahe aneinander heranrücken kann. (D. R. P. 82 711, 82 956, 82 798
und 83154.)
Als wirksame Masse für elektrische Sammler verwendet man nach D. R. P. 95 903 sirupöses
BI e i I a c tat, nach D. R. P.105 055 krystallisiertes Bleilactat, nach D. R. P. 105 056 statt des Blei-
lactates (C1H 6 0 1 )Pb solches von der Zusammensetzung C3H 4 0 3 Pb. Letzteres gibt mit Blei-
oxyden und Wasser eine Paste, die längere Zeit plastisch bleibt und in diesem Zustande verarbeitbar
ist, bald jedoch zu einem festen Körper erstarrt.
Zur Formierung positiver Polelektroden nach Plante formt man zur Abkürzung des Ver-
fahrens die reinen Bleiplatten in einem Elektrolyten aus verdünnter Schwefelsäure vor, der man
zur Reduktion des Bleisuperoxydes Oxalsäure oder Glucose zusetzt, worauf die Platten, wie
üblich, in Schwefelsäure allein weiter formiert werden. (D. R. P. 150 620.)
Zur Herstellung elektrischer Sammler füllt man die durch ausziehbare poröse Scheide-
wände gebildeten Teile einer porösen Zelle nach D. R. P. 100 878 mit einer Mischung von Blei-
oxyden mit organischen Kalksalzen, der man Alkalisulfate und Schwefelsäure beisetzt.
Nach D. R. P. 104 280 stellt man die wirksame Masse für Stromsammlerelektroden aus
Bleioxyden her, die man in der üblichen Weise, jedoch aus Bleiweiß oder Bleihydroxyd
erhält, das auf elektrolytischem Wege gewonnen wurde. Die auf diese Weise in großer Feinheit er-
haltenen Bleioxyde verringern das Gewicht der Elektroden und erhöhen ihre Kapazität.
Zur Herstellung von Sammlerplatten aus Bleioxydmasse vereinigt man kleine Röhren, Bänder
oder Streifen des knetbaren Bleioxydes unter Druck zu einem Ganzen und erhält so Platten,
die bei hoher spezifischer Kapazität die Möglichkeit einer schnellen Ladung und Entladung bieten.
(D. R. P. 147 659.)
Nach D. R. P. 834190 verwendet man zur Formierung von Sammlerplatten ein Gemisch
von krystallinischem undamorphem Bleioxyd der gleichen chemischen Zusammensetzung.
Das amorphe Oxyd befördert den Säurezutritt zur Platte, die dadurch eine größere Kapazität erhält.
Als Träger der wirksamen Masse für elektrische Sammler eignet sich ihrer chemischen und
elektrolytischen Unangreifbarkeit und ihrer mechanischen Festigkeit wegen eine Natrium-
Bleilegierung mit 0,5-1% Natrium. (D. R. P. 298 812.)
Ein Verfahren zur Herstellung von Bleischlamm-Sammlerelektroden durch Erhitzen von
reduzierbaren Bleiverbindungen mit Kohle unter Druck ist in D. R. P. 815 592 beschrieben.
Die aktive Masse eines elektrischen Trockenakkumulators besteht nach einer in D. R. P.
843 707 beschriebenen Bauart aus schwammigem Blei und Bleisuperoxyd, die feinst verteilt,
gleichmäßig in ein Gemisch von Kohle und Graphit eingebettet sind.
Zur Herstellung versandfähiger Bleischwammelektroden durchtränkt man die Bleischicht
mit der Lösung eines Salzes, das nach Verdunstung des Lösungsmittels als Stützgerippe für die
Schicht zurückbleibt, und verhindert so zugleich das bei längerem Aufbewahren der Platten
eintretende Aneinanderhaften der Bleischwammteilchen, das verursacht, daß der Sammler erst
nach mehrmaligem Laden seine volle Kapazität erhält. Am besten eignet sich als Salz das Zink-
sulfat, das man auch während der Umwandlung der Superoxydschicht in die Bleischwammschicht
in der Schicht selbst erzeugen kann. (D. R. P. 155105.)
Zur Herstellung fester Körper, die ein Metall oder eine Metallegierung in poröser Form oder
als Skelett in nichtmetallischer Grundmasse enthalten, geeignet zur Verwendung in der chemischen
und elektrotechnischen (Akkumulator-) Industrie, erhitzt man ein Gemenge aus einem oder
mehreren Metalloxyden mit Calciumoxyd oder seinem Carbonat oder einem ähnlichen nicht
reduzierbaren Oxyd bis zum Erweichen und reduziert dann die Metalloxyde. (D. R. P. Anm.
K. 52118, Kl, 12 g,)
Chemische Hilfsmittel elektrischer Stromarbeit. 41
Die porösen Gußelektroden für Großoberflächenplatten elektrischer Sammler, bestehen
aus einem Drahtgewebe oder -geflecht von Zink-, Magnesium, Aluminium oder Legierungen
dieser Metalle. (D. R. P. 332 216.)
Zur Herstellung eines elektrischen Sammlers macht man Platten aus porösem Porzellan
dadurch leitend, daß man sie heiß in Bleiacetat- und Bleisulfit- oder Bleiphosphidlösung eintaucht,
sodann graphitiert und elektrolytisch verbleit, worauf man die aktive Masse aufbringt. Sie besteht
für die negative Platte aus einem Gemisch von elektrolytisch gewonnenem, schwammigem Blei-
pulver mit Magnesiumoxyd und Glycerin, für die positive Platte aus einem Gemenge der beiden
letzteren Bestandteile und einem höheren Bleisuperoxyd von der Zusammensetzung Pb0 5 und
Pb0 7 • (D. R. P. 334 299.)
Zwecks beschleunigter Bildung des Superoxydes auf den Akkumulator-Bleiplatten setzt
man dem schwefelsäurehaltigen Formierungsba4~ statt der bisher verwendeten Chlorentwicklung
bewirkenden Chlor- und Chlorwasserstoffsäure Uberchlorsäure als solche oder in Salzform zu.
(D. R. P. 90 446.)
Nach D. R. P. 329 787 verwendet man im elektrischen Stromsammler von hoher Leistung
und Haltbarkeit mit einer gegen sonst um 100% erhöhten Kilowattleistung als Elektrolyte Blei-
oder Kupferperchlorat oder die Perchlorate anderer Metalle, die gegen Überchlorsäure indiffe-
rent sind, und Elektroden aus Metallen der Legierungen, die wie Ferrosilicium ebenfalls von Über-
chlorsäure oder ihren Salzen nicht angegriffen werden. Bringt man auf die wagrecht liegende
positive Bodenelektrode soviel Bleioxyd auf, als dem beim Ladevorgang kathodisch abzuscheiden-
den Metall entspricht, so bildet sich beim Laden Bleisuperoxyd, beim Entladen hingegen an der
Anode wieder Bleioxyd.
Zur Gewinnung einer Akkumulatorenmasse vermischt man nach F. P. 455 955 12 Tl.
Schwefelsäure vom spez. Gewicht 1,23 mit 3 Tl. gewaschenem Asbest und 0,5-1 Tl. Natronsilicat
vom spez. Gewicht 1,18 in der Kälte.
Zur elektrolytischen Erzeugung von Bleisuperoxydschichten auf Großoberflächenplatten
für elektrische Sammler setzt man dem Elektrolyten S ulfosäure- und Oxysulfosäurederivate
des Methans zu, die bei der Elektrolyse nur Schwefelsäure und Kohlensäure liefern, die der
fertigen Platte gegenüber indifferent sind. Schon geringe Zusatze erhöhen die Kapazität der
Platten. (D. R. P. 157 195.)
Zur Erhöhung des inneren Zusammenhaltes der zur Herstellung von Sammlermasse dienenden
Bleioxyde setzt man ihnen Pflanzenbasen (Chinin, Morphin) rein oder als Salze zu, die an der
Anode zu Verbindungen oxydiert werden, die ihrerseits die Bleioxyde fest verbinden. (D. R. P.
8715.~.)
Uber Herstellung einer wirksamen Masse für elektrische Bleisammler aus Bleioxyden,
Bleiblättchen, und Glaswolle mit Phenol oder Pyridin als Härtemittel siehe D. R. P. 199 590
und 263 619.
Als Erregerflüssigkeit für Sammlerbatterien dienen Lösungen von Cadmium-, Magnesium-
und Zinksulfat, wobei letzteres auch durch ein Metallsulfat der Eisengruppe ersetzt werden
kann. Das Magnesiumsalz dient als Härtungsmittel für den auf der negativen Elektrode ent-
stehenden Niederschlag der in der Erregerflüssigkeit enthaltenen Metalle. (D. R. P. 100 972.)
Als Bindemittel für die wirksame Masse von Sammlerelektroden kann man auch Bernstein
oder ein anderes fossiles Harz wählen, das in einer heißen Mischung von Alkohol und Terpentinöl
gelöst wird. (D. R. P. 95 787.)
Als Aufsaugestoff für den Elektrolyten elektrischer Sammler verwendet man an Stelle von
Kieselgur und Bimsstein, die mit der gebildeten Überschwefelsäure leicht zu Pulvern zerfallen,
einen besonderen natürlichen Tuff (Trabotina). (D. R. P. 147 979.)
Ein Elektrolyt für Sammlerbatterien besteht nach A. P. 1362 295 aus Bimsstein und
Schwefelsäure.
Nach D. R. P. 20 833 dienen als Akkumulatorpolplatten Formlinge aus Retorten-
graphit und fein verteiltem Blei. Die Platten werden durch ein gegen Schwefelsäure genügend
widerstandsfähiges Material, wie Asbest- oder Glaswollgewebe, voneinander getrennt.
Zur Aufarbeitung von Akkumulatorrückständen schmilzt man das mit Sulfat ver-
unreinigte Bleisuperoxyd mit Kochsalz oder Magnesiumchlorid zusammen, laugt die Masse aus
und verwendet das zurückbleibende krystallinische Bleioxychlorid zur Herstellung der Elektroden.
(D.R.P. 101524.)
Zur Aufarbeitung der verbrauchten wirksamen Masse elektrischer Sammler befreit
man das Material von freier Schwefelsäure, trocknet, pulvert und erhitzt es so weit, daß die vor-
handenen organischen Stoffe zerstört werden, andererseits aber nur so hoch, daß Bleioxyde ent·
stehen, die noch dieselbe feine Verteilung zeigen wie die Rohstoffe. Das in der Masse enthaltene
Bleisulfat wird vor dem Erhitzen durch Digestion mit kohlensauren Alkalien umgesetzt. (D. R. P.
111912.)
Zur Regeneration stark sulfatisierter Stromsammlerzellen unterwirft man sie der Elektrolyse
in Natriumsulfatlösung. (Ref. in Zeitschr. I. angew. Chem. 25, 2184.)
Körper angefeuchtet unter mäßigem Druck zwischen gelochtes Nickelblech oder Nickeldraht-
gewebe, trocknet und erhitzt nunmehr in einer reduzierenden Gasatmosphäre auf Rotglut. Schließ-
lich elektrolysiert man die Platte als Anode zuerst in Soda- oder Pottasche-, dann in konzen-
trierter Ätzalkalilösung und erhält durch diese Oxydation eine positive Nickelelektrode für Samm-
ler, die bei hoher Kapazität genügend fest ist, um bei Erschütterungen nicht ausgeschwemmt
zu werden, und die durch innere chemische Vorgänge in ihren Wirkungen nicht verändert wird.
(D. R. P. 277 743.)
Zur Herstellung einer für die positiven Elektroden alkalischer Sammler bestimmten Masse
vermischt man höhere Nickelsauerstoffverbindungen mit einem Stoff, der beim Eintauchen
des Gemenges in den Elektrolyten ein reduzierendes Gas erzeugt, wodurch eine Herabsetzung
der Kapazität des Sammlers verhindert wird. Man verwendet zu dem Zweck Zucker, der die
gewünschte Reduktion der Masse bewirkt oder fein verteiltes Zink oder Aluminium, das sich in
Alkali oder auch in einer geeigneten neutralen Flüssigkeit während des Stromdurchganges unter
Entwicklung vom Wasserstoff löst. Anfänglich wird allerdings die Kapazität des Sammlers etwas
herabgesetzt, doch erreicht sie nach einigen Ladungen und Entladungen die normale Höhe, die
länger erhalten bleibt als bei Anwendung von Nickelsauerstoffelektroden ohne Zusatz jener
Stoffe. (D. R. P. 284 044.)
Als Träger für die aktive Masse, Polabführungen und andere der Einwirkung des Elektro-
lyten ausgesetzte Teile alkalischer Sammler wählt man zweckmäßig Bestandteile, die aus einer
leicht walzbaren Nickel- Cadmiumlegierung bestehen. (D. R. P. 286 606.)
30. Alkalische Sammler: Negative Elektroden (Eisen, Zink, Chrom, Cadmium usw.);
ähnliche Sammler, Thalliumakkumulator. - Nickelregenerierung.
Als negative Polelektroden alkalischer Sammler verwendet man das auf magnetischem Wege
aus dem Hammerschlag ausgezogene magnetische Eisenoxyduloxyd (Fe 30 4 ), dessen Kapazität
jener des ungareinigten Hammerschlags wesentlich überlegen ist. (D. R. P. 162 199.)
Zur Herstellung von elektrolytisch wirksamem, fein verteiltem Eisenmaterial für negative Pol-
elektroden alkalischer Sammler reduziert man Eisenoxyd mittels Wasserstoffs im geschlossenen
Behälter, läßt im Wasserstoffstrom abkühlen und führt ·Wasser zu, um eine nicht pyrophore
Elektrodenmasse zu erhalten. (D. R. P. 170 640.)
Zur Herstellung einer widerstandsfähigen porösen Eisenelektrode für alkalische Sammler
preßt und glüht man ein inniges Gemenge von Eisenpulver mit Teer unter evtl. Zusatz von Kohlen-
stoff. Die bisher verwendeten Pulver aus Eisenpulver und Graphitschuppen waren schlechtere
Leiter und mußten zur Befestigung in Taschen eingehängt werden, wobei durch die bei vollstän-
diger Ladung eintretende Gasentwicklung das einzelne Korn sich häufig vom Graphit loslöste.
(D. R. P. Anm. F. 27 691, Kl. 21 b.)
Zur Bereitung von aus Eisenmonoxyd bestehenden Elektroden für Sammlerbatterien
mit alkalischem Elektrolyten erhitzt man frisch gefälltes, vor Luftzutritt bewahrtes Ferrohydr-
oxyd zuerst zwecks Austreibens des freien Wassers auf mäßige Temperatur und dann zur Um-
wandlung in das Oxyd auf gelinde Rotglut, kühlt den Retorteninhalt ab und brikettiert ihn allein
oder besser noch mit der Hälfte seines Gewichtes an Nickel- oder Kobalthydrat oder feinzerteiltem
Eisen (graue Eisenabart, durch Wasserstoffreduktion erhalten) oder mit 1 /, seines Gewichtes
an Cadmiumoxyd. (D. R. P. 204 696.)
Zur Herstellung von aus Eisensauerstoffverbindungen bestehenden Sammlerelektroden
mit alkalischem Elektrolyten erhitzt man das in bekannter Weise durch Reduktion von Eisen-
verbindungen bei hoher Temperatur erhaltene, nicht pyrophorischeEisen in Gegenwart oxydie-
render Stoffe, bis es wie glimmende Holzkohle verbrennt, und erhält so ein vom gewöhnlichen
Oxyduloxyd verschiedenes und dabei höher als Eisenoxydul oxydiertes Eisenoxyd. (D. R. P.
266 306.)
Eine Elektrode für alkalische Akkumulatoren, bestehend aus Nickel-, Eisen- oder Stahl-
gerüstdrii,hten, die mit der Nickel- oder Eisenoxydfüllmasse unter hohem Druck zusammengepreßt
werden, ist in D. R. P. 335 370 beschrieben.
Oder 1 Man kocht ein Gemenge feingepulverter Metalle, besonders Eisen und Cadmium,
mit Ammoniakwasser im Überschuß, dampft ein und erhält so eine durchaus metallische, poröse
Masse, aus der die Elektroden gepreßt und im alkalischen Bade einer reduzierenden Elektrolyse
ausgesetzt werden. Vor der Behandlung mit Ammoniak kann man die Metallpulver zweckmäßig
in verkupfertem Zustande durch Amalgamation mit Quecksilber überziehen. (D. R. P. 270 244.)
Die wirksame Masse einer negativen Polelektrode für elektrische Sammler mit alkalischem
Elektrolyten besteht im entladenen Zustande des Sammlers aus Kobaltoxyd. Gegenüber dem
Eisen und Cadmium besitzt das Kobalt den Vorteil, leichter zu sein, außerdem zeichnet es sich
durch h<>here Oxydationsfähigkeit aus und kann direkt als Oxyd oder Oxydul verwendet werden,
während Eisenelektroden erst durch umständliche Reduktion von Eisen-Sauerstoffverbindun11:en
erzeugt werden müssen. (D. R. P. 163 342.)
Zur Herstellung einer porösen, harten, in Alkalien unlöslichen Elektrodenmasse verrührt
man Kupferoxyd bzw. Kupferpulver ohne weiteren Zusatz mit Kupferchlorid zu einem Teig,
den man formt oder auf Träger bringt und bei 100° trocknet, so daß sich eine feste Oxydmetall-
Chemische Hilfsmittel elektrischer Stromarbeit. 45
schlammasse bildet. Geladen ist die Platte steinhart, im entladenen Zustande bildet sie einen
zähen, filzigen Schlamm. (D. R. P. 163 125.)
Bei Herstellung einer negativen Polelektrode für elektrische Sammler mit alkalischem
Elektrolyten, bei der die aktive Masse aus einer Verbindung von Zink- und Chromhydroxyd be-
steht, setzt man dieser Zink- Chromelektrode Quecksilber zu, das sie unlöslich macht.
Diese negativen Elektroden dienen während der Ladung als Kathode, während der Entladung
als Anode, d. h. die Masse wird im ersteren Falle reduziert und während der Entladung oxydiert.
Das Chromhydroxyd wirkt mit starken Basen zusammen als Säure und gibt dann Chromite, die
in Alkalien unlöslich sind. Die Unlöslichkeit wird, wie gesagt, durch den Quecksilberzusatz ver-
stärkt, da es während des Vorganges die Selbstentladung verhindert. (D. R. P. 247 729.)
Zur Herstellung eines elektrischen Sammlers mit alkalischem Elektrolyten, dessen negative,
oxydierbare Elektrode eine Zink-Chromverbindung als aktive Masse enhält und dessen positive
Elektrode, der Depolarisator, aus Silber und Quecksilber besteht, formiert man für die depo-
larisierende Elektrode ein durch Fällung der salpetersauren Lösung von 1 Tl. Silber und 5-9 Tl.
Quecksilber mit überschüssigem Atzalkali erhaltenes inniges Gemisch von Silber- und Queck-
silberoxyd. Bei <ler Entladung wird die aktive Masse reduziert, so daß sie bei genügend lange
wirkender Entladung und wenn die negative Elektrode hinreichende Mengen aktive Masse ent-
hält, aus Quecksilber und Silber besteht. (D. R. P. 273 143.)
Zur Herstellung von Cadmiumelektroden für elektrische Sammler mit alkalischem
Elektrolyten fällt man eine Cadmiumsalzlösung mit fein verteiltem Zinkpulver, das man durch Ein-
tragen von Magnesiumpulver in eine Zinklösung herstellt, füllt das mit fein verteiltem Zink ge-
mischte ausgefallene Cadmiummetall in die Träger ein und entfernt das Zink durch Anodenelektro-
lyse. Die hochporöse Cadmiumelektrode, der man als Leitmittel Spuren von Quecksilber zusetzt,
wird in reiner Alkalilauge als Elektrolyt gegen eine positive Nickelelektrode benutzt. (D. R. P.
250 385.) Nach dem Zusatzpatent erhält man das nötige Cadmiummetall in noch größerer mole-
kularer Feinheit durch Ausfällung der Cadmiumlösung mit Magnesium- oder Alumini um-
p ulver statt mit Zinkstaub. (D. R. Po 252 707.) ·
Zur Herstellung eines elektrischen Sammlers wählt man als Elektroden die niedere und die
höhere Oxydverbindung ein und desselben Metalles, also z. B. Manganoxyd und -oxyduloxyd
neben Mangansuperoxyd, erzeugt Preßstücke und verwendet als Elektrolyten eine schwach
alkalische Kaliumnitratlösung. Der schwach alkalische Elektrolyt greift die Platten nicht an,
und es bildet sich kein aktiver Sauerstoff, der die Lebensdauer des Akkumulators vermindert,
auch reagiert er nicht mit dem Metall, so daß auch Wasserstoffentwicklung vermieden wird.
(D. R. P. 294 860.)
Über die Herstellung eines leichten Akkumulators unter Verwendung einer Lösung von
Kieselfluornickel bzw. einer Zinklösung für die aktiven Massen auf den positiven bzw. nega-
tiven Platten mit Benützung von Kalilauge als Elektrolyt siehe das kurze Referat über eine Arbeit
von ~· Goldschmidt in Zeitschr. f. angew. Chem. 1909, 498.
Uber den Thalliumakkumulator siehe L. Jonas, z. f. Elektrochem. 9, 523.
Zur Regenerierung der unwirksam gewordenen, aus Sauerstoffverbindungen des Nickels
bestehenden, positiven Elektrodenmassen für alkalische Sammler, unterwirft man sie
der Reduktion, zweckmäßig in einer reduzierenden Flüssigkeit, die entweder Zucker enthält
oder aus mit Spiritus verdünntem Glycerin besteht. Man arbeitet vorteilhaft in der Weise, daß
man die erwärmte, dünnflüssige Lösung als Elektrolyt verwendet, die Zelle sodann entleert, frischen
Elektrolyt eingießt und die Zelle wieder lädt. (D. R. P. 284 567.)
Die beste Zusammenstellung für Thermoelemente bietet heute die Vereinigung von Chrom-
nickel mit Konstantan. Diese Elemente zeigen bei 1000° etwa 20 Stunden lang verhältnis-
mäßig konstante, innerhalb 10° schwankende Werte, doch wird der Konstantandraht nach dieser
Zeit spröde und brüchig, während das Chromnickel sich widerstandsfähiger erweist. Schutz-
überzüge mit Asbest und einem Gemisch von Kaolin und Wasserglas bzw. mit letzteren beiden
allein verlängern die Lebensdauer des Elementes nicht wesentlich. (R. W. Woodward und T. R.
Harrison, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1918, 233.)
Die Gülchersche Thermosäule, die zum Laden kleiner Akkumulatorenbatterien benützt
werden kann, enthält 66 Elemente, deren positive Elektroden aus dünnen, mit Speckstein-
brennern versehenen Argentan-Gasleitungsröhrchen bestehen, durch die das mit Luft ge-
mischte Heizgas geleitet wird, und aus negativen Antimonlegierungselektroden, die in einem
durch ihre Flammen erwärmten Stahlring angeordnet sind. Dieser ist durch vier angelötete Streifen
mit dem unter ihm befindlichen Brenner verbunden, das gebildete Element ist mit den übrigen
hintereinandergeschaltet Die Säule liefert, entzündet, eine auch nach 30 Monaten unveränder-
lich konstant bleibende elektromotorische Kraft von 4 Volt und gibt bei 0,65 Ohm innerem
Widerstand bei gleichem äußeren Widerstand einen Strom von etwa 3 Amp. :Qas Gasdruck darf
50 mm Wassersäule nicht überschreiten, da sonst die Elemente überhitzt und zerstört werden.
Nähere Angaben über diese Thermosäule und ihre vielfache Verwendbarkeit auch für Labora-
toriumszwecke bringt A. Schmldt in Zeitschr. f. angew. Chem. 189ö, 219.
In einem Thermoelement besteht die eine Elektrode aus einem Metall der Chromgruppe
(Chrom, Molybdän, Wolfram oder Uran) oder einer Legierung eines dieser Metalle mit Nickel,
in der Praxis z. B. aus 10% Chrom und 90% Nickel oder 85% Nickel und 15% Molybdän oder
80% Nickel und 20% Wolfram, die andere Elektrode aus Nickel oder Kobalt evtl. in Legierung
mit Kupfer. Die beiden Kombinationen geben, in Stangenform aneinandergeschweißt, das Element.
(D. R. P. 168 412.)
Zum Vereinigen der beiden Komponenten eines ,e.us Konstantan und einer Antimonlegierung
bestehenden Thermoelementes reibt man den auf den Schmelzpunkt der Antimonlegierung er-
hitzten Konstantanstreifen gleichmäßig bis zur Erzeugung eines dünnen, nur Bruchteile eines
Millimeter betragenden Überzuges mit einem Stück Antimon ein, so daß sich unter Vermeidung
der Oxydbildung das Konstantan beim Eindrücken in die Antimonlegierung fester mit ihr vereinigt,
als wenn man ein drittes Metall als Lötmittel heranziehen würde. (D. R. P. 160 30ö.)
Die positive Polelektrode kann auch aus einer im Verhältnis von 75 : 25 Tl. verschmolzenen
Silbermanganlegierung bestehen, die fester und geschmeidiger ist als die sonst benutzte
Antimonlegierung, erst bei etwa 1000° schmilzt, den üblichen einfachen positiven Metallen wie
Eisen und Antimon gegenüber größere elektromotorische Kraft besitzt und sich mit dem anderen
Metall, z. B. Konstantan, mit großer Leichtigkeit hart verlöten läßt. (D. R. P. löS 099.)
Die Konstruktion eines Thermoelementes für pyrometrische Zwecke aus Kohle in Verbrodung
mit Platin oder Nickel oder deren Legierungen mit an der Verbindungsstelle der beiden Elek-
troden eingeschaltetem Eisenkörper, der zusammen mit einem die eine Elektrode umschließenden
Schutzrohr die völlige Trennung der beiden Elektroden bewirkt, ist in D. R. P. 16ö 324 beschrieben.
Zur Herstellung eines Thermoelementes für pyrometrische Zwecke verwendet man für die
beiden Elektroden verschiedene Kohlenstoffarten, wie Graphit, Ruß oder Retortenkohle,
und ersetzt so das Platin-Rhodiumelement von Le Chateller, dessen Platinplatte schon bei 1600°
schmilzt. Die bei richtiger Kombination der Kohlen sich ergebenden Thermokräfte sind genügend
groß, um galvanometrisch gemessen zu werden. (D. R. P. 168 297.)
Zur Herstellung von Thermoelementen unterwirft man unedle Metalle einer vollständigen
Kohlung und bettet sie dann, um sie gegen Luftoxydation und Änderung der elektromotorischen
Kraft zu schützen, in Kohle ein,.wobei man, da diese ein Leiter ist,"für den Fall, daß die beiden
Schenkel parallel liegen, einen geeigneten Isolierstoff einlegen muß. Auch wenn die Kohlepackung
einen Schutzmantel aus Metall erhält, müssen beide Schenkel gegen die Kohle isoliert werden,
um sie gegen den Metallmantel zu isolieren. (D. R. P. Anm. U. 4629, KI. 21 b.)
Zur Herstellung eines Thermoelementes verschmilzt man je eine gegen Kupfer positive
und negative Siliciumsorte oder vereinigt die beiden Platten zur Erleichterung der Wärme-
zuleitung mittels eines Stückes Kupfer. Die zweite Siliciumsorte weist etwa ebensoviel Volt
auf wie die bereits bekannten Sorten, und man erhält so durch Addition der Spannungen ein
Element, das bei 600° 0,5 Volt Spannung ergibt. (D. R. P. Anm. F. 8ö 728, Kl. 21 b.)
Bei der Herstellung von Thermoelementen verfertigt man eine Elektrode aus Bor-
silicium, da zwecks wirtschaftlicher Wärmeausnutzung die Verwendung von Metallen oder
Metallegierungen, die hoch schmelzen und bei hohem Spannungsunterschied unbedingt feuer-
beständig sind, nötig ist. Nun besitzt Siliciumtrotz der guten Spannung, die es als positive Elek-
trode gegen Konstantan und Nickel, als negative Elektrode gegen Eisen zeigt, zu hohen elektri-
schen Widerstand, während Borsilicium bei fast gleichem spezifischen Gewicht wesentlich fester
ist als reines Silicium, dieselben Spannungsunterschiede ergibt, jedoch dabei einen elektrischen
Widerstand besitzt, der etwa 20mal kleiner ist als jener des reinen Siliciums. (D. R. P. Anm.
A. 23 494, Kl. 21 b.)
Vgl.: H. Slmon, Technische Studien. Heft 9: Die thermoelektrischen Eigenschaften des Siliciums.
Von E. Baerwind. Berlin-Oldenburg 1914.
Ein Unedelmetall-Thermoelement ist in der Weise konstruiert, daß der eine Schenkel aus einer
Legierung von Nickel mit 2-6% Chrom, der andere aus Nickel mit 12-15% Chrom besteht.
Chemische Hilfsmittel elektrischer Stromarbeit. 47
Man erhält diese Legierungen, die bis 1200° und mehr haltbar sind, und ein Element mit der
Thermokraftkurve des Platin-Platinrhodium-Thermoelementes geben, durch Verwendung einer
3,19- bzw. einer 7,41 proz. Chromnickellegierung unter Benutzung der reinsten Ausgangs-
materialien. Durch die genaue Übereinstimmung dieses Unedelmetall- und des Edelmetallthermo-
elementes wird die Beibehaltung der bisherigen Galvanometer ermöglicht. (D. R. P. 302 462.)
Nach dem Zusatzpatent erreicht man bestimmte Werte und Gestalten der Thermokraftkurve
durch Zusatz variabler Mengen von Kobalt, wobei beide Drähte der Thermoelemente aus Legie-
rungen von Nickel und Chrom mit Kobalt in solchen Verhältnissen bestehen, daß bessere Über-
einstimmung mit den Edelmetall-Thermoelementkraftkurven zwischen 500° und 1300° erzielt
wird, als ohne Kobaltzusatz. (D. R. P. 306 369.)
Das Thermoelement des D. R. P. 330 726 besteht aus einem Molybdändraht und einem
mit ihm verschweißten Tan taldraht, die bis auf die Schweißstelle voneinander isoliert in einer
Packung aus basischer, feuerfester Schamotte eingebettet sind. Das Element wird in ein evakuiertes
Schutzrohr eingeschmolzen.
Die Konstruktion von Thermoelementen, von denen jedes aus zwei dünnen und schmalen,
miteinander verbundenen Metallstreifen besteht, ist in D.R.P. 326 164 beschrieben.
Siehe auch die Konstruktion eines Thermoelementes aus einem einzigen in beiden Zweigen
physikalisch und chemisch identischen Material nach D. R. P. 349 042 und 329 Mo.
über die Herstellung von Thermosäulen nach dem Schoopschen Metallspritzverfahren siehe
D. R. P. 833 311.
Die größte thermoelektrische Kraft würde man nach W. Volkmann mit einer Legierung
aus 55% Kupfer und 45% Nickel erhalten, die jedoch nicht herstellbar war, so daß mit einer Legie-
rung von 70% Nickel und 30% Kupfer gearbeitet werden mußte. Die mit derartigen Thermo-
elementen erhaltenen Ströme von 25-40 Amp. vermögen kleinen Elektromagneten sehr starken
Magnetismus zu verleihen. (Zeitschr. f. angew. Chem. 1910, 111, 78.)
Die Schutzrohre für Thermoelemente sollen bei allen in Betracht kommenden Tem-
peraturen völlig gasdicht, chemisch unangreifbar, widerstandsfähig gegen hohe Temperaturen
und starke Temperaturschwankungen sein, guten mechanischen Schutz ausüben, sich nicht defor-
mieren und aus gut wärmeleitungsfähigem Material mit kleinem Durchmesser herstellbar sein.
Ein Universalmaterial gibt es nicht für diesen Zweck, so daß man je nach der Verwendungsart
unter den Stoffen Auswahl treffen muß. Man arbeitet z. B. mit gasdichten Quarz-, Alundum-
oder Porzellanröhren, die von einer zweiten, nicht gasdichten Röhre umgeben sind, die aus Metall,
Ton, Graphit, Carborundum oder überhaupt einem Stoff bestehen, der das Irmenrohr nur mecha-
nisch gegen Korrosion, Deformation und große Temperaturschwankungen schützt.
Platinelemente dürfen übrigens mit Quarzröhren nicht in unmittelbarere Berührung ge-
langen, und es empfiehlt sich daher, doppelt durchbohrte Porzellanschutzröhren in besonderer,
von A. 0. Ashman in Am. lnst. Min. Eng. 1919, 3174 beschriebener Bauart zu verwenden.
Ein Thermoelement mit Schutzrohr und in einer pulverförmigen Masse angeordneten Elemente-
teilen ist dadurch gekennzeichnet, daß isolierende, feuerfeste Pulver, wie Sand, Schamotte oder
Magnesia, verwendet werden, die sich gegen die Elektroden indifferent verhalten. (D. R. P. 322949.)
Als Schutzrohrmaterial für Thermoelemente wählt man, je nach der Art des Ofenganges,
der Temperatur, der Ofenatmosphäre usw., verschiedene Stoffe. So dient z. B. für Brennstoff.
öfen am besten ein Nickelchromschutzrohr, dessen Mater.ial als Chrome! A, bestehend aus 80%
Nickel und 20% Chrom, auch in gas-und ölgefeuerten Ofen bei 600-1100°, mit weniger Chrom
und etwa 25% Eisen noch höheren Temperaturen widersteht. Diese Röhren sind bei stark wech-
selnder, oxydierend-reduzierender Atmosphäre wenig geeignet und dienen am besten als äußeres
Schutzrohr für Edelmetallthermoelemente. Für Temperaturen von 1200-1300° eignen sich,
trotz ihrer Brüchigkeit, Alundumröhren; für Cyanalkalischmelzen, die äußerst agressiv sind,
vernickelte Stahlrohre oder fehlerfreie Nickel-Chromlegierungen; für geschmolzenes Messing
und Bronze eine unter dem Namen Chromon bekannte Legierung aus 75% Eisen tmd 25%
Chrom. Hohen Anforderungen für keramische oder Stahlöfen entspricht auch das Carborundum,
aus dem man ohne Bindemittel Schutzrohre preßt, deren thermische Leitfähigkeit jene der Scha-
motte um das achtfache, jene des geschmolzenen Aluminiumoxydes um das 3-4fache übertrifft.
Gute Erfahrungen wurden auch aus Sillimanit Al 2 0~ · Si0 2 -, Zirkonoxyd-, Spinell- und Silfrax-
röhren gemacht, während sich nach F. A. Harvey Alundumröhren weniger eignen, da sie ohne
Glasur zu porös und mit Glasur zu niedrigschmelzend sind. (B. Lincolm, 0. Hutchins, F. Rlddle,
R. Newcomb, Zentralbl. 1920, II, 272.)
geformten Körper unter Ausscheidung von Kohlenstoff zersetzt wird und dann bei verhältnis-
mäßig niedriger Temperatur.. gebrannt eine relativ gut leitende Kohle ausscheidet, die sich mit
der Grundmasse verbindet. (D. R. P. 282106.) .
Zur Herstellung von Elektroden für elektrische Öfen stampft man die rohe Masse in einen
Eisenblechmantel, der die Oxydation verhindert und die mechanische Festigkeit der Elektrode
erhöht. (D.R.P. 824 741.) über diese kontinuierlich selbstbrennenden Elektroden, siehe das Re-
ferat in Chem.-Ztg. Rep. 1921, 176.
Eine eingehende Beschreibung dieser gewaltigen, über 7 m langen und etwa 6000 kg wiegenden
Elektroden für den metallurgischen Söderberg-Ofen findet sich in Chem.-Ztg, 1921, 88.
Zur Herstellung eines Stromanschlusses für Elektroden schaltet man zwischen diese
und die Metallzuleitung ein nicht poröses, aus Kohle-, Graphit- und Metallpulver hergestelltes
Zwischenstück ein, das Lösungen nicht aufsaugt und den Ansatz schlecht leitender, durch anodi-
schen Angriff entstehender Krusten nicht zuläßt. Die Stromverluste an den Kontaktstellen
lassen sich so auf 0,03-0,05 Volt herabdrücken. (D. R. P. 229 095.)
Zur Herstellung von Kohleelektroden, bei denen zwischen der metallischen Zuleitung
und dem äußeren Kohlenblock eine aus Kohle bzw. Graphit sowie Harz bestehende Schutzschicht
angeordnet ist, setzt man dem Kohle- bzw. Graphitharzgemisch Tetrachlorkohlenstoff
zu und trocknet die Masse nach fertiger Formung in der Wärme. Man vermeidet so die sonst
bei Verwendung von Kohlenwasserstoffen als Lösungsmittel für die Schutzschichtmassen auf-
tretende Salzsäurebildung und bewirkt zugleich, daß sich die Schutzmasse besser formen läßt
als jene, die aus Kohle und Paraffin oder Wachs bereitet wird. (D. R. P. 207 007.)
Um den Stromweg zwischen der aus Kupfer oder Nickel bestehenden Stromzuführung und
der Austrittsstelle des Stromes in den Elektrolyten bei den schlecht leitenden Magnetit-
e I e k t roden nach Möglichkeit zu verkürzen, umgibt man die in das Innere der Elektrode einzu-
führende metalllache Stromzuführung, wenn die Verkupferung der inneren Elektrodenflächen
nicht angängig ist, mit Eisen, und führt dieses in bekannter Weise in Magnetit über.
(D. R. P. 2M 560.)
Zur Erzeugung einer Bogenlichtkohle mit Metallsalzgehalt. setzt man dem Gemisch in etwa
den Molekulargewichten entsprechenden Verhältnissen Magnesiumfluorid zu, das im Licht-
bogen dissoziiert, so daß Magnesium frei wird, das aus den beigemengten Metallsalzen die Metalle
abspaltet, die dem Lichtbogen große Leitfähigkeit, Länge und Lichtemission und gleichzeitig
ruhiges Brennen verleihen. (D. R. P. 167 833.)
Zur Erhöhung der Leuchtkraft des elektrischen Bogenlichtes bei Kohlen-, Metall- oder Metall-
oxydelektroden mengt man ihnen oder ihren Dochten solche Mineralien (Cleveit, Eupenit, Ytter-
spat, Monazit) zu, die die in ihnen enthaltenen Edelgase, z. B. Helium, im Lichtbogen abgeben.
Die Gase leiten den elektrischen Strom gut und besitzen die Eigenschaft, unter der Einwirkung
hochgespannter Ströme sehr intensiv zu leuchten. (D. R. P. Anm. S. 30 443, Kl. 21 f.)
Ein ruhigbrennender Flammbogen von sehr guter Farbe des Lichtes entsteht auch, wenn
man den Elektroden als Lauchszusatz Oxyde des Cers, Lanthans, Didyms, Zirkons zusammen
mit jenen der Erdalkalimetalle zusetzt oder z. B. Calciumceriat oder Calciumcersuperoxyd
als Leuchtzusatz verwendet. Ein weiterer Zusatz von Flußspat wirkt günstig auf die Schlacken-
bildung ein. (D. R. P. Anm. S. 29 002, Kl. 21 f.)
Zur Verwendung für die Bogenlichtindustrie eignen sich auch schwerlösliche Verbindungen
der Edelerdmetalle mit anderen fällend wirkenden löslichen Verbindungen, die man dadurch
erhält, daß man die festen, kristallwasserhaltigen oder gelösten Salze evtl. unter Druck auf Tem-
peraturen erhitzt, die über dem Siedepunkt des Lösungsmittels bei Atmosphärendruck liegen.
Die so z. B. aus den Chloriden erhaltenen, leicht abwaschbaren Fluoride sind dann direkt ver-
wendbar. (D. R. P. 810 806.)
Man setzt Kohlenelektroden für Bogenlampen als Leuchtzusatz eine komplexe Fluor-
verbindung solcher Elemente zu, die in dieser Verbindung drei- oder vierwertig sind, insbe-
sondere die Verbindungen der Alkalien mit Bor-, Zirkon-, Tantal-, Titan- oder Kieselfluorwasser-
stoff, allein oder im Gemenge mit Flußspat, Soda oder Calciumwolframat. Letzteres wird im ab-
geschlossenen Lichtbogen unter dem Einfluß der Kohle und bei Luftabschluß zu Wolframmetall
reduziert, wodurch die Wiederanzündung der Elektroden nach dem Erlöschen erleichtert wird.
Der Sodazusatz schützt die Lampenglocken vor der Anätzung durch fluorhaltige Gase und erhöht
die Lichtausbeute der Elektroden, während die Fluorverbindungen ein sehr ruhiges Brennen des
Bogens bewirken. (D. R. P. Anm. S. SI) 991, Kl. 21 f.)
Zur Erzeugung einer Bogenlichtelektrode setzt man der bekannten, aus Wolframaten
und Fluoriden bestehenden Effektmasse zur Erzielung hoher Lichtausbeute, reiner Lichtfarbe
und ruhigen Abbrandes der Kohle relativ geringe Mengen von Chromaten zu. Dieser Zusatz
von Kaliumehrornat verhindert überdies die durch die Wolframate erzeugte und die Unruhe des
Chemische Hilfsmittel elektrischer Stromarbeit. 53
Lichtes bewirkende Bronzebildung tmd führt zu einer Elektrode, die bei sehr niedrigem spezifischem
Wattverbrauch, bei einer Stromstärke von nur 6 Amp., eine längere Lebensdauer hat als die be-
kannten Effektkohlen. (D. R. P. 271993.)
Die unter dem Namen Crustakohle auf den Markt gebrachte, in besonderer Lampe 40 bis
50 Stunden ohne Kohlenwechsel brennende Lampe, hat eine positive Elektrode, die aus einem
Rohr von Homogenkohle besteht, das mit einem Salzmantel umgeben ist, in dem Fluorcalcium,
wolframsaurEs Natron und chromsaures Kali enthalten sind. Diese Leuchtzusätze bewirken
geringen und ruhigen Abbrand, weil die geschmolzenen Salze den Luftsauerstoff von der Kohle
abhalten und andauernd das Ende der Kohle benetzen, ohne daß eine Schlackenbildung statt-
findet. (H. Stafford-Hatfield, z. f. Elektrochem. 20, 550.)
Als Leuchtzusatz für Bogenlichtelektroden verwendet man Verbindungen von Zirkon-
oder Titanoxyd mit so geringen Mengen Alkali oder Erdalkali oder schwer schmelzbarer Säuren,
die man in kolloidaler Form anwendet, daß der Gehalt an Alkali bzw. Säure unterhalb der Zu-
sammensetzung des normalen Salzes liegt. Nach einem zweiten Anspruch setzt man diesem
alkaliarmen Leuchtzusatz noch geringe Mengen Flußsäure zu. Der Vorteil der Verwendung
jener Salze liegt in ihrer Neigung zur Kolloidbildung, wodurch eine gleichmäßige Verteilung
der Leuchtsubstanz in der Dochtpaste bewirkt wird. (D. R. P. 278 731.)
Durch Ersatz des Titanoxydes oder der seltenen Erdfluoride durch Uransalze in Verbin-
dung mit Fluorcalcium als Leuchtzusatz für Bogenlampen erzielt man ein intensiv weißes
Licht mit einer gegenüber den anderen Zusätzen um 50% erhöhten photographischen Wirksam-
keit. (A. P. 1 236 996.)
Masse verarbeitet, die neben 30-35% Kohle 20-30% Titancarbid, 20% Cerfluorid, 15% wolfram-
saures Cer und 5% Kryolith enthält. (D. R. P. 204 466 u. 254 369.) Nach einer weiteren Ab-
änderuug verarbeitet man zur Erzeugung einer Elektrode für Flammenbogenlampen ein Gemenge
von 28 % Titancarbid, 24 % Calciumfluorid, 10% Kryolith und 38 % eines Kohlengemisches,
das aus 80 Tl. Kokspulver und 20 Tl. Ruß besteht. Die neben dem Kohlengemisch noch vor-
handenen Zusätze können, ohne die Lichtwirkung des Flammbogens zu beeinträchtigen, in
weiten Grenzen verändert werden, wobei die obere Grenze dadurch gegeben ist, daß die Schlacken-
bildung nicht übermäßig stark werden darf. Lampen, die mit diesen Elektroden ausgerüstet sind,
brennen mit 4-6 Amp. und 75-80 Volt und eignen sich daher als Einzelbrenner an 110 Volt-
leitungen. (D. R. P. 272 518.)
Zur Erzeugung ruhig brennender Lichtbogen setzt man Elektroden, die wegen ihres
Titangehaltes unruhiges Licht erzeugen, so geringe Mengen Lithiumfluorid zu, daß sie das
Licht nicht merklich färben. Das Material, dem man nach einer anderen Ausführungsform des
Verfahrens auch noch Kupferverbindungen zusetzen kann, besteht dann z. B. aus 96% Titan-
carbid, 3% schwarzem Kupferoxyd und 1% Lithiumfluorid, oder man erzeugt eine Elektrode
aus 55% Kohle, 40% Certitanfluorid und 5% Lithiumfluorid. (D. R. P. 274 487.)
Zur Herstellung von Bogenlampenelektroden verarbeitet man 37% Certitanfluorid, je 3%
Natriumsilicat und -wolframat, die ein ruhiges Brennen bewirken, und der Flamme eine gelbe
Färbung verleihen, und schließlich 7% Bari umfl uorid, das die Farbe korrigiert, mit 50%
Kohle. (D. R. P. 281 012.)
Eine Bogenlampenelektrode erhält man durch Sinterung, z. B. von Titancarbid mit Barimn-
superoxyd, Chromtrioxyd, Bariumnitrat oder anderen Stoffen, die bei der Erhitztmg Sauerstoff
abgeben, der von dem nicht sauerstoffabgebenden Teil, also hier von dem Titancarbid, auf-
genommen wird. (D. R. P. 308 971.)
Bogenlichtelektroden zur Erzeugung kurzwelliger Strahlen enthalten neben Eisen oder
Eisenverbindungen Aluminium, Zink oder Magnesium bzw. neben Titaneisen noch Kryolith,
Zinkborat und Kaliununagnesiumfluorid, also Stoffe, die annähernd dort Strahlungsmaxima
haben, wo die Minima der Eisenstrahlung liegen. Der Lichtbogen wird zweckmäßig in einer sauer-
stoffarmen Atmosphäre erzeugt. (D. R. P. 311) 217.)
Zur Verwertung der "Qberreste von Bogenlampenkohlen erhitzt man sie in Tiegeln auf 2000
bis 2500°, trägt sie heiß in Öl ein, beläßt sie darin 12-36 Stunden, trocknet das zermürbte Material
in warmen Räumen und mahlt es zu Pulver, das dann durch geeignete Zusätze auf Farben, Kitte,
Tuschen oder Stempelfarben verarbeitet werden kann. (D. R. P. 148 793.) Nach einer Abände-
rung des Verfahrens erhitzt man die Abfälle der Bogenlampenkohlen bei Herstellung von groben
Handelsfarben, Kitten oder Härtepulvern auf 1200-1400°, enthärtet das Material durch
sehr langsames Abkühlen und mischt es als rußartiges Farbpulver in bekannter Weise mit Binde-
mitteln. (D. R. P. 168 161.)
Platindraht gewunden ist. Der Strom wird durch einen elektrischen Klingelleitungsdraht zuge-
führt, dessen Verbindung mit dem Platindraht durch Umwickeln mit Platinfolie geschützt ist.
(E. A. Lewis, Ref. i. Zeitscbr. f. angew. Chem. 28, 93.)
Zur elektrolytischen Raffination von Bronzeanoden verwendet man als Elektrolyt
eine Lösung von Alkalibisulfat neben Kupfervitriol, so daß die krystallinische Zinnsäure mit den
übrigen Teilen der den Anodenschlamm bildenden Verunreinigungen zu Boden sinkt und nicht
in den Elektrolyten übergehen kann. (D. R. P. 312 941.)
Nach Analysenergebnissen von E. S. Sperry enthalten die verschiedenen gewalzten Nicke I-
anoden des Handels zwischen 77,72 und 90,13% Nickel, 15,16-4,67% Eisen, 3,89-3,20% Zinn,
2,17-1,12% Silicium, 0,11-0,09% Kupfer und 0,95-0,79% Kohlenstoff, und man unter-
scheidet dementsprechend 80-, 85-, 90- und mehrproz. Qualitäten. {Ztschr. f. angew. Chem. 19,
681.)
Über das Schweißen von Nickelanoden, die aus 90% Nickel, 8% Kohlenstoff und
2% Eisen bestehen, mittels des Acetylensauerstoffverfahrens, siehe Eng. M;in. Journ. 100, 19.
Eine Elektrode für galvanische und metallurgische Bäder, elektrische Öfen und Batterien,
insbesondere verwendbar als Anode bei der Elektrolyse von Schwefelsäure- und Sulfatlösungen,
besteht aus Wolfram, das mit Platin, Iridium, Ruthenium oder Gold überzogen ist. {A. P.
1077 920.)
40. Vakuumröhren-Elektroden.
Als Glühkathodenmaterial für Entladungsröhren eignet sich das gut leitende, chemisch
unangreifbare, hoch schmelzende Iridium, das vom Heiz- und Entladungsstrom durchflossen
wird, undWolframoder ein anderes Metall von hoher Elektrodenemission, das mit dem ersteren
Metall in leitender Verbindung steht, von ihm beheizt und vom Entladungsstrom durchflossen
wird. (D. R. P. 303 274.)
Die Herstellung elektropositiver Vakuumröhrenelektroden ist dadurch gekennzeichnet,
daß ein weniger elektropositives Material erst unter Ausschluß von Sauerstoff im Vakuum in ein
elektropositiveres Material, also z. B. Zink, in sein Amalgam verwandelt wird. (D. R. P. 307 674.)
Chemische Hilfsmittel elektrischer Stromarbeit. 59
Ein Verfahren zur Herstellung von Kathoden aus einem schwer schmelzbaren Metall für
elektrische Entladungsgefäße mit reiner Elektronenentladung ist dadurch ~ekennzeichnet, da!3
die Wolframkörper, die Thorium oder sein Oxyd enthalten, zwecks AnreiCherung an metalli-
schem Thor oder einem anderen oxydierbaren thorhaltigen Stoff evtl. zuerst auf 2900° und dann
auf 2200-2300° (absolut) erhitzt werden. (D. R. P. 311102.) .
Eine Röntgenröhre mit Glühkathode und Hochvakuum ist durch Anwendung einer Anti-
kathode gekennzeichnet, die aus einem größeren Molybdänkörper mit eingelagertem Wolfram-
einsatz besteht, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, die Antikathode bis auf helle Weißglut zu
erhitzen. (D. B. P. 316 554.)
Zur Herstellung von Elektroden oder deren Legierungen in Entladungsröhren zersetzt man
in den Röhren selbst, die die Metalle liefernden Verbindungen oder Reaktionsgemische, z. B.
Metallazide, wie Natriumazid allein oder im Gemenge z. B. mit Bariumchlorid. (D. B. P.
328 494.)
Nach D. B.P. 325 941 brsteht eine Röntgenröhren-Antik athode aus einem Wolfram- oder
Molybdänkörper, der mit Platin, Iridium oder einer Legierung der beiden Metalle verspiegelt ist.
Vgl. D. B. P. 309 232.
Nach D. R. P. 825 002 besteht die Kathode einer hochevakuierten Entladungsröhre aus
Wolfram, das man mit Wasserstoff belädt, so daß die spezifische Elektronenemission über den
dem unbehandelten Wolfram eigenen Wert gesteigert wird.
(D. R. P. 148 986.) Nach einer Ausführungsform des Verfahrens werden die Asbestkörper vorher
zur Erhöhung der Säurebeständigkeit mit Säuren behandelt. (D. R. P. 156 794.) Nach einem
weiteren Zusatzpatent tränkt man die Asbestkörper mit heißem Wasserglas und schlägt mittels
Säuren die Kieselsäure nieder. Die Produkte sind säurebeständig. (D. R. P. 160 981.)
Zur Herstellung eines in erwärmten Zustande plastischen, in Lösungen nicht erweichenden
Diaphragmas siebt man Schwefel auf eine Asbestscheibe, erwärmt diese sodann etwas über
den Schmelzpunkt des Schwefels, wiederholt die Operation auf der anderen Seite der Scheibe
und legt die Platten, ehe sie verwendet werden, 2-3 Wochen in Säure. Der Widerstand des Dia-
phragmas ist etwas größer als jener der Platten ohne Schwefel, die Diffusion ist jedoch kleiner.
(A. G. Betts, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. UJOS, 1998.)
Um Asbestfilter für Goochtiegel oder für industrielle Zwecke feinporig zu machen,
schlägt man auf und in der Asbestmasse eine Aufschlemmung geglühter, mit Salzsäure extrahierter
Kieselgur nieder und erhält so Filter, die auch-die feinsten Niederschläge zurückhalten. (1. Groß-
feld, Zeltschr. f. Unters. d. Nahr.- u. Genußm. 29, 67.)
Zum Auffrischen von gebrauchtem Filterasbest läßt man die zerfaserte Masse vergären, oxy-
diert die organischen Stoffe auf nassem Wege, wäscht aus, trocknet die Masse bei hoher Tempe-
ratur und unterwirft die Fasern einem Krempelprozeß. (D. R. P. 818 648.)
Halbdurchlässige Filter oder Diaphragmen die man durch Umsetzung (Niederschlags-
bildung) von Kupfersulfat- und Ferricyansalzlösung innerhalb der Poren poröser Platten oder
Röhren aus Ton erhält, eignen sich auch zum Konzentrieren von Flüssigkeiten ohne Er-
hitzung. Man leitet zu diesem Zwecke die betreffende Lösung durch eine sferart präparierte
Tonröhre und leitet weiter eine konzentrierte Salzlösung, die als Entwässerungsmittel dient
(Calciumchloridlösung) im Gegenstrom durch ein jene Tonröhre umgebendes Mantelrohr aus un-
durchlässigem Material. (D. R. P. 222 277.)
Die Anwendung der Schießbaumwolle zum Filtrieren starker Säuren, leicht zersetzbar~r
Flüssigkeiten usw., empfahl schon Böttger in Polyt. Notizbl. 1860, Nr. 7. Sie diente ihm, ähnlich
wie Asbest oder Glaswolle in den Hals eines Glastrichters eingelegt, zur Trennung der mit etwas
Wasser versetzten rauchenden Schwefelsäure von dem sich nach und nach absetzenden Selen-
schlamm, der krystallisierten Chromsäure von schwefelsaurer Mutterlauge, zur Filtration konzen-
trierter Lösungen von übermangansaurem Kali, .Ätzlaugen, Chlorzink, Königswasser usw. Vgl.
ebd. 1871, Nr. 7.
Zur Herstellung säurebeständiger Filtertücher verwebt man entweder durchnitrierte
und völlig gelatinierte Nitrokunstseidefäden oder geht besser noch von fertigen baumwollenen
Geweben aus, die in Anlehnung an die Methode des D. R. P. 72 969 nach besonderen Verfahren
bis zu einem Stickstoffgehalt der Faser von 12,4-12,9% durchnitriert werden. Diese Tücher
zeigen gegenüber den unbehandelten Baumwollgeweben völlig unveränderte Festigkeit, einen
Entflammungspunkt von 170° und sind beständig gegen konzentrierte Säuren und chlorha!tige
Lösungen bis zu Temperaturen von 50°. (Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 316 und 571.)
Zum Filtrieren saurer Flüssigkeiten nitriert man Baumwolltücher durch einstündiges
Einlegen in 40-50gräd. kalte Salpetersäure und folgendes, ebenfalls einstündiges Eintauchen
in konzentrierte Schwefelsäure. Man wäscht dann aus und erhält Tücher, die selbst gegen konzen-
trierte Salzsäure beständig sind, und mindestens viermal solange halten als nicht nitrierte Tücher.
(D. R. P. 72 969.)
Die alB elektrolytische Membranen oder Diaphragmen verwendt>ten nitrierten Gewebe stellt
man in der Weise her, daß man einzelne Fäden, Bänder oder Schnüre aus Pflanzenfaser für
sich nitriert und sie nun erst als Kette mit Asbest- oder Glasfäden als Schuß verwebt.
(D. R. P. 88 681.)
Zur Herstellung von Diaphragmen kocht man geeignete Gewebe, besonders Filz., einige
Stunden lang zwecks Entfettung mit Soda, wäscht sie dann sorgfältig aus, legt sie in getrock-
netem Zustande zwei Stunden in kalte Salpetersäure von 46-48% und sodann während 1-11/a
Stunden in kalte, konzentrierte Schwefelsäure. Nach dem sorgfältigen Entsäuern durch Waschen
in fließendem Wasser werden die Stücke mit 50% Wasser getränkt und bis zum Gebrauch so auf-
bewahrt. Wesentlich ist gegenüber den ähnlichen Verfahren der D. R. P. 58 133 und 88 681
die Entfettung der Gewebe, wodurch die Bedingung zur gleichmäßigen Einwirkung des Nitrie-
rungsmittels geschaffen wird, wobei man gemäß dem D. R. P. 72 969 jedoch derart nitriert, daß
das Gewebe oberflächlich in Mononitrocellulose umgewandelt wird. (D. R. P. 117 060.)
Als Zwischenlage zur Trennung der Elektroden alkalischer Stromsammler verwendet man
die gegen die Lauge völlig beständige und in ihr nur aufquellende Kupferoxydammoniak-
seide in mittels Schwefelsäure ausgefällter Form. (D. R. P. 165 233.)
Zur Herstellung einer starken, sterilisierbaren Dialysatormembrane fertigt man aus fein-
maschigem Seidengewebe die gewünschte, in den Nähten mehrere Male genähte Form, impräg-
niert sie mit nahezu 100° heißer 20-30proz. wässeriger Gelatinelösung, läßt abtropfen, härtet
die Gelatinehülle in eiskaltem Wasser, und bringt das imprägnierte Gewebe nach Feststellung seiner
Dichte und evtl. Wiederholung des Verfahrens auf die Damr von 14 Tagen in 40proz. eiskaltes
Formalin. Das im Eisschrank erhärtete Material wird dann in fließendem Wasser gewaschen
oder auch ausgekocht und ist direkt gebrauchsfertig. (H. W. Hili, Ref. in Zeitschr. f. angew.
Chem. 1906, 4:82.)
Widerstandsfähige Diaphragmen erhält man nach D. R. P. 253 168 durch Tränken ge-
eigneter Faserstoffe mit einer Formaldehydlösung, worauf man die gesteiften Massen mit Kiesel-
säure imprägniert, um sie schließlich mit Guttapercha, Celluloid, Wa<'hs u. dgl. zu iiberziehen.
Zum Ersatz der Pergamentpapier- Diaphragmen für elektrochemische oder elektro-
osmotische Zwecke bereitet man solche aus regenerierter Cellulose. Bei Verwendung dieses
Materiales sind Störungen und Fehler, wie sie sich beim Arbeiten mit dem oft rechtuneinheitlichen
Pergamentpapier ergeben, ausgeschlossen. (D. R. P. 271 001.)
Die Herstellung eines zur Zerlegung von Salzlösungen dienenden Diaphragmas aus Pergament-
papier, das man auf elektrolytischem Wege mit einem aus Kalk bzw. Magnesia und gleichzeitig
Chloriden bestehenden festhaftendem Belag versieht, worauf man die erhaltenen Pergament-
blätter miteinander vereinigt, ist in D. R. P. 64 671 beschrieben.
Ein Diaphragma besteht nach D. R. P. 343 705 aus beiderseitig mit säurefestem Zellstoff-
gewebe umschlossenen, in säurebeständigem Material befindlichem pergarneu tierte m Filtrier-
papier.
Ein besonders für tlas Chlor-Alkaliverfahren nach dem Horizontalprinzip geeignetes Dia-
phragma erhält man durch Pressen und Abbindenlassen eines innigen Gemenges von Zement-
pul ver, Cellulose und Wasser. Die Platten sind um so schmiegsamer, weicher und poröser
je mehr Cellulose sie enthalten, sie sind billiger als die Asbest-Schwerspatplatten, einfach her-
stellbar und enthalten ein Rohmaterial, das einfacher zu beschaffen ist, als die für denselben Zweck
vorge~chlagenen Kul1haare oder Wollfasern. (D. R. P. 807 471.)
Über Filterkörper aus Fäden, die z. B. auf der Karde und auf der Spinnmaschine durch
Parallellegen oder loses, leichtes Drehen von Fasern gebildet sind, wobei man Zylinderkörper
wickelt, die eine sehr große Filterfläche bieten, s1ehe D. R. P. 260 611.
Chemisch e Hilfsmitt el elektrisch er Stromarb eit. 63
Zwn Ersatz der Filterstof fe aus Hanf oder Jute bedient man sich als Filtermat
aus Papierg arn gewebten , in zwei oder mehreren miteinand er verbunde nen erial eines
mit eingelegte m Papiersto ff oder Cellulose material bestehend en Gewebes. Schichten , evtl.
Eine für Brauere izwecke besonders geeignete Filterm asse besteht (D. R. P. 291 ö19.)
Leinen, Jute, Cellulose oder Wollfaser , manchma l auch mit Asbestzu satz, am aus Baumwol le,
besten ~us Bawn-
wolle allein mit weniger als 10% Feuchtigk eits- und höchstens 1% ~schege~a
darf keine in Wasser oder Alkohol löslichen Stoffe enthalten , darf l~. :f?Iese M~sse
diesen Flussigk6 1ten kernen
Geruch verleihen und muß in kochende m Wasser zu einer flockigen gleichmäß
igen,
Masse zerfallen, die bei richtig geleiteter Wäsche mit höchstens 75° warmem Wasser knotenfre ien
auch homogen
bleibt. (W. A. J, Foster, J, Soc. Chem. Ind. 1916, 1170.)
Auch Diaphragmen aus Seife mit einem unterstützenden Gerüst von Glaswolle, Asbest
oder anderen, von den auftretenden Zersetzungsprodukten der Elektrolyse nicht angreifbaten
Materialien wurden vorgeschlagen. (D. R. P. 79 258.)
Zur Reinigung der porösen, bakteriologischen Zwecken dienenden Filter bringt man sie
nach M. F. Grent in eine 1Q-15proz. Chlorkalklösung, behandelt dann in einem Salzsäurebad
und wäscht die Filter schließlich mit frischem Wasser. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 26, 440.)
Zur dauernden Glättung von Membranfiltern behandelt man die feuchten Filterscheiben
kurze Zeit mit heißem Wasser oder mit Wasserdampf von höchsten 120° und kann sie dann
trocknen, ohne daß sie sich physikalisch verändern. (D. R. P. 828185.)
wenn diese vor dem Prozeß vollkommen frei von Schmutz, Fett und Oxyd war, denn an unreinen
Stellen haftet der galvanisch erzeugte Niederschlag nicht oder die chemischen Mittel wirken nicht
ein, das Metall bleibt dort also ungefärbt bzw. der Metallniederschlag blättert ab. Die Reinigung
muß der Behandlung unmittelbar vorhergehen, damit die Metalloberfläche nicht wieder durch
Staub oder die Berührung der Hände beschmutzt wird.
Zuerst erfolgt eine mechanische Reinigung. Mit Bürsten aus Haarborsten, Stahl oder
Messingdraht, mit Sand, Schmirgel, Kalk, Wasser usw. werden die Gegenstände mit der Hand
oder durch Maschinen bearbeitet. Dann werden sie entweder poliert oder mattiert, je nachdem
ob die Farbe nach Beendigung des Prozesses glänzend oder matt erscheinen soll.
Die chemischen Reinigungsmittel lösen Fette und Oxyde. Da die Gegenstände nach der
chemischen Behandlung nicht wieder berührt werden dürfen, um sie nicht von neuem zu verun-
reinigen, müssen sie vorher mit passenden Handhaben, etwa Drähten, versehen werden. Als
fettlösende Mittel dienen Benzin, .Äther, Tetrakohlenstoff, Kerosen usw., in die das Metall
des öfteren eingetaucht wird. Dadurch werden zwar die zu entfernenden Stoffe schnell aufgelöst,
aber die Metalloberfläche wird nicht so vollkonunen gereinigt, daß die Gegenstände ohne weiteres
plattiert werden könnten. Mittel, die sich mit den zu beseitigenden Stoffen emulgieren, wie
beispielsweise die Seifen oder Verbindungen von Seifen mit verschiedenen Chemikalien, müssen
heiß verwendet werden, sie reinigen langsamer als die zuerst genannten Lösungsstoffe, doch ist
die Reinigung in den meisten Fällen so vollkommen, daß die Gegenstände direkt plattiert werden
können. Weiter verwendet man alkalische Laugen, die in heißem Zustande das Fett voll-
kommen entfernen, oder Säuren, die Oxydschichten lösen und so das blanke Metall freilegen,
allerdings geschieht dies bei empfindlichen Waren auf Kosten der Politur.,oder Glätte der Metall-
oberfläche. So dürfen z. B. Zinn, Zink, Blei und Britannia nicht mit Atznatron, sondern nur
mit Soda oder Pottasche behandelt werden und auch dann nur kurze Zeit.
In neuerer Zeit werden die Metalle vielfach auf elektrolytischem Wege gereinigt. Man
hängt die zu reinigenden Gegenstände als Anode in ein schwaches Säurebad (verdünnte Salz-
oder Schwefelsäure), als Kathode verwendet man ein Metallblech aus Kupfer oder Messing und
läßt den Strom durchgehen. Zur Entfernung des Fettes bringt man das zu säubernde Metall
als Kathode in ein basisches Bad. Damit die unverseifbaren Fettstoffe eine dünnflüssige und
leicht abschwimmende Schicht bilden, arbeitet man zweckmäßig zwischen 85 und 100°, am
besten in Elektrolyten, die Pottasche, Soda oder Cyankalium enthalten. Dabei ist die Wirkung
nicht nur eine chemische, also eine Verseifung der Fettstoffe, sondern auch eine mechanische,
die als Folge der explosionsartigen Entwicklung kleinster Wasserstoffbläschen, die die Fett-
schicht mit sich reißen, aufzufassen ist.
Nach der Reinigung werden die Metallgegenstände in viel reinem Wasser, am besten Regen-
wasser, abgespült. Näheres in Bayer. lnd.· u. Gew.-Bl. 1911, 144; vgl. A. Barth, Chem.-Ztg. 1911,
356.
Verfahren und Vorrichtung zur Durchführung von Blechen durch elektrolytische Bäder,
insbesondere für Reinigungs- und Metallniederschlagsarbeit, sind in D. R. P. 324 473 be·
:schrieben.
Eine Metallreinigungs- und Entfettungsanlage, die aus einem dampfdicht schließenden Wasch-
gefäß besteht, das das Benzin, Benzol oder ähnliche Flüssigkeiten aufnimmt, ist in D. R. P. 331 001
und 331 636 beschrieben.
Die nach D. R. P. 92132 zum Galvanisieren verwendeten elektrolytischen Lösungen mit
Zusatz von milchsaurem Ammon lassen sich nach D. R. P. 92 560 auch zum Beizen, später
zu galvanisierender Metallgegenstände benützen.
Nach D. R. P. 206196 wird ein Entfettungsbad für metallische, zu galvanisierende Gege~stände
hergestellt durch halbstündiges Kochen einer wässrigen Lösung bzw. Suspension von Ätzkali,
Ätznatron, gelöschtem Kalk, Cyankalium und feinem Sägemehl.
Nach D. R. P. 257 990 reinigt und entfettet man Metall-, namentlich Schmuckgegenstände in
alkalischen, wasserstoffsuperoxydhaltigen Laugen. Nach Zusatz 261984 verwendet man
statt des Wasserstoffsuperoxyds Metallsuperoxyde, z. B. eine Lösung von 10 kg Natrium-
superoxyd, das man mit 30 kg Eis gelöscht hat, in 100 l Wasser, entfettet in dieser Lösung die
Gegenstände unter Mitverwendung mechanischer Reinigungsmittel und spült sie nach Aufhören
des Schäumens gründlich ab. Durch die an der Oberfläche des Metalles stattfindende Sauerstoff-
entwicklung werden mechanisch alle Schmutzteilchen entfernt und manche Verunreinigungen
löslich gemacht, so daß eine gleichmäßige Einwirkung der Lauge auf das Metall stattfinden kann.
Zum Abbeizen von Metallgegenständen bestreicht man sie mit heißem Wasserglas
und kühlt den Silicatüberzug ab, der sich dann leicht entfernen läßt. (D. R. P. 267 667.)
Nach D. R. P. 221 090 entfettet und reinigt man polierte Metallwaren durch Aufspritzen
heißer, völlig klarer Lösungen von Seife, Ätzalkalien, Soda usw., jedoch mit Ausschluß von
Kalkmilch, da deren feste Bestandteile die Ware mechanisch ungünstig beeinflussen würden.
Das Aufspritzen muß unter geringem Druck erfolgen, um die Politur der Ware zu schonen. Nach
einer Zusatzpatent-Anmeldung wickelt man die zu reinigenden Gegenstände in Tücher aus Jute
oder Leinen, wobei während der Bewegung der Gegenstände in der Trommel die Reibung an den
Geweben die Reinigung befördert und gleichzeitig die Gegenstände gegen Beschädigung durch
die Reibung aufeinander geschützt werden. (D. R. P. Anm. S. 31 364. Kl. 48 a.)
Galvanostegie. 67
Nach D. R. P. 112186 arbeitet man mit Kalkmilch unter hohem Spritzdruck
Zur Reinigung elektrolytisch zu überziehender Metalle hängt man die Gegenstände als
Anoden in eine verdünnte Säurelösung, wobei, um die Lösung möglichst sauer zu erhalten,
noch unlösliche Anoden aus Kohle angeordnet werden, an denen sich während des Betriebes
freie Säuren entwickeln. (D. R. P. 74 402.)
Zum elektrolytischen Entfetten von Metallgegenständen hängt man sie nach D. R. P. 121674
als Kathode in ein Bad von 5 kg Pottasche in 50 I Wasser und elektrolysiert kräftig mit Ver-
wendung einer Kohlenanode während 5-10 Minuten. Zweckmäßig werden die Gegenstände nach-
träglich noch mechanisch in einer warmen Sodalösung bearbeitet.
Zur Entfettung von Gegenständen, die einen galvanischen Überzug_ erhalten sollen, werden
sie, nach einem Referat in Chem.-Ztg. Rep.1909, 204, als Kathode in ein Atzalkalibad gebracht,
dem man von Zeit zu Zeit etwas Cyankalium zufügt. (10 I Wasser, 450 g Ätzkali, 350 g Cyan-
kalium.) Man elektrolysiert mit 4-8 Volt Spannung bei nahezu Siedetemperatur. Das an
der Kathode auftretende Alkali verseift die Fette, während der zugleich sich entwickelnde Wasser-
stoff die verseiften Fette mechanisch losreißt und sie an die Oberfläche des Bades treibt. Das
Cyankalium reduziert einen Teil des an der Anode entwickelten Sauerstoffes, so daß dieser nicht
oxydierend wirken kann. Nach D. R. P. 200648 erhält die konz. alkalische cyankaliumhaltige
Lösung zweckmäßig einen Zusatz von Alkalisulfiten, -bisulfiten oder -thiosulfaten.
Oder man führt die Drähte, Bänder, Bleche usw. als Anode kontinuierlich durch eine alka-
lische oder neutrale Lösung eines Elektrolyten hindurch, wobei große Geschwindigkeit und eine
Stromdichte von über 30 Amp. pro qcm angewendet werden. (Elektrochem. z. 1917, 164.)
Oder man bringt die vor der Galvanisierung und Emaillierung zu beizenden Metallgegen-
stände in einen Elektrolyten aus Kochsalz oder Magnesiumsulfat, durch den Wechsel-
strom hindurchgeschickt wird. Es ist zu beachten, daß die Gegenstände nicht mit den Elektroden
in Berührung kommen dürfen. (A. P. 1109 338.)
Zum gleichzeitigen Reinigen und Elektroplattieren von Metallen (außer Aluminium) ver-
wendet man ein 80° warmes Bad, bestehend aus 3,8 l Wasser, 170 g Ätznatron, I 70 g calc. Soda. 28 g
kieselsaurem Natrium (Wasserglas), 7 g kieselsaurem Aluminium, 28 g Natriumcyanid, 28 g
Kupfercyanid (70% Metall, 30% Cyan).- Die Spannung soll beim PlattierE;~ von Eisen und Stahl
6, bei anderen Metallen 4-5 Volt betragen. Bei schnell herzustellenden Uberzügen können als
Stromstärke 25 Amp. pro engl. Quadratfuß oder mehr gewählt werden. - Bei der in einem
eisernen Bottich hergestellten Badflüssigkeit kommt Gleichstrom zur Anwendung. Der Bottich
wird direkt mit dem positiven Pol verbunden. Die aus dem niederzuschlagenden Metalle be-
stehenden Anoden sind direkt mit dem Elektrisierbottich in leitende Verbindung zu bringen.
Der negative Pol muß vom Bottich isoliert werden und der negative Strom kann direkt oder
über einen Widerstand, der einen Strom von großer Stromdichte und geringem Widerstand
hindurchgehen läßt, zugeführt werden. (Bayer. lnd.· u. Gew.·Bl. 102, 124.)
Durch abwechselndes Elektrolysieren des Eisens als Kathode und Anode in einem sauern
Kupfervitriol enthaltendem Bade kann man die Stücke nach E. P.162 391 rasch und sicher
dekapieren.
Über Reinigung von Metallen durch elektrische Erhitzung im Lichtbogen siehe D. R. P.
201 017.
Vgl. das Kapitel "Eisenbeizen" [128].
soll etwa 18-20° C sein, wenn sie nicht in Spezialfällen heiß zu verwenden sind. Die Gefäße
sind je nach der Beschaffenheit des Elektrolyten aus Holz, Steingut, emailliertem Eisen oder aus
Ziegeln aufgebaut und mit Zement verputzt. Bei der kathodischen Färbung muß die
Anode aus dem Metall bestehen, das an der Kathode niedergeschlagen werden soll, und zwar aus
reinem Metall. Diese Anode ist dann im Elektrolyten löslich und das durch die Elektrolyte ver-
brauchte Metall wird dadurch automatisch wieder ersetzt.
Außer von der Beschaffenheit des Bades hängt das gute Gelingen der Galvanisation von der
richtigen Stärke und Spannung des elektrischen Stromes und von der Dauer des Pro-
zesses ab.
Die Dichte und Kohäsion der elektrolytisch gefällten Kupfer-, Blei- und Silberniederschläge
wird durch gewisse Zusatzmittel, die empirisch festgestellt wurden, wesentlich erhöht. So arbeitet
man z. B. bei der Elektrolyse von Kupfersulfat mit Benzoesäure, Eichenholzteer und Hydroxyl-
amin oder 10 g Leim für 1 l Badflüssigkeit. Für Bleifluorsilicat mit Gelatine, Leim, Pyrogallol,
Resorcin, Saligenin, o-Aminophenol oder Hydrochinon. Für Bleinitrat mit Pyrogallol oder Hydro-
chinon. Für Silber Cyankalium mit Schwefelkohlenstoff, den man ebenso wie Gelatine oder Gummi-
arabicum auch dem Silbermethylsulfatelektrolyten zusetzen kann. Für Silbernitrat genügen
auf 5-10 000 Tl. des Elektrolyten 1 Tl. Leim oder Gelatine. Die geeignetsten Zusatzmittel sind
für die genannten Metalle nach Untersuchungen von R. P. Jarvls und E. F. Kern die Verbindungen
der Phenolreihe, deren Wirksamkeit mit der Anzahl der Hydroxylgruppen wächst. (Ref. in
Zeitscbr. f. angew. Chem. 1909, 981.)
Wie erwähnt, wurden diese Zusatzmittel auf rein empirischem Wege gewonnen und man
weiß nur, daß mit der Größe des Molekulargewichtes und der steigenden Zahl der Hydroxyl- und
Aminoradikale auch die Wirksamkeit der organischen Substanz in Hinsicht auf die Erzielung
dichter, wenig krystallinischer Metallniederschläge wachst.
Nach D. R. P. 77 906 fügt man dem Bade Gerb- oder Gallussäurelösung zu, bzw. ersetzt
sie nach dem Zusatzpatent durch eine durch Einkochen verdickte Mischung einer das Metall
angreifenden Säure mit einer Gerb- oder Gallussäurelösung. (D. R. P. 79 804.)
Nach D. R. P. 104111 löst man zur Herstellung elektrolytischer Bäder die Metallsalze statt
in Wasser in reinem Glycerin oder, falls dies nicht möglich wäre, in anderen Lösungsmitteln
(Alkalien, Säuren oder Alkohol} und vermengt diese Lösungen dann mit Glycerin. Der Gly-
cerinzusatz hat den Zweck, Stromverluste, die durch Depolarisationswirkungen an den Elek-
troden hervorgerufen werden, zu vermeiden.
In D. R. P. 204820 wird empfohlen, dem Elektrolyten für Metallüberzüge eine Lösung voa
Natriumglyceroborbenzoat, hergestellt aus gleichen Teilen Natriumboroglycerid und
Natriumborobenzoat, zuzusetzen.
Nach D. R. P. 113463 können Metalle auf elektrochemischem Wege gefärbt bzw. metallisiert
werden, bei Anwendung eines gelatinösen, erstarrten Elektrolyten, der aus einer Metallsalz-
lösung und Leim, Gelatine od. dgl. besteht. Der Gegenstand dient als Anode und erhält seine
Färbung durch die an der Anode gebildeten Gase, die durch den gelatinösen Elektrolyten ver-
hindert werden, zu entweichen; es bilden sich so unlösliche Verbindungen, die noch während des
Entstehans durch die dem Elektrolyten beigegebenen Reagenzien in andere übergeführt werden,
so daß der Gegenstand eine charakteristische Färbung erhält.
Zur Verdickung des Elektrolyten galvanischer Elemente verwendet man z. B. Gips oder
ein anderes Erstarrungsprodukt, dem man das Gerinnen verzögernde Stoffe wie Eibischextrakt
und zugleich z. B. Infusorienerde zusetzt, die der Entmischung der Masse vorbeugen, so daß nach
dem schließliehen Erstarren des Gipses ein poröses Skelett zurückbleibt, das große Flüssigkeits-
mengen aufsaugt. Nach D. R. p, 324 687 eignet sich etwa eine Mischung von 10 Tl. Infusorien-
erde .;und 25 Tl. langsam erhärtende Gipsmasse auf je 100 Tl. Elektrolyt.
Uber die Verwendung von Süßholzextrakt zur Erzeugung glänzender, tief blauschwarzer
Nickelüberzüge, ferner über die galvanische Verzinkung ebenfalls unter Zusatz von Glykosiden
nach den Angaben von A. Classen, schließlich über die Dunklerfärbung der Niederschläge, die
man durch eine starke Verminderung der ursprünglichen Normalabscheidungsspannung von 3 Volt
auf 0,25 Volt erzielt, siehe D. R. P. 183 972 und Elektrochem. z. 1917, 163.
Nach D. R. P. 210 662 ist es zweckmäßig, zur Erzeugung festhaftender und glänzender Metall-
niederschläge dem elektrolytischen Bade außer den Zuckerarten auch noch einen Gärungs-
erreger, beispielsweise in Gestalt von Hefe, zuzusetzen.
Nach A. P. 1380142 setzt man dem galvanischen Metallisierungsbade geringe Mengen
Sulfitablauge zu.
Nach F. P. 449822 versetzt man Metallsalzlösungen oder deren Gemische (Cyanide der
schweren Metalle oder Chloride der Edelmetalle, Doppelsulfate von Nickel und Zink usw.) zur
Herstellung von Elektrolyten, zuerst mit Magnesiumborocitrat, erwärmt dann, fügt in der
Kälte 15% eines Gemisches von 1 Mol. Traubenzucker und 3 Mol. Citronensäure oder 2 Mol.
Weinsäure zu und verwendet die Lösungen direkt zur Herstellung galvanischer Niederschläge.
Es müssen jedoch solche Metallsalzlösungen vermieden werden, die mit Magnesiumborcitr!lt
einen unlöslichen Niederschlag geben. (Elektrotechn. z. 1917, 164.)
Zur Herstellung dichter, zäher und gleichmäßiger Metallniederschläge verwendet man nach
D. R. P. 134 736 die ätherschwefelsaure Lösung des niederzuschlagenden Metalles als Elektro-
lyten. Vgl. D. R. P. 132 228: Zusatz von Salzen der S ulfosäuren aromatischer Kohlenwasser-
Ataffe zum Elektrolyten.
Galvanostegie. 69
Zur Verbesserung galvanischer Niederschläge setzt man der Kaliumcyanidlösung die fünf-
fache Menge gleichstarker Bisulfitlösung zu, wodurch die Fällung basischer Sa'ze verhindert,
zugleich aber ein Teil des freien Cyanides neutralisiert wird. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Ch<'m.
24, 517.)
Zu einer soliden Verkupferung verwendet man heute seltener saure Bäder, da diese
das Grundmetall mehr oder weniger angreifen. wobei sich, durch das Grundmetall ausgefällt, Kupfer
pulverig, aber nicht festhaftend auf den Gegenständen abscheidet. Zur Ausführung der Ver-
kupferung, die meistens mit einer Stromspannung von etwa 3 Volt erfolgt, bedient man sich ent-
weder geeigneter Tongefäße oder ausgepichter Holzwannen, die jedoch für cyankaliumhaltige
Bäder nicht benutzt werden dürfen, da letztere das Pech auflösen. Am besten eignen sich Pitch-
pinewannen, die keiner Auskleidung bedürfen.
In Jahr.-Ber. f. ehern. Techn. 1860, 138 beschreibt. Petitjean einen sehr einfachen Apparat
zur galvanischen Verkupferung: Man bringt ein mit Kupfervitriollösung gefülltes Kupfergefäß
in ein zweites Gefäß, das 20 proz. Schwefelsäure enthält, und taucht in letztere einen Zinkstab,
der durch einen Draht leitend mit dem in die Kupfervitriollösung eingetauchten zu verkupfern-
den Gegenstand verbunden ist. Weder Zink noch der Gegenstand dürfen die Gefäßwandungen
berühren. Man erhält so nach 1 Stunde einen festhaftenden Kupferniederschlag, der auf
1 qdm etwa I g Kupfer enthält.
Neuzeitlich verfährt man bei Anwendung saurer Bäder z. B. wie folgt: Man legt die
Elektroden horizontal in das Bad ein, und zwar die Anoden über die Kathoden, wo-
durch eine ständige Vermischung der im oberen Teil des Bades gebildeten neuen spezifisch
schweren Lösung mit der alten, amBoden befindlichen eintritt. Zwischen Anode und Kathode
befindet sich ein mit Seide bespannter Rahmen, der eine Berührung der von den Anoden ab-
gefallenen Teilchen mit der Kathode verhindert. Zur Erzielung eines dichten und festen Kupfer-
niederschlages nach diesem Verfahren empfiehlt Schönheck z. B. einen Elektrolyten, der in
100 Tl. Wasser 25 Tl. krystallisiertes Kupfervitriol und 2,5 Tl. konzentrierte Schwefelsäure
enthält. Man elektrolysiert bei einer Elektrodenentfernung von 8 cm und einer Dichte von 6
bis 10 Amp.fqdm. mit einer Spannung von 0,8 Volt pro Amp. und vermag so, bei Anwen-
dung geringer Stromdichte, dennoch das Verfahren wesentlich abzukürzen. (R. Kurzmann,
Elek~ochem. Zeitschr. 1909.)
Über "Ormolu-Vergoldung" von Zink oder Antimonbleiartikeln in einer schwach-
schwefelsauren Kupfersulfatlösung, wodurch die überzogenen Oberflächen ein satinartiges
Aussehen erhalten, siehe J. W. Manson, Brass World 1906, 155.
Eine Verbesserung bei der elektrolytischen Rupferahscheidung läßt sich nach E. P. 20380/06
erzielen, wenn man dem Elektrolyten, bestehend aus 12% Kupfersulfat und 12% Schwefelsäure,
1% Aluminiumsulfat beifügt und bei 65° elektrolysiert.
Nach Cb. H. Proctor, Chem.-Ztg. Rep. 1910, 280, werden einem Elektrolysierungsbade von
210 g Kupfersulfat, 1 1 warmem Wasser und 16 g Schwefelsäure 16 g Alaun zugefügt.
Auch alte, saure Kupferlösungen geben mit diesem Zusatz bessere Niederschläge als nach dem
älteren Verfahren, nach dem man der Kupferlösung Glucoside zusetzte.
Zur Erzielung gleichmäßiger Überzüge bei der elektrolytischen Erzeugung von Kupfer-
niederschlägen setzt man nach R. F. Clark, Cbem.-Ztg. Rep. 1910, 280, dem sauren Bade pro Liter
8 g Alaun zu und verdünnt auf 15° Be. Der Alaun erhöht die Leitungsfähigkeit der Lösung,
ähnlich wie Borsäure dies im Nickelbade tut; durch Zusatz von Gummi oder Schellack zum
sauren Kupferbade wird ein schön glänzender Niederschlag erhalten.
Die Beschreibung eines älteren Verfahrens, Zink, Zinn, Blei, Eisen, Stahl galvanisch in
cyankaliumhaltigen Bädern zu verkupfern, zu vergolden, zu versilbern oder zu bronzieren, von
G. Hossauer, findet sich in Polyt. Zentr.-Bl. 1855, 1070.
In D. R. P. 72 979 wird empfohlen, als Elektrolysierungsbad zur galvanischen Verkupferung
eine Lösung von Cuprocu prisulfid in Cyankali um zu verwenden. ·
Das Kupfercyanid kann in den Verkupferungsbädern nicht durch billigere Kupfersalze
ersetzt werden, da man mit jenem Salz sowohl hinsichtlich des Stromverbrauches als auch,
was Beschaffenheit des Kupferüberzuges betrifft, am vorteilhaftesten arbeitet. (C. Weber, Ref.
in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 453.)
An Stelle der bisher verwendeten elektrolytischen Kupfercyanidbäder empfiehlt F. T. Mathers
eine Lösung von 4,5% Kupfercyanid, 4,3-4,7% Natriumcyanid und 4% Natriumcarbonat.
Das Bad wird unter Steigerung der Stromdichte auf 0,65 Amp./qdm am besten zwischen 60 und 80°
verwendet. (Meta! lnd. 16, 359.)
Zur Elektroplattierung von Stahl, Eisen und anderen Metallen, außer Aluminium, stellt
man nach Ch. H. Proctor ein Bad aus 3,8 l Wasser, 170 g Ätznatron, 170 g calc. Soda, 28 g Wasser-
glas und 7 g Aluminiumsilicat her, das, in einem eisernen Bottich angesetzt, in dieser Zusammen-
setzung zunächst als.Reinigungsflüssigkeit dient und nach Zusatz von 28 g Kupfercyanid
(70% Metall und 30% Cyan), gelöst in der Lösung von 28 g Natriumcyanid in 66° warmem Wasser,
bei 80° im Gleichstrom direkt zum Plattieren verwendet werden kann, wobei man bei Eisen und
Stahl mit 6, bei den anderen Metallen mit 4-5 Volt Spannung und 25 Amp. Stromstärke pro
Quadratfuß arbeitet. Messing- bzw. Bronzeüberzüge werden ebenso wie diese Kupferüber-
züge erhalten, wenn man z. B. Zinkcyanid zugibt und die Kupfercyanidmenge in demselben
Maße herabsetzt, so daß die Menge der Metallcyanide gleich ist jener des Natriumcyanids. Die
Anoden bestehen aus dem niederzuschlagenden Metall und sind mit dem an dem Bottich ange-
schlossenen positiven Strom verbunden, während der negative Strom über den vom Bottich
isolierten Pol direkt oder über einen Widerstand eingeleitet wird. Dem Verfahren wird die Mög-
lichkeit schnellen Arbeitens nachgerühmt; man erhält z. B. festhaftende Kupferüberzüge,
Galvanostegie. 73
deren Aufbringung im sauren Bade 45 Minuten dauert, schon in 3-4 Minuten. (Metallarbeiter
1918, Heft 1/2.)
Um auch bei sehr bedeutender Stromdichte in kurzer Zeit gute Kupferniederschläge zu
erhalten, elektrolysiert man nicht wie sonst das Sulfat, sondern Kupfernitrat unter Zusatz
von Salmiak mit einer Stromdichte von 8 Amp.fqdm. (Elektrotecbn. z. 1892, 406.)
Nach E. Jordis, Zt>itschr. f. Elektrochem. 189ö, 187 erhält man festhaftende Kupferniederschläge
in beliebiger Dicke auf Eisen oder Zink, wenn man in milchsaurer Lösung arbeitet. In ähnlicher
Weise wie Kupfer lassen sich auch Silber oder Legierungen wie Messing usw. niederschlagen.
Nach A. P. 946 903 erhält man einen Elektrolyten für elektrolytische Kupferfällung durch
Lösen von 12 Tl. Kupferfluorsilicat, 8 Tl. Ammoniumfluorsilicat, 6 Tl. Ammoniumtartrat
und 5 oder mehr Teilen Fluorammonium in 100 Tl. Wasser. Statt Ammoniumtartrat kann man
auch Gelatine oder Tannin zusetzen.
Brown und Mathers, Rer. i. Jabr.-Ber. f. ehern. Techn. 1906, 291 empfehlen zu demselben
Zweck ein Bad, das im Liter Wasser 60g Kupfersulfat, 50g .Ätznatron und 160 g Natriumkalium-
tartrat enthält. Vgl. auch Metallurgie 1906, 424.
Ein anderer Kupferelektrolyt enthält in 1000 Tl. Wasser 40 Tl. gelbes Blutlaugensalz, 20 Tl.
kohlensaures Kali und 20 Tl. unterschwefligsaures Kupferoxydul, letzteres erhaltbar durch Zer-
setzung von unterschwefligsaurem Kalk mit Kupfervitriol oder durch Digestion des Kalksalzes
mit kohlensaurem Kupferoxyd als eine farblose, süß schmeckende Flüssigkeit. Zur Herstellung
eines Messingüberzuges werden noch 20 Tl. Zinksulfat zugesetzt. (Dingi. Joum. 1ö0, 77.)
Als bestes Zusatzmittel zur galvanischen Fällung von Kupfer aus arsenikha.ltigen Elektro-
lyten eignen sich 0,01-0,02% Gelatine mit 0,01% Chlor als Kochsalz, wenn man Kupfersulfat
in der Lösung hat. Bei einem Elektrolyten der Halogenverbindungen des Kupfers enthält kann
man auch Salzsäure und Kupferchlorür oder Kupferchlorid anstatt Kochsalz bzw. Leim an Stelle
der Gelatine verwenden. (Cbing-Yu-Wen und E. F. Kern, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 25,
1255.) .
"Über die Wirkung organischer Kolloide auf die elektrolytische Kupferabscheidung (Glanz-
galvanisation) berichten E. Möller und T. Babntje in z. f. Elektrochem. 1906, 317. Verff. stellten
eine sehr starke Beeipflussung des Kupferniederschlages, besonders durch Gelatine und Eiweiß,
fest, und zwar in dem Sinne, als das G;~wicht des ausgefällten Kupfers um etwa 2% größer war,
als bei Verwendung der reinen Lösung. Uberdies wurden die Kupferüberzüge bei nicht zu geringer
Stromdichte (0,035 Amp.fqcm) vollkommen homogen und außerordentlich glänzend. Jeden-
falls wirken die Kolloide verzögernd auf die fällende Wirkung der Elektrolyte auf Hydrosole ein,
so daß die gleichmäßigere Ablagerung zustande kommt.
Auf galvanischem Wege kann man auch Legierungen niederschlagen, z. B. Messing, Tom-
bak, Bronze, Neusilber. Durch verschiedene Regulierung der Stromstärke kann man den einen
oder anderen Bestandteil der Legierung stärker auftragen und so verschiedene Farbtöne er-
zeugen.
Aus galvanischen Bädern, die mehrere Metalle enthalten, wird das weniger positive Metall
zuerst am nega.~iven Pol niedergeschlagen, im Messingbad z. B. bei schwachem Strom mehr Kupfer
als Zink, der Uberzug wird also röter als bei starkem Strom, unter dessen Einfluß mehr Zink
abgesetzt wird.
Uber die Ursache der Bildung vielfarbiger Messingüberzüge und die Beseitigung dieses
Fehlcrs wird in Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 1911, 472 berichtet.
Ungleiche Färbung von galvanischen Messingüberzügen entsteht dann, wenn das Bad nicht
genügend freies Cyanid enthält, so daß sich die Anoden mit einer Decke überziehen, die den Durch·
gang des elektrischen Stromes verhindert, und weil für die Messingfällung ein stärkerer Strom
nötig ist als für Kupfer, schließlich nicht mehr gelbes Messing niedergeschlagen wird. Durch
Zusatz von Cyanidlösung läßt sich der Mißstand leicht beseitigen.
Man fügt demnach während der Elektrolyse von Zeit zu Zeit von einer Vorratlösung,
die aus einer 20 proz., wässerigen Cyankaliumlösung besteht, kleine Mengen dem Bade zu, rührt
t1!U und entfernt einen ev. vorhandenen Anodenbelag mit einer langstieligen Metallbürste, ohne
dte Anoden aus dem Bade zu entfernen. Durch dieses Verfahren wird der Oberzug gleichmäßig,
obwohl die Farbe häufig zu wünschen übrig läßt, da ein Cyankaliumüberschuß einen weißen Zink-
überzug erzeugt. In diesem Falle fügt man dem Elektrolyten kohlensaures Kupfer zu, bis die
richtige gelbe Farbe entstanden ist ; ist der Überzug zu rot, dann hilft man sich durch Zugabe
von kohlensaurem Zink.
74 Die Metalle.
Dicke, jedoch spröde galvanische Messingüberzüge entstehen dann, wenn bei der Her-
stellung zur Beschleunigung der Arbeit starke elektrische Ströme angewendet werden, so daß
starke Entwicklung von Wasserstoff eintritt, der von dem Messing zurückgehalten, die Sprö-
digkeit verursacht. Durch Erhitzen auf Rotglut kann man den Mißstand beseitigen. Manerhält
weiche Überzüge nur dann, wenn man das Messing unter Verwendung schwacher Ströme
sehr langsam niederschlägt, da der Metallniederschlag dann nicht W assarstoff zu okkludieren
vermag, was besonders leicht bei Anwendung eines sehr starken Stromes eintritt. (Ref. in
Zeitschr. I. angew. Chem. 26, 1266.)
Um die Oberfläche der Metalle mit Messing zu überziehen, wird nach alten in Elsner's
Chem. techn. Mitt. enthaltenen Angaben folgendes Bad angewandt: Auf 5000 Tl. destillierten
Wassers kommen kohlensaures Kali 610 Tl., Kupferchiarid 25 Tl., Zinkvitriol 48 Tl., salpeter-
saures Ammoniak 305 Tl., Cyankalium 12 Tl.; letzteres wird in kaltem Wasser besonders ge-
löst, die übrigen Stoffe in 80° warmem Wasser. Nach dem Erkalten wird das Ammoniaksalz
hinzugesetzt. Man elektrolysiert nun 5 Stunden bei 25°, wobei sich die Messingschicht allmählich
mit schöner Farbe auf die Gegenstände niederschlägt.
Ein anderes Messingbad enthält 500 Tl. kohlensaures Kali, 20 Tl. Chlorkupfer, 40 Tl. schwefel-
saures Zink und 250 Tl. salpetersaures Ammoniak, in 5000 Tl. Wasser.
Sollen die Gegenstände einen Bronzeniederschlag erhalten, so werden statt 48 Tl.
Zinkvitriol 25 Tl. Zinnchlorid angewandt und statt 20 Tl. 48 Tl. Kupferchlorid. Bei dem
Vermessingen wird eine Elektrode von Messing, bei dem Bronzieren eine von Bronze angewandt
und I?it dem Kupferpol, der Gegenstand aber mit dem Zinkpol verbunden. (E. P. vom Jahre 1848.)
Über Herstellung von haltbaren galvanischen Messingniederschlägen auf Metallen in einem
Bade, bestehend aus den Lösungen von 1 Tl. Kupfervitriol in 4 Tl., 8 Tl. Zinkvitriol in 16 Tl.,
18 Tl. Cyankalium in 36 Tl. heißem Wasser (zum Schluß verdünnt auf 250 ccm) mit Messinganode
in fast kochendem Elektrolyten, siehe Heeren, Dingi. Journ. 121, 44.
Nach l. J. Hesz, Chem. Zentr.-BI. 1880, 106, verfährt man zum galvanischen Niederschlagen
des Messings in der Weise, daß man in eine Lösung von 84 g Natriumbicarbonat, 54 g Salmiak
und 13 g Cyankalium ebensowohl als Anode wie auch als Kathode ein Messingblech einsetzt
und den Strom 1 Stunde lang durchleitet. Das so hergestellte Bad soll sich ohne weiteres zum
Niederschlagen einer klaren, einheitlichen Messingschicht eignen.
Nach einem Referate über eine Arbeit B. Böttgers, Jahr.-Ber. f. ehem. Techn. 1881, 187,
ist es bei der Herstellung von Messing- oder Tombaküberzügen, also bei der gleichzeitigen Fällung
von Kupfer und Zink nötig, dafür zu sorgen, daß das Zink in der Lösung stets vorherrscht.
Man verwandte z. B. eine warm bereitete Auflösung von 2 g Kupfervitriol, 14 g Zinkvitriol und
20 g Cyankalium in 464 ccm Wasser und arbeitete mit 2 Bunsenelementen und einer Messing-
platte als Anode. ·
Um Zink, Zinn oder Britanniametall galvanisch mit Messing zu überziehen, arbeitet
man in einem Bade, das auf folgendem Wege hergestellt wird1 Man kocht 10 I Wasser, 150 g
Kupfervitriol, 150 g Zinkvitriol und 100 g Soda, bis der gebild'1te Niederschlag blaugrau ist, löst
ihn nach Entfernung der klaren Flüssigkeit in einer kochenden Lösung von 100 g Bisulfit und
100 g Soda in 10 I Wasser, setzt der kochenden Lösung noch 450 g Cyankalium zu und läßt 30 Mi-
nuten weitersieden. Als Anode dient ein ausgewalztes Messingblech, hinter das man, je nach der
gewünschten Farbe des Messingniederschlages, Zink- bzw. Kupferbleche verschieden tief und
verschieden weit entfernt einhängt, so daß entsprechend der Ablösung dieser Metalle die Farbe
getönt wird. Nachträglich wird der plattierte Gegenstand wie üblich gekratzt und in Seifan-
wurzelwasser gewaschen. (Metallarbeiter 1886, 186 und 196.) ·
Um auf Metallgegenständen galvanisch einen Messingniederschlag zu bilden, verwendet
man nach B. Namias, Ref. i. Jahr.-Ber. I. chem. Teehn. 1904, 286, ein Bad, das in 3 Liter
Wasser 50 g Kupferacetat, 25 g trockenes Chlorzink, 250 g krystallisiertes Natriumsulfit, 35 g
Ammoniumcarbonat und 110 g Cyankalium enthält.
Um die Schwierigkeiten beim Niederschlagen von Legierungen auf Metallen, also beispiels-
weise bei der Herstellung galvanischer Messingniederschläge zu vermeiden, sollen nach A. P.
898189 außer den Anoden aus Messing auch noch solche aus Kupfer oder Zink angewendet
werden, denen man nach Belieben Strom zuzuführen vermag. Der Elektrolyt besteht aus den
Doppelcyaniden von Zink und Kupfer. Man kann auf diese Weise auch dicke Überzüge auf
Blechen oder Röhren herstellen und soll so Legierungen niederschlagen können, die stets von gleich-
mäßiger Zusammensetzung sind.
Nach einem Referat über einen Bericht von W. T. Donnely, Chem.-Ztg. Rep. 1910, 96 wird
ein Elektrolyt für Messingplattierungen hergestellt durch Lösen von 38 g Cyankalium, 22 g
frisch gefälltem Kupfercarbonat, 3,7 g frisch gefälltem Zinkcarbonat und 3,7 g Ammoniak in 11
Wasser; man setzt, um dem Überzug ein glänzendes Aussehen zu verleihen, dem Bade eine
Mischung von Schwefelkohlenstoff, Chloroform und Arsenik zu, verwendet als Anoden
Messingplatten und elektrolysiert mit einer Spannung von 1-1% Volt. Gußeisen muß vorher
schwach vernickelt werden, um Fleckenbildung zu vermeiden. Aus derselben Ursache muß man
auch das Bad von Zeit zu Zeit durch Zusatz von Kupfercarbonat, Wasser und Ammoniak auf-
frischen.
Um galvanischen Messingüberzügen Glanz zu verleihen, ist es besser, anStelle desbisher
verwendeten Arseniks, der leicht Streifenbildung verursacht, Nickelcarbonat zuzusetzen,
und zwar in der Menge von lf8% der Messinglösung. Man gewinnt das Nickelcarbonat in plastischem
Gal vanostegie. 75
Zustande durch Fällung einer Nickelsulfatlösung mittels Soda. Der galvanische Messingüberzug
wird glänzend, verblaßt nicht und erhält nur dann eine rosa Färbung, wenn das Nickelsalz in
großem Überschuß verwendet wurde. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 27, 208.)
Nach M. de Kay Thompson erhält man glatte Messingüberzüge, allerdings mit Bronzefärbung,
nur bei der Elektrolyse einer alkalischen Seignettesalz-Kupferlösung. (Ref. in Zeltschr. f.
angew. Chem. 26, 257.)
14 g Legierung enthält, neutralisiert mit Ammoniak, setzt 160 g Cyankalium zu und verdünnt
mit Wasser, bis im Liter ebenfalls 7 g Legierung enthalten sind. Das Gemenge der in verschiedenen
Verhältnissen gemischten Lösungen dient als Elektrolyt, wobei die zu überziehenden Gegenstände
bei etwa 20° als Kathode eingehängt werden. Spannung 3,75 Volt, Entfernung zwischen Kathode
und der aus der ersten Legierung bestehenden Anode: 10 cm. Das so überzogene Metall soll sich
besser als Stücke, die mit reinem Antimon überzogen sind, mit Kautschuk vereinigen lassen.
Bd. III [37].
Nach R. F. Clark, Chem.-Ztg. Rep. 1910,16, erzielt man durch Verwendung konzentrierter
Nickelbäder für Elektroplattierungff.n bei einer Spannung von 2-2Yz Volt und einer Konzentra-
tion des Elektrolyten bis zu 10° Be schöne mattweiße Nickelüberzüge. Das Bad enthält z. B.
60 g schwefelsaures Nickelamrnoniumsulfat, 15 g kryst. Nickelsulfat, 7,4 g Salmiak, 23 g Koch-
salz und 15 g Borsäure in 1000 ccm \Vasser.
Zur Weißvernickelung von Zink, Zinn, Blei oder Britanniametall verwendet man
ein stets durch Nickelcarbonat bzw. Essigsäure neutral zu haltendes Bad, das man erhält, wenn
man 200 g Nickelammonsulfat und 400 g Nickelcarbonat in 10 l Wasser kochend löst und bei
40° mittels Essigsäure neutralisiert. (Metallarbeiter 1885, 186 und 196.)
Auch Lösungen von 7,75% schwefelsaurem Nickeloxydulammoniak, 6,91% Nickelchlorid
und 20,1% Kochsalz oder von 3,46% des ersteren Nickelsalzes, 2,79% Eisenvitriol und 2,43%
Salmiak sollensich als Vernickelungsflüssigkeiten bewährt haben. (Cbem. Tecbn. Zentr.-Anz. 1885.)
Nach einem Referat in Chem.-Ztg. Rep. 1910, 512 wird durch einen Zusatz von Chlorammo-
nium zu galvanischen Nickelbädern die Leitfähigkeit des Bades um 84% gesteigert, Kochsalz
oder Chlorkali bewirken nur eine Steigerung um 18 bzw. 31%.
Zur Herstellung eines Elektrolyten für Nickelfällung verwendet man nach A. P. 942 729 eine
Nickelanode und ein Bad, das in 100 Tl. Wasser mindestens 10 Tl. Nickelfluorsilicat, 5 Tl.
Fluorammonium und mehr als 5 Tl. Aluminiumfluorsilicat enthält. Um die Abscheidung von
Kieselsäure zu verhindern, setzt man von Zeit zu Zeit etwas Ammoniumfluorid zu und erhält bei
evtl. Abänderung der Badzusammensetzung für bestimmte Zwecke glatte, dichte, festhaftende
Niederschläge.
Die Maßnahmen, die zu treffen sind, um bei der elektrolytischen Nickelgewinnung die
Entstehung schwarzer oder gefärbter Produkte zu verhindern, bespricht R. Riedel in z.f. Elektro-
ebern. 21, 5.
Zur Herstellung eines Ne usi l b erelek tr o lyten werden Kupfer, Zink und Nickelchlorür im
Legierungsverhältnis zusammengemischt, worauf man eine konzentrierte Lösung von Cyankalium
zufügt, bis eine klare Lösung entstanden ist, pro Liter mit 5 g Atzammoniakflüssigkeit ver-
setzt und filtriert. (Dingi. Journ. 150, 77,)
55. Vernickelungsfehler.
Beim Ansetzen von galvanischen Nickelbädern sind folgende Grundbedingungen genau zu
beachten: I. Gründliche Sauberkeit der Ware, die nur mit vollkommen blanker und reiner metalli-
scher Oberfläche ins Bad einzuhängen ist. 2. Reinhaltung der Bäder von schädlichen Fremd·
metallen durch Verwendung von reinen Nickelsalzen und reinen Nickelanoden. 3. Sorgfältige
Stromregulierung während der Vernickelung. 4. Gründliche Reinigung der Waren nach der Ver·
nicklung von allen ihnen anhaftenden Badspuren. Werden eine oder mehrere dieser Bedingungen
vernachlässigt, so treten Vernickelungsfehler auf, über derenArt bzw. Vermeidung folgendes gilt:
Galvanostegie. 79
1. Die Waren vernickeln sich nach Einschaltung des Stromes überhaupt nicht oder werden
dunkelgefärbt und estrittanden Waren keine Spur von Gasentwicklung ein. -Die Ursachendieser
Erscheinung können die folgenden sein: Entweder ist das Bad zu kalt und muß durch Erwärmen
eines Teiles desselben auf eine Temperatur über 15° gebracht werden oder die Stromleitung funk-
tioniert nicht bzw. die Zuleitungsdrähte sind verkehrt angeschlossen. Letzteres prüft man mit
mittels Kochsalzlösung angefeuchtetem Lackmuspapier und verbindet den blau reagierenden
Draht mit der Warenleitung, den rot reagierenden schließt man an die Anodenleitung an.
2. Wenn sich die Waren nicht vernickeln und bei Stromdurchgang auf ihnen kräftiges Brausen
eintritt, so ist entweder das Bad zu kalt oder enthält zu viel freie Säure (Auftropfen auf Kongo-
papier- bläuliche Färbung). Es wird Salmiakgeist in verdünnter wässeriger Lösung oder kohlen-
saures Nickel in Wasser aufgeschlämmt unter stetem Umrühren und häufigem Prüfen auf reinem
Kongopapier in kleinen Portionen dem Bade zugesetzt, bis die Blaufärbung des Papieres
völlig verschwunden ist, oder man läßt das mit Anoden vollgehängte Bad unter Verwendung
weniger Drähte als Waren kräftig durcharbeiten. -Das Bad kann aber auch zinkhaltig sein,
entweder durch Einbringen von Lötwasser oder durch Verweilen von zinkhaitigern Material im
Bade. Es läßt sich nur geringer Zinkgehalt entfernen, und zwar macht man zu diesem Zwecke
das Bad mittels kohlensauren Nick~ls alkalisch und läßt es unter häufigem Umrühren einige
Stunden durcharbeiten; das Bad wird sodann filtriert und wie unter 3. angesäuert. Die Ursache
dieses Fehlers kann aber schließlich auch in der ungenügenden Reinigung des Metalles zu finden
sein, so daß die zu vernickelnden Gegenstände nochmals gründliehst gereinigt werden müssen.
3. Wenn die schön weiße oder kaum merklich gelbe Vernickelung beim Polieren leicht ab-
blättert, so ist das Bad alkalisch (meist von den den Waren noch von der Reinigung her
anhaftenden Entfettungsmitteln), und man muß dann etwa IOproz. Schwefelsäure unter stetem
11mrühren vorsichtig und in kleinen Portionen bei fortwährendem Prüfen auf rotem Lackmus-
papier, bis sich keine Blaufärbung mehr zeigt, zusetzen. Es kann aber auch sein, daß die Gegen-
stände nur ungenügend von Oxyd und Fett befreit worden sind, es muß daher neuerlich gereinigt
werden. Auch kann der Strom zu stark gewesen sein (über 4 Volt). In diesem Falle hängt man
mehr Waren ein oder schaltet den Strom mit dem Regulator zurück, so daß die Spannung auf
2,5-3 Volt zurückgeht. Es kann aber auch sein, daß das Bad einen Überschuß an freier Schwefel-
säure enthält, welchem Übelstande wie unter 2. abgeholfen wird. Wenn sich das Nickel abblättert,
d. h. das Bad sehr nickelarm ist, so wird die Badflüssigkeit (von der man einen Teil entfernt)
mit Nickelergänzungssalz versetzt, bis die normale grüne Farbe wieder erreicht ist.
Nach A. Hollard beruht das Abblättern der elektrolytischen Nickelniederschläge auf der
in sauren und neutralen Bädern unvermeidlichen Wasserstoffentwicklu ng. Während Oxydations-
mittel nicht zum Ziele führten, zeigte sich, daß voz:zügliche Niederschläge in einem Bade von
fluorborsaurem Nickel erhalten wurden, zu dessen Bereitung man Nickelcarbonat in Kiesel-
flußsäure löst, worauf die Lösung vor dem Gebrauch einige Stunden mit zwei Nickelelektroden
elektrolysiert wird. (Ref. in Zeitscbr. f. angew. Chem. 26, 79.)
Das Abblättern der galvanischen Nickelniederschlä ge wird durch Elektrolytzusätze,
wie Glycerin, das die Viscosität vergrößert, ebensowenig verhindert, wie durch Amylalkohol,
der die Oberflächenspannung des Bades verändert. Auch Zusätze von Pflanzenabkochungen
und Kolloidstoffen hatten ebensowenig Erfolg, wie die Beigabe von oxydierenden oder wasser-
stoffaddierenden Körpern und die Elektrolyse mit unsymmetrischem Wechselstrom. Ein voller
Erfolg wurde jedoch nach R. Riedel stets dann erzielt, wenn man die Nickelkathoden mechanisch
oder chemisch aufraubte oder sie nach dem Tauch- oder Anreibeverfahren aus heißem Nickel-
ohloridbad oder aus einer kalten konzentrierten Lösung von äthylschwefelsaurem Nickel mit einer
dünnen Nickelschicht überzog. Von diesen so vorbehandelten Platten löste sich der Nickel-
überzug auch nach stundenlanger Elektrolyse in einem gewöhnlichen Chiaridbade nicht ab. (Z. f.
Elektrochem. 22, 281.)
Nach K. Engemann, Zeitschr. f. Elektrochem. 1911, 910 ist die Ursache des Abblätterns
elektrolytisch aufgebrachter Nickelniederschläge einzig und allein in dem Eisengeh a 1t der Nickel-
bäder zu suchen, da sich während der Elektrolyse eisenhaltiges Nickel abscheidet, das sich zuerst
niederschlägt, worauf eisenärmere Nickelschichten abgelagert werden, die andere mechanische
Eigenschaften besitzen, als die eisenreichen, und leicht abblättern. Die festhaftenden Nickel-
niederschläge werden demnach erst nach der "Einarbeitung" der Nickelbäder erzielt, also dann,
wenn sie eisenfrei sind. Die Härte der Plattierungsschicht nimmt mit dem Säuregehalt des
~lektrolyten zu und sinkt, wenn man ein Natriumsalz zusetzt. Dieser Zusatz bewirkt daher
eme größere Biegsamkeit der Schicht.
. Nach Polyt. Zentr•• ßl. 1879, 914 wird das Abblättern des elektrolytisch erzeugten Nickel-
ntederschlages verhindert, wenn man die getrockneten, vernickelten Gegenstände im Olbade
a:uf 250-270° erhitzt. Die so behandelten, vernickelten Stäbe und Platten soll man, ohne daß
ste Risse und Sprünge erhalten, biegen und dehnen können.
4-._!)ie Vernicklung wird bei rich~igen Strom':'erhältnissen.s chwarz oder zeigt über Vorspriingen
o~erLochern derWare schwarzeStrmfen.- In dtesemFalle smd entweder Fremdmetalle im Bade,
dte s<?fort entfernt werden müssen, oder es fehlt dem Bade an Leitsalzen, die ihm dann, und zwar
a~f em 100-Literbad, in der Menge von ca. 2-3 kg zugesetzt werden müssen.- Es kann aber auch
sem, daß das Bad nickelarm (siehe unter 3.) oder sehr stark alkalisch (siehe unter 3.) ist.
9._ Die Vernickelungsieht narbig aus und hat eine mit Poren durchsetzte Oberfläche mit
zahlretchen kleinen Löchern.- Ursachen dieser Fehler können Staub und Faserteilchen sein,
80 Die Metalle.
die im Bade herumschwimmen. Man kocht daher das Bad auf, filtriert und sorgt für Ein-
stellung der richtigen Reaktion des Bades. Die Ursache dieser Erscheinung kann aber auch die
sog. Gasbläschenbildung sein, Man bringt die Gasbläschen durch Klopfen auf die Warenstange
zum Aufsteigen, worauf man das Bad unter Zusatz von kohlensaurem Nickel abkocht, filtriert
und wieder auf die erforderliche schwachsaure Reaktion einstellt.
ln Bayer. lnd.• u. Gew.-Bl. 1910, 47o finden sich verschiedene Mitteilungen über die Ver-
nickelung: Zur Verhinderung der Bildung von Grübchen und rauben Oberflächen bei Nickel-
überzügen arbeitet man nach Edison in Gegenwart von nicht gebundenem Chlor, das sich mit
dem während der elektrolytischen Reaktion freiwerdenden Wasserstoff, der die Ursache der Ober-
flächenrauhung bildet, verbindet. Man kann das Chlor entweder direkt einleiten oder Chlorwasser
zugeben, auch kann man da.S Chlor, allerdings mit weniger günstigem Erfolge, durch Brom ersetzen.
Das Gelbwerden von Nickelüberzügen hat seine Ursache in den im Nickel stets vorhandenen
geringen Eisenmengen. In alten Bädern reichert sich das Eisen erheblich an und man erhält so
zunächst matte, später gelbliche bis dunkelgelbe Nickelüberzüge. Zur Vermeidung des Übel-
standes empfiehlt es sich daher, keine alten Bäder zu verwenden, die Bäder nicht zu bewegen
und mit schwachen Strömen zu arbeiten. Die Streifen bild ung auf vernickelten Waren ist
auf die Verunreinigungen zurückzuführen, die von der Polierscheibe in kleinen Vertiefungen des
Gegenstandes zurückgeblieben sind, und hat mit dem elektrolytischen Vorgang selbst nichts zu
tun. Die Entfern u n g der Streifen ist nicht einfach; man hilft sich durch momentanes Ein-
tauchen in den Laugenkessel oder durch mechanisches Abscheuern der Gegenstände.
Allgemein gilt, daß die Streifenbildung auf galvanischen Niederschlägen ausschließlich auf
Konzentrationsänderungen und dadurch entstehenden Flüssigkeitsströmungen beruht. Bei
geringer Stromdichte, höherer Temperatur bilden sich die Streifen nicht.
In Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl. HH3, 133 wird über die Nachteile zu starker Nickelbäder
bei der galvanischen Vernickelung berichtet. Die Gefahr liegt nicht so sehr in der Stärke der Bad-
flüssigkeit, sondern in der größeren Leitfähigkeit, die ein starkes Bad besitzt, wodurch der Nickel-
iiberzug leicht verbrennt. Man hat daher dafür zu sorgen, daß die Badflüssigkeit stets auf einem
bestimmten Konzentrationsgrad, z. B. auf 5° Be, bleibt und daß stets dieselbe Stromspannung
vorhanden ist, wodurch auch die Stromdichte und die in der Zeiteinheit durchfließende Strom-
menge immer dieselbe bleibt.
6. Gewisse Partien der Gegenstände bleiben unvernickelt.- Die Ursache dieses Fehlers
kann mangelhafter Stromzugang sein. In diesem Falle hängt man die Gegenstände in gleich-
mäßiger Entfernung von den Anoden auf, sorgt für die Erwärmung des Bades auf mindestens
20° und verwendet, falls es sich um Gegenstände mit tiefen Höhlungen handelt, kleine Bills-
anoden, die in die Höhlungen der Gegenstände eingeführt werden.
7. Nachträgliches Fleckigwerden beruht auf ungenügender oder unsachgemäßer Rei-
nigung der fertig vernickelten Gegenstände. - Diese werden nach der Vernicklung
zuerst in fließendem Wasser gründlich abgespült, bis alle anhaftenden Badspuren vollständig
entfernt sind. Hierauf kommen die Gegenstände in kochend heißes, völlig reines Wasser, in
welchem sie so lange belassen werden, bis sie seine Temperatur angenommen haben. Die Gegen-
stände werden sodann herausgenommen, kräftig abgeschleudert und in erwärmtem Sägemehl
getrocknet. (Barth, Bayr. lnd.- u. Gew.-Bl. 99, 92.)
Über das Polieren vernickelter Waren in Trommelapparaten siehe Bayr. Ind.- u. Gew.-
Bl. 1910, 476.)
Ein schöner weißer Zinnüberzug wird nach Roseleur erhalten bei Verwendung eines Elektro-
lyten, der in 101 Wasser 350g pyrophosphorsaures Natrium (krystallisiert) und 175g ge-
schmolzenes Zinnchlorür, gelöst in einer möglichst geringen Menge Wasser, enthält. Man elek-
trolysiert so warm als möglich bei einem Strom von 4 Volt Spannung unter Anwendung möglichst
großer Anoden, damit sich möglichst viel Zinn auflösen kann. Trotzdem ist es nötig, häufig
etwas Zinnsalz zuzufügen, da sich das Zinn nicht so schnell löst, als es niedergeschlagen wird.
Der Überzug, den man so erhält, ist rein weiß und hat silberartiges Aussehen. Bei Verwendung
der Kratzbürste erhält man eine glänzende Oberfläche. (Bayr. Ind.- u. Gew.-Bl. Uno, 249.)
Zur Bildung festhaftender Zinniederschläge elektrolysiert man zinnsalzarme (zur Verhütung
der Schwanunbildung) Lösungen in Phosphorsäure, wobei man, um die Ausfällung des Zinn-
salzes zu verhindern, in dem Falle als Zinnchlorür als Zinnsalz angewandt wurde, den Elektrolyten
schwach salzsauer stellt. Geht man vom Zinnsulfat aus, so setzt man vor der Phosphorsäurezugabe
etwas Schwefelsäure hinzu. Das Verfahren ist auch zur Weißblechentzinn ung geeignet.
(D. R. P. 327 584.)
Zur galvanischen Verzinnung setzt man dem Bade nach D. R. P. 205 051 auf 100 I Lösung
und 1-2 kg Zinnsalz 30-60 g Cadmi umchlorid zu und erhält so, besonders aus cyankalium-
haitigern Bade eine Verzinnung, die der Feuerverzinnung an Festigkeit und Dichtigkeit eher
überlegen sein soll. Schwammbildung tritt während der Elektrolyse nicht auf.
Zur elektrolytischen Verzinnung empfiehlt H. L. Hollies, Zeitschr. f. angew. Chem. 1909,
1371, die Verwendung einer Lösung von 7 Tl. Kieselfluorwasserstoffsäure und 93 Tl. Wasser,
der man für 3, 785 kg 28-56 g Leim zusetzt, um einen dichten Niederschlag zu erhalten, der frei
von losen ZinnkrystaUen ist. Das Zinn selbst wird der Lösung nicht direkt beigegeben, sondern
wird von der Zinnanode geliefert, die Kathode besteht aus Eisen- oder Stahlblech. Nach Ein-
schaltung des Stromes wartet man zunächst einige Zeit, bis genügend Zinn in Lösung gegangen
ist. Ein ähnliches Verfahren soll nach dem Verfasser auch zur Verzink u n g anwendbar sein.
Nach W. Munro, Polyt. Zentr.-BJ. 1859, 1242 kann man Blei als negativen Pol in einem
Elektrolyten von schwefelsaurem Zinnoxydul mit Zinn überziehen. DasZinnsalz stelltman
her durch Auflösen von Zinn in Salzsäure, Fällen mit Soda und Auflösen des Niederschlages ia
verdünnter Schwefelsäure. Man elektrolysiert mit Zinnanoden. Die Zinnschicht sitzt sehr fest,
so daß sich eine so verzinnte Bleiplatte auswalzen läßt, ohne daß der Zinnüberzug sich ablöst.
Nach einer anderen Vorschrift setzt man dem Elektrolyten noch Cyan-Zinn-Kalium zu
und erwärmt ihn auf 60-80°. (Polyt. Zentr.-Bl. 1863, 700.)
Zur galvanischen Verzinnung wird in Angew. Chem. 29, m, 471 die während der Elektro-
lyse häufig umzurührende wässerige Lösung von 5% Zinnoxalat, 6% Ammonoxalat, 1,5% Oxal-
säure und 0,25% Pepton empfohlen.
Zur Herst. eines Elektrolyten für die galvanische Verzinnung von Blei wird in D. R. P. 16 298
vorgeschlagen, den Niederschlag aus einer konzentrierten Chlorzinnlösung mit phosphorsaurem
Natrium auszuwaschen, in Natronlauge zu lösen, die Lösung mit 5% Ammoniak zu versetzen und
zum Ansetzen des Bades mit Wasser zu verdünnen.
Die galvanische Verbleiung wird wenig angewandt, da der Niederschlag sehr schwer
dicht und fest wird. S. a. Eisenverbleiung [139].
Aus gewissen Bleisalzlösungen scheidet sich bei der Elektrolyse nicht metallisches Blei,
sondern Bleisuperoxyd ab und es entstehen dann die Nobilischen Farbenringe oder irisierende
Metallfärbungen [21].
Über die Wirkung von Zusatzsubstanzen zu elektrolytischen Bleibädern siehe die Arbeit
von F. C. Mathers und 0. R. Overman in Chem.-Ztg. 1913, 841. Die Verfasser studierten.die Ein-
wirkung einer großen Zahl anorganischer und organischer Substanzen auf das galvanische
Bad und beschrieben die Art des niedergeschlagenen Metalles unter diesen verschiedenen Bedin-
gungen. Der Reihenfolge nach eignen sich zur Erzielung besonders schöner Metallniederschläge
in erster Linie das allerdings sehr teure Phloridcin, ferner Nelkenöl oder E ugenol, dann Pepton,
Guajakharz, Süßholzextrakt, Catechu, Chinin usw., schließlich auch Nitrobenzol: Jedenfalls ent-
halten alle Körper, die man zusetzt, um schönere oder haltbarere Metallniederschläge zu erzeugen
-bis auf Nitrobenzol- Hydroxylgruppen. Um eine Tonne Blei niederzuschlagen, genügen
geringe Mengen dieser Stoffe (etwa 165 g). Verff. untersuchten ferner Extrakte von Geflügel-
federn, in Essigsäure gekochtes und weiter durch Digestion mittels E~zymen modifiziertes Casein,
Tannin, Fleischextrakte, pflanzliche Extrakte, ätherische und fette Öle und Harze auf ihre Ver-
wendbarkeit als Zusatz zu Elektrolyten und stellten die Wirkung ver~chiedener Mengen von
Ammoniumperchlorat, Essigsäure, Pepton und anderen Stoffen fest.
Befriedigende Ergebnisse erhielt F. C. Mathers ferner mit einem Bleiplattierungsbade, das
7,3% krystallisiertes Blei?;cetat, 20% Ätznatron und 0,3-1% Sandarak, Galbanum oder ein
anderes Harz oder auch Olsäure enthielt. Er arbeitete bei 90% mit einer Anodenstromdichte
von 1 Amp. pro qdm und mit einer Kathodenstromdichte von 1,5-2 Amp.fqdm. Der Blei-
niederschlag wird um so besser, je schwächer der Strom ist, doch sind die Niederschläge im
allgemeinen nicht so vollkommen wie aus sauren Bleibädern, bieten daher geringeren Schutz
gegen Schwefelsäure und werden bei schlammhaltigen Bädern leicht rauh. (Cbem.-Ztg.1921, 88.)
Über den Einfluß von Kolloiden auf die elektrolytische Abscheidung des Bleies siehe auch
H. Freundlich und J. Fischer, z. f. Elektrochem. 18, 885.
Galvanostegie. 83
Zur Elektroplattierung mit Blei oder zur Bleiraffination bedient man sich mit Vorteil des
Bleiperchlorates [Pb(CI0 4 ) 8 • 3 H 80], das man durch Neutralisation von wässeriger Perchlor-
säure mit Bleiglätte erhält. Das Bad, dem man für 5% Blei und 2-5% Perchlorsäure als wirk-
samsten Zusatzstoff 0,05% Pepton zusetzt, bewirkt ausgezeichnete Reinigung und liefert einen
glatten zusammenhängenden Niederschlag, der keine losen Krystalle an den Rändern enthält,
auch wenn der Niederschlag die Dicke bis zu 2,5 mm erreicht hat. Wenn man das Pepton nach
etwa 4 Tagen erneuert, und die freie, allmählich neutralisierte Säure durch eine entsprechende
Menge Schwefelsäure immer wieder ersetzt, so daß die anfängliche Konzentration und Acidität
erhalten bleibt, liefert das Bad bei gleichbleibender, sehr großer elektrischer Leitfähigkeit nach
2 Monaten noch ebenso gute Niederschläge wie zu Beginn, Zur gefahrlosen Herstellung der Per-
chlorsäure (Bd. IV. [269]) behandelt man trockenes Natriumperchlorat mit überschüssiger kon-
zentrierter Salzsäure, filtriert durch Asbest, wäscht das zurückbleibende Kochsalz wiederholt mit·
kleinen Mengen konzentrierter Salzsäure, erhitzt zur völligen Verdampfung der letzteren auf 135°
und neutralisiert dann wie erwähnt mit Bleiglätte. (F. C. Mathers, Met. Chem. Eng. 1910, 860; Ref.
in Zeitschr. f. angew. Cbem. 28, 1917; vgl. ebd. 27, 88.)
Oder man stellt nach Metallarbeiter 1917, Heft 17/18 ebenfalls durch Verrühren von 400 g
überchlorsaurem Kali mit 710 g konzentrierter Salzsäure (Filtrieren über Glaswolle oder Asbest,
Nachwaschen mit konzentrierter Salzsäure) zunächst Überchlorsäure her, die man in verwend-
barer Form erhält, wenn man das Filtrat bis zur Bildung weißer Dämpfe eindampft. Man ver-
dünnt die Lösung nun mit etwas Wasser, fügt 212 g Bleiglätte oder 226gBleiweiß und einige
Tropfen Nelken ölhinzu, verdünnt weiter auf 4 1/ 8 I und verwendet sie bei einem Strom von 18 Amp.
pro Quadratfuß. Während der Elektrolyse fügt man von Zeit zu Zeit etwas Nelkenöl hinzu, ver-
meidet- jedoch jeden Überschuß, um das Stück beim Eintauchen nicht zu verunreinigen.
Zur Gewinnung reiner, dichter Bleiniederschläge auf elektrolytischem Wege verwendet man
nach D. B. P. 198 288 einen Elektrolyten, der die Bleisalze der Kieselflußsäure oder auch
jene von Sulfosäuren der Fettreihe oder der aromatischen Reihe oder die Bleisalze der Borfluß-
säure enthält. Vgl. Chem.-Ztg. Bep. 1908, 808.
Nach G. Mardus, Techn. Bundsch. 1908, 686, eignet sich zur kathodischen Bleiabscheidung, die
an Stelle der Feuerverbleiung zur Herstellung von Bleiniederschlägen dient, am besten eine
Bleiborfluoridlösung. Man stellt sie in der Weise her, daß man in einem paraffinierten,
zur Hälfte mit Flußsäure gefüllten Kolben Borsäure einträgt, einige Zeit stehen läßt, durch
Zusatz von etwas Bleioxyd kleine Mengen vorhandener Schwefel- und Salzsäure entfernt, von
dem entstehenden Niederschlage dekantiert und die Borfluorwasserstoffsäure mit Bleioxyd
neutralisiert. Zur Abscheidung eines gleichmäßigen, nicht kristallinischen Bleiniederschlages auf
der Kathode verwendet man dann einen Elektrolyten, der aus einer 7,2proz. Normai-Borfluor-
wasserstoffsäure und aus einer 42,33% Blei enthaltenden Bleifluoridlösung besteht. Ein Zusatz
von 0,01-1% Gelatine begünstigt die Abscheidung eines dichten Bleiniederschlages, ebenso wirkt
auch erhöhte Temperatur des Elektrolyten günstig auf die Art des Überzuges ein.
Nach Metallarbeiter 1917, Heft 17/18 verrührt man, dem Verfahren von Betts folgend, in einer
Schale aus Blei, Hartgummi oder Holz 990 g 40proz. Fluorwasserstoffsäure vorsichtig, da die Säure
schwere Atzwunden erzeugt, mit überschüssigem Quarzsand, erwärmt nach 4-5 Stunden, wenn
eine Probe der Flüssigkeit in Bleiessiglösung gegossen, keine Fällung mehr gibt, auf etwa 60°,
filtriert vom Sand und wäscht diesen mit Wasser nach, solange blaues Lackmuspapier noch ge-
rötet wird. Man rührt nun 280gBleiweiß und einige Gramm Gelatine (gelöst in Wasser) zu, filtriert
und bringt das Filtrat auf ein Volum.von 4 1/ 1 1. Mit 12 Amp. pro Quadratfuß und einer Spannung
von 0,3 Volt erzielt man gute Erfolge; wenn der Niederschlag krystallinisches Aussehen zeigt,
müssen StromE!tärke und Spannung herabgesetzt werden, evtl. muß man noch etwas Gelatine
zufügen. Ein Überschuß der letzteren führt leicht zu schwarzen, schwammigen Niederschlägen,
so daß es vorzuziehen ist, statt den Gelatinegehalt des Bades zu vergrößern, einige Tropfen Nelkenöl
ZUZU!3etzen [s. oben].
von Aluminium- und Eisensalzen erhalten, besonders hat sich die Beigabe kolloider Stoffe bewährt.
Das elektrolytische Verfahren dürfte, da es reinere, beständigere, fester haftende und weniger
leicht korrodierbare Schichten liefert als die Feuerverzinkung, diese allmählich auch beim über-
ziehen von Blechen und Bandeisen verdrängen. (M. Schlötter, Metall 1917, 188 und 101.)
Besonders schöne, metallisch glänzende Zinküberzüge, deren Oberflächen von jenen frisch
geschmolzenen Zinkes nicht zu unterscheiden sind, erhielt K. Richter nach Chem. Zentr.-Bl.
1909, 321 bei Einhaltung folgender Bedingungen: Stromstärke und Spannung betrugen bei
gewöhnlicher Temperatur 1-1,5 Amp. pro '1 qdm bzw. 1,135-1,8 Volt. Badzusammensetzung
(pro Liter in Gramm): 140,23 kryst. Zinksulfat (ZuS0 4 ·7 aq), 78,67 wasserfreies Zinksulfat,
31,76 metallischlilB Zink, 26,72 Zinksulfat (außer dem Doppelsalz) und 42,59 Ammoniumsulfat.
Zur Konstanterhaltung des Bades ist die Anwendung einer Zusatzflüssigkeit erforderlich, die in
20,88 g Wasser, 1 g Schwefelsäure und 0,89 g Ammoniumsulfat enthält.
Zur Verzinkung und Verzinnung auf galvanischem Wege arbeitet man, um sehr dünne, fest-
haftende, dichte Niederschläge zu erhalten, mit möglichst geringer Stromdichte in Bädern
vom spez. Gewicht 4-5° Be. (D. R. P. 306 683.)
Für gewisse galvanische Verzinkungsarbeiten verwendet man mit Vorteil eine Lösung,
die m!tn erhält, wenn man 453,6 g Alkalicyanid in 3,781 Wasser löst, die Lösung genau, so daß
kein Überschuß eines der Bestandteile entsteht, mit Zinkcarbonat sättigt und weiter, um die Anoden
rein zu halten, noch 140 g Cyanid zusetzt. Man elektrolysiert am besten unter gleichzeitiger
Reinigung der Gegenstände von Fett und Öl kalt mit 3-4 Volt oder schneller bei 65° mit 2 Volt
Spannung. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 25, 13öl.)
Bei der elektrolytischen Verzinkung setzt man dem Bade, um es nicht zu stark sauer werden
zu lassen und um so die schädliche Wasserstoffentwicklung herabzumindern, Ammonium-
acetat und eine organische Säure zu. (A. Hollard, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 26, 76.)
Nach A. P. 906 786 wird ein Elektrolyt für Zinkplattierung leicht oxydierbarer Metalle her-
gestellt durch Lösen von 50-150 Tl. Zink, 2-15 Tl. Eisen, 0,5-10 TI. Aluminium, 0,5-10 Tl.
Natriumacetat in einem Gemenge von 886,5-527 Tl. Wasser, 80-280 Tl. Schwefelsäure und
0,5-8 Tl. Essigsäure.
Unter 42 verschiedenartigen Zusatzmitteln lieferten Eikonogen, Pyrogallol und vor allem
2-Naphthol bei der elektrolytischen Zinkfällung aus Zinksulfatlösung die besten Resultate. (Watts
und Shape, Zeitschr. f. angew. Chem. 1916, III, 37.)
Dichte, zusammenhängende galvanische Zinkniederschläge erhält man nach D. R. P. 244 432
mit Zinkanoden bei sehr hoher Stromdichte und sehr niedriger Spannung und Verwen-
dung eines Elektrolyten, der in 100 Tl. Wasser 10 TI. Zinkchlorid, 3 TI. Natrium-Aluminiumchlorid,
2 Tl. Kochsalz und 3-4 Tl. Traubenzucker enthält.
Vgl. den in A. P. 967 200 angegebenen Elektrolyten, der in 100 Tl. Wasser 12 Tl. Zinkfluor-
silica.t, 10 Tl. Aluminiumfluorsilica.t, 10 Tl. Traubenzucker und 5 Tl. Ammoniumfluorid enthält.
Man arbeitet mit einer Zinkanode und ergänzt, um die Abscheidung von Kieselsäure zu verhindern,
das ursprüngliche Badverhältnis von 1 Tl. Fluorammonium zu ein oder mehr Teilen Zink durch
zeitweisen Zusatz von Fluorammonium während der Elektrolyse.
Zur Herstellung aluminiumhaitigar Zinkniederschläge löst man, da Alkalien bei der
elektrolytischen Fällung von Zink schädlich wirken, zur Bereitung des Bades nach D. R. P. 61 841)
10 Tl. Zinksulfat oder 6 Tl. Chlorzink, 5 Tl. Trauben-, Stärke- oder Kandiszucker und 0,35 Tl.
Aluminiumchlorid oder 0,2 Tl. Aluminiumsulfat in 100 Tl. Wasser. Als Anode benutzt man eine
Zinkplatte.
Beim elektrolytischen Niederschlagen von Zink setzt man der Zinksalzlösung zur Erzielung
glatter und glänzender Niederschläge neben etwas Tragantgummi 8-30% Säure zu und elek-
trolysiert mit der hohen Stromdichte von 860-8600 Amp./qm. (D. R. P. 322 689.)
Nach F. C. Mathers und H, M. Marbel geben alle jene Zusatzmittel, die gute elektrolytische
Bleiniederschläge liefern, also Nelkenöl, Leim, Pepton und Phloridcin auch gute Cadmium-
niederschläge, doch läßt sich das Cadmium weit schwieriger in glatter Form gewinnen als
das Blei. (Ref. in Zeitschr. !. angew. Chem. 27, 476.)
m&l'l., weil die Goldschicht eine dünnere ist, hellere Vergoldung. Verfasser bringt im weiteren die
Vorschrift zur Erneuerung der Bäder und Angaben über Wiedergewinnung des Goldes aus alten
Lösungen. [349.] •
Nach M. L. Bovy, Dingi. Joum. 140, 40 erzeugt man seidenartig glänzende Goldüber-
züge auf Metallen in folgender Weise: Man verreibt mittels einer harten Bürste ein Gemenge
von Gold-, Silber-, Bronze- oder Kupferpulver mit Weinstein und etwas Wasser auf der Oberfläche
der zu vergoldenden Metalle. Je nachdem, ob man den so vorbereiteten Gegenstand nunmehr vor
dem Einbringen in den Goldelektrolyten bloß abwäscht oder mit der Kratzbürste bearbeitet,
erhält man eine matte oder glänzende Vergoldung.
Die Anwendung eines galvanischen Vergoldungsbades, hergestellt aus Knallgold, gelbem
Blutlaugensalz und Ammoniak, zum Vergolden von Silber, Zinn, Bronze, Kupfer, Messing, Stahl,
Gußeisen usw. ist in Polyt. Zentrh. 1868, 37 beschrieben.
Nach R. Namlas, Ref. in Jahr.-Ber.l. ehern. Techn.19o.i, 286 löst man zur Bereitung eines
Vergoldungahades 1 g reines, braunes Goldchlorid in 11 Wasser, fällt mit Ammoniak, löst das
gebildete Knallgold in einer lproz. Cyankaliumlösung und bringt die Goldlösung, die im Liter
mindestens 1 g Gold enthalten muß, siedend zur Verwendung. Eine rotstichige Vergoldung wird
erhalten, wenn man für jedes Gramm Gold 0,5 g Kupferacetat zusetzt.
Über die Zusammensetzung der ferrocyankaliseben Goldbäder berichtet E. Beutel in Zeltschr.
1. angew. Chem. 26, 995.
Zur Erzeugung farbiger Vergoldungen auf galvanischem Wege leitet man durch ein
Goldbad, 5-6 g Gold pro Liter enthaltend, mehrere Stunden einen elektrischen Strom, und zwar
mit einer Silberplatte als Anode. Wenn das Metall, das sich am negativen Pol niederschlägt,die
grüne Farbe zeigt, die man gerade erhalten will, so unterbricht man die Operation und ersetzt
die Silberanode durch eine Anode von grünem Gold. Das Bad ist nun fertig und kann zu besagtem
Zweck verwendet werden. Das rote Gold erhält man auf dieselbe Weise mit einer Kupferanode,
die man in der geeigneten Zeit durch eine mit Kupfer legierte Goldplatte ersetzt, worauf man bis
zur Erzielung der gewünschten Dicke des Niederschlages weiter elektrolysiert. (H. Boußhet,
Dingi. Journ. 185, 443.)
Um Schmucksachen rosa zu vergolden, werden diese mittels des Sandstrahlgebläses
gereinigt, mit Pottasche behandelt, mit der Kratzbürste bearbeitet und 3 Minuten in ein Rosa-
goldbad von der Zusammensetzung 454g Feingold-Stammlösung (s.o.), 30 g Pottasche, 98 g Cyan-
kali und 4,5 I Wasser getaucht. Bei der Grünvergoldung wp-d. der oben angegebenen Rosagold-
badflüssigkeit Silbercya.nid tropfenweise zugegeben, bis sich die grüne Farbe gebildet' hat.
Zur Erzeugung einer antikgrünen Farbe setzt man der Grüngoldlösung einige Tropfen einer
durch Aufkochen erhaltenen Lösung von kohlensaurem Blei in kaustischem Natron zu, bis die
Farbe dunkelgrün wird. (Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 1917, 175.)
Um kleine Gegenstände in zwei Farben zu vergolden, verfuhr Ch. Besan9on (Chem.-techn.
Repert. 1868, I, 66) in der Weise, daß er den Gegenstand zunächst vergoldete, ihn dann mit einem
geeigneten Firnis überzog, darauf die gewünschte Zeichnung gravierte, indem er mittels eines
spitzen Instrumentes den Firnis und die Goldschicht entfernte, und endlich den Gegenstand in
ein Vergoldungsbad brachte, in dem auf die bloßgelegten Stellen eine Goldschieilt von anderer
Farbe als die erste niedergeschlagen wurde.
und entfettet) und dann in einem reinen Platinelektrolyten mit einer dünnen Schicht von reinem
Platin überzogen, schließlich wird wieder bei 1000° reduzierend geglüht; dieses Glühen wird so
oft wiederholt (3-5 mal), bis der Draht sich in der Hitze an der Luft nicht mehr oxydiert.
Nach dem Zus.-Pat. D. R. P. 201665 wird ein anderes geeignetes Nickelbad hergestellt aus
290 Tl. Nickelammoniumsulfat, 75 TI. Ammoniumsulfat, 20 TI. Citronensäure und 4000 Tl. destillier-
tem Wasser. Die notwendige neutrale oder schwachsaure Reaktion des Bades wird durch Zu-
satz von Ammoniaklösung geregelt. Ein geeignetes Platinbad besteht aus einer Lösung von
25 TI. Platinammoniumphosphat und 500 Tl. Natriumphosphat in 4000 Tl. Wasser.
Nach einer weiteren Abänderung (D. R. P. 201666) werden 3 Elektrolyten verwendet, die
nacheinander immermehr Platin und immerweniger Nickel enthalten (l.Bad: 25%Platin und
75% Nickel, letztes Bad: 75% Platin und 25% Nickel). Der vorbereitete Draht wird aufeinander-
folgend in diesen 3 Bädern elektrolysiert, vor jedem neuen Bade wird wie oben gekratzt und ge-
trocknet und im Wasserstoffstrome bei 900-1000° geglüht. Man erhält so einen Draht, der nach
öfterer Wiederholung des Verfahrens im Innern aus reinem Nickel besteht, nach der Ober-
fläche zu jedoch immer platinreichere Schichten aus Platinnickellegierungen trägt.
Zur Herstellung eines Bades für galvanische Platinierung löst man 25 g Platinhydrat
in 500 g 10proz. Natronlauge, fügt dieselbe Laugenmenge zu, wenn Lösung eingetreten ist und
verdünnt auf 2 l. Um recht starke Niederschläge zu erzeugen, empfiehlt es sich, geringe Mengen
organischer Säure zuzusetzen. Man arbeitet bei 38° Badtemperatur mit 2 Volt Spannung und
einer Stromstärke, bei der an der Anode lebhafte Sauerstoffentwicklung, an der Kathode eben
wahrnehmbare Wasserstoffentwicklung stattfindet, mit Platin- oder Kohlenanoden. Die Metall-
gegenstände werden vorher poliert und vor der Platinierung zweckmäßig in einem heißen Cyanid-
bade mit einem Kupferüberzug versehen. Auch ein Elektrolyt, der in 4000 ccm 100 g Oxalsäure
oder 200 g Phosphorsäure (1, 7 spez. Gewicht) und etwa 25 g Platinhydroxyd enthält, führt zu
guten Resultaten, wobei das Oxalatbad stets ungelöstes Salz enthalten soll und die Temperatur
in diesem 65°, im Phosphatbad 38° nicht überschreiten darf. (W. H. Wahl, Ref. in Zeitscbr. f.
angew. Chem. 1890, 456.)
Nach A. P. 811 759 werden Kupfer oder Eisen zweckmäßig aus einer Lösung von Ammonium-
platinchlorid und Natriumnitrat mittels Wechselstromes mit einer Platinschicht überzogen.
Zur Herstellung von Platinniedersohlägen auf galvanischem \Vege versieht man die Ober-
fläche nach Elektrochem. Zeitscbr.1909, 214: zunächst mit einem sehr schwachen Goldüberzuge
und galvanisiert dann bei hoher Stromdichte in einem Elektrolyten, der in 100 ccm \Vasser
2 g Kaliumplatinchlorid und 10 g Citronensäure enthält. Um die Bildung von freiem Alkali an
der Kathode zu verhindern, wird von Zeit zu Zeit etwas Salzsäure zugesetzt.
Zu platinierende Gegenstände werden mit einer Filzscheibe und Tripel abgeschliffen,
mit Rouge poliert, in Ammoniakflüssigkeit gewaschen und mit Pottasche gereinigt. Nun wird
der abgespülte Gegenstand einen Augenblick in eine Mischung von 227 g Feingoldstammlösung
[59], 7 g Cyankali und 1,1 I Wasser getaucht, worauf inan ihn in ein Platinbad bringt, das im
Liter Wasser 3 g Platinchlorid, 20 g phosphorsaures Natron, 10 g Natriumcarbonat, 10 g Salmiak
und 40 g Borax enthält. Diese Ingredienzien müssen langsam zugesetzt werden und jeder Posten
muß 5 Minuten kochen, ehe der nächste hinzukommt. Das während des Kochens verdampfende
Wasser wird in gleichem Maße ersetzt. Der zu platinierende Gegenstand wird wie die Platina-
node dauernd bewegt. Sobald er die gewünschte Farbe angenommen hat, wird er gespült und
getrocknet. (Bayer. lnd.· u. Gew.-BI. 1917, 175.)
Über das Niederschlagen von Palladium auf galvanischem Wege siehe Frantz, Chem.
Zentr.-BI. 1876, 568. Als Elektrolyt (die Gegenstände brauchen vorher nicht versilbert zu sein)
verwendet man eine Lösung von Palladiumcyanür mit 7% gelbem Blutlaugensalz, 3% kaustischem
Kali und 60% Wasser. Vgl. Bayr. Ind.- u. Gew.-Bl. 1914, 284.
Zur Herstellung von Palladiumniederschlägen auf Metallen, die zu Uhrwerkbestandteilen
verarbeitet werden, bedient man sich nach einem Referat in Jahr.-Ber. f. ehern. Tecbn. 1891,
299 eines Bades, das in 21 Wasser, 10 g Palladiumchlorid, 100 g Ammoniumphosphat, 500 g Na-
triumphosv.hat und 5 g Benzoesäure enthält.
Zum Uberziehen von Metallen mit einer glänzenden Iridiumschicht verwendet man nach
W. Dudley, Ref. I. Jahr.-Ber. 1. chem. Tecbn. 1887, 449 einen Elektrolyten von Iridiumnatrium-
oder Iridiumammoniumchlorid und eine Platte von Iridium oder Phosphoriridium als Anode und
galvanisiert mit Hilfe eines sehr schwachen Stromes.
Galvanoplastik.
61. Literatur und Allgemeines über Galvanoplastik; leichte Abhebbarkeit; Bleche,
nahtlose Rohre [1. 48].
Pfannha user, W., Die Herstellung von Metallgegenständen auf elektrolytischem Wege
und die Elektrogravüre. Halle 1903. - Der s e 1 b e, Die Galvanoplastik. Halle 1902 bzw. 1904.
Die Methoden des Galvanisierens nicht metallischer Objekte bespricht E. Werner in
F:IPldrochem. Zelts ehr. 1913, 57.
Galvanoplastik. 89
Über eine Ausführung des Verfahrens der Nachbildung von Reliefs auf elektrolytischem
Wege siehe z. B. D. R. P. 95 081.
In Dlngl. Journ. 185, 443 gibt B. Bouilhet eingehende Mitteilungen über die galvanoplastische
Darstellung von Büsten.
In Dlngl. Journ. 175, 122 macht F. Varrentrapp ausführliche, heute noch wertvolle, Mittei·
lungenüber galvanoplastische Verfahren der damaligen Zeit mit Verwendung von Wachsmodellen.
Die galvanoplastische Vervielfältigung gestochener Platten zur Herstellung von Landkarten
u. dgl. beschreibt B. Schwarz im Bresl. Gew.-Bl. 1861, Nr. 21 u. 22.
Neue Anwendungsgebiete der Kupfergalvanoplastik, besonders auf dem Gebiete des Schnell-
pressen- Tiefdruckes und anderer zur Reproduktion dienenden Metallbearbeitungsverfahren
werden beschrieben in Elektrocbem. Zeitschr. 18, 263.
Über einen neuen Elektrolyten für die Galvanoplastik siehe 0. nleyer, Ref. im Chem.·
Ztg. Rep. 1909, 232.
Die galvanoplastische Heproduktion der Christusstatue von Thorwaldsen beschreibt Yon
Hackewitz in Verband!. d. Ver. z. Beförder. d. Gewerbefleiß. in Preuß. 1848, Nr. 1.
Über die zur Vervielfältigung von Bildstöcken (Zinkätzungen, Autotypien, Holzschnitten usw.)
verwendeten Eisen- und Stahlgalvanos, mit denen ebenso gute Druckresultate erzielt werden
sollen, als mit Kupfergalvanos, und die widerstandsfähiger als letztere sind, siehe H. Oldenburg,
Z. f. Teehn. Fortschr. 1916, 58.
Die Grundlage zur Galvanoplastik legte M. H. Jacobi 1839, der als erster die Fällung des Kupfers
aus wässeriger Lösung mit Hilfe des elektrischen Stromes studierte, nachdem Becquerel schon
1836 mit Kochsalzlösung gelaugte, geröstete Erze auf galvanischem Wege abgeschieden hatte.
Während die Galvanostegie dünne Metallüberzüge, die fest auf der Unterlage haften, zur
Verschönerung, Färbung oder zum Schutze erzeugt, stellt die Galvanoplastik dicke, abheb-
bare Schichten her, meist als Kopien irgendwelcher Gegenstände. Die Galvanoplastik wird am
meisten in Kupfer, aber auch in Nickel, Eisen, Silber, Gold usw. ausgeführt und wird benutzt
zur Herstellung von Klischees für Buch- und Zeitungsdruck, Briefmarken, Banknoten usw., von
Prägeplatten für Gewebe-, Leder-, Tapetendruck, zur Reproduktion von Schallplatten fiir Sprech-
apparate, für Kopien von allerlei Kunstgegenständen usw. Zu alldiesen Prozessen ist die Galvano-
plastik sehr geeignet, da das Metall, je nach Konzentration und Zusammensetzung des Bades,
in verschiedenen Härtegraden abgeschieden werden kann. Durch gleichzeitige mechanische Be-
arbeitung des abgeschiedenen Kupfers wird es sehr dicht und gleichmäßig und dient in dieser Form
zur Herstellung von nahtlosen Rohren und Walzen. Diese können graviert und zu Tiefdruck-
bildern oder auch zur Herstellung von Geweben aus künstlicher Seide gebraucht werden.
Ein Verfahren zum Dichten und Glätten der Oberflächen von auf elektrolytischem Wege er-
zeugten Körpern mittels Kugeln oder Walzen, die an der rotierenden Kathode entlangrollen,
ist in D. R. P. 98 202 beschrieben.
Ein Verfahren zur Herstellung gleichmäßiger elektrolytischer Niederschläge, l;>,ei dem man
die Oberfläche des Metallniederschlages zeitweise während des Prozesses durch Uberstreichen
mit fetthaltigen Stoffen, z. B. tierischer Haut, mit einer schlechtleitenden Schicht überzieht,
ist in D. R. P. 84 834 beschrieben.
Zur Erzeugung unmittelbar bearbeitungsfähiger, beliebig starker elektrolytischer Metall-
niederschläge arbeitet man mit eiriem Diaphragma, das durch vollkommen unlöslich gemachte
Gelatine, Eiweißstoffe oder ähnliche organische Substanzen absolut abgedichtet ist. Die
unter erheblicher Stromersparnis gewonnenen Metallschichten sind so rein und dicht, daß sie
direkt gewalzt werden können. (D. R. P. 100 841.)
Zur Herstellung leicht abhebbarer Metallniederschläge verwendet man nach D. R. P. 50 890
Kathodenplatten, die ausNickellegierungen bestehen odervernickelt sind, nach D. R. P. 74904
solche aus reinem Nickel und überzieht diese Platten mit sauerstoffabgebenden Stoffen (Chro-
maten, Manganaten, Chlorkalk, Wasserstoffsuperoxyd). Durch die während der Elektrolyse
zwischen Kathode und Metallniederschlag entstehende Gasschicht wird es ermöglicht, den
Metallniederschlag leicht abzuheben.
Zur Erzeugung leicht abhebbarer galvanischer Niederschläge setzt man die Kathode nach
D. R. P. 122 Mo sofort nach dem Eintauchen kurze Zeit einem Strom von hoher Intensität und
hoher Spannung aus, wodurch sich die Matrize mit einer sehr zarten, feinkörnigen Metallschicht
beschlägt. Dann setzt man die Stromdichte, entsprechend der jeweilig niederzuschlagenden
Metallschicht, herab und erhält Niederschläge, die sich mühelos entfernen lassen, ohne daß der
Gegenstand verletzt wird.
Zur Vorbereitung von Metallmatrizen zwecks Herstellung leichtablösbarer galvanischer
Niederschläge übergießt man die Matrizen mit wässerigen Lösungen von durch Zusatz von chemi-
schen Reagenzien unlöslich werdenden Stoffen wie Gelatine oder Leim, wobei der Überzug nur
so dünn sein darf, daß dem Stromdurchgang kein wesentlicher Widerstand entgegengesetzt wird.
Die Schicht widersteht Badtemperaturen, die höher sind als 50°. (D. R. P. 310 711.)
passiv und zu gleicher Zeit zersetzen sich die weinsauren Bäder, da die Weinsäure oxydiert und
die Kupfersalze nachfolgend reduziert werden. So ist die Lebensdauer der Bäder auf wenige Tage
beschränkt. Aus dem ganzen Verhalten der gewonnenen Bronzebleche geht überhaupt hervor,
daß es zweckmäßiger ist mit cyankalischeu Bädern zu arbeiten. (R. Kremann, C. Tb, Snchy,
J. L9.rber und R. ~laas, Wien. Monatsh. 85, 219.)
Uber elektrolytische Herstellung von Blattmetellen s. [405] u. DRP. 89289 [48.]
Eine besondere Vorrichtung zum elektrolytischen Niederschlagen von Metallen auf Zylindern
oder anderen Rotationskörpern unter Druck ist in D. R. P. 78 568 beschrieben.
Die anfänglich gebräuchliche Herstellung nahtloser Kupferröhren auf elektrolytischem
Wege mit Verwendung von Dornen aus leicht schmelzbarer Metallmischung, die nach beendigter
Rohrpildung herausgeschmolzen wird, beschreibt Atmer in z. Ver. d. lng. 1894, 79.
Über elektrolytische Herstellung von Metallröhren über Zylindern aus Schwefel oder Fett
als Kern siehe E. P. 14 624/1890.
Eine ausführliche Beschreibung der elektrolytischen Herstellung nahtloser Kupferrohre
besondets nach dem Verfahren der D. R. P. 125 404 und 175 470 bringt E. Krause in Zeltschr.
f. angew. Chem. 1907, 305.
Das Verfahren zur direkten Erzeugung von Rohren, Blechen und Drähten auf elektrolyti·
schem Wege aus Kupfer unter Verwendung rotierender Kathoden beschreibt W. Heym in Elektro-
ehern~ Zeitschr. 1909, 269.
Über elektrolytische Herstellung von Metall um k I e i dun g e n (Röhren u. dgl.) auf nicht
leitenden Körpern (Gummi, Asbest, Holz oder Pappe) mit einem Spielraum zwischen Überzug
und Gegenstand, der die Ausdehnung des umkleideten Gegenstandes und des Überzuges gestattet,
siehe D. R. P. 241 279. ·
Den Zentrifugalkupferprozeß zur Herstellung von Röhren, Blechen und Draht unter
Verwendung rotierender Kathoden in einem Elektrolyten, der 12,5% Kupfersulfat und 13%
Schwefelsäure enthält und bei 40° verwendet wird, ferner die Art der Anlagen und Kosten be-
schreibt Sherard Cowper Coles in Elektrochem. a. Metallurg. Ind. 1908, 412.
Die direkte Herstellung von Eisenröhren und Eisenblechen durch Elektrolyse von mit
Eisen gesättigter, 20proz. Schwefelsäure unter Zusatz von etwas Schwefelkohlenstoff und un-
gelöstem Eisenoxyd bei 70° und einer Stromdichte von 0,11 Amp.jqcm Kathodenoberfläche mit
unlöslichen Anoden ist in Elektrochem. Zeitschr. 1909, 254 und 277 beschrieben.
auflöst. Der Vorgang läuft so lange, bis ein zusanunenhängender Kupferüberzug vorhanden ist,
da dann von dem Zink nichts mehr in Lösung gehen kann; infolgedessen kann nur eine recht
dünne Metallschicht erzeugt werden. Die Reihenfolge, in der die einzelnen Metalle sich gegen·
seitig aus ihren Salzlösungen verdrängen, konunt in der sog. Spannungsreihe zum Ausdruck,
wobei jedes linksstehende Metall die rechts von ihm stehenden ausscheidet: +K, Na, Ba, Sr,
Ca, Mg, Al, Mn, Zn, Cd, Fe, Co, Ni, Sn, Pb, H, Cu, As, Bi, Sb, Hg, Ag, Pd, Pt, Au- d. h.,
es sind die linken Metalle elektropositiver als die rechtsstehenden. Allerdings gilt diese Spannungs-
reihe nur bei Lösungen starker Säuren, da die Konzentration der Ionen groß sein muß. Bei cyan·
kalischen Lösungen ist dies nicht der Fall, und so wird aus diesen beispielsweise Silber wohl durch
Kupfer, aber nicht durch Eisen ausgefällt. Wenig elektropositive Metalle scheiden oft beim bloßen
Eintauchen ein anderes Metall nicht aus seinen Lösungen aus, wohl aber, wenn sie mit einem
stark elektropositiven Metall in Kontakt (Berührung) sind. Als solche Kontaktmetalle verwendet
man Eisen, Zink, Cadmium, Aluminium, neuerdings~ wohl auch Magnesium.
Von Tau eh verfahren spricht man, wenn die Gegenstände lediglich durch Ia'ngeres Eintauchen
in eine Lösung mit einer Metallschicht überzogen werden, von Ans i e den oder Sud verfahren
dann, wenn die Lösung dabei erhitzt wird. Beim Anreiben oder Aufpinseln aber wird ein
Metall von höherem Lösungsdruck mit der Salzlösung eines von niedrigerem gerieben oder be-
pinselt. Bei allen diesen Verfahren findet ohne äußere Stromquelle eine Galvanisierung statt.
Bei den Kontaktverfahren muß der Elektrolyt gut leitend sein und das Kontaktmetall lösen.
Die Leitfähigkeit wird erhöht durch einen überschuß an Cyankalium und durch Zusatz von
Chloranunonium oder Chlornatrium. Die Löslichkeit des Kontaktmetalles wird befördert
dadurch, daß man das Bad stets genügend alkalisch hält.
Die auf dem Kontaktwege hergestellten Metallniederschläge sind, wie auch Langbein in
seinem Handbuche angibt, so dünn, daß sie wegen ·ihrer Widerstandslosigkeit gegen atmo-
sphärische und mechanische Einflüsse für viele Zwecke gar nicht in Betracht kommen. Ihre
geringe Dicke ist der Eigenschaft der neugebildeten Schicht zuzuschreiben, keine Ausschei-
dung des neuen Metalles aus der zugehörigen Flüssigkeit mehr zu gestatten, wenn einmal das
Grundmetall völlig überdeckt ist. Widerstandsfähige Schichten können daher nur auf galvanischem,
nie auf chemischem Wege erzeugt werden. Ein weiterer Nachteil ist der unnötig hohe Metall-
verbrauch, der dann entsteht, wenn man zur Ausscheidung ein zweites Kontaktmetall benötigt,
das sich natürlich gerade so wie die Waren mit dem ausfallenden Metall überzieht.
In Elektrochem. Zeitschr. 18, 144 beschreibt Hlldebrandt einige neuere Verfahren des Ver-
silberns, Vergoldens, Verzinnensund der Herstellung von Messingniederschlägen auf verschiedenen
Metallen mittels Anreibeflüssigkeiten. Siehe auch S. 175 desselben Jahrg. Vgl. D. R. P. 127 464
u. Zusatz 128818 u. 128819: Herstellung von Metallniederschlägen (Gold; Silber, Zinn, Blei usw.)
unter Benützung von Aluminium- oder Magnesiumkontakten in stark cyankalium- ev. auch
alkalipyrophosphathaltigem Bade.
Verfahren zur Verzinnung, Verkupferung, Versilberung und Vergoldung für Messing, Kupfer,
Neusilber, Eisen, Stahl, Zink usw. auf nassem Wege beschreibt C. Paul in Bayer. Ind.• u. Gew.-BJ.
1878, 91.
Zur Erzeugung metallischer Niederschläge auf Metallen ohne äußere Stromzuführung
kocht man die Gegenstände nach D. R. P. 118 452 in Bädern, die Salze des niederzuschlagenden
Metalles und Salze der elektropositiveren Metalle gelöst enthalten; letztere (Eisen, Zink, Man·
gan, Aluminium, Magnesium usw.) müssen die Eigenschaft haben, zwischen dem eingetauchten
Metall und sich selbst einen elektrischen Strom zu erzeugen. Sie stellen dann den positiven
Pol dar, der eingetauchte Gegenstand den negativen. Das negativere Metall (Blei, Zink, Nickel,
Eisen usw.) scheidet sich dann so lange aus, als der zu überziehende Metallgegenstand in der
Badflüssigkeit hängt.
Zum Verzinnen auf kaltem Wege beizt man nach D. R. P. 14: 91? die alkalisch gereinigten
Gegenstände in 15-20 proz. Schwefelsäure, reibt sie mit Sand sorgfältig ab, umgibt sie mit Zink-
streifen und legt sie während 8 Stunden oder ev. noch länger in ein Bad, das in 100 I Wasser
200-300 g Zinnsalz, 300 g Alaun und 200 g Weinstein enthält. Dann spült man die verzinnten
Gegenstände ab und wäscht sie in Wasser, das im Liter 8-10% kohlensaure Magnesia enthält.
Vgl. Dingi. Journ. 146, 394.
Zur Anreibeverzinnung oder -Versilberung oder auch zum Putzen von weißen Metallen
eignet sich ein Gemisch von polierenden Bestandteilen, wie Kreide, Salmiak, Kochsalz u. Wein·
stein, mit geringen Mengen Zink, Chlorsilber und Zinnchlorür. (D. R. P. 189 879.)
Zur Kontaktverzinnung von Eisen und Stahlwaren verwendet man eine wässerige Lösung
von Ammoniakalatm und Zinnchlorür, in der man die Gegenstände bei Gegenwart von Zink-
blechen kocht. Man erhält auf Kupfer, Messing und Bronze wesentlich stärkere Zinnüberzüge,
als wenn man Zinnbleche verwendet. (Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 10ö, ö.)
Zur Erzeugung von Bleiüberzügen kann man die Metalle auch in saure oder alka-
lische Kontaktbleibäder tauchen, denen man geringe Mengen Catech u zusetzt. Man arbeitet
z. B. mit einem 0,25% saures Bleisalz und 0,01% Catech u enthaltendem Bade oder mit alkali·
schen Flüssigkeiten, die bei 5% Ätzalkaligehalt 0,5% Bleiglätte und ebenfalls 0,01% Catechu
enthalten. (D. R. P. 314 ?89.)
Ein Metallaufstrich verfahren, nach dem man durch Aufstreichen einer Suspension fein-
verteilter Metalle oder Legierungen in einer passenden Flüssigkeit festhaftende, einschmelzbare
Überzüge erzielt, beschreibt E. Schneckenberg in Elektrochem. Zeitscbr. 18, ö3. Als Leg i e .
r u n g e n kommen vor allem, je nach dem Verwendungszweck, verschiedene Mengen von
Zinn und B 1 e i in Betracht, die man in staubfein gemahlenem Zustande mit Wasser oder
Spiritus, unter Zusatz von Salmiak, Kreide u. dgl., zu einem streichfertigen Brei anrührt,
diesen auf den Gegenstand aufträgt, mit einer offenen Flamme zum Schmelzen erhitzt
und schließlich erkalten läßt. Zur Entfernung gebildeter Salze und Verunreinigungen
werden die Gegenstände dann mit Wasser gewaschen. Gefäße für Nahrungsmittel erhalten
so einen Überzug aus reinem Zinn, zur Herstellung säurebeständiger Überzüge verwendet
man eine Legierung aus 66 Tl. Zinn und 34 Tl. Blei oder umgekehrt. Als Schutz gegen Seewasser
besteht der Überzug aus 70 Tl. Zinn und 23 Tl. Blei oder aus 35 Tl. Zinn, 15 Tl. Blei und 50 Tl.
Zink. Dieses Aufstreichpulver ist als "Epicassit" im Handel.
Über eine neue derartige galvanische Verreibmasse wird ferner in Elektrocbem. Zeltschr.
1913, 86 berichtet.
Zum Verzinnen und Verbleien eignet sich auch die Mischung von Metallpulver, einem Des-
oxydationsmittel und Wasser, Sprit oder einer anderen indifferenten Flüssigkeit, die unterhalb
des Metallschmelzpunktes siedet. (D. R. P. 209 030.)
Zun1 Niederschlagen eines Metalles auf einem anderen verwendet man das niederzuschlagende
Metall zusammen mit einem im feuchten Zustande als Elektrolyt wirkenden Salz (Ammonium),
ferner mit einem als Anode wirkenden, elektropositiveren Metall (Magnesium) und Mitteln, die
ein vorzeitiges Einwirken der Bestandteile aufeinander, besonders auf das niederzuschlagende
Metall verhindern, wie z. B. Talk, Speckstein, Kreide usw. Um z. B. Zink niederzuschlagen,
mischt man 15 Tl. Handelszinkstaub, 5 Tl. Ammonsulfat, 1 Tl. Magnesium, 10 Tl. Kreide und
2,5 Tl. Speckstein. Für andere Metalle kann man noch Borsäure oder Weinstein bzw. Natrium·
carbonat, evtl. auch Kohlenhydrate zusetzen. Die Masse ist unbegrenzt haltbar und gibt, auf
den leitenden metallischen Körper aufgestrichen, sofort den gewünschten Zinküberzug. (D. R. P.
242114.)
Kleinere Gegenständ~ werden mit Erfolg durchAnsieden verzinkt, da man auf diesem Wege
wesentlich dauerhaftere Überzüge erhält als mit galvanischen Methoden. So wiesen z. B. nach
Beobachtungen von E. 8. Mowry verzinkte eiserne Schindeldachnägel nach 21 Jahre langer Ver-
wendung noch keine Spur von Rost auf, während die elektrolytisch verzinkten Nägel schon nach
3 Jahren mit dickem Rost bedeckt waren. (lron Age 1906.)
Zum Überziehen von Eisen, Kupfer und Messing mit einer Wismutschicht taucht man
die Fläche in eine Lösung von Wismutjodid oder -bromid in Jod- bzw. Br!?malkalien und Säuren.
Die Jodidlösung gibt auf Eisen, Messing und auch Kupfer einen matten Uberzug, der nach Ent·
fernung der oberen lockeren Schicht beim Reiben mit einem Tuch durchaus fest haftet und den
Einwirkungen der Atmosphärilien ebenfalls Widerstand entgegensetzt. (D. R. P. 302 816.)
Sonstige Metallisierungsverfahren.
68. Metallspritzverfahren von Sehoop, Literatur und Allgemeines.
Günther, H. und M. U. Schoop, Das Schoopsche Metallspritzverfahren. Stuttgart 1917.
Das mechanische Metallisierongsverfahren des Zerstäubens flüssiger Metalle mittels eines
Strahlgebläses nach Schoop ist in D. R. P. 266 926 und 258 606 beschrieben. Näheres findet sich
in Elektrocbem. Zeitscbr. 18, 28, in Techn. Monatshefte 1913, Heft 6 u. 6, in Metalllnd. 1918,
Nr. 7 u. a. a. 0. Vgl. auch D. R. P. 268 448.
Das Metallspritzverfahren mit besonderer Berücksichtigung seiner Anwendung auf den Ge-
bieten der Elektrotechnik, Chemie und Elektrochemie bespricht N. Meurer in Elektrochem. Zeitschr.
1921, 81.
über das Metallspritzverfahren, seine wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen
Grundlagen siehe Zeitschr. f. kompr. llüss. Gase 1919/1920, Bd. 20, S. 01-53. Vgl. R. Hopfeld,
Z.-Ver. d. Ing. 1920, 578.
Die Aussichten des Schoopschen Metallspritzverfahrens erörtert R. Bopfeit in z. Ver d. lng.
1920, 578.
Das Platinieren von Kupfer, Messing und Silber mit Hilfe von Platinschwamm oder Platin-
pulver beschreibt C. Bromeis in Dingi. Journ. 1860, IV, 283.
Zum Überziehen von Metallen mit Platin taucht man sie nach Chureh, D. Ind.-Ztg. 1867,
408, in rotglühendem, rußfreiem Zustande 1 Minute in eine Lösung von 1 Tl. Platincblorid
in 8 Tl. destilliertem Wasser, der man 1 TI. reinen Honig, 6 TI. Weingeist und 2 Tl. Äther zusetzt.
Vgl. dagegen Böttger, Polyt. Notizbl. 1867, Nr. 20.
Das Verfahren der Herstellung von Platinspiegeln [588] läßt sich nach seinem Erfinder
E. Dod6 auch auf Metalle übertragen: Man löst 100 TI. Platin in Königswasser, dampft ein,
nimmt mit Wasser auf, versetzt mit Lavendelöl, vermischt mit 30 TI. Bleiglätte oder borsaurem
B!eioxyd, streicht das Gemenge auf den Gegenstand auf und brennt in einem Muffelofen ein.
Ein hellstahlgrauer Platinüberzug wird erhalten, wenn man der mit Lavendelöl versetzten
Platinlösung ein geschmolzenes, gemahlenes, mit 100 Tl. venezianischem Terpentin und 30 Tl.
Terpentinöl vermischtes Gemenge von 120 TI. Glätte und 300 TI. weißem Sand zusetzt. (D. lnd.·
Ztg. 1868, 88.)
Um Metalle legierungsartig mit einer Chromschicht zu überziehen erhitzt man sie, in
metallisches Chrompulver eingebettet, bei Sauerstoffabschluß auf mindestens 1200°, ohne jedoch
den Schmelzpunkt der Metalle zu erreichen. (A. P. 1 365 499.)
Zur Erzeugung gut ziehbarer Metallniederschläge oder duktiler Metalldrähte und Röhre-n
verwendet man solche Verbindungen des niederzuschlagenden Metalles, die, wie Metallalkyle
oder Metallacetylacetonate, das niederzuschlagende Metall enthalten, verdampfbar oder durch
Erhitzen dissoziierbar oder zu Metall reduzierbar sind, und verwendet weiter als Seele entweder
das niederzuschlagende oder solche Metalle, die mit den angewendeten Stoffen keine flüchtigen
Verbindungen bilden, worauf man den Niederschlag dünner zieht oder walzt. Man kann z. B.
Wolframhexachlorid als Metallverbindung, Wasserstoff als Reduktionsmittel und einen elektr:cC'h
zu erhitzenden Wolfram- oder Platindraht als Seele verwenden und vermag so Wolfram als dicl,:c,
f~s~haftende, hochglänzende Schicht niederzuschlagen, deren Dichte von der Dauer und Inten-
Sität des Erhitzans abhängt. (D. R. P. 314: 791.) [397].
102 Die Metalle.
Ein erprobtes Verfahren der Ätzgrundherstellung auf Stahl ist in Techn. Rundsch. 1909, 746
beschrieben. Man gießt auf die mit Schlemmkreide und dann mit verdünnter Schwefelsäure
1: 20 gereinigte Stahlplatte eine sorgfältig hergestellte und filtrierte Lösung von 1 Tl. syrischem
Asphaltpulver und 4 Tl. Citronenöl in 9 Tl. gereinigtem Terpentinöl auf, kopiert unter dem
Ne~ativ in der Sonne etwa% Stunde, sonst noch länger, und reibt nach der Exposition die un-
behchteten Flächen mit Terpentinöl oder seiner Mischung mit reinem Olivenöl vorsichtig ab,
so daß durch den durch die Belichtung unlöslich gewordenen Asphalt sofort ein ätzfähiges Bild
entsteht, das man durch Seifenlösung oder Soda von eventuell noch vorhandenen fettigen Stellen
befreit.
Ein Deckgrund für photographische Übertragungen auf Stahlplatten besteht nach Niepce,
Dingi. Journ. 130, 275, aus 100 Tl. Benzin, 5 Tl. Asphalt und 1 Tl. gelbem Wachs. Dieser Firnis
ist so flüssig wie Eiweiß, verbreitet sich ebenso leicht wie Kollodium und trocknet sehr
rasch.
Nach D. B. P. 9639 ätzt man eiserne Formen für keramische Zwecke in folgender
Weise: Man bedruckt trockenes Abziehpapier, das durch Imprägnierung von Fließ.Papier mit
500 g Stärke in 6-7 g Glycerin in kochender wässeriger Lösung erhalten wird mit emer Farbe~
die aus je 1 Tl. Rindstalg, Wachs und Asphalt, 2 Tl. Kolophonium und % Tl. Lampenruß be-
steht. Das Papier wird mit der Druckseite auf die zu ätzende Fläche gelegt, fest angedrückt,
leicht befeuchtet und abgezogen, dann bestäubt man die Zeichnung mit einem aus gleichen Teilen
Asphalt und Kolophonium bestehenden Pulver, verreibt es vorsichtig mit der Farbe und wärmt
den Gegenstand leicht an, so daß das Pulver festschmilzt ohne zu verlaufen. Dieser Prozeß wird
fortgesetzt, bis die Zeichnung eine genügend dicke Schutzschicht besitzt. Man ätzt die Metall-
formen für gröbere Körnungen mit einem Gemisch von 5 Tl. Holzessigsäure, 1 Tl. Alkohol und
1 Tl. Salpetersäure, für feinere Körnungen mit einer Mischung von Salpeter- und Flußsäure.
Das Verfahren des Einätzans von Namen oder Zeichen in Stahl unter Zuhilfenahme eines
Deckgrundes, den man aus 2 Tl. Asphalt oder Mastix, 1 Tl. Kolophonium und 1% Tl. Wachs
erhält, ist genauer beschrieben in Elektrocbem. Zeitscbr. 18, 145.
Der mit Deckgrund versehene Gegenstand wird entweder in die Ätzflüssigkeit eingelegt
oder auch mittels eines Zerstäubers damit bespritzt. Handelt es sich um eine Platte, so kann man
sie mit einem Wachsrand versehen und die Ätzflüssigkeit aufgießen, doch muß das Bad dann
in steter Bewegung gehalten werden. Vgl. folgende Abänderungen:
Verfahren und Einrichtung zum Ätzen, bei dem die Ätzflüssigkeit mittels Preßluft auf den
zu ätzenden Gegenstand übertragen wird. (D. R. P. 253 726.)
Verfahren und Vorrichtung zum Ätzen von Druckplatten, bei denen die über der Druck-
platte im Ätztrog befindliche Atzflüssigkeit durch in sie eingetauchte Platten oder Tauchkolben
senkrecht gegen die Druckplatte bewegt wird. (D. R. P. 288 326.)
Ätzapparat mit drehbar getragenen Arbeitsstücken, die von der Ätzflüssigkeit regenartig
getroffen werden. (D. R. P. 289 225.) Vgl. auch D. R. P. 291 393 u. Zusatz 291 703.
Ätzmaschine, bei der die zu ätzenden Metallplatten horizontal in der Ätzflüssigkeit bewegt
werden. (D. R. P. 293 481.)
Ätzmaschine zum gleichzeitigen Ätzen mehrerer Platten. (D. R. P. 276 224.)
Sollen die Ätzungen verschieden tief werden, so muß man den Metallgegenstand der Säure-
wirkung mehrmals aussetzen, wobei die flachen Stellen bei den folgenden Ätzungen gedeckt
werden.
106 Die Metalle.
Ein Verfahren zum autogenen Schneiden von Metallen auch unter Wasser ist dadurch
gekennzeichnet, daß das zu schneidende Material zur Bildung flüchtiger bzw. wasserlöslicher
Metallverbindungen einem Strahl von Chlor allein oder im Gemisch mit anderen geeigneten
Gasen ausgesetzt wird. (D. R. P. 307179.)
Zur Verringerung der Wandstärke von Rohren bringt man sie, je nachdem ob die äußere
oder innere oder ob beide Oberflächen abgenommen werden sollen, verschlossen oder geöffnet
in ein Atzflüssigkeitsbad bzw. gießt dieses in das einseitig geschlossene Rohr ein. (D. R. P.
306 323.)
Zum Nachschärfen gebrauchter Feilen verkupfert man sie in gereinigtem entfettetem Zu-
stande in einer wässerigen Lösung von 2 Tl. Kupfervitriol und 2 Tl. Borax und bringt sie in ein
Bad von 7 Tl. Schwefelsäure und 0,25 Tl. Weinessig. Schließlich wäscht man die stahlblau ge-
wordenen Feilen ab, trocknet und ölt sie. (D. Gewerbeztg. 1870, Nr. 13.)
Zum Schärfen von Feilen auf chemischem Wege hängt man sie in gut gereinigtem Zustande
ohne gegenseitige Berührung mit der Angel nach oben senkrecht in ein Ätzbad, das Wasser, Schwefel-
und Salpetersäure, Kochsalz, Eisen und Kupfervitriol und Natriumwolframat enthält. Die in
dem Bade entstehenden Gase setzen sich an den Feilenschärfen an und schützen sie vor dem Säure-
angriff, das Kupfersulfat und die Salze bilden auf dem Werkzeug einen den Schlamm festhaltenden
Überzug, wodurch das Bad länger gebrauchsfertig erhalten wird. (D. R. P. 301 886.)
Verfahren und Vorrichtung zum Schärfen von Feilen durch chemisches Ätzen sind dadurch
gekennzeichnet, daß man die schräggestellten Feilen mit so wenig des Ätzmittels derart überrieseln
läßt, daß es sich nur in den Tälern sammelt und daselbst in Verbindung mit der Luft auf den
Talboden und die Zahnvorderseite einwirkend schärft, wonach man das Verfahren wiederholt,
bis die erwünschte Schärfe erreicht ist. (D. R. P. 310 347.)
Nach einem eigenartigen Verfahren kann man äußerst feine Siebe oder gelochte Flächen
für Filter in der Weise herstellen, daß man auf einer Metallplatte mittels des photographischen
Rasterverfahrens oder durch Aufdruck ein ätzbares Bild der Si<Jblochung aufbringt und die Raster-
punkte dann durchätzt. (D. R. P. 324 697.)
Ätzflüssigkeiten (nach Elektrochem. Zeitschr. 1916, 23} : Für Kupfer: Die wässerigen Lösungen
von 5 Tl. Kaliumchlorat in 50 Tl. Wasser und 37,5 Tl. Salpetersäure in IOO Tl. Wasser werden
nach dem Erkalten gemischt. Für Zink oder Kupfer: I Tl. Salpetersäure in 80 Tl. Wasser.
Zum Ätzen metallischer Meßwerkzeu~e verwendet man nach D. R. P. 243 687 verdünnte
Salpetersäure, bringt das Werkzeug dann in em kaltes, färbendes Bad von Meta.ll- (Eisen-, Chrom-}
oder Cyansalzen und hierauf in Blauholz- bzw. Ta.nninextrakt, setzt einige Zeit der Luft aus
und entfernt den Lack. Die Skala erscheint dann tiefschwarz auf blankem Untergrund.
Zur Herstellung von Kupferschablonen für kunstgewerbliche, besonders Stickerei-
zwecke überzieht man das dünne Kupferblech mit einem Asphaltlack, läßt trocknen, ritzt das
Muster mit der Nadel ein und ätzt den mit einem Wachsrand umgebenen Kupferstreifen mit einer
Lösung von 2 Tl. chlorsaurem Kali und IO Tl. rauchender Salzsäure in 90 Tl. Wasser. Das freie
Chlor ätzt. Die schwächeren Partien werden mit derselben mit lOQ-200 Tl. Wasser verdünnten
Flüssigkeit geätzt. (Dingi. Journ. 109, 313.) Ebenso kann man auch 24grädige Sal}>(?tersäure
verwenden, während Messing besser mit einem Gemenge von 9 Tl. Wasser, 3 Tl. re!ner Sal-
petersäure und 2 Tl.- Essigsäure geätzt wird.
Die Herstellun~ geätzter Kupferschablonen als Ersatz für geschnittene oder gestanzte
Arbeiten ist beschrieben in Techn. Rundscb. 1908, 700.
Nach R. Erckmann, Chem. Zentr.-BI. 1872,48 (v~l. D. Ind.-Ztg.1879, 871) ätzt man Kupfer,
Messing und Stahl mit einer Lösung von 15 g Kabumbichromat in 80 ccm Wasser und 20 ccm
konzentrierter Schwefelsäure; nach einer älteren Methode (Dingi. Journ. 109, 813} bedient man
sich für Kupfer einer mit Salzsäure versetzten Lösung von Kaliumchlorat und für Eisen und
Stahl einer Lösung von Jod in Jodkalium.
Die Kupferätzflüssigkeit, bestehend aus Salpetersäure und Bichromat, wurde von Puscher
angegeben. (Polyt. Zentr.-BI. 1867, 672.) Als Atzgrund verwendete er ein verschmolzenes Ge-
meng-e von 1 Tl. Pech, 2 Tl. Japanwachs, I,5 Tl. Kolophonium, I Tl. Dammar gelöst in Terpentinöl.
Zum Ätzen von Bronze und Messing taucht man das Stück in eine durch Zusatz von einigen
Tropfen Wasserstoffsuperoxyd in der Oxydationswirkung verstärkte dunkelgrüne verdünnte
Chro msä urelös u ng, bewegt die Ware einige Sekunden und wäscht sie dann in fließendem Wasser
ab. Das Verfahren eignet sich auch zum Ätzen von Silber. (S. W. Miller, Stahl u. Eisen HnS, 494.)
Nach R. Kayser, Mitt. d. bayer. Gew.-Mus. 1886, 46, 62 u. 86 bedient man sich zum Ätzen
von Messing bei Verwendung des üblichen Ätzgrundes einer Lösung von 8 Tl. Salpetersäure
(spez. Gewicht I,4) und 3 Tl. chlorsaurem Kali in I30 ccm Wasser. Der Ätzgrund besteht z. B.
nach Dingi. Journ. 128, 404 aus einem Gemenge von 64 Tl. Schellack, 28 Tl. Kieselsäure und
8 Tl. Eisenoxyd.
Vorschriften zur Herstellung des schwarzen- Hintergrundes für geätzte Messingnamensschilder
finden sich in Brass W orld 6, 330.
Soll der auf irgend eine Weise geätzte Kupfergrund oxydiert werden, so bringt man die
Platte nach Bayer. lnd.• u. Gew.·BI. 1911, lö vor Entfernung des Asphaltüberzuges in eine saure
Kupferlösung, wie man sie zum Plattieren benutzt, spült den erhaltenen Kupferüberzug ab und
taucht in eine kalte Lösung von 13 g Schwefelleber in Il Wasser. Man kann ebenso auch einen
schwarzen Nickelüberzug herstellen oder den Hintergrund färben. Schließlich wird der Asphalt-
überzug mit Terpentinöl oder Benzin beseitigt.
Als Ersatzmetalle des Kupfers zur Ausführung von Similigravüren eignen sich Nickel,
Kobalt und Stahl, mit denen man billigere Metallplatten überzieht. Zur Ätzung verwendet man
bei I5° 3I,9grädige, bei 50° 33,8grädige Eisenchloridlösungen, die in beiden Fällen das Nickel
wesentlich langsamer anätzen als das Kupfer. (B. F. Cooper und G. A. Freak, Zeitschr. f. angew.
Chem. 1910, 1949.)
Um Goldplatten zu ätzen überzieht man sie nach Tecbn. Rundseh. UH8, 206 beiderseitig
mit einem gewöhnlichen Asphaltlack oder mit einem Gemisch von je 4 Tl. Wachs und Asphalt
und je 1 Tl. Pech und Burgunderharz, umgibt die Platte, wenQ. die Rückseite nicht mit Ätzgrund
überzogen wurde, mit einem Wachsrand und gießt in den so erhaltenen Napf eine Lösung von
1 Tl. Salpetersäure und 3 Tl. Salzsäure. Dann spült man mit Wasser ab, entfernt den Rand
und wäscht den Ätzgrund mit Benzin oder Terpentinöl ab.
Zur Erzeugung von Schriftzeichen auf Aluminium ätzt man nach Teehn. Rundscb.
1911, ISO die in einen Ätzgrund eingekratzte Zeichnung mit Natronlauge, bis lebhafte Gasent-
wicklung eintritt, wäscht ab und erhält so die matte Schrift auf glänzendem Grunde.
Zur Herstellung geätzter Aluminiumschliffe für mikrophotographische Aufnahmen
poliert man die Schliffflächen mit Schmirgelpapier, das, um das Eindringen von Schmirgelteilchen
in das Metall zu vermeiden, mit einer dünnen Paraffinschicht überzogen ist. Man poliert dann mit
Tripel und _Wasser mittels einer Tuchscheibe nach und ätzt sodann unter Verwendung von Alkali-
lauge als Ätzflüssigkeit oder mit Flußsäure, worauf mit starker Salpetersäure nachbehandelt
wird. Meist genügt eine I5proz. Flußsäure, um bei Einwirkungsdauer von einer Minute das Gefüge
deutlich hervortreten zu lassen. Der beim Ätzen mit Alkalilauge hinterbleibende schwarze Nieder-
eoblag läßt sich durch Eintauchen in verdünnte Chromsäurelösung leicht entfernen. (R. J. Ander-
son, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1918, 367.)
Zum Ätzen metallener Flachdruckformen aus Zink oder Aluminium verwendet man
nach D. R. P. 247 820 eine Lösung von 2 TI. kieselfluorwasserstoffsaurem Aluminium, G Tl.
Metalle ätzen, beizen, mattieren. 109
kieselfluorwasserstoffsaurem Ammonium, 15 Tl. zweifach phosphorsaurem und 19 Tl. salpeter-
saurem Ammonium mit 7 Tl. salpetersaurem Aluminium in etwa der 25fachen Menge sehr ver-
dünnter Gummiarabicumlösung. Diese Ätzflüssigkeit läßt man mit einem Pinsel aufgetragen
höchstens eine Minute auf die mit der Zeichnung bedeckte Metallplatte einwirken, wäscht mit
einem Schwamm ab, gummiert dünn, fächelt trocken, wäscht die Zeichnung mit Auswasch-
tinktur aus, trocknet und walzt die Platte solange ab bis die Zeichnung klar hervortritt, dann
stäubt man mit Kolophonium und Talkum ein, ätzt nochmals 2-3 Minuten, wäscht ab, gummiert
die Platte frisch und kann sie nunmehr ohne weiteres verwenden.
Zur Schonung der Zeichnung und zur Ermöglichung der Erzeugung einer größeren Zahl
von Drucken ätzt man die metallenen Flachdruckplatten, deren nichtdruckende Teile mit einer
wasserhaltigen Schicht versehen werden, mit verdünnten Ätzlaugen so lange, bis die Metallober-
fläche ein rauhes oder mattes, metallisch aussehendes Korn zeigt. (D. R. P. 311 600.)
Nach R. Böttger soll man sich zum Hochätzen des Zinks einer Kupferlösung be-
dienen, die, als Schreibtinte benutzt, auf blank gescheuerten Zinkblechen tiefschwarze Schrift.
züge erzeugt, die beim folgenden Behandeln der Platte mit Säuren in reliefartig erhabener Form
stehen bleiben. Besser eignet sich nach demselben Autor (Bayer. Kunst- u. Gew.-BI. 1866, 373)
eine Tinte, die man aus 1 Tl. Platinchlorid, 1 Tl. arabischem Gummi und 12 Tl. destilliertem
Wasser erhält. Schreibt man mit dieser Tinte auf Zinkbleche, übergießt die Schriftzüge, noch
ehe sie trocken sind, mit Wasser, und legt die Bleche einige Augenblicke in eine Auflösung von
Kaliumgo1dcyanür, so bedeckt sich die Platte mit einer dünnen Schicht metallischen Goldes,
das in dem nun folgenden Bade von 1 Tl. Salpetersäure vom spez. Gewicht 1,2 in 16 Tl. Wasser
wieder abblättert bis auf die Stellen, die vorher mit der Platintinte beschrieben waren. Durch
die nachträgliche Vergoldung bleiben diese Schriftzüge oder Zeichnungen auch beim Weiterätzen
durch die Salpetersäure unberührt und werden schließlich in reliefartig erhabener Form auf
tieferem Grunde erhalten.
Zum Ätzen antimonhaltiger Legierungen bedient man sich nach R. Kayser, 1\litt.
d. bayer. Gew.-Mus. 1886, 41), 62 u. 86 eines Gemisches von 1 Tl. Salzsäure (spez. Gewicht 1,124),
2 Tl. Salpetersäure (spez. Gewicht 1,4), 2 Tl. Spiritus, 3 Tl. Weinsäure und 10 Tl. Wasser.
Ebenso wie Salpetersäure für Eisenlegierungen eignet sich eine lOproz. Ammoniumper-
sulfatlösung zur Entwicklung der Struktur von Kupferlegierungen, Neusilber, Nickellegierungen
mit weniger als 10% Nickel, Titan-Phosphorbrenzen und zahlreichen anderen Legierungen als
Ätzflüssigkeit. Um Sauerstoffeinschlüsse in Kupfer festzustellen, verwendet man am besten eine
Lösung gleicher Teile Ammoniak und Wasserstoffsuperoxyd. Im allgemeinen ist eine lOproz.
alkoholische Salpetersäurelösung zu den verschiedensten meta ll o g r a p h i s c h e n Unter-
suchungen verwendbar, während Lösungen von Eisenchlorid (Kupferammoniumchlorid, Kupfer-
chlorid usw.) für Spezialzwecke dienen, die E. G. Jarvis in Met. lud. 17, 170 erörtert.
Über photographischen Metallätzdruck siehe Placet, Polyt. Zentr.-ßl. 1864, 741. V gl. d,;s
Verfahren, durch Mitwirkung der Photographie zum Abdruck gce;ignete Kupferplatten herzu-
stellen, nach Verbandl. d. Ver. z. Beförd. d. Gewerbefleiß. in Preuß. 18öß, 141 und [72].
Ein Verfahren der photographischen Metallätzung wird nach Pharm. Zentrb. 1863, Nr. 3G
wie folgt ausgeführt: Eine Metallplatte wird mit einer Gummi arabicum-Lösung und nach dem
Trockenwerden diese Gummischicht mit einer gemischten Lösung von Eisenchlorid und vVein-
steinsäure überzogen, worauf man die Platte im Dunkeln trocknet und, je nachdem man eiEe
vertiefte oder erhabene Zeichnung erhalten will, unter einem positiven oder negativen Bilde
belichtet. Nach der Belichtung läßt man im Dunkeln einige Sekunden lang Wasserdampf ein-
wirken und streicht mittels eines breiten Haarpinsels feinsten Harzstaub darüber; das Harzpulver
setzt sich nur auf den feucht gewordenen Stellen (die den nicht belichteten Stellen entsprechen)
ab; die Platte wird nun gelinde erwärmt, so daß das Harz aufschmilzt, und hierauf auf die bekannte
Weise geätzt. Vgl. das Verfahren von Poitevin in Dingi. Journ. 159, 444 u. ferner Journ. f. pral;t,
Chem. 1854, Nr. 24.
Zur Erzeugung ein- oder mehrfarbiger Muster oder Bilder auf Kupferdruckwalzen über-
zieht man diese nach einem besonderen Verfahren gleichmäßig mit einer lichtempfindlichen
Schicht, überträgt auf diese mittels einer lichtdurchlässigen indifferenten Schicht einen von dem
herzustellenden Bilde gewonnenen Rasterfilm, kopiert und entwickelt. Bei Benutzung von C h r o m-
fischleim braucht man die Walze dann nur noch in vVasser zu legen, wodurch der Leim an den
nichtbelichteten Stellen herausgelöst wird, während der ungelöst gebliebene Teil des Leimes
beim Erhitzen eine harte, emailartige Masse liefert, die das Metall an diesen Stellen gegen die Wir-
kung der Salpetersäure schützt. (E. Rolffs, V. Kongr. f. Angew. Cbem. 1903.)
für Kupfer z. B. verdünnte Schwefelsäure, außerdem für Kupfer und Messing: Kupfervitriol-
oder Eisenchloridlösung; Stahl und Eisen: Eisenvitriol- oder Chlorammoniumlösung; Zink:
Zinkvitriol- oder Zinkchloridlösung; Zinn: Zinnchlorürlösung; Silber: Silbernitrat- oder Cyan-
kaliumlösung; Gold und Platin: die betreffende Metallchlorid- oder eine Cyankaliumlösung.
Der Gegenstand wird bei der elektrolytischen Ätzung wie bei der chemischen, nachdem an
einer Stelle der Leitungsdraht mittels Weichlotes befestigt ist, gedeckt, dann wird er als Anode
einer Kathode aus gleichem Metall genau parallel gegenüber, damit die Ätzung vollkommen gleich-
mäßig wird, in das Bad gehängt. Sollen die Furchen verschieden tief werden, so wird der Gegen-
stand nach einiger Zeit herausgenommen, die flachen Stellen werden gedeckt und nun wird von
neuem in Abstufungen geätzt.
Die galvanische Ätzung hat manchen Vorteil vor der chemischen. Sie ist feiner und schärfer,
denn die chemische Ätzung ergibt- mikroskopisch betrachtet- keine scharfen Linien, sondern
unregelmäßige Vertiefungen, die sich bei einer gewissen Tiefe stark verbreitern, so daß die Linien
unterfr.~ssen sind, die galvanisch erzeugten Linien aber sind scharfe Furchen. Bei der galva-
nischen Atzung treten keine Säuredämpfe auf, Metallverlust wird vermieden, denn das ausgeätzte
Metall setzt sich an der Kathode ab, auch ist das Verfahren billiger als das chemische und ver-
läuft rascher. Folgende Tabelle (nach Buchner, Das Ätzen und Färben der Metalle) enthält pro
I Amperestunde Stromverbrauch die Menge des gelösten Metalls in Gramm:
Aluminium 0,337 g Kupfer, einwertig 2,37 g
Blei . . . . . . • 3,86 " " zweiwertig 1,186 "
Eisen, zweiwertig • 1,04 " Silber . . • . . 4,025 "
" dreiwertig • 0,694 " Zink . . . . . 1,222 "
Nickel . • • • • . 1,093 " Zinn, zweiwertig 2,23 "
" vierwertig 1,11 "
Zur Ausführung der elektrochemischen Metallätzung bringt man die mit der Zeichnung
versehene Platte, auf der die Stellen, die erhaben bleiben sollen, mit einer gegen Säure wider-
standsfähigen lsolierschicht versehen sind, mit dem einen Pol einer Stromquelle in Verbindung
und verbindet den anderen Pol mit einer gleichgroßen Gegenplatte aus Metall oder Kohle. Das
Plattenpaar wird dann parallel in eine verdünnte Säure getaucht, die das Metall anzuätzen vermag.
(D. R. P. 37 960.)
Als Ätzelektrolyt für die z. B. das Muster tragende metallische Druckwalze eignet sich nach
A. P. 136211)9 mineralsaure Eisensulfatlösung.
Ein galvanisches Atzverfahren beschreibt Böttger in Dingi, Journ. 181, 212. Man ätzt die
mit Platinchlorid beschriebene und dann vergoldete Platte mit einer Lösung von I Tl.
Salpetersäure vom spez. Gewicht 1,2 in 16 Tl. Wasser, hängt sie nunmehr in einen Elektrolyten
von schwefelsaurem Zinnoxyd als positive Elektrode ein und elektrolysiert mit einer Kupfer-
platte als negative Elektrode, bis der gewünschte Grad der Atzung erreicht ist.
Über die Herstellung von geätzten Metallgegenständen siehe Bayer. lnd.- u. Gew.-Bl..
1911, 10. Die sorgfältig gereinigte Messingplatte wird mit Asphaltfarbe bestrichen und die Zeich-
nung in die getrocknete, dünne, braune Schicht eingekratzt. Man läßt dann, nachdem man auch
die Rückseite bestrichen hat, über Nacht trocknen und ätzt nun elektrolytisch in einem Bade
von 10proz. Schwefelsäure, wobei der zu ätzende Gegenstand als Anode dient, während man
als Kathode ein Messing- oder Kupferblech einhängt. Man elektrolysiert bei gewöhnlicher Tem-
peratur mit einer Spannung von 3 Volt, entfernt mit einem weichen Pinsel die sich während
des Vorganges bildenden, unlöslichen Substanzen und spült nach einigen Stunden ab (vgl. D. R. P,
87 960).
Zum galvanischen Einätzen von Fabrikzeichen in Messerach miedewaren werden die
auf der ganzen Fläche mit einem Harzdeckgrunde versehenen Gegenstände nach D. R. P. 88 616
auf die positive Leitung einer Stromquelle gelegt, dann druckt man mit dem mit Pottasche-
lösung getränkten Stempel, spült, befeuchtet mit Salmiaklösung und ätzt durch Niederdrücken
der mit der negativen Stromzuleitung verbundenen Metallplatte.
Scbubertb empfiehlt besonders zur Herstellung der Messingschilder das galvanische Ätzen
und beschreibt die betreffenden Verfahren ausführlich auf S. 130 seines Buches. Das galva-
nische Atzbad wird nach Roseleur zweckmäßig in folgender Weise hergestellt: Man \Tereinigt
die Lösungen von 150 g Zinkvitriol in 51 Wasser und von 450 g Soda ebenfalls in 5 I Wasser,
gießt nach 12 Stunden die wertlose Flüssigkeit vom Bodensatz -ab, suspendiert den Nieder-
schlag in 61 Wasser, löst in der Flüssigkeit 200 g Krystallsoda und portionsweise 200 g
doppeltschwefligsaures Natron und vereinigt die erhaltene Lösung zur Gewinnung des galvani-
schen Ätzbades mit einer Lösung von 2 g arseniger Säure in etwa 4 l Wasser.
Zum galvanischen Atzen von Metallen (besonders Silber) setzt man dem cyankaliseben
Elektrolyten zur Vermeidung der Unterätzung der Umrisse nach D. R. P. 262 046 Doppelsalze
des Aluminiums oder seine Salze mit Alkalien oder Erdalkalien (z. B. Kaliumaluminiumsulfat) zu.
Auch Gold wird nach Tecbn. Rundsch.1918, 206 besser als auf chemischem, auf galvanischem
Wege geätzt, da nach ersterem Verfahren leicht ein Unterfressen des Atzgrundes eintritt. Man
hängt die zu ätzende Goldplatte als Anode in ein Bad aus Goldchlorid oder aus einer 10--20proz.
Cyankaliumlösung und galvanisiert mit einer Spannung von 2-3 Volt. Der Goldchloridelektrolyt
ist vorzuziehen, da der Atzgrund in Cyankaliumlösung leicht abblättert.
Metalle ätzen, beizen, mattieren. 111
Zum Glätten rohgoldener Ringe bringt man sie als Anode in ein Bad aus 1 I Wasser,
30 g gelbem Blutlaugensalz und 20 g Cyankalium, verwendet als Kathode ein Gold- oder Platin-
blech und elektrolysiert einige Minuten mit 20-25 Volt Spannung. (Metallarbeiter 1917, Nr. 17/18.)
Die elektrolytische Atzung, z. B. in einem Bade von IOproz. Schwefelsäure, oder die
chemische Atzung mit wässerigen Lösungen von chlorsaurem Kali oder Kaliumbiobromat und
Schwefelsäure beschreibt E. Werner in Elektrochem. Zeltsehr. 1913, 265.
Ein elektrolytisches Ätzverfahren für Druckformen aus beliebigem Metall ist in D. R. P.
302 902 beschrieben.
Zum Anschärfen von Werkzeugen oder zur Auffrischung von Gravierungen hängt man die
Stücke einige Minuten als positive Elektrode in ein saures Bad. (D. R. P. 47 993.)
ZumSchleifen und Schärfen von Werkzeugen auf galvanischem Wege, das gegenüber dem
einfachen Ätzen gleichmäßiger angreift und den Vorteil hat, daß die der Kathode nächstliegenden
Stellen der Schneidfläche anders angegriffen werden als die tieferliegenden Punkte, was eben der
Zweck des Anschärfens ist, hängt man das Werkzeug als Anode in Verbindung mit Kohle als
Kathode oder besser noch, um die Versehrnutzung des Elektrolyten durch Kohle zu vermeiden,
mit einer Bleikathode in ein Schwefelsäurebad vom spez. Gewicht 1,18 und leitet den Strom durch.
(E. Marks, Elektrochem. Zeitschr. 17, 174.)
Um eine kupferne oder messingene Walze oder Platte für den Kattundruck zu gravieren,
wird der Gegenstand schwach versilbert und hierauf die Zeichnung mit Kopalfirnis aufgemalt
oder aufgedruckt. Der Gegenstand wird hierauf in eine Lösung von Cyankalium von 1 : 10 ein-
getaucht und dem galvanischen Strom ausgesetzt, wodurch sich der feine Silberüberzug löst; die
Platte oder Walze wird hierauf in einer Lösung von Silbernitrat oder Salpetersäure geätzt. Nach
Entfernung des Firnisses erscheint die Zeichnung erhaben. - Soll ein vertieftes Muster her-
vorgebracht werden, so wird die Zeichnung vor der Versilberung mit Kopalfirnis auf das Metall
aufgetragen, der nach der Versilberung mit Terpentinöl wieder entfernt wird, worauf man den
Gegenstand galvanisch versilbert. (Dingi. Journ. 108, 358.)
Das Mattieren ist ein Ätzprozeß, bei dem das Ätzmittel nur kurze Zeit auf die freie
gereinigte Metallfläche einwirkt.
Die Metalle können auf chemischem oder mechanischem Wege mattiert werden, mecha-
nisch mit Seifenwasser und Bürsten aus Gußstahl- oder Messingdraht, entweder mit der Hand
oder mit einer rotierenden Zirkularkratzbürste oder mit dem Sandstrahlgebläse, wobei Zinn-
oder Glassand von verschiedener Korngröße, je nach Art der Mattierung, mit großer Geschwindig-
keit gegen das Metall geschleudert wird.
Auf chemischem Wege wird durch Mattbrennen oder Mattverkupfern eine stumpfe Metall-
oberfläche erreicht. Beim Mattbrennen wird der Gegenstand längere Zeit in eine heiße Matt-
beize aus Schwefelsäure, Salpetersäure, Kochsalz und Zinksulfat gebracht, wobei das Zinksulfat
der mattierende Stoff ist, der ungleichmäßig auf die Oberfläche einwirkt, d. h. einzelne Stellen
stärker angreift als andere, so daß eine rauhe Oberfläche entsteht. Das Metall wird um so matter,
je mehr Zinksulfat der Beize beigefügt wurde, und je länger es dem Bade ausgesetzt wird. Waren,
die versilbert, vergoldet usw. werden, werden oft dadurch mattiert, daß man sie, bevor man die
Oberfläche mit einem anderen Metall überzieht, matt verkupfert. Vor allem geschieht dies beim
Galvanisieren, indem man auf den Gegenständen bei kleiner Stromdichte in sauerem Bade Kupfer
niederachlägt.
Man erhält einen stumpfen, samtartig weichen Mattgrund, wenn man die Gegenstände
(Blei, Zinn, Zink usw. werden vorher in einem cyankaliseben Kupferbade verkupfert) in
ein Bad bringt, das auf 51 destilliertes Wasser 700 g Kupfervitriol und 125 g Schwefelsäure
enthält. Stromspannung 1-2 Volt. Je nach der Weiterbehandlung (sofortigem Vergolden
oder Auflockern des Belages mit einer Bürste oder mit dem Sandstrahlgebläse), bleibt der
Ton stumpf, samtartig oder erhält beim nachfolgenden Vergolden einen leichtschimmernden
Glanz. Massenartikel werden in der Gelb- oder Mattbrenne, bzw. in der Matt- und Glanzbrenne
mattiert. Vorschrift für eine Glanz brenne: Die entfetteten Gegenstände werden in die Brenne
getaucht, die aus 5 1 Salpetersäure (36° Be), 75 g Kochsalz, 75 g Glanzruß und 3Yz 1 60gräd.
Schwefelsäure besteht, und so lange darin gelassen, bis sie sich mit einem grünen Schlamm be-
decken, dann wird reichlich gespült, man geht durch eine 0,5 proz. Cyankalilösung und galvani-
siert sofort. Vorschrift für eine Mattbrenne: Sie besteht aus 3 kg 36gräd. Salpetersäure,
2 kg 66gräd. Schwefelsäure, 15 g Kochsalz und 15 g Zinkvitriol. Je länger die Gegenstände
in der gut ausgekühlten Brenne liegen bleiben, um so matter werden sie. Schließlich lassen sich
Gegenstände auch m e c h an i s c h mattieren, hierüber s. Originalarbeit. Weitere Vorschrüten
finden sich bei den einzelnen Metallen. (Elektrochem. Zeitschr. 1911, 266, 297,)
Vber einzelne Mattierungs- und Beizverfahren (Flußsäure usw.) siehe die einzelnen Metalle.
Uber Aufarbeitung der Beizlaugen s. [128],
Das Schleifen der Metalle dient dazu die Oberfläche durch Wegnahme feinster Teilchen zu
reinigen und glatt zu machen oder zur Herstellung von Schneiden und Spitzen an Metallwaren.
Das Polieren der Metalle ist ein höherer Grad des Schleifans und hat denZweck, die
von der genannten Operation zurückgebliebenen Unebenheiten zu entfernen oder niederzudrücken.
Man poliert weiche Metalle demnach mit geeigneten sehr glatten, harten Werkzeugen (Polierstahl,
Blutstein oder Achat) oder man verwendet zum Glanzschleüen, d. i. zum Entfernen der Uneben-
heiten mehr oder weniger harte, pulverförmige Schleifmittel in dieser Form oder in geeigneter
breiartiger Suspension mit Fetten oder Oien.
Es sei erwähnt, daß die Art des Poliermittels auch einigen Einfluß auf die Farbe der Metall-
oberfläche ausübt. Man erhält z. B. durch Polieren von Messing mit Wienerkalk eine blaßgelbe
Metalle schleifen, polieren, putzen, reinigen. 113
Färbung der Metalloberfläche, während dasselbe Poliermittel den Stahl von dem bekannten
schwärzlichen Schein befreit.. Auch das unter dem Namen Polierrot, Englischrot usw. in den Handel
kommende rote Eisenoxyd verändert die Oberfläche, z. B. der polierten Edelmetalle. (Techn.
Rundsch. 1911, 733.)
Znr Verhütung des Einfressens des Polierstahles verwendet man beim Polieren der
Metalle nach Techn. Rundsch. 1910, 242 reibungsherabmindernde Mittel, zu denen vor allem
Seifenwasser, Oie, Bierhefe, Abkochungen von isländischem Moos in Bier und ferner Eiweiß
zählen.
Nach Techn. Rundsch. 1911, 639 setzt sich eine andere Flüssigkeit, die zur Befeuchtnng des
Druck- oder Polierstahles dient, zusammen ans 1 kg Orangeschellack (gelöst in Spiritus), 1 kg
gepulverter Kurkamawurzel, 2 kg Weinstein, 50g Rindsgalle, lOOg Spiritus und 31 Wasser. In
diese Flüssigkeit wird entweder der Druckstahl eingetaucht oder man umwickelt ein Holz mit einem
Leinwandlappen, der mit der Politur getränkt ist, und hält ihn auf die Stelle, wo man mit dem Stahl
drückt.
Die Kompositionsfeilen, die zum Polieren feiner Stahlgegenstände, ferner zum Auf.
tragen von Polierrot dienen, erhält man aus einer Legierung von 8 Tl. Kupfer, 9 Tl. Zinn, 1 Tl.
Zink und 1 Tl. Blei, die unter einer Boraxdecke in einem hessischen Schmelztiegel zusammen-
geschmolzen, in eine Lehmform ausgegossen und nach dem Erkalten abgeschliffen werden.
(Dingi. Journ. 136, 458.)
Das Putzen und Reinigen der Metalle schließlich ist nur graduell von den beiden genannten
Verrichtungen verschieden. Poliert werden neue, den Erzeugungsort verlassende Waren, ge-
putzt und gereinigt dagegen im Gebrauch stehende Metallgegenstände. Die Mittel enthalten
im letzteren Falle Chemikalien, die Polierpräparate wirken vorwiegend mechanisch.
Man unterscheidet Metallputzmittel in Seifen-, Pasten-, Pulver- und Steinform und weiter
flüssige, wasserhaltige (Putzwässer) und wasserfreie (Putzcreme-) Präparate.
P.!J.tzpomaden sind innige Gemenge der mineralischen Bestandteile mit Fetten, Wachsen
oder Oien, während Putzwässer meistens Seifenlösungen mit oder ohne Zusatz von Spiritus,
Benzin u. dgl. sind, die die wirksamen polierenden Bestandteile in Suspension enthalten.
Die reinigende oder oxyd- bzw. schmutzlösende Wirkung wird auf mechanischem Wege
durch Zusatz von Kieselkreide, Kieselgur, Bolus, Tripel, Schmirgel, Kalk, S~nd, Glas usw. bewirkt,
während der Zusatz von Seifen, überschüssigem Alkali, vor allem aber Ölsäure und Oxal- oder
besser noch Weinsäure, chemisch reinigend wirken. Schmutzlösend wirken auch Erdöl, Tetra-
chlorkohlenstoff und Sprit, wobei jedoch mit dem Erdölzusatz sparsam umgegangen werden muß,
da sonst die Polierwirkung nicht bis zum hohen Glanze führt. Man verwendet als witterungs-
beständige und glanzerzeugende Metallputzmittel für Automobile, Treppengeländer usw.
reine Oleinkreidepasten oder flüssige Putzcremes, deren erdige Bestandteile durch Wachsseifen
in Suspension gehalten werden, während in Privathaushaltungen hauptsächlich die Putz-
wässer und in Fabriken, in der Metallindustrie und im Wirtsgewerbe vor allem Put.z-
cremes Anwendung finden. Die Putz p o m a den dienen zur Behandlung von im Betriebe be-
findlichen Maschinen, die Putzsteine und Putzpulver zum Polieren von Weißmetall und die Putz-
seifen schließlich in der Edelmetallindustrie.
Alle Metallpolier- und -putzmittel müssen schwach alkalisch reagieren (was man besser
noch als mit Ammoniak, da dieses sich verflüchtigt, durch Zusatz von etwas Natronlauge erreicht),
da sich sonst wegen des Gehaltes der Putzpomade an unverseifter Ölsäure Grünspan in den
Fugen der geputzten Gegenstände ansetzt. (Selfens.-Ztg. 1912, 1260.)
Beim Polieren und Putzen von Metallwaren setzt man der Polierflüssigkeit im Faß oder
in der Glocke zur Verhinderung der sonst bei längerer Polierdauer auftretenden Oxydation so viel
Borsäure zu, daß das überschüssige Alkali zur Neutralisation ausreicht, also keine freie Fett-
säure entstehen kann. (D. R. P. 284 SS8.)
Nach D. R. P. 266 232 setzt man zu polierenden Eisen- oder Stahlgegenständen im Scheuer-
faß Cyans a I z e zu. Besonders bewährte sich eine wässerige Lösung von Soda und Cyankali um.
Blechen bis zur Zersetzung des Salzes. Man löst Eisenvitriol in kochendem Wasser, setzt kon-
zentrierte Oxalsäurelösung zu, wäscht den entstandenen gelben Niederschlag neutral und zer-
setzt das Salz bei Temperaturen über 200°. Das kleesaure Eisenoxydul verwandelt sich unter
Erglühen in rotes Eisenoxyd von außerordentlich lockerer Beschaffenheit, so daß ein Schlämmen
desselben nicht erforderlich ist. Ebenso erhält man durch Glühen von kleesaurem Zinnoxydul
Zinnasche von sehr feiner Beschaffenheit.
Das zum Polieren und Putzen von Goldwaren besonders geeignete Eisenoxyd stellt man
nach Dingi. Journ. 186, 489 her wie folgt: Man löst Eisenfeilspäne in Salzsäure, fügt Ammoniak-
flüssigkeit zu so lange als noch ein Niederschlag entsteht und trocknet diesen, ohne ihn auszu-
waschen, bei so niedriger Temperatur, daß sich das anhaftende Ammoniak nicht völlig ver-
flüchtigt. Hierbei entsteht aus dem ursprünglich gebildeten Eisenoxydul Eisenoxyd, und zwar
erhält man ein Gemenge von 70% des letzteren und 30% Ammoniak; jenes eignet sich in dieser
Form besonders gut als Putzpulver. Nach anderen Angaben mischt man das Eisenoxyd mit der
50fachen Menge kohlensaurer Magnesia.
Nach Böttger, Bayr. lnd.- u. Gew.-BI. 1853, 59 erhält man ein Polierpulver für feine Stabl-
waren durch Erhitzen gleicher Gewichtsteile Eisenvitriol und Kochsalz in einem flachen Tiegel
zur Rotglut, so lange als sich Dämpfe entwickeln und bis die Masse anfängt zu fließen. Die veilchen-
blaue, schuppige, glimmerähnliche Masse wird, um die löslichen Salze zu entfernen, mit Wasser aus-
gekocht und zur Entfernung der leichteren Teile des nicht krystallisierten Oxydes, die ebenfalls ein
treffliches Polierpulver geben, mit Wasser geschlemmt. Besonders zur Präparierung von Abzieh-
riemen für Rasiermesser soll sich dieses Präparat eignen, nachdem die leichteren Teile weg-
geschwemmt sind, doch muß während des Glühprozesses darauf geachtet werden, daß man die
Erhitzung unterbricht, wenn die Masse veilchenblau ist, da sie bei höherem Erhitzen schwarz
und zu hart wird.
Als Putz-, Polier- und Schleifmittel eignet sich der bei (\~r Bauxitaufschließung zurückbleibende
Rotschlamm, der Eisenoxyd. Silicate, kleine Mengen Atzalkali und Soda und ferner unaufge-
schlossene harte Bauxitteilchen enthält und dem man zur Verseifung des vorhandenen Alkalis
die entsprechende Menge Fett zusetzt. (D. R. P. 329 972.)
Nach D. R. P. 230 757 ist ein sehr geeignetes Poliermittel für Metalle das Zir ko noxyd.
Zur Herstellung des Stahlpulvers, das man an Stelle des Schmirgels zum Schleifen und
Polieren von Metallen, Glas und Steinen verwenden kann, erhitzt man den Stahl nach Verdot,
Ref. in Jahr.-Ber. f. ehern. Teehn. 1858, 49 zur Weißglut, schreckt ihn hierauf in kaltem Wasser ab
und mahlt ihn in gußeisernen Mühlen bis zur gewünschten Körnung.
Eine sehr einfach zusammengesetzte Schleif- und Poliermasse besteht nach A. Vogel, Jahr.-Ber.
f. ehern. Techn. 1864, 616 aus einem geschmolzenen und gepulverten Gemenge von 20-30 Tl.
Schwefel und 25 Tl. Glas- oder Bimssteinpulver. Das Mittel soll sich auch zum Ausfüllen von Fugen
in Säurebehältern eignen.
Zur Herstellung eines Schleifpulvers siebt man zerkleinertes Porzellan und befestigt die
erhaltenen Körner mittels eines Klebmittels auf Leinen, Papier, Holz u. dgl. (D. R. P. 26 456.)
Ein Putzpulver für Goldarbeiter besteht nach Dingi. Journ. 166, 400 aus 4,3 Tl. Bleiweiß,
17,4 Tl. Kreide, 1, 7 Tl. kohlensaurer Magnesia, 4,3 Tl. Tonerde, 2,6 Tl. Kieselerde und 1, 7 Tl.
Eisenoxyd.
Zum Schleifen von Zink- und Aluminiumdruckplatten oder lithographischen Steinen
verwendet man ein Pulver, das aus 30 Tl. Kaliumbioxalat, 30 Tl. Schleifmehl, 20 Tl. wasser-
löslichem Farbstoff und 20 Tl. Holzsägemehl besteht. Das Schleifpulver entfernt das Druckbild
leicht und schnell und man vermeidet die zeitraubende Bearbeitung der Platten mittels teurer
Maschinen oder von Hand mittels Bimssteines und mehrerer Wascharbeiten. (D. R. P. Anrn. T.
15 631, Kl. 15 1.)
Zur Herstellung eines Polier- und Putzpulvers, das zugleich schleifende und polierende Wir-
kung besitzt, überzieht man ein hartes Schleifpulver (Kieselgur, Tripel, Sand) durch Glühen unter
Luftabschluß zusammen mit Erdölrückständen, Blut, Holz- oder Kohlenpulver mit einer weichen
Kohleschicht und erhält so ein Produkt, das nicht durch bloße mechanische Vermischung
der Bestandteile erzeugt wurde, sondern aus einzelnen harten, mit einer weichen Kruste überzo-
genen Körnern besteht. (D. R. P. 229 742.)
Das beste allgemein angewendete Poliermittel für Gußeisen ist nach Teehn. Rundsch.
1910, 516 der Wienerkalk, der in gebrannter und ungelöschter Form in den Handel kommt und
zu diesem Verwendungszwecke möglichst fein und körnerlos sein muß. Da er seine Wirksamkeit
nur so lange behält als er ätzend wirkt und weder Wasser noch Kohlensäure aus der Luft ange-
zogen hat, muß man ihn in luftdicht schließenden Behältnissen aufbewahren. Vor dem Gebrauch
verreibt man die nötige Menge des Poliermittels mit etwas Branntwein oder Spiritus. Man ge-
winnt den Wiener Kalk durch Brennen möglichst silicatfreien, auch sonst völlig reinen Dolomit-
kalkes. (Tonind.-Ztg. 36, 1258.)
Ein geeigneter Rohstoff vom Monte-Salvadore bei Lugano enthielt 56,250 Tl. kohlensauren
Kalk, 36,825 Tl. kohlensaures Magnesium, 3,200 Tl. Tonerde und Eisenoxyd, 3, 725 Tl. Wasser-
und Verlust. (Brunner, Dingi. Journ. 132, 155.)
Nach D. R. P. 233 624 wird ein Polierpulver für Nickel und Silber durch Ausglühen von
Papierasche gewonnen.
Ein vorzügliches Poliermittel für die Metallindustrie erhält man nach Techn. Rundsch. 1910,.
114 durch Mahlen von Pflaumenkernen zu Mehlen verschiedener Körnung.
Metalle schleifen, polieren, putzen, reinigen. 115
Als Metallputzmittel sind auch die Spaltungsprodukte der Eiweißkörper und ihre Salze
für sich allein oder im Gemisch mit Kreide, Schmirgel usw. verwendbar. (D. R. P. 314 398.)
Eine gute Putzwirkung besitzen auch die Rhodansalze, die man den üblichen mineralischen
Stoffen und Cyanverbindungen als Metallputzmittel zusetzt. (D. R. P. 321 684.)
über die Verwendung von Chlorsilber als Putzpulver für Neusilber siehe Jahr.-Ber. f.
ehern. Techn. 1876, 576.
Putzsteine erhält man nach D. R. P. 18149 durch Vulkanisieren eines heiß bereiteten Ge-
menges von 2 Tl. Kautschuk, 4 TI. Schmirgelpulver, 1. Tl. Terpentin und der nötigen Schwefel-
menge.
Ein Putzstein für Silber wird nach G. Schneemann, Seifens.-Ztg. 1913, 78 hergestellt
durch Verkneten eines Gemenges von je 30 Tl. kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Kalk
mit 15 Tl. Kieselgur und einer Lösung von 1,8 TI. Dextrin in 15 Tl. Wasser.
Zur Herstellung eines Metallputzmittels verarbeitet man Natriumbisulfat im Gemenge
mit etwa 25% Schwefelsäure und möglichst wenig Wasser mit Kieselgur und Quarzmehl zu einer
formbaren Masse. (D. R. P. 294 804.) .
Als Putz-, Polier- und Reinigungsmittel eignet sich eine Paste aus Gasfilter- oder Gicht-
staub mit Stearinöl, Seife, Wachs und Spiritus. (D. R. P. 334057.)
Ein Metallputzmittel besteht ferner aus Erdöl, Methylalkohol, einem bekannten festen Polier-
pulver, Oleinsäure, Fett und einem Gemisch von basischem Eisensulfat mit Natriumsulfat und
Spuren von Sulfaten des Cadmiums, Kupfers, Chroms, Nickels, Zinks und Mangans. (E. P. 8367/191-i;
vgl. E. P. 17 672/1912.)
Eine Metallputzpomade wird erhalten durch Zusammenschmelzen von 4Yz kg Paraffin,
7Yz kg Talg, 20kg hellgelbem Vaselinöl, 13 kg Olsäure und 250 g Mirbanöl; dieser Mischung setzt
man für rote Pomade 55 kg Eisenrot, für Weiß oder Cremefarben etwa 50 kg weißen oder gelb-
lichen Tripel zu. (Seifens.-Ztg. 1911, 681 ff.)
Nach Seifens.-Ztg. 1D11, 32 wird eine Polierpaste für Metallwaren durch Verschmelzen
von 3 Tl._ Ceresin, 12 Tl. Olein und 20 Tl. Vaselinöl erhalten. Der Masse werden im lauwarmen
Zustande 50 Tl. feinster Tripel und evtl. zur Rotfärbung etwas Alkannin zugesetzt.
Zur Gewinnung eines Poliermittels für Metalle verreibt man nach E. P. 21181/1912 1 Tl.
Polierrot, 2 Tl. Kreide, 2 Tl. Ammoniumcarbonat und 4 Tl. weicher Seife mit heißem Wasser zu
einem dünnen Brei.
Die Herstellung von Putzmitteln mit einem Zusatz von Saponin ist in D. R. P. 269 986
beschrieben.
Die Herstellung eines Poliermittels aus Eisenoxyd und Vaselin ist in A. P. 190 126 be-
schrieben.
In ö. P. 56 753 wird ein Putzmittel beschrieben, das aus einem der üblichen Poliermittel
und Trichloräthylen als Anteigemittel besteht. Man soll mit diesem Präparat Reinigung
und Hochglanz erzielen, ohne daß das Metall irgendwie angegriffen wird.
Zur Bereitungvon Polierwachs für Metalle verarbeitet man 75 Tl. Tripel oderseines Gemisches
mit Kieselerde in einer heizbaren Misch- oder Knetmaschine mit einer Schmelze von 10 Tl. Weich-
paraffin und 15 Tl. Montanwachs unter Zusatz von Stearin. Die erhaltene Masse wird heiß in
entsprechende Blechformen mit schiefen Wänden oder in Papphülsen abgefüllt. (R. König,
Selfens.-Ztg. 1919, 741.)
Nach G. Gallll, Seifens.-Ztg. 1913, 452 erhält man eine Einschleifpaste für Hahnküken
durch Vermischen von 55 Tl. hellemZylinderöl und 5 Tl. Ceresin mit 40 Tl. Glaspulver, das man in
besonders spröder und fein verteilter Form erhält, wenn man rotglühendes Glas in Wasser wirft
und dann fein pulvert. In der Arbeit finden sich weitere Vorschriften zur Gewinnung chemisch
technischer Präparate für die Metallindustrie (Blech- und Eisenlacke, Härtepulver, Lötpulver usw. ).
Zur Herstellung einer Schleifpaste verrührt man Seifenmassen nach D. R. P. 268 214,
um ein Festbrennen der Seifenmasse zu verhindern, mit Erdalkaliseifen und fügt dann die betref-
fenden Schleüpulver unter Zusatz voluminöser Füllpulver (Korkmehl oder Lykopodium) zu, die
das Absetzen der schweren Mineralpulver verhindern.
Zum Schärfen der Rasiermesser eignet sich eine Paste ~us gleichen Teilen kohlensaurem
Eisenoxydul und Schweinefett oder eine Lederbelagsmasse, bestehend aus gleichen Teilen von
gepulvertem Schiefer, Wiener Kalk, Blutstein, Zinnasche, mit Erdöl angeteigt und parfümiert.
(Mitt. d. Gew.-Vereinsbl. d. Stadt Fürth 1850, Nr. 26.)
Streichflächen zum Schärfen bzw. Polieren bestehen aus einer Kautschukgrundmasse, dile
warm oder gelöst mit 4 Tl. Schmirgelpulver, 1 Tl. Zinn- und Bleiasche, 1/ 2 Tl. Graphit, bzw. 3 Tl.
Schmirgel, 2 Tl. Zinn- und Bleiasche, l Tl. Colcothar gemischt wird. Die aus der Masse gepreßten
Platten werden zweckmäßig mit Leim oder Guttaperchalösung auf Holzflächen befestigt. (Polyt.
Zentr.-BI. 1857, 1260.)
Zur Herstellung einer Streichriemensalbe schmilzt man nach Schubert, Ref. in Dingi.
Journ. 1851, 70 Guttapercha. mit dem gleichen Gewicht gelöschtem Kalk, streicht die Masse durch
ein Sieb, legt sie pastös auf Lindenholz auf, erwärmt den Oberzug und reibt oberflächlich feinstes
Schiefer- oder Blutsteinpulver ein. Die Masse soll sehr gut schärfen und das Messer vollkommen
rein erhalten.
Ein Lederfett für Abziehriemen wird nach Lelpz. Drechsl.-Ztg. 1911, 253 hergestellt
durch Schmelzen von 2 Tl. gelbem Wachs, 1 Tl. Harz, 1 Tl. dickem Terpentin, 4 Tl. weißer Seife
und 4 Tl. Olivenöl, dann trägt man 2 Tl. engl. Rot, 10 Tl. Schmirgel, 3 Tl. Bimsstein, 4 Tl. Blut-
stein und 9 Tl. Graphit ein.
Zum Schleifen und Polieren von Eisenteilen, insbesondere von Herdplatten, wird nach
Techn. Rundsch. 1911, 249 eine Salbe aus künstlichem Vaselin, Schmirgel und Graphit verwendet.
(Vgl. A. P.190 125.)
Ein anderes Putzmittel für Herdplatten besteht aus gleichen Teilen scharfkörnigem Sand,
Schmirgel, geschlämmtem Ton, Natronlauge und Natriumpentasulfid. (D. R. P. 168 303.)
'Ober Konservierung von Eisen- und Bronzealtertümern siehe Rathgen, Polyt. Zentr.-BI.
1892, 193.
NachE. Krause, Ind.-BI.1884; 822, beruhtdie ZerstörungeisernerAltertümer aufdemEin-
fluß von Chlorverbindungen, so daß die bisherige Methode des Bestreichans der Gegenstände
mit Schellack oder Kautschuklösung od. dgl. den beabsichtigten Zweck nicht erfüllen konnte.
Es empfiehlt sich eher, die eisernen Antiquitäten so lange mit destilliertem Wasser zu behandeln,
bis kein Eisen mehr in Lösung geht, dann zu trocknen und evtl. mit einer Harzlösung zu über-
streichen.
Zur Reinigung von Erzstandbildern empfiehlt sich eine bloße Waschung mit Seife oder
nach.Eckart eine Behandlung mit Cyankaliumlösung, da dieses die schwarzen Kupferverbindungen
der Überzüge löst, ohne die Bronze selbst anzugreifen. 'Ober die Reinigung des Rassel-Erz-
bildes siehe die Mitteilungen von A. Bauer in Metallarb. 1884, 289.
Patinabedeckte, nicht aber blanke oder mit Schwefelkupfer überzogene Bronzedenkmäler
lassen sich mit verdünntem Alkali leicht reinigen. {Weber, D. Ind.-Ztg. 1872, Nr. 4.)
Die einfachste Methode, a I t e Bronzen zu reinigen, insbesondere solche, die längere Zeit
in der Erde gelegen sind, ist das Auslaugen mit alkalischem Wasser, Trocknen und Bestreichen
mit Öl. Gründlicher wird die Reinigung nach folgendem Verfahren bewirkt, zu dem es jedoch
einiger Übung bedarf, da die Bronzen sonst beschädigt werden könnten: Man legt die Gegenstände
in eine Lösung von Kaliumehrornat in etwa 80proz. Schwefelsäure (freie Chromsäure), entfernt
in dem Momente, da die Metalloberfläohe klar zutage tritt, durch Spülen mit viel Wasser die Chrom-
schwefelsäure, legt die Gegenstände in eine verdünnte Ammoniaklösung, wäscht mit Wasser.
Alkohol und Äther, trocknet und wachst. Am sichersten geht jedoch die Reinigung alter Bronze-
gegenstände mittels des galvanischen Stromes vor sich. Nach Kraftlog wird der zwecks Kontaktes
an einer Stelle augefeilte Gegenstand mit Zinkdraht umwickelt oder in Zinkstaub eingebettet
und mit verdünnter Natronlauge behandelt. Nach der Methode von Setlik wird die an einer Stelle
augefeilte Bronze an der Kathode aufgehängt, als Anode wird Platin, Kupfer oder Eisen ver-
wendet, als Elektrolyt dienen Cyankalium, Natronlauge, Kochsalz oder Saliniaklösung. Ist viel
Staub und Asche in der Metallkruste, so hängt man den Gegenstand (Chlomatrium als Elektrolyt)
erst einige Zeit an die Anode und dann erst an die Kathode. Nach der Operation wird der Gegen-
stand sorgfältig mit Wasser, Alkohol und .Äther gewaschen, getrocknet und mit 170° heißem
Paraffin oder mit Zaponlack (Auflösung von Celluloid in Amylacetat) oder mit Cellitlösung über-
zogen. {Metallarbeiter 1917, Nr. 11/12.)
Zum Reinigen alter Münzen verwendet man nach Techn. Rundsch. 1905, 507 eine mit
Zinkblechschnitzeln versetzte Lösung von Chlorzink, in die man die Münzen bis zur Lösung aller
118 Die Metalle.
Verunreinigungen einlegt, worauf man mit Wasser gut abspült. Siehe auch Rostentfernung auf
Antiquitäten. (129.]
Um metallene antike Gegenstände zu reinigen und zu konservieren behandelt man sie nach
Chem.-Ztg. 1906, 1198, mit Wasserstoff im Entstehungszustande, erzeugt aus Zink und Salz- oder
Schwefelsäure. Siehe auch: Patina. [246.]
Die Excelsiorplatte besteht nach A. Kneip, Pharm. Zentr.-BI. 1911, 1419 aus reinem
Aluminium. Sie dient dazu, um Silber- oder Goldgegenstände ohne Anwendung mechanischer
Bearbeitung mit Putzpulvern und Putzpomaden zu reinigen. Man legt sie in Berührung mit
den zu reinigenden Gegenständen in heiße Sodalösung, d. h. man bildet ein galvanisches
Element, in dem der zu reinigende Gegenstand den negativen Pol darstellt. Der entstehende
Wasserstoff wirkt teils mechanisch schmutzabstoßend, teils reduziert er die Verunreinigungen,
die in erster Linie aus Oxyden und Sulfiden bestehen. Eine Schädigung des Gegenstandes soll
nicht stattfinden.
Die Herstellung und Anwendung dieser Excelsiorpla.tte, die nicht aus Reina.luminium,
sondern aus einer Legierung aus 98% reinem Aluminium und etwa 2% Zink und Silber bestehen
soll, ist in D. R. P. 271 548 beschrieben. Die nach vorliegendem Verfahren hergestellten Platten
unterscheiden sich von den Reinaluminiumplatten dadurch, daß sie auch nach langem Gebrauch
ihre weiße Oberfläche und ihre volle Wirksamkeit behalten.
Die Excelsiorplatte ist nichts anderes als eine Abänderung des Böttgerschen Zinkblech-
siebes. Böttger tauchte die in einem derartigen Sieb liegenden zu reinigenden Silbergegenstände in
Metalle schleifen, polieren, putzen, reinigen. 119
eine kochende konzentrierte Lösung von Borax oder in Kalilauge von mäßiger Stärke. Noch ein-
facher läßt sich die Reinigung ausführen, wenn die in einer der erwähnten kochenden Laugen
liegenden Silbergegenstände mit einem Zinkstäbchen an verschiedenen Stellen berührt werden.
Angelaufene polierte Gegenstände von Silber lassen sich auch sehr leicht durch Abwaschen mit
Salmiakgeist wieder reinigen. (Dingi. J ourn. 143, 464.)
Ein ähnliches Verfahren der Reinigung von Silberwaren, wie jenes mit Hilfe der Excelsior-
platte, wird in Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 1910, 298 angeführt. Doch verwendet man hier einen
gerippten Zinkblechstreifen, den man in einem passenden emaillierten Gefäß mit einer Lösung
von doppeltkohlensaurem Natron begießt, nachdem man die Spitzen der Zinkblechrippen, aber
auch nur diese, mit Zinn oder Zinnlot überzogen hat. Nach Auflegen der zu reinigenden Silber-
gegenstände bildet sich auch hier ein galvanisches Element, mit dessen Hilfe die Silberwaren von
ihrer matten Oberfläche befreit werden. Die Verzinnung ist notwendig, um einen dauernden
Metallkontakt mit den Silbergegenständen herzustellen, da sich das Zink selbst bald mit einem
Niederschlag überzieht, der den Kontakt verhindert.
Silber und andere Metalle werden in der Weise gereinigt, daß man sie in eine wässerige
Lösung taucht, die positiv elektrisches Metall oder eine solche Legierung in körniger Form oder
als Pulver enthält. (D. R. P. 267 017.)
Zur Reinigung von Metalloberflächen arbeitet man elektrolytisch in Alkalisulfat- oder Alkali-
hydratlösungen als Elektrolyt. (A. P. 1 369 271.)
In Dingi. Journ. 129, 239 beschreibt E. Erlenmeyer die Reinigung von Kupfer-, Messing-,
Zinn-, Eisen- und Silbergefäßen mit den verschiedensten alkalisch und sauer wirkenden Salzen oder
mit Säuren.
Nach Tischl.-Ztg. 1910,99, werden die Flecken von Messingplatten nur dadurch spurlos
entfernt, daß man die ganze Platte behandelt, lokales Abreiben oder Abätzen erzeugt nur neue
Flecke. Man bestreicht daher mit einer Flüssigkeit, die aus IOO Tl. 36 gräd. Salpetersäure,
50 Tl. 66 gräd. Schwefelsäure, etwas Kochsalz und Kienruß besteht. Dann wird mit Wasser
gut abgespült und mit einem farblosen Spiritus- oder Zaponlack bestrichen. Die Behandlung mit
dem Säuregemisch darf nur während sehr kurzer Zeit erfolgen, da sonst die Platte rot wird, weil
sich das Zink unter dem Einflusse der Salpetersäure aus dem Messing herauslöst.
Zur Reinigung von Messingbeschlägen kocht man sie nach Tischl.-Ztg. 1911, 96 in einer
wäßrigen Ätznatronlösung, spült nach einigen Minuten mit reinem Wasser ab, geht in eine Lösung
von Weinstein in Wasser, spült nach I5 Minuten abermals und reibt mit Sägespänen trocken.
Schließlich wird ein Celluloidlack aufgetragen.
Zur Reinigung von metallenen Patronenhülsen steckt man sie nach Techn. Rundsch.
1910, 289 zuerst einzeln auf geeignete rotierende Bürsten, um sie im Innern zu säubern, spült ·sie
dann in heißem Wasser und behandelt sie kurze Zeit in einer Beize, die aus I Tl. konzentrierter
Schwefelsäure und 2 Tl. konzentrierter Salpetersäure besteht und mit dem gleichen Vol. Wasser
verdünnt wird. Man spült dann sofort in viel Wasser ab, trocknet, und kann die Hülsen nach Zurück-
pressung auf das frühere Normalkaliber wieder frisch beschicken.
Für gelbe Metalle eignet sich nach G. Schneemann, Seifens.-Ztg. 1913, 77 als Putzpaste
eine mit 50 Tl. Englischrot verrührte Lösung von 10 Tl. Talgkernseife in 40 Tl. kochendem Wasser.
Zur Reinigung patinierter oder vernierter Metallgegenstände von Fliegenschmutz über-
reibt man die Oberfläche des Metalles mit einer halb durchschnittenen Zwiebel oder wäscht sie mit
verdünntem Zwiebelsaft ab und spült mit Wasser nach. Diese Behandlung, welche die Lack-
oder Patinaschicht in keiner Weise angreift, soll auch dann zum Ziele führen, wenn ein bloßes
Abwaschen mit einer Mischung gleicher Teile Wasser und Spiritus nicht genügt. Die Anwen-
dung von Salmiakgeist ist nur bei echter Vergoldung unbedenklich. (Techn. Rundsch. 1907, 596.)
Zur Reinigung von Bronzegittern hat sich nach Tischl.-Ztg. 1910, 332 eine Behandlung
mit Ammoniumcarbonat- oder mit Cyankalilösung praktisch gut bewährt.
Zum Reinigen verrußter und verstaubter Bronzeleuchter verwendet man nach Techn.
Rundsch. 1906, 586, eine einfache Brenne aus je IOO Tl. Schwefel- und Salpetersäure mit einer
Lösung von I TI. Calciumchlorid in I21 Wasser, in die man die Bronzegegenstände nur so lange
eintaucht, als nötig ist, um die rein metallische Oberfläche zu erzeugen. Nachträglich wird unter
Mitbenützung von Pinseln oder Bürsten sauber abgewaschen.
Zur Reinigung kleiner N e u s i 1 b e r a r t i k e 1 taucht man sie nach vorhergehender Ent-
fettung mittels Pottasche, Soda oder Benzins in ein Gemisch aus Salpetersäure, Schwefelsäure,
Kochsalz und Wasser, spült und trocknet die Ware in Sägemehl aus Ahornholz. (Bayer. lnd,- u.
Gew.-Bl. 106, 54.)
Nach Seifens.-Ztg. 1911,1011 wird eine Polierseife für Nickelwaren hergestellt durch Lösen
von 10 Tl. weißer Kernseife in warmem Wasser und Einrühren von 2 Tl. feinst geschlämmtem
Schmirgel und 1 Tl. kohlensaurer Magnesia. Man preßt die Masse in Formen und schneidet sie
nach dem Erkalten in Stücke. Man kann der Seife auch Soda zusetzen, statt des Schmirgels kann
man auch andere Poliermittel verwenden.
z.'\ll' Reinigung frisch verzinnter Bleche und zur Entfernung des sie bedeckenden Fettes
oder Oles führt man sie mit soviel Kleie bestreut zwischen Putzrollen durch, daß die anhaftende
Kleie trotzdes Abstandes der Putzröhren von den Blechen deren Fortbewegung bewirkt. (D. R. P.
lM 611.)
120 Die Metalle.
Um verzinkteEisen teile blank zu machen, legt man die Gegenstände nach Techn. Rundsch.
1913, 14:9 in eine 80° warme Lösung von 250 g Weinstein (11 Wasser) und soviel kohlensaurem
Ammon, bis das Aufbrausen aufhört. Nach einiger Zeit nimmt man den Gegenstand heraus, reibt
ihn mit einem wässerigen Schlämmkreidebrei ab, spült mit Wasser nach und überzieht ihn, da
das Zink an der Luft doch immer wieder anläuft, mit einem farblosen Spiritus- oder Zaponlack.
Zur Reinigung von Zinkgefäßen legt man nach Techn. Rundsch. 1907, 221 auf die zu rei-
nigende Oberfläche einen Brei aus 40 Tl. Getreidemehl oder Holzstoff, 44 Tl. Salzsäure, 15 Tl. Chlor-
kalk und 1 Tl. Terpentinöl auf und entfernt die Masse nach etwa einstündiger Einwirkung. Das
Zink ist dann völlig blank gebeizt und braucht nur noch mit viel Wasser völlig neutral gewaschen
zu werden.
Nach Techn. Rundsch. 1907, 693, reinigt man Aluminiumgeschirre zweckmäßig durch
Eintauchen in kochende, etwa 10 proz. Natronlauge, in der man bis zur Sättigung Kochsalz löst,
nimmt die Geschirre nach etwa 15-20 Sekunden heraus, spült reichlich mit Wasser ab und wieder-
holt das Verfahren, worauf schließlich abermals abgewaschen und gut getrocknet wird. Wenn die
Aluminiumlegierung, aus der die Gefäße hergestellt waren, Kupfer enthält, bildet sich zwar
bei diesem Verfahren eine schwarzbraune Färbung, die jedoch sofort verschwindet, wenn man die
Gegenstände nachträglich einige Sekunden in konzentrierte Salpetersäure taucht, dann gut
abspült und mit Sägespänen trocknet.
Das Prinzip der Imprägnierung von Putzlappen beruht auf der Fällung 1mlöslicher
Salze innerhalb des Materials durch Doppelumsetzung löslicher Salze. Man erliält also, z. B. durch
eine erste Imprägnierung des Tuches mit Wasserglas und folgende Tränkung des nur ausgerungenen
Gewebes in einer Chlorcalcium- oder Chlorbariumlösung einen Niederschlag von kieselsaurem Cal-
cium oder Barium. Man kann aber auch in der Weise verfahren, daß man eine verdünnte Wasser-
glaslösu.>J.g im Überschuß mit einer flüchtigen Säure versetzt und den zu imprägnierenden Stoff
mit dieser Lösung durchtränkt. Durch den folgenden Trockenprozeß verflüchtigt sich die Säure
Metallacke, -anstriche und -Überzüge. 121
und die freie Kieselsäure bleibt in fein verteiltem Zustande auf und innerhalb der Faser zurück.
(Dingi. Journ. 212, 528.)
Eine andere Präparationsweise von Meta 11 putzt ü c her n ist u. a. auch in Techn. Rundseh.
1910, 821 kurz beschrieben: Man imprägniert in warmem Wasser gewaschene, feuchte Tücher
aus weichem Flanell während einer Stunde in einer 15gräd. Lösung von schwefelsaurem Eisen-
oxyd, spült sie dann mit reinem Wasser ab und kocht abermals eine Stunde in einer Seifenlösung,
die man durch Verselien von 30 Tl. Olein mit 10 Tl. Salmiakgeist und 60 Tl. Wasser erhält. Dem
Seüenbade setzt man zweckmäßig etwas Kieselgur zu, die sich in ihm leicht emulgieren läßt.
schleudert dann die Tücher aus und trocknet sie.
Nach Selfens.-Ztg. 1911, 260 wird ein Imprägnierungsmittel für Metallputztücher er-
halten durch Verrühren einer Schmelze von 35 Tl. Wachs, 175 Tl. Oleinsäure und 37 Tl. Stearin-
säure, mit 60 Tl. Kieselkreide. Man läßt dann auf 70 ° abkühlen und versetzt mit 2,5 Tl.
Mirbanöl.
Zum Polieren und Reinigen von Gold- und Silberwaren verwendet man nach Techn.
Rundsch. 1907, 874 am besten Putzwolle, die man mit geringen Mengen einer Lösung von 1 Tl.
Rüböl in 100 Tl. Benzin unter Pressung tränkt, worauf man das Putzmaterial an luftigem Orte
trocknet und nunmehr mit Kienruß oder besser noch mit feinst-er Kieselgur bestreut. Diese Stoffe
verlieren durch die vorhergehende Tränkung der Putzwolle ihre Eigenschaft zu stäuben.
Zur Herstellung von Putzwolle behandelt man Abfälle der Papieriod ustrie mit Alkalien,
anorganischen oder organischen Säuren, Schwefligsäure oder Chlorverbindungen und unterwirft
das auf diese Weise saugfähig gemachte Papiergarnmaterial einem Bleichprozeß. Nach einer
Abänderung des Verfahrens schaltet man zwischen den chemischen und den schließliehen Trocken-
prozeß eine längere Lagerung der Masse ein; durch das Weglassen des Auswaschprozesses wird
dann eine bleibend saugfähige Ware erhalten, während beim sofortigen Entfernen des Alkalis
Herabsetzung der Saugfähigkeit eintritt. (D. R. P. 808 302 und 807 611.) Nach einer Abände-
rung des Verfahrens kann man das Alkali der Lauge zum Teil durch Salz ersetzen, behandelt also
z. B. die Papierabfälle 3-4 Stunden mit einer Lauge aus 40% Ätznatron und 60% Salz. (D. R. P.
806 461.)
Zum Reinigen der Maschinen von Schmieröl bedient man sich statt der teuren Putztücher
besonders hergestellter Beute 1, deren Inhalt, bestehend aus Pap~~rschnitzeln, Holzmehl, Holz-
wolle und Gewebeabfällen, besser als Putzwolle den wertvollen Olstoff aufsaugt und festhält.
(D. R. P. 806 608.) .
Als Putzwolle eignet sich auch das für Öl sehr aufnahmefähige, roßhaar- bis wergähnliche
Produkt, das man durch alkalische oder schwefelalkalische Kochung von Nadelholznadeln
erhält. Bd. II. (92], (246]. (D. R. P. 816 107.)
Zur Herstellung eines p o I i erlederartigen Materiales spannt man grobes Baumwollzeug auf
einen Holzrahmen und bestreicht es gleichmäßig mit einer Leimlösung, die man vorher mit einem
geringen Zusatz von Weizenmehl langsam aufgekochte hat. Ist die Schicht trocken, tränkt man sie
vermittels eines Schwammes mit konzentrierter Alaunlösung, wodurch der Leim eine lederartige
Beschaffenheit erlangt. In diesem Zustande dient er als Grundlage einer zweiten Leimschicht, mit
der etwas gepulvertes Gummi arabicum und Tragant gekocht wurde. Auf diese siebt man, solange
sie noch feucht ist, feines Glas, Sand oder Schmirgel und läßt sie trocknen. Nachdem man das über-
schüssige, nicht fest klebende Poliermittel leicht abgebürstet, wiederholt man die vorhergehende
Leimung und Puderung nochmals, läßt trocknen und verwendet den so gewonnenen Stoff in be-
liebig zugeschnittenen Stücken. (Industrieblätter 1871, Nr. 46.)
Zur Präparierung des von Goldarbeitern benützten Polierleders läßt man Sämischleder
nach D. Mal.-Ztg. (Mappe) 81, 29, 2-3 Stunden in starker sodahaltiger Seüenlösung weichen,
reibt gut aus und trocknet im Schatten.
Zum Reinigen schmutziger Polierleder legt man sie, nach Edelmet.-Ind. 1912, 118, mit Seife
eingerieben, etwa 2 Stunden in eine warme schwache Sodalösung, wäscht die Leder dann aus und
trocknet sie.
über Metall pu tzhandschuhe, die aus einem Baumwollgewebe bestehen, das man mit
einem Metalloxyd imprägniert hat, siehe Selfens.-Ztg. 1912, 1366.
Vorschriften zum Lackieren von Heeresbedarfsartikeln (Helmen usw.) finden sich in Farbenztg.
1914/15, 385 u. 046.
über die Fabrikation von Decklacken für die Galvanotechnik tL dgl. siehe Seifens.-Ztg.
1916, 845.
Die Bedingungen, die einLa.ck erfüllen muß, damit man ihn nachdemSpritzverfahren
anwenden kann, sind in Teehn. Rundseh. 1910, 298 kurz angegeben.
Die hauptsächlichsten Arten der mechanischen Metallfärbung sind das Anstreichen
und Lackieren. Die Anstriche können y,on zweierlei Art sein. Entweder die Farbstoffkörper
liegen in dem mechanischen Bindemittel (Ol oder ein ähnliches) dicht nebeneinander und bilden
so eine gefärbte undurchsichtige Schicht, wie es der Fall ist bei den "Deckfarben", oder die Farb-
stoffteilchen sind in einem flüssigen oder festeil Mittel aufgelöst, diese gefärbte Schicht ist dann
durchsichtig und läßt die darunterliegende Fläche durchschimmern, es sind dies die "Lack-"
oder "Lasurfarben". Zu den Deckfarbenkörpern gehören die verschiedenen Bronzepulver,
wie Silber-, Messing-, Kupferbronze, Antimongrau usw., Blei- und Zinkweiß; Cadmium- und Chrom-
gelb, Terra di Sienna, Ocker, Umbra, Kasselerbraun, grünes Ultramarin, Smaragdgrün, Kobalt-
blau, Indisch Rot, Zinnober, Blei- und Eisenmennige (Eisenoxyd) und sämtliche schwarze Farben,
wie Graphit usw. - Lasurfarben sind zum Teil natürliche wie Drachenblut, Curcuma, Indigo,
Gummigutt, Safran usw. oder künstliche wie Ultramarin, Berlinerblau, brauner Krapplack,
Indisch Gelb, Saftgrün, Krapplack, Carmin oder Teerfarbstoffe, die in allen gewünschten Ab-
stufungen von den Farbenfabriken geliefert werden. Als Grundlage dient ein heller Sprit- oder
Zaponlack, in dem man die fein zerriebenen Farbstoffe unter öfterem Umschütteln löst. Die
Lösungen werden durch Absitzenlassen geklärt. Man färbt, indem man die klare Lösung aufgießt,
ablaufen läßt und dann bei gelinder Wärme trocknet.
Auch Harzlösungen, Firnis oder (außer Sprit) andere verdunstende organische Lösungsmittel
können als Grundlage für den Farblack dienen, oder man trägt die ungefärbten Harzlösungen
oder Firnisse, auch Zaponlack, unmittelbar auf das Metall auf, wenn es sich um die bloße Erzeugung
einer Schutzschicht handelt.
Die Spritlacke, die man nur auf den warmen Metallgegenstand auftragen kann, werden über-
haupt immer mehr durch die kalt auftragbaren, zäh und dauerhaft auftrocknenden Zaponlacke
verdrängt. Man erhält einen solchen Lack nach Angaben von R. Haie durch Lösen von 113-142 g
Schießbaumwolle in 3, 785 I einer Lösung, die 4 Tl. Amylacetat, 2 Tl. Methylalkohol und (zur Be-
förderung des Trocknens) 4 Tl. Petrolnaphtha enthält (Ref. in Zeitsehr. f. angew. Chem. 1911,
1101), oder nach Kunststoffe 1912, 331 wie folgt: Man bringt die über Schwefelsäure während
36-48 Stunden völlig getrocknete Kollodiumwolle in eine Flasche, in der man sie mit der 3-4-
fachen Gewichtsmenge Äther und mit der 3-6fachen Gewichtsmenge sehr starken Alkohols
übergießt. Nach einigen Tagen ist der größte Teil der Schießbaumwolle gelöst, man gießt die klare
Lösung ab und versetzt sie mit etwa 25-50% des Schießbaumwollgewichtes Campher, schüttelt
gut durch und verwendet den Lack als Streich- oder besser noch als Tauchlack. Die Gegenstände
werden bei etwa 35° getrocknet, bis sie völlig geruchlos sind. Zur Herstellung gefärbter Cellu-
loidlacke versetzt man die Kollodiumlösung mit der Lösung eines Teerfarbstoffes in Alkohol.
Über die Verwendung dieser verschiedenen Spiritus-, Öl-, Zaponlacke u. dgl. zur Deko-
rierung metallener Gegenstände nach dem Tauch- oder Spritzverfahren (vgl. D. R. P. 84 450:
Tauchgoldvernierverfahren), besonders zur Herstellung antik aussehender Lackschichten siehe
F. Zimmer, Kunststoffe 1912, 6.
Auch eine Lösung von Nitrostärke (Xyloidin) in Essigsäure liefert farblose beständige
Lacküberzüge (Polyt. Zentr.-Bl. 1849, 97), ebenso wie Phenolharzlösungen sich als MetaHacke
eignen. Ein derartiger Lack besteht z. B. aus wässerigen Lösungen von Phenolen, Formaldehyd
und Alkali. Na~h dem Aufstrich läßt man trocknen und erhitzt die Gegenstände auf mindestens
80°, wobei der Uberzug völlig unlöslich wird und das Metall glatt und rissefrei überdeckt. Eisen
wird so rostsicher und auch alkaliempfindliche Metalle wie Zinkguß zeigen keine Korrosions-
erscheinungen. (D. R. P. 304 985.)
Vor dem Anstreichen müssen die Metalloberflächen gereinigt und aufgeraubt werden,
damit die Farbe festhaftet.
Um Metalloberflächen für die Aufnahme von Lacken oder dgl. Überzügen aufnahmefähiger
zu machen, behandelt man diese Oberflächen punktweise mit das Metall angreifenden Agenzien,
so daß sich nach oben offene, trichterförmig in das Innere gehende Poren bilden, die den Lack
aufnehmen. Besonders eignet sich das Verfahren zur Behandlung von Magnesium oder Magne-
siumlegierungen. (D. R. P. 317 656.) Nach dem Zusatzpatent werden die zu vertiefenden Stellen
durch Aufbringen von Reserven gegen die Wirkung der Säure geschützt und man ätzt dann
die nichtgeschützten Stellen durch Behandlung mit Säure. (D. R. P. 322 380.)
Dann wird meist erst "grundiert", d. h. mehrmals mit einer Farbe überstreichen, die gut
vor Feuchtigkeit schützt und billig ist, wie Eisenoxyd, Mennige, Zink- und Bleiweiß usw.
Zur Herstellung einer Grundierung für zu polierende Bronzeüberzüge auf Eisen-
oder Blechgegenständen grundiert man zuerst mit Mini um, überstreicht sodann mit einem Gemenge
von Vergolderleim, Dextrin, chromsaurem Kali und Chinaclay, die in Wasser verteilt sind, und
bronziert dann mit Poliment in der für Holz üblichen Weise. (D. R. P. 285 069.)
Am einfachsten überstreicht man die vorher alkalisch gereinigten und getrockneten Gegen-
stände mit einer Lösung von dickem Leinölfirnis in Terpentinöl. Eisen und Stahlwaren, auf diese
Weise behandelt, behalten ihren Metallglanz und rosten niemals. Kupfer läßt sich auf dieselbe
Metallacke, -anstriche und -Überzüge. 123
Weise vor Patinaansatz schützen. Auch dem Wasser widersteht ein solcher Firnis vollkommen.
So eignet sich z. B. als Innenanstrich für Wasserleitungsröhren nach D. R. P. 175631 ein
leichtflüssiger Leinöllack. Man leitet dann heiße Luft .~urch die Röhren, wodurch der Lack
schnell erhärtet und einen festhaftenden gleichmäßigen Uberzug bildet.
Auch eine kalt aufzustreichende Mischung von Paraffin mit eingedampftem, alaunhaitigern
Stärkekleister wurde als Grundierungsanstrich empfohlen. (E. P. 5147/1917.}
Ein guthaftender Anstrich für Eisen oder Holz, der sich nach dem Auftroclmen in überge-
strichener Ölfarbe nicht löst und daher als Grundierungsmasse dienen kann, besteht nach
F. P. 509556 aus 30 Tl. Stearinpech, lOTl. Kopal, Dammar oder Asphalt und 60Tl. schwerem Erdöl.
Über die Grundierung metallischer Oberflächen zur nachfolgenden Lackierung und Auf-
bringung verschiedener Lackanstriche siehe Farbe und Lack 1912, 281.
Die mechanische Metallfärbung durch Anstreichen führt zu wenig haltbaren Schutz-
schichten und wahrt nicht den Metallcharakter des Materials. Leicht lassen sich beim Anstreichen
verschiedene Farbnüancen herstellen durch Mischen der Farben, auch kann man durch Lacke
die chemischen Metallfärbungen nüancieren.
Ein Verfahren zur Befestigung einer plastischen Abdeckung an einer Metallplatte unter Ver-
wend,-y.ng von eingelegtem Verstärkungsmetall ist in D. R. P. 323 525 beschrieben.
Uber Metallack und Metallschutz siehe auch M. Bottler, Metall 1914, 370 u. UH6, 155.
weiteres sichtbar. Es wäre auch vom heiztechnischen Standpunkt aus empfehlenswerter, für
Radiatoren dunkle Anstriche zu wählen, da diese ein besseres Wärmeausstrahlungsvermögen
besitzen, doch muß man der meistens hellen Zimmerwände wegen die Heizkörper hell streichen.
Über Heizkörperanstriche siehe auch die Mitteilung in D. Mal.-Ztg. (Mappe) 81, 846.
Das Anreiben der Farben soll ausschließlich mit Terpentinöl (nicht mit seinen Ersatzpro-
dukten) und sog. Lokomotivlack erfolgen, der einer Hitze von 150° gut widersteht, während man
Leinöl und Sikkativ vermeiden soll, da diese das Vergilben des Anstriches begünstigen. Als Farb-
stoffe kommen alle Zinkfarben, ferner Graphit und Normalschwarz in Betracht. Kreide ist wohl
sehr hitzebeständig, deckt jedoch in Öl zu wenig, Ocker dunkelt stark nach und Bleifarben ver-
gilben. Die einzelnen Anstriche müssen vor Aufbringung der nächsten Auflage gut getrocknet
sein, die völlig rost- und fettfreie Metalloberfläche wird zur Grundierutl.g nicht zu mager gespachtelt,
ehe die ebenfalls mittelfetten Anstriche aufgestrichen werden.
Ein billiger Lack für Heizkörper wird nach einem Referat in Seifens.-Ztg. 1912, 654 erhalten
wie folgt: Man löst 10 Tl. weichen Kopal, der gut ausgeschmolzen ist, und 1 Tl. harzsaures Mangan
oder Kobaltresinat in 6 Tl. hellstem Standöl oder chinesischem Holzöl, fü~ nach Entfernung
vom Feuer 25 Tl. Terpentinöl hinzu, verreibt das Ganze mit 20 Tl. Alumimumbronze und ver-
dünnt die fertige Farbe noch mit 20 Tl. Terpentinöl und 18 Tl. Lackbenzin. Die Wärmeaus-
strahlungsfähigkeit dieses Anstriches ist sehr hoch, auch ist er sehr ergiebig, wird jedoch seines
kalten, metallischen Aussehens wegen in Wohnräumen nicht gern verwendet.
Die hitzebeständigen Heizkörperlacke aus Aluminium, Flockengraphit, Alpakka usw.
werden nach Seifens.-Ztg. 1912, 66 a.m besten mit einem Bindemittel angesetzt, das aus einer
Lösung von 1 Tl. schwefelfreiem Kaliwasserglas in 2-3 Tl. warmem Wasser besteht.
Ein Metallanstrich besteht nach A. P.1396970 aus Traubenzucker, Wasserglas, Mangan-
oxyd und Graphit.
Flüssige Silberfarbe, ähnlich "Bendalin", wird hergestellt durch Verdünnen von 1 Tl.
magerem Kopallack (sog. Heizkörperlack) mit 1 Tl. Terpentinöl, worauf in diese Lösung etwa.
35% Aluminiumbronze eingerührt werden. Das Präparat ist vor dem Gebrauch zu schütteln.
(R. ~önig, Seifens.-Ztg. 41, 1116.)
Über Radiatorenlacke und Anstriche für Heißwasser- oder Dampfröhren siehe auch
Farbe und Lack 1912, 32.
Anstrichmassen, die noch höhere Temperatur auszuhalten haben, also z. B. auf Metallteilen
angebracht werden, die in der Armatur von Gaslichtbrennern Verwendung finden, dürfen
natürlich keine organischen Stoffe enthalten, man überstreicht solche Metallgegenstände
daher a.m besten nach Teehn. Rundseh. 1907, 874 mit einem Gemenge von Wasserglas und
Aluminiumbronze, das man mit destilliertem Wasser zur Konsistenz eines streichfähigen Lackes
verdünnt hat.
Die Hitzebeständigkeit anderer Metallacke, z. B. jener, die für Badewannenanstriche
benützt werden, beruht darauf, daß die Lacke sehr fett sind und durch Ofentrocknung zum harten
Auftrocknen gebracht werden, während man Harzlacken, die trockene Hitze auszuhalten haben,
mit Vorteil alkalische Zusätze beigibt, die eine teilweise Verseifung bewirken, zugleich aber auch
das Albumin und die schleimigen Substanzen ebenso wie die freien Fettsäuren ausfällen. (Teehn.
Rundseh. 1906, 663.)
Über eine Methode des Einbrennans von Lack in verzinnte Metallgefäße mittels Preß-
luft, deren Temperatur über dem Schmelzpunkt des Zinns liegt, so daß dieses flüssig wird und sich
innig mit dem Lack verbindet siehe D. R. P. 271919. Über die Zusammensetzung des Lackes sagt
die Patentschrift nichts aus.
Die Bereitung eines Einbrennlackes für kupferne oder blecherne Kochgefäße ist in Berl.
Gew. BI. 32, 11 beschrieben. Nach dem Auftragen des letzten Aufstriches wird das Gefäß soweit
erhitzt, daß der Kopal-Leinölfirnis zu dampfen anfängt, eine bräunliche Farbe annimmt und nicht
mehr an den Fingern klebt. Der Überzug widersteht verdünnten Säuren, Weingeist und Reibung.
Einen feuerfesten Lack auf Zuckerhutformen aus Eisenblech erhält man durch Sstün-
diges Verkochen von 25 Tl. gut gekochtem Leinöl mit 15 Tl. Steinkohlenteer, Zusatz von 10 Tl.
Teeröl und weiteres 4stündiges Kochen. Die so erhaltene Masse wird mit 3 Tl. Terpentinöl ver-
dünnt. Der erste Teeranstrich wird mit Ruß gemischt aufgetragen, die zwei anderen Auflagen
werden nach dem Trocknen geschliffen und das letzte Mal mit obigem Lack überzogen. (Polyt.
Zentrh. 1868, 692.)
Oder man verwendet nach Gentele, Dingi. Journ. 162, 468, einen Firnis aus Leinöl, 10 Tl.
feingemahlener Silberglätte, 5 Tl. Mennige und 85 Tl. Bleiweiß.
Über Herstellung von Lackfirnis für Gefäße von Kupfer, Blech und anderen Metallen, die ins
Feuer kommen sollen, aus Leinöl, Asphalt, Silberglätte, Mennige, Eisenvitriol, geschmolzenem
Berns~ein und Terpentinöl siehe Polyt•. Zentrh. 1858, 820.
Emen emailartigen politurfähigen Überzug auf Metallen erhält man durch Einbrennen eines
ev. gefärbten Gemenges von 1 Tl. Kautschuk, gelöst in Benzin oder Terpentinöl, lf1Tl. Schwefel,
etwas Feldspat, Gips oder Bimsstein bei 120-160°. (Ber. 1871, Nr. 9.)
Blankpolierte Zinkreflektoren, die der Hitze ausgesetzt sind, streicht man zur Erzeugung
einer weißbleibenden Schicht mit einem zur Konsistenz der Ölfarbe verriebenen Gemisch von
Zinkoxyd und 40-50grädiger Wasserglaslösung. (Polyt. Zentr.-Bl. 1872, 1622.)
Metallacke, -anstriche und -Überzüge. 125
Zur Herstellung einer schützenden Oberfläche überzieht man die geglätteten, blanken oder
auch oxydierten MetallflächeJ1 nach D. R. P. 95 342 zunächst mit einer dünnen Schicht eines
oder mehrerer trocknenden Öle und erhitzt dann eine halbe bis 1 Stunde auf 200-400°, wo-
durch eine harte, spiegelnde, elastische, festhaftende hitzebeständige Schutzschicht entsteht.
Nach C. T. Chapman, Ber. d. d. ehern. Ges. 1871, 535 überzieht man Metallgegenstände zur
Erzeugung einer glänzenden, politurfähigen, emailartigen Schicht mit einem Brei aus 1 Tl. Kaut-
schuk, 1Yz Tl. Schwefel, etwas Farbstoff, Gips, gepulvertem Feldspat oder Bimsstein und BenziB.
und vulkanisiert bzw. brennt die Masse bei 120-160° ein.
Nach dem weiteren Zusatzpatent kann man die Weichbleiauskleidungen von Gefäßen auch
durch Auftragen oderAufspritzen einer Schicht von angerührten künstlichen oder natürlichen
Mineralien in der Widerstandsfähigkeit erhöhen, so daß sich die Knet-, Drück- oder Walzarbeit
des Hauptpatentes vermeiden läßt. (D. R. P. 313 657.) Statt nach D. R. P. 288 572 die Gesteins-
stückehen in eine Bleischicht einzubetten, kann man auch dadurch einen fugenlosen, dünnen,
säurefesten Steinüberzug auf Innenwandungen von Eisenbehältern anbringen, daß man die Ge-
steinsstücke durch Schleudern, Drücken oder Walzen direkt in die Eisenoberfläche einbettet.
(D. R. P. 314 824.)
Zum Dichten von Aluminiumkühlern für Explosionsmotoren von Flugzeugen füllt
man die z. B. aus einem Emaillack bestehende Dichtungsmasse geschmolzen in den Kühler ein,
setzt ihn unter Druck, gießt die überschüssige Masse aus und wiederholt nach dem Trocknen das
Verfahren, bis im Innern des Kühlers ein gleichmäßiger, porenabdichtender Überzug entstanden
ist. (D. R. P. 320 806.)
Zur Herstellung säurefester Behälter verwendet man zwei aufeinandergeschweißte
Metallplatten, deren dickere Innenschicht nur aus Blei, die dünne Außenschicht aus einer
harten, gegen mechanische Beschädigung hinreichend widerstandsfähigen Legierung von Blei
und 2-20% Antimon besteht. Diese äußere Schicht ist stark genug, um auch Verbiegungen des
Gefäßes zu erschweren, andererseits aber auch genügend säurefest, um eine Zerstörung der Außen-
wand durch aufgespritzte Säure zu verhindern. (D. R. P. 272 129.)
Siehe auch die Kapitel über Eisenmetallisierung, Holzbehälterauskleidung, Konservendosen-
innenlacke, ferner [489], [643 ff.], [683].
Nach D. R.P. 236613 erhält man einen widerstandsfähigen beschreibbaren Überzug auf
Blech aus einem G;emenge von Zinkweiß, Leichtspat und Quarz mit Kopallack und Firnis. Das
zuerst mit einem Ölanstrich gegen Rost gesicherte Eisen wird mit dieser Masse angestrichen, bei
80° im Ofen getrocknet und nach dem Erkalten ~_bgeschliffen. Das Verfahren wird 2--3mal
wiederholt, schließlich erzeugt man einen feinen Uberzug von Zaponlack. Die Bleistift- oder
Tintenschrift ist abwaschbar. Die Platten eignen sich als Schiefer- und Schultafelersatz, als
Schreib- und Notiztafeln, als Skatblock und für andere Zwecke.
Nach Polyt. Zentr.-ßl. 1864, 78 werden zur Herstellung von Blechschreibtafeln die
entfetteten Blechtafeln mit einer Mischung von feinstem Schieferpulver, etwas Kienruß oder
Knochenkohle und Wasserglas überstrichen, ..oder es empfiehlt sich, wenn die Blechtafeln einige
Biegung aushalten müssen, ein mehrmaliger Uberzug mit Kautschuklösung, die man mit Schiefer-
pulver, Eisenruß, Graphit u. dgl. UJ:!.~ Schwefel füllt. Nachträglich wird vulkanisiert. Zu viel
Füllmasse ist zu vermeiden, da der Uberzug sonst porös wird. Vgl. Seifens.-Ztg. 1911, 774.
Nach Seilens.-Ztg.1912, 476 verwendet man zur Herstellung einer hellroten, schnell trocknenden
Signiertirrte für Blechdosen am besten einen mit einer spritlöslichen roten Teerfarbe ge-
färbten dünnen Spirituslack, den man durch Lösen von je 12 Tl. hellem amerikanischem Harz
und Manilakopal mit 1 Tl. Leinölfettsäure in 80 TI. Sprit erhält. Vgl. ßd. 111 [136),
Zur Herstellung von Aufschriften für Blechstandgefäße verwendet man nach Pharm. Ztg.1910,
630 am besten die auf Metall ebensogut wie auf Glas haftenden Keimsehen Wasserglasfarben
Bd. 111 [201]. Man soll jedoch diese Anstrichmassen, die Wasserglas und Farbstoff schon im richtigen
Verhältnis enthalten, selbst aus diesen beiden Bestandteilen direkt vor dem Gebrauch mischen,
da die Farbe schon am zweiten Tage nach ihrer Herstellung beginnt sicp zu verdicken. Auch
darf man Farben, die Wasserglas als Bindemittel enthalten, nicht auf Ölfarbengrund bringen
und muß sie vor Verunreinigung mit Kalk oder mit Blei-, Kupfer-, Quecksilberverbindungen
schützen, da sie sonst sofort hart werden.
Eine gute Schreibtinte auf Eisenblech erhält man nach einem Referat in Seifens.-Ztg.
1912, 504 aus einem Gemenge von 5 Tl. gebranntem Kienruß und einer Lösung von je 10 TI.
Salmiak und krystallisiertem Kupferacetat in der genügenden Wassermenge, wenn man es nicht
128 Die Metalle.
vorzieht, einen einfachen Asphalt-, Spiritus- oder Lederlack anzuwenden, der ebenfalls fest haf-
tende Schriftzüge liefert. Die genannte Metallsalztinte ist auch zum Schreiben auf Zinn ver-
wendbar.
Über die Einwirkung von Tinten auf metallisches Eisen siehe die Mitteilungen von
0. Bauer und W. Mecklenburg in Materialprüfungsamt 3?, 322,
I Wärmemenge
1 in Wärmeeinheiten
I Schmelz-
tern peratur
in Grad Celsius
Metalle, die im geschmolzenen Zustande dünnflüssig sind, lassen sich natürlich zu viel feineren,
dünneren und kleineren Gegenständen gießen als dickflüssige. Die Dünnflüssigkeit steigt
meist mit der Temperatur und ist abhängig von Legierungszusätzen der Metalle. Graues Roh-
eisen ist irrfolge des Siliciumgehaltes dünnflüssiger als weißes, ebenso wird Eisen durch Mangan-
oder Phosphorzusatz dünnflüssig, durch Schwefelgehalt aber dickflüssig. Oxyde machen die
Metalle meist dickflüssig, deshalb müssen beim Gießen Stoffe zugesetzt werden, die das Oxyd
beseitigen, es geschieht dies z. B. durch Zink oder Aluminium. Eine besondere Art des Gießens,
die ebenfalls von der Schmelzbarkeit bzw. Leichtflüssigkeit des Metalles oder der Legierung ab-
hängt, ist der Spritzguß. Die Aluminiumbronze eignet sich für diese Art des Einpressans
von flüssigem Metall in eine metallische Form besonders wegen ihrer Billigkeit und wegen
ihres relativ niedrigen Schmelzpunktes. Zink-, Zinn- und Bleilegierungen lassen sich ebenso gießen,
Glühen, Schmelzen, Gießen, Schweißen, Löten. 129
liefern aber wenig feste Stücke, Messing, Kupferbronze und noch höher schmelzende Metalle
lassen sich nur schwer im Spritzguß verarbeiten. (Zentr.·Bl. d. Hütt.· u. Walzw. 1919, 1071.)
Das geschmolzene Metall nimmt einen größeren Raum ein, als das erstarrte, beim Erkalten
tritt "Schwindung" ein, deshalb müssen die Gußformen stets größer sein als der fertige
Gegenstand werden soll. Das mittlere Längenschwindmaß beträgt (A. Ledebur) z. B. bei
Zinn= 1/ 1, 7 Aluminium = 1fr,6
Geschützbronze mit 10% Sn = 1/ 110 Aluminiumbronze = 1/ 80
Blei = 1/ 93 Kunstbronze: 82% Cu, 6% Sn, 12% Zn = 1/ 77
Zink= lfso Glockenbronze mit 20% Zinn= 1/ 85
Graues Gußeisen = 1/ 98 Messing mit 30% Zink = 1/ 82
Stahl = lfeo-1/er.
Das S eh windmaß des Gußeisens wird mit dem Graphitgehalt kleiner, mit dem Mangan-
gehaltgrößer; sehr kohlenstoffreiches, manganarmes Eisen schwindet oft nur um 1/ 185 , ganz kohlen-
stoffarmes kann bis zu 1/ 41 schwinden. Das Schwinden der Bronzen und des Messings ist um
so größer, je größer der Zink- oder Zinngehalt ist. Eine Folge des Schwindans und der Sprödig-
keit eines Metalles ist die Spannung des Gegenstandes, die entsteht, wenn er in seinen ver-
schiedenen Teilen verschieden stark ist. Sie ist die Ursache der Stoß- oder Wärmeempfindlich-
keit mancher gegossener Metalle, die in diesem Zustande leicht zerreißen. Die Spannung ist
gering bei Blei und Zinn, größer bei Messing, Bronze, Zink, erheblich bei Gußeisen und Stahl.
Sie wird durch gleichmäßiges Erkaltenlassen der einzelnen Teile eines Gegenstandes vermindert.
Ebenfalls eine Folge der Schwindung ist die Bildungvon Hohlräumen im Gußstück, die vor
allem bei großen Gegenständen eintritt dadurch, daß sich die Peripherie zuerst abkühlt und erstarrt,
während sich im Innern noch flüssiges Metall befindet. Kleine, sehr zahlreiche Hohlräume ent-
stehen im Gußstück, wenn das Metall im geschmolzenen Zustand Gase entwickelt oder Gase
gelöst enthält. So bilden sich Kohlenoxyd z. B. bei Eisen und Nickel, Schwefeldioxyd bei
Kupfer, Sauerstoff wird von Silber, Wasserstoff von Eisen, Kupfer und Platin gelöst, auch Stick-
stoff und Kohlenoxyd können in Metallen in Lösung gehen. Diese Gase werden nun beim Er-
kalten vom Metall vor allem dann zurückgehalten, wenn es sich infolge der hohen Schmelztem-
peratur außen zuerst mit einer Kruste überzieht, oder wenn es nicht direkt vom dünnflüssigen
in den festen Zustand übergeht, sondern noch lange dickflüssig bleibt. So schließt Gußstahl
leichter Gasblasen ein als Gußeisen, da er einen höheren Schmelzpunkt hat und vor dem Er-
starren lange dickflüssig bleibt. Ähnlich wie Stahl verhalten sich Nickel und Kupfer. Die ge-
lösten Gase lassen sich durch geeignete Zusätze beseitigen.
Man erkennt den Wärmegrad eines Metallbades und damit zugleich seine Eignung
zum Guß, der bekanntlich von den Hitzegraden des Metalles sehr abhängig ist, an der Farbe
und am Glanz der geschmolzenen Masse, ferner an der Schnelligkeit der Oberflächenoxydation,
an der Art und Menge der entweichenden Dämpfe, an der Glühfarbe und dem Aussehen eines
kurze Zeit in das Metallbad eingetauchten Eisenstabes und vermag auch durch Abfühlen der
Bewegung eines in das Metall auf den Boden des Tiegels gestellten eisernen Streicheisens und an
der Art, wie das Metall von ihm abfließt, ferner an der Menge des an den Tiegelwänden haftenden
Metalles und schließlich durch Einführung von Versuchsstäben aus Legierungen mit bekanntem
Schmelzpunkt die Flüssigkeit des geschmolzenen Metalles und damit zugleich seiirre annähernde
Temperatur festzustellen. Der Guß soll sich jedenfalls bei einer Temperatut vollz eben, die gutes
Ausfüllen aller Teile der Form und möglichst sofortiges Erstarren des Metalles gewährleistet
und im allgemeinen etwa 150° über dem Schmelzpunkt des Metalles liegt.
In Stahl u. Eisen 3&, 1041 werden die Schmelz- tmd Gießbeziehungen bei Kupfer, Rotguß,
Bronze, Messing, Bleibronze, Blei-Zinnbronze, Reinaluminium und Kupferaluminium eingehend
besprochen.
Schmelzpunkte der wichtigsten Metalle:
Aluminium 658° Kalium 62,5°
Antimon . 629° Kobalt . 1490°
Arsen ca. 450° Kupfer . . 1080°
Blei . . . 327-330° Magnesium 750-800°
Cadmium . 315° Mangan 1225°
Calcium ca. 780-800° Messing . 1015°
Eisen: Natrium . 96°
Flußeisen . . 1350-1450° Nickel . . 1450°
Schweißeisen . 1500-1600° Osmium 2500°
Gußeisen, grau 1220° Palladium 1550°
Gußeisen, weiß 1135° Platin 1755°
Roheisen . . 1075-1275° Silber ca. 960°
Schmiedeisen 1400-1600° Wismut 260°
Gußstahl . . 1350-1375° Zink . . 420°
Gold , • . . . 1060-1075° Zinn . . 232°
Iridium 1950°
Lange, Chem.·techn. Vorschriften. 3. Auf!. I. Bd. 9
130 Die Metalle.
Ein Verfahren zum Schmelzen von Metallen mittels des elektrischen Lichtbogens
ist dadurch gekennzeichnet, daß die Form oder das in ihr enthaltene Metall als eine Elektrode
wirkt, während die andere durch das schmelzende Metall gebildet wird. (D. R. P. 65 892.)
über ein elektrolytisches Metall- und Legierungsschmelzverfahren, bei dem man durch An-
wendung von Kohle- Calciumcarbidanoden für Bindung des bei der Schmelzflußelektrolyse
auftr~tenden Chlors sorgt, s. D. R. P. 334.
Über das Gießen eiserner chinesischer Kochpfannen mit außerordentlich geringer Wand-
stärke zur Brennstoffersparnis bei der Bereitung von Mahlzeiten siehe C. Irresherger bzw. 0. Jo-
bannsen in Stahl u, Eisen 36, 319 bzw. 417.
Zum Gießen dünner Eisenstücke, z. B. eiserner Medaillen, deren Dicke an den Haupt-
stellen zwischen 1,25 und I, 7 mm lag, wobei die Schrift dennoch sehr deutlich zum Ausdruck
kam, arbeitete 0. S. Garretson mit einem Metall, das neben 3,02% Graphit und 1,95% Silicium
0,63% gebundenen Kohlenstoff, 0,27% Mangan, 0,482% Phosphor und 0,079% Schwefel ent-
hielt. (Ref. in Angew. Chem. 1898, 1174.)
über moderne Glühöfen in der Metallindustrie berichtet L.Kentnowski in Metall und Erz
10, 208, während C. Dichmann in Stahl und Eisen 33, 860 nach einer Abhandlung von W. E. Grum·
Grzi~~;silo die Grundlagen für das Entwerfen von Ofenanlagen für die Metallgewinnung bespricht.
Über ein Verfahren zum Glühen von Metallen mit Hilfe elektrisch geheizter Schmelz-
bäder, z. B. eines Gemisches von 6 Mol. Kochsalz und I Mol. Kryolith, das bei 850° einen spezi-
fischen Widerstand von 0,35 Ohm pro qcm besitzt, siehe D. R. P. 157 206.
Zur Umwandlung der krystallinischen Struktur kohlenstoffhaltiger Metalle, insbesonders
Stahl, in ein sehniges oder faseriges eichenholzartiges Gefüge erhitzt man sie während 10 bis
30 Minuten auf 1700-1790°. Das so behandelte Metall wird dann in den Fällen, wo es durch die
mechanische oder sonstige Behandlung sein faseriges Gefüge verloren hätte, evtl. wiederholt, bei
abnehmenden Temperaturgraden auf 875-910° erhitzt. (D. R. P. 28~ 369.)
Ein Verfahren zum Ausglühen von Metallgegenständen in Ofen mit Wasserverschluß,
bei dem die Ware vor und nach dem Ausglühen nur mit völlig enthärtetem Wasser (nach
D. R. P. 197111) oder durch Neutralisation mit Säuren erhalten in Berührung kommt, wodurch
manWaren von höchstem Politurglanz ohne irgendwelche matte Stellen erhält ist in D. R. P. 284556
beschrieben.
Über die Erhöhung der Kerbzähigkeit des Flußeisens durch P/ 2 stündiges Glühen bei
etwa 860° siehe A. Stadeler, Ferrum 11, 271.
Zum Blankgli.ilien und Blankschmelzen von Metallen vor dem Emaillieren, Gießen, Anlassen
usw. zwecks Vermeidung jeder Oxydation überzieht man die Gegenstände während des Glüh-
oder Schmelzvorganges mit wasserlöslichen Phosphorsauerstoffverbindungen allein oder
mit geeigneten Zuschlägen und ersetzt so die bisher demselben Zweck dienenden Borverbindungen.
(D. R. P. 814 990.)
Zum Blankglühen von Metallen und Legierungen überzieht man das Glühgut mit einer
Schutzschicht aus Borsäure, Borax und Ammoniumborat, denen man Glycerin oder andere wasser-
anziehende Mittel und indifferente feuerfeste Stoffe (Quarz, Tonerde, Magnesia) als Füllmittel
zusetzt. Die Überzugsmasse wird in wässeriger oder alkoholischer Lösung auf den gereinigten
und entfetteten metallischen Körper aufgebracht. Die Maßnahmen zur Verhütung der Entstehung
von Anlauffarben sind in der Schrift in weiteren sechs Ansprüchen beschrieben. (D. R. P. 312 947.)
Um glühende Eisen- und Stahlteile vor Luftzutritt und rascher Abkühlung zu bewahren,
packt man die Stücke in ein trockenes Gemisch von 500 Tl. Holzspänen, 250 Tl. Holzkohle, 100 Tl.
gelöschtem Kalk, IOO Tl. ARbest und 50 Tl. Pottaeche. (D. R. P. 324 82o.)
Zum gleichzeitigen Reinigen und Glühen schwerschmelzbarer Metalle, z. B. von Nickel- und
Chromlegierungen, taucht man sie in flüssiges, 750-850° heißes Natrium- oder Kaliun1cyanid.
(D. R. P. 32o o19.)
kieselerde (Si0 2 ), 7-10% Tonerde (Al 10 8 ), weniger als 2% Kalkerde (CaO), weniger als 0,5%
Alkalien (Na 10, K 10) und weniger als 6% Eisenoxyd (Fe10 8 ). Der Gesamtgehalt an Flußmitteln
(Eisenoxyd, Kalk und Alkalien) soll bei Sand für geringere Beanspruchung (mittlerer und kleiner
Grauguß) 7%, bei Sand für hohe Beanspruchung (Stahlguß, großer, schwerer Grauguß) 5% nicht
überschreiten. (Irresberger, Stahl u. Eisen 88, 1433.)
Als Stahlgußformsand dienen in England außer den natürlichen Formsanden auch Kompo-
sitionen aus Tiegelscherben, feuerfesten Steinen, Quarzit oder Graphit ohne Zusatz von Binde-
mitteln, während in Amerika fast ausschließlich natürliche Formsande mit Melasse-, Mehl- oder
Dextrinbindung Verwendung finden. Vber die Vor- und Nachteile dieser beiden Formsande
siehe C. Irresberger, Gießerei-Ztg. 17, 167.
Vber den Halberstädter Formsand, seine Aufbereitung und Verwendbarkeit siehe I. Holicky,
Zeitschr. f. angew. Chem. 25, 2076.
Die Herstellung von Formsand aus einem Gemenge von gewöhnlichem Sand mit Steinkohlen-
teer ist in D. R. P. 48 701 beschrieben.
Zur Festigung von Formsand verwendet man ein Gemenge von S u 1fit ab 1a u g e und mit
ätzenden oder kohlensauren Alkalien verseiften Fetten, oder Natronablauge, deren freies Alkali
die Verseifung des Fettes bewirkt. Vberdies erhält das Bindemittel einen Zusatz von Mehl und
Ton. (H. Patsch, Papier-Ztg. 40, 262.)
Nach A. P.1 064 718 mischt man dem Formsande, um den aus ihm hergestellten Kernen
größere Stabilität zu verleihen, einGelnenge von 8% Leinsamkuchenmehl, 1-5% Kalk, 0,75%
Steinkohle und 91,25% Wasser zu.
Ein Formsand für Flußeisenguß besteht aus einem von jeder Beimengung von Kiesel-
säure, Kalk, Magnesia oder Holzkohle freien, innigen Gemenge von 24-30 Vol.-Tl. reinem,
feuerfestem Ton, 1 Vol.-TI. Zucker, 2 Vol.-Tl. Wasser und 0,15 Vol.-Tl. Paraffinöl. (D. R. P.
32 681.)
Form- oder Kernsand für Gießereizwecke besteht aus zirkonoxydhaltigen Stoffen,
die allein oder in Mischung mit anderem geeignetem Material verwendet werden. (D. R. P. 267 289.)
Ein Formsand für flächenreichen Eisenguß besteht aus 9 Tl. gewöhnlichem feinen Sand
und 1 TI. blauem Ton. (Polyt. Notzbl. 1861, 304.)
Nach A. P. 1363 384 gießt man Metalle in Formen, die aus wasserfreiem Sand und einer
nicht wässerigen Flüssigkeit hergestellt werden. -
Um zu vermeiden, daß die Formen beim Gießen von Gold, Silber, Bronze oder anderen Me-
tallen springen, setzt man dem Formmaterial Asbest oder Schamottemehl oder Holzkohlepulver
zu. (A. T. Salt, Brass World 1905, 111.) ·
Für die Kernformerei der Eisengießereien legt man nach Lödl, Seifens.-Ztg. 1920, 676 ff.
einen Wachszug ein, der beim Trocknen des Kernes ausschmilzt, so daß man den Docht heraus-
ziehen kann. Das Material für diese Zwecke soll selu weich sein und muß daher bei kühler Witte-
rung gezogen werden. Man verarbeitet z. B. für gelben Draht 30 TI. hellen, bei 38-40° schmelzen-
den Paraffinpitsch und 40 Tl. des gleichen Produktes vom Schmelzpunkt 44-46° mit 5 TI. Ceresin
und 25 Tl. Wollfett.
Ein Modellp ulver, das als Ersatz des teuren Lycopodi ums dienen soll, erhält man durch
inniges Vermischen von je 1000 Tl. Lindenholzkohlenpulver und Stärke, mit 50 Tl. entwässertem
Calciumsulfat oder -carbonat und 100-150 Tl. Lycopodium. Das wasserfreie Salz nimmt das
in der Stärke enthaltene Wasser auf und verhindert die Aufnahme zutretender Feuchtigkeit.
Das Modellpulver entwickelt weniger Staub als Lycopodium und ist bei weitem nicht so feuer-
gefährlich. (D. R. P. lö8 224.)
An Stelle des teueren Lycopodiumpulvers verwendet man als Modellpulver Kohlenstaub,
Kieselgur oder andere poröse Körper, deren Poren mit Harzen oder Ölen getränkt sind. Diese
Formpulver sind wie das Lycopodium adhäsionsfrei gegen Wasser und feuchten Staub, schmelzen
nicht bei höherer Temperatur und verbrennen beim Eingießen des flüssigen Metalles in die Sand-
form ohne Rückstand. (D. R. P. 168 269 und 163 882.)
Nach D. R. P.1911ö7 benützt man als Formpuder an Stelle des teueren Lycopodiums
und an Stelle des speziell für Eisengießereien verwendeten, in einer Lösung von schwefelsaurer
Tonerde und dann in einer Lösung von Kerp.seüe zur Bildung von fettsaurer Tonerde präparierten
Korkpulvers, feinstes Holzkohfenpulver für sich allein oder unter Zusatz von Kieselgur, während
man nach D. R. P. 188 499 ein Holzkohlenpulver verwendet, das man durch Tränken mit
Fettsubstanzen gegen Wasseraufnahme schützt. Die Trennung der Form vom Modell kann auch
dadurch bewirkt werden, daß man die Form dünn mit Petroleum überstreicht und dann feinsten
Carbidstaub aufstreut; durch Zusammentreffen mit dem nassen Formsand wird Acetylen ent-
wickelt, das eine scharfe Trennung ermöglicht.
Zur Herstellung von Formpuder und einem alsKern8andbindemittel geeigneten Klebsirup
befreit man Natroncelluloseablauge von den die Klebkraft vermindernden anorganischen und
durch Säuren zersetzbaren organischen Stoffen, die man nach der Trocknung als Formpuder
verwendet, während die neutralisierte bzw. wieder alkalisch gemachte Lauge den Klebsirup dar·
stellt. (D. R. P. 311 294.)
Der als Lycopodiumersatz im Handel befindliche sog. Lycopuder, der zum Einpudern
von Gipsformen in der Metall- und Eisengießerei bestimmt ist und etwa 9% Asche enthält, be-
Glühen, Schmelzen, Gießen, Schweißen, Löten. 133
steht aus Kartoffelstärke mit etwa 0,3% Harz, Schellack oder einem Gemisch von Schellack
und Kolophonium, die mit einem Azofarbstoff gefärbt sind. (0. Anseimine und E. Gllg, Apotheker-
Ztg. 28, 658.)
90. Entkohlungs-, Desoxydations- und Flußmittel.
Zum Entkohlen von Eisen, Stahl, Chrom, Mangan, Nickel, Kobalt oder anderen kohlen-
stoffhaltigen Metallen behandelt man das Metall mit metallischem Natrium oder Barium, bei
Gegenwart von Stickstoff und entfernt so den Kohlenstoff durch Abdestillieren des gleichzeitig
gebildeten Cyanides. Das betreffende Metall wirkt hierbei als stickstoffbindender Katalyt, wo-
durch die Bildung von Alkalicyanid bewirkt wird. Das Eisen wird auf diese Weise zugleich nicht
nur von seinen Silicatschlacken befreit, sondern es wird auch der Durchtritt größerer Mengen
von inertem Stickstoffgas durch den Ofen vermieden. (D. R. P. 285 465.)
Zur Reinigung von Metallen und Metanegierungen setzt man den Schmelzen aus einem
Teig von Holzkohlenpulver oder Papiermasse, Soda und Calciumphosphat gebildete Kugeln
oder Stücke zu. (D. R. P. 21 939.)
Dichte Metallgüsse erhält man durch Zusatz eines Gemisches von Zink mit 2% Blei und
2% Wachs, das den Luftzutritt zum geschmolzenen Metall während des Gusses verhindert.
(D. R. P. 56 041.)
Zur Reinigung der Oberflächen von schwer schmelzbaren Metallen oder Metanegierungen
taucht man die Stangen oder Drähte z. B. einer Nickel-Chromlegierung in geschmolzenes 750 ·bis
850° heißes Alkalicyanid. (D. R. P. 325 519.) ·
Über die Verwendung des Aluminiums zur Reinigung von Metallschmelzen siehe die An-
gaben der Neuhauser Aluminiumfabrik in Zeitschr. f. angew. Chem. 1890, 490. Es genügen wenige
tausendste! Prozent Aluminium, um Eisen, Stahl oder Kupfer im Schmelzfluß zu desoxydieren
und dichte Güsse zu erzeugen; besonders Altmessing und Metallabfälle können auf diese Weise
umgegossen werden, wobei man zu Produkten gelangt, die die vorzüglichen Eigenschaften der
Aluminiumlegierungen besitzen.
Sauerstofffreie Legierungen erhält man nach A. P. 1 363 382 dann, wenn man das Gut während
des Sehruelzens mit einer reduzierenden Schlacke bedeckt hält, die aus Alkalimangansilicaten
besteht.
Über die Reinigung geschmolzenen Eisens mittels dampfförmiger Alkalimetalle , die man
aus 30 Tl. Alkalicarbonat, 13 Tl. Kohle und etwa 5 Tl. Kreide direkt erzeugt, siehe D.R.P.
62 801. (Vgl. D.R.P. 62 458.)
Zur Reinigung von Metallen, Herstellung von Legierungen oder bei der Reduktion von Halo-
geniden behandelt man das Material mit geschmolzenem Natrium, das unter Gasdruck in dünnem
Strahl von oben nach unten in das Innere der Masse hineingeschleudert wird. (D. R. P. 154 692.)
Zur Reinigung flüssiger Metalle mittels Calciums preßt man dieses, um sein plötzliches
Verdampfen zu verhüten, in Spanform mit anderen ebenfalls zerkleinerten Metallen zu Briketts
und fügt diese dem zu reinigenden Metall zu. (D. R. P. 187 414.)
Zur vollständigen Desoxydation von 100 kg breiförmigem Eisen- oder Stahlguß genügen
auch, je nach der Qualität des Materiales, 15-50 g Magnesium, die man dem Guß in der
Menge von 1,5-5 kg einer I% Magnesium enthaltenden Vorlegierung zusetzt. (D. R. P. 209 914.)
Eine Entgasungs- und Desoxydierungslegierung für Eisen und Stahl erschmilzt man nach
E. P. 162 917 aus 90-95% Aluminium, 1,5-9,5% Magnesium, 0,005-2,75% Uran, 1-1,8%
Eisen und 0,05-1,25% Ferrosilicium mit 0,01-5% Fluornatrium als Flußmittel.
Zur Herstellung von gesunden Metallgüssen verwendet man als Zusatz Zirkonmetall,
das sich gegenüber dem als desoxydierendes Element bisher verwendeten Titan dadurch auszeich-
net, daß es sich ohne große Abbrandverluste leichter im Metallfluß löst, den Metallbädern den Saucr-
stöff energischer entzieht und die Bearbeitbarkeit des Gusses in glühendem Zustande nicht hindert.
Überdies sind diese Zirkongüsse fester und säurebeständiger als die Titangüsse. (D. R. P. 231 002.)
Vgl. [122] u. [403].
Zur wirksamen Entschwefelung und gleichzeitig zur Ersparnis teurer Siliciumver-
bindungen des Eisens setzt man ihm bei Herstellung silicierter Produkte (Eisen oder Stahl) im
flüssigen Zustande Sand und Kalk in ähnlicher Weise zu, wie man Kohlenstoff einzuführen pflegt.
(D. R. P. 305106.)
Ein Verfahren der Metallschmelzenreinigung (Schwefel und Phosphor) durch Desoxydation
mit Aluminiumcarbid ist in D.R.P. 322 988 beschrieben.
Über die Zusammensetzung und Verwendung der praktisch erprobten Flußmittel für die
Gießerei von Messing, Bronze, Kupfer, Nickel, Aluminium, Deutschsilber und Gekrätz berichtet
E. s... Sperry in Brass W orld 6, 239.
Uber die Anwendung von Borax, zumeist in Mischung mit Salmiak und Eisenspänen, und
ferner von Cyankali um, dessen Wirkung auf seine Zersetzung unter Abspaltung von Kohlen-
stoff zurückzuführen ist, beim Schmiedeprozeß siehe das Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem.
28, 579.
Geeignete Deckmassen für Blei-, Zinn- oder Zinkbäder bestehen nach D. R. P. 88 726 aus
Emulsionen von Öl, Fett oder Harz mit Soda., Kochsalz, Salmiak oder kohlensaurem Ammon
oder phosphorsa.uren Salzen.
134 Die Metalle.
Nach A. P. 943161 u. 948 689 verwendet man zu demselben Zweck Borsäureanhydrid oder
streut Halogensalze auf das geschmolzene Metall zur Verhütung der Oxydation und der Verflüch-
tigung des Schmelzgutes.
Nach E. S. Sperry, Chem.-Ztg. Rep. J910, 427, verwendet man als Flußmittel in Gießereien
in erster Linie: Für Aluminium Chlorzink, für Nickel eine Mischung von 3 Tl. gelöschtem Kalk
und 1 Tl. Flußspat, für Kupfer gelbes Blutlaugensalz, außer den üblichenDesoxydationsmitteln
wie Kupfer, Magnesium, Phosphor usw. Für neues Messing ist Kochsalz das beste Flußmittel,
für Zink Salmiak, für Neusilber eine Mischung von Salpeter und Braunstein, für Messing-
rückstände, die viele fremde Bestandteile enthalten, Gips oder Kalk und Flußspat (ebenso
auch für Alt-Neusilber). Für alle Metalle außer Aluminium empfiehlt sich eine Deckschicht von
Holzkohle.
Ein gutes Flußmittel für die Reinigung von Zinn- oder Bleilegierungen besteht aus einer
Mischung von 4 Tl. Salmiak, 2 Tl. Schwefel, 1 Tl. Harz und 1 Tl. Holzkohlenpulver. Das innige
Gemenge wird vermahlen und auf das geschmolzene Metall gestreut. (Ref. in Zeitschr. f. angew.
Chem. 1911, 999.)
Nach D. R. P. 230 629 wird eine hitzebeständige Masse für Schmelz- und Lötzwecke an Stelle
der biRher verwendeten Holzkohle hergestellt aus einem Gemisch von Asbest, Holzkohle, Alaun-
lösung und Gips. Man bringt die Masse in Formen und trocknet. Sie entwickelt an der Gebrauchs-
fläche, ohne zu glimmen, große Hitze, während die untere Seite kühl bleibt.
flüssigen Metallen und Legierungen nimmt man Argentanlot. Dieses ist bei hohem .Zink-
gehalt leichter, bei hohem Nickelgehalt schwerer schmelzbar und sehr fest (Stahllot). Eineleicht-
flüssige Zusa.nunensetzung ist etwa2 4,5 TJ. Kupfer, 7,0 Tl. Zink, 1 Tl. Nickel; eine strengflüssige:
38 TI. Kupfer, 50 Tl. Zink, 12 Tl. Nickel. Silberlote sind sehr zäh und fest und können des-
halb überall dort verwandt werden, wo es auf große Widerstandsfähigkeit ankommt.. Sie be-
stehen aus Silber, Kupfer, Zink und oft etwas Zinn zur Herabsetzung der Schmelztemperatur.
Goldlote zum Löten von Gold und Platin, vor allem auch für Emailwaren, sind Legierungen aus
Gold und Silber oder Gold, Silber und Kupfer, manchmal mit einem geringen Zinkzusatz. Große
Schwierigkeit hat das Löten von Aluminium gemacht, vor allem wegen der großen Oxydations-
fähigkeit des Metalles und der Unmöglichkeit das Oxyd mit den gewöhnlichen Lötmitteln zu lösen.
Die Lote werden in Form von Blechschnitzeln, Feilspänen oder Paillen oder auch als Körner
oder Granalien benutzt. Die Granulierung geschieht meist dadurch, daß man das geschmolzene
Metall in dünnem Strahl in Wasser fließen läßt.
Der eigentliche Lötvorgang spielt sich beim Schnellöten so ab, daß mit dem erhitzten Löt-
kolben von dem Lote etwas abgeschmolzen und auf die vorher mit Lötmittel gereinigte Metall-
fläche aufgetragen wird. Der Lötkolben, von verschiedener Form, besteht meist aus Kupfer,
das an der Spitze verzinnt ist, beim Aluminiumlöten aus Aluminium, Nickel oder Eisen. Der
Kolben wird auf einer Lampe oder in einem Ofen mit Spiritus, Gas, Petroleum, Koksfeuer usw. er-
hitzt. Beim Löten mit Hart 1o t muß man nicht nur das Lot schmelzen, sondern auch den Gegen-
stand erhitzen. Es wird also das Lot und das Lötmittel auf die zu lötende Stelle gebracht und dann
dieser ganze Teil des Gegenstandes erhitzt, und zwar durch eine Flamme, deren Temperatur durch
Luftzufuhr (Lötrohr, Blasebalg oder Gebläse) erhöht wird. Man hat zu diesem Zwecke die ver-
schiedensten Lötapparate konstruiert mit Gas, Benzin, Spiritus, Petroleum, Acetylen usw. als
Brennmaterial. Zum Einblasen, zur Erhöhung der Temperatur der Flamme benutzt man außer
Luft auch Sauerstoff und Wasserstoff; neuerdings verwendet man auch elektrische Lötapparate.
(Vgl. F. M. Feldbaus, Chem.-Ztg. 84, 1183.)
'Ober das Tauchlötverfahren, wie es speziell im Fahrradbau häufig Anwendung findet,
siehe Tecbn. Rundscb. 1911, 290.
Nach D. R. P. 265 744 bringt man die Lötmasse zur Ausübung eines besonderen Lötver-
fe.hrens auf ein verbrennbares Gewebe (oder auf Papier), das mit Kohlenwasserstoffen und chemi-
schen Verbindungen imprägniert oder bestrichen ist, und entzündet das Gewebe sodann.
Zur Herstellung eines Lötfettes verseift man 50 TI. Wollfettsäure mit 3 Tl. Zinkoxyd durch
längeres, nicht zu starkes Erhitzen bis zur vollständigen Lösung des letzteren. (R. König, Seifens.-
Ztg. 41, 1116.)
94. Weichlote.
Zahlreiche Vorschriften zur Herstellung von Loten bringt G. Strahl in der Elektrocbem.
Zeitschr. 1912, 174..
Man unterscheidet Lote, die zur Bindung zweier Metallstücke dienen, von solchen, die kitt-
artig eine unterbrochene Verbindung ausfüllen sollen. In letzterem Falle genügt eine Bleilegierung
mit 25% Zinngehalt. Wenn bedeutende Festigkeit erwünscht ist, wird nach Angaben von M. L.
Lißberger eine Legierung von 46% Zinn, 54% Blei und 0,25-0,5% Antimon als Lötmittel ver-
wendet. Zum Hartlöten dient eine Legierung von 80% Kupfer und 20% Zink. Bei dieser bloßen
Ausfüllung der Trennungsstellen kann man deshalb eine minderwertige Legierung nehmen, da
das Lötmaterial in diesem Falle keine stärkere Festigkeitsbeanspruchung zu erfüllen hat. -
Man kann aber auch dadurch viel Zinn sparen, daß man tiefe Tauchbäder verwendet (wegen der
Schichtenbildung im geschmolzenen Lot), ferner die Oxydation hintanhält, Überhitzung ver-
meidet und die Oxyde sorgfältig sammelt und aufarbeitet. Jedenfalls soll in Zeiten der Zinn·
knappheitkein Lot mehr als 46% Zinn enthalten, besonders nicht bei Gegenwart von 0,25-0,50%
Antimon. (Chem. Zentr.-BI. 1919, ll, 767 u. IV, 467.) .
Über die Herstellung von Weichlot siehe Bayer. lnd.- u, Gew.-Bl. 1911, 416. Das ge-
wöhnliche Klempnerlot besteht in der Regel aus 2 Tl. Zinn und 1 Tl. Blei. Es besitzt
den niedrigsten Schmelzpunkt und wird entweder aus neuem Metall oder aus Altmetall
hergestellt. In ersterem Falle schmilzt man zuerst da~:~ Zinn, fügt dann das Blei zu, bedeckt
die Oberfläche mit Harz, rührt kräftig durch, schäumt ab und gießt in Formen. Zur
Erzielung einer völlig glatten reinen Oberfläche ist die durch Erfahrung festzustellende
Temperatur von großer Bedeutung, da bei zu heißem Gießen die Oberfläche rauh wird; aus
demselben Grunde müssen die Formen auch gekühlt werden. Bei der Herstellung von
Weichlot aus Altmetall verwendet man in erster Linie alte Blei- und Zinnrohre und einen
Zuschlag, der aus 1,8% Salmiak, 0,9% Schwefel und je 0,4% Harz und Holzkohlen-
pulver besteht. Man schäumt ab und gießt in Formen, wenn die Oberfläche rein und hell
erscheint. Durch Zusatz von 1 Tl. Wismut auf 1-5 Tl. Weichlot kann man den Schmelzpunkt
der Legierung herabsetzen, doch wird sie durch diesen Zusatz leicht brüchig. Ein geeignetes Weich-
lot für Weißblech, Zink, Messing und Blei besteht aus 17 Tl. Zinn und 10 Tl. Blei. Es schmelzen
Weichlote, die Zinn und Blei im Verhältnis von 1 : 2 enthalten, bei 240°, in den Verhältnissen
1 : 1,5 bei 223°, 1: 1 bei 200° und 1 : 0,4 bei 190°. Verschmilzt man Zinn, Blei und Wismut, so
erhält man in den Verhältnissen von 4: 4: 1 eine Legierung, die bei 160° schmilzt, die Legierung
3 : 3 : 1 schmilzt bei 155°, 2 : 2 : 1 bei 145° und 1 : 1 : 1 bei 125°. Es ist übrigens ein Beweis für
den hohen Zinngehalt und daher auch für die Güte des Lötzinnes, wenn es eine krystallinische
Struktur und an der Oberfläche eisblumenartige Krystalle zeigt, da diese sog. "Blumen" in
stark bleihaitigern Weißlot nicht auftreten. Zinnlot, das 30% Blei enthält, wird übrigens wesent-
lich stärker von Essig angegriffen als lOproz. Lot.
Das aus Blei- und Zinnaltmetall bereitete Lötzinn soll nicht mehr als 0,005% Zink, 0,03%
Aluminium, 2,0% Antimon, 0,15% Kupfer, 0,03% Arsen, 1,0% Wismut und 0,1% Cadmium
enthalten. Zur Entfernung von Zink und Aluminium setzt man der Schmelze Schwefel und Kolo-
phonium zu, Antimon verdampft man im Flammofen, das besonders schädliche Kupfer beseitigt
man durch Einrühren von etwas Salmiak in die Schmelze oder durch ihr Auspolen mit Holz.
Über die Kunstgriffe beim Gießen der Stangen siehe Stahl u. Eisen 1916, 1288.- Die Bereitung
dünner Stäbchen aus Zinn, Zink, aber auch aus Schwefel und anderen schmelzbaren Substan-
zen durch Hochsaugen des geschmolzenen Stoffes in engen Glasröhren beschreibt A. Lipowitz
in Dingi. Journ. 166, 453.
Zur Gewinnung von Lötzinn aus dem durch Weißblechentzinnung erhaltenen eisenhaltigen
Zinn schmilzt man es mit Blei zusammen und erhält eine zu Boden sinkende Blei-Zinnlegierung,
auf der das Eisen schwimmt. Zur Ausbringung des Zinns aus dem Schaum erhitzt man ihn auf
Holzkohle, wobei Blei und Zinn durch die Kohle durchsickern und das Eisen in ungeschmolzenem
Zustande zurückbleibt. (J. C. Taliaferro, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 1746.)
Für die Temperaturbereiche 212-253°, 237-267°, 235-368° empfiehlt Ch. W. Hili als
Lotlegierungen Blei-Cadmium-Zinnschmelzen in den Mengenverhältnissen 84,4 :.7,6: 5,0;
90,6 : 7,9 : 1,5; 87,5 : 7,5 : 5,0. (Chem. Zentr.-BI. 1919, ß, 682,)
Eine Bleilegierung mit 8-9% Cadmium vermag das gewöhnliche Bleizinnlot zu ersetzen,
wenn man mit einem aus 11% Kochsalz, 14% Kaliumchlorid, 65% Zinkchlorid und 10% Salmiak
bestehenden Flußmittel arbeitet und das zu lötende Metall, z. B. Kupfer, vor dem Löten erhitzt,
was allerdings häufig zu Oxydationen führt. Durch Zusatz von Zink zu einer derartigen Blei-
Cadmiumlegierung wurden Lote mit größerem Anwendungsbereich erzeugt. (Cb. W. Hlll, Chem.
Zentr.-BI. 1919, ll, 848.)
Zur Herstellung eines Weichlotes verschmilzt man 50 Tl. Zinn, 25 Tl. Blei und 25 Tl. Cad-
mium mit Salmiak als Flußmittel. Das Lot schmilzt bei 144,5°, ist sehr fest und eignet sich be·
sonders zum Löten von Britanniametall, Hartblei und sonstigen leicht schmelzbaren Legie-
rungen. (Chem.-Ztg. Rep. 1909, 480.)
Glühen, Schmelzen, Gießen, Schweißen, Löten. 139
Um Zinn zu ersparen soll man nach A. P. 1059 982 ein Gemenge von 41,5% Zinn, 56,5%
Blei, 2% Antimon und 0,02% Phosphor als Weichlot verwenden.
Ein Blei-Antimon-Zinnlot enthält nach D. R. P. 137 897 0,1-14% Antimon und bis zu 45%
Zinn. Nach Zusatz 143 811 werden der Legierung noch von 0,05 bis 0,15% Zink beigegeben,
um sie in geschmolzenem Zustande länger weich und streichfähig zu erhalten, und nach dem Er-
starren ihre Härte zu erhöhen.
Eine Lötlegierung besteht nach D. R. P. 328 668 aus Natrium und Weichmetallen wie Blei
oder Zinn.
Nach A. P. 1 357 297 enthält ein Lot 26 Tl. Blei, 20 Tl. Zinn, 1 Tl. Salmiak, 2 Tl. Borax und
5 TI. Quecksilber.
Ein Weichlot wird nach D. R. P. 146 810 hergestellt durch Verreiben eines feingepulverten
Weichlötmetalles mit Chlorzink oder Salmiak als Desoxydationsmittel und mit Cellulose als rück-
standslos verbrennendes Bindemittel. . Die Masse wird als streichbarer Brei aufgetragen.
Eine Weichlotpaste wird nach 0. P. Anmeldung 6281/06 hergestellt durch Verschmelzen von
Zinn und Blei ev. unter Zusatz von Antimon, Wismut und Cadmium. Die Schmelze wird im Vakuum
pulverisiert und das Metallpulver mit Milchsäure und Glycerin zu einer Paste verknetet.
Zum haltbaren Löten feinerer Arbeiten besonders für elektrotechnische Zwecke eignen
sich die gewöhnlichen Methoden des Aufstreichens von Chlorzink oder Chlorzinkammonium-
lösung nicht, da die Lötstellen mit der Zeit schadhaft werden. Man bedient sich zu diesen Arbeiten
in erster Linie der Lötstange, die mit_oder ohne Zusatz von Salmiak aus einem verschmolzenen,
in Formen gegossenen Gemenge von Harz- und Zinnkörperehen besteht, oder der im Handel
unter der Bezeichnung "Tinol" befindlichen Lötmasse, die aus zerstäubtem Metallmehl, Chlor-
ammonium und Glycerin zusammengesetzt ist und die den Vorteil hat, daß man sie ihrer breiartigen
Form wegen auch in schwer zugängliche Stellen der zu lötenden Objekte einführen kann. Die
chemische Wirkungsweise dieses Lötmittels ist in Techn. Rundsch. 1906, 251 beschrieben. Nähere
Beschreibung des Lötverfahrens im Bayr. Ind.- u. Gew.-Bl.1909, 15.
95. Hartlote.
Das sog. harte Löten unterscheidet sich vom Weichlöten (d. i. die Verbindungzweier Metall-
stücke mittels einer leichtschmelzenden Legierung) durch die Anwendung hochschmelzender
Metalle oder Metanegierungen von ähnlicher Art wie das zu lötende Stück. Die Art des Lotes,
das bei diesem Verfahren naturgemäß eine bedeutend festere Verbindung der Stücke bewirkt als
dies beim Weichlöten der Fall ist, richtet sich nicht nur nach der Art der zu verbindenden
Stücke, sondern auch nach dem Verwendungszweck und nach dem Grade der Beanspruchung, der
das Lötstück ausgesetzt ist. Man unterscheidet vorzugsweise das gelbe strengflüssige von
dem halbweißen oder weißen leichtflüssigen Hartlot.
Zum Löten werden die mechanisch blank gearbeiteten Stoßstellen vereinigt und mit einer
Schicht von gebranntem Borax bedeckt, worauf man unter Verwendung des Hartlotes über glü-
henden Kohlen bis zum Schmelzen und Einfließen des Lotes zwischen die Stoßstellen erhitzt.
Nach dem Erkalten wird die harte Kruste abgeschlagen und die Lötstelle mechanisch geglättet.
Ein für die meisten Zwecke des Lötens von starkem Messingblech, Kupfer, Eisen und Stahl
genügendes Schlaglot erhält man nach C.Appelbaum, Dingi. Journ.153,421, vgl. Jhg.18o0, II, 188
durch Zusammenschmelzen von 85,42 Tl. Messing und 13,58 Tl. Zink. Die Mengenverhältnisse
schwanken je nach dem zu lötenden Material. So verwendet man z. B. als mittelflüssige Le-
gierung eine Schmelze von 5 Tl. Messing und 2-5 Tl. Zink, während ein strengflüssiges Lot
(für Eisen, Stahl, Kupfer und Messing) aus 7 Tl. Messing und 1 Tl. Zink besteht und ein
sehr leichtflüssiges Hartlot die Zusammensetzung 20 Tl. Messing, 1 Tl. Zink und 4 Tl. Zinn
besitzt. Mit Schnellot bezeichnet man eine Legierung aus gleichen TI. Messing und Zink, doch
werdea feinere Messingarbeiten meistens mit Silberlot, bestehend aus 4 Tl. Silber und 1 Tl.
Kupfer, verlötet. (lnd.-Blätter 1854, Nr. 12.)
Oder man verschmilzt 4 Tl. Zinn und 6 Tl. W'ismut, trägt in den heißen Metallfluß rasch
18 Tl. Zink ein, setzt nach erfolgtem Zusammenschmelzen 72 Tl. Kupfer zu und granuliert die
Schlaglotlegierung nach dem Klarschmelzen unter Umrühren mit einem Stahldrahte durch Ein-
gießen in Wasser. (Polyt. Zentr.-Bl. 1866, 758.)
Eine Schlaglotpaste besteht nach Norw. P. 33 350 aus 400 Tl. Borsäure, 200 Tl. Bicarbonat,
388 Tl. Mineralöl und je 6 Tl. Lithium und Quarz.
Ein geschmeidiges Lot, besonders für Instrumentenmacher, liefert die Legierung aus 78,26 Tl.
Iviessing, 17,41 Tl. Zink und 4,44 Tl. Silber. Als Flußmittel dient Borax mit 2% Glasgalle. (D.
Ind.-Ztg. 1863.)
Ein sehr gutes Lot für starkes Messingblech, Kupfer, Eisen und Stahl erhält man durch
Verschmelzen von 85,42 Tl. Messing mit 13,58 Tl. Zink; für Gürtler, Klempner und Mechaniker
geeignet ist die Legierung von 81,12 Tl. Messing und 18,88 Tl. Zink; für Lötstücke, die nach dem
Löten anhaltend gehämmert oder gez.ogen werden sollen, dient eine Komposition aus 78,26 Tl.
Messing, 17,41 Tl. Zink und 4,33 Tl. Silber. (Dingi• .Journ. 153, 421.)
Zum Löten bedient man sich nach F. P. 404 776 einer Legierung nicht oxydierbarer
Metalle, z. B. Aluminium vom Schmelzpunkt 700° und Cadmium vom Siedepunkt 770°.
Zum Hartlöten soll man nach D. R. P.12o 684 mit größerem Erfolge als Borax seine Bestand-
teile, nämlich Borsäure und metallisches Natrium, verwenden.
140 Die Metalle.
Zur Herstellung eines Lötmetalles schmilzt man nach D. R. P. ö6 241 0,5kg Kupfer, verrührt
in der Schmelze 7 kg Antimon, wobei die Schmelztemperatur allmählich erniedrigt wird, vermischt
mit 24,5kg Zinn und 68kg Blei und gießt in Formen.
Zum Löten des Rotkupfers verwendet man nach Dingi. Joum.184, 894 eine Legierung von
100 Tl. Kupfer und 20 Tl. Blei, die man unter Zuhilfenahme von Weinstein herstellt und in Stab-
form gießt.
Zum Hartlöten von Petroleumpreßlichtbrennern aus Messing wird z. B. vorteilhaft
nach Tecbn. Rundseh. 1912, 669 ein Silberlot benützt, das man erhält, wenn man 52 Tl. Zink
möglichst ohne Überhitzung im Graphittiegel schmilzt, 42 Tl. mit 30% Salmiak versetztes fein
gekörntes Kupfer zusetzt und schließlich 6 Tl. Silberblech einführt, wobei man mit einem Holz-
stab gut durchrührt. Zum Körnen des Lotes gießt man die Masse unter stetigem Rühren mit einem
Reisigbesen in dünnem Strahl in kaltes Wasser. Als Flußmittel dient ein Gemenge von Borax
mit 2% feinster Glasgalle.
Eine Vorschrift zum Löten von Messingdraht mit Borsäure als Flußmittel findet sich in
Zentralbl. f. Hütt.- u. Walzw. 23, 607.
Über die Herstellung des pulverförmigen oder granulierten Messinglotes aus einer zinkreichen
Legiertmg, die niedriger schmilzt als das zu lötende Metall, siehe Metal Ind. 17, 27.
Eine genaue Beschreibung des Lötens von Eisen und Stahl mit Messing oder Kupfer bzw.
Schlagloten, z. B. aus 6 Tl. Messing, 1 Tl. Zink tmd 1 Tl. Zinn, bringt F. Sieburger in D. ill. Gew.-Ztg.
1873, Nr. 14. Vgl. ebd. Nr. 27: Löten von Eisen und Stahl mit Neusilber.
Als Lötlegierung eignet sich nach E. P. 175 228 eine Schmelze von 28 Tl. Zink und 56 Tl.
Zinn oder von 36 Tl. Zink und 112 Tl. Zinn, der man 1 Tl. einer härtend wirkenden Legierung
aus 1 Tl. Messing, 1,5 Tl. Aluminium und 0,5 Tl. Nickel zusetzt. Als Flußmittel bei Herstellung
dieser Legierung soll "Valrat dienen.
Zum Löten von Eisen- und Stahlteilen verwendet man Kupfer, das, auf einer Eisenplatte
im Wasserstoffstrom zum Schmelzen erhitzt, als dünne Haut in die feinsten Poren des Eisens
eindringt. (Chem. Ztg. 1922, 299.)
Ferrofix besteht nach D. R. P. 110 319 aus einem innigen Gemenge von 17 TI. Kupferpulver,
58 Tl. Eisenpulver, 24 TI. wasserfreiem Borax und 1 Tl. calcinierter Soda. V gl. Seffens.-Ztg. 1918,
462.
Ober Löten von Gußeisen mit Ferrofix siehe F. Reh, Mitt. a. d, Königl. Tecbn, Versuchs-
anst. Berlin 1902, 86. Die zusammenzulötenden Gußeisenflächen werden während des Lötprozesses
vom Graphit befreit und mit dem geschmolzenen Hartlot in innige Berührung gebracht. Zur Ent-
kohlung der Lötflächen dient eine Paste aus Kupferoxydul oder anderen Metallsauerstoff-Verbin-
dungen und Borax; ersteres gibt seinen Sauerstoff an die Lötstellen ab, der sich mit dem Graphit
zu Kohlenoxyd und Kohlensäure verbindet, während das metallische Kupfer in sehr fein verteiltem
Zustande frei wird. Der Borax schützt die gereinigten Lötstellen gegen Oxydation, absorbiert
noch etwa vorhandenes Oxyd und hält den Sauerstoff der Luft auch von dem Kupferoxydul ab.
Ein besonders zähes Lot zum Löten von Stahl- oder Sägebändern besteht nach Techn.
Rundsch. 1912, 130 aus 18 Tl. Messing, 4 Tl. Zink und 1 Tl. Silber. Dieses Lot ist seines hohen
Schmelzpunktes wegen auch zum Löten von Röhren geeignet, die nachträglich gezogen werden
können, ohne daß die Lötnaht aufbricht. Das sachgemäße Löten von Bandsägeblättern ist be-
schrieben in Tecbn, Rundscb. 1910, 601.
Nach Pb. Rust, Bayer. lnd.- und Gew.-BI. 1873, 71 kann man Eisen und Stahl sehr dauer-
haft löten mit Neusilber als Lötmetall und Borax als Flußmittel.
Nach ö. P.Anm,1200/1913 dient alsLötpulver zumHartlöten von Gußeisen ein Gemenge
von Eisenpulver und Natriumperborat.
Zur Herstellung einer Lötpaste zur Lötung von Gußeisen auf offenem Schmiedefeuer
vermischt man 80-120 Tl. oxydfreies Stahl- oder Eisenpulver, 10-30 Tl. Paraffinöl, 30-50 Tl.
Borax und 1-4 Tl. Campher. Die zu verbindenden Stellen werden gut gereinigt und mit der
Lötpaste verstrichen. Das Gußstück kann dann nach reichlichem Zusatz von Borax und Lot
der Rotglühhitze ausgesetzt werden. (D. R. P. 154 519.)
Zum Vereinigen von Stahl und anderen in der Hitze schwer oxydahlenMetallen mit Al umi-
n i um oder aluminiumüberzogenen Metallblechen preßt man diese, mit der Aluminiumseite auf die
Stahlplatte gelegt, unter mäßigem Erhitzen durch Druck zusammen, erhitzt dann das Ganze
bis nahe zum Schmelzpunkt der aufzuplattierenden Metalle und walzt in der Hitze aus. Das Alu-
minium dient nur als Zwischenlage zur Erreichung der Vorverbindung, so daß im Falle als es mit
Kupfer verbunden war, wohl feste Vereinigung, nicht aber Legierung zu einer Kupferaluminium-
bronze eintritt. (D. R. P. 152 042.)
Zum Löten zwei er verschiedener Metalle bedient man sich nach D. R. P. 166 828 eines mit
dünnen Aluminiumschichten überzogenen Kupferbleches, das man zwischen die zu verlötenden
Metalle einpreßt, worauf man durch Erhitzen die Verlötung bewirkt.
Zur Lötung von Neu s i 1b er gagenständen verwendet man Lote, die aus Abfällen der bet.ref-
fenden Legierung mit einem Zinkzusatz erschmolzen werden, zum Löten von E deImetallen
verwendet man Legierungen aus Gold, Silber und Kupfer, denen zuweilen Cadmium, Zink oder
Zinn zugesetzt werden. Über andere Lote, namentlich die Zusammensetzung von Mischungen,
wie sie durch die Kriegsnot geboten wurden, berichtet E. A. Schulz in Metall 1919. 813.
Ein gutes Neu s i 1 b er I o t erhält man aus 1 kg Neusilberblechabfällen, 100 g Messing, 92 g
Zink, 33 g Zinn oder aus 1 kg Neusilberblechabfällen, 125 g Messing, 142 g Zink, 33 g Zinn.
Kaltvereinigung der Metalle. 141
S i 1b er 1o t legiert man aus 11 g feinem Silber, 4 g MeBIIing, 1 g Zink oder aus 16 g feinem
Silber, 5 g Messing, 1 g Zink oder man bereitet das Silberlot auch nur aus Silber und Messing ohne
weiteren Zusatz. Ein dem Silber ähnliches Lot besteht aus 76 g Messing, 18 g Zink, 6 g Silber.
{Polyt. Notizbl. 187ö, Nr. 3.)
Das Silberlot des A. P. 1879 oo2 enthält neben 55--56% Silber 20-30% Kupfer, 10-20%
Zink und etwas Arsentrioxyd.
Ein gutes Silberlot erhält man durch Schmelzen von 2 Tl. reinem Silber und 1 Tl. Messing
mit einem Stückehen Borax. Es werden auch 19 Gewichtsteile Silber und 8 Gewichtsteile Messing
empfohlen. Ein weißes leichtflüssiges Juwelierlot besteht ferner aus 2 Tl. Zinn und 1 Tl. Blei
mit etwas Wismut. {D. Gewerbeztg. 1870, Nr. 87.)
Nach Wfirttemb. Gew.-Bl. 1861, Nr. 8 besteht ein leichtfl~ Goldsoblaglot aus
54,47 Tl. Silber, 11,94 Tl. Gold, 28,17 Tl. Kupfer und 5,01 Tl. Zink; die Zinkmenge wird zweck·
mäßig etwas erhöht, da sich ein Teil des Metalles während des Schmalzens verflüchtigt, bzw. man
setzt es erst zu, wenn die anderen Metalle eingeschmolzen sind; das Verhältnis der einzelnen Metalle
(Zn: Au: Cu: Ag) stellt sich ungefähr wie 1 : 2 : 6 : 10.
durch inniges Vermengen von 100 Tl. Braunstein, 18 Tl. Leinölfirnis,:je 5 Tl. Bleiweiß und Mennige
und 10 Tl. Bleiglätte.
Die Darstellung eines Kittes für Dampfmaschinen aus 72 Tl. Bleisulfat, 24 Tl. Braunstein
und 13 Tl. Leinöl unter weiter zweimaligem Zusatz von je 17 Tl. Braunstein ist in Dingi. Journ.
110, 289 beschrieben.
Ein längere Zeit weichbleibender Dampfapparat-Fugenkitt besteht nach Pharm. Zentrh.
1864, Nr. 40 aus 16 Tl. Leinölfirnis, 14 Tl. Bleiglätte, 15 Tl. Schlämmkreide und 50 Tl. Graphit.
Ein Kitt für Dampfkessel und Gasröhren, der an Haltbarkeit und Luftdichte den bekannten
roten Mennigekitt bei weitem übertrifft, wird erhalten durch Vermischen von 6 Gewichtsteilen
feingepulvertem Graphit, 3 Tl. gelöschtem Kalk (Kalkhydrat), 8 Tl. feingepulvertem Schwer-
spat (schwefelsaurer Baryt) und 7 Tl. Leinölfirnis. (Dingi. Journ. 189, 182.) Vgl. Zentraibi.
1920, _n, 293.
Ölkittdi chtungen: 1 Tl. Mennige, 2 1/ 2 Tl. Bleiweiß, 2 Tl. Ton mit Leinölfirnis (gekochtem
Leinöl) oder 2 Tl. feingeriebene Glätte, 1 Tl. feingeriebener Sand, 2 Tl. gelöschter Kalk und ge-
kochtes Leinöl werden innig verknetet. Ein billiger und dennoch dampfdichter Verschluß soll
erzeugt werden können durch eine innige Vermischung von Leinöl mit Roggenmehl, unter
Zusatz von einer gleichen Quantität geschlemmter Kreide. (Polyt. Zentr.-BI. 1860, 624.)
Ein Dichtungskitt für Gasröhren wird bereitet durch Zusammenkneten von gleichen Raum•
teilen mit Bleiweiß verriebenen Leinöles und Gips. Kurz vor ihrer Verwendung wird der
Masse etwas Wasser hinzugesetzt. Der Kitt zieht sehr bald an und erhärtet nach einigen Tagen.
(Polyt. Zentr.-BI. 1868, 287.)
Ein Kitt für Gußeisenrohre oder Maschinenteile wird nach Chem.-Ztg. Rep. 1912,
169 hergestellt aus dem schmelzbaren Bestandteil des Bakelits "A" Bd. ßl [98] durch Verkneten
mit Asbestfaser oder Ton oder Baryt. Doch darf kein kanadischer Asbest, sondern es muß Green
Cape Asbest verwendet werden, da jener nicht säurefest ist. DieMasse erhärtet sehr leichtvor dem
Dampfstrahlgebläse.
Ein gegen kaltes wie warmes Wasser unempfindliches Dichtungsmittel für Gewinde-
röhren besteht aus 10 Tl. Ammoniak, in denen 1 Tl. gepulverter Schellack gelöst ist. Diese erst
schleimige, dann dünnflüssige Masse wird in die gut gereinigten Muffen eingestrichen, worauf man
die Teile verschraubt. (Metallarbeiter 1917, 9/10, 20.)
Zum Dichten der Falzfugen nicht gelöteter Konservenbüchsen verwendet man nach A. P.
886 423 ein Gemenge von 1 Tl. Kautschuk, 1 Tl. Zinkweiß und 10 Tl. eines Kautschuklösungs-
mittels (Terpentinöl, Benzin). Die dicke, elastische Flüssigkeit bildet aufgetragen ein dünnes
Häutchen, das rasch trocknet und hermetisch abschließt.
Zum Abdichten gestanzter Weißblechdosen oder zum Ausbessern der beim Stanzen
entstandenen feinen Risse eignet sich nach Techn. Rundsch. 1912, 88 entweder reines Wasserglas
oder ein schneller trocknender Wassergiaskitt, den man aus 95 Tl. Kaolin und 5 Tl. Schlemmkreide
oder Braunsteinpulver und Zinkweiß oder Portlandzement usw. mit Wasserglas herstellt. Ein
für denselben Zweck verwendbarer, sofort trocknender Kitt wird aus gleichen Teilen ausge-
glühtem, trockenem Zinkweiß und Zinkchloridlösung vom spez. Gew. 1,5--1,~ erhalten, ebenso
eignen sich auch der Bleiglätte-Glycerinkitt oder Harz· oder Kautschukkitte, letztere erhaltbar,
z. B. durch Auflösen von 8 Tl. Kautschuk und 16 Tl. Kolophonium in 76 Tl. Schwefelkohlenstoff.
Nach einer Notiz im Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 1914, 39 wurde ein 80 mm langer Riß an der
Innenwand eines Lokomotivdampfzylinders mit großem Erfolge durch Ausfüllung mit gewöhn·
lichem Beton ausgefüllt. -
Ein Kitt für Rohrleitungen besteht aus gleichen Teilen gebranntem Kalk, Romanzement,
Töpferton und Lehm (Ziegelton), die man mahlt und gesiebt mit Leinöl oder Leinölfirnis (etwa
6 Tl. Kitt, 1 Tl. Firnis) innigst gemischt in Anwendung bringt. Soll der Kitt zu Wasserleitungen
angewendet werden, so wird der trockenen Mischung mehr Zement hinzugesetzt. (Dingi. Journ.
136, 399.)
Zur Abclichtung eiserner Muffenrohre, deren Verbindungsstellen später einem Druck von
50-70 Atm. (150 mm Durchmesser) für 100 mm weite Mannesmannrohre sogar einem Druck
von 200 Atm. standhalten, verwendet man Bleiwolle in Zopfform, die man wie einen Hanfstrick
einlegt und auf kaltem Wege einstemmt, bis die Muffel völlig gefüllt ist. (Sauer, Journ. f. Gasbei.
1906, 460.)
Leadit, ein amerikanisches Dichtungsmittel für Wasserleitungsrohre, das sich
infolge seines großen Widerstandes gegenüber dem Durchfluß elektrischer Energie und die dadurch
bewirkte Verminderung der Korrosionsgefahr sehr gut eingeführt hat und einen billigen Ersatz
für Blei darstellt, besteht nach Herzner aus einem geschmolzenen Gemenge gleicher Teile Schwefel
und feinen Quarzsandes, das mit Ruß gefärbt ist. Die harte, dichte, glasartige Masse wird direkt
in di~ Muffendichtung der Rohre eingeschmolzen. (Z. d. Ver. Gas- u. Wasserfachm. 66, 310.)
Uber Herstellung von Papiermuffendichtungen für Rohrleitungen aus ineinander·
geschobenen und dann verkleisterten, schließlich durch Tränkung mit Teeröl wasserdicht gemachten
konischen Zeitungspapierröhrchen von 6 mm kleinstem und 11-13 rum größtem Durchmesser
siehe z. Ver. d. log. 1917, 179.
Wenn man darauf achtet, daß die Dichtungsflächen öl- und fettfrei sind, kann man alle Mann-
loch. und Deckelverschlüsse statt mit Asbest, Gummi oder Blei mit körnerfreiem Zementbrei
Kaltvereinigung der Metalle. 145
völlig abdichten. (K. Miksch, z. f. Kohlens.-Ind. 1917, 616.) Man preßt den Brei dicht in die
Muffe ein und umgibt ihn mit einem Mantel eines Zementsandmörtels 1 : 1. Nach 48stündiger
Abbindezeit kann die Rohrleitung unter Wasserdruck gesetzt werden und ist an den Verbindungs.
stellen gegen elektrolytische Korrosion einfach und gut geschützt. (Tonind.-Ztg. 40, 101.)
Zum Abdichten von Ölbehältern von großem Fassungsraum aus dickem Eisenblech soll
sich naeh Techn. Rundsch.1907, 108 ein ölfester Kitt aus Blei- oder Zinkweiß und Kaliwasserglas
eignen. Der Bleiweißkitt erhärtet schneller als jener aus Zinkweiß, muß demnach auch schneller
verwendet werden. Zweckmäßig setzt man der Masse irgendein Fasermaterial, z. B. Wergfasern
zu und kittet von innen, damit die Kittmasse durch den hohen im Behälter herrschenden Druck
des Öles in die Fugen eingepreßt werde.
Ein ausgezeichneter Metallkitt ist das basische Chlorzink, das sich besonders alsAbdich-
tungsmittel für Gasometer eignet. (Jahr-Ber. f. ehern. Techn. 1858, 228 u. 1859, 247.)
Ein Kitt, der sich zur Verbindung von Röhrenteilen eignet, wird nach Marteanx und
Robert, Polyt. Zentr.-Bl. 1860, 1133 hergestellt aus einem Gemenge von 100kg Braunstein, 12kg
Graphit, 5 kg Bleiweiß, 3 kg Mennige und 3 kg Ton, dem man für je 7 kg 1 kg Leinöl beimischt,
worauf die Masse bis zur völligen Homogenität erhitzt wird. (Vgl. Farbe und Lack 1912, 246.)
Nach einem Referat in Seifens.-Ztg. 1911, 858 wird ein Kitt für Wasser-, Gas- und Dampf-
röhren durch Verkneten von 26 Tl. bleifreiem Leinölfirnis und 6 Tl. Harzöl mit einem Gemenge
von 20 Tl. Ziegelmehl, 18 Tl. Kreide und 30 Tl. engl. Rot hergestellt.
Zum Abdichten undichter, von heißen Flüssigkeiten durchströmter metallischer Rohr-
leitungen setzt man den in den Rohren bewegten Flüssigkeiten nach D. R. P. 247 956 ein Gemenge
von 75 kg Leinsamen, 5 kg_ Natriumborat und 15 kg Dextrin zu. Dabei soll sich aus dem durch das
heiße Wasser befreiten 01 unter Mitwirkung des Borates an der undichten Austrittsstelle eine
oxydierte Ölhaut bilden, die durch das Dextrin zusammengehalten wird und die undichte Stelle
verstopft.
Andere Vorschriften zur Herstellung von Röhrenkitt finden sich in Techn. Rundsch.1906, 554.
Als Dichtungsmittel für Metallhähne verwendet man nach Techn. Rundsch. 1905, 609
ein geschmolzenes Gemenge von Kautschuk (ohne Beschwerungsmittel) und Vaselin, da sich
dieses Dichtungsmittel nicht wie Lanolin oder ähnliche Fette und fettartige Substanzen im Laufe
der Zeit durch Wasser auswaschen läßt.
Für Hähne in Spiritusleitungen kann man nach Techn. Rundsch. 1909, 619 nur neutrale
Fette als Schmier- und Dichtungsmittel verwenden und muß auch diese in dem Maße, als sich
im Laufe der Zeit freie Fettsäuren bilden, die inSpirituslöslichsind, erneuern. Außerdem empfiehlt
es sich, einen Versuch mit einem Gemenge von ölsaurem Aluminium und Graphit zu machen.
band mit Kohle durchsetzt und daher schwarz im Ruhrkohlengebiet, in Schottland; als Toneisen-
stein oder Sphärosiderit vermengt mit Kies und tonigen Bestandteilen in England und Ohio.
Sonst kommt Eisen noch vor als:
Eisenkies, Schwefelkies oder Pyrit FeS 2 , also Eisenbisulfid, regulär krystallinisch; rhom-
bisch krystallinisch auch Wasserkies oder Markasit genannt;
Magnetkies, das ist Ferroferrisulfid, 5 FeS + Fe 2S 3 ;
Ferro- und Ferrisilicate, die sich versprengt in vielen Mineralien und in der Erde finden.
Eigenschaften: Eisen, Ferrum, mit der Bezeichnung Fe, hat das Atomgewicht 55,88, das spez.
Gewicht 7,85-7,88 und den Schmelzpunkt 1600°. Es ist ein krystallinisches, silberweißes Metall,
ziemlich weich, hämmerbar und schweißbar. Vom Magneten wird Eisen angezogen und wird selbst
magnetisch. In geschmolzenem Zustand absorbiert Eisen große Mengen von Gasen, besonders
Wasserstoff und Kohlenoxyd, letzteres unter Bildung von Eisencarbonyl FeCO. Eisen ver-
bindet sich ferner direkt mit Kohlenstoff, Schwefel und Halogen.
Feinstverteiltes Eisen entzündet sich an der Luft (pyrophorisches Eisen) und zersetzt siedendes
Wasser sehr lebhaft. In kompaktem Zustand oxydiert es sich an trockener Luft nicht, in feuchter
Luft bedeckt es sich mit Rost, das ist Ferrihydroxyd, das nach und nach die ganze Eisenmasse
zerfrißt. Es bildet sich wahrscheinlich zuerst durch den Kohlensäuregehalt der Luft Ferrocarbonat,
das sich an der feuchten I.uft zu Ferrihydroxyd oxydiert:
2 FeC0 3 + 3 H 20 + 0 = 2 Fe(OH) 3 + 2 00 2 •
Kompaktes Eisen zersetzt Wasser erst in glühendem Zustand. Beim Erhitzen an der Luft
oxydiert Eisen und überzieht sich mit einer Schicht von schwarzem Hammerschlag (Eisenoxydul-
oxyd oder Ferroferrioxyd: Fe 30 4 ). In Sauerstoff verbrennt es zu Oxydul und Oxyd.
In verdünnten, nicht oxydierenden Säuren (Salzsäure, Schwefelsäure) löst sich Eisen unter
Wasserstoffentwicklung zu Ferrosalzen; in konzentrierter Schwefelsäure, zumal in der Hitze,
unter Schwefeldioxydentwicklung zu Ferrisulfat; in kalter verdünnter Salpetersäure unter Bildung
von Ammoniumnitrat zu Ferronitrat; in heißer konzentrierter Salpetersäure unter Stickoxyd-
entwicklung zu Ferrinitrat.
Eintauchen des Eisens in kalte konzentrierte Salpetersäure und Abwaschen mit Wasser
ergibt sog. Passivität des Eisens, d. h. es wird nun von Salpetersäure nicht mehr angegriffen,
da es sich mit einer Schicht von Ferrooxyd bedeckt hat.
Verbindungen: Eisen tritt 2-, 3- und 6wertig auf.
Zweiwertig bildet es die Ferroverbind ungen, abgeleitet vom Ferrooxyd oder Eisen-
oxydul FeO. In dieser Form hat das Eisen nur basische Eigenschaften. Die wichtigsten Ver-
bindungen sind: Ferrochlorid oder Eisenchlorür FeCl 2 , Ferrosulfat oder Eisenvitriol, grüner
Vitriol, FeS0 4 + 7 H 20, Ferrocarbonat FeC0 3 •
Alle Ferroverbindungen sind unbeständig, da sie das Bestreben haben, sich zu oxydieren,
in dreiwertige Formen überzugehen.
In dreiwertiger Form bildet das Eisen die beständigen Ferriverbind ungen, abgeleitet
vom Ferrioxyd oder Eisenoxyd Fe 20 3 , das schwach basische Eigenschaften hat, daher existieren
die Salze des ·dreiwertigen Eisens mit schwachen Säuren (wie Kohlensäure) nicht.
Die wichtigsten Verbindungen sind: Ferrihydroxyd oder Rost Fe(OH) 3 , Ferri-
chlorid FeC1 3 , Ferrisulfat Fe2 (S0 4 ) 3 , Ferriammoniumsulfat oder Eisenammoniakalaun
Fe(NH 4 )(S0 4 ) 2 + 12 H 20.
In sechswertiger Form tritt Eisen in saurer Form auf. Die eisensauren Salze oder Ferrate
sind gebildet nach der Formel HaFe0 4 •
102. Eisensorten.
Reines Eisen kann nicht durch Reduktion der Oxyde mit Kohle dargestellt werden, da sich
das Eisen bei diesem Vorgang teilweise mit dem Kohlenstoff zu Eisencarbid verbindet. Es wird
durch Reduktion mit Wasserstoff in der Hitze erhalten und bildet dann ein graues Pulver, das
an der Luft unter Feuererscheinung zu Eisenoxyd oxydiert und daher pyrophorisches Eisen
genannt wird. Geschieht aber die Reduktion bei sehr hoher Temperatur, so tritt diese Selbst-
entzündung nicht mehr ein.
Das technisch dargestellte und verwendete Eisen ist nicht rein, sondern stellt eine Legierung
des Eisens mit Kohlenstoff und daneben mit Silicium, Phosphor, Mangan, Chrom, oft auch Nickel,
Wolfram und anderen dar. Der Kohlenstoffgehalt kann bis zu 5% betragen und kann mechanisch
als Graphit beigemengt oder chemisch gebunden sein: Eisencarbid. Je nach Art und Menge
der legierten Bestandteile hat das Eisen technisch wichtige Eigenschaften.
Einteilung der technisch verarbeitungsfähigen Eisenarten: Die Legierungen des Eisens, die
technisch verarbeitet werden, werden nach ihrem Kohlenstoffgehalt eingeteilt in:
I. Roheisen, das 2-5% Kohlenstoff enthält. Dieser hohe Kohlenstoffgehalt macht es
hart und spröde, erniedrigt aber die Schmelztemperatur auf 1050-1250°. Da das Roheisen ohne
vorherige Erweichung schmilzt, ist es nicht schweiß- und schmiedebar.
1. Graues Roheisen bildet sich beim langsamen Abkühlen von Roheisen, das viel Silicium
enthält (1-3%) und daher Neigung zum Saigern hat. Ein erheblicher Teil des Kohlenstoffes
scheidet sich als schwarze Graphitblättchen aus, deshalb die graue Farbe und geringere Härte
und Sprödigkeit. Dieses graue Roheisen dient zur Herstellung von Gußwaren.
2. Weißes Roheisen entsteht bei rascher Abkühlung von Roheisen mit geringem Silicium-
gehalt. Der Kohlenstoff bleibt mit dem Eisen verbunden, deshalb ist das weiße Roheisen sehr hart
und spröde. Beim Erkalten zieht es sich unregelmäßig zusammen und kann deshalb nicht zum
Gießen verwendet werden. Es ist das Ausgangsmaterial für Schmiedeeisen und Stahl.
II. Schmiedbares Eisen enthält 0,1-1,6% Kohlenstoff, es ist schwer schmelzbar (zwischen
1400 und 1600°) aber hämmer- und schmiedebar. Es ist auch viel zäher und fester als das Roh-
eisen. Die Zähigkeit und Dehnbarkeit nimmt in demselben Maße zu wie der Kohlenstoffgehalt
und der Gehalt an anderen legierten Stoffen abnimmt. Die Festigkeit nimmt mit steigendem
Kohlenstoffgehalt zu, ist aber bei etwa einem Prozent Kohlenstoff am größten und sinkt dann
wieder.
I. Schweißeisen ist schlackenhaltig, es wird aus teigigem Zustand heraus zur Abkühlung
gebracht.
2. Flußeisen ist schlackenfrei, wird aus geschmolzenem Zustand heraus zur Abkühlung
gebracht.
Schweiß- und Flußeisen können beide zu Stahl oder zu Schmiedeeisen verarbeitet werden
und ergeben dann Schweiß- und Flußstahl oder Schweiß- und Flußschmiedeeisen.
a) Stahl enthält 0,6-1,6% Kohlenstoff, ist hellgrau, feinkörnig, nicht faserig. Er ist fest,
aber weniger zähe als Schmiedeeisen, leichter schmelzend (etwa bei 1400°) und von Natur aus
härter, aber auch noch härtbar durch Löschen, das heißt durch Abkühlung, z. B. Eintauchen
in kaltes Wasser. Er rostet schwer.
b) Schmiedeeisen enthält unter 0,6% Kohlenstoff und ist bei einem Kohlenstoffgehalt
bis 0,3% faserig, bei höherem aber feinkörnig. Es schmilzt bei etwa 1500° und ist sehr weich.
Zu diesen Eisensorten werden oft noch allerlei Zusätze gegeben, um bestimmte Eigenschaften
zu erzielen. So enthält das Spiegeleisen, 10-20% Mangan und etwa 5% Kohlenstoff und
zeigt großblättriges Gefüge, Ferromangane, die 20-70% Mangan enthalten, sind sehr dicht,
fest und hart. Schmiedeeisen wird durch Zusätze von Chrom, Wolfram, Silicium usw. sehr hart.
150 Metalle und Minerale.
äußeren Schichten des Stahlstückes stark zusammenziehen und großen Druck auf die inneren
Schichten ausüben. Ist nun der Stahl sehr hart, so kann durch diese Spannungsverhältnisse
leicht ein Springen eintreten. Durch die Härtung verringert sich das spez. Gewicht und vergrößert
sich das Volumen, da sich der Stahl bei der plötzlichen Abkühlung nicht mit derselben Geschwindig-
keit zusammenziehen kann, mit der er seine Wärme abgibt. Diese Volumenänderung ist um so
größer, je höher der Kohlenstoffgehalt und die Härtungstemperatur ist und je rascher der Stahl
abgekühlt wird. Es hängt damit das "Abschütten" des Stahles zusammen, das heißt die dünne
Schicht Hammerschlag, die den Stahl bedeckte, springt infolge verschiedener Kontraktion ab.
Weicher Stahl schüttet weniger ab als harter, weil bei ihm die Volumenvergrößerung geringer ist.
Die richtige Härtungstemperatur des Stahles, die sich nach dem Kohlenstoffgehalt richtet,
liegt zwischen 700-900°, das ist zwischen dunkler und heller Kirschrotglut. Im allgemeinen
gilt für das Erhitzen: Je länger die Glühdauer, desto tiefer die kohlenstoffhaltige Schicht,
je höher die Temperatur, je feiner das härtende Material und je inniger dessen Berührung mit
dem Eisen ist, um so schneller ist der Prozeß beendet. Überhitzt ist der Stahl, wenn er zu
hoch, aber nicht bis zum Funkensprühen erhitzt wurde. Er erleidet dabei keine chemischen,
wohl aber mechanische Veränderungen, erhält grobkrystallinische Struktur und ist daher spröde.
Verbrannt nennt man den Stahl, wenn er unter Luftzutritt zu hoch, bis zum Funkensprühen
erhitzt wurde. Dadurch gibt er bis zu einer gewissen Tiefe Kohlenstoff ab, nimmt Sauerstoff
auf und wird beim Verarbeiten rissig, da die Kohäsion der Stahlteilchen vermindert ist. Ab-
gestanden wird der Stahl, wenn er bei der richtigen Temperatur zu lange und zu oft erhitzt
wurde und dadurch Kohlenstoff verloren und Sauerstoff aufgenommen hat. Sehr leicht stehen
Chrom- und Wolframstähle ab, da sich Chrom und Wolfram leicht oxydieren.
Zum Erhitzen des Stahles für den Härtungsprozeß wurde früher nu das Schmiedefeuer:
eine ausgemauerte Feuergrube mit Gebläsewind von unten oder von der Seite, verwendet. Das
Schmiedefeuer wird möglichst mit Holzkohle unterhalten, die weniger Schlacke gibt und den
Stahl nicht so leicht überhitzt. In neuerer Zeit werden Schacht- und Muffelöfen, zum Teil mit
Gasheizung, und auch elektrische Härtungsöfen an Stelle des Schmiedefeuers benutzt.
Das Ablöschen geschieht in einem Trog mit kaltem Wasser, in den der Gegenstand so gleich-
mäßig und schnell als möglich in die Mitte und ohne an den Wandungen anzustoßen gebracht
wird, damit die Abkühlung einheitlich erfolgt. Um den beim Ablöschen entstehenden Dampf
zu beseitigen, der sich zwischen Stahl und Wasser befindet und so die Abkühlung behindert,
benutzt man auch fließendes Wasser oder leitet das Wasser, von unten her unter Druck in den
Trog, oq!Jr läßt es auch von oben her aus einer Brause herabsprühen.
In Osterr. Zeitschr. f. Berg· u. Hüttenw. 1876, 84: veröffentlicht A. Jarolimek eine heute noch
lesenswerte ausführliche Abhandlung über das Härten von Stahl nach den damals üblichen Ver-
fahren durch langsames Eintauchen, Strahl- und Spritzhärtung und schließlich über das Härten
mit Wasserstaub.
Zur Verhinderung der Oxydation überzieht man den Metallgegenstand vor dem Glühen
zweckmäßig mit harter Seife, die beim Glühen eine schützende Oberfläche von Kohlenstoff bildet.
Um die Wärmeleitungsfähigkeit des Wassers zu erhöhen, setzt man ihm Säuren nach Polyt.
Notizbl. 1865, Nr. o z. B. salpetersäurehaltige IOproz. wässerige Schwefelsäure oder Salze zu.
Nach D. R. P. 34:4: 714: wird das Abbröckeln der Härtemassen durch einen Schutzüberzug
aus Lehm, Sand und Wasserglas verhindert.
Das Siegfriedsche Verfahren zum Härten des Stahles mit Kochsalz, Kalisalpeter und anderen
Salzen ist in Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1873, Nr. 00 beschrieben. Der Kongreß bezahlte seiner-
zeit 10 000 Dollars für das Benützungsrecht der Methode.
Man erhitzt z. B. den Stahl bis zur Kirschrötglut, überstreut ihn fortgesetzt mit Seesalz,
ersetzt es dann durch ein Gemisch aus gleichen Teilen Seesalz, Kupfervitriol, Salmiak, kohlen-
saurem Natron und Salpeter, erhitzt von neuem und bearbeitet das Stück, bis es die richtige Ge-
stalt erlangt hat. Dann erhitzt man langsam zur Rotglut und taucht es in ein Bad, das in 3, 7 1
Regenwasser 42,4 g Alaun, die gleiche Menge Soda und Kupfervitriol, 28,3 g Salpeter tmd 169,8 g
Kochsalz gelöst enthält. (Polyt. Notizbl. 1875, 224:.)
Um die Wärmeleitungsfähigkeit des Wassers zu vermindern, setzt man ihm Seife, Kalkmilch,
Spiritus, Gummilösung usw. zu. Sehr harter Stahl wird ebenso wie Gegenstände, die langsam ab-
kühlen sollen, in Bädern hoher Wärmekapazität und hoher Wärmeleitfähigkeit gelöscht. Man
verwendet dann Quecksilber oder schmelzflüssige Metallbäder, z. B. nach D. R. P. 6o 082 (vgl.
Zeitsc~r. f. angew. Chem. 1892, 700) die geschmolzene Legierung von 10 Tl. Zinn und 6 Tl. Blei
oder. Ole, Fette und kohlenstoff. oder stickstoffhaltige Bäder [109].
Über das Härten von Stahl durch Eintauchen in die verschiedensten Flüssigkeiten: reines
Wasser, Kochsalz-, Schwefelsäure-, Sodalösungen, die kochend oder kalt angewendet werden,
ferner in Quecksilber und Rüböl siehe das Referat von Haedicke über eine Arbeit von H. le Chate·
Uer, Stahl u. Eisen 1904, 1244.
Über das Härtungsvermögen der verschiedenen Härtungsflüssigkeiten für Stahl siehe
J, A. Brinell, Baumaterialienkunde 1900, Heft 19-28.
Spezialstähle für die chemische Industrie bespricht das Bayer. lnd.- u. Gew.-Bl.
1922, 83.
Se 1 b s t härtest ä h 1e und Schnelldreh- oder Schnellarbeitsstähle sind Stahlsorten, die nicht
der Härtung und des Ablöschans bedürfen, sondern durch Legierung von Natur aus sehr hart und
zu Werkzeugen geeignet sind. Es sind 4-6fach legierte Spezialstähle, verschieden zusammen-
gesetzt aus Eisen, Kohlenstoff, Mangan, Chrom, Wolfram, Molybdän und Vanadin. [112 ff.}
An härteerzeugender Wirkung kommt 0,1% Silicium 0,7% Kohlenstoff gleich, aber
erst 5% Silicium sind imstande, einen härteren Stahl zu geben, als er durch Kohlenstoff allein
erzeugt werden kann. 9% Chrom erzeugen eine größere Härte als sie Hartguß be~itzt, und auch
Nickel erhöht in einer Menge bis zu 24 1/ 8 % zugesetzt die Härte wesentlich, ebenso auch Mangan
bis zu 7% bei Abwesenheit von Kohlenstoff. Verf. bespricht ferner den Unterschied zwischen
Schneide- und Abnutzungshärte und beschreibt schließlich die Herstellung von Schnell-
drehstählen. (H. Weddlng, Jahr.-Ber. f. chem. Techn. 1902, 176.)
Über stahlhärtende Metalle (Nickel, Chrom, Wolfram, Molybdän) siehe Chem. Zeitschr.
Leipzig 1906, 217 und den Abschnitt "Eisenlegierungen".
Bei der Härtung der Werkzeugstähle mit 0,60-1,50% Kohlenstoff muß rasches Er-
hitzen vermieden werden, um die durch Ungleichmäßigkeit der Temperatur bewirkten Nachteile
zu verhindern, während zu langes Erhitzen andererseits zur Bildung ungewöhnlich großer Körner
und dadurch zu geringer Festigkeit führt. Die Abkühlung soll zur Erzielung des martensitischen
Gefüges so schnell wie möglich, je nach dem gewünschten Zweck in Wasser, Salzlösungen
oder Zylinderöl erfolgen, wobei nach A. Stadeier die Erfahrung lehrt, daß die Härtezahl um so
größer wird, je dünner das Material war. Bei Werkzeugstählen mit größeren und kleineren Quer-
schnitten müssen dementsprechend zur Erzielung gleicher Härte die dickeren Proben von höheren
Temperaturen herunter abgeschreckt werden, als die dünneren. (Stahl u. Eisen 36, 1282.)
156 Metalle und Minerale.
Zum Verstählen von Eisen bestreut man die Oberfläche des Weicheisengegenstandes mit
einer Mischung von 10 Tl. Chromoxydkalk und 1,6 Tl. Kohle oder 10 Tl. chromsaurem Calcium
und 2,5 TL Kohle oder 10 Tl. wolframsaurem Calcium und 1,4 Tl. Kohle usw. und erhitzt in einem
Muffelofen auf etwa 1000°, wobei sich unter Abdestillierung des Alkalimetalles, das gewonnen
werden kann, die Oberfläche des Eisens mit dem Metall der betreffenden Metallsäure legiert, so daß
jene große Härte und Widerstandsfähigkeit besonders gegen Rost erlangt. (D. R. P. 69 704.)
Zur Härtung von Stahl, der geringe Mengen Chrom, Nickel un~ Mangan enthält, verwendet
man nach D. R. P. 185 964 ein Abkühlungsbad von Phenol und Öl.
Nach D. R. P. 102 712 erreicht ein Stahl mit 0,12% Kohlenstoff und 7% Nickel durch
bloße Zementierung, bis seine Oberfläche etwa 0,8% Kohlenstoff enthält, die Härte von künst·
lieh gehärtetem Stahl.
Um Eisenteile partiell zu härten, bestreirht man die nicht zu härtenden Stellen nach
Techn. Rundsch. 1910, 275 mit einem dünnen Brei, der aus Schlemmkreide oder Ton besteht,
läßt die Masse langsam trocknen und setzt die Teile in Knochenkohle, Horndrehspäne oder Leder-
kohle eingebettet in die eisernen Einsatzbehälter, deren Deckel mit Lehm luftdicht aufgesetzt
sind. Nach dem Glühen nimmt man die Eisenteile heraus, schreckt sie in Wasser ab und erhält
in den meisten Fällen eine sehr politurfähige, grau marmorierte Fläche. Wenn nur eine sehr dünne
harte Schicht hergestellt werden soll, kann man die kohlenstoffhaltigen Substanzen auch in we-
niger empfehlenswerter Weise aufstreuen oder in Breiform aufstreichen, worauf man glüht und
härtet.
Die in irgendeiner \Veise zementierten Eisen- oder Stahlwaren werden kalt an den besonders
zu härtenden Stellen mit einer gut haftyp.den, mehr oder weniger dickflüssigen, kohlenstoffhalt.igen
Masse überzogen, unter Belassung des Uberzuges in einem schmelzflüssigen Salzbad auf Schmiede-
hitze erwärmt und sodann bearbeitet. Auf diese Weise umgeht man das nochmalige Einpacken
der nach der Einsatzhärtung behufs einer weiteren Umformung durch Schmieden dem Feuer
auszusetzenden Gegenstände, ohne dabei die vorhandene Härte bzw. Kohlung zu ver.~ingern.
Ferner entsteht beim Schmieden kein Hammerschlag, da die Gegenstände durch den Uberzug
gegen Oxydation geschützt sind. (D. R. P. 262 282.)
Eine Vorrichtung zum teilweisen Härten von Metallgegenständen ist in D. R. P. 263 777
beschrieben.
Als Abdeckmittel für Einsatzhärtung eignet sich ein naß aufzupinselndes, mit Wasser an-
geriebenes Gemenge von Sand und Eisenoxyd, das sicher haftet, wodurch der Zementierungs-
prozeß beschleunigt wird. (D. R. P. 307 991.)
158 Metalle und Minerale.
Zum Abdecken der während des Härtungsprozesses vor der Kohlung zu schützenden Stellen
verwendet man eine Schutzmasse, bestehend aus größeren Sandteilchen, feinem Ton oder einem
anderen ebenfalls feuerfesten Material und Eisenoxyd. Besonders geeignet sind Eisen als Oxyd
oder Oxydul enthaltende Verwitterungsprodukte feldspathaitigar Gesteine. (D. R. P. 316 087.)
Als Schutzmasse beim lokalen Härten von Eisengegenständen eignet sich nach D. R. P
341934 ein Gemisch von Ton, Wasserglas, Soda und Borax oder eines Erdalkaliborat.
Um beim Härten von Werkstücken bestimmte Stellen weich zu erhalten, wendet man nach
D. R. P. 343 523 eine pastenförmige, in dPr Hitze festhaftende Schutzschicht aus Wasserglas,
Wasser und einem feuerfesten Stoff an.
108. Kohlungsverfahren ohne und mit Stickstoff, Lederkohle, Basen, J.eim, tierischen
Abfällen.
Ein Verfahren zum oberflächlichen Verstählen oder Härten von Schmiedeeisengegenständen
ist dadurch gekennzeichnet, daß die gereinigten, geschmiedeten Werkstücke mit Gußeisenpulver
oder -blättchen bestreut bzw. belegt werden, worauf man auf helle Weißglut erhitzt, bis der Belag
einen Teil seines Kohlenstoffes an die Schmiedeeisenoberfläche abgibt. (D. R. P. 317 087.)
Zur Oberflächenkohlung von Eisen und Stahl bedeckt man die kalten oder heißen Gegen-
stände mit einem Gemisch von Siliciumcarbid und Natriumsulfat, wobei letzteres während
des Glühens das Carbid zersetzt. (D. R. P. 151 715.)
Zum Zementieren von Eisen und Stahl setzt man der Kohle, in der eingebettet der Gegen-
stand erhitzt wird, nach D. R. P. 171838 reine gepulverte Kieselsäure als Verdünnungsmittel zu.
Besonders die Kohle, die aus Fichtenrinde erzeugt wird, eignet sich zur Zementierung
von Panzerplatten und anderen zu härtenden Eisen- und Stahlgegenständen. Man vermag mit
dieser Kohle die übliche Zementierungszeit um die Hälfte abzukürzen. (D. R. P. 171837.)
Zur Vorbereitung von Sägemehl oder anderem faserigem Holzabfall für die Einsatzhärtung
von Eisen und Stahl tränkt man sie mit einem die Verkohlung während des Zementierungsvor-
ganges verzögernden Mittel. (D. R. P. 244 364.)
Nach F. P. 453 542 n. Zusatz 17 512 zementiert man Eisen und Stahl durch Einbetten
in ein Gemenge von 79-84% gestoßenem Koks, 15-20% Baiurmcarbonat und I% Soja-
bohnenmehl.
Als Härtepulver eignet sich auch ein Gemenge von Holzkohle, Salz oder Soda mit zerklei-
nerten Waln uß- und Haselnuß schalen. (D. R. P. 308 431.)
Zur Zementierung des Eisens soll man der Zementiermasse aus 80-100 Tl. Kohle, 10--20 TI.
gelöschtem Kalk und 5-10 TI. Harz 5-10 TI. Kryolith zusetzen und erhält so, besonders wenn
als Kohle der Rückstand der Erdölvergasung verwendet wird, hochwertigen härtungsfähigen
Stahl. (D. R. P. o7 729.)
Nach D. R. P. 100 310 wird Stahl, um ihn zu härten, auf Kirschrotglut erhitzt und sodann
zuerst kurzeZeitinangewärmtesWasser, dannlängere Zeit in Rüböl undzuletzt zurAbkühlung
in ein nur mäßig kühlendes Mineralölbad getaucht.
Zum Härten von Stahl bringt man die erhitzten Gegenstände nach D. R. P. 99 046 je nach
dem gewünschten Härtegrade in Milch von verschiedenem Fettgehalt (Voll-, Mager-, Butter-
milch, Sahne oder Molken). .
Als Härtungsflüssigkeit für Stahl, der etwa 0,25 oder mehr Prozent Kohlenstoff enthält,
verwendet man nach D. R. P. 67664 ein Gemenge von 28 g Eisencarbonat und 56 g Traubenzucker,
das man heiß mit 30 Tropfen Schwefelsäure versetzt, worauf man die Masse mit 9-er doppelten
Wassermenge verdünnt und das so erhaltene Bad zum Ablöschen des rotglühenden Stahles ver-
wendet.
Zum Zementieren und Härten von Gegenständen aus Eisen oder weichem Stahl kohlt man
sie bei Rotglut mit Lösungen ameisensaurer Salze in einer der chemischen Zusammensetzung
des zu härtenden Stahles augepaßten Verdünnung. Das Ammoniumformiat wirkt gleichmäßig
und stört geschliffene Flächen nicht, so daß diese auch nach dem Härten glatt bleiben. (D. R. P.
167 034.)
Nach D. R. P. 128 490 besteht eine Stahlhärtungsflüssigkeit aus Glycerin und Wasser.
Auch GI ykol in konzentrierter oder besser noch in wässerig verdünnter Form eignet sich zur
Stahlhärtung. (D. R. P. 316 800.)
Die Uhrmacher härten Stichel, Drahtstähle und Bohrer in Siegellack. Man macht den
Gegenstand weißglühend und stößt ihn in eine Siegellackstange, läßt ihn höchstens eine Sekunde
lang darin, stößt ihn an einer anderen Stelle in den Siegellack, zieht ihn schnell wieder heraus
und setzt dies Verfahren fort, bis der Stahl nicht mehr eindringt. Die so erzielte dian1antartige
Härte ermöglicht es, mit diesen Instrumenten jeden auf gewöhnlichem Wege gehärteten Stahl
zu durchbohren, wobei man den Bohrer oder Stichel zweckmäßig mit Terpentinöl benetzt. (Polyt.
Zentr.-BI. 1872, 1621.)
Zum Härten des Gußstahls für Schneideinstrumente taucht man die dunkelrot glühen-
den Stücke in eine Schmelze von 4 Tl. fein gepulvertem gelbem Harz, 2 Tl. Tran und 1 Tl. ge-
schmolzenem Unschlitt (Talg), bringt sie direkt wieder ins Feuer und härtet wie gewöhnlich in
abgekochtem Wasser aus. (Dingi. Journ. 128, 154.)
Allgemeines über Eisen. 159
Nach D. R. P. 124 861 werden die zu härtenden Stahlgegenstände vor dem Erhitzen mit einer
Paste aus Holzkohlenstaub, Getreidemehl, Kalk und Klauenfett bestrichen tmd nach erfolgter
Erwärmung in einem Bade von Ammoniak und Wasser abgekühlt. Das Bad erhält Luftabschluß
durch eine in einen Brei aus Kalk, Kreide oder Ton eingebettete Oleinschicht.
Zum Härten von Stahl werden die in einem Eisenbehälter befindlichen Gegenstände luft-
dicht in ein Pulver eingebettet, das nach D. R. P. 66 708 aus gleichen Teilen Ätzkali, Kochsalz,
Glas, Hornspänen und verkohlten Lederabfällen besteht, dann erhitzt man das Ganze zur Rotglut.
Die Herstellung eines solchen Härtepulvers aus Lederabfä.llen, die man unter Zusatz von
Pottasche unter Luftabschluß einige Zeit auf 1000° erhitzt, ist in E. P.lO 061/1911 beschrieben.
Zur Herstellung hochwertiger Lederkohle zum Härten von Stahl und Eisen erhitzt
man die Lederabfälle ohne Druck unter Ableitung der sich entwickelnden Gase und Dämpfe durch
poröse, entlüftete Stoffe langsam auf etwa 140°, steigert die Temperatur dann, zugleich mit Er-
höhung des Druckes auf 15 Atm. bis zu 190-210°, kühlt ab und erhält so 72-76% Kohle, die sehr
reich an Cyansalzen ist. Mit der Kohle vermag man bis zu P/ 2 mm tiefe Zementierungsschichten
größter Härte zu erzielen. (D. R. P. 287 666.) Nach dem Zusatzpatent extrahiert man aus den
Lederabfällen das Fett durch Anwendung eines Aufschließprozesses, den man bei 140-280° unter
30-40 Atm. Druck vollzieht. (D. R. P. 805 666.)
Als Härtepulver eignet sich ferner eine Mischung der üblichen stickstoff. und kohlenstoff.
haltigen Körper (Kaliumcarbonat, Kohle, Lederkohle usw.) mit Titansäure oder Titanverbin-
dungen. Das so gehärtete Eisen kann geschmiedet, geglüht, geschliffen und beim Anlassen bis
auf Weißglut erhitzt werden. (D. R. P. 819 971.)
Als Härtemittel für Schmiedeeisen oder Stahl eignet sich auch eine Lösung von Pyoktanin
in Ammoniakwasser bzw. eine Mischung von Pyoktaninpulver und den üblichen Härtesalzen
sowie kohlenstoffhaltigen Körpern wie Hornspänen, Leder oder Knochenkohle. Man kann auch
Lösung und festes Gemisch vereinigen und setzt in diesem Falle Kalkwasser zu. (D. R. P. 316 801.)
Um Metalle für den Härtungsprozeß vorzubereiten, erhitzt man sie nach D. R. P. 70 291
längere Zeit in einem Bade von geschmolzenem Kaliumnitrit unter zeitweiligem Ersatz des ver-
brauchten Salzes.
Nach D. R. P. 248 238 verwendet man zum Härten von Eisen, Stahl und Eisenlegierungen
cyclische oder heterocyclische Verbindungen, die Stickstoff enthalten. Man behandelt also die
zu härtenden Teile des Metalles während 30 Minuten bei 650-800°, kleine Gegenstände am
besten bei 750°, mit den Dämpfen von Pyridin, Anilin oder Acetanilid und schreckt das Metall
dann wie üblich ab.
Zum Härten von Stahlwerkzeugen bestreicht man z. B. die Feilen nach D. R. P. 16 783
mit einem Brei, den man durch Verkochen von Leim, Salz, Hefe, Holzkohle und Graphit erhält,
bestreut die aufgetragene Masse zur Erzeugung einer festen Kruste mit einem grobgepulverten
Gemisch von Horn, Holzkohle und Salz und glüht. Zum Anlassen taucht man die Feilen 5 bis
8 Minuten in ein Bleibad, das, um die Oxydation des Bleies zu verhüten, mit einem Gemisch von
Pottasche, Säure und Weinstein bedeckt ist und schreckt dann sofort in Wasser ab.
Man vermischt scharfgetrockneten feinen Fluß- oder Quru:~sand mit dem gallertartigen
Abfall der Fleischvernichtung und zugleich mit den bei der Olfabrikation abfallenden Erd-
n ußhäutchen, trocknet das Gemisch und mahlt es zu einem feinen Pulver, das direkt verwendet
werden kann. (D. R. P. 260 806.)
Zum Härten von Eisen bis zu 20 mm Tiefe bringt man es in Stabform in eine Mischung
von Kanalisationsklärschlamm und Laub, erhitzt es in einem Glühofen 10 Stunden auf 1300°
und löscht die Stücke in Wasser ab. (D.R.P. 826 487.)
Nach ö. P.-Anmeldung A. 6189 v. 10. 8. 09 erhält man eine Härtungsflüssigkeit für Stahl
aus 50% Zwiebelsaft, 20% Spiritus, 10% Essigsäure, 5% Eisenrost und 15% Harn.
Nach F. Dietlen, Dingi. Journ. 221, 018, ist das billigste und beste Härtepulver für Stahl
ein Gemenge von 3 Tl. Horn- oder Klauenmehl und I Tl. Kochsalz; im Prinzip enthalten alle
Härtemittel Stoffe, die sich in der Zusammensetzung dieser einfachen Mischung nähern.
von 300 g gelbem Blutlaugensalz, 250 g Cyankalium und 400 g rotem Phosphor versetzt ist.
Das hellrot- oder weißglühende Stück wird dann abgeschreckt. Das Material eignet sich besonders
zur Herstellung von Werkzeugen, Gelenkbolzen, Zapfen, Lagern u. dgl.
Zur Herstellung von Stahl erhitzt man mindere Stahlsorten oder gewöhnliches Eisen nach
D. R. P. 175 026 mit einem gepulverten Gemenge von 30 g gelbem Blutlaugensalz, 20 g Lederleim,
20 g Holzkohlenstaub, 18 g Kolophonium, 2 g Soda, 4 g gesiebter Erde, 2,5 g Kalisalpeter und 3,5 g
Graphit zur Rotglut.
Vorschriften zur Härtung von Mühl picken finden sich in Techn. Rundsch.1910, 753: Man
steckt die rotwarmen Picken in die kohlenstoffabgebende Härtesubstanz, die man durch Verschmel-
zen von 1 kg Talg, je 250 g Bienenwachs und Fichtenharz und Verrühren mit 150 g gelbem Blut-
laugensalz erhält und beläßt sie in der Masse, bis zur Abkühlung auf Handwärme, worauf man
abermals erwärmt und in Wasser härtet. Man erzielt auf diese Weise einen weiche n Kern mit
harter Oberfläche. Zweckmäßig verwendet man Regen- o.der Kondenwasser und löst in diesem
verschiedene Substanzen, von deren Wirkungsweise im allgemeinen g i I t, daß ein Zusatz von
Salpeter, Alkalien, Salzen und Säuren die Härte erheblich verschärft, während Soda, Fett,
Öl oder Petroleum sie vermindern.
Zum Härten von Schmiedeeisen und Temperguß kann man auch ein Gemenge von 15 TI:·
Kochsalz, 5 Tl. gelbem Blutlaugensalz und 1 Tl. Borax oder eine billigere Mischung verwenden,
die 3,2 Tl. Kochsalz, 0,3 Tl. gelbes Blutlaugensalz, 0,5 Tl. gebrannte Hornspäne und 0,07 Tl.
Borax enthält, zwar eine etwas grobkörnigere Stahlschicht gibt, jedoch für manche Zwecke ebenso-
gut verwendbar ist. Besonders für Flußeisen ist wichtig, daß die so gehärteten Gegenstände
sehr zähe werden. (D. R. P. 55 544.) Nach dem Zusatzpatent setzt man zur Erhöhung der Zäh-
flüssigkeit der Einsatzmasse noch Zucker hinzu, wodurch es auch möglich wird den Boraxgehalt
zu erhöhen, ohne daß die Oberfläche des zu härtenden Gegenstandes leidet. Man mischt z. B.
10 Tl. Kochsalz, 3 Tl. Blutlaugensalz, 2 Tl. Borax und 0,2 Tl. Zucker. (D. R. P. 57 887.)
Nach einem ähnlichen Verfahren verwendet man eine gesättigte wässerige Lösung von
Kochsalz, der man soviel Zucker und Salmiak einverleibt, als sich noch löst. Das Metall wird
kirschrotwarm oder dunkelrotwarm in das Bad eingetaucht. (D. R. P. 57 880.)
' Ein Einsatzhärtemittel besteht nach D. R. P. 341 461 aus einem Gemisch von Ferro- und
Ferricyankalium, Kaliumchrom a t oder - b ich r o m a t und Holzkohlenpul ver. Ein Härtebad
setzt sich zusammen aus der wässerigen Lösung von Kochsalz und ganz oder teilweise durch
Ätznatron ersetzbarem Salmiak.
Andere Stahlhärtungsmittel, ebenfalls Blutlaugensalz und ähnliche Stoffe enthaltende Ge-
menge sind in A. P. 288 979, 309 492 und 320 819 beschrieben.
Eine andere Härtemasse erhält man durch Verrühren eines Gemenges von 200 g Kali um-
eisencyanür, 40 g Schlämmkreide, 100 g Wasserglas und 75-100 g Wasser, weiter mit soviel
Wasserglas, daß die Masse gelatineartig wird, und soviel Ammoniak, bis sie wieder dünnflüssig
geworden ist. Die streichbare Masse wird auf die zu härtenden Stücke aufgestrichen, schmilzt
bei der Härtungstemperatur und bewirkt so die gewünschte Härtung. (D. R. P. 83 106.)
Um dem Gußeisen stahlgleiche Härte zu verleihen, behandelt man den Gegenstand nach
D. Ind.-Ztg. 1866, 268 bei Kirschrotglut mit einem Gemenge von 7 Tl. Cyankalium und 1 Tl.
Holzkohle. Man streut das Pulver auf, erhitzt das Eisen wieder zur Rotglut und taucht es schließ-
lich in ein Bad, das in 1100 Tl. "Wasser 32 Tl. Schwefelsäure, 5 Tl. Salmiak und 7 1/ 2 Tl. Koch-
salz enthält.
Um kleine Stahlwaren, z. B. Sprechmaschinennadeln, zu härten, führt man die weiß-
glühenden Nadeln durch eine, ein Quecksilberbad bedeckende Schicht von Cyankalium hin-
durch, erhitzt abermals zur Weißglut und bläst mit Luft kalt. Das Cyankalium bewirkt eine Ab-
schwächung der Härtewirkung des Quecksilberbades, wodurch die Nadeln nicht brüchig werden,
und zugleich eine günstig wirkende Oberflächenkohlung. (D. R. P. 265 643.)
Eine zum Härten der Grammophonnadeln oder ähnlicher Massenartikel bestimmte Vor-
richtung ist in D. R. P. 285 503 und 289 125 beschrieben.
Zum Zementieren von Eisen und weichem Stahl bettet man die Gegenstände, evtl. unter
Zusatz eines Alkalisalzes, in technisches, kohlenstoffhaltiges Calciumcyanamid oder nach
dem Zusatzpatent in reines Calcium- oder anderes Erdalkalicyanamid oder inDi-oder Tricyan-di-
bzw. -triamid ein. Man vermeidet so die Verwendung des teueren, giftige Dämpfe entwickelnden
Alkalicyanidas. Zur Bereitung des Härtebades trägt man in ein geschmolzenes Gemenge gleicher
Teile Kochsalz und Calciumchlorid etwa 5% Calciumcyanamid in Form kleiner Stücke ein, wo-
durch das Salzgemisch, ohne daß außer einer Gasentwicklung eine besondere Reaktion festgestellt
würde, härtende Wirkung erhält, die, wenn sie abnimmt, durch neuerliches Eintauchen des
Cyanamides gesteigert, bei zu starker vVirkung durch Herausnahme der Stücke vermindert
werden kann. (D. R. P. 163 376 und 163 377.)
Obwohl beim Eintauchen der Kalkstickstoffstücke in das geschmolzene Alkali- und Erdalkali-
chloridgemisch nur eine geringe Menge Cyannatrium gebi1~et wird, ist der Härtungseffekt ebenso-
gut wie bei den gewöhnlichen Cyanid-Härtungsbädern. Uberdies bestehen die entwickelten Gase
nur aus Stickstoff, Kohlenoxyd und manchmal etwas Kohlensäure, sind also weder belästigend
noch giftig. Die etwa eigroßen Cyanamidbrocken können nach der Verwendung durch Freilegen
frischer Oberflächen weiter benützt werden. Sonst ist es nötig, sie in dicht verschlossenen Gefäßen
aufzubewahren, da das Cyanamid leicht Feuchtigkeit und Sauerstoff aufnimmt und dann Schaum-
Allgemeines über Eisen. 161
bildung erzeugt. Ein derartiges Produkt wird durch Verkokung im Gemenge mit Hartpech oder
Teer bei Rotglut wieder verwendbar. (J. W. Richa.rd, Zentra.lbl. HU9, IV, 102.)
Zur Einsatzhärtung von Eisen und Stahl hängt man den zu härtenden Gegenstand als Elek-
trode in ein elektrisch geheiztes Salzbad und benützt als andere Elektrode Kohle mit einem Zusatz
von Kalkstickstoff. Man erreicht so, daß der Verbrauch des Cyanamides während der Operation
sehr gleichmäßig vonstatten geht, wodurch eine intensive Kühlung des Werkstückes ermöglicht
wird. (D. R. P. 238 267.)
Zur Herstellung von Werkzeugstahl verschmilzt man das Eisen im Verhältnis von 25-50 g
auf 1 kg Eisen mit Cyaneisen in Form von Berlinerblau oder Turnbullblau. (D. R. P. 267 614.)
Schnellarbeitsstähle bestehen aus Nonnalstahl, auf dessen Kopfende die aus dem teueren
Schnellarbeitsstahl gearbeiteten Schneidewerkzeuge mit einem Kupferblättchen als Zwischenschicht
aufgelötet werden. Neuerdings verbindet man die beiden Stücke in der Weise durch Schweißung,
daß man sie gleichzeitig auf Rotwannglut erhitzt, die Verbindungsflächen reinigt, mit Schweiß-
pulver bestreut, sodann auf Weißglut erhitzt und durch einen leichten Hammerschlag die innige
Vereinigung der. Stücke herbeiführt. Schließlich härtet man ohne Rücksicht auf di Schweißstelle
wie üblich in Öl oder in einem kräftigen Luftstrom. (Elektroehem. Zeitscbr. 22, 27.)
Nach dem Hyde- Schweißprozeß bringt man Kupferdraht zwischen die nicht sonderlich
gereinigten Schweißstellen der Stahlstücke, so daß das Kupfer schmelzend in die Fuge einfließt,
und leitet gleichzeitig in den muffeiförmigen Schweißofen Wasserstoff ein. (Cbem.-Ztg. Rep.
1921, 296.}
Eisenlegierungen.
112. Literatur und Allgemeines. Kohlenstoff· und Damaszener Stahl.
Deutschl. Ferro· (AI·, Cr-, ~ln-, Ni-, Si· u. a. nicht schmiedbare) Iegierungen 1/ 2 1914
E.: 24 957; A.: 398 345 dz.
Deutsch!. Eisen und -Iegierungen 1/ 2 1914 E.: 70 735; A.: 38537 dz.
Venator, W., Eisenlegierungen. 1908.
Die modernen Eisenlegierungen und ihre Verwendling in der Eisen- und Stahlindustrie werden
in Elektrochem. Zeitschr. 1911, 9 u. 103 besprochen.
Über Eisenlegierungen und Metalle für die Stahlindustrie siehe Stahl und Elsen 1908, 41. Vgl.
Verhandl. d. Ver. z. Bel. d. Gew.-Fleißes 1894, M. Rudelofl. - Vgl.: Was man von Eisen-
legierungen wissen muß, von Grempe, Metalltechn. 1921, 106.
Die physikalischen Eigenschaften von Eisenlegierungen beschreiben Ch. F. Burgess und J. Aston
in ü~rsichtlicher tabellarischer Form in Elektroehem. Zeltschr. 18, 189.
Über die Erzeugung der verschiedenartigsten Eisenlegierungen im elektrischen Ofen
siehe die ausführliche Arbeit von R. M. Keeney in Bureau of Min. Wash. Bull. 77, 102.
Eine zusammenfassende Beschreibung der wichtigsten Eisenlegierungen findet sich in Gal·
Tanoplast. u. Metallbearb. 27, beginnend im Augustheft.
Spezialstähle für die chemische Industrie bespricht das Bayer. lud.· u. Gew.-Bl.
1922, 83.
Die Vorgänge des Härtens und Zementierens des Eisens werden erst verständlich, wenn man
berücksichtigt, daß jene Prozesse nicht mit reinem Eisen, sondern mit seinen Kohlenstoff-
legierungen, den technisch wichtigsten Metall-Metalloidlösungen, ausgeführt werden. Charakte-
ristisch ist für sie ihre Neigung zu instabilen Krystallarten zu erstarren, deren Entstehung von der
Gegenwart anderer Stoffe stark beeinflußt wird. Während reines erstarrendes Eisen (LX-Eisen,
neben der ß-Modifikation aus dem ursprünglichen r-Eisen entstehend) als Gefügebestandteil
die als Ferrit bezeichnete Abart darstellt, entsteht aus kohlenstoffhaitigern Eisen, das mit stei-
gendem C-Gehalt bei immer tieferen Temperaturen erstarrt, die als Martensit bezeichnete
Mischung, die bei 4,2% Kohlenstoff auch noch die Verbindung Fe 3C, Zementit, enthält. Die
feste Lösung von Eisen in Zementit führt den Namen Perlit. Bei der Stahlhärtung entstehen
nun die harten Martensitkrystalle, die sich beim Erhitzen des Perlits auf 710° (Anlassen) bilden,
ein Zustand der Materie, der durch das folgende rasche Ablöschen fixiert wird.
Die Gegenwart weiterer Zusätze wirkt sehr verschieden; häufig hebt der Einfluß des einen
Elementes (z. B. Silicium) jenen des anderen (z. B. Mangan) auf, eine Tatsache, die beim Aufbau
der Spezialstähle von Bedeutung ist, da Nickel, ähnlich wie Mangan dem Silicium, in diesen Stählen
gleichzeitig vorhandenem Chrom oder Wolfram entgegenwirkt. Die Spezialstahlzusätze [114ff.]
wirken in doppeltem Sinne, und zwar erzeugen sie Härte wie gelöstes Eisencarbid, jedoch ohne
Sprödigkeit, vor allem aber begünstigen sie die Unterkühlung der Legierung und die Beständigkeit
der Mischkrystalle. Chromwolfrmastähl.e brauchen nicht abgelöscht zu werden, um sie zu härten~
n•
164 Metalle und Minerale.
sie gehen überhaupt nicht mehr in die Perlitform über und ertragen hohe Temperaturen, wie sie
bei der Metallbearbeitung durch Drehen, Bohren usw. entstehen, ohne an Härte einzubüßen-
S chnelldrehs tähle.
Auch das physikalische Verhalten der verschiedenen Eisensorten [102] erfährt durch die
Existenz der differierenden Eisencarbide seine Erklärung. Rasch abgekühltes Gußeisen enthält
das Carbid Fe 3C, den Zementit gelöst, es ist darum hart, spröde und weiß gefärbt. Beim langsamen
Abkühlen scheidet sich Graphit aus, der das weiche Roheisen grau färbt. Ebenso ist rasch abge-
schreckter Stahl wegen seines Gehaltes an Martensit hart, wird jedoch durch Anlassen, den Er-
hitzungsvorgang, bei dem Martensit in Ferrit und Eisencarbid zerfällt, weich.
Eine besonders harte Modifikation des Kohlenstoffeisens mit Namen "Austenit" entsteht
nach D. R. P. 266 769 in folgender Weise: Man verschmilzt das flüssige Rohmaterial mit calci-
nierter Soda und vergießt es nach 20 Minuten in mit Kohlensäure gekühlte Gußformen. Durch
die rasche Abkühlung und den Sodazusatz erhält man den äußerst harten Stahl, der sich ohne
weitere Härtung nach dem Schleifen zur Verwendtmg als Schnellarbeitsstahl eignet.
Ein Verfahren zur Herstellung sehr harter, aber dehnbarer und gegen Bruch widerstands-
fähiger Werkzeuge aus koh lenstoffh al tigen Metallen ist in D. R. P. 386 406 beschrieben.
Die Kohlung des Eisens kann nach D. R. P. 257 614 außer nach der in (108] beschriebenen
Weise auch dadurch erfolgen, daß man das Eisen mit 2,5% Cyaneisen in Gestalt von Berlinerblau
oder TurnbuHblau verschmilzt. Man erhält so, ohne daß die Schmelzgefäßwandungen wie bei
der Anwendung des Ferrocyankaliums leiden würden, Werkzeugstahl von ganz bestimmter Zu-
sammensetzung.
Die Herstellung k o h 1e n s t offarmer Graugußlegierungen aus Schmiedeeisen oder kohlen-
stoffarmem Stahl einerseits und einer Zwischengraugußlegierung andererseits ist in D. R. P. 322 236
beschrieben.
Eine besondere Mischung verschieden kohlenstoffreicher Eisensorten liegt im Damast- oder
Damaszenerstahl vor. Man erhält ihn durch Verschweißen parallelliegender Stäbchen, abwech-
selnd aus Stahl und Schmiedeeisen oder hartem und weichem Schmiedeeisen bestehend. Der entstan-
dene dicke Stab wird dann wiederholt in die Länge geschmiedet, in mehrere Stücke geteilt und
diese werden wieder miteinander verschweißt. Zuletzt wird der Stab in glühendem Zustande in
Schraubenlinien gedreht und glatt geschlagen. Auch kann man Stahldrähte mit Eisendraht um-
wickeln, im Glühen hämmern und diese Stäbe verschweißen. Durch Beizen mit verdünnter
Säure, meist Salpeter- und Essigsäure, erzeugt man dann dunkle und helle Linien dadurch, daß der
Stahl weniger angegriffen wird als das Schmiedeeisen. Zur Erhöhung des Farbeneffektes können
noch Platin oder Nickeldrähte mit eingeschweißt werden.
Das Prinzip der Herstellung von Damaszenerklingen ist kurz beschrieben in Techn.
Runds eh. 1910, 822. V gl. das zit. Buch von H. Fischer, Die Bearbeitung der Metalle.
Die Herstellung des Damaszenerstahles beschreibt K. Karmarsch in DlngL Journ. 1861,
11. 47 und weist besonders auf die Methode von Crivelli hin, nach der man geschmiedete Eisen-
blätter schraubenartig mit Eisendraht umwickelt und diesen dann in den Eisenkern einschmiedet.
In Metallurgie 1911, 449 u. 493 findet sich eine Arbeit von N. T. Belalew über Eisendamast
und 4amaszierte Klingen.
Vber das Gefüge des Damaszenerstahles siehe P. Oberhoffer, Stahl u. Eisen 85, 140.
Über das Härten der Damaszenerklingen in einem durch einen schmalen Spalt getrie-
benen Strom kalter Luft und den mutmaßlichen Gehalt des übrigens auch frühzeitig schon aus
Spezialstählen hergestellten Damaszenerstahles an Wolfram siehe 0. Vogel und H. Haedickc,
Stahl u. Elsen 36, 685 u. 876.
sehen Eigenschaften tmgünstig beeinflußt werden, besonders gegen Salpetersäure, die viel Koch·
salz oder Salzsäure enthält, beständig sind. Nach Pb. Monnartz (Metallurgie 8, 161 u. 193) ist
die Säurebeständigkeit von Metallen und Legierungen überhaupt entweder ihrer natürlich vor-
handenen edlen Beschaffenheit oder der Passivität zuzuschreiben, deren Zustandekommen durch
Sauerstoff bedingt ist.
Zur Herstellung von Chromeisen, Wolframeisen und Phosphorkupfer reduziert man die auf
nassem Wege hergestellten unlöslichen Salze, z. B. die Doppelverbindung von Alkali-Calcium-
<Jhromat mit Eisenchlorür und Kohle im GraphittiegeL Ebenso verarbeitet man das durch Zer-
setzung von Wolframsauren Alkalien mit Eisenchlorür erhaltene wolframsaure Eisen bzw. das
aus Kupferchlorid und Calciumphosphat gewonnene Kupferphosphat. (D. R. P. 21 902.)
Zur Gewinnung von Metallen (Chrom, Wolfram, Molybdän, Vanadium) und deren Legierungen
mit Eisen oder Nickel, z. B. des Ferrochroms, aus dem Chromit, der das Element als Sesqui-
oxyd Cr 80 3 und fast alles Eisen als Eisenoxydul enthält, reduziert man den Chromeisenstein
mit feinverteiltem Silicium und einem basischen Flußmittel, an dessen Stelle die 8-15% Ton-
erde und 8-15% Magp.esiumoxyd des Handelschromites treten können. Man arbeitet im elek-
trischen Ofen im stetigen Betrieb in der Weise, daß man den Strom direkt durch das geschmolzene
Bad aus Erz, Silicium und Flußmitteln leitet, und erhält so in sehr guter Ausbeute und ruhiger
Reaktion auch aus billigen, kieseligen Erzen Ferrochrom mit etwa 71% Chrom, 28,4% Eisen,
0,5% Kohle und 0,1% Silicium. (A. P. 864 018.)
Über die Gewinnung von Ferrochrom aus Chromeisenstein mit 35-43% Chrom, 3%
Silicium und 1,5% Kohlenstoff mittels Siliciums oder Ferrosiliciums als Reduktionsmittel für das
in elektrisch geschmolzenem Kalk verteilte Oxyd siehe B. Neumann, z. f. Elektrochem. 1908, 169.
Die Herstellung von an }$;ohlenstoff sehr armem Ferrochrom bzw. anderen kohlenstoff-
armen Eisenlegierungen durch Uberdecken hochprozentigen, im elektrischen Ofen in reduzierender
Atmosphäre geschmolzenen Ferrosiliciums mit einer Mischung von Chromoxyd bzw. Wolfram-,
Molybdän-, Vanadium-, Titan-, Kobalt- oder Boroxyd und Kalk ist in D. R. P. 302 675 und
302 862 beschrieben.
Eine, besonders für ölgehärtete Schmiedestücke, Automobil- und Lokomotivteile, auch für
Zylinder fiir komprimierte Gase sehr verwendbare Legierung ist ein Stahl, der 0,25% Kohlen-
stoff, 0,45% Mangan, 0,80% Chrom und 0,18% Vanadium enthält, während Federn und solche
Maschinenteile, bei denen hohe Elastizität gefordert wird, aus Stahl hergestellt werden, der 0,15%
Kohlenstoff, 0,30% Mangan, ebensoviel Chrom und 0,12% Vanadium enthält. Auch die Kupfer-
und Manganvanadiumlegierungen, ebenso wie die Chromnickelstähle, z. B. von der Zusammen-
setzung 0,25-0,45% Kohlenstoff, 0,50-0,70% Mangan, 1,00-1,50% Nickel, 0,60-0,80%
Chrom und etwa 0,18% Vanadium, haben sich nach G. L. Norris gut bewährt. (Ref. in Zeitscbr.
f. angew. Chem. 26, 283.)
Eisenlegierungen für Panzerplatten enthalten nach E. P. 164 960 0,1-0,35% Kohlen-
stoff, 1-10% Chrom, 0, 75-7% Silicium und 0,5-2% Mangan. Nickel darf höchstens in sehr
kleinen Mengen vorhanden ein. ·
Zur Erzeugung von Messerschmiedewaren oder anderen glanzbehaltenden Eisengegen-
ständen legiert man Eisen mit 9-16% Chrom und weniger als 0, 7% Kohlenstoff. Eine geeignete
Legierung mit 13% Chrom, 0,3% Kohlenstoff und 0,3% Mangan kann überdies, ohne weniger
verwendbar zu werden, noch 1-2% Nickel, Kupfer, Kobalt, Wolfram, Molybdän oder Vanadium
enthalten. (A. P. 1195 966.)
Ein für Messerklingen geeigneter Chromstahl enthält bei völliger Abwesenheit freier
Carbide in gehärtetem und getempertem Zustande 13% Chrom und je 0,3% Mangan und Kohlen-
stoff. (A. P. 1197 266.)
Nach einem Referat in Chem.-Ztg. Rep. 1921, 39 über die Wärmebehandlung von hochprozen-
tigem Chromstahl widersteht ein Stahl mit 11-15% Chrom und 0,2-0,4% Kohlenstoff richtig
hergestellt der Korrosion und gilt als vollständig rostfrei.
Über die Herstellung von Automateneisen, das auf automatisch arbeitenden Maschinen
zu Massenartikeln verarbeitet werden kann, durch Zusatz von 0,3-1% Chrom, Wolfram, Molyb·
dän oder anderen das Gefügekorn verkleinernden und die Flußgrenze steigernden Metallen zu
weichem Flußeisen siehe D. R. P. 300 732.
Zum Härten von zu Magneten bestimmten Chromstahlstücken erhitzt man diese
auf eine unter ihrem Haltepunkt liegende Temperatur und dann möglichst schnell auf die ober·
halb dieses Haltepunktes liegende beste Härtetemperatur und schreckt schließlich in Wasser ab.
Man erhält so auch bei Mangel an Wolfram geeignete Stahlmagnete. (D. R. P. 308 291.)
Spezialwerkzeugstähle enthalten nach A. P. 1206 833/834 und 1206 902 19,5% Cr
und 1,35% C oder 13,5% W, 4% Cr, 1,5% V, 15% Co, 65% Fe und 0,65% C oder i% Cr, 8% Mo,
5% Co und 1,5% V.
Die Herstellung von leicht schweißbarem und härtbarem Kobaltstahl, der 1,532% Kohlen-
stoff, 2,5% Kobalt und 1,5% eines Metalles der Chromgruppe oder auch Titan enthält, ist in
D. R. P. 130 686 beschrieben.
Ein bei 1200° härtbarer Kobalt- Chromstahl, erhaltbar aus Chrom-Kohlenstoffstahl durch
Kobaltzusatz, lieferte Sägen, die noch nach 4 Tagen gebrauchsfähig waren, während bester
Wolframstahl schon nach 2 Tagen, gewöhnlicher Kohlenstoffstahl schon nach einem halben Tag
weich wurde. (Zentralbl. 1919, IV, 369.)
Der Zusatz von 1--5% einer aus 10 Tl. Wolfram und 90 Tl. Chrom bestehenden Legierung
zu Eisen oder Stahl bzw. die Erzeugung eines silberfarbigen, äußerst politurfähigen Metalles
aus 67 Tl. Stahl und 33 Tl. einer Wolfram- Chromlegierung, die aus 5 Tl. Wolfram und
95 Tl. Chrom bestand, wurden bereits in einem englischen Patent von 1873 geschützt. (Dingi.
Journ. 211, 485.)
über Herstellung von Ferrochromlegierungen unter Zusatz von brikettiertem Wolfram und
Vanadium neben Aluminium siehe E. P. 159 280.
Durch Ersatz des Wolframs in Schnelldrehstählen durch Chrom in der Höhe von 7-12%,
wobei andere Bestandteile wie Bor, Molybdän, Vanadin, Titan, Kobalt oder Wolfram in der Höhe
von je 1-2% vorhanden sein können, erhält man unter besonderen, in der Schrift beschriebenen
Maßnahmen, hochwertige Schnelldrehstähle. Der Stahl wird behufs Härtens erst 50-100° über
seine Härtetemperatur von etwa 700-800° überhitzt und in Wasser von 18° abgeschreckt, dann
bei seiner richtigen Härtetemperatur gehärtet. (D. R. P. 310 042.)
Auch ohne Zusatz von Wolfram oder Molybdän erhält man Schnellarbeitsstahl aus einem
Eisen, das 0,6-1,2% Kohlenstoff, 1-2% Mangan, 0,1-0,3% Silicium, 3-10% Chrom und
l-5% Kobalt bzw. 0,15-2% Vanadium enthält. (D. R. P. 300 731.)
168 Metalle und Minerale.
0,05--0,47% Si, 0,01-0,03% P, 0,06-0,12% Mn, weniger als 0,04% S und 0,01% Al enthielten.
siehe das Ref. über eine Arbeit von J. 0. Amold und A. Read in Zeitschr. f. angew. Chem. 25, 1027.
Zur Herstellung von Vanadinstahl führt man das Vanadin als Vanadinpentoxyd oder
als Calciumvanadat ein oder man stellt aus rohen Vanadinsalzen und -oxyden auf alumino-
thermischem Wege oder durch Reduktion mittels Siliciums Ferrovanadin her, in letzterem Falle
im elektrischen Ofen. Bei verschiedener Arbeitsweise mit Mischungen von Vanadinpentoxyd,
Calciumvanadat, Aluminium, Silicium, Eisenoxyd und Kalk gelang es W. F. Bleecker und W. L.
Morrison größere Mengen des Vanadins in die Legierungen einzuführen, als dies bei den üblichen
Verfahren mit Ferrovanadin möglich ist. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 29, 14.)
Über Herstellung des Ferrovanadiums durch Elektrolyse des Vanadiumtrioxyds, gelöst
in Calciumfluorvanadin at V 2F 8 • 3 CaF 2 , mit Kohlenanoden und Ferrovanadiumkatho den in
mit geschmolzener Tonerde (die mit Goudron und etwas Vanadinsäureanhydri d zusammen-
gebacken wird), ausgekleideten elektrischen Öfen berichtete G. Gin auf dem 7. Int. Chem. Kongreß
in London, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1909, 1268.
Über die Herstellung von Ferrovanadium (30-35% V, 10-15% Si, 5-10% Mn und 2-5%
Al) und seine Verwendung im Eisengießereibetrieb siehe G. L. Norris, Met. Chem. Eng. 1911, 361.
Nach A. P, 874 018 erzeugt ein Vanadiumzusatz von%,% zum Gußeisen eine sehr harte
Schicht auf Hartgußstücken. Das Material selbst wird dichter und zäher, die Zugfestigkeit wird
vergrößert und die Elastizitätsgrenze erhöht. Vg1. P. Pütz, Metallurgie 1906, 635 u. 649.
Das meist aus Amerika eingeführte Ferrovanadin mit einem Gehalt von 20 bis höchstens
50% Vanadium enthält je nach seiner Herstellung auf elektrothermischem oder aluminother-
mischem Wege in ersterem Falle nie unter 1%, häufig bis zu 6% Kohlenstoff, während nach der
zweiten Darstellungsweise Ferrovanadin mit einem Aluminiumgehalt von 0,5-4%, sogar 10
oder auch 15% in den Handel kommt. "Überdies enthält die Legierung noch häufig außer C und
Si (vorhanden als Carbid bzw. Silicid) Arsen, Stickstoff, Mangan, Schwefel, Sauerstoff und
Phosphor. Ferrovanadinsorten mit Phosphor und Sauerstoff sjnd stets zu verwerfen, da sie
für den Stahlveredlungsproze ß wertlos sind. (A. Heinzelmann, Chem.-Ztg. 39, 285.)
Siliciummenge von 1,5% befördert, während weitere Steigerung des Mangans bis zu 2,5% ohne
Einwirkung auf die Graphitbildung bleibt. (F. Wüst und H. Meißner, Ferrum 11, 97.)
Nach H. Molssan verbinden sich Eisen und Siliciumpulver beim Erhitzen im Wasserstoff.
strom ohne Schmelzung zu einer weißen, spröden Legierung, die nach Behandlung mit verdünnter
Salpetersäure kleine, in Flußsäure oder Königswasser lösliche Krystalle von SiFe hinterlii.ßt.
In ähnlicher Weise erhält man die Legierungen des Siliciums mit Chrom, Nickel und Kobalt..
nicht aber mit Silber. (Ref. in Zeitsehr. f. angew. Chem. 1896, 77.)
Als Lösungsmittel für das sehr widerstandsfähige, hochprozentige Ferrosilicium dient
Kupferammoniumfluorid, das das Ferrosilicium unter Gasentwicklung und Ausscheidung von
Kupfer vermutlich auch unter Entwicklung von Kieselfluorwasserstoff glatt zersetzt. SOproz.
Ferromangan wird durch das Doppelsalz kaum angegriffen. (1. Haas, Chem.·Ztg. 1908, 8.)
Über die giftigen Eigenschaften des Ferrosiliciums, besonders der Produkte, die 50%.
Silicium enthalten und beim Lagern an der Luft unter Entwicklung von Phosphor- und bis zu
13% Arsenwasserstoff zu Pulvern zerfallen, siehe N. S. Kumakoff und G. G. Urasolf, Ref. in
Zeitschr. f. angew. Chem. 29, 468.
Entgegen den bisher geltenden Ansichten sind die Gefahren des Transportes von 30-70%
Silicium enthaltenden Ferrosiliciumsorten nicht so groß, daß man besondere Vorkehrungen
treffen müßte, da die beobachteten Unglücksfälle mit dem Gehalt an Silicium nicht zusammen-
hängen, sondern auf die Gegenwart von Phosphor, Arsen und besonders Calcium zurückzuführen
sind, also auf Verunreinigungen, die sich vermeiden lassen. (C. E. Pellew, Ref. in Zeitsehr. f. angew.
Chem. 28, 391.)
Ferrosilicium wird verwendet beim Stahlgießen zur Reinigung des Stahlbades von Sund 0 ~
zur Verminderung der Blasenbildung und zur Erhöhung der Temperatur; wegen der Widerstands-
fähigkeit gegen Säure (außer Flußsäure) zur Erzeugung von Abdampfgefäßen an Stelle von Platin.
Diese hochprozentigen, allerdings sprögen und zerbrechlichen Ferrosiliciumsorten nennt Jouv&
Metillüre. Vgl. ferner A. Lißner, Osterr. Chem.-Ztg. 1910, 14.
Über die Bedeutung des Siliciums in dem zur Herstellung von Kolbenringen verarbeiteten
Eisen siehe die Angaben in Stahl u. Eisen Bö, 1084.
Die als Schleifmittel gut verwendbaren billigen Eisensilicide, die sich auch an Stelle
des Aluminiums zum Thermitverfahren, ferner zum Statuettenguß und als Elektrodenmaterial
eignen, erhält man durch Verschmelzen eines Gemenges von Eisenerz und Koks mit überschüssiger
Kieselsäure im elektrischen Ofen, wobei die Beschickung gut gepulvert und gemischt sein muß,
da in der vorhandenen Temperatur das Kohlenoxyd nicht reduzierend wirkt, die Reduktion
also von den festen Kohlenteilchen allein bewirkt werden muß. (G. de Chalmot.)
Eine Siliciumeisenlegierung von der Zusammensetzung Fe 3 Si 1 , die gegen Oxydationsmittel
sehr beständig ist, von Flußsäure oder schmelzenden Alkalien jedoch (nach geringem Salpeter-
zusatz) leicht gelöst wird, erhält man durch Erhitzen von Eisenfeilspänen mit überschüssiger
Holzkohle und Sand im elektrischen Ofen. Die Legierung ist sehr hart, spröde, wenig magnetisch
und leitet die Elektrizität gut. (Ref. in Zeitsehr. f. angew. Chem. 1896, 167.)
Zur Gewinnung von siliciumfreiem Carbid neben Ferrosilicium setzt man der Carbid·
mischung Eisen oder Eisenoxyd in dem dem vorhandenen Silicium entsprechenden_ Verhältnis
zu und schmilzt, wobei sich die Siliciumlegierung als gesonderte Schicht unter der Carbidschmelze
ansammelt und von ihr durch Abstechen getrennt werden kann. (D. B. P. 122 266.)
· Zur Herstellung von Siliciumeisen verschmilzt man saure Schlacken des Martinofens,
die etwa 50% Si0 1 und 34% FeO enthalten, im elektrischen Ofen mit Kohle. (D. B. P. 189 806.)
Die Bildung des Ferrosilicums aus Eisen und Carborundum vollzieht sich nach der
Gleichung
Fe + SiC =(Fe +Si) + C,
wobei der freiwerdende Kohlenstoff zweckmäßig als Reduktionsmittel zur gleichzeitigen Erzeugung
neuer Mengen Siliciums und Eisens in der Weise verwertet wird, daß man der Charge, bestehend
aus 56 Tl. Eisen und 40 Tl. Carborund Eisenoxyd
Fe+ 3 SiC + Fe 1 0 8 = 3 (Fe+ Si)+ 3 CO
bzw. Siliciumdioxyd
Fe+ 2 SiC + Si0 2 =(Fe+ 3 Si)+ 2 CO
zusetzt. Wünscht man mit dem Carborundum nur das Oxyd desjenigen Metalles zu benützen,
dessen Silicid man erzeugen will, so läßt sich ein solches Gemenge aus dem Oxyd und dem Carbo·
rundum herstellen, wobei die Menge des freigemachten Kohlenstoffes eben hinreicht, um nach
der Gleichung
Fe 2 0 3 + 3 SiC = (2 Fe + 3 Si) + 3 CO
das Oxyd zu reduzieren. Man kann das Verfahren auch zur Gewinnung mehrfacher Siliciumlegie-
rungen benützen und erhält z. B. aus 200 Tl. Carborundum, 87 Tl. Mangandioxyd und 102 Tl. Alu-
miniumoxyd nach der Gleichung
5 SiC + Mn01 + Al 10 8 = (5 Si + Mn + 2 Al) + 5 CO
eine Legierung, die 140 Tl. Silicium, 55 Tl. Mangan und 54 Tl. Aluminium. enthält. (A. P. 883427.)
Zur Ersparnis der teuren Silicium- und Manganverbindungen bei der Herstellung von siliciertem
Stahl führt man der Metallschmelze als Zuschläge bekannte Silicate und basische Verbindungen
in Gegenwart von Kohlenstoff zu, wodurch zugleich eine wirksame Entschwefelung erzielt wird.
(D. R. P. 806 106.}
Eisenlegierungen. 175
Ein Verfahren zur Erzeugung von Ferrosilicium bzw. aluminiumhaitigern Ferrosili-
cium ist dadurch gekennzeichnet, daß Alaunschiefer oder Graphitschiefer mit oder ohne Kohlen-
zusatz ohne Gebläse bzw. mit überschüssiger Kohle (zur völligen Reduktion des im Schiefer ent-
haltenen Aluminiumoxydes) im elektrischen Ofen geschmolzen werden. Das Verfahren beruht
auf der Beobachtung, daß unter diesen Bedingungen Quarz zuerst zu Silicium und dann erst bei
längerer Einwirkung und höherer Temperatur das Aluminiumoxyd zu Aluminium reduziert
wird, so daß vorhandenes Eisen (z. B. als Schwefelkies) sich zunächst mit dem Silicium vereinigt
und dann mit dem Aluminium. (D. R. P. SOS 480.)
Ferrosilicomanganal umini um, ein Silicospiegel, der etwa 5-10% Aluminium ent-
hält, dient zur Fabrikation von sehr weichem Stahl.
Eine Legierung für elektrische Widerstände, die sich in Platten und Stäbe walzen so-
wie auch zu Draht ziehen läßt, wird nach A. P. 953 412 hergestellt aus 91,6% Eisen, 2% Tellur,
6% Silicium und 0,4% Mangan.
Zur Herstellung von reibenden Maschinenflächen, z. B. Lagern, verwendet man einen
Grauguß, der etwa 2% Silicium (oder andere Zusätze) und etwa 3% Kohlenstoff enthält, und
erhitzt ihn bis zur völligen Zerstörung des gebundenen Kohlenstoffes während etwa 3 Stunden
auf etwa 900°. Beim nun folgenden 24stündigen bzw. 3tägigen Abkühlen scheidet sich der ge-
samte Kohlenstoff in weichem Ferrit eingebettet als Graphit aus und bewirkt die Rauheit der
Oberfläche. (D. R. P. 312 SSS.)
Für Bohrer hat ein Kohlenstoffstahl mit 0,77% Kohlenstoff, 0,11% Silicium, 0,01% S,
0,029% P und 0,029% Mn die günstigste Zusammensetzung, während die schlechtesten Ergeb-
nisse mit einem Stahl erhalten wurden, der 0,65% C, 0,10% Silicium, 0,02% S, 0,026% P und
0,38% Mn enthielt. Auch was die Gewichtsverluste bei der Beanspruchung betrifft sind die kohlen-
stoffreichen und schwefel- und manganarmen Stähle vorzuziehen. Bei wiederholter Schärfung
der Bohrer werden die Kohlenstoffstähle verbessert, vermutlich, weil das Hämmern die Korn-
größe beeinflußt. (E. M. Weston, Ref. in Zeitscbr. f. angew. Chem. 29, 214.)
Die Einwirkung der Säure wird übrigens durch Schütteln und Reiben sehr unterstützt, da hier-
durch die schützende Haut von wasserfreiem Ferrosulfat entfernt wird. (Ch. E. Fawsitt und
Ch. R. Powell, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 27, 478.)
Die Sprödigkeit und Härte dieser Legierungen ist übrigens immer noch weit geringer als jene
des Steinzeuges, so daß sie bei der gewöhnlichen Darstellung der Salpetersäure aus Salpeter-
und Schwefelsäure an Stelle der schlechtleitenden, aus Steinzeug oder Quarz gebauten Konden-
sationsanlagen verwendet werden können. Man kann in solchen Apparaten auch mit 22 proz.
Luftstickstoff-Salpetersäure arbeiten und bedarf doch nur kleiner Kondensationsvorrichtungen,
die überdies eine Forcierung des Destillationsvorganges um das Doppelte gestatten. Für die
Schwefelsäurekonzentration können die Legierungen nicht angewendet werden, da nur
Quarzgefäße gegen schwache Säuren absolut beständig sind. (N. Swindin, Ref. in Zeitscbr. f.
angew. Chem. 1917, 209.)
Die Schwierigkeiten der Darstellung und Verarbeitung dieser siliciumhaltigen Eisensorten
sind darum so bedeutend, weil die Schmelze, die im elektrischen Ofen erfo~~t, mit
größter Aufmerksamkeit verfolgt werden muß, da das Silicium leicht verdampft. UberdieE>
schrumpfen die Legierungen sehr stark, und neigen beim Erkalten zu Blasenbildungen und Un-
dichtigkeiten, wenn das Eisen nicht außerordentlich geringe Prozentsätze an Graphit, Kohlen-
stoff und Phosphor eJ).thält. Schließlich ist die Bearbeitbarkeit der spröden und harten Legierungen
nicht einfach. Richtig dargestellt sind sie allerdings von größtem Wert für die Technik, da z. B.
das Ironac 72 Stunden mit 65proz. Schwefelsäure oder mit 90proz. Salpetersäure bei 150° ge-
kocht werden kann ohne angegriffen zu werden. Gegenüber Gußeisen zeigen die Legierungen
bei nicht viel veränderter Dichte und Zugfestigkeit einen um 20% größeren elektrischen Wider-
stand, eine um dieselbe Menge verringerte Wärmeleitfähigkeit, nahezu denselben Schmelzpunkt
und eine um etwa 20% größere Härte. (Zentr. BI. 1919, II, 498.)
Bei der Herstellung von hochsäurebeständigen siliciumhaltigen Eisengußlegierungen ver-
hindert man die Garschaum-Graphitbildung dadurch, daß man die siliciumhaltige Zusatzeiseu-
legierung nicht im Kupolofen, sondern in einem Ofen niederschmilzt, der jede Kohlenstoffanreiche-
rung ausschließt. Man verschmilzt z. B. im elektrischen Ofen 40 kg einer Legierung von 54%
Eisen, 45% Silicium und 0, 7% Kohlenstoff mit der berechneten Menge eines kohlenstoffarmen
Eisens, enthaltend 60 kg Schmiedeeisen mit 0,1% Silicium und 0,1% Kohlenstoff. (D. R. P. 306 001
und 324 267.)
Eine besonders für chemische Zwecke geeignete Metallegierung erhält man nach F. P.
439 004 durch Vereinigen der ~iden Schmelzen von 1.) 94 kg 16 proz. Siliciumeisen, 5 kg Hämatit-
eisen, 1 kg Eisenmangan und 2.) von 47 kg 25proz., 3 kg 45proz., 2 kg 85proz. Siliciumeisen,
1 kg kohlenstofffreiem Eisenroangan, 1 kg Eisenschrot und 1 kg Glas (als Decke) unter Zusatz
von 1 kg geschmolzenem Chlorzink.
Zur Erzeugung von säurebeständigen, an der Luft nicht anlaufenden und relativ leicht gieß-
baren Eisenlegierungen legiert man Ferrosilicium mit Ferro- oder Silicowolfram oder Ferro-
oder Silicovanadin. (D. R. P. 331 864.)
über Legierungen, die gegen Salz-, Salpeter-, Schwefel- und Essigsäure außerordentlich be-
ständig sein sollen und aus Silicium und Eisen unter ev. Zusatz von Calcium erzeugt
werden, siehe A. Jouve, Ref. in Bayr. lnd.- u. Gew.-Bl. 1909, 24.
Nach A.P.1369298 erhält man Ferrosilicoaluminium durch Reduktion eines Ge-
misches der Verbindungen des Aluminiums, Siliciums und Eisens im elektrischen Ofen.
Über Titaneisen, seine Herstellung, Eigenschaften und die Wirkung des Ferrotitans
als Zusatz siehe die Arbeit von E. Bahlsen, Stahl u. Eisen 22, 826. - J. Lamort, Ferrum 11, 226.
Über den günstigen Einfluß des Titans auf Eisen und die Entfernung der von Kalkstein
und Flußspat unberührt gebliebenen Verunreinigungen aus dem Eisen durch Zusatz von nur
0,01% Titan, ferner über seine Fähigkeit dem Eisen ein feinkörnigeres, gußblasenfreies Gefüge
zu verleihen, siehe Ch. V. Sloeum, Ref. in Zeltsehr. f. angew. Chem. 26, 1218.
Die Wirkung des Titans oder des Titancarbides als Desoxydationsmittel bei der Stahl-
verarbeitung und die Herstellung von Stahlschienen, die pro Tonne einen Zusatz von 13 Pfund
Titan erhalten, beschreibt G. F. Comstock in Zeitsehr. f. angew. Chem. 29, 14.
Nach J, A. J. Fitzgerald verbessert Titan, als Ferrotitan dem Schienenstahl zugesetzt, die
Qualität des Stahles erheblich, wobei die Menge von 0,10% des Zusatzes den günstigsten Einfluß
bewirkte. (Ref. in Zeitsehr. f. angew. Chem. 28, 284.)
Zur Herstellung von Titaneisenlegierungen, die wenig Kohlenstoff enthalten, führt man
geschmolzenem Eisen, das sich in einem geschmolzenen Metallbade befindet, dessen Metalloxyd
eine Bildungswärme besitzt, die bei einer gewissen Temperatur größer ist als jene der Titansäure,
letztere zu, worauf man den Schmelztiegelinhalt genügend hoch erhitzt, so daß das reduzierende
Metall und der Sauerstoff der Titansäure zusammentreten und die Legierung entsteht. Als Metall-
bäder dienen geschmolzenes Aluminium oder Zink. (D. R. P. 118 921.)
Bei der Erzeugung von Ferrotitan im elektrischen oder Hochofen mittels Kohle als Reduk-
tionsmittel erhält man eine kohlenstoffreiche, bei Anwesenheit von Kieselsäure jedoch eine kohlen-
arme aber siliciumreiche Legierung, aus der sich das Silicium durch Reduktion mit Eisenoxyd
'Bbscheiden läßt. Man verschmilzt im elektrischen Ofen Titanoxyd, Kieselsäure, Kohle und Eisen
oder Eisenerz und kann aus der Legierung von 50% Titan, 40% Silicium, 3% Kohlenstoff und
7% Eisen nach Zusatz von Eisenoxyd ein siliciumfreies Ferrotitan mit 30% Titan und 2% Kohlen-
stoff erzeugen. (A. P. 941663.)
Vgl. auch das Verfahren zur Erhöhung der Legierfähigkeit des Titans bei seiner Verwendung
in Form von Ferro -'Titanlegierungen zum Reinigen von Stahl- und Gußeisenbädern, bei
dem das Titan in Form einer Eisentitan-Aluminiumlegierung benutzt wird, in der das Aluminium
mindestens 10% vom Titangehalt einer 3Q--35proz. Eisentitanlegierung ausmacht. (D. R. P.
236 461.)
Über Herstellung von carbidfreiem Ferrosiliciumtitan durch Reduktion des Titanerzes
mit hochprozentigem Ferrosilicium siehe Norw. P. 31827.
Zur Herstellung von Zirkoneisenlegierungen reduziert man die Mischung der Oxyde
der beiden Metalle unter Zusatz einer geringen Menge von Titandioxyd, das mitreduziert wird,
und der Legierung, die 4().-90% Zirkon enthalten kann und für elektrische Glühlampenfäden
[396H.] Anwendung finden soll, besonders wertvolle Eigenschaften verleiht. Man arbeitet mit
Aluminium oder Kohle als Reduktionsmittel in einem elektrisch oder durch eine Sauerstoff,
Acetylenflamme erhitzten Tiegel. (A. P. 1161160.)
Zur Herstellung von Ferrozirkon verschmilzt man Zirkonsilicat mit so viel Eisen, daß Kiesel-
säure und Sauerstoff abgeschieden werden. (A. P. 1401 266-267.)
Bei Herstellung der Eisen- oder Stahl-Tantallegierung nach D. R. P. Anm. S. 38 429,
Kl, 40 b setzt man das Tantal in Form einer Nickeltantallegierung zu und erhält so leichter eine
Kombination, z. B. von 80 Tl. Eisen oder Stahl und je 10 Tl. Tantal und Nickel, bei deren Herstellung
das Tantalleichter dosierbar ist und weniger stark oxydiert, als wenn man es unmittelbar zusetzt.
Die Legierung eignet sich wegen ihrer großen Härte, Federkraft und Zähigkeit für Werkzeuge
tmd Geräte verschiedener Art. (D. R. P. 282 676.)
Siehe dagegen die Ausführungen von A. Buhfuß, denen zufolge die günstigen Ergebnisse
Llplns nur auf Grund des von letzterem gewählten günstigen Rohmaterials gewonnen wurden.
Normales Eisen darf zur Vermeidung der Rotbrüchigkeit nicht mehr als 0,4%, Stahl nicht mehr
als 0,5% Kupfer enthalten. Für Schmiedemetall müssen diese Zahlen sogar noch um 1/ 10 % niedriger
also bei 0,3 bzw. 0,4: liegen. (Stahl u. Elsen 20, 891.) Nach anderen Angaben lassen sich
jedoch Eisenkupferlegierungen mit einem Cu-Gehalt bis zu 2% bei niederer Temperatur
gut schmieden, Legierungen mit 2-7% sind bei niederer Temperatur nicht und auch bei Weiß-
glut schlecht schmiedbar. Darling stellte sie in der Weise her, daß er das eine Metall schmolz
und das andere in Form des Oxydes gemischt mit Calciumcarbid zusetzte. (A. P. 766 481.)
Zur innigen legierungsartigen Verbindung von Eisen mit Kupfer oder anderen Metalfen,
die eine geringere Affinität zum Sauerstoff besitzen, überzieht man das Eisen mit der Paste oder
Suspension einer Verbindung des Überzugmetalles, also z. B. Kupferoxyd, walzt den 'Überzug
zur Erzielung einer gleichmäßigen Schicht ein und erhitzt nun in einer neutralen Atmosphäre
auf die Schmelztemperatur des Kupfers. Dabei bildet sich aus dem Sauerstoff des Kupferoxydes
und Eisen Eisenoxyd und das freiwerdende Kupfer verschweißt sich und verschmilzt, da die
Reaktion eine exotbarmische ist, mit dem Eisen zu einem vollständig zusammenhängenden mit
ihm legierten Überzug. (D. B. P. 288 618.) .
Zur Herstellung einer Legierung von K:upfer und Eisen, die sich durch Feinkörnigkeit und
hohe Druck- und Zugfestigkeit auszeichnet, verschmilzt man nach D. B. P. 192 736 40-60 Tl.
Kupfer mit 60-40 Tl. Eisen unter Zusatz von 8-20 Tl. Aluminium als Flußmittel. Siehe auch
die sonderbare Vorschrift des D. B. P. 80 778.
Auch unter Aluminiumzusatz erhält man homogene Kupfer--Eisenlegierungen nur,
wenn man das Kupfer dem Eisen vor seiner Umwandlung in Stahl bis zu einem Höchstgehalt von
2% zusetzt; diese Menge soll weiter auf höchstens 0,6% herabgesetzt werden, wenn der Stahl 0,5
und mehr Prozente Kohlenstoff enthält. Aus einem Stahl mit 0,7% Kohlenstoff und. 0,25%
Kupfer erhält man mit oder ohne Manganzusatz sehr guten Draht. (F. H. Wlgham, Metallurgie
1906, 328.)
Eine solche Legierung, die sich nicht nur durch Billigkeit, sondern auch durch silberweiße
Farbe, schönen Glanz, Weichheit, Hämmerbarkeit, Dehnbarkeit und· Widerstandsfähigkeit gegen
pflanzliche Säuren und Oxydation auszeichnet, besteht aus 12 Vol.-Tl. Eisen, 6 Tl. Kupfer, 4 Tl.
Nickel und 1 Tl. Aluminium. Durch einen Zusatz von 1-2% Zinn wird die Legierung härter, ebenso
durch eine Verringerung des Nickel- und Eisengehaltes. Das Aluminium kann durch Magnesiwn,
Mangan, Phosphor, Natrium, Kalium und andere Desoxydationsmittel ganz und teilweise ersetzt
werden. (D. B. P. 247 786.)
Nach E. P. 7888/11 besteht eine für die verschiedensten Zwecke verwendbare Legierung
aus einer Schmelze von 30 Tl. Eisen. 30 Tl. Kupfer, 20 Tl. Nickel, ev. 2 Tl. Zinn, der man vor
dem Guß ein Reduktionsmittel wie Alumb;üum, Magnesium, Phosphor oder Natrium zusetzt.
Eine billige, für Lagers c h a I e n besonders geeignete Legierung besteht aus 2 kg Gußeisen,
0,188 kg Kupfer. 0,031 kg Zinn und 0,031 kg Antimon. Die über 2 k~ Gesamtgewicht vorhandenen
0,250 kg tiberschuß 1-1ind für Materialienverlust· angenommen. Bei sehr großen Lagern muß der
Metallmischung noch mehr Zinn hinzugesetzt werden, um illre Härte zu vergrößern. (Dingi.
Ioom. 168, 441.)
Zur Gewinnung dichter Metanegierungen verschmilzt man nach D. B. P. 17161 Eisen· mit
höchstens 12-15% Zinn und Kupfer, 10% Blei und 2% Phosphor (vgl. D. B. P. 18124: Vor-
richtung zur Phosphoreinführung m die Schmelze) unter Zusatz von etwas Silicium. Als Lager-
metalle sollten Legierungen aus 80 Tl. Eisen (mit 0,4 Tl. Si, 0,2 Tl. C und 0,3 Tl. P) und 8 Tl.
Kupfer, 8 Tl. Zinn und 4 Tl. Blei dienen.
Stlrlings Härtungsmetall besteht aus Gußeisen, das mit 20% Zinn unter Bedeckung mit Holz-
kohlenpulver zusammengeschmolzen wird. 5 Tl. Härtungsmetall geben mit 4 Tl. Gußeisen eine
Legierung von großer Härte und Elastizität, brauchbar zu Glocken usw.
Zur Herstellung eines Lagermetalles eignen sich ferner Legierungen von 83% Eisenschwamm
und 10,5% 7,5proz. Phosphorzinn mit 6,5% Blei oder eine Schmelze von 94,5% Flußeisen.
3,5% Zinn und 2% Blei. Das Phosphorzinn soll das Blei in dem geschmolzenen Eisen suspendiert
erhalten, so daß es in der Masse gleichmäßig verteilt bleibt. (D. B. P. 14 660.)
Zur Herstellung von Eisenamalgam verreibt man nach Böttger, Dingi. Journ. 144, 846,
1 Tl. Eisenpulver, 2 Tl. Quecksilberchlorid, 2 Tl. Wasser und einige Tropfen metallisches Queck-
silber innig bis zur Vereinigung der Masse.
H. Relnsch empfiehlt in Jahr.-Ber. f. ehern. Teehn. 1868, 40 die Amalgamierung des Eisens,
um es gegen Rost zu schützen. Während Quecksilber auf reinem Eisen nicht haftet, kann man dieses
sehr gut mit einer dünnen Quecksilberhaut überziehen, wenn man es in ~ereinigtem Zustande
durch Eintauchen in eine mit Sal~ure vermischte wässerige Kupfervitnollösung verkupfert,
dann mit rauhem Papier abreibt und in eine sehr verdünnte, mit einem Tropfen Salzsäure ver-
setzte Lösung von Quecksilberchlorid eintaucht. Diese Quecksilberschicht soll außerordentlich
fest haften und auch durch starke Reibung mit rauben Körpern nicht entfernbar sein.
Eisenphosphorlegierungen (Ferrophosphor) enthalten bis zu 25% Phosphor. Turner
verwendete sie, um Gußeisen dünnflüssig zu machen beim Kunstguß und Guß dünnwandiger Ge-
fäße, Ferrophosphor wird auch benutzt zur Anreicherung der Schlacke beim Thomasverfahren.
(Metallurgie 1917, 128.)
Die statischen Festigkeitseigenschaften des grauen Gußeisens werden durch Phosphor-
zusatz bis zu 0,3% verbessert und erst über 0,6% Phosphor treten bei den statischen ebenso
wie bei den dynamischen Festigkeitsproben ungünstige Erscheinungen auf. Die Verschlechterung
dieser Eigenschaften nimmt bei höherem Phosphorgehalt nicht wesentlich zu und auch die Art
der Beimengungen, die im Eisen enthalten sind, ist ohne besonderen Einfluß, immerhin wird auch
phosphorreiches Gußeisen durch einen Mangangehalt von 1% und mehr bei sonst richtiger Zu-
sammensetzung günstig beeinflußt. (F. Wüst und R. Stotz, Ferrum 12, 89 u. 105.)
Phosphorstahl wird nach D. R. P. 146 206 mittels einer Legierung von 68% Mangan,
25% Phosphor, 5% Kohlenstoff und 2% Eisen hergestellt, die man der geschmolzenen Masse
zufügt. Die Legierung ist dem Manganeisen sehr ähnlich, jedoch leichter schmelzbar, spröder
und verleiht dem geschmolzenen Stahl Leichtflüssigkeit.
Ein Verfahren zur Darstellung von Ferrophosphor durch Reduktion eines Gemenges von
Kalkphosphat, Eisen und Kieselsäure mit Pyrit statt Kohle als Reduktionsmittel ist in D. R. P.
156 087 beschrieben.
Das nach D. R. P. 262 727 als Nebenprodukt gewonnene Eisenphosphid kann nicht nur
bei verschiedenen Hüttenprozessen als Zuschlag ebenso wie Ferromangan und Ferrosilicium
dienen, sondern man kann es auch an Stelle von Roheisen bei der Erzeugung von Flußeisen und
Stahl als Einsatz verwerten. Wenn man es oxydischen Erzen in äquivalenter Menge zusetzt,
erhält man ferner neben phosphorarmem Eisen ei~e phosphorreiche Schlacke, die zweckmäßig
vor der gänzlichen Entphosphorung vom Eisen getrennt wird. Schließlich bildet das Phosphor-
eisen einen vorzüglichen Brennstoff, bei dessen geeigneter Benutzung man mit ihm einen Teil
der Kohle als Gegenwert erhält, der bei der Bildung des Phosphoreisens durch Reduktion ange-
wendet wurde.
12*
180 Metalle und Minerale.
Die verschiedenen Erklärungsversuche der Rostbildung lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Nach der Säuretheorie entsteht zuerst Ferrocarbonat, das sich in den kondensierten, Kohlen·
.dioxyd enthaltenden Wassertröpfchen zu Ferrohydrocarbonat FeH8(C0 8 ). löst, das sich dann
weiter entsprechend der Gleichung
+
4 FeH 2 (C0 8 ) 1 02 +
2 H 20 = 4 Fe(OH)8 +8 00 1
Eisenoberflächenbehandlung, Färbungen und Schichten. 181
in Ferrihydroxyd und Kohlendioxyd zerlegt. Dieses, die Rostmasse bildende Fernhydroxyd
hebt sich von dem Metall ab, so daß die regenerierte Kehlensäure mit Wasser und Luft neuen
Rost zu erzeugen vermag, der dann das Eisen völlig aufzehrt. Es können demnach reines Wasser,
Sauerstoff und Eisen unbegrenzte Zeit miteinander in Berührung bleiben, ohne daß Rostung ein-
tritt, doch genügt die Spur eines Katalysators, und zwar besonders der Kohlensäure der Luft,
um Ferrocarbonat FeC08 oder lösliches Ferrohydrocarbonat FeH 2 (C0 8 ) 2 zu bilden, die dann durch
den Luftsauerstoff in Rost übergeführt werden, so daß wieder Kohlensäure frei wird, die neues
Eisen anzugreifen vermag.
Nach der elektrolytischen Theorie ist dieser Katalysator gar nicht nötig, sondern es ist
schon Wasser in reinster Form genügend ionisiert, daß es mit Eisen in Berührung, dessen positiv
geladene Eisenionen aufnimmt, so daß nach der Gleichung
Fe + 2 H' + 2 OH' = Fe" + 2 OH' + H 8
Ferrohydroxyd entsteht, das mit Sauerstoff in die Ferriform übergeht, wobei Rostbildung auftritt.
Nach den neuesten Untersuchungen von W. D. Rlchardson bestimmt der Sauerstoff (0 2 }
den Beginn der Korrosion und stellt den Depolarisator dar, während vorhandener Rost durch
seine Wirkung als Kathode die Korrosion beschleunigt, wenn er jedoch fest haftet, eine Schutz-
wirkung ausübt. Auch in Salzlösungen mit in größeren Mengen vorhandenem 0 8 ist er bestimmend
auf den Verlauf der Zerstörung und ebenso erzeugt das Sauerstoffmolekül als Atmosphäre eine
raschere Korrosion als Luft. Auch die Art des Eisens und der in ihm enthaltenen Legierungsstoffe
ist von wesentlichem Einfluß. (Zentralbl. 1920, IV, 890.)
Nach D. R. P. 828 682 hängt die Neigung des Eisens zur Rostbildung von seinem Wasser-
stoff geh a 1 t ab. Um dieses Gas zu entfernen, erhitzt man den Gegenstand als Eisenanode während
der Elektrolyse direkt durch Erhitzen des Bades oder mittels hoher Stromdichte, und zwar am
besten in stark oxydierenden, z. B. Chromsäure- oder Salpetersäurebädern.
Nach der biologischen Erklärung der Rostbildung sollen Kleinlebewesen an der Korrosion
mit teilnehmen, da in ausgekochtem Wasser die Rostung .verhindert, bei Gegenwart von Nähr-
lösungen jedoch verstärkt wird. Diese Theorie fällt jedoch mit der Säuretheorie zusammen, da
bei der Aufnahme von Eisen durch die Lebewesen stets auch Säure mitwirken muß.
Über ein Vorkommen von Eisenbakterien in Leitungswasser und die Notwendigkeit
der genauen Untersuchung des für Leitungszwecke in Aussicht genommenen Wassers auf das
Vorhandensein solcher das Eisen zerstörender Lebewesen siehe A. Beythlen, Unters. d. Nahr.-
u. Genußm. 1906, 629. Vgl. Bd. ßl [697].
Erwähnt sei schließlich noch die Wasserstoffsuperoxydtheorie, die in den Gleichungen
Fe+ H 20 = FeO + H 2 ; H 2 + 0 2 = H 20 2 ; 2 FeO + H 1 0 2 = Fe 2 0 2(0H) 2 =Rost
oder
Fe + H 20 8 = FeO + H 10; 2 FeO + H 20 1 = Fe1 0 2(0H) 2
ihren Ausdruck finden kann.
Da nach Bonnema, Chem.-Ztg. 27, 148, bei Gegenwart von Eisenoxydul und Eisenoxyd-
hydrat aus Luft salpetrige Säure entsteht, vermutet W. Vaubel in dieser Tatsache eine be-
sonders gewichtige neue Ursache des Rostens, da Ammoniumnitrat stärker als andere Nitrate
zerstörend auf Eisen einwirkt. (Chem.-Ztg. 27, 698.)
Siehe auch J. N. Frlend in Zeltschr. r. angew. Chem. 1909, 2316 und seine Schilderung der
Einwirkung von Dampf und Luft auf reines Eisen ebd. S. 2317.
Speziell über das Rosten von Gußeisen und die Bandagierung gußeiserner Rohre mit chromat-
präparierter Jute berichtet K. Arndt in Zeitscbr. I. angew. Chem. 25, 2074.
Nach Untersuchungen von K. Arndt verhalten sich die von Gußeisen, Flußeisen und Mannes-
mannrohr verbrauchten Sauerstoffmengen etwa wie 1 : 2 :4, und zwar rostete das Gußeisen
etwa dreimal so rasch wie das Mannesmannrohr. Nach einem Monat tritt die Rostung des Guß-
eisenrohres um die Hälfte gegenüber jener des Mannesmannrohres zurück und das Flußeisenrohr
nimmt täglich etwa 0,5 ccm Sauerstoff weniger auf als das Mannesmannrohr. Nach 122 Tagen
zeigte sich das Gußeisenrohr in der Masse, die mit senfkorngroßen Roststellen bedeckt war, noch
eisengrau, während die beiden anderen Rohre, namentlich das Mannesmannrohr, außen mit einer
dicken, lockeren Rostkruste und innen mit größeren Rostflächen und einer Anzahllanger gebogener
Rostlinien durchzogen war. (Chem.-Ztg. 34, 1078; vgl. auch ebd. 1910, 425 u. 1912, 682.)
Das anfänglich schnellere Rosten gußeiserner Rohre gegenüber jenen aus Schmiede-
eisen ist auf den größeren Gehalt des Gußeisens an fremden Stoffen zurückzuführen, die größere
Potentialunterschiede hervorrufen. Dagegen b1ldet die Gußhaut im Gegensatz zur Wa1zhaut,
die eine mechanisch aufgelagerte Schicht darstellt, einen natürlichen Bestandteil des Rohres,
der weniger leicht verletzbar ist, so daß das örtliche An- und Durchrosten in diesem Falle verhindert
wird. Immerhin erfordern gußeiserne Rohre wegen ihrer rauben Oberfläche einen stärkeren An-
strich als schmiedeeiserne, doch hält die raube Oberfläche den Anstrich auch fester. (Friedmann,
Z. Ver. d. Iug. 1911, 538.)
Auch H. WölbUng kommt bei Fortsetzung der Versuche bis zur Gesamtdauer von 400 Tagen
zu dem Schluß, daß Mannesmannröhren nur deshalb schneller zu rosten scheinen als Guß-
röhren, weil es bei diesen rascher zu einer schützenden Rostschicht kommt, wobei jedoch nicht
soviel Sauerstoff verbraucht wird als beim Rosten der Mannesmannröhre. Im übrigen ist die Rost-
schutzwirkung der natürlichen Oxydhaut bei der glatten Walzröhre größer als bei der rauben
Gußhaut. (Ferrum 10, 161.)
Über die verschiedene Art der Rostung von Guß- und Schmiederohren vgl. auch die analogen
Angaben von 0. Kröhnke in Ges. lng. 1910, 122.
Über den Einfluß von Kohlenstoff und Mangan auf die Korrosion von Eisen und Stahl
und ihre Erhöhung bei steigendem Kohlenstoffgehalt bis zu 1,63% in reinem Eisen, das weniger
als 0,2% Mangan enthielt, siehe R. Hadfield und J. M. Friend, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem.
30, 42.
Aus Versuchen, die F. Burgeß und J. Aston über den Einfluß verschiedener Elemente auf
die Angreifbarkeit des Eisens ausführten, geht hervor, daß die meisten Legierungen widerstand<>-
fähiger sind, als das elektrolytische Eisen selbst, daß ferner Nickellegierungen dem atmosphäri-
schen Angriff sehr gut widerstehen, Kupferlegierungen überdies auch von Säure wenig ange-
griffen werden und ein Siliciumgehalt des Eisens seine Korrosion beschleunigt. (Zeitschr. I. angew.
Chem. 25, 2465.)
Bei Prüfung des Einflusses, den verschiedene Elemente auf den Rostprozeß des Eisens
hervorrufen (geprüft wurden Elektrolyteisen, kohlenstoffreicher Stahl, Gußeisen, Handelsware,
Eisen mit wechselnden Mengen Aluminium, Arsen, Kobalt, Kupfer, Blei, Mangan, Nickel, Selen,
Silicium, Silber, Zinn und Wolfram) ergab sich, daß kleine Mengen Kupfer die Korrodierbarkeit
des Eisens durch Rost stark herabzusetzen vermögen. (J. Aston, Ref. in Jahr.-Ber. f. ehern. Tecbn.
1913, I, 290.)
Bei der Legierung von Martinstahl nach und vor der Rückphosphorung (0,019 bzw.
0,042% Phosphor) und saurem Besse merstahl (mit 0,096% Phosphor) mit bis zu 0,34% Kupfer
wurde an den aus diesem Material hergestellten Wellblechen, die in rauchiger Industriegegend,
an der Seeküste und in einem Landbezirk der Luft ausgesetzt wurden, festgestellt, daß sich alle
kupferhaltigen Bleche länger hielten als jene aus reinem Flußeisen. (D. M. Buck, Stahl u. Eisen
33, 918.)
Die kupfertragenden Ofenherd- und Bessemerstähle widerstehen der 35proz. Schwefelsäure
50-100mal so gut wie die nichtkupferfreien Stähle, wobei die Widerstandsfähigkeit gegen die
Säure mit dem Kupfergehalt wächst. Bei einem Kupfergehalt von 0,15 und 0,30% widerstehen
die Kupfer enthaltenden Stähle den Atmosphärilien ohne Unterschied P/2-2mal so gut wie Stähle
ohne Kupfer. (Zeitscbr. I. angew. Chem. 26, 610.)
Flußeisen mit einem Gehalt von 0,25-0,30% Kupfer, Nickel oder Kobalt sind bedeutend
korrosionsbeständiger als das reine Eisen, wobei allerdings die Korrosionsmenge von dem Kohleu-
stoffgehalt des Eisens abhängig ist. Die Verbesserung beträgt in den genannten Mengenverhält-
nissen 50-75%. (H. T. Kalmus und K. B. Blake, Zentralbl. 1920, 319.)
Nach Techn. Rundsch. 1911, 34 soll ein von der American Rolling Mill Company hergestelltes,
fast reines Eisen, dessen Analyse einen Gehalt von 0,02% Kohlenstoff, 0,01% Mangan, je 0,02%
Schwefel und Silicium, 0,03% Sauerstoff und Spuren von Phosphor ergibt, die Eigenschaft haben,
nicht zu rosten und eine gegenüber anderen Eisensorten um 40-60% größere Widerstandsfähig-
keit gegen Korrosion besitzen.
Die Ansicht, daß die Zerstörung des Eisens von seiner Zusammensetzung abhängt, wird durch
die Erfahrungstatsachen jedenfalls nicht genügend bekräftigt, um einem reineren, kostspieligeren
Metall den Vorzug zu geben. (G. W. Thompson, Ref. in Zeitschr. f.- angew. Chem. 1910, 2154.)
Eisenoberflächenbehandlung, Färbungen und Schichten. 183
Zum Beizen und Reinigen von Eisen- und Stahlgegenständen unterwirft man sie in verdünnter
Säure der Einwirkung eines elektrischen Stromes, dessen Richtung von Zeit zu Zeit gewechselt
wird. (D. R. P. 76 266.)
Nach A. P. 1374 552 beizt man Eisenlegierungen auf elektrischem Wege im schwefelsauren
Elektrolyten unter jeweiliger Umkehrung der Pole während des Prozesses.
Zum Abbeizen von Stahl werden die mit Hammerschlag überzogenen Gegenstände nach
Ch. J. Reed, Cbem.-Ztg. 1907, 739, als Kathode in 60° warme, verdünnte Schwefelsäure (spez.
Gewicht 1,2) getaucht, als Anode dient Blei; nach etwa 2-3 Minuten löst sich der Hammerschlag
ab, ohne daß das Eisen angegriffen wird. Nach dieser Methode wird das Oxyd, auch wenn
es in Vertiefungen der Oberfläche des Eisens vorhanden ist, leicht und vollständig schon in
einer Minuto, bei dickeren Schichten in entsprechend längerer Zeit, entfernt und man erhält das
Eisen silberweiß, während es bei dem gewöhnlichen Beizvorgang grau erscheint. Dieses billige
Verfahren ist daher dem chemischen Beizprozeß in jeder Hinsicht überlegen. (C. Hering, Ref.
in Zeltschr. f. angew. Chem. 29, 377.)
Zur Erzeugung blanker Flächen an Eisen- und Stahlkörpern verwandelt man die oberfläch-
liche Oxydulschicht nach D. R. P. 251 989 zunächst unter Durchleitung eines Stromes in einem
Elektrolyten, der aus 3 Tl. Schwefel- oder Salzsäure und 2 Tl. Salpetersäure besteht, in Oxyd
und reduziert die gebildete, pulverförmige Oxydschicht in einem Elektrolyten, der 3 Tl. Ätznatron
und I Tl. Natriumsulfat enthält bei einer Stromstärke von 1Y2-2 Amp. pro 1 qcm und mit einer
Spannung von 5--8 Volt zu Metall.
Zur elektrolytischen Reinigung von Eisengegenständen, die man als Kathode einhängt,
verwendet man als Elektrolyten eine 50--70° warme Lösung von 10 Tl. Phosphorsäure und
90 Tl. Wasser oder eine lOproz. wässerige Natriumphosphatlösung, der man 10% konzentrierte
Phosphorsäure zusetzt. (D. R. P. 323 066.)
Aus Versuchen, die C. Hering anstellte, geht hervor, daß die elektrolytische Beizung der Eisen--
bleche und dementsprechend auch die folgende Verzinnung vollständig unabhängig von evtl.
auf den Oberflächen vorhandenem Fett, das jedenfalls durch den Beizwasserstoff entfernt wird,
auf der ganzen Oberfläche gleichmäßig erfolgt. (Chem. Zentr.-BI. 1919, 11, 419.)
verdampft, sondern auch das in der Lauge enthaltene Eisenchlorid durch die Eigenwärme des
Eisenoxydes ebenfalls zu Eisenoxyd zersetzt wird. Durch Anheizen der Kesselwand führt man
der Masse fortschreitend die verbrauchte Wärme zu. (D. R. P. 324 259.)
Bleichlorid, das man evtl. mit 10--25% Chlorzinn versetzt. Dieses geschmolzene Bad beseitigt
den Glühspan und die vorhandene Oxydschicht auf dem Eisen und hinterläßt eine reine Metall-
fläche, die sich beim folgenden Eintauchen in das geschmolzene Zinn gleichmäßig überzieht.
Die Bestandteile des Beizbades können wiedergewonnen werden. Die Methode eignet sich auch
zum Überziehen von Eisen oder Stahl mit Zink oder Blei.
Oder man taucht die gereinigten und gebeizten Eisenbleche nach D. R. P. 87 919, um sie zu
verzinnen oder zu verbleien, in eine Lösung, die Zinnchlorid, Borsäure, etwas Salzsäure, Salmiak
bis zur Sättigung und 3-5% Glycerin enthält. Dann wird in geschmolzenem Zinn verzinnt
und aufgearbeitet wie gewöhnlich. Vgl. D. R. P. 87 950 und A. P. 871241.
Zur Vorbereitung des Eisens für den galvanischen Metallisierungsprozeß wird der Gegenstand
gründlich gereinigt, einige Augenblicke in verdünnte S a 1 z säure (1-2 Tl. Wasser auf 1 Tl. Salz-
säure), hierauf in eine alkalische Lösung und dann in reines Wasser getaucht und als Kathode
in ein Gefäß gebracht, das ein 40--50° warmes Gemisch von 10 Tl. Ferrocyankalium in 40 Tl.
kaltem Wasser mit einer Lösung von 3 Tl. Ätzkali in 6 Tl. Wasser oder von 2 1/ 2 Tl. Ätznatron
in 5 Tl. Wasser enthält. Als Anode dient eine der Fläche des Gegenstandes möglichst gleich dimen-
sionierte Eisenplatte; die Stromstärke muß so bemessen sein, daß sich nur wenige Gasblasen ent-
wickeln. Nach 2-4 Stunden hat der Gegenstand ein glänzend silberweißes Ansehen erhalten,
man wäscht ihn rasch mit einer fast gesättigten kalten Lösung von Ferrocyankalium und
bringt ihn dann in ein zweites Bad, wo er den Überzug von Gold, Silber, Platin oder Kupfer er-
hält. (D. Ind.-Ztg. 1869, Nr. 3.)
Zur Vorbehandlung von Eisen und Stahlartikeln, die nachträglich verzinnt werden sollen,
bringt man sie zuerst in ein Säurebad, wäscht und hängt die Gegenstände als Kathode in einen
Elektrolyten von Alkalihydroxyd oder -carbonat. (Chem.-Ztg. Rep. 1910, 186.)
Beim Dekapieren von Eisenblechwaren ist zu beachten, daß man besser statt Ätznatron-
lösung Ätzkalilösung verwendet, da diese den Vorzug hat, eine Anlaufbildung nach dem Ent-
fetten in weit geringerem Maße zu veranlassen, als die Natronlösung. Man spült dann sorgfältig
mit Wasser, um alles Alkali zu entfernen; es empfiehlt sich nachträglich die Waren in eine Wein-
steinlösung einzulegen, die auf 11 Wasser 1 g Weinstein enthält. In dieser Lösung kann die Ware
liegen bleiben bis sie oxydiert werden soll. Vor dem Färben ist es zweckmäßig, den Gegenstand
noch in Alkohol zu tauchen, um ein vollständiges Benetzen zu bewirken.
Um Eisenteile oder Guß zur Feuerverzinkung vorzubereiten, entfettet man die
Stücke durch kochende starke Sodalauge, entfernt weiter den Rost durch Beizen, in warmer
10proz. Schwefelsäure, neutralisiert durch Nachspülen in Kalkwasser und entfernt den gebildeten
Schlamm durch Bürsten. Um nun besonders guthaftende Überzüge zu erreichen, verkupfert
man die Eisenteile in einer lOproz. Kupfervitriollösung mit 5 ccm Schwefelsäure im Liter Wasser
oder man beizt sie nach Spülung mit reinem Wasser in reiner Salzsäure, spült ab, taucht sie während
5 Minuten in ein Chlorzinkgemisch mit Salzsäure und destilliertem Wasser und erhält so bei rich-
tiger Temperatur in einem. Zinkbad, das kein Blei, wohl aber 1% Antimon enthält, einen elasti-
schen, festen glänzenden Überzug. (Elektrochem. Zeitsehr. 22, 27.)
In D. R. P. 70 781 wird empfohlen, gußeiserne Gegenstände vor der Verzinnung, ohne sie
vorher zu entkohlen, auf galvanischem Wege mit einem Eisen~ und Nickel- oder Eisen- und Kobalt-
niederschlage zu versehen.
Die Verzinnung des Eisens (durch Kochen in einer Lösung, die Zinn und Weinstein enthält)
auf einem dünnen, in einem Bade von 60 g Kochsalz, ao;g Quecksilberchlorid und 2 g schwefel-
saurem Nickeloxydul hergestellten, dünnen Nickelüberzuge beschreiben Vivlen und Lefebre
in Polyt. Zentr.-BI. 1860, 1625.
Nach D. R. P. 325 668 überzieht man Eisen- oder Stahlblech, -draht oder -band, ehe man es
in das schmelzflüssige Zink- oder Zinnbad taucht, elektrolytisch mit einer dünnen Schicht des-
selben Metalls.
Nach D. R. P. 58 976 werden die zu verzinnenden Eisenbleche vorher in eine nur wenig über
ihren Schmelzpunkt erhitzte Mischung von Harz, Paraffin und Palmöl getaucht, wodurch eine die
Oxydation verhindernde, nicht abblätternde, schnell erstarrende Schicht erzeugt wird.
Um Gußeisen zum Verzinnen vorzubereiten zieht man es durch eine Lösung von Harz in Salz-
säure und Glycerin mit oder ohne Salmiak bzw. setzt schon dem geschmolzenen Eisen 1,5% Zinn
zu. (D. R. P. 32 090 bzw. 33 629.)
Ein Schutzmittel gegen Oxydation beim Verzinnen von Blechen wird nach D. R. P. 219167
aus einer Fettsäure (Stearinsäure), einem Mineralöl als Verdünnungsmittel, dessen Entfiam-
mungspunkt bei 200 bzw. 385 ° liegt, je nachdem, ob man ein Zinn- oder Bleimetallbad ver-
wendet, und schließlich aus einem Fett (Ricinusöl, Talg, Knochenöl usw.) hergestellt. Das Ge-
misch wird zunächst einige Zeit auf 232 ° erhitzt, abgekühlt und filtriert.
Von den vier in Betracht kommenden Verzinkungsmethoden finden die beiden ersten, näm-
lich das Verzinken durch Eintauchen der Metalle in geschmolzenes Zink (also bei etwa 427°),
ebenso wie die Galvanometallisierung, die häufigste Anwendung. Man zieht die elektro-
lytisch verzinkten Drähte den feuerverzinkten vor, weil sich bei der ersteren Methode keine
die Festigkeit des Drahtes herabmindernde Eisenzinklegierung bildet. Überdies ist die galva-
nische Verzinkung wesentlich billiger, denn während man früher für 1 qm Blech bei der
Feuerverzinkung etwa 1 kg Zink brauchte, kommt man durch Vervollkommnung der Methoden
heute schon mit 400 g aus, und bei der elektrolytischen Verzinkung genügen 200 g des tther-
zugsmetalles, um 1 qm Eisenblech vor Rost zu schützen.
Einer Abart der Schmelzverzinkung liegt folgendes Prinzip zugrunde: Man beizt den Stahl
zuerst in Schwefelsäure, taucht ihn soda.nn in ein Bad, das Salzsäure, Quecksilberchlorid und Sal-
miak enthäl~, trocknet den Gegenstand und taucht ihn in das geschmolzene Zinkbad. Es bildet
sich an der Berührungsfläche zwischen Stahl und Zink zunächst eine Amalgamschicht, dann
entweicht das Quecksilber bei höherer Temperatur, und an seine Stelle tritt das Zink in die frei-
gewordenen Poren des Metalles. (Lohmannisieren.) Vgl. Chem.-Ztg. Rep., 19l2, 386 u. 410.
Zwei weitere Methoden, bei denen das gesamte Zink verbraucht und eine völlige Gleich-
mäßigkeit des Überzuges erzielt wird, haben inzwischen größere Bedeutung erlangt. Nach dem
einen dieser beiden Verfahren überzieht man das Eisen trocken mit Zinkstaub oder bettet es
in diesen ein (um Oxydationen zu verhüten setzt man dem Zinkstaub 3% Holzkohle zu) und
erhitzt in luftdicht verschlossenen Gefäßen auf 260-317° (Sherardprozeß). Nach dem
zweiten Verfahren setzt man die zu galvanisierenden Gegenstände in einem Drahtbehälter der Ein-
wirkung von Zinkdämpfen aus. Dieses Verfahren hat den Vorteil, daß die Gegenstände mit
dem geschmolzenen Zink nicht in Berührung kommen. (Cowperprozeß.)
Das Verfahren der Verzinkung in einem kochenden Bade, bestehend aus einer verdünnten
Paste aus Phosphorsäure und Zink, bezeichnet man als Coslettisieren. Vgl. [167].
Über die vergleichende Untersuchung von Blechsorten, die sich beim Verzinken verschieden
verhielten, berichten E. Heyn und 0. Bauer in MltteUg. v. Materialprüfungsamt 1908, 200.
Nach Mitteilungen des Materialprüfungsamtes behalten verzinkte Siemens-Ma.rtin-
Flußeisenbleche beim Beizen und beim Glühen bei Temperatur des flüssigen Zinkbades (420°)·
ihre Festigkeitseigenschaften und erst bei 850° verringert sich die Bruch- und Streckgrenze in
geringem Grade.
Nach Untersuchungen von J. Szlrmay sind die elektrolytisch verzinkten Drähte gegen mecha-
nische wie gegen chemische Einflüsse am beständigsten, da der Überzug aus reinem Metall besteht
und nicht, wie beim heißverzinkten Draht, zum Abbröckeln neigt. Die nach dem Tauch- oder
Wischverfahren auf Drähten erzeugten Zinkschichten sind wertlos. {Z. f. Elektroehem. 1906,
338.)
Elektrolytisch verzinktes Eisen ist jedenfalls dem mit meist unreinerem Metall hergestellten feuer-
verzinkten Material, das infolge der Bildung von Lokalströmen leicht zersetzt wird, in jeder Hin-
sicht überlegen. Es verhält sich, wenn das Zink porenfrei niedergeschlagen wurde, wie ein reines
Stück Zink. (M. Sehlötter, Stahl u. Elsen 89, 243.)
Nach Versuchen von E. Heyn und 0. Bauer zeigt sich jedoch ein Unterschied in der Wider-
standsfähigkeit der elektrolytisch oder in Feuer verzinkten Eisenrohre, besonders deutlich bei der
192 Metalle und Minerale.
Prüfung mit feuchtem Schwefeldioxyd und Kohlensäure, bei der die elektrolytisch verzinkten
Rohre wesentlich stärker angegriffen wurden als die im Feuer verzinkten. (Mitteilg. v. Materlai-
prüfungsamt 30, 101.)
Nach E. S. Mowry (Ref. in Jahresber, f. ehern. Tecbn. 1906, 291) ist der heiß hergestellte
Zinküberzug auf Eisen gegenüber Witterungseinflüssen viel widerstandsfähiger als das auf
kaltem Wege elektrolytisch verzinkte Material. Dagegen ist die Heißverzinkung bei Röh-
ren nach Scharnke und Dobritz, Gesnndheitsing. 1907, 188 weniger dauerhaft als die elektro-
t ytische V erzinkung.
Verzinkung für Gegenstände, die starke Temperaturunterschiede aushalten müssen, wie Heizungs-
rohre, da dann im Gegensatz zur Feuerverzinkung leicht Blasenbildung eintritt.
Nach C. Richter, Die galvanische Verzinkung des Eisens, Leipzig 1895, eignet sich zum Ver-
zinken von Eisenwaren auf galvanischem Wege ltm besten eine neutrale Lösung von schwefel·
saurem Zink. Die Vorteile des Verfahrens bestehen darin, daß man eine fast silberweiße Oberfläche
erhält und daß eine Schwammbildung nur bei niedrigen Stromdichten auftritt, während bei
Stromdichten zwischen 200 und 700 Amp. auf 1 qm reine Oberflächen erhalten werden.
Nach D. R. P. 240 680 ist es besser, bei der Verzinkung von Eisen statt reiner Zinkanoden
solche aus Legierungen zu verwenden, die weit stärker verbraucht werden können, ehe sie zer-
fallen. Eine solche Legierung besteht z. B. aus 96-99,5% Zink, 0,1-1,5% Blei, 0,1-0,5%
Eisen, 0,1-2% Zinn, 0,1-0,5% Kohlenstoff und 0,05-0,5% Aluminium. Weitere Vorschriften
im Original.
Um auch auf galvanischem Wege nicht matte, krystallinische, sondern kompakte, glänzende
Zinküberzüge zu bekommen, verwendet man ein Bad, das im Liter 140,2 g krystallisiertes Zink-
sulfat, 42,6 g Ammoniumsulfat und 1,3 g freie Schwefelsäure enthält, und arbeitet mit einer
Dichte von 1,5-2 Amp./qdm und einer Spannung von 1,6-2,4 Volt. Die an der Kathode haftende
Gasschicht wird jeweils mit einem Wattebausch entfernt und weiter sorgt man beim Eintreten
einer Trübung durch Zusatz geringer Schwefelsäuremengen für bleibende Klarheit des Bades. Zu
seiner Konstanterhaltung ist die Anwendung einer Zusatzflüssigkeit bestehend aus 20,882 g Wasser,
0,889 g Ammoniumsulfat und I g Schwefelsäure erforderlich. (C. Richter, Elektrochem. Zeitschr.
1908, 194.)
Zum Verzinken von Stahl kann man auch in der Weise verfahren, daß man eine 30proz.,
mit Kieselsäure und Zink gesättigte Fluorwasserstoffsäure auf eine IOgrädige Flüssigkeit ver-
dünnt und zur Abstumpfung der Säure etwas Ammoniumcarbonat hinzufügt bzw. eine Zink-
sulfatlösung mit einer geringen Menge Fluorwasserstoffsäure versetzt und diese in ihrer Leit-
fähigkeit erhöhte Lösung als Elektrolyt verwendet. (A. P. 901 758.)
Zum elektrolytischen Überziehen von Eisen wird nach A. P. 930 815 die Anwendung einer
30gräd. Zinkfluoridlösung, die Aluminium oder Zinksalze und etwas Gelatine enthält,
empfohlen.
Zur elektrolytischen Verzinkung von Eisen verwendet man nach A. P. 1012665 ein höchstens
30° warmes Bad, das I2 kg Zinksulfat, 3 kg Salmiak, 2 kg Natriumsulfat und I kg Schwefel-
säure in 100 kg Wasser enthält.
Nach E. P. 11271{12 verwendet man als Elektrolyten zum Niederschlagen von Zink bei einer
Stromdichte von I Amp. auf 1 qcm mit Zinkanoden eine Lösung von je 2}'2 kg Kochsalz und Wein-
steinsäure und 8 kg Salmiak in 100 1 Wasser unter Zusatz von 40 I 46gräd. Chlorzinklösung.
Um Eisen zu verzinken, entfettet man den Gegenstand, befreit ihn von der Oxydschicht und
bringt ihn nach D. R. P. 151336 als Kathode in ein Bad von 10 g Chlorzink und 10 ccm Pyridin
in IOOO ccm Wasser und so viel Salzsäure, bis das Pyridin-Zinkdoppelsalz in Lösung gegangen
ist. Es ist nur eine Stromstärke von etwa 0,2 Amp. auf ein qdm nötig.
Um Eisen elektrolytisch zu verzinken, löst man zur Herstellung des Elektrolyten nach
D. R. P.154 492 5 kg einer 50proz. Chlorzinklösung und I}'2 kg Soda in 101 Wasser, löst ferner
6 kg Gummi arabicum und 3 kg Salmiak in 20 1 kochendem Wasser, vereinigt die Lösungen, kocht
kurze Zeit, füllt auf 100 1 auf und filtriert Man erhält so schon mit geringer Badspannung von
0,25-0,75 Volt in klarbleibenden Bädern einen sehr dichten Zinküberzug, der auch bei nach-
träglicher Bearbeitung des Eisens nicht abbröckelt. Es braucht nur das ausgeschiedene Metall
und das verdunstete Wasser ersetzt zu werden.
Zur Erzeugung glänzender Metallüberzüge auf anderen Metallen auf galvanischem Wege
setzt man den Bädern nach Classen (Chem. Zentr.-Bl. 1907, Nr. 12) Lösungen von Glykosiden
oder Phloroglykosiden, z. B. Extrakte von Pflanzen, Wurzeln oder Rinden zu, die diese Substanzen
enthalten. Ein solches Bad setzt sich nach A. P. 809 492 beispielsweise zusammen (zum Verzinken
von Eisen besonders geeignet) aus 20 kg Zinksulfat, 4 kg Natriumsulfat, 1 kg Chlorzink, 0,5 kg
Borsäure, 5 kg Lakritzenextrakt und 100 I Wasser.
Zur Verzinkung reliefartig verzierter Stahlgegenstände (Gewinde) eignet sich Zinkcyanid-
lösung als Elektrolyt, für Gußeisen stellt man die Lauge aus Zinksulfat, Aluminiumsulfat und
Zinnchlorid her. Die Ausführungsarten der Verzinkung und die Durchführung der Verfahren
beschreibt T. C. Eichstaedt in Metal lnd. 17, 325.
Zur Herstellung eines reinen Zinkniederschlages benützt ma,n z. B. ein Bad, das durch Lösen.
von 5 TI. Zinksulfat (oder 3 Tl. Zinkchlorid, 6 Tl. Zinkacetat oder Zinkoxalat) in 100 Tl. Wasser
unter Zusatz von 0,01 Tl. Citronen-, Wein- oder Essigsäure (die von Zeit zu Zeit erneuert werden)
bereitet wird. In analoger Weise kann man zinnhaltige oder quecksilberhaltige
Zinkniederschläge durch Lösen von Zinnchlorid bzw. Quecksilberchlorid in den Zinkbädern er-
halten. Als Anode dient eine Zinkplatte, bei Anwendung des Zink-Zinnbades jedoch eine Platte
aus 98% Zink und 2% Zinn. (D. R. P. 49826.)
Zur Galvanisierung des Eisens (so bezeichnete man früher den Verzinkungsprozeß) schlug
man das Zink aus einer Zinksalzlösung elektrolytisch auf dem Eisen nieder und erhitzte die Gegen-
stände dann bis zum Schmelzpunkt des Zinks in einer heizbaren Kammer. (D. R. P. 17 406.)
Zum Schutz von Eisen und Stahl gegen Korrosion schlägt man auf der gereinigten Fläche
galvanisch einen dicken EisenniederschIa g nieder, verzinkt die Stücke sodann und bewirkt
die Vereinigung der Niederschläge durch einen folgenden Heiz- und Brennprozeß. (D. R. P. 824198.),
Eisenoberflächenbehandlung, Färbungen und Schichten. 195
Um Fahrrad- und Automobilradfelgen gegen Rost zu schützen, verzinkt man sie
in zwei Stufen nur auf den Teilen der Innen- und Außenfläche der Kehle, die mit dem Reifen in
Berührung kommen, auf elektrolytischem Wege, während man den übrigen Teil, soweit er nicht
auf der Holzfelge aufliegt, zweckmäßig lackiert. (D. R. P. Anm. C. 22159, Kl. 48 a.)
136. Sherardprozeß.
Über den Sherardisierprozeß wird in Elektrochem. Zeitschr. 23, 43 berichtet.
Einzelheiten über die Ausführung des Sherardprozesses, über die Weiterverarbeitung der
verzinkten Gegenstände, den erzielten Rostschntz, die Anwendbarkeit und die Kosten des Ver·
fahrans bringt E. Bernheim in Stahl u. Eisen 32, 857.
Vor dem Sherardisieren behandelt man das Eisen vorteilhaft mit einem Luftgebläse und
verwendet dann im weiteren nur Zinkstaubsorten , die mindestens 85% metallisches Zink,
8-10% Zinkoxyd und höchstens 1,25% Blei enthalten, da die Überzüge sonst ebenso wie wenn
im Eisen Heimengungen vorhanden sind ungleichmäßig und klumpig ausfallen. Zur möglichst
gleichmäßigen Erhitzung wäre es am besten einen elektrisch beheizbaren Apparat zu verwenden,
dessen Temperatur stets auf 350--375° gehalten werden kann. Ferner würde es sich empfehlen
in evakuierten Trommeln zu verzinken, da der Überzug dann schneller und dabei doch in
gleicher Dichte und Stärke entsteht als bei offenen Apparaten und nicht zur Sprödigkeit neigt.
(Bayer. lnd.- u. Gew.-Bl. 102, 55.)
Zum Verzinken metallischer Gegenstände werden sie nach D. R. P. 134 694 in gut gereinigtem,
abgebeiztem Zustande mit Zinkstaub bedeckt und unter Luftabschluß in geschlossenem Metall-
behälter etwa 1 Stunde schwach geglüht. Bei der Einführung der zu verzinkenden Gegenstände
in den Zinkstaub, der unter Luftabschluß auf 150--200° erhitzt ist, bildet sich bei dieser
niederen Temperatur beginnend eine Eisen-Zinklegierung, die 8-10% Eisen enthält, der Formel
FeZn10 entspricht, sehr zähe und hart ist und den Hauptwiderstand gegen Korrosion zu bilden
scheint, während in dem Maße, als die Erwärmungsdauer und die Temperatur steigt, reines Zink
auf dieser Legierung abgelagert wird. Über das Verzinken von Draht nach diesem Verfahren
siehe A. Sang, Chem.-Ztg. 1911, 1428.
Nach D. R. P. 206 902 verwendet man zweckmäßig ein Gemenge von Zinkstaub, Kohlen·
pulver und dem achtfachen Gewicht eines indifferenten Stoffes (Sand oder Kalk) und erhitzt
in einem Gasofen etwa 1 Stunde unter konstanter Bewegung auf schwache Rotglut. Eisen und
Stahl lassen sich so, ohne an Härte zu verlieren, verzinken, und auch wenn die Schicht abgeschabt
ist, bleibt die Beständigkeit dieser Metalle gegen atmosphärische Einwirkungen erhalten, da das
Zink tief eindringt. In analoger Weise kann man Eisen auch mit Kupfer oder Antimon über-
ziehen, bei Anwendung von Kupferoxydul mit feinverteiltem Kupfer, bzw. Antimon mit Antimon-
oxyd und einem indifferenten ZusatzmitteL
Dieses Verzinkungsverfahren ist auch im Kunstgewerbe anwendbar, um Zeichnungen auf
Metallgegenständen anzubringen. Man überzieht den Gegenstand mit einer geeigneten Paste, hebt
die Zeichnung mit einer Spachtel heraus, bettet jenen in Zinkstaub ein, erwärmt das Ganze
schwach je nach der gewünschten Metalldicke zwischen einigen Minuten und mehreren Stunden
und erhält so einen fest haftenden Zinkniederschlag in Form der angebrachten Zeichnung. (Bayr.
lnd.- u. Gew.-Bl. 1908, 1382.)
In D. R. P. 261 414: wird empfohlen, statt des gewöhnlichen Zinkstaubes zum Sherardi-
sieren des Eisens eine Legierung zu verwenden, die man durch Zusammenschmelzen von
Zink mit 3--7% Eisen gewinnt. Sie wird in Stücke gebrochen mit Eisen zusammen auf Rotglut
erhitzt und fein gepulvert. Sie eignet sich deshalb besser zur Eisenverzinkung, weil sie weit höher
schmilzt als das Zink selbst. Die Legierung entspricht ihrer Zusammensetzung nach der Formel
FeZn10 (s. o.) und besitzt gegenüber Eisen nur ein so schwaches elektrisches Potential, daß die Ab-
nutzung der Überzüge durch galvanische Korrosion sehr gering ist. Sie ermöglicht ferner das
Arbeiten bei einer viel höheren Temperatur als b.E)i Anwendung von Zinkstaub, so daß die Überzug-
bildung rasch erfolgt. Da die Legierung beim Offnen der Trommel in Berührung mit Luft nicht
leicht verbrennt, brauchen die Metallgegenstände nicht gekühlt zu werden. (D. R. P. 251 414.)
Über Herstellung dieser körnigen zur Verzinkung durch Aufreiben geeigneten Zink-
eisenlegierung siehe Meta~techn. 1918, 89. ·
Ein Verfahren zum Überziehen von metallischen Gegenständen mit Metallen in Staubform
mit oder ohne Beimischungen in der Hitze, ist dadurch gekennzeichnet, daß die Gegenstände
13*
196 Metalle und Minerale.
ebenso wie der Metallstaub einem Behälter kontinuierlich mit verschiedenen Geschwindigkeiten
zugeführt und ihm auch kontinuierlich entnommen werden. Der so in einer besonderen Vor-
richtung erhaltene Überzug wird auch beim Biegen oder Börteln der überzogenen Materialien
nicht verletzt. (D. R. P. 291410.)
Zum gleich~itigen Reinigen, Glühen und Verzinken von Draht nach einem dem
Sherardverfahren ähnlichen Zementierungsprozeß erhitzt man die Drähte mittels des durch-
geleiteten elektrischen Stromes auf 800-900° und zieht sie durch kalten Zinkstaub. Das Ver-
fahren ist einfacher als die heiße Galvanisierungsmethode, wenn auch teurer, und liefert einen
ßilberähnlichen, gegen Korrosion und Salzsäure beständigen Zinküberzug. (A. Sang, Ref. in
Zeitschr. f. angew. Chem. 1910, 1001.) Vgl. Elektrochem. Zeitschr. 18, 847.
Über deutsche Münzmetalle im Kriege, besonders die Herstellung der nach dem Sherard-
prozeß verzinkten 5- und 10-Pfennig-Stücke aus möglichst wenig Kohlenstoff enthaltendem weichem
zähem Siemens-Martin-Flußeisen, ferner über die Herstellung der I-Pfennig-Stücke aus Aluminium
siehe Trenkner, Metall u. Erz 1918, 68.
Die eisernen Fünfpfennigstücke werden nach dem Sherardprozeß vor dem Prägen und
Rändeln in der Weise rostsicher mit Zink überzogen, daß man die eisernen Plättchen in einem
Gemisch von Zinkstaub und Sand auf eine Temperatur unterhalb des Schmelzpunktes des Zinks
erhitzt, so daß sie Zink in sich aufnehmen und einen festhaftenden Überzug erhalten, der beim
folgenden Prägen nicht reißt. (Stahl u. Eisen 36, 1162.)
Über die Widerstandskraft der Münzen, besonders des Kriegsgeldes, gegen Abnutzung
siehe Trenkner, Umschau 23, 468.
Zur Eisenverzinkung überstreicht man den gutgereinigten Gegenstand mit einem wässe-
rigen Brei von 88 Tl. Zinkstaub, 2 Tl. Lampenruß und 10 Tl. Ton, erhitzt ihn dann während einer
halben bis 4 Stunden auf 315-540°, läßt ihn in luftfreier Atmosphäre abkühlen und entfernt
den Pastenüberschuß von der verzinkten Oberfläche. (A. P. 928 398.)
Vgl. das ähnliche Verfahren des A. P. 909 274, bei dem ohne Rußzusatz nur ein Gemenge von
90 Tl. Zinkstaub und 10 Tl. Ton verwendet wird.
Auch Gußeisen kann man im Zinnschmelzbade verzinnen, doch spielt die Zusammensetzung
des Eisens eine bedeutende Rolle. Eine gut verwendbare Eisenlegierung soll mindestens 2,5%
und nicht mehr als 2,75% Silicium, weniger als 0,08% Schwefel, 0,2-0,4% Phosphor,
0,6-0,8% Mangan und wenig Gesamtkohlenstoff enthalten. Die mit dem Sandstrahlgebläse vor-
behandelten Gegenstände werden kurze Zeit in 3proz. wässeriger Flußsäure gebeizt und nach-
folgend mit Zinkchlorid behandelt, worauf man die Gußstücke in das geschmolzene Zinn taucht
und sie solange darin läßt, bis sie die Temperatur des Bades angenommen haben. (W. H. Parry,
ZentJ.:albl. 1919, 11, 419.) -
Über Verzinnung von Gußeisen für Küchengeräte siehe Polyt. Zentr.-BI. 1855, 763.
Zur Verzinnung von Gußeisen werden die Gegenstände nach Elektrotechn. Zeltscbr. 1908,
'06 zunächst gebeizt, dann mittels Zinkkontaktes oder mit Hilfe des galvanischen Stromes
mit einer dünnen Kupferhaut überzogen, worauf man einen besonderen Zinn- bzw. Bleianstrich
aufträgt und diesen mit der Lötlampe aufschmilzt. 1 kg des Pulvers gibt mit der beigegebenen
Flüssigkeit etwa 2 kg streichfähige Masse, die für die Verzinnung von etwa 20 qm Oberfläche aus-
reicht. [70], [138.]
wenn mehr als 1,5% Kohlenstoff im Gußeisen vorhanden sind, muß man die Stücke durch Tempern
entkohlen, da der Zinnüberzug sonst abblättert. Dieses teuere Tarnperverfahren wird besser
durch elektrolytische Verkupferung bei Gegenwart von Cyankalium ersetzt. Die verkupferten
Gegenstände werden ebenfalls, ehe man sie in das Zinnbad taucht, in einer gesättigten Zinnchlorid-
lösung vorbehandelt. Da eine Blei-Zinnlegierung auf Gußeisen besser haftet als reines Zinn, bringt
man die Gegenstände zuerst in die Schmelze einer 10% Blei enthaltenden Zinnlegierung, dann
in eine zweite etwas Nickel enthaltende Schmelze, dann in reines Zinn, nachdem abermals eine
Zinnchloridlösung als Zwischenbad gewählt wurde, und schließlich in ein Bad von 99,5 Tl. Zinn
und 0,5 Tl. Wismut. Man kühlt die Gegenstände dann, um hohen Glanz zu erzielen, rasch
ab. Auch F. Hartmann (s.o.) empfiehlt dem geschmolzenen Zinn 6-10% Wismut zuzusetzen
oder von einer Legierung auszugehen, die auf 160 Tl. Zinn 10 Tl. Nickel enthält. Doch hängt
die Gleichmäßigkeit der Zinnschicht in erster Linie von der sachgemäßen Fertigstellung des ver-
zinnten Drahtes ab, den man am besten zwischenWalzen passieren läßt, die mit Wollstoff über-
zogen und mit Kreidepulver eingestäubt sind.
Zur Herstellung teilweise verzinnter Eisengegenstände verzinnt man die Stücke zuerst
vollständig und ätzt dann den Zinnbelag an den gewünschten Stellen galvanisch fort. Dadurch
entstehen zinnfreie raube Stellen, die den später aufgebrachten Lack sehr fest halten und auch
bei der evtl. folgenden galvanischen Weiterverarbeitung kein Metall mehr annehmen. (D. R. P.
301678.)
Zum einseitigen Verzinnen von Blechen verlötet oder verschweißt man zwei Bleche an den
Rändern dicht und taucht sie so in das Zinnbad. Nach derVerzinnung werden dieBleche wieder
getrennt und zeigen unerwarteterweise keine Ausbauchung, die wegen der während des Pro-
zesses eintretenden Luftausdehnung zwischen den Blechen erwartet werden konnte. (D. R. P.
300 380.)
Völlige Sicherung gegen das Ausbauchen der Bleche im Zinnbad erreicht man nach den
Angaben des D. R. P. 801898 jedoch nur, wenn man die Bleche vor dem luftdichten Ver-
schließen der Ränder durch Lötung oder Schweißung auf die Temperatur des Zinnbades vor-
erhitzt.
Zum einseitigen Verzinnen von Eisenblech versieht man es in rohem oder dekapiertem Zu-
stande auf der einen Seite mit einem einzubrennenden Erdfarbenanstrich, der durch das
Säurebad nicht beeinflußt wird und kein Zinn annimmt, und taucht das Blech dann wie üb-
lich in das Zinnbad. (D. R. P. 822 690.) Nach dem Zusatzpatent versieht man den einseitig
auf das Blech aufzubringenden zinnabweisenden Erdfarbenanstrich mit der gewünschten Teil-
verzinnung entsprechend gestalteten Aussparungen. Nach weiteren Ausführungsformen des
Verfahrens brennt man einen Überzug aus Ton, Tonerde oder Graphit, bzw. aus Torf, irgeneiner
Kohlenart, Erden oder Mineralfarben auf dem Bleche ein. (D. R. P. 326 669-671.)
Zum Verzinnen teilweise emaillierter Metallgegenstände überzieht man die emaillierten
Teile nach D. R. P. 108 991 mit einer dehnbaren, die Wärme schlecht leitenden Schutzdecke,
die aus Infusorienerde oder Asbest mit Harz oder Pech unter Zusatz von Fett bereitet wird und
eine Beschädigung des Emails während des Beizens und Reinigens der zu verzinnenden Teile,
ebenso wie während des V erzinnens verhüten soll.
Zur E"'eugung moireartiger Effekte auf Weißblech erhitzt man die Bleche nach R. Bitt-
ger, .Jahr.-Ber. d. physlk.·Ver. i. Frankfurt 1874/76, 21 auf etwa 228°, bis das Zinn eben zu fließen
beginnt, taucht das Blech sofort in eine Lösung von 2 Tl. Zinnchlorür, 1 Tl. Salpetersäure und
2 Tl. Salzsäure in 4 Tl. Wasser und überzieht die so behandelten, dann getrockneten Bleche
mit ein~ durch Teerfarben gefärbten alkoholischen Schellacklösung.
Nach R. Wagner, Bayer. Iod.- u. Gew.-Bl.1876, 296 kann man sich zur ErzeugungvonMoire-
effekten auf Weißblech einer wässerigen Lösung von Brom bedienen, doch ist die Schönheit
der erzielten Zeichnung bei weitem nicht so groß wie bei Anwendung von Salpetersäure.
Zur Herstellung von marmoriertem Weißblech erhitzt man das Weißblech nach A. P.
800 699 bis zum Schmelzpunkt des Zinns, kühlt mit Wasser ab und wäscht mit Natronlauge
und schließlich mit Salpetersäure, um die Krystallisation sichtbar zu machen.
Über das Verzinnen von Eisenblech durch Aufpressen von Folien, die aus reinem Zinn
oder aus Legierungen von Zinn mit Kupfer und Hartblei oder mit Antimon und Wismut bestehen,
siehe Dingi• .Journ. 188, 482.
Die Kontakt. und elektrolytische Eisenverzinnung, erstere durch Tauchen, Sieden oder
Anreiben mit Verwendung von Zinnchlorür-Weinstein-Alaun- oder Alkalipyrophosphatlösungen,
letztere im alkalischen, cyanalkalischen oder pyrophosphorsaurem Bade werden als Eigenprozesse
~öchstens für billige Massenartikel ("~eißsieden von Knöpfen, Stecknadeln), sonst zur Vormetal-
lisierung des Eisens a\lsgeführt. Die Uberzüge sind viel weniger dicht als jene der Feuerverzinnung.
Heeren empfahl in D. lnd.-Ztg. 1874, Nr. 19, den Eisendraht zuerst mit Salzsäure zu ätzen
in welche ein Stück Zinn eingehängt ist, und ihn dann in Verbindung mit einer Zinktafel in ein
Bad von 2 Tl. Weinsäure in 100 Tl. Wasser gelöst, mit einem Zusatz von 3 Tl. Zinnsalz und
3 Tl. Soda zu bringen. Der Draht bleibt etwa 2 Stunden in dem Bade und wird dann durch Polieren
oder Ziehen in einem Zieheisen glänzend gemacht. Durch diese Kontaktverzinnung kann man
Eisenoberflächenbehandlung, Färbungen und Schichten. 199
.auch Draht, der schon in Spiralen gewickelt ist oder Eisenstücke anderer Form weiß beizen. Statt
des Zinnsalzes kann man auch Zinnkörner verwenden, die man mit der Weinsteinlösung begießt.
Gleiche Teile Zinnsalz und Kochsalz werden in Wasser gelöst und die Lösung in einer Por-
zellanschale bis zum Kochen erhitzt; in das kochende Bad werden die zu verzinnenden Knöpfe,
unter Umrühren mit einem Holzlöffel, eingeschüttet und so lange damit in Berührung gelassen,
bis die Verzinnung stattgefunden hat, was unter Zinkkontakt noch schneller erfolgt. Die Ver-
zinnung ist so haltbar, daß die verzinnten Gegenstände, ohne Beschädigung der Verzinnung,
starkes Reiben aushalten. (Dingi. Journ. 14:6, 393.) Dieses frühere Verfahren zum Weißsieden
der Stecknadeln (Otto, Lehrb. d. Chemie, Braunschweig 1860, Bd. II, 279) wurde später in Frank-
reich dahin modifiziert, daß man das Zinn in kieselfluorwasserstoffsaurer Lösung zur Verwendung
brachte. V gl. Elektrochem. Zeitschr. 18, 323 u. 356.
Um kleine Eisenartikel mit einem silberglänzenden Zinnüberzug zu versehen, bringt
man sie nach Elektrochem. Zeltscbr. 18, 177 mit einer Lösung von 400 g Zinnchlorür in 61 Waaser,
der man eine Lösung von 41 Natronlauge (spez. Gewicht 1,33) in 61 Waaser, ferner 60 g Cyan-
kalium und einige Zinkschnitzel beigegeben hat, in ein rotierendes Rollfaß. Nach der Verzinnung
werden die Gegenstände abgespült und zum Polieren in einer Trommel mit Sägemehl bewegt.
Verfasser beschreibt außerdem die Verzinnung von Gußeisenteilen, die man zunächst durch
Tempern oberflächlich in kohlenstoffarmes Eisen verwandeln muß, um ein ff'Stes Haften der
Zinnschicht zu ermöglichen, ferner das Verzinnen in einem wismuthaltigen Zinnbade.
Zum Verzinnen von Eisendraht auf kaltem Wege versetzt man nach dem alten Ver-
fahren von Dauble, Polyt. Zentr.-Bl. 1870, 1064:, eine gekochte Lösung von 3 kg Roggenmehl in
1001 Wasser mit 106 kg phosphorsaurem Natron, 17 kg Zinnsalz, 67 kg Zinnchlorür und 100 bis
120 g Schwefelsäure. Die Flüasigkeit wird in 8-10 hölzerne Tröge verteilt, durch die man den
Draht durchzieht. Bei Ersatz der Zinnsalze durch ein Gemisch von Cyankalium und Cyansilber
kann man auf dieselbe Weise Eisendraht in der Kälte versilbern.
Durch Verreiben von Zinnschwamm [390) mit 30% Zinkgrau und Salmiak erhält man
nach E. Puscber, Kunst u. Gew. 1882, 156, eine Paste, die sich zur billigen Verzinnung von
Eisen eignet.
Nach einem Referat in Cbem.-Ztg. Rep. 1911, 4:08 verwendet man zur elektrolytischen
Zinnplattierung von Stahl-, Schmiede- und Gußeisen einen kalten oder warmen Elektrolyten,
der im Liter Wasser 32 g Cya.nkalium, 13 g Ätzkali und 13 g Zinnchlorid enthält. Als Anoden
dienen Zinnplatten.
Ein zur galvanischen Verzinnung von Eisen und anderen Metallen besonders geeigneter
Elektrolyt wird durch Auflösung von Zinnchlorid, -citrat oder -tartrat in Salzsäure, Zusatz von
Phosphorsäure und der Lösung eines Alkalisalzes (Kaliumbitartrat, Natriumpyrophosphat oder
Ammoniumchlorid) erhalten. (E. P. 11 011/1915.)
Angaben über ältere Verfahren zum galvanischen Verzinnen und Verzinken von Eisen
nach Maistrasse-Dupre, z. B. mit Benützung eines Elektrolyten, der in 100 1 einer 3gräd. Ätz-
natronlauge, 10 g Zinnchlorür und 30 g Cyankalium enthält, und Zinnanoden, die während des
Prozesses in Lösung gehen, finden sich im Polyt. Zentr.-Bl. 1870, 423. Siehe auch die ausführ-
lichen Angaben in Polyt. Notizbl. 1871, Nr. 3; 1874, Nr. 19 und Ber. 1874, 14:65.
Zum Verbleien von Eisen oder anderen Metallen erzeugt man zuerst im Sud- oder Kontaktbad
eine festhaftende, hauchartig dünne Bleischicht und verbleit dann erst zur Erzielung dicker
Überzüge auf galvanischem Wege. (D. R. P. 310 176.)
Nach A. P. 1379 998 werden die Eisengegenstä.nde, ehe man sie auf schmelzflüssigem Wege
verbleit, mit einer Quecksilberschicht elektroplattiert.
Der Lohmannprozeß (133.] ist auch auf die Verbleiung des Eisens anwendbar. Der
Gegenstand wird in Schwefelsäure gebeizt und dann zuerst in ein Bad aus Salzsäure, Quecksilber-
chlorid und Salmiak getaucht, getrocknet und nun in ein Bleibad gebracht. Dabei bildet sich
zuerst an der Berührungsfläche von Blei und Eisen eine Amalgamschicht, bei höherer Temperatur
verflüchtigt sich das Quecksilber und das Blei tritt in die Poren des Eisens ein, so daß ein voll-
kommen festhaftender Bleiüberzug resultiert.
Um dem Entmischen eines zur Eisenmetallisierung dienenden, geschmolzenen Blei-
Zinkbades vorzubeugen, setzt man ihm nach A. P.1076o88 von Zeit zu Zeit etwas Queck-
silber zu.
Nach D. R. P. 327 218 kann man den häufig porösen Bleiüberzug der Feuerverbleiung da-
durch dichten, daß man ihn nachträglich elektrolytisch nachverbleit.
Nach einem von L. Schulte aufgefundenen Verfahren zum Schutze von Eisen und Stahl
gegen Rostbildung, besonders unter dem Einflusse der schwefeldioxydreicheR Luft in
Industriestädten, überzieht man das Eisen zunächst elektrolytisch mit Zink und schlägt dann
auf dem Zink Blei nieder, so daß die ersteren beiden Metalle durch das elektronegative Blei und
das Eisen durch das positive Zink geschützt erscheinen. Dieses Zi- Led. Verfahren läßt sich
auch auf Aluminium und überhaupt jedes Metall anwenden und bedarf keiner längeren Zeit als das
Verzinken auf kaltem Wege erfordert. Der erhaltene weiche und biegsame Zink-Bleiüberzug läßt sich
weiter metallisieren, färben oder emaillieren und wirkt wesentlich besser als das von demselben
Erfinder angegebene Verfahren der einfachen Verblei ung des Eisens. (Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl.1 01, 186.)
Zur Verbleiung von verzinktem Eisenblech taucht man dieses in ein geschmolzenes,
mit Blei gesättigtes, 4% Zink enthaltendes Bad, das, im Gegensatz zu einem zinkfreien Bleibad,
die Eigenschaft besitzt, kein Zink mehr aufzulösen, so daß sich auf der Zinkschicht, die erhalten
bleibt, und die Bindung bewirkt, eine Bleihaut untrennbar auflegt. Man erhält so ein korrosions-
sicheres Eisen, da es nicht nur durch den elektropositiven Überzug des Zinks geschützt ist, sondern
letzteres auch seinerseits durch den elektronegativen Bleiüberzug Schutz erhält, so daß ein An-
strich unnötig ist. (A. P. 909 869.)
Zur rostsieheran Plattierung von Eisen und Stahl verbleit man es zunächst und verzinkt
es dann elektrolytisch. Der verbleite und verzinkte Gegenstand wird auf eine Tem~ratur erhitzt,
bei der sich Blei und Zink legieren, so daß sich eine, die ganze Bleischicht überziehende Bleizink-
legierung bildet. (D. R. P. 208100.)
Ein Überzug mit der Legierung aus 7-8 Tl. Blei, 1 Tl. Zinn und etwas Antimon (zur Här-
tung) soll Eisen besser vor Rost schützen als .t:ine Zinkschicht. (Polyt. Zentr.-Bl. 1804, 1272.)
Eine Metanegierung fiir rostschützende Uberzüge von Eisen und Stahlblechen erhält man
durch Eingießen von 1 Tl. 8-10% Antimon enthaltendem Hartblei in 0,5 Tl. erwärmtes Alumi-
nium, worauf man 1 Tl. Zinn und 97,5 Tl. Weichblei zusetzt. Statt des Hartbleies kann man
auch 1 Tl. Antimon verwenden. (D. R. P. 316 074.)
Nach A. P. 1367 907 überzieht man Eisen- oder Stahldraht in einer Schmelze aus 91% Blei,
8 %Antimon und 1% Zink.
Nach D. R. P. 11801 taucht man die gereinigten Bleche zunächst in ein mit einer Schicht
Naphthalin bedecktes Bad, das 100 Tl. Salmiak und 455 Tl. Chlorzink in 455 Tl. Wasser gelöst
enthält und bringt. sie noch feucht in eine Schmelze von 25-38 kg Zink, 47-49 kg Blei, einer
Legierung aus 84-168 g Nickel und 1,5-3 g Blei und 15 kg Zinn.
Zum Überziehen von Eisendraht mit Blei werden die Gegenstände nach Sehwed. P. 88 8oö
zuerst in einem schwefelsauren, wässerigen Kupfervitriolbade verkupfert, sodann in Salzsäure
getaucht und schließlich in das Bleibad eingelegt.
Vorschriften zum Überziehen von Eisen mit Blei finden sich auch in Metallteehn. 1918, 289.
Zur Kontaktverbleiung von Eisen und Stahl setzt man dem Bade als Depolarisator
Bleisuperoxyd zu, das bei seiner Zersetzung Sauerstoff abgibt, der mit dem am Arbeits-
stück auftretenden Wasserstoff Wasser bildet, wodurch die Bildung eines glatten Niederschlages
begünstigt wird. (D. R. P. 313 268.)
Zur homogenen Verbleiung von Stahl und Eisen bringt man die durch Sandstrahl oder elektro-
lytische Beizung sorgfältig gereinigten Gegenstände in ein Blei· Fluorsilicatbad, wendet
während 10-30 Sekunden eine abnorm hohe Stromdichte, die das Doppelte bis Dreifache der
normalen beträgt, an und erwärmt den Gegenstand dann auf 32-43°. Der Elektrolyt enthält
9-11% Blei und 10-12% Kieselfluorwasserstoffsäure mit einem Zusatz von 1-2 g Gelatine
pro 4,5 1 Wasser. (W. Thum, Chem. Zentr.-Bl. 1919, IV, 467.)
Um eiserne Modelle rostsicher zu machen, werden sie nach einem Referat in Chem.-Ztg.
Rep. 1910, 164 zunächst mit dem Sandstrahlgebläse vom Staub und Schmutz befreit, dann in einer
heißen Schwefelsäurelösung, die 125 ccm 66gräd. Schwefelsäure im Liter enthält, 5 Minuten
vorbehandelt, gewaschen und 5 Minuten lang in heiße, 10proz. Natronlauge eingelegt. Dann reibt
man die Modelle gut ab, taucht wieder in Schwefelsäure, spült mit Wasser und legt sie in eine
schwache Cyankalilösung. Man wäscht, elektroplattiert mit der üblichen heißen Kupfercyan-
kaliumlösung, wäscht, trocknet und überzieht mit Paraffin.
Im Chem. Zentr.-Bl. 1865, 1024 beschreibt Dullo ein eigentümliches Verfahren der Verkupfe-
rung des Gußeisens in einem Bade, das 25 g Kupferoxyd, gelöst in 170 g roher Salzsäure und 1/ 2 I
Alkohol neben 0,251 Wasser enthält. Das Bad darf nicht sauer sein und soll in der Kälte
angewendet werden. Man erhält eine gleichmäßige, sehr dichte, fest haftende Kupferschicht, da
der Alkohol die Ausscheidung des Kupfers verlangsamt. Der Wasserzusatz ist nötig, da sich in
reinem Alkohol das Kupfer nur in sehr dünner Schicht ausscheidet. Wenn die Kupferschicht
eine genügende Dicke hat, wird der Gegenstand, ohne ihn mit den Fingern zu berühren, mit Wasser,
dann mit wenig verdünnter Salzsäure, dann mit verdünnter Natronlauge, wieder mit Salzsäure
und schließlich nochmals mit Natronlauge gewaschen, um das gebildete Kupferchlorür zu ent·
fernen. Um die so verkupferten Gegenstände mit einem silberweißen Überzuge zu versehen,
bringt man sie in ein warmes Bad von 10 g Eisenchlorid, in 0,51 60proz. Alkohol und berührt mit
metallischem Zink. Näheres, auch über das folgende Niederschlagen von Eisen auf die Kupfer-
haut, findet sich in Dingi. Journ. 174, 462.
Zur Verkupferung des Drahtes während des Ziehans auf nassem Wege bzw. zu seiner
Beizung verwendet man eine schwachsaure, Kochsalz oder Eisenchlorid enthaltende Kupfervitriol-
lösung, wendet also ein Doppelsalz an, aus dem die Kupferabscheidung leichter erfolgt als aus
Kupfervitriollösung allein und das einen besser haftenden und daher dünner herstellbaren, durch
NH 3 leicht entfernbaren Kupferüberzug liefert. Durch den Zusatz von Ammoniak zu einer kupfer-
freien Chlorid-, z. B. Eisenchloridlösung wird nach einer Abänderung des Verfahrens die Schmier-
fähigkeit des Drahtes erhöht und er bleibt bis zum Schluß vollkommen blank. (D. R. P. 299 031
und 299 032.)
Um Gußeisen nach dem Kontaktverfahren zu verkupfern und zu bronzieren, beizt man
den Gegenstand mit einer Beize aus 50 Tl. Salzsäure von 15 ° Be. und 1 Tl. salpetersaurem Kupfer-
oxyd und reibt ihn dann mit einer Lösung von 10 Tl. salpetersaurem und 10 Tl. salzsaurem Kupfer-
oxyd in SO Tl. Salzsäure mittels eines wollenen Lappens oder einer weichen Bürste ein. Nach
wenigen Sekunden spült man mit reinem Wasser ab und putzt mit einem wollenen Lappen blank.
Das genannte Verfahren wird so oft wiederholt, bis die Kupferschicht die gewünschte Stärke er-
langt hat. Um so verkupferten Gegenständen das Ansehen von antiker Bronze zu geben, betupft
man sie mit einer Lösung von 4 Tl. Salmiak, 1 Tl. Oxalsäure und 1 Tl. Essigsäure in 30 Tl. Wasser,
welches Verfahren ebenfalls so oft wiederholt wird, bis der Gegenstand die gewünschte Farbe
angenommen hat. (P. Weißkopf, Dingi. Journ. 189, 180.) Vgl. ebd. 188, 339.
141. Legierungsverkupferung.
Die verschiedenen früher üblichen Verkupferungsverfahren des Eisens sind von J. H. Johnson
in Ber. d. d. ehern. Ges. 1874, 1298 beschrieben. Man tauchte z. B. den auf die Temperatur des
geschmolzenen Kupfers erhitzten Eisengegenstand in das flüssige, mit Kryolith und Phosphor-
säure bedeckte Metall, oder man galvanisierte es nach einem anderen Verfahren als Kathode
in einem geschmolzenen Gemisch von I Tl. Kupferchlorid, 5-6 Tl. Kryolith und ein wenig Chlor-
barium, oder tauchte schließlich den Eisengegenstand in eine mit Wein- oder Oxalsäure angesäuerte
Lösung von oxa.lsaurem Kupfer und doppeltkohlensaurem Natron in der 10--15fachen Menge
Wasser. Siehe auch Dingi. Journ. 208, 50 und D. illustr. Gewerbeztg. 1873, Nr. 42.
Um fertiggeformte Eisenwaren mit einem dünnen Kupferüberzug zu bedecken, taucht man
sie in das in einem Kohlentiegel geschmolzene Gemisch von 1 Tl. trockenem Chlor- oder Fluor-
kupfer, 5-6 Tl. Kryolith und einer gewissen Menge Chlorbarium. (Polyt. Zentr.-BI. 1873, 400.)
Eine Legierung, die sich durch bloßes Ausgießen auf Eisen oder Stahl direkt untrennbar
mit ihnen verbinden soll, besteht aus: 3 Tl. Zinn, 391/2 Tl. Kupfer, 7 1/ 2 Tl. Zink. (D. Ind.-Ztg.
1870, Nr. 4~.)
Über die vielfache Anwendbarkeit des mitKupferüberzogenen Stahles siehe das Referat
in Chem.-Ztg. 1914, 428. ·
Die Herstellung verschiedener Metallüberzüge von Zink, Zinn, Silber, Kupfer usw. auf Eisen
durch Eintauchen der evtl. amalgamierten Eisenbleche in das geschmolzene Metallbad unter Ver-
wendung von Chlorzink, Salmiak, borkieselsaurem Bleioxyd u. dgl. als Flußmittel ist in Dingi.
Journ. 1851, m, 271 beschrieben.
Nach W. Tytherleigh, Polyt. Zentr.-BI. 1867, 890 überzieht man eiserne Gegenstände mit
Kupfer, Messing oder Bronze dadurch, daß man ein inniges Gemenge, z. B. von Messing- bzw. Bronze-
der Kupferfeilspänen mit Borax auf das Blech aufstreut und dieses in einen genügend hoch
.o.
geheizten Ofen einführt, wo die Vereinigung der Metalle in etwa 10 Sekunden erfolgt. Kleinere
Gegenstände werden in eine Schmelze von Messing und Borax eingetaucht. Der überzug soll
untrennbar mit dem Eisen verbunden sein, besonders wenn man die Bleche nachträglich unter
höherem Druck walzt.
Eisenoberflä.chenbehandlung, Färbungen und Schichten. 203
Zum 'Oberziehen von Eisen mit einer widerstandsfähigen kupferhaltigen Schicht werden
odie Gegenstände nach A. P. 900 668 in einem mit Kupfer ausgeschlagenen Schmelztiegel mehrere
.Stunden auf volle Rotglut erhitzt, während gleichzeitig durch den perforierten, mit Eisenspänen
bedeckten Tiegelboden überhitzter Wasserdampf eingeleitet wird. Die durch Absorption von
Wasserstoff und Kupferdämpfen gebildete Schutzdecke wird in eine schwarze Schicht ver-
wandelt, wenn man während des Abkühlans etwas Erdöl in den Tiegel bringt, so daß es ver-
-dampft. Die nach diesem Verfahren erhaltenen Eisenge~enstände lassen sich leicht verarbeiten,
'besitzen eine bessere Leitfähigkeit als Stahl, verändern steh in der Atmosphäre nicht und sind
widerstandsfähiger als Kupfer und Stahl a.llein, so daß sich das Verfahren besonders zum Ver-
kupfern eiserner Leitungsdrähte eignet.
Nach D. R. P. 240 212 überzieht man Eisen- oder Nickelplatten dadurch mit Kupfer,
Messing, Bronze oder Zinn, daß man sie hoch erhitzt und eine Schmelze, bestehend aus Kupfer,
Messing oder Bronze mit einem Zusatz von 0,2-0,5 %Natrium- oder Kaliummetall a.ufgteßt•.
·Über die Wirkungsweise der Alka.limeta.lle siehe die näheren Ausführungen in der Schrüt.
Nach D. R. P. 244 619 überzieht man Eisen oder Stahl vor dem Auftragen des eigentlichen
Meta.llniederschlages zunä.chst mit der Lösung eines im Verhältnis 2 : 1 : 1 zusammengeschmol-
zenen Gemisches aus Kupfer, Zinn und Blei in konzentrierter Salzsäure, der man die gleiche Menge
<Oxydierter Teile aus dieser Legierung solange hinzufügt, bis eine Überkupferung des Eisen-
gegenstandes stattfindet; dann folgt ein zweites Bad aus einer Lösung von 1 Tl. Zinn und 2 Tl.
Zink in konzentrierter Salzsäure, dem man eine konzentrierte salzsaure Lösung von Zinkchlorid
beigibt und schließlich das flüssige Meta.llbad. Auf. diese Weise erhält man eine meta.llische
Zwischenschicht, die die Verbindung zwischen dem eigentlichen Plattierungsmeta.ll und dem
Eisengegenstand schafft.
Nach einem neuen Schweißungsverfahren vermag man Stahl derart mit Kupfer
zu bekleiden, daß die beiden Metalle durch die Schweißung fest verbunden bzw. nach einer Ab-
äp.derung legiert werden, was sich in den mikrophotographischen Bildern durch den allmählichen
Übergang des einen Metalles in das andere scharf nachweisen läßt.
Während zur Verbindung von Stahl mit Kupfer dieses nach früheren Methoden ge-
schmolzen wurde, erhitzt man es nach diesem Verfahren nur auf 958° und führt es so in einen
plastischen, zum Schweißen günstigen Zustand über. Man vermeidet so, daß sich in dem geschmol-
zenen Kupfer Eisen löst, wodurch die erhaltenen Legierungen zu schlechten Elektrizitätsleitern
werden, und erhält nach dieser Methode der Bereitung kupferlegierungsfreien Eisens einen Eisen-
schutzüberzug, der billiger ist als Zinn und dauerhafter als Zink und Zinn, und doch keine schnellere
Korrosion bewirkt als jene, der unverkupferter Stahl ausgesetzt ist. Die so erhaltenen Stahlbleche
eignen sich besser als jeder andere Überzug als Dachmaterial, zur Auskleidung von Kanalisationen
u. dgl. und überdies ist die Kombination wegen der geringen Leitfähigkeit von Kupfer-Eisen-
legierungen auch für elektrische Zwecke geeignet. Ein 0,10 cm dickes Kupferblech verlor in Pitts-
burger Luft in 21 Monaten weniger als 0,1 %, ein mit Kupfer überzogenes Stahlblech von 0,15 cm
Dicke weniger als 0,05%, und überdies waren die Kanten nicht übermäßig gerostet. (Ref. über
eine Arbeit von J. 0. Handy in Zeltschr. f. angew. Chem. 27, 160.)
Da in diesem System Stahl-Kupfer, Kaliumcyanid in 25 proz. wässeriger Lösung das Kupfer
löst und das Eisen kaum angreüt, eignet sich Cyankalium als Lösungs- und Ätzmittel für diese
Art kupferüberzogenen Stahles. (J. 0. Handy, Ref. in Zeltschr. f. angew. Chem. 27, 679.)
Zum lötungsartigen Vereinigen von Eisen oder Stahl mit Kupfer oder Kupferlegierungen
überzieht man den Eisenstab zunächst mit einer Blei-Zinnlegierung und preßt die Stange in ein.
11:ur Verhütung der Oxydation in einem Kaliumchloridbad erhitztes Kupferrohr, dessen lichte
Weite kalt etwas kleiner ist als der Durchmesser des Eisenstabes. Erhitzt man nun das ganze
System bis nahe an den Schmelzpunkt des Kupfers, am besten auf etwa 900°, so erfolgt Zusammen-
schweißung der beiden Metalle zusammen mit der Zwischenschicht. (A. P. 1193 667.)
Zur Verkupferung von Eisenplatten bestreicht man diese kalt mit einer Paste aus 1,8 Tl.
Kupferoxydpulver, derselben·Menge gefälltem Kupfer und 3,8 Tl. 14--16grädigem mexikani-
schem Rohöl, das das Kupferoxyd zu Metall reduziert, auch reduzierend auf etwa vorhandene
Eisenoxyde wirkt und das gefällte Kupfer vor der Oxydation schützt, wenn man die Bleche nun·
mehr in geschmolzenes Kupfer eintaucht. Das Verfahren erfolgt automatisch. (J. W. Bichards,
Metal lnd. 17, 18.)
Auch wurde empfohlen, Eisen auf einer Lage Kupferchiarid liegend und mit Kohle bedeckt~
in einem Schmelztiegel zu erhitzen, und das verkupferte Eisen den Dämpfen von Zink in einem
verschlossenen Gefäß auszusetzen bzw. man überzieht den Eisendraht nach D. lll. Gewerbeztg.
1874, Nr. 8 durch Einlegen in Kupfervitriollösung zuerst mit Kupfer und erhitzt ihn dann, mit
Zinkoxydteig bedeckt, bis zu einer Temperatur, welche hinreicht, das Kupfer zu schmelzen, bis.
die Messingschicht gebildet ist.
Böttger verzinkte galvanisch verkupferte Stahlfedern auf galvanischem Wege und tauchte
sie nach dem Trocknen zur Bildung des Messingüberzuges aus den Komponenten in siedendes.
Leinöl. (Joum. f. prakt. Chem. 107, 49.)
Nach Techn. Rundsch. 1910, 641 stellt man mittels Aluminiumkontaktes einen brauchbaren~
wenn auch dünnen Messingniederschlag auf Eisendraht dadurch her, daß man diesen
in einer 90-95° warmen Lösung von 4 g Kupfervitriol, 10 g Zinkvitriol, 12,5 g Cyankalium
und 15 g Atznatron mit einem Aluminiumstab berührt. Ein wirklich haltbarer Messing-
überzug auf Eisen ist jedoch nur auf galvanischem Wege zu erzielen, z. B. in einem Elektro-
lyten, bestehend aus 21/1 Tl. Kupfervitriol, 20 Tl. Zinkvitriol, 54 Gewichtsteilen Cyankalium
in 300 Tl. Wasser. Als Anode benutzt man zwei gleichgroße Platten von Zink und Kupfer; durch
tieferes Einsenken der einen oder der anderen Platte wird die Anderung der Messingcouleur nach
Belieben bewirkt. Vor dem Vermessingen müssen die Gegenstände verkupfert sein. Auf so über-
zogenen Eisengegenständen haftet gegossenes MeBBin.g wie angelötet. (Metallarbeiter 1876, Nr. 89.)
Zum Messingplattieren benützt man einen Elektrolyten, der in 3,8 1 Wasser 142 g Cyan-
kalium·, 85 g Kupferca.rbonat, 14 g Zinkc'"'bonat und 14 g Ammoniak enthält und dem man
28 g einer glanzerzeugenden Lösung zufügt, die aus 57 g Schwefelkohlenstoff, 14 g Arsentri-
oxyd, 71 g Chloroform und 3,8 I der Messingplattierungslösung besteht. Die Glanzlösung wird
jeweils dem Bade am Abend zugegeben, worauf die Lösung am nächsten Morgen gebrauchsfertig
ist. Man arbeitet mit sehr schwachen Strömen von höchstens 1-1,5 Volt. (W. T. Donelly, Ref.
in Zeitschr. f. angew. Chem. 1909, 746.)
Die Farbe der galvanisch erzeugten Messingniederschläge ist· nicht nur von den
Mengenverhältnissen abhängig, in denen sich Kupfer und Zink in dem Oberzug vorfinden, sondern
auch von der Stromstärke, da ein stärkerer Strom mehr Zink, ein schwächerer mehr Kupfer
niederschlägt. Ebenso wird bei höherer Spannung und niederer Temperatur ein gelber oder
grüngelber Messingüberzug erhalten, während umgekehrt bei höherer TemJ.>er&tur und geringerer
Spannung ein vorwiegend roter MessinF.ederschla.g resultiert. Letzteres Jst natürlich auch der
Fall, wenn der Zinkgehalt des Bades sinkt, doch kann man in diesem Falle dlll'9h Zugabe von
Cyanzink die Auffrischung des Bades bewirken. Wichtig ist es auch, daß der Elektrolyt während
der Operation in ständiger Bewegung gehalten wird.
Ober ein Verfahren zur Erzeugung einer glänzenden Antimon- und ArsensChutzschicht
auf Eisen siehe D. Gewerbeztg. 1864, Nr. 41.
Um die Oberfläche des Eisens mit Quecksilber zu überziehen, verfährt man auf nach-
stehende Weise: Man reinigt das Eisen mit Salzsäure, taucht es hierauf in eine sehr verdünnte, mit
Salzsäure angesäuerte Kupfervitriollösung, entfernt den hierdurch entstehenden Kupferüberzug
durch Reiben und Abwaschen, und taucht das so behandelte Eisenstück in eine verdünnte, mit
einigen Tropfen Salzsäure vermischte Sublimatlösung, wodurch sich das Eisen mit einer glänzenden
Quecksilberschicht bedeckt, die fest anhaftet und das Eisen, besonders nach einer Behandlung
mit Salmiakgeist, gegen Rosten schützt. Selbst in einer mit sauren Dämpfen erfüllten Atmosphäre,
in der Eisen sehr schnell rostet, hielten sich die verquecksilberten eisernen Gegenstände sehr
gut; sie widerstehen dem Rosten besser, als mit Olfa.rbe angestrichene Eisenstücke. (H. Reinsch,
Dingi. Journ. 190, 425.)
Das "Überziehen von Eisen mit einer Aluminiumschicht (Salzsäure- oder Alkoholbad) ist ferner
in Metalltechnik 1913, 289 beschrieben.
Zum Überziehen von Eisen und Stahl mit Aluminium bestreicht man den von Oxyden
befreiten, bis fast zur Rotglut erhitzten Gegenstand mit annähernd bis zur Schmelztemperatur
erwärmtem Aluminium, kratzt dieses mittels eines mit einer Iridium-Platin- oder einer silber--
plattierten Spitze versehenen Stichels in die Oberfläche des Gegenstandes ein und läßt ihn dann
langsam abkühlen. Eisengegenstand und Aluminium werden vor der Behandlung gut gereinigt"
wobei man letzteres in kleinen Stücken mit Wasserstoffsuperoxyd und dann mit Wasser wäscht,.
den Gegenstand jedoch nach Vorbehandlung mit Ätzalkali in heiße Salzsäure, dann in eine Soda-
lösung und schließlich in eine Lösung von Kaliumpermanganat oder -chlorat bringt, wobei nach
jeder einzelnen Phase mit reinem Wasser gewaschen und getrocknet wird. Man erhält so, besonders
wenn man den Gegenstand nach dem Auftragen des Aluminiums glättet, während sie~ dieses
noch in geschmolzenem Zustand befindet, einen sehr fest haftenden gleichmäßig dichten ·überzug..
(D. R. P. 298 206.)
Nach D. R. P. 266 248 überzieht man eiserne Bleche oder Drähte in der Weise mit Aluminium,.
daß man sie zuerst verzinkt odeJI' verzinnt und während des Eintauebene in das Aluminiumbad
zur Entfernung des Zink- bzw. des Zinnüberzuges mit Bürsten bearbeitet.
Zur Herstellung von Aluminiumüberzügen auf Metallen, z. B. auf Eisen, werden die Metall-
gegenstände nach D. R. P. 76 220 mit Teerlack überzogen, den man halb trocknen läßt und mit
Aluminiumpulver eingell!täubt; dann erhitzt man auf 300--350°. Es entstehtein glatter, silber-
glänzender, abwaschbarer Überzug, der durch Aufbringen von keramischen Farben und noch-
maliges Einbrennen weiter verziert werden kann.
Zur Erzeugung von Aluminiumschichten auf E i s e n b l e c h e n überzieht man diese mit
aluminiumhaltigen Lacken, brennt den Lack aus und walzt die Tafeln nun in schmelzflüssigen
Metallbädern bzw. man arbeitet, wenn nur einseitiger Aluminiumbelag erfolgen soll, in der Weise,.
daß man einseitig lackiert, den Lack ausbrennt, die andere Blechseite mit Zinkchlorid, Salzsäure
oder anderen zur Verzinnungs-, Verzinkungs- oder Verbleiungsvorbehandlung dienenden Agenzien
behandelt und dann in geschmolzenem Zinn oder Blei walzt. Durch das schmelzflüssige Metallbad
wird ein Ankleben des A~~iniums an den Walzen vermieden. (D. R. P. 312 480.)
~ur Herstellung von Uberzügen auf Eisenblech belegt man diese nach dem evtl. so erfolg-
ten Uberziehen mit Aluminiumlack und nach Ausbrennen des Lackes mit Aluminium, das:
man mit Lötwasser behandelt und walzt das Ganze in feuerflüssigen Metallbädern zusammen.
(D. R. P. 310 137.)
Ein als Calorisierung bezeichnetes Metallschutzverfahren für hohe Temperaturen, bei
dem die Stücke in einer drehbaren Trommel, in der sich ein Gemisch befindet, das außer Tonerde
und Salmiak auch feinverteiltes Aluminium enthält, unter starkem Erwärmen in rotierende Be-
wegung gebracht werden, wodurch die beiden miteinander in Berührung kommenden Metalle
eine das Grundmetall vor Rostbildung schützende Legierung bilden, ist in Metallarbeiter 1917 ~
Nr. 7/8 beschrieben. So mit einer Schutzschicht überzogene Eisendrähte sollen als elektrisches
Wider s t an d s m a t er i a 1 500 Stunden einer Temperatur von 800° widerstehen.
Nach A. P. 1 378 062 taucht man Stahlblech, das mit Aluminium überzogen werden soll,
zuers~ in geschmolzenes Alumini umalkalichlorid und dann in das geschmolzene Aluminium.
Über die Herstellung von Aluminiumdrähten mit Stahlkern für elektrische Leitungen
durch Timwicklung des doppelt galvanisierten Stahldrahtkernes mit Aluminiumdrähten siehe
Z. d. Ver. D. lng. 69, 886.
Um Stahl oder andere Metalle mit einer schwer oxydierbaren Legierung zu überziehen,
taucht man den Gegenstand, der vorher in einer schwachen Säure gebeizt, dann gewaschen und
getrocknet wurde, nach D. R. P. 16 848 in eine flüssige Legierung aus 90 Tl. Zinn, 9 Tl. Blei und
l Tl. Silber, kühlt in kaltem WaBBer ab und poliert. Zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit
gegen Säuren überzieht man noch mit einem Amalgam von 60 Tl. Quecksilber, 39 Tl. Zinn und
1 Tl. Silber, worauf evtl. noch galvanisch versilbert oder vergoldet werden kann.
Ein besonderes Verfahren des Versilberne von Eisen und Stahl (Pyroplattierung) von
J. Baynes-Thompson ist auszugsweise in Dingi. Journ. 209, 928 u. 206, 124 beschrieben. Nach
diesem Verfahren wird das gereinigte Eisenstück zur Herstellung eines dünnen Quecksilberüber-
zuges zunächst mit einer verdünnten Lösung eines Quecksilbersalzes i,iberstrichen, um die Luft
abzuhalten und dann in geeigneten Bädern mit der nötigen Menge des Überzugmetalles versehen,
worauf die trockenen Gegenstände in einem einfachen Brennofen eingebrannt werden.
Um Eisen mit Silber oder dessen Legierungen zu überziehen, taucht man das Eisen, um es vorher
zu amalgamieren, in eine 95° warme Mischung, bestehend aus: 12 Tl. Quecksilber, 1 Tl. Zink,
2 Tl. Eisenvitriol, 2 Tl. Salzsäure, 12 Tl. Wasser, und senkt den amalgamierten Eisengegenstand
in das geschmolzene Silber. (Elsners Cbem, Tecbn. Mitt.1893, 129.)
Zum Plattieren von Stahlblechen mit Silber werden sie zunächst mit einem Kupfernieder-
schlag versehen, der evtl. durch 4-npressen eines dünnen Kupferbleches noch verstärkt wird, und
auch einen dünnen, galvanischen Überzug aus Zink oder Zinn erhalten kann. Auf die Kupferschicht
wird ein Silberblech aufgelegt und das Ganze rotglühend einem starken Druck ausgesetzt. (D. R. P.
106 492.)
Zur Herstellung versilberter Drähte überzieht man eine StabAstauge vor dem Walzen und
Ziehen galvanisch mit Kupfer, Zinn oder Zink und reibt diesen Uberzug mit einer Verbindung
von Silbercyanid und Brechweinstein ab, um das Kupfer leicht zu versilbern. Dann umwickelt
man die Stange mit dünnen Silberblättchen, umhüllt sie zum Schutz gegen zu große Hitze
mit Hanfschnüren und bringt sie in geheizte Röhren, ohne jedoch mit dem Drahte die Rohrwan-
dungen zu berühren. Dann werden die Stangen geglättet, nochmals erhitzt, gewalzt und gezogen.
(D. R. P. 104 109.)
208 Metalle und Minerale.
Um Stahl dauerhaft zu ver g o 1 den, bereitet man na.cb Grattan, Dingi. Journ.160, 78 eine
Lösung von Scbwefelcyangold, indem man eine Auflösung von Cyangold mit Schwefelcyan-
kalium versetzt und taucht den zu vergoldenden Stahl mit einem Stückehen Zink verbunden
in die Flüssigkeit. Die entstehende Goldschicht hat nach einiger Zeit die hinreichende Dicke
und soll sich nur durch Abschaben oder Abfeilen wieder entfernen lassen.
Nach G. Haseltine, Ber. d. d. cbem Ges. 1871, 682 vergoldet man Eisen und Stahl durch Ein-
tauchen der Gegenstände als Kathode in eine Cyankaliumlösung, in der als Anode ein Stück Gold
befestigt wird. Vgl. Thompson, D. Gewerbeztg. 1869, Nr. 17.
Einfache Elektrolyten zur Versilberung bzw. Vergoldung von Gußeisen, das etwa 1,2%
Nickel und 0,05% Mangan enthält, setzen sich nach S. L. Delalot, D. Ind.-Ztg. 1874, 208 zusammen
aus 100 Tl. Wasser, Ya Tl. Silbernitrat oder Chlorsilber, 2 Tl. Natriumbicarbonat und 3/ 8 Tl. Cran-
kalium bzw. 100 Tl. Wasser, 1/ 64 Tl. Goldchlorid, •!1/2 Tl. Natriumbicarbonat, Pf. TI. Natnum-
pyrophosphat und 1/ 16 Tl. Cyankalium. Das Eisen wird zur Vorbereitung für den gavaniscben
Prozeß einfach in Wasser getaucht, das 1% gelöschten Kalk enthält.
Nach P. Weißkopf eignet sich das Glanzgold der Porzellanfabrikation auch zum Ver-
golden von eisernen Gegenständen, die man, wie Verfasser in Dingi. Journ. 186, 242 beschreibt,
zunächst mit einer Lösung von Borax in Gummiwasser gleichmäßig bestreicht, um nach dem
völligen Trocknen das Glanzgold dünn und gleichmäßi~ aufzutragen und den Gegenstand nun über
einer Spiritusflamme gelinde zu erwärmen, bis sich em bläulicher Goldglanz zeigt. Man erhitzt
dann etwas stärker, läßt erkalten, wiederholt die Behandlung noch zwei- bis dreimal und erhitzt
schließlich bis zur beginnenden Rotglut. Man kann die Stahlgegenstände auch nach dem Ein-
brennen des Goldes, allerdings auf Kosten seines GlanzeS, in Wasser härten.
Zur echten Vergoldung oxydierter Stahlwaren verwendet man nach D. R. P. 66 778
die Legierungen von Gold und Silber, die unter dem Namen Gelb-, Rot- und Grüngold
(13 Tl. Gold und 1-4 Tl. Silber) bekannt sind und denen man 1/u bzw. 1/ 8 bzw. 1 Tl. eines Fluß-
mittels beimischt, das aus 100 Tl. Mennige und 40 Tl. Borax besteht. Diese Mischungen werden
mit venetianiscbem Terpentin fein verrieben, getrocknet und mittels eines in Lavendelöl getauchten
Pinsels auf die Stahlwaren aufgetragen. Dann treckriet man die Stellen über einer Weingeist-
flamme und trennt in einer Gasflamme ein.
Nach w. Klrchmann, Dingi. Journ. 206, 419 kann man Eisen auf einfachste Weise dauerhaft
vergolden, wenn man den Gegenstand zuerst mit Natriumamalgam abreibt und die verquickte
Oberfläche mit einer konzentrierten Goldchloridlösung überstreicht, um sodann das Quecksilber
vor der Lampe oder auf dem Herde zu verjagen. Die gleichmäßige Goldschicht wird nachträglich
poliert. Auf ähnlichem Wege kann man Eisen auch mit Silber oder Platin überziehen.
Zwischen der Eisenmetallisierung und -en!laillierung stehen die Methoden des Rostschutzel!
und der Oberflächenverzierung durch Lackierung, Anstrich und Aufbringung von Oxyd-
und Metalloidschichten. Der rostschützende Eisenanstrich wird am häufigsten angewandt,
er ist billig, leicht ausführbar und bietet bei richtiger Ausführung genügenden Rostschutz; aller-
dings nicht in so hohem Maße wie die Metallisierung und Emaillierung, denen er jedoch in manchen
Eigenschaften überlegen ist. So gewährt z. B. eine festhaftende Lackschicht im Falle der Abwesen-
heit metallischer Zusatzstoffe den Vorteil elektrischer Indifferenz und sie übertrifft auch die
Emailschichten durch ihre Zähigkeit und Beständigkeit gegen Schlag oder Stoß. Die Art des
Lackes oder der Anstrichmasse ist ve;rschieden, je nachdem, ob der eiserne Gegenstand der Luft,
dem Wasser (und zwar süßem oder Meerwasser), Einwirkungen von Salzlösungen, Säuren, Industrie-
gasen oder sonstigen chemischen Einflüssen ausgesetzt ist, je nachdem also welchen Wirkungen
der Überzug standhalten muß. So hat sich z. B. ergeben, daß ein guter Leinölfirnis mit einem
~öglichst indifferenten Farbkörper am widerstandsfähigsten gegen die Atmosphärilien ist, während
Ölfarben zu Anstrichen unter Wasser nicht geeignet sind, da sie leicht zerstört werden, haltbar
sind hier nur Lösungen von Harzen in flüchtigen Lösungsmitteln, die wiederum an der Luft ganz
ungeeignet sind. - Zur Rostverhütung für kurze Zeit, etwa während des Transportes oder in den
Pausen eines Bearbeitungsvorganges, fettet man das Eisen oder graphitiert es.
Der Farbenaufwand ist bei Gußeisen am größten, bei Flußeisen am kleinsten, infolge der
rauhen Oberfläche des Gußeisens.
Eine besondere Art der Oberflächenbehandlung des Eisens ist das Brünieren oder über-
haupt die Erzeugung festhaftender 0 xyd- oder Metalloidschichten, die, ebenso wie Kohlen-
oder Graphitüberzüge, besonders wenn sie auf heißem "\Vege gebildet werden, hervorragend rost-
verhindernd wirken. Diese eingebrannten Schichten bieten für Spezialzwecke denselben, wenn
nicht höheren, Rostschutz wie die Email- oder Zinküberzüge.
Die Rostschutzfarben bestehen im allgemeinen aus einemerhärtendenoder trocknenden
Bindemittel und einem chemisch wirksamen oder indifferenten Farbpigment, das, wenn es metalli-
scher Natur ist, elektropositiver sein muß als das Eisen. Die Form des festen Zusatzes ist
nach Metall1917, 122 gleichgültig und die besonders empfohlenen krystallinischen Eisenrost-
schutzfarben sind daher den amorphe Farbkörper enthaltenden Anstrichmassen in keiner Weise
überlegen, weder in bezug auf Rostschutz noch hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit gegen
Sonnenwärme. Vgl. K. Micksch, Seifens.-Ztg. 1917, oll.
Die Rostschutzfarben sollen leicht, dünn und gleichmäßig aufstreichbar sein, sie sollen
gut decken, an der Luft schnell trocknen und einen überzug liefern, der an der Eisenoberfläche
fest haftet, gegen Witterungseinflüsse, Wasserdämpfe, Hitze und Kälte widerstandsfähig sein
und besonders unter dem Einflusse yon Säuredämpfen und sauren Rauchgasen keine Veränderung
erleiden. Es ist zweckmäßig, die Ölfarben- oder Teeranstriche mit einer dünnflüssigen Lösung
zu überziehen, deren Rückstand die Farbschichtporen ausfüllt, um einen völligen Abschluß der
Eisenoberfläche gegen die Kohlensäure der Luft zu bewirken. (Vgl. R. Nübling, J. f. Gasbel.
1912, 430, ferner J. Sebelien, Chem.-Ztg. 1906, 56.) ·
Ohne Rücksicht auf die Theorie über die Korrosion von Eisen und Stahl (die Kohlensäure-,
Peroxyd- und elektrolytische Theorie) gilt, daß nur jener rostschützende Überzug Wert hat, der
für Gase und Feuchtigkeit möglichst wenig durchlässig ist, und da eine solche völlige Abdichtung
praktisch auf Dauer nicht erzielbar ist, können Rostschutzanstriche auch immer nur eine vor-
überg!Jhende Wirkung haben. (M. A. Dubols, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 6.)
Uber die Entstehung des Rostes unter Schutzanstrichen siehe die Arbeiten von E. Lieb-
reich und F. Spitzer in Z. r. Elektrochem. 1913, 295; vgl. ebd. 1912, 94 u. 233. Allgemein gilt,
daß bei günstigen äußeren Bedingungen des Rostans die Rostschutzfähigkeit der Farbe, bei un-
günstigen Bedingungen, unter denen das Rosten an sich also nicht leicht erfolgt, ihre Haltbarkeit
ausschlaggebend für ihre Brauchbarkeit ist.
Uber die zu bejahende Frage, ob Anstriche rostfördernd wirken können, siehe E. Llebrelc~
Chem.-Ztg. 1912, 1077. Vgl. Frledmann, Zeitschr. f. angew. Chem. 1911, 1192.
Aus Versuchen, die M. Toch mit einem leicht rostenden Material während 17 Monaten aus-
führte, geht hervor, daß dierohen und gereinigten, trocknenden und halbtrocknenden vegetabi-
lischen Öle auch bei einem Zusatz von 10% Trockenmittel, ferner die flüchtigen Farbenverdün-
nungsmittel, die flüssigen Paraffinöle sowie die Celluloidlösungen als Rostschutzmittel gar keinen
Wert haben. Besser sind Firnisse aus geblasenem Leinöl und Holzöl allein oder mit Kopal und
auch die Überzüge von gekochten Ölen zusammen mit festem Paraffin übten einen gewissen
Rostschutz aus. Am wenigsten angegriffen waren die mit hocherhitzten Leinölfirnissen oder
chinesischem Holzöl bestrichenen Platten. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 587 und 29, 310.)
Nach C. v. Kreibig muß man von den rostverhütenden Anstrichen fordern, daß während der
Erzeugung des Firnisses die Verseifung und damit die Glycerinbildung nach Möglichkeit zurück
gedrängt wird, daß der Anstrich möglichst schnell bis zur Wasserundurchlässigkeit trocknet,
und daß schließlich in der entsprechend dicken und elastischen Farbhaut, die während des
fortlaufenden Oxydationsprozesses frei werdende Kohlensäure sofort neutralisiert wird. Diese
Kohlensäure soll in erster Linie aus jenem freiwerdenden Glycerin entstehen und kann durch
einen Zusatz von ölsaurem Kalk zum Firnis neutralisiert werden, ebenso wie dieser verhindert,
daß aus den vorhandenen Metalloxyden Glycerate entstehen. (Farbenztg. 17, 1766.)- Vgl. die
Gegenansicht Mühles, der die Anwendung des Ölsauren Kalkes wegen seiner Zersetzlichkeit in
feuchter Atmosphäre ablehnt. Ebenso ist vor der Verwendung von rohem Teer als Rostver-
hütungsmittel zu warnen. Ölfarbenanstriche, die aus bestem Material bereitet sind, bilden
vorläufig die besten Rostschutzanstriche. (Farbenztg. 17, 1883.)
Auch 0. Meißl stellte fest, daß die Mennige für Eisenanstriche unentbehrlich ist, da sie nicht
nur den einzigen Farbstoff darstellt, der sich in Leinöl löst, und in alle Poren des Eisens eindringt,
ohne vom Wasser nachteilig beeinflußt zu werden, sondern auch deshalb, weil man die Farbe
auf leicht augerostete Flächen auftragen kann, weil sie den härtesten Grundanstrich bildet und
eine Farbhaut liefert, die für Luft völlig undurchdringlich ist. Aus diesen Gründ!Jn müssen blei-
freie Mennigeersatzstoffe, die als Englischrot, Italienischrot oder als andere Eisenoxydfarben
oder unter Phantasienamen i~. Handel sind (Aminium, Minol, Grundin) stets minderwertig sein.
Auch den Mennigeersatz- Olfarben, die nur den Farbton mit den Mennigefarben gemein-
sam haben, im übrigen aber aus Teerfarblacken oder Pigmentteerfarben bestehen, kommt natür-
lich die rostschützende Eigenschaft, die Mennigeölfarbe in hohem Maße besitzt, nicht zu; sie
wirken als Eisenanstrich nicht besser wie jede andere Ölfarbe. (Farbenztg. 20, 598.)
Nach anderen Anschauungen bilden dagegen die oben genannten, von allen Beimischungen
freien Eisenoxydrotfarben, neben dem Graphit, wegenihrer Kornfeinheit, Deck- und Trocken-
fähigkeit die idealsten farbigen Schutzanstriche, die sich besonders für Eisen eign.en, da sie die
Festigkeit des mit ihnen zur Anwendung gelangenden gekochten Leinöles wesentlich erhöhen und
vollkommen unempfindlich sind gegen Schwefelwasserstoff, verdünnte Säuren und Alkalien,
saure und alkalische Gase, Witterungseinflüsse und Sonnenlicht. (G. Zerr, Farbenztg. 1917,
1012 u. 1034.)
Der Eisenmennige- (Eisenoxyd und Tonerde) Leinölanstrich als Rostschutzmittel wurde
zuerst von J. Stinde (Dingi. Journ. 182, 346) empfphlen.
Der Farbkörper der betreffenden Rostschutz-Olfarbe soll übrigens ~:uf die Haltbarkeit des
Anstriches nur recht geringen Einfluß ausüben, es ist ausschließlich die Olschicht, die, wenn sie
genügend elastisch ist, <;I,en Schutz bewirkt. Gußeiserne, tief in der Erde liegende Röhren be-
dürfen z. B. gar keines Uberzuges, da sie sich allmählich mi~. einer undurchdringlichen Schicht
von kieselsaurem und kohlensaurem Eisen überziehen, ein 01- oder Asphaltanstrich ist aber
immerhin von Vorteil, weil die Verwachsung der Schicht mit dem Eisen dann eine innigere ist.
H. Schwarz weist im Bresl. Gew.-BI. 1864, 12, darauf hin, daß Eisen unter einem Mennige-
und Bleiweißanstrich, besonders im Meerwasser zum Rosten neigt, da das entstehende
metallische Blei mit dem Eisen eine galvanische Kette bildet, so daß letzteres als Rost in Lösung
geht. Er schlägt schon vor, den Schutzanstrichfarben, wie neuerdings wieder "entdeckt" wurde,
Zinkstaub zuzusetzen, da dieser leichter oxydierbar ist und das Eisen schützt. Ebenso stellte
Jouvin, Polyt. Zentr.-BI. 1861, 827, fest, daß mit Mennige überstrichene Eisenteile durch Meer-
wasser viel stärker angegriffen werden, als freie Eisenteile.
Andrerseits fand Andes, Zeitschr. f. angew. Chem. '1902, 26, auf Grund genauer Versuche,
deren Resultat im Original tabellarisch angeordnet ist, daß in fließendem Wasser nur der
Bleimennigeanstrich im Gegensatz zu allen Ölfarbenanstrichen den Einwirkungen des Wassers
widersteht, wobei einzelne Farben, die auf diese Grundierung aufgestrichen wurden, sich als ge-
eignet erwiesen, die Widerstandsfähigkeit des Eisens zu erhöhen. Verf. hat auch Salzwasser-
proben ausgeführt und die Ergebnisse seiner Untersuchungen in Tabellenform niedergelegt. V gl.
E. Liebreich und F. Spitzer, Zeitschr. f. Elektrochem. 1912, 94, dagegen K. Arndt, Zeitschr. f.
Elektrochem. 1912, 233.
Nach Billig, Technische Anstriche, erhält man mit den verschiedenen Rostschutzfarben
(z. B. mit dem Leinöl- oder Mennigeanstrich), häufig die sich scheinbar widersprechenden Resultate,.
da die Bedingungen, unter denen sie auftrocknen und denen sie ausgesetzt sind, so vielfach wechseln
können, daß die Haltbarkeit dieser Anstriche in einem Fall sehr gering, in manchen Fällen jedoch
außerordentlich groß ist. Der Leinölanstrich bietet jedenfalls gegenüber anderen Rostschutzmitteln
den Vorteil, daß er durch die geringe, auf dem Eisen verbliebene Rostschicht verseift wird und die
entstehende Seife die nachträglich zutretenden Säuren neutralisiert. Das Leinöl wäre daher em
ideales Rostschutzmittel, wenn die Leinöldecke absolut undurchlässig wäre. Da dies nichJ.
Eisenoberflächenbehandlung, Färbungen und Schichten. 211
der Fall ist, trachtet man sie durch Hinzufügung anderer Stoffe (Paraffin, Ceresin) zu verdichten
und gegen Oxydation widerstandsfähiger zu machen. Vor allem wählt man die Pigmente so,
daß sie sehr viel Öl aufnehmen und es langsam oder gar nicht oxydieren. Ein sehr gutes Gemenge
erhält man z. B. aus dem durch Oxydation schon veränderten, schwer oxydablen Standöl mit
Glimmer oder Graphit als Pigment.
Es sei hervorgehoben, daß Ölfarbenanstriche auf Eisen nach L. E. Andes, Chem. Rev. 1912,.
24ö, ihre Empfindlichkeit gegen Wasser vollständig verlieren, wenn man sie vorher etwa 3 Tage
bei 90 ° im Ofen eintrocknen läßt, so daß diese Ölfarbenanstriche als wirksames Rostschutzmittel
für Eisen unter Wasser dienen können.
In den drei Materialien Mennige, Graphit und Bleiweiß mit Leinöl als Bindemittel
besitzen wir jedenfalls unübertreffbare Eisenschutzmittel, die in wechselseitiger Mischung oder
allein aufgetragen, allen Schutz für Eisenkonstruktionen bieten, den man mit Hilfe der ~jsenrost
schutzanstriche überhaupt erhalten kann. Allerdings vollziehen sich beim Trocknen der Olfarben-
anstriche, Lack- und Firnisüberzüge chemische Umsetzungen. Die anfangs elastische Schicht
wird allmählich immer härter und spröder, blättert dann leicht ab und wird durch mechanische
Einflüsse abgeschabt. Aus diesem Grunde sind diese Rostschutzmittel nicht allzu dauerhaft
und müssen von Zeit zu Zeit erneuert werden.
fähigkeitnötigen Menge Wasserglas. Falls die Lösung verdünnt werden soll, muß man sie in das
Wasser gießen und darf nicht umgekehrt verfahren. In dieser verdünnten Form eignet sich das
Präparat (auch im Gemenge mit Wasserglas) zu Anstrich- und Schutzmitteln, in konzentrierter
Form als Schmiermittel und Rostschutzmittel für trockenstehende Maschinenteile.
Zur Gewinnung einer gut trocknenden elastischen, farbbeständigen, dichten, fäulnishemmen-
den und haltbaren Anstrichfarbe für Metall, Holz und Mauerwerk, sulfoniert man Tran
<>der Fischöle mit konzentrierter Schwefelsäure, behandelt das Sulfierungsprodukt mit Kupfer-
<>xydul und fügt dann die nötige Menge Bleiglätte hinzu. Die Anstrichfarbe soll vor allem einen·
Ersatz für die Leinöl-Bleimennige.Grundierung bieten, wobei die fettsauren Kupferverbindungen
durch ihre stark fäulnishemmende Wirkung die Bildung des Rostansatzes bzw. die Zerstörung
der Holz- oder Mauerwerkoberflächen wirksam verhindern. (D. R. P. 279 689.)
Zur Herstellung eines Rostschutzmittels vermischt man einen Fettkörper (Laudin) mit
Sikkativ, Gummischleim (Gummiarabicumlösung), Ammoniak und evtl. noch Glycerin, Leinöl
und Natronlauge. (Schweiz. Pst. 74181/1917.)
Nach A. P. 1400 396 besteht ein R<Jstschutzmittel aus Seife, Soda, Glycerin und Form-
aldehyd.
Nach F. P. 404 847 soll Eisen gegen atmosphärische Einflüsse geschützt werden durch Be-
spritzen mit einer Mischung von Wasser mit 01 oder wasserlöslichen Fettsubsta.nzen. Es soll
z. B. eine Mischung von 100 1 Wasser und 4.1 01 genügen, um 30 000 kg Eisendrähte vor dem Ver-
rosten zu schützen.
Ein vorzügliches Schutzmittel gegen das Rosten von Eisenkonstruktionen ist billiges Paraf-
finpapier, das man auf die mit einer klebrigen Farbe leicht bestrichenen Eisenteile auflegt
und zur Bewirkung eines luftdichten Abschlusses leicht anpreßt. (W ochenbl. f. Papierfabr. 1906,
820.)
151. Farblose, farbige, lüstrierte Blech-, Spielwaren- und Eisen- (Sprit-, Harz-) lacke.
Zum Lackieren von Blechwaren verwendet man selten Ölfarben, sondern fast ausschließ-
lich schnell und homogen trocknende, gut verlau~ende, magere Lacke, die beständig sind gegen
höhere Temperaturen, allerdings gegenüber der Ölfarbe den Nachteil haben, daß sie leicht ab-
springen. Je nach der Art des Metalles muß vor dem Lackieren eine geeignete Vorbehandlung
des Materials stattfinden. Während es z. B. für Blech genügt, die Gegenstände durch Waschen
mit Benzin (bei Rostansatz eventuell vorher mit Petroleum) zu entfetten, muß Zink mit ver-
dünnter Salz- oder Schwefelsäure unter Mitverwendung von Sand als mechanisch wirkendes
Mittel abgebeizt werden. Im allgemeinen lackiert man Blechwaren in der Art, daß man zuerst
eine Grundierung im Tone der gewünschten Schlußfarbe aufbringt, die aus einem mageren,
stark mit Terpentinöl verdünntem Kopallack mit Lithopon und Farbstoff besteht. Diese Grun-
dierung läßt man 12 Stunden bei etwa 30-40 ° im Ofen trocknen, spachtelt feinere Arbeiten dann
mit Schleügrundfarbe, bringt den zweiten Anstrich auf, der ähnlich zusammengesetzt ist wie der
erste, überstreicht dann mit Kutschenlack, den man während 10-12 Stunden im Ofen bei 50°
eintrocknen läßt, läßt im Ofen abkühlen, schleüt naß mit Leder ab und erhitzt den lackierten
Gegenstand schließlich noch einmal im Ofen auf etwa 60°, wodurch Schmelzen und Zusammen-
fließen des Harzes und zugleich die Bildung der glatten Oberfläche erfolgt. Polierte Metall-
waren werden ebenso wie Massenartikel nach dem Tauchverfahren mit Zaponlack oder ähn-
lichen Gemengen oder Lösungen lackiert. (Rillig, Techn. Anstr. 1908, 7 8.)
Nach Seifens.-Ztg. 1911, 8 besteht ein weißer Lack zum Bestreichen von Blechdosen aus
einem hellen Spirituslack, dem man Zinkweiß und Bimssteinpulver beigefügt hat. Einen Lack,
den man nachträglich mit Notizen beschreiben kann, erhält man durch Auflösen von 9 Tl.
Schellack und 14 Tl. Sandarak, in 50 Tl. 95proz. Spiritus unter Hinzufügung einer Lösung von
9 Tl. dickem venezianischem Terpentin in 18 Tl. Benzol. Dieser Lack, der nur auf die gut ent-
fetteten Bleche aufgetragen werden darf, kann verschieden gefärbt werden, für Weiß verrührt
man z. B. 35 Tl. Lithopon (Grünsiegel 35%) und 5 Tl. Schmirgel mit 60 Tl. obigen Mattlackes.
Einen schwarzen Untergrund erhält man mit Elfenbeinschwarz und Ruß ev. unter Zusatz
von etwas Ultramarin, für B 1 a u nimmt man reines Ultramarin, für R o t Zinnober, für Grün
Chromgrün, für Braun Umbra usw. Der Lack ist zäh genug, daß man auch mittels Stahlnadeln
Schriftzeichen einritzen kann, ohne daß er springt.
Da der Bedarf an farbigen Spritlacken für Metalle sich meist auf jeweilig geringe Mengen
beschränkt, die Anzahl der gewünschten Farbtöne jedoch sehr groß ist, empfiehlt es sich, eine farb-
lose Firnisgrundsubstanz anzufertigen, und diese fallweise mit den ebenfalls präparierten alkoholi-
schen Farblösungen zu vermischen.
Um die Klebkraft der gewöhnlichen Weingeistlacke auf Blech zu erhöhen, setzt man ihnen
nach A. MoreU, Pharm. Zentrh. 1872, 320 etwa %% krystallisierter Borsäure zu. Die so
hergestellte emailartige, zähe Lackschicht läßt sich kaum abkratzen.
Nach Seilens.-Ztg. 1911, 682 erhält man einen zum Anstrich polierter Flächen sehr ge-
eigneten MetaHack aus einem Gemenge von 25 Tl. Harz, 55 Tl. Drachenblut, 12 Tl. Guttapercha,
20 Tl. flüssigem Teeröl und 3 Tl. Schellack. Oder: Die Metallteile werden gereinigt, angewärmt
und sodann mit einer Lösung behandelt, die aus 10 Tl. Sandarak, 20 Tl. Alkohol, 2 Tl. Campher
und 4 Tl. Terpentin besteht. Der auf diese Weise erhaltene Lacküberzug soll sehr widerstands-
fähig ..sein. (Elektrochem. Zeitschr. 1915, 68.)
Uber Emailierung (besser wohl Lackierung) von Fahrrädern siehe u. a. auch die Angaben
in Techn. Rundsch. 1906, 467. In den meisten Fällen handelt es sich bei der Oberflächenbehand-
lung dieser Gegenstände um ein besonders genau auszuführendes Lackierverfahren, wie es auch
für Nähmaschinen, Schreibmaschinen usw. Anwendung findet. Man grundiert das mit Terpentinöl
entfettete, mit der Flamme abgebrannte Eisen sorgfältig, spachtelt und schleüt und wiederholt
dieses V erfahren ~benso wie das jedesmalige Trocknen im Lackierofen so oft, bis die nötige Glätte
erzielt wird. Den schließliehen Glanz der lackierten Ware erhält man durch Abschleüen der letzten
216 Metalle und Minerale.
Schicht mit Hirschhornpulver oder Zigarrenasche, worauf man die Ware "aufschwitzt", d. h.
zum oberflächlichenSchmelzen noch einmal in denOfen bringt. Emaillieren, also mit einem
schmelzenden Glasfluß überziehen, kann man solche Eisenteile auch; ein solches Verfahren ist
in [160ff.] beschrieben. Das eigentlicheLackieren vorbehandelter z. B. schwarzgebeizter Nä.h-
maschinengestelle, Fahrradrahmen usw. erfolgt mit möglichst schnell trocknenden Lacken
und Benzin als Verdünnungsmittel.
Nach S. Eisenstein, Seifens.-Ztg. 1913,176 überzieht man Racke!, das sind eiserne Abstreich-
messer für Farbenauftrag-, Druck- und Appreturwalzen, um das Eisen nicht mit den gefärbten
Präparaten in direkte Berührung zu bringen, mit einem Firnis, den man durch Lösen von 1,5 kg
Schellack (orange), 0,75 kg Kolophonium und 0,40 kg Lärchenterpentin in 7,4 kg 96proz. Spiritus
erhält.
Die Beschreibung der Lackierung von eisernen Haushaltungsmaschinen mit bleifreien
Lackfarben findet sich in Techn. Rundsch. 1906, 614.
Für Kunstschmiedearbeiten, die nicht glänzend lackiert werden dürfen, eignet sich
nach Farbe und Lack 1912, 76 entweder ein Zaponlack oder ein fetter Kopallack, der durch Zusatz
von Wachs oder besser noch von Al~miniumoxydhydrat matt gemacht wird; eventuellläßt sich
auch ein sehr magerer schwarzer Ölfarbenanstrich anwenden.
Zur Herstellung eines Vielfarbenlackes für Weißblech läßt man nach C. Puscher, Kunst u.
Gew. 1883, 59 30 g krystallisiertes, gepulvertes, essigsaures Kupfer in dünner Schicht einige
Tage liegen, so daß ein großer Teil der Essigsäure und das Krystallwasser verdunsten und ver-
reibt das hellbraune Pulver mit 100 g auf 75° erwärmtem Kopalöl. Nach einigen Tagen gießt man
von dem ungelösten, zu einem nächsten Ansatz verwendbaren essigsauren Kupfer ab und kann
den dunkelgrünen Lack direkt verwenden. Es genügen schon zwei Anstriche, um beim folgenden
Erhitzen des lackierten Gegenstandes in einem Trockenofen auf verschiedene Temperaturen
die verschiedensten Farben zu erzeugen. Je nach der Temperatur und Dauer der Erwärmung
reduziert sich nämlich das gelöste Kupferoxyd in verschiedenem Grade zu Kupferoxydul, so
daß man zuerst grünliche oder gelbe, dann orange gefärbte und schließlich rotbraune Goldfarben
erhält, die außerordentlich lichtbeständig sein sollen.
Andere Vorschriften zur Herstellung von Konservenbüchsen- und Spielwarenlacken finden
sich in Techn. Rundsch. 1913, 178.
Zur Erzeugung einer Patinafarbe auf Gußeisenwaren, bekannt als "ägyptische Bronze-
farbe", werden die Gegenstände in der Scheuertrommel gereinigt, in eine Lösung aus 42 g schwefel-
saurem Kupfer, 28 g Schwefelsäure und 4,5 l Wasser getaucht und mit einem Lacküberzug ver-
sehen. Ist der Lack vollkommen aufgetrocknet, so wird der Gegenstand mit einem Gemisch von
Gummilösung und Chromgrün überzogen, worauf man die erhabenen Stellen der Oberfläche mit
einem Tuchlappen abreibt. Zur Herstellung der Sienna. Bronzefarbe reinigt man den zu
behandelnden Gußeisenartikel, taucht ihn in die übliche Kupferlösung und trägt einen dünnen
Überzug von brauner Emailfarbe auf. Erforderlichenfalls wird noch der Hintergrund mit einem
Gemenge von Mennige und Gummilösung überzogen, worauf die hervortretenden Verzierungen
mit einem Tuchlappen abgerieben werden. (Bayer. lud.- u. Gew.-Bl. 1918, 104.)
Die in der Spielwaren- und Blechwarenindustrie vielfach verwendeten Lüster-
farben werden fast immer auf Weißblech mit einem geeigneten Bindemittel (Spritlack) aufge-
strichen. Die Farben werden vorher in etwas Alkohol gelöst und dann dem Lack zugegeben.
Man löst beispielsweise zur Erzeugung eines Goldlüsters 25 g Auramin 0 oder 50 g Anilingelb
oder 40 g Metanilgelb extra und 10 g Indulin N oder 35 g Auramin 0 und 5 g Brillantgrün oder
75 g spritlösliches Chinolingelb usw. in 10 kg Spritlack, der wie üblich aus Schellack und anderen
Harzen hergestellt wird. Silberlüster: 8 g SpritblauT oder 4 g SpritblauT und 2 g Brillant-
grün auf 10 kg Spritlack Metallüster rot: 80 g Rose bengale oder 70 g Phloxin oder 50 g
Saffranin 0 und 10 g Auramin 0 auf 10 kg Spritlack. Metallüster blau: 40 g Viktoriablau BSS
oder 50 g Spritblau T auf 10 kg Spritlack. Metallüster grün: 60 g Brillantgrün oder 100 g
Malachitgrün oder 30 g Brillantgrün und 25 g Auramin 0 auf 10 kg Spritlack (Farbenztg. 1912,
2585.)
Zur Herstellung festhaftender, transparenter, färbender Lacke, z. B. für Metalle, setzt
man dem gewöhnlichen Spiritus-, Terpentin- oder fetten Lack die Salze organischer, farbstoff-
bildender Basen und zugleich Oxydationsmittel, die in den Lacklösungsmitteln löslich sind, zu
und bewirkt so, daß zugleich mit dem Trocknen des Lackes Oxydationsfarbstoffe entstehen.
Man löst z. B. 1 Tl. Natriumchlorat in 34 Tl. 83proz. Alkohol, ferner 1 Tl. Leinöl in derselben
Spiritusmenge; dann vereinigt man die Lösungen, setzt etwas Kupferchlorid zu und mischt vor
dem Gebrauch die erhaltene .Lösung mit einer Lösung von 1/ 3 Tl. Anilin in Spiritus, der man
Leinölfirnis bis zur Sättigung hinzusetzt. Der Gegenstand wird bestrichen und erwärmt, wobei
die Färbung nach und nach hervortritt. Statt des Natriumchlorates kann man dem Lack auch
Schwefel oder Schwefelverbindungen zusetzen, die beim Erwärmen des Gegenstandes
mit der farbstoffbildenden organischen Base (Anilin, Toluidin usw.) unter Bildung eines
Schwefelfarbstoffes reagieren. (D. R. P. 232 624.)
Die Herstellung von Goldinschriften auf Eisentafeln ist in Tecbn. Rundsch. 1905, 3U
beschrieben.
Eisenoberflächenbehandlung, Färbungen und Schichten. 217
G. Lunge beschreibt in Dingi. Journ. 186, 232 die Herstellung der schwarzen Eisenlacke
ausNebenproduktender Gasteerdestillation. Man kocht zur Gewinnung dieser billigen Eisena.nstrich·
mittel gewöhnliches Pech mit der nötigen Menge schwerer Oie oder man destilliert Teer so lange,
'bis das leichte 01 übergegangen ist und vermischt den Rückstand mit der nötigen Menge schweren
Oles, um die richtige Konsistenz zu erhalten. Für feinere Anstriche werden auch die leichten
Ole der Teerdestillation oder auch Naphtha verwendet, je nach der Schnelligkeit, mit, der
der Anstrich trocknen soll.
Nach einem Ref. in Lefpz. Drechsl.-Ztg. 1911, 36 erhält man eine schwarze Farbe für Eisen-
gegenstände durch Eintropfen von konzentrierter Schwefelsäure in Terpentinöl; der sirupöse
Niederschlag wird mit Wasser ausgewaschen und als Pigment auf das Eisen aufgestrichen. Dieses
wird dann erhitzt und nach dem Erkalten mit einem in Leinöl getauchten Lappen poliert.
Nach Seffens.-Ztg. 1911, 208 stellt man einen billigen schwarzen Eisenlack ohne Harz her-
durch Verdünnen eines verschmolzenen Gemenges von 85 Tl. Steinkohlenasphalt, 5 Tl. Holzteer,.
10 TI. Kienruß mit 90 Tl. Petroleum.
218 Metalle und Minerale.
Nach SeUens.-Zq. 1811, 856 erhält man schwarzen Ofenlack dmch ZusammeDI!chmelsen
von 25 Tl. Gilaonitaaphalt, 3 Tl. Manilakopal, 3 Tl. Stearinpech, 5 Tl. Hartharz (gehärtetes Kolo-
phonium), 10 Tl. mit Bleiglätte und BraUDI!tein abgekochtem Holzöl oder Dicköl, 5 Tl. Holzteer
und 10 Tl. Olaikkativ. Die Masse wird mit Sangajol bis zur Streichfähigkeit verdünnt. Einsilber-
glänzender Ofenlack wird erhalten aus 10 Tl. Manilakopal, 8 Tl. Dicköl (aus Leinöl), I Tl.
Aluminiumbronze und Terpentinölersatz bis zur Streichfähigkeit. Ein weißer Ofenlack, der jedoch
nur Temperaturen bis zu 60 • aushält, wird aus einer Lösung von Dammarharz und Dicköl in Ben&in
unter Zwsatz von Zinkweiß erhalten.
Die Herstellung eines Rostschutzanstriches aus Asphalt, Kautschuk, Elemiharz, Füllmitteln
·und verschiedenen anderen Stoffen ist in E. P. 161 201 beschrieben. Das Gemisch soll nachträg-
lich mit Schwefel oder Schwefel abgebenden Substanzen behandelt und etwa 30 Minuten auf 35°
erwärmt werden.
Zur Herstellung eines anderen Ofenlackes, der nach dem Trocknen sehr hart wird und äußerst
haltbar ist, verschmilzt man nach Farbe und Lack 1U2, 86 je 50 kg Gilaonitasphalt und Stearin-
pech mit je 110 kg hellem und dunklem Pinolein und 20 kg leinölsaurem Blei unter Zusatz von
30 kg Sikkativ. ·
Für feinere Eisenwaren verwendet man entweder ein verschmolzenes Gemenge von
100 Tl. mittelhartem Pech und 60 Tl. Leichtöl oder nach D. R. P. 24 281 das Extraktionsprodukt
von ~~h mit. heiße~ leichtem.. Tee!öl. Die erhaltene L~.sung hinterläßt nach dem. Verdai_npfen
-des Lösungsnuttele em asphaltähnhches Produkt, das glanzende und glatte Oberflächen liefert.
Der nach der Extraktion hinterbleibende Pechrückstand ist als schwarze Farbe von großer Deck·
kraft verwendbar.
Um eiserne Gefäße schwarz zu lackieren schmilzt man Ozokerit in einem Kessel, erhitzt auf
100° und taucht die vorher mit trockenem Sand blank gescheuerten Eisengegenstände ein, läßt
.abtropfen und hält die Gegenstände über ein Kohlenfeuer, wodurch der anhaftende Ozokerit ab-
brennt und das Eisen einen schwarzen Überzug erhält. Sind die eisernen Gefäße zur Aufnahme
alkalischer Flüssigkeiten bestimmt, so ist das Verfahren zweimal zu wiederholen. (Metallarbeiter
1917, Nr. 11/12.)
Als Anstrich für eiserne Benzolbehälter verwendet man nach Farbe und Lack 1912,
76 u. 84 entweder echten Japan- oder Kopal- oder Zaponlack. Oder man streicht die Kannen
mit dünner wässeriger Zementmilch an, läßt trocknen und überzieht mit einer dünnen Wasser·
:glaslösung. Für Benzinbehälter kann man als Anstrich eine Lösung von Asphalt in Benzol
oder Terpentinöl verwenden, da Naturasphalt in Benzin völlig unlöslich ist. Ebenso gut wie
jener Zementmilchanstrich für eiserne SpiritusbebäJter, bewähren sich auch Kaliwasserglas-
farben mit Kreide als Pigment, doch ist es in jedem Falle nötig, das Eisen vorher möglichst
zu reinigen und die rein metallische Oberfläche mit dem Anstrichmittel zu bestreichen.
Zum überziehen eiserner Träger bringt man zuerst flüssiges oder halbflüssiges Bitumen auf,
überdeckt sodann mit einer zu raubenden Asphaltschicht und überstreicht schließlich mit einem
Gemenge von Magnesit und Magnesiumchlorid. (D. R. P. 323 664.)
über ein Rostschutzmittel für gußeiserne Gegenstände, das der Hauptsache nach aus Kaut-
schuk und einem flüchtigen Lösungsmittel besteht, siehe D. R. P.16 868.
Um Eisen in der Erde rostfrei zu erhalten, bestreicht man es nach D. R. P. 19 64:2 mit einem
Gemenge von 100 Tl. Fichtenharz, 25 Tl. Guttapercha, 50 Tl. Paraffin, 20 Tl. Magnesia und lfi.
neralöl; für Maschinenteile wird der Mischung, um sie am Eintrocknen zu verhindern, Vaselin
zugesetzt.
. Als Anstrich auf Metallblech eignet sich nach D. R. P. 14:8 888 eine Lösung von Kautschuk
m Chloroform. Auf die getrocknete Grundschicht trägt man einen Harzlack auf.
Auch n:üt Kautsch ukheptachloridlösung gelingt es elastische, den Rostansatz ver-
hindernde Überzüge zu schaffen, doch ist die Schicht nicht genügend widerstandsfähig gegen
mechanische Verletzung, und überdies ist die Methode zu teuer. (Chem. Zentr.·BI.1920, IV, 716.)
Eine Masse, die dazu dient, um federnde Stahlstäbe mit einem gegen Säure, Alkalien
und Wasserdampf schützenden Oberzug zu versehen, besteht nach D. R. P. 14 468 aus einer
Lösung bzw. Suspension von 50 Tl. Chinaclay, 10 Tl. Schellack, 8 Tl. Sandarak, 3 Tl. Elemi, 2 Tl.
Schießbaumwolle, 0,5 Tl. Campher und 5 Tl. Spicköl in 100 Tl. Alkohol, die man auf die Stäbe
.aufstreicht, nachdem man sie vorher mit Asphaltlack überzogen und in getrocknetem Zustande
mit einem mit Chromleim getränkten Papier- oder Stoffüberzug umhüllt hat. Man preßt den Uber·
zug an, streicht die Masse auf, preßt die Stäbe in halbtrockenem Zustande noch einmal und schleift
die Oberfläche ab, wenn der Anstrich völlig trocken ist.
Als Schutzanstrich für die Außenwände unterirdischer Lagerbehälter für feuergefährliche
Flüssigkeiten verwendet man Chromleim Bd.ll. [596], der in Kohlenwasserstoffen unlöslich
ist und feine Öffnungen des Behälters dicht abschließt, und überdeckt diesen Anstrich mit einer
Asphaltschicht. (D. R. P. 221 792.)
Zur Herstellung eines Rostschutzanstriches verreibt man nach D. R. P. 72 820 und D. R. P.
84 296 15 Tl. Kolophonium, Kopal oder Dammarharz mit 100 Tl. einer Natronlange vom spez.
Gew. 1,0439 und überläßt das Gemenge bis zur vollständigen Lös~ der Ruhe. Die alkalische
Harzlösung vermischt man im VerhliJ.tnis von 3:7 mit einer alkalischen Glutinlösung und
.streicht die MBSse mit einem Pinsel auf die Eisenflächen auf. Diesem alkalischen Untergrund folgt
Eisenoberflächenbehandlung, Färbungen und Schichten. 219
nun ein weiterer Anstrich, der sich zusammensetzt aus einem Gemenge von Zinksta.ub, Bleioxyd,
Ma.nga.nsuperoxyd, Soda. und einer Mischung, die aus 5 Tl. mit Mangansuperoxyd gekochtem Leinöl,
~,25 Tl. Terpentin und 0,25 Tl. Benzol besteht. Dieser zweite Anstrich muß kurz vor dem Ge-
brauche hergestellt werden, da. er schon nach 10 Stunden erhärtet. Die Anstrichmasse soll außer•
()rdentlich widerstandsfähig gegen die Einflüsse der Witterung sein. Vgl. aber L. Spennratlt,
Verh. d. Ver. z. Beförd. d. Gew.-Flelßes 1896, 246. Nach Zusatz D. R. P. 77 844 wird nicht eine
alkalische Glutinlösung verwendet, sondem man mischt zur Gewinnung eines ha.ndels- und
versandfähigen Rostschutzmittels die fein verteilten meta.llischen, färbenden und polierenden
Mittel mit trockenem Glutinpulver und rührt das Präparat vor dem Gebrauch mit heißem
Wasser an. Das Glutinpulver gewinnt man durch Eintrocknen einer mit 3 proz. Pottaschelösung
erhaltenen Leimga.llerte im Luftbade bei schließlich 120°, bis das aufgeblähte Produkt leicht
pulverisierbar ist. Dieses alkalische Glutinpulver kann auch wie im Hauptpatent im Verhältnis
1 :I-mit Zink und Calciumcarbonat gemischt werden, worauf man das Präparat zum Gebrauch
mit heißem Wasser anrührt. Diese wässerige Mischung soll vor dem Aufstrich 10--15 Minuten
ruhig stehen und trocknet dann schnell und in kurzer Zeit erhärtend auf.
Als Rostschutzanstrich soll sich nach D. R. P. 80 608 eine Lösung von 250 g Gerbsäure in
41 Wasser und 500 g Salzsäure unter Zusatz von 250 g Kautschuk eignen. Der Anstrich bietet zu-
gleich eine gute Grundlage zum Färben.
In P. P. 461883 ist die Herstellung einer Anstrichmasse für Ofen oder Kamine beschrieben:
Man mischt OQO g gewöhnlichen und 150 g Ceylongraphit mit 35 g Beinschwarz und 15 g Ruß,
erwärmt das Gemenge auf 50• und verknetet es mit einer 30° warmen Lösung von 110 g Wachs,
25 g Ozokerit und 5 g Talg in 760 g Terpentinöl.
Nach G. Sehneemann, Sulfens.-Ztg. 1911, 1074: wird "Ena.meline" ein Ersatzprodukt für
-di~ bisher verwendeten Ofenglanzpasten (Emulsionen von Seüen-, Dextrin- oder Zuckerlösungen
mit Ruß oder Graphit), in folgender Weise hergestellt: 20 Tl. Kemseüe, 7 Tl. Pottasche (von 90
bia 95%) gelöst in 120 Tl. Wasser werden versetzt mit 50 Tl. Japanwachs, 120 Tl. Kienöl, 20 Tl.
wuserlöslichem Nigrosin, 25 Tl. Stärkesirup, 75 Tl. Glycerin und 120 Tl. Wasser; in die Emulsion
trägt man 350 Tl. Silbergraphit und 10 Tl. feinsten Lampenruß ein. Das Eintrocknen der Masse
wird durch einen Zusatz von TonerdeseHe zu dem Kienöl vermieden. Es ist zweckmäßig, die
Dosen nach Einfüllung des Präparates mit einem warmen Gemenge von 99 Tl. Harz und 10 Tl.
Weichparaffin (4.~8 °) abzudichten.
und erzeugt so dauernd alkalische Reaktion, die verzögernd auf die Oxydbildung wirkt. (D. R. P.
267 300.)
Eiserne Gegenstände, z. B. Dampfkessel, die Rostansatz zeigen, lassen sich durch recht-
zeitiges Einhüllen in Zementmörtel nach K. Reinhold noch jahrelang gebrauchsfähig erhalten.
(Tonind.-Ztg. 39, 683.) Die Kesselwände werden zuerst durch Abreiben mit Quarzsand raub
gemacht und dann mit einer Mischung aus W~sserglaslösung, Quarzpulver, Hammerschlag, Kalk
und Ton überstrichen; auf den noch feuchten Überzug wird Schweißsand auf gestreut, die Schicht
an der Luft getrocknet und bis zur Rotglühhitze erwärmt. Die Kessel halten die stärkste Rot-
glühhitze aus, und der Überzug schützt das darunterliegende Eisen vor der Zerstörung durch
Schwefeldampf. (Bayer. Kunst- u. Gew.-Bl. 1848, 360.)
Oder: Der Zement wird (ohne Sandzusatz) so dünnflüssig gemacht, als es unbeschadet seiner
Bindefähigkeit geschehen kann, und auf das gut vom Rost gereinigte, angefeuchtete Rohr dünn
aufgetragen, worauf man ihn erhärten läßt. Nach vollständiger Erhärtung wird der erste Anstrich
wiederum angefeuchtet, und der zweite darauf gebracht. Die Ausführung der Arbeit bei großer
Hitze oder bei Frost ist nicht zu empfehlen. (D. lnd.-Ztg. 1874, 467.) Bedingung ist ferner, daß
das Eisen vor der Einbettung rein ist bzw. durch Eintauchen in verdünnte Schwefelsäure folgende
Neutralisation mit Kalkmilch oder Behandlung im Sandstrahlgebläse gut gereinigt wird. (Baumst.-
Kund. 8, 116.)
Für eiserne Heißwasserbassins eignet sich nach Farbe und Lack 1912, 230, am besten
ein Anstrich, der aus Zement und dünner Caseinlösung oder entrahmter Milch besteht und den
man nach dem Trocknen (etwa 24 Stunden später) mit einer verdünnten Formaldehydlösung härtet.
Nach H. Rillig, Techn. Anstr. Hannover 1908, 102 erhält man säurefeste Anstriche für Eisen
entweder aus einem Gemenge von Zement und Leimlösung, das man zweimal aufstreicht, worauf
man trocknen läßt und mit einer Lösung von Paraffin in Steinkohlenteeröl überstreicht oder aus
einer Mischung von je 20 Tl. Wasserglas und Asbest und 10 Tl. Schwerspat oder aus einer Schmelze
von 2 Tl. Kolophonium, 1 Tl. Guttapercha, und Terpentinöl usw.
Wetterbeständige Rostschutzfarben erhält man ferner durch Mischen·von 30-40 Tl. Leinöl-
firnis mit 30 Tl. Zement- und 10 Tl. Kieselsäurepulver neben 20-30 TL eines Farbkörpers.
Der Zement erhöht die Haltbarkeit des Firnisanstriches ohne seine Streichfähigkeit zu verschlech-
tern und bewirkt die Bildung von undurchlässigen, wasserdichten, beständigen Silicatschichten.
(D. R. P. 113 242.)
Gute Wirkung äußern besonders jene zur Verhinderung der elektrolytischen Korrosion
des Eisens in Beton aufgetragenen Anstriche, die als Bindemittel gekochte Öle oder Öle enthalten,
b.ei denen die Trocknung mehr durch Semipolymerisation als durch Oxydation erfolgt, ferner
Öle, die zu ei~~r matten, nicht hochglänzenden Schicht eintrocknen. Die Pigmente selbst sollen
einen rauben Uberzug liefern, den elektrischen Strom nicht leiten und basisch sein oder chrom-
saure Salze enthalten. Die noch schwach klebenden Anstriche werden dann mit feinkörnigem
Sand bestreut, der nach dem Eintrocknen die Bindung mit der Zementschicht bewirkt. (H. A.
Gsrdner, Zeitschr. f. sngew. Chem. 29, 310.)
Über die Entrostung des Eisens im Eisenbeton siehe die ausführliche Arbeit von E. Donsth
in Zeitschr. f. angew. Chem. 1911, 1398.
Die Entrostung der Eiseneinlagen im Beton erfolgt nach verschiedenen Anschauungen
entweder durch die Auflösung des Rostes durch Calciumcarbonat, das aus dem hydrolytisch ab-
gespaltenen Kalk des Zementes und Luftkohlensäure entsteht, oder sie beruht auf der Bildung
von Tricalciumhydroferrit oder es soll sich aus den von jedem Eisen aufgenommenen Ammoniak
und dem Kalkhydrat des Zements Salpetersäure bilden, die den Rost auflöst. (Bsumst.-Msrkt
11, 551.) Nach W. Roeder scheinen die im Zement vorhandenen Sulfide ähnlich wie ein geringer
Gehalt an Schwefelnatrium im Kesselspeisewasser das Rosten der Kesselwände verhindert, auch
hier ~as Eisen rostfrei zu erhalten. (Tonind.-Ztg. 39, 671.)
Über Beton als Rostschutz siehe auch Schömburg, Beton u. Eisen 1913, Heft 4.
Nach A. P. 811 294 wird das zu schützende Eisen in einer Muffel der Einwirkung von Kohlen-
säure und Schwefeldämpfen ausgesetzt.
222 Metalle Wld Minerale.
Zur HerstellWlg einer rostschützenden Oxydschicht taucht man die zu schützenden Guß-
eisen- oder Schmiedeeisenstücke nach Zallwsky, Polyt. Zentr.-BI.1870, 214, in geschmolzenen
Schwefel, der mit Lampenschwarz gemengt ist. Die gebildete Schicht widersteht der EinwirkWlg
verdünnter Säuren und läßt sich gut polieren.
Zum Schwärzen der Säbelscheiden bestreicht man sie nach Techn. Rundsch. 1&11, '108,
mit Schwefelbalsam, trocknet die Schicht bei gelinder Wärme über einem Kohlenfeuer Wld brennt
die Stücke schließlich in einer Muffel bei Luftabschluß ein, so daß die schwefel- Wld kohlenstoff-
haltige Schicht nur verkohlt, ohne jedoch zu verbrennen, da in letzterem Falle Flecken entstehen
würden. Ebenso eignet sich zum Schwärzen eine 10proz. Kaliumbichromatlösung, die man eben-
falls über einem nicht rußenden Kohlenfeuer einbrennt. Die zunächst schwarzbraWle Färbung.
wird bei WiederholWlg des Verfahrens rein schwarz. Schließlich erhält man eine tiefschwarze
FärbWlg auf den entfetteten gereinigten Säbelscheiden auch durch Einbrennen· eines Leinölüber-
zuges bei dunkler Rotglut.
Zum Verzieren roher Eisenwaren überzieht man die Gegenstände nach D. R. P. 60 72'1 mit
einem Lack, der aus Kopal, Schwefelleber, Cyankalium, Natriumbicarbonat und einem je nach
dem gewünschten Zweck im Feuer veränderlichen oder beständigen Farbstoffe besteht. Dieser
Lack wird eingebrannt, dann mustert man mit einer Goldlösung und brennt nochmals ein.
Um Stahl rasch zu brünieren, wird er nach ö. P. Anmeldung 4626/10 durch aufeinander-
folgende BehandlWlg mit Schwermetallsalzlösungen und Schwefelalkalien mit einem Schwer-
metallsulfidüberzog versehen.
Zum Brünieren von Stahl Wld Eisen (zu gleicher Zeit zur Herstellung einer rostschützen-
den Schicht) überstreicht man die gereinigten Wld entfetteten Gegenstände nach Thlrault, Dingi.
lourn. 166, 481 zweimal mit einer Lösung von Quecksilbersublimat und Salmiak, läßt trocknen
und überstreicht nach Entfernung der gebildeten Oxydschicht mittels einer Kratzbürste mit einer
Lösung von Eisenchlorid, Kupfervitriol, Salpetersäure in Alkohol und Wasser; dann kommt eine
Behandlung mit einer Lösung von Eisenchlorür und Eisenchlorid in Salpetersäure, Alkohol und
Wasser und schließlich ein Bad in einer schwachen Schwefelkaliumlösung. Die Aufträge
werden öfter wiederholt, zwischen jedem Aufst.rich wird stets getrocknet, worauf man den
Gegenstand mit heißem Wasser abwäscht und mit Olivenöl einreibt.
Zur Herstellung einer gleichzeitig rostschützenden Färbung auf Eisen und Stahl bringt man
nach D. R. P. 223 086 auf die Oberfläche des 'Metalles Eisensalze, chromsaure Salze oder
solche Schwefelverbindungen auf, die ihren Schwefel bei Berührung mit Metall leicht ab-
geben (Schwefelaluminium, Schwefelmagnesium) und behandelt mit einem Reduktionsmittel,
das organische Basen enthält (Anilin, Anilinsalz), so daß sich die Metallsalze in reduziertem Zu-
stande gegenseitig unter Bildung von Farblacken vereinigen oder mit dem Schwefel zusammen
auf der Schwefeleisenschicht in Schwefelfarbstoffe verwandelt werden. Nach einer Ausführungs-
form bringt man die genannten Stoffe mit einem Bindemittel versehen als Anstrich auf, wobei
sich Veränderung und Färbung der Oberfläche in einem Vorgange vollziehen. Da die gewünschte
Wirkung schon bei niederen Temperaturen erzielt wird, können auch größere Gegenstände, z. B.
fertigmontierte Brücken, mit einer rostschützenden Färbung überzogen werden. Vgl. das Verfahren
des D. R. P. 232 624 [151].
Nach D. R. P. 52 481 kann man Eisengegenstii.nde, wenn man sie als positive Elektroden in
die Lösung eines Manganoxydulsalzes mit salpetersaurem Ammon ein11ii.ngt, mit einem halt-
baren Überzug von Mangansuperoxyd überziehen.
Eine rostschützende Decke auf Eisen wird nach D. R. P. 80 491 erzeugt, wenn man es mit
Manganoxyd überstreicht und den Gegenstand sodann zur Umwandlung des Oxydes in Mangan-
oxyduloxyd auf. 800 ° erhitzt. Gleichzeitig bildet sich auf dem Eisen eine Schicht von Eisenoxy-
duloxyd.
Ein elektrolytisches Brünierverfahren für Stahl, Guß- und Schmiedeeisenstücke, die man
als Anoden in siedendem Wasser mit einem Strom von 2 Volt Spannung galvanisch behandelt,
so daß sich schwarzes Eisenoxyduloxyd niederschlägt, ist in D. R. P. 37 596 beschrieben. Durch
wiederholte Bel;landlung und zwischenliegende Abbürstprozesse erhält man ebenholzschwarze
Schichten.
Nach einer billi3er ausführbaren Modifikation des Bower-Barff-Prozesses elektrolysiert
man den Gegenstand unter Benutzung einer Eisenblech- oder Kohlenanode in einer heißen
Lösung von 450 g Eisensulfat, derselben Menge Salmiak und 57 g weißem Arsenik in 3-41 Wasser
~lektrolytisch, doch erfordert die Methode besondere Geschicklichkeit. (Ref. in Zeltscbr. f.
angew. Chem. 1907, 2184.)
Nach einem von Sestlni und Rondelli angegebenen, namentlich für Zwecke der Waffenfabri-
kation geeigneten galvanischen Oxydationsverfahren elektrolysiert man den Gegenstand als
Kathode in einer konzentriert alkalischen Eisenoxydlösung mit Verwendung einer Eisenanode
und erhält so unter Zwischenbildung eines Natriumferrits und unter dem Einfluß des entstehenden
Wasserstoffes eine vollkommen blanke Oberfläche dadurch, daß sich auf dem Gegenstand Eisen
abscheidet, das in einem eigenartigen Zustand besonders weitgehender Oxydationsfähigkeit zur
Abscheidung gelangt. An der Anode geht während des Prozesses Eisen in Lösung und hält so
die Konzentration des Bades aufrecht. Kehrt man nun den Strom um, so wird das vorher redu-
zierte Eisenmetall in außerordentlich festhaftendes schwarzes magnetisches Oxyd umgewandelt,
das den Rostschutz bewirkt. Durch Änderungen in der Temperatur, Konzentration und Strom-
dichte des Bades vermag man durch Bildung anderer Eisenoxyde verschiedene Färbungen von
Violettblau, Braunrot bis Gelb zu erzeugen, so daß dieses Verfahren, das ebenso zur Schwarzfärbung
von Kupfer und seinen Legierungen dienen kann, auch zur Dekorierung von Eisen- und Metall-
gegenständen herangezogen wird. (L. Revillon, Zentralbl, 1920, IT, 185.)
Zur Herstellung einer schwarzen, gegen Rost schützenden Färbung auf Eisen verwendet
man nach D. R. P. 66 720 ein Bad, das in 1000 Tl. Wasser 1 Tl. molybdänsaures Ammon
und 10--20 TL salpetersaures Ammon enthä.lt, und galvanisiert mit einem Strom, dessen Dichte
0,2-0,3 Amp. pro qdm beträgt.
Um Stahlteile zu schwärzen taucht man die vorher verkupferten Gegenstände nach T~!chn.
Rundscb. 1913, 270 in eine etwa 100° heiße Lösung von 1% Kaliumpersulfat in 5proz,
Ätznatronlösung ein. Unter lebhafter Sauerstoffentwicklung bildet sich zunächst eine Kupfer-
oxydul-, dann eine schwarze Kupferoxydschicht, die besonders widerstandsfähig ist, wenn man
nach Aufhören der Sauerstoffentwicklung abermals Persulfat einträgt. Das Verfahren hat den
Vorteil, daß man es für Gegenstände anwenden kann, die keine große Erhitzung vertragen, doch
entsteht ein tiefes, mattes Schwarz nur dann, wenn man die Gegenstände vor dem Mattieren mit
dem Sandstrahlgebläse behandelt.
Nach Techn. Rundsch. 1908, 606 kann man Stahl auch ohne Anwendung von Hitze blau
färben, wenn man den Gegenstand in eine schwach salpetersaure Lösung von selenigsaure m
Kupfer taucht. Der erhaltene, schlecht haftende dunkelschwarze Niederschlag muß allerdings
nach dem Waschen mit Wasser und Alkohol über einer Gasflamme getrocknet werden, um ihn zu
befestigen. Schließlich reibt man mit einem Tuche ab und erhält je nach der Zusammensetzung
des Bades eine bläulich- oder glänzend-schwarze Färbung. Ein solches Bad wird z. B. hergestellt
durch Lösen von 10 g seleniger Säure, 10 g Kupfervitriol und 4-6 g Salpetersäure in 100 ccin
Wasser.
Um Efsen, aber auch andere Metalle und Metanegierungen gegen Oxydation zu
schützen, überzieht man das Metall mit den Lösungen von Nitraten des Thoriums, Aluminiums,
Magnesiums, Zirkons und des Chroms im Gemenge mit Dextrin, Gummi, Leim oder Schellack usw.,
erhitzt dann das Metallstück auf Rotglut oder noch höher und erhält so eine Oxydschicht des
betreffenden als Salz verwendeten Metalles, die beim Erhitzen auf Hellrotglut oder Weißglut
und beim folgenden Erkalten nicht abspringt. (D. R. P. 272 451.)
Um Eisen mit einer rostschützenden, braunen glänzenden Schicht zu überziehen, taucht man
den polierten, entfetteten Gegenstand etwa 10 Minuten in die 150° warme alkalische Lösung
von Pikrinsäure (100 Tl. Wasser, 84 Tl. Atznatron und 16 Tl. Pikrinsäure) und wäscht ihn
ab. (D. R. P. 292 603.) Nach einer Mitteilung des Erfinders in Z. d. Ver. d. lng. 63, 103 taucht
man die zu schwärzenden Gewehrteile oder Fahrradbestandteile 50 Minuten in ein, je nach der
Zusammensetzung zwischen 107 und 129° siedendes Bag. von Natronlauge und Pikrinsäure und
behandelt die Stücke dann mit heißem Wasser, einer 01-Erdölmischung und Sägespänen nach.
157. Phosphorsäureverfahren.
Die Anwendung der Phosphorsäure zur Bildung einer rostschützenden Eisenphosphid-
schicht wurde erstmalig in einem aus dem Jahre 1864 stammenden englischen Patent von Ch. de
Bussy beschrieben. Nach diesem Verfahren wurde das auf Rotglut erhitzte Eisen der Wirkung
von Phosphor- oder auch Arsen- oder Antimondämpfen ausgesetzt oder es ';Yurden die Eisenteile
in mit saurem Kalkphosphat imprägnierten Koksstaub eingebettet in Ofen erhitzt. Später
wurde auch die Anwendung von sauren Phosphaten des Mangans oder Calciums oder die Behand-
lung des Eisens mit Dämpfen von Metaphosphorsäure zur erfolgreichen Verhinderung der Eisen-
rostbildung vorgeschlagen. Speziell beim Parkerprozeß bringt man die Gegenstände in die
erwärmte Lösung von saurem Eisenphosphat, nimmt sie, wenn zwischen Eisen, Phosphatüberzug
und der Lösung Gleichgewichtszustand eingetreten ist, heraus, trocknet sie und ölt die Ober-
flächen ein. (Ch. H. Proctor, Zentralbl •. 1919, II, 573.)
.. Besonders rostverhindernde Eigenschaften zeigen Verbindungen von Phosphorsäure mit
Oien, die man durch Behandlung von Ricinusöl oder Wollfett mit Phosphorsäureanhydrid bei
Zimmertemperatur erhält. Diese Verbindungen lösen sich in Benzol oder Alkohol und können
in dieser Form den üblichen Rostschutzfirnissen zugesetzt werden. (Chem.-Ztg. 1922, 576.)
Nach D. R. P. 209 806 taucht man Eisen- oder Stahlgegenstände, um sie mit einer gegen
Rost widerstandsfähigen Schicht zu überziehen, in eine heiße Lösung von 28 g Eisenfeil-
spänen und 113g Phosphorsäure in 4500ccm Wasser, dampft sodann, ohne den Gegenstand
herauszunehmen, auf 1 / 7 des ursprünglichen Volumens ein, trocknet und ölt. Um den Gegenstand
mit phosphorsaurem Eisen zu überziehen, kann man die Lösung auch mit Hilfe des elektrischen
Stromes zersetzen, wobei der Gegenstand als Kathode eingeschaltet wird. Die ursprünglich grün-
schwarze Färbung des Eisens wird nach dem Trocknen und Oien grauschwarz. Siehe E. P.
22 743/1909.
Die Schwärzung (rostsicherer Überzug) von Schreibmaschinenteilen durch halb-
bis dreistündiges Einhängen der Gegenstände in eine kochende Lösung von 2Yz 1 Phosphorsäure,
1 kg Eisenfeile und 2Yz I Wasser (schließlich verdünnt mit 225 1 Wasser) ist in Chem.-Ztg. Rep.
1914, 258 beschrieben.
Zur Herstellung einer Rostschutzschicht auf Eisen oder Stahl behandelt man die Gegenstände
mit einer Lösung von Zink in Phosphorsäure oder mit saurem Zink p h os p hat oder einem Gemenge
von Zinkphosphat und Eisenphosphat, das man erhält, wenn man Eisenfeilspäne und Zink-
stücke in Phosphorsäure löst. Der erhaltene Schutzüberzug ist irrfolge der Anwendung verdünnter
Eisenoberflächenbehandlung, Färbungen und Schichten. 227
Lösungen gleichmäßiger, festhaftender und rost~chützender als die nach dem üblichen Phosphor-
säureverfahren ohne Metallzusatz erhaltenen Überzüge. (D. R. P. 248 856.)
Nach D. R. P. 229173 ist es zweckmäßig, der siedenden Phosphorsäurelösung Eisenchlorid,
und tellurige (oder eine andere reduzierend. wirkende) Säure beizufügen, um einen festhaften-
den, das Rosten des Eisens verhindernden Überzug zu erhalten. Größere Gegenstände werden
auf 150--200° erhitzt und mit diesem Gemisch evtl. unter Zusatz von Kalksalzen bestrichen,
kleinere Gegenstände werden eingetaucht. Die Wirkungsweise des Verfahrens, bei dem man sich
z. B. einer Lösung von 9 Tl. Phosphorsäure, 3 Tl. Eisenchlorid und 4 Tl. telluriger Säure in
180 Tl. Wasser bedient, und die Gegenstände während dreierStunden auf 110° erhitzt, wird durch
die Gleichung:
+
FeC1 3 +
Fe 2 +
Fe 20 3 +
4 H 3Te0 3 9 H 3P0 4
= 3 HCl + +
2 FeP0 4 +
Fe 3P 20 8 +
H 6Te0 6 +
5 H 3P0 4 +
3 H 3Te0 3 H6
-wiedergegeben.
Zur Herstellung einer rostsieheran Decke auf Eisen taucht man die Gegenstände nach
D. R. P. 265 249 während 30--90 Minuten in eine heiße Lösung von 2,251 flüssiger, konzentrierter
Phosphorsäure vom spez. Gewicht 1,5 und 1,36 kg Mangandioxyd in 540 l Wasser. Die getrock-
neten Gegenstände werden dann nach Bedarf geölt. (D. R. P. 265 249.)
Zur Erzeugung eines rastsicheren Überzuges auf Eisen und Stahl arbeitet man nach einem
Referat in Metallarbeiter 1917, Nr. 13/14 in folgender Weise: Phosphorsaures Mangan wird bis
zur Sättigung in Phosphorsäure gelöst. Man erhält das Salz durch Auflösen von Mangansulfat oder
Manganchlorid in Wasser und Hinzufügen einer gleichen Menge von phosphorsaurem Natron.
Der entstehende Niederschlag wird ausgewaschen, bis er praktisch frei von Sulfaten bzw. Chloriden
ist und kann getrocknet werden, oder man verdünnt die Lösung bis auf einen Säuregehalt von
etwa lj10%, erhitzt sie beinahe bis zum Kochen, taucht die Metallgegenstände ein und läßt sie
1-3 Stunden in der Flüssigkeit liegen, bis keine Wasserstoffentwicklung mehr stattfindet und
die Oberfläche des Metallgegenstandes in basisches Phosphat umgewandelt ist. Schließlich wird der
Metallgegenstand getrocknet, eingeölt oder auf andere Weise je nach Wunsch behandelt.
Durch den Zusatz von Braunstein zu der 0,75proz. Ferrophosphat enthaltenden Lösung
von Phosphorsäure wird das Ferrophosphat zum Teil in die Ferriform übergeführt und es ent-
steht demnach ein basisches Ferroferriphosphat als Schutzschicht. Zugleich bildet sich jedoch
auch ein Manganphosphat, das ebenfalls rostschützende Eigenschaften besitzt. Das Mangan-
superoxyd zeigt demnach nicht nur katalytische Wirkung, sondern tritt auch selbst in die Reak-
tion ein, obwohl der rein oxydative Teil des Vorganges auch durch Luft oder ein anderes Oxydations-
mittel bewirkt werden kann. Die erhaltenen Schutzüberzüge geben einen sehr widerstandsfähigen
Rostschutz, werden jedoch durch die Sherardisier- oder Galvanisierschichten an Dauerhaftigkeit
übertroffen. Wichtig ist bei diesem Parkerprozeß, daß die zu behandelnden Werkzeuge oder
Maschinenteile völlig frei von den von der Beize herrührenden Sulfaten sind, so daß man die
Gegenstände vorher zweckmäßig mit Sand abreibt. Zum Schluß taucht man die überzogene
Ware zur Überführung der dunkelgrauen Schichtfarbe in eine schwarze, in heißes Paraffinöl.
(L. E. Eckelmann, Zentralbl. 1920, 11, 672.)
Zur Schwärzung von Metallen, die mit einer Eisenphosphatschicht versehen werden,.
behandelt man die Gegenstände darauf in einer Flamme, die mit einer Mischung von Petroleum,
Holzkohle, Kochsalz, Ammoniak und Terpentinöl genährt wird. Die so erhaltene schwarze Schicht
ist absolut widerstandsfähig und erhält durch leichte Reibung einen vollkommenen Glanz.
(D. R. P. 274 861.)
Zur Erzeugung einer rostsieheran Schicht behandelt man die Eisen- oder Stahlgegenstände
mit einer aus Phosphorsäure, Calcium, Zink und Metalloxyden unter Zusatz von Wasser her-
gestellten Mischtmg. Das Calcium bildet Calciumphosphat und durchsetzt dann, die Verbindung
mit dem Eisen befördernd, die Metallphosphatschicht. (D. R. P. 313 578.)
Der Arbeitsprozeß bei der Herstellung rostschützender Phosphatschichten auf eisernen
Gegenständen läßt sich übrigens dadurch erheblich abkürzen, daß man die Phosphorsäure oder
die Phosphatlösung, z. B. durch Zusatz von Schwefelsäure, stets auf dem erforderlichen Aciditäts-
grade erhält. (D. R. P. 305 677.)
Über das Rostschutzmittel "Chromol", das in die Poren des Eisens eindringen und so einen
chemischen Schutz ausüben soll, siehe J. Boeck, Zeitschr. r. angew. Chem. 1914, 224.
Zur Herstellung derartiger Anstrichmassen benützt man die spezifischen Eigenschaften der
Verbindungen des sechswertigen Chroms, das Eisen zu passivieren und sein Rosten zu ver-
hüten. Man erhitzt z. B. 50 Tl. Zinkehrornat und 3 Tl. Mangancarbonat mit 100 Tl. Leinöl während
30 Minuten auf 250°, verdünnt das Produkt mit 150Tl. Leinöl und setzt 15 Tl. der Masse allmählich
unter Rühren 85 Tl. eines Teer-Asphaltgernenges zu. (D. R. P. 248 292.)
Um Eisen vor der Oxydation zu schützen, überzieht man es nach D. R. P. 272 461
mit einem Gemenge von Chrom-, Zirkon-, Alwniniwn-, Magnesiwn- oder Thoriwnnitrat mit Dex-
trin, Gummi arabicwn u. dgl. Der eingetrocknete Überzug wird bei Rotglut eingebrannt.
Zur Herstellung von Imprägnierungs-, Farbenbinde-, Anstrich- und Anstrich-
zusatzmitteln, insbesondere gegen Rostbildung. und zur Verwendung als Schiffsboden-
farben, behandelt man Leinöl, Firnis oder andere Öle, Fette, Wachse oder ihre Ersatzprodukte
mit Chroroylchlorid oder einem anderen chromsauren Salz, das in den genannten Stoffen löslich
ist. Bei Gegenwart eines Verdünnungsmittels zur Erzielung einer gemäßigt~n Reaktion (Toluol,
Nitrobenzol, Chloroform) erhält man ein klares, dickflüssiges, grünviolettes 01 bzw. einen Firniß,
die sich in dieser Form als Rostschutzmittel eignen. Um das bei der Reaktion nach der Gleichung
+
4 Cr0 2Cl 2 = 2 Cr0 3 +
Cr 2Cl 6 02 + Cl 2
frei werdende Chlor zu entfernen, schüttelt man das gewonnene Öl mit Wasser aus. Nach dem
Zusatzpatent kann man an Stelle der öl- bzw. fettlöslichen Halogenverbindungen des Chroms
auch Chromsäure, Überchromsäure oder die aus Chromylverbindungen in der ·wärme erhaltenen
Zerfallsprodukte anwenden, so z. B. das beim Aufbewahren von Chromy1chlorid unter Chlor-
entwicklung entstehende Trichromylchlorid. Schließlich kannman diese Olchromverbindungen
auch mit in organischen Lösungsmitteln löslichen Metallverbindungen (Mn-, Sb-, Sn·, Hg-, Zn-,
Cu-Salze) mi':lchen oder di~. Einwirkungsprodukte jener Chromylverbindungen auf diese Metall-
salze zur GewinJ:?-.ung der Olchromverbindungen verarbeiten. Die auch mit chloriertem oder
phosphoriertem 01 herstellbaren Präparate werden vor der Anwendung evtl. in Anilin oder ge.
eigneten Kohlenwasserstoffen gelöst. So erhält man z. B. durch Einwirkung von 1 Tl. Chromyl-
chlorid auf 20-30 Tl. fette oder ölige Substanzen (Leinöl, Wachs, Asphalt, Holzteer, Petroleum,
Fischtran) bei Gegenwart von 30-40 Tl. Toluol oder Schwefelkohlenstoff als Verdünnungsmittel
nach Abdestillieren dieses Lösungsmittels eine festhaftende Rostschutzanstriohfarbe. (D. R. P.
274 036 und 274 657.)
Zur Herstell~fp.g von leicht abwaschbaren oder abreibbaren Rostschutzfetten emulsioniert
man Fette oder Oie mit einer wässerigen Lösung von Chromsäure oder deren Salzen, die be-
fähigt sind, das Eisen passiv zu machen. (D. R. P. 276 122.) Nach dem Zusatzpatent verwendet
man als Träger für die wässerige Lösung der wirksamen Chromsäure Klebstoffe, Bindemittel
und Anstrichmassen aller Art oder Wasserglas, Zement, Gips, Teer, Dextrin usw., verreibt also
z. B. 100 Tl. Permanentweiß (Bariwnsulfat) mit 5 Tl. Leimpulver und 80 Tl. einer 10proz. Kalium-
bichromatlösung zu einer Paste. Die Leimfarbe wird durch die vorhandenen chromsauren Salze
überdies noch gehärtet, so daß die Farbe widerstandsfähig gegen Wasser wird. (D. R. P. 285 708.)
Zur Herstellung eines gemischt oxydischen Schutzüberzuges auf Eisengegenständen taucht
man sie in Schmelzen, die aus Gemischen von Alkaliehrornat und Chromsäure oder direkt aus
Alkalisalzen der Polychromsäuren hergestellt werden. Die Schmelze darf, da sie leicht Sauer-
stoff verliert, nicht überhitzt werden, liefert jedoch bei Beachtung dieser Vorsichtsmaßregel
in einigen Minuten einen rostbeständigen Chromoxyd- Eisenoxydüberzug, während man
sonst tagelang mit Brünierungsbeizen behandeln muß. (D. R. P. 298 207.)
Zur Erzeugung einer säurebeständigen Schutzschicht auf Eisen (Kupfer, Nickel oder Alumi-
nium eignen sich nicht) bringt man einen 2 Wochen in verdünnter Salzsäure vorgebeizten, erhitzten
Eisendraht in eine etwa 5% Silici umwa_sserstoff enthaltende Wasserstoffatmosphäre, die
man erhält, wenn man die aus Siliciumpulver mit der doppelten Menge Magnesiumpulver durch
zweistündiges Erhitzen in einer \Vasserstoffatmosphäre gewonnene Legierung SiMg3 mit ver-
dünnter Salzsäure behandelt. Das entstehende Gasgemisch zersetzt sich in Berührung mit dem
heißen Eisendraht, so daß ein gleichmäßiger Siliciumüberzug zur Abscheidung gelangt. (.Metall
1919, 94.) 0
Zum Überziehen von Gebrauchsgegenständen der verschiedensten Art mit einer säure-
beständigen Siliciumschicht behandelt man die vorwiegend eisernen Gegenstände in heißem
Zustande mit Siliciumtetrachlorid, evtl. in Gegenwart von geeigneten, die Siliciumabscheidung
bewirkenden oder fördernden Stoffen, wobei man solche Körper, die mit dem Tetrachlorid nicht
reagieren, vorher mit einem die Siliciumverbindung zerlegenden Überzug versieht. Dieses Ver-
fahren, das auf der Abscheidrmg freien Siliciums und der Verflüchtigung des abgespaltenen Eisen-
chlorids beruht, ist eine Erweiterung der technisch schon verwerteten Methode der Silicierung
elektrischer Leucht- oder Heizglühkörper aus Kohlen- oder Metallfäden. [396 ff.] (D. R. P. 302 305.)
Eisenemaillierung.
160. Literatur und Allgemeines.
Eyer, Ph., Die Eisenemaillierung. Hannover 1907. - Randau, P., Die Fabrikation des
Emails. Wien und Leipzig 1909.- Vogelgesang, M., LehrbuchderEisen-Emaillierkunst. Braun-
schweig 1851. - Grünwald, J., Theorie und Praxis der Blech- l.md Gußemailindustrie. Leipzig
1908. - Eyer, Ph., Emailwissenschaft in gemeinverständlicher Auslegung. Dresden 1913. -
Eyer, Ph., Anlagen und Einrichtungen eines Emaillierwerkes. Berlin 1913. - Grünwald,
J. Chemische Technologie der Emailrohmaterialien. Berlin 1922.
Die Anlagen und Einrichtungen eines EmailHerwerkes beschreibt in ausführlicher Weise
Pb, Eyer, Keram. Rundsch. 20, 433, 447, 470, 484, 493, 513, 538 und 21, 4, 24, 47. Vgl. derselbe
Autor, Zeitschr. f. Blechind.1912, 640 und R. Vondracek, Sprechsaal1909, 201 und 220; 1911,264.
Die älteren Verfahren zum Emaillieren von Eisenblechwaren, ausgearbeitet von G. u. F. Nie·
dringshaus, sind näher beschrieben in der D. Ind.-Ztg. 1878, 256.
über die Chemie der Eisenemaillierung siehe die ausführliche Arbeit von R. Vondracek, Chem.
Ztg. 1900, 575; daselbst finden sich zahlreiche Vorschriften zur Herstellung verschiedener Email-
sorten. Vgl. die Arbeit über Blechemailiierung in Keram. Rundsch. 1908, 89, 110 u. 186.
Über das Email und seine Anwendung in der chemischen Industrie siehe die allgemein
gehaltene Arbeit von J. Schaefer in Zeitsehr. f. angew. Chem. 28, I, 419.
Über säurebeständiges Email als Ersatz für Kupferkessel in der Textilindustrie schreibt
J. Schaefer in Färberztg. 1917, 323. Vgl. Gießerei-Ztg. 1918, 106: Säurebeständig emailliertes
Gußeisen.
In Chem.-Ztg. 38, 801 beschreibt 0. Nagel die in Amerika verwendeten großen Emaillier-
Ta.nköfen, die -mit Generatorgas geheizt, große Mengen der in Muffelöfen vorgebrannten Email-
waren aufzunehmen vermögen.
230 Metalle und Minerale.
Über Emailfehler, und zwar besonders die Ursache und Beseitigung der Haarrisse, siehe
J. Schaefer in Metall 1916, 200, 301 und 1917, 18.
In Keram. Rundsch. 12, 315 schildert F. Kraze nach einem historischen Rückblick auf die
Entwicklung der Erzeugung emaillierter eiserner Geschirre die neuen Verfahren zur Herstellung
der auch ursprünglich angewendeten Puderemails, die, aufgebrannt, ähnliche Widerstands-
fähigkeit gegen Chemikalien und ähnliches Aussehen zeigen wie Porzellan. Verf. bespricht in
weiterem, ohne Vorschriften für Versätze zu geben, zahlreiche Einzelheiten aus der Praxis der
Puderemailliertechnik.
Einen zusammenfassenden Überblick über die neuzeitliche Technik der Gußeisenemaillierung
bringt F. Kraze in Gießerei-Ztg. 16, 22 u. 36.
Über emailliertes Eisen und Zink als Ersatz für die während des Krieges beschlagnahmt
gewesenen Metalle siehe Metall u. Erz 1915, 199 u. 221. .
Über das Emaillieren von Eisenguß nach einem Prozeß der Vereinigung des Glasierens mit
dem Gießen siehe die Mitteilungen von N. Henzel und L. Broz in Dingi. Journ. 237, 302; vgl. auch
das ähnliche Verfahren von Grebel in Chem. lnd. 1880, 181.
Die Grundlagen der Emaillierung von Gußeisen für industrielle Zwecke bespricht H. Holcroft
in Chem.-Ztg. Rep. 1910, 132.
Neuerungen auf dem Gebiete der Eisenemaillierung beschreibt J. Schaefer in Stahl u. Eisen
1918, 257.
Die Bauart eines Emailliermuffelofens mit drehbar angeordnetem Rost ist in D. R. P.
257 526 beschrieben.
Über Herstellung emaillierter oder glasierter Eisen- und Stahlplatten siehe D.R.P. 272355.
Email oder Schmelz ist ein Glasfluß, das heißt eine Verbindung der Kieselsäure mit Kalium
oder Natrium und einer zweiten Base, wie Kalk, Bleioxyd, Zinnoxyd oder Tonerde, der auf die
Oberfläche eines Metalles aufgeschmolzen wird, entweder zum Schutz (Kochgeschirre) oder zum
Schmuck (Schmuckstücke). Das Email war schon im Altertum bei Griechen und Römern bekannt,
mehrere Jahrhunderte v. Chr. In Byzanz kam das Emaillieren zu sehr hoher Blüte, vor allem als
Goldzellenschmelz, die romanische Kunst verwendete hauptsächlich Email auf Kupfer und Bronze
als Grubenschmelz, die gotische aber SilberemaiL
Guter Glasschmelz ist sehr fest mit dem Metall verbunden, ist elastisch, widerstandsfähig
gegen chemische Einflüsse und starke Temperaturschwankungen und deshalb geeignet zur Aus-
kleidung von Kesseln und Gefäßen für Industrie und Küche.
Emaillierte Gußeisenkessel können sehr gut in der Brennerei, chemischen Wäscherei und
Färberei benutzt werden. Sie sind aber schwierig herzustellen, das Gußeisen muß hitzebe-
ständig, leicht bearbeitbar und porenfrei sein, da die Emailschicht bei sehr hoher Temperatur
eingebrannt wird.
Nach F. Schrame!, Stahl und Eisen 1906, 40 besteht die Grundmasse für Gußemail neben
Borax aus Quarz und Feldspat, der man für Blechemail stets etwas Kobaltoxydul zufügt; für
weiße Guß- und Blechglasur verwendet man Quarz, Borax, Feldspat, Kryolith, Zinnasche und
Soda.
Man unterscheidet durchsichtiges oder translucides und undurchsichtiges oder opakes Email.
Bleihaitiger Schmelz besitzt ein sehr gutes Lichtbrechungsvermögen und daher eigenartigen Glanz,
ist aber wegen seiner Giftigkeit für Gegenstände, die mit Speisen in Berührung kommen, ungeeignet.
Email kann man auf leicht schmelzenden Metallen nicht anbringen, denn diese würden beim
Aufschmelzen selbst in flüssigen Zustand übergehen. Auch Metalle, die beim Schmelzen Gase
lösen (Nickel, Platin) oder eingeschlossene Gase abgeben, kann man nicht emaillieren; ebenso-
wenig Metalle, die sich leicht oxydieren. Deshalb kann man Eisen nur nach vorhergehender
sehr sorgfältiger Reinigung und Beizung und dann nur mit undurchsichtigem Email überziehen,
denn die Metalloxyde lösen sich in dem Glasfluß und ändern die Farben. Die besten Emailunter-
lagsmetalle sind Gold, Silber und auch Kupfer.
Rohmaterialien für Glasschmelz sind in feingemahlener Form: Quarzsand, Feldspat,
Flußspat (zur Erniedrigung der Schmelztemperatur), Pottasche, Soda, Salpeter, Glaubersalz,
Marmor, Kalk, Kreide, Mennige, Bleiglätte, Tonerde, Kryolith, Zinnoxyd, gebrannte Magnesia,
Borsäure, Phosphorsäure. Diese Stoffe werden, je nach dem Zweck und der Art des Emails,
verschieden gemischt, oft unter Zusatz färbender Substanzen. Weißen, undurchsichtigen.Schmelz
erhält man durch Hinzufügen von Zinnoxyd oder Knochenasche (Calciumphosphat). Blau
erzeugt man mit Hilfe von Kobaltoxyd; Rot durch Eisenoxyd oder Goldpurpur, wobei der Glas-
fluß blei- und zinnfrei sein muß; Gelb durch Silberchlorid, Antimonoxyd, Uranoxyd, Bleichro-
mat, Schwefelcadrnium; Orange durch Goldchlorid; Braun durch Eisenoxyd; Grün durch
Kupfer- oder Chromoxyd; Violett durch Braunstein; Schwarz durch bedeutende Mengen
stark färbender Oxyde, wie Braunstein, Nickeloxydul usw. [500].
Die feingemahlenen Bestandteile werden im Tiegel- oder Flammenofen zusammengeschmolzen
und erkaltet zu Pulver gemahlen, das mit Wasser zu einem dünnen Brei angerührt wird. Gegen-
stände aus Gußeisen, Eisenblech usw. werden mit dem Sandstrahlgebläse gereinigt, mit Säuren
sorgfältig gebeizt und nun zuerst grundiert, das heißt ein strengflüssiger Emailbrei wird mit
einer Bürste und durch Schwenken gleichmäßig aufgetragen, getrocknet und dann im Muffel-
ofen in 10-20 Minuten eingebrannt. Zur Beschleunigung des Emaillierungsprozesses setzt man
Eisenemaillierung. 231
das EmailHergut zwecks Aufschmelzens des Emails hocherhitzten, von Staub und Teer gereinigten
Feuerungsgasen aus. (D. R. P. 317 021.) Eine besondere Neuerung, die der Krieg brachte,
war die Möglichkeit der völligen Einsparung des Grundemails. (J. Schaefer, Stahl u. Eisen
1918, 257.)
Auf dieselbe Art wird dann in einer oder mehreren Schichten die leichter schmelzende
Deckmasse oder Glasur eingebrannt. Will man auf Email Schrift oder Bilder anbringen, so
trägt man diese mit dem Pinsel auf einem vorher eingebrannten Emailgrund mit farbigem Glas-
fluß auf. Diese Farben müssen niedriger schmelzen als die Grundmasse und es wird dann nur
soweit erhitzt, daß die Grundierung nicht wieder schmilzt. In welcher Art praktisch bei der
Zusammensetzung eines Emails sein Schmelzpunkt, die Grenze zwischen diesem und dem Mo-
ment des Aufblähens, die Viscosität und Oberflächenspannung der geschmolzenen Masse zu be-
rücksichtigen sind, geht aus einer übersichtlichen kurzen Arbeit über das Emaillieren von Guß-
eisen in Techn. Rundsch. 1910, 783 hervor.
Nach J. Grünwald, Glashütte 1911, 787 H., soll ein Grundemail3-4%, das Deckemail3-6%
calcinierte Soda enthalten, während dunkelblaue Emaille häufig überhaupt völlig sodafrei her-
gestellt werden. Die teure Pottasche wird nur für einige Spezialemalle verwendet, obwohl sie
die Oberfläche weicher macht als Soda und ihr einen stärkeren Glanz erteilt.
Nach Untersuchungen von B. F. Staley üben gleiche Mengen Kalium- und Natriumoxyd
aus löslichen Salzen, BaO aus BaC0 8 , ZnO, PbO, bei der Emailschmelze die gleiche Fluß-
mittelwirkung aus, während B 20 8 und BaF2 den Flußmittelfaktor I,25 und CaF1 jenen von
I,66 besitzen, wenn man die Wirkung des Bleioxydes gleich I setzt.
Nach Versuchen von B. F. Staley und G. P. Fisher kan man zum Ersatz des Bleies in
Eisenemail entweder den Gehalt an Zinkoxyd und Bariumoxyd erhöhen, wobei bei teilweisem
Ersatz des Zinkoxydes durch ein Gemisch von Flußspat und Feldspat der Gehalt an Fluoriden
nicht über I5% des geschmolzenen Versatzes steigen darf, da sonst H&arrlsse und Glanzlosigkeit
auftreten; oder man erniedrigt in einem guten Blechemailversatz den Fluoridgehalt zur Milderung
der Strengflüssigkeit und behebt dessen Neigung zur Haarrißbildung durch systematische Ab-
stufung des Borsäure- und Zinkoxydzusatzes. In beiden Versuchsreihen ergaben sich günstige
Resultate. (Keram. Rundsch. 24, 141 u. 164.)
Bei Versuchen zur Feststellung der Möglichkeit des Ersatzes von Kochsalz in Eisen-
emailmischungen wurde festgestellt, daß andere Chloride die Verflüchtigung des Eisenoxydes
um,so weniger verhindern können, je höher ihr Schmelzpunkt liegt. Am wirksamsten erwies sich
das Zinnchlorid mit dem Schmelzpunkt 130°. (A. Bole und M. Bowe, Sprachsaal 58, 298.)
Salpeter wirkt nicht nur als Flußmittel und als oxydierender Körper, sondern auch als
Entfärbungsmittel und wird dem Grundemail in der Menge von 2-4%, der weißen Decke in 1-2%
und dem blauen Deckemail in der Menge von 0--3% zugegeben.
Den Salpeter ersetzte man während des Krieges .durch Permanganat, Bariumsuperoxyd,
Natriumsuperoxyd, Luftsauerstoff oder andere Oxydationsmittel, die man jedoch auch völlig
ausschalten kann, wenn man auf besonders hohen Glanz der weißen Emailschichten verzichtet.
Nach F. Kraze läßt sich auch ohne Salpeter vollkommene Reinheit des Emailflusses
erzielen, wenn man, allerdings nur weichteigige Emailmassen, mit Wasserdampf behandelt, sie
also mit feuchten Holzstangen rührt oder auf den Boden des Schmelzgefäßes eine Kartoffel ein-
legt. Sonst kann Bariumsuperoxyd mit bestem Erfolge als Salpeterersatz dienen. An anderer
Stelle beschreibt Verf. eine Schmelzwanne, in der mit Luftsauerstoff dieselbe oxydierende Wirkung
erzielt wird wie mit Salpeter. Nach Ansicht von C. Tostmann gibt es jedoch keinen brauch-
baren Ersatz, der in vollkommenster Weise die vorhandenen oder durch die Feuergase
eingeführten organischen Stoffe zu zerstören vermag, das Eisenoxydul in Eisenoxyd verwande!t
und die Reduktion einzelner Emailrohstoffe während der Schmelze verhindert. Da nun aber die
heutigen Emailrohstoffe frei von organischen Beimengungen geliefert werden und Kohlenstoff aus
den Brenngasen bei der Ziegelschmelze überhaupt nicht und bei der Wannenschmelze nur bei
ungenügender Luftzufuhr in das Schmelzgut gelangen kann, da ferner unter den reduzierbaren
Emailrohstoffen nur Bleioxyd in Betracht kommt (Zinnoxyd oder Antimonpentoxyd werden
außer in Puderemails nicht eingeschmolzen, sondern erst auf der Mühle zugesetzt), kann man
den Salpeter ganz entbehren, wenn man das Bleioxyd durch ·Mennige ersetzt, und in der Tat
gelang es dem Verf., in der Wanne normal gefärbtes Email auch mit starkem Zinnoxydzusatz
ohne Salpeter herzustellen. (Keram. Rundsch. 28, ö, 28 bzw. 15.)
Die Tatsache, daß ein geringer Zusatz von Kobalt- oder Nickeloxyd zum Grundemail
bedeutenden Einfluß auf das Haften des Grundes am Eisenblech ausübt, erklärt M. Berndt im
Gegensatz zu Tostmann (Keram. Rundsch. 17, 25, 46) und Xavas in folgender Weise: Beim
Trocknen des aufgetragenen Grundemails bildet sich zwischen Email und Blech eine dünne Schicht
von Eisenoxydhydrat, das sich in der Hitze des Emaillierofens in das hitzebeständigste Oxyd
des Eisens, in Eisenoxyduloxyd verwandelt, wobei die sich bildenden Sauerstoffbläschen bewirken,
daß Email und Eisen nicht genügend verschmelzen können. Die dem Grundemail zugegebene
Kobaltverbindung nimmt nun den freiwerdenden Sauerstoff auf, es können keine Gasbläschen
entstehen und das Grundemail kann mit dem Eisen fest verschmelzen. (Keram. Rundsch. 22, 282.)
Jedenfalls ist das Kobaltoxyd als Zusatz zum Stahlblech-Grundemail im Gegensatz zu Nickel-
oxyd völlig unentbehrlich, da die kobalthaltigen Grtmdemails überdies nicht nur die Adhäsion
des Flusses an Stahlblech bewirken, sondern auch dem Brenner durch das Verschwinden der blauen
Farbe ein vorzügliches Merkmal geben, wenn die Gartemperatur erreicht ist. (Landrum, Spreeh-
saal 46, 885.) V gl. F. Menzel, Keram. Runds eh. 22, 428 u. 482.
0,16
0,15 K 20
ZnO } 0,16 Al 20 3 } 1,80 Si0 1
0,10 CaO
0,15 PbO 0,20 B 2 0 3 0,075 Sb 20 3
0,54 Na 20
Nach Chem.-Ztg. Rep. 1912, 68 eignen sich zur Herstellung sehr leicht flüssiger Farbkörper
für Blechemailiierung besonders die Wismutboratglasuren, die evtl. auch für keramische
Zwecke in Betracht kommen.
Eine vollkommen deckende, weiße Emaillierung wird nach D. R. P. 116 016 durch einen Zu-
satz von 10% künstlich hergestellter, reiner Titansäure zum Glasursatze erzielt.
"Überdies soll die Anwendung eines Grundemails dadurch überflüssig gemacht werden, daß
man die Kieselsäure des Emailsatzes zum Teil durch Titansäure ersetzt und das erhaltene Glas
einmalig einschmilzt. (D. R. P. 78 899.)
Nach D. R. P. 207 001 wird der gelbliche Ton des mit Titansäure hergestellten Email&
durch Zusatz von Kobaltoxyd überdeckt, so daß man ein nahezu weißes Email erhält, das mit
dem Zinnoxyd-Ernall konkurrieren kann. Der Zusatz des Kobaltoxyds kann direkt erfolgen, man
kann aber auch einen blauen Fluß aus Kobaltoxyd herstellen und diesen dem Emailsatz zusetzen.
Neuerdings kommt· die sonst als Trübungsmittel vorgeschlagene Titansäure auch als
Emailrohstoff in Betracht. Zur Herstellung von glasierten oder emaillierten eisernen Bekleidungs-
platten trägt man auf das Grundemail nacheinander undurchsichtige Emailschichten auf, die
neben Kieselsäure, Aluminiumsilicat, Bleioxyduloxyd und Borax Rutil enthalten, der je nach
den beigesetzten Mengen die Plastizität der einzelnen Schichten erhöht oder vermindert, wie dies
zum festen Zusammenhalt der Masse erforderlich ist. (D. R. P. 826 678.)
Nach J. Grünwald, Aufsatzserie über chemische Technologie der Emailrohmaterialien in
Glashütte 1911, hat sich die Titansäure, da sie das Email gelb bis grau färbt, als Trübungsmittel
nicht bewährt, auch wenn diese Mißfärbung durch einen geringen Zusatz von Kobaltoxyd teil-
weise aufgehoben wird, oder wenn man statt der Titansäure 7% des vor der Benutzung über 900.,
zu glühenden Bariumtitanats anwendet. Außerdem sind die tita.nhaltigen Glasuren zwar-
säurebeständiger, aber spröde, ebenso wie auch die Phosphatemailarten leicht zum Reißen,.
zum Mattwerden und zur Bläschenbildung neigen.
Nach A. Hartmann, Keram. Runds eh. 1911, 118 vermag Glas von dem neuerdings für Emaillier-
zwecke sehr in Betracht kommenden Zirkonoxyd 15% klar aufzulösen, während es durch 20%
vqllkommen getrübt wird. Bei Gegenwart von Borsäure wird die Aufnahmefähigkeit des Glases
für das Oxyd stark herabgemindert, womit im Zusammenhang steht, daß Zirkonborat ein aus-
gezeichnetes Trübnngsmittel ist. J, Grünwald, Sprechsaal 1911, 72 erhielt mit 8% Zirkonoxyd
nur dann eine genügend trübende Wirknng in einer Emailgrnndmasse, bestehend aus 35% Feldspat,
18% Borax, 10,5% Quarz, 0,7% Salpeter, wenn sie 21% Kryolith enthielt; dabei wurden diese
8% der Schmelze zugesetzt, während der Mühlversatz 6% Zirkonoxyd nnd 7% Ton erhielt. Die
.beste Eigenschaft des Zirkonoxyds im Email ist seine Säurebeständigkeit.
Urteile über die Verwendung von Zirkonoxyd in der Emailindustrie, nnd zwar zumeist günstiger
Art, finden sich in Sprechsaal 1911, 172, 188, 207 u. 220.
Statt des Zinnoxydes verwendet man zur Trübnng von Gläsern nnd Emaillen nach D. R. P.
189 364 das ebenso gut deckende nnd billigere, chemisch reine Zirkonoxyd in derselben Menge
wie das Zinnoxyd (5-10%). Für noch billigere Gläser geht man von der rohen Zirkonerde
aus nnd erhält so je nach der Herknnft nnd ihrem Gehalt an färbenden Metallen gelbliche, braune
oder graue Emailschichten von großer Deckkraft.
Zur Trübnng von Glas nnd Email verschmilzt man Borsäure mit den Oxyden vierwerti-
ger Elemente (Silicium, Zinn, Blei, Titan, Z ir ko n oder Thorium) in solchem Verhältnis, daß eine
Sättigung der borsaurenSchmelze mit den genannten Oxyden erfolgt. Die Schmelze wird während
des Erkaltens der Einwirkung von Wasser- oder Säuredämpfen ausgesetzt. Man fügt dann
die getrübten Boratgläser für sich dem später zu trübenden Glas- oder Emailsatz zu oder ver-
einigt sie schon in schmelzflüssiger Mischung mit den übrigen Glas- oder Emailbestandteilen und
erhält so sehr gleichmäßige ausgiebige Trübnngen, deren Stärke man durch die Dauer nnd Menge
des einwirkenden Wasser- oder Säuredampfes willkürlich beeinflussen kann. (D. R. P. 218 316.)
Noch geeigneter als das Zirkonoxyd ist das zum Teil von der Kieselsäure befreite natürliche
oder künstliche Zirkonsilicat, das nach der Beschreibnng des F. P. 429 665 in der Weise her-
gestellt wird, daß man das normale Silicat pulvert, durch Behandlnng mit Säuren von Vernn-
reinigungen befreit und es sodann z. B. mit etwa der vierfachen Menge Ätznatron auf 500-600 •
erhitzt, wodurch ein Teil der Silicate in lösliche Form übergeführt und durch Behandlnng des
Reaktionsproduktes mit Wasser oder schwachen Säuren entfernt wird.
Zur Herstellung weißer Emaillen verwendet man alkalihaltiges Zirkonhydroxyd, das
durch vollständigen Aufschluß des Zirkons mittels Alkalien oder aus Zirkonoxyd durch Behandlnng
mit Alkali erhalten wird. Zur Anwendnng entfernt man das gebundene Alkali mittels Wassers
oder schwacher Säuren oder Salze und trocknet den hydratischen Rückstand. (D. R. P. 289102.)
Zur Herstellung weißer Emaillen verwendet man alkalihaltige Zirkonverbindungen, die
2-7% Alkali enthalten, in wasserhaitigar Form. Der Alkaligehalt ist insofern von Bedeutnng
als bei geringem Alkaligehalt größere Mengen Wasser gebunden erhalten werden müssen als
bei dem größeren und demzufolge bei den nach den bekannten Verfahren hergestellten alkali-
haltigen Zirkonverbindungen in wasserhaitigar Form das Wasser entweder gar nicht oder teil-
weise abgespalten wird, je nach dem Alkaligehalt, den es enthält. (D. R. P. 294 202.)
Zur Herstellung weißer Zirkonemaillen von großer Deckfähigkeit verwendet man als
Trübungsmittel wasserfreie, alkaliarme Zirkonverbindungen, die man in der Weise herstellt,
daß man die Zirkonalkaliverbindungen zur Entfernung des gebundenen Alkalis mit Lösungen
der Salze solcher Metalle behandelt, deren Hydrate bzw. Oxyde Trübungseffekte hervorrufen.
(D. R. P. 295 685.)
Ein den aus Molekularverbindungen des Zirkonoxydes mit den alkalischen Erden an Deck-
kraft überlegenes Trübungsmittel besteht aus jenen Bestandteilen, die jedoch in Mengen nnter-
halb des normalen Molekularverhältnisses gemischt werden. (D. R. P. 314 710.)
Uber Herstellnng weißen Emails aus Kieselsäure oder Zirkonhydraten oder Zinnhydraten
siehe auch F. P. 438 908 u. 450 228.
289103 und 290 054 (vgl. z. f. Elektrochem. 1905, 588) vorgeschlagene Verfahren der Herstellung
einer gal:yanischen Eisen- oder Kupferzwischenschicht hält R. Vondracek für undurchführbar,
da diese Uberzüge nicht gut haften und die eingeschlossene Elektrolytflüssigkeit den Metallüberzug
beim folgenden Brennen zerreist. Am besten ist es, die ganze oberflächliche Eisen-Kohlenstoff-
legierung des Gegenstandes zu oxydieren und so eine schützende Schicht zu schaffen, die die Ver-
bindung des Emails mit dem Eisen bewirkt. Zu dem Zweck bestreicht man den zu emaillierenden
Gußeisengegenstand mit einer Aufschlämmung von Colcothar in Salpeterlösung und glüht den
Träger unter Luftzutritt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß ausgezeichnete amerikanische Email-
sorten auf einem derartigen Wege erzeugt werden. (Chem.-Ztg. 1906, 575.)
Bei der Emaillierung gußeiserner Geschirre ist auf gleichmäßige Wandstärke von
2,5-3 mm zu achten, wobei die Gefäße einen etwas gewölbten Boden haben sollen. Zum festen
Haften des Emails ist hartes weißes Gußeisen dem weichen grauen vorzuziehen und man über-
zieht darum, da das weiße Eisen für Gefäße zu spröde ist, das graue Eisen mit einer dünnen Schicht
des weißen. Man gießt in Formen, die nicht mit Graphit eingestäubt sein dürfen, da er die Halt-
barkeit des Emails verringert.
Zur Herstellung von Eisenguß mit graphitfreier Oberfläche, wie sie zum Emaillieren
nötig ist, setzt man den Gußformen nach D. R. P. 21263 Schwefel, Quarzpulver und Holzkohlen-
staub zu, so daß sich der Graphit des Roheisens mit dem Schwefel verbindet und die folgende
Emaillierung nicht stören kann. (Vgl. D. R. P. 20 9tH.) ·
In Keram. Rundsch. 23, 109 bespricht H. Vogel die Reinigung der rohen Töpfe vor dem Email-
lieren, das Auftragen des Grundes und weitere Einzelheiten.
Das Beizen der Rohware für die Blechemailgeschirrfabrikation und alle nötigen Manipula
tionen beschreibt F. Menzel in Keram. Rundsch. 1910, 278.
Zur Herstellung einer rauben Oberfläche auf Metallen trägt man nach D. R. P • .J:S 558 einen
Brei von Schmirgel- und Magneteisenpulver, Blei- oder Zinnseife und Flußmittel auf das Metall
auf und brennt die Masse ein.
Über die mechanische Herstellung eines rauben Überzuges auf Metallgegenständen durch
Einbrennen eines gepulverten Gemenges von Kieselsäure, Glassatz und Ton siehe D. R. P. 87 958.
Zum Rauben von Metallgegenständen, die emailliert werden sollen, bestreicht man sie nach
D. R. P. 119 963 mit einem Brei, der aus feinem Quarzsand, Kohle, Schwefel und Leimwasser
besteht, den man einbrennt. Kohle und Schwefel verbrennen und der Sand bleibt an den Gegen-
ständen haften. Man behandelt sie nun in einem Salmiakbade, wodurch die freigebliebenen
Metallteile gebeizt werden, dann reinigt man die Gegenstände von dem Überzuge (mit Stahl-
bürsten), beizt kurz und emailliert. Man kann auch obige Überzugsschicht mit den Emailbestand-
teilen vermischen und kann dann nach dem Rauben ohne Entfernung des Überzuges direkt weiter
erhitzen, um die Emaildecke zu erzeugen.
In E. P. 17 270/11 wird ein besonderes Verfahren der Vorbereitung gußeiserner Gegenstände
zur Emaillierung durch Polieren und Oxydieren der Eisenoberfläche beschrieben.
Zur Reinigung von Metalloberflächen vor der Emaillierung "taucht man sie zur
Verkohlung des Schmiermittels in konzentrierte Schwefelsäure und dann in ein Wasserbad, wo
die verkohlten Teilchen zu Boden sinken, und reinigt das Metall in der nunmehr verdünnten
Säure mechanisch in bekannter Art weiter. Das Verfahren ist billig und arbeitet rascher, da das
Erhitzen des Metalles vor dem Beizen vermieden wird. (D. R. P. 277 834.)
In der Eisenemailliertechnik dient die Flußsäure zum Beizen der Eisengußstücke,
um sie völlig blank und frei von Fremdkörpern zu machen. Bei diesem Verfahren hat die Fluß-
säure gegenüber den allerdings viel billigeren Mineralsäuren den Vorteil, daß sie sich aus Poren
und Lunkerstellen der zum Apparatebau dienenden Gußstücke leicht herauswaschen läßt, während
Salz- und Schwefelsäure in den Poren verbleiben und dann beim Brennen durch Aufkochen Blasen
in der Emailschicht erzeugen. (J. Schaefer, Zeitschr. f. angew. Chem. 28, I, 64.)
Z'tlr Herstellung von Emailglasur auf Eisen brennt man ein Gemenge von weichem Bor-
glas mit 10% Kupfer-, Nickel-, Bronze- oder Kobaltpulver bei 800-1200° in das Stahlblech ein
und erzielt so wegen der teilweisen Verschweißung der Kupferteilchen mit dem Stahlblech eine
besonders widerstandsfähige Emaillierung. Nach dem Zusatzpatent ersetzt man die Metallpulver
durch lösliche Metallverbindungen, die sich bei der Emailliertemperatur zersetzen. Auf diese
Weise hergestellte Emaillierung soll sehr dauerhaft sein und beim Gebrauche nicht rissig werden
oder abspringen. (D. R. P. 289108 und 290 054.)
Zur Emaillierung von Eisenguß bestreicht man Gußform und Kern mit einer IsolierscN.cht
aus Infusorienerde, Glimmerpulver oder Speckstein, die man mit verdünntem Seifenwasser auf-
streicht, trägt dann die mit Kleister angerührte Emailmasse auf, trocknet und vollzieht den Guß.
(D. R. P. 20 961.)
Zum Befestigen der Emailschicht überzieht man die eisernen Gegenstände nach D. R. P.
143 327 mit einem klebrigen Bindemittel (Dicköl) und stäubt dann mit der Emailmasse ein.
Ein mechanisches Emaillierungsverfahren runder Gegenstände durch gleichmäßiges Auf-
sieben des Emailstaubes auf die mit einem Klebemittel versehene Oberfläche ist in D. R. P. 239 862
beschrieben.
Eisenemaillierung. 237
und einzubrennen und dieses Grundemail nachträglich mit beliebigen anderen Schmelzfarben,
die ebenfalls mit Leinölmischung oder mit Wasser angerieben werden sollten, zu versehen.
(D. R. P. 56 218.)
Einige Vorschriften zur Herstellung von Eisenemailliermassen mit Verwendung von Borax
finden sich in einer zusammenhängenden Arbeit über Industrie der Borsäure und des Boraxes
von Scheuer in Zeitschr. f. angew. Chem. 1892, 241. Eine bleifreie Grundmasse setzt sich z. B.
zusammen aus 9 Tl. Quarz, 3,5 Tl. Soda, 7 Tl. Borax, 2 Tl. Zinnoxyd, 1 Tl. Zinkoxyd und 2 Tl.
Magnesia, während eine leicht schmelzbare Grundmasse aus 22 Tl. Borax, 36 Tl. Quarz, 5 Tl. Blei-
weiß, 2 Tl. Soda und 1 Tl. Magnesia besteht. Als Deckmasse oder -glasur verwendet man eine
vermahlene Mischung von 20 Tl. Quarz, 12 Tl. Borax, 4 Tl. Bleiweiß, 6 Tl. Soda, 13 Tl. Zinnoxyd,
5 Tl. Salpeter und je 3 Tl. Magnesia und kohlensaurem Ammon, der man beim Mahlen noch 4--6 Tl.
Magnesia und ebensoviel Quarz zusetzt. Eine bleifreie Masse enthält 20 Tl. Feldspat, 4 Tl. Quarz,
21 Tl. Borax, 13 Tl. Zinnoxyd, 4 Tl. Salpeter, 1 Tl. Ammoniumcarbonat, 2,5 Tl. Magnesia und
7 Tl. Soda.
über eine besondere Art der Herstellung emaillierter Kochgeschirre mit einem inneren
Deckemail und einem äußeren Majolikaemail siehe D. R. P. 244 389.
In D. R. P. 34 396 wird das Verfahren der Emaillierung flußeiserner Dachplattenbleche
näher beschrieben. Die Masse besteht aus 57,4 Tl. Kieselsäure, 24,08 Tl. Soda, 9,9 Tl. Kalk, 1,15 Tl.
salpetersaurem, 6,32 Tl. borsaurem und 1,15 Tl. zinnsaurem Natron. Die Mischung wird geschmol-
zen, trocken gemahlen, mit 10% kieselsaurer Tonerde, 0,1% calciniertem Borax, den üblichen
Farbstoffen und Wasser zu einem dünnflüssigen Brei angerieben, aufgestrichen und eingebrannt.
ZumEmaillieren von Fahrradbestandteilen (über Lackieren siehe (83ff.]) beizt man die
Teile zunächst in verdünnter Schwefelsäure, überzieht sie in getrocknetem Zustande mit Gummi-
lösung, bestreut die feuchte Gummischicht mit feinstem Emailpulver und brennt das Glas im
Ofen ein. Nach dem Schmelzen werden die Gegenstände auf warmen Herden langsam abgekühlt
lmd mit verdünnter Salpetersäure gewaschen, worauf man den Vorgang wiederholt, bis die Email-
schicht völlig gleichmäßig ist. (Techn. Rundscb. 1906, 457.)
Das Emaillieren von Badewannen ist genau beschrieben von F. Menzel in Reram. Rundsch.
1911, 141 u. 152. über die Säurebeständigkeit der Emailoberfläche von neuerdings in den Handel
gebrachten nahtlosen, emaillierten Stahlbadewannen siehe Chem.-Ztg. Rep, 1912, 29,
Zur Herstellung tiefschwarzer, rauher Metallschreibtafeln verwendet man nach D. R. P.
77 696 eine Emailmischung aus 50 Tl. Porzellanerde, 25 Tl. Feldspat, 20 TI. Quarz, 20 Tl. Zinkoxyd
und einem geeigneten Metalloxyd als FärbemitteL
Zur Herstellung schwarzer, emaillierter Schreibtafeln überzieht man reine oder grundierte
Metallbleche nach D. R. P. 103 309 mit einem Email, das Chromoxyd, Kupferoxyd und ev. auch
noch andere dunkelfärbende Metalloxyde oder deren Salze enthält und brennt ein. Durch Behand-
lung dieses eingebrannten Emails mit Schwefelwasserstoffhaitigen Säuren oder mit Schwefel-
alkalien wird die Fläche gerauht.
Ein Emailfluß für Metallschreibtafeln, der, richtig eingebrannt, auch nach längerem Gebrauch
nicht glatt wird, setzt sich nach D. R. P. 104 670 zusammen aus 30 Tl. Feldspat, 20 Tl. Borsäure,
25 Tl. Kryolith, 30 Tl. Flußspat, 20 Tl. Kalkspat, 15 Tl. Aluminiumsilicat und einem Färbemittel,
wie z. B. Braunstein, Kobalt- oder Kupferoxyd.
Als Emailsatz für BI e c h schreibtafeln eignet sich ein naß geriebenes, getrocknetes, auf-
gestäubtes und eingebranntes Gemenge von 7-12 Tl. Kobaltoxyd, 1-6 Tl. Pfeifenton, 1-5 Tl.
Braunstein und 2-7 Tl. Borax. Schrift auf dieser Tafel läßt sich trocken abwischen. (D. R. P.
154 269.)
Um Emailschichten zu mattieren, führt man zur Verminderung derAlkalität in die
Deckmasse kieselhaltige Materialien (Quarz, Feldspat, Kaolin) ein und brennt die Masse im Ofen
ein. Sollen die Tafeln als farbige oder weiße Schreibplatten dienen, so fügt man den der Deck-
masse einzuverleibenden kieselsauren Materialien noch kohlensaure Magnesia, ·Borax oder Soda
bei, um der Schreibfläche die geeignete Körnung zu verleihen. (D. R. P. 261114.)
Nach D. R. P. 235 073 kann man emaillierte Eisenplatten auf einfachste Weise mattieren,
wenn man sie mit einer Lösung von 1 kg Bittersalz in 11 Wasser bestreicht, worauf man trocknen
läßt und die Tafeln bei 800 °, und zwar im reduzierenden Feuer einbrennt. Die frei werdende
Schwefelsäure verbindet sich mit der oberen Emailschicht und man erhält eine vollkommen gleich-
mäßige Mattierung. Wenn man vorher eine Zeichnung in Fettfarbe ausführte, tritt die Mattierung
nur an einzelnen Stellen auf, da die Salzlösung nur die ungefetteten Stellen angreift.
Eine Masse für Mattemailiierung besteht nach F. P. 450 458 aus 15 kg Borax, 12 kg Feld-
spat, 9 kg Quarz, 6 kg rohem Kryolith, 6 kg Soda, 3 kg Flußspat, 1,5 kg weißem Ton, 100 g Epidot
und !'!0 g Kobaltsalz.
Uber ein älteres Verfahren der Emaillierung gußeiserner Kacheln mit einem Email,
das aus Feldspat, Flußspat, Borax, Soda und Zirmoxyd besteht, siehe K. Waidelin und C. Gruber,
Bayer. Kunst- u. Gew.-Bl. 1863, 221.
Bei der Herstellung emaillierter oder glasierter Eisen- oder Stahlplatten zur Be-
kleidung von Bahn- oder Automobilwagen erhält die Umgebung der Löcher und Aussparungen
in den Platten nur eine die Oxydation verhindernde Grundemailschicht, während die weiteren
Eisenernaillierung. 239
Schichten sich stufenweise von diesen Aussparungen entfernen, so daß die Emailumgebung der
Aussparungen bei Schrauben oder Nägeln weniger gefährdet ist. (D. R. P. 266 161.)
Glasierte und emaillierte Eisenplatten für Eisenbahn- oder Automobilwagen erhalten auf
einer Grundemailschicht mehrere undurchsichtige Emailüberzüge (etwa aus einem Satze: 2 Kiesel-
säure, 1 Alurniniurnsilicat, 0,25 Mennige, 0,15 borsaures Natron, 0,015 Rutil), die nach außen
immer niedrigere Schmelzpunkte besitzen, so daß die Gesamtschicht elastischer wird. Nach
dem Zus.-Pat. folgen auf das Grundemail abwechselnd harte hochschmelzende und weiche
niedrigschmelzende Schichten. (D. R. P. 325 673 u. 326 784.)
Zur billigen Herstellung von emailartig festen, metallisch aussehenden Überzügen auf Metall-
gegenständen bestreicht man die schon gefärbte und eingebrannte Grundemail mit der dünnen
Lös~g oder Suspension des evtl. mit Fluß- oder Trübungsmittel versehenen Überzugmetalles
in Öl und schmilzt dann das Metall in die Glasurschicht ein. Die so hergestellten Metalloberflächen
sind säure- und feuchtigkeitsbeständig und oxydieren sich auch bei größeren Temperaturschwan-
kungen nicht. Es empfiehlt sich, die Farbe des Grundemails dem aufzubringenden Metall anzu-
passen, so also für Silber, Nickel oder Aluminium einen grauen, für Stahl blauen und für Kupfer
braunen Grundton zu wählen, wodurch eine erhebliche Ersparnis an aufzubringendem Metall
erzielt wird. Als Flußmittel können Wismut und calcinierter Borax, als Trübungsmittel Kaolin
oder Ruß dienen. Bei der Wahl geeigneter Mischungen von Metallen mit Oxyden, z. B. des Queck-
silbers oder Wismuts, erhält man brünierte, patinierte oder sonstige antike Färbungen. (D. R. P.
295 627.)
Zur Erzeugung von metallischen Überzügen auf gebrannten keramischen oder Emailwaren
brennt man eine graphithaltige Glasur auf, überstreicht diese mit einer sauren Metallsalzlösung
und scheidet aus ihr durch Aufstreuen von anderen Metallpulvern das Metall aus. (D. R. P.
328 553.)
Zur Erzeugung einer Deckemailschicht auf Geschirren setzt man die Masse zwecks Erzie-
hmg verschiedenartig gefärbter Krystalle im Brennprozeß aus einem Gemisch von Borax,
Bronzit und schwarzem Kupferoxyd zusammen. (D. R. P. 321840.)
Zum einseitigen oder teilweisen Emaillieren von Metallgegenständen bedeckt man die frei-
bleibenden Stellen des Metalles vor oder nach der Aufbringung des Emails mit einer feuerbestän-
digen plastischen Schutzmasse aus Schlämmkreide, Graphit, mit Ton versetztem Quarz und
Quarzsand oder Kieselgur. (D. R. P. 81 877.)
Beim einseitigen Außenemaillieren von Gefäßen aus nickelplattiertem Schwarzblech schützt
man die innere Nickelschicht gegen die Emaillierungstemperatur durch einen Metallüberzug,
den man nach der Emaillierung wieder entfernt. (D. R. P. 131 609.)'
Zur Ausführung von Schriftzügen auf weiß emaillierten Platten kann man außer 01 und
Lackfarben nach Techn. Rundsch. 1907, 181 vor allem Kaliwasserglas verwenden, das mit Pig-
menten angerieben wird. Vermöge der zwischen Emailmasse und Wasserglas erfolgenden chemi-
schen Umsetzung erhält man so außerordentlich haltbare Schriftzüge, doch ist es notwendig,
den Emailuntergrund vorher mit einem Brei von Magnesia oder Schlemmkreide und Benzin ge-
nügend zu entfetten.
Nach D. R. P. 52 461 kann man Eisen zu Zierzwecken mit einem haltbaren Emailüber-
zuge versehen durch Einbrennen einer Mischung von Nickeloxyd, Chromeisen, Stearin und Ter-
pentinöl unter Zusatz eines Bleiglasflusses. Auf diesen Untergrund lassen sich dann noch weitere
Schmelzfarben aufbringen.
Zur Herstellung von Edelemailüberzügen auf Metallen verwendet man nach D. R. P.
li6 218 ein mit Fluß versetztes Pulver von Graphit, Koks, Schlacke oder Kaolin, das man mit
Wasser oder mit einer mit Bleioxyden oder Bleiboraten verkochten Leinölmischung und be-
liebigen Schmelzfarben verreibt. Letztere können auch für sich mit der Leinölmischung oder
mit ätherischen Oien angerieben auf das Grundemail vor oder nach seinem Einbrennen aufgetragen
und sodann eingeschmolzen werden. (Vgl. D. R. P. 67 706.)
Zur Herstellung erhabener Verzierungen auf Metallgegenständen bringt man auf die Grund-
email der emaillierten Gegenstände eine leichtschmelzbare Emailschicht und dann eine aus schwer-
oder nichtschmelzbaren Stoffen bestehende geformte Masse (Porzellan oder Ton) auf, ver-
einigt das Ganze im Brande und mustert die Schicht mittels des Sandstrahlgebläses. (D. R. P.
148 734.)
Das Einbrennen dekorativer Muster oder Ornamente in das Email muß durch plötzliche
Erhitzung erfolgen, da die Emailschicht bei langsamem Anwärmen wegen des großen Aus-
dehnungsunterschiedes zwischen Metall und Email noch vor seiner Erweichung abspringen würde.
Außerdem muß dieses Verfahren öfter wiederholt werden, und es empfiehlt sich daher, nach der
einfacheren Methode des E. P. 1844/11 das Emailpulver mittels eines Bindemittels aufzutragen,
das sich wie z. B. Firnis bei 1-2stündigem Erhitzen auf 160-260° völlig verflüchtigt. Die Ware
wird demnach zuerst auf niedere und dann zum Einbrennen des Emails auf höhere Temperatur
erhitzt.
Zur Herstellung teilweise emaillierter, teilweise galvanoplattierter Metallgeschirre
werden nach dem Auftragen des Emails die Stellen, die plattiert werden sollen, mit einem Uber-
zugversehen, der aus einemBleiemail (aus Mennige, Borax und Soda) besteht. Nach dem Ein-
brennen lassen sich diese Stellen als spröde gewordener Belag leicht entfernen, worauf die frei-
gelegten Metallflächen galvanisch überzogen werden. Vgl. auch D. R. P. 81877.
Zur Herstellung innen emaillierter Metallgefäße erzeugt man nach D. R. P. 111371
einen dünnwandigen Hohlkörper aus Email- oder Porzellanmasse von der Form des herzustel-
lenden Metallgefäßes, den man in üblicher Weise brennt und innen glasiert. Auf die äußere, raube
Oberfläche wird ein mit einem Bindemittel versetztes, feines E d e 1m e tall pul ver in dünner Schicht
aufgetragen, die man einbrennt. Die so vorbereitete Emailhaut wird nun auf galvanischem
Wege mit einem starken Kupfer- oder Silberüberzug versehen, worauf man den so erhaltenen
Metallkörper mit der festhaftenden Emailschicht wie üblich durch Abdrehen, Gravieren, Polieren
usw. weiter bearbeitet.
Zur Herstellung von durchsichtigen und undurchsichtigen Emaillen auf Schmiedeeisen-
blechen brennt man zunächst das Grundemail ein, bedeckt dieses mit einer aus leichtflüssigem
Fluß und Silberpulver in ätherischem Öl bestehenden Schicht, die getrocknet, gebrannt und
poliert als Zwischenschicht und Träger für die nunmehr aufzubringende Emailschicht und der
dann aufzutragenden Feingold- und Feinsilberfolie dient. Diese Emaillen sollen für Schmuck-
stücke und Zierfüllungen in Möbeln Verwendung finden. (D. R. P. 319 207.)
Zur Erzeugung von Lichtbildern auf Email wird die Emailfläche mit Flußsäure behandelt,
um die Oberfläche rauh zu machen. Hierauf wird die Fläche gewaschen und mit Kollodium oder
Eiweiß überzogen. Diese Schicht wird z. B. mit Silbernitratlösung lichtempfindlich gemacht und
dann dabei verfahren wie bei q~r allgemein befolgten Darstellung photographischer Bilder Bd. 0 [567]
Das fertige Bild kann mit 01- oder Wasserfarben ausgemalt und zuletzt mit einem Firnis aus
Schellack und Alkohol überzogen werden. (Polyt. Zentr.-Bl. 1858, 496.)
Um mittels Stahldruckes Bilder auf Emailschildern anzubringen, bedient man sich des
Abziehverfahrens: Man verwendet nach Spreehsaal 1911, 306 Stahlplatten, in die das Bild mit
Salpetersäure eingeätzt ist. In die entstehenden Vertiefungen wird die mit Druckfirnis auge-
Lange, Chem. techn. Vorsclu·iften. 3. Auf!. I. Bd. 16
242 Metalle und Minerale.
riebene, einbrennbare Glasfarbe eingespachtelt, die man nachträglich mit Druckpapier abzieht.
Man legt dieses dann mit der Bildseite auf die Emailschicht, befeuchtet mit Wasser, zieht das
Papier ab und brennt das farbige Bild ein. Für jede einzelne Farbe ist natürlich eine eigene
Platte nötig. Zwei Modifikationen des Verfahrens siehe im Original. - Vgl. [59811.].
Über Herstellung von Druckplatten für die Emailindustrie auf photographischem,
statt wie bis dahin fast ausschließlich auf lithographischem Wege, siehe A. Stadler, Keram.
Rundsch. 21, 227.
Zur Herstellung von Emailbildern auf metallenen Schmuckgegenständen stellt man
zunächst nach einem Negativ des Bildes mittels des sog. Gelatinequellverfahrens Bd. II [596]
ein Relief her, das man in Gips abformt, in Hartbronze oder Stahl gießt und mittels einer
Reproduziermaschine in das zu verarbeitende Metall einschneidet, worauf das geschnittene Relief-
bild emailliert wird. Man erzielt so eine reine Bildwirkung, das heißt an den dunklen Stellen
des Originales sind Vertiefungen, die mit dunkel gefärbtem Email ausgefüllt werden, so daß an
diesen Stellen auch das Emailbild dunkel gefärbt erscheint und in den Lichtern dünne und
demnach transparente Emailschichten. (D. R. P. 299 925.)
Beiträge zur Geschichte der Nie 11 o a r bei t liefert Hausmann in Bayer. Kunst- u. Gew.-BI.
1863, 641.
Zur Herstellung der für Nielloarbeiten nötigen Metallmischungen schmilzt man nach K.
Knowlys (Polyt. Notizbl. 1852, 91) 0,5 Tl. Silber, 3 Tl. Kupfer, 5 Tl. Blei, 0,5 Tl. Salmiak und
überschüssigen Schwefel, gießt, wenn der Salmiak verflüchtigt ist, die gut geflossene Masse in ein
Gefäß, welches Schwefelblumen enthält, und deckt zu. Nach dem Erkalten wird die Masse noch-
mals umgeschmolzen und in Stängelehenformen ausgegossen. Zum Gebrauch wird ein Stäbchen
fein gepulvert, das Pulver mit Gummiwasser angerieben, mittels eines Pinsels in die Gravierungen
eingestrichen, in einer Muffel eingebrannt und zuletzt poliert. Die erhaltenen Produkte ähneln
in gewisser Hinsicht den Email- oder Cloissonearbeiten, doch sind sie wesentlich widerstands-
fähiger als diese. Vgl. die Arbeit von Hausmann, Dingi. Journ. 114, 292, ferner 228, 672.
Eine Obersicht über die Herstellung der Nielloarbeiten (Ausfüllung von Metallvertiefungen
durch graue Schwefelmetalle} und die Zusammensetzung der Niellomassen bringt H. Krause in
Gürtl.-Bljout.- u, Metallwarenlnd. 1912, 20. Im Original finden sich auch Rezepte zur Zusammen-
setzung der Niellomassen.
Zur Herstellung nielloartiger Verzierungen auf Eisen tmd Stahl wird der Gegenstand,
den man zunächst blank poliert und dann durch Erhitzen mit einem schwarzen Untergrund ver-
sehen hat, nach D. R. P. 100 148 unter Benützung einer geeigneten Reservage mit einer Zeichnung
bedeckt und dann mit konzentrierter Salzsäure behandelt, so daß nur der schwarze Untergrund
angegriffen wird, während das unten liegende Metall unverändert bleibt.; dann spült man und ent-
fernt die Reservage durch ein geeignetes Lösungsmittel. Natürlich kann man die durch Säure
frei gelegten Metallteile weiter galvanisch oder auf anderem Wege mit Metallen überziehen.
Zur Ausführung nielloartiger Eisenarbeiten auf galvanis ehern Wege arbeitet man nach
Vogel wie folgt: Die Fläche wird mit einem Firnis, ähnlich wie beim Kupferdruck, überzogen und
die Zeichnung einradiert und geätzt; nach der Entfernung des Deckgrundes mit Äther, Terpentinöl
usw. wird die Platte als Kathode in die betreffende Metallösung eingehängt und der Strom in Tätig-
keit gesetzt, bis sich die Vertiefungen mit dem aufgelösten Metall angefüllt haben. Nach einem
anderen Verfahren wird auf die Metallplatte eine auf Papier mit lithographischer Tinte angefertigte
Zeichnung aufgeklebt worauf man das Papier mit angesäuertem Wasser vorsichtig entfernt
und auf die Platte fein gepulvertes Glas aufpudert. Nachdem die Tinte getrocknet ist, wird das
Glaspulver von der Metallfläche weggeblasen und man senkt die Platte in die Metalläsung ein.
Wird die Tinte durch Behandlung mit Alkohol, Terpentinöl usw. entfernt, so erscheint die Zeich-
nung mit der Farbe der ursprünglich augewandten Metallplatte auf entweder vergoldetem, ver-
silbertem~oder verkupfertem Grunde. (Elsner's Chem. Techn. Mitt. o3, 69.)
Nach D. R. P. 21)1 01)9 lassen sich emaillierte Gegenstände zusammenschweißen, wenn man
den erwärmten, emaillierten Schweißstellen vor der Erhitzung Borax zuführt, ebenso wie man
mit Hilfe von Borax rohe Stellen nachträglich noch emaillieren kann.
Die beschädigte Emailoberfläche z. B. von Emailbadewannen läßt sich naturgemäß
nicht durch eine lokale Emaillierung wieder herstellen, sondern man muß sich begnügen, die Aus-
besserung mit Lackfarben vorzunehmen. Die abgesprungenen Stellen werden zunächst mit Natron-
lauge oder heißer Sodalösung und schließlich mit Benzin gründlich entfettet, worauf ein sehr ma-
gerer Aufstrich von weißer Lackfarbe mit Zinkweiß als Pigment aufgetragen wird. Nach einigen
Tagen ist der Anstrich getrocknet, er wird mit feinem Sandpapier geschliffen und mit weiteren Auf-
strichen, die schließlich sehr lackreich gehalten werden müssen, überdeckt, bis die jedesmal gut
getrocknete Masse eine rein weiße, gehärtete Oberfläche zeigt. Wenn diese Anstriche mit
Bernstein- oder Dammarlack in richtiger Weise ausgeführt sind, widerstehen sie längere Zeit sogar
sehr heißem Wasser. (Techn. Rundsch. 1907, 233.)
Über die Ausbesserung schadhaft gewordener emaillierter Blechgegenstände durch Ein-
sphmelzen eines hochschmelzenden Lackes an der reparaturbedürftigen Stelle siehe ferner
Ö. P. 47 850. ·
Nach Techn. Rundsch. 1908, 442 kann man zur Ausbesserung schadhafter Emailstellen auch
einen aus reinsten Ausgangsmaterialien hergestellten Glaserkitt verwenden, da er in trockener
Hitze unlöslich und steinhart wird. Doch ist für einen Waschkessel, in dem mit Seifenwasser
gekocht wird, ein Wasserglaskitt aus gleichen Teilen Zinkweiß und Schwerspat mit Natronwasser-
glas hergestellt, geeigneter. Dieser Kitt erhärtet, auf die fett- und schmutzfreien Stellen auf-
gebracht, zu einer auch im Wasser unlöslichen Masse, die amEisenebensogut haftet, wie am Email.
Einfacher ist es jedoch nach H. Hauenschild, Techn. Rundsch. 1908, 473 die abgesprungenen
Stellen mit einem dicken Brei von Portlandzement und Wasser zu bedecken und den so repa-
rierten, emaillierten Waschkessel einige Tage zugedeckt stehen zu lassen~ damit das Wasser aus
dem Zementmörtel nur allmählich verdunsten kann. Zur Beschleunigung der Erhärtung bedeckt
man die Kittstellen nach 24 Stunden mit Lappen, die in 30proz. Sodalösung eingetaucht wurden.
Zur Ausbesserung beschädigter emaillierter Zifferblätter verwendet man nach Württ.
Gew.-Bl. 1854, Nr. 35 ein Gemenge gleicher Teile Dammarharz und Kopal, dem man auf 5 Tl. 2 T.
venezianischen Terpentin, 3 Tl. Zinkweiß und soviel Weingeist zusetzt, daß die Masse einen dicken
Brei bildet. Nach Zusatz von einer Spur Berlinerblau zur Übertönung des gelblichen Stiches
vertreibt man den Alkohol und schmilzt die Masse vorsichtig zusammen, worauf man mit dem
Auftrag beginnen kann. Bei richtiger Herstellung werden die schadhaften Stellen vollständig
überdeckt.
Nach B. Has, Ill. Ztg. I. Blechind. 1912, 288 empfiehlt- es sich, emaillierte Eisengeschirre
zur Entfernung der durch das kochende Wasser abgesetzten Kalkkruste nicht mit Essig-
oder Salzsäure zu behandeln, da diese in die Haarrisse der Emailschicht eindringen und das Eisen
zerstören. Dagegen soll man diese Wassertöpfe alle 14 Tage mit Boraxwasser auskochen und nach-
träglich mit Schlämmkreide scheuern oder zur Reinigung ein Gemenge von Schlämmkreide, Seüe,
Öl oder Fett verwenden. Die Haarrißbildung beruht auf der verschiedenen Spannung der un-
gleichartigen aufeinanderliegenden Schichten. Verfasser empfiehlt daher, die Eisenkerne mit
feinen Offnungen zu versehen, so daß äußere und innere Emailschicht sich vereinigen und durch
diese Vereinigung den Ausgleich der Spannungsdifferenz bewirken können.
Ein Verfahren der Emailentfernung von emaillierten Gegenständen durch mechanische Zer-
splitterung der Emailschicht ist in D. R. P. 328 092 beschrieben.
Zur Entfernung der Emailschicht von abgenutzten, emaillierten Kochgeschirren
bestreicht man diese nach Thiel, D. Ind.-Ztg.l879, 326 mit einer Carragheenmoosabkochung tmd
bestäubt gleichmäßig mit einem verschmolzenen, gemahlenen Gemenge von 20 Tl. Kryolithmehl,
8 Tl. Porzellanton und 72 Tl. calcinierter Soda, dem man für 30 Tl. 16 Tl. Soda, 20 Tl. Kalium-
carbonat und 28 Tl. Kalisalpeter zusetzt. Die Masse wird bei heller Kirschrotglut eingebrannt.
Mangan. 245
Dann wäscht man die erkalteten Geschirre in 6gräd, Salzsäurelösung, die 4-5% Zinnsalz
enthält, und spült in reinem Wasser ab. Die größte Menge des Emails kann man vorher durch
Eintauchen der heißen Emailgeschirre in kaltes Wasser absprengen und als teilweisen Ersatz
des Kryoliths und der Porzellanerde in obigem Gemenge verwenden.
Zur Entfernung des Emails von emaillierten Gegenständen verwendet man nach D. R. P.
176 800 heiße, wässerige Lösungen, die Ätznatron oder Oxalsäure und ein Oxydationsmittel, z. B.
Braunstein, Salpeter oder chromsaures Kali enthalten, und läßt diese unter einem Druck von
7-15 Atmosphären auf die Gegenstände einwirken. Das Metall wird, ohne angegriffen zu wer-
den, völlig vom Email befreit; aus der Lösung kann man die wertvolleren Emailbestandteile ausfällen.
Nach D. R. P. 240 926 erhitzt man emaillierte Kunstgegenstände oder Schmuck- und
Bijouteriewaren, um sie von der Emailschicht zu befreien, auf Rotglut, bedeckt sie mit 99 proz.
Cyankalium, erhitzt noch kurze Zeit weiter und kocht mit Wasser aus.
Nach einem Referat in Sprechsaal 1912, 4 übt 20proz. Essigsäure die stärkste lösende Wir-
kung auf die Emailschicht von Eisenwaren aus, während bis zu 90% starke Essigsäure weniger
weit dissoziiert ist und daher auch nur geringere lösende Wirkung auszuüben vermag.
Zur Entfernung eingebrannter Emailschilder auf Apothekerstandflaschen bedient man
sich nach Sprechsaal 1912, 714 des Sandstrahlgebläses oder ätzt die Schilder nach sorgfältiger
Bedeckung der übrigen Glasteile mit einem gegen Flußsäure widerstandsfähigen Decklack in einem
Flußsäurebade ab, während die auf den Emailschildern befindlichen bunten Schriftzüge vermöge
ihres Gehaltes an Metalloxyden leicht durch Königswasser entfernt werden können.
Nach Pharm. Ztg, 1910, 1067 wird die eingebrannte Schrift von Standgefäßen, Flaschen
u. dgl. verändert, wenn man sie mit einem Brei aus Bimssteinpulver und roher Salzsäure behandelt.
Man reibt die Fläche dann mit Bimsstein ab, wiederholt ev. das Verfahren und kann nun, da wohl
die Farbe, nicht aber die Ätzung von der Glasfläche verschwindet, die sichtbaren Stellen mit
Zinnober, den man mit Gummiwasser angerieben hat, wieder ausfüllen. Man trocknet, überstreicht
mit Kollodium und lackiert.
Nach lll. Ztg, f, Blechlnd. 1909, 628 werden Emailreste, Abfallemail u. dgl. am besten ver-
wertet, wenn man sie zu 20% mit frischer Masse verschmilzt.
Das aluminathermisch erzeugte, kohlefreie, etwa 99proz. Mangan verleiht den Legierungen
aus Zink und Kupfer größere Festigkeit und Dichte und dient in der Menge von 2% auch zur
Desoxydation von Nickelgüssen und Kupfer-Nickellegierungen, aus denen die Nickelmünzen
geprägt wurden. Man setzt es auch Kupfe;r-Zinnlegierungen, wenn diese nicht mehr als 2-3%
Zinn enthalten, ferner dem Neusilber und in Form von Mangan-Kupferkompositionen auch man-
chen Aluminiumlegierungen zu. Das Chrommanganin mit 30% Chrom und 70% Mangan
wird durch direkte Schmelze gewonnen; es dient zur Erzeugung chromhaltigen Kupfers, da die
direkte Vereinigung von Chrom und Kupfer wegen der leichten Aussaigerung des Chroms aus
dem geschmolzenen Kupfer nur schwer durchführbar ist. (Metall 1918, 67.)
Durch das Goldschmidtsche Verfahren ist Mangan sehr billig geworden. 1 kg kostete 1865:
8500 M., 1891-1896: 32 M., 1902: 16 M.
Über Darstellung und Eigenschaften des aus Fluormangan gewonnenen Mangans siehe Brunn er,
Dingi. Journ. 144, 184.
Zur Auslaugung kieseliger Manganerze behandelt man sie mit Schwefeldioxyd, wodurch
das Mangan in schwefelsaures Manganoxydul verwandelt wird. Das Sulfat wird dann aus-
gelaugt, worauf man die Lösung zur Gewinnung des Manganvitrioles eindampft. (D. R. P. 39106.)
Bei der Herstellung von Mangan und Manganlegierungen behandelt man die eisenhaltigen
Manganerze zur Entfernung des Eisens zuerst mit verdünnter Schwefelsäure, reduziert das
Erz dann bei Rotglut mit Wassergas im Drehofen und reduziert das erhaltene Oxyd durch Schmelze
mit Aluminium oder Magnesium zu Metall. Es ist in dieser Form an der Luft haltbar, während
kohlenstoffhaltiges Mangan zerfällt. (D. R. P. 70 773.)
Zur Verarbeitung geringprozentiger Manganerze schließt man sie mit Eisensulfat auf (Eisen-
sulfatbeizwässer), wobei nur das Mangan in Lösung geht, während Kieselsäure, Phosphor und
Eisen fast vollständig im Rückstand bleiben. Nach einem anderen Verfahren kann man mangan-
haltige Schlacken und Erze auch durch nasse Chlorierung in der Weise aufschließen, daß man die
in den Eisenwalzwerken anfallenden salzsauren Bleiwässer bei 250° zur Einwirkung bringt
und das ohne Chlorentwicklung gebildete Manganchlorür durch Zersetzung oder Rückumsetzung
extrahiert. (D. R. P. 306 426 und 307 174.) Nach dem Zusatzpatent arbeitet man unter Druck
und erhält dann Manganchlorürlaugen und im Rückstand das gesamte Eisen der salzsauren
Beiz'Yässer. (D. R. P. 309 278.)
Über die Verwendung von mangansuperoxydhaltigen Manganerzen siehe
Chem. Zentralbl. UH9, IV, 1043.
,V. C. Phalen,
Zur technischen Herstellung von Mangan kocht man zwecks Herabminderung des 5-6%
betragenden Eisengehaltes auf einige Zehntel Prozent das Kupfermanganerzpulver mehrere
Stunden mit 30proz. Schwefelsäure, wobei das durch nachträgliche Behandlung der Lauge mit
Eisenschrot erhaltene Kupfer diese Reinigungskosten so ziemlich deckt. Den Schwefelsäure-
rückstand reduziert man nicht mit Kohle, da das Mangan bei Rotglut sehr viel Kohlenstoff auf-
nimmt, sondern mit reduzierenden Gasen, wobei die Manganoxyde zu einem graugrünen Oxy-
dul reduziert werden, das man unter Luftabschluß erkalten läßt. Dieses Oxydul wird dann mit
18% gekörntem Aluminium und Kalk- und Flußspat als Flußmittel im Magnesittiegel geschmolzen.
Man erhält so ein Mangan von 96-97% Reingehalt; den Rest auf 100 bilden Eisen und Siliciun1
ohne Kohlenstoff. (H. Wahl, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1893, 361.)
Zur Reduktion der als Psilomelane bekannten Bari=anganite zwecks Erzeugung
von Bariumcarbid und metallischem Mangan behandelt man das evtl. vorgeglühte Erz mit einer
dem Prozentgehalt an Erdalkalimetall entsprechenden Menge Kohle. Für 100 Tl. BaO sind
23,5 Tl. Kohle und für je 100 Tl. Sauerstoff 75 Tl. Kohle nötig. Man erhält so Bariumcarbid,
das unter Gewinnung von Barythydrat und Acetylen durch "\Vasser zersetzt werden kann, und
ferner direkt verkaufsfähiges Manganmetall, das evtl. durch Raffinieren mit Kalk oder durch
Umschmelzen mit Manganoxyd gereinigt wird. (D. R. P. 130 664.)
Zur Gewinnung von Manganmetall calciniert man den zu reduzierenden Braunstein
teilweise bei Rotglut und unterwirft das Gemenge des ca~.cinierten und des nichtcalcinierten
Erzes dem Tammschen Reduktionsprozeß mit Kienruß, 01 oder anderen kohlenstoffhaltigen
Reduktionsmitteln zugleich mit weißem oder grünem :Fluß als Flußmittel im GraphittiegeL
(D. R. P. 260 035.) - Weitere Darstellungsmethoden [173 ff.].
Zur Gewinnung des Mangans oder kohlenstoff- und siliciumarmer Manganlegierungen oxy-
diert man z. B. eine .10% Silicium enthaltende Manganlegierung, wie Mangansilicid in Gegenwart
von mit Siliciumoxyd Silicate bildenden Stoffen mit Luft unter Zusatz von Sauerstoff man g an-
verbindungen. Man arbeitet zweckmäßig in einer Bessemerbirne, durch deren geschmolzenen
Inhalt man den Luftstrom einbläst. (D. R. P. 327 291.)
Zur Gewinnung von Mangan, Chrom oder ähnlichen Metallen aus ihrem Oxyden erhitzt man
diese mit Na tri umsilici um oder Eisennatrium in einem heißen Tiegel und erhält so durch
glatte Reduktion des Oxydes das betreffende Metall. (D. R. P. 330 679.)
Über Legierungen des Mangans mit Kupfer, Zinn, Zink und Blei, siehe J, F. Allen, Dingi.
Journ. 198, 617. Die Erzeugung der Grundlegierung, enthaltend 75% Cu und 25% Mn, aus
Manganoxyd und Kupferoxyd und ihre Weiterverarbeitung mit Zink werden beschrieben.
Mangan. 247
Zur Herstellung von Manganlegierungen schmilzt man 10 Tl. 65proz. Ferromangan
mit 3 Tl. Quarzpulver, 1 Tl. Kryolith und 10 Tl. Kupfer, Nickel, Zinn oder Zink, wobei das
Eisen in die Schlacke gehen soll. (D. R. P. 48 576.)
Das Ferromangan des Handels "SOproz. Ferro" besteht aus (Proc.) 76,95 Mangan, 15,45
Eisen, 6,50 Kohle, 0,90 Silicium, 0,22 Phosphor, 0,01 Schwefel. Es ist seines hohen Kohlenstoff-
gehaltes wegen zur Verwendung als Widerstands-Drahtmetall ungeeignet.
An Kohlenstoff und Silicium arme Mangaulegierungen erhält man durch Einblasen
von Luft oder Sauerstoff in die geschmolzene siliciumreiche Manganlegierung. (A. P. 1363657.)
Zur Herstellung einer magnetisierbaren Manganlegierung führt man in geschmolzenes
Mangan oder in Mangankupfer mit mindestens 9% Mangan mindestens 3% Aluminium, Zinn,
Arsen, Antimon, "\Vismut oder Bor ein und erhitzt die Legierungen zur Erhöhung ihrer magneti-
schen Eigenschaften nach weiterem Zusatz von Blei zur Erzielung günstiger mechanischer Eigen-
schaften auf eine Temperatur, die niedriger als jene ist, bei der die betreffende Legierung beginnt
unmagnetisch zu werden. (D. R. P. 144 584.)
Über die ferromagnetischen Manganlegierungen ·polemisiert ihr Erforscher F. Heusler in
Zeitsehr. f. angew. Chem. 25, 2253. Vgl. die Erwiderung von E. Wedekind, ebd. S. 2524.
Zum Ersatz des Ferromangans dient neuerdings das Silicomangan, das in zwei Arten,
mit 60-70% und mit 45% Mangan und 20-25%Silicium, in den Handel kommt. Auch Silico-
manganaluminium mit 10-12% Aluminium und Ferrowolfram werden im elektrischen
Ofen, letzteres direkt aus Wolframit, als Wolframpulverersatz bei der Herstellung von Spezial-
stählen, besonders Schnelldrehstahl, erzeugt. Geringere Bedeutung besitzt das Ferromolybdän,
das man direkt aus Molybdänit gewinnt, wogegen Ferrovanadin und Ferrotantal für die
Fabrikation von Spezialspänen von Bedeutung sind. (P. Girod, Genie civil 1906, 79.)
trber Herstellung einer Manganlegierung mit weit vorherrschendem Magnesiumgehalt
siehe A. P. 1377 374.
Zur Erzeugung von Mangankupferlegierungen mit beliebig hohem Eisengehalt, die ihrerseits
zur Herstellung von eisenreichem Messing dienen, setzt man dem Mangankupfer evtl. neben
Zink •. Zinn oder Aluminium Silicium in Form von Ferrosilicium zu. (D. R. P. 303 864.)
Uber Herstellung von Mangansilicid, das in eisenfreiem Zustande zur Raffination ver-
schiedener Metalle dienen kann, siehe J. Becker, Metallurgie 1907, 317.
Über Herstellung des Manganbor i des MnB bzw. MnB 2 aus Manganoxyd-Borpastillen im
€lektrischen Röhrenofen siehe M. B. du Jassonneix, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1906, 2029.
172. Manganverbindungen.
Deutschl. Mangansaures Kali und Permanganat 1/ 2 1914, E.: 4670; A.: 8471 dz.
Zur Herstelltrog von künstlichem Braunstein erhitzte Gorgen Mangannitrat allmählich längere
Zeit auf 158-162° und erhielt ein Produkt mit allen Eigenschaften des Polyanits. (Ber. 1879,
1706.)
Durch Glühen von Braunstein mit geringen Mengen Alkaliverbindungen, die man nachträg-
lich durch Auslaugen wieder entfernt, kann man seine Reaktionsfähigkeit nach Norw. P. 32 372
wesentlich erhöhen.
Ein Verfahren zur elektrolytischen Darstellung von Ma.nga.nsuperoxydsulfataus Mangan,
Manga.no· oder Manganisalzen in schwefelsaurer Lösung mit Pukalldiaphragma, bleiernen Elek-
troden und einer Stromdichte von 5-16 Amp/qdm bei 50-60° ist in D. R. P. 163 813 beschrieben.
Gewinnung von Manganaten. Man erhitzt in einem Autoklaven 100 Tl. Braunstein
tmd 1000 Tl. 40proz. Kalilauge, nachdem man bis auf einen Druck von 100 Atm. Sauerstoff
eingepreßt hat, evtl. unter Rühren mehrere Stunden auf 150-160°, bläst nach dem Erkalten
den unverbrauchten Sauerstoff ab und filtriert die mit Kaliummanganat gesättigte, noch stark
alkalische Flüssigkeit von dem Ungelösten, um sie zur Verarbeitung weiterer Braunsteinmengen
zu verwenden. Der ungelöste Rückstand wird zur Gewinnung des ausgeschiedenen Kaliummanga-
nates und zu seiner Verarbeitung auf Permanganat mit Wasser ausgelaugt und so vom unver-
änderten Braunstein getrennt. (D. R. P. 266 347.)
Zur Herstellung von Alkalimanganaten aus Mangansuperoxyd mittels Permanganate
oxydiert man die alkalischen Lösungen des Manganoxyds unter steter Bewegung und Erhitzung
mit jeweils nur sehr geringen Mengen von Permanganat, das man durch die chemische oder elektro-
lytische Oxydation eines Teiles des bereits vorhandenen Manganats stets von neuem in der Lösung
selbst erzeugt, oder mit anderen Oxydationsmitteln. (D. R. P. 195 532.)
Die Herstellung von B a r i um p e r m a n g an a t ·aus den Lösungen von Kaliumpermanganat,
Kieselfluorwasserstoffsäure und Bariumhydrat beschreiben G. Rousseau und B. Bruneau, Jahr.-
Ber. f. ehern. Techn. 1884, 397.
im Druckkessel bei 260-270° zwecks weiterer Anreicherung an Manganat mit Preßluft, löst die
vorher grünliche, nun bräunliche Masse in filtrierter Elektrolysenlauge (siehe unten) bei 40° zu
einer 25 grädigen Manganatlösung, zieht sie vom Braunsteinschlamm ab und elektrolysiert sie
in auf etwa 40° Be eingedicktem Zustande mit Nickelanoden und Eisenkathoden bei 30° mit
35 Amp.jqdm bei einer Spannung von 2,6 Volt. Nach 10-12 Stunden bringt man die rötliche
Lösung zur Krystallisation und schleudert die Krystalle ab. Einzelheiten bringt E. Schütz in
Zeitschr. f. angew. Chem. 1911, 1628.
Die Fabrikation von Kaliumpermanganat in einer kalifornischen Fabrik beschreibt R. B.
Springfield in Chem. Met. Eng. 22, 1027.
Bei der elektrolytischen Herstellung von Permanganat verwendet man eine konzen-
trierte Ätznatronlösung und eine Anode aus etwas Eisen enthaltendem Mangancarbid und
entfernt beim Aufhören der Permanganatbildung den Natronhydratüberschuß dadurch aus dem
Anodenraum, daß man eine verdünnte Ätznatronlösung in dem Kathodenraum zirkulieren läßt,
worauf man die Permanganatlösung nach der so vollzogenen Entfernung des Ätznatronüber-
schu<:~es eindampft. (D; R. P. 125 060.)
Uber elektrolytische Erzeugung von Permanganaten aus Manganaten siehe D. R. P. 28 782.
Die elektrolytische Darstellung·der Permanganate von Erdalkali-, Erd- und Schwermetallen
unter gleichzeitiger Gewinnung von Alkalilauge, Wasserstoff und Sauerstoff bzw. Chlor ist in
D. R. P. 145 368 beschrieben. S. a. Chem. Ztg. Rep. 1922, 2.
Über die elektrolytische Darstellung des Permanganats aus völlig reinem, besonders
chloridfreiem Manganat, das man durch einfaches Zusammenschmelzen von Braunstein und reinem
Kali bei Luftzutritt gewinnt, siehe P. Askenasy und S. Klonowski, z. f. Elektrochem. 1910, 104.
Nach F. P. 504 316 vollzieht man die Elektrolyse mit einer in ständigem Kreislauf befind-
lichen warmen Manganatlösung.
Über die elektrochemische Umwandlung von Manganaten in Permanganate siehe schließlich
auch K. Brand und S. E. Ramsbottom, Journ. f, prakt. Chem. 1910, 336.
Chrom.
173. Allgemeines, Herstellung, Eigenschaften. Chromeisensteinaufschließung.
Deutsch]. Chromerz 1/ 2 1914 E.: 63 267; A. (zus. mit Ni-erzen): 12 923 dz.
Das Chrom, Cr = 52,0, wurde 1797 von Vauquelin in einem sibierischen Bleierz aufgefunden.
Das Element ist weitverbreitet, erscheint jedoch nie in sehr großen .Mengen, vernehmlich als
Chromit (Chromeisenstein FeO. Cr2 0 3 ) zusammen mit Mn, .Mg u. Al, ferner im Rotbleierz. Für
die Gewinnung des Chroms und seiner Verbindungen kommt nur der Chromeisenstein
FeO . Cr 2 0 3 in Frage. Man schließt das Erz mit basischen Zuschlägen in Flammherden o x y-
di«rend auf, laugt die entstehenden wasserlöslichen Chromate aus und führt diese auf einem der
in [176) angegebenen Wege in Eiebromate über, die das Ausgangsmaterial für alle weiteren
Chromverbindungen bilden.
Metallisches Chrom kann auf dem normalen Erzreduktionswege mit Kohle nur als Kohleu-
stofflegierung erhalten werden. Man gewinnt es darum ausschließlich nach dem Thermitverfahren,
die Herstellung im elektrischen Lichtbogenofen und auf wässerig elektrolytischem Wege kommen
wenig in Betracht. Chrom ist ein glänzend weißes bis graues .Metall vom spez. Gewicht 6,8,
vom Schmelzpunkt 2200°, sehr hart und spröde und bei gewöhnlicher Temperatur sehr luft-
beständig, es ist feil- und polierbar. In Salzsäure löst es sich allmählich, vor allem in der Wärme,
zu Chromchlorür unter Wasserstoffentwicklung. Salpetersäure wirkt auf Chrom nicht ein, da
das Metall in ihr passiv wird, erst beim Erwärmen verschwindet die Passivität.
Chrom. 249
Chrom färbt die Flamme smaragdgrün. Es tritt mit basischem Charakter zweiwertig in
den unbeständigen Chromoverbindungen, dreiwertig in den beständigen Chromiverbindungen,.
mit saurem Charakter sechswertig in den Chromaten und Dichromaten auf. Alle Salze des Chroms
sind lebhaft grün, violett, gelb oder rot gefärbt, daher derNamedes Elementes: xewf1a d. i. Farbe.
Das Metall und seine Verbindungen, beide besitzen hervorragende technische Bedeutung.
Das Metall ist wichtiger Legierungsbestandteil, die Verbindungen des zweiwertigen Chroms und
die Chromate dienen als Beiz-, Fixier-, Atz- und Gerbmittel in der Färberei, Druckerei und Leder-
bereitung, speziell die Chromate (sechswertiges Chrom) sind starke Oxydationsmittel und finden
dementsprechend als Bleichmittel für Fette und öle, zur Entfuselung des Branntweines, zur Her-
stellung von Zündmassen vielfache Anwendung. Große Mengen Chromate und Chromverbindungen
sind unentbehrlich in der Reproduktionstechnik (Chromat-Gelatine), als Farbstoffe für die An-
strichtechnik und den Tapetendruck und als Schmelzfarben für die Porzellanmalerei.
Zur Technologie der Alkalibichromate siehe vor allem die Abhandlung von C. Häußermann
in Dingi. Journ. 288, 93. Es findet sich d~!'J Beschreibung der Chromeisensteinröstung mit Kalk
und Soda, die Auslaugung der Masse, die Uberführtmg des neutralen Chromats mittels Schwefel-
säure in Bichromat,
2 FeCr 20 4 + 4 Na 2C0 3 + 7 0 = Fe 2 0 3+4 Na 2Cr0 4 + 4 C0 2 ,
weiter die Beschreibung der Trennung der Chromate vo:r:-. dem gleichzeitig entstandenen Eisen-
oxyd, die Bildung des neutralen Chromates und dessen Uberführung in Bichromat mit 80proz.
Schwefelsäure im' Sinne der Gleichung
2 Na 2Cr0 4 +H 2S0 4 = Na 2S0 4 + Na 2Cr 2 0 7 + H 20.
Weiter wird auch noch der nötige Aufwand an elektrischer Kraft und der Nutzeffekt des ganzen
Prozesses angegeben.
Eine kurze Beschreibung der Fabrikation von Alkalichromaten, gestützt auf die Angaben
von Häußermann in Dingi. Journ. 288, 93 bringt Lunge in Zeitschr. I. angew. Chem. 1894, 101.
Die Herstellung des neutralen Natriumbichromates aus Chromerzen, Soda und Kreide be-
schreibt N. Walberg in Dingi. Journ. 259, 188. Über Herstellung von Chromaten und Bichromaten
siehe ferner das nach der Gleichung
+
Na 2Cr 2 0 7 + K 2SO, = K 2 Cr 2 0 7 Na 2SO,; Na 2Cr 2 0 7 + (NH 4 ) 2S0 4 = (NH,) 2 Cr 2 0 7 + Na 2SO,
verlaufende Verfahren des D. R. P. 34 031 und die in A. P. 342 646-647 und den E. P. 3895,
5130, 4102, 4811, 4948, 6731, 5260, 4195, 4929, sämtlich von 1884, und 1723 von 1885 beschrie-
benen Methoden.
Die Herstellung von Alkalibichromat im Sinne der Gleichungen
2 K 2Cr0 4 + +
2 C0 2 H 2 0 = K 2Cr 2 0 7 + 2 KHCOaJ
+
K 2Na 2 Cr 2 0 8 + H 2S0 4 = K 2 Cr 2 0 7 Na 2 SO, + H 20
durch Aufschließen des Chromeisensteins mit Kalk und Alkalicarbonat und folgendes Behandeln
der Lauge mit Kohlensäure unter Druck bzw. durch Glühen mit einem Gemisch von K- und
Na-Salz ist in D. R. P. 21 589 und 24 694 beschrieben.
Zur Aufschließung von Chromerz kann man es auch mit der doppelten Menge Na. tri um-
bisulfat und seinem halben Gewicht Schwerspat innig in Pulverform gemengt 2-2 1/ 2 Stunden
auf 600° erhitzen. Man laugt die Masse dann mit Wasser aus und fällt die Chromsulfatlösung
zur Abscheidung von Chromoxydhydrat mit kaustischen Alkalien oder Soda. (D. R. P. 50 501.)
Zur Herstellung von Chromaten bzw. Bichromaten brennt man ein Gemenge des Chromerzes
mit kohlensaurem (bzw. unter Zugabe von gebranntem) Kalk oder mit Kalk und Calciumchlorid-
lauge bis zur Zersetzung des Calciumcarbonates, läßt dann die Oxydation sich bei niedriger Tem-
peratur vollziehen, laugt aus und setzt den Calciumchromatrückstand mit Alkalisulfat bzw.
-carbonat um. (D. R. P. 56 217.)
Zum Aufschließen sauerstoffhaltiger Chrom-, Mangan- und Zinnerze (z. B. Pyrolusit,
Psilomelan, Hausmannit) setzt man die gepulverten Mineralien mit dem aus Soda und
Eisenoxyd im Röstprozeß erhaltenen Natriumferrit Na 2 0 · Fe 2 0 3 um, das auf Ferrochromit
(Chromeisenstein) spaltend einwirkt und dabei selbst zerfällt, so daß sich Natriumchromit bildet.
Dieses und das Eisenoxydul oxydieren sich an der Luft zu Chromat und Eisenoxyd, ersteres wird
ausgelaugt und es hinterbleibt ein Rückstand von Eisenhydrat und Eisenoxyd mit unzersetztem
Erz, der zur Verhüttung oder als Material zur Gewinnung von Eisenoxydfarben oder zur
Leuchtgasreinigung dienen kann. (D. R. P. 82 980.)
Zur Aufschließung des Chromeisensteins zwecks Gewinnung von Chromverbindungen
behandelt man ihn in Gegenwart von Schwefelsäure mit Oxydationsmitteln, die wie Blei-
superoxyd, ·Permanganat oder Manganhydroxyd, (auch Chromsäure) bei der Lösungstemperatur
des Chromeisensteins noch beständig sind. Das zugesetzte Oxydationsmittel wird in der Lösung
durch elektrolytische Oxydation immer wieder regeneriert. Zur Trennung des Eisens vom Chrom
führt man ersteres in wasserfreies, unlösliches Ferrisulfat über und bringt das Chromsulfat als
Chromschwefelsäure in Lösung. (D. R. P. 143 251.) ·
Zur Umwandlung von Chromeisenstein in Kaliumehrornat erhitzt man 100 Tl. des gemahlenen
Minerals mit 250 Tl. 50grädiger Atzlauge auf 300° und weiter zur Vollziehung der Oxydation
auf 500°, laugt die gelbgrün gefärbte Schmelze aus, fällt mit Kalk die löslieben Aluminate
250 Metalle und Minerale,
und Silicate, filtriert die stark alkalische Ohrornatlösung und benützt nach Ausfällung des Chro-
mates die Atzlauge zu einer neuen Operation. Dadurch, daß man die Schmelze unter reichlichem
Luftzutritt ausführt, und in stark alkalischer Lösung arbeitet, kann die Temperatur von
sonst 1000° auf 500° herabgesetzt werden. (D. R. P. 151132.)
Zur elektrolytischen Darstellung von Natriumehrornat aus Chromeisenstein schmilzt
man in einem gleichzeitig als Anode dienenden eisernen Tiegel ein Gemisch von 100 Tl. Chrom-
eisenstein und 150--200 Tl. Atznatron, führt eine stabförmige, unten halbkugelförmig verdickte
Eisenkathode in die Schmelze, schaltet den Strom von 3 Volt Spannung ein und elektrolysiert
bei einer beginnende Rotglut erreichenden Temperatur, während gleichzeitig in der Nähe der
Kathode ein kräftiger Luftstrom über die Schmelze geblasen wird. Nach 1-2 Stunden ist die
Umwandlung vollzogen. (D. R. P. 163 541.)
Zur Aufschließung von Chromeisenstein erhitzt man im Rührwerkofen 50 Tl. Chromeisen-
steinmehl, 75 Tl. Atznatron und 5 Tl. Braunsteinpulver unter gleichzeitigem Luftdurchleiten
auf 500--600° und erhält so 95% des Chromgehaltes des Chromeisensteins als Na tri umchromat.
(D. R. P. 163 814.) Nach dem Zusatzpatent leitet man durch die aus Chromeisenstein und über-
schüssigem Atznatron bestehende leichtflüssige Schmelze Luft, in feiner Verteilung um schnelle
Oxydation des Chroms zu erzielen und den Zusatz von Sauerstoffüberträgern entbehrlich zu machen.
Durch Vorerhitzung der Luft wird die Aufschließungszeit von etwa 2 Stunden noch erheblich
abgekürzt. (D. R. P. 171 089.)
Zur Aufschließung von Chromeisenerzen behandelt man sie im Gemenge mit 50--70% Soda-
pulver oxydierend im Flammofen bei heller Rotglut, laugt das kalte Gut mit Wasser aus und
wiederholt das Verfahren. (D. R. P. 166 767.)
Ein Verfahren zur Aufschließung der Chromerze mit Flußspatbehufs Gewinnung von Chrom-
säure und chromsauren Salzen, ist in Dingi. Journ. 177, 239 beschrieben.
Zur Darstellung von Chromsalzen aus oxydischen Chromerzen erhitzt man den Chrom-
eisenstein bei Gegenwart von Kohle mit Chlor oder Chlorwasserstoff auf hohe Temperaturen,
·so daß die Chlorverbindungen des Eisens abdestillieren und die wenig flüchtigen Chrom-Chlor-
verbindungen im Rückstand bleiben. (D. R. P. 281 996.)
Zur e I e k t r o I y t i s c h e n Gewinnung von Chrom löst man Chromsalz in so viel Wasser, daß
.dieses zum fünften Teil gesättigt ist, fügt sodann Alkali- oder Erdalkalisalze, evtl. auch noch bis
zur Sättigung Gummiarabicum oder Dextrin zu und elektrolysiert ntmmehr kalt oder warm, wobei
der Chromgehalt des Bades jedoch möglichst konstant gehalten werden soll. (D. R. P. 66 099.)
Zur elektrolytischen Gewinmmg von Chrom zersetzt man eine mit 5% Schwefelsäure ange-
säuerte Chromsulfatlösung unter Verwendung von Bleianoden, wobei die aus der Anodenabteilung
abfließende Flüssigkeit durch schweflige Säure l'eduziert, mit geschmolzenem Schwefel behandelt
und durch Zusatz von chromsaurem Natron in eine Chromalaunlösung umgewandelt, der Katho-
.denabteilung zugeführt wird, deren Inhalt zur Vermeidung einer Anreicherung des Natrium-
sulfats unter gleichzeitiger Temperaturerniedrigung einen Kreislauf beschreibt. (D. R. P.l05 847.)
Zur elektrolytischen Herstellung von metallischem Chrom wählt man eine Lösung von 65 bis
85 g Chromsulfat im Liter Wasser als Elektrolyt und al'beitet mit 13-20 An1p. Stromdichte,
Kohlenkathoden, Blei-, Platin- oder Kohlenanoden in verdünnter Mineralsäure oder Salzlösung
als Anodenflüssigkeit. Das in mehrere Millimeter dicken Überzügen ausgeschiedene hellgraue
und glänzende Metall enthält nur 0,1-0,2% Eisen, ist sehr hart und spröde und tritt wie das
mittels Aluminiums gewonnene Chrom in einem aktiven und einem passiven Zustande auf.
(B. Neumann, Z. f. Elektrochem. 7, 656.) ·
Zur Erzeugung von reinem Chrom und Mangan oder deren Legierungen mit Eisen elektro-
lysiert man geschmolzenes Kochsalz mit einer Anode aus den betreffenden Metallen oder einer
Metallegierung, wie z. B. Manganeisen, und sorgt durch Einschaltung eines Diaphragmas bzw.
durch entsprechende Erhitzung für Abtrennung bzw. fortwährende Verdampfung des Natriums
an der Kathode, wobei sich an der Anode das betreffende Metallchlorid ansetzt. Bei weiterer
Einwirkung des Stromes wir:d das betreffende Metallchlorid an der Kathode zersetzt und es scheidet
sich das reine Metall aus, während gleichzeitig aus dem am positiven Pol befindlichen Metall
neue Chiaridmengen entstehen und so die Badzusammensetzung konstant· bleibt. Es ist auf
.diese Weise möglich, unreine Metalle oder M e t a ll e g i er u n g e n , aus denen man die Anoden
bildet, zu reinigen. (D. R. P. 81 225.)
Die Chromgewinnung der Welt beträgt nach einer Notiz in Angew. Chem. 1918, 111, 285
etwa 150 000 t jährlich.
Zur Herstellung von Chromborid stampft man auf dem Boden eines hessischen Tiegels
mit Korundfütterung 5,5 Tl. amorphes Bor fest, überschichtet mit 60 g Chromthermit und 40 g
des letzteren als Paste mit flüssiger Luft im Gemenge mit Bariumsuperoxyd und Aluminium,
und entzündet das Gemenge mittels einer Zündkirsche. Nach Behandlung des zerkleinerten
Regulus mit Königswasser hinterbleibt ein silberweißes, krystallinisches Pulver von der Zusammen-
setzung CrB, der Härte 8 und so hoher Widerstandsfähigkeit gegen saure und alkalische Reagen-
zien, daß die Aufschließung des Materiales im Silbertiegel zu Chromat und Borat nur mittels
Natriumsuperoxydes möglich ist. (E. Wedekind und St. Fetzer, ßer. 40, 297.)
Die Herstellung von Chromeisenmangan mit 50% Chrom und je 20% der beiden anderen
Metalle durch Niederschmelzen eines mit Teer brikettierten Gemenges von Chromerz mit saurer
Bessemerschlacke ist in D. R. P. 44 896 beschrieben.
Nach D. R. P. 89 348 werden Chromlegierungen hergestellt durch Eintragen von elektro-
lytisch hergestelltem Chrom in die geschmolzenen Metalle. Das Chrom wird, um die Oxydation
im Moment des Einbringens zu verhindern, vorher mit einer Schicht eines Schutzmetalles, z. B.
Kupfer oder Nickel überzogen. Der Chromgehalt verleiht den Grundmetallen schon in der Menge
von Zehntel Prozenten große Härte und Zähigkeit und macht die Legierungen widerstandfähiger
gegen hohe Temperaturen und gegen chemische Einflüsse. Metallegierungen, die Chrom in grö-
ßeren Mengen enthalten, sind so hart, daß sie nur mit dem Schleifstein bearbeitet werden können.
Nach D. R. P. 246 035 erhält man gut bearbeitbare Eisenlegierungen von großer Wider-
standsfähigkeit gegen chemische Einflüsse aus 60% Chrom, 35% Eisen und 2-3% Mo-
lybdän. Das Molybdän trägt auch zur Verfeinerung und Verdichtung des Gefüges bei und kann,
wenn auch mit weniger guter Wirkung durch Vanadium oder Titan ersetzt werden.
Säurefeste Legierungen enthalten nach A. P. 1375 081-083 und 1375 672-673 der
Hauptsache nach 40-60% Chrom neben Eisen, Kohlenstoff und Metallen von den Eigen-
schaften des Molybdäns bzw. des Nickels und Kobalts, überdies auch noch in einem Falle bis zu
4% Mangan. Kohlenstofffreie Eiseu-Chromlegierungen sind nicht säurefest, können diese
Eigenschaften jedoch durch Kohlung der Oberflächen und folgendes schnelles Abkühlen zwecks
Bildung einer Eisen- und Chromcarbidschicht erlangen.
Eine Legierung aus 5% Chrom, 3% Mangan und I% Silicium eignet sich zur Herstellung von
Dauermagneten. (Chem.-Ztg. Rep. 1911, 56.)
Legierungen für elektrische Widerstände enthalten gleiche Teile Chrom und Kupfer
tmd mehr als 10% Wolfram (imüberschuß) und Molybdän. Oder man verschmilzt Wolfram
(im überschuß) mit Aluminium und beide Metalle der Menge nach übertreffendem Chrom. (A. P.
1 375 454-455.)
Chromstahl für gegen Stoß und Abnützung widerstandsfähige Maschinengußteile oder
Pochstempel enthält zwischen 70 und 72% Chrom, 24-23% Eisen, 0,5% Silicium, 0,08-0,06%
Schwefel, 5-4% Kohlenstoff und 0,008% Phosphor und eignet sich als Ferrochrom mit niedri-
gerem Kohlenstoffgehalt auch als Zusatz bei der Herstellung von Rädern und Schienen. (Eng.
Min.-Journ. 81 855.)
Die Legierungen des A. P. 1376 062 enthalten 20-35% Chrom, 5-20% Wolfram, 1-15%
Eisen mit Kobalt und Kohlenstoff als Rest auf 100.
Strontiumehrornat mit Bariumchlorid. Das Bariumchromat wird kochend mit stark über--
schüssiger, verdünnter Schwefelsäure zersetzt und man ·erhält ein Gemisch von verdünnter
Chromsäure und Schwefelsäure, das nach Abtrennung des Bariumsulfates zur Zersetzung des
Strontiumehrornates dient. Die vom Strontiumsulfat abgetrennte Chromsäurelösung wird schließ-
lich zur Trockne gedampft. (D. R. P. 32 697.)
Zur Herstellung von Chromsäure verdampft man 100 Tl. grobgepulvertes Natriumbi-
ehrornat und 67 Tl. 65,5grädige Schwefelsäure im Eisenkessel zur Trockne und erhitzt weiter
bis eine Schmelze von Bisulfat und fester Chromsäure entsteht. Beim Abkühlen dieser auf 150°
erfolgt Trennung der Schmelze in zwei Schichten; man läßt das Bisulfat ablaufen und reinigt die
zurückbleibende Chromsäure, die höchstens 1,5-2% Bisulfat enthält, mechanisch. (D. R. P.
179 304.)
Zur elektrolytischen Darstellung von Chromsäurelösungen vollzieht man die Elektrolyse
in einem besonderen Apparat, ohne Anwendung von Diaphragmen in Gefäßen, deren Kathoden-
und Anodenraum durch nicht völlig zum Boden reichende Wandungen voneinander getrennt
sind, wobei man die Chromoxydlösung so zufließen läßt, daß die Kathodenflüssigkeit den für den
ungestörten Verlauf der Elektrolyse geeigneten Säuregehalt behält. (D. R. P. 182 287.)
Um zu vermeiden, daß sich bei der elektrolytischen Oxydation von sauren Chromoxydlaugen
zu Chromsäure ohne Anwendung von Diaphragmen an der Kathode Wasserstoff ausscheidet, der
durch seine Reduktionswirkung die Ausbeuten herabsetzt, setzt man der etwa 35° warmen Lösung
von 65 g Chromoxyd und 27 5 g Schwefelsäure 110 g Kupferoxyd zu und erhält so nach der
Gleichung
bei geeigneter Stromdichte mit Bleisuperoxyd und Kupferplatten als Elektroden unter gleich-
zeitiger Abscheidung von Kupfer reine Chromsäure in 80% Ausbeute. Der geringe Kupfergehalt
der Lösung ist für die meisten Zwecke (z. B. der Oxydation organischer Substanzen oder des Lösens
von Metallen) unschädlich. (D. R. P. 303165.)
Beiträge zur Kenntnis der elektrolytischen Regenerierung von Chromsäure aus Lösungen
von Chromsulfat liefern P. Askenasy und A. Rlwai, z. f. Elektrochem. 19, 344.
Zur Regenerierung von Chromsäure geht man von einer Chromsulfatlösung aus, die 100 g
Chromsäure und 350 g H 2S0 4 im Liter Wasser enthält, und elektrolysiert sie mit Bleielektroden
in einer Diaphragmenzelle so, daß sich auf der Anodenseite Chromsäure und an der Kathode
Wasserstoff bildet. Die Anodenlauge wird dann in die Fabrikation genommen, geht dabei wieder
in Chromoxyd über und kommt dann auf die Kathodenseite, während die erste Kathodenlauge
jetzt Anodenlauge wird. Durch Wiederholung des Verfahrens erreicht man, ohne daß Schwefel-
säureanhäufung stattfände, mit stets derselben Lauge als Sauerstoffüberträger mit 3,5 Volt Span-
nung und 300 Amp.jqm Dichte bei 50° Badtemperatur einen Kreisprozeß. (D. R. P. 103 860.)
Ein elektrolytisches Chromsäurewiedergewinnungsverfahren aus sauren Chromsulfatlösungen,
gekennzeichnet durch die Regulierung der Stromdichte in dem Sinne, daß der Gehalt der Kathoden-
räume an Chromsalz und freier Säure während der Elektrolyse keine wesentliche .Änderung erfährt,
ist in D. R. P. 117 949 beschrieben. Nach einer Abänderung des Verfahrens stellt man den Strom
zur Beförderung der ausgleichenden Wirkungen der Hydrodiffusion zeitweilig ganz ab. (D. R. P.
138 441.)
Die Regeneration von Chromsäure aus chromoxydhaltigen Materialien auf elektrolytischem
Wege beschreibt ferner F. Regelsberger in Zeitschr. f. angew. Chem. 1899, 1123.
Zur elektrolytischen Regeneration von Chromlaugen führt man die zu oxydierende
Flüssigkeit in einen Apparat ohne Diaphragma, Glocke oder Scheidewand durch eine mit Blei-
schrot bedeckte Bleiunterlage als Anode, die der Stromführung einen nicht zu geringen Leitungs-
widerstand entgegensetzt, hindurch und zwingt so die Flüssigkeit lange Wege zu nehmen. (D. R. P.
251694.)
Die elektrolytische Regenerierung von Chromsäure ist ferner in A. P. 1 408 618 beschrieben.
Über das Verhalten der Chromoxydsalze als Beizmittel siehe die Abhandlung von L. Liechte
und H. Schwitzer in ~'litt. d. Tecbnolog. Gewerbemus. Wien 1885, 27.
Das direkt als Gerbmittel verwendbare basische Chromsulfat Cr 2 (S0,) 1 (0H) 1 erhält man
durch Behandlung von normalen oder Bichromatlösungen mit gasförmigem Schwefeldioxyd.
(E. P. 148 615/1919.)
Die Anwendung des Chromfluorids als Färbereibeizmittel an Stelle der bis dahin be-
nützten anderen Chromsalze wurde erstmalig in D. R. P. 44 493 beschrieben. Die Verbindung
hat die Zusammensetzung Cr 2F 1 • .8 H 20 mit einem Gehalt von 29% Chrom, wird durch Auf-
lösen von Chromoxydhydrat in weniger als der äquivalenten Menge Flußsäure dargestellt und
zerfällt, worauf seine Verwendbarkeit beruht, beim Erwärmen seiner Lösung, ähnlich wie das
Chromacetat, unter Abscheidung von .Chromoxydhydrat.
Als Ersatz des C'hromfluorids in der Färberei und in der Zeugdruckerei eignet sich seine D o p p e I -
verbind u n g mit Si 1 i c i um f 1 u o r i d, die man entsprechend ihrer Zusammensetzung
CrF 3 • 3 SiF, durch Mischen von Chromfluorid, Flußsäure und Kieselsäure oder von Chrom-
hydroxyd und Kieselflußsäure erhält. (D. R. P. 74 529.)
Als Beize für textilchemische Zwecke wurde auch die Anwendung einer Lösung von reinem,
krystallisiertem Chromehrornat oder einer Lösung empfohlen, die durch doppelte Umsetzung
von Chromoxydsalzen mit äquivalenten Mengen chromsaurer Alkalien bereitet wird. (D. R. P.
46 998.)
Zur Aufarbeitung von Chromabfällen, die bei der Herstellung von Chromaten aus
Chromsalz zurückbleiben, setzt man sie in geröstetem Zustande an Stelle von frischem Kalk~
der nächsten Chromerzmischung zu und gewinnt so das in den Abfällen noch erhaltene
Chrom. (D. R. P. 49 674.)
Nach einem anderen Verfahren behandelt man die chromhaltigen Rückstände der Farben
industrie entweder mit Schwefelsäure und setzt den so freiwerdenden Farbstoff mit einem Metall-
256 Metalle und Minerale.
salz um, das gleichzeitig mit den gelösten Chromverbindungen unter Bildung von Chromalaun
oder Chrombeizen reagiert, oder man löst die Teerfarbstoffe aus d~~ Rückständen mit saurem
oder angesäuerten Lösungsmitteln wie Alkoholen, Äther, Aceton, Oien oder Lack heraus und
verwendet die Farblösung für sich oder scheidet den Farbstoff ab und gewinnt auch hier die Chrom-
verbindungen als Chromsalze wieder. (D. R. P. 222 639.)
Zur Verarbeitung und Verwertung farbstoffhaitigar Chromrückstände aus der Farben-
industrie behandelt man sie mit konzentrierten Säuren, wodurch sie wasserlöslich werden, und
färbt die Farbstoffe unter Zusatz von Kohlenhydraten oder mehrwertigen Alkoholen aus saurem,
neutralem oder alkalischem Bade aus. (D. R. P. 228 294.)
Zur Aufarbeitung gebrauchter Färberei-Beizflüssigkeiten bläst man diese zwecks Gewinnung
der in ihnen enthaltenen Sulfate in einen Ofen ein, so daß schweflige Säure und Schwefelsäuregas
in Gegenwart von Dampf kondensiert werden, während sich die Metalloxyde auf der Sohle
des Ofens niederschlagen. (A. P. 1848 462.)
Zur Nutzbarmachung der bei der Chromgerbung nach dem Zweibadverfahren verbleiben-
den Chromrückstände wandelt man diese mit schwefliger Säure in Chromsulfat-Kaliumsulfat
um, vertreibt den Schwefeldioxydüberschuß und fällt mit Soda. Die Einbadbrühen werden sofort
mit Soda gefällt. In beiden Fällen führt man die Niederschläge durch Oxydationsschmelze in
Alkaliehrornat über. Chromlederabfälle werden verbrannt, worauf man die Asche mit jenen
Niederschlägen gemischt weiter verarbeitet. (E. Giusiana, Ledertechn. Rundsch. 7, 140.)
Norwegen, England, Rußland, Schlesien, Westfalen. Erdkobalt ist ein Kobaltmanganerz mit
2-20% Co, das hauptsächlich aus Neu-Kaledonien ausgeführt wird.
Kobalt (Cobaltum =Co) mit dem Atomgewicht 58,97, dem spez. Gewicht 8,8 und vom
Schmelzpunkt 1490° ist dem Nickel sehr ähnlich. Es ist silberweiß, mit einem Stich ins Rötliche,
glänzend, magnetisch, zähe, und läßt sich zu Draht und Blech auswalzen. An der Luft ist es be-
ständig, in Salz- und Schwefelsäure schwer, in Salpetersäure leicht löslich.
Kobalt tritt zweiwertig im Kobaltoxydul und den davon abgeleiteten Salzen auf, die wasser-
haltig rot, wasserfrei blau aussehen. Dreiwertig ist es im Kobaltoxyd, von dem nur komplexe
Verbindungen bekannt sind, z. B. Cyanide und Ammoniumderivate.
Gewinnung. Kobaltmetall wird nur in geringen Mengen hergestellt [185], meist geht man
nur bis zur Gewinnung des Oxyds. Da Kobalt mit dem Nickel zusammen vorkommt, so ist der
Darstellungsprozeß bis zur Erzeugung der Oxyde, des Steines, derselbe wie beim Nickel. Dann
wird meist durch Laugerei getrennt. Man löst die Oxyde in HCl oder H 2S0 4 , fällt mit Schwefel-
wasserstoff oder Alkalisulfid das Blei, Wismut und Kupfer aus, oxydiert im Filtrat das Eisen und
fällt es mit Calciumcarbonat, während Kobalt mit Chlorkalk und dann Nickel mit Kalkmilch
niedergeschlagen werden. .Ähnlich werden auch die manganhaltigen Kobaltoxyde aufgearbeitet.
Das Metall kann dann aus dem Oxyd durch Reduktion mit Kohle oder Wasserstoff gewonnen
werden.
Anwendung. Hauptsächlich wird das Kobalt als Smalte: Kobalt-Alkalisilicat, als Maler-
farbe und zum Färben des Glases verwendet. Das Metall dient manchmal als galvanischer Überzug,
und besonders als Legierungsmetall selbständig oder an Stelle des Nickels.
Norwegen, England, Rußland, Schlesien, Westfalen. Erdkobalt ist ein Kobaltmanganerz mit
2-20% Co, das hauptsächlich aus Neu-Kaledonien ausgeführt wird.
Kobalt (Cobaltum =Co) mit dem Atomgewicht 58,97, dem spez. Gewicht 8,8 und vom
Schmelzpunkt 1490° ist dem Nickel sehr ähnlich. Es ist silberweiß, mit einem Stich ins Rötliche,
glänzend, magnetisch, zähe, und läßt sich zu Draht und Blech auswalzen. An der Luft ist es be-
ständig, in Salz- und Schwefelsäure schwer, in Salpetersäure leicht löslich.
Kobalt tritt zweiwertig im Kobaltoxydul und den davon abgeleiteten Salzen auf, die wasser-
haltig rot, wasserfrei blau aussehen. Dreiwertig ist es im Kobaltoxyd, von dem nur komplexe
Verbindungen bekannt sind, z. B. Cyanide und Ammoniumderivate.
Gewinnung. Kobaltmetall wird nur in geringen Mengen hergestellt [185], meist geht man
nur bis zur Gewinnung des Oxyds. Da Kobalt mit dem Nickel zusammen vorkommt, so ist der
Darstellungsprozeß bis zur Erzeugung der Oxyde, des Steines, derselbe wie beim Nickel. Dann
wird meist durch Laugerei getrennt. Man löst die Oxyde in HCl oder H 2S0 4 , fällt mit Schwefel-
wasserstoff oder Alkalisulfid das Blei, Wismut und Kupfer aus, oxydiert im Filtrat das Eisen und
fällt es mit Calciumcarbonat, während Kobalt mit Chlorkalk und dann Nickel mit Kalkmilch
niedergeschlagen werden. .Ähnlich werden auch die manganhaltigen Kobaltoxyde aufgearbeitet.
Das Metall kann dann aus dem Oxyd durch Reduktion mit Kohle oder Wasserstoff gewonnen
werden.
Anwendung. Hauptsächlich wird das Kobalt als Smalte: Kobalt-Alkalisilicat, als Maler-
farbe und zum Färben des Glases verwendet. Das Metall dient manchmal als galvanischer Überzug,
und besonders als Legierungsmetall selbständig oder an Stelle des Nickels.
Bei einem Verfahren zur Verarbeitung von Erzen in einem zweiteiligen Vorgang erschmilzt
man das Nickel zur Entfernung der Gangart im ersten Teil des Prozesses in einem elektrischen
Ofen unter Luftabschluß oder in reduzierender Atmosphäre, wobei der Schwefel zum größten
Teil entweicht. Die Weiterverarbeitung des Materials erfolgt unter Zurückhaltung der
Schlacke in einem gewöhnlichen metallurgischen Ofen, in dem ein Teil des Eisens verschlackt
und ein anderer Teil verbrannt wird, so daß man bei Unterbrechung des Vorganges in dem Momente,
wo das Nickel anfängt zu Nickeloxyd zu verbrennen, einen Nickelstein erhält, der nur einen ge-
ringen Gehalt von nicht verbranntem Eisen und gelöstem Nickeloxydul zeigt und wie üblich
auf trockenem, nassem oder elektrolytischem Wege aufgearbeitet wird. (D. R. P. 294119.)
Statt pulverige oxydische Erze, insbesondere Nickel- und Kobalterze, zur Schwefelung mit
Schwefel- und Flußmitteln zu brikettieren, verbläst man das Gemisch von Erz, Zuschlägen Kohle
und Schwefel in einer Birne bis zur Sinterung, das heißt bis zur Bildung der Schwefelmetalle,
die unter so hoher Reaktionswärme erfolgt, daß weitere Wärmezufuhr nicht nötig ist. (D. R. P.
172128.)
Zur Herstellung einer unmittelbar weiter verarbeitbaren schwefelfreien silicium- und
kohlenstoffarmen Nickelschmelze erhitzt man ein Gemisch von Nickelerz evtl. mit Zuschlägen
oder Flußmitteln,· wie Kalk, Tonerde oder Flußspat, mit soviel schwefelfreier Kohle, daß das ge-
samte Nickeloxyd, jedoch nur ein Teil des Eisenoxydes reduziert wird, die Nickelschmelze sich
jedoch nicht mit Kohle sättigen kann. (D. R. P. 182 78ii.)
Nach dem Verfahren des reinen Pyritschmelzens [12] verarbeitet man 75-80 Tl.
Nickelerz mit 2o-25 Tl. Zuschlag, der aus Flußschlacke besteht, die Silicate, Quarz und Kalk
auflöst und so die Schlackenbildung vermittelt, ferner aus Quarz, der für die vorhandenen Basen,
Eisenoxyd und Calciumoxyd als Verschlackungsmaterial hinzugesetzt wird, und schließlich aus
Kalkstein, der der Totalschlacke die Konsistenz verleiht. In Metall u. Erz 12, 200, 220 u. 241
erörtert R. Stören ausführlich diese und die anderen Arten des Pyritschmelzens und macht An-
gaben über die Vorgänge im Ofen, die Art seiner Beschickung, die Zusammensetzung der Erze,
Ansatzbildung, Geblä.sedruck, Gebläsetemperatur und bringt schließlich die kurze Beschreibung
der Pyritschmelzung des Nickelerzes.
Zur Gewinnung von Nickel oxydiert man die Nickelerze und reduziert die Nickeloxydver-
bindungen durch Verschmelzen mit Phosphoreisen, wobei das Eisen in die Schlacke geht.
(D. R. P. 140 282.)
Zur Aufarbeitung silicatisoher oder oxydisoher Nickelerze behandelt man sie in feingemahlener
Form mit Eisenchloridlösung unter Druck bef etwa 187° während 5-6 Stunden und erhält so
Nickelchlorid und Eisenoxyd, letzteres als schönen roten Farbstoff. Man filtriert von diesem
und schlägt aus der Lösung das Nickel elektrolytisch oder als Oxyd oder Hydroxyd nieder, worauf
man in letzterem Falle in üblicher Weise zu Metall reduziert oder auf Salze weiterverarbeitet.
(D. R. P. 100 142.)
Zur Verhüttung kieseliger Nickelerze, die erhebliche Mengen Magnesia, ferner Eisen,
sehr wenig Kobalt, Mangan und Chrom enthalten (Garnierit), brikettiert man das stark (10%)
wasserhaltige und weiter viel Wasser aufnehmende Erz mit eisenreichem Feinerz oder Gicht-
staub oder mit den ausgelaugten Rückständen von gerösteten Nickelkupferkiesen, reduziert die
Briketts mit Kalk zur Bildung einer basischen Schlacke im gewöhnlichen Gebläseofen und erhält
ein nickelhaltiges Roheisen, das unter die Schlacke sinkt. Die geschmolzene Schlacke wird unter
Wasser vermahlen und magnetisch geschieden, so daß man die gesamte Nickeleisenlegierung aus-
zuscheiden vermag. (A. P. 969 460.)
Zur Silicataufschließung mittels Wasserdampfes behandelt man 500 Tl. eines Metall-
silicates, z. B. Garnierit, während 4 Stunden ohne Druck mit 600° heißem Wasserdampf und
kann das mit verdünntem Ammoniak extrahierte und abgeschiedene von der Kieselsäure getrennte
Nickeloxyd dann leicht durch ein Gemenge von Wasserdampf und einem reduzierenden Gase
zum Metall reduzieren, wodurch es von dem vorhandenen Eisen getrennt wird. Das metallische
Nickel wird von der Gangart auf mechanischem Wege abgetrennt. (D. R. P. 261623.)
Zur Aufarbeitung silicatisoher Kobalt- oder Nickelerze verschmilzt man sie zuerst zur
Ausscheidung der Hauptmenge des vorhandenen Kupfers mit einem Flußmittel, mahlt die Schmelze
dann und löst die zerkleinerte Masse in Schwefelsäure, oxydiert in der gallertartigen Masse die
Eisenverbindungen durch Oxydation mittels erhitzter Luft, filtriert, neutralisiert das Filtrat,
fällt in ihm das noch vorhandene Kupfer mit Calcium-, Barium- oder Magnesiumcarbonat imd
scheidet aus dem Filtrate nach Zusatz von Ammoniak, Kobalt bzw.. Nickel elektrolytisch ab.
(D. R. P. 291 606.)
Zur Aufarbeitung nicht verwitterter, frisch zerkleinerter Garnieriterze behandelt man das
Material mit zur völligen Lösung des Nickels unzureichenden Schwefelsä.uremengen. Der zuerst
gebildete steife Brei wird unter dem Einfluß der bis etwa 170° steigenden Selbsterhitzung all-
mählich fest, worauf man den porösen Kuchen mit säurehaitigern Wasser zerkleinert, den Brei
filtriert, im Filtrat das Ferrosulfat oxydiert, Kalksteinpulver hinzusetzt, um noch vorhandene
freie Schwefelsäure zu neutralisieren und die Eisen-, Aluminium- und Chromsalze auszufä.llen
und aus der abfiltrierten Nickel- und Magnesialösung das Nickel nach der Gleichung
NiSO, + H 10 + MgO = MgSO, + Ni(OH) 1
Nickel und Kobalt. 261
mit Ma~nesiumoxyd zu fällen. Das gewaschene, auf dunkle Rotglut erhitzte Material ist Nickel-
oxyd m1t 70-74% Nickel. Man kann nach einem dieser Methode angepaßten Verfahren aus der
Sulfatlösung auch mit Schwefelnatrium das Nickel ausfällen und den Niederschlag zu Nickeloxyd
calcinieren. (D. R. P. 826 696 und 826 668.)
184:. Mond-Nickelearbonylvedahren.
Die Beschreibung des Mondsehen Nickelgewinnungsverfahrens mittels Kohlenoxydes findet
sich erstmalig in .Journ. Chem. Ind. 1891, 886.
Zur Ausführung des Mondsehen Nickelgewinnungsverfahrens reduziert man zunächst das in
die Oxydulform übergeführte Nickel der Erze im Wassergasstrom bei 350-400° und leitet über
das feinverteilte Nickel unterhalb 150° Kohlenoxyd, so daß einzig und allein das Nickel in
seiner Verbindung mit dem Kohlenoxyd abdestilliert. Der Dampf wird dann in 180° heißen
Röhren in seine Bestandteile zerlegt, wobei man, wenn die Zerlegungsreaktion sich zu verlang-
samen beginnt, zeitweise im Kohlenoxyd- oder Wasserstoffstrom auf 350-400° erhitzt und
erkalten läßt. Das erhaltene Nickel ist 99,8proz.; das Kohlenoxyd geht in den Kreislauf zurück.
(D. B. P. 67 820.) .
Bei der Nickelgewinnung aus Nickelcarbonyl nach D. R. P. 67 320 macht sich der Übel-
stand geltend, daß die Abscheidung des Metalles in lockerer, schwammiger Form erfolgt, wodurch
die weitere Verarbeitung des Nickels erschwert wird. Man leitet die Gase daher nicht in leere
Kammern, sondern über schrotförmig granuliertes, etwa 200° heißes Nickelmetall, das sich zur
Verhinderung des Aneinanderwachsens der Körner in steter langsa.Dler Bewegung befindet, und
erzielt so in besonderer, in der Schrift beschriebener Apparatur die Zersetzung des Nickelcarbonyls
auf den Metallkörpern in kompakter metallischer Form. (D. R. P. 98 648.)
Eine Vorrichtung zur Abscheidung von Nickel aus Nickelcarbonyl nach diesem Verfahren,
bei dem die Nickelcarbonyldämpfe über 200° heißen Nickelschrot geleitet werden, ist in D. R. P.
177 966 beschrieben. Vgl. D. R. P. 96 417.
Bei Erzen, die neben 35% Nickel noch 42% Kupfer und etwa 2% Eisen enthalten, das sich
dem übergeleiteten Kohlenoxyd gegenüber ähnlich verhält wie Nickel, verfährt man in der
Weise, daß man das Erz durch Auslaugung eines Teiles des Cu mit Schwefelsäure auf 51% Nickel
anreichert, dann Nickel und Kupfer durch Wasserstoff bei höchstens 300° reduziert, wobei die
Red~tion des Eisenoxydes vermieden wird. Das Nickel wird durch übergeleitetes Kohlenoxyd
unterhalb 100° verflüchtigt, das Erz abermals reduziert und so weiter verfahren, bis nach etwa
14tägiger Behandlung 60% des Nickels in Nickelkohlenoxyd übergeführt sind. Der Rück-
stand wird wieder angereichert, das Nickelkohlenoxyd bei 180° zerlegt und das Nickel auf gekörn-
tem Handelsnickel niedergeschlagen. Kohlenoxyd ebenso wie das teilweise reduzierte Nickel-
und Kupferoxyd vollführen in diesem Prozeß ständig zwei getrennte Kreisläufe, die sich im Ver-
flüchtiger vereinigen und kreuzen. (L. Mond, Chem. News 78, 260.)
Zur Herstellung von Nickelcarbonylleitet man Kohlenoxyd al!ein oder im Gemisch mit
indifferenten Gasen unter Druck über heißes Nickel und hält diesen Druck auch aufrecht, wenn
das Nickelcarbonyl kondensiert wird. Man kann so unter einem Druck von 15 Atm. in einfacherer
Apparatur als jener, die in D. B. P. 67 820 Verwendung findet, die Zersetzung des sonst sehr
unbeständigen Carbonyls vermeiden. (D. B. P. 149 669.)
185. Kobalt-Spezialverhü.ttungsverfahren.
Zur Gewinnung von Mangan- und Kobaltoxyd setzt man die im Erz enthaltenen Metalloxyde
dtirch nasse Vermahlung des Erzpulvers und folgende Verkochung mit Eisenvitriol in die Oxydul-
sulfate um, dekantiert deren Lösung von dem dicken Bodensatz und gewinnt aus ihr auf üblichem
Wege die Oxyde. (D. B. P. 27 168.)
Zur Verarbeitung armer Kobalterze mit nur 0,8--1,2% Kobalt röstet man sie zuerst tot,
dann nach Zusatz von Kochsalz und Eisenkies bei beginnender Rotglut chlorierend:
4NaCl + 2S0 1 + 2 0 + 2 Hlp = 2Na8SO, + 4 HCl
2 Co 30, + 12 HCl = 6 CoCl 8 + 6H80 + 0 8
Coa04 + 6 NaCl + 3 S0 1 + 0 8 = 3 CoCl 8 + 3 Na1 SO,,
2 Co 3 0 4 + 12 NaCl + 6 S08 = 6 Na1 S0 4 + 6 CoCl 2 + 0 2 usw.,
laugt aus, entfernt das Kupfer mit Schwefelwasserstoff, schlägt das Kobalt mit Schwefelnatrium
nieder, entfernt aus dem Niederschlag mit verdünnter Säure Mangan und Eisen und röstet das
reine Produkt bei Hellrotglut. (D. R. P. 68 417.)
Zur Gewinnung von Kobalt aus Erzen, die neben 4-10% Eisen, etwas Mangan und Kupfer,
0,8-1,2% Kobalt enthalten, röstet man das Material chlorierend, laugt mit schwach salzsaurem
Wasser, entfernt das Kupfer mit Schwefelwasserstoff und fällt lnit Alkalisulfid Mangan, Eisen
und Kobalt aus. Man trennt in diesem Niederschlag durch ein· Gemisch von 2 Vol.-Tl. wässeriger
Essigsäure und l Vol.-Tl. wässeriger schwefliger Säure das unlösliche Schwefelkobalt von den
anderen Metallen ab und gewinnt aus dem freiwerdenden Schwefelwasserstoff den Schwefel mit
schwefliger Säure. (D. R. P. 66 266.)
262 Metalle und Minerale.
Zur Aufarbeitung von Kobalterzen scheidet man zunächst das metallische Silber mit dem Blei
ab, röstet den staubfein gemahlenen Rückstand zur Abtreibung von Schwefel und Arsentrioxyd,
die man auffängt, verschmilzt das mit rotem Ton und Kalkwasser brikettierte Röstgut mit
dem gleichen Gewicht Bleiglanz von 50-60% Bleigehalt und den notwendigen Zuschlägen an
Eisen und Kalk und erhält einen Stein und etwas Arsenoxydspeise, die das Nickel und das Kobalt
neben etwas Blei und Silber enthalten. Stein und Speise werden geröstet, abermals unter Blei-
zusatz verschmolzen, um das Silber abzuscheiden, worauf man den zweiten Stein zur Entfernung
des Eisens im Konverter erhitzt, so daß Blei und Arsenik verdampfen und eine Konverterschlacke
entsteht, die zur Gewinnung des Kobalts mit einem Teil des brikettierten Zugstaubes von der
Erzröstung noch einmal geschmolzen wird. Man erhält wegen des bedeutenden Arsengehaltes
des Zugstaubes Kobalt als Speise, aus der man das Metall nach Abtreibung des Arsens chemisch
gewinnt. (H. W. Hixon, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 1908.)
Zur Herstellung von reinem Kobalt reduziert man gereinigtes Kobaltoxyd, das nach
Entfernung des größten Teiles Nickel, Arsen, Kieselsäure und Kalk der Hauptmenge nach etwa
72% Kobalt, mit geringen Heimengungen von Nickel, Eisen, Schwefel und Calcium, enthält,
in Form von Co 30 4 mit Verwendung von Kohle, Wasserstoff, Kohlenoxyd oder Aluminium als
Reduktionsmittel zum Metall. H. T. Kalimus vermochte so festzustellen, daß mit Anthrazitkohle
nur über 1200° für technische Zwecke genügend raschere Reduktion des Oxydes erfolgt, während
überschüssige Holzkohle oder Lampenruß schon bei 900° genügende Reduktionswirkung aus-
üben. Ab 500° wirkt auch Wasserstoff mit steigender Temperatur immer rascher reduzierend,
während Kohlenoxyd zwar schon bei 350-450° reduziert, dann aber durch das entstehende,
fein verteilte metallische Kobalt unter Kohlenstoffabscheidung zersetzt wird. Technisch empfiehlt
es sich, ebenso wie man zur Herstellung von reinem, kohlenstoffreiem Kobalt in kleinen Mengen
mit Wasserstoff arbeitet, im Großen Generatorgas zu verwenden, und in beiden Fällen das gebildete
Metall im Gasstrom erkalten zu lassen. Das Reduktionsverfahren mit Aluminium ist zwar teuer,
führt jedoch zu völlig reinem, kohlenstoffreien Metall. Das Ausgangsmaterial Co 30 4 ist mit Co 8 0 7
im gewöhnlichen schwarzen Kobaltoxyd des Handels, das man durch Calcinierung des Hydrates
bei etwa 750° erhält, enthalten, während das Oxyd CoO, das ebenfalls zur Gewinnung des Metalles
dienen kann, in der Weise hergestellt wird, daß man das Hydrat bei Temperaturen von etwa
1000° calciniert. Es bildet dann ein graues Pulver. Das Oxyd kan.a auch in einer gelbgrünen,
allotropen Form erhalten werden, wenn man Co 3 0 4 mit 2-3% Kohlenstoff gemischt auf 900° er-
hitzt. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 181.)
Ein Verfahren zur Verarbeitung von Kobalt- Silbererzenist in A. P. 1127 506 beschrieben.
Ein besonderes Verfahren der Verschmelzung und elektrolytischen Behandlung von silber-
und arsenreichen Kobalt· Nickelerzen beschreibt C. C. Clto in Am. Elektrochem. Soc. UHO, 5.
Über das Verschmelzen und die Raffination bei der Verarbeitung von Kobalt-Siibererzen
und die Reindarstellung des Silbers siehe S. B. Wright, Zentralbl. 1919, IV, 186.
Um kobalt- und nickelhaltige Laugen von Eisen, Mangan und Tonerde zu befreien, rührt man
sie in der Kälte mit BI e i super o x y d durch, filtriert vom Niederschlag und arbeitet die Lösungen
wie üblich auf Salze auf. Falls ursprünglich mehr Eisen als JI.Xangan vorhanden war oder die Laugen
besonders hohen Mangangehalt zeigten, beseitigt man den Uberschuß dieser Metalle vorher durch
fraktionierte Fällung mit einem Alkali- oder Erdalkalicarbonat bzw. -sulfid. (D. R. P. 72 579.)
Zur Trennung des Nickels und Kobalts voneinander und von anderen Metallen fällt man aus
den Salzlösungen mit überschüssigem Ammoniak die fällbaren Oxyde aus, filtriert, fällt im Filtrat,
Kobalt und Nickel mit Salmiak als Chlorammoniaksalze aus, filtriert auch diese und behandelt
das Salzgemenge mit Wasser, wobei Nickel in Lösung geht und die Kobaltverbindung unter Ab-
scheidung von Kobalthydroxyd zersetzt wird. Man filtriert dieses dann ab und verwertet es als
solches oder reduziert es zum Metall, während im Filtrat das Chlornickelammoniak ausgesalzen
wird. (D. R. P. 151 955.)
Zur Abscheidung von Kobalt, Nickel und Mangan, die als Oxyde im Verhältnis von 20: 30: 30 g
im Liter enthalten sind, unter gleichzeitiger Abtrennung des Mangans fällt man die Rohlaugen,
fraktioniert mit verdünnten alkalischen Lösungen, evtl. auch mit Kalkmilch, und erhält so in
drei Fraktionen einen ersten Niederschlag, der je 10 g Kobalt- und Nickeloxyd, einen zweiten,
der daneben noch 3 g Manganoxyd, und einen dritten, der 10 g Nickeloxyd und 5 g Mangan-
oxyd enthält. (D. R. P. 203 310.)
Zur Aufarbeitung bestimmter komplexer Silber-, Kobalt-, Nickel-, Arsenmineralien röstet
man (unter verschiedenen Methoden am besten) das Material mit Kohle, extrahiert das von Arsen
freie Röstprodukt zur Gewinnung des Kobalt- und Nickeloxydes mit Kochsalz und Salzsäure
oder Schwefelsäure und Meersalz in der Hitze, filtriert, fällt geringe mitgelöste Eisenmengen aus
und trennt im Filtrat das Kobaltoxyd mit Calciumhypochlorit oder nach der Methode von
Rose ab. Die erhaltene Nickellösung wird methodisch angereichert und eingedampft, worauf man
das Nickelchlorid von den noch vorhandenen Chloriden trennt. Die Gewinnung des Kobalts.
und des Nickels im metallischen Zustande beschreibt F. J, G. Beltzer in Mon. scient. 1909, 633,
und bringt Mitteilungen über die Kosten der Verarbeitung und die Rentabilität des Verfaluoens.
Zur Trennung von Kobalt und Nickel aus den Lösungen ihrer Chloridgemische, z. B. mit einem
Gehalt von 1 Tl. Nickel und 2,5 Tl. Kobalt in 100 Tl., erhitzt man sie nach Zusatz von 5% Salz-
säure auf 100°, dampft bis zur Sättigung ein, läßt langsam abkühlen und entfernt die Krystalle.
Die Mutterlauge wird nun weiter 2-3 mal eingedampft und wieder zur Krystallisation gestellt,
so daß man im letzten Gefäß eine Nickellösung erhält, die auf 12 Tl. Nickel nur noch 1 Tl. Kobalt
enthält und schon eine Handelsware darstellt. Von den ersten Krystallen, die auf 20,5 Tl. Kobalt
4,5 Tl. Nickel enthalten, löst man 450 g in 240 ccm Wasser mit 5% Salzsäurezusatz in der Wärme,
läßt abkühlen und erhält 110 g Krystalle, die auf 34 Tl. Kobalt nur noch 1 Tl. Nickel enthalten.
(D. R. P. 222 141.)
Zur Verarbeitung eines eisen- und kupferhaltigen sulfidischen Nickelerzes schmilzt man
den kupfer- und nickelarmen, eisen- und schwefelreichen Rohstein, röstet ihn bei etwa 600°,
laugt die entstandenen Sulfate von Kupfer und Nickel mit saurem Wasser aus, wobei die Laugerci-
rückstände beim Verschmelzen der Erze wieder zugeschlagen werden, und fällt die Metalle
aus der Lösung der Sulfate nacheinander mit Alkalisulfiden. Die filtrierten und getrock-
neten Sulfide werden jedes für sich mit Kalkstein und Kohle auf Kupfer bzw. Nickel verschmolzen,
während die aus Schwefelcalcium bestehende Schlacke entweder direkt oder nach ihrer Um-
setzung mit Natriumsulfat zu Schwefelnatrium als Fällungsmittel für die Sulfatlösungen dient.
Dieses Verfahren gestattet Erze mit weniger als 2% Nickel auszubeuten und ermöglicht auch die
Aufarbeitung kobaltführender Nickel-Kupfererze, die nach D. R. P. 200 467 nur so lange verhüttet
werden konnten, als der Kobaltgehalt im Vergleich zu seinem Marktpreis die Anwendung
dieser Methode gestattete. (D. R. P. 245 198.) Zur Vereinfachung des Verfahrens in den letzten
Arbeitsstadien verfährt man nach dem Zusatzpatent in der Weise, daß man aus der Sulfat-
lösung mit Schwefelwasserstoff däs Kupfer als Sulfid fällt, dieses auf Kupfer oder Kupfervitriol
verarbeitet, die verbleibende saure Nickelsulfatlösung zur Gewinnung des Nickelvitriols konzen-
triert, ihn entwässert, bis zur Zersetzung in Nickeloxydul, Schwefelsäure und Schwefeltrioxyd
röstet und das Nickeloxydul reduzierend auf Nickel verschmilzt. Die Mutterlauge des Nickel-
vitrioles wird beim Steinrösten oder Laugen wieder zugeschlagen, die Röstgase gehen in den an-
geschlossenen Schwefelsäurebetrieb. (D. R. P. 248 802.)
Oder man behandelt die Schwefelverbindungen von Kobalt und Nickel zur Ausfällung ihrer
Sulfate bzw. Chloride mit Ferrisulfat oder Eisenchlorid. (Jahresber. f. ehern. Techn. 1886.)
Zur Behandlung von Nickelerzen unterwirft man sie unter evtl. Zusatz von 5-10% eines
schwefelhaltigen Materials wie Pyrit einer vierstündigen sulfatisierenden Röstung bei etwa 460°
oder erhitzt sie mit wenig Schwefelsäure befeuchtet längere Zeit auf 500°, laugt das wenig Eisen-,
größere Mengen Aluminium- und viel Nickelsulfat enthaltende Röstprodukt mit 100° heißer
verdünnter Schwefelsäure, oder einer Flüssigkeit aus, die 0,5% Schwefels&ure und 7% Salzsäure
enthält, passiert die Lösung zur Neutralisation eine mit Kalkstein beschickte Trommel, fällt hierauf
Eisen- und Aluminiumverbindungen nochmals mit Kalkstein aus, fällt das Nickel mit Soda und
elektrolysiert die in Schwefelsäure gelöste Fällung evtl. unter Zusatz von Ammonium- oder Kalium-
sulfat. (A. P. 1 212 334.)
Nickel und Kobalt. 265
mit dem Nickel der Sulfide vereinigt. Auf der Kathode scheidet sich darin der zusammenhängende
Metallniederschlag ab. Der in der Anodenkammer angesammelte Schwefel wird von Zeit zu
Zeit 1!-bgezogen und durch Sublimation gereinigt. (A. P. 874 864.)
Über Herstellung von reinem, besonders zur Fabrikation von Neusilber dienertdem Nickel
durch dessen elektrolytische Abscheidung auf einem mit Graphit überzogenen Nickelblech in
einem Nickelchlorid·Elektrolyten nach dem Verfahren von Thum, siehe Brass World 1906, 379.
Zur Aufarbeitung von Nickelerzen erhitzt man das wie gewöhnlich konzentrierte magne-
tische Nickelsulfidmaterial unter Druck (56,7 kg) mit Dampf und erhält so neben Schwefelwasser-
stoff nichtmagnetisches Nickeloxyd, das sich von dem magnetischen Eisenoxyd im Magnet-
scheider trennen läßt. (A. P. 987 156.)
Zur Herstellung eines zur Reduktion im elektrischen Oien geeigneten Nickeloxydules
calciniert man das durch Fällung von Nickelsalzen mit Alkalien oder Erdalkalien erhaltene Ge-
menge von Nickeloxydulhydrat und Nickeloxydul und bringt das heiße Produkt schnell in Wasser,
um eine schnelle und gründliche Entfernung der löslichen Salze zu erzielen. In ähnlicher Weise
behandelt man andere Metalloxydhydratschlämme. (D. R. P. 161964.)
Zur Herstellung von Chlornickelammoniakdoppelsalz bringt man überschüssiges
Alkalichlorid bei Gegenwart überschüssigen Ammoniaks auf Nickeloxydul bzw. -hydroxydul zur
Einwirkung. Man kann so Nickel von Metallen trennen, deren Hydroxyde in Ammoniak löslich
sind. (D. R. P. 161119.)
Zur Gewinnung von Chlornickelammoniak bzw. zur Trennung des Nickels von anderen
Metallen versetzt man eine mit überschüssigem Ammoniak angesetzte Nickelsalzlösung mit Koch-
salz oder kochsalzhaltiger Ammoniaklösung und filtriert von dem ausgeschiedenen Chlornickel-
ammoniak ab. Es bildet sich zunächst nach der Gleichung
NiCl 2 + 2 NH 8 + 2 H 20 = Ni(OH) 2 +
2 NH 4Cl
Nickel und Kobalt. 267
Hydroxydhydrat, das dann nach Zusatz von Kochsalz im Sinne der Gleichung
Ni(OH) 2 + 2 NH 4Cl + 4 NH 3 +
x NaCl = Ni(NH 3 ) 2 Cl 2 • 4 NH 3 +
2 H 20 +
x NaCl
weiter reagiert. (D. R. P. 146 863.)
Das Monelmetall (I Tl. Cu und 3 Tl. Ni) läßt sich aus den Kupfer-Nickeierzen des Sud-
burydistriktes nach dem 0 rf o rd pro z e ß billig herstellen, da dieselben ohne kostspielige Trennung
von Kupfer und Nickel verarbeitet werden können. Die Erze müssen frei von Kobalt sein, da sonst
die Gewinnung des Monelmetalles durch die Abtrennung des Kobalts wesentlich verteuert würde.
Man stellt aus den Erzen neuerdings zwei Arten des Monelmetalls her, von denen die eine
zum Schmieden und Hämmern, die andere zum Gießen geeignet ist. Die Zusammensetzung der
beiden einheitsmetallartigen Legierungen ist ziemlich gleichmäßig zwischen 66-67% Nickel,
29-30% Kupfer, 0,1 bzw. bis zu 1,6% (im Gußmetall) Silicium und zwischen 3 und 4% Mangan
und Eisen. Phosphor, Schwefel und Aluminium sind nur in Spuren vorhanden. (Zentralbl. 1919,
I, 272.)
Weitere Mitteilungen, besonders über die vielfachen Verwendungsmöglichkeiten der
Monellegierungen als Ersatz für Kupfer, Messing, Stahl und andere Metalle, zum Bau von Schiffs-
propellern usw., ferner über die Eigenschaften der etwa 68% Nickel enthaltenden Kupferlegie-
rung, die hohe Duktilität und die nur vom Stahl übertroffene Widerstandsfähigkeit, ihre Be-
ständigkeit gegen Rost, Luft und Meerwasser, den hohen Schmelzpunkt (1360°), die ausgezeich-
nete Polierfähigkeit, die große Härte (20-27° Br. für Guß- bzw. Hartwalzung) und schließlich
die elektrische Leitfähigkeit der Legierung, die 25 mal, und ihr Wärmeleitungsvermögen, das
5mal geringer ist als jene des Kupfers, bringt J. F. Thompson in Eng. Min. Journ. 21, 223.
Vgl. Chem.-Ztg. Rep. 1909, 184 u. 1910, auch die folgenden Jahrgänge.
Die Legierung eignet sich außerdem wegen ihrer hohen, den Nickelstahl noch übertreffenden
Zugfestigkeit und Dehnbarkeit und wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen ätzende Einwirkungen
zur Herstellung aller sonst aus Reinnickel bereiteten Gegenstände, z. B. für gelochte Bleche als
Ersatz für Drahtsiebe, für gezogenen und gewöhnlichen Draht und als Deckenplatten für Bahnhofs-
hallen, die der Einwirkung von Rauchgasen ausgesetzt sind.
Im Laufe der Zeit nimmt die Oberfläche des Monelmetalles ein graues Aussehen an, doch
läßt sich die dünne Schicht leicht mit einem Putztuch entfernen. Fester haftet ein Oxydüberzug,
mit dem sich die gebeizten Bleche beim Erhitzen überziehen, doch bietet er zu gleicher Zeit großen
Widerstand gegen die Einwirkung von Säuren. (Nach A. P. 947 067 werden Nickelkupferlegie-
rungen zur Entfernung der Oxydschicht miteiner Ferrisulfatlösung behandelt.) Die Legierung
läßt sich bei 900-1000° vollkommen walzen und ist dem besten gewalzten Stahl insofern über-
legen, als sie gegen Korrosion widerstandsfähiger ist und eine um 25% größere Zugfestigkeit
und eine um 50% größere Elastizität besitzt.
Das, wie erwähnt, erst bei 1350° schmelzende Monelmetall, das in einem Falle z. B. neben
70% Nickel und 28,874% Kupfer, 1% Eisen, 0,112% Kohlenstoff und 0,014% Schwefel enthielt,
268 Metalle und Minerale.
wird in der Weise zum Guß geschmolzen, daß man das im Tiegel befindliche Metall mit Borax
oder einem Gemenge von Flußspat und Kalk als Flußmittel bedeckt, eine Schicht Holzkohle auf-
legt und zur Vermeidung von Gießblasen (infolge des in dem Metall enthaltenen Gases) geringe
Mengen eines desoxydierenden Mittels zusetzt. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 470, 470.)
Kupfer.
Allgemeines und Trockengewinnung.
195. Literatur, Geschichte, Vorkommen.
Deutsch). Kupfererz 1 / 2 1914 E: lli3633; A: 71220 dz.
Deutsch!. Kupfer und -leg·ierungen 1 / 2 1914 E: 1308980; A: 649540 dz.
Fleck, A., Geschichte des Kupfers, Gewinnung und Verarbeitung. 1908. -Reinhardt,E.,
Die Kupferversorgung Deutschlands. 1913. - Werner, F., Abriß der neuesten Wirtschafts-
geschichte des Kupfers. München und Leipzig 1920.
Chem.-Ztg. 1921 bringt Angaben über Knpfererzeugung, -vorräte und -verbrauch
U.-S.-Ameri kas, S. 1269; über Kupferbergbau in Canada, S. 1212; über Vorkommen
in Westaustralien, S. 331. In glekher Zeiücluift, Jahrg. 1922, sind Berichte über Kupfer-
weltproduktion 1910-1920, S. 236; über Erzet gurg U.-S.-Amerikas 1913-1921, S. 236,
96, 227; überKupfererzein Schweden, S. 426; üuer Lager in Chile, S. 616, und Kupfer-
einfuhr Frankreichs 1921, S. 622.
Das Kupfer gehört neben Eisen, Gold usw. zu den Metallen, die der Menschheit zu allererst
bekannt waren. Es wurde nicht nur allein, sondern vor allem in Form von Legierungen, Bronzen
verarbeitet. Von den Babyioniern und Assyrern haben sich kupferne Schalen, Nägel, Spangen,
272 Metalle und Minerale.
Die Hauptfundorte für Kupfer sind der Ural, der Kaukasus, Sibirien, Nordamerika,
Australien, Südafrika, Anden von Südamerika, Europa, Indien.
Kupfererze finden sich in den älteren Gebirgsformationen vom krystallinischen Schiefer
bis zum Buntsandstein.
Gediegenes Kupfer tritt in größerer Menge auf, häufig krystallisiert, moos-und baumförmig
und in Klumpen, vor allem in Nordamerika, in Neu-Mexiko, Chile, Südaustralien, Sibirien.
0 x y d i s c h erscheint Kupfer als:
Rotkupfererz, das Oxydul oder Cuprooxyd Cu 20 mit 88,8% Kupfer, in Neu-Mexiko,
Arizona, Südaustralien, im Ural.
Tenorit: Oxyd oder Cuprioxyd, CuO.
Mit Sc h w e f e I findet sich Kupfer als Kupferkies oder Chalkopyrit, im Cuproferrisulfid
Cu 2S + Fe 2S 3 mit 34,57% Kupfer; aus diesem Erz wird das meiste Metall gewonnen; findet sich
im Harz, im Erzgebirge, in Norwegen, Schweden, Spanien, im Ural, in Nordamerika..
Kupferglanz oder Cuprosulfid Cu2S mit 79,85% Kupfer kommt vor in Nordamerika, Chile,
Rußland, Südaustralien, England.
Buntkupfererz, ein Kupfer-Eisensulfid mit 40--70% Kupfer in Mansfeld, England,
Montana.
Fahlerze, Schwefelverbindungen mit zahlreichen Metallen, wie Kupfer, Silber, Eisen, Zink,
Quecksilber neben Arsen und Antimon, enthalten zwischen 15 und 48% Kupfer; finden sich in
Deutschland, Ungarn, Tirol, Kolorado.
Als Carbonat bildet Kupfer:
Malachit, ein basisches Carbonat von der Formel CuC0 3 +
Cu(OH) 2 , das vor allem im Ural,
aber auch in Chile und Südaustr~tlien vorkommt und 71,95% Kupfer enthält.
Kupfer las ur ist ein basisches Carbonat nach der Formel 2 CuC0 3 +
Cu(OH) 2 mit 69,21%
Kupfer in Pennsylvanien und Südaustralien.
Deutschland besitzt übrigens außerordentlich viel Kupfer, allerdings nicht in Form reicher
Erze, sondern in geringen Mengen weit verbreitet, besonders in den kupferführenden Melaphyren
und Porphyren des Nahegebietes und der Rheinpfalz, so daß bei entsprechender Ausarbeitung
geeigneter Verfahren von einer Kupfernot nicht die Rede sein kann. (R. Rosenthal, Autotechn. 9,
Nr. 6, 12.)
Deutschland führte 1912 200 608 t Rohkupfer ein, 7673 t aus, führte weiter 103 130 t
Kupferfabrikate aus, verbrauchte 257 484 t und gewann im eigenen Lande 43 500 t. Der Verbrauch
verteilte sich ebenfalls 1912 wie folgt: Elektrizitätswerke 119 000 t, Kupferwerke 46 000 t, Messing-
werke 62 000 t, chemische und Vitriolfabriken 3000 t, Schiffswerften, Eisenbahnen, Gießereien usw.
27 000 t. (Stahl u. Eisen 33, 767.)
Kupfer.
Nach Chem.-Ztg. 1921, 236 gibt die Statistik der Kupfergewinnung und ·Verbrauchs für
Amerika folgendes Bild:
Gewinnurg und Verbrauch der Vereinigten Staaten (in t).
Produktion Ausfuhr Inlandsverbrauch
1913 732 500 385 000 347 500
1914 696 000 415 000 281 000
1915 741 000 269 000 472 000
1916 1 024 000 377 000 647 000
1917 1 104 000 507 000 597 000
1918 1 115 000 295 000 820 000
1919 819 000 250 000 569 000
Verschmelzen dieses Röstgutes mit annähernd derselben Menge Roherz, wie es elektrisch auf Stein
geschmolzen wurde, und schließlich Raffination des Rohkupfers siehe W. Borehen, Metallurgie
1910, 99. Vgl. die Arbeit von G. V. Rauschenplat, ebd. S. 101.
'Über Neuerungen in der Elektrometallurgie des Kupfers unterrichtet eine Arbeit
von F. Peters in Glückauf 61, 797 ff.
an der Luft bei voller Rotglut, röstet schließlich ein drittes Mal mit der dem Kupfergehalte
entsprechenden Menge Kochsalz, ebenfalls bei Rotglut, und laugt schließlich aus. (D. R. P.
120 277.)
Beim Rösten sulfidischer Kupfererze entstehen hauptsächlich Kupfersulfidklumpen,
die bei der nachträglich erfolgenden Auslaugung mit Eisenoxydsalzen nur schwer auflösbar sind.
Man setzt daher dem zu röstenden Material vor dem Rösten geringe Mengen von Natriumsulfat
zu und kann so den genannten Übelstand vermeiden. (D. R. P. 276 204.)
Zur Abscheidung und Trennung z. B. von Kupfer aus zusammengesetzten Schwefelerzen
behandelt man das geschmolzene Erz mit der auf seinen Schwefelgehalt berechneten Menge Cal-
ciumcarbid, wobei sich metallisches Kupfer abscheidet und Kohlenstoffeisen entsteht,
dessen Schmelztemperatur von jener des Kupfers genügend verschieden ist, um eine leichte Schei-
dung bewirken zu können. (D. R. P. 120 969.)
Ein Verfahren zum Schmelzen von Kupferschwefelerzen tmter Zusatz von geschmolzener
Kupf.~rbessemerschlacke ist in D. R. P. 169 344 beschrieben.
Uber die Verarbeitung schwefelarsen- und antimonhaitigar Kupfererze sowie Fahlerze ohne
Brennstoffzusatz, gekennzeichnet durch die Bindung des Eisenoxyduls durch die erzeugte Schlacke,
siehe A. Torkar in Österr. z. f. ßerg· u. Hüttenw. 1904, 176.
Bei der Reduktion totgerösteter oder oxydischer Kupfererze setzt man der Beschickung
soviel metallisches Eisen zu, das in der reduzierenden Ofenatmosphäre unverändert bis zur
Schmelzzone des Ofenschachtes durchsinkt, daß das sich mit Kieselsäure verschlackende Kupfer-
oxyd sofort zu Kupfer reduziert wird und geschmolzen abgezogen werden kann. (D. R. P.171880.)
Zur Gewinnung von Rohkupfer aus sulfidischen Erzen und kieselsäurefreien Steinen schmilzt
man ohne zu rösten oxydierend im Wind unter Vermeidung von Kieselsäurezusatz, aber bei Gegen-
wart von soviel basischen Körpern, daß 5% des an Eisen gebundenen Schwefels zurückbleiben
und eine leicht flüssige, die Verunreinigungen aufnehmende Verbindung von Eisenoxyd und
Schwefeleisen entsteht. (D. R. P. 163 820.)
Die so erhaltene leichtflüssige Verbindung von Eisenoxyd und Schwefel eignet
sich nicht nur zur Gewinnung von Rohkupfer, sondern auch zum Verschmelzen von rohen
Kupfererzen, wobei man bei AnwendUilg eines sauer gefütterten Herdofens jene Verbindung ge-
schmolzen, in einem Schachtofen aber am besten in Form von festen Stücken zusetzt. (D. R. P.
161 603.)
Zur Erzeugung von Schwarzkupfer oder reichem Kupferstein direkt aus Kupfererzen ver-
schiedener Zusammensetzung verschmilzt man die Erze im elektrischen Ofen unter gleichzeitiger
Einführung von Luft zur Oxydation des vorhandenen Eisens und Schwefels in besonderer Vor-
richtung. (A. P. 930 666.)
Verfahren und Vorrichtungen zum Entschwefeln und Zusammensintern von metallhaltigem,
pulverigem Gut durch Verblasen unter Verhinderung der Bewegung der Gutteilchen, angewandt
z. B. auf sulfidische Kupfererze, sind in D. R. P. 204 082 und 218 372 beschrieben.
Ein Verfahren des kombinierten Röstens und Steinschmelzans von Kupfererzen in fein-
verteiltem Zustande, bei dem das Erz mit Kohlenpulver und der zur Oxydation von Schwefel und
Eisen erforderlichen Luft in einen Flammofen eingeblasen wird, ist in A. P. 1164 663 beschrieben.
Das elektrische Verschmelzen eines sulfidischen Kupfererzes, das neben 20,3% Si01 , 10,1%
Cu, 27,1% Fe, 9,45% Al 20 3 , 15,0% S, 0,48% Mn, Spuren von Bi, Co, Ag und Au, 9,25% As
und nach 8-9stündiger Röstung nur noch 1,5% S enthielt, mit gleichzeitiger Gewinnung des
Arsens, beschreibt J. Schilowski in Metallurgie 8, 617.
Ein Verfahren zur Behandlung von Metallsulfiden mit Silicium oder dessen Legierungen
unter Gewinnung des Metallschwefels ist dadurch gekennzeichnet, daß Sulfide benutzt werden,
die neben mit Silicium legierungsfähigen Metallen (Eisen, Nickel) auch schwer legierbare, wie
Kupfer, enthalten. Man erhitzt im elektrischen Ofen solange auf 1500 °, bis jene Silicium-
legierungen abgeschieden und die übrigen Metalle als Stein konzentriert sind. Das gebildete Ferro-
silicium schließt nur sehr kleine Kupfermengen ein. Es geht also Eisen in ein Metallbad, der
Schwefel destilliert ab und das Kupfer wird angereichert. (D. R. P. 310 626.)
sulfatlösung als Elektrolyt bei nachträglicher Abscheidung des aufgenommenen Kupfers auf nickel-
haltigen Metallplatten ist durch die Anwendung s eh wefelhal tiger Zementationsplatten gekenn-
zeichnet, die vor ihrer Verwendung durch Anwendung von Anoden in einem elektrolytischen Bade
vorbereitet worden sind. Zur Herstellung dieser Anoden, die dieselbe Zusammensetzung haben
wie die in dem elektrolytischen Prozeß verwendeten Anoden, verschmilzt man Kupfernickel-
material mit 4-8% Schwefel und führt ihn so in die Legierung ein. Nähere Angaben über die
Elektrolytströmung von der Kathode durch ein Filter besonderer Anordnung zur Anode finden
sich in der Schrift D. R. P. 300 334,
Eine ausführliche Beschreibung der Elektrolyse;:.von Kupfer-Nickellegierungen von B. Neu-
mann findet sich in Berghütten-Ztg. 1897.
Zur trockenen Sulfatisierung von Magnesium, Nickel und Kupfer in oxydischen, silicati-
schen oder carbonatischen Erzen, die auch Eisen enthalten, behandelt man das Material zwischen
500 und 1000° mit trockener schwefliger Säure und Luft, wobei zwecks getrennter Gewinnung
der einzelnen Sulfate die Temperatur stufenweise nur soweit getrieben wird, daß sie unter der
Zersetzungstemperatur des zu bildenden Sulfates, aber über jener der übrigen Sulfate liegt, worauf
man das erhaltene Sulfat auslaugt. (D. R. P. 130 298.) Nach dem Zusatzpatent erhitzt man das
Erz je nach seiner Beschaffenheit auf 500-1000° und leitet dann ein erwärmtes Gemisch von
schwefliger Säure und Luft allein oder zur Beschleunigung der Umsetzung zugleich mit
Schwefelsäureanhydrid über das Material. (D. R. P. 138 261.)
Zur Scheidung von Kupfer und Nickel aus einem 35--40% der beiden Metalle neben 25%
Schwefel und 1/,-5% Eisen enthaltenden konzentrierten Stein laugt man das gemahlene Röst-
gut mit verdünnter Säure aus, die während des Prozesses die Stärke von 5--10% nicht überschreiten
soll, und erhält so eine Lösung, die auf 10 Tl. Kupfer 1 Tl. Nickel enthält. Durch fraktioniertes
Einkochen und Krystallisieren gewinnt man reines Kupfersulfat und eine Kupfer und Nickel zu
gleichen Teilen enthaltende Mutterlauge, die zur Trockne gedampft wird. Das ausgelaugte Gut
mit 55--60% Nickel und 12-18% Kupfer wird mit 60proz. Schwefelsäure in solche~ Mengen,
daß alles Kupfer in Kupfersulfat verwandelt wird, auf schwache Rotglut erhitzt, so daß sich die
Sulfate in verschiedener Weise zersetzen, worauf man das Gut mit schwacher Schwefelsäure laugt
und abermals jene Lösung mit 10 Tl. Kupfer zu 1 Tl. Nickel erhält. Nach Wiederholung des Er-
hitzens mit Schwefelsäure und des Auslaugens erzielt man einen Rückstand mit 70% Nickel und
3-5% Kupfer, den man mit Salz und Schwefelsäure chlorierend röstet, schwach sauer auslaugt
und reines Nickeloxyd mit 0,5% Kupfer gewinnt. Die weitere Raffination erfolgt elektrolytisch.
{A. P. 806 666.) Die Verbindung der geschilderten Prozesse zu einem einzigen Vorgang der elek-
trolytischen Scheidung in einem besonderen Apparat ist in A. P. 806 969 beschrieben.
Zur Aufarbeitung eines 39% Nickel und Kupfer, 1% Eisen und Kobalt und 20% Schwefel
enthaltenden Kupfernickelsteines behandelt man das vorgebrochene Gut mit heißer Schwefel-
säure und erhält so neben einem Rückstand Reine Lösungsmischung von Nickel-, Kobalt- und
Eisensulfaten. Aus dieser entfernt man Eisen und Kobalt durch Chlor und Alkali, filtriert und
scheidet aus der Nickelsulfatlösung mit Ätznatron das Nickel als Hydrat ab. Nach der Neutra-
lisation mit Schwefelsäure wird die erhaltene Nickelsulfatlösung elektrolysiert, wobei zur Erhaltung
der Neutralität die entsprechende Menge Nickelhydrat zugesetzt wird und das Nickel an der
Kathode abgeschieden. Aus dem gerösteten, mit Schwefelsäure behandelten Rückstand (R) gewinnt
man die in ihm vorhandenen 9% Kupfer elektrolytisch mit untätigen Bleianoden unter Durch-
leitung der Röstgase durch den Elektrolyten zu de:r;n Zwecke, die elektromotorische Kraft durch
ilire depolarisierende Wirkung zu reduzieren und die zur Laugung nötige Schwefelsäuremenge
zu erzeugen. Wenn der Gehalt der Lösung an Kupfer auf 0,8% gesunken ist, gehen die Laugen in
den Betrieb zurück; steigt der Nickelgehalt des Elektrolyten bis auf 8%, so elektrolysiert man zur
Abscheidung des Kupfers in besonderen Bottichen mit rotierenden Kathoden bis zu einem Kupfer-
gehalt von 0,4%. (A. P. 814 049.)
Nach einem anderen Patent behandelt man den ebenso zusammengesetzten Stein in gemah-
lenem Zustande mit 100° heißer, 10proz. Salzsäure, leitet den Schwefelwasserstoff ab, scheidet
aus der Nickel, K ob a I t und Eisen als Chloride enthaltenden Lösung Kobalt und Eisen durch Hypo-
chlorit ab und bringt das Kobalt als Oxyd in handelsfähige Form. Die rückbleibende konzen-
trierte Nickelchloridlösung wird neutral oder schwachsauer bei 65° mit unlöslichen Anoden elektro-
lysiert, wobei man Chlor und reines Nickel gewinnt. Der Rückstand von der Säurebehandlung
mit 75% Kupfer, 5% Nickel und 20% Schwefel wird oxydierend geschmolzen, von der nickel-
haltigen Schlacke befreit und elektrolytisch auf Kathodenkupfer aufgearbeitet. Die angesammelten
Nickelsalze werden aus dem sauren Elektrolyten zeitweise ausgeschieden und durch fraktionierte
Krystallisation vom Kupfer getrennt. Die letzten Spuren von Kupfer entfernt man durch Elek-
trolyse. (A. P. 826 066.) .
Zur Verhüttung kupfer-und nickelführender Magnetkiese röstet mau die Erze, laugt das
Röstgut aus, verschmilzt es auf Nickelrohstein, konzentriert diesen und gewinnt so Reinnickel
ebenso wie durch Zementation der Laugen das Kupfer. Jedenfalls muß bei der sulfatisierenden
Röstung die Temperatur von 450-480° und ihre Steigerung während der letzten Röstperiode
auf 550° möglichst genau eingehalten werden; man erhält dann bei geregelter Luftzufuhr,
wenn also die Selbstüberhitzung des Materials vermieden wird, nahezu alles Kupfer als Sulfat,
das Eisen als Oxyd und das Nickel größtenteils als Sulfid. (Warlimont, Metallurgie UJ09, 83
u. 127.)
Kupfer.- Allgemeines und Trockengewinnung. ~81
Zur Scheidung des Eisens und Nickels vom Kupfer aus kupferha.ltigen, sul-
fidischen Erzen durch Verschmelzen mit Kalk und Kohle bringt man das kohlenstoffhaltige
Reduktionsmittel allmählich so zur Wirkung, daß anfangs vorwiegend Eisen, dann Eisen und Nickel
abgeschieden werden und in demselben Maße in einer basischen Schlacke immer mehr Calcium-
sulfid angesammelt wird, das die Mitfällung des Kupfers verzögert. (D. R. P. 271 595.)
Nach einemSteinschmelzprozeß von Kupfer-Nickel-Kobalterzenmit Ge-
winnung einer an den zu gewinnenden Metallen armen Schlacke. Arbeitet man bei Berechnung
und Möllerung der Beschickung auf Schlacken dahin, daß man möglichst wenig Basen der Eisen-,
Mangan-, Zinkoxydgruppe, dagegen vorherrschend Kalk, Magnesia und Tonerde einbringt, also
Basen, die, wie festgestellt wurde, die Löslichkeit von Sulfiden vermindern. Bei Einhaltung von
Silicierungsstufen zwischen Singulo- und Trisilicat können folgende Schlacken als Beispiele für
Kupfer-Nickel-, Kobaltsteinschmelzen dienen:
SiO • 38,23 42,00 47,00 55,20
FeO . 7,00 9,60 3,00 5,80
CaO . 30,00 28,30 38,00 20,60
MgO . 5,00 4,30 1,80
Al9 0 3 14,00 13,50 11,57 16,18
Cu . • 0,032 0,035 0,03 0,05
Co, Ni . 0,02 0,02 0,03 0,04
Es muß berücksichtigt werden, daß die Schmelztemperatur der Schlacke innerhalb der für
den Schmelzprozeß zulässigen Temperaturen also zwischen 1100 und 1500° liegen muß. (D. R. P.
266 676.)
Zur Reinigung des Kupfers führt man in das geschmolzene Metall nach E. P. 3958/1882
Natriwn, nach E. P. 1826/1882 mit Kohle gemischte Salze ein (Pottasche oder Soda), um die B6.-
gleitstoffe zu binden.
Nach D. R. P. 32 893 mahlt man den Kupferstein und erhitzt das Pulver mit metallischem
Blei bis zu dessen Schmelztemperatur, bei der das Blei die Fremdmetalle an sich nimmt, ohne daß
das Kupfer reduziert würde. Nach Wiederholung des Verfahrens sticht man das Blei ab und
behandelt den Rückstand beim Schmelzpunkt des Kupfers mit Kohle, so daß das noch im
Steine verbliebene Bleioxyd reduziert wird und als Metall entfernt werden kann.
Zur Raffinierung von. Kupfer verschmilzt man es mit einem in der Wärme erzeugten Gemisch
von 30 Tl. Flußspat und 10 Tl. Phosphor. Das Verfahren kann auch zur Herstellung einer
z. B. 5 proz. Aluminiwnbronze dienen. Man trägt dann das Flußspat-Phosphorgemisch mit 35 Tl.
eines Gemenges von Alunll.niwn-Zinkoxyd nebst 25 Tl. Kohle in 90 Tl. geschmolzenes Kupfer
ein. (A. P. 382 198.)
Zur Reinigung von Kupfer leitet man durch das geschmolzene Metall unter möglichstem Luft-
abschluß gasförmige Salzsäure, wobei sich das Kupferoxydul als Chlorkupfer verflüchtigt und
zugleich die beigemengten Metalloxyde und die Salzsäure in der Glühhitze zersetzenden Metalle
ebenfalls mit entfernt werden. Es resultiert geschmeidiges, blasenfreies Kupfer, das ohne Umguß
für einfache Formen nur geschmolzen zu werden braucht. (D. R. P. 31 276.)
Nach E. P. 42<1<1/188<1 bläst man zur Entfernung von Arsen und Antimon in das zu reinigende
Kupfer überhitzten "\Vasserdampf ein.
Ein Kupferraffinierverfahren, beruhend auf der Einwirkung des Luftsauerstoffes auf das
geschmolzene Metall, ist in D. R. P. 10 717 beschrieben. Vgl. D. R. P. 15 562.
Über die Vereinfachung des Kupferhüttenbetriebes durch Verblasen des Kupfersteines mittels
mit Sauerstoff angereicherter Luft und die Vorteile, die sich besonders durch Erhöhung der
Reaktionstemperatur und -geschwindigkeit, ferner die Verringenmg des Abgasvolumens, die
schnellere Verschlackung w1d die geringe Abnützung der Konverterauskleidung bei sehr geringem
Sauerstoffverbrauch ergeben, siehe W. Borcbers, Metallurgie 1905, 273.
Bei dieser Art der Laugung des Kupfers aus chilenischen Erzen, die basisches Kupfer-
sulfat enthalten, mit verdünnter Schwefelsäure, sind in der erhaltenen Schwefelsauren Lösung
Eisen, Kalk, Magnesia, Tonerde, Natron und Chlor als Verunreinigungen vorhanden. Die Aus-
fällung des Chlors mit Kupferschrot als Cuprochlorid, Verarbeitung des Cuprochlorids durch
Verschmelzen mit Kalkstein und Koks auf Kupfer bei gleichzeitiger Abscheidung von Calcium-
chlorid, die Elektrolysierung der von Chlor befreiten Laugen mit Magnetitanoden und Kupfer-
kathoden beschreibt E. A. Cappelen Smith in Metallurg. Chem. Eng. 12, 291.
Ein Verfahren der Zugutemachung kupferkieshaitigor Erze durch Erhitzung bei Luft-
mangel unter gleichzeitiger Gewinnung des abdestillierbaren Schwefels ist dadurch gekennzeich-
net, daß das nach kurzem Erhitzen völlig löslich gewordene Kupfer (Kupfersulfür) wie üblich
ausgelaugt wird. (D. R. P. 180 307.)
Die Methoden der Kupfererzbehandlung mit Ferrisalzlösung, mit darauffolgender elektro-
lytischer Reinigung (Bleianode, Kupferkathode), ferner der Laugung des gerösteten Gutes mit
Salz- oder Schwef~~säure beschreibt N. S. Keith in Zeitschr. f. angew. Chem. 1906, 626.
Zur schnellen Uberführung der in der Erz-, besonders Kupferlaugerei nötigen Eisenoxydul-
salze, die häufig als wertlose Rückstände erhalten werden, in den oxydischenZustand behandelt
man die über ihren Siedepunkt erhitzten Oxydulsalzlösungen mit Luft unter hohem Druck in einem
geschlossenen Gefäß. (D. R. P. 24:9 104:.)
Zur Ausnutzung des beim Behandeln von Kupferstein mit Säuren entwickelten Schwefel-
wasserstoffes preßt man ihn als Rührmittel in die Mischung ein. Man vermeidet so die beim
Einblasen von Wasserdampf notwendige Regelung der Temperatur und beim Einblasen von Luft
die Bildung eines explosiven Gemenges, das bei gleichzeitiger Gegenwart von Schwefelwasserstoff
entstehen würde. (D. R. P. 224: 4:56.)
Verfahren und Vorrichtung zum Auslaugen auch armer oxydischer und carbonatischer
Kupfererze mittels s c h w e f I i g er Säure sind in D. R. P. 151 658 beschrieben.
Zur Gewinnung von Kupfer aus den' bei der Behandlung von oxydierten Kupfererzen mit
schwefliger Säure entstandenen Lösungen erhitzt man diese unter Druck auf 180°, trennt bei
derselben Temperatur das gelöste Kupfersulfat von dem das metallische Kupfer und Eisensalze
enthaltenden Niederschlag durch Filtration und entfernt die Eisensalze durch Waschen. Das
Verfahren beruht auf der Unlöslichkeit von Ferrosulfat und -sulfit bei der genannten Temperatur
und auf der Abscheidung des Kupfers als Metall aus dem Kupfersulfit zu 66%, während der Rest
als Kupfersulfat in Lösung bleibt. (D. R. P. 154 235.)
Zum Extrahieren von Zink und Kupfer aus Erzen behandelt man das mit Wasser ange-
rührte Röstprodukt mit Schwefeldioxyd enthaltenden Gasen und setzt die erhaltene Metallsulfit-
lösung der Wirkung der heißen Gase des Erzröstofens aus, wobei ein unlösliches Metallsulfit
gefällt wird und die Gase sich an schwefliger Säure anreichern und gekühlt zur ersten ErzbehandJung
dienen. Die nähere Ausführung ist an Hand einer Zeichnung in der Schrift beschrieben. (0. P.
04 266.)
Zur Gewinnung von reinem Kupfer aus Kupferlösungen behandelt man diese unter Druck
bei mehr als 140°, etwa bei 170°, mit schwefliger Säure und erhält so, bezogen auf eine Konzen-
tration von 25 g Kupfer im Liter nach der Gleichung ·
CuSO, + S0 2 + 2 H 1 0 =Cu+ 2 H 2SO,
bei 190°, 79% des Kupfers in metallischer Form. Man wendet nur die der Gleichung entspre-
chende Menge Schwefeldioxyd an oder arbeitet mit Sulfit nach der Gleichung
CuSO, + (NH,) 8S08 + H 1 0 = Cu + 2 H-NH, • SO, ,
wobei nur jener Druck vorhanden ist, der der Spannung des aus der Flüssigkeit entstandenen
Dampfes entspricht. Neben dem sehr reinen, von Sulfit oder Oxyd freien Kupfer gewinnt man
so auch Schwefelsäure bzw. saures Ammoniumsulfat. (D. R. P. 214 811.)
Zur Gewinnung von Kupfer- oder Zinkmonosulfit und -sulfat läßt man die das Bi-
sulfit (-sulfat) des Metalles enthaltende Lösung in stetigem Betriebe durch das auszulaugende
Metalloxyd und Metallsulfat enthaltende Gut zugleich mit schwefliger Säure passieren und fällt
das Monosulfit in dünner Schicht der Lösung mittels heißer Koksfeuerungsgase. Wenn die Lösung
etwa 10% Zinksulfat enthält, spaltet man einen Teil ab, den man auf festes Zinksulfat verarbeitet,
verdünnt den Rest auf das ursprüngliche Volum und führt die Lösung dann wieder dem Kreis-
laufe zu. (D. R. P. 274 119.)
Zur Gewinnung von Kupfer aus kupferhaltigen Stoffen behandelt man sie mit etwa 3,6 proz.
Schwefelsäure, so daß die entstehende Kupfersulfatlösung für die folgende Neutralisation nicht
mehr als 1% freie Schwefelsäure enthält, erhitzt die erhaltene Kupfersulfatlösung mit einem Gehalt
von etwa 1,5% Kupfer mit schwefliger Säure unter einem Druck von 6,8 Atm. auf etwa 150°
und fällt so das Kupfer aus, während das noch wenig Metall enthaltende Filtrat wiederbenutzt
wird, um Ausgangsstoffe zu lösen. Schließlich wird das Ausgangsmaterial mit neuer Lauge ge-
waschen, bis es praktisch völlig ausgelaugt ist. (D. R. P. 293 967.)
Zur Gewinnung des Kupfers laugt man das kupferhaltige Material mit einer Chromsäure-
lösung aus und elektrolysiert die erhaltene Kupferlösung dann derart, daß an der einen Elektrode
Kupfer niedergeschlagen, an der anderen Elektrode Chromsäure zurückgebildet wird. Die Vor-
richtung zur Ausübung des Verfahrens ist an der Hand von Zeichnungen in der Schrift be-
schrieben. (D. R. P. 206 589.)
fahrens in der Weise, daß man zuerst die Sulfatlösung einwirken läßt, wodurch aus fertigem Kupfer-
sulfat, überschüssigem Aluminiumsulfat und seinem Hydroxyd, mit dem noch vorhandenen
Kupferoxyd basische Kupfer- undAluminiumsalze gebildet werden, die man nunmehr durch Zusatz
von Schwefelsäure unter Rückbildung des Aluminiumsulfats und Neubildung von Kupfersulfat
durch periodischen Zusatz neuer Schwefelsäuremengen so lange fortsetzt, bis kein Kupferoxyd
mehr vorhanden ist. Im kontinuierlichen Betrieb, bei dem Alaun oder andere Aluminiumverbin-
dungen, die mit Schwefelsäure Aluminiumsulfat liefern (also auch vorsichtig gerösteter Feldspat),
Verwendung finden können, läßt man die Erze die gebildete oder fertige Aluminiumsulfatlösung
durchströmen, fängt die Kupfersulfatlösung auf, behandelt die Erze mit Schwefelsäure, ver-
einigt die frühere Lösung mit der frischen Kupfer- und Aluminiumsulfatlösung, bringt sie wieder
auf die Erze zur Einwirkung usw. Das Aluminiumsulfat wird während des Prozesses fortlaufend
regeneriert und wirkt als Katalysator, wobei es die Reaktionen
3 CuO + Al 2(S0 4 ) 3 + 3 H 20 = 3 CuS0 4 + Al 2(0H) 6 •••• (geröstete Erze)
3 CuC0 3 - Cu(OH) 2 + 2 Al 2(S0 4 ) 3 + 3 H 20 = 6 CuS0 4 + 2 Al 2(0H) 6 •••• (Carbonate)
CuS0 4 + 2 Al 2(0H) 6 = CuS0 4 • (Al 2[0H] 8 )a und Al 2(S0 4 )a + 2 Al 2(0H) 6 = Al 2(S0 4 )a • (Al 2[0H] 6 ) 2
CuS0 4 + CuO + H 20 = CuS0 4 • Cu(OH)a und Al 2(S0 4 ) 3 + 2 CuO + 2 H 20 = Al 2 (S0 4 ) 3 • (Cu[OH] 2 ) 2
nur vermittelt, da das vom Kupferoxyd beanspruchte Säureradikal nicht vom Aluminiumsulfat,
sondern von der Schwefelsäure geliefert wird. - Schließlich werden die Lösungen soweit einge-
dampft, daß die vorhandene 'Vassermenge das Doppelsalz
CuS0 4 • 7 H 20 · Al 2(S0 4 ) 3 • 7 H 20
auch in kaltem Zustande in Lösung zu halten vermag, worauf dann beim Abkühlen nur das über-
flüssige CuS0 4 • 5 H 20 auskrystallisiert .. (D. R. P. 280 431.)
Zur Gewinnung von Kupfer aus Rückständen, die das Kupfer in metallischem Zustande ent-
halten, extrahiert man das Material mit verdünnter Schwefelsäure tmd Mn0 2 unter Zusatz der
3-4fachen Menge Eisenpersulfat, das als Kontaktmittel wirkt, und arbeitet zweckmäßig
zur weiteren Beschleunigung des Auflösungsvorganges in der ·wärme. (D. R. P. 214 734.)
Oder die Erze werden zur Entfernung des leicht abtreibbaren Schwefels bei niederer Tempe-
ratur und geringem Luftzutritt calciniert, worauf man das noch unzersetzte Carbonate, Sulfide
bzw. Sulfate enthaltende Röstprodukt nach weitergehender Zerkleinerung mit Persulfatlösung
auslaugt, die man elektrolytisch aus Ammoniumsulfatlösung darstellt und während der Laugung
stets ammoniakalisch hält. Aus dem leicht oxydierbaren Kupfersulfid erhält man so in Lösung
komplexe Kupfersalze; man filtriert von der unveränderten Gangart und schlägt einerseits im
Filtrat das gelöste Kupfer kathodisch nieder, während andererseits die zurückbleibende Ammon-
sulfatlösung wieder mit Persulfat angereichert wird. (D. R. P. 261 799.)
Zur Gewinnung von eisenfreien Kupfersulfatlaugen aus dem Röstprodukt kupferhaltiger
Kiese tränkt man die Abbrände bei "gewöhnlicher Temperatur mit einer gesättigten Lösung von
Kupfer- und Eisensulfaten und bringt die Lauge solange immer wieder mit gerösteten Erzen in
Verbindung, bis das gesamte schwefelsaure Eisenoxyd als basisches Salz gefällt und gleichzeitig
alles Kupferoxyd in lösliches Kupfersulfat übergegangen ist. (D. R. P. 200 427.)
Zur Behandlung besonderer Kupfererze laugt man mit einer Kupfervitriollösung oder
mit der durch Extraktion von geröstetem Kupfererz erhaltenen Lösung, die Kupfer- und Eisen-
sulfat enthält. Durch Einleiten einer gewissen Menge Schwefeldioxydgas reduziert man etwa
vorhandenes Ferrisulfat und gewinnt so eine Lösung, die der Polarisation entgegenwirkt und aus
der man bei einem Konzentrationsgrad von 10% Kupfersulfat mit bestimmter Stromstärke
und Spannm1g 80% des Kupfers niederzuschlagen vermag, ehe es zur Bildung von Sulfit kommt.
Man unterbricht nun den Fällungsprozeß und verwendet die schwefelsaure Kupfersulfatrestlauge
zur Laugung weiterer Erzmengen. (A. P. 1119 477 und 1119 478.)
Ein Kupfergewinnungsverfahren beruht auf der Behandlung der Erze mit Ferrichlorid-
lösung
+
6 Cu +
3 Fe 2Cl 1 = 3 Cu1Cl1 6 FeCl 1 ,
Behandlung des abfiltrierten Cuprochlorides mit Eisen, einer Lösung von Ferrichlorid und Koch-
salz, wn das Cuprochlorid in Lösung zu bringen,
+
3 Cu1Cl 1 2 Fe + 2 Fe 2C1 8 = 3 Cu1Cl 1 + 6 FeCI 1 ,
und schließliehe Elektrolyse der so erhaltenen getrennten Lösungen in Diaphragmazellen, wobei
das Ferrochlorid wieder zu Ferrichlorid regeneriert wird. Ist gleichzeitig Zinn und· Zink vorhanden,
so arbeitet man mit schwach s a l z s a ur er Ferrichloridlösung und erhält so neben den Chloriden
des Eisens, Zinns und Zinks als Lösung das. Cuprochlorid nebst etwas schwammigem Metall-
kupfer und Eisenoxychlorid der Zusammensetzung
2 Fe 1Cl1 • 25 Fe1 0 3 • 41 H 1 0 (nebst etwas Schwefel).
Man behandelt die filtrierte Lösung zur Ausscheidung des metallischen Zinns mit Zink und
arbeitet sie dann auf Zink auf, während der mit Schwefel gemischte, metallisches Kupfer ent·
haltende Cuprochloridniederschlag wie oben beschrieben mit Ferrichloridlösung umgesetzt wird.
(D. R. P. 63196.)
Zur nassen Aufbereitung von Kupfererzen extrahiert man das Erzpulver mit einer Lösling,
die Eisenchlorid, Kochsalz und Salzsäure enthält, fällt aus der Lauge das Eisen mit der
berechneten Natronlaugemenge, filtriert und fällt im Filtrat das Kupfer durch überschüssige
Natronlauge aus. Das erhaltene Kupferhydroxyd wird ausgewaschen, zwischen Platten in die
Maschen eines Eisennetzwerkes gepreßt, auf 600° erhitzt und in einem alkalischen Elektrolyten
als Kathode verwendet. Durch Reduktion des Kupferoxydes im freiwerdenden Wasserstoff
erhält man ein sehr reines Produkt. Das Filtrat der Kupferfällung wird durch Chlorbehandlung
bei Gegenwart von Eisenoxydhydrat regeneriert und geht in den Kreisprozeß zurück. (A. P.
1196 616.)
Zur Kupfergewinnung erhitzt man das zerkleinerte Erz unter Luftabschluß auf 200-800°,
wodurch 25% des Schwefels abgetrieben werden, und laugt nunmehr das Kupfer mit Eisen-
chlorid, wobei die Entwicklung von schwefliger Säure vollständig vermieden wird. Nach drei
Tagen sind so 90% des Kupfers aus Erzen mit weniger als 1% Kupfer bis auf 0,1% ausgelaugt.
Fällt man nun diese Lauge im Schneckenrührwerk unter starker Erwärmung mit Eisen,
so erhält man fast reines Kupfer, das durch einfache Raffination die Reinheit des elektrolytisch
gewonnenen Metalles erreicht. Die entkupferte Lauge wird erwärmt und durch Einleiten von
Luft innerhalb 24 Stunden regeneriert, wobei das als Hydroxyd ausgefällte Eisen getrocknet
und schwach gebrannt direkt als Farbstoff verkäuflich ist. Eventuell vorhandene Edelmetalle
werden durch kurze Elektrolyse gewonnen. Man kann so fast sämtliche Kupfererze unter Ver-
wendung von beliebigem Brennstoff aufarbeiten. (0. Fröllch, Elektrochem. Zeitschr. 1908, 163.)
Die elektrolytische Reingewinnung von Metallen, besonders von Kupfer nach dem Kupfer-
chlorürverfahren, beruht auf der Behandlung des Erzmehles mit Kupferchlorid, wodurch
Kupfer, Silber, Blei, Nickel usw. gelöst werden. Aus der Lösung entfernt man Arsen, Antimon,
Wismuth und Eisen durch Kalkzusatz, befreit sodann vom Silber und elektrolysiert das erhaltene
Filtrat mit Kohlenanoden und Kupferkathoden. Das Kupfer wird in feinkrystallinischer Form
auf der Kathode niedergeschlagen, wobei zugleich der zu den Anoden geführte Laugenstrom,
das freigewordene Chlor aufnehmend, wieder Kupferchlorid bildet, so daß ein Kreisprozeß ent-
steht. Die auf schwefeleisenfreie Kupfererze, die das Kupfer als Halbschwefelkupfer enthalten,
anwendbaren H.SO,-Laugungsverfahren [206] eignen sich nur zur Auf&rbeitung bestimmter Erze
und scheiden von vornherein aus, sobald gleichzeitig Silber vorhanden ist. (C. Höpfner, Elektro-
techn. Zeitschr. 1898, 732.)
Zur Auslaugung von Kupfererzen im Kreisprozeß führt man das Kupfer des Mahlgutes
mit Chlorcalciumlauge und einer aus dem Gut selbst entwickelten Säure in Kupferchlorid
über, fällt die unbrauchbaren Bestandteile aus, scheidet das Kupfer aus dem einen Teil des in zwei
Teile geteilten Filtrates durch ein das Chlorcalcium regenerierendes Mittel in der Cupriform aus
und verwendet den zweiten Teil zur Oxydation der Röstgase und nach Vereinigung mit der End·
lauge des ersten Teiles zur Auslaugung weiterer Erzmengen. (D. R. P. 269 209.)
Zur Verarbeitung armer Kupfererze, die nur 3-4% Kupferkies enthalten, röstet man sie
zwecks primärer Gewinnung der Sauerstoffverbindungen des Kupfers und Eisens oxydierend:
CuaFe 1S 4 + 6 0 1 = Cu1 0 + Fe 1 0 3 + 4 80 1 ; 3 FeS 1 + 8 0 1 = Fe 30 4 + 6 80 1 ;
4Mg0 + 4 801 + 2 0 2 = 4MgS0 4 ; 6Mg0 + 6 80 1 + 3 0 1 = 6MgSO,;
läßt das mit schwachsaurer Magnesiumchloridlauge versetzte Röstgut verwittern und erhält so
eine basische Magnesium-Kupferverbindung, die man durch Extraktion mit schwach
sauren Betriebslaugen von den Oxyden des Eisens und Mangans befreit, worauf man ihnen das
Kupfer durch Eisenfällung entzieht. Die magnesiumchloridhaltige Lauge wird im Sinne der Glei-
chungen
MgSO, + 2 NaCl = MgCI 1 + Na 2SO, (in der kalten Jahreszeit)
oder
FeCI 1 + CaO = FeO + CaCI 2 ~ MgSO, + CaCI 1 = MgCl 1 + CaSO,
wieder regeneriert. (D. R. P. 60 409,)
Kupfer. - Naßverfahren und Elektrolyse. 289
Zur Extraktion von Kupfer und anderen Metallen, außer Gold, aus den Rückständen ge-
rösteter Pyrite mischt man jene trocken mit 2-5% Calciumhypochlorit oder feuchtet sie
mit alkalischen oder erdalkalischen Hypochloritlösungen an und bringt die mit Schwefelsäure
oder, wenn Blei vorhanden ist, mit verdünnter lauwarmer Salzsäure besprengte Masse in geeignete
Behälter. Nach 12-24 Stunden zieht man die Flüssigkeit ab, wäscht die Rückstände mit ver-
dünnter lauwarmer Säure, dann mit Wasser nach und entzieht ihnen so die letzten Reste
fremder Metalle. (D. R. P. 209 608.)
Der SI a t er - Laugprozeß für ·Kupfererze verläuft in folgender Weise: Man stellt zunächst
durch Elektrolysierung einer 15proz. Kochsalzlösung mit Eisenhydroxyd in dem Anodenabteil
der Zelle nach der Gleichung
Fe(OH) 3 + 6 Cl = FeCl 3 + 3 HCIO
die Langflüssigkeit her, die für Erz mit 2-2,5% Kupfer im Liter 5-7 g Eisenchlorid und eine
entsprechende Menge unterchloriger Säure enthalten soll. Bei der Einwirkung
CuS1 + 4 HCIO = 2 CuCI 1 +
2 H 20 + S0 2 oder S + 0 1
wird nun ein Teil des Schwefels frei und die gebildete schweflige Säure reduziert einen Teil des
Kupferchlorids zu Kupferchlorür:
2 CuCI 1 + 2 H 20 + S0 1 = 2 CuCI + 2 HOl + H 1 SO&.
Man fällt nun durch Versetzen dieser, Eisen und Kupfer als Chlorid und Chlorür enthaltenden
Lösung mit Natronlauge (gewonnen aus dem Kathodenteil der Zelle) alles Eisen als Hydroxyd:
FeCI 3 + 3Na0H = Fe(OH) 3 + 3 NaCI und: FeCI 1 + CuCl 1 + 3 NaOH = Fe(OH)8 + CuCI + 3 NaCl
und erhält so, da das Kupferchlorid, sobald die Oxydation eintritt, infolge sofortiger völliger Ab-
scheidung des Eisenhydroxydes oxydierend wirkt und das Eisenchlorür auch das noch vorhandene
Kupferchlorid zu Kupferchlorür reduziert, das Kupfer in einer Form, in der es wie üblich durch
Ausfällung mit heißer Natronlauge unter schneller Luftoxydation als schwarzes Kupferoxyd:
ausgebracht werden kann. Dieser Kreisprozeß eignet sich für Erze mit geringem Schwefelgehalt,
die keiner Röstung bedürfen, und man erhält ohne Verlust irgendeines elektrolytischen Neben-
produktes in 4-6 Stunden aus Erz von 2,5 cm Korngröße sehr reines Kupfer in 95% Ausbeute.
(H. W. Morse, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 27, 287.)
Sulfidische Kupfererze werden nach A. P. 1 407 420 geröstet, sodann mit Salzlösung behandelt,
abermals geröstet und gelaugt, worauf man aus der Lauge das Kupfer elektrolytisch ohne Dia-
phragma fällt.
im Niederschlag die Hälfte oder ein Drittel des ganzen Kupfers und behandelt die rückbleibende
kupferhaltige Lösung mit Ammoniak oder besser Ammoniumsulfat und erhält so nach den Glei-
chungen
2 CuS06 + 4 NH 3 + 4 H 8 0 = 2 SO,(NH 4 ) 2+ 2 Cu(OH) 2 •••• 2 S06 (NH 4 ) 2 = 2 S0 4NH 4H-2 NHa
Cu 2S03 • CuS0 3 + 4 NH,HS0 4 = 2 CuSO, +Cu+ S0 4(NH 4 )z +:2 H 20 + 2 S01
auch aus dieser Lösung reines Kupfer. Elektrolysiert man nach dem weiteren Zusatzpatent
die ammoniakalische Sulfitlösung ohne Diaphragma, so erhält man, da sich bei Anwendung kon-
zentrierter Lösungen und einer geringen Stromdichte Kupfer in der Cuprilösung unter Bildung
einer Cuprolösung löst,
Cu + Cu(OH)s = Cu 2(0H) 8
Kupferoxydul, das in Ammoniak an der Anode gelöst, nach der Gleichung
Cu 2 (0H) 2 + 0 + H 20 = 2 Cu(OH) 1
unter Sauerstoffaufnahme wieder in den Zustand in Ammoniak gelösten Oxydes übergeht. Bringt
man jedoch Kohlensäure in die Lösung oder arbeitet man statt mit Ammoniak mit Ammonium-
carbonat, so wird der durch jene doppelte Umsetzung veranlaßte Energieverlust vermieden.
(D. R. P. 189643, 189974, 191566.)· Nach dem weiteren Zusatzpatent erhitzt man Kupferoxyd-
sulfit oder Kupferoxyduloxydsulfit, wie es nach der Gleichung
3 Cu(OH)z + 3 S0 2 = S03Cu • S08Cu2 + H 2SO, + 2 H 10
erhalten wird, in Gegenwart der darüberstehenden Lösung unter Druck, und erhält so nach
der Gleichung
S03Cu · Cu 2S0 3 + 2 H 20 = 3 Cu+ 2 H 2S0 4
schon bei 140-150°, vollständig bei 170° in einem gut schließbaren kupfernen oder blei-
gefütterten Eisengefäß reines, direkt weiter verarbeitbares Kupfer. (D. R. P. 204 673.)
Zur Gewinnung von Kupfer aus Schlacken und gerösteten Erzen laugt man das Material
im kräftigen Luftstrom mit Ammoniak und Ammoniumcarbonat aus, wobei die im Am-
moniak allein schwer löslichen Kupferverbindungen in Lösung gehen. Diese Lösung wird dann
abgedampft, worauf man das gewonnene Kupferoxyd zu reinem Metall verschmilzt. Im Gegensatz
zu den Entschwefelungsverfahren von Kupfererzen mit Ammoniak und Luft handelt es sich
hier um die Aufarbeitung schwefelfreier, also oxydischer gerösteter Erze. (D. R. P. 244 978.)
Oder die fein gemahlenen Erze werden mit möglichst konzentrierten Ammoniumcarbonat-
lösungen unter Zusatz von etwas Ätzammoniak kontinuierlich ausgelaugt, wobei die mit Kupfer
bereits gesättigten Laugen mit frischem Erz, die frischen Laugen mit schon zum Teil erschöpften
Rückständen zusammengebracht werden. Durch Eindampfen unter 45° im Vakuum gewinnt
man aus diesen auf 1 Tl. Ammonsalz nur 4 Tl. Wasser enthaltenden Endlaugen krystallisiertes
Cupricarbonatammoniak, das sich etwas über 200° im reduzierenden Gasstrom (Kohle-
oxyd oder Wasserstoff) unter Wiedergewinnung des abgespaltenen Ammoniaks (als Carbonat
oder Ca.rbamat) glatt, ohne daß Verpuffungen auftreten, zum Metall reduzieren läßt. (D. R. P.
259 381.)
Vgl. die alte Methode des A. P. 323 222 zur Laugung kupferhaitigar Edelmetallerze mit
A m m o n i um c a r b o n a t.
Zur Kupfergewinnung durch Laugung mit Ammoniumcarbonat geht man von dem Prinzip
aus, daß sich Kupfer oder sein Oxyd bei Gegenwart von Luft im Sinne der Gleichung
Cu + 0 = CuO; CuO + (NH 4 ) 2C0 3 = CuC0 8 • 2 NH~ + H 1 0
in Ammoniumcarbonat zu Cupriammoniumcarbonat lösen, das bei Abwesenheit von Luft in Gegen-
wart von Kupfer nach der Gleichung .
CuC0 3 + 2 NH 3 + Cu = Cu 2C0 3 • 2 NH1
in den Cuprozustand übergeführt wird. Die Cuprolösung wird an der Luft zur Cupriverbindung
oxydiert, die dann weiteres Kupfer auflösen kann. Bei der Destillation der Kupferammonium-
carbonate mit Dampf werden verwertbares Ammoniak und Kohlensäure abgespalten und das
oxydische Kupfer gelangt zur Ausscheidung. Die den kontinuierlichen Betrieb des Verfahrens
ermöglichende Einrichtung beschreibt C. H. Benedlct in Metall u. Erz 1917, 454.
Über die hydrometallurgische Behandlung von K upfertailings, die Extraktion des Kupfers
mit Ammoniak bei Gegenwart von Ammoniumcarbonat, Umwandlung und Gewinnung
des Kupfers als Oxyd durch Destillation in Eisenretorten unter Rückgewinnung des Ammoniaks,
nähere Angaben über die Einrichtung der Anlage, Betriebsergebnisse usw. siehe R. D. Leisk,
Metallurg. Chem. Eng. 13, 283.
Nach einem anderen Verfahren extrahiert man das Kupfer aus Tailings mit Ammoniak,
oxydiert die entstandene ammoniakalische Kupferlösung durch Luft und vermag durch .eine
besondere Anordnung der Laugerei und Verwendung sehr schwacher Ammoniaklösungen die Ver-
luste an Ammoniak, die infolge seiner Adsorption durch Schlamm und Erzteilchen sonst erfolgen,
auf ein Minimum herabzudrücken. (Ref. in Zeitscbr. f. angew. Chem. 28, 674.)
Kupfer. - Naßverfahren und Elektrolyse. 291
wirken läßt. Man erhält nach Beendigllll.g der Ausfällung von Eisenhydroxyd oder basischem
Eisennitrat (die beide in der Wärme Eisenoxyd abscheiden) eine Lauge, die durch Zementierung
mittels Eisens von den edleren Metallen befreit wird und nach Auffrischung mit Salpetersä.IU'e
wieder in den Laugungsbetrieb zurückgeht. Etwa vorhandenes Silber wird vor der Auszemen-
tierung des Kupfers durch Eisen mittels Kupfers ausgefällt, Zinn bleibt bei den Rückständen,
aus denen es hüttenmännisch gewonnen wird, Blei fällt man aus der Nitratlauge durch Schwefel-
säure aus. - Das Verfahren wird in Deutschland bereits in1 großen ausgeführt.
Bei der Kupfererzlaugung unter Ausfällung des Kupfers mit Schwefelwasserstoffgas als
Cuprisulfid reduziert man letzteres mittels eines flüssigen oder festen Kohlenwasserstoffes zu
Cuprosulfid unter vorheriger Zugabe von soviel Schwefel, daß bei der Reaktion ebensoviel
Schwefelwasserstoff entsteht, wie zur Fällung verbraucht wurde. Das so in besonderer Apparatur
gewonnene Gas wird dann wieder zu neuen Fällungen benützt. (D. R. P. 307 066.)
Bei dieser hydrometallurgischen Kupfergewinnung fällt man das Kupfer aus der durch Erz-
auslaugung gewom1enen Lösung mit Schwefelwasserstoff als Kupfersulfid, führt die Flüssig-
keit wieder der Laugerei zu, setzt dem Niederschlag die Hälfte des im Sulfid enthaltenen Schwefels
als elementaren Schwefel zu und behandelt die Mischung bei etwa 300-360° mit einem Kohlen-
wasserstoff, wobei der Schwefelwasserstoff unter Bildung von Kupfersulfür regeneriert wird,
das man dann im Konverter aufarbeitet. Oder man stellt aus einem Kohlenwasserstoff und
Schwefel Schwefelwasserstoff her, verwendet einen Teil des Gases zur Kupferfällung und bringt
den anderen Teil mit dem bei der Kupfersulfidabröstung erhaltenen Schwefeldioxyd in Reaktion,
so daß wieder Schwefel entsteht, der zur Erzeugung von Schwefelwasserstoff dient. Man erhält
schließlich Kupferoxyd (aus dem gerösteten Kupfersulfid) und Kohlenstoff (aus dem Kohlen-
wasserstoff) und bringt dieso beiden Stoffe zur Gewinnung des metallischen Kupfers in Reaktion
(A. P. 1101 234.)
Zur Abscheidllll.g von Kupfer aus Lösungen versetzt man diese mit KaIkwass er , röstet
oder calciniert den Niederschlag, so daß das Eisen unlöslich wird, und extrahiert aus dem Rück-
stand mit verdünnter Schwefelsäure das Kupfer als Sulfat. (A, P. 1 200 634.)
Zur Verarbeitung des bei der elektrolytischen Metallraffinierung z. B. des Kupfers oder des
Bleies entstehenden Anodenschlammes behandelt man ihn mit einem Gemisch von Schwefel-
säure, Flußsäure und einem Oxydationsmittel, z. B. Luft, in der Wärme, wobei Edelmetalle und
Bleisulfat ungelöst bleiben, Kupfer und Antimon als gelöste Sulfate lll'd Fluoride und das Arsen
als flüchtiges, überdestillierendes Fluorid gewonnen werden. Man erhält so diese drei Gruppen in
einer einzigen Operation, ohne daß man dem Schlamm vorher einen Bestandteil zu entziehen
braucht und ohne daß das Eindampfen von Lösungen erforderlich wäre. (D. R. P. 248 897.)
Über die Bildung von Arsenwasserstoff bei der elektrolytischen Kupferraffination dann,
wenn die Menge des vorhandenen Kupfersulfates an der Entstehungsstelle des Arsenkupferwasser-
stoffes zu gering ist und über die Gefahr, die jedoch nur im Falle der Verwendung sehr arsenreicher
Anoden auftreten kann, siehe F. R. Pyne, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 143.
durch die Eisenabfälle leitet, die sich in Kästen mit unlöslichen oder löslichen Anoden, wie bei-
spielsweise Eisen, befinden, so daß in der Zwischenzeit durch die poröse Kupferschicht hindurch
die Auflösung des Eisens in bekannter Weise vor sich geht. Die Eisenabfälle werden durch kupferne
Schleifkontakte, die zur Stromleitung führen, berührt, ebenso erfolgt die Stromzufuhr bei den
Anoden. (D. R. P. 236 091.)
Zur elektrolytischen Gewinnung von Kupfer aus den durch Auslaugen von Kupfererzen
entstehenden Kupfersulfat und Eisensulfat enthaltenden Lösungen verwendet man einen Elektro-
lyten, der das Eisensulfat zu 50-60% als Ferrisalz enthält und ein als Filter wirkendes Diaphragma,
aus einem Bleirahmen und losen, säurebeständigen Fasern bestehend, durch das die Strömung des
Elektrolyten vom Kathoden- nach dem Anodenraum geht. Es findet so, da die Lösung nur schwach
sauer ist, eine Auslaugung statt, bei der nur geringe Eisenmengen gelöst werden. Die verwendete
Lauge hat überdies ein großes Lösungsvermögen für die in Schwefelsäure löslichen Kupferverbin-
dungen, ebenso wie für reines Kupfer und Schwefelkupfer, so daß man eine konzentrierte Kupfer·
lösung erhält. Die Diaphragmen sind billig herstellbar, ersetzbar und lassen sich durch Waschen
leicht reinigen. (D. R. P. 276 294.)
Zur Gewinnung von Kupfer aus Kupferabfällen (aber auch von anderen Metallen aus ihren
Erzen) laugt man das Material mit Schwefelsäure aus, elektrolysiert die Kupferlauge und setzt
während der Elektrolyse und ihrem Fortschreiten entsprechend Bariumsuperoxyd zu. Es
wird so eine größere Menge Sauerstoff freigemacht, als die saure Lösung sie liefern könnte, der
Sauerstoff oxydiert an der Anode die Metalle und führt etwa vorhandenes Eisen in unlösliches
Oxyd über, so daß es nicht als Eisenvitriol oxydiert wird, wobei sich aus ihm Eisen auf dem Kupfer
niederschlagen würde. (D. R. P. 188 199.)
Ein Verfahren zur elektrolytischen Ausscheidung von Kupfer aus Sulfatlaugen mit Kohlen-
anoden beruht auf dem Depolarisationsvermögen von Eisensulfür, dem Fällungsvermögen von
Aluminiumsulfat und der Reduzierbarkeit von Eisensulfat durch Schwefeldioxyd außerhalb des
Zellenraumes. Man setzt zur Verhinderung derAuflösungvon Kathodenkupfer durch Ferri-
salze in den elektrolytischen Zellen dem 3% Kupfer, 3% Ferroeisen und etwas freie Schwefel-
säure enthaltenden Bade 3% Tonerde zu und vermag so bei Einhaltung einer Stromdichte von
13,5 Amp. pro qdm und einer Temperatur von 45° bei entsprechender Elektrolytzirkulation
den Gehalt an Ferrieisen auf etwa 0,25% zu bringen und die Stromausbeute von 70-90% zu er-
reichen. (A. P. 1138 921.)
Nach D. R. P. 326 442 behandelt man durch Rösten vom Schwefel befreite und dann Zink·
oder Kupferoxyd enthaltende Erze oder Schlacken in einem Druckbehälter mit Ozon zwischen
l und 4 Atm. Druck und erhält das vorhandene Eisen als in verdünnten Säuren unlösliches
Oxyd, so daß man das Material nunmehr in geschlossenen Auslaugevorrichtungen mit verdünnter
Mineralsäure extrahieren kann. Man arbeitet auch bei diesem Vorgang, um die Bildung von Eisen-
salzen zu verhindern, mit Ozon unter Druck bei gleichzeitiger Durchleitung eines elektrischen
Stromes, der etwa gebildete Blei- oder Kupfersalze an den Elektroden zerlegt, und führt schließ-
lich auch noch Dampf zu, um die Lösung zu verdünnen. Aus einer Kupfer-Zinklösung bleibt
bei Anwendung von Gleichstrom das Zink gelöst, während sich das Kupfer ausscheidet. Mit
Wechselstrom scheiden sich auch andere evtl. noch vorhandene Metalle mit dem Kupfer aus.
Nach dem Zusatzpatent leitet man, wenn das Verfahren zur Gewinnung von reinem Zink-
oxyd benützt wird, in die Kondensationskammer ozonisierte Luft ein, die mitgerissene Zink·
Staubteilchen rasch oxydiert. (D. R. P. 327 022.)
nicht bis zum Siedepunkt der Chloride, erhitzt wird. Die grünen Oxychloride spalten bei dieser
Temperatur Wasser ab, es bilden sich freie Oxyde oder Hydroxyde und freie Chloride, man laugt
mit Wasser letztere, hauptsächlich Calciumchlorid aus und erhält so einen praktisch chlorfreien
Rückstand. Mittels dieses Verfahrens vermag man Kupfer und Zink aus ihren Lösungen zu
trennen. (D. R. P. 279 426.) Nach dem weiteren Zusatzpatent fällt man die Kupfer-Zinkchlorid-
lösung, aus der man zuerst das Kupfer gewinnen will, mit Calcium- oder Magnesiumcarbonat,
die bei 50-60° das Zink nicht fällen. Bei Sulfatlösungen der Schwermetalle arbeitet man mit
Magnesiumcarbonat, während sich für die Umsetzung der Chloride bei der Erhitzung das Carbonat
des Calciums weniger eignet als sein Hydroxyd, da mit jenem eine Trennung von Kupfer und Zink
mit Calciumcarbonat nicht möglich ist. (D. R. P. 288 159.)
Das Verfahren des D. R. P. 305 738 zur Herstellung von technisch reinem Zinkoxyd läßt sich
auch zur Gewinnung von technisch chlorfreiem hydratischen Kupferoxyd in der Weise
benützen, daß man das durch stärkere Basen aus einer kupferhaltigen Lauge gefällte basische
Kupferchiarid ganz oder zum Teil von der Fällungslauge befreit und dann evtl. wiederholt mit
Kalkmilch oder Magnesiumhydrat unter gewöhnlichem Druck erwärmt. (D. R. P. 306 036,)
Zur Gewinnung von Kupferoxydul bereitet man zunächst durch Laugung gemahlener
Kupfersulfiderze mit Calciumchlorid-Kupferchloridlauge Kupferchlorürlauge, der man die Fremd-
metalle entzieht, worauf man die Lauge in zwei Portionen weiterbehandelt. In der einen fällt man
das ganze oder einen Teil des Kupfers als Kupferoxydul aus, dem man etwa noch vorhandene
Verunreinigungen von Blei, Arsen oder Antimon durch Alkali entzieht. Der Kupfergehalt der
anderen Laugenportion wird durch Luft bei Gegenwart von schwefliger Säure in Kupferchiarid
verwandelt. Das Verfahren läßt sich durch die Gleichtingen
2 CuC1 2 + 2 CuS = 2 Cu 2Cla + 2 S ~ 2 Cu2Cl 2 + CaO = Cu 20 + Cu2Cl 2 + CaCl 2 ,
+
Cu 2 Cl 2 + S0 2 2 0 + H 2 0 = Cu 2Cl 20 + H 2SO,,
Cu2Cl 20 + H 2S0 4 + CäC1 2 = 2 CuCl 2 + H 20 + CaS0 4 ~ 2 CuC1 2 + 2 CuS = 2 Cu2Cl 1 + 2 S
darstellen. (D. R. P. 78 179.)
Zur Herstellung von kolloidalem Kupferoxyd versetzt man eine Kupfersulfatlösung
mit protalbinsaurem oder lysalbinsaurem Natrium, löst die gefällte Kupferverbindung in ver-
dünnter Natronlauge und dialysiert die Lösung bis zum Verschwinden der Sulfatreaktion gegen
Wasser. Beim Eindampfen und Trocknen im Vakuum über Schwefelsäure erhält man so spröde,
glänzende, schwarze bis schwarzblaue Lamellen von unbegrenzter Haltbarkeit. Mit Ammoniak
gibt das Produkt normale Kupferoxydammoniaklösung, durch Reduktion mit Hydroxylamin
kolloidales Kupferoxydul, mit Hydrazinhydrat kolloidales Kupfer. Aus der konzentrierten Lösung
des kolloidalen Kupferoxydes kann man eine blaue, sehr unbeständige, aus verdünnteren Lösungen
eine stabile rote Modifikation gewinnen, die, vor Oxydation geschützt, jahrelang haltbar ist tmd
das färbende Prinzip des Porporino- (Hämatinon-) und des Kupferrubinglases [495) bilden dürfte.
(V. C. Paal und W. Lenze, Ber. 1906, 1645 u. 1650.)
Nach Norw. P. 38 717 erhitzt man zur Herstellung von Metallchloriden das Oxyd oder Salz
z. B. des Kupfers in einem Gemisch von wasserstofffreiem Generator- oder Chlorgas.
Über das S c h w e i ß e n des Kupfers mit Phosphorsalz und Borsäure als Schweißmittelsiehe
Dingi. Journ. 190, 170.
Kupferverbindungen und Kupferheißbehandlung. 299
Zum Schweißen von Kupfer glüht man die Stücke nach W. Rehbein, Dingi. Journ. 218, 37
an den zu verbindenden Stellen, bestreut mit Borax, erhitzt zur Weißglu~, bestäubt schnell mit
Kochsalz oder Chlormagnesium und schweißt evtl. bei gleichzeitigem Überleiten eines Chlor-
gasstromeswährend des Hämmerns. Vgl. ebd. 280; 88: Borax und Natriumphosphat als Schweiß-
mittel.
Nach einem von W. Schieber angegebenen Kupferschweißverfahren setzt man die gereinigten
und zugerichteten Kupferstücke übereinandergelegt an den Stellen, wo die Vereinigung erfolgen
soll, nach dem Erhitzen in der Gebläseflamme bis zur Erweichung des Kupfers der Wirkung der
rein reduzierend wirkenden Wasserstoffflamme so lange aus, bis die Oxydschicht entfernt ist
und das Kupfel' blank erscheint, worauf man die dauernde Vereinigung der Stücke durch Hämmern
vollzieht. (Zeitschr. r. angew. Chem. 1914, 111, 116.)
Zum autogenen Schweißen von Kupfer oder Kupferlegierungen setzt man dem in der Flamme
geschmolzenen Metall neben dem üblichen Flußmittel stetig geringe Mengen Vanadium zu.
(D. R. P. 346 986.)
Kupfer wird im Gegensatz zmn Stahl durch Abschrecken in kaltem Wasser weicher und
kann überhaupt durch keinerlei "Wärmebehandlung gehärtet oder angelassen werden. Man
glüht daher Kupfer nur, um die bei der mechanischen Bearbeitung entstandene Spannung und
Härtung wieder auszugleichen, ebenso wie man andererseits Kupfer oder Messing, die infolge zu
großer Erwärmung oder zu lange währendem Glühen grobkörnig geworden sind, durch Walzen,
Hämmern oder Ziehen und nachfolgendes Glühen feinkörnig und brauchbar machen kann. Die
Glühtemperatur soll beim Kupfer 800° und beim Messing wegen der Gefahr der Verdampfung
des Zinks 600-650° nicht übersteigen. Um demnach Kupfer zu härten, bleibt kein anderer Weg,
als es mit anderen Metallen zu legieren oder das Metall durch Schmieden und andere mechanische
Bearbeitung zu dichten. (C. R. Hayward, Stahl u. Eisen 36, 729.)
ZumHärten von Kupfer setzt man der Schmelze nach A. P. 896 632 5% pulverisierten Alaun
und etwas Arsenik zu und erhitzt, bis die Masse einheitlich ist. Das Metall ist, ohne seine Be-
schaffenheit zu ändern, wiederholt umschmelzbar.
Zum Härten von Kupfer oder dessen Legierungen werden die Gegenstände nach D. R. P.
UO 978 erhitzt, dann mit Schwefel bestreut und noch heiß in ein Bad von Kupfervitriol
gebracht. Die Behandlung wird ev. wiederholt.
ZumHärten von Kupfer verrührt man das geschmolzene Metall nach D. R. P. 172139 mit
Kupfersulfa.tpulver, erhitzt nochmals, gießt in Formen und härtet die Gußstücke vor ihrer
vollständigen Erkaltung durch Bestreuen mit Schwefel. Nach einer anderen Ausführungsform
des Verfahrens setzt man dem geschmolzenen Metall außer dem Kupfersulfat noch Kaliumbi-
ehrornat zu, das kühlend wirken soll. Die Salze werden am besten feingepulvert in einer Papier-
hülle in das Kupferbad geworfen und gut mit ihm verrührt.
Durch Zusatz von 90 g Kohlenasche und 30 g Borax zu 3 kg auf etwa 600° erhitztes
Kupfer wird letzteres, wenn man nachträglich auf Schmelztemperatur weiter erhitzt, nach A. P.
1 028 642 gehärtet.
Zur Herstellung einer Härtungsmasse für Kupfer mischt man 50% Borsäureanhydrid,
15% Eisenoxyd, 15% Soda und 20% Kali und setzt dieses pulverige Gemenge zu 50% einem Ge-
menge von Eisenvitriol, Kupfersulfat, Eisenkies, Pottasche, Kalkstein, Mangan und Phosphor zu.
Man schmilzt dann das Kupfer und fügt ihm 25% seines Gewichtes dieser Mischung bei, verrührt
Schmelze und Härtemittel und erhält so ein äußerst hartes und dichtes Kupfer. (D. R. P. 281636.)
Zum Härten des Kupfers wird das Metall zunächst auf Rot· bzw. Weißglut gebracht, sodann
auf kurze Zeit in einem Härtungsbad aus Kalkmilch, mit Zusätzen von Dekapiermitteln, wie
Pflanzenstoffextrakten, behandelt und hierauf hartgeschlagen. (F. P. 467688.)
Durch Anlassen von aus 10% Aluminium und 90% reinstem Kupfer bestehender Alu-
miniumbronze wird ihre Zugfestigkeit pro qcm um rund 1000-1400 kg erhöht und zugleich
die ursprünglich feinkörnige Struktur in eine grobkörnige verwandelt. Muntz- Metall, bestehend
aus 60,5% Kupfer, 38,7% Zink, 0,5% Zinn, 0,3% Blei und 0,06% Eisen, erfährt durch Anlassen
neben einer Veränderung der Struktur eine um 531 kg für 1 qcm gesteigerte Zugfestigkeit.
(E. S. Sperry, Ref. in Zeitscbr. f. angew. Chem. 1909, 643.)
Zum Härten vonAlumini um bronze mit mehr als 7 und weniger als 15% Almniniumge·
halt wendet man verschiedene Warmbehandlungsmethoden an oder setzt ihr Eisen und Silicium zu,
wodurch je nach der Zusatzmenge die verschiedenartigsten Härtegrade erzielt werden können.
Zahlenmäßige Angaben, besonders über die Einwirkung der Wärmebehandlung auf die Festigkeits-
eigenschaften von Titan· Aluminiumbronze mit 10% Aluminium finden sich in z. Ver. d. log.
1917, 661.
Nach einem alten Kupferhärtverfahren verrührt man das geschmolzene Metall mit etwa
2%feinpulverisiertem gelbemBlutlaugensalz, wodurch es ca. 0,73-0,95% Eisen aufnimmt. Das
Kupfer wird dadurch sehr hart, gibt einen schönen Klang, schmilzt flüssig und läßt sich gut
gießen. Vgl. D. R. P. 22620.
Nach D. R. P. 88102läßt sich der Hirtegrad des Kupfers durch Zusatz von Chrom beliebig
verändern.
Über Kupferhärtungsmetalle (Chrom, Mangan, Vanadiwn) siehe den Abschnitt: Kupferlegie·
rungen.
300 Metalle und Minerale.
219. Kupfer und Kupferlegierungen (Messing, Bronze, Neusilber) schmelzen und gießen.
Über das elektrische Schmelzen von Metallen, insbesondere von Kupfer und Kupferlegierrmgen
siehe E. Fr. Ruß, Chem.-Ztg. 1922, 672. Vgl. Gießerel-Ztg. 1921, 316.
Die Schwierigkeit Kupfer fehlerfrei zu gießen, beruht nicht nur auf der raschen Sauerstoff.
absorptiondes geschmolzenen Metalles, sondern auch auf der Bildrmg von Kupferoxyd, das
beim Erstarren zwischen den Metallteilen zur Ablagerrmg g\)langt rmd so die Leitfähigkeit des
Metalles herabsetzt. Man verfährt zur Vermeidrmg dieses Übelstandes in der Weise, daß man
das Kupfer rmter möglichster Vermeidrmg der Oxydation rmter einer Holzkohlendecke schmilzt
und vor dem Gießen als Desoxydationsmittel etwas Silicium rmd weiter ein Flußmittel be-
stimmter Zusammensetzrmg zusetzt, das den Überschuß des Siliciums rmd gebildete Kieselsäure
entfernt. (D. F. Comstock, Zentralbl. 1919, II, 417.)
Kupfer absorbiert nicht mehr als 1% S c h w e f e I , jeder Überschuß scheidet sich beim Ab-
kühlen als Kupfersulfür wieder aus. Schwefel verursacht Gußblasen, macht das Kupfer rot-
brüchig, besonders wenn es gebogen wird, rmd verursacht in größerer Menge krystallinischen
Bruch. (E. S. ~perry, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 26, 299.)
Über Fortschritte in der Messinggießerei, die Verwendrmg der Ölfeuerrmg rmd von Preßluft,
die Metallisierrmg von Holzformen nach dem Schoopschen Verfahren, die homogene rmd dichte
Verbindrmg von Messing- rmd Aluminiumteilen, die Anwendrmg von Aluminiumbronzen für be-
stimmte Zwecke usw., siehe E. A. Barnes in Metallurg. Chem. Eng. 1916, 578.
Um hohle Messingkörper mit Gußeisen ausgießen zu können, hat Atkins das folgende ein-
fache Verfahren angegeben: Die auszugießenden Hohlkörper werden in Wasser eingesetzt rmd
dann erst mit dem flüssigen Eisen gefüllt. Da. hierbei die Messingschale nicht heißer als 100°
werden kann, so ist ein Schmelzen derselben nicht zu befürchten. Um Gewichte auf diese Weise
herzustellen, bettet man die Messingschalen in Eisenfeilspäne, die wegen ihres hohen Wärme-
leitungsvermögens ähnlich wie das Wasser wirken. (Polyt. Notizbl. 1876, Nr. 8.)
Messing- bzw. Bronzegüsse von Prägeschärfe erhält man durch Eingießen der gutflüssig
geschmolzenen Gemenge von 100 Tl. Cu rmd 11 Tl. Sn bzw. 87 Tl. Cu rmd 13 Tl. Zn in aus fettem
Formsand und Wasser angerührte Formen. (Dingi• .Journ. 162, 316.)
Um die bläuliche Färbung von aus Messing gegossenen Dampfventilen oder anderen Stücken
zu vermeiden, stellt man die Formkerne nach S. Smith aus Mehl her. (Angew. Chem. 19, 246.)
Ein Apparat zum Auffangen des beim Schmelzen von Messing entweichenden Zinkoxydes
in herabträufelnder Schwefelsäure rmd zur Wiedergewinnrmg des Zinksulfates durch Konzen-
trierung der erhaltenen Lösrmg ist in A. P. 910 982 beschrieben.
Zur Vermeidrmg von Oxydation beim Schmelzen von Messingabfällen soll die dem Luft-
zutritt ausgesetzte Oberfläche der Schmelze möglichst klein sein, rmd man soll rmter Zusatz von
1% Aluminium bei möglichst niedriger Temperatur rmd schnell schmelzen. (Zentralbl. d. Hütten·
u. Walzw. 28, 977.)
Zur Verminderung der Metallverluste beim Messingschmelzen im elektrischen
Wechselstromofen dient eine von F. Bensei beschriebene Ofenkonstruktion, mit der es gelingt,
bei der Herstellung von,Messing, z. B. mit 30% Zinkgehalt die Zinkverluste auf ein Mindestmaß
herabzusetzen. über die elektrische Schmelzung von Kupfer und Messing überhaupt rmd die
bezüglichen Kostenberechnrmgen siehe C. A. Bansen bzw. G. H. Clamer und C. Hering in Zeitschr.
f. ang~w. Chem. 26, 56. Vgl. Metallurgie 9, 628.
Uber die Herstellrmg von Messing- und Kupferlegierungen im elektrischen Ofen in einer neu-
tralen oder reduzierenden Atmosphäre bei genau kontrollierter Temperatur, so daß sich kein oder
nur wenig Zink verflüchtigt, siehe A. P. 1198 618.
Zur möglichst wärmesparenden Herstellrmg von Messing mit Mangan- und Eisenzusatz
yerschmilzt man ztmächst 2 Tl. Kupfer und 1 Tl. Mangan bei etwa 865°, trägt diese Legierung
m das geschmolzene Kupfer ein tmd fügt mit dem Zink etwa 10-20% einer bei etwa 700° ge-
schmolzenen Zinn-Eisenlegierrmg zu. Letztere ist leichter legierbar als geschmolzenes Eisen und
ermöglicht das Arbeiten schon bei etwa 1100°, statt wie sonst bei 1520°. (Z. f. Metallogr. 10, 66.)
Das von Ben v e n u t o Ce ll i n i angegebene Hohlgußverfahren mit verlorener Wachsform rmd
die neuzeitliche Bronzegießmethode nach einem mit Formsand bedeckten Gipsmodell beschreibt
Neu~ann in Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 2026.
Über ein Verfahren zur Erzeugung nicht schwindender Bronze- rmd Kupfergüsse, deren
Festigkeit jener der Stahlgüsse überlegen sein soll, siehe Bayer. lnd.- u. Gew.-BI. 106, 166.
. Zur Erzeugung fehlerfreier Güsse aus Manganbronze schmilzt man das Metall rmter einer
Holzkohlendecke in einem mit breitem Ausguß versehenen Tiegel bei einer Temperatur, die dann
zum Guß die richtige Höhe hat, wenn das ruhigschmelzende Metall nicht raucht. Bei derart
vorsichtigem Schmelzen und Vermeidrmg von Überhitzung, die sich sonst durch Bildrmg gelber
Krysta.lle in der Mitte der Manganbronzegüsse äußern würde, genügt ein Zinküberschuß von
1-1,5% zum Ausgleich des verdampften Zinks. (Ref. in Zeitschr. f. angew, Chem. 1909, 148.)
. Bei der Herstellung von Kupfer. Zinnlegierungen ist es sehr wichtig, zu hohe Gieß.
hltze rmd ebenso zu heiße Formen zu vermeiden, da sich in beiden Fällen die Abkühlrmg verlang-
samt, Poren rmd oxydische Fäden auftreten und das dann sauerstoffreichere Metall spröde wird.
M'!-n kann diese, durch den veränderten Gefügezustand bedingte Sprödigkeit durch Ausschmieden
be1 Zimmerwärme rmd nachfolgendes kurzes Ausglühen bei niederer Temperatur beheben. (E. Heyn
und 0. Bauer, Mitteilg, v. l\laterialprülungsamt 31, 168.)
302 Metalle und Minerale.
Nach einer verbesserten Methode des Gießens von Altrotguß, bei deren Anwendung man
keinen Zusatz vgn neuem Kupfer und Zinn zu geben braucht, schmilzt man das Altmetall in einem
Tiegelofen mit Ölfeuerung bis es gut flüssig am Rührstab nicht mehr hängen bleibt, schüttet Holz-
kohlenstaub auf, bläst weiter bis das Metall 1300° heiß ist, rührt gründlich um, entleert es in den
rotglühenden Gießtiegel und setzt nun Stoffe zu, die, wie z. B. Mangankupfer, schon in ge-
ringen Mengen (0,3%) Sauerstoff aufzunehmen vermögen, legt dann vorsichtig weiter noch 1%
vorsichtig auf 200° vorgewärmtes Zink in das Bad, rührt nochmal um, schäumt ab und gießt
schnell. (Z. Ver. d. lng. 60, 801.)
Zum Gießen von Neu s i I b er bzw. einer Kupfer-Nickel-Zinklegierung legt man die Metalle
(Cu und Ni) schichtweise einzeln übereinander in den Tiegel, bringt dann in der oberen Tiegel-
hälfte auf eine Holzkohlenschicht einen Barren von Messing oder Kupfer auf, deckt mit Holz-
kohle ab, schmilzt mit Koks als Brennstoff, setzt, sobald Verflüssigung eingetreten ist, das Zink
zu, rührt durch und gießt möglichst heiß in Formen. (R. v. Hutchinson, Zentralbl. 1919, ß, 847.)
Kupferlegiernngen.
220. Uteratur. - Kupfer-Zinnlegierungen (Bronze). Zusätze und Eigenschaften
(Schmelzpunkte).
Hartmann, Kupfer und Zink, ihre Legierung zu Messing und Tomback. 1863. - Bibra,
C. v., Bronze und Kupferlegierungen. Erlangen 1869. - Künzel, Bronzelegierungen. Dresden
1875.- Ledebur, Die Legierungen in ihrer Anwendlmg für gewerbliche Zwecke. 5. Aufl. Berlin
1919.- Gurnik, G., Das Messingwerk. Wien 1908. -Bischoff,Kupfer und seine Legierungen.
Berlin 1865. - Müller, Bronzefabrikation. Wien 1877. - Japing, E., Kupfer und Messing.
2. Aufl. Bearbeitet von H. Krause. Wien und Leipzig 1912.
Die wichtigsten Kupferlegierungen sind: Bronze, Messing und Neusilber; über die
Speziallegierungen von Kupfer, Bronze und Messing mit Mangan, Silicium, Chrom, Wolfram
und Vanadium siehe J, Escard, Osterr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. 1910, 201 und 215.
Wertvolle Tabellen, die eine große Zahl technisch verwertbarer Kupferlegierungen ihrer
Zusammensetzung und ihrer Verwendungsart nach enthalten, veröffentlichten Karmarsch in
Polyt. Zentr.-BI. 1859, 709 und Bolley in Dingi. Journ. 129, 438.
Eine Anzahl von Bronzelegierungen, die in der französischen Marine und im französischen
Eisenbahnbau Verwendung fanden, ist zusammengestellt in der Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1879, 244.
Eine sehr ausführliche Untersuchung über Legierungen des Kupfers mit Zink, Zinn und anderen
Meta~~en von l\1. Levitzky findet sich in Zentralbl. 1880, 208.
Uber die technisch wichtigen Legierungen von Kupfer-Zinnbronze mit Blei, Zink, Phosphor,
Mangan, Aluminium und Eisen, siehe die Ausführungen von A. l\1, Blob in Metallurg. Chem. Eng.
12, 461.
Bronze ist eine kupferreiche Zinnlegierung. Sie übertrifft das Kupfer, besondersnach
Hinzufügung geringer Mengen anderer Metalle, durch die leichtere Gießbarkeit, besseren Klang
und größere Härte, die Spezialbronzen sind jedoch häufig weniger dehnbar und fest, so daß sie
sich zur mechanischen Bearbeitung weniger eignen als das Kupfer selbst.
Die Verwendung der Bronze, die als reine Kupfer-Zinnlegierung viel seltener erzeugt wird
als ihr Gemisch mit anderen Metallen, reicht in vorgeschichtliche Zeit zurück. Der Name Bronze
(italienisch bronzo) stammt aus dem Mittelalter, vorher gebrauchte man die Bezeichnung "Erz".
Sie wurde früher durch Schmelzen im Tiegel, später meist durch Schmelzen im Flammofen her-
gestellt.
Die Beschränkung der Bezeichnung Bronze auf Kupfer-Zinnlegierungen ist zu eng, vor allem
aus dem Grunde, weil billige Legierungen häufig wertvollere Eigenschaften besitzen als die reinen
Bronzen. In Gießereiztg. 16, 188 (vgl. auch ebd. 65 u. 153) wird daher empfohlen, alle Legiernngen
mit 50-75% Kupfer als Gelbbronze, alle kupferreicheren als Rotbronze zu bezeichnen und
innerhalb dieser Gruppen Unterbezeichnungen, ausgehend von den Festigkeitswerten, zu schaffen.
Die wichtigsten Legierungen werden im folgenden nach einem Vorschlag W. Rosenbains,
Cheru. Ztg. 1912, 485 benannt; und zwar so, daß unter Messing alle hauptsächlich aus Kupfer
und Zink bestehenden, unter Bronze alle aus Kupfer und Zinn bestehenden Legierungen ver.
standen sind; dementsprechend ist dann z. B. Manganmessing eine manganhaltige Kupferzink-
legierung.
Zur Frage der Normung von Messing und Bronzen äußert sich Schultz in Bayer. Ind.·
n. Gew.-BI. 1922, Nr. 11.
Schon kleine Mengen Zinn genügen, um die Eigenschaften des Kupfers erheblich zu ändern.
Ein Zusatz bis zu ca. 20% Zinn erhöht Festigkeit und Härte, schließlich bis etwa zum Dreifachen.
Ein höherer Zusatz aber verringert sie wieder. Da mit der Zinnmenge auch die Sprödigkeit wächst
und die Farbe viel heller wird, bilden 20% das Maximum des Zinnzusatzes.
. Über Herstellung der zugfestesten (5062 kgjqcm), 80% Kupfer enthaltenden Bronze und ~ber
Jene einer Bronze mit 90% Kupfergehalt, deren Ausdehnungsfähigkeit die größte ist (40%), siehe
D. Bancroft, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1906, 1330.
Kupfer Iegierungen. 303
Nach E. P. 4409/12 schmilzt man zur Herstellung von Kupferlegierungen das Zinn unter
einer Decke von wasserfreiem Bortrioxyd und das Kupfer in Gegenwart von reduzierenden Stoffen.
Ein Teil des Zinns wird oft durch Zink ersetzt, dadurch wird die Bronze billiger, die Neigung
zur Saigerung vermindert, die Schmelztemperatur erniedrigt, die Gußfähigkeit erhöht und der
Farbton wird wärmer. Zinkzusatz in höherem Maße verursacht jedoch Mißfärbung der Patina-
schicht, auch darf Zink jenen Bronzen nicht zugesetzt werden, die hart sein sollen ohne Sprödig-
keit zu zeigen.
Bronzen mit Zinkzusatz haben, wenn nicht 2% überschritten werden, eine etwas höhere
Proportionalitätsgrenze und Bruchfestigkeit. Guillet gibt folgende Zahlen bei einer Bronze mit
ca. 10% Sn:
Grenze-~
l27,4
Cu Sn Zn ) Proport. Festigkeit Dehnung
Blei wird nur in ganz geringen Mengen beigefügt, namentlich bei Bronzen, die mit schnei-
denden und feilenden Werkzeugen bearbeitet werden. Blei macht die Bronze spröde und deshalb
lösen sich die Späne leichter von den Schnittkanten. Geeignet sind Bleibronzen für Maschinenlager.
Durch den Zusatz von Phosphor, Mangan und Zinn werden Zerreißfestigkeit und Härte
des Kupfers in gleicher Richtung, und zwar am stärksten durch Phosphor, dann durch Zinn
und schließlich durch Mangan erhöht, während sich die elektrische Leitfähigkeit und das spezi-
fische Gewicht in der erstgenannten Reihenfolge vermindern. Bei geglühtem Kupfer wirken
hingegen Zinn und Mangan stärker als Phosphor auf die Härte ein, wie überhaupt das Ausglühen
in jedem Falle die Festigkeit und Härte erniedrigt und die Dehnung erhi;iht. (E. Münker, Metall-
urgie 9, 186.)
Zur Herstellung von Bronze, die sich hämmern läßt, setzt man der geschmolzenen Kupfer-
zinnlegierung nach E. P. 8188/81 sauerstoffbindende Mittel, wie z. B. Mangan, Phosphorkupfer
oder Phosphormangan zu.
Siliciumbronze ist wegen ihres Widerstandes gegen Korrosion besonders für elektrische
Zwecke geeignet, Alumini um wirkt härtend, soll aber den Kupferzinnlegierungen nur in ge-
ringen Mengen beigegeben werden. Näheres findet sich in einem Referat über eine Arbeit von
A. B. Biorus, Chem.-Ztg. Rep. 1910, 440. Verfasser verlangt für die häufig recht wenig Zinn
enthf!-ltenden ·modernen Aluminiumlegierungen die Bezeichnung: Spezial bronzen.
Über den Einfluß des Zusatzes von 1-2% Aluminium auf die Eigenschaften von MPssing
nnd Bronze siehe Dingi. Journ. 182, 306.
Die ungefähren Schmelzpunkte einiger technischer Kupferlegierungen bestimmten H. W.
Hillett und A. B. Norten (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 27, 208}:
Cu Zn Sn Pb J Schmelzpunkt
Kanonenmetall I 88 2 10 995
Kanonenmetall II 85,4 1,9 9,7 3,0 980
Rotmessing 85 5 5 5 970
oder 81,5 10,4 3,1 5,0 980
Bleibron~e 80 10 10 945
Zinkbronze 84,6 5,0 10,4 980
Halb gelb, h~ll:; rot 75,0 20 2 3 920
Gußgelbmessing 66,9 30,8 2,3 895
Schiffsmessing . 61,7 36,9 1,4 855
Eine prähistorische Bronze aus der Höhle von Caugeril (Dordogne ), in Farbe dem Glockengut
ähnlich, bestand aus 85,98Tl. Kupfer, 12,64Tl. Zinn, 1,09Tl. Blei und 0,51 Tl. Zink; die das Metall
bedeckende Patina, außen grün, von innen rot, enthielt: 57,27 Tl. Kupfer, 8,40 Tl. Zinn, 1,02 Tl.
Blei, 0,46 Tl. Zink, 1,61 Tl. Eisen, 0,13 Tl. Kalk, 5,35 Tl. Chlor, 9,86 Tl. Ton, 4,40 Tl. Wasser,
7,25 Tl. Sauerstoff, 4,24 Tl. Kohlensäure. - Eine in Hindostau gefundene Statue des Buddha,
deren Alter auf 3500 Jahre geschätzt wurde, war aus rohem Kupfer, enthaltend etwa 8% Eisen,
gefertigt worden. ·Eine keltische, in Rußland gefundene Pfeilspitze ergab bei der Analyse einen
Gehalt von 70,30 Tl. Kupfer, 24,53 Tl. Zinn und 5,20 Tl. Blei. (Journ. f. prakt. Chem. 94, 314.)
Zinkhaltige Bronzen kannten bewußt erst die Römer. Meist aber weist die antike Bronze
einen hohen Bleizusatz auf, da man Blei vielfach für eine Abart des Zinns hielt. Die japanischen
Bronzen erhalten viel Blei, da sie sich dadurch leicht durch chemische Mittel schwarz färben lassen.
Ein Beweis für die hohe Blüte, in der sich im vorchristlichen Zeitalter die chemische und tech-
nische Metallurgie befand, ist darin zu erblicken, daß die Analyse eines aus jener Zeit stammenden
Prägestempels, einen Gehalt von 69,85% Kupfer und 22,51% Zinn ergab, entsprechend der
heute als h ä r t e s t e Kupfer-Zinnlegierung bekannten Komposition. Die Festigkeit einer der-
artigen Legierung mit mehr als 25% Zinn wird stark verringert, während eine Legierung mit
etwa 20% Zinn bei 600° so geschmeidig wird, daß man ihr die feinsten Formen geben kann ohne
sie völlig zu schmelzen. (C. Zenghelis, Chem.-Ztg. 1907, 1116.)
Den von F. Benrieb und P. Roters ausgeführten Analysen zufolge bestand eine römische
silberfarbige Bronze aus rund 74% Kupfer, 24% Blei und 2% Zinn, ein dunkleres Metallstück
enthielt 85% Kupfer, 14% Blei und 1% Zinn. Die Patina eines 97% Kupfer, 2,4% Zinn und 0,3%
Blei enthaltenden bronzefarbigen Ringes bestand aus 32,64% Kupfer, 2,39% Zinn, 0,27% Blei
und 6,66% Kohlensäure. (Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 1322.)
Die in der Technik unter dem Namen Bronze zusammengefaßten Legierungen sind ihrer
Zusammensetzung nach weit von den ursprünglichen Kupfer-Zinnlegierungen entfernt. Auf
dem Verwendungsgebiete für künstlerische Zwecke versteht man hingegen heute noch unter Bronze
eine Kupfer-Zinnlegierung mit etwa 20% Zinn von ganz bestimmten Eigenschaften. Die Normal-
bronze für öffentliche Kunstdenkmäler braucht allerdings nur 8% Zinn zu enthalten, doch
sind ihr dagegen Zusätze beigegeben, die entweder metallischer oder auch metalloidisoher Art,
die Patinabildung günstig beeinflussen. In einer Studie über die Wirkung verschiedener der-
artiger Bronzezusätze fand H. v. Miller, daß sich die Schwindung der Bronze bei Gegenwart von
Zinn nur durch mindestens 10% Zink verhindern läßt, während Aluminium, Silicium, Eisen und
Nickel den Schwindungskoeffizienten vergrößern. Kobalt, Nickel t.md Mangan erhöhen, Antimon
und viel Zink erniedrigen die Festigkeit der Bronze, ihre Bearbeitbarkeit wird ebenso durch Mangan
und Nickel erschwert, während bis zu 2% Blei die Bearbeitung durch Bohren, Schneiden, Meißeln
und Ziselieren begünstigen. Zink und Aluminium schwächen die Patinabildung, Kobalt, Nickel,
Antimon, Eisen, Silicium und Phosphor erhöhen sie. Schließlich erhöht ein Zusatz von Wolfram,
Nickel, Eisen, Mangan und Kobalt den Erstarrungspunkt der Normalbronze beträchtlich. (Metall·
urgie 9, 63.)
Kunstbronze, wegen ihrer Widerstandsfähigkeit und weil sie leicht mit feinen Werkzeugen
zu bearbeiten ist, für Denkmäler, Statuen, Gitter, Türen usw., verwendet, enthält 5-8% Zinn,
bis 10% Zink und bis 3% Blei neben dem Kupfer. Der Löwe auf dem Burgplatz in BralLTtschweig
aus dem 12. Jahrhundert ist zusammengesetzt aus: 81% Cu, 10% Zn, 6,5% Sn, 2,6% Pb.
Das Material des Denkmals Friedrichs des Großen in Berlin besteht aus 88,3% Kupfer,
9,5% Zink, 1,4% Zinn und 0,7% Blei, während die Münchener Bavaria aus 91,55% Kupfer,
5,5% Zink, 1,7% Zinn und 1,3% Blei gegossen wurde. Die zinnreichsten Legierungen mit 5,82
bzw. 6,16% Zinn wurden beim Guß des Großen Kurfürstendenkmals und des Potsdamer
Germanicus (89,78% Cu, 2,35% Sn, 1,33% Pb) verwendet. Auch das 1585 aufgefundene
Bildniswerk Mars und Venus (München) enthält neben geringen Mengen Zink und Blei und
94,12% Kupfer 4,77% Zinn. (Neumann, Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 2024.)
Über die Verwendung der verschiedenen Bronzearten zur Herstellung kunstgewerblicher
Objekte und Münzen siehe S. Elster, Dingi. Journ. 212, 156. Als Normalbronze bezeichnet der
Verfasser eine Legierung aus 86 2 / 3 Tl. Kupfer, 6 2 / 3 Tl. Zinn und je 3 1 / 3 Tl. Blei und Zink. Diese
Bronze soll sich durch große Gleichmäßigkeit, Zähigkeit, Festigkeit und geringe Oxydierbarkeit
auszeichnen.
Die Kanonenbronze aus 90% Kupfer und 10% Zinn findet fast keine Anwendung mehr.
Sie wurde ersetzt durch den besseren 2-3 proz. Nickelstahl. Ebenso wird Bronze kaum noch zu
Spiegeln benutzt, wie das im Altertum allgemein geschah. Die Spiegelbronze enthielt 30-33%
Zinn, um sie hellfarbig zu machen und dadurch die Spiegelungsfähigkeit zu erhöhen.
Nach Solllt besteht eine besonders zur Herstellung von Spiegeln für Reflektoren ge-
eignete Metallegierung aus 32 TI. Kupfer, 15,5 TI. Zinn, 2 Tl. Nickel und etwas Arsenik oder
Silber zur Verhütung der Oxydation des Zinns während des Schmelzens. (Dingi. Journ.
180, 1öö.)
Eine Legierung, die zur Herstellung von großen Hohlspiegeln dienen kann, besteht nach
G. A. Boeddleker, Jahr.-Ber. f. ehern. Teehn. 1881, 181 aus (%) 70,24 Kupfer, 29,11 Zinn, 0,38
Zink, 0,10 Eisen, 0,01 Blei und 0,01 Nickel.
Glockenbronze, die hart sein muß, aber nicht spröde sein darf, enthält deshalb verhältnis-
mäßig viel Zinn und möglichst wenig andere Bestandteile.
Nach SehafhiutJ, Ref. im Jahr.-Ber. f. chem. Teehn. 18öö, 83 ist die Legierung aus 78 Tl.
Kupfer und 22 TI. Zinn die beste Mischung für Glockenmetall, die durch andere Zusätze (Zink,
Blei) nicht verbessert wird, im Gegenteil sind solche Zusätze geeignet die Reinheit des Tones
zu be~inträchtigen. Doch ist diese Legierung so spröde, daß sie auf der Drehbank nicht mehr
bearbeitbar ist, die Glocke muß also den Ton durch den Guß, die Form und die Metallmischung
e.rhalten, wobei der Durchmesser der Glocke, ihre Dicke, Elastizität und ihr Gewicht die wesent-
lichste Rolle spielen. Ein Silberzusatz zur Glockenspeise hat gar keinen Zweck und das in
fr~eren Zeiten zur Herstellung der Glocken gestütete Silber wurde, wie aus den Analysen ver-
schiedener Glockenmetalle hervorgeht, nicht zugegeben, sondern wohl in den meisten Fällen
lmterschlageu.
Hellklingende Glockenlegierungen, z. B. für Schlittenschellen, bestehen aus SO (85)% Kupfer
und 20 (15)% Zinn. (D. Ind.-Ztg. 1869, Nr. 24.) .
Die Gonggons oder türkischen Becken bestehen aus einer Legierung von SO% Kupfer und
20.% ;Zinn. Die Legierung läßt sich bei Dunkelrotglut leicht walzen, hämmern und schneiden,
ze1gt un Bruch gleichmäßige und feinkörnige Beschaffenheit wie Stahl und läßt sich mit dem Lot
~~r Goldarbeiter löten. Den guten Klang erhält sie jedoch nur durch Heißbearbeitung, kalt ge.
ammerte Stücke klingen nur schwach. (Dingi. Journ. 196, 7ö u. 629.)
Lange, Chem.·techn. Vorschriften. 3. Auf). I. Bd. 20
306 Metalle und Minerale.
Bei einem E i s e n g eh a 1 t zwischen 1-1 1 / ~% soll der Bronzeguß härter und blasenfreier
werden, die Schwindung aber wird bedeutend größer. Der Farbton geht etwas ins Graue, die
Patina wird sehr dunkel und spielt ins Blaue.
Nach D. R. P. 22620 kann man die Zähigkeit und Härte von Bronze und Messing durch
Zusatz kleiner Mengen (bis zu 9%) Eisen wesentlich erhöhen.
Glockenmetall mit schönem Klang erhält man durch Legierung einer Schmelze von 72 Tl.
Kupfer und 26,5 Tl. Zinn mit 1,5 Tl. Eisen in Form von Weißblechabfällen, wobei zur Vermeidung
von Bildung von Eisenknötchen gelbes Blutlaugensalz als Flußmittel zugesetzt wird. Dieses eignet
sich auch in der Menge von etwa 450 g mit weißem Sand, Soda und 115 g Borax als Flußmittel
für 45 kg einer Glockenspeise, die aus 4 Tl. Kupfer und 1 Tl. Zinn besteht. Letzteres wird der
mit dem Flußmittel verrührten Kupferschmelze in einem Graphittiegel zuletzt zugesetzt. (Ch. H.
Poland, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1908, 1002.)
Zur Herstellungbronzeähnlicher Legierungen, die in der Hitze bearbeitet sind, behandelt
man Schmiedeeisen, dem man eine möglichst große Oberfläche gegeben hat, nach D, R. P. 109 060
während 2-3 Tagen in einem verschließbaren Gefäß mit einer Lösung, die 50fo neutrales und 50fo
saures Ammoniumcarbonat, ferner 1,5% Harnstoff enthält unter zeitweiligem Einpressen von
Kohlensäure in die Lösung. Die auf diese Weise mit einer dünnen Schicht von Eisen c a r b o n a t
und o r g an i s c h e n Eisens a l z e n überzogenen Eisenstückehen werden gespült, getrocknet und
bei Luftabschluß erhitzt, so daß sich eine dünne Schicht stickstoffhaltigen Eisencarbides
bildet. Man läßt nun auch bei Luftabschluß erkalten und erhitzt sodann 5 kg dieses Carbideisens
während 15 Minuten mit einer aus 970fo Zinn und 3% Zink bestehenden Legierung über den Schmelz-
punkt dieser letzteren, gießt die Zinn-Zink-Eisenlegierung von den unangegriffenen Eisenstücken
ab, läßt sie erkalten und verschmilzt 50--20 Tl. dieser in Stücken zerschlagenen Legierung mit
50--80 Tl. Kupfer. Nach dem Abkühlen der Schmelze erhält man je nach der Herstellungsweise
verschieden gefärbte Bronzen von verschiedenen physikalischen Eigenschaften, aber gleich guter
Bearbeitbarkeit in der Hitze.
Sauerst o ffh al tiges Kupfer kann, ohne rot- oder kaltbrüchig zu werden, viel mehr B Iei
enthalten als Kupfer ohne Sauerstoff, doch muß man bei einem Gehalt von 0,2% Blei die Walz-
kuchen äußerst vorsichtig erhitzen, da sie sonst Neigung zum Rotbruch zeigen. Für Platten zu
dünnen Blechen wird Kupfer mit 0,1% Blei verwendet und auch Messing, besonders solches,
das gedreht und gefeilt werden soll, wird vorteilhaft unter geringem Bleizusatz hergestellt, wobei
Kupferlegierungen. 307
man nicht von bleilaaltigem Kupfer ausgeht, sondern reinem Kupfer die nötige Bleimenge zusetzt.
(A. Weatmann, Österr. z. f. Berg- u. Büttenw. 1903, 666.) Unter normalen Verhältnissen soll sich
übrigens Blei nur mit höchstens 1% Kupfer legierungsmäßig fest verbinden lassen. (S. dagegen u.)
Bei Herstellung einer aus annähernd gleichen Mengen Blei und Kupfer bestehenden Metall-
legierung schmilzt man das Kupfer mit Salpeter, Weinstein und Calciumcarbonat als Flußmittel
ein, und setzt der Schmelze vor Zugabe des Bleies etwas Phosphorzinn zu. (D. R. P. 132 070.)
Als säurefeste Bronzen für Sulfitzellstoffabriken haben sich besonders Kupfer-Zinn-
Bleilegierungen bewährt. die jedoch, wenn sie säurefest sein sollen, kein Zink enthalten dürfen.
Ebenso wirkt auch zur Härtung des Bleies zugesetztes Antimon insofern schädlich als das Hart-
blei das Aufreißen der Rohre begünstigt. Deltametall und Duranametall haben sich nicht be-
währt. (A. Klein, Wochenbl. f. Paplerfabr. öl, 1916.) :
ZurHerstellung einer Kupfer- Bleilegierung schmilzt man nach D. R. P.132 070 zuerst
das Kupfer, bestreut beim Beginn des Schmelzans die Kupferoberfläche mit einem pulverigen
Gemisch von Holzkohle, Weinstein, Salpeter und Kalkstein und setzt ihm zu Beginn des Schmalzens
als Flußmittel Phosphorzinn (20 Tl. Phosphor, 79 Tl." Zinn) in der Menge von 1/,.bis zu 1 Tl. auf
55 Tl. Kupfer zu. Wenn die Legierung zäher oder härter werden soll, so setzt man außerdem
1-10% metallisches Zinn zu, schließlich erhält die geschmolzene Masse nach und nach unter
fortwährendem Rühren einen Zusatz von 44% Blei, wobei die Temperatur konstant sinkt, bis
sie am Schmelzpunkt des Bleies angelangt ist.
Blei und Kupfer lassen sich in verschiedenen Verhältnissen, z. B. 40: 60, legieren, wenn
man der auf anderem Wege nicht vereinigbaren Mischung der beiden geschmolzenen Metalle ein
Gemenge vonirgendeinem Bleioxydmit GlaspulverinFrittenformzusetzt. (D. R. P. 176 279.)
Nach dem Zusatzpatent setzt man dem Grundmetallfluß das einzuführende Metalloxyd und
das Glaspulver getrennt oder im Gemisch jedoch in nicht gefrittetem Zustande unmittelbar zu.
(D. R. P. 186 316.)
Die günstigsten physikalischen Eigenschaften zeigte nach Untersuchungen von Staley und
Karreine Legierung von 90% Kupfer, 6,5% Zinn, 3% Zink und 0,5% Blei. (Zentralbl. 1920,
II, 444.) . 1.
Eine an der Luft unveränderliche Legierung, die zur Herstellung billiger Schmuck·
Bachen dient und die sich durch Behandlung mit Polysulfiden, Chlorarsen oder Chlorantimon
schwarz färben läßt, besteht nach Jacobl, Jahr.-Ber. f. chem. Techn. 1874, 166 aus 70-73%
Kupfer, 9-ll% Zinn, 15-20% Blei und 0,5-1% Zink.
Früher viel verwendete Legierungen für Lokomotivenbau u. dgl. enthielten z. B. : 20 Tl.
Kupfer, 4 Tl. Zinn, 1/ 1 Tl. Antimon, 1 /, Tl. Blei. Oder: 20 Tl. Kupfer, 6 ':1.:'1. Zink, 1 Tl. Zinn.-
Für Feuerbüchsen: 17 Tl. Kupfer, 1 Tl. Zink, 1/ 8 Tl. Zinn,. 1 /, Tl. Blei. (Dingi. Journ. 113, 163.)
Folgende Kompositionsmetalle für Dampfschieber usw. hatten sich seit Jahren im Gebrauch
bewährt: Legierung für Dampfschieber: a) Kupfer 81,9%, Zink 3,3%, Zinn 14,8%; b) Kupfer
67,8%, alte Messingsiederöhren 22,0%, Zinn 10,2%. Für Pumpenkörper, Hahnen- und Ventil-
gehäuse: Kupfer 87,7%, Zink 10,7%, Zinn 1,6%. Für Stopfbüchsen, Ventilkugeln und Ventil-
ke~oel, Hahnwirbel: Kupfer 86,2%, Zink 3,6%, Zinn 10,2%. Für Hartlager und Exzenterringe:
Kupfer 90%, Zinn 10%. Für Konus und Flanschen, die an Kupferröhren hart anzulöten sind:
Kupfer 89,3%, Zink 10,7%. Für Kolbenringe, Maschinen- und Wagenachsenlager: Messing-
späne 94%, Kupferspäne 6%. Sog. Messing, 1. Qualität: Kupfer 81,0%, Zink 14,3%, Zinn 4,7%;
2. Qualität: Kupfer 80%, Zink 16%, Zinn 4%; 3. Qualität: Kupfer 20%, alte Messingröhren 78%,
Zinn 2%. Schlaglot zum Hartlöten: Kupfer 53,3%, Zink 46,7%. Kompositionen für Lokomotivena
Kupfer 10,6 (5,6)%, Antimon 15,7 (11,2)%, Zinn 73,7 (83,2)%. (D. Ind.-Ztg. 1870, Nr. 30.)
6-10 Stunden auf 800-950°. Man erhält so in einer Operation Kupfer mit 10-20%, nach 3 bis
4 Operationen mit 40-45% Zink legiert. Das erhaltene Messing wird geschmolzen und zur Ge-
winnung eines Produktes von bestimmter Zusammensetzung mit den nötigen Mengen Kupfer
bzw. Zink legiert. (F. P. 479 599.)
Die Mengenverhältnisse bei Herstellung des Messings schwanken zwischen 55-90% Kupfer
und 45-10% Zink.
Härte und Festigkeit des Kupfers werden durch Zinkzusatz erhöht, aber nicht in dem
Maße wie durch Aufnahme von Zinn, dagegen sind aber die Kupfer-Zinklegierungen billiger als
die Bronzen. Bei 50% Zinkgehalt wird die Legierung so spröde und hart, daß sie nicht mehr be-
arbeitbar ist. Die Zugfestigkeit steigt bis zu einem Zinkgehalt von 45%, von da an fällt sie
sehr rasch. Die Dehnung wächst bis etwa zu 30% Zink, die Elastizitätsgrenze ist bei Kupfer-
Zinklegierungen niedrig, kann aber durch Zusätze erhöht werden. Bearbeitungsfähig durch
Schmieden, Walzen, Ziehen, Pressen usw. in der Kälte sind die Kupfer-Zinklegierungen mit einem
Zinkgehalt bis zu 35% (Tombak) in Kälte und Wärme, Legierungen mit 35-42% Zink, bei Rot-
glut Legierungen mit 42-48% Zink (Messing).
Messing aus 70% Kupfer und 30% Zink ist außerordentlich zäh und kalt gut, rotglühend
jedoch schlecht bearbeitbar. Eine Legierung aus 60 Tl. Kupfer und 40 Tl. Zink besteht aus jener
ersten Legierung und einem zweiten Bestandteil, der bei hoher Temperatur plastisch ist, so.,daß
diese Legierung sich bei Rotglut walzen, stanzen und pressen läßt. Dieses 60 : 40-Messing ist auch
bei gewöhnlicher Temperatur gut bearbeitbar. (C. H. Desch, Zentralbl. 1920, IV, 645.)
Schmiedbares Messing setzt sich nach Dingt. Journ. 109, 397 zusammen aus 34,76 Tl.
Zink und 65,03 TL Kupfer. Besser noch eignen sich Legierungen aus 33 Tl. Kupfer, 25 Tl. Zink,
oder 33 Tl. Kupfer und 20 Tl. Zink.
Messing für Bleche oder Drähte darf nicht über 35% Zink und kein Wismut, Antimon,
Arsen, Blei, Eisen enthalten,. da sonst die Geschmeidigkeit zu sehr herabgesetzt ist. Dünnste Bleche
enthalten 19-21% Zink, etwas stärkere 22-30%, Drahtmessing 28-35% Zink.
Unter "Gelbguß" versteht man Legierungen aus ca. 55-75% Kupfer und 45-25% Zink.
Sie sehen gelb aus, sind sehr fest, ziemlich leicht bearbeitbar, namentlich wenn sie ein wenig Blei
enthalten, und lassen sich gut gießen, da die Schmelzen dünnflüssig sind. Schmiedbar ist Messing in
der Wärme, von ca. 35% Zinkgehalt ab bei Rotglut.
Eine geeignete Legierung für Güsse, die mit einem Lot aus gleichen Teilen Kupfer und
Zink hart gelötet werden sollen, besteht z. B. aus 80 Tl. Kupfer und 20 Tl. Zink.
Gelbmessingsorten, die meist durch Erhitzen auf 355° spröde werden, so daß sie sich als
Leitungsröhrenmaterial für überhitzten Dampf nicht eignen, verlieren diese Sprödigkeit, wenn
man sie mit 0,03-0,1% Phosphor legiert. (A. P. 887 540.)
Tombak, der Name kommt vom malaiischen "tombaga" =Kupfer, denn diese Legiertrogen
kamen im 17. Jahrhundert aus Siam und China nach Europa, sind Messingsorten mit 15-18%
Zink, die rötlich aussehen (Rotguß) und wegen ihrer Dehnbarkeit und ihres goldähnlichen Glanzes
zu unechten Schmucksachen verarbeitet werden.
In der folgenden Tabelle sind Zusammensetzung und Hauptverwendungsgebiete der
Mes!!ing- und Tom bakeorten aufgeführt!
Kupfer% Zink%
98 2 Talmi für Knöpfe usw.
93 7 " " Schmuckgegenstände
90 10 Hartlot für Eisen und Stahl
90 10 Tombak, goldähnlich
89 7,8 mit 2,5% Sn Lagermetall einer belgiseben Lokomotive
86 14 Tombak zum Vergolden
87 13 " Gießen
85,3 14,7 " zu sog. Galanteriewaren, Flittergold
84,6 15,4 Nürnberger Blattgold
84 14 1% Sn, 1% Pb } T"ur- und F enster b eschl"age
80 16 3% " 1% "
80 17 3% " Gewehrbeschläge
73,6 9 9,4%" 7,1% Pb Achsenlager einer englischen Lokomotive
70 30 Hartlot für Eisen und Stahl
70-65 30-35 Gewöhnliches Messing, für Wasserhähne, Rohre usw.
70
6611/s ;g1;3J Armaturenm~ssing der Marine
72 28 Patronenmessmg
78 22 Messing für Tamtams
75,7 ;~· 3 } Bristolmessing für Kunstguß, Uhrengehäuse, Tür- und
67 39 Fensterbeschläge usw.
61
65 35 Feingußmessing
60 40 Muntzmetall für Schiffsbeschläge, Schraubenmuttern.
Kupferlegierungen. 309
Gutes Patronenmessing enthält 65-75% reinstes Kupfer und 35-25% Zink und
soll praktisch frei von Eisen, Blei und Arsen sein. Es wird in gußeisernen Formen vergossen.
Die erhaltenen Blöcke werden dann durch Walzen in der Hitze auf die entsprechende Dicke ge-
bracht. Die Herstellung von Patronenmessing aus einem Material, das 65-71% Kupfer, 29-33%
Zink und 0,2-0,4% Verunreinigungen (darunter As, Sb, P und Cd nur 0,04-0,08%) enthält,
wobei 50-65% Messingabfälle mitverwendet werden können, beschreibt C. R. Barton in Eng.
llin. Journ, Un6, 976. Vgl. Zeitsehr. f. angew. Chem, 31, 266.
In den Vereinigten Staaten benutzt man zur Herstellung der Patronenhülsen und Geschoß-
mäntel Messing mit 70% Kupfer und auch Geschosse wurden aus Messing mit 90% Kupfer oder
aus Antimonbleilegierungen mit einem Mantel aus Kupfernickel 85 : 15 hergestellt.
Über die zum Bau von A er o p 1an e n in Betracht kommenden Metalle und Metanegierungen
und deren Wärmebehandlung, besonders über die sehr feste, vielverwendete Legierung aus 83%
Kupfer und 17% Zink siehe die umfassende Arbeit von F. Grotts in Metallurg. Chem. Eng. 1918,
121 II.
Über die Herstellung von Zink-Kupferlegierungen (zinkhaltige Bronze, Tombak, Neusilber,
Weißmetall oder auch Messing) durch kurzes Erhitzen einer angezündeten und verbrannten
Mischung aus Zinkchlorid, Kupferoxyd und Calciumcarbid siehe die Habilitationsschrift von
T. Kügelgen, zitiert von W. Borebers in Angew. Chem. 1902, 642.
Mehr als 2% Zinn wirken im Messing nachteilig, während 1-1,5% des Metalles die See-
wasserbeständigkeit der Legierung erhöhen. Eisen erhöht die Messinghärte, beeinflußt die Farbe
ungünstig und führt zu Gieß- und Walzschwierigkeiten. (A. l. Franklin, Cbem. Zentr.-BI. 1919,
IV, 466.)
Manganmessing besitzt große Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Seewasser,
Bruchfestigkeit und Elastizitätsgrenze sind erhöht, ebenso anfangs die Dehnung, diese nimmt aber
epäter wieder ab. 4% Mn sollen nicht überschritten werden, da dann die Stoßfestigkeit abnimmt.
Am meisten werden die Zusammensetzungen:
59-60% Cu, 41-40% Zn, Spuren Mn
58-59% " 38-40% " 1-3% "
benutzt.
60 0 31,9 8,1 47 12 50
59,4 0,8 34,9 8,9 49 13 54
60,8 4,7 38,6 I 13,5 37 8 64
310 Metalle und Minerale.
59,421 0,72
59,35
60,03
1,29
2,22 I ;:.
35,9
3 1. g:: I
14,2
40
35
13
13
7
0
67
74
77
Deltametall ist ein Messing mit Eisen-, Mangan-, Blei- und meist auch Phosphorzusatz.
Die Legierung kann in Rotglut geschmiedet werden, ist sehr fest, dehnbar und widerstandsfähig
gegen chemische Einflüsse. Die Zusammensetzung ist etwa:
Cu Zn Fe Mn Pb p
Duranometall, ein ähnliches Material für Konstruktionsteile, die dem Seewasser, hohen
Temperaturen oder chemischen Einflüssen ausgesetzt sind, hat etwa die Zusammensetzung•
64,8% Cu, 29,5% Zn, 1,7% Fe, 1,7% Al, 2,2% Sn+ Sb.
Siliciummessing besteht nach W. Rampe, ihnlieh wie das "Miram~tall", das jedoch
statt des Zinks 16,35% Blei enthält, aus 71,30% Kupfer, 26,65% Zink, 0,74% Blei, 0,67% Zinn,
0,3~% Eisen und 0,14% Silicium. Außerdem enthält das Mirametall statt des Siliciums 0,24%
Kobalt und Nickel und 6,79% Antimon. (Chem. Ztg. 1888, 898.)
Nach A. P. 1040 027 verschmilzt man zur Herstellung einer gegen Seewasser, Säuren
und Alkalien widerstandsfähigen Legierung 58 kg Kupfer mit 1 kg 30proz. Kupfersilicium,
1 kg Zinn und 4.0 kg Zink.
Eine Messinglegierung , die roh gegossen Streckgrenzen von 20--30 kg/qmm, eine Zug-
festigkeit von 48-55 kg/qmm, Dehnungen von 25-35% und bei der Kerbschlagbiegeprobe
einen Effekt von 8-12 mkg/qcm aufweist, keine Neigung zu Lunkerbildungen und auch bei
massiven Gußstücken keine Baigerungen zeigt, gegen Säuren, Salze und Alkalien sehr beständig
ist, sich bei gewöhnlicher Temperatur ziehen, walzen und hämmern, bei Rotglut schmieden,
walzen und pressen läßt, und ihrer hohen Zähigkeit wegen überhaupt mechanisch leicht bea.rbeit-
ba.r ist, besteht aus 56-62% Kupfer, 43,3-35% Zink, 0,2-1,5% Silicium und 0,6-1,5% Zinn.
Man schmilzt z. B. 58 Tl. Kupfer und rührt in das gut überhitzte Metall 30 Tl. Siliciumkupfer
(30% Silicium), 1 Tl. Zinn und 40 Tl. Zink ein. (D. R. P. 267 916.)
Bronzen von hoher Zugfestigkeit und Zähigkeit werden nach D. R. P. 166 908 durch Zusatz
einer Legierung von Kupfer, Zink, Aluminium und Silicium im Verhältnis ihrer Atomge-
wichte (63,4 : 65,3 : 27,5 : 28,0) hergestellt.
Zur Herstellung von Chrombronze erhitzt man eine Zinklegierung mit 2% Aluminium
mit Chromchlorid (18,14 Tl. Zink und 1,45 Tl. Chromchlorid), setzt dem erhaltenen Chromzink
25,85 Tl. Kupfer zu und erhält 45,36 Tl. jener neuen Legierung, die 58% Kupfer, 41% Zink
ll!ld 1,25% Chrom enthält. Das Material besitzt eine Zugfestigkeit von 576 kg und eine Elasti-
Zitätsgrenze von 288 kg für 1 qcm bei einer Ausdehnung von 18-20%. Ebenso erhält manMan -
gan bronze bei Verwendung von Ma.nganchlorid statt Chromchlorid. (A. P. 964122.)
Zur Herstellung von Cl?-rommessing, das höhere Zugfestigkeit besitzt als Messing, ver-
schmilzt man 2600 Tl. des letzteren, aus 70% Kupfer und 30% Zink bestehend, mit 200 Tl. einer
!\fischung gleicher Teile Chromphosphat und gepulverter Holzkohle auf 1000" und setzt dann
1m Zeitraum einiger Stunden zweimal noch weitere 200 Tl. der Mischung zu. Man kann auch aus
Chromphosphat, Holzkohle und Kupfer Chromphosphid herstellen und dieses dem Messing zu-
setzen. (A. P. 943 169.)
Über Herstellung und Eigenschaften einer Legierung von Chrom und Messing siehe Chem.
z~. Rep. 1910, 889.
312 Metalle und Minerale.
mit einem Schlackenbildungsmittel und bläst zur Oxydation des Eisens evtl. auch des Kobalts
Luft dmch, worauf man die zurückbleibende geschmolzene Kupfer-Nickellegierung mit den nötigm
Metallzusätzen versieht. Nach dem Zusatzpatent bewirkt man die Oxydation des Eisens nicht
durch oxydierende Gase, sondern durch die Oxyde der zurückbleibenden Legierungsmetalle
und reduziert so zugleich das betreffende Metall aus den Oxyden. (D. R. P. 210 650 und
211 216.)
Zum Guß von Deutschsilber schmilzt man in Deutschland Kupfer, Zink und Nickel,
schichtenförmig eingetragen, unter einer Holzkohledecke in einem Graphittiegel und fügt ein
Drittel der Gesamtmenge von Zink und Nickel unter Rühren und zuletzt noch etwas Zink zum
Ersatz des Verdampfungsverlustes zu. Nach der englischen Methode verschmilzt man die drei
Metalle aufeinmal unter Kohlenruß, fügt dann eine Legierung von 2Tl. Zink und 1 Tl. Kupfer und
13chließlich ein Fünftel der vorherigen Zinkmenge zu. Nach dem amerikanischen Verfahren
schmilzt man eine vorher zubereitete Kupfer-Nickellegierung unter Holzkohle oder zerkleinertem
Glas mit etwas Soda oder calciniertem Borax als Desoxydationsmittel und setzt dann das an-
gewärmte Zink zu, das auch für sich während des Schmelzans gut desoxydierend wirkt. Um
porenfreie Güsse zu erhalten, fügt man dann nach dem Abschäumen vor dem Gießen noch
etwas trockenes Chlorzink bei. Besonders gesunde Güsse erzielt man durch Zusatz von wenig
Kupfer-Nickel-Vanadin fünf Minuten vor dem Gießen und bewirkt so die Absorbierung von
Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel im Innern der Schmelze. Langsamere Erstarrung des Gusses
wird, wenn die Güsse keinen hydraulischen Druck auszuhalten haben, durch Zusatz von Aluminium-
zink, sonst von Calciumzink erzielt. (C. P. Karr, Ref. in Zeltsehr. r. angew. Chem. 26, 66.)
Sehr gute mechanische Eigenschaften soll nach L. Guillet eine Legierung aus 50 Tl. Kupfer,
45 Tl. Zink und 5 Tl. Nickel besitzen. Der Nickelgehalt kann bis 15% steigen, der Kupfergehalt
bis auf 40% sinken, ohne daß die Lf)gierungsei~enschaften wesentlich verändert werden. (Zentralbl.
1920, IV, 180.)
Die dem Silber am meisten ähnliche Argentaulegierung besteht aus 55 Tl. Kupfer,
18 Tl. Nickel, 30 Tl. Zink. Dem Anlaufen sehr wenig ausgesetzt ist eine Mischung aus: 25 Tl.
Nickel, 50 Tl. Kupfer, 25 Tl. Zink. Zum Auswalzen zu Blechen eignet sich die Legierung aus
20 Tl. Nickel, 60 Tl. Kupfer, 20 Tl. Zink..Zu Gußwaren wird nachstehende Mischung empfohlen:
18 Tl. Nickel, 54 Tl. Kupfer, 25 Tl. Zink, 3 Tl. Blei; durch einen Zusatz von etwa 2-2 1/ 1 % Eisen
oder Stahl wird das Neusilber weißer, aber auch härter und spröder. Bei der Bereitung werden
die Metalle in kleine Stücke zerschlagen und gemengt in die Tiegel eingebracht, doch so, daß unten
und oben etwas Kupfer liegt. Das Gemenge wird mit Kohlenstaub bedeckt, bei starkem Wind·
ofenfeuergeschmolzen und die geschmolzene Legierung in eiserne Formen oder in Sand ausgegossen;
je länger die Legierung im Fluß erhalten wurde, um so besser zeigte sich bei der späteren Bearbei·
tung das Neusilber. (Preuß. Gew.-Ver.-Bl. 1860, 91.)
Zur Herstellung einer Neusilberlegierung, die silberweiße Walz-, Preß- und Schmiede-
fabrikate liefert, verschmilzt man das Kupfer mit solchen Mengen der anderen Metalle, daß der
Zinkgehalt der Legierung 40-50% und der Nickelgehalt 10%, mit einer Abweichungsgrenze nach
oben und unten 5% beträgt, und bearbeitet das Metall dann bei Rotglut. Die normalen Neusilber
Iegierungen mit hohem Nickel- und hohem Kupfergehalt, die überdies erheblich teurer sind, sind
bei Rotglut nicht bearbeitbar. (D. R. P. 296 624.)
Um das Nickel in dem flüssigen Kupfer bei Herstellung von Neusilberlegierungen gleich-
mäßiger zu verteilen und auf diese Art dichte Güsse zu erzielen, wird in D. R. P. ö4 216 emp·
fohlen, zuerst 0,5 kg Nickel zu schmelzen, der sehr dünnflüssigen Schmelze 4 kg Kupfer und
zum Schluß erst die anderen Metalle (2,5 kg Zink, 0,75 kg Blei und 0,125 kg Zinn) zuzufügen.
Das Produkt hat die Farbe des Neusilbers, die Dichte und Zähigkeit von Rotguß. Die Legierung
ist mit Zinn lötbar und in geschmolzenem Zustande so dünnflüssig, daß sie sehr scharfe Güsse liefert.
Nach E. P. 1866/09 wird eine gewöhnliche Neusilberlegierung, bestehend aus 50-65%
Kupfer, 8-20% Nickel und 20-35% Zink zur Verbesserung ihrer Eigenschaften mit 15-10%
Cadmium versetzt.
Zur Herstellung einer nickelfarbigen Metallegierung, die sich an der Luft nicht oxydiert, bei
einerTemperaturvon 100• ihren Glanz nicht verliert und vollständig säurebeständig ist, ver-
fährt man nach D. R. P. 128 760 wie folgt: Auf den Boden eines Tiegels bringt man 375 Tl. Kupfer,
dann 2 Tl. Phosphorbronze, schichtet darüber ein Gemenge von 700 Tl. Nickel und 8 Tl. Magne-
sium, wieder 375 Tl. Kupfer, dann ein Gemenge von 800 Tl. Zink und 15 Tl. Cadmium, dann 2 Tl.
Zinkasche und schließlich 750 Tl. Kupfer. Auf das geschmolzene Material streut man 2 Tl. Sal-
miakpulver und gießt in Formen.
Zur Herstellung einer ähnlichen Legierung erzeugt man zuerst eine in Blöcke zu gießende
Grundlegierung aus 200 Tl. Kupfer, 80 Tl. Zinn und je 10 Tl. Aluminium und Wismut und ver-
schmilzt 4,5 Tl. dieser Schmelze mit 164 Tl. Kupfer, 70 Tl. Nickel und 61,5 Tl. Zink unter Zu-
satz eines Flußmittels. (D. R. P. 40 316.)
Zur Herstellung eines silberweißen, sehr harten und gegen Korrosion widerstandsfähigen
Weißmetalles, das sich zum Gießen von Ventilen oder Hähnen eignet, verschmilzt man 60 TI.
Kupfer in einem Tiegel, setzt 31/2 Tl. Borax, dann Jl/2 Tl. weißen Arsenik und 12 Tl. Nicl~el
zu und rührt, wenn die Schmelze gut fließt, 23 Tl. Zink, 5 Tl. Blei und 1 1/ 1 Tl. Aluminium e1n.
Die Legierung wurde besonders als Nickelersatz empfohlen. (A. P. 939 988.)
Ein Weißmetall wird nach le Marquardt hergestellt aus 750Tl. reinem Kupfer, 140Ti.
reinem Nickel, 20 Tl. schwarzem Kobaltoxyd, 18 Tl. Zinn und 72 Tl. Zink. (Ref. in Jahr.-Ber. r.
Kupferlegierungen. 315
chem. Techn. 1876, 211.) Ein anderes Weißmetall für Herdgüsse besteht aus 50% Kupfer,
34,9% Zink, 15,0% Nickel und 0,1% Aluminium.
Um beim Gießen von Nickelmessing oder Nickelsilber, einer Legierung z. B. von 47,5 Tl.
Kupfer, 25 Tl. Zink, 22 Tl. Nickel, 2 Tl. Aluminium und 3 Tl. Blei, die Bildung von Poren zu ver-
hüten, setzt man weiter noch unter bestimmten, in Metal lnd. 18, 161 beschriebenen Bedingungen
2% Aluminium zu.
Zur Herstellung gesunder Herdgüsse von Neusilber kann man zwar nicht ohne Alu-
minium auskommen, doch läßt sich der Zinkgehalt wesentlich erhöhen und der Kupfergehalt
verringern, so daß sich die Kosten dieser Mischung von 50% Kupfer, 34,9% Zink, 15% Nickel
und 0,1% Aluminium wesentlich niedriger stellen. Die Legierung besitzt die ähnliche Stärke
und Widerstandsfähigkeit wie Manganbronze und eignet sich deshalb besonders für Marinezwecke,
doch schließt ihr Aluminiumgehalt ihre Verwendung zu Gegenständen aus, die, wie z. B. Ventile,
einen hohen Druck auszuhalten haben. (E. S. Sperry, Ref. fu Zeltschr. f. angew. Chem. 1906, 244.)
Eine dem Deltametall ähnliche Legierung erhält man durch Verschmelzen von 55 Tl.
Kupfer, 38 Tl. Zink, 2 Tl. Aluminium und 5 Tl. Nickel. Man gießt die Schmelze in Blöcke, ver-
wandelt diese in Barren, erhitzt sie auf Rotglut und kühlt sie auf einer isolierten Unterlage ab,
während gleichzeitig in der Längsrichtung ein elektrischer Strom durchgeschickt wird. (E. P.
6001/1916.)
Andere Kombinationen enthalten 26-41 Tl. eisenhaltiges Rohnickel (mit 8 bzw. 23 TI. Fe),
53 Tl. Kupfer, 0,92 Tl. Ma.nganoxyd, 0,04 TI. Aluminium, 5,5 Tl. Zink und Verunreinigungen,
in einem Falle überdies noch 15 Tl. Weicheisen. Alfenide, eine Art Neusilber, besteht aus
59,1 Tl. Kupfer, 30,2 Tl. Zink, 9,7 Tl. Nickel, 1 Tl. Eisen. Die Legierung wurde früher vielfach,
galvanisch stark versilbert, zu Tischgeräten verarbeitet.
Eine neusilberartige Legierung, die nicht die durch den Zinkgehalt bedingten unwill-
kommenen Eigenschaften des Neusilbers besitzt, erhält man aus 12 Tl. Eisen, 6 Tl. Kupfer, 4 Tl.
Nickel und 1·Tl. Aluminium (Vol.-Tl.) als Desoxydationsmittel, mit oder ohne Hinzufügung
von 1-2% Zinn. (D. R. P. 247 786.)
Eine besonders zugfeste MeBBinglegierung, die gegenüber dem ManganmeBBing (56% Cu,
41% Zn, 3% Mn) um 50% beBSere mechanische Eigenschaften zeigt, setzt sich nach N. l. Maclean
zusammen aus 60% Kupfer, 34% Zink, 3% Nickel, 2% Eisen, 0,5% Mangan und je 0,25% Blei
und Phosphorzinn. (Chem. Zentralbl. 1920, IV, 41.)
Eine besonders für den Guß dünnwandiger Gefäße geeignete Neusilberlegierung erhält
nach D. B. P. 44 686 einen Zusatz von 1.:.._10% Zinn, 1-5% Mangan und 1-5% 11S proz. Phos-
phorzinn oder Phosphorkupfer zu der gewöhnlichen Neusilberschmelze.
Zur Herstellung einer Chromlegierung für Schneidewerkzeuge schmilzt man 45%
Kupfer und 5% Chrom und setzt der Schmelze 25% Nickel und schließlich 25% Zink zu. (A. P.
969166.)
Eine Chromlegierung, die gegossen pro qcm eine Zugfestigkeit von 5050 kg besitzen soll,
besteht aus 66,66% Kupfer, 15,15% Nickel, 12,13% Zink und je 3,03% Chrom und Aluminium.
(A. P. 974 419.)
Platinoid besteht aus 60% Kupfer, 22%Zink, 14%Nickel und 4% Wolfram. (lahr.-Ber.
f. chem. Techn. 1900, 287.)
Cu NI I
Festigkeit Elastizität I Dehnung I
Stoßfestig· I
Kontrak· Hirte
I
keit
o/o "lo kgfqmm kgfqmm "lo (Tr6mont) tion "lo (Brinell)
I
Kalt gewalzt • 94,91 5,09 19,8 16,5 27 22 51,8 63
70,15 29,85 32 30,5 6 3 19,0 88
bei 750°_ geglüht 94,91 5,09 16,5 3,3 44 32 48,9 53
70,27 29,73 25,3 22,4 9 4 18,8 71
316 Metalle und Minerale.
Ofo Cu 0 /o Mn Festigkeit
kg/qmm
Elastizität
kg/qmm
Dehnung
O/o
I Stoßfestigkeit
(Fr~mont)
Härte
(Brinell)
96,95 2,94 22 10 45 34 83
95,40 4,40 24 11,5 42 33 95
93,98 6,56 27,5 13,3 33,5 I 32 101
Reine Kupfermanganlegierungen mit 5-6% Mangan zeichnen sich durch Wider-
standskraft gegen hohe Temperaturen aus, sie haben bei 200° die gleiche Festigkeit wie bei Zimmer-
temperatur und werden deshalb zu Stehbolzen für Lokomotiven verwendet. Diese Legierung zeigt
folgende Werte (Mltt. d. Techn. Reicbsversuchsanst. 1896, 29):
Zur Herstellung von Legierungen aus Titan und Kupfer mischt man nach A. P. 10f2694
gepulverten Rutil mit Kupferoxyd, formt unter Zuhilfenahme von Wa.sser oder Öl unter Druck
Körper und erhitzt diese in einer Kohlenoxydatmosphäre auf nur 600-800°.
Das Verfahren des D. R. P. 268 667 zur Herstellung von haltbaren, bequem verwendbaren
Reduktionsmitteln ist dadurch gekennzeichnet, daß man z. B. metallisches Natrium allein oder
zusammen mit vor Oxydation zu schützenden Metallen porösen Körpern, z. B. Kieselgur,
bei 100° in einer Stickstoffatmosphäre einverleibt. Dadurch fällt die lästige Aufbewahrung des
Natriums unter Erdöl fort. Das Verfahren läßt sich nach vorliegender Erweiterung auch
zur Veredelung von Kupferlegierungen verwenden. Man setzt z. B. einer Grundmasse von
Kupferspänen neben dem Natrium hochschmelzende Metalle (Titan, Uran, Chrom usw.) als
solche oder in Form von Oxyden allein oder zugleich mit Kohlenstoff, Silicium oder Bor zu und
erhitzt das Gemenge. Das nun herausschmelzende Natrium benetzt das Metalloxyd, das dabei
in feinster Verteilung mit den Grundmetallspänen in Reaktion tritt, und man erhält eine homo-
gene Kupfermetanegierung (z. B. mit Uran),. die nunmehr nur noch mit dem restierenden Zink,
Zinn oder Aluminium verschmolzen zu werden braucht. Die Legierungen zeichnen sich durch
hohe Geschmeidigkeit, gute Gieß. und Schmiedbarkeit und bedeutende chemische Widerstands-
fähigkeit aus. (D. R. P. 302 962.) Vgl. D. R. P. 336619.
Zur Herstellung einer Kupfer-Wolframlegierung verwendet man nach D. R.P.131 614 eine
Grundlegierung, bestehend aus einem Gemisch von 57 Tl. Kupfer und 43 Tl. Zink, die nun, je
nach dem gewünschten Resultat, Zusätze verschiedener anderer Metallgemische erhält. So er-
zeugt beispielsweise ein Zusatz von 2 Tl. Phosphor-Wolfram eine goldglänzende Legierung,
wenn man 79 Tl. der Grundlegierung mit 3,5 Tl. eines Gemenges von 80 Tl. Kupfer und 20 Tl.
Mangan, ferner mit 1,5 Tl. einer Schmelze von 50 Tl. Nickel, 10 Tl. Zinn und 40 Tl. Kupfer und
schließlich mit 14 Tl. eines Gemenges von 80 'fl. Kupfer und 20 Tl. Aluminium legiert. Man
schmilzt zuerst die Grundlegierung mit den 3 Metallgemischen, setzt dann das Phosphorwolfram
zu, läßt erkalten und schmilzt schließlich zur Erzielung einer gleichförmigen Legierung noch-
mals um. ·
Zur Herstellung einer homogenen Legierung von Wolfram mit Kupfer, Zink und Zinn setzt
man das Wolfram in Form von Phosphorwolfram zu und fördert die Legierungsfähigkeit durch
Zusatz von etwa 2% Arsen als Desoxydationsmittel. Geeignete Mengenverhältnisse sind z. B.
87% Kupfer, 6-8% Zink und 6-4% Zinn neben 0,5-1% Wolfram. (D. R. P. 187 416.)
Die Gewinnung phosphor- und wolframhaitigar Metanegierungen zu verschiedenen Zwecken
der Verzierung oder zur Herstellung von Druckwalzen u. dgl., z. B. aus 95 Tl. Kupfer,
3-5 Tl. Wolfram, 1-2 Tl. Phosphor usw., beschreibt B. Parkes in Dingi. Journ. 1860, IV, 78.
Wolframbronze wird auf aluminothermischem Wege aus geschmolzenem Kupfersilicid
und Wolframsäure hergestellt und ist in der Zusammensetzung 95,36% Kupfer, 3,04% Zinn
und 1,57% Wolfram sehr fest, zähe und hämmerbar. (Biermann.)
Nach 0. Rumschöttelgelingtes jedochnichtechte Legierungen von Wolfram mit Kupfer zu
erhalten, da ersteres bei höherer Temperatur zwar gelöst wird, vor dem vollständigen Erkalten
jedoch völlig ausseigert. Auch mit Zusatz eines dritten Metalles, das mit Wolfram ebenso wie
mit Kupfer Legierungen bildet, ist man außerstande \Volfram-Kupferlegierungen zu erzeugen,
und letzteres löst auch aus den Legierungen des Wolframs mit Aluminium, Nickel und Kobalt
nur diese Metalle und nicht das Wolfram heraus. Ebensowenig gelang es durch Anwendung
quaternärer Legierungen durch Lösen von binären Legierungen des Wolframs mit Nickel, Kobalt
oder Eisen in Kupfer-Zinklegierungen zum Ziele zu gelangen. (Metall u. Erz 12, 46.)
Kupfer- Vanadiumlegierungen können auf verschiedenem Wege, aluminothermisch im
elektrischen Ofen oder durch feuerflüssige Elektrolyse, erhalten werden. (J. Escard, Ref. in
Zeitschr. I. angew. Chem. 1909, 1606.)
Vanadinbronze hat bei normaler Dehnung eine sehr hohe Elastizitätsgrenze und Festig-
keit. (Brass World 1911, 244.)
Eine besonders widerstandsfähige Kupferzinklegierung, die eine schöne goldgelbe Farbe
besitzt, hart und zäh ist und sich bei Rotglut schmieden und pressen läßt, wird nach D. R. P.
254660 erhalten durch Zusatz von 3-15 Tl. einer Legierung von 1 Tl. Vanadium mit mindestens
2 Tl. Eisen, Nickel, Mangan, Kupfer oder Aluminum zu einer Schmelze von 40 Tl. Zink und 45
bis 57 Tl. Kupfer. Der Zusatz von Aluminium ist nötig, da die Legierung nur auf diese Weise
ein gleichmäß1ges Gefüge erhält.
Zum Schmelzen von Aluminiumbronze, die auf 90 bzw. 95 Tl. Kupfer 10 bzw. 5 Tl. Alu-
minium, evtl. auch noch Silicium, enthält, bedeckt man die Schmelze mit feinem Kohlen-
pulver und kühlt sie, ganz im Gegensatz zum Stahl, wenn man Bronze zum Drahtziehen her-
stellen will, schnell, wenn sie jedoch hart werden soll, möglichst langsam ab. In letzterem Falle
erhitzt man die Bronze am besten im Holzkohlenpulver bis zur Rotglut und läßt sie in diesem
schlechten Wärmeleiter erkalten.
· Siliciumfreie, 10% Aluminium enthaltende Aluminiumbronze zeigt gegenüber der
Einwirkung von Meerwasser oder Sulfitlauge von der Stärke, wie sie in der Cellulosefabrikation
verwendet wird, besonders hohe Beständigkeit. Setzt man den Abnützungsgrad der Bronze,
z. B. bei 18stündiger Einwirkung 80-90° heißen Meerwassers, gleich 1, so sind· diese Zahlen bei
Aluminiumbronze mit 2,8% Silicium, 3,5proz. Aluminiummessing, Phosphorbronze und Delta-
metall gleich 39; 101; 116; 450. Ebenso wie Silicium erhöht auch die Anwesenheit von Eisen
den Abnützungsgrad der dem Einflusse saurer Stoffe ausgesetzten Aluminiumbronze ganz wesent-
lich. - Dieses Material ist also besonders geeignet zur Herstellung der Kocherarmaturen in Cellu-
losefabriken, zur Erzeugung der Siebe für Papierfabriken und zur Verarbeitung auf Druckwalzen-
material; ihrer Härte wegen eignen sich die Legierungen auch, da die Härte nicht mit Sprödig-
keit verbunden ist, als Lagermetall, zur Herstellung von Pulverwalzen, da sie nicht wie Stahl-
werkzeuge zur Funkenbildung neigen, wegen ihrer Festigkeit und Elastizität zu physikalischen
Instrumenten, z. B. Wagebalken, dann zu Bijouteriewaren, Gehäusen von Taschenuhren usw.,
und schließlich auch als Material für Hochofendüsen. (Zeitschr. f. angew. Cbem. 1890, 489.)
Günstig auf die Eigenschaften der Aluminium-Kupferlegienmgen wirkt der Zusatz von
2-3% Cadmium, ebenso erhöhen 0,5% Vanadium die Bruchfestigkeit einer Aluminiumbronze
(5,5% Al) auf das Doppelte. (Gt)nie civil 65, 88.)
Als Gußformenlegierung für Eisengieße eien eignet sich eine Schmelze von 100 Tl. 10proz.
Aluminiumbronze, je 2 Tl. Zink und Zinn, 0,5 Tl. Mangan, 0,25 Tl. Phosphor und 1,5 Tl. Bki.
Wenn die Legierung einen Schmelzpunkt von 800° erreicht hat, gießt man die Masse in Form-
blöcke und schmilzt sie zur Gewinnung dE>R wenig oxydierbaren, sehr festen und harten End-
produktes noch einmal um. (D. R. P. 45 021.)
Nach D. R. P. 28 117 legiert man zur Herstellung einer guten Aluminiumbronze 84 Teile
Kupfer mit je 8 Teilen einer Legierung von 15 Teilen Aluminium, 85 Teilen Zinn einerseits und
17 Teilen Nickel, 17 Teilen Kupfer und 66 Teilen Zinn anderersE>its.
Eine Aluminium-Nickelbronze besteht nachD.R.P.127414 aus 89%Kupfer, 9,5%
Aluminium und höchstens I ,5% Nickel. Als Desoxydationsmittel setzt man dem geschmolzenen
Lange, Chem.-techn. Vorschrilten. 3. Aufl. I. Btl. 21
322 Metalle und Minerale.
Kupfer 0,5% Phosphor als Phosphorkupfer und 1,5% Magnesium zu, das der Legierung im Mo-
ment des Flüssigwerdens beigegeben wird.
Zur Herstellung einer gegen chemische Agenzien sehr widerstandsfähigen Bronze von bedeu-
tender Zugfestigkeit und der Zähigkeit des besten Stahles verschmilzt man bei Anwendung der
Bestandteile im Verhältnis der Atomgewichte zuerst 65,4 Tl. Zink und 27,1 Tl. Aluminium,
fügt dann 28,4 Tl. Silicium zu und gießt die Masse in 63,6 Tl. geschmolzenes Kupfer. 5,5 Tl.
dieser Legierung werden dann einer Schmelze von 81 Tl. Kupfer und 13,5 Tl. Aluminium zuge-
setzt. (D. R. P. 106 908.) Weitere Beispiele siehe im Original. Nach Zusatz D. R. P. 169 301
wird eine stahlharte, für die Zwecke dE's Schiffbaues und zur Herstellung von Geschütz-
rohren geeignete, außerordentlich zugfeste Bronze erhalten durch Zusammenschmelzen von
8 kg Kupfer, 769,2 g Aluminium und 238 g jener durch Legieren der Bestandteile im Ver-
h.ii.ltnis der Atomgewichte hergestellten Metallmischung.
Über diese Rübel- Bronzen, das sind Legierungen, deren einzelne Komponenten im ein-
fachen oder mehrfachen Verhältnis ihrer Atomgewichte zueinander stehen und die demnach
als chemische Verbindungen aufgefaßt werden können, siehe auch Techn. Rundsch. 1909, 666.
Nach D. R. P. 146 985 wird eine zur Herstellung von Rakeln geeignete Aluminiumbronze
hergestellt durch Verschmelzen von 86,0-89,0 Tl. Kupfer, 12,5---7,5 Tl. Aluminium, 1,0-2,0 Tl.
Blei und 0,5---1,5 Tl. Mangan. Diese Legierung liefert Rakeln, die Stahlrakeln gegenüber bei
gleicher Härte und Elastizität viel säurebeständiger sind 1md überdies große Härte und Druck-
festigkeit besitzen.
Silicium hat die gleiche desoxydierende Wirkung wie der Phosphor. Als desoxydierenden
Zusatz verwendet man meist Ferrosilicokupfer, das z. B. 2-3% Eisen, 93-89% Kupfer
und 6--3% Silicium enthält, und das durch Einwirkung von Carborundum auf ein Gemisch von
Eisen und Kupferoxyd, ähnlich wie das Ferrosilicochrom, durch Reduktion eines Gemisches
von Chromeisenstein und Quarz oder durch Einwirkung von Carborundum auf Eisen- und Chrom-
oxyd hergestellt wird.
Die Herstellung des Siliciumkupfers aus Ferrosilicium und Kupfer im Flammofen zur
Gewinnung eines bis zu 3% Silicium enthaltenden Produktes ist in D. R. P. 36 607 beschrieben.
Zugleich finden sich in der Schrift Hinweise auf die Verwendung des Materials, das schon mit einem
Gehalt von 0,03% Silicium wertvolle Desoxydationswirkungen zeigt, zur Metallraffination, zur
Herstellung von Silicium-Manganbronze und anderen 'Metallbronzen, z. B. Siliciummessing oder
auch zur Gewinnung von Neusilber mit Siliciumgehalt. Die Legierungen werden durch diesen
Zusatz fester und dehnbarer, lassen sich zu Draht ziehen uud zeigen wie z. B. ein Siliciumkupfer-
draht, erhöhtes elektrisches Leitungsvermögen.
Zur Herstellung von Siliciumbronze soll man nach D. R. P. 27 670 zuerst Legierungen der
Bronze, des Kupfers oder Zinns mit Natrium herstellen und diese Schmelzen dann mit Kiesel-
fluoralkali erhitzen, so daß unter dem Einfluß des NatriUIUS Silicium frei wird, das im Entstehungs-
zustande mit der Bronze verschmilzt.
Zur Herstellung von Silicium- oder Phosphorbronze schmilzt man das Kupfer in einem
Schmelztiegel, in dessen Boden ein Graphitstab den negativen Pol der Stromquelle bildet, bedeckt
das flüssige Metall mit einer Schicht Fluorsiliciumkalium, in das der positive Pol eintaucht, und
erhält so die Silicium-Kupferlegierung. Ähnlich kann man auch aus Zink und Kryolith Zink-
Alunüniumlegierungen erhalten. (Warren, Chem. News 66, 163.)
Zur Herstellung des harten, festen und gußfähigen Siliciumkupfers erhitzt man ein
mit einem Gemisch von 150 Tl. Kupfer, 20 Tl. Kieselerde und 20 Tl. Kohle überschichtetes Ge-
menge von 30 Tl. entwässertem Kupferchlorid, 8 Tl. Kieselerde und 3 Tl. Kohle auf Rotglut
solange noch Chlor entweicht, erhitzt dann weiter auf Weißglut und erhält so eine Kupferlegierung
mit 8% Silicium. Das Kupferchlorid kann durch Kochsalz, ferner auch die Kohle dadurch
ersetzt werden, daß man die übrigen Bestandteile mit Teer brikettiert, die Stücke mit Kohlen-
pulver überdeckt und voneinander getrennt zunächst bis zur Verkohlung des Teers und dann
weiter bis zum Schmt>lzen erhitzt. Man setzt zweckmäßig während der Schmelzarbeit Holz-
kohle mit Quarz und :!;(alk als schluckenbildende Zuschläge zu, um das entst0hende Silicium-
kupfer durch einen Schlackenmantel zu schützen. Das Kochsalz kann fE>rner durch Erdalkali-
oder Magnesiumchloride ersetzt werden, ferner führt auch die Verwendung eines Gemenges von
21*
324 Metalle und Minerale.
75 Tl. Kupfer oder 95 Tl. Kupferoxyd mit 30 Tl. Kieselerde und 30 Tl. Flußspat zum Ziele.
(D. R. P. 47 201 und 48 029.)
Da es unmöglich ist mehr als 12,1% Silicium in einer Kupferschmelze in Lösung zu bringen,
müssen alle bisher vorgeschlagenen Formeln für Kupfer-Siliciumverbindungen mit höherem
Siliciumgehalt ausscheiden. (A. Sanfourche, Zentralbl. 1l>20, I, 409.)
Zur Herstellung von Borkupfer erhitzt man Fluorbor mit Kupfer auf 1400° und mehr
oder verschmilzt Fluorcalcium mit glasiger Borsäure und setzt diese Mischung dem Kupfer zu.
Das Bor wird im Kupfer gleichmäßig verteilt zurückgehalten, auch wenn die Schmelze erstarrt;
es gerät also nicht wie bei anderen Verfahren in die Schlacke. (D. R. P. 277 294.)
Nach A. P.1023604 erhöht einZusatzvon 1 / 3 - 1 / 10 % metallischem Bor oder 1/ 10-1% Bor-
carbid mit Kupfer auf 1350° erhitzt die Leitfähigkeit dieses Metalles um 95%, und bewirkt seine
leichte Gießbarkeit mit Erzielung völlig dichter und homogener Güsse. Vgl. A. P. 1 066 428:
Herstellung einer Blei-Kupfer-Zinnlegierung mit Borzusatz, um das Ausschwitzen des Bleies
zu verhindern.
Metallisches Arsen in Mengen von 0,1-0,5% macht Kupfer sehr zähe und weich. (Chem.-Ztg.
1892, 728.) Ist aber arsenige Säure im Kupfer vorhanden, also neben Arsen noch Sauerstoff,
so wird das Kupfer sehr hart und kaltbrüchig, z. B. bei einem Gehalt von 0,55% Arsen und
0,42% Sauerstoff. Zu Feuerbüchsen ist ein Gehalt von 0,15-0,45% Arsen günstig.
Chinesisch- Petong oder weißer Tombak ist eine Legierung von ca. 70% Kupfer und
30% Arsen von weißer Farbe und großer Härte, glänzend und politurfähig, die aber leicht an·
l~uft. Benutzt wurde sie hauptsächlich vor der Erfindung des Neusilbers. Arsengehalt mindert
die Bruchgrenze der Bronze etwas herab, die Streckgrenze wird jedoch gehoben, die Dehnung
bei mehr als 0,3% Arsen vermindert. (Heyn und Bauer.)
Kupferlegierungen. 325
In Kupferlegierungen mit 0,5-3% Arsen wächst die Härte des Kupfers mit dem Arsen-
gehalt ebenso wie auch der elektrische ·widerstand von 0,077 auf 0,611 (bei 2,58% Arsen) Ohm
steigt und die Leitfähigkeit von 100 auf 12,6 fällt. Ähnlich, wenn auch geringer, beeinflußt auch
Antimon die Kupfereigenschaften. (A. H. Hiorns und S. Larnb, J. Soc. Chern. Iod. 1909, 461.)
Nach C. Heckmann verbessert ein Arsengehalt von höchstens 1% die Eigenschaften des
Kupfers, das noch einige Zehntel Prozent Nicke 1 enthält, im Gegensatz zu den Anschauungen
von Stahl (Metallurgie 6, 610) wesentlich, besonders wenn das Metall zur Herstellung von Feuer-
büchsen und Rundkupfer Verwendung finden soll. (Metallurgie 1909, 760.)
Auch die geringsten Arsenmengen, die z. B. in riicht arsenfreiem Kupfer vorhanden sind,
machen das aus ihm hergestellte Messing kaltbrüchig und spröde, während arsenhaltiges Kupfer
allein in der Wärme größere Widerstandsfähigkeit besitzt als reines Kupferblech und daher mit
diesem 4x'sengehalt von 0,35--0,50% zu Stabbolzen im Lokomotivbau verwendet wird. (A. West-
mann, Osterr. Z. f. Berg- u. Hüttenw. 1903, 6oo.)
Zur Herstellung einer Metallegierung, die als Zusatz zu Bronzen, deren Elastizität, Festig-
keit und Dichte weitgehender erhöhen soll als Phosphorbronze, bringt man in geschmolzenes
Kupfer oder Zinn (etwa 16%) Arsen in Kupferhülsen gefüllt ein, verrührt die Schmelze, granuliert
sie durch Eingießen in Wasser und schmilzt die Granslien noch einmal um. (D. R. P. 46 214.)
Eine stahlharte, weiße, allerdings zugleich auch siegellackspröde Spiegelmetalllegierung
von hohem Glanz erhält man durch Zusatz von 1-2% metallischem Arsen zu einer Bronze aus
2 Tl. Kupfer und 1 Tl. Zinn. (Zentralbl. 1919, IV, 539.) Vgl. D. R. P. 126 999.
Eine besonders dehnbare und zähe Legierung für Maschinenteile besteht nach A. P.
1 024 561 aus 50 kg Kupfer, 50 kg Blei; 500 g Arsen und 31 g Phosphor.
Zur Herstellung von Phosphorkupfer oder Phosphorzilm erhitzt man Apatit, Knochen oder
Thomasschlacke im Gemenge mit der zur Bildung eines Mono- bzw. Bisilicates erforderlichen
Kieselsäuremenge, ferner mit dem entsprechenden Metall, evtl. in Oxydform, und der zur Reduk-
tion nötigen Kohle zusammen und erhält so
x (2 ROP1 0 5 + Si0 + 10 C) + y Me =
2 x R 20 2Si02 +x 2 P y Me + x 10 CO •
besonders wenn Soda oder Flußspat als Flußmittel zugesetzt werden, unter den Silicaten das
geschmolzene, abstechbare PhosphormetalL Im Gebläseschachtofen wird an Stelle des Sandes
Lehm verwendet, der zur Brikettierung der übrigen Bestandteile dient. (D. R. P. 46 175.)
Zur Erzeugung von Phosphorkupfer erhitzt man 188 Tl. trockenes Kupferphosphat mit
52 Tl. Kohlenpulver und erhält glänzende, stahlgraue, leicht pulverisierbare Granslien von der
Zusammensetzung Cu8P 2 , die an der Luft unverändert bleiben und erst nach Jahren matt anlaufen.
Auch 20proz. Phosphorkupfer von der Zusammensetzung Cu,P1 geht beim Glühen im Kohlen-
tiegel unter Borax in jene stabilere Verbindung über. (Berg- u. Hüttenm. Jahrb. 1886, 59.)
Zur Herstellung von Phosphorbronze schmilzt man nach einem Referat in Jahr.- Her. I.
ehern. Techn. 1897, 320 90 Tl. Kupfer unter Holzkohle, setzt 11 Tl. Zinn und schließlich 7 Tl.
Phosphor zu, den man zur Verhütung der Oxydation vorher durch kurzes Einlegen in eine Kupfer·
lösung mit Kupfer überzieht. .
Zur Herstellung von Phosphorzinn und Phosphorkupfer verfährt man am wirtschaft·
liebsten in der von C. Vickers angegebenen Weise. Man geht, um bleifreie Legierungen zu erhalten,
von reinem Zinn aus, das durch Eingießen in kaltes Wasser gekörnt und in dieser Form auf den
Boden eines neuen, gut ausgeglühten und wieder abgekühlten Tiegels gebracht wird. Abwechselnd
schichtet man nun übereinander dünne Phosphor- und Zinnschichten, bedeckt schließlich den
Tiegelinhalt mit einer stärkeren Zinnkorndecke und schmilzt im Ofen bei gelinder Hitze zu-
sammen. Die Schmelze wird in kleine Blöcke gegossen und ist dann direkt verwendbar, doch ist
bei Herstellung der Legierung darauf Bedacht zu nehmen, daß stets etwas Phosphor verdampft,
so daß man für den höchst erreichbaren Gehalt von 5% Phosphor einen gewissen Phosphorüber-
schuß zusetzen muß. Zur Herstellung von Phosphor k u p f e r verfährt man wie beim Phosphorzinn
angegeben ist, doch kann man das Kupfer statt es zu körnen auch in Form von Spänen verwenden;
auch erhält man im Gegensatz zur Zinnlegierung, Kupferlegierungen, die bis zu 15% Phosphor
enthalten. (Stahl u. Eisen 35, 849.)
Zur Herstellung von Phosphorkupfer preßt man den geschmolzenen Phosphor unter
Luftabschluß und unter hydraulischem Druck in genau bestimmbaren Mengen in geschmolzenes
Kupfer ein, vermeidet so das Verbrennen des Phosphors und ist nicht an eine bestimmte Sorte
von Altkupfer gebunden. (D. R. P. 281293.)
Zur Herstellung von 15proz. Phosphorkupfer läßt man Phosphordampf in einer besonderen,
von P. E. Demmler in Metal Ind. 18, 314 beschriebenen Vorrichtung auf 400° heißes Kupfer ein-
wirken und erhält so eine schmelzbare und gießbare schwarze, brüchige Masse mit stark glänzenden
frischen Bruchflächen. In ähnlicher Weise wurden auch die Legierungen des gelben Phosphors,
ferner des Arsens und Selens mit Schwermetallen erhalten. Vgl. ebd. 17, 144.
Ein eigenartiges Verfahren der Herstellung von Phosphorbronze- oder Phosphormessing-
drähten durch Behandlung des Drahtes in einer Lösung, die 85% Wasser, 10% Schwefelsäure
und 5% Phosphor gelöst in Schwefelkohlenstoff oder Olivenöl enthält, und folgendes Erhitzen
des so vorbereiteten Drahtes in einer Phosphordampfatmosphäre ist in D. R. P. 22 701 beschrieben.
Zur Herstellung von Phosphorkupfer auf nassem Wege verrührt man 55 Tl. Kupferhammer-
schlag mit 5 Tl. Gummi arabicum und 25 TI. heißem Wasser, trägt 10 Tl. roten Phosphor ein
und gießt die Masse sofort in Formen oder preßt sie kalt in Stücke von bestimmtem Gewicht,
die als Legierungszusatz dienen sollen. (D. R. P. 93189.)
Zur Herstellung von Kupferamalgam verreibt man nach Guertler, Handbuch der Metallo-
graphie, z. B. 1 Tl. Kupferpulver mit 2 Tl. Quecksilber. Diese Amalgame sind bei gewöhnlieber
Temperatur fest und hart, zerspringen aber unter dem Hammer. In der Wärme werden sie pla-
stisch und lasst-n sich dann gut mit der Hand kneten. Es treten dabei Quecksilbertröpfchen aus
der Masse hervor. Nach dem Erkalten ist die Legierung wieder hart, erreicht die ursprüngliche
Härte aber erst nach Wochen und Monaten Die Amalgame mittlerer Zusammensetzung fangen
bei 110° an zu schmelzen.
Über die Darstellung des Kupferamalgams durch Verreiben von 4 1/ 1 Tl. Kupfervitriol, 3 1/ 1 Tl.
Quecksilber, 1 Tl. Eisenpulver und 12 Tl. heißem Wasser in einem Porzellanmörser siehe Pbarm.
Zentrh. 1863, Nr. 18. Wenn die Flüssigkeit nach wenigen Minuten eine gelblich-grüne Färbung
angenommen hat, wäscht man das gebildete Kupferamalgam vollständig mit Wasser aus. Auf
d~eselbe Weise lassen sich auch andere Amalgame herstellen, z. B. geben schwefelsaures Eisenoxydul,
Zmk und Quecksilber Eisenamalgam.
Kupfer-(legierungen) Oberflächenbehandlung.
237. Kupfer- (Iegierungs-) korrosion.
Über die Zerstörung der Metalle im Seewasser siehe Diegcl, Ref. in Jabr.-Ber. f. chem.
Techn. 1903, 236.
Die Anfressungen an Kondensatorrohren bespricht auch 0, Lasche in z. f. Metallkunde
12, 161 u. Chem. Ztg. 1920, 268.
328 Metalle und Minerale.
Die Korrosion von Messing, Münzmetall, Kupfer und Zinn und gewalzter, besonders ge.
gossener Manganbronze mit einem Gehalt von 29,15% Eisen- und Aluminiumoxyd, 50%
gebundener und 62% freier Schwefelsäure durch Minenwasser, ist ferner von J, Jones in
Zeitschr. f. angew. Chem. 1906, 629 erörtert.
Über die Korrosion von Messing in verdünnten Elektrolyten siehe die Gesetzmäßigkeiten
nach Untersuchungen von J, H. Reedy und B. Feuer in Chem. Zentralbl. 1920, IV, 342.
Besonders widerstandsfähig gegen "\Vitterungseinflüsse ist eine Bronze, die 10-20% Kupfer
enthält. Näheres über diese Legierungen und ihre Angreifbarkeit durch Meerwasser und Alkalien
bringen W. S. Rowland und A. P. Lincoln in Elektrochem. Metallurg. lnd. 1908, 240.
Um kupferne Rohrleitungen gegen Einwirktmg von Seewasser zu schützen bedeckt
man sie in gleichen Abständen mit Eisendrahtnetz oder schraubenförmig gewundenem Eisendraht
in elektrisch gut leitender Verbindung, so daß ein galvanisches Element ent.,;teht, das Eisen sich
löst und auf dem Kupfer eine seewasserbeständige Schutzschicht von oxydiertem Eisen zur Ab-
scheidung gelangt. (D. R. P. 157 585.) Nach einer Abänderung des Verfahrens vergrößert man
den Querschnitt des schraubenförmig in das Kupferrohr eingelegten, die Korrosion des Kupfers
als elektropositiveres Metall verhindernden Eisendrahtes derart, daß das durchströmende Wasser
eine wirbelnde Bewegung annimmt. (D. R. P. 171 007.) Nach dem Zusatzpatent überträgt man
das Verfahren auf Kupferlegierungen und bewirkt so den Schutz von I\~mdensatorrohren aus
Bronze oder Messing, gegen den Angriff salzhaltigen Wassers durch Uberziehen der Rohre
mit einer Eisenoxydschicht. (D. R. P. 167 605.)
Messingröhren eignen sich keineswegs, wie man annehmen sollte, an Stelle der Eisenröhren
zur Wasserleitung, da schon nach kurzer Zeit Entzinkung stattfindet und das Material der
Ursprungszusammensetzung 58,4% Cu und 40,6% Zn dann nur noch 13,97%, in anderen Fällen
sogar nur rund 5% Zn enthält. (E. R. Story, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1918, 429.) Auch
andere Messingsorten, wie das Muntzmetall, mit 60% Kupfer und 40% Zink werden im Seewasser,
besonders in Berührung mit elektronegativen Metallen oder mit von der Korrosion herrührendem
basischem Zinkchlorid, direkt ausgelaugt, so daß das Zink allmählich verschwindet und ein
bröc~liges Kupferskelett zurückbleibt.
Über den Schutz von Messingröhren, die im Seewasser schwer gefährdet sind, durch Kom-
bination mit Eisenstangen, siehe die Untersuchungen von Finkeuer über die in Jahr.-Ber. f. ehern.
Techn. 1885, 191 berichtet ist.
Über die Beschleunigung der Korrosion von Messing in Kochsalzlösungen durch den
elektrischen Strom, also ähnlich wie unter dem Einfluß von Süß- und Salzwasser, durch Eisen,
und ihre Hemmung durch Zinn oder mindestens 2% Blei, siehe C. H. Desch, Ref. in Zeitschr. f.
angew. Chem. 29, 13.
Um Kupfer und Kupferlegierungen gegen die zerstörende Einwirkung des Seewassers
zu schützen preßt man feine Eisen- oder Stahlspäne in die zu schützende Fläche ein und erhält
so eine große Oberfläche, die im Seewasser eine starke Oxydschicht bildet, die doch nicht so stark
wird, um Rohrquerschnitte zu verengen. (D. R. P. 290 647.) Vgl. die ähnliche Art des Eisen-
schutzes in Form von Eisenspiralen nach z. Ver. d. lng. 1905, 735.
Zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit von Neusilber gegen Korrosion taucht man
die möglichst sorgfältig gereinigte Platte in eine aus gleichen Teilen Wasser und Salpetersäure
bestehende Lösung, nimmt das Metall sofort heraus und trocknet es. Durch die Behandlung werden
Zink und Kupfer oberflächlich gelöst und das unangegriffene Nickel bleibt zurück. Die so er-
haltene matte tote Oberfläche darf nun, um die Passivität des Nickels nicht zu stören, nicht poliert
werden. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 147.)
Zur Vermeidung der selektiven Korrosion an Kupfer- oder Kupferlegierungsbauteilen, die
mit elektrisch leitendem Wasser in Berührung kommen, bildet man in dem Wasser mit einer ge-
eigneten Metallanode ein leichtlösliches, hydrolytisch spaltbares, sauer reagierendes Salz und leitet
die im porös abgetrennten Kathodenraum mit eigener "\Vasserzirkulation gebildeten Kathoden-
produkte ab. (D. R. P. 332 051.)
Zum Schutze von Kupferkesseln, die zum Eindampfen von Natron- oder Kalilauge
dienen, setzt man den Laugen Eisen oder solche Metalle zu, die aus Kupferlösungen, Kupfermetall
auszufällen vermögen. (D. R. P. 36 482.)
Zur Konservierung kupferner Gefäße, die zum Eindampfen von Alkalilaugen dienen, soll
man diesen metallisches Eisen oder Eisenoxydul zuführen. (D. R. P. 39 705.)
Zur Verhütung der Kupferkesselkorrosion durch die Atzlauge mittels Eisenoxyduls
muß natürlich die Luft möglichst abgeschlossen werden, da sich sonst Oxyd bildet. Es wurde
übrigens festgestellt, daß auch alle anderen Metalle bzw. ihre Oxydule, die das Kupfer aus seinen
Lösungen auszuscheiden vermögen (Magnesium, Aluminium, Mangan, Zink, Mangan- und Zinn-
oxydul, auch Natriumsulfit), für vorliegenden Zweck verwendbar sind. (D. R. P. 40 692.)
Zur Herstellung von Laugenkesseln verwendet man eine Bronzelegierung aus Kupfer,
Zink, wenig Eisen und 0,5-2,5% Blei. Auch nach 80-100stündigem Kochen mit starker Lauge
zeigen diese Kessel kaum eine Gewichtsabnahme und die Lauge selbst färbt sich erst über 250°
Kochtemperatur in geringem Maße. (D. R. P. Anm. A. 22 576. Kl. 40 b.)
Zur Schonung von Laugenkesseln, die aus Nickelstahl oder ähnlich hochwertigem
Material bereitet sind, läßt man die Lauge zunächHt mit leicht ersetzbaren T0ilen aus Schmiede-
Kupfer-(legierungen) Oberflächenbehandlung. 329
eisen in Berührung kommen, wobei die das Eisen angreifenden Laugenbestandteile mit ihm Ver-
bindungen eingehen und der Nickelstahlbehälter in der Folge unangegriffen bleibt. (D. R. P.
261103.)
Um in kupfernen Gefäßen mit empfindlichen Farben färben und z. B. mit Fluorchrom
beizen zti können, bringt man in den Gefäßen Streifen von Zink oder auch Blei, Zinn, Nickel,
Aluminium, Magnesium oder Eisen an. (D. R. P. 74 824.)
Oder man setzt den Farbbädern, um mit Chromfluoriden in Kupfergefäßen ausfärben
zu können, geringe Mengen Chromsäure, deren Salze oder \Vasserstoffsuperoxyd zu und ver-
meidet so die den Farbton ungünstig beeinflussende Ablagerung vo:_ Chromoxydhydrat auf der
Gewebefaser. Ferner kann man auch durch Einführung eines elektropositiveren Metalles als
das Kupfer es ist, z. B. Blei, Zinn, Zink, Eisen, Aluminium oder Magnesium, die Lösung des Kupfers
verhindern. (D. R. P. 70 278 und 70 282.)
Ein einfaches Verfahren zum Verzinken von Kupferblechen gibt R. Böttger in Diugl.
~ourn. 196, 467 an. Man bringt fein granuliertes Zink oder Zinkstaub in eine Porzellanschale,
ubergießt mit einer gesättigten Salmiaklösung und taucht die mit verdünnter Salzsäure gebeizten
G';lgenstände in diese kochende Lösung; innerhalb weniger Minuten überziehen sich die Bleche
rn1t einer äußerst widerstandsfähigen, kaum entfernbaren Zinkschicht.
Um Messing und Kupfer mit einer spiegelglänzenden Zinkschicht zu bekleiden, taucht
~an die Gegenstände nach R. Böttger, Cbem. Zentr.-Bl. 1875, 345, in eine siedende Lösung von
Z1nkstaub in konzentrierten wässerigen Ätzkalilösungen. Böttger beobachtete, daß ein .!lerart
v~rzi~ter Kupfergegenstand sich durch Erhitzen in einem auf 120--140° geheizten Olbade
rn1t emer Tombakschicht überzieht, da sich Zink und Kupfer bei dieser Temperatur legieren.
J Um Kupfer und Messing zu verbleien, taucht man die gereinigten Gegenstände nach Ding-I.
ourn. 1ß3, 313 in eine heiße Lösung von Bleioxyd in alkalischer J..auge und berührt das Blech
330 Metalle und Minerale.
mit einem Stück Zinn. Die Bleischicht schlägt sich sofort nieder, während Zinn als zinnsaures
Alkali in Lösung geht.
Über die Bildung eines Wismutüberzuges auf Messing durch Eintauchen der Gegenstände
in ein kochendes Gemenge von metallischem Wismut, salpetersaurem Wismutoxyd, Weinstein
und Wasser siehe C. Puscher, Dingi. Journ. 195, 375.
Zum Überziehen von Kupfer oder verkupfertem Eisen mit Antimon legt man die Stücke
30-45 Minuten (nicht länger) in eine alkoholische, sehr schwach salzsaure Antimontrichlorid-
lösung ein. Ein derart mit Antimon nicht zu dick überzogener Kupferdraht hält starkes Biegen
aus, ohne daß die Antimonschicht abspringt. (Dingi. Journ. 176, 78.)
Nach C. Puscher, Dingi. Journ. 195, 375 überzieht man Messinggegenstände in einer Lösung
von \Veinstein, Salz~ure, metallischem Zinn und Antimon durch etwa 1/ 2 stündiges Kochen mit
einem dauerhaften Uberzug einer britanniametallähnlichen Legierung, der härter ist als
ein Zinnüb~rzug und wegen des Gehaltes an Antimon auch billiger ist als dieser.
Zum Uberzichen von Kupferblechen mit Aluminiumbronze schlägt man Aluminirun
auf Kupferblech nieder, formt die Bleche gegebenenfalls und glüht sie sodann, so daß an der
Obf'rfläche des Grundmetalles eine mehr oder minder aluminiumreiche und dementsprechend
verschieden harte und verschieden gefärbte Kupferaluminiumlegierung entsteht. (D. R. P.
149 720.)
Eine dauerhafte V er k u p f er u ng von Messing erzielt man nach C. Puscher, Dingi. Journ.
200, 4i durch Einhitngen der Messinggegenstände in eine heiße Auflösung von 10 Tl. Kupfer-
vitriol und 5 TI. Salmiak in der nötigen Wassermenge. Nach einer Minute nimmt man die Gegen-
stände heraus und erhitzt sie in feuchtem Zustande über einem Kohlenfeuer, bis die Ammoniak-
entwickhmg aufhört und die urEOpriinglich graue Farbe des Über7.uf?eS in eine kupferrote über-
gegangen ist. Eine Wieder:~olung des Verfahrens ist nicht nötig, da der gewaschene, sehr fest-
haftende und polierfähige Uberzug stark genug ist.
Zum Versilbern von Messinggegenständen reibt man sie mit einem trockenen Gemisch aus
Chlors i I b er, Cremor tartari und Kochsalz ein, worauf lackiert wird. Zur Silberplat-
tierung von Kupferfolien bestreicht man die rein geschabten und geraubten Kupferplatten
nach Techn. Rundsch. 1910, 787, um das spätere Haften der Silberplatte zu erleichtern mit einer
Silbernitratlösung, legt sodann das etwas größere ebenfalls blanke und geraubte Feinsilberblech
auf, klopft die überragenden Enden um den Rand der Kupferplatte, bindet die Platten mit einem
Messingdraht zusammen, stellt sie einige Zeit in eine wässerige Boraxlösung und erhitzt das Ganze
nunmehr auf starke Rotglut. Während des Glühens werden die Platten anhaltend gehämmert,
um eine ininige Verbindung zu erzielen, worauf man schließlich nach evtl. Wiederholung des
Glühens und nach Feststellung, daß keine hohlen Stellen mehr vorhanden seien, das glühende
Plattenpaar walzt.
Nach dem Verfahren von Mongot, Dingi. Journ.134, 132 taucht man Gegenstände aus Messing
um sie matt zu vergolden in eine Beize von 5 Tl. Salpetersäure, 5 Tl. Schwefelsäure und 1 Tl.
Salzsäure und bringt sie sodann in ein längere Zeit gekochtes Bad, das 10 g Gold, l kg gelbes Blut·
laugensalz und 1 kg pyrophosphorsaures Natron enthält. Nach 2 Minuten nimmt man den Gegen•
stand heraus und taucht ihn wiederholt in ein heißes Bad, das pro Liter Wasser 2 g Gold und
20 g Cyankalium enthält.
Das Verfahren der Grenage, das ist die Glanzvergoldung körnig geraubter Uhrbestand-
teile, gestaltet sich wie folgt: Die Messingteile werden zuerst flachgeschliffen, mit der Kratz·
bürste gekiatzt, schwach vergoldet und hierauf durch Bürsten mit einem Brei aus 1 Tl. Silber·
pulver, 6 Tl. Kochsalz und 3 Tl. Weinstein gekörnt. Je länger man bürstet, desto gröber wird
das Korn, eine Minute ist ausreichend; man kratzt dann wieder, mn eine glänzende Oberfläche
zu erzielen und vergoldet schließlich galvanisch. (Elsners Chem.-techn. Mitt. 1865/66, S. 86.)
Um Kupfer und Messing auf nassem Wege mit einem festhaftenden Platinüberzuge zu
versehen, schlug Wild in Polyt. Zentr.-BJ. 1869, 1884 vor, die Gegenstände in eine kochende Lösung
von 1 Tl. Platinsalmiak und 8 Tl. Salmiak in 32-40 Tl. Wasser einzulegen und sie nach der rasch
erfolgten Platinierung mit Kreide zu putzen.
Zur Herstellung eines Vers tähl u ngs bad es für Kupferplatten kocht man nach D. R. ~·
137 325 in einem 50 1 fassenden, mit Wasser halb gefüllten Behälter aus Gußeisen 1 kg Bromkah,
5 kg Salmiak, 5 kg Eisenfeilspäne etwa 4 Stunden, dann läßt man erkalten und füllt mit kaltelll
Wasser auf. Zum Gebrauch wird das unbegrenzt haltbare Bad zur Klärung mit geringen Mengen
von Bromkali und Salmiak erhitzt.
Über Kobaltniederschläge auf Metallen, besonders als Ersatz für das Verstählen von
Kupferplatten siehe GaUle, D. lnd.-Ztg. 1879, 294. Als Bad wird empfohlen eine neutrale Lösung
von Kobaltammoniaksulfat zu verwenden. Nach Polyt. Notizbl. 1875 verwendet man den An·
gaben Böttgers zufolge eine konzentrierte Kobaltammoniumchlorürlösung.
Ein geeigneter Elektrolyt zur Verzinn ung von Kupfer, Messing oder Bro:r;tze setzt sich nach
einem Referat in Cbem.-Ztg. Rep. 1911, 408 zusammen aus 6 g Zinnchlorid, 6 g Atzkali, 32 g Cyan-
kalium und 11 Wasser. Die Lösung wird kalt oder warm verwendet. Man elektrolysiert mit Zinn-
anoden bei einer Spannung von 2 1/ 2-3 Volt. Zweckmäßig wird der zu behandelnde, mit Oxal-
säure bzw. Schwefelsäure dekapierte Gegenstand aus Kupfer, Mes~>ing oder Bronze, bzw. aus Eisen
oder Stahl in den mit Hilfe eines Schlangenrohres auf 50--60 ° erwärmten Elektrolyten eingehängt.
Gegenstände aus Zink oder Blei müssen, wenn sie oxydiert sind, scharf abgebürstet werden. ( Chem.-
Ztg. Rep. 1909, 1)62.)
Zur Bereitung eines Zinnelektrolyten zur Verzinnung der Innenseite von Messing pa tro ne n
eignet sich nach Proctor eine Lösung von 45 g Natriurncyanid, 60 g Zinnchlorid, 75 g Ätznatron
und 4 g Bleicarbonat in 4,5 l Wasser. Man arbeitet bei 50° und 2-3 Volt Spannung mit einer
Stromstärke von 5-8 Arnp./qdm. (Chem. Zentr.-Bl. 1919, II, 60.)
Zur Ver n i c k I u n g von Messing werden in einem Ref. in Cbem. Zentr.-Bl. 1919, II, Hi
folgende Bäder empfohlen: 240 g Nickeldoppelsalz, 60 g Einfachnickelsalz und 120 g Magn.esium-
sulfat gelöst in 4,51 Wasser für 6 Volt Spannung und 30 Minuten und mehr währenden Prozeß.
~ür ruhende Bäder: 180 g Nickeldoppelsalz, 30 g Einfachnickelsalz und 60 g Magnesiumsulfat
m derselben Wassermenge bei 3 Volt Spannung.
In Cosmos 13, 371 wird mitgeteilt, daß Gore Kupferblech mit metallischem AI um in i um
u~d S i 1 i c um galvanisch überzogen habe, und zwar auf nachstehend angedeutete Weise:
~.me konzentrierte Aluminiumchloridlösung wird in ein Gefäß gegossen, in dieses wird ein po-
roser Tonzylinder gestellt, der verdünnte Schwefelsäure enthält. In die Säure wird ein
amalgamierter Zinkzylinder eingeführt und mit ihm mittels eines Kupferdrahtes ein Kupferblech
v:erbunden, das in die Aluminiumchloridlösung eintaucht. Das Kupferblech überzieht sich mit
~mer bleiähnlichen metallischen Schicht, die poliert, stark glänzend wird und reines Almninium
Ist .. Silicium wird auf eine ähnliche Weise aus einer Lösung von Kaliwasserglas im me-
tallischen Zustande auf Kupfer silberglänzend niedergeschlagen.
. Nach Tecbn. Rundscb. 1910, 626 werden die aus Kupfer, Zink und Nickel bestehenden Alfe-
ntdewaren, die 5, 10 und 15% Nickel enthalten, ebenso wie die Waren aus Britanniametall
vor dem Versilbern erst verkupfert, doch muß die Verkupferung in alkalischem Bade vorge-
no~en werden, da saure Bäder die Legierung angreifen, wodurch das Kupfer pulverig zur Ab-
schmdung gelangt und nicht haftet. Ferner werden diese Waren nach der Verkupferung und vor
dem Versilbern in gut entfettetem Zustande in einer Lösung von 5 g salpetersaurem Quecksilber-
oxydul in 1 I Wasser verquickt, worauf man sie, wenn sie gleich:m,äßig weiß geworden sind, mit
Wasser abspült, 10 Minuten bis zur Herstellung eines mattweißen Überzuges im Silberbade beläßt
und dieses Verfahren wiederholt, bis die erforderliche Stärke des Silberniederschlages erreicht ist.
.. Die Adhäsion dE'r silbernen Niederschläge auf galvanisch versilberten Ncusiiberlegierungn1
ha~gt unter sonst gleichen Bedingungen ausschließlich von der Zusammensetzung dE'r Neusilber-
legterungen ab. (A. Mc. William und W. R. Barclay, Ref. in Zeitschr. f. angew. Cbem. 1911, 1651.)
. Zur Versilberung von Kupfer empfiehlt A.Gresil, Mon. Scient. 18, 676 ein Bad, das irn
ttte~ Wasser 20 g Silbercyanid und 30 g Cyankalium enthält. Siehe auch die Beschreibung der
R ersdberung von Messingknöpfen mit glatter Oberfläche auf galvanischem Wege in Techn.
undscb. 1909, 369 u. 683.
~um Vergolden versilberter Kupferdrähte läßt man sie nach Tecbn. Rundsch. 1906,
862, tn gut gereinigtem Zustande durch den Elektrolyten laufen, der sich in einer gußeisernen
332 Metalle und Minerale.
emaillierten \Vanne befindet, wobei man den Draht mit dem n e g a. t i v e n Pol verbindet, während
der positive Pol aus 2 an den beiden Längsseiten der Wanne angeordneten Go I d p 1a t t e n besteht.
Dann wird der Draht in heißem \Vasser gespült, durch Aufspulen auf einem heißen Rohr getrocknet
und ev. poliert. Als Gold bad kann man z. B. eine Lösung verwenden, die man erhält, wenn man
I g Feingold mit Königswasser zur Trockne dampft, das erhaltene Goldchlorid in 1/ 2 I Wasser
gelöst, mit Ammoniak versetzt und den ausgewaschenen gelbbraunen Niederschlag von Knallgold
in I 1 \Vasser löst, das 5 g 98 proz. Cyankalium enthält. Die bei 25 ° zu verwendende Lösung wird
bis zum Verschwinden des Ammoniakgeruches erhitzt, worauf man mit einer Spannung von 1 bis
I'/2 Volt je nach der gewünschten Färbung elektrolysiert. Ein großer Cyankalimnüberschuß ist
zu vermeiden, da sonst ein unschöner blasser Goldton resultiert.
Zur Herstellung einer goldgelben Plattierung auf Messing bringt man den Gegenstand
nach einem Referat in Chem.-Ztg. Rep. 1912, 262 in ein 49° warmes galvanisches Bad, das 4 g
Gold a.ls Goldchlorid, 225 g Natriumphosphat, 35 g Natriumbisulfit und 3,5 g Cyankalium in
3800 ccm \Vasser enthält.
Die Technik der sog. Bronces incrustes d. i. das Verfahren der Verzierung massiver
Kupfer- oder Bronzegegenstände mit Silber und Gold nach Cbristone ist im Auszug in Jabr.-Ber.
f. cbem. Tcchn. 1874, 159, beschrieben. Der betreffende Gegenstand wird mit einer bleiweiß-
haltigen \Vasserfarbe in den gewünschten Mustern bemalt, worauf man die freien Stellen
mit einem dicken Firnis überzieht. Man ätzt sodann mit verdünnter Salpetersäure, die zuerst die
Farbe und dann auch das Metall bis zu einer gewissen Tiefe wegätzt, spült ab, und bringt sofort
in ein galvanisches Silber- oder Goldbad, in dem die Vertiefungen mit dem betreffenden Metall
ausgefüllt werden, dann entfernt man die Firnisschicht und poliert Grundmetall und Einlage,
die sich nun in gleicher Höhe befinden, um schließlich die Oberfläche des Grundkörpers zu färben
oder _:.;:u bronzieren, wobei die eingelagerten Edelmetalle nicht verändert werden.
Uber PI a t i n i e r u n g von Kupfer- oder Messinggegenständen auf elektrolytischem Wege
mit einem oxalsauren Platinoxydul-Kali-Elektrolyten siehe Dingi. Journ. 136, 464.
Um Gegenständen aus Messing eine körnige Oberfläche zu verleihen, so daß die folgende
Vergoldung oder Versilberung ebenfalls körnig erscheint, beizt man die Gegenstände nach G. Stölzcl,
Dingi. Journ. 188, 411, zunächst 12 Stunden in einem Gemisch von je 1 Tl. konzentrierter Schwefel-
und Salpetersäure in 8 Tl. Wasser, spült ab und unterwirft den Gegenstand der Gelbbrenne, d. b.
man taucht ihn zuerst in Salpetersäure, die schon einmal in Verwendung stand und dann schnell
hintereinander in gewöhnliche konzentrierte Salpetersäure und in ein Gemisch von 2 Tl. der letz-
teren und 1 1/. Tl. konzentrierter Schwefelsäure, dem man etwas Kochsalz beigibt. Das so gekörnte
Metall wird gewaschen und ehe man es mit Sägespänen trocknet, zweckmäßig zur völligen Neutra-
lisation der Säure in Sodalösung getaucht. Eine andere zu diesem Zweck besonders gut verwend-
bare Beize erhält man aus dem Gemisch einer gesättigten wässerigen Kaliumbichromatlösung
mit der doppelten Menge gewöhnlicher konzentrierter Salzsäure, in das man den Gegenstand zwei
Stunden einlegt. Die gleichzeitige Anwendung des galvanischen Stromes mit Benützung einer
Messingplatte als Katbode beschleunigt das Verfahren.
Nach A. 0. Matbey, D. lnd.-Ztg. 1869, 136 gibt diese Methode jedoch nicht gleichmäßige und
gute Resultate, sondern man soll nach den eigenen Versuchen des Verfassers zur Herstellung einer
körnigen Oberfläche auf Messing eine Beize verwenden, die aus einer gesättigten Lösung von Zink-
Ealzen in einer Mineralsäure besteht. Die Gegenstände erscheinen dann trübe und wie mit gelbem
Ocker überzogen, so daß man sie nochmals in einem Bade, das 2 Tl. Schwefelsäure, 1 Tl. Salpeter-
säure und etwas Kochsalz enthält, blank beizen muß, ehe man sie trocknet und mit einem durch-
sichtigen glanzlosen Goldfirnis (aus Safran in Weingeist und Lavendelöl) überzieht. Glatte Ober-
flächen lassen sich übrigens auch mit Silberpulver, Kochsalz und Weinstein grainieren, während
modellierte Körper, in deren Vertiefungen man die Grainage nicht gut einstreichen kann, auf die
?ben angegebene Weise geraubt werden müssen. Die gekörnten Gegenstände werden nachträglich
tn einem Kupfersulfatbad verkupfert und ev., wie es bei Herstellung der prächtigen matten
Pariser P end u I e n geschieht, stellenweise vergoldet.
Eine Mattbrenne wird nach Metalltecbn. 11)13, 121, hergestellt aus dem Gemenge einer
gesättigten Lösung von Zinkabfall in 1 I Salpetersäure mit einer Lösung von 1 l Salzsäure, 1 1
Schwefelsäure und 330 g gepulvertem Salmiak. Man taucht die an einem Messingdraht befestigten
Gegenstände mehrere Male in die Brenne und arbeitet auf wie gewöhnlich. Zum Gebrauch setzt
n;tan noch weitere 3 Tl. Salpetersäure zu und taucht die Gegenstände einige Sekunden in die
Siedende Flüssigkeit. Man kann jedoch gute Resultate mit dieser oder einer anderen kalt an-
zuwendenden Mattbeize z. B. aus gleichen Teilen 60gräd. Schwefelsäure und 36grädiger Sal-
petersäure mit Zusatz von etwas Kochsalz nur erzielen, wenn die zu behandelnden Messingteile
~orher sorgfältig entfettet wurden und wenn nach der Ausführung des Verfahrens durch gründ-
hches Waschen für Entfernung sämtlicher Säurereste gesorgt wird.
Ein in seiner \Virkung durch Zinkzusatz regulicrbarcs Mattbrennbad bcst.eht aus der sie-
denden Lösung von l Tl. Zink in 3 Tl. Salpetersäure von 36 o Be, 8 Tl. Salpctt?rsäure und 8 Tl.
Schwf'felsäurP. (Polyt. Notizbl. 1867. Nr. 18.)
Eine ähnliche Mattierung wie mit dem Sandstrahlgebläse erhält man nach Techn. Rnndsch.
19.~0. 84 durch Behandlung der in 2 Tl. Salpeter- und 1 Tl. Schwefelsäure vorgebeizten Gegen-
stande mit einer Lösung von 2 g Zinksulfat und 0,5 g Kochsalz in 100 g konzentrierter Sal-
petersäure und 50 g konzentrierter Salzsäure. Die matte Fläche zeigt dann eine dunkle Farbe
und ein krystallinisches Aussehen.
. . Sehrdünne Messingartikel werden nach Tecbn. Rundsch. 1913, 238 matt gebeizt, wenn man
Bte tn vollkommen fettfreiem Zustande in einer kalten Lösung von 3--5 Tl. schwefelsaurem Zink-
oxyd und l Tl. Kochsalz in 100 Tl. Schwefelsäure und 200 Tl. 36gräd. Salpetersäure behandelt
Und ?achträglich mit einer Lösung von doppeltchromsaurem J{ali und 1-2 kg Schwefel- oder
~alzsf-1-ure in 10 I Wasser mattiert. Schließlich zieht man die Ware, da sie noch ziemlich unansehn-
tch 1St, durch eine Glanzbrenne, spült mit Wasser und trocknet mit Sägespänen.
334 Metalle und Minerale.
Näheres über das Blankbeizen und Mattbrennen von Messing sowie über das Verzinnen
der so vorbereiteten Messingwaren findet sich in Buclmers "Metallfärbung", 4. Aufl., S. 71 bzw. lll.
Zur Aufarbe i tun g der Messinggelbbrennbeizen versetzt man sie mit metallischem Zink
( Zinkstaub oder Granalien), filtriert vom ausgefällten Kupfer und dampft die Lauge zur Krystalli-
sation des Zinkvitriols ein. Die beim Gelbbrennen übrigbleibende Flüssigkeit wird durch Ein-
legen von eisernen Nägeln, Blechschnitzeln usw. zersetzt, das gefällte, gut ausgewaschene Kupfer
getrocknet und als regulinisches Metall verwertet. Die vom Kupfer abgegossene Flüssigkeit kann
als Schwarzbeize Verwendung finden; statt Eisen kann auch metallisches Zink angewendet und
aus der Zinklösung durch Zusatz von Pottasche, Zinkweiß niedergeschlagen werden. (Dingi •
.lourn. 164, 145.)
Über Anlauffarben auf Kupfer, beginnend mit Hellbraunorange nach 8 Minuten währendem
Erhitzen auf 161° und endigend in Blaugrün in 27 Minuten bei 341°, über verschiedene orange,
rote, violette, weiße und gelbe Töne siehe L. Löwenherz bzw. R. Schwlrkus und F. v. Uechten-
stein in Z. f. lnstrum.-K. 1889, 316. Vgl. ebd. die Erzeugung von Anlauffarben des Messings,
und zwar Gelborange durch 13 Minuten währendes Erhitzen auf 350° bis Goldocker (26 Minuten
bei 400°) und weiter bei höheren Temperaturen Töne, die über rot, goldartig, violett und weiß
bis zu hdlgelb gehen.
Um Kupfergegenstände einheitlich oder marmoriert rot zu färben, erhitzt man sie nach D. U. P.
1li3 808 bis zur H,otglut, wodurch sich eine innere rote Kupferoxydulschicht und eine äul.lPre
schwarze K upferoxydsehicht bildet. Nach dem Erkalten wird letztere je nach dem gewünschten
Resultat vollständig oder teilweise abpoliert. Zur Marmorierung Lestreut man den erhitzten
Gegenstand an beliebigen Stellen mit Borax, der eine üxydation des Metalles an diesen Stellen
Kupfer-(legierungen) Oberflächenbehandlung. 335
verhindert, so daß nach erfolgter Politur noch einzelne metallische Stellen erscheinen. Die
Färbung ist sehr widerstandsfähig und die Gegenstände können mit anderen Metallsalzlösungen,
z. ß mit Kupfervitriollösung, weiter behandelt werden, ohne daß sie sich ändert.
Zur Erzeugung farbiger Muster auf Kupfer wird der zu verzierende Gegenstand nach
D. R. P. 183 653 wiederholt an verschiedenen Stellen auf verschiedene Temperaturen erhitzt und
darauf in Flüssigkeiten von gleicher oder verschiedener Temperatur abgekühlt.
Um ineinander übergehende braune Töne zu erzeugen, erhitzt man den Kupfergegenstand
an verschiedenen Stellen mit einer Spitzflamme, wodurch auf dem reinen Kupfer verschieden
dicke Oxydschichten entstehen, die bei der nachfolgenden Behandlung mit einer Farbbeize
(z. B. Kupfervitriol, Alaun und Grünspan in wässeriger Lösung) verschieden augefärbt werden.
(D. R. P. 189 880.)
Man bestreicht den Gegenstand aus Messing odez:. Kupfer mit rauchender Salpetersäure
und erhitzt ihn über der Flamme so lange, bis der Uberzug tief schwarz erscheint; hierauf
wird das gebildete lockere Pulver weggeblasen, die Fläche noch warm mit vVachs bestrichen,
und hierauf mit einem Wollentuch kräftig abgerieben, bis die Fläche schwarz und schwach glänzend
wird. (Bayer. Kunst- u. Gew.-BI. 1856, 256.)
A-uch durch wiederholtes Einbrennen von Kupfernitratlösung kann man schließlich tief-
schwarze Färbungen auf Messing erzeugen. (Dingi. Journ. 157, 238.)
Um kupferne Gegenstände rot zu färben, behandelt man sie nach D. R. P. 149 566 mit sal-
petrigsauren Salzen und glüht. Am zweckmäßigsten werden dieGagenstände bei Glühhitze
in die geschmolzenen Salze eingetaucht oder mit den trockenen Salzen bestreut. Man erhält so
auf polierten kupfernen oder verkupferten Gegenständen eine sehr fest haftende glänzende Knpfer-
oxydulschicht, die je nach Dauer der Behandlung und Temperatur gelbbraune, leuchtend rote
oder Purpurtöne zeigt.
Zum Rotfärben von Kupfergegenständen werden sie in hochpoliertem Zustande auf Kirsch-
rotglut erhitzt, dann bis zur Schwarzglut abgekühlt und schnell in eine Lösung von 12 g Eisen-
chlorid in 1 I destilliertem Wasser eingetaucht. Die Tiefe der roten bis violetten emailartigen
Farbe hängt von der Zeit ab, während der man den Gegenstand in dem Bade beläßt. (D. R. P.
152 586.)
Man kann die kupfernen Gegenstände auch mit Blutsteinbrei bestreichen und sie dann über
Kohlenfeuer erhitzen, wobei besonders auf die Temperatur bei der Erhitzung des Gegenstandes
Rücksicht genommen werden muß, um ein reines und gleichförmiges Rot auf der Oberfläche
der Gegenstände zu erzeugen.
. Nach der sog. chinesischen Methode, kupferne Gerätschaften mit einem schönen braunen
Überzuge zu versehen, werden 2 Tl. Grünspan, 2 Tl. Zinnober, 5 Tl. Salmiak, 5 Tl. Alaun fein
gepulvert, innig gemischt und mit Wasser oder Weinessig zu einem dünnen Brei angerieben,
den man mit einem Pinsel auf die blankg!lputzten oder polierten Gefäße aufträgt; das
Stück ~vird über Kohlenfeuer gleichförmig erhitzt und sodann der Üb<rzug mit Wasser rein ab.
~ewaschen; diese Operation wird so oft wiederholt, bis die gewünschte braune Färbung eingetreten
~st. Ein Zusatz von Kupfervitriol soll die Farbe mehr ins Kastanienbraune, von Borax mehr
Ins Gelbe ziehen. (Polyt. Notizbl. 1849, 101.) Eine ähnliche Methode der Herstellung einer feuer-
festen braunen Bronzefarbe auf Kupfer und Messing durch Bfstreichen des Gegenstandes mit
emer feinen Suspension bzw. Lösung von Grünspan, Salmiak und destilliertem Wasser beschreibt
Dienst in Dingi. Journ. 127, 77.
Um Messinggegenstände zu färben und ihnen ein altertümliches Aussehen zu verleihen,
bestreicht man sie nach Leipz. Drechsl.-Ztg. 1911, 272 mit einer Mischung von 1 Tl. Ruß, 2 Tl.
Graphit und 2 Tl. Terpentinöl, dann reibt man mit einem in Spiritus oder in Terpentin angefeuch-
t~ten Lappen ab, erwärmt und überzieht die Gegenstände mit Schellackfirnis. Mehr Ruß gibt
eme schwärzlichere, mehr Graphit eine graue, etwas Eise.11oxyd eine bräunliche patina-
ähnliche Färbung.
Zur Erzielung roter bis violetter F:ubtöne auf Kupfergegenständen versieht man diese nach
D. R. P. 163 067 zunächst mit einem Überzug von Arsen oder Antimon und glüht sodann.
~ach einer Ausführungsform des Verfahrens überzieht man die polierten Kupfergegenstände
In einem durch Eingießen einer cyankalischeu Lösung von Arsen- oder Antimonsalz in eimo Eisen-
chloridlösung erhaltenen Bade mit einem Arsen- bzw. Antimonbezug, erhitzt dann auf Kirsch-
rotglut und poliert abermals. Die Schicht zeigt emailartiges Aussehen und ist äußerst wider-
standsfähig.
Nach P. Martell, Techn. Rundsch. 1909, 161, wird die schönedunkel-kaffeebraune Farbe auf
~upfer oder japanischen Bronzen auf folgende Weise hergestellt: Man taucht den Gegenstand
~~ eine Suspension von S\-:hwefel in einer wässerigen Lösung von Eisenvit,riol und Kupfervitriol
~1n und wiederholt diese Atzung ev. in verdünntere!l Bädern bis die gewünschte Färbung erzielt
Ist, was man erst durch längere Erfahrung und Übung feststellen kann. Man spült mm den
Gegenstand ab und erwärmt ihn unter vorsorglicher Benutzung der Lötstellen mit dem wässerigen
E;'trakt eines japanischen Grases (Calama grostis Hakoneusis Frauch. et Sav.) auf einem
E_Isenrost über glühenden Kohlen. Hierauf reibt man den Gegenstand mit einem Tuche ab, über-
pmseit mit rohem Japanlack, wiederholt dieses Abreiben und Anstreichen mit Lack und erhitzt
s~hlieLllich den Gegenstand, bis aufgespritztes Wasser in Kugelform abrollt. Dann überzieht man
die Bronze mittels einer Bürste diinn mit einem Gerniseh von R.ohlack und Kienruß, erhitzt aber-
mals bis zur Wasserprobe und wiederholt das Auftragen des Lackgemisches und das Erhitzen,
336 Metalle und Minerale.
bis die gewünschte Färbung erreicht ist. Schließlich läßt man den Gegenstand abkühlen und
erhält so die bekannten, in prachtvollem Braun getönten, häufig mit eingravierten Figuren und
Zeichnungen verzierten Kunstobjekte.
In Bayer. Kunst- u. Gew.-Bl. 1856, 188 findet sich folgendes Verfahren von Böttger zum
Bronzieren von Kupfer- oder verkupferten Messingwaren: Die gebeizten, gewaschenen und ge-
trockneten Gegenstände werden mit einem mit Weingeist oder Wasser angerührten, dicken Brei,
bestehend aus 9 1/ 2 Tl. feinem Graphitpulver und 15 Tl. feingepulvertem Blutstein, bestrichen,
den man nach 24-48stündigem Trocknen entfernt. Durch Bürsten der Oberfläche wird dann
der firnisähnliche Glanz hervorgebracht. Ein größerer Zusatz von Graphitpulver erzeugt eine
mehr dunkle Schicht; auch durch Graphit allein, nicht aber mit Blutsteinpulver, soll sich ein
brauner Ton hervorbringen lassen.
Auch durch anhaltendes Polieren des Kupfers mit Caput mortuum zwischen Lederscheiben
soll man den Gegenstand mit einer beständigen rotbraunen Schicht überziehen können. Die sog.
deutsche, englische und chinesische Methode der Erzeugung r o t b r a u n e r Überzüge auf
Kupfer (Einbrennen von Eisenoxyd mit oder ohne kohlehaltige Stoffe bzw. eines Gemenges
von 2 Tl. Grünspan, 2 Tl. Zinnober, 5 Tl. Salmiak, 5 Tl. Alaun und essighaitigern Wasser) sind
in Polyt. Zentr.-Bl. 1874, 537 beschrieben.
Über das Brünieren von Kupfergegenständen durch Einhämmern von Roteisenstein
(Eisenoxyd) siehe G. Buchner, "Die Metallfärbung", Berlin 1910. Referiert ist über dieses mecha-
nische Verfahren in Bayer. lnd.· u. Gew.-BI. 1910, 495.
Nach Techn. Rundsch.1912, oSI'i, kann man Messing durch Eintauchen in eine warme Lösung
von Antimonchlorür in Salzsäure grau färben, ebenso mit einer Beize, die man durch Lösen
von 400 g Eisenhammerschlag, 100 g arsenige Säure und 500 g Antimonchlorür in 2 kg roher
warmer Salzsäure erhält. Nach dem Absetzen gießt man die klare Flüssigkeit ab und füllt sie
mit roher Salzsäure auf das Gewicht von 2 kg auf_
Viole t t färbt sich blank poliertes Messing sehr schön, wenn man es gleichförmig so stark
erhitzt, daß man es noch handhaben kann, und dann in diesem heißen Zustande recht schnell
mit einem in Chlorantimon eingetauchten und schwach ausgedrückten Baumwollbausch über-
streicht. {Dingi. Journ. 181, 165.)
Auch durch Eintauchen messingener Gegenstände in eine kochende Lösung von 3 Tl.
Antimon und 3 Tl. Salzsäure mit 1 Tl. Brechweinstein und 1 Tl. Weinstein in der nötigen Menge
heißen Wassers, überziehen sich die Gegenstände je nach der Dauer der Einwirkung mit beständi.
gen Lüsterfarben, die von reinem Goldton über Kupferrot und Violett in Blaugrau übergehen.
(Dingi. Journ. 195, 375.)
Die Arsen. Metallfärbungen !'Luf Messing oder Bronze sind selten völlig gleichmäßig zu
erhalten und man ist nur nac~ langer Übung und im Besitze großer Erfahrung in der Lage, stets
gleichmäßige und fleckenlose Überzüge herzustellen. Nach Techn. Rundsch.1910, 721, müssen die
sorgfältigst vom Oxyd und Fett befreiten Waren in einem Bade, das z. B. aus 1 kg chemisch reinem
Arsen, 350 g calzinierter Soda, 10 g Cyankalium, 25 g Salmiak und 10 l Wasser besteht, mit einer
Stromspannung galvanisiert werden, die bei Verwendung von weichen Eisenanoden neben einer
schmalen Kupferanode die Niederschlagsbildung in etwa 4 Minuten bewirkt. Nach dem Entfernen
der Gegenstände aus dem Bade werden sie in Kalkmilch gewaschen, mit reinem Wasser nachge-
spült, staubfrei getrocknet und mit einem Spirituslack (ein Zaponlack ist weniger anzuempfehlen)
lackiert.
Eine Arsenikbeize für Stahlblau wird hergestellt durch Lösen von 42,5 g Eisenspänen
und 42,5 g Arsen in 1 l Salzsäure und 125 ccm Salpetersäure. (B. Pensky, z. f. Instrum.-Kunde
1889, 322.)
Zum Brünieren bedient man sich nach Bayer. lnd.- u. Gew.-Bl. 1886, 244, mit Vorteil der
Schwefelverbindungen des Arsens und Antimons. Die sorgfältig abgebeizten, neutral
gewaschenen und getrockneten, ziselierten Bronzegegenstände werden zunächst gleichmäßig und
sparsam mit einer verdünnten Lösung von Schwefelammonium überstrichen, worauf man trocknet,
den abgeschiedenen Schwefel abbürstet und nunmehr eine verdünnte Lösung von Schwefelarsen
in Ammoniak aufstreicht, wodurch eine dem Musivgold ähnliche Färbung erzeugt wird. Durch
Wiederholung dieses Schwefelarsenanstriches kommt man schließlich zu einem ganz dunklen
Braun, während Lösungen von Schwefelantimon in Ammoniak diese goldähnliche Schwefel-
arsenfärbung in eine rötliche bis dunkelrote Tönung verwandeln. Statt des Ammoniaks kann man
auch Ätzalkalien oder Alkalisulfide verwenden. In jedem Falle müssen die Lösungen kalt aufge·
strichen werden.
Zum Schwarzfärben von Messing taucht man die Gegenstände nach L. :KnaUl in eine 50°
warme Lösung von 1 TL arseniger Säure in 40 Tl. Wasser, 2 Tl. Salzsäure m1d 1/ 2 Tl. Schwefel-
säure, berührt die Ware in dem Bade mit einem Zinkstäbchen und wäscht schließlich den mit
einer Schicht von metallischem Arsen überzogenen Körper ab. {Dingi. Journ. 181, 231.) Vgl.
ebd. 1872, Nr. 3. .
Gelbe bis braune Bronzetöne auf Messing erhält man je nach der Dauer der Einwirkung
in einem Bade von 20 g arseniger Säure und 20 g Pottasche in 20 ccm heißem \Vasser, dem noch
eine Lösung von 500 g gelbem Schwefelammonium in 21 Wasser zugesetzt wird. Auch das Ein-
tauchen der stets gut entfetteten und oxydfreien Messingteile in ein warmes Bad aus frisch ge-
fälltem Arsens ulfür in Salmiakgeist, das man bis zur Entstehung einer leichten Trübung mit
Schwefelammonium versetzt hat, erzeugt einen schönen braunen Ton. {Techn. Rundsch. 1912,
oSo.)
Ein einfaches Verfahren, um Bronzefiguren schokoladebraun zu färben, ist in Teehn.
Rundsch. 1911, 147 angegeben: Man überstreicht die Figuren mittels eines Pinsels gleichmäßig
mit einem dickflüssigen Brei aus reinem Salmiakgeist, Goldschwefel und einigen Tropfen Wasser
und kratzt die Masse noch vor dem Eintrocknen mit einer Messingdrahtbürste ab, bis der braune
Ton zum Vorschein kommt. Die Arbeit muß schnell geschehen, da die Färbung sonst fleckig und
dunkel wird, doch ist sie bei richtiger Ausführung des Verfahrens genügend beständig, so daß sie
keiner schützenden Lackschicht mehr bedarf.
22*
340 Metalle und Minerale.
Ferrocyannatrium kocht, bis das Eisen niedergeschlagen und die Lösung dunkelrot geworden i;,t,
sodann 240 g Natriumphosphat und dieselbe Menge Natriumcarbonat hinzufügt und die Lösung
in 4,51 Wasser 2-3 Stunden stehen läßt, filtriert und sofort verwendet. (Chem. Zentralbl. 1919,
11, 60.)
Nach P. Weißkopl, Dingi. Journ. 213, 858 kann man Kupfer und seine Legierungen mit einer
matten grau- r ö t 1ich e n Silberschicht überziehen, wenn man die Gegenstände mit einer Lösun~
von 1 Tl. harzsaurem Silberoxyd in 20 Tl. Lavendelöl überstreicht und die Farbe bei etwa 250
entwickelt. Die Färbung ist nicht haltbar und muß mit einer Lackschicht überzogen werden.
Das Verfahren des Färbans von Kupfer und Bronzegegenständen mit einer Platinchlorid·
Iösung, die etwa 1 g metallisches Platin in 51 FlüBBigkeitenthält;ist von J. Hunt (s. Dingi. Jonrn.
168, 86) in Bayer. Kunst- n. Gew.-BI. 1883,. 681 beschrieben. Die Gegenstände werden an einem
Kupferdraht befestigt, zuerst einige Sekunden in eine heiße Lösung von 32 g Weinstein in 5 1
Wasser eingetaucht, dann 2-3 mal gewaschen und sofort in die heiße Platinchloridlösung gebracht.
Die Färbung, die mannigfach varüert werden kann, ist lebhaft stahlblau bis grau. Vgl. P. Weiß·
kopl, Dingi. Journ. 216, 470.
Einen matten braunen 'Überzug erhält man auf Kupfergegenständen (D. B. P. 152588)
durch Einlegen in eine warme Eisenchloridlösung, deren Konzentration ebenso wie die Einwir-
kungsdauer maßgebend für den Ton des erhaltenen matten schokoladebraunen Überzuges ist.
Nach Württemb. Gew.-BL 1862, 251 erhält man besonders schöne maireartige Ver-
zierungen auf Messing durch Eintauchen der Gegenstände in eine kochende, konzentrierte
Auflösung von 1 Tl. Kupfervitriol in 2 Tl. Wasser, wenn man während des Kochans einige Eisen·
nägel mit einlegt. Je nach der Zusammensetzung des MeBBings sind auch die Farben sehr ver·
schieden von dunkelrot bis braun violett.
Ein Moire von sehr schönem Reflex entsteht, auch ohne Eisenzusatz, wenn man den Gegen-
stand aus Messing in einer wässerigen Kupfervitriollösung kocht. Bisweilen erscheint das
Moire erst dann, wenn man die Oberfläche 1nit ein wenig Harz- oder Wachsfirnis gelinde reibt.
(Dingi. Journ. 181, 169.)
Messing mit einer verdünnten Lösung von KupferchI o r i d einige Male bestrichen, nimmt
melierte und grüngraue Bronzefarbe an. (Pharm. Zentrh. 1888, Nr. 47.)
Nach einem Referat in Jahr.-Ber. I. ehem. Teehn. 1890, 488 dient eine heiße Lösung von
600 gKupfernitrat in 200 ccm Wasser, gemischt miteiner Lösungvon 2,5 gSilbernitrat in 10ccm
Wasser zur Herstellung schwarzer Färbungen auf Messing.
Nach Bayer. Kunst- u. Gew.-Bl.1880, 456 färbt man Messinggegenstände durch wiederholtes
Eintauchen in eine bis zur völligen Sättigung erhaltene Auflösung von blanken Kupferdreh·
spänen in Salpetersäure tiefschwarz. Der Ton der Färbung wird durch Einreiben mit Baumöl
noch vertieft.
Nach einem anderen Verfahren (Ref. in Chem.-Ztg. Bep. 1910, 427) wird der Gegenstand
aus Messing, Bronze oder Kupfer, um ihn schwarz zu färben, auf 120° erhitzt und mit einer Lösung
von 2 Tl. Kupfernitrat und 1 Tl. Silbemitrat in Wasser eingebürstet. Die erzielte, sehr beständige
Färbung ist zunächst braunschwarz und muß während 5 Minuten mit einer Lösung von Schwe·
felleher nachbehandelt werden, um sie in Tiefschwarz zu verwandeln. Schließlich wird nochmals
erwärmt und kalt lackiert.
Zur Herstellung einer b r a u n e n Färbung auf Messing verfährt man nach ltletallarbelter 1917,
Nr. 16/16, S. SO wie folgt: Man taucht den im Sandgebläse geraubten, dann mit heißer Lauge w1d
Wasser gereinigten Gegenstand einige Sekunden in Lösung I, spült ihn ab, taucht in Lösung Il,
spült wieder und wiederholt diese Behandlung in den beiden Lösungen bis zur Erzielung der ge-
wünschten Färbung. Schließlich wird der Gegenstand in kaltem Wasser, dann in Seifenwasser
gewaschen, getrocknet, in Benzin getaucht und in Sägespäne eingebettet. Die trockene, zunächst
stumpfbraune Oberfläche wird zwar, trocken gekratzt, glänzend, bedarf jedoch zur Erzielung
eines ansprechenden, warmen Tones eines letzten Aufstriches von filtriertem Bismarckbraun·
lack. - Lösung I ist eine Bariumhydrosulfid- (-hydroxyd-)Lösung, die man in der Weise
erhält, daß man bis P/1 kg käufliches Bariumsulfid, in einem engmaschigen Leinwandbeutel,
in einem Faß mit 451 Wasser begießt und so langsam in Lösung bringt. Bariumsulfid kann man
durch Erhitzen von 5 Tl. Holzkohlenpulver und 1 Tl. Bariumsulfatmehl (Schwerspat) in einf'nl
Schmelztiegel auch selbst erzeugen.- Lösung II erhält man durch Lösung von 280 g grauem,
neutralem Kupferacetat ebenfalls in 451 Wasser. Die Lösung bleibt wegen der Schwerlöslich·
keit des Salzes wolkig und muß vor dem Gebrauche umgerührt werden. - Aus Lösung I schlägt
sich mit dem Kupfer des Messings zunächst Schwefelkupfer nieder, da aus dem Bariun1sulfid
unter dem Einflusse des Luftsauerstoffes Bariumhydroxyd entsteht und Schwefel frei wird. Aus
Lösung II wird auf dem Kupfersulfidhäutchen wieder Kupfer niedergeschlagen, das dann abermals
mit dem Schwefel des Bariumsulfides reagiert usf. Die Stärke der Lösung II muß durch Aus·
probi€ren richtig gewählt werden, da der Kupfemiederschlag, wenn sie zu schwach ist, zu lang-
sam erfolgt, andererseits bei zu großer Konzentration zur Streifenbildung neigt. .
Nach 8. Pensky, Zeitsehr.l.lnstr.-Kunde 1888, 822 erhält man eine blaus eh warze Betze
für Messing durch Schütteln von soviel Kupfercarbonat (etwa 100 g) mit 0,751 Ammoniakflüssig·
keit, daß ein Niederschlag entsteht. Die auf 1 laufgefüllte Lösung bleibt einige Tage stehen und
wird vor dem Gebrauch in ein offenes Gefäß gegossen, worauf man die gereinigten und oxydfreien
Kupfer-(Iegierungen) Oberflächenbehandlung. 341
Gegenstände an einem Messingdraht befestigt und bei gewöhnlicher Temperatur einhängt, 2 Minu-
ten in der FlüBSigkeit bewegt, dann schnell mit Wasser abspült und mit einem weichen Tuch
trocknet. Das Verfahren ist in derselben Weise noch einmal zu wiederholen. Der Zinkgehalt
der Legierung ist Bedingung, Rotguß (Kupferzinn) oder Stellen, die mit Zinnlot bedeckt
sind, können nach diesem Verfahren nicht überzogen werden.- Zum Schwärzen gelber Messing-
artikel kann man übrigens auch eine einfache Löstmg von je 907 g Soda, Grünspan und Am-
moniumcarbonat in 111 Wasser verwenden.
Zur Erzeugung eines g o I d f a r b e n e n bis grünen Überzuges auf Messing löst man nach
C. Puscher, Kunst- u. Gew. 1883, 59 50 g Ätznatron und 40 g Milchzucker in 1 I Wasser, kocht
1 ( 4 Stunde und setzt der dunkelgelben Lösung nach einigem Abkühlen 40 g einer kalt gesättigten
Kupfer v i tri oll ös u ng zu. Die zu behandelnden Messinggegenstände werden dann in die auf 75°
abgekühlte, das ausgeschiedene Kupferoxydul enthaltende FlüBSigkeit getaucht, nach 2 Minuten
herausgenommen und mit Sägespänen getrocknet. Läßt man die Lösung längere Zeit einwirken,
so wird die Farbe blaugrün und schließlich treten Irisfarben auf. Zur Erzielung gleichmäßiger
Farben ist eine Temperatur von 60--75° Bedingung. Das öfter verwendbare Kupferbad wird in
gut verschlossenen Flaschen aufbewahrt und kann durch Zusatz von I 0 g Atznatron und 25 g
Kupfervitriollösung wieder aufgefrischt werden.
Zur Herstellung einer Kupferbeize für braune Färbungen versetzt man nach R. Kayser,
Mitt. d. bayer. Gew.-Mns. 1886, 87 20 g Ammoniakflüssigkeit bis zu schwach lackmussaurer Rea.k·
tion mit- Essigsäure, fügt 10 g Salmiak hinzu, verdünnt auf 11 und streicht die Lösung wiederholt
auf die Kupferflächen auf. Nach Jedem Anstrich reibt man ab und trocknet, bis der gewünschte
braune Ton erreicht ist.
Nach Pbarm. Zentrb.1868, Nr. 47 wird eine besonders schöne g o I d g e 1b e Färbtmg auf blank-
poliertem Messing erzielt, wenn man das reine Messingblech einige Augenblicke bei mittlerer
Temperatur in eine absolut neutrale verdünnte Lösung von Grünspan (neutrales essig-
saures Kupferoxyd) eintaucht; auf hochpolierten Messinggegenständen wird diese Färbung jedoch
nicht ganz gleichmäßig. Vgl. die Originalvorschrift von Böttger in DfngJ. Journ. Hil, 430.
Das Bronzieren kupferner Medaillen beschreibt E. Pl'fwoznik in Dingi. Journ. 224, 213.
Vgl. Polyt. Zentr.-BJ. 1874, 537. Man kocht zu diesem Zweck eine Lösung von 35 g krystallisiert.em
Grünspan und 17,5 g Salmiak in 7,21 Wasser auf ein Volumen von ungefähr 1400 ccm ein,
schäumt während des Kochens häufig ab, versetzt dann mit 490 g Weinessig, kocht nochmals
5 Minuten, filtriert, wäscht den Niederschlag mit kochendem Wasser aus, verdünnt das Filtrat
auf etwa 5700 ccm und verwendet diese etwa 0,06% Kupfer ent.ha.ltende Lösung bei Siedehitze
zur Bronzierung der mit Quarzpulver und Spiritus gereinigten hammergaren Münzen. Die Flüssig-
keitsmenge reicht für etwa 40 Stücke. Nach der Bronzierung spült man die Stücke in warmem,
dann in kaltem Wasser, reibt sie trocken und legt sie noch kurze Zeit auf eine mäßig erhitzte
Eisenplatte, wobei sie etwas nachdunkeln. Verfasser beschreibt dann im Näheren die Ausführung
des Verfahrens und die Versuche, die er anstellte, um diese rein empirische Operation von zu-
fälligen Umständen unabhängig zu machen. Die so behandelten Münzen dunkeln übrigens auch
im Lichte nach und erhalten ihre ursprüngliche Färbung erst wieder, wenn man sie im Luftbade
auf 130° erwärmt. Das Verfahren ist nicht nur auf reines Kupfer, sondern auch auf seine Legie-
rungen mit Zink, Zinn, Mangan oder Eisen usw. anwendbar. Vgl. Dingi. ,Journ. 141, 287.
Es bildet sich also zuerst durch den Sauerstoff der Luft Kupferoxydul, das sich zu Kupferoxyd
oxydiert. Dieses bildet dann mit der Feuchtigkeit und der Kohlensäure der Luft basische Car-
bonate.
Die Bildung der aus Atacamit bestehenden Patina vollzieht sich nach der chemischen
Reaktion:
4 CuO + 2 NaCI + C0 2 + 4 H 20 = 3 CuO · CuCl 2 • 4 H 20 + Na 2C0 8 ,
die freiwillige Zerbröckelung der Gegenstände an der Luft im Sinne der Gleichungen:
3 CuO • CuCl 2 • 4 H 20 + 4 Cu + 2 NaCI = CuCl 2 • 2 NaCI + 3 Cu 20 + 4 H 20,
3 Cu 2Cla + 0 3 + 4 H 20 = 3 CuO • CuCI 2 • 4 H 20 + 2 CuCl8 ,
CuCl 2 + 3 Cu + 0 3 + 4 H 20 = 3 CuO • CuCl 2 • 4 H 20 .
U n günstig wirkt auf die Bildung der Patina unreine Luft ein, die viel Kohlenteilchen, Ruß
und Schwefelwasserstoff enthält, da sich dadurch eine schwarzfärbende Schmutz- und Schwefel-
kupferschicht auf dem Kupfer absetzt (die Denkmäler der Großstädte). Günstig für die Patina·
bildungist reine, feuchte Luft, z. B. an Flüssen und am Meer.
Es ist anzunehmen, daß der grüne, durch Einwirkung von Kohlensäure mit Wasser ent·
stehende Übetzug zuerst durch aus der Luft aufgenommene organische 'J;'eilchen verunreinigt
wird, die dann später, in Fäulnis übergehend, Reduktions- und Zerlegungserscheinun gen hervor-
rufen, so daß die Patina schwarz wird, ähnlich wie bei der Einwirkung von entstehendem Wasser-
stoff auf basische Kupfercarbonate.
Roher Zink- und BleigEthalt beeinträchtigt die Bildung einer schönen und leuchtenden
natürlichen Patina. Solche Legierungen werden an der Luft schwarz und raub, ebenso wie Handels-
bronzen, die Arsen enthalten.
G. Magnus macht in den Verhandl. d. Ver. z. Ber. d. Gew.-Flelßes in Preußen 1884,27 interessante
Mitteilungen über die Zusammensetzung der Bronzen alter Denkmäler, die sich durch besonders
schöne Patina auszeichnen und kommt zu dem Schluß, daß die stark schwankende Zusammen·
setzung dieser Bronzen (von 77-94,5% Kupfergehalt und· 0,8 bis zu 9% Zinngehalt) auf die
Patinabildung keinen Einfluß habe, sondern daß sie in äußeren Ursachen, m der LuftZusammen-
setzung an dem Orte, an dem sich die betreffende Bronze befindet, begründet sei.
Die umfassenden Versuche, die Magnus ausführte, um die Patinabildung auf öffent·
liehen Bronzedenkmälern zu befördern, ergaben das Resultat, daß Öl oder Fett, einmal monat-
lich, bei Vermeidung jedes Überschusses auf den Bronzestandbildern verrieben, die Patinabildung
erheblich begünstigte. Echte Patina läßt sich übrigens im Ton durch häufiges Überwischen
mit wenig Öl am besten mit der schwach eingefetteten Hand verbessern. Das einfachste Ver-
fahren, um die Patinabildung zu unterstützen, ist nach Steiner das bloße Abseifen der Bronze
mit nachfolgendem, sorgfältigem Trocknen. (Poggend. Ann. 186, 480.) Doch dürfte auch bei
dieser Behandlung in Großstädten keine Aussicht vorhanden sein, wirklich schöne Patina zu
erzielen, da die Verbrennungsproduk te der Steinkohlen die Patinaschicht sehr bald schwärzen.
Unter fünf Denkmalsbronzen, die R. Weber sehr eingehend auf Zusammensetzung und im
Zusammenhang mit ihr auf Patinabildung untersuchte, zeigte der Schäfer von Thorwaldsen
(88,58% Cu, 9,14% Sn, 1,28% Zn und 0,84% Pb) den schönsten Patina.ansatz, während bleireichere
und auch wesentlich bleiärmere Bronzen (Bacchus, Germanicus, Minerva) den edlen Charakter,
Glanz und Lüster der Patina nicht aufwiesen. Die Abhandlung ist heute noch vorbildlich für die
gründliche Art, wie chemische Untersuchungen im vorigen Jahrhundert ausgeführt wurden.
(Dingi. Journ. 245, 8611.)
Zur Erzielung einer guten Naturpatina ist die Reinheit und Dichte der Gußhaut erste Be-
dingung und ebenso wird die Patinabindung unterstützt, wenn die Metallschmelze möglichst
strengflüssig ist, zu welchem Zwecke man ihr mit vollem Rechte Edelmetalle, besonders Silber,
zusetzt. Das Gießen der Bronzen in Sandformen ist ein Fehler, da die Gußhaut dadurch porö,;
wird, und auch deshalb, weil durch das unumgänglich nötige Abfeilen, das weichere Innen-
metall, das nur schlecht patiniert an die Oberfläche gelangt. In Metallarbeiter 1884, 84
empfiehlt daher E. Stelner, den Guß in Wachsformen wieder aufzunehmen, wie er seit der Her·
Stellung des Standbildes des Großen Kurfürsten in Berlin nicht wieder. geübt wurde.
Die schöne dunkelgrüne Patina der japanischen und alten Bronzen, vermutlich eine Blei-
suboxydschicht, beruht auf dem hohen Bleigehalt der Bronzen, der, in einer Zusammensetzung
Kupfer-(legierungen) Oberflächenbehandlung. 343
Yon 68,25% Kupfer, 5,47% Zinn, 8,88% Zink und 0,34% Antimon, 17,06% beträgt, während
im allgemeinen zum Bronzeguß Legierungen verwendet werden, die nur 1% Blei enthalten. (Ref.
in Zeitscbr. f. angew. Chem. 26, 1266.)
Kupferne Gegenstände werden zur Erzeugung künstlicher Patina nach D. R. P. 93 043 als
Anode in die Lösung eines kohlensauren Salzes eingehängt, so daß beim Durchleiten des elektrischen
Stromes an der Anode Kohlensäure entwickelt wird, die die Bildung der Patina bewirkt.
Zur Herstellung von Grünspaneffekten auf weichen Metallgegenständen, die vorher nicht
mit Kupfer überzogen zu werden brauchen, bedient man sich nach einem Referat in Chem.-
Ztg. Rep. 1910, 280 eines Elektrolyten, der im Liter Wasser 75 g Kaliumbichromat und 19 g
Kupfersulfat erhält. Die Stromspannung beträgt ~6 Vol,t, die Gegenstände werden als Kathode
eingeführt, als Anode dienen Messing- oder Kupferplatten, elektrolysiert wird bei gewöhnlicher
Temperatur. In 20 Minuten setzt sich das Kupfer ab und wird durch das vorhandene Kalium-
biehrornat zu gleicher Zeit oxydiert.
Zur Herstellung von künstlichen Grünspanüberzügen mit Hilfe des elektrischen
Stromes wird nach einem Referat in Chem.-Ztg. Rep. 1910, 160 wie folgt verfahren: Die sorg-
fältig gereinigten Bronzegegenstände werden als Anode in ein Bad gebracht, das im Liter Wasser
60 g Kupfervitriol, 60 g Salmiak, 30 g Salz, 15 g 28proz. Essigsäure und 7,5 g Chlorzink enthält.
Als Kathode dient eine Kupfer- oder Messingplatte, man elektrolysiert kalt mit einer Spannung
von 6 Volt und erhält bei einer Stromdichte von 2~50 Amp. pro Quadratfuß in 5-10 Minuten
zunächst eine dünne, weiße Schicht, dieimannach vorsichtiger Entfernung des Gegenstandes
aus dem Bade an der Luft trocknen läßt, wobei die Farbe in Grün umschlägt. Beim Eint~uchen
in Wasser wird ein gleichmäßiger, festhaftender Überzug gebildet, der beim Stehenlassen dunkler
wird, so daß man zweckmäßig erst nach einigen Tagen lackiert.
247. Patina festigen. - Lacke, Firnisse, Tinte fü•· Kupfer und Kupferlegierungen.
Zum Festigen der Patina auf alten Bronzemünzen behandelt man die Münzen nach
Elektrochem. Zeitschr. 1918, 238 mit einer Lösung von 15 g Dammarharz und 20 g gebleichtem
Mohnöl in 130 g Benzin und 170 g Terpentinöl. Münzen mit krystallini scher Patinalaugt man
in lauwarmem Wasser mit einem geringen Zusatz chemisch reiner Soda aus, bürstet in lauwarmem
Wasser ab, trocknet und imprägniert dann mit der beschriebenen Harzlösung. Wenn später Aus-
blühungen auftreten sollten, so muß man diese Stellen mit dünner alkoholischer Schellacklösung
oder mit dünnem Fischleim betupfen. Festsitzende Patina braucht nicht besonders behandelt
zu werden, doch ist es zweckmäßig, die Schicht, wenn der Farbenbelag trübe ist, mit einer Lösung
von 20 g gebleichtem Mohnöl in 270g Benzin zu tränken und die Münzen zuerst mit weichen,
dann mit härteren Bürsten zu bearbeiten.
Zur Imitierung galvanischer Patina auf Metallbeschlägen streicht man diese nach
D. Tlschl.-Ztg. 1910, 864 mit einem Kopallack an, der 1 Tl. Sikkativ, 1 TI. Terpentinöl w1d
irgendeine Kupferfarbe (Grünspan oder Schweinfurter Grün) enthält. Um den Bronzen ein altes
Aussehen zu verleihen, versetzt man den Lack außerdem mit etwas Umbra und Kassler Braun.
Für viele Zwecke genügt einfaches Lackieren mit einem entsprechend gefärbten Vernierlack.
In Techn. Rundsch.1907, 846 wird empfohlen, Messingarmaturen für Mineralwasser-
apparate, um sie gegen äußere Einflüsse, besonders gegen die Einwirkung der Kohlensäure zu
schützen, zuerst einmal mit Zaponlack und sodann noch ein- oder zweimal mit einer wasserhellen
alkoholischen Lösung von Schellack zu überziehen, wenn man es nicht vorzieht, diesen umständ-
licheren Lackierprozeß durch einfaches Einfetten mit einem säurefreien Mineralfett oder mit
einer Lösung von 55 Tl. Wachs und 1 Tl. wasserfreiem Lanolin in Terpentinöl zu ersetzen.
Um die eingravierte Schrüt in Messingschildern schwarz auszukleiden, verwendet man
nach Techn. Rundsch. 1909, 699 entweder eine schwarz gefärbte essigsaure Celluloidlösung oder
eine mit Kienruß oder Frankfurterschwarz gefärbte Lösung von 100 g Asphalt, etwas Leinöl
und Mennige in 300 g Terpentinöl oder die Mischung von 120 g Schellack, 5 g Elfenbeinschwarz
und 50 g Salmiak, gelöst in 90 proz. Alkohol mit einer konzentrierten Lösung von 30 g Kautschuk
in Schwefelkohlenstoff.
Zum Ausfüllen von schwarzen Buchstaben auf Messingschildern wird ein guter Firni:>
oder ei_ne Emailfarbe verwendet. Letztere wird bei einer Temperatur von 200° getrocknet, worauf
man die etwa an dcn hcrvortrctend('n Stellen der Oberflä~hc haftende Farbe mittels eines Metall·
Zink und Cadmium (Indium). 345
stückchens entfernt und das Schild auf einer Schleifscheibe glättet. (Bayer. Industrie- u. Ge-
werbeblatt 1918, 104.)
Einen Messinglack stellt man nach Neueste Erf. u. Erf., Wien 1911, 46 her durch Lösen von
je 60 g Schellack, Mastix, Manilakopal und 15 g venezianischem Terpentin in 1 I Spiritus. Dann
setzt man etwas zerstoßenes Glas hinzu, läßt 8-14 Tage stehen und filtriert nach Zusatz von
1 g Borsäure. Durch Zugabe von spritlöslichen Teerfarben erhält man den sogenannten Bril-
lantlack.
Nach W. und J. Ryder, Dingi. Journ. 186, 394 erhält man einen Mechanikerfirnis zum
Lackieren feiner meta.llener Bestandteile durch Lösen von 14 TI. Kolophonium, 2 Tl. feinst
gepulvertem Knopflack, 5 TI. Guttapercha und je 3 Tl. Gummigutt und Drachenblut in 100 Tl.
niedrig siedendem Teeröl. Vgl. F. Daum, SeUens.-Ztg. 1912, 878.
Ein dauerhafter, licht- und lUftbeständiger Goldfirnis für Metallarbeiten und Bronzen
wird nach Dingi. Joum. 126, 483 hergestellt aus einer Lösung von 4 Tl. Krap:plack (Garancin)
in 12 Tl. 96proz. Spiritus, die man nebst etwas alkoholischer Safrantinktur emer ebensolchen
Schellacklösung zusetzt.
Nach R. Knyser, D. lnd.-Ztg. 1876, 279 wird ein sehr harter, schön gefärbter Goldlack
für Meta.llwaren hergestellt aus einer Lösung von hellem Schellack in Alkohol unter Zusatz von
Pikrinsäure und ungefähr %% krystallisierter Borsäure.
Z:ur Herstellung einer Goldlackfarbe auf Messing verwendet man nach D. R. P. 84 460 bei-
spielsweise eine Lösung von 80 g Alizarinrot und 120 g Anilingelb in 100 I absolutem Alkohol, bringt
diese Lösung, zu der man natürlich auch andere Teer- oder auch Pflanzenfarbstoffe verwenden
kann, auf das mit einem Tauchlack bestrichene Meta.ll auf und schleudert sofort ab, so daß eine
gleichmäßige Färbung entsteht. Dieses Vernieren von Metallen ist allgemeiner Anwendung
fähig und kann mit demselben Erfolge auch bei Gegenständen von Bein,__Celluloid usw. benützt
werden.
Nach Pharm. Ztg. 1910, Nr. 79 wird eine einfach-zusammengesetzte Tinte zum Beschreiben
von Messingschildern hergestellt aus einer Lösung von 50 Tl. technischem Kupfercarbonat in
wenig Wasser, die man bis zur Auflösung des anfänglich gebildeten Niederschlages mit Salmiakgeist
und schließlich mit etwa 10% Glycerin versetzt. Das Meta.ll muß vor Aufbringung der Schriftzüge
entfettet sein; wenn es dann genügend geschwärzt ist, wird es einfach mit Wasser abgewaschen.
Über eine ältere Methode zur Übertragung von Musterzeichnungen für die Gravüre
auf Metall mittels einer Zeichenfarbe, die durch Versetzen einer Lösung von 40 g Sublimat in % I
Wasser mit einer Lösung von 50g Jodkalium in derselben Wassermenge hergestellt wird, siehe
G. Witz, Dingi. Journ. 221, 666.
Staaten von Amerika gefunden. Der gewöhnliche Galmei (Zinkspat) ist ein Gemenge von
Zinksilicat und -carbonat. Zink wird auch aus den Ofenansätzen der Eisen-, Blei-, Kupferhoch-
öfen, aus dem Zinkschaum der Werkbleientsilberung usw. gewonnen.
Eigenschaften. Zink (Zincum, Zn) mit dem Atomgewicht 65,37, dem spez. Gewicht 6,9
bis 7,1, Schmelzpunkt 418°, Siedepunkt 916° ist bläulichweiß und großblättrig krystallinisch.
Bei gewöhnlicher Temperatur ist es spröde, so daß es gepulvert werden kann; zwischen 100-150°
wird es weich und dehnbar, so daß man es zu Blech und Draht ausziehen kann; bei 200° wird es
wieder spröde und pulverisierbar.
An der Luft überzieht sich das Zink mit einer Schicht von basischem Zinkcarbonat, die das
darunterliegende Metall vor weiterer Oxydation schützt. Es sei darauf verwiesen, daß nach
Mitteilungen eines Zinkwalzwerkes im Freien lagerndes Zink in einem Jahre, jedenfalls durch
chemische Umsetzungen, etwa 3% an Gewicht verliert, wobei es sich allerdings in diesem Falle
um unraffiniertes Rohzink handelte. (Metall u. Erz 11, 691.) Wasser wird von dichtem Zink
in der Rotglut, von Zinkstaub schon bei gewöhnlicher Temperatur zersetzt. An der Luft erhitzt
verbrennt Zink mit hellem Licht zu Zinkoxyd. Chemisch reines Zink wird von verdünnten
Säuren nicht angegriffen, wohl aber in Kontakt mit Kupfer, Platin, Arsen u. a. Das gewöhnliche
Heimengungen enthaltende Zink des Handels ist in verdünnten Mineralsäuren, ja schon in Essig-
säure leicht löslich unter lebhafter Wasserstoffentwicklung. Auch in Alkalilaugen ist Zink löslich
zu ZiR-katen; es tritt also amphoter auf. Es ist in seinen Verbindungen zweiwertig.
Uber die Verwendung des Zinkes im Metallgewerbe berichtet M. Lieblg in Metall u, Erz
1916, 0 u. 46.
Im Jahre 1913 wurden zusammen etwa 1 Mill. t Rohzink gewonnen, hiervon in den Vereinigten
Staaten von Amerika rund 300 000 t, in Deutschland fast ebensoviel, in Belgien 2 Mill. t, der
Rest in anderen Ländern.
Über die Zinkproduktion der Welt mit Zahlenangaben aus dem Jahre 1913 siehe den Aufsatz
in Zeltschr. f. angew. Chem. 1915, 111, 173.
über Zinkwelterzeugung 1910-1918 siehe Chem.-Ztg.1921, 670, 1083; Weltprod uk ·
tion und -verbrauch 1919-1921 vgl. Chem.-Ztg. 1922, 616, 227, 236; Produktion Deutsch-
lands 1910-1918, S. 236; U.- S.- Amerikas 1921, S. 428; Belgiens 1921, S. 646; Schwe ·
dens 1871-1920, S. 424.
Das Prinzip der Zinkerzverb ü ttung bzw. der Gewinnung des Metalles aus dem Zinkoxyd
beruht auf der Tatsache, daß die Reduktionstemperatur des Oxydes höher liegt als der Schmelz-
punkt des Metalles. Das durch Kohle oder Kohlenoxyd aus dem Oxyd freigesetzte Metall destil-
liert dann in eine Vorlage über. Zur primären Darstellung des Oxydes brauchen die Carbonati-
schen und silicatischen Zinkerze nur im Schacht-, Flamm- oder Fortschauflungsofen bei Rotglut
calciniert zu werden. (Der grundlegende Schachtofen-Zinkverhüttungsprozeß ist in D. R. P. 81368
erstmalig beschrieben.) Da aber Galmei und Kieselzinkerz immer seltener werden, verarbeitet
man außer der ebenfalls spärlicher gewordenen reichen Blende auch Mischerze und armes bzw.
AbfallmateriaL (Über Nutzbarmachung zinkarmer Erze, Abgänge und Aschen siehe auch die
kritische Abhandlung von WölbUng, Metall u. Erz UH9, 420.) Diese Stoffe müssen zuerst aufbereitet,
angereichert und geröstet werden. Die Anreicherung tmd Aufbereitung geschieht auf mechani-
schem, magnetischem, elektrostatischem Wege oder neuerdings viel durch Flotation.
In Metallurg. Chem.Eng.12, 307 sind Versuche beschrieben, das dem Pyritschmelzpro ze ß
zugrundeliegende Prinzip für die Konzentration des Zinks in Erzen von niedrigem Zinkgehalt
anzuwenden, so daß entsprechend der Anreicherung des Kupfers in den Steinen, beim Kupfer·
schmelzprozeß, ein sublimiertes, mit Zink angereichertes Produkt erhalten werden soll. Auch
die Bedingungen zur Überwindung der Schwierigkeiten, die bei Gegenwart von Bleiglanz, Gold
und Silber auftreten, werden besprochen .
. Die Zinkgewinnung geht in drei Phasen vor sich: Röstung der Erze, Reduk-
t 1 o n des gebildeten Zinkoxydes, D e s t i ll a t i o n des erhaltenen Metalles und R a f f i n a -
t i o n des Rohzinks. '
Zink und Cadmium (Indium). 34:7
Die Röstung geschieht in Flamm-, Muffel- oder Gefäßöfen. Das entweichende S01 dient
zur Herstellung von Schwefelsäure. Das Erz muß vollkommen totgeröstet werden, da das Sulfid
von Kohle nicht angegriffen wird. Dabei bildet sich immer etwas ZnS0 4 , bei magnesium- und
kalkhaltigen Erzen: MgSO, und CaSO, und bei eisenhaitigern Material Schwefeleisen. Der Gips
würde nun bei der Weiterarbeitung des Zinkoxydes mit Kohle zu Calciumsulfid reduziert werden
mit dem Endresultat der Entstehung von nicht reduzierbarem Zinksulfid aus ZnO + CaS . 11m
die Sulfatbildung zu verhindem werden verschiedene Wege eingeschlagen, so wurde z. B. vor-
geschlagen die rohen Erze bei der Aufbereitung mit schwefliger Säure zu waschen. Es soll dabei
eine Konzentration des Zinkgehaltes um 3,4% eintreten. Geröstete Blende ist schwerer zu re-
duzieren als gebrannter Galmei oder naß gefälltes ZnO, läßt man sie aber längere Zeit lagern,
so nimmt sie ii.llem Anschein nach C0 1 auf und bildet etwas ZnC08 , das die Reduktion erleichtert.
Die Reduktion des Zinkoxydes mittels Holzkohle und zugleich die Destillation des Metalles
erfolgt in Tongefäßen (Zinkmuffeln) bei 1022° (mittels Kokses bei 1029°), wobei theoretisch:
ZnO + C =Zn +CO für 1 kg ZnO 0,148 kg C verbraucht wurden. In Wirklichkeit stellt sich
der Kohlenverbrauch zur Erzielung einer Metallausbeute von 80-90% auf 50-60% des Erz-
gewichtes. Während der Reduktion und weiter im Destillationsprozeß und beim Kondensieren
des Metalldampfes entwickelt sich bei etwa 1150° ein Strom von Gas, bestehend aus 99 Vol.-% CO
und 1 Vol.-% CO;.L Mehr C01 darf sich nicht bilden, da. sonst das reduzierte Zn wieder zu ZnO
oxydiert würde. Uber die während der Reduktion der Röstblende aus den Zinkmuffeln ent-
weichenden Gase, deren Einwirkung auf den Scherben und die Glasur der Muffeln siehe die
Abhandlungen von 0. Mühlhäuser in Metall und Erz 1918, 898 u. 431, im Anschluß an die Ab-
handlung ebd. S. 168, 202, 269 u. 808. .
Bei der Destill a.tion setztsich zuerst in der Retorte der sog. Zinksta.ub-ab, ein Gemisch
von Zink, Zinkoxyd, Blei, Cadmium und anderen Verunreinigungen und erst später tritt reines
Zink in die Retorte über.
Die technische Bedeutung der Staubfrage für Zinkhütten erläutert 0. Gerold in Metall u. Erz
12, 408 u. 419.
Man unterscheidet bei der Destillation das schlesische, belgisehe und rheinisch-westfälische
Verfahren. Beim schlesischen Verfahren hat man Öfen, die nur eine Reihe langer, großer
Muffeln enthalten, etwa von den Dimensionen: Länge = 1,5-1,9 m, Breite 0,16--0,20 m, licht€!
Höhe 0,60-0,70 m. Die belgisehe Methode arbeitet mit 5-7 übereinandergelagerten Reihen
kleinerer Röhren mit rundem oder elliptischem Querschnitt von ca. 1,40-1,45 m Länge und einem
Durchmesser von 20-25 cm oder bei elliptischem Querschnitt: 16--18: 20-22 cm. Das rhei-
nisch-westfälische Verfahren steht in bezugauf Anordnung, Größe und Anzahl der Muffeln
zwischen den beiden anderen. Die s~hlesische Methode kann bei der Größe der Röhren mit
grobem Röstgut arbeiten, sie ist am geeignetsten für arme Erze mit 18-20% Zn. Die Destilla-
tion dauert länger und es wird mehr Brennmaterial verbraucht als beim belgiseben Verfahren,
dafür aber ist das Ausbringen größer und es kann schlechtere Steinkohle verwandt werden. Bei
den belgiseben Muffeln muß das Tonmaterial sehr gut sein, es werden viel Röhren verbraucht.
Die Destillation geht infolge großer Hitze schnell. Die Methode eignet sich nur für reiche Erze
mit mindestens 40% Zinkgeha.lt. .Seit Einführung der Feuerung mit Generatorgas ist man vom
Brennmaterial unabhängig und das Ausbringen bei den einzelnen Systemen ist annähernd gleich
geworden. Man arbeitet mit 10-20% Zinkverlust.
Die Zinkgewinnung in Oberschlesien beschreibt A. Rzehulka in Zeltschr. f. angew.
Chem. 27, I, 827.
Das Problem der direkten, ununterbrochenen Darstellung von metallischem, flüssigem
Zink ist heute noch nicht gelöst und man bezweifelt auch, ob es gelingen wird bei Anwendung
von hohem Druck im Schachtofen Zink in flüssigem Zustande mit Vorteil zu gewinnen, da sich
rechnerisch feststellen läßt (an von Rlchards gegebenen metallurgischen Daten), daß die tech-
nische Ausführbarkeit unmöglich ist. So bleibt man auf den jetzt üblichen, metallurgischen
Prozeß, der mit großen Metallverlusten und hohem Brennmaterialverbrauch verbunden ist, an-
gewiesen. (A. Rzehnlka, Chem.-Ztg. 88, 896 u. 987.)
Trotzdem können mit dem Destillationsprozell die elektrolytischen [266] oder hydro-
meta 11 ur g i s c h e n [269] Zinkgewinnungsverfahren nur dann in Wettbewerb treten, wenn
sie in Anlagen mit sehr großer :Leistungsfähigkeit ausgeführt werden.
Zur Raffination wird das Zink im Flammofen eingeschmolzen. Es sammelt sich im Sumpf
des Ofens, das Blei setzt sich am Boden, andere Verunreinigungen an der Oberfläche ab. Edel-
metallhaltiges Zink wird zur Raffination in flaschenförmigen Tongefäßen, die innen mit Graphit
überzogen sind, destilliert.
In Bull. Am. Mln. Eng. uns, 1481 beschreibt s. E. Bretherton die Verarbeitung eines Zink-
haitigen Erzes, wobei das Zink als chemisch-reines Produkt gewonnen werden soll, neben
gleichzeitiger Gewinnung von Silber, Gold, Kupfer und Blei.
Die Entwicklung der Zinkblenderöstung auch mit Verwendung von \Vasserdampf zur
Beschleunigung des Prozesses beschreibt E. Schütz in Metallurgie 8, 637.
Die Entwicklungsgeschichte des Regelersehen Blenderöstofens und sein Verbreitungs-
gebiet schildert 0. Mühlhäuser in Zeitschr. I. angew. Chem. 1910, 347.
Verfahren zum Rösten von Zinkblende, ferner zur Gewinnung von Zink im elektrischen
Ofen und die betreffenden Einrichtungen sind in D. R. P. 288 648, 288 955, 288 684 und 288 616
beschrieben. Vgl. D. R. P. 232 928, 284 866, 282141, 210 030, 206148, 206 311, 205 866 usw.
Zur Gewinnung von Zinkoxyd röstet man die sulfidischen Erze bzw. brennt die carbonati-
schen und oxydischen Rohstoffe in mechanischen Röstöfen bzw. Schachtöfen; die Röstgase wer-
den auf Schwefelsäure verarbeitet. Es erfolgt Zersetzung des Zinksulfides in Zinkoxyd und Schwefel·
dioxyd, wobei jedoch ein Teil des Schwefelzinkes durch Sauerstoffaufnahme direkt in Zinksulfat
übergeht. Je höher die Temperatur bei Beginn des Glühens im Luftstrom ist, desto weniger Sulfat
bildet sich und ab 700° entsteht nur noch Zinkoxyd, da das Sulfat bei dieser Temperatur un-
beständig ist. Dementsprechend wird die Röstung in einem Tiegelofen im kalten bzw. warmen
Preßluftstrom vollzogen. (D. R. P. Anm. K. 53 966, KI. 40a.)
Nach einer Abänderung der Vorbehandlung von Zinkerzen vor der Elektrolyse soll man
den Röstprozeß so leiten, daß mehr Sulfat gebildet wird als sonst, so daß man beim folgenden
Laugen durch Umsetzung des Zinksulfates mit Kalk und Magnesia, soweit diese nicht selbst
schon sulfatisiert wurden, auswaschbares Magnesiumsulfat und Gips erhält, der die Elektrolyse
nicht stört, da der mit Gips gesättigte Elektrolyt kein Calciumsulfat mehr aufnimmt. Die zu diesem
Röstprozeß nötige Abänderung der Vorrichtungen ist in der Schrift beschrieben. (D. R. P. 77127.)
Nach Untersuchungen von W. Mostowitsch (Metallurgie 8, 763) sind jedoch die sich abspielen-
den Vorgänge wesentlich komplizierter, wenn in der Blende noch andere Stoffe vorhanden sind.
Bei der Röstung von Zinkblende entsteht im Sinne der Gleichungen
ZnS + 4 0 = ZnS04 , S0 2 + 0 = 803 ,
ZnS + 3 0 = ZnO +S0 2 , ZnO +
803 = ZnS04
auf direktem oder indirektem Wege reines Zinksulfat, dessen Bildung mit 600° beginnend, bei
850° völlig unter Abspaltung von S03 (S0 2 + 0) praktisch vollendet ist. Unter den gleichzeitig
anwesenden Stoffen übt die Kieselsäure, da ihre Bildungstemperatur viel niedriger liegt als
jene der entsprechenden Zinksilicate, überhaupt keine Wirkung aus, während Eisenoxyd über
700° beschleunigend und Calciumoxyd bzw. -carbonat im Sinne der Bildung von CaSOc
wirkt und sich in reiner, trockener Luft bei 800-850° vollständig mit dem Zinkvitriol umsetzt.
Dabei ist die desulfatisierende Wirkung des gebundenen Calciumoxydes viel schwächer als die
des freien CaO oder des Carbonates. Das so entstandene Zinkoxyd wird im trockenen Kohleu-
oxydstrom bei 1100-1130° zu metallischem Zink reduziert und dieses verflüchtigt, während Zink·
vitriol unter denselben Umständen zunächst ZnO, S0 2 und 0 gibt, wobei die schweflige Säure
mit Kohlenoxyd unter Schwefelabscheidung reagiert und ein Teil des Zinksulfates durch Kohlen·
oxyd zu Zinksulfid reduziert wird, das für sich im Kohlenoxydstrome bei 1100-1130° merklich
flüchtig ist. Es ergeben sich demnach folgende Beziehungen:
ZnO + CaS + CO = Zn + CaS + C0 2 ,
ZnO + CaS04 + 5 CO = Zn + CaS + C0 2 ,
ZnS + CaO + CO = Zn + CaS + C0 2 ,
ZnSO, + CaO + 5 CO = Zn + CaS + 5 C0 2 ,
ZnO + BaSO, + 5 CO = Zn + BaS +
5 C0 2 •
Hervorhabenswert ist, daß gebrannter Kalk Zinksulfid und Zinkvitriol gegenüber als sehr energisch
tentschwefelndes Mittel auftritt, und daß das Zinkoxyd Schwefelsäuredämpfe zu binden vermag,
worauf das in den amerikanischen Kupfer· und Bleihütten angewendete Verfahren der Neutrali-
sation der mit S0 2 und S0 3 beladenen Gichtgase vor dem Filtrieren mittels Zinkoxydes beruht.
während bei 800°, wenn die Reduktion vollendet ist, nach der Gleichung
BaSO, +4C = BaS + 4 CO
350 Metalle und Minerale.
Kohlenoxyd entsteht. Das entstehende Bariumsulfid verliert bei 1200° einen geringen Teil seines
Schwefels, ohne jedoch zu sintern und sich zu verändern. Diese Ergebnisse haben besonderen
Wert für die Röstung schwerspathaltiger Blende, bei Pyritschmelzen und bei der Verblaseröstung
sulfidischer Blei· und Kupfererze. (Metallurgie 1909, 450.)
Zur Anreicherung 3-5% Zink enthaltender zinkisoher Dolomite röstet man das Material,
laugt mit Wasser den Kalk als Milch aus und erhält so nach genügendem Auswaschen des Rück-
standes ein Material, das den ursprünglichen Zinkgehalt des Rohproduktes um das 4-5fache
übertrifft. (D. R. P. 46 282.)
Zur völligen Entfernung des Kalkes aus kalkhaltigen Blenden wäscht man sie mit wässeriger
schwefliger Säure. (Lindt, Metallurgie 6, 747.)
Zur Anreicherung von gebrannten und mit Wasser abgelöschten kalkhaltigen Erzen be-
handelt man diese mit einer Zuckerlösung, um den Kalk als Saccharat in Lösung zu bringen,
und unterwirft die entstandene Saccharatlösung zur Wiedergewinnung des Zuckers der Einwirkung
der beim Brennen der Erze erhaltenen Kohlensäure. Das Verfahren läßt sich besonders zur An·
reicherung von kalkhaltigem, zinkarmem Galmei anwenden. (D. R. P. 160 287.)
Zur Gewinnung von verhüttungsfähigem Zinkoxyd aus gipshalt i g e n Niederschlägen geht
man z. B. von einer Lauge aus, die im Liter 70 g Zink und 30 g S0 3 enthält, fällt die Lauge mit
Kalkmilch bei 20° und erhält einen Niederschlag, der etwa 40% Gips einschließt. Er läßt sich
bei Gegenwart von Zinkchlorid durch Erhitzen mit Kochsalzlösung zu unlöslichem,· basischem
Zinksulfat und löslichem Calciumchlorid umsetzen, wobei um so mehr 80 3 an das Zink geht, je
höher erhitzt wird. Daneben ist auch hohe Konzentration der Lösung an Zink und Neutralsalzen
und ferner dauerndes Rühren der Suspension von Zinkoxyd, Gips und Lauge erforderlich. Der
gipsarme Niederschlag von basischem Zinksulfat wird dann vom basischen Salz befreit und wie
üblich auf Zinkoxyd verhüttet. (D. R. P. 331 637.)
Zur Ausscheidung der den Trennungsprozeß ungünstig beeinflussenden Baryterde aus baryt-
haltigen Zinkerzen, erhitzt man die mit einem die Baryterde aufnehmenden wasserlöslichen Salz
vermischte Erzmasse, bis zum Schmelzpunkt des Salzes, wobei die metallhaltigen Bestandteile
des Erzes chemisch nicht beeinflußt werden und die Baryterde in feinem Zustande von dem ge-
schmolzenen Salz aufgenommen wird. (D. R. P. 277 817.)
Zur Aufarbeitung von zink-und bariumhaltigen Kupferschlacken trennt man diese nach
dem spezifischen Gewicht und unterwirft jede der so erhaltenen feingemahlenen Schlackenmehle
getrennt mit 50% Magerkohle und 35% Kalkhydrat gemischt im Sinne der Gleichungen
(BaS, FeS, ZnS)Si0 11 + Ca(OH) + C = (BaS, FeS, CaS)Si0 + ZnO + H
2 2 2 0 + C,
ZnO + C = Zn + CO
der Destillation. (D. R. P. 126 402.) Nach einer Abänderung des Verfahrens übergießt man
die Rückstände mit soviel Magnesiumchloridlauge, daß später beim Rösten nur das Barium·
sulfid, nicht aber auch das Schwefeleisen in das Chlorid übergeführt wird, worauf man nach Ab-
treibung des Schwefelwasserstoffs bei 600-700° röstet und schließlich aus dem Röstgut das Barium·
chlorid durch Auslaugen entfernt. Man erhält so nach der Gleichung
FeS + BaS + CaC1 2 + MgO = FeS + BaCl 2 + CaS + MgO
Laugen mit 20% Bariumchlorid und Rückstände, bestehend aus FeS · CaS • MgO, die in Haufen
gebracht werden, aus denen man das durch langsan1e Oxydation entstehende Eisensulfat extrahiert.
(D. R. P. 129 063.)
Zum Aufschließen zink- und bariumhaltiger Kupferschlacken von der Zusammensetzung
(ZnS · BaS · FeS)Si0 2
läßt man die Schlacken in geschmolzenem Zustande unter Rühren in Kalkhydrat laugen, wobei
nach der Gleichung
(ZnS · BaS · FeS)Si0 2 + CaO = (CaS · BaS • FeS)Si0 2 + ZnO
das Zink aus seiner Silicatverbindung als Zinkoxyd abgeschieden wird. (D. R. P. 128 919.)
Zur Aufarbeitung zink- und bariumhaltiger Kupferschlacken, die das Zink ganz oder zunt
Teil als Zinkoxyd bei Gegenwart von Barium-, Calcium- und Eisensulfid enthalten, behandelt
man das Schlackenmehl mit dem gleichen Gewicht roher Salzsäure und 25% des Gewichtes Wasser
und erhält so nach der Gleichung
(CaS · BaS · FeS)Si0 2 + 3 ZnO + 6 HCl = (CaCl 2 • BaCl 2 • FeCl 2 ) + 3 ZnS + Si0 2 + 3 H 20
das Zink allein als unlösliches Zinksulfid. (D. R. P. 137 801.)
Zur vollständigen Aufarbeitung von Zink, Barium und Eisen enthaltenden Schlacken oder
Kiesabbränden erhitzt man das gepulverte Gut im Gemenge mit Salzsäure mittels strömenden
überhitzten Dampfes in einer eisernen, gegen Wärmeverluste isolierten Retorte auf höchstens
300°, wobei der freiwerdende Schwefel rein abdestilliert und ebenso die aus den Metallchloriden
und -chlorüren freiwerdende Salzsäure abgeblasen und wiedergewonnen wird. Wenn die Dämpfe
Zink und Cadmium (Indium). 351
riicht mehr sauer reagieren, laugt man den Rückstand mit heißem Wasser aus, fällt ans der eisen-
freien Lösung das Kupfer mit Zinkblech und trennt das Bariumchlorid von dem Zinnchlorid durch
fraktionierte Krystallisation oder Fällung mit Bariumcarbonat oder Bariumhydroxyd. (D. R. P.
216 020.)
gewärmt, worauf man es auf einem auf geschmolzenem Blei schwimmenden Schlackenbad in einem
geschlossenen, besonders konstruierten elektrischen Ofen verschmilzt. (A. P. 981188.)
Zur Gewinnung von Zink und Blei aus schwefelzinkreichem Bleiglanz behandelt man das
unter Anwendung von Flußmitteln geschmolzene Erz mit metallischem Zink oder mit Kohle
gemischt, mit Zinkoxyd oder mit dem vorgerösteten und daher Zinkoxyd enthaltenden Erz
selbst, ebenfalls bei Gegenwart eines Reduktionsmittels. Ein Zusatz von 2-4% Kochsalz erhöht
die Schmelzfähigkeit der sulfidischen Erze. (D. R. P. 203 018.)
Ein Röstverfahren von Blei- und Zinkerzen in mehrmaliger Aufeinanderfolge zuerst in einem
geschlossenen Ofen und dann unter Luftzutritt ist in D. R. P. 106 060 beschrieben.
Zur Beseitigtmg des Bleies aus bleioxydhaltigen Zinkdämpfen läßt man diese durch bis zur
·weißglut erhitzte Kohlen streichen, wobei die Bleioxyde zu Blei reduziert zurückbleiben, während
das Zink abzieht und rein gewonnen wird. (D. R. P. 187 006.)
Zur Herstellung von Zinkoxyd bläst man durch das auf einem Rost befindliche Erz-Koks-
gemenge heißen Wind, so daß sich das Blei verflüchtigt und mit überschüssigem Schwefel im
Sackraum aufgefangen wird, worauf man es durch Brennen vom Schwefelüberschuß befreit. Es
wird dann zusammen mit Zinkabfällen und Koks in einem Kupolofen abermals verdampft und
bildet in Säcken aufgefangen das feine sublimierte weiße Bleiweiß des Handels. Nach einem
in Zeitscbr. f. angew. Chem. 1910, 1047 erwähnten Verfahren kann man auf ähnlichem Wege
aus komplexen Zinkbleierzen ebenso basisches Bleisulfat und Zinkoxyd gewinnen.
Nach A. P. 1396 740 erhitzt man die Blei-Zinksulfiderze mit einer der Gesamtsulfidmenge
äquivalenten Menge eines Metallchlorides in einem geschlossenen kontinuierlich arbeitenden
Ofen und laugt aus der Masse das entstandene Bleichlorid aus. ·
21)3. Andere Metalle (Silber, Kupfer) enthaltende Zinkerze. Entkieselung und Ent-
eisenung der Blende.
'Über die Trennung der bei der Zinkentsilberung abfallenden Oxyde des Bleies, Zinks
1md Antimons siehe G. Kroupa, Österr. z. f. Berg- u. Hüttenw. 62, 763.
Zur Entfernung von Zink aus Bleisilberlegierungen preßt man Wasserstoff oder Kohlen-
oxyd oder Kohlenwasserstoffe oder Stickstoff oder Gemische dieser Gase in die flüssige Schmelze,
bis diese nach Austreibung des gesamten Zinks als Staub bzw. Zinkoxyd völlig frei von diesem
Metall ist. Das Blei bleibt bei der Behandlung unverändert. (D. R. P. 4ö 196.)
Zur Verarbeitung von Blende mischt man sie mit Bleiglätte, erhitzt unter Luftabschluß,
so daß sich das silberhaltige Blei abscheidet, und erhitzt den verbleibenden Rückstand weiter
mit Hochofenschlacke oder einem anderen Flußmittel, während man gleichzeitig Luft oder Dampf
durchbläst, um das Zinkoxyd zur Abscheidung zu bringen. Das Blei wird vom Boden des Schmelz-
gefäßes abgestochen, das Zinkoxyd von der Oberfläche des Schmelztiegels von Zeit zu Zeit ent-
fernt. Der nunmehr verbleibende, zum größten Teil aus Bleioxyd bestehende Rückstand wird
so lange mit frischem Erz versetzt, bis nach Reduktion eines Teiles des Bleioxydes mit Kohle
und Abstechen des erhaltenen Bleies eine vorwiegend aus Bleioxyd und Zinkoxyd bestehende
Masse erhalten wird, die durch Zuführung von Kohle reduziert das Blei abgibt und Zinkoxyd
hinterläßt. (D. R. P. 82 099.)
Nach einem anderen Verfahren destilliert man das Zink aus den oxydischenoder gerösteten
sulfidischen Zinkerzen zuerst aus basisch gefütterter Retorte ab und verarbeitet die Rückstände
dann erst auf die noch vorhandenen Begleit-(Edel-)Metalle. (D. R. f. 122 207.)
Ein Verfahren zur Verarbeitung von Blei und Silber enthaltenden Zinkerzen unter Verschlak·
kung des Zinkgehaltes ist dadurch gekennzeichnet, daß man bei der Reduktion nur soviel Kohlen·
stoff beigibt, als zur Reduktion des Bleies und Silbers nötig ist, während das Zink in die Schlacke
geht, abdestilliert, verdichtet und der Beschickung von Zeit zu Zeit wieder zugesetzt wird. (D. R. P.
161 021.)
Zur Verarbeitung von Blei und Silber enthaltenden Zinkerzen arbeitet man unter Zusatz
von nur so viel Kohle als zur Reduktion des Blei- und Silbergehaltes zum Metall nötig ist, in einem
luftdicht abgeschlossenen elektrischen Ofen, so daß bei Vermeidung jedes Kohlenüberschusses
alles Zink in die Schlacke geht. (D. R. P. 169 208.)
Das Prinzip des Deweyschen Zinkgewinnungsverfahrens aus Erzen mit 15% Zink
(neben Gold, Silber und Blei) besteht darin, daß man das Schwefelzink durch Röstung in Zinksulfat
verwandelt, dieses aus dem Röstgut auslaugt, die erhaltene Zinklösung zur Trockne dampft und
den Abdampfrückstand auf Zinkweiß und reines Zink weiterverarbeitet. Man vermag so Gold,
Silber und Blei bis zu 95% auszubringen, beim Zink und Kupfer ist die Ausbeute allerdings ge·
ringer. (G. Kroupa, Österr. Z. f. Berg- u. Hüttenw. 1906, 869.)
Zur Zinkgewinnung aus kupferhaltigen, sulfidischen Zinkerzen setzt man dem zu verblasenden
'Material nur so geringe Mengen von Alkali- oder Erdalkalichloride enthaltenden Flußmitteln zu
(Kochsalz, Calciumfluorid, Calciumchlorid), also etwa nur 3-6%, daß das Zink in metallischer
Form oder als Zinkoxyd oder Zinkweiß gewonnen wird. (D. R. P. 212 897.)
Zur Gewinnung von Zink, Blei, Kupfer, Nickel, Kobalt aus schwefelhaltigen Erzen schmilzt
man das Erz nach evtl. Zusatz von Eisen-, Calcium-, Aluminiumoxyd oder anderen sich mit dem
Schwefelmetall in der Wärme unter Bildung von Metalloxyd umsetzenden Oxyden und unter
Zink und Cadmiwn (Indium). 353
weiterem Zusatz von Kohle zwecks Reduktion des entstandenen Metalloxydes im elektrischen
Ofen nieder, wobei man das Zink in Dampfform abtreibt, während die anderen Metalle bei
geeigneter Regelung der Temperatur noch flÜBBig bleiben. (D. R. P. 132 20ö.)
Die Ursache, daß das Zink aus eisenreich e n Blenden schwerer auszubringen ist als aus
eisenarmen Galmei liegt an der Bildung der schwerer als Zinkoxyd reduzierbaren, beim Ab-
rösten eisenreicher Blenden aus den Oxyden entstehenden Verbindung Fe 2 ZnO,. (Lindt, Metall-
urgie 6, 747 bzw. 74ö.)
Die Verhüttung gemischter Erze mit einem Gehalt von 40% Zink, 8% Blei, 2% Kupfer
und 12% Eisenoxyd (Rest Kalk, Tonerde, Kieselerde) im Jobnatonachen elektrischen
Ofen ist in Öaterr. Z. f. Berg· u. Hüttenw. 61, 667 beschrieben.
Zur Abscheidung des in der Zinkblende als Schwefelkies vorhandenen Eisens unterwirft
man das Erz bei Gegenwart von Feuchtigkeit unter gleichzeitiger Erwärmung mit Feuergasen
auf 50-300°, der Oxyda.tion, laugt den allein oxydierten und so in Wasser löslich gewordenen
Schwefelkies aus und entfernt die Lauge von der unveränderten Zinkblende. Man arbeitet am
besten im Freien durch Aufhäufung der Zinkblende und Zufuhr der Feuergase durch in die Haufen
eingelegte Kanäle. (D. R. P. 149 UU.) *
Ein Verfahren zur Verhüttung von Eisen, Zink, Blei usw. enthaltenden Erzen nach Über-
führung ihrer Metallverbindungen in Metalloxyde durch Röstung und nach der Reduktion der
Eisenoxyde zu Eisenschwamm ist durch den starken Eisenreichtwn der Beschickung gekenn-
zeichnet, so daß· das geschmolzene Eisen den Sauerstoff der anderen Oxyde aufnimmt oder auf
überschüssigen Schmelzkoks überträgt. (D. R. P. 196 284.)
Bei der Einwirkung von Kohle und Silicium auf Zinkblende entsteht bei hohen Temperaturen
ein Bj_US Zinksulfid und Silicium -erhaltenes, nicht reduzierbares Reaktionsprodukt der ungefähren
Formel ZnSSi, jedenfalls einer Molekularverbindung des Sulfids mit Silicium. (W. Fränkel, Metall-
urgie 1909, 682.)
Bei Verarbeitung kieselsäureha.ltiger Zinkerze erhitzt man das mit Kohle gemischte Silicat
im elektrischen Ofen unter gleichzeitiger Abscheidung des Zinks bis zur Bildung von Silicium-
carbid. (D. R. P. 128 ö3ö.)
Zur Entfernung der gelatinösen Kieselsäure aus Zinkerzen oder Konzentraten, die z. B.
8% Blei, 20% Eisen und 6% Unlösliches mit 4,5% Kieselsäure und 1,5% Tonerde enthalten,
röstet man das Gut zwecks Überführung der Sulfide in Oxyde und Sulfate, laugt das Röstprodukt
mit 8--9 proz. Schwefelsäure aus, neutralisiert die Lauge mit dem Röstprodukt unter Zusatz
von etwas Kalkstein und Zinkstaub und fällt dadurch die ganze Kieselsäure aus. Die filtrierte
Lösung wird durch Zinkstaub von etwas Kupfer und Cadmium befreit und als 8 proz. neutrale
Flüssigkeit elektrolysiert. Die Aufarbeitung des noch Zink enthaltencl.en Filterkuchens ist in
der Schrift beschrieben. (A. P. 1281 031-032.) - S. a. (26ö.]
Zur Abscheidung von Zinkoxyd aus Zinkoxyd und S01 enthaltenden Gasen wäscht man
sie mit Erdöl, Teeröl, pflanzlichen oder anderen Ölen, in denen sich, zum Unterschied von wässe-
riger Seifenlösung, etwa gebildetes schwefelsaures Zink nicht löst. In der letzteren löst sich da-
gegen schweflige Säure und es resultiert eine Flüssigkeit~ die lösend auf das Zinkoxyd einwirkt.
Man braucht dann den entstehenden Zinkoxydschlamm nur durch Pressen von dem anhaftenden
Öl zu befreien. (D. R. P. 226 960.)
Zur Verminderung der Transportkosten (z. B. in Mexiko) bzw. zur Erzielung von Brennstoff.
ersparnie bei der weiteren Verarbeitung des Erzes (Deutschland und Belgien) wandelt man das
natürliche Zinkcarbonatdurch Erhitzen auf eine Temperatur, bei der die Kohlensäure entweicht,
ohne daß sich Zink verflüchtigt (im Laboratorium 2 Stunden auf 920°) in Zinkoxyd um. In
Metallurg. Chem. Eng. 14, 81 beschreibt W. P. Simpson des Näheren die praktische Durchführung
des Prozesses, besonders die richtige Zerkleinerung des Erzes und die Art der anzuwendenden Öfen.
Zur Herstellung von Zinkoxyd führt man arme, das Zink als Sulfat oder Sulfid enthaltende
Erze völlig in schwefelsaure Salze über, laugt diese aus und fällt das Zink mit Magnesia oder
Magnesiumcarbonat als Oxyd bzw. Carbonat aus (D. R. P. 21 987) oder man setzt dem Sulfat fein-
gepulvertes Zinkoxyd zu bzw. bereitet aus beiden einen wässerigen Brei, der getrocknet wird,
worauf man die Stücke calciniert. Auf diese Weise wird im normalen Glühbetrieb ohne Nachteil
fiir die Öfen das Schwefeldioxyd völlig abgespalten, aufgefangen und weiterverwertet, während
der schwefelfreie Glührückstand allen Zwecken dienen kann, für die Zinkoxyd verwendet wird.
(D. R. P. 240 461.)
Zur Gewinnung von reinem Zinkoxyd aus unreinem Oxyd oder Carbonat oder zinkhaltigen
Rückständen im Kreislauf löst man die Stoffe in Salzsäure, fällt das Blei durch Magnesiumsulfat,
die anderen Metalle durch kohlensauren Kalk und schließlich das Zink mittels Magnesia oder
kohlensaurer Magnesia aus. Die verbleibende Chlormagnesiumlösung wird wie üblich auf Salz-
säure und Magnesiumoxyd verarbeitet, von denen die erstere zum Lösen neuer Mengen der zink-
haltigen Stoffe, die gewonnene Magnesia zum Fällen des Zinks benützt wird. (D. R. P. 276 '103.)
Zur Vorbereitung von Zinkoxyd für die Verhüttung und für den Transport erhitzt man das
z. B. aus der Flugstaubkammer kommende lose Zinkoxyd in einem Muffel- oder Flammofen
etwa 2-3 Stunden bis zur Frittung auf etwa 1000°. (D. R. P. 214 ~12.)
Zur Umwandlung von lockerem Zinkoxyd in ein dichtes, zur Verhüttung geeignetes
Material behandelt man das lockere Produkt zwecks Bildung von Zinkoxychlorid mit Zinkchlorid
und erhitzt jenes zur Austreibung des Chlorides. Praktisch verfährt man in der Weise, daß man
das Zinkoxyd mit Kohle und Zinkchloridlösung brikettiert und nun auf eine Temperatur erhitzt,
bei der das Zinkchlorid ausgetrieben wird, ohne daß sich das kohlenstoffhaltige Material zersetzt.
(D, R. P. 243 612.)
Zur Vorbereitung von geblasenem Zinkoxyd für die nachfolgende Reduktion in Retorten
durch Brikettieren mischt man es mit einer geringen Menge von Soda oder Atznatron und eben·
falls geringen Mengen organischer oder anorganischer, fiberförmiger Materialien, während des
Brikettierens und erhitzt auf etwa 600-700°. Die Masse schrumpft dabei etwa auf ein Drittel
ihres ursprünglichen Volumens zusammen und ist in der Struktur so verändert, daß sie mit Kohle
bituminöser Art, Pech oder Melasserückständen leicht brikettiert und dann dem Destillations·
prozeß ohne merkliche Zersetzung unterworfen werden kann. (D. R. P. 273 368.)
Zur Vorbehandlung von fein zerteiltem Zinkoxyd erhitzt man das mit Wasser angerührte
Oxyd unter knetender Bewegung, so daß es zu kugligen Teilchen von Hirsekorn- bis Erbsen·
größe verdichtet wird, wodurch sich verschiedene Vorteile des Wärmedurchganges, der Wärme·
leitungsfähigkeit, des Widerstandes usw. ergeben. (D. R. P. 278 061.)
Kohlenoxyd führt zu mit großen Mengen Kohlensäure verdünnten Zinkdämpfen, wodurch die
Zinkstaubbildung befördert und die Kondensation der Dämpfe verhindert wird.
Nach D. B. P. 148 489 führt man ein befeuchtetes Gemisch von Zinkerz, Eisenerz, Kalk
und Kohle ununterbrochen in einen elektrischen Strahlungsofen ein, in dem das Material eine
der strahlenden Wärme ausgesetzte Böschung bildet, von der die leichtflüchtigen Metalle ver-
dampfen, während die übrigen Bestandteile an ihr abfließen. Nach dem Zusatzpatent kann man
auch andere Metalle (Blei, Gold, Silber) durch Verdampfung an der Oberfläche gewinnen und
ableiten, während die verschlackenden Teile an der ursprünglich aufgeschichteten Erzböschung
abfließen. {D. B. P. 162 636.) Vgl. auch D. B. P. 167 603: Elektrische Strahlungsöfen.
Über die Vorteile der Herstellung von Zink und Zinkweiß im elektrischen statt
im gewöhnlichen Muffelofen findet sich eine Abhandlung in Farbenztg. 18, 1069, woselbst auch
die Gewinnung des Zinks und des Zinkweißes aus Zinkblende beschrieben ist. Man arbeitet, um
zu einem eisenfreien Produkt zu kommen, in der Weise, daß man nach der Gleichung
ZnS + CaO +'C =CO + CaS +Zn
Kalk und Kohle auf geschmolzene Zinkblende einwirken läßt, worauf man die Zinkdämpfe in
einem Verbrennungsapparat zu Zinkoxyd verbrennt.
Zur Gewinnung von Zink im elektrischen Ofen beschickt man diesen lediglich mit künstlich
durch Verbrennung von Zink erhaltenem lockerem Zinkoxyd und Kohle in aufeinanderfolgenden
Schichten, wobei man d~ Zinkoxyd vorher soweit erhitzt, daß die in Dampf umwandelba.ren
Stoffe ausgetrieben werden, ohne daß sich das Oxyd verdichtet. ·Im elektrischen Widerstands·
ofen wird dann die Reduktion des Oxydes zum Metall bewirkt. (D. B. P. 295 419.)
Oder man brikettiert fein zerteiltes und calciniertes Zinkerz mit Kokspulver und Pech, ent-
fernt die flüchtigen Bestandteile durch Erhitzen und bringt die Preßlinge als zusammenhängenden
Widerstand zwischen die Elektroden eines geschlossenen elektrischen Ofens. Beim Durchleiten
des Stromes destilliert das Zink ab. (Norw. P. 31 307.)
Über das elektrische Verschmelzen von Zinkerzen und die Reduktion nach der Gleichung
ZnO + CO = Zn + C01 und C0 1 + C = 2 CO
und die Schwierigkeiten, die sich bei dieser Art der Zinkerzaufarbeitung ergeben, siehe die Referate
über Arbeiten von Louvrler, Iohnsou und Iugalls in Zeltschr. r. angew. Chem. 28, 250.
Über die Umsetzungen, die beim elektrischen Schmelzen von Zink vor sieb gehen (ungeröstete
Zinkblende, Kalk und Kohle), siebe A. P. 742 830.
Ein elektrolytisches Verfahren zur Gewinnung von Zink aus Zinkerzen ist ferner in Norw. P.
32 30 1 beschrieben.
Zur Gewinnung von Eisen und Zink aus Erzen oder Kiesabbränden behandelt man das ge·
schmolzene Material im elektrischen Ofen mit Kohlenoxyd oder Generatorgas und destil·
liert das reine Zink ab. Es empfiehlt sich die Ausgangsmaterialien vorher mit Luft oder sauer·
stoffhaltigen Gasen zu behandeln. (D. B. P. 189 313.)
Vgl.: Verfahren der Gewinnung von Zink durch Einleiten heißer reduzierender Gase (CO
und~) in das Gemisch von Erz und Kohle. (D. B. P. 289 314.)
Uber die Gewinnung des Zinks im Hochofen mit Hilfe von Wassergas, wobei bei einem
im kleinen Maßstab durchgeführten Versuch nicht Zinkstaub, sondern flüssiges Metall gewonnen
wurde, siehe 0. Nagel, Chem.-Ztg. 86, 621.
Zur Gewinnung von Zink oder Zinkstaub aus Zinkblende oder anderem schwefelhaltigen
Material erhitzt man das Gut im Wasserstoffstrom und zerstört oder entfernt den Schwefel·
wasserstoff oder Schwefel ehe er bei der Abkühlung schwefelnd auf die Zinkdämpfe einwirken
könnte. Man bindet den aus der vor der Behandlung mit Wasserstoff evtl. vorgeglühten, schwefel·
zinkhaltigen Masse abgeschiedenen Schwefel durch Kalk allein oder im Gemenge mit Kohle
und erhält so reines Zink, während das einfache Erhitzen im Wasserstoffstrom wegen der Umkehr·
barkeit der Reaktion
ZnS + 2 H ~ Zn + H 1S
nicht zum Ziele führt, sondern lediglich eine Sublimation des Zinksulfides bewirkt. (D. B. p,
244 893.)
Zur Gewinnung von Rohzink aus zinkhaltigen Materialien ersetzt man die zur Reduktion
nötige Kohle teilweise (zum geringeren Teil) durch Carbide der Erdalkalien und vermag so
die zur vollständigen Zinkreduktion nötige Temperatur, unter Abkürzung der Reduktionsperiode,
der Destillationsperiode des Zinks zu nähern und das Metall vollständig aus der Beschickung
abzudestillieren, während es bisher mit Verwendung von Kohle allein nötig war, gegen Ende
der Reduktionsperiod~ auf Temperaturen zu erhitzen, die die Destillationstemperatur des Zinks
(900-950°) erbeblieb übersteigen. Dabei ergaben sich trotz der zwischen 12 und 24: Stunden
betragenden Produktionsdauer Verluste von mindestens 5% Zink, die in der Beschickung zurüM·
blieben. (D. B. P. 242 84:2.)
Auch nach D. B. P. 272 537 reduziert man mit Carbid, jedoch auf elektrothermischem Weg~,
und kann dann, was bisher nicht möglich war, wegen der nur niedrigen Reduktionswärme dlf'
Destillation in großen Muffeln ausführen, wie sie sonst in der Leucbtgasfabrikation Verwendung
finden.
Zink und Cadmium (Indium). 357
Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des aluminothermischen Zinkgewinnungsver-
fahrens verarbeitet man das möglichst reine Zinkoxyd im Gemisch mit Zinkstaub und Alu-
minium unter gleichzeitiger Regelung der Reaktionsgeschwindigkeit und Ausnutzung der über-
schüssigen Wärme des Umsetzungsvorganges, so daß als wertvolles Nebenprodukt die Tonerde
als Korund erhalten wird. (D. R. P. 319 814.)
'Über Herstellung der Zinkretorten und über deren Verhalten im Feuer berichtet in einer
umfassenden Arbeit über den Ton von St. Louis 0. Mühlhäuser in Zeitscbr. f. angew. Chem. 1903,
148, 222 u. 278, speziell aufS. 274. Vgl. den Abschnitt: Feuerfeste Steine und Geräte (687 ff,]
u. (666].
über die den Zinkofenmuffeln schädlichen Bestandteile von Zinkerzschlacken, die
zwischen 40 und 72% Kieselsäure, 13-33% Tonerde, 2-27% Eisenoxyd und 1-19% Kalk
enthielten und ferner über die Möglichkeit, durch Erhöhung des Gehaltes der Schlacken an
Tone~!le eine Schutzschicht zu bilden, siehe 0. Proske in Tonlnd.-Ztg, 39, 283.
Ubcr die Einwirkung von Schlacken und Dämpfen auf die Muffelmasse des Zink-
hüttenbetriebes und über die Aufnahmefähigkeit des Tones für Zinkoxyd siehe 0. Proske, Metall
u. Erz 11, 888, 877, 412, 668,
_ Die größte Schonung der Zinkmuffeln soll durch das sog. Tempern erreicht werden,
also das Erhitzen auf eine bestimmte, etwa 800° nicht übersteigende Temperatur, bei der, ohne
daß Sinterung eintritt, die Tonsubstanz ebenso wie Gips und Limonit ihr Wasser, Eisenspat
Zink und Cadmium (Indium). 359
die Kohlensäure, Pyrit den Schwefel abgeben und überdies die organische Substanz Zersetzung
erleidet, so daß ein Scherben zurückbleibt, der neben Tonerde und Kieselsäure als wesE-ntliche
Bestandteile nur geringe Mengen anderer Stoffe enthält, die während der späteren Arbeit als
Flußmittel wirken und die Festigkeit des Scherbens erhöhen. (0. Mühlhäuser, Metall u. Erz
uns, 202.)
Zur Aufhebung der Porosität von Zinkmuffeln und zur Erhöhung ihrer Widerstandsfähig-
keit gegen den Angriff der Schlacken füttert man sie auf der Innenfläche mit einem Überzug von
Ton und Carborund um. (D. R. P. 184 022.)
Zur Schonung der Zinkmuffeln bei der reduktiven Zinkgewinnung setzt man der Beschickung
eine Schutzmasse zu, die man aus schon gebrauchten Muffeln oder anderen Reduktionsgefäßen,
die mit Zink gesättigt sind, herstellt. Dadurch wird die Lebensdauer der Muffeln, aus deren Mate-
rial die, je nach der Gangart, basische oder saure Schlacke Kieselsäure bzw. Tonerde herauslöst,
wesentlich verlängert. Man stellt aus der Schutzmasse und aus der Gangart des Erzes ein so schwer
schmelzbares Silicat her, daß es eben infolge seiner Schwerflüssigkeit in den Reduktionsrück-
ständen suspensiert bleibt und die Muffelwände nicht erreicht. Außerdem wirkt die durch die
Schutzmasse erzielte Verdünnung bei Erzen mit hohem Zinkgehalt sehr vorteilhaft. (D. R. P.
231694.)
Verfahren zur Herstellung von Muffeln mit Schutzauskleidung (Koks, Graphit, Magnesit,
Bauxit, Carborundum) für die Gewinnung leicht flüchtiger Metalle wie Zink sind in D. R. P.
298 684 und 299 445 beschrieben.
Zur Trennung von B 1ende und B 1e i g 1an z mischt man der Lauge des Röstgutes 1%
Ferrosulfat zu, wodurch aus dem bei der Laugung zugleich in Lösung gegangenen Silbersulfat
das Silber nach der Gleichung
Ag 2S0 4 + 2 FeSO, = Fe 2 (SO,)a + 2 Ag
ausgesc}1ieden wird. Man laugt dann abermals mit ferrosulfathaitigern Ferrisulfat, um das als
Oxyd oder Sulfid zurückgebliebene Zink abzuscheiden, und laugt schließlich ein drittes Mal, zwecks
Auswaschung der Rückstände, mit 1 proz. wässeriger Ferrosulfatlösung. Im rückbleibenden
Endprodukt ist alles Blei mit den Edelmetallen vorhanden. (D. R. P. 78 169.)
Zum Auslaugen von Metallen, besonders von Zink, aus oxydischen oder gerösteten Erzen
mittels Schwefelsäure und Ferrisulfat fügt man Kochsalz zu, so daß man eine Lösung erhält,
die aus 83% Wasser, 15% gewöhnlicher Schwefelsäure, 1% Ferrisulfat und 1% Kochsalz besteht.
Diese Lösung leitet man bis zur Sättigung und bis alle freie Säure neutralisiert ist über das zer-
kleinerte Erz und arbeitet sie dann wie üblich auf. (D. R. P. 197 044.)
Ein Verfahren zur Verarbeitung gemischter sulfidischer Zinkerze mit Ferrisulfat unter
Oxydation des entstehenden Ferrosulfates und unter Nutzbarmachung der beim Calcinieren von
Zinksulfat erzeugten sauren Gase für den Arbeitsgang ist dadurch gekennzeichnet, daß man die
360 Metalle und Minerale.
mit oxydierenden Mitteln und Zinkoxyden weitergereinigt, worauf man die Zinkchloridlösung
elektrolysiert, so daß mittels des abgeschiedenen Chlors ein K.reislaufprozeß resultiert. (D. R. P,
216 861.)
Zur Herstellung von metallischem Zink behandelt man das in einem geschmolzenen Metall-
chlorid suspendierte Schwefelerz zuerst mit elektrolytisch gewonnenem Chlor, entfernt aus dem
erhaltenen Metallchloridgemenge die Metalle außer Zink, fällt dieses mit Ammoniak oder Cyan-
amid als Hydrat, filtriert dieses, wäscht, trocknet und verschmilzt es zum Metall. (D. R. P. 278 621.}
Vor der elektrolytischen Aufarbeitung von zink- und bleihaltigen Mischerzen behandelt man
sie, wenn sie vorwiegend Zink enthalten, direkt mit Salzsäure, reinigt die Laugen von den Be-
gleitmetallen und dampft jene ein. Wenn jedoch Bleierze vorliegen, wird das Röstgut zunächst
mit verdünnter Essigsäure ausgelaugt und aus dieser Lösung mit konzentrierter Salzsäure sämt-
liches Blei und Silber in Chloridform entfernt. Diese Laugen, denen man dann noch Eisen und
Tonerde durch Erhitzen entzieht, werden zur Auslaugung neuer Röstgutmengen benützt, bis
sämtliche Essigsäure an Zink gebunden ist und durch Einleiten von Salzsäuregas und folgende
Destillation regeneriert werden kann. (D. R. P. 82126,)
Zur Gewinnung von Zinkchlorid aus Abbränden oder Erzen behandelt man das Material
in Stückform bei etwa 550° mit g a s f ö r m i g er Salzsäure, die wesentlich besser durchdringt und
die Sauerstoffverbindungen des Eisens weit weniger angreift als die flüssige Säure. Die geringen,
dennoch in Lösung gehenden Eisenmengen werden durch Zusatz von Zinkoxyd entfernt. Man
kann so aus 6-7% Zink enthaltenden Abbränden mit 5-7% Salzsäure 90% des Zinks ausbringen
und ~as Rückstandsmaterial direkt dem Hochofen zuführen. (D. R. P. 168 087.)
Über die Laugerei eines kalkreichen Zinkerzes mit Säuren, namentlich mit Salzsäure,
siehe 0. C. Ralston und A. E. Gartside, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 822.
Zur Aufarbeitung von Zinkblende kann man das Erz auch nach der Entfernung der alkalischen
Erden und der säurelöslichen Sulfide mittels Salzsäure mit einem Gemenge von Salpeter.säure,
Salzsäure und Wasser aufschließen. Die nach den Umsetzungsgleichungen
2 HN0 3 + 3 ZnS + 3 H 2S0 4 = 3 ZnSO, + +
3S 2 NO+ 4 H 20,
2 HN0 3 +3 ZnS + 6 HCl = 3 ZnC1 1+ 3S+ 2 NO + 4, H 1 0
freiwerdenden nitrosen Gase werden regeneriert. Man erhält bei richtiger Leitung des Pro-
zesses, bei dem vor allem die Oxydation des Schwefels vermieden werden muß, neben letzterem
eine Zinkchloridlösung, aus der man nach Abscheidung des Natriumsulfates und nach Entfernung
der elektronegativeren anderen Metalle das Zink elektrolytisch abscheidet. In ähnlicher Weise
lassen sich auch blei-, kupfer-, nicke!-, silber- und eisenhaltige Erze aufarbeiten. (D. R. P. 86 643.)
Zur Gewinnung von metallischem Zink behandelt man die getrockneten oder gerösteten
Erze zur Bildung von Zinkfluoriden oder Zinksilicofluoriden mit Fluorwasserstoffsäure oder
Kieselfluorwasserstoffsäure und verschmilzt die bei 100-150° getrockneten Salze im Gemenge
mit Zinkoxyd und Kochsalz als Flußmittel im elektrischen Ofen. (D. R. P. 246 866.)
Zur Auslaugung armer Galmeierze oder gerösteter Schwefelzinkerze eignet sich auch heiße,
konzentrierte Calci umchloridlösung, die nach der Gleichung
ZnO + C0 2 = ZnC0 8 ; ZnC08 +
CaC1 1 = ZnC1 1 +
CaC0 3
Zinkchloridlösung erzeugt, die man unter Benutzung unlöslicher Anoden elektrolysiert, während
das Chlor in bekannter Weise nutzbar gemacht wird. Es empfiehlt sich aus ökonomischen Gründen
nur einen Teil des Zinks elektrolytisch, den Rest aber durch Kalk oder Sulfide niederzuschlagen
oder ihn nach Umwandlung in Carbonat wieder zu laugen. Statt Calciumchloridlauge können
auch die E ndla. ugen der Kalisalzgewinnung, unter besonderen Umständen auch Magnesium·
chlorid- oder Carnallitlaugen, verwendet werden, deren wertvolle Bestandteile man als Neben-
produkte gewinnt. Nach dem Zusatzpatent laugt man mit einem Gemisch von Calciumchlorid
und Zink- oder Magnesiumchlorid oder einem anderen neutralen Chlorid (Eisen, Ammonium),
das die Fähigkeit besitzt Zinkoxyd aufzulösen. Die Zinkchloridlösung wird darm elektrolytisch
vom Zink befreit und nach Zusatz von frischem Calciumchlorid wieder zur Laugung verwendet.
(D. R. P. 86 812 und 86168.)
Zur Aufarbeitung eines Erzes, das z. B. 21,64% Zink, 19,37% Blei, 6,48% Kupfer, 5,39%
Eisen und 20,28% Schwefel enthält, laugt man das Erzpulver mit angesäuerter Alkali- oder Erd·
alkalichloridlösung, bis nach 5stündiger Behandlung etwa 50% Kupfer, nach 5-7tägiger
Laugung etwa. 86-94% Kupfer, zugleich 30% Blei und etwa 1,14% Zink in Lösung gegangen
sind, wäscht den Rückstand gut aus, entfernt durch Röstung bei 165-200° 25% des Schwefels
und laugt den Rückstand, der der Hauptsache nach aus Zink- und Bleioxyd besteht, aber·
mals mit der angesäuerten Kochsalzlösung aus. (D. R. P. 166 869.)
Sonst schwer verhüttbare Zink-Blei-Silbererze behandelt man mit einer heißen Kochsalz·
bzw. Calciumchlorid- oder andere Kupferchlorür löslichmachene Salze enthaltenden Kupfer-
chloridlösung und bringt so das Bleichlorid mit dem gebildeten Kupferchlorür in Lösung bzw.
man behandelt das Erz mit Eisenchloridlösung, die man nach Entfernung des beim Erkalten aus·
geschiedenen Blei- tmd Silberchlorides in geeigneter Weise regeneriert. (D. R. P. 126 896.)
Zink und Cadmium (Indium). 363
Zur Gewinnung technisch reiner Zinkchloridlösungen aus den Kochsalz enthaltenden
Laugen verdrängt man das Salz durch Salzsäure und führt diese alsdann durch Zusatz von Zink
in Zinkchlorid über. (D. R. P. 124 406.)
Zur Gewinnung von flüchtigen Schwermetallchloriden nach einem dem Huntington-
Heberlein-Verfahren ähnlichen Prozeß erhitzt man z. B. zur Herstellung von Zinkchlorid
ein im Konverter entzündetes Gemenge von Zinkerz, Kohle und Kochsalz im allmählich stärker
werdenden Windstrom, so daß sich das Zinkchlorid verflüchtigt und in einer Kammer konden-
siert werden kann. (D.R.P. 212 215.)
Zur bequemen Herstellung von Zinkchlorid aus dem Sulfat kühlt man eine gesättigte
Lösung von Kochsalz und Zinksulfat bis zur Auskrystallisierung des Glaubersalzes ab und filtriert
die Zinkchloridlösung, wobei Ausbeuten bis zu 100% des gelösten Salzes erzielt werden. (P. B.
Sadtler und W. H. Walker, Ref. in Zeitscbr. f. angew. Chem. 1907, 1062.)
Zur Gewinnung farbloser Zinkchloridlösungen aus organisch verunreinigten Abfallaugen
erhitzt man deren Abdampfrückstand zur Zerstörung und Verkohlung der organischen Stoffe
auf 300-400°, verdünnt, filtriert und dampft abermals ein. (D. R. P. 172 460.)
Zur Anreicherung von Zinkchloridlösungen der Zinkerzlaugerei verrührt man sie heiß
mit Zinksulfid und Chlorblei, wobei das Blei als Bleisulfid ausfällt und das Zink als Chlorzink
in Lösung geht. (D. R. P. 155 065.)
Wasserfreies Zinkchlorid erhält man nach A. P. 1369 729 durch Kondensierung des beim
allmählichen Erhitzen von Aluminhunchlorid und Zinkerz entweichenden Zinkchlorides.
Zinksulfatlösungen von den anderen qoch vorhandenen Metallen und behandelt sie dann mit Kalk
und schwefliger Säure oder gleich mit Calciumbisulfit, das in Gegenwart überschüssiger,
schwefliger Säure sofort durch das Sulfat bzw. Chlorid zersetzt wird. Das gesamte Zink wird so
als Bisulfit gefällt und das vom Kalk völlig freie Zinkoxyd braucht dann nicht erst aus einem
voluminösen Niederschlag herausgelöst zu werden, da das Zink, weil auf dem Wege vom Sulfat
zum Sulfit kein Oxydhydrat entsteht, stets unvollständig in Lösung bleibt. Dabei muß die in der
Lösung enthaltene Kalkmenge groß genug sein, um die Schwefelsäure des Sulfates entsprechend
der Gleichung
ZnSO,+ +
Ca(OH) 2 • 2 S0 2 n S0 2 = CaSO, + Zn(OH)a · 2 S0 1 +
n S0 2
vollständig zu binden und es fällt dann schwefelsaurer Kalk aus, während das Zink als Bisulfit
gelöst bleibt. (D. R. P. 271136.)
Zink-, Kupfer- und Nickellaugen werden mit Lösungen von Magnesiumsulfit bzw.
Magnesiumbicarbonat gefällt, wobei man le.tzteres aus den verbleibenden Lösungen durch
Zusatz von Kalkmilch und Einleiten von Kohlensäure unter geringem Druck regeneriert. (D. R. P.
2ii'l' 64:7.)
Zur Erzeugung von reinem Zinkoxyd oder reinem, metallischem Zink durch Behandlung
gereinigter Lösungen von Zinksalzen mit Ammoniumsulfit, Regenerierung des Ammonium-
sulfits und Glühen des Zinksulfits, fällt man das Zink in Gegenwart von Ammoniak oder kohlen-
saurem Ammon aus den Lösungen aus und absorbiert das Schwefeldioxyd zur Regenerierung des
Fällungsmittels in einer Lösung von neutralem oder schwach saurem Ammoniumsulfit, worauf
das erhaltene Bisulfit durch Zugabe von Ammoniak in Monosulfit übergeführt wird. Durch diese
Fällung des Zinkes in Gegenwart von Ammoniak oder Ammonsalzen vermag man reines Zink-
oxyd bzw. Zink auch aus hüttenmännisch nicht verwertbaren, armen Materialien zu gewinnen.
(D. R. P. 286 ß17.)
von Natriumsulfitlösrmg mit Natriumhydratlösrmg, also des Fällrmgsmittels für Zink nutzbar
gemacht. (D. R. P. 288 498.)
Zur Abscheidrmg des Zinks aus Laugen magnesiahaltiger Zinkerze, deren Magnesiumsulfat-
gehalt den Zinksulfatgehalt kaum rmterschreitet, fällt man die reichlich verdünnte Lauge mit
etwa der Hälfte der dem Gesamtsulfatgehalt entsprechenden Menge .Ätzkalk rmd erhält so
Niederschläge, die neben bis zu 50% Zinkhydroxyd so wenig Gips enthalten, daß sie unmittelbar
zur Zinkdestillation verwendet werden können. (D. R. P. 171 962.)
Zur Fällung von Schwermetallen verwendet man die basisch wirkenden Verbindrmgen
des Magnesiums, die bei der Zersetzrmg der Magnesiumneutralsalze mit den Sulfiden, Sulf-
hydraten rmd Oxysulfiden der Alkalien rmd alkalischen Erden, wie sie in den Rückständen der
Schwefelgewinnrmg vorliegen, entstehen. Man laugt z. B. chlorierend geröstete zinkhaltige Ab-
brände aus, entfernt evtl. aus der Zinkchlorid, Zinksulfat, Natriumsulfat, Kochsalz, Eisen, Ton-
erde rmd etwas Kobalt oder Kupfer enthaltenden Lauge das Eisen, setzt dann jene Magnesium-
verbindrmgen zu rmd kocht bis zur völligen Abscheidrmg der basischen Zinkverhindrmg. Diese
stelltabfiltriert ein gipsfreies Zinkmaterial dar, dessen Zinkgehalt die Verhüttung lohnt. (D. R. P.
297 410.)
Nach einem Verfahren zum Zwecke der Zinkgewinnung aus sulfidischen Erzen oder
metallhaltigen Lösrmgen setzt man der Lösung nach evtl. Entfernung der anderen Metalle aus
den Er7..en ein Metall cyanid oder ein Metallcyanamid zu, erhitzt zur Überführung des Zinks
in Oxyd, Hydrat oder Carbonat unter Druck auf etwa 150-300° rmd gewinnt die Base des zu-
gesetzten Cyanides oder Cyanamides als lösliches Chlorid rmd den Stickstoff als Ammoniak
oder Cyanverbindung wieder. Im Patent sind nenn Ausführungsformen des Verfahrens angegeben.
(D. R. P. 275 808.)
Zur Verarbeitung von Zinksulfatlauge, die durch Auslaugen des Röstproduktes, z. B. von
Zinkbleisulfiderzen erhalten wird, setzt man Calciumchlorid zu, wobei nach der Gleichung
4 ZnSO, + 3 CaCl 1 = 3 CaSO, + 3 ZnCl + ZnSO,
1
das Zink in Lösung geht, filtriert und fällt die Lösung mit Kalk, um schließlich den nach der Glei-
chung
ZnSO, + 3 ZnCl 1+ 4 CaO = 3 CaCl1 +
CaSO, · 4 ZnO
erhaltenen Calciumsulfat-Zinkoxydniederschlag mit überschüssiger Kohle zu metallischem Zink
zu reduzieren. Die erhaltenen rückständigen Schwefelverbindungen dienen bei der Darstellung
von Zinksulfid, Lithopon oder ähnlichen Farbstoffen zum Ausfällen der betreffenden zinkhaltigen
Lösungen. (D. R. P. 124 847.)
Oder man fällt aus den Zinklaugen mit Schwefelwasserstoff S c h w e f e l z in k , mischt dieses
unter Anwendung eines kohlenstoffhaltigen Bindemittels mit äquivalenten Mengen Kokspulver und
.Ätzkalk, brikettiert das Gemenge und destilliert das Zink ab. Das zurückbleibende Schwefel-
calcium wird zur Regenerierung des Schwefelwasserstoffes mit Wasserdampf behandelt, wobei
wiederverwendbarer .Ätzkalk zurückbleibt. (D. R. P. 106 045.)
Die Gewinnung des Zinks durch Destillation erfordert hochprozentige Erze und arbeitet
mit erheblichem Metallverlust. Deshalb hat man versucht Zink, namentlich aus armen Erzen
oder aus solchen, die Zink nur als Nebenbestandteil enthalten, auf elektrolytischem Wege abzu-
~cheiden. Von den zahlreichen elektrolytischen Zinkgewinnungs- und -reinigungsverfahren hat
Jedoch teils wegen der Kompliziertheit der Apparatur (Höpfners Chloridelektrolyse), teils wegen
des Mangels an geeignetem Anodenmaterial (Sulfatelektrolyse) keines dauernd Eingang in die
Technik gefunden und die Versuche sind meist wegen Unrentabilität eingestellt worden. Der
Kraftverbrauch zur Ausfällung des Zinks ist groß. Ein wirklich gutes Anodenmaterial fehlt,
Kohlenanoden und Eisenanoden werden zerstört, Zinkamalgam- und Platinanoden sind zu teuer.
Am geeignetsten sind noch Bleianoden, die sich jedoch zum Teil im Elektrolyten lösen und so
d~s Zink verunreinigen, doch läßt sich dies durch Separierung der Anode mittels poröser Scheide-
Wande vom Elektrolyten verhindern.
. Neuerdings ist es Ferchland (D. R. P. 206 329) gelungen, im Bleisuperoxyd und ebenso
~Iemens und Halske im Mangansuperoxyd ein Anodf'nmaterial zu finden, das genügend fest,
ln Stangen- und in Plattenform herstellbar und in Schwefelsäure völlig unlöslich ist. Man erhält
bei der Elektrolyse mit diesen Anoden mit einem Kraftverbrauch von etwa 3,9 KWst (pro kg)
Elektrozink im Reinheitsgrad von 99,98-99,99%. (V. Engelhardt und M. Huth, Metallurgie
1910, 1.)
. Bti der Elektrolyse des Zinks tritt leicht die Abscheidung von knospigem oder schwammigC'm
Zmk auf, infolge von Verunreinigung des Bades oder durch zu niedrige Stromdichte und Zink-
konzentration des Elektrolyten.
Die Form dtr Zinkabscheidung ist nach Untersuchungen von G. Nahnsen abhängig von dPr
Temperatur des Elektrolyten und der Stromdichte. Letztere kann beim Arbeiten bei 0° innerhalb
10:-200 Amp./qm schwanken, ohne daß die Zinkabscheidung schwammig würde, währEnd sie
b.el 30° eri!t dann fest ist, wenn man mit der höchsten genannten Stromdichte arbeitet. Es t mpfif hlt
Steh daher letztere auf 50 Amp. zu halten und möglichst kalt zu arbeiten. (D. R. P. l)6 700.)
368 Metalle und Minerale.
In Fällen, wo das Auftreten von Wasserstoff die Bildung von schwammigen Metallnieder-
schlägen bewirkt, soll sich die Anwendung eines intermittierenden Stromes z. B. von 50 Unter-
brechungen in der Minute bei einer Dichte von 50 Amp.Jqm bei der ZinkSulfatelektrolyse als vor-
teilhaft erweisen. (D. B. P. 76 482.)
Man elektrolysiert wässerige Zinksulfat- oder -chloridlaugen in verschiedenartiger Abänderung
der Verfahren, auch die Schmelz fl u ß e I e k t r o I y s e des Zinkchlorides oder eines unter
Zusatz von Kohlenstoff hergestellten, die sulfidischen Erze aufnehmenden Schlackenbades
unter Luftabschluß wurde versucht. (D. B. P.194 631.)
In der Praxis werden jedoch nur schwefelsaure Lösungen verwendet, die man durch Aus-
laugung der gerösteten Erze mit verdünnter Schwefelsäure gewinnt. Man kann so bei Benutzung
der Anordnung von Laszczynsld mit einem Pferdekraftjahr 1,4t Elektrolytzink von 99,97%Rein-
heit in geschlossenem Kreislauf erzeugen, da die entzinkte sauere Lösung mit frischem Erz direkt
wieder verarbeitet werden kann. Das Verfahren eignet sich besonders für Wasserkraftanlagen
bei Verarbeitung armer Erze. (W. Stöger, Österr. z. r. Berg- u. Hüttenw. 1909, 1.)
Zur Elektrolyse eines Zinkdoppelsalzes wurde empfohlen Rohzink als Anode und Zinkblech
als Kathode zu verwenden. (D, B. P. 33107.)
Ein elektrolytisches Zinkgewinnungsverfahren beruht auf der Benützung löslicher Metall-
anoden, die von den Kathoden durch zwei poröse Scheidewände getrennt sind, zwischen denen
eine Strömung eines gutleitenden Elektrolyten erzeugt wird, die jede Vermischung der im Anoden-
und Kathodenraum befindlichen Salzlösungen verhindert. (D. R. P. 118 676.)
Ein Verfahren zur unmittelbaren elektrolytischen Verarbeitung von Zinkerzen, Galmei-
schlämmen oder Flugstaub ohne Diaphragma ist in D. R. P.161988 beschrieben.
Ein elektrolytisches Zinkgewinnungsverfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man das
zerkleinerte Erz im Bottich zwecks rascher Zinkabscheidung durch Rühren in direkte Berührung
mit den Kathoden bringt. (D. R. P. 118 291.)
Verfahren und Einrichtung zur elektrolytischen Abscheidung von .Zink, Magnesium und
anderen Metallen mit Hilfe von Q u e c k s i I b er kathoden sind in D. R. P. 184 616 beschrieben.
Zur elektrolytischen Raffination von Zink bildet man auf der verwendeten Bleianode durch
zeitweilige Umkehrung des Stromes Bleisuperoxyd und begünstigt so die fortlaufende Ausfä.llung
des Zinks. (A. P. 998 379.)
Zur elektrolytischen Ausfällung von metallischem Zink arbeitet man mit einer Zinksalzlösung,
der man 8-30% Säure und geringe Mengen T r a [$an t g um m i zusetzt, bei einer Stromdichte von
860-8600 Amp.fqm. Vorhandenes Eisen stört die Bildung glatter und glänzender Niederschläge
nicht, auch ist nur seltene Regenerierung der Lösung erforderlich. Das Verfahren eignet sich
zur Erza.ufarbeitung sowie zum Plattieren von Aluminium und zum Galvanisieren von Draht.
(D. R. P. 322 689.)
Ein elektrolytisches Verfahren zur Gewinnung von Zink aus Zinkerzen ist ferner in Norw. P.
82 301 beschrieben.
Zur Nutzba.rmachung des auf elektrolytischem Wege erhaltenen Zinkschwammes wäscht
man ihn mit Natriumnitratlösung erwärmt ihn dann noch feucht auf 100-150° und preßt
unter einem Druck von etwa 1000 kg pro qcm direkt zur dichten handelsfähigen Ware. (D. R. P.
217 632.)
Um den elektrolytisch gewonnenen Zinkschwamm ha1tbar zu machen, befreit man
ihn vom anhaftenden Elektrolyten und trocknet dann unter Luftabschluß. (D. R. P. 282 234.)
Die schwierige Entfernung des Zinks aus Kiesabbränden, eine praktisch heute noch
ungelöste Aufgabe, kann nach P. Uebbingan, Metall u. Erz 10, 607, entweder durch reduzierendes
Verschmelzen im elektrischen Ofen oder auf Grund tmveröffentlichter Versuche von K. Bornemann
durch reduzierendes Rösten der Kiesabbrände in einem Vakuumofen erfolgen. Es entsteht hierbei
ein Eisenschwamm und ~ink als Staub oder als kompaktes Metall, so daß das Zinkoxyd
keinen Anlaß zu Störungen zu geben vermag. Man verfährt in der Weise, daß man die zinkhaltigen
Pyrite nochmals abröstet, die zerkleinerten Rückstände mit Teer oder Pech bei etwa. 600° briket-
tiert, wobei schon teilweise Reaktion eintritt und die Briketts schließlich im Vakuumofen bei
1000--1100° völlig zu Eisenschwamm reduziert, den man durch magnetische Aufbereitung reinigt,
während das abdestillierende Zink in geeigneten Vorlagert kondensiert wird.
Ein Verfahren zum Entzinken zinkhaltiger Kiesabbrände ist dadurch gekennzeichnet, daß
man sie vor dem nochmaligen Rösten mit einer dem Zinkgehalt entsprechenden Menge 60grädiger
Schwefelsäure 1-2 Tage auf Haufen liegen läßt, und sie dann 5-6 Stunden bei schwacher Rot-
glut röstet. Da die Rückstände dann weniger als 1% Zink und weniger als 0,5% Schwefel enthalten,
sind sie direkt als Eisenerz verkäuflich. (D. R. P. 142 933.)
Ein Verfahren zur wirtschaftlichen Gewinnung des Zinks und anderer wertvoller Begleit-
metalle aus Bleiofenschlacken durch Behandlung des Ausgangsstoffes mit Schwefel- oder
Salzsäure und nachfolgende Röstung des die Kieselsäure in gequelltem Zustande enthaltenden
festen Produktes unterhalb der Zersetzungstemperatur des Zinksalzes mit oder ohne Zusatz von
Steinsalz, wodurch die einfache Auslaugung der wertvollen Sulfate oder Chloride mit Wasser er-
möglicht wird, ist in D. R. P. 164 618 beschrieben.
Zur Gewinnung von Zinkoxyd aus Rohstoffen, die das Zink in sulfidischer undoxydischer
Form enthalten, leitet man flüssige zinkhaltige Schlacken der Blei- und Kupferhütten durch eine
in einem Ofen aufgeschichtete Säule von Kohlenstücken und bläst gleichzeitig Luft ein, so daß
ein Teil des Kohlenstoffes verbrannt und das Zink zu Zinkoxyd oxydiert wird, welch letztereii
man ~us den Abgasen wie üblich abscheidet. (D. R. P. 209 2-1-1.)
Über die Gewinnung von Zinkoxyd aus den auf Halden angesammelten, etwa 10% Zink
enthaltenden Blei-Windofenschlacken mit einer Ausbeute von 50% des Zinks neben gewissen
Mengen Blei und Speise, die silberhaltig ist, siehe H. B. Pulslfer, Itletallurg. Chem. Eng. 13, 783.
Ein Verfahren zum Entzinken und Nutzbarmachen von Kiesabbränden für die Eisenerzeugung,
durch Verschmelzen ist in D. R. P. 173103 beschrieben.
Zur Gewinnung von Zink, aber auch von Blei, Antimon, Arsen aus Blei- und Kupferver-
hüttungsschlacken bläst man zugleich mit einem Luftstrom Kohlenstückehen oder -staub oder
Kohlenwasserstoffgas durch die feuerflüssigen Schlacken. (D. R. P. 232 -179.)
Die Entzinkung von Schlacken der Blei- und Kupferverhüttung mit Reduktions-
und Reaktionsstoffen in einem kontinuierlich betriebenen Ofen mit abwärts gerichtetem Gas-
durchgang, durch die auf durchlässigem Rost liegende Beschickung ist in D. R. P. 263 -113 be·
schrieben. Vgl. auch D,. R. P. 268 -127: Zinkabscheid ung durch Verblasen von zinkhaltigem,
mit Brennstoffen und Reaktionsstoffen versetztem Material.
Oder man schmilzt die Schlacken in einem Schachtofen und setzt ihnen kohlenstoffhaltige
Körper als Entzinkungs-, metallisches Eisen als Reduktions- und basische Stoffe (Kalk oder
Kalkstein) als Reaktionsmittel zu. Letztere sind unter Umständen auch allein ohne Reduktions-
mittel anwendbar und es erscheint dann zweckmäßig, so viel Kalk zuzusetzen, daß die entzinkte
Schlacke schließlich 25-35% CaO enthält. Wenn die ganze Masse ins Schmelzen geraten ist,
beginnt die Entwicklung der Zinkdämpfe, die durch Umrühren der Masse beschleunigt werden
kann, und man erhält durch besondere Zuführung von Luft Zinkoxyd, das aufgefangen wird.
(D. R. P. 261 307.) Nach dem Zusatzpatent D. R. P. 2~1800 fällt man aus bleihaltigen Erzen
und Schlacken das Blei durch metallisches Eisen aus, was in der Weise geschehen kann, daß ma~
die verflüssigten Erze oder Schlacken durch ein aus Eisen zusammengesetztes Filter filtriert. Bet
der weiteren Aufarbeitung nach dem Verfahren des Hauptpatentes gewinnt man dann ein prak-
tisch bleifreies Zinkoxyd.
Zur Verarbeitung von Zinkschlacken reduziert man sie mit dem auf dem Ofenherd a~
einer Mischung von Koks und Ton erzeugten Kohlenoxyd; der entweichende Zinkdampf wird bet
niedriger Temperatur wieder zu Zinkoxyd oxydiert. Aus dem Kohlensäure und Zinkoxyd ent·
haltenden Dampfgemisch wird dann das Zinkoxyd in einem Sackhaus wie üblich gesammelt.
(A. P. 1166628.)
Man kann die Schlacken oder Abbrände auch mit Hypochloritlauge oder zur Verbilligung
des Verfahrens mit Salzsäure oder mit Kochsalz in verdünnter Schwefelsäure unter gleichzeitiger
Einwirkung von Chlor auslaugen und gewinnt, wenn man die Abbrände überdies mit Manganerz
vermischt, das Zink aus den Rückständen bis auf einen Restgehalt von unter 1%, so daß die ent·
zinkten Abfälle dann ohne weiteres auf Eisen verhüttet werden können. (D. R. P. 812 38-1 und
320 066.)
gekennzeichnet, daß man die Abfälle mit der entsprechenden Menge K a 1i end 1a u g e eingedampft
zur Weißglut erhitzt. (A. Gurlt, Dingi. Journ. 235, 472.) Vgl. Jahr.-Ber. I. ehern. Teehn. 1867, 276.
Zinkoxydhaltige Abfälle werden zur Gewinnung eines Zinkelektrolyten zweckmäßig mit
Magnesiumchloridlösung ausgelaugt. (D. R. P. 64 435.)
Zur Zugutemachung von zinkhaitigern Gut unter gleichzeitiger Ausnützung des in Zinkhütten-
rückständen enthaltenen Zink- und Kohlenstoffgehaltes erhitzt man z. B. 100 T. des Gutes
von 10% Zinkgehalt und 20 T. Zinkrückstände, von 2% Zink- und 22% Kohlenstoffgehalt
ohne weitere Zusätze in Fortschaufelungsöfen. (D. R. P. 180 981.)
Zur Aufarbeitung von Materialien, die Zink oder Zinkoxyd enthalten, erhitzt man sie
mit Chlorzinklösung auf höhere Temperatur, kühlt ab, verwendet die abgeschleuderte Lösung
wieder zur Auslaugung und behandelt den Zinkoxyd-Zinkchloridniederschlag mit Wasser, wodurch
man weitere zur Auslaugung verwendbare Chlorzinklösung und einen im wesentlichen aus Zink-
oxyd und wenig Zinkchlorid bestehenden Rückstand gewinnt, der dann durch Kalkmilch oder
Natronlauge in reines Zinkoxyd umgewandelt wird. Vorhandenes Zinkmetall wird bei diesem
Verfahren unter Wasserstoffentwicklung gelöst, den man wegen seiner Reinheit auffangen und
verwerten kann. (D. R. P. 204 443.) ·
Zur Wiedergewinnung des Zinkes aus den Rückständen der Cyanidlaugerei be-
dient man sich der Destillation nur dann, wenn das Präzipitat einen hohen Prozentgehalt an Zink
aufweist. Sonst, und dies ist meist der Fall, wenn man Rückstände der Silberlaugerei verarbeiten
soll, schließt man auf Gr,und der Untersuchungen von Sulmann und Teed, Pickard und Magenau
nach G. H. Clevenger in Ofen bzw. Kondensationsanlagen nach Konstruktionen von Faber du Faur
bzw. A. B. de Saules, das Zinkpräzipitat unter Zusatz von Probierblei und Kohle in einer erhitzten
Graphitretorte auf. Bei der Aufarbeitung geringhaitigar Goldlösungen ist jedoch ein beträcht-
licher Zinküberschuß nötig und man erhält dann ein Präzipitat, das genügend Zink enthält, um
es vor der Einschmelzung durch Destillation entfernen zu können. (Ref. in Zeitschr. f. angew.
Chem. 28, 3.)
Zur Ausscheidung von Eisen und Schwefeleisen schmilzt man die Zinkrückstände in Tiegeln,
zerkleinert den erhaltenen Regulus und entfernt das Eisen auf magnetischem Wege. (D. R. P.
81531.)
Zur Entzinkung zinkhaltiger Stoffe, z. B. verzinkten Eisenbleches, leitet man Schweflig-
säuregaB in konzentrierter oder in Form gewisser Verbrennungsgase in verdünntem Zustande
über die Abfälle, während man sie gleichzeitig mit Wasser berieselt oder den Gasen Wasserdampf
beimischt. Dadurch, daß das Zink zufolge seiner Stellung in der elektrischen Spannungsreihe der
Metalle die größere Anzahl der Metalle aus seiner Lösung zu verdrängen vermag und sich über-
dies in Schwefeldioxyd leicht löst, ermöglicht dieses Verfahren die Verwertung der verzinkten
Eisenabfälle für den Hüttenbetrieb und überdies die Gewinnung des Zinks. (D. R. P. 250 283.)
Zum Entzinken etwa 9% Zink enthaltender verzinkter Eisenabfälle kocht man sie mit
je 20% Kochsalz und Natriumbisulfat und erhält eine Eisen und Mangan nur in Spuren enthaltende
Zinkchloridlösung, die zur Herstellung von Lithopon dienen kann, ferner reines Eisen, Natrium-
sulfat und Kochsalz. (D. R. P. 252 196.)
Vgl. das Verfahren zur Abscheidung des Zinks aus zinkhaltigen Legierungen, die man ver-
flüssigt absatzweise in einem heißen Raum zerstäubt und so das abdestillierende Zink und die
rückständigen Metalle für sich gewinnt nach D. R. P. 294 287.
Zur Wiedergewinnung von Zink aus Zinkkabeln oder -leitungsdrähten schmilzt man das
Material in einer indifferenten Atmosphäre bis zum Abschmelzen des Zinks und bis zur Verkohlung
der begleitenden Isolierstoffe, die man dann nach völliger Zermürbung abtrennen kann, worauf
das ~.ink einfach umgeschmolzen wird. (D. R. P. 312 138.)
Uber Gewinnung von Zink aus Zinkblechabfällen, alten Platten für Zinkätztmgen, Stäben, aus
galvanischen Zinkelementen usw. durch Umschmelzen siehe Bayer. lnd.- u. Gew.-Bl. 1910, 329.
Zur Gewinnung von zinkfreiem Cadmium destilliert man das cadmiumhaltige Zinkerz mit
einem zur Reduktion des Cadmiums genügenden Zusatz von Eisen- oder Mangancarbonat oder
Bitumen, die man einzeln oder im Gemenge den Erzen oder Hüttenerzeugnissen zusetzt, die
von Natur aus arm an den genannten Stoffen sind. Die Reaktion beruht auf der Spaltung des
Eisencarbonats nach der Gleichung
6 FeC0 3 = Fe 1 0 7 + CO+ 5 C0 2 , (s. o.)
wobei Kohlenoxyd auf Ferroferrioxyd dem Cadmiumoxyd Sauerstoff entziehen und selbst zu
Kohlensäure und Eisenoxydoxydul oxydiert werden. In ähnlicher Weise reagiert das Mangan
carbonat bzw. das in den Zinkerzen häufig vorhandene Bitumen. (D. R. P. 132 142.)
Zur Entfernung des Cadmiums aus Zinkerzen erhitzt man diese in einer reduzierenden
Atmosphäre, z. B. von Generatorgas, im Gemenge mit Luft auf 700-850° und bringt so das Cad-
mium zur Verflüchtigung, während das Zink unangegriffen bleibt. (A. P. 1161 886-1161 886.)
Zum Auslaugen von Erzen, die Cadmium und Blei als Oxyde enthalten, bedient man sich
einer heißen wässerigen Zinkchloridlösung, evtl. unter Zusatz von Eisenchlorid, und wandelt
so das Cadmiumoxyd in Chlorid um, das dann in der erhaltenen Lauge in Metall, Sulfit, Carbonat
oder Hydroxyd übergeführt wird. (D. R. P. 171467.) Vgl. D. R. P. 171623.
Zum Auslaugen von Hüttenerzeugnissen, die Zink, Cadmium und Blei als Metall oder
Oxyd enthalten, behandelt man das Material mit der aus den Gaswaschtürmen der Kontakt·
Schwefelsäurefabriken gewonnenen, pro Tonne etwa je 2 kg Zink und Cadmium und weiter 25--30%
Schwefelsäure enthaltenden Lauge, die an und für sich wertlos ist, und reichert sie durch Wechsel-
wirkung mit dem cadmium-und zinkhaltigen Erz oder Hüttenerzeugnis mit diesen Metallen an.
(D. R. P. 240 366.)
Zur Trennung von Zink und Cadmium läßt man in die wässerige Suspension des Materials
k~:mzentrierte Schwefel- oder Salzsäure derart zufließen, daß regelmäßige Sauerstoffentwicklung
emtritt, der größte Teil des Zinks in Lösung geht und ein abhebbarer Schaum entsteh~, der neben
Cadmium kleine Mengen Zink und das Blei enthält. Diesen behandelt man dann m1t nitrose
Gase enthaltender Schwefelsäure und fällt aus der so gewonnenen Cadmiumlösung das Metall
durch ein Zink-Eisenpaar. Die Zinksalzlösung wird zweckmäßig in einem Schamotteofen mit
Unterfeuerung verdampft. (D. R. P. 322 142.)
Bei Anwendung dieses Zinkgewinnungsverfahrens auf cadmi umhaltige Rückstände der
Farbenfabriken entwickeln sich dann, wenn man dem mit Wasser angeschlämmten Material die kon-
zentrierte Säure zusetzt, giftige Gase, deren Entstehung man nach D. R. P. 329172 dadurch
vermeiden kann, daß man die Rückstände vor der Säurebehandlung auf 400 bis 500° erhitzt.
Zur elektrolytischen Darstellung z. B. von Schwefelcadmium mittels Wechselstromes
verwendet man Elektroden aus Cadmium und als Elektrolyt eine 10 proz. Natriumhyposulfit·
lösung. An jeder Elektrode scheidet sich dann, solange sie Anode ist, das unlösliche Schwefel-
cadmium aus und stets, wenn sie Kathode wird, Wasserstoff. Wählt man daher eine Elektrode
376 Metalle und Minerale.
aus Zink und die andere aus Cadmium, so bildet sich an der Cadmiumelektrode, wenn sie Anode
ist, Schwefelcadmium, und an der Zinkanode ebenso Schwefelzink, so daß man ein Gemenge
der beiden Salze erhält. {D. R. P. 106 007.)
Über kolloidales Cadmium siehe [386].
Über das Indium und seine Gewinnung aus der Zinkblende siehe F. Reich und Tb. Richter,
.Journ. f. prakt. Chem. 92, 480.
Weißzink ist galvanisch verzinntes Zink, bis zum Allschmelzen erhitzt; es ist dehnbarer,
leichter walzbar und lötbar als Zink.
Zum galvanischen Verzinnen des Zinks kann ein Bad aus 600 l destilliertem Wasser, 5 kg
pyrophosphorsaurem Natron, 1 kg getrocknetem tmd geschmolzenem Zinnsalz dienen. (Dingi.
Journ. 138, 317.)
Durch Zusammenwalzen eines beiderseitig mit Blei und weiter an den Außenseiten mit Zinn-
folie bedeckten Zinkbleches erhält man eine nicht oxydierbare Kombination, die sich, je nach der
Dicke der Blätter, zur Isolierung von Fundamenten und zur Bekleidung von feuchten Wänden
oder auch zu Tapeten eignet. (D. R. P. 15 108.)
Die Herstellung eines dauerhaften Zinn- oder Britanniametallüberzuges auf Zink mit
Hilfe einer 5% Salmiak enthaltenden konzentriert wässerigen Zinnsalzlösung beschreibt E. Pu·
scher in Kunst u. Gew. 1882, 166.
Zur Verzinnung von Zink durchAnsieden bedient man sich nach J. Hesz, Dingi. Journ.
23ö~ 47 einer Lösung von 50 g Natriumphosphat, 50 g Salmiak, 25 g Bicarbonat und 25 g Zinn-
salz in 11 Wasser. Man fügt kleine Zinnstückehen zu und kocht den Zinkgegenstand, der natür-
lich gut gereinigt sein muß, in dieser Lösung 1/ , - 1/ 2 Stunde. Das phosphorsaure Natrium kann
auch durch Seignettesa.lz ersetzt werden.
Zur Kontaktverzinnung des Zinks legt man die Gegenstände einige Sekunden in ein
75° warmes Bad aus 2 TL Weinstein, 1 Tl. Zinnchlorid und 4-5 Tl. Wasser. Das Zinn scheidet
sich als graues Pulver aus und erst durch Anreiben mit einer Bürste oder einem Schwamm er-
scheint die silberähnliche Farbe des metallischen Zinnes. Auf solchen verzinnten Zinkgegenständen
haftet jeder Ölanstrich vollkommen fest. Auch andere Metalle, wie Kupfer, Messing, Eisen oder
Blei lassen sich in derselben Flüssigkeit verzinnen, nur müssen die Gegenstände teilweise mit
Zinkdraht umwickelt werden. (Dingl. Journ. 121, 129.)
Um in Metalldauerformen gegossene Legierungen, die aus 85 TL Zink, 10 Tl. Kupfer und
5 Tl. Zinn bestehen, haltbar zu vernickeln elektrolysiert man sie nach Angaben von Proctor in
einem Bad, das im Liter Wasser 50 g Nickelammoniumsulfat und 13 g Magnesiumsulfat enthält,
in der Kälte bei 2 Volt Spannung mit Nickelguß- oder Walzstahlanoden und erhält so blasen-
und streifenfreie Überzüge. Für Schnellvernicklungen des Zinkgusses setzt man dem Bade noch
Traubenzucker zu. (Bayer. lnd.- u. Gew.-Bl. 1917, 212.)
Um vernickelten, vorher verzinkten Stahloberflächen hohen Glanz zu verleihen, wird der
verzinkte Stahl vor der Vernicklung poliert. Das Nickel kann dann direkt auf dem Zink nieder-
geschlagen werden. (Chem. Zentr.-Bl.1920, IV, 371.)
Um Zinkreflektoren mit einer glänzenden zinnweißen Schicht zu überziehen, füllt man die
Hohlspiegelform nach provisorischer Verschließung der Lampenöffnung mittels eines Asphalt-
kittes mit einer Lösung, die man erhält, wenn man 200 g Ca d m i um chlorid in 500 g Wasser löst,
mit überschüssiger Sodalösung Cadmiumcarbonat ausfällt, dieses gut auswäscht und noch feucht
in einer Lösung von 50 g Cyankalium in 11 WRSser löst. Dann taucht man in. die bis zum Rande
der Zinkform gefüllte Flüssigkeit Cadmiumanoden und elektrolysiert mit emer Spannung von
'-5 Volt bei einer Badtemperatur von 40°. Schließlich wird zur Gewinnung der zinnweißen
Farbe der Cadmiumüberzug gekratzt und mit gefetteten Barchentpolierballen geglänzt. (Teehn.
Rundseh. 1909, 32.)
Um Zinkgegenstände mit einem glänzenden schwarzen dauerhaften Eisenüberzug
zu versehen, taucht man sie nach Poseher in eine kochende Lösung von 10 Tl. kupferfreiem Eisen-
y,itriol und 6 Tl. Salmiak, bürstet den nach 1-2 Minuten abgelagerten lockeren, schwar;wn
Uberzug mit Wasser ab, bringt die so gereinigte Ware abermals in das heiße Eisenbad und erhitzt
sie sodann mit dem schwarzen Überzug vorsichtig, ohne sie abzuspülen, über einem Kohlenbecken,
bis die Ammoniaksalzdämpfe entwichen sind. Man spült nun die Gegenstände mit Wasser ab
tmd wiederholt die Operation 3-4mal. Der hierdurch erzeugte schwarze, eingebrannte, durch
Bürsten Glanz erhaltende Überzug haftet sehr fest auf dem Zink und schützt es vor Oxydation.
(D. lnd.·Ztg. 1871, Nr. 15.)
380 Hatalle und Minerale.
Das Böttgersche Färbeverfahren für Zink (Dingi. Joum. 121, 129) wurde nach 0. Bilde-
brand, Elektrocbem. Zeitscbr. 18, 144 zur Erzielung einer dauerhaften Kupferschicht in
folgender Weise modifiziert: Man löst 100 g pulverisierten Weinstein und 30 g kohlensaures
Kupferoxyd in 11 60° warmen Wassers, versetzt nach Aufhören der Kohlensäureentwicklung
so lange mit reinem kohlensaurem Kalk, als noch Aufbrausen erfolgt, läßt absitzen, filtriert und
verwendet diese Flüssigkeit, die I,B% Kupfer als weinsaures Kupferoxydkali und einen Nieder·
schlag von weinsaurem Kalk enthält. Man verrührt zum Verkupfern die in gut verschlossenen
Flaschen lange Zeit haltbare Lösung mit Schlämmkreide zu einem dünnflüssigen Brei und ver-
reibt diesen mittels eines Leinwandlappens auf der gut gereinigten Zinkoberfläche. Die Ver-
kupferung von Eisen gelingt gleichfalls mit der beschriebenen blauen Kupferlösung, jedoch muß
das Eisen hierbei mit Zinkdraht teilweise umwunden werden. Setzt man der Verkupferungsflüssig-
keit 3-IO% Salmiak hinzu und verdickt mit Kreide und Sand zu einem Brei, so erzeugt die
Mischung beim Anreiben mit 3% Salmiak eine Tombak-, mit IO% eine reine Messingfarbe.
(Dingi. Journ. 121, 129.)
Ein Verfahren, Zink durch bloßes Eintauchen mit Kupfer oder Messing zu überziehen, be-
schreibt Bacco in Polyt. Zentr.-Bl. 1859, 1304: Man verwendet eine Lösung von Kupfersulfat
allein bzw. mit Zinksulfat, die man unter gut wirkendem Abzug mit so viel Cyankalium versetzt,
daß der Cyanmetallniederschlag wieder in Lösung geht, nach Zusatz von Ammoniak in einer
Gesamtstärke von 8 ° Be. Die vorher vollkommen durch Abreiben mit Sand und verdünnter
Salzsäure gereinigten und abgewaschenen Zinkgegenstände werden in diese Bäder 24 Stunden
l.ang eingelegt, dann herausgenommen, abgewaschen und getrocknet. Der erhaltene festhaftende
Überzug kann dann elektrolytisch verstärkt oder vergoldet oder versilbert werden.
Zum Verkupfern von Zinkgegenständen kann man sich nach A. Ott einer Paste aus I60 Tl.
Pfeifenton und der Cyankupferlösung aus I5 Tl. Kupfervitriol und 19 Tl. Cyankalium in der
nötigen Menge Wasser bedienen. Ebenso kann man mit der Paste aus I6 Tl. Ton und der Lösung
von I5 Tl. Grünspan, 19 Tl. Weinstein und 30 TI. Soda (krystallisiert) in Wasser oder mit einem
Sirup aus I5 g Kupfervitriol, 20 g calcinierter Soda und 32 ccm Glycerin mit 80 g Pfeifenton,
Zink mit einem Patinaüberzug versehen. (Pbarm. Zentrb. 1862, Nr. 41.)
Zur Herstellung geätzter verkupferter Zinkschilder wird eine galvanische Verkupferung
aus heißem, cyanidischem Bade empfohlen. Man bedruckt dann, stäubt den Deckasphalt auf
und brennt diesen zur Vermeidung der Bildung einer Kupfer-Zinklegierung bei möglichst niederer
Temperatur ein. Geätzt wird zunächst mit 35grädiger Eisenchloridlösung, der man geringe Mengen
Salpetersäure zusetzt, und nach Entfernung der Kupferschicht mittels 5 proz. Salpetersäure
allein. Bei richtiger Arbeit erscheint der Aufdruck mit hellen scharfen Kanten in schwachem Relief.
Zum Überziehen der Tiefätzung mit einer schwarzen Schicht bringt man die Platte in ein Bad
von Nickelammoniumsulfat und Salmiak, beseitigt den Decküber:zug wie üblich mit Benzol und
entfernt etwaige Flecken auf der Verkupferung durch Tauchen in schwache Cyankaliumlösung.
(A. Meysenburg, Metall u. Erz 1918, 141.)
Zum Überziehen von Zink- oder Stahlblechen mit Kupfer oder Messing wird der schwach
verkupferte Gegenstand nach D. R. P. 122 072 zunächst mit einer Nickelschicht versehen, die
sodann einen zweiten starken Kupferüberzug erhält. Die Nickelschicht bewirkt eine dauerhafte
Verbindung der beiden Kupferschichten.
Zum Kupferplattieren von Zink hängt man die Gegenstände nach Mitt. d. könlgl. tecbn.
Vers.-Anst. i. Berl. 1884, 104 in eine konzentrierte wässerige Kupfersulfatlösung, die mit soviel
Cyankalium versetzt wird, daß der anfänglich gebildete Niederschlag wieder in Lösung geht,
worauf man der Flüssigkeit 1/ 10- 1 / 6 ihres Vol. Ammoniak zusetzt und sie schließlich mit Wasser
bis auf 8° Be verdünnt. Verwendet man statt des Kupfersulfates ein Gemenge von Kupfersulfat
und Zinksulfat, so erhält man einen Messingniederschlag, während bei-.Verwendung von Chlor-
zinn und Chlorkupfer eine bronzeartige Schicht entsteht. Nur für Herstellung stärkerer Schich-
ten ist die gleichzeitige Anwendung des galvanischen Stromes nötig. In diesem Falle bestehen die
Anoden aus demselben Metall bzw. aus derselben Legierung, wie der gewünschte Niederschlag.
Um die Gegenstände durch Einlegen mit Messing zu überziehen, dient nachfolgende Flüssig·
keit: Eine Mischung aus I Tl. Kupfervitriol, I Tl. gereinigtem Weinstein und 24 Tl. Wasser
wird fast zum Kochen erhitzt; die vom Feuer genommene schwach blaugefärbte Flüssigkeit
wird mit 24 Tl. Natron- oder Kalilauge von 28° Be (1 Tl. Ätznatron, 3 Tl. Wasser) und zuletzt
mit 48 Teilen einer Lösung von neutralem weinsteinsaurem Kali versetzt. In dieser Flüssigkeit
überziehen sich Zinkgegenstände mit einer kräftigen Messingfarbe, und zwar schon nach 2-3 Mi·
nuten. Werden die Gegenstände mittels eines Pinsels mit einer Flüssigkeit überstrichen, die
aus 1 Tl. Kupfervitriol, 1 Tl. Weinstein, 12 Tl. Wasser, 24 Tl. Lauge besteht, so bildet sich eine
grüne Anlauffarbe, die, wenn die Gegenstände sofort abgespült werden, in Bräunlichgrün über-
geht. Dieser Anlauf erscheint auf matten Flächen am schönsten; auf glatten Flächen nehmen
sie das Ansehen der schillernden Farben der Flügeldecken des Goldkäfers an. (Dingi. Journ.
121, 129.)
Über die elektrolytische Herstellung von Messingniederschlägen auf Zinkguß oder
Zinkartikeln mit Hilfe der Seheringsehen Trisalytelektrolyte [67] siehe Metalltechnik 1908, 224.
Versilbert werden Zinkgegenstände in einer sehr verdünnten Lösung von I TI. kohlen·
saurem Silberoxyd und 5 Tl. Cyankalium in 72 Tl. Wasser. Diese Lösung wird zum Gebrauch
Zink und Cadmium (Indium). 381
noch mit 96 Tl. Wasser verdünnt. Durch Bürsten mit nasser Kreide wird das anfänglich matte,
gelblichweiße Silber weiß und glänzend. (Dingi. Joum. 121, 129.) Vgl. Metall u. Erz 1918, 15.
Vergoldet wird Zink sehr leicht teils durch Einlegen, teils durch Anreiben in folgender
Goldlösung: 1 Tl. trockenes Goldchlorid in 24 Tl. Wasser gelöst, 10 Tl. Cyankalirun in 48 Tl. Wasser
gelöst und beide Lösungen noch mit 96 Tl. Wasser verdünnt. Die Vergoldung wird bald mißfarbig;
werden jedoch die Gegenstände vorher verkupfert, so hält sie sich recht gut. (Dingi. Journ. 121,
U9.)
278. Zink färben allgemein, verschiedene Farbtöne.
Über Zinkfärbungen siehe den übersichtlichen Aufsatz in Elektrochem. Zeltschr. 18, 117.
Bei Herstellung von Färbungen auf Zink ist es zu empfehlen, durch Aufbringung von Chemi-
kalien erst eine Oxydschicht zu erzeugen und diese dann gegen äußere Einflüsse durch Über-
streichen mit farblos durchsichtigen Lacken zu schützen. Je nach der Zusammensetzung der
Chemikalien entstehen so verschiedenartige Färbungen.
Um Zink zu färben, taucht man es nach R. Böttger; Journ. r. prakt. Chem. 98, 29 in gut ge-
reinigtem Zustande in eine Lösung von 3 Tl. weinsaurem Kupferoxyd und 4 TI. Ätznatron
in 48 Tl. Wasser. Nach etwa 2 Minuten ist das Zink bei einer Badtemperatur von 10° violett
gefärbt, nach 3 Minuten dunkelblau, nach 4 1/ 1 Minuten grün, nach 6 1/ 0 Minuten goldgelb und nach
8 1/ 1 Minuten purpurrot. Bemerkenswert ist, daß die Reihenfolge der nacheinander auftretenden
Farben mit der Reihenfolge der Spektralfarben genau übereinstimmt. Durch längeres Ein-
tauchen oder durch Erhöhen der Badtemperatur kann man verschiedene, allerdings ebenfalls unbe-
ständige Zwischentöne erzielen, bis endlich nach tagelangem Eintauchen das ganze Zinkblech
mit einer mißfarbigen Kupferoxydulschicht überzogen ist.
Nach R. Kayser, Mltt. d. bayer. Gew.-Mus. 1885, 45, 62 u. 86, löst man zur Herstellung einer
Färbeflüssigkeit fiir Z~ 50 g Seignettesa.lz (weinsaures Ka.linatron), 30 g schwefelsaures Kupfer,
30 g Glycerin und 60 g Ätznatron in 11 Wasser. Je nach der Temperatur dieser Flüssigkeit, in
die man die gereinigten Zinkgegenstände einlegt, erzielt man violette, blaue, rote oder gelbe
Färbungen, die man nach dem Abwaschen mit Wasser und Trocknen mit einem Schellacküber-
.zuge schützt.
Nach C. Puseher, Kunst- u. Gew.-Bl. 1883, 123 werden Zinkgegenstände in folgender Weise
mit einem dauerhaften, emailartigen, glänzenden, hell- bis dunkelgrünen Überzug ver-
sehen: Man versetzt eine kochende Lösung von 50 g unterschwefligsaurem Natron in 500 ccm
Wasser mit 25 g Schwefelsäure, filtriert heiß vom Schwefel und legt die Gegenstände in das heiße
Filtrat ein. Sie färben sich bei etwa 80° zuerst hellgrün und später tiefgrau (Schwefelzink), wer-
den dann mit Wasser abgespült, getrocknet, in verdünnte Salzsäure getaucht und rasch abgewaschen.
Der emailartige Oberzug färbt sich bei der Salzsäurebehandlung unter Schwefelwasserstoffent-
wicklung hell und verliert seinen Glanz.
Um auf metallischem Zink, ohne galvanische Verkupferung, grüne Kupferpatina zu
erzeugen, überzieht man die gereinigten Zinkgegenstände zuerst mit einer Lösung von salpeter-
saurem Kupferoxyd und hierauf mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak. Bedingung ist,
daß die Lösungen verdünnt angewendet werden und daß erst dann mit kohlensaurem Ammoniak
nachbehandelt wird, wenn die Verkupferung vorher vollständig stattgefunden hat. Konzentrierte
Lösungen geben eine schwarze Färbung. (Polyt. Notizbl. 1848, 144.)
Nickel- K,upferüberzüge, welche die Farben gelb, braun, granbis schwarz ergeben, er-
hält man mittels einer Lösung von je 100 g schwefelsaurem Kupfe~oxyd, schwefelsaurem Nickel-
oxydulammon und chlorsaurem, Kali in 6-81 Wasser. Durch Überwiegen des Kupfers wird
der Ton dunkler, dagegen wird die Farbe durch Erhöhung des Nickelsalzgehaltes grauer.
Eine Lösung zum Blaufärben von Zink besteht aus 60 g Nickelammoniumsulfat und 60 g
Chlorammonium in 11 Wasser. {Metallarbeiter 11/12, 1917, 21.)
Zur Erzeugung von Braunfärbungen löst man 60 g Kupfervitriol in 11 Wasser und setzt
solange starken Salmiakgeist (Ammoniak) zu, bis der anfangs entstehende Niederschlag sich mit
tiefblauer Farbe löst. Diese Lösung wird auf die blankgescheuerten Zinkgegenstände mit einem
Schwamm oder einer Bürste aufgetragen, worauf man sofort mit Wasser nachspült und mit Säge-
spänen trocknet. Zur Beschleunigung der sich an der Luft bildenden Braunfärbung kann man
auch der Lösung 25 g Chlorammonium zusetzen und die Gegenstände dem Sonnenlichte aus-
setzen. (Metallarbeiter 1917, 7/8.)
Ein warmer Bronzeton wird durch Bestreichen mit einer Mischung von gleichen Teilen
Eisen- und Kupfervitriol in 20 Tl. Wasser, Trocknen und Bestreichen mit einer Lösung von
4 Tl. Grünspan und 10 Tl. Essig und nachfolgendes Polieren mit englischem Rot erzeugt.
Nach Dullo, Dingi. Journ. 175, 85 u. 823 kann man Zinkguß mit einer Lösung von 90-96 g
Chlorantimon in 11 Alkohol der 64-96 g Salzsäure enthält, sofort schwarz färben. Zur Erzie-
lung größerer Gleichmäßigkeit der niedergeschlagenen Antimonschicht wird der Auftrag wieder-
holt, worauf man so schnell wie möglich trocknet, 2--3mal mit trocknendem 01 einreibt und durch
Reiben mit einem Tuche den Glanz auf der intensiv schwarzen Farbe hervorruft.
Schwarz zu färbende Zinkgegenstände werden mit einer Lösung von 90 g Antimon-
chlorür in 1 I Wasser und 60 g Salzsäure dünn bestrichen, mit einem Lappen abgewischt, noch-
mals bestrichen und ohne zu spülen zum Trocknen an einen warmen Ort gelegt. (Metallarbeiter
1917, 7/8.)
Oder die Zinkgegenstände werden in eine Lösung von 5-6 Tl. salpetersaurem Mangan-
oxydul vom spez. Gewicht 1,25 in 100 Tl. Wasser getaucht, über Feuer getrocknet, gewaschen
und mit einer Bürste von dem nicht festhaftenden Oxyd befreit. Das Verfahre~ wird 7-Srnal
wiederholt, bis die Farbe tiefschwarz ist. Zum Schluß wird mit trocknendem Öl überstrichen.
Nach Tb. Neumann, Dingi. Journ. 192, 479 kann man Zinkbleche auch durch Eintauchen in
eine Lösung von 138 Tl Mangansulfat und 130,5 Tl. Bariumnitrat (es erfolgt Umsetzung zu
salpetersaurem Manganoxydul) schwarz färben. Zur Erzielung einer tiefschwarzen Färbung muß
das Eintauchen in diese Lösung vom spez. Gewicht 1,125 7-Smal wiederholt werden, dann haftet
der Uberzug aber auch äußerst fest auf dem Metall, springt auch beim Hämmern nicht ab und ist
widerstandsfähig gegen atmosphärische Einflüsse und verdünnte Säuren.
Die entfetteten Zinkgegenstände werden mit feinem Sand und verdünnter Salzsäure ge-
scheuert, mit Wasser gut gespült mit heißem Sägemehl oder fettfreien Lappen getrocknet und
mit einer Chloratbeize, bestehend aus 160--200 g Kupfervitriol und 80 g chlorsaurem Kali in
11 Wasser bestrichen bzw. in die Beize getaucht oder mit Sägespänen, die mit der Beize getränkt
sind, im Rollfaß gerollt. Die Gegenstände färben sich erst kupferrot, dann schwarz, worauf man
sie spült und trocknet, letzteres jedoch erst dann, wenn die gewünschte Schwarzfärbung bereits
erreicht ist, andernfalls wird das Verfahren wiederholt und dann erst, am zweckmäßigsten auf
einer heißen Platte getrocknet. Nach dem Trocknen werden die Gegenstände mit einer über
Wachs gestrichenen Bürste gewachst oder lackiert. Wird die Beize heiß angewendet, so entsteht
ein mehr brauner Ton. Nach dem Trocknen überstreicht man die Fläche zur Herstellung eines
tiefschwarzen Glanzes mit einem verkochten Gernenge von 1 Tl. gelber Kernseife, 3 Tl. japani-
schem Wachs und 21 Tl. Wasser. (C. Puscher, D. Ind.-Ztg. 1873, 366 und 1874, Nr. 19.)
Auch in einer Lösung von 4Tl. schwefelsaurem Nickeloxydulammoniak in 40 Tl. Wasser
und 1 Tl. Schwefelsäure kann man Zinkblech, das man vorher mit Quarzpulver und verdünnter
Schwefelsäure blank gescheuert hat, schwarz färben, und zwar dauerhafter als mit Kupfersalzen.
(L. Knalfl, D. lnd.-Ztg. 1866, 248.)
Nach D. R. P. 230 982 werden Zinkgegenstände, die man braun bis schwarz färben will,
angewärmt, in die Lösung eines K ob a I t s a I z es getaucht oder man streicht sie auf, worauf
man die Stücke mehr oder weniger hoch erhitzt. Der Farbton hängt von der Zahl der Tauebungen
bzw. von der Höhe der Temperatur ab.
Galvanisch versilberten Zinkgußgegenständen wird durch Überstreichen mit einer ver-
dünnten Lösung von Schwefelalkalien in Wasser eine dunkle, fast schwarze Färbung erteilt.
(Elsners Chem.-techn. Mitt. 1869, 16.)
Zinkbleche, die zur Dachbedeckung verwendet werden sollen, erhalten nach R. Böttger,
Dingi. Journ. 192, 424 eine dauerhafte, gegen Oxydation schützende, schieferfarbige Deck-
schicht in folgender Weise: Man löst 1 Tl. Kupferglühspan in Königswasser, dampft die Lösung
zur Trockne, nimmt den Rückstand mit 64 Tl. Wasser auf und filtriert. In das Filtrat taucht man
die Zinkbleche ein, spült sie nach einiger Zeit ab und überstreicht sie mit einer Lösung von 1 Tl.
Pech und 2 Tl. Asphalt in 12 Tl. Benzol. - Ebenso wirkt eine Beizlösung aus 2 Tl. krystalli-
siertem, salpetersaurem Kupferoxyd und 3 Tl. krystallisiertem Kupferchlorid in 64 Tl. Wasser
und 8 Tl. Salzsäure. Nach erfolgter Trocknung werden die Bleche zur Hervorrufung matten
Glanzes mit Baumwolle abgerieben.
Um reliefartige Zeichnungen zu erzeugen, werden auf das blankgescheuerte Blech mit
obiger Flüssigkeit die gewünschten Schriftzüge oder Dessins aufgetragen. Das mit den schwarzen
Zeichnungen bedeckte Blech wird nach dem Spülen 1-3 Stunden, je nach der Höhe des ge-
wünschten Reliefs, in verdünnte Salpetersäure aus 1 Tl. Säure von 1,2 spez. Gewicht und 8 Tl.
Wasser eingelegt. (Journ. f. prakt. Chem. 73, 496.)
Um Zink grau zu färben (Altzink) taucht man die betreffenden Gegenstände, nachdem
man sie von der Oxydhaut befreit hat, in eine je nach dem zu erzielenden Ton mehr oder weniger
konzentrierte Eisenchloridlösung oder in eine Lösung von 30 g Chromalaun und 30 g unter-
schwefligsaurem Natron in 1 I Wasser, die man mit 25 g Schwefelsäure versetzt, filtriert und auf
60-80° erwärn1t hat. (Metallarbeiter 1917, 11/12.)
Ein einfaches Verfahren der Graufärbung von Zink besteht nach Techn. Rundsch. 1912,
17 darin, daß man die Zinkplatten zuerst auf chemischem Wege schwarz beizt und die schwar-
zen Bleche nach dem Trocknen mittels des Sandstrahlgebläses bearbeitet, bis der gewünschte
graue Ton erzielt wird. Die Größe der Sandkörnung wird zweckmäßig durch Vorversuche bestimmt,
doch nimmt man am besten den Sandstaub, der schon längere Zeit im Gebläse verwendet wurde,
da dieser eine sehr zarte, matte Oberfläche erzeugt, die das spätere Polieren der Zinkplatten nicht
behindert.
Zink und Cadmium (Indium). 383
Eine Zinkgraviermethode beruht auf de,r Beobachtung, daß auch sehr verdünnte Säuren
das Zink nur an solchen Stellen angreifen, an denen andere Metalle, vor allem Kobalt, Platin,
Nickel oder Eisen, vorhanden sind. So durchätzt z. B. 0,001%ige H 1SO,ein Zinkblech, auf das
mit ammoniakhaitigern Kobaltchlorür geschrieben wurde an den Stellen der Schriftzüge. Um
demnach Blätter oder Pflanzen zu reproduzieren, werden sie in die Auflösung des genannten
Salzes getaucht und auf das Zink gelegt, das dann mit einer schwachen Säurelösung behandelt
wird. M. Gourdon, von dem das Verfahren stammt, hat auch eine Methode heliographischer
Gravierung dadurch möglich gemacht, daß er das Silber von einem gewöhnlichen photographi-
schen Probeabzug auf Zink übertrug und die Platte mit Säure behandelte, die dann nur die Stellen
angriff, an denen sich das Silber befand. (D. ill. Gewerbeztg. 1874, Nr. 6.)
Um Zink reliefartig zu ätzen und die hohen Stellen zu vergolden, gab Böttger folgende
Vorschrift: Man schreibt oder zeichnet auf die blankpolierte Zinkplatte mit einer Lösung von 1 TI.
Platinchlorid und 1 Tl. Gummi arabicum in 12 Tl. Wasser. Die "Schriftzüge erscheinen sofort
tiefschwarz und sind unverwischbar. Man legt nun das feuchte Blech in Wasser, hierauf wenige
Augenblicke in eine Lösung von Kaliumgoldcyanür, wodurch sich das Blech mit einer dünnen
Goldhaut bedeckt, und geht sofort in mit Wasser stark verdünnte Salpetersäure (1 Tl. Säure,
1,2 spez. Gewicht, 16 Tl. Wasser), wodurch sich das Gold von der blanken Zinkfläche abblättert,
dagegen fest auf den Schriftzügen aufsitzt, die um so stärker hervortreten, je länger man das Blech
in der Säure liegen läßt. (Dingl.Journ. 176, 807.) Nach einer Verbesserung des Verfahrens werden
wesentlich höhere Reliefs erhalten, wenn man die Platte als Anode mit einer Kupferkathode in
einem Zinksulfatbade elektrolysiert. Aus völlig bleifreien Zinkplatten werden unter dem Einfluß
des Stromes die unbeschriebenen blanken Teile herausgelöst und man erhält Tiefätzungen, die die
Verwendung der Platten zum Druck ermöglichen. (Journ. r. prakt. Chem. 98, 31.)
Blei (Thallium).
1909 wurden erzeugt (metr. Tonnen) in: Spanien 184..000, Deutschland 167 900, Frank-
reiuh 35 000, England 25 000, Belgien 41 300, Italien 23 000, Ostcrreich-Ungarn 13 900, Griechen-
land 15 300, Schweden 300, Rußland 100, Türkei 12 100, Vereinigte Staaten vonN ordamerika 339 700,
1\Iexiko 118 000, Kanada 22 000, Japan 3000, Australien 77 200, Südamerika und Ostindien 4 100,
Summe: 1 081 900.
Im Jahre 1913 wurden in den Vereinigten Staaten 400 000, in Spanien 200 000, in Deutsch-
land 180 000 und in Australien 115 000 t Rohblei -erzeugt. Die Weltgewinnung betrug 1 186 700 t
Rohblei.
Eine ausführliche Abhandlung über die Haupterzeugungsstätten für Blei mit zahlenmäßigen
Angaben über die Welt-Bleiproduktion findet sich in Zeitschr. f. angew. Chem. 1915, 111, 166.
über Bleiweltproduktion und -verbrauch 1910-1918 siehe Chem.-Ztg. 1921, 491,
\·on 1919-1920 ebd. 1922, 156.
über den Bleierzbergbau und die Bleigewinnung in Pr e u ß e n von 1912-1920 siehe Chem.-
Zt.g. 1922, 176, in Frankreich ebd. 1921, 1259.
Über die Gewinnung des Thalliums aus dem Bleikammerschlamm siehe R. Böttger, Journ.
f. prakt. Chem. 90, 22 u. 161. Vgl. Zentr.-Bl. 1864, Nr. 26.
Eine einfache Gewinnungsmethode des Thalliums beschrieb ferner Bunsen in Ann. d. Chem.
u. Pharm. 133, 108.
Zur Abscheid ung von Thalli um und seltenen Metallen aus Bleierzen unter gleich-
zeitiger Gewinnung von sublimiertem Bleiweiß erhitzt man das Erz auf einer tiefen Koksschicht
und verdampft es so unter Vermeidung der Oxydation, um die Dämpfe sodann im großen Luft-
überschuß zu oxydieren und durch langsame Abkühlung in geeigneten Absetzkammern in die
E'inzelnen Bestandteile zu trennen. Durch Verarbeitung der erhaltenen Niederschläge in einem
zweiten oder auch dritten Ofen vermag man das Thallium und die seltenen Metalle zu konzen-
trier~~- (D. R. P. 264 526.)
Uber die Gewinnung der in spanischen Pyriten enthaltenen 0,25% Thallium siehe das
kurze Referat in Zentralbl. 1919, IV, 907.
S Reines, destilliertes Wasser wirkt auf Blei kaum ein, doch geht es leicht in Lösung, wenn
auerstoff und Kohlensäure vorhanden sind, und kann dann aus dieser Lösung durch Einleiten
kohlensäurefreier Luft wieder gefällt werden, wobei die Flüssigkeit, die nun "erodiertes Blei''
enthält, ein "seidiges Aussehen" erhält.
2 Pb Pb2 + 0 2 = 2 PbO, 2 Pb(OH) 2 + 00 2 =HO· Pb· C<? 3Pb- OH +HP} 2 PbC0 3 + 2 00 2
0 + 2H 20 = 2Pb(OH) 2, 2Pb(OH) 2 + 200 2 = 2PbC0 3 + 2H 20 + 2Hp~2PbH 2 (C0 3 h;
Lange, Chem.-techn. Vorschriften. 3. Auf!. I. Brl. 25
386 Metalle und Minerale.
Gelöstes Tonerdesulfat oder auch Kalkmilch erhöhen die Löslichkeit des Bleies, während dit1
Phosphate des Calciums und Natriums eine Art Schutzwirkung ausüben. In einem Referat über
eine Arbeit von H. Heap finden sich weitere Angaben über die Wirkung von moorigem, ferner
von Regen-, Fluß-, Seewasser auf Blei, die starke Einwirkung von Ammoniumsalzen, besonders
von Ammoniumnitrat, den Einfluß gewisser Säuren, der Temperatur und der Härte des Wassers
auf die Löslichkeitsverhältnisse und die schützende Wirkung, die gewisse organische Substanzen
aber auch Carbonate und Dicarbonate ausüben. (Zeltschr. f. angew. Chem. 27, 237.)
Der korrodierende Einfluß des Wassers auf Bleiröhren läßt sich nach Frankland wesentlich
herabmindem, wenn man dem durch ein Feuersteinfilter passierten Wasser je nach seinem Härte-
grad geringe Mengen, und zwar um so mehr Soda hinzusetzt, je weicher es ist, da die geringsten
Spuren freier Säuren die Aufnahme des Bleies durch das Wasser wesentlich begünstigen. Auch
eine Filtration durch phosphathaltiges Material ist nach A. H. Allen zu empfehlen. (Ref. in
Zeltschr. f. angew. Chem. 1889, 3!16.) Vgl H. Klut, Das Wasser, 1920, 161.
Um Bleirohre gegen die Angriffe kochender saurer Salzlösungen zu schützen, über-
streicht man sie (Ersatz der Bleirohre durch Steinzeugrohre ist vorzu_ziehen), nach Farbe und
Lack 1912, 16 mit einem guten Asphaltfirnis. Oder man kann auch eine Lösung von Harz,
der man ev. etwas Talkum beimengt, als Bleirohranstrich verwenden, obwohl auch hier die
Salzlösung lösend einwirken könnte, ebenso wie wenn man zum Anstrich Ölfarben oder stark
ölhaltige Lacke anwenden würde. Jedenfalls entscheidet die Natur der Salzlösung in erster Linie
über die Wahl des Anstrichmittels und seiner Bestandteile.
über die Korrosion des Bleies durch Kalkmörtel und die desinfizierende Kraft des
Kalkmörtels berichtet W. Vaubel in Zeitschr. f. angew. Chem.1912, 2300. Vgl. ebd. 26, 423 u. 696.
über Versuche zur Feststellung der Korrosion von Blei im Vergleich zu anderen Metallen
und Legierungen, auch die Zerstörung des Bleies im Erdreich, durch Wasser, Alkalien, elektrische
Ströme siehe R. H. Galnes, J. Ind. Eng. Chem. ö, 766.
Hervorhebanswert ist, daß bei der Ausführung von Bleidächern die Platten weder auf Eichen·
holzsparren, noch auf ein koksgrushaltiges Betonunterdach verlegt werden dürfen, da in beiden
Fällen Zerstörung des Bleies eintritt.
Zur Herstellung eines in etwa drei Tagen besonders gut ausgebildeten Bleibaumes kocht
man eine mit kleinem Überschuß von 50proz. Essigsäure gefällte und mit 10% einer konzen-
trierten Bleiacetatlösung versetzte 15proz. Natriumsilicatlösung zur Vertreibung etwa vorhan·
dener Kohlensäure und hängt über dem kalt gewordenen Gel einen Zinkstreifen so auf, daß er
nur wenig in die Oberfläche eintaucht. (A. Slmon, z. f. Koll. 12, 171.)
Bringt man Salmiakstückehen in eine 33 proz. wässerige Bleinitratlösung, so bedecken sich
die Salzteilchen in wenigen Minuten mit einer weißen Kruste und nehmen dabei die Formen
von Bäumen, Sträuchern, Gräsern, Felsenpartien usw. an, so daß sich nach P/1-2 Stunden
eine komplette Winterlandschaft gebildet hat. Das Glas muß während dieser Zeit ruhig stehen
bleiben. (Dingi. Journ. 183,-:476.)
25*
388 Metalle und Minerale.
Der H-H-Prozeß besitzt den Nachteil diskontinuierlich zu sein, ferner müssen die Agglo.
meratkuchen von Hand zerkleinert werden, wodurch Staubentwicklung und die Gefahr der Blei-
krankheit bedingt sind. Durch die Einführung des Dw_i_gh tapparates, den Franeke in l\litt. d.
lnst. f. Gewerbehyg. 1912, 89 beschreibt, werden diese Ubelstände behoben.
Abarten des R-H-Verfahrens sind der Savelsbergprozeß, der Kalkstein verwendet an
Stelle des gebrannten Kalkes, und der Carmichael- Bradfoodprozeß, der mit Erdalkali-
sulfat arbeitet.
Nach dem Verfahren von A. Savelsberg bringt man eine Mischung von rohem Bleierz und
Kalkstein, der zur Bildung von Silicaten genügend Kieselerde enthalten muß, in den Konverter,
bläst Luft durch die Masse und entzündet sie in der Nähe der Lufteintrittsstelle. Es bilden sich
Bleioxyd, Sulfate, Silicate, Kohlensäure, Schwefelsäure und schweflige Säure, von denen die beiden
letzteren entweichen, während unter den rückbleibenden Körpern Wechselumsetzungen statt-
finden, die schließlich zum Bleioxyd führen. Eine geeignete Mischung aus 100 Tl. Bleierz mit
16% Schwefel und 68% Blei, 19 Tl. Kalkstein, 10 Tl. quarzigem Silbererz, 10 Tl. Spateisen-
stein und 11% der Mischung Kieselerde führt zu einem Produkt, das 78% Blei und 2-3% Schwefel
enthält, während das Erz 15% Schwefel enthielt. Weitere Ausführungen in Zeitschr. f. angew.
Chem. 1907, 1745 und 1906, 533.
Zur Aufarbeitung von Bleiglanz nach dem Carmichael- Bradfordprozeß erhitzt man
das Mineral mit 10-35% Gips im Konverter langsam von außen, bis der untere TeiJ der Charge
dunkelrot glüht, das Bleisulfid zu Sulfat oxydiert und das Calciumsulfat zu Sulfid reduziert ist,
regeneriert dann das letztere durch Einwirkung eines Luftstromes und heizt höher, so daß die
Masse schmilzt und das Calciumsulfid unter Schwefeldioxydabgabe mit Bleioxyd in Calcium-
plnmbat übergeht. Die Masse kommt nun in den Schachtofen, dessen entweichende Gase man
für die Schwefelsäurefabrikation verwertet. (A. P. 705 904.)
Das R-H-Verfahren hat in den letzten Jahren große Verbreitung gefunden, vor allem auf
der Friedrichshütte in Oberschlesien, in Freiberg, im Harz, seit 1904 in den Vereinigten Staaten.
Durch seine Einführung konnte die Zahl der Öfen von 30 auf 3, die Arbeiterzahl von 188 anf
14 Mann reduziert werden und es steigerte sich die Leistung eines Arbeiters im TRg von 0,83 t
beim Flammofen, auf 1,0 t beim Sinterofen, auf 11,8 t beim mechRnischen Ofen. Als weitere
Vorteile sind zu nennen die Kohlenersparnisse, die geringen Metallverluste, die Herabminderung
der Flugstaubmengen, die Herabsetzung der Bleivergiftungsgefahr tmd die Verbesserung der
Qualität der Produkte. (A. Biernbaum, Eng.lllin. Journ.1905, 535.)
Zum Reinigen und Entsilbern von Blei wurde das Material nach einem älteren Prozeß in einem
~isenbade geschmolzen, so gereinigt tmd vorn Boden des Gefäßes unter dem Schutz des über
1hm stehenden Eisens oxydfrei abgezogen. Während des langsamen Erkaltens steigt das amBoden
des Gefäßes gelegene Silber allmählich nach oben und man erhält unten silberfreies Blei, eine
silberarme Mittelschicht und direkt am Eisen eine silberreiche Deckschicht. (D. R. P. 36 113.)
Zur "Verkbleientsilberung mittels Zinks soll man dieses mit höchstens etwa 0,5% Aluminium
versetzen, so daß es möglich wird mit überschüssigem Zink (6% vorn Silber-Bleigewicht) zu arbeiten,
?as dann wiederholt und so oft zur Entsilberung benutzt werden kann bis es mit Silber gesättigt
1~t. (D. R. P. ö6 271.) Nach dem Zusatzpatent kann man jedem einzelnen Kessel die zur Ent-
bllberung nötige Menge aluminiumhaltigen Zinks zugeben, wobei jedoch das ganze Zink in dem
Bleibade wirklich aufgelöst werden muß. Dies geschieht bei Gegenwart von 0, 1-0,7% Silber
mit 1-1,7% Zink bei 450-550°, wobei es nötig ist, um die Oberfläche des Metalles oxydfrei
zu erhalten, das Bad langsam zu bewegen. (D. R. P. 64 416.)
über die Entsilbenmg des Werkbleies durch Zink siehe die in Berlin 1880 erschienene gleich-
n~mige Arbeit von C. Schnabel, die eine Monographie über das ganze Gebiet nach dem Stande
d1eser Jahre darstellt.
Silberhaltiges Blei kann man auch in der Weise auf Silber und Bleiglätte aufarbeiten, daß
n~an in das in basisch gefüttertem Gefäß (Dolomit-Teermasse) geschmolzene Blei von unten
emen Luftstrom durchbläst. Die auftretende stürmische Reaktion bewirkt Temperatursteigerung
von anfänglich 400° auf rund 1200° innerhalb 15 Minuten und ist beendigt, wenn das metallische
B~_ei verschwunden ist. Man kippt das Gefäß wn und gießt so das schmelzflüssige Oxyd von dem
flussigen silberreichen Blei ab. (Jahr.-Ber. f. ehern. Techn. 1892, 230.)
Zur Gewinmmg von reinem Blei und reinem Silber aus Bleiglanz scheidet man durch Ein-
blasen von Luft zuerst den silberhaltigen von dem silberfreien Teil, verhindert die Oxydation
des letzteren durch Ausschluß der Luft und kann so den silberfreien Glanz auf reines Blei ver-
arbeiten und die Entsilberm1g auf den nicht verflüchtigten, das gesamte Silber enthaltenden Blei-
glanzteil beschränken. (D. R. P. 120 028.)
zersetzt werden kann, so daß die Halogensalze von Blei und Silber entstehen, während die Base
dieses Halogensalzes im Bade in ein Sulfid übergeht. l\ian trennt dann durch Einführung von
metallischem Zink in die geschmolzene Masse das Bleichlorid von den Sulfiden ab. (D. R. P.
97 943.) Nach dem Zusatzpatent reinigt man die so gewonnenen Lösungen von Blei- oder Silber-
erzen in Chloridschmelzen in der Weise, daß man das in der Schmelze befindliche Eisen und Kupfer
durch Zusatz von Oxyden des Bleies oder Zinkes oder beider ausfällt. Dadurch werden der Masse
die Schwefelverbindungen des Eisens und Kupfers vollkommen entzogen und es entsteht schwer.
lösliches und nicht reduzierbares Eisen- und Kupferoxyd. (D. R. P. 171i 884.)
Zur Aufarbeitung silberhaitigar sulfidischer Blei-Zinkerze erhitzt man sie im Gemenge mit
Kochsalz oder Calciumchlorid, evtl. bei Gegenwart von Zinkchlorid, im Luftstrom auf 450-500°,
extrahiert das Blei und einen Teil des Silbers mit heißer Kochsalzlösung und scheidet aus dem
zurückbleibenden Zinksulfid den Rest des Silbers nach bekannten Methoden (z. B. durch Extrak-
tion mit einem Lösungsmittel) nach E. P. 129 773, 131i 968 und 141 044/19 ab. (E. P. 162 026.)
Zur Aufschließung von oxydischen, insbesondere von blei- und silberhaltigen Erzen bringt,
man das Material gemäß dem Verfahren des D. R. P. 97 943 in ein nicht saures Bad, z. B. eines
geschmolzenen Halogensalzes und erhält so durch Zersetzung nach den Gleichungen
2 PbO + ZnCl 2 = ZnO + PbO • PbC1 2 1 Ag 2 0 + ZnCl 2 = ZnO + 2 AgCl
eine Lösung der Metalloxyde in der Schmelze, aus der sie leicht gewinnbar sind. Das im Erz vor·
handene Eisen wird, wenn die Erze vorgeröstet wurden, von dem Chloridbade nicht aufgeschlossen.
dagegen gelangt das vorhandene Kupfer zur Auflösung, da es nicht in sulfidischer, sondern in
oxydisoher Form vorliegt. (D. R. P. 124 846.)
Zur Abscheidung oder Trennung von Blei, Silber und Zink aus Salzschmelzen unterwirft
man diese , in denen die Metalle als Oxyde eingeführt ww:den, der Elektrolyse oder der Einwirkung
eines zur Abscheidung des gelösten Metalles geeigneten Metalles, z. B. Zink oder Blei, wobei jedoch
das auszuscheidende Metall nicht basischer sein darf als das des zur Lösung dienenden Salzes.
(D. R. P. 153 946.)
Zur Verarbeitung von Blei-Silber-Zinkerzen oder silberhaltigen Bleierzen verschmilzt man
das Material mit Zinkchlorid oder Zinkchlorid-Alkalichlorid und reduziert das gebildete Chlor·
blei und Chlorsilber durch Zink nicht wie bisher im Einzelkessel, wobei das gesamte B]ei ent·
silbert werden mußte, sondern in einem System untereinander angeordneter Kessel, von dem die
oberen das silberreiche Blei, die unteren silberarmes Material enthalten. (D. R. P. 240 768,)
Zur Entzinkung des Bleies setzt man ihm im geschmolzenen Zustande Zinkchlorid und
eine geringe l\ienge Bleioxyd oder Bleiasche zu, wodurch entsprechend der Gleichung
Zn + PbO + ZnC1 2 = Zn + PbCl 2 + ZnO und Zn + PbC1 2 + ZnO = ZnC1 2 + Pb +ZnO
das im Blei vorhandene Zink eine äquivalente Bleimenge aus dem Bleioxyd reduziert und selbst
zu Oxyd umgewandelt wird. (D. R. P. 241483.)
Zur Gewinnung von Blei aus Bleisulfid, das Zink- und andere Sulfide enthält, behandelt man
das sulfidische Gemenge mit geschmolzenem Bleichlorid oder Zinkchlorid, zieht von der im
ersteren Fall erhaltenen Bleichlorosulfidschmelze die obenauf schwimmende Masse mit dem Zink
und der Gangart ab und elektrolysiert das Bleichlorosulfid für sich. (D. R. P. 250 309.)
Zur Abscheidung von Metallen aus den schwerschmelzbaren Broken-Hillerzen':und ihren
Aufbereitungsprodukten, die etwa 40% Zink und 12% Blei, aber auch 50% des letzteren und
weniger als 12% Zink neben etwas Silber enthalten können, behandelt man die Metallsulfide
in zwei oder mehreren Phasen mit geschmolzenem Zinkchlorid, wobei die schmelzflüssige Masse
abwärts fließt und der feste Rückstand in dem ihn enthaltenden Behälter sich aufwärts bewegt.
Die erhaltene Schmelze, die nunmehr Zink- neben Bleichlorid und etwas feinverteiltes suspen-
diertes Zinksulfid enthält, wird mit Wasser mit oder ohne Zusatz von Säure behandelt, wobei
das aus dem Zinksulfidrückstand ausgewaschene Bleichlorid der Lösung der Schmelze zugesetzt
wird, so daß aus dem suspendierten Zinksulfid Zinkchlorid entsteht, das die Bleiverbindungen
ausfällt. (D. R. P. 251 039.)
Zur Verarbeitung von Silber- Blei- Zinkerzen durch Schmelzen mit Chlorzink oder
seinen Doppelsalzen und Fällen des·Bleies aus wässeriger Lösung granuliert man die bleichlorid-
haltige Schmelze ohne Gangart und Erz zu trennen, in Wasser, das sich sofort erwärmt, während
die Granulation in Lösung geht, und filtriert die heiße, chlorzinkhaltige Flüssigkeit mit dem ge-
lösten Bleichlorid von den festen Bestandteilen. Aus dem Filtrat wird das Bleichlorid partie~l
auskrystallisiert und für sich behandelt oder man fällt das gesamte Chlorblei durch Zink als Blei·
schwamm aus. (D. R. P. 273 483.) .
Zur Abscheidung von Blei und Silber laugt man die chlorierend gerösteten Schwefelerze mit
kaltgesättigter, Blei- und Ferrichlorid enthaltender Salzlösung. (A. P. 1 402 732.)
Zur Trennung von Blei und Antimon aus Erzen erhitzt man ein inniges Gemenge deti
Erzpulvers und leicht zersetzlicher Schwermetall- oder. Erdalkalimetallchloride auf mäßige Rot·
glut, nach einer Ausführungsform des Verfahrens in einem Gasstrom, der Chlor oder Salzsäure
enthält, und laugt das gebildete Bleichlorid mit Wasser oder Salzlösungen aus, wobei das unver·
änderte Antimonprodukt im Rückstande bleibt. Man kann auch, besonders bei Verarbeitung
oxydisoher Produkte oder auch Legierungen, sog. Speisen, die metallisches Blei und Antimon
enthalten, namentlich wenn der Antimongehalt den Bleigehalt erheblich übersteigt, außer den1
reagierenden Chlorid einen Überschuß eines nicht reaktionsfähigen Alkali- oder Erda.lkalimetall·
Blei (Thallium). 391
halogerndes oder Doppelsalze, wie z. B. Carnallit, zusetzen, so daß bei entsprechender Hitze
eine dünnflüssige Schmelze entsteht, aus der sich das Antimon zu Boden setzt, während das Blei
mit der Chloridschmelze abgezogen werden kann. (D. R. P. 277 241.)
Zur Reinigung von Blei erhitzt man es mit einem Gemisch von Ätzalkalien und Schwefel
und führt so Antimon, Zinn und Arsen als Sulfosalze der Alka.lien in Lösung, während die übrigen
V:erunreinigungen über die Sauerstoffverbindung en unlösliche, sich abscheidende Schwefelver-
bmdungen geben. Das Verfahren eignet sich besonders zur Entfernung des Zinks aus dem Zink-
schwamm als Schwefelzink und führt in einem Arbeitsgange zu einer Blei-Silberlegierung.
(D, R. P. 218 839.)
. Zur Gewinnung ven Blei aus seinen Verbindungen, besonders aus den Oxyden und Sulfaten
erhitzt man sie mit 3 Tl. Atznatron und 1 Tl. Schwefel oder statt des letzteren Schwefelnatriwn
oder Natriumpolysulfid oder mit gleichen Teilen Atznatron und Natriumthiosulfat kurze Zeit auf
4.00-500°. (D. R. P. 223 667.)
392 Metalle und Minerale.
Zur Auslaugung von Blei aus bleihaltigen Zinkoxyden verwendet man als Lösungs-
mittel Ätzalkali und dampft die bleihaltige Alkalilösung zum Sirup ein, wobei sich der größere
Teil des gelösten Bleies in Form von Sauerstoffverbindungen abscheidet. Verdünnt man nun
diesen Sirup möglichst rasch durch Zugabe von Wasser, so erhält man einen festen Rückstand
jener Sauerstoffverbindungen und eine schwach bleihaltige Atzalkalilösung, die wieder in den
Betrieb zurückgeht. (D. R. P. 276 776.)
Zur Trennung von Bleiglanz- Antimonglanz kann man auf dem Wege der Laugung
in der Weise verfahren, daß man das Erz mit heißer Schwefelnatriumlösung behandelt, zur Be-
schleunigung des Prozesses Natriumsulfat zusetzt und gleichzeitig das Eisen als Eisensulfid quan-
titativ abscheidet. Man erhält so bis zur Sättigungskonzentration Mischkrystalle von Sb 2 S3
gelöst in PbS, die man quantitativ in Antimonglanz und Bleiglanz trennen kann, wenn man da,.,
Konzentrat Pb 2Sb 2S5 unter Zusatz von Antimonglanz erschmilzt. (K. Wagenmann, Metall-
urgie 9, 518 u. 537.)
288. Bleisalz-Naßelektrolyse.
Betts, A. G., Bleiraffination durch Elektrolyse. Übersetzt von V. Engelhardt. 35. Bd.
der Monographien über augewandte Elektrochemie. Halle I9IO.
Als Elektrolyt für die Bleiraffination eignet sich eine Lösung von Bleisulfat und Natrium-
acetat, ferner werden auch Bleisilicofluoridlösungen und Bleiborofluoridlösungen vielfach ver-
wendet. Letztere, die zum unmittelbaren Verbleien des Stahles dienen können, erhält man durch
Lösen von Borsäure in Flußsäure, Zufügen einer Bleicarbonatpaste und Verdünnen unter Zugabe
von Leim. Noch befriedigender soll eine Lösung von Bleicyanid in heißem 'Vasser arbeiten. Statt
des Leimes, der gute Abscheidungen nur im Bleiperchloratbade veranlaßt, kann in denselben
Elektrolyten auch Nelkenöl dienen, in Acetat- und Nitratelektrolyten ist es wertlos. In den
Acetatbädern bewirkt ein mit kochendem ·wasser gewonnener Pappelholzauszug ebenso
ausgezeichnete Abscheidungen wie Aloe, das auch als Zusatzmittel für Nitratbäder, nicht aber
für Perchloratelektrolyten dienen kann, da es in diesen Bädern zur Bildung von Auswüchsen
an der Kathode führt. (F. Peters, Glückauf 1919, 796.)
Man elektrolysiert mit einer Lösung, die in IOO ccm 8 g Blei und I5-I6 g Siliciumfluorid
neben 400-500 g Leim, letzteren für je IOO kg niederzuschlagenden Bleies, enthält, zwischen
30 und 35° und erzielt bei richtiger Leitung des Vorganges etwa 90% Stromausbeute. Der der
Hauptmenge nach an den Anoden festhaftende Schlamm wird zeitweise abgebürstet und ge-
sammelt und läilt sich soweit auswaschen, daß er weniger als I% Bleisiliciumfluorid enthält.
Die Elektrolysiergefäße werden aus Holz erzeugt, das man mit einer Asphaltauskleidung ver-
sieht. Der gesamte Bleiverlust beträgt nur 0,25%, die Mehrausbeute an Gold und Silber über
I,5% und auch das Wismut wird vollständig ausgebracht, während das raffinierte Blei von diesen
Elementen völlig frei ist. (A. G. Betts, Metallurgie 1909, 233.)
Sorgt man bei der elektrolytischen Herstellung von metallischem Blei für die Anwesenheit
genügender Mengen freier Säuren, die die Abscheidung der basischen Salze verhindern, so erhält
man, besonders bei gutem Rühren oder ferner bei Gegenwart von Ammoniumpersulfat oder auch
Hydrochinon, Pyrogallol oder von anderen reduzierenden;stoffen (auch unterchloriger Säure) das Blei
in zusammenhängender glänzender Form ausgeschieden. In alkalischer Lösung tritt Schwamm·
bildung ein, doch gelingt es auch dann zusammenhängende Niederschläge zu erhalten, wenn die
Konzentration der Hydroxylionen nicht zu groß genommen wird, da diese die Bleikathionen
vermindern und die Bleisuperoxydionen vermehren. (L. Glaser, z. f. Elektrochem. 7, 365 u. 381.)
Die elektrolytische Bleiausscheidung erfolgt stets dann in schwammiger Form, wenn der
Elektrolyt Plumbisalz enthält. Verwendet man daher eine Platinanode in verdünnter Salz-
säure und eine Bleikathode in Bleichloridlösung oder eine Lösung von Bleiacetat in verdünnter
Essigsäure zwischen Bleielektroden, so erhält man, da diese Lösungen keine Plumbisalze ent-
halten, blättriges und glänzendes Blei. Der Bleischwamm der negativen AkkumulatorplattPn
verdankt seine Entstehung ebenfalls dem Plumbisulfat, das sich in der Akkumulatorensäure,
besonders reichlich im Ruhezustand, nachweisen läßt. (K. Elbs und F. W. Rixon, z. f. Elektro-
ehern. 9, 267.)
Das Verfahren der elektrolytischen Raffination von Blei unter Zusatz von Gelatine oder
Pflanzenschleim zu einem Elektrolyten, der aus einer freie Überchlorsäure enthaltenden)3lei-
perchloratlösung besteht, ist in D. R. P. 223 668 beschrieben. Die Perchlorate und die Uber·
chlorsäure werden bei der Elektrolyse stets wieder völlig regeneriert und weder reduziert noeh
sonst zerstört. Das organische Kolloid verhindert, daß sich das abgeschiedene Blei an der Kathode
krystallinisch absetzt.
Zur elektrolytischen Gewinnung von reinen, dichten und gleichförmigen Bleiniederschlägeu
aus Bleisalzen starker nicht oxydierender Säuren, die leichtlösliche Bleisalze zu bilden vermögen
und die Essigsäure beträchtlich an elektrischer Leitfähigkeit übertreffen, setzt man dem Elektro-
lyten auf 5000 Tl. I Tl. Gelatine zu und erhält so bei einer Stromdichte von I-2 Amp. pro qdm
und einer Spannung von 0,15-0,35 Volt einen dem 'Valzblei an Dichte gleichkommenden Blei·
niederschlag vom spez. Gewicht 11,3. Außer kieselfluorwasserstoffsaurem Blei lassen sich auch
die Bleisalze organischer Sulfosäuren und Borflußsäure, an Stelle der Gelatine Phenole, Ameisen·
:säure, Hydrochinon und schweflige Säure verwenden. Das Verfahren eignet sich auch zur Er·
Blei (Thallium). 393
zeugtmg festhaftender Bleiniederschläge, doch dürfen höhere Stromdichten nicht angewendet
werden, da sonst hartes, sprödes, silberweißes Metall erhalten wird. (D. R. P. 198 288.)
Zur elektrolytischen Raffination von Blei bedient man sich eines Elektrolyten, der 4-8%
Blei als Carbonat, 11% Kieselfluorwasserstoffsäure und im Liter 0,1 g Gelatine enthält. lV!it einer
Stromdichte von 0,5-1,0 Amp.fqdm erhält man das Blei in Form zusammenhängender Platten.
Das Verfahren eignet sich auch zur Reinigung von stark verunreinigtem Anodenblei unü zur
Trennung des Bleies von Kupfer, Wismut tmd Antimon und ferner auch zur Abscheidung des
Cadmiums, das aus gelatinehaltigen Lösungen ebenso wie das Blei gewonnen werden kann.
Auch Legierungen mit Platin geben an der Kathode reines Blei und an der Anode einen Schlamm,
der aus der krystallinischen Verbindung PtPb 2 besteht. Die Stromausbeuten betragen durch-
schnittlich 98%; der Elektrolyt zersetzt sich allmählich unter Abscheidung von Kieselsäure
und Bleifluorid. (H. Senn, Z. f. Elektrochem. 1900, 229.)
Zur elektrolytischen Abscheidung von Blei bildet man den Elektrolyten aus einer Lösung
von krystallisierten basischen Doppelsalzen des Bleies mit Salpetersäure und salpetriger Säure,
insbesondere Pb(N0 3 )0H · Pb(N0 2 )0H mit überschüssiger Eichenrindengerbsäure unter
Zugabe von Bleinitrat als Leitsalz. Die Gerbsäure wirkt vermöge ihres Gehaltes an Eichenrot,
das in anderen Gerbsäuren nicht enthalten ist; diese sind daher ebenso wie Gallussäure oder
Zuckerarten unwirksam. Man bringt die Erzstücke zweckmäßig in Jutesäcke, in denen Kohlen-
stäbe den Kontakt herstellen, und taucht diese Anoden nur soweit in den Elektrolyten~ ein, daß
er die Kohlenstücke nicht berührt. In dem Maße, als das Blei aufgelöst wird und die anderen
Heimengungen sich in den Säcken absetzen, füllt man oben neue Erzstücke nach. Große Blei-
glanzstücke oder Platten aus Bleiglanzpulver können für sich als Anode verwendet werden.
(D. R. P. 239 222.)
Zur Silberahscheidung aus Werkblei elektrolysiert man dieses als Anode in einer Bleinitrat-
lösung bei Gegenwart von Salzsäure, so daß unlösliches Chlorsilber entsteht, das sich als feiner
Schlamm an den Anoden absetzt, während das Blei an der Kathode zur Abscheidung gelangt.
(D. R. P. 92 022.) Dieses Verfahren läßt sich auch auf die elektrolytische Zerlegung solcher
~ilberlegierungen anwenden, die neben Blei andere Metalle, z. B. Zink und Blei enthalten.
Man elektrolysiert auch dann mit Stoffen, die geeignet sind, ähnlich wie die salpetersauren Salze,
;;ämtliche vorhandenen Metalle der als Anoden in die Bäder eingeführten Legierungen in Lösung
überzuführen. Da aber auch neben dem Blei zugleich gelöstes Zink an den Kathoden nieder-
geschlagen werden soll, wählt man in diesem Falle als Elektrolyten ein Gemenge von Blei- und
Zinknitrat in dem gleichen Verhältnis, in dem die beiden Metalle in der Legierung enthalten sind.
(D. R. P. 95 194.)
Die Gewinnung von Blei neben Sulfaten und Chlor durch Zersetzung von Bleisulfat durch
•·ine kochende konzentrierte Magnesiumchlorid-Kochsalzlösung, Abscheidung des größten Blei-
vhloridteiles durch Abkühlung und des Alkalisulfates durch weitere Abkühlung, wobei vorher
das Silber durch Zink ausgefällt werden kann, und der Bleirest durch "VViederholung des Verfahrens
u:ewonnen wird, worauf man schließlich die gewonnene Bleichloridlauge elektrolysiert, ist in
D. R. P. 72 804 beschrieben.
Ein Verfahren der Bleiraffination bzw. zur Aufarbeitung von Calcium- und Magnesiuw-
chloridlaugen der Kali- und Ammoniaksodaindustrie besteht in der Zersetzung des betreffenden
löslichen Chlorides mit B 1e i ni trat, folgende elektrolytische Zerlegung des erhaltenen Bleichlorids
zu C'hlor und reinem Blei und andererseits der Zersetzung des gebildeten Nitrates in Salpeter-
~äure tmd die betreffende Base. Erstere dient zur Auflösung des aus silberhaitigern Werkblei
<>rhaltenen Bleioxydes, letztere zur Herstelhmg des löslichen Chlorides. (D. R. P. 75 781.) S. a. [328 J.
die Chloride erhält, von denen sich beim Erhitzen nach der Gleichung
+
2 FeC18 +
2 H 20 +
0 = Fe 20 3 4 HCl
nur das Eisenchlorid zersetzt. Das Salzsäuregas wird über Kalk aufgefangen, so daß man wieder
Calciumchlorid gewinnt. Beim Auslaugen des letzten Rückstandes resultieren: eisenarme, kon-
zentrierte Zinkchloridlauge und ein auf eine feurigrote Farbe verarbeitbarer Eisenoxyd-Gips-
rückstand. (D. R. P. 112 018.) Nach einer Ausführungsform des Verfahrens ersetzt man das
Calciumchlorid durch Magnesiumchlorid, das man der zink· und bariumhaltigen Bleischlacke
und dem &uszuglühenden Rückstand zusetzt. (D. R. P. 183 681.)
Über die Verwertung von Blei-Hochofenschlacken als Ersatz für Kies zu Betonfunda-
menten, für Aqfschüttungszwecke im Straßen- und Eisenbahnbau und neuerdings auch die Ge-
winnung des etwa 8% betragenden Zinkgehaltes dieser Schlacke, die sonst hüttenmännisch
nicht verarbeitbar ist, durch ihre Behandlung mit Calciumoxyd und Kohle, wobei Zinkoxyd aus-
getrieben wird, das man in Sackfiltern sammelt (Verfahren von Sohmidt und Desgraz}, siehe E. v.
Schlippenbaoh, Metall u. Erz 13, 437.
Zur rationellen Aufarbeitung des Bleihüttenrauches mahlt man den Flugstaub nach
L. S. Hughes mit konzentrierter Ätznatronlösung und schlämmt das gebildete Bleihydroxyd
während die Mühle weiterläuft mit einem Wasserstrom ab, da sonst das Gemisch mit Bleioxyd·
hydrat tmd Natriumsulfat zu einem festen Kuchen erstarren würde. Das so gewonnene Hydr·
oxyd bildet ein billiges Ausgangsmaterial für die Herstellung von Bleiebromat und Bleiarseniat.
(Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 26, 67.)
Diese neuerdings immer mehr zur Aufnahme gela:g.gende Methode der Filtration des Blei-
hüttenrauches durch Säcke ist von G. Kroupa in Osterr. z. f. Berg· u. Hüttenw. 62, 678 be·
schrieben.
Zur Aufarbeitung der durch ·waschen von der Kieselfluorwasserstoffsäure befreiten Blei-
raffinationsschlä.mme entzieht man ihnen etwa 50% des gesamten Antimons durch kochen-
des Atznatron, scheidet dann aus der geklärten Lösung elektrolytisch Arsen und den Rest des
Antimons auf Blei oder Eisen ab und gewinnt so bei Anwendung einer Bleikathode eine Hart-
bleilegierung von 25% Antimon und 75% Blei. Der Schlamm wird dann zur Ausscheidung
von Kupfer, Eisen und Wismut wieder mit 15proz. Schwefelsäure behandelt, worauf man die
filtrierten und kochend gewaschenen Schlämme trocken mit Salpeter und Soda im Flammofen
verschmilzt. (R. L. Whitehead, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1906, 1861.)
Zur Aufarbeitung der Anodenschlämme von elektrolytisch raffiniertem Blei behandelt man
den Schlamm mit Ferrisulfat, das Kupfer und Arsen löst und das Antimonoxyd unverändert
läßt, und löst dann das letztere mittels Fl ußsä.ure aus dem Rückstande heraus. (D. R. P.
187 618.)
Zur Aufarbeitung des Bleiraffinerieschlammes behandelt man ihn zwecks Lösung
von Antimon, Arsenik, Tellur und Selen zunächst mit Natriumpolysulfid, filtriert, scheidet das
Antimon elektrolytisch aus, und regeneriert die Natriumsulfidlösung, wobei, wenn die Arsenik-
anreicherung weit genug gediehen ist, die Brühe auf 35° Be verdampft und das ausgeschiedene
Arsen filtriert wird. Der von der Sulfidbehandlung verbleibende Rückstand wird zur Um-
wandlung der Sulfide des Silbers, Bleis, Wismuts, Kupfers und .Goldes in Sulfate geröstet; man
behandelt das Röstprodukt mit Wasser oder verdünnter Schwefelsäure nach und löst so Kupfer-
sulfat, etwas Wismutsulfat und den größten Teil des Silbersulfates, filtriert diese Lösung von dem
Rückstand, der neben metallischem Gold und Silber Bleisulfat und basisches Wismutsulfat ent-
hält, fällt Silber und Wismut durch Kupfer, verschmilzt die gefällten Metalle im Flammofen
und erzeugt aus dem gewonnenen Wismutoxyd ·wie üblich metallisches Wismut. Das Silber-
Wismutfällungsfiltrat wird zum Auskrystallisieren des Kupfersulfates stehen gelassen und ent-
hält noch wiedergewinnbare freie Schwefelsäure. Den Rückstand von Gold, Silber, Blei- und
basischem Wismutsulfat verschmilzt man ebenfalls im Flammofen, um das Blei und Wismut ab-
zuscheiden und letzteres auszubringen, die Gold-Silberlegierung wird wie üblich geschieden.
(A. P. 908 603.)
Zur Verarbeitung der Anodenschlämme bei der Blei- und Kupferraffination setzt
man sie einer aus dem Betrieb stammenden Fernsulfatlösung (4--5% Eisen als Ferrisulfat,
0,5-1% als Ferrosulfat, 1% Kupfer als Sulfat und 4--6% Schwefelsäure} nach Zusatz kupfer-
haltigen Materiales (Oxyd, Oxydul oder Hammerschlag} und nach vollendeter Lösung der Kupfer-
verbindungen unter dem Einfluß eingeblasener Luft- und Dampfstrahlen zu und bewirkt so
nach den Reaktionen
Cu + Fe 2(S0 4 )a = CuS0 4 + 2 FeS0 4 ; Pb + Fe 2(S0 4 ) 3 = PbS0 4 + 2 FeS0 4 ;
+
2 Ag Fe 2(S0 4 ) 3 = Ag2S0 4 + 2 FeS0 4 ;
2 As + 3 H 20 + 3 Fe 2(S0 4 ) 3 = As 20 3 + 6 FeS0 4 + 3 H 2S0 4 ;
2 Sb + 3 H 20 + 3 Fe 2(S0 4 ) 3 = Sb 20 3 + 6 FeS0 4 + 3 H 8S0 4 ;
2 Bi + 3 H 10 + 3 Fe 2(S0 4 )s = Bi 20 8 + 6 FeS0 4 + 3 H 2S0 4
die Umwandlung der Schlammbestandteile in die bezüglichen Sulfate oder Oxyde. Die weitere
Aufarbeitung der Lösung schildert G. Betts in Elekt. Ind. 1906, 478.
Zur Extraktion des oxydischen oder sulfatischen Bleies aus unreinen Produkten, z. B. Blei·
kammerschlamm, mit gleichzeitiger Gewinnung von Magnesiumsulfat und Selen, kocht man
Blei (Thallium). 395
das Material mit Magnesiumchloridendlauge und gewinnt das Selen aus den angereicherten
Lös~gsrückstand. (D. R. P. 227 389.)
über .das Verschmelzen von Rückständen aus Akkumulatorenbatterien zunächst
in einem Röstofen, bis zu der durch gebildetes Bleioxyd entstandenen gelben Färbung, und dann
erst im Bleiwindofen, siehe das Referat in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 576.
Zur Verarbeitung des bei der Entsilberung des Werkbleies mit Zink anfallenden Zink-
schaumes, der etwa 90% Blei, 8-10% Zink und 0,5-2% Silber enthält, übergießt man den Schaum
mit Zinkvitriollösung und elektrolysiert mit einer Zinkblechkathode, wobei sich auf ihr Zink nieder-
schlägt und zugleich Zink gelöst wird, so daß der Elektrolyt seine Konzentration bewahrt. All-
mählich umhüllt sich der Rest des Zinkschaumes mit Blei, man unterbricht den Prozeß und unter-
wirft den nunmehr konzentrierten Zinkschaum einem Seigerprozeß, bei dem sich ein leicht ab-
treibbarer, leicht schmelzbarer Teil des Bleies abscheidet, während ein zinkreicher Teil zurück-
bleibt, der abermals elektrolytisch entzinkt wird. (D. R. P. 33 589.)
Über die Scheidung von Zinn und Blei aus Zinnbleilegierungen nach dem bei der Wismut-
raffination erprobten, hier jedoch praktisch wegen der hohen Zinnverluste undurchführbaren
Verfahren von Borebers siehe L. Peetz, Metallurgie 1904, 281 u. 336.
aus und regeneriert gleichzeitig die Atzbarytlösung, so daß man sie von neuem zur Auflösung
des Bleies aus Rohoxyden verwenden kann. (D. R. P. 263 938.)
Zur Herstellung von Bleioxyd erhitzt man basisches Bleicarbonat zusammen mit organischen
Stoffen bis zu deren Oxydation in einer Drehtrommel auf etwa 315° und bringt die Masse dann
in einen geschlossenen mit Kohlensäure-Auslaßventil versehenen auf 600° geheizten elektrischen
Ofen. (A. P. 1 376 581.)
Bei der Herstellung von B 1 eich l o r i d durch Fällen einer Bleinitratlösung mittels Salzsä\ll'e
empfiehlt es sich während der Auflösung und während der Fällung zwecks Oxydation der gebildeten
niedrigen Stickstoff-Sauerstoffverbindungen Luft einzublasen. (D. R. P. 52 620.)
Zur Herstellung von Bleinitrat bringt man eine wässerige Lösung von Bleisilicofluorid
(aus Bleiglätte und heißer wässeriger Kieselflußsäure) nach der Gleichung
PbSiF 8 + 2 NaN0 3 = Na 2SiF0 + Pb(N0 3 ) 2
mit Chilesalpeter zur Reaktion. (D. R. P. 164 609.)
Zur Herstellung von Bleisulfat vergast man Bleiglanz und verbrennt das Gas unter
Luftzutritt. (D. R. P. 77 122.)
Zur Gewinnung von B l e i s u l f a t löst man Blei bei Gegenwart von Quecksilber oder Kupfer
oder den Salzen dieser Metalle bei 90-100° in Oleum und scheidet das Sulfat durch Verdünnung
der Lösung aus. Der Zusatz der Metalle bewirkt die Herabsetzung der Bildungstemperatur des
Bleisulfates. (E. P. 155 945.) ..
Zur Gewinnung von Bleisulfat verflüchtigt man geschmolzene Bleiglätte durch Uberleiten
heißer Luft, mischt den Dampf mit Sc h w e f e 1d i o x y d und überschüssiger Luft und erhitzt das
Gemisch auf die zur Bildung des Bleisulfates erforderliche Temperatur. (A. P. 1187 949.) -
Siehe auch den Abschnitt "Mineralfarben".
Zur Gewinnung von essigsaurem Blei löst man 100 Tl. Blei in einem kochenden Ge-
misch von 54 Tl. verdünnter Salpetersäure (1,2) und 145 Tl. 40proz. Essigsäure. Wenn das Blei
gelöst ist läßt man erkalten und das Salz auskrystallisieren. (D. R. P. 45 733.)
Zur Herstellung von Bleizucker kann man auch nach dem Wultzeschen Bleiweiß-Löse-
verfahren (698] arbeiten. Man erzeugt zu diesem Zweck im Lösebottich eine konzentrierte
basische Bleiacetatlöstmg und neutralisiert sie in einer kupfernen Pfanne bei 100° mit konzen-
trierter Essigsäure, so daß beim Erkalten ein großer Teil des Bleizuckers auskrystallisiert. Die
konzentrierte Mutterlauge wird dem Lösebottich direkt wieder zugeführt. (0. Wentzki, Zeitschr.
f. angew. Chem. 1910, 2253.)
Um Bleizuckerlösungen zu klären kocht man Bleiglätte mit Essig und versetzt dann mit etwas
Milch, die beim Gerinnen die Unreinigkeiten niederschlägt. (D. R. P. 51 865.)
Gewinnung von Bleisuperoxyd nach D. R. P. 91707: Als Elektrolyt dient die 1,5proz.
wässerige Lösung einer Mischung von 99,5 Tl. Natriumsulfat mit 0,5 Tl. Natriumchlorat, als Anode
Weichblei, als Kathode Hartblei. Der Elektrolyt wird schwach schwefelsauer gestellt, während
der Elektrolyse setzt man Wasser zu, leitet zur Reaktionserleichterung Luft ein und arbeitet
mit einer Spannung von 2,8 Volt, einer Stärke von 20 Amp. und einer Stromdichte von
0,2 Amp.fqdm.
Ein elektrolytisches Verfahren zur Gewinnung von Bleisuperoxyd, Bleiweiß, Bleiehrornat
oder auch von unlöslichen oder schwerlöslichen Oxyden anderer Art mit Verwendung von Draht-
netzelektroden ist in D. R. P. 105143 beschrieben.
Die Herstellung von Bleidioxyd auf elektrolytischem Wege ist ferner in D. R. P. 109 823
beschrieben.
Zur direkten elektrolytischen Herstellung von Bleisuperoxyd aus Bleioxyden elektrolysiert
man die Lösung von ;Bleiglätte oder Mennige in Kochsalzlösung bzw. -Suspension mit unlöslichen
Anoden und einer in Pergamentpapierhülle befindlichen Metallkathode mit ca. 3 Volt Spannung
und erhält so unter lebhafter kathodischer Wasserstoffentwicklung und bei geringer Abscheidung
Yon Bleischwamm hochprozentiges Superoxyd, wie es von der Zündholzindustrie verlangt
wird. (D. R. P. 124 512.) Nach einer Abänderung des Verfahrens trennt man die Kathode zur
noch besseren Verhinderung des Allsetzens von Blei durch ein Diaphragma von der Anode und
hält den die Bleiglätte enthaltenden Anodenraum dadurch schwach alkalisch, daß man das an
der Kathode aus dem Kochsalz entstehende Alkali von Zeit zu Zeit der Anodenflüssigkeit zu-
setzt. (D. R. P. 133 379.)
Zur Gewinnung von Bleisuperoxyd neben metallischem Blei elektrolysiert man eine Blei-
nitratlösung, die man durch Zusatz von Bleioxyd, -hydroxyd oder -carbona~. zwecks Bindung
der auftretenden Salpetersäure dauernd neutral erhält. Das als dichter Uberzug niederge-
schlagene Superoxyd wird durch Erhitzen der Anoden auf 150-200° oder mechanisch zum Ab-
springen gebracht. (D. R. P. 140 317.)
Zur elektrolytischen Darstellung von Bleisuperoxyd arbeitet man mit einer Anode aus Blei -
s u lf i d und Wasser als Elektrolyt, das nur soviel Säure, Alkali oder Salze enthält, daß es eben
leitend wird, der Widerstand beim Stromdurchgang daher nicht zu groß ist, die Bildung von
Schwefelwasserstoff im Bleisulfat jedoch ausgeschlossen erscheint. Das Verfahren eignet sich,
wenn der Schwefelsäuregehalt des Elektrolyten unter 1% bleibt, zur Herstellung von Bleisuper-
oxydschichten auf positiven Sammlerplatten. (D. R. P. 162107.)
Zur Herstellung von Säurecharakter besitzenden Peroxyden jener Metalle, die durch ein-
fache Erhitzung des Metalles allein in Berührung mit Luft nicht in Peroxydsäuren verwandelt
werden (Zinn, Titan, Blei, Antimon, Chrom, Mangan), legiert man das betreffende Schwermetall
mit einem Alkali- oder Erdalkalimetall, erhitzt die Legierung im Luftstrom auf dunkle Rotglut
und trennt das Oxydationsprodukt von der nicht oxydierten Legierung bzw. dem Alkalioxyd ab.
Um gleichzeitig z. B. Bleiperoxyd und Atznatron zu erhalten, legiert man Blei und Natrium
auf elektrolytischem Wege, erhitzt diese Legierung auf Rotglut und schöpft den sich bildenden
braunen Schaum, um jede Rückbildung zu vermeiden, möglichst schnell von dem nicht oxydierten
Material ab. Dieser Schaum besteht im wesentlichen aus freiem, bleisaurem Natrium, das sich
mit 'Vasser unter Wärmeentwicklung zersetzt, wobei das Bleiperoxyd als feines Pulver zur Ab-
scheidung gelangt, während die Lauge wie üblich auf Atzalkali verarbeitet wird. (D. R. P. 86 095.)
Zur Herstellung von Alkali- oder Erdalkalimetallplumbaten kann man entweder Blei
oder Bleioxyd mit Nitraten und überschüssigem Al.kali- oder Erdalkalimetalloxyd zusammen-
fichmelzen oder in ein geschmolzenes Gemenge von Atznatron und Blei oder Bleioxyd Luft ein-
blasen. (D. R. P. 66 229.)
Über Herstellung von PI um baten durch Mischen von geschmolzenem Blei mit glühendem
Kalkpulver siehe D. R. P. 79 454.
Zur Gewinnung der Erdalkalisalze von Polybleisäuren, die zu Glasuren, in der Zeug-
druckerei, zur Fabrikation von Zündmitteln und zur Bereitung von Firnis dienen können, erhitzt
man Erdalkaliorthoplumbate z. B. Ca 2Pb0 4 in wässerig dünner Breiform unter Druck anf 150°
bzw. beim Bariumplumbat auf 190°, wobei gemäß der Gleichung
2 Ca 2Pb0 4 +4H 20 = 3 Ca(OH) 2 +H 2CaPb 20 6
die Spaltung zum Calcium- bzw. Bariumsalz der Dibleisäure erfolgt. Zu ihrer Reindarstellung
wäscht-man sie mit Wasser oder behandelt sie mit verdünnten Säuren oder mit wässerigen Lösungen
~er Ammonsalze, wobei jedoch zu beachten ist, daß das Endprodukt der Säureeinwirkung nament-
hch in der Wärme ein schwarzer Körper, vermutlich ein Polymeres des Bleisuperoxydes ist.
(D. R. P. 82 583.)
398 Metalle und Minerale.
% Pb I I I I
% Sn % Sb % Cu % Bi Bezeichnung und Verwendung
~
1---
82 6 12 - Englische Legierung für Stereotypie
78 6 16
(60) (15) (25) - Letternmetall
60 35 5
(60) (10) (30) - - Legierung für Notendruck
- ·-
80, 65 11,4 7,53 0,42
- -- -- -- - - Weiches Lagermetall
78 5 15 2 0,25 Für Exzenterausfütterung
-
60
- -- -1 -
32 3 5 - Kolbenstangenpackung
48
--
40 10 2 - Lager unter Wasser
44
---
35 17 4 - Schiffsbronze Nr. 4
34
--
54 11 1 - Lokomotivlager
46 36,5 16,5 1 - Amerikanische Eisenbahnen
- - - -- - - -
17 76
- -1 - - -
5 3 - " "
10,5 70 15 4,25 0,25 Plastisches Metall 1
-
17 77 3 3 - Für Marinemaschinen
13,5 74,2 6,6 3,6 1,8 Zn Achsbuchsen
Unter dem Namen "Magnolia" werden Lagermetalle der Zusammensetzung ca. 78% Pb,
ca. 16% Sb und ca. 6% Sn in den Handel gebracht.
Blei-Zinnlegierungen zeigen nachSchaposehnlkow folgende Brinellza.hlen für die Härte:
Prozent Zinn 0 10 20 30 40 50 60
Härte . . . . 3,9 10,1 12,16 14,46 15,76 14,9 14,58
Prozent Zinn 66 67 68 70 80 90 100
Härte . . . . 16,66 15,4 14,58 15,84 15,2 13,25 4,14
Blei (Thallium). 399
Sie finden mannigfache Verwendung: Bleisoldaten und Orgelpfeifen zeigen eine Zusammen-
setzung von 96% Zinn und 4% Blei, Spielwaren hatten früher häufig bis zu 50% Bleigehalt. Als
Metallbäder zum Anlassen des Stahles verwendet man Legierungen aus 4 Tl. Zinn und:
7 Tl. Blei, Schmelzpunkt 220°, Anlauffarbe: kaum blaßgelb
8 " " " 228°, " blaßgelb-hochgelb
8,5" " 232°, " strohgelb
14 " " 254°, " braun
19 " 265°, purpur
48 " " " 284 °, hellblau
50 " 293°, " dunkelblau
Schnell- oder Weichlote sind Blei-Zinnlegierungen der verschiedensten Zusammensetzung,
je nach dem gewünschten Schmelzpunkt.
293. Hartbleilegiernngen.
Eine frühere Bereitungsweise des Hartbleis bestand darin, daß man 5 Gtlw:ichtsteile Blei
1nit 1 Gewichtsteil Schwefelantimon zusammenschmolz. (D. ill. Gewerbeztg. 1874, Nr. 6.)
Zur Verfertigung von Münzen, kleinen Figuren usw. verschmilzt man 6 Tl. Wismut, 3 Tl.
Zinn, 13 Tl. Blei. Die Legierung ist fast so leichtflüssig wie Rosemetall, aber sehr hart und
nicht brüchig; sie hat eine hellgraue Farbe. Werden die Gußgegenstände mit verdünntem Scheide-
wasser gebeizt, abgewaschen, mit wollenen Lappen abgerieben, so erscheinen die erhabenen
i::ltellen am Guß glänzend, die vertieften mattgrau, und geben dem Ganzen das Aussehen von
Stücken mit antiken Lüster. (Polyt. Zentr.-Bl. 1867, 888.)
Zur Herstellung von Hartblei-Kunstbr onzen geht man nach Gürtler•, BIJouterie·
und Metallwarenindustrie 1918, 47 von einer Grundlegierung aus, die 83-86% Blei und 14-17%
Antimon enthält. Um schärfere Abgüsse zu er#elen, ist es zweckmäßig, den Antimongehalt auf
15% zu erhöhen und ~5% Zinn und 1/ 1-2% Kupfer zuzusetzen. Der höhere Zinngehalt er-
möglicht später eine leichtere galvanotechnische Bearbeitung. Um das Festhaften des Weiß-
metalles an den Wandungen derForm zu verhüten,-bestreicht man die Gesichtsfläche der Formen
häufig mit Arsen. Die gegossenen Gegenstände werden dann gefeilt, poliert und durch galvanische
oder Lacküberzüge bronzeähnlicher gemacht. S. 76 derselben Zeitschrift wird über die Art dieser
chemischen Färbungen oder galvanischen Niederschläge Näheres berichtet. So erhält man
z. B.Altsilbertönung durch Lackierung oder durch Uberstreichen der Gegenstände mit Schwe-
felleberlösung, während man Kunstbronzen, die einen Messingüberzug erhalten haben, zur Er-
zielung von Antikwirkungen mit einem galvanischen Arsenniederschlag versieht. In der zitierten
Arbeit finden sich Vorschriften zur Herstellung der chemischen Metallisierung nach dem Ansiede-
verfa.hren, zur Lackierung und anderweitigen Veredelung dieser Kunstbronzen.
Bei der Hartbleiherstellung kann man mit 1% Magnesium an Stelle des Antimons den-
selben Erfolg erzielen wie bei Anwendung von 14% Antimon. Das Magnesiumhartbl ei ist
sehr zähe, Iuft. und wasserbeständig, von Säuren nur langsam angreifbar und wird durch Zusatz
geringer Aluminiummengen noch härter. (D. R. P. SOö 087.)
Zur Erhöhung der Härte und chemischen Widerstandsfähigkeit sowie zur Verminderung
der Sprödigkeit setzt man Blei-Zinnlegierungen Natrium oder Magnesium oder beide Metalle,
evtl. auch etwas Kupfer zu. (D. R. P. SOS 892.)
Zur Härtung des Bleies, namentlich für Geschosse, setzt man ihm bis zu 0,65% Natrium zu,
das sich, ohne die Struktur des Metalles zu verändern, in ihm löst. (D. R. P. 801721.) Die Legie-
rungen sind unter dem Namen Noheetmetall oder Temperit-Lead im Handel. Nach einer
Abänderung des Verfahrens besteht der Hartbleiersatz aus einer Blei-Natriumlegierun g, die mehr
als 0,5 und weniger als 1% Natrium enthält. (D. R. P. 306 611.) Eine weitere Steigerung der
Härte einer 1,5% Natrium enthaltenden Bleilegierung bewirkt man durch den Zusatz von
1% Magnesium. (D. R. P. 309 768.)
Eine harte Bleilegierung für Träger der wirksamen Masse elektrischer Bleisammler besteht
aus Blei mit 3-10% Cadmium und 0,1-1% Zink, das den Abbrand beim Schmelzen ver-
hindem soll. (D. R. P. S20 096.) .
Eine Legierung aus 99,25-95% Blei und 0,75-5% Zink soll sich ihrer besonderen Härte
wegen besonders zur Herstellung von Bleiröhren eignen. (A. P. 897 91)8.)
Ha.rtbleilegierungen, die mindestens die Härte der Antimonhartbleie besitzen, erhält man
ferner durch Verschmelzen des Bleies mit weniger als 2% mehrerer Metalle der alkalischen Erden
und einer geringen Menge Kupfer. Diese Legierungen, die z. B. Strontium, Barium, Calcium
oder Magnesium neben Kupfer oder wenig Aluminium enthalten, zeigen je nach der Zusammen-
setzung feinen Bruch und große Zähigkeit oder die Eigenschaft, sich beim Erstarren nicht zu-
..;ammenzuziehen, sondern etwas auszudehnen, so daß sie namentlich zur Herstellung von Lettern-
metallen dienen können. Eine besonders dichte derartige Legierung enthält z. B. auf 96,5 Tl.
Blei 3 Tl. Antimon, 0,3 Tl. Calcium und 0,2 Tl. Kupfer. Oder: 97,25 Tl. Blei, 2,5 Tl. Strontium,
0,25 Tl. Kupfer; oder 94 T1. Blei, 6 Tl. Barium, 0,2 Tl. Kupfer; oder Blei mit 0,5 Tl. MagnElf>ium
und 0,25-0,5 Tl. KuJ?fer usw. (D. R. P. 823 862-868.)
Eine harte BleilegJ.erung, die als Ersatz für Babbitt, ein geeignetes Material für Schrappnell-
kugeln, bildet, enthält neben 98-99% Blei 1-2% Barium oder Calcium, die auf elektro-
400 Metalle und .Minerale.
lytischem Wege eingeführt werden. Dieses der üblichen Blei-Antimonlegierung an Härte und
Dichte überlegene Ulco Hard Metalläßt sich gießen, walzen und ziehen und soll auch als Zinn.
ersatz in Betracht gezogen werden. (Zentralbl. 1919, II, 419.)
Vielseitigerer Verwendbarkeit fähig, als Lagermetall, \Veißmetallersatz, Geschoß-, Lettern.,
Lot-, AkkumulatorplattenmPtall usw., ist eine Legierung von Weich- oder Hartblei mit bis zu
10% Calcium, Barium oder Strontium. (D. R. P. 301380 u. 307 672).
Der Zusatz von 1% Ca 1 c i um vergrößert die Härte des Bleies auf 15° Brinell, wobei sich aller.
dings die Legierung verfärbt und Neigung zur Blasenbildung zeigt. Die Legierung kann evtl.
auch nach Zusatz sehr geringer Mengen Antimon oder zusammen mit Zinn und Wismut mit ge.
wölmlichem Blei verdünnt zur Herstellung weniger harter Legierungen verwendet werden. Sie
selbst zeichnet sich in unvermischtem Zustande dadurch aus, daß ihre Härte einige Zeit nach
dem Gießen noch merklich zunimmt. Dieses auch als Lagermetall verwendbare Calciumblei
schmilzt erst bei 370°, während das Zinnweißmetall einen Schmelzpunkt unter 200° besitzt.
Bleilegierungen, die Magnesium, Erdalkali- oder Alkalimetalle enthalten, werden nach Norw.
I'. 33164 durch Zusatz geringer Quecksilbermengen sehr hart.
Auch Arsen ist in der Menge von höchstens 0,5% zugesetzt ein gutes Härtungs- und zu·
gleich Schmelzpunkterhöhungsmittel, ähnlich wie Nickel, das man in der Menge von 2% eben-
falls im geschmolzenen Zust-ande zusetzt. So eignet sich z. B. als Ersatz für Antimon in Hart·
blei eine mit anderen Legierungen oder Metallen, z. B. mit Weißmetallen, aber auch mit Kupfer-
legierungen gut vereinigbare Legierung aus gleichen Teilen Arsen und Zinn. Sie gibt mit Blei
ein gutes Lagermetall, eignet sich als Legierungsbestandteil für säurebeständige Hartbleifabrikate
und für Bronze und kann bei geeigneter Zusammensetzung als Britanniametallersatz für Spritz-
guf3 dienen. (D. R. P. 299 769.)
Als Zinn- bzw. Antimonersatz eignet sich eine Hartblei- oder Lagermetallegierung, der man,
um Antimon zu sparen, Arsen zusetzt, wobei gleichzeitig, wenn man von Letternmetallen ausgeht,
d' r Cadmiumgehalt das Zinn zu ersetzen vermag. Der Gehalt an Arsen und Cadmium soll bei
der Legierung mit Blei und seinen Legierungen etwa gleich groß sein. (D. R. P. 306 382.)
Kompositionen, die neben Blei 3-1% Arsen enthalten, eignen sich zur Herstellung von
Rohren, sie sind billiger als Antimonhartblei und auch säurebeständiger. (Metall u. Erz 1919, 299.)
Weiter dienen Phosphorkupfer, Quecksilber und Mangan, letzteres in Mengen unter l %, zur
Bleihärtung. (~. 0. Thieme, Zt>ntralbl. 1920, IV, 178.)
Tabelle
über die Zusammensetzung einiger Lagermetalle
und die zugehörigen Literaturangaben:
Dingi. Journ. 181, 78 . . . . 80 Zink, 5,5 Kupfer, 14,5 Zinn,
Chem. Zentr.-BI. 1862, 386. • • • . 2,0 " 1,0 " 1,0 Nickel
Dingi. Journ. 167, 468 . • . . . • . 5,0 ,, 85,0 " 10 Antimon
Technik. 1886, 161 (Dysiot) • • . 10 " 62,0 " 10,0 " 18,0 Blei
Pharm.Zentrh.1890,238(Magnolia) - - 6,0 " 78,0 " 16 Antimon
D. R. P. 148 929: Je 0,5 Guß- und Schmiedeeisen, 3,0 Knpfer, 6,0 Zinn, 75,0 Blei, 15 Antimon.
D. R. P. 176 886: Gleiche Teile Zink und Cadmium, 5% Antimon.
Metallurg. 1907, 667: 5,55 Kupfer, 83,33 Zinn 11,11 Antimon.
lahr•• ßer. f. ehern. Techn. 1907, 304: 5 Nickel, 40 Zinn, 3 Wolfram.
A. P. 874 866: 85 Blei, 10-70 Arsen, 1-5 Kupfer werden in geschlossenem Gefäß unter Druck
geschmolzen.
A. P. 938 889: 79 Magnesium, 11 Phosphorkupfer, 1/ 2 Phosphor.
A. P. 971669: 3 Eisen, 2 Mangan, 50 Kupfer, 8 Zink, 50 Blei.
A. P. 981 767: 83 1/ 3 Blei, 8 1/ 3 Zinn, 8 1/ 8 Antimon, 1 /, Vanadium.
Lange, Chem.·trchn. Vm schritten. 3. Auf\. I. Bd. 26
402 Metalle und Minerale.
Die Bleisoldatenlegierung besteht aus gleichen Teilen Weich- und Hartblei, häufig
nur aus Hartblei allein, wobei einzelne Teile größerer Figuren, die glänzen oder biegsam bleiben
sollen, aus Zinn-Bleikompositionen angefertigt und nachträglich angelötet werden. Diese Legie-
rungen bestehen dann aus 60-70% Blei und 30-40% Zinn, ausnahmsweise aus gleichen Teilen
Zinn und Blei, zinnreichere Legierungen werden nie angefertigt. {Stackmeier, Zeitschr. f. angew.
Chem. 1908, 1463.)
Vgl. auch die mit Literaturangaben versehene Arbeit von 0. Mezger und K. Fuchs über
bleihaltige Kinderspielwaren in Zeitschr. f. angew. Chem. 1908, 1006.
Eine zur Herstellung von Metallröhren verwendbare sehr dehnbare Legierung wird aus
Weichblei durch einen Zusatz von 3/ 4 -5% Zink erhalten. {A. P. 897 963.)
Nach D. R. P. 148 929 vermischt man zur Herstellung einer Legierung, die sich zum Be-
kleiden der Arbeitsflächen von Ventilen eignet, 8 Tl. Kupfer und 0,5 Tl. Schmiedeeisen-
stücke in geschmolzenem Zustande mit 0,5 Tl. Gußeisenspänen und fügt 19 Tl. Zinn, 60 Tl. Blei
und 12 Tl. Antimon, jedes für sich geschmolzen zu. Während des Gusses muß die Oberfläche
gut abgeschöpft werden.
Zur Herstellung einer wie Blei verarbeitbaren, jedoch widerstandsfähigeren Legierung, die
zu dünnen Blechen auswalzbar, zu feinen Drähten ziehbar ist, sich zu Röhren verarbeiten und
besser löten läßt als Blei, verschmilzt man 100 Tl. Blei mit 1,5-5 Tl. Antimon und 0,1 bis
0,5 Tl. Natrium. (D. R. P. 160 994.)
Nach einem Referat in Jahr.-Ber. f. ehern. Techn. 1906, 287 besteht Magnoliametall
aus 78,27% Blei, 17,81% Antimon, 3,88% Zinn und 0,04% Kupfer. Das Kupfer ist nur eine
Verunreinigung und die Legierung unterscheidet sich demnach in keiner Weise vom Babbitmetall
auf Bleibasis.
Eine zähe und dem Babbitmetall an Härte gleichende Bleikupferlegierung, die kein
Blei ausschwitzt, erhält man nach A. P. 1 066 403 aus 80% Blei, 19, 7!5% Borkupfer und 0,25%
Antimon.
Eine für verschiedene Zwecke verwendbare Legierung besteht aus 88% Blei, 12% Antimon
und 0,02% Phosphor. (A. P. 1 203 991.)
Die für elektrotechnische Zwecke verwendeten dünnen Bleibänder sollen nach A. P. 1 075 661
besser als aus reinem Blei aus einer Legierung von 95% Blei, 4,5% Antimon und 0,5% Zinn
hergestellt werden.
Bei der Untersuchung 20 Jahre alter Blei-Silber- und Blei-Zinnlegierungen wurde festgestellt,
daß die Blei-Zinnlegierungen unverändert waren, während sämtliche Schmelzen, bestehend aus
2-4 Tl. Silber und 8-6 Tl. Blei sich in eine spröde, erdige, leicht zerreibliehe Masse verwandelt
hatten. Im Innern der Barren war wohl noch ein dickes metallisches Band vorhanden, die ober-
flächlichen Schichten waren jedoch vollständig durch Oxydation des Bleies zerstört. {Pfiwoznik,
Zeitschr. f. angew. Chem. 1893, 182.)
Nach D. R. P. 149 440 kann man durch kaltes oder warmes Zusammenpressen von zerklei-
nertem und gemahlenem Blei und Wo I f r a m zu massiven, widerstandsfähigen Körpern gelangen.
Eine Legierung, die an der feuchten Luft in kurzer Zeit an Volwnen zunimmt und nach der
Gleichung
Mg+ 0 + H 80 = Mg(OH) 9 ; 2 Pb + 0 + H 10 = Pb(OH) 2
zu einem schwarzen Pulver zerfällt, besteht aus 85% reinem Blei und 15% reinem Magnesium.
Bei längerer Einwirkung der feuchten Luft oder bei Wasserzusatz entsteht Bleihydrat, mit kohlen-
säurehaitigern Wasser Bleiweiß. Erhöht man den Magnesiwngehalt auf 30%, so läßt sich die
Legierung durch Oxydation zur Wasserstofferzeugung benützen, evtl. können die Legierungen
auch dazu dienen, Luftstickstoff oder Gemische von Stickstoff und Wasserstoff zu gewinnen
oder aus Gasgemischen Spuren von Sauerstoff zu entfernen. Die feinpulverisierbare, an feuchter
Luft kawn oxydierbare eutektische Magnesiwn-Zinklegierung MgZn 2 könnte für pyrotechnische
Zwecke oder zur Fällung von Gold aus Cyanidlösungen dienen. (E. A. Ashcroft, Chem. z..ßl.
1919, IY, 947 .)
Zinn.
297. Geschichte, Vorkommen, Gewinnung, Eigenschaften, Verwendung.
Deutsch!. Zinnerze 1/ 2 1914 E.: 92 191; A.: unbedeutend.
Deutsch!. Zinn u. -Iegierungen 1 / 2 1914 E.: 73 016; A.: 52 408 dz.
Über Zinn, seine Gewinnung, Verwendung, Verbrauch, Ein- und Ausfuhr, letzteres auch
von Zinnwaren (Zinnpreise ), siehe die Abhandlung von J. Mendel in Technik u. Wirtsehaft, Mo·
natsschr. d. Ver. d. lng. 6, 775.
über Zinnwelterzeugung 1919--1921 siehe Chem.-Ztg. 1922, 636; Deutschlands Er-
zeugung 1921, S. 236; Boliviens 1921, S. 351.
Geschichtliches: Zinn war den Kulturvölkern bekannt, soweit wir sie in der Geschichte
zurückverfolgen können. Es wurde hauptsächlich zur Bronzeerzeugung benutzt. Die Ägypter,
Zinn. 405
Assyrer, Phönizier, Israeliten usw. bezogen ihr Zinn wahrscheinlich zum größten Teil aus Hinter-
indien. Im letzten Jahrtausend v. Chr. brachten es dann Phönizier, Griechen, Römer auch aus
Spanien und England. In der Völkerwanderung ging dieser Bergbau ein, gewann aber im Mittel-
alter wieder hohe Bedeutung durch die Verwendung der Bronze zum Glocken- und Kanonenguß
und des Zinnmetalls zu allerlei Hausrat und zur Herstellung des Weißblechs. Gegen Ende des
12. Jahrhunderts beginnt der reiche Zinnbergbau im sächsisch-böhmischen Erzgebirge: Graupen,
Schönfeld, Altenberg, Zinnwald usw. Heute sind die Hauptfundorte für Zinnerze die malaisehe
Halbinsel (Malaka, Singapore ), die Inseln des ostindischen Archipels (Banka und Billiton), dann
Australien, England (Cornwall), Bolivia; in Sachsen und Böhmen ging der Zinnbergbau außer-
ordentlich zurück.
Vorkommen: Zinn kommt als Dioxyd vor: Zinnstein oder Kassiterit mit 78,6% Sn.
Er findet sich in Gängen und Lagern und in "Seifen", die in Europa erschöpft sind, aber sonst
die Hauptmenge des gewonnenen Zinns ergeben. Der Zinngehalt der Erze ist sehr niedrig: in
Sachsen und Böhmen 0,2-0,3%, in England 0,7-1,5%, auf Banka 0,2-2%.
Gewinnung. Mennicke, H., Dre Metallurgie des Zinns mit spezieller Berücksichtigung
der Elektrometallurgie. Halle 1910.
Die Elektrometallurgie des Zinns beschreibt F. Peters in längerer Aufsatzfolge in Glückauf
1917, 621 ff.
Über die Fortschritte und Neuerungen in der Metallurgie des Zinns während der Jahre 1912
und 1913, die Gewinnung und Aufarbeitung der Zinnerze, die elektrolytische und elektrothermische
Gewinnung von Zinn aus Erz, die Aufarbeitung von Zinnschlacken, die Wiedergewinnung von
Zinn aus Weißblechabfällen, aus plattierten Abfällen, aus Legierungen, die Zinnraffination, die
Wiedergewinnung zinnhaltiger Legierungen aus Gemischen solcher mit anderen Legierungen,
die Wiedergewinnung des Zinns aus dem Hüttenrauch, die Reduzier- und Oxydieröfen, die neuen
Zinnlegierungen und die Herstellung von Zinnoxyd berichtet in ausführlichster Weise H. Men-
nicke, Metall u. Erz 11, 304.
Der Zinnstein wird zuerst durch Aufarbeitungsprozesse angereichert und dann (früher ge-
schah dies in Haufen und Stadeln) in mehrherdigen Fortschauflungsöfen geröstet, um Schwefel
und Arsen möglichst zu entfernen. Wismut wird beseitigt durch Behandeln des Erzes mit Salz-
säure, Wolfram durch alkalisches Schmelzen und Auslaugen des entstandenen wolframsauren
Natriums. Das Röstgut wird mit Kohle oder Anthrazit im Schacht- oder im Flammofen reduziert
Sn0 2+ 2 C =Sn + 2 CO. Der Flammofen hat den Vorteil des höheren Ausbringens (nur 5 bis
7% Zinnverlust), da wegen des fehlenden Gebläsewindes weniger Zinn rückoxydiert wird; aller-
dings resultiert im Flammofen ein unreineres Produkt als beim Arbeiten im Schachtofen; der heiße
Gang der letzteren bedingt dagegen Verflüchtigungsverluste von 12-15%. Das Rohzinn wird
bei niedrigerer Temperatur nochmals geschmolzen, wobei das Reinmetall abfließt, während Eisen,
Kupfer, Arsen usw. in der Schlacke zurückbleiben. Schließlich wird abermals umgeschmolzen
und zur Raffination mit frischem Holze "gepolt". Die Raffination des Zinks wird auch auf elek-
trolytischem Wege oder im elektrischen Ofen vorgenommen. Große Mengen Zinn werden jetzt
auch aus den Schlacken dargestellt oder aus den Weißblechabfällen durch Entzinnung zurück-
gewonnen.
Eigenschaften. Zinn (Stannum: Sn), mit dem Atomgewicht 119,0, spez. Gewicht 7,28
bis 7,3, vom Schmelzpunkt 232° und Siedepunkt 2270°, ist silberweiß, glänzend und von krystal-
linischem Gefüge, es knirscht beim Biegen (Zinngeschrei), ist sehr weich und dehnbar, läßt sich
zu dünnen Blättern walzen (Stanniol oder Zinnfolie) und bei 100° zu Draht ziehen. Durch starkes
Abkühlen (auf etwa -40°) zerfällt das Zinn unter bedeutender Volumzunahme und dadurch
bedingter Anderung des Gefüges in ein graues Pulver, das eine Modifikation des Metalles darstellt.
Da der Umwandlungspunkt des reinen oder wenig verunreinigten Zinns bei 18-20° liegt, befinden
sich unsere sämtlichen Zinngegenstände in einem metastabilen Zustande und haben das Bestreben
in die pulverförmige graue Modifikation (Zinn vom spez. Gewicht 5,8) überzugehen. Zinnlegie-
rungen erleiden keine oder nur geringe Veränderungen, wohl aber verwandelt sich weißes Zinn
mit grauem in Berührung gebracht von +20° an langsam in graues (Zinnpest), ohne Berührung
mit der grauen Modifikation findet die Verwandlung nur äußerst langsam statt. Durch diese
Erkenntnis hat man die Möglichkeit die Zinnpest oder Museumskrankheit dadurch zu ver-
meiden, daß man die Räume oder Vitrinen, in denen sich die Kunstgegenstände befinden, dauernd
auf Temperaturen über 18° hält. (E. Cohen, Zeitschr. f. angew. Chem. 1908, 2069.)
Über seine Beobachtungen, das Auftreten der Zinnpest betreffend, bei verschiedenen Tem-
peraturen berichtet ferner R. v. Haßlinger in Wiener Monatsh. 1908, 787; vgl. F. Berger, Schweiz.
Wochenschr. 1910, 117.
Zinn ist bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft beständig, erhitzt verbrennt es mit hellem
Licht zu Zinndioxyd. In heißer Salzsäure löst sich Zinn zu Zinnchlorür, in verdünnter Schwefel.
säure langsam, in heißer konzentrierter Schwefelsäure leicht zu Stannosulfat. Kalte verdünnte
Salpetersäure löst Zinn zu Stannonitrat. K o n zentrierte Salpetersäure oxydiert Zinn zu
weißer unlöslicher Metazinnsäure ({J- Zinnsäure ). In Königswasser löst sich Zinn zu Stannichlorid,
beim Kochen in Alkalilauge zu Stannat, zu zinnsaurem Salz.
Zinn tritt in seinen Verbindungen zweiwertig und vierwertig auf, und zwar mit ampho-
terem Charakter.
406 Metalle und Minerale.
Verwendung. Zinn wird zu allerlei Gefäßen und Hausgerät verarbeitet. Stanniol oder
Zinnfolie ist feinstausgewalztes Zinn, 0,04-0,056 mm, oder in Legierung mit Blei: 0,08 nun
stark. Da Zinn gegen Luft und auch viele chemische Einflüsse sehr widerstandsfähig ist, dient
es zum Überziehen kupferner und hauptsächlich eiserner Gegenstände (Weißblech). Legierungen
des Zinns sind: Bronze, Lot, Britanniametall usw.
Zinn ist übri~ns, wie wenig bekannt sein dürfte, ein klingendes Metall, das sich in sehr
reinem Zustande, m passende Pilz- oder Kugelsegmentform gebracht, zur Herstellung von wohl-
klingenden Glocken oder Schellen eignet. Die Beobachtung wurde von L. Leme.ry schon im J a.hre
1726 zufällig gemacht, siehe auch Levol in Dingi. Journ. 164, 233. [809.]
feste Material metallische Struktur annimmt, schmilzt mit Soda oder den Chloriden des Calciums
oder der Alkalien und Kohle im Tiegel, extrahiert die Schlacken mit heißem Wasser und fällt
das Zinn als Oxyd oder als Zinnsalz aus. (D. R. P. 227 209.)
Zum Aufschließen von Zinnerzen schmilzt man den Zinnstein mit Alkalien zusammen und
setzt der Schmelze bei Gewinnung der Alkalistannate zur Reaktionsbeschleunigung Kohle, Eisen,
Cyankalium oder andere reduzierende Stoffe zu. Man vermag so die Reaktion der Bildung von
zinnsaurem Natron bei schwacher Rotglut schon im vierten Teil der Zeit zu beenden, die ohne
Zusatz nötig wäre. (D. R. P. Anm. G. 29 613, Kl. 40.)
Zinkhaltige Zinnaschen oder Zinnkrätzen werden evtl. unter Druck und Erwärmung mit
Ammoniak oder Ammoniumsalzen behandelt, nachdem man das Rohmaterial zuerst einer vor-
hergehenden oxydierenden Röstung oder einer Vorlaugung mit Kalkwasser unterzogen hat. Aus
den zurückbleibenden zinkhaltigen Lösungen gewinnt man das Ammoniak durch Destillation zu-
rück. (D. R. P. 304 375.)
Zum Raffinieren von Zinn-Antimongemischen behandelt man das Rohmetall zur Bildung der
wasserfreien Chloride der beiden Metalle und des vorhandenen Arsens und Schwefels mit Chlor
und zersetzt die flüssigen Chloride mit Wasser, wobei das Zinntetrachlorid gelöst bleibt, und aus
dieser Lösung elektrolytisch abgeschieden wird. Das in der warmen Lösung erhaltene Antimon-
pentachlorid wird als festes Trichlorid abgeschieden, andere noch vorhandene Metalle wie Kupfer,
Blei, Zink, Silber oder Titan geben bei der Chloreinwirkung feste Chlori<}.e, die ohne weiteres
abscheidbar sind. (Norw. P. 33 161.)
Zur Weißblechentzinnung kann man Säuren nicht anwenden, da sie neben dem Zinn auch
das Eisen angreifen, während Alkalien allein oder mit oxydierenden Zusätzen zwar das Eisen
unberührt lassen, das Zinn jedoch nur unvollständig und in schwer regenerierbarer Form auf-
nehmen und ein tmbrauchbares oder minderwertiges Eisen hinterlassen. Die elektrolytischen
Verfahren sind ebenfalls schwierig anwendbar, da das Massenmaterial nur in kleinen Körben auf-
arbeitbar ist, beim Herausheben der entzinnten Abfälle aus dem Bade starke Verluste entstehen
und schließlich in der Praxis 0,5 und auch noch mehr Prozent Zinn auf dem Eisen zurückbleiben,
so daß dieses für den Martinofen und damit für ein großes Verwendungsgebiet unbrauchbar wird.
So bleibt demnach nur das schon in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts von Higgins, Par-
melee, Seely und Panton vorgeschlagene, später aber wegen übergroßer Schwierigkeiten wieder
verlassene Chlorverfahren übrig, das von seiner ersten Vervollkommnung durch Lambotte
(D. R. P. 32 617) an heute den einzig völlig befriedigend arbeitenden Prozeß darstellt. Es gelingt
tatsächlich, wenn man absolut trockenes und von allen organischen Substanzen freies Material
410 MetaUe und Mirterale.
unter sorgsamer Kühlung mit völlig trockenem Chlor unter dem Druck mehrerer Atmosphären zu-
sammenbringt, das Blech völlig vom Zinn zu befreien, wodurch ein bedeutender wirtschaftlicher
Vorteil geschaffen wird, den K. Goldscbmldt in Zeltscbr. f. angew. Chem. 1909, 1 ausführlich
erörtert.
Oder man bringt die Weißblechabfälle zusammen mit 15grädiger Alkalilauge in ein geeig.
netes Gefäß, erwärmt auf 50°, bläst Luft ein und gießt die gebildete Lösung des metazinnsauren
Alkalis ab. Durch Ausfällung der Lauge mit Kalkmilch erhält man dann Calciumstannat
Sn0 3Na + CaO = Sn0 3 Ca + Na 20,
das nach Filtration von der wieder in den Betrieb zurückgehenden Lauge durch Schmelzen mit
Kohle wieder zu Metall reduziert werden kann. (D. R. P. 54: 136.)
Zur Entzinnung von Weißblechdosen, deren Lötstellen Blei enthalten, und zur Trennung von
Metallen, die in Alkali löslich sind, von anderen oder Abfällen oder Legierungen, behandelt man
das Material unter Druck mit hocherhitzten, wässer:~gen Alkalilösungen, die ein spez. Gewicht
von 1,06-1,20 zeigen und freies Alkali in großem Uberschuß enthalten. Man trennt das Blei
von dem Zinn im genannten Falle quantitativ durch Einführen von metallischem Zinn. (D. R. P.
224: 283.) Nach dem Zusatzpatent läßt sich das Verfahren auch auf Stoffe ausdehnen, die die
alkalilöslichen Metalle in Oxyd- oder Oxydulform enthalten, behandelt also z. B. Färberzinn-
oxyde, Pasten und ähnliche Materialien unter Druck mit hocherhitzten wässerigen Alkalilösungen,
wobei man den Zusatz an Oxydationsmitteln entsprechend dem Gehalte des Materials an Sauer-
stoff herabmindert. (D. R. P. 224: 776.) Nach dem weiteren ~usatzpatent fällt man die Ver-
unreinigungen aus den nur wenig freies Alkali, jedoch einen Überschuß an Oxydationsmitteln
enthaltenden unreinen Laugen durch Zusatz von neuem metall- bzw. zinnhaitigern Material, so
daß unlösliches Metall- bzw. Zinnoxyd entsteht, das die Fällung bewirkt. (D. R. P. 233 193.)
Zur Entfernung von Überzügen von Metallen preßt man z. B. durch Weiß b 1 e c hab f ä 11 e
in einem Druckgefäß möglichst wenig (etwa 70 I) 16proz. Ätznatronlösung durch ein Steigrohr
auf das in 600 I Rauminhalt befindliche Material, das dadurch ständig berieselt wird und bei etwa
150° innerhalb 20 Minuten das Zinn quantitativ abgibt; überdies wird der gleichzeitig freiwerdende
Wasserstoff im komprimiertem Zustande gewonnen. (D. R. P. 321) 973.)
Über Entzinnung von Weißblechabfällen mit Schwefelnatrium, siehe Polyt. Zentr.-BI.
1869, 1034:.
Das Verfahren der Weißblechentzinnung mit einer siedenden Lösung von Schwefel in
Schwefelnatrium beschrieb schon E. Schunk in Dingi. Journ. 113, 372.
Siehe auch die Methode von Dullo (D. ill. Gewerbeztg. 1865, Nr. 30), die auf der Tatsache
der Löslichkeit des Zinnsulfides in Schwefelnatrium beruht; Eisen bleibt ungelöst.
Auch mit einer salmiakhaltigen Natriumpolysulfidlösung soll man Weißblech entzinnen
können. Aus der Flüssigkeit wird dann mit Salzsäure Schwefelzinn gefällt. (D. R. P. 4:8 566.)
Zur Weißblechentzinnung kann man die Abfälle auch mit geschmolzenem Blei behandeln
oder mit ihrem halben Gewicht eines Gemenges von 1 Tl. Schwefel und 2 TL Soda bei Luft-
abschluß erhitzen oder die Abfälle mit einer Schwefelnatriumlösung kochen. Das Verfahren des
Verschmelzens mit Soda und Schwefel ist auch auf Erze anwendbar. Die beim folgenden Laugen
der Schmelze erhaltene Lösung von Sulfostannat wird dann nach Zusatz von Ammoniak
und Ammoniumsulfat mit Bleiplatten als Anoden und verzinnten Kupferplatten als Kathoden
elektrolysiert. (D. R. P. 73 826 und 72 74:9.)
Eine Vorrichtung zum Entzinnen von Weißblechabfällen, bei der das Material abwechselnd
mit. Ätzalkalilauge und Luft behandelt wird, so daß das Zinn zum Oxyd bzw. zur Säure oxy-
diert in Form von zinnsaurem Natron in Lösung geht, ist in D. R. P. 229 991 beschrieben.
tigung des Überschusses, mischtdie unreine Lauge mit 10% Magnesiumchlorid, 5% Magnesia usta
und 20-40% Sand und destilliert aus der brikettierten Masse im überhitzten Wasserdampfstrom
das Zinnchlorid ab. (Nach einem anderen Verfahren destilliert man direkt ein Gemenge von Zinn-
oxyd und Magnesium- oder Calciumchlorid. (D. R. P. 33 925 und 31 050.)
Die Zinnchlorürlaugen der Weißblechentzinnung können auch mit Salzsäure in Chlorid.
Iösungen übergeführt werden. Ebenso kann man salzsaure Lösungen der Zinnaschen, Zinnkrätzen
und die zinnhaltigen Abgänge der Färbereien auf Zinnchlorid verarbeiten, dessen Lösung man
sodann möglichst weitgehend konzentriert, um das Salz schließlich überzudestillieren. Man
arbeitet dabei im Salzsäurestrom, um die Bildung unlöslichen, nicht destillierbaren Zinnoxy·
chlorides zu vermeiden, und im Vakuum, um den Siedepunkt herabzusetzen. (D. R. P. 85 067.)
Zur Herstellung von wasserfreiem Zinnchlorid aus natürlichem Zinnoxyd oder aus der
Zinnpaste der Seidenfärbereien behandelt man das innige Gemenge des Materiales mit Kohle
bei 250-350° mit dem trockenen Gemisch gleicher Teile Chlor und Kohlenoxyd. Man erhält so
ein von fremden Bestandteilen freies Produkt, das nur wenig Chlor enthält; das Chlor kann durch
Zusatz von etwas Zinnchlorür oder durch Destillation, die bei wasserfreiem Zinnchlorid einfach
ist, entfernt werden. (D. R. P. 222 838.)
Zur Gewinnung konzentrierter calciumchloridfreier Zinnchloridlösungen bringt man
granuliertes Zinn mit der Lösung von Zinnchlorid (Zinn vierwertig) das dabei zur zweiwertigen
Form reduziert wird und seine zinnlösende Kraft verliert, in Wechselwirkung. Durch Chlor
wird dann der vierwertige Zustand wiederhergestellt; man wiederholt diese Operation im Kreis-
lauf bis zur gewünschten Konzentration. Nach einem anderen Verfahren wandelt man die so
erhaltene Zinnchloridlösung von mindestens 1,8 spez. Gewicht mit metallischem Zinn in
Zinnchlorür um, das sich in sehr reinen Krystailen ausscheidet. Schließlich kann man die Reaktion
nach dem dritten Patent dadurch beschleunigen und gleichzeitig dadurch die Bildung von Oxy-
chloriden verhindern, daß man das Chlorgas bis zu 95-96% mit Luft mischt, Dampf einleitet
und so Chlorwasserstoffsäure erhält, die die lösende Wirkung des Zinnchlorides beför-dert. (A. P.
810 454--466 und 810 897.) Den Luftstrom, der 4--5% Chlor und etwas Salzsäure enthält,
erzeugt man in einer elektrischen Zelle durch Zerlegung von Kochsalzlösung mit einer Bleikathode
und einer Kohlenanode, während gleichzeitig Luft angeblasen wird, die das gebildete Chlor
und die Salzsäure mit sich führt. Die zugehörigen Apparate sind in z. f. ehern. Apparatenk.
1906, 560 beschrieben.
Verfahren und Vorrichtung zur Gewinnung von Zinn-Chlorverbindungen durch ab-
wechselnde Behandlung einer Zinnlösung mit metallischem Zinn und mit Luft verdünntem Chlor
allein oder im Gemenge mit Salzsäuregas unter Kühlung, zwecks Vermeidung der Bildung von
Metazinnverbindungen, sind in D. R. P. 184 494 beschrieben.
Zur Trennung von wasserfreieq:t Zinnchlorid und Zinnchlorhydrat bedient man sich einer
besonderen Vorrichtung, die es gestattet, das auf dem höchstens 80° warmen, flüssigen Zinnchlorid
schwimmende oder am Boden befindliche, nie aber in der Flüssigkeit verteilte Zinnchloridhydrat
abzuziehen. (D. R. P. 234176.)
Zur Aufarbeitung des bei der Weißblechentzinnung erhaltenen Zinntetrachlorides oder
auch zur Gewinnung des Titans aus seinem Tetrachiarid erhitzt man die Chloride im Gemisch
mit strömendem Wasserstoff evtl. unter Druck in besonders konstruiertem Apparat. (D. R. P.
281 094.)
Die Gewinnung von Zinnchlorür aus Zinnchlorid oder von Arsen aus AsC1 8 , überhaupt
die Reduktion flüchtiger Chloride mit Wasserstoff in der umgekehrten Flamme ist in D. R. P.
261 922 beschrieben.
Zur Gewinnung der nach Anmeldung B. 61 383 aus Chlor und Luft mit Zinndioxyd und Kohle
bei erhöhter Temperatur neben Zinnchlorid entstehenden gasförmigen Zinnverbindung als
Hauptprodukt, erhöht man die Temperatur des festen Gemenges auf 350-450° und leitet
dann das Gemisch von 4--5 Vol.-Tl. Chlor und I Vol.-Tl. Sauerstoff oder von 2 Vol.-Tl. Chlor und
1 Vol.-Tl. Luft über. Die Verbindung wird durch Wasser, rascher durch verdünnte Alkalien
unter Abscheidung von Zinnoxyden zersetzt und verbrennt, angezündet, unter Bildung eines
weißen Rauches von Zinnoxyd. (D. R. P. Anm. B. 64 285, Kl. 12 n.)
Verfahren und Vorrichtung zur e 1e k t r o 1y t i s c h e n Regenerierung von Zinnchloridlösun·
genunter gleichzeitiger Ableitung des abgeschiedenen Chlors, sind in D. R. P. 302 040 beschrieben.
(z. B. Zinnchlorid) in Lösung und elektrolysiert diese Lösung mit unlöslichen Anoden in kontinuier-
lichem Betriebe dergestalt, daß der die Bäder durchfließende Elektrolyt aus dem letzten Bade
auf das Rohmaterial zurückgeleitet wird, sich daselbst sättigt und von neuem in den Kreislauf
eintritt. (D. R. P. 126 949.)
Ein Verfahren zur elektrolytischen Gewinnung von chemisch r~inem und dichtem Zinn aus
zinnhaltigen Stoffen bei gleichzeitiger Ausfällung der in Lösung gegangenen Fremdmetalle ist
dadurch gekennzeichnet, daß der mindestens 50° warme, sich ständig regenerierende neu t r a 1e
Elektrolyt neben Zinnchlorid auch Salmiak und andere Ammoniumsalze (besonders organischer
Säuren) enthält, die unter Entwicklung von Kohlensäure zerfallen. Die Konstruktion des zur Aus-
führung des Verfahrens dienenden filterähnlich wirkenden Diaphragmas ist in der Schrift be-
schrieben. (D. R. P. 152 989.)
Zur Wiedergewinnung von Zinn aus Legierungen, plattierten Waren oder Abfällen
elektrolysiert man das Material als Anode in einem Bade ohne Diaphragmen, wobei der Elektrolyt,
eine saure, Salmiak und Ammonsulfat enthaltende Lösung von Stannochlorid, zwecks Konstant-
erhaltung seines Zinngehaltes durch den Anodenraum eines Verstärkungsbades mit Diaphragmen
zirkuliert, indem von den Abfällen, die als Anode dienen, Zinn gelöst wird, während sich im zinn-
freien Kathodenraum Wasserstoff entwicke~t- Man erhält so bei Einhaltung einer bestimmten
Stromdichte dauernd einen schwammfreien Niederschlag. (D. R. P. 245 682.)
Zur Entzinn ung von Weißblech auf elektrolytischem Wege verwendet man Anoden
aus dem zu verarbeitendem Gute, Kathoden aus dünnen Kupferstreifen, deren wirksame Fläche
etwa 2% jener der Anoden beträgt, und einen Elektrolyten, der 1% Chlormagnesium, 1% Bor-
säure und eine konzentrierte wässerige Lösung von Zinnchlorür enthält, die man bis zur vollstän-
digen Lösung des in ihr sich etwa bildenden Hydratniederschlages mit Schwefelsäure (etwa 10 %)
versetzt. Der Elektrolyt wird schließlich bis auf ein spez. Gewicht von 20° Be mit Wasser ver-
dünnt, ständig über Zinnabfälle geführt und dadurch mit Zinn gesättigt. Man vermag so in der
Amperestunde 2,22 g chemisch reines Zinn abzuscheiden. (D. R. P. 277 517.)
Zur elektrolytischen Wiedergewinnung oder Abscheidung von Zinn elektrolysiert man mit
dem Zinnerz oder den Abfällen als Anode in einer Lösung, die im Liter 50 g Zinnsalz, gelöst in
10% Phosphorsäure, enthält. (A. P. 1 202 149.)
Zur elektrolytischen Abscheidung von Zinn und zu seiRer Rückgewinnung aus Weißblech-
abfällen elektrolysiert man eine konzentrierte, mit Pinksalz (SnCl, · 2 NH 4Cl) gesättigte Lösung
von neutralem, oxalsaurem Ammonium unter Beigabe von Eichenril}dengerbsäure, weiter unter
Zusatz von Natriumbiphosphat (zur Erhaltung größerer Badkonstanz), ferner unter weiterer
Beigabe von Natriumsiliciumfluorid, das evtl. im Elektrolyten aus Borax und der entsprechenden
Menge von Kieselfluorwasserstoffsäure gebildet wird, wobei letztere auch durch eine andere
freie anorganische Säure, ausgenommen Salpetersäure, ergänzt bzw. ersetzt werden kann. Gegen-
über den gebräuchlichen Bädern besitzt das vorliegende den Vorteil, nicht alkalisch und bei ge-
wöhnlicher Temperatur wirksam zu sein, wodurch die Erzielung einer größeren Stromdichte
ermöglicht wird. (D. R. P. 244 567.)
Zur elektrolytischen Zinnraffination arbeitet man in einer mit 0,1% Schwefelsäure ver·
setzten 20 proz. Lösung von Kieselfluorwasserstoffsäure mit Zinnanoden und Metallkathoden
in porösen Zellen. Das Zinn löst sich von der Anode ab, wobei der Schwefelsäurezusatz verhindert,
daß Blei in Lösung geht. Dieses scheidet sich ebenso wie Gold und Silber im Anodenschlamm aus.
(A. P. 1157 830.)
Zur Auflockerung bzw. Entfernung der bei der elektrolytischen Metallraffination auf der Anode
entstehenden Fremdmetallschicht setzt man dem Elektrolyten z. B. der Zinnsulfatlösung, die
viel Blei oder Kupfer enthält, geringe Mengen Kiesel- oder Borfluorwasserstoffsäure, Äthylschwefel·
säure, Perchlorsäure oder andere Säuren oder deren Salze zu, deren Anionen die in der Anode
befindlichen Fremdmetalle vorübergehend zur Lösung zu bringen vermögen. (D. R. P. 317 146.)
Der beste Elektrolyt für die Zinnraffination bietet sich im siliciumfluorwasserstoffsaurem
Zinn, dem man freie Flußsäure bis zu 60% oder freie Siliciumfluorwasserstoffsäure zusetzen kann.
Fügt man auf 500 ccm Zinnfluorsilicatlösung, enthaltend 5 g SnSiF 6 , und 7,5 g H 2SiF8 in 100 ccm,
1 g Alaun zu, so wird das Zinn in bester Form niedergeschlagen, ebenso wirkt auch der Zusatz von
Pepton günstig auf den Niederschlag ein, während Gelatine, Chinolin, Nelkenöl und Borsäure,
letztere nur bei einer Verdünnung von 1 : 1000, den Zinniederschlag aus Zinnfluorsilicatlösung
verbessern. (E. F. Kern, Zentralbl. 1919, IV, 910.)
Bei der elektrolytischen Zinnraffination erzielte F. F. Kern die besten Resultate mit
einer Zinnsulfatlösung, die im Liter 60 g Zinn und 70 g H 2S0 4 enthielt. Es folgten dann mit ab-
nehmender Eignung Bäder aus Zinn-Naphthalinsulfonat, Zinn-Natriumchlorid und Zinn-Fluor-
borat. Glatte Niederschläge werden jedoch nur erhalten, wenn man den Sulfat- oder Fluorborat-
lösungen etwa 0,1% Pepton oder Gelatine zusetzt. (Chem.-Ztg. 1921, 8.)
Bei der Raffination zinnhaltiger Legierungen setzt man dem Elektrolyten zur Verhinderung
der Bildung von gallertiger Zinnsäure an der Anode Kolloide wie Tannin, Indigo, Alizarin oder
Salep und zugleich zur Unterstützung ihrer Wirkung Phosphorsäure oder andere hochbasische
Säuren zu und bläst während der Elektrolyse Luft ein, um die Oxydulverbindungen des Elektro-
lyten in Oxydverbindungen überzuführen. (D. R. P. 319 384.)
Zu_r ~lektrolytischen Entzinnung von Weißblech wählt man als Elektrolyt eine Lösung von
Alummrumchlorid in ·wasser und verfährt, wenn nur eine Seite doppelseitig verzinnten
Zinn. 417
Weißbleches entzinnt werden soll, in der Weise, daß man die beiden Bleche aufeinandergelegt
als Anode in dem 3proz. Chloridbad 2 Kathoden gegenüberstellt. (D.R.P. 826 048.)
mit überwiegendem Zinkgehalt. Man verschmilzt z. B. zur Gewinnung von hartem, echtem Babbitt
44 Tl. Zinn, 2 Tl. Antimon und 4 Tl. Kupfer; normales echtes Babbitt enthält 45 Tl. Zinn, 3,5 Tl.
Antimon und 1,5 Tl. Kupfer. Zwischen einem normalen bleifreiem Babbitt hergestellt aus
mit 42 Tl. Zinn, 3 Tl. Antimon, 1,5 Tl. Kupfer und 3,5 Tl. 20proz. Antimonchlorid und einem
normalen Antifriktionsmetall mit 40 Tl. Blei, 7,5 Tl. Antimon und 2,5 Tl. Zinn steht eine Legie.
rung aus 25 Tl. Blei, 20 Tl. Zinn und 5 Tl. Antimon, die sich für die verschiedensten Verwendungs.
zwecke glänzend bewährt hat. Die auf den Markt kommenden Babbittmetalle ließen sich überhaupt
der Zahl nach wesentlich beschränken, da die genannten Legierungen allen gebräuchlichen An-
forderungen Genüge tun; durch den Zusatz von Wismut werden sie wesentlich verbessert,
doch steht der Anwendung dieses Metalles sein hoher Preis entgegen. (E. S. Sperry, Ref. in
Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 146.)
Ein Babbittmetall, bestehend z. B. aus 92,6% Zinn, 3,7% Antimon und 3,7% Kupfer,
unterscheidet sich vom Weißmessing, das aus 68% Zinn, 30% Zink und 2% Kupfer besteht,
dadurch, daß dieses mit einem Tropfen starker Salpetersäure kaum gefärbt wird, während der ein-
trocknende Säurestand auf dem Babbittmetall einen sehr dunklen Ring hinterläßt. (Ref. in
Zeitschr. f. angew. Chem. 25, 174.)
Ein Babbittmetall für Automobilbauzwecke besteht z. B. aus 84% Zinn, 9% Antimon, 7%
Kupfer; White- Brass aus: 30% Zink, 6% Kupfer, 65% Zinn usw. Weitere Angaben über
die Zusammensetzung einer größeren Zahl von Automobillegierungen finden sich in Chem.-
Ztg. Rep. 1911, 360.
27*
420 Metalle und :Minerale.
Im allgemeinen färbt man verzinntes Eisenblech nicht, da man ej.nfacher zur Herstellung
gefärbter eiserner GegenstAnde von nicht verzinntem, also von Schwarzblech ausgeht, doch
kann man nach Techn. Bnndsch. 1910, 1188 immerhin für Spezialzwecke mit Eisenchlorid
eine schwarzbraune Färbung erhalten, ebenso wie man die Weißblechoberfläche auch durch
Eintauchen der Gegenstände in eine salz- oder salpetersaure Lösung von 12 Tl. eBBigsa.urem Kupfer-
oxyd, 3 Tl. Salmiak und 50 Tl. EBBig in 500 Tl. Wasser zu färben vermag. Man spült dann gut ab
und trocknet mit Sägespänen.
Schwarz zu färbende Zinnlegierungen mit etwa 80% Zinngehalt werden nach ihrer Entfettung
und Reinigung zuerst nach dem Kontaktverfahren mit Zinkkontakt in einem Bade, das im
Liter Wasser 10 g Kupfervitriol, 15 g Zinnchlorür und 20 greine Salzsäure enthält, verkupfert,
worauf man die Kupferschicht in einem der bekannten Schwefelbäder (11 konzentrierte wässerige
Lösung von unterschwefligsaurem Natron und 75 greine Salzsäure) schwärzt. Das letztere, nur
wenige Stunden haltbare Bad kann nach Techn. Bnndsch. 1912, 441 durch Zusatz von Salzsäure
wieder aufgefrischt werden.
Um Zinn zu färben, hängt man nach D. B. P. 280 804 den Gegenstand oder das Blech als
Anode in einen Elektrolyten, der 3 1/ 1 % Zinn und 2 1/ 1 % freie Natronlauge enthält und elektroly-
siert bei etwa 20 o mit einer Stromdichte von 5 Amp. :pro qdm während 4.0 Sekunden. Bei dieser
Stromdichte wird die Anode passiv und irisiert dann Je nach der Konzentration des Elektrolyten
der Stromdichte, Temperatur usw. in prächtigeR, gelben, blauen und roten Farben, die bei geeig-
neter Leitung des Versuches erhalten bleiben, so daß man auf diese Weise auf billigem Wege zu
farbig verzierten Zinngegenständen gelangt.
Um zinnernen Gegenständen ein altertümliches Aussehen zu geben, behandelt man sie
nach einem teueren Verfahren mit einer Lösung von 1 Tl. Platinchlorid in 10 Tl. Wasser, läßt
die Lösung antrocknen, spült mit Wasser ab und beh:andelt sie nach dem abermaligen Trocknen
mit einer weichen Bürste bis zum Glänzendwerden des Überzuges. (Metallarbeiter 1917, Nr.ll/12.)
Oder man bepinselt die Gegenstände nach H. Stockmeler, Bayer. lnd.- u. Ge,v.-BI. 1892 mit
einer verdjinnten salzsauren Lösung von Antimontrichlorid. Nach dem Trocknen reibt
man mit Öl ab. Bei diesem Verfahren, ebenso bei der Herstellung schöner blauschwarzer Fär-
bungen durch Überstreichen mit Palladiumchlorid und beim Platinchloridverfahren ist erste
Bedingung, daß die Zinngegenstände vorher vollständig entfettet werden.
Bronzefärbung wird erzielt durch Auftragen einer Lösung von 1 Tl. Eisenvitriol und
1 Tl. Kupfervitriol in 20 Tl. destilliertem Wasser, so daß der Gegenstand nach dem Trocknen
schwärzlich gefärbt erscheint. Man bestreicht die schwärzlichen Stellen sodann mit einer Lösung
von 4 Tl. krystallisiertem Grünspan und 16 Tl. Weinessig, bis der Gegenstand eine dunkle, kupfer-
rote Farbe angenommen hat, worauf man eine Stunde trocknen läßt und mit einer weichen Bürste
und Blutstein, schließlich mit der Bürste allein poliert und evtl. eine sehr dünne Lage Goldfirnis
aufträgt um die Medaillen oder sonstigen Gegenstände aus Zinn oder leichtflüssigem Metall
vor Feuchtigkeit zu schützen. (D. Ul. Gewerbeztg. 1867, Nr. 20.) Vgl. Dingi. J. 141, 237.
Zur Erzeugung von Maireeffekten auf Zinnfolien oder Weißblech beizt man die Flächen
am besten unter gleichzeitigem Erhitzen bis zum Schmelzen des Zinnes mit einer Lösung von 2 Tl.
Zinnsalz in 4 Tl. heißem Wasser, 2 Tl. Salz. und 1 Tl. Salpetersäure. (Polyt. Notlzbl. 1868, Nr.18.)
~; ... Zur Erzielung eines gleichmäßigen glatten Lacküberzuges auf verzinnten Drähten zieht
man den verzinnten Draht bei einer Temperatur, bei der der Zinnüberzug nicht läuft, durch ein
die Glättung der Zinnschicht bewirkendes Zieheisen und lackiert mit einem hitzebeständigen
Lack bei einer Temperatur, die über dem Schmelzpunkt des Zinns liegt. Man kann auch Ver-
zinnung und Lackierung in einem Vorgang vereinigen. (D. R. P. 812 882.)
'O'OOr Dekorationsmalerei auf Zinnfolien siehe C. banlel, DlngL loum. 204, 891, und F.
Sprengmühl, Seite 612. Zur Ausführung dieser Malereien verwendet man Ölfarben oder Harz-
lösungen von Teerfarbstofflacken oder auch gefärbte ätherische Schießbaumwollösungen und bringt
die gefärbten, mit einem farblosen Lack überdeckten Folien zur Erzielung der verschiedensten
Effekte in vertieften Stellen oder auf erhabenen Holz-, Gips- oder Steinomamenten an, die
zweckmäßig vorher mit einem wasserdichten Oberzug versehen werden.
Zur Dekorierung von Zinnsoldaten oder Bleifiguren werden die entfetteten Stücke
nach Teehn. Bundseh. 1918, 818 sehr kurze Zeit mit schwacher Salpetersäure abgebrannt, dann ge-
waschen, in Sägespinen getrocknet und schließlich bei Vermeidung jeder Berührung mit den
Fingern mittels eines weichen Haarpinsels mit Patinalacken matt oder mit Emaillacken glänzend
bemalt;.
Um zweifarbig galvanisierte Bleigußware mit einem Lackaufstrich zu versehen, der sich
beim Bürsten nicht ablöst, kann man nach Tecbn. Rundsch. 1908, 298 z. B. einen Decklack ver-
wenden, der aus der Lösung einer Schmelze von je 200 g Kolophonium, Asphalt und Wachs in
1 kg erwärmtem Terpentinöl besteht. Der Lackauftrag wird am besten im Ofen bei 70-80°
getrocknet, worauf man die Bleigußwaren herausnimmt, abkühlen läßt und zur Härtung der
Lackschicht etwa 1 Stunde in kaltes Wasser legt.
Zur Erzeugung von Kupfer-, Messing- und Silberüberzügen auf Weißmetall bringt man
die polierten, mit einer heißen alkalischen Lösung vorbehandelten und mit kochendem Wasser
gt'waschenen Antimon . B 1 e i Iegierungen in eine Cyannatriumlösung, wäscht mit kochendem
Arsen, Antimon, Wismut. 421
Wasser, behandelt nacheinander mit Kupfercyanidlösung, einer schwefelsaurEin Kupfervitriol-
lösung und einer Salpeter-, Schwefel- und Salzsäure enthaltenden Flüssigkeit, worauf man die
kochend gewaschenen verkupferten Gegenstände mit einer Messing- oder Silberschicht überzieht.
Die Zusammensetzung der Badflüssigkeiten bringt Proctor in Metal Ind. 18, 414.
Als Klebstoff für Stanniol hat sichnach Tecbn.Rundscb.1908, 41 am besten der Fischleim
bewährt, doch dürfte auch mit Wasserglas ein gutes Resultat zu erzielen sein, wenn man die
Farbschicht, auf welcher das Stanniol aufgeklebt werden soll, vorher gut trocknet.
niederschlag nicht Salze aufnimmt und in sich einschließt. Mit dem Antimon zugleich werden
Arsen und Gold niedergeschlagen, während die übrigen Verunreinigungen Kupfer, Blei, 'Vismut
und Silber in Lösung bleiben. Die Antimonausbeute wird durch Spuren vorhandener Schwefel-
säure und Kieselfluorwasserstoffsäure stark herabgesetzt. (A. G. Betts, Ref. in Zeitschr. f. angew.
Chem. 29, 213.)
Zum Aufschließen von Schwefelantimonverbindungen trägt man portionsweise
3,5--4 Tl. rauchende Schwefelsäure von 65% S0 3 in einen mit Rührwerk versehenen Druckkessel
ein, in dem sich 1 Tl. fein gemahlenes Antimonium crudum befindet, wartet nach jeder weiteren
Zugabe die unter starker Erhitzung und Schwefeldioxydabspaltung unter Druckzunahme sich
vollziehende Reaktion ab und verfährt so, bis die schließlich immer langsamer erfolgende Schwefel-
dioxydentwicklung aufhört und eine mit konzentrierter Salzsäure behandelte Probe kaum mehr
unaufgeschlossene Anteile erkennen läßt. Das aus fast reinem Schwefeldioxyd bestehende Gas
wird abgeblasen und weiterer Verwendung zugeführt. (D. R. P. 266 802.)
Zur Auslaugung des Antimons behandelt man die Erzpulver zwecks völliger Abscheidung
des Antimons mit Sulfiden oder Polysulfiden des Calciums oder Magnesiums unter Zusatz von
ungelöschtem Kalk, den man mit dem Erz vermahlt. (D. R. P. 138198.)
Zur elektrolytischen Gewinnung von Antimon und Arsen elektrolysiert man die natürlichen
oder künstlichen Sulfide, nachdem man sie durch Behandlung mit Alkalisulfiden, -sulhydraten
oder Polysulfureten in Lösung gebracht hat. Die salzartigen Doppelverbindungen, die man zur
Elektrolyse bringt, haben die Zusammensetzung
Sb 2S 3 • 3 Na 2S(K 2S) [(NH 4 ) 2S] aus Sb 2S 3 und KHS, NaHS bzw. (NH 4 ) 2S,
As 2S 3 • 3 Na 2S(K 2S) [(NH 4 ) 2S] " AsS 3 KHS, NaHS " (NH,) 2S,
und werden an der Kathode mit Kupfer- oder Antimonplatten im Sinne der Gleichungen, z. B.
(Sb 2S 3 • 3 Na 2S) +6H =iSb 2 + 6 NaHS
oder
[As 2S 3 • 3 (NH 4 ) 2S] +6H = As 2 + 6 NH, · HS
zerlegt. In der Anodenabteilung befindet sich ein Elektrolyt, dessen Zusammensetzung sich nach den
neben den beiden Metalloiden im Erz vorhandenen Metallen richtet, er besteht z. B. aus Alkalichlori ·
den, wenn Edelmetalle, Kupfer, Kobalt, Zink, Nickel oder andere Schwermetalle zur Abscheidung ge-
langen sollen. Sind keine derartigen Metalle im Erzrückstand, so wird das entwickelte Chlor für sich,
z. B. für Bleichzwecke, verwendet. Das Verfahren ist auch auf alle anderen Erze anwendbar,
deren Metallsulfide mit den genannten Alkalisulfiden lösliche Schwefelverbindungen geben, so
besonders auf Gold-, Platin-, Tellur-, Molybdän- oder Zinnerze. (D. R. P. 67 973.)
Zur Gewinnung von Antimon aus a r senhalt i g e n Antimonerzen mischt man die durch
Rösten erhaltenen Antimonoxyde und arsenige Säure mit den aus den kleinstückigen Erzen durch
Behandlung mit Alkalien erhaltenen Alkaliverbindungen, wodurch mittels der arsenigen Säure
äquivalente Mengen von Antimonoxyd ausgefällt werden, die man mit den bereits vorhandenen
Antimonoxyden von der das arsensaure Alkali enthaltenden Flüssigkeit filtriert und das Filtrat
auf metallisches Antimon verarbeitet. Statt mit Alkalien kann man auch mit Schwefelalkalien
arbeiten. (D. R. P. 231 906.)
Zur Gewinnung vonArsenaus Erzen oder Speisen, die mindestens 30% des Arsens als Metall-
arsenite enthalten, röstet man das Ausgangsmaterial mit überschüssiger Soda und laugt das
arsensaure Alkali aus dem Röstgut in nach dem Eindampfen direkt marktfähiger Form aus, wäb·
rend im Rückstand die anderen Metalloxyde und -hydroxyde verbleiben. (D. R. P. 214 814.)
Zur Gewinnung von reinem Antimon laugt man das Erz mit einer 7% Atznatron und 2%
Kochsalz enthaltenden Lösung, elektrolysiert diese und erhält ein leicht von der Kathode ent-
fernbares, grobkrystallisches Präzipitat, das einen Reinheitsgrad von 99,94% zeigt. (W. A. Burr,
Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1918, 3111.)
~"31 Nähere Angaben über die elektrolytische Darstellung von Antimon aus Antimonit ün
alkalischen Elektrolyten nach den Gleichungen
Sb 20 3 + 2 NaOH = NaSbS 2 + NaSbSO + H 20; Sb 2S 3 + 3 Na S
2 = 2 Na 3SbS 3 ,
über die direkte Erzeugung von weißem Arsenik aus einem amerikanischen, 47% Arsen-
schwefeleisen und 9,67% Schwefeleisen enthaltendem Erz durch Röstung und Auffangen des 98%
Arsentrioxyd enthaltenden Staubes siehe Zentr.-Bl. 1920, IV, 740.
Zur Gewinnung von Arsen leitet man die Dämpfe des in Drehtrommeln gerösteten arsen-
haltigen Erzes durch mit einem dickflüssigen Kalkbrei gefüllte Gefäße, deren Inhalt nach genügen-
der Sättigung erneuert wird. (A. P. 996 516.)
Die Gewinnung arsensaurer Salze durch Zersetzung einer Arsensäurelösung mit Salpeter
und Arsenik im Dampfstrom ist in D. R. P. 31149 beschrieben.
Zur Herstellung von Arsensalzen behandelt man nach A. P. 1356 669 unlösliche Metallsulfate
mit löslichen Arsensalzen und erhält so die Arsensalze jener Metalle.
Zur Gewinnung von Metallarseniaten oxydiert man z. B. 60 Tl. Blei und 25 TL Arsen-
trioxyd unter Ausnutzung der Reaktionswärme, die 90° nicht jiberschreiten darf, d1ll'ch allmähliche
Zugabe von 25 Tl. 40grädiger Salpetersäure, erwärmt, wenn die Reaktion beendet ist, noch einige
Zeit auf die gleiche Temperatur und filtriert das fertig gebildete Arseniat, das je nach den auge-
wandten Mengen ein-, zwei- oder dreibasisch ist, von der Flüssigkeit. Die während der Reaktion
gebildeten Stickoxyde werden quantitativ in Salpetersäure rückverwandelt. (D. R. P. 332 201.}
Zur Herstellung von glasiger arseniger Säure setzt man Arsenikpulver oder körnigen Arsenik
unter Erwärmung mechanischem Druck aus und erhält so bei niedrigem Druck und niedriger
Temperatur ein marmorartiges, bei einem Druck von 2500 kgfqcm und 150° ein glasartiges Pro-
dukt. (D. R. P. 159 541.)
Zur Herstellung von Arsen-Bleiverbindungen setzt man Bleianoden in Natriumnitrat-
lösung, stellt zwischen je zwei der Platten in einem porösen Gefäß eine Natriumhydroxydlösung,
die die Eisenkathode enthält, und gewinnt so an der Anode Bleinitrat, an der Kathode Wasser-
stoff und neugebildetes Natriumhydroxyd. Läßt man nun während der Elektrolyse beständig
Natriumarsenatlösung in richtiger Menge in das Anodenabteil einfließen, so erhält man neben
löslichem Natronsalpeter unlösliches filtrierbares Bleiarsenat. (A. P. 870 915.)
Um Schwefelsäure von Arsen zu befreien, das in der konzentrierten Säure in der Menge
von etwa 0,1% enthalten ist, versetzt man sie in einem Rührgefäß mit 0,6% Salzsäure von 24° Be
oder mit der äquivalenten Menge Flußsäure, fügt dann Benzol hinzu, zieht dieses, das nun sämt-
liches Arsen enthält, nach gutem Durchrühren der Flüssigkeiten ab und behandelt es zu seiner
Regenerierung mit der doppelten Wassermenge. Nach einem Zusatzpatent verwendet man
statt des Benzols Tetrachlorkohlenstoff, ebenfalls in der Menge von 10%, der in ähnlicher
Weise wirkt. Zur Entfernung des Arsens aus Gasen arbeitet man besser mit Dichlorbenzol oder
Acetylentetrachlorid wegen ihrer hohen Dampfspannungen. (D. R. P. 194 864 und 195 678.)
Vgl. D. R. P. 179 613 und 184 326.
Zur Reinigung von Arsen-Chlorverbindungen enthaltenden Gasen (Sulfatofengase) wäscht
man sie mit Mineralölen bzw. ihren Destillaten, die man dann, um sie wieder verwenden zu können,
mit Wasser behandelt. (D. R. P.179613.) Nach dem Zusatzpatent kühlt man die zu reinigenden
Flüssigkeiten, ehe man sie mit dem Mineralöl in Berührung bringt, ab. Wenn das Arsen nicht als
Arsenchlorür vorhanden ist, muß es in dieses übergeführt werden, da das Öl sonst nicht die an-
gegebene Wirkung hat. (D. R. P. 195 437.)
Nach einem früheren Verfahren leitete man die arsenhaltigen Röstgase zur Zurückhaltung
des Arsens durch eine rotglühende Schicht von eisenoxydhaltigem Kiesabbrand. (D. R. P.106 715.}
Nach D. R. P. 326 618 kann man arsenhaltige Salzsäure mit Hilfe von Jodiden oder Jod-
wasserstoffsäure, die mit dem Arsentrichlorid unlösliches Arsen tri j odi d geben, völlig vom Arsen
befreien.
Zur Gewinnung von basischem Wismutnitrat gießt man mit kaltem Wasser angeriebenes
neutrales Nitrat in die 2lfache Menge kochenden \Vassers und erhält so bei Festhaltung der rich-
tigen Temperatur ein pharmazeutisches Präparat, das entsprechend der Formel
Bi(N0 3 ) 3 • 2 Bi(OH) 3
beim Glühen 80% Bi 20 3 liefert. (R. Schneider, Journ. f. prakt. Chem. 23, 75.)
Wismut 1 e g i er u n g e n eignen sich wegen Ihrer besonderen Eigenschaften zu vielfacher
Verwendung (siehe Register), so z. B. als Gußmetall bei der Herstellung von Schliffen für die
mikroskopische Untersuchung von Bruchstellen im Stahl. Zur Verbesserung der von
Rosenhain angegebenen Methode der Einbettung des Bruches in Kupfer (elektrolytischer Kupfer-
niederschlag) empfehlen A. Champion und J. M. Ferguson (Zeitschr. f. angew. Chem. 26, 700) die
Bruchstellen mit einer leicht schmelzbaren Legierung zu umschließen, dann einen Schnitt zu
n~hmen und zu polieren. Eine solche Legierung die in die kleinsten Hohlräume des Bruches
emdringt, so niedrig schmilzt, daß keine Strukturänderungen des Materiales auftreten können,
die fest haftet und sich während des Schneidens und Polierens nicht loslöst, schließlich keine
chemische Wirkung auf die Bruchstelle auszuüben vermag und auch nach scharfem Anätzen
die Ecken klar hervortreten läßt, besteht aus 50 Tl. Wismut, 50 Tl. Blei, 25 Tl. Zinn und 3 Tl.
Zink oder in weniger geeigneter Komposition aus 50 Tl. Wismut, 30 Tl. Blei, 10 Tl. Zinn und
1~ Tl. Cadmium. Zur Herstellung der Schliffe verfährt man wie folgt: Man taucht die Bruchstelle
emen Augenblick in Salzsäure (spez. Gewicht 1,1), dann in eine Chlorzinklösung (Zink in Salzsäure
lösen bis keine Reaktion mehr eintritt, dann mit dem gleichen Volmnen "\-Vasser verdünnen) tmd
schließlich in die unter 100° geschmolzene Legierung. Man erwärmt nun etwas, um die zu rasche
Erstarrung zu verhindern und eingeschlossene Luft entweichen zu lassen, läßt erstarren und kann
n~:m, wie üblich, mit einer feinen Säge Schnitte· nach jeder Richtung herstellen. Ein Schliff und
d1e ~!1otographien können in 30 Minuten fertiggestellt sein.
Uber das Woods c h e Meta 11 siehe die ersten Angaben von Lipowitz in Dingl. Journ. 158,
271 u. 376. Die dieser Komposition aus 1-2 Tl. Cadmium, 2 'l'l. Zink, 4 Tl. Blei und 7-8 Tl. "\-Vi~
lnut ähnliche Legierung aus 8 Tl. Blei, 15 Tl. Wismut, 4 Tl. Zinn und 3 Tl. Cadmium ist silberweiß,
besitzt Metallglanz, ein spez. Gewicht von 9,4 und wird bei etwas über 60° vollständig flüssig. Man
kann mit dieser Legierung in Wasser von 70° Zinn, Blei, Britanniametall löten, ebenso können
d<Hnit unter heißem Wasser gelötet werden Kupfer, Zink, Eisen, Messing, Neusilber, wenn dem
Wasser vorher einige Tropfen Salzsäure hinzugesetzt werden.
.. Eine schon bei 50° schmelzende, besonders zur metallischen Abclichtung bei der Röntgen-
rohrenkonstruktion dienende Legierung besteht aus 50 Tl. Bi, 26 Tl. Pb, 10 Tl. Cd, 13 Tl. Sn
und 33 Tl. Hg. (D. R. P. 310 368.)
428 Metalle und Minerale.
Nach E. P. 20 601/10 schmilzt man zur Herstellung von Legierungen, die gegen Schwefel-
l!äure und Cyanidlösungen beständig sind, Wismut, Kupfer und Silicium oder Magnesium
in einem Tiegel und setzt geschmolzenes Aluminium zu.
Die verschiedenen Letternmetalle werden aus Blei, Antimon, Zinn und Kupfer hergestellt;
Zink darf nie vorhanden sein. Die Zusammensetzung verschiedener Letternn1etalle beschreibt
Fr. Varrentrapp, Polyt. Zentr.·Bl. 1866, 888.
Zur Herstellung von Letternmetallen ausNeumetallen wird Antimon mit Blei geschmolzen,
und zwar zunächst in gleichen Mengen, dann fügt man das Zinn und den Rest des Bleies hinzu.
Man reinigt die geschmolzene Mischung mit etwas Kolophonium und gießt in Formen. Ver-
wendet man jedoch alte Metalle, so muß zunächst zur Entfernung des Zinks das geschmolzene
Metall mit größeren Mengen Salmiak geschn;lolzen werden, ebenso ist es notwendig, die Oxyde
auf mühsamem Wege zu entfernen. Als Altmetalle gelangen vor allem Lötmetall, Zinnröhren,
Britanniametall usw. zur Anwendung. (Ref. in Chem.-Ztg. Rep. 1910, 612.)
Verschiedene Letternmetalle untersuchte F. Ulzer, Mitt. d. Techn. Gew.-Mus. Wien 1906, 226.
Eine Probe hatte z. B. die Zusammensetzung 70,52% Blei, 24.,92% Antimon und 4,4I% Zinn.
Einige dieser Legierungen setzen sich ferner zusammen aus 58% Blei, 26% Antimon, 15%
Zinn, 1% Kupfer oder 93% Blei, 4% Antimon, 3% Zinn usw. (siehe A. Mc. Cue in Chem.-Ztg.
Rep. 1910, 399).
Nach D. R. P. 101 020 ist eine Legierung aus 75-90% Aluminium, 2-10% Kupfer und
2-23% Zinn besonders gut als Letternmetall verwendbar.
Hartes Letternmetall erhält man durch Zusammenschmelzen von 1 Tl. reinem Antimon-
metall mit 3 Tl. Zinn. Will man Blei hinzusetzen, so darf dieser Zusatz höchstens 50% betra.ge11.
da ein größerer Zusatz die Legierung verschlechtert. (Dingi• .Journ. 136, 466.)
Einefrüher viel verwendete Letternmetallkomposition erhielt R. Besley, Polyt. Zentr.-BJ.
1866, 904 durch Verschmelzen von je 8 TI. Kupfer und Nickel, 5 TI. Kobalt und 2 TI. Wismut
Radium und Zerfallsprodukte. 429
mit einem verschmolzenen Gemenge von 100 Tl. Weichblei, 30 Tl. Antimon und 20 Tl. Zinn.
Das Nickel sollte der Masse größere Härte erteilen, das Kupfer sie zäher machen und das Wis-
mut das schnellere Erstarren der geschmolzenen Legierung befördern.
Über Herstellung galvanisch vernickelter Buchdruckerlettern, siehe Polyt, Zentr.-Bl. 1872,
1494.
Eine Legierung, die dieselbe Ausdehnung besitzt wie Schriftmetall und zur Herstellung von
Stereotypschließrahmen dient, besteht nach D. R. P. ö2 982 aus 45 Tl. Kupfer und 55 Tl.
Zink.
Eine zur Herstellung von Clichees für Holzschnitte und Druckformen geeignete Legienmg
b<steht nach E. Holer-GrosJean, Jabr.-Ber. f, cbem. Tecbn. 1868, 127 aus 50 Tl. Blei, 36 Zinn
und 22,5 Tl. Cadmium.
Eine zum Hintergießen von Galvanos und zur Herstellung von Stereotyp- und Lettern-
metall geeignete Blei-Antimon-Zinnlegierung läßt sich dadurch verbessern, daß man das Zinn
ganz oder teilweise durch Quecksilber und das Antimon ebenso durch eine entsprechend ge-
ringere Menge Arsen ersetzt. Eine Legierung aus 99,4% Blei, 0,4% Arsen und 0,2% Quecksilber
liefert auf Druckmaschinen die gleiche Anzahl von Abzügen wie eine Legierung aus 75% Blei
18% Antimon und 7% Zinn. {D. R. P. 816 869.)
über Oxydation der Schriftmetalle (die Ursache soll nicht durch die chemische Zu-
sammensetzung, sondern lediglich durch Gießart und Letternbehandlung bedingt sein), ferner
über die Reinigung der Lettern nicht mit Wasser oder Natronlauge, sondern mit Terpentinöl,
Petroleum usw. siehe R. Meyer und S. Schuster, Zeitschr. f. angew. Chem. 1914, I, 121.
Im Gegensatz zu Schuster ist S. Zinberg der Ansicht, daß d,ie Hauptursache der Oxydation
von Schriftmetallen in ihrem Bleigehalt zu suchen ist, und daß daher die gegossenen Lettern
um so haltbarer sind, je weniger Blei sie enthalten. (Zeitscbr. f. angew. Chem. 27, I, 436.)
Nach Selfens.-Ztg.1912, 1288 verseift man zur Herstellung eines Reinigungspräparates
für Buchdruckereitypen 200 Tl. Olein mit 200 Tl. 25grä.d. Natronlauge in der Siedehitze
und krückt in die kochende Seifenlösung eine Lösung von 100 Tl. Ammoniaksoda in 40 Tl. Wasser
ein. Man kann aber auch jede stark alkalische Leimseife, z. B. eine billige W asserglasseife, zu
diesem Zweck verwenden.
Nach der mündlichen Mitteilung eines Buchdruckereibesitzers soll außer Natronlauge auch
Wasserglaslösung ein sehr gutes Reinigungsmittel für Lettern sein.
Die Bewertung und technische Verarbeitung der Au tu ni te und anderer Uranglimmer auf
radioaktive Materialien erörtert F. Glaser in Chem.-Ztg. 36, 1166.
"{jqer die Fortschritte auf dem Gebiete der Radioaktivität von 1906-1908 unterrichtet das
gleichnamige Buch von H. Greinacher, Braunschweig 1908.
Über Radiochemie berichtet 0. Haien in Cem.-Ztg. 1920, 690.
Für vorliegenden Abschnitt kommt nur die Gewinnung des Metalles und seiner Verbindungen
und deren in beschränktem Maße mögliche technische Verwendbarkeit in Betracht.
Geschichtliches. Nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen untersuchte man auch die
Strahlung der fluorescierenden und phosphorescierenden Substanzen. Becquerel stellte 1896
fest, daß die Uransalze (Uranpechblende) Strahlen aussenden, die den Röntgen- und Kathoden-
strahlen sehr ähnlich sind, auf gegen Licht geschützte photographische Platten einwirken, durch
gasförmige, flüssige und feste Körper geringer Stärke hindurchdringen. Man nannte die Strahlen
Becquerelstrahlen und die Stoffe, die sie aussenden, radioaktiv. Auch beim Thor und seinen
Mineralien stellte man die Strahlung fest. Im Jahre 1900 entdeckte dann das Ehepaar Curie
das Radi um und Polonium, zwei Elemente, die die Strahlen in viel stärkerem Maße aussenden
als Uransalze. Debierne fand das radioaktive Aktinium. Die technische Verwendungsmöglich-
keit der radioaktiven Elemente hinsichtlich ihrer Eigenschaft des meßbaren Atomzerfalles ist
vorläufig noch nicht gegeben.
Gewinnung. Die radiumhaltigen Erze enthalten in der Tonne nie mehr als 5, höchstens
10 mg des wertvollen Elementes, so daß der metallurgische Prozeß der Radiumgewinnung ein
ganz anderer ist als jener anderer Metalle. Zunächst wird aus dem Erz in einer Art Großbetrieb
ein Konzentrat hergestellt, aus dem man dann im Laboratorium ein hochgrädiges Produkt und
schließlich das Element selbst in Form seines Salzes gewinnt.
Als Ausgangsmaterialien für radioaktive Stoffe dienen die Uranerze: Uran-Pecherz
oder Pechblende, Carnotit, Uranglimmer und das Thoriumerz Monazit. Pechblende besteht
aus dem Oxyd U 30 8 und vielen Beimengungen. Sie wird gewonnen hauptsächlich in Joachims-
thal in Böhmen mit sehr wenig Thor, in Johann-Georgenstadt, und Freiberg in Sachsen, in Pri-
bram und Cornwall. Carnotit ist ein wasserhaltiges Kaliumuranylvanadat. Er enthält nicht
soviel Radium wie die Pechblende, kommt aber in Amerika (Colorado und Uthah) in großen Mengen
vor. Uranglimmer: Urancalcium- oder Kupferphosphate kommen mit der Pechblende zu-
saminen vor.
Die Pechblende wird zuerst vom Uran befreit, indem die zerkleinerten Erze mit Soda-
geröstet und dann zuerst mit Wasser, später mit verdünnter Schwefelsäure ausgelaugt werden.
Das Uran geht in Lösung und es hinterbleibt der "Rückstand", aus 10 000 kg Pechblende
etwa 3000 kg, der etwa P/ 2 mal so radioaktiv ist als die Pechblende. Der Rückstand enthält das
Radium als Sulfat, Sulfate des Bleies, Calciums usw., Silicate und Verbindungen von As, Pb,
Bi, Co, Fe, Cu, Zn, Al, Mn, Se, Nb, Ta, Vd, seltene Erden. Der Rückstand wird mit starker
Natronlauge ausgekocht, dabei gehen Blei, Aluminium, Calcium, Kieselsäure und teilweise
Schwefelsäure in Lösung. Der Rückstand wird mit Wasser gut ausgewaschen und mit Salzsäure
behandelt: neben anderen Metallen gehen Polonium und Aktinium in Lösung. Im Ungelösten
bleiben unter anderem Radium und Barium als Sulfat. Es wird mit konzentrierter Sodalösung
gekocht, um die Sulfate in Carbonate zu verwandeln. Man filtriert, wäscht und löst in reiner
Salzsäure. Die Lösung, die neben Ra, Ba und anderen Metallen noch Polonium und Aktiniun1
enthält, wird mit H 2S0 4 gefällt, wobei Po und Ac zum Teil zurückbleiben. Das resultierende
"Rohsulfat" (aus 10 000 kg Pechblende: 30-60 kg Rohsulfat) enthält immer noch Po und
Ac und ist zehnmal aktiver als Pechblende. Das Rohsulfat wird wieder in Carbonat und Chlorid
übergeführt. Aus dieser Chloridlösung wird Polonium mit Schwefelwasserstoff, Aktinium mit
Ammoniak gefällt. Die Stoffe des Filtrates werden wieder in Carbonate und Chloride verwandelt,
mit konzentrierter reiner HCl mehrmals zu Rohchlorid eingedampft, worauf man durch langsame
fraktionierte Krystallisation Barium und Radium trennt, da BaCl 2 erheblich leichter löslich
in Wasser ist als Radiumchlorid. Noch besser geht die fraktionierte Krystallisation mit den
Bromiden. Durch diesen äußerst umständlichen Darstellungsprozeß erhält man aus 10 000 kg
Uranpecherz etwa 1 g reines Radiumsalz.
Radioaktive Körper werden in der Medizin verwandt, zu Bestrahlungszwecken nament-
lich Radium- und Mesothoriumpräparate bei Krebs, Gelenk- und Herzerkrankungen, Affektionen
des Blutes, Neuralgien usw., sowie als Emanation für Tonik- und Badekuren, Injektionen usw.
Radioaktive Stoffe werden als Düngemittel, als Leuchtmasse für Uhren und Kompasse
benutzt. Der Wirkungsgrad radioaktiver Leu'hhtfarben ist zwar etwa 10mal so groß wie der
der elektrischen Glühlampe, doch stellen sich die Kosten für die Beleuchtungseinheit natürlich
wesentlich höher. (Farbe u. Lack 1920, 155.) Szilard verwendet radioaktive Stoffe als Belag
für Blitzableiterspitzen. (Die Naturwissenschaften 1914, 973.)
Von großer theoretischer Bedeutung hinsichtlich der Umwandlung oder Verwendung von
Energiearten ist die von Stromeyer beobachtete Tatsache, daß radioaktive Heimengungen ent-
hnltendes Wasser sich leichter in seine Bestandteile zerlegen läßt als reines Wasser. Dadurch er-
gibt sich der Ausblick, daß es gelingen könnte mit relativ geringer Energie Wasser zu zersetzen,
bei der späteren Verbrennung des Wasserstoffes jedoch die volle Energie nutzbar zu machen,
so daß ein technisch verwertbarer Energieüberschuß gewonnen würde. (Chem.-Ztg. 1922, 347.)
Radium und Zerfallsprodukte. 431
über die nutzbaren Radiumvorräte der Erde, die mit allen abbauwürdigen Reserven
auf etwa 425 g bewertet werden können, siehe W. Petraschek, Zeitschr. f. Berg· u. Hüttenw. 7, 165.
Seit der Entdeckung des Radiums (1896) sind etwa 160 g Radium gewonnen worden im
damals geschätzten Wert von 4 Milliarden Mark. Nur 5-6g sind in den Händen von Forschern
und Gelehrten, der Rest befindet sich im Gebrauch der Krankenhäuser. (Chem.-Ztg. 1922, 376.)
Der Verkaufspreis von Radiumbromid betrug im Jahre 1915 in den Vereinigten Staaten
zwischen 120-160 000 Dollars für 1 g, gegen einen Gestehungspreis von 36 000 Dollars.
Zur Darstellung von radiumreichen Rohsulfaten verschmilzt man die aus radiumhaltigen
Stoffen durch Behandeln mit konzentrierter Schwefelsäure und darauffolgendes Waschen mit
Wasser erhaltenen Rückstände mit kohlensauren oder ätzenden A 1k a lienoder kocht sie mit hoch-
konzentrierten alkalischen Lösungen längere Zeit unter Druck. Nach dem Auswaschen und Fil-
trieren verbleibt dann ein Rückstand, der durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure und Fil-
trieren ein reiches Radiumrohsulfat ergibt, da nach vorliegendem Verfahren etwa die Hälfte
der das Radium begleitenden Stoffe durch Behandlung mit den sauren Agenzien, durch die Alkalien
der größte Teil der übrigen Körper entfernt wird. Man vermag so in wenigen Tagen große Quan-
titäten auch armer Uranerze bis zum Rohsulfat zu verarbeiten. (D. R. P. 254 241.) Nach einer
Abänderung verfährt man so, daß man das Rohmaterial zunächst mit Atzalkalien verschmilzt,
den nach dem Waschen und Filtrieren erhaltenen Rückstand mit etwa derselben Menge konzen-
trierter Schwefelsäure bis zur Erzielung gleichmäßiger Graufärbung auf höhere Temperatur
erhitzt, worauf man nach dem gründlichen Auswaschen mit Wasser und Filtrieren die radi um-
reichen Rohsulfate auf dem Filter zurückbehält. (D. R. P. 263 330.)
Zur Abscheidung von Radium, Uran und Vanadium aus Carnotit röstet man das
zerkleinerte und angereicherte Erz bei Gegenwart von Salz und Wasserdampf und extrahiert
das Vanadium mit Wasser, dem man etwas Soda zusetzt, um die gebildeten Chloride des Radiums
und Bariums in unlösliche Carbonate überzuführen. Aus dem Rückstand gewinnt man mit
verdünnter Schwefelsäure das Uran und einen Rest von Vanadium und scheidet letzteres aus den
Extrakten als Bleivanadat ab. Den verbliebenen Erzrückstand verschmilzt man mit Natrium-
carbonat, entfernt aus der Schmelze die wasserlöslichen Salze, zersetzt die unlöslichen Carbonate
mit Salzsäure, scheidet mit Schwefelsäure die Sulfate des Radiums und Bariums aus, röstet
das getrocknete Sulfatgemisch unter Zusatz von Koks und reinem Kochsalz und extrahiert aus
dem Röstprodukt die Chloride des Bariums und Radiums mit Wasser. (A. P. 1129 029.)
43:'. Metalle und Minerale.
Zur Aufarbeitung komplexer Carnotiterze röstet man das zerkleinerte Material und be.
handelt es mit Schwefelsäure, wobei das gesamte Radium mit dem Barium unlöslich bleibt, wäh.
rend das gesamte Uran und 90% des Vanadins in Lösung gehen. In dem Falle, als man das ge.
röstete, noch warme Erz bei etwa 80° mit Schwefelsäure vom spez. Gewicht 1,3 behandelt, ist
die Extraktion des Urans und Vanadins in etwa 40 Minuten beendet. Die beiden Metalle werden
aus den erhaltenen Lösungen wie üblich gewonnen, während man zur Gewinnung des Radiums
die verbleibenden Rückstände durch fortgesetzte Laugung mit Wasser von sämtlichen löslichen
Sulfaten tmd von der Schwefelsäure befreit und sie dann zur Gewinnung von Barium- und Radium.
carbonat mit sodahaltiger Ätznatronlauge behandelt. Die Carbonathaitigen ausgewaschenen
Hückstände versetzt man mit Salzsäure, fällt aus der erhaltenen salzsauren Lösung Barium und
Radium mit Schwefelsäure, führt die Rohsulfate wieder in Chloride über und trennt und
konzentriert nun weiter wie üblich. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 576.) V gl. ebd. 29, 179.
Nach dem von H. M. P.Ium ausgearbeiteten Verfahren der Extraktion und Trennung der
radioaktiven Bestandteile des Ca r not i t s (6% Vd, 4% U und 4% Fe) extrahiert man das Uran
durch kochende Sodalösung und scheidet es als Uranylnatriumcarbonat ab, während der sodaun·
lösliche Rückstand zur Gewinnung von Radium, Aktinium und Radioblei mit Salzsäure, Salpeter.
säure bzw. Schwefelsäure behandelt wird. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 29, 110.)
Zur Anfarbeitung des Carnotits extrahiert man zunächst mit heißer Salpetersäure das
gesamte Uran und Radium und 50% des Vanadins, neutralisiert die filtrierte Lösung mit Natron·
lauge, fällt mit Baritunchlorid und Schwefelsäure in bestimmter Weise die Radium-Bariumsulfate,
filtriert, wäscht aus, behandelt mit verdünnter Natronlauge, trocknet und führt den Nieder·
schlag ohne weitere Reinigung in die Chloride über. Er enthält dann etwa I mg Radium im Kilo·
gt:amm. Zur Reduktion der Sulfate erhitzt man sie mit 20% ihres Gewichtes reinster Holzkohle,
7-8 Sttmden im Graphittiegel auf 800°, löst das Radium-Bariumsulfid in reiner Salzsäure, unter-
wirft den Rückstand der gleichen Behandlung und erhält so einen zweiten Rückstand, der nur
l-2% vom ursprünglichen Sulfatgemisch beträgt, Blei und andere Verunreinigungen enthält
und durch Schmelzen mit Soda aufgearbeitet wird. Die saure Radium-Bariumchloridlösung wird
dann fraktioniert krystallisiert, worauf man das Radiumchlorid über das Bromid wieder in das
Chlorid umwandelt und so reinigt. (C. L. Parsons und Mitarbeiter, J. lnd. Eng. Chem. 8, 48.) Es
werden nach dieser Methode täglich 3 1/ 2 t Erz verarbeitet, so daß im Oktober 1915 nahezu 5 g
Radium, darunter 25 g gebrauchsfähiges Radiumbromid hergestellt waren. Die Gestehungskosten
stellten sich für 1 g Radium auf 40 000 Dollar, während der Marktpreis, 120 000 Dollar betrug.
Vgl. E. P. 16 228/1915.
Zur Radiumextraktion unterwirft man amerikanische Pechblendeerze der Chloration.
Bei der Erhitzung des Erzes im Chlorstrom verflüchtigen sich Eisen und Uran als Chloride und
mit ihnen geht auch das Radiumchlorid über, das in den Krystallkrusten der kälteren Apparat·
teile ebenfalls zur Ablagerung gelangt. Durch Wasserlaugung gehen die Radiumverbindungen
größtenteils in Lösung und werden durch etwas Bariumchlorid und die äquivalente Menge Schwefel·
säure abgeschieden. Ebensowohl im unangegriffenen Erzrückstand wie in der Fällungslösung
1:1ollen nur äußerst geringe Mengen Radium -zurückbleiben. (R. Cable und H. Schlundt, Ref. in
Zeltschr. f. angew. Chem. uns, 435.)
Zur Herstellung von an Radi um angereicherten Rückständen erhitzt man die Rohmaterialien
im innigen Gemenge mit Kalk oder Kalkstein und Kochsalz oder Calciumchlofid oder anderen
Halogensalzen einige Stunden auf Rotglut, extrahiert die Masse sodann mit Wasser, sulfathaltiger
Soda und schließlich mit sulfathaltiger Salzsäure und wäscht schließlich mit Wasser nach, so. daß
der größte Teil der das Radium begleitenden Stoffe entfernt wird, während die radiumreichen
Rückstände zurückbleiben. (D. R. P. 296 132.)
Zur Darstellung des metallischen Radi ums verfuhren Madame Curie und Debierne in
Anlehnung an die Gun tzsche Methode der Bariumdarstellung in der Weise, daß sie reines Radium-
ehlorid in Lösung mit einer Quecksilberkathode und einer Platiniridiumanode elektrolysierten
und das flüssige, Wasser kräftig zersetzende Radiumamalgam zunächst trockneten. Zu seiner
Zersetzung wurde das Amalgam unter den Druck gesättigten Quecksilberdampfes übersteigen-
dem Wasserstoffdruck im Quarzrohr destilliert, wobei der Wasserstoff zuerst über ein hocherhitztes
Platinfilter geleitet wurde. Man erhielt bei langsam über 270°, dem Destillationspunkt des
Quecksilbers, bis auf 700° steigender Temperatur fast reines, metallisch glänzendes Radium, das
sich von dem vorher im Wasserstoffstrom reduzierten Eisenschiffchen nur durch Ahmeißein
entfernen ließ. Das Metall wird an der Luft schwarz, zersetzt Wasser sehr kräftig und besitzt
die seiner Menge entsprechende Aktivität. Weitere Eigenschaften des Metalles und der radio-
aktiven Elemente überhaupt bringt B. Szilard in Zeitschr. f. angew. Chem. 1910, 2431. Vgl.
Cbem. Ztg. 34, 969.
Zur Abscheidung von Mesothorium und Thorium X setzt man dem thoriumhaltigen,
mit Schwefelsäure aufgeschlossenen verdünnten Material Bil e i salze zu, dekantiert, filtriert, wäscht
den Niederschlag mit Schwefelsäure und Wasser, behandelt das aktive Bleisulfat mit Sodalösung,
wäscht mit Sodalösung und Wasser nach, löst den Rückstand in Salzsäure und fällt mit Schwefel-
wasserstoff nur schwach aktives Schwefelblei aus, während sich das sämtliche Thorium X im
Filtrat befindet. Die Adsorptionsfähigkeit des Bleisulfates für radioaktive Körper ist somit ein
bequemeres Mittel für deren Abscheidung aus Salzlösungen, als die Anwendung der Barium-
salzmethode. (D. R. P. 272 429.) Vgl. F. Glaser, Chem.-Ztg. 37, 1105.
Zur Gewinnung von Thorium X bereitet man zunächst nach A. Müller (Ber. 39, 2857)
eine kolloidale Thoriumoxydlösung in der Weise, daß man aus einer konzentrierten Thorium-
nitratlösung, die neben Thorium auch Radiothorium und Thorium X enthält, mit Ammoniak
Thoriumhydroxyd ausfällt, den Niederschlag auswäscht und mit wenig thoriumnitrathaltigem
Wasser digeriert. Dia 1 y sie r t man nun diese Lösung, so kann man durch fortgesetzte Auffüllung
mit destilliertem Wasser, das zur Bildung immer neuer Mengen Thorium X aus dem im Thorium-
oxyd enthaltenen Radiothorium Anlaß gibt, dem Dialysator in regelmäßigen Zeitabschnitten,
gleichartige, sehr reine und hochprozentige Lösungen von Thorium X entziehen. (D. R. P. 278 121.)
Zur Aufarbeitung der Rohsulfate von Radium, Mesothorium und Thorium mischt
man die Sulfate mit Calciumhydrid, entzündet das Gemisch mittels Zündmitteln, wobei es
ohne äußere Wärmezufuhr reduziert wird, und extrahiert die Masse mit verdünnter Salzsäure.
Die nach der Gleichung
MeSO,+ 4 CaH 3 = MeS + 4 CaO + 4H 1
verlaufende Reaktion führt wegen des entstehenden Wasserstoffes, der außerdem auch nicht
im Reaktionsgemisch selbst verbrennt und so das entstehende Sulfid während der höchsten Er-
hitzung vor Oxydation schützt, zu einem pulverigen bzw.leicht pulverisierbaren Produkt. (D. R. P.
274 874.)
Zur Aufarbeitung von Radi um bzw. Mesothorium enthaltenden Sulfatgemischen erhitzt
man sie in innigem Gemenge mit Calciumcarbid unter Luftabschluß auf helle Rotglut, wodurch
die Sulfide des Radiums bzw. Mesothoriums gebildet werden, und extrahiert dann die Masse
mit verdünnter Salzsäure oder Essigsäure, in denen das aus dem vorhandenen Bleisulfat gebildete
Schwefelblei ebensowenig löslich ist, wie die in den Rohsulfaten enthaltene Kieselsäure. Diese
wird bei der hohen Temperatur entweder unlöslich oder wird zu elementarem Silicium reduziert,
verliert jedenfalls ebenso wie das Schwefelblei die Eigenschaft wesentliche Mengen Radiumsalz
zurückzuhalten, auf welcher Tatsache die Ausführbarkeit des Verfahrens beruht. Die gleichzeitig
aus vorhandenen Sulfaten gebildeten Eisen-, Magnesium- und Erdalkaliverbindungen geben mit
der verdünnten Salzsäure Chloride von denen man das reine Radium-Bariumchlorid bzw. Radium-
Mesothorium-Bariumchlorid durch Behandlung der Rohchloride mit Schwefelsäure und durch
Überführung der dabei entstehenden Sulfate über die Carbonate in reine Chloride trennt. (D. R. P.
278 260.)
Zur Gewinnung von Radiothor schlägt man es aus seinen Lösungen oder aus den filtrierten
wässerigen Laugen, die von der Säureaufschließung von Mesothorstoffrückständen erhalten wer-
den, mit Strömen mittlerer Stärke und Spannung auf der Kathode nieder. Für spezielle Zwecke
wird diese in Draht-, Blech- oder Plättchenform ausgebildet. (D. R. P. 269 501.)
Zur Herstellung eines zur Gewinnung von Thorium X- Lösung geeigneten Radiothor-
präparates fällt man aus einer gereinigten, neutralen Radiothorlösung, die nur geringe Mengen
von Edelerden enthält, das Radiothor als nach kurzer Zeit leicht filtrierbares Superoxydhydrat
mit Wasserstoffsuperoxyd. Aus dem Niederschlag löst man das jeweilig gebildete Thorium X
zweckmäßig in der in D. R. P. 247 491 beschriebenen Vorrichtungen wie üblich mit dünner Koch·
salzlösung heraus. (D. R. P. 279 956.)
Zur Gewinnung von Radiothor oder radiothorhaltigen Stoffen, die zur Herstellung von
thor-X-haltigen Lösungen verwendet werden, dampft man das mit Ammoniak gefällte Radio·
thor zusammen mit den Ammoniumsalzen zur Trockne und entfernt letztere durch wiederholtes
Waschen mit destilliertem Wasser oder verdünnter kohlensäurefreier Kochsalzlösung bzw. läßt
das Wasser oder die Kochsalzlösung dann so lange in Berührung mit dem gewonnenen Radio-
thor, bis sich in ihr eine genügende Menge Thorium X gebildet hat. (D. R. P. 269 692.)
Über radioaktive Leuchtfarben siehe Chem. Tecbn. lnd. 1916, 17/18, 2-4.
Nach K. Endell, Sprecbsaal 1911, 186 gibt ein Gemenge von 0,125 g Calciumwolframat,
4>,00012 g Thorium und 0,125 g Bleifluß (70 g Pb3 0 4 - 10 g Si02 - 20 g B 2 0 3 ) auf Porzellan
aufgeschmolzen eine selbstleuchtende, im Dunkeln ein fahl grünlichgelbes Licht ausstrahlende
Farbe, die sich jedoch nur 1 Tag hält, da das Thorium zerfällt. Durch Ersatz des Thoriums durch
Radiumoxyd würden unvergänglich leuchtende, jedoch auch sehr teuere Glasuren erzielt
werden. Ein Zusatz von Vanadinsäure oder Uranoxyd bewirkt kein Leuchten.
Über die Herstellung radioaktiver Gegenstände durch Erhitzen von 300 kg Glas-,
Metall-, Ton- oder Porzellanpulver oder -Teig mit 0,0005 g Radiumsalz auf 200-250° siehe F. P.
466 304.
V"ber die Herstellung radioaktiver keramischer Erzeugnisse, durch Verarbeiten ge-
wisser Tone mit Uranpechblende oder den Rückständen aus der Uranfabrikation, siehe die Aus-
führungen von C. Scbmldt in Chem.-Ztg. 1914, 810. Vgl. D. R. P. 246 290.
Zur Herstellung radioaktiv leuchtender Materialien und Fabrikate überzieht man die Stoffe
zuerst mit Sidotblende [424] bzw. Zinksulfid oder einer sonstigen Leuchtmasse und dann erst mit
den gelösten radioaktiven Substanzen. Durch die Vorbehandlung wird an letzteren gespart. (D. R. P.
324 876.) Nach vorhergehender Belichtung leuchten z. B. so behandelte Zifferblätter mehrere
Stunden bis zum Abklingen der Phosphorescenz sehr stark und dann wesentlich schwächer, nur
unter. dem Einfluß der radioaktiven Substanz. (G. Berndt, Prometheus 27, 793.)
Über den Helligkeitsabfall radioaktiver Leuchtfarben siehe G, Berndt, Zeitscbr. f. techn.
Physik I, 102.
28*
436 Metalle und Minerale.
Quecksilber.
322. Geschichte, Vorkommen, Eigenschaften, Verwendung, Statistik.
Die ältesten Spuren der Kenntnis von Quecksilber weisen nach Aegypten, wo das Metall
in Gräbern bei Kurna aus dem 16.-15. Jahrhundert vor Chr. nachgewiesen wurde. Der alten
Welt war Quecksilber um 300 v. Chr. bekannt. Die Griechen nannten das wegen seiner be-
sonderen Eigenschaften auffallende Metall äerveor; xvdr;-flüssiges Silber; die Römer bezeichneten
es als argenturn vivum. Letzterem Ausdruck ist das deutsche Wort Quecksilber nachgebildet.
Antike Fundorte waren Spanien, Syrien und Aethiopien. Dioskorides (50 n. Ch.) und Vitruv
beschreiben schon eine Darstellungsweise des Quecksilbers aus Zinnober im Glühofen; den
Indern war die Gewinnung reinen Quecksilbers durch Erhitzen von Zinnober mit Kalk
{4 HgS + 4Ca0 = 3CaS + CaSO, +Hg) geläufig. Sie schrieben ihm zahlreiche übernatürliche
Wirkungskräfte zu. Im Mittelalter lenkte das Quecksilber wegen seines metallischen Habitus
und seiner sonstigen chemischen Eigenschaften, besonders seiner Flüssigkeit.und Verdampf-
barkeit, die Aufmerksamkeit der Alchemisten auf sich. Sie nannten es "mercurius" und sahen
in ihm den wirkungskräftigen Rohstoff, die prima materia, aus der mit Hilfe übernatürlicher,
in mystische Formeln gekleideter Kräfte Gold und Silber herzustellen wären. So sehr sich
diese Hoffnung als trügerisch erwies, so brachte doch das häufige Arbeiten mit dem Metall
manche Entdeckung seiner Legierfähigkeit, überhaupt seines chemischen Verhaltens gegenüber
anderen Agentien. Das Metall diente als Lösungsmittel für Gold, zum Vergolden von Silber
und Kupfer; der Zinnober als Farbe. ·
DieGewinnung und Industrie des Quecksilbers in Europa wurde durch das Auftreten
der Syphilis in die Wege geleitet. Die häufige Beschäftigung mit dem Metall führte zur Entdeckung
seiner Amalgamationsfähigkeit und damit zu seiner Einführung in die chemische Industrie, ebenso
wie auch das Entstehen der Jodindustrie der Anwendung des Jodkaliums als Antiluetikum zu
verdanken ist. (A. Binz, Chem. techn. Wochenschr. 1919, 121.)
Der Quecksilberverbrauch dehnte sich sehr aus, nachdem Bartholomäus de Medina 1557
das Amalgamationsverfahren zur Silbergewinnung aufgefunden und in Mexiko eingeführt hatte.
Um 1490 wurden die Quecksilberlager bei Idria in Krain entdeckt, um 1850 Neu-Almaden in Kali-
formen. Im Mittelalter bestanden außerdem noch Gruben am Rhein und in Böhmen. In
neuerer Zeit kommen als europäische Quecksilberfundorte in Betracht: Spanien und Idria
(Krain); für kleinere Mengen Rußland und Italien; außerdem noch die Vereinigten Staaten,
Mexiko und Japan.
Zur Geschichte der Entwicklung des Quecksilberhüttenwesens bringt V. Spirek Beiträge
in Zeitschr. f. angew. Chem. 1906, 897.
323. Quecksilbergewinnung.
Die Reduktion kaliforniseher Zinnobererze und die Gewinnung des Quecksilbers ist in einem
Referat in Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 1912 beschrieben.
Den d!Jrzeitigen Stand des Quecksilberhüttenwesens in Europa bespricht (R. Stemer-
Raln~r in Österr. z. f. Berg- u. Hüttenw. 62, 529 u. 563.)
Uber das Quecksilber und seine Gewinnung siehe die umfassende Arbeit von A. Welskopf
in Zeitschr. f. angew. Chem. 1901, 429 u. 465.
Die Quecksilbererze werden aufbereitet und dann geröstet, wobei das Quecksilber destilliert,
da die Dissoziationstemperatur von Quecksilberoxyd schon bei 400° liegt. -Unter den zahlreichen
Apparatkonstruktionen zur Destillation des Quocksilbers sei jene erwähnt, die auf dem Prinzip
der Barometerröhre beruht, so daß das Quecksilber in einem völlig luftleeren Raum destilliert
wird. Nähere Angaben bringt C. Bobn in z. f. Instrumentenk. 1887, 389.
Das Rösten geschah früher meist mit schwefelbindenden Zuschlägen wie Kalk oder
Eisen (Hammerschlag) in Gefäßöfen. Die Umsetzung erfolgt dann nach den Formeln1
4HgS + 4Ca0 = 4Hg + 3 CaS + CaSO,,
HgS + Fe = Hg + FeS .
Jetz-.; 'Wird dieses Verfahren nur noch wenig angewandt, nur bei Erzen, die sich nicht anders zer-
legen lassen, z. B. in Siebenbürgen, Toskana, Böhmen, Texas, Kalifornien. Man röstet jetzt meist
ohne Zuschläge bei Luftzutritt in Schacht-, Fortschauflungs- (Herdflammöfen) oder Schütt-
röstöfen, wobei die Zersetzung nach der Formel1
HgS +
0 1 = Hg S0 1 +
vor sich geht. Diese Röstprozesse ohne Zusätze sind weniger gesundheitsschädlich, erfordern
weniger Brennmaterial und gestatten eine größere Produktion, allerdings kommen die Quecksilber-
dämpfe mit den Röstgasen zusammen in den Kondensator und durch den starken Luftzug zum
Teil auch in die Atmosphäre.
Die Kondensation geschah früher in eisernen Retorten, späteringemauerten Räumen, und
dann in gußeisernen, auszementierten Röhren. Jetzt hat man auch Kondensatoren aus Glas oder
glasiertem Steinzeug. In den Kondensationsräumen setzt sich teils reines Quecksilber ab, teils ein
schwarzer Schlamm, der sog. "Stupp", das ist ein Gemenge von feinstverteiltem Quecksilber,
Oxydul, Chlorid, Sulfat und allerlei Verunreinigungen, wie Flugstaub, Asche usw. Die Masse
kann bis zu 70% Quecksilber enthalten, das man in Stuppmühlen oder -pressen auspreßt und
dann noch einmal durch Leder drückt.
Ein Verfahren zur ununterbrochenen Verarbeitung von quecksilber-, antimon- oder arsen-
haltigen ~rzen und Produkten unter Durchführung der zerkleinerten Erze durch geschlossene
erhitzte Ofen oder Kammern ist in D. R. P. 299 526, Bau und Wirkungsweise eines fortlaufend
arbeitenden rotierenden Quecksilberofens ist in A. P. 970 705 beschrieben.
Vielfachhatman auch versucht, Quecksilber auf nassem Wege zu gewinnen und dadt!fch
die hygienischen Schädigungen und die Verluste des trockenen Verfahrens, die bei älteren Öfen
8-10%, bei ganz modernen 4-5% betragen, zu umgehen, aber ohne rechten Erfolg. Sieveking
behandelt die fein geriebenen Erze mit Wasser, bringt den Schlamm in rotierenden Fässern mit
Kupferchlorür in Salzwasser gelöst bei Anwesenheit von granuliertem Kupferzink zusammen
und destilliert dann das Amalgam, das aus Quecksilber und Kupferzink entsteht, nachdem
folgende Umsetzung geschah:
HgS +
2 CuCl = CuCl 2 CuS +
Hg . +
Zur Abscheidung des Quecksilbers behandelt man die fein gepulverten Schwefelerze nach
dem Schwimmverfahren mit etwas Soda enthaltender wässeriger Chilesalpeterlösung. (A.. P.
1 402 74Q-742.)
Elektro lytischhat man Quecksilber aus der Lösungdes Zinnobers in Schwefelnatrium ab-
geschieden.
438 Metalle und Minerale.
Zur elektrolytischen Gewinnung des Quecksilbers aus seinen armen Erzen leitet man in
eine lauwarme Mischung des Erzpulvers mit calciumsulfidhaltigen Rückständen der Lebla.nc-
sodafabrika.tion und Kochsalzlösung nach zweitägiger Ruhe warme Luft und zersetzt die abge-
lassene Flüssigkeit durch Strom oder eingestellte Metallplatten. Die Lauge, die Quecksilber-
natriumchlorid als Doppelchlorid gelöst enthält, kann ohne Stromverlust elektrolysiert werden.
(D. R. P. 223 162.)
Ein Verfahren zur Herstellung von Quecksilberoxyd durch Oxydation von Quecksilber.
auch in Form von Abfillen oder Schlamm, mit Sauerstoff bei Gegenwart von trockenen Stick-
oxyden als Sauerstoffüberträgern
Hg1{N01 ) 1 = HgO + 2 N0 1
Edelmetalle.
Gold (Tellur) und Silber.
326. Geschichte und Vorkommen.
Wolff, Deutschlands Goldlagerstätten, Halle 1919.
Gold (xevqo>, aurum) war wahrscheinlich das Metall, das die Menschen zu allererst kannten,
da. es in gediegenem Zustand über dem Erdboden vorkommt und durch seine Farbe, Glanz und
Verarbeitbarkeit auffallen mußte. Auch Silber (äerv>o>, argentum) wurde sehr frühzeitig ver-
wendet. Die Juden benutzten Gold und Silber zu Schmuckgegenständen und Geräten. In der
Bibel werden besonders der Goldreichtum Abrahams und die Goldschätze des Königs Salomo
erwähnt. Die Phönizier trieben ausgedehnten Handel mit Edelmetallen. Sie waren die Liefe-
ranten für Salomo und die Königin von Sa.ba. Die Ägypter trieben Goldbergbau vor allem in
Nubien, sie benutzten Gold als Geld und hatten eine sehr hochentwickelte Goldschmiedekunst.
Gold- und Silbergeld verwendeten auch Assyrer und Babylonier. Ihre Könige besaßen
gewaltige Schätze an Edelmetallen, in ihren Tempeln befanden sich massive goldene und silberne
Götterbilder. Sprichwörtlich war der ungeheure Goldreichtum des Lydierkönigs Krösus, dessen
Edelmetallschätze aus Raubzügen und Plünderungen der umliegenden Völkerschaften stammten.
Erst nach dem Verfall des Reiches Alexanders des Großen gelangten diese Goldschätze nach
Griechenland und Rom. Goldfundstätten im Altertum waren Gallien, Lusitanien, Kleinasien
und der Kaukasus. Berühmte Silberlagerstätten befanden sich in Kleinasien, am attischen Laurion-
gebirge, in Epirus, Sardinien, Britannien und Spanien. Die Griechen schmückten Waffen
Wld Schilde mit silbernen und goldenen Beschlägen und hatten Gefäße aus diesen Metallen. Sie
bezogen die Edelmetalle von den Phöniziern. Die Römer waren anfangs arm an Silber Wld Gold,
erst mit der Eroberung Spaniens und Vorderasiens ergossen sich Ströme von Edelmetall nach
Rom. Die Germanen kannten Gold und Silber, trieben aber selbst kaum Bergbau.
In Sachsen begann Silberbergbau um 930 bei Mittweida Wld Frankenberg, um 1163 bei Frei-
berg, wo er bald sehr bedeutend wurde: 1524 wurden 1322 kg, 1550 7050 kg und 1572 7896 kg
Silber ausgebracht. Sehr reich waren auch die Erträge des Silberbergbaues bei Goslar im Harz, der
968 begann. Gold wurde schon zu den Römerzeiten in den Österreichischen Alpen abgebaut. Im
Mittelalter waren in Oberkärnten und Salzburg zahlreiche Goldbergwerke im Betrieb. Zwischen
1460 UI).d 1560 wurden jährlich für 15,8 Millionen Mark Gold gewonnen. Der Bergbau ging hier zur
Zeit der Gegenreformation ein. Außer in Sachsen wurde auch in Böhmen, das vom 10. bis 15. Jahr-
hundert das goldreichste Land in Europa war, zugleich viel Silber gefunden. Ende des 18. Jahr-
hunderts waren die Fundstätten erschöpft. In Europagewann man im Mittelalter noch erhebliche
Mengen an Gold und Silber in Schweden und England, Gold auch in Rußland, Ungarn und Sieben-
bürgen. Ein großer Umschwung in der Gewinnung der Edelmetalle trat ein, als man im 16. Jahr-
hundert den Reichtum Amerikas und später Australions entdeckte. Dadurch ist der Gold- und
Silberbau in Europa im 19. Jahrhundert nebensächlich geworden. In neuster Zeit werden die größ-
ten Mengen an Silber in den Vereinigten Staaten, in Mexiko, Australien, Peru, Bolivia, Chile und
in Europa in Deutschland und Spanien gefördert. Die Hauptgoldländer sind: die Vereinigten
Staaten, Australien, Südafrika (Transvaal), Rußland, Kanada und Mexiko.
Vorkommen. Silber kommt häufig gediegen, oft sogar in großenMengen vor, so gewann
man z. B. in Schneeberg um 1500 20 000 kg, in Kongsberg 1834 etwa 375 kg. Für die hütten-
männische Aufarbeitung am wichtigsten ist das Vorkommen des Silbers in den Schwefelmetal-
len: im Kupferkies, Pyrit und im Bleiglanz, der bis zu 1%, meist 0,01-0,1% Silber enthält,
es wird deshalb viel Silber aus Kupferstein und Schwarzkupfer, Kiesabbrand und Schlacken
gewonnen. Die eigentlichen Silbererze sind Verbindungen des Silbers mit Schwefel, Arsen, Antimon,
Halogenen, Selen und Tellur: Silberglanz Ag 2S mit 87,1% Silber, dunkles Rotgiltigerz
= Antimonsilberblende Ag 3SbS 3 , lichtes Rotgiltigerz = Arsensilberblende Ag 3AsS 1 , Horn-
silber AgCl usw. Außerdem befindet sich Silber noch in den Fahlerzen, das sind Sulfide von Arsen,
Antimon, Kupfer, Silber, Zink, Quecksilber usw.
Gold findet sich meistens gediegen, eingesprengt in den Felsen (Eruptivgestein, Quarz,
Schiefer, Sandstein usw.) als "Berggold" oder in Geröll- und Sandablagerungen, den "Seifen"
und im Flußsand als "Wasch-" oder "Seifengold". Diese "Seifen" und der goldführende Fluß-
sand entstanden durch VerwitterWlg der Gesteine, in denen Gold eingebettet lag. Oft finden sich
in den Seifen neben den kleinen und kleinsten Goldkörnern auch Klumpen von Gold, die größten
fand man in Kaliformen (70 kg), in Australion (105-122 kg), Westindien (1350 kg). Gold kommt
442 Metalle und Minerale
dann noch gebunden an Tellur, als Schrifterz AgAuTe 2 in Siebenbürgen, Westaustralien, Kaliformen
und in vielen Eisenkiesen, Kupfererzen und Bleierzen vor, weshalb auch Schwarzkupfer,
Schlacken, Kiesabbrände usw. Ausgangsstoffe für die Goldgewinnung bilden.
1891-1895 1896-1900
Gewicht in
1000 Unzen °)
I Wert
1000 Dollar
Durchsehnt tts-
preis pro Unze
in Neuyork
Dollar
1881. 83 365 94202 1,150
1890. 134 419 141140 1,050
1900.
1910.
180 008
240 225
111605
127 319
0,620
0,535
I
1913. 214 391 123 918 0,578
1914 . 160 626 80040 0,548
1915. 177 977 88 426 0,497
1916. 168 693 110 764 0,657
1917. 174188 139 836 0,814
1918. 197 395 191 023 0,968
1919. 174 518 193 924 1,111
1920. 171200 172 700 1,009
1921 (Dezember) - - 0,647
1922 (April) . . - - 0,659
Über die Silbergewinnung einzelner Länder siehe Glückauf 58, 565. Von der Gesamtwelt-
produktion 1917 (174 Millionen Unzen) lieferten die Vereinigten Staaten 74, Amerika insgesamt
156, Asien 5,6, Afrika 1,1, Australien 4,1 und Europa. rund 9 Millionen Unzen. Der Gesamtwert
der Weltproduktion beträgt 115,5 Millionen Dollars.
Silberproduktion 1918-1919 in Tonnen:
1918 1919
1900 1908
Das älteste Verfahren der Gewinnung des gediegenen Goldes ist das der Aufbereitung,
des Waschens des Sandes, der "Seifen", die gediegenes Gold führen. Die alten Kulturvölker
gingen dabei so vor wie heute noch die primitiven Völker. In flachen Holzschüsseln, Kürbis-
oder Fruchtschalen wird der goldhaltige Schlamm mit viel Wasser durch kreisende, schüttelnde
Bewegungen gewaschen, wobei der Sand weggespült wird und die Goldkörnchen und Stäub-
chen sich am Boden sammeln. Das Gold wird dann ausgeschmolzen. Im Laufe der Zeit wurden
die Hilfsmittel zur Goldwäscherei bedeutend verbessert. Man wusch in einer Wiege oder im
"long tom", einem geneigten Gerinne mit Querleisten, mittels eines Wasserstrahles. Diese Gerinne
sind oft mehrere hundert Meter lang. Um den Goldsand aus der Tiefe der Flüsse verarbeiten zu
können, benutzt man Baggermaschinen. Die Goldwäscherei, die nach Whitney noch 1854 neun
Zehntel der gesamten Goldproduktion ausmachte, ist seitdem immer mehr durch vorteilhaftere
Prozesse verdrängt oder wenigstens ergänzt worden, da beim Waschen 10-20% Gold verloren
gehen. Die alte primitive qoldwäscherei wird heute in Europa noch an der Donau, Save, in Ungarn,
das Baggern in Neuseeland, Nordamerika und Rußland ausgeübt.
Eine rasche Methode zum Waschen von Gold mittels einer Saugpumpe, die die Entfernung
von Säure- und Waschwasser rasch ermöglicht, beschreibt W. S. Black in Eng. Min. Joum. 98, 1141.
"Ober trockene Goldwäscherei, wie sie in einzelnen Gegenden Mexikos von den Einge-
borenen durchgeführt wird, siehe das Referat in Zeitschr. r. angew. Chem. 28, 177. Das zerkleinerte
Erz wird in der Sonne der Verwitterung ausgesetzt, so daß bei der nachfolgenden Behandlung
ein großer Teil des Goldes abgeschieden werden kann. Man trennt dann in einfachen Siebmaschinen
durch Einblasen von Luft das taube Gestein ab und schmilzt aus den erhaltenen Konzentraten
das Gold auf einen Feingehalt von 850-923% der Barren.
Ein mechanisches Verfahren zur Gewinnung von Edelmetallen aus Geröllen oder Sand ist
dadurch gekennzeichnet, daß man das Gut eine bestimmte Zeit auf 600-1000° erhitzt, worauf
durch Magnetscheidung Konzentrate von Edelmetallpartikelehen gebildet und diese so von dem
tauben Gestein geschieden werden. (D. R. P. 313 434.)
Interessant ist schließlich ein Goldw(l.schverfahren, das auf der "Überführung des feinver-
teilten Goldes in den kolloidalen Zustand beruht. Man bedient sich hierzu des "Gogo", das ist
der Saft der auf den Philippinen heimischen Entada Scandens, einer stark saponinhaltigen Pflanze.
Es wurde festgestellt, daß man mit diesem Saft oder auch mit reiner Saponinlösung, in letzterem
Gold und Silber. 447
Fall unter Zusatz von Soda, in der Wärme aus Goldchlorid schon nach längerem Stehen kolloi-
dales Gold erhalten kann. Dieselben Resultate erzielte man bei Verwendung von Goldchlorid,
Gogo und Oxalsäure, Kalk und Soda. (F. T. Eddingfield, Ref. in Jahr.·Ber. f. ehern. Techn. 1913,
I, 309.)
In der Metallurgie des Goldes dürfte in absehbarer Zeit die Flotation zur Anreicherung
von Golderzen bald allgemein eingeführt werden, besonders für kupfer-und eisenhaltige Golderze,
bei denen schon ein geringer Gehalt an Kupferkies die Cyanidlaugerei wegen des erhöhten Cyanid-
verbrauches bei goldarmen Erzen unrentabel macht. Die Flotation soll dann die Abscheidung
des Kupfers in Form eines Konzentrates bewirken, worauf man den Rückstand der üblichen
Cyanidlaugerei unterwirft. In Metallurg. Chem. lng. 13, 308 erörtert W. B. Blyth die Schwierig-
keiten des Problems und die Voraussetzungen, die für die Anwendung des Flotationsprozesses
erfüllt werden müssen.
Über die Flotation eines Silberbleierzes mittels einer Säure und zweier Öle bei höherer Tem-
peratur siehe H. H. Smith, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 29, 178.
Vgl. auch das Schwimmverfahren zum Konzentrieren armer Gold- und Silbererze, bei
dem das geölte Erz einem besonderen, im oberen Teil doppelwandigen Mischkasten zugeführt wird,
wodurch bei Zuführung in df'r Mitte des Gefäßes eintretenden angesäuerten Wassers eine völlige
Trennung der haltigen von dem tauben und unaufgeschlossenen Material bewirkt wird. (D. R. P~
287 8.~1.)
Uber die Konzentration gewisser Golderze und ihre Flotation mit säurehaitigern Gruben-
wasser und einem Zusatz von Carbolöl, Kreosotöl oder Harzöl siehe W. C. Prosser, Ref. in Zeitschr~
f. angew. Chem. 29, 148.
Bei der Gewinnung von Gold aus Pyriterzen nach dem Schaumschwimmverfahren setzt man
als schäumendes Mittel Kohlen- oder Holzteer oder Paraffinöl nebst Kresol zu. (E. P. 175 384.)
Wenn das Gold nicht in gediegener Form vorliegt, sondern als Erz (meist zugleich mit Silber
vereint) aufgearbeitet werden soll, gewinnt man die Edelmetalle durch Treibarbeit [328] bzw. trennt
beide Metalle durch Zementation oder Verschmelzen mit Kochsalz: Das Silber bildet Chlorid
und geht in die Schlacke oder verflüchtet sich. Man kann die Edelmetalle auch durch Erhitzen
der haltigen Erze mit Kohle und Kochsalz zu flüchtigem Gold- und Silberchlorid verblasen,
worauf man diese auf in den Kondensationskammern befindlichen Eisenplatten in metallischer
Form niederschlägt. (D. R. P. 212 211J.) Siehe auch Kapitel Edelmetallchloration [341]. Andre
Scheidemittel waren Antimon, Schwefel und hauptsächlich .Salpetersäure (Scheidewasser).
Zur einfachen Scheidung von Gold und Silber wirft man das Metallkorn in ein kochendes
Gemenge von 4 Tl. Salpetersäure vom spez. Gewicht 1,25 und 3 Tl. Wasser. Auch bei sehr ver-
schiedenem Verhältnis des vorhandenen Goldes zum Silber erzielt man so, ohne daß Zerfall ein-
treten würde, vollständige Scheidung. (T. K. Rose, Eng. Min. Journ. 1901), 708.)
Der Parkesprozeß zur Gewinnung des Goldes aus seinen Erzen, die man in geschmol-
zenes Zink einträgt, ist in Polyt. Zentr.-BI. 1869, 822 beschrieben. Das Zink nimmt schnell
das Gold auf, während das Gestein als Schlacke goldfrei obenauf schwimmt und leicht entfernt
werden kann. Die Legierung wird durch Destillation vom Zink befreit. Sind die Golderze schwefel-
haltig, so müssen sie vor der Behandlung mit Zink dem Röstprozeß unterworfen werden.
Zur Abscheidung von Gold und Silber aus Barrenblei schmilzt man es in einem Tiegel
unter Zusatz von etwas Cyankali als Flußmittel, fügt zur Bildung einer dicken Decke Zink zu
und schmilzt, bis dieses zu schäumen beginnt, worauf man umrührt und langsam abkühlen läßt.
Es bilden sich zwei Schichten von Blei und Zink, von denen das letztere die Edelmetalle enthält,
die durch Auflösung des Zinks in Salzsäure leicht gewonnen werden können. (A. P. 890 160.)
df'm Metall im Wasserstoffstrom. Man kann das Rohprodukt auch unter Abkühlung in konzen-
trierter Schwefelsäure lösen, die purpurrote Lösung nach 48 Stunden vom abgeschiedenen Gips
und Bleisulfat abgießen und nach Wiederholung des Absetzenlassens und Abgießens in dünnem
Strahle in kaltes Wasser gießen. Das Tellur fällt dann in schwarzen Flocken aus und wird nach
dem Waschen wie beschrieben verarbeitet, während die Begleitmetalle, besonders das Kupfer,
in Lösung bleiben. Die Aufbereitung der Tellurerze selbst, wie sie auf den Siebenbürger Fund-
stätten üblich waren, beschreibt F. M. Horn in Zeitsehr. I. angew. Cbem, 1888, 157, - S. a.
bei "Selen" (32].
Zur Gewinnung der Edelmetalle aus Schwefel, Arsen und Antimon enthaltenden Erzen be-
handelt man sie bei Rotglut (zur Verflüchtigung des Arsens) und zur Entfernung des Schwefels
als Schwefelwasserstoff im Wasserstoffstrom und extrahiert aus dem an der Luft erhitzten Rück-
stande mit Schwefelsäure das Kupferoxyd, mit Salzsäure das Antimonoxyd, worauf man den
Rückstand zur Reduktion des Silberchlorides mit Kalkmilch und etwas Melasse behandelt und
der Amalgamation unterwirft. (D. R. P. 10 716.)
Zur Gewinnung der Edelmetalle aus metalloidhaltigen Erzen glüht man sie bei Luftabschluß
zwecks Bildung von Alkalisulfosalzen mit S c h w e f e 11 e b er , laugt die Schmelze mit warmemWasser
aus und arbeitet das eingedampfte Laugenfiltrat, enthaltend Natriumsulfantimoniat, durch Glühen
mit Eisenspänen auf Antimon auf. Der Auswaschrückstand wird zur Umwandlung der Schwefel-
verbindtmgen in Sulfate geröstet, das Rösterz mit schwacher Kochsalzlösung ausgelaugt, worauf
man vom Chlorsilber filtriert, im Filtrat Kupfer, Zink und Eisen abscheidet und den Rückstand
weiter mit Magnesiumchlorid auslaugt, in dem sich das Chlorsilber löst. (D. R. P. 20 ö93.)
Zur Aufarbeitung Gold und Silber enthaltender Arsen- und Schwefelerze soll man sie in
mit Dolomit gefütterten Tiegeln mit Glätte oder Blei zusammenschmelzen. (A. P. 30ö 846.)
Die Gewinnung von Gold aus goldhaltigen Antimonerzen im Drehofen in Verbindung mit
Saigeröfen ist in D. R. P. 93 703 beschrieben. ,
Zur Verarbeitung edelmetallhaltiger, schwefliger Erze erhitzt man das Material mit einem
Alkalisulfat, -nitrat, -carbonat oder -hydrat und mit Kohle, wirft die Masse in Wasser und erhält
zwei Schichten, von denen die obere die gelösten Sulfosalze und die untere die Gangart und einen
magnetischen Niederschlag enthält. Die obere, metallsalzhaltige Schicht wird dekantiert und mit
Luft und schwefliger Säure gefällt, bis ein Niederschlag von Schwefeleisen und Schwefelmetallen
entsteht, während Schwefelantimon und Schwefelarsen in Lösung bleibt. Man dekantiert nun
die Lösung, aus der sich bei längerem Stehenbleiben Arsen und Antimon ausscheiden, und ver-
verarbeitet den Schlamm, der fast alle Edelmetalle enthält, durch Verbleiung und Kupellation
weiter. Aus dem magnetischen Satz werden etwa vorhandene Goldspuren durch Chlor oder
Cyanür gewonnen. (D. R. P. 89 779.)
Zur Fällung der Edelmetalle als Sulfosalze erhitzt man das Gemenge des Erzpulvers mit
Kohle oder Schwefel und einem Alkalisalz unter Luftabschluß, behandelt den erkalteten Brei
mit Wasser und fällt aus der Lösung, die den größten Teil des Edelmetalles und nicht verflüch-
tigtes Arsenik und Antimon enthält, mit Salmiak nur das Edelmetall, während Arsen und Antimon
in Lösung bleiben. (D. R. P. 104 184.)
Zur Aufarbeitung Arsen, Antimon und Tellur enthaltender goldhaltiger Erze erhitzt man das
Material mit Alkalisulfid und Schwefel oder Natriumsulfat und Kohle unter Luftabschluß
so schnell wie möglich auf helle Rotglut, wirft die erhitzte Masse sofort zur Abschreckung in das
2-3fache Gewicht kalten Wassers und erhält eine kolloidale Lösung des Goldes, der Begleit-
metalle und eines Teiles des Schwefeleisens, dessen anderer Teil suspendiert bleibt und sich nach
einigen Stunden als dunkler Schlamm abscheidet. Sättigt man nun die Lösung mit Schwefel,
bis sie gelblich geworden ist, wobei evtl. mäßig verdünnt wird, so erfolgt Abscheidung des Goldes
zusammen mit dem Schwefeleisen, während die Sulfosalze der Metalloide gelöst bleiben und ab-
filtriert werden. Das Gold-Schwefeleisengemenge wird wie üblich getrennt. (D. R. P. 113 14ö.)
Nach einer Erweiterung des Verfahrens bringt man das Gold aus der Lösung der Sulfosalze und
Sulfide durch bloßes Stehenlassen, gegebenenfalls unter Zusatz von Schwefel, zur Ausscheidung.
(D. R. P. 113 711.)
Zum Aufschließen goldhaltiger Erze mahlt man sie trocken mit Calciumcarbid und feuchtet
die Mischung dann an, so daß sich unter gleichzeitiger beträchtlicher Erhitzung Acetylen ent-
wickelt, das nach der Gleichung
3 Au 2Te + CaC 2 + 4 H 20 = Au 6 + 2 TeH 2 +CaTe0 3 + H 1 0 +
C1 H,
die vorhandenen Metalloide in Hydrate verwandelt, während das Gold unangegriffen bleibt.
Bei Gegenwart von Kieselsäure oder Quarz ist das Verfahren ebenfalls anwendbar, da diese Um-
hüllungsschichten durch das Acetylen aufgeschlossen werden. (D. R. P. 109 4öö.)
Zur Trennung der Edelmetalle von Arsen, Antimon und Tellur führt man diese Begleitmetalle
durch Erhitzen des Erzes mit Bari umsulfocarbid in lösliche Sulfide über, die durch Auswaschen
mit Wasser entfernt werden können. Das Reagens erzeugt man durch Schmelzen von 2 Tl. Barium-
sulfat und 1 Tl. Kohlenstoff im elektrischen Ofen. Es entwickelt in Berührung mit Wasser Schwefel-
wasserstoffgas und eignet sich daher auch zur Fällung von Metallen, besonders der Edelmetalle
aus Cyanid- oder Chloridlösungen. (D. R. P. 13ö 904.)
Zur Gewinnung von Edelmetallen aus schwefel- und antimonhaltigen Erzen, unter Er-
zeugung eines mit Edelmetallen stark angereicherten Antimons, unterwirft man dieses im redu-
Gold und Silber. 449
-zirenden Schmelzprozeß gebildete Produkt einem nicht zu Ende geführten Röstprozeß und
schmilzt ein Gemisch des Röstproduktes mit Antimonschwefel weiter zur Bildung einer Schlacke,
die nur noch Spuren gelösten Goldes enthält. (D. R. P. 237 552.)
Zur Aufarbeitung eines Erzes oder Hüttenmateriales (Speise usw.), das z. B. 14% Silber,
29% Arsen, 6% Antimon, 6% Eisen, 5% Nickel und 7% Kobalt enthält, behandelt man das Mate-
rial wiederholt mit Bisulfat allein oder auch im Gemenge mit Schwefelsäure oder Schwefeltri-
oxyd, wobei nach jeder Behandlung eingetrocknet bzw. geröstet wird. Durch Steigerung der
Schwefelsäuremenge und Erhöhung der Temperatur kann man so auch das Silber in lösliche Form
überführen, doch empfiehlt es sich, das ursprüngliche Material vor der Behandlung mit Bisulfat
bzw. Säure mit so geringen Mengen Kohle unter Luftzutritt zu erhitzen, daß die komplexen
Erze gespalten werden und das vorhandene Arsen sich zum Teil verflüchtigt. Durch diese Vor-
behandlung werden Materialien, die sonst durch Bisulfat nur schwer angegriffen werden, auf-
geschlossen. Man erhält z. B. aus dem Erz obiger Zusammensetzung 20% der ursprünglichen
Menge als Rückstand, der 0,658% Arsen, 0,594% Antimon, 0,2% Silber und weder Kobalt noch
Nickel enthält, so daß also alle Bestandteile ohne Silberverlust fast völlig in Lösung gebracht
werden. (D. R. P. 285 791.)
Zur Verarbeitung von Erzen, die Verbindungen des Silbers, Nickels und Kobalts mit Arsen
enthalten, jedoch bleifrei sind, verschmilzt man das Erz mit Kupfer, wodurch das Entweichen
von Arsendämpfen und damit auch Silberverluste, die erfahrungsgemäß beim Abdampfen der
Arsendämpfe stets eintreten, vermieden werden, und raffiniert das Schmelzprodukt dann wie
üblich auf elektrolytischem Wege. (D. R. P. 238 608.)
Um Gold und Silber auf trockenem Wege von Kupfer zu scheiden, verschlackt man das Mate-
rial unter Luftzutritt, wobei nur das Kupfer und zum Schluß etwas Silber in die Schlacke gehen,
während das Gold und die Hauptmenge des Silbers unverschlackt zurückbleiben. Zum Schluß
setzt man zur besseren Zurückhaltung des Silbers Blei zu. Die Kupferoxyd und Kupfersilicat
enthaltende Schlacke wird dann wie üblich reduziert. (R. Carpenter.)
Zur Gewinnung von Edelmetallen aus Kiesen schmilzt man diese ohne Schwefelverlust
im elektrischen Ofen zur Bildung einer dünnflüssigen Schlacke und behandelt den entstehenden
Stein nach Regelung seines Schwefelgehaltes, sei es durch Zufügung von Schwefel, durch Bei-
gabe entsprechender Erze oder durch Zufügung schwefelfreien Eisens (auch durch Abröstung
eines Teiles des Schwefels) mit Säure. Man erhält so in der entstehenden Lauge alles Eisen, während
die Edelmetalle mit dem Kupfer in sulfidischer Form zurückbleiben und dann nach einem be-
kannten Verfahren voneinander getrennt werden. (D. R. P. 289 260.) Vgl. E. P. 2971/1908.
331. Silberamalgamation.
Eine nähere Beschreibung der Edelmetallamalgamation nach D. R. P. 11410 und 15 532
bringt A. Görz in Zeitschr. f. angew. Chem. 1887, 181.
Der Amalgamationsprozeß zur Gewinnung de<> Silbers wurde 1557 von Bartholome
de Medina in Mexiko eingeführt, kam dann bald nach Peru und Südamerika und wird seitdem
in Amerika in großem Umfang, und zwar noch heute, in der alten Form des Patioprozesses
oder der amerikanischen Haufenamalgamation ausgeführt. Geeignet dafür sind die ein-
fachen und zusammengesetzten Sulfide des Silbers, weniger geeignet die Halogenide, ungeeignet
die silberhaltigen Blenden, Kiese und Fahlerze. Die Erze werden in Quetschen zerkleinert
und dann in der "Arrastra", einer Schleppmühle, mit Wasser zwischen schweren Steinen fein
zermahlen. Das Mahlgut wird auf dem "Patio", dem Amalgamierhof, in kreisrunden Haufen
ausgebreitet, befeuchtet und mit Kochsalz, Kupfersulfat und fein zerstäubtem Quecksilber ver-
mengt. Auf die Tonne Erz werden 40-60 kg Kochsalz und 4-6 kg Kupfersulfat und für jedes
Kilogramm Silber 8 kg Quecksilber verwendet. Es bildet sich nun in dem Haufen Silberamalgam.
über die dabei verlaufenden chemischen Reaktionen ist man sich nicht klar, vor allem ob das
Cupro- oder das Cuprichlorid der Hauptfaktor bei der Bildung des Silberchlorids ist, das dann
vom Quecksilber unter Lösung zu Amalgam zersetzt wird. Fernandez nimmt Bildung von Cupri-
()hlorid und eines Silberchlorürs nach den Formeln an:
2 NaCl + CuSO, = Na 2SO, + CuC1 2 ,
CuCl 2 + 2 Ag 2S = CuS + S +.2 Ag 2Cl,
Ag 2Cl + Hg = 2 Ag + HgCl .
Nach Berg- u. hüttenmänn. Jahrb. 1881, 302 setzt sich das durch Calcination von Kupfer-
kiesen erhaltene Magistral, im wesentlichen Kupfervitriol, mit dem kochsalzhaltigen Erze
zu Kupferchiarid um, das seinerseits mit dem Silber des Erzes unter Bildung von Chlorsilber
und Kupferchlorür reagiert. Ebenso tritt Wechselwirkung mit Quecksilber ein, so daß sich un-
mittelbar Kalomel und Kupferchlorür bildet, von denen das letztere noch vorhandenes Silber-
sulfid reduziert und gemeinsam mit dem Quecksilber aus dem Silberchlorid Silber in Freiheit
cSetzt, das sich mit dem Quecksilber amalgamiel't, im Sinne der Gleichungen
2 NaCl +
CuSO, +Ag= Na 2SO, + CuCl + AgCl,
2 CuCl + Ag 2S = Cu 2S + 2 AgCl ,
AgCl + Hg = HgCl + Ag .
L & n g e, Chem.·techn. Vorschriften. 3. Aufl. I. Bd 29
450 Metalle und Minerale.
Das Amalgam wird durch Verwaschen im "Bettler", einer Art Rührbottich, vom ErzmehL
getrennt, durch Segeltuch gepreßt, das Quecksilber abdestilliert und das Silber eingeschmolzen.
Dieser Patioprozeß dauert 3-6 Wochen und arbeitet mit einem Quecksilberverlust von 10-20%
und einem Silbergewinn von 60-80%, er ist demnach ziemlich teuer, doch erhielt er sich bis in
unsere Zeit, da er bei dem Mangel an Brennmaterial der einzige Weg zur Gewinnung des Silbers war.
In Europa wurde das Amalgamationsverfahren im 18. Jahrhtmdert ausgearbeitet. Es ent-
stand die europäische Fässeramalgamation. Die Erze werden mit Kochsalz chlorierend
geröstet, das zerkleinerte Silberchlorid wird in rotierenden Fässern mit Eisen- oder Kupferspänen
feucht vermengt, wodurch es zu Silber reduziert wird. Nach einigen Stunden gibt man Quecksilber
hinzu, es tritt Amalgamation ein; aus dem Amalgam wird das Quecksilber abdestilliert:
Ag2S + 2 NaCl = Na 2S + 2 AgCI ,
2 AgCl + Fe = FeCI 2 + 2 Ag .
Dieses Verfahren wurde auch vielfach zur Aufarbeitung silberhaltiger Steine, Speisen, Kupfer-
steine, Schwarzkupfer usw. benutzt. Jetzt wird die Silberamalgamation nur noch sehr wenig be-
trieben.
332. Goldam.algamation.
Schon die Sarazenen scheinen Quecksilber zur Gewinnung des Goldes aus Erzen verwandt
zu haben. In Deutschland scheint das Verfahren zuerst im Anfang des 14. Jahrhunderts verwendet
worden zu sein, und zwar in Böhmen. Seitdem wurde es in einfachster Form benutzt: man rührte
die zerkleinerten Erze in Fässern mit Quecksilber und destillierte das gebildete Amalgam. Als dann
in Amerika der Silberamalgamprozeß eingeführt wurde, verwendete man die gleichen Verfahren:
Patio-, Fässer-, Pfannenamalgamation auch für die Goldgewinnung, denn die silberhaltigen
Erze führten auch meist Gold. Aus Erzen, die neben wenig Silber vorwiegend Gold enthalten,
gewinnt man das Gold jetzt nach dem Verfahren der Pochwerks- und Plattenamalgamation.
Die sortierten und zu Faustgröße zerkleinerten Erze kommen mit Wasser gemischt in den Poch-
trog. Hier w.erden sie von einem 500-600 kg schweren Stempel aus Eisenhartguß, der in der
Minute 80--100 mal herniederfällt, in 24 Stunden fein zermahlen. Im Pochtrog befindet sich Queck-
silber, und schon hier bildet sich ein Teil des Amalgams, das von Zeit zu Zeit aus dem Trog ent-
fernt wird. Der übrigbleibende Erzbrei fließt nun langsam über die Platte des Amalgamations-
tisches, die aus versilbertem Kupfer oder Muntzmetall mit einer Quecksilberschicht besteht.
Nach einem verbesserten Verfahren leitet man das mit Wasser angerührte Erzmehl in wage-
rechter Richtung zwischen zwei Quecksilber- oder Amalgamierschichten hindurch, so daß bei
einer Weglänge von 4 m und einer Ausflußgeschwindigkeit von 1-2m pro Sekunde bei einer
Flüssigkeitshöhe von 1-2 mm 90-100% des amalgamierbaren Goldstaubes gewonnen werden.
(D. R. P. 136 160.)
Den Boklewskyschen Zentrifugalamalgameter (D. R. P. 268 682), mit dem man
viel reineres Goldamalgam zu erzeugen vermag, als mittels Kupferplatten, und in dem das feine
Schwimm- und Blattgold sehr gut zurückgehalten wird, während es sonst mit der über die Kupfer-
platten fließenden Trübe wegschwimmt, beschreibt J. Grünhut in Österr. Z. f. Berg- u. Hüttenw.
69, 363, 881 u. 396. Vergl. die Amalgamiervorrichtung zur Goldaufbereitung mit
übereinander angeordneten rotierenden Schalen nach D. R. P. 272 446.
Das Gold amalgamiert sich und wird von Zeit zu Zeit abgekratzt. Das Amalgam wird
mit viel Quecksilber verflüssigt, um die oben schwimmenden Verunreinigungen abschöpfen zu
können, worauf man es durch Leinwand oder Leder preßt und in Retortenöfen deRtilliert.
Das Retortengold wird zur Reinigung in Graphittiegeln mit Borax und anderen Flußmitteln
geschmolzen. Durch Amalgamation kann aus den Erzen nur das freie Gold ausgezogen werden.
Der vom Amalgamationstisch abfließende Erzbrei, die Poch trübe, enthält noch etwa die Hälfte
des gesamten im Erz vorhandenen Goldes. Die Pochtrübe hat 3 Bestandteile: die Bände oder
Tailings sind das grobe, aus Kieselsäure bestehende Material, das fast frei von Pyrit und gut
perkolierbar ist, die Kiese enthalten fast ausschließlich Pyrit, die Schlämme sind die feinen,
tonhaltigen, lehmigen Bestandteile der Trübe, die nicht perkolierbar sind. Die Pochtrübe wird
weiter auf Gold verarbeitet, und zwar durch Cyanidlaugerei meist Sände und Schlämme, durch
den Chlorationsprozeß die Kiese.
In den Vereinigten Staaten wurden 1913 noch 21,5% des Goldes auf dem Amalgamations-
wege gewonnen. Nach Untersuchungen von F. A. Thomsen und R. Keller eignet sich bei einem
einfachen Golderz allein das Quecksilber in reiner Form zur Goldabscheidung, während bei Gegen-
wart von Sulfaten zum Beispiel 5% Zink-, Mangan- bzw. Eisensulfat, wie sie häufig in oxydierten
Erzen vorkommen, nicht das Quecksilber, sondern Amalgam, und zwar in erster Linie Blei- und
Zinnamalgam die besten Resultate ergeben. Dies ist auf die größere Widerstandsfähigkeit des
Amalgams gegenüber der Wirkung der vorhandenen Verunreinigungen zurückzuführen, während
beim reinen Golderz die Affinität des Quecksilbers zum Golde größer ist, als jene zum Amalgame.
(Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 672.)
Gold und Silber. 451
Man versuchte die Wirkung des Luftsauerstoffes durch Oxydationsmittel wie Wasserstoff·
superoxyd, Bariumperoxyd, Mangandioxyd, Kaliumchlorat, -permanganat, -bichromat, organische
Nitroverbindungen usw. zu ersetzen, doch hat sich das Lufteinblasen in den Erz-Laugenbrei
am besten bewährt. Die Cyanidlaugerei ist ungeeignet für Erze, die größere Mengen unedler
Metalle wie Kupfer, Zink oder Eisen enthalten. Nach einem örtlichen Verfahren werden die
Konzentrate des Cyanidprozesses zur Vermeidung von Cyanidverlusten durch Bildung von Eisen·
cyaniden aus vorhandenem basischem Ferrisulfat zuerst mit verdünnter Schwefelsäure behandelt
und dann nach erfolgter Dekantation mit Kalkmilch deutlich alkalisch gestellt, worauf die Cyanid·
behandlung in bestimmter, von A. B. Parsous (Eng. Min. Journ. 1911, 386) beschriebener Weise
durchgeführt wird.
Die Durchführung des Prozesses ist aber auch dann schwierig, wenn gleichzeitig PalladiUIU
in den Erzen vorhanden ist (vgl. die ähnliche Wirkung des Platinmetalles beim Amalgamations·
Gold und Silber. 453
prozeß [333), insofern, als es mit dem Gold teilweise in Lösung geht; seine Löslichkeit, die an
und für sich gering ist, wird bei einem hohen Gehalt der Legiernng (etwa 15%) an Palladium
stark herabgesetzt.
Auch die Korngröße der Erzteilchen, die Art der Zerkleinerung nnd des Mühlenmateriales
spielen eine Rolle. Die Korngröße soll 0,2 mm Durchmesser nnd 0,1 mg Gewicht nicht über-
schreiten, größere Goldpartikel werden vom Cyankalium nicht angegriffen. Sind sie vorhanden,
so muß der Cyanidlaugerei die Amalgamation vorangehen.
Die Wichtigkeit der Feinerzzerkleinerung für die Edelmetall-Cyanidlaugerei geht
daraus hervor, daß Körner, die auf einem Siebe von 40 Maschen blieben, Edelmetall im Werte
von 15,5 M., bei 80 Maschen für 7,7 M., bei 150Maschen für 4,1 M. Edelmetall enthielten. Nach
F. C. Brown empfiehlt es sich in der Zerkleinernng so weit zu gehen, daß 90% des Erzes durch ein
200-Maschensieb gehen, das Material bei gleichzeitiger Durchlüftung mit schwacher Cyanidlauge
zu rühren, die goldhaltige Lösung durch Dekantation oder Filtration abzutrennen nnd die Edel-
metalle mit Zink zu fällen. (Ref. in Zeitscbr. f. angew. Cbem. 1907, 2131.)
Nach D. R. P. 246 509 vermahlt man die vorgebrochenen Erze mit etwa 25% Wasser in Kugel-
mühlen zu einem feinen Dickbrei, der erst dann durch Zusatz größerer Wassermengen nnd innige
Mischung in die dünnflüssige Trübe verwandelt wird.
Von Bedeutnng für die der Laugerei vorangehende Erzzerkleinerung ist ferner die Art des
Mühlgangmateriales (Eisen- oder Steinwalzen). J, M. Tippet (Ref. in Zeitscbr. f. angew. Cbem.
24, 1!!9) stellte durch Versuche fest, daß die Erzteilchen sich beim Vermahlen zwischen Eisen-
walzen mit Eisen umhüllen, so daß die Goldpartikel bei der folgenden Auslaugnng auch in starker
Cyanidlösung nicht in Lösung gehen und die normale Ausbeute von 70-80% darum auf 50%
Gold, bezogen auf das Gewicht der Rückstände, sinkt.
Theoretisch sind zum Lösen von 3 Gewichtsteilen Gold nur 2 Gewichtsteile Cyanid nötig,
in der Praxis braucht man aber für 1 Tl. Gold 40--200 Tl. Cyanid, da es durch den Sauerstoff
in Cyanat und Carbonat und weiter durch die entstehende Kohlensäure völlig in Carbonat über-
geführt wird:
2 KCN + 0 2 = 2 KCNO ,
2 KCNO + 0 3 = K 2C0 3 + C0 2 + N ,
2 KCN +C0 2 + Hp = K 2C0 3 + 2 HCN.
Auch durch die Eisensalze und die Schwefelsäure, die aus den Pyriten entstehen, wird Cyan-
kalinnl. zersetzt:
2 KCN + H 2S0 4 = 2 HCN + K 2S0 4 ,
2 KCN + FeS0 4 = Fe(CN) 2 + K 2S0 4 ,
6 KCN + FeS0 4 = FeK 4 (CN)6 + K 2S0 4 ,
weshalb man zur Zerstörnng der freien Säure und der Eisensalze das Laugegut mit überschüssigem
Kalk verrührt.
Die Pochtrübe des Amalgarnationsverfahrens wird durch Aufbereitung in Spitzkästen in
Sande oder Tailings mit groben Bestandteilen, in die feinen Schlämme oder Seimes und in die
pyrithaltigen Kiese, die durch den Chlorationsprozeß aufgearbeitet werden, getrennt. Die gut
gerösteten und zerkleinerten Sulfide oder Telluride oder die Sande werden in runden Stahlbottichen
von 100-400 t Fassungsvermögen auf einem Filterboden aus Cocosmatten aufgefüllt, worauf
man etwa die Hälfte ihres Gewichtes einer 0,05-0,2 proz. Cyankalimnlösung aufgießt. Die Lösung
filtriert durch den Erzbrei, perkoliert und wird nach 12-18 Stunden abgelassen. Es folgt dann
eine zweite Laugung mit 0,02-0,1% Kaliumcyanidlösung, oft eine dritte und dann eine zwei-
malige Wasserwaschung. Der Prozeß dauert 4-6 Tage, je nach der Durchlässigkeit des Lauge-
gutes.
über eine rasch arbeitende Methode der Cyanidlaugerei von Edelmetallerzen, bei
der man in 11 Minuten 96% des vorhandenen Goldes und 98% des Silbers gewinnen kann, unter
Verwendung eines Reinohlapparates, in dem die Erz-Cyanidpülpe unter weiterem Cyanidzusatz
erhitzt und bei Gegenwart von Luftsauerstoff gerührt wird, worauf man die Lauge in Absatzkästen
klärt, filtriert und weiter zur Zinkbehandlung leitet, siehe Metallurg. Cbem. Eng. 12, 734.
Ein Laugungsverfahren von Golderzen nach dem Cyanidprozeß ist ferner durch Anwendung
besonderer Laugungströge mit Gegenstrom der Laugenflüssigkeit und des Erzschlammes ge-
kennzeichnet. (D. R. P. 91 514.)
Vgl. auch Verfahren und Vorrichtung zum Auslaugen von Golderz mittels Cyankalimn-
lösungen unter Anwendung eines Kreislaufes im Laugungsbehälter. (D. R. P. 170 566.)
Siehe auch Verfahren und Vorrichtung zum Auslaugen von feinverteilten Erzen mit einer
Cyanidlösung unter gleichzeitigem Einblasen von Luft, wobei man die Flüssigkeit aus dem Laugen-
behälter dadurch abzieht, daß sie durch poröse ·wände hindurchgesaugt wird, die in Berührung mit
der vom Erz durchsetzten Lösung steht. Das Verfahren eignet sich vor allem zur Behandlung
von armen, sehr schwer schmelzbaren Schwefelerzen. (D. R. P. 219 306.)
Über Verbesserungen im Cyanidprozeß, besonders durch Anwendung beständig wallender
Bewegung des Tankinhaltes mittels eines Luftstromes, der durch einen porösen Boden in Zement-
boden in den Tank geblasen wird, siehe D. R. P. 287 199 und E. G. Spilsbury, Ref. in Zeitschr.
f. angew. Cbem. 1910, 2150.
454 Metalle und Minerale.
Viel schwieriger ist die Extraktion des Goldes aus den Schlämmen, da sie für die Cyanid-
lösung undurchlässig sind. Man entgoldet sie entweder nach dem Dekantation- oder dem Filter-
pressenverfahren. Beim Dekantationsverfahren werden die Schlämme in Spitzkästen bis
auf ca. 50% vom Wasser befreit und in Rührbottichen mit Kaliumcyanidlösung verrührt, dann
läßt man absitzen, dekantiert die Goldlösung, verrührt von neuem mit Cyanidlösung, dekantiert
und setzt dies so lange fort, bis kein Gold mehr in Lösung geht.
Ein auf ein schlammiges Erzgut mit einem Goldgehalt von 33-49 M. pro Tonne angewandtes
kontinuierliches Dekantationsverfahren, das mit einem Verlust von nur 13 Pf. Gold pro Tonne
arbeitet, beschreibt H. C. Parmecke in Metallurgie 11, 25.
Beim Filterpressenverfahren wird der mit Cyankaliumlösung angerührte Schlamm
m Filterpressen ausgepreßt und der Preßkuchen mit Wasser ausgewaschen.
Aus der Cyanidlauge wird nach Mac Arthur und Forrest das Gold mit Zink gefällt ent-
sprechend der Gleichung
2 KAu(CN) 2 +Zn = ZnK 2 (CN) 2 + 2 Au.
Die Lauge läuft durch etwa zehn hintereinandergeschaltete Holzkästen, in denen auf einem Sieb
frische Zinkspäne oder Zinkstaub ausgebreitet werden. Das Gold scheidet sich auf dem Zink
als schwammige schwarze Masse ab und wird mit Wasser abgespritzt. Aus sehr verdünnten Cyanid-
laugen wird das Gold besser mit Zinkspänen, die durch 10 Minuten langes Eintauchen in eine
lOproz. Bleiacetatlösung einen Bleiüberzug erhalten haben (galvanische Kette), zur Abscheidung
gebracht. Das schwammige Gold wird getrocknet, das Zink durch Rösten oder durch Behandeln
mit Schwefelsäure entfernt und der Rückstand mit Borax, Glaspulver, Sand, Soda, Flußspat, Man-
gandioxyd oder dgl. eingeschmolzen, wobei Gold mit einem Feingehalt von 900--910/1000
resultiert.
Die Fällung der Edelmetalle aus der Cyanidlösung durch körniges Zink wurde erstmalig
in D. R. P. 47 368 beschrieben.
Dieelektrolytische A bscheid ung des Goldes aus der Cyanidlauge nach Siemens & Halske
ist nicht von der Konzentration der Lauge abhängig. Als Kathoden werden Bleifolie, dünne Blei-
platten, als Artode Eisenblech, auf dem sich Berlinerblau bildet, verwendet. Man muß mit geringer
Stromdichte arbeiten, da sich sonst nicht metallisches Gold, sondern komplexe Goldcyanid-
verbindungen abscheiden. Die Blei-Goldkathoden werden eingeschmolzen, das Gold wird ab-
getrieben; die Ausbeute beträgt ca. 80%. Aus dem gebildeten Berlinerblau wird das KCN durch
Behandeln mit Natronlauge, Verdampfen und Schmelzen mit Kaliumcarbonat wiedergewonnen.
Die Goldtellurerze, namentlich in Westaustralien, werden am besten in Form von Schlämmen
mit Lösungen von 0,2% Cyankalium und 0,05% Bromcyan ausgelaugt, nach der Gleichung:
BrCN + 3 KCN + 2 Au = 2 KAu(CN) 2 + KBr .
336. Silbererzcyanidlaugerei.
Sehr viel später als zur Goldgewinnung versuchte man die Cyanidlaugerei zur Extraktion
des Silbers zu benutzen, denn man war der Ansicht Silbersulfid, das ja der Hauptbestandteil
der Silbererze und der silberführenden Golderze ist, sei in Cyankalium unlöslich. Durch Versuche,
die man 1902 in Amerika, 1906 in Mexiko anstellte, wurde erwiesen, daß der Cyanidprozeß sich
auch für Silbererze rentabel gestalten lasse, die Silbererz-Cyanidlaugerei ist sogar so weit aus-
gebildet, daß sie in Zukunft die übrigen Silberabscheidungsverfahren verdrängen dürfte.
Zur Cyanidlaugerei des Silbers eignen sich besonders die Halogensilbermineralien, während
die Anwesenheit von metallischem Silber, Silbersulfid und schwerschmelzbaren Antimon-
silbermineralien den Lösevorgang sehr ungünstig beeinflußt. Man arbeitet daher bei diesen schwie-
riger ausführbaren Laugungsprozessen mit Oxydationsmitteln, besonders mit Ozon, oder ver-
wendet für Antimonmineralien in geschlämmtem Zustande Chlor unter gleichzeitiger Anwen-
dung von Dampf, so daß Antimon und Arsen chloriert werden und auch das Gold in einen leichter
löslichen Zustand übergeführt wird. (D. Mosher, Ref. in Zeltscllr. f. angew. Chem. 1909, 1690.)
Der chemische Vorgang bei der Silbererzcyanidlaugerei ist folgender:
Ag 2S + 4 KCN = 2 AgK(CN) 2 + K 2S .
Durch Luftoxydation entstehen aus dem K-Sulfid Polysulfide, unter deren Einfluß das Cyan-
kalium unter Bildung von Rhodanverbindungen zersetzt wird. Um dies zu verhindern setzt man
Bleiacetat, jedoch im Unterschuß, zu, da sich bei völliger Umwandlung des K 2S in Bleisulfid
Bleicyanid und aus diesem weiter durch Luftoxydation Bleioxyd und Blausäure bilden würde.
Man rechnet im allgemeinen pro Tonne Erz mit einem Zusatz von 0,3 kg Bleiacetat. (C. Göpner,
Meta!lurgle 1909, 134 u. 137 .)
Über die günstige Beeinflussung der Cyanidextraktion von Silbererzen durch be-
stimmte Mengen Bleiacetat, während Zinksalze diese günstige Wirkung verringern oder auf-
heben, siehe ferner C. R. Morris, Eng. Min. Journ. 100, 189.
J. B. Empson hat 1908 gefunden, daß aus·reinem Silbersulfid durch Kaliumcyanid in 36 bis
48 Stunden 93-97% des Silbers extrahiert wurden, aus Sanden in 14-21 Stunden. Silbererze,
Gold und Silber 455
die 1215 g Ag und 4,5 g Au in der Tonne enthielten und die eine Korngröße hatten, daß sie durch
ein 150-Maschensieb gingen, wurden mit einer 38proz. Natriruncyanidlösung, die Bleiacetat ent-
hielt, durch Verrührung in 48 Stunden bis auf 97,3% extrahiert. Im großen und ganzen verläuft
die Silbercyanidlaugerei geradeso wie die des Goldes_ Das Silber wird aus der Lauge entweder
mit Zinkspänen oder elektrolytisch gefällt.
Wenn gold- und kupferhaltige Silbererze vorliegen, wird das sulfidische Erz nach Passierung
amalgamierter Platten und Abscheidung des Schlammes in Sandform mit Kalk gemischt, 12 Stun-
den gelaugt, dann 6 Tage der Luft ausgesetzt und hierauf 4 Tage mit einer 0,2proz. Cyanidlösung
behandelt, wodurch 85-90% des Silbers und 90-92% des Goldes ausgebracht werden. Gefällt
wird die Lösung in Zinkkästen. Der lufttrockene Schlamm wird im Verhältnis von l : 2 mit Sand
gemischt dem gleichen 18tägigen Laugungsprozeß unterworfen. (A. Chiddey, Eng. ~'lin. Journ.
1905, 1053.)
Ein Verfahren der Cyanidlaugerei, angewandt auf ein kompliziert zusammengesetztes kom-
plexes Silbererz des Kobaltdistriktes von Ontario beschreibt H. A. Megraw (Ref. in Zeitschr. f.
angew. Chem. 28, 2): Das Rohmaterial enthält etwa 2211 Unzen Silber und 33% Arsen, 3%
Nickel und 6% Kobalt in der Tonne, wird verschmolzen und hierbei in vier Produkten erhalten:
Arsen, das sich verflüchtigt, Silber und Schlacke, die wie üblich aufgearbeitet werden, und Speise.
Die Speise enthält pro Tonne 1400 Unzen Silber, 25% Arsen, 20-25% Kobalt, 12-15% Nickel,
15-20% Eisen, 5-10% Schwefel und 0,5-2% Kupfer. Sie wird zur teilweisen Entffrnung
des Schwefels und Arsens geröstet und dann, immer noch mit einem Gehalt von 6-7% Arsen
tmter Kochsalzzusatz in bestimmter Weise chlorierend geröstet, so daß der größte Teil des Silbers,
bis zu 98%, in die für die Cyanidbehandlung geeignete lösliche Form übergeht. Man laugt nun,
ohne auf die sonst vorhandenen Bestandteile und das vorhandene Arsenat Rücksicht zu nehmen,
mit Natriruncyanidlösung aus, die etwa 1% Atznatron enthält, klärt die Lauge, fällt das Silber
aus und verschmilzt es mit geringem Zusatz von Borax und Soda in eigenen Öfen. Die Cyanid-
behandlungsrückstände werden auf Kobalt- und Nickeloxyd verarbeitet.
Über die Cyanidierung von Silbererzen unter Zusatz von Bromcyan zur Erhöhung der
oxydierenden Kraft der Cyanidlösung und das verschiedene Verhalten der verschiedenen Silber-
legierungen und Silbererze gegen die Cyanidlauge siehe P. Holt, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem.
1909, 2386 und das folgende Kapitel.
läßt sich auch zur Bereitung eines Lösungsmittels für Gold und Silber verwenden. Man er-
hält eine diese Edelmetalle mit Leichtigkeit lösende haltbare Mischung, wenn man 10 Tl. Pott-
asche oder festes Ätzkali mit 40 Tl. Kaliumpersulfat und 50 Tl. Cyankalium zu einer
innigen Mischung verreibt. (D. R. P. 86 243.)
Zur Verarbeitung von Tellurgolderzen behandelt man das Material wegen seiner Schwer.
schmelzbarkeit, da. die Röstung, Trommelchlorierung und Konzentrierung für arme Erze zu kost.
spielig ist, mit starker Alka.lipersulfatlösung und folgend oder vereint mit Cyanidlösung, oder mit
einer Lösung, die Persulfat, Alkalijodid und Cyankalium enthält. In letzterem Falle ist das Ziel
die Bildung von Alkalihypojodit, das zusammen mit Alkalipersulfat das Tellur lösen soll, während
das Cyankalium als Lösungsmittel für das Gold dient. (B. Crows, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem.
1909, 2201.)
Die Wirkung des Persulfates wird durch die Gegenwart von Ferrocyan oder Ferricyan wieder
aufgehoben, durch Zusatz eines Halogensalzes jedoch befördert. Beispiele in der Schrift. (D. R. P.
88 201.)
An Stelle des früher benützten Kaliumpermanganates kommt jetzt als lösliches Oxydations-
mittel ausschließlich das aus Pyrolusit im Sinne der Gleichungen
+
3 Mn0 2 2 NaOH = Na 2Mn0 4 + Mn 20 3 +H 20;
2 KN0 3+ 2 Mn0 2 + 4 NaOH = 2 NazMnO, + +
2 KN0 2 2 H 20
erhaltene rohe Natriummanganat zur Verwendung. Man erhitzt die etwa 40% Mangan ent-
haltenden Erze mit Ätznatron im Muffelofen während 8 Stunden bei 560° und erhält nach vier·
stündigem Abkühlen ein 28% Natriummanganat enthaltendes Produkt, das wegen seiner leichten
Oxydierbarkeit in geschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden muß. (F. Wartenweiler, Zentralbl.
1919, I, 212.)
Zur Edelmetallaugerei verwendet man ferner im Sinne der Gleichung
3 KCN + KOCN + 2 Au = 2 KAu(CN)a + K;o
ein Gemisch von Alkalicyanid und cyansaurem Alkali, da~ man dadurch erhält, daß man
Cyanidlösung in Diaphragmenzellen mit Kohlenanoden und kleineren Eisen- oder Kupferkathoden
elektrolysiert, wobei man durch Probeentnahme den Grad der Umwandlung des Cyanides in das
Cya.nat feststellt. Um zu verhindern, daß die Lauge sich im stetigen Betrieb aufbraucht, setzt
man ihr zeitweise kleine Mengen Cyanid zu und elektrolysiert die Lösung am positiven Pol oder
bewirkt die Cyanidumwandlung in Cyanat besser noch in einer gesonderten Elektrolysiervorrich·
tung, aus der die frische Lauge der Laugungsapparatur wieder zugeführt wird. (D. R. P. 86 076.)
Nach einem anderen Verfahren eignen sich auch aromatische Nitrokörper, ferner auch
Nitroglycerin als Lösungsbeschleuniger bei der Cyanidlaugerei, was sich z. B. darin äußerte, daß
ein Goldblech von 0,11 g Gewicht nach zweitägigem Stehen in einer Cyankaliumlösung, die Nitro·
benzolenthielt 88%, ohne jenen Zusatz jedoch nur 2% an Gewicht verlor. Während der Extrak·
tion aus Erzen setzt man zweckmäßig gleichzeitig ein Alkalicarbonat oder ein Alkalihydrat zu
(D. R. P. 86 244.)
Bei der Extraktion von Edelmetallen aus ihren Erzen setzt man der Cyankaliumlösung
das Salz eines minder edlen Metalles zu, das durch das edle Metall aus seiner Verbindung ver-
drängt und ausgefällt wird, während Gold bzw. Silber in Lösung gehen. (D. R. P. 89 818.)
Zum Ausbringen des Goldes und Silbers aus ihren Erzen auf nassem Wege digerierte Perey
schon im Jahre 1850 (Dingt. Journ. 115, 281) die gerösteten Erze bei sehr gelinder Wärme mit
einer sehr verdünnten Lösung von unterschwefligsaurem Natron, filtrierte, versetzte
mit verdünnter Schwefelsäure und erhitzte zum Kochen. Der braune getrocknete Niederschlag
wurde mit Probierblei kupelliert, und das goldhaltige Silberkorn mit Salpetersäure behandelt,
um das Silber von dem Golde zu scheiden.
Die kalte Extraktion des Silbers aus seinen gerösteten Erzen mit einer Lösung von 1 Tl.
unterschwefligsaurem Natron in 100 Tl. Wasser und seine Gewinnung als Schwefelsilber (Fällung
mit Natriumsulfid) wurde ferner von Paterno in Polyt. Zentr.-Bl. 1852, 430 beschrieben.
Die Aufarbeitung edelmetallhaltiger Erze, die Arsen und Antimon enthalten, mit Thiosulfat
im Gemisch mit Kupfervitriollösung nach der Gleichung
+
4 Na 2S 20 3 +
2 CuSO, = Cu 2S,0 8 • Na 2S 20 3 +
2 Na 2SO, Na 2S 20 3 ,
so daß sich Natriumkupferthiosulfat bildet, in dem das Kupfer leicht durch Silber ersetzt
werden kann, ist in E. P. 5431/1884 beschrieben.
Dieses von Russe! verbesserte Patersverfahren der Extraktion chlorierter Silbererze mit
Natrium- oder Natriumkupferthiosulfat und Ausfällung des Silbers als Sulfid durch Calcium
hydrosulfid führt zu einer Erzentsilberung bis auf 0,008-0,012%.
In Berg- u. hüttenmänn. Jahrb. 1884, 38 u. 70 bespricht Tb. Egleston eingehend die Extrak
tion von Gold- und Silbererzen mit Natriumhyposulfit. Vgl. A. P. 295 815, 295 R86, 295 887
und 296 710.
Über Auslaugung von S~lbererzen mit Natriumhyposulfitlösung unter Bildung dP.r Doppelsalze
2 RS 20 8 • Ag 2S2 0 3 • 3 H 10 und RS 80 3 • Ag 2S 20 3 • 2 H 20
siehe auch A. P. 320 590 und nosmann in Berg- u. hüttenmänn. Jahrb. 1885, 13.
Zur Extraktion der Edelmetalle aus Golderzen verwendet man eine entsprechend verdünnte
wässerige Lösung von 2% Natriumthiosulfat, 0,75% Eisenchlorid und 1-2% Natrium- oder
Calciumacetat, die innerhalb 6 und 12 Stunden, gegenüber 1-2proz. Cyankaliumlösung in dem
gleichen Zeitraum, die 15-20fache Goldmenge extrahiert. (D. R. P. 95 444.)
Bei der Goldlaugerei kann man sich auch einer Lösung von 1 Mol. Natriumthiosulfat,
2 Mol. neutralem Kaliumehrornat und 6-12 Mol. Salzsäure, oder statt der let:z.teren eines
Gemisches von Natriumbisulfat und Chlornatrium bedienen. Nach etwa zwölfstündiger Laugung
versetzt man die abgezogene Lösung mit einer aus Schwefelnatrium, Natronlauge (zur Vermeidung
der Schwefelwaeserstoffentwicklung) und einigen Prozenten jedes der genannten Salze bestehen-
den Flüssigkeit, und fällt aus ihr das Gold durch Zink oder elektrolytisch. Auf letzterem Wege
wird auch die Chromlösung regeneriert. (D. R. P. 83 975.)
Auch eine Lösung von Chromsäure in Kochsalz-, Magnesiumchlorid- oder Bromkalilösung
vermag Gold zu lösen ohne auf die Metalloxyde einzuwirken. Diese Lösung eignet sich daher
zur Extraktion von Gold aus Erzen oder Rückständen, die keine Sc h w e feImetalle ent-
halten. (D. R. P. 85 570.)
Be~·ser noch als Natriumthiosulfat wirkt hinsichtlich des Lösungsvermögens Ammonium-
thiosulfatlösung, die jedoch für technische Verwendung zu teuer ist, EO daß Natrium•
thiosulfat als Lösungsmittel angew~ndet wird, wenn es auch nur 25% der Lösefähigkeit des Ammo-
niumsalzes aufweist. (F. Freise, Osterr. z. f. Berg· u. Hüttenw. 1911, 243 ff.)
Zur Aufarbeitung von Antimon enthaltenden Edelmetallerzen trägt man diese in eine heiße
Lösung von Schwefelnatrium oder Schwefelcalcium ein und filtriert die Sulfantimoniatlösung
von dem Edelmetallniederschlag. Um etwa in Lösung gegangenes Gold zu gewinnen, fällt man
aus der Sulfantimoniatlösung zunächst nur etwa 2% Schwefelantimon aus. die das gesamte Gold
enthalten. (D. R. P. 33 097.)
Das Silbersulfat laugt man mit warmem Wasser aus, aus der Lösung wird das Silber durch Kupfer
gefällt und in Graphittiegeln eingeschmolzen. Beim Ziervogelprozeß blieben im Garkupfer:
1849: 0,0504% Silber, 1851: 0,0441%, 1853: 0,0264%, 1855: 0,0251%, 1861: 0,0215%.
Nach einem kombiniert.en Sulfatisierungs- 1.md Chlorierungsverfahren behandelt man das
Erzmehl während 4--5 Stunden in einer Drehtrommel mit einer Salzsäure-Schwefelsäuremischung,
die man in der Weise bereitet, daß man aus zwei Behältern Chlor- lmd Schwefeldioxydgas durch
einen mit Campher gefüllten Turm leitet, das gebildete Sulfurylchlorid in die Trommel ein-
führt und hier mit gleichzeitig eingeleitetem Dampf zu jenen Säuren umsetzt. Nach der Laugt_mg
und dem Absitzenlassen wird die Lösung abgezogen und wie üblich aufgearbeitet. (A. P. 966 714.)
Es wurde auch empfohlen silberhaltige Erze mit Braunstein enthaltender Salpetersäure
auszuziehen und das gelöste Silber mit Salzsäure zu fällen. (E. P. 6371/1884.)
Nach dem Verfahren der Kochsalzlaugerei von Augustin, 1843 in Mansfeld eingeführt,
werden die Erze, auch Kupferstein, zuerst allein geröstet, wobei Ag 2S in Ag 2S0 4 übergeht, und
dann mit Kochsalz geröstet, um Ag 2S0 4 in AgCl überzuführen. Nun wird das Röstgut mit heißer
konzentrierter Kochsalzlösung behandelt, wobei sich AgCl löst; aus der Lösung wird das Silber
mit Kupfer ausgefällt: AgCl +Cu =Ag+ CuCl. Aus der übrigbleibenden, kupferchlorür-
haltigen Lauge wird das Kupfer durch Eisen niedergeschlagen.
Zur Silberextraktion aus Kupferniederschlägen, die man aus Kupfererzen durch Laugung
und Fällung erhält, röstet man die im Gemenge mit Kochsalz, Soda und Wasser brikettierten
Massen, so daß Kupferoxyd und Silberchlorid entstehen, von denen man das letztere mit heißer
Kochsalzlösung auslangt. (E. P. 3923/1877.)
Die Langung der mit Kalk und Kohle gerösteten Edelmetallerze mit einer heißen, Salz,
Cyankalium und Kupfersulfat enthaltenden Lösung ist in A. P. 283 461 beschrieben.
Die Gewinnung von Silber, Kupfer und Blei durch Behandlung der Erze mit Knpferchlorid
und Kochsalz und folgendes Anslangen der Masse mit Dampf ist in D. R. P. 13 616 beschrieben.
Vgl. die Aufarbeitnng von schwefelhaltigen Silber-Bieierzen in geröstetem Zustande mit etwa
15proz. Salzsäure nach D. R. P. 13 792. ,
Bei der Aufbereitung von Gold erzen röstet man das Material zur Schwefelverbrennung und
zur Umwandlung der Metalle in Halogenverbindungen mit Kochsalz, mahlt das Röstgut und
laugt es sodann, je nach der Natur der gebildeten Chloride oder Chlorüre, entweder unmittel-
bar mit Cyankalium oder vorher mit Wasser oder mit 12-14grädiger Kochsalzlösung aus.
Durch dieses Vorlaugen befreit man das metallische Gold von den Halogenverbindungen, so daß
es leichter angreifbar wird. Die mit Halogenverbmdungen gesättigten Laugen werden durch
Eisen reduziert; aus dem vom Eisen befreiten Zement scheidet man das Gold z. B. durch Behand-
Jung mit Blei ab. (D. R. P. 103 730.)
gung eingeschmolzen. Der Chlorationsprozeß liefert ein Gold vom Feingehalt 900--950 : 1000
1md ein Ausbringen von 95-98%. An Stelle des Chlors wird in neuester Zeit auch vielfach
B r o m benutzt.
Über die Wirkung gleichzeitig vorhandenen Palladiums auf die Löslichkeit des Goldes
in Chlor s. [333].
Auch die Tailings der goldhaltigen tellurischen Erze unterwirft man dem Chlorations-
verfahren, das heißt behandelt sie mit aus Chlorkalk und Schwefelsäure entwickeltem Chlor in
rotierenden Zylindern und erhält so eine Goldchloridlösung, aus der das Gold ausgefällt wird.
Die nähere Beschreibung des Verfahrens, ebenso wie jene der Durchführung des Cyanidprozesses,
bringt C. Offerbaus in Metallurgie 7, 499.
Durch gleichzeitige Einwirkung von Chlor undBromauf das Golderz erhält man in rascher
und intensiver Reaktion die entsprechenden Halogenverbindungen, während jedes der Halogene
Gold und Silber 461
allein nur langsam oder bei grobeingesprengtem Vorkommen nicht durchgreifend einwirkt.
Um die schädliche Wirkung der überschüssigen Halogene zu verhüten, leitet man schweflige Säure
durch die Lösung und erhält so die entsprechenden Halogenwasserstoffsäuren. Die Fällung des
Goldes erfolgt durch Schwefelwasserstoffgas gnd wird bis zu 93% bewirkt; der Goldniederschlag
wird geröstet und geschmolzen. (Griveau, Osterr. z. t.· Berg· u. Hüttenw. 38, 567.)
Die Aufarbeitung von Golderzen mit Brom, Bromnatrium und Quecksilber ist in A. P. 282 982
beschrieben. Vgl. A. P. 267 842.
Zur Goldgewinnung nach dem Cassel-Hinmanverfahren röstet man das feingesiebte Erz
zunächst tot, breitet es dann auf einem Sand- und Kieselfilterbett aus, feuchtet es mit ver-
dünnter Schwefelsäure an und begießt es mit einer alkalischen, 2proz. Lösung von Natrium-
bromid und Natriumbromat, so daß nach der Gleichung
NaBr0 3 + 5 NaBr + 3 H 2S0 4 = 3 Na 2S0 4 + 3 H 20 + 6 Br
Brom freigesetzt wird, das .ilehr hohe Angriffsfähigkeit auf das Gold besitzt. Das Goldbromid-
filtrat behandelt man nun in einem Turm mit Chlor und Wasserdampf,
2 AuBr 3 + 3 01 2 = 2 AuCl 3 + 3 Br 2 ,
bläst den bromhaJtigen Wasserdampf in einem zweiten Turm Alkalihydrat entgegen und erhält
so nach den Gleichungen
2 NaOH + 2 Br = NaBr + H 2 0; NaBrO + 4 Br + 2 Na 2 0 = NaBr0 3 + 4 NaBr
Hypobromit, das durch die Eigenwärme der Reaktion nach der Gleichung
3 NaBrO + 3 NaBr = NaBr0 3 + 5 NaBr
Bromat gibt. Die bromid• und bromathaltige Lösung geht dann in den Kreislauf zurück. Das
Goldchlorid wird wie üblich aufgearbeitet. (H. Pauli, Berghütt.-Ztg. 1897, 379.)
Zum Chlorieren gold- und silberhaltiger, sulfidischer Mischerze bringt man diese in sich
drehenden Behältern unter mäßigem Druck mit einer Lösung von Chlorat in heißer saurer
Magnesiumchloridlösung in Berührung. Man kann so auch aus hochkomplexen Mischerzen
in zwei Stunden 85-90% Gold und 40-45% Silber extrahieren. (D. R. P. 126 840.)
Zur Extraktion von Gold und Silber bedient man sich der oxydierenden Wirkung von Per-
sulfaten auf die konzentrierten Edelmetallchloridlösungen, wobei nach der Gleichung
2 NaCl + K 2 S 2 0 8 + H 2 S0 4 = Na 2S0 4 + K 2S0 4 + H 2 S0 4 + 01 2
Chlor frei wird und die Sulfide zu Sulfaten oxydiert werden. Das Chlorid bewirkt nämlich nach
der Gleichung
K 2S20 8 + H 2S0 4 = K 2S0 4 + H 2S20 8
zunächst die Bildung freier Überschwefelsäure, die dann nach der Gleichung
2 NaCl + H 2S 20 8 = Na 2S0 4 + H 2S0 4 + Cl 2
in dem erwähnten Sinne auf die Chloride einwirkt. Diese Zersetzung der Chloride erfolgt nur
langsam, was vom praktischen Standpunkt aus günstig ist, da die Auflösung des Goldes nur eine
allmähliche aber fortgesetzte Einwirkung erfordert, dagegen vollzieht sich die Sulfidzersetzung
nach der Gleichung
Ag 2S + K 2S 2 0 8 = Ag 2S0 4 + K 2S0 4 + S
in viel schnellerer Weise, wobei allerdings eine bedeutende Menge des vorhandenen Schwefels
völlig zu Schwefelsäure oxydiert wird. (M. Vaygouny, Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 2182.)
Versuchsweise wurde auch Zinkdampf als Reduktionsmittel verwendet, mit dem man die·
Cyanidlösung in Berührung bringt. Die Lösung wird dann filtriert und gewaschen, die Nieder-
schläge werden wie sonst mit starker Schwefelsäure behandelt, um das Zink zu entfernen, der
Rückstand wird filtriert, getrocknet und mit 12-13% Boraxglas und 2% Soda geschmolzen.
Aus dem Graphittiegel gießt man das Metall dann nach Abschöpfen der Schlacke in Barren und
raffiniert es durch Behandlung mit Eisensalzen, die das Silber reduzieren. (F. N. Rhodes,.
Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1906, 1916.)
Nach einer Modifikation des üblichen Zinkfällungsverfahrens leitet man die Cyanidlösung
durch ein geneigt drehbares Rohr, das in bestimmter Anordnung mit Zinkkugeln oder - kö rnern
beschickt ist, so daß jeder Zinküberschuß bei der Fällung vermieden wird und das Präzipitat
mit sehr wenig Flußmittel verschmolzen werden kann. (H. R. Conklin.)
"über die Wirkung der Luft bei der Zinkstaubfällung von Cyanidlösungen und Vorrich-
tungen, die den Luftzutritt in das Fällungssystem verhindern, siehe D. W. Mini er, Ref. in Zeitschr~
f. angew. Cbem. 28, 857.)
Bei der Fällung des Goldes aus Cyanidlösungen durch Zink,
2 Au +4 KCN + +
0 H 10 = 2 KAu(CN) 2 + 2 KOH ,
2 KAu(CN) 1 + 2 KOH +H 20 +3 Zn = 2 Au + 2 K 1Zn(CN) 4 +2 KOH ZnO + H1 , +
spielt der Luftsauerstoff insofern eine Rolle, als er das vorhandene Eisen der Pyrite unter Bildung
von Oxyden und Sulfaten oxydiert, die dann teilweise mit dem Kaliumcyanid unter Bildung
komplexer Verbindungen reagieren. Zugleich bildet sich Wasserstoff und das gebildete Zinkoxyd
bedeckt, wenn die Kalilauge in den Unterschuß gerät, das Zink, so daß es nicht mehr fällend zu
wirken vermag; überdies geht das gefällte Gold bei Gegenwart von Luft wieder in Lösung. Es
empfiehlt sich daher, wie dies in einer Anzahl amerikanischer Betriebe mit Erfolg geschieht, die
Cyanidlösung vor der Fällung zu entlüften. (N. S. Keith, Zentralbl. 191'9, IV, 186.)
Bei der Fällung der Edelmetalle aus Cyanidlaugen mit Zink ergeben sich gewisse
Mißstände, besonders in dem Sinne, als die Wirksamkeit der Wiederholt verwendeten Cyanidlösung
durch die Anreicherung des Zinks bei gleichzeitiger Anwesenheit gewisser Erzbestandteile ab-
nimmt. Es wurdedaherschon vor 20Jahren vorgeschlagen Alumini umstaub als Fällungsmittel
zu verwenden, doch lassen die über diese Art des Arbeitans veröffentlichten Mitteilungen von
J. Johnston und G. H. Clevenger nach E. M. Rarnilton erkennen, daß zunächst noch zahlreiche
Versuche während langer Betriebszeit angestellt werden müssen, ehe man daran gehen kann,
den genau ausgearbeiteten Zinkstaubfällungsbetrieb durch jenen mit Aluminiumstaub zu ersetzen.
(Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 28, 612.)
Das Aluminium wirkt l:!ei der Fällung des Goldes aus Cyanidlösungen im Sinne der Glei-
chungen:
6Au +12KCN +30 +
6H1 0 = 6AuK(CN) 2 +
6KOH +
3H2 0;
6 KAu(CN) 1 + 6 KOH + 2 Al +3 H 20 = 6 Au + 6 KCN +6 HCN +
6 KOH Al 20 8+
wobei die freiwerdende Blausäure sich nach der Gleichung
6 Au+ 6 KCN +
6 HCN +
6 KOH +
Al 20 3 = 6 Au 12 KCN+ 6 H 20 +
Al 10 8 +
mit dem vorhandenen Ätzkali zu Cyankali verbindet. (D. R. P. 74 582.)
Die Fällung von Gold aus Cyanidlösungen durch Aluminium wird zweckmäßig in Gegenwart
freier Säure ausgeführt:
2 AuK(CN)a + 2 Al +3 H 1 SO, +
3 H 10 = 6 Au +
3 K 2S0 4 +
Al 2 0 3 +
12 HCN .
Setzt man gleichzeitig der nach dem Fällen zurückbleibenden Lösung ein freies Alkali zu, so erhält
man aus der vorhandenen Blausäure wieder verwendbares Cyanid. Beim Ersatz des Alkalis
durch Kalk fällt Gips aus und man erzielt den Vorteil, daß die überschüssige, vorhandene oder
entstehende Schwefelsäure ebenfalls als Gips gebunden wird, was besonders bei der Verarbeitung
pyritisoher Erze von Bedeutung ist. (D. R. P. 77 892.)
Nach einem anderen Verfahren setzt man der Lösung das Aluminiumpulver in einem
mit sehr kräftigem Flügelrührwerk versehenen Apparat zu. Zur Ausführung der nach der
Gleichung
6 NaAg(CN)1 +
6 NaOH + 2 Al = 6 Ag +
12 NaCN +
Al 90 3 +
3 H 90
vor sich gehenden Reaktion muß die Cyanidlösung vor Zugabe des Aluminiumpulvers ätzalkalisch
gestellt werden. (A. P. 959 757.)
kohlensaurem Kalk oder Tonerde bzw. Tonerdehydrat oder mit einem Niederschlag fällen, den
man erhält, wenn man 700 g Aluminiumsulfat und 300 g Zinnsalz gelöst in 100 I Wasser mit
Ammoniak niederschlägt. Auch die Reaktion der Bildung des Cassiusschen Goldpurpurs wurde
vorgeschlagen. Zu diesem Zweck setzt man dem Meerwasser eine salzsaure Lösung von Zinn.
chlorür zu, verrührt dann die Tonne Wasser mit 0,5 kg gelöschtem Kalk, der Magnesimnhydroxyd
aus dem Meerwasser fällt, das sich mit überschüssigem Zinnchlorür bzw. Zinnhydrat umsetzt
und das Gold mitreißt. Aus den so erhaltenen Niederschlägen sollte dann nach genügender An.
reicherung das Edelmetall wie üblich abgeschieden werden.
Auch durch inniges Schütteln des Meerwassers mit Quecksilber erhält man nach Belg. P.
181802 ein Amalgam, das wie üblich aufgearbeitet wird, und schließlich bestand auch ein Geheim-
verfahren, an dessen Ausarbeitung W. Ramsay beteiligt war. (A. Wiesler, Zeitschr. f. angew.
<Jhem. 1906, 1795.)
Nach L. Loevy sind die Angaben (auch W. Ramsays) über den Goldgehalt des Meerwassers
nur mit größter Vorsicht entgegenzunehmen, da es Verf. gelang in der zur Bestimmung des Goldes
im Meerwasser angewendeten Bleiglätte die Gegenwart von Gold festzustellen. (Chem.-Ztg.
89, 287; vgl. F. Michel, ebd. 6.)
Zur Abscheidung von Gold aus sehr verdünnten Lösungen, in denen die üblichen Fäl-
lungsmittel (FeCl 3 , SnCl 2 ) keine Ausfällung mehr bewirken, leitet man in diese mit dem Fällungs-
mittel versetzten Lösungen Luft ein, wodurch das Eisen- oder Zinnsalz oxydiert und zusammen
mit dem Golde niedergeschlagen wird. Beim Filtrieren setzt sich dann Gold und oxydiertes Fäl-
lungsmittel auf dem feinkörnigen, in seinen Teilchen nicht porösen Filter ab. (D. R. P.181 408.)
Zur Gewinnung von Gold aus Meerwasser, das in der Tonne etwa 0,066 g des Metalles
enthält, filtriert man das Seewasser durch gewöhnliche Zeolithe oder durch Zeolithe, die Zinn-
oxydul, Eisenoxydul oder andere goldfällende Basen enthalten, oder setzt dem Meerwasser diese
goldfällenden Basen als Salze zu und filtriert dann durch die Zeolithe. Man erhält so schon nach
der Filtration von 1-2 1 Flüssigkeit in der obersten Schicht des zinnoxydulhaltigen Zeolithes
die Farbe des Goldpurpurs, während die ablaugende Flüssigkeit auch nach dem Eindampfen
kein Gold mehr enthält. Um das kostspielige Pumpen zu ersparen, will man die Filter an fahrenden
Schiffen anbringen oder sie im Meere an Stellen verankern, in denen das Wasser sich durch Bran·
dung oder Strömung in steter Bewegung befindet. (D. R. P. 208 859.)
Zur Gewinnung von Edelmetallen aus Meerwasser entzieht man die in der Lösung
befindlichen Edelmetallsalze der großen Flüssigkeitsmenge durch Ads<J.rpticin an Stoffen mit
großer Oberflächenentwicklung wie Kohlenpulver (Tierkohle, Holzkohle, Olkoks, Ruß, gepulverte
Steinkohle), Faserstoffen, Kieselgur oder kolloidalem Eisenhydroxyd. So steht z. B. gepulverte
Holzkohle im Gleichgewicht mit einer Lösung, die 10 mg Gold im Kubikmeter als Natriumauri-
chlorid enthält, wenn das Holzkohlenpulver 0,5% Gold adsorbiert hat. (D. R. P. 272 654.)
Zur Gewinnung von Edelmetallen aus Meerwasser bringt man es mit kolloidalen Lösungen
von Kohle, wie man sie aus Lampenruß mit sehr verdünnten Alkalien gewinnt, in Berührung
und flockt die Kohle dann durch ein positives Sol, z. B. Eisenhydroxydsol, aus. Auch chinesische
Tusche und die als Aq uadag bekannte Graphitsuspension ist an Stelle der Rußkohle verwendbar.
(D. R. P. 300 994.)
Zur Gewinnung von Edelmetallen aus Meerwasser verwendet man als adsorbierende Substanz
feinkörnige kathodisch polarisierte Kohle. (D. R. P. 333 758.)
Bei der Gewinnung von Edelmetallen aus sehr stark verdünnten Lösungen, z. B. von Gold
aus Meerwasser, setzt man in angemessen größerer Menge einen Hilfsstoff, z. B. Quecksilbersalz,
zu, den man dann gleichzeitig mit Basen oder Schwefelwasserstoffgas ausfällt, wodurch eine
gemeinsame, das Edelmetall enthaltende Suspension von gröberer Struktur und größerer Menge
erhalten wird, die die schnelle Abscheidung durch Filtration gestattet. (D. R. P. 310 722.)
und es fällt die sonst zur Trennung von Blei nötige Kupellation weg, wenn man mit 40° warmen
Lösungen arbeitet. (Ref. in Zeitscbr. f. angew. Cbem. 1898, 969.)
Nach einem anderen Verfahren umgibt man eine in Seewasser tauchende amalgamierte Zink-
elektrode mit dem Golderz und elektrolysiert unter einer dünnen Schicht von Benzin; es ent-
steht Chlor, das das Gold löst. Man dampft die gesättigte Lösung ein, calciniert den Rückstand,
extrahiert mit Wasser und verarbeitet ihn dann wie üblich auf Gold. (E. P. 944/1888.)
Andreoll verwendete bei der elektrolytischen Goldabscheidung aus Cyanidlösungen die un-
begrenzt haltbaren Bleisuperoxydanoden und Eisenkathoden, auf denen das Gold zunächst sehr
fest haftet, jedoch leicht durch Eintauchen der Kathode in geschmolzenes Blei mit diesem in
Lösung geht.
Da jedoch die bei der Elektrolyse von verdünnten Cyanidlösungen verwendeten Blei-
superoxydanoden nach B. Neumann zur Rißbildung neigen, wodurch das metallische Blei unter
Bildung von Cyanblei angegriffen wird, verwendet man Acheson gr a p h i t elektroden, besonders
dann, wenn man beabsichtigt, das auf ihnen ausgeschiedene Rohgold aus saurer Chlorgoldlösung
durch weitere Elektrolyse zu reinigen. Man erhält mit niedrigen Stromdichten sehr gute Strom-
ausbeuten, wenn man der Goldlösung ein Leitsalz zusetzt. (Z. f. Elektrocbem. 1906, 669.)
Bei der Goldabscheid ung aus Cyanidlaugen auf elektrolytischem Wege bedient man sich,
um die Metallkathoden zu vermeiden, dereil Anwendung die folgende Trennung des Edelmetalles
von Blei, Zink oder Aluminium erforderlich macht, besonders bereiteter Papierkathoden, die
man durch Graphitierung von mit geschmolzenem Wachs überzogenem starken Papier herstellt.
Diese Papierkathode nimmt dann im Laufe der Elektrolyse metallischen Charakter an und hält
die gefällten Edelmetalle sehr fest, so daß bei diesem, übrigens sehr billigen Fällungsverfahren
Verluste nicht zu befürchten sind. (D. Lay, Ref. in Zeitscbr. f. angew. Chem. 28, 612.)
Zur Trennung von Gold und Antimon schmilzt man das Erz nieder und verwendet das
goldhaltige Antimon als Anode in einer Chlorantimonlösung, die man erhält, wenn man 1 Tl.
Antimonbutter, enthaltend 35% Chlorantimon, mit 3_ Tl. gesättigter Kochsalzlösung mischt
und mit Salzsäure ansäuert. Man arbeitet mit einer Spannung von 0,5 Volt. (D. R. P. M 219.)
Zur Ausfällung des Goldes aus cyanidischen alkalischen Edelmetallösungen versetzt man
diese bis zur schwachen Reaktion mit Salzsäure, fällt so Chlorsilber aus und zersetzt zugleich
das Cyankalium:
AgK(CN) 2 + 2 HCl = 2 HCN + KCl + AgCl; KCN + HCI = HCN + KCI.
Nach dem Filtrieren des Chlorsilbers elektrolysiert man das Filtrat mit Gold-, Platin- oder Kohlen-
kathoden, wobei stets genügend Salzsäure vorhanden sein muß, und versetzt die vom ausgeschie-
denen Gold getrennte Flüssigkeit zur Regenerierung des Cyankaliums mit Atzalkali
HCN +KOR = H 20 + KCN
bis zur schwach alkalischen Reaktion. (D. R. P. 88 967.)
Um bei der elektrolytischen Gewinnung von reinem Gold durch gleichzeitiges Lösen und
Fällen des Metalles bei Verarbeitung von unreinem Metall nach Art der Ag- oder Cu-raffination
zu vermeiden, daß bei Anwendung eines Goldchloridelektrolyten gasförmiges Chlor frei wird, wo-
durch der abgeschiedenen Chlormenge entsprechend Gold ungelöst bleiben müßte, setzt man dem
Elektrolyten überschüssige Salzsäure zu und arbeitet bei einer Temperatur der Lösurig von 60
bis 70°, einem Goldgehalt von 25--30 g pro Liter und einem Salzsäurezusatz von 20-50 ccm
vom spez. Gewicht 1,19. Es gehen dann bei der Elektrolyse mit dem Gold die meisten Vertm·
reinigungen, vor allem das gesamte Platin und Palladium in Lösung, -während Iridium, Silber
und Blei, letztere beide als Chloride, ungelöst bleiben. Das Verfahren gestattet daher, ohne die
Salzsäuremenge erneuern zu müssen, nicht nur den ununterbrochenen Betrieb in gleicher Lösung,
sondern auch die Gewinnung des Platins, das man, wenn das zu lösende Anodenmaterial nur ge-
ringe Platinmengen enthält, im Lauf mehr oder minder zahlreicher Elektrolysen anreichern läßt.
Bei Gegenwart von Blei wird der stetige Betrieb dadurch aufrechterhalten, daß man eine der
vorhandenen freien Chlorwasserstoffsäure äquivalente Menge Schwefelsäure zusetzt, die zur Bil-
dung unlöslicher, leicht abfallender oder beseitigbarer Bleisulfatschichten auf der Anode dient.
Nach dem Zusatzpatent kann man die Salzsäure durch Kochsalz oder andere mit Goldchlorid
zu Doppelsalzen zusammentretende Chloride ersetzen, die jedoch, wenn platinhaltiges Gold vorliegt,
mit Platinchlorid keine schwerlöslichen Doppelsalze bilden dürfen. (D. R. P. 90 276 und 90 611.)
Ein Verfahren der elektrolytischen Scheidung von Rohgold und Goldlegierungen un~r
Verwendung von mit überschüssiger Salzsäure oder Chloriden versetzten Lösungen ist durch dlß
Anwendung eines asymetrischen Wechselstromes gekennzeichnet. (D. R. P. 207 666.)
man auf den Silberschmelzspiegel eine Qua.rzsandschicht, in deren Mitte man das Silbersulfat
einrührt. Letzteres wird durch Auflösen von Feinsilber in ~chwefelsäure, Abdampfen Wld Er-
hitzen der Masse bis zum Schmelzen hergestellt. (D. B. P. 4ö 194.)
Zur Darstellung von reinem Silber schmilzt man nach DingL Ioom. 108, 286 100 Tl. Chlor-
silber mit 70 Tl. Kreide Wld 4 Tl. Holzkohlenpulver gemischt in einem hessischen Tiegel, wäscht
den Regulus und schmilzt ihn unter Kohle um.
Durch Zusatz geringer Mengen Kalisalpeter zur Silbersulfid- Sodaschmelze vermag man,
wenn auch in langsam verlaufendem Oxydationsprozeß, den gesamten Schwefel zu entfernen.
Nach C. C. Blssett verläuft diese Oxydation wesentlich schneller und leichter, wenn man der Soda·
schmelze von z. B. 13,5% Silbersulfid, 3% Kupfer oder Eisen zusetzt. (Ref. in Zeltaehr. r. angew.
Chem. 28, 484.)
Ober die Blasenbildung in Sterlingsilber während des Glühens, als 11;rsache der Bauer-
stoffabsorption bei unvollkommener Schmelzung oder auch erzeugt durch Ansglühen bei zu hoher
Temperatur in oxydierender Flamme, siehe das Ref. in Zeltachr~ f. angew. Chem. 24, 618.
Beim Schmelzen des Feinsilbers kann man die kleinen Sauerstoffbläschen weder durch
wiederholtes vorsichtiges tTmschmelzen, noch mit den gebräuchlichen ,Desoxyda.tionsmitteln
oder durch Schmelzen im indifferenten Gasstrom entfernen, und nur die Zugabe von Kupfer
vermag diese Blasenbildung zu beseitigen. Da. aber dieses kupferhaltige Silber für manche Zwecke
nicht verwendbar ist, verfährt man zur Herstellung eines blasenfreien Gusses in der Weise, daß
man die Krysta.lle des ElektrolY.t;silbers im Mörser zu feinstem Pulver zerkleinert, mit heißem Wasser
die Reste des Elektrolyten auslaugt und dann verschmilzt. Nach Stahl soll man das Silber, um
den Sauerstoff zu binden, mit geringen Mengen Blei einschmelzen, doch dürfte der Ausla.ugeprozeß
nach G.l. Bomann vorzuziehen sein. (Metall u. Erz 18, 221.)
Beim Schmelzen einer Silber-Kupferlegierung läßt sich nach Techn. Bundsch. 1911, 228
die lästige Blasenbildung vermeiden, wenn man in gut geschlossenem Tiegel arbeitet, um den
Zutritt der gasförmigen Schwefelverbindungen des Feuerungsmateriales zu verhindern und wenn
man die fertige Legierung aus Feinsilber und reinem Kupfer mit etwa 0, 75% der Gesamtmenge
Zink versetzt, doch kann dieser Zinkzusatz unterbleiben, wenn Altsilber verschmolzen wird, da
dieses meist zinkhaltige Lötstellen besitzt.
Zur Verhütung des beim Schmelzen und Feinbrennen des Silbers auftretenden Spra.tz-
effektes bedeckt man den Tiegel nach beendetem Fein:brennprozeß und Entfernung der Schlacke
mit geglühtem Holzkohlenklein, setzt einen passenden, in der Mitte durchlochten Eisendeckel
auf und schiebt durch die Öffnung einen Stab aus Birken- oder Erlenholz bis fast auf den Boden
des Tiegels. Es beginnen sich sofort reduzierende Gase (Kohlenwasserstoffe, Kohlenoxyd) zu
entwickeln, die das Silberbad durchströmend, den gelösten oder gebundenen Sauerstoff, also
die Ursache des Spratzens, aufnehmen. Es bleibt so auch, wenn dieser sog. Polprozeß nur einige
Minuten währt, gasfreies dichtes Silber zurück, das nach Entfernung des Deckels und Stabes,
neuer Bedeckung mit Kohlenklein und weiterer Steigerung der B;itze zum Guß fertig ist. Die Guß-
form wird mit einem wasserfreien, geschmolzenem Gemisch von Terpentinöl und Kolophonium
ausgestrichen, die in Berührung mit dem geschmolzenen Silber ebenfalls Kohlenwasserstoffe ent-
wickeln und so den noch hinzugetretenen ,Sauerstoff unschädlich machen. (W. Stahl, Metall u.
Erz 18, 297.)
Nach Techn. Bundsch. 1907, 207 wird ein Flußmittel zum Schmelzen von Silberrück·
ständen erhalten durch inniges Vermengen von 3,6 kg calcinierter Soda, 0,8 kg Boraxgbls (ge·
schmolzener krystallisierter Borax), 0,4 kg Sand und 0,126 kg Flußspat. Man schmilzt die Sil-
berrückstände mit dem Flußmittel in einem Graphittiegel, der nur zur Hälfte mit der Masse ge·
füllt sein darf, im Verhältnis von 2 Tl. Rückstand zu I Tl. Flußmittel, doch gilt dieses Verhältnis
nur, wenn die Rückstände nicht aus lauter Chloriden bestehen; in diesem Falle muß man gleiche
Teile von Flußmittel und Rückständen verwenden. Größere Eisenmengen beeinflusse den
Schmelzvorgang in ungünstiger Weise, die Hauptmenge des Eisens muß daher vorher mit dem.
Magneten entfernt werden.
Zum Abtreiben bzw. Schmelzen von SilbedeiJung wird die Masse nach einem.
Ref. in Edelmet.-Ind. 1912, 286, ~ einer Pfanne, bedeckt mit einem diinnmaschigen Siebe, um
ein Fortfliegen des feinverteilten Silbers zu verhindern, auf offenem Feuer schwach vorgeglüht,
worauf man das Material nach Entfernung der Stahl- und Eisenteilchen mittels eines Magneten
mit Pottasche und Kalisalpeter vermischt und in einem mit magerem Lehm oder Formsand aus·
gestrichenen, gedeckelten, hessischen Tiegel zuerst bei mäßiger, dann bei starker Hitze schmilzt.
Nach etwa 1-11/1 Stunden läßt man den Tiegel erkalten, zerschlägt ihn und gewinnt das Silber
direkt als Regulus, da der Salpeter die unedlen Metalle oxydiert hat; diese Oxyde gehen in die
Schlacke über.
Das Gießen des Silbers in Gipsformen ist ebenso wie die Herstellung dieser Formen und
die Ausführung des ganzen Verfahrene kurz beschrieben in Techn. Bundsch. 1909; 228.
Nach einer Notiz in DlngL Journ. 1860, m, 287 spitzt man Silberdrähte in der Weise Z~·
daß man den Draht in einer Kerzenflamme rotglühend macht und schnell abreißt. Die Feinhalt
der Spitze erscheint sogar bei 120facher Vergrößerung noch scharf.
G<>ld und Silber. 469
349. Edelmetallrückgewinnung aus Abfällen und Bädern.
Über die Wiedergewinnung der Edelmetalle aus Rückständen und die Bedeutung, die diese
Edelmetallquelle während des Krieges besaß, berichtet G. Nicolaus in Umschau 21, 8.
'Öber Verwertung von EdelmetaJla.bfä.llen, die Verarbeitung der Gekrätze, der Abfälle, Wasch-
materialien der Arbeiter usw. siehe Tb. WoiH, Techn. Rundseh. 1908, 684.
Die Gewinnung der Edelmetalle aus den Beizen, Wasch- und Putzwässern der Bijouterie-
fabriken durch Absetzenlassen, Niederschlagen der Edelmetalle mit Ferrosulfat oder Kalk, Filtra-
tion durch Sägemehl und Veraschung der Rückstände beschreibt A. Habringer in Elektrochem.
Zeitschr. 18, 301 u. 336.
'Öber die Wiedergewinnring der Edelmetalle aus Abfallflüssigkeiten jeder Art, siehe
auch das Ref. über die Methoden von Böttger, Hessenberg, Elsner, Wimmer, Braun und Bolley
in Jahr.-Ber. !. chem. Techn. 1869, 71. .
Die Scheidung der edlen Metalle (Gold, Silber, Platin, Palladium) aus Gemengen und Legie-
rungen, Bruchstücken künstlicher Zahngebisse usw. ist in Pharm. Zentrh. 1866, Nr. 1 beschrieben.
Zur Wieder~winnung der Edelmetallrückstände aus Baumwolltressen ist es nicht immer
nötig, das Material zu verbrennen, sondern es genügt in vielen Fällen nach Techn. Rundsch. 1906,
201, die Tressen mit Salzsäure befeuchtet zu trocknen, wodurch die Baumwolle so mürbe wird,
daß sie sich durch Klopfen und Bürsten entfernen läßt.
Die verschiedenen Verfahren der Abscheidung von Gold und Silber aus alten photo-
graphischen Bädern sind in Elektrochem. Zeitschr. 1913, 66 zusammengestellt. Die völlige
Aufarbeitung der edelmetallhaltigen Bäder auf ihre wertvollen Bestandteile, ist weniger anzu-
empfehlen als die Befreiung der Edelmetalle und ihrer Verbindungen von den großen Wasser-
mengen, so daß man Produkte erhält, die in konzentrierter Form irgendeiner Scheideanstalt ver-
kauft werden können.
Über die Gewinnung der Edelmetalle aus alten Bädern durch Niederschlagen mittels eines
Zinkbleches siehe Peligot, Dingi. Journ. 161, 114. Das schwarze Pulver (Gold und Silber)
wird kalt mit verdünnter Schwefelsäure b~handelt, ausgewaschen, das Filter wird verbrannt;
die M~talle werden mit calcinierter Soda und Borax gemischt, in einem Schmelztiegel zum Regulus
geschmolzen; dieser wird mit Salpetersäure behandelt, so daß sich da.s Silber auflöst und das
Gold rein zurückbleibt; aus der Silberlösung kann nun auf bekannte Weise durch Einlegen eines
Kupferstreifens das Silber niedergeschlagen werden.
Zur Verwertung alter Silber- und Goldbäder fällt man die cyankaliseben Lösungen z. B. de!l
Silbers nach H. Stockmeier und Fleischman11, Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 1892, durch ein Zink-
und ein Eisenblech aus, die man in die Lösungen einstellt. Das meist kupferhaltige Silberpulver,
das man so erhält, wird gewaschen, getrocknet und in warmer konzentrierter Schwefelsäure ge-
löst, worauf man die Lösung verdünnt und das reine Zementsilber durch Kupferstreifen ausfällt.
Ist.der Kupfergehalt nur gering, so gelingt meistens die Entfernung des Metalles aus dem direkt
durch Zink gefällten Silber durch Umschmelzen mit etwas Salpeter und Borax. Das meistens durch
Silber und Kupfer verunreinigte Goldpulver kann auch zur Entfernung des Zinks zuerst mit
Salzsäure und dann zur Lösung von Silber und Kupfer mit Salpetersäure behandelt werden.
Das Cyankalium der Lösungen ließe sich evtl. durch Erwärmen mit Kalkmilch und Eisen-
vitriol in gelbes Blutlaugensalz überfiihren, bei größeren Mengen der Lösungen wäre die tJber-
führung des Cya.n.ka.liums in Berlinerblau in Erwägung zu ziehen. Tonfixierbäder, die außer
Silber auch Gold enthalten, versetzt man unter einem ~ten Abzuge mit Zinkstaub und erhält
so einen ebenfalls leicht trockenbaren Niederschlag aus Silber, Gold und Zinkstaub. Man braucht
für 100 1 der verbrauchten Edelmetallbäder zur Goldfällung etwa 250, höchstens 500 g Zinkstaub.
Zur Aufarbeitung gebrauchter photographischer Bäder versetzt man diese nach
Dän. P. 17 640 mit Schwefelsäure und Zinkschnitzeln und scheidet auf diese Weise durch die
gebildete hydroschweflige Säure das Edelmeta.ll ab, das sich am Boden ansammelt, während das
Zink rein bleibt.
Bei der chemischen Weiterverarbeitung von Edelmetallbadrückständen zerstört man die
getrennt eingedampften Goldbäder mit Schwefelsäure, die Silberbäder mit Salzsäure, filtriert,
trocknet die Niederschläge und verglüht sie getrennt oder zusammen. Doch ist darauf hinzuweisen,
daß in beiden Fällen das Eindampfen der wässerigen Lösungen mi,t größ-ter Vorsicht zu ge-
schehen hat, wenn es sich um alte galvanische cyankaliumhaltige Bäder handelt, da die ent-
weichende Blausäure ein heftiges Gilt ist. (G. Nicolaus, Elektrochem. z. 18, 26). .
Die bis zur breiartigen Konsistenz eingedampften Bäder vermischt man nach A. Wimmer,
Bayer. Kunst- u. Gew.-Bl. 1861, 681 mit etwas mehr als demselben Gewichte eines Schmelzpulvers
aus calcinierter Soda und Holzkohle, erhitzt die Masse (ein anfängliches 'Öberkochen wird durch
Zugabe von Kochsalz vermieden) in bassisehen Tiegeln bis zur hellen Weißglut, läßt dann er-
kalten, zerschlägt den Tiegel und erhält bei richtiger Leitung des einige Übung erfordernden Ver-
fahrens den König vollkommen glatt und nicht schwammig oder mit Metallkörnern durchsetzt
~ homogenen Meta.llklumpen. Nachträglieh wird das Gold in kleineren Tiegeln abgeschmolzen,
bJS es im Blicke steht, dann treibt man es mit etwas Salpeter ab und schmilzt schließlich als Planche
oder Lingot aus. Das Verfahren hat außerdem den Vorteil, völlig quantitativ zu verlaufen.
. Zum Entsilbern, Entgolden oder Entnickeln versilberter bzw. vernickelter Waren
bedient man sich nach D. R. P. 189 876 ein und desselben elektrolytischen Verfahrens bei einer
Stromspa.nnung von 2 bis 6 Volt und einer Temperatur zwischen 75 und 100°. Das Verfahren
470 Metalle und Minerale.
beruht darauf, daß Eisen, Blei, Zinn, Kupfer, Messing, Neusilber, Bronze und Britanniametall
durch 50grädige Schwefelsäure nicht angegriffen werden, wogegen Gold, Silber und Nickel bei
Gegenwart von Salzsäure sich während der Elektrolyse lösen und auf der Eisen- oder Kupfer-
kathode zur Ausscheidung gelangen. Man kann statt Steinzeugwannen, gußeiserne Gefäße ver-
wenden, die mit dem negativen Pole verbunden, als Kathode dienen.
man die Lösung mit Ammoniak neutralisiert und ebenfalls mit Kupfer ausfällt. (Angew.
Chem. 1, 617.)
"Ober die Abscheidung von reinem Silber aus kupferhaitigern Gut, besonders aus Münzen,
siehe Griiger bzw. R. Wawrfnsky, Polyt. Zentr.-Bl. 1872, 266, 831 u. 1873, 1567.
Zum Entsilbern versilberter Kupferabfälle verwendete C. Stmzel Salpetersäure vom spez.
Gewicht 1,5 oder Salpetersäure von geringerem ~ez. Gewicht, aber dann unter Zusatz konzen-
trierter Schwefelsäure oder schließlich ein auf 100 erwärmtes Gemenge von enJ;tlischer Schwefel.
säure mit 5% Natronsalpeter. Diese Säuremischungen lösen das Silber ohne das Kupfer anzu-
greifen; aus der Schwefelsauren Lösung wird dann das Silber als Chlorsilber ausgefällt. (Dingi.
Journ. 164, 51.) .
Will man aus kupferhaitigern Silber (Münzen) Silbernitrat darstellen, so kann man die be-
kannte umständlichere Methode zur Ausscheidung des Kupfers dadurch umgehelh daß man die
filtrierte salpetersaure Lösung des Rohsilbers bis zur Konsistenz eines dicken ules (nicht zur
Trockne) verdampft und dann einen Teil der konzentrierten Metallösung mit 3-4 TI. chlorfreier
Salpetersäure versetzt. Das Silbersalz fällt hierdurch kristallinisch aus; das Kupfer bleibt in Lösung.
Ersteres wird noch 2-3mal mit konzentrierter Salpetersäure ausgewaschen; die anhängende
Säure verdunstet beim Trocknen. . Je konzentrierter die Salpetersäure ist, desto vollständiger
wird das Silbersalz ausgefällt; doch läßt sich schon eine Säure von 1,250 Bpez. Gewicht benutzen,
um beide Metalle völlig ~u trennen. (Polyt. Zentr.-BI. 1870, 428.) Vgl. ]), Gewerbeztg, 1870,
Nr. 17 und Dingi. Journ. 208, 111 u. 292.
Kupferhaltige Silbermünzen werden zur Gewinnung des Silbers in reiner Salpetersäure
aufgelöst, die Lösung wird filtriert und das Silber durch Zusatz von Salzsätire gefällt. Das gut
ausgewaschene Chlorsilber löst man in Ammoniak und fällt das Silber mit Kupferblechstreifen
als grauweißes Pulver aus. Die Ausscheidung ist beendigt, wenn das Kupferblech blank erscheint.
Das ausgeschiedene Silber wird zuerst mit ammoniakhaitigern Wasser und zuletzt mit destilliertem
Wasser ausgewaschen, getrocknet und geglüht. (Pharm. Zentrh. 1800, Nr. 81.)
man die Lösung mit Ammoniak neutralisiert und ebenfalls mit Kupfer ausfällt. (Angew.
Chem. 1, 617 .)
über die AbFcheidung von reinem Silber aus kupferhaitigern Gut, bePonders aus Miinzen,
siehe Gräger hw. R. Wawrinsky, Polyt. Zentr.-Bl. 1872, 266, 331 u. 1873, 1557.
Zum Entsilbern versilberter Kupferabfälle verwendete C. Stölzel Salpetersäure vom Fpez.
Gewicht 1,5 oder Salpetersäure von geringerem spez. Gewicht, aber dann unter Zusatz konzen-
trierter Schwefelsäure oder schließlich ein auf 100° erwärmtes Gemenge von englischer Schwefel-
säure mit 5% Natronsalpeter. Diese Säuremischungen lösen das Silber ohne das Kupfer anzu-
greifen; aus der schwefelsauren Lösung wird dann das Silber als Chlorsilber ausgefällt. (Dingi.
Journ. 154, 51.)
Will man aus kupferhaitigern Silber (Münzen) Silbernitrat darstellen, so kann man die be.
kannte umständlichere Methode zur Ausscheidung des Kupfers dadurch umgehen, daß man die
filtrierte salpetersaure Lösung des Rohsilbers bis zur Konsistenz eines dicken Öles (nicht zur
Trockne) verdampft und dann einen Teil der konzentrierten Metallösung mit 3-4 Tl. chlorfreier
Salpetersäure versetzt. Das Silbersalz fällt hierdurch kristallinisch aus; das Kupfer bleibt in Lösung.
Ersteres wird noch 2-3 mal mit konzentrierter Salpetersäure ausgewaschen; die anhängende
Säure verdunstet beim Trocknen. Je konzentrierter die Salpetersäure ist, desto vollständiger
wird das Silbersalz ausgefällt; doch läßt sich schon eine Säure von 1,250 spez. Gewicht benutzen,
um beide Metalle völlig zu trennen. (Polyt. Zentr.-BI. 1870, 423.) Vgl. D. Gewerbeztg, 1870,
Nr. 17 und Dingi. Journ. 203, 111 u. 292.
Kupferhaltige Silbermünzen werden zur Gewinnung des Silbers in reiner Salpetersäure
aufgelöst, die Lösung wird filtriert und das Silber durch Zusatz von Salzsäure gefällt. Das gut
ausgewaschene Chlorsilber löst man in Ammoniak und fällt das Silber mit Kupferblechstreifen
als grauweißes Pulver aus. Die Ausscheidung ist beendigt, wenn das Kupferblech blank erscheint.
Das ausgeschiedene Silber wird zuerst mit ammoniakhaitigern Wasser und zuletzt mit destilliertem
Wasser ausgewaschen, getrocknet und geglüht. (Pharm. Zentrh. 1860, Nr. 31.)
vorhanden sein muß, da die Reaktion zwischen äquivalenten Mengen der Bestandteile explosions.
artig erfolgt. Das metallische Silber hinterbleibt als Regulus, während das Aluminiumchlorid
absublimiert. (D. R. P. 111> 014.)
Platinmetalle.
353. Platin und Platinmetalle. Geschichte, Vorkommen, Statistik, Gewinnung.
Zu den Platinmetallen gehören: Ruthenium (Ru), Rhodium (Rh), Palladium (Pd), Osmium
(Os),)ridium (Ir) und Platin (Pt).
Ubcr die Geschichte des Platins, sein Vorkommen, die Gewinnung und Verarbeitung der
Platinmineralien, die Eigenschaften und die Verwendung des Platins, sowie die Produktion~>·
tmd Preisverhältnisse berichtet H. F. Keller in J. Franklin-Inst. 174, 1>21>.
Über Vorkommen und Verwendungdes Platins siehe J. Grünwald, Osterr. Cllem.-Ztg.1917,128.
Zur Kenntnis des Ru the ni ums veröffentlicht A. Gutbier eine ausführliche Abhandlung
in Zeitscllr. f. angew. Cllem. 1909, 487.
Geschichtliches. Die erste Erwähnung des Platins befindet sich in einer Reisebeschreibung
des Don An tonio de Ullo a vom Jahre 1748 aus Kolumbien, wo es schon längst bekannt war.
Reines Platin stellte zuerst Markgraf 1757 dar (Abhandlung der Berl. Akademie). 1772 fand
Graf von Si c k n i t z e n die Schweißbarkeit des Platins und stellte Platinblech und -draht her.
1784 erzeugte Achard den ersten PlatintiegeL Verarbeitungsfähiges Platin wurde damals durch
Schmelzen mit Arsen und Glühen des Erzes oder durch Glühen von Platinsalmiak (Platin mit
Salmiak gefällt) gewonnen. Palladium und Rhodium wurden 1804 von Wollaston, Iridium
und Osmium 1804 von Tennant und Ruthenium 1845 von Clans entdeckt.
Vorkommen. Die Platinmetalle kommen gediegen im Platinerze vor, das sich in kleinen
Körnern in Geröll- und Sandablagerungen, den Seifen, findet. Das Platinerz enthält neben den
Platinmetallen noch Gold, Kupfer, Eisen, Chrom, Titan, Mangan usw. Die Hauptfundorte sind
Rußland: das Gouvernement Perm am Ural, das fast die gesamte (95%) Weltproduktion (3 Mil·
lionen Unzen) liefert, dann noch Kolumbien (EI Choco), Brasilien, Kalifornien, Neusüdwales usw.
reich 5,22 dz, Großbritannien 3,44 dz, Bußland 15,53 dz. - Der Preis des Platins für 1 kg
betrug in Paris (Z. f. Warenkunde 1907, 39) 1890 2500 Fr., 1901 3100 Fr., 1905 4500 Fr., 1906
5500 Fr.
Darstellung. Das Rohplatin wird aus den Seifen durch einfachen Waschprozeß mit Sieb·
trommeln, Rührbottichen, Waschherden, Schleusen oder auch Schwimmbaggern gewonnen.
Das durch den Waschprozeß aufbereitete Rohplatin enthält je nach der Herkunft verschie-
dene Mengen der einzelnen Metalle, und zwar zwischen 45 (Oregon) und 90% (Kolumbia} Pt;
0,2-3,0% Ir; Spuren bis 2,5% Os, Spuren bis 1,5% Pd und Ru; 0,6-97% (Oregon) Osmiri-
dium, wenig Gold, 2-10% Eisen, 0,2-2% Kupfer und 0,5-22% Gangart.
Zur Gewinnung des Platins und seiner Begleitmetalle aus armen Erzen agglomeriert man
das feine Erzpulver mittels eines Lauge- oder Krystallgemisches von Magnesiumchlorid und
Natronsalpeter und erhitzt auf etwa 330°, so daß die entstehenden Gase und Dämpfe die schnelle
Zersetzung des Erzes bewirken. Nach dieser billigen Methode lohnt die Verarbeitung von Erz,
die nur 5 g Platin pro Tonne enthalten. (D. R. P. 293 104.)
Die Trennung des Platins von den seltenen Metallen, mit denen vereint es in der Natur
gefunden wird (siehe z. B. A. Pirngruber, Zeitscllr. f. angew. Chem. 1887, 306), ist äußerst schwierig.
Das Gold wird zunächst durch Quecksilber oder verdünntes Königswasser entfernt. Dann wird
in starkem Königswasser das eigentliche Rohplatin gelöst, das aus allen sechs Platinmetallen,
aber vorwiegend aus Pt, Pd, Bh, Ir, Ru, besteht, während eine Legierung Osmiridium, die auch
alle Platinmetalle, namentlich aber Os und Ir enthält, im Rückstand zurückbleibt. Beide
werden getrennt nach sehr komplizierten Verfahren verarbeitet, wobei Platin und Iridium mit
Salmiak ausgefällt und zu Platinschwamm geglüht, die übrigen Metalle durch Eisen abgeschieden
werden.
Die Scheidung von platinhaltigem Golde zuerst mit Salpetersäure (1,191) zur Auflösung
von Silber und von etwas Platin, dann niit Königswasser (100 Tl. Salzsäure, 43 Tl. Salpetersäure,
143 Tl. Wasser), folgende Behandlung des Rückstandes mit verdünntem Ammoniak zur Ent-
fernung des Chlorsilbers und öftere Wiederholung des Verfahrens, bis reines Platin zurückbleib_t,
-~ie auch die Aufarbeitung der erhaltenen Gold- und Silberlösungen beschreibt E. Pfiwoznik m
Osterr. Bergh. 1899, 356.
Platinmetalle. 475
Zur Trennung des Platins vom Iridium und anderen Metallen benützt man die Beobach-
tung, daß Platin über 585° im Chlorstrom von 1 Atm. Druck als feste Phase nicht mehr chloriert
wird, wohl aber sich als Platinchiarid verflüchtigt, während sich Iridium noch bis zu 800° chlo-
rieren läßt und bei Temperaturen von etwa 600° im Chlorstrom kaum flüchtig ist. Man erhitzt
daher das Metallgemenge bis zur völligen Chlorierung des Iridiums im Chlorstrom, fängt die
kleinen sich verflüchtigenden Platinmengen auf und löst die weitaus größere Menge Platin aus
dem Rückstand durch Königswasser heraus, in welchem das entstandene Iridiumtrichlorid
nicht löslich ist. Durch 'Viederholung des Verfahrens kann man das gesamte Platin entfernen.
(D. R. P. 273178.)
Zur Aufarbeitung von Platinerzen unterwirft man sie als Elektroden in einer Lösung von
kohlensaurem Ammoniak der \Virknng eines Wechselstromes mit einem Kohlenstab zur Strom-
leitung, den man in die in einem Beutel befindlichen Sande oder Körner einsteckt. Man erhält
das Platin in Form von löslichem und unlöslichem kohlensaurem Salz, das dann z. B. zu Platin-
schwamm aufgearbeitet wird. Man regelt den Strom so, daß unter starkem Aufschäumen ein
gelbgrüner, krystallinischer Niederschlag entsteht, wenn man die Lösung mit Salzsäure versetzt.
(D. R. P. 107 525.)
Zur Platinscheidung auf trockenem Wege führt man das Gestein oder den P~!ttin
haltigen Sand zwischen die Pole eines Stromkreises, so daß die Platinkörner durch die Uber-
,;angsfunken in die eine Polplatte eingeschmolzen werden, worauf man diese nach genügender
Anreicherung auswechselt und vomPlatin abschmilzt. (D. R. P. 297 211.)
Nach A. P. 1 355 186 raucht man die Platinmetalle aus ihren Sanden ab, fängt den Rauch
in einer Flüssigkeit auf und elektrolysiert diese.
Seit 1896 wird vielfach das elektrolytische Verfahren nach )Vohhvill zur Trennung der Platin-
metalle benutzt. Das als Anode verwandte Rohplatin wird in einer salzsäurehaltigen Goldchlorid-
lösung elektrolysiert.
Über die elektrische Abscheidung von Platin mittels des Wechselstromes nach der Bö ttger-
schen Methode in einem Bade, das citronensaures Natron und Ammoniumplatinchlorid enthält,
siehe ,V. C. Assem, Brass World 1906, 100.
Zur Abscheidung von Platin aus seinen Erzen schlämmt man diese zur Bildung eines Schlam-
mes mit einer gesättigten Atzalkalilösung an und leitet durch die ständig gerührte Masse mittels
einer.. Quecksilberelektrode einen elektrischen Strom durch. (A. P. 1 358 248.)
Uber die elektrolytische Fällung von Platin aus wässerigen Lösungen von Chlorkalium-
und Chlorammoniumplatinat mit und ohne Citronensäure siehe ,V, J. 1\Ic. Caughey und H. E. Pat-
tenin in Metallurg. Chem. Eng. 1910, 349.
Über die technische Darstellung von chemisch reinem Platin, siehe v. Schneider, Dingl. Journ.
190, 118.
}
Ruthenium Rhodium Palladium
Spez. Gewicht 12,3 12,1 ll,5 leichte
Atomgewicht 101,7 102,9 106,7
}
Osmium Iridium Platin
Spez. Gewicht 22,48 22,4 21,5 schwere
Atomgewicht 190,9 193,1 195,2
Ruthenium und Osmium sind sehr schwer schmelzbar: Ru oberhalb 1800°, Os bei 2500°.
Sie oxydieren sich leicht beim Glühen an der Luft; sie zeigen metalloide Eigenschaften dadurch,
daß ihre höchsten Sauerstoffverbindungen als Säureanhydride auftreten: Salze der Ruthenium-
säure H 2Ru0 4 und der Osmiumsäure H 20s0 4 • -Rhodium schmilzt bei 1970°, Iridium bei
2225°, sie bilden Oxyde und Salze. Palladium und Platin schmelzen amleichtesten: Pd bei
!550°, Pt bei 1755°. Sie werden durch Sauerstoff nicht oxydiert und bilden Salze der Zusammen-
setzung PdX 2 und PtX 2 , die basischer Natur, und solche PdX 4 und PtX 4 , die saurer Natur sind.
Das Verhalten der Platinmetalle Säuren gegenüber ist ganz verschieden: Alle Platinmetalle
sind in Säuren unlöslich, mit Ausnahme des Palladiums, das sich fein verteilt in heißer, starker
Salz-, Schwefel- und Salpetersäure löst, doch sei hervorgehoben, daß Platin von konzentrierter
Schwefelsäure bei Gegenwart von Luftsauerstoff stark angegriffen wird, und daß Oleum von
auch nur 2% Anhydridgehalt unter Bildung von schwefliger Säure das Metall auch bei Ab-
wesenheit von Sauerstoff zerstört.
In Königswasser sind Palladium und Platin relativ leicht, Ruthenium ist sehr schwer,
Osmium unlöslich, nur fein gepulvert wird es zu Tetroxyd oxydiert; reines Hhodium und Iridium
sind unlöslich, mit Platin legiert aber lösen sie sich in Königswasser. Im Chlorstrom erhitzt
geben Ruthenium, Osmium, Rhodium und Iridium Chloride; Palladium und Platin werden von
Chlor nicht angegriffen.
Eigentümlich ist die Eigenschaft des Rhodiums, Platins und Palladiums, beträchtliche Mengen
Wasserstoff aufzunehmen, ohne dabei den Metallcharakter zu verlieren; wahrscheinlich bildet
sich eine feste Lösung. Frisch geglühtes Palladiumblech nimmt bei gewöhnlicher Temperatur
476 Metalle und Minerale.
das 370fache, bei 90-100° bis zum 650fachen seines Volumens an Wasserstoff auf. Als negative
Elektrode in angesäuertes Wasser gebracht absorbiert es bei der Elektrolyse das 840fache seines
Volumens an Wasserstoff. Palladiumschwarz (Palladiumschwamm an der Luft erhitzt) nimmt
bei 100° bis zu 980 Volumen auf. Diese Legierungen des Metalles mit Wasserstoff wirken stark
reduzierend und können als Wasserstoffüberträger benutzt werden. Platin nimmt beim Schmelzen
(wie Silber) Sauerstoff auf, den es beim Erkalten wieder abgibt. Bei gewöhnlicher Temperatur
verdichtet es Sauerstoff auf seiner Oberfläche und dient daher als Katalysator bei verschiedenen
chemischen Reaktionen (Schwefelsäurekontaktverfahren, Döbereiners Feuerzeug). Platin-
schwamm d. i. feinstverteiltes Pt durch Glühen von Platinsalmiak gewonnen, verdiehtet nur
wenig, aus Platinchlorid durch Reduktion mit Zink erhalten, wesentlich mehr und zwar das
100fache seines Volumens an Sauerstoff und das 310fache an Wasserstoff.
über die leichte Angreifbarkeit des Platins, besonders wenn es Rhodium enthält, weniger
bei Anwesenheit von Iridium, durch die rußende Flamme, namentlich schwefelhaltigen Leucht-
gases, siehe F. Mylius und C. Hüttner, z. f. anorg. Chem. 90, 267. Die Hydroxyde, Sulfide,
Cyanide der Alkalimetalle greifen Platin bei Rotglut stark an. Mit Phosphor, Arsen, Blei und
anderen Schwermetallen legiert es sich zu leicht schmelzbaren Verbindungen.
über das Verhalten des Platins bei starker Erhitzung, namentlich über die Höhe des Ge·
wichtsverlustes, den ein Platinblech infolge seiner Okklusionsfä.higkeit bei andauerndem
Glühen erleidet, siehe die Angaben von D. Balarev in Chem.-Ztg. 1922, 678.
Verwendung. Platin ist sehr zähe und geschmeidig, läßt sich zu Blech walzen und zu Draht
ausziehen. Man verwendet es für physikalische und chemische Geräte und Apparate (Tiegel), in
der Bijouterie für Brillantfassungen, in der Elektrotechnik zum Befestigen des Kohlenfadens in
der Lampe, als Elektrodenmaterial für elektrische Öfen, in der Zahntechnik usw. lridi um mit
Platin legiert (meist 2%) macht das Metall härter und widerstandsfähiger. Solche Legierungen
werden zu denselben Zwecken verwandt wie reines Platin. Legierungen mit bis zu 10% Ir
dienen zur Herstellung von Normalmeterstäben und -gewichten, von Füllfederspitzen usw.
Osmiummetall dient in der Auerachen Glühlampe als Faden [4:08) und als Katalysator z. B. an
Stelle des Urans bei der Vereinigung von StickStoff und Wasserstoff Bd. IV [184:] zu Ammoniak
nach dem Habersehen Verfahren. Rhodium wird benutzt als Zusatz zu sog. Glanzmetallen (ein-
gebrannte Metallspiegel).
über die vielfache Verwendbarkeit des Osmiums und Osmiumtetroxydes auf Grund
ihrer bedeutenden katalytischen Eigenschaften siehe D. R. P. 267 906. So bildet sich z. B. aus
15 Tl. Arsenik und der Lösung von 10 Tl. Kaliumchlorat in 50 Tl. Wasser bei Zusatz eines Tropferu.
der Osmiumlösung unter spontanem Aufsieden Arsensäure. Dieselbe Wirkung übt der Kataly-
sator schon bei gewöhnlicher Temperatur bei der Bildung von Farbstoffen aus, z. B. Malachitgrün
aus seiner Leukobase mit Chlorat oder Benzidinblau aus Benzidin, Chlorat und Essigsäure. Ebenso
wie das Tetroxyd wirkt auch metallisches Osmium und man erhält so leicht aus spurenweise
mit Osmiummetall überzogener Kohle und Alkalichloratlösung Kohlensäure und Mellithsäure
(eine Tatsache, die zur Gewinnung elektrischer Energie verwertbar ist). Auf diese Weise lassen
sich mit dem Metall oder seinem Tetroxyd Alkohole zu Aldehyden und Säuren, Isoeugenol zu
Vanillin, Korkpulver zu Korksäure und fette Öle zu Harzen oxydieren. Dementsprechend er-
geben sich Anwendungsmöglichkeiten der Substanz in der Bleicherei und Elektrolyse, da
z. B. eine Platinelektrode in einem Elektrolyten von 1 Tl. Natriumbicarbonat, 0,5 TI. Kochsalz.
5 Tl. Natriumchlorat und 100 Tl. Wasser beim Einleiten von Kohlensäure gegen die 1/ 10 n-Kalomel-
elektrode normal ein Potenzial von etwa 0,15 Volt mit sehr geringen Mengen von Osmium jedoch
ein Potenzial von 0,26 Volt und weiter bis 0,36 Volt zeigt.
Zur Darstellung von Pla tinchlorid und Platinach warz aus Platinblech und Platinabfällen
schmilzt man sie nach R. Böttger mit der dreifachen Bleimenge bis zur Lösung. Der spröde Regulu8
wird im eisernen Mörser zu einem Pulver zerstoßen, mit Salpetersäure digeriert, gut ausgewaschen
und der Rückstand in Königswasser aufgelöst, was leicht, schnell und mit wenig Säure erreicht
werden kann; die noch Chlorblei enthaltende Lösung wird vorsichtig abgedampft, der Rückstand
aufgelöst und filtriert, das Filtrat mit einem Überschuß von kohlensaurem Natron in der Kälte
versetzt und durch nochmalige Filtration das kohlensaure Blei abgetrennt; das Filtrat, Natrimn·
Platinchlorid enthaltend, kann als solches statt ChlorP.latinlösung als Reagens angewandt werden.
oder man versetzt die Lösung mit einem großen Überschuß von kohlensaurem Natron, fügt
Stärkezucker hinzu und kocht das Ganze unter Umrühren, bis die Flüssigkeit eine samtschwarze
Farbe angenommen hat; hierauf übersättigt man mit verdünnter Schwefelsäure, erhitzt noch einige
Zeit und süßt das g~sammelte Platinschwarz mit Wasser völlig aus. (Polyt. Notizbl. 1863, 309.)
Zur schnellen Überführung von Platinschnitzeln in Platinchlorwasserstoffsäu re ver-
schmilzt man das Platin mit der 15fachen Menge Zink unter einer Boraxdecke, steigert nach
10 Minuten ruhigen Sehruelzens die Temperatur bis zum Siedepunkt des Zinks und dem Auftreten
brennender Zinkdämpfe, läßt erkalten, entfernt die Decke und löst das Zink in verdünnter Salz-
säure, wobei das Platin als sehr feines schwarzes Pulver zurückbleibt und durch Dekantieren
gut ausgewaschen wird. Man löst es nun in wenig Königswasser, dampft die schnell gebildete
Lösung zur Trockne, nimmt mit sehr verdünnter Salzsäure auf, fällt das Platin mit metallischem
Zink oder mit Schwefelwasserstoff oder mit Salmiak und reduziert das Sulfid bzw. den Platin·
salmiakdurch Glühen zum Metall, nimmt dieses abermals mit verdünnter heißer Salzsäure auf,
um es zinkfrei zu waschen, und löst schließlich in Königswasser, um zur Trockne zu dampfen.
den Rückstand noch einmal mit Salzsäure einzudampfen, in Wasser lösen, zu filtrieren und auf
die gewünschte Stärke einzustellen. (J. und A. Tingle, Ref. in Zeitscbr. f. angew. Cbem. 29, 401.)
Über die Herstellung von Kaliumplatinchlorür für photographische Zwecke siehe die Arbeit
von M. Gröger in Zeitschr. f. angew. Cbem. 1897, 163. Die beste Ausbeute mit 70-76% der
theoretischen ergibt folgende Methode: Man schüttelt eine 8 proz., wässerige, kalte Lösung von
krystallisiertem Kupferchlorid mit 1,4% Zinkstaub, fügt dann zu dem entstandenen Niederschlag
von Kupferchlorür 10% Kaliumplatinchlorid und 5% Zinkoxyd zu, schüttelt, bis die gelben
Körnchen des Platinsalzes verschwunden sind, filtriert, wäscht den Niederschlag mit kaltem Wasser,
säuert Filtrat und Waschwässer mit einigen Tropfen Salzsäure an, dampft im Wasserbade bis zur
eben ·eintretenden Bildung einer Krystallhaut ein, läßt erkalten und wiederholt nach Filtration
der ausgeschiedenen Krystalle den Eindampfprozeß. Aus der zweiten Mutterlauge wird nach
abermaliger Abscheidung der Krystalle durch Zinkstaub Platinschwarz ausgefällt. Man wäscht
das erhaltene Kaliumplatinchlorür zur Entferntrog des Zinkchlorides mit etwas salzsäurehaltigem.
dann mit reinem Alkohol, läßt bei gewöhnlicher Temperatur im Dunklen trocknen, löst aus der
Krystallmasse mit der fünffachen Wassermenge das Chlorür heraus, filtriert vom unveränderten
Chlorid und läßt im Filtrat das chemisch reine Platinchlorür auskrystallisieren.
Über Münztechnik, das Schmelzen der Metalle, das Strecken und Schneiden der Bleche, das
.Justieren, Rändeln, Beizen und Prägen der Münzen siehe die Angaben von H. Danert in Berg-
u. büttenmänn. Jabrb. 1880 ab Nr. 6. Nach deutschem Reichsgesetz müssen alle Silberwaren
einen Stempel tragen, der den Silbergehalt nach Tausendstelteilen angibt. Der niedrigste Silber-
gelmlt ist dabei - mPist für Tafelgerät - 800/1000, Schmucksachen und Münzen haben meist
höheren Silbergehalt. Silbermünzen haben einen Gehalt von
925 / 1000 in England, Kanada,
900 / 1000 " Deutschland, Vereinigte Staaten,
900 / 1000 " Frankreich, Italien, Schweiz, Spanien usw.,
868 056/ tooo " Rußland.
Als Teil eines umfassenden Berichtes über die Tätigkeit des ehern. Laboratoriums und Unter-
suchungsamtes der Stadt Stuttgart im Jahre 1911 veröffentlichen ßujard und ~Ietzger in Pbarm.
Zentrh. 1912, 540 interessante analytische Daten über die Zusammensetzung zahlreicher ge-
fälschter deutscher Nickel- und Silbermünzen. Außer den tabellarisch angeordneten Ver-
suchsergebnissen sind zum Vergleich auch Angaben über die Zusammensetzung und das spez.
Gewicht der echten Münzen gemacht.
Das Sterlingssilber wird nach A. P. 1 075 642 wesentlich härter, wenn man 900-925 Tl.
Silber und 100-75 TI. Kupfer verarbeitet, dem man vorher Bor einverleibt hat.
Zur Entfernung unerwünschter 0 xydschichten auf Kupfer- Silberlegierungen eignen
sich: warn'le, verdünnte Ameisensäure, eine Lösung von Ammoniumsulfit und etwas Kupfersulfit
in Ammoniak, eine Mischung von Ammoniumformiat und Ammoniak oder mit verdünnter Schwefel-
säure angefeuchteter Zinkstaub. Auch schwach salzsaure Salmiaklösung allein oder im Gemenge
mit Zinnchlorid dient zur Reinigung von Kupfer und seinen Legierungen. (Chem.-Ztg. 1922, 571.)
Als Legierung für Silbermünzen eignet sich eine Schmelze von 385 Tl. Silber, 93 Tl. Kupfer
und 72 Tl. Zink, statt der gewöhnlichen aus Silber und Kupfer bestehenden Komposition. Dito
neue Legierung ist so weiß wie die ältere, dunkelt langsamer und hat denselben Klang und Glanz.
(D. Gewerbeztl\'. 1869, Nr. 17.)
Nach ö. P.-Anmeldung 5547/07 wird eine für viele Zwecke verwendbare silberhaltige Legierung
erhalten aus 1000 Tl. Kupfer, 433,33 Tl. Zink und 566,67 Tl. Silber.
Die Eigenschaften und der Wert diPscr Silberlegierungen, deren Kupfergehalt teilweise
durch Zink ersetzt ist, sind von C. Stölzel in Ber. d. Gewerbever. i. Nürnb. 1866, 28, näher be-
schrieben.
. Um Silbermünzen härter, haltbarer, schwerer verfälschbar zu machen und ihnen magne-
ttsche Eigenschaften zu erteilen, so daß sie leicht erkennbar werden, empfiehlt E. Panna in Chem.
Zentr.-ßl. 1908, II, 29, Legierungen von Silber mit Nickel, Kobalt oder Mangan zu verwenden.
Doch ist es nötig, um eine leichte Legierbarkeit des Silbers mit diesen Metallen zu erzielen, ein
drittes Metall zuzusetzen, und zwar eignet sich in erster Linie Kupfer. Das Silber wird dem ge-
schmolzenen Gemenge der unedlen Metalle zuletzt beigegeben.
Die sog. "Drittel- Silberlegierung" besteht nach Cl. Winkler, Jahr.-ßer. f. ehern. Tecbn.
1869, 115 aus 59,06 Tl. Kupfer, 27,56 Tl. Silber, 9,57 Tl. Zink, 3,42 Tl. Nickel und ähnelt im Aus-
s~hen und in den Eigenschaften vollständig dem reinen Silber, doch zeigt ihr feinkörniger Bruch
eme lichtgelbe Farbe mit einem Stich ins Rötliche.
Nach Dingt. Journ. 134, 215 ist eine Legierung von 20 Tl. Silber, 25-31 Tl. Nickel und dem
Rest (auf 100) Kupfer geeignet, das Silber in jeder Hinsicht zu ersetzen.
Die Silberlegierungen von de Ruolz und de Fontenay enthielten je nach dem Verwendungs-
zw~ck 20-40% Silber, 20-35% Nickel und 30-55% Kupfer (Walz- und Ziehlegierungen) und
Wetter noch 10-16% Zink für Guß- und Juwelierarbeiten. Zu ihrer Herstellung werden 31-49 Tl.
480 Metalle und· Minerale.
Kupfer und 21-49 Tl. Nickel geschmolzen, worauf man 20--30 Tl. Silber hinzusetzt; als Fluß
dient ein Gemenge von Borax und Holzkohlenpulver. Zum Guß werden der Legierung_einige
Tausendteile Phosphor hinzugesetzt, entweder als calcinierter phosphorsaurer Kalk oder als
Phosphorkupfer. Letzteres wird durch 10 Stunden langes Glühen eines Gemenges von 8 Tl.
Kupfer mit dem erwähnten Gemenge von Kohle und saurem phosphorsaurem Kalk gewonnen.
Das erhaltene Phosphorkupfer wird nochmals timgeschmolzen und granuliert. (Polyt. Zentr.-Bl.
1868, 619.) Vgl. ZentralbL 1863, Nr. 21.
Eine dem 14lötigen Silber in allen Eigenschaften ähnliche Nickellegierung besteht aus 20 bis
30% Silber, 30% Nickel und 50% Kupfer. (Pharm. Zentrb. 1860, Nr. 89.)
Schibuischi ist eine dem Kunstgewerbe dienende japanische Kupfer-Silberlegierung, die
30--40% Silber enthält und meist graugrün gefii.rbt wird.
Eine dehnbare, geschmeidige Juwelierlegierung enthält 50--98% Silber, 5--1,5% Kupfer
und 45-0,5% Cadmium.
Nach Skalwelt, Chem.-Ztg. 1879, 271 besteht die unter dem Namen .,Lametta" bekannte
Metallkomposition, die bei uns als Christbaumschmuck, in China zur Anfertigung von Ge-
wändern verwendet wird, aus 98,93% Kupfer und 1,07% Silber. Die Legierung wurde früher
so hergestellt, claß man dicke Kupferstangen mit dem 10. Teile ihres Gewichtes an Silber in
Bandform umkleidete und die Drähte dann bis zu der gewünschten Feinheit auszog.
etwa 60 TI. 5-10 Tl. Nickel, 10-20 TI. Kupfer und 20-10 TI. Zink zufügt. Eine ähnliche Le·
gierung wird erhalten durch Schmelzen dieses Kupfermangans mit 20-35% Zink.
Die silberähnliche Legierung Minargent bestand aus 1000 Tl. Kupfer, 700 Tl. Nickel,
50 Tl. Antimon und 10 Tl. Aluminium. Es wurde ihr nachgerühmt, daß sie dauerhafter und
glänzender wäre als Silber. Die Herstellung der Legierung ist in D. lnd.•Ztg. 1868, Nr. 34 be-
schrieben.
Über die Verwendung von Cadmium Überzügen als Silberimitation siehe Metall u.
Erz 1918, 15.
~l!r· : ~~g }
grün 750 } rot ~gg }
rosa r~g }
gelb r~g }
weiß
Kupfer . 250 50 125 100
Hergestellt werden die Goldlegierungen in der Weise, daß man das Gold im Graphittiegel
einschlnilzt und dann die anderen Metalle nach und nach zusetzt. Letztere müssen sehr rein sein,
da auch kleinste Mengen der Verunreinigungen, etwa 0,019% Blei, Antimon, Wismut oder Arsen,
das Gold krystallinisch und spröde machen. Es genügen 0,025% Blei, um die Zähigkeit des
Goldes um 66% herabzusetzen und 0,05% machen das Edelmetall ebenso brüchig, als wenn es
1% Blei enthielte. Dieser oft nicht 0,1% erreichende Gehalt an verschiedenen Metallen, nament-
lich Blei, war die Ursache davon, daß 1872 in England 46 000 Zollpfund derartig fehlerhaften
Goldes als ungeeignet zur Münzprägung zurückgewiesen wurden; auch die Bank von Frankreich
besaß für 25 000 000 Franks solcher Münzen, die erst nach dem Umschmelzen im Chlorstrom
verwendbares Gold ergaben. (C. Ernst, Österr. z. f. Berg- u. Hüttenw. 1887, 258.)
Auch bei der galvanischen Vergoldung werden meist Legierungen niedergeschlagen, indem man
dem Goldbad etwas Kupfercyankalium oder Silbernitrat zusetzt.
Gold· Zinklegierungen lassen sich nur in der Weise herstellen, daß man Golddraht lang·
sam in in einer Kohlensäureatmosphäre geschmolzenes Zink einführt, und auf diese Weise die
Reaktionswärme zwischen beiden Metallen soweit lnildert, daß kein Zink abbrennt und metallische
Reguli entstehen, deren Zusammensetzung den gewogenen Mengen entspricht. Man erhält so
Legierungen, die bei einem Zinkgehalt von 12% weniger zäh, jedoch ebenso hart sind wie reines
Gold, während bei 12-16% Zink die Zähigkeit größer wird und von 16-31% Zinkgehalt körnige
Kompositionen mit glasigem Bruch entstehen, die die rötliche Färbung der Verbindung AuZn
zeigen. Über 31% Zinkgehalt werden die Legierungen hart und spröde und mit 35% Zink resul·
tiert eine glasartige, spröde Verbindung, die Gußstahl ritzt. Legierungen von 35-61% Zink
sind silberweiß und sehr politurfähig, mit noch weiter steigendem Zinkgehalt nehmen Härte und
Sprödigkeit ab und der Bruch wird feinkörnig. (R. Vogel, z. f. anorg. Chem. 1906, 319.)
Die Goldfedern für Füllfederhalter gewinnt man aus einer Legierung von 588 Tl. Gold,
147 Tl. Feinsilber, 228 TI. reinstem Kupfer und 37 TI. Zink, das man den übrigen geschmol·
zenen Metallen zuletzt zufügt. (Brass World 1906, 83.)
Nach R. Vogel erreichen Gold-Cadmiumlegierungen mit einem Cadmiumgehalt von 18-30
und dann wieder von 41-63% Cadmium, das heißt in den beiden Mischungslücken, die größte
Härte 4, während bei einem Gehalt von 30-50% Cadmium die Härte annähernd gleich 3 bleibt.
Die mit 51-63% Cadmium sehr spröden Legierungen zeigen krystallinischen bis muscheligen
Bruch, sind silberweiß und gut polierbar. (Z. I. anorg. Chem. 1906, 333.)
Nach C. D. Abel, Dingi. Journ. 167, 288 eignen sich die Legierungen von Gold und Silber
mit Cadmium z. B. 750 :\166: 84 oder auch eine Legierung von, 746 Gold, 114 Silber, ~7 Kupfer
und 43 Cadmium besonders für Juwelierarbeiten. Die Legierungen lassen sich auch zu Draht
ziehen und sind ferner als PlattierungsmetaJle verwendbar. Man schmilzt die Metalle in einem
mit Kohlenstaub gefütterten Tiegel und schmilzt dann nochmals in einem Graphittiegel mit Holz·
kohle oder Harzpulver und Borax zusammen.
Edelmet,allegierungen( -ersatz) und Edelmetalloberflächenbehandlung. 483
Nach Zeitschr. f. anorg. Chem. 1909, 169 bildet Gold mit 50 bzw. 66,66 bzw. 75% Ma-
gnesium 3 wohldefinierte Verbindungen und Teilsysteme mit den entsprechenden zwischenlie·
genden Zahlen. Bis zu 18% Magnesium ist die Farbe der Legierungen gelblich, darüber hin-
aus silbergrau. Produkte mit 30 und 66% Magnesium sind spröde, haben die Härte 5 und
zeigen glasigen Bruch; je mehr Gold sie enthalten, desto dehnbarer sind sie, während die Härte bis
zu den reinen Komponenten hin abnimmt.
In Jahr.-Ber. f. cbem. Tecbn. 1900, 194 beschreiben C. P. Heycock und F. H. Neville eine
Anzahl von Aluminiumgoldlegierungen. Die Verbindungen Au,Al, Au5Al2 , A~Al, Au Al
sind rein weiß. Die Legierung aus 1 Mol. Gold und 2 Mol. Aluminium ist purpurrot.
1 Tl. Aluminium und 99 Tl. Gold liefern eine harte, dehnbare Legierung, in Farbe dem
grünem Golde ähnlich; eine Legierung aus 10 Tl. Aluminium und 90 Tl. Gold ist farblos,
krystallinisch, spröde. Ueberhaupt werden Legierungen durch einen vermehrten Aluminium·
zusatz härter und an Farbe heller. (Polyt. Zentr.-Bl. 1867, 1031.)
Zur Herstellung von Schmucksachen eignet sich nach D. R. P. 47 880 eine Legierung
von 978 Tl. reinem Kupfer, 2 Tl. reinem Gold und 20 Tl. Aluminium. Man schmilzt Kupfer
und Gold, setzt das Aluminium zu, hält % Stunde Schmelztemperatur und gießt dann in Barren.
Zur Anderung der Legierungsfarbe wählt man entsprechend andere Verhältnisse.
Auch die Legierung von 90-100 Tl. Kupfer, 5-7,5 Tl. Aluminium und 2,5 Tl. Gold sieht
dem reinen Golde täuschend ähnlich. (N. Erf. 1863, Nr. 34.)
20fachen Menge Quecksilber acht Tage lang einer Temperatur von 80° ausgesetzt. Beim folgen-
den Lösen des Amalgams in 80° warmer Salpetersäure (1,35) blieben zunächst noch matte Gold-
krystalle in den mannigfachsten Kombinationen des regulären Systems zurück, die durch Aus-
glühen in einer Glasröhre unter Abgabe der letzten Quecksilberreste normalen Goldglanz annahmen.
Die früher viel verwendete, goldähnliche Legierung "Oreide" bestand nach Bruns, Dingi.
Sourn. 146, 234 aus 68,21 Tl. Kupfer, 31,52 Tl. Zink, 0,48 Tl. Zinn und 0,24 Tl. Eisen.
Vgl. hingegen die Angabe in Pharm. Zentrh. 1868, Nr. 15, derzufolge Oreide die Zusammen-
setzung: Kupfer 79, 7, Zink 13, Nickel 6, Eisen 0,3, Zinn 0,09 besitzt.
Nach anderen Angaben (Polyt. Notizbl. 1856, 96) bestand "Oreid" nur aus 90% Kupfer
und 10% Zink. - Die goldähnliche Legierung Chrysorin (nur für Uhrbestandteile geeignet)
enthielt auf 100 Tl. Kupfer 51 Tl. Zink.
Talmigold ist irgendeine Legierung, z. B. aus 86,4% Kupfer, 12,2% Zink, 1,1% Zinn und 0,3%
Eisen, die durch Plattierung mit Goldblech, also durch gemeinsames Auswalzen mit echtem Golde,
überzogen ist. Galvanische Goldniederschläge erreichen bei weitem nicht die Beständigkeit des
Talmigoldes. (D. lnd.-Ztg. 1871, Nr. 39 u. 40.)
Talmigold besteht nach Sauerwein, Dingi. Sourn. 170, 104 aus 86,4% Kupfer, 12,2% Zink,
1,1% Zinn und 0,3% Eisen. Vgl. A. Winkler, D. Ind.-Ztg. 1871, 382 u. 395.
Zur Herstellung von Uhrschlüsseln, Uhrketten u. dgl. wurde früher (D. Ind.-Ztg. 1871,
98) häufig einegoldähnlich gefärbte Legierung angewendet, die aus etwa 58% Kupfer, 40% Zink
und 2% Blei bestand.
Eine dem Golde in der Farbe ähnliche, aber weder dehn- noch hämmerbare, sehr SJ>röde
Legierung erhält man nach Dingi. Sourn. 187, 482 aus 100 Tl. Kupfer und 17 Tl. Zinn, die man
unter Zusatz von 6 Tl. Magnesia, 9 Tl. Weinstein, 3,6 Tl. Ammoniaksalz und 1,6 Tl. ungelöschtem
Kalk verschmilzt.
Nach D. R. P. 04 846 erhält man eine goldähnliche Legierung aus 100 Tl. geschmolzenem
Kupfer, 6 Tl. Antimon und einem Zuschlag, der aus Holzasche, Magnesium und Kalkspat besteht
und der den Zweck hat, der Legierung eine größere Dichte zu verleihen und ihr die Porosität zu
nehmen. Die Legierung soll vollständig das Aussehen echten Goldes haben, wie dieses bear-
beitbar sein, jedoch eine höhere Festigkeit besitzen.
"Cu pror" ist nach einem Referat in Chem.-Ztg. Rep. 1910, 456 eine dem Golde sehr ähnliche
Legierung, die weder von Salzsäure noch von Schwefelsäure angegriffen wird und von Salpeter·
säure in dem Maße, wie niedrig gehaltene Goldlegierungen. Sie besteht aus 94,2% Kupfer und 5,8%
Aluminium.
Eine goldähnliche Metanegierung gewinnt man durch Zusammenschmelzen von 16 Tl. Kupfer
mit 7 Tl. Platin unter einer Decke von Borax und Kohlenpulver und Zusatz von 1 Tl. Zink. Die
Legierung hat die Farbe von 16 karätigem Golde und wird von gewöhnlicher Salpetersäure nicht
angegriffen, wenn diese nicht bis zum Kochen erhitzt wird. (Polyt. Notiz-BI. 1849, 64.)
Eine Legierung zur Herstellung von'Uhrg eh ä usen besteht aus 35 Tl. Platin, 65 Tl. Silber,
das dazu bestimmte Lot aus 98 Tl. Platin tmd 20 Tl. Kupfer; oder aus 17 1/ 2 Tl. Platin, 82 1/ 2 Tl.
Silber, das Lot dazu aus 97 1 / 2 Tl. Platin, 2 1/ 2 Tl. Kupfer. ZuSchreibfederneignetsicheine
Legierung aus 4 Tl. Platin, 3 Tl. Silber, 1 Tl. Kupfer. (Polyt. Zentr.-Bl. 1848, 328.)
Eine andere, denselben Zwecken der Herstellung von Uhrenteilen dienende stahlharte,
elastische, gegen Wärmeschwankungen unempfindliche Legierung besteht nach D. R. P. 44 473
im wesentlichen aus Platin, Nickel, Kupfer, Cadmium, Wolfram und Kobalt.
Eine stahlgleiche, dauerndunmagnetische Legierung erhält man nach D.R.P. 48 622
aus 80 Tl. Nickel, 15 Tl. Chrom, 4 Tl. Platin, 0,6 Tl. Blei, 0,2 Tl. Zinn und 0,2 Tl. Zink. Zuerst
wird das Chrom evtl. unter Zusatz von Borax geschmolzen, worauf man das Nickel und die anderen
Metalle einträgt. Kobalt verhält sich völlig anders, da eine Kobalt-Eiseu-Chromlegierung auch
bei einem Chromgehalt von 40% noch kräftig magnetisch ist.
Nach Daubree, D. lnd.-Ztg. 1876, 109 erhält man Platinmagnete, die sich zur Her-
stellung von Schiffskompaßnadeln eignen, durch Zusammenschmelzen von 18-20 Tl. Eisen
mit 80 Tl. Platin.
Eine Legierung, die sich ihrer hohen Politurfähigkeit wegen besonders zur Herstellung von
Metallspiegeln eignet, besteht nach einem Referat in Jabr.-Ber. f. ehern. Tecbn. 1868, 1ii2
aus gleichen Teilen Platin und Stahl.
Zur weiteren Erhöhung ihrer chemischen Widerstandsfähigkeit und mechanischen Bearbeit-
barkeit setzt man den nach D. R. P. 265 328 (siehe auch 278 903) hergestellten Nickellegierungen
bis zu Mengen von 40% Gold, besonders aber Platinmetalle, zu, wodurch die Legierungen
zur Herstellung von Blitzableiterspitzen, Kontakten oder Elektrodenspitzen dienen können,
also in Apparaten, deren Wirkungsweise selbst bei nur schwachem Erglühen kleinster Stellen,
wegen auftretender Oxydationserscheinungen der Berührungsmetalle, gestört werden können.
(D. R. P. 281 784.)
Als Ersatz des Platins für elektrischeKontakte wird nach A. P. 937 284 und 937 28ii eine
Legierung aus 67,5-70% Gold, 25% Silber und 5-7% Platin oder statt dessen 5-7% Nickel
empfohlen.
Platinersatzlegierungen ent,halten nach A. P. 1 355 811 und 1357 272 83,3% Gold und 16,7%
Nickel bzw. Platin mit 5-15% Gold und je 0,5-5% Silber und Palladium.
Zur Herstellung von platin-iridiumälmlidwn Legierungen verschmilzt man Platin mit 0,5 bis
20% Tantal. Für die Erziehmg der gleichen Widerstandsfähigkeit und Härte verhalten sich
die in. den Legierungen enthaltenen Mengen von Tantal und Iridium wie l : 5. (F. P. 477 270.)
Über das Weißgold "Dorico", einen 18 karätigen Platinersatz, der neben dem Golde
auch Metalle der Platingruppe enthält, siehe Edelmet.-Ind. 1912, ii69.
Eine als Platinersatz für elektrische Kontakte u. dgl. dienende Legierung besteht aus 45%
Platin, 15% Gold, 25% Silber und 15% Kupfer. (A. P. 1101 534.)
Die Legierung Pla ti no, bestehend aus 89% Gold und 11% Platin, eignet sich an Stelle
des letzteren für alle Zwecke. (Cbem. Zentralbl. 1920, IV, 711.)
Die Legierung des A. P. 1407525 enthält neben 85% Platin etwa 15% Molybdän.
Als Ersatz für Platin bei der Schwefelsäurekonzentration eignet sich Neutraleisen,
mit dem man Gußrohre auskleidet. Der entstehende Zwischenraum wird mit einem Kitt ver-
schmiert. (D. It. P. 272 158.)
Eine Legierung, die alle Eigenschaften des Platins besitzen soll und an seiner Stelle in
elektrischen Apparaten verwendet werden kann, das "Pro· Platin um", setzt sich nach
C. Birmingham, Metallurgie 1906,803 zusammen aus 72% Nickel, 23,57% Silber, 3,72% Wismut
und 0, 71% Gold.
Über den Ersatz des Platins durch Tantal besonders bei der Herstellung von Elektroden,
und zwar in erster Linie als Kathodenmaterial (für Anoden muß das Tantal einen dünnen Platin-
überzug erhalten), siehE!. E. Brunck, Chem.-Ztg. 1912, 1233.
Nach J. Grünwald, Osterr. Chem.-Ztg. 1917, 129, läßt sich Platin, namentlich in seiner Eigen-
schaft der Einwirkung stärkster Säuren zu widerstehen, innerhalb gewisser Grenzen durch eine
Tantal-Nickellegierung ersetzen, die man in der ·weise herstellt, daß man Nickel und Tantal
in pulverförmigem Zustande mischt, unter hohem Drucke preßt und dann unter Luftabschluß
in Tiegeln schmilzt. 70 Tl. Nickel und 30 Tl. Tantal ergeben so eine Legierung, die heißen Säuren
und sogar Königswasser widersteht. Die Legierung von 95% Nickel und 5% Tantal zeigt besonders
günstige Eigenschaften was Dehnbarkeit und Stabilität gegenüber Witterungseinflüssen betrifft.
Eine säurebeständige Legierung, die bei 1600° schmilzt und von 25proz. Salpetersäure auch
bei 24stündiger Einwirkung nur minimal angegriffen wird, sich daher als Platinersatz, beson-
ders in Calorimeterbomben, eignet, besteht nach S. W. Parraus 60,6% Nickel, 21% Chrom, 6,4%
Kupfer, 4,7% Molybdän, 2,1% Wolfram, je etwa 1% Mangansilicium, Aluminium und Eisen
und dem Rest auf 100 aus Bor, Kohlenstoff und Titan und ist unter dt>m Namen Illi um bekannt.
(Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 29, 318.) ·
Im Laboratorium eignet sich als Platinersatz nach Apothek.-Ztg. 1922, 66, insbesondere zur
Ausführung der üblichen Flammenreaktionen ein besonderer, im Handel befindlicher Chrom·
nickelstahl, der jedoch bei der Herstellung von Borax- und Phosphorsalzperlen nicht verwendet
werden darf, da beim Erhitzen Chrom in die Perle überdiffundiert und diese grün färbt.
ZurHerstelhmg eines Ersatzproduktes für Platindraht taucht man nach D. R. P. 268 868
einen sorgfältig gereinigten, dicken, kurzen Nickelstahlstab (62 Stahl auf 38 Nickel) unter Luft-
abschluß in ein überhitztes Bad von geschmolzenem Kupfer und wiederholt dieses Eintauchen, bis
die Kupferschicht die gewünschte Stärke besitzt. Man dreht dann die Kupfermasse möglichst
zentrisch um den Stahlkern ab, steckt eine gerrau passende Platinhülse über und verschmilzt die
Metallkombination im elektrischen Ofen. Schließlich wird das Ganze nach dem Erkalten durch
Hämmern und Ausziehen in Drahtform gebracht. Der Draht bildet dann in entsprechender Dicke
das Material für Einführungsdrähte elektrischer Glühlampen.
über die Herstellung von Legierungen des Platins mit Iridium und Rhodium siehe
den betreffenden Teil in der umfassenden Arbeit von H. Saint Claire-DevUle und H. Debray
über Platin und Platinmetalle, die im Auszuge in einer Aufsatzfolge in Dingi. Journ. 154, 130,
199, 287 u. 888 mitgeteilt wurde.
Die Härtung des Platins erfolgt ausschließlich durch Iridium, das man dem geschmol-
zenen Platin in der Menge bis zu 30% zusetzte. Nach D. R. P. 239 704 erreicht man jedoch
ähnlich harte, außerordentlich zähe, zu Juwelierarbeiten verwendbare Produkte, wenn
man dem Platin 1/ 2-10% Osm.ium zusetzt (ein Mehrgehalt macht die Legierung spröde und
schwer bearbeitbar). Es wurde festgestellt, daß 1 Tl. Osmium gleichwertig ist 2 1/ 2 Tl. des
teueren Iridiums, doch ist bei Gewinnung dieser Legierungen Bedingung, daß ebensowohl das
Platin als auch das Osmium möglichst rein angewendet werden, da jedes evtl. vorhandene andere
Metall der Platingruppe oder auch Kupfer und Eisen die günstigen Eigenschaften der neuen
Legierung verschlechtern. Bei Herstellung der Legierung ist durch Zusatz bekannter Mittel
zur Vermeidung von Oxydationserscheinungen Rücksicht darauf zu nehmen, daß das Osmium
höchst oxydierbar ist und beim Verbrennen giftige Gase entwickelt. Die Legierung ist, wenn
man sie aus reinstem, namentlich kupfer- und eisenfreiem Platin herstellt, widerstandsfähiger
gegen Säuren und fester als die Platin-lridiumlegierung, und übertrifft sie auch als Draht· und
elektrisches WiderstandsmateriaL Völlig identisch mit diesem Verfahren der Herstellung von
Platin-Osmiumlegierungen ist die Methode von Zimmermann, auf die einige Jahre später ein ameri·
kanisches Patent (A. P. 1 055 199) erteilt wurde.
Eine sehr harte, zähe und korrosionsbeständige Legierung besteht aus 40-90 Tl. Eisen,
1-30 Tl. Iridium, 0,2-10 Tl. Platin, 1-15 Tl. Molybdän, 0,5-15 Tl. Kupfer und ebenso·
viel Nickel. (A. P. 909 283.)
Nach Techn. Rundsch. 1918, 654 erhält man eine auch gegen Königswasser widerstandsfähige
Legierung aus Iridium mit 7% Phosphor.
In D. R. P. 38 445 sind mehrere Palladiumlegierungen beschrieben, die ihrer unma·
gnetischen Eigenschaften wegen, und weil sie sich nicht oxydieren, auch geringe SchwanknD;gen
in der Elastizität zeigen, zur Herstellung von Uhrwerkbestandteilen besonders geeignet smd.
Man schmilzt z. B. 36 Tl. Palladium, 1 Tl. Rhodium, 0,5 Tl. Platin, 1,5 Tl. Gold, 6,5 Tl. Silber,
18,5 Tl. Kupfer mit etwas Borax und Holzkohle in einem Tontiegel und fügt der geschmolzenen
Masse weitere 36 Tl. Palladium zu. Eine ähnlich zusammengesetzte Legierung, die an Stel~e des
Hhodiums noch Nickel und Stahl enthält, eignet sich, da sie beim Tempern große Härte annunrot,
Edelmetallegierungen( -ersatz) und Edelmetalloberflächenbehandlung. 487
besonders zur Herstellung von Stiften, Rädern und Hemmungshebeln. Sie setzt sich
zusammen aus 45 Tl. Palladium, 25 Tl. Silber, 15 Tl. Kupfer, 2 Tl. Platin, 5 Tl. Gold, 5 Tl.
Nickel und 3 Tl. Stahl; ihrer großen Ausdehnung wegen ist diese Legierung jedoch im Gegen·
satz zu der obengenannten für Spiralen und Kompensationsunruhen nicht geeignet. Durch Er-
höhung des Palladiumgehaltes werden die Legierungen schwieriger schmelzbar, durch Erhöhung
des Rhodium-, Stahl- oder Nickelprozentsatzes werden sie zwar härter, aber schwieriger be·
arbeitbar. Ebenfalls brauchbar sind die Legierungen aus 50-75 Tl. Palladium und 50-25 Tl.
Kupfer, denen man, je nach der zu erzielenden Härte, 2-3 Tl. Stahl zusetzt.
Die Eigenschaften einer Legierung aus Platin mit 5-15% Gold und 0,5-5% Palladium
sind in A. P. 1378 99ß beschrieben.
Legierungen von Palladium mit Nickel beschreibt F. Heinrich in z. f. anorg. Chem.
83, 322.
Eine Legierung, die geeignet sein soll, den Uhrfederstahl zu ersetzen, besteht nach E. P.
11940 und 11941/88 aus 30-40 Tl. Gold, 30-40 Tl. Palladium, 10-20 Tl. Kupfer, 0,5-5 Tl.
Rhodium, 0,5-5 Tl. Mangan oder Wolfram, 0,5-5 Tl. Silber und 0,5-5 Tl. Platin.
Als ausgezeichneter Ersatz für das Platin eignen sich ferner die Gold· und Silberlegierungen
des Palladiums dann, wenn keine besonders hohen Ansprüche an die chemische Widerstands·
fähigkeit gestellt werden. Auch reines Wolfram und Molybdän können trotz ihrer leichten Oxy·
dierbarkeit und ihres Schmelzpunktes mit Edelmetall legiert in mancher Beziehung dem Platin
sogar überlegen und den Platin-Iridiumlegierungen gleichwertig sein. In Bull. Am. Min. Eng.
1916, 103 bringt F. A. Fahrenwald nähere Angaben über die Herstellung solcher Legierungen
auf Grund eigener Untersuchungen.
Zum Mattieren polierter echter Goldwaren bedeckt man sie nach Techn. Rundsch. 1909,
ß35 mit einem geschmolzenen Gemenge von 8 Tl. Salpeter, 5 Tl. Alaun und 7 Tl. Kochsalz und
taucht sie dann zur Ablösung des Salzgemenges, dessen wirksamerJ3estandteil, das Chlor, die Mat-
tierungbewirkt, in kaltes Wasser. Besonders wichtig ist es, jede Uberhitzung zu vermeiden;
man verfährt daher zweckmäßig in der Weise, daß man den Gegenstand an einem Eisendraht be-
~estigt, im Ofen vorwärmt, die pulverförmige Mischung mittels eines PinseJs aufträgt, abermals
tm Ofen anwärmt, und ehe vollständiger Fluß eingetreten ist, einen neuen Überzug von l\:lattier-
488 Metalle und Minerale.
pulver aufträgt. Stellen, die blank bleiben sollen, überzieht man vor dem Mattieren mit einer
aus Zucker, Gummi arabicum und Schlemmkreide bestehenden streichbaren Masse.
Zum Glätten rohgoldener Ringe bringt man sie als Anode in ein Bad aus 11 Wasser, 30 g
gelbem Blutlaugensalz und 20 g Cyankalium, verwendet als Kathode ein Gold- oder Platinblech
und elektrolysiert einige Minuten mit 20-25 Volt Spannung. (Metallarbeiter 1917, Nr. 17/18.)
Das Verfahren der Färbung von Gold oder auch Platin mit einer Blei- bzw. Eisenlösung
ist von A. 0. Mathey, Dingi. Journ. 141, S8 in folgender Weise ausgearbeitet worden: Man bringt
den sorgfältig mit alkoholischer Kalilauge und Kreide gereinigten Gegenstand in einen Elektro-
lyten, der aus einer mit destilliertem Wasser auf 24--25° Be verdünnten, filtrierten Lösung von
125gBleiglätte (oder Massicot) in 11 destilliertem Wasser und 450 g Ätzkali besteht. Bei Ver-
wendung einer kleinen konstanten Batterie von 2 Paaren erzielt man so auf Platin ein prächtiges
Blau, auf Gold hingegen ein schönes Grün, während Silber sich nach dieser Methode nicht
färben läßt, da seine Oberfläche durch Oxydation sofort matt wird. Ähnliche noch haltbarere
Färbungen, die sogar die Beständigkeit der blauen Anlauffarben des Stahles haben sollen, lassen
sich auf denselben Metallen erzielen bei Anwendung einer wässerigen Lösung von schwefelsaurem
Eisenoxydulammoniak als Elektrolyt. Dieses Bad erhält man durch Zusatz luftfreier
Ammoniaklösung zu einer frisch bereiteten, schwach Schwefelsauren Lösung von Eisenvitriol in
Wasser, bis der zuerst gebildete Niederschlag sich wieder aufgelöst hat. Diese Lösung muß frisch
verwendet werden.
Nach einem Referat in Edelmet.-lnd. 1912, 284, bereitet man Färbebäder für minderwertige
Goldwaren durch Verkochen eines Gemenges von 115 g abgeknistertem Kochsalz, 230 g Salpeter
und 170 grauchender Salzsäure. Wenn sich aus der kochenden Mischung Chlorgas zu entwickeln
beginnt, senkt man die zu färbende Ware an einem Glashaken oder Platindraht ein, kocht 3 bis
5 Minuten, spült in kochendem Wasser und wäscht sie schließlich, wenn die gewünschte Färbung
erreicht ist, ev. nach WiederholungdesEintauchens völlig aus. DiesesFärbebad (-man kann auch
ein kochendes Gemenge von 20 g Kochsalz, 31 g konzentrierter Salzsäure und 10 g konzentrierter
Salpetersäure verwenden-) wirkt in der Weise, daß sich unter dem Einfluß des Chlors die Chloride
des Kupfers, Silbers und Goldes bilden, wobei jedoch letzteres infolge des Kupfergehaltes der
Legierung zersetzt wird, so daß sich das Gold in mehr oder weniger dicker Schicht auf der Ober·
fläche des Metalles niederschlägt.
Zum Färben von Gold, um also z. B. goldenen Bijouteriewaren nach der Feuervergol-
dung die hochgelbe Farbe des Goldes zu erteilen, bedient man sich nach R. Wagner, Bayer. lnd.- u.
Gew.-Bl. 1876, 298 mit Erfolg einer wässerigen Lösung von 1 g Brom und 30 g Bromkalium in
11 Wasser. Nach 3-5Minuten währendem Umschwenken in der Flüssigkeit nimmt man die Gegen-
stände heraus und spült sie mit reinem Wasser ab. Bei Legierungen von Gold und Silber empfiehlt
es sich jedoch, mit einet' Lösung von unterschwefligsaurem Natron zu waschen, um ev. zurück-
gebliebene Bromsilberspuren zu entfernen. Das Bad wird durch Verdünnen auf die 10fache Menge
(Ausfällung des Bromsilbers) vom Silber befreit, während man das Gold nach Entfernung des
Broms mit schwefliger Säure durch Eisenvitriol fällt.
Zur Herstellung von Mosaikgold- und Mosiakgolddoubleblech legt man sog. Galerien, das
sind durchbrochene Gold- oder Silberbleche in verschiedenen Farben, einfach oder mehrfach
aufeinander auf eine Platte von andersfarbigem Gold oder Silber und bewirkt die Vereinigung der
Bleche durch bloßes Walzen in glühendem Zustande. (D. R. P. 24 498.)
Zur Vergoldung von Platinblech übergießt man einen über den Schmelzpunkt des Goldes
erhitzten Platinbarren mit Gold und walzt das Ganze dann zu einem Blech von beliebiger Stärke
aus ...(D. R. P. 63 691.)
Uber die Herstellung photographischer Abdrücke auf Platin, Iridium usw., siehe Willis jun.
Photogr. Archiv 1874, 26.
Zur Herstellung mehrfarbiger Bilder, deren Farben zwar mit den natürlichen nicht über-
einstimmen, überzieht man Silberplatten, die für haltbarere Bilder zweckmäßig vorher ver-
goldet oder platiniert werden, durch Eintauchen in verdünnte Lösungen von Jod in Petroläther
mit einer dünnen Jodsilberschicht, belichtet sie unter einem Negativ, entwickelt das erzeugte
schwache Bild durch Einwirkung von Quecksilberdampf bei etwa 50°, entfernt das überschüssige
Jodsilber durch Waschen mit Thiosulfat oder Cyanalkalien, bringt diese Daguerreotypie-
platte als Anode in eine verdünnte Lösung von Bleioxyd in Atzalkalilauge und elektrolysiert
unter Verwendung einer großen Kathode mit vorher ausprobierter Stromstärke. Bringt man die
auskopierte, jodierte Silberplatte als Kathode in ein saures Kupfer bad, statt sie mit Quecksilber
zu entwickeln, so scheidet sich bei schwachem Strom das Kupfer, bei den belichteten Stellen be-
ginnend, allmählich ab und man erhält ein Kupferbild auf Silber. (J. Rieder, z. f. Elektrochem.
1903, 911.)
. Um Silbergegenständen ein holzartiges Aussehen zu geben, graviert man das Holzgefüge
lll die Silberfläche ein, verkupfert die Fläche galvanisch und ruft auf ihr durch Patinierung eine
der Holzfarbe ähnliche Färbung hervor. (D. R. P. 131 232.)
Nach Paul, Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl. 1873, 91 kann man silberne oder versilberte Gegenstände
mit effektvollen Verzierungen versehen, wenn man sie zunächst in einem salzsauren Bade von
3 g Chlorgold und 12 g Schwefelcyankalium in 1 l Wasser oder auch auf galvanischem Wege ver-
goldet und nunmehr an verschiedenen, ev. mit einer Wachsauftage ausgesparten Stellen mit Schwefel-
a~oniumlösung überstreicht. Man erhält auf diese Weise (ebenso wie auch auf nicht vergoldetem
Silber) blaue Färbungen, die sich besonders gut von dem Goldgrunde abheben.
Über ein Verfahren, metallischen Oberflächen (z. B. Silber) ein glänzendes, poliertes Aus-
sehen zu verleihen, siehe D. R. P. 226 878.
Nach einem Referat in Edelmet.-Ind. 1912, 33 verreibt man auf silbernen Gegenständen, die
man künstlich alt machen will, eine Mischung von 6 Tl. Graphit, 1 Tl. Blutstein und so viel
490 Metalle und Minerale
Terpentinöl, bis eine streichfähige Masse entsteht, läßt den Anstrich trocknen, reibt den Überschuß
mit einem weichen Lederlappen ab und poliert die hohen Stellen mit einem mit Spiritus befeuch-
teten Leinenlappen.
Zwn -Lasieren von Silber bedient man sich nach D. Me.l.-Ztg. {Mappe) 31, 849, Iackhaitiger
he.lbmatter Öllasuren und feiner Tubenölfarben. Am besten erfolgt dieses Lasieren auf Poliment-
Gla.nzsilber, da -mit Anlegeöl der Hochglanz nicht erzeugt werden kann.
Als Streichlack für Silber- undAlfenidewaren undzurErhe.ltung ihresGlanzesverwendet
man nach SeUens.-Ztg. 1912, Söl einen Zaponlack, den man durch Verdünnen einer Lösung
von 2 g farblosen Celluloidspänen in 20 g Aceton mit 78 g Amylacetat erhält.-
Silbergerätschaften werden nach Techn. Bundsch. 1918, 298 a.m besten in besonders prä-
pariertem Beidenpapier in Holzkasten ohne Stoff- oder-Sa.mtauslage aufbewahrt, um sie vor der
Oxydation zu schützen.
Über die Verarbeitung der weitverbreiteten Wolframerze und die Eigenschaften und An-
wend_l?arkeit des Wolframs berichtet H. Leiser in Chem.-Ztg. 1911, 665, 685, 702 u. 714.
Uber die Verarbeitung der Eisenmanganwolframiate Ferberit, Hübnerit und Wolframit
und das Calciun1.wolframiat Scheelit und die Konzentration der geschlemmten Wolframerze
unter Zusatz von Kalkwasser, das ein leichteres Absetzen der schwerverarbeitbaren, tintenartigen
Brühen bewirkt, siehe H. C. Parmelee, ~Ietallurg. Chem. Eng. 1911, 341.
Experimentelle Untersuchungen über Aufbereitung von Monazit und Wolframit
veröffentlicht F. Freise, Metall u. Erz 11, 573 u. 587.
Die mechanische Aufbereitung von w·olframerzen gestaltet sich wegen ihres hohen
spezifischen Gewichtes sehr einfach. Schwierigkeiten bereitet dagegen ihre Trennung von dem
begleitenden Kassiterit (Zinnstein). Die chemische Aufbereitung der mechanisch erhaltenen
K.onzentrate und die Darstellung von Wolframsäure wird durch Zersetzen mit Mineralsäuren,
B.Isulfaten oder am häufigsten durch Schmelzen mit Soda und etwas Salpeter bewirkt. Man laugt
die Schmelze mit vVasser aus und erhält durch Fällung der kochenden Lösung mit Salzsäure
aus dem neutralem Alkaliwolframat das Parawolframat 5 Na 2 0. 12 W0 3 , während die Silico-
und Phosphorwolframate des Natriun1.s in der Mutterlauge bleiben. Dieser Prozeß erfordert eine
große Menge Reagenzien und außerdem treten leicht irrfolge teilweiser Löfdichkeit der Nioder-
~.chläge Verluste ein. Es wurden daher andere Vorschläge gemacht und zum Teil in die Praxis
ubergeführt. So kann man z. B. allerdings nur sehr reinen vVolframit mit Calciumcarbonat
und Kochsalz aufschließen oder man verschmilzt mit KaJiumbisulfat oder mit Chlormagnesimn
bei)200-1300°. Durch Zersetzung des Scheelits mit konzentrierter Salz- oder Salpetersäure
er~alt man als unlöslichen Rückstand die Wolframsäure, die entweder durch Verschmelzen
11llt Kaliumfluorid oder durch Verwandeln in das Oxytetrachlorid WOCI 4 und Zersetzen mittels
"\Yassers aufgearbeitet wird. Zur Gewinnung des Metalles reduziert man ganz allgemein
die vVolframsäure durch vVasserstoff oder durch Kohlenstoff im elektrischen Ofen, oder man er-
492 Metalle und Minerale.
hitzt sie mit metallischem Zink oder leitet den elektrischen Strom im Vakuum durch Fädchen
aus einem Amalgam von Wolframcadmium und Quecksilber, wobei die beiden Begleitmetalle
verdampfen und das Wolfram zurückbleibt. Das Metall enthält stets etwas Kohlenstoff als
Wolframcarbid. (Chas. Baskerville, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 27, 190.)
Verfahren und Vorrichtung zur Extraktion und Abtrennung des Wolframs von ·anderen Stoffen
sind in D. R. P. 330 987 beschrieben.
Die Aufarbeitung von Wolframerzen durch Glühen mit Alkali oder kohlensaurem Alkali
und Quarzzuschlägen zwecks Gewinnung einer leichtschmelzbaren Schlacke, und die Darstellung
des wolframsauren Salzes durch abermaliges Läutern der Schmelze unter Glaszusatz ist
in D. R. P. 32 360 beschrieben.
Zur Herstellung reiner Wolframsäure schließt man das gepulverte Erz unter Druck
und bei hoher Temperatur mit Ätzalkalilaugen unter Zusatz von Atzkalk auf und fällt die fil.
trierte Lösung fraktioniert aus. (D. R. P. 221 062.)
Zur Gewinnung von Wolframsäure erhitzt man das mit Kieselsäure (Quarz, Sand usw.)
gemischte wolframhaltige Mineral in einem Strom von Tetrachlorkohlenstoff, fängt die Dämpfe
in wässeriger Salpetersäure auf und erhält beim Abdampfen der Lösung die Säure direkt in reiner
Form. (D. R. P. 266 973.}
beim Stehen an der Luft recht rasch eintritt, wird durch die Elektrolyse beinahe gänzlich ver-
mieden. (D. R. P. 231 657.)
Zur elektrolytischen Abscheidung von Wolfram, Chrom, Molybdän oder Uran löst man die
Salze dieser Metalle, z. B. das Wolframchlorid WC1 6 , in einem organischen Lösungsmittel,
das entweder selbst stromleitend ist oder durch Aufnahme von die Leitung vermittelnden trockenen
anorganischen Gasen (Salzsäure oder Ammoniak) leitend gemacht wird. Man löst z. B. dieses Chlorid
in Aceton und elektrolysiert mit einer Kathode aus Kohle, Platin oder Nickel, auf der sich das
auszuscheidende Metall festhaftend niederschlägt, wobei durch geeignete Anordnung der Elek-
troden, Anwendung entsprechender Ströme und Einhaltung nicht zu hoher Temperatur Sorge
getragen werden muß, daß das Kathodenmaterial vor dem anodisch entwickelten Chlor geschützt
wird. (D. R. P. 237 014.)
Verfahren und Vorrichtung zum elektrolytischen Schmelzen von Wolfram oder anderen
hochschmelzenden Metallen sind in D. R. P. 326 424 beschrieben.
Die bisher in beliebiger Form z. B. als Unterbrecher starker elektrischer Ströme nicht
herstellbaren Metallkörper aus Wolfram oder Molybdän werden in der Weise erzeugt,
daß man die aus zusammengepreßtem Wolfram- bzw. Molybdänpulver hergestellten, kaum zu-
sammenhängenden Metallkörper in einem von Wasserstoff durchflossenen elektrischen Kohlen-
ofen zum vollständigen Sintern bringt, wobei die Einwirkung der glühenden Kohle auf die Metall-
körper durch Unterlagen aus Magnesium-, Zirkon- oder Thoroxyd oder anderen sich schwer
carbidisierenden Oxyden verhindert wird. (D. R. P. Anm. 37 428, Kl. 40 a.)
Herstellung von Hohlkörpern aus Wolfram oder anderen Chrommetallen oder ihren
Legierungen durch Gießen eines Metallmassebreies in Gips- bzw. poröse Tonformen und folgendes
Trocknen und Glühen. Man taucht die rotierende Form, um sie allmählich mit fester Masse zu
überziehen, in einen Brei aus schon gesintertem Metall (um beim folgenden Glühen die Schwin-
dung herabzusetzen) und Wasser, Sprit oder einer anderen leicht flüchtigen Flüssigkeit und sorgt
dafür, daß der Brei keine Luftblasen erhält. Wenn durch Absaugen des Wassers eine dünne Massen-
schicht entstanden ist, gießt man die flüssige Masse ab und füllt neue nach und wiederholt dies,
bis die gewünschte Wandstärke erreicht ist. Um dem anfangs sehr zerbrechlichen Metallkörper
größere Festigkeit zu verleihen, umlegt man die Gipsform mit einem Gerüst stark gesinterter
Stäbe und Bänder aus gleichem Metall, das dann beim elektrischen Sintern als Elektrode dient.
(D. R. P. 278 156.)
Zur Herstellung widerstandsfähiger gepreßter Formkörper erhitzt man k r y s t a 11 in i s c h e
Pulver harter hochschmelzender Metalle wie Wolfram, Molybdän oder Chrom zusammen mit
einer entsprechenden Menge des gleichartigen amorphen Metallpulvers in oxydierender Atmo-
sphäre, bis letzteres in krystallinische Form übergeht. (D. R. P. 325 464.)
Reine Molybdänprodukte erhält man nach Norw. P. 34 454 dtU'ch Reduktion der Erze im
L e u c h t g a s s t r o m, folgende oxydierende Röstung und Aufsanunlung der flüchtigen Oxydations-
produkte.
Zur völligen Reduktion von Molybdänit und zur Gewinnung eines Metalles mit 93,8% Molyb-
dän, 5,51% Eisen, 0,87% Kohlenstoff und 0,022% Schwefel erhitzt~man im Sinne der Gleichungen
MoS 1 + 2 CaO + 7 C = 2 CaC 2 + 2 CO + CS 2 + Mo;
MoS 2 + 2 CaO + 2 C = Mo + 2 CaS + 2 CO
160 Tl. Molybdänit, 120 (112) Tl. Kalk und 84 (24) Tl. Graphit im Graphittiegel im elektrischen
Flammbogenofen 43 Minuten mit ein':~ Strom von 200 Amp. bei 55 Volt Spannung. Ein Über·
schuß von Kalk schadet nichts, ein Uberschuß von Kohle führt ZtU' Bildung von Molybdän-
carbid. (0. W. Brown, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1907, 925.)
Geschmolzenes Molybdän mit 98,5% Metallgehalt (neben Tonerde, Eisenoxyd und Kiesel-
säure als Verunreinigungen) erhält man auch durch Entzünden von 80 g des aus Molybdäntri·
oxyd durch Reduktion im Wasserstoffstrom leicht erhaltbaren nicht flüchtigen Molybdän-
dioxydes mit 21 Tl. Aluminiumpulver mittels einer Zündkirsche auf dem üblichen aluminother-
mischen Wege. (H. Butz und R. Gärtner, Ber, 1906, 3370.)
Nach Norw. P. 31805 chloriert man das Molybdänerz bei Temperaturen über 240° nach
dem Gegenstromprinzip und kondensiert das abdestillierende Molybdänchlorid.
Nach D. R. P. 301676 und 301677 extrahiert man Gelbbleierz mit Schwefelalkalilösung
und behandelt die erhaltene Alkalisulfomolybdatlösung zur Entschwefelung mit Eisenoxydhydrat
oder besser mit einer oxydischen Bleiverbindung, wie sie im Gelbbleierze selbst vorliegt. Zweck-
mäßig läßt man die Schwefelnatriumlösung im Gegenstrom auf das Gelbbleierz einwirken, so
daß dieses in den entfernteren Partien zugleich als Entschweflungsmittel dient. Arbeitet man nach
dem Zusatzpatent mit unzureichenden Mengen von Schwefelnatrium, z. B. mit 12% Na 2S,
so setzt sich das unveränderte Erz in derselben Operation mit dem gebildeten: Alkalisulfomolybdat
z~ Alkalimolybdat um, das von dem gleichzeitig entstandenen Bleisulfid durch Filtration getrennt
wu·d.
Zur Gewinnung von Molybdän erhitzt mau die molybdänhaltigen Erze oder Konzentrate
im Gemisch mit 'Vasser und einer nicht flüchtigen Alkalimetallverbindung, biseinelösliche
Wolfram, Molybdän, Uran. 495
Molybdänverbindung entstanden ist, filtriert dann und fällt im Filtrat die wertvollen Bestandteile
aus. (A. P. 1 399 554.)
Nach A. P. 1 403 477 laugt man die Molyb,dänerze oder -konzentrate zur Herauslösung der
()"rößten Menge des Metalles mit Alkalilauge aus, fällt mit Kalkmilch Calciummol y b da t und
~chmilzt den erhaltenen getrockneten Niederschlag.
Zur Gewinnung von metallischem Molybdän glüht man Calcimnmolybdat, das man durch
Brikettieren von Molybdäntrioxyd, kohlensaurem Kalk und Wasser enthält. (Norw. P. 34 005.)
Über die Gewinnung der Molybdänsäure aus Molybdänglanz durch Verschmelzen mit der
vierfachen Menge Kalisalpeter siehe Polyt. Notizbl. 1858, 268.
daher an Stelle des Diamanten zu Drahtziehsteinen oder als Besatz für Tiefbohrkronen verwend-
bar. Nach H. Lohmann ist zu erwarten, daß durch weitere Ausarbeitung eine noch härtere Legie-
rung gewonnen werden kann. (Elektrochem. Zeitschr. 26, 29.)
371. Uran.
Deutscbl. Uran-(Mo- u. a. -erze) 1/ 2 1914 E.: 11223; A. (mit Wo-, Mo- u. a. -erzen): 1919 dz.
Über Vorkommen und Aufarbeitung der Uranerze und die Verwendung des Urans in der
Stahl- und Glühstrumpfindustrie und seiner Salze in der Photographie, Glas- und Porzellanmalerei
siehe Katzer, Osterr. z. f. Berg- u. Hüttenw. 67, 313.
Das Uran= U = 238,5 kommt in den wegen ihrer Beziehungen zum Radium wichtigen
Mineralien Uranpecherz (Pechblende U 3 0 8 neben Bleiuranat, Joachimstal), Carnotit (Kalimn-
tll'anylvanadat, Australien, Kolorado), Autunit (Kalkuranglimmer, Böhmen, Sachsen, Cornwall
usw.) und Chalcolith (Uranglimmer auf gleichen Fundstätten) vor und wurde 1789 von Kla pro th
aus der Pechblende in Form des Urandioxydes, das er für das Metall hielt, isoliert. Von Bedeutung
ist das Uran, ein härtbares, beim Reiben funkendes, silberähnlich polierbares Metall, von großer
Härte und schwerer Schmelzbarkeit (jedoch mit niedrigerem Schmelzpunkt als Wolfram und Vana·
din), vor allem in Form seiner Verbindungen (Porzellan- und Glasfarben, Photographie, Medizin),
aber auch in feinverteilter metallischer Form als Katalysator bei der Ammoniaksynthese und als
Stahllegierungsmetall.
Stahl von mittlerem Kohlenstoffgehalt (0,25-0,45%) wird durch Uran, ohne an Zähigkeit
zu verlieren, elastischer und erfährt eine Erhöhung der Bruchgrenze, ebenso auch der Härte,
bei größerem Kohlenstoffgehalt wird jedoch die Zähigkeit vermindert. (E. Polushkin, Zentralbl.
1920, IV, 711.)
Zur Gewinnung von reinem zur Erzeugung von Uranstahl und zur Färbung von Glas
geeigneten Urandioxyd reduziert man eine Uranverbindung im Gemenge mit Flußmitteln mit
Kohle oder einem anderen Reduktionsmittel im Schmelzfluß, laugt aus, wäscht den Rückstand
mit verdünntem Alkali, dann mit Wasser und schließlich mit einer Säure. Liegt eine Verbindung
des Urans mit Vanadium vor, so muß man ein Flußmittel verwenden, das mit dem Uran keine
löslichen Verbindungen bildet. Man extrahiert dann ebenfalls die wasserlöslichen Stoffe, ver·
schmilzt das rückbleibende Alkaliuranat mit Kochsalz und wäscht die Masse aus. (A. P. 1 224 013
bis 1,,224 014.)
Uber Darstellung des metallischen Urans, siehe Peligot, Ann. d. Chem. u. Pharm. 149, 128.
Die Herstellung von Uran durch Reduktion von Uranochlorid mit Natrium beschreibt Cl. Zim-
mermann in Liebigs Ann. 216, 16.
Das feingemahlene Uranerz (Uranoxydoxydul) wird in einem Flammofen geröstet und der
Rückstand mit calcinierter Soda und etwas Natronsalpeter geglüht; die geglühte, erkaltete Ma~se
wird mit heißem Wasser ausgelaugt, der Rückstand mit Wasser verdünnt und mit arsenikfrm~r
s.chwef<;~säuro tmtor Zusatz von etwas Salpetersäure behandelt. Die filtrierte Lösung wird mit
emem Uberschuß von Soda versetzt, wodurch kohlensaures Unranoxydnatron in Lösung geht
Vanadium, Tantal, Niob, Titan. 497
tmd alle sonstigen Verunreinigungen als Niederschlag in Rückstand bleiben. Aus der klaren
Lösung wird mit At~atron das orangefarbige Urangelb (Uranoxydnatron) gefällt, ausgewaschen
und getrocknet. - Über Uranoxyd (kohlensaures Uranoxydnatron) und dessen fabrikmäßige
Darstellung siehe Anthon, Dingi. Journ. 106, 207.
Nach einer Beobachtung von Iwanov neigen Uranylnitratsalze zu Explosionen. Nach I,.
W. Andrews scheint es jedoch als würde die Ursache der Zersetzlichkeit jener Salpetersalze in
Ätherresten zu suchen sein, die bei der Reinigung der Salze in ihnen verbleiben. (Zeitschr. r.
nngew. Cllem. 26, 413.)
Die Aufbereittmg von Uranrückständen von der Phosphorsäuretitration beschreibt. Laube
in Zeitschr. f. angew. Chem. 1889, 575.
Das Vanadium= V= 51 wmde 1801 von Dei Rio aus dem mexikanischen Vanadinit (Chlor-
bleivanadat) hergestellt und als Er y t h o n i um bezeichnet. Dreißig Jahre später isolierte Se r-
ström aus schwedischem Eisen das neue Element Vanadium, dessen Identität mit dem Erythronium
bald festgestellt wmde. Das sehr harte, glänzendweiße Metall, das von Salpetersäure und Königs-
wasser in der Kälte, von Flußsäure und konzentrierter Schwefelsäure in der Hitze gelöst wird,
an der Luft erhitzt zu Vanadinpentoxyd verbrennt und bei 1300° über 16% Wasserstoff absorbiert,
dient vornehmlich zur Erzeugung von Edelstählen, in kolloidaler Form als Katalysator. Das
Pentoxyd findet als Oxydationsbeschleuniger z. B. bei der Herstellung der Mellithsäure oder in
der Anilinschwarzfärberei Verwendung.
Zur Abscheidung reiner Vanadinsäure aus den rohen kieselsäurehaltigen Alkalivanadat-
lösungen, wie man sie durch Auslaugung des Glühproduktes Vanadinhaitiger Erze mit Soda und
Kohle erhält, dampft man diese Laugen nach ihrem Einengen zm Krystallisation mit ·wieder-
auflösen der Ausscheidung bis zur Sirupkonsistenz ein und fällt mit Schwefelsäure. (D. R. P.
173 900.)
Zur Extraktion von Vanadinerzen, die neben 14% Vanadinoxyd 50% Blei enthalten, schließt
man das Material mit Soda und Kohle im Flammofen auf und gewinnt so neben silberhaitigern
Blei eine Schlacke, die Natriumvanadat, sein Aluminat und Silicat neben Eisenoxyd enthält.
Man bläst nun durch die geschmolzene Schlacke Luft durch, bis alles Vanadin oxydiert ist, granu-
liert die Schlacke, laugt sie dreimal mit Wasser aus und erhält so 95% des Vanadins als Vanadat,
das mit konzentrierter Schwefelsäure behandelt wird, worauf man von der Kieselsäme filtriert,
die Vanadatlösung konzentriert, mit überschüssiger Schwefelsäme fällt und auswäscht. Das
Endprodukt enthält neben Vanadinsäure 5-S% fremde Stoffe. (L. Guillet, Ref. in Zeitschr.
f. angew. Chem. 1907, 145.)
Zur Verarbeitung von Mineralien, die Vanadin, Molybdän, ·wolfram und andere Metalle
enthalten, deren höchste Oxydationsstufen in wässerigen oder schmelzflüssigen Löstmgen von
Alkalien oder Alkalicarbonaten löslich sind, werden die konzentrierten Alkalilösungen der zu
gewinnenden Metalle mit Schwefelsäure genau neutralisiert, worauf man den Niederschlag filtriert
und mit Sodalauge unter Beigabe eines Oxydationsmittels digeriert, um die Vanadate und Per-
vanadate zu lösen tmd von dem ungelöst bleibenden Silicium zu trennen. Durch erneute Schwefel-
säurebehandlung in der oxydierenden Atmosphäre werden dann die betreffenden Metallsäuren,
z. B. Vanadinsäure, gewonnen. Verschiedene Ausführungsformen sind in der Patentschrift
und im Zusatz D. R. P. 265 769 zu finden. (D. R. P. 264 373.)
Oder man entzieht dem gemahlenen Erz (l-2 mm Korngröße) mit kochender verdünnter
~chwefelsäure das Vanadin und die anderen löslichen Metalle, dekantiert die geklärte Lösung
1n ein Ausfällgefäß und kocht nach Zusatz von N atri urnebiorat bis zm völligen Fällung des
Vanadins als rotes Hydroxyd. Dieses reine Hydrat wird gewaschen und bei entsprechend hoher
Temperatur getrocknet, so daß nach Entfernung allen Hydratwassers reines Vanadin p e n t-
o x yd znri.i.ckbleibt, das man nach einem bekannten Verfahren zum Metall reduziert. Die saure
La n 11 e, Chern.·techn. VorschriUen. 3. Auf!. I. Bd. 32
498 Metalle und Minerale.
Flüssigkeit wird zur Lösung neuen Erzes benützt, wobei das vorhandene Chlorat insofern günstig
wirkt, als es den Schwefel sulfidischer Erze zu leichtlöslichem Sulfat oxydiert. (D. R. P. 266 220.)
Zur Gewinnung des Vanadins, und zwar als reines Vanadinoxyd, frei von allen Metall-
verbindungen, löst man das Erz in Säure und behandelt es in dieser Lösung mit Ammonium .
persu lfat. (D. R. P. 270 346.)
Zur Gewinnung vanadinreicher Niederschläge, die neben etwas Aluminium über
70% Vanadinoxyd enthalten, fällt man saure vanadinhaltige Lösungen nach der Reduktion des
Vanadins bis zur dreiwertigen Stufe fraktioniert durch Oxyde, Hydroxyde oder Carbonate starker
Basen. Die stärker basischen zweiwertigen Elemente Eisen, Zink, Mangan oder Calcium bleiben
in Lösung und evtl. vorhandenes Kupfer wird bei der Elektroreduktion in metallischer Form ge-
wonnen. (D. R. P. 289 245.)
Zur Auslaugung von Vanadinerzen behandelt man das zerkleinerte Material mit einer
wässerigen Lösung von Alkalisulfid oder -polysulfid oder -hydrosulfid bei gewöhnlicher oder
erhöhter Temperatur nach dem Gegenstromprinzip, und reinigt die erhaltene Lauge des Alkali-
vanadates durch Einleiten von Chlor oder durch Behandlung mit einem ähnlich wirkenden Oxy-
dationsmittel. Die so in einfachster \Veise aus Bleivanadat oder anderen Erzen erhaltene reine
Natriumvanadatlösung wird dann in üblicher Weise auf Ammoniumvanadat oder Vanadinpent-
oxyd oder vanadinsaures Eisen verarbeitet. (D. R. P. 294 932.)
Zur Behandlung vanadinhaitigor Erze röstet man sie chlorierend, um Vanadat zu erzeugen,
gewinnt hierbei Schwefelsäureanhydrid und Chlor, die man in \Vasser auffängt und zur nochmaligen
Laugung des das Vanadin in dreiwertiger Form enthaltenden ersten Rückstandes benützt, der
dadurch ebenfalls in Vanadat übergeführt wird. Gegenüber der üblichen· Laugung mit \Vasser
ergibt sich eine Mehrausbeute von 15%. (A. P. 1 223 567.)
Zur Gewinnung von wasserlöslichen Vanadiumverbindungen röstet man die Vanadinerze
oder Verbindungen mit Kochsalz, einem relativ beständigen Alkalimetallsalz und schwefel-
haltigem Material. (A. P. 1 396 992.)
Das praktisch allein verwendbare Bleckersehe Verfahren der Extraktion von Vanadin
aus Carnotit und vanadineisenhaltigen Sandsteinkonzentraten wird nach 8. Fischer in folgender
\Veise ausgeführt: Man vermischt das Erz mit der nötigen Menge einer Lösung von Atzalkali
und Salz, dampft das Gemisch zur Trockne, wiederholt evtl. die Erhitzung unter Wasserzusatz
und erhitzt dann weiter auf 200-300°. Besonders wenn man nicht vom Roherz, sondern von
Konzentraten ausgeht, erhält man beim folgenden Auslaugen der Schmelze mit ·wasser das Alkali-
vanadat in befriedigender Ausbeute, filtriert dessen Lösung, neutralisiert die Lauge mit Schwefel-
säure, fällt mit Ferrosulfat und verschmilzt den getrockneten Niederschlag auf Ferrovanadin.
Der beim Aufschließprozeß zurückbleibende uranhaltige Rückstand wird als solcher getrocknet
und verkauft. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 26, 251.)
Zur Abscheidung von Vanadium, Uran oder Radium erhitzt man das betreffende Erz mit
Sodalösung unter hohem Druck, entfernt die Alkalilauge, extrahiert den Rückstand mit Säure,
filtriert und arbeitet den z. B. vanadium.haltigen Schlamm wie üblich auf. (A.P. 1399246.)
über die Herstellung von Vanadium aus Eisenerzen siehe A. P. 1 359 473.
Mineralien, die Eisen und Titan oder Vanadium oder beide Metalle enthalten, werden nach
D. R. P. 324 581 mit einem Lösungsmittel für die Metalle behandelt, worauf man die Lösung ein·
dampft, wenn Titan vorhanden ist, den •rrockenrückstand erhitzt, ohne jedoch die vorhandenen
Metallverbindungen zu zersetzen, mit vVasser aufnimmt und aus der Lösung durch Erhitzen die
Titanverbindungen ausfällt. Man filtriert dann, dampft die Lösung zur Trockne, röstet das
•rrockenprodukt zur Gewinnung von Eisenoxyden und löst aus dem Röstprodukt die Vana ·
d i um verbindungen heraus. Näheres in der Schrift.
Bei der elektrolytischen Abscheidung von Vanadium verwendet man einen Elektrolyten,
den man erhält, wenn man 1,75 Tl. Vanadinsäure durch Kochen mit 2 Tl. Atznatron und 160 Tl.
Wasser löst und 32 Tl. Salzsäure hinzufügt. Bei größerer oder geringerer Stromdichte als 1,9 bis
2,2 Amp. und einer Spannung von 1,88 Volt enthält der Niederschlag neben dem Vanadium
auch noch dessen Oxyde. (Sh. Cowper-Coles, Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1899, 375.)
Tantal wurde im Jahre 1802 von Eke borg in Min<Tal< n r.u~ Finnland und Soliweden l'ntdn:kc
Und ':Oll diesem so benannt. Ein Jahr vorher hattE' der EngiändcrHntehot tineinem aus Nord-
amerika stammenden Mineral das Oxyd eines ncuen Ell'mcntl's gefunden, dnß er ,, ls l' o l um h i lll'l
:~:2*
500 l\Ietalle und Minerale.
bezeichnete. Dieses ist mit Tantal nahe verwandt und wurde später Niob genannt. Tantal kommt
in der Natur meist mit Niob vor, und zwar in den Mineralen Tantalit und Col umbit, den Eisen.
salzen der Niob· bzw. der Tantalsäure, von der Formel Fe(Nb0 3 oder Ta0 3 ) 2 • Die Minerale
finden sich hauptsächlich in Amerika und Australien, kommen aber auch sonst in kleinen Mengen
auf der ganzen 'Velt vor, so z. B. in Europa besonders in Skandinavien. Das reine Oxyd wird am
dem Erz in der \Veise gewonnen, daß man dieses mit Kaliumbisulfat bis zur vollständigen
Lösung schmilzt, worauf man die Schmelze mit Wasser aufnimmt; die unlösliche Tantal-
sättre, die mit Eisen, Zinn, evtl. \Volfram verunreinigt ist, setzt sich ab. Durch Behandeln
mit Schwefelammonium und dann mit Salzsäure erhält man hieraus leicht die reine, weiße Säure.
Aus dieser reines, oxydfreies Tantal zu gewinnen war zunächst sehr schwierig. Werner vonBolten
stellte zuerst durch trockene Elektrolyse aus dem braungefärbten Tantaltetroxyd ein duktiles
Metall her, das einen Schmelzptmkt von etwa 2700° C hat. Da die elektrische Darstellung zu um-
ständlich war, arbeitete er ein anderes Verfahren aus, das noch heute gebräuchlich ist, und zwar
stellte er das Metall aus Tantalkaliumfluorid durch Reduktion mit Natrium her und unterwarf
das schwarzgraue Metallpulver einem Schmelzprozeß im elektrischen Vakuumofen. Auf die~,,
"'eise erhielt er einen metallisch glänzenden Regulus von reinstem Tantal.
Das Tantal (Ta = 181,5) bildet ein platingraues Metall vom Schmelzpunkt 2850° tmd der
Dichte 16,6. Es wird durch Halogene, besonders Fluor, und ferner von Flußsäure angegriffen,
in allen übrigen Säuren ist es unlöslich, verhält sich im übrigen ähnlich wie Niob. An der Luft
erhitzt läuft es zuerst gelb, bei 400° blau, bei 600° grauschwarz an. Höher erhitzt überzieht es
sich mit einer weißen Oxydschicht. Gegen Wasserstoff ist es empfindlich.
Tantal nimmt beim Erhitzen das 740fache seines Volumens an 'Vasserstoff auf, von dem
sich 550 Teile durch Glühen im Vakuum wieder entfernen lassen, während der Rest erst durch
Schmelzen des Metalles ausgetrieben werden kann. Die Tantal-Wasserstofflegienmg ist krystalli-
nisch, spröde und pulverisierbar und besitzt gegenüber dem reinen Metall den 2,lfachen elektri·
:;;chen 'Widerstand. (M. v. Pirani, z. f. Elektrochem. 1905, 555.) Bei Glühhitze bildet das Tantal
iln Stickstoffstrom Nitride.
Das Metall, das wegen seines hohen Schmelzpunktes und wegen der hohen Duktilität zu Glii[,.
Iampenfäden (0,02 mm Dicke) verwendet werden kann (403] zeigt bedeutende Zähigkeit und
Zerreißfestigkeit (90 kg/qmm) und hat den Vorzug, daß es nicht rostet und von Säuren und dE'r
Flamme nicht angegriffen wird, so daß man es bei Rotglut sterilisieren kann. (Chirurgische
Instrumente.) ·
Die Härte des Tantals geht aus folgendem Versuch hervor: Läßt man auf ein 1 mm dickes,
durch Hämmern von rotglühendem Tantalmetall erhaltenes Blech während 72 Stunden ununter·
brochen einen Diamantbohrer, der 5000 Umdrehungen in der Minute macht, einwirken, so erhält
man unter starker Abnutzung des Diamantbohrers nur eine kleine Mulde von etwa 0,25 mm
Tiefe.
Elektrochemisches Verhalten: Es wird als Anode in verdünnter Schwefelsäure fast momentan
für den Strom undurchlässig, da es sich sofort mit einer isolierend wirkenden feinen Oxydschicht
überzieht. Aus diesem Grunde ist es geeignet zur Herstellung elektrischer Umschalter, mittels
welcher man Wechsel- in Gleichstrom verwandeln kann, da der Strom nur in einer Richtung
durchgeht und ausgeschaltet ist, so oft die Tantalelektrode Anode wird.
Das Tantalmetall eignet sich als Platinersatz [363] auch zur Herstellung von chirurgisohell
und besonders zahnärztlichen Instrun1enten. Wegen seiner Härte und Elastizität dient es auch
zur Herstellung von Schreibfedern und kann daher Goldfedern ersetzen. Da es sich vollständig
nnmagnetisch verhält, verwendet man es auch in der Uhrfedernfabrikation, ferner zur Herstellung
der Grammophonstifte, Kochschalen für chemische Zwecke, unveränderlicher Normalgewichte
und schließlich zur Verarbeitung auf harte Spezialwerkzeuge. (lU. v. Pirani, Zeitschr. r. angew.
Chem. 25, 2017.) Vgl. Baumhauer, Das Tantal und seine Verwertung (Bayer. Ind.· u. Gew.-ßl.
IHl, 41).
Das Niob = Nb = 93,5 wurde als reines, mattgraues, glänzend polierbares Meta11 yon ckr
Dichte 12,7 und dern Schmelzpunkt 1950° aus Niobmineralien (Pyrochlor, Niobit, San:tarskit u. n.)
erst 1905 von W. v. BoIton gewonnen. Es wird in reiner Form nur von Flußsäure anp·e-
griffen und bildet in der Alkalischmelze Niobate.
· Zur Herstellung größerer Mengen metallischen Niobs reduziert man Niobpentoxyd nach
dem aluminathermischen Verfahren tmd verflüchtigt das in dem Regulus enthaltene Ahuninium
im Flammbogen eines elektrischen Vakuumofens. Die Eigenschaften des so gewonnenen reinen
jletalles und die Darstellung von Metallfäden aus Niob beschreibt W. v. Bolton in z. f. Elektro-
l'hern. 1907, 145.
höhen (Klaviersaiten enthalten 0,5% Ti). Man erzeugt zu diesem Zwecke Ferrotitan aus Rutil.
Ferrosilicium und Kohle im elektrischen Ofen (etwa mit 33,7% Ti, 43,69% Fe mtd 14,23% Si).
oder auch nach dem Goldschmidtschen Verfahren ein Ferrotitan mit 20-25% Ti oder ein Mate-
rial mit niedrigerem Titangehalt (10-15%) durch Zusammenschmelzen von titanhaltigen Eisen-
erzen und reduzierenden Mitteln ün Hochofen oder Tiegel. Dieses Ferrotitan wird dann dem Stahl
bei der Bereitung zugesetzt. Mangantitane mit 30-35% Ti, oder Legierungen, gewonnen au"
Titansäure und den Oxyden von Zink, Zinn, Blei oder Mangan durch Reduktion mit Aluminium
im Windofen, setzt man auch dem Kupfer zur Verbesserung zu. Gemische aus Eisen- und Titan-
carbiden, Titaniden und metallischem Titan werden wegen ihrer reduzierenden Wirkung zm
Desoxydation und Entgasung von Metallen benutzt. Sie entstehen im elektrischen Ofen au'
Titaneisenerzen tmd Kohle.
Über die Verwendung von Titan als Desoxydationsmittel bei der Eisen-, Stahl- und über.
haupt Metallgießerei, da es auch die Oxydverbindungen aus dem Kupfer entfernt, siehe Stahl
n. Eisen 1908, 1286.
Im Stahlbereitungsprozeß soll Titan nach Einwirkung von Ferrosilicium und Mangm1
die letzten Spuren von Gasen entfernen, sollte also dem geschmolzenen Metall außerhalb de:<
Ofens zugesetzt werden. Das Titan hat die besonders wertvolle Eigenschaft, Schwefel und Phos-
phor der Stahlschmelze anzugreifen, ihren schädlichen "\Nirkungen entgegenzuwirken oder sie zu
entfernen, und deshalb verbessert dieser Zusatz den Stahl ganz bedeutend. (E •.E'. Lake, Rcf. in
Zeitschr. f. angew. Chern. 27, 122.)
Ein Verfahren zum Entgasen schmelzflüssiger Metalle durch Zusatz von Titan
in Gegenwart von Kohlenstoff ist dadurch gekennzeichnet, daß man gleichzeitig organische Stofft>.
z. B. Kohlenhydrate, mit einführt, deren feinverteilt abgeschiedener Kohlenstoff die Bindung.
zwischen dem Titan und Stickstoff (Bildung von Cyanstickstofftitan) befördert. Die leb-
hafte Gasentwicklung reißt zugleich die Verunreinigungen an die Oberfläche der SchmelzP.
(D. R. P. 1-18 951.)
Das zur Beinigung von Metallen benutzte Titancarbid hat den Nachteil, schwerlöslich
und mit elementarem Titan oder Silicium verunreinigt zu sein, so daß es nicht voll zur Wirkun).!
gelangt. Man bereitet daher aus dem zu reinigenden Metall mit Titanoxyd und überschüssigem
Kohlenstoff ein Metallbad, dessen Temperatur man so hoch stellt, daß bei genauer Regelunf(
des Verfahrens das Titanoxyd zu Titancarbid reduziert wird, worauf man das Bad schnell ab-
kühlt. Das erhaltene Produkt dient dann als Zuschlagmasse und enthält das Carbid in löslicher
und reduzierbarer Form. (D. R. P. 292 470.)
In einer Reihe von Patenten der Titanium Alloy Manufacturing Co. (und A. J. Ross!)
ist die Verwend n ng von Titan als Legierungs-, Baffinations- und Härtungsbestandteil von
Legierungen gPschi.i.tzt. Auszüge dieser amerikanischen Patente finden sich in Chern.-Ztg. Re!l·
1912, 399.
Zur Abscheidung der Titansäure aus ihren Gemischen mit Eisen, Ahm1inium und anderen
.Metallen löst man 100 Tl. des bei der Bauxitverarbeitung resultierenden, 70% Eisenoxyd und
20% Titanoxyd enthaltenden Rückstandes in 100 Tl. konzentrierter Schwefelsäure und einer
Lösung von 300 Tl. Bisulfat in 1000 Tl. Wasser, elektrolysiert diese Flüssigkeit im Kathoden-
raum einer durch Diaphragma von der schwefelsäurehaltiges ·wasser enthaltenden Anodenflüssig-
keit getrennten Zelle mit Bleielektroden, fügt, wenn die grünliche Lösung blau ist, weniger Soda-
lösung zu, als zur Neutralisation nötig ist, filtriert die ausgefallene bläuliche, eisenfreie Titansäure,
und wäscht mit bisulfithaltigem ·wasser. Getrocknet wird sie an der Luft reinweiß. (D. R. P.
1o22o7.)
Zur Erzeugung von Titanoxyd erhitzt man gebrochenes Ilmeniterz, FeO · Ti0 2 , nach
magnetischer Entfernung des vorhandenen Magnetits mit soviel Koks (7,3-10,6% C), daß nach
den Gleichungen
FeO · Ti0 2+ C = Fe + Ti0 2 +
CO; 2 FeO · Ti0 2 +
3 0 = 2 Fe +
Ti 20 3 +
3 CO
nur das Eisen, nicht aber das Titan reduziert wird. Bei etwa 1800° erhält man eine gesinterte,
leicht zerkleinerbare Masse, die mechanisch vom Titanoxyd befreit wird (man scheidet die Eisen-
teilchen magnetisch aus), worauf man die nichtmagnetische Masse mit lOproz. Schwefelsäurt"
behandelt, um das noch zurückgebliebene Eisen zu entfernen. Das rückständige Titanoxyd wird
gewaschen und getrocknet. (A. P. 921. 686.)
Die Gewinnung von Titanoxyd durch Behandlung einer gewaschenen Ilmenniterz-Alkali-
sulfidschmelze mit verdünnter Mineralsäure oder Chlor zur Zersetzung des Reaktionsproduktes
unter Schwefelwasserstoffentwicklung ist in den A. P. 1106 409/410, 1171 ö42 und l 201 641
beschrieben.
Zur Gewinnung von Titan-Sauerstoffverbindungen schließt man die Titan und Eisen enthalten-
den Stoffe mit geringeren Mengen Schwefelsäure oder Bisulfat als bisher üblich war, stufenweise
anf und reinigt die erhaltenen Titanhydratverbindungen durch wiedcrholtes Aufschließen, Ans-
laugen und Fällen. (D. R. P. 300 898.)
Zur Trennung der Tantal-, Niob- und Titansäure voneinandc>r und von andPrPn
Elementen fällt man die samen Lösungen der Säuren durch Kochen mit schwefliger Säure, ver-
schmilzt das Niederschlagt;produkt mit Soda und Oxydationsmitteln und scheidet durch Kochen
mit \Vasser das Titan ab, während aus dem Filtrat das Tantal durch Kohlensäure oder Bicarbo-
nHte gefällt wird und die Niobsäure im Zustande größtt>r Reinheit im letzten Filtrate bleibt.
(D. R. P. 221 429.)
Zur Fällung von Titansäure au~ konzentrierten Lösungen, z. B. enthaltend im Liter 80-350 g
Ti0 2 und 100-500 g Schwefelsäure, die nur an Titan gebunden ist, braucht man die Lö,;tmgPn nur
zu erhitzen. Man kann solche konzentrierte Laugen, die weniger Säure enthalten als den normalen
Salzen des vierwertigen Titan entspricht, zum Aufschließen titanhaltigPr Erze mit einer geringen
Menge Schwefelsäure benützen. (D. R. P. 310 502.)
. Zur Gewinnung von Titan- oder Vanadinverbindungen aus eisenhaltigen Erzen laugt man
chese mit einem Lösungsmittel für die genannten Metalle aus, dampft die Lösung zur Trockne,
e~hitzt das titanhaltige Hückstandsprodukt ohne Zersetzung der in ihm enthaltenen Metallver-
bmdungen, behandelt mit Wasser, fällt die Titanverbindung durch Erhitzen aus, filtriert sie ab,
dampft die Lösung zur Trockne, röstet den Rückstand zwecks Bildung unlöslicher Eisenoxyde
lln~l behandelt das Röstprodukt mit, einem Lösungsmittel für Vanadin. In der Schrift sind auch
BE-Ispiele zur Gewinnung dE-s Vanadins aus titanfreien oder titanarmen Eüwm•rzen angegeben.
(D. R.P. 324581.)
Zur Gewinnung von Titan-Sauerstoffverbindungen neben stiekstoffhaltig<"n Pmdukten
erhitzt man Ilmenit oder einen anderen eisenhaltigen Titanrohstoff im Gemi,:cb mit einem Re-
dnktionsmittPl im Stickstoffstrom und extrahiert aus der Masse das gebildete metallische Eisen
mit Sänre, diE' die Titanwrbindung unangegriffen läßt. (Norw. P. 3l 696.)
Über 'l'itansäure als Beizmittel sielw diP Angabe von J. Barnes, Hd. in .Jahr.-Ber. t. ehern.
'ree,bn. 1885, 997.
504 Metalle und Minerale.
Die Kolloide sind nicht, wie Gra h am, der Bahnbrecher auf dem Gebiet der Kolloidchemie,
lloch meinte, Angehörige einer eigenen 'Velt, die jener der Krys.talloide scharf getrennt gegenüber-
~teht, sondern zwischen beiden Reichen ist ein unmerklicher Ubergang und ein stetiges Werden
das Kennzeichnende. Durch diesen 'Veg, der über die Zerstörung der Krystalle durch Schmelz-
uder Lösevorgänge zum kolloidalen Zustand derselben Materie führt, erschloß sich erst die Mög-
lichkeit der Erkenntnis des innersten Wesens chemischer Vorgänge. Der Abschluß der letzteren
führt zum kolloidalen Stoff, der Krystall ist ein Produkt der Auswahl und dementsprechend
"in Zwischenstadium zum Endprodukt der kolloidalen Form der Materie. Charakteristisch für
den Begriff Kolloid ist nur das typische Merkmal des Nichtvorhandenseins von 0 s m 0 ti s c he m
Druck. Kolloide sind demnach Substanzen in so feiner Verteilung, daß an ihnen die Oberflächen-
energie besondere 'Werte annimmt und sie Eigenschaften erhalten, die ihnen in der Krystalloid-
form nicht zukommen. In der kolloidalen Lösung liegt der betrefftnde Stoff als Sol vor, und man
unterscheidet, je nach der Art der Flüssigkeit, Hydrosole bzw. Organosole, wenn das eine Mal
'VasseI' und das andere Mal Alkohol oder ein anderes organisches Lösungsmittel zur Verwendung
"elangen. Das Sol ohne Lösungsmittel, also im ausgefällten oder durch Verdunsten gewonnenen
Zustande heißt Gel, und man unterscheidet auch hier Hydrogele und Organogele. Zur Sichtbar-
l11achung der kolloiden Teilchen bedient man sich des Ultramikroskopes, zu ihrer Separierung
"on den Krystalloiden der Dialyse, das ist eine Filtration durch 'Vände, die für Krystalloidstoffe
nnpassierbar sind.
Eine Kochsalz- und eine Leimlösung zeigen eine Anzahl charakteristischer Unterschiede,
die den Ausgangspunkt für die Festsetzung krystalloider Stoffe und Lösungen als Gegensatz
zu den kolloiden (colla, Leim) Stoffen und Lösungen bildeten. In beiden Fällen nimmt man
j'pinste Zerteilung der Materie bis zu molekularen Dimensionen an, doch unterscheiden sich die
krystalloiden Lösungen fundamental dadurch von den kolloiden, daß im Zusammenhang mit
der Art, Form und Größe der Moleküle die Teilchen der Salzlösung durch gewisse Filterwändp
hindurchgehen (siehe Kapitel [43]), während die Leimteilchen zurückgehalten werden. Im Dialy-
:;stor, einem mit Pergamentpapierboden versehenen, in einem größeren mit Wasser gefüllten
Gefäß schwimmenden niedrigen Zylinder, diffundieren demnach die krystalloiden Teilchen durch
die erstarrte Gallerte des Pergamentpapieres hinaus in das umgebende reine \Vasser, das all-
mählich zur Salzlösung wird, während die kolloiden Stoffe im Dialysierzylinder zurückgehalten
werden. W'ährend der Dialyse von Suspensionen oder Kolloiden, die Salze, z. B. Kaliumchlorid
e'nthalten, bläst man zur Beschleunigung des Vorganges zweckmäßig einen heißen Luftstrolll.
auf die Flüssigkeit, wodurch die Lösung eingedampft wird und das Salz schneller austritt
(D. R. P. 323960.)
Dampft man dann, wenn z. B. das Gemenge einer Leim- und Salzlösung dialysiert wurde,
nach öfterer Erneuerung der den Dialysierzylinder umgebenden Flüssigkeit diese gesammelten
\\'ässer ein und trocknet man die in ihnen zurückgebliebene Leimgallerte, so erhält man Leim
nnd Salz in ursprünglicher wieder lösbarer und dialysierbarer Form zurück, das heißt das Krystal-
loid Salz und das Kolloid Leim sind reversible Stoffe im Gegensatz zu den irreversiblen, di<,.
wie z. B. Kieselsäure oder kolloidale Metalle, nicht ohne weiteres durch bloßes Zusammenbringen
lllit Lösungsmitteln wieder in den dialysierbaren Zustand über geführt werden können. Man muß in
k~tzterem Falle, von Ausnahmen abgesehen, besondere Wege der Zerteilung jener irreversiblen Stoffe
PlI:schlagen, die man als Peptisierung bezeichnet. Die Dispersion, das ist diese Art der Zer-
teIlung, und ihr Grad ist von der Beschaffenheit des Dispergens (das Medium, in dem sich die
Teilchen befinden) und des Dispersums (die Teilchen selbst) abhängig und kennzeichnend für die
-·~rt des Zustandes, den man als krystalloide Lösung bzw. Suspension, Emulsion, Schatnn, Rauch,
.\ebel usw. bezeichnet, je nachdem wieweit die Zerteilung der Materie in einem speziellen Medium
zpgangen ist.
. Neuerdings werden, wie H. Plauson in Chern. Ztg. 44, 553 u. 565 näher ausführt. kolloide
Lhspersionen, z. B. zur Herstelltmg kolloidaler, "flüssiger" Heizkohle, fabrikatorisch durch Tot-
lllahlung (siehe Cellulose ßd.II [195]) der Stoffe in Kolloidmühlen erzeugt .
.. Zwischen der Lösung und der Suspension als den beiden Extremen liegt die kolloidale
Losung. Technische Bedeutung besitzt vor allem letztere und jener Zustand der Materip,
(]l'r zur kolloidalen Lösung führt. Die praktischo Arbeit bei der Herstellung kolloider Stoffe
oder Lösungen erst.reckt sich auf die Art der Zerteilung des Stoffes, auf den Schutz der in Lösung
~E'brachtpn Teilchen gegen Ausflockung durch Umhüllung mit Schut.zkolloiden und auf die Al)-
506 Metalle und Minerale.
scheidung der Kolloide aus ihrer pseudogelösten Solform als Gele durch Koagulation (Pektisation).
Ein wichtiges Hilfsmittel beim Arbeiten mit kolloidalen Lösungen bildet der elektrische Strom,
der die suspendierten, emulgierten oder kolloidal gelösten Teilchen, die ebenso wie die Ionen
der krystalloiden Lösungen Ladungen von verschiedenem Vorzeichen darstellen, zwingt in der
Richtung zur Kathode bzw. Anode zu wandern, wodurch ein Weg zur Abscheidung der Stoffe
gt'geben ist.
Vgl. z. B. das Verfahren zur Trennung von Komponenten aus Gemischen, die Suspensions.
oder Emulsionskolloide, echte Kolloide, Ionen oder gelöste Körper enthalten, auf elektroosmo-
tischem "Vege in D. R. P. 291672. Vgl. ferner die betreffenden Abschnitte z. B. Bd. 11 [120].
In Z. f. Kolloide 1909, 1 erörtert K. Arndt die Bedeutung der Kolloide für die Technik und
weist auf die zahlreichen Gebiete hin, in denen die Erkenntnis des Wesens dieser festen, nicht.
krystallinischen, aber auch nicht amorphen Substanzen häufig erst die Grundlage zum VerständniH
einzelner chemischer Vorgänge bietet. So enthält z. B. Goi d I' u bin gl a s das Gold in kolloidalt'r
Lösung, aus der es sich beim Abkühlen zunächst in so kleinen Teilchen ausscheidet, daß das Glas
farblos bleibt, während sie bei wiederholtem Erhitzen wachsen und die Masse dann färben;
ebenso wird auch im natürlichen Rubin die Färbung, die sich mit der Temperatur verändert,
durch kolloidales Chromoxyd erzeugt. Die Spiegelfabrikation, die Erzeugung der Bromgelatine.
platten, die erst durch das Lagern, wenn sich die kolloidalen Bromsilberteilchen zusammenballen,
die höchste Lichtempfindlichkeit erhalten, die Reinigung der Abwässer, die Herstellung kera·
mischer Waren aus gelagerter Porzellanerde bzw. aus Tonmassen, die erst durch Zusatz von Alkali
oder durch vorhandenes Alkali in die Kolloidform übergeführt werden, wodurch die höchste
Plasticität erreicht wird, die Herstellung der Wolframfäden, der Klebstoffe und zahlreicher
anderer Vorgänge, sind auf das Vorhandensein kolloidaler Stoffe zurückzuführen, und ganze In·
dustrien, wie z. B. jene der Gerberei und Färberei, sind auf der Kolloidchemie aufgebaut.
Eine praktisch und theoretisch gleich wichtige Anwendung finden die kolloidalen Metalle
und Metallverbindungen als Kontaktstoffe, praktisch insofern, als die fein zerteilten Substanzen
Reaktionen auszulösen vermögen, die sonst schwierig oder gar nicht ausführbar sind und theore·
tisch wegen der innigen Beziehungen, die zwischen K 0110 i den, K 0 n t akt s t 0 f f e n und
Fermenten (Enzymen), das sind Grundsubstanzen der Lebensvorgänge, bestehen.
auf 90 0 und erhält so eine kolloidale Silberlösung mit 2,75% Silber, die nunmehr der Osmose unter-
worfen wird. Dureh Eindampfen der Lösung oder Fällung mit Alkohol oder Aceton vermag man
dann das Hydrosol in festem, löslichem Zustande herzustellen. (D. R. P. 272386.)
Zur Herstellung kolloidaler Metallösungen mischt man die neutrale kochsalzfreie Lösung
von z. B. 9,7 g Pepton in 1,171 \Vasser mit der gleichen Menge einer 0,1 proz. wässerigE'n MetaIl-
salzlösung unter Zusatz von 0,1 % Phenol berechnet auf die Gesamtmischlmg. In der Schrift. ist
die Bereitung von Silberkolloid aus Silbernitrat und von Eisenkolloid aus EisE'nchlorid be-
schrieben. (D. R. P. 320796.)
Vielleicht wären auch die dem Grade ihrer Wirksamkeit nach aufeinanderfolgenden Schut.z-
kolloide: Stärke Tragant, Leim, Dextrin, Gummiarabicum, Protalbin- und Lysalbinsäure (als
~atronsalze), schließlich benzylsulfaminsaures Natron die z. T. auch im Galvanisierprozeß als
Baderzusatz verwandt werden, geeignet, kolloidale Metalle am Ausflocken zu verhindern. Jene
Stoffe dienen in der Textilfärberei als Schutzkolloide für Entwicklungsfarbstoffe (zur ErzE'ugung
glatter und dtmkler DruckeffektE') da sie die Absorption der Kübenfarbstoffe durch Stärkver-
dickung verhindern. (L. Lichtenstein, Färberztg.24, 21).
Nach Ostwald ist ein Katalysator jeder Stoff, der, ohne in den Endprodukten einer chemischen
Reaktion zu erscheinen, die Geschwindigkeit der letzteren verändert. Nach Bredig sind Kataly-
satoren solche Stoffe, die eine Reaktionsgeschwindigkeit erhöhen ohne in einem stöchiometrischen
"erhältnis zu den umgesetzten Substanzmengen zu stehen.
Diese Reaktion der Katalyse wurde schon von Berzelius in die Chemie eingeführt und später
besonders von Schönbein ausgebaut. Charakteristisch für das Wesen des Vorganges sind die äußerst
g~ringen Mengen, die imstande sind, katalytisch zu wirken, so z. B. 1 g Molekül Kupfer noch in
elUer Milliarde Liter Wasser. Ferner aber auch die Tatsache der Empfindlichkeit vieler Kata-
lysatoren gegen Stoffe, die wie Blausäure, Jod, Sublimat tmd Schwefelwasserstoff, aber auch
Anilin, Brom, Oxalsäure tmd in schwacher Wirkung auch Pyrogallol, Nitrobenzol und phosphorige
Säure, ebenso wie alle Protoplasmagifte, als wahre Katalysatorgifte wirken. Zu den Katal)'-
510 Metalle und Minerale.
satoren zählen auch die organischen Fermente, also Enzyme, die schon in kleinen Mengen
beträchtliche. chemische Umwandlungen hervorzurufen vermögen, ohne selbst in den Endpro-
dukten der Reaktionen zu erscheinen. Sie spielen im organischen Leben eine der wichtigsten,
wenn nicht übt'rhaupt die bedeutendste Rolle. VgJ. Bd. IV [590J. (A. Zucker, Zeitsehr. f. angew.
Chem. 1909, 1982.)
Katalysatoren und Fermente haben das wichtige Moment gemeinsam, daß sie nicht wahl-
los chemische Reaktionen einleiten oder bt'günstigen, sondern nur für spezifische Zwecke geeignet
sind oder, wie Emil Fischer sich ausdrückte, nur Schlüssel für bestiInmte Schlösser sind.
So wird z. B. die \Vasserbildung aus den Elementen, die Verzuckerung der Stärke, die Wasser-
stoffanlagerung an ungt'sättigte Verbindungen (Fetthärtung), aber auch die Zersetzung des Wasser-
stoffsuperoxydes oder anderer, auch organischer Körper durch die Gegenwart äußerst geringer
Mengen von Säure, besonders aber feinverteilter Metalle in hohem Maße beschleunigt. Auf der
Einleitung, Fortführung und Beschleunigung jener chemischen Reaktionen mit Hilfe der Kata-
lysatoren oder Kontaktstoffe beruht ihr technischer \Vert, der im Prinzip durch den Zeitgewinn
gt'kennzeiclmet ist, den man mit Hilfe katalytisch wirkender Stoffe erzielt. Sie werden entweder
in reiner Form angewandt, wie z. B. Metallpulver oder auch Lösungsmittel, die häufig eine be-
deutende katalytische \Virkung äußern (Wasser, Alkohol usw.), oder man fixiert sie auf porösen
T r ä ger n, deren Zweck es ist die Oberfläche der wirksamen Substanz weiter zu vergrößern und
ihre Handha bun g zu erleidltern.
Zur Her,;tellung von als Träger fiir Kontaktstoffe dienenden Tonkörpern versieht man einen
nicht saugfähigen, säure- und hitzebeständigen, kugeligen oder plattenförmigen Tragkörper
mit einer porösen, saugfähigen Schicht, die man mit der Unterlage durch Brennen versintert,
taucht dann den Tonkörper z. B. in Platinlösung ein und erhält das Kontaktmetall so in voll-
ster Wirksamkeit, da die Metallsalzlösung den Tragkörper nicht durchdringen konnte. Beim
Unwirksamwerden des Kontaktstoffes kann man ihn dann leichter aus der dünnen Schicht herauR·
lösen als aus massiven Tonkörpern. (D. R. P. 119279.)
Als druckfester und widerstandsfähiger Träger für Kontaktsubstanzen, z. B. katalytisch
wirkendes Platin, eignet sich ein Erdalkalisulfat, das man erhält, wenn man z. B. Calciumchlorid
bei hoher Temperatur mit Schwefelsäuredämpfen oder mit schwefliger Säure, Luft und Wasser-
dampf behandelt. (D. R. P. 127846.)
Nach einem anderen Verfahren wählt man als poröse, widerstandsfähige Träger für kataly-
tische Substanzen Oxyde und Hydroxyde sowie Salze, die eine flüchtige Säure enthalten, und mischt
diese mit Salzen aus flüchtigen Basen und schwer- oder nichtflüchtigen Säuren zum Teig, den
man so lange erhitzt, als noch gas- oder dampfförmige Produkte entweichen. Geeignete Mischungen
sind z. B. Mangancarbonat und Ammoniumphosphat oder 88 Tl. des letzteren und
315 Tl. des mit 8 aq krystallisicrenden Bariumhydroxydes, das vorher bis zur völligen Wasser-
austreibung erhitzt wurde. (D. R. P. 131 871.)
Zur Herstellung von Kontaktmassen zur katalytischen Behandlung von Gasen mischt man
die Metallverbindungen mit Zement und formt die Massen ohne Druck und ohne zu brennen.
Für die Kohlenoxydoxydation eignet sich z. B. eine sehr poröse und sehr haltbare Masse aus 85%
Zement, 10% Kupferoxyd und 5% Aluminiumoxyd, die bei 210 0 beginnend, bei 360 0 die beste
Ausbeute gibt, während mit Ton oder Lehm als Grundlage die Reaktion erst bei 650 0 beginnt
und bei 780-825 0 zur besten Ausbeute führt, also bei einer Temperatur, bei der der Kontakt-
körper unter beginnender Sinterung die Porosität und dadurch an \Virksamkeit verliert. (D. R. P.
312 726.) ..
Zum Uberziehen von Stoffen mit stark entwickelter Oberfläche, wie Bolus oder Entfärbungs-
kohle, mit Schwermetallen oder deren wasserunlöshchen Verbindungen läßt man die Stoffe da~
Schwermetallsalz aus einer z. B. 0,4proz. wässerigen Kupfersulfatlösung adsorbieren und führt
dann das Salz z. B. durch Reduktion oder auf chemischem Wege in die unlösliche Verbindung über.
Man erhält so durch Erwärmen mit Natronlauge über das Hydroxyd eine Kupferoxydschicht
bzw. durch Reduktion im Wasserstoffstrom oder mIttels Hydrazinhydrats mit Kupfermetall über-
zogene Kohle. Auch versilberte Träger lassen sich auf diesem \Vege der Erzeugung von Kontakt-
materialien herstellcn. (D. R. P. 309187.) .
Nach D. R. P. 299283 dienen als T r ä ger für die katalytisch wirksamen Stoffe (Pallad mm -
chlorür, Nickelnitrat, Mangansulfat, letzteres für die Oxydation des Ammoninmsulfits zu~
-sulfat (Bd. IV, [198]), Platinchlorid, Osmium-, RutheniulYlmlz, Ammoniummolybdat - jeweIls
reduziert) kür:stliche Natrium- oder Ammoniumzeolithe (Bd. III, [606]). Nach dem
Zusatzpatent braucht man den Bas8naustausch nicht unmittelbar zu vollziehen, sondern I?h
genügt z. B. dcn Zeolithen mit Lösungen von Platinchlorid oder anderen Kontaktstoffe!l zn
tränkeIl. JedenfalIR wählt man solche Katalysatoren, bei deren Herstellung Einwirkung von
Verbindungen des betreffenden Kontaktmetalle'l auf unlösliche basenaustauschende Verbindungen
so erfolgt, daß unmittelbarer Basenaustausch nicht stattfindet. (D. R. P. 305001). Die Mas:;e
wird dann getrocknet, in Wasserstoffstrom erhitzt und evtl. ausgewaf\chen. . ..
Die Herstellung eines keramisehen Trägers für Kontaktstoffe, bestehend ans kleinen Rohr-
ehen, die mit PI at i n lösung imprägniert werdfm, so daß bei der folgenden Reduktion eine doppel-
wandige Kontaktschichtmaterialschicht entsteht, ist in D. R. P. 317 979 besehriebfm.
Kolloidale Stoffe und Metalle. 511
Statt des keramischen Kontaktstoffträgers wendet 1Il.an besser metallische hohle und
gelochte Materialien an, die man platiniert bzw. mit dem betreffenden Kontaktstoff überzieht,
wodurch eine gleichmäßigere Temperatur, die schnellere Ausbreitung evt.l. anzuwendender äußere]'
Kühlung und wegen der hohen 'Värmeleitungsfähigkeit des Trägers auch ein schnellerer Verlauf
der Reaktion gewährleistet wird. (D. R. P. 220700.)
Als Katalysatorträger, besonders bei der Darstellung von Aceton aus Essigsäure, eignet
sich Al u mi ni um oder eine Legierung des Metalles, das man dm'ch starkes Rühren im geschmol-
zenen Zustande bis zum Erkalten in Form grober poröser Stücke erhält. Diese Granalien werden
dann in der Lösung einer Calcium- oder Bariumverbindung gekocht, wodtU'ch der wirksame
Katalysator auf dem Metalle niedergeschlagen wird. (E. P. 171391.)
Ein Katalysator aus einer mit fein zerteiltem oxydfreiem Metall beladenen Trägerma""e
Ist ferner in A. P. 1 400 203 beschrieben.
Zur Herstellung von Katalysatoren dampft man den nicht gewaschenen Niederschlag de"
Salzes eines katalytisch wirksamen Metalles mit Ammoniak zur Trockne, glüht ihn zur Bildun"
des Oxydes und reduziert dieses bei 250-350 0 im Wasserstoffstrom. (A. P. 1400247.) 0
von 1-1,5 Mol. Zinnoxydul einfließen, setzt eine konzentrierte Lösung von Ammoniumcitrat
zu, bis das gesamte kolloidale Quecksilber als schwarze Masse ausgefallen ist, neutralisiert mit
Ammoniak, läßt absetzen, zieht die überstehende Flüssigkeit ab und trocknet den Schlamm,
der dann feste, schwarze, metallisch glänzende Stücke bildet, die sich in 'Wasser dunkel unter
starker Fluorescenz lösen. (D. R. P. 102958.)
Zur Herstellung einer kolloidalen Quecksilberlösung elektrolysiert man sehr verdünnte,
ca. 0,004fach normale, möglichst säurefreie Mercuronitratlösung mit eincm Strom von 220 Volt
und 0,2-0,3 Amp. zwischen Platinplatten als Elektroden unter Zusatz von Gelatine zwecks Er-
höhung der Haltbarkeit der Lösung. Oder man erzeugt in Leitfähigkeitswässern zwischen einem
Zink- oder Eisendraht als Anode und einem amalgamierten Zinkstab als Kathode einen Licht-
bogen und erhält so, übrigens auch aus anderen Metallösungen (Blei, Kupfer, Nickel, Eisen, Zink),
gelbe bis dunkelbraun gefärbte Flüssigkeiten von verschieden langer Haltbarkeit. (J. Billitzer,
Ber. 30, 1929.)
Zur Herstellung von kolloidalem Quecksilber vermischt man Goldsol in einer Verdün-
nung von 1 : 1 Mill. mit der gleichen Menge einer gleichstarken Quecksilbersalzlösung, die mit
1 pro Mille Wasserstoffsuperoxydlösung versetzt ist. Das Gold wirkt als Träger für die Queck-
silberteilchen und zugleich als Schutzkolloid gegen die Oxydation des Hg. Das Goldsol erhält
man durch Zerstäubung von Gold aus Goldelektroden mittels des elektrischen Lichtbogens in
einer Atznatronlösung. Die kolloidale Quecksilberlösung wird subcutan medizinisch angewendet,
dürfte sich jedoch auch für verschiedene technische Zwecke eignen. (D. R. P. 217 724.)
Zur Verlängerung der Lebensdauer katalytisch wirkender Quecksilberverbindungrn
bringt man nach Norw. P. 33 126 gleichzeitig oder abwechselnd mit dem katalytisch wirkenden
Prozeß mittels einer Quecksilberanode bei Gegenwart von Quecksilber einen elektrischen Strom
zur Wirkung.
Über die Gewinnung von kolloidalem Zirkonium durch Laugung der auf alumino-
thermischem Wege gewonnenen schwärzlichen, mit Salzsäure vom Magnesium befreiten Zirkon·
masse mit Wasser berichtete Wedekind auf dem o. Kongr. f. angew. Chern. 1903.
Über die Herstellung kolloidalen Zirkons durch Reduktion von ZirkonkaIiumfluorid
mit metallischem Kalium in einem besonderen Vakuumapparat, die Dialysierbarkeit der so ge-
wonnenen gelb grauen Kolloidlösungen und ihre ultramikroskopische Untersuchung siehe E. Wede-
kind, Zeitsehr. f. angew. Chern. 1907, 110.
Zur Herstellung einer kolloidalen Arsenlösung erhitzt man eine klare Lösung von 14 bis
15 Tl. weißer Gelatine in 900 Tl. Wasser und 100 Tl. 30proz. Schwefelsäure mit 1-4 Tl. Arsen-
trioxyd bei Gegenwart eines eingetauchten Zinkstabes auf dem Wasserbade und dialysiert die
schließlich dunkelrotbraun gewordene Lösung. (D. R. P. Anrn. E. 19990, KI. 12 i.)
Zur Herstellung einer kolloidalen orangegelben bis dunkelroten Selenlösung kocht man
eine wässerige verdünnte Sulfitlöslmg kurze Zeit mit einer Messerspitze voll Selen, filtriert und
verdünnt 1 ccm der Lösung mit destilliertem 'Wasser auf 11. Beim Ansäuern mit einigen Tropfen
verdünnter Salzsäure färbt sich die Flüssigkeit in dem erwähnten Farbton. (J. ~Ieyer, Z. I. Elek-
trochern. 20, 80.) - über kolloidalen Schwefel s. Bd. IV. [67J.
Eine heute noch sehr wertvolle Arbeit über elektrische Metallzerstäubung zwecks HersteIlull!!
von Spiegeln, namentlich hinsichtlich der Eigenschaften der kolloidal zur Abscheidung gelangenden
Metalle von A. W. Wright findet sich in Ind.-Blättern 1878, Nr. 3, 4 u. o.
Über die Herstellung kolloidaler Metallösungen durch elektrische Zerstäubung der Metalle
unter Wasser zwischen Elektroden des betreffenden Metalles und die Eigenschaften dieser ver·
schieden gefärbten Lösungen siehe die Angaben von G. Bredig in Zeitsehr. f. angew. ehern. 1898, 951.
Zur elektrischen Darstellung kolloidaler Metalle (Zinn, Silber, Gold, Blei, nicht aber
Aluminium) suspendiert man die Folie des zu zerstäubenden Metalles in einer Lösungsflüssigkeit,
und schließt den Strom von geringer Stärke und einer Potentialdifferenz von etwa 110 Volt zwischen
Eisen- oder Aluminiumelektroden bis die Metallblätter unter lebhafter Funkenbildung völlig
zerstäubt sind. Man kann auch nach einem anderen Verfahren mit der Sekundärleitung eines
großen Funkeninduktoriums arbeiten und gewinnt in diesem Falle mit Wasser, Holzgeist od~r
Ather als Lösungsmittel Magnesium, Zink, Aluminium, Zinn, Antimon, Eisen, Nickel und dw
Alkalimetalle in kolloidaler Form. Man erhält so nach der ersten Methode in Methylalkohol
braunes kolloidales Zinn, olivgrünes Silber, blauviolettes Gold, tiefbraunes bzw. im reflektierten
Licht blauschwarzes Blei. Nach der zweiten Methode der Zersetzung granulierter Metalle Ullt~r
der Flüssigkeit in absolutem Ather olivgrünes Magnesium, schwarzes Antimon, braun h~s
schwarze Metalle der Eisengruppe und des Wismuts, ferner in Ather oder Ligroin violettes kollol -
dales .. Natrium und blauviolettes Kalium. (Tb. Svedberg, Ber. 1905, 3616.)
Uber die Herstellung kolloidaler Lösungen von Silber, Kupfer, Zinn und Blei (Platin, Alu-
minium und Cadmium reagieren nicht) durch Zerstäubung der Metalle in ultraviolettem
Licht siehe Svedberg, Ber. 1909, 4375.
Zur Gewinnung kolloidaler Metalle breitet man auf dem Boden einer mit 1 proz. b~llZO'
lischer Kautschuklösung gefüllten Schale zwischen den eintauchenden Polen eines Induktoflums ,
zu denen eine Kapazität parallel geschaltet ist, fein verteiltes Blei aus und schließt den ~trc:n:.
Unter lebhaftem Funkensprühen färbt sich die mit zerstäubtem Blei erfüllte FlüssigkeIt tJel·
Kolloidale Stoffe und Metalle. 515
schwarz, läßt sich filtrieren und bildet dann eine unbegrenzt haltbare kolloidale Bleilösung.
(D. R. P. 260470.)
So erhält man auch durch Zerstäubung unter luftfreiem Wasser befindlicher Cadmium-
elektroden im Lichtbogen von 5-10 Amp. und 30-40 Volt eine tiefbraune, an der Luft oxydable,
bei Luftabschluß, nach Zugabe von etwas Gelatine, jedoch lange haltbare kolloidale Ca d m i um -
ösung. (G. Bredig, Zeitsehr. f. physikal. Chern. 32, 127.)
Zur Herstellung von elektrokolloidalen Hydrosolen von Metallen, die sich bei der elektrischen
Zerstäubung unter Wasser oxydieren, zerstäubt man z. B. Kupfer in einer Lösung von 0,75 g
Natriumhydrosulfit oder 0,75 g Pyrogallol und 1 g Gummi arabicum in 1000 ccm Wasser bei
8 Amp. und 2 Volt und erhält nach der Dialyse der Lösung unter Luftabschluß dunkelrotes
Kupferhydrosol. In ähnlicher Weise zerstäubt man Eisen in einer Lösungtvon 0,75 g Brenz-
catechin und 1 g Albumose in 1000 ccm Wasser, säuert die dunkelrote Pseudolösung an, wäscht
den abgesetzten Niederschlag unter Luftabschluß mit luftfreiem Wassre und löst ihn in Alkali.
(D. R. P. 326665.)
Lösung des katalytisch wirksamen Metalles nicht ausreichenden Menge Säure oder Bisulfat
und schlägt den in Lösung gegangenen Teil auf dem ungelöst gebliebenen wieder nieder. Die
geringe Säuremenge bewirkt z. B. die teilweise Lösung des Nickels und eine weitgehende Aui-
lockerung des ungelöst bleibenden Oxydes, so daß ein Katalysator von der ursprünglichen Wirk-
samkeit erhalten wird. (D. R. P. 313192.)
Zur Wiederbelebung von Fetthärtungskatalysatoren verrührt man sie nach mechanischer
Abtrennung des Hartfettes in der Wärme mit gut raffiniertem z. B. Olivenöl während 45 Minuten,
trennt dann das Öl ab, kocht mit Äther aus und erhitzt den Katalysator, z. B. das Nickelborat,
während 45 Minuten im Wasserstoffstrom auf 430-440°. (D. R. P. 319832.)
Nach Norw. P. 33 639 werden die verbrauchten Metallkatalysatoren durch bloßes Erhitz"lI
auf l1öchstens 600 0 von den organischen Verbindungen befreit.
Über Wied erbeleh ung speziell der Fetthär tun gs.K atalisatoren s. Bd. III [380J.
Nach A. Wagner, Polyt. Zentr.-BI. 1800, Nr.1 erhält man einen Ersatz für feinverteiltes
Platin durch Trocknen des Niederschlages von basisch chromsaurem Kupferoxyd, den man durch
Fällung gesättigter Lösungen von Kupfervitriol und Kaliumbichromat mit kohlensaurem Ammo-
niak gewinnt.
Zur Herstellung platinmoorähnlicher Katalysatoren aus Chrom, Titan, Zirkon
und ähnlichen Schwermetallen erhitzt man die Ammoniaksalze der säurehaItigen Oxyde der ge-
nannten Metalle mit Reduktionsmitteln oder in einer reduzierenden Atmosphäre auf Temperaturen,
die den ZersetzlUlgs- bzw. ReduktionspUllkt nicht oder nicht wesentlich überschreiten. An Stelle
der Ammoniaksalze kann man auch jene anderer flüchtiger Basen verwenden. Man gewinnt die
Metalle in dieser platinschwarzähnlichen Form als amorphes und plastisches, leicht zu Fäden
formbares Material und vermag die Reduktion bei relativ niedriger Temperatur auszuführen.
(D. R. P. 268 736.)
Zur Gewinnung von GoI d in schwammiger Form kocht man eine 10 proz., kalt mit Kalium-
bicarbonatpulver gesättigte und mit der äquivalenten Menge konzentrierter Kaliumbicarbonat-
]ö,.,tmg verHet.zte Goldchloridlösung mit 5 Aquivalenten Oxalsäure. (D. Gewerbeztg. 1870, Nr. '1.)
Metallschwämrne, ·bronzen, -pulver, -körner.
Zur Herstellung von Silberschwamm, der ebenso wie der Goldschwamm früher zum
Plombieren von Zä.hnen verwendet wurde, erhitzt man nach R. Böttger, Jahr.-Ber. r. ehern.
Techn. 1879, 167 weinsaures Silber auf einem Platin- oder Kupferblech über dem Bunsenbrenner
bis zur völligen Verkohlung.
Zur Herstellung von zu galvanoplastischen Abdrücken geeignetem Bleischwamm rührt
man schwefelsaures Bleioxyd mit Wasser zu einem dicken Brei an und legt ihn zwischen zwei
Zinkplatten in Salzlösung. Nach mehreren Tagen ist das Bleisalz zu metallischem Blei reduziert,
aus dem sich durch Pressen eine fest zusammenhängende Bleitafel herstellen läßt, die Eindrücke
von Münzen usw. annimmt. (Polyt. Zentr.-Bl. 1850, 604.)
Über Herstellung von Zinnschwamm oder "Argentin", eines zur Erzeugung von Silber-
papier und für den Textildruck häufig verwendeten Präparates, das man durch Ausfällen einer
stark sauren, stark verdünnten Zinnsalzlösung auf eingehängten Zinkstäben erhält, siehe E. Pu-
scher, Kunst u. Gew.1882, 156. Das erhaltene Zinnpulver kann, mit Stärkekleisterverrieben, ohne
weiteres zum Bestreichen von Papier oder Geweben verwendet werden oder man kann mit dem
Präparat alle Metalle (Blei ausgenommen) billig verzinnen bzw. schadhafte Stellen an Metall-
gegenständen ausbessern. Zu diesem Zweck reibt man das Zinnpulver mit heißer konzentrierter
wässriger Salmiaklösung zu einem Brei an, überstreicht die Gegenstände damit und brennt die
bestrichenen Teile mit einer Lampe ein. Mit Wasser gewaschen und mit Kreide geputzt erhalten
die Gegenstände einen schönen Glanz. Vermischt man dieses "Argentin" mit 5-10% redu-
ziertem Antimon und 5% Salmiakpulver, so kann man metallische Gegenstände auf ähnliche
Weise mit einem weißeren und härteren Überzug von Britanniametall versehen.
Der zur Kupferfällung nötige Eisenschwamm wird in England durch Erhitzen einer
Mischtmg von fein zerkleinertem Eisenerz und Kohle in einem Flammofen mit reduzierender
Flamme hergestellt, während man in Schweden das Produkt durch Erhitzen einer Mischung
"on zerkleinerten Magnetiteisenkonzentraten und Kohle in Retorten im Generatorgasstrom er-
zeugt. Nach St. Croasdale könnte man dieses Eisen aus den bei der Abröstung von Pyrit (mit
38% Eisen und 1,5-2% Kupfer) für die Schwefelsäurefabrikation erhaltenen feinpulverigen
Abbränden durch Reduktion bei niedriger Temperatur gewinnen. Laboratoriumsversuche er-
gaben befriedigende Resultate. (Ref. in Zeitsehr. f. angew. Chem. 28, 281.)
Ein Verfahren zur Darstellung von Eisenschwamm ist ferner in Norw. P. 29475 und 81 HIS
heschrieben.
Über Herstellung von Bleistaub als Füllmasse für Sammlerelektroden siehe ferner
D. R. P. 86 988 u. 70 348.
Leichtflüssige Legierungen, die unter 100 0 schmelzen, werden ebenso wie Phosphor in der
Weise granuliert, daß man sie unter Wasser schmilzt und mit dem Wasser bis zum Erkalten schüt-
telt. Andere mechanische Methoden zum Zerkleinern der Metalle sind in Techn. Rundsch. 1909,
664 u. 718 beschrieben. Zur Herstellung von Streuzinn, d. i. ganz fein verteiltes Zinn, wie es
zur Verzinnung metallischer Gegenstände verwendet wird, pulvert man das Zinn bei etwa 200·;
bei dieser Temperatur wird das Metall so spröde, daß man es in feinste Form bringen kann.
Eine nach dem Abkühlen zu einem feinen Metallpulver zerfallende Legierung gewinnt
man nach E. P. 108 740/1919 aus 40 Tl. Mangan, 15 Tl. Zink, je 10 Tl. Eisen, Kupfer, Aluminium
und Blei (oder statt des letzteren Antimon) und 5 Tl. Zinn oder Wismut.
Unter Argentin wurde metallisches Zinn verstanden, das in Pulverform, versetzt mit
einem passenden Bindemittel, als Druckfarbe und Schlichte diente. Das Pulver wird in der Weise
bereitet, daß man in eine mit Salzsäure angesäuerte wässerige Lösung von krystallisiertem Zinn·
salz, Zinkblechabfälle einlegt, das metallisch ausgeschiedene Zinn vollständig auswäscht, trocknet
und zu einem hellgrauen Pulver zerreibt. Als Bindemittel dient eine ammoniakalische Casein-
lösung. Bei der Anwendung als Schlichte wird noch ein Zusatz von weißem Leim empfohlen.
Nach dem Druck werden die Stoffe kalandriert oder geglättet, wodurch das aufgedruckte graue
Zinnpulver einen silberähnlichen Glanz annimmt. (Dingi. Journ. 162, 296.)
Über Herstellung von Metallpulver durch Verstäubung geschmolzenen Metalles siehe
D. R. P. 180903 u. 226708. VgI. Schoops' Metallisierungsverfahren.
E:erner wurden die Legionmgen auch zu sehr dünnen Blättchen ausgeschlagen und zusammell
mit Öl mittels einer Kratzbürste durch ein feines Sieb von Eisendraht durchgerieben. Durch
Erhitzung wurde den Pulvern die gewünschte Färbung mitgeteilt. Eine andere Art, solche Legie-
rungsmehle zu erhalten, war, sie in Amalgame zu verwandeln und diese bis zur Verdampfung
des Quecksilbers zu erhitzen, wobei eine schwammartige Masse zurückbleibt, die in einem
Mörser zu einem glänzenden blättchenförmigen Pulver zerrieben wird.
Über Herstellung von Metallpulvern durch Erhitzen der betreffenden Amalgame im Was se 1"-
stoffstrom auf 300 0 bis zur Entfernung des Quecksilbers, siehe Zentr.-BI. 1867, Nr. 6.
Über Herstellung von Metallpulvern mit Stärkezucker als Reduktionsmittel siehe Böttger
in DingI. Journ. 136, 168.
Zur Gewinnung der Metalle und Metalloxyde in feinverteiltem Zustand erhitzt man
die Metallsalze aromatischer Nitrosäuren mit oder ohne Luftzutritt, bis sich die Metalle oder
ihre Oxyde in voluminöser Form abscheiden. Zur Mäßigung der Verbrennung setzt man Öle, Fette,
Teer oder harzige Stoffe zu und mengt die Salze vor dem Erhitzen mit Oxyden, Hydroxyden
und Salzen der Alkalien, Erdalkalien, Erden oder Schwermetalle, um kompakte poröse Materialien
zu erhalten. Das Gemisch wird zweckmäßig vor dem Erhitzungsprozeß mit besonderen Bindemitteln
angerührt. Nach dem Zusatzpatent erfolgt die Erhitzung zur Verhinderung der Kohlenstoff-
abscheidung in Gegenwart sauerstoffabgebender Stoffe (Nitrate, Chlorate, Chromate oder schwach-
oxydierende Gase) evtl. in einer Kohlensäure- odpr Wasserdampfatmosphäre. (D. R. P. 256962
und 263648.) - Vgl. [388].
auf mäßige Temperatur. Bei längerem Erhitzen entsteht nicht das gewünschte, grün gefärbte
Palver, sondern eine Masse, die mit geschmolzenen Messingkörnchen durchsetzt ist.
Zur Bereitung von echtem Muschelgold dampft man die Lösung eines 20-Markstückes in
Königswasser bis zur völligen Entfernung des freien Chlors zur Trockne, löst den Rückstand in
500ccm Wasser und fällt die Lösung mit 8grädigerAntimonchloridlösung, solange noch ein Nieder.
schlag entsteht. Dieser, von der Flüssigkeit getrennt und getrocknet, ist de.s Muschelgold, dem
man durch leichtes Ansieden mit salz- oder schwefelsäurehaltigem Wasser verschiedene Färbung
erteilen kann. (Polyt. Zentr.-BI. 1858, 18.)
In besonders feinverteilter Form erhält man das Goldpulver zum Vergolden von Porzellan
und Glas durch Fällung einer mit Pottaschelösung neutralisierten Goldchloridlösung mit Oxal.
säure in der Kälte als schwarzen, voluminösen Niederschlag, den man auswischt und trocknet.
Heiß gefällt entstehen große Goldblätter. (Zentr.-BI. 1865, Nr. 19.) S. a. [587].
wiederholtes Auskochen mit Wasser, Königswasser, Kalilauge und Ammoniak gereinigt einen
dunkelblauen Körper mit violettem Oberflächenschimmer darstellt und unter Wasser dunkelroten
schönen Glanz zeigt. Durch Änderung der Mengenverhältnisse zwischen Barium- und Natrium.
wolframat bzw. durch Elektrolysierung verschiedener Gemenge von Barium- undjKaliumwolframat
oder durch Ersatz des Bariums durch Strontium erhält man gelbrote, dunkelviolette, purpurfarbige,
dunkelrote oder andersgefärbte Krystalle, die unter Wasser ebenfalls roten Glanz zeigen und
technisch als Ersatz der Metallbronzepulver dienen. (E. Engels, Z. f. anorg. ehern. 37, 125.)
Die Behandlung der "Volframbronzen mit Königswasser geschieht zu dem Zweck, um niedere
Oxyde bzw. metallisches Wolfram zu entfernen, und ist nötig, um die reine Kaliumwolframbronze
der Formel K 2W,OI2 zu erhalten. (G. v. Knorre und E. Schäfer, Ber. 35, 3407.)
Ober die Metavanadinsäure als Ersatz der Goldbronze siehe W. Gerland, Ber. d. d. ehern.
Ges. 1876, 872. Man gewinnt das prachtvolle, goldgelb bis orange gefärbte, lebhaft glänzende
Produkt durch Fällung einer mit Salmiak im Oberschuß versetzten Kupfersulfatlösung mit einer
Lösung von Ammoniumvanadat, erhitzt, wenn sich ein bleibender Niederschlag ausscheidet,
auf 75° und erhält nach einigen Stunden, besonders wenn man in starker Verdünnung arbeitet,
das neue Produkt, das durch Behandlung mit verdünnter Schwefelsäure und schwefliger Säure
und Waschen mit Wasser von etwas beigemengtem Kupfersalz und amorpher Vanadinsäure
gereinigt wird. Näheres im Original.
Musivgold, d. i. krystallisiertes, goldfarbenes Zinndisulfid, das zum Bronzieren ver-
wendet wird, stellt man nach J. Lagutt, Zeitsehr. f. angew. Chern.1897, 557, am besten in folgender
Weise her: Für Hellgelb mischt man 50 g nicht entwässertes Zinnsalz und 25 g Schwefelblumen,
um ein rötliches Musivgold zu erhalten 50 g Zinnamalgan (1 : 1), 25 g Zinnsalz, 35 g Schwefel-
blumen und 35 g Salmiak, bringt eine der Massen in eine mit Asbestpapier verkleidete Retorte,
die auch einen Asbesthut erhält, um die Farbe des Produktes beobachten zu können, und erhitzt
mit einem großen Gebläsebrenner, wobei man häufig die Retorte dreht, um die Masse gleichmäßig
zu durchwärmen. Während 3-3 1/ 2 Stunden läßt man die Temperatur langsam steigen, doch darf
sich der Retorteninhalt nicht schwarz, sondern nur dunkelbraun färben. Nach dieser Zeit ist der
Prozeß beendet und man erhält das Musivgold in krystallinischer Form, die im Gegensatz zu
der auf nassem Wege erhaltenen amorphen Form sehr beständig ist.
Die ursprüngliche Vorschrift zur Darstellung des Musivgoldes lautet: 8 Tl. Zinnasche, 6 Tl.
Schwefelblumen und 2 Tl. Salmiak werden innigst gemischt und in kleinen Tiegeln langsam
und vorsichtig so lange erhitzt, bis die Entwicklung weißer Salmiakdämpfe beinahe aufgehört
hat; nun wird der Tiegel sofort vom Feuer genommen, da sonst bei längerem Erhitzen das gelbe,
gold glänzende zweifache Schwefelzinn in einfaches graues Schwefelzinn umgewandelt wird.
(Polyt. Notizbi. 1853, 15.)
fahren der Wolframlampenherstellung von Just zwecks Erzeugung der Glühkörper aus Wolfram
oder Molybdän einen Kohlefaden bei Anwesenheit von wenig freiem Wasserstoff mittels durch-
geleiteten Stromes im Dampf von Oxyhalogenverbindungen der Metalle und bewirkt so,
daß sich naoh den Gleichungen
da::; reduzierte Metall in dem späterhin verstärkten \Vasserstoffstrom auf dem Kohlenfaden nieder.
schlägt. Anfänglich muß das Oxychlorid im Überschuß bei Gegenwart von sehr wenig Wasser.
stoff auf den sehr hoch erhitzten Kohlefaden einwirken. (D. R. P. 1M 262.)
Zur Herstellung von Leuchtfäden für elektrische Glühlampen überzieht man einen mit Salzen
seltener Erden (bzw. deren Oxyden) getränkten Baumwollfaden mit einer Schicht von metalli·
schem 0 s mi u moder Ru the ni um in der Weise, daß man eine flüchtige Verbindung dieser Metalle
mit Formaldehyd zusammen über den erhitzten Faden leitet; schließlich überzieht man ihn durch
Erhitzen in Dämpfen von Thoriumacetylaceton mit Thoriumoxyd. Der Faden besteht dann aus
einem inneren Kern der Oxyde seltener Erden, enthält eine Schicht von schwer schmelzbarem
Metall und eine äußere Hülle aus T hol' i um 0 x y d. (D. R. P. 170404.)
Neuerdings wurde auch der umgekehrte Weg der Herstellung eines Kohlefadens mit einer
Seele aus Wolframmetall eingeschlagen. Man erhitzt zu diesem Zweck, um also auf einen W olf-
ramdraht eine Kohleschicht aufzubringen, deren Volumen das 50-200fache des Volumens
des \Volframs beträgt, das Metall oder eine seiner Verbindungen im Kohlenstoff eingebettet unter
Luftabschluß durch den elektrischen Strom so lange auf 3000 -3500° bis eine in der Kälte bieg·
same und deformierbare Masse entsteht. Der durch dieses Erhitzen unter Luftabschluß, sm
besten in einem von Kohlenstoff umgebenen Kohlenrohr, erhaltene Körper wird dann auf mecha-
niqchem Wege weiter verdichtet. (D. R. P. 322302.)
Kuzel erfand dann das Kolloidverfahren, die Methode, bei der feinstes Wolframpulver mit
organischen Bindemitteln zu Fäden gepr~.(3t wird, worauf man den Kohlenstoff in einer Ammoniak·
atmosphäre als Cyan herausbrennt. Uber diese Art der Herstellung von Metallfäden für
elektrische Lampen aus kolloidalen Metallen, siehe A. Lottermoser, Chem.-Ztg. 1908, 311.
In der weiteren Vervollkommnung auch dieser Methode preßt man das reine Wolfram·
pulver unter einem Druck von etwa 5000 kgjqcm zu Stäben, die man dann im Wasserstoffstrom
bei Rotglut härtete. In der nächsten Operation erfolgt das Sintern, das ist eine möglichst innige
Verbindung der einzelnen Wolframkryställchen im elektrischen Ofen, im Wasserstoffstrom bei
einer Temperatur, bei der das Wolfram fast schmilzt. Das Material wird sodann, ebenfalls im
\Vasserstoffstrom, bei 1200-1300° gehämmert und eignet sich nun erst zum Ziehen, der letzten
Operation, die bei 400-600° erfolgt, wodurch die Duktilität des Drahtes noch gesteigert wird.
Das fertige Produkt hat nur einen Durchmesser von nur 0,07 mm, ist sehr zugfest, geschmeidig.
zähe und nicht magnetisch. (0. Ruft, Z. Ver. d. lug. 07, 1616.) Einen weiteren Fortschritt bedeutete
die Methode von Sie m e n s & HaI s k e, die von einer ziehbaren Wo I fra m - Ni c k e I·
leg i e run g ausgingen, aus der das Hilfsmetall nach der Fadenformung durch Ausglühen dei<
Fadens im Vakuum entfernt wird.
Der Endpunkt der Entwicklung ist augenblicklich durch die Technik des Einkrystall·
Mt'tallfadens gegebEln. [402.]
Zur Herstellung von zusammenhängenden Metallfäden für Leuchtkörper geht man von einer
kolloidalen Metallverbindung aus, die man z. B. erhält, wenn man der Lösung von Ammonium.
wolframat eine Mischung von Gallusgerbsäure und Salzsäure zusetzt. Die pastenartige, sehr
plastische Masse wird vom Wasser befreit und ohne mechanische Mi§!chung mit einem fremden
Bindemittel in geeigneter Weise in die gewünschte Form gebracht. Ahnlich wie Wolfram- bzw.
Molybdänverbindungen verhalten sich auch die Verbindungen des Chroms, Urans, Siliciums,
Zirkons und zahlreicher anderer Metalle. Statt der Gallusgerbsäure ist auch Phloroglucin, Pyro.
gallol usw. geeignet. Nach dem Zusatzpatent verwendet man statt der Salzsäure Schwefelsäure,
so daß keine Oxydation der gefällten Paste bemerkbar wird, im Gegenteil die in geringer Menge
freiwerdende schweflige Säure die Oxydation verhindert und die aus der Paste gepreßten Fäden
zähe und geschmeidig erhält. (D. R. P. 245190 und 249733.)
Oder man bildet aus feinverteiltem Wolfram, das 5% ebenfalls feinst verteiltes Calci um-
carbid enthält, mit einer Lösung von Nitrocellulose in Amylacetat eine plastische Masse, aus der
man in üblicher Weise Fäden spritzt. Diese werden getrocknet, carbonisiert und dann wie üblich
in einem Gemenge von 70% Stickstoff und 30% Wasserstoff geglüht, wodurch nicht nur der Kohlen-
stoff entfernt, sondern auch der günstige Einfluß des Calciumcarbids auf die Haltbarkeit des
Fadens erhöht wird. (D. R. P. 256122.)
Zur Herstellung von Wolframfäden für elektrische Glühlampen nach dem Spritzverfahren
verwendet man als Bindemittel für die Metallpaste eine Wasserglaslösung, da sich ergeben
hat, daß das Natriumsilicat bei der Sinterung der Fäden bis auf geringe Spuren, die die Brauch·
barkeit des Fadens nicht beeinträchtigt, verdampft. (D. R. P. 272347.) Man mischt z. B.
120 Tl. Wolframpulver, wie es in sehr feiner Form durch Reduktion des Oxydes mit Wasserstoff
oder Zink bei hoher Temperatur erhalten wird, 24 Tl. Natriumsilicatlösung vom spez. Gewicht 1,7,
(enthaltend 36,35% SiO., 18,25% Na.O und 44,8% H.O) und 4 Tl. destilliertes Wasser, in einem
Porzellanmörser, preßt die Masse dann in kleinen Mengen von etwa 30 g, erforderlichenfalls unter
tropfenweisem Wasserzusatz, zwischen Walzen und führt die durch eine Düse gespritzten Fäden
durch eine heiße Atmosphäre, um sie schließlich, z. B. in eisernen Schalen, während 20 Minuten
auf elektrischem Wege in trockenem Wasserstoffgas auf 900 0 zu erhitzen. Die nunmehr leitenden
Fäden werden mittels des durchgeleiteten elektrischen Stromes in einer reinen Wasserstoff-
atmosphäre von vermindertem Druck (3 Sekunden unter 610 mm und dann 1 Sekunde unter
110 mm) bei hoher Weißglut gesintert. Nach dem Zusatzpatent behandelt man die mit Wasser-
glaslösung als Bindemittel geformten und bespritzten Wolframfäden mit wässeriger FI ußsäure
und wäscht sie dann mit Wasser, so daß sie leichter voneinander trennbar werden. Schließlich
erhitzt man die Fäden im elektrischen Ofen auf 1500-1600° und kann sie dann sofort in
die Lampe einsetzen. (D. R. P. 322 552.)
Um ungeschmolzenen Wolfram- oder Molybdängegenständen die Eigenschaften der geschmol.
zenen Metalle zu verleihen, bestreicht man die Gegenstände mit einer Paste von amorphem Wolfram
oder Molybdän oder Platin oder Iridium und erhitzt sodann auf 1100°. (D. R. P. 284571.)
mit einer Wasserstrahlpumpe die Wolframsäure ab. Diese wird gewaschen, bei 100& getrocknet
und feinst zerrieben. Nun löst man 1,05 g Thoriumchlorid ThCl, in absolutem Alkohol, vermengt
die Lösung mit 100 g der Wolframsäure, dunstet unter Umrühren den Alkohol auf dem Wasser.
bade ab, trocknet bei 100° und reduziert in einem auf Rotglut erhitzten Quarzrohr, durch das man
einen Strom gereinigtes Wasserstoffgas leitet. Aus dem amorphen, schwarzen Produkt formt
man mit Hilfe eines organischen Bindemittels (Tragant, Celloidin) U·förmig gebogene,
ca.. 10 cm lange, 0,3-0,5 mm starke Stäbchen, klemmt sie an eine Polklemme, bringt sie unter
einen evakuierten Rezipienten, durch den man Ammoniakgas streichen läßt, und schickt einen
elektrischen Strom von 250 Volt Spannung und 5-7 Amp. Stromstärke durch das Stäbchen, da.s
weißglühend wird und etwa um 1/5 seiner Länge zusammensintert. Man erhält einen duktilen,
metallisch glänzenden dünnen Faden, den man biegen, knicken und hämmern kann.
Zur Herstellung von Glühfäden von hohem Wolframgehalt mit kleinen Zusätzen von Metallen
wie Chrom, Vanadium, Niob, Tantal, Osmium, Ruthenium, Zirkonium und Thorium, sintert
man die unter Druck mit mindestens 0,25 qmm Querschnitt geformten Mischkörper aus amorphem
Wolframmetall und 0,1-10% des Zusatzmetalles, am besten Thor, und verjüngt diese Drähte
ohne weitere \;Yärmezufuhr in der Kälte durch mechanische Bearbeitung. Der so erhaltene zug·
feste Wolframdraht läßt sich nach mehr als tausendstündiger Brenndauer bei gewöhnlicher Tem·
peratur biegen ohne zu brechen und wiedersteht der Zerstäubung so weit, daß man mit ihm Lampen
mit einem Verbrauch von unter 1,0 Watt für eine Hefnerkerze herstellen kann. (D. R. P. Anrn.
W. 39887, KI. 21 f.)
Zur Herstellung hochschmelzbarer Legierungen mit duktilen Eigenschaften zur Verwendung
zu Glühkörpern, Geschossen, Geschoßmänteln, Werkzeugen oder Instrumenten, verwendet man
Chrom, Vanadium, Niob, Tantal, Osmium, Ruthenium, Zirkonium, Thorium oder \Volfram
als Zusatz zu einem anderen Metalle als Grundstoff und erreicht so, daß die Sinterung der unter
Druck geformten Mischkörper nach verhältnismäßig geringem weiterem Zusatz von etwa 0,05% eines
Platin metalles leichter erfolgt und daß sich dann die Legierung von Wolfram mit 1 % Thorium
schon bei verhältnismäßig niedriger Temperatur vollzieht. Man setzt das Platin am besten zu·
sammen mit dem Hauptzusatz und zwar in Form einer wässerigen Lösung eines Salzes der Metalle
zu. Nach der Zusatzpatentanmeldung kann das Platin durch Gold oder Silber ersetzt werden.
(D. R. P. Anm. W. 42995 und 44736, KI. 40 b.)
Zur Erzeugung von der direkten mechanischen Bearbeitung zugänglichen Körpern aus Wolf·
ram, Molybdän oder ähnlichen schwerschmelzbaren Metallen oder deren Legierungen, aus
homogenen, sauerstoffhaitigen Metallpulvern arbeitet man nach der sehr umfangreichen
Patentschrift nach einer kombinierten Reduktions· und Sinterungsmethode in einer reduzierenden
Atmosphäre. (D. R. P. Anm. Seh. 40849, KI. 40 a.) Nach der Zusatzpatent.Anm. setzt man dem
zur Herstellung der Wolframkörper dienenden pulverförmigen Ausgangsstoff Thorium oder
Uran in relativ hohem Prozentsatz, der sich nach der Verwendungstemperatur des Körpers b~·
messen läßt, zu, um den Dampfdruck des Ausgangsmateriales zu reduzieren oder bei Krystalh·
sationsprozessen der Metallmasse eine sterische Behinderung hervorzurufen. Die Zusätze wirken
der Vergröberung des Kornes entgegen und verhindern, daß der Wolframfaden während seiner
Verwendung in der Glühlampe grobkrystallinisch und daher leicht brüchig wird. (D. R. P. Anm.
Sch. 41010, KI. 40 a.)
Die Darstellung streckbaren Wolframs, die Gewinnung des reinen Met.allpnlvers aus
:lern zu diesem Zwecke eigens hergestellten reinen Trioxyd, das Pressc·m des Metalles zu Stäben,
Ihr Härten, Sintern, ihre mechanische Bearbeitung durch Hämmern oder 'Val zen und schließlich
534 Metalle und Minerale.
das Ziehen der Stäbe zu Drähten beschreibt ausführlich O. Ruff in Zeltschr. f. angew. Chern.
25, 1889.
Zur Herstellung homogener Fäden oder Bänder für elektrische Glühlichtzwecke vereinigt
man die Pulver schwer schmelzbarer Metalle, z. B. des Wolframs, durch Walzen und erhitzt sie
dann mittels des durchgeleiteten elektrischen Stromes bis nahe an den Metallschmelzpunkt.
(D. R. P. 1M 998.)
Verfahren und Vorrichtung zur Fertigstellung eines durch Ausspritzen einer Paste gewonnenen
Metallrohfadens für elektrische Glühlampen im ununterbrochenen Arbeitsgange, bei dem der
Faden in geeigneter Atmosphäre stufenweise elektrisch auf die für die einzelnen Arbeiten erforder-
liche Temperatur erhitzt wird, sind in D. R. P. Anm. W. 34 441 und 35958, KI. 21 r. beschrieben.
Nach D. R. P. 236711, 236712, 243652, 244001 und 244 886 sendet man durch die ver-
schiedenen Fadenteile elektrische, z. B. Wechselströme, so daß die Gesamtlänge des Fadens sich
nicht ändert und homogenisiert bzw. stellt den Rohfaden so fertig.
Ein Verfahren zum Glühen von Metallfäden für elektrische Glühlampen ist durch einen
besonderen Glühofen ohne Stromdurchgang gekennzeichnet, bei dem man die Fäden durch Be-
schweren beliebig strecken, formen und mit verschiedenem Querschnitt (Verstärkungen an den
Enden) herstellen und eine große Zahl von Fäden zu gleicher Zeit glühen kann. (D. R.P. 245477.)
Wolframdrähte von hoher Duktilität erhält man in der Weise, daß man die aus grob-
pulverigem Ausgangsmaterial bei sehr hoher Temperatur erhaltenen, zusammenhängenden Wolf-
ramkörper wiederholt andauernd mechanisch bearbeitet, bis sie bei gewöhnlicher Temperatur
biegsam und ziehbar sind. Diese Drähte lassen sich ohne Erwärmung auf ein Traggestell auf-
wickeln und behalten ihre Duktilität selbst nach längerer Erhitzung auf sehr hohe Temperatur
und darauffolgende Abkühlung. (D. R. P. 269498.)
Zur Herstellung von Wolframmetallfäden preßt man die aus Oxyd bereiteten Massen in Draht-
form und läßt jeden Teil des Preßstückes glühend durch heißen Wasserstoff gehen, in dem er zum
reinen Metall reduziert wird. (K. Farkas, Ref. in Zeltschr. f. angew. Chem. 29, 630.)
Vgl.das Verfahren zur Reinigung von Metallrohfäden für elektrische Glühlampen durch An-
bringung von stark gekühlten, spiegelnden Flächen in der Nähe des glühenden Fadens nach D. R.
P. 264 290.
Zur Herstellung besonders biegsamer metallischer Fäden zieht man den Draht aus schwer-
schmelzbarem, leitendem Material allmählich durch eine Ziehvorrichtung und erhitzt darauf
in einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre zum Glühen. (A. P. 1180066.)
Ein Verfahren zum Egalisieren von Leuchtkörpern aus WoIframist durch elektrische
Erhitzung in Wasserstoff, der oxydierende Gase enthält, oder in Flüssigkeiten gekennzeichnet, die
das duktile Metall angreifen, wodurch die dickeren, weniger erhitzten Teile des Leuchtkörpers
stärker angegriffen werden als die dünneren, stärker erhitzten, bis die Egalisierung genügend
weit vorgeschritter ist. Glühlampen, die mit solchen egalisierten Fäden aus Wolfram, Molybdän
oder Tantal versehen sind, besitzen eine längere Lebensdauer, da sie keine schwächeren Stellen
besitzen, die zum Durchbrennen neigen. (D. R. P. 276037.)
Zur Erleichterung des Ziehens von Wolframdrähten brennt man auf die Oberfläche
des zu ziehenden Drahtes Graphit, den man suspendiert o~er in kolloidalem Zustande aufbringt,
vor Eintritt des Drahtes in die Düse ein, so daß dieser Überzug die Düse während des Zieh-
prozesses mitpassiert. (D. R. P. 262078.) Nach einem Zusatzpatent verwendet man statt de~
Graphits als Schmiermittel während des Ziehprozesses Wolframdisulfid oder die nach D. R. P.
246190 und 249733 erzeugten kolloidalen organischen Wolframverbindungen, die sämt-
lich beim Glühen für sich oder in einer geeigneten Atmosphäre nur metallisches Wolfram auf dem
Draht zurücklassen. (D. R. P. 262928.)
Zur Erzeugung von Wolframdrähten setzt man die Stücke vor dem Hämmern, Walzen oder
Ziehen Dämpfen von Schwefel, Selen, Tellur oder deren (Wasserstoff-)Verbindungen aus oder
umhüllt sie mit jenen Elementen im geschmolzenen Zustande und unterwirft die Stücke dann der
mechanischen Bearbeitung. Jene Schichten, die sich später restlos wieder entfernen lassen, sollen
das Metall vor Oxydation schützen und seine mechanische Bearbeitung erleichtern. (D. R. P.
822803.)
Vgl.; Verfahren zum Ziehen von Drähten aus Wolfram oder anderen Glühfadenmetallen
bei stark erniedrigter Temperatur und gleichzeitiger Abkühlung der Drahtschmiere nach D. R. P.
278278.
Zur Anspi tz ung dünner z. B. Wolframdrähte oxydiert man die Drahtenden in der Luft
oder in Sauerstoff bei entsprechender Temperatur bis zur gewünschten Verringerung des Durch-
messers. (D. R. P. 251 836.)
Zum Zuspitzen der Wolframdrähte auf ehe m i s ehe m Weg e taucht man die am besten
glühenden Drahtenden in geschmolzenes Antimonpentachlorid, das in Trichlorid übergehend
Chlor abgibt, wodurch die Drähte spitz angeätzt werden, oder man macht den Draht zur Anode
in geschmolzenem Calciumchlorid als Elektrolyt. (D. R. P. 272 731.)
Ein Verfahren zum Anspitzen von als Glühkörper für elektrische Glühlampen bestimmten
Wolframdrähten beim Ziehen ist dadurch gekennzeichnet. daß man das Drahtende mittels
eines Gleichstromes von hoher Dichte als Kathode in einem elektrolytischen Bade zum Glühen
bringt. (D. R. P. 276 656.)
Zum Reinigen und Dünnermachen von Wolfram- oder Molybdändrähten ka!lll
man sich eines elektrolytischen Prozesses in der Weise bedienen, daß man den Draht paarwelse
Metalldrähte und Blattmetall. 535
geschaltete Bäder mit verdünnter Kalilauge bzw. schwefelsaurem Wasser so passieren läßt,
wobei der Draht in jedem ersten alkalischen Bade zur Anode, in jedem zweiten sauren Bade zur
Kathode wird. Die durch den Wechsel zwischen Oxydations- und Reduktionsprozessen gelockerte,
von den Verunreinigungen gebildete Kruste wird dann zwischen Filz- oder Lederläppchen ab·
gestreift, wodurch zu gleicher Zeit eine gleichmäßige Querschnittsverringerung erreicht wird.
Die Einschaltung von Widerständen zwischen Stromquelle und Elektroden erübrigt sich, da in der
Möglichkeit der Veränderung des Drahtabstandes von der Elektrode eine feine und sichere
Regulierung der Stromdichte bzw. Stromstärke durchführbar ist. (D. R. P. 278415.)
Zur Erzeugung von Fäden für elektrische Glühlampen oder überhaupt zur Herstellung
von Metallen oder Metalloiden bringt man die durch Wasserstoff allein nicht reduzierbaren Oxyde
des Vanadins, Titans oder Niobs, nachdem man ihnen den}'Cohlenstoff entzogen hat, in eine Atmo-
sphäre von Wasserstoff und Am mon i a k und erhitzt zur Uberführung in den metallischen Zustand
auf Weißglut, wobei jedoch die Temperatur nicht bis zur Zerstörung des Fadens getrieben werden
darf. Der aus dem Ammoniak entstehende Stickstoff und Wasserstoff bewirkt die Bildung von
Metallnitrid, das im \Vasserstoffüberschuß zersetzt wird und den einheitlichen Metallfaden zurück-
läßt. Man kann auch dem Teige, der ausgespritzt wird, Nitride beimischen, die elektrisch leiten
und durch Wasserstoff reduzierbar sind, entkohlt dann und formt in einer Atmosphäre, die Wasser-
stoff im Überschuß enthält. (D. R. P. 234 220.)
Ein Glühkörper für elektrische Lampen mit etwa metallischer Leitfähigkeit, der in einer
Ammoniakatmosphäre brennt und durch den Strom von selbst in Glut gerät, besteht aus irgend-
einem feuerfesten Metallnitrid, das genügend metallisch leitet, wie Zirkon-, Uran- oder Titan-
nitrid. (D. R. P. 301 MO.)
Zur Herstellung einer elektrischen Glühlampe verwendet man als Glühkörper flüssiges Al u-
mini um oder ein anderes, erst bei sehr hoher Temperatur verdampfendes Metall, das in flüssigem
Zustande einen in sich geschlossenen Leiter bildend, als Leuchtkörper dient, wobei dessen Er-
hitzung durch elektromagnetische Induktion erfolgt. (D. R. P. 232665.)
Zur Herstellung eines Glühkörpers für elektrische Lampen als Ersatz der Metall-
fäden verarbeitet man reines, amorphes, zusammengesintertes und dadurch bei gewöhnlicher
Temperatur stromleitendes Bor, das man in der Weise gewinnt, daß man fein gemahlenen, evtl.
vorher geglühten Borstickstoff evtl. mit Bindemitteln formt und dann evtl. bei Gegenwart
von Kohlenstoff im Ammoniakstrom bei sehr hoher Temperatur ganz oder teilweise dissoziiert,
und im letzteren Falle den nicht völlig dissoziierten Faden gespannt in einer geeigneten Atmosphäre
oder im Vakuum fertig formt. Diese Borfäden besitzen den Metallfäden gegenüber den Vorteil,
daß sie kurz, also z. B. in Form eines einfachen U-förmigen Bügels, verwendet werden können,
so daß die Lampen klein und handlich werden und bei hoher Stoß- und Bruchfestigkeit des Fadens
auch für höhere Bctriebsspannungen, wie sie in Bahnbetrieben vorkommen, hergestellt werden
könl1~n. (D. R. P. 281 700.)
Uber Glühlichtnickeldrähte s. [192].
gewerbliche Zwecke verwendbare Metallabscheidungen erhalten. (F. Mylius und O. Fromm, Annal.
Phys. 51, 593.)
Die Herstellung von Blattgold und ähnlichen Metallfolien erfolgt in neuerer Zeit fast ausschließ·
lich auf elektrolytischem Wege. Nach D. R. P. 82664 bestreicht man, um ein leichtes Ablösen
der niedergeschlagenen Goldschicht zu ermöglichen, die äußerst fein polierte Platte, auf der sich
das Gold niederschlagen soll, mit einer Lösung von Alkalischwefelverbindungen, die 1 % Spiritus
enthält. Die Isolierschicht, die man nach dem Abspülen mit Wasser erhält, ist trotz ihrer Uno
sichtbarkeit für das bloße Auge geeignet, die Abtrennung der Metallschicht zu erleichtern.
Zur unmittelbaren Herstellung polierter Metallblätter versieht man die Kathoden,
um die auf ihnen zu bildendt::n Metallniederschläge leicht abheben zu können, mit einem in dem
Elektrolyten nicht löslichen Uberzug, den man durch Einhängen als Kathode in sein saures oder
alkal~sches Bad mit Wasserstoff sättigt und schließlich poliert. (D. R. P. 98468.)
Über H~rstellung gleichmäßiger, sehr dünner Metallüberzüge von Gold, Silber oder Nickel,
die sich zur Ubertragung auf Gewebe oder Papier eignen, durch galvanisches Niederschlagen der
Metalle auf einer mit dünner, emailartiger Zwischenschicht überzogenen Platte, siehe D. R. P.
123658.
Die Herstellung von Edelmetallhäutchen und der zugehörige Apparat sind in D. R. P. 201 066
beschrieben. Das Prinzip des Verfahrens beruht auf dem elektrolytischen Niederschlagen des
Edelmetalles auf einer mit Kupferpulver überbürsteten und dadurch leitend gemachten Gutta·
perchahaut, die nachträglich durch ein geeignetes Lösungsmittel aufgelöst wird, so daß das
Metallblatt übrig bleibt.
Die Herstellung mehrschichtiger Folien oder dünner Bleche auf elektrolytischem
Wege mit einer ebenfalls elektrolytisch hergestellten, isolierenden, auf einer Metallplatte nieder·
geschlagenen Erdalkalimetalloxydschicht ist in D. R. P. 251646 u. 252807 beschrieben. Die auf
dieser Schicht niedergeschlagenen Edelmetall- oder Schwermetallüberzüge lassen sich nach Be·
endigung des Prozesses wie eine einzige Metallfolie abheben, während die metallene Grundplatte
nach der Entfernung der Isolierschicht gleich wieder gebrauchsfertig ist.
Zur Herstellung von Blechen in bestimmter Form schlägt man Metall auf metallische
oder nichtmetallische und dann leitend gemachte Kathoden nieder, auf denen man eine
der Form der Bleche entsprechende isolierende Zeichnung in dünnen Strichen aufträgt und die
Kathoden so groß wählt, daß die an ihren Rändern auftretenden Verdickungen außerhalb der
Umrißstriche fallen. Durch Überziehen des entstandenen dünnen Bleches mit einer leitenden
Oxydschicht oder mit einem isolierenden und dann leitend gemachten Überzug und Wiederholung
des Verfahrens erhält man einen scheinbar dicken Niederschlag, der jedoch aus homogenen, durch
Erhitzen des Systems leicht trennbaren, sehr dünnen Lamellen besteht. (D. R. P. Anm. O. 8026,
KI. 76 c.)
Zur Herstellung von Blattedelmetallen erzeugt man nach D. ~~ P. 106 ;)19 auf einer
glatten Glas. oder Steingutplatte zunächst einen dünnen metallischen Uberzug (Metallüster),
oder man streicht einen leicht löslichen Fluß auf (Phosphat, Borosilicat), den man einbrennt,
um nunmehr ein Glanzmetallpräparat in irgend einem Dekorationsmuster aufzutragen, das man
nun ebenfalls je nach der Art des Metalles in einem reduzierenden oder indifferenten Gasstrome
einbrennt. Die Edelmetallschicht wird zum Schutze mit einem Lack überzogen, dann ätzt man
durch Eintauchen der Platte in verdünnte Säure die aus Fluß (bzw. Lüster) bestehende Unterlage
weg und hebt das erzeugte Blattmetall mit dem Lacküberzug ab. Nach dem Zus.-Pat. kann
man die Ablösung der Edelmetallblätter von der Unterlage erleichtern, wenn man auf diese eine
Goldlösung aufträgt, der man r% Wolframlüster beisetzt; dann brennt man in einer langen, an beiden
Enden offenen, im mittleren Teil erhitzten Muffel in der Weise ein, daß man die mit der Edel·
metallwolframdecke bestrichene Platte mit einer vorher zu bestimmenden Geschwindigkeit d.ie
Muffel passieren läßt. Auf die so eingebrannte Goldschicht kommt nach dem Erkalten ell
schützendes Kollodiurnhäutchen (der Kollodiumlösung können Harze, Lacke, Firnisse u. dgl.
zugesetzt sein) und man erhält nach Ablösen der Schicht in warmer Säure oder in warmem Wasser
Goldhäutchen, die man nach diesem Verfahren 5-6 mal dünner oder 3-4 mal dicker herstellen
kann, als nach dem früheren Blattgoldverfahren. (D. R. P.120424.)
Zur Herstellung von Farb- oder Bronzefolien trägt man die Schicht aus Bronzepulver
oder Blattgold auf dünnes, mit lOproz. Schwefelsäure vorbehandeltes Papier auf, erwärmt sodann
das ganze und zerstört so den Folienträger, dessen Reste man dann abwäscht oder abbürstet.
(D. R: P. 280922.) Nach einer Ausführungsform des Verfahrens wählt man als vorübergehenden
Träger der Folie Pergame n tpapier, das nachträglich durch bloße Erwärmung ohne vora~s·
gehende Säurebehandlung geschwächt oder zerstört wird, wobei die Bronze und Farbstoffe SICh
nicht verändern und nicht oxydieren. (D. R. P. 300521.)
Eine kurze Beschreibung über die Monazitsandgewinnung in Brasilien und deren Bewertung
nach ihrem etwa 4-7% betragenden Thoriumdioxydgehalte findet sich in Zeitsohr. f. ange'"
Chern. 21, 31.
Eine zusammenfassende Besprechung des Vorkommens von Monazitsand und der wirtschaft-
lichen Verhältnisse des Handels mit dem Sand und mit den aus ihm gewonnenen Erzeugnissen
von ~. J. Johnstone findet sich in Journ. 800. Chern. Ind. 37, 373.
Über den Monazitsand, seine Gewinnung, die verschiedenen Sorten und die Zusammen-
setzung des Cerophosphates PO,(Ce, La, Di)a in dem ein Teil des Cers durch andere Cerit-
erden vertreten ist, während die Thorerde nur eine sehr regelmäßige Beimengung des Sandes
darstellt, jedoch nicht zu seinen integrierenden Bestandteilen gehört, siehe R. Böhrn, ehern. Ind.
1906, 2.
Zur Anreicherung von Monazitsand verschmilzt man das kleingekörnte Material mit 400 bis
500 0 heißem Ätzalkali, wodurch dem Sand die gesamte Phosphorsäure entzogen wird und Titan-
eisen und Zirkon fast völlig unverändert bleiben. Diese Masse, die überdies nach dem Auslauge~
die Oxyde der seltenen Erden, vor allem des Thors enthält (das dreibasisch phosphorsaure Alkali
wird als Handelsnebenprodukt gewonnen), wird abermals aufgeschlossen, worauf man nach dem
Auswaschen des Schmelzproduktes mit alkalischem Wasser jene Oxyde von den Titaneisen-
und Zirkonkörnern abschlämmt und diesen Schlamm nun zu weiterer Konzentration des ThoI'-
oxydes mit wässeriger schwefliger Säure behandelt. Dabei gehen die Cerbasen fast völlig in Lösung,
während sich das ganze Thoroxyd als Niederschlag absetzt und nach Entfernung der sauren
Lauge auf reine Thorpräparate verarbeitet werden kann. (D. R. P. 96061.)
Cer, Thorium, Zirkon. 541
Zum Aufschließen von Monazitsand zur Gewinnung der Erden al8 Hydroxyde in leichtver-
arbeitbarer Form kocht man den Monazit, statt mit Ätznatron zu schmelzen, mit wässeriger
Natronlauge und erhält so zugleich als Nebenprodukt die Phosphorsäure als Natronsalz. (D. R. P.
316371.)
Zur Aufschließung von Monazitsand und Glühstrumpfresten erhitzt man das Material im
Gemenge mit 30-41 % Koks auf elektrischem Wege zum Schmelzen und erhält so ein metallisch
glänzendes Gemenge von Carbiden der betreffenden Metalle, die mit Säuren zersetzt unter Ent-
wicklung von Wasserstoff bzw. niederen Kohlenwasserstoffen die betreffenden Metalle ergeben.
Die saure Lösung wird nach den üblichen Methoden fraktioniert gefällt, wobei sich das Thorium
zuerst ausscheidet. (D. R. P. 129416.)
Zur Aufschließung des Monazitsandes oder anderer radioaktiver Phosphate
und Silicate mischt man sie mit Magnesium, Calcium, Aluminium oder anderen metallischen
l~eduktionsmitteln, die beim Anzünden mit einer Zündkirsche ohne äußere Wärmezufuhr die
Aufschließung des Sandes bewirken. Man erhält so leichtlösliche Phosphide oder Silicide der Erden
oder insbesondere des Thoriums und hat zugleich den Vorteil, daß die größte Menge des Phosphors
als Phosphorwasserstoff entweicht, was die Reindarstellung des Thoriums wesentlich erleichtert.
(D. ~. P. 274781.)
Uber die Trennung der die leichter löslichen Doppelsulfate bildenden seltenen Erden aus brasi-
lianischem Monazitsand siehe C. James und A. J. Grant, Ref. in Zeitsehr. f. angew. Chem. 29, 361.
Die Elektrolyse von Lösungen seltener Erden besprechen L. M. Dennis und P. A. van der
)\Ieulen in Z. f. anorg. Chem. 4, 342.
über die Aufarbeitung von Monazitsand siehe auch A. P. 1 361 736.
mit dem Gemenge der Carbonate bei Gegenwart von Chlor, Permanganat oder einem anderen
Oxydationsmittel, wobei besonders in der 'Värme Cerdioxyd rein zur Abscheidung gelangt.
(D. R. P. 143 106.)
. Zur Gewinnung wasser- und oxychloridfreier Chloride der seltenen Erden, wie man
Sie zur Elektrolyse der seltenen Erdmetalle braucht, behandelt man das Gemisch von Oxychlorid
und wasserfreiem Chlorid mit Alkohol, trennt die Lösung vom Rückstand und gewinnt aus ersterer
durch Verdunsten des Alkohols bei evtl. Überleiten erhitzter trockener Luft die wasserfreien
Chloride. Das Verfahren ist billiger als jenes, nach welchem man, wie es bis dahin geschah, dno;
Wasserhaltige Chlorid mit Salmiak erhitzte, wobei sich 'Vasser und Chlorammon verflüchtigten
und wasserfreics oxychloridfreics Chlorid zurückblieb. (D. R. P. 268827.)
Zur Herstellung von Verbindungen der Edelerdmetalle löst man beispielsweise 15,7 Tl.
Edelerdchloride, bestehend zu gleichen Teilen aus Cer- bzw. Lanthan- und Didymchlorid, in 84,3 Tl.
kochendem Wasser, fügt 7,5 Tl. Flußspat und 1-2 Tl. Salzsäure zu, wäscht, wenn nach 1 bis
2 Stunden die neuen Verbindungen ausgefallen sind und ihr gelöster Teil durch Aussalzen mit-
~eWonnen wurde, den filtrierten Niederschlag aus und erhält so das Gemenge der Fl uoride
kn .96% Ausbeute. Nach dem Zusatzpatent unterbricht man die Reaktion dann, wenn die Flüssig-
elt SICh zum erstenmal geklärt hat, da dann das Doppelfluorid aus den Edclerden und den zu-
gesetzten Fällungsmitteln sich gebildet hat; arbeitet also z. B. in der 'Veise, daß man 11 Tl. in
542 Metalle und Minerale.
Salzsäure oder Salpetersäure gelösten, mit Wasser auf 100 Tl. verdünnten Thorrückstand, mit
13 Tl. Flußspat 1/2 Stunde siedet und das körnige Produkt filtriert. Man erhält so fast die theo.
retische Ausbeute. Die der Klärung folgende Trübung ist ein Zeichen, daß die Doppelfluoride
sich wieder zu zersetzen beginnen. Nach dem weiteren Zusatzpatent vollzieht man die Reaktion
°
in Anwesenheit einer organischen Säure, verarbeitet also z. B. die Edelerden mit Flußspat und
5% des Reingehaltes an Edelerden x als ä ure, wobei sich die Doppelfluoride in körniger Form
ausscheiden und gut auswaschbar filtriert werden können. Schließlich kann man auch nach dern
letzten Zusatzpatent dadurch, daß man nicht in wässeriger, sondern in der Lösung der Salze
in ihrem Krystallwasser arbeitet, bei höherer Kochtemperatur und weiter evtl. unter höherem
Druck arbeiten. Erhitzt man die Lösung weiter, so zersetzen sich die Doppelfluoride und man
erhält einfaehe Fluoride der Edelerden, die jedoch körnig und nicht amorph sind, wie die Erzeug.
nisse .des Hauptpatentes. (D. R. P. 284889, 286018, 286019 und 286 573.)
Über das oxalsaure Cer als Ausgangsmaterial für die Darstellung der Ceritelemente siehe
die Arbeit von C. R. Böhrn in Zeitschr. f. angew. Chern. 1902, 372.
Den wegen der großen Ahnliehkeit der Elemente und den Mangel an charakteristischen
Merkmalen schwierigen und komplizierten 'Veg zur Darstellung reiner Cersalze beschreibt
A. C. Neiß in J. Arn. Chern. Soc. 1909, 517.
Die Elektrolyse des geschmolzenen Cerchlorids und die Reinigung des gewonnenen metalli·
sehen Cers durch Umschmelzen unter Kochsalz beschreibt Thornpson in Metallurg. Chern. Eng.
1917, 213.
Zur elektrolytischen Gewinnung von Cer und Ceritmetallen(Lanthan, Neodym, Praseodym)
setzt man den krystallisierten Chloriden dieser Metalle, entsprechend der Formel CeCl a + CaCI 2 ,
Calciumchlorid zu, entwässert das Salzgemisch, schmilzt es und elektrolysiert die Schmelze in
bekannter Weise. Der Zusatz an Calciumchlorid verhindert beim Eindampfen, Calcinieren und
Schmelzen der Salzmasse die Bildung von Oxyden, so daß die Salzschmelze, besonders wenn
man ihr noch etwas Flußspat zusetzt, vorzügliche Leitfähigkeit zeigt. (D. R. P. 172529.)
Zur Herstellung von Cer, Lanthan, Titan, Wolfram, Molybdän usw. in massivem
Zustande bereitet man aus den Salzen dieser Metalle, die bei unmittelbarer Elektrolyse pulver.
förmig ausfallen, ein geschmolzenes Bad und zwar allein aus dem Salze des oder der elektro·
positiveren Metalle und fügt diesem Elektrolyten während der Elektrolyse allmählich z. B.
reines Ceritsalz in entwässertem Zustande zu, arbeitet also bei Gewinnung von Cermetall
z. B. in der Weise, daß man je 3 Tl. Bariumchlorid und Calciumfluorid und 8 Tl. Calcium-
chlorid elektrisch schmilzt und entsprechend der ausgeschiedenen Metallmenge trockenes Cer-
salz einführt. Ebenso kann man auch mit den anderen Metallen verfahren und kann auch Legie·
rungen gewinnen, wenn man Gemenge dieser Salze einträgt. Die Produkte sind mechanisch
bearbeitbar und lassen sich zu Drähten für Glühlampen verwenden. (D. R.P. 263301.)
nimmt, und entfernt es dann mittels eines Lösungsmittels. Dieses reinigende Zusatzmetall wird
sm besten in Gestalt einer reduzierbaren Metallverbindung zugesetzt, wobei man zur Beschleu·
nigung der Reaktion noch Natrium zufügt und das Gemenge gemeinsam reduziert. (D. R. P.
146503.)
Über die Reduktion des aus Thoriumoxyd und Tetrachlorkohlenstoff erhaltenen T h 0 r i um·
chlor i des mit Natrium, die Formierung des klumpig verfilzten Metalles durch Einstampfen
in einen Kupferhohlstab, Auswalzen des Stabes und Entfernung des Kupfers mittels verdünnter
Salpetersäure, ferner über die Eigenschaften des Metalles und das sog. Muriaticum siehe W.v.
Bolton und R. J. ]\Ieyer in Z. f. Elektroehern. 1908, 768 bzw. 809. ..
Zur Reduktion von Thorit erhitzt man das zerkleinerte Erz mit einem großen Uberschuß
von Kochsalz in einem Drehofen auf eine Temperatur nicht über 700° und erhält so nach der
°
Gleichung
ThSi0 4 + x NaOI + = Na 2Si0 3 + ThOI, + 2 Nap + (x - 6)NaOI +
Olt
ein flüchtiges lösliches Chlorid oder Doppelchlorid von Natrium und Thorium, das man konden·
siert, während der Rückstand heiß in Wasser gestürzt zerfällt und die nicht flüchtige Thorium·
verbindung als Lösung erhalten wird, aus der man das Thor als Oxyd oder in metallischem Zu·
stande ausscheidet. (A. P. 912485.)
Bei der Herstellung von Thorium nach Moissan und Hönigschrnidt durch Elektrolyse eines
Gemenges von ThOl 4 und KOI arbeitet man nach H. v. Wartenberg statt in Porzellantiegeln
besser in Graphittiegeln und erhält so ein Metall, das neben geringen Verunreinigungen (nament-
lich 0,15% Kohlenstoff) aus 88,2% Thorium und 11,6% Thordioxyd besteht. Dieses unreine
Thor schmilzt bei 1690°. (Z. f. Elektroehern. 1909, 866.)
Beiträge zur Theorie der Fabrikation von Thoriumsalzen liefern I. Koppel und H. Holtkamp
in Z. f. anorg. ehern. 67, 266.
Die Gewinnung von Thoriumnitrat aus der durch Auslaugen des mit Schwefelsäure auf-
geschlossenen Monazitsandes erhaltenen Rohlauge ist in D. R. P. 90652 beschrieben.
Ein von den übrigen seltenen Erden freies, zur Herstellung von Glühstrümpfen geeignetes
Thorpräparat erhält man als goldgelbes, krystallinisches Produkt (Thorchromat) durch frak-
tionierte Fällung einer neutralen wässerigen Lösung von Salzen seltener Erden mit Ohromat-
lösung. (D. R. P. 120013.)
Zur Darstellung von Thoriumsulfid leitet man Schwefelkohlenstoff allein oder im Gemenge
mit Schwefelwasserstoff über erhitztes Thoriumoxyd und erhält so, im Gegensatz zu anderen
Methoden, ein kohlenstofffreies Produkt, das sich zur Darstellung von chemisch reinem Thorium
eignet. (D. R. P. 187 546.)
Zur Gewinnung von Thori umsulfid behandelt man auf unterhalb der Sublimationstempe-
r,ltur erhitzte Thoriumhalogenverbindungen im Gemenge mit indifferenten leicht entfernbarell
Stoffen mit trockenem, luftfreiem Schwefelwasserstoffgas. (D. R. P. 201 894.) .
Zur Herstellung von reinem Thorni trat für Gasglühlichtkörper behandelt man dle
Rohsalze mit Äthylschwefelsäure oder anderen organischen Schwefelsäureverbindungen und
führt das krystallisierte reine Thoralkylsulfat in üblicher Weise in Thornitrat über. Die Trennun@:
der schwerlöslichen Thoralkylverbindungen von den leichtlöslichen Nichtthorverbindungen
führt zu einem reinen, für die Glühlichtindustrie besonders verwendbaren Produkt. (D. R. P.
233023.)
Zur Herstellung von kolloidalem Thorhydrat setzt man einem Thorsalz so lange Ammo-
niak bzw. Alkali zu, als noch Thorsalz in Lösung geht, wäscht den Rückstand aus und erwärmt
das Hydrat in feuchtem Zustande im Wasserbade auf etwa 70°, bei welcher Temperatur die opales-
eierende Lösung des Thorhydratsoles entsteht, die man beliebig konzentrieren kann, und aus der
man bei völligem Eintrocknen das Kolloid als hornartige Masse gewinnt. (D. R. P. 228203.)
0- Eine gut gießbare Zirkon-Nickellegierung, die je nach der Zusammensetzung eine Härte von
k-,)O-500°
'Unnt.
Br. besitzt und schon bei 1150° schmilzt, ist als Sehnelldrehlegierung Copperit be-
. . Zur Herstellung von Z i r k 0 n c a r b i d erhitzt man ein Gemenge von 1 Tl. rohem oder ge-
}lr
f"'Dlgtem Zirkondioxyd mit 0,3 Tl. Kohle in einem Graphittiegel bis zur Beendigung der leb-
ten Gasentwicklung auf 1900° und be endet die Reaktion bei 2100°. Ebenso verfährt man bei
erstellung von Ti tancarbid aus 1 Tl. Rutil und 0,45 Tl. Kohle mit einer Anfangstem-
Pf'ratur von 1300° (D. R. P. 286054.)
Lange, Chem.-terhn. Vorschriften. 3. Auf!. L Bd. ~5
546 Metalle und Minerale.
Zur GE'winnung von Zirkonsilicid, Zirkonsalzen und Zirkonoxyd erhitzt man Zirkon.
silicat im Gemenge mit Kohle auf ~Weißglut, trägt das so erhaltene Zirkonsilicid in verdünnte
Mineralsäure ein und verwandelt die gewonnenen Zirkon salze durch Glüllen in Zirkonoxyd, das,
wenn die Glühtemperatur nicht zu hoch war, noch basische Salze enthält, so daß es zur Her.
stelh~~g von Zirkonemaillen sehr geeignet ist. (D. R. P. 285 981.)
Uber die Eigenschaften des eisenfreien luttürlichen Zirkonoxydes, das als wohlfeiles Aus.
gangsmaterial das Zirkonsilicat als Ausgangsmaterial zur Darstellung von Zirkonpräparaten
verdrängt hat, seit die Aufbereitungsmethoden der Zirkonerde einfach gestaltet wurden, sielw
E. Wedeldlld, Zeitsehr. f. allgew. ehern. 1908, 2270.
Zur Herstellung von Zirkonoxyd erhitzt man 20 Tl. des Mineralpulvers mit 12 Tl. reinem Kalk
und 7 Tl. Kohlepulver in einem Kohletiegel im elektrischen Strom von 1000 Arllp. und 50 Volt
etwa 7 Minuten, bringt den zuerst mit Wasser und dann mit verdünnter Salzsäure behandelten
Tiegelinhalt zur Lösung des entstandenen Zirkoncarbides in lauwarmes Königswasser, ent·
fernt aus der filtrierten und eingedampften Lösung das Eisen direkt bzw. nach Zusatz von kon·
zentrierter 'Veinsäurelösung und überschüssigem Ammoniak mit Schwefelammonium, dekantü'rt
den schwarzen Niederschlag und behandelt ihn in wässeriger Suspension mit Schwefeldioxyd,
wobei sich das Schwefeleisen löst und Zirkonerdehydrat zurückbleibt. Man fällt das mit Salzs.~ure
angesäuerte Schwefeleisenfiltrat mit 'Vasserstoffsuperoxyd und calciniert den Niederschlag. Uber
die Umwandlung des Zirkoncarbids in sublimicrbares C 11 I 0 r i d (Chlorgasstrom) siehe E. Wedekind,
Z. f. anorg. ehern. 33, 81.
Zur Herstellung von weißem, eisenfreiem Zirkonoxyd erhitzt man eine 9proz. salzsaure
Zirkonhydroxydlösung, die 5% Eisen- und Erdalkalichlorid enthält, unter Druck 5 Stunden
auf 200°. Das ausgeschiedene gut filtrierbare Zirkonhydroxyd wird abgeschleudert und mit sehr
verdünnter heißer Salzsäure gewaschen. Im Filtrate finden sich neben den unzersetzten beige·
gebenen Chloriden nur kleine Mengen von Zirkonsalzen. (D. R. P. 262009.)
Zur Gewinnung von reinem Zirkondioxyd oder reinen Zirkonpräparaten sehließt man
natürliche Zirkonerde mit überschüssigem Kalk und der zu seiner Reduktion unzureichenden Menge
Kohle auf, nimmt die Masse mit Salzsäure auf, entfernt das Kieselsäuregel und reinigt das in
Lösung befindliche Zirkonoxychlorid. Nach anderen Ausführungsformen des Verfahrens ersetzt
man Kohle und Kalk durch Calciumcarbid oder bewirkt den Aufschluß unter Zusatz von Alkali·,
Erdalkali· oder Erdhalogeniden. (D. R. P. 290878.)
Zur Herstellung von eisenfreiem Zirkonoxyd in pulvriger, fein verteilter, besonders
für Emaillierzweeke geeigneter Form, kocht man eine Lösung von Zirkonoxyd in Salzsäure mit
Schwefelsäure im ungefähren Verhältnis von 7 Zr0 2 : 4 H 2S0 4 und gelangt so, ohne Anwendung
von Druck, zu einem krystallinischen Niederschlag des eisenfreien, basischen Zirkonsulfates
von der Zusammensetzung 7 Zr0 2 , 3 S03' 14 H 20; die Lösung wird in der Kälte mit Ammoniak
oder fixen Alkalien gefällt. Zur Gewinnung des Zirkonoxydes schließt man das Erz mit Soda auf,
extrahiert mit Wasser, versetzt den Rückstand mit Salzsäure, scheidet die Kieselsäure ab, reduziert
das vorhandene Eisenchlorid und kocht dann nach obigen Angaben mit Schwefelsäure. (D. R. P.
2853«.) Nach dem Zusatzpatent kocht man die salzsaure Zirkonlösung mit Schwefelsäure
(im Verhältnis 3 Zr0 2 : 2 H 2SO t ) nicht, sondern läßt das Gemenge nur bei gewöhnlicher Tem·
peratur oder bei etwa 40° stehen und erhält so, zum Unterschied vom Hauptpatent, nicht nur
eisen., sondern auch titanfreies Zirkonoxyd in einem Reaktionsverlauf, der dem von Hauser
in Ber. 37, 202( angegebenen entspricht. (D. R. P. 295 2(6.)
Zur Herstellung von basische m Zirkonsulfat leitet man über das erhitzte Erz Chlorgas,
fängt das entweichende Zirkonchlorid in Wasser auf und fällt aus der wässerigen Lösung mittels
Schwefelsäure das Salz aus. (A. P. 1 376 161.)
Das Beryllium = Be = 9,1 als Element zuerst von Wöhler 1828 dargestellt. In kompakter
Form wurde es jedoch nach einer Notiz in Chern.-Ztg. 1921, 537 erstmalig von Prätorius und
O. Pries erhalten. über die Einzelheiten des schmelzelektrolytischen Verfahrens sollen erst
später Mitteilungen gemacht werden.
Das Beryllium bildet wie das Aluminium ein silberweißes, schmied· und walzbares Metall
vom spez. Gewicht 1,85, das unter 1000 0 schmilzt, in Pulverform mit heller Feuererscheinung
verbrennt und von verdünnten Säuren und Alkalien gelöst wird. Auch in seinen vorwiegend zwei·
'Yertigen 'Verbindungen gleicht es de~ Leichtmetallen und wird deshalb und wegen der ähn·
hcheJ:.l. Verwendungs arten hier als Übergang zum Aluminium eingereiht.
Uber das Berylli um, die für seine Gewinnung in Betracht kommenden Mineralien und deren
Fundstätten, die Herstellung des Metalles und seines Oxydes und deren Eigenschaften siehe
J. S. Negru, Chern. Metallurg. Eng. 21, 353.
Zur Trennung der Beryllerde von Tonerde und evtl. Eisen versetzt man das Gemenge.
das z. B. 20 Tl. Tonerde, 10 Tl. Beryllerde und 4, Tl. Eisen enthält, mit 100 Vol.·TI. zehnfach
normaler Natronlauge, filtriert vom ungelösten Eisenhydroxyd, leitet so lange Kohlensäure
ln das Filtrat, bis alles Natron in Bicarbonat umgewandelt ist, und filtriert die in Lösung gegangene
Beryllerde von den ungelösten anderen Bestandteilen. Durch Erhitzen, Verdünnen oder Fällen
mit Alkali wird sie in fester Form abgeschieden. (D. R. P. 175 452.)
Um Berylli umhydroxyd in Alkali und Säure schwer· oder unlöslich zu machen, erhitzt
man es in 'Wasser, Dampf oder wässerigen alkalischen Lösungen, deren Bestandteile das Hydr.
nxyd nicht oder nur wenig lösen. Man kann so die Beryllerde von den Hydroxyden der Tonerde
lind des Eisens trennen. (D. R. P. 165488.)
Zur Darstellung von Berylli um als basisches Carbonat verschmilzt man das Beryll.
pulver mit der doppelten Menge trockener Pottasche, während drei Stunden, oder mit der sechs·
f~chen Menge Ammoniumfluorid während 12-20 Stunden, dampft in ersterem Falle die ange·
'.~uerte Schmelze bis zur Entfernung des Säurenüberschusses ein, verdünnt, filtriert von der unge·
losten Kieselsäure, konzentriert zur Abscheidung des größten Teiles des Aluminiums und Kali·
:\launs, gießt die Lauge, die neben wenig Aluminium, Berylliumsulfat und Eisensulfat enthält,
'll eine gesättigte Lösung von Ammoniumcarbonat, filtriert nach mehreren Tagen vom Eisen
nnd Aluminium und behandelt schließlich die Lösung mit überhitztem Dampf. Nach einer zweiten
Auf~chlußmethode laugt man die kalte Schmelze mit Wasser aus, filtriert vom ungelösten Alu·
llllnullnfluorid, verdünnt das mit Schwefelsäure erhitzte Filtrat mit Wasser und behandelt in der
bl'schriebenen 'Veise weiter mit Ammoniumcarbonat. (Ref. in Zeitscbr. f. angew. Chem. 28, 581.)
Zur Herstellung von Beryllium eie k t r 0 I Y sie r t man eine glutflüssige Schmelze von
BerYlliummaterial mit Flußspat und Kochsalz als Flußmittel unter Verwendung von Kohle als
EIPlürodenmaterial. Das Fluorcalcium bildet mit der Kieselsäure des Minerales Kalk· bzw.
Rnlktonerdesilieate und Kieselfluorcalcium, das sich im Sinne der Gleichung
Al~03' 3 BeO ·6 Si0 2 + 6 CaF =2 AI 20 a · 3 BeO + 4, CaSi0 3 + 2 CaSiF 6;
einen leichtschmelzenden Kalkfeldspat bildet. Man kann auch der ursprünglichen Schmelze
genügend Kohle zusetzen, um allen Sauerstoff zu binden und dann zur \Veißglut erhitzen, und
erhält dann das Beryllium in metallischem Zustande oder als Carbid. (D. R. P. 101326.) Nach
dem Zusatzpatent elektrolysiert man zur Gewinmmg von Berylliumlegierungen Gemischt'
des Minerales mit Fluorverbindungen in Gegenwart von Metallen, die in die Legierung eintreten
sollen (Kupfer, Silber, Zink) oder deren Verbindungen, die gleichzeitig in Metall verwandelt wer·
den. Durch fortgesetzte Zufügung neuen berylliumhaitigen Stoffes kann man die erhaltenen
Legienmgen beliebig hoch anreichern lmd sogar zu reinem Beryllium gelangen, wenn man im uno
unterbrochenen Betrieb die gebildeten Legierungen zeitweise absticht. (D. R. P. 104632.)
Zur Gewinnung von Berylliumlegierungen erhitzt man ein Gemisch von 100 Tl. Beryllerdp
und 50 Tl. Kohle im elektrischen Lichtbogen auf \Veißglut, fügt das zu legierende Metall in Form
von Drehspänen zu und erhitzt nun weiter bis die Kohlenoxydentwicklung nachläßt. Die Legie.
rung entsteht sofort in großer Reinheit. (D. R. P. 94507.)
Zur Reinabscheidung des Berylliums aus seinem Gemenge mit Aluminium und Eisen führt
man das Material in die Acetate über, dampft diese mit Eisessig zur Trockne und extrahiert aus
dem Rückstand mit Chloroform direkt weiterverarbeitbares reines essigsaures Beryllium. (D. R. P.
1ö5466.)
Zur Gewinnung von metallischem Berylli um reduziert man Berylliunl0xyd mit Aluminium
bei allmählich über den Schmelzpunkt des Berylliums steigender Temperatur (über 1400°) und
führt konstant \Värme zu, da sonst ein schwammförmiges, mit Aluminiumoxyd gemischtes Produkt
resultiert. (D. R. P. 208 402.)
Zur Füllung elektrischer Heizkörper eignet sich das Silici um, das sich beim Glühen an
lh Luft nicht verändert und einen sehr hohen Schmelzpunkt bpsitzt. (D. R. P. 86643.)
, Die Herstellung elektrischer Heizkörper aus Glimmer, der mit Edelmetall überzogen ist
H in D. R. P. 323 208 beschrieben.
Nach D. R. P. 324373 bettet man zur Herstellung elektrischer Heizkörper mit Mennige
uberstrichene Heizdrähte in eine Masse ein, die aus Zinkoxyd, Zinkchlorid und Füllstoffen
wie Glasstaub, Kieselgut oder Asbestwolle besteht.
. Eine gut isolierende durchschlagfeste, hitze- und wasserbeständige Einbettmasse für elek-
trIsche Heizdrähte wird aus 1 Tl. rohem und 5 TI. hochgebranntem Kaolin mit \Vasserglas
öl, Bindemittel hergestellt. Man behandelt die getrocknete MaSRe zur Entfernung der basischen
Anteile des Wasserglases mit Salmiaklösung. (D. R. P. 332895.)
Nach D. R. P. 341968 wird die Oberfläche des metallischen Glühdrahtes für Heizkörper
zweckmäßig gekörnt, gerauht oder mattiert.
Böhm, C. R., Das Gasglühlicht. Seine Geschichte, Herstellung und Verwendung. Ein
l;Iandbuch für die Beleuchtungsindustrie. Leipzig 1905. - Fischer, H. 'V., Der Auerstrumpf.
Stuttgart 1906. - Böhm, C. R., Die Fabrikation der Gliihkörper für Gasglühlicht. Ein Lehr-
und Handbuch aus der Praxis für die Praxis. 19. Bd. der Monographien über chemisch-technische
F''.'brikationsmethoden. Halle 1910. - Böhm, C. R., Die Gasglühlichtbeleuchtung in ihrer Ent-
wlckl.~ng und Bedeutung. Charlottenburg 1913.
V Uber die Entwicklung des Gasglühlichtes siehe auch das ausführliche Referat über einen
ortrag von Bode in Zeitschr. f. angew. Chern. 1914, III, 147.
" Die Fortschritte in der Gasglühkörperfabrikation bespricht Bertscltmann in Cltem. Ind.
OlIl. 84.
•)_ Die Fabrikaton der Kunstseide glüh körper beschreibt C. R. Böltm in Zeitscltr. f. angew. Cltem.
-i>, I, 657.
, . Über Gasglühlicht, seltene Erden und ihre radioaktiven Nebenprodukte siehe }~. Stern,
Zeltsehr. f. angew. Chem. 26, I, 806.
, Der wichtigste und empfindlichste Teil des Gasglühlichtes ist der Glühkörpel', der 1886
"ln Auer von Welsbach erfunden wurde. Seine Erfindung leistete jedoch zu dieser Zeit kaum mehr
a s das damals noch neue Regenerativgaslicht, nämlich etwa 18 HK für 100 I Gas, während wir
heute mit der gleichen Gasmenge 200 HK und mehr erzeugen. Dies ist übrigens nicht nur auf die
t;:rbesserten Glühkörper, sondern auch auf verbesserte Brenner zurückzuführcn. Auers Erfindung
A stand d~rin, durch Tränken v~n Pflanzenfasergeweben .mit Salzen. seltener Erden feuerfeste
, sChengeruste herzustellen und dleswl dadurch, daß er dIe Impl'ägmcrung aus 99% Thoroxyd
und 1% Ceroxyd zusammensetzte, ein ungewöhnlich hohes Lichtstrahlungsvermögen zu verleihen.
55(1 Metalle und Minerale.
Trotz der ungemein zahlreichen Versuche auf dem Gebiet wurde doch keine Mischung gefundeu,
die ein besseres Strahlungsvermögen hätte als das von "\Velsbach angegebene Gemenge von 99%
Thoroxyd und 1 % Ceroxyd. Dieses Mengcnverhältnis wird nur innerhalb enger Grenzen abge.
ändert, je nachdem, ob man weißes oder gelbes Licht habcn will odcr ob man mit dünnfädigen
oder dickfädigen Glühkörpern arbeitet, auch hängt das Mischungsverhältnis vom Gradc der Trän·
kung ebenso sehr wie von der Gewebeart lmd vom Zweck des Körpers ab und wird von Fall zu
Fall bestimmt.
Man kann auch dill'ch andETe Zusätze als durch Cer Thorstrümpfe zum Leuchten bringen.
z. B. durch 0,05% Platin, 0,0001% Iridium, 0,5% Uranoxyd usw. Doch unterscheiden sicL
diese Stoffe sämtlich von dem Cer dadurch, daß sie flüchtig sind, für die praktische Anwendung
daher nicht in Betracht kormnen. (H. Bunte, V. Kongr. f. angew. Chern. 1903.)
In hohem Maße ist die Zusammensetzung des Glühsalzgemenges auch von Einfluß auf den
Gasverbrauch. Glühkörper, deren Thorerde-Ceroxydverhältnis gleich 99 : 1 ist, verbrauchen für
eine Hefnerlichteinl18it 1,71 Gas, beim Verhältnis 96 : 4 bereits 4,21 und beim Verhältnis 50 : 50
87-1101. Ebenso steigt die verbrauchte Gasmenge bei Veränderung dieses Verhältnisses nach
der anderen Seite, so daß bei der Zusammensetzung 99,9 : 0,1 nach 800 Brennstunden 15, beim
Gliihsalzmengenyerhältnis 99 : 1 nur 5,2 I Gas verbraucht werden. (E. Hintz, Z. f. analyt. Chem.
1898, 94 u. 504.)
Ursprünglich wurde Bau m woll e als Fasermaterial verwandt, da diese aber die unangenehme
Eigenschaft des Sinterns hat, suchte man ein geeigneteres Produkt und fand es in der Ramie;
doch versuchte man schon seit dem Jahre 1892 künstliche Fäden in der Glühkörperfabrikation
zu verwenden.
In der Entwicklung der Kunstseideglühkörper bedeutet die Erfindung Plaissettys (D. R. P.
129 013) einen wichtigem Punkt insofern, als damit der Ku n s t sei d e fad e n an die Stelle der bi,
dahin ausschließlich verwendeten natürlichen Baumwoll- und Rarniefasern trat. Die Geschmeidig·
keit und ·Widerstandsfähigkeit des Viscosefadens (Chardonnet- und Kupferseide sind weniger geeignet)
ist überraschend groß und läßt während des Brennens, auch im Preßgasstrom, nur wenig nach.
In neuester Zeit wurde auch Cellulose, gesponnen oder als Stapelfaser, zur Glwlstrumpferzeugung
herangezogen. Zur Tränkung der Pflanzenfasergewebe verwendet man, wie erwähnt, konzentrierte
wässerige Lösungen von Thorium.- und Ceriumnitrat, denen man zur Erreichung festerer Aschen·
gerüste noch etwas Beryllimnnitrat, seltener Tonerde- oder Magnesiumnitrat, zuzumischen pflegt.
Das Gewebe nimmt diese Lösungen wie ein Schwamm auf, kehrt nach dem Verdunsten des Wassers
in seinen ursprünglichen Zustand zurück und hält die Salze lediglich mechanisch eingesehlossen.
Beim Veraschen brennt die organische Faser heraus und das unter Zerfall des Nitrats entstandene
Thoroxyd mit seinen Beimengungen nimmt ihre Stelle ein. Die Kunstseidefaser geht dagegen
eine physikalische Ver bin dun g rnit der Salzlösung ein und zeigt auch nach dem Troclmen ein
größeres Volumen als vor dem Tränken. Einfaches Veraschen ist hier nicht möglich, da die Faser
zersprengt wird und zerfällt.
Die so hergestellten Striirnpfe strahlten noch gelbes Lieht aus, bis es Bruno gelang, durch
Ersatz des Ammoniaks als Fällungsmittels durch \Vasserstoffsuperoxyd unter Zusatz von etwa-
Ammoniumacetat Thoriumsuperoxydhydrat abzuscheiden, und auch das Cer weitgehend zu
hydrolisieren, 80 daß beide in einer Form vorlagen, die zur \Veißstrahlung des Lichtes nötig ist.
(C. R. Böhrn, Prornetheus 1909, 36.)
erzeugen. (D. R. P. 39 162.) Nach dem Zusatzpatent setzt man dem Thoroxyd zur Vergrößerung
der Lichtemissionsfähigkeit und zur Vergrößerung des Glühwiderstandes in molekularen Ver-
hältnissen Uranoxyd zu. (D. R. P. 74745.)
Auch die rosarote Doppelverbindung von Tonerde und Chromoxyd oder die chamoisfarbige
Aluminiununanganoxydverbindung eignet sich zur Herstellung von Glühkörpern für Gasglüh-
licht. Beide Verbindungen strahlen bei anhaltendem Glühen rötlichgelbes Licht aus. (D. R. P.
66117.)
Nach einer älteren Vorschrift imprägniert man das Glühstrumpfgewebe zuerst mit einer
Lösung, die im Liter Wasser 2 g Zinknitrat, 1,2 g Zinnnitrat, 1 g Wismutnitrat, 1 g Borax und 2 g
Calciumnitrat enthält, trocknet dann, bringt das Gewebe in die Leuchtsalzlösung, die im Liter
Wasser Nitrate, und zwar 400 g Thor·, 4 g didymfreies Cer·, 0,4 g Barium·, 3,2 g Strontium-,
0,12 g Indium·, 0,04 g Gallium. und 0,24 g Samariumnitrat enthält, trocknet abermals mögliellst
rasch und verascht den Strumpf in der üblichen Weise. (D. R. P. 104668.)
Zur Herstellung von Glühstrümpfen für Sauerstoff-Leuchtgasbrenner tränkt man das Gewebe
mit einer Calcium· und Cer nitrat oder Calcium·, Zirkon· und Cernitrat enthaltenden Lösung,
trocknet, glüht aus und taucht den Glühkörper dann in reine oder cerhaltige Thori umnitrat-
lösung. Nach dem abermaligen Ausglühen erhält man wesentlich leuchtkräftigere Strümpfe,
als wenn man das Thorsalz vorher mit den erstgenannten Oxyden vereinigen würde. (D. R. P.
157 811.)
Zur Bereitung poröser Leuchtmassen aus Thoroxyd-Ceroxydgemischen erhitzt man das
erstere Oxyd zur Hälfte auf 800 0 und zur anderen Hälfte auf Temperaturen bis zu 1800° vor,
um so gröbere Thoroxydteilchen mit größerer Oberfläche zu erhalten_ Als Bindemittel verwendet
man Salze oder Säuren, die bei niedriger Temperatur mit dem Thoroxyd chemisch reagieren
und sich bei höherer Temperatur verflüchtigen, bzw. man behandelt organische Bindemittel
nach einer Abänderung des Verfahrens mit sauerstoffhaitigen Gasgemischen, die weniger Sauer-
stoff enthalten als Luft, oder mit Gasen, die wie Kohlensäure oder Wasserdampf den Kohlenstoff
entfernen. (D. R. P. 301611 und 306492.)
Zur Herstellung von Gasglühlichtkörpern auf elektrolytischem Wege erzeugt man auf
einer metallenen Grundlage aus wässerigen Erdalkali- oder Erdsalzlösungen mit Anwendung hoher
Stromdichte einen Niederschlag der Hydroxyde, führt diese, um das Rissigwerden der Schicht
zu verhüten, durch Eintauchen der Platte in Gerb·, Wein·, Oxalsäurelösungen u. dgl. in die be-
treffenden Salze über und glüht nach dem vorsichtigen Trocknen oder elektrolysiert die Platto
mit der Schicht als Anode in der wässerigen Lösung jener Säuren oder ihrer Salze und führt die
obigen Salze durch Glühen bzw. Erhitzen in die Oxyde über. (D. R. P. 87 731.) Nach dem Zu-
satzpatent ersetzt man die wässerige durch eine alkoholische Lösung der basischen Erdsalze,
die man erhält, wenn man die alkoholische Lösung des neutralen Erdsalzes mit alkoholischcIl1
Ammoniak versetzt so lange, als die erfolgte Ausscheidung sich noch löst. Die Flüssigkeit eignet
sich dann ebenso zur Herstellung von Glühkörpern für Gasglühlicht auf elektrolytischem Wege,
also zur Erzielung eines porösen Erdoxydüberzuges durch bloßes Erhitzen. (D. R. P. 89813.)
Nach einer Abänderung des Verfahrens .elektrolysiert man zur Erzeugung eines porösen Oxyd-
überzuges die wässerige Lösung der sog. Metaoxydverbindungen der Erdmetalle und Gemenge
mit einer organischen Base. (D. R. P. 90246.)
4proz. Kollodimn, 270 g reinem Schwefeläther, 64 g Ricinusöl und 16 g reinem Campher. Diese
oder andere Lösungen werden filtriert llnd zur Vermeidung der Atherverflüchtigung in gut schlie.
ßenden Flaschen aufbewahrt. Des Athers wegen darf die Imprägnierung nicht bei künst.
lichem Licht mit offener Flamme erfolgen.
Eine Tauchflüssigkeit für Glühstrümpfe besteht aus einer Lösung von 10 Tl. Kollo.
diwnwolle in 65 Tl. Eisessig und 15 Tl. Aceton unter Zusatz von 250 Tl. denaturiertem 95 proz.
Sprit. Beim kräftigen Durchschütteln erhält Inan eine klare Lös."mg, die nicht so feuergefährlich
ist, wie die sonst verwendeten härtenden Tauchflüssigkeiten mit Atherzusatz. (D. R. P. 153346.)
Zur Erhöhung der Leuchtstärke und der Festigkeit von Gasglühlichtmänteln taucht muu
den mit den Leuchtstoffen imprägnierten und abgebrannten Strumpf vor der Behandlung mit
Kollodiurn zuerst noch in Erdöl oder einen ähnlichen Kohlenwasserstoff und trocknet. (D. R. P.
247635.)
Bei Herstellung des Kollodiumüberzuges von GhUlstrümpfen ersetzt man die bisher verwen·
deten Stoffe, besonders Campher und Ricinusöl, durch die molekularen Verbindungen von Ph thal-
säureanhydrid mit aromatischem Amino· oder Oxyyerbindungen. (D. R. P. 306103.)
Zur Herstellung yon Glühkörpern imprägniert man die gestrickten Schläuche wie üblich
in einer konzentrierten Lösung von Thor-Cernitrat (TllOr zu Cer wie 100 : 1), trocknet und bringt
den Strumpf für wenige Minuten in eine 20proz. Lösung von oxalsaurem Ammon, die"mau
zur Erhaltung der Lösung et,vas erwärn:~ und der man mit Rücksicht auf etwaigen sauren Uber·
schuß in der Nitratimprägnierung einen Uberschuß yon Ammoniak beigibt. Die Schläuche werden
dann ge,mschen, getrocknet und abgebrannt. (D. R. P. 247 717.)
Die pyrophoren Legierungen enthalten nach F. Fattinger, Chem.-Ztg. 1909, 1113 die
seltenen Erdmetalle Cer, Lanthan, Praseodym und Neodym, und zwar in Form ihrerOxyde,
die sich schon bei gelindem Erwärmen auf dem Wasserbade entzünden. Die Gegenwart von
Eisen in einer Menge von 30% begünstigt die Bildung der Legierungen. Sie bilden bei den ge-
schmolzenen Auermetallen die oberflächliche Schicht, während sie bei dem gefritteten Auer-
metall die ganze Masse durchsetzen, so daß eine geringe mechanische Reibung schon die Ent-
zündung hervorruft. Man stellt diese gefritteten Auermetalle her durch Zerkleinern, Anoxy-
dieren und Erhitzen der fertiggestellten Formstücke bis zum Sintern. Vor der Formgebung gibt
man der Legierung verschiedene Zusätze, die beim Abreißen der Späne mitverbrennen und so
besondere Leucht- und Zündeffekte hervorrufen.
Cer und Eisen sind in allen Verhältnissen ll1isehbar. Die Härte der Cer - Eise niegier u nge n
steigt vom reinen Eisen (Härte 4) mit wachsendem" Cergehalt an, erreicht bei 60% Cerihr Maxinmffi-
(Härte über 5) und fällt dann zn jener des Cers (2-3) ah. Die Luftbeständigkeit der Legie-
rungen ist abhängig von der Gegenwart verschieden oxydabler Konstituenten, gegen c h e III i sc he
Agenzien am beständigsten ist der gesättigte Mischkrystall, z. B. die Zusammensetzung CeFe,
mIt stärksten wird das Cer selbst angegriffen. Die pyrophoren Legierungen sind stets Krystalle
mindestens einer ehenlischen Verbindnng des Cers mit den ihm legierten Metalle, wobei alle jene
Legierungen besonders leicht erregbar sind, die nieht die reine Kl'ystallvl'rbindung sind, sondern
überdies noch ein weiteres weiehes, bei Zimmertemperatur leicht oxydables Metall enthalten.
Dieses letztere Metall spielt dann die l~olle eines Initialzünders, so z. B. das.. Magnesium in Cer-
magnesiumverbindungen oder das Cer selbst, wenn es in freiem Zustande im Ubersehuß über jene
Verbindung vorhanden ist. Besonders leichte Erregbarkeit zeigen Ccr-Kupferlegierungen mit
etwa 75% Cer oder Cereisenlegierungen-mit mehr als 60% Cer. (R. Vogel, Z. f. nnorg. ehern.
1917, 25.)
Der Eisengehalt von 30% bildet in pyrophoren Legionmgen das Maximum, b2i dem auch die
gröl3te Funkenmenge erreicht wird. Man kann das Eisen in diesen Legierungen auch durch
~ilici um ersetzen, während Kobalt, Nickel und Mangan die Pyrophorität herabsetzen. Unter
den Erdmetallen gibt Cer die besten Fnnken und Lanthan das intensivste Licht, Verbindungen
bcider halten in ihren Eigenschaften die Mitte.
Anch eine Legierung mit 50% Lanthan, 30% Neodym, Praseodym und Cer und 20% Eisen
eignet sich noeh zur Funkenbildung, besser ist es die seltenem Erdmetalle auf 10% herabzumindern
und Cer und Eisen auf 60 bzw. 30% zu erhöhen. Die Herstellung der Legierungen ist sehr einfach.
Man mengt den elektrolytisch abgeschiedenen Erdmetallen unter Stromschluß Eisen bzw. <'in
anderes Mischmetall oder -metalloid zu, deren Gegenwart jedenfalls zur Funkenbildung unum-
gänglich nötig ist und die der Masse überdies größere Haltbarkeit verleihen. Die erhaltenen
Legierungen geben dann die Stifte oder Stäbchen für die Taschenfeuerzeuge, die etwa um 1908
zum ersten Male als Ersatz der Platindraht-Methylalkoholzünder in den Handel kamen. Die
'~ersuche, ans den Legierungen starke Lichtquellen zu erzeugen, sind bisher fehlgeschlagen, doch
fmden die Funkstäbchen für die Zündung der Acetylenlaternen bei Automobilen und Fahrrädern,
von Bergwerkslampen, für Blitzlicht in der Photographie, für Leucht- und Signalapparate usw.
ausgedehnte Verwendlmg. Große Zukunft steht den pyrophorpn Metallen bevor, wenn es gelingt,
mit ihrer Hilfe eine .. einfache und betriebssichere Selbstzündung für Gasglühlicht zu findC'n.
dlC gleiehzeitig beim Offnen des Gashahnes in Funktion zn tretell hätte. V gl. Journ. f. Gasbel. 49.
308.
Die Herstellung der pyrophoren Metallegierungen auf elektrolytischem 'Vege hat zu völlig
befriedigenden Rmmltaten bi:-lllCr noch nieht geführt. Y gl. hierzu die Untersuchungen von Kre-
mann, Schadinger und Kropsch in Wiener MonatslI. 1917, 91.
Auch das Kohlenstoffuran ist so pyrophor, daß es beim Aufsehlagen eines harten Körpen
Funken gibt, die durch Verbrennen ab geschleuderten Teilchen bei sehr hohor Temperatur ent-
stehen. Es wird schon im D. R. P. 77 166 yorgeschlagen. das Kohlcnstoffuran für Zündvorrich-
tungen zu verwenden.
Über das ebenfalls pyrophore Ferrouran siehe Zentralbl. 1919, I, 213.
Bei der Elektrolyse einer wäs;;origen, 75% Glycerin enthaltenden Lösung von Ferro-
B ulfat und Magnesi umclliorid erhält man bei steigendem Verhältnis der vorhandenen krystall-
\':asserhaltigen Salze (molekulare Mengen) von rund 0,7 anfangend, bei 1,25 <:in Ma~imum der
BJ!dnng einer Legierung der beiden Metalle, die p yro phor if,;t, das heißt beim RItzen nut Metallen
Funken gibt. Vor allem wichtig ist fiir die Entstehung dieser pyrophoren Metallegierung neben
dem Verhältnis FeS0 4 • 7 aq zu MgC1 2 • 6 aq, vor allem jenes von 'Yasser zn Glyeprin, da bei
A.nwendung von 80-, 50- und 25proz. Glyeerin und 0,26 Amp. Stromdichte keine Pyrophorität
der abgeschiedenen Kathodenprodukte beobachtet werden konnte. In 50proz. GlycC'rin entstand
z..B. auch bei höherer Stromdichte eine Legierung, die kaum mehr Neigung zur Funkenbil~ung
Zelgte. Daneben dürfte das Magnesium für die Eigenschaft der LC'gierung Funken zu bIlden
kaum in Betracht kommen und wird wohl durch andere Metalle ersetzbar sC'in. Die Pyrophorität
reheint durch gleichzeitig gebildete organische Metallverbindungcll verursacht zn werden, da die
l~tensität des FunkC'nphänomen:o bis 200-300°, dem Maximum, steigt, dann abnimmt und bei
hOherer Temperatur vernichtet wird. (R. Kremann und J. Lorber, 'Vien. llionatsh. 35, 1387.)
556 Metalle und Minerale.
Zur Schonung der Stäbchen aus pyrophoren Zündmetallen, zu ihrem Schutze vor Verwitte-
rung und vor Abbröckeln umgibt man sie mit einer dichtschließenden Metallhülle. (D. R. P.
Anm. B. 55682, KI. 78 f.)
Zum Härten von Cer undCer-Legi~rungen für pyrophore Zwecke bettet man das Metall
in einen indifferenten Körper (Wasser, Öl, Sand) oder arbeitet in einer indifferenten oder redu-
zierenden Atmosphäre, erhitzt und läßt nun mehr oder weniger langsam abkühlen, so daß Pro-
dukte verschiedener Härte erhalten werden. (D. R. P. 260843.)
Die Herstellung einer I ö t bar e n Oberfläche auf Cer-Eisensteinen ist in D. R. P. 343 826
beschrieben.
Zur Entfernung leicht zersetzlicher Teile, die den Zerfall funkengebender Zündmassen währf-nd
der Lagerung bewirken, behandelt man die Cerstäbchen einige Zeit mit Wasser oder Wasserdampf
und bewirkt so, daß die festeren Teile zurückbleiben und nur die leichtzersetzlichen Beimischungen
entfernt werden. (D. R. P. 238440.)
Um die Abfälle pyrophore:r Stoffe unschädlich zu machen, behandelt man sie nach
Norw. P. 33665 evtl. bei erhöhter Temperatur mit Wasserdampf oder Kohlensäure.
Die Luminophore oder Leuchtsteine sind feste k 0 110 i d ale Lös u n gen von Schwermetall-
sulfid in Erdalkalisulfid und dementsprechend muß die Fabrikationsmethode der Leuchtmassen
darauf gerichtet sein, möglichst konzentrierte feste Lösungen be.i. höherer TempeJ;'Rtur herzustellen,
und ferner durch rasches Abkühlen der Masse den Zustand der Ubersättigung herbeizuführen und
aufrechtzuerhalten. Die Luminescenz wird vom Lösungsmittel ebenso wie von dem gelösten Stoff
beeinflußt. Sie steigt mit der Menge des gelösten Schwermetalls und des Erdalkalisulfides, also
dann, wenn man zu der Leuchtmasse ein Schmelzmittel hinzusetzt, das die Lösung des Schwer-
n:etalls erleichtert und sein Auskrystallisieren beim Erkalten verhindert. Dieses Auskrystalli-
SIeren wird eben durch rasches Abkühlen vermieden. Da nun die Löslichkeit eines Schwer-
metalles in Alkali bei steigender Wärme zunimmt, erhält man bei höheror Temperatur bessere
Resultate, erhitzt man jedoch zu hoch, so verdampft das Metall und ein großer Teil des Erd-
alkalisulfides wird in Sulfat verwandelt, so daß der Erfolg ausbleibt. 1/2-3/4stiindiges Erhitzen
auf 1200° führt zur völligen Verschlackung der Massen und damit zur Zerstörung der Luminescenz.
Die stark nachleuchtenden Kalkphosphore (Bologneser Leuchtsteine, Balmainsche
Leuchtfarbe) bestehen nach L. Vanino und E. Zumbusch (Journ. I. plakt. Chern. 1909, 69,
vgl. Pharm. Zentrb. 1911, 871) im wesentlichen aus 3 Bestandteilen: 1. aus einem Erd-
alkalisulfid. 2. aus einem wirksamen Metall (Wismut-, Mangan-, Rubidium-, Thallium-, Thor-
und Uransalze), 3. aus einem FI u ßmi ttel (Lithium-, Natrium- und Kaliumsalze).
Man gewinnt die Bologneser Leuchtsteine durch Reduktion der alkalischen Erdsulfate, wie sie
~, B. in den Muschelschalen enthalten sind, mit Kohle oder durch Erhitzen ihrer Oxyde mit Schwef!'l
b der durch Glühen der Alkalithiosulfate als Produkte, die nach vorhergehender Belichtung am
psten durch Sonnen- oder chemisch wirksame Kunstlichtstrahlen andauernd mit je nach dpr
Zusammensetzung hellerem oder gedämpftem getönten Licht leuchten. Die Steine enthalten
neben 12-33% Schwefel (elementar oder als Monosulfid) auch noch 1/2-2 1/ 2 % Polysulfide, die den
558 Metalle und :'Iinerale.
günstigen Leuchteffekt bewirken, während der freie Schwefel ihn mindert. Die Polysulfide be.
dingen auch die Phosphorescenz der durch Erhitzen von Alkalioxyden mit Schwefel erhaltenen
fast schwefelfreien Leuchtsteine. Das Leuchtvermögen dieser reinen Monosulfidsteine läßt sich
durch einen geringen Zusatz von Calciumoxyd wesentlich steigern, ebenso wie auch ein Zusatz
von 4% S t ä r k e die Leuchtkraft der Kalkluminophoren anregt, während ein größerer Zusatz
sie fast völlig zerstört.
Rei nes Calciumsulfid phosphoresciert kaum, vielmehr sind es die in den Muschelschalen
vorkommenden, das Fritten der Pulver begünstigenden Stoffe wie Kieselsäure, Magnesia, Phos.
phorsäure oder Alkalien, die das Leuchten hervorrufen, bzw. wenn man vom Calciumoxyd aus.
geht, die Flußmittel, die man zusetzt. Diese sind um so geeigneter, je niedriger sie schmelzen,
doch darf der Zusatz bei gemischten Massen höchstens 10-12%, bei einfachen Gemengen nur
1-3% betragen. Als Flußmittel eignen sich die Sulfate oder Carbonate der Alkalien (z. B. Lithium·
carbonat), vor allem aber der F I u ß s p a t , der in der Menge von 0,03-0,1 Tl. auf 1 Tl. Calcium.
oxyd zugesetzt, die Leuchtwirkung der Massen steigert. Das reine Fluorcalcium kann ohne Schaden
für den Leuchteffekt durch gewöhnlichen eisenhaitigen Flußspat ersetzt werden, da diese geringen
Eisenmengen ebensowenig wie Zusätze von Ton, löslichen Aluminiumsalzcn (oder Goldsalzen
an Stelle des Wismuts) Einfluß ausüben. Dasselbe gilt für die Sulfate, Sulfide, Thiosulfate und
Phosphate der Alkalien, wogegen ihre und die Chloride anderer Metalle schädlich wirken.
Verneuil stellte schon in seinen ersten Abhandlungen fest, daß met a 11 i s ehe Zusätze ver·
schiedener Art den Ton, nicht aber die Stärke der Phosphorescenz beeinflussen. So erzeugt Braun·
stein orangefarbiges Leuchten, doch scheinen geringe Wismutmengen (0,000135 g auf 1 g Grund·
masse) auch die Leuchtkraft zu steigern. Weiter fanden L. Vanino und E. Zurnbusch, daß die
photochemische Induktion, also die Anregung der Photoluminescenz, die von einer gewissen Zeit·
dauer der Bestrahlung abhängt, bei Leuchtmassen mit hohem Metallgehalt und einfacher Kom·
position kürzer ist, als bei niederem Metallgehalt und komplizierter Komposition, die auch das
langs~mcre Abklingen des Leuchtens bewirken.
Uber die Einwirkung von Silbersalzen und kolloidalen Metallen auf Luminophore
und die Theorie der Leuchtsteine und ihrc verschiedenfarbige Phosphorescenz siehe L. Vanino
und P. Sacbs, Journ. f. prakt. Chern. 87, 608 u. 88, 77.
W ä r m e, oft genügt schon Handwärme, steigert den Leuchteffekt, der besonders schön in
Erscheinung tritt, wenn man die Massen, zum Teil sogar unbelichtete Steine, mit heiße m Wasser,
Alkohol, Säuren, Basen oder Salzlösungen übergießt. Auch S t 0 ß regt die Phosphoreseenzmasse,
unter denen die Kalkpräparate am besten reagieren, zu blitzartigem Aufleuchten an. Sehr uno
günstig wird die Leuchtkraft der Steine durch Druckwirkung beeinflußt, so daß es schwierig ist
Leuchtmehle herzustellen, weil die Zerkleinerung notwendigerweise unter reibendem Druck er·
folgen muß. Die Steine liefern beim Mahlen leicht schmutzig gefärbte Pulver, die unter keinen
Umständen gut leuchten, die besten Präparate sollen rein weiß und nur durch die beigemischten
Metallsalze zart (meist rosa) getönt sein. Diese "Verreibungsfarben" haben übrigens mit den
"Anlauffarben", die lediglich durch die Lichtwirkung hervorgerufen werden, nichts zu tun.
Durch Druckwirkung in der Leuchtkraft herabgesetzte Massen können übrigens durch noch·
maliges Erhitzen auf die Erzeugungstemperatur wieder aufgefrischt werden. Zur Erhöhung des
Leuchteffektes, wodurch allerdings auch der Abklingungsvorgang beschleunigt wird, löst man
die vorbelichteten Luminophore in konzentrierter Schwefelsäure oder streut sie mit Hilfe eines
Siebes über eine heiße Eisenplatte.
Da die Dauer des Nachleuchtens um so kürzer zu sein scheint, je langwelliger das Lumines·
cenzlicht ist, kommen für die praktische Anwendung in erster Linie die vi 0 let t leuchtenden
Steine in Betracht. (A. Skrabal, Zeitsehr. f. angew. ebern. 26, 418.)
Über die Verwendung von Lichtfiltern zur Erhöhung der Phosphorescenz siehe Ann. d. Physik
1904, 448.
Verwendung finden die Luminophore (besonders die Balmainsche Leuchtfarbe) außer
zum Bestreichen von Zifferblättern, \Vegweisern, Nachttischplatten, Taucheranzügen und Schlag-
barrieren, besonders zur Erleuchtung von Tunnels, zum Anstreichen von Glasbirnen, die beim
Versagen des Beleuchtungsstromes nachleuchten, zum Anlocken von Forstschädlingen usw.
Zur Erzeugung von mit Leuchtmasse gefüllten Röhrchen verknetet man das Leuchtpulver
mit einem crhärtungsfähigen Bindemittel, läßt den Teig in langen Glasröhren erstarren und
schn~!det diese sodann in die gewünschten Längen. (D. R. P. 326 790.)
Uber die Verwendungsmöglichkeiten für Leuchtfarben siehe ferner Cbern.·techn. lud. 1918,
Heft 42.
Um die Fluorescenz und Phosphorescenz bei Tag und Nacht beobachten zu können, arbeitet
man im Licht der Magnesiumlampe. (G. Deniges.)
423. Leuchtstein-Herstellungsvorschriften.
Schon in D. R. P. 6693 ist die genaue Herstellung der zu verschiedenen Zwecken verwen~
baren leuchtenden Pulver und Leuchtmassen beschrieben. Man mischt beispielsweise Je
100 Tl. gebrannten, kohlensauren und phosphorsauren Kalk, 25 Tl. calciniertes Seesalz und setz.t
25-50% der ganzen Masse Schwefel hinzu. Dann fügt man noch 6--7% eines Farbstoffes b~l,
der aus einer Schwefelverbindung von Körpern besteht, die nach der Belichtung ebenfalls !In
Glühlicht, Funkenlegierungen, Leuchbteine. 559
Dunklen leuchten. (Calcium, Strontium, Barium, Magnesium, Aluminium, Uran.) Einige dieser
Pulver, die man mit irgend einem Klebmittel auf die Gegenstände aufträgt, sollen unter dem
Einfluß des elektrischen Stromes besonders stark phosphoreszieren.
Nach A. Verneuil, Ref. in Jahr.-Ber. f. ehern. Techn. 1886, 335, wird violett phosphores.
zierendes Schwefelcalcium hergestellt durch Erhitzen eines Gemenges von 20 g Austern-
Bchalenpulver, 6 g Schwefel, 2 g Stärke und 8 ccm einer Lösung von 0,5 g Wismutsubnitrat in
100 ccm salzsäurehaltigem absolutem Alkohol auf helle Kirschrotglut. Nach 20 Minuten läßt
man erkalten, hebt die dünne an der Oberfläche der Schmelze gebildete Gipsschicht ab, pulvert
das Produkt und glüht es nochmals 20 Minuten bei derselben Temperatur. Zusatz anderer
Schwermetall· oder Erdalkalisaze verändert die Stärke der Phosphoreszenz in mehr oder minder
hohem Grade. So erzeugt beispielsweise Braunstein eine orangefarbene Phosphoreszenz odel'
man erhält aus 100 g Kalk, 30 g Schwefel, 10 g Stärke und 0,035 g Bleiacetat in alkoholischer
Lösung stark grüngelb phosphoreszierende Massen usw.
Ein grün leuchtender Stein konnte mit Kupfersulfat oder aus 60 Tl. Strontiumthiosulfat,
12 ccm Wismutnitratlösung (0,5 : 100 Alkohol) und 6 ccm Urannitratlösung (0,5 : 100 Alkohol)
erhalten werden. Ein rot leuchtender Stein wird beispielsweise hergestellt aus 40 Tl. Barium-
carbonat, 6 Tl. Schwefel, 1 Tl. Lithiumcarbonat, 0,02 Tl. Soda, 0,47 Tl. Rubidiumcarbonat; eine
gelbe Masse wird nach Becquerel aus 40 Tl. Strontium carbonat, ß Tl. Schwefel und 1 Tl. Lithimn-
carbonat erhalten (Vanino und Zurnbusch setzen noch 2 ccm einer Thornitratlösung 0,5 : 100
Wasser zu). Als Handelsartikel kommen bisher nur die violett leuchtenden Steine in Frage,
da die anderen zu schnell verlöschen. So erhält man beispielsweise einen sehr langsam ab-
klingenden, blau leuchtenden Stein aus 10 Tl. Calciumhydroxyd, 10 Tl. Strontiumcarbonat,
? TI. Schwefel, je 0,5 Tl. Kalium· und Natriumsulfat, 1 Tl. Lithiumcarbonat, 1 TI. Stärke und
Je 1 ccm Wismut- und Rubidiumnitrat (0,5: 100). ZurHerstellungeinesgelbleuchtendenSteines
verarbeitet man 20 Tl. Atzkalk, 2 Tl. Stärke, je 0,5 Tl. Kalium- und Natriumsulfat und eine
Lösung von 0,5 Tl. Wismutnitrat in 100 Tl. Alkohol. Man erhitzt alle diese Mischungen a/ 4 Stunden
auf 1200° und regt das Leuchten der Steine durch strahlendes Sonnenlicht, Magnesium- oder
Quecksilberlicht an. (L. Vanino, Journ. f. pr akt. ehern. 1905, 196 und 1906, 446.)
Nach D. R. P. 188969 setzt man den wie üblich bereiteten Leuchtfarben oder Leuchtsteinen
zur Erhöhung der Lichtempfindlichkeit noch Thalli umsalze zu, verarbeitet also z. B. 2 Tl.
~.alciumoxyd, 0,4 Tl. Kalium. oder Natriumsulfat oder 2 Tl. Sehwefel und 0,15 Tl. Wismut.
losung (1 g in 100 ccm Alkohol), 0,4 Tl. Stärke und 0,06 Tl. Thalliumlösung von derselben Stärke
WIe die Wismutlösung, und erhält auch so Präparate, die auf die schwächste Lichtquelle rasch
nnd ~?tensiv reagieren.
Uber die Herstellung von Leuchtmassen unter Zusatz von Lithi umsalzen siehe D. R. P.
187194. Man verwendet beispielsweise eine Mischung von 2 Tl. Calciumoxyd, 0,2 Tl. Lithium-
salz, 2,0 Tl. Schwefel, 0,2 Tl. Kalium· oder Natriumsulfat, 0,4 Tl. Stärke und 0,15 Tl. einer
\Yismutsalzlösung (1 g Wismutnitrat in 100 ccm Alkohol). Das Präparat leuchtet auch während
E'lller langen Winternacht bis zum Morgen. Um der krümelig erhaltenen Masse steinartiges Aus·
R~hen und entsprechende Härte zu verleihen, trägt man sie in geschmolzenen Kalisalpeter
CIll und zerschlägt die nach dem Erkalten sehr hart gewordene Masse in steinartige Stücke.
, Eine sehr langsam abklingende Leuchtmasse setzt sich zusammen aus 10 Tl. Ca(OH)2' 10 Tl.
S:CO a , 3 Tl. S, 0,5 Tl. K 2S0 4 , 1 Tl. Li 2 CO a , 1 Tl. Stärke und je 1 Tl. Wismut- und Rubidium-
I1Jtratlösung (0,5 : 100). (Areh. d. Pharrn. 1910, 616.)
Zur Herstellung einer dauernd leuchtenden und strahlenden Masse mischt man die übliche
Lf'uehtmasse, bestehend z. B. aus 1000 Tl. Calciumsulfid und 100 Tl. Bariumsulfid unter evtl. Zu-
ba.tz von 100 Tl. Gummilösung mit 1000 Tl. Paraffin wachs und einer geringen Menge Phosphor.
J?le Präparate sind langanhaltend wirksam, wenn man Sorge trägt, daß keines der Bestandteile
I:'anerstoff enthält. (D. R. P. 239545.)
. Die Leuchtmasse des A. P. 1407534 be"tcht aus einem innigen GelPenge von Zinksulfat,
Zlllksnlfid, Calcimncarbonat, Calciumsulfid und Ba)'iulllR\llfic1.
Nach D. R. P. 295186 werden Leuchtmassen auf Zifferblätter, Schilder u. dgl. wie folgt
a,ufgetragen: Zunächst stellt man eine Druckform her, in welche die betreffenc1e Zeichnung,
1ext usw. eingraviert wird. Die in fein gepulvertem Zustande mit Dammarlack und Lavendelöl,
evtl auch mit Farbstoffen gemischte Leuchtmasse wird in die Vertiefungen der Druckform ein-
Q;etragen, worauf man die Druckform auf die Oberfläche einer Masse aus reiner Gelatine, elie vorher
1l: 1t reinem Glycerin gewaschen wurde, abdruckt. Die Leuchtmasse bleibt auf der Oberfläche der
(,rlatine zurück. Man bestreut nun die Gelatine mit feinelll, reinem \Veinsteinpulvcr, bestreicht
uns Zifferblatt usw. mit Zaponlack und preßt es auf den Gelatineabdruck. Die auf diese \Veise
Vollständig übertragene Leuchtnmsse kann schließlich noch mit .. iner Schutzschichte versehen
Werden.
j,' Es sei lwrvorgehoben, daß d~?se Fixierur:gsmittd d .. r Leuchts~hi:me ~md Leuch~J:1!attell
,h zu 75% der Leuchtkraft der Praparate vermchtell. Besonde~s schadltch WIrkt Gummilosung,
':,[,1' verwendbar sind Dammarharzlösnngen in Sprit, Aceton, Ather.
Nach D. R. P. 254871 dient eine solche mit Leim oder Klebmasse angeriebene Leuchtfarbe,
deren phosphorescierendes Licht die Insekten in der Nacht anzieht, als Fangmittel für kriechende
560 Metalle und Minerale.
und fliegende Waldschädlinge, doch steht der allgemeineren Verwendbarkeit des MHtels bisher
noch. der hohe Preis im Wege.
Über die Anwendung dieser phosphorescierenden Firnisse für Anstriche auf Reklamew8gen
siehe Zentr.-Bl. r. Wagenbau 1908, 181.
Nach E. P. 3916/85 wird ein wasserdichter, leuchtender Stein hergestellt durch Formen
eines Gemenges von Zement mit leuchtendem Schwefelcalcium. Nach dem Trocknen tränkt man
die Steine mit einer Lösung von Paraffin in Naphtha.
beim Rösten vollständig verloren. (A. S. Eakel und W. J. Sharwood, Eng. Min. Journ. 1904, 1000.)
Das aus gewöhnlicher Blende durch Erhitzen erhaltene künstliche Produkt hat besonder~
dadurch Bedeutung erlangt, daß es durch Röntgen- und Radiumstrahlen zu intensivem Leuchten
angeregt wird. Diese sog. Sidot - Blende wurde schon früher je nach der Leuchtkraft pro 100 g
mit 50-250 M. Goldwert bezahlt.
Die kräftigste Phosphorescenz erhält man unabhängig von der chemischen Zusammensetzung
des schwefelzinkhaltigen Materiales mit Schwefelzink, das durch rasches Erhitzen auf hohe Tem-
peratur oder durch längeres Erwärmen auf niedere Hitzgrade an die Grenze zwischen dem amorphen
und krystallinischen Zustande gebracht wurde. Bei der Leuchtwirkung spielt das Chlorion
eine wichtige Rolle, da die Anwesenheit von Chloriden die Leuchtwirkung verstärkt und anderer-
seits durch 'Vaschen oder Reiben des fertigen Produktes die dünne chlorhaltige Schicht, die jedeR
Schwefelzinkteilchen umhüllt, entfernt wird, wodurch die Leuchtkraft abnimmt. Auch Spuren
von Mangan üben einen bisher allerdings nicht erklärbaren Einfluß insofern aus, als dieser
Zusatz die Fluorescenzfarbe verändert. (Dougall, Stewart und Wright, Ref. in Zeitsehr. f. angew.
Che~~ 1918, 197.)
Uber Herstellung des rötlichweißen, amorphen Magnesiumsulfides, das phosphores-
cenzfähig ist, und langsam abklingend, hellweiß leuchtet, über seine Reinigung durch Erhitzen
im Vakuum oder durch Behandlung mit Halogenalkyl in ätherischer Lösung zur Entfernung dr~
überschüssigen metallischen Magnesiums siehe E. Tiede, Ber. 40, 1746.
Zur Erzeugung eines S tron t i umsul fid pr äparates, das nach kurzer Belichtung (wenige
Sekunden) sogar nur im diffusen Tageslicht im Dunkeln lange Zeit mit prächtigem, grüngelbem
Schein phosphoresciert, erhitzt man eine sorgfältig bereitete Mischung von 100 Tl. Strontium-
carbonat, 30 Tl. Schwefel, 0,2 Tl. Mangansulfat, 2 Tl. entwässerter Soda und 0,5 Tl. Koch-
salz auf Weißglut. Reines, wasserfreies Mangansulfat verleiht auch den Sulfaten des Zinks und
Magnesiums die Eigenschaft, nach dem Glühen unter dem Einflusse elektrischer EntladungeIl
rötlich zu phosphorescieren. (J. R. Mowrelo, Compt. rend. 129, 1236.)
Zur Herstellung von phosphorescierendem Schwefel zink fällt man nach D. R. P. 6660;;
ein reines Zinksalz mit Ammoniak im Überschuß, so daß das gefällte Zinkoxydhydrat in der
Salmiaklösung wieder in Lösung geht und fällt die erhaltene Lösung durch Schwefelwasserstoff.
Die Fällung mit Schwefelwasserstoff muß vollständig sein, ein Schwefelwasserstoffüberschuß
darf jedoch nicht zur Verwendung gelangen. Nach vollzogener Fällung läßt man 12 Stunden
stehen, dekantiert, wäscht das Schwefelzink mit destilliertem, kohlensäurefreiem Wasser, trocknet
im Vakuum über Schwefelsäure und calciniert wie üblich, unter Vermeidung jeder Oxydatio n
durch 1/ 2stündiges Erhitzen auf Weißglut in einem Porzellantiegel, der selbst in einem mit Kohle
gefütterten Ton- oder Graphittiegel steht. Die Masse wird nach dem Zerschlagen des erkalteten
Tiegels gemahlen, sie phosphoresciert stark und wird mit den bekannten Bindemitteln verrieben,
um als Malerfarbe Anwendung zu finden. .
Zur Gewinnung lichtempfindlicher Schwefelzinkfarben erhitzt man Schwefelzink 10
Gegenwart anderer weiß gefärbter, schwer entfernbarer Sulfide (Alkalisulfide, Poly- und Hy~o
sulfide) mit etwas Kochsalz bis zur Rotglut. Die lichtempfindlichen Verbindungen lassen slCh
nun nicht mehr dmch Auswaschen entfernen. (F. P. 386096.)
Getrocknetes wasserhaltiges Zinksulfid erleidet übrigens vor dem Glühen keine Veränderung
im Lichte, nach dem Glühen dunkelt es jedoch ebenso wie reine natürliche Blende und troc~en
hergestelltes Zinksulfid unter Umständen so stark nach, daß es im Sonnenlicht innerhalb wel1lger
Minuten nahezu schwarz wird [705]. Diese Eigenschaft des Zinksulfides erscheint noch in ke!ner
Weise ausgenützt worden zu sein, da man stets die Bildung eines möglichst lichtbeständlgl'll
Materiales a.nstrebte.
Aluminiumoxyd, Tonerdeverbindungen. 561
Zur Herstellung von hervorragend phosphorescierenden Körpern, die durch Licht, Kathoden-,
Röntgen- oder Becquerelstrahlen oder durch mechanischen Druck zum intensiven Leuchten ge-
bracht werden, vermischt man geglühtes Zinksulfid mit geringen MengenMangan- oder Ku pIer-
sulfid. Der Zusatz (auch Silber, Blei, Wismut, Zinn, Uran, Cadmium, nicht aber Metalle der
Eisengruppe, sind geeignet) ist sehr gering und beträgt etwa 0,0001% des Zinksulfides. Das
kupferhaltige Zinksulfid phosphoresciert grün; ein manganhaltiges Zinksulfid phosphoresciert
gelbrot, und besonders durch Reiben oder Kratzen des Pulvers kann man ein starkes auch bei
Tageslicht sichtbares Leuchten hervorrufen. Die Präparate lassen sich infolge ihrer leuchtenden
Phosphorescenz und FWlkenbildung bei leichter Reibung zu allerhand Leuchterscheinungen
selbst unter brennbaren Flüssigkeiten verwenden. Die Masse aus Zink- und Mangansulfid eignet
sich, da sie beim Schütteln im Dunkeln leuchtende Funken gibt, zu veriSchiedenen Effekten für
Theater oder Kinderspielzeug. (D. R. P. 163648.) Vgl. H. Grüne, Ber. d. d. chem. Ges. 1902,
3076.
Bei der Herstellung selbstleuchtender Anstrichfarben, z. B. aus Radiumsalz und
Zinksulfid, 1st das Mischungsverhältnis von Wichtigkeit für die Dauer des Leuchtens. So leuchten
z. B. Präparate, bei denen auf 1 g Zinksulfid 100 mg Radium kommen, 20 Jahre, solche, die die
doppelte Menge Radiumsalz enthalten, nur halb so lang, allerdings auch wesentlich stärker. Zur
Befestigung des Leuchtgemenges auf der Unterlage bringt man das Leuchtpräparat, das an Stelle
des Radiums auch Radiothor oder Mesothor enthalten kann, trocken auf eine poröse ebenfalls
trockene Unterlage und bewirkt erst dann die Bindung mittels eines passenden Fixiermittels.
Es läßt sich so die gewünschte Schichtdicke dadurch genau einhalten, daß man die nötige Menge
der wirksamen Substanz für eine gegebene Fläche und Schichtdicke ausrechnet und abwägt.
(D. R. P. 300270) [321].
Zur Herstellung leuchtender Celluloseprodukte, die man in Platten- oder Drahtform
bringen kann, suspendiert man ein Leuchtstoffpulver wie Zinksulfid, Calciumsulfid, Barium-
platincyanür allein oder in Gemisch mit Radium- oder Mesothorsalzen in einer Lösung von Nitro-
oder Acetylcellulose und verarbeitet dieses Gemenge wie in der Kunstseidetechnik üblich. (F. P.
480230.)
Nach Norw. P. 31 328 bestreicht man die Gegenstände zuerst mit einer Sidotblende oder
Z.inksulfid oder ähnliche Stoffe enthaltenden Leuchtmasse und trägt dann rad i 0 akt i v e in
emer geeigneten Flüssigkeit gelöste Chemikalien auf [321].
Nach A. P. 1364901 bestreicht man keramische Körper mit einem Teig aus Krysta!len des
leUchtenden Schwefelzinks [424] und einem Flußmittel und erhitzt in einem Muffelofen, bis
letzteres schmilzt.
im Jahre 1856 unter den Kupferpreis auf 1,8 M. herunterzudrücken und das Schmuckmetall zu
einem Verbrauchsmetall zu machen, dessen Weltproduktion dadurch von 330 t im Jahre 1890
auf 70000 t (1913) stieg.
Das Metall vom Schmelzpunkt 658° und vom Siedepunkt 1800° (Verflüchtigungsbeginn im
Vakuum bei HOOO) zählt mit seinem spez. Gewicht von 2,7 zu den Leichtmetallen. Diese Eigen-
schaft, ferner die Widerstandsfähigkeit des Metalles gegen Oxydation und Feuchtigkeit bedingen
seine vielfache Verwendbarkeit. Dazu kommt, daß das Metall von verdünnter Schwefelsäure
nur langsam, von Salpetersäure in der Kälte ebenfalls kaum angegriffen wird, da es in dieser Säure
Passivität erlangt, ferner die leichte Legierbarkeit des Metalles, namentlich mit Kupfer und Magne.
sium, zu Bronzen bzw. zum sog. Magnaliummetall, die für den Apparate- und Flugzeugbau Be·
deutung erlangt haben. Aluminium löst sich in Alkalilaugen und konzentriertem Ammoniak
unter Wasserstoffentwicklung und Aluminatbildung, ferner auch in Salzlösungen.
Aluminium-Eisen- und Aluminium-Stahlseile können wohl, wenn man auf die Zwischen- und
Endverbindungen besonderes Augenmerk richtet, die Kupferseile ersetzen, sind jedoch teuerer.
Reinaluminium eignet sich· als Ersatz für elektrischen Leitungsdraht keinesfalls. es sei denn, daß
es gelingt, dem Metall durch Legierung größere Härte und Elastizität zu verleihen. Als Kupfer-
ersatz für Anfertigung von Starkstromleitungen kommt das Aluminium jedoch auch dann nur
in Zeiten der Kupfernot in Betracht. (E. G. Fischinger, Elektroterhn. J.40, S93.)
Unter den Verbindungen des Aluminiums haben technische Bedeutung: die Halogenide,
unter ihnen das als Katalysator wichtige Aluminiumchlorid und das Fluorid AlF •• das komplexe
Säuren bzw. Salze solcher Säuren, z. B. den Kryolith NaaAIF., bildet. das Aluminiumoxyd,
die reine Tonerde, Al.O s (Edelsteine), ausgezeichnet durch seine Härte (Schleif- und Poliermittel),
wertvoll wegen seiner Beziehungen zur Goldschmidtschen Thermitreaktion, ferner die Al u-
miniumhydroxyde, technisch wichtig wegen ihrer Eigenschaft der Farblackbildung und aIs
Muttersubstanzen der Aluminate, z. B. (AIO I ).· Me ... Me = Zn, Fe, Mg usw., und die Alunli.
niumschwefelverbind ungen, unter ihnen das Sulfid Al.S. (durch Zusammenschmelzen von
Aluminium und Schwefel erhaltbar) und das Sulfat (Papierleimung Bd. 11 [IS5] , wasserdichte
Stoffe Bd. 11 [314]), der Grundkörper der Alaune (Kalialaun: K.SO,· AI.(SO,). ' 24 HIO, K er,
setzbar durch Na, Ag, Tl. Al durch Fe, Mn, er oder andere dreiwertige Metalle), hinsich~
lich ihrer technischen Verwertbarkeit schon seit langer Zeit bekannt. In neuerer Zeit sind die
Verbindungen des Aluminiums mit Kohlenstoff und Stickstoff die Carbide und Nitrite,
letztere wegen ihrer Beziehungen zur Ammoniaksynthese, bedeutungsvoll geworden. (Bd, IV
[16511)). Die Aluminiumsilicate bilden schließlich die Grundlage der Tonwaren-, Porzellan-,
Zement- und Kunststeiuindustrie und geben dadurch, daß dieses Gebiet zu den wichtigsten der
chemischen Technik zählt, Anlaß zur Einreih ung des Aluminiums in diesen TI. A b-
schnitt des ersten Bandes des vorliegenden Werkes.
Die Darstellung des metallischen Aluminiums ist mit der Gewinnung reiner Tonerde
eng verknüpft, die ihrerseits früher (bis etwa 1870) aus Alaunschiefer, später' aus Kaolin und
Alunit, auch aus Kryolith gewonnen wurde, heute fast ausschließlich aus Bauxit. dem tonerde·
reichsten, vor allem in Frankreich, Ungarn, Istrien, aber auch in Deutschland (Vogelsbergbas~lt)
vorkommenden Gemisch von Tonerdehydrat, Eisenhydroxyd und Kieselsäure erzeugt WIrd.
Der Bau xi t, AlsOs' H.O + +
2 FelO a ' 3 HIO Kieselsäure, enthält etwa 50-70% Tonerd~,
1-20% Eisenoxyd, 2-20% Kieselsäure (neben Titansäure) und 10-20% Wasser. Er wird Dllt
Schwefelsäure. nach neuer Arbeitsweise mit Natronlauge unter Druck aufgeschlossen (da die sauere
Methode kein völlig eisenfreies Produkt ergibt) und man erhält so Tonerdesulfatlaugen,
die nach dem Klären und nach Behandlung mit Oxydationsmitteln (zur Ausfällung des mitgelösten
Eisenoxydes) direkt zum Handelssulfat mit rund 15% AlsO, eingedampft werden. Man e~eugt
lösliches Natriumaluminat auch trocken durch Glühen des Bauxits mit Soda (DevIl.1e ·
Pechineyprozeß) vornehmlich aber wie gesagt naß (Bayer) durch Erhitzen des GesteinS-
mehles mit konzentrierter Natronlauge unter 3-5 Atm. Druck auf 150-170°, zersetzt es d~~~
anhaltendes Rühren zu dem leicht filtrierbaren Hydrat Al(OH)" 3 aq, das völlig eisenfrei 18
und nur Spuren Kieselsäure enthält, und verwandelt es durch Glühen in Aluminiumoxyd.
Der Kr y 0 I i t h (Grönland oder künstlich [434] ), den man durch Erhitzen mit Calciumcarbonat
in Flammöfen zu einer wie Bauxit verarbeitbaren Masse, bestehend aus Natriumaluminat unJd
Calciumfluorid, verglühen kann, ist für die Tonerdegewinnung zu teuer, doch dient er noch
Schmelzbad für die Tonerde. Weißer Ton (Bolus, Kaolin) von der Zusammensetzung Al.
c:J
,2 SiO., 2 HsO, mit rund 40% Al.O., der ebenfalls als Ausgangsmaterial für Aluminiumoxy
in Betracht kommt, wird mit Schwefelsäure aufgeschlossen und liefert ein geringwertiges T<;,n·
erdesulfat für die Papierleimung; das Rohmaterial ist überdies so kieselsäurereich, daß sell~ge
Verarbeitung auf Tonerde durch die Verluste (im Rückstand bleiben bis zu 15% AlsO. !) wenl
wirtschaftlich ist.
Schließlich käme als Ausgangsmaterial für die Tonerde noch Al umini umnitrid in J?8'
tracht, das als reiner Stickstoffdünger zu teuer und dessen Herstellung nur dann rentabel IS~
wenn man neben dem Ammoniak noch Aluminiumoxyd gewinnt. Bd. IV [166]. So erhitzt nlGff
z. B. zur Herstellung reiner Tonerde Bauxit mit Kohle in Gegenwart von Stic~to e
oder Luft bis zur Verdampfung der flüchtigen Fremdkörper und zersetzt das gebildet
Aluminiumoxyd, Tonerdeverbindungen. 563
Nitrid, das bis zu 34% Stickstoff enthält, also chemisch rein ist, mit Wasser unter Druck und erhält
so entsprechend der Gleichung
2 AIN + 3 R,O = 2 NR a + AlIO s
reine Tonerde neben Ammoniak als Nebenprodukte. (Erstes Patent der Serpekschen Ammoniak-
synthese.) Eisenhaltiges Tonerdematerial liefert auch eisenhaltiges Nitrid, dem man jedoch das
Eisen mit schwachen Säuren oder Chlor leicht entziehen kann. Oder man entfernt das Eisen
magnetisch oder kocht das Nitrid mit Alkali, wobei man neben Ammoniak die Tonerde als Alu-
minat erhält. (D. R. P. 246419.)
Jedenfalls ist die Reinheit der Tonerde und daher auch der Ausgangsmaterialien zu ihrer
Herstellung von grundlegender Bedeutung für den Aluminiumprozeß, nicht nur deshalb, weil
es keine befriedigende Methode zur Reinigung des Metalles gibt [438J, sondern auch aus Gründen
°
der Ausbeutesteigerung, da beispielsweise bei Verwendung eines kieselsäurereichen Bauxits bei
seiner trockenen oder nassen Aufschließung durch Bildung der Verbindung N a,O. AlzO a • Si 2 + 9 aq
Tonerdeverluste entstehen.
Über die Entfernung von Silicium aus basischen Aluminiumsilicaten mit Kryolith als Fluß-
mittel und die Darstellung des Aluminiums nach den Grundsätzen: Verschmelzen auf Silicium,
Aufschließen der Endschlacke mit Natronlauge unter Druck oder Rösten mit Soda, Auslaugen
des Natriumaluminates, Fällung von Aluminiumhydroxyd, Filtration, Trocknen und Rösten des
Hydroxyds und schließlich Elektrolyse des Aluminiumoxyds, siehe K. Gröppel, Metallurgie 1910, 69.
Von weiteren zusammenhängenden Arbeiten seien erwähnt: G. Trauter, Zeitsehr. f. angew.
Che~: 10, 228; J. Bronn, ebd. 1901, 844 u. 868.
Uber die Technologie der Aluminiumverbindungen und die Aufarbeitung der Tone und
des Bauxits zu schwefelsaurer Tonerde, weiter zu eisenfreiem Aluminiumoxyd, Tonerdeacetat,
-sulfat usw. siehe ferner F. Ruß in Zeitsehr. f. angew. Chem. 1910, 943. - Verf. bespricht die ver-
schiedenen Aufschließungsmethoden des Bauxits nach den Verfahren von Hauser, Glaser, Le Cha-
teUer, Morin, Peniakoff, Klemm, Bayer Lmd lUuth und bringt die Schemata dieser verschiedenen
Aufbereitungsweisen. Vgl. W. v. Escher, Chem. ztg. 1918, 363 u. 361.
In den folgenden Kapiteln finden sich die Vorschriften zum Aufschließen tonerdehaitiger
Stoffe, namentlich des Bauxits, durch die Reduktionsschmelze (Peniakoff), mittels Schwefelsäure
(Grießheim) und anderer Säuren, schließlich durch alkalische Naß- (Bayer) und Trockenbehand-
lung. Der Aluminiumnitridprozeß bleibt im Zusammenhang mit denAmmo-
niaksyntheseverfahren dem Kunstdüngerabschnitt des IV. Bandes vorbe-
halten.
Über das Aluminium auf dem Weltmarkte siehe Zeitsehr. f. angew. Chem. 1916, III, 367.
}
Deutschland
Österreich 8,0 12,0 15,0 12,0 20,8 26,0 34,0 31,5 31,2"
Schweiz
Frankreich 9,5 18,0 10,0 6,0 9,6 ll,l 12,0 15,0 15,0
England . 5,0 7,5 8,0 6,0 4,0 6,0 14,0 8,1 8,0
Italien . . 0,8 0,8 0,9 0,9 1,1 1,7 1,7 1.7 1,7
Norwegen 0,9 1,5 2,5 3,5 16,0 18,0 18,0 3,1 5,6
Weltproduktion 43,8 68,2 84,0 81,8 123,1 165,3 196,7 156,0 160,8
Alu mi n i u m - Weltverbrauch.
Ver. Staaten von Amerika 21,7 32,8 35,9 45,3 62,6 78,1 88,0 85,0 101,0
Frankreich 5,4 7,0 7,7 4,3 8,3 ll,7 19,2 16,9 14,5
England . 2,7 5,0 6,0 5,0 4,0 5,5 11,0 9,0 11,0
Italien. . 0,9 1,0 1,0 1,0 1,2 2,0 2,0 1,9 2,0
Andere Lä,~d~r 13,5+ 21,0 33,0 24,0 45,0 66,9 75,8 41,8 35,2
:!.apan. . . . 1,5 2,0
Weltverbrauch . 44,2 66,8 83,6 79,6 121,1 164,2 196,0 156,1 165,7
Die Aluminiumfabriken verfügten 1911 insgesamt über 300000 PS, mit denen sie nahezu
~7 000 t Aluminium erzeugten. Wenige Jahre später produzierten die Vereinigten Staaten allein
15 000, Frankreich und Schweiz je 20000, Norwegen 16000, England 12000 und Italien 7000 t
Aluminium pro Jahr. 1890 betrug die Weltproduktion 1000 t.
Die Aluminiumeinfuhr nach Japan betrug 1913 30140 kg; 1916 76250kg; 1917
l~ 100 kg; 1918 89600 kg; 1919 154500 kg; die daraus in 44 japanischen Fabriken hergestellten
uminiumwaren wurden teils im Inland verbraucht, teils nach China und Indien ausgeführt.
36*
564 Metalle und Minerale.
nötigen Schwefelsii.uremenge auf 90-100° erhitzt und dann erst auf die tonigen Stoffe zur Ein.
wirkung gebracht. (B. B. P. 87 908.)
Ein ähnliches Verfahren hat die Gewinnung von Salzsäure und Alkalialuminiumsilicat zum
Ziel. Man erhitzt hier jedoch ein Gemisch von Kochsalz, Tonerderohstoff und Kieselsäure mit
Holzkohle, Kohlenschiefer, Sägespäne, Weinsäure, Natriumcarbonat oder einem anderen kohlen·
stoffhaltigen Material, in Mischung angeteigt und brikettiert, in einer Wasserdampf ent·
haltenden Atmosphäre auf 900-UiOO°. (B. B. P. 818030.)
Zur Reinigung von Bauxit erhitzt man ihn unter Verwertung der Eigenschaft des Alumi·
ni u mcar bids, die Verunreinigungen der Tonerde zu reduzieren, sowie der Tatsache, daß Sili.
cium die Absorbierung großer Kohlenstoffmengen durch Eisen und Titan verhindert, mit Kohle
in starkem Überschuß über die zur Reduktion des Eisens, Siliciums und Titans erforderliche Menge,
schmilzt die Masse im elektrischen Ofen und wandelt so einen beträchtlichen Teil der Tonerde
in Aluminiumcarbid um. Dieses löst sich in der geschmOlzenen Tonerde auf und reduziert sie
zusammen mit dem Kohlenstoff, während das Silicium im reduzierten Metall die Aufnahme
übermäßiger Kohlenstoffmengen verhindert. Die reduzierten Metalle werden aus dem Alumi·
niumcarbidbade abgezogen, dieses selbst wird dann zur Gewinnung der reinen Tonerde mit einem
Luftstrom behandelt. (A. P. 980 712.)
Zur Herstellung reiner Tonerde aus Bauxit schmilzt man das Material unter Zusatz von Kohle
reduzierend im elektrischen Ofen, bis neben dem Eisenoxyd auch die Kiesel· und die Titansäure
reduziert sind, wobei sich das gebildete Silicium und Titan mit dem durch Reduktion erhaltenen
oder zu diesem Zweck zugefügten Schwermetall zu einer geschmolzenen Legierung zusammen·
ballt, die man von der gereinigten Tonerde abtrennt. Man erhitzt z. B. geglühten Ton und Hämatit
mit Zuschlag von Kohle im elektrischen Ofen und erhält so beim erstmaligen Verschmelzen ein
FelTosilicium mit 49,3% Si und eine Tonerde, die noch 13,4% Kieselsäure enthält. Beim zweiten
Verschmelzen dieser Tonerde mit Hämatit resultierte ein Produkt, das nur noch 0,52% Kiesel·
säure enthielt und nach der magnetischen Entfernung des Eisensilicides bei der Elektrolyse im
Kryolithbad mit 70% Stromausbeute Aluminium ergab. Die Reduktionskohle kann ~anz oder
teilweise durch Aluminium ersetzt werden. Falls die vorhandene Eisenmenge zur Silicid- bzw.
Titanitbildung nicht ausreicht, setzt man das fehlende Eisen zu. (B. B. P. 185553.) Vgl. M. Mol-
denhauer, Metallurgie 1909, 14-
Zur Erzeugung von Aluminium erhitzt man Bauxit oder Kaolin mit Kohle in einem Gebläse·
ofen, dessen Temperatur in der Schmelzzone durch wärmeren .Wind oder durch Blasen mit Luft,
der durch Verflüssigung ein Teil ihres Stickstoffes entzogen ist, höher als in einem Eisengebl~·
(lfen gehalten wird, und erhält, da die Kieselsäure fast sämtlich reduziert wird, Eis e n - Alu m I -
ni um· Si I i ci um als Schmelzprodukt, das nach der Gleichung
FeSiAl,+ 3 SiO. = FeSi. + 2 Al.O.
mit Kieselsäure bei hoher Temperatur behandelt, eine Schlacke von reinem Alummiumoxyd und
FelTosilicium liefert. Die Aluminiumlegierung wird dann nach der Gleichung
2 Al+ 3 FeS = Al.S, + 3 Fe
durch Eisensulfid in Aluminiumsulfid verwandelt, das sich bequemer und billiger als das Oxyd
zu AlunIinium reduzieren läßt. (A. P. 988684.)
Zur Aufschließung von Ton. Bauxit oder ähnlichen tonerdehaltigen Mineralien behandelt
man diese bei Gegenwart von Kohle als Reduktionsmittel in der Hitze mit trockenem Chlor.
Die gebildeten gasförmigen Chloride werden durch Kondensation getrennt und in eine AlunIini~
schmelze gebracht. wobei das Aluminiumchlorid als reines Gas entweicht und nun elektrolytisch
2;erlegt werden kann, während das Siliciumtetrachlorid sich mit dem geschmolzenen Metall ZU
Silicium und Aluminiumchlorid umsetzt. Letzteres wird ebenfalls elektrolytisch zerlegt. (Nor••
P.81885.)
einem Gemisch von Schwefligsäureanhydrid unter höherem Druck und höherer Temperatur zu
Aluminiumsulfit auf und oxydiert dieses nach D. R. P. 269 794 mit Luft bei 130 0 unter einem
Druck von 5 Atm.
Zur ununterbrochenen Gewinnung von Alkalial uminaten leitet man das aus dem Cal-
cinierraum entweichende, an schwefliger Säure reiche Gas mit Luft und Wasserdampf über ein
Gemenge von Kochsalz und eisenhaltigem Bauxit. Die beiden Prozesse werden in hintereinander
geschalteten Drehrohröfen ausgeführt. (D. R. P. 247 763.)
Eisenarme Aluminiumverbindungen erhält man direkt aus dem Gestein durch Behandlung
gewisser plagioklasreicher bzw. prehnithaltiger Mineralien mit gasförmigen oder flüssigen Säuren.
(Norw. P. 80 823 und 80 824.)
Zur Gewinnung von Aluminium aus Ton schmilzt man ihn oder Kaolin mit Glauber-
salz und Schwefelsäure oder mit Bisulfat in Verhältnissen, die die Bildung von Aluminiumsulfat
und freier Kieselsäure bewirken, laugt die abgekühlte Masse mit heißem Wasser oder mit der
verdünnten Glaubersalzbetriebslösung aus, filtriert, konzentriert, fällt mit konzentrierter Natrium-
fluoridlösung Aluminium f lu 0 r i d und erhält so neben dem, zur Rückgewinnung des Glaubersalzes
zu konzentrierenden Filtrate, Aluminiumfluorid, das mit Kochsalz geschmolzen und im Schmelz-
fluß elektrolysiert wird. Nebenprodukte des Prozesses sind reine Kieselsäure, Chlor und über-
schüssiges Natriumsulfat. (A. P. 1160431.)
Zur Bereitung einer nicht stäubenden sandigen, für die Aluminiumfabrikation besonders
geeigneten Tonerde schließt man Ton mit Schwefelsäure auf, entfernt das Eisen und setzt nun
so viel Ammoniak zu, daß basisches Aluminiumsulfat ausfällt. Der getrocknete, vom Ammon-
sulfat befreite Niederschlag wird dann durch Glühen im Luftstrom in Aluminiumoxyd, Schwefel-
sä,ureanhydrid und Ammoniak gespalten.' Die flüchtigen Produkte werden natürlich aufgefangen
und aufgearbeitet. (D. R. P. 803923.)
Zur Herstellung praktisch eisenfreier Tonerdesulfatlösungen zur direkten Verwendung für
die Papierleimung erhitzt man Ton trocken mit Alkalibisulfat und Bariumsuperoxyd gemischt
längere Zeit auf 300-400 0 und erhält so Alaunlösung und in Wasser unlösliches abfiltrierbares
basisches Eisenoxydsulfat. (D. R. P. 301614.)
Zur Verarbeitung von tonerde- und kieselsäurehaltigem Gut auf einen Rückstand, der ein
Kunststeinmaterial bildet, und auf Tonerdesalze erhitzt man das Material mit Gips auf
beginnende Rotglut, so daß noch keine Schwefeldioxydentwicklmi.g eintritt, und laugt die Masse
zur Gewinnung der Tonerdesulfatlösung mit Wasser, evtl. unter Zusatz von Schwefelsäure, aus.
(D. R. P. 822 844.)
Zur Herstellung von Tonerdeverbindungen erhitzt man tonerdehaltige Substanzen mit Am m 0 -
ni ums a I zen auf etwa 400 0 , so daß sich das Tonerdesalz der betreffenden Säure, also z. B.
schwefelsaures Aluminium, bei Anwendung von Ammoniumsulfat bildet, und gewinnt anderer-
seits das Ammoniak. (D. R. P. 198707.)
Zur Herstellung von Tonerde laugt man die durch Erhitzen von Ton mit Ammoniumsulfat
und Kaliumsulfat erhaltene Masse aus, fällt die Tonerde mittels des beim :fjjrhitzen gewonnenen
Ammoniaks, filtriert, konzentriert das Filtrat und führt es mit Ton gemischt wieder in den Be-
trieb ein. (D. R. P. 70 049.)
J%
~ntspricht, und nach Entfernung des Wassers und der Kohlensäure annähernd 18% Tdnerde,
Kieselsäure und 54% Calciumoxyd enthält. Am besten dient zu diesem Zweck ein natürlicher
ergei, den man mit der zehnfachen Menge Soda zum Schmelzen oder Sintern erhitzt, worauf
:~~das Schmelzprodukt in Erbsengröße zerkleinert, mit Wasser auslaugt und so 26-2,7% des
r C:u,uelzgutes als Natriumaluminatlauge erhält, die durch Verrühren mit 0,1% Kalkmilch ge-
ellllgt werden kann, während Calciumsilicat als Rückstand verbleibt. Bei richtiger Zusammen-
setzung der Rohmaterialien, besonders bei Vermeidung jedes Kalküberschusses (der sonst durcb
-570 Metalle und Minerale.
,die Kieselsii.ure nicht gebunden würde), erhält man so aus natürlichen, billigen Tonerdesilicaten
reine Tonerde. (D. B. P. 182442.)
Zur Verarbeitung kiese1säurehaltiger Tonerdematerialien schließt man z. B. den Bauxit
mit Bariumcarbonat, ,Kalk und Kochsalz als Flußmittel bei mäßiger Temperatur auf, behandelt
die durch Auslaugen gewonnenen Bari umaluminatlösungen mit Soda und bringt die gefällte
Bariumverbindung nach ihrer evtl. Regenerierung zum Carbonat wieder in den Prozeß zurück.
,(D. B. P. 806 806.)
Zur Verarbeitung von Ton auf Tonerde kann man ihn mit B ari um c ar bon a t oder Calcium-
carbonat oder einem Gemenge beider glühen, das gebildete Bariumaluminat auslaugen und so
direkt aus den stark kieselhaltigen Rohmaterialien ein Ausgangsprodukt für Aluminium ge-
winnen. (V. Gerber, Z. I. Elektrochem. 26, 198.)
Nach D. R. P. 832889 glüht man das kieselsäurehaltige Tonerdematerial im Gemisch mit
kohlensaurem Kalk und einer zur Aluminatbildung unzureichenden Alkalimenge und laugt
das Glühprodukt in zwei Stufen mit Sodalösung aus.
Zur Gewinnung schwefelsäurefreier Tonerde, die zur Darstellung von Aluminium dienen
sollte, behandelte man Alaun oder eine andere Tonerdeverbindung mit Alkali, glühte den gallert-
artigen Niederschlag zur Zerstörung der verunreinigenden Sulfate und wusch den Rückstand
erschöpfend aus. (D. B. P. 28706.)
Zur Gewinnung kieselsäurefreier Tonerde setzt man der Bauxit-Alkali- oder Erdalka.lischmelze
Phosphorsäure in irgendeiner Form, z. B. als Phosphat, zu, und zwar in einer Menge, die sich
nach der Menge der vorhandenen Kieselsäure richtet, und bindet letztere so an die Phosphorsäure.
Beim folgenden Zusatz von Ätzkalk fällt neben der Phosphorsäure auch die Kieselsäure aus
und man erhält siliciumfreie Aluminatlaugen. Aus ihnen fällt man dann wie üblich die Tonerde
mittels Kohlensäure aus. (D. B. P. 88894.)
Zur Gewinnung reiner Tonerde erwärmt man Bauxitmehl mit 15% Na.O im Liter enthalten-
der Atznatronlösung 5 Stunden unter ständigem Rühren, filtriert und erhitzt den Rückstand
mit derselben oder der 11/,fachen Sodamenge 5 Stunden auf Rotglut. Das Glühprodukt wird
dann mit der zuerst filtrierten Lösung ausgelaugt zwecks Abscheidung des feinverteilten Ferri-
oxydes, mit Aluminiumhydrat verrührt und Kohlensäure eingeleitet, bis die Flüssigkeit sich wolkig
trübt. Man filtriert dann und fällt im Filtrat die Tonerde unter Erwärmung durch Natrium-
bicarbonat
Na.Al.O, + 2 NaHCO. + 2 H.O = 2 Na.CO. + Al.(OH).
aus. Zur Beseitigung der anhaftenden Ätznatronmengen erhitzt man die Tonerde mit Salmiak-
lösung, wodurch aus NaOH Kochsalz entsteht, das aus der unveränderten Tonerde ausgewaschen
wird. (D. B. P. 87 604.)
Zur Gewinnung von reiner Tonerde und Alka.lisilicat aus natürlichen Doppelsilicaten erhitzt
man diese mit Soda- oder Ätznatronlösung unter hohem Druck, filtriert von der ungelöst ge-
bliebenen Tonerde die löslichen Alka.lisilicate und befreit erstere nach Abscheidung der Silicat-
lösung durch Lösung in konzentrierter Alkalila.uge von den noch vorhandenen Verunreinigungen.
(D. R. P. 174898.)
Zur Gewinnung von Aluminiumoxyd in 97% Ausbeute kocht man Bauxit unter Norma.l-
druck während 2 Stunden mit soviel 27 proz. Natronlauge, daß auf 1 Mol. Tonerde 1,7 Mol. Natrium-
oxyd entfallen. (D. B. P. 176 418.) .
Zur Verarbeitung von Al umini umabfällen und -schlacken behandelt man das Material,
das auch andere Meta.lle enthalten kann, nach dem Sieben im geschlossenen Gefäß mit Natron-
lauge, die Aluminium und Aluminiumoxyd löst und dabei ins Siederi gerät. Durch weitere Er-
hitzung wird die Lösung der Tonerde beendet, worauf man von dem Kupfer und andere Me~lle
enthaltenden Rückstand filtriert, aus der Aluminatlösung das Tonerdehydrat ausfällt und filtrlert.
(A. P. 1168 806.) .
Zur Herstellung von Tonerdehydrat und Alkalialuminaten schließt man den BaUXIt
unter Atmosphii.rendruck mit Atzalkalilauge bei 1800 , höchstens 200 0 , auf und kommt so a~ch
ohne Druck zu demselben Resulta.t wie nach dem Aufschlußverfahren mit Soda bzw. Atzalkalien
im Flammofen. Der Prozeß kann in Eisen ausgeführt werden und erfordert weniger Alkali als
die Methode unter Druck. (D. R. P. 182776.)
Zur Herstellung reiner Tonerde behandelt man den Bauxit nach dem Bayerschen Ver-
fahren mit einer 41grädigen, aus molekularen MengeI). Ätznatron und Natriumaluminat gebildeten
Lauge bei 150°, was einem Druck von 6-8 Atm. entspricht. Nach vorliegenden Verfahren ver-
wandelt man den Bauxit zuerst in das Ni tri d und vermag dann schon mit 20-21 grädiger Lauge
ohne oder nur mit sehr schwachem ttberdruck die Umwandlung in reine Tonerde zu bewirkech n.
Da überdies das unreine Nitrid das Eisen des Bauxits in reduzierter unlöslicher Form und au
die Kieselsäure in unlöslichem Zustande enthält, vermag man diese Bestandteile durch einfaches
Absitzenlassen von der Lauge zu trennen. (D. B. P. 241889.)
Ein Verfahren zur Gewinnung reiner Tonerde aus Bauxit auf nassem Wege ist dadurch ge-
kennzeichnet, daß man der sonst zur Extraktion verwendeten Alka.lilösung soviel Kalk z~etertzt,
daß das Vorhandensein von kohlensaurem und kieselsaurem Natron in der Lauge verbind
wird. Die Lauge bleibt so stets kaustisch und wird leichter filtrierbar. (D. B. P. 188 !U9.)
Aluminiwnoxyd, Tonerdeverbindungen. 571
Zur Vorbereitung von ungarischen Bauxiten und Kaolinen, die sich nach dem Bayerschen
Verfahren nur scHwierig aufschließen lassen, glüht man diese Stoffe und bringt sie noch heiß
in die alkalische Aufschließlauge, wobei besonders unter der Einwirkung des der Natronlauge
zugesetzten, im äquivalenten Verhältnis zur Kieselsäure sich befindenden Kalkes höhere, schnell
und vollständig aufschließbare Eisen· und Aluminiumhydrate gebildet werden. (D. R. P. 299072.)
Zur Herstellung von Tonerdehydrat erhitzt man den Bauxit mit 45grädiger Natronlauge
so lange auf 170°, unter Zusatz der auf den Kieselsäuregehalt berechneten Calciumoxydmenge,
bis die Laugenkonzentration nach etwa 4 Stunden auf 50° gestiegen ist und 96-98% der Tonerde
als reine konzentrierte Aluminatlauge vorliegen. Das Eisen ist dann als Eisenoxyd, Titanoxyd
als Titansäure und Calciumoxyd als Calciumsilicat ausgeschieden. Zur Aufarbeitung der Lauge
verdünnt man sie in heißem Zustande fraktioniert mit kaltem Wasser, trennt das nach jeder Ver-
dünnung ausgeschiedene Tonerdehydrat ab und reinigt es von dem anhaftenden Alkali durch
Erhitzen mit Salmiak und folgendes Waschen. (D. R. P. 299662 und 299663.)
Die nach D. R. P. 43 977 aus Aluminatlösungen und Tonerdehydrat erhaltenen Alu mi n a t -
lau gen, deren Tonerde-Natriumoxydgehalt im Verhältnis 1 : 6 steht, sind auf 40---45° Be ein-
gedampft, auch imstande unter einem Druck von 3-4 Atrn., entsprechend der Temperatur von
160-172°, in etwa 2 Stunden Bauxit, der nicht zu viel Kieselsäure enthält, völlig zu lösen, wobei
nur die Doppelverbindung
NalO • AlBO •• 3 SiO.+ 9 aq
-z;urückbleibt. Dabei ist Bedhigung, daß Bauxit und die sich wie Ätznatron verhaltende Lauge
im Verhältnis
AlIO. : NasO = 1 : 1,75 bis 1,85
stehen. Man spart so die Flammofenarbeit des Hauptpatentes. (D. R. P. 66604.)
Auch durch Aufschließung des Bauxits mit Sc h w e f eIn a tri um lösung soll man eisenfreie
Tonerde erhalten können. (D. R. P. 6689.)
Zur Gewinnung von Aluminiumhydroxyd in leicht auswaschbarer und leicht filtrierbarer
Form fällt man die Aluminiumsalzlösung in gesättigtem Zustand wie üblich mit Alkalien,
Erdalkalien oder Ammoniak, von dem man zweckmäßig einen überschuß anwendet. (D. R. P.
~0167ö.)
Zur Abtrennung des Aluminiumhydroxydes von den bei der Fällung entstehenden
S~lzen bringt man das Fällungsmittel hinter eine gegen das feste oder gelöste Hydroxyd abge-
dIchtete poröse Scheidewand und entfernt ständig den im Innern der Scheidewand gebildeten
Niederschlag. (D. R. P. 301382.)
. Um gelatinöse Niederschläge, z. B. von Eisen- oder Aluminiumhydroxyd, zu reinigen, extra-
hI.ert man sie in einem Extraktionsapparat, in dem sie mit einer porösen Platte bedeckt werden,
mIt Wasser. (D. R. P. 303312.)
Nach Norw. P. 82101 fällt man Alkalialuminatlösungen mittels der feineren Teilchen
von frisch gefälltem Tonerdehydrat, um die Fällung günstiger zu gestalten.
Zur Ausfällung von Tonerde aus mit Alkali aufgeschlossenem Ton bedient man sich nach
F. P. 509 142 der schwefligen Säure.
Zur Enteisenung des Tonerdesulfats soll man mit Erfolg Blei· oder Mangansuperoxyd
anwenden können. (A. P. 346604:--606.)
Zur Reinigung bzw. Enteisenung der schwefelsauren Tonerde wurde auch die Verwendung
von Schwefelalkalien und metallischem Blei (A. P. 226300-301), arseniger Säure (D. R. P.
11137) oder Oxalsäure empfohlen. Nach tagelanger Digestion des Bauxits mit der salzsauren
Oxalsäurelösung sollte dann die Flüssigkeit durch Kalkmilch gefällt werden, um die Oxa.lsäure
~ederzuge~nnen.
Zur Abscheidung des Eisens aus Tonerdesulfatlösungen verfuhr man nach D. R. P. 26777
in der Weise, daß man die in einem verbleiten, als Anode dienendem Gefäß befindliche Lösung
mit einer eingehängten Kupfer. oder Eisenkathode eIe k t r 0 I Ysie r t e.
Zur Ausfällung und gleichzeitigen Reinigung der Rohaluminatlaugen elektrolysiert
man die aus ihnen mit Säure gefällte Masse in einem durch ein Diaphragma aus Viscose gegen den
Kathoden· und Anodenraum abgeschlossenen Raum mit elektrischem Gleichstrom. Die gleich.
zeitig im Anodenraum gewonnene Natronlauge wird zur Bauxitaufschließung verwendet, die an
der Kathode entstehende reine Schwefelsäure ist ebenfalls wieder ge~bar, das körnig abge.
schiedene, leicht filtrierbare, absaugbare Aluminiumoxydhydrat wird von der schwach schwefel·
sauren, die Verunreinigungen enthaltenden Intradiaphragmenlösung filtriert. (D. R. P. 306364.)
Zur Gewinnung reiner Al umini umsalze aus neutralen oder saueren eisenhaltigen Bauxit·
oder Kaolinlösungen behandelt man diese mit Reduktionsmitteln und läßt in einer reduzierenden
oder neutralen Atmosphäre auskrystallisieren. (D. R.P.Anm. W. 41103, KI.12 m.)
Zur Enteisenung Eisenoxyd enthaltender Laugen führt man das Oxydsalz im Sinne der
Gleichungen
Fea(SO,). + BaS = 2 FeSO, + BaSO, + S und 2 FeSO, + BaO I + 2 H 20 = Fe 2(OH)SO, + BaSO,
mit gleichzeitiger Bindung des freiwerdenden Säuremoleküls in Oxydulsalz über und oxydiert
dieses dann wieder zum Oxyd. Statt des Bariumsulfides bzw. des Bariumsuperoxydes kann man
auch metallisches Eisen oder Aluminiumabfälle bzw. Natriumsuperoxyd verwenden. (D. R. r.
817633.)
Oder man leitet in diese Laugen während oder nach der Fällung der Tonerde Ozon ein und
erhält so nicht nur völlig entfärbte Laugen, sondern erzielt auch Zeitgewinn dadurch, daß das
Ausrühren rascher vor sich geht. Das gewonnene Tonerdehydrat liefert dann ein reinweißes
Tonerdesulfat. (D. R. P. 284601.)
Nach E. P. 9148/1914 fällt man das Eisen aus Aluminiumsulfatlösung durch Zusatz eines
Kalisalzes und 5-10% Tonerde. Nach E. P. 161606 läßt sich diese Eisenausfällung beschleu-
nigen, wenn man sehr feinen Alunitschlamm oder das Feinmahlprodukt kieselsäurehaltiger
Rückstände von der Aluminiumerzaufbereitung zusetzt. .
Zur Enteisenung von Tonerdelösungen neutralisiert man die nach der Spaltung des Alunu-
niumsalzes freigewordene Säure zum Teil und erhitzt sodann, bis das Eisen in gut filtrierbarer
Form zur Ausscheidung gelangt. (Norw. P. 31 797.) .
Wenn Eisen und Tonerde nach dem Aufschließen tonerdehaltiger Mineralien mit S alp e t er·
sä ur e als Nitrate vorliegen, lassen sich beide auf Grund der Zersetzlichkeit des Eisennitrates
bei 132-135° und jener des Aluminiurnnitrates erst über 150 durch Erhitzen des trockene.n
0
Salzgemenges leicht trennen. Man löst aus dem Erhitzungsrückstande das Tonerdenitrat rolt
Wasser heraus, filtriert vom Eisenoxyd und dampft das Fabrikat ein. (A. P. 13M 824.)
Zur Entkieselung der Bauxit.Aufschließ.(Aluminat.)laugen erwärmt man sie mit Barit-
lösung, die die Fremdkörper (Kiesel., Phosphor., Titansäure, Chrom, Eisenoxyd) ausfällt
(D. R.~. 41(07), oder erhitzt sie im geschlossenen Gefäß unter Druck durch eingeblasenen Dampf,
der zugleich die Flüssigkeit bewegt, und erhält so in 2 1/ 2-3 Stunden unter 6 Atm. Druck ein hIn·
reichend entkieseltes Tonerdematerial. (D. R. P. 197 881.)
Zum Abscheiden der Kieselsäure aus Alkalialuminaten behandelt man diese bei oder
nach dem Auslaugen mit Calciumaluminat, evtl. unter gleichzeitigem Zusatz von Soda, unq ver·
meidet so durch Anwendung des bereits mit Tonerde gesättigten Calciumaluminates jeden Über-
schuß an Kalk, der den Nachteil hat, daß er einen Teil der Tonerde mit sich niederreißt: Im Sinne
der Gleichung
Na 2SiO s + CaAlaO, = Na 2AI.O, + CaSiO.
vermehrt ein Überschuß an Calciumaluminat, das man durch Calcinieren des Bauxits mit Kalk
erhält, lediglich den Gehalt an Tonerde, wenn Soda gegenwärtig ist. (D. R. P. 221 376.)
Zur Gewinnung sehr reiner schwefelsaurer Tonerde in leichtlöslicher Form kocht man deren
Lösung im Vakuum bis zur Krystallbildung ein, führt durch Zusatz weiterer Lösung ein Wachsen
oer Krystalle herbei und trennt aus der Masse durch Abschleuderung die reinen Krystalle von der
Mutterlauge ab. (D. R. P. 131314.)
. Tonerdesulfat (AI 2(SO,) •• 3 aq) mit unterschüssiger 60grädiger Schwefelsäure gekocht
~bt Lösungen, die sich wie Zuckersirup verhalten. Diese Konsistenz erkennt man dar an, daß
d~e gleichmäßig geflossene schwefelsaure Tonerde an dem Rührscheite schnell erstarrende Fäden
bIldet und nach dem Erkalten hart wie Glas, alabasterartig durchscheinend ist. Entfernt man
nun die bis zu diesem Grade gebrachte Schmelzmasse schnell durch Ausgießen in vorgewärmte
k~pferne Formen, so erhält man bei richtiger Arbeit nach dem Erkalten eine strahlig kristalli-
lllsche Masse von ganz gleicher physikalischer und chemischer Beschaffenheit, die sich aus 1 Äqui-
valent Tonerde und 3 Äquivalenten Schwefelsäure mit 19, 18 oder 17 Äquivalenten Wasser zu-
sammensetzt. (DingI. Journ. 183, 390.) .
Zur Gewinnung von neutralem Aluminiumsulfat mahlt man rohes Tonerdesulfat mit Ätz-
na.tron oder Natriumaluminat zusammen. (A. P. 342 099.) ..
Zur Gewinnung von basischem Aluminiumsulfat behandelt man Tonerde im Uberschuß
Von ungefähr 15-30% über die mit der vorhandenen Schwefelsäure zur Bildung des neutralen
Sulf~tes erforderlichen Menge unter Druck mit heißer Schwefelsäure, setzt eine genügende Men~e
~a.IClumcarbonat oder -hydroxyd zu, um die Basizität auf 20-28° zu erhöhen, und erhält krystalh-
slerbares, in Wasser leicht lösliches Aluminiumsulfat von der Zusammensetzung AI 20 a • 2 SOa .
(D. R. P. 167 419.)
TonerdesaJzlösung in eine ebensolche Amtnoniaklösung ein und rührt zur Bewirkung der Umsetzung
mittels Ammoniakgas enthaltender Luft. (D. R. P. 888888.)
Ein Verfahren der gleichzeitigen Darstellung von Soda, Tonerdehydrat und Fluorcalcium
gründet sich auf die Umsetzung des Natriumaluminiwnfluorids. mit Calciumcarbonat
AlsF.· 6 NaF + 6 CaCO. = Al.(CO.)a + 3 Na,CO. + 6 CaFI '
Al.(CO.). + 6 HIO = Al,(OH). + 3 CO. + 3 HIO
unter Bildung von Aluminiumhydrat und Calciumfluorid, wobei Soda als Nebenprodukt ent·
steht. (D. R. P. M 824.)
Zur Herstellung kohlensaurer Alkalialuminate läßt man in 'eine Lösung von Alkalibi-
carbonat unter gleichzeitigem Einleiten von Kohlensäure eine Lösung von Alkalialuminat ein.
fließen und erhält so
K.O • Al.O. + 2 NaHCO. = K.O. Al.O•• 2 CO. + 2 NaOH ,
da das entstandene Atznatron sofort in Bicarbonat übergeführt wird, die in Waaser unlösliche.
in verdünnten Säuren lösliche Verbindung
KlO. Al.O •• 2 CO •• 5 HIO ,
die wegen ihrer völligen Eisenfreiheit zur Herstellung von Beizen Verwendung finden. (D. R.P.
19784.)
Das als Beizmittel dienende kohlensaure Magnesiumcarbonataluminat der Zu-
sammensetzung
erhäJt man durch allmähliches Vereinigen der Lösungen von Alkalialuminat mit Magnesium-
bioarbonat oder mit einer Milch von gebrannter Magnesia oder Magnesiumcarbonat unter gleich-
zeitigem Einleiten von Kohlensäure. (D. R. P. 70176.)
Zur Herstellung der es s i g sau ren Tonerde für Beizzwecke wurden 81 TI. schwefelsaure Ton·
erde und 7 Tl: Krystallsoda in 1401, andererseits 104 kg Bleizucker in 70 I Wasser gelöst. Durch Ver·
einigen der beiden Lösungen erhielt man eine 12grädige Aluminiumacetatlauge, die gerade nur
soviel schwefelsaures Natron enthielt, als erforderlich war, um ein bleifreies Präparat zu gewinnen.
Bei Anwendung von Alaun zur Darstellung von essigsaurer Tonerde werden 100 Tl. aufge·
löster Alaun durch 100 Tl. Bleizucker in der Siedehitze zersetzt, wobei noch schwefelsaure Salze
unzersetzt bleiben. (Polyt. Zentr.-BL 1862, 762.) .
Zur Gewinnung leichtlöslich erhaltbarer Doppelverbindungen von essigsaurer Tonerde ~t
essigsauren Alkalien bringt man Aluminiumacetat Al.(CHaCOOMOH). in Lösung mit der äqw-
valenten Menge des betreffenden Alkaliacetates zur Umsetzung. (D. R. P. 9481)1.) .
Zur Gewinnung von auch nach dem Eindampfen wasserlöslichen Aluminiumacetatverbm-
dungen bringt man das Acetat mit Hexamethylentetramin, mit oder ohne Zusatz von
Zucker oder organischen Säuren bei gewöhnlicher Temperatur zur Wechselwirkung und dampft.
die Lösung der Doppelverbindung zur Trockne. Nach dem Zusatzpatent verwendet man an St6lle
von festem Hexamethylentetramin eine wässerige Lösung von Formaldehyd und Amm o ,
niak, die trotz der Gegenwart des Aluminiumacetates denselben Vorteil bietet und doch wesent-
lich billiger ist. (D. R. P. 277 149.)
Zur Herstellung von Aluminiumäthylat übergießt man 27 Tl. Aluminiumspäne oder
·feile mit 276 Tl. 100proz. Alkohol, setzt 0,1-0,25 Tl. Quecksilberchlorid zu und erhitzt nach
Beendigung der Wasserstoffentwicklung den grauen Schlamm mehrere Stunden im Wasserbll;~e
bis er blättrig und trocken erscheint. Nach Abdestillierung des überschüssigen Alkohols erh~t.
man das Aluminiumäthylat als klare, dunkle, beim Erkalten krystallinisch erstarrende FlÜSSIg-
keit, die im Vakuum destilliert zwischen 200-210° unter 10 mm Druck in wasserklarer Form
erhalten wird. Das Präparat, das in 80% Ausbeute entsteht und als Kondensationsmittel dienen
soll, löst sich in der Hitze leicht in organischen Lösungsmitteln. (D. R. P. 286696.)' Nach de~
Zusatzpatent kann man an Stelle des Athylalkohols auch seine höheren Homologen bei Gegenwat
sehr geringer, nur katalytisch wirkender Quecksilbermengen auf Aluminiummetall einwirken
lassen. (D. R. P. 298618.) .
Siehe auch das Verfahren zur Destillation von Aluminiumäthylat, bei dem man ~le
Dämpfe, um sie unzersetzt zu erhalten, schnell abführt, um ihre Kondensation im oberen Te~le
des Destillationsgefäßes zu vermeiden. Das Produkt ist ebenso rein wie jenes der VakuumdestIl •
lation. (D. R. P. 289167.)
'Ober Herstellung von Alu m in i u m chlor i d aus gutem Ton oder Bauxit oder rohem
TOnardebydrat und Salzsäure unter hohem Druck siehe D. R. P. 2248.
576 Metalle und Minerale.
erhaltenen Kryolith von der aufarbeitbaren Sodalösung filtriert. Bedingung ist ein richtiges
Verhältnis von Tonerde und Natriumoxyd in der Aluminatlauge. (D. R. P. 307 626.)
Zur Gewinnung von Doppelverbindungcn des Aluminiumfluorids und Fluornatriums, die sich
als Trübungsmittel für Emaille und Milchglas eignen, läßt man entsprechend der Gleichung
3 NaaSiF. + 2 AlsO. = 6 NaF + 2 AlF. + 3 SiO.
Tonerde oder tonerdehaltige Materialien (Kaolin oder Bauxit) bei Gegenwart von soviel heißem
Wasser auf Kieselfiuornatrium einwirken, daß die Kieselsä.ure kolloidal in Lösung geht und von
den abgesetzten Fluorverbindungen abgezogen werden kann. Man erhält also z. B. den künst·
lichen Kryolith durch Umsetzung der wässerigen Suspensionen von 2800 g Kieselfiuornatrium
und 1600 g Tonerdehydrat in je 1-1,51 40° warmem Wasser. Wenn keine Entmischung mehr
zu befürchten ist, beendet man die Reaktion durch Rühren und setzt dem Produkt die zur Kryo.
lithzusammensetzung evtl. noch fehlende Menge Fluornatrium hinzu. (D. R. P. 289064.)
Zur Gewinnung einer als Trübungsmittel für Emaille und Milchglas dienenden Doppel.
verbindung des Aluminiumfluorids und Fluornatriums vereinigt man ziemlich rasch eine 40·
warme Suspension von 2,8 Tl. Kieselfluornatrium in 1-1,5 Tl. Wasser mit einer ebenso warmen
Suspension von 1,6 Tl. Tonerdehydrat in derselben Wassermenge, rührt bis der Rührer stehen
bleibt bzw. eine krümelige Masse entstanden ist, und erhält so ein leichtschmelzbares, 20% Kiesel
säure enthaltendes Produkt von der Zusammensetzung 6 NaF· 2 AlaF•. 3 SiO.. (D. R. P.
293944.) .
Zur Herstellung von Kryolith und Flußsäure saugt man in üblicher Weise erzeugtes Fluor·
wasserstoffgas mittels einer mit Natriumaluminatlösung im Kreislauf betriebenen Flüssigkeits.
strahlpumpe aus dem Erzeugnisse ab. (D. R. P. 320690.)
Zur Zerlegung des Kryoliths zwecks Abscheidung von Natriumsulfat und Gewinn~
von Fluorverbindungen neben Tonerdesulfat setzt man 5 Tl. des Minerales im Schmelzfluß Inlt
12 Tl. wasserfreien Gips um,
AlaF,' 6 NaF + 3 Caso, = 3 Na.SO, + 3 CaFI+ AlaF.,
läßt nach 20--25 Minuten erkalten und kocht die zerkleinerte porzellanartige Masse wiederholt
mit Wasser aus. Die eingedampften' Laugen werden vom Gips befreit und zum Krystallisieren
gebracht. Die Umsetzung läßt sich auch aus 1 Tl. Kryolith, 3 Tl. wasserhaltigem Gips und 30 Tl.
Wasser in 6-8stündigem Kochprozeß vollziehen. Man filtriert dann vom Fluoraluminiwn und
ausgeschiedenen Flußspat, wäscht den Rückstand, der auf Aluminiumsulfat und Fluß~äure ver-
arbeitpar ist, und dampft die Laugen zur Krystallisation ein. (D. R. P. 62686.)
~ Über die Herstellung des dem Kryolith bzw. Chiolith entsprechenden Magnesiumanalogons
6 NaF· AlaF., 3 NaF· AlaF., 3 NaF.MgaF,
durch Kochen von Fluornatrium mit Magnesia und Wasser und die evtl. Verwertbarkeit des Mate·
rials als billiger Ersatz des natürlichen Kryoliths siehe die Angaben von M. Netto in Zeltscbr.
r. angew. Chem. 1890, 4ö.
Deville ist es gelungen, das von Wöhler entdeckte Metall der Tonerde in festen Metallküge~
chen von silbetähnlichem Ansehen zu erhalten, und zwar dadurch, daß er ein Gemisch (~ao 1
Wöhler dargestellt) von Chlornatrium, Chloraluminium und ,Metall in einem Porzellantlege
bis zur Verflüchtigung des überschüssigen Chlorides bei heftiger Rotglühhitze behandel~:
Chapelle (siehe Cosmos, Llvralson 8, 247) erwähnt der Darstellung dieses Metalls durch BehW8Il s.
lung einer Mischung aus Tonerde, Kohle und Kochsalz bei hoher Temperatur und in versO o.
'1enen Gefäßen. Er gibt an, nach diesem Verfahren kleine Kügelchen von silberweißem, debn
barem Aluminium erhalten zu haben.
Aluminimnmetallgewinnung. Thermitverfahren. Heißbearbeitung. 579
Die drei älteren }>rozesse der Aluminiumherstellung sind Reduktionsverfahren. Sallndres
reduzierte Aluminimnchlorid mit Kryolith als Flußmittel, Netto letzteren und Grabau Alumi·
niumfluorid, und zwar in jedem Falle mit Natrimn, also in enger Anlehnung an die ursprünglichen
Verfahren von Wöhler und DeviIle. Diese Methoden sind sämtlich verlassen und man arbeitet
ausschließlich auf schmelzflußelektrolytischem Wege nach Hflroult durch Reduktion elektrisch
geschmolzener Tonerde mittels Kohle bzw. nach dem älteren Verfahren von Cowles, das sich von
der Heroultschen Methode nur dadurch unterscheidet, daß das Tonerdematerial, z. B. Korund
in elektrisch geschmolzenem Kupfer durch Kohle reduziert wird, so daß man nicht reines Alu·
minium, sondern Aluminimnbronze erhält. Die Methoden zur Aluminiumgewinnung auf wässrig.
elektrolytischem Wege führten in keinem Falle zmn Ziel.
"Ober die Anfänge der Fabrikation des Aluminimns siehe die Arbeiten von Deville, C. Brunner
u. a., über die in DingI. lourn. 137, 125; 139, 207; 140, 357 berichtet wird.
Ober die Aluminiumgewinnungsverfahren bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts siehe
die Abhandlung von H. Bueherer in Zelts ehr. f. angew. Chern. 1898, 010.
Eine in vieler Hinsicht heute noch sehr wertvolle Arbeit ist die 1890 von der Aluminium.
industrie·A.·Q; in Neuhausen herausgegebene Schrift über das Aluminium, in der nicht nur die
Fabrikation, die Art der Ausgangsmaterialien, die Eigenschaften des Metalles, seine Verwendung,
Behandlung und Bearbeitung geschildert ist, sondern die auch ausführliche Mitteilungen über
dss Schmelzen, Löten und galvanische Plattieren des Aluminiums enthält. Weiter werden die
damals bekannten Aluminiumlegierungen wie Aluminiumbronze, Aluminiummessing usw. einer
ausführlichen Besprechung unterzogen. (Zeitsehr. f. angew. Chem. 1890, 438 u. 483.)
'Ober den Stand der Al umini umind ustrie im Jahre 1908, die Art der elektrolytischen
Methoden und Vorrichtungen. die Rentabilität und die Marktverhältnisse mit Angaben über die
den einzelnen Großfirmen der Welt zu dem genannten Zweck zur Verfügung stehenden Kraft·
mengen siehe das Referat über eine Arbeit von R. Pitaval in Zeitsehr. f. angew. Chern. 1908, 606.
Zur Herstellung von Aluminium glüht man möglichst reinen, vorher auf etwa 1800° erhitzten
Ton (4 kg) mit 700 g Beinschwarz, 600 g 60grädiger Schwefelsäure und 600 ccm Erdöl etwa
45 Minuten unter möglichstem Luftabschluß bei 1200-1600°. Das mit mehr oder weniger Phos-
phor oder Silicium verunreinigte Aluminium wird durch Umschmelzen mit Kalk gereinigt.
(D. R. P. 140231.) Nach dem Zusatzpatent setzt man, um alle fremden Beimischungen zu ent-
fernen, dem Gemenge noch überschüssigen Kalk zu. (D. R. P. 141105.)
Zur Herstellung von Aluminium in sehr reiner Form, auf billigem Wege, erhitzt man
Aluminiumsilicid in kohlenstoffreichem Dampf, z. B. im Leuchtgasstrom, bis zur Verdampfung
oder leitet Aluminium-Siliciumdämpfe über festen Kohlenstoff. Das erhaltene Aluminium oder
die bei Gegenwart eines anderen Metalles gebildete Aluminiumlegierung läßt sich leicht, z. B. durch
Niederschmelzen unter einer Kochsalz-Kaliumchloridschicht, vom Silici umcarbid trennen,
das in den Salzen suspendiert bleibt und nach Auflösen der Schlacke in Wasser zurückgewonnen
werden kann. (D. R. P. 242311.)
Zur Herstellung von Alkali-, Erdalkali-, Erd- und Schwermetallen oder Legierungen dieser
Metalle aus ihren Oxyden oder Salzen, die mit dem Sulfat oder Sulfit eines anderen Metalles
und einem Reduktionsmittel vermengt sind, erhitzt man das Gemenge z. B. von 100 Tl. Alumi-
niumsilicat (Ziegelmehl), 33 Tl. Natriumsulfit und 11 Tl. Schwefel während 5--7 Stunden
auf 800-900° und erhält so nach Verbrennung des größten Teiles des Schwefels in einer glasartigen
Schlacke das betreffende Metall, in vorliegendem Falle Aluminium. (D. R. P. 159 632.) - V gl. [614].
~Einwirkung des Alauns auf das Doppelfluorid) gilt dann, wenn die Schmelze nach Einwirkung
es Stromes noch viel Doppelfluorid enthält. (D. R. P. 59447.)
Zur Herstellung von Aluminium schmilzt man ein nach den Gleichungen
2 Al 2F u + 6 NazCO a + 3 C = 4 Al + 12 NaF + 9 CO 2 ,
4 Al 2F u + 6 Na CO a + 3 C =
2 4 Al + 4 AINa aF + 9 CO
6 2 ,
2 AI 20F, + 4 Na CO a + 3 C =
2 4 Al + 8 NaF + 7 CO 2 ,
3 AI 20F, + 3 Na CO a + 3 C =
2 4 Al + 2 AINa aF + 6 CO
6 2
l>82 :Metalle und Minerale.
. Trotz der zahlreichen patentierten Verfahren zum Löten von Al umini um ist es bis heute
i{Cht möglich, Stücke dieses Metalles in der Weise zu vereinigen, wie man Weißblech, Messing oder
diupfer zu löten vermag, insbesondere da die Ausführung der Arbeit mit den verschiedenen Loten,
e in der Regel Aluminium, Zink oder Zinn unter evtI. Zusatz von Wismut, Kupfer oder Silber
e~thalten, große Erfahrung und Geschicklichkeit erfordert. Besonders die große Neigung des Alumi-
djums, sich oberflächlich, häufig auch unter der Lötstelle zu oxydieren, verursacht, daß Lötungen,
~. anscheinend gut gelungen sind, sich nach einiger Zeit trennen. Das heute vorwiegend aus-
geubte Aluminium sc h w eiß verfahren hat demnach wie schon in Techn. Rundsch. 1910, 21 u. 113
gesagt ist größere Zukunft als das Löten. Man schmilzt zur Gewinnung der für die
Aluminiummetallgewiunung. Thermitverfahren. Heißbearbeitung. 587
Zum Löten von Aluminium verwendet man nach D. R. P.117 687 Nitrate oder Nitrite
der Alkalien ev. in Verbindung mit Salpetersäure als Flußmittel. Vgl. auch D. R. P. 118868 u.
119221.
Um Aluminium zu löten, taucht man das Stück in eine Paste, die auf 60 Tl. eines Gemisches
gleicher Teile von Paraffin und Stearinsäure, 1 Tl. einer wä,3serigen Lösung von Kochsalz, Natrium-
chlorat-, -borat und -sulfat und Magnesiumchlorid enthält. Das getauchte Stück wird dann vor
der Lötlampe gelötet. (E. P. 176006.)
Nach Sehwed. P. 3~ 284/11 ist ein Gemenge von 1 kg Talg, l/t kg Campher und 2 Tropfen
Anilin als Lötfett beim Löten des Aluminiums dem reinen Talg vorzuziehen. Nach Zusatz
Sehwed. P. 32934/11 kann der Talg ganz oder teilweise durch Stearin ersetzt werden. (Chem.-
Ztg. Rep. 1912, 276 U. 586.)
Nach D. R. P. 131109 erwärmt man zum Löten von Aluminium ohne Flußmittel die
Lötstellen auf etwa 300°, beizt mit konzentrierter Lauge, wäscht mit Wasser und lötet mit den
gebräuchlichen Loten. Auch beim Schweißen kann man die Teile nach einem Referat in Jahr.-Ber.
f. ehem. Teehn. 1904, 265 ohne Flußmittel durch eine Flamme erhitzt zusammenpressen und schnell
mit Wasser abkühlen.
Zum Löten von Aluminiumbronze entzieht man den Lötstellen nach der üblichen Reini-
gung durch verdünntes Königswasser das Aluminium, so daß nach Entfernung des gebildeten
weißbraunen Schlammes durch Abbürsten in reinem Wasser eine poröse, aluminiumärmere Ober-
fläche entsteht, die mit einem Gemisch von Schwefelsäure und Salpetersäure blank gebrannt wird,
worauf man sie durch Anreiben mit einer Paste aus Chlorsilber, Kochsalz, Pottasche und Schlemm-
kreide versilbert, weiter in einem Bade aus Zinkchlorid und Salmiak eine Zinkschicht niederschlägt
und schließlich auf dieser eine die Verwendung von Weichlot gestattende Metallschicht aus Zinn,
Zink oder Blei auf galvanischem Wege erzeugt. (D. R. P. 75765.) Vgl. Zeitsehr. I. angew. ehem.
1894, 566.
Zur Verzinnung der Lötstellen an mit Aluminium überzogenen Eisenblechen führt man
die Teile nach Entfernung des Aluminiums an den Stellen durch ein geschmolzenes Ziunbad
bzw. schiebt die Berührungskanten des Aluminiums und des Zinnüberzuges zwecks Verdichtung
durch Walzen übereinander. Das feuerflüssige Zinn verbindet sich bei der Schmelztemperatur
nur mit den vom Aluminium befreiten Stellen. (D. R. P. 313329.)
Die Al um ini uml ote wurden als häufig al umini umhal tige Leg ier ung en in deren
Reihe aufgenommen. [451.]
Zum Schmelzen von Aluminium, das im Guß bedeutend schwindet und durch Überhitzung
leidet, soll man nur neue, noch unbenützte Graphittiegel verwenden, den Brennstoff nur in halbe
Tiegelhöhe legen und gleich nach dem plötzlich eintretenden Schmelzen rasch und gleichmäßig
gießen. Bei richtiger Arbeit und gut hergestellten Formen ist kein Flußmittel nötig. (H. Stoesser,
Metall u. Erz 1919, 61.)
Verfahren und Vorrichtung zum Schmelzen, Granulieren und schaden Trocknen von zum
Desoxydieren und Dichtmachen beim Vergießen von Flußeisen und Stahl dienendem Al umi-
nium sind in D. R. P. 804: 646 beschrieben.
Uber das Schmelzen von Alumini um siehe auch Techn. Rundsch. 1900, 881.
Uber Reinigung von Aluminium in geschmolzenem Zustande durch Vermengen mit Bi-
chromaten der Alkalien., Erdalkalien oder Schwermetalle oder mit Permanganaten, Chloraten oder
Nitraten, kurz mit Salzen, die beim bloßen Erhitzen Sauerstoff entwickeln, siehe D. R. P. 96238.
Ausgeschlossen von der Anwendung sind nur die Nitrate der Alkalien, da ihre Zersetzungs-
rückstände Natron, Kali oder Ammoniak ergeben, die von schädlichem Einfluß auf die Eigen-
schaften des Aluminiums sind. Nach D. R. P. 2674:77 eignet sich z. B. ein Zusatz von 1/s% Bi-
chromat als Oxydations- und 0,25% Bor als Flußmittel. Vgl. [438J.
Nach L. Rürup, Chem.-Ztg. 1897, 416 läßt sich das Schwinden des gegossenen Aluminiums
bedeutend vermindern, wenn man dem im Graphittiegel geschmolzenen Metalle nach Entfernung
des Tiegels aus dem Ofen für 20 kg Metall, etwa 20 g Phosphor zusetzt. Allerdings läßt sich das
so behandelte Aluminium weder schmieden noch walzen; es bricht in der Kälte wie in der Wärme,
der Guß als solcher ist aber tadellos und die Stücke lassen sich sehr gut polieren. Zur Herstellung
von Aluminiumblech und Draht wird das Metall bei mittlerer Temperatur im Eisentiegel
geschmolzen, worauf man Rüböl aufbringt, um die Metalloberfläche spiegelblank zu machen;
dann gießt man, nachdem das 01 verbrannt ist, langsam in die stehende, vorgewärmte Eisenform,
füllt nach dem Sacken nach und erhält ein ausgezeichnet walz- und schmiedbares Produkt.
Reines Aluminium ist für Gußzwecke zu weich und man setzt ihm daher, allerdings auf
Kosten des niedrigen spezifischen Gewichts, härtende Metalle zu, wobei das geringe Gewicht,
die Haupteigenschaft des Aluminiums, nach Möglichkeit erhalten bleiben soll. Am besten eignet
sich eine härtende Legierung aus 8% Kupfer und 92% Aluminium, aber auch Zink und Zinn,
ferner kleine Mengen Mangan sind für den genannten Zweck verwendbar, wobei in letzterem Falle
die Härte und Festigkeit des Aluminiums erhöht wird, ohne daß seine Zähigkeit leidet. (P. E.
McKinney, Ref. in Zeitscbr. f. angew. Chem. 1918, 114:.)
Zur Herstellung dichter, blasenfreier Aluminiumgüsse und Aluminiumlegierungen setzt
man dem geschmolzenen Metall so geringe Mengen Alkalimetall zu, daß das Gußstück nach
dem Gusse frei von Alkalimetall ist. (D. R. P. 54 860.)
Zur Erzielung feinkörniger, homogener, blasenfreier Aluminiumgüsse und eines dehnbaren
Aluminiums von hoher Bruchfestigkeit setzt man dem Schmelzbade bei einem die Schmelz-
temperatur nicht wesentlich überschreitenden Hitzegrad 1-5% Cadmium zu, steigert die
Temperatur unter kräftigem Rühren auf mehr als 770 0 , so daß das Zusatzmetall verbrennt, zu-
gleich die Luftbläschen an sich reißt und die Aluminiumoxydteilchen umhüllt, die aus der Schmelze
energisch ausgeschieden werden. (D. R. P. 820189.)
Man gießt Aluminiumlegierungen vorteilhaft unter Anwendung von Preßluftdruck in kühlende
Formen aus Chromvanadinstahl, der 5000-10000 Güsse aushält. Bedingung ist die niedrige
Schm~lzbarkeit der Gießlegierung, die am besten auf 92% Aluminium 8% Kupfer enthält.
(Metal Ind. 16, 481.)
Beim Gießen von Aluminium in Eisen- oder Metallkokillen überzieht man letztere, ebenso
wie ihren Metall- oder Sandkern mit Aluminiumlackbronze, die man dann wie üblich durch
langsames Erhitzen der Formen auf 400 0 ausbrennt, worauf die Kokille zur Aufnahme des ge-
schmolzenen Aluminiums auf 700 0 erhitzt wird. Der Aluminiumbronzeüberzug gestattet das
Erhitzen der Formen bis zu dieser Temperatur und verhindert das Festbrennen des Gußstückes
an den Formwänden. (D. R. P. 810404.) Nach dem Zusatzpatent vergießt man Aluminium ja
erhi tzte Formen, die man in der Weise herrichtet, daß man die aus feuerfestem Sand oder Lelnn
bereitete Form langsam auf 200 0 erhitzt, bis sie hart ist, worauf man sie mit Lackbronze über-
zieht, den Lack durch Erhitzen der Form ausbrennt und letztere nunmehr auf 700 0 erhitzt, wor-
auf sie zur Aufnahme des geschmolzenen Aluminiums bereit ist. Man erzielt so auch bei geringen
Wandstärken dichte porenfreie Güsse. Nach einer Abänderung des Verfahrens ersetzt man den
Lack durch einen beliebigen Klebstoff und kann dann in so bereitete Formen auch Nickel oder
Kupfer vergießen. (D. R. P. 824876 und 324: 748.)
In Anlehnung an dieses Verfahren ist auch die Methode des D. R. P. 824891 zu erwähnen,
nach der man zur Herstellung der ebenfalls vor dem Guß auf etwa 700 0 zu erwärmenden
Formen als Grundmaterial keramische Mailsen wie Steingut, Porzellan oder Schamotte wählt.
(D. R. P. 824 891.)
Über die Schwierigkeiten, die sich beim Gießender Al umini umbronzendurch die Bildung
von Aluminiumoxyd und Gekrätz ergeben, das sich in um so reichlicherem Maße bildet, als der
Guß ungleichmäßig erfolgt, wobei verschiedene Anordnungen getroffen werden müssen, um ZU
verhindern, daß das Gekrätz in den Guß gelangt, siehe Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl. 1917, 16.
Aluminiumlegierungen. 589
Die Gießtemperatur der Aluminiumbronze, bestehend z. B. aus 92% Aluminium und 8%
Kupfer, soll zur Vermeidung der Gasblasenbildung, die ihrerseits wieder zu fehlerhaften Güssen
führt, möglichst niedrig sein, und aus demselben Grunde soll man die Schmelze rasch durchführen
und rasch vergießen. Wenn in Sand gegossene Aluminiumstücke die silöerweiße Farbe des Rein-
metalles behalten sollen, darf man jedenfalls nicht zu stark rotwarm gießen; im übrigen können
mißfarbige Stücke durch Einlegen in verdünnte FI ußsä ure und folgendes Abwaschen reinweiß
gebeizt werden. (R. J. Anderson, Zentralbi. 1920, IV, 646.)
Zum Zusammenschmelzen von Aluminiumabfällen setzt man der Schmelze Schwer-
metallfluoride (Cu, Ni, Zn) im Gemenge mit Fluoralkalien zu, wodurch das Schwermetall redu-
ziert wird und sich mit dem Aluminium legiert, während aus Fluor Aluminiumfluorid entsteht,
das mit dem zugesetzten Natriumfluorid als Kryolith das Aluminiumoxyd. der Abfälle löst und
verschlackt. Man vermeidet natürlich Schwermetalle wie z. B. Eisen, deren Ubergang in die Legie-
rung das Aluminium schädigen würde. (D. R. P. 242347.)
über die Verwertung der Aluminiumabfälle durch Einschmelzen in reinen, mit Holz-
kohle ausgekleideten Graphittiegeln unter ev. Zusatz von etwas Kochsalz und Zinkchlorid, Rinder-
talg oder Rüböl siehe Techn. Rundsch. 1909, 586.
Aluminiumlegierungen.
443. Allgemeines über Herstellung, Wirkung der Zusatzmetalle.
über die Verwendung von Leichtmetall im Flugmotorenbau schreibt Büttner in Dingi. Journ.
1920, 245.
m Chem. Metallurg. Eng. 1918, 135 ff. bespricht P. D. Merica das Aluminium und die Leicht-
metallegierungen, auch die Kombinationen mit Kupfer, Eisen, Mangan, Nickel, Zink und Sili-
cium, ferner die Gußlegierungen des Aluminiums mit Zink, Kupfer oder Magnesium und das
Schmelzen des Metalles in Graphittiegeln.
Ursprünglich wurden Aluminiumlegierungen nicht aus dem fertigen Metall, sondern
aus Tonerde hergestellt, die man mit Kohle und dem zu legierenden Metall unter Zusatz eines
Bindemittels (Teer oder Sirup) zu Barren preßte, die man dann im elektrischen Strome zum
Schmelzen erhitzte. So soll man z. B. zur Herstellung von Aluminiumlegierungen Chlor-
aluminiumhydrat AI 2CI 2 (OH)4' das man durch Behandlung von gewöhnlichem Ton mit Königs-
wasser, erhält, mit Zinkpulver und Eisendrehspänen vermischen, die saure Masse ein-
trocknen, mit Borax oder einem anderen Flußmittel vermahlen und sodann mit Kupfer
schmelzen, bis Zink und Eisen sich als Chloride verflüchtigt haben, während auf dem Boden
des Schmelzgefäßes Aluminiumbronze zur Abscheidung gelangt. (D. R. P. 40 205.)
Auch beim Zusammenführen von Zink und Aluminiumchlorid soll man unter Entweichung
von Zinkchlorid zinkhaltiges Aluminium erhalten können. (E. P. 7666-67/1889.)
Vgl. ferner D. R. P. 40316, 45755, 47165, 48040, 42601; E. P. 13474, 3547-49, 14287
von 1888, 1276 von 1887; A. P. 378278, 894 091 usw. Siehe auch Chem.-Ztg. 1888, 891.
Heute geht man, von Ausnahmefällen abgesehen, bei der Herstellung der Aluminiumlegie-
rungen vom re in e n Met a 11 aus, schmilzt also z. B. die legierenden Metalle und trägt bei
etwa 1093,3 0 in die geschmolzene Masse die betreffende Aluminiummenge ein. Nach dem
Schmelzen fügt man auf je 100 Gewichtsteile Metall 1/2 Tl. Bichromat und 1/4 Tl. Borax zu.
Das spontan eintretende Aufkochen der Schmelze, deren Temperatur durch diese Zusätze auf
1650 0 steigt, läßt allmählich nach und es bildet sich eine Kruste, die sofort durchstoßen wird,
worauf sich die Zuschläge bei dem folgenden Umrühren verflüchtigen bzw. soweit dies nicht der
Fall ist, leicht abhebbar sind. Die Schmelze wird außerordentlich gleichmäßig und es treten als
Folge des Boraxzusatzes keine schädlich wirkenden Oxyde auf. (D. R. P. 267477.)
In walzbaren Aluminiumlegierungen, deren spez. Gewicht 3 nicht allzuweit über-
schritten werden soll, bewirkt Zink die weitaus größte Verbesserung der mechanischen Eigen-
schaften der Legierung, drückt jedoch auch den Schmelzpunkt stark herab und beeinträchtigt
die Wetterbeständigkeit wesentlich, wenn größere Zinkmengen Anwendung finden. Am zweit-
besten wirkt, auch in Hinsicht auf die Festigkeit, das Magnesi um, das jedoch ebenfalls die
chemische Widerstandsfähigkeit ungünstig beeinflußt. Dann kommen die Ku p f e r legierungen,
die schon mit 3% Kupfer die höchste Festigkeit erreichen und, ohne allzu niedrigen Schmelz-
punkt zu besitzen, sehr wetterbeständig sind; dieses System findet dementsprec~e.nd auch die
größte Anwendung. Weiter in der Reihe der Festigkeitsbeeinflussung des Alull11111Ull1S folgen:
Silicium, Nickel, Kobalt, Eisen und auch Chrom, Mangan und Molybdän wirken noch vorteil-
haft, während der Einfluß anderer Metalle unbedeutend ist. Im allgemeinen gilt, daß Gußmaterial
erheblich höher legiert werden muß als das Material für Walzzwecke. (H. Schirrneister, Stahl
u. Eisen 35, 649, 873 u. 996.)
Über Aluminiumlegierungen siehe J. W. Richards, Ref. in Jahr.-Ber. r. ehern. Techn.
1903, 218: 2,3% Chrom verleihen Aluminiumlegierungen Härte, 5% Mangan besonders bei
~egenwart von Kupfer und Nickel Härte und Festigkeit; Zinn führt zur Bild';lng weiß~r, leicht
lo.tbarer Legierungen, Silber verleiht größeren Glanz und führt zu festen, ~eIßen Legierungen,
dIe sich besonders für Tafelgeschirr und Kunstgegenstände eignen, 2-5% NIckel und Kupfer
590 Metalle und Minerale.
geben gute Walzbarkeit. Neusilber in der Menge von 2-3% des Aluminiums zugesetzt gibt ein
festes. zähes,leicht bearbeitbareaMetall; Zink bis zu 15% verbessert die Bearbeitbarkeit. besonders.
die Schmiedbarkeit des Aluminiums, für Gußzwecke kann der Zinkgehalt bis zu- 33 % betragen.
Zur Erhöhung des ~chmelzpunktes des Aluminiums und zur Erniedrigung seiner Dichte-
um 5--30% setzt man ihm 1-5% Beryllium zu und erhält so eine leicht verarbeitbare Legie-
rung. (Zentralbi. d. Hütten- u. Walzw. 23, 977.)
th)er die Steigerung der Festigkeit unter gleichzeitiger Abnahme der Dehnung von technischen
Aluminiumlegierungen, Reinaluminium, weichem und hartem Duraluminium, letztere mit 2,33.
bzw. 3,64% Kupfer, 0,1 (0,53)% Mangan, 0,18 (0,67)% Magnesium, 0,48 (0,55)% Silicium und
0,54 (0,45)% Eisen durch Kaltbearbeitung siehe E. H. Schulz, Metall u. Erz 14, 126. Vgl.
H. Rleger, GleBerelztg. 16, 129 u. 161.
Zur Erhöhung der Dichtigkeit und Festigkeit des Aluminiums namentlich zur Er-
zielung einer großen Zä.higkeit setzt man ihm nach D. R. P.181617 4-7% Phosphor zu.
Bei einem Zusatz von 2% ist das Aluminium gut walzbar, bei 1 % Zusatz Iä.ßt es sich gut stanzen,
drücken und prägen; bei 3% eignet es sich für Hufbeschläge. über 4% bis zu 15% läßt es sieb
leicht schmieden. Stets ist eine Phosphoraluminiumverbindung lötbar und sehr sä.urebeständig.
sie bleibt auch nach Berührung mit Wasser silberweiß. Zur weiteren Erhöhung der Zähigkeit.
Dichte und Festigkeit des Aluminiums setzt man ihm weniger als 4 oder mehr als 7, am besten
15% Phosphor zu. (D. R. P. 187008.)
Legierungen von Aluminium mit bis zu 2% Cer sind sehr fest, dehnbar und leicht bearbeit-
bar. Diese geringen Cerzusätze beeinflussen auch die Löslichkeitseigenschaften des Aluminiums
in Salzsäure und Alkalilauge kaum und nur jene iI). verdünnter Salpetersäure ungünstig. Der
Einfluß des Cers beruht überhaupt nicht auf dem Zustandekommen einer Legierung, sondern auf
der reinigenden Wirkung, die dieses Zusatzmetall ausübt. (0. Barth, Metallurgie 9, 261.)
Nach D. R. P. 246 484 unterscheidet sich Aluminium, das etwa 0,2% Ceritmetall (Cer,
Lanthan. Praseodym, Neodym oder Samarium) enthält, von reinem Aluminium durch seinen
klaren, reinen Glockenton, seine zähe Festigkeit und die Möglichkeit, es zur Herstellung sehr
feiner Güsse verwenden zu können. Man trägt zur Herstellung dieser Legierung am besten die
Metalle als Fluoride während der Gewinnung des Aluminiums in den geschmolzenen Elektro-
lyten ein oder verschmilzt sie mit Rohaluminium zwischen 660 und 1000°. Der Siliciumgehalt
des Rohaluminiums (0,106%) wird durch Einführung von nur 0,05--0,1% Cermetall auf 0,02%
Silicium verringert, wodurch sich nicht nur, wie erwähnt, das Gefüge des so legierten Aluminiums
gegenüber dem reinen Handelsprodukte verdichtet und verfeinert, sondern auch die Zerreiß-
festigkeit des Materiales auf das doppelte, die Dehnbarkeit auf das 6--7fache des unlegierten
Metalles steigt.
Über Eigenschaften und Anwendungen des sehr leicht oxydablen amalgamierten Alu-
miniums, das spröde ist wie Zinn und sich an der Luft unter Erwärmung lnit Tonerdepulver
überzieht, siehe C. Berger, Rev. Cbim. pure et appl. 17, 1.
Aluminium und Quecksilberchlorid reagieren primär unter Bildung mehrere Zentimeter
langer, weißer, haarartiger Gebilde, die aus dem Aliuniniumamalgam durch Aufnahme des Luft·
sauerstoffes entstehen und Tonerde enthalt.en. (Helbig, Pharm. Zentralh. 1892, 120.)
Aluminiumgefäße jeder Art sind besonders vor der Berührung mit Quecksilber zu
behüten, das leicht, z. B. beim Zerbrechen eines Termometers, in das Gefäß, z. B. einen Gärbottich,
gelangen kann. Das Aluminium wird bei Gegenwart von Wasser durch Quecksilber unter Bildung
von Aluminiumhydroxyd und Wasserstoff heftig zersetzt, wenn beide Metalle in die zur Amalgam-
bildung nötige innige Berührung kommen, so daß eine LackRchicht oder eine schützende Kruste
von Bierstein, wie sie in den Gärbottichen vorhanden zu sein pflegt, diese zerstörende Wirkung
des Quecksilbers zu verhindern vermag. Durch sofortiges Ausglühen der gefährdeten SteUe des
Gefäßes oder durch Behandeln lnit konzentrierter Salpetersäure und folgendes Abschaben läßt
sich größerer Schaden verhüten. (E. v. Pickardt und W. Angermann, ferner auch O. Mohr, W. f.
Brauer. 30, 361, 440 bzw. 309.) Vgl. Bd. IV (433).
Zur Bereitung von ,Al umini umamalgam ätzt man entölte Aluminiumspäne lnit Natron-
lauge bis zu starker Wasserstoffentwicklung an, spült einmal oberflächlich mit Wasser ab und bringt
das noch lnit Lauge benetzte Metall 1-2 Minuten in eine etwa 0,5proz. Sublimatlösung. Diese
Behandhmg wird zur Entfernung des zunächst auftretenden schwarzen Schlammes wiederholt,
man spült dann gut und schnell nacheinander mit Wasser, Alkohol und Äther ab und bewahrt die
Masse unter leichtsiedendem Petroläther auf. Das Material reagiert lnit geringsten Spuren Wasser
und eignet sich daher z. B. zur völligen Entwässerung des Alkohols oder Äthers. (H. Wislicenus
und L. Kaufmann, Ber. 1895, 1323.)
Bei der Aktivierung des Aluminiums durch Amalgamation ist der Reinheitsgrad des
Metalles von größter Bedeutung, da nach Beobachtungen von P. Nicolardot 99proz. Aluminium
mit 0,01 proz. Sublimatlösung derart aktiviert wird, daß es sofort Wasser zersetzt, während Alu-
minium mit 3% Kupfergehalt unverändert bleibt. (Ref. in Zeitsl'hr. f. angew. ehem. 26, 122.)
Nach einetrl Referat in Techn. Rundseh.1909, 586 besteht der Hydrogeni t, ein metallisches
Pulver, von dem 1 kg mit der genügenden Wassermenge etwa 1300 I Wasserstoff erzeugt, aus
pulverisiertem Aluminium, Quecksilberchlorfu und Cyankalium. Die beiden zugesetzten Salze
dienen bei der durch das Alumini um allein bewirkten Zerlegung des Wassers als Katalysatoren,
wobei speziell das Cyankalium nach Techn. Rundsch.1910, 70 auch noch eine chelnische Wirkung
ausüben dürfte, da es stets etwas Alkalihydroxyd enthält, das imstande ist, in wässeriger Lösung
Aluminium unter Wasserstoffentwicklung und Bildung von Aluminat zu lösen. Vgl. Bd. IV
[176], [177].
Sprödigkeit wegen nicht verwendbar, doch erhält man eine Legierung aus 90% Magnesium und
10% Aluminium, wenn man 20 Tl. dieser niedrig schmelzenden spröden Legierung in 80 Tl.
reines geschmolzenes Magnesium einträgt.
Nach D. R. P. 105502 sind Legierungen von reinem Aluminium mit 10-25% Magnesium
ausgezeichnet durch ihre Bearbeitungsfähigkeit und Verwendbarkeit für die verschiedensten
Zwecke. 100 Tl. Aluminium und 10 Tl. Magnesium geben eine Legierung, die sich wie gewalztes
Zink verhält, 100 Aluminium und 15 Magnesium eine solche, die gutem Messingguß gleicht,
100 Aluminium und 20 Magnesium geben eine Legierung mit den Eigenschaften von weichem
Rotguß oder hartgezogenem Messingdraht, während schließlich eine 25% Magnesium enthal-
tende Aluminiummischung die Eigenschaften des gewöhnlichen Rotgusses besitzt. Diesen
Legierungen läßt sich nach Angaben des Patentes auch ein Zusatz von Schwermetallen geben
(10-20 Tl ), doch nimmt man vorteilhaft nur soviel Kupfer, Nickel, Wolfram u. dgl., daß das
spez. Gewicht des Aluminiums nicht überschritten wird. Jene dem Rotguß gleichende Legie-
rung läßt sich so wie Reinaluminium in dünnflüssigem Zustande gießen, die Gußstücke liefern
wie Messing lange Spanlocken und lassen sich, mit tiefem Gewinde versehen, bzw. rein bohren.
Auch die Feilarbeit ist wesentlich leichter als beim Reinaluminium, im übrigen verhält sich
das neue Metall unter dem Messer wie ein Rotgußstück. Legierungen mit 10-15% Magnesium
lassen sich kalt schmieden, zu Blech walzen und zu Röhren oder Draht ausziehen.
Zur Herstellung von Aluminium-Magnesiumlegierungen mit überwiegendem Aluminium-
gehalt elektrolysiert man geschmolzenen Carnallit oder Tachhydrit mit einer schmelzflüssigen
Aluminium-Magnesiumlegierungskathode und setzt, um die Legierung in der den praktischen
Zwecken dienenden Zusammensetzung zu erhalten, während der Elektrolyse oder nach ihrer
Beendigung Aluminium zu. (D. R. P. 121 802.)
Eine Legierung von 100 Tl. Aluminium mit 2-10 Tl. Magnesium zeigt die gleichen Eigen-
schaften wie Reinaluminium, nach mehrmaligem, kaltem Walzen und Erhitzen erhält sie Eigen-
schaften, die jenen des Messings und der Bronze gleichen. Eine Legierung von 100 Tl. Aluminium
und 3-5 Tl. Magnesium ist fester, zäher und leichter bearbeitbar als Messing. Unter 2% Magne-
sium zuzusetzen empfiehlt sich nicht, da diese Legierung durch Walzen nicht mehr härtbar ist.
Ein Gehalt von über 9% Magnesium ergibt ein verhältnismäßig sprödes Material. Diese gegen-
über dem Reinaluminium durch höhere Zugfestigkeit und bessere mechanische Bearbeitbarkeit
ausgezeichneten Magnaliumlegierungen kommen in drei verschiedenen Formen in den
Handel: Das Material X enthält neben etwas Antimon und Eisen 1,76% Kupfer, 1,60% Magne-
sium und 1,16% Nickel, daneben in der Legierung Y noch Zinn und Blei. Die Legierung Z in
Form von Weichblech enthält 3,15% Zinn, 0,21% Kupfer, 1,58% Magnesium, 0,72% Blei und
etwa 0,3% Eisen. (D. R. P. 113930.) ..
'Veitere Eigenschaften des Magnaliums bespricht J. Klaudy in Osterr. ehern. Ztg. 1900, 636.
Die Legierung wird in ihren Eigenschaften nach D. R. P. 119643 noch verbessert, wenn man sie
durch schnelles Abkühlen in Wasser, Salzlösungen oder Quecksilber zum Erstarren bringt.
Zur Aufarbeitung von Magnali umspänen kocht man das mit Benzin entfettete Material
in einer 4 proz. Kochsalzlösung, gießt diese ab und trägt die noch feuchten Späne so in einen
900 0 vorgewärmten ..Tiegel ein, daß das neu hinzugegebene Material stets flüssiges Metall vor-
findet. Durch eine Offnung im Boden wird der Tiegel entleert, worauf man den zurückbleibenden
breiigen Rest der Metalle nach Zusatz von etwas Kochsalz wieder verflüssigt und ebenfalls ab-
laufen läßt. Es konnten so Schmelzungen von 100 kg Spänen mit nur 1 % Verlust durchgeführt
werden, besonders wenn man durch einen Zusatz von etwas Kryolith zur Schmelze die ab .~OOO
beginnende Verflüchtigung der Metalle verhinderte. (J. Coulson, Stahl u. Eisen 36, 635.) Uber
Verwertung von Metallabfällen siehe auch ferner F. Huth in Elektrochem. Zeitsehr. 23, 63.
einträgt und so die Legierung des Aluminiums mit dem Kupfer bewirkt, während die anderen Metalle
als Schwefelverbindungen in die Schlacke gehen. {D. R. P. 04182.}
Zur Herstellung von Aluminiumlegierungen praktisch mit einem Gehalt bis zu 28% Alumi-
nium erhitzt man im Sinne der Gleichung
3 CUO+ AI,C a = 4 Al . 3 Cu + 3 CO
Aluminiumcarbid und Kupferoxyd im elektrischen Ofen. Ebenso gelangt man nach der Gleichung
+
FeaO a AI,C a = 2 Fe . 4 Al + 3 CO
mit Eisen zu einem Ferroaluminium, das nach Abzug des freien Kohlenstoffes 49,6% Al ent-
hält. hn Bade aus geschmolzenem Eisen gelang es J. Pring sogar Eisenlegierungen mit 90%
Aluminium zu erzeugen. [41J0.] Dieser Legierungsbildung liegt die Reduzierbarkeit des Aluminium-
oxydes durch Kohlenstoff zugrunde, die bei hohen Temperaturen vor sich geht, und ist ferner
bedingt durch die Reaktion,
die bei niederer Temperatur von links nach rechts, bei hohen Hitzegraden in umgekehrter Rich-
tung eintritt. (Ref. in Zeftsehr. f. angew. ehern. 1906, 1618.)
Geeignete Legierungen zur Herstellung von Uhrfedern erhält man z. B. aus 100 Tl. Alu-
minium mit 90 Tl. Kupfer. Der Draht wird so dünn wie möglich gezogen oder gewalzt, dann
mit einem besonderen Hobel bearbeitet, auf einem Schleifstein zur nötigen Dicke abgeschliffen
und in Formen von Stahl bis zur Hellblauglut erhitzt, dann abgekühlt. Als Vorzüge solcher
Federn werden bezeichnet ihr geringes spezifisches Gewicht, sowie der Umstand, daß sie nicht
rosten, nicht magnetisch, dagegen sehr elastisch und hart, aber nicht so spröde wie Stahl sind.
(Polyt. Notizbi. 1874, Nr. 6.)
Nach einem Referat in Jahr.-Ber. r. ehern. Teehn. 1890, 867 besitzt unter allen Aluminium-
Kupferlegierungen eine Legierung von 94 Tl. Aluminium und 6 Tl. Kupfer die höchste Festig-
keit.
Nach E. P. 191J18/10 wird eine zur Herstellung von Röhren, Platten und Drähten
geeignete Legierung aus 98,38% reinem (98-99proz.) Aluminium und 1,62% Elektrolytkupfer
hergestellt.
über die Eigenschaften von Aluminium-Kupferlegierungen siehe ferner Carpenter und Edwards,
Ref. in Jahr.-Ber. f. ehern. Techn. 1907, 814. •
Nach Chern.-Ztg. Rep. 1911, 600 wird die beste Aluminiumlegierung für allgemeine Guß-
zwec ke aus 92% Aluminium und 8% Kupfer hergestellt. Das Kupfer wird als hochprozentige
Aluminiumkupferlegierung eingeführt.
Die von London aus auf den Markt gebrachte Legierung Ormiston enthält 97,5% Alumi-
nium, läßt sich haltbar polieren, ohne daß saure Speisen die Politur beeinflussen, besitzt eine
größere elektrische Leitfähigkeit als Kupfer oder irgendeine bekannte Legierung, läßt sich leicht
löten und schweißen und zerreißt erst bei einer Belastung von 2400-3000 kg pro qcm. (Ref.
in Zeitschr. f. angew. Chern. 28, 37.)
Zur Härtung des Duralumins erhitzt man die Stücke 10-20 Minuten auf etwa ~20
und schreckt sie dann in siedendem Wasser ab. Für die meisten Zwecke genügt es, die Stucke
während 5 Tagen in ein kochendes Wasserbad einrulegen. (Po D. Meriea u. Mitarbeiter, ZentralbI.
1919, IV, 613.) - Vgl. [446].
Eine verbesserte Duraluminiumlegierung erhält man durch Zusatz von höchstens 2% ~a.gne
sium und höchstens 5% Kupfer, besonders in der Zusammensetzung 95,5-95,75% A1UIDlroUIll,
0,25-0,50% Magnesium und 4% Kupfer. (D. R. P. 204048.)
AluminiumlegierWlgen. 59!')
Eine AluminiumlegierWlg für hochbeanspruchte Maschinenteile enthält neben 96% Al,
2% Cu, 0,24% Ni Wld 0,38% Mg, während sich zum Ziehen von Drähten eine Kombination
von 96,8% Reinaluminium Wld 3,2 Tl. einer ZwischenlegierWlg aus gleichen Mengen Kupfer
Wld Aluminium eignet. Noch höhere Zugfestigkeit bei etwa gleich großer Leitfähigkeit besitzt ein
Draht aus 97,7% AI, 1% Cu Wld 1,3% Ni. (Z. Ver. d. log. 1918, 226.)
Zur Herstellung mechanisch leicht bearbeitbarer Aluminiumlegierungen, die dauerhafter
sind als das reine Metall, sich zu Draht ausziehen lassen wie Messing, und an Stelle dieses Metalles
oder auch an Stelle von Kupfer, in gewissen Fällen auch von Eisen oder Stahl Anwendung find.en
können, verschmilzt man 94-98% Aluminium, 1,5-4% Kupfer, 0,25-1,25% Mangan und
0,25-1,25 % Si I b e r in Mengenverhältnissen, die so gewählt sind, daß die Gesamtsumme der drei
letzten Bestandteile nicht unter 2% und nicht über 6% steigt. (D. R. P. 231060.)
Auch eine magnesi umfreie Legierung aus 100 Tl. Aluminium, 5 Tl. Kupfer und 2 Tl.
Silber soll sich durch wertvolle Eigenschaften auszeichnen. (A. P. 1099561.)
Nach einer Mitteilung von W. M. Corse wird eine Kupferaluminiumbronze durch Zusatz
geringer Mengen Titan wesentlich verbessert und zeichnet sich dann durch große Festigkeit
und Widerstandsfähigkeit gegen Seewasser und sonstige chemische Einflüsse aus. (Ref. in Zeitsehr.
f. aogew. Chern. 29, 12.)
Die Herstellung von Alumini umlegierungen, die 4-12% Kupfer, 0,12-2,2% Titan,
höchstens 0,6% Eisen, 0,4% Silicium und 0,5% anderer Elemente enthalten, ist in E. P. 153823,
1920 beschrieben.
{jber die Wirkung von Titan und die günstigen Eigenschaften der Aluminium - Titan-
bronzen siehe das Referat im Bayer. lod.- u. Gew.-BI. 1917, 15.
Eine sehr gut bearbeitbare, leichte und völlig säurebeständige Legierung soll nach D. R. P.
82819 herstellbar sein durch Verschmelzen einer Legierung von Aluminium und Elektrolyt-
Kupfer mit einer Legierung, die man erhält, wenn man Wolframsäure unter Verwendung
von Kryolith als Flußmittel reduziert und dem dünnflüssigen Bade soviel Aluminium zufügt,
daß eine 10proz. Aluminiumverbindung I'esultiert. Im ganzen sollen in der Schmelze nicht weniger
als 95% reines Aluminium vorhanden sein. Das Verhältnis von Kupfer zu Wolfram richtet
sich nach den gewünschten Eigenschaften der Legierung. Wenn diese beiden Metalle nicht völlig
rein zur Verfügung stehen, so setzt man als Raffiniermittel Zinn und Antimon mit etwas Alu-
minium als Flußmittel zu. Nach dem Zusatzpatent kann man die Legierung wesentlich verbessern,
wenn man der aus Wolframsäure, Kryolith und Aluminium erschmolzenen 10proz. Aluminium-
legierung eine gesondert bereitete Legierung aus Elektrolytkupfer und Zink in solchem Verhältnis
zusetzt, daß die Schmelze mindestens 91-92% reines Aluminium enthält. Der Zinkgehalt beträgt
zwischen 2 und 7%. (D. R. P. 123820.) Partini um enthält neben Aluminium als Hauptbe-
standteil noch Kupfer, Zinn, Wolfram oder Magnesium; es besitzt eine besonders hohe mecha-
nische Festigkeit.
Nach D. R. P. 244650 schmilzt mau zur Herstellung einer gegen Säuren und Cyanidlösung
widerstandsfähigen Aluminiumlegierung 2 Tl. Wismut, 5 Tl. Kupfer und 1 Tl. Silicium und setzt
dem geschmolzenen Gemenge 92 Tl. geschmolzenes Aluminium zu ("Agilit").
Als bestes Verhältnis der Bestandteile einer harten Aluminiumbronze wird in D. R. P. 28117
eine Legierung aus 84 Tl. Kupfer und je 8 Tl. zweier Schmelzen aus 15 Tl. Aluminium und 85 Tl.
Zinn bzw. aus 17 Tl. Nickel, 17 Tl. Kupfer und 66 Tl. Zinn empfohlen. Während des Schmelzens
der Bronze darf kein Eisen mit ihr in Berührung kommen, so daß man zweckmäßig Holz- oder
Tonrührer verwendet.
Nsch D. R. P. 218970 wird eine zu homogenen Stücken leicht gießbare, feste Legierung
hergestellt aus 87% Aluminium, 8% Kupfer und 5% Zinn.
'Ober Herstellung einer sehr dünn auswalzbaren LegierWlg aus Zink, der fÜDffachen Menge
Kupfer Wld der 25fa.chenMenge (auf das Zink bezogen) Aluminium siehe A. P. 1072017.
Eine für viele Zwecke verwendbare Legierung besteht aus Aluminium mit 7,5% Kupfer,
1,5% Zink \md 1,2% Eisen. Bei Zusatz von nur 5% Kupfer dient die Legierung für gewisse
Automobilteile, bei Erhöhung des Kupfergehaltes auf 11-13,5% wird sie für Pumpen,
Maschinenteile oder überhaupt für Zwecke verwendbar, bei denen Wasserdichte erforderlich ist.
(Z. Jeffries, Metal Iod. 17, 206.)
In der aus Aluminium, Kupfer, Zinn, Antimon Wld Magnesium bestehenden Legierung des
Norw. P. 34246 wird etwa ein Drittel des Kupfers vorteilhaft durch Mangankupfer ersetzt_
Salzlösungen, wenn man sie während 2-4 Stunden in eine 90-95° warme Lösung von 25 Tl.
Pottasche, 25 Tl. Natriumbicarbonat und 10 Tl. Kaliumbichromat eintaucht. Die nach dem
Herausnehmen aus dem Bade mit Wasser gespülten und getrockneten Bleche zeigen dann einen
hellgrauen, bei längerer Einwirkung tiefdunkelgrauen, irisierenden Belag, der den Schutz bewirkt
und vermutlich aus Chromsäure und Tonerde besteht. (Int. Z. f. Metallogr. 8, 101.)
Eine Legierung von 2 Tl. Aluminium und 1 Tl. Zink hat nach einem Referat in Jahr.-ßer.
r. ehern. Techn. 1897, 268 die gleiche Festigkeit wie Gußeisen, ist aber zäher, oxydiert nicht
leicht, schmilzt schon bei etwa 540-600°, ist leicht bearbeitbar, nimmt keine KrustRn vom Form-
ssnd an und ist auch dem Messing dadurch überlegen, daß sie auch enge Formen gut ausfüllt.
Über Aluminium-Zinklegierungen siehe ferner Chern.-Zfg. 1911, 1220.
97 Tl. Aluminium und 3 Tl. Zink liefern eine Legierung, die härter als Alun.inium, jedoch
sehr dehnbar und glänzend ist. (Polyt. Zentr.-BI. 1857, 1031.)
Nach D. R. P. 112 546 setzt man dem Aluminium auch zur Erzielung größerer Dreh- und Bohr-
barkeit Zink zu. Der Zinkgehalt läßt sich auf 25-30% hinaufsetzen, wenn man der Legierung
etwas metallisches Eisen in Form einer Eisen-Aluminium- oder Eisen-Zinklegierung hinzufügt.
Zur Herstellung einer Zink-Aluminiumlegierung verschmilzt man nach E. P. 3981/07 85%
Aluminium und 15% Calcium und versetzt 10% dieser Schmelze mit 90% Zink.
Ziskon, eine Legierung von 25% Zink und 25% Aluminium von der Dichte 3,35, dient zur
Herstellung von Präzisionsinstrumenten; Alzinc ist eine Legierung von 2 Tl. Aluminium und
1 Tl. Zink, die Legiervrrg aus 95 Tl. Zink und 5 Tl. Alun.inium dient zur Erzeugung gewisser
Grammophonteile, auch sonst werden Legierungen aus diesen beiden Metallen, viel z. B. im Flug-
zeugbau und zur Herstellung von Maschinenteilen, verwendet. (J. Escard, ZentralbI. 1919,11,357.)
Gut schmiedbare, widerstandsfähige, walzbare Aluminiumlegierungen, die gegossen glatte
Oberfläche zeigen und mechanisch gut bearbeitbar sind, so daß man z. B. Schrauben aus ihnen
schneiden kann, bestehen aus 91 Tl. Aluminium, 8 Tl. Zink und 1 Tl. Cadmi um bzw. 88 Tl.
Aluminium, 10 Tl. Zink und 2 Tl. Cadmium. (D. R. P. 272 492.)
Eine feste, stark glänzende, klingendeLegierung erhält man nach A. P.1 076137 aus 60 Tl.
Aluminium, 20 Tl. Zink, 16~~ Tl. Silber und 5 Tl. Kupfer.
Eine hämmerbare Legierung aus 80 Tl. Aluminium, 8 Tl. Cadmium, 8 Tl. Zinn und 4 Tl.
Silber eignet sich mit Zink statt des Cadmiums (Kupfer statt Zinn) zum Gießen, mit Titan (Al,
Ag, Cd bzw. Zn) als Walz- bzw. Drahtmetall und nach Ersatz von Cadmium und Zinn gegen
Kupfer als Bronzeersatz. (A. P. 1104369.) Vgl. A. P. 1092500: 70 Tl. Al, 26 Tl. Zn, 3 Tl. Cu,
1 Tl. Ag.
Nach A. P. 1095633 legiert man 3 Tl. Kupfer mit 35 Tl. Aluminium, fügt noch 35 Tl. des
letzeren und bei niederer Temperatur 22 Tl. Zink und 5 Tl. Antimon zu.
Zur Herstellung einer Aluminiun>legierung verschmilzt man Aluminium mit 0,1-3% Kupfer,
0,1-2% Titan, 6-16% Zink und höchstens 0,6% Eisen, 0,4% Silicium und 0,4% anderer Ele-
mente. 3% des Aluminiums können ferner durch 1,5% Antimon allein oder zusammen mit 1,5%
Magnesium ersetzt werden. (E. P. 153014.)
Aluminiumlegierungen, die gute Güsse geben, leichtflüssig schmelzen und beim Erstarren
keine Risse bilden, enthalten nach E. P. 162 467 3-15% Kupfer und 5-20% Zink oder
1-20% Zink und 1-6% Kupfer neben 0,5-3% anderer Metalle, z. B. 1,5% Antimon oder Mangan
und 0,8% Titan.
Aluminiumlegierungen: Man stellt zunächst durch Eintragen von 3 Tl. Nickel, 3 TI.
Kupfer, 3 Tl. Zinn, 1 Tl. Blei und 90 Tl. Aluminium in eine Schmelze von 60 Tl. Borax, 17 Tl.
Kupfersulfat (oder -nitrat), 1 Tl. Quecksilbersulfat, 2 Tl. Cadmiumsulfat, 15 Tl. Nickelsulfat
und evtl. 15 Tl. Magnesiumsulfat eine Grundlegierung her, die man dann in der Menge von 20 oder
30 Tl. mit 9 Tl. Zinn, 2 Tl. Blei und 169 Tl. Aluminium bzw. mit 20 Tl. Kupfer und 50 Tl.
Aluminium legiert. Die hellen und weißen Legierungen unterscheiden sich zum Teil recht erheb-
lich von ihrem Hauptbestandteil, man kann sie z. B. mechanisch in jeder Art bearbeiten, löten
und hartlöten oder mittels des Acetylensauerstoffgebläses schweißen. Die Legierung läßt sich
polieren, ist widerstandsfähig gegen die Atmosphärilien und läßt sich in ihrer Härte und Zugfestig-
keit innerhalb weiter Grenzen ändern. (D. R. P. 272996.)
Eine besonders harte Aluminiumlegierung erhält man nach D. R. P. 265 D24 und 268516
durch Verschmelzen von 84 Tl. Aluminium, 11 Tl. Blei und 5 Tl. Glas unter evtl. Zusatz von
2% Zink. Nach dem Zusatzpatent verringert man das Blei um die Hälfte und fügt statt dess~n
soviel Zinn zu, daß das Verhältnis der Gesamtmenge von Blei und Zinn etwas höher ist als die
Bleimenge des Hauptpatentes. Das Zinn soll den Eintritt des Bleies vermitteln und sein leicht
eintretendes Absondern aus der Legierung beim Schmelzen verhindern. Es erhöht auch die Härte
und Dehnbarkeit und erzeugt dichteres und gleichmäßigeres Gefüge. (D. R. P. 277 121.)
Eine Metallegierung für Hufbeschläge besteht aus 30 Tl. Aluminium, 1 Tl. Kanonenbro~ze
(aus 10 Tl. Kupfer, 1 Tl. Zinn und 0,25 Tl. Zink), 0,25 Tl. eines Weißmetalles aus 6 Tl. ZInn
und 1 Tl. Kupfer, das man mit einer Mischung von 6 Tl. Zinn und 1 Tl. Antimon vermischt. Das
innig durchschmolzene Gemenge wird in Streifenform gegossen und noch warm ausgezogen
oder gehämmert. (D. R. P. 203575.) .
Harte, gut bearbeitbare und wegen des Cadmiumgehaltes auch federnde Aluminnun-
legierungen erhält man nach D. R. P; 66 937 aus 95 Tl. Aluminium, 1 Tl. Nickel, 1 Tl. Zinn und
3 Tl. Cadmium. Man verfährt am besten so, daß man der Schmelze von Aluminium und der
Nickellegierung das Ca.dmium rein oder als Cadmiumzinn bzw. -aluminium zufügt.
Aluminiumlegierungen. 597
Eine besondere Ahmliniumlegierung von hellsilberweißer Farbe wird nach D. R. P.
1ö2 784 hergestellt aus 10,033 Tl. Zinn, 0,167 Tl. Antimon, 0,075 Tl. Phosphor, 6,250 Tl. Kupfer
und 0,050 Tl. Magnesium, die man verschmilzt, worauf man nach und nach 83,333 Tl. Alumi-
nium einträgt; nach gleichmäßiger Verrührung der Schmelze und Hinzufügung von 0,050 Tl.
doppeltkohlensaurem Natron und 0,033 Tl. Schwefel erhitzt man noch kurze Zeit weiter. Letztere
beiden Substanzen bewirken mit dem Phosphor die Reinigung der Legierung, der Schwefel beein-
flußt die schwärzlich graue Schmelze ferner in der Weise, daß sie eine silberweiße Farbe annimmt.
Die Legierung ist gießbar, sehr zähe, bleibt an der Luft silberweiß und läßt sich auf Hochglanz
polieren.
450. Aluminiumlegierungen mit anderen Metallen (Fe, Co, Ni, Ti, Cr, W, Mo, Ag).
Zum Verschmelzen von Bauxit auf Ferroaluminium im elektrischen Ofen setzt man
Calciumoxyd zu, so daß infolge Bildung von Calcimnaluminat die Dampfspannung der Tonerde
herabgesetzt wird und eine calciumcarbidreiche Schlacke als Nebenprodukt entsteht. (D. R. P.
308 ö42.) - Vgl. [447J.
Die besten mechanischen Eigenschaften besitzen Aluminium - Kobaltlegierungen
mit einem Gehalt von 9-12% Kobalt. Das grobkrystallinische Gefüge der Legierung kann durch
Hinzulegieren von wenig 'Volfram (0,8-1,2%) verfeinert werden. Diese geringen Wolfram-
mengen (größere bewirken das umgekehrte) steigern die Festigkeit von Gußstücken um das doppelte
bis dreifache (je nach der Kobaltmenge ) der wolframfreien Legierung bzw. des reinen Aluminiums.
Die Legierungen sind sehr luftbeständig, gut polierbar und besitzen das spez. Gewicht von nur
2,8-2,9. Der Ersatz des Wolframs gegen Molybdän bringt keinen Vorteil. Zur Herstellung
der Legierung empfiehlt es sich nicht, die Metalle ineinander aufzulösen, sondern nach dem Gold-
schmidtschen Verfahren zu arbeiten oder durch Eintragen der Oxyde in geschmolzenes Alu-
minium zuerst reiche Zwischenprodukte von bekanntem Gehalt herzustellen, die man dann weiter
verschmilzt. Bedingung für die Güte der Legierung ist die Verwendung reinster Metalle und auch
reinster, besonders kohlenstoff- und schwefelfreier Tiegelmaterialien. (D. R. P. 242313.) Vgl.
H .• Schirmeister, Metallurgie 8, 6ÖO. Die Legierung ist hart, gut bearbeitbar und gegen die
atmosphärischen Einflüsse widerstandsfähig. Der Wolframzusatz bewirkt Verfeinerung des Ge-
füges, Erhöhung der Schmied- und Walzbarkeit und Verdreifachung der Zugfestigkeit.
Zur Erhöhung der Seewasser- und Säurebeständigkeit des Aluminiums setzt man ihm bis
zu 1,5% Wolfram zu, das übrigens weniger jene Eigenschaften des Aluminiums verbessert,
als vielmehr sie nicht verringert und dabei doch die mechanischen Eigenschaften des Aluminiums
besonders seine Schmiegbarkeit und Walzbarkeit erhöht. Eisen übt auf die Säure- und Salz-
beständigkeit des Aluminiums ebenso wie auf seine mechanischen Eigenschaften stets einen
lmgÜllstigen Einfluß aus. (v. Zeerleder, Metall u. Erz 1917, 32ö.) - Wolframinium ist eine
Legierung von 98% Al, 0,375% Cu, 0,105% Sn, 1,442% Sb und 0,004% W.
Eine leichte, sehr feste und zähe Al umini umlegierung, die wegen ihres kleinen Reibungs-
koeffizienten als Antifriktionsmaterial verwendet werden kann, erhält man aus 80-90%
Aluminium und 5-15% eines Metalles der Eisengruppe (Kobalt, Nickel, Chrom, Mangan) mit
5-10% Silber oder einem anderen Edelmetall, das die Krystallisation der Eisenmetallkörper
in der Legierung verhindert. (D. R. P. 23009ö.)
tJberHerstellung einer Aluminiumlegierung aus 96-90 kg Aluminium, dem man im
elektrischen Ofen 4-10 kg einer Schmelze von 3-5% Nickel und 1-2% eisenfreiem Mangan
und Kupfer oder Chrom zusetzt, siehe F. P. 4ö6881 u. ferner 4ö6882: Legierung aus 3-5%
Nickel, Aluminium, Chrom und 1 % Titan.
Eine porenfreie, gießbare Aluminiumnickellegierung wird nach D. R.P.l54 485 durch Zu-
satz von 1,5 Tl. Ti t an erhalten, während eine ebensolche Legierung, die außerdem große Zähigkeit
und Festigkeit besitzt, aus 97,6 Tl. Aluminium, 2,0 Tl. Nickel und 0,4 Tl. Titan hergestellt wird.
Anscheinend bildet sich die Verbindung TiAI 4 , die sich in der flüssigen Nickel-Aluminiunlgrund-
masse abscheidet und deren gleichmäßige Schwindung bewirkt.
Ein Zusatz von bis zu 5,5% Kupfer zum Aluminium erhöht seine Zugfestigkeit und Elastizi-
tätsgrenze beträchtlicher als der gleiche Ni ckel z u s at z. Die Legierung Aluminium mit 4% Kupfer
zeigt die günstigsten,Festigkeitswerte, während mit 5,5% Nickel die Höchstwerte noch nicht er-
reicht werden. Am beständigsten gegen Wasser ist eine Legierung von Aluminium und Nickel
allein, am wenigsten widerstandsfähig die ternäre Legierung mit gleichen Mengen Nickel und
Kupfer. Weitere Angaben über die mechanischen Eigenschaften und die Widerstandsfähigkeit
der Legierungen gegen Süß- und Seewasser machen A. Read und R. H. Graves in Stahl u. Eisen
aö, 882.
Eine sehr widerstandsfähige, lötbare, schwer oxydierbare Legierung von guter elektrischer
Leitungsfähigkeit wird nach D. R. P. 133910 hergestellt durch Verschmelzen von 25 Tl. Eisen,
25 Tl. Nickel, 50 Tl. Wismut und 900 Tl. Aluminium in der genannten Reihenfolge.
Eine sehr harte, feste und schmiedbare Aluminiumlegierung erhält man durch Eintragen
der den gewünschten Härtegrad bedingenden Menge an Ferrochrom bzw. C h rom in eine Schmelze
,'on Kupfer und Aluminium bzw. eisenhaitigern Aluminium. (D. R. P. 90723.)
.. Aluminiumlegierungen, die sich für hohen Temperaturen au~gesetzte Gußteile, z. B. für die
Zundkammern von Verbrennungsmotoren eignen, enthalten nach E.P.159008 0,5-6% Chrom
und in Summe höchstens 6% Kupfer, Nickel, Zink, Magnesium und Antimon.
098 Metalle und Minerale.
Eine Legierung, die härter und elastischer ist als das Aluminium selbst, enthält nach D. R. P.
624600,5-10% Titan mit oder ohne Zusatz von Chrom. Man schmilzt Fluornatrium und Fluor-
aluminium, fügt die erforderliche Menge Titanoxyd und schließlich das Aluminium zu bzw. arbeitet
zur Herstellung der Chromlegierung in der Art, daß man in das Bad der Fluorverbindungen
auch noch Chromoxyd einführt und dann erst das Aluminium zusetzt. Man kann auch eine ge-
schmolzene Aluminium-Chromlegierung mit der geschmolzenen Aluminium-Titanlegierung mischen.
Die Legierung: 97 Tl. Aluminium und 3 Tl. Si! ber ist beständig gegen Schwefelwasserstoff.
Gleiche Teile Aluminium und Silber geben eine Legierung, die so hart wie Bronze ist. (Polyt.
Zentr.-BI. 1867, 1031.) - 5 Tl. Silber und 109 Tl. Aluminium geben eine Legierung, die zu
Obstmessern verarbeitet wird; sie zeichnet sich durch Härte und Elastizität aus. (Dingl.loum.
149, 398.) Vgl. auch [358].
451. AluminiumlQte.
a) Aluminiumhaltig.
Alle Aluminiumlote sind gegen Aluminium elektronegativ, so daß das Metall bei Gegenwart
von Feuchtigkeit an den Lötstellen stark angegriffen wird. Wenn man Flußmittel beim Löten
vermeidet, wird die Haftfestigkeit des Lotes um so größer, je höhere Temperatur beim "Verzinnen"
der Lötstelle angewendet wurde. - Die Löt- und Flußmittel wurden in [441J aufgenommen.
Früher verwendete Legierungen, die sich zum Löten von Aluminium eignen, sind in
Techn. Rundsch. 1884, 249 angegeben.
Monney wählte als Aluminiumlote Legierungen von Aluminium und Zink (30: 50; 20: 65
usw. bis 4 : 94) mit Zusatz von 20--2 Tl. Kupfer oder 6-4 Tl. Messing. Für kleinere Gegenstände
ist besonders die Legierung: 6 Tl. Aluminium, 4 Tl. Messing 'und 90 Tl. Zink geeignet. (Dingi.
lourn. 166, 205.)
Aluminiumlotlegierungen nach W. v. Schwarz, DingI. lourn. 157, 445: I. 80 Gewichtsteile
Zink, 8 Gewichtsteile Kupfer, 12 Gewichtsteile Aluminium. II. 85 Gewichtsteile Zink, 6 Gewichts-
teile Kupfer, 9 Gewichtsteile Aluminium. III. 88 Gewichtsteile Zink, 5 Gewichtsteile Kupfer,
7 Gewichtsteile Aluminium. IV. 90 Gewichtsteile Zink, 4 Gewichtsteile Kupfer, 6 Gewichtsteile
Aluminium. V. 94 Gewichtsteile Zink, 2 Gewichtsteile Kupfer, 4 Gewichtsteile Aluminium.
Bei der Darstelhmg der Lote wird das Kupfer zuerst im Tiegel geschmolzen, dann setzt m8,n
in kleinen Stückchen das Aluminium hinzu und zuletzt, unter Umrühren mit einem Eisenstäb-
chen, das Zink; vor dem Ausgießen wird der Mischung etwas Benzin hinzugesetzt, um die Oxy-
dation zu verhindern, und endlich wird die Legierung in mit Benzin benetzte Formen aus-
gegossen. Beim Löten ist kein Flußmittel nötig.
Nach D. R. P. 66 398 wird ein Aluminiumlot hergestellt aus geschmolzenem Aluminium,
dem man unter einer Schicht eines sauer reagierenden Salzes (Phosphorsäure, Natriumbisulfat)
verschiedene Mengen von Kupfer und Zinn oder Kupfer, Wismut, Zink und Zinn oder andere
Kombinationen zusetzt, deren Zusammensetzung von der Größe des zu lötenden Stückes und
von dem Verwendungszweck des Lotes abhängig ist. Für Drähte und dünne Gegenstände setzt
sich das Lot z. B. zusammen aus 95 Tl. Aluminium, 1 Tl. Kupfer und 4 Tl. Zinn oder statt des
letzteren 2 Tl. Wismut, 1 Tl. Zink und 1 Tl. Zinn; Bleche und große Aluminiumstücke lötet
man mit einer Legierung von 95 Tl. Aluminium, 2 Tl. Kupfer und je 1 Tl. Antimon, Wismut
und Zink. Auch eine Lötlegierung aus 60 Tl. Aluminium, 13 Tl. Kupfer, 10 Tl. Wismut, 15 Tl.
Antimon und 2 Tl. Zinn soll sich gut bewährt haben.
Zur Herstellung eines oxydfreien Lotes werden Aluminium und Cadmi um unterhalb 700·
zusammengeschmolzen. (E. P. 4981/1913.)
Als Lötmittel für Aluminium eignet sich eine Legierung aus 170 Tl. Reinaluminium
und 23 Tl. Reinmagnesium, die man bei niedriger Temperatur eben zusammensch.milzt, mit 7 Tl
geschmolzenem Nickel vermischt und schließlich mit 800 Tl. reinem Zinn in geschmolzenem
Zustande versetzt. Man schmilzt in Tontiegeln, gießt die Masse in eiserne 105-120 0 warme
Formen und läßt langsam abkühlen. Zum Löten mit dieser Legierung ist kein Flußmittel nötig.
(D. R. P. Anm. K. 48521, KI. 40 b.) .
Zur Herstellung eInes Löt- und Schweißmittels für Aluminium behandelt man elUe
Schmelze aus je 1 Tl. Aluminium, Blei, Wismut und Antimon und je 2 Tl. Zinn und Zink fünfmal
mit der doppelten Menge 66 grädiger Schwefelsäure und verwendet die gereinigte LötlegierJ!Ilg
bei Aluminiumgegenständen, deren gutgereinigte Oberflächen zum Löten auf 800 0 vorerhitzt
werden. (A. P. 1194101.) .
Zur Herstellung eines Aluminiumlotes gießt man 2,5 Tl. geschmolzenes Aluminium in eIne
Mischung der Schmelzen von 75,5 Tl. Zinn und 18 Tl. Zink. (ZentralbI. 1919, 11, 15.) d
Zur Verfeinerung von Aluminium und zur Gewinnung auch ohne Flußmittel verwen -
baren Al umini umlotes erhitzt man Aluminium in Gegenwart von soviel Schwefelsäure und
Kaliumchlorat zum Schmelzen, daß nach der Bildung der an sich als Reinigungsmittel be~ten
Gase genügend Kaliumsulfat entsteht. Zur Gewinnung des Lotes verschmilzt man 2 Tl. dieseps
reinen Aluminiums mit je 12 Tl. Zinn und Blei und gießt die Legierung in Stangen. (D. R. •
283075.) .
Nach E. P. 14827/10 wird zum Löten von Aluminium am besten ein geschmolzenes Ge~sch
von 22 Tl. Silber, 32 Tl. Phosphor, 238 Tl. Kupfer, 1338 Tl. Blei, 5051 Tl. Zinn, 50 Tl. AlUID!DlUIIl
und 939 Tl. Zink verwendet
Aluminiumlegierungen. 599
Vgl. E. P. 20208/92: Aluminium, Zink und etwas Phosphorzinn; F. P. 280768: 56 Tl.
Zink, 28 Tl. Zinn, 8 Tl. Aluminium, 7 Tl. Nickel; A. P. 968 208: 10,8 Tl. Aluminium, 2,75 Tl.
Magnesium, 85,1 Tl. Zinn, 1,35 Tl. Cadmium; A. P. 1067016: 10 Tl. Zink, 10 Tl. Zinn, 1 Tl.
Blei, 1 Tl. Aluminium (Schmelzpunkt 375-400°).
Nach E. P. 166666 eignet sich zum Löten von Aluminium mit Kupfer oder mit Alu-
minium eine Legierung von 50--53% Zink, 30--35% Zinn, 12-15% Aluminium und 1-2%
KUPW~h D. B. P. 182986 versieht man die geschabten Aluminiumßächen mit einer Zinkschicht,
bedeckt diese mit einem Lot aus 1 Tl. Aluminium und 1,5 Tl. Zink und lötet. Vgl. D. R. P. 126 914:
Verwendung einer Zinkmagnesium· oder Zink-Zinn-Magnesiumlegierung als Lötmittel.
Ein Aluminiumlot besteht nach D. Ho P. 137 418 aus einer Legierung von Aluminium und
Zink, die als Appreturlot verwendet wird; die mit ihr in Berührung gebrachten zu verbindenden
Flächen können dann ohne Anwendung weiterer Flußmittel mit einem Blei·Zinnlote dauernd
verbunden werden. Vgl. D. Ho P. 14;3 397: Aluminiumlot aus 10 Tl. Aluminium, 24 Tl. Zink
und 8 Tl. Antimon.
Nach D. B. P.161241 lötet man Aluminium mit demselben MetaJl oder einem Gemenge
von Aluminjum und Zinn unter Zuhilfenahme eines Kupferstabes, der im Momente des Lötens
an der Berührungsstelle der zu lötenden MetaJIe -und des Lotes schmilzt, worauf sich das Kupfer
mit den übrigen Bestandteilen der Lötstelle legiert. Vgl. ferner D. Ho P. 121901, D. Ho P.171 071
IL 172747.
Ein anderes Aluminiumlot setzt sich zusammen aus einem Gemenge von 15% % Aluminium,
7% Antimon, 9% Wismut, 1/.% Vanadium und -2 1 /.% Magnesium, dem man in geschmolzenem
Zustande 66% geschmolzenes Zinn zugibt. (A. P. 1 020 767.)
b) Aluminiumfrei.
Ein Aluminiumbronze·Weichlot bestand nach Hulot (DingI. Jouru.186, 36) aus gewöhnlichem
Weichlot (blcihaltigem Zinn) und der Hälfte, ein Viertel oder ein Achtel seines Gewichtes Zink-
amalgam. Vgl. D., Ind.-Ztg. 1867, Nr. 61.
Nach D. Ho P. 72683 besteht ein Al umini umlot aus etwa 50% Cadmium, 20% Zink
und 30% Zinn. Nach D. Ho P. 72684 verwendet man zu demselben Zwecke eine Legierung von
89-97 Tl. Zinn, 2-10 Tl. Kupfer und 1 Tl. WlSlIlut neben einem Lötmittel, das aus einer
Lösung von 2 Tl. Stearinöl in 1 Tl. Benzin besteht. - Vgl. A. P. 900 810: 100 Tl. Zinn, 75 Tl.
Zink, 10 Tl. Kupfer; A. P. 906 637: 68 Tl. Zinn, 2 Tl. Antimon, 29 Tl. Zink, 1 Tl. Phosphor
A. P. 1038666: 60 Tl. Zinn, 15 Tl. Zink, 10 Tl. Blei, 5 Tl. Antimon, 5 Tl. Wismut, 5 Tl. Chrom.
E. P. 6688/1912: 82 Tl. Zinn, 5 Tl. Nickel, 2 Tl. Mangan und A. P. 1078114: Lot aus 86%
Zinn und 14% Wismut.
Nach Norw. P. 16701 u. Zusatz 21094 (Chem.-Ztg. Rep. 1907, 478) werden die Aluminium·
lötstellen zuerst vernickelt, dann mit Zinn oder besser noch durch Eintauchen in eine mit
Schwefelsäure angesäuerte Lösung von 22 Tl. Kupfersulfat in 78 Tl. Wasser mit Kupfer über-
zogen, worauf man wie üblich unter Anwendung eines Weichlotes lötet.
Nach Ö. P.-ADme1duJlg 828/09 besteht ein Aluminiumlot aus 60-70 Tl. Zinn, 2--3 Tl.
Blei, 3-5 TI. Zink, 1-2 Tl. Silber und I-PlI Tl. unechtem Blattgold; der flüssigen Masse
werden als FlußIIl1ttel 1/._1 1/. Tl. Natriumbicarbonat und 1-3 Tl. Salmiak zugesetzt.
Ein Lot für Aluminium und andere MetaJIe wird nach A. P. 906 883 aus 4.7 1/. % Blei, eben-
soviel Zinn und 5% Calcium hergestellt. Letzteres soll zur Reinigung der zu verbindenden
Stücke an ihrer Berührungsfläche dienen.
Nach Ö. P. Anm. 2626/1914 verschmilzt man 13 Tl. Cadmium, 6 Tl. Zink und 1 Tl. Zinn.
Die Aluminiumlotlegierung des E. P. 164660 besteht aus 49% Zinn, 49% Zink und
2% Kupfer.
In D. R. P. 98 860 wird empfohlen, ein aus einer Zinko, Zinn- oder Wismut1egie~ bestehendes
Aluminiumlot in a~ewalztem Zustande galvanisch mit Nickel oder Silber zu überzwhen und die
Legierung nachträglich durch...Hämmern oder Pressen zu verdichten.
Zum Löten von Aluminium wird der Gegenstand nach D. Ho P. 217 687 gereinigt und im
elektrischen Bade einem galvanischen Ätzprozeß unterworfen, um die nunmehr zur Aufnahme
des überzuges geeigneten Aluminiumflächen sodann mit einem Nickel- oder Kupferüberzug
zu versehen.
Nach E. P. 27780/10 benützt man zum Löten von Aluminium eine Legierung von 2 TI.
Zum und 1 Tl. Blei und ein Flußmittel a.us Harz oder Wachs; man lötet, nachdem man die Löt-
stellen mit einer Legierung aus 2 Tl. Zinn und 1 Tl. Zink überzogen hat.
Nach E. P. 19214/12 eignet sich zum Löten von Aluminium eine Legierung von 6 Tl.
Zinn und 1 Tl. Wismut.
Da.s nach A. P. 901607 a.us 40 Tl. Zink und 5 Tl. 5proz. Phosphorzinn erhaltene Aluminium-
lot soll sich auch zum Löten von Guß eis e n eignen.
Zum Löten von Aluminium verwendet man eine Legierung von 100 Tl. Zink und 1 Tl. Phos-
phorzinn, deren Schmelzpunkt niedrig genug ist, um eine Überhitzung des Aluminiums zu ver-
meiden und doch die nötige Härte besitzt. Härte und Schmelzpunkt steigen mit der Verringerung
des Phosphorzinngehaltes.- (A. P. 1194848.)
600 Metalle und AIinerale.
Aluminium(legierungs )oberflächenbehandlung.
452. Korrosion des Aluminiums, Gefäße, Apparate.
Über die mechanischen Eigenschaften und den Widerstand gewalzter leichter Legierungen
von Aluminium und Magnesium mit Kupfer, Nickel und Mangan gegen Korrosion siehe P. D.
Meriea u. Mitarbeiter, Zentralbi. 1919, IV, 827.
Die Einwirkung von Fettsäuren, Phenolen und Alkoholen auf Aluminium und
den hemmenden Einfluß, den die Gegenwart von Wasser auf d.ie Zerstörung des Aluminiums
durch diese Stoffe ausübt, ist in Zeitsehr. f. angew. Chem. 1918, 457 erörtert.
Über die Anwendung des Aluminiums als Baumaterial für Apparate der chemischen Indu-
strie siehe O. Bechstein, Chem. Apparat. 3, 17. Beim Bau von Aluminiumapparaten sind Kupfer-
bestandteile zu vermeiden, da sie in Verbindung mit dem Aluminium die Ursache zu dessen
Zerstörung bilden. Die hierbei eintretenden galvanokatalytischen Reaktionen beschreibt P. Pikos,
Zeitsehr. f. angew. Chern. 27, I, 152.
Über das Verhalten von Aluminiumgefäßen gegen Quecksilber siehe [I, 444], ihre Verwend-
barkeit als Braubottiche [Bd. IV, 433].
Über die Zersetzungserscheinungen von Aluminium unter dem Einflusse von Wasser
und Lösungen und die verschiedene Stärke des Angriffes auf wenig stark kaltgestrecktes Alumi-
niumblech, die stets Kalk, Kieselsäure und Aluminiumbydroxyd enthaltenden Ausblühungen
und deren Unabhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung des Bleches berichtet E. Heyn
in Mitteilg. d. Materialprüfungsamt 29, 2.
Nach Untersuchungen von J. Boes und N. Weyland muß das Aluminium für Kochgeschirre
und Feldflaschen 98% Reingehalt zeigen, da Legierungen im allgemeinen sehr empfindlich gegen
\Vasser, besonders Leitungswasser, sind. Geringe Eisenmengen sind relativ unschädlich und auch
kaum auszuschalten, Nickel, Kupfer und Magnesium sind unbedingt unzulässig. (Zeitsehr. f.
Unters. d. Nahr.- u. Genußm. 30, 300.)
Aluminiumgefäße dürfen nicht mit Flüssigkeiten in Berührung gebracht werden,die freien
Sauerstoff oder Ozon entwickeln, da diese das Metall unter Bildung von Aluminiumhydroxyd
zersetzen. (Droste, Chem.-Ztg. 37, 1317.)
Aluminium rostet übrigens in feuchter Luft etwa ebenso rasch wie Kupfer, jedoch langsamer
als Eisen und Stahl. Von besonderem Wert ist seine hohe Säurebeständigkeit, jedoch nicht gegen
S9,lzs~ure und andere Säuren, in Gegenwart von Salz.
Uber die Einwirkung von Salpetersäure auf Aluminium berichten in ausführlicher Weise
n. 8eligman und P. Williams in J. 80ß. ehem. Ind. 35, 665. Nach diesen Untersuchungen kann
man Aluminium wohl zum Aufbewahren von kalter starker Salpetersäure verwenden, heiße
oder kalte verdünnte Säure oder Mischsäure, und zwar besonders eine Säure vom spez. Gewicht
1,42, die 20-40 Vol.-% HNO s enthält, greift jedoch die Gefäße stark an. Ein geringer Gehalt von
Chlor oder Jod bedingt keine Erhöhung der Löslichkeit, wohl aber kann eine Temperatur-
erhöhung von 10 0 eine Löslichkeitssteigerung von 100% bewirken.
Wenn man Aluminium bei 500 0 glüht oder 10 Stunden auf 125 0 oder längere Zeit auf 100 0
prhitzt, verringert sich die Löslichkeit des hart bearbeiteten Metalles in konzentrierter Salpeter-
säure um 30 bzw. 5,3 bzw. 3%. Verlängert man das Erhitzen bei 125°, so steigt die Löslichkeit
wieder und erreicht nach 80 Stunden den ursprünglichen Grad. Durch andauerndes Erhitzen
auf 100 0 konnte eine ähnliche Umkehrung nicht festgestellt werden. Unmittelbar nach dem Er-
hitzen ist die Widerstandsfähigkeit des auf 440 0 erhitzten Metalles am größten, nach einigen Tagen
sinkt sie. (R. 8eligman und P. Williams, Ref. in Zeitsehr. f. angew. Chem. 29, 517 und 30, 116.)
Nach D. R. P. 325943 wird Aluminium, das man einige Zeit mit Ammoniak behandelt,
von Schwefelsäure nicht mehr angegriffen. Diese Beobachtung soll besonders für Akkumulatoren-
aluminium ausgenützt werden.
Zur Herstellung korrosionssicherer Gegenstände aus Aluminium und Schwermetallen
bedeckt man die Teile der zu vereinigenden verschiedenen Metalle durch chemische Veränderungen
der Oberfläche an den Berührungsstellen mit Oxyd- oder Sulfidschichten, die von verdünnten
Säuren und Alkalien nicht angegriffen werden und so eine Berührung der Metalle und damit die
Bildung eines galvanischen, die Zerstörung herbeiführenden Elementes verhindern. Um also
z. B. auf diese Weise Patronenhülsen aus Aluminium, die am Hinterende eine Eisenkappe tragen,
zu schützen, taucht man den Eisenteil in Chromsäure und erzeugt auf beiden Metallen eine Chrom-
sulfidschicht oder man oxydiert, wenn es sich um Verbindung von Eisen mit Kupfer handelt,
heide Metalle, überdeckt das mit ihnen zu verbindende Aluminium durch Einwirkung von
Schwefel oder Schwefelwasserstoff auf die vorher aufgebrachten Bleisalze mit einer Bleisulfid-
schicht., und vermeidet so in allen Fällen Spannungsdifferenzen der verschiedenen Metalle. (D. R. P.
282328.)
Über die Löslichkeit von Aluminiumhydroxyd in Na t r 0 n lau ge siehe R. E. Slade, Z. f.
Elektrochem. 18, 1.
laugebehandlung ist von großer Bedeutung für die Gleichmäßigkeit der Oberfläche, bei zu kurzer
Einwirkung wird die Oberfläche fleckig, bei zu langer Einwirkung streifig, da die Gußblasen
zum Vorschein kommen. Oder man taucht die Ware 20 Sekunden in eine heiße, kalt mit Koch-
salz gesättigte lOproz. Natronlauge, spült, bürstet ab, taucht weitere 30 Sekunden ein, spült,
wenn starke Gasentwicklung einzutreten beginnt, mit kaltem, dann heißem Wasser nach und
trocknet in Sägespänen. (Elektrochem. Zeitsehr. 22, 28.)
Eine Vorschrift zum Mattieren von Aluminiumgegenständen mittels Kochsalzlösung
findet sich in Zentr.-BI. I. Hütten- u. Wal~, 198. (491')
Nach Angaben der Ahuniniumfabrik Neuhausen verwendet man zur galvanischen Aluminium-
plattierung mit Kupfer eine Salzlösung, deren saurer Bestandteil Aluminium nicht löst und
etwa auftretenden Wasserstoff sofort oxydiert, löst also 100 g Kupfervitriol in 60 ccm konzen-
trierter Salpetersäure (1,334 spez. Gewicht) und verdünnt auf 11. Die zu plattierenden Alu-
miniumstücke werden vor Einbringung in das Bad mit Schmirgel gerauht, bis zum Auftreten be-
trächtlicher Gasentwicklung in verdünnte Natronlauge getaucht, mit konzentrierter Salpetersäure
abgewaschen und in das ständig zu bewegende Bad gebracht, in dem mit Kupferanoden gearbeitet
wird, die etwa dieselbe Oberflächengröße haben, wie der zu verkupfernde Gegenstand. Mit 4 Volt
Spannung und 5 cm Elektrodenentfernung erhält man so in 10-20 Minuten einen genügend dicken
Niederschlag. Eine Aluminiumspezialsorte, das sog. I ö t bar e BI e c h, kann auch in einem alka-
lischen Kupferbade, bestehend aus 17,8 Tl. Ammoniak, 31 Tl. Kupferacetat, 44,5 Tl. Cyankali und
26,5 Tl. Natriumsulfit mit schwachem Strom mit einem sehr festen Niederschlag versehen werden.
(Zeitschr. f. angew. ehem. 1890, 485.)
Nach D. R. P. 97580 u. E. P. 12691/97 setzt man den Bädern zum galvanischen Überziehen
von Aluminium mit anderen Metallen vorteilhaft Kohlehydrate zu. Ein bei 60 0 zu ver-
wendendes Nic kelbad setzt sich z. B. zusammen aus 3,4 kg Nickelammoniumsulfat, 1,1 kg
Ammoniumsulfat und 135 g Milchzucker in 271 Wasser.
Zum Vernickeln von Aluminium verwendet man nach A. Fischer, Chem.-Ztg. 1904, 987
ein Bad von 50 g Nickelvitriol und 30 g Salmiak in 11 Wasser, elektrolysiert mit 0,1-0,15 Amp.
und erhält nach 2-3 Stunden einen starken Nickelniederschlag, der, mit Stearinöl und Wiener
Kalk poliert, hochglänzend wird.
Zur Vernickelung des Aluminiums beizt man den Gegenstand zuerst mit siedender
Kalilauge, bürstet dann mit Kalkmilch, taucht in eine 0,2 proz. Cyankalilösung, dann in eine
Lösung von 1 g Eisen in je 500 g Salzsäure und Wasser, wäscht das mit Metallmohr überzogene
Metall mit Wasser und vernickelt in einem Bade, das in 1000 g Wasser 50 g Nickelchlorid und
20 g Borsäure enthält, mit 2,5 Volt und 1 Amp. pro qdcm. Der mattgraue, sehr fest haftende
Niederschlag läßt sich metallisch polieren. (J. Canac und E. Tassilly, Ref. in Zeitschr. f. angew.
Chem. 28, 7.)
Zur Erzeugung von salz- und seewasserbeständigen Überzügen auf Aluminiumlegierungen
vernickelt man die mit dem Sandstrahlgebläse gereinigten Gegenstände auf galvanischem Wege,
bringt auf dieselbe Weise auf diese 0,006 mm starke Nickelschicht eine 0,02 mm starke Kupfer-
schicht auf, schlägt abermals einen 0,005 mm dicken Nickelüberzug nieder und poliert schließlich.
Um Aluminium oder seine Legierungen widerstandsfähig gegen siedende 15proz. Natronlauge
zu machen, genügt eine 0,04 mm dicke Nickelschicht allein. (L. Guillet und M. Gasnier, Zentralbi.
1920, IV, 180.)
Um Aluminiumgegenstände zu verzinnen, werden sie vorteilhaft nach D. R. P. 169310
zuerst elektrolytisch vernickelt.
Zum Überziehen von Aluminiumflächen mit einer Schutz- und Zierschicht bespritzt mall'
das Metall mit dem Gemenge einer ammoniakalischen Nickelsulfatlösung, präzipitierter Kiesel--
säure und kleiner Mengen von Zink- und Zinnverbindungen und behandelt nach dem Trocknen
mit zwei Stoffgruppen, die sich nicht durch Lösungsmittel, sondern nur in der Wärme vereinigen,.
also einer Lösung von Kautschuk, nitriertem Ricinusöl usw. einerseits und einer Lösung von
Nitrocellulose, schwer entflammbarem Celluloid, Fettsäuren undgummiartigen, durch Umwand-
lung der Milchsäure in Gegenwart von organischen und anorganischen Salzen gebildeten Stoffen
andererseits. Man trocknet das so behandelte Metall nunmher in heißer Luft und härtet den Über-
zug z. B. mit Formaldehyd. Dieser in der Stärke durch einfaches Wiederholen des Vorganges
variierbare Überzug ist elastisch, glatt, löst sich vom Metall auch nicht durch mechanische Be-
arbeitung und ist durchscheinend, so daß Verzierungen, die vorher auf dem Aluminium ange-
bracht wurden, deutlich sichtbar bleibeu. (D. R. P. 273498.)
Zum Verzieren von Aluminiumgegenständen zeichnet oder malt man nsch D. R. P. 73 683-
auf die glatte Oberfläche mit Lösungen kohlenstoffreicher Körper (Fette, Öle, Harze) in
Alkohol oder Benzin und erhitzt die Gegenstände auf dunkle Rotglut. Es entsteht so eine fest
mit dem Aluminium verbundene, hell oder dunkel gefärbte Kohlenschicht, die noch nuanciert
werden kann, wenn man den kohlenstoffhaltigen Lösungen Metallsalze beisetzt. die sich in der
Hitze zersetzen.
Ein billiges Verfahren der Schwarzfärbung von Aluminium gründet sich auf die Reak-
tion der Bildung von Kobaltultramarin oder Thenardsblau bzw. Rinmanns Grün beim Erhitzen
von Tonerde mit Kobaltsalzen bzw. Zinkoxyd auf Rotglut. Man erhitzt die Aluminiumgegenstände~
um sie zu entfetten, zunächst auf 300--350° und taucht sie dann in eine lOproz. Lösung von
Kobaltoxydulnitrat, der soviel Ammoniak zugesetzt wird, daß der entstehende Niederschlag
sich wieder löst. Man trocknet dann die Ware bei 60-80 0 und erhitzt sie um 10--20° in der
Minute ansteigend, bis bei 250 0 , je nach der Anzahl der Wiederholungen der Operation, eine stahl-
blaue bis tiefschwarze Färbung erhalten wird. Zur Erhöhung der mechanischen Widerstands-
fähigkeit werden die Gegenstände nachträglich emailliert. Auf ähnliche Weise kann man auch
Zinko, Zinn- und Magnesi umgegenstände brünieren. (D. R. P. 230982.) Vgl. Czochralski~
Zeitschr. f. Dampfkess.-Betr. 37, 84.
Nach D. R. P. 248 867 behandelt man Aluminium, um es mit einer gegen Seewasser und
konzentrierte Säuren oder Alkalien widerstandsfähigen Schicht zu überziehen, nach
gründlicher Reinigung mit einer Lösung von Eisen-, Zink- und Ammoniumchlorid und Zinn-
chlorür, geht dann in eine ammoniakalische kaliumeisentartrat- und calciumtartrathaltige Kupfer-
chloridlösung, bewirkt das Anhaften der gebildeten Oxydationsschicht durch Eintauchen in
eine alkoholhaltige Zinkacetatlösung, neutralisiert mit Soda, wäscht in leicht angesäuertem
Wasser, erhitzt auf 350 überstreicht mit einem warmen, oxydierten Gemenge aus einem Mineralöl
0,
und einem leicht trocknenden 01, mit Weich- oder Gummiharz und brennt schließlich bei 350 0 ein.
Nach dem Zusatzpatent behandelt man das Metall zuerst mit Ätzalkalilauge, spült das gebildete
Aluminat und die Lauge nicht ab und taucht den Aluminiumgegenstand in eine Lösung, die
neben Kaliumeisentartrat, Kupfer-, Eisen-, Zinko, Zinn- und Ammoniumchlorid enthält, worauf
man abspült und den Gegenstand glüht. Der metallischen Lösung, in der das Kupferchlorid
auch durch Kupfersulfat ersetzt sein kann, setzt man nach einer Ausführungsart des Verfahrens
~einst gepulvertes Calciumcarbonat zu und verwendet zum schließlichen Abspülen des metallischen
Überzuges Kalkwasser und dann warmes, gewöhnliches Wasser. Wenn das Aluminium 9hemisch
widerstandsfähig sein soll, wird es nach obiger Vorbehandlung in eine Mischung von OIen und
Balsamen eingetaucht und durch folgendes Glühen mit einer Kohleschicht versehen. (D. R. P.
278292.)
Zum Oxydieren, Färben oder Emaillieren von Aluminiumgegenständen behandelt
man sie mit Quecksilberverbindungen, oxydiert nach Entfernung der Ama.lgamschicht die Ober-
fläche des Aluminiums und behandelt die entstandene Oxydschicht mit Chromverbindungen,
die leicht reduzierbare, farbige Niederschläge geben; diese werden durch Glühen fixiert oder
mit einem Emailüberzug versehen. (D. R. P. 168 545.) Nach dem Zusatzpatent verwendet
man solche Metallverbindungen, z.:I3. Chloride, die das Aluminium oxyd-ieren und zugleich
farbige Niederschläge bilden oder vollständig zu Metall reduziert werden, fixiert diese Nieder-
schläge durch Glühen und lackiert, färbt oder versieht mit einem galvanischen Überzug. Zugleich
wird bei Ausübung des Verfahrens der Schmelzpunkt des Aluminiums auf 720° erhöht,
was bei Verwendung des Metalles zu Geschoßhülsen, Kochgeschirren und Draht von großer Be-
deutung ist. (D. R. P. 182421 und 186910.)
Eine festhaftende Anstrichmasse für Aluminium wird durch einstündiges Erwärmen von
100 Tl. Schellack und 300 Tl. Ammoniak im Wasserbade erhalten. Das durch Beizen gereinigte,
mit der Harzlösung überstrichene Aluminium wird dann auf 300 0 erhitzt, worauf man das An-
streichen und Erhitzen so oft wiederholt, bis ein dunkelfarbiger Überzug entsteht, der seewasser-
beständig ist. (D. R. P. 106 964.)
Zur Herstellung rostsicherer "Überzüge, besonders auf Aluminiumkochgeschirren,
überzieht man die Bleche zuerst mit einem einbrennbaren Lack, dann mit einer fett- oder öl-
haItigen Schicht und taucht die Gegenstände in heißflüssiges Zinn, wodurch das Eindringen ~er
Fettschicht in die Lackschicht und das Einbrennen der letzteren bewirkt wird. Das Zinn Wll"d
nachträglich wieder entfernt, da es nur den nötigen Hitzegrad liefert und im übrigen das Fett
an der Verflüchtigung v.u-h.indert. (D. R. P. 801098.)
Magnesium. 607
Die Isolierung der schon durch eine Oxyd- oder Salzschicht isolierten Aluminiumdrähte
elektrischer Spulen läßt sich dadurch verbessern, daß man die ohne Umspinnung gewickelten
fertigen Spulen in ein heißes sog. Emailbad taucht und gleichzeitig einen starken elektrischen
Strom durch den Draht schickt, der die feste Vereinigung des Emails mit der Oxydschicht
bewirkt. (D. R. P. 311677.)
Zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Aluminiums gegen saure und alkalische Flüssig-
keiten überzieht man das Metall durch Aufpudern mit Calciumcarbonatpulver, erhitzt dann
auf 550 0 und vereinigt Metall und Schutzschicht durch Hämmern, Walzen oder Pressen. Das
Material eignet sich besonders zur Herstellung von Konservendosen. (D. R. P. 318141.)
Zum Dekorieren von Aluminiumgegenständen durch Einbrennen von Sc h m e I z f a r ben
werden die gut gereinigten Aluminiumgegenstände direkt, ohne vorher einen Glasfluß aufzutragen,
Schmelzfarben bemalt, die man natürlich auch mittels Stempels, Schablone oder dgl. aufbringen mit
kann, worauf man die Gegenstände im Muffelofen bei einer Temperatur von 500-550 brennt.0
Als Farben benutzt man Lüsterfarben, Glanzgold, Glas- und Emailfarben. (D. R. P. 280940.)
UmAluminiumgegenstände zur Lackierung vorzubereiten, beizt man die Gegenstände
nach D. R. P. 67 304 in einem 60-70° warmen Bade aus 3 Tl. Schwefelsäure und 1 Tl. Wasser
und behandelt dann mit einer Mischung von 150 g Antimonchlorür, 100 g Mangannitrat, 20 g
geschlemmtem Graphit, 250g Salzsäure und 11 90proz. Spiritus bei 35°. Der Spiritus wird ab-
gebrannt und man lackiert die graue Oberfläche sodann mit einem Lack, der im Liter Spiritus
50 g Sandarak und 100 g Nigrosin enthält, erhitzt im Ofen und reibt mit Leinölfirnis ab. Ähnliche
Effekte erzielt man durch Einbrennen von Lacken aus Harzen, OIen und Kohlenwasser-
stoffen bei Rotglut.
Zur Aufbringlmg von Lackfarbenmalerei auf AluminiumblecheIf. wird nach Farbe u.
Lack 1912, 76 am besten der am wenigsten zum Abspringen neigende Ollack verwendet, den
man zur Erzielung besseren Haftens mit Zaponlack vermischt. Zweckmäßig t>rhöht man die
Elastizität des Anstriches noch durch Zu."latz von 2-3% Ricinusöl. Die Bleche selbst werden
vorher in heißer, 10proz., mit Kochsalz gesättigter Natronlauge zweimal je 15-20 Sekunden
gebeizt.
Magnesium.
458. Magnesium. Allgemeines, alte Herstellungsverfahren, Metallreinigung.
Das Magnesium = Mg = 24.32 wurde in metallischer Form zum ersten Male von Bary dar-
gestellt; ob Davy, der weißglühende Magnesia mit Kalium zersetzte, das Metall in Händen hatte,
ist zweifelhaft. Bunsen beschrieb die Reindarstellung des Magnesiums in Lieb. Ann. 1852, 137.
Er zersetzte geschmolzenes Magnesiumchlorid durch den elektrischen Strom..; Mathiessen ging
1866 vom Carnallit als Rohstoff aus, Caron und DevilIe begründete die Industrie der Magnesium-
gewinnung.
Das silberweiße, hämmerbare Metall vom spez. Gewicht 1,75, der Härte 3, dem Schmelz-
punkt unterhalb 800 0 und dem Siedepunkt bei etwa 1100 0 gehört zu den weitverbreitetsten
Elementen, das in gesteinsbildenden Mineralien (Olivin, 49% MgO: Mg z · Fez· SiO,; Serpen-
tin, 43% MgO: Mg s ·Si z0 7 ·2HzO; Meerschaum; Mg2SisOs·4HzO usw.) oder als akzessorischer
Gesteinsbestandteil (Spinell, MgAlzO" Periklas usw.), ferner gebirgsbildend vor allem als Dolomit
(Mg. Ca[CO S]2) und Magnesit (MgCO s) auftritt und schließlich in den mitteldeutschen Salzlager-
stätten im Carnallit (MgCl 2 • 6 HzO) und dessen Zersetzungsprodukten (Kainit, Kiesierit, Schönit
usw.) 2,4% der festen Erdrinde und 0,14% der Meere bildet (Clarke).
Das Metall ist luftunbeständig, verbrennt an der Luft entzündet, unter außerordentlich
starker Lichtentwicklung (1 g Magnesium strahlt beim Verbrennen, nach Bunsen-Roscoe, so viel
Licht aus wie eine 139 g wiegende Stearinkerze) und ist wegen dieser hohen Verwandschaft
zum Sauerstoff befähigt, nahezu alle Metalloxyde und auch Carbonate (Mg brennt in einer
Kohlensäureatmosphäre !) zu reduzieren. Magnesium reagiert leicht mit Halogenen und Metall-
Ioiden (P, S, As, N, Si, B) und liefert mit Halogenalkylen und -arylen gut gekennzeichnete
magnesiumorganische Verbindungen, die besondere Wichtigkeit für die synthetisch-organische
Chemie (Grignardsche Reaktion) besitzen. Das Metall tritt in seinen Verbindungen zweiwertig
auf. Technisch wichtig sind: das beim Verbrennen des Magnesiums entstehende Oxyd, das beim
Fällen von Magnesiumsalzlösungen mit Alkalien.erhaltbare Hydroxyd, das Sulfid MgS und Nitrid
(letzteres aus Magnesium und Stickstoff bei Rotglut) und unter den Salzen namentlich das
Chlorid, das als Doppelsalz mit Kaliumchlorid die Carnallitsalzlager bildet ud das Magnnesium-
su~fat (Bittersalz), die Verbindung des Metalles, die erstmalig von N. Grey 1695 aus dem Epsomer
Mmeralwasser dargestellt und beschrieben wurde. Magnesia usta des Handels ist durch Glühen
des Magnesiumcarbonates (MgC0s, Magnesit, Bitterspat, Dolomitbestandteil) erhaltenes lockeres
~~~esiumoxyd; Magnesia alba das Sodafällprodukt aus Magnesiumchloridlösung, ein kaum ein-
leltIicher Körper von der durchschnittlichen Zusammensetzung 3 MgC0s· Mg(OH)z . 3 HiO .
C Die Darstellung des Metalles erfolgt fast ausschließlich durch Schmelzflußelektrolyse des
arnallits, örtlich reduziert man wohl noch in Anlehnung an die ursprünglichen Methoden, die
zur Auffindung des Metalles führten, ein Gemenge von Magnesium- und Natrium- oder KaIium-
608 Metalle und Minerale.
chlorid mit Natrium. Über die Gewinnung des Magnesiums aus Carnallit. Flußspat und Natrium
siehe Reichert, Polyt. Zentr.-BI.1868, 694. Vgl. ebd. S. 307 und Ed. Sonstadt, Polyt. Zentr.-BI.
1863, 1512; vgl. ebd. 1865, 793.
Zur Herstellung von Aluminium und Magnesium stellt man zunächst z. B. aus 14 Tl. Alu-
minium- bzw. der entsprechenden Menge Magnesiumsulfat in 30 I Wasser und 30 Tl. Ferrocyan-
kalium in 521 Wasser Ferrocyanaluminium bzw. ebenso aus Magnesiumsulfat Ferrocyan-
magnesium her und glüht diese Salze mit dem halben Gewicht wasserfreier Soda unter Luft-
abschluß. Es bildet sich unter Abscheidung von Kohlenstoffeisen und neben Natriumcyanat
das Doppelsalz
bzw. Mg(CN)6· NaCN,
das geschmolzen abgegossen wird und bei der Reduktion mit dem halben Gewicht Zink Al bezw. Mg
in regulinischer Form abscheiden soll, während Cyanzinkcyannatrium als Schlacke in Wasser
gelöst bleibt; die Lösung wird mit Eisen erwärmt, so daß sich Zink metallisch abscheidet und
wieder eine Lösung von Ferrocyannatrium entsteht. (D. R. P. 39915.)
Zur Gewinnung von Magnesium wurde auch versucht, das Metall elektrolytisch aus einer
Lösung von 2 Tl. Magnesiumsulfat und 1 Tl. Ammoniumsulfat in 350 Tl. Wasser niederzuschlagen.
(:E. P. 16651/1884.)
Magnesium und Magnesiumlegierungen enthalten in gewöhnlichem Reinheitsgrade stets
noch Einschlüsse von Chloriden, die in Berührung mit Luftfeuchtigkeit Anlaß zur Bildung von
Magnt'siumoxyd-Ausblühungen geben. Zur Entfernung dieser von der elektrolytischen Darstellung
des M·"talles aus Carnallit oder auch von der Reinigung des Metalles (Umschmelzen unter Carnallit)
herrührenden Chloride mischt man das geschmolzene Metall mit Gußeisen, Koks, Magnesia oder
anderen Stoffen, die, ohne mit dem Metall zu reagieren, geschmolzene Chloride aufzunehmen
vormögun. (D. R. P. 232 581.)
Oder man leitet Wasserstoff oder ein indifferentes Gas, das man vorher durch Magne-
sium rehigt, bei Temperaturen, die über dem Verflüchtigungspunkt des Chlorides liegen, durch
oder über das geschmolzene Metall. Nach dem weiteren Patent verschmilzt man das Metall zu
demselben Zweck mit Alkali eh I orid en, die höher schmelzen als das Magnesium oder die Legie-
rung, kühlt dann unter die Erstarrungstemperatur des Chlorides ab, trennt das Metall von dem er-
Rtarrten Chlorid und entfernt die letzten Chloridreste durch einige Zeit währendes Schmelzen
dos Metalles unter Luftabschluß. Man vermeidet so die wegen des bei 2200° liegenden Siedepunktes
des Magnesiums sich ergebenden Schwierigkeiten seiner Destillation. (D. R. P. 237 774 und
237 791.) Nach dem Zusatzpatent kann nlan die Dauer des Reinigungsprozesses und die Tempe-
ratur wesentlich herabsetzen, wenn man statt der trockenen fe uchte Gase durch die SC,lmelzD
leitet. (D. R. P. 241 007.)
Zur Herstellung von metallischem Magnesium destilliert. man das Metall aus einem stark
erhitzten brikettierten Gemenge einer Magnesiumverbindung mit Al umini um mehl im Vakuum
ab. (A. P. 1 379 886.)
Über die Anforderungen, die man an den Formsand und Kernsand für den Elektronmetall-
guß stellt, wie auch allgemein über däs Gießen dieser mit jenem Sammelnamen bezeichneten
Magnesiumlegierungen, die neben mehr als 80% Magnesium Zink und andere Metalle enthalten,
siehe die Ausführungen von F. Thomas in Stahl u. Eisen 40, 290.
Einzelheiten über Herstellung, Eigenschaften und Verwendbarkeit des Elektronmetalles bringt
E. Weinwurm in Chem.-Ztg. 1921, 679.
Bei Herstellung von Legierungen aus Kupfer, Zinn, Antimon und Magnesi um ersetzt man
zur Erzielung besonderer Eigenschaften (Härte usw.) etwa 33% des Kupfergehaltes durch Man-
gankupfer, und schmilzt mit Pottasche als Reinigungsmittel. Die Legierung eignet sich be-
sonders (gegossen oder gewalzt) zur Anfertigung von Kochgeschirren. (D. R. P. 814 999.)
Besondere Eigenschaften erhalten magnesiumreiche Legierungen, wenn man sie bei 260-370°
s chm~det oder ähnlicherweise mechanisch bearbeitet. (A. P. 1374 968.)
50% Magnesium enthaltende Magnesi um - Bleilegierungen bilden in feuchter Luft schnell
ein pechschwarzes, aus Hydraten des Magnesiumoxydes und Bleisuperoxydes bestehendes
Pulver und eignen sich zur Gewinnung von Stickstoff aus Luft, ferner durch Kochen mit Wasser
zur Gewinnung von Wasserstoff, weiter zur Herstellung von Bleiglätte, Mennige, Bleisuperoxyd
und Bleiweiß, auch zur Ausfällung des Goldes aus Cyanidlösungen und schließlich in der Pyro-
technik als Ersatz des Magnesiums, zu welchem Zweck allerdings die Magnesium - Zinklegierungen
wegen ihrer langsameren Oxydierbarkeit noch geeigneter sind. Man erhält die Magnesiumblei-
legierungen durch Zusammenschmelzen der Komponenten bei 700-800° oder weitaus ökono-
mischer durch Elektrolyse von wasserfreiem Magnesiumchlorid mit einer Kathode aus geschmol-
zenem Blei und Graphit- oder Kohleanoden. (E. A. Ashcrolt, ZentralbL 1920, IV, 290.)
Über die Gewinnung von Salzsäure und Magnesia aus Magnesiumchloridlauge, die man auf
50° Be eingedampft, im Gemisch mit 4-10% Magnesit im Luftstrom auf Rotglut erhitzt, siehe
D. B. P. 19269.
Die Herstellung von Magnesia durch Glühen von Magnesiumchlorid in einem Flammofen
mit geneigter Sole wurde erstmalig in D. R. P. 36673 vorgeschlagen.
Um völlige Spaltung der Magnesiumchloridlauge zu erzielen, bringt man sie nach einem anderen
VorSchlage mit groben nur wenig feuchten Sägespänen gemischt auf dunkle Rotglut, also relativ
niedrige Temperatur und erhält so, wenn die Magnesiakohle nicht mehr als 40% Magneaiumoxyd
enthält, die gesamte Salzsäure. Die zurückbleibende Magnesiakohle soll zur Wasserreinigung
verwendet werden. (D. R. P. 39666.)
Zur Gewinnung von Magnesia und Chlorwasserstoffsäure oder Chlor erhitzt man ein Gemenge
äquivalenter Teile, also 95 Tl. Magnesiumchlorid und 111 Tl. Calciumchlorid mit der den Kon·
zentrationsgrad der Salzsäure bestimmenden Wassermenge zum Schmelzen, fängt die bei hoher
Temperatur abgespaltene Salzsäure auf und laugt den Rückstand zur Gewinnung der Magnesia
und zur Entfernung des Calciumchlorids mit Wasser aus. Man soll so eine 40proz. Salzsäure
bzw. bei Zusatz von Manganoxyd Chlor erhalten. (D. B. P. 41361.)
Nach einem anderen Verfahren pulverisiert mall die gebrannten Rückstände, statt ihnen direkt
das basische Magnesiumsulfat bzw. die Magnesia-Calciumchloridmischung mit Wasser zu entziehen,
dampft sie mit Kaliendlauge zum Teig ein und calciniert die Masse, so daß man einen mit
Wasser auslaugbaren magnesiareicheren Rückstand und bei der weiteren Verarbeitung mehr
als 90% des gebundenen Chlors als Salzsäure erhält. (D. B. P. 60105.) Vgl. hierzu D. B. P.
17 068 und 41 361.
Ein Verfahren zur Gewinnung von Salzsäure und Magnesia aus unreinem Magnesium-
o xychloridhydrat ist dadurch gekennzeichnet, daß man das letztere für sich allein rasch auf
700 0 erhitzt, um vorzugsweise Salzsäure abzuspalten, und dann erst die zur Zersetzung der letzten
Reste von Magnesiumchlorid erforderliche Menge Wasserdampf zuführt. (D. R. P. 203080.)
Zur Herstellung von Chlor und Magnesia leitet man Luft bei hoher Temperatur über
Magnesiumchlorid oder -oxychlorid, die man in staubfeinem Zustand der Zersetzung unterwirft.
(D. R. P. Anm. D. 19269, Kl. 12 i.)
Zur Darstellung von Salzsäure und Oxyden des Magnesiums bzw. Calciums aus den
zugehörigen Chloriden, Chloridhydraten bzw. Oxydchloriden, verbläst man sie im Gemenge mit
festem Brennstoff unter Zuhilfenahme brennbarer Gase oder Flüssigkeiten evtl. im heißen Luft·
oder Feuerungsabgasstrom unter Zuleitung von Wasser bzw. Wasserdampf. (D. B. P. Anm. F.
36266, KI. 12 i.)
Ein Verfahren zur Gewinnung von Magnesiumoxyd und Salzsäure aus der End·
lauge der Kalifabriken ist dadurch gekennzeichnet, daß die oxydischen Magnesiumverbin.
dungen, die bei der mit oder ohne Diaphragma vorgenommenen Elektrolyse der vorher evtl. zur
Entfernung von überschüssigem Alkalichlorid zum Teil eingedampften Endlauge an der Kathode
nach mehr oder weniger langem Verweilen im Elektrolyten entstehen zusammen mit dem ihnen
noch anhaftenden Elektrolyten stark erhitzt werden. Dieses Verfahren hat, gegenüber dem
einzigen sonst wertvollen Leopoldshaller Verfahren des Glühens des Sechsersalz-Endlaugenairul?s
mit Magnesiumoxyd im Schachtofen unter Zuführung von Wasserdampf den Vorzug, daß die
Endlauge nicht bis zur Stufe MgCl z • 6 HIO eingedampft zu werden braucht, und daß der Kreis·
lauf fortfällt, den 40% des gewonnenen Magnesiumoxyds beschreiben müssen, um die eingedampfte
Endlauge in eine zum Glühen geeignete feste Form zu bringen. (D. B. P. 276617.)
Zur ununterbrochenen Herstellung von Magnesia. neben Salzsäure nach der Gleichung
MgO • MgCl. + H,O = 2 HCl + 2 MgO
schickt man ein unschmelzbares Gemenge von Magnesiumchlorid oder Magnesiumoxychlorid
(das wegon seines Gehaltes an Magnesia nicht schmilzt) mit Magnesia durch einen direkt geheizten,
mit geeigneter Auskleidung versehenen Drehrohrofen. (D. B. P. 278106.) .
Die Ausführung dieses Hepkeschen Verfahrens zur Gewinnung von Magnesia und Salzsäw.:e
aus Kaliendlauge gestaltet sich in der Praxis in der Weise, daß man 520 Tl. Kaliendlauge IIllt
einem Gehalt von 156 Tl. Magnesiumchlorid auf 387 Tl. Lauge eindampft, 58 Tl. 80proz. roh~
Magnesia zugibt und die so erhaltenen 450 Tl. Oxychlorid im sich drehenden Trommelofen beI
600 0 zersetzt, wobei man 140 Tl. SOproz. gebrannte Magnesia und 300 Tl. 20proz. Salzsäure
erhält. Die Salzsäuregase werden nach ihrer Reinigung in einer Flugstaubkammer in Quart·
rohrleitungen gekühlt und dann kondensiert, während die Magnesia durch eine Transportschnecke
abgeführt wird. Die so in großen Mengen gewonnene Salzsäure kann für viele Zwecke, beson-
ders zur Phosphataufschließung, die Schwefelsäure ersetzen. (S. Barth, Kali 10,267; vgl. C. L.
Reimer, ebd. 9, 809.) .
Zur Darstellung von Salzsäure und Magnesia erhitzt man ein geformtes und getrockn~teB
Gemenge von Magnesiumchlorid oder .oxychlorid mit 2-5% Magnesiumsulfa.t in wässel"lge~
Lösung und erhält so auch mit diesen geringen Sulfatmengen höhere Ausbeute an Salzsäure un
verhindert den Zerfall der gebildeten Magnesia zu einem stäubenden Pulver. (D. B. P. S04 S4~.)
Die Erzeugung von Mag n es i um bis u lf i t lauge neben Magnesiumoxyd durch ReduktIOn
von Magnesiumsulfat mit Kohle ist in D. R. P. 302472 beschrieben.
Magnesium. 613
mit Wasser angerührt kocht. (D. B. P. 301 728.) Nach einer Abänderung des Verfahrens schlägt
man die in den Endlaugen befindlichen Magnesiumsalze mit Ammoniumcarbonat als Ammo-
nium-Magnesiumcarbonat nieder und führt dieses nach dem Ausdecken durch Kochen
mit Wasser in basisch kohlensaures Magnesium über. Auch die so erhaltene reine, sehr leichte
Magnesia alba ist frei von Chlor- und Kaliumverbindungen. (Do R. P. 302418.)
Oder man verfährt zur Herstellung spezifisch leichter basisch kohlensaurer Magnesia in der
Weise, daß man im Sinne der Gleichung
MgCOa(NH')2COa' 4 HaO + MgCI Il + 2 HaO = 2 (MgCO a • 2 HaO) + 2 NH,Cl
das durch Umsetzung von Ammonium-Magnesiumcarbonat und einer Magnesiumsalzlösung
erhaltene Magnesiumcarbonat durch Erhitzen mit Wasser in die basische Verbindung überführt.
Die Temperatur darf nicht über 55 0 gesteigert und die salmiakhaltige Mutterlauge muß ständig
abgetrennt werden, um eine rückläufige Reaktion zu verhindern. (D. B. P. 301 733.)
Zur Herstellung von Magnesi umcarbonat neben reiner Kohlensäure versetzt man
Magnesiumsulfatlösungen mit gebranntem Kalk oder gebranntem Dolomit, behandelt bei Gegen-
wart von viel Wasser, 110m besten unter Druck, mit kohlensäurehaItigen Gasen bis zur Entstehung
von Magnesiumbicarbonat, filtriert vom Gips und erhitzt, so daß sich reines Magnesiumcarbonat
ausscheidet, das durch Glühen in Oxyd verwandelt wird. Die abgespaltene Kohlensäure kann
ihrer Reinheit wegen zu Genußzwecken Verwendung finden. (D. R. P. 304681.)
Zur Erzeugung von basischem Magnesiumcarbonat behandelt man aus calcinierter Magnesia
erhaltenes Magnesiumhydroxyd mit Kohlensäure unter Druck, setzt zur Bindung der nun über-
schüssigen Kohlensäure calcinierte Magnesia zu und fällt das Endprodukt durch Erhitzen aus.
(A. P. 1361 324-325.)
Zur Herstellung von Magnesiumcarbonat oder seinem Ammoniumdoppelsalz setzt man der
Magnesiumsalzlösung freies Ammoniak enthaltende Ammoniaksoda-Fabrikationsfilterlaugen zu,
stört so den Gleichgewichtszustand
NaCI +NH,HCO a ;: NaHCO a +
NH,Cl
und erhält eine Lauge, die sich wie eine Ammoniumcarbonatlösung verhält. (D. B. P. 306336.)
Zur Herstellung von basischem Magnesi umcarbonat fällt man die Magnesiumsalz-
lösung zwischen 40 und 70 0 mit teilweise carbonisiertem Ammoniak, in dem zwischen 20 und 85%
des Alkalis durch Kohlensäure neutralisiert sind, wobei während der Fällung das Ammoniak
gegenüber dem Magnesium stets in größeren, die Kohlensäure aber in mäßigem Überschuß vor-
handen sein soll, und zwar letztere bis höchstens 63 Tl. auf 24 Tl. Magnesia. Das voluminöse
Produkt ist reicher an Krystallwasser als die sonstigen Handelsmarken es sind, verliert dessen
größten Teil bei niedriger Temperatur und wird auch schon zwischen 400 und 800 0 unter Kohlen-
säure- und Wasserabspaltung in äußerst feine Magnesia usta verwandelt; es ist daher besonders
geeignet zur Verwendung in der Kautschukindustrie. (D. B. P. 311960.)
Zur Herstellung von Magnesiumcarbonat bzw. Magnesia usta stellt man aus dem in reich-
lichen Wassermengen aufgeschlemmtem Magnesiumoxyd mit 1 Mol. Kohlensäure und 1,5 Mol.
Ammoniak zunächst voluminöses Carbonat her und verarbeitet dieses weiter wie üblich auf leichte
Magnesia alba oder usta. Sehr chlorhaltige Magnesia alba wird mit 0,25 Mol. Kohlensäure und
0,4 Mol. Ammoniak umgesetzt, das zur Bildung von Magnesium-Ammoniumcarbonat nicht aus·
reicht. Man erhält die chloridhaltigen Verunreinigungen so in leicht löslicher auswaschbarer
Form. (D. R. P. 326 141.)
Zur Herstellung von Fluormagnesium erhitzt man, jedoch ohne die ZersetzungstemJlß-
ratur zu erreichen, Fluorcalcium mit Magnesiumchlorid, bis die Umsetzung vollzogen ist, erhitzt
dann höher zur Zersetzung des überschüssigen Magnesiumchlorids, weicht die erkaltete Masse
zur Auflösung der ausgeschiedenen Magnesia in salzsäurehaltigem Wa.sser und trennt durch
Auslaugen das unlösliche Fluormagnesium von der löslichen Chlorverbindung. (D. R. P. 41 717.)
Zur Gewinnung von Bit t e r s al z fällt man aus Sole mit Atzkalk und Glaubersalz oder
Calciumchlorid ein etwa äquimolares Gemenge von Magnesia und Gips, behandelt dieses mit
Kohlensäure, setzt das erhaltene Magnesiumcarbonat-Gipsgemenge mit Wasser um und ver-
arbeitet die Magnesiumsulfatlösung auf Bittersalz. (D. R. P. 186884.)
Verfahren zur Herstellung von Bittersalz aus kieserithaltlgen Löserückständen der Kali-
fabrikation: Man löst den Löserückstand von Carnallit und Hartsalz mit einer ganz oder teilweise
kochsalzgesättigten, 80-100° warmen Chlormagnesiumlösung und läßt durch Erkalten aus-
krystallisieren. Man erhält so aus einer verdünnten, etwa 7-14proz. Chlormagnesiumlösung,
die bei 90° mit Kochsalz und Magnesiumsulfat gesättigt war, eine Krystallisation, die aus 90%
Bittersalz und 10% Kochsalz besteht, von dem man das Bittersalz durch Decken mit kaltem
Wasser zum Teil befreien kann. (D. R. P. 276 702.)
Zur Herstellung von Magnesiumsulfat behandelt man Magnesiumhydroxyd mit Schwefel
und oxydiert das erhaltene Bisulfit zum Sulfat. (A. P. 1866 907.)
Ein Verfahren zur Entfernung metallischen Magnesiums aus Magnesiumsulfid durch
Behandlung mit Halogenalkylen oder Halogenbenzolen in ätherischer Lösung ist in D. R. P.
298 821 beschrieben. (Das Magnesiumsulfid gewinnt man im Gemenge mit unangegriffenem
Metall durch Überleiten von Schwefelwasserstoff oder Schwefeldämpfen über glühendes Magne-
siummetall.)
Über Magnesiumhypochlorit s. Bd. n [206]. - S. a. Bd.III [669] [619].
Das amorphe Bor wurde von Deville und Wöhler erstmalig auf folgende Weise dargestellt:
100 g geschmolzene Borsäure gröblich gepulvert werden mit 60 g in kleine Stückchen geschnittenem
Natrium gemischt, in einen schon glühenden Tiegel von Gußeisen geschüttet, worauf man sofort
40--50 g schwach geglühtes Kochsalz hinzusetzt und den Tiegel bedeckt; nach erfolgter Reaktion
wird die flüssige Masse mit einem Eisenstabe umgerührt und noch glühend vorsichtig
in mit Salzsäure angesäuertes Wasser geschüttet. Das pulverförmig ausgeschiedene Bor wird
erst mit angesäuertem Wasser, zuletzt mit reinem Wasser vollständig ausgewaschen und bei ge-
wöhnlicher Temperatur getrocknet. Um aus dem amorphen, pulverförmigen, bräunlichgrünen Bor
kr y s t a II i sie r te s Bor darzustellen, wird nachstehender Weg eingeschlagen: Ein kleiner hessi-
scher Schmelztiegel wird mit amorphem Bor angefüllt und eine Stange Aluminium, etwa von
4-6 g Schwere, in das Pulver eingestellt, der Tiegel wird mit einem aufgekitteten Deckel bedeckt,
in einen größeren gestellt, und der Zwischenraum beider Tiegel mit ausgeglühtem Holzkohlen-
pulver ausgefüllt. Der große Tiegel wird gleichfalls mit einem Deckel gut verschlossen und ver-
kittet; so vorgerichtet wird der Tiegel 11/2-2 Stunden lang einer Hitze ausgesetzt, bei der
Nickel schmilzt. Nach dem Erkalten findet sich das Aluminium durch und durch von Borkrystallen
durchzogen, die beim Lösen des Aluminiums in verdünnter Salzsäure zurückbleiben; sie sind
durchsichtig, von granatroter, hyazinthroter, gelber Farbe, bisweilen farblos; sie haben den Glanz.
das Lichtbrechungsvermögen und die Härte des Diamanten. (Annal. d. ebern. u. Pbarrn. 10o, 67.)
'Über Darstellung und Eigenschaften des krystallinischen Bors siehe die ersten An-
gaben von Saint Claire DeviIle und Fr. Wühler in Dingi. lourn. 172, 876.
Rawson stellte Bor dadurch her, daß er das aus 3,5 Tl. BsOa und 11 Tl. CaF 2 mit konzen-
trierter Schwefelsäure erhaltene Borfluorid über mäßig erwärmtes stückiges Kaliummetall
leitete. Nach Entfernung des gleichzeitig entstandenen Kaliumfluorids blieb das Borpulver
auf dem Filter zurück. In ähnlicher Weise gelang auch die Herstellung des Silici ums. (ebern.
News 08, 288.)
Zur Herstellung von Bormetallen neben Calciumcarbid erhitzt man Calciumborat (Pander.
mit) in Gegenwart von Kohle und des Metalles, dessen Borid gebildet werden soll, oder in Gegen-
wart von Verbindungen des betreffenden ,Metalles (Eisen, Nickel, Chrom, Wolfram) mit Kohle
auf hohe Temperatur. (D. R. P. 126492.)
Zur Erzeugung von elementarem Bor kann man auch das Borchlorid durch überschüs-
sigen Wasserstoff reduzieren, und zwar in einem oder mehreren Wechselstrombögen, die man
zwischen wasser- oder luftgekühlten Elektroden bildet. Das als feines Pulver auf den Elektroden
und Gefäßwänden abgeschiedene Bor setzt sich zum Teil auch an die Elektrodenspitzen an und
bildet dann kleine, allmählich bei genügender Stromstärke zusammenschmelzende Perlen, die
schließlich abfallen, worauf sich der Vorgang wiederholt. Man erhält das Bor in um so größerer Aus-
beute, je größer der Wasserstoffüberschuß und je rößer die Kontaktfläche zwischen dem Bogen und
dem Gas ist, neben 0,5-1 % Borsuboxyd ; 99-99,5 % des Produktes ist reines Bor vom Schmelz-
punkt 2000--2500°. Das Metall wird so in unregelmäßigen Klumpen gewonnen und muß, da
es wegen seiner hohen Schmelztemperatur von 2300° nicht gegossen werden kann, auf bestimmte
Weise mechanisch in Form gebracht werden. Hierüber und über weitere Einzelheiten siehe
E. Weintraub, I. Ind. Eng. ehern. 0, 106; vgl. Zeitsebr. f. angew. ebern. 1910, 761.
über die Herstellung von Bor durch Dissoziation von Borbromid siehe F. Meyer und
R. Zattner, Ber. d. d. ebern. Ges. 1921, 000.
Zur Herstellung von Bor, Zirkon oder anderen Metallen, die keine festen Subhalogenide
bilden, wie es z. B. Titan tut, erhitzt man das Bor· bzw. Zirkonchlorid oder ·bromid mit Anwendung
von Kupferelektroden im elektrischen Lichtbogen auf hohe Temperatur und entfernt das Reduk-
tionsprodukt nach seiner Bildung möglichst rasch aus -dem Bereich des Bogens. (D. R. P.
241423.)
Zur Herstellung größerer Mengen technisch reinen Bors bringt man Borsäureanhydrid und
Magnesium. oder Alkalimetall zur Reaktion und reduziert das so erhaltene Borsuboxyd durch
den elektrischen Strom zu 97-98proz. Metall. Wenn das Thermitverfahren bei der Herstellung
von Bor oder ähnlichen Metallen und Metalloiden, deren Legierungen miteinander oder mit Alu-
minium nicht zu einheitlichen regulinischen Predukten führt, verarbeitet man das Reduktions-
gemisch unter Zusatz von Chloraten oder Perchloraten, entzündet also z. B. zur Herstellung
von Bor 9 Tl. feinzerkleinertes Aluminium, 5 Tl. Kaliumchlorat und 3 Tl. Borverbindungen
mit einem glühenden EiseIistab und erhält nach dem Erkalten der unter Weißglut dünnflüssig
zusammengeschmolzenen Masse eine oben befindliche Schicht geschmolzener Tonerde und darunter.
in regulinischem Aluminium eingebettet, das krystallisierte Bor, das man ihm durch Auflösen
des Aluminiums in verdünnten Säuren entzieht. (D. R. P. 179403.)
Zur Herstellung von reinem Bor als Pulver oder in Form zusammenhängender Körper
bringt man Borchlorid in der Hitze mit einem Metall der Eisengruppe, das ein flüchtiges Halo-
genid bildet, bei so niedriger Reaktionstemperatur zur Umsetzung, daß sich kein Borid bildet.
618 Metalle und Minerale.
Nach verschiedenen Ausführungformen des Verfahrens arbeitet man mit Borstickstoff, aus dem
das Ofenmaterial gebildet ist, und verwendet Elektroden aus Platin, Kohle, Bor oder Borcarbid
bzw. gibt dem Hilfsmetall (Eisen) die Form des zu erzeugenden Borkörpers oder preßt oder spritzt
einen Fremdkörper aus Borpulver mit Amalgam oder Boriden als Bindemittel und behandelt
diesen zur Entfernung des fremden Metalles bei gleichzeitiger Temperatursteigerung mit einem
Borhalogenid. Schließlich kann man auch zur Erzeugung der festen Körper zunächst soviel Borid
bilden, daß es zur Sinterung ausreicht, worauf durch schnellere Erhitzung die Sinterung und Be-
-endigung des Prozesses durchgeführt wird. (D. R. P. 296483.)
Zur Gewinnung von sonst durch Reduktion schwer erhaltbaren Elementen (Vanadium,
Titan, Bor, Zirkon, Thorium) aus leicht verdampfbaren Verbindungen (Halogenide, Phosphide
oder Sulfide) bläst man diese in Dampfform gegen das aus einer Düse in Form eines hocherhitzten
Dampfstrahles austretende Hilfsmetall, so daß die Metalldämpfe, die im Überschuß zur An-
wendung gelangen, im Falle der Anwendung der Halogene das Halogen an sich reißen, worauf
man nach erfolgter Reduktion die Produkte durch möglichst schnelle Abkühlung gewinnt, um
Rückverwandlungen vorzubeugen. Zur Abdestillation der Produkte arbeitet man im Vakuum,
und bedient sich bei der Ausführung des Verfahrens, das am besten mit Quecksilber oder einem
Amalgam als reduzierendes Metall ausgeführt wird, eines stabilen, elektrischen Flammbogens
in besonderer Vorrichtung. So erhaltenes Bor bildet ein feines schwarzes, nicht wie bisher ange-
noinmen wurde, braunes Pulver. Das braune Bor ist ein Suboxyd, das bei geringem Sauer-
stoffzutritt und mäßiger Wärme aus dem schwarzen Produkt entsteht. (D. R. P. 296867.)
erhält man Borstickstoff in etwa 50% der theoretischen Ausbeute durch Glühen eines entwässerten
Gemisches gleicher Teile Borax und Trikaliumphosphat in SaJmiakdämpfen, als sekundäres
Bor, Silicium (Kieselsäure). 621
Produkt aus zunächst entstandenem Borsäureanhydrid. Letzteres kann demnach auch, zweck-
mäßig ebenfalls unter Zusatz von Trikaliumphosphat, bei hohen Temperaturen im Ammoniak-
strom in Borstickstoff übergeführt werden. (L. Moeser und W. Eidmann, Ber. So, 000.)
Oder man gewinnt das Nitrid bei Rotglut aus Ammoniak und einem Gemenge von Borsäure-
anhydrid mit Calciumphosphat oder aus Ammoniak und amorphem Bor und erhält es als un-
schmelzbare, auch chemisch beständige Masse, die auch bei der Temperatur des Kohlenlicht-
bogens dem Strom hohen Widerstand entgegensetzt, sich mit anderen Materialien im elektrischen
Ofen nicht verbindet, zugleich aber selbstbindend ist, so daß man aus ihm reine Beh äl ter für
elektrische Öfen herzustellen vermag. (Metall u. Erz 10, 749.)
Die Erzeugung von Formstücken, z. B. Rohren oder Spiralen, aus Borstickstoff ist in D. R. P.
827 009 beschrieben.
Zur Herstellung größerer Mengen reinen Bornitrides leitet man die Dämpfe des Additions-
produktes von Borchlorid und Ammoniak, die man beide bei etwa 600° aufeinander einwirken
läßt, durch ein elektrisch erhitztes Quarzrohr und bewirkt die Temperaturführung so, daß bei einer
Endtemperatur von etwa 1000° dichtes und beständiges Bornitrid entsteht. (F. Meyer und
R. Zattner, Ber. d. d. ehern. Ges. 1921, 060.)
Zur Herstellung von reinem Borstickstoff läßt man Ammoniak auf ein hoch erhitztes,
fein vermahlenes Gemisch von Bortrioxyd mit Borstickstoff oder Kohle oder einem anderen in-
differenten oder leicht durch Ammoniak entfernbaren Träger einwirken und entfernt dann die
Borsäure- bzw. Kohlenreste durch Erhitzen auf genügend hohe Temperatur. Nach einer Aus-
führungsform führt man die Erhitzung in einem Rohr aus Borstickstoff aus. Dadurch, daß man
als Mischmaterial Stoffe zusetzt, die nicht sintern oder fritten und durch Gasreaktion entfernt
werden können, gewinnt man, besonders bei außerordentlich feiner Vermengung des Bortrioxyds
mit der Kohle, bei Temperaturen über 1000° (am besten 1800 a ) unter dem energischen Einfluß
des Ammoniaks auf das bei dieser Temperatur verdampfende und darum schnell reagierende
Bortrioxyd den Borstickstoff in sonst unerreichter Reinheit. (D. R. P. 282701.)
Zur Darstellung von Bornitrid mischt man Borax mit einem C y a n i d oder Ferrocyanid
in fein gepulvertem Zustande und erhitzt das Gemenge im elektrischen Widerstandsofen auf 2000°,
so daß der überschüssige Borax, die Carbonate und Cyanate sich verflüchtigen und Bornitrid in
einer Ausbeute von 30% der Theorie als beständiges weißes Produkt zurückbleibt. (A. P.
1186232.)
Zur Herstellung beständigen Bornitrides, das auch durch kochendes Wasser nicht zer-
setzt und auch sonst nur schwer oxydiert wird, erhitzt man den gewöhnlichen, unbeständigen
Borstickstoff im Gemenge mit 20% Borax im elektrischen Ofen auf 2000° und mehr, bis keine
Dämpfe mehr abgegeben werden. (A. P. 1167271.)
Zur Herstellung von hochprozentigem Borstickstoff erhitzt man ein Gemisch von Bor-
säure und Kohle mit Stickstoff unter hohem Druck auf 1600° und erhält so ein Material, das
mit Säuren unmittelbar Borsäure und mit einem Ammoniumsalz oder durch Zerlegung mit Wasser
Borsäure und Ammoniak gibt. (D. R. P. Anm. 8t. 18026, KI. 12 i.)
Zur Herstellung von Borcarbid der Zusammensetzung B,C mit theoretisch 84,6, praktisch
82,8% Bor erhitzt man Borsäure, die durch eine Durchbohrung der vertikalen Elektrode in einen
mit Erdölkoks ausgestampften Graphittiegel eingeführt wird, im elektrischen Flammbogen.
Das erhaltene Produkt leitet die Elektrizität, ist härter als Siliciumcarbid, widersteht der Ein-
wirkung aller gebräuchlichen Säuren und kochender Oxydationsmittel, oxydiert sich auch beim
Erhitzen auf Rotglut an der Luft nicht und wird nur durch Schmelzen mit Alkali unter Bildung
von Kohlenoxydgas zersetzt. (A. P. Tucker und W. BllB, I. Am. ehem. 800. 1906, 606.)
Zur Herstellung borreicher Carbide, z. B. BeC, in Stüokform erhitzt man Borsäure-
anhydrid im Übersohuß mit Kohle unter Druck auf 2500° und vermindert die Temperatur nach
Beendigung der Reaktion allmählioh duroh Drosselung des elektrischen Stromes. Das erhaltene
Produkt eignet sich seiner Härte wegen zum Schleifen von Diamanten. (D. R. P. 206 177.)
Über die Gewinnung von Bor s u I fi d aus Ferrobor durch Behandlung der gepulverten Borid-
masse mit völlig trockenem Schwefelwasserstoff bei 200--300°, später 300--400°, siehe I. Hoff-
mann, Zeitschr. f. angew. ehern. 1906, 1362.
Auch aus Manganborid an Stelle von Ferrobor läßt sich in wirtschaftlicher Weise Borsulfid
herstellen. (I. Hoffmann, Zeitschr. f. angew. ehem. 1906, 2133.)
Zur Herstellung von Halo gen verbindungen der Borsäure, die als Ausgangsstoffe für Alkyl.
ester der Borsäure dienen, behandelt man sie unter Vermeidung jedes 'überschusses mit verdünnten
Halogensäuren. (F•. P. 008 290.)
über Herstellung des gasförmigen Borwasserstoffes durch Auflösung von Ferrobor in
verdünnter Schwefelsäure (Manganbor verhält sich ähnlich, schäumt jedoch stark), ferner über
die Gewinnung des dann verbleibenden Rückstandes des sog. festen Borwasserstoffes berichtet
J. Hoffmann in ehem. Ztg. 1911, 260. .
'über die Herstellung von Bor enthaltenden Metallen und Legierungen siehe D. R. P. 340186
und 341 790.
622 Metalle und Minerale.
Zur raschen Herstellung von Silicium- oder Aluminiumchloriden behandelt man die
betreffenden EisenIegierungen, also z. B. 15proz. Siliciumeisen oder 10 proz Ferroaluminium mit
Chlorgas bei Rotglut und sammelt die übergehenden Gase zur Verdichtung in gekühlten Vorlagen
auf. Wenn das Siliciumtetrachlorid durch Eisenchlorid verunreinigt ist, kann man es durch
Destillation reinigen, ebenso auch das Aluminiumchlorid durch Destillation mit Eisenspänen.
Setzt man dem Ferroaluminium Kochsalz zu, so bildet sich Aluminium-Natriumchlorid. (H. N.
Wanen, ehem. News 60, 108.)
Durch Erwärmen von Sand mit konzentrierter Schwefelsäure erhält man das glasätzende,
an der Luft rauchende S i I i ci um f I u 0 r i d gas SiF" das beim Einlei ten in Wasser unter Kiesel-
säureabscheidung unter starker Wärmeentwicklung Kieselfluorwasserstoffsäure liefert:
SiO a + 2 CaFa + 2 HzSO, = SiF, + 2 CaSO, + 2 HzO;
3 SiF, + 4 HzO = 2 H 2SiF6 + H,SiO"
die auch direkt aus Kieselsäure und Flußsäure erhalten werden kann:
SiO a + 6 HF = HaSiF a + 2 HaO.
Zur Abscheidung des Fluorsiliciums aus solches enthaltenden Gasen absorbiert man es im Sinne
der Gleichung
8 Ca(OH)! + 3 SiF. = 2 CaO. 3 SiO a • 6 CaF a + 8 HaO
mittels der festen Hydrate der alkalischen Erden, also durch Überleiten des Gases über das zwecks
Oberflächenvergrößerung mit Kochsalz gemischte Hydrat. (D. R. P. 128 880.)
Zur Gewinnung von Natriumsilicofluorid führt man die bei der Aufschließung
natürlicher tertiärer Phosphate zu löslichen primären Phosphaten mittels Schwefelsäure aus
dem im Mineral enthaltenen Calciumfluorid und der vorhandenen Kieselsäure gebildete SiF,
nach der Gleichung
in Kieselfluorwasserstoffsäure über, behandelt die von der Kieselsäure filtrierte wässerige Lösung
der Säure mit Natriumsulfat, schleudert das nach der Gleichung
HaSiF e + NaaSO, = Na zSiF6 + HaSO,
entstandene Silicofluorid ab und verwendet die enthaltene Schwefelsäure wieder zur Phosphat-
aufschließung. (A. P. 1 247 160.)
Bor, Silicium (Kieselsäure). 623
Zur Gewinnung von Kieselfl uornatri um und einem als hydraulisches Bindemittel
verwendbaren, Gips und Magnesia enthaltenden Rückstand, erhitzt man Kieselsäure, Flußspat
und Magnesiwnsulfat im rotierenden Ofen und leitet das entbundene Fluorsiliciwn in Kochsalz-
lösung. (D. R. P. 819 669.)
Zur Herstellung von Siliciummonoxyd erhitzt man ein Gemenge von 12 Tl. Kohlenstoff
und 65 Tl. Kieselsäure, das die Wärmequelle (den Graphitstift) in einem elektrischen Widerstands-
ofen eben bedeckt, und erhält, besonders beim Arbeiten im Vakuwn, ein braunes Sublimat des
Monoxydes, das bei Verwendung sehr reiner Ausgangsmaterialien und reinster Graphitstifte neben
91,28% SiO 3,42% Kieselsäure, 2,54% Kohlenstoff, 1% Siliciwncarbid und geringe Mengen
Ferrosilicium und Tonerde enthält. Es ist schwerer löslich in Flußsäure und leichter löslich in
Alkalilauge als das Dioxyd, verbrennt an der Luft, leitet die Elektrizität schlecht und bildet ein
hervorragendes, besonders zwn Polieren von Metallen geeignetes S chI e i fm i t tel. Die größten
Ausbeuten erhält man beim Arbeiten nach der Gleichung
2 SiO a + SiC = 3 SiO + CO; SiO a + C = SiO + CO
und bei Temperaturen von 1700-1800°. Das unter dem N~!llen Monox industriell verwertbare
Produkt soll überdies ein wertvoller Farbstoff für gewisse Olfarben und Rostschutzmittel, auch
für Druckerschwärze und keramische Farben sein und dadurch, daß es sich bei der geringsten
Reibung stark negativ elektrostatisch lädt, auf Baumwollenzeug ohne Bindemittel gut haften,
so daß ein Filtermaterial entsteht, das den Durchgang von Gasen nicht behindert, wohl aber die
Krankheitskeime zurückhält. Die Ofenkonstruktion ist in einem kurzen Referat in Zeitscbr. f.
angew. ebem. 1908, 784 beschrieben. (D. R. P. 189 883.)
Das von Wöbler als Silicon bezeichnete Einwirkungsprodukt von konzentrierter Salzsäure
auf Calciwnsilicid ist nach der Formel SiHsO a zusammengesetzt, spaltet beim Erhitzen Wasser-
stoff ab, wobei ein Suboxyd SisO a als schwarzer Rückstand verbleibt, während bei Belichtung
des Silicons ein Oxydationsprodukt, das Leukon, entsteht, das, im Vakuum erhitzt, Wasserstoff
und einen braunen Rückstand, vermutlich ein anderes Suboxyd, von der Zusammensetzung
SisO, liefert. (Hönigscbmid, Wiener Monatsb. 1909, 609.)
Zur Herstellung der faserigen, völlig unveränderlichen, vor allem nicht hygroskopischen
Fibroxmasse erhitzt man in einer aus Ton-Graphit bestehenden Brennmuffel Siliconstücke zum
Schmelzen. Nach einigen Stunden ist der hervorragende WärmeisoIierstoff gebildet. Er wiegt
pro Liter nur 2,5-3 g, zeigt das spez. Gewicht 1,84-2,20 und schließt 99,5-99,9 Vol.-% Luft
ein. (Er!. u. Elf. 1916, 166.)
Zur Darstellung von Si 1i ci um n i tri d behandelt man Kieselsäure und Kohle in innigem Ge-
menge bei Gegenwart von Metallverbindungen mit Stickstoff oder stickstoffhaltigen Gasen in
gewöhnlichen Feuerungsöfen und erhält so, je nach dem metallischen Zusatz, Siliciumnitrid
allein oder im Gemenge mit den Nitriden jener Metalle. (D. R. P. 284129.)
und Aluminiumpulver mit 500 Tl. Schwefel und 250 Tl. einer Borverbindung, setzt auf das
Gemisch einige Kubikzentimeter einer Mischung von 9 Tl. Al!llniniumpulver und 16 Tl. Schwefel
als Zündmittel und bewirkt die Entzündung durch Berührung des Häufchens mit einem glühenden
Eisenstab. Nach Auslaugung der erkalteten Schmelze mit Wasser erhält man die Körner des
betreffenden Metalloides in krystallinischer Form. (D. R. P. 147 871.)
Zur Erzeugung von Silici um auf thermischem Wege bringt man ein Gemenge von 4 Tl.
Aluminiumpulver mit 3 Tl. Kieselerde (Silbersand) oder mit Kieselgur im Verhältnis von
8 : 3 durch Bariumsuperoxyd und Magnesium zur Entzündung, wobei im ersteren Falle die
Einleitung der Reaktion durch Erhitzen der Masse auf Rotglut eingeleitet werden muß. Dabei
kommt die Art der Kieselsäureform insofern in Betracht als Kieselgur und niedergeschlagene
Kieselerde die aluminothermische Reaktion durch bloße Zündung ohne Wärmung herbeiführen,
während bei Anwendung von Silbersand, wie erwähnt, auf Rotglut vorgewärmt werden muß.
Durch Behandlung der Masse mit Chlor erhält man Siliciumtetrachlorid, wodurch die Bildung des
Siliciums nachgewiesen ist. (F. E. Weston und H. R. Ellls, Z. I. Elektrochem. 1909, 101.)
Zur Herstellung von sauerstoffreien Elementen der Gruppe Silicium, Zirkon, Titan
und Bor, auch in zusammenhängenden Stücken, dissoziert man die Nitride, Sulfide oder Phos-
phide der Elemente in indifferenter Atmosphäre im Strom sauerstoffentfernender Gase, z. B. des
Schwefels, Phosphors oder Stickstoffs, bei so hoher Temperatur, daß der Dissoziationsdruck
den Partialdruck übersteigt, der Sauerstoff völlig entfernt wird und man nach schneller Abkühlung
das reine Metall erhält. Zur Erzeugung möglichst hohen Gesamtdruckes und zur leichteren Er-
reichung des Partialdruckes und der reduzierenden Wirkung arbeitet man mit einer Beimengung
von Ammoniak und erzeugt die indifferente Atmosphäre durch Verflüchtigung der Halogenide
oder Hydride jener Elemente oder im Quecksilberdampf, und setzt weiter zur Erniedrigung
der Reduktionstemperatur und zur Beförderung der Reduktion Kohle oder kohleabgebende
Stoffe in so geringen Mengen zu, daß die Metalle nicht wesentlich verunreinigt werden. Man er-
hält die Elemente so in reiner, zum Bau verschiedenartiger Gerätschaften geeigneter Form, wobei
die Eigenschaft des reinen Bors einen großen elektrischen Widerstand zu besitzen, während Titan
und Zirkonium, in weniger hohem Maße auch Silicium, Leiter sind, auf die Anwendbarkeit der
Metalle für elektrische Widerstände, Glühkörper usw. von Einfluß ist. (D. R. P. 292483.) Nach
dem Zusatzpatent setzt man dem Legierungsgemenge Wolfram oder ein anderes Metall, dessen
Oxyd durch Wasserstoff zu Ende reduziert wird, in genügender Menge zu, so daß es als stromleiten-
der Träger für die weitere Behandlung dienen kann. Man erhält z. B. Fäden oder Stäbe, wenn man
das Wolframmetall mit dem entsprechenden Oxyd gemischt und geformt im Ammoniakstrom
bei hoher Temperatur sorgfältig völlig nitrifiziert, durch elektrische Heizung im Ammoniakstrom
bis zur Dissoziation des eingemengten Nitrides erhitzt und durch schnelle Abkühlung die Rück-
nitrifizierung der dichtgewordenen Legierung verhindert. (D. R. P. 293952.)
Zur Erzeugung von Metallsiliciden oder Metallcarbosiliciden erhitzt man Metalloxyde
mit Siloxycon (Siliciumoxydcarbid) oder mit amorphem oder krystallinischem Siliciumcarbid
(Carborundum) unter Zusgtz von Flußmitteln (Kryolith, Kochsalz, Borax, Aluminiumverbin-
dungen, Soda usw.), ferner, wenn sauerstoffreiche Metalloxyde zur Anwendung gelangen, unter
weiterem Zusatz von Kohle im elektrischen Ofen. Man erhält so verhältnismäßig leicht schmelz-
bare, wenig oxydierbare, sehr dichte und gegen chemische Einflüsse widerstandsfähige Silicide
der verschiedensten Erdalkali- und Schwermetalle (Barium, Calcium, Aluminium, Chrom, Kobalt,
Kupfer, Wolfram, Titan, Vanadium, Zirkon), die wegen ihrer bedeutenden Härte zur Herstellung
von Schleifsteinen und weiter metallurgischen Zwecken dienen können. (D. R. P. 210216.)
Mangansilicium und Kupfersilicium SiMn. bzw. SiCu. erhält man durch Erhitzen des be-
treffenden Metalloxydes mit Kieselsäure und Kohle im elektrischen Schmelzofen als harte, spröde,
metallisch glänzende Legierungen. (Vlgouroux, Compt. rend. 121, 771 und 122, 818.)
Zur Herstellung eines elektrischen Widerstandsmateriales verschmilzt man Silici um und
5% Tell ur unter einer Calciumcarbonatdecke zur Bildung von kieselsaurem Kalk, der als Schlacke
wirkt, und erhält so eine Legierung, deren Widerstand jene des Siliciums um das 3-5fa.che über-
trifft, ohne daß sie eine besondere Sprödigkeit zeigt.. (A. P. 923152.)
Ein elektrischer Widerstand besteht nach D. R. P. 828584 aus dünnen Kohlen- oder Metall-
schichten, die auf einer nichtleitenden Unterlage mit einem bei hoher Temperatur erhärtendem
Harz wie Bakelit, Resinit u. dgl. befestigt sind.
Über Widerstandsmaterialien mit variablen Temperaturkoeffizienten siehe H. Körber,
Zeltsehr. f. angew. Chem. 1911, 1402.
Eine zur Herstellung von Martin-, Elektro- und Tiegelstahl geeignete Legierung enthält neben
50-55% Silicium 18-22% Calcium, 12-15% Eisen und 4-5% Aluminium höchstens 1,25%
Kohlenstoff und Spuren von Fremdstoffen und eignet sich gleichzeitig als Desoxydations- und
Entschwefelungsmittel. (Chem. Zentr.-BI. 1920, 11, 669.)
Eine direkt aus 5% Nickel enthaltendem Garnierit erschrnolzene Ferrosilicium - Nickel-
legierung mit einem Gehalt von rund 16% Eisen, 47% Silicium, 31 % Nickel, 3% Aluminium,
3% Kupfer, 1% Mangan, 0,5% Magnesium und 0,02% Phosphor oxydiert sich fast gar nicht,
ist sehr flüchtig und wird ebenso wie eine aus einem 26% Nickeloxyd enthaltendem Mineral ge-
wonnene Legierung mit 26% Eisen, 8% Silicium, 64% Nickel und 1% Kohlenstoff für die Stahl-
fabrikation verwendet. (Zentr.-BI. 1920, 11, 179.)
Bor, Silicium (Kieselsä.ure). 625
ä.tzenden Alkalien bei Gegenwart von Luft, ebenso wie von Bleioxyd oder Natriumsuperoxyd
beim Schmelzen zersetzt. (Siehe A. Tucker und A. Lowy, Ref. in Zeitsehr. f. angew. Chern. 29, 106.)
Silit H, der im wesentlichen aus Siliciumcarbid SiC besteht, wird nach Angabe des D. R. P.
2/)7 468 in folgender Weise gewonnen: Durch Mischung von Silicium und Kohlenstoff stellt
man Formkörper her und fügt zum Plastischmachen Kolophonium oder Paraffin hinzu, dann
wird die Masse in einer Atmosphäre von Kohlenoxyd oder Kohlensäure auf 1400-1500° erhitzt.
Anscheinend vereinigt sich hierbei das Silicium mit Kohlenoxyd gemäß der Gleichung Si +CO +C
= Si CO + C. Erhitzt man nun weiter auf 1600-1700°, so verbindet sich der freie Kohlenstoff
mit dem Sauerstoff der Verbindung SiCO, entweicht als Kohlenoxyd und es entsteht ein im wesent·
lichen aus Siliciumcarbid bestehendes Material: SiCO +C = SiC +
CO. Dasselbe Produkt Silit
erzeugen Gebr. Siemens in Berlin durch Pressen eines innigen Gemenges von Silicium, Silicium.
carbid und Glycerin und folgendes Erhitzen der Stäbe auf hohe Temperatur. Silit wird wegen
seiner Härte und Beständigkeit, selbst bei Temperaturen bis zu 1400°, mit Erfolg in der Be·
leuchtungsindustrie verwendet. (H. Großrnann, Chern. Ind. 36, 304.)
Über eine weitere Abart des Siliciumcarbids mit Namen Corund um, das 97,4% Tonerde,
1,38% Titansäure, 0,9% Kieselsäure und 0,32% Eisenoxyd enthält, siehe C. J. Brockbank, J. Chern.
Soc. Ind. 39, 41.
Das Siloxikon ist eine Zufallsentdeckung, ebenso wie das Carborundum. Letzteres fand
Acheson als er Versuche zur Herstellung künstlicher Diamanten ausführte, die Bildung des grau·
grünlichen Siloxikons von der wechselnden Zusammensetzung Si 2C20 bis Si 7C7 0 wurde, ebenfalls
von Acheson, in Carborundöfen festgestellt, die ungenügend geheizt waren. Das äußerst feuer·
beständige Produkt, das durch saure oder basische Schlacken ebensowenig angegriffen wird wie
durch Feuergase oder flüssige Metalle, sogar von Flußsäure nur langsam gelöst und erst bei 1470 0
in einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre erhitzt und auch da nur oberflächlich zersetzt wird, dient
besonders als Ersatz des teure!! Graphits und des schwer zu behandelnden Chromeisens
als Auskleidungsmaterial von Ofen für metallurgische Zwecke. Man gewinnt es fabriksmäßig
in großen Carborundumöfen, mit breiten, großflächigen Graphit. oder Retortenkohleelektroden
durch Elektrolyse eines Gemenges von Sand, Koks und die Auflockerupg bewirkenden Sägespänen
in Mengenverhältnissen, die der Gleichung
5 SiO s + 5 C = Si aC 20 + 3 CO
entsprechen, bei einer Temperatur nicht über 2800°, da sonst Zersetzung des Produktes in Silicium,
Carborundum und Kohlenstoff stattfindet. (F. Krell, Zeitschr. f. angew. Chern. 1904, /)91.) Am
besten arbeitet man mit einer Spannung von 85 Volt und 500 Amp., bis die Stromstärke auf
600 Amp. steigt, und hält die Schmelze dann mit dieser Stromstärke neun Stunden. (D. R. P.
160101.)
Die beiden Carborundabarten des reinen Siliciumcarbids Refrax und Silfrax unterscheiden
sich durch die Masse der gebildeten Kristalle, die in letzterem Produkt wesentlich geringer ist.
Man erhält sie aus Kohlenstoff und Siliciumcarbid oder geformtem Kohlenstoff, der durch Ein·
wirkung von im elektrischen Ofen bei großer Hitze erzeugten Siliciumdämpfen in Carborund
umgeformt wird. Das Handelsprodukt Carbofrax wird durch Verbindung kristallisierter
Siliciumcarbidkörner mittels besonderen feuerfesten Tones gewonnen. Diese Produkte übertreffen
alle sonstigen feuerfesten Steine in der Wärmeleitfähigkeit und der Festigkeit so bedeutend, daß
die Siliciumcarbidpräparate trotz ihres hohen Preises in kurzer Zeit alle anderen feuerfesten
Materialien verdrängt haben werden. (S. C. Linbarger, Zentralbi. 1919, 11, 344.) Vgl. (046).
Schließlich bereitet man aus dem Siliciumcarbid künstlichen Graphit oder auch Silicium·
monoxyd (Monox SiO) [468J im elektrischen Vakuumofen und gewinnt so ein lockeres Pulver,
das als Auskleidematerial für keramische Öfen und als Isoliermasse für Elektricität und Wärme
dient. (F. Böck, Zeitschr. f. angew. Chern. 24, 361.) Vgl. Bd.1I [040J.
Die Gewinnung der Kiese Ig ur in kaliformschen Lagern durch Mahlen, Schlämmen, Trocknen,
ferner ihre Verwendungsmöglichkeiten und Untersuchungsmethoden beschreibt P. A. Boeck in
Metallurg. Chem. Eng. 12, 109.
Über den Wert der Kieselgur für chemisch·technische Zwecke schreibt P. M. Grempe in
Selfens.-Ztg. 43, 691. Vgl. K. Glesenhagen, Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 181, 191 u. 201.
Ausführliche MitteilunF über die Verwendung der Infusorienerde finden sich nebst
weiteren Literaturangaben in Jahr.-Ber. f. ehem. Techn. 1870, 818.
C. Puscber weist im Polyt. Zentr.-BI. 1868, 1888 auf die vielfache Verwendungs möglich.
keit der Infusorienerde hin, besonders als Zusatz zum Modellierton oder zu der Harzmasse, die
zur Bereitung von Siegellack dient. In diesem Falle bewirkt die Kieselgur in höherem Maße
noch als Gips und Schwerspat, die man sonst dem Siegellack zuzusetzen pflegt, daß das geschmol-
zene Harz nicht zu schnell a.btropft. Ebenso wird auf die Vorzüge der Kieselgur als Poliermittel,
Schleifmittel, Zusatz zum Formsand usw. hingewiesen. Vg1.Jahr.-Ber. f. ehem. Teehn. 1872,460.
Außer zur Herstellung von Metallputzpomaden und Wärmeschutzmassen dient die Kiesel·
gur auch zur Herstellung von porösen, säurebeständigen Steinen. Zur Wärmeisolierung für bis
zu 150° heißes Material kann das Silicat mit Korkmehl gemischt werden, wenn Körper, die 500 0
heiß werden, gegen Wärmeausstrahlung geschützt werden sollen, empfiehlt J. B. Peregrin ein
geformtes, getrocknetes Gemisch von 1 Volumenteil Gur und 3 Volumenteilen Korkabfall mit
etwas Gips und Wasser bis zur Veraschung des Korks vorsichtig zu brennen. Die Masse, von der
geringen Dichte 0,460, wirkt vorzüglich isolierend und bildet den Grundkörper der Wärmeschutz-
masse. Sie eignet sich auch zum Füllen der Absorptionskammern für bei der Schwefelsäurekonzen.
tration entweichende Gase zur Aufnahme der letzten Reste mitgerissener Säure. (Zentralbi. 1919
11, 789.)
"(jb6r die Anwendung von Kieselgur in der metallurgischen Industrie zur Herstellung von
Isolierschichten in Transportgefäßen für heiße Metalle, Öfen, Regeneratoren und anderen
Vorrichtungen, bei denen es auf Wärmeisolierung nach außen ankommt, siehe Metallurg. Chem.
Eng. 1917, 64.
Neuerdings verwendet man zur Auskleidung von Öfen und Feuerungsstätten am Orte der
Gewinnung (Kleinasien) entsprechend zugeschnittene Kieselgurblöcke, da die aus Infusorien-
und Molererde durch Brikettierung hergestellten Ziegel unmittelbar nicht verwendbar sind.
(Tonind.-Ztg. 44, 718.) .
Ober die Herstellung ge brann ter Ziegel aus Moler, das ist eine speziell an manchen Meeres-
küsten, z. B. jenen von Dänemark, in großen Lagern vorkommende Diatomeenerde, die geringe
Wärmeleitfähigkeit der Ziegel, die sie zu Kesseleinmauerungen und zu Zwischendeckeneinlagen
Von Gebäuden geeignet macht, siehe H. Fischer-Möller, Tonind.-Ztg. 1910, 680 u. 711. Diese
~olererde ist ihrer Zusammensetzung nach und auch wegen ihres ganzen Verhaltens, trotzdem
Iile etwas weniger Kieselsäure und etwas mehr Tonerde und Eisenoxyd enthält, ein völliges
Analogon der Kieselgur.
über die Vorbehandlung der Kieselgur durch Tränkung mit einer Tanninlösung und
~!gende Behandlung mit Milch in der Siedehitze und über Verwendung dieser caseinhaltigen
leselgur als Grundmaterial für Farbstoffe verschiedenster Art siehe D. R. P. 248619. Die so
~orbereitete Kieselgur, die naturgemäß bedeutend mehr Farbstoffe absorbieren kann als in rohem
ustande, wird insbesondere in der Tapetenindustrie als Farbstoff träger verwendet.
40*
628 Metalle und Minerale.
Zum Enteisnen von Kieselgur erwärmt man das Material mit etwa 13grädiger Salz-
säure in Form eines flüssigen Breies auf etwa 80°, filtriert und wäscht die Kieselgur neutral. (D. Re P.
286240.)
Zum Weißbrennen von Kieselgur tränkt man das Material mit 15grädiger Wasser-
glaslösung und brennt die zu Formstücken gepreßte Masse bei etwa 900°. Das nicht" gesinterte
Material wird so ohne besondere Verminderung der gewünschten Porosität schneeweiß. (D. R. P.
297884.)
Die an sich hygroskopische Kieselgur kann nach D. R. P. 3131)63 durch Mischen mit mehr
als dem gleichen Gewicht geschmolzenen Hartpechs feuchtigkeitsbeständig gemacht werden.
Wasserfeste Kieselgur, die sich zum Ausfüllen von gegen Wärme, Kälte, Feuchtigkeit und
Schall zu schützenden Hohlräumen eignet, erhält man nach einem ähnlichen Verfahren jedoch
unter Aufwand von nur 2% des Gurm!tteriales an Hartpech nach D. R. P. 329410.
Zur Erzeugung wasserfester Form~tücke aus Kieselgur versieht man die grobgekörnte Gur
unter ständiger Bewegung mit einem Übe r zug von Hartpech und preßt die Masse in Formen.
(D. R. P. 323240.)
Ein feuerfestes Wii,rmeisoliermittel gewinnt man nach A. P. 1404438 durch Einpressen eines
mit gesättigter Chlormagnesiumlösung befeuchteten Gemisches von 30 Tl. Magnesia und 70 Tl.
Infusorienerde in Formen. Siehe auch Bd.II [MO].
Bimsstein besteht aus Kieselsäure, Tonerde, Kali und Natron und stellt die Schaumform
der Lavamasse dar, die durch strömende Gase während der Erstarrung in jenen glasigen Zustand
übergeführt wurde. Verwendung findet das Material in ursprünglicher Form oder gemahlen
als Holzschleümittel, Metallpoliermittel, zum Schleifen von Farben- und Lacküberzügen, als
Seifenfüllmittel und in der Hautappretur ; denselben Zwecken dient auch das Kunstprodukt,
das in zwei verschiedenen Härtegraden hergestellt wird.
Zur Herstellung von Kunstbimsstein drückt man einen Bimsstein-Leimlösungsteig in Formen
und läßt die Stücke an der Luft trocknen. Künstliche Erwärmung darf beim Trocknen nicht an-
gewendet werden, sonst wird die Masse zu hart und, anstatt bei der Verwendung das Holz glatt
zu schleifen, reibt sich die Masse selbst glatt und erfüllt daher ihren Zweck nicht. (Polyt. Notizbi.
1861, Nr. 13.)
Zur Herstellung von künstlichem Bimsstein fürSchleifzwecke wird natürUcherBimssand
nach D. R. P. 129 294 mit verdünnter Alkalilauge zu einem Brei eingekocht, aus dem man duroh
plötzliche Erhitzung das Wasser austreibt um die Masse porös zu machen.
Die von Malern benutzten künstlichen Bimssteine sind vielfach nur Mischungen von fein-
gemahlenem Bimstein, Kaolin und Kaliwasserglas, denen man ev. entsprechende SohmelzflÜ8se
zusetzt, worauf die in Formen gegossene Masse nach dem Erhärten entweder direkt oder nach
dem Brennen verwendet wird. (Techn. Rnndsch. 1912, 16.)
Zur Herstellung künstlicher Tuffsteine verarbeitet man 8--9 Tl. feinen BiIll88teinmehles
aus Bimssteinabfall mit 1 Tl. Kalk zu einem dünnen Mörtel, in den man größere Stücke BiIll88tein
einrührt, worauf die Masse in Formen gegossen und nach dem Erhärten mit BiIll88teinpulver
eingestaubt wird. (Techn. Rundsch. 1908, 1)07.)
Nach D. R. P. 86000 stellt man künstlichen Traß her duroh Erhitzen von Sa.nd mit 5
bis 10% Soda oder Pottasche in konzentrierter, wässeriger Auflösung zur lebhaften Rotglut, wo-
rauf das glühende Produkt in kaltes Wasser geworfen und nach Entfernung des Wassers zu staub-
feinem Pulver vermahlt wird. Durch Mischen mit gelösohtem Kalk erhält man einen sehr guten
hydraulischen Kalk.
Die Hauptindustrie findet sich in Oberstein, Idar, woselbst auch die brasilianischen und indischen
Steine geschliffen werden.
Eine alte Vorschrift zum Färben von Carneolen, Chalcedonen und verwandten Steinarten
lautet nach DingI. Journ. 108, 446: Die gut abgewaschenen und abgetrockneten Steine werden
in Honig gelegt, der mit Wasser verdünnt wird, und in einem Topf 14 Tage lang in heißer Asche
digeriert. Hierauf werden die Steine herausgenommen, abgewaschen und in einem anderen Topf
mit Vitriolöl angesetzt; das Gefäß wird mit einer Schiefertafel zugedeckt und in heiße Asche
gestellt. Manche Steine erscheinen schon nach einigen Stunden gefärbt, andere erst nach 24 Stun-
den; manche nehmen gar keine Färbung an. Schließlich werden die Steine aus dem Vitriolöl
herausgenommen, abgewaschen, getrocknet, geschliffen, in Öl gelegt und zuletzt mit Kleie ab-
gerieben. Durch dieses Verfahren werden die hellgrauen Streifen dunkler bis schwarz, manche
rote Farben werden in ihrer Farbe erhöht. Der Honig dringt in die porösen Stellen des Steines
ein und wird dann im Innern durch die Schwefelsäure verkohlt. Ein schönes Citronengelb
erhält man, wenn man die Steine während 14 Tage mit Salzsäure auf mäßige Temperatur er-
hitzt, B la u in allen Abstufungen wird durch Imprägnieren mit gelbem Blutlaugensalz und späteres
Kochen in Eisenvitriollösung erzielt; glüht man die bloß mit Eisenvitriol imprägnierten Steine,
so werden sie rot, während man durch Imprägnierung mit Chromsäure- oder Nickellösungen
grüne Färbungen erhält. Durch bloßes Erhitzen oder Brennen verändern manche Achate ihre
lichtblaue oder graue Farbe in Milchweiß und Gelb, häufig geht auch Braun in ein schönes Rot
über, doch erfordert die Ausführung dieser Steinfärbearbeiten große Erfahrung.
Um Achate bl a u zu färben imprägniert man sie mit Berlinerblau und schwefelsaurem
Kupferoxydammoniak. Ein anderes Blau wird durch Einlegen der Steine in eine Kupferlösung
und später, nachdem sie mit derselben imprägniert sind, in Ätzammoniakflüssigkeit erzeugt.
Längeres Einlegen der Steine ist Bedingung zur Erzeugung der Farben; Steine, die an ihrer Ober-
fläche poröser sind als andere, färben sich schneller und auch mit einer anderen Nuance. Aus den
bräunlichgelb gefärbten Achaten werden durch Brennen die Carneole und Sardonyxe erzeugt;
nach dem Brennen werden die Steine 8-14 Tage lang in Schwefel- oder Salpetersäure gelegt,
wodurch sie an Weiße, Glanz und Schärfe der Umrisse vorteilhaft gewinnen. Auch springen
die Steine nach dem Brennen beim Schlagen in jeder beliebigen Richtung, was vor dem Brennen
nicht der Fall ist. (Nöggerath, DingI. Journ. 121, 230.)
Zur Nachahmung der auf natürlichen polierten Achaten häufig vorkommenden dentritischen
Zeichnungen zeichnet man mit Silbernitratlösung allein, mit Alaunlösung oder mit Kienruß
und Weinstein gemengt auf den Stein, wiederholt evtl. nach dem Trocknen den Auftrag und erhält
so rötliche bzw. violette Färbungen. Gold in Königswasser gelöst gibt lichtbraune Töne. Weiße
und undurchsichtige Zeichnungen erhält man mit einer Auflösung von Wismut in Salpetersäure.
Alle diese Farben sind echt gegen Wasser und Säuren, mit letzteren behandelt, verschwinden sie
zwar scheinbar, beim Trocknen an der Sonne erscheinen sie jedoch wieder. (Polyt. Zentr.-BI.
1867, 74.)
Nach D. R. P. 90098 stellt man künstlichen Achat oder Onyx in der Weise her, daß man
roh zugeschnittene Alabasterstücke zunächst trocken erhitzt, dann mit einer Lösung von Kalium-
bichromat oder Alaun imp'rägniert, trocknet, schleift, wieder erhitzt, in erhitztem Zustande der
Aderung entsprechend mIt Farbe versieht und dann poliert.
Zur Umwandlung von Achat in Onyx werden die geschnittenen Kunstgegenstände
nach D. R. P. 12767 zur Entfernung des Eisens und anderer Verunreinigungen zunächst in Sal-
petersäure gelegt, dann getrocknet und so lange gebrannt, bis die Salpetersäure vollständig ent-
fernt ist. Dann legt man die Steine in eine Lösung von 200 g Ätzkali in 11 Wasser, wäscht sie nach
völliger Imprägni=~ ab, behandelt ev. zur Erzielung rein milchweißer Farbe noch einmal
mit derselben A . ösung, legt die Achate nun in kalte Salpetersäure, wiischt ab, trocknet
langsam und brennt schließlich. Die rein weißen Gegenstände lassen sich nur in ihrer äußeren
Schicht beliebig färben, wä.hrend die innere Bchicht rein weiß bleibt. Nach Zusatz D. R. P. 12787
kann dieses Verfahren auch lokal angewendet werden, so daß beim folgenden Färben nur die
mit Atza1ka1i behandelten Stellen keine Farbe annehmen.
Wasserglas ist je nach der Bereitung ein stark alkalisch reagierendes Gemisch mehr ~er
weniger kieselsäurereicher Verbindungen der allgemeinen Formel K,SiO. + x SiO. bzw. Na.~lO.
+ x SiO. und besteht durchschnittlich aus 1 Tl. Na.O auf 2-4 Tl. SiO., so daß man aus ibID
Kieselsäure und Silicate. 631
auf wässerigem Wege kristallisierte Natriumsilicate nicht erhalten kann. Es kann entweder auf
nassem Wege oder nach der Schmelzmethode hergestellt werden. Die Verdampfungs-
methode, bei der Alkalichloride verflüchtigt und zusammen mit überhitztem Wasserdampf
durch glühende Kieselerde in kieselsaure Alkalien und Chlorwasserstoff gespalten werden, kommt
praktisch nicht in Betracht, Nach dem Schmelzverfahren erhitzt man Quarzpulver, Pottasche
oder Soda und Holzkohlenpulver und löst die erkaltete Schmelze in kochendem Wasser. Nach
der nassen Methode, die wesentlich geringere Anlagekosten erford8rt und überall Anwendung
findet, wo Infusorienerde billig zu haben ist, löst man diese unter einem Druck von 7-8 Atm.
in st~rken Alkalilaugen.
Uber die von W. Pukall unterschiedenen zwei verschiedenen Arten von Alkalisilicaten, die
auf dem Wege des Schmelzens bzw. unter dem Einfluß gespannten Wasserdampfes auf die Schmelz-
produkte entstehen, siehe Ber. 49, 397.
Ober die Wasserglasfabrikation auf dem Schmelzwege berichtet H. Knoblauch, Zeitschr.
f. angew. ehern. 26, I, 260.
Das Druckkochverfahren bei Herstellung des Wasserglases aus Feuerstein und Ätzlauge
wurd!,! von Ransorne in die Industrie eingeführt. (Polyt. Zentr.-Bl. 1867, 202.)
Uber die Darstellung von Wasserglas auf na s sem Wege nach J. v. Liebig siehe DingI. Journ.
143, 210. 74 Tl. rohe calcinierte Soda werden in 5 Tl. kochendem Wasser aufgelöst und mit
56 Tl. trockenem, gelöschtem Kalk oder 42,5 Tl. gebranntem, mit Wasser zum Brei angerührtem
Kalk gekocht. Zu der auf 1,5 spez. Gewicht verdampften Lauge werden in kochendem
Zustande nach und nach 120 Tl. vorher fein zerrriebener Infusorienerde hinzugesetzt. Die er-
kaltete Lösung ist das verlangte Wasserglas. Das trockene Natronwasserglas besteht aus 73 bis
74% Kieselsäure und 27,1-24,65% Natron. Vgl. das Verfahren von Buchner, DingI. Journ.
143, 45, ferner 142, 367 und 222, 363.
Die Herstellung von Wasserglas aus Melasseentzuckerungslaugen, Torfmehl und Sand unter
Zusatz von schwefelsaurem oder salpetersaurem Alkali zwecks Oxydation der organischen Sub-
stanz beim folgenden Erhitzen der feuchten Masse im Schmelzofen ist in D. R. P. 30193 be-
schrieben.
Neben schwefelhaltigem 01 gewinnt man das Wasserglas, wenn man bituminöse Kieselgur
mit Alkalien zum Schmelzen erhitzt. (D. R. P. 346 237.)
Die Herstellung von Wasserglas durch Umsetzen eines gemahlenen Gemenges von Sand,
Salz und Kohle mit der nötigen Menge Schwefelsäure und Verschmelzen des erhaltenen Produktes
nach völliger Entbindung der wiederverwendbaren Salzsäure ist in D. R. P. 89 776 beschrieben.
Zur Herstellung von Was s erg las in unmittelbar gebrauchsfertigem Zustande preßt man
Wa.sserdampf evtl. in Gegenwa.rt von Luft in das geschmolzene, strahlig verteilte Natrium-
silicat ein. (D. R. P. 210886.)
Zur Darstellung von Wasserglas erhitzt man eine evtl. mit wenig Wasser zu einem dicken
Brei angerührte Mischung von feinem Sand und Kochsalz oder Glaubersalz im Autoklaven unter
Druck 4-6 Stunden auf 400-600° und gewinnt zugleich Salzsäure·, bei höherem Druck Chlorgas
bzw. Schwefelsäureanhydrid, die nach Beendigung der Umsetzung abgeblasen werden. (D. R. P.
267826.)
Um klare Wasserglaslösung zu erhalten wird empfohlen, die in einemdurchbrochenen Be-
hälter hoch aufgeschichteten Wasserglasstücke durch gespannten Dampf zu erweichen und mittels
zerstäubten Wassers ununterbrochen unter beständiger Abführung der Lösung abzuspülen, so
daß sich die abfließende Lösung ständig anreichert. (D. R. P. 52 570.)
Zur Herstellung einer sehr reinen Wasserglaslösung von beliebig bestimmbarer Konzen-
tration behandelt man das bis zur Sinterung erhitzte Gemenge von kieselsäurehaitigern, sonst
für vorliegenden Zweck nicht verwendbarem Material (Kieselgur, Kaolin, Ton) mit einer kalten
wässerigen Lösung von Alkalichlorid und Ammoniak. Zur Sinterung des Materials mischt mau
es mit der halben Gewichtsmenge Borsäure und übergießt es dann in dunkelrot glühendem Zustande
im geschlossenen Gefäß (zur Vermeidung von Ammoniakverlusten) mit einer Lösung von 1-2 Tl.
Kochsalz und 2 Tl. Ammoniak in 40 Tl. Wasser. Die vom rückständigen Material abgegossene
Wasserglaslösung ist sehr rein und konzentriert, eine schwächere Lösung gewinnt man weiter
durch Auslaugen des Rückstandes. (D. R. P. 226 791.)
Nach E. P. 151 339 und 163877 setzt man zur Gewinnung leichtlöslicher Alkalisilicate
einer aus Kieselsäure und Alkali hergestellten Silicatlösung 10% einer in einem besonderen Gefäß
hergestellten fein verteilten Kieselsäure zu.
Alle konzentrierten Wasserglaslösungen werden übrigens durch Alkohol gefällt, während die
lrieseIsäureärmeren ölartige und in Wasser leichtlösliche Niederschläge bilden.
Zur Bereitung des flüssigen Wasserglases aus festem (z. B. aus käuflichem) Pulver kocht
man gleiche Gewichtsteile trockenes, zerstoßenes Kali· und Natron.Wasserglas mit 6-8 Tl.
Wasser 1/, Stunde übergossen und verdünnt die noch heiße Lösung mit soviel heißem Wasser,
daß die Lösung ein spez. Gewicht von 1,25 zeigt, oder, was dasselbe besagt, ein Glas, in dem 100 Tl.
Wasser Raum finden, muß 125 Tl. Wasserglaslösung fassen können. (Polyt. Zentr.-BI. 1864, 78.)
Zur Erzeugung baumartiger Salzgebilde wirft man kleine Fragmente wasserlöslicher Salze,
wie Eisenchlorür, Eisenchlorid, Kobaltchlorür, salpetersaures Uranoxyd, schwefelsaures Mangan-
oxydul, salpetersaures Kupferoxyd und Kupferchlorid, gleichzeitig oder nacheinander in 22grädige,
632 Metalle und Minerale.
Zur Gewinnung von leichtlöslichem festen Alkalisilicat trocknet man 6 Tl. des direkt vom
Schmelzofen kommenden Alkalisilicates mit 1 Tl. WassEr kurze Zeit bei 100-120° ein. Das ge-
pulverte Produkt ist leicht transportierbar und verhält sich in wässeriger Lösung wie flüssiges
Wasserglas. (D. R. P. 103407.)
Zur Gewinnung von leichtlöslichem Alkalisilicat nhitzt man konzentrierte Wasserglas-
lösung mit festem Wasserglas auf hohe Temperatur und erhält so ein konzentriertes, festes Produkt,
das sich zur Herstellung von Silicatdünger in streufähiger Form eignen soll. (D. R. P. 108400.)
Zur Gewinnung von trockenem, in Wasser leicht löslichEm Alkalisilicat verdampft man zer-
stäubte Alkalisilicatlösung nur so lange, bis sie aus dem flüssigen, eben in den festen Zustand
übergegangen ist. (D. R. P. 126 794.)
Zur Gewinnung von löslichem Natriumsilicat bläst man mittels eines Luftstromes
Wasserglaslösung in fein zerstäubter Form von unten nach oben in einen 6C-92° warmen Raum.
(A. P. 1198208.)
Zur Überführung von Alkalisilicatlös ungen in trockene, staubförmige, leichtlösliche
Produkte bringt man sie in heißem, zähflüssigem Zustande nach D. R. P. 249222 durch plötz-
liche Druckentlastung in Form eines feinen Staubes mit kalter Luft in Berührung.
Flockiges, leicht wasserlösliches Natriumsilicat erhält man nach A. P. 140361)6 auf
einer ähnlich wie die Milchtrocknungsapparate gebauten, im Vakuum laufenden Trockentrommel.
von der die dünne Schicht des abgeschiedenen Silicates stetig abgeschabt wird.
Zur Gewinnung von Wasser glaspul ver setzt man der käuflichen Lösung 10-18% calci-
niertes Glaubersalz zu, das unter Aufnahme des Wassers der Lösung in krystallisiertes Salz
übergeht. Wenn der Gehalt an Sulfaten schädlich ist, trocknet man die Lösung einfach ein, statt
sie mit Glaubersalz zu behandeln. (8eifens.-Ztg. 46, 206.)
Quarzglas läßt sich nicht sprengen wie Glas, sondern nur mittels Carborundum-Dreikant-
feilen schneiden. Zum Blasen kann nur das Knallgasgebläse dienen, doch gelingt es auch dann
nicht sehr dünnwandige Gefäße herzustellen, da das Material bei der hohen Temperatur in dünner
Schicht verdampft.
Eine Schmelzart des Quarzglases im elektrischen Ofen mit Kernwiderstand ist in A. P. 1 376657
beschrieben.
Die Erschmelzung von Gläsern aus Kieselsäure oder aus anderen hochfeuerfesten und für
sich verglasbaren Oxyden einzeln oder in Mischung im Vakuum ist in D. B. P. 322968 be-
schrieben.
Verfahren und Apparate zur Herstellung von Gegenständen aus Quarzglas sind in D. B. P.
266 594, 258 351, 250 265 und 266 669 beschrieben.
Ein Vorläufer des Quarzglases ist in dem Produkt des D. B. P. 103503 zu erblicken, das man
durch Erhitzen eines geformten Gemenges von Quarzsand und Erdölrückstand oder Stärkekleister
oder einem anderen Bindemittel im elektrischen Lichtbogen erhält.
Zur Herstellung von Quarzglas schmilzt man Quarzsand oder Kieselerde, zerschlägt die
Schmelze, erhitzt die Stücke abermals und bringt sie schnell in kaltes Wasser, wodurch die Masse
gegen Wärmeänderungen unempfindlich wird. (D. B. P. 157464.)
Homogene Quarzglasstücke erhält man durch schnelles Einwerfen der allmählich auf 500°
angewärmten Brocken in den weißglühenden Raum des elektrischen Ofens.
Das elektrische Quarzschmelzverfahren zur Herstellung von Quarzglas beschreibt
O. Vogel in Elektrochem. Zeitschr. 18, 121, 181 u. 218.
Ein Schmelzofen mit Tiegeln aus Quarzgut und völliger Innenauskleidung aus demselben
Material zur Verwendung in der Metallgießerei ist in D. B. P. 308308, ein Verfahren zum Er-
schmelzen von Quarzrohren im elektrischen Lichtbogen in D. B. P. 310831 beschrieben.
Verfahren zum Erschmelzen von Hohlkörpern oder Gegenständen aus Quarz mittels des
elektrischen Lichtbogens, der in der Beschickung selbst erzeugt wird, und die zum Schutz der
Kohleelektroden zu treffenden Maßnahmen sind in D. B. P. 316689 und 817 421 beschrieben.
Über die Quarzschmelze, die Eigenschaft des flüssigen Quarzes, selbst Leiter für den
Arbeitsstrom zu sein, und über die direkte Verarbeitbarkeit des geschmolzenen wasserhellen
Quarzgutes, die Anordnung der Apparatbestandteile und die theoretischen Grundlagen des Pro-
zesses siehe O. Vogel, Elektrochem. Zeltschr. 18, 121, 181 u. 218. (Vg1. H. Dueler de Florin, ebd.
S. 271.)
Zum elektrischen Schmelzen von Quarz setzt man, um die Verunreinigung der Schmelze
und das Springen der geformten Gegenstände zu verhüten, während der Schmelzung dem Quarz
Siliciumcarbidpulver oder ein anderes, bei der Schmelztemperatur mit Kieselsäure weder
mechanisch noch chemisch reagierendes Pulver zu. Dieses Pulver wird am besten auf einer feuer-
festen Unterlage muldenförmig angebracht, worauf man den Quarz in der so geschaffenen Mulde
schmilzt. (D. B. P. 288 417.)
Zur Herstellung gasundurchlässiger Gegenstände aus Quarz oder ähnlichen schwerschmelz-
baren Körpern erzeugt man auf den im elektrischen Ofen verfertigten geblasenen oder gepreßten
Gegenständen, und zwar auf der inneren wie auf der äußeren Oberfläche ohne neue Erhitzung
auf Schmelztemperatur unter Einwirkung einer Hitzequelle Hochglanzglasur. (D. B. P.
319895.)
Ein Verfahren der Erschmelzung von Gläsern aus Kieselsäure oder anderen hoch feuerfesten
und für sich verglasbaren Oxyden einzeln oder in Mischung ist in D.B.P. 322966 beschrieben.
Glas.
478. .Allgemeines, Einteilung, Widerstandsfähigkeit, Prüfung.
Deutsebl. Glas( -waren) 1/. 1914 E.: 78879; A.: 1040 601· dz.
Technisches Glas ist ein lösungsartiges, bei gewöhnlicher Temperatur starres, lichtdurch-
lässiges Schmelzgemenge, der Hauptsache nach von MetaJIoxyden, das den elektrischen Strom
und die Wärme schlecht leitet, gegen äußere chemische Einflüsse eine gewisse Widerstandsfä.hig-
keit zeigt und nicht unter 400 0 erweicht. Mit Ausnahme gewisser Spezial- (Barytkron., Borat-
flint- und Phosphatkronglas, Jena) und optischer Gläser ist der überwiegende Bestandteil aJIer
Gläser die Kieselsäure, rund 50-70%, die als Lösungsmittel für die basischen Komponenten
der Gla.smasse dient und mit ihnen Doppelsilicate bildet. Für die technische Verwendung eignen
sich fast ausschließlich die leicht und klardurchsichtig erstarrenden Alkali-, Kalk- und AlkaJi·
Bleidoppelsilica.te; in der Natur kommen jedoch alle Arten mE'hr oder weniger trüber und gefärbter
Gli.i.ser vor, zu denen auch die Hochofenschlacken zi.i.hlen. Letztere gehören jedoch (wie auch das
Silica.tgemisch Zement), da sie durch verdünnte Säuren zerlegt werden, ebensowenig zu den tech-
nischen Gläsern wie die in Wasser löslichen kieselsauren Alkalien (Wasserglas). An die Stelle der
Kieselsäure können als Lösungsmittel für die Basen auch die Borsäure, Tonerde und MetaJ?hos-
phorsäure treten, die mit ihnen erzeugten Gläser zeigen jedoch dann andere Eigenschaften als Kiesel-
säuregläser, z. B. besondere optische oder andere physikalische Vorzüge, die ihren Wert bedingen.
Das weitaus gebräuchlichste Glas ist das Kalk - Natronglas mit rund 63% (Flaschenglas)
bis 73% (Spiegelglas) Kieselsäure, 10-15% Na.O und 7-15% Cao, dem sich in den kieselsäure-
armen Fenster· und Flaschengli.i.sern noch 5-7% Tonerde zugesellen. Normale Gläser zeigten
(nach Analysen von R. Weber bzw. des Berl. Tonind ..Lab.) die Zusammensetzung (in runden
Zahlen):
Kieselsäure
Tonerde
71
3
71
1
75
2
I 57
13
61
2
71
0,5
Eisenoxyd - - - 1 2 0,4
Kalk . . . 16 16 8 17 20 13
Magnesium 0,1 0,8 - 1 4 0,3
Kali . . . - -12 6 4 2 3
Natron. 11 9 6 8 I 11
Weiter folgen dann die wegen ihres Kieselsäurereichtums schwer schmelzbaren sog. b öhm i -
sehen Gläser, in denen das Natron durchKaJi ersetzt ist und die sta.rklichtbrechendenBleigläser,
die an Stelle des Kalkes Bleioxyd enthalten. Die chemische Zusammensetzung bietet somit zu-
gleich auch ein Einteilungssystem der Glassorten in die Gruppen der Silicat, Alumo·, Boro·,
Alumoborosilica.tgli.i.ser usw.
Man kann die Gläser auch nach verschiedenen anderen Systemen, z. B. hinsichtlich der Quali-
tät (Spiegel-, Weiß., Grün., optisches, farbiges Glas, Email, Straß) des fertigen Produktes (Hohl.,
Tafel-, Bleiglas), entsprechend seiner Bearbeitungsfä.higkeit (nach Benrath) und mit Rücksicht
auf die Formgebung und Vollendung beurteilen und dementsprechend klassifizieren.
'Ober die durch die Zusammensetzung der Gläser bedingte Widerstandsfähigkeit gegen atmo-
sphärische Einflüsse siehe die umfassende Arbeit von R. Weber in Töpfer-Ztg. 1879, 269 U.
Der größte Feind des Glases ist Wasser, das auch als Dampf, besonders bei Gegenwart
der Luftkohlensäure, das Glas hydrolisiert, wobei kohlensaure Alkalien als Endprodukte entstehen.
Am widerstandsfähigsten gegen diese Zerstörung sind Borosilicatgläser, am empfindlichsten
Blei- und Alka.ligli.i.ser, vor aJIem die optischen Borat- und Phosphatgläser, deren Lebensdauer
nur durch sorgfältigste Abhaltung der genannten zerstörenden Einflüsse vergrößert werden kann.
Optisches Glas ist häufig so außerordentli~h empfindlich, daß ein mehrere Stunden aufliegender
Wassertropfen genügt, um Korrosionen der Linsenoberfläche hervorzurufen, diE' durch Polieren
nicht mehr zu beseitigen sind. (E. Zschlmmer, Chem. Techn. Woehenschr. 1917, 181, 146 u. 168.)
'Ober die Löslichkeit von Glas in kaltem Wasser siehe die grundlegenden Arbeiten von F. Kohl-
rausch, Ber. 1891, 3661.
'Ober die Angreifbarkeit von Glasgefäßen durch Wasser und Alkalien siehe ferner die Arbeit
von F. MyHus und F. Förster in Z. f. analyt. Chem. 1892, 241.
Zur Feststellung der Güte einer Glassorte bedient ma:n. sich einer eigenartigen Prüfungs-
methode mittels Eosinlösung, die F. MyHus erstmalig in Z. f. Instrumentenk. 1889,60 beschreibt;
vgl. Z. f. anorg. Chem. 1907, 288. Bestreicht man eine frische Glasbruchfläche mit feuchter
ätherischer Jodeosinlösung, so wirkt das gelöste Wasser zersetzend auf das Glas ein, das gebildete
Alkali fixiert eine äquivalente Menge des sauren Jodeosins und es bildet sich, da dieses Alkali-
salz in Ather unlöslich ist, auf der Bruchfläche ein rotgefärbter, in Wasser leicht löslicher 'Ober.
Glas. 637
.zug. Aus der Stärke des Niederschlages kann man demnach auf den Alkalireichtum des Glases,
<I. h. in vorliegendem Falle auf seine Minderwertigkeit schließen. Diese Reaktion ist auch quanti-
tativ verwendbar und ergibt, mit der mikroskopischen Methode von Zsehimmer verglichen, über-
einstimmende Resultate, doch ist sie der Reproduktion nicht zugänglich.
Nach einer anderen Methode erhitzt man die Gläser mit hochgespanntem Dampf im Auto-
klaven, so daß eine schnelle Ausscheidung des Alkalis erfolgt, photographiert die dem Auge sicht-
baren Alkaliausscheidungen und gewinnt so in Tabellen reproduzierbar ein Bild über die Material-
güte. (D. R. P. 252 733.)
Zur Bestimmung der Eignung von Glaswaren für chemische Zwecke dampft man nach einer
von P. H. Walker angegebenen Methode-lOproz. Kochsalzlösung in dem betreffenden Glase ein,
löst den Rückstand auf, wiederholt das Verfahren dreimal und läßt das Becherglas oder den Kolben
dann 6 Stunden trocken im Wasserbade stehen. Die böhmischen, mit eingebrannter Marke ver-
sehenen Alkali- und Borosilicatgläser, in denen ein Teil des Kalkes durch Zink ersetzt ist, zeigen
dann nach dieser Behandlung keine Sprünge in der Glasoberfläche, während andere Glassorten
mit feinen Sprüngen durchsetzt sind. (Ref. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1906, 430.)
Deutschland führte im Jahre 1913 etwa 2 1/. Mill. dz Glas und Glaswaren im Werte von rund
150 Mill. Mark aus, die Einfuhr war diesen Zahlen gegenüber geringfügig.
Die Rohstoffe für technisches Glas sind Kieselsäure, Natriumsulfat und Kalk. Die
Kieselsäure gelangt als Quarz oder Feuerstein, die durch Erhitzen und folgendes Abschrecken
mürbe gemacht und zerkleinert werden, vor allem aber als möglichst reiner Sand zur Verwendung.
Gute Sande, die wie der in Lippe gewonnene bis zu 99,9% SiO. enthalten, sind sehr gesucht und
werden, wenn sie eisenfrei sind, auf weite Entfernungen hin verfrachtet.
Die Sande von Dörentrup, Hohenbocka, Roisdorf, Welchenberg, Freiburg und Heidesheim
enthalteq 99,5% Kieselsäure, sind demnach zu den Edelsanden zu zählen. (Tonind.-Ztg.44, 724.)
Neben der chemischen Zusammensetzung ist auch die Korngröße der Edelsande insofern
Von Bedeutung, als ihre Auflösung durch das schmelzende Alkali von der Körnung abhängt.
Mehlfeiner Sand ist ungeeilOOet, da er zum Überschäumen des Hafeninhaltes führt. (K. Stro-
meyer, Tonlnd.-Ztg. 44, 886.)
Kieselgur ist als silicatisches Rohmaterial der Glasfabrikatien nicht verwendbar, da ee
wegen des großen Raumes, den das Pulver im Vergleich mit Quarzsand einnimmt, die Mischung
erschwert und wiederholtes Nachfüllen der Häfen erfordert. (Sprechsaal 1888, 582.)
Durch Ersatz des Sandes durch Pegmatit erhält man unter wesentlicher Ersparnis an Alka-
lien einen ebenfalls leicht schmelzbaren, allerdings nicht so leicht läuterbaren Glassatz. (L. Springer,
Keramische Rundsch. 28,237.) Ferner können 100kg eines bestimmten Phonoli the s in der Glas-
fabrikation 50 kg reinen Sand und 36 kg Sulfat oder 27 kg Soda ersetzen. (Sprecbsaal 53, 227.)
Ein Verfahren zum Glasschmelzen aus für sich gebildetem Alkalisilicat und den anderen Glas-
bestandteilen ist dadurch gekennzeichnet, daß in ein und demselben Ofen mit der in ihm für sich
gebildeten Alkalisilicatschmelze die anderen Glasbestandteile einheitlich zusammengeschmolzen
werden, wobei man die Alkalisilicatbildner zuerst oder zusammen mit den anderen Glasbestand-
teilen verschmilzt. (D. R. P. 308698.)
638 Metalle und Minera.le.
Nach D. R. P. 249647 ist es zweckmäßig, dem Glassatze die Alkalisilicate in Form von
Metasilicaten ohne irgendeinen anderen Alkalizusatz zuzusetzen, um den Satz im Hafen wie auch
in der Wanne zur Herstellung sämtlicher, also auch der weißen Gläser verwenden zu können.
Die Metasilicate haben außerdem den Vorteil der Billigkeit und ihres großen Gehaltes (etwa.
50% Natrium bzw. 61 % Kalium) an Alkalien. An Stelle eines Satzes von 200 kg Sand, 70 kg Soda.
und 30 kg Kalk empfiehlt es sich daher z. B. ein Gemenge von 160 kg Sand, 80 kg Natrium-
metasilicat und 30 kg Kalk zu verwenden.
Von den basischen Bestandteilen der Glasschmelze wird der Kalk als Kreide oder tonerde-
haltiger Mergel in den Glassatz eingeführt, das Natron heute ausschließlich in Form von Sulfat,
Soda wird nur zur Erleichterung des Einschmelzens zugegeben. Die Zerlegung des Sulfates findet
in der Schmelze selbst durch richtige Regelung der Gasp'-eizung statt oder man fügt die genau be-
rechnete Menge Kohle bei bzw. setzt, wenn durch einen Uberschuß Schwefelabscheidung und damit
Gelbfärbung des Glases eintreten sollte, Oxydationsmittel zu. Letztere, zu denen außer Sal-
peter vor allem der Braunstein gehört, sind chemisch wirkende Entfärbungsmittel, wogegen das
Mangansuperoxyd bzw. das aus ihm entstehende violette Manganoxyd, ferner die gefärbten Oxyde
des Kobalts und Nickels die Rolle der Smalte beim Wäschewaschen spielen, d. h. sie ergänzen
vorhandene Gelbtöne durch ihre Eigenfarbe zu weiß. Weiter werden dem Satz noch Lä u ter ungs-
mittel wie Arsenik oder Flußmittel wie Flußspat zugegeben, auch durch Rühren mit Holzstäben
werden in der dünnflüssigen Glasschmelze Gase entwickelt, die Luftblasen entfernen und Ver-
unreinigungen verdichten.
Schließlich erhält die Glasmasse noch färbende oder andere Zusätze und Beimengungen,
wie z. B. Bleioxyd oder Barit, die einen Teil der Grundkomponenten ersetzen und den erhaltenen
Gläsern verschiedene Eigenschaften verleihen sollen.
Bleioxyd führt zu hochglänzenden, stark lichtbrechenden, jedoch auch sehr weichen und
leicht schmelzbaren Gläsern. Ein Glas der Zusammensetzung PbO : 1,5-2 SiO I schmilzt schon
bei 800°, entsprechend SK 0,15 [526J. Die meisten Bleigläser entsprechen der Formel 6 SiO s .
KlO. PbO = 33 PbO· 14 KlO. 53 SiO.. Straß enthält jedoch 53 PbO· 8 KlO. 38 SiO., eng-
lisches Krystall steht in der Mitte.
Nach V. Veselyerleichterndie Oxyde des Natriums, Kaliums und Bleies ebenso wie Borsäure-
an h y d r i d die Schmelzbarkeit des Glases proportional der zugesetzten Menge, wenn 4-8% nicht
überschritten werden, während die Oxyde des Eisens und Mangans nur in kleinen Mengen als
Flußmittel wirken. Die Wirkung steigt bei 8 proz. Zusatz in der Reihenfolge der Oxyde von Blei,
Eisen, Mangan, Kalium (Borsäureanhydrid) und Natrium. (Sprechsaal 1912, Archiv 1, 33.)
Den Ersatz von Borax oder Borsäure durch phosphorsaures Natron in der Glasfabri-
ka.tion empfiehlt Brison im Polyt. Zentr.-BI. 1859, 221.
In dem gegen schroffen Temperaturwechsel sehr widerstandsfähigen B 0 ro mi ca - Ge räte -
gla.s ist nach Chem.-Ztg. 1922, 555 die Kieselsäure zum großen Teil durch Borsäure ersetzt.
Über die Verwendung des Flußspate8 bei der Glasschmelze siehe L. Springer, Sprechsaal47, 4.
Über die Glaubersalz - Glasschmelze, den richtigen Gebrauch des zur Reduktion des
Natriumsulfates zu Sulfit erforderlichen Kohlemateriales, das Auftreten und die Beseitigung der
Gallfehler, die Gelbfärbung des Glases und die Herstellung farbiger Gläser bei Anwendung von
Glau~ersalz siehe L. Springer, Sprechsaal 49, 208, 216, 224, 231 und 237.
Über Sodaersatzmittel siehe auch die neuere Arbeit von L. Springer in Sprechsaal 03,
310; vgl. Keramische Rundsch. 24, 127.
Der Ersatz der Soda im Glasfluß durch das die Homogenität der Masse befördernde Gla uber-
salz wurde zwar schon im Jahre 1808 durch Bader fabriksmäßig durchgeführt, doch ist es noch
heute schwierig, ein gutes Glas mit Glaubersalz herzustellen. Vor allem muß das einmal ermittelte
Gemenge, bei dessen Zusammensetzung je nach Verwendungszweck und Art der Rohmaterialien
wesentliche Abweichungen zulässig sind, sorgfältig abgewogen, gesiebt und gemischt werden
und man muß den Zusatz an Reduktionskohle der Glaubersalzmenge und der Flammenwirkung
genau anpassen, da bei Kohlemangel unzersetztes Glaubersalz auf der Schmelze schwimmend
zurückbleibt und dann die unbedingt abzuschöpfende oder abzubrennende Galle bildet, währe~d
ein Kohleüberschuß zur Entstehung eines dicken roten Schaumes Anlaß gibt und, weiter, 1m
Glasfluß gebliebene Kohle das Glas ebenso wie Schwefel gelb färbt und starkes Brausen des.Flus~es
erzeugt. In Keramischer Rundsch. 1911, 84 erörtert H. Schall weitere Fehlerquellen, dle beIm
Ersatz der Soda im Glasfluß durch Glaubersalz entstehen und erörtert die Mittel zu ihrer Be-
seitigung. Zu beachten ist, daß die Sulfatglasschmelze um so glatter verläuft, je höher die Tem-
peratur ist und je feinpulveriger das zugesetzte Reduktionsmittel (Kohlenstoff) zur Anwendung
gelangt. (Tiene, Chem. Techn. Wochensehr. 1918, 121, u. 124.) .
Die Verwendung von Soda statt Sulfat in der Glasindustrie bringt nicht nur den VorteIl,
daß 1 Tl. Soda 585 kg und 1 Tl. Sulfat 437 kg Natron entspricht, wenn man wasserfreie Substan.zen
zugrunde legt, sondern die Sodaversätze brauchen zur Glasbildung weniger Hitze als Sulfatversatze
derselben molekularen Zusammensetzung, Soda schont außerdem die Öfen, da keine Schwefel-
verbindungen vorhanden sind lmd zugleich wird auch die Belästigung der Umgebung du: ch
Rauchgase herabgemindert. Es empfiehlt sich daher stets, wenn Sulfat schwer zu beschaffen 1st,
was namentlich für die Zeit des Krieges galt, an seiner Stelle Soda zu verwenden. (Sprechsaal
47, 611; vgl. F. Suiram, S.627.)
Das Glaubersalz läßt sich bei der Glasschmelze durch Bis u I fa t ersetzen, doch bedarf man zur
Erzielung desselben Effektes wesentlich größerer Mengen und überdies auch zur Reduktion mehr
Koks, wodurch eine starke Gasentwicklung und heftiges Schäumen des Glasflusses hervorger~en
wird. L. Springer empfiehlt daher nur solches Bisulfat anzuwenden, das der Analyse nach in semer
Zusammensetzung dem Glaubersalz möglichst nahe kommt. (Keram. Rundsch. 1917, 6~.)
Über die Verwendung von Bisulfat bei der Glasfabrikation unter gleichzeitiger GeWlnnung
von Schwefel siehe G. T. Morgan, R!)f. in Zeitschr. f. angew. Chem. 1918, 317.
Über die Wirkung der sauren Sulfate in der Glasschmelze und die Wiedergewinnung der
schwefligen Säure siehe Schall, Keram. Rundseh. 1911, 28 u. 42.
Natriumsulfat und Kochsalz befinden sich im Glas nicht immer umgewandelt, sondern
oft in erheblichen Mengen gelöst, so daß sie mit dem Mikroskop festgestellt werden können.
F. Gelstharp (SprechsaaI46, 97) beobachtete nun, daß diese bis zu 1,74% im Glase gelösten Salze
Tafelglas weniger wasserlöslich machen. Doch werden andererseits sulfathaltige Gläser ebenso-
wohl von Kalkwasser wie von Baritlauge angegriffen, so daß man bei der Wahl von Glas-
gefäßen, die zur Aufnahme dieser Reagentien dienen sollen, auf den Gehalt des Glases an Glauber-
salz Rücksicht nehmen muß. (C. Bunge, Z. f. analyt. ehern. 02, 10.)
Gläser von besten Eigenschaften was Härte und Glanz betrifft, erhält man nach Versuchen
Von K. Killer bei Verwendung reinster Ausgangsmaterialien, z. B. eines Glaubersalzes, das 99,72%
Natriumsulfat, 0,08% Kochsalz und nur geringe Spuren von Eisen enthält. (Sprechsaal03, 93.)
640 Metalle und Minerale.
Zum Enteisenen von Glaubersalz für die Waschmittel."oder Gla.sindustrie oder auch
von anderen Salzet!. des Aluminiums oder Kaliums behandelt man die gesä.ttigten Salzlösungen
oder auch die verdünnten Lösungen mit Sulfitcelluloseablauge und filtriert den im zweiten Fall
nach genügendem Eindampfen ausfallenden Niederschlag. Glaubersalz speziell erhitzt man
durch Vertreibung der Ferrichloride mit Calciumchlorid und einem Oxydationsmittel wie Chlor·
kalk, dessen Zusatz schon bei 400 0 das Abdampfen des Eisensalzes bewirkt. (D. R. P. 816 SB7
und 31694{}.)
Der mechanische Teil der Glasfabrikation zerfällt in das Mischen des Satzes, das Einschmelzen
und die Verarbeitung der Schmelze. Das Schmelzen des möglichst gut gemischten Satzes ge-
schieht in Häfen, die aus kieselsäurereichem, feuerfestem, rohem und gebranntem Ton, letzterer
von Hafentrümmern herrührend, in den Hütten selbst hergestellt werden. Die Öfen, ebenfalls
aus hochfeuerfestem, gegen fließendes Glas und verdampfende Salze widerstandsfähigem Ton-
material gebaut, wurden und werden heute noch (für sehr feine Gläser) ausschließlich mit Holz
gefeuert, für technische Glaserzeugung dient sonst ausschließlich Gasfeuerung.
"Über die mit Holz erreichbare Brenntemperatur siehe H. Sachse, Keram. Rundsch. 28, 294.
Nach B. Knoblauch wird jedoch der ungünstige Einfluß der schwefelhaltigen Rauchgase
meist überschätzt; ein Gemenge von 165-170 Tl. Sand, 50 Tl. Kalkspat, Reduktionskohle
und 80 Tl. Glaubersalz muß bei entsprechend heißer Verarbeitung auch mit Kohlefeuerung ge-
schmolzen ein gutes, gallenblasenfreies Tafelglas ergeben. (Sprechsaal 48, 193.)
Über ein elektrisches Glasschmelzverfahren durch Vorbeiführen des teigig zur Bandform
verkneteten Glassatz-Wassergemenges an den Elektroden ist in D. R. P. 101667.
Das direkte elektrische Glasschmelzenist, soweit Kohlenelektrodenin Betracht kommen,
undurchführbar, da sich der Satz auf jeden Fall färbt. Wohl aber sind in keramischen und metal-
lurgischen Laboratorien schon Glasschmelzöfen im Gebrauch, bei denen der zu heizende Tiegel
in einer größeren Schamottehülle steht, wobei der Zwischenraum zwischen Tiegel und Umhüllung
mit kleinstückigem, leitendem Heizwiderstandmaterial (Kryptol) ausgefüllt ist, das vom Strome
durchflossen wird. Eine direkte Wirkung der Umhüllungsmasse auf den Hafeninhalt ist dann
ausgeschlossen. (I. Bronn, Sprechsaal 1904, 1461, 1491 u. 1681.) Vgl. Bel. 111 [642].
Über die Herstellung reiner Gläser durch Verschmelzen eines brikettierten Gemenges z. B.
von 100 Tl. Sand, 40 Tl. Soda, 20 Tl. Marmorpulver und 0,2 Tl. Salpeter im elektrischen
Ofen (Kryptoltiegel), siehe Mo Bronn, Ref. in Zeltschr. f. angew. ehem. 1900, 196.
Ober das Wesen, die Ursache und die Verhütung der Glasfehler siehe E. Plenske, Sprech-
saal 1911, 4, 18, 86, 60, 68, 86.
Sandiges Glas entsteht aus ungenügend gemahlenem Rohmaterial, es enthält dann sog.
Steine, das sind Substanzen ohne glasartige Beschaffenheit, die übrigens auch aus dem Ofen-
material stammen können. Glaspocken sind dunkle Punkte aus ungelöstem Farbstoff und ent-
stehen bei unzureichender Schmelzhitze. Rampen, Trommelringe, Schlieren und Fäden haben
ihre Ursache in mangelhafter Mischun~ des Glassatzes im Ofen oder in der teilweisen Erkaltung
der Masse beim Bearbeiten. Blasen smd die Produkte unvollkommener Läuterung alkalireicher
Sätze, Gallblasen beruhen auf einem Überschuß an Sulfaten, Gasblasen auf dem chemischen
Einfluß metallischen Eisens oder auf einem Heizgasüberdruck im Ofen. Weitere Glasfehler, die
«,
Entglasung, Verglasung (bei trübem Glas), Beschläge, Farbenveränderungen, hervorgerufen durch
Reduktion im Ofen oder Schwefelwasserstoff in den Rauchgasen der Kühlöfen usw. bespricht
ausführlich E. Plenske, Sprechsaal 4 11.
Glasgallen bestehen nach B. Knoblauch aus unzersetztem Sulfat und können nur dann
im Glase auftreten, wenn es aus schwefelsauren Alkalien erschmolzen wurde. Sonst sind die
Gallenblasen in reinem Brockenglas, das ohne Glaubersalz bereitet wird, auf einen "Überschuß
an Alkalien zurückzuführen. Man muß solches Glas kieselsäurereicher einstellen und bei mög-
lichst hoher Temperatur verarbeiten, während die Glaubersalzgallen vermieden werden können,
wenn man dem Glaubersalzglassatze eine bestimmte, genau zu ermittelnde Menge Kohle zumischt
und in möglichst heißer Flamme schmilzt. Ein Kohlenüberschuß würde nicht nur ohne Einfluß
auf die Bildung der Glasgalle sein, sondern durch Lösung der Kohle auch zur Gelbfärbung der
Gla.smassen führen. (Sprechsaal 48, 186 und Jahrg. 1909, 119.)
Eine ähnliche Erscheinung wie die sog. Gallenblasen tritt beim Glasschmelzen infolge der
Abscheidung von Natriumsulfat ein, das bei höherer TemperatUl' in Lösung gehalten wird, so
daß diese Bläschen beim Erhitzen vorübergehend verschwinden und wieder auftauchen, wenn die
Temperatur herab gemindert wird. Zur Vorbeugung empfiehlt H. Knoblauch den Satz mit mehr
Kieselsäure anzusetzen. (Sprechsaal 1904, 8.)
Über Ursachen und Verhinderung der Blasenbildung im Glase siehe schließlich auch Sprech.
8aal 63, 376.
Die Verarbeitung der zähflüssigen Schmelze erfolgt durch Blasen, in dünnflüssigem Zustande
durch Gießen, ferner durch Pressen und Ziehen. 'tJber den chemischen Teil dieser Verrichtungen
wie auch über die weitere Verarbeitung durch Atzen, Lüstrieren, Metallisieren usw. siehe die
kommenden Abschnitte.
Die Angabe von Sätzen für Weiß., Halbweiß., Feinweiß·, Wannenweiß·, Cylinder., Kelch.
waren·, Medizin., Kochkolben., Wasserstands·, Glühlampen., Krystall. und Halbkrystallglas
findet sich in Glastnd. 1919, 329 u. 338.
Die Herstellung von Glasperlen und anderen durchlochten Glasgegenständen ist in D. R. P.
34: 724 beschrieben.
Vber die Fabrikation der böhmischen Glasperlen siehe Sprechsaal 46, 02.
Über die Fabrikation der vollen Glasperlen siehe W. Hannicb, Sprechsaal 03, 344 u. 300.
Die Fabrikation der Glasmärbel, Verschlußkugeln und Kracherlkugeln ist in
Sprechsaal 47, 100 u. 110 beschrieben.
Zur Herstellung von Glasschrot für Federreini~er, die in der Hausindustrie oder fabriks-
mäßig aus Glasstangen gefertigt werden, empfiehlt es SIch nach SprechsaaI1911, 668 einen grünen
Glassatz aus 100 kg Sand, 32 kg Soda, 4 kg Mennige, 15 kg Kalkstein, 1 kg Kaliumbichromat,
200 gEisenoxyd und 250 g Kupfervitriol zu verwenden. Man kann Glasschrot auch aus
Natronglasbrocken durch Rundung zwischen Läufersteinen herstellen.
NachSprechsaa11911,214 ist einSatz für Glühlichtkolben: HO kg Sand, 80 kg Pottasche,
65 kg Mennige und 12 kg kohlensaurer Baryt; für Gelb setzt man 2 kg Weizenmehl oder Pflaumen-
kerne zu, für Hellgrün 600 g chromsaures Kali, für Dunkelgrün 600 g chromsaures Kali und 400
bis 500 gEisenoxyd, für Gelbgrün 800 g chromsauren Baryt, für Blau 1-2 kg Kupfervitriol
und ffu: Dunkelblau außerdem noch 50-100 g Kobalt. Kupfer. und Goldrubin werden am besten
durch Überfang hergestellt. Weitere vier Vorschriften im Original.
Eine Magnesi aglasmasse, die einen kleineren Ausdehnungskoeffizienten besitzt als ein
Kalkglas gleicher Weichheit und sich daher besser für elektrische GI ü h b ir n e n eignet, erhält
man aus dem Molekularverhältnis : 100 Kieselsäure, 20-36 Alkalioxyd und 6-36 Erdalkali-
oxyd; letzteres soll mindestens 40% Magnesium enthalten. (E. P. 1464:28.)
Weitere Sätze zur Erzeugung elektrischer Glasbirnen sind in Sprecbsaal 1912, 727 an-
gegeben.
Ein Verfahren zum Regenerieren elektrischer GI ühlampen durch Aufschneiden und
folgendes Wieder zusammenschmelzen ist in D. R. P. 322307 geschützt.
Zur Herstellung von Thermoskolben wird nach Sprecbsaal191l, 210 ein Satz verwendet,
der aus 100 kg Sand, 22 kg 96proz. Soda, 10 kg 82proz. Pottasche, 5 kg Natronsalpeter, 1 kg
Tonerdehydrat, 15 kg Kalkspat, 6 kg Mennige, 6 kg Borax und 6 kg Zinkoxyd besteht. Die Her.
stellung der Tbermoskolben selbst wird geheim gehalten.
Zur Herstellung von Konservengläsern aus Weiß glas, deren Inhalt nachträglich pasteuri.
siert werden soll, muß ein Glassatz verwendet werden, der besonders homogen gemischt ist,
um ungleichmäßige Spannungen zu vermeiden, besonderer Wert ist auch auf den Kühlprozeß
zu legen. Im übrigen kann man, wenn man auch noch für gleichmäßige Wandstärke Sorge trägt,
jeden kieselsäurereichen und alkaliarmen Hohlglassatz verwenden. Z. B.: 100 kg Sand, 30 kg
Soda, 15 kg Kalkspat, 3 kg Pottasche, 2 kg Borsäure und 3 g Nickeloxyd. Weitere sieben Vor.
schriften im Original. (Sprecbsaal 1911, 828.)
Nach SprecbsaaI1911, 90 wird ein Glassatz für Sauerbrunnenflaschen hergestellt aus
100 kg Sand, 25 kg Basalt, 38-40 kg Kalkspat, 37 kg Sulfat, 10 kg flußspat und 2 kg Kohle.
Dieser Satz ist weich genug um auch, wenn keine besonders gute Kohle vergast wird, ein gutes
Flaschenglas zu liefern; es muß sehr gut gekühlt werden, außerdem darf die Wanne im Arbeits-
ra~ nicht zu kalt werden, da sonst leicht Entglasung eintritt.
Über die Fabrikation der Champagnerflaschen aus guten, von anderem Glase durch
ihren höheren Kalkgehalt unterschiedenen Flaschengläsern, unter Verwendung von Soda als
Flußmittel, berichtet E. Plenske in Sprecbsaal 40, 732; vgl. M. v. Reiboldt, ebd. S. 046.
Über den Einfluß der Zusammensetzung des Objektträger. und Deckgläschenglases auf die
Haltbarkeit mikroskopischer Objekte siehe R. Weber, Ber.1892, 2374. Das Glas für Objekt-
träger besteht aus reinen Alkali· und Kalkcarbonaten neben eisenfreiem Sand, wobei der Kalk·
gehalt der IE'ichten Schmelzbarkeit der Gläser wegen oft knapp bemessen ist, so daß dieses sog.
Salinglas starkem Beschlagen unterworfen ist. Ein geeignetes Satzverhältnis ist mit 6-7 Tl.
SiO s , 1 Tl. CaO, 1-1,3 Tl. K 20. Nap angegeben. In derselben Reihenfolge besteht für Deck·
gläschen das Verhältnis 4,7 : 1 : 0,9 und 6,6 : 1 : 1,1.
In Sprecbsaal 1919, 277, wird die Fabrikation der Uhrgläser unter Angabe von KrystaU.
und Halbkrystallglassätzen beschrieben und die Aufnahme der einfachen Fabrikation in Deutsch·
land befürwortet.
Eine ausführliche Beschreibung der Herstellung von Uhrgläsern findet sich schon in Sprecb-
saal 1885, 305.
Zur Herstellung von Glascapillarröhren zieht man die Glasschmelze über einen Metall-
draht und löst diesen dann mit Säure heraus bzw. entfernt ihn, wenn er durch die Säureanätzung
dünn geworden ist, durch Herausziehen. (D. R. P. 306004.)
über maschinelle Erzeugung von Glaswolle siehe Sprecbsaal 1909, 273.
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Glasgespinst, bei denen das geschmolzene
Glas am Orte bleibt und der sich ablösende Tropfen im selbständigen freien Fall auf eine bewegte,
die Fortspinnung bewirkende Unterlage fällt, sind in D. R. P. 324749 beschrieben.
Um Glasfäden verweben zu können und ihr Splittern beim Bruch zu vermeiden, werden
sie mit durchsichtigen, in trockenem Zustande geschmeidigen Massen (Kollodium, Kautschuk,
gehärteter Gelatine u. dgl.) überzogen. (D. R. P. 193204.) Zu Kleidungsstoffen läßt sich die
Glas. 645
Glaswolle jedoch, auch wenn sie sehr fein gesponnen ist" niemals verwenden, da die Ablösung
einzelner Splitter unvermeidlich ist, wodurch gefährliche Hautentzündungen hervorgerufen
werden können.
Gefäße oder Töpferwaren und sich besonders zur Herstellung von Backformen eignet, da Glas
Hitzestrahlen weniger reflektiert als Ton und Metalle und die Brote daher schneller und besser
ausbacken, siehe E. C. Sullivan und W. C. Taylor, Ref. in Zeitschr. r. angew. Chern. 29, 417.
Vgl. [477].
Einen auf nassem Wege gefällten Glassatz erhält man, wenn man 20 Tl. Zinkvitriol in Wasser
löst und diese Lösung durch eine andere wässerige Lösung von 16 Tl. Borax und 16 Tl. Ätznatron
fällt, der vorher 40 Tl. Wasserglas zugesetzt wurden. Die aus ziemlich verdünnten Lösungen
erhaltene Fällung von kiesel-borsaurem Zinkoxydnatron wird völlig ausgewaschen, getrocknet,
geröstet und entweder für sich allein oder mit 5-10% Boronatroncalcit geschmolzen. Man er-
hält auf diese Weise glänzende Gläser von großer Reinheit. (EIsners Chern.-techn. Mitt. 1864/66,
S. 86.)
Ein bleifreies Glas aus 25 Tl. Boronatroncalcit, 27 Tl. Lepidolithglimmer, 17 Tl. kohlensaurem
Zinkoxyd oder 11 Tl. Zinkoxyd und 28 Tl. Quarzmehl besitzt bei großer Härte eine das Bleiglas
erreichende Lichtbrechung und übertrifft das Bleiglas an Widerstandsfähigkeit gegen Verwitte-
rung und Erblindung. (EIsners Chern.-techn. Mitt. 1864/66, S. 86.)
"Über die Fabrikation von Barytglas siehe leane, D. Gewerbeztg. 1869, Nr.48.
Barytgläser sind schwerer als kalkhaltige Gläser, haben ein größeres Lichtbrechungs.
vermögen und größeren Glanz als diese, ferner sind sie elastischer und zäher, in der Härte und im
Ausdehnungskoeffizienten jedoch kaum unterschieden. Sie schmelzen leichter als die mit schwefel.
saurem Natron allein dargestellten, erfordern weniger Alkali, geben ein glänzendes Glas und sind
billiger. Sätze, z. B. 100 Tl. schwefelsauren Baryt, 35 Tl. schwefelsaures Natron, 100 Tl. Sand,
6,1 Tl. Koks· oder Holzkohlenpulver, 2 Tl. Kaolin, 1 Tl. Kalkhydrat, sind in Polyt. Zentr.-BI.
1869, 826 angegeben. Die Menge des schwefelsauren Natron kann je nach der beim Schmelzen
angewendeten Temperatur vermindert werden; vorstehend sind die Maximalwerte angegeben.
Der Kaolin dient zur Härtung des Glases und kann je nach der gewünschten Härte in größeren
oder kleineren Mengen beige~ben werden.
"Ober Baryt glas findet Slch eine Arbeit in Spreehsaall896, 687. In dem Maße, rus der Gehalt
des Glassatzes an kohlensaurem Baryt steigt, wird es weniger widerstandsfähig gegen saure oder
ätzende Chemikalien, dagegen stei~ der Glanz, so daß dieses Glas ä.hnlich wie das Bleiglas zur
Anfertigung optischer Gläser dienen kann. Ein brauchbarer Satz in sehr heißem Ofen setzt
sich zusammen aus 100 Tl. Quarzsand, 25 Tl. 90 proz. Pottasche, 10 Tl. 90 proz. Soda, 20 Marmor,
20 Witherit (Bariumcarbonat) und 100 Scherben. Zur Entfärbung fügt man der Masse 3 Tl. Kali·
salpeter, 1 Tl. Arsenikmehl, 0,2 Tl. crucinierten Borax, etwa 0,125 schwarzes Nickeloxydul und
0,01 phosphorsaures Koba.ltoxydul hinzu. Mit de.I Höhe des Barytzusatzes steigt auch die Färb·
barkeit dieser Gläser.
Ein weiches, gut schleifbares Barytglas mit geringem Mennigegehalt kann zwar mit dem Blei.
glas nicht konkurrieren, doch kann man nach Spreehsaall912, 127 mit einem Sa.tz, der a.uf 100 kg
Sand je 18 Soda, Pottasche und Mennige, je 10 kohlensauren Baryt und KaJkspat, je 2 Borax
und Salpeter, 1 Arsenik und 0,003 Nickeloxyd enthält, ein ~t schleifbares, glänzendes Glas er·
halten. Im Original finden sich noch sieben weitere Vorschriften. Vgl' die wertvolle Arbeit von
H. E. BenraÜl über Herstellung und Analyse der Barytgläser in DingI. lourn. 202, 422.
Ein gegen Wasser und Alkalien widerstandsfähiges Glas erhielt R. Weber (s. u.) nach den
Verhältniszahlen
7,3 SiO Z " 1 eao" 1,37 (KaO, NaaO)
aus 100 Tl. Sand, 24,7 Tl. Kalkspat, 13,9 Tl. Pottasche, 25,4 Tl. Soda und 2,6 Tl. Tonerde.
Zur Herstellung eines Glases von erhöhter Widerstandsfähigkeit gegen schroffen Tempe-
raturwechsel verarbeitet man Kieselsäure, Borsäure, Alkali und Antimonoxyd in den Mengen,
daß bei einem Gehalt des Satzes an Kieselsäure von mindestens 50%, der Anteil der Borsäure
10-30%, jener des Antimonoxyds 1-15% und die Alkalimenge 0,5-10% beträgt. Für Gläser
höchster Widerstandsfähigkeit bleibt der Spielraum für die Borsäure auf 15-25%, jener für
Antimonoxyd auf 4-10% und die Alkalimenge auf 1-4% beschränkt. Trübungsmittel sollen
nicht mehr als 2% zugesetzt werden. Das Glas eignet sich zur Herstellung von Zylindern, Birnen,
Glocken, Schirmen, Spiegeln und Linsen für Beleuchtungszwecke bzw. für Scheinwerfer. (D. R. P.
Anrn. Sehe 89 236, KI. 32 b.) .
Zur Herstellung eines besonders für Wasserstandsröhren und chemische Gerätschaften
sehr geeigneten, widerstandsfähigen Glases schmilzt man mindestens 50 Tl. Kieselsäure mit
4-15 Tl. Tonerde, 3-11 Tl. Kalk, 5-15 Tl. Borsäure und 4-14 Tl. Alkali (8-12 Tl. Soda)
in einem derartigen gegenseitigen Verhältnis, daß die Gesamtmenge von Tonerde und Kalk min-
destens die Hälfte und höchstens das FÜDffache des Borsäuregehaltes beträgt, wobei bei Verwen-
dung von 8-12 Tl. Natron mindestens 6 und höchstens 12 Tl. Tonerde verwendet werden sollen.
(D. R. P. 273707.)
Zur Erzeugung besonders hoc h s c h m e I zen der Gläser ersetzt man im gewöhnlichen
Natrium-Calcium-Silicatglas das Natrium durch Rubidium und erhält so bei Annahme der
Grundformel
MaO . eaO . 6 SiO a . .. M = Na, K, Rb
Natriumglas vom Schmelzpunkt 800° bzw. Kaliglas, das bei 900° schmilzt, und Rubidiumglas
vom Schmelzpunkt über 1000°. (D. R. P. 240085.)
Ein ebenfalls seiner Schwerschmelzbarkeit wegen allgemein nicht verwertbares sehr wider-
standsfähiges Glas, das sich vor allem in einer Salzsäureatmosphäre unverändert und beschlag-
frei hält und daher besonders geeignet ist zur Herstellung von Fensterscheiben- oder Leucht-
turmlinsenglas zeigt die Atomverhältniszusammensetzung ,!
Scheibenglas . . . 4 SiOa · 1 CaO . 0,6 (KaO . NaaO);
Ringglas . . . . . 4.7 SiO. " 1 eaO . 0,8 (K 20 . NaaO)
und wird demzufolge aus einem Satz von 71,23 (73,49)% Kieselsäure, 1,7 (0,51)% Tonerde und
Eisenoxyd, 16,59 (14,50)% Kalk und Magnesia, - (2,5)% Kali und 10,79 (9,5)% Natron her-
gestellt. Zwei Hohlgläser, nahezu ebenso widerstandsfähig, zeigen das Atomverhältnis
7,6 SiO •. 1 eaO . 1,4 (K2 0 . NaaO);
5,8 SiO.· 1 CaO· 1 (K 20. Na 20)
und ein besonders für chemische Gerätschaften geeigneter Satz das Verhältnis
7,2 SiO! . 1 eao· 1,34 (KaO . NaaO) "
Dieses letztere Glas gab bei sechsstÜDdigem Kochen an Wasser nur 0,008 Substanz ab und war
überdies leichtflüssig genug, um geblasen werden zu können. (R. Weber, Zeitsehr. f. angew. Chern.
1891, 662.)
Gasglühlichtzylinder werden am besten aus Jenaer Supraxglas erzeugt, da dieses
der Entglasung unter der Einwirkung der sauren Verbrennungsgase, die die weißen Beschläge
an den Lampenzylindern erzeugen, nicht zuneigt. (R. SchaUer, Journ. I. Gasbel. 56, 317.)
Als Bleikrystallglasersatz für Lampenzylinder werden in Sprechsaal86, 4 die Sätze aus 100 Tl.
weißem Sand, 25 Tl. Feldspat, 35 (30) Tl. Soda, 15 (27,5) Tl. Mennige und 1',5 (27,5) Tl. Kalk-
spat empfohlen.
Über temperaturwechselbeständiges Glas s. a. [477].
Zur Herstellung von Säure b ehäl tern preßt man in heiße Glasplatteneinseitig grobkörnige,
kieselsaure Tonerde ein und bettet diese Glasplatten mit der anderen Seite, nachdem man sie
vorher beiderseitig mit einer dünnflüssigen Mischung aus Wasserglas und Tonerdesilicat bestrichen
hat, in eine den Metallbehälter auskleidende Kittmssse aus Romanzement und gleichen Teilen
Wasserglas und kieselsaurer Tonerde ein. Die Stoßfugen werden durch den vordringenden Kitt
ebenfalls genügend abgedichtet. (D. R. P. 1)6 973.)
Zur Auskleidung von Apparaten und Gefäßen für die Chemische Großindustrie gegen chemische
Einwirkungen erzeugt man eine Schutzwand aus mehreren Lagen dünner Steinzeugschichten
mit Silicatüberzug oder dünner Glaseinlage und fügt in die erste Steinzeugschicht überdies eine
Metalleinlage ein. (D. R. P. 318033.) Nach dem Zusatzpatent wird nur eine Steinzeugschicht
mit Silicatüberzug oder Glasplattenbelag verwendet. In letzterem Falle werden die Fugen mit
dünnen Glasstreifen ausgelegt. (D. R. P. 82861)9.)
Zur Verstärkung dieses säurefesten Belages aus Zement, Tonerdesilicat und Was-
serglas überkleidet 'man diese Schicht mit Bleiplatten, preßt den Bleimantel an die säure-
feste Masse an, überstreicht ihn dann mit derselben oder auch mit einer aus Glasmehl,
Quarzpulver und Wasserglas angemachten Zementmischung und belegt diese nun mit Glas·
pi a t t e n. Nach einem anderen Verfahren werden ähnliche ein- oder beiderseitige Schutz-
überzüge auf Eisenbehältern zur Erhöhung der mechanischen Widerstandsfähigkeit durch be-
sondere Erhöhungen bzw. Widerhaken mit den zu schützenden Wandungen verankert. (D. R. P~
68 168 und 67 802.)
Als Auskleidungsmaterial für Laugen- und Säurebehälter eignen sich ferner Sch werspat -
pla.tten. Die Fugen werden mittels eines Breies aus Schwerspatpulver und Kautschuk-Terpentinöl-
lösung abgedichtet. (DingI. Journ., 161, 237.)
Als säurebeständIge Plattenmasse, die sogar die Bleiplatten der Schwefelsäurekammern
ersetzen sollte, diente eine als Zeiodelit bezeichnete Schmelze von 19 Tl. Schwefel und 42 Tl.
Glas- oder Steinzeugpulver. (Polyt. Zentr.-Bl. 1860, 791).)
Zur tTmkleid ung von säurefesten Transportgefäßen bringt man auf die Ober.
fläche der Glas- oder Tonballons heiß eine erste Schicht von bituminösen (Asphalt, Pech) und
faserigen (Jute, Haar) Stoffen auf, umkleidet diese Schicht mit einer federnden Lage von Wolle
oder Torf und schützt das Ganze mit einer äußeren, durch Sand oder Kies verstärkten Asphalt-
r.ementschicht. (D. R. P. 280863.)
650 Metalle und Minerale.
Um die Haltbarkeit von Glas- und Tonwaren zu erhöhen wurde schon in E. P. 14462/1886
vorgeschlagen in die noch weiche Masse ein Drahtnetzwerk einzufügen und dieses mit einzubrennen.
Die Herstellung von Glasgegenständen mit Metalleinlagen ist ferner in D. R. P. 60560 be-
schrieben.
Ein feuersicheres Gla.s erhältmanna.ch Sprechsaal1911, 46 durch Einlegen von Kupfer-
sprossen oder Drahtnetzen in ein Glas, das aus 100 kg Sand, 40 kg Sulfat, 38 kg Kalk-
spat und 2 kg Holzkohle gefertigt wird. Andererseits kann man sehr widerstandsfähige, gläserne
Objekte für pyrochemische Zwecke auch ohne Einlagen, beispielsweise aus einem Satz erhalten,
~er aus 100 kg Sand, 30 kg Soda, 6 kg Pottasche, 18 kg Kalkspat, 6 kg calcinierter Tonerde,
2 kg Salpeter und ev. 3-5 g Nickeloxyd besteht. Feuersichere Gläser gibt es übrigens nicht
im absoluten Sinne des Wortes, man kann nur von einer Feuerfestigkeit im begrenzten Sinne
reden.
In D. R. P. 66568 wird empfohlen die Drahtgitter oder sonstigen Metallei nlagen für Draht-
glas vor ihrem Einlegen in die Masse mit Öl oder Harz zu überstreichen, um dadurch dem durch
die verschiedene Ausdehnung der beiden Materialien bedingten Zerspringen der Gläser vorzu-
beugen.
Über Herstellung von GlastafeIn mit Draht oder Asbestversteifung siehe D. R. P. 110285
u. 110286.
Über ein Verfahren zur Herstellung von hitzebestä.ndigen Flach- oder Hohlgläsern
mit eingelagerten Metallnetzen siehe D. R. P. 241191. Das Prinzip des Verfahrens besteht
Glas. 651
darin. daß man die Gläser im Netzmuster mit einem mit Flußmittel versetzten Metallpulver
bestreut, dieses einbrennt, nachträglich galvanisch auf die so hergestellte leitende Oberfläche einen
Metallüberzug niederschlägt und auf diesem eine Schicht von GlasflÜS8en oder Email einbrennt.
Das Metallnetz kann auch durch das Metallspritzverfahren [69] aufgebracht werden.
Glasplatten für Schilder, Verblendsteine u. dgl. können jedoch auch mit einem Drahtge.
webe bloß verstärkt werden, ohne daß man dieses einschmilzt, und zwar verfAhrt man zu dem
Zweck in der Weise, daß man die Glasfläche nach D. R. P. 244940 mit einer Lackschicht über·
zieht, das Drahtgewebe mit einer die Lackschicht bedeckenden weichen Kittschicht festkittet
und schließlich auf der vom Glase abgewendeten Seite noch eine die Kittschicht und das Draht-
gewebe überdeckende Zement· oder Gipslage aufbringt, in die man Eisenstäbe einbetten kann.
Ein Verfahren zur Herstellung von Gefiißen aus Drahtglas durch Einblasen des Glases in eine
mit dem leicht gewellten oder gerippten Drahtnetz ausgelegte Form ist in D. R. P. 806 493 be·
schrieben.
Zur Herstellung einer guten Verbindung zwischen Glas und den elektrischen Strom zuführen.
den Poldrähten leitet man durch diese während der Umpressung mit dem Glase einen Strom
hindurch. (D. R. P. 27 048.) Vgl. DingI. loum. 254, 29.
Zum gasdichten Einschmelzen von Metalldrähten in Quarzglas oder ähnlich schwer.
schmelzende Gläser verwendet man eine verglasbare Masse aus 10 Tl. Kieselsäure, 1 Tl. Tonerde
und 1 TI. Bortrioxyd und Drähte aus Molybdän, a.m besten als Legierung mit einigen Prozent
Wolfram. (D. R. P. 290606.) Nach dem Zusatzpatent setzt man der verglasbaren Masse zur
Auflösung der oxydischen Verunreinigungen der Drahtoberflächen 1-2% Alkali oder Erdalkali,
z. B. in Form von Orthoklas, zu. (D. R. P. 293963.)
Zum gasdichten Einschmelzen von Drähten in schwerschmelzbare Gläser, besonders Quarz.
glas, verwendet man einen Glaszwischenkörper entsprechend abgestufter Zusammensetzung,
dessen Bestandteile in 1;3reiform schichtenweise, der gewünschten Abstufung der Zusammensetzung
und Wärmeausdehnung entsprechend, auf eine Form aufgebracht werden, worauf man den so
hergestellten Körper in der Hitze verglast und einerseits mit dem Draht und andererseits mit dem
Quarz· oder schwerschmelzbaren Glas verschmilzt. Die Drähte werden vorwiegend aus Wolfram,
Molybdän, Tantal oder deren ebenfalls in der Glühfadenindustrie verwendeten Legierungen her-
gestellt. (D. R. P. 298964.)
(vgl. Benrath, Jahr.-Ber. f. ehern. Techn. 1869, 329) veröffentlicht in Dingi. Journ. 266, 361,
bespricht der Verf. auch die fabrikatorische Umsetzung des Flußspates in Alkalifluorid.
Ein geeigneter Milchglassatz, der kalkarmen Feldspat und Kieselfluornatrium im Verhältnis
2 : 1 enthält, wird aus 100 Tl. dieses Gemisches, 170 Tl. Kieselsäure und 37,5-50 Tl. Soda zu-
sammengesetzt, wobei der Feldspat die Zusammensetzung 68,15 Si0 2, 18,58 Al 20 3 , 8,9 KlO,
3,45 Na 20, 0,77 CaO, 0,11 MgO und 0,04% Feuchtigkeit besaß. (D. R. P. 166986.)
Ein Trübungsmittel von hoher Säure- und Feuerbeständigkeit, guter AuftragUIigsfähigkeit
und einer Deckkraft, die jener des Zinnoxydes gleichkommt, erhält man bei Verwendung von
Calci umstannat, das kein nicht an Zinn gebundenes freies Alkali oder Erdalkali enthält und
dadurch erhalten wird, daß man Alkalistannatlösung mit Calciumchlorid fällt, eine Säure zufügt,
den Niederschlag trocknet und bis zur völligen Wasserfreiheit glüht. (D. R. P. 298376.)
Auch Spatglassätze aus 100 Tl. Sand, 20 Tl. Flußspat, 30-36 Tl. Feldspat, 20-16 Tl.
Soda, 6-12 Tl. Pottasche, 5-6 Tl. Salpeter, 5-6 Tl. Mennige und 6 Tl. Kryolith oder 8 Tl.
Tonerdehydrat eignen sich nach Fr. Fischer zur Bereitung von Milchglas. Als Tonerdehydrat
kann gewöhnliche Porzellan- oder Alaunerde dienen, die man mit Flußsäure in Aluminium-
fluorid, das eigentliche Trübungsmittel, überführen kann. (Sprechsaal 1891, 14:1.)
Nach O. Schott, Sprechsaal1885, 886 wird ein dichtes, milchweißes Glas hergestellt aus 30 Tl.
Soda, 100TI. Fluornatrium, 370 Tl. Kieselsäure oder aus 100 Soda, 85 Fluornatrium, 330 Kiesel-
säure und 75 Mennige. Durch Zusatz von Tonerde wird der erste Satz widerstandsfähiger gegen
atmosphärische Einflüsse.
Ein anderer Milchglassatz besteht aus 100 Sand, 18 Soda, 8 Kryolith, 4 Bleioxyd, 4 Sal-
peter, 14 Feldspat und 10 Flußspat oder 100 Sand, 12 Soda, 20 Kryolith, 2 Bleioxyd und 3 Sal-
peter. (R. Llnton, Ref. in Jahr.-Ber. r. chem. Techn. 1894, 740.)
Die Anwendung von Feldspat, Flußspat und Schwerspat als Trübungsmittel bei der Herstel-
lung von :Milchglas an Stelle des Kryoliths ist auch in D. R. P. 4991 vorgeschlagen.
Nach D. R. P. 31112 und 33426 verwendet man zur Erzeugung der Trübung bei Herstellung
von Milchglas Alkslifluoride, die durch unvollstä.ndigeSättigung von kohlensauren oder ätzen-
den Alkalien mit Flußsäure und Eindampfen der alkalisch reagierenden Masse erhalten werden.
Statt also beispielsweise einen Milchglassatz von 25 Tl. Kryolith, 25 Tl. Soda, 10 Tl. Kreide und
170 Tl. Sand zu verwenden, kann man auch ein sehr ähnliches Milchglas erhalten aus 5 Tl. Soda,
15 Tl. China.clay, 10 Tl. Kreide, 156 Tl. Sand und 33 Tl. Natriumfluorid, das 10% Soda enthält.
Nach D. R. P. 61777 ist es vorteilhaft, bei der Erzeugung von Milchglas das Natron ganz
oder teilweise durch Kali oder Bleioxyd zu ersetzen, oder dem Glassatze etwa 5% Tonerde
oder Borsäure in irgendeiner Form zuzufügen. Das so erzeugte Milchglas soll im Hafen nicht steU
werden, blasbar sein und keine besondere Sprödigkeit in den fertig gestellten Stücken besitzen.
Milchgläser, die außer Tonerde Kryolith oder andere Fluoride a]s TrübungsnHttel enthalten,
schlagen häufig, besonders wenn sie nachträglich erwärmt werden, nach kurzer Zeit aus und wer·
den blind. Dieser 'Obeistand läßt sich nach D. R .P. 89979 dadurch beseitig;en. daß man dem Glas·
satze Aluminium oder Kohle zusetzt.
Zur Herstellung opaker Glasflüsse setzt man dem Glasgemenge je nach der gewünschten
Stärke der Trübung 5-25% Zinn- oder Cerfl uorid bzw. Silicofluorid zu. (D. R. P. 99 185.)
Zur Herstellung von Fiorettglas in Weiß verwendet man einen Satz, der 80 kg Sand, 18 kg
80-85 proz. Pottasche, 8 kg Soda, 10 kg Knochen, 3 kg Kalkspat, 3 kg Mennige, 1 kg Salpeter
und 1 kg Borax enthält; für Rosa setzt man 30-40 g Selen, für Grün 200 g Uranoxydnatron und
50 g Ka.liumbichromat zu. Durch Zusatz von 2 kg Weizenmehl oder ebensoviel Pflaumenkernen
wird ein schönes Gelb erzielt. Der Satz selbst ist für farbige Florettglä.ser etwas abzuändern.
(Nä,heres im Original: Sprechsssl 1911, 180.)
Zur Herstellung von Sal be ntiegeln aus weißem Kryolithglas geht man (na.chSprechssalI911,
141) von einem Satz aus, der auf 100 kg Sand, 15 kg Pottasche, 10 kg Soda, 8 kg Witherit, 15 kg
Kryolith, 11 kg Kalkspat, 5 kg Salpeter und 25 kg Scherben enthält. Um Sl!rünge des fertigen Ma·
teriales zu vermeiden, darf die Preßform nicht zu kalt sein; auch muß nchtig gekühlt werden.
Vier weitere Vorschriften im Original.
Na.chSprechssal 1912, 209 läßt sich Milchglas ähnlich wie Krysta1lglas färben, doch braucht
es naturgemäß mehr Färbemittel, als das helle Glas. Es kommen daher auch dieselben Farbstoffe:
Gold für Rosa, Kupferoxyd für Dunkelblau, Kobaltoxyd für Wasserblau usw. in Be~acht, die nach
den za.hJ.reichen VorschrUten im Original zur Herstellung solcher gefärbten Milchglä.ser verarbeitet
werden.
Die ersten Goldrubingläser wurden um 1680 von dem Alchemisten Kunckel erzeugt, die Er-
findung geriet jedoch in Vergessenheit, bis es 1888 Rauter gelang, das bis dahin nur als undurch-
sichtigen Emailschmelzfluß herstellbare Glas auch in dünner Schicht durchsichtig zu erhalten.
Die praktische Rubinglasfabrikation beschreibt H. Pohl in Elsners ehern.-techn. Mitt. 1863/64,
S.73.
Eine heute noch sehr interessante Arbeit von L. Knafß über die roten Goldfarben, besonders
über den Goldpurpur und das Rubinglas findet sich in Dingi. Journ. 167, 191. Vgl. P. Ebell,
DingI. Journ. 213, 68 11. .
Einen geschichtlichen überblick über das Goldrubinglas, seine Herstellung und Zusammen-
setzung, über den Einfluß, den die Zusammensetzung des Glassa.tzes, der Glasgalle, die Tem-
peratur, Schmelzdauer, Abkühlung ausüben und über die verschiedenen erzielten Färbungen
geben die Arbeiten von W. Müller und Fr. Knapp in DingI. Journ. 201, 117 bzw. 141.
Vor allem enthält jedoch die ausführliche Abhandlung von A. Berge, Das Gold in Glasuren,
Sprechsaal 1912, 406, 419 u. 437 wertvolle Hinweise auf die Technik der Herstellung a.ller Gold
entha.ltenden Gläser und Glasuren.
Der lösliche Goldpurpur ist ein Gemenge der Hydrosole des Goldes und der Zinnsäure, oder
anders ausgedrückt: Rein chemisch ist der Cassiussche Goldpurpur ein durch Reduktion
des Goldchlorides zu äußerst fein verteiltem Gold erzeugter Farblack der Zinnsäure, evtl. der
Tonerde usw., physikalisch-chemisch ist er ein durch kolloidales Gold gefärbtes Hydrogel der
Zinnsäure. (J. Grünwald, Sprechsaal 43, 419.)
Eisner gab schon um 1850 besonders auf Grund der Tatsache, "daß Goldblättchen, durch
den elektrischen Funken auf Glastafeln eingebrannt, eine schön rote Färbung des Glases an der
Oberfläche zur Folge haben," seine Ansicht über die Form des Goldes im Goldpurpur dahin ab:
"Alle Erscheinungen bei der Färbung des Glases durch Gold sprechen für die einfache Annahme,
daß diese Färbungen durch keine besondere chemische Verbindung des Goldes, sondern einzig
und allein nur durch einen eigentümlichen metallischen Aggregatzustand des Metalles im Glase
hervorgerufen werden.
Rubinglas unterscheidet sich vom Purpurglas dadurch, daß bei ersterem eine voll-
kommene Lösung von metallischem Golde im Glase stattfindet, wobei das zunächst schwach
gelb bis grünlich gefärbte Glas erst beim nachträglichen vorsichtigen Anwärmen die tief rubinrote
Farbe annimmt.
über die Herstellung des Purpurglases für keramische Glasuren im Gegensatz zum
Rubinglas (Färbung der Glasmasse mit Gold) siehe A. Berge, Sprechsaal 1912, 406, 419 u.436.
Eine umfassende Abhandlung über den Goldpurpur von M. Müller findet sich in Joum. r. prakt.
ehern. 30, 262. Verfasser bringt im Anschluß an die Besprechung der verschiedenen Goldpurpur-
sorten, die er mit den Erdalkalien erhielt, die beste Vorschrift zur Herstellung des Cassi usschen
Purpurs für Glasfärbereizwecke. Man löst zur Gewinnung von 10 g eines 10proz. Purpurs die-
jenige Menge Zinnchlorid, die 9 g Zinnsäure (SnOs ) entspricht, in etwa 200 ccm Wasser, fügt bis
zur Herstellung alkalischer Reaktion eine Lösung von kohlensaurem Kali, dann 1 g Goldchlorid
und Traubenzucker zu, verdünnt auf 300 ccm und erwärmt bis der brillanteste Farbton ein-
getreten ist. Sollte nach dem Zusatz der Pottasche das Gemisch stark gelatinös werden, so er-
hitzt man zunächst kurze Zeit und bringt dann erst nach dem Erkalten Goldchlorid und Trauben-
zucker hinzu. Mit steigender Verdünnung der Lösung geht die Farbe mehr ins Braune.
In wasserlöslicher Form erhält man den Goldpurpur nach E. Schneider, Zeitsehr. f.
angew. ehern. 1893, 463, durch Behandlung einer Gold-Silber-Zinrilegierung mit mäßig warmer,
konzentrierter Salpetersäure. Das erhaltene schwarze Pulver wird mit Wasser ausgewaschen
und in Ammoniak gelöst, worauf man die Lösung bis zum Verschwinden des Ammoniakgeruches
dialysiert. Die prächtig rubinrote Goldpurpurlösung ist sehr beständig.
Die Herstellung von Goldrubinglas erfordert die größte Sorgfalt, Ubung ,md Erfahrung,
wobei insbesondere auf heißen Ofengang und schnelle Abkühlung des erwärmten oder wieder
erwärmten Glases Rücksicht zu nehmen ist, da sonst das Rubinglas einen siegellackartigen Schein
erhält oder "leberig" wird. Ein erprobtes Gemenge für Goldrubinglas wird z. B. nach Sprechsaat
1912, 609 hergestellt aus 100 kg Sand, je 15 kg Mennige und Borax, 8 kg Pottasche, 12 kg Sal-
peter, 4. kg Weinstein, 1 kg Arsenik, 30-40 g Gold gelöst in Scheidewasser und 200 g Zinn gelöst
in Salzsäure. Jeder Oberschuß von Meta.lloxyd im Glase ist zu vermeiden, da dieser ebenso wie
ein mangelhaftes Durcharbeiten der Schmelze das Lebrigwerden des Rubinglases begünstigt.
Von Bedeutung ist für die Entstehung des roten Rubinglastones auch die Art des Glases.
Leichtflüssige Gläser, die statt Kalk Bleioxyd oder Natron enthalten, nehmen die endgültige
Färbung rasch an, strengflüssige langsam, d. h. Bleiglas erfordert weniger Goldpurpur als schwer-
schmelzbare Glassorten zur Erzielung derselben Farbtiefe.
656 Metalle und Minerale.
Die Entstehung eines schönen roten Tones ist ferner an hohen Kieselsäuregehalt gebunden,
die Anwesenheit von Eisen und Mangan wirken schädlich. In allm Fällen wird die Gleichmäßig.
keit des Farbtones durch wiederholtes Schmelzen erhöht. (A. E. W. WiUlams, Sprechsaal1919, 140.)
Ein sehr schönes Rubinglas erhielt C. Cohn, Jahr.-Ber. r. chem. Techn. 1868,188 aus einem
Gemenge von 6 kg Kiessand, 7,5 kg Mennige, PI. kg Pottasche, 1 kg Salpeter und einer mit
64 ccm Wasser verdünnten Lösung von 0,6 g Dukatengold in 16 g Königswasser.
Der sog. Aurorasatz wird nach Sprechsaal 1911, 243 mit Goldchlorid, Cadmium, Schwefel
und etwas Antimon als Färbemittel hergestellt.
Zur Herstellung von massivem Goldrubinglas aus barithaltigen Glassätzen mischt
man diese nach D. R. P. 138 281 mit soviel gelöstem oder fein verteiltem Golde, daß auf 10000 Tl.
Sand. ,0,25-1,7 Tl. Gold kommen. Dem Satz werden weiterhin Natron, Bariumnitrat und ein
RedUktionsmittel zugesetzt.
Trocknet man Goldchloridlösung mit Sand ein und fügt man ihn dann einen farblosen Glas·
satz zu, so erhält man zunächst ein gelbes Glas, das in der Färbung der wässerigen Lösung des
Goldchlorids entspricht, und erst bei nochmaligem Erhitzen entsteht die rote Fru.:be des kolloi-
dalen Goldes, die auch in wässeriger Lösung erhalten bleiben kann. Erhitzt man nun das rote
Goldglas abermals, so erhält man, ebenso wie beim Kochen von Goldchlorid mit Oxalsäure, über
dem ausgeschiedenen braunen Gold eine bl aue kolloidale Goldlösung. (A. Silverman, Sprechsaal
00, ~.)
über rotes Platin als Analogon des Cassiusschen Goldpurpurs, ein Gemenge von je nach
den Versuchsbedingungen wechselnden Mengen von Zinnsäure und Platinmetall, ferner über
den ähnlichen Silberpurpur berichtet L. Wöhler in Z. f. Kolloide 1910, 243.
Über die Herstellung des Vermeil, eines roten, dem Hämatinon ähnlichen Glases, durch
Einblasen reduzierender Gase in einen mit kupferreichem Überfangglas überzogenen Krystall.
glasfluß während der Fabrikation siehe Monot, Monit. seient. 1879, 446.
In einer umfassenden Arbeit über die mit Gold, Kupfer und Silber gefärbten Gläser beschreibt
P. Ebell in DingI. Journ. 218, 68 Ir. in eingehender Weise das optische Verhalten des Rubin·
glases und des Hämatinons, d. i. desjenigen Zustandes des mit Kupferrot gefärbten Glases,
bei dem die Ausscheidungen so massenhaft auftreten, daß der Glasfluß vollkommen opak wird
und den Eindruck von geschmolzenem rotem Siegellack macht. An diese Untersuchungen an·
gegliedert sind Arbeiten über das Aventurin, das man als Hämatinon auffassen kann, in dem
die Kupferteilehen nicht mikroskopisch, sondern dem Auge sichtbar abgelagert sind. Die zweite
Abteilung der Arbeit behandelt die mit Silber gefärbten Gläser im Zusammenhang mit Unter·
suchungen über den Einfluß der Zusammensetzung des Glassatzes, der Temperatur, der Innig-
keit der Vermischung des Silberpräparates mit der Glasmasse während des Brennens auf die Ent·
stehung der verschiedenartigen Silbergläser. Kurz zusammengefaßt kommt Ebell zu folgenden
Schlüssen: Gold, Silber und Kupfer könn-en sich in dem Glase als färbende und als nicht
'färbende Bestandteile befinden. Durch Einwirkung von Wärme oder Licht (das sog. Anlaufen)
kann man das nichtfärbende Metall in die derbere, färbende Form überführen. Demnach färbt
man Gläser technisch mit Metallen, indem man diese bei hoher Temperatur einschmilzt und
das Glas nachträglich anlaufen läßt, oder indem man die Meta.lle bei niederer Temperatur uno
mittelbar in färbendem Zustande als Lasur einführt. Läßt man die Lösung des Meta.lles in dem
Glas langsam abkühlen, so erzielt man speziell beim Kupfer gröber krystallinische Aus·
scheid ungen, die zur Bildung des Hämatinon- bzw. Aventuringlases führen.
Die grundlegenden Arbeiten von Pettenkofer über das Hämatinon, den Astralit
und das Aventuringlas finden sich jedoch in DingI. Journ. 146, 122 im Auszuge aus den Mün·
chener Akademieberichten wiedergegeben. (Vgl. DingI. Journ. 107, 78.) Es sei hier nur erwähnt,
daß Pettenkofer mit dem Namen Astralit ein Hämatinon bezeichnete, das er durch Ersatz
eines Teiles der Kieselsäure in diesem undurchsichtigen Glase durch Borsäure erhielt. Eine solche
Masse die bläuliche, dichroitische, sternartige Schimmer auf tiefdunklem Grunde zeigt, erhielt
Pettenkofer aus einem Gemenge von 80 g Kieselerde, 120 g Bleiglätte, 72 g Soda, 24 g Kupfer-
hammerschlag, 18 g geschmolzenen Borax und 1 Tl. Eisenhammerschlag. Der Münchner Gelehrte
stellte auch das erstemal das Aventuringlas direkt aus dem Hämatinon in der Weise her, daß
er durch Zusatz von Eisenfeile zu der schmelzenden Hämatinonmasse etwa die Hälfte des darin
enthaltenen Kupfers reduzierte. Dieses Kupfer setzte sich nach einiger Zeit am Boden des Gefäßes
ab und die tiefgrün·schwarze, kaum durchsichtige Masse ergab dann bei langsamen Abkühlen
das Aventuringlas. Es wurden zu klarem, weißem Glase in einem Tiegel zusammengeschmolzen:
100 g Kieselerde, 11 g Kalk, 1 g Bittererde (Magnesia usta), 33 g Bleiglätte und 50 g Soda. Dem
klargeschmolzenen Glase wurden 25 g Kupferhammerschlag, etwas später 2 g Eisenhammer·
schlag und zuletzt etwas Kohle hinzugesetzt. Nach dem Erkalten war die Farbe des Glases leber-
braun. Stücke von diesem leberbraunen Glase wurden 12 Stunden dem Feuer des Streckofens
der Münze ausgesetzt, wodurch es nur weich wurde. Nach völliger Abkühlung zeigte der Glas-
fluß eine prächtige, dem antiken Porporino ganz gleiche Farbe. Pettenkofer versuchte auch mit
Erfolg die Ausscheidung dieses krystallinischtm kieselsauren Kupferoxyduls in einer leichter
flüssigen Glasmasse zu bewerkstelligen, und mischte zu diesem Zweck 100 g Kieselerde, 10 g
Kalk, 0,5 g Bittererde, 40 g Bleiglätte, 60 g Soda, 30 g Kupferhammerschlag, 2 g Tonerde und
3 g Eisenhammerschlag. Die Färbung des Aventuringlases leitete er gleichfalls von dem Vor.
handensein einer kieselsauren Kupferoxydulverbindung her, gleichsam ausgeschieden in einer
grünen Glasmischung. (Polyt. Zentr.~BI. 1807, 938; vgl. DingI. Journ. 99, 460.)
Ein guter Satz für Hämatinon (Porporino) besteht nach H. Schwarz, DingI. lourn. 186, 28
aus 50 Tl. Quarz, 5,5 gebranntem Kalk, 0,5 Magnesia, 16,5 Bleiglätte, 25 Soda, 1 Tl. Eisen-
hammerschlag und 12,5 Tl. eines Gemenges von Kupferoxyd und metallischem Kupfer, das sich
besser bewähren soll als der Kupferhammerschlag.
Die geeignetete Mischung zur Gewinnung des "Hämatinons", jenes hochroten Glasflusses,
der in antiken Mosaikarbeiten gefunden wird, besteht nach R. Kayser, Bayer. Ind.- u. Gew.-BI.
1876,804 aus 60 Tl. Quarzsand, 10 Tl. Kupferoxyd, 3 Tl. Eisenoxyduloxyd und je 10 Tl. calci-
niertem Borax und Soda. Der Borax verhindert die zu weit gehende Reduktion des Eisenoxydul-
oxydes, die sonst zur Abscheidung von die Hämatinongläser dunkel färbendem, metallischem
Kupfer, bezw Blei in Bleiglas führt.
Zur Herstellung von Aventuringlas mischt man nach Sprechsaal1908, 1486 für Grün 100 kg
Sand, 35 kg Soda, 15 kg Flußspat, 30 kg Feldspat, 25 kg Bariumcarbonat, 12 kg Kaliumbichromat
und 7 kg Mangan, während man für blaues Glas dieselben Bestandteile jedoch als Farbsatz
10 kg Kaliumbichromat, 5 kg Mangan und 0,5 kg Kobaltoxyd verwendet. Rotes Glas soll
einen recht flußreichen Satz mit möglichst wenig Bleioxyd enthalten. So liefert z. B. ein Satz
von 100 Sand, 32 Soda, 8 Pottasche, 32 Kalk, 1 Mennige, 6 Kupferoxydul, 3 Eisenoxydul und
La n g e, Chem.-techn. Vorschriften. 3. Auf!. I. Bd. 42
658 Metalle und Minerale.
3 Zinnoxyd ein undurchsichtig rotes oder auch ein durchsichtig dunkelrotes bzw. farbloses
Glas, das erst beim Wiedererwärmen rot anläuft und viele Flimmer ausscheidet.
Über Herstellung von Aventuringlas zur Hohlglasfabrikation bei Anwendung des tief-
schwarzen Hyalithglases als Unterlage, wodurch die einzelnen Kupferblättchen gut erkennbar
werden und höheren Metallglanz gewinnen siehe Sprechsaal 1893, 928.
Über Chromaventurin als Porzellanglasur siehe [071] und A. Wächter, Ann. d. Chem.
u. Pharm. 70, 67.
Nach Pelouze setzt sich der beste Satz zur Darstellung des Chromaventurins aus 250 Tl.
Sand, 100 Tl. kohlensaurem Natron, 50 Tl. kohlensaurem Kalk und 40 Tl. zweifach chromsaurem
Kali zusammen. Das durch Schmelzen dieses Satzes dargestellte Glas enthält 6-7% Chromoxyd,
wovon etwa die Hälfte chemisch gebunden, die andere Hälfte in Form von glänzenden Flittern
im Glase im freien Zustand enthalten ist. Der grüne oder Chromaventurin ist viel leichter dar·
zustellen, als der venezianische Aventurin; er ist schon im geschmolzenen Glase vorhanden, wäh·
rend der venezianische Aventurin erst beim Abkühlen entsteht. (Polyt. Zentr.-BI. 1860, 1642.)
Tell ur liefert in der Menge von 0,05-0,2 Tl. auf 100 Tl. Si0 2 den Glassätzen zugegeben,
bei gleichzeitiger Anwesenheit von Kohle, je nach der Menge, in der Durchsicht braune bzw.
korallenrote bzw. stahlblaue Gläser, die iin Reflexlicht andere Erscheinungen zeigen und im all-
gemeinen mit ihrem Gehalt an kolloidalem Tellur den roten Selengläsern entsprechen. (P. Fena-
roH, Chem.-Ztg. 38, 873.)
Nach D. R. P. 245748 färbt ein Zusatz von 5% Wismut oder Wismutsalz einen Glas-
fluß zart rosa, während 10% zu einer intensiv rosa und ein noch größElrer Zusatz zu einer wein-
roten Färbung führt. Setzt man einem Glassatze ein Gemenge gleicher Teile Kaolin und Wismut-
oxyd und 0,5 Tl. Kaliumnitrat zu, so erhält man eine bläulich gesprengelte rosarote Schmelze.
Zum Rotfärben von Glas setzt man dem Gemenge nach D. R. P. 133502 Ruß zu, am besten
derart, daß man ihn mit Zuckersaft preßt und das gemahlene nicht stäubende Pulver dem Glas-
satze beimengt.
Soda verwendet werden. Das Glas darf auch nicht zu' heiß in die Formen kommen und nicht
zu scharf ausgepreßt werden. Weitere 6 Vorschriften im Original.
Zur Herstellung grüner Gläser wird in Sprechsaall889, 899 empfohlen einen Satz von 100 Sand,
86 Pottasche, 14 KaJk, 1 SalJ!6ter, 1,5 Uranoxyd und 0,12 Arsenik zu verwenden. Durch Zusatz
von 0,38 Kupferoxyd, 0,75 Eisenoxyd, 0,20 Manganoxyd und 0,75 Uranoxyd wird statt des hell-
grünen ein pompadurgrünes Glas erhalten. .
Das Glas für altgrüne Römer und Pokale besteht nach Spreohsaal 1898, 6 aus 100 Tl.
Sand von Hohenbocka., 15 Tl. Pottasche, 15 Tl. Soda, 18 Tl. Kreide, 0,5-1 Tl. Ka.liumbichromat.
0,2-1 Tl. Kupferoxyd. und 0,1-2 Tl. Eisenbammerschlag.
Nach SpreehsaalI911, 884 erhält man auf grün überfangenen Glasschirmen einen schönen
dunkelgrünen Stich durch Zusatz von 5 kg Kupferoxyd. 2 kg Chromoxyd und 1-2 kg Eisen-
oxyd zu einem Versatz von 100 kg Sand. Die Massen müssen gut gemischt werden, auch muß
man zur besseren Läuterung des Glases beim Reinschmelzen mehrere Male blasen. Weitere 4. Vor-
schriften im OriginaJ. .
Nach Sprechsaal 1911, '166 wird ein olivgrünes nicht rauh werdendes Glas hergestellt aus
550 Sulfat, 25 Soda, 290 Ka.lksteinmehl, 65 Holzkohle' und 4:5 Braunstein; zur Verstiirkung des
olivlP.'ünen Stiches setzt man noch 0,05 Kupfera.sche und 0,01 Eisenoxyd hinzu. Weitere 10 Vor-
schriften im Original.
Zur Herstellung des Seladonglases finden sich in Sprechsaal 1911, 885 5 Vorschriften,
z. B.: 70 kg Sand, 7 kg Soda, 8 kg Pottasche, 12 kg Kryolith, 2 kg Mennige, 2 kg Borax, 5 kg
Kalk, 900 g chromsaures Kali und 300 g Kupferoxyd. Der Versatz für das dazu passende Opal-
glas siehe Original. Die Grünfärbung der mittels C h rom 0 x y d s bei Gegenwart von Z i n k er·
zeugten Glasuren rührt nicht von der Oxydation durch Zinkoxyd, sondern von der Bildung chrom·
sauren Zinkes her.
Nach Versuchen von H. Hecht lösen reine Kali·, Natron- und Kali-Natronsilicate mit 3 Mol.
SiO. das Kupferoxyd mit tiefblauer Farbe, die auf Borsäurezusatz einen Stich ins Grünliche
erhält. Ebenso werden grüne Nuancen erhalten, wenn man die Alkalien teilweise durch Kalk,
Baryt oder Magnesia ersetzt. Nur mit Kieselsäure erschmolzene Kali. Bleigläser, die Kali und
Blei in molekularen Mengen enthalten, sind blau und werden wn so grünlicher, wenn das Blei
überwiegt; völlige intensive Grünfärbung tritt dann ein, wenn ein Teil der Kieselsäure durch
Borsäure ersetzt oder gleichzeitig auch bei gleichen molekularen Verhältnissen noch Tonerde
zugesetzt wird. Kali - Zinkoxyd. und Kali - Wism utoxydgläser sind, wenn molekulare Mengen
vorliegen, ebenfalls grün gefärbt. (Sprechsaal 48, 201 und Keram. Rundsch. 28, 181.)
Zur Herstellung schöner blauer Gläser erhitzt man ein Gemenge z. B. von 185 Tl. Kieselsäure,
51 Tl. Tonerde, 295,5 Tl. kohlensaurem Baryt und 7 Tl. Kaliwnbichromat bzw. bei gleichem
Kieselsäure- und Tonerdegehalt mit 148 Tl. Bariumoarbonat, 75 Tl. Calciumcarbonat und 9 Tl.
Bichromat in einem Holzkohle enthaltenden Tiegel 5 Stunden auf starke Rotglut. Calcium·
carbonat allein ohne Zusatz von Bariwncarbonat liefert nur dunkelblaue, krystallinische Massen,
wogegen bei Ersatz eines Teiles der Kieselsäure durch Borsäure ebenfalls schöne blaue, jedoch
säureunbeständige Gläser erhalten werden. Ein geeignetes, dem Jenaer Glas ähnliches, blaues
Glas erhält man aus dem Ansatz 84 SiO., 89 B.Os , 16 Al.O a, 157,6 BaCO a und 7 CrO,Ks • Ge·
wöhnliches Glas gibt pulverisiert mit Bichromat verschmolzen grüne Gläser. (A. Duboln, ehern.
News '18, 84.) .
Nach SpreohsaalI911, 161 erhält man blaues Glas, das keinen weißen Schimmer enthält, also
nicht milohig ist, nicht mit Kobaltoxyd allein, sondern durch Zusatz von 156 Tl. Tonerdehydrat
und 75 Tl. KobaJtoxyd. Man glüht stark, wäBcht aus, trocknet, und vermischt 50 Tl. dieses Farb-
körpers mit 80 Tl. Kaolin, 10-15 Tl. Glasur, 5 Tl. Feldspat, 8 Tl. Kalkspat und 2 Tl. Quarz, um
eine für SK 4-5 geeignete Unterglasurfarbe zu erhalten. Weitere 4. Vorschriften im Original.
In Spreehsaal1911, 861 findet sich eine größere Zahl von Vorschriften zur HerstellUDg eines
Qemenge8atzes für hellbraunes GI88 für Pulvergläser mit DeokelstöpseI und für hellblaue
Flaschen wie sie ~ für Siphons gebraucht werden.
Zur Herstellung emes feurig braunen GlaBesimHafen wendet man nach SprecIuaal111S, 117
mit Vorteil einen Satz an, der auf 100 Sand, 15 Soda, je 20 Sulfat und Kalk, je 6 Flußspat und Braun-
stem, 25 Scherben, 2 Eisenoxyd. und 1 KokspuIver enthält• .Man kann zum. Firben auch Graphit
verwenden, doch schäumt das so gefirbte Glas wihrend des Liuterungsprozesses, erhliJt aber
ebenfalls einen schönen goldbraunen Ton.
Von den 9 Vorschriften, die zur Herstellung eines gefärbten Flaschen~lases m Sprloh-
S8&l1911,898 angegeben sind, sei folgende (für eme braune Glasmasse) zitiert. Im Hafen:
662 Metalle und Minerale.
100 Sand, 33 Soda, 20 Kalk, 10 Braunstein und 2 Eisenoxydul, in der Wanne: 105 Sand, 25 Sulfat,
30 Kalk, 1 Koks, 12 Braunstein und 10 Flußspat.
Zur Herstellung von dunklem Glas verwendet man Braunkohlenasche, die man auf Grund
der verschiedenen spez. Gewichte nach D. R. P. 182 266 von den Magnesiumverbindungen und
der Tonerde trennt. Das verbleibende Gemisch von Eisenoxyd, Kalk und Sand wird mit den
nötigen Zuschlägen auf Glas verarbeitet. Man erhält ein gutes dunkles Glas z. B. aus 70% Kiesel-
säure, 13 % Kalk, 5 oder mehr Prozent Eisenoxyd und 12 % Natron, wobei es wichtig ist, die Magne-
sia- und Tonerdebestandteile vollständig zu entfernen, weil die Schmelze sonst schwerflüssig wird
und hartes, sprödes, entglastes Glas entsteht.
Ebenso läßt sich nach D. R. P. 193420 auch Torfasche verwenden, die man zur Trennung
der brauchbaren Substanzen von den Magnesia- und Tonerdeverbindungen entweder in hohen
Gefäßen mit Wasser anrührt, damit diese Bestandteile sich schichtenweise nach den spezifischen
Gewichten trennen, oder man unterwirft die Masse nach D. R. P. 193 421 dem Schlemmverfahren.
Hell- und dunkelgraues, sattgefärbtes Knochenglas wird nach Sprechsaal 1912, 4S3
z. B. hergestellt durch Färbung eines Satzes aus (kg) 100 Sand, je 20 Soda und Pottasche, 30 Kno-
chenasche und je 10 Kryolith, Salpeter und Feldspat mit 1 kg Arsenik, 4 kg Braunstein und 50g
Nickeloxyd für Hellgrau und mit 1 kg Arsenik, 6 kg Braunstein und je 100 g Nickeloxyd und
kohlensaurem Kupferoxyd für Dunkel~au.
Sc h war z e s Glas ist nicht eigentlich schwarz, sondern durch Zusatz g!,oßer Mengen des Farb-
körpers sehr dunkelbraun, violett oder blau gefärbt. Meist genügt ein Überschuß von Basalt,
Hochofenschlacke, Braunstein (W. C. Phalen, ZentralbI. 1919, IV, 1043), Kiesabbrand, Lava
oder Eisenerz, um die nötige Farbtiefe zu erzielen, für feinere Gläser verwendet man die reinen
Oxyde des Eisens, Mangans, Nickels oder Kobalts. Die Menge der zuzusetzenden Metalloxyde
ist abhängig von der Löslichkeit der letzteren in dem Glasfluß und von der Wandstärke der Gläser.
Oft erscheinen die Gläser überfärbt oder ungleichmäßig, weil die Färbemittel nicht richtig gewählt
wurden. (E. Plenske, Sprechsaal 46, 612.)
Die tief schwarz gefärbten venezianischen Glasperlen werden nach Versuchen von
R. Kayser, Polyt. Zenk.-BI. 1876, 866 hergestellt aus einer Masse, die etwa 69 Tl. Kieselsäure,
2 TI. Tonerde, 2 TI. Eisenoxyd, 8 TI. Kalk, 1 Tl. Magnesia, 6 TI. Natron und 11 Tl. Manganoxydul
enthält. Ein Zusatz von etwa 15% gepulvertem Braunstein verleiht den Glasflüssen auch in
dünnen Schichten eine tiefschwarze Farbe, die nur in ganz dünnen Fäden violett durchscheinend ist.
Tiefschwarzes Tafelglas wird nach Sprechsaal 1911, 662 beispielsweise hergestellt aus
100 Sand, 38 Soda, 22 Marmormehl, 4 Salpeter, 12 Braunstein, 1,6 Arsenik, 17 Eisenoxydul und
18 Kupferoxyd. Dieses Glas ist auch in der Durchsich t sch warz. Ein Satz, der nur 8 kg Braun-
stein und außerdem 8 kg Kobaltoxyd enthält, ist in der Aufsicht tiefschwarz, in der Durchsich t
violett.
Oxyden des Chroms und dessen Verbindungen mit Blei, Wismut, Barit, Silber und Antimon oder
mit den teueren, wenig ausgiebigen Uranpräparaten hergestellt. Für grüne Farben benützt man
Chromoxyd, einige Kupferverbindungen, sowie Mischungen von gelben und blauen Schmelz-
farben; Manganoxyd ev. gemischt mit violettem Eisenoxyd gibt Violett, feinere violette Nuancen
resultieren aus Goldpurpur mit einem Zusatz von Mangan- oder Kobaltoxyd. Braune Farben
entstehen aus lichtem oder dunklem Eisenoker, braunem Eisenoxyd oder aus chromsaurem Eisen-
oxyd und für S ch war z geht man von einer Mischung von Mangan- und Kobaltoxyd aus. Besonders
tiefschwarze Farben werden mit Iridiumoxyd erzeugt. Man rührt die Farben mit reinstem Terpen-
tinöl an, trägt mit dem Pinsel auf und brennt sie in der Muffel sorgfältig ein. Im Original finden
sich genaue Zahlenangaben über Mischung der Emailflüsse. Vgl. Sprechsaal 1894, 558.
Haltbare, wetterfeste Malfarben werden nach D. R. P. 94 858 aus stark kieselsäurehaltigen,
gefärbten Glasflüssen unter Zusatz von Bindemitteln (Leinöl, Casein, Kalk, Gummi) hergestellt.
Ein solcher Glassatz besteht beispielsweise aus 60 Tl. Kieselsäure, 30 Tl. Bleioxyd und 10 Tl. Borax
oder aus 100 Tl. Kieselsäure, 50 Tl. Pottasche und 8 Tl. kohlensaurem Kalk und ist gegen Säuren
und Atmosphärilien bedeutend widerstandsfähiger als die für keramische Zwecke üblichen Glas-
fritten (z. B. 75 Tl. Bleioxyd, 25 Tl. Kieselsäure), die schon durch verdünnte Salzsäure zerstört
werden. Die für Farbzwecke hergestellten Gläser müssen, da sie in pulverisiertem Zustande auf-
gestrichen sehr blaß aussehen, bis zu 50% färbende Metalloxyde als Zusatz erhalten, während den
Flüssen für farbige Glasfenster höchstens 3%, den tiefsten Porzellanfarben maximal 20%
färbendes Metalloxyd beigegeben werden.
mit dem Sande und der Versatzfritte; dann kommen die übrigen Materialien und 2kg Antimon-
oxyd hinzu, worauf man das Ganze sorgfältig vermischt.
Die Herstellung von rubinrot überfangenen Kathedralglas ist in D. R. P. 26458 beschrieben.
Das überfangen eines gewöhnlichen Sulfatglases mit Milchglas bietet insofern gewisse
Schwierigkeiten, als es nicht leicht ist, die Ausdehnungskoeffizienten der beiden Gläser miteinander
in Einklang zu bringen und es ist daher stets erforderlich, durch Vorversuche die besten Mengen·
verhältnisse für die Zusammensetzung des überfangglases festzustellen. Für einen Versatz des
Grundglases, der aus 480kg Sand, 178kg Kalk, 183 kg Sulfat, 12, 75kg Koks und 3kg Soda besteht,
eignet sich z. B., um nur eine der 6 Vorschriften in Sprechsaal1912, 786 zu zitieren, ein Milchglas-
satz der in ungefähr 5 Stunden geschmolzen wird und aus 45 kg Sand, 8 1/ 2 kg Soda, 3 kg Pottasche,
4kg Kryolith, 10kg Feldspat, 4 1/ 2 kg Flußspat und 200g Braunstein besteht.
Zur Herstellung eines überfangglases wird nach SprechsaalI911, 419 ein 0 p alg 1as geschmolzen
aus 100 kg Sand, 10kg Soda, 12kg 80proz. bis 85proz. Pottasche, 13kg Kalkspat und 14kg Kryolith,
das zugehörige Krystallglas aus 100kg Sand, 20kg Pottasche, 16kg Kalkspat und 18kg Soda.
Zur Herstellung überfangener verlaufener Gegenstände muß nach Sprechsaal 1912, 607 der
Ofengang ein ganz gleichmäßiger sein, da sonst das Trübungsmittel ausbrennt. Es ist überhaupt
zur Herstellung dieser Gläser große Übung und Geschicklichkeit nötig, so daß der Arbeit verschie-
dene Versuche in der Erhitzungsweise vorangehen müssen. Man erhält beispielsweise für ein
Opalgrundglas (100 Sand, 26 Soda, 10 Kalkstein, 18 Feldspat und je 8 Kryolith und Flußspat
mit der entsprechenden Menge Nickeloxyd als Entfärbungsmittel) ein rotes überfangglas aus
einem Versatz der auf 100kg Sand, 18 Soda, 16 Pottasche, 4 Borax, 10 Kalkstein, 2 Zinnasche,
4 Kupferoxydul und je 1,5 kg Eisenoxyd und Braunstein enthält. Kupfer und Eisen können auch
in Form ihrer schwefelsauren Salze dem Gemengsatz in wässeriger Lösung zugegeben werden. Der
Ofen muß heiß gehen, da das Glas sonst leicht lebrig wird.
In Sprechsaal1912, 379 findet sich eine größere Zahl von Vorschriften zur Herstellung eines
lichtaquamarin oder lichtgrün gefärbten überfanges für ein Milchglas das aus 96 Sand,
14 Pottasche, 16 Soda, 16 Feldspat, 11 Flußspat, 10 Kryolith und 2 Zinkoxyd besteht. Der als
Uberfang geschmolzene Versatz von 85 Sand, 20 Soda, 10 Pottasche und 15 Marmor wird beispiels-
weise für Lichtaquamarin mit 2 1/ 2 kg Kupfervitriol und 75g Kobaltoxyd und für Lichtgrün mit
1 1/ 2 kg chromsaurem Kali und 2 1/ 2 kg Kupferoxyd gefärbt, während man für Neublau 5 1/ 2 kg
Kupferoxyd und ßOg Kobaltoxyd und für Grün 3 1/ a kg chromsauren Barit und lkg chromsaures
Kali verwendet.
Zur Herstellung von goldigem Schiller auf Hohlglas stellt man nach Fr. Fischer, Sprechsaal
1891,429, ein dünnes, inneres überfangglas her, das mit Silber gelb gefärbt ist und eine äußere
Schicht aus Perlmutterglas, Opalglas oder Krystall. Der Satz für das Silberglas besteht aus 100 Tl.
Sand, 80 Tl. Mennige, 10 Tl. Borax, 30 Tl. Pottasche und Ys Tl. Silberoxyd. Bezüglich der technischen
Herstellung dieser Gläser sei auf das Original verwiesen.
Zur Herstellung von Brillantglas überfängt man Glasgegenstände nach D. R. P. 68 241
mit einer silberhaitigen Krystallglaskomposition und behandelt mit reduzierenden Gasen, wodurch
die Silberverbindung an der Oberfläche der Gegenstände zu Metall reduziert wird. [688.]
Zur Herstellung von Mosaiksteinen versieht man Tafelglas auf einer Seite durch An-
schmelzen körnigen Materiales befltehend aus Glasfluß oder Emails mit einer rau h e n Ober-
fläche, nachdem man vorher die Rückseite durch Einbrennen mit Glanzmetall überzogen hat.
Dann schneidet man die Tafel in passende Stückehen. (D. R. P. 189 872.) Vgl. auch D,_R. P.
188698.
Über farbige, namentlich venetianische Mosaikgläser siehe die umfassende Arbeit von
H. Schwarz in Verh. Gew.-Fleißes 1887, 90, 135 u. 181. Ebd. 1885, 270 bespricht der Verf.
speziell die Herstellung der Mosaikgläser von Salviati und bringt die Vorschrift zur Her-
stellung eines Goldrubinglases aus einem Satz von 60 Tl. Quarz, 30 Tl. Mennige, 12 Tl. Pott-
asche, 15,75 Tl. Kalisalpeter und 0,15 Tl. Gold, der ein durchsichtiges topasfarbenes Glas
ergibt, das sich beim Erhitzen bis zum Erweichen prachtvoll rubinrot färbt. Setzt man dieses
Glas in gepulvertem Zustande einem antimonsäurehaltigen Glase zu, so erhält man zunächst
ein weißliches, opakes Glas, das beim Anlaufen den gewünschten, für die Mosaikstücke erforder-
lichen Ton erhält. Alle Goldmosaikgläser sind, wenn sie heiß eingeschmolzen und gezogen werden,
mehr oder weniger farblos und werden erst beim Wiedererwärmen rot und durchsichtig wie Gold-
rubin. Wenn man jedoch nachträglich Gold zugesetzt hat, so wird das Glas braungelb lebrig
und in der Durchsicht dunkelhimmelblau. Beide Gläser trüben sich durch weiteres Erwärmen,
man erhält weiße Ausscheidungen und damit die eigentlichen fleisch-, rosen- oder violettroten T5ne.
Zur Reinigung von Glasscheiben und zur Verhinderung des Anlaufens reibt man die
Scheiben nach D. R. P. 273345 so lange mit einer Paste aus Fett, Ricinusöl, Natronseife, Sikkativ
und Terpentinöl (oder -ersatz) ein, bis sie blank ist.
Um gefrorene Fensterscheiben sofort klar zu machen überstreicht man sie mit einer konzen-
trierten wässerigen Kochsalz.Alaunlöslmg. (Polyt. Zentr.-ßI. 1872, 199.)
Um das Beschlagen und Gefrieren der Fensterscheiben zu verhüten, werden sie nach
D. R. P.113 274 mit einer alkoholischen Lösung von Senfsamen und Tannin bestrichen, der man
geringe Mengen eines schwer frierenden Öles beUügt.
Nach F. P. 450 068 verknetet man zur Herstellung einer wasserunlöslichen und dauerhaften
Masse, die das Beschlagen von Glasscheiben verhindern soll, 1 kg schwarze RiegelBeUe, 10 g
Colcothar und 5 ccm Terpentinessenz.
Zur Verhinderung des Schwitzens und Einfrierens von Schaufenstern und anderen Glas·
flächen überzieht man sie nach sorgfältigem Reinigen mit einer dünnen Schicht Galle. (D. R. P.
223 658.)
Zur Verhinderung des Beschlagens von Fensterscheiben, des Ansetzens von Eisblumen
und Hängenbleibens von Regentropfen, bestreicht man die Fensterscheiben mit Apfel. oder Apfel.
sinensaft, den man mit Wasser verdünnt hat. (D. R. P. 276903.) Nach dem Zusatzpatent setzt
man der wässerigen Obstsaftmischung zur Erzielung längerer Haltbarkeit und besseren Haftens
arabisches Gummi oder Dextrin und zur Verhinderung der Eisbildung Kochsalz oder krystall.
wasserhaltiges Chlorcalcium zu. (D. R. P. 287524.)
Zur Verhinderung des Beschlagens von Fenster. oder eelluloidscheiben überzieht man sie
ein· oder beiderseitig mit einer Schicht von gehärteter Gelatine, Schleim und anderen Eiweiß.
stoffen. Dieser Überzug, z. B. auf Brillen angebracht, verhindert die Verdichtung des ·Wasser·
dampfes, auch wenn man die Gläser anhaucht. Nach einem ähnlichen Verfahren überzieht man
die Glasscheiben mit einem die Oberflächenspannung vermindernden Mittel in Form einer Lösung
oder Suspension in solcher Dicke, daß dieses Mittel, z. B. die Gelatineschicht, im Zustande der
Lösung durch Adhäsion an der Scheibe gehalten werden kann. (D. R. P. 800681 und 305163.)
Um das Beschlagen und Gefrieren von Fensterscheiben zu verhindern, überzieht man sie
mit einer durchsichtigen wärmeisolierenden Schicht aus gehärteter Gelatine oder Viscose, der man
Calci umchlorid als hygroskopische Substanz zusetzt. (D. R. P. 834 074.)
Ein die Glasflächen klarhaltendes und doch das Gefrieren verhinderndes Mittel erhält man
nach D. R. P. 330464 durch etwa l/.stündiges Verkochen von.1000 Tl. geruchlosem 01, 15--20 Tl.
Gummiarabicumpulver, 200-250 Tl. trockenen Krystallsodapulvers, 100-150 g Steinsalz,
4-5 Tropfen Lavendelöl und einigen Tropfen Salzsäure.
Das unter dem Namen" 0 c ul us tro" im Handel befindliche, zurVermeidung des Beschlagens
von Brillen~läsern dienende Präpara.t besteht nach Techn. Rundscb. 1909, 0 a.us einer Oleinkali-
seUe, die mIt etwas Terpentinöl und etwa 30% Glycerin versetzt ist.
Zur Vermeidung des Beschlagens von Glas bes~eicht man es nach E. P. 171 590 mit der
Lösu~ von 1 Tl. Oleinsäure in 15 Tl. Alkohol, Äther oder Chloroform.
über die Zusammensetzung von Mitteln, die das Beschlagen und Trüben von Glas., z. B.
Gasmaskenfenstern durch die Atemluft verhindern, siehe P. W. Carlton, lourn. Ind. Eng. Chern.
11, 1105. .
Diese chemischen Mittel können jedoch nur einen vorübergehenden Erfolg haben, da das
Beschlagen der Schaufensterscheiben nur dadurch zu vermeiden ist, daß die beiden Oberflächen
der Glasscheibe gleiche Temperatur zeigen, so daß eine Kondensation des Wasserdampfes und
sein ev. Gefrieren nicht möglich sind. Über mechanische Vorkehrungen und die Innenbeheizung von
Schaufenstern nahe den Scheiben siehe Techn. Rundsch. 1912, 290.
Gläser vollkommen reinen Hochglanz erhalten und sich nicht, wie es beim Polieren mit Eisenoxyd
geschieht, durch amgenommene Eisenoxydteilchen bräunlich färben. (DingI. Journ. 107, 201.)
NachÖ. P. Aufg. v. 7. XI. 1910 ist Braunstein, für sich oder im Gemenge mit anderen Sub·
stanzen angewendet, ein ausgezeichnetes Poliermittel für Glas.
Zum Schleifen und Polieren dünner Becherränder verwendet man nach SprechsaaI1912,
711 zweckmäßig verschiedene natürliche und künstliche Steine (Sand, Feldspat, Sandstein, Car.
borundum oder calcinierten Quarz) und poliert die abgeschliffenen Ränder nachträglich mit Pappel.
holz und Kaolin· oder Glasurbrei als Poliermittel. - Zum Abschleifen der Ränder von Glasröhren
verreibt man die Enden auf Schmirgelpapier unter Mitverwendung von einem Tropfen Olivenöl
als Schmiermittel.
Das zum Schleifen gläserner Linsen dienende Polierpech besteht nach Techn. Rundscb.
1911, 429 z. B. aus einem Gemenge von 40 Tl. Pech, je 25 Tl. Kreide und Hartparaffin oder Ceresin
und 10 Tl. Mineral. oder Olivenöl. Wenn die Masse farblos sein soll, ersetzt man Pech oder Asphalt
durch Kolophonium oder venetianischen Terpentin, den Schmelzpunkt des Produktes kann
man durch Steigerung des Pechzusatzes erhöhen.
Nach Sprechsaal 1881, 191 kann man das Springen des Glases und das sog. Pfeifen während
des Schleifprozesses verhüten, wenn man den schwingenden Teil des Schleifobjektes mit einem
Bleiklotz in Berührung bringt.
Um das Springen zementumkleideter Glasröhren zu verhüten, bestreicht man letztere
mit einer dünnen Zementschlammschicht, trägt nach erfolgter Abbindung eine elastische Schicht
aus Kautschuk, Asphalt mit oder ohne Zusatz von Schlackenwolle, Holzmehl oder dgl. auf und
stampft diese umhüllten Röhren dann in die Betonmasse ein. Die elastische Zwischenschicht
verhindert dann das Reißen der Glaseinlage. (D. R. P. 215505.)
Zum Schutze direkt geheizter Glasretorten oder ·kolben gegen das Zerspringen überstreicht
man ihren Boden mit einem rissefrei eintrocknenden Teig aus Töpferton, Sand, Kuhhaaren,
Wasser und etwas Glycerin. (Koller, D. Ind.-Ztg. 1871, Nr. 23.)
Zur Verhütung des Springens von Einschmelzröhren bringt man sie zugeschmolzen
in ein dicht verschraubbares Eisenrohr und füllt zur Erzeugung äußeren Druckes in das Eisen·
rohr Äther oder Benzin (nicht aber Wasser, das bei hoher Temperatur Glas angreift) ein. (D. R. P.
68536.)
Zur Verwertung des Schleifsandes von Spiegelfabriken brikettiert man ihn mit Wasser und
brennt die Formlinge, so daß der Glasstaub die Sandkörner zu einer festen Bausteinmasse ver·
kittet. (D. R. P. 17 787.)
Ein Schmiermittel für Glasstöpsel erhält man durch Zusammenschmelzen von 70 Tl.
reinem Kautschuk und 30 Tl. gelbem Bienenwachs oder Paraffin. Das Präparat wird durch Alkali
nicht verseift; es soll in geschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. (C. Phlllips, Ref. in Zeitschr.
f. angew. Chern. 1899, 109.)
Als Dichtungs- und Gleitmittel für Glasschliffe eignet sich nach Wiechowski, D. rned. Wochen-
schrift 1921, 1083, das ö!saure Al umi ni um am besten als zähe Lösung seines Gemisches mit
Bienenwachs.
Zur Lockerung festsitzender Glashähne empfiehlt Schwarze die festsitzenden Glasküken,
.stopfen usw. in unverdünnte Wasserstoffsuperoxydlösung zu bringen, die in kurzer Zeit die
Lockerung bewirkt. (Zentralbi. 1919, 11, 83.)
Nach E. P. 131 918/1919 versieht man Glasballons mit einer hölzernen Schut,zhülle, die mit
nach E. P. 131911 hergestellter vulkanisierter Faser überzogen ist.
Zur Herstellung von Gegenständen aus durch eine Glasmasse gekitteten schwerschmelzbaren
Stoffen erhitzt man Formlinge aus Sand, Porzellan- und Glasmehl und Wasser bis zum Schmelz-
punkt des Glases und preßt die Stücke in Formen. (D. R. P. 16 704.)
Das sog. Calcinglas wurde durch abermaliges Schmelzen eines d~ch Einfließenlassen des
gewöhnlichen Glasschmelzflusses in Wasser erhaltenen körnigen Produktes gewonnen. (D.lnd.-
Ztg. 1875, 146.) .
Nach E. P. 3554/1880 werden Sand, Soda und Kohle zusammengeschmolzen, worauf man
die Masse mit Wasser auslaugt, die Lösung mit Kalk fällt und das erhaltene Calciumsilicat auf
Glas verarbeitet.
Zur Herstellung von glasartigen Gegenständen formt man eine erkaltete gefrittete Masse
aus Sand oder Feuersteinpulver, Soda oder Pottasche und Alkalinitrat, Borax, Mennige und
Kreide, evtl. unter Zusatz eines färbenden Metalloxyds, brennt die Formlinge bei 750-1000°
und läßt sie in der Form langsam erkalten. Als Formmasse dient eine in Kalkwasser aufzu-
bewahrende Mischung aus Ton, Kaolin, Feuerstein und gebranntem Gips. (D. R. P. 183527.)
Nach dem Zusatzpatent brennt man die durch Formen gepulverter, glasartiger oder verglas-
barer Massen aus schwerschmelzenden Sätzen erhaltenen Formlinge unter Druck in einer
feuerfesten Form. (D. R. P. 274183.)
Nach D. R. P. 21)8444 pulvert man zur Herstellung glasartiger Gegenstände eine leicht-
flüssige Glasmasse, stellt Formlinge aus dem Pulver her und brennt diese auf einer Ton- oder
Kalkunterlage bei einer Temperatur ein, die zum Schmelzen und Fritten des Pulvers ausreicht.
Der entstehende verglaste Gegenstand soll sich durch seine glatte Oberfläche auszeichnen, ein
Verziehen oder Platzen der Gegenstände soll nicht stattfinden. Als Unterlage eignet sich besonders
Marmor, der unterhalb einer bestimmten kritischen Temperatur, die bei vorliegendem Verfahren
in Betracht kommt, ohne unter Ausscheidung von Kohlensäure in ungelöschten Kalk zu verfallen,
Zusammenllang und Festigkeit bewahrt, so daß nicht wie beim Ton jene raube und faltige Ober-
fläche entsteht, die man mit la fleur du moule bezeichnet.
Ein ähnliches Verfahren der Herstellung von Gefäßen durch Fritten von Fensterglasabfall
oder Glasschrot wurde schon von B. Chance in DlngL Joum. 142, 894 beschrieben. Man preßt
nach diesem Verfahren einen Brei aus 3 Tl. gemahlenem Glas, 1 Tl. Sand und der nötigen Wasser-
menge in eine Form, trocknet den erhaltenen Gegenstand bei gelinder Wärme und erhitzt ihn
schließlich im Ofen, bis die Masse zu sintern beginnt. .
Zur Herstellung von Glasgegenständen wird Glaspulver in feuerfesten Formen er-
hitzt, die aus einer geeigneten Masse gegossen, bei der zum Schmelzen des Glaspulvers nötigen
Hitze nur so weit erhärten, daß sie von dem fertig geschmolzenen Glasgegenstand ,ohne diesen
zu beschädigen, abgebrochen oder abgeschabt werden können. Als geeignetes Material für diese
Formen verwendet man ein Gemenge von Quarz, Kaolin und Feldspat. Nach dem Verfahren
Edelsteine. Tonerde- und Magneaiumsilicate. 673
lassen sich auch Gegenstände aus verschiedenfarbigen Glaspulvern, die an der Trennungsstelle
nicht zusammenschmelzen sollen, herstellen. (D. R. P. 277 874.)
Über die Verwendung der Glasabfälle in der Fabrikation wie auch außerhalb der Glasindustrie
siehe Spreebsaal 41, 421.
Die Abfälle in Glashütten sind am vorteilhaftesten an Ort und Stelle zu verwerten. Der aus
der Produktion sich ergebende Glasabgang wird nach Farbe und chemischer Zusammensetzung
sortiert und eingeschmolzen. Das Herdglas, das beim Abfließen durch den Schmelzofen durch
Schamotteteile verunreinigt wird, kann nach erfolgter Reinigung zur Herstellung von gröberen
Gläsern verwandt werden, ebenso der Sandabfall aus der Glasschleüerei. (Keram. Rundseb. 22, 2.)
In der Steinstube kann das vom Ofenabbruch erhaltene Altmaterial von Schamotte-, DiIias-
und SandsteinEm, das nicht mehr zu HintermauE\l'ungen tauglich ist, zu passendem Ofenzeug,
wie Vorrichter, Glutlochsteine, Schmelzkuchen usw. verarbeitet werden. (Keram. Rundseb. 22, 2.)
Verfahren und Vorrichtung zur Wiedergewinnung des Glases aus Drahtglasplatten
sind in D. R. P. 334842 beschrieben.
die sog. rekonstruierten Rubine zu erhalten. Fremy und seinen Mitarbeitern (1891) gebührt
das Verdienst, wirklich synthetische, also aus den natürlichen Bestandteilen erschmolzene Edel·
steine zu erzeugen, die seit 1902 im Handel sind und eine Vollkommenheit erreicht haben (von
VemeuU ausgearbeitet), die kaum mehr zu überbieten ist. Diese in einem besonders konstruierten
Apparat aus reinem Aluminiumoxyd und etwas Chromoxyd unter Verwendung von Flußmitteln
(K.CO.) erhaltenen rhomboedrischen Krystalle sind häufig härter als die natürlichen Steine und
unterscheiden sich von ihnen auch bei chemischer und optischer Untersuchung absolut nicht,
seit es gelungen ist, sie von den sehr kleinen Gasbläschen zu befreien, die bis dahin als Unter·
scheidungsmerkmal galten. Die auch von deutschen Gesellschaften gewonnenen synthetischen
Saphire (aus Eisenoxyd und Titansäure ), roten Alexandrite und Korunde werden jetzt so billig
hergestellt (2 Karate für etwa 20 M. gegen z. B. 30 000 M. für eiBen dreikarätigen Rubin und
3000 M. für einen ebenso schweren Diamant), daß mit der Auffindung dieser Verfahren der Unter·
gang der natürlichen Edelsteinindustrie gegeben wäre, wenn nicht·das Bewußtsein, den echten
teuren Stein zu besitzen, allein maßgebend wäre. (Dörmer, Zeltschr. r. angew. Chem. 25, 1391.)
Die Herstellung künstlicher Edelsteine, besonders der Rubine, nach den Verfahren von
Goldschmiedt und Pohl (Buchner und Vemeulls) beschreibt E. Buß in Zeitschr. f. angew. ehem.
1910, 943.
Auch im Hochofen wurde die Bildung kleiner Edelsteinkrystalle beobachtet, die ursprünglich
für Diamanten gehalten wurden, bis man ihre Zugehörigkeit zur Korund.(Tonerde. )reihe erkannte.
Der zunächst unverständliche Vorgang der Bildung von Korund· und Carborundkrystallen
im Hochofen, in dem die Schmelztemperatur der Tonerde (2100°) nie erreicht wird, findet seine
Erklärung in der Tatsache, daß sich nach F. P. 394 805 Bauxit in 4-8 Stunden schon bei einer
Temperatur von 1200-1400° in krystallisierte Tonerde umwandeln läßt, wenn man Chlor oder
Fluorwasserstoff zuleitet. Auch aus Silicatschmelzen, die mit etwa 30% Tonerde übersättigt
sind, scheidet sich die letztere beim Erkalten als Korund ab. Ähnliche Vorgänge .dürften auch
im Hochofen eintreten. (B. Neumann, Stahl u. Eisen 1909, 906.) Vgl. [509].
setzt; die Dämpfe von Fluoraluminium und der Borsäure zersetzen sich in der hohen Tempe-
ratur in flüchtiges Fluorbor und feuerbeständigen Korund. Rubine und Saphire lassen sich auf
ähnliche Weise künstlich darstellen, nur wird dem Fluoraluminium mehr oder weniger Fluor-
chrom hinzugesetzt, um die rote bezw. blaue Färbung zu erzielen. (DingI. Joum. 148, 872.)
Über künstliche Darstellung von farblosen Tonerdekrystallen siehe Gaudin, Polyt. Zenk.-BI.
1807, 1883.
Krystallinische, zu Schleif- und Polierzwecken dienende Tonerdemassen, die in reinkrystalli-
nischer Form vor allem als Edelsteine Verwendung finden sollen, erhält man durch Glühen
von Aluminiumchlorid-Holzkohlenbriketts im Kohlensii.urestrom während 50-500 Stunden.
TIm gefärbte Krystalle zu erhalten, setzt man der AluminiumchloridlÖBung während des Ein-
dampfens des Brikettbreies Metalloxyde verschiedener Art, z. B. Chromoxydsalzlösung, zu.
(D. R. P. 69080.)
Zur Herstellung von Gegenständen aus geschmolzenem Aluminiumoxyd formt man ein
Gemisch von Kohle und Aluminium ohne Bindemittel und erhitzt bis zur Umwandlung des Metalles
in sein Oxyd. Um farbige geschmolzene oder krystallisierte Tonerdegegenstii.nde, also auch künst-
liche Edelsteine zu erhalten, führt man in das Kohlen-Aluminiumgemisch passende Metalle
oder Metallverbindungen ein. (D. R. P. 828028.)
Die ursprünglich durch Zusammenschmelzen kleiner Rubinsplitter erhaltenen größeren Steine
enthielten zahlreiche mikroskopische kugelige Hohlräume, während die natürlichen Steine
mit federförmigen Drusen erfüllt sind, so daß man beide Gattungen leicht unterscheiden konnte.
Heute gelingt die Erzeugung völlig homogener Stücke, doch ist es nötig, die Schmelze in dem an
Kohlenstoff und Wasserstoff reichen Teil der Flamme auszuführen, der nicht heiß genug ist, um
die Masse zum Schäumen zu bringen, ferner muß man die Masse in von unten nach oben über-
einander gelagerten Schichten anwachsen lassen, und schließlich ist es nötig die Oberfläche des
Produktes möglichst zu begrenzen, um die Zahl der Sprünge des auf einer ganz kleinen Fläche
ruhenden Steines zu vermindern. (A. Colln, Rev. chlm. p. et appl. 1909, 391.)
Man erhält so wirklichen künstlichen Ru bin von klarster Durchsichtigkeit und durch Ände-
rung der Mengen des färbenden Chromoxydes in jeder der geschützten Naturfarben des Edel-
steines vom Taubenblutrot bis zum zartesten Rosa. Ohne Chrom resultieren farblose wasserhelle
Tropfen, sog. weiße Saphire, andere Farbenzusätze ergeben dien gelben Korund und den synthe-
tischen Alexandrit, dessen Farbwechsel (bei Tage hellgrün, bei Lampenlicht violett) dem Kunst-
produkt ebenfalls eigen ist. Größere Bedeutung als diese Nebenprodukte besitzen die syntheti-
schen S a phi r e, die man jedoch erst seit kurzer Zeit als wirklich den Natursteinen völlig gleich-
wertige Produkte schaffen kann, da die ursprüngliche Methode ,geschmolzene Tonerde mit Kobalt-
oxyd zu färben, und verschiedene Variationen stets zu einem glasig amorphen aber nicht krystalli-
nischen Produkte führten. (M. Bauer, Zeitschr. I. angew. Chem. 1909, 1874.)
Über die Herstellung krystallisierter Tonerde im elektrischen Ofen und einige Nebenprodukte
dieses Schmelzprozesses von saphir- oder rubinartiger Beschaffßnheit siehe W. H. Gintl, Zeitschr.
f. angew. ehem. 1901, 1173. .
Ein Verfahren zur Herstellung von Schleifmitteln oder künstlichen Edelsteinen
durch Reduktion von geschmolzenem Aluminiumoxyd im elektrischen_ Strom und folgende lang-
same Abkühlung dadurch, daß das Schmelzgefäß einen Vakuummantel erhält, ist in D. B. P.
268930 beschrieben.
Zur Herstellung künstlicher Rubine schmilzt man in passendem Verhältnis gemischte wasser·
freie Tonerde und ChromBesquioxyd-im elektrischen Lichtbogen, der in einem besonderen, in der
Schrift beschriebenen Ofen erzeugt wird, so lange, daß die geschmolzene Tonerde und das gebildete
Tonerdechromit verdampfen. Es bilden sich so große rhomboedrische Rubinkrystalle neben einem
Produkt, das nach der Abkühlung eine schwammige krystallisierte Masse darstellt, deren Höhlungen
mit blätterigen roten oder violetten Krystallen ausgefüllt sind. Ersetzt man das Gemenge der
Ausgangsmaterialien durch eine Mischung von wasserfreier Tonerde und kaustischer Magnesia,
so erhält man in gleicher Weise Rubinspinelle. (D. R. P. 93808.)
Zur Darstellung fehlerfreier, künstlicher oder synthetischer Edelsteine versetzt man
den als Träger für den geschmolzenen Tropfen dienenden Stift in drehende Bewegung, um seine
Längsachse in der Weise, daß die Knallgasflamme, die Längsachse des Tropfens und die Drehungs-
achse des Stiftes in eine Gerade zusammenfällt. Die drehende Bewegung wird auch nach Ent·
fernung der Heizquelle bis zum Erkalten des Tropfens fortgesetzt. Man erhält so gasbläschen-
freie, klare Edelsteintropfen, die keine beim Schleifen farbige Streifen ergebende Wachstums-
ringe zeigen, nicht zum Zerspringen neigen und optisch in der Weise orientiert sind, daß die optische
Achse entweder mit der Rotationsachse parallel oder senkrecht zu ihr läuft, was für den Schleifer
besonderen Wert hat. (D. R. P. 284208.)
Der sog. synthetische Sma.ragd ist in den meisten Fällen nur durch Chrom grüngefärbtes
Glas oder es sind sog. Doubletten, bestehend aus zwei Teilen geschliffenen Glases, Bergkrystalles
oder Aquamarins mit einem zwischengelegten, dünnen, smaragdgrÜD gefärbten Glas- oder
Gelatineplättchen, das dem ganzen Stein, von oben gesehen, auch in gefaßtem Zustande die grüne
Färbung verleiht. 1909 war die synthetische Gewinnung des Smaragdes ebensowenig gelungen
wie jene des häufigen hellgrünen Berylls, des Aquamarins. (M. Bauer, Zeitschr. r. angew.
ehem. 1909, 2177.)
Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung synthetischer Edelsteine oder a.nderer Gebilde aus
hochschmelzendem Material sind in D. R. P. 882890 beschrieben.
Edelsteine. Tonerde- und Magnesiumsilicate. 677
Zur Synthese des Spinells löst man Magnesium- und Aluminiumoxyd in Natriummetaborat
und erhitzt das Gemenge bis zu einer Temperatur von etwa 900°. (Guertler, Zeitschr. f. angew.
Chem. 1906, 898.)
Zur Herstellung von künstlichem Türkis schlägt man nach einem nicht näher bekannten,
jedoch durch einige Versuche wohl leicht feststellbarem Verfahren, in wässeriger Lösung, bei
Gegenwart von Kupfersalz Aluminiumhydrophosphat nieder und preßt den erhaltenen
lockeren Niederschlag unter starkem Druck. Diese Imitationen lassen sich vom echten Türkis
nur durch ihr Verhalten beim Glühen unterscheiden. (M. Bauer, Angew. Chern. 1909, 2177.)
Zur Herstellung von künstlichem Tür kis legt man Knochen oder Elfenbein nach C. Puscher,
Kunst u. Gew. 1888, 187 in eine konzentrierte Lösung von Kupferoxydammoniak und spült mit
Wasser ab. .
Zum Färben von Türkisen und anderen Edelsteinen bleicht man die Steine nach D. R. P.
62448 zunächst in einer wässerigen Lösung von Weinsteinsäure und Kupfer- oder Eisenvitriol
und färbt sie dann in Alkohol durch allmählichen Zusatz von wässerigen TeerfarbstofflÖsungen.
Über Herstellung von künstlichen Schmucksteinen durch Glühen von geformtem, mit
Sa1petersäure befeuchtetem, evtl. gefärbtem Zinkoxyd und Härten des Glühproduktes in einer
konzentrierten, neutralen Chlorzinklösung vom spez. Gewicht 2 siehe D. R. P. 16212.
durch Erhitzen mit Kohle im Kupolofen unter Einblasen von Luft. Es bildet sich zunächst Alu-
miniumcarbid, das im Luftstrom schmelzend wieder in Tonerde übergeht, die nach dem Abkühlen
einen geschmolzenen, von Aluminiumoxydkrystallen durchsetzten Block bildet. Das erhaltene
Material zeigt dann einen Gehalt von etwa 69% Tonerde und 5 bzw. 23% Eisenoxyd, was sich
daraus erklärt, daß das verhandene Oxyd in den Oxydulzustand übergegangen ist und mit dem
Aluminiumoxyd Spinell (Al 20 S • FeO) bildet. Die feingemahlene, erst bei 1950° allmählich schmel-
zende Masse wird mit Kaolin oder Ton als Bindemittel gemischt, geformt und gebrannt und stellt
so, wenn man von dem eisenarmen Bauxit ausgeht, die feuerfeste Steinmasse dar, während der
rote, eisenreiche Bauxit ebenfalls geschmolzen ein Schleifmittel ergibt, das den Naxosschmirgel
an Wirksamkeit übertreffen soll. (A. Bigot, Zentralbi. 1919, 11, 163.)
Zur Herstellung eines bor haiti gen Schleifmittels erzeugt man aus einer Beschickung von
15 Tl. Quarzsand, 40 Tl. Koks, 5 Tl. Aluminiumoxyd, 20 Tl. Calciumborat, 5 Tl. Borsäure und
15 Tl. Kochsalz, also einem Gemenge, das die Erreichung hoher Temperaturen gestattet, jedoch
nicht bis zur Zersetzungstemperatur erhitzt werden darf, ein inniges Gemenge von Borcarbid
und Korund, das sich durch große Härte, Beständigkeit gegen Säuren und Alkalien und Feuer-
festigkeit bis zu 2500° auszeichnet. (D. R. P. 152501.)
Zur Herstellung eines Schleifmittels, das neben Tonerde noch 1-15% Eisenoxyd enthält,
jedoch frei von Silicium- und Titanoxyden ist, setzt man geschmolzener Tonerde oder schmelzen-
dem Bauxit ein flüchtiges Metall oder eine Alkaliverbindung zu, die sich während des Erstarrens
der Mischung im Dampfzustand befinden. (Norw. P. 32368-370.)
Zur Herstellung eines Schleifmittels verschmilzt man 17 Tl. Diaspol' (Aluminiumoxyd-
hydrat), 3 Tl. Koks und 2 Tl. Eisen im elektrischen Ofen und kühlt langsam ab. (Norw. P.
31322.)
Ein Schleifmittel erhält man ferner nach Norw. P. 31321 als krvstallinisches Produkt durch
Verschmelzen von Tonerde und Zirkonerde. •
Über Schleifstein, Schleifmittel usw. s. [675 ff], vgl. [77].
Der weiße Bol us, ein eisenfreies Tonerdesilicat mit etwa 40% SiO s und 20-25% AlaO a,
ist ein schwach fettglänzendes Mineral von hellgrauer bis gelblichweißer Färbung, hat durchschnitt-
lich ein spez. Gewicht von 2,2-2,5 und die Härte 1-2. Er muß zur Erzielung einer einheitlichen
Färbung und zur Entfernung der natürlichen Verunreinigungen fast immer sorgfältig geschlämmt
werden. Gut aufbereiteter Bolus zerfällt in Wasser leicht und läßt sich als Teig in jedem Verhältnis
mit Wasser mischen, streichfertig aufgetragen soll er nach dem Austrocknen ohne Bindemittel
fest auf der Unterlage haften. Weißer Bolus wird in der Tapeten. und Papierfabrikation, in der
Spielwarenindustrie und zum Polieren von Glas, Metallen und Stein gebraucht. Ferner dient er
als Kittbestandteil zur Anfertigung von Formen für Metallguß, Gefäße usw. Auch bei der Her·
stellung von Gold· und Silberpapier, in der Wachstuch- und Linoleumfabrikation wird er vielfach
verwendet. Zur Bereitung von Poliment (Goldgrund) eignen sich nur ganz bestimmte, besonders
plastische und sorgfältig geschlämmte weiße Bolusarten. (Farbenztg. Un6, 86.) Vgl. die ge·
färbten Bolusarten im Abschnitt Mineralfarben.
Nach dem Kanad. P. 74949/1901 wird der Glimmer durch Erhitzen und folgendes sofortiges
Eintauchen in Wasser zerteilt. Die Stücke passieren, während sie noch von der Flüssigkeit durch-
drungen sind, Walzen.
Ein Verfahren zur Herstellung von Glimmerplättchen oder Schuppen aus Glimmerplatten oder
-stücken, die von zu geringer Größe oder Güte sind, um daraus Material für elektrische u. dgl.
Zwecke herstellen zu können, ist dadurch gekennzeichnet, daß man die Glimmerstücke einer Bie-
gung unterwirft, um dieselben aufzulockern und darauf einem Luftstrom aussetzt, derart, daß
die aufgelockerten Glimmerstückehen mehr oder weniger in einzelne Blättchen aufgelöst werden,
worauf dieselben durch Luftstrom in einen Raum geführt werden, in dem sich die verschiedenen
Plättchen nach ihrem Gewicht ordnen. (D. R. P. 142138.)
Zum Zerkleinern nichtlöslicher Mineralien, z. B. von Glimmer, mischt man das Mineral
mit scharfkantigen Krystallen, z. B. mit Kochsalz, mahlt und entfernt das Salz nach genügender
Zerkleinerung durch Wasser. (D. R. P. 151216.)
In Amerika wird der Glimmer nach drei verschiedenen Methoden zerkleinert: 1. Durch einen
Erhitzungs-Zerfallprozeß; 2. durch Zerkleinern zwischen Mühlsteinen und 3. durch Backen
bei großer Hitze und Pulverisieren mittels eines Dampfgebläses. Die letzte Methode scheint
noch nicht genügend durcherprobt zu sein. Sie soll ein weicheres, silberglänzenderes Produkt
ergeben. Wahrscheinlich wird hierbei der Glimmer bis zu einem gewissen Grade hydratisiert.
Die in Amerika gebräuchlichste Litte-Apparatur ist die folgende: Ein metallener Zylinder, der
mit gewelltem Gußeisen ausgekleidet ist, enthält eine drehbare Achse, an der mehrere metallene
Stampfen (beaters) befestigt sind .. Diese Achse rotiert mit außerordentlicher Schnelligkeit, durch-
schnittlich macht sie 2000-3000 Umdrehungen in der Minute. Der Glimmer wird seitlich oder
vorn in den Zylinder eingeführt und fällt, wenn er genügend fein ist, durch ein Sieb am Boden
des Zylinders heraus, oder wird durch ein Gebläse, das so reguliert ist, daß es nur bestimmt große
Flocken wegnimmt, gesichtet. Diese Flocken werden in einem Sammelbehälter aufgefangen,
aus dem die mitgeführte Luft entweichen kann. Beim Mahlen ist einige Vorsicht zu beobachten,
da das Glimmermaterial sehr voluminös wird, wodurch die Zylinder gefährdet werden.
Zum Feinmahlen von Glimmer behandelt man ihn nach 3-4stüudigem Erhitzen auf Weiß-
glut in nach dem Erkalten undurchsichtigem Zustande 30 Minuten mit Dampf und mahlt ihn
dann zu einem äußerst feinen silberglänzenden Staub. (D. R. P. 168020.)
Nach E. P. 12570/1908 wird der Glimmer mit einer nicht schmierenden Flüssigkeit (vorzugs-
weise einer Lösung von Alaun) in einer Mühle vom gewöhnlichen Typ gemahlen.
Wenn eine Glimmerplatte einige Zeit in einem Muffelofen bis zur Rotglut erhitzt wird, verliert
sie viel von ihrer Biegsamkeit und zeigt bei reflektiertem Licht eine mattweiße Silberfarbe, bei
durchgehendem Licht erscheint sie mit grauen Flecken bedeckt. Die Fleckenbildung tritt nicht
auf, wenn 2-3 solcher Platten übereinandergelegt werden, die Platten werden dann völlig undurch-
sichtig. (Elsners ehem.-techn. Mitt. 1868, 117.) .
Um Glimmer zu enthärten packt man die Platten schichtenweise durch Bleche getrennt
in metallene Kasten, so daß beim Erhitzen ein schneller Wärmeausgleich der Kastenfüllung
bewirkt wird, und kühlt das Material dann möglichst schnell ab. (D. R. P. 216404.)
Nach E. P. 8780/1910 behandelt man Glimmer, um ihn zu erweichen, mit einer Lösung von
Magnesiumsulfat, worauf der Glimmer geknetet werden kann. Es können auch (nach anderer
Vorschrift bzw. ähnlichen Patenten) schwach alkalische oder saure bzw. Kochsalzlösungen an-
gewanQt werden. Neuerdings verwendet man kaum mehr Chemikalien, sondern, "hydratisiert",
den Glimmer mit Wasserdampf. (S. 0.)
Über die Wirkung des Alkalis auf Glimmer siehe Friedel, Ber. 23, 453.
Um aus Glimmer, z. B. indischem Tafelglimmer, feinsten Silbers taub herzustellen, wird der-
selbe in einem dichtverschlossenen, feuerfesten Raum, z. B. in einem zur Weißglut gebrachten
eisernen Zylinder, so weit erhitzt, daß er nach dem Erkalten undurchsichtig erscheint. Der ge-
brannte, ausgekühlte Glimmer wird geschnitten oder zerkleinert und in einem. .verschlossenen
Gefäß einer Dämpfung unterzogen. Diese Dämpfung erfolgt entweder durch Ubergießen mit
heißem Wasser oder direkt durch heiße Dämpfe. Die Dämpfung soll mindestens 1/2Stunde dauern,
Der so durchweichte Glimmer wird herausgenommen, getrocknet und in einem Mörser oder Koller-
gang zu silberglänzendem Staub zermahlen. (D. R. P. 168020.)
Nach Angaben von C. O. Cech wird der Glimmer in Pochwerken zerkleinert, gemahlen, mit
Salzsäure ausgekocht, durch Auswaschen mit Wasser von der anhaftenden Säure befreit und durch
Sieben in mehrere Sorten gesichtet. Er beschreibt dann weiter die Vorzüge dieser keine gesund-
heitsschädlichen Bestandteile enthaltenden GI i m m erb r 0 kat e, die im Gegensatz zu den
Metallbronzen gegen Schwefelwasserstoff beständig sind und auch in ungefärbtem Zustande die
Metallbrokate an leuchtender Eigenfärbung übertreffen.
Zur Herstellung des als Ersatz für Fischschuppen dienenden Per I mut tin s verfährt man
nach O. Parkert in folgender Weise: Die Glimmerschieferstücke werden zusammen mit glattpolierten
Stahlkugeln in einem, um ein Holzrad gelegten, mit verschließbarem Einfüllschlitz versehenen
derben Zwillichsack bis zum gewünschten Feinheitsgrad dadurch zerkleinert, daß man den schlauch-
förmig genähten Sack von etwa 4 m Umfang mittels einer das Holzrad bewegenden Transmission
umlaufen läßt. Das erhaltene Pulver wird dann evtl. in Reibvorrichtungen weiter zerrieben
und gelangt in eine ständig rotierende Kugelbrandmuffel, in der sich das Material bei Rotglut
in einen metallisch schillernden Silberstaub verwandelt. Wichtig ist es die Te~peratur durch
Vorversuche festzustellen und weiterhin genau zu überwachen, da sonst bei überhitzung ein
weißes, unbrauchbares Pulver entsteht. Den so erhaltenen Silberstaub kann man mit Zinnsalz-
dämpfen hervorragend schön irisieren. Am besten verfährt man zur Erzielung mehrfarbiger
Effekte in der Weise, daß man die glasartigen Glimmerplättchen schon vor der Zerkleinerung
in dem Zwillichsack teilweise irisiert und das hierauf gebrannte Pulver mit ungefärbtem Glimmer-
pulver vermischt. Man kann die Glimmerplatten auch im ganzen nach Vorbehandlung mit
Schwefelsäure wie Glas versilbern und das silberlüstrierte zerkleinerte Material zu Verzierungs-
arbeiten benutzen.
Eine Beschreibung der Herstellung von Kunstfischsilber mit Glimmer als Ausgangsmaterial
bringt ferner O. Schwarzbach in Glasind. 1918, 169.
Zum Färben der Glimmerbrokate kann man in erster Linie Teerfarbstoffe verwenden, so z. B.
für rote Töne Safranin G extra, OB extra 0, Diamantfuchsin Ia, für andere Töne Methylviolett
BB 720, 3 BO, 6 BO, Methylenblau BB, Neumethylenblau N, Solidgrün kryst. 0 Brillantgrün,
kryst. extra; für Gelb Thioflavin T, Auramin 0; für Braun Chrysoidin AG, FF, Manchesterbraun
GG, EE.
Über Glimmer und Glimmerfabrikate (Brokate) und über das Färben des Glimmers mit
Teerfarbstoffen siehe ferner D. Ind.-Ztg. 1871, 67 u. 404, bzw. DingI. Journ. 200, 224.
Zum Färben von Glimmer behandelt man das feingemahlene Material nach D. R. P. 78781
mit einer Lösung von Eiweiß, das man durch Wasserdampf oder durch Koagulierung mittels
Säuren fixiert, oder mit ammoniakalischer Caseinlösung und einer Metallsalzlösung, worauf die
so vorbereitete Masse mit Pflanzen- oder Teerfarbstoffen gefärbt wird. Eine derartige für Zwecke
der Dekorierung von Tapeten oder Geweben aus Glimmer durch mechanische Zerkleinerun*
und Färbung des Mahlproduktes erhaltene Masse kommt unter dem Namen "Liquid mioa '
682 Metalle und Minerale.
.in den Handel. Man verrührt z. B. die Suspension von 1 Tl. Glimmer in 8-10 Tl. 70--80 0 warmem
Wasser mit ammoniakalischer Caseinlösung (1-20%) und fügt die entsprechende Farbstofflösung,
ferner zur Lackbildung Tonerde· oder Zinnbeize zu. Die relativen Verhältnisse werden durch
Probefärbungen ermittelt. Das gefärbte, gut getrocknete Produkt wird mit ca. 20--30% eines
glänzenden, in der Farbe übereinstimmend.en Metallpulvers vermischt. Als Bindemittel zum
Auftragen des Brokatpulvers kann man, je nach dem Verwendungszweck und je nach den An·
forderungen, die man hinsichtlich Wasserfestigkeit usw. stellt, statt des Caseins auch Gelatine.,
Firnis., Albumin· oder Kollodiumlösungen verwenden.
Für Leimanstriche dient z. B. eine Abkochung von 4 Tl Leim und 1 Tl. Glycerin, als Stärke.
bindemittel 4 Tl. Stärke und 1 Tl. Glycerin, für ölanstriche oder Spritlacke ein heller Dammar·
oder Kopallack oder man bindet das Pulver mit Gelatinelösung oder Eiweiß oder auch mit Nitro·
'celluloselösung, der man zur besseren Bindung etwas Mastix zusetzt. Es empfiehlt sich ferner
den 'Untergrund entsprechend dem gewünschten Farbton vorzubereiten, so also z. B. für Silber.
brokat einen deckenden Bleiweiß·, für Blau einen Ultramaringrund anzulegen usw. (Sprechsaal
uno, 827.) .
Die Gewinnung und Färbung der bronzeartigen Glimmerbrokate und ihre Verwendung
in der Buntpapier., Siegellack., Tapetenpapier·, Kunstblumen·, Ga.1anterie-, Spie1warenindustrie
usw. ist beschrieben in D. Ind.-Ztg. 1869, 28 und als Referat in Jahr.-Ber. I. chem. Techn.
1869, 874. (Vgl. auch DingI. JOurn. 198, 427.) Die Brokate dienen zur Verzierung von Metall.,
Papp., Holz·, Glas·, Gips., Kunststein., Galanterie· und Spielwaren, für die Fabrikation künst·
licher Blumen, Buntpapiere, Tapeten, von Siegellack, Flaschenlack, ferner in der Schreinerei und
Malerei namentlich für Theaterdekoration. Als Ersatz der Lyoner Draht. und Glasstaubfabrikate,
zur Dekoration von Ansichtskarten, Goldregen, Christbaumschnee und Christbaumwaren; zur
Verzierung fertiger Porzellan· und Glasgegenstände, in deren durch nochmaliges Erhitzen er·
weichte Glasurschicht die Brokate eingesiebt werden; für Blechdosenlacke, Messingwaren,
Kunstholzprodukte, besonders aber zum Bedrucken von Baumwolle, Wolle, Seide oder Leder;
zum Einpressen in Fußbodenbelagmassen, namentlich Linoleum, in feinstgemahlenem Zustande
als Ersatz für Metallbronze in Farbstiften; an Stelle des Goldpuders in Haarpudern für Bühnen·
zwecke.
616. Asbest.
Deutschl. Asbest 1/. 1914 E.: 74089; A.: 6926 dz.
Das Ganze der Asbestverarbeitung. Berlin 1909. - Venerand, W., Asbest und Feuer.
schutz. Wien und Leipzig 1886.
S. a. J. Sponar, das Mineralgespinst.Asbest. (KuuststoUe 1911,246,286, 808.) Vgl. die Auf·
satzfolge in Gummlztg. 1908, 689U.
ttber Asbestbauten zur Erzielung absoluter Feuersicherheit siehe Gummlztg. 26, 94.
Beiträge zur Kenntnis der technologischen Eigenschaften von Asbest liefert F. Bayer in
seiner Dissertation, Dresden 1916.
Weitere Angaben über Asbest und seine Verarbeitung finden sich in Gummlztg. 81, 128.
Man unterscheidet den feinfaserigen Serpentinasbest (Chrysotil) von dem säurebeständigen
Hornblendeasbest (Amiant), die beide zur Herstellung der Asbestwaren verwendet werden. Die
~berita.1ienischen Hornblendeasbeste sind für Gespinste zu spröde, diese werden ausschließlich
aus den canadischen, russischen (Perm) und manchen italienischen Serpentinasbesten erzeugt.
Zur Reinigung von Asbest kann man nach E. P. 16960/11 so verfahren, daß man das
Rohmaterial zur Entfernung des Magnesits, der als wesentlicher Verunreinigungsbestandteil
auftritt, zuerst im Wasserstoffstrome 20-24 Stunden auf etwa 400 0 erhitzt und die Masse dann
zum Herauslösen der reduzierten Verbindungen mit verdünnter Säure behandelt, worauf man
das reine Produkt auswäscht und trocknet.
Zum Reinigen vonAsbest benetzt man die rohe Masse nach E.P.8614/11 mit öl und bringt
sie dann in Wasser oder streut das Asbestmaterial in Wasser, dem man etwas Gasolin zugesetzt
bat, worauf die Verunreinigungen untersinken sollen, während der Asbest an die Oberfläche steigt.
Zur Herstellung feuerbeständiger biegsamer Plat.t.en aus Asbest allein (vgl. [669]
taucht man die Asbestmasse in eine zwecks Ausscheidung von Kieselsäure mit verdünnter Schwefel.
oder Salzsäure versetzte Natriumsilicatlösung. Oder besser noch man verwendet statt der Säure
Natriumbicarbonat, taucht also die Asbestmasse in eine Mischung der Lösungen von Bicarbo·
naten und Silicaten und vermeidet so die bei der Anwendung von Mineralsäuren eintretende
Bildung von Alkalisalzen, die durch ihre Anreicherung bald eine weitere Verwendung der Flüssig·
keit verhindern. Das Bicarbonat verhindert auch nicht die Mitverarbeitung von Kreide, Magnesia
oder anderen, das Produkt verbilligenden Zusätzen mit der Asbestmasse. (D. R. P. 103866.)
Zur Bereitung des Asbestes für Goochtiegel erwärmt man die Fasern mehrere Stunden
mit Königswasser, wäscht gut aus, suspendiert den Asbest in Wasser, leitet einen kräftigen Luft·
strom durch die Suspension und saugt sie durch einen Buchnertrichter. Eine derartige 0,2o/oige
Aufschlämmung feinster Asbestfasern verhält sich wie eine Lösung, der man nach einfachem
Umschütteln mit der Pipette stets dieselbe Menge Asbest entnehmen kann. (P. A. Kober, Bel.
tn Angew. Chem. 1909, 1688.)
Edelsteine. Tonerde- und Magnesiumsilicate. 683
Asbest für sich allein versponnen liefert nur grobe Garne, da die Faser ungekräuselt und
sehr glatt ist und somit eine starke Verdrehuug erfordert. Die Herstellung feiner Garne durch
gemeinsames Verspinnen von Asbest- mit Baumwollfasern ist in Monatsschr. f. Text. lud. 1919,
108, beschrieben.
Zur Herstellung eines Mischgarnes aus Asbest und Textilfasern vereinigt man eine auf
der Papiermaschine erzeugte reine Asbestbahn mit Tragflächen aus Flor. oder Stoffbahnen, zer·
legt das Ganze in Streifen, spinnt diese und glüht das Garn oder Gewebe vor der schließlichen
Nachdrehung der Garne aus. Die aus brennbarem Material bestehenden Tragflächen werden
vorher durch Tränkung mit Chemikalien schwer entflammbar gemacht. Das erhaltene Produkt
eignet sich für Asbestmatratzen, Einlegesohlen, Kabelisolierung, Dampfrohrisolierung, Koch-
kistenauskleidung, Papiermaschinentrockenfilze, Heizerhandschuhe, Kochtopfhandgriffe usw.
(D. R. P. 817 028.)
Asbestic gewinnt man aus den für Verspinnungszwecke nicht geeigneten Asbestfaserabfällen,
die auch im Serpentin massenhaft vorkommen und aus dem Serpentin selbst durch Vermahlen
mit geringen Mengen Kalk. Das Material dient zum Bewurf von Wänden oder auch eisernen
Bauteilen, da es widerstandsfähig gegen Gase und Säuren ist. (Zeitschr. f. angew. Chem. 1900, 776.)
Die Christbaumwatte besteht aus zerfasertem Asbest, den man durch Eintauchen in
eine Suspension von Glimmer in Gummi arabicum-Lösung mit einer glitzernden Oberfläche ver-
sieht. (Techn. Rundsch. 1908, 190.)
Zum Wasserdichtmachen von Asbestfasern werden in einem Holzgefäß 21/'1.1 Wa8ser,
mit 1/& kg Glycerin und 1/.. kg kleingeschnittener Gelatine, die zuvor in 1/'1.1 Wasser geweicht
wurde, gemischt. Durch dieses Bad zieht man die Asbestfasern und behandelt sie mit Form-
aldehyd nach. - Fertige Asbestkleider oder Asbestpapier macht man mittels eines Auf-
striches aus 1/3 1 klarem, kalkfreiem Wasser, 180 g Glycerin, 200 g Gelatine, 10 g Talkum wasser-
dicht, und zieht sie alsdann durch ein Bad aus 10-121 Wasser und P/a kg Formaldehyd. So
behandelte Asbestkleider, Verbandstoffe usw. sind gegen Wasser und Wasserdampf widerstands-
fähig. (Gummlztg. 30, 1106.)
'Um aus Asbest hergestellte Mäntel, Tücher, Tropenhelme usw. grau zu färben stellt man
eine Mischung aus 1/, I heißem Wasser, 2 g wasserlöslichem Anilinschwarz, 1 g wasserlöslichem
Anilinmoosgrün und 7 g Borax her, läßt sie 20 Minuten abstehen, rührt dann tüchtig um und
bürstet die Farbe strichweise auf die zu färbenden Gegenstände auf. (Gummlztg. 80, 1106.)
Zum Aufkitten von Asbest auf Gußeisen oder emaillierte Eisenbleche eignet sich nach
Techn. Rundsch. 1907, 181 u. 1909, 168 in erster Linie ein Kitt. den man aus Asbestpulver und
konzentriertem Wasserglas erhält. doch muß das Eisen zur Erhöhung der Haltbarkeit des Kittes
vorher mit Säure abgebeizt und mit einem verdünnten Kaliwasserglas.Grundanstrich versehen
werden. Dieser Kitt. oder auch eine Klebmasse aus Wasserglas und Kaolin. der auf die warmen
Klebstellen aufgestrichen wird. ist völlig hitzebeständig.
Die gewöhnJichen Asbestklebemittel wie z. B. reines Wasserglas oder Gips und Leim-
lösung versagen. wenn die Leimstelle den elektrischen Strom nicht leiten soll. In diesem Falle
v'3rWendet man nach Techn. Rundsch. 1909, 107 zweckmäßig eine starke. zähflüssige Lösung
aus bestem Parakautschuk in Benzin.
Über die Herstellung von Asbest- und Asbestzementplatten s. [659J u. Bd. n [089J.
zähflüssigen Breikonsistenz mit gebrannter Magnesia vermischt, worauf man das Gemenge so-
fort verwendet, da es rasch erhärtet.
Nach Kunststoffe 1917, 27 wird zur Herstellung eines Meerschaumkittes Specksteinmehl
mit etwas Magnesia versetzt und die Mischung mit gebleichtem Schellack zu einem nicht zu dicken
Brei angerührt, den man auf die Bruchflächen aufträgt. Die Bruchstücke werden nun unter
Druck mäßig erwärmt, worauf innerhalb ganz kurzer Zeit die innige, feste und dauerhafte Ver-
bindung hergestellt ist. Auch Wasserglas mit feinem Bimsstein- und Specksteinpulver soll' ein
gutes Bindemittel für Meerschaum ergeben.
Tonwaren.
Massenbearbeitung.
018. Literatur und Allgemeines über Kaolin und Ton. Reinigungsverfahren.
Deutschl. Ton, Lehm 1/. 1914 E.: 1022287; A.: 1572871 dz.
Deutschl. Kaolin (Chinaelay) 1/2 1914 E.: 1669621; A.: 218616 dz.
Deutschl. Tonwaren 1/2 1914 E.: 811 712; A.: 3472326 dz.
Deutschl. Schamotte 1/1 1914 E.: 212943; A.: 206783 dz.
Deutschl. Feldspat 1/. 1914 E.: 260020; A.: 88639 dz.
Deutscbl. Flußspat 1/ 2 1914 E.: 102; A.: 107913 dz.
Gmelin, L., Die Elemente der Gefäßbildnerei mit besonderer Berücksichtigung der Keramik.
München 1885. - Loeser, C., Handbücher der keramischen Industrie. Halle a. S. 1901. -
Rauter, G., Die Industrie der Silicate, künstlichen Bausteine und des Mörtels (Göschen). Leipzig
1904. - Stoermer, M., Fehler bei der Tonwarenfabrikation usw. Freiberg i. S. 1901. - Scham-
berger, J. W., Die keramische Praxis. Wien 1901. - Christoph, J. R., Der praktische Töpfer.
Weimar 1895. - Wipplinger, L., Die Keramik. Wien 1897. - Swoboda, C. B., Grundriß
der Tonwarenindustrie. Wien 1895. - Bischof, C., Die feuerfesten Tone. Leipzig 1904. -
Bollenbach, H., Laboratoriumsbuch für die Tonindustrie. Halle a. S. 1910. - Kerl, B., Hand-
buch der gesamten Tonwarenindustrie. Bearbeitet von E. Cramer und H. Hecht. Braunschweig
1907. - Granger, A., Die industrielle Keramik. Übersetzt von R. Keller. Berlin 1908. -
Rohland, P., Die Tone. Wien und Leipzig 1909. - Rudolph, W., Die Tonwarenerzeugung
mit besonderer Berücksichtigung der chemischen Grundlagen. Bd. 139 der Bibliothek der ge·
samten Technik. Hannover 1910. - Berdel, E., Einfaches chemisches Praktikum für Kera-
miker, Glastechniker, Metalltechniker usw. zum Gebrauch an Fachschulen, Gewerbeschulen und
zum Selbstunterricht. 6 Teile in 5 Bdn. 2. Auf!. Koburg 1917. - Berge, A., Keramisches
Praktikum. Halle a. S. 1914. .
Über Herstellung keramischer Arbeitsmassen siehe W. Pukall, Sprechsaal 1916, 113.
Über Fortschritte und fortschrittliche Bestrebungen auf dem Gebiete der Tonindustrie siehe
W. Pukall, Ber. d. d. chem. Ges. uno, 2078, Ref. in Chem.-Ztg.1910, 610. Vgl. Berdel-Höhr, Moderne
Steinzeugtechniken, Chem.-Ztg. 1910, 694.
Eine übersichtliche Arbeit über einen Vortrag von H. Hecht (Rohstoffe und Erzeugnisse der
Tonindustrie) findet sich in Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 1900, Nr. 47, 48 u. 49.
Über Fortschritte der Feinkeramik in den Jahren 1911 und 1912 berichtet H. Bollenbach
in Chem.-Ztg. 1913, 1129 11.
In Berichte d. D. keram. Ges. 1921, Heft 3 findet sich als Sonderbeilage eine Literaturüber-
sicht über die Publikationen des "Journal of the Am.erican Ceramic Society von 1899-1917".
Über die verschiedenen, in den Fachzeitschriften verstreuten Vorschriften und Literatur-
angaben auf keramischem Gebiet unterrichtet in sehr guter Weise auch das Keramische lahrbuch,
das von G. Keppeler u. M. Simonis herausgegeben wird und im Verlag der Tonindustrie-Ztg.
Berlin erscheint.
Glas ist eine aus dem flüssig gewesenen Zustande erstarrte Lösung von Basen in Kieselsäure.
Die Basen wie auch die sonst zugesetzten Stoffe müssen die Eigenschaft haben völlig klar in Lösung
zu gehen, im entgegengesetzten Falle oder auch dann, wenn man durch besondere Vorkehrungen
Teile des Glasflusses in den krystallisierten Zustand überführt, erhält man trübe, undurchsichtige
Gläser. Im Weißton besonders stark deckendes Milchglas resultiert beispielsweise, wenn man
den Kieselsäure·Sodafluß im Summenverhältnis von 118 Tl. mit 24 Tl. eines Gemenges von Fluß-
spat und Feldspat (1 : 1,4) verschmilzt, wenn man also den Gehalt derGlasmasse an Tonerde,
die auch sonst als Glassatzkomponente auftritt (Kap. [480]), stark erhöht. Bei weiterer Erhöhung
der Tonerdemenge auf Kosten des Kieselsäuregehaltes, z. B. im Verhältnis 82 AlDOs = 100 BiO!,
gelangt man zu Gemengen, die auch bei den höchsten Temperaturen nicht mehr schmelzen, sondern
nur noch sintern und dementsprechend kein Glas, sondern einen undurchsichtigen Stein von hoher
Feuerbeständigkeit ergeben. Fügt man jenem Gemenge, das in der Zusammensetzung dem Zett-
litzer Kaolin entspricht, noch basische Oxyde bei, z. B. Feldspat, der als Flußmittel wirkt, so
erhält man Porzellan.
Porzellan und die Tonwaren allgemein sind demnach an Kieselsäure.
Kalk und Alkalien arme, an Tonerde reiche Glassorten.
Tonwaren. 687
Das Rohmaterial für die keramische Industrie bildet der Ton, in seiner reinsten Form als
Kaolin bezeichnet, ein Umsetzungsprodukt des Feldspates, der unter Mitwirkung reduzierender-
Substanzen die Gesamtsumme der Alkalien bzw. Erdalkalien und einen Teil der Kieselsäure-
verliert.
Alkalifeldspat SiaOs Al(K)(Na»S'
Kalkfeldspat Si.Os Al 2(Ca) 12 7
°Al (2 HO) - K r
2 B - ao In
und so in den wichtigsten Bestandteil der Ackerkrume übergeht.
Nach P. Rohland wären statt der englischen Sortenbezeichnung: Kaolinit für das krystalli-
sierte Aluminiumhydrosilicat, Kaolin für den von der ursprünglichen Lagerstätte herstammen-
den, weißbrennenden Ton, Chinaclay, für den geschlämmten Ton und Clayit für die amorphe
Tonsubstanz, die klaren deutschen Bezeichnungen zu wählen: Rohkaolin für das Material,
wie es aus der Grube kommt, Kaolin oder geschlämmter Kaolin und schließlich Aluminium-
silica.t (Al.O s · 2 SiO.' 2 H.O) für die reine Ton- oder Kaolinsubstanz. (Papierztg. 89, 2668.)
Der Po r zell a n ton kommt rein, mit nur geringen Mengen Eisen, Alkalien oder Erdalkalien,
nicht allzuhäufig in größeren Lagern vor, so in Zettlitz (Böhmen), Yrieix (Limoges), an Orten,
die dann auch der Sitz der Porzellanindustrien wurden. Aber auch diese reinen Kaoline, voran der
Zettlitzer Normalkaolin mit 99% reiner Tonsubstanz, bestehend aus 46,8% SiOs (mit 0,1-0,4
TiO.), 38,5% AI,Oa, 1,1 % FeaO a, 1,4% Alkali- und Spuren von Erdalkalioxyd nebst 12,9% Wasser,
müssen durch Schlämmen veredelt werden, wenn sie zur Erzeugung feinster Porzellane dienen
sollen.
Beim Waschen und Reinigen des Tones verwendet man als Waschflüssigkeit eine wässerige
Lösung von 0,12% Soda zu, die die Eigenschaft besitzt, 5% der Toumenge schwebend zu er-
halten. (D. R. P. 828 524.)
Neuere Tonreinigungsverfahren beruhen auf der Tatsache, daß die reine Tonsubstanz
zwischen den Polen eines elektrischen Stromes zur Anode wandern, während die Fremdstoffe der
Suspension zur Kathode gehen. Diese Verfahren der elektroosmotischen Trennung der kolloidalen
von den nichtkolloidalen, also nichtplastischen Teilchen ist in einer Anzahl Patenten der Graf-
Schwerin-Gesellschaft, z. B. D. R. P. 181841, 288281, 268429, 252370 u. 110. (siehe auch Kap.
Torfentwässerung, kolloidale Metalle u. a. beschrieben. So gibt man z. B. nach einem speziell für
Aufarbeitung von fettem Hundsrücker Ton bestimmten Verfahren den mehr oder minder elek-
trisch indifferenten Stoffen, die elektroosmotisch entwässert werden sollen, zunächst Gelegenheit,
kolloidale Körper von ausgesprochen elektropositivem oder elektronegativem Charakter (Humin-
säure, Kieselsäure, Aluminiumhydroxyd) zu adsorbieren und erreicht so, daß sich die wandernden
Teilchen fest an den Pol ansetzen, nicht wasserreich bleiben und demzufolge auch nicht wieder ab-
fallen. (D. R. P. 241177.)
Nach Bleininger wirkt bei dieser Tonreinigung in dem z. B. schwach alkalischen Elektrolyten
der elektrische Strom rein mechanisch und begünstigt nur die Ablagerung der suspendierten Ton-
teilchen auf der positiven Elektrode, so daß sich der ganze Vorgang als Ersatz der Filterpressen-
arbeit darstellt. (Sprechsaal 1917, 227.)
Man erreicht mit dem elektroosmotischen Tonreinigungsverfahren eine Herabminderung
des Tonwassergehaltes auf 17-18%, während in der Filterpresse im besten Falle ein Ton mit
40% Wasser resultiert. Solcher durch Reinheit, Sinterungsfähigkeit, Feuerfestigkeit, Bildsam-
keit, Standfestigkeit und Ausgiebigkeit besonders ausgezeichneter elektroosmotisch aufbereiteter
Ton ist als Osmoton im Handel. über die Herstellung des Produktes berichtet H. Hirsch in
Kilram. Rundscb. 1921, 541.
Zur Reinigung von Ton- und Kaolinschlämmen zwecks Gewinnung hochadsorptionsfähiger>
sandfreier Tonsubstanz unterwirft man jene dem in D. R. P. 258162 [111. 628] beschriebenen
Verfahren der Abwasserreinigung mittels mit Säure behandeltem, vorher unter Luftabschluß ge-
glühtem Ton oder Bauxit. (D. R. P. 291884.) VgI. D. R. P. 278607: Anwendung desselben
Verfahrens auf Abfallfette, Schlempe u. dgI.
Zum Entwässern flüssiger keramischer Massen bedient man sich eines Filtertuches,
das zur ä.ußeren Pergamentisierung und Glättung mit Zinkchlorid oder Zinkfluorid imprägniert
wird. Von diesen Filterflächen lassen sich die keramischen Massen leicht abheben. (D. R. P.
385662.)
Weithin verbreitet finden sich die aus den Kaolinen stammenden, durch die Tätigkeit des
Wassers fortgeschwemmten und mit anderen Gesteinen abgelagerten, der Schwere nach in ver-
schiedene Korngrößen gesichteten plastischen Tone, die mechanische Gemenge von Tonerde-
und Kieselsäurehydraten mit dem Tonerdesilicat des Kaolins darstellen. Sie bilden je nach der
Reinheit das Ausgangsmaterial für Töpferwaren und Ziegelsteine, in den besten Sorten für Stein-
zeug und Steingut. Im keramischen Sinne sind alle Materialien p las t i s c h, die die den Tonen cha-
rakteristische Eigenschaft besitzen, zerkleinert und mit gleichen oder größeren Gewichtsmengen
Wasser in Suspension gebracht, die Kohäsion des Wasser meßbar zuerhöhen. DenMagerungs-
mitteln geht diese Eigenschaft ab. (M. Simonls, Sprecbsaal 1905, 1625.)
Die meisten für keramische Zwecke verwendbaren Tone enthalten außer den anorganischen
auch organische humose Beimengungen.
688 Metalle und Minerale.
Über die wesentlichen Eigenschaften der Tone und den Einfluß der H um ussä. ure n auf ihre
Konsistenz berichtet B. Keppeler in Zeitschr. I. angew. ehem. 1909, 626.
Die Gegenwart von Bitumen im Ton kann man leicht dadurch feststellen, daß man das ge-
trocknete Tonmehl in etwa 2 cm hoher Schicht unter Umrühren auf Rotglut erhitzt, wobei das
Bitumen sichtbar verbrennt. Diese Feststellung ist nötig, da solche Tone bei schnell gesteigerter
Hitze rissig werden und weiter die Temperatur sich so weit steigern kann, daß wegen der unvoll-
ständigen Verbrennung im Innern des Ziegels die Eisenoxydverbindungen reduziert und der
Schmelzpunkt bis zum Schmelzen der Ziegelmasse herabgesetzt wird. Man mischt solche Tone
mit Sand, Ziegelmehl, Sandstein oder anderen feuerbeständigen Magerungsmitteln, arbeitet
möglichst weich an der Presse und erhält so poröse Massen, aus denen die Gase entweichen können.
(R. Clauß, Tonind.-Ztg. 1907, 1776.)
Zur Verbesserung von Porzellanerden, besonders zur Entfernung des in ihnen enthaltenen
Eisens und der h um usartigen Stoffe behandelt man die Erde bei etwa 55° mit Oxalsäure bzw.
nach dem Zusatzpatent mit schwefliger Säure oder ihren Verbindungen in Mengen, die, je nach der
Menge der zu entfärbenden Materie, durch Vorversuche bestimmt werden und im allgemeinen
sehr gering sind. Auch die gewöhnliche als Töpferton vorkommende Porzellanerde läßt sich auf
diese Weise entfärben, wenn sie nicht zu viel in Glimmer eingeschlossene Farbstoffe enthält.
(D. R. P. 240103 und 40104.)
Zur Enteisenung von Ton oder Kaolin versetzt man 100 kg kieselsaure Tonerde nach
D. R. P. 246164 mit einer Lösung von 200 g hydroschwefligsaurem Natron und 200 g 66gräd.
Schwefelsäure in 2001 Wasser und erzielt so nach· etwa 1/2Stunde ein völlig eisenfreies Material,
von dem die sehr verdünnte Eisenvitriollösung abgezogen wird.
Zum Waschen und Reinigen von Ton setzt man ihm Soda oder Bicarbonat oder einen anderen,
die Schwebedauer der Teilchen vergrößernden Stoff zu. (D. R. P. 323624.) Man wäscht den
Kaolin z. B. mit Wasser, das einen bestimmten geringen Betrag von Soda oder ein Gemisch von
Natronlauge und Wasserglas enthält (Technol. Papers, Bur. 01 Standards, Washington 1916,
S. 61), wodurch sich die körnigen Verunreinigungen besser absetzen und die Schrumpfung beim
Trocknen verringert, jene beim Brennen allerdings vergrößert wird. Außer dem Kaolin eignen
sich auch alle anderen Tone zu dieser Behandlung, wenn sie nicht Eisen in Form feinverteilten
Eisenoxyds enthalten. (A. P. Bleininger, Ref. in Zeitschr. I. angew •. ehern. 29, 272.) Man leitet
den gleichmäßig viscosen Schlamm durch lange Tröge, neutralisiert gleichzeitig genau mittels
Schwefelsäure, läßt 24 Stunden absetzen und preßt ab, worauf die Tonkuchen mit Dampf getrocknet
werden. (J. E. Sproat, Ref. in Zeitschr. I. angew. ehern. 1918, 378.)
pendiert bleiben, und nun konnte man auch Schamottewaren unter Zusatz solcher alkalisch
gestellter Tonerde gießen. Nach dem von G. Keppeler und A. Spangenberg ausgearbeiteten Ver-
fahren setzt man den nicht oder wenig gießbaren Tonen leicht verflüssigbare Tone zu, die gewisse
alkaHlösliche Körper enthalten, und kann so, was bisher nicht möglich war, auch Waren aus
grobkörniger Masse, z. B. Waschtische und Badewannen oder feuerfeste Erzeugnisse oder Terra-
kottawaren gießen. Auch aus den magersten Massen vermag man so gleichmäßig dichte und feste
Waren zu erzeugen, deren Wandstärke sehr niedrig gehalten werden kann. (Zeitsehr. f. angew.
Chern. 1909, 1112.)
Um eine Guß masse für Tonwaren herzustellen, setzt man den z. B. aus Ton, Kreide und
Quarz bestehenden mageren Tonmassen nach D. R. P. 90 697 gemahlenes Glas zu, wodurch die
Masse steifer wird, nur unerheblich schwindet, rasch abbindet und nur eines geringen "\Vasser-
zusatzes bedarf.
Zur Herstellung von gußfähigem Ton unter Zusatz von Alkalilauge, Wasserglas, Melasse
oder Seife setzt man der Masse als Mag e ru ng s mit tel neben dem feinkörnigen Schamottematerial
noch gröberes in der Korngröße, bis zu 10 mm, zu, und kann so Stücke bis zu 10 Cn;). Wandstärke
herstellen, während aus feinkörnigen keramischen Gießmassen höchstens 1 cm dicke Gefäße
erzeugt werden können. (D. R. P. 168496.) Nach dem Zusatzpatent setzt man der Masse statt
der Schamottekörner andere grobkörnige Magerungsmittel, wie z. B. Quarz, Graphit, Schmirgel,
Carborund, neben feineren zu und erhält so Gußmassen für starkwandige Gefäße (Glashäfen,
Schmelztiegel, Ofenkacheln, Retorten, Formsteine), die nicht reißen und sich im Brande nicht
krümmen. (D. R. P. 159193.)
Zur Herstellung gießbarer Massen aus an sich für das Gießverfahren nicht geeignetem Ton
oder Kaolin setzt man der Masse Alkalien und Kasselerbraun, Torf oder Braunkohle oder andere
humose Substanzen zu. Die Gegenwart von Magerungsmitteln, sogar die Anwesenheit von
Korund, stören die Gießbarkeit der Masse nicht. (D. R. P. 201987.)
Ein Verfahren zur Erhöhung der Ausbeute und des Trockenheitsgrades von Ton- und Kaolin-
niederschlägen beim Schlämmverfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man die Suspension
durch geringe Mengen Natronlauge unter evtl. Zusatz eines kolloidalen Körpers in den Sol-
zustand überführt und den Schlamm so absetzen läßt. (D. R. P. 305450.)
Während der nach dem Anmachen ohne Zusatz verformte Kaolin eine Zugfestigkeit von
0,58 kgjqcm und eine Trockenschwindung von 4,74% zeigt, ergeben Anschlämmungen des Kaolins
mit 2% Gerbsäure nach sechs Monaten eine Zugfestigkeit von 1,83 kgjqcm, allerdings auch eine
Trockenschwindung von 7,18%. Dieselben Zahlen stellen sich bei Zusatz von Stärke bzw. Dextrin
auf 0,78 bzw. 1,50 (Zugfestigkeit) und 5,76 bzw. 7,05% (Trockenschwindung). Besonders genaue
Versuche wurden (D. R. P. 165513) mit Tannin (Stroh, Strohextrakt) ausgeführt und es zeigte
sich, daß vor allem die Quantität Wasser, die dem Ton zugesetzt werden mußte, um ihn hinläng-
lich plastisch zu machen, bedeutend verringert werden konnte, und daß demzufolge eine wesent-
liche Abnahme der Schwindung und eine Erhöhung der Zugfestigkeit erreicht wurde. Zugleich
stieg auch die Härte des behandelten Tones wesentlich. Ursprünglich färbt sich das Material
nach dem Tanninzusatz, besonders wenn man Catechu verwendet, tintenblau, doch verschwindet
die Färbung nach dem Brennen vollständig. Da schon die .Ägypter ihren Tonmassen Stroh und
Stoppeln zuzusetzen pflegten, nannte Acbeson diese nach seinen Angaben bereiteten Mischungen
ägyptischen Ton. (Zeitscbr. f. angew. Cbern. 1904, 1218; vgl. Tonind.-Ztg. 1904, 641.)
Zur Erhöhung der Plastizität von Tonen verwendet man nach D. R. P. 201404 Ger b sä ure
und alkalische Zusätze. Man kann der Masse durch einen Alkaliüberschuß zunächst eine ge-
wililSe Beweglichkeit verleihen, die man nachträglich durch Zusatz von Säuren ganz oder teil-
weise wieder aufhebt. Die Formlinge in Gestalt von Briketts oder Kugeln werden getrocknet
und unter 600 0 gebrannt; sie bilden dann leichte, von Gasen gut durchdringbare Körper.
Eine gUßfä,llige keramische Masse erhält man aus durch Erhitzen auf 150-500 0 vorbehan-
deltem Ton mit Hilfe zugesetzter alkalischer Kolloidlösung (Humin-, Ulmin-, Kiesel-, Bor-,
Fett-, Gerbsäure, Tonerde oder Tannin) in Form eines bald fest werdenden Schlickers, wenn man
der Masse zur Erzielung der nötigen Konsistenz noch unveränderten Ton oder Magermittel zusetzt.
Beigabe von Carborund, Korund oder Zirkon erhöhen die Feuerfestigkeit. (D. R. P. 334186.)
Um die meist wenig plastischen feldspatreichen Porzellanmassen plastischer zu machen,
setzte man ihnen schon in früheren Jahren 4-6% Teer zu. (Brocbi, Polyt. Zentr.-BI. 1861, 77.)
Die Tonsubstanz, bestehend aus Quarzkörnern und Kaolinit, (das ist in reinster Form das
Aluminiumsilicat AlzSizO.H, = 39,7% AlaO a , 46,4% SiO a und 13,9% HaO) verliert in aufberei-
tetem, also für die Tonwarenindustrie entsprechend gereinigtem, geschlämmtem Zustande bei
570 0 den größten Teil des Konstitutionswassers, bei weiterem Erhitzen verkleinert sie ihr Volumen,
sie schwindet und wird bei 1400 0 dicht, wasserundurchlässig, sintert und gleicht in der Zusammen-
setzung dem natürlich vorkommenden Mineral Sillimanit, der entsprechend seiner Formel
AlgO •• SiO z die für ein Tonmaterial größtmögliche Tonerdemenge, nämlich 39,5% AlaO a, ent-
hält. Bei noch höherer Temperatur erweicht die Masse, ohne eigentlich zu schmelzen, je nach der
Reinheit der Tonsubstanz, bis zu Zähigkeitsgraden, die durch die Erweichung gleichzeitig in den
Ofen eingesetzter Schmelzkegel bestimmter Zusammensetzung (Segerkegel) bezeichnet wird.
Dem Schmelzpunkt des reinen quarzfreien Kaolins (Beimengungen beeinflussen den Schmelz-
punkt sehr erheblich) von 1770-1790° entspricht z. B. der "Segergrad 35-36". Tone gleichen
während der Erhitzung dem Kaolin, doch schwinden sie entsprechend der größeren Feinheit
der Teilchen stärker und die Sillimanitbildung tritt schwerer und in geringerem Grade ein. Die
Tone schmelzen wegen ihres größeren Gehaltes an Beimengungen niedriger.
Nach R. Rlecke läßt sich englischer Kaolin (Chinaclay) durch die geschlämmten Kaoline
von Zettlitz, Boschezau, Halle, Mügeln-Oschatz, Hirschau, Steine und Eisenberg mit nicht nur
technischem, sondern auch wirtschaftlichem Erfolg ersetzen, doch sind in jedem Falle sorgfältig
angestellte Versuche mit den in Betracht kommenden Materialien auszuführen und man darf
nicht den Versatz einfach umrechnen. In Sprechsaal 48, 183, 191 u. 199 berichtet Verf. über die
Resultate seiner Untersuchungen der verschiedenen Kaolinsorten.
Mit den bisher wenig oder gar nicht verwendeten Po r zell an- Roh m a te r i al i e n: Bunzlauer
und Colditzer Rohton, Altenburger Rohkaolin, Tirschenreuter Pegmatit" Cornish Stone, Birken-
felder Feldspat, Bunzlauer Kies, Saarauer Rohkaolin, Ullersdorfer Rohton und Pomeiseler
Rohkaolin erzielte E. Büttner z. T. recht günstige Resultate. (Sprechsaal 40, 179, 196.)
Über den Ersatz böhmischer Rohstoffe für Porzellanfabriken durch deutsche Kaoline, denen
man zur Erhöhung der Plastizität wenige Prozente plastischen Tones zusetzt, wogegen ihrer
größeren Schwindung durch Beifügung von etwas im Starkfeuer gebranntem, geschlämmtem
Kaolin begegnet wird, siehe M. Roesler, Sprechsaal 62, 13.
Die für die keramische Industrie in Betracht kommenden Ersatzstoffe und ihre Verwendbar-
keit bespricht ferner C. Tostmann in Sprechsaal 49, 357 11.
Der Quarz besitzt die für die Tonwaren- und Porzellanerzeugung wichtige Eigenschaft
bei langem Erhitzen über 800 0 in Cristoballit überzugehen, dessen spezifisches Gewicht wesentlich
geringer ist als jenes des Quarzes, so daß eine Volumzunahme der Masse eintritt, die bei völliger
Umwandlung 19,6% betragen kann, wodurch auch die stärkste Schwindung der Gegenstände
aufgehoben wird [626). Die einzelnen Quarzarten verhalten sich in dieser Hinsicht verschieden,
gut geeignete Sorten finden sich in Norwegen oder in Form von Sanden in Hohenbocka in Deutsch-
land [479]. .
Der Quarzsand wird in der Steingutindustrie allgemein durch den hochkieselsäurehaltigen
und reinweiß brennenden Feuer- oder Flintstein ersetzt. (Tonind.-Ztg. 43, 131.)
Der Felds pat - zur Verwendung gelangt fast ausschließlich Kalifeldspat - besitzt die
technisch wertvolle Eigenschaft der leichten Schmelzbarkeit, namentlich bei höherem Gehalt
an Natron. Das Mineral verhält sich dann völlig wie Glas, schmilzt bei etwa 1250° (SK 9) und geht
bei längerem Erhitzen auf 1150-1160° unter Volumenzunahme in den amorphen Zustand über.
In dem Maße, als man den Feldspatzusatz zu Porzellanmassen mit geringem Kaolin-
gehalt vergrößert, steigt auch die Zähigkeit der Masse, die bei einer Masse mit 45% Kaolingehalt
und 30-40% Feldspat am höchsten ist. Bei höherem Prozentgehalt nimmt sie wieder ab, und
bei höherem Tongehalt wird auch der erweichende Einfluß des Feldspates deutlich geringer.
(A. V. Bleininger und C. S. Kinnison, J. Franklin-Inst. 180, 232.)
In mäßigen Mengen dient Knochenasche bei der Fabrikation desWeichporzellans
als Flußmittel, uber 17 % erhöht sie die Feuerfestigkeit des Porzellans. In keinem Falle leidet
die Transparenz des Produktes, da die Knochenasche selbst durchscheinend ist und diese Eigen-
schaft auch dann behält, wenn sie nicht mit den übrigen Massebestandteilen in chemische Ver·
bindung tritt. (Sprechsaal 1904, 643.)
Fluorcalcium erniedrigt die Garbrandtemperatur von Porzellanmassen um etw~
I SK; man erhält völlig transparente und gut versinterte Fluoritporzellane daher schon beI
relativ niedrigeren Temperaturen, wenn der Zusatz 5-6% nicht überschreitet und die Materia-
lien innig gemahlen und gemischt in Scharffeuermuffeln eingebrannt werden. (E. Berdel, Sprech-
saal 1910, 75.)
Quarz und Feldspat können durch beide Mineralien enthaltende Gesteine (Pegmatit oder
sog. Porzellansand) ersetzt werden; aus den die Masse zusammensetzenden elementaren Bestand-
eilen, wie Kieselsäure, Tonerde usw., kann man jedoch kein Porzellan herstellen, das Skelett
der Tonwaren muß durch Ton gebildet sein. Der als gutes und billiges Material für Massen-
porzellanwaren dienende Pegmatit von Tirschenreuth besteht nach Hertwig-Möhrenbacb
aus 50,8% Quarz, 47,3% Feldspat und Kaliglimmer und 1,9% Tonsubstanz. Da die Blättchen
des Kaliglimmers sich schwieriger sieben lassen, ist das Siebgut um etwa 10,8% kaliärmer als das
Rohmaterial, worauf bei der Herstellung der Masse Rücksicht zu nehmen ist. (SprechsaaI49, 253.)
Tonwaren. 693
Zur DarstellWlg einer künstlichen Kieselverbindung als Feldspatsurrogat für die Porzellan-
fabriken glühte Genteie ein Gemenge von Kaolin (Porzellanerde) mit überschüssigem kohlen-
sauren Alkali und wusch das erhaltene Produkt aus. (DingI. Journ. 142, 45.) Vgl. über ähnliche
Arbeiten von Berzelius Gm e 1i n s Handbuch der ehern., Bd. TI, 405. 4. Auflage.
Der als Ersatzmittel für Feldspat, besonders in der englischen Keramik, sehr viel verwendete
Cornish Stone enthält neben rund 70% Kieselsäure 17% Tonerde und Eisenoxyd, 2-4%
Calcium-, 0,1-0,4% Magnesiumoxyd, 5,8-8% Alkalien und 0,1-0,7% Fluor als Calcium-
fluorid. (Sprechsssl 1904, 37.)
(H. PaUus, Tonind.-Ztg. 1917, 106.) In einem Falle wurde ein Bittersalzgehalt eines Blumentopf-
scherbens zu 6,81% bestimmt. (Tonind.-Ztg. 39, 677.)
Auch K. Jacob rät durch hohen Brand, rauchiges Feuer, sog. Schwefeln, und Zusatz von
Baryt völlige Salzfreiheit, der Ziegel anzustreben, wodurch die Ausblühungen vermieden werden,
da nachträgliche Operationen das Austreten der Salze nicht zu verhindern vermögen. (Tonind.-
Ztg. 1917, 283.)
626. Formen und Trocknen. Trockenpressung. Gips- und Gußformen, Form- und
Stanz öle.
Die einzelnen Bestandteile, für Porzellan, im Durchschnitt bestehend aus 40--65% ge-
schlämmter Tonsubstanz, 10-30% Quarz und 15-35% Feldspat, letztere bei den als Mehle,
werden für die Formgebung naß gemischt, in Filterpressen bis auf einen Gehalt von etwa 20%
Wasser von dessen tnierschuß befreit und nach innigem Verkneten bzw. vorherigem langen Lagern
in Gipsformen auf der Drehscheibe oder von Hand gemodelt oder auch gestanzt.
Zur Vorbereitung feuchten Tones für die Trockenpressung vermischt man ihn mit
gepulvertem Ätzkalk und Sand, den man in Fein- und Grobsand trennt, ersteren fein m.ab1t und
von heiden Sorten die nötigen Mengen zuschlägt. (D. B. P. 247 266.)
Zur trockenen Aufbereitung tonhaItiger Massen für feinkeramische Zwecke mahlt
man die Masse so fein, daß die Feinheit des 5000-Maschensiebes erreicht wird (Kugelmühle und
Windsichtung) und verknetet dieses Mehl mit Wasser, Öl oder einem anderen, die Preßfäbigkeit
begünstigenden Zusatz, worauf die entstehenden Schollen oder Klumpen zerrieben und erst die
so gekörnte Masse durch Pressen verformt wird. Man kann nach diesem Verfahren auch Rohstoffe
mit gröberen Anteilen nehmen, da diese durch die Mablung beseitigt werden, und außerdem be-
fördert die Feinheit die Stoffvereinheitlichung und Sinterung. Im übrigen ist die so behandelte
Masse weniger voluminös, so daß die üblichen Formen ausreichen. (D. R. P. 294660.)
Zur Vorbereitung von Ton für trockene Gestaltung durch hohen Druck erhitzt man ihn
bis zum Verlust seiner Bildsamkeit unter 'Überschreitung der Trockentemperatur, ohne jedoch die
Brenntemperatur zu erreichen, und erhält so ein Material, das, wie Tonschiefer, die Eigenschaft
erhält, nach dem Pressen unter hohem Druck beim Brennen in eine feste Ziegelmasse übergefübrt
zu werden. (D. B. P. 821930.) Nach dem Zusatzpatent macht man nur einen Teil der Trocken-
preßmasse durch Erhitzen über die übliche Trockentemperatur unbildsam und mischt ihr dann
rohen Ton zu. (D. B. P. 324189.)
Ein Verfahren zum Trocknen von Tonwaren ist dadurch gekennzeichnet, daß man die Form-
linge vor dem Brennen mittels überhitzten Dampfes allmählich auf 160--400° erhitzt, zum Zwecke,
um die Feuchtigkeit zu entfernen und die bei der Lufttrocknung vorhandene Neigung zur Bildung
von Haarrissen und Sprüngen zu unterbinden. (D. B. P. 166476.)
Zur Aufnahme der mit wenigen Zehntel Prozenten Alkali versetzten, dadurch gießbar ge-
wordenen, dfumflüssigen Masse für gegossene Gegenstände dienen Gi ps f 0 r m e n. Der poröse
Gips wirkt nicht nur wasseraufsaugend, sondern auch physikalisch in anderem Sinne dadurch,
daß er spurenweise in Lösung geht und koagulierend auf die der Formwandung benachbarten
Teilchen wirkt, so daß eine glatte, lederartige Oberfläche entsteht, die das leise Herauslösen
des Stückes aus der Form gestattet.
Die zur Herstellung von Luxusporzellan dienenden Gipsformen müssen an allen Stellen
gleichmäßig große Saugkraft haben, und dementsprechend muß die Form ganz gleichmäßig stark
sein. Die Saugkraft des Gipses ist um so größer, je weniger Gips in das Wasser angerührt wird,
doch steigt damit zugleich die Zerbrechlichkeit und Abnutzbarkeit. In der Geschirrfabrikation
sind daher Formen mit großer Saugkraft nicht zu empfehlen, sondern das Hauptaugenmerk ist
auf gleichmäßige Arbeit bei der Zubereitung und Verarbeitung des Gipsbreies zu richten. (Oe Bose,
Keram. Bundseh. 23, 96.)
Bei richtigem Verarbeiten des Gipses lassen sich die Formen für Falzziegel schon nach
zwei Stunden (sonst 24 Stunden) verwenden, da die Festigkeit in der Zeit von 2 auf 24 Stunden
nicht mehr als um rund 1,5 kg/qcm steigt. (B. Ross, Tonlnd.-Ztg. 89, 267.)
Zur Herstellung von Formen rührt man 2 Tl. Gips und 1 Tl. gebrannte Magnesia mit einer
Lösung von 7 Tl. Magnesiumchlorid in 9 Tl. oder mehr heißem Wasser zu einem Brei an, den man
erstarren läßt. (D. B. P. 67 176.)
Zur Herstellung stark wasseransaugender Gipsformen setzt man dem Gipsmehl oder dem
Anrührwasser 0,25% Soda zu. (D.R.P. 167 618.)
Dachziegelformen erzeugt man ebenfalls wie die bekannten Gips- oder Tonformen, jedoch
aus gutem, geschlämmtem K a 0 I in, brennt sie nach völligem Austrocknen etwa bei SK 3
lmd setzt sie, um sie zum Pressen fertig zu machen, wie üblich in eiserne Preßrahmen, in denen
man sie mit flüssigem Gips vergießt. (D. R. P. 266282.)
Nach dem O. P. v. 17. Fabr. 1884 ist es besser, statt der gebriuchlichen Gipsformen zur Her-
stellung keramischer Waren eine Masse zu verwenden, die aus 30 Tl. Tonerde, 30 Tl. Kieselerde,
40 Tl. kohlenss.urem Kalk, 2 Tl. kohlensaurer Magnesia und 1 Tl. Eisenoxyd besteht. Man mahlt
die Bestandteile mit Wasser zu einer plastischen Masse, formt und brennt.
696 Metalle und Minerale.
Nach SeUens.-Zig. 1911, 121 werden zur Herstellung von Gußformen 93 Tl. feiner Quarz·
sand und 7 Tl. Lehm innig zum Formsand gemischt und dieser dann mit Mineralölen (5-10%).
deren EntfIammungspunkt über 200° ist, verknetet. Zur Herstellung der Guß kerne wird der
gewöhnliche Formsand mit 5% des Formöls gemischt und der Kern bei einer -Temperatur
von 150-200° getrocknet. Er muß dann so fest sein. daß er nicht auseinander fällt, sich jedoch
nach dem Guß durch leichtes Klopfen aus der Öffnung des fertigen Gußstückes entfernen läßt.
Zusammensetzung eines Kernöles: 600 amerikanisches Gasöl, 300 reines Leinöl, 100 dunkler
Waltran. Eine. billigere Mischung gewinnt man aus 200 Tl. a.merika.nischem Harz, 200 Tl.
Tran und 600 Tl. VuIkanöl.
Eine Masse zur Herstellung von Formen besteht nach D. R. P. 87178 aus einem Gemenge
von 2 Tl. Gips, 1 Tl. gebrannter Magnesia und einer Lösung von 7 Tl. Chlormagnesium in 9 Tl.
heißem Wasser. -
Eine Formma.sse besteht nach D. R. P. 181 908 aus 98,02% Sand, 1,83% gekochtem Leinöl
und 0,15% Gasolin (spez. Gewicht 0,72).
Nach A. P. 1064933 mischt man zur Herstellung von Kernstücken für Gußformen das
betreffende Kernmaterial, z. B. Ton oder Sand, mit Harzpech.
Die Zusammensetzung der sog. Stanzmasse oderdesStanzöles ist von großem Einfluß auf
das Haften des keramischen Gegenstandes an der Matrize, so daß es zweckmäßig ist, das Mischungs.
verhältnis der Rohmaterialien und seine trockenere oder feuchtere Beschaffenheit jeweilig durch
Vorversuche zu ermitteln. Je größer der Körper ist, der gestanzt werden muß, um so öliger bzw.
trockener muß die Stanzmasse sein, da. gräßere Flächen an und für sich schwer glatt zu erhalteu
sind. Hervorhebenswert ist, daß plastische Massen beim Stanzen eine weniger steife Ölmischung
erfordern als magere Massen, denen man, ob kreidehaltig oder nicht, ein viel dickeres Öl zusetzen
muß. Ferner sei betont, daß der Zusatz animalischer Öle zu diesen Stanzölen wirkungslos ist
und daß diese Öle nicht die Ursache von schwarzen Flecken sind, die sich infolge Zurückbleibens
kohlenhaitiger Produkte auf den gebrannten Porzellangegenständen bilden. .
über keramische Stanzöle, die für diesen Zweck in Betracht kommenden Ölsorten und ihren
Wert, ihre Wirkung nicht als schmierende, sondern als adhäsionsaufhebende Agentien und die
Mengen und Mischungen berichten P. Simcoe und A. Smith, Sprechsaal 46, 288.
Ein Stanzöl besteht nach D. R. P. 94297 aus einer Mischung von 88% hellem Naphtha.öl
(spez. Gewicht 0,870 bis 0,895), 6% Sulfur-Olivenöl und 6% Rüböl; viel verwendet wird nach
Sprechsaal 1912, 700 z. B. ein möglichst innig verrührtes Gemenge von 25 Tl. Rüböl, 125 Tl.
Petroleum und 700 Tl. Wasser. Vgl. auch Sprechsaal 1912, 771.
Um das Anhaften des Glases beim Gebrauch von Hoblglasformen an der Form selbst
zu verhindern, verwendet man nach D. R. P. 109196 statt der seither verwendeten Fette ein
Schmiermittel, das man durch Kochen von Holzmehl. Harz, Holzkohle, Wachs und Talg in Öl
herstellt.
Zum glatten Ausheben des geformten keramischen Gegenstandes aus der Muffel schmiert
man diese nach D. R. P. 189264 mit einem Stanzöl ein, das aus 5 Tl. Stearin und 20 Tl. Olein be.
steht, die man in 3 Tl. Ather und 46 1/. Tl. Petroleum unter Erwärmen löst. Nach D. R. P.168 386
löst man in demselben Lösungsmittelgemisch ein Gemenge von 5 Tl. Stearin und in Summe
20 Tl. Tannin, Glycerin und Seife. .
Als Formöle für keramische Zwecke verwendet man nach SeifeDs.·Ztg. 1918, 840 für weiße
und sehr helle Tonwaren ein leichtes Mineralöl vom epez. Gewicht 0,885, für dunkle Waren und
Kacheln Gas· oder Blauöl, dem man häufig geringe Mengen Wollfett und etwas Nitrobenzol
oder Amylacetat als geruchkorrigierende Substanzen zusetzt.
Ober die Herstellung von Stanzporzellan schreibt E. Rath in Reram. RUDdsch.1921, 38.
Schmelztemperaturen von 960°, 979°, 998 0 • • • usw. um je 19° steigend bis 1150 0 aus 395 Tl.
Nr. 010 allein, 353,7 Tl. Nr. 010 und 40 Tl. Nr. 1, 314,4 Tl. Nr. 010 und 80 Tl. Nr. 1 ... usw.
bis 400 Tl. Nr. 1 allein, entsprechend dem höchsten Schmelzpunkt von 1150°.
Zur Erzeugung von Schmelzkörpern für Temperaturermittlungen (Segerkegel) ersetzt
man die sonst üblichen Flußmittel Bleioxyd oder kohlensaurer Kalk zur Vermeidung von Reak-
tionen zwischen dem Bleioxyd und den Feuergasen bzw. zur Verhinderung der Abspaltung von
Kohlensäure durch ein Gemisch von Calciumoxyd und Magnesi umoxyd. (D. R. P. 212496.)
Man verarbeitet z. B. für SK 021-016 die bleifreie Fritte
0,5 NalO } 1 SiO,
Bf = 0,25 CaO
0,25 MgO
1B
S 3
°
mit steigendem Zusatz von Zedlitzer Erde und für SK 015-011 die bleifreie Fritte
N - 0,5 NaaO
z - 0,5 CaO
°
If 0' 2 Al 2 3
{2 SiOa
1 B 20 a
mit Zusätzen von Zedlitzer Erde, Magnesit und in den beiden letzteren Fällen von Quarz und
Feldspat. Eisenoxydfreie Kegel von 010a bis 6a bestehen aus einer Magnesitmischmasse
von 33,5% Kaolin und 65,5% Nz-Fritte, 10% Magnesit und der Masse des alten Kegels 7, wodurch
man Kegel erhält, die an der Grundfläche nicht aus quellen, von der Art der Feuerung unabhängig
erweichen und die Abstände von SK 010-08 regelmäßig ausfüllen. (M. Sirnonis, Tonlnd.·Ztg.
1908, 1764.)
Neuerdings stellt man eisenoxydhaltige, rote Segerkegel her, deren Aussehen nach dem
Brande einen Rückschluß auf die chemische Zusammensetzung der Feuergase, d. h. ob sie redu-
zierend oder oxydierend brannten, gestatten. Im oxydierenden Feuer schmelzen die Kegel zu
einer hell, bis dunkelbraunen, glasartigen, dichten, meist glänzenden Masse von länglicher Form,
während in reduzierender Flamme rundliche, kugelartige Gebilde entstehen, die häufig stark
porös sind und eine rauhe, glanzlose Oberfläche zeigen. (E. Trab, Tonind.·Ztg. 89,~204.)
Über die Herstellung von Schmelzkegeln zur Beurteilung des Schmelzpunktes von Loten
s. D. R. P. 266460 und [92].
bildet wieder eine Abteilung mit nicht durchscheinendem Scherben: Baumaterial (z. B. KJinker)
und Geschirr (z. B. Steinzeug), während die zweite Abteilung durch das Porzellan, das Tonzeug
mit durchscheinendem Scherben ausgefüllt erscheint.
und 27,45 Tl. des Stas'schen Glases, das man aus 77 Tl. Sand, 8,15 Tl. Soda, 16,5 Tl. Salpeter und
18,40 Tl. Kreide erhält.
Nach Sprechsaal1890, 941 soll jedoch die bei 1300-1400° garwerdende Sevresporzellanmasse
aus 26,4% Quarz, je 19% Natron· und Kalifeldspat und 35,6% Kaolin von St. Yrieix bestehen.
Nach einer Mitteilung im Württembg. GewerbebI. 1868, Nr. 6, 7 enthielt die Grundmasse
für Porzellanschreibtafeln in 100 Tl.: 37,86 Tl. Kieselerde, 47,22 Tl. Tonerde, 14,64 Tl.
Natron, war also ähnlich zusammengesetzt wie das aus 59,6 Tl. Kieselerde, 35,0 Tl. Tonerde,
1,8 Tl. Kali und 2,4 Tl. Kalk bestehende Sevresporzellan.
Nach Untersuchungen von Le Chateller liegt auch in einigen Bruchstücken hieroglyphen-
bedeckter Miniaturbildsäulen aus dem alten Ägypten echtes Weichporzellan von der Zusam-
mensetzung: 88,6% Kieselsäure, 1,4% Aluminiumoxyd, 0,4% Eisenoxyd, 2,1% Kalk, 5,8%
Natron und 1,7% Kupferoxyd vor, also ein Weichporzellan, wie es in Sevres heute noch erzeugt
wird und durch Brennen einer Mischung von 55% griechischem Sand, 5% weißem Ton und 40%
blauem Glas in oxydierender Atmosphäre bei höchstens 1050° (bei 1200° wird die Masse grün-
lich) nachgeahmt werden kann. Das bl aue Glas entspricht der Zusammensetzung
0,23CaO
3,3 SiO. 0,13 CuO
0,64 Na.O
und wird aus 66% Sand, 8% Calciumcarbonat, 22% calcinierter Soda und 4% Kupferoxyd er·
zeugt. Die wenig plastische Gesamtmasse wird durch Zusatz von wenig Harzseifenlösung
bildsamer. In reduzierender Atmosphäre geht die blaue Farbe durch Bildung von Kupferoxydul
ganz oder zum Teil in Rot über. (Zeitschr. f. angew. ehem. 1907, 519.)
Zur Darstellung von Porzellan aus den elementaren Bestandteilen verschmilzt man 28 Tl.
Feldspat, 25 Tl. Quarz, 45 Tl. Zettlitzer Kaolin und 2 Tl. Knochenasche bzw. ein Gemenge von
28 Tl. Feldspat, 46 Tl. Quarz, 27,8 Tl. Aluminiumhydroxyd und 2 Tl. Knochenasche, dem man zur
Erzielung größerer Plastizität etwas Roggenmehl beigibt, und erhält in beiden Fällen beim Brennen
die gleiche Art von Weichporzellan. Dasselbe Resultat wurde auch erzielt, wenn der Feldspat
als künstlich dargestellte Fritte von 16 Tl. Aluminiumhydroxyd, 7 Tl. Kaliumcarbonat, 10 Tl.
Kaliumnitrat und 36 Tl. Sand von Hohenbocka den übrigen Bestandteilen des Versatzes bei·
gemischt wurde. Auch in Glasuren konnte H. Bollenbach einen Teil der Tonsubstanz durch '«I.ui-
valente Mengen Aluminiumhydroxyd und Kieselsäure ersetzen und so Glasuren erhalten, die Sich
von den Kaolinglasuren nicht unterschieden. (Sprechsaal 1908, 882.)
Zur Herstellung von Fluoritporzellan ist u. a. eine Masse folgender Zusammensetzung
geeignet: 28% Tonsubstanz, 2,5% Quarz, 63,5% Feldspat, 6% Flußspat. Der Versatz lautet:
21,5% Zettlitzer Erde, 9% geschlämmter Hallescher Ton, 63,5% Feldspat, 6% Flußspat. Wird
diese Masse bei SK 2 gebrannt, so entsteht ein transparentes und gesintertes Produkt. Eine
passende. blanke Glasur zu diesem Scherben ist:
0,1 K 20
0,2 BaO 0,15 AI 20 a • 1,5 SiO!
0,7 PbO
Versatz: 55,9% Feldspat, 39,4% kohlensaurer Baryt, 159,6% Mennige, 12,9% Zettlitzer Kaolin,
48,0% Borsäure. Zur Mühle: 340,0% Fritte, 25,8% Zettlitzer Kaolin. Weitere zahlreiche Rezepte
und Angaben bringt E. Berdel in Sprechsaal 1910, 75.
H. Stein empfiehlt in Sprechsaal 1888, 843 als leichtflüssige Feldspatporzellanmasse ein Ge·
menge von 230 Tl. Sennewitzer Kaolin, 168 Tl. Ton von Großalmerode, 297 Tl. Feldspat und
305 Tl. Quarz.
Nach H. Stein, Sprechsaal 1899, 153 besteht ein Porzellansatz für niedere Gartemperatur
(SK 13) aus 45 Tl. Zettlitzer Kaolin, 29 Tl. Quarzsand und 26 Tl. norwegischem Feldspat;
eine Masse, die aus 13 Tl. desselben Kaolins, 45 Tl. Sand, 27 Tl. Feldspat und 15 Tl. braunem
Löthainer Ton besteht, ist schon bei SK 9-10 gar gebrannt.
Eine gute Porzellan masse best~ht nach G. C. Müller, Sprechsaal 1908, 1557 aus 52,5 Tl.
Kronacher Sand (bestehend aus 62,52% Quarz, 29,09% Feldspat und 29,09% Ton) und 47,5 Tl.
Zettlitzer Kaolin. Man brennt bei SK 13 und verwendet zur Glasur einen Versa.tz, der aus 45 g
Glühscherben, 20 g Feldspat, 15 g Quarz und 20 g Marmor besteht. Weitere Vorschriften im
Original.
Zur Herstellung einer sehr billigen Porzellangießmasse verwendet man nach Sprach-
saal 1911, 212 ein Gemenge von je 36 Tl. böhmischem und Halleschem Kaolin, 115 Tl. N euhäuser
Sand und 2 Tl. Kalkspat oder Schlemmkreide. Die Garbrandtemperatur beträgt SK 11. Weitere
3 Vorschriften im Onginal.
Eine feinkörnige marmorähnliche Biskuitmasse hat nach Sprechsaal 1902, 818 die
Zusammensetzung 50 Tl. Kaolin, 35 Tl. Feldspat und 15 Tl. Quarz, während eine im Feuer be-
sonders standhafte Masse durch Vermischen von 46,25 Tl. Kaolin, 38,5 Tl. Feldspat und 15,25 Tl.
Quarz erhalten wird.
Eine weiße, transparente Biskuitgießmasse, die im Feuer gut steht und bei SK 10--11
gar brennt, wird nach Spref.bsaal 1911. 86& erhalten aus 25 Tl. Börtewitzer und 20 Tl. Zettlitzer
Kaolin, 35 Tl. Neuhäuser Sand und 20 Tl. norwegischem Feldspat. Eine geeignete, glänzende,
gut ausfIießende G las ur besteht aus 45 Tl. Glühscherben, 20 Tl. norwegischem Feldspat, 10 Tl.
Quarz und 25 Tl. Marmor.
Tonwaren. 703
Weiße, durchscheinende Biskuitmassen erhielt Weißkopl nach Sprechsaal 187~, Nr. 20, und
zwar sattes mattes Biskuit aus 1 Tl. Ton, 6 Tl. Feldspat; durchscheinendes Biskuit aus 1 Tl.
Ton, 8 Tl. Feldspat und 0,25 Tl. Knochen; Perlmasse aus 1 Tl. Ton, 9 Tl. Feldspat und 0,6-0,7 Tl.
Knochen.
Nach B. Seger, Tonlnd.-Ztg. 1892, 309 wird die außerordentlich transparente, schwach
gelblich getönte Kopenhagener Biskuitmasse für SK 8-10 hergestellt aus 45 Tl. schwe-
dischem Feldspat, 54 Tl. Zettlitzer Kaolin und 1 Tl. Marmor. Zweckmäßig schmilzt man einen
Teil der Masse im Glutfeuer, mahlt, vermischt im Verhältnis von 30 Tl. zu 70 Tl. obiger Masse,
verschmilzt wieder und erreicht so eine geringere Neigung des Satzes zum Austreten der Nähte;
die mit dieser Masse hergestellten Biskuitfiguren sind sehr schön und dem feinkörnigen Marmor
ähnlich. Eine schon bei SK 8 vollständig geschmolzene Mischung wurde aus 65,5 Tl. Feldspat,
1,5 Tl. Marmor und 32 Tl. Zettlitzer Kaolin gewonnen. Ähnliche Eigenschaften hatte eine ober-
flächlich ebenfalls mattbleibende Masse aus 68 Tl. Feldspat und 32 Tl. Kaolin.
Nach einem Referat in Jahr.-Ber. f. ehem. Techn. 1892, 642 werden Porzellanblumen
für Lampenschirme, die durchscheinend und schwach elfenbeinfarbig getönt sein sollen,
aus einem Satze hergestellt, der auf 20 Tl. reinen Quarzsand 2 Tl. Kalkspat und je 15 Tl. Feld-
spat und Kaolin enthält. Die Masse wird fein gemahlen mit Sirup oder Tragant in bildsame
Form gebracht, worauf man, um den Blumen nach dem Formen mehr Halt zu geben und um
sie besser reinigen zu können, nach dem Rohbrande eine Glasurmasse aufstäubt, die aus 12 Tl.
reinem Quarzsand, 10 'l'l. Feldspat, 6 Tl. Kalkspat, 3 Tl. Porzellanscherben und 3 Tl. calciniertem
Kaolin besteht.
Über Herstellung von Porzellanblumen siehe ferner Sprechsaal 1890, 136.
Zur Herstellung von Porzellan für elektrische Zweoke aus einem Ansatz, der der Formel
0,25 RO • Al.O a • 4 SiO,
entspricht, wird als bestes Flußmittel Bariumoxyd allein oder in Kombination mit Kalium.
oxyd oder noch besser die Kombination von Magnesiumoxyd und Natriumoxyd verwendet. Die
elektrische Widerstandsfähigkeit der erhaltenen PorzeIlanisolatoren ist sm höchsten bei den ge·
nügend oder etwas überfeuerten Proben, bei nicht gargebrannten und überhitzten Massen wird
sie geringer. (Sprechsaal 1909, 76.)
Zur Herstellung elektrischer Isolatoren aus Porzellan setzt man der Masse Zie~ltone
zu, deren Schmelzpunkt so tief liegt, daß sie bei der Brenntemperatur des Porzellanes flÜSSIg wer·
den und die Poren der Masse ausfüllen. Zugleich verarbeitet man die Verbundmasse mit wasser·
löslichen Ölen oder Fetten und setzt, um deren Zersetzung bei längerer Lagerung der Masse zu
verhindern, antiseptische Stoffe zu. Die bisher für Porzellanisolatoren verwendeten hochwertigen
Massen werden durch dieses Verfahren sehr verbilligt und man erhält Produkte, die nicht ;reißen
und springen, einen transparenten, speckigen Scherben zeigen und eine bis zu 100% gesteigerte
Isolierfähigkeit besitzen. (D. R. P. Anm. B. 60721, KL 80 b.)
Die Zerstörungserscheinungen an Hochspannungsisolatoren sind nach Endell lediglich eine
Folge der verschiedenen Wärmeausdehnungen des Porzellans und des Zementkittes, die sich wie
1 : 4 verhalten, und nicht, wie man bisher annahm, auf die schlechte Beschaffenheit des als Kitt
verwendeten Portlandzementes zurückzuführen. (Zement 1919, 631.)
Die für elektrotechnische Artikel viel verwendete Steatit·Porzellanmasse wird nach
Sprechsaal1912, 78 für eine Brenntemperatur von SK 13-14 z. B. hergestellt aus einem Versatz,
der 20 Zettlitzer Kaolin, 10 Steingutton, 18 Quarz, 16 Feldspat, 12 Steatit (Speckstein) und 6
Glühscherben enthält, während die zugehörige Glas ur aus 28 Glattscherben, 32 Feldspat, 26 Quarz,
6 Zettlitzer Kaolin und 5 Dolomit besteht.
Zur Herstellung von Hartporzellan, besonders für Geschoßzünder, mischt man die
Masse, um ihr ein dichteres und gleichmäßigeres Gefüge zu verleihen, vor der Pressung mehrmals
unter Ölzusatz. Das Öl di~nt bis zum Einbrennen als Bindemittel und erleichtert die Entfernung
des gepreßten Zünderkörpers aus der Matrize. _ (D. R. P. 298480.)
Zur Herstellung von Perlen und Knöpfen geht man von durchscheinenden, farbigen oder
farblosen Versätzen aus und unterscheidet je nach den Grundstoffen Achatmassen oder Straß-
massen, von denen die ersteren aus einer Mischung von durch Säurebehandlung von Eisen be·
freitem Feldspat mit wenig phosphorsaurem Kalk, die anderen aus reinem Feldspat bestehen.
Die mittels Milch geformte Masse wird dann gepreßt bzw. ausgestanzt, worauf man die einzelnen
Teile im Muffelofen brennt. (Polyt. Zentr.·BI. 181)2, 603.)
Die Färbung der Masse geschieht teils durch Kobaltoxyd, gemischt mit Zinkoxyd, Chrom·
oxyd, grau mit Nickeloxyd, braun mit chromsaurem Eisenoxyd usw. (Vgl. O. Parkert, Sprech-
saal 1911, 470.) Man verwendet z. B. 5 Tl. Kobaltoxyd für 95 Tl. Masse zur Erzielung eines
schönen Lichtblau, ebenso Chromoxyd für ein wenig transparentes Grün, Nickeloxyd für grün·
liche Bronzetöne, Nickel· und Kobaltoxyd für Olivgrün; 6 Tl. Eisenoxyd und 3-4 Tl. Kobalt-
oxyd oder 10 Tl. Kupferoxyd geben schwarz gefärbte Knöpfe. N~h Sprecbsaal 1884, 368 kann
man zur Herstellung von Achatmasseknöpfen auch von einem Produkt ausgehen, das man durch
Fritten von 33% Quarzsand, 65% Knochenerde und 2% Pottasche erhält. Nach dem Glasbrande
setzt man noch etwas Kaolin zu. Vgl. Töpferztg. 1872, Nr. 26.
Nach einem alten Verfahren vermeidet man das Schwinden kleiner Porzellanstücke, z. B.
Porzellanknöpfe, dadurch, daß man die Masse nicht naß formt, sondern die Pulver von trockenem
Ton, feinem Sand und Feldspat unter sehr starkem Druck in Metallformen preßt und diese an und
für sich gegen mechanische Einflüsse widerstandsfähigen Massen dann brennt. Gefärbte Knöpfe
werden in stark oxydierendem Feuer gebrannt, wodurch die Entwicklung der meisten Farben
begünstigt wird. Vorschriften zur Herstellung von Straß., Achat· und Porzellanknopfmassen
finden sich in Sprechsaal 1884, 368.
Zur Herstellung des Asbestporzellans, das ein vorzügliches Filtermaterial darstellt,
formt man geschlämmten Asbest mit Wasser und brennt ihn bei hoher Temperatur zu einer harten,
widerstandsfähigen Masse. (G. Hlnard, Ref. in Zeltsehr. f. angew. ehem. 26, 861.) Man kann
aus der Masse recht komplizierte Gegenstände anfertigen und vermag das Asbestporzellan auch
durch Vermittlung eines Emails mit Metallen zu verbinden. Magnesia und Talkum lassen sich
auf die gleiche Weise keramischen Zwecken zuführen.
"Ober Herstellung von Asbestporzellan (bei etwa 1400°), Asbestbiskuitporzellan (1650°)
und Asbestglas (bei 1800° und mehr) siehe F. Garros (Ref. in Jahr.-Ber. r. ehem. Techn. 1905,
1149). Da.s Asbestporzellan eignet sich seines geringen elektrischen Widerstandes wegen vor
.allem für elektrotechnische Zwecke. oder nach F. Garros, Ref. in Jahr.-Ber. I. ehem. Techn.
1891, 791, wegen seiner Feinporigkeit auch als Filtermaterial für Wasser. Wein. Säuren us~.
Das Produkt wird in einfacher Weise erhalten durch Brennen einer aus wiLsserigem AsbestteJg
hergestellten. geformten Masse.
Eine Isoliermasse für elektrische Schalter u. dgl. wird nach D. R. P. 389 830 aus 65 Tl. magerem
-Großalmeröder Töpferton, 25 Tl. rotem Bolus und 10 Tl. Silbersand erbrannt.
Tonwaren. 705
Zur Herstellung wetter- und säurefester Tongegenstände, die sich auch polieren lassen und
als Ersatz fürMarmorgegenstände gehen können, wird nach D. R. P. 72476 bis zurSchwindfreiheit
geglühter schwefelsaurer oder kohlensaurer Barit gemahlen und mit Alkalisalzen bzw. unter
Zusatz von Tonerde gefrittet. Man erhält so eine porzellanartige Masse (Baritporzella.n),
die wie gewöhnliche Porzellanma.sse durch Zusatz verschiedener Metallsalze in üblicher Weise
gefärbt werden kann.
Zur Herstellung von marmorähnlichem Porzellan mischt man weiße und bunte bröcklige
Porzellanma.,se mit einem Gemisch von Steinöl und Rübol, preßt das Gemenge in Stahlformen
und brennt die Formlinge. (D.R.P. 2411,3.)
Nach Tb. Hertwig, Keram. Rundseb. 1912y 289 erhält man durch Ersatz des Kalifeldspates
in Porzellanma.ssen durch äquimol.Mengen Z i n k- und Mag n es i asp at bei SK 14 ein außerordent-
lich reines, die besten Marken an Weiße übertreffendes Porzellan. Man verwendet beispielsweise
zu einem Versatz von 48 Zettlitzer Kaolin, 50 trockenem Tirschenreuther Pegmatit, 0,5 nor-
wegischemSpat, 0,5 Magnesit und 0,5Zinkoxyd eine Glasurmischung, die aus 232 Tl. Glatt-
scherben, 75,5 Tl. Wunsiedler Kalkspat, 10,77 Tl. Zinkoxyd, 57,2 Tl. gebranntem Chinaclay
und 222,66 Tl. geglühtem Quarz besteht.
Nach D. R. P. 78677 können die Silicate, die man nach D. R. P. 66066 durch Fällung von
Meta.llsalzlösungen mit Wasserglas oder Boraxwasserglas erhält, auch direkt zur Herstellung von
Ton-, Porzellan- und Glaswaren benützt werden, wenn man sie allein oder gemischt. event. auch
unter Zusatz von Fluß- und Magerungsmitteln gießt oder als plastische Masse mit Hilfe bindend&r
Stoffe (Seife, Leim) in üblicher Weise verarbeitet.
Zur Herstellung porzellanartiger Tonwaren mischt man die rohen Tone nach D. R. P. 64210
mit Chlornatrium, ChlorkaJium und Chlormagnesium und brennt die geformten Waren in feuch-
tem Zustande.
. Eine leicht flüssige, porzellanartige, standfeste, gegen Temperaturwechsel beständige
keramische Masse erhält man durch Verschmelzen von 100 Tl. Sand, der zum Teil durch Asche,
Schlacke oder Silicatgestein ersetzt werden kann, 30 Tl. calcinierter Soda, 50 Tl. gebranntem Kalk
und 100 Tl. Flußspat bei einer Temperatur, die nicht bis zur Verdampfung des Fluorides führt.
Die gießbare, leicht färbbare, getrübt undurchsichtige Masse eignet sich für Kochgefäße, Isolatoren
lmd elektrotechnische Artikel. (D. R. P. 382 678.)
erhält der fette Ton zwischen 10-20% Verdichtungsmittelzusatz wie z. B. Feldspat oder Porphyr,
Granit, Phonolith, Basalt, Bimsstein usw. Man brennt entweder in einem Brand mit Salzglasur
oder im Rundofen mit gewöhnlicher Glasur. Glasierte Einkochkrüge aus gelbem Steinzeug er-
halten meist gefrittete Steingutglasuren. Vorschriften zur Herstellung der Mischungen und Glasur-
versätze bringt E. Berdel in Kerarn. Rundsch. 20, 219.
Über Herstellung hohler, gesinterter Riemchensteine, die an einer Fläche mit Salzglasur
versehen, an den übrigen Flächen aber unglasiert und raub sind, siehe D. R. P. 287359.
Über keramische Kochgeschirre siehe E. Tuschhoff, Kerarn. Rundseh. 28, 380.
Die Herstellung von Steinzeugrohren...beschreibt J. Mangers in Tonind.-Ztg. 1917, 783 u. 821,
jene der Drainröhren C. Schirnrn in Tonind.-Ztg. 36, 1929.
Schwefelsäure kaum einen Gewichtsverlust zeigte, beschreibt A. Malinovscki in ehern. Met. Eng.
1918, 485.
Eine gegen Wasser, saure Gase und Säuren beständige Masse erzeugt man aus der bei der
Superphosphatfabrikation durch Aufschluß fluorcalciumhaltiger Phosphate mit Schwefelsäure
erhaltenen Kieselsäure im Gemenge mit Asbestpulver und Wasserglas. Man erhält nach der Glei-
chung
Si0 2 + 4 Ca(OHF) + 4 H 2S0 4 + 2 H 20 = SiF, + 4 (OaS0 4 • 2 H 20)
und aus dem Fluorsilicium mit Wasser entsprechend der Formel
3 SiF f + 4 H 20 = 2 H 2 SiFe + 4 H 2SiO,
Kieselfluorwasserstoffsäure und Orthokieselsäure, die von ersterer getrennt und getrocknet ein
äußerst poröses, noch Flußsäure und Kieselfluorwasserstoffsäure enthaltendes Pulver darstellt,
Tonwaren. 707
das dann mit Asbest und 'Wasserglas jene als Schutzanstrich oder als Mörtel in den Aufschluß·
anlagen der Superphosphatfabrikatioh verwendbare Masse liefert. (D. R •. P. 288263.)
Nach M. Buchner, Zeitschr. f. angew. Chem.1904, 985 erhöht ein Zusatz von der bei 3000° ent·
stehenden Korundmasse (Abfallprodukt beim Thermitverfahren) zu Ton oder Kaolin die
Säurebeständigkeit der keramischen Waren wesentlich. Auch läßt sich das Schwinden der Masse
durch diesen Zusatz bis auf 0% herabdrücken. Vgl. D. R. P. 158336.
Zur Bereitung einer säurefesten, temperaturbeständigen und isolationsfähigen Masse formt
und preßt man ein Gemisch von Wasserglas mit Porzellanstaub, Sand, Graphit oder anderen
Füllmitteln und härtet die evtl. noch mit solchen Stoffen, die bei höherer Temperatur Säure n
abspalten (Schwefel, Ammoniumacetat, Natriumformiat) versetzte Masse in einem über den
Schmelzpunkt der beigemischten säurebildenden Substanz erhitzten Kessel unter Druck in einer
Kohlensäureatmosphäre. Die erhaltenen, durch die ausgeschiedene Kieselsäure gebundenen
Formlinge sind gegen Temperaturschwankungen beständiger als Schamotte und widerstehen
auch höchst konzentrierter Schwefelsäure. (D. R. P. 302834.)
Zur Erzeugung dichter und säurefester Geräte formt man ein zerkleinertes gebranntes
Gemisch von Zement und Flußmitteln mit neuen Flußmittelzusätzen und Wasserglas, Zement,
Zinkzement od. dgl. Bindemitteln, glasiert die geformten Gefäße und brennt sie. (D. R. P.
332940.)
Zur Herstellung säurefester, widerstandsfähiger Gefäße oder Röhren fürSulfatschalen,
Autoklaven, Ton.Eisengefäße, Abtreibanlagen, Bassinwagen oder Pumpen für Säuren umhüllt
man das aus einem oder mehreren Teilen bestehende säurebeständige Innengefäß mit einem
im Umfange etwas größeren Eisenblechmantel und füllt den Zwischenraum zwischen beiden
mit einer Homogenschicht aus, die z. B. aus leichtflüssigen Metallen oder schnell erhärtenden,
mit Wasser anzuteigenden Kitten, Gips, Zement oder dgl., besteht. (D. R. P. 94847.)
S. a. [85], [489], [643 fl.] , [684].
534. Steingut.
über deutsche Fayencen und deutsches Steingut schreibt I. Grell in Keram. Rundscb.1921, 379.
Steingut besteht aus einem Gemisch von Ton, Tonmergel, Quarz und 10--25% kohlen-
saurem Kalk und muß, damit letzterer nicht unter Kohlensäureentwicklung zersetzt wird, bei
niederer Temperatur gebrannt werden. Die Masse ist daher wegen ihrer Widerstandslosigkeit
gegen Säuren für chemische Zwecke völlig ungeeignet und muß, da sie auch in feinem, dichtem
Zustande noch porös ist, auch für Gebrauchsgegenstä~de mit-einer dünnen, vom Scherben deut-
lich abgegrenzten Glasur übergezogen werden.
Man verdeckt den gelblichen Farbton von Steingutmassen durch Zusatz bla.uer
Farben, die sich mit dem Gelb zum Weiß ergänzen, und zwar arbeitet man in England derart,
daß man unlösliche Kobaltverbind ungen sehr fein vermahlen der Masse zusetzt, während
es natürlich zweckmäßiger ist, nach dem deutschen Verfahren der Masse lösliche Kobaltsalze
einzuverleiben und diese dann durch Ausfällen mit Alkalien (besser mit Soda als mit Ammoniak)
innerhalb der Masse unlöslich niederzuschlagen. Von den Salzen des Kobalts wird das Sulfat
bevorzugt, doch hat es nach Rieke den Nachteil, von Tonen und K.a.olinen leicht adsorbiert
zu werden, so daß es die Masse steif macht. Es empfiehlt sich daher, unter besonderen Umständen
die Ausfällung des Sulfates mit Soda in eigenen Behältern vorzunehmen. (M. Scbmld, Keram.
Rundscb. 21, 288.)
Das billige, jedoch wenig widerstandsfähige Kalksteingut wird immer mehr durch das Fe I d -
s p a t s t ein gut verdrängt. Der Scherben des Steingutes ist je nach dem Eisengehalt des Tones
braun oder grau, undurchlässig und dicht, wobei der Zusatz von Kochsalz die Dichte weiter stei-
gert. Die sog. Salzglasur, bestehend aus Natriumaluminiumsilicat, bewirkt dann die völlige
Undurchlässigkeit gegen die Oberfläche.
Zu den Steingutwaren mit weißem, porös bleibendem Scherben sind alle keramischen Er-
zeugnisse des Altertums (antike Vasen), des Mittelsalters (italienische Majolika, Fayence der
Renaissanceperiode ) und des 17. Jahrhunderts (Delfter Fayence) zu zählen, die in den erhaltenen
Museumsstücken Zeugnis für die Höhe alter Bildnerarbeit geben. Heute unterscheidet man das
harte Halleporzellan (Feldspatsteingut ) von dem weichen Kalksteingut, die beide aus feuerfesten,
weißbrennenden Tonen des Westerwaldes, von Löthain und Großalmerode unter Zusatz von Kaolin,
Sand und Feldspat (40--50 Tl. Ton, 40--50 Tl. Quarz, 8-12 Tl. Feldspat) bzw. Kalkspat in
zweimaligem Brande (Rohbrand ohne Glasur SK 4-10, Glattbrand mit Glasur SK 09-4) bei
SK 8-10 = 1250-1300 0 (Halbporzellan) bzw. SK 4 = 1I60° (Weichsteingut) erzeugt werden.
Steingutwaren kann man dadurch leicht vom Porzellan unterscheiden, daß man die Auf-
liegestellen der Stücke untersucht: Die Porzellanglasur muß zur Vermeidung des Festwachsens
während des Brandes an den Aufliegestellen entfernt werden, diese Ränder sind daher glasur-
frei, Steingutstücke schwinden kaum und erweichen nicht, sie werden daher in den Kapseln über-
und nebeneinander geschichtet, so daß sie nirgends a.ufliegen und keine glasurfreien Stellen zeigen.
Tonwaren. 709
Ein Verfahren, poröse Tonwaren an den Stützstellen für den Glasurbrand oder an anderen
nachträglich zu schleifenden Flächen mit einem lückenlosen, wasserdichten Überzug zu ver·
sehen, ist dadurch gekennzeichnet, daß an den zu bearbeitenden oder sonstwie gefährdeten Stellen
der lederharten oder gebrannten Tonwaren eine dichtbrennende Schicht oder eine dichtgebrannte
Platte unter oder über der Glasur mit der Tonware dauernd vereinigt wird. Man kann so die Eigen.
schaften poröser mit jenen gesinterter keramischer Waren vereinigen. (D. R. P. 276636.)
Zum Steingut zählt auch das farbige, aus Töpferton gefertigte Töpfergeschirr, die Terrakotta.
(Blumentöpfe, Bauornamente, Zellen für galvanische Elemente, Alkarazzas, das sind großporige
Kühlkrüge [671]) und Ziegelwaren, die aus kalkarmen Tonen bei 1000 0 gargebrannt werden
und die reinen Eisenoxydbrennfarben zeigen.
Zur Erzeugung des Kalksteingutes werden die Tonmassen, die bis zu 30% Calciumcarbonat,
jedoch in feinstverteilter Form (um seine Bindung an die Kieselsä.ure zu erleichtern), enthalten,
gemischt und maschinell geformt. Die Ziegel müssen dann, um ihr Springen zu verhüten,
allmählich vom Wasser befreit, "geschmaucht", d. h. im Strom heißer Gase getrocknet werden
(Schmauchkanal der Ringöfen), worauf man sie, wenn der Schmelzpunkt der Tone erheblich
über ihrem Sinterungsstadium liegt, zu Klinkern brennt, d. s. harte, widerstandsfähige, sehr
feste, klingende Stücke, die genügende Wasserundurchlässigkeit besitzen, um als Dachziegel u. dgl.
dienen zu können. Sie werden entweder gedämpft [664] mit eiseiihaltigen Anstrichen ver·
sehen oder mit einer farbigen Erd· oder Bleiglasur glasiert.
Als Ersatz des ausländischen Rohmaterials für Steingutfabrikate eignet sich eine Mischung
von 25 Tl. geschlämmter hallischer Porzellanerde, 32 Tl. fettem Grödener Ton, 30 Tl. Hohen·
bocka.Quarzsand und 13 Tl. Feldspat für eine Brenntemperatur von SK 6-8. Für Dolomit-
steingut, das ist ein Mittelmaterial zwischen Kalk. und Hartsteingut, das bei sehr niedriger
Temperatur gebrannt werden kann, eignet sich nach G. Steinbrecht ein Gemisch von 25-30 Tl.
Dolomit, 34-30 Tl. Grödener Ton, 28-30 Tl. Quarzsand und 13-10 Tl. Westerwälder oder
Pfälzer Ton bei einer Brenntemperatur von SK 03. (Kerarn. Rundsch. 28, 29 u. 48.)
Materialien mit einem Schmelzpunkt über 1600° heißen feuerfest. Die meisten dieser
Stoffe schmelzen bei 1700° und höher, beginnen aber schon 200-300° tiefer zu erweichen, d. h.
einem Stempeldruck von 400 g Gewicht nachzugeben, weil die Massen keine chemischen Ver·
bindungen, sondern Gemenge oder feste Lösungen darstellen. Durch Beimengungen wird
der Schmelzpunkt der meisten feuerfesten Körper herabgedrückt. Es gilt, daß Materialien mit aus·
gedehntem Schmelzintervall bei niedriger Temperatur geringe, jedoch während des Erhitzens
konstante Festigkeit zeigen, während Stoffe mit kurzem Schmelzbereich bei niedriger Tempe.
ratur sehr widerstandsfähig sind, bei größerer Hitze jedoch ihre Festigkeit verlieren. Die einzige
bei Weißglut beständige Verbindung von Tonerde und Kieselsäure Al 2Si05 schmilzt bei 1810°,
die aus Calciumoxyd und Kieselsäure bestehende Verbindung Ca 2SiO, bei 2080°, die Verbindung
der Formel CaSiO a bei 1512°, reine Kieselsäure bei 1600°. Schamottesteine schwinden in der
Hitze um so stärker, je mehr sie Tonerde enthalten, da diese als amorphe Verbindung infolge
Oberflächenspannung im Gegensatz zu krystallinischen Stoffen Feuerschwindung zeigt, anderer·
seits wachsen die Dinassteine infolge Umwandlung ihrer Kieselsäure in Tridymit, die unter
Volumvergrößerung erfolgt. (K. Arndt, Chem.-Ztg. 1911, 213.)
Die Schmelztemperaturen einiger hoch feuerfester Oxyde, Steine und Kali· Natron-
feldspate wurden durch neuere Untersuchungen von Ruft, KanoIt und E. Dittler bestimmt
Es schmelzen: Kalk bei 2570°, Magnesia (2800), Tonerde (2050), Chromoxyd (1990), Beryllium.
oxyd (2200), Magnesiumoxyd (2500), Aluminiumoxyd (2010), Zinndioxyd (1625), Titanoxyd
(1300-1400), Titandioxyd (1600), Cerdioxyd (1950), Thordioxyd (2425-2470), ferner unter einem
Druck von 10-30 mm Quecksilbersäule: Berylliumoxyd (2525), Magnesiumoxyd (2550), Cal.
ciumoxyd (höher als 2450), Aluminiumoxyd (2810), Zirkondioxyd (2580-2590). Feuerfester
Ton I-lII (1630-1710), Bauxit (1740), Silicatstein (1695-1705), reiner Quarz (1750), reine
Tonerde (2010), Magnesitsteine (2165), Chromitsteine (2050-2180). - Die verschiedenen Feld·
712 MetaJIe und Minerale.
spate schmelzen zwischen 1137-1200°. Gemessen wurden die Temperaturen mit dem Holborn -
Kurlbaumthermometer, die Verflüssigung der Kali-Natronfeldspate wurde im Dölterschen
Erhitzungsmikroskop verfolgt. (Keram. Rundsch. 21, 890 u. 482. Ferner Tonlnd.-Ztg. 87, 1482.)
Eine Tabelle über die Schmelzpunkte feuerfester Produkte von C. W. KanoU findet sich
im Chem.-Ztg. Rep. 1912, 886.
Vber das Schmelzen imd Verdampfen unserer sog. hochfeuerfesten Stoffe (Va.na.dincarbid,
Urancarbid, CaJciumoxyd, Aluminiumoxyd usw.) siehe die umfassende auf zahlreiche Beobach-
tungsdaten gestützte Arbeit von O. RuH und O. Goecke in Zeitschr. f. angew. Chem. 1911, 1469
und in Z. f. Metallurg. 1911.
Eine sehr interessante Arbeit über das Verhalten einiger Mineralien und Gebirgsarten bei
sehr hoher Temperatur von L. Eisner findet sich in seinen ehem.-techn. Mitt. 1884/86, S. 186.
Die technisch verwertbaren feuerfesten Stoffe sind: Kaolin und gewisse feuerfeste Tone
(gebrannt: Schamotte), Quarz (Dinas- und Silicststeine, ferner Carborund und seine Abarten),
Tonerde (als Bauxit, Korund "Dynamoidstein", Hartporzellan, Alundum), Kalk und Dolomit
(Magnesit- und Dolomitsteine, Magnesiageräte), Zirkonerde, Thor, Borstickstoff u. a.
Man vermag feuerfeste Steine mit dem Schmelzpunkt von 1850° herzustellen, so daß sie für
alle hüttenmännischen Zwecke genügen würden, wenn die Beständigkeit gegen qie hohen Hitze-
grade a.llein das ausschlaggebende Merkmal eines feuerfesten Steines wäre. Die Feuerfestigkeit
eines Materials genügt jedoch bei Ausführung der Schmelzen und chemischen l1msetzungen
ebensowenig wie die Schwerschmelzbarkeit eines Metallgefäßes, z. B. eines Platintiegels, der zum
Aufschließen von Silicaten bei Weißglut dienen kann, andererseits aber von schmelzendem Blei
schon bei niedriger Temperatur zerstört wird, da die den Stein zusammensetzenden Bestandteile,
Tonerde und Kieselsäure, neben den Oxyden der Alkalien, des Eisens, Calciums und Magnesiums,
bei hohen Hitzegraden in chemische Wechselwirkung miteinander treten. Ebenso reagieren
sie mit den mineralischen und gasförmigen Bestandteilen der Kohle, besonders mit dem Koch.
salz, das von der KohlenwäBche in dem Brennmaterial verblieben ist. Es bildet sich leichtschmel.
zendes Natriumsilicat, das die Steine ebenso angreift, wie das freiwerdende Chlor. Aber auch der
feste Kohlenstoff dringt zunächst in Form der flüchtigen Kohlenwasserstoffe in die Steinporen
ein und lagert sich dann als zerstörendes, lockerndes Medium in den entstehenden Rissen ab.
(Blasberg, Zeitschr. f. angew. ehem. 1911, 1018.)
Auch die chemischen Ofenprozesse geben Ursache zur Zerstörung der Auskleidungen. Man
unterscheidet die heiden großen Gruppen der basischen und s 80 ur e n Umsetzungen, deren Typen
beispielsweise der Zement- und der Glasschmelzprozeß sind. Die kieselsäurereiche Glasschmelze
würde durch tonerdereiches Hafenmaterial neutralisiert werden, und umgekehrt würde die alka-
lische Zementmasse in mit kieselsäurereichem Futter ausgekleideten Drehöfen unbefriedigend
verlaufen, ganz abgesehen von der schnellen Zerstörung der Häfen bzw. Futter durch die sich ab-
spielenden Vorgänge. Das Ofenfutter-, Herd· oder Hafenmaterial ist üherhe,upt stets an der be-
treffenden Reaktion mitbeteiligt, wie z. B. auch der Graphit des Tiegels als Kohlenstoff reduzierend
auf den Tiegelinhalt einwirkt (Tiegelstahl), da bei den nötigen hohen Temperaturen kaum ein
Stoff indifferent bleibt. So erklärt es sich, daß die Chemie der feuerfesten Stoffe, das ist die Auf-
findung und wunschgemäße Gestaltung der Beziehungen zwischen Gefäßmaterial und Gefäßinhalt,
zu den wichtigsten Teilen der chemischen Technik zählt.
Die an das feuerfeste Material zu stellenden Anforderungen sind demnach: Widerstands-
fähigkeit gegen Temperaturen von SK 26 und mehr, gegen schroffen Temperaturwecbsel und
Korrosion. Sie dürfen bei hohen Hitzegraden ihre Gestalt nicht verändern, nicht rissig werden
und gegen zufällige Stöße nicht empfindlich sein.
Feuerfeste Steine mit hoheI:9 Tonerdegehalt sind, wenn Kaolin und Tonerde oder Bauxit
genügend innig vermahlen wurden und die Brenntemperatur hoch genug war, um die Bildung von
Sillima.nit zu gewährleisten, gegen Belastung genügend widerstandsfähig und auch von hoher
Raumbeständigkeit. Letztere wird ferner ebenso erhöht, wie die Festigkeit, wenn man das Material
vor dem Brennen trocken preßt. (Tonlndustrle-Ztg. 1921, 618.)
Die Haltbarkeit der Steine oder Mörtel u. dgl. hängt von Körnung, Dichtigkeit, Porosität,
Brand und Wärmeleitfähigkeit ebenso ab, wie vom Widerstand gegen mechanische und chemische
Korrosion. Diese letztere läßt sich bis zu einem gewissen Grade vermeiden, wenn man die feuer.
festen Retorten, Tiegel und Ofen mit einem 0,5mm starken überzug aus einem wässerigen Brei
von Carborund und feuerfestem Ton oder Wasserglas versieht. (J. r. Gasbel. 62, 784.)
Zu beachten ist, daß die Haltbarkeit der feuerfesten Gegenstände durch Berührung mit
schmelzenden Bescbickungen, Flugasche, Schlacken, Kalk oder Magnesia wesentlich gemindert
wird. "Über die Wirkung von Flugasche auf feuerfeste Steine siehe J. W. Mellor, Sprechssal
1914, 498.
In J. Soc. Chem. Ind. 88, 819 bespricht G. Rigg die Eigenschaften der feuerfesten Stoffe
kritisch und führt Untersuchungsmethoden für die zU verarbeitenden Materialien an. Vgl.
Tonlnd.-Ztg. 40, 76.
Die Masse für Pyrometerrohre soll möglichst feuerfest sein und einen Schmelzpunkt
nicht unter SK 30 (1670°) haben, die Masse muß in gebranntem Zustande plötzlichen und wieder-
holten Temperaturschwankungen standhalten und muß überdies in glasiertem oder unglasiertem
Zustande, ohne sich zu krümmen oder sich zu verbiegen, bei hohen Temperaturen gasundurch-
Feuerfeste, korrosionsbeständige keramische Erzeugnisse. 713
lässig sein. Im Rohzustande muß ihre Plastizität ihr Auspressen aus einer Röhrenmaschine ge-
statten. (Keram. Rundsch. 22, 89.)
Die zur Herstellung hochfeuerfester Hohlkörper für die Glas-, Porzellan-, Leuchtgas- und
Zinkhüttenindustrie (Muffeln) nötigen Rohmassen müssen auch bei möglichst geringem Wasser-
zusatz (um das Trocknen der Gegenstände zu erleichtern) gut plastisch, also gut formbar sein
und sollen Glasuren erhalten, die genügend feuerbeständig und bei den Ofentemperaturen und
ihren Schwankungen genügend elastisch sind. Von den Glasuren wird ferner verlangt, daß sie die
Wärme gut leiten, den Scherben genügend dicht und gegen Schlackeneinflüsse widerstandsfähig
machen und geringe Gasdurchlässigkeit besitzen. (F. Juratzka, Feuerungstechnik 3, 106 u. 120.)
Ein dichtes, hartes, saures Futter für elektrische Schmelzöfen erhält man aus 15 Tl. Quarz,
der Korngröße von 4.-7 nun, und je 1 Tl. Teer und gebranntem Ton. (Norw. P. SO 948.)
Ein für Natron- und Sulfatschmelzöfen der Cellulosefabrikation geeignetes Ofenfutter
besteht aus einer Mischung von evtl. Magnesia-, Eisen- und Tonerdesalze enthaltendem Ätzkalk
mit völlig wasserfreiem, destilliertem Teer, der als Bindemittel dient und die Zersetzung des
Ätzkalkes verhindert. (D. R. P. 126242.)
Über die Herstellung basischer Ofenfutter aus Kalk-, Dolomit- oder Magnesitmassen mit
Teer oder anderen Bindemitteln siehe auch die in D. R. P. 6080, 11639, 11 661, 13693, 13971,
13086, 12 260, 12196, 10631, 10472, 14 468 usw. beschriebenen älteren Verfahren.
Zur Herstellung von Ofenfutter verwendet man z. B. nach D. R. P. 6080 ein Gemisch von 80 bis
85 Tl. Kalk, 10 Tl. Ton oder Hochofenschlacke und 5 Tl. Wasserglaslösung. Der Mörtel oder
die Kunststeinmasse eignet sich besonders zur Fütterung von Stahl- oder Flußeisenöfen.
Ein basisches Futter für Zementöfen besteht z. B. aus kohlensaurem Kalk allein oder zusammen
mit kohlensaurer Magnesia und so viel Ton, daß die Masse nach dem Brande Zementrohmischung
ergeben würde, oder aus Hochofenschlacke oder Pulver von Diabas und Dolerit. Die Masse wird
entweder mit Wasser oder mit Teer oder Asphalt eingestampft oder als Putz aufgetragen. (D. R. P.
22696.)
Als Ofenfutter für Kalkstickstofföfen verwendet man nach D. R. P. 330943 Quarzit, Zement
und Zementbeton mit und ohne Klinkerzusatz und verhindert so das Anbacken der Kalkstickstoff-
schmelze an den Ofenwänden.
trocknet im Ofen. Dieselbe Masse dient auch, ohne Sand, als vortrefflicher Kitt für Porzellan-
und Serpentinmörser usw. Für Porzellan nimmt man statt der Bleiglätte Bleiweiß und Gips
oder Kreide statt Ziegelmehl, in jedem Falle wird der Kitt nach einigen Tagen steinhart. (Dingi.
Journ. 118, 288.)
Zur Wiederherstellung gesprungener Ton- oder Porzellantiegel bestreicht man die Bruch-
stellen nach S. Lehner (Lit. Bd. n [496]) S. 73 mit einem wässerigen Brei von je 10 Tl. gelösch-
tem Kalk und Borax mit 5 Tl. Bleiglätte, vereinigt die Stücke, trocknet und glüht.
Zur innigen Verbindung von Steingut mit Glas verwendet man nach Techn. Rundsch. 1910,
806 einen Schmelzkitt, den man durch Anrühren eines fein gepulverten Gemenges von 40 Tl.
Bleiglätte, 25 Tl. weißem Quarzsand .und 35 Tl. Borax mit Leimwasser erhält. Die gekitteten,
durch Draht zusammengehaltenen Stücke werden nach dem Trocknen des Kittes in einer Muffel
zur starken Rotglut erhitzt, wobei der glasurartige Kitt mit den zu kittenden Stellen zusammen-
schmilzt. Unter der Voraussetzung, daß die zu kittenden Körper ebenso wie der Kitt annähernd
gleiche Ausdehnungskoeffizienten haben, hält natürlich diese Art der Verbindung besser, als wenn
man einen gewöhnlichen nicht schmelzbaren Kitt, z. B. aus 63 Tl. gebranntem Gips, 12 Tl. ge-
branntem Kalk, 25 Tl. Eiweiß oder einen Wasserglaskitt usw., verwendet.
Um Porzellanschalen säurefest zu verkitten, kann man nach Techn. Rundsch.1911, 499
entweder einen im Muffelofen zu brennenden Schmelzkitt aus 50 Tl. Glasmehl, 40 Tl. Schamotte-
mehl und 10 Tl. Borax und der WaBBermenge verwenden, die zur Herstellung eines dicken Breies
nötig ist, oder einen warm anzuwendenden Kautschukkitt aus 70 (bzw. 50) Tl. kleingeschnit-
tenem Rohkautschuk, 6 Tl. Ha.mmeltalg (oder 35 Tl. Leinölfirnis) und 24 Tl. Kaolin.
Zum Ausfüllen feiner Risse, die sich an Postamenten größerer Porzellanfiguren im
Schmelzfeuer häufig bilden, verwendet man nach Sprechs881 1912, 666 meistens einen kalt an-
zuwendenden Kitt, z. B. aus 4 Tl. Gips, 1 Tl_ Gummi arabicum und der nötigen Menge kalt gesättig-
ter Boraxlösung (auch ein Brei von WaBBerglas und naß gemahlenen Porzellanscherben tut den-
selben Dienst), oder man benützt Kitte, die gebrannt werden müssen, und geht dann für Muffel.
feuer (bei SK 010-07) von einem Gemenge von 6,4 Tl. Scherben der verwendeten MaBBe und
3,6 Tl. eines Bleiflusses aus, den man aus 7,5 Tl. Mennige und 2,5 Tl. Quarzsand erhält. Für
Porzellanglattfeuer nimmt man ebenso ein Gemenge von 1~15 Tl. fein gemahlenen Porzellan·
scherben, 7 Tl. Glasurpulver (von der zur Masse gehörigen Glasur) und 2,5 Tl. Zinnoxyd. Die
Pulver rührt man mit dextrin- oder gummiarabicumhaltigem WaBBer zu einem Brei an. Natür-
lich können die Kitte in der Farbe des Scherbens entsprechend gefärbt werden.
Andere Schmelzkitte, die z. B. aus konzentrierter Wasserglaslösung und fein gemahlenem
Feldspat bestehen, werden bei etwa 1250--1300° eingebrannt. Diese Kitte, die z. B. zwn Zu-
sammenkitten gesprungener Hochspann ungsisolatoren dienen, können nach Dingi. Journ.
110, 417 auch für niedere SchmelztemperatlU'en hergestellt werden. So schmilzt z. B. ein Glas-
kitt aus 4 Tl. Mennige und 1 Tl. fein gemahlenem Sand bei 800°, eine Mischung von 9 Tl. Mennige,
5 Tl. calciniertem Borax und 3 Tl. Sand schon bei 650-700°. Allen diesen Gemengen kann man,
wenn es sich um das Vereinigen weißer Geschirre handelt, 5~10% reines Zinkoxyd zu setzen.
Die erkaltete Masse wird fein gerieben, mit Tragantwasser angerührt, auf die Lötstellen der zer.
brochenen Gegenstände aufgetragen und nach dem Eintrocknen vorsichtig unter der Muffel ein-
gebrannt.
Zur Verbindung von Glas und Metall ([692]) oder Porzellan und Glas, also zur Her-
stellung von Porzellan mit angeschmolzenen Glasteilen, verwendet man Borosilicatgläser,
die neben Natriwn-, Calciwn- und etwas Aluminiwnoxyd Magnesium und außer Kieselsäure
10--20% Borsäure enthalten. Man vermag nach diesem Verfahren metallische Stromzuleitungen
ohne Zuhilfenahme eines Kittes an vakuumdichte Porzellangefäße herzustellen, und ebenso kann
man Metallstücke unmittelbar oder mit Hilfe von Zwischengläsern in das Borosilicatglas ein-
schmelzen, da das Glas etwa den Ausdehnungskoeffizienten des Porzellanes besitzt. (D. R. P.
282840.)
Über Magnesiaschmelzkitte siehe Tonind.-Ztg. 1917, 926. Über die gewöhnlichen Porzellan-
und Glaskitte [690 ff.].
zu Schamotte brennt, das Brenngut mahlt und mit dem anderen Teil des Tones zu Steinen formt,
die dann getrocknet und so dicht wie möglich bei SK 9-12 gebrannt werden. Zur Erhöhung der
Feuerfestigkeit setzt man der Masse Tonerde zu. (Über Aufbereitung der Schamotteindustrie.
rohstoffe siehe G. Bergau, Tonind.-Ztg. 38, 6G4.)
Bei der Herstellung dieser Art feuerfester Produkte ist es wichtig zu beachten, daß Titan-
s ä. ure den Schmelzpunkt aller übrigen tonigen Bestandteile, z. B. des Kaolins, bei Gegenwart
von 10% um 5 SK, bei Anwesenheit von 20% um 10 SK heruntersetzt, so daß es sich empfiehlt,
die Kaoline und Tone, die häufig bis zu 2% Titansäure enthalten, auf deren Gehalt zu prüfen.
(R. Rieke, Sprechsssl 41, 406.)
Ebenso wirken Magnesiumoxyd und Kieselsäure als Flußmittel für den Kaolin und vermindern
seine Feuerfestigkeit. Zur Erhöhung der Feuerfestigkeit des gewöhnlichen Tones kocht man ihn,
um ihm die die Feuerbeständigkeit herabsetzendem Stoffe wie Kalk, Magnesia oder Eisenoxyd
zu entziehen, mit Salzsäure aus und wäscht die Masse neutral. (Berzelius, Jahr.-Ber. f. chern. Techn.
1847,293.)
Bei Gegenwart von Alkali sintern solche Tone (z. B. der Mülheimer) schon bei Rotglut zu
dichten Steinen, die auch bei hoher Weißglut nicht schmelzen. Korngröße des Schamottemehles
und Art des Erhitzens spielen allerdings auch eine Rolle insofern, als rasches Erhitzen die Fließ·
temperatur des Tones erhöht. Diese Schamottemassen ertragen Hitzegrade von 1600-1770°
(SK 27-35), die Schamotte F der Berliner Porzellanmanufaktur sogar Temperaturen von SK 37.
Die Steine sind stets porös, leiten in der Hitze den elektrischen Strom und sind um so widerstands.
fähiger gegen schmelzende Gläser, je dichter sie bei hoher Temperatur gebrannt wurden.
Gegossene feuerfeste Tonwaren werden nach einem Verfahren von J. B. Shsw (Tr8Dssct.
01 the Amer. Cersm. Soc. 46, 467) wie folgt hergestellt: Die Gießmasse, die einen Tag vor dem
Gießen angesetzt und eine Stunde lang gerührt wird, besteht aus 1,5 Tl. plastischem Ton, 1 Tl.
sandigem Ton und 1 Tl. Scherben von Feuertonware. Sie wird auf einem Kollergang gemahlen
und fällt durch ein IO-Maschensieb in den Mischer, wo sie mit einer erwärmten Lösung von 400 Tl.
Wasser und 20 Tl. Wasserglaslösung von 50° Be angerührt wird. Nun wird die Masse in Gips-
formen gegossen, in denen sie völlig trocknet. Die Länge des Verweilens des Formlings in der
Form richtet sich nach der Dicke des gegossenen Gegenstandes. Auf die fertiggemachten und
gegossenen, getrockneten Stücke wird mit einer Bürste eine Engobe folgen.der Zusammensetzung
aufgetragen: 20-45% Feldspat, 10-40% Flint, 30-60% Chinaclay, 0-10% Kreide, der man
eine heiße Gelatinelösung zusetzt. Das Auftragen erfolgt in mehreren dünnen Schichten und
in Zwischenräumen von je einem Tag. Die z. B. aus 24,50 g Cornish stone, 41,25 g Feldspat, 15,00 g
Quarz, 14,00 g Kreide, 8,25 g Zinkoxyd, 2,50 g Chinaclay und 21 g Gelatine zusammengesetzte
Glasur wird behandelt und aufgetragen wie die Engobe, dann wird das Stück in einem Muffelofen
bei SK 8-10 fertig gebrannt.
Die Grundmasse des feuerbeständigen Hartporzellans [630) bildet ein Gemenge von
50 Tl. Tonsubstanz, 25 Tl. Feldspat und 25 Tl. Quarz. Letzterer dient als Magerungsmittel und
muß zur Erhöhung der Feuerfestigkeit durch sehr stark vorgebrannte Tonerde ersetzt werden,
die keine Eigenschwindung mehr besitzt. Nun steigert zwar die Tonerde die Feuerfestigkeit
des Hartporzellans erheblich, doch erweicht die Masse dann wegen ihres hohen Feldspatgehaltes
bei nicht viel höherer Temperatur als Hartporzellan mit demselben Feldspatgehalt. Ein Fluß·
mittel, bestehend aus einer Fritte 5 AI 20;· K 20 . 6 Si0 2 vom Schmelzpunkt SK 13-14, erhalten
aus einer innigen Mischung von Feldspat und Tonerde, gibt, zu 350 Tl. mit 300Tl. Zettlitzer Erde
und 350 Tl. scharf gebrannter Tonerde verarbeitet, ein feuerfestes Porzellan, das erst zwischen SK
36 und 38 schmilzt. (A. Heinecke, Sprechsaal 46, 433.)
Ein hochfeuerfestes Porzellan mit der Garbrandtemperatur SK 32 erhielt Heinecke durch
Brennen einer innigen Mischung von Tonerde und Magnesia, Zerkleinern der Masse, abermaliges
Brennen, dreimalige \Viederholung des Vorganges und Anteigung der gemahlenen Schmelze zu
einer formbaren Masse. Dieses hochfeuerfeste Porzellan übertrifft die üblichen feuerfesten Tone,
deren Schmelzpunkt nach Übereinkunft bei SK 26 liegt, an Feuerfestigkeit wesentlich und über-
dies wird die Masse durch die öftere Wiederholung des Brennens ganz besonders dicht. (Zeitsehr.
f. angew. ehern. 1913, III, 496.)
Zur Herstellung hochfeuerfester, dichter und im Feuer standfester Gefäße formt man
das Gefäß z. B. aus Porzellan als Grundrnasse, verglüht es im Schrühbrande, tun gießt es sodann,
720 Metalle und Minerale.
da. diese Hartporzellanschicht, was Feuerfestigkeit betrifft, nicht befriedigen würde, mit einer
porösen, aus Tonerde und wenig Ton oder aus Magnesit und geringen Mengen eines Bindemittels
gebildeten Außenschicht und brennt jetzt erst gar. (D. R. P. 261440.)
Zur Herstellung einer für Laboratorimnsgeräte besonders geeigneten, Metallgefäße ersetzenden
Irde n ware durchsetzt man die Tonmasse vor oder nach der Formung und im letzteren Falle
vor oder nach dem Verglühen mit einer metallhaitigen Lösung in feinster Verteilung und erhält
so keramische Massen, die leicht durchglühbar sind und wegen ihrer guten Wärmeleitfähigkeit
und Unangreifbarkeit durch chemische Agenzien geeignet erscheinen, Metall- oder Quarzglas-
gefäße zu ersetzen. (D. R. P. 263076.)
Zur Herstellung deutscher Eisensteinklinker mischt man nach D. B. P. 40 024 gleiche
Teile fein gemahlenen, roten, fetten Ton und roten Tonschiefer, setzt 5% Eisenerzpulver zu,
befeuchtet mit einer Mischung von geschlemmtem Eisenerz und einer 25 proz. Lösung von Eisen-
vitriol, preßt in Formen, trocknet und taucht die Steine, ehe man sie schließlich 48 Stunden im
OXydatlOns- oder 24 Stunden im Reduktionsfeuer brennt, in ein Bad aus geschlemmtem Eisenerz
und einer fast konzentrierten Eisenvitriollösung.
Die bekannten hessischen Schmelztiegel mit einer Feuerfestigkeit von SK 33-34
bestehen aus 44% Kieselsäure, 41% Tonerde, 2% Kalk, 1% Eisen und 2% unbestimmbarer
Bestandteile. (Tonind.-Ztg. 36, 1436.) Sie werden aus 2 Tl. des besten deutschen Tiegeltons
und 5 TI. reinen feinen Quarzsandes oder aus 2 Tl. Ton und 3 Tl. Zement, evtl. mit Zusatz von
1 TI. Koks, erzeugt. "ÜlXlr die Fabrikation siehe Industriebliitter 1874, 466.
Keramische Waren aus reiner Kieselsäure (Quarzglas und das weniger reine Quarzgut) sind
nur bis zu 1100 0 widerstandsfähig, da dann die Bildung von Cristoballit eintritt (Kap. [628]), sie
zeichnen sich durch ihren geringen Ausdehnungskoeffizienten und ihre Säurebeständigkeit aus.
Nach D. B. P. 268688 werden zwar auch feuer- und säurefeste Steine aus reinem Kieselsäure-
anhydrid in der Weise erzeugt, daß man aus Quarzit und Kieselsäuregel (unter Kalkzusatz) Steine
formt, diese härtet und ihnen den Kalk durch Behandlung mit Salz- oder Kieselfluorwasserstoff-
säure und folgendes Auslaugen mit Wasser wieder entzieht. In dem Zusatzpatent ist jedoch
darauf hingewiesen, daß diese Steine bei Hitzegraden zwischen 800 und 1200 0 zerbröckem, weil
sich bei diesen Temperaturen die Kieselsäureverbindungen zersetzen, ohne daß bei dieser zur Sinte-
rung nicht genügenden Temperatur eine Wiederverfestigung des Steines eintritt. Man setzt der
Masse daher gemahlenes Glas oder gemahlenen Ziegelstein zu, also Stoffe, die die Sinterung
innerhalb der angegebenen Temperatur vermitteln. Bei sehr hohen Hitzegraden ist der aus Quarzit,
kolloidaler Kieselsäure und Kalk bestehende Stein an und für sich beständig. (D. R. P. 279386.)
Auch beim Einbrennen des Herdes in Ku p f e r raff i nie r ö f e n verwendet man reinen
Quarzsand in linsengroßen Stücken, dem man jedoch ebenfalls, wenn sein natürlicher Gehalt
an Tonerde und Eisenoxyd nicht groß genug ist, diese Bindemittel als gemahlenen Bolus oder
Eisenoxydulschlacke zusetzt. Das Einbrennen verläuft nach Angaben von F. W. Siepke in
Metall und Erz 13, 491 in den fiinf aufeinanderfolgenden, näher beschriebenen Operationen des
Einbringens und Glühens des Quarzes, des Formens des Herdes und weiter des Brennens, Kühlens
und Tränkens und beansprucht im ganzen den Zeitraum von etwa 5-6 Tagen.
Die wirklich feuerfesten Stoffe der Kieselsäurereihe sind die Dinasziegel und die zwischen
ihnen und den Schamottesteinen stehenden tonigen Quarzziegel, in denen die Schamotte ganz
oder teilweise durch Quarzkörner ersetzt ist.
Nach O. Böndel unterscheidet man unter den feuerfesten Schamotte- und Quarzziegeln a~s
Unterabteilungen reine Schamotteziegel aus besten Bindetonen mit Schamottemagerung (SIe
Feuerfeste, korrosioDSbeständige keramische Erzeugni!'lse. 721
sollen übrigens nach B. Steinmenger einen Schmelzpunkt über SH 32 besitzen), ferner Sandton.
ziegel, Quarztonziegel und Quarzschamotteziegel aus bestem Ton mit Sand· bzw. Quarzit· bzw.
zum Teil durch Quarz ersetzter Schamottemagerung. Von den Quarzziegeln, erhalten aus Quarz·
gestein mit Kalkbindung (Kalkquarzziegel), soll man ferner die aus Quarzgestein mit Tonbindung
erzeugten Tonquarzziegel oder Tondinas abtrennen. Je nach der Herstellung der Kalkquarzziegel
aus Felsquarzit oder Findlingsquarzit unterscheidet man schließlich unter ihnen die Dinasziegel
von den Silicatziegeln. (Tonind.-Ztg. 1919, 1249 bzw. 1336.) Nach K. lacob kennzeichnet man die
Produkte nach den Bindungsverhältnissen mit Ton oder Kalk und unterscheidet die Quarzton .
ziegel von den Quarz kai k ziegeln und weiter beide von den nichtgebrannten, sondern auf andere
Weise gehärteten oder abgebundenen Quarzkalksteinen. (Tonind.-Ztg. 43, 566.)
Alle kieselsäurereichen Produkte dieser Art neigen in der Hitze zum Wachsen (Tridymit-
bildung [528], und im Zusammenhang mit dieser Auffassung unterscheidet P. I. Holmquist
daher Dinasstein, bei denen Körner von wenig verändertem Rohstoff in eine Zwischenmasse
von Schlackenstoffen und verglastem Quarz, oder solche, in denen sie in eine Masse von Schlacken-
stoffen und Tridymitaggregaten eingebettet sind, und schließlich Tridymitsteine , in denen
der Quarz vollständig in Tridymit umgewandelt ist.
Nach O. Rebuffat wird die beim Brennen von Quarzit beobachtete Bildung von Tridymit
durch die Gegenwart geringer Mengen von Phosphorsäureanhydrid bedingt. (Zentralbi. 1920,
IV, 643.)
Die Ansicht auch anderer Autoren über das Wachsen der Dinassteine bei hohen Tempera.
turen als eine Folge der Umwandlung der Quarzkernes in Tridymit (siehe z. B. Tonind.-Ztg. 36,
1323), wird dadurch bestätigt, daß es gelingt, durch Wahl geeigneter Mengenverhältnisse verschie·
dener Zusatzstoffe Steine zu erzeugen, die in der Hitze weder wachsen noch schwinden.
Da zur Herstellung der deutschen, feuerfesten Quarzsteine kein englischer Dinassandstein ge-
nommen wird, müßte auch die Bezeichnungsweise Dinassteine fallen und wäre nach P. Bert-
hold durch Quarzstein zu ersetzen. Auch die Silicasteine, über die sich eine ausführliche Arbeit
von I. Spotts Me Dowell in BuH. Am. Min. Eng. 1916, 1999 findet, müßten je nach dem Binde-
mittel Quarzkalksteine bzw. Quarztonsteine genannt werden. Für Steine aus Findlingsquarzit
empfiehlt sich der Name Quarzitkalkstein bzw. Quarzittonstein und für die aus Quarzsand
hergestellten Steine die Bezeichnung Sandkalksteine bzw. Sandtonsteine. (Tonind.-Ztg. 47, 753.)
Die Feuerfestigkeit der Dinas. oder Quarzziegelliegt zwischen SK 32-36, doch neigen
sie bei diesen Hitzegraden zum Springen. Die Hitzebeständigkeit ist ferner auch an die Form der
Massen gebunden, und zwar sind Kompaktkörper (Steine oder Ziegel) feuerfester als Pulver, wie
man sie z. B. zur Bereitung feuerbeständiger Mörtel verwendet. Bei Versuchen, die A. Hahn
mit fünf verschiedenen Steinsorten (Schamottestein, Schiefertonstein, Dinasstein, Quarzstein
und ein Stein in Kesselqualität) zur Bestimmung ihrer Feuerfestigkeit anstellte, ergab sich, daß
sie durch Pulverisieren erheblich, und zwar durchschnittlich um etwa 1 SK herabgesetzt wird.
Die Brenntemperatur schließlich ist ohne Einfluß auf die Feuerfestigkeit der Ziegel, die auch
dann nicht herabgesetzt wird, wenn man diese bis zur Sinterung erhitzt. (Tonind.-Ztg. 38, 409;
vgl. W. Grum-Grzlmailo in Stahl u. Eisen 1911, 224.
spat usw. zu (2-2,5%), auch ein kleiner Zusatz von Ton oder Lehm (0,5-1 %) wird häufig gemacht.
Ein Zusatz von ca. 5-10% gebranntem Dinasstein ist empfehlenswert. - Die Steine werden nun
durch Einstampfen in hölzerne oder eiserne Formen geformt, sodann auf Darren getrocknet
und schließlich gebrannt, was im allgemeinen nicht über SK 13-15 geschehen soll. Nach dem
Brennen werden die Steine sorgfältig abgekühlt und schließlich sortiert. Ein guter Dinasstein
soll nach dem Brennen fest und hart sein und beim Anschlagen einen hellen Klang geben. (Ton-
ind.-Ztg. 37, 191.)
Über die Verbesserung der Dinas- und Silicasteine durch Sintern des nicht gemahlenen,
sondern nur bis zu gewisser Korngröße gekollerten und geformten Materiales siehe Tonind.-Ztg.
1918, 693, 706 u. 722.
Zur Herstellung von Silicasteinen wählt man nur bestimmte Quarzitsorten, die neben
97-99% Kieselsäure, 1-2% Tonerde, 0,5-1,5% Eisenoxyd und Spuren von Kalk enthalten,
und deren einzelne Teilchen schon von Natur aus, wie dies z. B. bei den Findlingsquarziten der
Tertiärformation der Fall ist, durch ein kieseliges Bindemittel miteinander verbunden sind. Man
brennt zur Gewinnung eines möglichst raumbeständigen Silicasteines etwa 20-40% des Quarzites
vorher und dann erst im Gemenge mit ungebranntem Material und 1-1,5% Kalk in Ringöfen
oder Gaskammeröfen. (O. Lange, Stahl u. Eisen 32, 1729.)
Diese Steine aus zerkleinertem Quarzit und wenig Kalk als Bindemittel bleiben auch unter
Belastung von 3,5 kg/qcm bis 1470° unverändert, während ein Silicatstein mit Ton als Binde-
mittel sich schon bei 1350° ändert, Magnesitsteine unter derselben Belastung bei 1550° zerdrückt
werden und Chromitsteine bei 1450° plötzlich zerreißen. (G. H. Brown, Tonind.-Ztg. 37, 44.)
V gl. dagegen die Bedenken, die R. Banco in Tonind.-Ztg. 37, 736 äußert.
Nach A. P. 1363264 erhält man Si! icaziegel durch 8 Tage langes Erhitzen von einem
10 Stunden unter Dampfdruck behandelten Gemenge aus reinem Quarzsand (40-Maschensieb) und
2-5% gelöschtem Kalk auf 1540-1650°.
Das Springen der Quarzitziegel, das seine Ursache in der Umwandlung der Kieselsäure in
dem voluminöseren Tridymit hat, läßt sich nach O. Rebuffat dadurch vermeiden, daß man der
ungebrannten Ziegelmischung geringe Mengen Phosphorsäure zusetzt. (Chem.-Ztg. Rep.
1921, 146.)
Als Ersatz für Schamottesteine zur Auskleidung von Kalköfen und Schnitzeltrocknungs-
anlagen der Zuckerfabriken eignet sich nach H. Richter der Crummendorfer Quarzitschiefer,
der neben 3-3,5% Tonerde und etwas Eisenoxyd 95-96% Kieselsäure enthält. (Zeitsehr.
Ver. D. Zuckerind. 65, 263.)
Nach D. Ind.-Ztg. 1873, 58 stellt man feuerfeste Steine her durch Brennen eines geformten
Gemenges von reinem Quarzsand mit einer gesättigten Chlor c al c i u m lös u n g. Es bildet !lich
kieselsaurer Ka.lk, der die Quarzsteine zusammenhält.
Feuerfeste Steine erhält man auch nach D. R. P. 44 116 aus einem Gemenge von 80 Tl.
Kieselsäure und je 10 Tl. schwefelsauremBarit und Tonerde. Die Feuerbeständigkeit wird durch
Verringern des Kieselsäuregehaltes und Vermehren des Gehaltes an Tonerde entsprechend ab-
geschwächt.
Die Schwierigkeit der Formung der aus grob gepulvertem Quarz und einem basischen Binde-
mittel bestehenden Dinassteine läßt sich nach D. R. P. 69818 durch einen Zusatz von nicht
ganz 1% Kalk (als Gips) und etwas Tonerde oder Magnesia (als Sulfate) beheben.
Bei Herstellung feuerfester Quarzgesteine verwendet man zur Verhinderung des Wachsens
und zur Erhöhung des Schmelzpunktes Magnesia als Bindemittel, dämpft und brennt die
Formlinge. (D. R. P. 154975.)
Lur Herstellung von Dinassteinen formt man eine innige Mischung von Sand, Portland-
oder kalkarmem Zement, in diesem Falle mit Kalkzusatz, läßt die Formlinge an der Luft oder
im Wasser abbinden und brennt sie dann gar. Man erspart so den Kesselhärteprozeß dadurch,
daß man den die Verkittung der einzelnen Sandkörner bewirkenden Portlandzement als Binde-
mittel wählt. (D. R. P. 100 628.)
Zum Anrühren der hochkieselsäurehaltigen Stoffe wie Quarz, Quarzit, Sand, Kieselgur
zusammen mit Kalk bei Herstellung feuerbeständiger Steine verwendet man Sulfitablauge
als Zusatz, die mit dem Kalk, dessen Menge man auf 0,5% herabsetzen kann, ein vorzügliches
Klebemittel bildet. Die so erhaltenen Formlinge sind schon nach dem Trocknen sehr bruchfest
und geben gebrannt Steine, die hohen Hitzegraden und der Einwirkung flüssiger und flüchtiger
Schlacken widerstehen. (D. R. P. 109377.)
Zur Herstellung feuerfester Bausteine preßt man nach F. P. 45394445 Tl. kieselsäurereichen
Sand, 2 Tl. Soda und 1 Tl. Ätzkalk nach genügendem Wasserzusatz in Formen, trocknet und
brennt die Steine bei etwa 1670°.
Ein feuerfester Stein wird nach Schwed. P. 26540/07 erhalten durch Pulverisieren von reinem,
vorher auf 1500° erhitztem Quarz und Vermischen dieses Pulvers mit Kalk.
Eine an der Luft steinhart werdende, feuerfeste Masse, die zum A us kleiden großer Schmelz-
öfen für das sauere Verfahren dienen kann, wird nach D.R.P. 200639 hergestellt durch Brennen
von geglühtem, völlig reinem Quarzsand mit Wasserglas und 25% Wasser.
Oder man rührt nach A.P. 961651 Quarzsand mit Wasserglaslösung an, formt, imprägniert
mit Kieselflußsäure brennt, bis das gebildete Natriumsiliciumfluorid verjagt ist, und gelangt so
zu säure- und feuerbeständigen Körpern.
Feuerfeste, korrosioDSbeständige keramische Erzeugni!'lse. 723
über dieser Temperatur, sogar im 'Vasserstoffstrom, erst sublimiert, während seine Feuerfestigkeit
im Ammoniak und Stickstoffstrom noch weiter in letzterem Falle bis 3000° reicht. Auch siedende
Alkalimetalle greifen die aus dem Material gefertigten Schmelztiegel nicht an. (D. R. P. 282748.)
Nach dem Zusatzpatent unterwirft man Bor, Titan oder dgl. in elementareE oder teilweise in
Carbidform einem langsamen Nitrifizierungsprozeß in einer Ammoniak- oder Stickstoffatmosphäre
und erhält so ebenfalls feste Nitridkörper. (D. R. P. 286992.) Vergl. [467] u. Bd. IV [166 rr.].
Ober ältere Verfahren der Graphitreinigung mit chlorsaurem Kali siehe DingI. Journ.18D, !li
u. 188, 198. Der grobgepulverte Graphit wurde mit 7% seines Gewichts chlorsaurem Kali ge·
mengt, das Ganze mit konzentrierter Schwefelsäure, etwa das Doppelte des Graphitgewichtes,
in einem eisernen Gefäß gleichmäßig angerührt und im Wasserbade so lange erhitzt, bis keine
Dämpfe mehr entweichen.. Nach dem Erkalten wurde die ausgewaschene, getrocknete Masse auf
Rotglut erhitzt und das erhaltene sehr feine Pulver schließlich geschlämmt.
In besonderer Reinheit erhält man den Graphit durch Verschmelzen mit der 3-4fachen
Sodamenge, folgendes Al,lslaugen und schließlich Behandlung mit verdünnter Salzsäure bzw.
abermaliges Auskochen mit Sodalösung, wenn sich Kieselgallerte abscheiden sollte, nach Polyt.
Zentr.-BI. 1866, 1404.
Zur Befreiung des natürlichen Graphits von seinen Nebenbestandteilen glüht man ihn, je
nach seiner Unreinheit, mit 100-200% eines Gemenges von gleichen Teilen Soda und Schwefel
gemischt, bis die blaue Schwefelflamme, die anfangs unter dem Tiegeldeckel heraus-
brennt, verschwunden ist und einer kleinen von gelber Farbe Platz gemacht hat. Die schwach
gesinterte Masse wird nach dem Erkalten mit Wasser aufgekocht und durch Dekantieren ausge-
726 Metalle und Minerale.
waschen; den Rückstand behandelt man zur Entfernung des Eisens mit verdünnter Salzsäure,
wäscht zur Beschleunigung des Absetzens mit Salmiaklösung, kocht weiter zur Entfernung auch
der Kieselsäure mit wenig Natronlauge, wäscht abermals, trocknet und erhitzt das nun fertige
Präparat im bedeckten Tiegel zum gelinden Glühen, wobei es dichter wird. (Dingi. Journ.182, 405~)
Reinigungsvorschrift von Runge: Das unreine Graphitpulver wird mit starker Schwefel-
säure zu einem dünnen Brei angerührt und nach 36 Stunden mit Wasser vollständig ausgewaschen
und getrocknet. Bei der Darstellung im großen wurde mit dieser Reinigung gleichzeitig die Ge-
winnung von Eisenvitriol verbunden. (Runge, Grundriß d. Chern. I, 69.)
Nach D. R. P. 109533 befreit man rohen Graphit von den beigemengten Silicaten mit starker
aber nicht konzentrierter Schwefelsäure, wäscht den filtrierten Rückstand erschöpfend aus und
erhitzt ihn mit 40gräd. Natronle,uge unter Druck. Nach Zusatz D. R. P. 125304 mischt man
den Graphit bei Anwesenheit schwer zersetzbarer Silicate (z. B. Glimmer) vor dem Eintragen
in die Schwefelsäure mit Fluorammon. Die Schwefelsäure zersetzt die Silicate des Aluminiums
unter Bildung von schwefelsaurer Tonerde, wobei die Gegenwart von Wasser nötig ist, da das
entstehende Sulfat in der Säure unlöslich ist. Als Nebenprodukte gewinnt man schwefelsaure
Tonerde und Wasserglas.
Die Reinigung des Graphits mit Flußsäure (Nachbehandlung mit Natriumbisulfat zur
Entfernung der gebildeten Fluoride) ist in D. R. P. 119092 beschrieben.
"Ober Reinigung von Graphit durch Vermischen mit Substanzen die HydroxyUonen
enthalten, wodurch die Verunreinigungen kolloidale Lösungen bilden, die man vom reinen Graphit
abgießen kann .. siehe F. P. 458441. '
Zur Entfernung von Eisen und Sc h we f e I aus Graphit erhitzt man ihn nach E. Donath
mit Z i n k s tau b, behandelt die Masse zur Umwandlung des so entstandenen metallischen Eisens
und Zinksulfides mit heißer Salzsäure, wobei der Schwefelwasserstoff entweicht, entfernt Zink-
und Eisenchlorid durch Waschen mit Wasser und erhält so ein aschearmes, fast schwefel- und
eisenfreies Produkt. Nach einem anderen Verfahren rührt man den Rohgraphit mit starker
Natronlauge zu einem Brei, fügt solange Permanganatlösung zu, bis ihre Farbe nach Erwärmung
einer Probe bestehen bleibt, dampft ein, kocht die eingedampfte Masse mit Salzsäure aus und
wäscht sie mit Wasser. Es werden so unter Ausscheidung von Braunstein die Schwefelverbin-
dungen zersetzt und die Metallsulfide in Oxyde verwandelt, die man dann durch die Behandlung
mit Salzsäure mit dem Braunstein und den mineralischen Beimengungen entfernt. {Chern.-Ztg.
40, 079.}
Durch Erhitzen von minderwertigem Graphit mit wässerigen Alkalilösungen unter einem Druck
von mehr als 18 Atm. soll es gelingen, ein hochwertiges Material zu erhalten, das mehr als 99%
Kohlenstoff enthält. (Norw. P. 33407.)
Die neuzeitliche Graphitreinigung wird nahezu ausschließlich auf elektroosmotischem. Wege
vollzogen. [018.]
649. Kunstgraphit.
über die Herstellung einer besonders für Schmierzwecke geeigneten Gr a p hi t mo d if i ka. t ion,
die man durch Glühen von mit konzentrierter Salpetersäure befeuchtetem Graphit erhäl1l, siehe
D. R. P. 66 804, vgl. Ber. d. d. ehern. Ges. 1893, 890.
Zur Darstellung von Graphit aus Hol z k 0 h 1e brikettiert man ein Gemenge von Tonerde, Ton
oder Magnesia und Holzkohle in Pulverform mit Teer als Bindemittel, formt etwa 1 cm dicke
Stäbe, die man durch Erhitzen vom Teer befreit, und verwendet die Stäbe als Widerstandskohle.
Bei Anwendung von mehr als 5% Tonerde verläuft die Graphitbildung recht glatt, während
bei Ersatz des Aluminiumoxydes durch Ton ein mit Carborundumkryställchen durchsetzter
Graphit erhalten wird. Die Benützung von reiner Tonerde ist auch aus dem Grunde vorzuziehen,
weil Ton störende Verunreinigungen enthält. Der Graphitbildung muß eine Carbidbildung
vorangehen, was daraus hervorgeht, daß Magnesiumoxyd, das bei der Reduktionstemperatur
unter den vorhandenen Bedingungen kein Carbid liefert, auch keinen Graphit gibt. Einzelheiten
bringt J. Weckbeeker in Met811urgi~ 1904, 137.
Zur Herstellung von Graphit aus Kohle behandelt man sie gleichzeitig mit einem schwach-
gespannten Gleich- oder Wechselstrom (25-100 Wechsel pro Sekunde) und einem hochgespannten
Wechselstrom, der mindestens 50000 Wechsel pro Sekunde zeigt. Dadurch wird die Kohle rascher
als durch elektrische Erhitzung allein in Graphit verwandelt und man kann wesentlich größere
Stücke graphitieren als sonst, wobei es sich empfiehlt im Vakuum oder in einem Strom indifferpnter
Gase zu verarbeiten. (D. R. P. 120 692.)
Zur Herstellung von künstlichem Graphit erhitzt man ein Gemenge der Abfälle der Ce 11 u-
los e fabrikation mit Eisenoxyd und phosphorsaurem Kalk unter Luftabschluß und sehr hohem
Druck auf hohe Temperatur und verwandelt den erhaltenen flinzenhaltigen Graphit zwischen
heißen Walzen in größere Flinzen und Flocken. (D. R. P. 297 070.)
Zur Gewinnung von Graphit erhitzt man Ace t y I e n mit Wasserstoffsuperoxyd in einem ge-
schlossenen Apparat auf etwa 150 0 unter 5 Atm. Druck und gewinnt durch einfache Filtration
den nach der Gleichung
alH a + H 2 0 a = Ca + 2 H 20
entstandenen Kohlenstoff. (D. R. P. 96427.)
Feuerfeste, korrosionsbeständige keramische Erzeugnisse. 727
Nach einer Abänderung des Rußherstellungsverfahrens (D. R. P. 112416 [731]: Einwir·
kung von Kohlenoxyd oder Kohlensäure auf Acetylen oder Carbide) können außer Kohlenoxyd
bzw. Kohlensäure auch Halogene, Halogenwasserstoffe, die Elemente der Stickstoff. und Schwefel·
reihe nebst ihren Verbindungen oder auch reduzierbare Verbindungen der Alkalien, Erdalkalien
oder Erden bei ausreichend hohen Temperaturen (200-300° bzw. Dunkelrotglut) auf die Metall·
carbide zur Einwirkung gebracht werden. Die Anwendung höherer Temperatur bedingt
die Graphitbildung, sonst entsteht Ruß. (D. R. P. 174846.)
Auf der Reaktion
CaCs + H 20 = CaO + 2 C
beruht die Gewinnung verschiedener Graphitsorten. Bei Anwendung nassen Wasserdampfes
erhält man neben größeren Mengen Methan und schweren Kohlenwasserstoffen aus CaC 2 dunkel.
schwarzen, matten, graphitunähnlichen Kohlenstoff, ebenso gerät das Carbid mit trockenem
Salzsäuregas in starkes Glühen und es resultiert ein ähnliches Produkt. Bringt man jedoch
Salzsäuregas und Mangancarbid zur Wechselwirkung, so erhält man graphitartigen Kohlen·
stoff, dessen Glanz beim Reiben zunimmt. (C. Hahn und A. Strutz, Metallurgie 1906, 727.)
Eine nähere Beschreibung des Verfahrens zur Gewinnung von Ruß und Graphit aus Acetylen
und Metallcarbiden bringt A. Frank in Zeitsehr. f. angew. Chern. 1905, 1733.
Zu schmierfähigem Graphit kann nur künstliches Material verarbeitet werden, das
man durch Erhitzen von Carborundum oder Anthrazit im elektrischen Ofen auf 4000° erhält,
wobei alle Verunreinigungen verdampfen und der reine Kohlenstoff zurückbleibt. Der so erhaltene
Graphit wird dann äußerst fein gemahlen, unter Zusatz von weichem Wasser tagelang geknetet
und durch Hinzufügen von etwas Tannin und Ammoniak emulsioniert. Die während einiger Tage
der Ruhe überlassene Emulsion wird nach Entfernung der abgeschiedenen gröbelZ!'ln Teilchen
in Filterpressen konzentriert und man erhält so eine Paste, die mit Wasser bzw. 01 verknetet
als Aq uadag bzw. Oildag in den Handel kommt. Man setzt dem Schmieröl von diesen Prä·
paraten 0,3-0,5% zu und erzielt so eine Schmiermittelersparnis von 50-60%. Besonders emp·
fiehlt sich der Graphitzusatz zu konsistenten Fetten und Schmiermitteln für Heißdampf. und
Explosionsmaschinen. (Elektroehern. Zeitsehr. 21, 275.) Bd. III. [287].
Zur Herstellung des Acheson· Flockengraphits erhitzt man das bei der Anthrazit·
gewinnung abfallende sonst wertlose Produkt, den sog. Anthrazitkulm, im elektrischen Ofen
20 Stunden unter dem Einfluß eines Wechselstromes von 200-275 Volt und wandelt so die amorphe
Kohle durch die Einwirkung dampfförmigen Eisens, das durch Reduktion des in dem Anthrazit
vorhandenen Eisenoxyds gebildet wird, in Graphit um. Zur weiteren Behandlung wird das fein·
gemahlene Produkt mit 3-6 proz. wässeriger Gallusgerbsäure zu einer Paste angerührt, die man
lmter beständigem Kneten und Umrühren mit Wasser verdünnt. (P. Werner, Z. f. Kolloide
1910, 161.)
Um bei der Darstellung von Graphit zu vermeiden, daß sich der im elektrischen Ofen in
Sand und Kohle eingebettete Koks teilweise in Carborundum umwandelt, wodurch der Wert
des Graphits als Schmiermittel stark beeinträchtigt würde, erhitzt man statt wie bis dahin nur
12-18 Stunden, 30-36 Stunden und noch mehr und verwandelt so das Sandkohlenbett völlig
in eine feste zusammenhaftende Carborundummasse, deren Dicke mindestens den halben Durch.
messer des in Graphit umz1J.wandelnden Materiales beträgt. (A. P. 933 944.)
über die Herstellung von Retortengraphit aus Na t u r gas siehe E. P. 137 065.
Nach D. B. P. 16667 erhält die Masse zur Herstellung von Graphittiegeln einen Zusatz von
je ~ Tl. Magnesit und feuerfestem Ton und 1 Tl. Quarz, um. das Schmelzgut vor den reduzierenden
Einwirkungen des Graphits zu bewahren.
Zur Herstellung von Tiegeln soll sich nach E. P. 1628/88 ein Gemisch aus 3 Tl. Ton, 2,5 Tl.
Graphit, 2 Tl. Asbest, 0,25 Tl. Magnesia, 0,5 Tl. Quarz und der nötigen Menge Wasserglas eignen.
Ein Material zur Herstellung von Formen für Metallguß erhält man durch Verkoken und
folgendes Pulvern eines Gemisches von Kokspulver, Graphit und Pech. (D. B. P. 60097.)
Zur Herstellung von Schmelzformen für Edelmetalle verwendet man ein Gemenge von Asbest,
Graphit, Holzkohle oder Koks, Wasserglas und gebrannter Tonerde. Letztere ist durch Schamotte,
der Asbest teilweise durch Kieselsäure ersetzbar. (0. P. Anm. 1601/07.)
Nach A. Haenig verwendet man zur Herstellung von Schmelztiegeln ein Gemenge von 10 Tl.
Graphit, 7 Tl. grauem Klingenberger Ton und etwas gepulverter Holzkohle, das man mit Wasser
beleuchtet und maschinell oder manuell zu Tiegeln formt. (Ref. im Chem.-Ztg. Bep. 1912, 29.)
Zur Herstellung von Graphitschmelztiegeln setzt man den Graphit-Tonmassen, um das Reißen
der Tiegel beim Brennen zu verhindern, 5 % möglichst hochsiedende Stoffe wie Teer, Harz, Paraffin
oder Harzöl u. dgl. zu, die eine Verringerung der Schwindung des zugesetzten Tones herbeiführen
und die Adhäsion zwischen Ton und Graphit vergrößern. (D. B. P. 181979.)
Zur Herstellung von Tiegeln oder anderen Gegenständen fällt man durch tanninhaltige
Lösungen in feste Teile aufgelöste und in Wasser suspendierte Stoffe wie Gr a phi t, Kienruß,
Tonerde, Siloxykon oder Siliciumcarbid mit Salzsäure, Alaun oder anderen Fällungsmitteln für
Kolloide und erhält so flockige Niederschläge, die gewaschen und getrocknet als feines Pulver
geformt werden können und durch Erhitzung auf 940 0 genügende Härte und Widerstandsfähig-
keit erlangen. (D. R. P. 222878.)
Es erwies sich als vorteilhaft, der zur Bereitung von Schmelztiegeln dienenden Graphitmasse
nicht weniger als 5 und nicht mehr als 40% Zirkonverbindungen zuzusetzen. (D. B. P.
198682.)
Neue Graphittiegel haben wegen ihres Feuchtigkeitsgehaltes die Neigung, sich im Ofen
aufzublähen. Um dies zu vermeiden überzieht man pie nach A. Peto, Tonlnd.-Ztg. 1879, 287
mit einem breügen Gemenge von 12 Tl. ungebranntem Ton, ~ Tl. Cornish-Stone, 4 Tl. gebranntem
Ton, 11/.Tl. mit Wasser zum Teig angerührtem, gemahlenem roten Ton und 1/. Tl. Braunstein, brennt
ein, ealzt bei der richtigen Temperatur und erhält so eine Glasur, die es ermöglicht, daß man den
Tiegel in Weißglut bringen kann, ohne ihn vorher ausglühen zu müssen.
Über Herstellung feuerfester glasierter Überzüge und Platten für Öfen aus einer Masse. die
aus Ton, Graphit und Melasse besteht und die in geformtem Zustande mit einer Glasur, bestehend
aus Boraxwasser oder kieselsaurem Natron und Ton, überzogen wird siehe D. B. P. 26169.
Die Aufarbeitung von Graphittiegelscherben auf reinen Graphit durch Mahlen der Ab·
fälle und Trennung des spezifisch leichteren Graphits von dem schweren Ton durch Aufschwemmen
des Mahlgutes in Wasser und Öl ist in Techn. Bundsch. 1910, 68 beschrieben.
Zur Wiedergewinnung des Graphits aus den Scherben unbrauchbar gewordener Tiegel
behandelt man die Abfälle nach D. B. P. 268663 während 4--12 Stunden mit Schwefel., Salz.
und Salpetersäure, erhitzt die gelockerten Stücke zur Rotglut und vermahlt das Produkt zwischen
Walzen, die möglichst mit gleicher Geschwindigkeit laufen, d. h. von denen die untere nur durch
llahlreibung mitgenommen wird. Mit Hilfe zwischengeschalteter Siebe wird das Mahlgut ähnlich
wie Naturgraphit in 8 Feinheitsgrade zerlegt. Nach dem Zusatzpatent kann man unter Ver-
meidung der Säure schwächere und poröse Tiegelscherben mit Wasser vollsaugen lassen, das
dann bei plötzlich großer Hitze verdampfend die Scherben auseinander reißt, worauf man das
Material durch Walzen und Sieben weiter verarbeitet. (D. R. P. 279006.)
Zum. Verkupfern von Graphit auf ~alvanischem Wege, &flO zur Hel'ltellung einer homo·
genen Mischung von Graphit und Kupfer, Wle sie bei Herstellung der Kupferbürsten für Motoren,
Dynamos usw. verwendet wird, arbeitet man nach einem besonderen mechanischenlVerfahren:
Man schüttet die Graphitflocken auf eine breite, schrägstehende, z. Tl. aus dem Bade empor·
ragende Metallkathode, von der die auffallenden Flocken in das Bad gleiten und auf dem Wege
über die Kathode durch den Kontakt mit ihr verkupfert werden, worauf sie auf den Boden des
Badgefäßes fallen, von wo man sie a.ufsammelt. Das Verfahren, dessen Ausführung große Übun,
erfordert, ist in Techn. Bundsch. 1911, 416 kurz beechrieben.
An Stelle von Goochtiegeln kann man vorteilhaft Al und umfiltriertiegel verwenden. Sie
eignen sich besonders zur Ausfühnmg der Zuckerbestimmungen mit 1<'ehlingscher Lösung.
(Chern. Zentralbi. 1920, IV, 625.)
Zur Herstellung von feuerfesten Gegenständen aus geschmolzenem Aluminiumoxyd formt
man ein Gemisch von Kohle und Aluminium mit verdampfenden Bindemitteln und erhitzt sodann
im Sauerstoffstrom, um die Umwandlung in Aluminiumoxyd zu bewirken. Durch Ein-
lagerung von Metall oder Metallverbindungen in die Masse kann man farbig geschmolzenes und
krystallisiertes Aluminiumoxyd erzeugen. (D. R. P. 323 523.)
Als wertvolles Produkt für die chemische Industrie, das auch als Füllmittel für An-
strichmassen, Zemente und Farben dienen kann, verwendet man ein nach D. R. P. 189 320 im
elektrischen Ofen erschmolzenes Magnesiumsilicat, das aus einer Mischung von 70-30% Magnesia
und 30-70% Kieselsäure besteht; das Produkt hat die Härte des Quarzes, besitzt einen hohen
Schmelzpunkt und ist sehr beständig gegen chemische Einflüsse. Vgl. D. R. P. 186280: Her-
stellung einer Kunstmasse aus diesem Silicat.
Eine feuerfeste Masse von hoher elektrischer Isolierfähigkeit erhält man "durch Formen,
Pressen und Brennen eines Gemisches von natürlichem Mag n e s i.u m s i 1 i ca t und Feldspat
oder einem anderen Flußmittel bei 1450°. (E. P. 142612.) "
Isolierende Auskleidungen für Vorrichtungen zum Pressen feinverteilter Metalle bei hohem
Druck unter gleichzeitiger Sinterung erhält man aus elektrisch geschmolzenem Magnesitpulver,
das man ohne Bindemittel unter sehr hohem Druck preßt und dann auf sehr hohe Temperatur
erhitzt. (D. R. P. 829408.)
Über Fluormagnesium als feuerfeste Masse siehe D. R. P. 44100.
Zur Herstellung feuerfester Massen behandelt man gebrannten Dolomit mit Salmiaklösung
und leitet nach Abtrennung der pulverig abgeschiedenen Magnesia Kohlensäure und das bei der
esten Zersetzung frei gewordene Ammoniak in die gewonnene Calciumchloridlösung ein, um wieder
Ammoniumchlorid zu erhalten. (E. P. 4844/1880.)
Feuerfeste Platten erhält man nach D. R. P. 19808 durch Walzen eines mit einem Gemenge
von frisch geglühtem Zinkoxyd und feuchtem A s be s t brei bedeckten Eisendrahtnetzes ; man
taucht die Platten dann wiederholt in wäßrige Chlorzinklösung, wäscht gründlich und trocknet.
Über Herstellung feuerfester Platten aus Asbest, Zinkoxyd und Gips siehe ferner D. R. P.
26704.
In D. R. P. 46 278 wird zur Herstellung von Schmelztiegeln die Verarbeitung eines Gemisches
von 25% feuerfestem Ton und 75% Asbest vorgeschlagen.
Für viele Zwecke sind die nicht schmelzbaren, gegen Alkalien beständigen, aus Speck-
stein geschnittenen Schmelztiegel den Tontiegeln vorzuziehen, da sie, ganz allmählich erhitzt,
die stärkste Hitze aushalten, ohne zu schwinden oder zu bersten, vielmehr so hart werden, daß
sie am Stahl Funken geben. (Zentralbi. 1862, Nr. 7.)
Feuerfeste Ziegel für Öfenauskleidung erhält man nach E. P. 13971/1887 durch Formen und
Brennen eines Gemenges von Schwerspat mit 10% Kieselsäure und Ton.
Eine feuerfeste Ziegelmasse wird nach A. P. 1369689 aus gemahlenem Glimmer, Asbest
und Salz hergestellt.
Tiegel von besonderer Feuerfestigkeit lassen sich nach Techn. Rundsch. 1910, 999 aus Sa-
vonnierer K alk herstellen, der außerdem den Vorzug hat, leicht bearbeitbar zu sein, so daß man
die gepreßte Masse nach der Formung noch mit dem Messer glätten kann. Allerdings zerfällt
der Tiegel nach einmaliger Benützung bei längerem Stehen an de~ Luft, doch lassen sich bei rascher
Aufeinanderfolge der Schmelzungen viele Operationen in ein und demselben Gefäß ausführen.
Zur Herstellung feuerfester basischer Ziegel verwendet man nach D. R. P. 6869 einen Kalk-
etein, der von Natur aus 3-4 1/ 2 % Tonerde und 5-9% Kieselerde neben höchstens 2% Eisen-
oxyd enthält, bzw. man mischt 70-80% Kalk und Magnesia mit jenen Stoffen und brennt die
geformte Masse bei Weißglut, nachdem die Ziegel vorher sorgfältig ausgetrocknet wurden.
Zur Herstellung von künstlichem Marmor, feuerfesten Steinen, Ofenfutter u. dgl. verrührt
man nach D. R. P. 11348 2 Tl. gebrannten Kalk oder Dolomit mit in Essig oder Wasser ge-
löschtem Kalk oder Dolomit. Die Masse ist so plastisch wie der fetteste Ton, erhärtet in kurzer
Zeit und brennt in Weißglühhitze rasch gar. Statt des Essigs kann man auch Salzsäure ver-
wenden. Vgl. D. R. P. 10681 und 10472.
Zur Bereitung basischer Strontianitziegel mischt man gebrannten Strontianit mit soviel
Ton oder tonhaltigem Eisenstein, daß die fertigen Formlinge bis zu 10% Kieselsäure enthalten,
teigt die Masse mit Teer an, formt und frittet die mit Tonpulver bestäubten und getrockneten
Ziegel bei sehr hoher Temperatur. Die Steine erhalten so eine Glasur, die den Zutritt der Feuchtig-
keit an den eigentlichen Ziegel verhindert. (D. R. P. 24226.)
10% basische Schlacke zu, geht mit dem Gemenge durch einen basisch gefütterten, auf
1800° erhitzten Drehrohrofen und läßt das Gut unter Luftabschluß erkalten. (E. P. 156 447.)
Nach E. P. 14 981/10 wird eine feuerbeständige Masse aus den normalen Bestandteilen
Dolomit, Magnesit und Bauxit hergestellt, denen man 3--6% Spinell zusetzt. Er wirkt nach
dem Brennen als Zementierungsmittel; dann wird die Masse nochmals gemahlen, mit Teer gemischt,
geformt und zum zweiten Male geglüht.
wirkung der porösen Form verhindert. Bei Verwendung des bei hoher Temperatur vorgebrannten
oder geschmolzenen Ausgangsmateriales vermag man so Hohlkörper oder auch Röhrchen mit
nur 0,1 mm dicken Wänden herzustellen. (D. R. P. 294 796.)
Zur Herstellung feuerfester Tiegel, Muffeln, Schalen usw. für metallurgische, chemische und
keramische Zwecke setzt man ein angefeuchtetes und geformtes Gemenge von gebranntem Magnesit
oder gemahlener Zirkonerde oder anderen schwersinternden Stoffen mit einem Gemenge von Gi p s
oder einem anderen Metallsulfat und Eisenoxyd oder Eisenspänen hoher Temperatur aus, bis
die Schwefelsäure ausgetrieben und Sinterung eingetreten ist. (D. R. P. 309 707.)
Hochfeuerfeste Massen erhält man aus' Zirkon und Silli mani t, Tonerde oder Chromit.
(A. P. 1362274, 1362316 und 1362 317.)
Nach A. P. 1376077 setzt man Glassätzen zur Erzeugung feuerfester Massen Zil'konerde zu.
Ein Gaskocher-Brennkopf besteht nach D. R. P. 327126 aus mit seltenen Erden ver-
mischter feuerfester keramischer Masse.
Eine ähnliche feuerfeste Masse enthält neben Carborundum. ein aus Zirkon und Aluminium-
silicaten bestehendes Bindemittel. (A. P. 1376091.)
Im Grunde ist jedoch der Ausdehnungskoeffizient einer Masse die Folge ihrer chemischen
Zusammensetzung, also der Wechselwirkung der verschiedenen Glasur- und Massebestandteile
bei den verschieden hohen Hitzegraden. So zeigten R. Rieke und W. Steger, Sprechsaal 48, 381
u. 390, daß Glasuren mit mehr als 9-10 Mol. SiO, emailartige Trübung zeigen, während Haar-
risse vorwiegend bei den nur 6--8 Mol. SiO! oder nur 0,3-0,4 Mol. Al,Os enthaltenden Glasuren
auftreten. Nach G. Heinstein wird die Rissebildung auf ein Mindestmaß herabgesetzt, wenn
man die Menge der ungeglühten Tonsubstanz vermindert und den Quarzzusatz erhöht bzw. letz-
teren verringert und die Menge hochgebrannter Tonsubstanz steigert oder schließlich unter Bei-
behaltung der Tonsubstanzmenge den ungebrannten Ton zurücksetzt und das gebrannte Material
vermehrt. Auch Kreidezusatz und der Ersatz des plastischen durch dichtbrennenden Ton wirken
günstig, da in letzterem Falle die Glasur bei höherer Temperatur eingebrannt werden kann.
(Keram. Rundsch. 1918, I) u. 18.)
Die Tonerde verzögert überhaupt die Wirkung der Hitze auf die Glasuren und verhütet
z. B. in einer Glasur von der Zusammensetzung
I
0,33 NaaO 000 bis
0,66 Z n O '
° °
,
lO Al
2 s
{1.60 SiO!
0,20 B 20 s
als Ton, Oxyd oder Feldspat (stets mit den übrigen' Bestandteilen gefrittet) oder als unge-
brannter Ton, (dann den für sich gerotteten Bestandteilen zugefügt), im ersteren Falle in der
Menge von 0,03-0,1 .Äquivalenten zugegeben, bei SK das Entglasen der Glasuren und fördert das
Wachstum der Krystalle, die im Falle des Tonerdezusatzes als Oxyd in der Menge von 0,8-0,9
.Äquivalenten in bester Form entstehen. Glasuren mit hohem Tongehalt sind demnach in einem
größeren Temperaturintervall verwendbar und ihre Anwendung, am besten durch Zusatz von rohem
Ton, empfiehlt sich daher, wenn die Tonerde auch das Wachstum der Krystalle nicht zu be-
schle~gen scheint. (M. G. Worcester, Sprechsaal 42, 553.)
Uber den ungünstigen Einfluß des Kr y 0 1i t h s in keramischen Glasurmassen (Haarrisse) siehe
C. To.stmann, Keram. Rundsch. 1911, 271.
Über die Stellung des Bors in der Glasurformel und den Einfluß der Borsäure auf die Eigen-
schaften der Glasuren, besonders die Haarrissebildung, siehe F. Singer in Sprechsaal 1911, 325
u. 34ö bzw. Keram. Rundsch. 1911, 221.
Entgegen der Segerschen Regel fand E. Selch, daß sich in borsäurefreien Glasuren
die Bildung der Haarrisse nur vermeiden läßt, wenn man das Alkali völlig ausschaltet oder das
Natron durch Kali, das Bleioxyd durch Magnesium- oder Zinkoxyd ersetzt, wobei jedoch
zu berücksichtigen ist, daß Magnesiumoxyd in größerer Menge die Schmelzbarkeit der Glasur stark
herabsetzt und Zinkoxyd ihr Mattwerden und ihre Krystallbildung begünstigt. Überdies erleiden
die Farbtöne bei völliger Ausscheidung des Alkalis zum Teil wesentliche .Änderung. (Keram.
Rundsch. 21, 1.)
Die besten glänzenden Porzellanglasuren hatten nach Versuchen von B. Stull das
Sauerstoffverhältnis 7-8,2, die besten Mattglasuren 1,5-1,8 und 3,2-3,8. Bei konstantem
RO neigt die Glasur mit steigendem Kieselsäuregehalt unter gleichzeitiger Zunahme des Glanzes
zur Abnahme der Rissebildung .und des Mattwerdens, bei einem ge)Vissen Punkt wächst jedoch die
Neigung zum Reißen und bei Überschreiten des Kieselsäuregehaltes tritt schließlich Entglasung
ein. Mit der Steigerung des Tonerdegehaltes nehmen bei kieselsäurereichen oder armen Glasuren
die Risse ab, es verringert sich bei jenen die Neigung zur Entgiasung und es erhöht sich bei
niedrigem Kieselsäuregehalt jene zum Mattwerden der Glasuren.
Zur Sicherung glasierter Tonwaren gegen Glasurrißbildung setzt man der ungebrannten
Masse Erd alk al i e n als wasserlösliche Chloride in solcher Menge zu, daß sich eine mit ihnen
stark angereicherte Schicht auf der Oberfläche der getrockneten Formlinge bildet. Man erzeugt
demnach künstlich die sonst zu vermeidenden Ausblühungen aus einem Material, das beim
folgenden Brennen die innige Verbindung und das bessere Haften der Glasur an der Unterlage
bewirkt. (D. R. P. 297 719.) Nach dem Zusatzpatent setzt man das den Tonen beigemengt~
Calciumcarbonat mit Salzsäure in lösliches Calciumchlorid um, das dadurch an die Ober-
~läche des Formlings wandert, so daß in der Glasurschicht später keine Risse auftreten können.
Überdies werden durch diese Salzsäurebehandlung knollige Beimengungen des Tones aufgelöst und
dadurch unschädlich gemacht. (D. R. P. 299589.) .
Im allgemeinen üben jedoch die löslichen Salze, z. B. die in den Glasursalzen enthaltenen
schwefelsauren Verbindungen, besonders auf eisenoxydreiche Tone ungünstigen Einfluß aus.
Um die flußbildende Eigenschaft zur Geltung zu bringen, müssen sie nämlich durch redu-
zierendes Feuer in niedrigere Oxydationsstufen übergeführt werden. Wird dann gesalzen, so
erhält man durch den hierbei unvermeidbaren Luftzutritt eine oxydierende Flamme, die zwar
den Scherben schön rotbraun färbt, andererseits aber das bei niedrigerer Temperatur aufgenom-
mene Salz wieder ausscheidet, das dann zur Gallenbildung auf der Glasurdecke Anlaß gibt. Auch
die Schamottesteine des Ofens leiden unter der Einwirkung des unzersetzten Salzes an den schad-
haften glasurfreien Stellen dadurch, daß die Salze in den Stein wandern und beim wiederholtern
Lösen und Ausscheiden, hervorgerufen durch das Erhitzen und Erkalten des Ofens, Krystalle
bilden, die das Mauerwerk im Laufe der Zeit zerstören. (M. Schmidt, Sprechsaal 1911, 284.)
Lösliche Salze müssen aus Terrakottamassen entfernt werden, da sie schon in kleiner
Menge das Abblättern der Glasur hervorrufen. Man vermag den Einfluß dieser Salze durch
Zusatz von Bariumcarbonat zur Masse zu beseitigen. (A. Coats, Keram. Rundsch. 23, 22.)
Keramische Glasuren und Farben. 739
Nach B. Moore und J. B. W. Mellor besteht die Ursache der BI ase n b i 1dun g in Steingut-
;lasuren zu 80% in der Anwesenheit von organischen Stoffen und Feuchtigkeit im Scherben selbst,
~ährend die Glasur, auf die man in dieser Hinsicht bisher die Hauptaufmerksamkeit konzentrierte,
rst in zweiter Linie in Frage kommt. (Sprechsaal 1909, 679.)
Blasenbildung tritt nach Beobachtungen von Mellor nur dann auf, wenn die Glasur naß
rermalen wurde, wobei jedenfalls, namentlich wenn man von alkalireichp.n Fritten ausgeht, ein
Iydrat gebildet wird, dessen beim Brennen austretendes Wasser die Blasen erzeugt. (Keram.
Itundsch. 1917, 16.) .
Nach Th. Hertwig·Möhrenbach vermeidet man das Abrollen der Porzellanglasur dadurch,
laß man die ungebrannte Glasur für Scharffeuermalerei erst im Starkbrand schmilzt und dann
nahlt, nach C. Tostmann in der Weise, daß man die Glasur weniger fein mahlt und den Ton oder
Kaolin in gebranntem Zustande zusetzt. (Keram. Rundseh. 20, 413 bzw. 421.) Vgl. E. Klein,
~bd. 409.
Nach H. Hecht, Tonind.·Ztg.1893, 1262 wird die Erblindung von Töpferglasuren durch
aie schweflige Säure der Feuergase hervorgebracht und kann vermieden werden durch.abwech-
!elnde Rauchentwicklung, die durch 'starkes Auflegen von Brennstoff allein bewirkt wird.
Um schadhafte fleckige Stellen in Porzellanglasuren auszubessern bohrt man sie mittels
eines Diamantbohrers aus und füllt die entstandenen Löcher mit einem geeigneten Füllmaterial.
(D. R. P. 261 394.)
wobei bei Ersatz des Kalis durch Natron in noch weite:t:en Grenzen brauchbare, nicht leicht rissig
werdende Glasuren entstehen, die jedoch bei einem Uberschuß von Alkali oder Borsäure zur
744 Metalle und Minerale.
Opaleszenz neigen. (C. W. Parmelee und G. A. WlllIams, Ref. in Zeltschr. f. angew. Chem.
1918, 878.)
Gute Resultate gibt die durch besonderen Glanz ausgezeichnete, für SK 09 ausgearbeitete
bleifreie Glasur von der Zusammensetzung 0,05 BaO, 0,25 CaO, 0,25 MgO, 0,225 KlO, 0,225
Na.O für 0,55 AlIlO. + 3,28 SiO. + 1,14 B.O., doch entglast auch diese Glasur bei offenem
Feuer, z. B. bei ihrer Verwendung in der Kachelfabrikation. (H. EisenIohr, Sprechsaal 1910, 101.)
Eine durch mehr wie 20 Jahre etprobte Vorschrift für eine bleHreie, nicht abspringende
Glasur für Tonwaren veröffentlichte J. Rlchard in Pol)'t. Zentr.·BL 1889, 78: 100 Soda., 80 Bor-
säure, 121ft"Kaolin, je 25 kohlensaurer und schwefelsaurer Kalk, 75 Feldspat, 28 Quarz, 15 Fluß·
spat und so viel Braunstein als zur Erzielung der gewünschten Färbung nötig ist, werden ge-
schmolzen, worauf man 460 Tl. dieses gefritteten Gemenges mit HO Tl. Kaolin und 52 Tl. Feld·
spat vermahlte.
Uher borsäurefreie Steingutglasuren mit besonderer Berücksichtigung des Steingutspates
der Gold- und Silberscheideanstalt (Frankfurt a. M.) berichtet E. Berdel in Spreehsaal 49, 846 u. 868.
Uber eine Steingutglasur ohne Blei und ohne Borsäure mit Verwendung von Barit und Zink-
oxyd siehe Berdel, Keram. Rundsch. 1917, 88.
Uber blei-, zink- und bariumfreie Töpferglasuren siehe W. Rudolph, Zeltschr. f. angew.
Chem. 26, I, 703.
Eine bleifreie Glasur, die auf Fayencewaren ebenso angewendet werden kann wie die Blei-
glasur, erhält man durch Fritten eines Gemenges von 15 kg Borsäure, 5 kg Kalkspat (Kreide),
5 kg Ton und 1 kg Holzkohle. (Cosmos 181m, 266.)
In einer Versuchsreihe über Barit-Steingutglasur stellte H. Frltz fest, daß Mischungen von
Barit und Quarz ebensowenig wie solche unter Zusatz von Tonerde oder Feldspat bei SK 4a-6a
schmelzen, daß man aber wohl bei Zusatz von Zink und einem Mindestgehalt von 0,6 BaO und
einer Säurungsstufe von nicht unter 0,1 Al.O.· 2 BiO. blanke hellblaue Gläser erhalten kann,
die Steingutglasur so weiß tönen, daß der Zusatz von Kobalt als Entfärbungsmittel entbehrlich
werden könnte. (Sprechsaal Un8, 61.)
Eine bleifreIe Krystallglasur für Steingut setzt sich nach C. TUtel, SprechsaaI1908, 161
zusammen aus (Tl.) 23,46 calcinierter Pottasche, 8,00 Kalkspat, 27,58 Bariumca.rbonat, 191,00
krystaI1isiertem Borax, 135,27 Zinkoxyd, 66,72 Feldspat und 246,00 Sand von Hohenbocka.
Die Masse besteht aus 556 Tl. Rörstrandfeldspat, 1050 Löthainer Ton, 750 Zettlitzer Kaolin
und 760 Sand von Hohenbocka; für den Guß setzt man 100kg der trockenen Masse, 200 kg Am-
moniaksoda und 50 I Wa.sser zu. Für Krystallglasuren verglüht man die Steingutgefäße zunächst
bei BK 08, bestreicht ev. mit den bekannten Farblösungen in Glycerin, glüht abermals schwach
und glasiert bei SK 2.
Die bleifreie, sog. Richtersche Frittenglasur für Töpfergeschirr wird nach Spreche
saal 1903, 464 hergestellt aus 11 Kaolin, 5 Feldspat und 48 Tl. einer Fritte, die aus 100 Soda,
90 Borsäure, 12,5 Kaolin, 40 Kalkspat, 75 Feldspat und 28 Quarz gewonnen wird.
Als Glasurma.sse für Töpferwaren wird in D. Ind•• Ztg.1ß70, 432 vorgeschlagen ein Gemenge
von je 75 Borsäure, KrystaJIsoda und gemahlenem Feldspat, 60 Pottasche, 30 Feuersteinpulver
und 25 Porzellanerde anzuwenden. 450 Tl. dieses verschmolzenen Gemenges werden mit 150 Feld.
spat, 45 Porzellanerde und je 20 Feuerstein, Pottasche und Zinnoxyd gemischt und mit We.sser
zu einem feinen Pulver verma.hlen.
Eine größere Za.hl von Vorschriften zur Herstellung bleüreier Glasuren für Steingut findet
sich schließlich in Spreehsaal 1898, 167.
663. Bleihaltige und bleifreie Kachel· und Plattenglasuren. Frost- und Rißschäden.
Das Glasieren der Wandplatten beschreibt M. Böhme in Keram. Rundseh. 24, 276.
Über Glasurfehler bei Wandplatten und Mischungen für Kapseln, die zu ihrer Herstellung
dienen, siehe Baumat.·Markt 11, 808 bzw. K. Jaeob, Tonind.-Ztg. 36, 1285.
'Ober ein Verfahren der automatischen Herstellung glasierter Tonplatten siehe D. R. P.
288434-
Bei der Schmelzkachelherstellung kann man den Salpeter nicht wie bei der Eisen-
emaillierung entbehren, da. der zur Trübung benützte, unvollkommen oxydierte Äscher eines
energischen Oxydationsmittels bedarf. Vielleicht könnten nach C. Tostmann Versuche zum
Ziel führen, die den teilweisen Ersatz des Äschers durch Mennige und Zinkoxyd zum Gegenstand
haben. (Keram. Rundsch. 23, 30 bzw. 47.)
Die meisten der früher verwendeten Kachelglasurvorschriften, namentlich zu den weißen
Fayence- und Porzellanöfen, die sich durch rein weiße Farbe und Widerstandsfähigkeit gegen
Temperaturwechsel auszeichneten, stammten aus der alten Berliner Fabrik von Fe i lne r her. Die
Zusammensetzung einer solchen, von Haarrissen freien, rein weißen alten Feilnerschen Glasur-
masse war nach Seger: 41,48 Tl. Kieselsäure, 23,84 Tl. Zinnoxyd, 4,37 Tl. Tonerde, 0,29 Tl. Eisen-
oxyd, 23,73 Tl. Bleioxyd, 0,66 Tl. Kalkerde, 1,94 Tl. Kali und 3,93 Tl. Natron; sie konnte durch
Verarbeitung einer Fritte aus 32 Tl. Quarz, 15 Tl. Biskuitscherben, 11 Tl. 90proz. calcinierte Soda
und 47 Tl. Ascher, bestehend aus je 18 Tl. Blei und Zinn, erfolgreich nachgeahmt werden. Vgl.
Segers ausführliche Angaben in D. Töpferztg. 1873, Nr. 8.
Uher weiße Glasur für Tonwaren und Ofenkacheln, siehe Polyt. NotizbI. 1869, Nr. 7 und
DingI. Journ. 192, 611.
Keramische Glasuren und Farben. 745
Eine weiße Glasurmasse für Ofenkacheln erhält man durch anhaltendes, schwaches Glühen
von 10 Tl. Blei mit 4-5 Tl. Zinn bei Luftzutritt und Zusatz von gepulvertem, gewöhnlichem
weißem Glase zu der geglühten Masse. (D. Gewerbeztg. 1870, Nr.41.)
Eine reinweiße Kachelglasurmasse erhält man aus 100 Tl. des aus 100 Tl. Blei und 50 Tl.
Zinn erhaltbaren Oxydgemenges, 100 Tl. Sand, etwa 16 Tl. calcinierter Soda, 6 Tl. Kochsalz,
15 Tl. Mennige durch Schmelzen und Naßmahlen. Die Verwendung reinster, namentlich völlig
eisenfreier Stoffe ist Bedingung. (Polyt. Zentrh. 1868, 468.)
Eine besonders haltbare Glasur für Ziegelsteine setzt sich nach Techn. Rundsch. 1908,.
895 zusammen aus je 33 Tl. Sand und Zinnoxyd, je 4 Tl. Soda. und Borax, 6 Tl. Salpeter und 20 Tl.
Mennige.
Antimonverbindungen färben auch stark bleihaltige Glasuren bei Gegenwart von Calcium
opak blendend weiß. (0. Völkel, Keram. Rundsch. 21, 491. Vgl. [162].)
Nach H. Seger und E. Cramer, Tonlnd.-Ztg. 1898, 1225 werden Bleiglasuren z. B. bestehend
aus 225 Bleiglätte und 90-120 Sand durch Zusatz von 65 Zettlitzer Kaolin wesentlich wetter-
beständiger. Außerdem bewirkt der Tonerdezusatz eine Erhöhung der Leichtflüssigkeit und Durch-
sichti~keit der Glasuren.
Dber die Herstellung emaillierter Ziegel mittels einer aus Porzellanerde, Feuerstein, Feld-
spat, Gips, Borax und Zinkoxyd in bestimmten Mengen gesinterten, gemahlenen und engobierten
Emailmasse.siehelndustrieblätter1877.Nr. 9.
Nach Sprechsaal 1911, 418 wird eine völlig bleifreie, opake Rohglasur für Wandplatten
(ßK 08-06) hergestellt durch Fritten von 105 Tl. Feldspat, 40 Tl. Kaolin, 200 -Tl. Borax und
25 Tl. Zinkoxyd unter nachträglichem Zusatz von 10% Kaolin. Diese Glasur muß, da sie nicht
haa.rrissefrei auf dem Scherben haftet, abgestimmt werden.
Zur Herstellung einer leichtflüssigen, bleifreien, weißdeckenden Glasur für Platten und
ordinäres Steingut stellt man zunächst eine borsäurereiche Fritte aus 13 Tl. Feldspat, 23 Tl.
Borax und 6 Tl. Kaolin her und vermahlt diese mit 10% Kaolin und 5-10% Zinnoxyd. Für einen
Glasurbrand bei SK 010-08 werden z. B. 17 Feldspat, 25 Sand 30 Borax, 8 Marmor und 20 Bor-
säure geschmolzen. Weitere 3 Vorschriften im Original. (Vgl. Sprechsssl 1911, 858 u. 754.)
Eine bleifreie, gut fließende Angußglasur für Kacheln erhält man nach Lindhorst, Tonlnd.-
Ztg. 1879, 282 aus einer Fritte von 50 Sennewitzer Erde, 55 Feldspat, 20 Kreide, 5 Magnesit,
15 Soda und 25 Sand. Das klare, geschmolzene Glas wird gemahlen und dünn engobiert.
Beim Ersatz des Bleioxydes in Ofenkachelglasurmassen durch Alkali, Erdalkali oder Zink-
oxyd verschwindet die Gelbfärbung der Kacheln und man ist bei entsprechender Verringerung des
Bleioxydgehaltes und durch Zusatz von Borsäure in der Lage nach den von G. Heinstein in Sprech-
saal 58, 81 u. 44 gemachten Angaben rein weiße transparente Ofenglasuren zu erhalten. Die
Glasur wird um so spiegelnder je schneller das Brennen erfolgt; bei stark alkalischen Glasuren
wirkt häufig ein Zusatz von geringen Mengen geschlämmtem Kaolin verbessernd auf das Aussehen
der glasierten Platten. (Tonind.-Ztg. 1917, 468.)
Über die Zer s t ö run g glasierter Mauersteine durch Fr 0 s t siehe die Ausführungen von
H. Seger in Tonind.-Ztg. 1886, 833. Die infolge des Frostes zuweilen stattfindende Glasurab-
splitterung an Dachziegeln tritt dann ein, wenn die Materialien bei der betreffenden Brenntempe-
ratur noch nicht ganz wetterbeständige Produkte liefern. Schwefelsaure Bleioxydausschläge auf
glasierten Dachfalzziegeln können durch Brennen bei schwächerem Zug beseitigt werden. Glasierte
Verblenderplatten, die Blasen werfen, sind aus einem Material erzeugt, das zu langsam erhitzt
wurde, auch kann man vorbeugen, wenn man die Fritte mit Soda wäscht. Bläschen auf zinn-
glasierten Platten kann man vermeiden, wenn man oxydierend und nicht über SK 08 brennt.
Weitere Ursachen von Fabrikationsfehlern, irisierenden Glasuren an Steingutfliesen, Entglasungs-
erscheinungen, Fleckenbildung, Zusammenrollen und Rissigwerden der Glasuren und die zu
treffenden vorbeugenden Maßnahmen erörtert Störmer in Sprechsaal 1907, 201, 268.
Nach D. R. P.242472 verhindert man das Reißen der Glasurschicht poröser Tonplatten
an Wandbekleidungen, wenn man die Platten auf der Rückseite mit einer undurchlässigen Schicht
(Glasur- oder Spirituslack) überzieht und sie mit einem waBBerundurchlässigen Gemisch von
Leinöl, Sikkativ, Terpentin, Kreide und Bleiweiß auf die mit Mörtelputz versehene und nach
dem Trocknen mit gekochtem Leinöl imprägnierte Wandfläche aufklebt. Nach Zusatz 260678
werden die glasierten, porösen, tönernen Wandbekleidungsschichten, um das Reißen der Glasur-
schicht zu verhüten, nicht nur auf der Rückseite mit Spirituslack überstrichen, sondern im ganzen.
mit Leinöl oder Spirituslack getränkt, um so den Zutritt von Luft und Wasser zu verhindern.
Über aus Rutil, Zinkoxyd, Molybdän-, Wolfram- oder Vanadinsäure hergestellte Ofenkachel.
Krystallglasuren siehe Fr. Zirner, Keram. Rundscb. 27, 211.
Glasuren. Eine Anzahl geeigneter Mischungen für glänzende und matte Glasuren bringt B. B.
Keeler in J. Soc. Chern. Ind. 1917, 716.
Zur Erzeugung farbiger Tonwaren mit samtartigem Glanz werden die rohen, ungebrannten
·oder halbgebrannten Stücke nach D. R. P. 206891) mit einer aus Tonschlamm bestehenden,
gefär1?ten Engobe versehen, dann· getrocknet, poliert und gebrannt. Man läßt die Waren nach
dem Uberziehen ganz oder teilweise trocknen, um den Beguß polieren zu können, und erhält dann
-Gefäße, die an Schönheit den römischen Terrakotten gleichen.
Ober Herstellung der bronzeartigen Glasuren auf Terrakottawaren auf kaltem
Wege oder mit Hilfe von leicht flüssigen Muffelglasuren zur Erzielung der Produkte von Art des
"Graniton" berichtet B. Grünig in Kerarn. Rundscb. 88, 488. Die Gegenstände werden z. B.
nach einer erprobten Vorschrift mit einer Glasur überzogen, die aus einem vermahlenen Geme~e
von 100 g einer Fritte (13,8 Pottasche, 10,3 Tonerde, 120 Quarz, 198 Mennige) mit 10 g Rutil,
5 g Kupferoxyd und 4 g Manganoxyd besteht und die bei SilbersclnI1blzhitze in der Muffel ein-
gebrannt wird. .
Zur Herstellung von Terrakottaglasuren, die das den Graniten eigentümlich fleckige,
flimmernde Aussehen zeigen, eignet sich am besten ein Zusatz von etwa 2,5% Eisenglanz. Um
einer Terrakotta das Aussehen hellbraunen, kleinfleckigen Granits zu verleihen, werden einer glatt.
geflossenen Glasur von der Zusammensetzung
0,4 KaO }
0,2 CaO 0,56 AlaO a • 3,08 SiOI
0,4ZnO
2,5% Maurilit von New Jersey zugesetzt. Weitere Vorschriften in Sprechsaal 1913, 484-
Zur Nachahmung des antiken Terra. sigillata. Tones auf Tonwaren brennt man eine
Überzugsmasse aus eisenhaltigem, fettem, leicht sinterndem Tonmaterial in Mischung mit einem
kieselsäure· und alkalireichen, dagegen toner~earmen Bimsstein unter evtl. Zusatz von Alkalien
ein. Der erhaltene mattglänzende, rötliche Überzug, der durch Einbrennen bei etwa 10000 her·
gestellt ist, haftet fest und besitzt den eigenartigen samtweichen Glanz der antiken Vorbilder.
Man taucht die lufttrockenen oder leicht verschrühten Gegenstände in ein Gemisch von eisenhal-
tigem, fettem, rotbrennendem, frühsinterndem Tonmaterial (Rötel aus Klüften und Nestern
im Rotsandstein) mit Bimssteinmehl mit oder ohne Zusatz von Pottasche. oder anderen Alkali·
salzlösungen. (D. R. P. 2611)00.)
Der Prozeß des G rau d ä m p f e n s von Tonwaren beruht auf der teil weisen Reduktion des Eisen.
oxydes zu Eisenoxydul und sogar zu metallischem Eisen, so daß das Rot der Ziegel in Graq bis
Schwarz übergeht. Bei dieser Art der Tonwarenfärbung verwendet man Kohlenwasserstoffe
oder auch Leuchtgas als Reduktionsmittel, wodurcll gleichzeitig Kohlenteilchen zur Abscheidung
gelangen, die den dunklen Ton der Ziegel verstärken.
Das Dämpfen der Tonwaren im Leuchtgas· bzw. Generatorgasstrom ist in D. R. P. 16 781
und 19 791 beschrieben.
Nach A. Pohl. Tonind.-Ztg. 1902, 41 bläst man, \liIll Dachziegel blau zu dämpfen,
kohlenstoffreiche Öle in den Brennraum. Der ausgeschiMene Kohlenstoff setzt sich zunächst
als solcher auf den Platten ab und wird dann koksartig und silberglänzend. Bedingung ist eine
besonders starke Hitze des Ofens vor dem Dämpföleinlaß und völliger Luftabschluß des Ofens,
da sonst der Kohlenstoff verbrennt.
Die Herstellung glasierter, bemooster, blaubrauner Verblender, sowie jene silbergrauer
Ziegel beschreiben M. Adams, F. Mettich, F. Rohde und W. Krucht in Tonind.-Ztg. 40, 63;
89, 787 und 804; ferner 40, 18.
Zur Herstellung schwarzer Töpferwar.en brennt man die Tongegenstände in eisernen
Behältern bei Gegenwart von organischen Stoffen, z. B. Farrenkraut oder Wurzeln von Ginster.
wobei Teere entstehen, die sich in der Masse des gebrannten Tones, sein Inneres schwarz färbend,
ablagern. Außerdem entsteht auf der Oberfläche der Gf'genstände eine Graphitschicht, die in
schwieriger Arbeit entfernt werden muß, wodurch der Wert derartiger Erzeugnisse, z. B. der
schwedischen Fabrik von Rörstrand, sich wf'sentlich erhöht. Nach Versuchen von H. Le Chate-
lier kann man ähnliche tiefe Schwarzfärbungen auch erhalten, wenn man eisenhaltige Tone in einer
Acetylenatmosphäre während einiger Minuten bis zu höchstens einer halben Stunde auf genau
430-450 0 erhitzt. Unter gewissen Vorsichtsmaßregt>ln erhält mall dann durch höheres Brennen
des so mit braunen Kohlenwasserstoffen durchsetzLen Formlings bc"i Gegenwart genügf'nder Mengen
reduzierender Stoffe, also z. B. eingebettet in Holzkohlf', tif'f~chwarze Färbungen, die den alten
Erzeugnissen von Wedgwood aus dem 18. Jahrhundf'rt gleichen. (Zeitschr. I. angew. Chern.
1907, 618.).
Die schieferschwarzen Glasuren auf leicht schmelzbaren Tonen bestehen nach Seger
und Mäckler, Tonind.-Ztg. 1893, 1118 aus Eisenoxydulsilicat und werden durch Bestreichen der
Tone mit Eisenoc ker erzeugt. Die Glasur aus 1 Äqu. Eisenoxydul und 2 Äqu. Kieselsäure schmilzt
bei etwa 1200 0 ; man kann die Leichtflüssigkeit der Glasuren noch erhöhen, wenn man der
Masse Alkalien, und zwar am besten in der Form gemahlenen Glases zusetzt. Man erhält z. B.
aus gemahlenem Glas mit Ocker und Braunstein niedrig schmelzende Flüsse, die zwar nicht schiefer-
grau sind, den reinen Eisenoxydulglasuren aber durch ihre tief- oder braunschwarze Färbung
qehr nahe kommen.
Keramische Glasuren und Farben. 747
Eine sehr leichtflüssige schwarzbraune Dachsteinglasur hat nach E. Cramer, Tonlnd.-
Ztg. 1891, 698 die Zusammensetzung 58,80 Kieselsäure, 8,15 Tonerde, 7,98 Eisenoxyd, 9,36 Kalk,
ß,30 Alkalien und 8,39 Glühverlust, entsprechend der Glasurformel :
0,7 CaO }0,3 ~Oa{4 S'O
0,3 N~O 0,2 FegOa 1 2'
Nach Franchet, Sprechsaal 1911, 693 besteht der schwarze Überzug der griechischen
Gefäße aus einem Glasfluß, der annähernd 55 Tl. Quarzsand, 45 Tl. Soda und 100 Tl. Magnetit
enthält. Im oxydierenden Feuer resultiert ein undurchsichtiger, schwarzer Überzug mit grün-
lichem oder bläulichem Schimmer. Durch Ersatz von 10% der Kieselsäure gegen die äquivalente
Menge Kreide gelangt man ebenfalls zu dem schwarzen Email, nicht aber durch Ersatz des Ma-
gnetits gegen künstliches Eisenoxyduloxyd. Vernauil geht vom metallischen Eisen aus, um den
schwarzen Überzug der griechischen Gefäße nachzuahmen und glaubt. daß die Alten das fein-
verteilte Eisen durch Reduktion mit Kohle und unreiner Soda erhielten. Tatsächlich kann man
die bekannte, glänzend schwarze, undurchsichtige Glasur mit grünen Reflexen durch Einbrennen
eines GeIIlenges von Eisenfeilspänen und Soda auf einem Tonmergelgefäß in oxydierendem Feuer
täusc.hend imitieren. (Keram. Kundsch. 1911, 162.)
Über die Zusammensetzung und direkte Verwendbarkeit vulkanischer Eifelsande zu Topf-
geschirrglasuren, bei denen die Eisenfärbung nichts schadet, und über die Eigenschaften dieses
Sandes, der bei 1200 zu einem schwarzbraunen Glas zusammenschmilzt, berichtet L. Kösler
0
Man unterscheidet zwei Arten keramischer Farben; die S ch melz - und die Un t er gl as ur-
farben
Die Muffel-, Email- oder Schmelzfarben, das sind gefärbte Bleigläser, in denen die
Metalloxyde suspendiert sind, besitzen, da diese mit den Glasurbestandteilen nicht zur Umsetzung
gelangen, schon den Farbton, den nachträglich die auf die Scharffeuerglasur aufgebrannte Malerei
zeigt. Zu ihrer Herstellung verschmilzt man das Metalloxyd mit dem etwa aus 3 Tl. Mennige,
1 Tl. Quarz und 0,5 Tl. Borax bestehenden Fluß, mahlt das erhaltene Glas und teigt das Mehl
zur Bereitung der Malfarbe mit dickem :.I'erpentinöl an. Die mit diesen Farben auf der Glasur
hergestellten Malereien sitzen reliefartig auf und sind dementsprechend weit weniger haltbar
als die Unterglasur- und Aufglasurscharffeuerfarben. Die Emailfarben brennt man in mit Schau-
loch versehenen, mit Holz oder Gas geheizten Muffeln bei Rotglut unter Vermeidung jeder Reduk-
tionswirkung ein und stellt den Brand ab, wenn die Glasflüsse eben zu schmelzen beginnen. Diese
Arbeit bedingt große Erfahrung, da zu hohe Temperatur zum Zusammenfließen der Farben,
niedriger Hitzegrad zu matten, schlecht haftenden Farben führt.
Die Unterglasur- oder Scharffeuerfarben werden auf den gebrannten oder vor-
glasierten Scherben aufgetragen und zugleich mit der aufgelegten bzw. in die Glasur eingebrannt.
Die Scharffeuerfarben geben naturgemäß nicht so lebhafte und intensive Töne wie die Muffel-
farben, die ihrerseits wie erwähnt geringere Beständigkeit zeigen. Der Typus einer echten Scharffeuer-
farbe, die sich auch beim Erhitzen und Erkalten in demselben Maße ausdehnen bzw. zusammen-
ziehen und das reduzierende Feuer des Brandes aushalten muß, wie die Masse selbst, ist das
Kobaltoxyd, das eine hell- bis dunkelblaue, mit Anwendung einiger Modifikationen auch dunkel.
graue Farbe liefert. Außer diesem Oxyd kommen kalUn mehr als die Oxyde des Antimons,
Chroms, Mangans und Urans in Betracht.
74:8 Metalle und Minerale.
Anders ist es jedoch mit den Schaxffeuerfarben, die bei gewöhnlichem Porzellan (Seger-
porzellan) Verwendung finden. Dieses bedarf zum Garbrennen einer weitaus niedrigeren Temperatur
als andere keramische Waren, so daß auch die Anforderungen, die man in diesem Falle an die ent-
weder unter der Glasur oder zwischen zwei Glasuren aufzubringenden Schaxffeuerfaxben stellt, ge-
ringere sind. Die Metalloxyde für Schaxffeuerfaxben werden in Form wässeriger Lösungen der Me-
tallsalze oder mit Glasurmasse gemischt oder als Tonerdelacke, z. B. Kobaltoxyd, auf Tonerde nieder-
geschlagen aufgemalt, bzw. zum Grundfärben des ganzen Stückes benutzt. Die Faxben für Seger-
porzellan-Scharffeuer gelangen nicht in Form der reinen Oxyde zur Anwendung, sondern nur
in Verbindung mit schwerlöslichen Basen und Flußmitteln. Vgl. Fsrbe u. Lack 1912, 402.
Die Scharffeuerunterglasurfarben bestehen, wenn es sich um pulverförmige Mischungen
und nicht um Lösungen handelt, aus 2 Bestandteilen: dem Farbkörper und der kittende~
Beimischung. Letztere besteht aus Feldspat oder Porzellanglasurmasse oder Porzellanscherben
und wird dem Farbkörper in der Menge von 5-30% zugesetzt. Der Zusatz von Porzellanglasur-
masse empfiehlt sich nur bei sehr strengflüssigen Farben und dann höchstens bis zu 10%.
da er den Ton der Farben wesentlich heller macht und bei größerer Zugabe bewirkt. daß die Farben
leicht laufen. Die Unterglasurfarblösungen werden lediglich durch Auflösen der Nitrate
oder Chloride des betreffenden Metalles in möglichst konzentrierter Form in Glycerin hergestellt.
(SpreehsaaI 1912, 228.)
Eine Glasurmasse für das bei 1300° in 32 Stunden Kleinfeuer und 8 Stunden Großfeuer er-
brannte Sevresbiskuit (Ch. Lsuth und G. Dutailly, Zeitsehr. f. angew. Chern. 1888, 072) [029]
besteht aus 36,98 Tl. Sand, 38,44 Tl. Mennige, 8,76 Tl. Soda, 15,82 Tl. Salpeter und wird ohne
Anwendung jedes Klebstoffes durc~ Besprengen oder Einblasen aufgebracht. Die Verfasser
bringen in der Arbeit eine große Zahl von Vorschriften für gefärbte Glasuren, die man durch Mischen
der betreffenden Metalloxyde mit der Kalkglasur herstellen kann, wenn man es nicht vorzieht,
diese färbenden Oxyde in Gestalt von Fritten beizugeben. Es werden besprochen die einzelnen
gelben, blauen, seladongrünen, violetten usw. Glasuren, im weiteren die Herstellung der Haar-
rißverzierungen, der ausgelaufenen Glasuren und der weiteren Verzierung der aufgebrachten
Schmelzflüsse.
Die bei Scharffeuerporzellanwaren zuweilen beobachtete gelblich-bräunliche Innen-
fä.rbung der Stücke rührt nach E. Berdel von der Zersetzung des Terpentin- und Dicköles her,
mit denen die Farbe aufgestrichen war. Die in der Hitze entstehenden teerartigen Stoffe diffun-
dieren durch die Glasur und den Scherben bis zur Innenglasur, besonders dann, wenn Fluß-
spat als Flußmittel verwendet wurde, der das Auftreten feiner Poren begünstigt. Zur Vermeidung
der Erscheinung muß man möglichst kalkfreie Porzellanmassen beim zweiten Gutbrande möglichst
hoch oxydierend brennen. (Sprechsssl 40, 200.)
Das Blasenwerfen der Unterglasurfarben kann vermieden werden, wenn man die Malereien
auf nur gut- und festgebrannte Scherben aufträgt, die keine Luft mehr enthalten. Andererseits
läßt sich das Abschwimmen der Farben verhindern. wenn der ScherQen hinreichend porös
und die Farbe fein gemahlen ist, so daß sie, zweckmäßig unter Zusatz von etwas Dextrin als Binde-
mittel, in die Poren eindringt. Vertiefungen und Höhlungen in der Glasurschicht rühren von
der Berührung mit den Fingern her und lassen sich leicht vermeiden. Wenn sich schließlich keine
oder zu wenig Glasur auf die Farben legt, so liegt die Ursache im trberschuß des Klebmittels,
das der Farbschicht die Saugfähigkeit nimmt. Auch empfiehlt es sich, die Glasur aufzuspritzen
und nicht mit dem Pinsel aufzutragen, um sie mechanisch in festeren Kontakt mit der Farbschicht
zu bringen. (Sprechsssl 1904. 1642.)
Die leicht schmelzbaren, blei. oder borFläurehaltigen Steingutglasuren bestehen gewöhn-
lich aus Sand, Kaolin, Feldspat, Marmor, Baryt, Mennige, Borax oder Borsäure in wechselnden
Mengen und werden entweder ungefärbt oder gefärbt und dann aus denselben Bestandteilen
mit Flußmitteln und färbenden Metalloxyden gefrittet hergestellt. Man trägt sie auf den ver-
schrühten, meist vor dem Glasieren mittels angefritteter Unterglasurfarben bemalten oder be-
druckten Gegenstand auf und brennt im Gaxbrand ein. Für Zier gefäße mit leuchtenden Farben
sind zurzeit nur Bleiglasuren anwendbar, für Gebrauchsgeschirre trachtet man, das gesundheits-
schädliche Blei durch andere Stoffe zu ersetzen, vor allem durch die allerdings teuere Borsäure,
oder man hebt die Löslichkeit mäßiger Bleimengen, die nach gesetzlichen Bestimmungen ein ge-
wisses Maß in Lösung gehenden Metalles nicht überschreiten dürfen, dadurch auf, daß man das
Bleioxyd mit einem Teil der Glasurbestandteile zusammenfrittet und die gemahlene, das Blei
nun in essigsäureunlöslicher Form enthaltende Fritte mit dem Rest des Glasurgemenges verma.hlt.
[061.]
Borax-WasserglaslösWlgen erhält. Der scharf getrocknete Niederschlag wird dann allein für sich
oder in VerbindWlg mit Glasunnaterialien der verschiedensten Art (Quarz, Zinnoxyd usw.) ver·
wendet.
Auch die Verbindungen der weniger bekannten seltenen Erden ergeben in der keramischen
Glasurfärberei vorzügliche Resultate. So liefern z. B. Neo d y rn-ebenso wie das wesentlich
billigere Didymphosphat im Scharffeuer zarte rosenrote Fleischtöne und Praseodymphos-
phat führt zu einem sehr verwendbaren Laubgrün. Die Oxyde der Metalle sind wegen ihres
hohen Schmelzpunktes nicht verwendbar. (W. Muthrnann und H. Heramhof, Liebigs Ann. 1907,
144.)
Uber HerstellWlg farbiger Glasuren mit Ti ta nsä ure siehe Sprechsaal 1891, 669. Eine gelb-
rötlich-braWle Unterglasurfarbe wird beispielsweise erhalten aus 50 Tl. reinster Titansäure, 25 Tl.
Marmormehl, 18 Tl. Quarzmehl, 4 Tl. geschmolzenem Borax und 3 Tl. Kaliumbichromat, während
ein Satz der 64 Tl. Titansäure, 32 Tl. Marmormehl und 4 Tl. Kaliumbichromat enthält, dunklere
Farbtöne liefert. Diese Farbpräparate geben im Gemenge mit den gewöhnlichen zinnoxydhaltigen
Pinkfarben rotviolette Unterglasurfarben; durch Ersatz des Zinnoxydes in den aus Antimon-
säure, Zinnoxyd und Bleioxyd bestehenden Farbkörpern durch Titansäure erhält man einen
eigelben, ebensowohl als Unterglasurfarbe, als auch im Verhältnis 1 : 9 mit Fluß versetzt, als Majo·
likafarbe verwendbaren Farbkörper.
Da Wolf r am lösungen bei niederer Temperatur und auch im Rauchfeuer Wolframsäure geben,
die mit Alkalien weiße Salze bildet, muß man zur HerstellWlg von Wolframorange den Glasuren
Mangan zusetzen und sie selbst tonreich herstellen, damit das Wolframdioxyd oxydiert bzw. ~lber
getönt wird. In Tonlnd.-Ztg. 1907, 1660 bringt Hertwlg-Möhrenbach Vorschriften und Farbergeb.
nisse, die die Entwicklungsfähigkeit der Wolframscharffeuerfarben dartun.
Eine Zusammenstellung der für tonerde- und quarzreiche Glasuren als Färbmittel dienenden
Wolfram- und Molybdänfarben bringt Th. Hertwlg in Sprechsaal 62, 199.
Noch nie erzielte Farbtöne, z. B. ein Kupferblau oder ein ganz sicheres Eisenrot, erhielt
T. Hertwlg-Möhrenbach von der Kupferrotglasur Segers ausgehend dadurch, daß er mit indiffe-
renten Körpern versetzte Metalloxyde in weiche, mittlere oder zähe Gläser einschmolz und diese
so das Metalloxyd umhüllenden und ihm seinen Farbtyp verleihenden Gläser als Scharffeuer-
farben für Porzellan verwendete. In der Arbeit (Keram. Rundsch. 22, 226) wird des näheren
ausgeführt, wie die Einflüsse dieser Umhüllungsgläser auf die verschiedenen Farbtöne systematisch
zu studieren sind und wie diese Farben nach einer besonderen Maltechnik verwendet werden.
und dem Versatz: 228 Tl. Mennige, 77 Tl. Zettlitzer Kaolin, 114 Tl. Sand von Hohenbocka und
248 Tl. Borsäure erzielt. Die Leichtschmelzbarkeit des Glases wurde nicht verringert, wenn man
das Bleioxyd zur Hälfte durch Alkali ersetzte, so daß auch die Zusammensetzung
2,5 SiO. { 2,0 B 20 S } 0,5 PhO
0,3 Al.O a 0,5 NatO
752 Metalle und Minerale.
mit dem Versatz 114 Tl. Mennige, 101 Tl. kryst. Borax, 248 Tl. Borsäure mit derselben Kaolin-
und Sandmenge ein für Muffelfeuer von 800 0 verwendbares Email lieferte. Eine große Zahl von
mit den verschiedenen Metalloxyden erhaltenen farbigen Emails ist im Original beschrieben.
(Sprechsaal 46, 306.)
tTher Emaildekor auf Steingut siehe auch: das Referat über eine Arbeit von A. Berge in
SprechsaaI. 1912, 806.
In Sprechsaal 1912, 192 finden sich verschiedene Vorschriften zur Herstellung bleüreien,
weißen und farbigen Porzellanemails für SK 05.
Ebenso wie in der Technik der Eisenemaillierung [161] bildet auch für keramische Schmelz-
farben das Zi nn 0 xyd ein im ganzen nie völlig ersetzbares Mittel zur Erzielung undurchsichtiger, rein
weißer und zugleich weicher Schichten. Immerhin sind der natürlich vorkommende Kryolith
oder die Knochenasche (bzw. Calciumphosphat) geeignet, 50% des nötigen Zinnoxydes zu er-
setzen, und neuerdings kommen auch Zinnoxyd ul, das zwar ebenso teuer ist wie,Zinnoxyd,
dessen Verbrauch jedoch prozentual geringer ist und die Titansäure in Betracht. In manchen
Fä.llen kann man evtl. auch auf ein besonderes Trübungsmittel verzichten und dafür eine stark
borsäure- und tonerdehaltige Glasur einführen, die etwas deckend ist, so daß man beispielsweise
zur Herstellung einer Türkisglasur 267 Tl. Boraxkrystallmehl, 30 Tl. Marmor, 65 Tl. Kaolin,
84 Tl. Quarzsand und 18 Tl. Kupferoxyd verwenden kann. Für den Mühlenversatz werden
320 Tl. dieser Fritte mit 13 Tl. Kaolin vermahlen. (Sprechsaal 1912, 78.)
Eine Deckemail für Geschirre, die beim Brennen bronzeartige Krystalleffekte von roter,
gelber oder grünlicher Färbung ergibt, erhält man aus 10 Tl. Borax, 1 Tl. Bronzit und 0,75 Tl.
Kupferoxyd. Die mit Wasser ausgeschlämmte Masse wird ein- oder zweimal auf beliebig farbigen
Untergrund naß aufgetragen. (D. R. P. 321840.)
Auch als Untergrund für Emailflüsse, z. B. für Majolikaöfen, kann man nach Sprechsaal
1911, 437 als Fritte eine Gemenge von 30 kg_ Quarz, 35 kg Feldspat und 25 kg Borax verwenden,
der man pro 100 kg 20 kg Ton und 2 kg Magnesia zusetzt.
Der in der Emailindustrie als Trübungsmittel zum teilweisen Ersatz des Zinnoxydes mit
großem Erfolg angewendete Kryolith wirkt bei der Eisenemaillierung nicht nur deshalb vorteil-
haft, weil die Schicht durch diesen Zusatz höheren Glanz erhält, sondern auch aus dem Grunde, weil
die Schmelzzeit sehr kurz ist, und darum keine Gasentwicklung und daher auch keine Blasenbildung
eintreten kann. Anders ist es in der keramischen Industrie, da hier wegen der längeren Schmelz-
dauer blasenfreie Glasuren mit Kryolith allein überhaupt nicht erhaltbar sind, und überdies dieser
Zusatz den Ausdehnungskoeffizienten erhöht, wodurch Neigung zur Bildung von Haarrissen ein-
tritt. Planmäßige Versuche auf diesem Gebiet wären daher nach C. Tostmann wünschenswert.
(Kera.m. Rundsch. 1911, 271.)
Über künstlichen Chioli th (Schneestein) 3 AlFa • 5 NaF als Trübungsmittel siehe Keram.
Rundsch. 21, 491. Vgl. [434].
Zur Herstellung weißer Emaillen mit Zirkon- und Titanoxyd oder -silicat als Trübungs-
mittel vermahlt man die Oxyde und Silicate und ätzt sie in dieser feinen Form durch alkalisches
oder saures Wasser evtl. unter Zusatz von Krystalloiden an, die eine Kolloidbildung in Solform
verhindern, ohne die wasserbindende Eigenschaft der Trübungsmittel zu verringern. Der Anätz-
prozeß wird durch die Gegenwart von Ton begünstigt. (D. R. P. 298279.) Dieses billige, leicht
zugängliche und völlig ungiftige Zirkonpräparat kommt unter dem Namen Terrar als Trübungs-
mittel für die keramische Industrie in den Handel. (G. Gerlcke, Sprechsaal 49, 112.)
Auch geringe An tim 0 n 0 x y d mengen erzeugen in Boracitglasuren rein weiße Farbe und völlige
Undurchsichtigkeit. Noch näher den eigentlichen Zinnoxydglasuren in ihren charakteristischen
Eigenschaften kommen die billigeren, allerdings zur Rissebildung neigenden, dagegen aber gegen-
über den Antimonverbindungen gesundheitlich einwandfreien Glasuren mit phosphorsaurem
Salz. (A. Berge, Sprechsaal 46, 18.)
Blendend weiße, opake, stark bleihaltige Glasuren für Tonwaren werden nach D. R. P.
267191 erhalten, wenn man einer aus 80 Tl. Quarz, 20 Tl. geschlemmtem Kaolin, 15 Tl. calci-
nierter Soda, 5 Tl. krystallisierter Borsäure und 70 Tl. Bleioxyd bestehenden Glasur, 12 Tl. Anti-
monoxyd und 16 Tl. Calciumcarbonat zusetzt. Das Gemenge wird verschmolzen und nachträg-
lich zur Glasur vermahlen. Durch den Zusatz von Calciumcarbonat wird die durch die Antimon-
verbindung erzeugte Glasur ohne Zinnoxyd rein weiß.
Nach einer Reihe von Versuchen kommt Berge zu dem Schluß, daß das Zinnoxyd sehr gut
.durch An tim 0 n ver bin dun gen ersetzt werden kann, wenn auch ihre Anwendung durch
die Einführung von Borsäure in den Glasurversatz die Fritte etwas verteuert. Jedenfalls
sollen aber antimonhaltige Glasuren nicht für Geschirre und Gefäße verwendet werden, die irgend-
wie mit Nahrungs- und Genußmitteln in Berührung kommen. In Sprechsaal 47,339 finden sich
Angaben über die Zusammensetzung einwandfreier Glasursätze mit Antimontrioxyd als Trübungs-
mittel. Vgl. Keram. Rundlich. 21, 89 und [162].
Zur Herstellung von Emaillen und Glasuren verwendet man Schwefelzink als Trübungs-
mittel, das man mit oder ohne Farbkörpern oder Oxyden der bereits fertigen Email- oder Glasur-
masse als Mühlzusatz beimengt. Bei Anwendung des leuchtenden Schwefelzinks kann man so
-auch Emailschichten erzeugen, die nach Lichtbestrahlung ph os ph 0 r es ci ere n. (D. R.P. 289817.)
Keramische Glasuren und Farben. 753
Ein für plastische Tonkörper geeignetes Email, das gut haftet und gleichmäßig und nicht zu
stark schwindet, erhält man bei Verwendung von Oxalsäure als Erdalkali- oder Zinksalz
oder beim Anteigen der Emailmassen mit organischen Kolloiden von Art der Stärke oder des
Tragantes. (Zeitsehr. f. angew. Chem. 31, 379.)
über transparente Zinnglasuren siehe A. Lomax, Spreebsaal 1912, 483 u. 601.
Die Herstellung der Similiemaille, einer in Südmarokko üblichen, mit Zinn ci t rat aus-
geführten weißen keramischen Glasurarbeit, berichtet Sieard-Sylvestre in Ceramique 1919, 209.
Als undurchsichtige Porzellanglasurmasse für eine Brenntemperatur von SK 8-9 verwendet
man nach Spreebsaal 1912, 143 vorteilhaft ein Gemenge von 130 Zettlitzer Kaolin, 420 Feldspat,
270 Quarz, 180 Kalkspat und setzt dieser Glasurmischung 10% Zinnoxyd zu.
Zur Herstellung getrübter Gläser, Emails oder Glasuren für niedere Brenntemperaturen, die
auch auf stark porösen Scherben nicht rissig werden, verwendet man natürliche Verbindungen
des Zirkons, Zinns, Berylliums zusammen mit Flußspat, Kryolith oder anderen Fl uoriden in
Mengen, die ausreichen, um die färbenden Verunreinigungen unschädlich zu machen. Die Massen
sind auch ohne Boraxzusatz vollkommen leichtflüssig. (D. R. P. 331 682.)
Zur Herstellung einer weißen Laufglasur zum Farbenmischen für SK 13-14 (Porzellan-
feuer) wird ein Versatz aus 100 Tl. Quarz, 70 Tl. Feldspat, je 20 Tl. gebranntem und ungebranntem
Kaolin, 26 Tl. Kalkspat, 50 Tl. Glasscherben und 25 Tl. Zinnoxyd verwendet. Weitere 3 Vor-
schriften im Original. (Spreebsaal 1911, 269.)
Eine gut deckende Spatglasur auf Feuertonwaren für SK 9-12 wird nach Sprechsaal
1911, 721 hergestellt aus 14 Zettlitzer Kaolin, 24 Quarz, 48 Feldspat, 15 Marmor und 5-10 Zinn-
oxyd. Nach einer anderen Vorschrift wird Magnesit zugesetzt.
Zur Herstellung von buntfarbigen Emailverzierungen auf unglasierten, gebrannten, kera-
mischen Gegenständen, z. B. auf gewöhnlichen Blumentöpfen, taucht man die Gegenstände
nach D. R. P. 190433 zunächst in ein Salmiakbad, versieht in noch feuchtem Zustande mit Email-
glasur, trocknet und brennt ein.
Nach L. Petrik, Sprechsaal1907, 861 schmilzt man zur Herstellung roter Pinkfarbkörper
in erdalkalihaltigen Glasuren im Knallgasgebläse eine Mischung von 67 Tl. Knochenasche,
200 Tl. Dolomit, 50 Tl. Zettlitzer Kaolin, 116 Tl. Quarz, 93 Tl. krystallisierter Borsäure und 15 Tl.
Kaliumbichromat auf; setzt man einer opaken entglasenden, krystallinischen Glasur Chromoxyd
bei, so entstehen rote Chromglasuren.
Nach einem Referat in Chem.-Ztg. 1912, 462 ist es notwendig, zur Erzielung eines satten,
roten Pinkfarbkörpers die Masse (nach Seger z. B. aus 50% Zinnoxyd, 25% Kalk,
18% Flint, 4% Borax, 3% Kaliumbichromat und ev. noch 4% Bleiweiß bestehend) genügend
lange bei sehr starker Hitze auszuglühen, da sogar eine 40stündige Erhitzung auf 1130 ° nur zu
einem bräunlichen Rot unter der Glasur führte. Durch teilweise Abänderung der Glasursätze z. B.
Vergrößerung des Kalkgehaltes gegenüber jenem der Kieselsäure oder teilweisen Ersatz des Zinn-
oxyds durch Kieselsäure oder Zirkonoxyd, ändern sich auch die Bedingungen des Entstehens
der roten Glasurfarbe. Phosphorsäurezusatz scheint die Entstehung des Rot überhaupt zu ver-
hindern.
Für Pinkglasur eignen sich nach Sprechsaal 1912, 864 kalkreiche, borsäure- und ton-
erdearme aber doch relativ saure und alkaliarme Flüsse, da Borsäure und Tonerde ebenso wie
Alkalien die Pinkfarbe z. T. verschlucken oder sie in Lila und Fliederfarbe umkehren. Man ver-
wendet daher zweckmäßig einen Versatz aus 57 Tl. Borax (Krystallmehl), 35 Tl. Marmor, 114 Tl.
Mennige, 90 Tl. Quarzsand und 50 Tl. krystallisierter Borsäure, wenn man es nicht vorzieht, von
einem einfachen Bleifluß aus 1 Tl. Sand und 2 Tl. Mennige auszugehen.
der Löslichkeit dieser Metalloxyde von der Zusammensetzung der Glasur erörtert C. E. Ramsden
ausführlich in Sprechsaal 1909, 743.
Keramische Glasuren und Farben. 757
Über die Erzeugung haarrissefreier Glasuren durch Einwirkung von Metalloxyden auf Blei-
glasuren, wobei, mit dem besten Resultat beginnend, Kobalt-, Kupfer-, Chrom- usw. bis zum
Natriumoxyd die besten Resultate ergaben, siehe F. Kraye und A. Popoff, Sprechsaal 1911, 278.
Die blutrote chinesische Glasur erhält man auf Grund der von eh. Otsuki ausgeführten
Analyse und Synthese nach der Glasurformel
0,4 RO . 0,008 FeaO a . 0,08 AlaO a . 1 SiOa oder ~:gf:t?e2031 0,4 AlaO a . 5 SiOa
aus 175 Tl. Kieselsäure, 1 Tl. Zinnoxyd, 5,4 Tl. Kupfercarbonat, 29 Tl. Bleicarbonat, 57 Tl.
Calciumcarbonat, 17 Tl. Kaliumbicarbonat, 34 Tl. Natriumbicarbonat, 4 Tl. Eisenoxyd, 24 Tl.
Aluminiumoxyd und 5 Tl. Magnesiumoxyd, wobei als Rohmaterial natürliche reine Tone, Feld-
spat, Kalkspat usw. benützt werden können. (Zeitsehr. f. angew. ehern. 1905, 1054.)
Über Chromaventurin macht A. Wichter in Ann. d. ehern. u. Pharm. 70, 67 eingehende
Mitteilungen: Man erhält eine dem Kupferaventurin ähnliche Porzellanglasur durch Vermischen
eines gesiebten Breies von 31 Tl. Porzellanerde, 43 Tl. Quarzsand, 14 Tl. Gips, 12 Tl. Porzellan-
scherbenpulver und 300 Tl. Wasser mit einer wässerigen Lösung von 19 Tl. Kaliumbichromat,
100 Tl. Eisenvitriol, 47 Tl. Bleizucker und so viel Ammoniakflüssigkeit, bis das Eisen völlig ge-
fällt ist. Dann entfernt man die Kali- und Ammoniaksalze durch wiederholte Behandlung mit
Brunnenwasser und streicht die Glasurmasse auf den verglühten PorzelIanscherben auf. Nach dem
Garbrand ist die Glasur mit einer großen Menge kleiner Goldflitter durchsetzt, die, mit dem
Mikroskop untersucht, als kleine sechsseitige grüne Tafeln von Chromoxyd erscheinen. Eine
hellgrüne und nicht braune Glasur, in der die Krystallflitter auch in reflektiertem Lichte
in ihrer natürlichen grünen Farbe erscheinen, erhält man, wenn man obige Glasurmasse mit der
gleichen Menge farbloser Porzellanglasur vermengt.
Über Ave n t ur i n glasuren siehe ferner H. Mackler, Tonind.-Ztg. 1896, 207; vgl. auch L.
Petrik, Sprechsaal 1896, 548.
Die Farbe wird bis zum Fließen unter niedrig schmelzender Porzellanglasur reduzierend eingebrannt.
über kupferrote und geflammte Scharffeuerglasuren siehe auch Lauth und DutalUy,
Tonlnd.-Ztg. 1889, '112. Die besten Glasuren erhält man aus 40 Tl. Pegmatit, 44 Tl. Sand, 12 Tl.
Kreide, 24,5 Tl. Soda, 6 Tl. Kupferoxyd und 3 Tl. Zinnoxyd oder aus 40 Tl. Pegmatit, 40 Tl.
Sand, 18 Tl. Kreide, 12 Tl. calciniertem Borax und je 6 Tl. Kupfer- und Zinnoxyd.
Eine kupferrote Porzellanglasur auf Sevresporzellan erhält man aus (%): 31,17 Pe~a
tit, 36,37 Sand, 12,98 Borax, 4,76 Soda, 10,39 Bariumcarbonat und 4,33 Zinkoxyd. Man mIscht
das Gemenge mit 5% Kupferoxyd und 2,5% Zinnoxyd und brennt in reduzierender Flamme ein.
(Zeltschr. I. angew. ehem. 1888, 672.)
Mit der von Vogt angegebenen Zusammensetzung aus 25 Tl. Kupferschaum, entsprechend
14 Tl. Kupferoxyd, 11 Tl. rotem Ton und 65 Tl. Kreide gelang es selten, eine rote Färbung zu
erhalten, dagegen fand Achtenhagen in der Meißner Porzellanmanufaktur eine Zusammensetzung,
mit, der es gelingt, die kupferrote Unterglasurfarbe stets zur sicheren Entwicklung zu bringen.
(Tonind.-Ztg. 35, 1288.)
über kupferrote und geflammte Glasuren für Porzellan und ihre Herstellung siehe schließlich
die ausführliche Arbeit von H. Seger, Tonlnd.-Ztg. 1890, 671.
Die Rubingläser kommen für keramische Zwecke noch nicht in Betracht, wohl aber die
Purpurgläser, die man dadurch erhält, daß man das Goldpräparat (Goldpurpur) mit einem
fertigen Fluß zusammenmischt und diesen dann auf dem Scherben aufsclunilzt. [687.] Der Gold-
purpur soll sich in diesem Falle nicht klar auflösen, sondern bleibt in dem Flusse suspendiert,
zu welchem Zwecke dieser den nötigen Grad von Zähigkeit besitzen muß. über die Herstellung
der verschiedenen Fritten und über Erzeugung der verschiedenen roten Töne, Entfernung der
Blaustichigkeit usw. siehe A. Berge, Sprechsaal 1912, 406, 419 u. 435. Ein Fluß von der Formel
2,5 SiO. { 2,0 BaO, J PbO
0,3 AlsO.
758 Metalle und Minerale.
ergab z. B. mit ,3 g Purpur auf 1 g Fritte bei Muffelfeuer ein vollkommen klares, tiefdunkelrotes
Glas ohne jede Metallausscheidung. Ferner weist Verf. nach, daß bei Herstellung der Purpur-
gläser dann die feurigsten Farben entstehen, wenn man Glasflüsse wählt, die schon bei niedrigen
Temperaturen gut, "aber zähflüssig durchschmelzen und möglichst feine Verteilung des Goldes
in der Masse bewirkt.
Zwei heute noch wertvolle, das ganze bis dahin bekannte Literaturmaterial umfassende
Arbeiten über den Goldpurpurvon J. C. Fischer und L. Eisner finden sich in DingI. Journ.182, 81
bzw. in Eisners Chem.-techn. Mltt. 1866/67, 128.
Um den sich schwer absetzenden CassiuBBchen Goldpurpur für die Porzellanmalerei verwendt'ln
zu können, fällt man ihn aus Reiner Lösung mit Alkohol. (Polyt. Zentr.-Bl. 1874, 666.)
Ebenso wie in GlasmaBBe lassen sich auch' auf Steingut mit Goldchloridlösung durch Ver-
glühen prächtig rote Färbungen erzielen, wobei jedoch die Temperatur nicht so hoch steigen darf,
daß die Goldteilchen zusammenschmelzen, weil dadurch die Farbe immer schwächer wird und
schließlich vollkommen schwindet. Rosafonds und R08a.purpure erhält man, wenn man die be-
sonders schönen Purpurkörper aus Tonerde mit einer organischen Goldlösung durch Glühen her-
stellt, mit einem passenden Bleifluß zusammenschmilzt und diesen einbrennt. Das Umschlagen
der roten Goldfarben nach Blau wird vermieden, wenn man eine organische Silberlösung zusetzt;
so laBBen sich beispielsweise mit 2% Gold und 2% Silber ebenfalls schöne "Rosenpurpur-
farben" oder "Rosafonds" herstellen. Zur gleichmäßigeren Verteilung der Edelmetallsalze
empiehlt es sich, den Scherben vorher mit einer dünnen Gummilösung zu bestreichen und trocknen
zu laBBen. Diese Goldfärbungen werden übrigens durch die Gegenwart anderer Metalle, z. B.
Kobalt, besonders aber Palladium sehr stark beeinflußt und unter 11mständen völlig verlöscht.
Der Zusatz anderer Metallsalze bewirkt häufig eine Verbesserung des Purpurtones. (H. RoeBler,
Sprechsaal 1886, 386.)
Ein Gemisch von Kobalt- und Magnesiumoxyd gibt beim Erhitzen auf Rotglut eine
mit der Glühtemperatur an Tiefe zunehmende pilikrote Farbe. In dem Maße, als der Kiesel-
sä.uregehalt steigt und jener des Magnesiumoxydes abnimmt, wird der Farbton blauer,wä.hrend
dieses Blau beim Ansteigen des BaOs-Gehaltes gegenüber Rot zurücktritt. In drei Gruppen mit
wechselnden RO-, SiO.- und BaOa-Mengen wurden diese Farbtonveränderungen an Glasurserien
festgestellt und ebenso wurden Versuche zur Erzielung hellerer Schattierungen der rotvioletten
Glasurfarbe vorgenommen. R. T. Stull und G. H. Baldwln, Spreehsaal 46, 282, 228.
Nach H. Stein, Spreehsaal1888, 488 läßt sich das japanische Kaga-Rot für Porzellanglasuren
imitieren durch feinstes Vermahlen von 10-15 Tl. rotem Eisenoxyd, mit 90-95 Tl. eines 1nusses,
den man durch Zusammenschmelzen von 574 Tl. Mennige, 334 Tl. Quarz und 92 Tl. calcinierter
Soda erhält.
Über Ersatz von Thiviersrot durch einen im Schwarzwald vorkommenden kräftigroten
Quarz für Massen-, sowie auch Feldspatglasurenfärbung siehe A. Herborth, Keram. Bundseh. Si, t.
BI aue Porzellanglasuren werden allgemein mit Kobalto;xyd erzeugt, das man den Glasuren
für schwerschmelzbares Porzellan in der Menge von 15-16%, für leichtflüssiges zu 5% zusetzt.
Durch gleichzeitige Verarbeitung von Manganoxyd oder Eisenoxyd, auch Chrom und Uran kann
man die Töne verschiedenartig abstufen.
Von den 6 Vorschriften, die in Sprechsaa11911, 735 zur Herstellung deutlicher, blauer Unter-
glasurfabrikzeichen angegeben sind, sei folgende zitiert: 10,5 Tl. KobaItoxyd und 12,5 Tl. Alu-
miniumoxydhydrat werden naß gemahlen, im Scharffeuer geglüht, dann wieder naß gemahlen,
sorgfältig ausgewaschen und getrocknet. Bei Porzellan wird die Farbe ev. mit einem Kautschuk-
stempel aufgedruckt. Für Biskuit setzt man vorteilhaft 20% Glasur hinzu.
Das Kobaltoxyd allein hat übrigens die unangenehme Eigenschaft, beim Glühen unter Luft-
zutritt zunächst Sauerstoff aufzunehmen und diesen bei weiterer Temperatursteigerung im redu-
zierenden Feuer teilweise wieder abzugeben, wodurch sich die Farbe aufbläht und Blasen ent-
stehen"die zerplatzen und den weißen Scherben durchblicken lassen. Man setzt daher nach Sprech-
8aa11912, 524 dem Kobaltoxyd im Verhältnis von 4 : 5 Tonerde zu, verschmilzt also z. B. nach
Sprechsaa11912, 94 für Zwiebelmusterblau 250 Tl. Kobaltoxyd RKO, 450 Tl. reine Ton-
erde, 60 Tl. calcinierte schwefelsaure Tonerde, 35 Tl. Kalisalpeter im Glat,tofen bei SK 10-11,
mahlt naß und wäscht mit salzsäurehaltigem Wasser, bis diesAs rein abläuft (siehe auch die drei
weiteren Vorschriften zur Herstellung blauer Farbkörper im Original). Bringt man den Kobalt-
dekor auf rohe Glasur auf, so wird das Abspringen der Kobaltfarbe häufig durch die Glasur selbst
verursacht. die vor Aufbringung des Dekors zu scharf getrocknet war und dann im Ofen ab-
blättert. Im übrigen ist größte Sauberkeit bei Herstellung dieser Dekorarbeiten erste Bedingung,
da besonders Staubteilehen die Kobaltfarbe abstoßen.
Die erhaltenen Farbpulver werden den Massen (z. B. aus 420 Zettlitzer Kaolin. 162 Feldspat,
365 Quarz, 10 Marmor und 43 Glattscherben) in der Menge von 1-5% zugesetzt. Vgl. Sprech-
saal 1891, 262: Herstellung eines fließenden Blau auf Steingut mit Kobaltoxyd.
Bei der Herstellung des Königs bla ues vermeidet man die Umwandlung des Kobaltoxyduls
zu Kobaltoxyd zwischen SK 09 bzw. 1-9 am besten durch Arbeiten in einem mit möglichst
weitem Schornstein ausgerüstetem Br€Jlllofen mit etwas schlackender Rußstückkohle, in bis
SK I geführtem Vorfener, bei stekm, vollkommenem Niederbrand, worauf man Sorge trägt,
daß von SK 9 an die Glattschuren flarml1cnfrei, ohne totes Bett zu haben, niederbrennen. Man
mischt am besten die als Brennmaterial verwendete Steinkohle zur Hälfte mit Braunkohle und
Keramische Glasuren und Farben. 761
vermeidet so und durch die genannten Maßnahmen das Aufkochen des Kobalts, also die Umbildung
des Oxyduls zu Oxyd, die Rückbildung des ersteren unter Entweichen von Sauerstoff und zu-
gleich die Aufnahme von Kohlenstoff .und sein Entweichen als Kohlensäure. (H. Hertwig-
Möhrenbach, Keram. Rundsch. 21, 21.)
Durch Reduktion von Ti0 2 zu Ti 20 s erhält man ein Material, das auf Steinzeug und Por-
zellan ein auch bei künstlicher Beleuchtung rein wirkendes Blau und in Verbindung mit Kupfer-
oxydulrot, Kobalt und Chrom verschiedene andere Farbtöne erzeugt. Die natürlichen Silicate
des Zirkons und Berylls verhalten sich im reduzierenden Feuer bezüglich ihrer färbenden Eigen-
schaften durchaus gleich, beide geben z. B. bei SK 10 ein von Rosa durchzogenes Violett, reines
Zirkonoxyd dagegen ein tiefes Violett mit korallenroten Flecken, die nicht vermieden werden
können. (Sprechsaal 1907, 415.)
Die Herstellung türkisblauer Scharffeuerglasuren auf Porzellan mit Verwendung des
die Färbung kaum beeinflussenden und doch der Leichtflüssigkeit entgegenwirkenden Zinkoxyds
an Stelle der Tonerde beschreibt H. Hecht in Tonind.-Ztg. 1895, 453 u. 471. Eine türkisblaue
Glasur mit zahlreichen Haarrißverzierungen erhält man z. B. aus einem Satz, der aus 61,75 Tl.
Kieselsäure, 11,66 Tl. Natron, 21,44 Tl. Baryt und.. 4,75 Tl. Kupferoxyd besteht und ziemlich
dick aqf den Scherben aufgetragen werden muß.
Ein feuriges Blaugrün als Scharffeuerfarbe erhielt Tb. Hertwig auf DölauerKaolingeschirr-
masse bei SK022 aus 100g eines Gemenges von lOg 50gräd. Chromchloridlösung mit 4 g krystalli.
siertem Kobaltchlorür und 20 g einer Mischung von 20 g Aluminiumchlorid (100 : 126 in heißem
Wasser gelöst), 25 g Manganonitrat (krystallisiert, mit 6 'Wasser), 75 g Chromonitrat in 20 gräd.
Lösung und 10 g 28gräd. Glycerin. In feinporigem Material erscheinen die Farbtöne kräftiger,
und es empfiehlt sich daher, um die farbigen Oxyde an der Oberfläche zu erhalten, weitporige
Geschirrmassen mit einer Lösung von 3 g Gummi arabicum, 2 Tropfen Formalin und 0,5 g des
gelbfärbenden Auramins in 100 g Wasser zu grundieren. Dextrin darf statt des Gummi arabicum
nicht verwendet werden, da es den Scherben 1~~cht zersprengt. (Keram. Rundsch. 1912, 79.)
Eine echte vi 0 let t e Farbe für Porzellan-, 01- und Wassermalerei erhält man nach Leykauf
(Polyt. Notizbi. 1854, 192) durch Fällung einer Lösung von salpctersaurem Zinnoxyd mit einer
Lösung von neutralem ehromsauren Kali. Der bräunliche, durchscheinende Niederschlag wird
filtriert, gewaschen, getrocknet und in einem Tiegel bis zur Rotglühhitze erhitzt. Es bildet sich
ein dunkelvioletter Farbenkörper, der in Glasuren das hellste Rosa bis tiefste Violett liefert.
Der violette Farbenkörper ist eine chromsaure Zinnoxydverbindung und ist identisch mit der
von Malaguti erstmalig beschriebenen Pink colour und dem sog. Mineral Lak. Vgl. Dingi. Journ.
76, 40.
gemischt aus 37% Pegmatit von Tirschenreuth, 19% geglühtem Quarz, 11% Kalkspat, 7%
Chinaclay, bei Segerkegel 14 gebrannt, 26% Glattscherben aus Masse I, 44,9% Tonsubstanz,
27,0% Quarz (nicht zu fein gemahlen), 28,1 % Feldspat.
Als Ersatz für die Metalle der Platingruppe zur Erzielung tiefgrauer bis schwarzer Farb-
töne in Unterglasurfarben dient die Titansäure besonders dann, wenn sie als natürlicher,
häufig recht viel Eisenoxyd enthaltender Rutil Verwendung findet. Die schönsten Töne erhält
man aus Rutil und im Scharffeuer beständigen Metalloxyden auf Weichporzellan mit einem
Garpunkt von SK 9-10. Titansäure bzw. Rutil lassen sich zur Erzielung olivgrüner, brauner
und gelber Töne auch als Unterglasurfarbe für Steinzeug und Steingut im oxydierenden Feuer
bei SK 7-9 verwenden. (A. Berge, Sprechsaal 46, 200.)
Nach Zeitsehr. I. angew. ehem. 1888, 678 erhält man ein direktes Schwarz für Scharf-
feuerfarben auch aus Uranni trat, das man in der Menge von etwa 10% der Kalkglasurmischung,
deren Kreidegehalt man um 5% vermindert, beigibt, worauf in der reduzierenden Flamme er-
hitzt wird; für gewöhnlich erzeugt man billigere Schwarzflüsse jedoch aus Eisenchromat,
Kobaltchromat, Kobaltoxyd, Mangansuperoxyd und Eisenoxyd, die man in verschiedenen Mengen
zur Erzeugung der blau-, grün- oder braunschwarzen Töne verwendet. So erhält man z. B. mit
6 Tl. Eisenchromat, 3 Tl. Kobaltchrornat und 4 Tl. Kobaltoxyd blauschwarze, mit 4 bzw. 2 Tl.
der ersten beiden Chromate und 4 Tl. Braunstein grünschwarze, und schließlich mit 3 Tl. Eisen·
chromat, 2 Tl. Kobaltoxyd, 6 Tl. Braunstein und 2 Tl. Eisenoxyd braunschwarze Töne. Die
Glasuren werden vorteilhaft in dünner Schicht mit nichtgefärbter Glasur überzogen, da sonst
beim Erkalten wegen des starken Oxydgehaltes leicht Ausscheidungen eintreten.
Genteie fand, daß Gemenge aus 1/2 Aquivalent Chromoxyd (40 Gewichtsteile) und 2 Äqui.
valenten Eisenoxyd (156 Gewichtsteile), der stärksten Hitze des Porzellanofens ausgesetzt, eine
zusammengesinterte, schwarze Masse geben, die zerrieben und auf verglühtes. Porzellan oder
Steingutgeschirr aufgetragen, nach dem Gutbrennen ein tiefes Schwarz liefern; enthalten die Ge-
menge mehr Chromoxyd, so geht die schwarze Farbe mehr ins Braun über. Dieselbe Verbindung
wird erhalten durch Glühen eines Gemenges von 1 Tl. Eisenoxyd mit 1/8Tl. zweifachchromsaurem
Kali, bei der stärksten Hitze des Porzellanofens, also bei heftiger Weißglühhitze oder durch Weiß·
glühen des braunen, gut ausgewaschenen Niederschlages, der beim Vermischen einer Lösung
von neutralem chromsauren Kali mit Eisenvitriollösung entsteht. (DingI. Journ. 127, 442.)
Um Porzellan s eh w ar z zu färben, erhitzt man es nach H. Fleißner, Sprechsaal1910, 167
in glasiertem Zustande, luftdicht in Holzkohlenstaub eingebettet, einige Stunden. Man erhält
so einen durch die Glasur hindurch tiefschwarz gefärbten Scherben, der die äußerst feine Kohlen·
stoffablagerung auch beim Glühen über einem Bunsenbrenner behält und erst bei stundenlangem
Erhitzen im Gebläse etwas heller wird. Bei dieser Behandlung weißglühender gemalter Porzellan.
waren mit Holzkohlenstaub oder Kokspulver färben sich die in der Kapsel gebrannten Zwiebel.
musterstücke grau und nur das Muster selbst tiefschwarz. (K. Schäfer, Sprechsaal 48, 711.)
Weiße Glasuren 1 2 3 4
sind Schablonensmalten oder schließlich violette Mangansmalten. Für die Praxis eignen sich
alle außer jenen aus bleihaltigen Steingutglasuren und aus Alkalikalkgläsern. (E. Berdel, Keram.
Rundseh. 20, 43 u. 66.)
Die durch Einbrennen von Smalte im Salzofen hergestellten Steinzeugverzierungen zeigen
häufig Fehler und Flecken, da die bei Erzeugung der Salzglasur entstehende Salzsäure aus dem
Kobaltoxyd Kobaltchlorür erzeugt, das bei der Ofentemperatur flüchtig 'Yird und sich auf anderen
Stellen der Ware fleckenbildend niederschlägt. Man vermeidet diesen Übelstand durch Verwen-
dung einer gegen Salzsäure beständigen, kieselsäurereicheren Fritte von der Zusammensetzung
0,2 KzO, 0,2 N azO, 0,6 CoO, 2 Si0 2 , die man durch Zusammenschmelzen von 27,6 Tl. Pottasche,
21,2 Tl. calcinierter Soda, 244,7 Tl. Kobaltoxyd und 120 Tl. Sand erhält. Diese Fritte wird
dann in eine passende Glasur eingeführt. (W. Schemer und O. Gerz-Höhr, Sprechsaal 1906, 420.)
Über Herstellung der Smalten siehe den Abschnitt "Mineralfarben".
säure, 2,8 Tl. Tonerde, Spuren Eisenoxyd, 25,5 Tl. Bleioxyd, 10,3 Tl: Zinnoxyd, 5 Tl. Kupfer-
oxyd, 0,8 Tl. Kalk, 0,17 Tl. Magnesia, 8,62 Tl. Natron und 3,74 Tl. Kali. (Tonind.-Ztg.1886,287.)
Altorientalisches, türkisblaues Email auf einem Ziegel, der aus rund 60 Tl. KieselSäure, 14 Tl.
Calcium-, 4 Tl. Magnesiumoxyd, 18 Tl. Eisen- und Aluminiumoxyd bestand, hatte nach Unter-
suchungen von J. Boeck die Zusammensetzung: 53,53 SiO z; 3,51 CuO; 17,9 PbO; 3,0 CaO;
0,33MgO; 6,86SnOs; 3,51 KsO; 7,27NaaO; 3,11 FezO a und Al z0 3 • (Journ. f. prakt. Chern.
40, Hi8.)
Zur Nachahmung der blauglasierten antiken ägyptischen Statuetten aus Sandrnassen
brannte Le ChRtelier eine Mischung von 10 Tl. plastischem Ton, 30 Tl. gemahlenem Sand und 60 Tl.
Sand von Fontainebleau, die durch Anrühren mit 13% ·Wasser gießbar gemacht wurde. Die Glasur,
die dem alten Original vollständig entsprach, wurde aus gleichen Gewichtsteilen feingemahlenen
Quarzsandes und blauen Glases von der Zusammensetznng 4 SiOs ' 0,33 CuO . 0,67 NasO erzeugt.
Das Verhältnis zwischen Kupfer- und Siliciummenge muß sehr genau innegehalten werden, da
bei geringer Erhöhung des Kupfergehal0.s rasch Grünfärbung eintritt, auch ist es wichtig, den
zunächst matten, bei 1000 gebrannten Uberzug znr Glasierung mit Sodalösung nur kurze Zeit
0
auf höchstens 800°, den Schmelzpunkt des Natriumcarbonats, zu erhitzen, da sonst die Glasur
wieder verschwindet. (Zeitsehr. f. angew. Chern. 1907, 621.) .
Über farbige Terrakotten, hergestellt durch Auftragen von Schwermetallnitraten in Ver-
bindung mit einem Flußmittel, ferner mit Blei und etwas Gummi arabicum auf den rohen Soherben
und Einbrennen bei 900-1000°, berichtet H. Herborth in Kerarn. Rundseh. 1919, 413.
682. Glas·Naßvergoldung.
Nach einer alten in DingI. Journ. 181, 412 a.ufgenommenen Vorschrift versetzt man zur
Bereitung der Vergoldungsflüssigkeit eine Lösung von Gold in Königswasser auf je 1000 Tl. Gold
mit 292 Tl. Kochsalz und dampft zur völligen Trockne ein, bis alle freie Säure entfernt ist. Den
Rückstand löst man in soviel Wasser auf, daß die Lösung in 1000 ccm Flüssigkeit genau 1000 mg
Gold enthält. Mit dieser Lösung bereitet man zwei andere Flüssigkeiten: man mischt einmal
1\0 ccm der Goldlösung mit 20 ccm einer Natronlauge von 1,035 spez. Gewicht und 300 ccm Wasser,
erhitzt das Ganze bis zum Sieden und kocht bis 250 ccm ein. Zur zweiten Flüssigkeit nimmt man
La n ge. Chem.-techn. Vorschriften. 3. Auf!. 1. Bd. 49
770 Metalle und Minerale.
dieselben Mengen der Goldlösung und Natronlauge, setzt 230 ccm Wasser zu und stellt diese
Mischung eine Stunde lang in siedendes Wasser. Beide Flüssigkeiten werden dann miteinander
gemischt. Will man ein Glasgefäß innen vergolden, so füllt man den zehnten Teil seines Volumens
mit einer Mischung von 2 Tl. Weingeist und 1 Tl. Äther, fügt sodann die noch heiße Flüssigkeit
hinzu und setzt es in Wasser, dessen Temperatur 80 0 nicht übersteigen darf. In 10--15 Minuten
überzieht sich das Glas mit einer spiegelnden Goldhaut. Sobald die Wa.ndungen im durchfallenden
Licht undurchsichtig erscheinen oder eine tief dunkelgrüne Farbe annehmen, nimmt man das
Gefäß aus dem Wasser, wäscht und trocknet.
In Poggend. A.nn. 188, 188 beschreibt W. Wernleke sein Verfahren der Glasvergoldung
für optische Zwecke. Man verwendet drei Lösungen: Die Goldchloridlösung, die durch Ein-
dampfen einer Lösung von völlig reinem Golde in Königswasser erhalten, 1 g Gold frei von aJlen
anderen MetaJlen in 120 ccm Wasser gelöst enthält, ferner eine Natronlauge vom spez. Gewicht
1,06 und schließlich die Reduktionsflüssigkeit, die man aus Acetaldehyd, Essig- und Ameisen-
äther. Alkohol, invertiertem Rohrzucker und Wasser bereitet. Zur Herstellung der Spiegel mischt
man 1 Tl. der Natronlauge mit dem 4fachen Vol. der Goldlösung fügt 3% des Ganzen von der
Reduktionsflüssigkeit hinzu und bringt die Flüssigkeit mit der zu vergoldenden Glasfläche in Be-
rührung. Nach 30 Minuten beginnt sich die Goldschicht bei einer Temperatur von 15 0 abzusetzen,
sie ist nach 1 1/. Stunden griin und durchsichtig, nach etwa 3 Stunden kaum mehr durchscheinend.
Bei höheren Temperaturen bis zu 60° geht der Vorgang der Vergoldung natürlich schneller vor
sich. Zur Verhütung von Luftblasenbildung empfiehlt es sich, die alkalische Goldlösung vor dem
Zusatz der Reduktionsflüssigkeit nahezu zum Sieden zu erhitzen. R. Böttger hat dieses Verfahren
modifiziert (Polyt. Notlzbl. 1868, 129) und dadurch wesentlich vereinfacht, daß er unter Beibe-
haltung der Gold- und der Laugenlösung die Reduktionsflüssigkeit viel einfacher herstellte durch
Auflösen von 2g Stärkezucker in 24ccm destilliertem Wasser unter Zufügung von 2400m 80proz.
Alkohol und 24ccm käuflichem Aldehyd. Zur Vergoldung mischt man nach Böttgers Verfahren
4 Vol. Tl. Goldlösung, 1 Tl. Natronlauge (6g Ätznatron in 100ccm Wasser), 1/11 Tl. Reduktions-
flüssigkeit, bringt das Glas mit der Mischung in Berührung und erzielt so die Vergoldung des
Glases bei gewöhnlicher Temperatur schon innerhalb weniger Minuten. Zur Herstellung einer
dickeren Goldschicht kann das Verfahren wiederholt werden.
Nach Bleekrode, Ref. in Ja}(r.-Ber.l. ehern. Techn. 1860, 296 eignet sich eine Seifenrin-
denabkochung zum Niederschlagen von metaJlischem Gold aus einer Goldchloridlösung auf
eine Glasfläche. Die Reduktion, die ebensowohl in der Kälte wie in der Siedehitze stattfindet, wird
durch die Mitwirkung des Sonnenlichtes beschleunigt.
Als Reduktionsflüssigkeit setzt W. Sebwarzenbacb, Ber. d. d. ebern. Ges.1874, 1466 der alkali-
schen Goldchloridlösung zum Vergolden des Glases mit Grubengas gesättigten Weingeist zu,
den er vor der Verwendung mit demselben Volum Wasser verdünnt.
Nach Spreebsaal1879, 176 bedient man sich als Reduktionsflüssigkeit für 11 des Böttgerseben
Gemenges (Schießwolle [581]) einer Lösung von 300m Glycerin und 3ccm Natronlauge oder
verwendet 40 ccm Amylalkohol. Als Glycerinersatz für Unterglasurfarben können Per-
glycerin. und Perkaglycerin verwendet werden, je nach Härte und Saugfähigkeit des Scher·
bens, Dicke des Glasurbreies und der üblichen Viscosität des Farbbreies. (Keram. Rundseb. 24, 212.)
Nach E. P. 12014/1885 reinigt man das Glas vor dem Vergolden mit Chlorzinnlösung und
gießt sodann eine Lösung von 3 Tl. Chlorgold, 1 Tl. Ätznatron und Mannit in verdünntem Glycerin
auf. Die Goldfläche wird dann abgewaschen und mit einer ammoniakalischen Silberlösung versilbert.
Nach D. R. P. 147062 u. Zusatz 100442 werden Glasgegenstände, um sie auf nassem Weg&
zu vergolden, zunächst mit alkaJischerGoldchloridlösung behandelt, die organische Verbindungen
enthä.lt, deren Reduktionswirkung bei gewöhnlicher Temperatur sehr gering ist. Man erzeugt so
einen hauchartig dünnen Goldüberzug, den man ev. mustert und den man durch Zusatz stärkerer
Reduktionsmittel verstärkt, 80 daß das ganze Gold aus der aJkaJischen Lösung ausgefäJlt wird.
Zum Vergolden von Glas überzieht man die Gegenstände nach D. R. P. 178 528 durch Behand-
lung mit einer ammoniakalischen Silbernitrat.Seignettesa1zlösung mit einer hauchartigen Sil-
berschicht und spült ab. Dann vergoldet man mit einer Lösung, die im Liter 10--15g Kochsalz
und mindestens 2 g Gold in Form irgend einer Verbindung oder eines Salzes enthält, stellt mit
Ammoniak oder Lauge alkalisch, setzt kurz vor der Anwendung eine kleine Menge eines kräftigen
Reduktionsmittels zu (Wasserstoff- oder Natriumsuperoxyd, Formaldehyd, Äther, Weingeist,
Glycerin oder Zuckerarten) und vergoldet bei 18--20°, wobei man die Platten zweckmäßig mit einem
Guttapercharahmen umgibt, in den man die Goldlösung eingießt. Man spült dann, läßt trocknen
und überzieht mit Schilderlack. Nach dieser Methode der Mitverwendung der für sich nicht spiegeln.
den Silberschicht kann man Farbtöne und ~uancen des Goldes in allen Abstufungen von dem hell·
sten bis zum dunkelsten Grade erzielen. Überdies wird die alkalische Goldlösung völlig ausge-
nützt, da sämtliches in ihr enthaltenes Gold als glänzender, festhaftender Belag zur Ausscheidung
kommt.
salzlösung ein; dann bringt man den nunmehr mit einer dünnen Metallschicht überzogenen
S,eiegel als positive. Elektrode in das eigentliche Metallbad, indem er auf galvanischem Wege
IIllt der schützenden Metallschicht überzogen werden soll und bewegt die negative EJektrode
über oder unter dem Spiegel hin und her. Schließlich streicht man die mit einer genügend starken
Metallschicht überzogene Fläche noch mit einem Firnis an.
Zum Schutze der Silberschicht auf Spiegeln soll man sioh nach D. R. P. n 58& statt des sonst
verwendeten Sohellacks einer wässerigen Gelatinelösung bedienen, die nach dem Trocknen
duroh eine zweite aus einer Harzlösung bestehende Sohutzdeoke verstärkt wird.
Nach D. R. P. 74404 werden Silberspiee;el, die bis dahin häufig durch einen bloßen Mennig-
farbeanstrioh geschützt wurden, wesentlich haltbarer, wenn man vor diesem Anstrich einen
Lack aufbringt, den man mit Aluminiumpulver gleichmäßig bestreut.
Bei der Herate1lung von Silberspiegeln tritt häufig der tibelstand auf, daß sich die dünne
Silberhaut bei der nachfolgenden Verkupf~ des Belages teilweise von dem Glase abblättert.
Nach D. R. P.96 721 läßt sich dieser Nachteil vermeiden, wenn man dem Kupferelektrolyten
Ammoniumnitrat zusetzt oder wasserlösliche AmmoniumsaJze jener organischer Säuren, die
sich von den Aldehyden ableiten, die bei der ReduktioD der SilbersaJze Verwendung fanden.
Zum AusbesserD der spiegelDden Schicht auf Spiegelglas streicht man, um die
Ungleichheiten zu beseitigen, nach T. Brown, Ber. d. d. ehem. Ges.1874, 1668 einen Brei von 10 TL
Mennige, 3 Tl. Borax, 2 Tl. Glas, 3 Tl. Platinchlorid und 10 Tl. Lavendelöl mit einem Pinsel auf
die Platte. trocknet und brennt ein. .
Der Silberbelag wird zur Fixierung nach PetitJean mit einer Lösung von 20 Tl. Dammar, 3 Tl.
Asphalt und 5 Tl. Guttapercha in 75.Tl. Benzol überstrichen. (Ann. d. Chem. 110 Pharm. 98, 189.)
Auch durch eiDen dreifachen 'Überzug von Kopallack, kautschukhaltiger Schellacklösung
und Sikkativ (1) enthaltender reiner Schellacklösung kann die Verspiegelungsschicht derart ge-
festigt werdeD, daß man deD Spiegel tagelang in Wasser legen kann. (D. Ind -Ztg. 1870, Nr. 18.)
'Ober Glasspiegel, die die Zeichnungen natürlicher Salzkristalle auf mattem Grunde zeigeD,
siehe Kuhlmann, Polyt. Zentr.-Bl. 1868, 1249.
Die sog. "SalinradierungeD" auf Glas werden nach D. R. P. 88 888 in folgender Weise
hergestellt: Ein mit Mennigeanstrich versehener Silberspiegel wird zunächst mit einer Grundie-
rung versehen, die aus arabischem Gummi, Gelatine, Bfeiweiß und Wasser besteht. Diese Grund-
farbe bemalt man mit der gewünschten Zeichnung in Abziehfarbe, die als Deokmittel für die
bleibende Grundierung dient, läßt trocknen, wäscht die Fläche mit lauwarmen Wasser leicht ab.
UWt wieder trockneD und b6handelt zur Entfernung des Deckmittels der Zeichnung mit Nitro-
benzol, wobei die immer härter werdeDde grundierte Zeichnung zurückbleibt. Dann entfernt man
den Mennigeaostrich mit absolutem Alkohol und ätzt schließlich die bloß gelegte Silberschicht mit
verdünntem Scheidewasser 1 : 2 weg.
Um auf Spiegeln farbige ZeichDungen herzusteD.en. werden die Teile der durch Atzung
oder Gravierung hergestellten Zeichnung, die bemalt werden sollen. mit löslichen MetaJIsalzen
überpinselt, worauf man den Spiegel in eine Schwefelwasserstoffatmospbäre einstellt. Die so
erzeugten Schwefelverbindunp' kann man nunmehr direkt mit dem Spiegelbela.ge versehen
oder man kann auch zuvor die Zeichnung mit Hilfe einer verdünnten Gelatinelösung mit Blatt-
metall bedecken. (D. R. P. 88 720.)
UmdenBelagvonSpiegelnin U"mrisse Dzu e n tfer nen, dieemer Zeic~ungentsprechen, brin~
man nach D. R. P. 188 W auf dem äußeren von 2 Schutzanstrichen des SpiegeIbelages ein Negativ
aus eblem Stoff an, der dieselben Löslichkeitseigenschaften bat wie die mittlere Spiegelschutz-
schic».t, dann löst man die äußere Schicht durch ein Mittel ab. das Dur diese an den vom Negativ
frei gelassenen Stellen entfernt. Weiter wird die bl~ßgelegte Mittelschicht und das Negativ durch ein
nur diese lösendes Mittel weggenommen und schließlich poliert man den MetaJlbel8.g an den vom
Schutzanstrich befreiten Stellen aus. Eine Abänderung des Verfahrene ist in Zusatz D. R. P. 1M 789
beschrieben.
Zur Herstellung von Metallschrift auf Glasspiegeln bringt man die Sohriftzeichen mittels
Stempel, Handarbeit oder Druck nach D. R. P.I48124 in einem Bindemittel auf das Glas, stäubt
mit Aluminiumpulver ein und versilbert die so behandelte Glasoberfläche auf nassem Wege.
Zur Erzeugung von feinst abgestuften Halbtonbildem auf Glassilberspiegeln überzieht
man die verspiegelte Glasplatte mit einer lichtempfindlicheD Kautschuk-Asphaltschicht, belichtet
diese unter eiDem Strich- oder Halbtonrastemegativ, eDtwickelt mit Aceton, ä.tzt mittels einer
die Silberschicht lösenden Flüssigkeit durch und hinterlegt das Glas nach Bedarf mit einer Farb-
schiclJ..t. (D. R. P. 801929.)
Uber die Herstellung von Spiegelphotographien, siehe R. Jaeobsen, Polyt. Zentr.-BI. 1872, 1864.
Zur Herstellung durchsichtiger Silberspiegel beDützt man Dach D. BoP. 82818 die Durch-
sichtigkeit sehr dünner Metallblätter in der Weise, daß man die Bildung des auf der Glasplatte
eDtsteheDden Niederschlages unterbricht, ehe er zu stark und damit undurchsichtig wird; dann
wäscht man, trocknet und überzieht mit einem farblosen Lack. Vgl. [584].
Über die mechanische Herstellung der japanischeD sog. magischen Spiegel, bei denen
das von ihneD auf eine weiße Wand zurückgeworfeDe Licht Figuren zeigt, die sonat im Spiegel nicht
sichtbar werden, obwohl sie in der Rückwand der Spiegelfläche eingeprägt sind, siehe das Referat
Glas und Keramiken metallisieren, ä.tzen, verzieren. 775
über eine Arbeit von H. Muraoka in Jahr.-Ber. f. chem. Techn. 1885, 189. Diese magischen
Spiegel lassen sich durch bloßes Dünnschleifen, z. B. von Messingplatten, herstellen, die hierbei
nach der geschliffenen Seite zu um so mehr konvex werden, je dünner die Platte ist. Die dünneren
Stellen müssen sich beim Schleifen stärker krümmen als die dickeren, wodurch die Verschieden-
heit der Konvexität entsteht und die Täuschung hervorgebracht wird. Es ist nicht notwendig,
MetaHspiegel zu verwenden, Glas zeigt dieselben Erscheinungen.
Zum Metallisieren von keramischen Erzeugnissen aller Art überzieht man den Porzellan-
gegenstand nach D. R. P. 268698 mit einer Silberfluoridlösung, setzt ihn der Einwirkung
eines Leuchtgasstromes aus und erhitzt nun die so behandelten natürlich unglasierten, möglichst
rauhen und aufsaugefähigen Gegenstände in einer Schwefelkohlenstoffatmosphäre auf etwa 50°.
Schon im Leuchtgasstrome schlägt sich auf der Oberfläche fein verteiltes Silber nieder, das durch
mechanische Bearbeitung mit rotierenden Drahtbürsten fester mit dem Gegenstand verbunden
wird, worauf man den so vorbereiteten Körper als Kathode in den Elektrolyten einhängt.
Ein Verfahren zur galvanischen Glanzversilberung unter Zusatz von Schwefelkohlenstoff
zum Elektrolyten ist im Polyt. Zentr.-Bl. 1867, 138 beschrieben.
In D. R. P. 218 382 findet sich die Beschreibung der Herstellung festhaftender metalli-
scher Niederschläge auf Glas oder keramischen Waren nach dem System Martlno: Der Gegen.
stand wird an der Stelle, die metallisiert werden soll, zunächst mittels des Sandstrahlgebläses
gerauht oder mit Flußsäure geätzt. Dann setzt man einer kalten Lösung von Silbernitrat Kupfer.
oxyd zu, löst den erhaltenen Niederschlag von Silber und basischem Kupfernitrat in Flußsäure
und bürstet die Lösung auf die matte Fläche auf. Durch Aufstreuen von Zinkstaub schlägt man das
Silber nieder, ebenso durch Eisen·, Nickel-, Kobalt-, oder auch Zinkpulver das Kupfer. Dieser
Überzug wird poliert und kann nun nachträglich zur Erzielung nicht abblätternder Überzüge
galvanisch mit einem beliebigen Metall überdeckt werden.
Die Goldbäder werden vor der Benutzung meistens auf 50-60° erwärmt. Man löst unter
Erwärmen 600 g krystallisiertes phosphorsaures Natron in 8 I destilliertem Wasser, fügt 10 g
in 11 Wasser gelöstes Chlorgold und hierauf eine Lösung von 10 g Cyankalium und 105 g schweflig.
saurem Natron in 11 Wasser hinzu und rührt gründlich. Als Anode dient am besten ein Goldblech.
Geringe Mengen zugesetzter Silbernitratlösung geben dem Goldton eine grünliche, Kupferchlorid.
lösung dagegen eine rötliche Färbung. (Kerarn. Rundsch. 1911, 233.)
In Kerarn. Rundscb. 1911, 238 wird empfohlen, zur Herstellung metallischer Überzüge auf
Porzella.n die Glasur des letzteren mit Flußsäure anzuätzen, dann zur Bewirkung der Leit-
fähigkeit eine dünne Glanzgoldschicht oder eine solche von Galvanographit oder reiner Kupfer-
bronze, die man auf eine Guttaperchagrundierung aufpudert, aufzubringen und mit Daniel-
oder Bunsenelementen mit 3-4 Volt Spannung in einem der üblichen cyankaliumhaltigen Metall-
salzbäder zu galvanisieren. Eine starke rote Vergoldung erhält man durch Zusatz von Kupfer-
chlorid zum Chlorgoldbade, während Silbernitratzusatz eine hellgrünliche Vergoldung erzeugt.
Man hängt den Gegenstand in die betreffende Metallsalzlösung als Kathode ein und elektrolysiert
mit einer Anode, die aus dem niederzuschlagenden Metall hergestellt ist. Konzentration und
Zusammensetzung der Lösungen, Stromstärke und andere Bedingungen sind für das Gelingen
der Arbeit von größter Bedeutung.
Zum Niederschlagen von Platin auf Glasflaschen überzieht man diese zunächst mit einer
sehr dünnen Goldschicht und elektrolysiert dann in einem Bade, das pro Liter 100 g Citronensäure
und 20 g Kaliumplatinchlorid enthält. Durch Zusatz einer geringen Menge SlMzsäure muß das
an der Kathode angesammelte Alkali zeitweise beseitigt werden, da sonst auch bei Erneuerung
des Platingehaltes mit der Zeit keine glatten Niederschläge mehr entstehen. Die Ströme müssen
genügende Dichte besitzen, da sonst nicht haftende Niederschläge entstehen. (W. J. Mc. Caugbey,
Ref. in Zeltschr. f. angew. Cbern. 1909, 1668.)
Über die Elektrolyse des Glases zwecks Einführung von Metallen in die Glassubstanz und
die auf diese Weise erzeugten Metallfärbungen siehe F. Kopferrnann, Sprechsaal1909, 403 u. 416.
Die Beschreibung der Herstellung einer Gold-Schwefelha.rzlÖBung findet sich in D. R. P. 109 681.
Vgl. Ha.usen, Inde-Blätter 1876, Nr.47. .
Das erste zuverlässige Vergoldungsverfahren (abgesehen von der geheimgehaltenen Methode,
die Kühn von 1830 an in Meißen anwendete) stammt von den Gebr. Dutertre, Dingi. Journ. 181,
44 und geht von einer Goldlösung aus, die in folgender Weise bereitet wird: Man löst 32 g Gold'
in 128 g Salpetersäure und ebensoviel Salzsäure, fügt 1,2 ~ meta.llisches Zinn und 1,2 g Antimon-
butter hinzu, verdünnt mit 500 g Wasser und erwärmt dlese Goldlösung mit einem Balsam. den
man durch Erwärmen von 16 g Schwefel, 16 g venezianischem Terpentin, 80 g Terpentinöl und
50 g- Lavendelöl erhält. Der unter Salzsä.ureentwicklung entstehende, dicke, harzartige Edel-
metall-Schwefelbalsam wird mit Schwefelkohlenstoff verrieben, mit dem er bei Anwendung nicht
zu großer Mengen ohne Zersetzung mischbar ist. Es resultiert nach dem Abdunsten des Schwefel-
kohlenstoffs eine ölige, das Gold in Lösung enthaltende Flüssigkeit, die zur Entfernung der Säure
mit Wasser gewaschen wird, worauf man trocknet, 65 g Lavendelöl, 100 g Terpentinöl, 5 g Wis-
mutßuß zusetzt und eindickt. Diese Lösung gibt auf dem Scherben eingebrannt eme ausgezeichnete
reine, glänzende und haltbare Vergoldung. In ähnlicher Weise stellt man auch das Glanzsilber-
und Glanzplatin her. (Vgl. DingI. lourn. 182, 204: Herstellung des Glanzgoldes.)
Nach Salvbtat Lel,lon de Ceramlque 1867 wird die Lösung des Goldes in Königswasser (10 g
Gold) mit 100 g Äther geschüttelt, der das Gold aufnimmt, worauf man die ätherische Lösung
mit einem Gemenge von 15 g Lavendelöl und einer Lösung fein verteilten Schwefels (erhalten
durch Zersetzung von 20 g Kalischwefelleber mit 200 g Salpetersäure) in 5 g Nußöl und 25 g
Terpentinöl vermischt. Das geschüttelte Gemenge wird dekantiert, man dampft den Balsam
bis zur Sirupdicke ein, setzt ihm je 0,15 g ba.sisch salpetersaures Wismutoxyd und borsaures.
778 Metalle und Minerale.
Bleioxyd zu und kann ihn nun ohne weiteres auftragen und einbrennen. (Vgl. Grenon, DingI.
J"ourn. 1860, I, 378.) Vgl. ebd. 137, 278 und Württernb. Gew.-BI•. 1870, Nr.39.
Weitere Vorschriften zur Darstellung von Poliergold veröffentlichte P. WeiBkopf in DingI.
Journ. 210, 66. Man löst nach dem Verfasser ein 20-Markstück oder einen Dukaten in 10 g Salz-
säure und 5 g Salpetersäure, dampft zur Trockne, verdünnt mit 750 ccm destilliertem Wasser
und filtriert. Man bereitet ferner eine Lösung von 0,5 g Stärke- oder Milchzucker in 6 ccm Wasser
und fügt je 6 ccm 80 proz. Alkohol und Aldehyd hinzu. Die Flüssigkeiten werden mit 200 ccm
6 proz. Ätznatronlösung bei Lichtabschluß vermischt, worauf sich nach einer Viertelstunde alles
Gold als lockeres schwarzes Pulver abscheidet, das man bis zur Erzielung einer rein zimtbraunen
Farbe mit Wasser wäscht und trocknet. 6 g dieses kolloidalen Goldes (die Waschwiiaser sind blau-
gefärbt) geben mit 1 g Wismutfluß gemischt nach dem Einbrennen eine ebenso dichte und deckende
Schicht wie 10 g mit Eisenvitriol gefälltes (}Qld im Gemenge mit 1 g Wismutfluß. Die ein-
gebrannte Farbe hat keinen messingartigen Charakter und läßt sich durch Reiben leicht mat-
tieren. Vgl. ebd. 197, 243.
In D. R. P. 78726 ist vorgeschlagen, zur Vergoldung von Porzellan eine Mischung der alko-
holischen Lösungen geschwefelter Harze oder OIe oder geschwefelter Ha.rzölsäuren mit den alko-
holischen Lösungen von Goldsalzen zu verwenden. Um einen glänzenden metallischen überzug
zu erhalten, ist das Einbrennen bei hohen Temperaturen notwendig.
Um die Menge des bisher zum Vergolden von Glas nötigen Glanzgoldes (10-12% metalli·
sches Gold) auf 1,5-3% herabzusetzen, mischt man nach D. B. P. 188 729 reine Gold· und
Silberschwefelha.rzlösungen in ätherischen Ölen mit Wismutschwefelharzlösungen und brennt bei
niedriger Temlleratur (340-480°) ein. Man erreicht bei geeigneter Leitung des Verfahrens und
Einhaltung gewlSSer Mischungsverhältnisse, da.ß das vorhandene Gold die Farbe des erzielten
Silber.GoldÜberzuges viel stärker gelb tönt, als dies die bei Rotglut einzubrennenden Präparate tun.
Nach D. R. P. 109496 vergoldet man keramische Waren durch Auftragen von gefä.ll~em,
in Flüssigkeiten suspendiertem (}Qld auf die glasierte und gebrannte Ware und Erhitzen auf 800 0 •
Nach dem Brennen und Polieren überpinselt man die Vergoldungen mit Grundieröl, überstreut
die Stellen mit gepulverter Glasur und brennt nochmals jedoch unter 800 0 ein.
Zum Vergolden von Porzellan werden nach D. R. P. 211827 die bereits gebrannten
und glasierten Scherben an den später zu vergoldenden Stellen mit einer aus gleichen Teilen Tischler-
leim, Kartoffelstärkemehl, Terpentinöl und Wasser bestehenden Masse überzogen und gebrannt.
Zum Vergolden wird Glanzgold oder Massivgold oder eine Mischung von beiden (99: 1) ver-
wendet.
über matte Vergoldung von Porzellangegenständen und ihre Verzierung siehe D. R. P. 28 461
u. 29666-
Vor Aufbringung mattgoldener Verzierungen auf Glas (aus echtem Polier· oder Massiv-
.gold oder dem billigen Glanzgold) verfährt man nach Keram. Rundsch. 1908, 168 a.m einfachsten
in der Weise, daß man zunächst einen dünn aufgestrichenen Untergrund von 30 Tl. Gelbbraun,
a Tl. Chlorkalk und 1 Tl. Glasur schwach einbrennt un.d dann das Gold aufträgt, um auch diese
Schicht einzubrennen.
Zur Herstellung haltbarer Goldränder auf Glas werden nach einer Mitteilung der Gold.
und Silberscheidea.nstalt in Frankfurt a.. Mo (Keram. Rundseh. 1910, 68) die auf gewöhnliche Weise
mit Glanzgold geränderten Gläser bis zur Schwärzung mit einer Gebläseflamme schwach vor-
gebrannt. Nach dem Erkalten trägt man einen dicken wässerigen Brei von 10 Tl. gelber Erde und
-0,4 Tl. entwässertem Kupfersulfat als Schutzschicht auf, erhitzt nun in der Gebläseflamme bis
:zur Rotglut und reibt den Schutzüberzug nach dem Erkalten trocken ab.
demzufolge das Anschmelzmittel gemeinscha.ftlich mit dem Druckmittel aufgetragen wird, worauf
man das flußfreie Metallpulver auf die Zeichnung stäubt.
Um auf keramischen Gegenständen metaQische Verzierungen anzubringen, überträgt man
die Zeichnung nach einem bekannten Vervielfältigungsverfahren mit Metall und Flußmittel,
brennt dann das Metall ein und bringt die Gegenstände je nach der Dicke des 'überzuges längere
oder kürzere Zeit in ein galvanisches Bad. (D. R. P. 132806.)
Zum Metallisieren (Verspiegeln) von Glas, Porzellan, Asbest, Schiefer usw. überzieht, bzw.
tränkt man die Unterlage nach D. R. P.184 788 mit den Doppelverbindungen der Halogen-Edel-
metallsalze unter Zusatz von Methyl-, Äthyl- oder Am~lsulfid in Bromoformlösung. Die Reduktion
der Metalle und ihre Abscheidung auf der Unterlage m glänzend metallischer Form erfolgt durch
Erhitzen.
In D. R. P. 247 849 ist ein Verfahren der Metallisierung von Kohle beschrieben, das nach
Zusatz D. R. P. 200968 auch auf keramische Waren übertragbar ist. Man kann den zu metal-
lisierenden Körper vorher ganz oder teilweise mit einem Kohlenüberzug versehen oder der Ton-
und Porzellanmasse bei der Herstellung Kohle beimengen, doch überstreicht man den keramischen
Gegenstand sm besten mit einer Zucker-, Gerbsäure- oder Leimlösung, bettet ihn sodann in eine
Sauerstoffverbindung des Metalles ein, mit dem er überzogen werden soll (z. B. Kupferhammer-
schlag) und erhitzt auf 300-400°, so daß der organische Körper verkohlt und an den betreffenden
Stellen Kupfer niedergeschlagen wird.
Zur Herstellung von MetallverzieJ.!ungen auf Tonwaren in einem einzigen Brande
beklebt man den Gegenstand nach D. R. P. 270648 mittels eines leicht schmelzbaren, durchsich-
tigen FIUBBes auf der Glasur mit dünnen, metallischen Glanzblättchen, bedeckt die Ränder mit
etwas Fluß, schmilzt das Metall in leichtem Feuer an und überzieht zugleich mit einer schützen-
den durchsichtigen Glasurschicht.
Nach einem Referat in Bayer. Ind.- u. Gew.-BL 1908, 890 setzt man die Porzellangegen-
stände, um sie mit einer glänzenden ungefärbten Zinkschicht zu überziehen, in einem von
der Luft abgeschlossenen mit Wasserstoffgas gefüllten Raume der Einwirkung von Zinkdämpfen
aus (Cowper Prozeß [138]). '
anderen Vorschrift wird empfohlen zur Erzielung verschiedener Nuancen der Silberlasur von Rot
bis Hellgelb für 1 Tl. Silber 5-25 Tl. Eisenoxyd mitzuverwenden. _
Zur Färbung oder farbigen V erzierun~ von Glasgegenständen wird die Oberfläche des fertigen
Gegenstandes nach D. R. P. 81 688 mit emem wanderungsfähigen Farbmittel (Silbersalze, Blei-
glanz, Bleisuperoxyd, Schwefelkupfer und andere Kupfersalze) mit oder ohne Zusatz von Ocker
bedruckt, worauf man den Gegenstand erhitzt und so eine Einwanderung der aufgedruckten Sub-
stanz in die Glasmasse bewirk.t.
Um Glas durch Lasur gelb zu färben taucht man es nach R. Zslgmondy, Sprechsaall896, 1089
in möglichst heißem Zustande in eine Schmelze von Phosphorsalz und Silbernitra.t und
läßt in der Schmelze möglichst rasch erkaJ.ten. Nach dem Erk8Jten springt der trberzug aus Phos-
phorsalz von dem Glase ab und dieses erscheint gelb lasiert. Thüringer Glas färbt sich am leichtesten,
m dem Maße jedoch als die Schmelzbarkeit steigt (Tafelglas, Spiegelglas, böhmisches Glas), ver.
mindert sich die Fähigkeit des Glases sich a.nzufärben. Bezüglich der Versuchsreihen sei auf die
Originalarbeit verwiesen.
Zur Herstellung eines metaJ.lischen, stark glänzenden ttberzuges auf mit Kupfer- oder anderen
Meta.llsaJ.zen gefärbten Glasgegenständen überzieht man diese nach D. R. P.147 688 mit Paraffin,
taucht sie in feingeschlemmten Ton und erhitzt in einer Muffel unter Luftabschluß bis zur Rotglut.
Zur Herstellung marmorierten Glases bestreut man das Glas nach D. R. P. 126 889 an der
Pfeile mit Meta.1len (z. B. Silber) oder Meta.1lverbindungen, überzieht mit einem durchsichtigen
Überfang und bläst fertig. Die Silberverbindungen werden durch die Hitze reduziert und es ent-
stehen wolkige oder marmorartige Trübungen.
entstehen nach Zusatz D. R. P. 113 170 durch Verwendung einer bei 270 0 verschmolzenen MischWlg
von 3 g Kolophoniwn Wld 50 g Schwefel, gelöst in 70 ccm absolutem Alkohol, mit einer Lösung
von 6 g Silbernitrat in 6 ccm Wasser; das durch Eingießen in Wasser abgeschiedene Silber·
Schwefelresinat wird in Spiköl gelöst Wld kurz vor dem Gebrauch mit der obigen kieselsäurehaItigen
GoldschwefelharzlösWlg vermischt, dann wird in rauchfreier Muffel schwach eingebrannt. Die
Herstellung der Lüsterfarben geschieht durch Mischen der im Hauptpatent angeführten Rot·
oder Rosalüster mit obiger SiIberschwefelharzlösung. Schönes Rubinrot durch Mischen der Farben
enthält: 2% Gold, 2% SiIiciwnhydroxyd 1% Silber, 0,4% Kalk und 0,5% Zinkoxyd.
Zur Herstellung goldhaltiger Lüsterfarben für Glas verwendet man nach D. R. P. 118865
Gemenge von 2 Tl. Feingold mit bis zu 4 Tl. Borsäure oder organischen BorsäureverbindUllgen
und ihre Lösung in Alkoholen, ätherischen Ölen, Harzlösungen usw.
Zur Herstellung kobalthaitiger, blauer Lüsterfarben ohne Gold für Glas oder Por·
zellan brennt man ein Gemenge der Lösungen von organischen Kobalt·, organischen Zink· und
organischen SiliciwnverbindWlgen, zur Erzielung dWlkelblauer Lüster Wlter weiterem Zusatz
organischer Natriwn· und organischer BorsäureverbindWlgen wie üblich ein. Die organischen
Metallverbindungen gewinnt man durch Verschmelzen von Kolophoniwn, z. B. mit Kobalt·
acetat, während die organischen SiliciumverbindWlgen in der We:ise erhalten werden, daß man
Siliciwntetrachlorid mit Lösungen von Harzen oder ätherischen Ölen in Alkohol oder anderen
mit Siliciwntetrachlorid nicht reagierenden, organischen Substanzen kocht, bis alle flüchtigen
Bestandteile verjagt sind. Die Lösungen organischer BorsäureverbindWlgen gewinnt man durch
Erhitzen von geschmolzener Borsäure mit Isobutylalkohol, bis bei 250 0 der überschüssige Alkohol
verdampft ist und ein Rückstand hinterbleibt, der 12% Borsä.ure enthält Wld ~e alle anderen
genannten, organischen Metall- Wld MetalluidverbindWlgen in ätherischen Ölen vollständig
löslich ist. (D. R. P. 283 791.)
Zur Herstellung eines metallfarbigen Überzuges auf Porzellan-, Steingut. Wld Feinsteingut-
gegenständen schmilzt man dem Gegenstand zl!!"rst eine schwarze Scharffeuerglasur auf, bestreicht
dann zur Erzeugung eines m!l8ßingfarbigen Uberzuges mit ölverdünntem Heliotroplüster, für
Kupferfarbe mit einem mit Öl verdünntem Gemenge von 2 Tl. Violettlüster, 2 Tl. Heliotrop.
lüster Wld 1 Tl. dWlkelblauem Lüster und brennt die Gegenstände dann in der Muffel nochmals
ein. In ähnlicher Weise kann man mit 3 Tl. blauem Lüster Wld 1 Tl. Glanzsilber nickelfarbige
Überzüge erhalten. Gegenüber den Metallgegenständen haben diese keramischen Erzeugnisse
den Vorteil, daß sie nicht anlaufen und nicht geputzt zu werden brauchen. (D. R. P. 292106.)
Nach D. R. P. 36001 wird die zu bemalende glasierte Fläche aus Porzellan oder Steingut
zur Herstellung von Mattgold oder Mattlüster zuerst vollständig mit einer Metallfarbe bestrichen,
die aus färbendem Metalloxyd, Mennige, Quarz, Borax und etwas Dammarlack als Anreibemittel
besteht, worauf man, wenn dieser Überzug trocken ish die Zeichnung mit gefärbtem Nelkenöl
aufmalt. Wischt man dann nach einigen Minuten das Öl ab, so nimmt dieses die.darunter befind-
liche Mattfarbe mit" Wld man erhält die Zeichnung dann beim Einbrennen im Muffelfeuer an den
nicht mit Öl bestrichenen Stellen. Man ätzt sodann die dekorierte Fläche mit 0,37proz. wässe·
riger Flußsäure, wnJ die Mattfarbe zu entfernen, überstreicht die Fläche mit Glanzgold oder Glanz·
lüster und brennt abermals ein, so daß man an den Stellen, an denen die Mattfarbe fortgeätzt
wurde, matte ZeichnWlgen in sonst glänzendem Grunde erhält.
Nach O. Saekur, Ber. d. d. ehern. Ges. 1908, 3366, eignet sich ein Gemenge von molekularen
Mengen Silbersulfid und SiIbersulfat im Sinne der Umsetzung
AgaS + AgaSO, = 4 Ag + 2 S02'
zur Herstellung dunkelbraun gefärbten Glases. Die günstigste Temperatur der Farbbilduug
liegt etwa bei 400°. Das erhaltene braune Glas bekommt, in der freien Flamme erhitzt, schöne
Anlauffarben, . während sich in der Gebläseflamme oberhalb des SiIberschmelzpunktes ein
silberweißer Überzug bildet. Das so gefärbte Glas besitzt schon bei Zimmertemperatur ein
geringes, aber deutliches Leitungsvermögen für den elektrischen Strom, die dünne, braune Glas-
oberflächenfarbschicht absorbiert die blauen und grünblauen Strahlen des Spektrums nahezu
völlig.
Zur Herstellung von. Metallsulfidspiegeln verfährt man nach O. Hauser und E. Bie-
salskJ, Chern.-Ztg.1910, 1079, wie folgt: Man stellt eine 9 X 12 Glasplatte auf 4 Paraffinklötzchen
in eine Entwicklerschale und übergießt die Platte mit einer Lösung von Ig Thioharnstoff in
50-75ccm Wasser, fügt 50-75ccm verdünnter Bleiacetatlösung zu und schließlich unter fort-
währendem Durcheinandermischen 25 ccm verdünnter Ätzkali- oder Ammoniaklösung: das nieder.
geschlagene, weiße Bleihydroxyd verwandelt sich in kurzer Zeit in schwarzes Schwefelblei und nach
etwa 1/. Stunde schlägt sich der gleichmäßige, tiefschwarze MetaJIsulfidspiegel erst auf der unte-
ren, dann auf der oberen Glasseite nieder. Er läßt sich mit Wasser waschen und trocknen. Um eine
spiegelI}de Fläche zu erhalten, reibt man den Belag der oberen Glasfläche ab. Diese Spjegel dienen
als elektrische Widerstände.
. Das Überziehen gläserner Gegenstände mit einer Schwefelbleischicht ist schon beschrieben
In E. P. 1112/1880.
Nach D. R. P.144 582 stellt man durchsichtige und reflektierende Bleiglanz-Über-
züge auf Glas- oder Porzellangegenständen her durch Einwirkung einer 50° warmen Lösung von
Thioharnstoff, die mit einer alkalischen Lösung von frisch gefälltem Bleitartrat versetzt ist.
Man löst beispielsweise nach Zusatz 148898 15g Thioharnstoff in 11 Wa.sser und 75g frisch ge-
fä.lltes Bleitartrat ebenfalls in 11 Wasser, das 40g Ätznatron enthält. 4, Tl. der ersten Lösung
werden mit 6 Tl. destilliertem Wasser und mit so viel der 2. Lösung versetzt, daß deren V olum
1/'0 bis 1/50 der vier Raumteile der ersten Lösung beträgt, wobei die während des Gebrauches der
Mischung zuzusetzende weitere Menge der zweiten Lösung zwei Raumteile umfaßt. V g1. J. Emerson-
Reinolds, Ref. in Jahr.-Ber. f. ehern. Teehn. 1884, 688.
Ein Verfahren, das zur Hervorbringung irisierender Effekte auf Porzellan-, Glas. und Metall-
Waren dient, besteht darin, daß man sehr gut polierte, stark vergoldete oder verplatinierte Por-
La n g e • Chem.-techn. Vorschriften. 3. Auf!. I. Bd. 50
786 Metalle und Minerale.
zellan- und Glasgegenstände oder auch Messing- und Stahlwaren als Kathode in eine Lösung von
Bleiglätte in starker und kochender Kalilauge einhängt und sie mit dem Bleidraht der Anode be-
rührt. (0. Renscb, DingI. lourn. 184, 369. Vgl. DingI. Journ. 91, 462.)
Um auf Glas, Porzellan u. dgl. fest haftElnde Färbungen zu erhalten, wird eine in bekannter
Weise niedergeschlagene Metallschicht nach Ö. P. Anmeldung 4660/0'1 mit übermangansauren
Salzen behandelt; je nach Einwirkungsdauer, Konzentration und Temperatur, bei der die Lösung
einwirkt, werden verschiedene Farbtöne erzielt.
bis zur Sublimation des Produktes in einer unten mit Gips ausgekleideten, einen gekühlten Blei-
helm t.ragenden Retorte und sammelt das Fluorid aus dem oberen Teil ab. Bei Gewinnung vo~
Alkali- und Erdalkalifluoriden mit nicht flüchtiger Basis setzt man sie in wässeriger Lösung b~l
Gegenwart von Ammoniak mit Fluorwasserstoffsäure um, während Metallfluoride, deren BaBlB
Glas und Keramiken ätzen. 787
durch Ammoniak niedergeschlagen wird, in der Weise hergestellt werden, daß man der Metall-
salzlösung (Aluminium, Chrom, Mangan) Ammoniumfluorid zusetzt oder die Metallsalzlösung
zuerst mit Flußsäure und dann mit Ammoniak behandelt. (D. R. P. 94849.)
Zur Herstellung von Fluornatrium erhitzt man ein trockenes Gemenge von Kieselfluor-
na.trium und Soda und erhält nach der Gleichung
NaaSiFI + 2 NaaCO a = 6 NaF +
SiO. + 2 CO.
die sonst bei der Fällung von Lösungen gallertig ausgeschiedene Kieselsäure als leicht auswasch-
bares Kieselsäureanhydrid. (D. R. P. 110200.)
Zur Verarbeitung von Calciumchlorid auf Salzsäure und Fluorcalcium behandelt man
das Salz nach den Gleichungen
CaCI. + HaSiFe = CaSiF, + 2 HOl; CaSiFe = CaFa + SiF,; 3 SiF, + 2 HaO = SiOa + 2 (HaSiF.)
mit Kieselflußsäure bei mäßiger Wärme, gewinnt die ausgetriebene Salzsäure, dampft die Lösung
zur Trockne und erhitzt den Rückstand so lange, als Fluorsilicium entweicht, das mit Wasser
wieder zu Kieselflußsäure regeneriert wird. Als Nebenprodukt erscheint reine Kieselsä.ure. (D.
R. P. 191 880.) ,
Zur Herstellung von Salzen komplexer Fluorwasserstoffsäuren setzt man zu einem
breiigen Gemenge von 7,5 Tl. Kaliumchlorid oder -carbonat und 6,2 Tl. Borsäure (Titan- oder
Kieselsäure) mit 30--50 Tl. Wasser 12 Tl. 70proz. Flußsäure zu. Unter heftiger Erwärmung
scheidet sich das Salz sofort aus. Bei Anwendung der Natrium- statt der Kalisalze ändert sich
das Verfahren entsprechend ihrer Löslichkeit. (D. R. P. Anm. S. 88928, KI.121.)
Zur Gewinnung von Fluorsalzen setzt man dem zu glühenden Gemisch von Flußspat und
Kaliumsulfat soviel über die zur Umsetzung erforderliche Menge elektrisch leitende Kohle
zu, daß das ganze Gemenge bei der nun folgenden elektrischen Widerstandserhitzung auf die
erforderliche Glühtemperatur gebracht werden kann. (D. R. P. 802117.)
Ein Verfahren zur Reindarstellung von Kieselfluorammonium, beruhend auf der Leicht-
löslichkeit des aus der Kieselflußsäure mit Eisenabfällen gebildeten KJeselfluoreisens in kaltem
Wasser und der Umsetzung des Eisensalzes mit Salmiak, beschreibt Stolba in Pharrn. Zentrh.
1870, Nr. 81.
Zur Herstellung von eisenfreien Kieselfluoralkalisalzen bzw. Fluoralkalisalzen bringt man
ein saures schwefelsaures Alkalisalz (Bisulfat) mit Flußspat allein bzw. im Gemenge mit Kiesel-
säure bei Rotglut zur Reaktion, laugt die nach den Gleichungen
2 NaHSO, + CaFI = 2 HF + CaSO, + Na.SO, ~ 2 HF + Na.SO, = 2 NaF +
HISO"
4 NaHSO, + 2 CaF. + SiO. = SiF, + 2 (CaSO,) +2 NaaSO, +
2 HIO,
3 SiF,+ 3 H.O == 2 H,SiF. + H.SiO a ~ H.SiF. + NaaSO, = Na.SiF. +
H.SO,
erhaltenen Salze zur Gewinnung von Alkalisulfatlösung aus und bringt diese mit der erhaltenen
Flußsäure bzw. Kieselflußsäure zur Reaktion. (D. R. P. 116848.)
Die auch als Nebenprodukt bei der Behandlung von Tongefäßen oder bei der Reinigung
von Graphit mit Flußsäure erhaltene, durch Destillation mit gespanntem Wasserdampf gereinigte
Kieselfluorwasserstoffsäure, die in 1-2proz. wässeriger Lösung als Montanin im Handel
ist, eignet sich ihrer stark antiseptischen Eigenschaften wegen außer zur Holzkonservierung
auch zur Beseitigung von Pilzwucherungen an den Wänden, zur Konservierung des Stalldüngers
oder als Getreidebeize. (Prior, Zeltschr. I. angew. ehern. 1903, 190.) Vgl. Bd. 11 [47], Bd. III
[060] u. [601].
50·
788 Metalle und Minerale.
Verdünnte wässerige Flußsäure löst die Kieselsäure und die Basen des Glases gleichmäßig,
ohne seine Struktur zu ändern, auf, und es entsteht nach der Gleichung -
3 SiF, + 3 HIO = 2 (SiF,. 2 HF) + HaSiO a
Fluorsilicium, das sich mit Wasser bzw. mit den aus den Basen und Flußsäure entstandenen Fluo-
riden zu Kieselfluorwasserstoffsäure bzw. deren Metallverbindungen umsetzt. Konzentrierte
angesäuerte Lösungen der Fluoralkalien, z. B. eine Lösung von 250 Tl. KHF 2 , 140 Tl. KaSO,
und 250 Tl. konzentrierte Salzsäure oder ein Gemisch von Flußspat und konzentrierter Schwefel-
säure, ätzen hingegen matt, d. h. es entstehen nicht vertiefte, klar geschnittene Linien an den ätz-
grundfreien Glasstellen, sondern matte Linien bzw. Flächen, die durch die auf der Glasoberfläche
ausgeschiedenen schwerlöslichen Kieselfluoride gebildet werden. Je konzentrierter die Ätzflüssig-
keit ist, um so feiner wird die Mattierung, namentlich dann, wenn man die Konzentration der
Ätzlösung durch Zusatz von Salzen, z. B. Kaliumsulfat, erhöht. Höchstkonzentrierte Flußsäure ohne
Zusatz ätzt glatt. Diese in der Glasindustrie zum Blankätzen noch matter feingeschliffener Gläser
verwandte höchstkonzentrierte Flußsäure führt den Namen Poliersäure. Gasförmige Flußsäure
schließlich erzeugt auf Bleigläsern matte, mit weißem Staub bedeckte Gravierungen unter Bildung
von flüssigem Fluorsilicium, Fluorblei und Fluorcalcium, letztere beide unlöslich in dem Medium,
worin sie entstehen. Die Ätzungen mit gasförmiger oder höchst konzentrierter Fluorwasserstoff-
säure erscheinen jedoch stets gestreift und von ungleicher Dicke, denn das hierbei entstehende
saure Wasser wirkt lösend auf das erzeugte Fluorblei und Fluorcalcium ein. Um dies zu ver-
meiden, setzten Tessie du Mothay und Mareehal dem Bade Kalium- oder Ammoniumsulfat oder
auch Zinkchlorid ,bis zur Sättigung zu und erzielten so völlig gleichmäßige Mattätzungen. (Dingi.
Journ. 181, 213.) Bei der mikroskopischen Besichtigung zeigt sich, daß unter der Einwirkung
der gasförmigen Säure unregelmäßige Krystallbildungen des Glasgrundes und besonders zu Be-
ginn der Ätzung viele Grübchen entstehen, die auf der Aufnahme der Gasteilchen durch die
am Glase kondensierten Wassertröpfchen beruhen.
Hinsichtlich des Mattätzens des Glases sei besonders auf die ältere Arbeit von F. Reinitzer
in Ber. d. österr. ehern. Ges. 1886, 67, hingewiesen. In der Arbeit finden sich viele wertvolle Hin-
weise für die Praxis, so z. B. die Angabe, daß man aus sehr konzentrierten Bädern immer sehr
feine Ätzungen erhält, wobei es wesentlich ist, von Ammoniumsalzen auszugehen, bei der Wahl
von Natriumsalzen jedoch gesättigte und bei Kalisalzen noch verdünntere Lösungen zu nehmen.
Nimmt man die Formel des Glases unter Zugrundelegung von R als einwertiges Metall als
R aSi a0 7 an, so vollzieht sich die Ätzung nach der Gleichung
R aSi a0 7 + 4 FaHNa + 10 FR = SiF.R a + 2 SiFeNa. + 7 HaO,
aus der ersichtlich ist, daß es zur Paralysierung des Überschusses der zur völligen Ausnutzung
des Fluornatriums nötigen Menge freier Flußsäure möglicp. ist, die eigentliche Neutralisation
der Base durch eine andere Säure, und zwar am besten durch Essigsäure, zu bewirken, da sie aus
den sll.uren Alkalifluoriden die Flußsäure nicht freizumachen vermag. Man erhält dann nach
der Gleichung
R aSi.0 7 + 9 FaHNa + 5 C2H,Oa~= SiF.R a + 2 SiFeNal + 5 C2R a0 2Na + 7 RIO
als Zahlen für den besten Ansatz: 30 Tl. Flußsäure (50proz.), 17% Natriumacetat und 9 Tl.
calcinierte Soda.
Nach K. F. Stahl, Zeitsehr. f. angew. Chern. 1896, 226, arbeitet man zur Erzeugung matter
Ätzungen mittels flüssiger Säure mit einer Mischung von Flußsäure und fluorwasserstoffsaurem
Ammoniak, deren Gehalt an Fluorwasserstoffsäure für Bleiglasätzung 45-48%, für ;Kalkglas
82% betragen soll. Ersteres wird, wenn die Temperatur der Säure nicht unter 15° liegt, schon
in einer Minute tief angeätzt, wobei man sich zum Abdecken der nicht zu ätzenden Stellen ent-
weder des Asphaltfirnisses bedient, wenn die Zeichnung zuerst auf das Papier gedruckt und dann
auf das Glas übertragen wird, _oder eine geschmolzene Mischung von Burgunderpech und Bienen-
wachs aufträgt, wenn die Zeichnung mit Nadeln in den Ätzgrund eingegraben werden soll.
Als Schablonenmaterial für Glasätzereien und zum Bemalen des Glases kommen nur
Kupfer oder Messing, Zink nur für gröbere Effekte und Stanniol nur für Einzelartikel in Betracht.
Man befestigt die Schablonen, die für die Ätzung durch einen Schellacküberzug geschützt werden
müssen, mit einem Klebwachs aus 2 Tl. Wachs und I Tl. venezianischem Terpentin. Zum Be-
malen sprüht man gefärbte Schellacklösungen oder ölhaltige Schmelzfarben auf bzw. überstreicht
die Schablone zuerst mit keramischem Firnis und pudert dann die Schmelzfarbe mit dem Fluß-
mittel auf. Für Zwecke photokeramischer Ätzverfahren [697] stellt man, je nach der Zahl der
Farben, mit entsprechend lichtempfindlich gemachten Platten Negative her, versieht die als
Schablone bestimmte Metallplatte durch Aufkopieren unter Anwendung einer Chromatschicht
mit der Zeichnung, ätzt nach Art der Klischeeplatten und entfernt das Metall an den unbelichteten
Stellen völlig durch Wiederholung der Ätzung. (C. Fleck, Keram. Rundseh. 1918, 6.)
Zur glatten Durchätzung von starken Überfanggläsern überstreicht man diese voll-
ständig mit einem Deckgrunde, auf den man eine Stanniolauflage aufbringt, worauf die zu ätzen-
den Omamentteile aus ihr herausgeschnitten und mit dem darunter befindlichen Deckgrund
entfernt werden. Durch diese Verstärkung des Grundes vermeidet man den sonst auftretenden
Glas und Keramiken ätzen. 789
übelstand, daß bei starken .Ätzungen die Abdeckungsmasse der Säureeinwirkung nicht stand-
hält. Nach der .Ätzung entfernt man das Stanniol und den Deckgrund wie üblich. (Beutel, Glasind.
30, 109.)
Nach Abziehen des Tülls wird das Glas Flußspatdämpfen ausgesetzt, worauf nach 4--5 Minuten
eine matte Glasfläche erhalten wird, die, entsprechend der Anordnung der reservierenden Stellen,
mit hellen, glänzenden Linien durchsetzt ist.
Zum Graduieren von Glasskalen für Laboratoriumsapparate werden diese zunächst in
erwärmtem Zustande mit Bienenwachs bestrichen; dann wird die Skaleneinteilung aufgetragen,
worauf man mit nicht zu konzentrierter Flußsäure kurze Zeit überstreicht. Dann wäscht man den
Säureüberschuß ab, entferni> das Wachs und überstreicht mit einer Lösung von Mennige und
Schellack, um die vertieften Striche mit roter Farbe anzufüllen und sie so deutlicher sichtbar zu
machen. (Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl. 1908, 399.)
Über Herstellung photographischer Mattscheiben durch .Ätzung (Mattierung durch
Sandstrahl ist weniger zu empfehlen) siehe Sprechsaal1912, 601).
Ätzeffekte auf Porzellan werden nach Sprechsaal 1911, 528, hergestellt unter Verwen-
dung eines Druckasphaltes, der beispielsweise aus 120 Tl. Wachs, 100 Tl. Asphalt, 30 Tl. Talg
und 100 Tl. Terpentin besteht. Nach dem Umdrucken werden die bedruckten Stellen mit einem
Wachsrande versehen, der überall gut aufliegen muß, dann gießt man Flußsäure in den einge-
friedeten Raum. Ist der gewünschte .Ätzgrund erreicht, so gießt man die Flußsäure ab, spült
und entfernt den Asphaltgrund mit Benzin.
Zum Zerschneiden von Porzellan- und Quarzglasröhren empfiehlt J. Milbauer, ehem.
Ztg. 1912, 669, ein eigenartiges .Ätzverfahren. Die mit 2 Eisenlackrlngen begrenzte Schnittstelle
wird mit einer losen Schnur in einer Windung umwickelt, deren erstes Ende in eine über der Röhre
befindliche Schale taucht, die eine Lösung von 3 Tl. Fluorwasserstoffsäure und 1 Tl. konzentrierter
Salzsäure enthält, während das andere Ende in eine unterhalb des Rohres befindliche leere Schale
t·aucht. Durch die Kapillarität wird die .Ätzflüssigkeit in die leere Schale gesaugt, die man, wenn sie
gefüllt ist, gegen die nunmehr entleerte Schale auswechselt. Man ätzt solange, bis die Rinne tief
genug ist, um das Rohr abbrechen zu können.
Um auf glasiertem Steingut Schreibflächen herzustellen, von denen die Schrift leicht
und spurlos wieder entfernt werden kann, ätzt man die Glasur mit Hilfe verdünnter Flußsäure
oder rauht sie mit dem Sandgebläse. Auch kann man sich (nach Sprechsaalkalender 1911, 19)
einer daselbst beschriebenen .Ätzpaste bedienen.
596. Ätz- und Rauhungsverfahren ohne Flußsäure. Eisblumen- und andere Mattie-
rungseffekte.
Miller, J. B., Die Verzierung der Gläser durch Sandstrahl und die Sandblasmaschinen.
2. Auf!. Wien und Leipzig 1911.
Um Fensterscheiben zu mattieren, wird die horizontalliegende Scheibe mit feinem
naBBen Sand bestreut, den man mit einer handgroßen Marmorplatte so lange auf der Scheibe
verreibt, bis sie matt ist. (D. Tischl.-Ztg. 1911, 199.)
Nach J. Gidleke, D. Ind.-Ztg. 1878, 277 wird ein Deckgrund für Sandstrahlgeblä.se, der
durch den strömenden Sand nur wenig angegrüfen wird, hergestellt durch Erwärmen von 50 g
leicht gequellter Gelatine mit 50 ccm 25gräd. Chlorzinklösung, 50 ccm 25gräd. Glycerin und
225 g schwedischem Kienruß. Die zähe, kautschukähnliche Masse wird mittels Schablonen
auf das Glas aufgetragen. Einen Pinsel kann man nicht verwenden, da die Farbe zu dick und zähe
792 Metalle und Minerale.
ist, man bedient sich daher eines Spatels, bestreut die dekorierten Flecke nach dem Abheben der
Schablonen mit Talk, läßt einige Stunden erhärten, bläst den Sand auf und wäscht nach dem Mat.
tieren die Farbe mit kaltem Wasser ab.
Um den weißen Grund in farbigen Überfang.Tafelgläsern bloßzulegen, bedient man sich des
Sandstrahlgebläses und nach Miller, DingI. Jonrn. 237, 303 eines über eine Schablone auf·
streichbaren Deckgrundes, der aus 10 Tl. Leinöl, 1 Tl. Terpentinöl, 2 Tl. Bernsteinfirnis und
so viel gepulvertem Talk besteht, daß ein bildsamer Kitt resultiert. .
Die Herstellung emaillierter und vergoldeter, tiefliegender Inschriften und Verzierungen
auf geschliffenen Glasflaschen nach dem Sandstrahl. oder Ätzverfahren ist in Spreehssal
1912, 447 beschrieben und es sind Vorschriften zur Herstellung der Deckfarbenlacke angegeben,
die der Säure bzw. dem Sandstrahl genügenden Widerstand entgegensetzen. Eine Deckfarbe,
die gegen den Sandstrahl widerstandsfähig ist, besteht beispielsweise aus je 30 Tl. Wachs, Harz
und Kautschuk (gelöst in Terpentinöl), 100 Tl. Terpentinöl, 40 Tl. Firnis, 25 Tl. Kolophonium,
600 Tl. Asphalt und 60 Tl. Talk.
Ein Verfahren zur Sandstrahlmattierung von Glasgegenständen mit unebener Ober·
fläche ist in D. R. P. 281 6S5 beschrieben.
Über ein Sandgebläse zum Zeichnen von Glaswaren mit Hilfe von Schablonen
siehe G. Spitzer und L. S. Traehsel, J. In4. Eng. ehern. 7, 426.
Vor Auffindung der Methode der Glasmattierung mittels des Sandstrahlgebläses durch Tilgh-
man mattierte man die Gläser durch Aufschmelzen sorgfältig bereiteter Emailflüsse. Ein der·
artiges Gemenge bestand z. B. nach H. E. Benrath (D. Ind.-Ztg. 1873, Nr. 9) aus: 100 Tl. Sand,
HO Tl. Mennige, 110 Tl. Kristallbrocken, 35 Tl. Borax (entwässert) und 25 Tl. Zinnasche.
Ein eigenartiges Verfahren der Glasmattierung durch Einbrennen eines 2% Borax enthalten-
den Goldglätteflusses (zum Unterschied von Silberglätte langsam erkaltetes, rötliches Bleioxyd)
ist in Spreehsaal lS71, 77 beschrieben.
Ein ähnliches Verfahren der Erzeugung von Zeichnungen auf Glas wurde von E. Dode ver·
öffentlicht. (Ber. d. d. ehern. G. 1873, 1273.) Man schleift das Glas matt, malt mit einem Ge-
menge von Borsäure, Gummi arabicum und \Vas~cr die Zeichnung auf, trocknet UIld erhitzt
den Glasgegenstand auf eine zum Schmelzen der Borsäure hinreichende Temperatur, wodurch
die Mattierung an den gemalten Stellen aufgehoben wird, das Glas wieder seinen Glanz erhält und
die Zeichnung zugleich fixiert wird. Man kann der Borsäure auch färbende Metalloxyde beimengen.
Zur Herstellung matter Ätzungseffekte auf Glas mit Hilfe des Achatdruckes bringt man
nach SpreebsaaI1911, 243 zunächst einen geeigneten Druckfirnis mit Hilfe eines Kautschukstempels
auf, dann wird die Achatmasse mit einem Pinsel aufgetragen und mit einem anderen weichen
Pinsel von jenen Stellen, die nicht mit dem Firnis bestrichen waren, entfernt. Man trocknet und
brennt in der Malermuffel, worauf die Zeichnung in schön weißer Farbe sichtbar wird. Über die
Anwendung des Achatdruckes im Abziehverfahren siehe Original. Nach Spreehsaal1911, 367 wird
eine Achatmasse, die zur Herstellung von Mattätzungen, Wappen usw. auf Glas geeignet ist,
durch Verreiben von 2 Tl. Kryolith, 1 Tl. Borax und 1/2 Tl. reiner Mennige erhalten.
Halbdurchsichtige oder krystallinische Verzierungen auf Glas kann man nach D. R. P. 24666
in der Weise herstellen, daß man Alkalihydrate, besonders Soda, als Schreib· oder Zeichen·
mittel benützt und die so verzierten Gegenstände bei dunkler Rotglut einbrennt, wobei die AI·
kalien das Glas anätzen. Zweckmäßig werden diese Alkalien in wässeriger Lösung oder mit Öl
oder Harz verrieben mittels eines Pinsels oder eines Gummistempels aufgetragen, dann bringt
man die Gläser gleich in den Ofen, da die Alkalien sonst zu viel Wasser aus der Luft anziehen und
auslaufen.
Zum Mattieren von Glas bringt man auf die Oberfläche des Gegenstandes nach D. R. P.
66791 einen aus Silicat, Borat oder Borosilicat bestehenden Glasfluß auf, den man in dünner
Schicht einbrennt und der so zusammengesetzt sein muß, daß das Glas selbst bei seiner Schmelz-
temperatur noch nicht erweicht. - S. a. [603].
Über elektrolytische Ätzung von Glas siehe Plante, Spreehsaal 1878, 146. Zur Aus·
führung dieser Ätzungen taucht man einen Glasgegenstand in eine konzentrierte Lösung von
Kalisalpeter, die den einen Pol einer Elektrizitätsquelle enthält, und führt den zweiten als
isolierten Griffel ausgebildeten Platinpol über die Oberfläche des Glases hin. Man kann beide
Elektroden zum Zeichnen benützen, doch empfiehlt es sich, die negative Elektrode zu verwenden
und die Anode als große Fläche mit der Salpeterlösung in Berührung zu bringen. Zieht man
langsam hin, so erhält man vertiefte Furchen, während beim raschen Zeiehnen mattgeätzte Linien
erscheinen. (Vgl. Glasind. uns, 104.)
Um carbonathaltige Tone und Tonwaren auf chemischem Wege mit rauher, schaum-
artiger Oberfläche zu versehen, deckt man nach D. Re P. 98 443 zunächst die Kanten und
Flächen, ev. einer Zeichnung folgend, mit Reservage ab und behandelt mit einer Säure, 80 daß
die im Ton enthaltenen Carbonate sich unter Entwicklung von Kohlensäuregas zersetzen, wo-
durch die erweichte Tonschicht ein rauhes Aussehen erhält. Das Verfahren führt nicht nur zu
dekorativen Wirkungen, sondern es erscheint auch geeignet, das Haften der Glasur zu verbessern.
Glas und Keramiken ätzen. 793
Nach R. Böttger, Polyt. Notlzbl.1864, 289 (die Methode stammt jedoch von Kuhlmann), löst man
zur Erzeugung eis b I um e n art i ger Effekte schwefelsaures Zinkoxyd oder schwefelsaure Magnesia
mit Dextrin möglichst konzentriert in Wasser, bestreicht mit dieser Mischung die Glasscheiben
gleichmäßig dünn und läßt sie bis zum freiwilligen Verdunsten des Wassers in horizontaler Lage
liegen. Kuhlmann fixierte die so erhaltenen eisblumenförmigen Gebilde durch nachträgliches
Bestreichen mit einer alkoholischen Schellacklösung. Die Kopierung dieser eisblumenartigen,
auf Glasplatten erzeugten Krystallisationseffekte aUf Metallplatten zu Reproduktionszwecken
beschreibt Fr. Kuhlmann im Polyt. Notizbi. 1865, 8. Man preßt diese Figuren in der Presse in eine
weiche Metallplatte oder zur galvanischen Vervielfältigung auch in eine Guttapercliaplatte ein, und
benutzt die aUf diesem oder jenem Wege hergestellte Kupferplatte direkt zum Druck.
Nach Böttger, Jahr.-Ber. d. Frankf. phys. Ver. 1864/60, 24, vgl. E. Sit>gwart, Dingi.
Journ. 223, 809, kann man auch in folgender Weise verfahren: Man überzieht die gereinigte Glasplatte
mit einer milchigen Mischung von feinster weißer Glasfarbe und dünner Gummi arabicumlösung
und setzt die Platte genügender Kälte aus, so daß das Wasser gefriert und die Glasteilehen in den
eisblumenähnlichen Formen abgelagert werden. Läßt man nun langsam auftauen, so bleibt die Farbe
liegen und kann in der Muffel eingebrannt werden; auf andere Weise kann man aber auch
durch Ätzung mit dem Gemenge einer Fluorsalzlösung und dickem Glycerin diese Figuren fixieren.
Nach P. Weißkopf, Sprechsaal1877, 224 ist das Gelingen des erstgenannten Verfahrens von vielerlei
Bedingungen abhängig, besonders von vollkommen ebener Oberfläche und genau wagerechter Lage
der Glasplatt.e, so daß es sich anempfiehlt, derartige Verzierungen auf an der e m Weg e anzubringen.
Man überzieht das Glas gleichmäßig mit einer wässerigen Emailpulveranschlemmung und legt
einen mit Lavendelöl bestrichenen Bogen Papier auf, den man glatt streicht. Nach Abhebung des
Papieres ist die Tafel mit den Zeichnungen bedeckt, die dann eingebrannt werden. Ahn1iche
Figuren erhält man, wenn man umgekehrt verfährt, also die Glastafel mit Lavendelöl bestreicht
und mit einem in die wässerige Emailmischung getauchten Pinsel vorsichtig überstreicht.
Ein einfaches Verfahren der Herstellung von Eisblumenverzierung auf Fensterscheiben ist
in Farbe und Lack 1912, 8 angegeben: Man bestreicht das Glas mit einer Lösung von 10 g Bitter-
salz in 20 g Bier und braucht nur dafür zu sorgen, daß die Fensterscheiben nicht erschüttert werden.
Da.s Bittersalz kann man auch durch eine wässrige Lösung von Zinkvitriol oder Magnesiumsulfa.t
mit Dextrin oder Gummi arabicum ersetzen. Die Krystalle bilden sich bei diesem Verfahren schon
bei gewöhnlicher Temperatur nach Verdunstung der Flüssigkeit.
Eisblumenartige Verzierungen auf mattierten Glasfläche?} kann man nach D. R. P. 24829 auf
die Weise hervorbringen, daß man die Flächen mit einem Uberzuge von Leim oder arapischem
Gummi versieht, dann trocknen läßt und die Gegenstände nun stark erhitzt, wobei der Überzug
abspringt und durch oberflächliches Abreißen von Glassplittem diese eisblumenähnlichen Figuren
erzeugt.
über ein mechanisches Verfahren der Glasverzierung mit Anwendung einer Damasciermasse
siehe D. R. P. 76 821.
"Über Ätzmusterimitationen (Einpressen der Glasmasse in geätzte Metallformen) siehe
D. R. P. 9689 und den Abschnitt Metallätzung. [72 ff.]
Ein Verfahren zur Herstellung positiver Photographien auf Glas durch Einstauben beruht
auf der Reduktion der Eisenoxydsalze durch Licht zu Eisenoxydulsalzen, sowie darauf, daß letz-
tere hygroskopisch sind, erstere aber nicht. Man gießt eine heißbereitete, filtrierte Lösung von
10 Tl. citronensaurem Eisenoxyd, 5 Tl. Citronensäure und 2 Tl. einer konzentrierten Lösung
von Eisenchlorid in 100 Tl. Wasser auf eine gereinigte, erwärmte Glasplatte, trocknet, legt sie
noch warm in einem Kopierrahmen auf das Negativ und exponiert in der Sonne 8-10 Minuten,
im Schatten 1 Stunde. Nach dem Herausnehmen überhaucht man die Platte schwach, staubt
das Bild mit einem in Graphit oder Polierrot getauchten Einstaubpinsel vorsichtig ein, über-
gießt mit Rohkollodium, läßt erstarren, schneidet an den Rändern ab und legt die Platte in Wasser.
In 3-4 Minuten ist die Kollodiumhaut mit dem Bilde flott und kann auf jede andere Glasplatte
aufgezogen werden. Soll das Bild auf der Platte, auf der es erzeugt wurde, bleiben, so ver-
dünnt man die lichtempfindliche Lösung mit ihrem dreifachen Gewicht Wasser und überzieht
nach dem Einstauben mit Kollodium, das etwas Ricinusöl enthält. Nach dem Trocknen läßt
sich gut firnissen. Die Methode ist empfehlenswert zur schnellen und billigen Herstellung von
Glasstereoskopbildern. (Photogr. Korresp. 1874, 77.)
Ober die Verwendung der Cyanographie in der Keramik siehe C. Fleck, Keram. Rundseh.
1911, 61: Man streicht nach diesem Verfahren die als Eisenblaudruck erhaltene, unent-
wickelte Kopie auf eine mit kalt gesättigter Eisensalzlösung befeuchtete Leimplatte, wobei durch
Verbindung des Eisensalzes mit dem überschüssigen roten Blutlaugensalz der photographischen
Kopie eine Leimätzung erzeugt wird, die dann gleich oder nach einiger Zeit bis zur Bildung eines
vollständigen Halbtonbildes mit Fettfarbe eingewalzt wird. Das Bild wird mit keramischem
Abziehpapier abgenommen, worauf man den Abzug mit keramischen Farben einstaubt und auf
den zu verzierenden Gegenstand überträgt.
Um auf Tonwaren Porträts oder Landschaften auf photographischem Wege herzustellen,
wird ein abziehbares Hochglanz-Albuminpapier nach Keram. Rundsch. 1910, 407 auf der Rück-
seite mit einer lichtempfindlichen FlüssIgkeit durchfeuchtet, die aus einer Lösung von 100 g
grünem Eisenoxydammoniumcitrat, 100 g rotem Blutlaugensalz, 100 ccm einer Oxalsäurelösung
I: 100 und 200 ccm Alkohol in 1000 ccm destilliertem Wassers besteht. Man trocknet, kopiert
und entwickelt in abgekochtem Wasser, das einige Tropfen einer Citronensäurelösung I: 10 ent-
hält. Das Entwickeln ist beendet, wenn die höchsten Lichter rein weiß sind. In der Original-
arbeit von C. Fleck finden sich auch andere Vorschriften, die sich auf die Anwendung des Uran-
eisendruckes, des Tintenkopierverfahrens, der Kallitypie, des Sepiakopierverfahrens und des
Platineisenverfahrens beziehen. Vgl. Bd. II [594].
Überzieht man eine Porzellan- oder Metallplatte mit einem in Harz- oder Schwefelharzfirnis
gelösten Schwermetallüster (keramische Unterglasurfarbe) und belichtet die glänzend getrocknete
Schicht unter einem Negativ etwa eine halbe Stunde im Sonnenlicht, so wandern die in dem Firnis
fein suspendierten Teilchen aus dem Dunkel ins Helle, woselbst sie sich in dem Maße des Hellig-
keitsgrsdes anhäufen, während die Schatten fortschreitend freier werden_ Brennt man nunmehr
796 Metalle und Minerale.
die Platten bis zum Verschwinden der organischen Substanz, so erhält man ein außerordentliCh
scharfes, genaues Positiv des angewandten Negatives, das nur den Nachteil besitzt, daß die Weißen
nicht ganz rein sind. Dieser Nachteil dürfte sich durch Ausarbeitung des Verfahrens beheben
lassen. (F. Alefeld, Cbem.-Ztg. 1906, 1087.)
Ein eigentümliches Verfahren zum Verglasen der Lichtbilder nach Plaut ist in Dingi•
.Journ. 130, 11)5 beschrieben: Man erhitzt das belichtete, mit Eiweiß- oder Gelatineemulsion er-
zeugte Glasnegativ bis zur Rotglut, wodurch das Eiweiß zerstört ~und das Bild durch Reflexion
positiv wird. Die Zeichnung besteht aus reinem Silber, das dem Glase so stark anhaftet,
daß dieses ohne Beschädigung poliert werden kann. Setzt man das Glas nun der Einwirkung
von FI ußsäuredämpfen aus, so soll die Zeichnung auf den durch das Silber nicht geschützten
Stellen geätzt werden, wodurch man eine reliefartige Bildwirkung erzielt. Man kann das Glas
auch so weit erhitzen, daß seine Oberfläche in Fluß kommt, wodurch das Silberbild in das
Innere des Glases einsinkt und unabwaschbar auf ihm haften bleibt.
erfolgt ist, ab und überträgt die noch klebrige Zeichnung auf den Scherben. Dieser wird dann
zur Entfernung der organischen Stoffe schwach verglüht, worauf man den mit dem Bilde ver-
sehenen Gegenstand glasiert.
Beim sog. Warmdruck verfährt man, was die Übertragung der mit dem Papier abgezogenen
Farbe auf das Porzellan anbetrifft, in derselben Weise, doch besteht in der Übertragung der Farbe
von der Platte auf das Papier insofern ein Unterschied, als man beim Warmdruck Farben und
Stahlplatten erwärmt, wobei erstere nicht heißer sein sollen als die Platten. Im übrigen wird
auch hier der Farbenüberschuß von der Platte entfernt und das Druckpapier nach vollständiger
Säuberung der hohen Plattenteile auf die noch warme Platte aufgepreßt. (Sprechsa:al 1912, 682.)
Zum Bedrucken von Porzellan und Steinzeug verwendet man nach D. R. P. 49 197 eine
mit Firnis, Honig, oder dgl. angeriebene, flußfreie Metalloxydfarbe und verrührt diese
mit dem gepulverten Fluß eines fein pulverisierten, farblosen Glases. Man läßt die so hergestellte
Farbe eintrocknen und bewirkt durch folgendes Brennen eine Vereinigung der Glasur des bedruckten
Gegenstandes mit den aufgedruC'kten Zeichen, die dann glasähnlich erscheinen.
Nach D. R. P. 77024 erhält man bemalte oder bedruckte keramische Waren, deren Bemalung
gegen Säuren und Witterungseinflüsse widerstandsfähig ist, bei Anwendung eines Mal-
bzw. Druckmittels, das geschlemmten Schwerspat, Zinkoxyd, Infusorienerde, Kalisilicat, Blei-
acetat, Borax, Glycerin und Kalk enthält und dem man als Fixativ ein Gemisch von Kali- und
Natronsilicaten mit Kalk und ein Glanzmittel, das aus Manganoxydulsalz und Firnis besteht,
zusetzt.
Nach D. R. P. 72890 wird die Zeichnung mit einer klebrigen Masse (Firnis oder Lack) auf
den keramischen Gegenstand im Umdruckverfahren aufgetragen, worauf man die verschiedenen
Teile der Zeichnung mit den verschiedenen einzubrennenden Farben von Hand einstäubt, die
nicht haftende Farbe entfernt und den Gegenstand brennt. Um die Lackfarbe dem Auge
sichtbar zu machen, setzt man ihr irgendwelche Farbstoffe zu, die beim Einbrennen des Gegen.
standes verschwinden.
Nach D. R. P. 98175 bestreicht man den verglühten Scherben zur Aufnahme der Druck-
farbe mit GI y ce ri n, trocknet, überträgt die Unterglasurfarbe, glasiert und brennt fertig.
Eine Druckpaste für keramische Unterglasurdruckverfahren besteht nach D. R. P. 160345
aus einem Gemisch der Farben mit Aloeextrakt, Sirup und Glycerin. Die Annahme der Glasur
durch den Scherben wird durch dieses Bindemittel nicht verhindert. Man kann so Geschirr mit
aufgedrucktem Unterglasurmuster in zwei Bränden herstellen, während sonst drei Brände nötig
sind, da die öl- und gummihaItigen Druckfarqen keine wässerige Glasur annehmen und daher
vor ihrem Aufbringen im Glühfeuer ausgebrannt werden müssen. Dagegen nimmt eine nach vor·
liegendem Verfahren bereitete Paste aus 6 Tl. Kobaltblau, 5 Tl. Glycerin, 7 Tl. mit Wasser ver-
dünntem Sirup und 4 Tl. Aloeextrakt die Glasur leicht an. Nach dem Zusatzpatent bereitet man
die Druckpaste aus einem Gemisch von Aloeextrakt, Sirup, Glycerin, Farbpulver und Soda.
Diese Farbe dringt leichter und gleichmäßiger ein und liefert schärfere Druckkonturen. (D. R. P.
165844.)
Zur Verzierung von verschrühtem Porzellan., Steingut oder Fayencescherben versieht man
die Oberfläche der nur v~rglühten Stücke zunächst mit einer festhaftenden, wasserdichten, fett-
glänzenden Haut durch 'Überstreichen oder Bespritzen mit einer etwas Ricinusöl enthaltenden,
mit spritlöslichen Teerfarben angefärbten alkohol·ätherischen Celluloidlös ung und bedruckt
bzw. pudert auf diese Haut, worauf in bekannter Weise der Scherben in der Verglühmuffe aus-
geglüht wird. Es läßt sich so das keramische Druckverfahren auch auf die Unterglasurfarben.
technik übertragen. (D. R. P. 297833.)
An Stelle des Kollodiums kann man für photokeramische Zwecke auch nach C. Fleck den
Benzolauszug von Aniskörnern in Verbindung mit Lärchenterpentin und Paragummilösung
verwenden. (Sprechsaal 1917, 220.)
Zur Erzielung fehlerfreier Bilder auf keramischen Unterlagen und zur Vermeidung
des Abschwimmens einiger Stellen beim Auswaschen des Chromates, mischt man den Einstaub·
bildern aus arabischem Gummi, Honig und Chromatsalz Quittenschleim zu. (D. R. P. 288 329.)
Bei Herstellung von keramischen Bildern wird zur Befestigung der Abziehbilder auf
dem Scherben ein Klebstoff verwendet, der nach D. R. P. 208 212 aus 3 Tl. Gelatine, 1 Tl. Quitten-
körnern, 1 Tl. Zuckerrübensaft und Wasser besteht, nach D. R. P. 156172 bedient man sich zu
demselben Zweck einer wässerigen Ger b s t 0 f fl ö s u n g.
Zur Herstellung von keramischen Unterglasurabziehbildern wird das Abziehpapier
nach D. R. P. 209559 mit einer Kreideschicht und darüber mit einer Magnesia- und Trauben-
zuckermischung bedeckt, auf welche gedruckt wird.
Zur Vereinfachung der Anfertigung von Zeichnungen und Bildern auf keramischen
Gegenständen mit Abziehbildern verfährt man nach D. R. P. 248458 folgendermaßen: Der
Porzellanscherben wird zunächst, um ein besseres Haften der Abziehbilder zu erzielen, mit
angesäuertem Wasser oder einer wiißserigen Tannirilösung befeuchtet, worauf man die Bilder,
wie üblich, abzieht und die dekorierten Scherben mit heißem oxalsäurehaitigen Wasser behandelt,
um die aus Pflanzenschleim oder wasserlöslichem Gummi bestehende Firnisdecke der Bild-
schicht porös zu machen, so daß man nun, ohne vorheriges Verglühen des Scherbens, durch
bloßes Eintauchen in die Glasur ihr Haften bei dem nun folgenden Garbrande ebensowohl.auf
der Bildschicht als auch auf dem Scherben bewirken kann.
Glas- und Tonwarenverzierung. 799
Das von A. L. de ROOf erfundene Verfahren der Übertragung von Photographien auf Metall,
Holz, Glas, Porzellan usw. wird nach einem Referat in Chem.-Ztg. Rep. 1910, 428 folgender-
maßen ausgeführt: Man überstreicht das Bild mit geschmolzenem Schwefel und zieht das
Papier, nachdem der Schwefel erstarrt ist, ab, so daß das Bild als Negativ auf der Schwefel-
schicht zurückbleibt; dann bestreicht man die Bildseite mit Öl und trägt eine lauwarme Mi-
schung von Wasser, Gelatine und Glycerin auf. Trocknet man diese Schwefelplatte nunmehr bei
höherer Temperatur, so löst sich das Bild los und bleibt auf der Gelatinemischung haften". Man
klebt diese Haut mit derselben Gelatinemischung auf den Gegenstand auf, und verfährt wie
üblich weiter.
ZUf Herstellung von einbrennbaren Abziehbildern auf keramischen Waren, die mit Gold
verziert sind, erhalten die mit den keramischen Druckfarben versehenen Abziehbilder. nach
D. R. P. 118657 an jenen Stellen, die mit Gold belegt werden sollen, eine Unterlage, die aus
einem Gemenge von Kienruß, Eisenrot und Wismut besteht zu dem Zwecke, um die keramischen
Gegenstände in einem einzigen Brande mit Bunt- und Golddruck versehen zu können.
Ein photographisches übertragungsverfahren ist ferner dadurch gekennzeichnet, daß man
Papier mit geschmolzenem Paraffin tränkt und die Schicht, solange das Paraffin noch weich ist,
mit einer rotierenden Bürste behandelt, worauf man die präparierte Fläche zuerst mit einer eine
Spur Wasser enthaltenden Kollodiumschicht und nach dem Trocknen mit der photographischen
Emulsion überzieht. Der keramische oder sonstige Gegenstand, auf den das Bild übertragen wer-
den soll, wird vorher mit Gelatine, Fischleim oder einem anderen wasserlöslichen Klebstoff über.
zogen, der bei dem folgenden Anpressen des das Bild tragenden Paraffinpapieres die Bindung des
Bildes der Photographie bewirkt. Die Ablös.ung des Paraffinpapieres selbst erfolgt sehr leicht.
(E. P. 12091/1915.)
Über die Verzierung von Porzellan mit Bildern siehe auch D. R. P. 52824.
Ein Verfahren zur Herstellung von Emailverzierungen auf Glaswaren ist dadurch gekenn-
zeichnet, daß man das mit den erhabenen Zeichnungen versehene Glas vor seiner Kühlung unter
einer mit geschmolzener Emailmasse versehenen Asbestwalze durchzieht, sodaß die erhabenen
Stellen den Schmelzfluß direkt aufnehmen. (D. R. P. 26693.)
Zur Herstellung einer Emailschicht auf Glas überzieht man es mit einem Fluß aus 30 Gewichts.
teilen Salpeter, 90 Gewichtsteilen Kieselsäure (feinem Sand) und 250 Gewichtsteilen Bleiglätte,
schreibt oder zeichnet in die zähe Masse und brennt sie durch einfaches Erhitzen der Platte in
einer Muffel ein. .JD. Gewerbeztg. 1869, Nr. 38.)
Durch bloßes Uberstreichen der Glasoberfläche mit einem Bariumsulfat.Wasserglasbrei kann
man eine milchweiße, gegen heißes Wasser beständige Oberflächenschicht erzeugen, die ein·
gebrannt in Email übergeht. (Polyt.Notizbl.1871,Nr. 7.)
Zur Herstellung einer gepreßten Emailschicht auf Glas bestreicht man den Gegenstand nach
D. R. P. 22 091 mit einer zähen Masse aus trockenem Emailpulver, dickem Kienöl und Dammar·
800 Meta.lle und Minerale.
lack, trocknet und preßt die Verzierung ein. Das Email wird dann gebrannt und es lassen sich so
die Formen der Zeichnung, z. B. Vogelfedern oder Blattrippen in schwachem Relief wiedergeben.
Die Emaillierung gläserner Apothekerata.ndgefäße Dllt einer bleüreien Glasur ist in TechD.
Bundsch. 1906, 640 beschrieben.
'Ober die Verzierung von glasiertem Porzellan mit Email und die Ma.ßnahmen zur Verhütung
des Ineinanderlaufens der Glasflüsse sielte D. B. P. 36806.
über das Verzieren VOn Tonwaren dureh Auftragen verschiedenfarbiger, an manchen
Stellen zu entfernender Farbachichten, wobei erstere schließlich mit den Tongegenständen ein·
gebrannt werden, siehe D. B. P. M 866. .
Zur Herstellung matter Verzierungen auf Porzellan in einem Brande trägt man nach
D. R. P. 67 644 auf die durch Fimia geschützte Glasur an den gewünschten Stellen eine fein
geriebene Masse auf, die durch Anachlemmen von 57% Ton und 43% Kieselsä.ure mit Gummi·
wasser hergestellt wird. Man malt dann für Hochreliefs z. B. mit einem Gemenge von 73%
Kieselsäure, 19% Ton, 6% Kali und 2% Kalk, für Flachmuster mit einem Gemenge von 76%
Kieselsäure, 12% Ton, 4% Kali und 8% Kalk und brennt nunmehr alle Aufträge im Porzellan.
brand ein, so daß man einen Scherben erhält, der matte Stellen und glänzende Muster aufweist.
Die weitere Flächenverzierung mit Glanzgold oder Schmelzfarben und ihr Einbrennen im
gewöhnlichen Muffelfeuer erfolgt wie üblich.
Zur Herstellung von Reliefverzierungen, z. B. auf keramischen Erzeugnissen, bringt
man zwischen zwei Formplatten, von denen die eine die anzufertigende Verzierung in vertieftem,
die andere in erhöhtem Zustande trägt, eine Gelatinemasse, flüssig oder als Platte, auf, formt den
Zwiachenbildträger durch Zusammenpressen des Ganzen, füllt dann die erhaltene Gelatinematritze
mit Farbe aus und zieht diese auf den zu verzierenden Gegenstand auf. (D. R. P. 817 447.)
Matte, farbige Verzierungen auf Porzellan werden nach D. B. P. 179662 dadurch er-
halten, daß man die Gegenstände nach dem ersten Einbrennen der Farben mit einem zweiten,
leicht schmelzbaren, farblosen Glasuranstrich versieht, den man in schwächerem Feuer brennt
und dann mit einer schwachen Säure anätzt.
Zur Herstellung von Porzellanwaren, die im durchfallenden Lichte Musterung
zeigen, bemalt man die Gipsform der herzustellenden Gegenstände mit einer flußmittelreichen,
hoch durchscheinend brennenden Masse in beliebigen Musterungen, und zwar so, daß durch
Handarbeit, Gebläse oder mit Schablonen diese durchscheinende Masse von den stärksten bis zu
den schwächsten Lagen, je nach Art der verschiedenen Muster, aufgetragen wird. Beim ge·
meinsamen Brande nehmen die Massen dann verschiedene Grade des Durchscheinens bis zur
Verglasung an. (D. R. P. 274996.)
Über das Verschönern von Glaswaren während der Form ung durch Einbringen kleiner
mit verschiedenen Glasflüssen und Farbstoffen versetzter Kollodium- oder Schießbaumwolle-
kügelchen durch einen Ansatz an der Pfeife in den glühenden Hohlkörper, woselbst sie verpuffen,
siehe D. R. P. 178521. Nach dem Zusatzpatent ersetzt man die genannten Stoffe durch andere
feste oder flüssige Körper, die bei Glasschmelzhitze selbst schmelzen oder verdampfen und durch
Anhaften eine Verschönerung des Gegenstandes herbeiführen. (D. R. P. 178522.)
Zur Übertragung von Zeichnungen auf dunkle Gläser mit Hilfe durchlochter Pausen
und Tampon eignet sich' nach Sprechssall912, 175 ein Pulver, das man durch Mahlen eines Emails
aus 2 Tl. Zinnoxyd, 1 Tl. Bleioxyd und 6 Tl. eines Flusses aus 100 Quarz, 300 Pottasche, 400 Borax
und 150 Arsenik herstellt. Die Glasplatte wird, um ein Verwischen des feinen Pulvers zu ver-
meiden, mit einer dünnen Klebstofflösung überzogen, worauf man das leichtschmelzende Pulver
zur Erzeugung der hellen Zeichnungen auf dunklem Grunde einbrennt.
Über Herstellung durchsichtiger Muster auf mattierten Glasflächen durch Bedecken
der bezeichneten Stellen mit einem leichtflüssigen, farblosen Glassatze, der beim Schmelzen die
darunter befindliche Mattierung wegnimmt, siehe D. R. P. 21540.
Man kann zur Erzeugung durchsichtiger oder heller Muster auf mattierten Glasflächen auch
in der Weise verfahren, daß man die Muster mit einer Farbe druckt, die, wie z. B. Kreide oder
Magnesia, schwerer schmelzbar ist als Glasfarbe und den Gegenstand dann soweit als das Muster
auf einem gefärbten oder matten Grunde erscheinen soll, mit einer Glasfarbe überzieht, die beim
folgenden Einbrennen nur an den Stellen anschmilzt, an denen sie direkt auf dem Glase liegt,
während sie von den anderen Orten nach dem Erkalten mit dem Untergrund abgekratzt werden
kann. (D. R. P. 28914.) S. a. [596].
Zur Herstellung von Glasgegenständen mit innerhalb der Wandung eingeschmolzenen Glas-
malereien durch Überziehen eines bei gewöhnlicher Temperatur mit Glasmalerei versehenen
und dann vorgewärmten Glasgegenstandes mit einer Schicht geschmolzenen Glases setzt man
den oxydischen Malkörpern nicht Flüsse, sondern schwerer schmelzende, gepulverte Gläser zu
und erzielt so vollständig einwandfreies Einbrennen der Farbe in das Glas, da die Schmelztempe.
raturen der zusammenschmelzenden Gläser wie auch des zwischenliegenden verglasbaren Farb·
gemisches annähernd gleich sind. (D. R. P. 286770.)
Zurphotographischen Nachbild ung echter Glasmalereien durch Einstäuben einer mit
einer Firnisschicht überzogenen, belichteten Chromatkolloidschicht überzieht man die Glasunterlage
unmittelbar mit der schmelzfarbehaitigen Chromatkolloidschicht und belichtet sofort nach dem
Trocknen unter einem entsprechenden Bilde. Die belichtete Schicht wird sodann mit einer Fett·
farbe, die Schmelzfarbe enthält, in dünner Schicht eingewalzt, worauf man entwickelt. Nach
dem Entwickeln wird die Bildschicht mit einer trockenen Schmelzfarbe gleicher Tönung wie die
Fettfarbe eingestäubt. Die nach dem Entwickeln des Bildes aufgestäubte trockene Schmelz.
farbe bleibt an den Stellen, wo sich die Fettfarbe befindet, haften, während sie von den anderen
wieder abfällt. Die Fettfarbe dient demnach ebensowohl selbst zum Decken, als auch als Mittel
zur Aufnahme weiterer Deckmittel. Wenn eine besonders tiefe Deckung erforderlich ist, wieder·
holt man das Einstäuben mit der Schmelzfarbe und brennt das Bild sodann im Ofen ein.
(D. R. P. 267247.)
817 666 mit Flußsäure bzw. anderen punktweise angreifenden Agenzien, so daß sich Poren bilden'
in denen sich die Lackschicht verankert. (D. R. P. 319 744.)
Um mehrfarbige Aufschriften oder Verzierungen auf Glas anzubringen bereitet man aus
80 Tl. Vergolderleim und 20 Tl. doppeltchromsaurem Kali eine nicht zu dicke Lösung und über.
gießt damit im Dunkeln (bei rotem Licht) das Glas, worauf man es an einem staubfreien Ort
trocknen läßt. Nun legt man sog. negative Schriftsch~blonen auf das Glas, setzt einige Zeit dem
Licht aus und entwickelt die Schriftzeichen durch Übergießen mit Wasser. Die entwickelten
Teile der Leimschicht bleiben hierbei auf dem Glas haften, während die übrige Schicht leicht ent·
fernbar ist. Die Fläche wird nun bis zur Zähklebrigkeit getrocknet, worauf unter Benutzung
von Deckschablonen der Blattgold., Stanniol· oder Farbenbelag aufgetragen wird. Ist die Chrom·
leimschicht schwarz gefärbt worden, so kann man die ausgesparten Flächenzwischenräume mit
Goldflußpulver belegen, werden dagegen die mit Chromleim hergestellten Verzierungen mit Asphalt.
pulver eingestäubt und bei gelinder Wärme fixiert, so entsteht ein guter Schutzgrund, der der
Einwirkung von Mattsalzdämpfen widersteht und darum auch für Mattverzierungen benützt
werden kann. (Keram. Rundsch. 1917, 114.)
Zur Aufbringung von Lackschrift auf Milchglaskugeln für elektrisches Bogen.
licht verwendet man nach Techn. Rundsch. 1907, 803 ein Gemenge von Kaliwasserglas und
Frankfurterschwarz und bringt von dieser Wasserglasfarbe einen einmaligen Anstrich auf dem
völlig entfetteten Glase an. Für Kugeln aus gewöhnlichem durchsichtigen Glase kann man sich
auch eines leinölfreien, mit amerikanischem Terpentinöl verdünnten Bernsteinlackes bedienen,
der ebenfalls bis zu einem gewissen Grade hitzebeständig ist und in einmaligem Aufstrich keine
Neigung zum Blasigwerden oder Abspringen zeigt.
Zur Herstellung mehrfarbiger Bilder auf Glas wird die Glasplatte nach D. R. P.111 782 mit
einem farbenaufsaugenden Lack (Kopallack in Terpentin) überzogen, auf den die einzelnen Farb-
blätter ohne vorheriges Trocknen abgezogen werden.
Zur Herstellung von Farbendruck auf Glas überträgt man mit zähem Firnis gemischte
Lack· oder Transparentfarben nach D. R. P. 71 497 von dem Lithographiesteine auf transparentes
Umdruckpapier und reibt dieses in trockenem Zustande solange an die Glasfläche, bis die Farben
zu haften beginnen. Nach Befeuchtung der Rückseite des Umdruckpapieres reibt man so lange
weiter, bis sich die Farbe von dem Papier ablöst, so daß dieses schließlich allein abgezogen werden
kann. Die nunmehr auf dem Glase haftende Farbe kann nach dem Trocknen gewaschen werden,
worauf man die Fläche beliebig weiter verziert oder durch einen Überzug schützt.
Nach D. R. P. 244104 überzieht man die Glasfläche zur Erzielung besonderer Effekte zunächst
mit einer gefärbten Metallsalzemulsion, bestehend z. B. aus 120 ccm 18 proz. Gelatinelösung, 48 ccm
6proz. Bromammonium·, 24 ccm 10proz. Bromkalium· und 48 ccm lOproz. Silbernitratlösung mit
9 ccm Ammoniak, läßt die Platte trocknen und malt nunmehr mit wässerigen Farbstofflösungen,
die einen Zusatz von unterschwefligsaurem Natron erhalten. Diese Farblösungen sinken in die
Schicht ein und man behandelt nunmehr mit einer FlüBBigkeit, die die suspendierten Metall.
teilchen löst, so daß lokal durchsichtige oder durchscheinende Partien entstehen.
Nach Sprechsaal1889, 906 bestreicht man fertige Gläser, um sie gelb oder rot zu färben, mit
einer Lösung von 6 g Gelatine und 1 g Silbernitrat in 100 g Wasser, läßt im Dunklen trocknen und
belichtet dann eine Zeitlang, um das in der Gelatine enthaltende Silbersalz zu reduzieren. 2 g
Silbernitrat geben schon eine dunkelgelbe, 4 g Silbernitrat eine dunkelrote bis rotbraune Färbung.
Läßt man die 4 genthaltende Nitratlösung 8 Tage im Dunklen auf dem Glase eintrocknen,
wäscht dann sorgfältig ab, trocknet und belichtet, so zeigen die Gläser nicht die geringste Färbung.
wenn man sie jedoch in feuchtem Zustande belichtet, so erhält die gelatinierte Oberfläche völlig
das AUBBehen eines unvollständigen metallischen Spiegels.
Nach D.B. P. 31841 kann man Glühlichtlampen, die für den Bühnengebrauch bestimmt
Bind, auf einfache Weise färben durch Eintrocknenlassen einer mit Fluorescein gefärbten Kollodium-
lösung bei gelinder Wärme.
Die Erzeugung bunter Lackschichten auf Glas und Porzellan, z. B. das Färben elektrischer
Glühlampen und ihr Mattieren mit einem mit Mattierungsmitteln versetzten Zaponlack zur Er·
zielung ähnlicher Effekte, wie man sie sonst nur durch Ätzung gewinnt, beschreibt F. Zimmer in
Kunststoffe 1912, 8.
Ein ähnliches Verfahren zur Erzeugung bunter Gläser (besonders als Ersatz des Rubinglases.
das früher ausschließlich im Eisenbahndienst verwendet wurde) durch Einlage gefärbter Gela-
tine- oder Kollodiumschichten zwischen zwei farblosen Glasscheiben. beschrieb schon Waltl im
Polyt. Zentr.-BI. 1867, 1679.
Eine eigenartige Art der Herstellung gefärbter Brillengläser ist in Polyt. Zentr.-Bl. 1868, 907
beschrieben. Man überstreicht das Glas mit der alkoholischen Lösung eines Teerfarbstoffes und
läßt den Überzug an der Luft eintrocknen. Er erscheint bei auffallendem Licht grün, metallisch·
irisierend, bei durchgehendem Licht blau oder violett, je nach dem Farbenton des angewandten
Farbstoffes, ist vollständig durchsichtig und läßt sich leicht durch Weingeist abwaschen und
dadurch gänzlich vom Glase entfernen.
Das Färben von Glas (Brillengläser) oder Glimmer (Brokat) mit alkoholischer Harz- oder
mit ätherischer Schießbaumwollelösungen, die mit Teerfarbstoffen gefärbt sind, unter Zusatz von
Terpentinöl zur Erhöhung des Glanzes, Sandarak zur Steigerung der Elastizität und Dauerhaftig·
keit, beschreibt Springmühl in DingI. Journ. 200, 224.
Alkali- und Erdalkalimetalle und -legierungen. 809
Zur Herstellung fayenceäh nlicher, farbenprächtiger Glastafeln zu De koratio nszwec ken
überzieht man die Rückseite der Glastafeln nach D. B. P. 261907 mit einer Wasserglasschicht und
bestreut diese mit trockenen FarbBtoffpulvern, um geäderte oder wolkige Muster zu erhalten. Dann
läßt man trocknen, bestreicht die Tafeln mit einer Grundfarbe, die an den Stellen, wo sich kein
Farbpulver befindet, durchscheint und überdeckt die Tafel schließlich mit einem Lackanstrich.
Nach O. P. Aufg. v. 9. n.1912 überstreicht man Glas nach ev. vorhergegangener Verzierung
zur Herstellung einer Schutzschicht mit Asphaltlack und überzieht die Fläche sodann mit einem
Gemengt' von Asphalt, Minium und Ocker.
über Verzierung von Glas und Tonwaren durch Aufkitten einer Perlenstickerei, deren
Fäden man nachträglich wegsengt, siehe D. B. P. 81 674. Eine solche Klebemasse muß, um ihr
eine gewisse Geschmeidigkeit zu verleihen, so daß die beispielsweise mit ihr aufgeklebten Glas-
perlen von dem Grund nicht abspringen, aus 3 Tl. Gelatine und EBBigsäure, unter Zusatz von 1 Tl.
Glycerin hergestellt werden; oder man bedient sich als Klebstoff eines Spirituslackes, dem man
ebenfalls zur Erhöhung der Geschmeidigkeit 5-10% venezianischen Terpentin beigibt.
Ein Verfahren zur Verzierung von Glas- oder Porzellangefäßen auf kaltem Wege mittels der
in Bd. n [886] beschriebenen irisierenden Membranen beschreibt O. Reinsch in Dingi. 100m. 184,
369.
Zur Imitation von Mattglas kann man sich gewisser Mattierungseffekte bedienen, die man
durch Aufstreichen von Ölfarbe auf einen mageren trockenen Ölfarbengrund erhält. Doch sei er-
wähnt, daß Ölfarbe nur auf gewöhnlichem Glase gut haftet, während sie von Milch~las raach
abspringt, da dieses einen ganz anderen Ausdehnungskoeffizienten besitzt, als gewöhnhches Glas.
Nach H. HilUg, Techn. Anstr., Hannover 1908, 134 wird eine gute Mattglasimitation hergestellt
aus einem hellen Luftlack, den man mit Speckstein, Zinkweiß, Schwerspat oder Schlemmkreide
anreibt, mager aufstreicht und tupft. Ein solcher Anstrich wird durch Zusatz von Wachs fast
durchsichtig, ohne seinen matten Glanz zu verlieren; man schützt den Überzug ev. durch eine
dünne Lackschicht.
Das Verzieren von Terrakotta auf kaltem Wege ist in Keram. Bondseh. 24, 327 be-
schrieben.
Das technisch heute noch bedeutungslose Lithium (entdeckt 1817 durch Arfvedson, a.ls
Metall isoliert 1855 durch Bonsen und Matthlessen) wird in Form seiner Salze durch Glühen natür-
lich vorkommender Mineralien (Lepidolith, Triphyllin, Amblygonit usw.) mit Kalk, als Metall
durch Elektrolyse seines geschmolzenen Chlorides mit einer Kohlenanode und einer Eisenkathode
gewonnen. Es ist silberweiß, wie Natrium schneidbar, jedoch härter als die anderen Alkalimetalle
und bildet ein Amalgam. Mit den Alkalimetallen teilt es die Eigenschaft der Löslichkeit seines
Sulfates und Hydroxydes, mit den Erdalkalimetallen die Schwerlöslichkeit des Carbonates und
Phosphates. Das Lithium ist das spezifisch leichteste aller Metalle, mit dem Atomgewicht 6,94
und dem Atomvolum 13,0.
810 Metalle und Minerale.
Zur Herstellung von metallischem Lithium elektrolysiert man eine Mischung von Lithium-
chlorid mit Kaliumchlorid oder Lithiumbromid und erhitzt das Produkt zur Entfernung ein-
geschlossener alkalischer Erden im Wasserstoffstrom zur Rotglut, wobei sich das Metall in ge-
schmolzenes reines Hydrür verwandelt. Es wird im Vakuum vom Kalium und Natrium, dessen
Wasserstoffverbindungen sich unter diesen Bedingungen nicht bilden, abgetrennt und in einer
Kühlröhre kondensiert. (M. Guntz, Zeitsehr. f. angew. Chern. 1909, 1268.)
Über die Gewinnung des bei 180° schmelzenden reinen Lithi ums durch Elektrolysierung
von Lithiumbromid mit 10-15% Lithiumchloridgehalt im Lichtbogen mit einer Graphitanode
und Eisenkathode siehe O. Rull und O. Johannsen, Z. I. Elektroehern. 1906, 186.
Über Darstellung des Lithiumcarbonates durch Erhitzen von Lepidolith mit kon-
zentrierter Schwefelsäure siehe DingI. Journ. 138, 303.
Die Darstellung von J odli thi um beschreibt Liebig in Polyt. Zentr.-Bl. 1862, 806.
Über die Gewinnung von Lithiumsulfat durch Glühen von Lepidolith (Glimmer) mit Gips
(an Stelle des Erhitzens mit Schwefelsäure) siehe Hauer, Polyt. Zentr.-Bl. 1866, 1466.
Weitere Literatur: Liebigs Ann. 94, 107; Poggd. Ann. 66,79 und 128, 311; Schweiggers Journ.
22, 93 und 94, 214. .
Über das technisch bedeutungslose Ru bi di u m (siehe Rubidiumgläser), Atomgewicht 85,45,
seine Auffindung mit Hilfe der Spektralanalyse durch Bunsen und Kirchhoff 1861, sein Vorkommen
in Lepidolith und den Staßfurter Abraumsalzen, aus denen es ähnlich wie die anderen Alkalimetalle
gewonnen wird, siehe die einschlägigen Werke.
Bei der Herstellung des metallischen Rubidiums durch Elektrolyse des geschmolzenen
Oxydhydrates mit Anwendung eines kathodischen Magnesitdiaphragmas (wie bei der Kalium-
darstellung nach Lorenz) und einem Magnesitzylinder als Anode beträgt die Ausbeute nur 30%,
da die Schmelze wegen ihrer vorzüglichen Sauerstoffübertragung die Ursache großer Stromverluste
bildet, da sich ferner das abgeschiedene Metall in der Schmelze löst und die Reaktion im Sinne
der Gleichung
RbOH + Rb = RbiO + 1/2 H 2
zustandekommt. Viel einfacher ist die Darstellung rubidiumreicher Natrium- und Kaliumlegie-
rungen durch einfache Einwirkung der beiden Metalle auf das geschmolzene wasserfreie Hydr-
oxyd. (G. v. Hevesy, Z. r. anorg. Chern. 1910, 242.)
Zur Herstellung von Alkalimetallen aus geschmolzenem Alk a I i ami d oder einer ähnlichen
Verbindung des Metalles, die das letztere aus einer geschmolzenen Legierung aufgenommen hat,
elektrolysiert man die Schmelze nach ihrer Überführung aus der Bildungszelle in eine andere
bei so niederer Temperatur (für Kalium 250°, für Natrium 300-350°), daß das freiwerdende
Anion entweicht und sich nicht mit dem Leichtmetall verbinden kann. Die Temperatur an der
Anode wird so hoch gehalten, daß sich nur Alkalimetall, aber kein Ammoniak abscheidet. Näheres
in der Schrift D. R. P. 323 004-
Zur Herstellung von Natriummetall elektrolysiert man ein Gemisch von Natriumcarbonat
und einem Salz. Der Schmelzpunkt des Gemisches soll niedriger sein, als jener der einzelnen
Bestandteile. (A. P. 1376330.)
Zur Erzeugung von metallischem Natrium in stetigem Betrieb destilliert man die auf
elektrolytischem Wege aus Kochsalz und Blei oder Zinn erhaltene Schwermetalllegierung des
Natriums aus einer Vorlage ab und führt das zurückbleibende Blei dem elektrischen Ofen wieder
zu. Da das Natrium im Vakuum unterhalb 800 0 übergeht, bedarf die Vorlage nur geringer Wärme-
zufuhr, weil die Legierung den elektrischen Ofen schon etwa 800° warm verläßt. (A. P. 969 786.)
Zur Gewinnung von Alkalimetall aus seinen Legierungen erhitzt man diese auf mittlere
Rotglut und bläst einen indifferenden Gasstrom durch das Material bis in die Vorlage, woselbst
er abgekühlt und nach Abscheidung der Alkalimetalle abgeleitet wird. Auf diese Weise vermag
man die Legierung z. B. von Blei und Natrium leicht zu trennen, während beim bloßen Erhitzen
über den Siedepunkt des Natriums zur völligen Abtreibung des Leichtmetalles so hohe Tempe-
raturen nötig sind, daß die Apparatefrage Schwierigkeiten verursacht. (D. R. P. 240367.)
Bei des Darstellung von Alkali- und Erdalkalimetallen nach A. P. 801199 erhält man durch
Elektrolyse von geschmolzenem Kochsalz mit geschmolzenem Blei als Kathode eine Legierung
von Blei und Natrium, die man in einem zweiten elektrischen Ofen als Anode schaltet, wobei
Eisen oder Nickel als Kathode und Ätznatron oder Kochsalz als Elektrolyt dienen. Das an der
Alkali- und Erdalkalimetalle und -legierungen. 815
Kathode ausgeschiedene Natriummetall steigt an die Oberfläche des Elektrolyten. Nach dem vor-
liegenden Verfahren erhält man einen wirksameren Elektrolyten durch Verwendung von Na.
trium- oder Kaliumcyanid oder .cyanamid. (A. P. 1142 220.)
Zur Herstellung von Erdalkalfmetallsiliciden erhitzt man z. B. 2 Tl. Kalk mit I Tl.
Silicium auf die Temperatur des schmelzenden Eisens und erhält unter teilweiser Verbrennung
und teilweiser Verschlackung der Komponenten, besonders wenn man unter Zugabe von Fluß-
spat und Calciumchlorid (15 bzw. 5-10%) arbeitet, eine flüssige Kalksilicatschlacke, aus der
man nach dem Erkalten die Körner der Legierung heraussieben kann. Bei Anwendung von
Ferrosilicium statt des Siliciums erhält man eine schwerere Legierung, die sich regulinisch
am Boden des Tiegels absetzt. Man kann auch diesem Kalk-Siliciumgemenge, das etwa dem Pro-
zentsatz von 38 : 62 entspricht, andere Metalle, Aluminium, Mangan u. dgl. beifügen. (D. R. P.
199 ~!) Gewinnung von Calci umsilieid erhitzt man 2 Tl. Kalk mit 1 Tl. Silicium und einem
eine zerfallende Schlacke ergebenden Flußmittel, das man aus 15 Tl. Fluorcalcium und 5--10 Tl.
Calciumchlorid bereitet und zu 100 Tl. der obigen Mischung zusetzt, im elektrischen Ofen. Das so
ohne Kohle erhaltene Produkt ist im Gegensatz zu der von Molssan erhaltenen Legierung nicht wie
diese hart wie Quarz, sondern leicht zu zerschlagen. Aus der erkalteten Schmelze werden die
Legierungskörner nach der Zerkleinerung abgesiebt. (D. R. P. 204067.)
Zur Herstellung von Erdalkalisiliciden erhitzt man z. B. ein Gemenge von Calcium.
carbid und Kieselerde mit Kohle und erhält so nach den Gleichungen
CaC. + 2 SiO. + 2 C = CaSi. + 4 CO; 2 Si + CaO + C = CaSi. + CO
aus dem Carbid des Handels, das 15% freien Kalk enthält, im zweiten Falle mit Silicium, das
816 Metalle und. Minerale.
im elektrischen Ofen hergestellt wurde, eine Legierung, die als Ersatz für das Al umini um
dienen soll, das man den StahJ.gußblöcken zur Verhinderung der Blasenbildung zusetzt. Das
Calciumsilicid ei~t sich für diesen Zweck besser noch als das AlWninium, da es den Stahl nicht
spröde macht. D. R. P. 208 780.)
Zur Herste ung von siliciumhaltigem Bari umsilicid bringt man ein Gemisch von 15 Tl.
Silicium (90%) und 50 Tl. Bariumsuperoxyd (in körniger Form zur Milderung der Reaktion)
mittels Initialzündung zur Reaktion und erhält nach der Gleichung
BaO. + 2 BaO +3 Si = BaSi. +
(BaO).SiO.
das in regulinischer Form neben dem Erdalkalisilicat zur Ausscheidung gelangende Silicid. Die
thermitprozeßartig verlaufende Reaktion wird durch den Zusatz des ErdalkaJioxydes ge.
mildert. Man kann auf diese Weise, auch bei Benützung von Ferro- und Titansilicium Eisen oder
Kupfer einschmelzen und deren Legierungen mit beigemengten Metallen in Form ihrer Oxyde,
z. B. Chromoxyd, legieren. (D. R. P. 210809.) Nach dem Zusatzpatent ersetzt man das Silicium
durch Ferrosilicium mit nicht zu hohem Eisengehalt. (D. R. P. 217 661.) Vgl. P. AskenuJ
und Ch. Ponnaz, Z. f. Elektroehem. 1908, 810.
Erdalkalimetallverbindungen.
616. Literatur und Allgemeines über Calciumsulfat. Gipsbrennmodifikationen.
1/2.1914 E.: 40 142; A.: 566647 dz.
Deutschi. Gips
Pedrotti, M., Der Gips. Wien 1901. - Höfer, Plastische Massen. Wien und Leipzig
1885. - Bernhard, Gipsabgüsse usw. Frankfurt a. M. 1903. - Müller, R., Untersuchungen
über Gips. Berlin 1904. - Weber, M., Die Kunst der Gipsgießer und Bildformer. Leipzig 1898.-
Uhlenhuth, E., Anleitung zum Formen und Gießen. Wien und Leipzig 1912. - Das kleine
Gipsbuch (Verlag der Tonind.-Ztg.). Berlin 1903. - Glasenapp, M. v., Studien über Stuck-
gips, totgebrannten und Estrichgips. Berlin 1908. - Moye, A., Die Gewinnung und Verwendung
des Gipses. Hannover 1908. - Derselbe, Der Gips (von E. Heusinger v. Waldegg). Leipzig
1906. In diesem Werke findet sich eine erschöpfende Angabe über die gesamte Fachliteratur
S. 424ff.
Über die Wichtigkeit des Gipses für das wirtschaftliche Leben siehe Tonlnd.-Ztg. 1918, 685.
Über die verschiedenen Gipsarten und Brennmethoden, die Verwendung des Gipses usw.
siehe Ziegel, Kalk u. Zement 1910, 19. Vgl. D. R. P. 226076: Herstellung von Gips. .
über den Gips, seine Eigenschaften und seine Verwendung in der Mal- und Anstrichtechnik
berichtet A. W. Keim in einer Aufsatzfolge in der von ihm redigierten Zeitschrift Techn. Mitt.
f. Mal. 28, 145. Auf die Ausführungen des Verfassers bezüglich der einzelnen Gipssorten (Estrich-
gips usw.) und ihrer Verwendung als Farbenverschnitt in der Untergrundtechnik, über die Härtungs·
und Dichtungsmittel des Gipses, und schließlich über Erkennung und Nachweis des Gipses sei be-
sonders verwiesen.
Über Gipsabgüsse, Verzögerung und Beschleunigung des Abbindens usw. siehe [618] und
Bd.II [544].
In Tonlnd.-Ztg. 1911, 1609 stellt Lautensack die verschiedenen Verwendungsarten des Gipses
zusammen, die auf seiner Feuerfestigkeit, seiner schalldämpfenden Wirkung und seiner Wider-
standsfähigkeit gegen Nässe nach der entsprechenden Behandlung mit heißem Leinöl, einer
Mischung aus Wachs und Terpentin u. dgl. beruhen. Zur direkten Umkleidung von Eisen darf
Gips nicht verwendet werden, da sein Schwefelsäuregehalt die Rostbildung unterstützt.
B. Kerning weist in Tonind.-Ztg. 39, 755 darauf hin, daß Gips schon bei 1000°, Kalkstein
jedoch erst bei 1300° das Mauerwerk anzugreifen beginnt. Gips kann somit dem Schamotteziegel
durch Schwefelsäurebildung gefährlich werden (siehe unten).
Das Calciumsulfat findet sich in der Natur wasserfrei als Anhydrit, mit 2 Mol. Krystall-
wasser rein als Alabaster, krystallisiert als Marienglas, in unreiner Form weitverbreitet als Gips-
stein. - Über Bar i ums u I f a t und seine Gewinnung siehe [706].
Zwischen gutem Gipsstein und Anhydrit steht das Mineral Lenzin, das bei einem Härte·
grad von 2-3 Graden 34,3-38,6% Kalk, 41,1-55,2% Schwefelsäure, 6-16% Wasser und
1-4% säureunlösliche Stoffe enthält. Verwendet wurde es als Verdünnungs. und Beschwerungs.
mittel an Stelle des Schwerspates und als Düngemittel, zu dem es sich darum besonders eignet,
da es wegen seines großen Gehaltes an schwerlöslichem Gipsanhydrit nicht so leicht löslich ist,
wie der Gips selbst. (Tonlnd.-Ztg. 39, 68.)
Die Löslichkeit des Gipses in Wasser ist sehr gering, nach Kohlrausch bei 18° 2023 mg im
Liter, wobei jedoch die Korngröße des Materiales in Rücksicht zu ziehen ist. Zusatz von Säuren
oder Salzen mit Ausnahme von Sulfaten oder Calciumsalzen erhöht die Löslichkeit; in konzen.
trierter Schwefelsäure löst sich der Gips bei 25° zu 3,5%. Geringe Mengen Phosphorsäure
in Form einer Lösung von 230 g P 20. in 1 I Wasser erhöhen die Löslichkeit des Gipses in dem
Maße, als die Konzentration der Säure steigt, erheblich. Man erreicht bei den genannten Mengen-
verhältnissen eine ungefähr viermal so große Löslichkeit des Gipses als bei Verwendung reinen
Wassers. Bei weiterer Steigerung der Konzentration nimmt die Löslichkeit allmählich ab.
(W. C. Taber, Ref. in Zeitsehr. r. angew. ehern. 1907, 409.)
Sog. löslicher Anhydrit, den man aus dem gefällten CaSO, . 2 aq durch Erwärmen auf 60-90°
im Vakuum über Schwefelsäure oder aus gebranntem Gips mit viel kochendem Wasser erhält,
nimmt im Gegensatz zu dem natürlichen, schwer mit Wasser reagierenden Anhydrit rasch Wasser
auf und erhärtet. Das Halbhydrat 2 CaSO,. H 20 entsteht aus Gipssteinpulver beim Erhitzen
auf mehr als 107°.
Erhitzt man Gipsstein auf 130°, so entsteht ein Gemenge dieses Halbhydrates mit etwas
Anhydrit, der sog. Stuckgips, der mit Wasser angerührt unter Wärmeentwickelung innerhalb
Lange, Chem.·techn. Vorschriften. 3. Auf!. 1. Bd. 52
818 Metalle und Minerale.
8-10 Minuten das Dihydrat rückbildet und steinartig erhärtet, worauf die Verwendung des
Stuckgipsmehles zu Form- und Modellzwecken beruht. Stuckgips ist demnach natürlicher Gips
(CaSO t • 2 H 20), dessen Wassergehalt durch Erhitzen in einem besonderen Ofen, der die Zufuhr
von Kühlluft gestattet, bis zu dem bestimmten Wert herabgesetzt wird, von dem das Bindever-
mögen des Stuckgipses abhängt. (A. Dumas, Genie chn 1900, 68.) Erhitzt man den Gipsstein
höher, so entsteht der mit Wasser langsamer aber zu größerer Festigkeit erhärtende wasserfreie
E s tri c h gi ps, ein Gemenge zweier Anhydritmodifikationen mit basischem Calciumsulfat.
Über einen Fall der Bildung von Estrichgips bei Temperaturen von 107-120° (gewöhnliche
Bildungstemperatur erst oberhalb 500°) im Destillationskolonnenapparat einer Ammoniaksoda-
fabrik berichtet Robland in Zeitschr. f. angew. ehem. 1908,2410. Vgl. die gegenteiligen Anschau-
ungen von J. d'Ans, ebd. 1907, 361.
Der Estrichgips steht in der Art des Abbindens dem Portlandzement näher als dem
Stuckgips und hat nach M. Glasenapp so vorzügliche, noch zu wenig ge.wütdigte hydraulische
Eigenschaften, daß er als einer Art weißer Zement mehr als bisher zur Herstellung architekto-
nischer Verzierungen herangezogen werden müßte. (Tonind.-Ztg. 1908, 1148, 1197 u. 1230.)
Zusammengefaßt erhält man also: Bei 130° den noch wasserhaitigen gewöhnlichen Stuck-
gips, bei 190° resultiert der entwässerte Stuckgips, bei tltwa 500° der Estrichgips und
bei Rotglut der totgebrannte Gips.
Zur vollständigen Entwässerung von Gips sind bei 120° 18 Stunden, bei 146° nur 2 Stunden
erforderlich, während sich die Bildungstemperatur des Estrichgipses über das ganze Tem-
peraturgebiet von 5-600 0 erstreckt. (A. Moye, Tonind.-Ztg. 1907, 782.)
Zur Umwandlung des Anhydrits in Estrichgips brennt man ihn bis zur teilweisen Zer-
setzung des Calciumsulfates genügend lange bei 1150° und erhält so genügende Mengen des für
die Erhärtung nötigen basischen Sulfates in der Masse. (]J. Glasenapp, Tonind.-Ztg. 1909, 749.)
Gips mit 20,25% Wasser verliert bis 500° 19,87% Wasser nnd ist bei 900° wasserfrei. Dieses
wasserfreie Calciumsulfat bleibt im trockenen Luftstrom erhitzt, bis 1200° unverändert und
zerfällt dann in Calciumoxyd und Schwefeltrioxyd, letzteres weiter in Sauerstoff und Schwefel-
dioxyd. Bd. IV [80]. Bei 1360° beginnt das Sulfat unter Zersetzung zu schmelzen. In Gegen-
wart von Kieselsäure oder Eisenoxyd ändern sich die Zersetzungstemperaturen ; wichtig ist, daß
das aus Calciumsulfat und Eisenoxyd gebildete Calciumferrit CaFeO bei 1250° flüssig wird und
Calciumsulfat zersetzt. Daraus erklärt sich, daß ein basisches Ofenfutter um so rascher ver-
schlackt wird, je basischer (eisenreicher) eine Schlacke ist, während Schlacken von mittlerem
Kieselsäuregehalt das Futter weniger rasch angreifen. (H. O. Hofman und W. Mostowltsch, Sprech-
saal 1909, 219.)
Die verschiedenen Produkte verhalten sich gegenüber Wasser völlig verschieden, sie "binden"
in dem Maße langsamer ab, als bei ihrer Herstellung..,.hohe Hitzegrade angewendet wurden. Der
totgebrannte Gips erhärtet mit Wasser nicht mehr, ~fährt jedoch bei langer Einwirkung von
Feuchtigkeit, ebenso Wie der in der Natur vorkommende krystallwasserfreie Gipsstein "Anhydrit"
eine Umwandlung in gewöhnlichen Gipsstein. Das Erhärten der beiden mit Wasser angerührten
gebrannten Gipsarten läßt sich durch Zusatz katalytisch wirkender Salze oder Kolloide beschleu-
nigen oder verzögern. [618.]
Zum Brennen ("Kochen") auf Stuckgips bedient man sich flacher Eisenkessel, in denen
das Gipssteinmehl ständig geriihrt und allmählich auf höchstens 180-200° erhitzt wird; der
Estrichgips wird in Scbacht- oder Ringöfen erbrannt.
Ein Verfahren zum Brennen von Estrichgips und Stuckgips im Drehrohrofen mit
Gleichstrombetrieb mit Verwendung der Estrichgips-Brennabgase zum Betriebe des Stuckgips-
drehrohrofens ist in D. R. P. 287 801 beschrieben.
Vgl.die Methode zum ununterbrochenen Brennen von Gips in Drehtrommeln unter Vorwär-
mung des grob gebrochenen Gipses vor seiner weiteren Zerkleinerung. (D. R. P. 273020.)
Ein Verfahren zur Erzielung eines Gipses von bestimmter Bindedauer, gekenn"
zeichnet durch die Anwendung einer unveränderlichen Wärmequelle, die man auf unveränderliche
Gipsmengen während einer bestimmten Zeitdauer einwirken läßt, so daß eine bestimmte Hydrat-
zwischenstufe erreicht wird, ist in D. R. P. 184108 beschrieben.
Um beim Brennen des Gipses Überhitzung zu vermeiden, arbeitet man unter hohem Vakuum
bei Temperaturen von 90-150 0 und saugt den entweichenden Wasserdampf ab. (D. R. P. 823 622.)
Nach E. P. 1684:68 führt man das natürliche oder künstliche wasserhaltige Calcium-
sulfat kontinuierlich in ein 190-215° heißes Druckgefäß ein, wodurch ohne Dampfzufuhr ge-
nügend Dampf gebildet wird. Die Kondensation des letzteren muß ebenso wie das Wiederaua-
krystallisieren des Sulfates verhindert werden.
Ein Verfahren zum Erbrennen von langsam bindendem 8tuckgips aus Gipssteinkörnern
bestimmter (köße in besonderer Apparatur ist in D. R. P. 801932 beschrieben.
Zur Herstellung von bindefähigem Gips unter Ausschluß des Brennene erhitzt man da.s
Rohmaterial beliebiger Herkunft (Gips oder Calciumsulfat) mit Wasser oder Salzlösungen über
100°, entwässert ihn so und trocknet die nach Trennung von der Flüssigkeit erhaltenen Krystalle
bei Temperaturen nicht unter 80°. Außer den genannten Ausgangsstoffen lassen sich auch Bruch-
stücke von Gipsformen oder der Abfallgips chemischer Prozesse verarbeiten. (D. R. P. 101462.)
ErdalkalimetaHverbindungen. 819
Zur Gewinnung von Calciumsulfat, das nach dem Formen und Erhärten bessere Politur
annimmt als ein Gemenge von Gips und Kalk, glüht man trockenes mit der zur Neutralisation
nicht ausreichenden Menge Schwefelsäure vermischtes Kalkhydrat. (E. P. 2566/1883.)
In Chem.-Ztg. 1912, 862 berichtet M. v. Glasenapp über die verschiedenen Mittel, die zur
Verzögerung des Abbindens von Gips verwendet werden. Zweckmäßig ist es, langsam
bindenden Stuckgips und schneller bindenden Estrichgips miteinander zu verwenden, und zwar
empfiehlt es sich, für den langsam bindenden Teil einen bei etwa 300 0 gebrannten Gips zu be-
nützen, der mit Wasser zu gleichen Teilen verrührt wird. Oder man verlängert die Dauer des
Abbindens durch Mischen z. B. von 40 g totgebranntem Gips mit 60 g einer 2 proz. Alaunlösung
und erreicht dadurch zugleich höhere Festigkeit und größere Härte. Andererseits ist es nötig,
um einen schnellbindenden Estrichgips zu erhalten, den Rohstein bis zum Glasigwerden zu
brennen (etwa bei 1200--1300°); beim Abbinden entsteht dann neben Gipsdihydrat ein Kalk-
hydrat, das an der Luft allmählich eine Kruste von kohlensaurem Kalk bildet. Zur Erhöhung
der Wasserbeständigkeit brennt man 80 Tl. Stuckgips und 20 Tl. weißen Ton 10 Stunden bei
1200° und erhält durch Anrühren mit Wasser eine sehr langsam erhärtende Masse, die nach etwa
einer Wochs fest wird und im Laufe der Zeit Steinhärte erreicht.
Nach Casentinl, Polyt. Zentr.-Bl. 1869, 1462 verzögert eine gesättigte Bor a x lösung, je nach
der Wassermengs, mit der man sie verdünnt, das Abbinden des Gipses, und zwar bei einer Ver·
Erdalkalimetallverbindungen. 821
dünnung mit 8 Vol. Tl., um 50 Minuten mit 4 Tl., um 3-5 Stunden mit 2 Tl., um 7-10 Stunden
und mit 1 Vol. Tl. Wasser um 10-12 Stunden.
Nach C. Pllscher verzögert auch ein Zusatz von 2-4 % fein ~epulverter E i bis c h w u r z el
zu der Gipsmasse das Abbinden und Erhärten des Gipses erheblich. Durch einen Zusatz von
·8 % dieses Pflanzenschleimes kann man das Hartwerden des Gipses noch länger verzögern und
man erhält eine völlig veränderte besonders zur Herstellung von Rahmen, Dominosteinen und
Schachfiguren, Würfeln, Dosen usw. geeignete leicht bearbeitbare Masse. (DingI. JODrn.191, 844.)
Ein langsam bindender, politurfähiger und wetterfester Baustoff wird nach D. R. P. 118877
erhalten, wenn man ein Gemisch von 1500 g Borax und 150 g Magnesia erwärmt und der er-
kalteten Masse 75 kg Gips zusetzt. Dieses Gemenge wird ebenso wie Zement mit reinem Wasser
unter Zufügung von Sand, Marmorstaub u. dgl. verarbeitet, doch ist Sandzusatz nicht anzu-
empfehlen, wenn starke Politurfähigkeit verlangt wird.
Um das Abbinden von Gips zu verzögern setzt man ihm nach D. R. P. 198 100 vor oder
nach dem Brennen zwischen 0,1 und 1% eines Alkaliphosphates zu. Die Verzögerung des
Abbindens beträgt das Doppelte bis Vierfache der sonstigen Zeit. Ein ohne Zusatz in 71/. Minuten
abbindender Gips bindet bei Zusatz von 0,1% (weiter bis 0,7%) saurem Natriumammonium-
phosphat erst in 2 bzw. 19, bzw. 25, bzw. 31 Minuten ab.
Nach Cramer, Chem.-Ztg. 1912, 862 verzögert ein Zusatz von Seifenwasser das Ab-
binden des Gipses erheblich. .
Die aus Gips, Kreide und Leim bestehende Gußmasse, die man zur Herstellung von Bilder-
rahmen, Omamenten und Figuren benützt, erhärtet trotz verschiedener Zusätze (Alaun, Blei-
zucker) erst in etwa 7 Stunden. Nach D. R. P. 60 728 soll die Erhärtung dieser Massen bedeutend
schneller vor sich gehen, wenn man ihnen Alkalisulfate oder -bisulfate oder -carbonate, besonders
aber Chromalaun zusetzt oder die Formen mit Leinwand auskleidet, die mit Lösungen dieser
Salze getränkt ist. Dadurch erreicht man zu gleicher Zeit, daß die oberflächlichen Schichten
der Masse von den Salzen kaum durchdrungen werden, was besondere Wichtigkeit für die ev.
folgende Vergoldung besitzt.
Um Gips bloß zu härten, ohne ihm wasserdichte Eigenschaften zu verleihen, genügt es,
dem Gipsbrei nach Farbe und Lack 1912, 888 eine konzentrierte GI a u be r s a I z lösung zuzu-
setzen. Diese Masse erstarrt dann zu einer steinharten Komposition, doch hat der Zusatz den
Nachteil, daß er auch das Abbinden des Gipses beschleunigt; wenn man daher nur härten will,
genügt es, den fertigen Gipsgegenstand mit konzentrierter Glaubersalzlösung zu überstreichen,
solange der Gips die Lösung aufnimmt.
Zum Hydratisieren von Anhydrit oder totgebranntem Gips befeuchtet man die ge
mahlenen Stoffe mit soviel Wasser, als dem herzustellendem Gips zukommt, fügt ferner Keime
von dem gewünschten Gipsprodukt und weiter Kochsalz oder andere Katalysatoren zu und preßt
die Masse in Formen, und zwar unter einem Druck von 1500 kg pro qcm, zur völligen Umwande.
lung in Gips nach 12 Stunden oder unter einem Druck von 300-400 kg, wenn man ein Gemenge
von Gips und Anhydrit erhalten will. (D. R. P. 1941J16.)
Zur BereitUng von Gipszement sintert man ein Gemisch von natürlich vorkommendem
Anhydrit mit 73,5% Kalkstein oder Kreide und mahlt das Produkt. (Ber. 1874, 134.)
Zur Herstellung eines in wenigen Stunden gut erhärtenden Mörtelstoffes, aus dem allein auch
nach 30 Stunden erst s~hwaches Abbinden zeigenden Anhydrit, v~rmahlt man ihn mit 2,5%
Ca I c i um h y d r 0 x y d oder Portlandzement, Kalk, Schlackenzement oder auch Bausteinabfall,
soweit diese Putz· und Mörtelschutzmassen noch freies .Kalkhydrat enthalten. Die Abbindung der
Masse erfolgt in 4 höchstens 7 Stunden, und gegossene Stücke zeigen dann nach 24 Stunden eine
Zugfestigkeit von 7-8 kg/qcm, die sich nach 28 Tagen bis auf 30 kg/qcm erhöht. (D. R. P. 812 239.)
Dasselbe Resultat erzielt man nach F. Hartner, Zeitscbr. f. angew. ehern. 33, 175, wenn
man den Anhydrit äußerst fein mahlt. .
Druckfestigkeitsproben mit diesem Leukolith, der besonders schnell erhärtet, wenn man
ihm etwas Kalk oder Zement zusetzt, ergaben bei Abwesenheit von Sand 450 kg/qcm und darüber.
(H. Sachse, Tonlnd.-Ztg. 44-, 1017.)
Ein Anhydritmörtel erhält nach Norw. P. 33114 einen Zusatz von alkalischen Stoffen.
Nach Arrondelle, Ref. in Jahr.-Ber. f. ehern. Teehn. 1858, 227 kann man den zum Gießen
von Gegenständen verwendeten Gips geschmeidiger und fester machen, wenn man ihn statt
mit Wasser, mit einer wässerigen Lösung von 2 Tl. Gelatine und 1 Tl. Ammoniakalaun in 100 Tl.
Wasser anrührt. Die Form wird dann zunächst mit diesem dünnen Gipsbrei bestrichen, worauf
man auf die feuchte Schicht ein Gewebe auflegt, dann wieder mit Gips überstreicht, abermals
mit Gewebe bedeckt usf.
Zur Herstellung einer Trockenstuckrnasse vermischt man nach D. R. P. 49677 einen
Kleister von Eibischwurzel· und Kastanienmehl mit gleichen Teilen fein gesiebter Sägespäne
und Stuckgips zu einem dicken Brei, den man in Formen etwa 3--4 mm stark aufträgt und mit
einer in die Masse eingedrückten präparierten Leinwandeinlage verbindet.
Zur Gewinnung von Stuckgips besprengt man den im Dampf oder Wasser erhitzten und
dann getrockneten Gips noch heiß mit Leimwasser, Borax· und Alaunlösung im Gemenge
oder einzeln und setzt dem nach dem Verdampfen der Flüssigkeit zu mahlenden Produkt behufs
Regelung der Abbindezeit Kalk zu. (D. R. P. 229698.) .
Zur Herstellung von glänzendem Gipsstuck vermahlt man Gips oder Kalk nach D. R. P.
80826 mit eiweißhaltigen Stoffen in trockenem oder nassem Zustande, setzt noch Gips zu und formt.
Eine mörtelartige Masse, die sich wegen ihrer schlechten Wärmeleitungsfäbigkeit besonders
zum Verputzen von Wänden eignet, erhält man nach D.R.P. 69 874 durch Verkochen von Sulfit·
celluloseablauge mit Leim und Verrühren des erkalteten Gemenges mit Gips, Faserstoffen und
Sand oder Marmor- oder Schieferpulver.
Zur Herstellung von Gipsgegenständen mischt man dem Gips nach D. R. P. 84889 eine
geringe Menge M e las s e oder Kartoffelschlempe zu, wodurch sein Erstarren verzögert, leichtes
Herstellen der Formen ermöglicht und bequemes Herauslösen der Formstücke erzielt wird.
Zur Herstellung künstlicher Zierstücke für Möbel gießt man eine Mischung von weißem
Marmorzement und Gips, der man zur Erhärtung und zur leichteren Verbindung mit Holz Melasse
und Dextrin zugesetzt hat, in Leimformen. (D. R. P. 185055.)
Über den weißen Zement Tirnofejews, der aus Stukkaturgips besteht, dem 114.0 bis 1/20 Tl. seines
Gewichtes von einer Mischung gleicher Gewichtsteile Wasserglas undSäuredextrin zugesetzt ist,
siehe M. v. Glascllapp, Chern.-Ztg. Rep. 1909, 161.
Nach D. R. P. 65 263 setzt man der Masse, um politurfäbige Gipsabgüsse zu erhalten, vor
dem Abbinden oder vor dem Erhärten Erd ö I oder auch konzentrierte Salzlösungen zu, denen
der Gips bei der kurzen Einwirkungszeit kein Wasser zu entziehen vermag.
Zur Herstellung einer Trockenstuckmaße setzt man einer Mischung von Gips, Kreide, Gelatine
und Wasser während des Abbindens soviel einer Emulsion von Paraffin oder Fett und Ricinusöl·
sulfosäure oder einem anderen wasserlöslichen Öl zu, und fügt weiter noch Harz oder venezia·
nischen Terpentin bei, daß nach dem Abbinden eine Wasser nicht mehr ansaugende Masse ent·
steht. Eine derartige auf dem Kalk. oder Zementverputz der Decken oder Wände festhaftende
Masse erhält man z. B. durch Ver kneten von 1 Tl. einer Emulsion aus 30 Tl. Paraffin, 20 Tl.
Türkischrotöl, 20 Tl. Gelatine und 80 Tl. Wasser mit 2 Tl. Gips oder Kreide. (D. R. P. 184 109.)
Zur Herstellung einer Modelliermasse, die nach 1-2 Tagen erhärtet und dann Gips.
härte, jedoch ~ößere Widerstandsfähigkeit zeigt als Gips, mischt man 0,4 Tl. Kreide mit 0,5 Tl.
gebranntem GIpS und etwas Zinkweiß einerseits, ferner 0,33 Tl. Leinsamenaufkochung, je 0,2 Tl.
Mohnöl, Lack und dünnen Leim mit 0,1 Tl. Kreide und etwas Zinkweiß und Gips andererseits
und mischt diese beiden Massen vor dem Gebrauch im Verhä.ltnis 2 tl oder 3 I 1. (D. R. P.1S'Z '164.)
Zur Herstellung einer auf jedem Stoff (Holz, Glas, Kacheln), auch a.uf feuchten Wänden
gut haftenden Stuckmasse, die sich bei Tempera.turänderungen nicht ablöst, versetzt man ein
Gemenge von Gips und kohlensa.urer Magnesia nach D. R. P. 201809 mit einer Lösung von
Erdalkalimetall verbindungen. 823
Kautschuk in Benzol, ferner mit venezianischem Terpentin und Sichelleim. Man verdünnt mit
Wasser, erhitzt bis zum Aufkochen und mischt die Gallerte mit Gips, der etwa 2% kohlensaure
Magnesia enthält.
Eine Schwefel- bzw. Harzgipsmasse, die zur Herstellung abwaschbarer und bemal-
barer Formgegenstände, ferner als Schwefelersatz in Schädlingsvertilgungsmitteln und als Zusatz
zu gewissen Sprengstoffen dienen kann, brennt man Gips bei Gegenwart von Schwefel bzw. 2%
Kolophonium oder einem anderen Harz. Bei Gegenwart von kohlensaurem Kalk im Gips setzt
man dem erhaltenen Produkt während der Mörtelbereitung etwa 1 % Alaun zu. (D. R. P.147 895.)
Vgl. Bd. 11 (650).
dient, wobei wieder Magnesiumchlorid entsteht, das im Kreisprozeß zum Aufschließen neuer
Rückstände dienen kann. Man kann auch Magnesiumoxyd und Strontiumchlorid in alkalischer
Lösung mit Kohlensäure behandeln und so die Umsetzung zu Strontiumcarbonat und Magnesium-
chlorid vollziehen. (D. R. P. 150543.)
Zur Gewinnung von Bar i um chlor i d leitet man Chlorwasserstoffgas über das glühende
Gemenge von Schwerspat und Kohle. (D. R. P. 19188.)
Zur Verwertung von Calciumchloridlaugen und zur gleichzeitigen Gewinnung von Barium-
und Strontiumchlorid aus den entsprechendpn Sulfaten verschmilzt man z. B. Schwerspat
mit 50% Kohle und 10% Calciumchloridlauge gemischt während 24 Stunden bei 900°, laugt das
gebildete Bariumchlorid erschöpfend aus und entschwefelt die Lauge durch Einblasen von Luft
(Umwandlung der Sulfüre in Hyposulfite) und folgendes Erhitzen der Flüssigkeit mit Calcium-
carbonat zur Umwandlung der Hyposulfite in Sulfate. Die reinen Bariumchloridlaugen werden
dann auf festes Salz oder Bariumnitrat verarbeitet. (Ref. in Jahr.-Ber. 1889, 443.) .
Zur Herstellung von Chloriden der alkalischen Erden schmilzt man ihre Sulfate mit Magne-
siumchlorid, kühlt die Schmelze plötzlich ab, um eine Umkehrung der Reaktion zu vermeiden,
und entzieht dem gepulverten Produkt die in der Menge von 85-90% gebi'deten Chloride,
z. B. des Bariums oder Strontiums, mit Wasser. (D. R. P. 243074.) .
Zur Gewinnung von Bari umchlorid aus Schwefelbari um und Magnesiumchlorid bei
gleichzeitiger Gewinnung reiner Magnesia vollzieht man die Umsetzung nach der Gleichung
BaS + MgCI s + 2 HaO = BaCl 2 + Mg(OH)2 + H 2S
in wässeriger Lösung im Autoklaven unter Druck und Erhitzung auf schließlich 133°, filtriert die
Bariumchloridlösung von der Magnesia und dampft jene zur Trockne. Das Verfahren ist zugleich
geeignet, die Abfallaugen der Kaliindustrie zu beseitigen. (D. R. P. 186738.)
Bei der Herstellung von Bariumchlorid aus Bari umsulfid und Chlor wird die Anordnung
so getroffen, daß die sekundäre Reaktion zwischen dem zunächst abgeschiedenen elementaren
Schwefel und dem freien Chlor möglichst hintangehalten wird, so daß sich nur wenig Schwefel-
säure bildet. (A. P. 1167 061.)
Zur Herstellung von Bariun1chlorid setzt man Bariumcarbonat mit konzentrierter Cal-
cium- oder Magnesi umchloridlösung um und erhält so bei 200° ein etwa 83% Chlorbarium
und 17% Magnesia oder Kalk enthaltendes Gemenge, das durch Behandlung mit Wasser leicht
getrennt werden kann. Dieses Verfahren der Aufarbeitung der Erdalkalicarbonate mit Ammoniak-
soda- oder Kaliendlaugen ist in D. R. P. 36388 erstmalig beschrieben worden.
Oder man rührt 250 Tl. technisches Bariumcarbonat mit 411 Tl. Calciumchlorid (krystalli-
siert mit 6 aq) in konzentriert wässeriger Lösung mehrere Stunden bei 80°, saugt die Lauge ab
und extrahiert aus dem kalkhaltigen Rückstand das Bariumchlorid mit heißem Wasser. Diese
Laugen läßt man auskrystallisieren, während die mit Chlorba.rium gesättigten Arbeitslaugen zu
weiteren Ansätzen verwendet werden. (D. R. P. 257 277.)
über die Chlorbari umgewinnung siehe die praktische Vorschrift von Stelnau in Chem.-Ztg.
1922, 400.
Die Gewinnung des Bariumnitrates wurde in Bd. IV. [265], jene des Bariumsuper-
oxydes ebd. [113) aufgenommen.
Sauerstoff abgibt und gleichzeitig die entweichende Kohlensäure mitnimmt. Das entweichende
Gas ist sehr sauerstoffreich und eignet sich nach Entfernung der Kohlensäure zum Regenerieren
des Superoxydes aus dem Oxyd. (D. R. P. 195287.)
Über Gewinnung von porösem Bariumoxyd aus entwässertem Bariumoxydhydrat
in einem Ofen, der eine feste 5-10 cm dicke Schutzschicht und zwischen ihr und der Be-
schickung eine lose gleichstarke Schutzschicht aus Bariumoxyd, Bariumperoxyd oder Barium-
nitrat besitzt, siehe D. R. P. 259626.
Zur Gewinnung von porösem Bariumoxyd verarbeitet man ein Gemenge von wasser-
freiem, amorphem Bariumhydrat mit Bariumsuperoxyd oder auch Bariumnitrat, die beim schnellen
Erhitzen auf 600-1000 0 Gase entwickeln, die das sich zersetzende Bariumhydrat äufblähen,
so daß man ein poröses, zur Fabrikation von Bariumsuperoxyd besonders geeignetes Bariumoxyd
von großer Reinheit erhält. Das Gemisch von Bariumhydrat und unschmelzbarem, aber gasab-
gebendem Bariumsalz wird am besten auf einer Lage von ungeschmolzenem Bariumox,yd im
Muffelofen erhitzt. (D. R. P. 269239.)
Bei der Gewinnung von Bariumsulfid und Bariumoxyd bzw. Bariumcarbid aus
Bari umsulfat und Kohle im elektrischen Ofen erhält man aus einer Schmelze von 100 Tl.
Bariumsulfat und 28 Tl. Kohle unter Zusatz von 7 Tl. Natriumsulfat, das sich während der Reak-
tion in Natriumsulfid umsetzt, 90,3% Bariumsulfid, 3,8% Bariumoxyd, 2,6% Bariumcarbid,
1,8% Natriumsulfid und nur 1,5% wasserunlösliche Rückstände, so daß sich das lockere, leicht
zerreibliche Produkt viel besser wie das Schwefelbarium allein zur Entzuckerung der Melasse
eignet. (D. R. P. -256854.)
Zur elektrochemischen Gewinnung von Oxyden der Erdalkalien aus den Sulfaten und
Carbonaten elektrolysiert man diese sonst unschmelzbaren Salze mit Alkalisalzen als Flußmittel
in schmelzflüssiger Form so, daß die Alkalisalze unverändert bleiben und durch Zusatz neuer,
dem abgeschiedenen Erdalkalioxyd äquivalenter Mengen Carbonat oder Sulfat die Zersetzung
zu einer kontinuierlichen gestaltet wird. Man vermag so ein Gemisch von Bariumcarbonat und
Kochsalz unter Abscheidung von Bariumoxyd an einer Eisenkathode, mit Graphit als Anode,
mit einer Stromausbeute von 90-95% zu verarbeiten. Man elektrolysiert z. B. mittels einer
Achesongraphitanode und einer trommelförmig ausgebildeten, drehbaren Eisenkathode ein in
einem Schamottetiegel bei Rotglut geschmolzenes Gemenge von 50 Tl. Bariumcarbonat und 10 Tl.
Kochsalz bei 8-10 Volt Klemmenspannung mit 80-100 Amp. pro' qdm. Unter Kohlensäure-
entwickelung (Chlor entsteht nicht einmal in Spuren) scheidet sich aus der schäumenden Masse
an der Kathode schuppenförmig Bariumoxyd ab, das mit einem Gehalt von etwa 1/. metalli-
schem Barium kontinuierlich entfernt wird. Durch fortschreitendes Eintragen von Carbonat
oder Sulfat in die Schmelze kann man die feuerflüssige Elektrolyse ununterbrochen fortführen.
(D. R. P. 263613.)
ind•• Ztg. uno, 789.) Im überhitzten Wasserdampf wird kohlensaurer Kalk sc:hon bei 790 0 völlig
gebrannt, während uhne Dampf bei der gleichen Temperatur nur 30% in Ätzkalk übergehen.
(A. Herzfeld, Z. f. Zuckerind. 1897, Sonderdruck.)
Zur überführung von Calciumcarbonat in Calciumoxyd setzt man ersteres plötzlich einer
hohen Temperatur aus, so daß das Material staubartig fein zerfällt, und erhitzt die Masse
dann noch genügend lange Zeit weiter. (A. P. 1379107.)
Nach Norw. P. 30 821 läßt man den zu brennenden Kalkstein als feines Pulver in einem auf-
steigenden hocherhitzten Gasstrom zu Boden fallen.
Nach Norw. P. 30801 erhält man durch Erhitzen von Kalkstein in Wasserstoffstrom bis
zur Spaltungstemperatur des Carbonates neben Ätzkalk auch Formaldehyd.
Als Ausgangsmaterial dienen dichter oder weicher Kalkstein, Muschelkalk, Kreide oder
auch Dolomit, doch liefert letzterer nur Kalk für Luftmörtel, ebenso wie Kalksorten, die größere
Mengen anderer Stoffe, besonders Ton, enthalten, gebrannt Produkte geben, die in dem Maße
schlechter ablöschen, je größer die Menge der Fremdstoffe ist. Kalksteinsorten mit mehr als
5% Ton sind auch zu Luftmörteln nicht mehr zu brauchen. Das erhaltene reine weiße Calcium-
oxyd schmilzt unter Atmosphärendruck erst bei Temperaturen von etwa 2000°, verdampft, wenn
man im Vakuum arbeitet, ohne zu schmelzen, kondensiert sich in NadelfOJ;m bzw. krystallisiert
aus dem geschmolzenen Zustande regulär in wenig reaktionsfähiger Form. Über die Verwendung
des Calciumoxydes zum Drummondschen Kalklicht siehe [414J. Es reagiert mit Kohle bei
der Temperatur des elektrischen Ofens unter Bildung von Calciumcarbid (Bd. IV [163J), mit
Wasser entsteht unter starker Wärmeentwickelung Calci umo xydhydrat Ca(OH)2' gelöschter
Kalk, ein weißes, stark hygroskopisches Pulver von hochbasischen Eigenschaften, das sich zu
1,1 % in Wasser von 20 0 löst (Kalkwasser), dessen Löslichkeit jedoch steigt, wenn man dem Wasser
Salze wie Salmiak, Calciumchlorid oder Kochsalz oder hydroxylhaltige Körper wie Glycerin oder
Rohrzucker zusetzt. Mit Sand und Wasser zum Teig verrührt gibt das Calciumoxydhydrat den
Mörtel, der als wichtigster Baustoff und Kitt für Bausteine dient. Der aus Elbingeroder Kalk-
stein mit 99% Calciumcarbonat gebrannte und gelöschte Ätzkalk gilt in Deutschland als Normal-
kalk.
Zur Herstellung von sehr reinem, weißem und sandfreie m kohlensaurem Kalk auf nasse m
Wege sättigt man im Sinne der Gleichung
2 NH,CI + Ca(OH)z = CaCl! + 2 NH a +
2 HIO
30proz. Salmiaklösung mit Ätzkalk, filtriert von dessen überschuß und den mitausgefällten Ver-
unreinigungen und leitet nun über die Sättigungsgrenze unter Druck Kohlensäure in das Filtrat,
so daß nach der Gleichung
CaCl 2 +
2 NH s +
2 HzO +
CO 2 = CaCOs +
2 NH~Cl + HzO
wiederverwendbares Ammoniumchlorid entsteht. (D. R. P. 334014.)
Außer den oben genannten Kalksorten werden auch Dolomit, Muscheln, Wiesenkalk und
verschiedene industrielle Abfallkalksorten, namentlich Schlämme, auf Ätzkalk verarbeitet.
Über die Bereitung von Kalk aus Muscheln berichtet R. Neumann in Tonind••Ztg. 40, 80.
Ein Kalkungsmittel gewinnt man durch Glühen von rohem Kalk mergel unter vermindertem
Druck bis zur Bildung einer Ätzkalkkruste und folgendes MiSchen des Produktes mit derselben
Menge eines mürbegebrannten Kalkes aus demselben Mergel. Das Gemisch wird schließlich fein
vermahlen. (Norw. P. 31441.)
Zur Verarbeitung von D 0 I 0 mi t mischt man ihn in calciniertem, feingepulvertem Zustande
mit 30-33 grädiger Calciumchloridlösung, filtriert von dem ungelösten Magnesiumoxyd, das
als Ersatz des gerösteten Dolomits in den Hüttenwerken dienen kann, und fällt das Filtrat frak-
tioniert mittels der Ofengase, so daß als erste Fällung reiner kohlensaurer Kalk erhalten wird.
(D. R. P. Anm. G. 30767, KI. 12 m.)
Zur Bereitung des Rohstoffes für Luftmörtel oder hydraulische Mörtel brennt man Dolo-
mi t im Drehrohrofen unter gleichzeitiger Bewegung des Brenngutes und der Feuergase derart,
daß das Magnesiumcarbonat seine Kohlensäure vollständig, das Calciumcarbonat sie etwa bis zur
Hälfte verliert. (D. R. P. 332683.)
Zur Vorbereitung des Wiesenkalkes zum Brennen setzt man ihm Quarzsand zu und erhält
so ein völlig durchgebranntes, nicht zerfallendes Produkt. (D. R. P. 199449.)
Zur Aufarbeitung von Wiesenkalk brennt man ihn durch Entzünden eines getrockneten
Gemisches des Kalkes mit Torf in Öfen oder in Meilern. (D. R. P. 209026.)
Um feinkörnigen Wiesenkalk oder Kalkabfälle der chemischen und Zuckerfabriken oder
Kalkasche, wenn nötig unter Zusatz von Quarzsand, zum Brennen geeignet zu machen, vermischt
man das Material mit gebranntem, gemahlenem oder trockengelöschtem Kalk, der mit dem Wasser
des Ausgangsmaterials einen Kitt bildet, und härtet die zu Steinen gepreßte Mischung an der
Luft oder in Abgasen des Kalkofens, wodurch der zugesetzte Kalk abbindet. Ein evtl. Quarz-
sandzusatz erhöht die Festigkeit der Steine und schützt sie während des Brennens vor dem Zer-
fallen. (D. R. P. 218428.)
Zur Verwertung der Calciumcarbonatrückstände der Ätzalkalifabrikation reinigt man sie
in Form einer zu dünner Milch angeschwemmten Suspension mechanisch durch Sieben und erhält
Erdalkalimetallverbindungen. 829
das Carbonat so als unfühlbares, amorphes Pulver, während Calciumhydrat und vielfache Ver-
unreinigungen weggeschwemmt werden bzw. auf den Sieben verbleiben. Das Produkt eignet sich
zur Fabrikation weiß glasierter Tonwaren und ferner als Füllmittel für Papier, Kautschuk,
Seife, Linoleum und Kunstrnassen. (D. R. P. 111 827.)
Über die Regenerierungsmethoden für den bei der Fabrikation von Ätzalkalien anfallenden
Kalk und seine Verwendung siehe auch J. H. Payne, Ref. in Zeitscbr. f. angew. Cbem. 28, 521.
Nach im Segerschen Laboratorium ausgeführten Untersuchungen ist der Kohlensäure-
abfallkalk mit einem Trockengehalt von 96,95% CaO dem reinen Weißkalk völlig gleich-
wertig und eignet sich wie dieser für alle Anwendungsgebiete. (Tonind.-Ztg. 1911, 754.)
Zur Verhütung des Mitgehens von Kalkstaub mit den Schornsteingasen beim Brennen von
Kalkschlamm setzt man ihm vor dem Einführen in die Brenntrommein Kochsalz, Soda oder
Glimmer bei, die bewirken, daß der Kalk sich in Stücke ballt. (D. R. P. 313595.)
R. Scbumann erhielt durch Vermischen von Carbidschlamm mit 40% Bausand einen
die Verbindung von Steinen gut bewirkenden Mörtel und es wäre darum wünschenswert diese
Verwendungsmöglichkeit des Schlammes ins Auge zu fassen, ebenso wie es sich empfehlen würde,
Wasserreinigungsversuche mit ihm anzustellen, da er trotz seines Gehaltes an phosphorsauren
Salzen als Düngemittel nicht verwendbar ist. (Cbem.-Ztg. 39, 43.) Vgl. D. R. P.167 558 u. [649].
Zur Herstellung von festem Calciumoxyd aus Calciumhydratschlämmen brennt man die aus
dem evtl. vorher zum Teil entwässerten Calciumhydratschlamm gepreßten Formlinge. Es lassen
sich nach diesem Verfahren auch Schlämme verarbeiten, die von der Zersetzung des Calciumcar-
bides oder Kalkstickstoffes herrühren. (D. R. P. 320422.)
Für verschiedene Zwecke, namentlich in der Cyanidlaugerei, verwendet man den Kalk
als trockenen, gelöschten Kalk, der haltbarer ist als ungelöschter Kalk, da die Kohlensäure
nur langsam und dann nur oberflächlich aufgenommen wird: er kann wegen seiner Feuerungefähr-
830 Metalle und Minerale.
lichkeit in Holz oder Papierbehältern aufbewahrt werden. Der Trockenkalk läßt sich überdies in sehr
feine Pulverform bringen (90% durch ein 200-Maschensieb), so daß man das Kalkhydrat ohne Vor-
behandlung mit dem Erz vermengen kann. Schließlich enthält dieser trockene, gelöschte Kalk
weit weniger Verunreinigungen als der stückige, gebrannte Kalk, der Asche, Kohleteilchen,
Silicate und ungebrannten Kalkstein einschließt, die dann alle zum Teil (Kohle) zersetzend auf
das Cyanid einwirken und so Anlaß zu Edelmetallverlusten geben. (R. K. Meade, Ref. in Zeitsehr.
f. angew. Chem. 28, 3.)
Nach D. R. P. 16815 bringt man Kalk zur Herstellung von trockenem Kalkpulver, das
sich mit Wasser und Alkohol nicht erwärmt, auf ein bewegtes Sieb und überbraust es mit Wasser
oder feuchtem Alkohol, wobei das entstehende Kalkpulver durch das Sieb fällt und der Wirkung
der Dämpfe entzogen wird.
Trocken gelöschten Kalk stellt man nach D. R. P. 151949 her aus Kalk, der mit einer
größeren Menge Wasser gelöscht wurde als zur Bildung von Calciumhydroxyd nötig ist, durch
Versetzen mit soviel Ätzkalk, als die Bindung des überschüssigen Wassers unter Bildung von
trockenem Kalkhydroxyd erfordert. Gute Resultate erzielt man z. B., wenn man 4 Tl. eines
Kalkbreies aus 1 Tl. Ätzkalk und 2 Tl. Wasser mit 3 Tl. gemahlenem Ätzkalk verrührt.
Zur Herstellung staubförmigen Kalkhydrates behandelt man ungelöschten Kalk zwecks
Bildung von Kalkhydrat mit feuchter Luft, leitet einen erhitzten trockenen Luftstrom über die
Masse und bläst das gebildete Kalkhydrat in eine Absetzkammer, worauf dasselbe Verfahren wieder-
holt wird. Man erzielt so völlige Ablöschung des Kalkes, da nur die staubfeinen gelöschten Teile
von der Luft mitgenommen werden, während die schweren, feuchten oder nicht durchgebrannten
Körner liegen bleiben. (D. R. P. 193825.)
Über Herstellung von staubförmig gelöschtem Kalkhydrat in ununterbrochenem Betriebe
in Mauerwerk-Löschschächten siehc D. R. P. 208181. Nach einer Abänderung wird der aus dem
Schacht unten abgezogene Kalk von dem ungelöschten Grieß abgesiebt, den man dem erst zu
löschenden Kalke beigibt, dessen Löschenergie die Ablöschung auch jener grießigen Teile bewirkt,
so daß man schließlich einen gleichmäßig gelöschten, rückstandfreien, treibsicheren Trocken-
kalk gewinnt. (D. R. P. 226934.)
Zur Herstellung gepreßter Ätzkalkkörper formt man ein Gemep.ge von gelöschtem Kalk
und Humussäure (Casselerbraun, Torf, Braunkohle) in alkalischer Lösung und brennt die Form-
linge bei einer Temperatur, die hinreicht, um das beigemengte und das chemisch gebundene Wasser
auszutreiben. (D. R. P. 201405.)
Der durch hydraulisches Pressen in Würfeln von 20 cm Kantenlängen erzeugte, in den Handel
gebrachte Preß kalk hat gegenüber dem Stückkalk den Vorzug längerer Haltbarkeit, leichter
Beförderungsfähigkeit, geringen Raumbedarfs, leichter Nachprüfbarkeit des Gewichtes, keiner
Staubentwicklung und der Fähigkeit, sehr schnell fast explosionsartig ablöschbar zu sein. (F. Neu-
merkel, M. f. Portlandzement-Ind. 2, 336.)
Zur Verpackung trockengelöschten Kalkes verwendet man nasse Säcke, deren Poren
sich sofort vollständig verstopfen, so daß der Kohlensäurezu.tritt verhindert wird. (H. Seger
und E. Cramer, Tonind.-Ztg. 1903, 1457.)
Durch vergleichende Versuche wurde festgestellt, daß in Fässern aufbewahrter Handelskalk
in grob gemahlenem Zustande wesentlich weniger durch Aufnahme von Feuchtigkeit und Kohlen-
säure leidet, als man gewöhnlich annimmt, da die bald entstehende dünne Carbonat- bzw. Hydrat-
schicht das tiefere Eindringen von Feuchtigkeit und Kohlensäure verhindert. Der gebrannte
Kalk kann zur Lagerung sogar in gepulvertem Zustand auf Haufen geworfen werden. Selbst
im Freien kann man den Kalk so dem Regen aussetzen, da die äußerlich entstehende Carbonat-
schicht eine undurchdringliche Decke bildet. (J. C. Whetzel.)
Der Sand wirkt nur mechanisch in der Weise, daß er den Zutritt der Kohlensäure und damit
die Erhärtung des Mörtels (Bildung von Calciumcarbonat) erleichtert bzw. beschleunigt; jeden.
falls wird reiner Quarzsand von Ätzkalk bei gewöhnlicher Temperatur chemisch absolut nicht
angegriffen, sondern es ist die amorphe Kieselsäure, die der Sand enthält, oder es sind natürliche
Silicate oder deren Zersetzungsprodukte, die mit dem Ätzkalk chemisch reagieren. Für die Mörtel.
bereitung eignet sich daher am besten Sand, der leicht zersetzliehe, insbesondere zeolithische
bzw. durch Säure aufschließbare Silicate enthält. (E. Donatb, Tonlnd.-Ztg. 24, 21 u. 56.)
Zur Gewinnung eines zur Mörtelbereitung geeigneten Sandes trocknet man die Rückstände
der Kaolinschlemmerei und entstaubt das Material auf maschinellem Wege. (D. R. P. 191170.)
Über die Bereitung von Mörtel aus den Sodarückständen im Gemisch mit Schwefelkies·
abbränden siehe Fr. Kublmann, Dingi. Journ. 162, 46.
Nach D. R. P. 270516 wird die Erhärtungsfähigkeit des Kalkmörtels wesentlich verbessert,
Wenn man den Kalk mit Sand, bei Gegenwart von Kryolith oder einem Gemenge von Fluor.
natrium und Aluminiumsulfat, löscht. In der Hitze zersetzt sich der Kryolith, schließt den
Sand auf und gibt an den Kalk Aluminat ab, so daß der Mörtel hydraulische Eigenschaften erhält.
Zur Herstellung von Mörtel schließt man den Sand nach D. R. P. 267681 in der Weise auf,
daß man ihn in ~ubenfeuchtem Zustande mit Kieselfluorwasserstoffsäure übergießt, erwärmt,
das gebildete SiliclUmfluorid in Wasser leitet und die wässerige Lösung der entstandenen Kiesel.
~luorwa.sserstoffsäure und der ausgeschiedenen Kieselsäure dem aufzuschließenden Mörtelsande
In der zweiten Partie zugibt.
Um Sand für Formsande, Kunststeine, Teerpappenbelag, Mauerputzzwecke oder Gipsdielen
zu rauhen und so die Festigkeit der Massen zu steigern, ätzt man ihn durch mehr wöchige Behand.
l~g mit geringen Mengen trichterförmige Ätzungen erzeugender gasförmiger Fluorwasserstoff.
saure. Mit Ammoniumfluorid kann man in einer Drehtrommel, namentlich wenn man gleich·
zeitig erwärmt, denselben Effekt in wenigen Stunden erzielen. (D. R. P. 325613.)
Das zur Mörtelbereitung dienende Wasser soll, wie erwähnt, möglichst salzarm sein und es
empfiehlt sich daher nicht, wie es zuweilen geschieht, Salzlösungen zuzusetzen, da der Zweck,
das Einfrieren des Mörtels zu vermeiden, nicht erreicht wird und die Mauern überdies zu Aus-
blühungen neigen.
832 Metalle und Minerale.
Nach der ursprünglichsten, heute noch auf dem Lande geübten Methode löscht man zur
Mörtelbereitung Fett- oder Weißkalk mittels großer Wassermengen, läßt die Masse dann lange
Zeit in der Grube liegen und mischt nach Bedarf den Kalk mit Sand. Neuerdings übernehmen
eigene Mörtelwerke diese Bereitung und liefern den Putzmörtel in der gewünschten Farbe und
Struktur genau den Anforderungen des Baumeisters entsprechend. Zur Bereitung dieser Putz-
mörtel, besonders der Tro c ke n mö rte I, die ein Gemenge von sorgsam gelöschtem und gemahlenem
Kalk mit Magerungsstoffen darstellen, sind die Eigenschaften des gewählten Kalkes von größter
Bedeutung. Er soll gut binden, sehr ergiebig sein und, wie die besonders geeigneten Dolomit-
kalke, hydraulische Eigenschaften und fetten Charakter besitzen, wobei Maßnahmen zur Er-
höhung der Festigkeit nur für Mauermörtel in Betracht kommen, für Putzmörtel kommt die Festig-
keit weniger in Frage. Zur Verarbeitung gewöhnlicher Weißkalke gibt man Zusätze von Hoch-
ofenschlacke, Traß oder Sand mit löslicher Kieselsäure und ferner harte Gesteine (Granit, Quarzit,
Porphyr, Phonolith und Basalt), aber auch Sedimentgesteine (Marmor, Grauwacke, Schiefer,
und kalkechte Erdfarben, die die Färbung bzw. Körnung des Mörtels hervorrufen, ebenso wie
es für Spezialzwecke Silberkies, glitzender Glimmer, Carborundum und Seemuscheln tun. In
Zeitschr. r. angew. ehern. 1911, 1032 finden sich weitere Angaben von Urbach über Einzelheiten
der Mörtelbereitung, die Entsäuerung des Putzes beim Abwaschen, die Wolkenbildung, die Ver-
wendung von wasserabstoßenden Trockenmörteln usw. V gI. Tonind.·Ztg. 1911, 969.
Zur Herstellung von Trockenmörtel verwendet man den pulverig getrocknete
vorher gesumpften Weißkalk als Bindemittel für die zur Färbung dienenden, sowie die zur
Mörtelbildung nötigen Zuschläge. Die Farbe der so hergestellten farbigen Trockenmörtel wird
weniger ungünstig beeinflußt, als durch den bei Wasserzusatz stärker ätzend wirkenden gebrannten
Weißkalk. (D. R. P. 225206.)
Zur Herstellung von Trockenmörtellöscht man das Gemenge von calciumcarbonathaltigem
Sand und gebranntem Kalk bei Abwesenheit leicht zersetzlicher katalytisch wirkender Chloride
(Magnesium, Calcium, Aluminium, Ammonium, Eisen) in der Wärme bei etwa 80-100°. Es
bildet sich so eine hydraulische Doppelverbindung und zugleich bewirkt die freiwerdende Salz-
säure eine· gewisse Aufschließung des tonigen Sandes, der bisher in der Mörtelindustrie verworfen
wurde, soweit es sich bei diesen Sanden um kalkhaltigen Ton handelt. (D. R. P. 275607.)
Eine Vorrichtung und ein Verfahren zur ununterbrochenen Herstellung von Trocken-
mörteln ans schwerlöschendem Kalk in mehreren Stufen unter Ausnützung der Vorlösch-
wärme zum Fertiglöschen ist in D. R. P. 270649 beschrieben.
Zur Bereitung von treibfreiem Trockenkalk löscht man gebrannten Kalk in 100° heißem Zu-
stande mit überhitztem Wasserdampf in offenen Gefäßen und erhält so ein Produkt, das bis zu
einem gewissen Grade hydraulische Eigenschaften besitzt. (D. R. P. 329943.)
Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß der Trockenmörtel, der ebenso raumbeständig und
-ebensowenig zu Ausplatzungen durch Sprengkörper neigt wie Naßmörtel letzteren bald gänzlich
verdrängt haben wird. (Tonind ••Ztg. 1918, 710.)
Als Kalkmaterial dienen bei der Portlandzementerzeugung weiche oder Tuffkalke, in Eng.
land auch Kreide; magnesiareiche dolomitische Kalke sind ungeeignet.
Zur Verarbeitung von Sodarückständen auf Zement laugt man sie mit Wasser aus,
preßt den von Alkalien und Schwefelverbindungen gereinigten kohlensauren Kalk ab, mischt den
Schlamm im passenden Verhältnis mit Ton, formt, trocknet und brennt das Gemenge. (Ref. in
Zeltsehr. f. augew. Chem. 1888, 338.)
Uber die Bereitung von Zement aus den Sodarückständen im Gemisch mit Schwefelkies·
abbränden s. Fr. Kuhlmann, Ding). Journ. 162, 48.
Der Scheideschlamm der Zuckerfabrikation liefert zur Herstellung von Kalksandsteinen
geeigneten Luftmörtel bzw. mit Lehm gemengt und gebrannt einen hydraulischen Kalk,
der zur Bereitung von Wassermqrtel dienen kann. Wenn das Gemengeverhältnis Kieselsäure
plus Tonerde plus Eisenoxyd zu Kalk so wie 1 zu 2 streng eingehalten wird, erhält man ein Pro·
dukt, das auch zu einem ~ten Zement führt, selbst wenn der Gehalt des Scheideschlammes an
organischen Substanzen bls 10% Trockensubstanz betrug. Diese organischen Bestandteile be·
wirken die Reduktion von Sulfaten und des größeren Teiles des Sulfidschwefels. (D. Zuckerlnd.
1118, 910.)
Zur Gewinnung von Zement aus dem Zuckerfabrikations·Saturationsschlamm setzt man
schon den mit Kalkmilch verrührten Zuckersäften im Saturateur die entsprechende Menge silicat.
haltiger Stoffe zu und brennt den abgepreßten Schlamm wie üblich. Die Reinigung der Zucker.
säfte wird nicht behindert, im Gegenteil sollen sich auch Säfte schon angefaulter Rüben günstig
reinig~n lassen. (D. R. P. 218919.)
Ober die Verwertung der Abfälle aus den Kalksteinbrüchen (Grutz, das ist Kalkstein, Letten
nnd Sand) als Zementrohmaterial siehe Siegemann und Gary, Mltt. v. Materialprüfungsamt 1911,
Ergänzungsheft 1.
Uber die Verwendung von Austernschalen zur Zementerzeugung siehe L. Bermes, Tonind.-
Ztg. 1917, 171.
Auf Grund der Tatsache, daß Calciumsulfat einer Kieselsäure und Kalk enthaltenden, sinte·
r~gsmittelfreien Zementrohmischung als Sinterungsmittel zugesetzt, leichte und durchgreifende
Slnterung der Masse herbeiführt und das Zerrieseln des sich abkühlenden Brenngutes verhindert,
erzeugt man langsam bindende tonerde· und eisenoxydfreie oder arme Zemente in der Weise,
daß man einen Rohsatz aus Kieselsäure, Kalk und Calciumsulfat bis zur Sinterung brennt
und dann malllt. (D. R. P. 289 709.)
Zur Herstellung von Zement oder hydraulischem Kalk erhitzt man Gips oder Anhydrit,
Ton und Kohle unter Einleiten von Wasserdampf zum Glühen, wobei zur Reduktion des Gipses
genügend Kohle im Uberschuß sein muß, so daß man als Nebenprodukt schweflige Säure gewinnt.
(D. R. P. 824670.)
Nach dem Zus.-Pat. erhitzt man zuerst Gips und Ton allein mit Kohle, mahl t das Pro-
dukt und mischt ihm dann erst gelöschten Kalk bei (D. R. P. 828216). Vgl. Bd. IV. [81.]
Der natürlich vorkommende Anhydrit bindet übrigens wie gebrannter Gips in wenigen
Stunden ab und ist daller ein hervorragender Mörtelbildner, wenn man ihn sehr fein malllt oder
t,ringe Mengen Kalk oder Portlandzement zusetzt. Das Produkt kommt als Leukolith in den
ndeI. (F. Bartner, Zeltschr. f. augew. Chem. 83, 176.)
Al Als tonige Rohstoffe werden kieselsäurereiche (60-70% SiO.), tonerdearme (15-25%
I .Os), eisenhaltige (5-12% FegOs) Tone bevorzugt. Die kieselsäurearmen Kaoline sind abzu-
;!hnen, ebenso wie alkalireiche Ausgangsmaterialien zu vermeiden sind, da Alkali die Sinterungs.
mperatur herabsetzt.
53*
836 Metalle und Minerale.
Portlandzement wird durch einen Gehalt von bis zu 8% Magnesia in seiner physikalischen
Eigenschaft kaum verändert, höhere Zusätze bewirken raschen Abbindungsbeginn und langsame
Abbindezeit, ferner anfänglich geringe Festigkeit der erzeugten Mörtel, die bei längerer Lagerung
gleiclvnäßig zunimmt. (Vgl. dagegen R. Dyckerhoff, Zeitsehr. I. angew. ehem. 1892, 420.)
"Über die Eigenschaften von Portlandzement mit hohem Magnesiagehalt, der jedoch
höchstens 5% der ganzen Masse betragen soll, siehe die ausführlichen Angaben in Zement 4,
31, 43, 01 u. 00.
Die Rohstoffe werden trocken gemahlen, von natürlicher Feuchtigkeit befreit, weiter bis zur
Staubfeinheit zerkleinert und mit Wasser zu Ziegeln brikettiert, die dann in Ringöfen, neuerdings
fast ausschließlich in Drehöfen, schließlich bei Gelbglut zu harten Klinkern gesintert werd8n. Diese
werden zu Mehl gemahlen, das in Silos gelagert wird.
zunächst bis zur Hydratisierung des Monocalciumsilicates, das teilweise entwässert ist und dann
erst bis zur Reaktion zwischen freier Kieselerde und Kalkhydrat. (D. R. P. 284221 und 285 098.)
Zur Herstellung von Mörtelkalk mit wasserhärtenden Eigenschaften aus reinem silicat-
freien Kalk lagert man ein Gemenge von rückgewandeltem gebranntem Kalk, der durch längeres
Lagerr> an der Luft hydratisiert und carbonisiert ist, mit frischem, gebranntem und wassergetränk-
ten Kalk in Silos, wobei unter Wärmeentwickelung ein Kalk entsteht, der, wie Wasserbindekalk,
in Mörtelform an der Luft in kurzer Zeit erhärtet. (D. R. P. 302319.)
Zur Herstellung eines die hydraulischen Eigenschaften und die Festigkeit von Kalkmörtein
erhöhenden Zuschlages brennt man ein ton- und kalkhaltiges Gemenge mit 25-30% Calcium-
carbonat unter Zusatz von Calci umchlorid als Sinterungsmittel unterhalb der Sinterungs-
temperatur der Ausgangsstoffe zu einem träge init Wasser reagierenden Erzeugnis, mischt dieses
Produkt im Verhältnis von 25-75% mit Kalk und verarbeitet dieses Gemenge wie üblich mit
Sand. (D. R. P. 804855.)
Zur Gewinnung von Zement verschmilzt man Tonschiefer oder Feldspat mit etwa 50% CaO
enthaltendem kohlensaurem Kalk, und zwar in reduzierender Atmosphäre, und bringt in die
Schmelze Magnesiumsulfat oder ein anderes Alkali- oder Erdmetallsalz ein. Zugleich muß
soviel Ralogensalz, z. B. Calci umchlorid, vorhanden sein, daß das vorhandene AllQ!.li gebunden
und bei der niederen Temperatur, die durch den Kalkgehalt gegeben ist, verflüchtigt werden kann.
Man erhält so nach diesem D. R.P. 329406 in einem ProzeßZement und Kalisalze. Vgl.Bd.IV [26].
Zur Gewinnung von Zement oder hydraulischem Kalk mit sch wefliger Säure als Neben-
produkt glüht man ein Gemisch von Gips mit 10% Kohle und überschüssigem Ton bei Gegen-
wart von Wasserdampf und erhält so nach dem Mahlen handelsfertigen Zement bzw. hydraulischen
Kalk, und da zugleich die Reaktion 3CaSO,+ CaS = 4CaO+ 4S0, vor sich geht, zugleich Schwefel-
dioxyd, das auf Schwefelsäure oder Schwefel verarbeitet werden kann. (D. R. P. 324570.)
Zur Herstellung des sog. Keene - Zementes brennt man fein gemahlenen Gips im innen
befeuerten Drehrohrofen kontinuierlich und neutralisiert die aus dem Ofen austretende Masse
mit Kalk. (A. P. 1370968.)
Raumbeständige, zementähnliche, hydraulische Bindemittel erhält man auch durch trockenes
Ablöschen eines Gemenges von scharf gebrannten Kalkmergelstüc~en mit Ätzkalkpulver.
Der das Treiben verursachende Ätzkalk wird, soweit er in der gebrannten Masse enthalten ist,
völlig in Kalkhydrat übergeführt, das das rasche Abbinden des viel Tonerde enthaltenden Zementes
verzögert, die Mörtel geschmeidig macht, allerdings auch eine Herabsetzung der Anfangsfestig-
keit bewirkt und die Wassererhärtungsfähigkeit der Mörtel mindert. Zur Aufbesserung der Pro-
dukte setzt man ihnen daher lösliche Kieselsäure oder geeignete Puzzolane zu und erhält dann
auch aus Mergeln mit zwischen 70 und 90% Calciumcarbonat portlandzementartige Bindemittel.
(D. R. P. 300897.) Vgl. D. R. P. 293 825. Dieses die normierten Bedingungen nicht erfüllende
portlandzementartige Erzeugnis, das alsSchwerkalk in den Handel gebracht werdensoll,kann
nach einer Ausführungsform des Verfahrens auch in der Weise erhalten werden, daß man ein
Gemenge von Kalk und Ton scharf brennt, unter Zusatz von Ätzkalk fein mahlt und dann
einem intensiv wirkenden Trock.enlöschprozeß unterwirft. (D. R. P. 801118.)
Siehe die günstige Beurteilung der nach den D. R. P. ~9S 825, 300397 und 301118 herge-
stellten neuen Mörtelstoffe (reines Kalkhydrat und Zementhydrat) durch H. Kühl in Tonlnd.-
Ztg. Un8, 17, 87 u. 58.
Dagegen weisen D. Hall, H. Fabesch und B. Hosmann auf die Wertilosigkeit dieser Verfahren
hin, die überdies mit zum Teil schon verlassenen Arbeitsweisen übereinstimmen und nur die Her-
stellung eines handelsüblichen Zementkalkes bezwecken. (Tonind.·Ztg. 1918, 119, 141, 225, 287
und 247.)
Nach E. P. 27130/10 wird ein den verschiedensten Zwecken dienender, besonders wider-
standsfähiger Mörtel hergestellt aus 200 Tl. Portlandzement, 5-10 Tl. Asbest, 10-30 Tl.
Metallpulver und der nötigen Sandmenge.
Einen seewasserbeständigen Zement erhält man nach E. P. 24086/12 aus 33 Tl. Tuff
und 67 Tl. Zement, oder a.us 30 Tl. Tuff und 70 Tl. Zement, wenn letzterer weniger als 65% Kalk
enthält.
Zementmörtel wird nach D. R. P. 66378 aus gewöhnlichem Zement hergestellt durch
trockenes Vermahlen mit Sand und Vermischen des Mahlgutes mit demselben Magermittel (Sand
oder Kies). Vgl. D. R. P. 71106.
Einen San:dzement erhält man nach A. P. 1367984 durch Mahlen einer abgekühlten
Mischung von heißen Portlandzementklinkern mit in Salzsäure gewaschenem Sand.
Ein vermahlenes Gemenge von 1 Tl. Portlandzement und 3-12 Tl. Qua r z san d besitzt dem
gewöhnlichen Kalkmörtel gegenüber den Vorteil der schnellen Erhärtung, auch ohne Einwirkung
der Luft, in Trocken- sowie auch in Naßbauten. Das Bindemittel schwindet nicht und enthält
kein chemisch gebundenes Wasser, so daß die Gebäude, deren Mauern mit diesem Mörtel auf-
geführt werden, gleich bezogen werden können. (H. Wallin, Tonind.-Ztg. 1896, 18.)
Über die Sandfestigkeit der Zemente und die Abnahme der Festigkeitswerte mit stei-
gendem Sandgehalt, besoriders wenn fettere Mischungen verwendet werden, siehe H. Burchhartz,
Mitt. v. MaterIalprüfungsamt 33, 113.
Feuerstein, der sich nach bloßem Erhitzen auf Rotglut leicht zerkleinern läßt, liefert in der
Menge von 0,25 Tl. einem Gemenge von 1 Tl. Kalk und 3 Tl. Sand zugesetzt, einen sehr guten
hydraulischen Mörtel, ein Gemenge von 1 Raumteil Kalkbrei, 1 Tl. dieses Chalcedonzementes
und 2 Tl. weißen: Sandes gibt einen Putz, der, mit einer kupfernen Reibkeule bearbeitet, dem ge-
schliffenen Marmor ähnlich wird, außerordentliche Härte zeigt und dabei verhältnismäßig billig
herzustellen ist. (D. Ind.-Ztg. 1870, Nr. 39.)
Portlandzement wird in seinen Festigkeitseigenschaften, namentlich aber hinsichtlich der
Wasserbeständigkeit, wesentlich verbessert, wenn man ihm während des Mahlens 1-10% Magne-
siumsilicat in Form von Seifenstein (Talkum) zusetzt. (E. P. 6908/1913.)
Über die Verwendung des bei der Herstellung schwefelsaurer Tonerde erhaltenen Si - Ab-
fallstoffes zur Verbesserung der Festigkeitseigenschaften hydraulischen Kalkes siehe Ton-
IlId.-Ztg. 1917, 469.
Zur Verbesserung von Trockenmörtel aus Kalk und Sand versetzt man ihn im fertigen Zu-
stande mit gelösten oder emulgierten Silicaten, die dann, nicht wie wenn man sie schon bei der
Herstellung zusetzt, keine Gelegenheit mehr haben, sich mit dem Kalk zu reaktionsfähigen Ver-
bindungen umzusetzen. (D. R. P. 293416.)
Feiner, gleichmäßig verteilter Ton erhöht die Festigkeit der Betonmasse erheblich und wirkt
besonders in Form von geschlämmtem Kaolin wie feingemablener Quarzsand. Diese tonigen
Mischungen leiden auch beim Gefrieren nicht in dem Maße, als die tonfreien und auch in ma.gerem
Kiesbeton schadet ein Tongehalt bis zu 0,01 % vom Zuschlagmaterial in keiner Hinsicht. (H. Seger
und E. Cramer, Tonind.-Ztg. 1906, 1628.)
In einem Spezialfall erzielte R. Gaines durch Ersatz des Betonanmachwassers durch
1-2proz. Alaunlösung und weiter durch Ersatz von 5-10% des Sandes durch die gleiche Menge
feingemahlenen kolloidalen Tones in 90 Tagen 100% Festigkeitszunahme des betreffenden
Betons und zu gleicher Zeit eine bedeutende Erhöhung der Wasserbeständigkeit. (Tonlnd.-Ztg.
1908, 41 und 78.)
Zur Herstellung von Mörtel löscht man Kalk zusammen mit fettem Ton und Portla.ndzement
ab, wobei man sich bei Aufarbeitung tonhaltiger Sandarten des durch Waschen des Sandes er-
haltenen tonhaltigen Wassers zum Ablöschen bzw. Einschlämmen des Zementes bedient. Das
innige Gemenge von Kalkhydrat und Tonsubstanz liefert dann in Mischung mit Sand auch bei
geringerem Kalkgehalt ein haftfähigeres und festeres Material als gewöhnlicher Kalkmörtel.
(D. R. P. 204 161.)
Nach D. R. P. 4048 erhält man einen rasch erhärtenden ~ement durchGlühen eines Ge-
menges gleicher Äquivalente Kieselsäure und Ätzkalk mit Chlorcalcium. oder K 0 c h s &1 z 1 ö s u n g;
auch kann man die Kieselsäure zuerst allein mit Chlorcalcium glühen und dann den Ätzkalk
zumischen.
Um die Bindungszeit des Zementes zu verlängern, mahlt man ihn nach D. R. P. 42 344 unter
Zusatz von 0,5-2% Chlorcalcium oder Chlormagnesium.
Lösungen mit bis zu 10% Calciumchloridgehalt lassen sich als Mörtelwasser zu Luft· und
Wasserbauten verwenden, doch empfiehlt es sich, den Gehalt der Lösung von 25% des Salzes
nicht zu überschreiten, auch dann nicht, wenn das Wasser keinen Zutritt zum Mörtel hat. Der
günstige Einfluß der Salzlösungen besteht in der Regelung der Bindezeit, in Erhöhung der An.
fangsfestigkeit und der Widerstandsfähigkeit der Mörtel gegen hohe Wärmegrade. Etwa 5% des
Calciumchlorids können in verdünnten Lösungen durch Magnesiumchlorid ersetzt werden.
(0. v. Blaise, Tonind.-Ztg. 1900, 1734.)
Bei der Bereitung eines wasserundurchlässigen Zementes setzt man den Klinkern während
der Vermahlung außer einer geringen Menge von Wasserglas noch Calci umchlorid oder Calcium·
carbonat zu, wodurch die durch das Wasserglas bewirkte Herabsetzung der Druck· und Zug.
festigkeit wieder ausgeglichen wird. (D. R. P. 293715.) Nach einer Ausführungsform setzt.man
den Klinkern während der Vermahlung außer Calciuntchlorid noch wasserlösliche Sulfate -oder
Chloride der Erden gemeinsam mit bituminösen Stoffen zu. (D. R. P. 299308.)
Zur Herstellung einer po r öse n Zementmasse setzt man dem Zement außer Zuschlagstoffen
wie Sand, Kiesel oder Schotter und 2% Calciumchlorid oder Natronlauge, 1% Zi n ksta. u b zu,
der mit dem Zement in der Wärme unter Gasentwicklung reagiert, so daß die Masse schaumig
aufgeblasen wird. (D. R. P. 327 907.)
Zur Herstellung eines schwinderißfreien Betons setzt man der Zementmischung Chlor.
calcium oder gemahlenen Gipsstein in genau zu ermittelnden Mengen zu, so daß leichtes
Schwellen der Masse auftritt, die die sonst auftretende Schwindungsverkürzung gerade aufhebt.
(D. R. P. 330 784.)
Der Zusatz von Chlorcalcium zum Portlandzement wirkt anfänglich günstig dadurch, daß
das hygroskopische Salz die Austrocknung der abbindenden Körper verzögert. Vom 28. Tage an
jedoch wirkt das Calciumchlorid wie alle anderen Chloride ungünstig auf den Zement ein. (C. R.
Platz mann, Zement 1921, 499.)
Um Mörtel sm Gefrieren zu verhindern, setzt man ihm nach Farbe und Lack 1912, 894
eine konzentrierte Chlorcalciumlösung (Caleid um· Frostsch utzmittel des Handels), die
das Abbinden des Mörtels in keiner Weise beeinflußt, oder nach D. R. P. 28873 0,5--2% Ferro-
sulfat in wässeriger Lösung zu.
Nach E. P.6768/84 soll Zement durch Zusatz löslicher Sulfate und Carbonate in seinen Eigen.
schaften verbessert werden.
Zur Herstellung eines lichnell abbindenden Zementes fügt man nach D. R. P. 141 621 einem
trockenen Gemenge von 2--3 Tl. Zement und 1 Tl. Sand bei 30--40° eine wässerige LÖ!lung
zu, die im Ltr. ein Gemisch von 50 g Pottasche und 17 g Kochsalz gelöst enthält. Reines Wasser
von 31S0 soll nach P. ROhland, Tonind.-Ztg.1903, 1984 dieselbe Wirkung haben.
844 Metalle und Minerale.
Nach Wecke wirkt Sodalösung sehr günstig auf die Erhärtung des Betons ein. (Baumat.-
Markt 11, 1000.)
Um Ausblühungen auf Zementwaren zu verhüten, kann man nach Tonlnd•• Ztg. 1904,
6!5 durch Waschen die löslischen Salze entfernen, doch hat deT dreimal mit Wasser aufgerührte
Zement nur noch geringe Festigkeit
Über Herstellung von Mörteln aus gelöschtem Kalk, Torf-, Steinkohlen- oder Braunkohlen-
asche und Wasserglas mit oder ohne Sand siehe DingI. Journ. 14:7, 4:63.
Die schädliche Wirkung der Koksasche und Lokomotivlösche, die man zum teilweisen Ersatz
des Sandes in Eisenbeton anwendet, ist auf deren Gehalt an Sulfidschwefel zurückzuführen. Durch
dessen Zersetzung mit Salzsäure kann man diesen Schwefel entfernen, doch wird das Eisen
auch dann nicht angegriffen, wenn in einer derartigen Mischung, trotz des Vorhandenseins des
Schwefels, der Luftzutritt zum Eisen verhindert wird. (F. W. Hinrichsen, Mitt. v. Materialprüfungs-
amt 1907, 321.)
Ein besonders druckfester Zement (nach 28tägiger Abbindung 224 kgjqcm), der wie gewöhn-
licher Zement gelagert werden kann, wird durch innige Mischung von 30 Tl. Gichtstaub und
70 Tl. gelöschtem Kalk mit der dreifachen Sandmenge erhalten. (D. R. P. 303177.)
Nach F.M. Meyer bewirkt der Zusatz von sog. Filterstaub, sogar in der Menge von 40%,
im Gegensatz zum Gichtstaub, erhebliche Zunahme der Druckfestigkeit des Portlandzementes.
(Tonind.-Ztg. 236, 1883.)
Zur Herstellung von porösem Zement teigt man eine trockene Mischung von Portland-
zement und Aluminiumpulver mit heißem Wasser oder Ätzalkalilösung an, wobei der sich ent-
wickelnde Wasserstoff die Masse auftreibt. (E. P. 14:6172.)
641. Sorelzement.
Die ersten Angaben über den Sorelzement (ein Gemenge von gebrannter Magnesia und
Chlormagnesiumlauge) finden sich in DingI. Jonrn. 186, 292; vgl. Tonind.- Ztg. 1879, 870 u.
A. Krieger, Chem.-Ztg. 1910, 246.
S orelze me n t ist in kurzer Zeit marmorartig erhärtendes Magnesiumoxychlorid, ein Kitt,
der aus Magnesiumoxyd (gebranntem Magnesit) und konzentrierter Magnesiumchloridlauge
(spez. Gewicht 1,3) erhalten wird. Die Masse erhält je nach dem Verwendungszwecke verschie-
dene Zusätze. Sie erhärtet nach Ansicht von O. Kallauner, Chem.-Ztg. 37, 1046, nicht wie Sorel
rneinte, durch Bildung von Magnesiumoxychlorid, sondern er stellt eine homogene amorphe
nur von nicht hydratisierten amorphen Magnesiumoxydkörnern durchsetzte feste Lösung semer
Bestandteile dar.
Der Sorelzement entspricht im allgemeinen der Zusammensetzung MgCl •. 2 MgO • 9 HIO,
doch beeinflussen äußere Umstände, Temperatur, Mischungsverhältnis und Dauer der Einwirkung
die Art der Bindung der Bestandteile in so hohem Maße, daß in der Praxis von einer Konstitutions-
forrnel des Sorelzementes nicht die Rede sein kann. (A. Krieger, Chem.-Ztg. 1910, 246.)
Den Magnesiazementen und allen Produkten, die ähnlich wie die seinerzeit im Handel be-
findlichen Cajalithplatten aus Magnesia und Magnesiumchlorid bereitet werden, haftet der
Nachteil an, daß sie zwar rasch erhärten, nach einiger Zeit jedoch wegen der Hygroskopizität
der Magnesiumsalze WasseI' anziehen und zu schwitzen beginnen. Die zahlreichen Gegenmaß-
nahmen, die getroffen wurden. haben nur bedingten Wert.
Sehr wesentlich ist nach einer Beobachtung von Woy, Zeitsehr. I. öffentl. ehem. 1912, 84,
daß der Magnesiazement das richtige Verhältnis von 1 kg wasserfreiem Chlormagnesium und 2,12 kg
Magnesiumoxydhydrat enthält, da bei einem Überschuß des ersteren die mit diesem Zement be·
~.trichenen Wände stets feucht bleiben und diese Feuchtigkeit natürlich auch auf die Tapeten
U~ert~agen. Das günstigste Verhältnis zur Vermeidung des Ausschwitzens ist 1 : 1,38, das un-
gunstlgstel: 0,93. (Portlandzement-Ind. 1, 311.)
La n g e. Chem.-techn. Vorschriften. 3. Aufl. I. Bd. 54
850 Metalle und Minerale.
Ein Gemenge von je 25% Magnesia und ChlormagnesiumIauge mit 50% Wassergehalt er~
härtet zwar schnell und eignet sich wohl als Kitt für Metall und Glas, nicht aber zur Verwendung
im Freien auf großen Flächen, da dieses wohl fälschlich als Zement bezeichnete Produkt
insofern wetterunbeständig ist, als der Regen das Chlormagnesium herauslöst.
Nach D. R. P. 56 391 wird Sorelzement, der sich während des Erhärtens nicht entmischt~
dadurch hergestellt, daß man die Chlormagnesiumlösung, ehe man sie mit Magnesia anrührt,
mit schleimigen Stoffen (Eiweiß, Leim, Stärke, Kieselgallerte, Eisenoxydhydrat usw.) versetzt.
Zur Herstellung von Sorelzement, der als trockenes Pulver, luftdicht verpackt, uno
begrenzt lange aufbewahrt werden kann, ohne an Bindekraft zu verlieren, und zum Gebrauch
einfach mit Wasser angerührt wird, behandelt man gebrannten Magnesit mit gasförmiger
Salzsäure, so daß eine dieser Salzsäuremenge entsprechende Menge Magnesiumchlorid gebildet
wird,das dann zusammen mit dem Magnesiumo:){yd das gebrauchsfertige, trockene Pulver dar-
stellt. (D. R. P. 151947.)
Sorelzement wird nach D. R. P. 154976 dadurch erhalten, daß man krystallisiertes Chlor·
magnesium zur Austreibung der Salzsäure solange erhitzt, bis man ein Gemenge von Magnesia
und Chlormagnesium in der gewünschten Zusammensetzung erhält. Nach dem Zusatzpatent
entwässert man das krystallisierte Magnesiumchlorid durch Erhitzen vollständig, entsäuert
es aber nur soweit, daß überschüssiges Magnesiumchlorid im Rückstand bleibt; der Überschuß
wird durch nachträglichen Zusatz von Magnesia ausgeglichen. (D. R. P. 169 663.)
Gefärbter Sorelzement wird nach D. R. P. 151589 hergestellt durch Beimengung von festen
oder gelösten Metallchloriden, die sich in der Masse zu Metalloxyden umsetzen. Die löslichen
Metallchloride verteilen sich gleichmäßig in der ganzen Masse und es kann nicht, wie bei der
Anwendung der schweren Metalloxyde, Entmischung eintreten. Überdies erfolgt zwischen
einem Teil der Magnesia und dem Metallchlorid Umsetzung zu Metallhydroxyd und Magnesium-
chlorid, weiter Reaktion des ersteren als schwachsaure Verbindung mit der starkbasischen Magne-
sia, so daß die Festigkeit des gefärbten Zementes eine wesentliche Zunahme erfährt.
Zur Herstellung von wetterbeständigem, natronsalzfreiem Sorelzement aus Magnesia
und Magnesiumchloridlösung, die durch Einwirkung von Salzsäure auf Magnesit gewonnen wird,
leitet man die sich hierbei entwickelnde Kohlensäure durch die gewonnene Magnesiumchlorid-
lösung, und zwar nur so lange, bis sie völlig mit Kohlensäure gesättigt ist,.und mischt diese Lösung
mit Magnesia, so daß die Bildung von kohlensaurem Magnesium neben Magnesiumoxychlorid
ermöglicht wird. Dadurch steigert man die Wetterbeständigkeit, Erhärtungs- und Abbindungs-
schnelligkeit des Zementes. (D. R. P. 186448.) .
Nach D. R. P. 221 461 wird ein besonders guter Magnesiazement hergestellt durch Vermahlen
von entwässertem Magnesiumoxychlorid (das man aus gleichen Molekülen Magnesiumoxyd und
Magnesiumchlorid erhält) mit überschüssigem Magnesiumoxyd. Man erhält so ein beständiges
transportierbares Produkt, das zum Gebrauch an Ort und Stelle nur mit Wasser vermischt zu
werden braucht.
Zur Herstellung eines Gemenges von Magnesiumoxyd und Magnesiumchlorid, das
nur mit Wasser angerührt zu werden braucht, um einen gut abbindenden Zement zu geben,
entlaugt man den bei der Elektrolyse der Kaliendlauge mit oder ohne Diaphragma entstehenden
Niederschlag nach dem Entfernen aus der Zelle soweit, daß beim nachfolgenden Erhitzen, zwecks
mehr oder weniger weitgehender Entfernung des Krystallwassers, jenes Gemenge entsteht.
(D. R. P. 280906.)
Eine gute Zementmischung besteht nach E. P. 935/11 aus 150 Tl. Basaltstaub, 50 Tl. cal-
ciniertem Magnesit, 40 Tl. MagnesiumChlorid und 5 Tl. Kreide.
Besonders wertvollen Magnesiazement erhält man nach einer Angabe in Papierztg. 1917, 363
mit Hilfe von Sulfi.tablauge als Anteigeflüssigkeit.
Zu Betonierungsarbeiten in Salzbergwerken eignet sich ein allerdings langsam erhärteter,
aber rissefrei bleibender und gegen Steinsalz sehr beständiger Magnesiazement, der aus Magne-
siumchloridlösung und völlig kohlensäurefreier Magnesia hergestellt wird. Die Kohlensäure hat die
Neigung, während des Erhärtens der Masse zu entweichen und gibt so Veranlassung zur Risse-
bildung, überdies beschleunigt sie das Erhärten des Zementes derart, daß er mit dem Steinsalz
nicht abbindet. Bei Verwendung von Portlandzement teigt man ihn am besten mit völlig
gesättigter SteinsalzsoIe an, zum Zwecke, um die Abbindung zu verzögern und eine innige Ver-
bindung des Zementbreies mit dem Salzberg zu bewirken. (EheI, Zeitsehr. f. angew. ebern. 1902, 44.)
Nach Sorel wird durch Einrühren von Zinkoxyd in salzsaure Zinklösung von 50-60' Be
eine Masse erhalten, die sich wie Gips in Formen gießen läßt, hart wie Marmor ist und von Frost,
Nässe und Hitze nicht angegriffen wird. Um ihr zu schnelles Erhärten zu verhindern, setzt man
dem Gemisch 3% Borax oder Salmiak hinzu. Besonders geeignet ist die Lösung dieses basisch-
salzsauren Zinkoxyds zum Anstrich von Gebäuden, Zimmern usw., sie verhält sich ähnlich wie
Firnis_ oder Ölanstrich. Die erhärtete Masse widersteht einer Hitze von 300°, ohne ihren Zu·
sammenhan~ zu verlieren, und wird selbst von den stärksten Säuren nur sehr langsam an·
gegriffen. (DingI. Journ. 139, 130.)
Auch die gebrannten und gemahlenen Klinker aus 2 Tl. trockenem Gaskalk und 1 Tl.trockener
schwefelsaurer Tonerde, mit einer Zinkvitriollösung (1 Tl. Zinkvitriol und 41 / 2 Tl. Wasser) an-
gefeuchtet, geben nach P. Spence einen verwendbaren Zement. (Polyt. Zentr.-Bl. 1862, 151.)
54*
852 Metalle und Minerale.
Eine zementartige Masse, die mit Wasser nicht erhärtet, dagegen mit einer Wasser.
glaslösung zu einer festen Masse erstarrt, wird nach D. B. P. 23206 hergestellt durch Brennen
eines zu Ziegeln geformten Gemenges von eisenfreier Kreide mit eisenfreiem Quarz bei Weiß.
glut. Das gemahlene, mit- Wasserglas angeriebene Produkt wird zu einem dünnflüssigen Brei
angerührt und in Formen gegossen.
Ein weißer Zement besteht nach E. P. 738/80 aus einem Gemenge von je 100 Tl. gebranntem
Kalk und Qusrzpulver und 5 Tl. Gips.
Zur Herstellung eines weißen, unter Wasser erhärtenden Zementes brennt man nach D. B. P.
16766 eine zu Ziegeln geformte Masse aus 25 Tl. eisenfreier Kieselgur, 75 Tl. eisenfreier Kreide
und einer Lösung von 2,5 Tl. Pottasche oder Soda bei Weißglut und mahlt.
Weißen Portlandzement erhält man nach Wormser, Tonind•• Ztg. 1906, 1843 durch Mischen
der Rohstoffe mit 2-5% Salmiak. Das färbende Eisen soll beim Brennen verdampfen.
Zur Gewinnung von weißem Zement setzt man den gewöhnlichen eisenhaltigen Rohstoffen
Calci umchlorid in Gegenwart von Kohle zu und behandelt die hocherhitzte Masse mit Wasser·
dampf, so daß die Metalloxyde als Chloride flüchtig gehen. (D. B. P. 323 521.)
Ein weißer Zement (Weißzement Liesberg) wird nach J. pres11, Tonind.-Ztg. 1906,1879
und 1710 aus Kaolin, Marmor und Gips erhalten.
Weißer Zement wird nach D. B. P. 110623 durch Brennen von möglichst eisenfreiem Kalk
und Ton mit Feldspat hergestellt. Im Original finden sich Zahlenangaben über eine besonders
günstige Zusammensetzung. Nach Zusatz 112983 kann man auch künstliche Verbindungen
verwenden, wenn sie Kieselsäure zuführen und als Schmelzmittel dienen, so z. B. die künstlichen
eisenfreien, sauren kieselsauren Gläser, die man durch Verschmelzen von Alkalien oder alkalischen
Erden mit oder ohne Tonerde und Kieselsäure gewinnt. Diese Gläser werden mit eisenfreiem Ton
und eisenfreiem Kalk zusammengebrannt. Siehe D. B. P. 110 824: Herstellung von Portland·
zement.
Nach E. P. 18338/10 gewinnt man einen weißen hydraulischen Zement durch Erhitzen eines
Gemenges von fein gemahlenem Kalk, Feldspat, Kochsalz, Kalialaun oder Tonerdesulfat und
ev. etwas Magnesiumsulfat auf 900°.
Zur Herstellung eines weißen Portlandzementes brennt man Glas oder Feldspat mit Ton.
erdehydrat entweder zunächst allein, um eine künstliche Puzzolanmasse zu gewinnen, die dann
beim Anmachen mit gelöschtem Fettkalk zementartig erhärtet oder brennt direkt im Gemenge
mit gebranntem oder gelöschtem Fettkalk. (D. B. P. 199243.)
644. Seifen.
über den Einfluß des Zusatzes von Alaun und Seife auf das Abbinden von Zement usw.
siehe ein Referat im Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 1911, 494.
Ein wasserdichter, nicht ausblühender Zement wird nach D. R. P. 142272 hergestellt durch
Vermischen von 100 kg fertig gebranntem, noch nicht gemahlenem, Zement, mit einem Gemisch
von 245 g Stearin, 12'g Pottasche und 10 g Kolophonium in 10 I kochendem Wasser. Nach Zusatz
D. R. P.179 088 misclit man die Seifenlösungen den Zementklinkern in warmem Zustande bei, um
eine raSche Verdunstung des Wassers zu erzielen und dem vorzeitigen Abbinden des Zementes
vorzubeugen.
Der die Erhärtung von Mörtel- und Zementmischungen verzögernde Traß [471], [634] hat als
Zuschlagstoff die Wasserbeständigkeit der Baukörper zu erhöhen und die nachteilige Wirkung
von Seifenlösungen, die man den Mörteln zur Erhöhung der Wasserdichte zusetzt, herabzumin-
dern. (H. Burehartz, Mltt. v. MateriaJprüfungsarnt 31, 80.)
über die Verwendung von neutraler Schmierseife als Zusatz und Dichtungsmittel für Beton
siehe Seifens.-Ztg. 1912, 662.
Bei der Bereitung von Mörtel und Beton wirkt Seifenlösung als wasserdichtendes Mittel
zweifellos günstig und diese günstige Wirkung wächst, allerdings auf Kosten der Festigkeit und
bei gleichzeitiger Verkürzung der Bindezeit, mit der Konzentration der Seifenlösung. Für sich
allein, als Anstrichfarbe oder mit Alaun, der als Fixiermittel dienen soll, hat Seifenlösung überhaupt
keinen Wert. (Zement 4, 1 und 7.)
Mit einer Betonmischung, bei der statt Wasser eine 8proz. Kaliseifenlösung ver-
wendet wurde, wobei im Kubikmeter des Betons mindestens 300 kg erstklassiger, sonst 500 kg
Portlandzement vorhanden sein müssen, wurden sehr gute Resultate erzielt. Man vermochte
nach dieser Arbeitsweise nicht nur Hohlkörper und Prismen, sondern auch dünne Scheiben so
wasserdicht zu erhalten, daß sie in 1 cm Dicke 85 cm Wassersäule 8 Tage hielten und in 3 cm Dicke
unter eiDelll Wa.sserdruck von 2,1 Atm. nach 24 Stunden kaum eine DurchwäiiSerung zeigten.
854 Metalle und Minerale.
Jedenfalls sind diese Methoden der Verarbeitung von Zementmischungen mit wasserabdich-
tenden Mitteln jenen Methoden vorzuziehen, die die Erreichung desselben Zieles durch Anstriche
(z. B. mit Inertol) anstreben. (A. Grittner, Baumat.-Markt 11, 561.) Vgl. ebd. S. 747 und
J. Barth, Tonind.-Ztg. 46, 1081. Nach E. Schütze, ebd. 40, 80, soll die Schmierseifenlösung nicht
stärker als 1-2prozentig sein, da der Mörtel sonst zu schnell abbindet und seine Festigkeit leidet.
Ferner ist nur eine Kaliseife verwendbar und auch nur dann, wenn man sie der Mörtelmasse ein-
verleibt, nicht aber, wenn man die Seifenlösung auf die fertige Ware aufstreicht.
Nach C. Roth, Armierter Beton 1912, 241 sind die Zusätze von Schmierseife und ähnlichen
Substanzen zum Beton besonders anzuempfehlen, wenn er als abdichtendes Mittel gegen neutrale
Wässer dienen soll, während Anstrichmittel (Inertol) diesen Zusätzen vorzuziehen sind, wenn
die Festigkeit des Zementes keine Herabminderung erfahren darf und die einwirkenden Wässer
sauer sind oder viele organische Zersetzungsprodukte enthalten.
Nach einem von R. Hoffmann mit einer 5 cm starken und 25 cm im Durchmesser messenden
Betonplatte aus 1 Tl. Zement, 2 Tl. Reinsand, 5 Tl. Reinkies und 15% Wasser angestellten Ver-
suche bewirkte ein Zusatz von 1 % Schmierseife zur Masse, daß die Platte nach 14tägiger Er-
härtung gegen 30 Tage lange Einwirkung von Wasser unter einem Druck von 1,5 Atm. völlig wider-
standsfähig war, wogegen die Druckfestigkeit eine Herabminderung im Verhältnis von 33,5 : 14,3
erfahren hatte. (Portlandzement-Ind. 1, 302; vgl. Beton u. Eisen 1912, Nr. 16.)
Zur Herstellung eines wasserdichten Zementes vermahlt man die Klinker mit einer festge-
wordenen Masse, die man erhält, wenn man 40 Tl. Tran und 10 Tl. Salzsäure verkocht und diese
Mischung zu 200 Tl. gebranntem Kalk zufügt, der sich mit 300 Tl. Wasser im Ablöschen befindet.
Durch die Löschwärme des Kalkes wird das Wasser verdampft und weiter das Festwerden der
Masse bedingt, von der 3-4% genügen, um dem Zementklinkermehl völlige Dichtigkeit gegen
Wasser zu verleihen. (D. R. P. 293266.)
Das Meckesche Verfahren, nach dem frischgelöschter Kalkbrei mit einer bestimmten Menge
Ammoniumseifenlösung versetzt und die gebildete Kalkseife mit Lösungen von schwefelsaurer
Tonerde behandelt wird, wodurch sich eigenartige basisch fettsaure Kalk-Tonerdeverbindungen
bilden, eignet sich nach O. Heller zur Erzielung einer wasserdichten Abbindung des Mörtels, der
auch höherem Wasserdruck standhält. Man mischt das Produkt vor dem Gebrauch innig mit
Zement. (Seifenfabr. 32, 361.)
Zur Herstellung eines wasserdichten Mörtels setzt man dem Mörtel ein pulverförmiges Ge-
menge von Seife, löslichem Tonerdesalz und Ätzkalk zu, so daß durch Zusatz von Wasser die
wasserabstoßenden Kalk- und Tonerdesalze entstehen. (D. R. P. Anm. M. 40219, Kl. 80 b.)
Zur Herstellung eines wasserdichten Mörtels setzt man der Beton- oder Mörtelmischung
nach D. R. P. 182198 Alu mi n i ums ei f e zu. Man verarbeitet z. B. 1 Volumteil Portlandzement
mit 1 Volumteil Sand und 0,3 Tl. des isolierenden Aluminiumseifenpulvers.
Zur Erhöhung der Haftfestigkeit von Gips an Zement oder Beton rührt man ihn mit 15-20
warmer Zuckerlösung an, die im Liter 100 g Zucker enthält. (D. R. P. 184952.)
Der erste Hinweis auf die Festigung des Kalkmörtels durch Zuckerzusatz von Th. Hanker
findet sich in Glasers Ann. 1886, 187.
Über die beschleunigende Wirkung des Z uc kers beim Abbinden des Portlandzementes
und seine verlangsamende Wirkung bei Romanzement, hydraulischem Kalk und Weißkalk siehe
Tonind.-Ztg. 1908, 1873.
Zur Regelung der Erhärtung oder des Abbindens von Zement setzt man ihn beim Vermahlen
oder dem Anmachwasser bei der Mörtelbereitung kleine Mengen Zucker oder Gummiarten
oder deren Umwandlungsprodukte mit verdünnter Säure, und zwar mit oder ohne Zusatz anderer,
eine ähnliche Wirkung herbeiführender Mittel, wie z. B. Gips, zu. Der Zusatz von 0,25-2%
des Zementgewichtes eines Kohlenhydrates wirkt verzögernd auf den Erstarrungsbeginn von
Romanzementen, da die Bildung der die Erhärtung beschleunigenden Calciumaluminate und
Calciumaluminiumsilicate verhindert wird. (D. R. P. 208870.)
Nach Beobachtungen von H. P. Bonde bedingt ein Zusatz von 0,25-0,5% Zucker zum Zement
nach etwa 7tägiger Lagerung eine Verminderung der ursprünglichen Festigkeit um 90%. (Ton-
lnd.-Ztg. 1917, 727.)
Den ungünstigen Einfluß von Natri umbisulfit, besonders aber Zucker auf Zementbauten
besprechen :0;. LuftschUtz bzw. E. Schick in Tonind.-Ztg. 37, 1064 u. 1987; vgl. auch P. Rohland~
Z. r. Zuckerind. 23, 185.
Nach D. R. P. 48946 soll Kalkmörtel durch Zusatz einer Lösung von unterschwefligsaurem
Alkali und GI y cer in bedeutend an Bindekraft, Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen
Witterungseinflüsse gewinnen.
Einen wasserundurchlässigen Zement erhält man durch Vermahlen von Zement.kIinkern
mit getrocknetem, gemahlenem, mit Gerbsäure durchtränktem Gips. (D. R. P. 829407.)
Zur Herstellung eines Mörtels zum Verbinden von Wandplatten, Gipsdielen USW. vermischt
man geschlämmten Ton mit Ch ro mlei m oder einem anderen Klebstoff, der nach dem Eintrocknen
wasserunlösIich wird. (D. R. P. 329942.)
Für Fassadenputz verwendet man nach D. R. P. 188089 ein Gemenge von Zement mit
einer Lösung von C a. sei n in Salmiakgeist.
Bindemitteln bestehen, findet man die Kenntnis der Kunststeinerzeugung schon im Altertum.
Sand, Kies und Kalk bildeten Quadern römischer und griechischer Bauten, aus Gips bestehen
die Ornamente der Alhambra, Wasserbauten frühester Zeiten waren aus Kunststein errichtet,
uralte japanische Bausteine von heute noch bedeutender Härte bestehen aus Sand und gelöschtem
Kalk, die Gewölbe der Hagia Sophia in Konstantinopel sind aus Kieselgurkunststein errichtet.
Die Kunstprodukte übertreffen, was Festigkeit und Haltbarkeit betrifft, häufig die natürlichen
Steine, die oft aus weit entfernten Steinbrüchen herbeigeschafft und mühsam behauen werden
müssen, sie sind darum wesentlich billiger und überdies für jeden Verwendungszweck aus örtlich
vorhandenem Rohstoff anfertigbar. Man unterscheidet die Kunststeine für Außen-, Innen- und
Ausbau und zählt ihnen vielfach auch die Nachahmungen der Ziegel und natürlichen Gesteine
fiir Bauzwecke (Granit, Pflastersteine), Verblendplatten und Ziersteinimitationen zu. Im vor-
liegenden Abschnitt gehen dieser Anordnung nach S.p e z i al ver wen dun g s z w eck e n die
Kapitel voraus, in denen Kunststeine nach dem vorWIegenden Ge m eng e b e s ta n d t eil auf·
gefmx~ ~~~ in f i z i e ren den Mörtelzusatz bei der Herstellung künstlicher Steine ersetzt man die
bisher verwendeten Teeröle, Carbolsäure ~d Terpentin durch Pikrinsäure. (D. R.P. 237089.)
Die Hauptmasse der Z e m e n t s t ein e besteht aus gewöhnlichem Beton und nur die Schau.
flächen werden aus einer Mischung von Zement und gefärbtem Kalksteinmehl hergestellt. was
dann die täuschende Imitation von weißen, roten oder grünen Sandsteinen ergibt. In ähnlicher
Weiße ist es die äußere Schicht, die durch ihren Gehalt an kleinen Flußmuscheln oder Gestein.
brocken dem ganzen Zementstein den Charakter von Muschelkalk. Kunstgranit oder Kunstmarmor
verleiht. Hierher gehört auch der aus Zement und etwa 10% Asbest durch Pressen erzeugte
Eternitschiefer, der wie natürlicher Schiefer aussieht, ihn jedoch an Festigkeit bedeutend
übertrifft. Von großer Bedeutung ist der Kalks a nds tei n. der durch Einwirkung von gespanntem
Dampf auf ein sonst kaum reagierendes Gemenge von 92-96% Sand mit 4--8% gelöschtem
Kalk erzeugt wird. ferner wären noch zu erwähnen die Kalkschlackensteine mit granulierter
Hochofenschlacke und die rheinischen Schwemmsteine mit Bimssand als Füllstoff. Neuer-
dings wird auch der schon im Altertum als Baustoff verwendete Gipsstein aus Estrichgips
viel verwendet, da er durchaus wetterbeständig ist. Nicht völlig beständig und daher nur für
Innenarchitektur verwendbar sind die verschiedenen Sorten von Magnesiazement. die besonders
zur Herstellung der fugenlosen Fußböden (Torgament. Terralith, Lignolith, Scheya) dienen.
Alle diese Kunststeinarten. auch die Korksteine, Bieligheimer Wetzsteine, die künstlichen Bims-
steine. der Wurlitzit und der Pyrogranit sind ungebrannte, durch bloßes Pressen bzw. Abbinden
der Bestandteile erzeugte Produkte. Ihnen steht die wesentliche gewaltigere Industrie der ge·
brannten Steine gegenüber, deren Fabrikation im Abschnitt [526ff.] und [537ft.] abgehandelt
ist. (0. Schmidt, Zeitsehr. f. angew. Chem. 1907, 116S.)
bereitungsverfahren löscht man abgewogene Mengen des Ätzkalkes und abgemessene Me~n
des trockenen Sandes im luftdicht verschlossenen Mischapparat, wobei der Sand gleichzeItig
beigemengt wird, unter Dampfzutritt und Wasserzugabe, worauf die Charge nach 20-25 Minuten
noch heiß sofort auf die Pressen kommt.
Diese Methode, nach der das Ätzkalkmehl mit dem Sand in einer einzigen Mischmaschine
durch direkte und indirekte Heizung in kurzer Zeit zu einer sofort preßbaren Masse aufbereitet
wird, beschreibt H. Jolig in Tonind.-Ztg. 44, 963.
Von da an ist der weitere Fabrikationsgang bei allen Verfahren der gleiche: Die Formlinge
gelangen sofort nach dem Pressen, möglichst ohne der Luft ausgesetzt zu werden, in den Härte-
kessei und werden nun während 8-10 Stunden unter einem Dampfdruck von 8 Atm. gehalten,
wobei der leicht aufschließbare Kieselsäureteil des Sandes kolloidal wird und mit dem Wasser
und Kalkhydrat das Calciumhydrosilicat CaH.SiO,. 2 HIO gibt, das die Härte des Steines er·
zeugt. (B. Seldis, Zeitsehr. r. angew. ehern. 1906, 181.)
Die Anwendung des einen oder anderen Verfahrens richtet sich nach der Beschaffenheit
der Sande und der Größe der Produktion. Das Kalkhydratverfahren erfordert wegen
des Wegfalles des Silos kleinere Gebäude und hat auch den Vorteil, daß man den gelöschten
Kalk, falls er fein zerteilt ist, leichter mit dem Sande vermischen kann, als mit dem gleich-
wertigen Quantum Ätzkalk, das nur den dritten Teil des Volumens einnimmt. Dagegen hat das
Hydratverfahren den Nachteil, daß man feuchten oder gefrorenen Sand überhaupt nioht verwenden
kann, da die Trockenpressen nur Mörtel bis zu 8 % Feuchtigkeit verarbeiten. Beim Arbeiten nach
dem Ätzkalkverfahren fällt diese Schwierigkeit fort, da zum Ablösohen des Kalkes ein großer
Teil der im Sande erhaltenen Feuchtigkeit verbrauoht wird, ferner bleibt auoh die beim Ablöschen
des Kalkes frei werdende Wärmemenge dem Kalksandgemische erhalten, so daß man auch gefro-
renen Sand verarbeiten kann und durch die heiße Verpressung des Gemenges die Formreparatur-
kosten wesentlich herabsetzt. Jedenfalls ist bei großer Produktion die Anwendung des ,Atzkalk-
verfahrens unbedingt empfehlenswerter.
Die verschiedenen Modüikationen dieser Verfahren der Kalksandsteinfabrikation: Ätzkalk-,
Ganz-, Siloverfahren, Heiß aufbereitung und Chargenverfahren, Kalklöschtrommel- Hydrat.
verfahren und das Simplex-Silo-Sptem können hier nicht erörtert werden. Eine Gegenüber-
stellung der Vor- und Nachteile dieser einzelnen Methoden bringt M. Perls in Teehn. Rundseh.
1906, 698. Vgl. Kalk, Sand u. Zement 1910, 87.
Bei der Herstellung von Kunststeinen wird die Ausdehnung des KalkpuIvers beim Löschen
dazu benutzt, um innerhalb der in Formen eingeschlossenen Masse einen starken Druck auszu·
üben und so feste Steine zu erzeugen. Man erhält auf diese Weise Kunstkalksteine oder.K uns t·
san d s t ein, letzteren aus Sand· oder Kieselerde.,Atzkalkpulver, die man in mit kleinen Öffnungen
versehene Formen einschließt, um sodann Wasser oder Wasserdampf zutreten zu lassen. Zur
weiteren Härtung werden die fertigen Steine dann noch zwecks Bildung von Calciumsilicat mit
hochgespanntem Wa8serdampf behandelt. (B. B. P. 84862.)
Ein Verfahren zur Mörtelmischung aus Sand und Kalk für die Kalksandsteinfabrikation
ist dadurch gekennzeichnet, daß man zuerst den Sand trocknet, dann den Kalk zusetzt und
Dampf zuführt. (B. B. P. 168674).
Zur Herstellung kalksilicathaltiger Mörtel· oder Preßmassen für Kalksandsteine verarbeitet
man ein Gemenge von Quarz und kohlensaurem Kalk in loser sandiger Form, und zwar Quarz·
körner von solcher Größe, daß beim Brennen deren Oberfläche nur bis zu einer gewissen Grenze
aufgeschlossen wird. Beim Zubringen von Wasser entsteht dann auch bei Gegenwart geringer
Mengen kohlensauren Kalkes, wie er in muscheldurchsetztem Meersand vorhanden ist, kalk-
silicathaltiger Mörtel. (B. B. P. 184666.)
Verfahren zur Herstellung von Kalksandsteinen aus dünnem, gi e ß bar e m Kalk·Sandmörtel
bzw. aus Formlingen, die man zuerst im Dampf vertrocknet und dann der unmittelbaren Dampf-
einwirkung zwecks Härtung aussetzt, um in jedem Falle dichtere Steine zu erhalten, sind in
B. B. P. 188092 und 192688 beschrieben.
Nach einem besonderen Verfahren zur Aufbereitung von Kalksandmasse setzt man
dem frisch bereiteten Gemenge ständig warmen Kalksandmörtel aus früheren Aufbereitungen
und im speziellen heißen, also eben aufbereiteten Mörtel zu, wodurch eine gleichmäßige
Durchwärmung der ganzen Kalksandmasse stattfindet, da diese durch die ältere heiße
Masse erwärmt wird und nicht die gesamte Löschwärme des frischen Ätzkalkes absorbiert.
Das Verfahren ist auch anwendbar, wenn statt des Sandes Hochofenschlacke, Kalk oder Zu·
schläge vorhanden sind. (B. B. P. 278 262.)
Ein Verfahren und eine Anlage zur Herstellung von Kalksandsteinmasse sind dadurch gekenn-
zeichnet, daß der gemahlene Kalk mit einem Teil des nötigen Sandes und der ganzen nötigen Wasser-
menge kurze Zeit gemischt, dann offen abgelöscht und schließlich mit dem Sandrest vermischt
wird, wodurch sich eine erhebliche Kalkersparnis erzielen läßt. (B. B. P. 809 708.) .
Bei Herstellung von Kalksandsteinziegeln verfährt man nach B. B. P. 328029 in der Welse,
daß man das Kalkpulver, ehe man es mit Sand und sonstigen Bestandteilen mischt, durch kohl~n
säurehaitigen Dampfnebel ablöscht und dieses Dampf.Kohlensäuregemisch auch weiter beIm
Mengen und Plastischmachen der Masse zur Einwirkung bringt. (B. B. P. 828 029.) .
. . Ein Verfahren der Herste~lung von Kalksandsteinen unter Einzelverpressung der StelDe
1st 1D B. B. P. 287 233 beschrIeben. .
Kunststeine. Ausgangsmaterialgruppen. 861
Zur Herstellung von Kalksandsteinplatten mit dichtem Gefüge, besonders von mit
farbigem, nach der Tiefe durchgehendem Fig ure n m us tel' versehenen Mosaikplatten verarbeitet
man feingemahlenes Kalksandpulver nach der Färbung durch Anfeuchtung und Pressung zu
einem Vorprodukt und zerkleinert dieses zu einem weniger feinen Pulver, das zur Bildung der
Platten bzw. zur Bildung der Figurenmuster dient. Dadurch, daß die Stücke des zerkleinerten
Vorproduktes scharfkantig sind, wird ein inniger Zusammenhang der Materialien bewirkt. (D. R. P.
347438.)
Feste nagelbare Bausteine erhält man durch Formen und Dampfhärtung eines dichten
Gemenges von grobgekörntem, vulkanischem Sand, feinkörniger Kieselsäure und Kalk als Binde~
mittel. (D. R. P. 326963.)
kann man durch zwölfstündiges Stehenlassen der Formlinge vor dem Härten und jene des ge-
frorenen Sandes durch langsames Aufbauen und Trocknen im Kessel beheben. (A. Weichert,.
Tonind.-Ztg. 36, 1154.)
Über die Ursache des Zusammenstürzens der Formlinge im Kalksandsteinhärtekessel siehe
auch E. Schleier, Tonind.-Ztg. 40, 286, 297, 306 und 316.
Über die Herstellung leichter Kalksandsteine und die Fehler, die bei der Fabrikation
der Kalksandsteine gemacht werden, siehe E. Naeher bzw. W. Satrup, Tonind.-Ztg. 40, 821 bzw. 773.
Die häufig auftretenden Unregelmäßigkeiten in der Kalksandsteinfabrikation und die Bildung
rissiger und aufgetriebener Kalksandsteine hängt innig mit der Beschaffenheit des Kalkes
zusammen. Die beste Abhilfe des Mißstandes der Bildung grießigen Kalkes beim Ablöschen
wäre dadurch zu schaffen, daß man den Kalk sofort nach dem Brennen oder unter Druck ab-
löschen würde. Doch ist es für die Praxis einfacher und billiger nur den Kalk, besonders die für
chemische Fabriken eigens hergestellten Sorten, zu verwenden, der gute Probesteine liefert.
(E. Cramer, Tonind.-Ztg. 1908, 222.)
Die übrigens nur selten vorkommenden Ausschläge von Natriumsulfat an Kalksand-
steinen rühren kaum von den verwendeten Rohmaterialien her, sondern die Bildung der Salze
war in einem Falle darauf zurückzuführen, daß die Materialien offen auf mit Asche bestreutem
Boden gelagert wurden und dadurch die bei eintretendem Regen in Lösung gehenden Salze auf-
saugten. (Tonind.-Ztg. 36, 1907.)
Kalksandsteine verhalten sich im Feuer ähnlich wie gewöhnliche Ziegelsteine und setzen
dem Löschwasser denselben Widerstand entgegen. (M. Gary, MitteiIg. v. Materialprüfungsamt
1906, 69.)
Um die Mißfärbung von Kalksandsteinen durch die Bildung von Eisenoxyd zu verhindern.
wird in Tonind.-Ztg.1908, 673 empfohlen, die geformten Stücke, wenn sie bis zur Härtung längere
Zeit stehen müssen, mit feuchten Tüchern zu bedecken und diese öfter mit Wasser zu überbrausen.
652. Kalklmnststein.
Unter dem Sammelbegriff "Kalkkunststein" werden im folgenden im Anschlusse an die
vorstehend für sich abgehandelten Kalksandsteine alle vorwiegend Kalk enthaltenden Produkte
zusammengefaßt; zu ihnen zählen auch Kalksandsteine, die außer Kalk und Sand noch andere
Bestandteile enthalten, ferner Kunstmarmor als Kalksteinersatz und die vorwiegend aus Calcium-
sulfat gebildeten Gips.Kunststeine, die ihrerseits, soweit sie aus reinem Gips bestehen, in [(17)
und [Sö6] gebracht wurden.
Zur Herstellung von Kunststeinen führt man einen Teil einer gegebenen Calciumcarbonat-
menge durch Erhitzen in Calciumoxyd über und verrührt das erhaltene Gemenge von Carbonat
und Kalkhydrat zur Verformung mit Wasser. (D. R. P. 161950.)
Zur Herstellung einer gießbarenMasse ausKalkhydrat vermischt man nach D. B. P. 216 181
l00TL eines gut gelöschten, steifen, aus 50 Tl. Kalk und 50 Tl. Wasser bestehenden Kalkbreies
mit 1-2 Tl. eines wasserlöslichen Kohlehydrates (Gummi, Dextrin, Zucker) und 1/, bis 1 Tl.
Ätznatron. Die fließende Masse wird mit Sand, Sägemehl, Cellulose, zermahlenem Gestein u. dgl.
gefüllt und in Formen gegossen, an die sie das Wasser abgibt und erstarrt. "Ober Härtung der·
artiger Steine mit fester Kohlensäure siehe D. R. P. 229010 und 229011.
Zur Herstellung von Kunststeinen läßt man ein Gemenge von gebranntem oder gelöschtem
Kalk in Pulverform oder ein Gemenge beider mit fester Kohlensäure in Formen erstarren~
die innen mit dem leichtschmelzenden Vberzug einer Metallegierung oder mit einem Graphit-
überzug versehen sind. Nach einer Abänderung des Verfahrens setzt man überdies noch Wasser
in Form von Schnee oder Eispulver oder als Sprühregen zu. Material und Form kühlt man vor
dem Mischen mit dem Kohlensäureschnee. Es tritt durch Wechselwirkung des Kalkes mit der
Kohlensäure unter starker Volumvergrößerung Bildung von Calciumcarbonat ein und man er-
hält sehr dichte, harte und marmorähnliche Steine. (D. R. P. 229 010 und 229 Oll.)
Zur Verwendung des nach dem Sand abgesetzten Klärteichschlammes von Zucker-
rübenwäschen preßt man den getrockneten Schlamm zu Ziegeln und brennt diese. Da man
aus etwa 1 Million Zentner Rüben 4000 cbm Schlamm und aus diesem 2 Millionen Ziegel im
Werte von etwa 36000 M. (Goldwert) erzielen kann, ist die Verzinsung der ZiegeleianIage und die
Ersparnis von etwa 5000 M. (Friedenswerte) gewährleistet und überdies erübrigt sich die Abfuhr
des Schlammes. (D. R. P. 289 984.) ~ !
Zur Erzeugung von Bausteinen stampft man ein Gemisch von Lehm und gelöschtem Kalk~
dem man nach dem Wasserzusatz Asche beimengt, in Formen und erhält so bei wiederholtem
Anfeuchten der in kurzer Zeit herausnehmbaren Stücke in wenigen Tagen abgebundene Werk-
stücke. (D. R. P. 832766.)
Zur Herstellung von Kunstsandstein und Kunstmarmor verfuhr man schon um 1850
in ähnlicher Weise wie heute: Kalk, Kiesel und Tonerde werden fein zerkleinert, geglüht, mit
frisch gebranntem Kalk innig zu einem dicken Brei gemischt, die Massen in Formen von Metall,
Holz usw. gepreßt und in einem Raum getrocknet, der Kohlensäure enthält. Die Masse
Kunststeine. Auggangsmaterialgruppen. 863
erhärtet und wird polierbar. Der Marmor wurde aus frisch gebranntem fettem Kalk mit
wenig Wasser zum Brei durchgearbeitet, dargestellt. Auch diese Masse wurde gepreßt und in
einern mit Kohlensäure gefüllten Raum getrocknet. (Bayer. Kunst- u. Gew.-Bl. 1848, 98.)
Bei Herstellung von Kalksandsteinen aus Kalk, Sand mit oder ohne Ton nebst Kieselgur
setzt man von letzterer einen derartigen Überschuß zu, daß der gesamte Kalk in Calciumsilicat
übergeführt wird. (D. R. P. 138935.) Nach einer Ausführungsform des Verfahrens brennt man
die Steine nach Beendigung der Dampfbehandlung zwecks physikalischer Umwandlung der Kiesel-
gur nachdem man sie vor dem Brennen mit Wasserglaslösung getränkt hat. (D. R. P. 101 945.)
Zur Herstellung künstlicher Steine aus Sand und Kalk (Kalksandsteinabfälle ) härtet man
das Gemisch zuerst durch Dampf, tun die Brocken oder Stücke in stückige, leicht verarbeitbare
Form zu bringen und verschmilzt das beträchtliche Mengen Kalksilicat enthaltende Material
im Gebläseofen zu einer zähflüssigen Schlacke, die man in eisernen Formen unter einer Sandschicht
langsam erkalten läßt. (D. R. P. 163 502.)
Zur Herstellung von Bausteinen und Bauplatten bringt man in eine Form zuerst eine Schicht
Kies oder Steinschlag, evtl. in Mischung mit Kalk, stampft dann lufttrockenen Lehm ein, erzeugt
auf der Stampfoberfläche die untere Schicht noch einmal und preßt die Masse hydraulisch. (D. R. P.
333736.)
Zur Herstellung von Pflaster klinkern stellt man zunächst nach Art wie man die gewöhn-
lichen Kalksandsteine bereitet, Steine und Platten her, die man bei SK 10-12 brennt, worauf
man die gebrannten Steine grob vermahlt, den erhaltenen Sintersand mit dem geeigneten Ton
formt und bei SK 6-8 zu Pflasterklinkern brennt. Das Verfahren eignet sich nach Olschewsky
beonders für Fabriken, denen neben Sand auch ein fetter To n zur Verfügung steht. (Tonind.-Ztg.
36, 1404.)
Zur Herstellung von Dachziegel-, Flur-, Bekleidungsplatten und Ornamentkunststeinen
formt man ein Gemenge von 4 Tl. Zechstein (Kalkstein), 1 Tl. Zement und etwas Magnesia nach
der Anteigung mit Wasser unter Druck und läßt die erhaltenen Formstücke an der Luft erhärten.
(D. R. P. 149135.)
Zur Erzeugung von Baukastensteinen für die Spielwarenindustrie formt man ein ver-
knetetes, beliebig gefärbtes Gemisch von 3-4 Tl. Schlemrnkreide, etwas Zement und 1 Tl. Wasser-
glaslösung. (D. R. P. 313 675.)
Die bekannten Ankerbausteine bestehen nach D. R. P. 18 770 aus einem Gemenge gleicher
Teile Sand und Kreide mit etwas Farbe (Ocker, engl. Rot, mtramarin, Kienruß u. dgl.), das man
mit etwa. 1/. Tl. Firnis verrührt, worauf man in Formen preßt und etwa. 8 Tage bei 100-150°
trocknet.
Ein Kunststein, der sich, was Haltbarkeit betrifft, jahrelang bewährte (Stadtbahnbogen-
fassade am Berliner Friedrichstraßebahnhof), war aus 3 Tl. feinkörnigem Quarzsand aus Freien-
walde, 2 Tl. Sternzement und 1 Tl. Kalkhydrat erzeugt worden. (A. Frlesecke, Zement 9,14; vgl.
Zement 8, 607.)
Nach F. P. 452719 erhält man ein sehr hartes, polierfähiges Kunstsandsteinprodukt durch
Pressen eines mit Alaunlösung befeuchteten Gemenges von 200 kg ungelöschtem fetten Kalk,
779 kg feuerfestem Rotsand und 20 kg Gips.
Nach einem Referat in lahresber. f. ehern. Teehn. 1890, 786 werden Kunststeine nach den
Angaben von J. Dueourneau durch Pressen eines Gemenges von 10 Tl. Wasserkalk, 10 Tl. Stein-
pulver und 10 Tl. einer 5proz. Schwefelsäure hergestellt.
Zur Herstellung von Kunststeinen benützt man nach D. R. P. 162190 neben Kalk und Sand
die Rückstände der Leblanc- oder Ammoniaksodafabrikation, preßt in Formen, trocknet in der
Wärme und härtet dann im Härtekessel mittels hochgespannten Wasserdampfes.
ZurImitation von Basalt verwendet man nach O. Loew ein Gemenge von Sand. Kreide,
Kolophonium. Kalk und einem leicht verkohlenden Körper oder von Stoffen. die gefärbte Schwefel-
metalle zu bilden vermögen. Durch Zusatz verschiedenfarbigen Sandes läßt sich die porphyr-
artigeStruktur derTrachyte und das feinkörnige Aussehen gewisser Granite imitieren. (DingI.
Journ. 234, 167.)
Altere Vorschrift,en zur Herstellung künstlicher Steinmassen, z. B. aus 3 Tl. grobem Sand,
2 Tl. gepulvertem Kalk, 1 Tl. Teer, 1/10 Tl. Wachs oder 2 Tl. fein gemahlenem Kies (Feuerstein),
3 Tl. gepulvertem Marmor, 1 Tl. Harz, 1/10 Tl. Wachs, auch zur Bereitung künstlicher BausteiDe
aus hydraulischem Kalk, Kies und Asche usw. finden sich z. B. in Polyt. Notiz-BI. 1849, 96.
Künstliche Steinrnassen für Statuen, Fußboden platten, architektonische Bildwerke usw.
bestehen aus Sand, Kalk, Bleiglätte in wechselnden Verhältnissen mit altem Leinöl angerührt.
Die härteste Komposition bildet ein Gemenge aus Sandsteinpulver und 10--12% Bleiglätte, mit
7.-8% Leinöl. Nach 24-48 Stunden ist die Mischung ziemlich fest, nach einigen Wochen besitzt
sIe die Härte des Sandsteins; nach einern halben Jahre gibt die ldischung am Stahle Funken. Er
se~zt man das Leinöl durch Kolophonium mit einem geringen ÖI- oder Fettzusatz, so erhält man
mlt Kreide oder Kalkstein gemengt gießbare Massen. (Preuß. Gew.-Ver.-BI. 1800, 192.)
Über Herstellung von Kalksandsteinen aus 1301 Kalkmilch, 100 Tl. feinkörnigem Sand.
5-10 Tl. gelöschtem Kalk, 8/4 kg Soda und 41 Teerdestillationsrückständen durch Pressen unter
250 Atm. Druck siehe D. R. P. 120389.
864 MetaJ.1e ~d Minerale.
Zur Herstellung marmorartig glänzender Gegenstände verrührt man einen dicken Brei
von Wasser, 16 Tl. Portlandzement, 4 Tl. Schwefelzink, 1 Tl. trockenem Farbstoff und 8 ~ :1.
Sand mit 2 Tl. der im Handel als Gabbro bekannten Caseinfarbe ohne weiteren Wasserzusal z,
bis die Masse flüssig ist, fügt diesem Gemenge ein ohne Wasserzusatz bereitetes Gemisch von 2 ~:1.
Zement, 1 Tl. Sand und je 0,33 Tl. Zementfarbe und trockenem Farbstoff bei, setzt bis zur abi r-
maligen Verflüssigung nochmals 0,25 Tl. Gabbro zu und gießt die nunmehr wieder flüssig gew<r-
dene Masse in Formen, aus denen sie nach 5-6 Tagen herausgenommen werden kann. (D. R. P.
178474.)
Nach einer Angabe in Ber. d. d. ehern. Ges. 1874, 1666 vermischt man zur Herstellung kiiIlI :t-
lichen Marmors Gips oder Zement mit Farbstoffen und Eiweißwasser; formt und erhitzt die
Massen zur Koagulation des Eiweißes.
Zur Herstellung von gelblich bis weiß gefärbter Marniorimitation formt man nach O. Loew,
TOnind.-Ztg.1879, 808 30Tl. Sand, 42Tl. Kreide, 24.TI. Kolophonium und 4 Tl. gebrannten Kalk;
dem Gemenge setzt man zur Herstellung meergrüner Färbung 2 Tl. Ultramarinblau, für Fleisch-
farbe 1 Tl. Ultramarinblau und 1 Tl. Zinnober zu. Die heiße Mischung wird, wenn sie noch eine
gewisse Plastizität besitzt, in die Form gestampft und in ihr noch etwa 20 Minuten einer Tempe-
ratur von 160 0 ausgesetzt, worauf man langsam abkühlen Iä.ßt.
Zur Nachahmung von Marmor füllt man nach D. R. P. 106 036 eine der Größe der zu mar-
morierenden Fläche entsprechende Schale mit Kupfervitriol-Lösung und verspritzt auf die Ober-
fläche der letzteren in 01 verriebene Farbe, die sich gleichmäßig verteilt, aber Flecke, Streüen
und Wolken bildet. Der GegeD§jiand, der mit einem klebrigen Lack bestrichen ist, wird nun
auf diese Schicht gelegt, die an dem Lack haften bleibt und dergest.alt auf die Fläche über-
tra~en wird. Eingesprengte Nester von Serpentin, Talk, Speckstein u. dgl., wie sie in natürlichen
Stelllarten vorkommen, werden in der Weise imitiert, daß man auf die Qlfarbschicht eine
La.nge, Chem.-techn. Vorschriften. 8. Auß. I. Bd. 55
866 Metalle und Minerale.
alkoholische Lösung von Farbstoff und Schellaok aufspritzt, die die Farbe verdrä.ngt, wobei
infolge der Verflüohtigung des Alkohols der Sohellack muschelig erstarrt. Diese Farbsohicht wird.
ebenso wie oben beschrieben wurde, von dem mit einem klebenden Lack bestriohenen Gegenstand
von der Kupfervitriolschicht abgehoben.
Verfahren und Vorrichtung zur Ausbreitung einer gleiohmäßigen Seifenschicht auf Flüssig-
keitsoberflächen zwecks Herstellung von Glaskunstmarmor sind in D. R. P. SS96S2 be-
schrieben.
Ein Kunstma.rmor besteht nach D. R. P. 118281 aus einem Gemenge von Kreide, Pulver.
Leinöl. Leim und Glycerin.
Zur Herstellung eines Marmorersatzes trocknet man ein Gemenge von Marmormehl, Zement.
Erdfarbe und Oliven- oder Leinöl an der Luft oder in der Wärme ein. (Norw. P. SO 877.)
Die Fabrikation von Marmorimitation aus Ge I a ti ne oder Lei m schildert ausführlich E. Fleck,
DingI. lourn. 281, 682.
Eine marmorartige Masse wirdnach D. R.P.119887 hergestellt duroh Verkneten von 1500 Tl.
eines anorganischen Farbstoffes mit 150 Tl. Fa.serasbest, der mit einer Lösung von 50 Tl. Schellack
in 100 Tl. Spiritus getränkt ist. Der unlösliche Farbstoff setzt sich nach Verdunstung des Alkohols
zwischen die Asbestfa.sern und man erhält so ein Material, cias helle Adern auf farbigem Grunde
zeigt.
Einen besonders dichten und festen, gegen elektrische Einflüsse so widerstandsfähigen Kunst-
stein, daß er sich statt des teueren Marmors zur Herstellung von Schaltbrettern für elektrische
Anlagen eignet, erhält man durch Verarbeitung eines Gemenges aus Zement, Braunstein, Glycerin,
Asbest und Leimlösung. (D. R. P. 2S2449.)
Eine andere Kunstmarmormasse, die gegen Bruch und Kantenbröckelung widerstandsfähig
ist, erhält man aus Magnesit oder Zement mit Marmormehl, Zinkoxyd und Gips unter Zusatz
einer dickflüssigen Cell uloid - Acetonlösung als Bindemittel. Die gepreßten Platten sollen sich
durch besondere Elastizität auszeichnen. (D. R. P. 298861.) .
Zur Herstellung von Kunststeinen von Art der verschieden mit Adern, Einsprengungen
und Verwerfungen gebildeten Naturgesteine mischt man trocken eine Grundmasse aus Port-
landzement, Muschelkalk und Farben und befeuchtet die Mischung mit einem gefärbten Binde· und
Härtewasser, das schwefelsaures Kali, Glycerin und Kaliwasserglas nebst gemahlenem Füllmaterial
enthält, worauf man die knetbare Masse mit andersfarbigen, nach gleichem Verfahren her-
gestellten Massen in Formen stampft, zur größeren Wirkung der vorhandenen Streifen und Ader-
bildungen weiter in der Form zerreißt und wieder verknetet, evtl. mit Einsprengungen oder Farb-
körpern vermischt und schließlich abbinden und trocknen läßt. Die Masse wird dann zersägt,
geteilt und geschliffen, zur Abdichtung und Festigung wiederholt in eine wässerige Mischung
von Wasserglas, kohlensaurem Baryt, Kautschuk und Farbe getaucht, immer wieder getrocknet
und schließlich poliert. Der Vorteil des Verfahrens, mit dessen Hilfe man jedes Naturgestein
für Bauzwecke imitieren kann, beruht darauf, daß die Stücke an Ort und Stelle aus jenen leicht
transportablen Bestandteilen bereitet werden können, wodurch Fracht und Bruchspesen gespart
werden. (D. R. P. 296 17S.) S. a. [682].
G55. Gipskunststein.
Über Herstellung gießbarer Kunststeinmassen aus 100 g Gips, 10 g Zement, 5 g flüssigem
Leim (Gelatine) und 500 g kaltem Wasser siehe D. Gewerbeztg. 1868, 472.
Geäderter Gipskunststein: 4 Tl. Harz und 1 Tl. Wachs werden zusammengeschmolzen,
der geschmolzenen Masse wird die konzentrierte heiße Lösung von 6 Tl. Leim und 4 Tl. Alaun,
mit 12 Tl. gepulvertem Gips unter stetem Umrühren zugesetzt; in die flüssige Masse, die be·
liebig gefärbt werden kann, werden Seidenabfälle eingerührt, worauf man die Masse in Formen
gießt. Beim Erkalten scheiden sich die Seidenabfälle an der Oberfläche aus, die dann eine eigen-
artige Äderung zeigt. (Württembg. Gew.-BI. 1861, 264.)
Kunststeine erhält man nach D. R. P. 20761 aus Gips unter Zusatz von in Alaunwasser zu
Pulver gelöschtem Kalk und Sand. Das trockene Pulver wird mit Leimwasser und Essigsäure
befeuchtet und in Formen gepreßt. Soll die Masse zur Herstellung von Stuckarbeiten dienen, so
fällt der Sand fort.
über Herstellung plastischer Firmenbuchstaben und Zahlen aus einem Brei von Tripo-
lith siehe D. R. P. 22880. Tripolith ist ein hellbläulichgraues Pulver, das man durch Erhitzen
von Gips mit Ton und Koks oder mit Kohle und Eisenhammerschlag erhält und das für Bauzwecke
sowie auch als aufsaugendes Mittel bei chirurgischen Verbänden Verwendung findet. Der Tripo-
lith ist übrigens nach Zivillng. 1884, 8M zur Ausschmückung von Fassaden kaum verwendbar,
da seine Festigkeit unter dem Einflusse der Witterung außerordentlich rasch abnimmt.
Nach D. R. P. 88 M9 behandelt man zur Herstellung einer künstlichen Steinmasse ein Gemenge
von Gips und Kalk vor dem Abbinden mit schwefliger Säure oder Sulfit zu dem Zwecke, um den
freien Kalk zunächst in Ca I ci ums u I fit und schließlich in Sulfat zu verwandeln.
Zur Herstellung künstlicher Bausteine, die sehr fest und dauerhaft sein sollen, ver-
mischt man nach D. R. P. 108246 abgelöschten, in Wasser pulverisierten Schwarzkalk, den xna!l
duroh Zusatz von 66gräd. Schwefelsäure teilweise in schwefelsauren Kalk umgewandelt hat, xnlt
Sägemehl, Torfmull, Asche, Spreu, Sand u. dgl., verrührt das innige Gemisch mit Gips, der evtJ.
Kunststeine. Ausgangsmaterialgruppen. 867
mit Boraxlösung präpariert wurde und gießt sofort in Formen. Die Masse erstarrt sehr bald
zu Stein.
Zur Herstellung künstlicher Steinmassen vermischt man Gips nach D. R. P. 116 610 mit den
Oxyden oder Hydroxyden des Magnesiums, Aluminiums oder Zinks und mit Phosphorsäure oder
mit sauren phosphorsauren Lösungen dieser oder anderer Metalloxyde. Nach Zusatz D. R. P.
129 609 läßt man die Phosphorsäure zuletzt auf das Gemenge der anderen Stoffe einwirken; nach
D. R. P. 1SS 983 kann der Gips durch Schwerspat, Kaolin oder Schwefel ersetzt werden.
Zur Herstellung von Gipsplatten setzt man dem Gips naeh D. R. P. 126141 1/6 seines Ge-
wichtes an Chlormagnesium zu, rührt mit wenig Wasser an und preßt in Plattenform.
Zur Herstellung poröser Gipsplatten mischt man nach D. R. P. 144: 141 10 kg Gips und 5 kg
Füllmaterial (Koks, Sägemehl, Flugasche) mit einer Lösung von 250 g Natriumbicarbonat oder
kohlensaurem Ammon in 10 I Wasser. Als Füllmaterial für ähnliche Massen sollen sich nach
D. R. P. 140706 desinfizierte und entfettete Kiele oder Schäfte von V ogelf edern eignen.
Vgl. D. R. P. 148817.
Zur Herstellung von Kunststein verwendet man nach O. P. Anmeldung 6122/06 ein trockenes
Gemisch von Gips, Sand und Farbstoff, das man unter hohem Druck formt, mit Leimlösung
tränkt und mit Dampf trocknet.
Zur Herstellung eines Kunststeines werden nach Norw. P. 214:81/10 55-95 TI. Gips und 35
bis 65 TI. Marmor gepulvert und mit einer Lösung von 1 TI. Leim in 70 Wasser vermischt; die
aus dieser Masse hergestellten Gegenstände werden mit einer Alaunlösung gehärtet.
Zur Erzeugung li eh td urchlässi ge r Schalen für Beleuchtungskörper aus Kunststein läßt
man ein geformtes Gemisch von durchscheinenden Alabaster- oder Gipsstückehen mit Zement
abbinden und poliert die fertigen Körper. (D. R. P. 323081.)
Gewichtes mit Zement unter evtl. Zusatz von das Erhärten befördernden Körpern durch Wasser
zum Abbinden. Der Grundstoff z. B. aus Titaneisensand, Kalk, Tonerde, Magnesium- oder Sill-
ciumverbindungen eignet sich besonders zur Herstellung von Säulen, Wandbekleidungen, Kunst-
marmor, künstlichem Achat und anderen Bauteilen, die sich wegen ihres spezifisch hohen Ge-
wichtes durch besondere Tragfähigkeit auszeichnen. (D. R. P. 297868.)
Eine künstliche Steinmasae, die zur Herstellung von Zylindern, Walzen und anderen
Maschinenteilen dienen soll, besteht nach D. R. P. 8088 aus einem Gemisch von 20 Tl. Zement,
10 Tl. Schwefel, 8 Tl. Schellack und 2 Tl. Guttapercha. Diese Masse eignet sich z. B. zur Herstellung
der Unterzylinder einer Walkmaschine, während der Oberzylinder aus Portlandzement ohne wei-
tere Zusätze besteht.
Über Herstellung einer Kunststeinmasse aus Zement, Kies, Schellack und Kieselsäure siehe
auch E. P. 20 219/11.
Auch aus einem Gemenge von Zement und Gips, das man formt und nachträglich mit Ha.rz-
ölen, Harzen oder Kohlenwasserstoffen tränkt, kann man nach D. R. P. 64 444 zu kunststein-
artigen Produkten gelangen.
Nach F. P. 464 246 erhält man Kunststeinplatten aus einem Gemenge von 30 Tl. Portland-
!lement, 4.0 Tl. Marmorkies, 10 Tl. Farbstoff und 20 Tl. einer Mischung von Kolophonium, Glim-
mer und Alaunlösung. Nach völliger Erhärtung, d. i. nach etwa 5 Stunden, werden die Platten in
passende Stücke gesägt.
Nach G. P.Anmeldung 7409/06 erhält man eine künstliche, formbare Ziegelmasse durch Kochen
eines wässerigen Breies von Ton, Zement, Kalk, Sand, Teer und Farbstoffen.
Nach D. R. P. 142186 werden völlig wasserdichte Belagmassen aus Zement oder Kalk in
der Weise erhalten, daß man dem Mörtel Pech, Asphalt u. dgl. zusetzt und den fertigen gepreßten
Stein nach dem Erhärten mit schwerem Teeröl tränkt, um die Poren auszufüllen; schließlich wird
die Oberfläche des Steines mit heißem Eisen geglättet.
Wetterfeste weiße Kunststeine werden nach D. R. P. 71 299 hergestellt aus einem Gemisch
von Marmor- und Glaspulver mit dem durch Glühen von Ton mit Kreide erhaltenen weißen Zement,
unter Zusatz einer mit Hausenblase oder Gelatine gemischten Alaun- oder Chroma.1aunlösung.
Ein schließlicher Zusatz von Wachs oder Ceresin in Terpentin- oder Campherol erhö}lt die Wasser-
dichtigkeit und Wetterbeständigkeit der Masse.
Nach D. R. P. 282449 wird ein Kunststein hergestellt aus 50 kg Zement und 3,5 kg Braun-
stein; dem feingemahlenen Gemisch wird eine Lösung von 4:,5 kg Leim~ in 20-251 Wasser
und nach dem Abkühlen 4.0-50 kg Glycerin zugefügt. Schließlich mischt man dem Ganzen einen
Asbestbrei aus Y2 kg Asbest mit Wasser bei, preßt und imprägnim die Platten mit Leinöl; sie
eignen sich besonders als Schaltbretter für elektrische Anlagen. .
Eine formbare Kunststeinmasse wird nach D. R. P. 100146 aus Zement, Kreide, Leimwasser
und Erdöl hergestellt.
Die Herstellung von Kunststeinen durch Erhitzen eines geformten Gemenges von ·60 Tl.
Klinkermehl, 27 Tl. Kalksteinpulver, 10 Tl. Bitumen, 3 Tl. Kreosotöl und etwas Wasser oder
Wasserglaslösung ist in E. P. 619 289/1919 beschrieben.
607. Zementkunststein-Werkstücke.
Barth, J., Zementröhren, ihre Herstellung, Prüfung und Verwendung zu Kanalisations-
anlagen. Berlin 1914:.
über die Herstellung von auch bei Druck flüssigkeitsdichten Zementröhren durch
Einpressen verschiedener durchlässiger und undurchlässiger Schichten in ein rohrartiges Ge-
häuse mit Hilfe der Fliehkraft siehe D. R. P. 269411. _
Ein Verfahren zur Erzeugung der Hohlräume allseitig geschlossener Betonhohlkörper sowie
sonstiger Hohlgebilde (Mauer-, Decken-, Verblendsteine, Säulen, Balken, Treppenstufen, Ge-
brauchsgegenstände) aus Kunststein- und Mörtelmasse unter Verwendung von Eis ist dadurch
gekennzeichnet, daß Kerne aus Eis mit der noch unerhärteten MaSse umhüllt werden, wobei man
durch Befestigen von Abstandstützen und Bewehreisen an den Eiskernen die Stabilität der
Hohlkörper erhöht. Es muß Sorge getragen werden, daß das Eiskernschmelzwasser durch Ab-
laufs- und Verdunstungsöffnungen an geeigneten Stellen der Umhüllung möglichst hindernis-
frei Abfluß findet. (D. R. P. 802187.) .
Über Herstellung von porösen Betonröhren mit hoher Druckfestigkeit siehe D. R. P. 811 786.
Zur Herstellung dünner fester Zementplatten läßt man den Zementbrei bei häufiger Anfeuch-
tung in einer mit feuchtem Lehm umgebenen Form längere Zeit (1-3 Wochen) unter Druck
liegen. (D. R. P. 167616.) Nach einer Abänderung des Verfahrens verwendet man statt des
feuchten Lehms (}ummi, Wachs oder andere völlig luftabschließende Stoffe zur Umhüllung des
Zementbreies bei Herstellung dünner und fester Zementplatten. (D. R. P. 179010.)
Vgl. die Einrichtung zur Herstellung von Kunststeinpla·tten durch Walzen des zwischen
zwei Transportbändern zwecks Abbindung feucht gehaltenen Materiales nach D. R. P. 287396.
Zur Herstellung von Röhren, Wölbungen oder Platten läßt man den Zement-Sandbrei ohne
Druck zwischen feuchten Tonschichten so lange erhärten bis letztere trocken werden und
Kunststeine. Ausgangsmaterialgruppen. 869
abbröckeln. Die obere Tonschicht wird durch Beguß des Zementsandbreies mit dickflüssigem
Tonbrei erhalten. (D. B. P. 323644.)
Die Herstellung von Särgen aus mit Holzleisten versteiften Zement· und Gip;massen ist
in D. B. P. 12 048 beschrieben.
Siehe auch die Herstellung von Särgen aus Zement oder Gips nach D. B. P. 9478.
Über Herstellung von Sarghüllen aus Zement berichtet ferner A. Offenbach in Tonind••Ztg.
40, 146.
Ein Verfahren zur Herstellung von Zementgußstücken oder Betonkörpern für Bauzwecke,
gekennzeichnet durch das Einpressen der später erstarrenden Masse unter Druck in die Form
und Bewirkung auch der Abbindung und Erhärtung unter Druck ist in D. B. P. 187 720 be·
schrieben.
Ein Verfahren zur Nachbehandlung frisch mit hydraulischen Bindemitteln hergestellter
Kunststeine in besonderer kanalartiger Einrichtung mit Verwendung wasserdampfhaltiger Gase
ist in D. B. P. 289 494 beschrieben.
Bei Herstellung von Verbundbaukörpern aus einem vollen oder hohlen Betonblock
mit einem bei seiner Herstellung mit ihm verbundenen Verkleidungskörper verwendet man Ton
bzw. Bimsbeton, Kieselgur oder Kork als zum ununterbrochenen Putzträger ausgebildeten Ver.
kleidungskörper. Dadurch werden die Ausblühungen, zu denen der Ton neigt, vermieden und
man erzielt trotzdem feste Bindung zwischen Bimsbetonkörper und dem hohlen Block aus
Schlacken. oder Kiesbeton. (D. B. P. 278476 und 287086.)
Einen Baustoff für Betonbauten erhält man durch Mischen von Portlandzement mit vorher
bis zum Sintern (etwa 1100°) erhitzter Kieselgur. (E. P. 13733011920.)
Der Klususstein, der auf der Baustelle in hölzernen oder eisernen Formen hergestellt wird,
ist ein geschlossener Betonhohlstein, der im Innern mit Schlacke oder anderen wärmehaltenden
Stoffen gefüllt ist. (Zement 9, 44.)
Über die VerwElndung des dem Granit und auch dem Basalt an Druckfestigkeit um das
Doppelte überlegenen, durch Brennen eines kalkigen Tongemisches bei hoher Temperatur er·
haltenen Kcramit_s als Pflastermaterial, Verblendsteinstoff für Abwasserkanäle, zum Bau von
Tresors und Pfeilerkonstruktionen siehe Bafer, Tonind.-Ztg. 1917, 713.
Zur Beförderung der Hydratisierung von aus Zement und Füllstoffen durch Pressen her·
zustellenden Pflastersteinen wendet man Drucke von mindestens 1000 kg pro qcm der ge·
drückten Massefläche an und erhält so Steine, die dieselbe Beanspruchung gestatten wie Granit·
steine. (D. B. P. 238380.)
Zur Herstellung von Steinen oder Platten mischt man Bi mssand bei 1000° mit Sand und
sodann nach dem Abkühlen auf 80° unter Zusatz von Zement und Wasser, worauf das Material
verformt wird. (D. B. P. 323 626.)
Als Leichtbeton für Schiffbauzwecke eignet sich ein wie in der Kunststeinindustrie üblich
mit gespanntem Dampf gehärtetes und dann grob zerkleinertes Gemenge von Zement, 'Kalk
und Leichtstoffen von Art vulkanischer Sande, Tuffasche oder granulierter Schlacke. (D. R. P.
328M3.)
Die Erzeugung sehr leichter Mörtel für Zwecke des Schiffbaues ist in D. B. P. 334612
beschrieben.
Nach den Ergebnissen eingehender Versuche kann die Erhärtung von Zementwaren und
Ku n s t s te i n e n mit bis zu 5,6 kgjqcm hochgespanntem Dampf derart beschleunigt ,werden,
daß schon nach zwei Tagen die Druckfestigkeit, gegenüber der eines monatelang normal erhärteten
Fabrikates, weit über das Doppelte beträgt, wenn eine bestimmte Magerungsgrenze, erdfeuchter
Beton und ungestörtes normales Abbinden vor der Dampfbehandlung eingehalten werden. über
den verwendeten Dampfversuchsapparat, in dem eine Betonmischung 1 : 2 : 4, gehärtet und dann
auf ihre Eigenschaften geprüft wurde, ist in Tonlnd.-Ztg. 36, 1010 berichtet. V gl. Baumat.·Markt
11, 1022.
Bei Herstellung säurefester Betonwaren empfiehlt W. Beu! für Sonderzwecke, also
wenn der hohe Preis nicht im Wege steht, abgebundenen Zement als Zuschlagstoff in Form von
Kleinschlag, Schrot oder' Sand zu verwenden. (Tonind•• Ztg. 39, 814.)
Über die Gefährdung des Eisenbetons durch Chlorgase bei der Lagerung vo{J. Bleich.
kalk in Betonkammern siehe Tonlnd.-Ztg. 37, 171. - Vgl. Bd.1I [206].
Die für die maschinelle Herstellung von Zementbetonsteinen dienenden Formöle sollen aus·
schließlich Mineralöle, säurefrei und wasserunlöslich sein und bei 20° eine Viscosität von 2,5 Engler.
graden und eine Dichte unter 1,0 besitzen. (C. Platz mann, Zement 9, 896.)
Über ein Verfahren zur Erzeugung im Relief geformter farbiger Zementsteine siehe
D. B. P. 271369. - Vgl. [647].
668. Zement-Faserstoffplatten.
Die Herstellung künstlicher Bausteine aus gleichen Teilen Zement (oder Kalk), gehacktem
Hanf (oder jeder anderen verspinnbaren Faser), mit Leinöl getränktem Ton und gepulvertem
Marmor ist in Polyt. Zentr.·BI. 1864, 346 beschrieben.
über Herstellung einer Masse für Dachziegel oder Fassadenbestandteile aus cellulose.
haItigen Abfällen und hydraulischem Kalk, mit einem Anstrich aus einem Gemenge von 5 Tl.
hydra.ulischem Kalk, 4, Tl. Wasserglas und 1 Tl. gekochtem Leinöl siehe D. R. P. 18168.
870 Metalle und Minerale.
Verfahren und Maschinen zur Herstellung von Kunststeinplatten aus Faserstoffen und hydrau-
lischen Bindemitteln mittels rotierender Trommeln bzw. Walzen oder sonstiger Vorrichtungen
sind weiter in D. R. P. 191141, 193186 und 194287 beschrieben. Ein Zusatzpatent (D. R. P.
208626) enthält Angaben über eine Abänderung der Apparatur.
Weitere Verfahren zur Herstellung von Platten aus Faserstoffen und hydraulischen Binde-
mitteln mit Hilfe der Papier- oder Pappenma,schine sind in D. R. P. 206 267, 205 880 und 205489
beschrieben.
Zur Herstellung von Kunststeinen mischt man nach O. P. Anmeldnng 8867/05 Zement und
Holzfasern, trocknet 24: Stunden an der Luft und härtet sodann 14 Tage unter Wasser.
Zur Herstellung künstlicher Tropfsteingebilde behängt man auf einem Gerippe an-
gebrachte Zementkörper zwecks Bildung der stalaktitischen Teile mit in Zementmasse getauchten
Stränen von Flachs, Hani oder ähnlichem Material und formt die Massen dann von Hand in
Form. (D. R. P. 217881.)
Zur gleichmäßigen Vermischung von Faserstoffen mit Portlandzement mahlt man beide
trocken miteinander und umhüllt so jede einzelne Faser mit Zementstaub, wodurch ein Zusammen-
ballen der Faserstoffe vermieden wird. (D. R. P. 206888.)
Zur Herstellung von Kunststeinplatten aus Faserstoffen (Holz, Asbest, Lohe) und hydrau-
lischen Bindemitteln auf Papiermaschinen erhitzt man die geholländerten Faserstoffe vorher
durch Eintragen in kochendes Wasser oder durch Dampf bzw. führt letzteren der Stoffbahn
hinter der Gautsche zugleich mit dem Bindemittel zu. Die Fasern werden dadurch stark gelockert
und das Bindemittel vermag gleichmäßig in die entstandenen Poren einzudringen. Zur Verstär-
kung der Platten führt man der Stoffbahn weiterhin groben Sand, Kies oder Metallspäne zu,
die man mittels, Walzen eindrückt. (D. R. P. 225260 und 226471.)
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Platten aus Fasern und Zement sind in
D. R. P. 226 254 beschrieben.
Zur Herstellung von Gegenständen aus Mörtelgemengen walzt man einen auf einer Unter-
lage befindlichen, mit einer Schicht trockenen oder wenig feuchten Mörtelpulvers bestreuten
Mörtelbrei über einer Schicht Papier oder einem gewebten Stoff, die auf der Pulverschicht aus-
gebreitet werden, so lange, bis das Papier bzw. Gewebe feucht wird. (D. R. P. 229697.)
Vg1. das Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von Platten durch trockenes Vorpressen
des Gemisches aus Faser- und Bindematerial unter so niedrigem Druck, daß es seine Anhaft-
fähigkeit verliert, worauf man die Abbindeflüssigkeit zusetzt und die nasse Schicht unter er-
höhtem Druck fertig walzt nach D. R. P. 268546.
Vgl. ferner die Herstellung von Kunststeinen aus hydraulischen Bindemitteln und
Faserstoffen mit Hilfe von Druck.- oder Saugluft nach D. R. P. 258683.
Die Herstellung von Kunststeinformlingen aus hydraulischen Bindemitteln, Faserstoffen,
Füllmaterial und wenig Wasser kann auch in besonderer Apparatur erfolgen, die es ermöglicht,
die Oberfläche der Masse vor dem Pressen mit Materialien ~u bekleiden, die nachträglich dem
fertigen Stein eine farbige, elastische, verdichtete oder wasserabstoßende Oberflächenschicht
verleihen. (D. R. P. 267893.)
Zur Herstellung von Kunstplatten aus Faserstoffen und hydraulischen Binde-
mitteln bildet man die Platten in ähnlicher Weise wie Gipsbriketts aus Gipspulver durch freies
Absetzenlassen der aufgeschlämmten, festen Stoffe in der Flüssigkeit, zieht diese wiederholt
ab, füllt die Formen nach und preßt dann nach teilweiser Abbindung in bekannter Weise. Zur
Erzielung besonders tragfähiger Dachplatten für Schneedächer können diese Platten durch ein-
gelegte Drahtgewebe gefestigt werden. (D. R. P. 272871.)
Poröse oder nicht poröse Koch- und Heizplatten erhält man durch Erhitzen von auf
der Pappenma,schine hergestellten gepreßten dünnen Tafeln aus Zement und Schlackenwolle
unter evtl. Zusatz brennbarer Stoffe auf etwa 250°. (D. R. P. 829168.)
Zur Herstellung' großer, nur 1/._1 cm dicker Zementplatten von 50-100 cm Länge
bedeckt man den Formboden mit einer Lage Schilfrohr und diese vor Füllung der Form mit
einer trockenen Zementschicht, so daß die Platten ~t der Unterlage zugleich umgewendet werden
können. Man erhält 80 ein leichtes und billiges Bedachungsmaterial, das schnell anzufertigen ist,
über mehrere Dachlatten reicht und auch auf alten Gebäuden mit weichen Dächern und weit
stehenden Sparren ohne bauliche Veränderung verlegt werden kann. (D. R. P. 278258.)
Ein Bawnaterial erhält man durch Einpressen von mit Mörtel (Zement oder Kalk) be-
strichenen, durch Draht zusammengehaltenen SchilfrohrbündelninFormen. (D. R.P.8ll 848.)
Zur Herstellung einer Plattenmasse aus Zement und Faserstoffen erwärmt man
Holz, Cellulose oder Asbest mit Paraffin und mischt die erkaltete Masse mit einem durch Wasser-
zusatz formfähig gemachten Zement. Die hnprägnierung der Faserstoffe soll das Eindringen
von Feuchtigkeit verhüten und andererseits soll der Zement während des Abbindens diese impräg-
nierten Fasern fester einschließen. (D. R. P. 274671.)
Zementfaserstoffplatten, die witterungsbeständig sind, nicht zu Ausblühungen neigen und
ölfarbenanstriche annehmen, erhält man aus dem mehr als 2% Feuchtigkeit enthaltendem, jedoch
nicht mit Wasser gesättigtem Plattenmaterial durch Behandlung mit Kohlensäure in einer
geschlossenen Kammer. (D. R. P. 327 004.)
Vgl. das Verfahren zur Herstellung profilierter Gegenstände aus Faserstoffen und
hydraulischen Bindemitteln, in einer Vorrichtung, die das Anwachsen des Formlinges an
den Pressebestandteilen ausschließt nach D. R. P. 277049.
Kunststeine. AusgangsmateriaJgruppen. 871
Eine Streuvorrichtung für hydraulische Bindemittel für Pappenmaschinen zur Her·
stellung von Platten aus solchen Bindemitteln und Faserstoffen ist in D. R. P. 278684: be-
schrieben.
Ein Verfahren zur Herstellung nahtloser Rohre aus faserigen Stoffen und hydraulischen
Bindemitteln ist durch die Verwendung einer Pappenmaschine mit einer Blechseele gekenn·
zeichnet, die zum Schutze gegen Deformation dient. (D. R. P. 288601.)
'Ober Herstellung von Röhren aus Faserstoffen und -hydraulischen Bindemitteln siehe
auchD. R. P. 266 278.
Eine Kunststeinmasse, die sich zur Herstellung von Treppenstufen, Randsteinen, Bürger-
steigfliesen, aber auch Eisenbahnschwellen eignet, benützt man Jutefaser als Füllstoff in Ver·
mischung mit unter Wasser abbindenden Zement und legt ein Jutefasergewebe als Einbettung
in die Kunststeinmasse ein. (B. R. P. 298332.) Die so erhaltene Zement·FüllmitteImasse (Bims.
kies, Traß und Bitumen) mit eingelegten Jute. oder anderen Fasermaterialien bildet eine elastische,
undurchlässige, druck und zugfeste, versteinerte Holzrnasse, die sich besonders als Schiffsbau·
material eignet. (B. R. P. 303 116.)
Bei Herstellung von Dachdeckungs- und Wandbekleidungsplatten aus Faserstoffen und
Zement mischt man jede Faserstoffart gesondert mit dem Zementbrei und bringt diese Stoffge-
menge dann getrennt aufgetragen in eine Doppelsiebzylinder-Pappenmaschine, aus der die über-
einander aufgetragenen Stoffbahnen der Abnehmerwalze zugeführt werden. (B. R. P. 326 778.)
Auch in D. R. P. 326 778 ist ein Verfahren zur Herstellung von Dachdeckungs- und Wand-
bekleidungsplatten aus pflanzlichen und mineralischen Faserstoffen und hydraulischen Binde-
mitteln beschrieben.
'Ober die Verwendung von Holz in Verbindung mit Beton als Baustoff, besonders zum Er·
satz des Holzfachwerkbaues, siehe R. Kafka, Beton u. Elsen 1916, 201.
Nach A. P. 969 202 preßt man zur Herstellung künstlicher steinartiger Massen einen wäßrigen
Brei von Asbestfasern und Portlandzement oder Magnesia in Formen.
Zur Herstellung nicht schwitzender und nicht ausschlagender Zement·Asbestplatten für
Dach. und Wandbekleidungszwecke ersetzt man den größten Teil des Asbestes durch den zäheren
elastischeren und festeren Glimmer. (D. R. P. 193878.)
Zur Herstellung eines hitzebeständigen und wärroeaufspeichernden keramischen Heizrohres
verarbeitet man 25 Tl. hochwertigen Zement (auch -Sorelzement) mit 50 Tl. Ziegelmehl und 25 Tl.,
Asbest. (D. R. P. 288 722.)
.' Zur Herstellung feuersicherer und wasserdichter Platten vermischt man nach D. R. P. 111146
200 Tl. Asbest, 30-130 Tl. Zinkoxyd, 70 Tl. Zement und Leimwasser. Die Masse llrhält· eine
Einlage von Drahtgeflecht oder von Geweben und wird nachträglich durchWa.1zen oder Kalan.
drieren in Form gebracht. Die mit Masse belegten Streifen werden dann abermals kalandriert.
getrocknet, zur Erzeugung der Wasserbeständigkeit mit schwefelsaurer Tonerde imprägniert,
wieder bis zur völligen Erhärtung gepreßt, geglättet und evtl. gefärbt. Die Tafeln eIgnen sich
besser als die nach D. R. P. 19.808 und 26 704 erzeugten Platten, die in der Hitze spröde werden
und nicht wasserbeständig sind, zur Bekleidung von Gebäudeteilen, die feuerschutzbedürftig 'Sind.
Ein Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus Kiesbeton und Asbestzementbeton
mittels eingelagerter, in dem Kunstbaumaterial verbleibender Siebe ist in D. R. P. 826779 be-
schrieben.
Zur Umkleidung eiserner Säulen oder Träger erzeugt man zunächst mit Hilfe einer Pappen-
maschine, ähnlich wie man Röhren aus Papiermasse bereitet, eine Stoffbahn aus Zement und
Asbest, die man entweder feucht oder nach ihrer auf einem passenden Dom vollzogenen Er·
härtung zur Bekleidung des eisernen Bauteiles verwendet. (D. R. P. 229767.)
Außerordentlich harte und zähe Asbestkunststeinplatten erhält man, wenn man das unter
Zusatz großer Wassermengen hergestellte Gemisch von Zement und Asbest auf der Pappen.
maschine verarbeitet, so daß die Abbindung der Masse erst nach Fertigstellung der Platten ein-
tritt. Trotz der großen Wassermengen wird die Binde· und Erhärtungsfähigkeit des Zementes
so wenig gestört, daß sogar die Abfälle der Platten in neue Masse eingearbeitet werden können.
(D. R. P. 162829.)
Oder man stäubt das Zementpulver unmittelbar auf den auf dem Siebzylinder, also vor der
Gautsche, befindlichen feuchten Faserstoff auf und vermeidet so das Hindurchführen des Zementes
durch die ganze Maschine, f,l.Ildererseits aber auch den "Übelstand, daß auf dem Transportfilz
zwischen Asbest und Zement Schichtenbildung eintritt, was stets geschieht, wenn man den Zement
erst auf dem Filz auf die Asbestmasse streut. (D. R. P. 181 223.)
Oder man übersprüht die auf der Papiermaschine befindliche Zement·Asbestmasse zur Ge·
winnung harter Dach· und Wandbekleidungsplatten mit Kieselfluorwasserstoffsäure,
so daß das entstehende Kieselfluorcalcium die einzelnen Lagen der Platte verkittet. (D. R. P.
181604.)
Über Herstellung von Kunststeinen aus fein zerfasertem-Asbest, wenig Wasser und im Luft-
strom eingeblasenem Zement in besonderer Vorrichtung, die eine gleichförmige Mischung der
Bestandteile in kurzer Zeit bewirkt, siehe D. Ra P. 240888.
Verfahren und Vorrichtung zum Auftragen breiiger, mehr oder minder flüssiger Stoffgemenge
auf Flächen bei der Herstellung von Asbest· Zementplatten sind'in D. R. P. 219291 be·
schrieben.
Formstücke aus säurefestem Zement erhält man durch Formen von Glas, Sand oder Quarz
mit Ton, Asbestfasern und Wasserglas. Die geformte Masse wird 12 Stunden allmählich auf
200° erhitzt und schließlich roit einer säurebeständigen Asphaltlösung imprägniert. (E. P. 16S 047-
1919.)
Siehe auch das Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus Kiesbeton mit eingelagerten
bea.rbeitungsfähigen Stellen aus Asbestzeroentbeton nach D. R. P. 826 779.
Weitere Verfahren und Vorrichtungen zur Herstellung' von Platten oder Hohlkörpern aus
Faserstoffen (besonders Asbest) und Zement mit Benützung der Langsiebpappemaschine bzw.
geeigneter Zentrifugen sind in D. R. P. 200 729, 200679 und 201044 beschrieben. Vgl die Ab·
änderung des Verfahrens in mechanischer Richtung nach D. R. P. 212886.
Ein Verfahren zur Nutzbarroachung der Abfälle bei der Herstellung von Asbestzement·
platten auf der Pappenmaschine war in D. R. P. 176164 geschützt..
Zur Wiederverarbeitung des Abfallzementes bei der Hl'lrstellung von Platten aus Faserstoffen
(Asbest) und Zement vermischt man den aus dem Ablaufwasser der Pappenmaschine aufgefangenen
Zement fortlaufend mit der erforderlichen Menge frischen Zementes. (D. R. P. 210801.) •
Zur Herstellung künstlicher Steine, Ornamente oder Figuren verschlämmt man 100 Tl.
28 grädiger Wasserglaslösung mit 3,5 Tl. gewöhnlichem Ton oder feingemahlenem Augit und
verwendet diese einige Zeit sich selbst überlassene Mischung zum Anfeuchten etwa der dreifachen
Menge eines einige Tage an der freien trockenen Luft liegengelassenen Gemenges von 100 Tl.
feingemahlenem Sand und 8 Tl. Portlandzement. Die sofort in die Form gegossene Masse wird
nach dem Erstarren getrocknet und bei 1230° gebrannt. (D. R. P. 163314.)
Nach D. R. P. 148768 werden künstliche Steine aus Quarz hergestellt, den man mit Wasser·
glaslösung anrührt, worauf man formt, trocknet, zum Abscheiden der Kieselsäure aus der Wasser·
glaslösung mit Säure behandelt und zur Entfernung der Alkalien mit Wasser auswäscht.
Zur Herstellung eines elastischen, feuer., wasser· UI?-d säurebeständigen (Kunststein.) Mate·
riales verarbeitet man Wasserglas, das einen starken Vberschuß an freiem Alkali enthält, mit
Schwefelsäure oder sauren Salzen, z. B. den Sulfaten von Zink, Eisen oder Aluminium, und füllt
die mit Oxydhydraten durchsetzte alkalische Flüssigkeit mit Asbest und Kreide. Die erhaltene,
unter Luftabschluß dauernd plastische Masse erstarrt an der Luft zu jenem harten, beständigen
Material und bildet einen sehr verwendbaren Steinkitt. (D. R. P. 261) 143.)
Den Baustoff des A. P. 1408 760 erhä.lt man in der Weise, daß man ein Gemisch von Stahl.
wollfasern und anderem faserigen Gut, das hohe Absorptionsfä.higkeit besitzt, mit Wasserglas
unter Druck in Formen trä.nkt und die Stücke sodann zur Bildung von unlöslichem Calci um·
silicatkitt in Calciumchloridlöstmg taucht. Die Steine sind feuerfest. Siehe auch (1)37 fI.].
Zahlreiche Patentvorschriften zur Herstellung von Kunststeinmassen mit Wasserglas als
wesentlichem Bestandteil nehmen keine Rücksicht darauf, daß die Gemenge von innen heraus und
nicht umgekehrt erhärten müssen, da in letzterem Falle eine wasserundurchdringliche Deckschicht
-entsteht, die verhindert, daß die Feuchtigkeit des Innern austritt, so daß die künstliche Steinmasse
in kurzer Zeit zerfällt oder sich zersetzt (z. B. E. P. 21)98 u. A. P. 627008). Das wesentliche
Moment bei der Herstellung wasserglashaItiger Kunststeinmassen ist immer die Umsetzung
des löslichen Alkalisilicates mit einem Salz zu unlöslichem, z. B. Erdalkalisilicat, nur dann tritt
wirkliche Erhärtung der Kunststeinmasse ein, während sie sonst zum Teil wasserlöslich bleibt.
und behandelt die Formlinge, die die Konsistenz von Kreide haben, während dreier Tage mit
Kohlensäure. Durch Umwandlung des Calciumhydrates in Carbonat wird die Masse so hart
wie Stein und liefert entsprechend gefärbt und poliert Material für Bauzwecke und besonders
für l~thographische Steine, die den besten na~ürlichen Stein~n gleichwertig sein sollen. Er·
setzt man die Schlacke durch Marmor., Kalkstem. oder Dolonutpulver so kann man ebenfalls
auf dem beschriebenen Wege zu harten Steinen gelangen, die zu 75% und mehr aus Calciumcar.
bonat bestehen. (Zeitsehr. f. angew. ehem. 1907, 1697.)
Das Verfahren der Herstellung von Schlackenzement nach D. R. P. 221829 [689] ist nach
dem Zusatzpatent auch zur Erzeugung von Zementsteinen geeignet, wobei man den feuchten
Schlackensand mit angelöschtem, grießigem Kalk mischt und die nach der Mischung völlig ab·
gelöschten Kalk enthaltende, noch plastischfeuchte Masse zu Steinen preßt. (D. R. P. 229626.)
Um den Zerfall größerer gegossener Schlackensteine zU verhüten behandelt man den noch
heißen Stein mit Asphalt, Teer u. dgl. Die so erhaltenen wasser· und luftundurchläSBigen Steine
eignen sich bei Anbringen auf einer guten Unterbettung als WegebaustoH für Automobil.
straßen und in Form großer Blöcke auch als Fundamentiermaterial. (D. R. P. 289176.)
Zur Herstellung keramischer majolikaartiger Gebilde kühlt man die aus Schlacke
gegossenen Gegenstände bis etwa auf Rotglut in den Formen ab, taucht sie it,t diesem Zustande
der erwiesenermaßen größten Festigkeit in ein kaltes Wasserbad, so daß der übergang von Rot·
glut zur gewöhnlichen Temperatur sehr schnell vor sich geht, und erhält Körper, die, ohne zu
springen, die Form behalten, eine sehr harte Oberfläche zeigen und mit Zement usw. unter· oder
hinterlegt jeder Beanspruchung genügen. (D. R. P. 281849.)
Nach D. R. P. 280979 und Zusatz D. R. P. 281 444, 281 474 kühlt man die in hohlwandigen,
wassergekühlten Behältern befindlichen Schlackenformlinge in der Weise nutzbringend weiter
ab, daß man Drahtnetze oder Metallstäbe in die breiige Schlacke einführt, wodurch die Wärme.
ableitung begünstigt und zugleich dem Schlackenblock durch die einwachsenden Metallteile
größere Festigkeit verliehen wird. Nach dem weiteren Zusatz isoliert man die flüssige Schlacke
durch wärmehemmende Stoffe vor der direkten Berührung mit den Wandungen des Schlacken·
behälters und kann so rissefreie Bausteine erhalten. (D. R. P. 281444 und 281474.)
Nach D. R. P. 229 766 wird eine weißglänzende gieß bare Kunststeinmasse aus Magne
siumhydroxyd hergestellt. Zu dem Zweck fällt man eine Bittersalzlösung mit glaubersalzhaltigem
Schwefelnatrium, kocht und wäscht den Niederschlag, der Natriumsulfat und Magnesiumsulfat
enthält, und immer gelatinöser wird, je länger er in feuchtem Zustande verbleibt, mit Wasser
aus; dann verrührt man ihn mit scharf gebrannter, gesinterter Magnesia, MngnesiumcarboIU\.t,
Sand und Füllstoffen und formt. Im Gegensatz zu den bei niederer Temperatur gebrannten,
ebenfaJIs plastischen Massen aus kaustischer Magnesia, die schwer verformbar sind, so daß man
große Hohlgefäße, die im fertigen Zustande reißen würden, überhaupt nicht herstellen kann,
erhält man hier eine sehr bildsame, schnell erhärtende, wasserbeständige, gießbare Kunststein-
masse, die auch die aus hochgebrannter gesinterter Magnesia hergestellten Produkte an Haltbar-
keit übertrifft.
Zur Herstellung von 0 xychloridzement verarbeitet man zugleich mit den Füllstoffen
unter evtl. Zusatz von Magnesiumsulfat, Chlorstrontium, das weniger zerfließlich -ist als
Calcium- und Magnesiumchlorid und gegenüber dem allerdings noch weniger zerfließlichen Barium-
13hlorid den Vorteil der Ungiftigkeit hat, was besonders bei staubenden Fußböden, die a~ dem
Sorelzement angefertigt werden, in Betracht kommt. (1). R. P. 286369.)
• Aus Magnesia und dem Ni t rat des Magnesiums erhält man Steinholzplatten, die zu geringer
Ausdehnung neigen. Es ist auch möglich mit Verwendung dieses Salzes Trockenmischungen herzu-
stellen, die erst an Ort und Stelle mit Wasser angerührt und so verarbeitet werden, wodurch man
an Transportkosten spart und stets gleichmäßige Mischungen erzeugen kann. (D. R. P. 298 288.)
Zur Herstellung von Kacheln, Füllungen, Gesimsen, Steinuhrkörpern und anderen sonst
aus Marmorstuck erzeugten Gegenständen verwendet man nach Marbroine eine nach dem Trocknen
einen sehr harten Körper ergebende Mischung von Magnesiumoxyd, Sandsteinmehl, Kies und
Magnesiumchlorid. (Zentralbi. 1920, 11, 287.)
In Techn. Rundsch. 1907, 868 findet sich eine Anzahl von Vorschrilten zur Herstellung von
fugenlosen Bodenbelagmassen aus Sorelzement, also aus einer innigen Mischung z. B. von
2,8 kg Sand (oder Sägespänen, Korkschrot, Asche, Asbestpulver; Holzmehl), 1,2 kg gebranntem
Magnesit und 1,625kg einer 34 gräd. Chlormagnesiumlauge; ebenso sind an derselben Stelle kurze
Angaben über die Verwendung des Chlormagnesiums in der Kälte-, Textil- und Appreturmittel-
industrie gemacht.
Zur Verwertung des bei der Verarbeitung von Gestein oder Schlacke abfallenden Staubes
bindet man diese Materialien organischer oder unorganischer Natur unrer Zusatz von Bindemitteln,
auch Farben, zu Körnern, Stückehen oder Klümpchen beliebiger Gestalt und Größe, die man
dann erst mit oder ohne Verwendung von Bindemitteln weiter zu größeren Körpern, Baumateria-
lien u. dgl. verarbeitet, wobei evtl. vorhandene Hohl- oder Lufträume der Formstücke nach-
träglich mit anderen Massen oder Mischungen ausgefüllt werden können. (D. R. P. 294049.)
Nach dem Zusatzpatent werden die Formlinge auf schwingenden Flächen, die angerauht und eben
sind, hergestellt. Man verwendet sie überdies nach einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens
zur Herstellung einer evtl. auch nachträglich aufzubringenden Schicht auf die mit Hohlräumen
nach Art der Leichtsteine versehenen Körper. (D. R. P. 294984.) Nach dem weiteren Zusatz-
patent umkleidet man gröbere und größere Stückchen, um Formlinge in möglichst rundlicher Form
ohne scharfe Ecken und Kanten zu erhalten, mit einer Mischung sehr feiner Materialien unter
Zuhilfenahme trockener, feuchter oder flüssiger Zusätze als Bindemittel und behandelt evtl. mit
heißer Luft, um die Formlinge für die nachträgliche Verarbeitung zu härten. (D. R. P. 298142.)
"Ober die Herstellung von Kunststeinen aus dem Pulver vulka.nischer Gesteine (Lava, Traß
oder Tuffstein) mit fettem Ton siehe D. Be P. 64861.
Die Verwendung des Bauschuttes zur Herstellung künstlicher Steine wurde W. KIrrage
schon im Jahre 1866 in England patentiert. Er mischte das kieselsäurehaltige Material mit etwa
10% Zement und formte sie nach Zusatz von Eisenvitriollösung.
Zur Verwendung von Abbruchsch utt und A ush ub vermengt man das zerkleinerte, ge-
nügend freie Kieselsäure enthaltende oder mit ihr anzureiohernde Material, mit einem dem Gehalt
an freier Kieselsäure entsprechenden Zuschlag von Ätzkalk, sowie einem geringen Zusatz eines
schnell erhärtenden Bindemittels (Tripolith) unter Wasser- und Dampfzufuhr, wobei in der für
Kalksandsteine bekannten Weise unter Dampfdruck gearbeitet wird, mahlt dann die schon
recht festen und transportfähigen Formlinge noch einmal und härtet sie nach der abermaligen
Formung mit Dampf. Die sehr viel kieselsauren Kalk enth~ltenden Bausteine zeichnen sich
durch Härte, Druckfestigkeit und Wetterbeständigkeit aus. (D. R. P. 276110.)
Bei der Verarbeitung von Bauschutt gewinnt man durch mechanische Sortierung und
Aufbereitung in einer rotierenden Trommel, in der die Zerkleinerung der Mörtelstücke lediglich
durch die in der Masse vorhandenen größeren Steine bewirkt wird, den Sand und kohlensauren
Kalk, die man für sich verwendet, während die größeren Steine zwecks weiterer Verwertung zer-
kleinert werden können. (D. Be P. 294924.)
Zur Herstellung von Kunststeinerzeugnissen bringt man Hausmüll durch Briket-
tierung mit Moosbrei, Wasserglas und Braunstein, folgendes Trocknen und Mahlen auf ein
möglichst einheitliches Korn, so daß ebenso die feinsten Aschenbestandteile als auch die im Müll
vorhandenen Schlacken, Glasstücke, Scherben und Steine, ein einheitliches Produkt ergeben,
das dann mit einem- Gemisch von Stearinpech, Schwefel und anorganischen Zuschlägen zu Steinen
und Platten gepreßt wird. (D. R. P. 274626.)
Zur Herstellung von Pflastersteinen verarbeitet man Zement zusammen mit blasigem
Ziegelbruch, der aus gewissen kalkhaltigen, leicht schmelzenden Tonen bereitet, die meisten natür-
lichen Gesteine an Festigkeit und Härte übertrifft, auch zähe genug ist und sich durch geringe
Abnützbarkeit auszeichnet, wenn man ihn nicht bis zur Sinterungstemperatur, sondern nur bis
zur Blasigkeit des Scherbens brennt. (D. R. P. 263210.)
glasfritte, die gemahlen, gereinigt, mit einem Bindemittel zu einer formbaren Masse verarbeitet.
und in Formen gepreßt wird. Diese Widerstandsmassen sind den jetzigen Dra)ltwiderständen
an Stoßfestigkeit bedeutend überlegen. Sie besitzen eine große Kapazität, beanspruchen wenig
Platz und sind leicht auswechselbar. (Ref. in Bayer. Ind.- u. Gew.-BI. 1911, 496.)
Zur Herstellung der Gemische von Metallen oder Legierungen mit Stoffen, die sich
in den Metallen nicht oder kaum lösen (Oxyde, Silicate, aber auch Metalle und Metalloide), die
jedoch einen höheren Schmelzpunkt haben müssen, als das mit ihnen zu verbindende Metall,
stellt man aus dem Zusatzstoff durch Pressen oder Glühen porige, jedoch feste Massen her, die
das mit ihnen zu' vereinigende el schmolzene Metall anzusaugen vermögen. Durch diese Art der
Ausfüllung der Poren eines solchen Gerippes mit dem Metall kann man z. B. Kupfer-Eisen-
mischungen herstellen oder auch Silicate einführen, die man zunächst mit einem Hilfsmetall
brikettiert oder zusammenfrittet, das dann das die Füllung bildende eigentliche Metall aufnimmt.
(D. R. P. Anm. F. 86182, KI. 40 b.)
Zur Herstellung von Schmelztiegeln formt man eisenfreies Metallgemisch mit tonhaltigem
Gut und überzieht den Tiegel dann mit einer Silicatschicht. Zweckmäßig werden Metalle der
Aluminium-Magnesiumgruppe verwandt. (A. P. 1 847909-910.)
"Ober Herstellung von Kunststeinen aus Sodarückstinden, denen man den Schwefel
entzogen hat, mit noch nicht erhärteten Rückständen der Ka1kolithbereitung siehe D. B. P.88 781.
und 188 OM. Nach dem Zusatzpatent behandelt man die Formlinge vor der Härtung mit
Wasserdampf in trockener Wärme vor, 80 daß vorher die Bildung des Kalksilicates eintritt
und die Formlinge während der Härtung nicht zerfallen können. (D. B. P. 1öB lDO.)
Künstliche Steinplatten werden nach D. Be P. 167388, 168 812 und 108618 aus ~U::!.
sierbaren, farbigen oder farblosen Stoffen (Alaun, Steinsalz, Kupfer. oder Eisenvitriol. .•
zucker) erhalten. Die ·Massen werden ge~ßt und mit einem Zaponlack lackiert.
Zur Herstellung einer künstlichen Steininasse mischt ma.n trocken 10 Vol..Tl. Marmorzement.
pulver und 1-12 Tl. .Ala.unpulver bis zur suppigen Konsistenz mit einer Lösung von 0,5-3 kg
Leim in 1001~ Wasser und setzt, um der Steinmasse Glanz zu verleihen,etwas Zucker zu. (D.B. P.
168 80S.) .
Bei Herstellung einer Kunststeimnasse aus Füllstoffen, Öl, fettem Firnis oder Wachs setzt
man das pulvrige Gemenge der Stoffe, ehe man die Masse bei 200 0 bildet, unter Erwärmen der
Luft aus. (D. B. P. 182868.) Nach einer Abiinderung des Verfahrens ersetzt ma.n die Wirkung
der Luft zur Beschleunigung. der Erhärtung der Masse durch einen Zusatz von Schwefel zu dem
Gemisch von Füllstoff und 01, -bzw. setzt dieSElln Gemenge solche Harze oder harzartige Sikkative
oder deren Lösungen zu, die in dem Bindemittelgemisch aus der Luft Sauerstoff aufnehmen
und den Abbindungsprozeß der lockeren pulverförmigen Mischung begünstigen, 80 daß ma.n nicht
abbröckelnde harte, gut transportfähige Kunststeine (Pulvolitsteine) erhäJt, deren isolierende
Eigenschaften sie für elektrotechnische Zwecke verwendbar machen. Nach dem weiteren Zusatz
e~etzt man den Schwefel, da er häufig eine stürmische Gasentwickelung bewirkt, wodurch poröse
Massen entstehen, durch Chlorschwefel oder andere, in diesem Falle milder wirkende Schwefel·
lösungen. (D. B. P. 186 B72, 186624: und 1878S1.)'
Eine<K:unststeinmasse wird nach D. B. P. 199 288 aus geuia.hlenen Linoleumabfl.llen mit
Sorelzement evtl. unter Hinzufügung von Füllstoffen (Asche, Schwerspat, Sägemehl, Asbest) her·
gestellt.
Nach P. P. 4:64: 092 erhl.lt man Bauplatten durch UIIIJdeßen einer A.nm.erung aus Schilfrohr
u. dgl. mit einer Mischung von je 150 TI. Farb· oder Gerbholzabfall und Hochofensoblacke oder
Bimssteinsa.nd, 100 TI. calciniertem Magnesit und 200 TI. 24:grId. Chlormagnesiuml.&uge.
Zur Herst.ellung künstlicher Steine misoht ma.n Asche, Sand, Farbstoffe und iIhnliche
Produkte nach E. P. 17 4:82/12 mit einer Lösung von Ko,ealöl in Alkohol oder Benzin, preßt die
Masse in Formen, erhitzt die Formlinge im Ofen und. kühlt sie dann schnell ab.
Nach E. P. 12224:/10 erhäJt man eine kunststeinartige Masse zur Herstellung von Pfeifen
und Röhren duroh Erhitzen eines Gemenges v.on Mi.neraJ.. und Fasersubsta.nzen mit schwefel·
haltigem Pech; so werden z. B. 20 Tl. feiner Formsand, 15 Tl. zerkleinerte Asbestfa.sern, 65 Tl.
120° heißes Kohlenteerpech unter Rühren auf 160 0 erhitzt, zugleich setzt ma.n wi.hrend des Er-
hitzens weitere 10 TI. Pech hinzu. VgL D. B. P. 117 '168.
Wetter· und sl.urebestl.ndige Ma.uersteine erhäJt man nach D. B. P. 24:8 912 durch Pressen
eines Gemenges von 2500 TI. heißem geglühten Sand, 75 TI. Harzöl und 650 TI. Steinpech mit
2 Mischungen, die man gesondert aus 75 Tl. Lederm.ehl mit 50 TI. Wasser~ösung und 260 g
Magnesia mit 20 g konzentrierter .Ala.unlösung erhi.lt. Die in der WI.rme dicKfl~ Masse k8.nn
auch zum Abdichten von Fugen dienen. Der Stein eignet sich besonders f~ wasserdiohte
Unterkellerungen zum Schutze· gegen das Ein~n von Grundwasser, zur Vermeidung feuohter
Wände, zur Herstellung, von Säurebassins an Stelle der Zement. und Bleiblechauskleidung und
schließlich als schlechter Wärmeleiter auch zum Bau von Kühlrä.umen.
A. 0&& beschreibt in DingI. Joom. 212, 1" die Rerstell~ ebler Anzahl Kunststeinmessen
aus den verscbiede~ Bestandteilen. 80 soll ma.n z. B. elD. wa.sserdichtes kiinat1jches Fels·
gestein erhalten durch Formen eines Gemenges von Geil'enhar&. grobem Kies, Sand. gestoßenem
Sohiefer mit Leim oder Baumwollsamenöl usw. als Bindemittel.
"Ober Herstellung von Kunststeinen und Massen, die sich für Röhren, Sandsteinimita·
tion usw. eignen, unter Zuhilfenahme von Kolophonium als Bindemittel siehe auch O. Loe....,
Tonlnd.-Ztg. 1879, 808.
Nach D. Be P. 262824: gießt man zur Herstellung künstlicher Steine (Marmor, Gl'&I)it, Mala·
chit, Serpentin, Labrador usw.), die zum Guß dienende Masse (Marmor. oder .Ala.basterzement,
Gips usw.) unter Zusatz von pulverisiertem Marmor und Leim, der zur Verhinderung zu raschen
Erst&rrens etwas Blutalbumin en1;hl.lt. in eine Form, die mit geeigneten, metallischen, fl.rbenden
Stoffen (Blei., Eisen·, Ma.ngaosalze, vermischt mit 10% einer w~ Lösung von ZinksUlfat)
und dunklen Glimmerstücken, pulverisierter Perlmutter, Ce1luloidachDi~ UBW. ausgekleidet iat.
Zur Herstellun~ eines fe~erfesten Kunststeinmateriales P.llscht man 40 Tl. Bilnssteinpulver ,
(KoksascherInfusonenerde, Glimmer u. dg1.), 40 TI; PortJandsement, 10 Tl. Faserstoffe, je 2 1/.~.
Casein und Glycerin und 5 Tl. Gips oder: 70 Tl. Bimssteinpulver usw. und je 10 TI.Kalkh.jrarat
Faserstoffe und Gips. (E. P. 4:879/1918.)
Auch in F. P. 889 808, A. P. 604: 98S, 840 786, 74:6 060 und D. B. P. 66981 finden sich Vor·
schriften zur Herstellung von Baumaterialien oder Kunstholzma.ssen aus unglaublichen.Gem.engen
verschiedener Salze und Öle, die zum Teil schwarze Seife, Lauge und SBlzlösungen enthalten
und völlig wertlos sind. S. auch die Abschnitte: Kitte Bd. 11 [617], Kunatholz Bel. 11 [81],
KunstmaBBen Bel. 11 [öl9), Isoliermassen Bd. 11 [689] q, a..
Kunststeine. Verwendungsgruppen. 885
Verwendungsgruppen.
670. Künstliche Lithographiesteine und ihre Behandlung.
Ein Hinweis auf ~ Verwendbarkeit feinkörniger mit Wasserglas imprägnierter Kalksteine
als Ersatz für Lithographiesteine findet sich schon in Jahr.-Ber. I. chem. Techn. 1866, 100.
Über Herstellung künstlicher Lithographiesteine duroh Imprägnierung einer feinkörnigen
Kalkmasse mit oxalsaurer Tonerde siehe Dent und Brown in D. Ind.-Ztg. 1868, 100. Die
oxalsaure Tonerde hirtet nioht nur die Ka.lkmasse, sondern verändert auoh ihre sonstigen physika.
lisohen Eigenschaften in dem Sinne, als sie der Steinma.sse ein festes Gefüge verleiht, so daß sie
nioht mehr abfärbt und wasserbeständig wird.
Die Herstellung künstlioher Lithographiesteine aus Portlandzement, Sand, Ätzkalk und Ton
ist in D. R. P. 3648 beschrieben.
Nach D. R. P. 30 078 vermeidet man die Bild ung von Rissen bei der Herstellung künst·
lioher Lithographiesteine dadurch, daß man dem zu ihrer Herstellung dienenden· Zement etwa die
gleiohe Menge von vorher abgebundenem Zement zusetzt, den man durch Verrühren von Zement
mit Wasser, Formen und Mahlen der gut erhärteten Platten, gewinnt. Der abgebundene Zement
kann auoh durch fein gepulverten kohlensauren Kalk ersetzt werden.
Zur Herstellung künstlioher Lithographiesteine vermengt man nach Jahr.-Ber. I. chem.
Techn. 1890, 786 eine Lösung von Kollodiumwolle in Äther und Al~ohol oder eine Lösung
von Campher in Alkohol mit feingepulvertem Lithographitstein und preßt die Masse in Formen.
Oder: Abfälle von lithographisohen Steinen in Mehlform (12 Tl.) werden mit 2 Tl. gepulvertem
Schmirgel, 2 Tl. Borax und 0,5 Tl. Salpeter innigst gemischt, worauf man das feine Gemisch in
eisernen Formen einem starken hydraulischen Druck unterwirft und die Stücke soweit erhitzt,
daß BorQ,X und Salpeter zum Schmelzen kommen und die Masse verkitten. (Elsners Chem.-techn.
Mitt. 1866/66, S. 196.) .
Zur Herstellung künstlioher lithographischer Steine läßt man Il8.Ch D. R. P .140 671 Kalkhydrat
oder sein Gemenge mit gepulvertem Kalkstein oder ähnliohen Füllstoffen erhärten und tränkt
die Platten nachträglich zur Verringerung der Porosität nach D. R. P. 200 287 mit kolloidalen
Bindemitteln.
Künstliche Lithographiesteine werden nach D. R. P. 210384 hergestellt aus Steinmehl,
Magnesiazement und Aluminiumsalzen unter Hinzufügung von Ha.rzemulsionen, Harzseifen·
lösungen oder Harzseifenemulsionen.
Uber Herstellung künstlicher Lithographiesteine siehe auoh D. R. P. 262648, vgl. D. R. P.
253300. .
Nach D. R. P. 244 682 u. 246 006 arbeitet man beim Mischen und Pressen der Bestandteile
zur Herstellung künstlioher Lithographiesteine im luftverdünnten Raum' und kUhlt die Masse
gleiohzeitig zur Erzielung luftbla.senfreier Produkte ab. Nach Zusatz D. R. P. 249866 kann man
die Kühlung während des Mischens der Bestandteile a.usscha.lten, wenn man diese vorher genügend
tief abgekühlt hat.
Naoh D. R. P. 34:1 822 versohmilzt man zur Herstellung von Kunstlithographiesteinen ein
pulveriges Gemisch von Kalk und Flußspat bei 870 0 in einer Kohlensäureatmosphäre und
läßt die Platten,.um Spannungen zu vermeiden, möglichst langsam abkühlen. (D. R. P. 34:1322.)
Uber Herstellung künstlioher Lithographiesteine aus reinem Sorelzement ohne jeden
weiteren Zusatz siehe D. R. P. 287 484.
Zur Herstellung küristlicher Lithographiesteine verarbeitet man aus Magnesiumchlorid
durch Glühen gewonnene Magnesia und eine 15-35grädige Magnesiumchloridlösung. (D. R. P.
824222.)
Nach D. R. P. 829692 verarbeitet man zur Herstellung künstlicher LithographiE'-Bteine
Magnesia mit einem großen Ubersch uß von Magnesiumchloridlösung.
671. Poröse, Filter· und Leichtsteine, Zusatz verbrennlicher Stoffe, Hefe, auch Eis.
Zur Herstellung poröser Backsteine, die beim Brennen fast die Hälfte ihres Gewichtes ver-
lieren, formt man Ton unter Zusatz eines brennbaren Stoffes (Kohle oder Holz), den man zur
Erhöhung der Brennbarkeit mit 1% Salpeter vorbehandelt. (D. R. P. 61968.)
Die Fabrikation dieser Steine ist in Tonind.·Ztg. 1912, Nr. 70 beschrieben.
Nach Norw. P. 31100 setzt man bei Herstellung derartiger poröser Baukörper als beim
Brande verbrennenden Füllstoff Pflanzenmark zu.
Zur Herstellung der Kühlkrüge (Alkarazzas) Y'erwendet man nach Kobn, Jahr.-Ber. f.
tlbem. Techn. 1858, 255 ein Gemenge von je 7 Vol.-Tl. grob gepulvertem, feuerfestem, gebranntem
Ton und rohem pulverisiertem Ton mit % Vol.-Tl. Sägespänen von trockenem Holz und der nötigen
WaBBermenge, formt und brennt die lufttrockenen Gefäße bei Weißglut.
In D. R. P. 1266 wird vorgeschlagen zur Herstellung keramischer Filtermassen Terracotta.
pulver mit kohlenstoffhaitigen Substanzen (Lohe, getrockneten Kräutern, Blättern, Säge.
spänen) vermischt in Formen zu pressen und die Platten auf Rotglühhitze zu bringen. Aus dieser
Masse laBBen sich dann die Reste der verbrannten Substanzen durch Auslaugen mit Wasser oder
a.uf mechanischem Wege durch einen Ventilator entfernen. (Vgl. D. R. P. 12948.)
Poröse Steine werden nach D. R. P. 21 418 auch durch Zusatz gequollener Korkabfälle zur
Porzella.nmasse erhalten; beim Trocknen schrumpfen die Teilchen, verbrennen im Porzellanfeuer
und bewirken die Bildung unregelmäßig geformter Poren innerhalb der SteinmaSBe.
Der unter dem Namen Diatom im Handel befindliche wärmeisolierende Ziegel, der ge.
nügende Widerstandsfähigkeit gegen hohe Temperaturen und den chemischen Angriff des Ofen-
inhaltes besitzt, wird in der Weise hergestellt, daß man eine geformte Mischung von Kieselgur,
etwas Ton und Kor k trocknet und erhitzt, bis der Kork völlig verbrannt ist. Diese sehr porösen,
hellgefärbten Ziegel werden dann als Ofenauskleidung verwendet, während die der chemischen
Zone nahe befindliche Schicht aus einem anderen, chemisch widerstandsfähigeren, feuerfesten
Material bereitet wird. (Ref. in Zeltscbr. f. angew. ebern. 28, 307.)
Zur Herstellung keramischer Filterkörper verschiedener Durchlässigkeit, besonders für unter
Druck arbeitende Filtervorrichtungen verfilzt man Schlackenwolle mit Sägemehl, treibt die
Masse durch ein Sieb, formt sie mit Ton, bringt auf diese großporige Unterlagsmasse feinporiges
Steingutmaterial und brennt das Ganze. (D. R. P. 339405.)
Zur Herstellung von porösen Steinmassen, die zum Aufsaugen desinfizierender Flüssigkeiten,
wie ßloom, dienen können, brennt man trockene und geformte Gemenge von Kieselgur mit wein-
saurem Kalium, Zuckerkalklösung, Blut, Leim oder Teer bei höheren oder niederen Temperaturen,
je nachdem, ob die kohlehaitigen Substanzen völlig oder nur bis zur Rücklassung fein verteilten
Kohlenstoffes verbrennen sollen. Die vorhandenen Alkalien oder alkalischen Erden bewirken
genügende chemische Bindung und VersinterUng der Massen, doch setzt man dem Gemenge zweck-
mäßig auch noch Alkalien, alkalische Erden und Magnesia in Form ihrer Haloidsalze, Carbonate,
Borate, Phosphate u. dgl. zu. (D. R. P. 21074 und 23850.)
Originell ist das Verfahren zur Herstellung poröser Tonwaren nach D. R. P. 23 947: Man form~
Ton unter Zusatz von Naphthalin zu Gegenständen, die man trocknet und stark erhitzt, wobei
das Naphthalin wegdestilliert und wiedergewonnen wird; dann werden die porösen Gegenstände
gebrannt. .
Zur Herstellung steinartiger, poröser Körper mahlt man den Fangstoff der Papierfa?rl-
kation, der Chlorkalk, Alaun, Ätznatron, Leimrückstände und verschiedene Farbstoffe enthalt,
zusammen mit organischen Stoffen, wie Kork- oder Sägemehl und einem feuerfesten Binde~ttel
wie Ton, formt das Gemenge, trocknet und brennt es zu porösen, feuerbeständigen Leichtstemen
von hohem Isolationsvermögen. (D. R. P. 159615.)
Zur Erzeugung poröser keramischer Waren brennt man ein geformtes Gemenge von To.n
und Brennstoffen, leitet den Brennvorgang in einem aus Kohlendioxyd oder WaBBerdampf mIt
oder ohne Sauerstoffbeimengung oder Stickstoffverdünnung bestehenden erhitzten Gas derart,
daß die Verbrennung atherm verläuft, und führt die entstehenden brennbaren Gase zwecks
Weiterverwendung, z. B. zur Unterhaltung des kontinuierlichen Ofenbetriebes, aus dem Ofen ab.
Man vermeidet durch diese Regulierung der Verbrennungstemperatur eine Überhitzung und da-
durch Beschädigung der empfindlichen Ware. (D. R. P. 212495.) .
Bei der Herstellung einer feuerbeständigen, für Filterzwecke geeigneten, großporIgen
Masse durch Brennen keramischer Stoffe mit verbrennlichen Beimengungen, leitet ma.n wii:hrend
des Brennens reinen Sauerstoff in die Masse, um die gleichmäßige Verbrennung der organISchen
Stoffe rasch zu bewirken. Die aufgeblähte Masse setzt Gasen und FlÜBBigkeiten nur sehr ge-
ringen Widerstand entgegen. (D. R. P. 282524.)
Kunststeine. Verwendungsgruppen. 887
Ein die~ärme nicht, denllFelektrischen'Strom""jedoch gut leitendes, wasserun,durch-
lä.ssiges, poröses Produkt von guten mechanischen Eigenschaften erhält man durch Erhitzen von
eisen- und flußmittelreichem Ton mit Kohlenstoff, Schwefel oder anderen gasabgebenden Sub-
stanzen bis zum beginnenden Schmelzen. Es entstehen dann, jedoch nur wenn der Ton kalk- und
magnesiafrei war, Hohlräume, die der Masse die Porosität ,verleihen. (E. P. 108030/1919.)
Zur Herstellung von Filtriergefäßen für Säuren und Öle, aber auch für Tee- und Kaffee-
filter mischt man gewöhnliche undurchlässige Porzellanscherben mit Porzellanmasse, die vor dem
Brennen des Gefäßes mit leicht verbrennbaren Stoffen gemengt wurde, und brennt das geformte
Gut. (D. R. P. 264919.)
Zur Herstellung einer feuerbeständigen, großporigen Masse brennt man ein mit ver-
brennlichen Beimengungen versehenes Gemenge von Silicaten, Tonerde u. dgl. unter starkem
Ofenzug, den man nach Entfernung der verbrennlichen Teile abstellt, um ihn nach dem Brennen
zur raschen Abkühlung des entstandenen porösen Gutes wieder anzustellen. (D. R. P. 284435.)
Zur Herstellung eines Filters zur Wasserreinigung tränkt man Ziegelsteinstücke mit 5proz.
wä.sserigen, durch warme alkalische Extraktion aus Eiweiß gewonnenen Pep ton lös u n gen,
trocknet, glüht, wä.scht die mit Kohle durchsetzten Stücke aus und imprägniert sie mit Metall-
salzlösung (Zink, Aluminium, Mangan, Nickel, Kobalt usw.). Man fällt schließlich durch Einlegen
der Stücke in Kalkwasser das betreffende Metalloxydhydrat aus. Der dem Kalkwasser zugesetzte
Gips wird durch Sodalösung in Calciumcarbonat übergeführt. (D. R. P. 286421.)
Anorganische poröse Filter hoher Wirksamkeit erhält man in folgender Weise: Man tränkt
poröse Steine mit Eiweißkörpern, z. B. mit Blut, das vorher mit Alkali in 15proz. Lösung
abgebaut wurde, trocknet, glüht, wäscht den mit Eiweißkohle imprägnierten Stein kalt aus, tränkt
ihn mit Metallsalzlösungen, fä.llt aus ihnen durch Alkali innerhalb des Steines die Metallhydr-
oxyde aus und belädt die Platten schließlich mit Calciumcarbonat. (D. R. P. 286428.)
Zur Herstellung von Trinkwasser - Filtersteinen mengt man Kokssand mit oder ohne
Zusatz von Kohlenpulver (Stein, Holz-, Knochen-, Blutkohle ) mit gepulvertem Talkum oder
erdigem Asbest und mit Teer oder Erdöl oder beiden, formt das Gemenge und brennt es unter
Luftabschluß. Der Kokssand und das Kohlenpulver steigern in Verbindung mit dem teerigen
Bindemittel die Durchlässigkeit der Asbesterde bedeutend ohne, wie Kieselgur, die Festigkeit
der Steine herabzusetzen. Überdies verhindern diese Bestandteile ein zu übermäßiges Dicht-
brennen der Platten. Die auf diese Art erzeugten Filtersteine sollen bedeutend besser verwend·
bar sein als die übliche Mischung von Kieselgur und Asbesterde ; sie sollen auch die sofortige
Abscheidung des Eisens aus dem Wasser ermöglichen und leiten den elektrischen Strom. (D. R. P.
!89061.)
Zur Herstellung poröser Massen und Gegenstände setzt man der keramischen Grundmasse,
besonders bei Erzeugung von Gießformen und Gießkernen, Hefepilze als Gasentwickler unter
Zusatz von Nährstoffen zu. Man regelt die Temperatur zur Erzeugung der günstigsten Tätigkeit
der Hefe und kann so, auch nach Art und Menge der zugesetzten Nährstoffe, die Größe der Poren
nach Wunsch regeln. (D. R. P. 304854.)
Nach D. Re P. 161641 stellt man künstliche poröse Steine in der Weise her, daß man die
künstliche Steinmasse mit Eis s t ü c k c h e n versetzt, dann bei etwa minus 2 0 (keinesfalls bei
niedrigerer Temperatur) verknetet und in Formen erstarren läßt bzw. preßt. Die schmelzenden
Eisstückchen verleihen der Masse die Porösität und geben eine genügende Wassermenge ab, die
zur Bindung der übrigen Bestandteile dient.
. Zur Herstellung poröser Filtersteine wählt man neuerdings gepreßtes grobporiges, stark durch-
lässiges Material, das oberflächlich auf dem einzelnen Korn eine etwa 2-10 mm starke Schicht
feinporiger Stoffe trägt, die das Eindringen fester Teile in das Innere des eigentlichen Filter-
materials verhindern, ohne daß dabei doch die Filtergeschwindigkeit herabgesetzt würde. (X.
Mloksoh, Papl~rfabr. 18, 179.)
Eine feuersichere und wasserdichte Masse, die isolierend6 Eigenschaften ~tzt und gegen
Temperaturschwankungen Beständigkeit zeigt, erhält man durch Verarbeitung von 300 Tl.
Wasserglas, 100 Tl. Asphalt, 200 Tl. Kieselgur und je 50 Tl. Dextrin, wolframsa.urem und phos.
phorsaurem Natrium zu einer homogenen Masse. (D. R. P. 228 706.)
Zur Herstellung gut isolierender und schalldämpfender Kunststeine verarbeitet man mehr
als 90% Infusorienerde unter Zusatz von Korkschrot oder anderem Füllma.terial mit Roh ~
vi s c 0 s e (Cellulosexanthogenat). (B. R. P. 286860.)
Zur Herstellung eines gegen Wasser beständigen und auf ihm schwimmenden zementartigen
Baustoffes, der ohne Portlandzementzusatz im Erhärten mit dem Eisen eine mechanische Ver-
bindun$ eingeht (schwimmender Eisenbeton), bereitet man eine:Masse aus Magnesiumoxyd,
MagneSIUmsulfat, Kieselgur und Traß evtl. mit Zusatz von nicht faulendem und nicht quellendem
Füllstoff. (B. R. P. 292 104.)
Zur Herstellung eines ~icht., Isolier· oder Schnellfilterkörper& verschmilzt man Sand mit
weniger als der Hälfte gepulvertem Glas und 2--15%"Infusorlenerde und erhält so auch bei
Anwendung des Verfahrens auf kombinierte Platten, die beispielsweise eine Schicht poröser, kohlen-
stoffhaltiger oder katalytischer Substanzen enthaltender f;ltoffe zwischen zwei Schichten Sand. tragen,
ein wegen seiner zahlreichen LuftzeHen sehr gut isolierendes, beim Erhitzen sich nicht werfendes
Material, das besonders geeignet ist, bei der trockenen Konzentration von Erzen günstige Luft-
verteilung zu bewirken. (B. R. P. 297808.)
Zur Herstellung von sehr harten und druckfesten Leichtsteinen mischt man Zement mit
g r u ben fr i sc her Kieselgur und behandelt die Formlinge zur Erzielung von Wetterbeständig-
keit mit Keßlersehen Fluaten nach B. R. P. 82" 876. Nach dem Zusatzpatent. verwendet man
bei der Mahlung der Kieselgur statt des Zementes billigere Bindemittel wie Gips oder..Kalk evtl.
unter Zusatz von Sand und ka.nn. dann auch Grubengur mit bis zu 50% Wassergehalt vermahlen,
ohne daß die Maschine verschmiert. (B. R. P. 826116.)
Zur Herstellung poröser Steine tür Wä.rmeschutz versetzt man Gips, Zement, Magnesia
u. dJd. nach D. R. P. 60 919 mit Säuren oder sauren Salzen oder mit kohlensauren Salzen, kurz
mit Stoffen, die unter Ga.sentwicklung zu reagieren vermögen, 80 daß die Masse sich während des
Eingießens in Steinformen schaumig aufbläht und in diesem Zustande erhärtet.
Poröse Leichtziegel erhält man nach D. R. P. 242 817 aus Ton durch Vermen~en mit trocken
gelöschtem Kalkgrieß •• Dieser Zusatz bewirkt, daß manche Tone sich bei niedriger Hitze auf-
blähen, ohne daß schädliche Formveränderungen auftreten. Auf diese Weise wird die Porenbildung
der Ziegel hervorgebracht; zu bevorzugen ist Tuff kai k, jedenfalls dürfen Kalke, die nach dem
Brande zum Springen neigen, nicht verwendet werden.
Poröse Gefäße für elektrische Batterien werden nach B. R. P.101188 hergestellt aUS
~em Teig von gemahlenem und gebranntem Magnesit mit einer Lösung von Borsäure in Wasser
IDlt oder ohne Zusatz von Alkohol. Man bringt in die gewünschte Form und brennt. Vgl. [42).
Kunststeine. Verwendungsgruppen. 889
Tonzylin\.Jer für galvanische Elemente werden nach Spreehsaal 1909, 748 hergestellt
aus einer Mischung von 15 Tl. Quarzsand, 6 Tl. Kreide, 6 Tl. ~astischem Ton und 6 Tl. Kaolin.
Die häufig für die Ränder der Zellen geforderte Glasur setzt SIch zusammen aus einem Gemenge
von 15 TI. Feldspat und 10 TI. Bleiweiß, dem man 100 Tl. einer feingemahlenen Fritte beigibt,
die aus 120 Quarzsand, 70 Borax. 50 Feldspat, 60 Mennige, 15 Kreide, 5 Kaolin und 12,5
krystallisierter Soda besteht.
Zur Herstellung einer Bauplatte schafft man einen undichten Kern aus Faserstoffen, der
mit einem erhärtenden Mittel imprägniert Wird und eine feste Hülle von tragfähiger Stein.
holzmasse oder von Zement erhält, so daß die Platte nicht nur die genügende Festigkeit besitzt,
sondern wegen des porösen Kernes auch schalldicht und wärmeundurchlässig ist. (D. R. P. 286 843.)
Zur Herstellung von. Blumenkästen oder Blumentöpfen gießt man bekannte Magnesit.
maSsen in Formen und raubt sie nach dem Erstarren durch Einwirkung von Salzsäure und folgen.
des Entwässern. Bei dieser Behandlung erhalten die Töpfe auch den nötigen Grad der Porosität.
(D. R. P. 284809.)
(zur Entfernung des Eisenhydroxydüberzuges) gewonnen und bildet dann mit passenden Binde.
mitteln vereinigt und gebrannt, besonders wenn man der Masse Alaun oder Aluminiumsulfat
zusetzt, einen Filterkörper, der sich als Füllmasse für Enteisenungsanlagen und Ozontürme
sowie als Vorfilter für Wasserreinigungsanlagen eignet. Das Material unterscheidet sich von den
hart aufeinanderliegenden, rundgeschliffenen Quarzsandkörnern bzw. von dem spröden, in mittel.
feiner Zerkleinerung überhaupt nicht herstellbaren Bimsstein, der sich voll Wasser saugt, dieses
aber schwer wieder abgibt, durch die große zackige Oberfläche der einzelnen Körner und durch
die blasige Beschaffenheit der so gebildeten Hohlräume. (F. M. Behr, Wasser 12, 888.)
Zur Herstellung eines porösen aufnahmefähigen Filtermateriales, das zur fortlaufenden
Neutralisation sauerer Flüssigkeiten und zur Bindung von Metallen aus sauren Metallösungen
dienen soll, fällt man aus dem Gemenge von 7,5 I einer 10proz. Natriumphosphatlösung und
1,5 I technischer Wasserglaslösung mit 150 ccm 30proz. Salzsäure in der Kälte die Kieselsäure
als bald festwerdende Gallerte aus, die man zur Entfernung der freien Alkaliverbindungen aus·
wäscht, trocknet und in zerkleinerter Form in Filterröhren solange mit Kalkwasser behandelt,
bis das abfließende Wasser keine Alkalität mehr aufweist. Man entfernt dann durch kurzes Spülen
mit Wasser das mechanisch anhaftende Kalkwasser und erhält so das Material, das auf kleinstem
Raume große Mengen der, sauren 'Metallösungen aufzuarbeiten gestattet. Es bildet sich kein
Schlamm, die Metallverbindungen werden in konzentrierter Form in dem Filter abgelagert und
können ihm durch bloßes Extrahieren wieder entzogen werden. (D. R. P. 291168.)
Zur Herstellung stark porösen Steingutes, das keine Spannungen aufweist und unglasiert
!Zum Filtrieren benutzt werden kann, mischt man die Masse vor dem Brennen mit feinpulveri.
siertem Metall, besonders Aluminium, da sein spezifisches Gewicht etwa jenem der Masse ent·
spricht, und brennt das geformte Gemenge, wobei sich das Metall oxydiert und Poren entstehen.
(D. ~. P. 298258.)
Über Herstelfung einer Platte aus Zement und Bimskies oder Kies·, Stein· oder Schlacken.
splitt für Wasserenteisenungszwecke siehe D. R. P. 297687. Vgl. auch den Abschnitt "Wasser.
reinigung" im III. Bande.
dann lan~ auf Vollieuer. In ca. 60 Stunden ist die Ware gargebrannt. Nach 14.til.giger Ab.
kühlung un Ofen werden die Steine auf der Drehbank je nach Härte mit Stahlfräsern oder Dia·
manten abgedreht. - Dünne Steine mit G um m i bin dun g aus Kautsohukabfallgummi werden
für die Uhrenfabrikation angefertigt. Öl. und Harzscheiben für die Messerindustrie werden mit
Firnis oder Leinöl gebunden, oft wird auch Gummi und Schwefel beigemengt. (TonInd.-Ztg.
38, '1'1'1.)
Die wichtigsten natürlichen Schleifmittel sind der Korund und die verschiedenen
Schmirgelarten, während von den künstlichen Schleifmitteln, die seit etwa 60 Jahren erzeugt
werden, das von Acheson erfundene Carborundum (Siliciumcarbid) von der Härte 9,6 und das
aus geschmolzener Tonerde erhaltene Alundum neben den sonst noch üblichen Produkten Dia.
mantin, Dynamidon, Dialunit und Kunstkorund vor allem in Bettach,t kommen. [4'10), [öll).
Die natürlichen Schleif· und Poliermittel werden immer mehr durch künstliche,
aluminiumhaltige Schleifmittel von Art des. Alundums verdrängt, und zwar vor allem deshalb,
weil man nur den künstlichen Produkten für v.erschiedene Zwecke verschiedene Eigenschaften
zu verleihen vermag und stets ~leiphmiWige Duplikatqualitäten erhält, während Korund und
Glimmer als natürliche Gesteine Je nach der Herkunft und der Zahl der Einschlüsse und Ver.
unreinigun~n eine verschiedene Schleifwirkung ausüben. Wesentlich für die Eigenschaften
der künstlichen Schleifmittel von Art des Alundums ist der Aluminiumoxydgehalt, den man
zwischen 70 und 99% wählt.
Die Eigenschaften der Si I i c i um c ar b i d e und der künstlichen Kor und e sind hin.
sichtlich der Schleiffähigkeit sehr verschieden insofern, als erstere kohlenstoffreicheres, hartes,
sprödes Metall, wie Gußeisen, Hartguß, Stahlguß oder Porzellan, besser angreifen, während die
Korunde auf dem kohlenstoffärmeren, zäheren und weicheren Schmiedeeisen mehr leisten.
In Keram. Rundsch. 22, 210, 222, 282 ist die Herstellung der künstlichen Schleifmittel, das
H/i.rteverhältnis von Bindung zu Schleifmittel, das Mi,schen, Formen, Pressen~ Trocknen, Brennen
und Drehen der künstlichen Schleifmittel eingehend beschrieben, ebenso finden sich Winke über
Beurteilung, Behandlung und Versand der Schleifscheiben. Vgl. L. E. Sanders, Ref. in Zeltschr.
f. angew. Chem. 2'1, 120.)
Zur Bindung der Schleifmittelteilchen bei Herstellung künstlicher Schleifsteine kann man sich
einer gewöhnlichen Portlandzementmischung bedienen. Besser eignet sich jedoch der :Magnesia·
zement, den man in der Weise verwendet, daß man z. B. 50-80% Schleifmittel und 20-50%
Magnesit vermahlt und die Masse für je 10 Tl. Magnesit mit 10 Tl. einer 50proz. Chlormagne·
siumlauge vermischt. Jedenfalls ist die Härte und Bchärfe der Wetzsteine durch die Menge,
Art und Korngröße des Schleifmittels in höherem Maße beeinflußbar als durch die Men~n.
verhältnisse der einzelnen Bestandteile. Durch große Festigkeit zeichnen sich besonders Jene
Wetzsteine aus, die aus Schmirgel und Porzellanmasse hergestellt werden. Man formt
den mit Wasser ge"t0nnenen Brei, nach Entfernung des Wa.sseriiberschU88e8 durch Auflegen auf
laugende Gipsscheiben, dichtet die Masse durch Schlagen mit Holzhämmern, trocknet sie lang-
sam an der Luft und brennt sie erst schwach und schließlich stark.
In D. R. P. '1ö81 finden sich verschiedene Vorschrüten zur Herstellung von künstlichem
Marmor, Ba.u· und Mühlsteinen und von SchleU. und Wetzsteinen. Ein Ansatz für eine SchleU·
KunsUlteine. Verwendungsgruppen. 893
steinmaase besteht z. B. aus 235 Tl. Quarzsand oder Schmirgel, 75 Kalkstein, je 30 Galmei und phos-
phorsaurem Kalk, 4 Feldspat. 1 Fluß~t und 75 Na.tronwasserglas. _
Nach D. R. P. 11607 stellt man künstliche Schleifsteine aus einem Teig her, den man a.us
20-70 Tl. Quarzsand, 70-20 Tl. Porphyr, 5 Tl. Feld·, Kalk· oder Flußspat und 5 Tl. Wa.sserglas
anrührt. formt und bei hoher Temperatur brennt. Die porphyrreiche Mischung eignet sich be-
sonders für härteste Müllereiwalzen, die qua.rzreicheMischung für härteste Schleifsteine.
Eine andere Vorschrift zur Herstellung von Schleif. und Mahlsteinen geht von einem Gemenge
von 10 Tl. gebranntem Bauxit, 2 Tl. Graphittiegelscherben, 1 Tl. Ton und 1 Tl. Leim aus, das in
gemahlenem Zustande geformt, getrocknet und bei Weißglut gebrannt wird. (D. R. P. 17918.)
Über Herstellung künstlicher Schleif. und Mühlsteine aus Mineralpulvern, Asphalt, Schwefel
und Schellack siehe D. R. P. 20744-
A\lCh ein stark geglühtes Gemisch von Serpentin, Grünstein, Hornblende u. dgl. soll sich nach
D. R. P. 24821 und 24641 als -Ersatz für Schleifsteine oder Schmirgel eignen.
Zur Herstellung vOn Schleif·, Filter- und Mahlkörpern körnt man 80 Tl. keramische
Abfallscherben und verkittet sie mit 20 Tl. Kaolin als Bindemittel. Man kann dieses Verhältnis
je nach dem gewünschten Porositätsgrad abändern und auch die Bestandteile je nach dem Zweck
gröber oder feiner körnen. (D. R. P. 288978.)
Zur Herstellung von SchJeifstei nen erhitzt Deplanque, Dingi. Journ. 168, 898 ein Gemenge
von 1 kg Kautschuk, 250-500g Schwefel blumen und je nach dem Verwendungszweck Quarz oder
Bimsstein oder Schmirgel. verrührt zu einer homogenen Masse und preßt in Formen.
Nach D. R. P. 162 858 werden Kunststeine durch Mischen von Füllstoffen, Öl. fettem Firnis,
Fett oder Wachs bei etwa 200 0 hergestellt, nachdem man das Gemenge der gemahlenen Stoffe
vorher als lockere Pulver unter Erwärmung der Luft ausgesetzt hat. Das Prinzip des Verfahreus
beruht darauf, daß die zur Erhärtung der Bindemittel führenden chemischen Vorgänge schon
vor der Formgebung eingeleitet und soweit ~urchgeführt werden, als die Notwendigkeit, die
Mischung formbar zu erhalten, es zuläßt. Die zähen, festen und wasserbeständigen Produkte
können zu Schleif- und Poliersteinen wie auch zu Isolationskörpern verarbeitet werden.
Bei der Herstellung von Schleifkörpernkann man auch das in D. R. P. 182445 beschriebene
Verfahren zur Erzeugung von Schleif· und Druckkontakten benützen. Man ersetzt zu diesem
Zwecke in dem Gemenge von Metallpulver und Kohle letztere ganz oder zum Teil durch Carbo·
rund u. dgl. und preßt es in einer indifferenten oder reduzierenden Atmosphäre bis zur Bildung
von w('jichem Teerkoks, der den Zusammenhalt der Teilchen bewirkt. (D. R. P. 197278.)
Messerputzsteine erhält man nach D. R. P. 27988 durch Pressen und starkes Brennen
eines Teiges aus FÜrBtenwalder Formsand, Schlemmkreide und Wasserglas.
Nach D. R. P. 24888 überzieh tman zur Herstellung eines Ersatzes für stählerne Holz-
raspeln den Feilenkern in einer Form mit einem breiartigen Gemisch von Glas· oder Feuerstein.
pulver, Gips und ChIormagnesiumlösung. Der Forminhalt wird stark gepreßt, worauf man die
künstlichen Feilen mit Salzsäure behandelt, die das Feilenkorn bloßlegt.
Als Baustoffmasse für Kunststeine, die nachträglich brennbar sind, oder für Fußbodenbelag
eignet sich ein mit Wasser angeteigtes Gemisch von Schleifsteinschlamm, Schmirgelscheibenstaub,
Eisenstaub, Kies und Asche zu gleichen Teilen. (D. R. P. 834280.) Siehe auch [6881 u. [8781.
Glättung der Oberfläche verloren geht, setzt man der Ma.sse außerdem Schweineborsten,
vegetabilische Fasern oder Haare zu und erreicht so nicht nur eine größere Festigkeit der Scheibe,
sondern durch Verkohlung bzw. Verbrennung des organischen Materials während des Schleü-
prozesses auch die immer wiederkehrende Bildung neuer Poren. über die Herstellung eines
SchJeifmittels aus Borcarbid und Korund finden sich im Original nähere Angaben.
Zur Erzeugung von Schleifscheiben oder Schleifwerkz!'lugen kann man auch in der Weise
verfahren, daß man Schmirgel. oder Carborundkörner durch Überziehen mit Graphit leitend macht,
sie dann durch galvanische Metallablagerung fest mit einem Metallkörper verbindet und die Schleif.
körner durch Abschleifen oder Anätzen bloßlegt. (J. Rieder, Z. f. Elektrochem. 7, 775.)
Zur Herstellung von Schleifrädchen oder anderen Schleifinstrumenten, die ein hartes
Bindemittel benötigen, preßt man Carborundum mit einem Bindemittel, z. B. Porzellanmasse,
unter hydraulischem Druck, läßt die Rädchen auf Tonunterlagen trocknen und erhitzt sie dann
in porösen Tongefäßen im Flammofen mit steigender Flamme etwa 30 Stunden bis nahe zum Sin·
tern der Masse. Man hält dann die Temperatur, wenn das Bindemittel zu schmelzen beginnt,
einige Stunden, und läßt langsam erkalten. Die erhaltenen Rädchen sind außerordentlich hart,
zeigen reingrÜDe Farbe und leisten die 3-4fache Arbeit von Korundrädchen. (0. Mühlhäuser
Zeitschr. I. angew. ehem. 1893, 485.)
Das Brennen der Schleifscheiben, bestehend aus einer innigen Mischung. der Schleifkörner
mit dem Bindemittel bei hoher Weißglut, erfordert mit Füllen und Abkühlen der Öfen 4--5 Wochen.
sie sind demnach wesentlich teurer als die durch bloßes Abbinden der Schleifkorn·Zement·
mischungen oder durch Vulkanisieren von Kautschuk·Schleifkornscheiben erzeugten Scheiben.
Diese Produkte halten naturgemäß, was Güte betrifft, den Vergleich mit den hochgebrannten
Schleifscheiben ebensowenig aus wie jene, die man durch Brennen unter Zusatz von Flußmitteln
erzeugt. (F. Bergner, Zeitschr. I. angew. ehern. 1913, 111, 775.)
Die Ursache des Springens von Schleifscheiben erörtert W. Hanusch in Tonind.-Ztg. 1921, 19.
Zum Überziehen von ungeleimtem Papier oder Gewebe mit Graphit, Schmirgel u. dgl.
passiert man die Bahnen, wie es bei der Darstellung von vegetabilischem Pergament geschieht,
durch eine Säurelösung (am besten bestehend aus 2 Vol. rauchender Schwefelsäure und 1 Vol.
Wasser), übersiebt die gelatinierte Oberfläche auf einer oder auf beiden Seiten mit Schmirgel
(Graphit), taucht sodann schnell in Wasser, in welchem etwas Soda gelöst ist, um die Säure zu
neutralisieren, und trocknet. (Polyt. Zentr.-Bl. 1873, 269.)
Die Herstellung eines wasserdichten Sc h mi r gel pa piere s mit Verwendung eines Bindemittels
aus Leinöl, Kopal, venezianischem Terpentin, Lack, Kau,tschuk mit Bleiglätte und Farbstoffen
als Zusatz ist in Dingi. Journ. 1850, J. '66 beschrieben.
Im Polyt. Zentr-Bl. 1858, 508 berichtet Fr. Kotzschmar in eingehender Weise über die Her-
stellung des Schleif· und Schmirgelpapieres. ,
Nach einer alten Vorschrift (DingI. Journ. 171, 283) wird· Schmirgelpapier hergestellt durch
Bestreuen der mit einer Leimschicht versehenen Grundmaterialien (Calico oder festes Papier)
mit einem gemahlenen Gemenge von 34 kg Schmirgel, 30 kg Eisenschlacken, 8 kg Sandstein und
je 10 kg Glas und Feuerstein. Die Masse reicht für 1000 Bogen.
Nach Techn. Rundscb. 1906, 106 kann man das Haften des Schmirgelpulvers auf einer Leim-
unterlage wesentlich erhöhen, wenn man den Leim mit 23% Tannin, gelöst in Methylalkohol,
versetzt. Einfacher ist es jedoch, den Schmirgel mit Schellack oder Wasserglas als Bindemittel zu
befestigen.
Zur Herstellung von Schmirgelpapier verschiedener Körn ung hängt man die mit einem
Klebmittel bestrichenen Bogen in einem geschlossenen Raum in verschiedener Höhe auf Bindfäden
auf und blä,~t sodann mittels eines kleinen Ventilators Schmirgelpulver in den Raum ein. Der
feinste Schmirgelstaub setzt sich dann auf den oben hängenden Blättern an, der gröbste Staub
an den untersten, so daß man so viele Sorten Schmirgelpapier erhält, als Etag9n vorhanden waren.
(Polyt. Zentr.-BI. 1856, 254.)
Zur Herstellung von Schmirgel- oder Sandpapier oder Schmirgelleinen verwendet
man als Klebstoff die bei der Herstellung von Kautschukregeneratoren nach einem Löseverfahren
als Zwischenprodukte entstehende Masse, die aus Kautschukregenerat, Wasser und Lösungs.
mittelresten besteht. Der Klebstoff ist hitze·, kälte. und wasserbeständig. (D. R. P. 284682.)
Zum Aufkleben von Messingplättchen auf Schmirgelsteine oder auf Holz verwendet
man nach Techn. Rnndsch. 1909, 291 entweder geschmolzenen Schwefel oder einen allerdin~s
nicht lange haltbaren Metallbuchstabenkitt aus 40g Bleiglätte, 20g Bleiweiß und so viel Kopal-
firnis, bis einE' wPlche Masse entsteht, oder schließlich eine Lösung von 40g gepulvertem syrischem
Asphalt und 20g gereinigter Guttapercha in 40g Schwefelkohlenstoff bzw. 20g Terpentinöl.
Das Verlegen von Steinholzfußböden auf Betondecken mit Vermeidung der Ent.
stehung und Einwirkung von Magnesiumchloridlaugen bespricht W. Patry in Zement 8, 861.
über sä.ure- und chlorfreien Steinholzfußboden siehe Baumat.-Markt 12, 1027.
ttber Herstellung fugenloser Fußbodenbelag"massen aus Chlormagnesium und Füll-
stoffen, Seife und Schwermetallsulfaten siehe ferner O. P. 60261.
Die Verbindung der nach D. R. P. 70796 [666] hergestellten Steinholzmasse mit einer Beton.
unterlage bewirkt man mittels einer Mischung von Asphalt und Teer- oder Pech und Magns-
sialyt, das ist ein Gemenge von Kiese1sä.ure, Magnesia und Eisenton. Vgl. D. R. P. 64 MO.
Das Verfahren des D. R. P. 269822 [666] soll besonders zur Herstellung fugenloser Fuß.
böden dienen. Der Nachteil dieser wie üblich aus gebranntem Magnesit, Holzmehl, Asbe$t
usw. nebst der entsprechenden Menge Magnesiumchloridlösung hergestellten Steinholzm888en
beruht vor allem auf ihrer Neigung, als Fußbodenbelag bald rauh zu werden und Staub abZu.-
sondern, weil in dem durch rasche Reaktion der Lauge mit dem Magnesit entstehenden harten
Gerippe von basischem Magnesiumchlorid unverkittete Zusatzstoffe liegen, die bei Verletzung
des Netzes in Staubform frei werden. Nach vorliegendem Verfahren wir4 dieser 'Obelstand
vermieden und eine innige Verkittung sämtlicher Bestandteile dadurch bewirkt, daß man den
Magnesit dem evtl. mit 01 emulgierten Magnesiumchloridgemenge zu 1e t z t zusetzt.