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Siedlungswasser- und Siedlungsabfallwirtschaft Nordrhein-Westfalen

Membrantechnik für
die Abwasserreinigung

Institut für
Siedlungswasserwirtschaft
der RWTH Aachen
Siedlungswasser- und Siedlungsabfallwirtschaft Nordrhein-Westfalen

Membrantechnik für
die Abwasserreinigung

Herausgegeben von:

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp Dr. rer. nat. Harald Friedrich


Institut für Siedlungswasserwirtschaft Abteilungsleiter
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft
Hochschule Aachen (ISA , RWTH Aachen) Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen
Siedlungswasser- und Siedlungsabfallwirtschaft
Nordrhein-Westfalen
Band 1

Membrantechnik für
die Abwasserreinigung

Herausgegeben von:

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp Dr. rer. nat. Harald Friedrich


Institut für Siedlungswasserwirtschaft Abteilungsleiter
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft
Hochschule Aachen (ISA , RWTH Aachen) Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen

Institut für
Siedlungswasserwirtschaft
der RWTH Aachen
Vorwort

Vorwort

Die Membrantechnik zur Aufbereitung von Wasser und In der kommunalen Abwasserbehandlung werden be-
Abwasser zeigt eindrucksvoll, wie innovativ, zukunfts- stimmte Typen von Membrananlagen – die Biomembran-
orientiert und ökonomisch sinnvoll Umweltschutztechnik filtrationsanlagen (Membranbelebungsverfahren) – bis-
sein kann. In der 100-jährigen Geschichte der modernen lang noch selten eingesetzt. Dies hat historische und
Wasser- und Abwasseraufbereitung für Privathaushalte wirtschaftliche Gründe. Der Einsatz von Membranverfah-
und Unternehmen wurde noch keine neue Technik ein- ren bei der kommunalen Abwasserreinigung kann sich
geführt, die solch vielfältig positive Effekte hat wie die bereits heute als wirtschaftlich erweisen, insbesondere
der Membrantechnik. unter folgenden Randbedingungen:

Sie löst unterschiedliche Fragen der Wasseraufbereitung • wenn nur wenig Fläche für den Neubau oder die Erwei-
und führt gleichzeitig zu einer deutlich besseren Reinigung terung von Anlagen zur Abwasserreinigung vorhanden
des Abwassers. ist,

Die Membrantechnik macht die betriebsinterne Rückge- • wenn die Möglichkeiten zur anschließenden Verwen-
winnung und Wiederverwertung fester und gelöster Stoffe dung des gereinigten Abwassers genutzt werden sollen,
möglich.
• wenn weitergehende oder zusätzliche Anforderungen
Wegen der großen Auswahl an verfügbaren Membranen an die Ablaufqualität des Abwassers notwendig sind,
und Modulen lässt sich für fast jede Aufgabenstellung in
der Wasseraufbereitung ein technisch geeignetes System • wenn toxische Stoffe entfernt werden sollen,
finden.
• wenn eine hygienisch einwandfreie Abwasserqualität
An der Entwicklung und Anwendung der Membrantechnik angestrebt wird.
haben sich im In- und Ausland viele wissenschaftliche
Institutionen, Industrieunternehmen sowie Wasserver- Bei Haus- und Kleinkläranlagen wie auch bei Schiffsklär-
sorger und Abwasserverbände beteiligt. Die Bundes- und anlagen und zunehmend bei der kommunalen Abwasser-
Landesregierungen unterstützen diese technische Entwick- reinigung ist die Biomembranfiltration in Deutschland
lung. bereits heute wettbewerbsfähig geworden.

Heute ist die Membrantechnik in Deutschland bereits für Die Anwendung der Membrantechnik in der Industrie ist
viele Bereiche eine erprobte Alternative zu klassischen sehr vielfältig und durch zahlreiche Referenzen belegt. In
Verfahren der kommunalen und industriellen Abwasser- der industriellen Abwasseraufbereitung wird die Membran-
reinigung. Das zahlt sich ökologisch und ökonomisch technik für den produktionsintegrierten Umweltschutz
aus, denn die Membrantechnik bedeutet: weniger Kosten genutzt.
für den Ver- und Entsorgungsbereich sowie die Produk-
tion, gleichzeitig erheblich weniger Umweltbelastung.

4
Vorwort

Mit der Membrantechnik wird Wasser – das meistgenutzte Diese Publikation stellt die Membrantechnik sowie ihren
Lösemittel in der Industrie – so gereinigt, dass es wieder Einsatz in der kommunalen und industriellen Abwasser-
verwendet werden kann. In der Industrie können die aus reinigung in Deutschland gemäß dem Stand der Technik
dem Wasser gefilterten Stoffe auch wieder neu genutzt und der Wissenschaft vor. Beispiele großtechnisch reali-
werden. Zwar lässt sich mit der Membrantechnik kein sierter Anlagen aus Kommunen und Industrieunternehmen
vollständig geschlossener Kreislauf realisieren. Aber eine demonstrieren die Einsatzbreite und Leistungsfähigkeit
Mehrfachnutzung des Wassers reduziert die Abwasser- der Membrananlagen – die Planung, den Bau und Betrieb
menge deutlich. Das spart den Unternehmen Kosten. sowie die dabei entstehenden Kosten eingeschlossen.
Damit bekommen Planer, abwasserbeseitigungspflichtige
Kommunen, Industrie- und Gewerbebetriebe sowie die
Genehmigungsbehörden eine solide Grundlage, um zu
entscheiden, ob die Membrantechnik als Lösung in Frage
kommt.

Eckhard Uhlenberg Sigmar Gabriel Prof. Dr. Andreas Troge


Minister für Umwelt und Naturschutz, Bundesminister für Umwelt, Präsident des Umweltbundesamtes
Landwirtschaft und Verbraucherschutz Naturschutz und Reaktorsicherheit
des Landes Nordrhein-Westfalen

5
Impressum

Diese wissenschaftliche Ausarbeitung wurde


vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Verantwortlich FiW Verlag


Dr. rer. nat. Harald Friedrich Mies-van-der-Rohe-Straße 17
Abteilungsleiter 52074 Aachen
Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft
Telefon: +49 (0) 241- 80 2 68 25
Dr.-Ing. Viktor Mertsch Telefax: +49 (0) 241- 87 09 24
Abwasserbeseitigung und Abwassertechnik E-Mail: verlag@fiw.rwth-aachen.de

Ministerium für Umwelt und Naturschutz,


Landwirtschaft und Verbraucherschutz des ISBN 3-939377-00-7
Landes Nordrhein-Westfalen ISBN 978-3-939377-00-9

Inhaltliche Bearbeitung der 2. aktualisierten Auflage Gestaltung


FiW an der RWTH Aachen e. V. ID-Kommunikation
M. Lange, Dr.- Ing. F.-W. Bolle, Dr.-Ing. S. Schilling, S 1, 1
S. Baumgarten (ISA, RWTH Aachen) 68161 Mannheim

Inhaltliche Bearbeitung der 1. Auflage 2003: Telefon: +49 (0) 6 21 - 10 29 24


FiW und ISA, RWTH Aachen Telefax: +49 (0) 6 21 - 10 29 91
M. Lange (Vorsitz), S. Baumgarten, F.-W. Bolle, E-Mail: info @idkommunikation.de
Dr.-Ing. T. Buer, J. Schunicht, Dr.-Ing. K. Voßenkaul

Begleitende Arbeitsgruppe der 1. Auflage 2003: Titelfoto


Dr. V. Mertsch, I. Dierschke, K. Drensla, A. Kaste, Erftverband
RBD A. Schmidt, Prof. Dr. W. Schmidt, S. Tenkamp,
Dr.-Ing. J. R. Tschesche, C. Wiedenhöft, T. Wozniak,
Dr. K. Zimmermann Herstellung
Greiserdruck GmbH & Co. KG
Begutachtung der 1. Auflage 2003: Karlsruher Straße 22
Prof. Dr.-Ing. P. Cornel, Dr.-Ing. W. Firk, 76437 Rastatt
Dr.-Ing. J. Oles, Dr.-Ing. T. A. Peters, U. Voss
Telefon: +49 (0) 72 22 - 105 -129
Telefax: +49 (0) 72 22 - 105 -137
Englischsprachige Ausgabe www.greiserdruck.de
Eine englische Ausgabe mit dem Titel:
„Municipal Water and Waste Management:
Membrane Technology for Waste Water Treatment“
ist mit folgenden ISBN-Nummern verfügbar:
ISBN 3-939377-01-5
ISBN 978-3-939377-01-6

6
Inhaltsverzeichnis

1 Grundlagen der Membrantechnik 25


1.1 Grundlagen der Stofftrennung mittels Membrantechnik 26
1.2 Membranverfahren in der Abwasserreinigung 27
1.2.1 Mikro- und Ultrafiltration 30
1.2.2 NF Nanofiltration 31
1.2.3 UO Umkehrosmose 32
1.3 Membranmaterialien, -aufbau und -klassifizierung 33
1.3.1 Herkunft und Werkstoffe 33
1.3.2 Morphologie, Struktur und Herstellung 34
1.4 Membranformen und -module 36
1.5 Anordnung von Modulen 44
1.6 Betriebsarten 46
1.7 Deckschichtbildung 48
1.8 Maßnahmen zum Erhalt der Filtrationsleistung 50
1.9 Weitere Aspekte zum Einsatz der Membranverfahren in der Abwasserreinigung 53

2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 59


2.1 Das Membranbelebungsverfahren 64
2.1.1 Verfahrensbeschreibung und Einsatzgebiete 64
2.1.2 Eingesetzte Membranmodule 68
2.1.3 Planung und Betrieb von Membranbelebungsanlagen 80
2.1.3.1 Bemessung 80
2.1.3.2 Konstruktive und planerische Gestaltung 85
2.1.3.3 Betrieb 87
2.1.4 Investitionen und Betriebskosten 90
2.1.4.1 Investitionen 90
2.1.4.2 Betriebs- und Instandhaltungskosten 92
2.2 Praxisbeispiele zu großtechnischen Membranbelebungsanlagen 93
2.2.1 MF Anlagen in Deutschland mit Mikrofiltrationsmembranen 96
2.2.1.1 MF Kläranlage Seelscheid und Schulungseinrichtung 96
2.2.1.2 MF Pilotanlage Büchel 99
2.2.1.3 MF Kläranlage Richtheim 101
2.2.1.4 MF Kläranlage Eitorf (Inbetriebnahme) 102
2.2.1.5 MF Kläranlage Xanten-Vynen (Inbetriebnahme) 104
2.2.1.6 MF Kläranlage Piene (in Planung) 105
2.2.1.7 MF Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen (Inbetriebnahme) 106
2.2.1.8 MF Kläranlage Kohlfurth, Prozesswasserbehandlung 107
2.2.1.9 MF Kläranlage Dormagen, Prozesswasserbehandlung (Inbetriebnahme) 108
2.2.2 MF Anlagen außerhalb Deutschlands mit Mikrofiltrationsmembranen 109
2.2.2.1 MF Kläranlage Glasgow, Schottland 110
2.2.2.2 MF Kläranlage Ebisu Prime Square Building, Japan 112
2.2.2.3 MF Kläranlage St. Peter ob Judenburg, Österreich 113
2.2.3 UF Anlagen in Deutschland mit Ultrafiltrationsmembranen 114
2.2.3.1 UF Kläranlage Nordkanal 114
2.2.3.2 UF Kläranlage Monheim 116
2.2.3.3 UF Kläranlage Markranstädt 118

MF Mikrofiltration UF Ultrafiltration NF Nanofiltration UO Umkehrosmose

7
Inhaltsverzeichnis

2.2.3.4 UF Kläranlage Rödingen 121


2.2.3.5 UF Kläranlage Schramberg-Waldmössingen 123
2.2.3.6 UF Kläranlage Knautnaundorf 125
2.2.3.7 UF Pilotanlage Simmerath 126
2.2.3.8 UF Golfplatz St. Wendel 128
2.2.3.9 UF Kläranlage Glessen (in Planung) 130
2.2.4 UF Anlagen außerhalb Deutschlands mit Ultrafiltrationsmembranen 131
2.2.4.1 UF Pilotanlagen auf der Kläranlage Beverwijk, Niederlande 132
2.2.4.2 UF Kläranlage Varsseveld, Niederlande 134
2.2.4.3 UF Kläranlage Brescia, Italien 135
2.2.4.4 UF Kläranlage Säntis, Schweiz 137
2.3 Kleinkläranlagen, mobile Anlagen und Schiffskläranlagen mit Membrantechnik 138
2.3.1 MF Busse-MF-Anlage der Fa. Busse 138
2.3.2 MF UltraSept-Anlage der Fa. Mall 140
2.3.3 MF Kleinkläranlage für 4 EW in NRW 141
2.3.4 UF Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Brauchwasseraufbereitung 141
2.3.5 UF MembraneClearBox ® -Kleinkläranlage und HoneyComb® der Hans Huber AG 142
2.3.6 MF Mobile Anlagen für den Einsatz in Feldlagern 144
2.3.7 MF Schiffskläranlagen mit Membrantechnik 145
2.3.8 UF Kreuzfahrtschiff Queen Mary 2 146
2.3.9 Grau- und Schwarzwasserbehandlung auf Schiffen 148
2.4 Nachgeschaltete Membranstufe zur Abwasserhygienisierung 150
2.4.1 Verfahrensbeschreibung und Einsatzgebiete 150
2.4.2 Eingesetzte Membranmodule 150
2.4.3 Betriebserfahrung 150
2.4.4 UF Großtechnische Anwendungen in Deutschland zur Abwasserhygienisierung mit Ultrafiltration 151
2.4.4.1 UF Kläranlage Geiselbullach 152
2.4.4.2 UF Kläranlage Merklingen 153
2.4.4.3 UF Kläranlage Bondorf-Hailfingen 155
2.4.5 UF Großtechnische Anwendungen außerhalb Deutschlands zur Abwasserhygienisierung 157
mit Ultrafiltration
2.4.5.1 UF Aufbereitungsanlage Torreele, Belgien 157
2.4.5.2 UF Aufbereitungsanlage Katowice, Polen 159
2.4.5.3 UF Aufbereitungsanlage Bedok, Singapur 160
2.5 Bemessungsbeispiel Membranbelebungsanlage (MBA) 161
2.5.1 Bemessungsgrundlagen 161
2.5.2 Interpretation der ARA-BER-Berechnung gemäß den Bemessungsempfehlungen für MBA 162
2.5.3 Bemessung der Membranfiltrationsstufe 163
2.5.4 Ergebnisausdruck der Bemessung mit ARA-BER 164

3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 165


3.1 Kurzüberblick 166
3.2 Ziele und Anwendungen in verschiedenen Industriezweigen 168
3.3 Entscheidungskriterien 170
3.4 Wirtschaftlichkeit von Membrananlagen in der industriellen Abwasserreinigung 172
3.5 Anwendungsbeispiele in Deutschland 175

MF Mikrofiltration UF Ultrafiltration NF Nanofiltration UO Umkehrosmose

8
Inhaltsverzeichnis

3.5.1 Nahrungsmittelindustrie 177


3.5.1.1 Kartoffelstärkeproduktion 178
3.5.1.1.1 UO Nahrungsmittelindustrie, Emsland Stärke GmbH 179
3.5.1.2 Mälzerei 180
3.5.1.2.1 UO Mälzerei, Durst Malz – H. Durst Malzfabriken GmbH & Co. KG 181
3.5.1.3 UF Nahrungsmittelindustrie, Beeck Feinkost GmbH & Co. KG 182
3.5.2 UF Druckindustrie, Peter Leis 183
3.5.3 Papierindustrie 184
3.5.3.1 NF Papierfabrik Palm, Werk Eltmann 185
3.5.4 Textilindustrie 186
3.5.4.1 UF Textilindustrie, Drews Meerane GmbH 187
3.5.4.2 MF Seidenweberei Pongs 189
3.5.4.3 Textilveredlung Gerhard van Clewe GmbH & Co. KG 191
3.5.5 UO Faserindustrie, Vulkanfiber 193
3.5.6 UF Kunststoffindustrie, Troplast 195
3.5.7 Wäschereien 196
3.5.7.1 Wäscherei Alsco 196
3.5.7.2 Textilservice Mewa GmbH 199
3.5.8 Metall verarbeitende Industrie 201
3.5.8.1 UF Metall verarbeitende Industrie, Rasselstein Hoesch GmbH 202
3.5.8.2 UF Metall verarbeitende Industrie, Faurecia Betrand Faure Sitztechnik 203
3.5.8.3 Metall verarbeitende Industrie, Galvanikbetrieb Rudolf Jatzke 204
3.5.8.4 Metall verarbeitende Industrie, Wieland Werke AG 206
3.5.9 Lackwasseraufbereitung 208
3.5.9.1 UF Lackwasseraufbereitung DaimlerChrysler 208
3.5.9.2 NF Lackwasseraufbereitung aus der Ersatzteilfertigung im Ford Werk Köln 209
3.5.10 UF Pharmazeutische Industrie, Schering 211
3.5.11 Sonstiges 213
3.5.11.1 Deponiesickerwässer 213
3.5.11.1.1 UO Deponie Alsdorf-Warden 216
3.5.11.2 MF Fischzucht 218
3.5.11.3 UF Kraftwerke, Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD) Dresden 219
3.5.11.4 UF Bilgenentölung 221
3.5.11.5 Schwimmbäder 223
3.5.11.5.1 Schwimmbad, Aquana Freizeitbad 223
3.5.11.5.2 UF Schwimmbad, Freizeitbad Copa Ca Backum 225
3.6 Anwendungsbeispiele außerhalb Deutschlands 227
3.6.1 Nahrungsmittelindustrie 228
3.6.1.1 UF Müsliproduktion bei der Kellogg Company, Großbritannien 228
3.6.1.2 UF Stärkegrundproduktion bei Raisio Chemicals, Belgien 230
3.6.1.3 UF Molkerei Dairygold Food Products, Irland 231
3.6.1.4 UF Molkerei Diary Crest Limited, Großbritannien 233
3.6.1.5 UF Mälzerei Sobelgra n. v., Belgien 234
3.6.2 UO Wäscherei Massop, Niederlande 237
3.6.3 MF Pharmazeutische Industrie, Penicillinproduktion bei der Firma Sandoz, Spanien 238
3.6.4 Sonstiges 240

MF Mikrofiltration UF Ultrafiltration NF Nanofiltration UO Umkehrosmose

9
Inhaltsverzeichnis

3.6.4.1 UF Tierkörperbeseitigungsanlage der SARIA Bio-Industries, Frankreich 240


3.6.4.2 Mechanisch biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) 242
3.6.4.2.1 UF Abfallentsorgung bei der Firma Tirme, Spanien 242

4 Richtlinien und Normen in der Membrantechnik 245

5 Zusammenfassung und Ausblick 249

6 Literaturverzeichnis 253

A Anhang 263
A.1 Adressen (genannt in den Praxisbeispielen) 264
A.1.1 Standorte der Membrananlagen in Deutschland 264
A.1.2 Anlagenplaner, Anlagenbauer, Membranhersteller, Beratende Ingenieure 268
A.1.3 Wissenschaftliche Begleitung bei der Erstellung dieser Publikation 272
A.1.4 Weitere Institutionen und Personen, die zu den Inhalten beigetragen haben 274
A.1.5 Weitere Informationsquellen zum Thema Membrantechnik 275
A.2 Fördermöglichkeiten 276
A.2.1 Förderprogramme und Förderberatung des Bundes 276
A.2.2 Förderprogramme der Bundesländer 277
A.2.3 Förderprogramme der EU für den Bereich Umweltschutz bzw. den Bereich Wasserwirtschaft 282
A.3 Kurzchecklisten zu Abbildung 2-1 284
A.4 Kurzchecklisten zu Abbildung 3-1 286
A.5 Arbeitsbericht der ATV-DVWK-Arbeitsgruppe IG-5.5 „Membrantechnik“:
Aufbereitung von Industrieabwasser und Prozesswasser
mit Membranverfahren und Membranbelebungsverfahren 288
Teil I Membranverfahren 288
A.5.1 Einleitung 288
A.5.2 Bestimmung des Membranverfahrens 291
A.5.2.1 Bestimmung der erforderlichen Trenngrenzen 291
A.5.2.2 Bestimmung des Membranmaterials 291
A.5.2.3 Bestimmung des Membranmoduls 293
A.5.2.4 Bestimmung der Betriebsweise von Membrananlagen 295
A.5.3 Einsatzbeispiele 296
A.5.4 Projektierung von Membrananlagen 296
A.5.4.1 Grundlagenermittlung 296
A.5.4.2 Projektierung und Bemessung 296
A.5.4.2.1 Vorversuche im Labormaßstab 296
A.5.4.2.2 Pilotversuche vor Ort 297
A.5.4.2.3 Anlagenplanung 298
A.5.5 Bewertungskriterien zur Auswahl einer Membrananlage 298
A.5.5.1 Technische Bewertung eines Membranverfahrens hinsichtlich Einsatz und Vollständigkeit 298
A.5.5.1.1 Definition der Aufgabenstellung 298
A.5.5.1.2 Material- und Stoffströme beim Betrieb einer Membrananlage 298
A.5.5.1.3 Verwendung bzw. Entsorgung der entstehenden Produkte 299
A.5.5.1.4 Vorreinigung 299

MF Mikrofiltration UF Ultrafiltration NF Nanofiltration UO Umkehrosmose

10
Inhaltsverzeichnis 1

A.5.5.1.5 Technische Ausführung 299


A.5.5.1.6 Redundanzen 299
A.5.5.1.7 Referenzen/Ähnliche Anwendungen 299
A.5.5.2 Betriebskosten 299
A.5.5.2.1 Betriebsmittel 299
A.5.5.2.2 Betriebshilfsmittel 300
A.5.5.2.3 Personalkosten 300
A.5.5.2.4 Lebensdauer und Membranersatz 300
A.5.5.3 Änderungen der Bedingungen bei Betrieb der Anlage 300
A.5.5.4 Sonstige Punkte 300
A.5.5.4.1 Störungen 300
A.5.5.4.2 Vorversuche 301
A.5.6 Fragebogen Prozessdatenerhebung 301
A.5.6.1 Beschreibung der Trennaufgabe, die mit einem Membranverfahren gelöst werden soll 301
A.5.6.2 Zur Bewertung bzw. zur Integration eines Membranverfahrens in ein
Gesamtbehandlungskonzept 301
A.5.6.3 Fragen zur Anlagenauslegung 301
A.5.6.4 Anforderungen an Ausführung und Bau der Membrananlage 301
Teil II Aerobe Membranbelebungsverfahren 302
A.5.7 Allgemeines 302
A.5.8 Konstruktiver Aufbau 302
A.5.8.1 Anordnung 302
A.5.8.1.1 Getauchte Membranmodule 303
A.5.8.1.2 Trocken aufgestellte Membranmodule 303
A.5.8.2 Deckschichtkontrolle 303
A.5.8.2.1 Deckschichtkontrolle bei getauchten Systemen 303
A.5.8.2.2 Deckschichtkontrolle bei trocken aufgestellten Systemen 304
A.5.8.2.3 Generell 304
A.5.8.3 Reinigungsstrategien 304
A.5.9 Anforderungen an den Zulauf 307
A.5.9.1 Allgemeines 307
A.5.9.2 Mechanische Vorbehandlung 307
A.5.9.3 Misch- und Ausgleichsbecken 307
A.5.9.4 Calcium-Gehalt 307
A.5.9.5 Eisen- und Aluminiumgehalt 308
A.5.10 Bemessungshinweise für Membranbelebungsanlagen 308
A.5.10.1 Allgemeines 308
A.5.10.2 Flächenbedarf 308
A.5.10.3 Eliminationsraten 309
A.5.10.4 Belüftung 309
A.5.10.5 Hydraulik 310
A.5.10.5.1 Flexibilität 310
A.5.10.5.2 Rezirkulation 310
A.5.10.6 Temperatureinfluss 310
A.5.11 Besonderheiten von Membranbelebungsanlagen 311
A.5.11.1 Schlammeigenschaften 311

11
1 Einleitung

A.5.11.1.1 Schlammcharakterisierung 311


A.5.11.1.2 Rheologische Eigenschaften 311
A.5.11.1.3 Überschussschlammproduktion 312
A.5.11.1.4 Schlammbehandlung 312
A.5.11.1.5 Schaumbildung 312
A.5.12 Wirtschaftlichkeit 313
A.5.12.1 Definition der Wirtschaftlichkeit 313
A.5.12.2 Investition/Kapitalkosten 313
A.5.12.3 Betriebskosten 314
A.5.12.4 Kostenrelevante Faktoren im Vergleich 314
A.5.13 Beispiele im Bereich Industrieabwasser (Europa) 315
A.5.14 Literaturverzeichnis 316
A.6 2. Arbeitsbericht des DWA Fachausschusses KA-7
„Membranbelebungsverfahren“ vom 19.01.2005 318
A.6.1 Einführung 318
A.6.2 Beschreibung des Membranbelebungsverfahrens 319
A.6.3 Hinweise zur Planung und Bemessung 323
A.6.4 Schlammbehandlung 327
A.6.5 Chemische Reinigung der Membranmodule 329
A.6.6 Energiebedarf 330
A.6.7 Ertüchtigung bestehender kommunaler Kläranlagen 332
A.6.8 Hinweise zur Inbetriebnahme 333
A.6.9 Kosten 334
A.6.10 Jahreskosten 337
A.6.10.1 Kapitaldienst und Membranersatz 337
A.6.10.2 Betriebskosten 337
A.6.11 Schlussbemerkung 337
A.6.12 Vorteile und Risiken des Membranbelebungsverfahrens 338
A.6.12.1 Allgemeines 338
A.6.13 Glossar 338
A.6.14 Literaturverzeichnis 342
A.7 Großtechnisch realisierte Membrananlagen zur Trinwasseraufbereitung (in D) 344
A.8 Glossar 345
A.9 Abkürzungsverzeichnis 347

12
Abbildungsverzeichnis 1

1 Grundlagen der Membrantechnik 25


Abb. 1-1 Funktionsweise von Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen 26
Abb. 1-2 Darstellung der unterschiedlichen Einsatzbereiche von Membranverfahren 27
Abb. 1-3 Größe typischer Abwasserinhaltsstoffe und Porengröße eingesetzter Membranen 28
Abb. 1-4 Idealisierte Darstellung einer Poren- und einer Lösungs-Diffusions-Membran [nach MELIN 1999] 29
Abb. 1-5 Klassifizierung von Membranen [nach RAUTENBACH 1997] 33
Abb. 1-6 REM-Aufnahmen von Schnitten verschiedener Membranen 35
Abb. 1-7 Draufsicht auf die aktive Schicht einer Polyethylen-Membran (MF/UF) [AGGERVERBAND 2002] 35
Abb. 1-8 Draufsicht auf die Bruchkante einer Polyethylen-Membran (MF/UF), sichtbar ist die aktive Schicht
[AGGERVERBAND 2002] 35
Abb. 1-9 Membran- und Modulformen 36
Abb. 1-10 Rohrmodule [Foto: WEHRLE WERK AG] 38
Abb. 1-11 Kapillar- bzw. Hohlfasermodule [Foto: KOCH MEMBRANE SYSTEMS] 39
Abb. 1-12 Wickelmodule Prinzipskizze [N.N. 2001], [Foto: NADIR FILTRATION GMBH] 40
Abb. 1-13 Kissenmodul, [Prinzipskizze und Foto: ROCHEM UF SYSTEME GMBH] 41
Abb. 1-14 Rohr-Scheiben-Modul (DT-Modul) [PALL 2001] 42
Abb. 1-15 Neuartige Multibore-Kapillaren der Firma inge AG [Foto: INGE AG] 43
Abb. 1-16 Vom Membranelement zur Membranstufe 44
Abb. 1-17 Reihenschaltung von Modulen [nach BAUMGARTEN 1998] 44
Abb. 1-18 Parallelschaltung von Modulen [nach BAUMGARTEN 1998] 45
Abb. 1-19 Anordnung von mehreren Modulen nach der Tannenbaumstruktur [nach RAUTENBACH 1997] 45
Abb. 1-20 Schematische Darstellung einer Membran bei der Crossflow- bzw. Dead-End-Filtration
[nach MELIN 1999] 47
Abb. 1-21 Filtrationsintervalle im Dead-End-Betrieb [nach RAUTENBACH 1997] 47
Abb. 1-22 Schematische Übersicht der Filtrationswiderstände auf der Membranoberfläche und
in der Membran [KRAMER, KOPPERS 2000] 49
Abb. 1-23 Auswirkung der Membranreinigung auf den Fluss bei konstantem Druck 51

2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 59


Abb. 2-1 Anlass - Planung - Betrieb einer kommunalen Membranbelebungsanlage, Inhalte im Kapitel
„Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung“ 61
Abb. 2-2 Konventionelle Abwasserreinigung nach dem Belebungsverfahren und Anordnungs-
möglichkeiten einer Membranstufe bei kommunalen Abwasserreinigungsanlagen [OHLE 2001] 62
Abb. 2-3 Verfahrensschema einer Kläranlage mit Membranbelebungsverfahren und nachgeschalteter
Membranstufe 63
Abb. 2-4 Vergleich der Keimbelastung im Ablauf von Kläranlagen [BAUMGARTEN, BRANDS 2002] 66
Abb. 2-5 Schematische Darstellung des Flächenbedarfs einer konventionellen Belebungsanlage
und einer Membranbelebungsanlage am Beispiel der KA Kaarst [ERFTVERBAND 2002] 67
Abb. 2-6 ZeeWeed TM-Modul der Firma ZENON 68
TM-
Abb. 2-7 Anordnung mehrerer ZeeWeed Module ZW 1000 in einer Kassette [Foto: ZENON] 69
Abb. 2-8 Plattenmodul der Firma Kubota 69
Abb. 2-9 Anordnung der Plattenmodule der Firma Kubota als „Doppeldecker“ [AGGERWASSER GMBH 2004] 70
Abb. 2-10 PURON Modul und Modulbaustein [Foto: PURON] 71
Abb. 2-11 Membranmodul der Martin Systems AG [Foto: MARTIN SYSTEMS AG] 72
Abb. 2-12 Huber VRM ®-Verfahren [Fotos: HANS HUBER AG, MARTIN SYSTEMS AG] 73
Abb. 2-13 Huber VUM ®-Verfahren [HANS HUBER AG] 74

13
1 Abbildungsverzeichnis

Abb. 2-14 Membranelement und Membranmodul der Fa. Mitsubishi [Foto: ENVICARE®] 74
Abb. 2-15 Plattenmodul der Firma A3 GmbH [Foto: A3 GMBH] 75
Abb. 2-16 Membranmodul der Fa. US Filter Corporation [Foto: US FILTER CORPORATION] 76
Abb. 2-17 Membranmodul der Fa. Keppel Seghers Belgium [Foto: KEPPEL SEGHERS BELGIUM NV] 76
Abb. 2-18 Modulsystem der Weise Water Systems GmbH & Co. KG [WEISE WATER SYSTEMS GMBH & CO. KG] 77
Abb. 2-19 Keramische Plattenmembranen der Firma ItN Nanovation [Foto: ItN NANOVATION] 78
Abb. 2-20 Membranmodul und Konfiguration der Module im Rack mit darunter liegender
Belüftungseinrichtung [Fotos: ItN NANOVATION] 78
Abb. 2-21 Prinzipskizze des Rotationsscheibenfilters (RSF) 79
Abb. 2-22 Module des Rotations-Scheibenfilters im Labormaßstab [Foto: FRAUNHOFER IGB] 79
Abb. 2-23 Spezifische Überschussschlammproduktion in Membranbelebungsstufen [ATV-DVWK 2000a] 81
Abb. 2-24 Sauerstoffübergangskoeffizienten (-Werte) der KA Rödingen und Markranstädt bei einer
feinblasigen Druckbelüftung [CORNEL ET AL. 2001] 84
Abb. 2-25 Prinzipskizze und Ansicht einer Siebanlage für Membranbelebungsanlagen
(Kläranlage Markranstädt) [HUBER 2002, STEIN 2002a] 85
Abb. 2-26 Energiebedarf einer Membranbelebungsanlage (8.000 E) mit simultaner aerober
Schlammstabilisierung [STEIN ET AL. 2001] 89
Abb. 2-27 Entwicklung der Membranersatzkosten [ISA 2002; CHURCHHOUSE, WILDGOOSE 2000] 92
Abb. 2-28 Verfahrensschema der Kläranlage Seelscheid [nach AGGERVERBAND 2004] 97
Abb. 2-29 Membrananlage auf der Kläranlage Seelscheid [Fotos: AGGERVERBAND 2004] 97
Abb. 2-30 Bestehende Sandfilterbecken für die geplanten Schulungsanlagen [Foto: AGGERVERBAND 2004] 98
Abb. 2-31 Verfahrensschema der Schulungsanlagen [nach AGGERVERBAND 2004] 98
Abb. 2-32 Ansicht der Pilotanlage Büchel [Foto: AGGERVERBAND] 99
Abb. 2-33 Verfahrensschema der Pilotanlage Büchel [BAUMGARTEN 2001b] 99
Abb. 2-34 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage 101
Abb. 2-35 Verfahrensschema der Kläranlage Eitorf [nach GEMEINDEWERKE EITORF] 102
Abb. 2-36 Kläranlage Eitorf mit abgedeckten Membranbecken zwischen den Gebäuden im Vordergrund 103
Abb. 2-37 Membrananlage in Containerbauweise für die Kläranlage Xanten-Vynen [Foto: A3 GMBH] 104
Abb. 2-38 Verfahrensschema der Kläranlage Xanten-Vynen einschließlich der Membranbelebungsanlagen
[nach LINEG 2004] 104
Abb. 2-39 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage 105
Abb. 2-40 Verfahrensschema der Kläranlage Kohlfurth [nach WUPPERVERBAND 2004] 107
Abb. 2-41 Verfahrensschema der Kläranlage Dormagen [nach STADT DORMAGEN 2004] 108
Abb. 2-42 Luftbild der Kläranlage Swanage [Foto: AQUATOR GROUP] 109
Abb. 2-43 Verfahrensschema der Schlammbehandlungsanlage Glasgow [nach AGGERWASSER GMBH 2004] 110
Abb. 2-44 Draufsicht auf die Schlammbehandlungsanlage (STP) Glasgow und auf ein Becken
der Membranstufe [Foto: AGGERWASSER GMBH 2001] 111
Abb. 2-45 Ebisu Prime Square Building [Foto: AGGERWASSER GMBH 2004] 112
Abb. 2-46 Abwasserreinigungsanlage im Keller des Ebisu Prime Square Building
[Foto: AGGERWASSER GMBH 2004] 112
Abb. 2-47 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage [nach AGGERWASSER GMBH 2004] 112
Abb. 2-48 Verfahrensschema der Kläranlage St. Peter ob Judenburg [nach ENVICARE] 113
Abb. 2-49 Kläranlage St. Peter ob Judenburg [Fotos: ENVICARE] 114
Abb. 2-50 Siebtrommel der Feinrechenanlage auf der Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004] 115
Abb. 2-51 Verfahrensschema der Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004] 115
Abb. 2-52 Membranbelebungsbecken auf der Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004] 116

14
Abbildungsverzeichnis 1

Abb. 2-53 Kläranlage Monheim [Foto: BAYERISCHES LANDESAMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004] 117
Abb. 2-54 Verfahrensschema der Kläranlage Monheim [nach BAYERISCHES LANDESAMT FÜR
WASSERWIRTSCHAFT 2004] 117
Abb. 2-55 Modulkassetten bei der on-air-Reinigung [Foto: STADT MONHEIM 2004] 118
Abb. 2-56 Verfahrensstufen auf der KA Makranstädt [STEIN 2002a] 119
Abb. 2-57 Verfahrensstufen der Kläranlage Makranstädt [STEIN 2002a] 120
Abb. 2-58 Fließschema der KA Rödingen 122
Abb. 2-59 Blick in die zwei Filtrationsstraßen beim Einbau der ZeeWeed®-Kassetten [Foto: ERFTVERBAND] 122
Abb. 2-60 Kläranlage Schramberg [Foto: STADTWERKE SCHRAMBERG 2004] 123
Abb. 2-61 Verfahrensschema der Kläranlage Schramberg-Waldmössingen
[nach STADTWERKE SCHRAMBERG 2004] 124
Abb. 2-62 Membrananlage auf der Kläranlage Schramberg-Waldmössingen
[Fotos: STADTWERKE SCHRAMBERG 2004] 124
Abb. 2-63 Verfahrensschema der Demonstrationsanlage Simmerath [nach WVER 2004] 126
Abb. 2-64 Membrananlage auf der Kläranlage Simmerath [Fotos: PURON AG 2003] 127
Abb. 2-65 Verfahrensschema der Kläranlage Golfplatz St. Wendel [nach STADT ST. WENDEL] 128
Abb. 2-66 Modulrack auf der Kläranlage Golfplatz St. Wendel [Fotos: ItN NANOVATION] 129
Abb. 2-67 Verfahrensschema der Kläranlage Glessen [nach ERFTVERBAND 2004] 130
Abb. 2-68 Luftbild und Fließbild der Kläranlage Lowestoft [ZENON 2002] 131
Abb. 2-69 Fotos der Pilotanlagen und Membranmodule auf dem Testfeld der Kläranlage Beverwijk [DHV 2004] 133
Abb. 2-70 Verfahrensschema der Kläranlage Varsseveld [nach DHV 2004] 134
Abb. 2-71 Verfahrensschema der Kläranlage Brescia [nach ZENON GMBH 2004] 135
Abb. 2-72 Luftaufnahme der Kläranlage Brescia [Foto: ZENON GMBH 2004] 136
Abb. 2-73 Ansicht und Fließbild der Membranbelebungsanlage nach dem ZenoGem®-Verfahren auf
dem Säntis [ZENON 2002], Lage der Membranbelebungsanlage auf dem Säntis und Ansicht
der Module [ZENON 2002] 137
Abb. 2-74 Ansicht der Busse-MF-Kleinkläranlage (vormals BioMIR® [BUSSE 2002]) 138
Abb. 2-75 Schematische Darstellung einer Busse-MF-Anlage [BUSSE 2002] 139
Abb. 2-76 Schema der UltraSept-Anlage der Fa. Mall [MALL 2002] 140
Abb. 2-77 Grauwasseraufbereitung bei der KfW 141
Abb. 2-78 Membrananlage zur Brauchwasseraufbereitung im Keller der KfW [WEISE WATER SYSTEMS GMBH] 142
Abb. 2-79 Einbauskizze einer Membrankleinkläranlage in eine Mehrkammergrube [HUBER AG 2004] 143
Abb. 2-80 MembraneClearBox®-Kleinkläranlage der Huber AG [Fotos: HUBER AG 2004] 143
Abb. 2-81 Transport der Containeranlage auf einem Einsatzfahrzeug und Schema der Containeranlage
[A3 GMBH 2004] 144
Abb. 2-82 Ansicht einer MEMROD ® Schiffskläranlage nach dem Membranbelebungsverfahren für
250 Personen [VA TECH WABAG 2002] 146
Abb. 2-83 Ultrafiltrationsmodul Pleiade ® zur Abwasserreinigung auf der Queen Mary 2 [Foto: ORELIS SA 2004] 146
Abb. 2-84 Foto der Queen Mary 2 147
Abb. 2-85 Verfahrensschema der Abwasserreinigungsanlage auf der Queen Mary 2 [nach ORELIS SA 2004] 147
Abb. 2-86 Verfahrensschema der Abwasserreinigung nach der Two-Stream-Lösung [nach ROCHEM UF 2004] 148
3
Abb. 2-87 Membran-Bioreaktor BioFilt mit drei Straßen à 4,5 m /d Permeat [ROCHEM UF 2004] 149
Abb. 2-88 Niederdruck-Umkehrosmose für die Grauwasser-Aufbereitung für 600 m3/d Permeat
[Foto: ROCHEM UF 2004] 149
Abb. 2-89 Verfahrensschema der Kläranlage Geiselbullach [nach AMPERVERBAND 2004] 152
Abb. 2-90 Aufbereitungsanlage auf der Kläranlage Geiselbullach [Fotos: AMPERVERBAND 2002] 153

15
1 Abbildungsverzeichnis

Abb. 2-91 Verfahrensschema der Kläranlage Merklingen [nach RP TÜBINGEN 2004] 153
Abb. 2-92 Druckrohre der Ultrafiltrationsanlage auf der Kläranlage Merklingen [RP TÜBINGEN 2004] 154
Abb. 2-93 Verfahrensschema der Kläranlage Hailfingen [nach ABWASSERZWECKVERBAND
BONDORF-HAILFINGEN 2004] 156
Abb. 2-94 Membrananlage auf der Kläranlage Hailfingen im Bau
[Fotos: ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN 2004] 156
Abb. 2-95 Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage in Torreele [nach ZENON GMBH 2004] 158
Abb. 2-96 Verfahrensschema der Ultrafiltrationsanlage zur Brauchwasseraufbereitung in Katowice
[nach ZENON GMBH 2004] 159
Abb. 2-97 Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage Bedok [nach ZENON GMBH 2004] 160
Abb. 2-98 Gesamtansicht der Aufbereitungsanlage Bedok [Foto: ZENON GMBH 2004] 161
Abb. 2-99 Ultrafiltrationsanlage der Aufbereitungsanlage Bedok [Foto: ZENON GMBH 2004] 161

3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 165


Abb. 3-1 Anlass – Planung – Betrieb einer Membrananlage
Übersicht der Inhalte im Kapitel „Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung“ 167
Abb. 3-2 Ziele und wirtschaftliche Interessen beim Einsatz einer Membrananlage in der
Industrieabwasserreinigung 168
Abb. 3-3 Vorgehensweise bei der Planung einer Anlage zur Industrieabwasserreinigung 171
Abb. 3-4 Einflussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit einer Membrananlage 173
Abb. 3-5 Fließschema der Kartoffelstärkeproduktion 178
Abb. 3-6 Fließschema zur Aufbereitung von Prozess- und Kartoffelfruchtwasser bei der
Emsland Stärke GmbH [nach LOTZ 2000] 179
Abb. 3-7 Umkehrosmoseanlage bei der Durst Malzfabriken GmbH & Co. KG, Gernsheim [LINDEMANN 2001] 181
Abb. 3-8 Verfahrensskizze der Abwasseraufbereitung bei BEECK Feinkost GmbH
[nach KOCH-GLITSCH GMBH 2001] 182
Abb. 3-9 Ultrafiltrationsanlage in der Grafischen Handelsvertretung Peter Leis [LEIS IN EFA 2000] 184
Abb. 3-10 Nanofiltrationsanlage in der Papierfabrik Palm, Werk Eltmann [SCHIRM 2001] und Teilausschnitt
der Rohrmodul-Anordnung in einer Feed-and-Bleed-Struktur [nach SCHIRM 2001] 186
Abb. 3-11 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungs- und -aufbereitungsanlage bei
Drews Meerane GmbH [nach ZENON GMBH 2004] 188
Abb. 3-12 Umbau der Abwasserreinigungsanlage bei PONGS Textil GmbH [Foto: A3 GMBH 2000] 189
Abb. 3-13 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei der Fa. PONGS [nach A3 GMBH 2004] 190
Abb. 3-14 Ultrafiltrationsanlage im Textilveredlungsbetrieb van Clewe [BÖTTGER 2001] 192
Abb. 3-15 Verfahrensfließbild der Prozesswasseraufbereitung in der
Vulkanfiberfabrik Ernst Krüger GmbH & Co. KG [AMAFILTER 2001] 193
Abb. 3-16 Umkehrosmoseanlage in der Vulkanfiberfabrik Ernst Krüger GmbH & Co. KG [Foto: AMAFILTER] 194
Abb. 3-17 Ultrafiltrationsanlage bei der HT Troplast AG [Foto: HT TROPLAST] 195
Abb. 3-18 Verfahrensschema der Abwasserbehandlung in der Wäscherei ALSCO
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 197
Abb. 3-19 Membrananlage in der Wäscherei ALSCO [Fotos: WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 198
Abb. 3-20 Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage der Textilservice Mewa GmbH [nach ENVIRO CHEMIE 2004] 199
Abb. 3-21 Ultrafiltrationsanlage in der Textilservice Mewa GmbH [Foto: ENVIRO CHEMIE 2004] 200
Abb. 3-22 Nanofiltrationsanlage in der Textilservice Mewa GmbH [Foto: ENVIRO CHEMIE 2004] 200
Abb. 3-23 Ultrafiltrationsanlage im Unternehmen Rasselstein Hoesch [Foto: MFT GMBH] 202
Abb. 3-24 Ultrafiltrationsanlage in der Fa. Faurecia, Bertrand Faure Sitztechnik GmbH & Co. KG [KASTEN 2001] 203

16
Abbildungsverzeichnis 1

Abb. 3-25 Funktionsweise der Membran-Elektrolyse [SCHMIDT 2002] 205


Abb. 3-26 Ultrafiltrationsanlage im Werk Langenberg der Wieland Werke AG [MUNLV 2001] 207
Abb. 3-27 Ultrafiltrationsanlage bei DaimlerChrysler in Düsseldorf [HARMEL 2001] 208
Abb. 3-28 Verfahrensschema der Lackierung [IMB + FRINGS WATERSYSTEMS GMBH 2004] 209
Abb. 3-29 Nanofiltrationsanlage im Ford Werk Köln [Foto: IMB + FRINGS WATERSYSTEMS GMBH 2004] 210
Abb. 3-30 Luftaufnahme der Kläranlage bei der Schering AG [Fotos: SCHERING AG 2004] 211
Abb. 3-31 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der SCHERING AG in Bergkamen
[nach SCHERING AG 2004] 212
Abb. 3-32 Membranmodul bei der optischen Überprüfung [Foto: SCHERING AG 2004] 213
Abb. 3-33 Verfahrenskombination nach dem Stand der Technik zur Behandlung von Deponiesickerwasser
ohne Einsatz der Membranverfahren [ROSENWINKEL, BAUMGARTEN 1998] 214
Abb. 3-34 Verfahrenskombination nach dem Stand der Technik zur Behandlung von Deponiesickerwasser
unter Einsatz der Membranverfahren mit und ohne biologische Vorbehandlung
[ergänzt nach ROSENWINKEL, BAUMGARTEN, G. 1998] 214
Abb. 3-35 Umkehrosmoseanlage auf der Deponie Alsdorf-Warden [MAURER 2001] 216
Abb. 3-36 Aufbau der Kompositmembran [MAURER 2001] 217
Abb. 3-37 Verfahrensschema einer Kreislaufanlage zur Reinigung von Abwasser aus der Fischzucht
[UMWELTBUNDESAMT 2004] 219
Abb. 3-38 Schema des RÖKU-Verfahrens [nach DPC 1997] 220
Abb. 3-39 Ultrafiltrations-Anlage für das Verfahren RÖKU [Foto: THERM-SERVICE] 221
Abb. 3-40 Verfahrensskizze der Bilgenentölung [nach DEUTSCH 2001] 222
Abb. 3-41 Wasserkreislaufführung und Aufbereitung im Aquana Freizeitbad [nach DEGEBRAN ® ] 224
Abb. 3-42 Wasseraufbereitung im Freizeitbad Copa Ca Backum [nach L. V. H. T. 2001] 226
Abb. 3-43 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Kellogg Company in Manchester
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 229
Abb. 3-44 Cross-Flow-Ultrafiltration bei der Kellogg Company in Manchester
[Foto: WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 229
Abb. 3-45 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei Raisio Chemicals [nach HUBER AG 2004] 230
Abb. 3-46 Huber VRM®-Verfahren (rotierende Module) [Fotos: HUBER AG 2004] 230
Abb. 3-47 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei Dairygold Food Products, Irland
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 232
Abb. 3-48 Gesamtanlage bei Dairygold Food Products mit der Membrananlage im Vordergrund
[WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 232
Abb. 3-49 Verfahrensschema der Abwasserbehandlung bei Diary Crest, Großbritannien
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 233
Abb. 3-50 Luftaufnahme der Mälzerei Sobelgra im Antwerpener Hafen [Foto: PURON AG] 235
Abb. 3-51 Verfahrensschema der Werkskläranlage der Fa. Sobelgra [nach PURON AG] 236
Abb. 3-52 Schema der Membranbelebungsanlage und Membranmodule [Foto: PURON AG] 236
Abb. 3-53 Umkehrosmoseanlage in der Wäscherei Massop, Kerkrade [ROTH 2001] 237
Abb. 3-54 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage in Barcelona [nach AGGERWASSER GMBH 2004] 239
Abb. 3-55 Membranbelebungsanlage und Membranmodule während der Bauphase bei
der Fa. Sandoz in Spanien [Fotos: AGGERWASSER GMBH 2004] 239
Abb. 3-56 Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei SARIA Bio-Industries in Bayet
[nach ZENON GMBH 2004] 241
Abb. 3-57 Gesamtansicht der Membranbelebungsanlage der TBA in Bayet [Foto: ZENON GMBH 2004] 241

17
1 Abbildungsverzeichnis

Abb. 3-58 Container mit eingebauten Modulen bei SARIA Bio-Industries in Bayet
[Foto: ZENON GMBH 2004] 241
Abb. 3-59 Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Firma TIRME, Spanien
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 343
Abb. 3-60 Abwasserreinigungsanlage bei der Firma Tirme [Fotos: WEHRLE UMWELT GMBH 2004] 343

A Anhang 263
Abb. A-1 Schematische Darstellung des Grundprinzips eines Membranverfahrens 289
Abb. A-2 Zuordnung der Membran- und Filtrationsverfahren 289
Abb. A-3 Querschnitt durch eine Phaseninversionsmembran am Beispiel einer UF-Hohlfasermembran 292
Abb. A-4 Kompositmembran 292
Abb. A-5 Stirnseitige Ansicht eines Rohrmoduls mit 5,5 mm – Rohrmembranen [Foto: X-FLOW] 294
Abb. A-6 Abbildung eines Kissenmoduls [TYP ROCHEM FM] 294
Abb. A-7 Prinzipieller Aufbau eines Spiral-Wickelmoduls 295
Abb. A-8 Material- und Stoffströme beim Betrieb einer Membrananlage 298
Abb. A-9 Schematischer Vergleich des konventionellen Belebungsverfahrens mit dem
Membranbelebungsverfahren 302
Abb. A-10 Anordnung der getauchten Membranmodule im aeroben Teil des Belebungsbeckens 303
Abb. A-11 Anordnung der getauchten Membranmodule in einem externen Filtrationsbecken 303
Abb. A-12 Anordnung der trocken aufgestellten Membranmodule 303
Abb. A-13 Qualitativer Zusammenhang zwischen erforderlicher Membranfläche, Energiebedarf und Fluss 304
Abb. A-14 Trocken aufgestellte Membranfiltration 319
Abb. A-15 Einbaumöglichkeiten einer getauchten Membranfiltration 320
Abb. A-16 Beispielhafte schematische Darstellung verschiedener Module 321
Abb. A-17 Übliche Betriebsweisen der Membranmodule 322
Abb. A-18 Einfluss der Feststoffkonzentrationen auf den -Wert für feinblasige Druckbelüftungsanlagen 326
Abb. A-19 Spezifischer Energieverbrauch der KA Markranstädt [STEIN, KERKLIES 2003] 331
Abb. A-20 Spezifischer Energieverbrauch der KA Monheim [WEDI 2003] 332
Abb. A-21 Beispiel einer Aufteilung von Errichtungskosten einer Membranbelebungsanlage
für ca. 300 m3/h [WEDI 2003] 335
Abb. A-22 Orientierende Netto-Kostenrichtwerte für die betriebsfertige Membranfiltrationsanlage
ohne baulichen Teil [WEDI 2003] 336

18
Tabellenverzeichnis 1

1 Grundlagen der Membrantechnik 25


Tab. 1-1 Druckgetriebene Membranverfahren in der Abwasserreinigung 29
Tab. 1-2 Typische Kennzeichen der Mikro- und Ultrafiltration 30
Tab. 1-3 Typische Kennzeichen der Nanofiltration 31
Tab. 1-4 Typische Kennzeichen der Umkehrosmose 32
Tab. 1-5 Kenndaten, Vor- und Nachteile der Modultypen mit rohrförmigen Membranen 37
Tab. 1-6 Kenndaten, Vor- und Nachteile der Modultypen mit flachen Membranen 37
Tab. 1-7 Deckschichtbildung bei der Membranfiltration [nach BAUMGARTEN 1998] 49
Tab. 1-8 Methoden zur Verringerung und Entfernung von Deckschichten 50
Tab. 1-9 Beispiele für Reinigungschemikalien und ihre Anwendungen 52
Tab. 1-10 Trenngrenze und Transmembrandruck von druckgetriebenen Membranverfahren 53
Tab. 1-11 Größenangaben für Bakterien und Viren 54
Tab. 1-12 Molmassen ausgewählter Inhaltsstoffe im häuslichen Schmutzwasser [KOPPE, STOZEK 1999] 55
Tab. 1-13 Molmassen ausgewählter organischer Spurenstoffe, deren Rückhalt durch Nanofiltrations-
membranen zu erwarten ist [MUNLV 2004] 57

2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 59


Tab. 2-1 Vorteile des Membranbelebungsverfahrens gegenüber dem konventionellen Belebungsverfahren 64
Tab. 2-2 Leistungsdaten von Membranbelebungsanlagen im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen
[DOHMANN ET AL. 2002] 65
Tab. 2-3 Reinigungsverfahren für getauchte Modulsysteme 88
Tab. 2-4 Einsparpotenziale und Mehrkostenbereiche bei den Investitionen von Membranbelebungsanlagen
gegenüber konventionellen Belebungsanlagen 91
Tab. 2-5 Anlagendaten der bestehenden großtechnischen Membranbelebungsanlagen zur kommunalen
Abwasserreinigung in Deutschland (Stand: Dezember 2004) 94
Tab. 2-6 Im Bau befindliche bzw. geplante Membranbelebungsanlagen in Deutschland (Stand: Dezember 2005) 95
Tab. 2-7 Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Seelscheid
[nach AGGERVERBAND 2004] 96
Tab. 2-8 Eingangswerte für die Bemessung der Membranbelebungsanlage Eitorf
[nach GEMEINDEWERKE EITORF 2004] 102
Tab. 2-9 Einleitanforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen
[nach WVER 2004] 106
Tab. 2-10 Rohwasser- und Permeatqualität [nach AGGERWASSER GMBH 2004] 112
Tab. 2-11 Zulauf- und Ablaufkonzentrationen der Kläranlage 113
Tab. 2-12 Mindestanforderungen und Einleiterlaubnis der Kläranlage Nordkanal [ERFTVERBAND 2004] 114
Tab. 2-13 Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Monheim
[BAYERISCHES LANDESAMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004] 118
Tab. 2-14 Mindestanforderungen, Einleitungserlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Markranstädt
[STEIN 2002a] 119
Tab. 2-15 Mindestanforderungen, Einleitungserlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Rödingen
[nach ENGELHARDT ET AL. 2001] 121
Tab. 2-16 Einleiterlaubnis für die Kläranlage Simmerath [WVER 2004] 126
Tab. 2-17 Betriebswerte der Membranbelebungsanlage in Simmerath [WVER 2004] 127
Tab. 2-18 Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Golfplatz St. Wendel
[STADT ST. WENDEL 2005] 128

19
1 Tabellenverzeichnis

Tab. 2-19 Anforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlage Glessen [nach ERFTVERBAND 2004] 130
Tab. 2-20 Eckdaten zu den verschiedenen Pilotanlagen [DHV 2004] 132
Tab. 2-21 Rohabwasserkonzentration, Betriebswerte und Anforderungen an die Ablaufqualität der
Kläranlage Brescia [ZENON GMBH 2004] 136
Tab. 2-22 Anforderungen an die Ablaufgüte von Kleinkläranlagen und ermittelte Ablaufwerte der
Busse-MF-Anlage 139
Tab. 2-23 Kenndaten verschiedener Membranmodule für die Filtration von Kläranlagenabläufen der
Versuchsanlagen der Berliner Wasserbetriebe und der Anlagen auf den Kläranlagen Geiselbullach,
Hailfingen und Merklingen 150
Tab. 2-24 Membrananlagen zur Abwasserhygienisierung in Deutschland 151
Tab. 2-25 Anforderungen an die Ablaufqualität und Betriebswerte der Kläranlage Hailfingen
[ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN 2004] 155
Tab. 2-26 Abwasserbeschaffenheit im Ablauf der Nachklärung der Kläranlage Wulpen [ZENON GMBH 2004] 157
Tab. 2-27 Abwasserqualität im Zulauf und im Ablauf der Ultrafiltrationsanlage zur Aufbereitung des
Ablaufs der Nachklärung der Kläranlage Katowice zu Brauchwasser [ZENON GMBH 2004] 159
Tab. 2-28 Bemessungsergebnisse nach HSG-Ansatz für eine konventionelle Kläranlage mit TS BB = 12 g/l 162
Tab. 2-29 Ermittlung der erforderlichen Volumina unter Berücksichtigung unterschiedlicher Forderungen
zur Auslegung von Membrananlagen 162

3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 165


Tab. 3-1 Einsatzziele von Membranverfahren in der Industrieabwasserreinigung 169
Tab. 3-2 Ablauf für die Planung einer Membrananlage [nach THEILEN 2000; PETERS 2001] 172
Tab. 3-3 Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen
Abwasserbehandlung in Deutschland 176
Tab. 3-4 Qualität des Recyclingwassers 2 [ENVIRO CHEMIE 2004] 201
Tab. 3-5 Zulaufkonzentrationen, Einleitungsgrenzwerte und Betriebswerte der Anlage bei der
Schering AG [SCHERING AG 2004] 212
Tab. 3-6 Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen
Abwasserbehandlung außerhalb Deutschlands 227

A Anhang 263
Tab. A-1 Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“ 278
Tab. A-2 Membranverfahren und deren Einsatzbereiche 291
Tab. A-3 Übersicht der gängigsten Membranmaterialien für die verschiedenen Membranverfahren 293
Tab. A-4 Eigenschaften und Anwendungsgebiete verschiedener Modulformen 294
Tab. A-5 Membrananlagen in der westeuropäischen Industrie 315
Tab. A-6 Kenndaten ausgelegter Membranbelebungsanlagen [WEDI 2002a] 325
Tab. A-7 Untersuchungen zur Entwässerbarkeit von Überschussschlämmen (ÜS) auf einer großtechnischen
Zentrifuge 328
Tab. A-8 Beispielhafte Darstellung membrantypischer Jahreskostenanteile 337

20
Einführung

Was ist Membrantechnik? gewählt werden. Bei komplexeren Aufgabenstellungen


können auch Kombinationen mit anderen Verfahren, z. B.
Die Membrantechnik ist ein physikalisches Verfahren zur biologischen oder chemischen, oder die Kombination aus
Trennung von Stoffgemischen, bei dem die eingesetzten zwei Membranverfahren zur Anwendung kommen.
Membranen ähnlich wie ein Filter funktionieren. Die ab-
getrennten Stoffe werden dabei weder thermisch noch Membranverfahren in der Abwasserreinigung
chemisch oder biologisch verändert. In der Abwasserrei-
nigung wird die Membrantechnik auch in Kombination Membranverfahren stellen heute für viele Bereiche in der
mit weiteren, z. B. biologischen Reinigungsverfahren, ein- Abwasserreinigung aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit
gesetzt. und der Möglichkeit, Kosten zu sparen, eine bewährte Al-
ternative zu klassischen Verfahren dar.
Einsatzgebiete
Die hohe Reinigungsleistung von Membranverfahren, ins-
Die Membrantechnik findet weltweit ein immer breiteres besondere die Kombination einer Belebungsstufe mit
Anwendungsfeld. Während ihre Anfänge im Bereich der einer nachgeschalteten Mikro- oder Ultrafiltrationsanlage,
Wasseraufbereitung in der Meer- und Brackwasserentsal- ermöglicht es, die Anforderungen an eine weitergehende
zung in ariden Klimazonen lagen, wird sie seit Jahrzehn- Abwasserreinigung zum Schutz der Gewässer und der Res-
ten auch zur Trennung von hochwertigen Stoffen aus klei- source Grundwasser zu erreichen. Dies ist anderenfalls oft
nen Volumenströmen eingesetzt, z. B. in der Biotechnolo- nur durch eine Kombination verschiedener alternativer
gie und der pharmazeutischen und chemischen Industrie, Verfahrensstufen (z. B. Belebungsstufe, konventionelle Fil-
der Metall verarbeitenden Industrie und in der Nahrungs- tration, Desinfektion) realisierbar. Fallweise können bei
mittel- und Getränkeindustrie. Einsatz der Membrantechnik gleichzeitig Ver- und Entsor-
gungs- sowie Produktionskosten reduziert werden.
Daneben konnte sich die Membrantechnik zur Reinigung
hochbelasteter industrieller Abwässer als leistungsfähiges Ziele in der Abwasserreinigung
und wirtschaftliches Verfahren durchsetzen. Seit etwa
zehn Jahren wird die Membrantechnik auch für vergleichs- In der kommunalen und industriellen Abwasserreinigung
weise gering belastete und große Volumenströme sowohl dienen Membranverfahren vorrangig folgenden Zielen:
in der Trinkwasseraufbereitung als auch der kommunalen
Abwasserreinigung (Membranbelebungsverfahren) erprobt • Rückhalt
und eingesetzt. (z. B. von Feststoffen inklusive Biomasse, von Störstof-
fen, von gelösten Stoffen durch Umkehrosmose)
Membranverfahren werden in der Trinkwasseraufbereitung • Reinigung
zur Verbesserung des Partikelrückhalts und zur Entfernung (z. B. zur Brauchwasseraufbereitung, zur Entkeimung
von Mikroorganismen eingesetzt. Überwiegend wird das durch Bakterienrückhalt)
Verfahren der Ultrafiltration eingesetzt, welches neben • Aufkonzentration
Keimen auch Viren sicher zurückhält. Membranverfahren (z. B. zur Wertstoffrückgewinnung)
für die Trinkwasseraufbereitung werden hier nicht näher • Fraktionierung
behandelt. Bestehende Anlagen zur Aufbereitung mit (z. B. zur Auftrennung in zwei oder mehrere Kompo-
Membrantechnik sind im Anhang A7 zusammengestellt. nenten)

Die Membranverfahren werden je nach Größe bzw. Mol-


masse der abgetrennbaren Stoffe in Mikrofiltration, Ultra-
filtration, Nanofiltration und Umkehrosmose eingeteilt.
Durch die unterschiedlichen Trenngrenzen kann für ver-
schiedenste Aufgabenstellungen ein geeignetes Verfahren

21
Einführung

Vorteile der Membrantechnik in der Auch unter wirtschaftlichen Aspekten werden Membran-
Abwasserreinigung verfahren im Vergleich zu anderen Abwasserbehandlungs-
bzw. -aufbereitungsverfahren immer interessanter, da die
Die Entwicklung des Membranbelebungsverfahrens mit Wasser- und Abwasserkosten im Allgemeinen steigen und
getauchten Membranen kann sowohl zur industriellen die spezifischen Membranpreise fallen.
als auch zur kommunalen Abwasserreinigung eingesetzt
werden und hat viele Vorteile im Vergleich zu konventio- Vor dem Hintergrund möglicher steigender Anforderun-
nellen Verfahren der Abwasserreinigung (Belebungsstufe, gen an die Abwasserreinigung steigt die Attraktivität des
Nachklärung, Filtration, Desinfektion), die sich auch wirt- Membranbelebungsverfahrens (Mikro- oder Ultrafiltration)
schaftlich auswirken: in Kombination mit einer nachgeschalteten Nanofiltra-
tions- bzw. Umkehrosmoseanlage. Das hohe erreichbare
• Die Einsparung der Verfahrensstufen Nachklärung, Schlammalter und die nachgeschaltete Membranstufe
Sandfiltration, UV-Desinfektion. ermöglichen auch die Elimination organischer Spuren-
• Die sehr kompakte Bauform. Das notwendige Volumen stoffe.
für die biologische Stufe beträgt im Vergleich zum Bele-
bungsverfahren nur etwa 30 %. Aufbau und Inhalte dieser Publikation
• Die höhere Reinigungsleistung durch den vollständigen
Rückhalt von Partikeln und Bakterien und je nach Die vorliegende Publikation gibt einen Überblick über den
Membranverfahren auch Viren. gegenwärtigen Einsatz von Membranverfahren in der kom-
• Die verbesserte Elimination von organischen Spuren- munalen und industriellen Abwasserreinigung, insbeson-
stoffen durch ein hohes Schlammalter und die Etablie- dere in Deutschland. Die Entwicklung dauert jedoch an,
rung spezieller Mikroorganismen. wobei sich die Anwendungsmöglichkeiten fortlaufend
• Die Möglichkeit, eine weitere Membranstufe als Nano- erweitern.
filtrations- oder Umkehrosmoseanlage nachzuschalten,
um organische Spurenstoffe und ggf. auch gelöste Stoffe Mit dieser Veröffentlichung werden sowohl die Fachkraft
zurückzuhalten. als auch der Fachlaie angesprochen. Es handelt sich weni-
ger um ein umfassendes Lehr- und Handbuch oder ein
Perspektiven Regelwerk zur Lösung aller Fragen bezüglich Auslegung,
Bau und Betrieb einer Membrananlage als vielmehr um
Die Entwicklung und Anwendung der Membrantechnik ein Instrument, welches den Leser für diese Fragen sensi-
im Bereich der Wasser- und Abwasseraufbereitung wird bilisiert und Lösungsansätze aufzeigt. Der Bezug zur Praxis
sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Es wird progno- und die Relevanz der Membrantechnik für die Abwasser-
stiziert, dass der Einsatz von Membranverfahren im Be- reinigung werden durch die beschriebenen Beispielanlagen
reich der Abwasserreinigung weltweit um ca. 10 – 15 % für die kommunale und industrielle Abwasserreinigung
und in der Trinkwasseraufbereitung um ca. 20 % jährlich in Deutschland und außerhalb Deutschlands deutlich.
(inkl. Meerwasserentsalzung) steigt (in Deutschland Die Standorte der in dieser Publikation beschriebenen
bestehende Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung sind in Anlagen sind in der folgenden Abbildung eingetragen.
Anlage 7 zusammengestellt). Durch die fortlaufende Ent-
wicklung von Membranmaterialien und Modulkonstruk-
tionen sowie von Prozessgestaltung und Verfahrenstech-
nik werden immer neue Anwendungsgebiete erschlossen.

22
Einführung

Standorte der Abwasserreinigungsanlagen mit Membrantechnik in Deutschland, die in dieser Publikation


beschrieben sind

! kommunale Anlagen mit Mikrofiltration Industrieanlagen mit Umkehrosmose


! kommunale Anlagen mit Ultrafiltration oder der Kombination UF/UO
Industrieanlagen mit Mikrofiltration Industrieanlagen mit der Kombination
Industrieanlagen mit Ultrafiltration UF/NF
Industrieanlagen mit Nanofiltration Industrieanlagen mit der Kombination
MF/UF/NF/UO

23
Einführung

Die vorliegende Publikation ist inhaltlich in mehrere Teil-


kapitel gegliedert, die jeweils eine abgeschlossene Einheit
darstellen. Sie können daher unabhängig voneinander
gelesen werden und ermöglichen dem Leser, sich entspre-
chend seines Interessensschwerpunkts zu orientieren. Die
folgende Übersicht fasst die Inhalte der einzelnen Kapitel
kurz zusammen und weist dem Leser den Weg durch diese
Publikation.

Aufbau und Inhalte dieser Publikation

Einführung

Kapitel 1: Grundlagen

Membrantechnik in der Abwasserreinigung

Kapitel 2: Kapitel 3:
Kommunale Abwasserreinigung Industrielle Abwasserreinigung

Kapitel 4: Richtlinien und Normen

Anhang: Kontakte, Fördermöglichkeiten

24
Grundlagen der Membrantechnik 1
1 Grundlagen der Membrantechnik

1.1 reinigung die aufbereitete Phase dar. Der durch die Mem-
Grundlagen der Stofftrennung mittels bran zurückgehaltene Anteil ist das Retentat bzw. Kon-
Membrantechnik zentrat.

Die Stofftrennung mittels Membrantechnik ist ein physika- Die treibende Kraft für den Trennprozess ist die Druckdif-
lisches Trennverfahren. Im Vergleich zu anderen Separa- ferenz zwischen Feed- und Permeatseite, die sogenannte
tionstechniken hat diese Technik den Vorteil, dass die ab- transmembrane Druckdifferenz bzw. der Transmem-
getrennten Stoffe weder thermisch noch chemisch oder brandruck. Dieser wird durch einen feedseitigen Überdruck
biologisch verändert werden. Die Anwendungsgebiete von oder einen permeatseitigen Unterdruck aufgebracht. Je
Membranverfahren reichen von der einfachen Feststofffil- nach eingesetzter Membran liegt der Transmembrandruck
tration, wie z. B. der Abtrennung von belebtem Schlamm zwischen 0,1 bar und 70 bar, in Sonderfällen beträgt er
bei der kommunalen Abwasserbehandlung, bis zur Abtren- bis zu 120 bar.
nung von Stoffen im molekularen Bereich, wie z. B. dem
Rückhalt von gelösten Salzen bei der Meerwasserentsalzung. Von entscheidender Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit
eines Membranprozesses sind die Eigenschaften Selekti-
Das Funktionsprinzip einer Membran kann im weitesten vität und Leistungsfähigkeit. Die Selektivität beschreibt
Sinne wie das eines Filters beschrieben werden. Wie Ab- die Fähigkeit einer Membran, zwischen den Komponen-
bildung 1-1 beispielhaft zeigt, wird ein zu trennendes ten einer Mischung zu unterscheiden und somit die eine
Stoffgemisch, genannt Feed bzw. Rohlösung (z. B. Rohab- Phase von der anderen zu trennen. Unter der Leistungs-
wasser) durch die Membran selektiert. Der Teil, welcher fähigkeit einer Membran ist der Fluss unter bestimmten
die Membran nahezu ungehindert passiert, wird als Per- Betriebsbedingungen zu verstehen. Der Fluss ist als der
meat bzw. Filtrat bezeichnet und stellt in der Abwasser- auf die Fläche bezogene Volumenstrom definiert (Einheit:
l/(m2  h)).

Abb. 1-1
Funktionsweise von Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen

Große Partikel
Kleine Partikel

Rohlösung, Rententat,
Abwasser, Feed Konzentrat

Membran Permeat, Filtrat

26
Grundlagen der Membrantechnik 1

Die Durchlässigkeit einer Membran wird durch die Kenn- branverfahrens zur Abwasserreinigung insbesondere an,
größe Permeabilität beschrieben. Sie ist definiert als wenn eine sinnvolle Integration in den Produktionsprozess
der Quotient aus Fluss und zugehörigem Transmembran- möglich ist. Neben der Reinigung des Abwasserstroms wird
druck (Einheit: l/(m  h  bar)). Die Permeabilität einer
2
häufig auch eine Wiederverwendung des Permeats und teil-
Membran wird vom Membranzustand und den Filtrations- weise auch des Konzentrats angestrebt, so dass diese dem
eigenschaften des Abwassers beeinflusst (siehe Kapitel 1.7). Produktionsprozess erneut zugeführt werden können.
Letztere hängen von der stofflichen Zusammensetzung
und den Eigenschaften des Abwassergemisches wie z. B. In der kommunalen Abwasserreinigung werden die Mem-
Temperatur, Partikelgrößenverteilung und Viskosität ab. branverfahren Mikrofiltration (MF) und Ultrafiltration
(UF) eingesetzt. Für die industrielle Abwasserreinigung
1.2 sind neben der MF und UF auch die Nanofiltration (NF)
Membranverfahren in der Abwasserreinigung und Umkehrosmose (UO oder RO1) ) von Bedeutung. Diese
vier Verfahren werden daher im Folgenden beschrieben.
Es gibt verschiedene Membranverfahren, die sich durch
ihre Trenngrenze und die aufzuwendende Triebkraft unter- In Abbildung 1-2 ist die Größenordnung der Stoffe ange-
scheiden. Der Einsatz eines Verfahrens hängt von der Ab- geben, welche mit den Membranverfahren Mikrofiltra-
wasserzusammensetzung und dem Trennziel ab. tion (MF), Ultrafiltration (UF), Nanofiltration (NF) und
Umkehrosmose (UO bzw. RO) abgetrennt werden können.
Das Trennziel in der kommunalen Abwasserreinigung ist
vor allem die Abtrennung des gereinigten Abwassers von Die Größe einiger Abwasserinhaltstoffe und die Porenweite
der Biomasse, um die Einleiteanforderungen zu erreichen. der eingesetzten Membranen sind in Abbildung 1-3 ver-
In einem Industriebetrieb bietet sich der Einsatz eines Mem- anschaulicht.
1) Aus dem Englischen „reverse osmosis“

Abb. 1-2
Darstellung der unterschiedlichen Einsatzbereiche von Membranverfahren

Filtration
Mikrofiltration
Ultrafiltration
Nanofiltration
Umkehrosmose

1.000.000 500.000 200.000 100.000 20.000 10.000 200

Molekulargewicht Organ. Säuren


[g/mol] oder [Dalton]
Essigsäure •
keine Skala
Simazin • Salz (NaCl) •
Quecksilber • Glycin •
Nonylphenol • Phenol •
Biophenol A •
Benzo-a-pyren •
EDTA •
Poliomyelitis-Virus • Diclofenac •
Influenza-Virus • Saccharrose •
Mumps-Virus • Amoxillin •
Herpes-Virus •
Bacillus subtillis •
Escherichia coli •

Bakterien Viren

Belebtschlammflocken

100 10 1 0,1 0,01 0,001


ungefähre Größe
[µm] Log Skala

27
1 Grundlagen der Membrantechnik

Abb. 1-3
Größe typischer Abwasserinhaltsstoffe und Porengröße eingesetzter Membranen

Mikrofiltration Ultrafiltration
Porenweite: 0,1 – 5 µm Porenweite: 0,005 – 0,1 µm

Typische Typische
Porenweite: Porenweite:
0,4 µm 0,04 µm

Membran

Membran
Belebtschlammflocken Influenza-Virus niedermolekulare
organische Substanzen

Einwertiges Ion
Escherichia coli hochmolekulare
organische Substanzen Mehrwertiges Ion

Eine Übersicht der vorgestellten Membranverfahren mit liche Löslichkeit und Diffusivität für die Selektivität ver-
Triebkraft und Anwendungsfeldern zeigt Tabelle 1-1. Aus- antwortlich sind [RAUTENBACH 1997].
führlichere Angaben zu den einzelnen Verfahren werden
in den folgenden Abschnitten 1.2.1 bis 1.2.3 gegeben. Der Konzentrationsverlauf einer abzutrennenden Kompo-
nente über die Membran ist für eine Porenmembran
Für den Stofftransport in Membranen sind im Wesentli- und eine Lösungs-Diffusion-Membran in Abbildung 1-4
chen zwei Mechanismen verantwortlich: der Transport idealisiert dargestellt. Bei der Porenmembran wird die ab-
durch Poren und der Transport aufgrund von Diffusion. zutrennende Komponente allein aufgrund ihrer Größe
In realen Membranen können beide Transportarten neben- von der Membran zurückgehalten. Im Konzentrationsver-
einander vorkommen, jedoch erfolgt die Einteilung der lauf ist eine scharfe Trennung an der Membranoberfläche
Membranen idealisiert in: zu erkennen. Die Konzentration der abzutrennenden Kom-
ponente im Feed sinkt bereits mit Eintritt in die Membran
• reine Porenmembranen („poröse“ Membranen) und bis auf die Konzentration im Permeat ab.
• reine Lösungs-Diffusions-Membranen (LDM) („dichte“
Membranen) Bei einer Lösungs-Diffusions-Membran (LD-Mem-
bran) hingegen findet aufgrund der Transportmechanis-
Bei den Porenmembranen (MF, UF) ist die Trennung men eine Abnahme der Konzentration auch innerhalb
auf einen Siebeffekt zurückzuführen, während bei den der Membran statt.
Lösungs-Diffusions-Membranen (NF, RO) die unterschied-

28
Grundlagen der Membrantechnik 1

Nanofiltration Umkehrosmose
Porenweite: 0,001 – 0,01 µm Porenweite: 0,0001 – 0,001 µm

Typische Typische
Porenweite: Porenweite:
0,004 µm
Membran 0,0004 µm

Membran
Tab. 1-1
Druckgetriebene Membranverfahren in der Abwasserreinigung

Membranverfahren Phasentrennung Triebkraft Anwendung

Mikrofiltration flüssig/fest Druckdifferenz 0,1 – 3 bar Abtrennung von Feststoffen aus Suspensionen

Ultrafiltration flüssig/flüssig Druckdifferenz 0,5 – 10 bar Abtrennung makromolekularer bzw. kolloidal gelöster Stoffe, Entkeimung

Nanofiltration flüssig/flüssig Druckdifferenz 2 – 40 bar Abtrennung von gelösten organischen Molekülen und

mehrwertigen anorganischen Ionen

Umkehrosmose flüssig/flüssig Druckdifferenz 5 – 70 bar Abtrennung organischer Moleküle und aller Ionen

in Sonderfällen bis 120 bar

Abb. 1-4
Idealisierte Darstellung einer Poren- und einer Lösungs-Diffusions-Membran [nach MELIN 1999]

Porenmembran Lösungs-Diffusions-Membran (LDM)

WiF WiF

Permeat-
Feed- Permeat- seite
seite Feed-
seite seite
WiF Konzentration der abzutrennenden
WiP Abwasserinhaltsstoffe im Feed
WiP WiP Konzentration der Abwasserinhalts-
stoffe im Permeat

29
1 Grundlagen der Membrantechnik

1.2.1 MF UF

Mikro- und Ultrafiltration

Die Mikrofiltration (MF) und die Ultrafiltration (UF) ge- ren und emulgierten Abwasserinhaltsstoffen genutzt.
hören zu den druckgetriebenen Membranverfahren und Anwendungsbeispiele sind:
sind bezüglich Betriebsdruck und Trenngrenze zwischen
der Nanofiltration und der Filtration (z. B. Sandfiltration) Kommunale Abwasserreinigung
einzuordnen. Die Trennmechanismen der MF- und UF- • Trennung von Belebtschlamm und Wasser
Membranen sind sehr ähnlich und die Einsatzbereiche • Entkeimung
können sich stark überschneiden (Abbildung 1-2), so dass • Vorreinigung für eine Umkehrosmose-Anlage
sie in diesem Kapitel gemeinsam beschrieben werden. • Phosphatentfernung nach Fällung

Entsprechend dem Prinzip eines porösen Filters wer- Industrielle Abwasserreinigung


den bei der MF und UF alle Partikel vollständig zurückge- • Abwasserrecycling und Wiedereinsatz als Brauchwasser
halten, die größer als die Membranporen sind. Die zurück- für verschiedene Zwecke
gehaltenen Partikel können auf der Membranoberfläche • Sickerwasseraufbereitung in Kombination mit einer
eine Deckschicht aufbauen. Durch diese werden dann auch biologischen Stufe
kleinere Partikel zurückgehalten, die ohne Deckschicht • Rückgewinnung von Wasserlack aus Spritzkabinenwas-
die Membran passieren würden (deckschichtkontrollierter ser durch Aufkonzentrierung
Prozess). • z. B. in der Metall verarbeitenden Industrie:
· Standzeitverlängerung von Elektrotauchlackbädern
In Tabelle 1-2 sind die typischen Charakteristika der Mikro- · Aufkonzentrierung von Wasser/Öl-Emulsionen
und Ultrafiltration zusammengefasst. · Aufarbeitung von Entfettungsbädern

In der Abwasserreinigung werden die Mikro- und Ultrafil-


tration zur Abtrennung und zum Rückhalt von partikulä-

Tab. 1-2
Typische Kennzeichen der Mikro- und Ultrafiltration

Mikrofiltration (MF) Ultrafiltration (UF)

Betriebsart (siehe Kapitel 1.6) Crossflow- u. Dead-End-Betrieb Crossflow- u. Dead-End-Betrieb

Betriebsdruck 0,1 – 3 bar (transmembran) 0,5 – 10 bar (transmembran)

Trennmechanismus Siebung ggf. deckschichtkontrolliert Siebung ggf. deckschichtkontrolliert

Trenngrenze Feststoffe > 0,1 µm (siehe Abbildung 1-2) kolloidal gelöste Stoffe: 20.000 – 200.000 Dalton*,

Feststoffe > 0,005 µm (siehe Abbildung 1-2)

Membrantypen überwiegend symmetrische Polymer- oder asymmetrische Polymer-, Komposit- oder

Keramikmembranen (siehe Kapitel 1.3) Keramikmembranen (siehe Kapitel 1.3)

Modultypen Wickel-, Hohlfaser- und Rohrmodule, Wickel-, Hohlfaser- und Rohrmodule,

Platten- und Kissenmodule Platten- und Kissenmodule

* numerisch äquivalent zum Molekulargewicht (MW) in [g/mol]

30
Grundlagen der Membrantechnik 1

1.2.2 NF

Nanofiltration

Die Nanofiltration (NF) ist ein druckgetriebenes Mem- Die Nanofiltration findet in der kommunalen Abwasser-
branverfahren und wird bevorzugt zur Aufbereitung wäss- reinigung bislang keine Anwendung.
riger Lösungen eingesetzt. Die Nanofiltration ist bezüg-
lich Betriebsdruck und Trenngrenze zwischen der Umkehr- Industrielle Abwasserreinigung
osmose und der Ultrafiltration einzuordnen. Mittels NF- • Entlastung von Ionentauschern oder nachgeschalteten
Membranen wird ein hoher Rückhalt von Partikeln Umkehrosmose-Einheiten
erreicht, deren Molmasse größer als 200 g/mol ist, was • Entfärbung von Abwässern der Textil- und Zellstoff-
einem Moleküldurchmesser von ca. 1 nm entspricht. industrie
• Entsalzung von tensidhaltigem Abwasser
Charakteristisch für NF-Membranen ist ihre Ionenselek-
tivität. Der Rückhalt eines gelösten Salzes wird durch Allgemein:
die Wertigkeit des Anions bestimmt. So können Salze mit • Rückhalt mehrwertiger Ionen (z. B. SO42 -, Cd2 +, Cr2 +)
einwertigen Anionen (z. B. Cl -) die Membran in hohem bei Permeation einwertiger Ionen (z. B. Cl -, Na +)
Maße passieren, wohingegen mehrwertige Anionen (z. B. • Rückhalt organischer Verbindungen
2-
SO4 ) zurückgehalten werden [RAUTENBACH 1997]. In • Trennung von nieder- und höhermolekularen Inhalts-
Tabelle 1-3 sind typische Kennzeichen der Nanofiltration stoffen in wässrigen Lösungen
dargestellt.

Tab. 1-3
Typische Kennzeichen der Nanofiltration

Nanofiltration

Betriebsart (siehe Kapitel 1.6) Crossflow-Betrieb

Betriebsdruck 2 – 40 bar (transmembran)

Trennmechanismus Löslichkeit/Diffusion/Ladung (Ionenselektivität)

Trenngrenze gelöste Stoffe: 200 – 20.000 Dalton* Feststoffe > 0,001 µm (siehe Abbildung 1-2)

Membrantypen asymmetrische Polymer- oder Kompositmembran (siehe Kapitel 1.3)

Modultypen Wickel-, Rohr-, Kissenmodule

* numerisch äquivalent zum Molekulargewicht (MW) in [g/mol]

31
1 Grundlagen der Membrantechnik

1.2.3 UO

Umkehrosmose

Die Umkehrosmose (RO)2) dient zur Trennung der Kom- Die Umkehrosmose hat in der kommunalen Abwasserrei-
ponenten einer Lösung und beruht auf einem druckbe- nigung keine Bedeutung. Anwendungsmöglichkeiten
triebenen Prozess, wobei die Triebkraft aus der Differenz sind [RAUTENBACH 1997]:
des elektrochemischen Potenzials zu beiden Seiten der
Membran resultiert. Die porenfreien RO-Membranen Industrielle Abwasserreinigung
können gelöste Inhaltsstoffe mit einem Molekulargewicht • Aufkonzentrierung von CaSO4-haltigem Minen-
von weniger als 200 g/mol vollständig zurückhalten, so drainagewasser
dass die Umkehrosmose eine höhere Trennleistung als • Entwässerung fotografischer Spülwässer zur Rück-
die Nanofiltration erzielt. Aufgrund des sehr guten Rück- gewinnung von Silber
haltevermögens gelöster Salze stellt die RO seit lan- • Reinigung von Textilfärbeabwasser
gem ein bewährtes Membranverfahren dar und ist bei- (Baumwoll-Polyesterfärbung)
spielsweise in der Meer- und Brackwasserentsalzung • Konzentrierung von Zellstoffwaschwasser
bereits Stand der Technik. In Tabelle 1-4 sind typische • Rückgewinnung von Phosphorsäure
Kennzeichen der Umkehrosmose zusammengestellt. • Reinigung von Bleichereiabwässern
• Reinigung von Deponiesickerwasser

Tab. 1-4
Typische Kennzeichen der Umkehrosmose

Umkehrosmose (RO)

Betriebsart (siehe Kapitel 1.6) Crossflow-Betrieb

Betriebsdruck 5 – 70 bar (transmembran), in Sonderfällen bis 120 bar

Trennmechanismus Löslichkeit/Diffusion

Trenngrenze gelöste Stoffe < 200 Dalton* (siehe Abbildung 1-2)

Membrantypen asymmetrische Polymer- oder Kompositmembran (siehe Kapitel 1.3)

Modultypen Wickel-, Rohr-, Platten-, Kissen- oder Scheiben-Rohrmodule

* numerisch äquivalent zum Molekulargewicht (MW) in [g/mol]

2) Aus dem Engl. „reverse osmosis“

32
Grundlagen der Membrantechnik 1

1.3
Membranmaterialien, -aufbau und -klassifizierung

Membranen werden anhand verschiedener Merkmale


klassifiziert (Abbildung 1-5), die im Folgenden kurz erläu-
tert werden:
• Herkunft
• Werkstoff
• Morphologie und Struktur
• Herstellungsverfahren

Abb. 1-5
Klassifizierung von Membranen [nach RAUTENBACH 1997]

Membran

Herkunft synthetisch biologisch

flüssig fest

organisch anorganisch
Werkstoff

Morphologie nicht porös porös porös

1.3.1
Herkunft und Werkstoffe

Es gibt Membranen biologischer und synthetischer Her- Je nach Abwasserzusammensetzung und -eigenschaften
kunft, die sich hinsichtlich Struktur, Funktionalität und sowie betrieblich bedingten Beanspruchungen werden für
Stofftransport unterscheiden. Während biologische Mem- die Membranen verschiedene Werkstoffe eingesetzt.
branen, wie z. B. Zellmembranen, für die menschliche Membranwerkstoffe sind organisch (z. B. Cellulose-, Poly-
und tierische Existenz unverzichtbar sind, werden in der mermembranen) oder anorganisch (z. B. Keramikmem-
Abwasserreinigung ausschließlich synthetische, feste branen).
Membranen eingesetzt.

33
1 Grundlagen der Membrantechnik

Organische Membranen 1.3.2


Morphologie, Struktur und Herstellung
Synthetische Polymermembranen sind derzeit dominie-
rend, da aus der existierenden Vielzahl synthetischer Hinsichtlich der Morphologie von Membranen wird zwi-
Polymere ein für das spezifische Trennproblem geeignetes schen Porenmembranen und Lösungs-Diffusions-Mem-
Polymer ausgewählt werden kann und Polymermembra- branen unterschieden (siehe Abbildung 1-5 und Abschnitt
nen im Kostenvergleich mit anderen Materialien oft gün- 1.2). Bei anorganischen Membranen handelt es sich im-
stiger abschneiden. mer um Porenmembranen.

Für die Abtrennung eines Inhaltsstoffs sind die Struktur- Die Struktur einer Membran kann symmetrisch oder
eigenschaften der verwendeten Polymere, wie thermische, asymmetrisch sein. Während symmetrische Membranen
chemische und mechanische Beständigkeit, und die Per- über die Membrandicke annähernd homogen aufgebaut
meabilität ausschlaggebend. Beispiele für organische sind, bestehen asymmetrische Membranen aus zwei
Polymermembranen sind Polysulfon- (PS), Polyacrylnitril- Schichten.
(PAN), Polyethersulfon- (PES), Polypropylen- (PP), Polyvi-
nylidenfluorid- (PVDF), Zelluloseacetat- (CA) und Poly- Die feedseitige Schicht (aktive Schicht) bestimmt das
amid- (PA) -Membranen. Trennverhalten der Membran, während die darunter lie-
gende poröse Stützschicht als Träger dient. Die Stützschicht
Anorganische Membranen sorgt für die mechanische Stabilität der Membran und be-
hindert den Permeatfluss nur vergleichsweise wenig. Ziel
Anorganische Membranen haben in der jüngsten Vergan- der asymmetrischen Membrangestaltung ist es, die aktive
genheit vermehrt an Bedeutung gewonnen. Sie werden Schicht möglichst dünn und damit den Filtrationswider-
vor allem eingesetzt, wenn die Eigenschaften des aufzu- stand der Membran möglichst gering zu halten. Bei Lö-
bereitenden Rohabwassers den Einsatz von Polymermem- sungs-Diffusions-Membranen können hierdurch 50- bis
branen ausschließen oder organische Membranflächen 100-fach höhere Flüsse als bei vergleichbaren symmetri-
aufgrund der Abwasserzusammensetzung häufig und in- schen Membranen erzielt werden [MELIN 1999].
tensiv gereinigt werden müssen.
Die Herstellung asymmetrischer organischer Membranen
Anorganische Werkstoffe für Membranen sind Keramik, erfolgt heute meist als Phaseninversions- oder Komposit-
Aluminium, Edelstahl, Glas und faserverstärkter Kohlen- membranen. Bei den Phaseninversionsmembranen sind
stoff, von denen die keramischen Membranen zur Zeit die aktive Schicht und die Stützschicht aus demselben
die größte Bedeutung in der Abwasserreinigung haben. Material. Hingegen bestehen bei Kompositmembranen
Die Vorteile der keramischen gegenüber organischen Mem- die aktive Schicht und die Stützschicht aus verschiedenen
branen sind die hohe Temperatur- und chemische Bestän- Materialien, so dass hierdurch beide Schichten auf die
digkeit, die entsprechend gute Regenerierbarkeit sowie jeweils geforderten Eigenschaften hin optimiert werden
eine geringere Alterung und lange Standzeiten. Als Nach- können. Abbildung 1-6 zeigt rasterelektronenmikroskopi-
teile sind vor allem die höheren Investitionen bedingt sche (REM-) Aufnahmen von Phaseninversionsmembra-
durch den Membranwerkstoff und die zum Teil aufwän- nen (a), (b) sowie von einer Kompositmembran (c). In
digeren Modulkonstruktionen zu nennen. Abbildung 1-7 und Abbildung 1-8 ist die aktive Schicht
einer Polyethylen-Membran in verschiedenen Auflösun-
gen dargestellt.

34
Grundlagen der Membrantechnik 1

Abb. 1-6 Abb. 1-7


REM-Aufnahmen von Schnitten verschiedener Draufsicht auf die aktive Schicht einer Polyethylen-
Membranen Membran (MF/UF) [AGGERVERBAND 2002]

Denitri-
fikation

Symmetri-
sche Mem-
branschicht

200 µm

Symmetrische Polymer-Membran (MF) [N.N. 2002a]

Aktive
Schicht
Abb. 1-8
Stütz-
schicht Draufsicht auf die Bruchkante einer Polyethylen-
Membran (MF/UF), sichtbar ist die aktive Schicht
[AGGERVERBAND 2002]
7 µm

Asymmetrische Kompositmembran (RO)


[FRIMMEL, GORENFLO 2000]

Aktive
Schicht

Stütz-
schicht

7 µm

Asymmetrische Polymer-Phaseninversionsmebran
(UF) [N.N. 2001a]

35
1 Grundlagen der Membrantechnik

1.4
Membranformen und -module

In Abhängigkeit vom Herstellungsverfahren werden zwei Hohlfasermodul sowie für die flachen Membranen das
Grundformen von Membranen unterschieden: Platten-, Wickel-, Kissen- und Rohrscheibenmodul unter-
schieden werden.
• rohrförmige Membranen und
• flache Membranen Die verschiedenen Modulformen lassen sich hinsichtlich
der Anordnung der Trennschicht, der Packungsdichte und
Diese Membranen werden technisch zu einer anschluss- bei den rohrförmigen Membranen hinsichtlich der Durch-
fähigen Einheit, dem Modul, angeordnet. Das Modul ist messer (freier Fließquerschnitt) charakterisieren (Tabelle 1-5,
neben der Membran selbst von entscheidender Bedeutung Tabelle 1-6). Bedingt durch die unterschiedlichen Leis-
für die Leistungsfähigkeit einer Membranstufe. Es existiert tungs- und Betriebseigenschaften (z. B. Betriebsart, Ver-
eine Vielzahl unterschiedlicher Modulkonstruktionen, da stopfungsneigung, Rückspülbarkeit usw.) und die flächen-
die Module in Abhängigkeit vom Einsatzzweck konstruk- spezifischen Modulkosten werden in Abhängigkeit vom
tiv an die Anforderungen angepasst sind. Die herstellungs- zu behandelnden Abwasser bestimmte Modultypen bevor-
bedingten Membrangrundformen sind den in Abbildung zugt eingesetzt. Voraussetzung für die Modulauswahl ist
1-9 dargestellten Modulformen zugeordnet. In einigen in jedem Fall die Auswahl des für das Trennproblem ge-
Sonderfällen ist diese strikte Zuordnung nicht zulässig, eigneten Membranverfahrens bzw. der geeigneten Mem-
z. B. wenn einige in Rohrmodulen eingesetzte Membranen bran. Welche Modultypen bei den verschiedenen Mem-
durch die rohrförmige Verarbeitung von flachen Membra- branverfahren eingesetzt werden, ist Tabelle 1-2 (für MF
nen hergestellt wurden. Für die rohrförmigen Membranen und UF), Tabelle 1-3 (für NF) und Tabelle 1-4 (für RO) zu
können als Modulkonstruktionen das Rohr-, Kapillar- und entnehmen.

Abb. 1-9
Membran- und Modulformen

Membranform rohrförmig flach

Rohrmodul Wickelmodul
Modulform
Kapillarmodul Kissenmodul

Hohlfasermodul Plattenmodul

Scheiben-Rohr-Modul

36
Grundlagen der Membrantechnik 1

Tab. 1-5
Kenndaten, Vor- und Nachteile der Modultypen mit rohrförmigen Membranen

Rohrförmige Membranen

Rohrmodul Kapillarmodul Hohlfasermodul

Anordnung der innen außen/innen außen/innen

Trennschicht

Innnendurchmesser 5,5 ... 25 mm 0,25 ... 5,5 mm 0,04 ... 0,25 mm

Packungsdichte < 80 m2/m3 < 1.000 m2/m3 < 10.000 m2/m3

Betriebsart Crossflow Dead-End/Crossflow Dead-End

Vorteile geringe Empfindlichkeit hohe Packungsdichte extrem hohe Packungsdichte

gegen Verstopfung kostengünstige Fertigung günstige spezifische Membrankosten

geringer Druckverlust Rückspülung permeatseitig möglich hohe Druckstabilität

deckschichtkontrollierter

Betrieb möglich

Nachteile geringe Packungsdichte geringe Druckfestigkeit empfindlich gegen Verstopfungen

Druckverlust

Tab. 1-6
Kenndaten, Vor- und Nachteile der Modultypen mit flachen Membranen

Flache Membranen

Plattenmodul Wickelmodul Kissenmodul

Anordnung der außen außen außen

Trennschicht

Packungsdichte 40 ... 100 m2/m3 < 1.000 m2/m3 ca. 400 m2/m3

Betriebsart Crossflow Dead-End/Crossflow Dead-End/Crossflow

Vorteile Membranen einzeln auswechselbar kostengünstige Fertigung geringe permeatseitige Druckverluste

geringe Verstopfungsempfindlichkeit wenige Dichtungen geringe Empfindlichkeit gegen

hohe Packungsdichte Verschmutzung

Nachteile viele Dichtungen langer permeatseitiger Strömungsweg geringe Packungsdichte

geringe Packungsdichte keine mechanische Reinigungs- viele Dichtungen

möglichkeit

verstopfungsgefährdet

In den Abbildungen werden beispielhaft gängige Modul-


formen, die vor allem in der industriellen Abwasserreini-
gung eingesetzt werden, anhand von Bildern bzw. Sche-
mata erläutert. Weitere Beispiele und Erläuterungen zu
den z. B. in der kommunalen Abwasserreinigung einge-
setzten Platten- und Kapillarmodulen werden in Kapitel
2.1.2 gegeben.

37
1 Grundlagen der Membrantechnik

Rohrmodule

Innerhalb eines Mantel- bzw. Druckrohrs werden zumeist


mehrere perforierte bzw. permeatdurchlässige Stützrohre
kleineren Durchmessers zusammengefasst, auf deren In-
nenseite die rohrförmige Membranschicht aufgebracht ist.
Der Feed wird durch diese Rohre gepumpt, im Außen-
raum zwischen Druckrohr und Stützrohren gesammelt und
an einem Stutzen am Druckrohr abgezogen.

Abb. 1-10
Rohrmodule [Foto: WEHRLE WERK AG]

Permeat

Feed

Zustrom
Permeat
Permeatsammler

Retentat Anschluss-
gewinde

Dichtungsring
Membran-Stützrohr
Membran

38
Grundlagen der Membrantechnik 1

Kapillarmodule bzw. Hohlfasermodule

Eine Vielzahl von Kapillar- bzw. Hohlfasermembranen werden. Es wird hier von außen nach innen filtriert und
werden in einem Druckrohr zu einem Modul zusammen- das Permeat wird auf der Innenseite der Kapillare/Fasern
gefasst. Ähnlich wie bei den mehrkanaligen Rohrmodulen abgezogen.
können die Kapillare bzw. Fasern an den Stirnseiten mit
dem Feedstrom beschickt werden, so dass von innen nach Weitere Kapillarmodulbauformen werden in Kapitel 2.1.2
außen filtriert wird. beschrieben.

Darüber hinaus gibt es eine andere Bauweise, bei der


außenbeschichtete Membrankapillare/-fasern eingesetzt

Abb. 1-11
Kapillar- bzw. Hohlfasermodule [Foto: KOCH MEMBRANE SYSTEMS]

Feed innenseitig Feed außenseitig


Permeat Feed

Feed Permeat

Permeat Feed

Hohlfaser Druckrohr Verklebung (Harz)

39
1 Grundlagen der Membrantechnik

Wickelmodule

Beim (Spiral-) Wickelmodul werden ein oder mehrere den Membranen ermöglicht. Das durch die Wicklung
Membrantaschen mit je einem Abstandshalter (Feedspacer) entstehende zylindrische Modul wird an den Stirnseiten
spiralförmig um das Permeatsammelrohr gewickelt. Die mit dem Feedstrom beaufschlagt, der das Modul in axialer
Membrantaschen sind an drei Seiten geschlossen, an der Richtung durchströmt. Während der Feedstrom den
offenen Seite sind die Taschen an das perforierte Permeat- durch die Feedspacer entstehenden Raum außerhalb der
sammelrohr angeschlossen. Das Innere der Membran- Membrantaschen durchströmt, fließt das abgezogene Per-
taschen ist mit einem porösen Kunststoffgewirk (Permeat- meat innerhalb der Membrantaschen spiralförmig dem
spacer) ausgefüllt, das die Permeatströmung zwischen Permeatsammelrohr zu.

Abb. 1-12
Wickelmodule Prinzipskizze [N.N. 2001], [Foto: NADIR FILTRATION GMBH]

feedspacer
Zentralrohr

Membran

Feedstrom

Permeat-
strom im
Zentralrohr

Permeat im
Permeatkanal
Permeatspacer

40
Grundlagen der Membrantechnik 1

Kissenmodule

Kissenmodule werden analog zu Wickelmodulen aus Mem- Gemäß der Abbildung können mehrere Kissen über die
brantaschen mit dazwischenliegendem Gewebevlies auf- Permeatöffnungen miteinander verbunden werden. Die
gebaut. Hier sind die Taschen an allen Seiten verschlos- Kissenpakete werden dann in ein modular aufgebautes
sen und das Permeat wird über eine bzw. mehrere mit Druckrohr eingesetzt. In deren Wandung befindet sich
Runddichtungen versehene Öffnungen im Kissen abge- die Permeatsammelleitung mit Anschlüssen und Dich-
zogen. tungen für die entsprechenden Permeatöffnungen der
Kissenpakete sowie für die sich anschließenden Kompo-
nenten des Druckrohrs.

Abb. 1-13
Kissenmodul [Prinzipskizze und Foto: ROCHEM UF SYSTEME GMBH]

Permeatkanal (Permeatableitung)
Permeat-Drainagestift

Membran- Druckrohr
kissenstapel
Halbschalen-
element

Distanzhalter

Rohwasser
Membran

Permeatseitiges
Drainagevlies

Trägerplatte
Distanzhalter
1 bis 3 mm Permeatseitiges
(variable Kanalhöhe) Drainagevlies
Membran
Permeatseitiges Permeat-
Drainagevlies kanal

41
1 Grundlagen der Membrantechnik

Rohr-Scheiben-Modul (DT-Modul – disc tube module)

Bei dem Scheiben-Rohr-Modul (Abbildung 1-14) sind Trä- Der vormontierte Membranelement-Stapel wird in ein
gerscheiben und Membrankissen abwechselnd über einen Druckrohr eingeschoben. Das Rohwasser wird zwischen
Zuganker aufeinandergestapelt, so dass zwischen den Trä- der Druckrohrinnenwand und den Dichtungsringen am
gerscheiben und den eingeschobenen Membrankissen Rand der Trägerscheiben zum Ringspalt in der ersten Trä-
rohwasserseitig offene Strömungskanäle entstehen. Die gerscheibe des Membranelement-Stapels geleitet und von
Trägerscheiben des DT-Moduls haben am äußeren Rand außen nach innen durch die Membrankissen filtriert.
einen beidseitig gleichmäßig überstehenden Dichtungs-
ring. Zentrisch angeordnet sind ein durch Rippen ausge- Über die runde Aussparung in der Mitte der Membran-
bildeter Ringspalt, durch den im Betrieb das Rohwasser kissen, die Ablaufnuten in den Trägerplatten und eine
strömt, eine Dichtungsnut zur Abdichtung zwischen Mem- Bohrung im Endstück des Membranstapels wird das Per-
brankissen und Trägerscheiben und eine Aussparung für meat abgeleitet. Die offenen Ringspalten bzw. Strömungs-
die Durchführung des Zugankers mit Permeat-Ablaufnuten. pfade zwischen den Membrankissen und den Trägerschei-
Die Membrankissen bestehen aus Flachmembranen mit ben ermöglichen auch eine Aufbereitung von Flüssigkei-
innenliegendem Gewebevlies und sind im Außenbereich ten mit höherer Kolloid- oder Feststoffbelastung.
verschweißt. Über die runde Aussparung in der Mitte
wird das Permeat abgeleitet.

Abb. 1-14
Rohr-Scheiben-Modul (DT-Modul) [PALL 2001]

42
Grundlagen der Membrantechnik 1

Das Modulsystem der Firma inge AG

Eine weitere Entwicklung ist das Modul der Firma inge lich den innendurchströmten Einzelkapillarmodulen aus-
AG mit neuartigen, sogenannten Multibore-Kapillaren. schließlich bei geringen Feststoffgehalten im Rohwasser
Wie die Abbildung zeigt, weist bei diesen Kapillaren eine einsetzbar. Höhere Feststoffgehalte führen bei innendurch-
Kapillare sieben Bohrungen auf, die in etwa den Innen- strömten Kapillarmembranen mit geringen Feedkanalab-
durchmesser herkömmlicher Einzelkapillaren besitzen. messungen häufig zu Verblockungserscheinungen. Bevor-
Dadurch wird die mechanische Festigkeit der Membran- zugter Anwendungsbereich der Multibore-Kapillaren ist
kapillaren erhöht und es kommt seltener zu Kapillarbrü- daher die Trinkwasseraufbereitung.
chen als bei Einzelkapillaren.

Die Multibore-Kapillaren werden nach dem Out-In-Prin-


zip betrieben, d. h. von ihrer Innenseite mit dem zu fil-
trierenden Rohwasser beaufschlagt. Dadurch sind sie ähn-

Abb. 1-15
Neuartige Multibore-Kapillaren der Firma inge AG [Foto: INGE AG]

43
1 Grundlagen der Membrantechnik

1.5 dule werden in Reihe geschaltet, wobei gemäß Abbildung


Anordnung von Modulen 1-17 der Konzentratstrom eines Moduls als Feedstrom des
folgenden Moduls dient und das Permeat der einzelnen
Als Membranstufe wird eine in sich funktionierende Module zusammengeführt wird.
Einheit, bestehend aus Modulen, Pumpen, Ventilen usw.,
bezeichnet. Für die Leistung einer Membranstufe ist neben Bei der Parallelschaltung (Abbildung 1-18) erfolgt eine
der Auswahl einer für das zu trennende Abwassergemisch Aufteilung des Feedstroms auf die einzelnen parallel ge-
geeigneten Membran bzw. eines geeigneten Membranmo- schalteten Module. Die Anzahl der parallel geschalteten
duls die Anordnung bzw. Verschaltung der Module maß- Module richtet sich nach der benötigten Kapazität der
gebend (Abbildung 1-16). Dabei sind in der Abwasserrei- Membranstufe. Die parallel verschalteten Module werden
nigung in erster Hinsicht der zu trennende Volumenstrom als Block bezeichnet. Die abwasserspezifische Permeataus-
und die zu erzielende Permeatqualität bzw. Permeataus- beute bzw. die Aufkonzentrierung innerhalb eines Blocks
beute von Bedeutung. entspricht der Ausbeute bzw. Aufkonzentrierung, die mit
einem Modul erreicht wird.
Es werden zwei Grundschaltungsarten von Modulen
unterschieden: Während bei der kommunalen Abwasserreinigung die reine
• Reihenschaltung und Parallelschaltung dominiert, werden bei der industriellen
• Parallelschaltung Abwasserreinigung oft Kombinationen der Grundschal-
tungsarten eingesetzt, um das gewünschte Reinigungsziel
Die Reihenschaltung wird angewendet, falls die Permeat- bzw. die maximale Aufkonzentration zu erreichen:
ausbeute über einem Modul nicht ausreicht. Mehrere Mo-

Abb. 1-16
Vom Membranelement zur Membranstufe

Membranelement Modul Modulverschaltung Membranstufe

gewünschte
Feed Ablaufqualität

Konzentrat

Abb. 1-17
Reihenschaltung von Modulen [nach BAUMGARTEN 1998]

Feed

Konzentrat

Permeat

44
Grundlagen der Membrantechnik 1

• Tannenbaumstruktur (Abbildung 1-19) in den nachgeschalteten Membranelementen den Erfor-


• Feed-and-Bleed-Struktur dernissen angepasst sind.

Ein Beispiel für die häufig angewendete Tannenbaum- Falls die Tannenbaumstruktur nicht angewendet werden
struktur (z. B. bei der Meerwasserentsalzung) zeigt Ab- kann, weil der Feedvolumenstrom geringer ist als für das
bildung 1-19. Die Module innerhalb der Blöcke eins und eingesetzte Modul notwendig, kommt die Feed-and-
zwei sind parallel und alle drei Blöcke untereinander in Bleed-Struktur bzw. der Rezirkulationskreislauf inner-
Reihe verschaltet. Der Konzentratvolumenstrom wird bei halb jedes Blocks zum Einsatz. Bei dieser Struktur wird
dieser Struktur von Block zu Block weiter aufkonzentriert durch Vermischung des gewonnenen Konzentrats mit
bzw. minimiert und die Permeatausbeute entsprechend einem Teil des Feeds durch interne Rezirkulation der Feed-
gesteigert. Da das Permeat in jedem Block abgezogen volumenstrom erhöht. Mit einem Modul kann hierdurch
wird, reduziert sich der zu behandelnde Volumenstrom eine höhere Aufkonzentration bzw. größere Permeataus-
von Block zu Block. Daher muss die Zahl der benötigten beute erzielt werden, was z. B. bei der Deponiesickerwas-
Module im folgenden Block verringert werden, damit serreinigung ausgenutzt wird.
z. B. bei Rohrmodulen die Überströmbedingungen auch

Abb. 1-18
Parallelschaltung von Modulen [nach BAUMGARTEN 1998]

Feed Konzentrat

Permeat

Abb. 1-19
Anordnung von mehreren Modulen nach der Tannenbaumstruktur [nach RAUTENBACH 1997]

1. Block Permeat

2. Block

Feed
3. Block

Konzentrat

45
1 Grundlagen der Membrantechnik

1.6
Betriebsarten

Grundsätzlich werden bei den Filtrationsprozessen zwei Im Crossflow-Betrieb wird die Deckschichtbildung vermin-
Betriebsarten unterschieden: dert, da der Feedstrom die Membran kontinuierlich paral-
lel überströmt. Dadurch wird an der Membranoberfläche
• Dead-End- bzw. statische Filtration und ein Gleichgewichtszustand zwischen Deckschichtentste-
• Crossflow- bzw. dynamische Filtration hung und -entfernung durch die wirkenden Scherkräfte
angestrebt. In der Regel wird die Überströmung durch
Die Betriebsart Crossflow wird bei der Nanofiltration Pumpen erzeugt, wobei inzwischen auch Systeme im Ein-
und der Umkehrosmose angewendet, bei der Ultra- und satz sind, bei denen die Überströmung durch Einpressen
Mikrofiltration sind beide Betriebsarten möglich. von Gas unterhalb der Module durch das aufsteigende
Gas-Feed-Gemisch oder die Bewegung der Membranen
Im Crossflow-Modus (Querstromfiltration) wird der Feed- selbst erzeugt wird (siehe Kapitel 2.1.2). Nachteil des
strom parallel zur Membranoberfläche gepumpt und das Crossflow-Betriebs gegenüber dem Dead-End-Betrieb ist
Permeat quer dazu abgezogen. Im Dead-End-Betrieb der höhere Energiebedarf, welcher aus der kontinuierlich
wird die Membran ähnlich einem „Kaffeefilter" orthogo- aufzubringenden Überströmungsenergie resultiert.
nal beschickt. Abbildung 1-20 verdeutlicht die Unter-
schiede der beiden Betriebsarten. Zunehmend wird auch der Begriff des „Semi-Crossflow-“
bzw. „Semi-Dead-End-Verfahrens“ verwendet. Dabei
Durch den Rückhalt suspendierter Stoffe bildet sich auf werden Verfahrenselemente der beiden Betriebsarten Cross-
der Feedseite eine Deckschicht, welche die Filtrationsleis- flow und Dead-End kombiniert, um den Energieverbrauch
tung vermindert und dazu führt, dass mit fortschreiten- gegenüber dem reinen Crossflow-Verfahren zu reduzieren.
der Prozessdauer der Permeatfluss abnimmt. Als Gegen- Beispiel für einen Semi-Crossflow-Betrieb ist die diskonti-
maßnahme wird im Dead-End-Betrieb das gesamte Modul nuierliche Überströmung der Membran nach dem Cross-
in Intervallen einer Rückspülung unterzogen. flow-Prinzip kombiniert mit Rückspülintervallen, so dass
die sich bildende Deckschicht entfernt werden kann.
Abbildung 1-21 zeigt die Abnahme des Permeatflusses VP
bei Vorgabe eines konstanten Feeddrucks pF (links) bzw.
die Zunahme des Feeddrucks bei Vorgabe eines konstanten
Permeatflusses (rechts) über das Filtrationsintervall. Durch
die Entfernung der Deckschicht im Rückspülintervall
wird im Idealfall wieder die ursprüngliche Filtrationsleis-
tung erreicht.

46
Grundlagen der Membrantechnik 1

Abb. 1-20
Schematische Darstellung einer Membran bei der Crossflow- bzw. Dead-End-Filtration [nach MELIN 1999]

Crossflow-Betrieb Dead-End-Betrieb

Feed
Feed

Permeat Permeat

Abb. 1-21
Filtrationsintervalle im Dead-End-Betrieb [nach RAUTENBACH 1997]

Filtrations- Rückspül- Filtrations- Rückspül-


intervall intervall intervall intervall
Permeatfluss Vp

Permeatfluss Vp

Feeddruck pF
Feeddruck pF

Zeit t Zeit t

Zielvorgabe : Zielvorgabe :
Konstanter Feeddruck pF Konstanter Permeatfluss VP

47
1 Grundlagen der Membrantechnik

1.7
Deckschichtbildung

Kommunale und industrielle Abwässer enthalten organi- Die Ausbildung von Deckschichten kann verschiedene
sche und anorganische Stoffe. Bei der Reinigung dieser Ursachen haben, die damit auch die Zusammensetzung
Abwässer über eine Membran tritt infolge der selektiven der Schicht bestimmen. Man unterscheidet [BAUMGAR-
Wirkung der Membran eine Aufkonzentrierung der Inhalts- TEN 1998]:
stoffe des Feedstroms und eine Abscheidung von Partikeln
an der Membranoberfläche ein. Mit zunehmender Betriebs- • biologisches Fouling (kurz Biofouling)
dauer kommt es dadurch zur Bildung einer Deckschicht. • kolloidales3) Fouling
Deckschichten können zwar in einem bestimmten Maß • Scaling
zur Filtration gezielt genutzt werden (z. B. um den Reini-
gungsgrad zu erhöhen), sind aber oft unerwünscht, da Biofouling
durch sie der Permeatfluss und damit die Leistung der
Membran vermindert wird. Die Biofilmbildung auf der Membranoberfläche wird
durch Adhäsion und das Wachstum von Mikroorganismen
Der Leistungsrückgang der Membran beruht auf einer hervorgerufen [FLEMMING 1995]. Man spricht von Bio-
Erhöhung des Filtrationswiderstandes, der den Ausgangs- fouling, wenn durch den Biofilm eine Leistungsminde-
membranwiderstand (Rm) erhöht (Abbildung 1-22). rung am Membransystem durch die Abnahme der spezifi-
schen Membranflüsse festgestellt wird [FLEMMING 2000].
Bei den Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen resultiert Besonders kritisch sind Anlagenstillstände zu betrachten,
der erhöhte Deckschichtwiderstand aus Adsorption (Ra), da die Bakterien unter diesen Bedingungen auf den Mem-
Porenverblockung (Rp) und der Deckschichtbildung (Rc) branflächen sprunghaft anwachsen können
selbst. Hingegen beruht die Erhöhung des Filtrations- [BAKER ET AL. 1998].
widerstandes bei den dichten Nanofiltrations- und Um-
kehrosmosemembranen auf einer Konzentrationspolarisa- Kolloidales Fouling
tion (Rcp) gelöster Inhaltsstoffe, deren Konzentration mit
zunehmender Filtrationsdauer zur Membranoberfläche Durch die Anlagerung kolloidal gelöster Stoffe entsteht
hin ansteigt. eine Art Film bzw. Schleim auf der Membranoberfläche,
der zu einer Abnahme der Filtrationsleistung führt.
Die erhöhten Widerstände infolge Adsorption (Ra) und
Porenverblockung (Rp) lassen sich in der Regel nicht Scaling
durch Maßnahmen wie Rückspülen o. Ä. verringern, so
dass bei starker Porenverblockung ggf. ein anderes Mem- Als Scaling werden durch anorganische Ausfällungen
branmaterial eingesetzt werden sollte. Dagegen kann die (Kristallisation) gebildete Beläge auf der Membran bezeich-
Deckschichtbildung durch eine Erhöhung der Überströ- net. Diese treten in der Regel nur bei NF- und RO-Mem-
mungsgeschwindigkeit oder die intervallweise Rückspü- branen auf, wenn beispielsweise die Löslichkeitsgrenze
lung der Membran mit Permeat vermindert bzw. rück- gelöster Salze durch die Konzentrationsüberhöhung an
gängig gemacht werden [PANGLISCH ET AL. 1996]. der Membranoberfläche überschritten wird.

Maßnahmen gegen Deckschichtbildung und damit zum In Tabelle 1-7 wird zusammengefasst, welche Substanzen
Erhalt der Filtrationsleistung werden im folgenden Kapi- die drei vorgestellten Deckschichtarten verursachen kön-
tel behandelt. nen.

3) kolloidal = fein verteilt, fein zerteilt

48
Grundlagen der Membrantechnik 1

Abb. 1-22
Schematische Übersicht der Filtrationswiderstände auf der Membranoberfläche und in der Membran
[KRAMER, KOPPERS 2000]

Feedseite Permeatseite

Rp

Ra

Rm
Rc

Rcp
Ra Adsorption Rc Deckschichtbildung
RP Porenverblockung Rcp Konzentrationspolarisation
Rm Membranwiderstand

Tab. 1-7
Deckschichtbildung bei der Membranfiltration [nach BAUMGARTEN 1998]

Deckschichtbildung

Fouling

Biofouling Kolloidales Fouling Scaling (Kristallisation)

Keime Kolloidale Kieselsäure und Silikate CaSO4

Bakterienwachstum durch Nährstoffangebot im Feed Kolloidale Hydroxide (z. B. Fe und Mn) CaF2

Schleimbildung durch Mikroorganismen Organische Kolloide (z. B. Huminstoffe, Proteine) BaSO4

SiO2

Mg(OH)2

49
1 Grundlagen der Membrantechnik

1.8
Maßnahmen zum Erhalt der Filtrationsleistung

Der Einsatz von Membranen in der Abwasserreinigung ist folgende Aspekte beim Bau und Betrieb der Membran-
nur dann praktisch durchführbar, wenn die Deckschicht- anlage berücksichtigt werden (Tabelle 1-8):
bildung (Abschnitt 1.7) überwacht und damit ein gesicher-
ter und wirtschaftlicher Betrieb gewährleistet werden kann. • Vorbehandlungsmaßnahmen
• Prozesskonfiguration
Die Entstehung von Deckschichten infolge Fouling bzw. • Membran- und Moduleigenschaften
Scaling kann vermieden bzw. verringert werden, wenn • Reinigung

Tab. 1-8
Methoden zur Verringerung und Entfernung von Deckschichten

Verminderung, Vermeidung, Entfernung von Deckschichten

Vorbehandlung Optimierung der Konstruktive Reinigung

Prozesskonfiguration Gestaltung

Siebung Betriebsart Membranmaterial Reinigungsmittel

Vorfiltration Prozessführung Struktureigenschaften Reinigungsintervall

Abkühlung Überströmung Modulbauform Konzentration

Neutralisation Spülmethode Modulverschaltung Temperatur

Vorfällung

Vorbehandlungsmaßnahmen Optimierung der Prozesskonfiguration

In der kommunalen Abwasserreinigung erfolgt die Vorbe- Die Ausbildung der Deckschicht wird im Wesentlichen
handlung für das Membranbelebungsverfahren (Abschnitt durch die Betriebsart – Dead-End oder Crossflow-Betrieb –
2.1.3.2) in der mechanischen Reinigungsstufe (Rechen, und die Prozessführung bestimmt. Durch betriebliche Maß-
Sandfang, Vorklärung). Dort werden für den Filtrations- nahmen, wie die Erhöhung des Rückspülvolumenstromes
bereich störende Stoffe wie grobe Partikel, Fette und Faser- bzw. der Rückspülzeit beim Dead-End-Betrieb oder die
stoffe ferngehalten. Erhöhung der Überströmgeschwindigkeit beim Crossflow-
Betrieb, kann die Deckschichtbildung verringert werden.
Industrieabwässer sind hinsichtlich der Inhaltsstoffe und
der Zusammensetzung sehr unterschiedlich. Die Wahl der Diese Maßnahmen sind jedoch aufgrund des erhöhten
Vorbehandlungsmaßnahmen für eine Membrananlage ist Energiebedarfs für die größere Überströmgeschwindigkeit
entsprechend den Erfordernissen der Abwasserzusammen- bzw. aufgrund des Permeatverlusts durch die häufigere
setzung zu treffen. Dabei können mechanische, physika- Rückspülung nur in begrenztem Umfang wirtschaftlich
lische, biologische und chemische Verfahren zum Einsatz und können erst während des Betriebs einer Anlage opti-
kommen. Beispiele sind in Tabelle 1-8 genannt. miert werden.

50
Grundlagen der Membrantechnik 1

Konstruktive Gestaltung

Den größten Einfluss auf die Deckschichtbildung haben Die Modulbauform ist z. B. entscheidend dafür, wie groß
das Membranmaterial und die Membranstruktur, da die die Druckerhöhung zur Überwindung des durch die Deck-
Membran in direkter Interaktion mit den deckschicht- schicht erhöhten Filtrationswiderstandes gewählt werden
bildenden Stoffen des Zulaufs steht. Je nach Materialeigen- kann, um den vorgegebenen Fluss weiterhin zu erreichen.
schaft und Ladung einer Membran werden Verschmut- Diese Druckerhöhung ist nur im Rahmen des modulspe-
zungen an der Membran weniger oder stärker adsorbiert. zifischen maximalen Betriebsdruckes erlaubt und muss
Die wichtigsten Struktureigenschaften im Hinblick auf auch vor dem Hintergrund eines wirtschaftlichen Betriebs
die Deckschichtbildung sind die Rauheit der Membran- der Membranstufe gesehen werden.
oberfläche, der Porendurchmesser, die Porosität (Hohl-
raumanteil4)) und die Porengrößenverteilung. Je glatter Reinigung
die Oberfläche und je kleiner der Porendurchmesser ist,
desto geringer ist die Verblockungsneigung. Ebenso ist Ist der gewünschte Permeatfluss nicht mehr wirtschaftlich
die Membranverschmutzung bei einer homogenen realisierbar, wird in der Regel ein vom Membranhersteller
Porenverteilung im Allgemeinen geringer [KRAMER, vorgegebener Reinigungsplan angewendet. Durch die Reini-
KOPPERS 2000]. In den letzten Jahren hat es zahlreiche gung mit einem membranverträglichen Reinigungsmittel
Bemühungen gegeben, durch die Modifikation von Mem- wird eine Wiederherstellung bzw. Erhöhung des Permeat-
braneigenschaften die Leistungsfähigkeit von Membra- flusses bewirkt. Unter der Voraussetzung eines konstanten
nen zu erhöhen [LINDAU ET AL. 1998; PIERACCI ET AL. Drucks ist in Abbildung 1-23 der Verlauf des Flusses über
1998; LINDAU, JÖNSSON 1999; AMANDA ET AL. 2000]. die Filtrationszeit mit und ohne chemische Reinigung
4) Porosität in [%] ist definiert als das Volumen der Hohlräume in einer
betrachteten Membranschicht bezogen auf das Gesamtvolumen dieser
Membranschicht

Abb. 1-23
Auswirkung der Membranreinigung auf den Fluss bei konstantem Druck

Reinigungsintervall irreversibles
Fouling
Fluss

Reinigung
mit
Reinigung

Konstanter Druck ohne


Reinigung

Zeit

51
1 Grundlagen der Membrantechnik

dargestellt. Trotz der signifikanten Verbesserung der Die Effektivität einer Reinigung hängt nicht nur von den
Flussleistung durch die chemischen Reinigungen nimmt eingesetzten Reinigungsmitteln und ihrer chemischen
der Fluss mit zunehmender Filtrationszeit ab. Dieses Phä- Aktivität ab, sondern wird auch durch Faktoren wie Tem-
nomen ist durch irreversibles Fouling zu erklären, das peratur, pH-Wert, Kontakt- bzw. Einwirkzeit, Konzentra-
durch Reinigungen nicht beseitigt werden kann. tion der Wirksubstanz und mechanische Kräfte bestimmt.
Das Reinigungsergebnis wird besser, je höher die Tempe-
Für die Membranreinigung werden in erster Linie che- ratur bzw. je länger die Reinigungszeit ist. Bei höheren
mische Reinigungsmittel in Kombination mit einer Rück- Temperaturen kann die Reinigungszeit reduziert werden
spülung (permeatseitig) oder Spülung (feedseitig) einge- bzw. bei einer längeren Reinigungszeit die Temperatur ge-
setzt. Grundsätzlich können drei Reinigungsarten unter- ringer sein. Neben der Membran- bzw. Modulwerkstoff-
schieden werden: verträglichkeit ist für die Einstellung des pH-Wertes die
spezifische Wirksamkeit des Reinigungsmittels in Abhän-
1. Rückspülung/Spülung der Membran gigkeit vom pH-Wert zu berücksichtigen.
2. Zwischenreinigung mit geringer konzentrierten
Chemikalien, z. B. wöchentlich Für den Umgang mit den Reinigungschemikalien sind
3. Intensivreinigung mit höher konzentrierten die Gefahrenhinweise der zugehörigen Sicherheitsdaten-
Chemikalien, z. B. halbjährlich blätter zu beachten. Diesen kommt besonders dort eine
erhöhte Bedeutung zu, wo das Personal, wie z. B. auf Klär-
Bei einer Intensivreinigung werden Reinigungsmittel in anlagen, mit der Verwendung von Gefahrstoffen gewöhn-
höheren Konzentrationen als bei der Zwischenreinigung lich nicht oder nur eingeschränkt vertraut ist.
eingesetzt. In Abhängigkeit der Deckschichtsubstanzen
wird das Reinigungsmittel ausgewählt (Tabelle 1-9). Weiterhin ist zu beachten, dass einige Reinigungschemi-
kalien nach Einsatz zur Reinigung unerwünschte Belastun-
gen der Permeatqualität hervorrufen können. Nach einer
Reinigung müssen diese Reinigungslösungen ggf. aufge-
fangen und separat entsorgt werden.

Tab. 1-9
Beispiele für Reinigungschemikalien und ihre Anwendungen

Deckschichtsubstanz Eingesetzte Reinigungsmittel

Calcium-/Magnesiumscaling Säuren, z. B. Zitronensäure, Essigsäure

Metallhydroxide, anorganische Kolloide Säuren, z. B. Zitronensäure

Organische Stoffe Anionische Tenside

Oxidationsmittel, z. B. Hypochlorit, Wasserstoffperoxid

Alkalische Reiniger, z. B. Natronlauge

Bakterien, Keime Desinfektionsmittel, z. B. Hypochlorit

Biozide

52
Grundlagen der Membrantechnik 1

1.9 gend druckgetriebene getauchte Membransysteme mit


Weitere Aspekte zum Einsatz der Membran- Mikro- bzw. Ultrafiltrationsmembranen eingesetzt. Die
verfahren in der Abwasserreinigung Porengröße dieser Membranen garantiert einen Rückhalt
von Feststoffen bzw. von makromolekularen bzw. kolloi-
Trenngrenze und Transmembrandruck dal gelösten Stoffen bis zu der in Tabelle 1-10 angegebe-
nen Größe. Sollen kleinere Teilchen bzw. Stoffe mit gerin-
Die Auswahl des Membranverfahrens richtet sich nach gerem Molekulargewicht abgetrennt werden, ist der Ein-
der Abwasserzusammensetzung und dem Trennziel. In satz von Nanofiltrations- oder Umkehrosmosemembra-
der kommunalen Abwasserreinigung werden überwie- nen erforderlich.

Tab. 1-10
Trenngrenze und Transmembrandruck von druckgetriebenen Membranverfahren

Membranverfahren Größe der abtrennbaren Teilchen, Kolloide bzw. Moleküle Transmembrandruck

Mikrofiltration Feststoffe > 0,1 µm 0,1 – 3 bar

Ultrafiltration 200.000 – 20.000 D * 0,5 – 10 bar

Nanofiltration 20.000 – 200 D * 2 – 40 bar

Umkehrosmose < 200 D * 5 – 70 bar

* Dalton, numerisch äquivalent zum Molekulargewicht in [g/mol]

Die für den Filtrationsprozess notwendige Triebkraft bzw. Trennergebnis einer Ultrafiltrationsmembran erreicht
der Transmembrandruck muss den Filtrationswiderstand werden kann.
überwinden, der sich aus dem Widerstand der Membran,
dem Widerstand durch Adsorption und Porenverblockung In vielen Fällen ist die Struktur und Dicke der gebildeten
in der Membran, der feedseitigen Deckschicht und Kon- Deckschicht von größerer Bedeutung für die Stofftrennung
zentrationspolarisation zusammensetzt [KRAMER 2000]. als die Membran selbst. Die Bildung einer reversiblen Deck-
Der Transmembrandruck beträgt im Regelbetrieb bei schicht ist insbesondere bei Mikrofiltrationsprozessen so-
getauchten Membransystemen in kommunalen Anwen- gar erwünscht, solange damit keine zu starke Flussminde-
dungen zwischen 0,05 und 0,2 bar und wird üblicher- rung verbunden ist, da durch die Deckschicht eine innere
weise durch permeatseitig angeschlossene Pumpen aufge- Membranverblockung durch kleinere Partikel vermieden
bracht. Bei Anordnung der Behälter mit den Membranen wird. Entscheidend ist, dass sich ein stationärer Betrieb
oberhalb des Permeatsammelbehälters kann die Differenz einstellt, bei dem sich deckschichtbildende und deck-
der Wasserspiegellagen, d. h. die hydrostatische Druckdif- schichtabscherende Effekte ausgleichen.
ferenz als Transmembrandruck genutzt werden.
Durch die Deckschicht können beispielsweise die im Ver-
Einflüsse auf den Filtrationsprozess und Erhalt der gleich zu Bakterien wesentlich kleineren Viren zu einem
Leistungsfähigkeit des Filtrationsbetriebs hohen Prozentsatz auch bei der Verwendung von Mikro-
filtrationsmembranen zurückgehalten werden, obwohl
Beim Filtrationsprozess entsteht eine Deckschicht durch die Membranporen keinen Rückhalt erwarten lassen
Teilchen, die von der Membran zurückgehalten werden [MELIN, RAUTENBACH 2004].
und sich auf dieser ablagern. Dadurch werden der Filtra-
tionswiderstand erhöht und der Permeatfluss reduziert, Da Bakterien eine Größe von ca. 0,2 µm bis 10 µm und
aber in der Regel die Filterwirkung verbessert, so dass in Viren von ca. 0,02 µm bis 0,250 µm haben werden Viren
einzelnen Fällen mit einer Mikrofiltrationsmembran das nur von Ultrafiltrationsmembranen (Porengröße 0,1 µm

53
1 Grundlagen der Membrantechnik

Tab. 1-11
Größenangaben für Bakterien und Viren

Bezeichnung Länge [µm] Breite [µm] Durchmesser [µm]

Bakterien [STARR ET AL. 1981]

Bacteriodes

pneumosintes 0,2 < 0,1

Mycoplasma spp. 0,25 0,1

Bacillus subtilis 2,5 0,75

Escherichia coli 2 0,6

Achromatium oxaliferum 100 5

Cristipira pectinis 36 – 72 1,5

Viren [SCHLEGEL 1976]

Pocken 0,3 0,2

Influenza 0,1

Poliomyelitis 0,02

bis 0,01 µm) vollständig zurückgehalten. Eine Übersicht stoffperoxid hat sich bewährt. Für die Durchführung der
der Größen unterschiedlicher Bakterien und Viren ist in chemischen Reinigungen ist eine entsprechend ausgerüs-
Tabelle 1-11 aufgeführt. tete Chemikaliendosierstation einzurichten. Die Reini-
gung kann in situ oder on air weitestgehend automati-
Für den stabilen Betrieb einer Membrananlage müssen siert erfolgen.
nicht nur deckschichtbildende und deckschichtabsche-
rende Effekte ausgeglichen sein, sondern auch die Fou- Für die Vorbereitung und Durchführung einer chemischen
lingbildung begrenzt werden. Reinigung ist mit einem erhöhten Personaleinsatz zu
rechnen, der bei Reinigung der Module in einer separaten
Fouling entsteht durch Bakterien, die extrazelluläre poly- Waschkammer steigt. Während der Reinigung stehen die
mere Substanzen (EPS) produzieren, welche im Wesent- Membranmodule für den Filtrationsprozess nicht zur Ver-
lichen aus Polysacchariden und darin eingelagerten Pro- fügung, was bei der Auslegung der Anlage berücksichtigt
teinen bestehen und sich als Schleimkapseln um die Zel- werden muss (größere Membranfläche). Nach derzeitigem
len anlagern. Die Gründe für die Bildung dieser Schleim- Kenntnisstand erscheint eine vorsorgende, an die hydrau-
kapseln sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt. lischen Belastungen angepasste Betriebs- und Reinigungs-
Die von Bakterien produzierten EPS werden zur Bildung strategie technisch und wirtschaftlich sinnvoll. Diese
der Belebtschlammflocke benötigt, wobei sich die schleim- bedeutet die Planung einer ausreichend großen Mem-
artige Matrix auf der Membran gleichzeitig negativ auf branfläche und den Betrieb der Membranen bei modera-
den Filtrationsprozess auswirkt. Daher ist die Prozessfüh- ten transmembranen Druckdifferenzen.
rung so zu gestalten, dass die EPS-Bildung möglichst mini-
miert wird. Im Rahmen eines optimierten Betriebskonzeptes kann zur
Reduzierung der Membranfläche die Pufferung hydrauli-
In der Praxis werden Chemikalien eingesetzt, um dem scher Stoßbelastungen in einem vorgeschalteten Aus-
Fouling entgegen zu wirken. Der Einsatz einer Säure, z. B. gleichsbecken sinnvoll sein.
Zitronensäure, und einer oxidativ wirkenden Reinigungs-
chemikalie, wie z. B. Natriumhypochlorit oder Wasser-

54
Grundlagen der Membrantechnik 1

Leistungsfähigkeit von Mikro- und Ultrafiltrations- Belebtschlammflocken bestehen aus Bakterienkolonien


membranen unterschiedlicher Bakterienarten, wobei die häufigsten
anzutreffenden Gattungen Pseudomonas, Archobacter,
Das Modell für den Stofftransport in Mikro- und Ultrafil- Bacillus, Micrococcus, Aerobacter und vor allem Zoogloea
trationsmembranen beruht auf dem idealisierten Poren- sind. Die Größe von Belebtschlammflocken wird unter-
modell, d. h. größere Partikel, Belebtschlammflocken und schiedlich angegeben, z. B. mit Durchmessern von
Bakterien, Stoffe mit einer Molmasse größer als 20.000 50 bis 200 µm [HARTMANN 1983] bzw. 5 bis 30 µm
g/mol können die Membrankapillaren aufgrund ihrer [KRIEBITZSCH 1999], also Größen, die auch von Mikro-
Größe nicht passieren. Gelöste Inhaltsstoffe wie z. B. Essig- filtrationsmembranen zurückgehalten werden.
säure oder Harnstoff werden nicht zurückgehalten, es sei
denn, sie sind an Stoffe adsorbiert, die zurückgehalten Leistungsfähigkeit von Nanofiltrations- und
werden. Umkehrosmosemembranen

In der kommunalen Abwasserreinigung wird eine Kombi- Für die Abtrennung organischer Stoffe aus wässrigen
nation aus Belebungs- und Membranverfahren, das Mem- Lösungen ist eine Nanofiltrations- bzw. Umkehrosmose-
branbelebungsverfahren, eingesetzt, um auch gelöste, bio- membran einzusetzen. Nanofiltrationsmembranen errei-
logisch abbaubare Inhaltsstoffe eliminieren zu können. chen nennenswerte Rückhalteleistungen für Stoffe mit
Wie beim konventionellen Belebungsverfahren finden ein einer Molmasse von 200 g/mol und größer, während
Abbau organischer Stoffe unter Aufbau von Biomasse und durch Umkehrosmosemembranen auch gelöste organische
Stoffumwandlungsprozesse wie Nitrifikation und Denitri- Komponenten mit einer Molmasse von 100 – 150 g/mol
fikation statt. Die an die Belebtschlammflocken adsorbier- nahezu vollständig zurückgehalten werden. In Tabelle 1-12
ten Stoffe werden von Mikro- bzw. Ultrafiltrationsmem- und Abbildung 1-24 sind die Molmassen einiger ausge-
branen sicher zurückgehalten. wählter Abwasserinhaltsstoffe zusammengestellt.

Tab. 1-12
Molmassen ausgewählter Inhaltsstoffe im häuslichen Schmutzwasser [KOPPE, STOZEK 1999]

Bezeichnung Summenformel Molmasse [g/mol]

natürliche organische Stoffe

Makrostoffe

Essigsäure C2H4O2 60

Zitronensäure C6H8O7 112

Saccharose C12H22O11 342

Glycin C2H5O2N 75

Harnstoff CH4ON2 60

Mikrostoffe

Östradiol C18H24O2 272

Toluol C7H8 92

synthetische organische Stoffe

Trichlorethen C2HCL3 132

Dichlorbenzol C6H8CL10 435

Sorbinsäure C6H8O4 144

55
1 Grundlagen der Membrantechnik

Abb. 1-24
Molmassen ausgewählter Inhaltsstoffe im häuslichen Schmutzwasser

Nanofiltration

Umkehrosmose

100 200 300 400 500

Molmasse
[g/mol]

• Essigsäure
• Harnstoffe
• Glycin
• Toluol
• Zitronensäure
• Trichlorethen
• Sorbinsäure
• Östradiol
• Saccharose
• Dichlorbenzol

Eine Besonderheit der Nanofiltrationsmembranen ist ihre • „Gruppe 1: Stoffe, deren Konzentrationen im Zulauf
Ionenselektivität. Negative Ladungsgruppen auf bzw. in bereits unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen“
der Membran halten gelöste Salze mit mehrwertigen (u.a. Atrazin).
Anionen zurück, während einwertige Anionen die Mem- • „Gruppe 2: Stoffe, die im Zulauf und z. T. im Ablauf
bran fast ungehindert passieren können. Für industrielle oberhalb der Bestimmungsgrenze detektiert werden
Anwendungen wird diese Eigenschaft genutzt, um Wert- und deren Konzentrationen zwischen Zulauf und
stoffe aus dem Prozessabwasser zurückzugewinnen (z. B. Ablauf erheblich reduziert werden“( u. a. Naphtalin,
Lackwasseraufbereitung bei der Fahrzeuglackierung, Farb- Nonylphenole, Bisphenol A).
stoffrückgewinnung in der Papier- oder Textilindustrie). • „Gruppe 3: Stoffe, die im Zulauf und im Ablauf ober-
halb der Bestimmungsgrenze detektiert werden und für
Für die kommunale Abwasserbehandlung eröffnen sich die keine oder nur eine geringe Reduzierung der Kon-
im Hinblick auf den Rückhalt organischer Spurenstoffe zentration auftritt“ (u. a. Diclofenac).
neue Perspektiven.
In Tabelle 1-13 und sind einige organische Spurenstoffe
Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Einteilung der ausgewählt, deren Rückhalt durch Nanofiltrationsmem-
organischen Spurenstoffe in drei Gruppen hinsichtlich branen aufgrund ihrer Molmasse zu erwarten ist. Die tat-
ihrer konzentrationsabhängigen Relevanz im Abwasser sächliche, quantifizierbare Rückhalteleistung ist jedoch
und ihres Abbauverhaltens sinnvoll ist [MUNLV 2004]: erst in praktischen Versuchen zu ermitteln. Zu diesem
Aufgabenfeld werden zurzeit intensive Untersuchungen
durchgeführt.

56
Grundlagen der Membrantechnik 1

Tab. 1-13
Molmassen ausgewählter organischer Spurenstoffe, deren Rückhalt durch Nanofiltrationsmembranen zu
erwarten ist [MUNLV 2004]

Bezeichnung Summenformel Molmasse [g/mol]

Bisphenol A C15H20O2 228

EDTA C10H16N2O2 292

Trifluralin C13H16F3N3O4 335

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – PAK C22H12 276

Nonylphenol C15H24O 220

Organische Spurenstoffe

Organophosphate

TCEP C6H12O4P1Cl3 285

TCPP C9H18Cl3O4P 327

Pharmaka

Clofibrinsäure ClC6H4OC(CH3)2CO2H 214

Carbamazepin C15H12N2O 236

Naproxen C14H14O3 230

Diclofenac C14H11Cl2NO2 296

Abb. 1-25
Molmassen ausgewählter organischer Spurenstoffe

Nanofiltration

Umkehrosmose

200 300 400

Molmasse
• Clofibrinsäure
• Nonylphenol
[g/mol]
• Bisphenol A
• Naproxen
• Carbamazepin

• PAK
• TCEP
• EDTA
• Diclofenac
• TCPP
• Trifluralin

57
1 Grundlagen der Membrantechnik

Membranbelebungsanlagen benötigen für den Betrieb bei Anforderungen an das Betriebspersonal


hohen Schlammaltern gegenüber konventionellen Anla-
gen erheblich kleinere Belebungsvolumina. Es ist davon Der Betrieb einer Membranbelebungsanlage unterschei-
auszugehen, dass bei diesen Bedingungen eine Adapta- det sich in betriebs- und verfahrenstechnischer Hinsicht
tion der Biomasse stattfindet, die eine vermehrte Elimi- von einer konventionellen Belebungsanlage. Derzeit
nation schwer eliminierbarer Abwasserinhaltstoffe (vgl. besteht deshalb noch Ausbildungs- und Schulungsbedarf
z. B. Stoffe der Gruppe 2 und 3) ermöglicht. Eine voll- für Betriebspersonal einer Membrananlage. Für das Mem-
ständige Elimination von Stoffen, die evtl. nicht in der branbelebungsverfahren bietet der Erftverband eine Schu-
Membranbelebungsanlage eliminiert werden, wie z. B. lungsreihe auf der Kläranlage Nordkanal an und der
Stoffe der Gruppe 3, kann durch die direkte Nachschal- Aggerverband errichtet in Zusammenarbeit mit dem
tung einer Nanofiltrationsstufe bzw. einer Umkehrosmo- MUNLV NRW zurzeit eine Schulungseinrichtung zum
sestufe erreicht werden. Eine Zwischenschaltung einer Membranbelebungsverfahren am Standort der Kläranlage
weiteren Reinigungsstufe, wie dies bei konventionellen Seelscheid.
Belebungsanlagen erforderlich wäre, ist nicht notwendig.

58
Membrantechnik in der 2
kommunalen Abwasserreinigung
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

In der industriellen Abwasserreinigung wird die Mem- Zu Beginn des Kapitels wird die Verfahrenstechnik genau-
brantechnik schon seit Jahrzehnten angewendet. Hinge- er erläutert, wobei eine Unterscheidung nach Art der
gen ist dies bei der kommunalen Abwasserreinigung erst Anordnung der Membranstufe in kommunalen Abwasser-
seit einigen Jahren der Fall. reinigungsanlagen vorgenommen wird (Abbildung 2-2):

Auslöser für den seit einigen Jahren verstärkten Einsatz im • die integrierte Anordnung der Membranstufe in
kommunalen Bereich waren sowohl der neuartige Verfah- die Belebungsstufe und
rensansatz der in Belebungsbecken direkt eingetauchten • die nachgeschaltete Anordnung der Membran-
Membranmodule als auch Weiterentwicklungen im Bereich stufe im Ablauf einer konventionellen biologischen
der Membranen (Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen). Abwasserreinigungsanlage
Beide Aspekte führten dazu, dass diese Technik konkurrenz-
fähig zu etablierten Reinigungsverfahren, wie z. B. dem In Deutschland hat die integrierte Anordnung der
konventionellen Belebungsverfahren, wurde und darüber Membranstufe als Kombination von Belebungsverfah-
hinaus eine deutlich verbesserte Reinigungsleistung erzielte. ren und Membranfiltration im sogenannten Membran-
belebungsverfahren (Kapitel 2.1) die größte Bedeu-
Obwohl in den letzten Jahrzehnten erhebliche Anstren- tung. Das Verfahren wird angewendet
gungen im Bereich der Abwasserreinigung unternommen
wurden, die sich signifikant auf die Verbesserung der • in Kläranlagen (Kapitel 2.2) sowie in
Gewässergüte ausgewirkt haben, ist der weiteren Verbes- • Kleinkläranlagen und Schiffskläranlagen (Kapitel 2.3).
serung des Gewässerschutzes auch zukünftig eine hohe
Bedeutung beizumessen. Zu nennen sind dabei Maßnah- Beim Membranbelebungsverfahren wird die Mem-
men zur Entfernung von Keimen, Bakterien und Viren branstufe anstelle eines Nachklärbeckens zur Abtrennung
aus dem Abwasser wie auch zum Rückhalt oder Abbau des biologisch gereinigten Wassers von der Biomasse ein-
von Mikroschadstoffen, beispielsweise endokrin wirksa- gesetzt. Je nach verwendetem Modulsystem wird zwischen
men Substanzen oder Rückständen aus Arzneimitteln. internen, d. h. in Belebungsbecken eingebrachten Mem-
branmodulen (Abbildung 2-2, 2a), und externen Mem-
Im Folgenden wird ein Überblick über die Möglichkeiten branstufen, d. h. separat aufgestellten Membranmodulen
der Membrantechnik im kommunalen Bereich gegeben, außerhalb von Becken (Abbildung 2-2, 2b), unterschieden.
und es werden die Hintergründe erläutert, warum sich
schon heute einige Betreiber für deren Anwendung ent- Biologischen Reinigungsstufen nachgeschaltete Mem-
schieden haben. Auf diese Beispiele, aber auch auf tech- branstufen (Abbildung 2-2, 3) werden eingesetzt, um
nische sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen, plane- einen vollständigen Feststoffrückhalt und eine weitgehende
rische und betriebliche Aspekte wird in den nachfolgen- Hygienisierung des Ablaufs zu erzielen (siehe Kapitel 2.4).
den Abschnitten eingegangen. Die Abbildung 2-1 soll
dabei dem Leser den Weg durch das Kapitel weisen, so
dass er sich – je nach Interesse – direkt auf Themenfelder
fokussieren kann.

60
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-1
Anlass – Planung – Betrieb einer kommunalen Membranbelebungsanlage, Inhalte im Kapitel „Membran-
technik in der kommunalen Abwasserreinigung“

Vorgehen Beispiele Information

S. 286 Neubau, Ertüchtigung Praxisbeispiele S. 93 ff.


Erweiterung von
Anlass Belebungsstufen
Verbände
Weitergehende Maßnahmen
Zielsetzung
S. 64 ff. S. 67 S. 266 f.

S. 286
Reinigungsanforderungen Ingenieurbüros

Analyse Örtliche Situation


IST-Zustand
...

S. 65 S. 270 ff.

S. 286 S. 68 ff.
Einbeziehung vorhandener Membranmodule
Becken
Wirtschaftlichkeit
Variantenbetrachtungen Beckenneubau

Membranmodule
S. 68 ff. S. 90 ff.
...

S. 286 f. S. 161 S. 93 ff.


Bemessung Praxisbeispiele
Membranbelebungsstufe
Ingenieurbüros
Planung, Bemessung,
Anlagenkonfiguration Anlagenbauer
konstruktive Gestaltung

...
S. 80 S. 85 S. 270 ff.

S. 287 S. 93 ff.
Reinigung Praxisbeispiele

Betrieb Energieverbrauch Betreiber

Personal

S. 87 f. S. 87 f. S. 266 f.

61
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-2
Konventionelle Abwasserreinigung nach dem Belebungsverfahren und Anordnungsmöglichkeiten einer
Membranstufe bei kommunalen Abwasserreinigungsanlagen [OHLE 2001]

Konventionelle Verfahrenstechnik bei der kommunalen Abwasserreinigung

Rohabwasser Ablauf
RE/SFF VK BB BB NK

ggf. weitergehende
Maßnahmen, z. B.:
NN, SF, UV
1

Integrierte Anordnung der Membranstufe bei der kommunalen Abwasserreinigung

Rohabwasser Ablauf
RE/SFF VK BB M

2a ggf. FS optional

Rohabwasser Ablauf
RE/SFF VK BB BB M

2b ggf. FS optional

Nachgeschaltete Anordnung der Membranstufe bei der kommunalen Abwasserreinigung

Rohabwasser Ablauf
RE/SFF VK BB BB NK M

RE⁄SFF Rechen, Sand- und Fettfang BB Belebungsbecken M Membranstufe


VK Vorklärbecken NK Nachklärbecken UV UV-Behandlung
FS Feinsieb SF Sandfilter NN Nachnitrifikationsstufe

62
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Unter dem Aspekt des Gewässerschutzes stellt die Mem- mose) lassen auch die Elimination organischer Spuren-
brantechnik eine zukunftsweisende Lösung dar. Denn das stoffe erwarten. Abbildung 2-3 zeigt eine entsprechende
hohe erreichbare Schlammalter und eine weitere nachge- Verfahrenskombination.
schaltete Membranstufe (Nanofiltration oder Umkehros-

Abb. 2-3
Verfahrensschema einer Kläranlage mit Membranbelebungsverfahren und nachgeschalteter Membranstufe

Membranstufe I
(MF/UF)

Denitrifikations- Nitrifikations-
stufe stufe Membranstufe II
Sand-
(NF/UO)
Feinsieb und
Rechen (optional) Fettfang Ablauf
Rohwasserzulauf

optionale
Rezirkulation Verfahrens-
ergänzung

Überschussschlamm

63
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.1 Da die Leistung der Phasenseparation beim Membranbe-


Das Membranbelebungsverfahren lebungsverfahren weitgehend unabhängig von den
Absetzeigenschaften des Belebtschlamm-Wasser-Gemi-
2.1.1 sches ist, kann die Belebungsstufe mit weit höheren Bio-
Verfahrensbeschreibung und Einsatzgebiete massekonzentrationen betrieben werden als bei konven-
tionellen Anlagen. Während in letzteren Biomassekon-
Das Membranbelebungsverfahren ist eine Verfahrens- zentrationen von TS < 5 g/l üblich sind, werden die der-
kombination von biologischer Abwasserreinigung nach zeit laufenden Membranbelebungsanlagen bei TS-Gehal-
dem Belebungsverfahren und der Phasenseparation des ten von 9 – 16 g/l betrieben. Hierdurch können bei
Schlamm-Wasser-Gemisches durch Membranfiltration. gleicher Schlammbelastung die benötigten Belebungs-
Die eigentliche Abwasserreinigung erfolgt durch Stoff- beckenvolumina gegenüber konventionellen Anlagen um
wechsel- und Umsetzungsprozesse in der biologischen bis zu 75 % reduziert werden.
Stufe (Belebungsverfahren). Vereinfacht formuliert erfolgt
hier eine Umsetzung der im Abwasser gelöst vorliegenden In der nachfolgenden Tabelle 2-1 sind die wesentlichen
Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen zu CO2 und N2 Vorteile für den Einsatz des Membranbelebungsverfah-
bzw. deren Einbau in die Biomasse. Diese Aufgabe wird rens bei der kommunalen Abwasserbehandlung
von Mikroorganismen vollzogen, die sich als suspendierte zusammengestellt.
Schlammflocken im Belebungsbecken befinden.

Zur Abtrennung des gereinigten Abwassers von der Tab. 2-1


suspendierten Biomasse werden Membranstufen mit Vorteile des Membranbelebungsverfahrens gegen-
druckgetriebenen Mikro- oder Ultrafiltrationsmembranen über dem konventionellen Belebungsverfahren
eingesetzt. Die Membranen gewährleisten einen vollstän-
Vorteile
digen Feststoff- und Biomasserückhalt, so dass ein dem
• vollständiger Feststoffrückhalt:
Belebungsbecken nachgeschaltetes Nachklärbecken zur
– verbesserte Ablaufqualität hinsichtlich der Parameter CSB und BSB5
Phasenseparation, wie bei der konventionellen Klärtech-
– weitgehend hygienisierter Ablauf, d. h. Nachklärung, Filtration und
nik, entfällt. Als Resultat erhält man ein feststofffreies,
Entkeimungsanlage werden ersetzt
weitgehend hygienisiertes gereinigtes Abwasser. Daher
– Beeinflussung der Ablaufqualität durch Schwimmschlamm-,
bietet sich der Einsatz einer Membranstufe in der kom-
Blähschlamm- und Schaumbildung (ggf. geringerer Hilfsstoffbedarf)
munalen Abwasserreinigung vor allem an, wenn erhöhte
• geringere Belebungsbeckenvolumina durch erhöhte Biomasse-
Anforderungen an die Einleitung des gereinigten Abwas-
konzentration
sers gestellt werden.
• bestehende Anlagenkomponenten können beim Ausbau von Anlagen

mitgenutzt werden
Beim Membranbelebungsverfahren wird zwischen inter-
• geringerer Platzbedarf für die Abwasserreinigungsanlage
ner und externer Anordnung der Membranmodule unter-
• modulare Erweiterbarkeit von Anlagen
schieden. Während bei der internen Anordnung die
Membranmodule (Abbildung 2-2, 2a) innerhalb der Bio-
reaktoren in das Belebtschlamm-Wasser-Gemisch einge-
taucht werden (getauchtes System), wird bei der externen Auf Basis der in Tabelle 2-1 angeführten Aspekte erweist
Anordnung das Belebtschlamm-Wasser-Gemisch aus den sich das Membranbelebungsverfahren aus ökonomischer
Bioreaktoren abgezogen und die Membranmodule, meis- Sicht derzeit bei folgenden Rahmenbedingungen als vor-
tens Rohrmodule, üblicherweise im Crossflow-Betrieb teilhafte Option gegenüber anderen Verfahrenstechniken:
beschickt (Abbildung 2-2, 2b). In der kommunalen
Abwasserreinigung werden aus Kostengründen aus-
schließlich getauchte Modulsysteme eingesetzt (Kapitel
2.1.2).

64
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Anforderungen an die Ablaufqualität

Liegen erhöhte Anforderungen an die Einleitwerte hin- nomisch interessante Lösung dar. Wie die nachfolgende
sichtlich der Standardüberwachungsparameter oder Tabelle 2-2 zeigt, ist die Ablaufqualität von Membranbe-
hygienischer Parameter vor, wie z. B. für die Einleitung in lebungsanlagen deutlich besser als diejenige konventio-
schwache Vorfluter, Trinkwassereinzugsgebiete oder Bade- neller Kläranlagen.
gewässer, so stellen Membranbelebungsanlagen eine öko-

Tab. 2-2
Leistungsdaten von Membranbelebungsanlagen im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen
[DOHMANN ET AL. 2002]

Parameter Konventionelle Membranbelebungsanlage

Belebungsanlage

Feststoffe (AFS) mg/l 10 – 15 0

CSB mg/l 40 – 50 < 30

Nges mg/l < 13 < 13

Pges (mit Simultanfällung) mg/l 0,8 – 1,0 < 0,3

Mikrobiologische Qualität hygienisch bedenklich Badegewässerqualität

Trockensubstanzgehalt g/l <5 < 20

im Belebungsbecken

Spez. Stromverbrauch kWh/m3 0,2 – 0,4 0,7 – 1,5

So ergaben Untersuchungen zur hygienischen Qualität tionellen Abwasserreinigungsanlage [BAUMGARTEN,


des Ablaufs, dass mit Membranbelebungsanlagen die An- BRANDS 2002] derjenigen der Pilotanlage Büchel gegen-
forderungen der EU-Badegewässerrichtlinie ohne weiter- übergestellt (jeweils Mittelwerte aus Mehrfachbeprobung).
gehende Behandlungsmaßnahmen eingehalten werden Deutlich zu erkennen ist, dass die Anlage mit Membran-
können. Zur Verdeutlichung der hohen Ablaufquali- technik hinsichtlich der hygienischen Ablaufqualität den
tät von Membranbelebungsanlagen ist dazu in Abbil- konventionellen Anlagen überlegen ist.
dung 2-4 beispielhaft die Keimbelastung einer konven-

65
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-4
Vergleich der Keimbelastung im Ablauf von Kläranlagen [BAUMGARTEN, BRANDS 2002]

konventionelle Kläranlage Membranbelebungsanlage Leitwert EU Grenzwert EU

1.000.000

100.000

10.000

1.000

100

10

1
E. coli Gesamt-Coliforme Fäkalstreptokokken Salmonellen Coliphagen Gesamtkeimzahl
[MPN/100 ml] [MPN/100 ml] [MPN/100 ml] [MPN/100 ml] [PFU/l] [KBE/ml]

Entwässerungssystem Örtliche Situation

Wird das Einzugsgebiet vorrangig im Trennsystem entwäs- Aufgrund der höheren Biomassekonzentrationen in
sert, so ist die zu installierende Membranfläche in der Bele- Membranbelebungsanlagen können die Belebungsbecken-
bungsstufe der Kläranlage um ein Vielfaches kleiner als bei volumina um 50 bis 75 % kleiner dimensioniert werden
Anlagen, in denen Abwässer aus Mischsystemen gereinigt als bei konventionellen Anlagen. Erfordert die zur Verfü-
werden. Aufgrund der geringeren hydraulischen Schwan- gung stehende Grundfläche eine kompakte Bauweise, so
kungen wird die Membranstufe optimal ausgelastet und kann eine Membranbelebungsanlage eine technische
kann so mit alternativen technischen Lösungen zur Ab- Lösung darstellen. Dies zeigt Abbildung 2-5 exemplarisch
wasserreinigung konkurrieren, selbst wenn keine erhöhten für den Variantenvergleich beim Neubau der Kläranlage
Anforderungen an die Ablaufqualität gestellt werden. Kaarst.

Daneben führt ein hoher Fremdwasseranfall im Kanal-


netz zu großen Membranflächen, so dass Membranver-
fahren vorzugsweise bei einem geringen Fremdwasserauf-
kommen im Vergleich zum Schmutzwasseraufkommen
Anwendung finden sollten.

66
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-5
Schematische Darstellung des Flächenbedarfs einer konventionellen Belebungsanlage (blaue Flächenum-
randung) und einer Membranbelebungsanlage (rote Flächenumrandung) am Beispiel der KA Kaarst
[ERFTVERBAND 2002]

Umbau bzw. Erweiterung von Anlagen

Bestehende Anlagen, die z. B. aufgrund erhöhter Anforde- verband, Kommunale Wasserwerke Leipzig (KWL)), bei
rungen an die Ablaufqualität oder gestiegener Abwasser- weiteren Projekten die Membrantechnik in die Wirt-
mengen umgebaut bzw. erweitert werden müssen, können schaftlichkeitsbetrachtung mit einzubeziehen oder gar
zu Membranbelebungsanlagen umgerüstet werden. Die direkt bei der Planung zu bevorzugen, sind ein deut-
Membranstufe lässt sich dabei kostengünstig in bestehen- licher Hinweis auf die Konkurrenzfähigkeit zur konven-
de Anlagenteile integrieren, so dass z. B. auf den Abriss tionellen Technik. Nach Ansicht der KWL wird – unter
bzw. Neubau von Belebungsbecken verzichtet werden Berücksichtigung weiterer Reduzierungen der Membran-
kann. Vorteilhaft ist dies insbesondere dann, wenn eine kosten sowie durch Verfahrensoptimierungen – sogar ein
flächenmäßige Ausdehnung einer zu erweiternden Anlage Generationswechsel hin zur Membrantechnik erwartet,
aufgrund der örtlichen Situation nicht möglich ist. der sich nicht über die Steigerung der Reinigungsanforde-
rungen, sondern über rein wirtschaftliche Aspekte durch-
Da zukünftig Kostenreduzierungen für installierte Mem- setzt [WALTHER 2001].
branflächen zu erwarten sind (Kapitel 2.1.4), ist mit einer
weiteren Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Verfah-
rens zu rechnen. Die Entscheidungen der Wasserverbän-
de, die bereits erste großtechnische Erfahrungen mit der
Membrantechnik gesammelt haben (Aggerverband, Erft-

67
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.1.2 Kapillarmodul der Fa. ZENON, Kanada


Eingesetzte Membranmodule
Das in Abbildung 2-6 dargestellte Kapillarmodul (Pro-
Die grundsätzliche Eignung von Membranen zur Trennung duktbezeichnung: ZeeWeedTM) besteht aus einer Vielzahl
von Belebtschlamm und Wasser ist seit langem bekannt. röhrenförmiger Membranen mit einem Durchmesser von
Doch wurden erst in den vergangenen zehn Jahren Modul- 3 mm, die parallel zueinander zwischen zwei Kunststoff-
systeme entwickelt, die aufgrund günstiger Investitions- blöcken (Modulkopf und -fuß) eingeharzt sind. Die Mem-
und Betriebskosten für die kommunale Abwasserreinigung brankapillaren (Porengröße ~ 0,04 µm) werden von
eine relevante Verfahrensalternative zur Sedimentation außen mit dem Belebtschlamm-Wasser-Gemisch beauf-
darstellen. schlagt, das Permeat gelangt in das Innere der Kapillaren
und wird über eine im Modulkopf integrierte Sammellei-
Bislang am weitesten verbreitet sind die so genannten tung abgezogen. Zur Minimierung der Deckschichtbil-
Niederdruckverfahren mit getauchten Modulen. Die dung auf den Membranflächen wird am Fuß des Moduls
Mikro- bzw. Ultrafiltrationsmodule werden dabei direkt grob- bis mittelblasige Luft eingepresst, die eine Auf-
in das Belebtschlamm-Wasser-Gemisch eingetaucht und strömbewegung des Schlamm-Wasser-Gemisches und
ziehen das biologisch gereinigte Abwasser als Filtrat bei eine Bewegung der Kapillaren zwischen der Einspannung
Transmembrandrücken < 0,5 bar im Unterdruck- oder erzeugt. Eine zusätzliche Deckschichtentfernung ist durch
Überstaubetrieb („gravity-flow“) ab. Einen großen Anteil eine zyklische filtratseitige Rückspülung der Module im
an den weltweit großtechnisch eingesetzten Modulen so genannten „Backpulse-Modus“ möglich. Ein Beispiel
haben zurzeit Kapillarmodule der Firma ZENON und für eine gängige Betriebseinstellung ist ein Filtrations-
Plattenmodule der Firma Kubota. Diese Module sowie die betrieb von 6 Minuten und eine Rückspülzeit von 30
wesentlichen nationalen und internationalen Neuent- Sekunden.
wicklungen werden im Folgenden vorgestellt.

Abb. 2-6
ZeeWeed™-Modul der Firma ZENON, links: Schematische Darstellung des Funktionsprinzips eines Moduls
[OHLE 2001], rechts: Foto der technischen Ausführung als Modulkassette [Foto: ZENON]

Luftzufuhr

Rückspülung
Permeat-
abzug
Modulkopf mit integriertem
Permeatsammelkanal

Membran- Permeatkanal
bündel
Stützschicht

Membran

Aufsteigendes
Schlamm-Wasser-
Luft-Gemisch

Stützrahmen mit
integrierter Luftleitung

Modulfuß

Belüfter

Stützrahmen

68
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Die Modulkonfiguration der Fa. ZENON ist in den letzten Abb. 2-7
Jahren fortwährend optimiert worden. Mit dem aktuellen Anordnung mehrerer ZeeWeed™-Module ZW 1000
Kapillarmodul ZW 500 d ist eine sehr kompakte Bauform in einer Kassette [Foto: ZENON]
erreicht worden (Abbildung 2-6).

Die in Abbildung 2-7 dargestellte Modulkassette des Typs


ZW 1000 (Porengröße der Membranen 0,02 µm) wurde
ursprünglich für die Trinkwasseraufbereitung konzipiert,
wird aber beispielsweise auch zur weitergehenden Reini-
gung bzw. zur Aufbereitung des Ablaufs einer Nachklä-
rung oder einer Sandfiltration eingesetzt.

Plattenmodul der Fa. Kubota, Japan

Die Plattenmodule (Abbildung 2-8) bestehen aus einer Trä-


gerplatte, auf die beidseitig die Membranfolie (Porengröße
~ 0,4 µm) aufgeschweißt ist. Zwischen der Platte und der
Membran befindet sich ein Drainage- und Stützvlies. Die
Trägerplatte ist mit Drainagekanälen versehen, die in einem
Saugstutzen zum Permeatabzug zusammenlaufen. Die ein-
zelnen Platten werden in einem Abstand von 6 mm paral-
lel zueinander und senkrecht stehend zu einem Plattenpa-
ket zusammengefasst und in einen Stützrahmen eingesetzt

Abb. 2-8
Plattenmodul der Firma Kubota, links: Schematische Darstellung des Funktionsprinzips [nach KRAFT,
MENDE 1997], rechts: Foto der technischen Anordnung der Plattenmodule als Plattenpaket [Foto: KUBOTA]

Filtratsammelleiste Filtrat

Saugstutzen
Membran- Sammelkanäle
paket
Drainagevlies
Membran-
träger

Membran

Aufström-
kanal

Druck-
belüfter

Luft

Suspension

69
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-9
Anordnung der Plattenmodule der Firma Kubota als „Doppeldecker“ [AGGERWASSER GMBH 2004]

Membranpaket oben

Membranpaket unten

Belüftungseinrichtung

(Abbildung 2-8). Der Stützrahmen ist seitlich geschlossen schen der so genannte Doppeldecker angeboten (Abbil-
und auf einem Aufströmkanal montiert, an dessen Fuß eine dung 2-9). Hierbei sind zwei Plattenpakete übereinander
flächendeckende Druckbelüftungsvorrichtung angeordnet angeordnet, so dass die eingetragene Luft bzw. das auf-
ist. Das Schlamm-Wasser-Luft-Gemisch steigt durch die ein- strömende Schlamm-Wasser-Luft-Gemisch doppelt ausge-
geblasene Luft auf, überströmt die Flachmembranen und nutzt werden kann. Dadurch reduziert sich der Energie-
sorgt für die Deckschichtentfernung. Der Filtratabzug er- bedarf für die Modulbelüftung erheblich.
folgt durch einen filtratseitig angelegten Unterdruck oder
den hydrostatischen Druck der wirkenden Wassersäule Modulystem der Fa. PURON AG
(„gravity flow") über die Filtratsammelleiste, welche mit
den Saugstutzen der einzelnen Platten verbunden ist. Die An der RWTH Aachen wurde vor etwa fünf Jahren ein
Entfernung der Deckschicht auf den Platten erfolgt nicht neues, getauchtes Modulsystem aus Kapillarmembranen
durch eine permeatseitige Rückspülung. Stattdessen wird mit einer Porengröße von ca. 0,1 µm entwickelt, das
der Filtrationsbetrieb intervallweise unterbrochen, während mittlerweile für den Einsatz in der Wasseraufbereitung
die Module weiter belüftet werden [KRAFT, MENDE 1997]. und Abwasserbehandlung zur Verfügung steht. Die Pro-
Die Pausenzeit zur Entspannung der Membranen und Ab- duktion und Vermarktung der neuen Membranfilter
reinigung der Deckschicht variiert dabei je nach Abwasser- erfolgen durch die Firma PURON, die zum KOCH-
zusammensetzung. Für mehrere kommunale Anlagen hat GLITSCH Konzern gehört.
sich ein neunminütiger Filtrationsbetrieb mit einer
anschließenden Pausenzeit von einer Minute bewährt. Die patentierte Grundidee des PURON-Moduls basiert auf
Bündeln aus Membranfasern, die nur an ihrem unteren
Als Weiterentwicklung der Kombination aus Aufström- Ende der Module fixiert sind, während sie an ihrem oberen
kanal und Plattenpaket wird für die Großtechnik inzwi- Ende, einzeln verschlossen, sich frei im zu filtrierenden

70
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-10
PURON-Modul und Modulbaustein [Foto: PURON]

PURON-Modul Modulbaustein
Filtrat Filtrat

Luft Luftblasen Membranfaser

Membranfasern

Faserhalter

Filtrat

• Zentrale Luftzufuhr
Modulreihen
• Einseitige Fixierung der Membranen
Luftleitung • Aufbau aus einzelnen Membranbündeln

Belebtschlamm-Wasser-Gemisch bewegen können (Abbil- Im technischen Modul von PURON wird eine Vielzahl die-
dung 2-10). ser Modul-Bausteine parallel angeordnet. Die Gesamtmem-
branfläche des PURON-Moduls beträgt 504 m2, wobei die
In der Mitte jedes Faserbündels eines Modulbausteins ist Einbau- und Anschlussmaße des Moduls kompatibel zu
zentral eine Luftzufuhrdüse angeordnet. Über diese wird anderen bestehenden Modulsystemen gestaltet sind.
gezielt Luft zur Bewegung und Abreinigung der Membra-
nen in die Membranbündel eingetragen. Die Luft durch- Im Rahmen eines vom „Kompetenznetzwerk Wasser
strömt das Membranfaserbündel von innen nach außen NRW“ geförderten Testfeldes für Membranbelebungsanla-
und steigt gleichzeitig nach oben. Dabei werden Mem- gen liefen seit August 2001 Pilotversuche auf der Kläran-
branbeläge bzw. beginnende Verschlammungen aus dem lage Aachen-Eilendorf, bei denen einzelne Modulbaustei-
Modul ausgetragen. Auch Haare und faserige Verbindun- ne unter realen Bedingungen, d. h. mit Lastschwankun-
gen können frei nach oben abgestreift werden, wodurch gen betrieben wurden. Die Erkenntnisse dieser ersten
das Problem einer Verzopfung der Module auch bei rela- Pilotierung bildeten die Grundlage für die Errichtung
tiv grober Vorsiebung vermieden werden soll. Aufgrund einer technischen Anlage auf der Kläranlage Simmerath
des definierten Lufteintrags kann die Belüftungszeit der für 750 EW in NRW, die seit Ende 2002 im Rahmen eines
Module auf 5 bis 10 % der Filtrationszeit verkürzt und Forschungs- und Entwicklungsvorhabens betrieben wird.
damit der Energiebedarf für die Überströmung deutlich
reduziert werden.

71
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Modulsystem der Martin Systems AG

Von der Martin Systems AG wird unter dem Namen anschlussfähigen Modulpaket. Für den technischen Ein-
®
siClaro ein neues Modulsystem vertrieben. Die Innova- satz werden mehrere Modulblöcke nebeneinander und
tion dieses Modulsystems liegt nach Herstellerangabe im übereinander miteinander verbunden. Ein anschlussfähi-
Filteraufbau und in der Betriebsweise. ges siClaro® Membranmodul Typ FM 643 (siehe Abbildung
2-11 rechts) besteht z. B. aus 12 Modulblöcken und ver-
Für die Module werden Flachmembranen mit einer fügt über eine Membranfläche von 72 m2.
Porengröße von etwa 0,04 µm eingesetzt. Jede Membran
ist auf ein Stützgerüst mit einer offenen Gitterstruktur Durch den Einsatz feinblasiger Membranrohrbelüfter
aufgeschweißt. Auf ein Drainagevlies kann verzichtet unterhalb des Modulpaketes soll ein höherer Sauerstoff-
werden kann. Die Stützgerüste weisen die für eine effekti- eintrag erzielt werden, um hierdurch die zusätzlich not-
ve Abreinigung der Membranoberflächen notwendigen wendige Luftzufuhr zur Versorgung der Mikroorganismen
Abstandshalter auf und werden zu Modulblöcken ver- zu reduzieren. Auf eine Rückspülung mit Filtrat kann
schweißt. Auf jeden Modulblock werden quer zum Stütz- durch die Fixierung der Membranen quer zum reinigen-
gerüst im Kopf- und Fußbereich Filtratsammler aufge- den Wasser-/Luftgemisch verzichtet werden.
schweißt. Die selbsttragende Konstruktion erlaubt relativ
geringe Materialstärken für das Stützgerüst und ermög- Abbildung 2-11 zeigt das Schema eines Modulblocks und
licht eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten bei ein anschlussfähiges Modulpaket.
der Zusammenstellung der Modulblöcke zu einem

Abb. 2-11
Membranmodul der Martin Systems AG [Foto: MARTIN SYSTEMS AG],
links: schematische Darstellung eines Modulblocks, rechts: anschlussfähiges Modulpaket

72
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

VRM®-Verfahren mit Rotations-Plattenmodulen und


VUM®-Verfahren der Huber AG, Deutschland

Das VacuumRotationMembrane-System (Huber VRM® - Von der Huber AG wird insbesondere für die Anwendung
Verfahren, früher der Martin Systems AG) wird bereits in kleinen, dezentralen Kläranlagen das Vacuum Upstream
seit 2001 auf der Kläranlage Knautnaundorf in Sachsen Membrane® Verfahren (VUM®-Verfahren) vertrieben. Da-
großtechnisch betrieben. Die eingesetzten Membranmo- bei kommen kleine Plattenmodule mit wenigen Quadrat-
dule (Porengröße ~ 0,04 µm) bestehen aus parallel ange- metern Membranfläche zur Anwendung (Abbildung 2-13).
ordneten Plattensegmenten (Scheibenpakete), die jeweils Die einzelnen mit Ultrafiltrationsmembranen be-
mit einem Anschluss zum Absaugen des Permeats verse- spannten Filterplatten im Modul sind parallel angeordnet,
hen sind (Abbildung 2-12). Der Aufbau der Plattenseg- wobei die Abstände variabel sind. Die VUM®-Module wer-
mente ist dem der Kubota-Platten ähnlich. Die Scheiben- den in die zu filtrierende Flüssigkeit getaucht, und das
pakete sind axial um eine rotierende Hohlwelle angeord- Filtrat wird direkt über die Flachmembranen mit einer
net und über einen Permeatsammler verbunden, durch Porengröße von 0,04 µm abgesaugt. In einem Spülkasten
den kontinuierlich im Unterdruckbetrieb das Permeat unterhalb des Moduls wird das Schlamm-Wasser-Luft-
abgezogen wird. Gemisch erzeugt, welches die Membranen quer zur Filtra-
tionsrichtung überströmt und damit zur Abreinigung der
Im Zentrum des Scheibenpakets wird über die gesamte Beläge von den Filtrationsoberflächen beiträgt. Die Module
Länge durch eine Verteilereinrichtung kontinuierlich Luft können gestapelt und als Pakete zu mehreren Modulen
radial nach oben eingepresst, die zwischen den Platten zusammengefasst werden, so dass kompakte Filtrations-
aufsteigt. Durch die Rotation des Scheibenpakets wird die einheiten entstehen, die sich an den jeweiligen Einsatz-
gesamte Membranfläche mit dem aufsteigenden Schlamm- fall anpassen lassen.
Wasser-Luft-Gemisch überströmt, so dass eine Deck-
schichtentfernung stattfindet.

Abb. 2-12
Huber VRM®-Verfahren [Fotos: HANS HUBER AG, MARTIN SYSTEMS AG],
oben: Ansicht einer Filtrationseinheit, unten: Eingebaute Filtrationseinheit auf der KA Knautnaundorf

73
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-13
Huber VUM ®-Verfahren [HANS HUBER AG], links: Ansicht eines Modulpakets in zweistöckiger Anordnung,
rechts: Ansicht eines Moduls

Abb. 2-14
Membranelement und Membranmodul der Fa. Mitsubishi [Foto: ENVICARE ® ]

74
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Modulsystem der Mitsubishi AG

Mitsubishi, u. a. bekannt für seine PKW-Produktion, stellt Lage senkrecht zur Aufströmrichtung des Luft-Belebt-
auch Membranen zur Filtration von Wasser und Abwas- schlamm-Wasser-Gemisches angeordnet. Im Betrieb wird
ser her und vertreibt diese in einem Modul unter dem die Oberfläche der Membranen durch die permanent ein-
®
Namen Sterapore-SUN (siehe Abbildung 2-14). Die Hohl- geblasene Luft möglichst frei gehalten. Darüber hinaus ist
fasermembranen aus Polyethylen mit einer Porengröße periodisch eine Rückspülung der Membranen mit Perme-
von 0,4 µm sind horizontal zwischen Sammelrinnen für at vorgesehen. Es können bis zu drei Membranmodule
das Permeat eingespannt und werden in den Belebt- übereinander angeordnet werden, wobei der relative Luft-
schlamm eingetaucht. Somit sind die Hohlfasern in ihrer bedarf für drei Module geringer ist als für zwei.

Abb. 2-15
Plattenmodul der Firma A3-GmbH [Foto: A3 GMBH], links: Foto der einstöckigen Ausführung,
rechts: Draufsicht auf ein Plattenmodul

Modulsystem der Fa. A3 Abfall-Abwasser-Anlagen- Gegensatz zu den Kubota-Plattenmembranen – eine per-


technik GmbH meatseitige Rückspülung möglich. Derzeit liegen mehr-
jährige Erfahrungen bei der Anwendung des Membran-
Eine weitere Membranentwicklung aus NRW wird von materials in unterschiedlichen Abwässern vor, z. B.:
der Fa. A3 Abfall-Abwasser-Anlagentechnik GmbH/Hese
Umwelt GmbH vorangetrieben. Das System basiert dabei • Filtration von Kompostsickerwasser
auf dem Prinzip der Plattenmembranen (Porengröße ~ • Filtration von Gülle
0,4 µm), die sich durch eine spezielle Werkstoffauswahl • Filtration von Gärresten aus Biogasanlagen
und ein optimiertes Konstruktionsprinzip kostengünstig • Filtration von belebtem Schlamm aus Textilabwasser-
herstellen lassen. Abbildung 2-15 zeigt die Ansicht eines behandlungsanlagen
Prototypen sowie ein Konstruktionsbeispiel. Infolge eines • Filtration von belebtem Schlamm aus der kommunalen
anderen konstruktiven Aufbaus der Membranplatte ist Abwasserbehandlung
bei den von der Fa. A3 entwickelten Membranen – im

75
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Modulsystem der US Filter Corporation Abb. 2-16


Membranmodul der Fa. US Filter Corporation
Von der amerikanischen Firma US Filter wird unter dem [Foto: US FILTER CORPORATION]
TM
Namen MemJet ein getauchtes Modulsystem produziert
und vertrieben. Die Membranmodule bestehen aus
gebündelten Kapillarmembranen (Porengröße ~ 0,2 µm), Permeat

die an beiden Enden fixiert sind (Abbildung 2-16). Am


Fuß des Moduls wird über eine Zweiphasendüse ein Luft-
Belebtschlamm-Gemisch eingetragen. Durch das aufströ-
mende Gemisch soll die reversible Deckschicht auf den
Membranen nach Herstellerangaben effizient kontrolliert
und eine gute Durchmischung im Membranreaktor Belebt-
schlamm-
gewährleistet werden, so dass Ablagerungen und Fouling- Wasser-
Gemisch
bildung auf den Membranen entgegengewirkt wird. Der
Luft
Permeatabzug erfolgt am Kopf des Moduls. Abbildung
2-17 zeigt die Draufsicht auf in Klarwasser getauchte
Module.

Modulsystem der Fa. Keppel Seghers Belgium Abb. 2-17


Membranmodul der Fa. Keppel Seghers Belgium
Das von der Firma Seghers Keppel unter dem Namen [Foto: KEPPEL SEGHERS BELGIUM NV]
®
Unibrane produzierte und vertriebene Modulsystem ist
in seiner konstruktiven Gestaltung mit dem der Firma
Kubota vergleichbar. Das Membranmodul besteht aus
Plattenmembranen der Firma Toray mit einer nominellen
Porengröße von 0,1 µm.

Die Modulanordnung kann an die jeweilige Anwendung


angepasst und sowohl einstöckig als auch zweistöckig
ausgeführt werden. Abbildung 2-17 zeigt die Draufsicht
auf in Klarwasser getauchte Module.

76
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Modulsystem der Weise Water Systems


GmbH & Co. KG

Das MicroClear Filtersystem besteht aus getauchten Ultra- der reversiblen Deckschicht beitragen. Zur Entfernung der
filtrationsmodulen, in die Membranen mit einer Poren- Deckschicht wird der Filtrationsbetrieb in bestimmten
größe von 0,05 µm eingebaut sind. Ein Modul besteht je Zeitabständen unterbrochen und die Module in dieser
nach Anwendungsfall aus 26 bis 40 einzelnen Filterplat- Zeit intervallweise belüftet. Das Rohwasser wird von
ten (siehe Abbildung 2-18), die parallel angeordnet sind. außen nach innen über die Membranen filtriert und das
In Abhängigkeit der Beschaffenheit des Rohwassers wer- Permeat durch Unterdruck an der Stirnseite des Moduls
den die Filterplatten mit unterschiedlichen Abständen an- über eine Sammelleitung abgezogen. Entsprechend der
geboten. In die Module wird nach Bedarf intermittierend benötigten Kapazität können 1 bis 100 MicroClear Filter
fein- bis mittelblasige Luft eingeblasen, wodurch das Be- in einem Rahmen nebeneinander und übereinander (ein-
lebtschlamm-Wasser-Gemisch aufströmt. So entstehen an und zweistöckig) angeordnet werden (Abbildung 2-18).
den Membranoberflächen Scherkräfte, die zur Kontrolle

Abb. 2-18
Modulsystem der Weise Water Systems GmbH & Co. KG [WEISE WATER SYSTEMS GMBH & CO. KG],
links: Aufbau eines Filterelements, rechts: Filtersystem in zweistöckiger Anordnung

Filterplatte

Membran

Spacer

Filtratauslässe

77
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Neuentwicklungen bei Membranmodulen aus Abb. 2-19


Deutschland Keramische Plattenmembranen der Firma ItN
Nanovation [Foto: ItN NANOVATION]
Modulsystem der ItN Nanovation
Das Modulsystem der Firma ItN Nanovation besteht aus
getauchten Modulen, die aus keramischen Platten-
membranen (Abbildung 2-19) aufgebaut sind. Als Werk-
stoff der Membranen wird vom Hersteller für die Träger-
schicht -Al2O3 und die aktive Trennschicht -Al2O3, TiO2
oder ZrO2 angegeben. Die Membranen sind mit unter-
schiedlichen Trenngrenzen aus dem Bereich der Mikro-
und Ultrafiltration lieferbar.

Ein Modul verfügt über 86 Membranplatten mit einem


Plattenabstand von 7 mm, wobei die aktive Membranflä-
che eines Moduls ca. 11 m2 beträgt. Maximal 8 Module
können zu einem Rack zusammengefügt werden.

Abb. 2-20
Membranmodul und Konfiguration der Module im Rack mit darunter liegender Belüftungseinrichtung
[Fotos: ItN NANOVATION]

Die Belüftungseinrichtung besteht aus mit Schlitzen ver- die hohe thermische und chemische Beständigkeit und
sehenen Rohrbelüftern. eine lange Standzeit sowie dem damit verbundenen brei-
teren Anwendungsgebiet.
Zur Kontrolle der Deckschicht werden die Membranmo-
dule bei der Filtration von Belebtschlamm von unten mit Modulsystem des Fraunhofer IGB, Stuttgart
grobblasiger Luft beaufschlagt. Besondere Vorteile der Der Rotations-Scheibenfilter (RSF) des Fraunhofer Insti-
keramischen Membranen erwartet der Hersteller durch tuts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB)

78
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

besteht aus einem zylindrischen Gehäuse, in dem ein tion der Abwasserinhaltsstoffe im Bereich von 200 bis
Stapel von Membranfilterscheiben auf einer rotierenden 500 U/min. Der RSF kann trocken aufgestellt oder als
Hohlwelle befestigt ist (Abbildung 2-21). Die Umdre- getauchtes System betrieben werden.
hungsgeschwindigkeit variiert nach Art und Konzentra-

Abb. 2-21
Prinzipskizze des Rotationsscheibenfilters (RSF)

Rotierende Hohlwelle

Membranfilterscheiben

Zylindrisches Gehäuse

Feststoff-
austrag

Filtrat

Zulauf

Die Membranen bestehen aus einem keramischen Abb. 2-22


Material und zeichnen sich im Betrieb durch hohe Per- Module des Rotations-Scheibenfilters im Labor-
meatflüsse aus. Momentan sind Keramikscheiben mit maßstab [Foto: FRAUNHOFER IGB]
Außendurchmessern von 152 mm und 312 mm und 6
Trenngrenzen erhältlich. Die Abbildung 2-22 zeigt ein
trocken aufgestelltes Labormodul mit Druckgehäuse.

Als getauchtes System eingesetzt, fehlt bei dem RSF das


Druckgehäuse. Das Permeat passiert die Trennschicht auf
der Membranscheibe von außen nach innen und wird
über die Hohlwelle abgezogen.

Die Deckschichtkontrolle erfolgt beim RSF durch das er-


zeugte Zentrifugalkraftfeld, welches die auf der Filterschei-
be haftende und deshalb mitrotierende laminare Grenz-
schicht nach außen abfließen lässt und somit für eine
ständige Deckschichterneuerung sorgt.

79
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Wie die Ergebnisse aus dem Betrieb von Pilotanlagen zei- griff dazu die Abweichungen gegenüber der Bemessung,
gen, ist der RSF unempfindlich gegenüber Verstopfungen der Gestaltung und dem Betrieb konventioneller Bele-
und Verzopfungen Dadurch ist der Einsatz des RSF auch bungsstufen fokussiert. Diese betreffen insbesondere
zur Filtration von gefaultem Klärschlamm geeignet. Auf
der Kläranlage Heidelberg wird zurzeit eine Demonstra- • die Vorbehandlung des Rohabwassers (mechanische
tionsanlage zur Filtration des Klärschlamms betrieben, Abwasserreinigung),
und auf der Kläranlage Tauberbischhofsheim wird im Jahr
2005 eine großtechnische Anlage zur Filtration des Klär- • die verfahrenstechnische Gestaltung und Bemessung
schlamms errichtet. In beiden Anlagen werden Keramik- der Belebungsstufe,
membranen mit einer Porengröße von 0,2 µm eingesetzt.
• die Bemessung der Belüftungseinrichtungen,
Sonstige Modulsysteme zur Trennung von
Belebtschlamm und Wasser • die Gestaltung der Schlammbehandlung,
Neben den zuvor beschriebenen Modulsystemen existie-
ren weitere, die aber in Deutschland (wie auch einige • den Betrieb der Membranstufe einschließlich der
der oben genannten) bislang nicht großtechnisch in der durchzuführenden Membranreinigung und
kommunalen Abwasserreinigung eingesetzt werden. Einige
der Hersteller für verschiedene Modulsysteme verfügen • geänderte Randbedingungen bzw. Sicherheiten für
jedoch über Referenzen im europäischen, amerikanischen mögliche Störfälle.
und asiatischen Raum, wie z. B. Module für getauchte
Systeme der Firmen Rhodia und Norit. Die Zahl der An- 2.1.3.1
bieter und der Neuentwicklungen von Modulen nimmt Bemessung
seit einigen Jahren kontinuierlich zu.
Die Bemessung einer Membranbelebungsstufe kann nach
2.1.3 den Grundsätzen der Bemessung für konventionelle Bele-
Planung und Betrieb von Membranbelebungs- bungsstufen, d. h. nach dem Arbeitsblatt ATV-DVWK-A-
anlagen 131 [ATV-DVWK 2000c] oder nach Hochschulgruppenan-
satz [DOHMANN ET AL. 1993] erfolgen. Aufbauend und
Bedingt durch die „neue“ Verfahrenskomponente Mem- ergänzend dazu wurde vom Institut für Siedlungswasser-
branstufe ergeben sich gegenüber der konventionellen wirtschaft der RWTH-Aachen in der ersten Hälfte des Jahres
Abwasserreinigung bemessungsspezifische, konstruktive 2005 ein Upgrade für das Bemessungstool „ARA-BER" her-
und betriebliche Unterschiede. Hierzu werden die maß- ausgebracht. Das Upgrade basiert auf einer mit Mitteln
geblichen Aspekte im Folgenden zusammengestellt. Sie der Oswald-Schulze-Stiftung und des Landes Nordrhein-
basieren auf Erkenntnissen aus den ersten Betriebsjahren Westfalen finanzierten Version des Bemessungsprogramms.
großtechnischer Anlagen, einer Vielzahl von labor- und
halbtechnischen Untersuchungen – zu nennen sind Im Vergleich zur konventionellen Bemessung, bei der
dabei auch die Erkenntnisse aus den Niederlanden (Ver- aufgrund der Interaktionen zwischen Belebungs- und
suchsfeld Beverwijk) [v.d. ROEST ET AL. 2002] – und den Nachklärbecken eine iterative und stark verknüpfte Be-
Veröffentlichungen des DWA-Fachausschusses KA 7 – messung von Belebungsbecken- und Nachklärbecken-
Membranbelebungsverfahren [ATV-DVWK 2000a; DWA volumina zu erfolgen hat, ist dies bei einer Membran-
2005]. Dieser Ausschuss, in dem Betreiber, Hersteller und belebungsstufe nicht erforderlich. Membranstufe und
Wissenschaftler vertreten sind, erarbeitet ein entspre- Belebungsbecken können unter den im Folgenden aufge-
chendes Arbeitsblatt für Membranbelebungsstufen in führten Rahmenbedingungen weitgehend getrennt von-
Analogie zum Arbeitsblatt ATV-DVWK-A-131, so dass in einander ausgelegt werden.
einigen Jahren ein verbindliches Regelwerk zu erwarten
ist. In nachfolgender Zusammenstellung werden im Vor-

80
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Ein Beispiel zu der Bemessung einer Membranbelebungs- penansatzes. Bei höherem Schlammalter sind die in
anlage auf Basis der nachfolgenden Empfehlungen ist in Abbildung 2-23 dargestellten Auslegungsempfehlungen
Kapitel 2.5 erläutert. des DWA-Fachausschusses KA-7 Membranbelebung [ATV-
DVWK 2000a; DWA 2005] zu berücksichtigen, da infolge
Die Bemessung der Belebungsbecken erfolgt dabei des höheren Schlammalters die üblichen Ansätze zur
für Schlammalter < 30 Tage nach den bewährten o. g. Ermittlung des Überschussschlammanfalls keine Gültig-
Bemessungsverfahren der ATV oder des Hochschulgrup- keit besitzen.

Abb. 2-23
Spezifische Überschussschlammproduktion in Membranbelebungsstufen [ATV-DVWK 2000a]

1,4

1,2

1,0
1,2
ÜSBSB5 [kg TS/kg BSB5]

1,0
0,8 0,8

0,6
0,6 0,4
TS0/BSB5
Bemessungsbereich
0,4
minimale ÜS-Produktion Nährstoffelimination tTS = 15d

0,2

0
0,001 0,01 0,1 1
Schlammbelastung [kg BSB5 /(kg ·TS · d)]

Bis heute werden sämtliche bestehenden und geplanten für den Betrieb der Membrananlagen TSBB im Bereich von
großtechnischen Membranbelebungsanlagen zur kommu- 10 bis 15 g/l bewährt, da in diesem Bereich das Schlamm-
nalen Abwasserreinigung in Deutschland mit Schlamm- Wasser-Gemisch gut filtrierbar und der Sauerstoffeintrag
belastungen von BTS, BSB5  0,08 kg BSB5/kg TS, d. h. für wirtschaftlich zu gewährleisten ist. Der Schlammindex
eine Stickstoffelimination bei simultan-aerober Schlamm- wird bei der Bemessung von Membranbelebungsanlagen
stabilisierung (Schlammalter  25 d), ausgelegt. nicht berücksichtigt.

Während bei konventionellen Belebungsstufen der Fest- Infolge des höheren TSBB in Membranbelebungsstufen
stoffgehalt (TSBB) und der Schlammindex (ISV) in der von 10 bis 15 g/l, je nach Modulart und Herstelleremp-
Belebungsstufe sowohl in die Größe des Belebungs- als fehlungen, ergeben sich bei gleicher Schlammbelastung
auch des Nachklärbeckens Eingang findet, ist dieses bei im Vergleich zu konventionellen Belebungsstufen um 3-
Membranbelebungsstufen nicht der Fall. Prinzipiell kann bis 4fach kleinere Belebungsbeckenvolumina. Das
hier der TSBB für die Festlegung des Belebungsbeckenvolu- geringere Belebungsbeckenvolumen sowie das bei Mem-
mens frei gewählt werden. In der Praxis haben sich aber brananlagen nicht vorhandene Volumen der Nachklär-

81
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

becken haben Relevanz für das Puffervermögen und die hydraulischen Verweilzeit von sechs Stunden beim kriti-
Abbauleistung infolge geringerer Durchflusszeiten. schen Lastfall führt.

Zur Einhaltung der Einleitanforderungen bzgl. der Stick- Der kritische Lastfall kann bei Mischwasserzufluss infolge
stoffparameter sollte daher für den kritischen Bemes- von Spülstößen mit gleichzeitig auftretenden NH4-N-
sungsfall eine Mindestdurchflusszeit im Belebungs- Konzentrationsspitzen im Zulauf auftreten. Treten dage-
becken eingehalten werden. Die Empfehlung einer erfor- gen keine derartigen Konzentrationsspitzen bei Misch-
derlichen Mindestdurchflusszeit von 6 h (bzw. 8 h bei wasserzufluss auf, sondern es sind tageszeitlich bedingte
weitergehenden Anforderungen) bei einer Bemessungs- Konzentrationsspitzen bei Trockenwetterzufluss zu erwar-
temperatur von 10 °C für den kritischen Bemessungsfall ten, ist der kritische Lastfall anhand von aufgezeichneten
kann unterschritten werden, wenn das dazu erforderli- Konzentrationsganglinien über einen repräsentativen
che Volumen der Membrananlage größer wäre als das Zeitraum darzulegen.
Belebungsbeckenvolumen, das sich bei der konventio-
nellen Auslegung mit einem Volumenzuschlag von bis Die Empfehlung einer Mindestdurchflusszeit von 6 h
zu 50 % ergibt (bei einem gewählten TSBB = 10 bis 15 g/l beim maßgebenden Lastfall und einer Bemessungstempe-
in der Belebungsstufe). Dabei muss unbedingt beachtet ratur von 10 °C gibt den derzeitigen Stand des Wissens
werden, dass das Nitrifikationsvolumen der Membranan- wieder. Durch den Gewinn an Erkenntnissen aus dem
lage (mit VDeni, MBR / VNitri, MBR = 1) infolge der Volumenbe- Betrieb von Membranbelebungsanlagen werden die der-
schränkung (VMBR, max = 1,5 · VBB, konventionell, 10-15 g TS/l) nicht zeitigen Empfehlungen zur Bemessung von Membranbe-
kleiner als das erforderliche Nitrifikationsvolumen bei lebungsanlagen weiterentwickelt.
konventioneller Auslegung wird (bei einem gewählten
TSBB = 10 bis 15 g/l in der Belebungsstufe). Die erforder- Das geringere Reaktorvolumen von Membranbelebungs-
lichen Beckenvolumina können sowohl durch entspre- anlagen wirkt sich nicht nur auf das mögliche Durch-
chend groß dimensionierte Belebungsbecken als auch schlagen von Zulaufspitzen, sondern auch auf die Leis-
durch alternativ zu errichtende Misch- und Ausgleichs- tungsfähigkeit der Denitrifikation aus. Diese ist bei den
becken vorgehalten werden. Die Empfehlungen hin- großtechnischen Membranbelebungsanlagen bislang als
sichtlich der erforderlichen Durchflusszeit, des Verhält- vorgeschaltete Denitrifikation ausgebildet. Infolge des
nisses zwischen Nitrifikations- und Denitrifikationsvolu- geringeren Belebungsbeckenvolumens können uner-
men der Membrananlage sowie der Volumenbeschrän- wünschte Effekte auftreten, wie z. B. eine vermehrte Sau-
kung auf das 1,5-fache Belebungsbeckenvolumen bei erstoffverschleppung aus dem Nitrifikations- oder Filtra-
einer konventionellen Auslegung (bei einem gewählten tionsbereich in die Denitrifikationszone. Hohe Rezirkula-
TSBB = 10 bis 15 g/l in der Belebungsstufe) beruhen auf tionsraten aus dem Filtrationsbereich verstärken dies.
Simulationsstudien, die am Institut für Siedlungswasser-
wirtschaft der RWTH Aachen durchgeführt wurden. Um die Auswirkungen einer vermehrten Sauerstoffver-
Dabei wurden die Ablaufkonzentrationen einer fiktiven schleppung zu reduzieren, ist im Gegensatz zu der Be-
konventionellen Kläranlage und einer fiktiven Mem- messung konventioneller Belebungsstufen die Größe des
branbelebungsanlage mit einer Anschlussgröße von Denitrifikationsbereichs in etwa der Größe des Nitrifika-
100.000 E unter Variation des Membranbelebungsvolu- tionsbereichs (VDN : VN = 1) gleichzusetzen. Um unter-
mens modelliert. Unter der Annahme, dass der Standard- schiedlichen Betriebszuständen Rechnung zu tragen, ist
parametersatz (Z.B. BORNEMANN ET AL. 1998 für das ein Teil des Belebungsbeckens als Variobereich zu gestal-
Activated Sludge Model No. 1) auch für Membranbele- ten. Dieser Bereich, mit einem Volumen von ca. 30 – 50 %
bungsanlagen gültig ist, der Berücksichtigung eines des Denitrifikationsvolumens, ist den betrieblichen An-
Schwankungsfaktors von 1,7 und einer vorgegeben Be- forderungen entsprechend im Belebungsbecken anzuord-
messungslast ergaben sich für beide simulierten Kläran- nen. Auch kann der Filtrationsbereich auf das Nitrifikations-
lagen vergleichbare Ablaufkonzentrationen bei einem volumen angerechnet werden, wobei sowohl die Betriebs-
Volumen der Membranbelebungsstufe, welches zu einer weise der Belüftung der Module als auch ein geringerer

82
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Sauerstoffeintragswert berücksichtigt werden müssen (flächenspezifischer Fluss) in Abhängigkeit von Eigen-


(vgl. Pkt. Belüftungsbedarf Membranmodule). schaften des zu filtrierenden Mediums (Temperatur,
Viskosität etc.).
Generell sollten zur Vermeidung von Sauerstoffverschlep-
pungen in den Denitrifikationsbereich bzw. zur Optimie- Die Membranfläche sollte dabei derart bemessen werden,
rung der Sauerstoffausnutzung im Nitrifikationsbereich dass die zu Grunde gelegten flächenspezifischen Flüsse
Beruhigungszonen vor der Schlammrückführung vorgese- einen dauerhaften, stabilen Betrieb der Membranmodule
hen werden. – auch bei Spitzenzuflüssen – ermöglichen. Kurzzeitige,
d. h. wenige Stunden dauernde Überschreitungen der
Darüber hinaus bietet es sich bei einem räumlich ge- maximalen Flüsse sind zwar möglich, sollten jedoch im
trennten Filtrationsbereich an, den Rücklaufschlamm aus Hinblick auf den langfristigen Erhalt einer hohen Per-
der Filtration nicht in die Denitrifkations-, sondern in die meabilität vermieden werden. Übliche Permeabilitäten
Nitrifikationszonen zurückzuführen. Hierdurch sind beide liegen bei neuen bzw. gereinigten Membranen im Bereich
internen Schlammkreisläufe – Rezirkulationsschlamm zur oberhalb von 150 – 200 l/(m2 · h · bar), eine Intensivreini-
Denitrifikation aus der Nitrifikationsstufe und Rücklauf- gung ist üblicherweise bei einer Permeabilität < 100 l/
schlamm aus der Membranstufe – voneinander getrennt (m2 · h · bar) durchzuführen.
einstellbar.
Sieht das Anlagenkonzept vor, dass sich permanent eine
Die genannten Maßnahmen können zur Verkleinerung oder mehrere Modulkassetten oder sogar Filtrationsstra-
des VDN - zu VN -Verhältnisses beitragen. ßen in einem Reinigungszyklus befinden (z. B. bei großen
Anlagen), so sind diese in der Reinigung befindlichen Flä-
Um Phosphorablaufwerte gemäß den Einleitanforderungen chen bei der Bemessung der Membranfläche für den Last-
zu erreichen, ist eine Phosphatfällung gemäß den etablier- fall nicht anzusetzen.
ten Empfehlungen (z B. ATV-DVWK-A131 [ATV-DVWK
2000c]) durchzuführen. Üblicherweise wird eine Fällmit- Bei der Ermittlung der notwendigen Membranflächen
telzugabe in die Belebungsstufe, d.h. eine Simultanfällung, sind zudem interne Prozesswassermengen, z. B. aus der
praktiziert. Der bei einer simultanen Phosphatelimina- Siebreinigung, zu berücksichtigen.
tion erhöhte spezifische Überschussschlammanfall kann
gemäß Arbeitsblatt ATV-A202 ermittelt werden [OHLE 2001]. Auf Basis der Erfahrungen der im Betrieb befindlichen
Membranbelebungsanlagen können mit den auf dem
Bemessung der Membranfiltrationsstufe Markt derzeit zur Verfügung stehenden Membranmodulen
Bemessungsflüsse, d. h. Nettoflüsse, basierend auf
In Analogie zum konventionellen Belebungsverfahren ist dem Ablauf der Gesamtanlage, für die Membranfläche
bei Membranbelebungsstufen die Phasenseparation, d. h. von 25 l/(m2 · h ) bei Temperaturen des Schlamm-Wasser-
die Membranstufe, zu dimensionieren. Im Gegensatz zu Gemisches von 8 °C angesetzt werden. Bei einer Bemes-
konventionellen Belebungsstufen hat der gewählte Be- sungstemperatur von 10 °C darf dieser Wertebereich um
messungsfeststoffgehalt TSBB im für Membranbelebungs- 15 % höher gewählt werden [ATV-DVWK 2000a].
anlagen üblichen Bereich von 10 bis 15 g/l einen nicht
quantifizierbaren Einfluss auf die Auslegung der zu instal- Auslegung der Belüftungseinrichtungen
lierenden Membranfläche. Eingang in die Bemessung
der Membranstufe bzw. die Berechnung der erforder- Beim Membranbelebungsverfahren führt der höhere TS-
lichen Membranfläche finden Gehalt im Belebungsbecken zu höheren Viskositäten der
Belebtschlamm-Wasser-Suspension im Vergleich zu kon-
• der maximale Zufluss zur Membranbelebungsstufe bzw. ventionellen Belebungsstufen. Dies wirkt sich wiederum
der maximale Ablaufvolumenstrom sowie auf den Stoffübergang und damit auf den Sauerstoffein-
• die Leistungsdaten der eingesetzten Membranmodule tragskoeffizienten  aus, wie Abbildung 2-24 zeigt.

83
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-24
Sauerstoffübergangskoeffizienten (-Werte) der KA Rödingen und Markranstädt bei einer feinblasigen
Druckbelüftung [CORNEL ET AL. 2001]

Markranstädt Rödingen

1,0

0,8
alpha-Wert [-]

0,6

0,4

0,2

0
0 5 10 15 20

TS-Gehalt [g/l]

Bei der Bemessung der Belüftungseinrichtungen für den Weitere Reduzierungen des Belüftungsbedarfs für die
Sauerstoffeintrag ist diesem Rechnung zu tragen, da Sau- Membranstufe infolge verbesserter Modulkonzepte sind
erstoffeintragsmessungen in den Belebungsbecken der zukünftig zu erwarten (siehe Kapitel 2.1.2).
Kläranlagen Markranstädt und Rödingen eine Abnahme
des -Wertes mit steigendem Trockensubstanzgehalt Mit der Belüftung der Membranmodule findet auch ein
gezeigt haben (Abbildung 2-24). Bei einem TS-Gehalt von Sauerstoffeintrag statt, der für den biologischen Abbau
7 g/l wurden -Werte von 0,75 gemessen, diese gingen angerechnet werden kann. Der zugehörige -Wert sollte
bei einem TS-Gehalt von 17 g/l auf 0,4 zurück. mit 0,17 bis 0,20 (TSBB = 16 bis 10 g/l) angesetzt werden.
[SEYFRIED 2002]
Wird bei einer Bemessung einer Membranbelebungsstufe
der üblicherweise angesetzte TSBB von 12 g/l zu Grunde Schlammbehandlung
gelegt, sollte für den Sauerstoffeintrag ein -Wert von 0,6
gewählt werden. Dieser entspricht in etwa -Werten kon- Die ersten Erfahrungen bei der Behandlung von Schlämmen
ventioneller Anlagen mit feinblasiger Belüftung [CORNEL aus Membranbelebungsanlagen zeigen, dass sich bezüg-
ET AL. 2001]. lich der Stoffeigenschaften nur unwesentliche Abwei-
chungen gegenüber den aerob-stabilisierten Schlämmen
Die notwendige Belüfterleistung für die Überströmung aus konventionellen Anlagen ergeben. So haben Versuche
der Membranmodule kann – je nach Modul – mit 7,5 bis zur Entwässerung des aerob stabilisierten Schlamms auf
2
25 W/m installierte Membranfläche abgeschätzt werden. der KA Rödingen sowie der Pilotanlage Büchel gezeigt,
Da der Belüftungsbedarf sowie die Belüftungsstrategien dass mit den üblichen Aggregaten (Kammerfilterpresse,
(grob-, mittelblasig, permanent, intermittierend) sehr von Zentrifuge) bei gleichen Betriebsbedingungen und einem
den Modulherstellerkonzepten abhängen, erfolgt die Aus- vergleichbaren Flockungshilfsmittelbedarf Trockenrück-
legung der Belüftung üblicherweise seitens der Hersteller. stände von 25 bis 30 % erreichbar sind [ENGELHARDT

84
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

ET AL. 2001; N.N. 2002c; DICHTL, KOPP 1999; BRANDS ET einem 3-mm-Rechen sowie einem Sand- und Fettfang
AL. 2000; VAN DER ROEST 2001; DRENSLA ET AL. 2001]. als ausreichend anzusehen ist, da diese eine geringere
Verzopfungsneigung aufweisen [N. N. 2002c].
Auch bezüglich der Faulbarkeit von Membranschläm-
men wurden anhand der spezifischen Faulgasproduktion Um den Anforderungen an die Vorbehandlung bei Mem-
ähnliche Werte festgestellt wie für Schlämme aus konven- branbelebungsanlagen gerecht zu werden, wurden seitens
tionellen Anlagen mit simultan aerober Schlammstabili- der Rechen- bzw. Siebanlagenhersteller bereits neue Pro-
sierung [BRANDS ET AL. 2000; VAN DER ROEST 2001]. dukte entwickelt. Beispiel hierfür ist der von der Huber
AG angebotene Membrane-Screen (Abbildung 2-25) zur
2.1.3.2 Feinstsiebung des Rohabwassers im Zulauf einer Mem-
Konstruktive und planerische Gestaltung branbelebungsstufe.

Membranbelebungsanlagen unterscheiden sich im Hin-


blick auf die konstruktive und planerische Gestaltung Abb. 2-25
nicht wesentlich von konventionellen Belebungsanlagen. Prinzipskizze und Ansicht einer Siebanlage für
Dies betrifft auch Überlegungen zu möglichen Störfallsze- Membranbelebungsanlagen (Kläranlage Markran-
narien, die z. B. bei einer Genehmigungsplanung anzu- städt) [HUBER 2002, STEIN 2002a]
stellen sind. Nachfolgend werden daher nur die Aspekte
aufgeführt, die bei Membranbelebungsanlagen gesondert
im Vergleich zu konventionellen kommunalen Abwasser-
reinigungsanlagen zu berücksichtigen sind.

Mechanische Vorbehandlung

Der mechanischen Reinigung des zufließenden Abwassers


kommt beim Membranbelebungsverfahren eine besonde-
re Bedeutung zu. Wie großtechnische Erfahrungen zei-
gen, neigen die eingesetzten Membranmodule zu Verzop-
fungen und infolgedessen zu Verschlammungen [BAUM-
GARTEN 2001a]. Daraus resultiert eine unzureichende
Membranüberströmung, die wiederum zu geringeren Filtra-
tionsleistungen führt oder sogar Beschädigungen der Mem-
branen verursachen kann [ENGELHARDT ET AL. 2001].

Daher ist das Rohabwasser deutlich sorgfältiger von Stör-


stoffen wie Fetten, Haaren oder sonstigen Grobstoffen zu
befreien, als dies bei konventionellen Belebungsanlagen
der Fall ist. Die Güte der Vorbehandlung ist dabei neben
der Zuflussbeschaffenheit auch vom eingesetzten Mem-
branmodul abhängig. So wird für den Einsatz von Kapil-
larmembranen eine mechanische Vorreinigung be-
stehend aus einem Rechen im Zulaufbereich (3 bis 5 mm),
einem Sand- und Fettfang, gefolgt von einem Feinrechen
bzw. -sieb mit einer Spalt- bzw. Maschenweite von < 1 mm
empfohlen [MEYER 2001; DRENSLA 2001]. Erfahrungen
mit Plattenmodulen zeigen, dass eine Vorbehandlung mit

85
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Anlagengestaltung im Hinblick auf Störfallszenarien Anlagengestaltung im Hinblick auf die Anordnung


der Membranflächen und Reaktoren
Im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen sind
bei Membranbelebungsanlagen Überlegungen zu Störfäl- Die Membrantrennstufe sollte bei Anlagenneuerrichtungen
len anzustellen, die sich auf die Leistung der Membran- grundsätzlich zweistraßig bei einer hydraulischen Entkopp-
stufe auswirken. Letztlich stellt ein Totalausfall der Mem- lung beider Straßen, d. h. separate Becken einschließlich
branstufe den größten anzunehmenden Störfall für diese Peripherie, gestaltet werden, um einen separaten Betrieb
Anlagen dar, ähnlich wie dies bei konventionellen Anla- jeder Straße für den gesamten Zufluss aus dem Belebungs-
gen für das Versagen der Nachklärbecken gilt. becken zu ermöglichen. Das System ist hydraulisch auf die-
se Zuflussmengen auszulegen. Zuschläge für die Permeat-
Daher sind die Vorreinigungsstufen (Rechen, Sand- und leistung der Membranen sind dann erforderlich, wenn bei
Fettfang sowie ggf. Leichtstoffabscheider) von Membran- der Bemessung der Anlage auf Qmax die Leistungsreserven
belebungsanlagen, die maßgeblich für die dauerhafte der Membranen bereits voll ausgeschöpft wurden.
Funktion der Membranen sind, so zu gestalten, dass ein
Versagen – auch bei Havarien im Einzugsbereich der Klär- Gleiches gilt für drei- und vierstraßige Anlagen, bei denen
anlage – unter üblichen Störfallannahmen bei kommuna- der Ausfall einer Straße planerisch zu berücksichtigen ist.
len Kläranlagen ausgeschlossen werden kann. Bei mehrstraßigen (> 4) Anlagen sollten die Membranstu-
fen so ausgelegt werden, dass mit 80 % der zur Verfügung
Notfalls ist bei kritischen Einleitungen infolge von Hava- stehenden Membranfläche die maximalen Wassermengen
rien im Einzugsbereich von Kläranlagen der Zulauf in die unter Bemessungsbedingungen behandelt werden können.
Membranbelebungsstufe zu unterbinden, um sowohl eine
toxische Schädigung der Biomasse als auch eine Beschädi- Die konstruktive Gestaltung der Membranstufen ist so
gung der Membranen zu vermeiden. Dieses kann durch vorzunehmen, dass bei einem notwendigen Membraner-
spezielle Sonden (z. B. Leitfähigkeitsprofilsonden) im Ein- satz die o. g. minimal erforderliche Membranfläche bei
laufbereich der Kläranlage geschehen, so dass im Falle von Kläranlagen < 10.000 E (entsprechend einem Mischwas-
Havarien eine Aktivierung von Kanalvolumen, Stauraum- serzufluss Qm < ca. 246 m3/h bzw. einem Tageszufluss
kanälen, Regenüberlaufbecken vor der Kläranlage oder Qd < ca. 2.250 m3/d) kurzfristig aus- und eingebaut,
sonstiger Pufferbecken auf der Kläranlage (z. B. nicht getauscht oder ggf. gereinigt werden kann. Seitens der
genutzte Vorklärbecken) erfolgen kann. Das Speichervolu- Membranlieferanten ist zu gewährleisten, dass die not-
men sollte so bemessen sein, dass bei Mischwasserzufluss wendigen Membranflächen in zwei bis drei Werktagen
der Zulauf zur Membranbelebungsanlage 2 h gespeichert verfügbar, liefer- und montierbar sind. Bei einstraßigen
werden kann. Dabei kann das unter 2.1.3.1 genannte Anlagen müssen zudem die Membranflächen im laufen-
Misch- und Ausgleichsbeckenvolumen im Hinblick auf die den Betrieb (gefüllte Becken) montierbar sein.
einzuhaltende Mindestdurchflusszeit angerechnet werden.
Hingegen darf Stau- oder Speichervolumen, das für die Für Anlagen mit mehr als 10.000 E (entsprechend einem
Einhaltung der Kriterien an die Mischwasserbehandlung Mischwasserzufluss Qm > ca. 246 m3/h bzw. einem Tages-
(Arbeitsblatt ATV-A 128) erforderlich ist, nicht auf das zu zufluss Qd > ca. 2.250 m3/d)1) haben die beiden letztge-
errichtende Puffervolumen angerechnet werden. nannten Forderungen jedoch eher eine untergeordnete
Bedeutung, da infolge von Verdünnungseffekten selbst
Denkbar ist auch die Errichtung von Tauchwänden und bei störfallbedingten Indirekteinleitungen die Schädigung
Abzugseinrichtungen, um bei kritischen und nicht zuläs- der gesamten Membranstufe sehr unwahrscheinlich
sigen Indirekteinleitungen, wie z. B. Öl, Benzin, eine erscheint. Zudem können größere Anlagen mehrstraßig
unmittelbare Beaufschlagung der Membranen ausschlie- konzipiert werden, sofern ausreichende Leistungsreserven
ßen zu können. vorhanden sind.

1) Annahmen gemäß Planung ATV-DVWK-A131 [ATV-DVWK 2000c]: Xs = 14h/d, xf = 24h/d, spez. Fremdwasseranfall = 0,5 · Qs, Qm = 2 · Qs + Qf

86
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Mess-, Steuer-, Regeltechnik Da die zum Einsatz kommenden Reinigungsmittel stark


ätzend, oxidierend oder korrosiv sind, müssen Anforde-
Über die heutzutage übliche MSR-Technik auf kommuna- rungen sowohl an die Auswahl von Werkstoffen für
len Kläranlagen hinaus sind bei Einsatz der Membran- betroffene Becken (z. B. Kunststoffversiegelungen) und
technik zusätzliche Messgrößen aufzunehmen. Diese Aggregate (z. B. Edelstahl, PE) als auch an den Arbeits-
betreffen insbesondere die Beobachtung der Permeabili- schutz (z. B. Abzugseinrichtungen für entstehende Gase
tätsentwicklung der Membranen, die zumindest je Straße (Chlor) gemäß den Empfehlungen nach GefStoffV oder
separat zu erfassen ist. Dies ist notwendig, um ggf. recht- DVGW für MAK-Werte) in die Planung einfließen.
zeitig Reinigungen durchzuführen, so dass eine ausrei-
chende Permeatleistung vorgehalten werden kann. Für die Vorratshaltung der Chemikalien, die zur Anmi-
schung der Reinigungslösungen benötigt werden (siehe
Für diese Messungen sind der Saugdruck und der Durch- Kapitel 2.1.3.3) sind geeignete Vorratsbehälter oder Lager-
fluss online aufzunehmen, wobei konstruktive Maßnah- räume vorzusehen.
men und hydrostatische Einflüsse auf die Druckmessung
berücksichtigt sowie Störeinflüsse bei der Durchflussmen- 2.1.3.3
genmessung auszuschließen sind. Betrieb

Darüber hinaus sind zum Betrieb und zur Reinigung der Maßnahmen zum Erhalt der Filtrationsleistung
Module Anforderungen gemäß Herstellerempfehlungen
(z. B. Lauf-/Pausenzeiten, ggf. Rückspülzeiten und -volu- Für einen sicheren Betrieb einer Membranbelebungsstufe
menströme, Umgang mit Störfallmeldungen etc.) einzu- hat die Gewährleistung einer ausreichenden Filtrations-
halten. leistung einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Gewähr-
leistung der Absetzbarkeit des Belebtschlamms in einem
Stromversorgung Nachklärbecken. Während jedoch bei konventionellen
Anlagen auf die Absetzeigenschaften der belebten Schläm-
Bei Stromausfällen sollte eine Notstromversorgung ähn- me nur begrenzt Einfluss genommen werden kann – zu
lich wie bei konventionellen Anlagen vorgesehen wer- nennen sind beispielsweise Schwimmschlamm, Bläh-
den, falls nicht eine zweiseitige Stromeinspeisung auf der schlamm oder Schaumprobleme – so kann im Gegensatz
Kläranlage erfolgen kann. Dabei ist in jedem Falle eine dazu die Filtrationsleistung bei Membranbelebungsanlagen
Versorgung der Prozessleittechnik sowie der Permeation durch regelmäßige betriebliche Maßnahmen, d. h. Mem-
und der Strombedarf für eine minimale Modulbelüftung branreinigungen, aufrechterhalten werden.
(ca. 25 - 30 % des Bemessungswertes) anzusetzen.
Diese Membranreinigungen sind für alle auf dem Markt
Denkbar sind auch Pufferbehälter oder Reserven bei den angebotenen Membranen erforderlich, da trotz ausrei-
Freibordhöhen der Reaktoren, um einen Aufstaubetrieb chend wirksamer Vorbehandlung und Modulbelüftung
für einen kurzen Zeitraum zu ermöglichen. die Permeabilität und damit bei gleichem transmembra-
nen Druck die Flussleistung der eingesetzten Membran-
Membranreinigung module ausgehend von der Bemessungsflussrate von z. B.
25 l/(m2 · h) im Laufe der Betriebszeit kontinuierlich ab-
Für den Erhalt der Filtrationsleistung ist regelmäßig eine nimmt. Die Leistungsabnahme ist auf eine Erhöhung des
Reinigung der Membranmodule durchzuführen, die ent- Filtrationswiderstands durch organische und anorgani-
weder im Belebungs-/Filtrationsbecken selbst oder in sche Deckschichten auf den Membranflächen bzw. die
separaten Becken erfolgen kann. Je nach Membranher- Verblockung von Membranporen zurückzuführen, die
stellerkonzept ist für das separate Becken oder die Reini- sich durch betriebliche Maßnahmen wie Überströmung
gungslösung eine Beheizung vorzusehen. und ggf. Rückspülung der Membranflächen nicht vermei-
den lassen.

87
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Im Allgemeinen werden zur Reinigung saure, alkalische sen je nach Verschmutzungsgrad alle drei bis sechs Monate
und oxidativ wirksame Reinigungsmittel in Zwischen- durchgeführt werden. Analog zur Zwischenreinigung wer-
oder Intensivreinigungen eingesetzt, mit denen sich die den die Module im eingebauten Zustand (in situ) oder im
ursprüngliche Filtrationsleistung wieder herstellen lässt. ausgebauten Zustand in separaten Reinigungsbehältern
(ex situ) gereinigt. Die Reinigung erfolgt im eingebauten
Für die Reinigung der Membranmodule sind in jedem Zustand im Belebtschlamm, in Reinigungslösung oder an
Fall die Vorgaben des Membran- bzw. Modulherstellers zu der Luft (on air). Bei der letzten Möglichkeit werden die
berücksichtigen, da sich die Reinigungsprozeduren modul- Filtrationsbecken entleert, so dass die Module frei hängen.
spezifisch erheblich unterscheiden können.
Die externe Reinigung (ex situ) wird bei Temperaturen
Als Zwischenreinigungen werden die Reinigungen der Reinigungslösung von 30 °C bis 35 °C durchgeführt.
bezeichnet, die in situ im Belebtschlamm durchgeführt Während der Reinigung können die Membranen belüftet
werden. Sie finden regelmäßig ein- bis zweimal pro werden, um eine gleichmäßigere Verteilung der Chemika-
Woche bei schwachen Reinigungsmittelkonzentrationen lien zu erreichen. Mit einer ex-situ-Reinigung wird bisher
(z. B. 150 bis 500 ppm aktiver Chlorgehalt) statt und wer- das beste Reinigungsergebnis erzielt, wobei der betriebli-
TM
den z.B. bei ZeeWeed -und Puron-Modulen angewendet. che Aufwand zur Durchführung höher ist [DRENSLA,
Während einer verlängerten Rückspülphase wird dabei SCHAULE 2004]. Tabelle 2-3 zeigt die Zusammenstellung
das entsprechende Reinigungsmittel dem Permeat zuge- der Reinigungsverfahren für getauchte Modulsysteme.
setzt und permeatseitig in die Module gepumpt, die in
das Belebtschlamm-Wasser-Gemisch getaucht sind. Intensivreinigungen können die eingesetzten organi-
schen Membranwerkstoffe aufgrund der hohen Chemika-
Intensivreinigungen mit höheren Chemikalienkonzen- lienkonzentrationen schädigen und wirken sich somit
trationen (z. B. 500 – 2.000 mg/l aktiver Chlorgehalt) müs- negativ auf die Standzeit einer Membran aus.

Tab. 2-3
Reinigungsverfahren für getauchte Modulsysteme

Membranmodule eingebaut (in situ) Membranmodule ausgebaut (ex situ)

im belebten Schlamm Zugabe der Chemikalie von der Permeatseite

in Reinigungslösung Entleerung der Becken und Füllung mit Reinigung in separater Waschzelle, Zugabe der

Reinigungslösung, Zugabe der Reinigungslösung Chemikalien bei 30 °C bis 35 °C von der Feedseite

von der Feedseite

an Luft (on air) Absenkung des Wasserspiegels und Zugabe

der Chemikalien von der Permeatseite

Der Einsatz von Natriumhypochlorit als Reinigungs- meatrückführung in die biologische Stufe vorgebeugt
mittel liefert derzeit die besten Reinigungserfolge. Damit werden. Durch Untersuchungen zur Vorbehandlung von
verbunden sind bei hohen Reinigungsmittelkonzentratio- Spülwässern nach der intensiven externen Reinigung
nen ggf. negative betriebliche Auswirkungen, wie z. B. werden Vorbehandlungsmaßnahmen entwickelt, die die
eine Schädigung der Biozönose und ein Überschäumen AOX-Konzentration in den Spülwässern vermindern und
der Belebungsstufe, so dass Überdosierungen auf jeden eine Schaumbildung in der Kläranlage verhindern soll
Fall zu vermeiden sind. Auch kann sich vor allem bei [DRENSLA, SCHAULE 2004]. Derzeit werden unkritischere
in-situ-Reinigungen eine nachteilige Wirkung auf die Reinigungsmittel, wie z. B. Wasserstoffperoxid oder Zitro-
Ablaufqualität durch z. B. erhöhte AOX-Konzentrationen nensäure, in verschiedenen Membranbelebungsanlagen
im Permeat ergeben. Diesem kann jedoch durch eine Per- getestet.

88
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Energiebedarf

In bestehenden Membranbelebungsanlagen wurden spezifi- In Abbildung 2-26 sind beispielhaft die spezifischen
3
sche Verbräuche in einem Bereich von 0,8 bis 2,0 kWh/m Energieverbräuche für die Kläranlage Markranstädt in
Permeat ermittelt. Davon entfällt der größte Anteil von Abhängigkeit vom Anlagendurchsatz dargestellt. Dabei
ca. 50 bis 80 % auf die Modulbelüftung, die jedoch auch wurden die Energieverbräuche der Membranstufe (Saug-
einen Großteil des für die biologische Reinigung notwen- pumpen und Modulbelüfter), der Rezirkulationspumpen,
digen Sauerstoffeintrages bewirkt. Als Haupteinflussfakto- der Rührwerke, der feinblasigen Belüfter und des Einlauf-
ren auf den spezifischen Energiebedarf wurden der Anla- bauwerks berücksichtigt.
gendurchsatz, der TS-Gehalt (Sauerstoffeintragskoeffizient)
sowie die Abwassertemperaturen ermittelt. Der spezifische Während die Energieverbräuche für die Aggregate Rezirku-
Energiebedarf von Membranbelebungsanlagen ist derzeit lationspumpen, Rührwerke und Einlaufpumpwerk nahezu
zwar noch höher als der konventioneller Abwasserreini- unabhängig vom Anlagendurchsatz sind, ergeben sich für
gungsanlagen, wobei aber auch die Ablaufqualität bezüg- den Betrieb der Membranstufe und der feinblasigen Belüf-
lich hygienerelevanter Parameter besser ist. Für die Klär- tung deutliche Abhängigkeiten. Es zeigt sich, dass bei
anlagen Markranstädt und Monheim liegt der spezifische höheren zu behandelnden Abwasservolumenströmen der
Energiebedarf bezogen auf den mittleren Zufluss im Be- spezifische Energieverbrauch für die Membranstufe um
3 3
reich von 0,8 kWh/m bis 0,9 kWh/m [DWA 2005]. Die 22 % geringer ausfällt als bei geringeren Durchsätzen.
Schwankungsbreiten für verschiedene Anteile des spezifi- Diese Tendenz ist auch bei dem spezifischen Energiebe-
schen Energiebedarfs (z. B: Crossflow-Belüftung, Permeat/ darf für die feinblasige Belüftung festzustellen. Hier kann
Rezirkulation, zusätzlicher Belüftungsbedarf) sind im sogar eine Verminderung des Energiebedarfs um 48 %
DWA-Arbeitsbericht [DWA 2005] angegeben (siehe erzielt werden. Die Energieeinsparungen werden erreicht
Anhang 6). durch eine Erhöhung der feinblasigen Belüftungsleistung

Abb. 2-26
Energiebedarf einer Membranbelebungsanlage (8.000 E) mit simultaner aerober Schlammstabilisierung
[STEIN ET AL. 2001]

1,6 Membranstufe
(Saugpumpen und
1,4 Modulbelüftung)
spezifischer Energiebedarf [kWh/m3]

Rezirkulationspumpen
1,2
Rührwerke
1,0 0,88
feinblasige Belüfter

0,8 Einlaufpumpwerk
0,85
0,6 0,69
0,16
0,4
0,05

0,21
0,2 0,14 0,11
0,01 0,01 0,01 0,01
0,12 0,09 0,1
0
1.000 - 1.500 2.000 - 2.500 > 3.000
3
Anlagendurchsatz [m /d]

89
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

und Abschaltung der grobblasigen Belüftung in Filtra- 2.1.4


tionspausenzeiten bzw. durch die Rücknahme der feinbla- Investitionen und Betriebskosten
sigen Belüftungsleistung bei laufender grobblasiger Belüf-
tung während des Filtrationsbetriebs [STEIN ET AL. 2001]. 2.1.4.1
Investitionen
Durch Optimierungen beim Betrieb der Anlagen sowie
der Modulgestaltung bzw. Modulüberströmung sind wei- Die Investitionen für den Bau einer Membranbelebungsan-
tere Reduzierungen des Energieverbrauchs zu erwarten. lage setzen sich aus den Kosten für die Komponenten der
Erste Weiterentwicklungen, wie z. B. die Einführung einer mechanischen Vorbehandlung, der biologischen Abwasser-
intermittierenden Belüftung, die doppelstöckige Anord- reinigung und der Biomasseabtrennung sowie ggf. der
nung von Modulen über der Lufteinblasung oder der Überschussschlammbehandlung zusammen. Anhand der
Betrieb rotierender Membranen, ermöglichen schon jetzt bisherigen Erfahrungen lassen sich für die Investitionen
eine Reduzierung der überströmungsspezifischen Energie- gegenüber der konventionellen Klärtechnik die in Tabelle
kosten um bis zu 50 %. Die Kommunalen Wasserwerke 2-4 zusammengefassten Einsparpotenziale bzw. Mehrkos-
Leipzig gehen davon aus, dass eine Senkung des Energie- ten festhalten.
verbrauchs bis in den Bereich konventioneller Anlagen
möglich sein wird [STEIN ET AL. 2001]. Ausgehend von den üblichen Kostenanteilen für die
konventionelle Klärtechnik [BOHN 1993; GÜNTHERT,
Personalbedarf und -qualifikation REICHERTER 2001] können die verfahrenstechnischen
Einsparungen (geringere Beckenvolumina, Wegfall der
Neben einer Einarbeitung und Sensibilisierung des Perso- Nachklärung und ggf. weitergehender Behandlungsschrit-
nals für zusätzliche Problemstellungen, die sich aus dem te) beim Membranbelebungsverfahren anteilig auf die
Betrieb einer Membranbelebungsanlage ergeben (z. B. Investitionen für zusätzliche Aufwendungen sowie die
hinsichtlich Membranbetrieb, -reinigung, Notfallbetrieb Membrantrennstufe umgelegt werden. Rautenbach et al.
bei Ausfall der MSR-Technik), bestehen keine weiteren [2000] bezifferten das Einsparpotenzial für den nicht
Anforderungen an die Qualifikation des Personals. der Membranstufe zuzurechnenden Teil einer Membran-
belebungsanlage für eine Anschlussgröße von 100.000 E
Erfahrungen auf der Kläranlage Rödingen (3.000 E) mit 20 bis 30 % (Vergleich mit einer konventionellen
haben gezeigt, dass der Personalaufwand nach Inbe- Belebungsanlage mit Nachklärung und Sandfiltration).
triebnahme, Fehlerbehebungen und Einarbeitung für den Unter der Annahme damals üblicher spezifischer Kosten
Betrieb der Anlage derzeit bei 0,5 Manntagen pro Tag von 200 Euro/m2 installierter Membranfläche (einschließ-
liegt. Dieser Wert liegt im Bereich der vom Erftverband lich Peripherie, wie Leitungen, Saugpumpen und MSR-
betriebenen konventionellen Anlagen vergleichbarer Technik) ergaben sich für beide Varianten annähernd
Größe [DRENSLA 2001]. gleiche Investitionen.

In Markranstädt wurde der erforderliche Arbeitszeitauf- Das Ausschreibungsverfahren zum Neubau der KA Nord-
wand für den Betrieb der Kläranlage (8.000 E) vor allem kanal (80.000 E) aus dem Jahr 2001 fiel hinsichtlich der
in der Anfangsphase als unbefriedigend hoch bezeichnet, Investitionen bereits zu Gunsten der Membrantechnik aus.
was insbesondere auf Störungen in der Peripherie der Hier lagen die eingereichten Angebote mit Membrantech-
Membrananlage zurückgeführt wurde. Mit Verbesserung nik (20,3 bis 22,1 Mio. Euro) um 1,7 bis 3,4 Mio. Euro
der Betriebsstabilität liegt dieser derzeit im Bereich übli- unter denen für ein vergleichbares konventionelles Aus-
cher Belebungsanlagen bzw. mit zusätzlich max. einer baukonzept ohne weitergehende Behandlungsmaßnah-
Arbeitsstunde pro Tag darüber [STEIN 2002a]. men (23,7 Mio. Euro) [ENGELHARDT 2002]. Auf Basis der
bislang errichteten Membranbelebungsanlagen bzw. der
bisherigen Ausschreibungsergebnisse können die anzuset-
zenden Investitionen folgendermaßen abgeschätzt werden:

90
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Tab. 2-4
Einsparpotenziale und Mehrkostenbereiche bei den Investitionen von Membranbelebungsanlagen
gegenüber konventionellen Belebungsanlagen

Verfahrensstufe Einsparpotenzial Mehrkosten

Mechanische Vorreinigung Feinere mechanische Vorbehandlung zum Schutz

der Membranmodule notwendig

• Hohlfasermebranen ≤ 1 mm

• Plattenmembranen ≤ 3 mm

Biologische Behandlung Belebungsbeckenvolumina 3- bis 4-fach kleiner,

da Betrieb bei erhöhtem TS-Gehalt von 12 – 16 g/l

Biomasseabtrennung/ Nachklärbecken entfällt Kosten für die Membranstufe höher als für kon-

weitergehende Behandlung ventionelle Nachklärbecken, zum einen durch die

Keine nachgeschalteten Stufen zur weitergehenden Kosten der Membranmodule selbst und zum

Aufbereitung des biologisch gereinigten Abwassers anderen durch zusätzliche periphere Ausstattun-

bei erhöhten Anforderungen (Sandfiltration, gen (MSR-Technik, Verrohrung, Saugpumpen,

Hygienisierung/Desinfektion) erforderlich Reinigungseinrichtungen etc.)

Schlammbehandlung Üblicherweise keine anaerobe Schlammstabili- Erhöhte Energiekosten infolge aerober Schlamm-

sierung (Faulstufe), da Biomasse aerob stabilisiert stabilisierung und Wegfall der Faulgasnutzung

wird von Primär- und Sekundärschlamm (bei Anlagen

> 50.000 E)

Die einwohnerspezifischen Kosten sind zwischen 250 Module zu rechnen, so dass sich die zu installierenden
und 1.400 Euro anzusetzen. Diese große Spanne ist vor Membranflächen und damit auch die spezifischen Kosten
allem auf die unterschiedlichen Entwässerungssysteme für die Membranstufe zukünftig rückläufig entwickeln
zurückzuführen. Bei Mischwassersystemen muss die ge- werden.
samte Anlage auf die Mischwasserzuflussmengen (übli-
cherweise 2 · Q T ) ausgelegt werden, wohingegen die Zurzeit können spezifische Modulkosten für die Erstinves-
Membranstufen bei Anlagen im Trennsystem unter idea- tition (inkl. Peripherie) von 75 – 150 Euro pro m2 Mem-
len Bedingungen nur die Hälfte der bei Mischwassersyste- branfläche angesetzt werden. Die Größen variieren dabei je
men zu installierenden Membranflächen benötigen. nach Membrananbieter und eingesetzter Fläche. Ausgehend
Weiterhin nehmen die flächenspezifischen Kosten der von den Entwicklungen der letzten Jahre ist von einer
Membranmodule degressiv zur Anlagengröße ab und sind deutlichen Zunahme der Anbieter von einsetzbaren Modul-
somit in direkter Abhängigkeit von den Gesamtinvestitio- systemen auszugehen. Auch werden der steigende Absatz
nen zu sehen. sowie verstärkter Konkurrenzdruck sich positiv auf die
Modulpreise auswirken. Abbildung 2-27 zeigt die Preis-
Der Investitionsanteil der Membranstufe (inkl. entwicklung der Membranersatzkosten des vergange-
Peripherie, Maschinentechnik und Verrohrung) an den nen Jahrzehnts sowie eine Prognose für das Jahr 2005 nach
Gesamtkosten liegt im Bereich von 30 bis 60 %. Auch Churchhouse, Wildgoose [2000]. Zusätzlich aufgetragen
dieser weite Bereich ist vor allem vom angeschlossenen sind modulspezifische Kosten verschiedener deutscher Klär-
Entwässerungssystem abhängig. Weitere Einflussfaktoren anlagen. Gemäß diesem Kostenverlauf sind künftig weitere
sind die zu Grunde liegenden Membran- bzw. Modulko- signifikante Kostenreduzierungen zu erwarten. So wurde
sten, die sich in den letzten Jahren rückläufig entwickel- z. B. für die Kläranlage Monheim mit Membranersatzkosten
ten. Weiterhin ist im Zuge der technischen Weiterent- von 58 bzw. 50 Euro/m2 nach einer Membranstandzeit von
wicklung mit einer Leistungssteigerung der eingesetzten 7,5 bzw. 8 Jahren gerechnet [RESCH 2002; STEIN 2002b].

91
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-27
Entwicklung der Membranersatzkosten [ISA 2002; CHURCHHOUSE, WILDGOOSE 2000]

nach Churchhouse (2000) Erhebung ISA RWTH (2003)


450

400

350
Membranersatzkosten [o/m2]

300

250
KA Rödingen1
3.000 E
200

150
GKW Nordkanal1
80.000 E
100
KA Markkranstädt1
8.000 E
50
KA Monheim KA Markkleeberg2
9.700 E 30.000 E
0
1990 1995 2000 2005
Jahr
1
Spezifische Nettokosten für installierte Membranfläche (ohne Peripherie, Erstinstallation), zurückgerechnet auf Basis der Ausschreibungsergebnisse;
laut Herstellerangaben ist bei einem Membranersatz von geringen Kosten auszugehen.

2
Betreibereinschätzung [STEIN 2002b]

2.1.4.2
Betriebs- und Instandhaltungskosten
0,51 kWh/m3 mit aerober Schlammstabilisierung)
Die betriebs- und instandhaltungsbedingten abwasser- gerechnet [ENGELHARDT 2002].
mengenbezogenen bzw. einwohnerspezifischen Jahres-
kosten setzen sich aus verschiedenen Kostenarten zusam- 2. Membranreinigung:
men. Verglichen mit den Kosten konventioneller Abwas- Für den Erhalt der Filtrationsleistung sind die Membra-
serreinigungsverfahren ergeben sich für das Membran- nen regelmäßig zu reinigen, wodurch Kosten für Che-
belebungsverfahren im Wesentlichen die folgenden mikalien (ca. 0,25 bis 1,00 Euro /(m3 · a)) und zu-
Unterschiede: sätzlicher Personalaufwand zu berücksichtigen sind.

1. Energiekosten: 3. Instandhaltung:
Der Betrieb der Membranstufe bedingt einen gegenü- Die für konventionelle Anlagen üblichen Kosten erhö-
ber konventionellen Anlagen höheren Energiebedarf. hen sich für Membranbelebungsanlagen um die Auf-
Aus dem Betrieb der bestehenden Anlagen ≥ 3.000 EW wendungen für die Instandhaltung der Membranstufe.
3
wurden Energieverbräuche von 0,8 bis 1,4 kWh/m Die hierfür anzusetzenden Kosten ergeben sich aus
Abwasser ermittelt. Für die KA Nordkanal wird mit der tatsächlichen bzw. vom Hersteller garantierten
3
einem ca. 60 % höheren Energiebedarf (0,8 kWh/m ) Membranstandzeit (bislang angenommen: 5 bis 8 Jah-
als für die konventionellen Lösungen (0,46 kWh/m3 re, fallweise 10 Jahre [WOZNIAK 2002]) sowie den
mit anaerober Schlammstabilisierung und Membranersatzkosten. Die Instandhaltungskosten

92
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

verringern sich entsprechend bei höheren Standzeiten 2.2


und weiter fallenden Modulkosten. Praxisbeispiele zu großtechnischen Membran-
belebungsanlagen
4. Abwasserabgabe:
Aufgrund der hohen Reinigungsleistung ist bei der In den folgenden Kapiteln werden Membranbelebungs-
membrantechnischen Lösung von einer Minderung anlagen zur Reinigung von kommunalem Abwasser be-
der Schadstofffracht beim Einleiten ins Gewässer aus- schrieben, die bereits realisiert wurden bzw. in der Pla-
zugehen. nung sind. Die Praxisbeispiele sind nach Standort (in
oder außerhalb von Deutschland) und dem eingesetzten
Die für den Bau der Membranstufe entstandenen Auf- Membranverfahren, Mikrofiltration oder Ultrafiltration,
wendungen können somit beim Vorliegen der ent- geordnet. Es werden großtechnische Anlagen, Pilotanla-
sprechenden Voraussetzungen gemäß § 10 Abs. 3 gen, Kleinkläranlagen, Schiffskläranlagen und mobile
Abwasserabgabengesetz mit der bisher geschuldeten Anlagen beschrieben.
Abgabe verrechnet werden.
In Deutschland werden zurzeit neun großtechnische
Da die vermehrten Energie- sowie Instandhaltungskosten Membranbelebungsanlagen mit Anschlussgrößen von
zurzeit die geringeren Gutschriften im Bereich der Abwas- 700 E bis 80.000 E betrieben, fünf weitere Anlagen gehen
serabgabe übertreffen, ist insgesamt mit höheren Betriebs- bis Ende 2005 in Betrieb. Zehn Anlagen werden dann in
kosten für Membranbelebungsanlagen zu rechnen. Für Nordrhein-Westfalen stehen. Alle Anlagen in NRW wur-
die KA Nordkanal wurde auf Basis der Angebote ein Be- den mit Landesmitteln gefördert. Weitere Fördermittel
triebskostenvergleich durchgeführt [ENGELHARDT 2002]. werden seitens des Landes für neue Anwendungen und
Hiernach lagen die abgeschätzten abwassermengenspezi- für weitergehende wissenschaftliche Untersuchungen,
fischen Betriebskosten für die Membranbelebungsanlage deren Ziel vor allem die Optimierung der Betriebsführung
3
(0,24 bis 0,25 Euro/m ) um ca. 15 % höher als für die im Hinblick auf die Reinigungsleistung und die Betriebs-
angebotenen konventionellen Lösungen (0,20 bis kosten ist, zur Verfügung gestellt.
3
0,22 Euro/m ). Im DWA-Arbeitsbericht „Membranbele-
bungsverfahren“ (siehe Anhang A 6, [DWA 2005]) sind Tabelle 2-5 gibt eine Übersicht über die wichtigsten Daten
Spannbreiten für die energie- und abwassermengenbezo- der bestehenden Anlagen in Deutschland, auf die in den
genen Jahreskosten für die Belüftung, die Rezirkulation, folgenden Kapiteln näher eingegangen wird.
die erforderlichen Chemikalien etc. angegeben.

Zu berücksichtigen ist dabei, dass bei der durchgeführten


Kostenermittlung Anlagen mit unterschiedlicher Ablauf-
qualität verglichen werden. Um eine gleiche Ablaufqua-
lität bei konventionellen Belebungsanlagen wie bei Mem-
branbelebungsanlagen zu erreichen, muss der konventio-
nellen Anlage eine weitere Reinigungsstufe, z. B. eine
Desinfektionsstufe nachgeschaltet werden. Unter dieser
Voraussetzung ist von gleichen oder geringeren Betriebs-
kosten für Membranbelebungsanlagen auszugehen.
Weiterhin lassen technische Weiterentwicklungen der
eingesetzten Membranmodule zukünftig Reduzierungen
der Energiekosten sowie eine Leistungsverbesserung
erwarten, was wiederum zu geringeren einwohnerspezi-
fischen Behandlungskosten führt.

93
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Tab. 2-5
Anlagendaten der bestehenden großtechnischen Membranbelebungsanlagen zur kommunalen Abwasser-
reinigung in Deutschland (Stand: Dezember 2004)

Betreiber Erftverband Aggerverband Stadt Monheim Kommunale Erftverband

Wasserwerke Leipzig

Bundesland NRW NRW Bayern Sachsen NRW

Anlage KA Nordkanal KA Seelscheid KA Monheim KA Markranstädt KA Rödingen

Anschlussgröße 80.000 E 10.500 E 9.700 E z. Zt. 8.000 bis 12.000 E 3.000 E

Membranhersteller ZENON Kubota ZENON ZENON ZENON

Modultyp Kapillarmodul Plattenmodul Kapillarmodul Kapillarmodul Kapillarmodul

Verfahren Ultrafiltration Mikrofiltration Ultrafiltration Ultrafiltration Ultrafiltration

Membranfläche 84.480 m2 12.480 m2 12.320 m2 7.360 m2 4.846 m2


3 3 3 3
Bioreaktorvolumen 9.200 m 2.310 m 1.640 m ca. 1.800 m 480 m3

max. Zufluss 1.88 m3/h 356 m3/h 288 m3/h 180 m3/h 135 m3/h

Kanalsystem Mischsystem Mischsystem Mischsystem Mischsystem Mischsystem

Inbetriebnahme Dezember 2003 August 2004 Juli 2003 Januar 2000 Juni 1999

Vorbehandlung Rechen (5 mm) Filterstufenrechen (3 mm) 1 mm Feinsieb Rechen zweistufig Rechen (3 mm)

Sand- und Fettfang Sandfang Langsandfang (bis 1 mm) Sand- und Fettfang

Siebtrommel (0,5 mm) Sand- und Fettfang Rezirkulationsschlamm-

siebung (0,5 mm)

im Teilstrom

Besonderheiten Ausbau am Standort

der Kläranlage

Betreiber Stadtwerke Schramberg Aggerverband Kommunale Wasserverband Eifel-Rur

Wasserwerke Leipzig

Bundesland Baden-Württemberg NRW Sachsen NRW

Anlage KA Schramberg KA Büchel KA Knautnaundorf KA Simmerath

Anschlussgröße 2.600 E 1.000 E z. Zt. 900 E bis 1.800 E 700 E

Membranhersteller ZENON Kubota Martin Systems AG PURON

Modultyp Kapillarmodul Plattenmodul Plattenmodul Kapillarmodul

Verfahren Ultrafiltration Mikrofiltration Ultrafiltration Ultrafiltration

Membranfläche 4.400 m2 960 m2 756 m3 1.000 m2

Bioreaktorvolumen 730 m3 190 m3 68 m3 136 m3


3 3 3
max. Zufluss 90 m /h 40 m /h 23 m /h wird untersucht

Kanalsystem Mischsystem Mischsystem Trennsystem Mischsystem

Inbetriebnahme Mai 2004 August 1999 Oktober 2001 2003

Vorbehandlung Rechen (5 mm) Betrieb bis 2001 Rechen zweistufig 3 mm Feinrechen

Feinrechen (0,5 mm) Rechen (3 mm) Sandfang, (3 mm, 1 mm)

Sand- und Fettfang Vorklärung optional Sand- und Fettfang

Besonderheiten Pilotanlage Pilotanlage

94
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Die bisher gesammelten positiven Erfahrungen mit der Darüber hinaus wird an zahlreichen weiteren Standorten
Membrantechnik bzw. dem Membranbelebungsverfahren in Deutschland die Anwendung des Membranbelebungs-
veranlassen Wasserverbände und Kommunen, das Mem- verfahrens geprüft. Beispiele sind die Kläranlagen an den
branbelebungsverfahren für die Planung neuer Anlagen Standorten Xanten-Vynen (Linksniederrheinische Ent-
oder den Ausbau bzw. die Ertüchtigung bestehender An- wässerungs-Genossenschaft-LINEG) und Richtheim (Ge-
lagen als Alternative zu konventionellen Abwasserreini- meinde Richtheim in Zusammenarbeit mit dem Bayeri-
gungsverfahren zu berücksichtigen. Vor allem die Betrei- schen Landesamt für Wasserwirtschaft), die ebenfalls in
ber, die bereits Erfahrungen mit der Membrantechnik den folgenden Kapiteln beschrieben werden.
gesammelt haben, (Wasserverband Eifel-Rur (WVER),
Erftverband), planen bzw. bauen bereits weitere Mem-
branbelebungsanlagen (Tabelle 2-6).

Tab. 2-6
Im Bau befindliche bzw. geplante Membranbelebungsanlagen in Deutschland (Stand: Dezember 2005)

Betreiber Wasserverband Wasserverband Stadt Eitorf Linksniederrheinische Erftverband

Eifel-Rur Eifel-Rur Entwässerungs-

Genossenschaft

Anlage/Ort KA Rurberg/NRW KA Konzen/NRW KA Eitorf/NRW KA Xanten-Vynen/NRW KA Glessen/NRW

Ausbaugröße 6.200 E 9.700 E 11.625 E 2.000 E 9.000 E

(nur Membrananlage) (nur Membrananlage)

Inbetriebnahme 2005 2005 2005 2005 2005

Status Inbetriebnahme Inbetriebnahme Inbetriebnahme Inbetriebnahme Planungsphase

Membranhersteller Kubota Kubota Kubota A 3 GmbH offen

Modultyp Plattenmodul Plattenmodul Plattenmodul Plattenmodul offen

Verfahren Mikrofiltration Mikrofiltration Mikrofiltration Mikrofiltration offen

Membranfläche ca. 13.440 m2 23.040 m2 10.240 m2 2.000 m2 geplant 12.320 m2


3 3 3
Bioreaktorvolumen geplant ca. 750 m geplant ca. 1.700 m 1.200 m geplant ca. 1.700 m3

max. Zufluss 349 m3/h 587 m3/h 288 m3/h 40 m3/h 268 m3/h

Vorbehandlung Feinrechen (3 mm) Feinrechen (3 mm) Feinsiebanlage Siebanlage Rechen (6 mm)

Sandfang Sandfang Sand-/Fettfang (3 mm Lochweite) Sand-/Fettfang

Feinstrechen (0,5 mm) Feinstrechen (0,5 mm) Feinsiebanlage (0,5 mm)

Besonderheiten Einleitung in die Gewerblicher Ausbau der Kläranlage Ausbau der Kläranlage

Rurtalsperre Abwasseranteil am Standort am Standort

95
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.1 MF
zentral in eine anaerobe Zone (V = 500 m3) zur vermehr-
Anlagen in Deutschland mit Mikrofiltrations- ten biologischen Phosphorelimination. Die äußere Zone
membranen des Belebungsbeckens (V = 1.160 m3) wird zur Denitrifi-
kation genutzt, wobei ein Teil des Beckens (500 m3) zeit-
2.2.1.1 MF
und lastabhängig belüftet und zur Nitrifikation genutzt
Kläranlage Seelscheid und Schulungseinrichtung werden kann.

Die Kläranlage Seelscheid wurde in den Jahren 1974 bis Die dreistraßige Membrananlage wurde auf der Fläche
1976 für 3.000 E ausgelegt. In einer 2. Ausbaustufe erfolgte des ehemaligen Zwischenklärbeckens gebaut und im Juli
in den Jahren 1991/1992 eine Erweiterung auf einen An- 2004 in Betrieb genommen. Die drei Membranbecken mit
schlusswert von 7.500 E. Der damalige Entwurf sah bereits einem Volumen von insgesamt rund 800 m3 dienen zur
eine Endausbaugröße für 10.500 E vor, so dass einige Ge- Nitrifikation. In ihnen sind jeweils 13 Plattenmembran-
werke, insbesondere die Rohrleitungen, bereits auf diese pakete (Typ EK 400) der Firma Kubota installiert, so dass
Endausbaugröße bemessen wurden. Ein Ausbau der Klär- insgesamt eine Membranfläche von 12.480 m2 zur Verfü-
anlage nach dem Belebungsverfahren war aufgrund der be- gung steht. Die Regelung der Rezirkulationsvolumenströme
engten Platzverhältnisse nur sehr kostenaufwendig mög- erfolgt wie die Belüftung über einen Fuzzy-Logic-Regler.
lich. Mit dem Membranbelebungsverfahren bot sich zum
Zeitpunkt der Planung im Jahr 2003 eine leistungsfähi- Die Aufbringung der notwendigen transmembranen
gere Alternative mit geringerem Platzbedarf an. Druckdifferenz erfolgt z. Zt. im Gravity Flow und kann
durch Permeatpumpen unterstützt werden. Das Filtrat
Für die Erweiterung wurden in dem vorhandenen Rech- wird in einen Vorlagebehälter (V = 100 m3) geleitet und
enhaus im Hinblick auf einen störungsfreien Betrieb der von dort über die vorhandenen Rohrleitungen in den
Kläranlage – insbesondere der Membrananlage – zwei Wenigerbach bzw. wird ein Teil des gereinigten Abwassers
Feinrechen (3 mm Stababstand) installiert. Jeder der bei- auf der Kläranlage als Brauchwasser eingesetzt. Das Kon-
den Feinrechen kann den maximalen Abwasservolumen- zentrat wird zurück in die Denitrifkationszone oder wahl-
strom von 99 l/s behandeln, so dass ein redundantes Sys- weise in die anaerobe Zone geführt. Die Mindestanforde-
tem vorliegt. Der sich anschließende belüftete Sand- und rungen, die Werte der Einleiterlaubnis und die Betriebs-
3
Fettfang mit einem Volumen von V = 104 m bestand be- werte nach etwa vier Monaten Betrieb sind in Tabelle 2-7
reits. Die berechnete Aufenthaltszeit im Sandfang beträgt aufgeführt. Den jetzigen Ausbauzustand der Kläranlage
bei Regenwetter über 17 Minuten und bei Trockenwetter Seelscheid zeigt das Verfahrensschema (Abbildung 2-28).
über 35 Minuten. Nach dem Sandfang gelangt das Ab- Die Investition für den Ausbau der Kläranlage Seelscheid
wasser in das Belebungsbecken, welches als Rundbecken beträgt etwa 4,6 Mio. Euro, dieser wird mit Mitteln des
mit verschiedenen Zonen ausgeführt ist. Der Zulauf erfolgt MUNLV gefördert.

Tab. 2-7
Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Seelscheid
[nach AGGERVERBAND 2004]

Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleiterlaubnis Betriebswerte

CSB mg/l 90 40 < 20

BSB5 mg/l 20 10 n. n.

NH4-N mg/l 10 3 < 0,1

Nges mg/l 18 18 <5

Pges mg/l 2 0,8 –

AOX µg/l keine Angaben 50 –

96
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-28
Verfahrensschema der Kläranlage Seelscheid [nach AGGERVERBAND 2004]

Membranstufe/
Nitrifikation

Denitri- Nitri-
fikations- fikations- Gebläse-
becken becken station
anaerobes
Becken

Vorfluter
RS

Feinrechen
Permeat
3 mm
Zulauf Vorlage

Sandfang

Feinrechen
3 mm
alternativ

Rezirkulation (RZ) Brauchwasser

Abb. 2-29
Membrananlage auf der Kläranlage Seelscheid [Fotos: AGGERVERBAND 2004],
links: Becken der Membranstufe, rechts: Maschinenkeller der Membrananlage

97
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Schulungseinrichtung auf der Kläranlage Seelscheid

Der Aggerverband wird in Zusammenarbeit mit dem richtung wird mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfa-
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirt- len gefördert.
schaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-
Westfalen (MUNLV), dem Bildungszentrum für die Ent- Abb. 2-30
sorgungs- und Wasserwirtschaft (BEW), der Deutschen Bestehende Sandfilterbecken für die geplanten
Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall Schulungsanlagen [Foto: AGGERVERBAND 2004]
(DWA), der Deutschen Gesellschaft für Membrantechnik
(DGMT) und der Rheinisch-Westfälischen Technischen
Hochschule Aachen (RWTH Aachen) am Standort der
Kläranlage Seelscheid eine moderne Schulungseinrich-
tung für Membrantechnik erstellen. Neben Schulungsräu-
men und acht Laborarbeitsplätzen werden vier Membran-
belebungsanlagen mit vorgeschalteter Denitrifikation
und unterschiedlichen Modulsystemen in den Becken der
alten Sandfiltration zur Durchführung praktischer Schu-
lungseinheiten errichtet (siehe Abbildung 2-30 und
Abbildung 2-31). Die Schulungen sind u. a. für Ver- und
Entsorger, Klärmeister und angehende Ingenieure aus den
Hochschulen vorgesehen. Die Fertigstellung der Schu-
lungseinrichtung ist für das Jahr 2005 geplant. Die Ein-

Abb. 2-31
Verfahrensschema der Schulungsanlagen [nach AGGERVERBAND 2004]

Denitri- Nitrifikation/
fikation Membranstufe

Gebläse-
Rezirkulation (RZ)
station

Rohabwasser
Feinrechen
3 mm
zur Kläranlage
Gebläse-
Zulauf Rezirkulation (RZ)
station
Rohabwasser wahlweise

Feinrechen
0,75 mm

Gebläse-
Rezirkulation (RZ)
station

Gebläse-
Rezirkulation (RZ) station

98
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.2.1.2 MF

Pilotanlage Büchel

Im Rahmen des vom MUNLV NRW geförderten For- Abb. 2-32


schungsvorhabens „Ertüchtigung der Kläranlage Büchel Ansicht der Pilotanlage Büchel [Foto: ISA RWTH
unter Einsatz der Membrantechnologie“ betrieb der Agger- AACHEN], Vordergrund: Filtrationscontainer, Hinter-
verband von 1999 bis 2001 eine Pilotanlage nach dem grund links: Belebungsbecken der Pilotanlage, Hin-
Membranbelebungsverfahren. Das F&E-Vorhaben wurde tergrund rechts: Vorklärbecken der Gesamtanlage
im Auftrag des Aggerverbands mit dem Institut für Sied-
lungswasserwirtschaft der RWTH Aachen und der Inge-
nieurgesellschaft ATEMIS durchgeführt.

Ausgangspunkt des Forschungsvorhabens war die anste-


hende Erweiterung der Kläranlage Büchel von 12.000 E
auf eine Ausbaugröße von 25.000 E. Da für den Ausbau
neben den beengten Platzverhältnissen aufgrund der Lage
in einem Naturschutzgebiet die strengen Anforderungen
der Bezirksregierung Köln an den Ablauf der Kläranlage zu
berücksichtigen sind, wurde seitens des Aggerverbandes
für die Erweiterung der Kläranlage nach einer Alternative
zur konventionellen Klärtechnik gesucht. Hierbei stellte
sich nach eingehenden Kostenvergleichen das Membran-

Abb. 2-33
Verfahrensschema der Pilotanlage Büchel [BAUMGARTEN 2001b]

Permeat
Nitrifikations- und Membrancontainer V = 80 m3

RS

Membranstraße 1 Membranstraße 2
Nitri-/Denitrifikationsbecken
V = 100 m3

Gebläse
Membran-
reaktor

Gebläse
Nitrifikation

Zulauf

99
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

belebungsverfahren als die interessanteste Alternative Es konnte ein nahezu störungsfreier Anlagenbetrieb erzielt
heraus. Um dies mit Erfahrungswerten belegen zu kön- werden. Innerhalb einer sechsmonatigen Betriebsphase
nen, entschied sich der Aggerverband für den Betrieb beider Filtrationsstraßen bei Nettoflüssen von 27 l/(m2 · h)
einer Pilotanlage im Vorfeld der Erweiterungsplanung. stieg der aufzuwendende Transmembrandruck foulingbe-
dingt von ca. 80 mbar auf ca. 150 mbar an, so dass zur
Die Pilotanlage befand sich auf dem Gelände der Kläran- Gewährleistung des Anlagendurchsatzes eine chemische
lage Büchel und wurde mit einem Teilstrom des mecha- in-situ-Reinigung durchgeführt wurde. Hierdurch konnte
nisch vorbehandelten Abwassers aus der bestehenden die ursprüngliche Membranleistung nahezu vollständig
Anlage beschickt. Die mechanische Vorbehandlung wieder erreicht werden [WOZNIAK, BAUMGARTEN 2001;
der Kläranlage besteht aus einem 3 mm-Filterstuferechen, BAUMGARTEN 2001b].
einem belüfteten Sand- und Fettfang sowie einem Vor-
klärbecken. Die Beschickung der Pilotanlage konnte Nach Abschluss der Pilotierung wurde am Standort der
optional über die Entnahme des Abwasserteilstromes vor Kläranlage Büchel aus Kostengründen eine Erweiterung
oder nach dem Vorklärbecken erfolgen. nach dem konventionellen Belebungsverfahren bevor-
zugt. Aufgrund der Erfahrungen mit der Membrantechnik
Das Abwasser gelangte über ein Hebepumpwerk in den sah der Aggerverband jedoch einem weiteren Einsatz der
Denitrifikationsbereich der Pilotanlage. Die Nitrifikation Membrantechnik zur kommunalen Abwasserbehandlung
fand nur im Bereich der nachgeschalteten Membranstufe an anderen Standorten positiv entgegen. So flossen die
statt (Abbildung 2-33), da im Normalfall der für die Über- gesammelten Erfahrungen inzwischen z. B. in den Aus-
strömung der Membranmodule eingepresste Luftvolu- bau der großtechnischen Kläranlage Seelscheid des Agger-
menstrom zur vollständigen Nitrifikation ausreicht. Falls verbands (siehe Kapitel 2.2.1.1) ein. Auch für zukünftige
dies nicht gewährleistet wurde, konnten einzelne Berei- Anlagenneubauten oder -erweiterungen wird die Technik
che im vorgelagerten Denitrifikationsbecken belüftet und mit in die Variantenbetrachtungen einbezogen.
damit zur Nitrifikation genutzt werden.

Die Membranstufe bestand aus zwei Filtrationsstraßen,


die unabhängig voneinander betrieben werden konnten,
mit je vier Plattenpaketen mit 150 Plattenmodulen der
Firma Kubota. Das gereinigte Wasser wurde im Saugbe-
trieb über die Filtrationsmodule abgezogen.

100
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.2.1.3 MF

Kläranlage Richtheim

In Bayern liegen viele dezentrale Kläranlagen in Gebie- Die Anlage besteht aus einem Zulaufschacht, der als Vor-
ten, in denen erhöhte Anforderungen an den Gewässer- klärbecken zur Abscheidung von Grob- und Schwimm-
schutz gestellt werden (z.B. Karstgebiete) bzw. leiten in stoffen dient. Daran schließt sich die Membranbelebungs-
empfindliche Vorfluter ein. Eine weitergehende Abwas- stufe an, die in einem Fertigteilschacht untergebracht ist
serbehandlung, z. B. über Sandfiltration und UV-Desin- und aus Plattenmodulen der Firma Kubota (zwei Modul-
fektion, Ozonierung oder Membrantechnik kann hier pakete zu je 80 m2 Membranfläche) besteht. Das vorge-
sinnvoll bzw. erforderlich sein. klärte Abwasser fließt im freien Gefälle in die Membran-
belebungsstufe. Der erforderliche Sauerstoffbedarf wird
Im Rahmen eines vom Landesamt für Wasserwirtschaft vollständig durch die Belüftung der Membranmodule
(LfW) in Bayern geförderten Forschungsvorhabens wer- gedeckt. Abbildung 2-34 zeigt das Verfahrensschema der
den an drei Standorten unterschiedliche Verfahren zur Anlage.
Reinigung von kommunalem Abwasser für dezentrale
Kläranlagen untersucht. Im Fokus der Untersuchungen
stehen die erreichbare Abwasserqualität, die Betriebssi-
cherheit und der betriebliche Aufwand der Verfahren.
Die Untersuchungen zum Membranbelebungsverfahren
werden auf der Kläranlage Richtheim durchgeführt, die
über eine Behandlungskapazität von 100 E verfügt.

Abb. 2-34
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage [nach BAYERISCHES LANDESAMT FÜR
WASSERWIRTSCHAFT 2004]

Membranbelebungsstufe

Vorfluter
Vorklärung Konzentrat

Zulauf

Gebläse-
station

101
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.1.4 MF

Kläranlage Eitorf (Inbetriebnahme)

In der Kläranlage Eitorf wird das kommunale Abwasser Ursprünglich war die Anlage vor allem zur Mitbehand-
der Gemeinde Eitorf und aus Teilgebieten der Stadt Hen- lung eines hochbelasteten Abwasserstromes aus der Tex-
nef sowie das Abwasser gewerblicher und industrieller tilveredlung vorgesehen, der u. a. durch eine starke Fär-
Einleiter behandelt. Zur Erweiterung der bisherigen Anla- bung und hohe AOX-Konzentrationen gekennzeichnet
genkapazität von derzeit ca. 33.000 EW auf einen für war (siehe Tabelle 2-8). Zur Steigerung der Reinigungs-
2010 prognostizierten Anschlusswert von ca. 46.500 EW, leistung bzgl. dieser Parameter (Einleitwert für AOX:
wurden in einer Studie verschiedene Ausbauvarianten mit 50 µg/l) wurde im Vorfeld die simultane Zugabe pulve-
Membrantechnik entwickelt [NOLTING, KAZNER 2005]. risierter Aktivkohle sowohl großtechnisch für die kon-
Auf Basis eines Jahreskostenvergleichs wurde für die ventionelle Anlage [KAZNER 2003] als auch im Pilotmaß-
Erweiterung eine Membranbelebungsanlage für einen stab für einen Membranbioreaktor [BAUMGARTEN 2005]
Teilstrom des zu behandelnden Abwassers favorisiert. erfolgreich erprobt.

Tab. 2-8
Eingangswerte für die Bemessung der Membranbelebungsanlage Eitorf [nach GEMEINDEWERKE EITORF
2004]

Parameter Qd Qh QM CSB BSB 5 TKN NH4 -N Pges AOX

Zulauf zur MBA 1.800 145 288 1.152 486 108 62 13 0,4

m3 /d m3 /h m3 /h kg/d kg/d kg/d kg/d kg/d kg/d

Abb. 2-35
Verfahrensschema der Kläranlage Eitorf [nach GEMEINDEWERKE EITORF]

Zulauf
Feinrechen 75%
Sandfang Vorklärbecken Belebungsbecken Nachklärbecken
3 mm

Vorfluter
25%
Rücklaufschlamm (RS)

Feinsieb
1 mm

Denitri-
Vario-
fikations-
becken
becken
vierstraßige
Membran-
stufe mit
Nitrifikation
Rezirkulation (RZ)

102
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-36
Kläranlage Eitorf mit abgedeckten Membranbecken zwischen den Gebäuden im Vordergrund

Aufgrund einer betriebsbedingten Schließung der Färberei Bereich (V = 300 m3) zur Denitrifikation oder Nitrifikation
wird dieser Abwasserstrom zukünftig wegfallen. Stattdessen und vier Nitrifikationsbecken (je 150 m3), in welchen ge-
erfolgt die Einleitung eines hochbelasteten Abwasserstro- tauchte Plattenmodule der Firma Kubota (Typ EK 400,
mes aus der Lebensmittelindustrie. Doppeldeckermodule) installiert sind. Für die Filtration
steht damit insgesamt eine Membranfläche von 10.240 m2
Die Membranbelebungsanlage (Abbildung 2-36) ist vier- zur Verfügung.
straßig ausgeführt und soll 25 % des Volumenstroms
nach der Vorklärung behandeln (siehe Abbildung 2-35). Die Kosten für den Bau der Membranbelebungsanlage,
die im September 2005 in Betrieb genommen wurde,
Die Anlage besteht aus einem Denitrifikationsbecken betrugen 3,9 Mio. Euro und wurde vom MUNLV NRW
(V = 300 m3), einem mit Belüftern ausgestatteten Vario- zu einem Teil gefördert.

103
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.1.5 MF

Kläranlage Xanten-Vynen (Inbetriebnahme)

Die Kläranlage Xanten-Vynen wurde 1972 nach damaligen Abb. 2-37


Bemessungsgrundsätzen für 6.000 E und auf den dreifachen Membrananlage in Containerbauweise für die
Trockenwetterzufluss ausgelegt. Die biologische Stufe ist Kläranlage Xanten-Vynen [Foto: A3 GMBH]
heute für 3.300 E genehmigt, wobei zurzeit ca. 3.160 E an
die Kläranlage angeschlossen sind. Die Kläranlage ist damit
zu über 95 % ausgelastet und im Hinblick auf die zu er-
wartende Einwohnerentwicklung auf 4.989 E zu erweitern.
Die Entwässerung der angeschlossenen Ortsteile Vynen
und Marienbaum erfolgt überwiegend im Mischsystem
mit Ausnahme eines Neubaugebiets, welches im Trenn-
system entwässert. Das der Kläranlage zufließende Ab-
wasser ist ausschließlich kommunalen Ursprungs.

Im Rahmen eines für drei Jahre angelegten Forschungs-


vorhabens wird auf der Kläranlage Xanten-Vynen eine
zweistraßige Membranbelebungsanlage mit dem Platten-
modulsystem der Firma A3 ausgerüstet und parallel zur
bestehenden Belebungsanlage betrieben (siehe Abbildung
2-38). Die Gesamtkapazität der zweistraßigen Membran-
belebungsanlage soll rund 2.000 E betragen.

Abb. 2-38
Verfahrensschema der Kläranlage Xanten-Vynen einschl. der Membranbelebungsanlagen [nach LINEG 2004]

Rechen Sandfang Belebungsbecken Nachklärbecken Schönungsteich

Zulauf

Rücklaufschlamm (RS)

Siebanlage Denitri- Membranstufe


3 mm fikation Nitrifikation

Vorfluter

Gebläse-
Rezirkulation (RZ) station
Denitri- Membranstufe
fikation Nitrifikation

Rezirkulation (RZ)

104
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

In dem dreijährigen Versuchsbetrieb sollen Aussagen zur Als mechanische Vorreinigung ist eine Siebanlage mit einer
Reinigungsleistung der beiden Verfahren getroffen und Lochweite von 3 mm geplant, die außerhalb der Con-
folgende wesentliche Ziele erreicht werden: tainer aufgestellt wird. Das Belebungsvolumen beträgt je-
weils 100 m3. Jede Membrananlage ist für einen Abwasser-
• Nachweis der Betriebssicherheit und der Leistungsfä- volumenstrom von 12,5 m3/h bei Trockenwetter und von
higkeit der Anlage 40 m3/h bei Regenwetter ausgelegt und weist eine Mem-
• Wirtschaftlichkeit des eingesetzten Modulsystems branfläche (Porengröße ~ 0,2 µm) von 2.000 m2 auf. Die
• Ermittlung eines optimierten Betriebs- und Reinigungs- Membrananlage wird noch im Jahr 2005 in Betrieb ge-
managements nommen.

Die beiden Membrananlagen sind baugleich hergestellt


und in je einem Container untergebracht (Abbildung 2-37).

2.2.1.6 MF

Kläranlage Piene (in Planung)

Für den Ortsteil Piene, Gummersbach wird zurzeit eine Zur Vorreinigung des Abwassers ist ein Trommelsiebre-
Kläranlage nach dem Membranbelebungsverfahren für chen mit einer Spaltbreite von 3 mm vorgesehen. Der sich
eine Behandlungskapazität von 170 E geplant. anschließende 40 m3 fassende Pufferbehälter dient zur Ab-
pufferung von hydraulischen Stößen bei Mischwasserzu-
Bisher erfolgt die Abwasserreinigung für den Ortsteil Piene fluss und zur Speicherung des Überschussschlammes. Aus
in Dreikammerklärgruben. Die gereinigten Abwässer werden dem Speicherbehälter wird das Abwasser in die Belebungs-
in einen leistungsschwachen Vorfluter eingeleitet und die stufe geführt, welche auch ein Volumen von 40 m3 hat
Einleiterlaubnis fordert eine Ablaufkonzentration für CSB und die getauchten Membranmodule integriert. Als Mem-
< 70 mg/l und für BSB5 < 10 mg/l, weshalb sich das Mem- branmodule sind Plattenmodule der Firma Kubota mit
branbelebungsverfahren anbietet. Abbildung 2-39 zeigt einer Membranfläche von 320 m2 vorgesehen.
das Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage.

Abb. 2-39
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage [nach STADT GUMMERSBACH 2004]

Belebungsstufe
Membranstufe

Vorfluter
Trommelsieb-
rechen 3 mm

Zulauf

Puffer-
behälter

105
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.1.7 MF

Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen


(Inbetriebnahme)

Die beiden Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen In Konzen wird dem Becken mit den getauchten Mem-
des Wasserverbandes Eifel-Rur (WVER) werden für eine branmodulen ein Belebungsbecken vorgeschaltet, indem
Behandlungskapazität von 6.200 E bzw. 9.700 E ausge- sowohl denitrifiziert, als auch nitrifiziert wird. Darüber
baut. Beide Ausbaumaßnahmen sind zurzeit in der Reali- hinaus steht Nitrifikationsvolumen in dem Becken mit
sierung. Die Inbetriebnahme der Anlagen ist für Ende den Membranmodulen zur Verfügung. In beiden Anlagen
2005 geplant. kommen Plattenmembranmodule der Firma Kubota zum
Einsatz. In der Kläranlage Rurberg-Woffelsbach werden
Die Anforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlage 13.440 m2 Membranfläche, für die Kläranlage Konzen
Rurberg-Woffelsbach und der Kläranlage Konzen sind in 23.040 m2 Membranfläche installiert. Für diese Membran-
der Tabelle 2-9 aufgeführt. Die Begründungen für den flächen sind 42 bzw. 72 Membranmodule des Typs EK
Einsatz einer Membranbelebungsanlage an beiden Stand- 400 vorgesehen. Eine besondere Anforderung an die Fil-
orten liegt darin, dass die Kläranlage Rurberg-Woffelsbach trationsleistung der Membranen stellt die im Winter in
in die zu Erholungszwecken genutzte Rurtalsperre und dieser Region sehr niedrige Abwassertemperatur von
die Kläranlage Konzen in den Laufenbach, der im Ein- unter 6 °C dar.
zugsgebiet der Trinkwassergewinnung liegt, einleitet.
Die gemäß des Submissionsergebnis ermittelte Investition
Die Kläranlage Rurberg-Woffelsbach ist zukünftig für für die Ausbaumaßnahme der Kläranlage Rurberg-Wof-
3
einen Trockenwetterzufluss von 175 m /h und einen felsbach beträgt rund 5,5 Mio. Euro (Kläranlage ohne
Regenwetterzufluss von 349 m3/h ausgelegt. In der Klär- geplante Seeleitung, Pumpwerk Rurberg und Ingenieur-
3
anlage Konzen können zukünftig 245 m /h bei Trocken- leistung) und für die Kläranlage Konzen 7,5 Mio Euro
wetter und 587 m3/h bei Regenwetter behandelt werden. (Kläranlage ohne Mischwasserbehandlungsanlage und
Das geplante Verfahrenskonzept sieht für beide Kläranla- Ingenieurleistung). Der Ausbau beider Kläranlagen nach
gen eine mechanische Vorbehandlung über einen Feinre- dem Membranbelebungsverfahren ist unter Berücksichti-
chen mit einer Spaltweite von 3 mm vor. Daran schlie- gung einer 50 %-igen Förderung der membranspezifi-
ßen sich ein Fett- und Sandfang sowie ein Feinstrechen schen Kosten durch das Land NRW kostengünstiger als
mit einer Spaltweite von 0,5 mm an. Der Feinstrechen ein konventioneller Ausbau.
wird redundant ausgeführt. Die biologische Abwasserbe-
handlung erfolgt in Rurberg-Woffelsbach in einem vorge-
schalteten Denitrifikationsbecken und einem Membran-
belebungsbecken, in dem auch die Nitrifikation stattfindet.

Tab. 2-9
Einleitanforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlagen Rurberg-Woffelsbach und Konzen
[nach WVER 2004]

Parameter Einheit Einleitanforderungen Einleitanforderungen

Rurberg-Woffelsbach Konzen

CSB mg/l 80 50

BSB5 mg/l 20 15

NH4-N mg/l 10 3

Pges mg/l 0,5 0,2

106
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.2.1.8 MF

Kläranlage Kohlfurth, Prozesswasserbehandlung

Die Kläranlage Kohlfurth hat eine Ausbaugröße von Das Prozesswasser wird gemäß dem neuen Konzept in
156.000 E und behandelt vorwiegend kommunal gepräg- einem Speicher gepuffert und anschließend einem ersten
tes Abwasser nach dem konventionellen Belebungsver- Belebungsreaktor (V = 200 m3) zur Nitritation zugeführt. In
fahren mit anschließender anaerober Schlammbehand- einem zweiten Belebungsreaktor (V = 180 m3) soll die auto-
lung (Abbildung 2-40). Die Anlage wurde für einen Über- trophe Deammonifikation erfolgen. Für die Reaktoren wer-
wachungswert von 18 mg/l Nanorg ausgelegt, muss aber den zwei derzeit nicht mehr betriebene Eindicker genutzt.
zukünftig 13 mg Nanorg/l einhalten. Diese Anforderung
kann derzeit bei voller Auslastung der Kläranlage in der Die zweistraßige Membrananlage für Mikrofiltration ist
qualifizierten Stichprobe nicht sicher eingehalten wer- in einem separaten Reaktor installiert und den Reaktoren
den. Dies gab im Herbst 2003 den Anlass, eine neue der Belebungsstufe nachgeschaltet. Jede der zwei Straßen
Behandlung für Prozesswässer aus der Schlammentwässe- enthält zwei Modulpakete (Firma Kubota, Typ EK 400) mit
rung zu planen. einer Gesamtmembranfläche von 720 m2. Das Permeat der
Membrananlage wird in das Rücklaufschlammpumpwerk
Auf der Kläranlage Kohlfurth fallen täglich 300 m3 Pro- und damit in die Belebungsstufe der Kläranlage Kohlfurt
zesswasser mit einer NH4-N-Konzentration von 700 bis zurückgeführt.
1.000 mg/l aus der Schlammentwässerung an. Das neue
Konzept zur Prozesswasserbehandlung sieht das Membran- Die Anlage ist seit Januar 2005 in Betrieb. Nach einer
belebungsverfahren vor, wobei insbesondere das Potenzial Probebetriebsphase sollen sowohl die Betriebsweise der
einer autotrophen Deammonifikation im Membranbio- autotrophen Deammonfikation als auch die der her-
reaktor untersucht werden soll. kömmlichen Denitrifikation untersucht werden.

Abb. 2-40
Verfahrensschema der Kläranlage Kohlfurth [nach WUPPERVERBAND 2004]

C-Quelle
Zulauf
Denitri- Sand-
Rechen Sandfang Vorklärbecken Belebungsstufe Nachklärbecken
fikation filtration
Vorfluter

Rücklaufschlamm (RS)

Grobschlamm

Vorein- Filtrat
Faulturm Faulturm
dicker
Membranstufe

Nach- Trübwasser
eindicker Schlamm-
autotrophe
wasser
Speicher Nitritation Deammoni-
fikation
Kammer- Filtrat
filterpresse

Rezirkulation (RZ)

107
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.1.9 MF

Kläranlage Dormagen, Prozesswasserbehandlung


(Inbetriebnahme)

Die Kläranlage Dormagen hat eine Ausbaugröße von Als technisch und wirtschaftlich vorteilhaft wurde das
80.000 E und behandelt vorwiegend kommunal geprägtes Membranbelebungsverfahren zur Behandlung der Pro-
Abwasser nach dem konventionellen Belebungsverfahren zesswässer in der Planung ermittelt. Die zweistraßige
mit anschließender anaerober Schlammbehandlung (siehe Membrananlage für Mikrofiltration wird 8 Modulpakete
Abbildung 2-41). der Firma Kubota, (Typ EK 150) mit einer gesamten
Membranfläche von 960 m2 enthalten.
Die bei der Schlammbehandlung anfallenden Prozesswäs-
ser setzen sich aus den Trübwässern des Faulturms und Der vorhandene Sandfang wird zu einer intermittierend
des Nacheindickers sowie dem Zentratwasser aus den betriebenen Nitrifikations- und Denitrifikationsstufe
Zentrifugen zusammen und werden in einem Puffer- umgebaut, in die das Prozesswasser vom Speicherbecken
becken zwischengespeichert. Die NH4-N-Konzentration geleitet wird. Die sich anschließende Membrananlage
dieser Prozesswässer beträgt ca. 800 mg/l und führt zu wird auf dem vorhandenen Sandfang in Containerbau-
einer Rückbelastung der Kläranlage, die etwa 15.000 E weise aufgestellt. Das Permeat der Membrananlage wird
entspricht. Diese Belastung ließ die Kläranlage zeitweise in den Zulauf des Belebungsbeckens geleitet.
an ihre Kapazitätsgrenze stoßen, was im Herbst 2003 den
Anlass zur Planung einer neuen Prozesswasserbehand- Die Anlage befindet sich zurzeit im Bau und wird im Jahr
lungsanlage gab. 2005 in Betrieb genommen.

Abb. 2-41
Verfahrensschema der Kläranlage Dormagen [nach STADT DORMAGEN 2004]

Zulauf Abfluss
Denitri- Nitri-
Rechen Sandfang Vorklärbecken Bio-P Nachklärbecken
fikation fikation

Vorfluter

Rezirkulation (RZ)

Rücklaufschlamm (RS)

Vorein- Filtrat
Faulturm Faulturm
dicker ggf.
Trübwasser Membranstufe

Nach- Trübwasser
eindicker Prozess-
wasser Nitri- Denitri-
Speicher
Zentrat- fikation fikation
wasser
Zentrifuge

Rezirkulation (RZ)

108
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.2.2 MK
aus ist die erste großtechnische kommunale Kläranlage
Anlagen außerhalb Deutschlands mit Europas 1998 mit einer Kapazität von 1.900 m3/d in Por-
Mikrofiltrationsmembranen lock, England, in Betrieb genommen worden. Im Jahr 2000
kam die Kläranlage Swanage (Abbildung 2-42) an der
Die Membrantechnik wird in der kommunalen Abwasser- englischen Südküste mit einer Kapazität von 13.000 m3/d
reinigung seit den 90er Jahren eingesetzt. Die ersten tech- und 23.000 angeschlossenen Einwohnern hinzu, die bis
nischen bzw. großtechnischen Anlagen wurden haupt- Ende 2001 die bisher größte Membranbelebungsanlage
sächlich in Nordamerika und Japan installiert. Dabei im kommunalen Bereich war. Die Anlage, die mit dem
handelt es sich bei ca. 90 % der Anlagen um kleine Anla- Kubota-System ausgestattet wurde, ist unmittelbar am
3
gen mit einer Kapazität von weniger als 100 m /d. Eine Strand inmitten der vorhandenen Bebauung gelegen und
größere Anlage steht in Powell River, Kanada, mit einer aufgrund der kompletten Einhausung als solche kaum
3
Ausbaukapazität von ca. 5.700 m /d. Die Anlagen aus auszumachen.
dem nordamerikanischen und asiatischen Raum werden
fast ausschließlich zur Behandlung von Abwasserströmen Sowohl im Hinblick auf technische als auch wirtschaft-
aus Trennsystemen eingesetzt, wobei die Reinigungsan- liche Belange ist das Membranbelebungsverfahren in
forderungen der einzelnen Staaten differieren. Daher sind Großbritannien inzwischen derart etabliert, dass bei
die dort gesammelten Erfahrungen nur bedingt auf die jedem Anlagenneubau oder einer Anlagenerweiterung die
europäischen Rahmenbedingungen übertragbar. Anwendung des Verfahrens geprüft wird. In weiteren
europäischen Ländern, wie z. B. in Italien am Gardasee
Seit 1998 ist der Einsatz von Membranen im Bereich der oder in Belgien, befinden sich die ersten Membranbele-
kommunalen Abwasserreinigung jedoch auch weltweit bungsanlagen in der Planungs- oder Bauphase.
stark angestiegen. Über viele kleinere Anwendungen hin-

Abb. 2-42
Luftbild der Kläranlage Swanage [Foto: AQUATOR GROUP]

109
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.2.1 MK

Kläranlage Glasgow, Schottland

In der zentralen Schlammbehandlungsanlage Glasgow zentrationen von 200 – 300 mg/l auf, was einer Belas-
werden unterschiedliche Schlämme sowohl industriellen tung von rund 180.000 E bezogen auf NH4-N entspricht.
als auch kommunalen Ursprungs behandelt. Insgesamt
werden zwischen 7.800 m3/d und 12.800 m3/d Schlamm Das Schlammwasser wird über einen dreistraßigen Fein-
mit einem durchschnittlichen TS-Gehalt von 2 bis 2,5 % rechen (Stababstand 3 mm) behandelt. Die biologische
behandelt. Der Schlamm setzt sich neben den lokal anfal- Behandlung erfolgt über ein vorgeschaltetes Denitrifika-
lenden Schlämmen aus Schlämmen der Standorte Shield- tionsbecken (V = 2.300 m3) und vier parallel betriebene
hall, Dulmuir, Paisley, Dalmarknock, Glasgow Catchment Nitrifikationsbecken (Vgesamt = 9.400 m3), in welche die
und Daldowie zusammen. Membranmodule getaucht sind.

Nach Durchlauf eines 5-mm-Rechens und einer Zwischen- Die vierstraßige Membrananlage besteht aus insgesamt
speicherung in einem 30.000 m3 fassenden Behälter wird 128 Plattenmembranmodulen vom Typ EK 400 der Firma
der Schlamm in zwölf parallel betriebenen Zentrifugen Kubota mit einer Membranfläche von 20.480 m2. Es wer-
entwässert. Der auf rund 30 % TS eingedickte Schlamm den Ablaufkonzentrationen von 40-60 mg/l CSB und
wird in sechs Trocknern auf 90 – 92 % TS entwässert. 0,1 – 0,4 mg/l NH4-N erreicht. Der Ablaufwert für NO3-N
Stündlich fallen zwischen 200 m3 und 450 m3 Schlamm- beträgt im Mittel 30 mg/l.
wasser an, das zu 80 % in den Zentrifugen und zu 20 % in
den Trocknern entsteht. Dieses Schlammwasser weist CSB- Die in Abbildung 2-44 dargestellte Schlammbehandlungs-
Konzentrationen von 3.000 – 4.000 mg/l und NH4-N-Kon- anlage wird seit dem Jahr 2002 betrieben.

Abb. 2-43
Verfahrensschema der Schlammbehandlungsanlage Glasgow [nach AGGERWASSER GMBH 2004]

Nitrifikation, Membranstufe

Gebläse-
station

Feinrechen
3 mm

Schlamm- Vorfluter
wasser Feinrechen
Denitrifikation
3 mm

Feinrechen
3 mm

Rezirkulation (RZ)

110
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-44
Draufsicht auf die Schlammbehandlungsanlage (STP) Glasgow und auf ein Becken der Membranstufe
[Foto: AGGERWASSER GMBH 2001]

Stellfläche Membranen

Belüftereinrichtung

111
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.2.2 MK
Abb. 2-45 (links): Ebisu Prime Square Building
Kläranlage Ebisu Prime Square Building, Japan Abb. 2-46 (rechts): Abwasserreinigungsanlage im
Keller des Ebisu Prime Square Building
Das Ebisu Prime Square Building ist ein Hochhaus in [Fotos: AGGERWASSER GMBH 2004]
Tokyo, in dem auf 70.000 m2 vor allem Büroräume, Ver-
kaufsflächen und Restaurationsbetriebe untergebracht
sind (Abbildung 2-45). Beim Bau des Hochhauses wurde
im Keller eine Membranbelebungsanlage installiert. Das
Abwasser wird so behandelt, dass das Permeat als Brauch-
wasser in einer Wäscherei und für die Toilettenspülung
genutzt werden kann.

Abbildung 2-47 zeigt das Verfahrensschema der Abwasser-


behandlungsanlage. Das der Anlage zulaufende Abwasser
(Rohwasser) und das aufbereitete Permeat haben die in
Tabelle 2-10 aufgeführte Zusammensetzung. Die im April
1997 in Betrieb genommene Anlage ist für einen Permeat- chemische Reinigungen der Plattenmodule durchgeführt
3
volumenstrom von 189 m /d ausgelegt. Die Ausrüstung, worden. Der TS-Gehalt wird im Bereich zwischen 15 g/l
Wartung und der Betrieb der Anlage werden durch die und 20 g/l gehalten. Der transmembrane Druck im
Firma Kubota durchgeführt. Bisher sind jährlich ca. 1-2 Betrieb liegt zwischen 0,05 bar und 0,1 bar.

Tab. 2-10
Rohwasser- und Permeatqualität [nach AGGERWASSER GMBH 2004]

Parameter Einheit Rohwasser Permeat

CSB [mg/l] 60 <3

BSB5 [mg/l] 40 <2

Pges [mg/l] – n. n.

Nges [mg/l] – <1

abf. Stoffe [mg/l] 140 – 180 n. n.

Abb. 2-47
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage [nach AGGERWASSER GMBH 2004]

Membranstufe
Permeat für
Wäscherei und
Toilettenspülung

Feinrechen

Abwasser

Gebläse
Konzentrat
Entsorgung

112
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.2.2.3 MK
Der Teich wurde durch den Einbau einer Holztrenn-
Kläranlage St. Peter ob Judenburg, Österreich wand in einen Belebungsbereich und in einen Nachklär-
bereich geteilt. Die beiden Bereiche sind durch zwei
Mit der kommunalen Kläranlage der Gemeinde St. Peter Überläufe in der Trennwand verbunden. Im Nachklärbe-
ob Judenburg (1.500 E) wurden in Österreich die ersten reich setzt sich der Belebtschlamm ab und wird über den
Erfahrungen mit der Membrantechnik zur Reinigung Schlammtrichter am Boden abgezogen. Über Dükerlei-
kommunaler Abwässer gesammelt. Ursprünglich wurde tungen wird der Belebtschlamm in einen Pumpenschacht
die Kläranlage unter Kostengesichtspunkten als Teichklär- geleitet und von dort über eine Tauchpumpe zurück in
anlage geplant, behördlich bewilligt und realisiert. Trotz den Belebungsbereich geführt bzw. aus dem System ent-
der relativ groß dimensionierten Klärteiche erreichte die nommen.
Anlage nicht die nach der österreichischen Emissionsver-
ordnung (EmV) 210/1996 „Begrenzung von Abwasser- Dem umgebauten Teich ist ein Nitrifikationsbecken in
emissionen aus Abwasserreinigungsanlagen für Siedlungs- Stahlbetonbauweise zur Gewährleistung einer vollständi-
gebiete" geforderte Reinigungsleistung. gen Nitrifikation angeschlossen. Aus dem bestehenden
Nitrifikationsbecken wurden die Aufwuchskörper ent-
Im Rahmen eines in den Jahren 2001 und 2002 durchge- fernt und getauchte Membranmodule der Firma Mitsu-
führten Forschungsvorhabens wurde gezeigt und anschlie- bishi eingesetzt. Insgesamt sind neun Kassetten mit einer
ßend umgesetzt, dass die bestehende Klärteichanlage – gesamten Membranfläche von 945 m2 installiert. Die
ohne wesentliche bauliche Änderungen – durch den Ein- Kläranlage St. Peter ob Judenburg wird seit Ende des For-
satz von neuen Belüftungs- und Mischungskonzepten in schungsvorhabens im Jahre 2002 erfolgreich nach dem
Verbindung mit einer getauchten Membranfiltration im vorgestellten Verfahrenskonzept betrieben (Abbildung 2-48).
Nitrifikationsbecken die gesetzlichen Reinigungsziele Abbildung 2-49 zeigt die Membranmodule und den Klär-
sicher einhalten kann (Tabelle 2-11). teich.

Tab. 2-11
Zulauf- und Ablaufkonzentrationen der Kläranlage

Parameter Einheit Zulauf Ablauf Teich Permeat

CSB [mg/l] 300 – 700 100 – 300 < 30

NH4-N [mg/l] 25 – 45 25 – 35 < 1,0

Abb. 2-48
Verfahrensschema der Kläranlage St. Peter ob Judenburg [nach ENVICARE 2002]

Membranstufe

Klärteich 1
Vorfluter
Feinrechen
Sandfang BB NK
3 mm
Zulauf

Gebläse-
Rezirkulation (RZ) station

113
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-49
Kläranlage St. Peter ob Judenburg [Fotos: ENVICARE ], links: Membranmodule, rechts: Teichanlage

2.2.3 UF
diesem Verfahren auf der Kläranlage Rödingen sehr posi-
Anlagen in Deutschland mit Ultrafiltrations- tiv waren. In enger Abstimmung mit dem Ministerium
membranen für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (MUNLV) NRW wurde das Abwasserbehand-
2.2.3.1 UF
lungskonzept erarbeitet. Die Anlage stellte aufgrund ihrer
Kläranlage Nordkanal Größe planerisches Neuland dar und hat Demonstrations-
charakter für ganz Europa.
Beim notwendigen Ausbau der seit 1970 bestehenden
Kläranlage Nordkanal musste der ursprüngliche Standort Die Kläranlage ist für den Anschluss von 80.000 E und
aus Rücksicht auf die räumliche Entwicklung der Stadt einen Mischwasserzufluss von 1.881 m3/h ausgelegt und
Kaarst aufgegeben und ein Neubau an anderer Stelle rea- wurde 2003 in Betrieb genommen. Die Anforderungen
lisiert werden. Der Erftverband entschied sich für das an die Ablaufqualität der Kläranlage sind in Tabelle 2-12
Membranbelebungsverfahren, da die Erfahrungen mit zusammengestellt.

Tab. 2-12
Mindestanforderungen und Einleiterlaubnis der Kläranlage Nordkanal [ERFTVERBAND 2004]

Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleiterlaubnis

CSB mg/l 90 90

BSB5 mg/l 20 20

NH4-N mg/l 10 10

Nges mg/l 18 18

Pges mg/l 2 2

114
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Das Abwasser wird am Standort der alten Kläranlage über Abb. 2-50
einen Grobrechen vorgereinigt und zur ca. 2,5 km ent- Siebtrommel der Feinrechenanlage auf der
fernten neuen Kläranlage Nordkanal gepumpt. Dort wird Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004]
das Abwasser über zwei parallel betriebene Filterstufen-
rechen (Spaltabstand 5 mm) und zwei parallel betriebene
belüftete Sand- und Fettfänge mechanisch vorgereinigt.
Anschließend durchfließt das Abwasser zwei parallel betrie-
bene Siebtrommeln mit einer Lochweite von 0,5 mm
(Abbildung 2-50), um die Membranen in der Nitrifika-
tionsstufe zu schützen. Der Notumlauf der Siebtrommeln
ist durch ein Feinsieb mit einer Lochweite von 1 mm
abgesichert. So sollen auch bei Betriebsstörungen der
Siebtrommeln keine gröberen Stoffe in die Membranbele-
bungsbecken gelangen. Abbildung 2-51 zeigt das Verfah-
rensschema der Kläranlage Nordkanal.

Die Belebungsstufe ist vierstraßig ausgelegt. Jede Straße


besteht aus einem vorgeschalteten Denitrifikationsbecken,
einem variablen Beckenbereich zur Denitrifikation bzw.
Nitrifikation sowie einem Nitrifikationsbecken mit

Abb. 2-51
Verfahrensschema der Kläranlage Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004]

Nitrifikation,
Membranstufe

Denitri- Vario-
fikation zone

Filterstufen- Sieb-
rechen Sandfang trommel
Zulauf
5 mm 0,5 mm
Denitri- Vario-
Grob-
fikation zone
rechen
Filterstufen- Sieb- Gebläse-
rechen Sandfang trommel station
5 mm 0,5 mm

Denitri- Vario-
Notumlauf- fikation zone
sieb Ablauf
1 mm

Denitri- Vario-
fikation zone

Rezirkulation (RZ)

115
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

getauchten Membranmodulen, welches als Umlaufbecken Abb. 2-52


ausgeführt ist. Die Nitrifikationsbecken sind eingehaust. Membranbelebungsbecken auf der Kläranlage
Das Gesamtvolumen der Belebungsbecken beträgt 9.200 m3. Nordkanal [nach ERFTVERBAND 2004]
In den Belebungsbecken wird der Schlamm aerob stabili-
siert. Aufgrund strömungstechnischer Simulationsunter-
suchungen wurden in die Umlaufbecken Rührwerke und
Leitbleche integriert.

Die Membrananlage ist achtstraßig mit Kapillarmembra-


nen der Firma Zenon (ZW 500c) ausgeführt. Die gesamte
installierte Membranfläche beträgt ca. 85.000 m2, da die
Bezirksregierung Düsseldorf eine 25 %-ige Reserve für die
Membranfiltrationsstufe forderte. Für eine extern durch-
zuführende chemische Reinigung steht eine separate
Waschkammer zur Verfügung.

Die Investition für den Neubau der Kläranlage Nordkanal


betrug 21,5 Mio. Euro, wovon ca. 6,6 Mio. Euro durch
das Land Nordrhein-Westfalen getragen wurden.

2.2.3.2 UF

Kläranlage Monheim

Die Kläranlage der Stadt Monheim liegt im wasserwirt- Wie im Verfahrensschema der Kläranlage Monheim dar-
schaftlich sensiblen Karstgebiet des Landkreises Donau- gestellt (Abbildung 2-54), ist die mechanische Stufe zwei-
Ries. Neben dem Abwasser der Stadt Monheim werden straßig ausgeführt. Über jede Straße, die aus einem Fein-
die Abwässer der Gemeinden Rögling und Tagmersheim sieb mit einer Lochweite von 1 mm und einem Sandfang
in dieser Kläranlage gereinigt und anschließend in die besteht, können 75 % des maximalen Zulaufs gereinigt
Gailach eingeleitet, die ca. 6 km unterhalb von Monheim werden. Das mechanisch gereinigte Abwasser wird in die
im Karstgrund versickert. In den Jahren 1998 und 1999 Belebungsstufe mit einem Gesamtvolumen von 1.660 m3
wurden erste Konzepte über die Möglichkeiten zur Ablei- geführt, die ebenfalls zweistraßig ausgeführt ist. Jede der
tung von Abwasser in den Karstgrund entwickelt. beiden Straßen besteht aus einem vorgeschalteten Deni-
trifikations- und einem Nitrifikationsbecken sowie zwei
Im Rahmen des Pilotvorhabens „Abwasserbehandlung Gai- Kammern mit den installierten Membranmodulen, die
lachtal“ unterstützte der Freistaat Bayern die Finanzierung zum Schutz des Betons chemisch beständig beschichtet
zur Errichtung einer Membranbelebungsanlage am Stand- sind. Die Becken zur Denitrifikation und Nitrifikation
ort der Kläranlage Monheim. Die Investitionen für die haben ein Volumen von je 340 m3, die vier Kammern
Membranbelebungsanlage betrugen ca. 7,6 Mio. Euro, von der Membranstufe je 75 m3. Die Schlammstabilisierung
denen rund 5,8 Mio. Euro durch das Land Bayern gefördert erfolgt aerob.
wurden. Abbildung 2-53 zeigt die Kläranlage Monheim.
Die Membranstufe ist unter Zugrundelegung einer spezi-
Die Kläranlage Monheim ist für den Anschluss von 9.700 E fischen Filtrationsleistung von 22 – 24 l/(m2 · h) bei
ausgelegt. Für die Planung wurden ein Spitzenzufluss von Mischwasserzufluss ausgelegt worden, die kurzfristig auf
288 m3/h und ein mittlerer täglicher Abwasserzufluss von 31 l/(m2 · h) gesteigert werden kann, wenn eine Filtra-
3
2.400 m /d zugrunde gelegt. tionskammer außer Betrieb genommen wird. Gemäß die-

116
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

ser Auslegung enthält die Membranstufe 28 Modulkasset- Abb. 2-53


ten der Firma ZENON (Typ ZW 500c) mit einer Gesamt- Kläranlage Monheim [Foto: BAYERISCHES LANDES-
membranfläche von 12.320 m2. Die Filtration erfolgt bei AMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004]
einem TS-Gehalt von 12 g/l. Da die Filtrationsstraßen in
vier separaten Kammern untergebracht sind, kann eine
chemische Reinigung der Module durch Abpumpen des
Belebtschlamms ohne das Ausbauen der Module erfolgen
(on air cleaning).

Der spezifische Energiebedarf der Kläranlage beträgt etwa


1 kWh/m3 Abwasser. Der Personalbedarf entspricht dem
einer konventionellen Kläranlage.

Abb. 2-54
Verfahrensschema der Kläranlage Monheim [nach BAYERISCHES LANDESAMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004]

Membranstufe

Rezirkulation (RZ) Rezirkulation (RZ)

Denitri- Nitri-
Gebläse-
fikation fikation
station

Sieb 1 mm Sandfang
Zulauf

Ablauf

Sieb 1 mm Sandfang

Vorfluter

Rezirkulation (RZ) Rezirkulation (RZ)

117
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Tab. 2-13
Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Monheim
[BAYERISCHES LANDESAMT FÜR WASSERWIRTSCHAFT 2004]

Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleiterlaubnis Betriebswerte

CSB mg/l 90 75 15

BSB5 mg/l 20 15 1,2

NH4-N mg/l 10 5 0,1

Nges mg/l – 18 10

Pges mg/l – 1 0,6

Mit dem Einsatz des Membranverfahrens auf der Kläran- Abb. 2-55
lage Monheim werden die Anforderungen an die Ablauf- Modulkassetten bei der on-air-Reinigung
qualität der Kläranlage sicher eingehalten, wie der Tabelle [Foto: STADT MONHEIM 2004]
2-13 zu entnehmen ist.

Der Betrieb der Membranbelebungsanlage am Standort


Monheim wird zurzeit von einem Untersuchungspro-
gramm begleitet. Wesentliche Punkte im Rahmen des
Untersuchungsprogramms stellen die Erprobung und
Optimierung des Membranbelebungsverfahrens und die
Auswirkungen der Abwassereinleitung auf die Gailach
sowie das Grundwasser dar.

2.2.3.3 UF

Kläranlage Markranstädt

Die Kläranlage Markranstädt im Südwesten von Leipzig Grundstücksfläche sowie die erhöhten Anforderungen an
ist eine von über dreißig Kläranlagen der Kommunalen die Ablaufqualität (Tabelle 2-14) aufgrund eines schwachen
Wasserwerke Leipzig. Die Anlage wurde auf eine Ausbau- Vorfluters.
größe von 12.000 E ausgelegt, die derzeitige Auslastung
beträgt ca. 8.000 E. Die Anlage hat eine hydraulische Kapazität von 180 m3/h.
Vom Sammler der Mischkanalisation wird das Schmutz-
Veranlassung für den Neubau dieser Anlage war die an- wasser über die Zulaufkammer (Abbildung 2-56, links)
stehende Außerbetriebnahme der veralteten Abwasser- mit Hilfe eines Hebepumpwerks der mechanischen Reini-
reinigungsanlage, die den Anforderungen nicht mehr gungsstufe zugeführt.
gerecht wurde. Ausschlaggebend für den Bau einer Mem-
branbelebungsanlage waren dabei vor allem die begrenzte

118
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Tab. 2-14
Mindestanforderungen, Einleitungserlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Markranstädt
[STEIN 2002a]

Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleitungserlaubnis Betriebswerte

CSB [mg/l] 90 50 35

BSB5 [mg/l] 20 10 5

NH4-N [mg/l] 10 5 1

Nges [mg/l] 18 18 15

Pges [mg/l] 2 2 1

AFS [mg/l] keine Angaben keine Vorgaben n. n.

Diese ist zweistraßig ausgeführt und besteht aus einem am Boden der Nitrifikationsbecken sind zusätzlich flächen-
Stufenrechen (Spaltweite 3 mm) (Abbildung 2-57, links) deckend Aggregate zur feinblasigen Belüftung installiert.
sowie einem Sand- und Fettfang zur weiteren Vorreini-
gung. Über einen Verteiler gelangt das Abwasser in die An den inneren Längsseiten, im oberen Bereich der 7 m
ebenfalls zweistraßig aufgebaute Belebungsstufe. Sie tiefen Nitrifikationsbecken, befinden sich die Membran-
wird als vorgeschaltete Denitrifikation (VDN= 2  435 m3) module (Fa. ZENON) zur Biomasseabtrennung. Die ge-
mit nachgeschalteter Nitrifikation (VN= 2  435 m ) betrie-
3
samte Filterfläche von 7.360 m2 ist auf vier Straßen ver-
ben. Sämtliche Becken sind mit Rührwerken ausgestattet, teilt, jeweils zwei in den beiden Nitrifikationsbereichen.

Abb. 2-56
Verfahrensstufen auf der KA Makranstädt [Stein 2002a], links: Zulaufkammer zur Membranbelebungs-
anlage mit Überlaufkante zur Mischwasserbehandlung, rechts: Mischwasserbehandlungsbecken im Zulauf
der KA Markranstädt [STEIN 2002a]

119
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Zwischen den beiden längs angeordneten Nitrifikations- führt. Durch die Mischwasserbehandlungsanlage konnte
becken ist ein Reinigungsschacht angeordnet, in dem die die benötigte Membranfläche deutlich reduziert werden,
mittels eines fest installierten Krans herausziehbaren da sie nicht für die maximale Zuflussmenge, sondern nur
Module extern gereinigt werden können. für 1,1 · Q T ausgelegt werden musste.

Neben dem Bau der Abwasserreinigungsanlage wurde Seit Inbetriebnahme der Anlage im September 2000 wur-
gleichzeitig eine Mischwasserbehandlungsanlage auf dem den zahlreiche Erkenntnisse zur Optimierung der Ver-
Gelände der Kläranlage errichtet. In zwei Becken, die als fahrenstechnik und der Anlagensteuerung gesammelt
Absetz- und Speicherbecken dienen, werden die Zufluss- [MEYER 2001]. Wesentlich dabei war die Verbesserung
mengen, die die Kapazität der Membranstufe bei Misch- der mechanischen Vorreinigung. So wurde der zunächst
wasserzufluss übersteigen, zwischengespeichert und gleich- installierte Rechen durch eine Kombination aus Grobre-
zeitig vorbehandelt. Diese Abwassermengen werden der chen (Spaltweite 5 mm) und Feinsieb mit einer Lochsieb-
Reinigungsanlage in Zeiten mit geringerem Zufluss zuge- weite < 1 mm ersetzt.

Abb. 2-57
Verfahrensstufen der Kläranlage Makranstädt [STEIN 2002a], links: Stufenrechen,
rechts: Nitrifikations- und Filtrationsbecken der KA Markranstädt [STEIN 2002a]

120
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.2.3.4 UF

Kläranlage Rödingen

Die Kläranlage befindet sich auf dem Gebiet der so dass dieser in Trockenzeiten kaum Wasser führt. Ein
Gemeinde Titz im Kreis Düren in unmittelbarer Nähe wesentlicher Teil des Vorfluters wird daher aus dem
zum Tagebau Hambach. Ihr Einzugsgebiet umfasst eine Ablauf der Kläranlage Rödingen gespeist. Aufgrund dieser
überwiegend ländliche Gegend mit kleineren Ortschaften Tatsache stellt die Bezirksregierung strenge Reinigungsan-
ohne gewerbliche oder industrielle Abwassereinleiter. forderungen an das Einleiten der Abwässer in diesen Vor-
Bergbaulich bedingte Grundwasserabsenkungen verhin- fluter (Überwachungswerte in Tabelle 2-15).
dern einen Kontakt des Vorfluters mit dem Grundwasser,

Tab. 2-15
Mindestanforderungen, Einleitungserlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Rödingen
[nach ENGELHARDT ET AL. 2001]

Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleitungserlaubnis Betriebswerte

CSB mg/l 110 35 < 25

BSB5 mg/l 25 8 <3

NH4-N (bei 5 °C) mg/l – 2 < 0,5

Pges mg/l – 0,5 < 0,3 (Simultanfällung)

AOX µg/l – 50 < 50

Ein Neubau der Kläranlage Rödingen, die bis dahin aus Der Zulauf der Anlage wird durch einen Feinrechen mit
einer Belebungsanlage mit einer intermittierenden Deni- einem Stababstand von 3 mm und einem anschließen-
trifikation und einer Simultanfällung zur Phosphorelimi- den belüfteten Sandfang mechanisch vorbehandelt
nation bestand, wurde hierdurch unumgänglich. Mit (Abbildung 2-58). Danach wird das Abwasser den beiden
konventioneller Technik hätten große Belebungsbecken Bioreaktoren zugeführt, die mit einer intermittierenden
sowie eine nachgeschaltete Flockungsfiltration mit Inves- Nitrifikation/Denitrifikation betrieben werden.
titionen in Höhe von ca. 6,1 Mio. Euro errichtet werden
müssen. Im Anschluss an die biologische Stufe gelangt das Schlamm-
Wasser-Gemisch in die zweistraßige Filtrationsstufe, in
Der Erftverband entschied sich als zuständiger Wasserver- der das gereinigte Abwasser über getauchte Ultrafiltrations-
band für den Bau einer Membranbelebungsanlage, nach- module abgezogen wird. Das im Filtrationsbereich ver-
dem eine Pilotanlage im Jahr 1996 erfolgreich betrieben bliebene aufkonzentrierte Schlamm-Wasser-Gemisch, das
und dabei erste Erkenntnisse über die Betriebsweise, die einen bis zu 4 g/l höheren TS-Gehalt als im übrigen Bele-
erreichbaren Ablaufwerte und die Betriebssicherheit ge- bungsbeckenbereich hat, wird zurück in die Bioreaktoren
wonnen wurden. Die Gesamtkosten von 2,8 Mio. Euro für gepumpt.
die erste großtechnische Anlage in Deutschland, die Mitte
1999 in Betrieb genommen wurde, wurden finanziell mit Die zwei Filtrationsstraßen (Abbildung 2-59) bestehen
1 Mio. Euro vom Land Nordrhein-Westfalen mitgetragen. aus jeweils sechs Modulkassetten mit je acht Modulen der
Fa. ZENON und weisen eine Membranfläche von insge-
Die für 3.000 Einwohner ausgelegte Anlage hat einen täg- samt 4.846 m2 auf. Für den Mischwasserzufluss wurden
lichen Abwasserzufluss von 450 m3, im Mischwasserzufluss demnach ca. 28 l/(m2 · h) als Bemessungsflussleistung der
3
müssen in der Anlage bis zu 135 m /h behandelt werden. Membranflächen angesetzt. Hintergrund für den höheren

121
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-58
Fließschema der KA Rödingen

Nitri-/Denitrifi- Nitri-/Denitrifi-
kationsbecken 1 kationsbecken 2

Teilstrombehandlung
RS ÜS
Feinsieb
0,5 mm

V = 200 m3 V = 200 m3

Zulauf
Rezirkulation
Rechen Sandfang
3 mm Fettfang Gebläse
Nitrifikation

Gebläse
Membran-
reaktor RS

Membran- Membran-
filtration filtration
Nitrifikations- und
Membrancontainer V = 80 m3
Permeat

Ansatz der Bemessungsflussleistung der Membranstufe Abb. 2-59


waren anstehende Maßnahmen im Kanalnetz zur Redu- Blick in die zwei Filtrationsstraßen beim Einbau
zierung des Fremdwasserzuflusses, die zukünftig geringere der ZeeWeed ® -Kassetten [Foto: ERFTVERBAND]
2
Zulaufmengen verbunden mit Flussraten < 28 l/(m · h)
erwarten lassen.

Zur Aufrechterhaltung der notwendigen Filtrationsleistung


werden die Module zusätzlich zu den üblichen Rückspül-
intervallen (300 - 500 Sekunden Filtration, 30 Sekunden
Rückspülen) und wöchentlichen Zwischenspülungen mit
geringen Reinigungsmittelkonzentrationen zweimal jähr-
lich intensiv chemisch gereinigt. Dazu werden die Module
aus dem Filtrationsbecken gezogen und in einem separa-
ten, beheizbaren Behälter von innen und außen chemisch
gereinigt. Die für den Betrieb der Anlage erforderliche
Permeabilität – einschließlich ggf. notwendiger Leistungs-
reserven – der Membran kann dabei wieder hergestellt
werden.

122
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Im Rahmen eines vom Land Nordrhein-Westfalen geför- • die intermittierende Betriebsweise der Belebungsstufe,
derten F&E-Vorhabens wurde der erstmalige Betrieb einer um geringe Rezirkulationsvolumenströme zu erreichen.
deutschen großtechnischen Membranbelebungsanlage
wissenschaftlich begleitet, mit dem Ziel, hieraus weiter- Darüber hinaus zeigte sich, dass aufgrund von Verzop-
gehende Erkenntnisse für andere noch zu errichtende fungen an den Hohlfaserkapillarmembranen eine bessere
Membranbelebungsanlagen zu gewinnen. Diese betrafen mechanische Reinigung des Abwassers erforderlich ist.
insbesondere die Betriebsweise der Membranmodule, um Dahingehend wird seit Februar 2001 zusätzlich eine Sie-
den Energiebedarf für deren Belüftung zu reduzieren. bung des Belebtschlamms als Teilstrombehandlung im
Erfolgreich durchgeführte Maßnahmen dazu waren Bypass zwischen den Belebungsbecken und dem Filtra-
tionsbecken durchgeführt (siehe Abbildung 2-58), um
• die straßenweise Zu- bzw. Abschaltung der Filtration Fasern und Grobstoffe aus dem System zu entfernen, die
in Abhängigkeit von der zu filtrierenden Menge, trotz der mechanischen Vorbehandlung in die Belebungs-
• die Einführung einer diskontinuierlichen Belüftung stufe gelangen [ENGELHARDT ET AL. 2001].
der Membranmodule,

2.2.3.5 UF

Kläranlage Schramberg-Waldmössingen

Die Kläranlage Schramberg-Waldmössingen leitet in den Behandlungsstufe nicht weiter genehmigt würde. Nach
schwachen und empfindlichen Vorfluter Heimbach ein. Prüfung verschiedener Alternativen, wie z. B. der Anschluss
Der Betrieb der Kläranlage war zunächst bis zum an und der Ausbau benachbarter Kläranlagen, fiel 2001
31.12.1998 befristet, wobei die Kläranlage bereits in den die Entscheidung zugunsten des Ausbaus der Kläranlage
Jahren 1995 – 1998 an ihrer Kapazitätsgrenze betrieben am gleichen Standort nach dem Membranbelebungsver-
wurde. Gespräche mit der Aufsichtsbehörde ließen schon fahren als ökologisch und ökonomisch beste Lösung.
1996 deutlich werden, dass der Ausbau nach dem kon-
ventionellen Belebungsverfahren ohne weitergehende Die Kläranlage (Abbildung 2-60) ist heute für 2.600 E und
einen Abwasservolumenstrom von bis zu 90 m3/h ausgelegt.

Abb. 2-60 Wie im Verfahrensschema der Kläranlage dargestellt ist


Kläranlage Schramberg [Foto: STADTWERKE (Abbildung 2-61), erfolgt die mechanische Vorbehand-
SCHRAMBERG 2004] lung über einen Rechen (5 mm Spaltweite) und einen
Sandfang. Dem Sandfang sind zwei parallel betriebene
Spaltsiebe (0,5 mm Spaltweite) zum besonderen Schutz
der Membranstufe nachgeschaltet. Die Belebungsstufe
besteht aus einem vorgeschalteten Denitrifikationsbecken
(V = 250 m3), dem Nitrifikationsbecken (V = 480 m3) und
der Membranbelebungsstufe.

Die Membranstufe ist zweistraßig aufgebaut und enthält


insgesamt zehn Modulkassetten (Typ 500 c) der Firma
ZENON (Abbildung 2-62), die mit einer gesamten Mem-
branfläche von ca. 4.400 m2 durchschnittlich 2.160 m3/d
Permeat erzeugen.

Die Investition für die Kläranlage betrug 2,8 Mio. Euro


und wurde durch das Land Baden-Württemberg mit

123
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

ca. 34 % im Rahmen der Regelförderung für Abwasserbe- wurde. Der Betrieb und die Reinigungsergebnisse werden
handlungsmaßnahmen bezuschusst und zeitlich priori- ein Jahr lang durch die Universität Stuttgart betreut und
siert, so dass die Anlage 2004 in Betrieb genommen dokumentiert.

Abb. 2-61
Verfahrensschema der Kläranlage Schramberg-Waldmössingen [nach STADTWERKE SCHRAMBERG 2004]

Nitrifikation,
Membranstufe

Denitri- Nitri-
fikation fikation
Feinrechen
0,5 mm
Zulauf
Rechen Vorfluter
Sandfang
5 mm
Gebläse-
Feinrechen
station
0,5 mm

Rezirkulation (RZ)

Abb. 2-62
Membrananlage auf der Kläranlage Schramberg-Waldmössingen [Fotos: STADTWERKE SCHRAMBERG 2004],
links: Ansicht der Membranbecken, rechts: Membranmodul

124
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.2.3.6 UF

Kläranlage Knautnaundorf

Die Kläranlage Knautnaundorf der Kommunalen Wasser- • In der Membranstufe findet erstmalig das getauchte
werke Leipzig ist die jüngste in Deutschland in Betrieb System der Fa. Martin Systems Anwendung (siehe Kapi-
genommene Membranbelebungsanlage. Mit einer An- tel 2.1.2, Abbildung 2-11). Mit einer Membranfläche
schlussgröße von zurzeit 900 E (erweiterbar auf 1.800 E) von 756 m2 kann so erstmals die Leistungsfähigkeit
3
und einem Spitzenzufluss von 23 m /h ist sie die kleinste einer deutschen Neuentwicklung großtechnisch nach-
„großtechnische“ Membrananlage zur kommunalen gewiesen werden.
Abwasserbehandlung. • Die mechanische Vorreinigung ist mit einem zweistufigen
Rechen ausgestattet, wobei der hintere Feinstrechen
Obwohl am Standort keine erhöhten Anforderungen an mit einer Lochweite von 1 mm jegliche Störstoffe aus
die Abwasserreinigung gestellt werden, konnte sich im dem Filtrationsbereich fernhalten soll.
Ausschreibungsergebnis der Bau einer Membranbelebungs- • Der Boden des Nitrifikationsbeckens ist vollständig mit
anlage gegen konventionelle Lösungen aufgrund deutlich Plattenmembran-Belüfterelementen ausgestattet, um
geringerer Investitionen durchsetzen. Entscheidend hier- einen optimalen Sauerstoffeintrag zu gewährleisten.
für war neben der geringen Größe vor allem der Anschluss
der Anlage an ein Trennsystem, wodurch die Investitionen Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme im Oktober 2001
für die Membranstufe gegenüber im Mischsystem arbei- und Aufnahme des Regelbetriebes über einige Betriebs-
tenden Anlagen reduziert werden konnten [WALTHER wochen wurde die Anlage aufgrund einer unerlaubten
2001]. Einleitung (Dieselöl) zur Klärung von Schadenersatz-
ansprüchen außer Betrieb genommen. Aussagen zum
Der verfahrenstechnische Aufbau gleicht den zuvor Betriebsverhalten über einen langen Zeitraum können
beschriebenen Anlagen. Als Besonderheiten sind folgende daher derzeit nicht getroffen werden, da die Anlage erst
Punkte zu erwähnen: im April 2002 wieder in Betrieb genommen wurde.

125
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.3.7 UF

Pilotanlage Simmerath

Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) betreibt Kläranlagen Im Rahmen des Pilotvorhabens wurde auf der Kläranlage
in der Eifel, an deren Ablaufqualität aufgrund der Lage in Simmerath eine Membranbelebungsanlage errichtet, in
Trinkwassereinzugsgebiete erhöhte Anforderungen ge- der getauchte Kapillarmembranmodule der Firma PURON
stellt werden. Niedrige Abwassertemperaturen im Winter im technischen Maßstab unter realen Bedingungen ein-
und ein hoher Fremdwasseranteil im Kanalnetz stellen gesetzt und erprobt werden (Abbildung 2-64). Die Mem-
zusätzliche Herausforderungen für die Abwasserbehand- branbelebungsanlage ist für 750 E ausgelegt und behan-
lung dar. Die Anforderungen aus der Einleiterlaubnis für delt einen Teilstrom aus dem Ablauf der mechanischen
die Kläranlage Simmerath sind in Tabelle 2-16 dargestellt. Vorbehandlung (Siebtrommel mit 3 mm Lochweite) der
Kläranlage Simmerath. Dieser Teilstrom gelangt ohne
Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen startete im weitere Vorsiebung in die Membranbelebungsanlage.
Jahr 2003 auf der Kläranlage Simmerath, welche vom Diese besteht aus einem Belebungsbecken mit einem
WVER betrieben wird und für 15.000 E ausgelegt ist, ein Volumen von 136 m3, das in eine vorgeschaltete Denitri-
Pilotvorhaben zum Einsatz des Membranbelebungsver- fikationsstufe und eine anschließende Nitrifikationsstufe
fahrens. Das Vorhaben wurde vom Ministerium für geteilt ist, und der nachgeschalteten Membranstufe mit
Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrau- einem Volumen von 20 m3. Der TS-Gehalt im Becken
cherschutz (MUNLV) des Landes NRW gefördert. liegt zwischen 10 g/l und 14 g/l.

Tab. 2-16
Einleiterlaubnis für die Kläranlage Simmerath [WVER 2004]

Parameter CSB BSB5 NH4-N Nges Pges AOX

Einleiterlaubnis 40 mg/l 10 mg/l 3 mg/l 18 mg/l 0,8 mg/l 50 µg/l

Abb. 2-63
Verfahrensschema der Demonstrationsanlage Simmerath [nach WVER 2004]

belüfteter
Feinrechen
Sand-/ Fett- Belebungsbecken Nachklärbecken
3 mm
Fang
Zulauf Vorfluter

Rücklaufschlamm (RS)

Feinsieb
1 mm Membranstufe

Denitri- Nitri-
fikation fikation

Gebläse-
station
Rezirkulation (RZ)

126
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-64
Membrananlage auf der Kläranlage Simmerath [Fotos: PURON AG 2003],
links: Denitrifikations- und Nitrifikationsbecken mit der Halle für die Membrananlage,
rechts: Membrankassette

Die Membranstufe besteht aus zwei Modulkassetten mit stufe wird in den Zulauf der Anlage Simmerath geführt.
2
einer Filterfläche von je 500 m , die in zwei voneinander Während des Untersuchungszeitraums wurden die Mem-
getrennten Kammern betrieben werden. Der Schlamm aus branmodule und deren Betrieb kontinuierlich optimiert,
der Membranstufe wird in der Regel in den Denitrifikations- so dass sich der Betrieb der Membrananlage deutlich ver-
bereich geführt, kann wahlweise aber auch in den Nitrifi- besserte. Die Betriebswerte der Membranbelebungsanlage
kationsbereich geführt werden. Das Permeat der Membran- sind in Tabelle 2-17 aufgeführt.

Tab. 2-17
Betriebswerte der Membranbelebungsanlage in Simmerath [WVER 2004]

Parameter CSB BSB5 NH4-N Nges Pges AOX

Betriebswerte < 30 mg/l keine Angaben < 1 mg/l < 8 mg/l < 2 mg/l – µg/l

Es wurden Erkenntnisse zum Verschlammungsverhalten lierten O2-Frachten wurde festgestellt und durch eine
sowie zur Problematik der Faserstoffe in Membrananla- geänderte Verfahrenskonfiguration verbessert.
gen gewonnen. Verschiedene praktizierte Reinigungskon-
zepte wurden hinsichtlich ihrer Wirkung getestet. Die Zurzeit werden in einem zweiten Untersuchungsab-
erzielten Reinigungsergebnisse der Anlage wurden doku- schnitt u. a. weiterentwickelte Membranen und die opti-
mentiert und ausgewertet. Eine Beeinflussung der Deni- mierte Einbindung der Membranmodule in die Verfah-
trifikation durch die aus der Membrankammer rezirku- renstechnik der Kläranlage untersucht.

127
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.3.8 UF

Golfplatz St. Wendel

Die Stadt St. Wendel betreibt seit einigen Monaten am Der Bau und der Betrieb der Membranbelebungsanlage
Standort des örtlichen Golfplatzes eine neue Kläranlage werden im Rahmen eines vom Umweltministerium des
nach dem Membranbelebungsverfahren, die derzeit die Saarlandes geförderten Forschungsvorhabens finanziell
Abwässer aus den sanitären Anlagen des Golfplatzes und unterstützt. Eine Neuheit sind die eingebauten kerami-
3
des Restaurants reinigt. Zurzeit fallen etwa 3 m /d an schen Ultrafiltrationsmembranen (Trenngrenze ~0,1 µm)
Abwasser an. Im nächsten Jahr wird das zur Golfanlage der Firma ItN Nanovation, die deutschlandweit zum
gehörende Hotel fertig gestellt, so dass die Belastung der ersten Mal zur kommunalen Abwasserreinigung einge-
Kläranlage dann ca. 150 E und damit der Ausbaukapazität setzt werden. Im Rahmen des Forschungsvorhabens wer-
3
entspricht. Pro Tag sollen dann 15 m Abwasser gereinigt den die Leistungsfähigkeit und die Standzeit der kerami-
werden. Das in der Kläranlage gereinigte Abwasser wird schen Membranen untersucht. Insbesondere in Bezug auf
am Golfplatz versickert. Es besteht auch die Möglichkeit die Standzeit wird ein deutlicher Vorteil der keramischen
das gereinigte Abwasser zur Golfplatzbewässerung einzu- Membranen im Vergleich zu Polymermembranen erwartet.
setzen.

Tab. 2-18
Mindestanforderungen, Einleiterlaubnis und Betriebswerte der Kläranlage Golfplatz St. Wendel
[STADT ST. WENDEL 2005]

Parameter Einheit Mindestanforderungen Betriebswerte

CSB mg/l 150 18

BSB5 mg/l 40 <4

Gesamtcoliforme Bakterien KBE/100 ml < 100

Abb. 2-65
Verfahrensschema der Kläranlage Golfplatz St. Wendel [nach STADT ST. WENDEL]

Belebungsstufe
Abwasser Membranstufe
Puffer- Feinsieb Permeat-
Versickerung
behälter 3 mm behälter

128
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Die Kläranlage besteht aus einem 7 m3 fassenden Puffer- Das Betriebs- und Reinigungskonzept der Membrananla-
behälter, einer Siebtrommel mit einer Lochweite von 3 mm, ge unter Einsatz von getauchten keramischen Plattenmo-
der Belebungsstufe mit einem Volumen von etwa 20 m3 dulen ist mit dem der getauchten Modulsysteme auf
und einem anschließenden Permeatspeicher. Das Abwas- Polymerbasis vergleichbar. Durch die „robusteren“ kera-
ser gelangt über den Pufferbehälter und die Siebtrommel mischen Membranen sind aber u.a. höhere transmembra-
in die Belebungsstufe, in welche die getauchten Membra- ne Druckdifferenzen, höhere Druckniveaus bei der Rück-
nen installiert sind. Die Membranen werden über spülung und der Einsatz höher konzentrierter Reinigungs-
geschlitzte Rohre von unten belüftet, so dass die einge- chemikalien möglich.
blasene Luft sowohl zur Kontrolle der Deckschicht auf den
Membranen als auch zur Belüftung der Belebungsstufe Die Investition der Anlage betrug rund 400.000 Euro,
genutzt wird. Die Becken sind vollständig durchmischt, von der 75 % durch das Land Saarland getragen wurden.
so dass auf eine Schlammrückführung verzichtet werden In den 400.000 Euro sind neben den Kosten für die
kann. Der TS-Gehalt in der Belebungsstufe liegt zurzeit eigentliche Membranbelebungsanlage u. a. die Kosten für
bedingt durch den geringen Abwasservolumenstrom bei die Peripherie, die Einhausung und eine Klärschlamm-
etwa 4 g/l, wobei die Bemessung mit einem TS-Gehalt vererdungsanlage enthalten.
von 12 g/l für den Ausbauzustand vorgenommen wurde.

Die Membranstufe besteht aus einem Rack mit drei Modu-


len. Jedes Modul verfügt über eine Membranfläche von
11 m2, sodass insgesamt eine Membranfläche von 33 m2
installiert ist. Bei Erweiterung der Anschlusskapazität wer-
den weitere Module nachgerüstet.

Abb. 2-66
Modulrack auf der Kläranlage Golfplatz St. Wendel,
links: Draufsicht [Foto: ItN NANOVATION], rechts: Seitenansicht [Foto: ABWASSERWERK ST. WENDEL]

129
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.3.9 UF

Kläranlage Glessen (in Planung)

Die Kläranlage Glessen (Erftverband) hat derzeit eine An- einhalten zu können, wird die Kläranlage unter Nutzung
schlussgröße von ca. 5.000 E. Der Ablauf der Kläranlage bestehender Anlagenteile erweitert.
wird in einen Vorfluter eingeleitet, dessen Wasser in das
Grundwasser eines Trinkwassereinzuggebietes durch Ver- In diesem Zusammenhang wird auch eine ca. 4 km ent-
sickerung eingetragen wird. Die Anforderungen an die Ab- fernte Kläranlage mit einer Druckleitung angeschlossen,
laufqualität sind daher höher als die Mindestanforderungen so dass die Ausbaukapazität der Anlage am Standort Glessen
für Kläranlagen dieser Größenklasse (siehe Tabelle 2-19). nach der Erweiterung für 9.000 E ausgelegt ist. Bei Trocken-
Um weiterhin die Anforderungen an die Ablaufqualität wetter beträgt die Tageswassermenge 2.394 m3/d.

Tab. 2-19
Anforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlage Glessen [nach ERFTVERBAND 2004]

Parameter Einheit Mindestanforderungen Einleiterlaubnis

für KA der GK 3

CSB mg/l 90 30

BSB5 mg/l 20 6

NH4-N mg/l 10 1,5

Pges mg/l – 0,6

Abb. 2-67
Verfahrensschema der Kläranlage Glessen [nach ERFTVERBAND 2004]

Rezirkulation (RZ)
Membranstufe/
Nitrifikation

Gebläse-
station

Siebanlage Vorfluter
Zulauf 0,5 mm

Feinrechen Denitri- Nitri-


Sandfang fikations- fikations-
5-6 mm
becken becken
Siebanlage
0,5 mm

130
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Die Kläranlage Glessen befindet sich zurzeit in der Pla- Die Planung basiert auf dem Einsatz der Membranen der
nung. Das Planungskonzept (Abbildung 2-67) sieht die Firma ZENON in vier Becken mit jeweils sieben Modulen
mechanische Vorbehandlung über einen einstraßigen des Typs 500 c und einer Gesamtmembranfläche von
Rechen mit einer Spaltweite von 6 mm vor. Der Sandfang 12.320 m2. Die Planung sieht eine Filtration bei einem
mit einem Volumen von 53 m3 ist einstraßig geplant. TS-Gehalt von 12 g/l vor. Die Auslegung der Membran-
Daran schließt sich die zweistraßige Feinsiebstation mit anlage erfolgte unter Zugrundelegung einer spezifischen
einer Lochweite von 0,5 mm an. Die Membranbelebungs- Filtrationsleistung von 22 l/(m2 · h), die kurzfristig bei
anlage wird mit simultaner Denitrifikation und aerober Außerbetriebnahme einer Membranstraße auf etwa
Schlammstabilisierung betrieben. Das Umlaufbecken zur 30 l/(m2 · h) gesteigert werden muss. Das alte Nachklär-
Denitrifikation und Nitrifikation hat ein Volumen von becken mit einem Volumen von 560 m3 wird als Puffer-
1.680 m3. becken genutzt.

2.2.4 UF

Anlagen außerhalb Deutschlands mit Ultrafiltra-


tionsmembranen

Die bis zum Jahr 2004 größte Membranbelebungsanlage anlage) in Betrieb ging (Abbildung 2-68). Hierbei als auch
der Welt und eine der modernsten Anlagen Englands ist auf der Kläranlage Campbeltown (6.000 E - 9.000 E) kommt
die Kläranlage Lowestoft, die Anfang 2002 mit einer Kapa- das ZenoGem®-System zum Einsatz
zität von 46.000 E (nur für den Teil Membranbelebungs-

Abb. 2-68
Luftbild und Fließbild der Kläranlage Lowestoft [ZENON 2002]

Vakuumpumpen

ZeeWeed®

Membranbioreaktor 1
Zulauf

Zum
Einleit-
bauwerk
Einleit- Verteiler Lamellen- Verteiler
bauwerk Klärer ZeeWeed®

Rückspülpumpen
Membranbioreaktor 2 Permeatspeicher

131
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.4.1 UF

Pilotanlagen auf der Kläranlage Beverwijk,


Niederlande

Auf der Kläranlage Beverwijk mit einer Kapazität von ta, X-Flow, Mitsubishi, Memfis, Toray und Huber) auf
450.000 E wurde in den Jahren 2000 bis 2004 das in den ihre Leistungsfähigkeit und Praxistauglichkeit untersucht.
Niederlanden maßgebliche Forschungsvorhaben zum Die Untersuchungen wurden auf einem eigens dafür
Membranbelebungsverfahren von dem Ingenieurbüro errichteten Testfeld an jeweils separaten Membranbele-
DHV und der Stichting Toegepast Onderzoek Waterbe- bungsanlagen durchgeführt. Die Übersicht in Tabelle
heer (Stowa) durchgeführt. Während dieser vier Jahre 2-20 gibt die wesentlichen Eckdaten zu den einzelnen
wurden unterschiedliche Modulsysteme (ZENON, Kubo- Versuchsanlagen wieder.

Tab. 2-20
Eckdaten zu den verschiedenen Pilotanlagen [DHV 2004]

Hersteller Membrantyp Porenweite [µm] Membranfläche [m2] Permeatfluss [m3/h] Untersuchungs-

zeitraum

Huber Platte 0,038 360 15 10/03 – 07/04

Kubota Platte 0,4 240 10 05/00 – 07/02

Memfis Platte 0,05 112 5 05/02 – 06/03

Mitsubishi Hohlfaser 0,4 314 7 05/00 – 03/02

Toray Platte 0,08 137 5 02/03 – 02/04

X-Flow Tubular 0,03 220 9 05/00 – 04/02

ZENON Hohlfaser 0,035 184 8 03/00 – 10/02

(Modul ZW 500a)

ZENON Hohlfaser 0,035 55 3 03/01 – 03/03

(Modul ZW 500c)

ZENON Hohlfaser 0,035 90 5 11/02 – 08/03

(Modul ZW 500d)

In Abbildung 2-69 sind die einzelnen Pilotanlagen


zusammengestellt.

Über die Ergebnisse des Untersuchungsvorhabens wurde


bereits mehrfach berichtet [z. B. VAN DER ROEST ET AL.
2002]. Auf Basis der Ergebnisse in Beverwijk wurde die
großtechnische Anlage in Varsseveld konzipiert und gebaut.

132
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-69
Fotos der Pilotanlagen und Membranmodule auf dem Testfeld der Kläranlage Beverwijk [DHV 2004]

Von links nach rechts: Kubota, Kubota, Mitsubishi, Mitsubishi

Von links nach rechts: X-Flow, X-Flow, Zenon, Zenon

Von links nach rechts: Memfis, Memfis, Toray, Toray

Von links nach rechts: Huber, Huber

133
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.2.4.2 UF

Kläranlage Varsseveld, Niederlande

Am Standort der Kläranlage Varsseveld wird die erste ist die hydraulische Belastung bei Regenwetter um den
großtechnische Membranbelebungsanlage in den Nieder- Faktor drei höher als die durchschnittlich zulaufende
landen umgesetzt und Anfang 2005 in Betrieb gehen. Im Abwassermenge. Die durchschnittliche tägliche Abwasser-
Rahmen eines Forschungsvorhabens wird seit April 2004 menge wurde mit 5.000 m3/d ermittelt. Die Aufsichtsbe-
eine Pilotanlage am Standort der Kläranlage Varsseveld hörden fordert für Stickstoff die Einhaltung von Ablauf-
für einen Permeatvolumenstrom von 3,5 m3/h betrieben konzentrationen < 5 mg/l und für Phosphor < 0,15 mg/l.
und daran Verfahrensoptimierungen für die großtechni-
sche Anlage intensiv untersucht. Parallel dazu wird die Die Membrananlage wurde vierstraßig ausgelegt (Abbil-
großtechnische Anlage gebaut. Das Vorhaben wird von dung 2-70) und weist eine Membranfläche von insgesamt
dem Wasserverband Rijn en IJssel, der Stowa, der DHV 20.160 m2 in den Modulen der Firma ZENON (Modultyp:
und weiteren Institutionen durchgeführt und betreut. ZW 500d) auf. Der bei Regenwetter kalkulierte spezifische
Die Finanzierung des Forschungsvorhabens erfolgt über Fluss beträgt 37,5 l/m2h Permeat. Die Membrananlage ist
die Stowa und das EU-Life-Programm. (Siehe dazu auch bei Bedarf durch weitere Module erweiterbar. Die Investi-
die Fördermöglichkeiten der EU im Anhang). tion für die Kläranlage Varsseveld ist mit 10 Mio. Euro
kalkuliert.
Die Anschlussgröße der Kläranlage Varsseveld beträgt
23.150 E und der maximale Abwasservolumenstrom
755 m3/h. Wie für niederländische Kläranlagen typisch,

Abb. 2-70
Verfahrensschema der Kläranlage Varsseveld [nach DHV 2004]

Umlaufbecken mit Belüftungszonen


und vorgeschalteter Denitrifikation Membranstufe

Zulauf Ablauf
Feinrechen Feinsieb
Sandfang
6 mm 0,8 mm

Rezirkulation (RZ)

134
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.2.4.3 UF

Kläranlage Brescia, Italien

Die Kläranlage Brescia ist ein Beispiel dafür, dass das zusätzliche Beckenvolumina für die Einrichtung einer
Membranbelebungsverfahren vorteilhaft sein kann, wenn Denitrifikationszone erfordert, was die gegebenen Platz-
eine Erweiterung der Kläranlage notwendig, die Platzver- verhältnisse nicht zuließen. Für den Ausbau nach dem
hältnisse jedoch begrenzt sind. Membranbelebungsverfahren war lediglich der Umbau
einer Behandlungsstraße notwendig (Abbildung 2-71).
Seit 1980 bestand die Kläranlage Brescia als dreistraßige
Belebungsanlage, wobei jede Straße aus einem Vorklär- Das Nachklärbecken einer Behandlungsstraße wurde durch
becken, einem Belebungsbecken, einem Nachklärbecken eine vierstraßige Membranstufe ersetzt. Diese enthält
und einer anschließenden Dosierstation für Chlor bestand. 160 Membrankassetten des Typs 500 c (Kapillarmembra-
Aufgrund der gestiegenen Anforderungen an den Ablauf- nen) der Firma ZENON mit einer gesamten Membran-
wert für Nges <15 mg/l musste die Kläranlage im Jahr 2000 fläche von 70.400 m2. Die Membranbelebungsanlage
erweitert werden. Ein konventioneller Ausbau hätte große behandelt damit 50 % des Abwasservolumenstroms

Abb. 2-71
Verfahrensschema der Kläranlage Brescia [nach ZENON GMBH 2004]

Denitri-
Nitri-
fikations- Nachklärbecken
fikation
becken
Zulauf
Feinrechen Rezirkulation (RZ)
Sandfang Vorklärbecken
3 mm
Rücklaufschlamm (RS)

Denitri-
Nitri-
fikations- Nachklärbecken
fikation
becken
Ablauf
Rezirkulation (RZ)
Rücklaufschlamm (RS)
Membranstufe
Vorfluter

Zulauf
Denitri-
Feinrechen Nitri-
Sandfang Vorklärbecken fikations-
3 mm fikation
becken

Rezirkulation (RZ)

Bestand Erweiterung

135
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-72
Luftaufnahme der Kläranlage Brescia [Foto: ZENON GMBH 2004]

(ca. 40.000 m3/d) der Kläranlage Brescia. Die verbleiben- Durch den im Jahr 2002 abgeschlossenen Umbau konn-
den 50 % werden in den beiden konventionellen Bele- ten die Ablaufwerte der Kläranlage deutlich verbessert
bungsstraßen behandelt. Insgesamt hat die Kläranlage werden. Tabelle 2-21 zeigt die Rohabwasserkonzentration
Brescia heute damit eine Behandlungskapazität von rund für einige Parameter, die erreichten Betriebswerte der
150.000 E. Abbildung 2-72 zeigt die Luftaufnahme der Kläranlage und die Anforderungen an die Ablaufqualität.
Kläranlage Brescia.

Tab. 2-21
Rohabwasserkonzentration, Betriebswerte und Anforderungen an die Ablaufqualität der Kläranlage
Brescia [ZENON GMBH 2004]

Parameter Einheit Rohabwasserkonzentration Betriebswerte der Kläranlage Anforderungen

an die Ablaufqualität

CSB mg/l 505 20 < 125

BSB5 mg/l 255 10 < 25

TS mg/l 290 n. n. 2

TKN mg/l 50 2 < 15 (Nges)

Trübstoffe mg/l >50 < 10 k. A.

n. n. = nicht nachweisbar; k. A. = keine Angaben

136
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.2.4.4 UF

Kläranlage Säntis, Schweiz

Auf dem Gipfel des Säntis befindet sich eine Bergstation Infolge der kompakten Bauweise durch den Einsatz der
mit Gastronomiebetrieb und Telekommunikationszen- Membrantechnik konnte die Anlage auf engstem Raum
trum. Um die dort anfallenden Abwässer zu reinigen und in das bestehende Gebäude integriert werden. Sie zeich-
eine Aufbereitung von Abwasser zu Brauchwasser durch- net sich zudem durch hohe Reinigungsleistungen
zuführen, wurde die bestehende Kleinkläranlage durch (Ablaufwerte: CSB < 30 mg/l, NH4-N < 2 mg/l) bei extre-
Membrantechnik nach dem ZenoGem®-Verfahren im men Temperaturen sowie einer hohen Zulaufdynamik
Jahre 2000 erweitert. Die Anlage wird von der Swisscom infolge sprunghafter Belastungsänderungen bei täglich
und der Säntis-Schwebebahn AG betrieben. bis zu 8.000 Besuchern aus.

Abb. 2-73
Ansicht und Fließbild der Membranbelebungsanlage nach dem ZenoGem®-Verfahren auf dem Säntis
[ZENON 2002]
Lage der Membranbelebungsanlage auf dem Säntis und Ansicht der Module [ZENON 2002]

Küchenabwasser Sonstiger Zulauf

Nitrifikation
Fettabscheider Siebschnecke mit ZeeWeed®
Ablauf

Denitrifikation
Permeat- Desinfektion
Bahn- Schlammspeicher Pufferbehälter behälter
transport Absackung

137
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.3.1 MF
2.3
Kleinkläranlagen, mobile Anlagen und Schiffs- Busse-MF-Anlage der Fa. Busse
kläranlagen mit Membrantechnik
Die erste Klein- bzw. Hauskläranlage die nach dem Mem-
Klein- bzw. Hauskläranlagen kommen in Deutschland als branbelebungsverfahren konzipiert ist und über die allge-
dauerhafte Lösung nach den Vorgaben der jeweiligen meine bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche
Landeswassergesetze zum Einsatz. In NRW ist § 53 Abs. 4 Institut für Bautechnik (DIBt) [Z-55.3-60] verfügt, wird
LWG maßgeblich, wonach eine grundstücksbezogene von der Busse Innovative Systeme GmbH hergestellt und
Abwasserbeseitigung nur für Grundstücke außerhalb im vertrieben.
Zusammenhang bebauter Ortsteile möglich ist.
Seit Produktionsbeginn im Herbst 1999 kamen inzwischen
Nach einer Abschätzung [OTTO 2000] verbleiben bis zum über 250 Anlagen (Stand: 2005) nach diesem patentierten
Jahr 2006 bis zu 4 Millionen Bundesbürger, welche nicht Verfahren in Größen von 2 bis 50 angeschlossenen Ein-
an eine zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen sind wohnern für die Abwasserreinigung in Ein- bzw. Mehr-
und daher selbst für die Entsorgung ihres Abwassers sor- familienhäusern sowie Bürogebäuden, Gaststätten und
gen müssen. In Nordrhein-Westfalen sind derzeit etwa Hotels in Deutschland und weiteren zehn Ländern zum
580.000 Einwohner nicht an zentrale Kanalisations- und Einsatz [BUSSE 2005]. Durch den Einsatz der Membranen
Kläranlagen angeschlossen, deren entstehendes Abwasser ist das Busse-MF-System sehr kompakt, wie Abbildung
in ca. 130.000 Kleinkläranlagen und abflusslosen Gruben 2-74 exemplarisch für das Anwendungsbeispiel einer im
gereinigt wird [MUNLV 2005]. Keller eines Wohnhauses installierten Busse-MF-Anlage
zeigt.
Im Zuge der technischen Entwicklung findet auch im
Bereich der Kleinklärtechnik die Membranfiltration zu- Wie in Abbildung 2-75 anhand des Verfahrensschemas
nehmend Akzeptanz. dargestellt, besteht das System aus zwei Behältern. Der
erste Behälter (Vorklärung) wird direkt an das Fallrohr zur
Mit der Membrantechnik kann auch für kleine Abwasser- Abwasserableitung angeschlossen und erfüllt die Funk-
reinigungsanlagen eine hohe und betriebsstabile Reini-
gungsleistung erzielt werden (Tabelle 2-22). Für den Be-
treiber eröffnet sich hierbei neben der Versickerung des Abb. 2-74
gereinigten Abwassers auch die Möglichkeit der Wieder- Ansicht der Busse-MF-Kleinkläranlage
verwendung als Brauchwasser, z. B. für die Toilettenspü- (vormals Bio-MIR ® [BUSSE 2002])
lung oder zur Gartenbewässerung. Neben den ökologi-
schen Aspekten können daher auch zu erwartende Kos-
teneinsparungen durch einen geringeren Trinkwasserver-
brauch für Brauchwasseranwendungen entscheidungs-
weisend für dieses Verfahrenskonzept sein.

Verschiedene Anlagenbauer bieten inzwischen entspre-


chende Systeme an bzw. arbeiten an deren Entwicklung.
Die einwohnerbezogenen Investitionen liegen zurzeit,
je nach Anlagengröße, zwischen 1.000 und 1.500 Euro
pro Einwohner, zusätzlich sind für Betrieb und Wartung
weitere Kosten von 60 bis 110 Euro pro Einwohner und
Jahr anzusetzen. Im Folgenden werden kurz die ausgereif-
testen Anlagensysteme dargestellt, die bereits über zahl-
reiche Referenzen verfügen.

138
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-75
Schematische Darstellung einer Busse-MF-Anlage [BUSSE 2002]

Abwasser aus Bad, Entlüftung über Verdichter


Küche, Toilette vorhandenes Fallrohr

Permeat

Mammutpumpe mit
Grobstoffabscheider

Abwasser- und Belebungsstufe mit Filtrationseinheit


Schlammzwischenspeicher

tion der Grobstoffabscheidung sowie der Abwasser- und schalteter Abwasserspeicher und Grobstoffabscheider ge-
Schlammzwischenspeicherung. Aus der mittleren Behäl- nutzt werden. In diesem Fall ist nur die nachgeschaltete
terzone wird die flüssige Phase über eine mit einem Kunst- Belebungsstufe mit Membranfiltration nachzurüsten.
stoffnetz geschützte Mammutpumpe in den zweiten Be-
hälter (Belebungsbecken) geführt. Dort finden die biolo- Die Reinigungsleistung erfüllt die Anforderungen ge-
gische Abwasserreinigung nach dem Belebungsverfahren mäß der Zulassungsgrundsätze für Kleinkläranlagen des
sowie die Phasenseparation durch getauchte Plattenmo- DIBt [N.N. 2002d], wie in der Zertifizierung und weiteren
dule der Firma Kubota statt. Die notwendige transmem- unabhängigen Untersuchungen nachgewiesen wurde
brane Druckdifferenz für den Permeatabzug wird durch [ROSENWINKEL ET AL. 2001; KRAUME ET AL. 2000].
den hydrostatischen Druck der Wassersäule zwischen Eine Gegenüberstellung der Grenzwerte nach DIBt [N.N.
Permeatauslass und Füllstand des Belebungsbeckens auf- 2002d] und der Mittelwerte von monatlich entnomme-
gebracht. Hierdurch kann auf eine Saugpumpe für den nen qualifizierten Stichproben und 24-h-Mischproben
Permeatabzug im System verzichtet werden. aus einem Versuchszeitraum von einem Jahr [ROSEN-
WINKEL ET AL. 2001] zeigt Tabelle 2-22. Demnach wer-
Übliche Aufstellorte für die Anlage sind Keller oder den die Anforderungen an die Behandlung z. T. weit
Garage, ggf. kann auch eine bestehende Grube als vorge- unterschritten.

Tab. 2-22
Anforderungen an die Ablaufgüte von Kleinkläranlagen und ermittelte Ablaufwerte der Busse-MF-Anlage

Parameter Einheit Mindestanforderungen Grenzwerte nach DIBt 2000 Ablaufwerte

für Anlagen mit Nitrifikation Busse-MF-Anlage

[N. N. 2002d] [ROSENWINKEL ET AL. 2001]

CSB mg/l 150 90 39

BSB5 mg/l 40 20 2,4 *

NH4-N mg/l – 10 (bei > 12 °C) 4,5

AFS mg/l – 50 0,65 *

* Erhöhte Ablaufwerte sind bedingt durch Algenwachstum im Filtratsammelbehälter.

139
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.3.2 MF
2.3.2
UltraSept-Anlage der Fa. Mall

Ein weiteres System ist die UltraSept-Anlage, die von der Für den Einbau der Anlage wird üblicherweise eine Grube
Fa. Mall GmbH angeboten wird (Abbildung 2-76). Es wer- ausgehoben, in welche die Kompaktanlage vollständig
den inzwischen 50 dieser Anlagen mit 6 bis 40 angeschlos- versenkt wird. Für den Fall, dass bereits eine Mehrkam-
senen Einwohnern in Deutschland betrieben. mergrube vorhanden ist, besteht neben einer Neuinstalla-
tion die kostengünstigere Möglichkeit, den vorhandenen
Die Anlage besteht aus drei Kammern, die nach dem Behälter mit einem Nachrüstsatz mit Membrantechnik
Prinzip einer Dreikammergrube angeordnet sind. Die auszustatten und hierdurch die Ablaufqualität der Anlage
ersten zwei Beckenkompartimente werden zur Vorreini- zu verbessern.
gung des zufließenden Abwassers nach dem Prinzip einer
Mehrkammerabsetzgrube betrieben. In der dritten, größ-
ten Kammer befinden sich die Belebungsstufe sowie die
Filtrationseinheit für den Abzug des gereinigten Abwas-
sers. Als Membranmodul kommt ein Modul der Firma
Weise zum Einsatz.

Abb. 2-76
Schema der UltraSept-Anlage der Fa. Mall [MALL 2002]

Zulauf Anschluss für Ablauf, Zuluft, Steuerleitung


Mechanische Stufe
Gummidichtung (Elastomerdichtung)
Biologische Stufe

Notüberlauf Schwimmerschalter
Unterdruckleitung
Zuluftleitung
Membranmodul (physikalische Stufe)

Mall UltraSept
Allgemeine Bauaufsichtliche Zulassung beantragt

140
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.3.3 MF

Kleinkläranlage für 4 EW in NRW

Im Rahmen eines Pilotprojekts zur dezentralen Abwasser- Ein kleiner Tank mit einem Volumen von 0,6 m3 wird
einigung und Brauchwasseraufbereitung mit Membran- zur Deckung des Brauchwasserbedarfs im Haus genutzt.
technik wird in der nördlichen Eifel, NRW, eine Klein- Er ist unterirdisch, lichtabgeschlossen installiert, um
kläranlage nach dem UltraSept-Verfahren betrieben. Die einer Wiederverkeimung des Wassers während der Lage-
Anlage ist auf dem Hof einer vierköpfigen Familie instal- rung vorzubeugen. Die Anschlüsse an das häusliche
liert, die im Nebenerwerb eine Rinderzucht betreibt. Leitungssystem sind nach den technischen Regeln der
Regenwassernutzung ausgeführt.
Die Membranbelebungsanlage verfügt über eine Nenn-
leistung von 900 l/d und wird mit einem tatsächlichen Brauchwasser, das nicht unmittelbar im Haus benötigt
Abwasseranfall von 600 l/d beaufschlagt. Zusätzlich zur wird, gelangt in einen Langzeitspeicher, der im Fall des
Abwasserreinigungsanlage sind zwei Speichertanks zur Pilotprojekts als Folienteich mit einem Fassungsvermö-
weiteren Nutzung des gereinigten Abwassers installiert gen von 36 m3 ausgeführt ist. Das dort gespeicherte Was-
worden, die Differenzen zwischen Brauchwasseranfall ser wird als Brauchwasser zur Reinigung der Ställe und
und -bedarf puffern. des Hofplatzes sowie zur Gartenbewässerung genutzt
[KLEMENS 2002].

2.3.4 UF

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW),


Brauchwasseraufbereitung

Bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt (KfW) Das Abwasser aus den Küchen wird zunächst in einem
wird eine Kombination aus einer Festbettbelebungsstufe Fettabscheider vorbehandelt, und die Duschabwässer
und einer Membranstufe zur Aufbereitung von Grauwas- werden mechanisch über eine Siebanlage von Haaren etc.
ser zu Brauchwasser eingesetzt. Das Grauwasser setzt sich befreit (Abbildung 2-77). Beide vorgereinigten Abwasser-
aus dem Duschabwasser der Mitarbeiterwohnungen und ströme werden in eine Belebungsstufe geführt.
dem Abwasser aus den Teeküchen und der Vorstandskü-
che zusammen.

Abb. 2-77
Grauwasseraufbereitung bei der KfW

Duschabwasser Ultrafiltration Toiletten

Sieb
Vorlage
Festbett-
Vorlage Brauch-
belebung
wasser
Sieb

Küchenabwasser

141
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Die biologische Stufe ist als Festbettbelebung mit speziel- Abb. 2-78
len Aufwuchskörpern ausgeführt, die von ACO Passavant Membrananlage zur Brauchwasseraufbereitung im
entwickelt wurden. Im Anschluss an die Belebungsstufe Keller der KfW [WEISE WATER SYSTEMS GMBH]
wird das Abwasser in eine Vorlage und von dort über
eine Ultrafiltrationsanlage, eine MicroClear-Anlage der
Firma Weise Water Systems GmbH, filtriert (Abbildung
2-78). Die Anlage ist mit getauchten Plattenmodulen aus-
gestattet, über deren gesamte Membranfläche von 44 m2
durchschnittlich 500 l/h Permeat erzeugt wird. Da der TS-
Gehalt lediglich aus dem Schlammabtrieb der Aufwuchs-
körper resultiert und daher im Vergleich zu anderen
Membranbioreaktoren mit suspendierter Biomasse relativ
gering ist, haben die Plattenmembranmodule kleine Plat-
tenabständen von 2,5 mm.

Das aufbereitete Wasser wird in eine Vorlage geleitet. Als


Brauchwasser wird es u. a. für die Toilettenspülung im
Verwaltungsgebäude und den Wohnungen der Mitarbei-
ter verwendet.

2.3.5 UF
zur Versorgung der Biologie. Der Einbausatz besteht je
MembraneClearBox®-Kleinkläranlage und Honey- nach Größe der Anlage aus einer unterschiedlichen
®
Comb der Hans Huber AG Anzahl von Plattenmodulen, den so genannten VUM-
Modulen (VacuumUpstreamMembrane), die mit Ultrafil-
Die Hans Huber AG bietet vor allem für die dezentrale trationsmembranen ausgestattet sind. Das Klarwasser
Abwasserentsorgung im ländlichen Raum die Kleinklär- wird über eine Unterdruckpumpe abgezogen und kann
® ®
anlage MembraneClearBox (MCB) und das HoneyComb - entweder als Brauchwasser wieder verwendet oder abge-
System an. Beide Systeme können als Nachrüstsatz in leitet bzw. versickert werden. Die zugehörige Aggregate-
vorhandene Mehrkammerausfaulgruben bzw. neu zu und Steuerungseinheit (Abbildung 2-80) kann entweder
erstellende Gruben eingebaut werden (Abbildung 2-79). in einem beheizten Schaltschrank nahe der Grube oder
Das Verfahren besteht aus den drei Schritten Vorklärung, im Keller des angrenzenden Wohnhauses installiert wer-
Belebung und Membranfiltration mit getauchten Ultrafil- den. Die MCB-Kleinkläranlagen sind mit einer Fernüber-
®
trationsmodulen, wobei die MembraneClearBox (MCB) wachung ausgestattet, die bei Eintreten einer Störung
für bis zu 8 Einwohner und das HoneyComb®-System für eine Benachrichtigung über SMS, E-Mail oder Fax sendet.
9 bis 150 Einwohner eingesetzt werden können.
Der Betrieb der realisierten Kleinkläranlagen zeigt nach
Die erste Kammer der Dreikammergrube dient der Vorklä- Angaben des Anbieters, dass der CSB-Wert um mehr als
rung und die zweite als Vorklärung bzw. Pufferbehälter, 95 % und der Ammoniumstickstoff um ca. 98 % reduziert
bevor das Abwasser im freien Überlauf in die dritte Kam- werden kann. Der Energieverbrauch für eine 4 E-Anlage
mer fließt, die als Belebungsbecken ausgeführt ist. Darin beträgt ca. 2 kWh/d. Die Überschussschlammproduktion
eingehängt sind der jeweilige Einbausatz und ein Belüfter ist in einigen Anlagen deutlich zurückgegangen, in einer

142
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-79
Einbauskizze einer Membrankleinkläranlage in eine Mehrkammergrube [HUBER AG 2004]

1. Absetzbecken mit 1. Absetzbecken mit


Grobentschlammung Grobentschlammung
2. Absetzbecken
mit Überlauf
Zulauf

2. Absetzbecken
mit Überlauf

Notüberlauf

Belüftung

3. Belebungsbecken

Permeatabzug
Zulauf
Membranfiltration Belüftung 3. Belebungsbecken Membranfiltration

Anlage z. B. von anfänglich ca. 0,09 kgTS/(m3 · d) bei län- nahme von Überschussschlamm war auch nach mehr als
3
gerem Betrieb auf nur noch 0,015 kgTS/(m · d). Eine Ent- einem Jahr Betrieb nicht notwendig.

Abb. 2-80
MembraneClearBox®-Kleinkläranlage der Huber AG [Fotos: HUBER AG 2004], links: Aggregate- und Steue-
rungseinheit, rechts: MCB-Nachrüstsatz, bestehend aus Plattenmodul und Belüfter

143
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.3.6 MF

Mobile Anlagen für den Einsatz in Feldlagern

Einsätze der Bundeswehr finden an wechselnden Orten Abwasser-Anlagentechnik GmbH, Gelsenkirchen, damit
im Inland und im Ausland zeitlich begrenzt statt und beauftragt, eine mobile Abwasserbehandlungsanlage in
können oft nicht langfristig geplant werden. Meist kann einem 20 Zoll-Container zu entwerfen und zu bauen
nicht auf vorhandene Infrastrukturen zurückgegriffen (Abbildung 2-81). Die Anlage kann das Abwasser von 300
werden, so dass Ver- und Entsorgungsstrukturen sowohl Soldaten bei Umgebungstemperaturen von -32 °C bis
mobil, einfach bedienbar und international einsetzbar als +49 °C so weit reinigen, dass dieses anschließend vor Ort
auch den gesetzlichen Vorgaben und den Bedürfnissen eingeleitet oder versickert werden kann. Durch die Con-
der eingesetzten Truppen gerecht werden müssen. tainerbauweise ist die Anlage jederzeit weltweit einsetzbar
und mit nahezu jedem Verkehrsmittel zu transportieren
Aufgrund dieser Anforderungen hat das Bundesamt für (Abbildung 2-81).
Wehrtechnik und Beschaffung, Koblenz, die A3-Abfall-

Abb. 2-81
Transport der Containeranlage auf einem Einsatzfahrzeug und Schema der Containeranlage [A3 GMBH 2004]

Das zu behandelnde Abwasser wird mittels einer Pump- dessen Boden sechs getauchte Plattenmembranmodule
station über eine Zerkleinerungseinheit dem Container der Firma A3 GmbH mit einer Membranfläche von ins-
zugeführt. Die außenseitige Zuführung erfolgt über auto- gesamt 120 m2 installiert sind. Das Filtrat wird über eine
matisch beheizte und isolierte Schlauchleitungen, um frequenzgesteuerte Saugpumpe abgezogen und zur Ein-
den Einsatz in kalten Gebieten gewährleisten zu können. leitstelle gepumpt. Eine Anlage dieser Bauart ist seit
Der Container enthält einen Membranbioreaktor, auf Anfang 2004 in Betrieb.

144
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.3.7 MF
der ersten belüfteten Belebungskammer zu und gelangt
Schiffskläranlagen mit Membrantechnik nach einer Reaktionszeit, die sich aus der anlagenspezifi-
schen Hydraulik ergibt, als Schlamm-Wasser-Gemisch in
Die Abwassereinleitung von zivil und militärisch genutz- die zweite Belebungskammer. Hier erfolgt eine erneute
ten Schiffen ist durch nationales und internationales Belüftung, um einen weitergehenden Abbau der organi-
Recht geregelt. Die Regelinstanz für die internationale schen Wasserinhaltsstoffe zu gewährleisten. Anschließend
Gesetzgebung ist die IMO (International Maritime Orga- wird das Abwasser dem Nachklärbehälter und danach der
nisation). In Anlage IV des IMO-Regelwerkes (MARPOL Desinfektionszelle zugeführt.
73/78) ist die Einleitung von Schiffsabwasser geregelt. Mit
Ausnahme von Abwässern, die durch eine behördlich zu- Die beschriebene installierte Anlagentechnik weist an Bord
gelassene Anlage behandelt und desinfiziert werden, ist von Schiffen einige Schwachpunkte auf, da sie lediglich
die Einleitung der definierten Abwässer verboten. Die aus der kommunalen Abwasserreinigung übernommen
Anlage IV ist im September 2003 in Kraft getreten, nach- und die spezifischen Rahmenbedingungen auf Schiffen
dem die dazu notwendigen Bedingungen (Überführung oftmals außer Acht gelassen wurden. Besondere verfah-
in nationales Recht durch ausreichend viele Staaten) im renstechnische Probleme bestehen im Bereich der Nach-
Jahr 2002 erfüllt wurden. klärung, weil durch die Schiffsbewegungen und die stän-
digen niederfrequenten Vibrationen durch Schiffsmotoren
Für Binnenschiffe ist eine Regelung zum Einleiten von die Sedimentation erheblich gestört und so Schlamm über
Abwasser mit Artikel 9.01 des Übereinkommens über die die Nachklärung nach See ausgetragen wird. Hinsichtlich
Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der der Gewässerbelastung ist auch das Entstehen organischer
Rhein- und Binnenschifffahrt der Zentralkommission für Halogenverbindungen bei der Entkeimung des Ablauf-
die Rheinschifffahrt (ZKR 2000) vorgesehen. Danach ist wassers über Chlorbleichlauge kritisch zu werten.
die Einleitung von häuslichem Abwasser für Kabinen-
schiffe mit mehr als 50 Schlafplätzen ab dem 01.01.2005 Da umbauter Raum an Bord eines Schiffes extrem teuer
und für Fahrgastschiffe, die zur Beförderung von mehr als ist, sollten alle einzubauenden Systeme – so auch die
50 Fahrgästen zugelassen sind, ab dem 01.01.2010 verbo- Schiffskläranlagen – möglichst klein ausgeführt werden.
ten. Die Vertragsstaaten verpflichten sich daher, bis zu
den genannten Zeitpunkten geeignete Annahmestellen In einigen Vorhaben konnte der Einsatz von Anlagen mit
einzurichten. Das Verbot der Einleitung gilt nicht für Mikrofiltrationsmembranen zur Abwasserreinigung bereits
Fahrgastschiffe, die über eine zugelassene Bordkläranlage erfolgreich getestet und eingesetzt werden [BRÜß, RICH-
verfügen. Das Übereinkommen ist bisher (Stand August TER 2001]. Ein Beispiel einer solchen Anlage zeigt Abbil-
2005) noch nicht in Kraft getreten, da es noch nicht von dung 2-82. Der Vorteil von Kläranlagen mit Membran-
jedem Mitgliedsstaat ratifiziert wurde. technik besteht darin, die Belebungsstufe mit einem
Trockensubstanzgehalt TS BB von bis zu 20 g/l betreiben zu
Nach bisheriger Praxis werden Grauwasser (Abwasser aus können, so dass der Belebungstank im Vergleich zu einer
Duschen, Handwaschbecken und Bodeneinläufen) sowie konventionellen Anlage bis auf ein Viertel des Volumens
Küchenabwässer meist ohne biologische Vorbehandlung reduziert werden kann. Durch Anordnung einer Mikro-
direkt in die Desinfektionszelle der Abwasserreinigungs- filtrationsanlage im biologischen Reaktor ist keine Nach-
anlage gegeben, für die biologische Reinigung von Schwarz- klärzone mehr vorzusehen. Die Abtrennung des Belebt-
wasser (Toilettenabwasser) auf Seeschiffen kommen der- schlamms wird durch die Membranen – unabhängig von
zeit als Vorstufen vor der Desinfektion Belebungsanlagen den Sedimentationseigenschaften des Schlamm-Wasser-
– häufig in Kaskadenausführung – zum Einsatz. Gemisches – gewährleistet. Es wird außerdem eine deut-
lich bessere Qualität des gereinigten Abwassers erzielt,
Die Beschickung der konventionellen Reinigungsanlagen und durch den Keimrückhalt kann die auf Schiffen übli-
mit Abwasser erfolgt in der Regel schwallweise, abhängig che Chlorung zur Desinfektion des Abwassers entfallen.
vom Zeitpunkt des Abwasseranfalls. Das Abwasser fließt

145
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.3.8 UF
Abb. 2-82
Ansicht einer MEMROD® 1) Schiffskläranlage nach Kreuzfahrtschiff Queen Mary 2
dem Membranbelebungsverfahren für 250 Personen
[VA TECH WABAG 2002] Die Queen Mary 2 ist mit einer Länge von 325 m und
einer möglichen Passagierzahl von 2.620 Personen sowie
einer Besatzungsstärke von 1.250 Personen eines der größ-
ten Passagierkreuzfahrtschiffe der Welt (Abbildung 2-84).

Im Laderaum der Queen Mary 2 werden die anfallenden


Grau- und Schwarzwässer in einer Membranbioreaktoran-
lage nach dem Stand der Technik gereinigt. Wesentliche
Entscheidungskriterien für diese Anlage waren die kom-
pakte Bauform, die hohe Reinigungsleistung und die
Möglichkeit, das gereinigte Abwasser wieder zu verwen-
den bzw. einzuleiten. So kann das Schiff auch in
geschützten Gewässern fahren.

Der täglich in der Abwasserbehandlungsanlage zu reini-


gende Abwasserstrom beträgt rund 1.100 m3.

Das Abwasser wird in einem Hydrozyklon und einem


Feinrechen mit einer Spaltweite von 1 mm mechanisch
vorgereinigt und gelangt anschließend in die Belebungs-
stufe, die aus zwei Becken (je 150 m3 Volumen) und einer
extern aufgestellten Ultrafiltrationsanlage besteht
(Abbildung 2-85). Die fest-flüssig Separation erfolgt in der
Ultrafiltrationsanlage, die im Cross-Flow-Verfahren betrie-
ben wird und zwei Module (Pleiade®) der Firma Rhodia

Eine an die schiffsbaulichen und betrieblichen Rahmen-


bedingungen angepasste Abwasserreinigung mit Mem- Abb. 2-83
brantechnik für Fahrgastbinnenschiffe wird derzeit im Ultrafiltrationsmodul Pleiade® zur Abwasserreini-
Rahmen von Projekten untersucht, die vom Ministerium gung auf der Queen Mary 2 [Foto: ORELIS SA 2004]
für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNLV
NRW) gefördert werden. Nach erfolgreichen Untersuchun-
gen mit Testanlagen im Pilotmaßstab (Jahre 2002–2004)
wird im Zeitraum 2005/2006 der Betrieb einer großtech-
nischen Membranbelebungsanlage an Bord des Event-
schiffes RheinEnergie der Köln-Düsseldorfer Deutschen
Rheinschifffahrt AG untersucht.

1) MEMbrane Reaktor Operation Device

146
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-84
Foto der Queen Mary 2

mit einer Membranfläche von 700 m2 enthält (Abbildung ein Aktivkohlefilter und eine UV-Anlage nachgeschaltet.
2-83). Der Permeatvolumenstrom der Anlage beträgt rund Das so gereinigte Abwasser soll zu etwa 50 % auf dem
50 m3/h. Zur weiteren Reduzierung organischer Inhalts- Kreuzfahrtschiff als Brauchwasser wieder verwendet
stoffe und zur Desinfektion sind der Ultrafiltrationsanlage werden.

Abb. 2-85
Verfahrensschema der Abwasserreinigungsanlage auf der Queen Mary 2 [nach ORELIS SA 2004]

Belebungsstufe Membrananlage
Zulauf Rezirkulation (RZ)
Feinfilter Aktiv- UV-
Hydrozyklon 150 m3 150 m3
1 mm kohle Desinfektion

Schlamm Schlamm

147
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.3.9 UF UO

Grau- und Schwarzwasserbehandlung auf Schiffen

Das heute allgemein auf Schiffen zur Anwendung kom- sowie das Küchenabwasser fließen zur Behandlung einem
mende Konzept zur Abwasserbehandlung beinhaltet die Membranbioreaktor zu. Das Filtrat kann abgeleitet oder
One-Stream-Lösung, bei der Grauwässer (Duschen, Wasch- für Einsatzbereiche mit geringeren Qualitätsanforderun-
becken, Wäscherei), Küchenabwasser und Schwarzwässer gen genutzt werden. Die Entwicklung dieser Two-Stream-
(Toiletten) gemeinsam in Membranbelebungsanlagen be- Lösung wurde durch Erkenntnisse und Erfahrungen bei
handelt werden. Verwendung finden sowohl die in der der Aufbereitung von Industrieabwasser mit Membran-
kommunalen Abwasserbehandlung eingesetzten getauch- verfahren und des daraus abgeleiteten „Nicht-Mischen“-
ten Membranmodule als auch Ultrafiltrationsanlagen mit Gebots beeinflusst, da es in der Regel einfacher und effi-
extern angeordneten Modulen mit rohwasserseitig offe- zienter ist, Abwasser mit unterschiedlicher Zusammenset-
nen Kanälen. zung und deutlichen Konzentrationsunterschieden mit
verschiedenen Verfahren aufzubereiten bzw. zu behan-
Bei größeren Abwasservolumenströmen, wie z. B. auf deln. Abbildung 2-86 zeigt das Verfahrensschema, wie es
Kreuzfahrtschiffen mit über tausend Passagieren, kann in der anlagentechnischen Ausführung bereits auf 25
die Two-Stream-Lösung sinnvoll zum Einsatz kommen. Schiffen realisiert ist.
Bei dieser wird das Grauwasser über eine Ultrafiltration
mit anschließender Niederdruck-Umkehrosmosemembra- Die hier als Beispiel aufgeführte Verfahrenskombination
nen gereinigt und das Permeat steht für technische Ein- aus Ultrafiltration bzw. Ultrafiltration und Nieder-
satzzwecke zur Verfügung. Das Schwarzwasser, das Kon- druck-Umkehrosmose der Firma Rochem UF ist in
zentrat der Niederdruck-Umkehrosmoseanlage (ND-RO) Abbildung 2-87 dargestellt.

Abb. 2-86
Verfahrensschema der Abwasserreinigung nach der Two-Stream-Lösung [nach ROCHEM UF 2004]

Umkehrosmose

Ultrafiltration

Brauchwasser

Grauwasser
Gebläse-
station

Membranbelebungsanlage

Ableitung bzw.
Spülwasser

Schwarzwasser
Gebläse-
station

148
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-87
Membran-Bioreaktor BioFilt mit drei Straßen à 4,5 m3/d Permeat [ROCHEM UF 2004]

Abb. 2-88
Niederdruck-Umkehrosmose für die Grauwasser-Aufbereitung für 600 m3/d Permeat [Foto: Rochem UF 2004]

149
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.4 mitteldosierung vorgeschaltet werden [DITTRICH ET AL.


Nachgeschaltete Membranstufe zur 1998], um den Fällschlamm in der nachgeschalteten
Abwasserhygienisierung Membranstufe zurückhalten zu können.

2.4.1 2.4.2
Verfahrensbeschreibung und Einsatzgebiete Eingesetzte Membranmodule

Mit dem Einsatz einer Membranstufe im Ablauf einer In den bisherigen Untersuchungen (Versuchsanlagen der
Kläranlage wird vor allem eine Hygienisierung des Ab- Berliner Wasserbetriebe auf dem Klärwerk Berlin-Ruhleben
laufs angestrebt, um erhöhte Anforderungen (z. B. EU- [DITTRICH ET AL. 1998], Anlage auf der Kläranlage Geisel-
Badegewässerrichtlinie) einzuhalten oder das gereinigte bullach [SCHILLING 2001]) und den Versuchen auf den
Abwasser wieder zu verwenden. Die Hygienisierung Kläranlagen Hailfingen [EISELE 2003] und Merklingen
durch eine Membranstufe hat dabei Vorteile gegenüber [MAIER, VOGEL 2003] konnte die Eignung verschiedener
den gängigen Verfahren wie UV-Behandlung, Ozonung Mikro- und Ultrafiltrationsmodule für die weitgehende
oder Chlorung, da weder unerwünschte Nebenprodukte Hygienisierung nachgewiesen werden. Tabelle 2-23 zeigt
entstehen noch Resistenzbildungen bei Bakterien und beispielhaft die Kenndaten der zum Teil großtechnisch
Viren gefördert werden [DORAU 1999]. eingesetzten Module.

Das Abwasser aus dem Ablauf der Kläranlage gelangt 2.4.3


meist nach einer Vorsiebung mit einer Trenngrenze von Betriebserfahrung
500 µm in die Membranstufe. Eine weitere Vorbehand-
lung ist nicht notwendig. Wird neben der Entkeimung Auf Basis der gemessenen Ablaufqualität an den Versuchs-
auch eine weitergehende Elimination gelöster Phosphat- anlagen auf dem Klärwerk Berlin-Ruhleben können die
verbindungen angestrebt, kann der Trennstufe eine Fäll- Grenzwerte der EU-Badegewässerrichtlinie [DITTRICH

Tab. 2-23
Kenndaten verschiedener Membranmodule für die Filtration von Kläranlagenabläufen der Versuchs-
anlagen der Berliner Wasserbetriebe und der Anlagen auf den Kläranlagen Geiselbullach, Hailfingen
und Merklingen

Klärwerk Klärwerk Kläranlage Kläranlage Kläranlage

Berlin-Ruhleben Berlin-Ruhleben Geiselbullach Bondorf-Hailfingen Merklingen

[nach DITTRICH [nach DITTRICH [nach SCHILLING

ET AL. 1998] ET AL. 1998] 2001]

Hersteller MemBrain Memtec ROCHEM ZENON X-flow

Membranverfahren Ultrafiltration Mikrofiltration Ultrafiltration Ultrafiltration Ultrafiltration


1) 2) 3)
Material Keramik PP PAN PVDF PES4)

Modultyp Multikanal-Rohrmodul Kapillarmodul Kissenmodul Kapillarmodul Kapillarmodul

Nominale Trenngrenze 0,05 µm 0,1 µm 50/200 kD 0,02 µm 150 kD

Betriebsart Dead-End Dead-End Dead-End Dead-End Dead-End

Betriebsdruck 0,5 – 2,0 bar 0,5 – 1,5 bar 0,5 – 2,0 bar 0,05 – 0,3 bar 0,5 – 1,5 bar

(transmembran)

Fluss ca. 63 l/(m2 · h) ca. 70 l/(m2 · h) ca. 45 l/(m2 · h) ca. 40 l/(m2 · h) ca. 60 l/(m2 · h)

Rückspülung mit Filtrat (filtratseitig) mit Druckluft mit Filtrat (filtratseitig) mit Filtrat (filtratseitig) mit Filtrat (filtratseitig)

(filtratseitig) u. Druckluft (feedseitig) u. Druckluft (feedseitig)

1) Polypropylen 2) Polyacrylnitril 3) Polyvinyldiflourid 4) Polyethersulfon

150
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.4.4 UF
ET AL. 1998] eingehalten bzw. z. T. deutlich unterschritten
werden. Großtechnische Anwendungen in Deutschland zur
Abwasserhygienisierung mit Ultrafiltration
Mit den bislang eingesetzten Modulen sind nach ersten
Erfahrungen Flüsse von 35 bis 70 l/(m2 · h) anzusetzen In Deutschland sind derzeit drei Membrananlagen in
[DITTRICH ET AL. 1998; SCHILLING 2001]. Zur Aufrecht- Betrieb, die den Ablauf einer konventionellen Kläranlage
erhaltung der Filtrationsleistung muss jedoch bislang ein weitergehend reinigen (Tabelle 2-24). Auf der Kläranlage
erhöhter personeller und monetärer Aufwand für chemi- Geiselbullach des Amperverbandes in Bayern wird seit
sche Reinigungen berücksichtigt werden. Juli 2000 eine technische Anlage betrieben, mit welcher
der Ablauf der konventionellen Anlage bis zu Brauchwas-
Erste Angaben zu Behandlungskosten wurden anhand ser aufbereitet wird, das auf der Kläranlage anstelle des
halbtechnischer Untersuchungen der Berliner Wasserbe- vorher genutzten Grundwassers eingesetzt werden kann.
triebe ermittelt. Demnach betrugen 1998 die spezifischen
Nettogesamtkosten für zwei verschiedene Anlagenkonfi- Im Jahr 2004 wurden nach Vorversuchen zwei weitere
gurationen zwischen 0,25 Euro/m3 und 0,42 Euro/m3 Membrananlagen zur nachgeschalteten, weitergehenden
Filtrat [DITTRICH ET AL. 1998]. Im Vergleich dazu liegen Abwasserreinigung auf den Kläranlagen Hailfingen des
die Kosten konventioneller Lösungen, z. B. bestehend aus Abwasserzweckverbandes Bondorf-Hailfingen und der Klär-
Sandfiltration und anschließender UV-Bestrahlung, zwi- anlage Merklingen der Gemeinde Merklingen in Betrieb
schen 0,15 Euro/m3 und 0,31 Euro/m3 [DOHMANN genommen, die im Folgenden beschrieben werden.
1997].

Tab. 2-24
Membrananlagen zur Abwasserhygienisierung in Deutschland

Betreiber Amperverband Gemeinde Merklingen Abwasserzweckverband

Bondorf-Hailfingen

Bundesland Bayern Baden-Württemberg Baden-Württemberg

Anlage KA Geiselbullach KA Merklingen KA Bondorf-Hailfingen

Anschlussgröße 250.000 E 2.300 E 9.000E

Membranhersteller Rochem X-Flow ZENON

Modultyp Kissenmodul Kapillarmodul Kapillarmodul

Verfahren Ultrafiltration Ultrafiltration Ultrafiltration

Membranfläche 480 m2 420 m2 7.560 m2

151
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.4.4.1 UF
Im Ablaufschacht der Kläranlage fördert eine Tauchmo-
Kläranlage Geiselbullach torpumpe das gereinigte Abwasser zur weiteren Aufberei-
tung in die Vorlage der Membrananlage. Zur Vorbehand-
Auf der Kläranlage Geiselbullach wurde bisher Grundwasser lung sind ein Filter mit einer Trenngrenze von 500 µm
als Brauchwasser eingesetzt. Die Schonung dieser Ressource sowie eine Flockungsmitteldosiereinheit mit Eisen-III-
und die Schließung des Kreislaufes „Brauchwasser“ mit Chloridsulfat vorgeschaltet. Das vorbehandelte Abwasser
der gleichzeitigen Reduzierung der Abwassermenge gaben wird in die Ultrafiltrationsanlage geführt. Diese be-
den Anlass, das gereinigte Abwasser der Kläranlage Geisel- steht aus Kissenmodulen der Fa. Rochem, die eine gesamte
bullach aufzubereiten und als Brauchwasser zu nutzen. Des Membranfläche von 480 m2 enthalten und in 60 Druck-
Weiteren sollte eine Alternative zum Einsatz des eisen- und rohren untergebracht sind (Abbildung 2-90). Bei der
manganhaltigen Grundwassers zur Kühlung der BHKWs Filtration werden ca. 18 m3/h Permeat erzeugt, das als
mit den ständigen Problemen einer Belagbildung auf den Brauchwasser in einem Behälter (V = 60 m3) zwischenge-
Wärmetauschern geschaffen werden. Im Vergleich zur speichert wird (Abbildung 2-90). Die Speicherung stellt
Behandlung mit einer UV-Desinfektion sprach für eine die Deckung der Lastspitzen mit Brauchwasser mit bis zu
Membrananlage die sichere, bakteriologisch unbedenkli- 120 m3/h über einige Minuten sicher. Der spezifische
che Qualität des über diese aufbereiteten Brauchwassers. Energieverbrauch der Anlage wird mit 0,5 kWh/m3 aufbe-
reitetes Brauchwasser angegeben [SCHILLING 2001].
Das Abwasser wird auf der Kläranlage Geiselbullach me-
chanisch vorbehandelt und anschließend in der Bele- Die Investition für die Brauchwasseraufbereitungsanlage
bungsstufe gereinigt, die aus einer Denitrifikationzone, betrug 410.000 Euro, die spezifischen Betriebskosten
einer vermehrten biologische P-Elimination und einer belaufen sich auf rund 0,65 Euro pro m3 aufbereitetem
Nitrifikationszone besteht. Der Nachklärung ist eine Sand- Brauchwasser. Die Anlage ist im Juli 2000 in Betrieb
filtration nachgeschaltet (Abbildung 2-89). gegangen. Die Inbetriebnahme und Optimierung der
Verfahrenstechnik erstreckte sich bis in das Jahr 2002.

Abb. 2-89
Verfahrensschema der Kläranlage Geiselbullach [nach AMPERVERBAND 2004]

Ringlarce-
variabel Schnüre
anoxisch anaerob aerob
Vorfluter

Rechen Sandfang Vorklärbecken Nachklärbecken Sandfiltration

Zulauf
Flockungs-
Rezirkulation (RZ) mittel

Rücklaufschlamm (RS) Vorlage


ÜSS

Filter

Ultra-
Brauchwasser filtration
zur Kühlung
des BHKW

152
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-90
Aufbereitungsanlage auf der Kläranlage Geiselbullach [Fotos: AMPERVERBAND 2002],
links: Druckrohre der Membrananlage, rechts: Brauchwasserspeicher

2.4.4.2 UF
Das gereinigte Abwasser wird aufgrund der besonderen
Kläranlage Merklingen geologischen Verhältnisse der Schwäbischen Alb direkt
über einen Versickerungsschacht in den Untergrund ein-
Die Kläranlage Merklingen liegt in der Schwäbischen geleitet. Die Einleitungsstelle liegt in der Zone III eines
Alb und ist für 2.300 E ausgelegt. An Trockenwettertagen Wasserschutzgebietes, weshalb eine weitergehende Be-
3
müssen täglich etwa 300 m Abwasser in der Kläranlage handlung des Kläranlagenablaufs erforderlich wurde. Seit
behandelt werden, an Regenwettertagen kann diese Juli 2004 wird ein Teil des gereinigten Abwassers aus dem
3
Abwassermenge auf 2.000 m steigen. Ablauf der Kläranlage mit zwei unterschiedlichen Verfah-

Abb. 2-91
Verfahrensschema der Kläranlage Merklingen [nach RP TÜBINGEN 2004]

Sandfilter
Nitrifikation
simultane Denitrifikation Sandfilter

Nachklärbecken Vorlage
Rechen Sandfang Membrananlage

Zulauf

Rücklaufschlamm (RS) Aktiv- Permeat-


kohle speicher
Konzentrat

153
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

ren (Ultrafiltration und Langsamsandfilter) behandelt, eine Ultrafiltrationsanlage (Abbildung 2-92) gereinigt
deren Entnahmeleistung für abfiltrierbare Stoffe, Bakte- und die Reinigungsleistungen verglichen. Die Ultrafiltra-
rien etc. in einem wissenschaftlichen Begleitprogramm tionsanlage enthält Kapillarmembranen der Firma X-flow
verglichen werden mit einer Trenngrenze von 150 kD, die in 12 Druckrohren
untergebracht sind. Für die Filtration stehen ca. 420 m2
Wie in Abbildung 2-91 dargestellt, gelangt das Abwasser Membranfläche zur Verfügung. Die Membranen werden
über einen Rechen mit einem Stababstand von 5 mm im Dead-End-Verfahren von innen nach außen betrieben.
und einen Langsandfang in das Belebungsbecken mit Die kalkulierte maximale spezifische Filtrationsleistung
einem Gesamtvolumen von 366 m3. Die Denitrifikation beträgt 60 l/(m2 · h).
erfolgt simultan und die Schlammstabilisierung aerob.
Die Investitionen für die Ultrafiltrationsanlage betrugen
Im Anschluss an die Nachklärung wird ein Teil des Ab- ca. 530.000 Euro. Das Land Baden-Württemberg hat die
wassers über einen Langsamsandfilter, der andere über Maßnahme mit einem Zuschuss von 70 % gefördert.

Abb. 2-92
Druckrohre der Ultrafiltrationsanlage auf der Kläranlage Merklingen [RP TÜBINGEN 2004]

154
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.4.4.3 UF

Kläranlage Bondorf-Hailfingen

Der Abwasserzweckverband Bondorf-Hailfingen wurde den Kochhartgraben eingeleitet. In den Sommermonaten


1971 gegründet und reinigt das Abwasser der Verbandsge- ist die Wasserführung des Kochhartgrabens äußerst gering
meinden Bondorf und des Stadtteils Hailfingen der Stadt bzw. führt dieser erst unterhalb der Kläranlage Wasser. Im
Rottenburg am Neckar. Im Jahr 1974 wurde die mecha- weiteren Gewässerlauf infiltriert der Kochhartgraben in
nisch-biologische Kläranlage Hailfingen errichtet und in den Untergrund. Die Kläranlage liegt in einem Wasser-
den Jahren 1995-1999 für eine gezielte Stickstoffelimina- schutzgebiet der Zone II a.
tion ausgebaut. Die Kläranlage wird heute bei einer Aus-
baugröße von 9.000 E nach dem Belebungsverfahren mit Aufgrund dieser besonderen Situation, der geologischen
vorgeschalteter Denitrifikation, Nitrifikation, Bio-P-Elimi- Verhältnisse und des Grundwasserschutzes stellte die
nation sowie aerober Schlammstabilisierung betrieben. Genehmigungsbehörde bezüglich des Phosphatgehalts,
der abfiltrierbaren Stoffe und der Hygienisierung erhöhte
Bei Trockenwetter fließen der Kläranlage im Mittel 36 l/s, Anforderungen an die Einleitung (Tabelle 2-25).
bei Regenwetter 67 l/s zu. Das gereinigte Abwasser wird in

Tab. 2-25
Anforderungen an die Ablaufqualität und Betriebswerte der Kläranlage Hailfingen
[ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN 2004]

Parameter Einheit Ablauf Nachklärung Betriebswerte Ablauf Membrananlage Einleitanforderungen

CSB mg/l 30 < 25 60

BSB5 mg/l 4 <4 15

NH4-N mg/l – – 5

Nges mg/l – – 13

Pges mg/l 1,1 0,3 0,3*

AFS mg/l 15 – 30 n. n. <5

Hygiene Badegewässerqualität weitgehende Entkeimung

* 24 h-Mischprobe

Die Kläranlage verfügt über ein Misch- und Ausgleichs- Porenweite von 0,02 µm aufweisen. Mit der Gesamtmem-
becken (V = 1.690 m3), eine Rechenanlage (Stababstand branfläche von ca. 7.560 m2 wird durchschnittlich ein
6 mm), einen Fett- und Sandfang, Belebungsbecken Permeatvolumenstrom von 3.100 m3/d erzeugt.
(V = 2.330 m3) und zwei Nachklärbecken mit einem
Gesamtvolumen von 1.190 m3 (Abbildung 2-93). Die Investition für die gesamte Anlage einschließlich
Hoch- und Tiefbau betrug rund 1,25 Mio. Euro. Das Land
Die positiven Ergebnisse der Erprobung von drei unter- Baden-Württemberg förderte die Maßnahme mit einem
schiedlichen Membrananlagen zur weitergehenden Reini- Zuschuss von ca. 50 %.
gung im Juli und August 2003 führten zum Bau einer
großtechnischen Membrananlage, die im Dezember 2004
in Betrieb genommen wurde. Die zweistraßige Membran-
anlage ist mit Membranmodulen der Firma ZENON des
Typs ZW 1000 bestückt, deren Membranen eine mittlere

155
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-93
Verfahrensschema der Kläranlage Hailfingen [nach ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN 2004]

Misch- und
Ausgleichsbecken
Membrananlage

Bio-P Deni-/Nitrifikationsbecken Nachklärbecken Vorfluter

Rechen Sandfang

Zulauf
Nachklärbecken Gebläse-
Rezirkulation station
(RZ)

Rücklaufschlamm (RS)
Überschuss-
schlammspeicher

Abb. 2-94
Membrananlage auf der Kläranlage Hailfingen im Bau [Fotos: ABWASSERZWECKVERBAND BONDORF-HAILFINGEN
2004], links: Gebäude mit Membrananlage, rechts: Becken für Membranmodule

156
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.4.5 UF
dem konventionellen Belebungsverfahren mit vorge-
Großtechnische Anwendungen außerhalb Deutsch- schalteter Denitrifikation gereinigt, wobei die in Tabelle
lands zur Abwasserhygienisierung mit Ultrafiltration 2-26 zusammengestellten Ablaufwerte erreicht werden.

Bislang liegen in Deutschland nur wenig großtechnische Das gereinigte Abwasser aus dem Ablauf der Nachklärung
Erfahrungen zur Membranfiltration des Ablaufs der Nach- der Kläranlage Wulpen wird anschließend über einen
klärung vor. Hingegen sind weltweit einige Anlagen groß- Kanal der Aufbereitungsanlage zugeführt, die aus einer
technisch installiert, z. B. in den USA, Großbritannien mechanischen Vorfiltration, einer fünfstraßigen Ultra-
und Australien [N.N. 2001; N.N. 1996; N.N. 1992]. Einige filtrationsanlage und einer dreistraßigen Umkehr-
Anwendungsbeispiele sind im Folgenden aufgeführt. osmoseanlage mit nachgeschalteter UV-Desinfektion
besteht (Abbildung 2-95).
2.4.5.1 UF

Aufbereitungsanlage Torreele, Belgien Die Anlage der Firma ZENON hat eine Aufbereitungskapa-
zität von 250 bis 400 m3/h. In der Ultrafiltrationsanlage
Um an der belgischen Nordseeküste die Trinkwasserge- sind 25 Modulkassetten des Typs ZW 500c installiert, mit
winnung sicherzustellen, muss das Grundwasser vom denen täglich bis zu 9.000 m3 Abwasser aufbereitet wer-
Seewasser unbeeinflusst bleiben. Dazu wurde im Jahr den. Ein Teil des gereinigten Abwassers aus der Ultrafil-
2000 ein Konzept entwickelt, das die Aufbereitung von tration (ca. 10 %) wird versickert, der andere Teil wird in
gereinigtem Abwasser und die anschließende Versicke- der Umkehrosmoseanlage weiter aufbereitet. Die Umkehr-
rung im Dünengebiet beinhaltet. So wird der Grundwas- osmosemembranen sind von der Firma Dow geliefert
serspeicher unter den Dünen angereichert und das Ein- worden. Die Konzentrate der Membranstufe werden über
dringen von Salzwasser verhindert. Nach etwa 40 Tagen einen Brackwasserkanal ins Meer geleitet, das Permeat
Untergrundpassage ist das versickerte Wasser wieder als wird zu ca. 90 % versickert.
Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung verfügbar.
Die Investition der gesamten Aufbereitungsanlage betrug
Zur Aufbereitung und anschließenden Versickerung wird etwa 4,5 Mio. EUR. Der Energiebedarf für den Betrieb
das gereinigte Abwasser der Kläranlage Wulpen verwen- liegt bisher bei ca. 0,9 kWh/m3 Permeat [VAN HOUTTE
det. In der Kläranlage Wulpen wird das Abwasser nach ET AL. 2004].

Tab. 2-26
Abwasserbeschaffenheit im Ablauf der Nachklärung der Kläranlage Wulpen [ZENON GMBH 2004]

Parameter Einheit Mittel Max

CSB mg/l 54 162

Cl mg/l 340 1.140

Schwebstoffe mg/l 5 19

Trübung NTU 2 11

TS mg/l 1.130 1.950

157
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Abb. 2-95
Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage in Torreele [nach ZENON GMBH 2004]

Membranstufe Gebläse-
station

Feinrechen
NaOCl
Ablauf 10 %

Speicher Speicher

Nachklärung
der KA
Wulpen Feinrechen

90 %
Infiltration

UV-Desinfektion

Speicher Umkehrosmose Speicher Teich

158
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

2.4.5.2 UF

Aufbereitungsanlage Katowice, Polen

In Katowice wird das gereinigte Abwasser aus der Kläran- Die Ultrafiltrationsanlage besteht aus 18 Modulkassetten
lage Katowice zu Brauchwasser aufbereitet und anschlie- des Typs ZW 500a und bereitet täglich insgesamt ca.
ßend im ca. 12 km entfernten Kraftwerk als zusätzliches 5.600 m3 Abwasser zu Brauchwasser auf, welches als zu-
Kühlwasser eingesetzt. Die Aufbereitung des gereinigten sätzliches Kühlwasser für den Kühlturm im Kraftwerk
Abwassers aus der Nachklärung der Kläranlage wird mit Katowice genutzt wird.
einer dreistraßig ausgeführten Ultrafiltrationsanlage
der Firma ZENON erreicht (Abbildung 2-96). Die Tabelle
2-27 zeigt die Abwasserqualität im Zulauf und im Ablauf
der Membrananlage.

Tab. 2-27
Abwasserqualität im Zulauf und im Ablauf der Ultrafiltrationsanlage zur Aufbereitung des Ablaufs der
Nachklärung der Kläranlage Katowice zu Brauchwasser [ZENON GMBH 2004]

Parameter Einheit Zulauf Ablauf

CSB mg/l 35 – 51 27 – 34

BSB5 mg/l 2 – 32 < 2,0

Susp. Stoffe mg/l 6 – 32 < 1,0

Trübung NTU 10 – 50 < 0,1

Abb. 2-96
Verfahrensschema der Ultrafiltrationsanlage zur Brauchwasseraufbereitung in Katowice
[nach ZENON GMBH 2004]

Gebläse-
station

Kraftwerk

Nachklärbecken Gebläse- Zusatz-


station wasser

Gebläse-
station

159
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.4.5.3 UF
Chlor zudosiert. Die Ultrafiltrationsanlage ist mit 70
Aufbereitungsanlage Bedok, Singapur Kapillarmembranmodulen des Typs ZW 500c bestückt
und hat nach dem ersten erfolgten Ausbau eine Kapazität
Die Anlage Bedok NEWater ist die erste von insgesamt von 42.500 m3/d. Zwei Erweiterungen sind bereits in der
vier geplanten Anlagen, welche Abwasser zur Deckung Planung, so dass die Gesamtkapazität nach Fertigstellung
des industriellen Wasserbedarfs aufbereiten. Sie bereitet 117.000 m3/d betragen wird.
das gereinigte Abwasser aus dem Ablauf der Nachklärung
einer kommunalen Kläranlage auf. Um die Wasserqualität Das Filtrat wird mit einem geringen Unterdruck von
für die Wiederverwendung im industriellen Bereich zu ge- 0,05 bis 0,4 bar durch eine Pumpe abgezogen und an-
währleisten, wurde die Entscheidung im Dezember 2001 schließend zur Entsalzung in eine Umkehrosmoseanlage
für ein Gesamtverfahrenskonzept aus Ultrafiltration, geleitet. Das Permeat der Umkehrosmoseanlage wird als
Umkehrosmose und UV-Desinfektion (Abbildung 2-97) Sicherheitsmaßnahme abschließend einer UV-Desinfek-
getroffen. tion unterzogen, das Konzentrat wird zurück zur Kläran-
lage geleitet.
Abbildung 2-98 zeigt die Aufbereitungsanlage mit den
Gebäuden für die Ultrafiltrations- und Umkehrosmose- Das nach dem Multi-Barrierensystem erzeugte Wasser
anlage. wird „NEWater“ genannt. Es wird als Brauchwasser für
die elektrotechnische Industrie, zur Halbleiterproduktion
Das gereinigte Abwasser aus dem Ablauf der kommuna- und auch als Kühlwasser von Wirtschaftsgebäuden einge-
len Kläranlage wird über ein 0,5-mm-Feinsieb in die fünf- setzt. Ein geringer Prozentsatz des NEWater wird auch als
straßige Ultrafiltrationsanlage geführt. Um eine Verkei- Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung genutzt.
mung in der Ultrafiltrationsanlage zu vermeiden, wird

Abb. 2-97
Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage Bedok [nach ZENON GMBH 2004]

Ultrafiltrationsanlage

Gebläse-
station

Gebläse- Umkehrosmose- UV-


station anlage Desinfektion
Ablauf Chlor Zur Industrie
Kläranlage
Feinsieb
0,5 mm Gebläse-
station

Gebläse-
station

Gebläse-
station

160
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Abb. 2-98
Gesamtansicht der Aufbereitungsanlage Bedok Abb. 2-99
[Foto: ZENON GMBH 2004] Ultrafiltrationsanlage der Aufberei-
tungsanlage Bedok [Foto: ZENON
GMBH 2004]

2.5
Bemessungsbeispiel Membranbelebungsanlage (MBR)

2.5.1
Bemessungsgrundlagen

Grundlage für die nachfolgende Berechnung ist der Hochschulgruppen-


ansatz (HSG).

Bemessungsgrundlagen:
Anlage mit simultan aerober Schlammstabilisierung

Einwohnerwerte = 100.000 E
spez. Schmutzwasseranfall ws = 130 l/(E · d)
Tageszufluss Q d = 19.500 m3/d
Fremdwasserzufluss Q f = 6.500 m3/d
Mischwasserzufluss Q m = 2.128 m3/h
Spitzenabflussfaktor Schmutzwasser x s = 14
Vorreinigung = keine
Schwankungsfaktor = 1,70
Trockensubstanzgehalt im Belebungsbecken TSBB = 12 g/l
alpha-Wert  = 0,6
Rücklösefaktor (Anteil TKN am ÜS) rX =0
Schlammalter t TS = 25 d
Temperatur im Belebungsbecken T = 10 °C
simultane Phosphatfällung mit Fe(III)Cl

Die Bemessung von Nachklärbecken entfällt für Membranbelebungs-


anlagen.

161
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

Folgende Überwachungswerte sind für eine Kläranlage Tab. 2-28


der Größenklasse 5 (≥ 100.000 E) einzuhalten: Bemessungsergebnisse nach HSG-Ansatz für eine
konventionelle Kläranlage mit TS BB = 12 g/l
Nanorg = 13 mg/l
V BB, konv, 12 g TS/l = 14.290 m3
NH4-N = 10 mg/l
V Nitri, konv, 12 g TS/l = 8.770 m3
Pges = 1 mg/l
V Deni, konv, 12 g TS/l = 5.520 m3
Norg = 2 mg/l
V Deni, konv, 12 g TS/l / VBB, konv, 12 g TS/l = 0,386 –

Ein Ausdruck der Berechnungsergebnisse der Belebungs-


stufe mit dem Bemessungsprogramm ARA-BER ist als
Kapitel 2.5.4 eingefügt. Darüber hinaus werden Zwischen- tionsbereichs entsprechen (VDeni, MBR /VNitri, MBR = 1). Hierbei
ergebnisse zur Erläuterung des Bemessungsablaufs ange- ist das größere der Volumina der konventionellen Bemes-
geben (siehe Tabelle 2-29). sung (VDeni, konv, 12 g TS/l bzw. VNitri, konv, 12 g TS/l) dem entsprechen-
den Volumen der Mebranbelebungsanlage gleichzusetzen,
2.5.2 da ein im Vergleich zu einer konventionellen Auslegung
Interpretation der ARA-BER-Berechnung gemäß geringeres Nitrifikations- bzw. Denitrifikationsvolumen
den Bemessungsempfehlungen für MBR der Membrananlage (VDeni, MBR bzw. VNitri, MBR) auszuschlie-
ßen ist. Um besonderen Betriebszuständen Rechnung zu
Grundlage für die Bemessung von Membranbelebungsan- tragen (z. B. Stoßbelastungen bei einsetzendem Misch-
lagen bilden die für eine konventionelle Kläranlage ent- wasserzufluss) ist ein Variobereich (Vvario) in der Größe
weder nach dem Arbeitsblatt ATV-DVWK-A 131 oder dem von 30 – 50 % des Denitrifikationsvolumens einzuplanen,
Hochschulgruppenansatz ermittelten Beckenvolumina, der den betrieblichen Erfordernissen entsprechend im
wobei bereits ein für Membranbelebungsanlagen typi- Belebungsbecken angeordnet werden kann.
scher TS-Gehalt angesetzt wird. Die für die Beispielanlage
ermittelten Daten sind in Tabelle 2-28 aufgelistet. Weiterhin ist eine minimale Durchflusszeit t hydraulisch ≥ 6 h
(bei erhöhten Anforderungen t hydraulisch ≥ 8 h) unter be-
Aufgrund des geringeren Reaktorvolumens bei Membran- stimmten Randbedingungen einzuhalten. Eine Unter-
belebungsanlagen können unerwünschte Effekte auftre- schreitung der empfohlenen Durchflusszeit ist möglich,
ten, wie z. B. eine vermehrte Sauerstoffverschleppung aus wenn das zur Einhaltung der empfohlenen Durchflusszeit
dem Nitrifikations- oder Filtrationsbereich in die Denitri- erforderliche Volumen größer ist als das Belebungsbecken-
fikationszone. Um die Auswirkungen dieser unerwünsch- volumen der Membrananlage, das bei einer konventio-
ten Effekte zu verringern, sollte die Größe des Denitrifika- nellen Auslegung (mit TSBB = 12 g/l) ermittelt und zusätz-
tionsbereichs (VDeni, MBR) in etwa der Größe des Nitrifika- lich um 50 % vergrößert wurde.

Tab. 2-29
Ermittlung der erforderlichen Volumina unter Berücksichtigung unterschiedlicher Forderungen zur
Auslegung von Membrananlagen

Forderungen für MBR Zwischenergebnis MBR


3 3
V Deni, MBR : V Nitri, MBR = 1 8.770 m > 5.520 m V BB, MBR = 17.540 m3

=> 2  8.770 m = 17.540 m


3 3
V Nitri, MBR = 8.770 m3

V Deni, MBR = 8.770 m3


V MBR, ges < 1,5  VBB, konv, 12 g TS/l

thydraulisch > 6 h Hier Annahme: x Qmax = x S V BB, MBR = 21.435 m3

=> x Qmax = 14 h/d V BB, MBR = 8.357 m3

=> Q kritischer Lastfall = Q d /x Qmax

162
Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung 2

Nach Ermittlung der erforderlichen Volumina unter Be- 2.5.3


rücksichtigung der verschiedenen Bemessungskriterien Bemessung der Membranfiltrationsstufe
für Membrananlagen erfolgt der Vergleich der Zwischen-
ergebnisse, um das maßgebende Volumen zu bestimmen. Die Oberflächen von Membranfiltrationsstufen werden
hinsichtlich des Permeatflusses ausgelegt.
Wie aus der Tabelle deutlich wird, ergibt sich in diesem
Beispiel unter Berücksichtigung des maximalen Volumen- Die derzeit auf dem Markt zur Verfügung stehenden
zuschlags von 50 % auf das Belebungsbeckenvolumen der Membranmodule weisen einen Bemessungsfluss (Netto-
konventionellen Bemessung (VBB, konv, 12 g TS/l) ein größeres fluss) für die Membranfläche von 25 l/(m2 · h) bei 8 °C auf.
Volumen als das für die Einhaltung der Mindestdurch-
flusszeit erforderliche Volumen. Aus diesem Grund ist das Der Bemessungsfluss darf bei einer Bemessungstempera-
Kriterium VMBR, ges < 1,5* VBB, konv, 12 g TS/l in diesem Fall nicht tur von 10 °C um 15 % höher gewählt werden (" Bemes-
maßgebend. Nun ist zu prüfen, ob ausreichend Nitrifika- sungsfluss = 28,75 l/(m2 · h)).
tions- bzw. Denitrifikationsvolumen vorhanden ist. Da
im Beispiel infolge des Kriteriums der minimalen Durch- Erforderliche Membranfläche für Beispielanlage:
flusszeit ein wesentlich geringeres Volumen erforderlich Notwendige Angaben:
ist als dies zur Einhaltung des Kriteriums VDeni, MBR /VNitri, MBR maßgebender max. Durchfluss Q m = 2.128 m3/h (im
= 1 der Fall ist, kann das Kriterium der Mindestdurch- Gegensatz zur Auslegung des Reaktorvolumens ist bei
flusszeit ebenfalls nicht maßgebend für die Auslegung der kommunalen Membranbelebungsanlagen für die Ermitt-
Membrananlage sein. Die für das Beispiel maßgebenden lung der erforderlichen Membranfläche immer der Misch-
Volumina sind in der folgenden Tabelle aufgelistet. wasserzufluss maßgebend!)
Bemessungsfluss von 28,75 l/(m2·h)
VBB, MBR = 17.540 m3 Zusätzlich muss 1 % der eingebauten Membranfläche für
3
davon VNitri, MBR = 8.770 m Reinigungsmaßnahmen vorgehalten werden (ca. 200
VDeni, MBR = 8.770 m3 Arbeitstage/Jahr wird 1 % der Fläche gereinigt, d. h. die
sowie darin enthalten: gesamte Membranfläche wird zweimal pro Jahr gereinigt).
Vvario, 30% = 2.631 m3
bzw. Vvario, 50% = 4.385 m3 Damit ergibt sich eine erforderliche Membranfläche von
74.758 m2.
Ausgleichsvolumen kann in diesem Fall nicht angeordnet
werden, da das gesamte Volumen für die ablaufenden
biochemischen Prozesse benötigt wird. Insgesamt ergibt
sich eine Durchflusszeit bei einem kritischen Bemessungs-
zufluss von Q kritischer Lastfall = Q d/xQmax = 1393 m3/h von 12,6 h.

163
2 Membrantechnik in der kommunalen Abwasserreinigung

2.5.4
Ergebnisausdruck der Bemessung mit ARA-BER:

Kläranlage: Membrananlage 100.000 E


Anlagentyp: simultane aerobe Schlammstabilisierung
Gesamtes Volumen: 17.530 [m3]
Volumen Nitrifikation: 8.765 [m3]
Volumen Denitrifikation: 8.765 [m3]
VDeni /Vges : 0,500 [-]
Bemessungstemperatur: 10,0 [°C]
mittlere TS-Konzentration: 12,00 [kg/m3]
aerobes Schlammalter: 15,35 [d]
Schlammalter gesamt: 25,00 [d]

Ablaufwerte :

NH4-N in der Spitze (Bemessungswert) 10,0 [mg/l]


NH4-N im Mittel (Bemessungswert) 2,0 [mg/l]
NO3-N im Mittel (Bemessungswert) 6,6 [mg/l]

Trockenwetterzufluss Q t 1.199 [m3/h]


Mischwasserzufluss Q m 2.128 [m3/h]
Tageszufluss Q d 19.500 [m3/d]

Rückbelastungen:
BSB5 0,0 [kg/d]
TKN 0,0 [kg/d]
Pges 0,0 [kg/d]
Anteil TKN am ÜS = rX 0,00 [-]
TKN Rückbelastung aus rX 0,0 [kg/d]

Fällung mit: Eisen(III)-Salz


Fällmitteldosis 17,42 [g/m3]
Erreichbarer Ablaufwert P 1,00 [mg/l]

164
Membrantechnik in der 3
industriellen Abwasserreinigung
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.1
Kurzüberblick

Der Ursprung der Membranverfahren in der Industrie Da für den erfolgreichen Betrieb einer Membrananlage
liegt im Bereich der Produktion, wobei der Großteil bisheri- immer eine ausführliche Pilotierung und Planung unter
ger Anwendungen die Getränkeindustrie, die Pharmazeutik Berücksichtigung der gegebenen Randbedingungen durch
und die Reinstwasserherstellung [BROCKMANN 1998] Fachleute erforderlich ist, sind im Anhang Ansprechpartner
betrifft. Aufgrund steigender Kosten für Brauchwasser für konkrete Planungsabsichten genannt.
und für die Abwasserentsorgung sowie des gestiegenen
Umweltbewusstseins in den Unternehmen werden Mem-
branverfahren immer häufiger auch zur Reinigung indus-
trieller Abwässer eingesetzt.

Das Abwasser in Industriebereichen fällt oft diskontinuier-


lich an und ist von einer stark schwankenden Zusam-
mensetzung gekennzeichnet. Eine Mitbehandlung hoch
belasteter Industrieabwässer in kommunalen Kläranlagen
bereitet gerade dort, wo die Reinigungsleistung der kom-
munalen Kläranlage begrenzt ist, Schwierigkeiten bzw.
überfordert die Biozönose in der Abwasserreinigungsan-
lage. Eine getrennte Reinigung bzw. Vorreinigung von
Industrieabwasser ist dann erforderlich. Hierbei können
Membranverfahren als prozess- und produktionsintegrierte
Maßnahme einen entscheidenden Beitrag leisten.

Das folgende Kapitel 3 behandelt den Einsatz der Mem-


brantechnik in der industriellen Abwasserreinigung. Fra-
gen zu Beweggründen, Zielen und Entscheidungskriterien
für den Einsatz der Membrantechnik werden erörtert,
Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen durchgeführt und erfolg-
reich ausgeführte Beispiele aus der Praxis kurz beschrieben.

Die Abbildung 3-1 auf der folgenden Seite weist dem Leser
den Weg durch das Kapitel. Darin sind die wichtigsten
Schritte vom Anlass über die Planung bis zum Betrieb
einer Membrananlage dargestellt. Anhand der Verweise
auf Seitenzahlen und Kurzchecklisten wird dem Leser
ermöglicht, sich gemäß seinem Interesse auf einzelne
Abschnitte des Kapitels zu konzentrieren und dadurch
Einblick in die Planungsgrundlagen zu bekommen.

166
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-1
Anlass – Planung – Betrieb einer Membrananlage
Übersicht der Inhalte im Kapitel „Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung“

Vorgehen Beispiele Information

S. 286 Kosten senken


Anlass
Anforderungen einhalten

Zielsetzung

S. 168 ff.

S. 286 S. 277 f.
Eingehende Stoffströme Effizienz-Agentur
NRW PIUS®-Check
Analyse Ausgehende Stoffströme
IST-Zustand Unabhängige Berater

S. 170 ff.

S. 286 f. S. 172 ff.


Separationsverfahren Wirtschaftlichkeitsanalyse

Membrantechnik Verfahrensvergleich
Verfahrensauswahl K/N-Verhältnis
... Fördermöglichkeiten

S. 170 ff. S. 276 ff.

S. 287
Vorversuche Berater
Unternehmer
Laborversuche Anlagenbauer
Planung und Pilotierung Reinigungsmittelhersteller
Membranauswahl Membranhersteller

S. 172 S. 172 S. 268 ff.


...

S. 287 S. 175 S. 175 ff.


Betreibermodell Praxisbeispiele

Eigenbetrieb Internet-Portal
Betrieb und Kontrolle www.pius-info.de

S. 278

167
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.2
Ziele und Anwendungen in verschiedenen
Industriezweigen

Membranverfahren können im Industriebereich sowohl • Trennung von Wertstoffen, Hilfsstoffen, Nebenproduk-


als nachgeschaltete wie auch als prozess- und produktions- ten und Lösungsmitteln unmittelbar an der Entstehungs-
integrierte Maßnahme eingesetzt werden. Die Anwen- quelle
dung dieser Technik zur Industrieabwasserreinigung hat • Mögliche Kreislaufführung von Teilströmen
neben der Einhaltung von gesetzlichen Anforde- • Vermeidung großer belasteter Abwasserströme
rungen (zur Einleitung in öffentliche Kanalnetze oder in • Wiedereinsatz der Konzentrate als Rohstoff oder
Gewässer) auch wirtschaftliche Gründe (Abbildung 3-2). Sekundärrohstoff bzw. kostengünstige Entsorgung
Die Ziele, welche mit der Anwendung der Membrantech-
nik erreicht werden sollen, ergeben sich aus den Vortei-
len dieser Technik, wie:

Abb. 3-2
Ziele und wirtschaftliche Interessen beim Einsatz einer Membrananlage in der Industrieabwasserreinigung

Abwasservermeidung Optimierung der Reduzierung des Platz- oder


Reinigungsprozesse Raumbedarfs für die
Abwasserreinigung

• Schließen von Kreislaufströmen • Einsatz von Verfahren zur Ein- • Sicherung von Standorten
• Recycling von Prozesswässern haltung von Ablaufgrenzwerten
aus Abwässern • Verbesserung der Ablaufwerte

Ziele

wirtschaftliche Interessen

Gewinnung eines Wertstoffs Minimierrung der Wiedereinsatz von Biomasse


Entsorgungskosten

• Gewinnung zur Wiederverwen- • Minimierung durch Produktion • Wiedereinsatz durch Abtrennung


dung im Produktionsprozess von reinen Stoffen (z. B. unver- in der Produktion bei biotechni-
• Gewinnung als Sekundärrohstoff schmutztem Wasser oder schen Prozessen
zur Weiterverarbeitung Lösungsmitteln) • Wiedereinsatz bei der biologischen
• Gewinnung zur Vermarktung • Minimierung durch Aufkonzen- Abwasserbehandlung durch Rück-
tration der Verschmutzungen führung in den Belebungsreaktor

168
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Tab. 3-1
Einsatzziele von Membranverfahren in der Industrieabwasserreinigung

Industriezweig Beispiele für Einsatzziele

Nahrungsmittel • Aufbereitung von Abwasser zur Nutzung als Prozesswasser

• Erhöhte Eiweißausbeute (Kartoffelstärkeproduktion)

Gerbereien • Abtrennung gefällter Schwermetalle aus dem Abwasser und Wiedereinsatz als Recyclingwasser

Papierindustrie • Einhaltung von Ablaufanforderungen

• Aufbereitung von Abwasser zur Nutzung als Prozesswasser

Faserindustrie • Wertstoffrückgewinnung (ZnCl2)

(z. B. Vulkanfiber) • Prozesswasseraufbereitung

Textilindustrie • Rückgewinnung von Schlichten und Indigofarbstoffen

• Abtrennung von Farbpigmenten

• Aufbereitung von Abwasser zur Nutzung als Prozesswasser

Kunststoffindustrie • Abtrennung von Weichmachern und Wiederverwendung des gereinigten Abwassers als Prozesswasser

Wäscherei • Reinigung des Abwassers und Wiedereinsatz als Brauchwasser

Metallindustrie, Galvanik • Öl-Emulsionstrennung [DRIESEN ET AL. 1998] und Recycling

• Rückgewinnung von Beizen

• Spülwasseraufbereitung

Druckerei, Lackiererei • Rückgewinnung von Farbpigmenten

• Abtrennung und Aufkonzentrierung von Mischpigmenten zur Reduzierung der Entsorgungskosten

Fahrzeugproduktion • Prozesswasseraufbereitung

• Rückgewinnung von Farbpigmenten

Petrochemie • Reinigung von Reaktions- und Waschwasser [THEILEN 2000]

Kraftwerke • Kesselspeisewasseraufbereitung [THEILEN 2000]

Bergbau • Aufbereitung von Minenwasser und radioaktivem Oberflächenwasser [THEILEN 2000]

Schifffahrt • Öl-Emulsionstrennung

Verschiedene, z. B. Gerberei, Brauerei, • Biologische Abwasserreinigung unter Einsatz von Ultra- und Mikrofiltrationsverfahren zur

Papier- und Textilindustrie Biomassenabtrennung (Membranbelebungsverfahren)

Diese Eigenschaften können unmittelbar zu Kosten- Durch die Möglichkeit der Einsparung oder Rückgewin-
einsparungen führen, z. B. durch nung von Wertstoffen kann in der industriellen Abwasser-
reinigung fallweise auch die Aufbereitung kleiner, spezi-
• Verringerung der Fracht im Abwasser und damit mög- fischer Volumenströme wirtschaftlich sein. Verschiedene
liche Senkung der Abwassergebühren für Indirektein- Einsatzziele von Membranverfahren in der Industrieab-
leiter bzw. der Abwasserabgabe für Direkteinleiter, wasserreinigung sind in Tabelle 3-1 zusammengestellt.

• Wasser- und Wertstoffeinsparungen, wenn z. B. eine


Kreislaufführung bzw. Rückgewinnung von Brauch-
wasser realisiert wird.

169
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.3
Entscheidungskriterien

Ständig steigende Kosten für das Trink- und Brauchwasser Jede Planungsphase beinhaltet weitere detaillierte Ent-
sowie für die Abwasserentsorgung in Verbindung mit dem scheidungskriterien, die im Einzelnen geprüft und vom
gestiegenen Umweltbewusstsein führen in Industrieunter- Betreiber der Anlage mit den Membranherstellern und
nehmen immer häufiger dazu, dass innerbetriebliche Anlagenbauern abgestimmt werden sollten. In der Regel
Maßnahmen zur Verringerung der Belastung und des ist neben vorhandenen Erkenntnissen über das zu be-
Anfalls industrieller Abwässer umgesetzt werden. handelnde Abwasser die Durchführung von Versuchen
auf verschiedenen Maßstabsebenen unerlässlich. Tabelle
Diese innerbetrieblichen Maßnahmen können durch den 3-2 führt auf, welche Arbeitsschritte auf den einzelnen
Einsatz verschiedener Verfahren und Verfahrenskombina- Maßstabsebenen durchgeführt werden können, denn
tionen realisiert werden. Die Auswahl eines technisch und eine sorgfältige Planung ist für den erfolgreichen Betrieb
wirtschaftlich geeigneten Verfahrens erfordert jeder Membrananlage entscheidend.

• eine strukturierte Analyse der vorhandenen Gegeben-


heiten und
• eine klare Definition des Ziels.

Abbildung 3-3 zeigt Wege und Kriterien der Entscheidungs-


findung zur Auswahl eines geeigneten Verfahrens. Da
hier die Membrantechnik in der Industrieabwasserbe-
handlung im Vordergrund steht, sind im Entscheidungs-
baum die zwei Auswahlmöglichkeiten – Membrantechnik
oder alternative Verfahren – vorhanden, von denen nur
der Pfad Membrantechnik detaillierter betrachtet wird.

Die Voraussetzung für die Auswahl eines erfolgreichen


und wirtschaftlichen Membranverfahrens ist stets eine
umfassende Analyse der Produktionsprozesse und
der dabei benötigten und anfallenden Wässer. Erweist
sich nach erster Einschätzung bzw. Bewertung der Rah-
menbedingungen der Einsatz der Membrantechnik für
ein Unternehmen als technisch möglich, kann eine ent-
sprechende Anlage geplant werden. Die Planung ist
stufenweise vorzunehmen, damit die abschließende
Lösung möglichst günstig auf das Trennproblem abge-
stimmt ist. Die Planungsstufen zur Realisierung einer groß-
technischen Anlage sind im Fließschema (Abbildung 3-3)
dargestellt.

170
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-3
Vorgehensweise bei der Planung einer Anlage zur Industrieabwasserreinigung

Identifikation des / der zu behandelnden Stroms / Ströme


Maßnahmen
durchführen
Vermeidung oder
Minimierung möglich?
Ja
Nein
Aufgabenstellung / Zielsetzung
Abtrennung Trennung Gewinnung Abtrennung …
Wertstoff Stoffgemisch Prozesswasser Biomasse

Rohwasser
Qualitätsanforderungen
Beschaffenheit (physikalisch und chemisch)
Rahmenbedingungen enthaltene Wert- und Störstoffe
Anfallmege
Möglichkeiten des Wiedereinsatzes
Konzept Behandlungsstrategie
Hydraulische Leistungsfähigkeit

Membrantechnik möglich? Alternative


Bedingt Nein
Ja Verfahren
Vorbehandlung/Kombination
Entwurf Verfahrensfließbild
mit anderen Verfahren

Eingrenzung Abschätzung Leistungs-


Membranmaterialien fähigkeit der Membran

Verfahren
voraussichtlich wirtschaftlich?
Nein
Ja
Membranauswahl (Membranwerkstoff, Membrangeometrie)

Vorversuche (Labor)

Nein Energiekosten
Versuche positiv? Membranersatz
Reinigungsmittel
Ja Anzahl der Reinigungen
Modulauswahl Personal-/Service

Technische Optimierung Pilotversuche Wirtschaftliche Optimierung


Modulform Betriebskosten
Vorbehandlung Gesamtwirtschaftlichkeit
hydraulische Bedingungen

Nein Nein Nutzen


technisch wirtschaftlich Wertstoffrückgewinnung
optimiert? optimiert? Einsparungen
Kosten Entsorgungskosten
Investitionen Einsparungen Wasser-/
Betriebskosten Abwasserkosten
Ja Ja

Großtechnische Anlage
Filtratleistung Wirtschaftlichkeit

Rückhalteraten Betriebsbegleitende Kontrolle Reinigungs- u. Spülintervalle

Deckschichtbildung Druckverhältnisse

171
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Tab. 3-2
Ablauf für die Planung einer Membrananlage [nach THEILEN 2000; PETERS 2001]

Maßstab Arbeitsschritte

Labortechnik • Vollanalyse des zu behandelnden Mediums

• Membranauswahl in einer Testzellenanlage

• Näherungsweise Bestimmung der wichtigsten verfahrenstechnischen Größen

wie Transmembrandruck und Überströmgeschwindigkeit

• Erste Versuche zur Membranreinigung

Pilotierung Betrieb einer Pilotanlage:

• Auswahl und Test der Module, Modulverschaltung

• Verfahrensoptimierung

Unter Betriebsbedingungen vor Ort:

• Reinigungsintervalle mit Chemikalienbedarf

• Energiebedarf

• Produktqualität im Dauerbetrieb

Anlagenplanung • Versuchsdatenauswertung

• Anlagenentwurf

• Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Großtechnik • Kontrolle und Optimierung

– der Betriebsparameter

– des Energiebedarfs

• Ermittlung der Gesamtwirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzen-Verhältnis)

3.4 gültig. Eine Übertragung auf andere Anlagen des gleichen


Wirtschaftlichkeit von Membrananlagen Industriezweigs ist in der Regel nicht möglich, da die
in der industriellen Abwasserreinigung jeweils vorliegenden Rahmenbedingungen (z. B. Produk-
tionsverfahren und -techniken) die Kosten entscheidend
Ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Wahl eines beeinflussen.
Verfahrens zur Abwasserreinigung ist seine Wirtschaft-
lichkeit. Deren Beurteilung kann z. B. über eine Kosten- Die folgenden wichtigen Einflussfaktoren auf die Kosten
Nutzen-Analyse erfolgen und setzt die Kenntnis bzw. und die Wirtschaftlichkeit (Abbildung 3-4) einer Mem-
Abschätzung der Kosten und des entstehenden Nutzens brananlage führen dazu, dass in diesem Kapitel lediglich
voraus. qualitative Aussagen zu den Kosten gemacht werden:

Wie die Beispiele in den Kapiteln 3.5 und 3.6 zeigen, wird Einsatzzweck bzw. Aufgabenstellung und verfolgte
die Membrantechnik (Membranverfahren und Membran- Ziele
belebungsverfahren) in den verschiedensten Industrie-
bereichen zur Reinigung von Abwasser eingesetzt. In den • Membrananlagen werden nach der Aufgabenstellung
Praxisbeispielen sind Angaben über die Investitionen und bzw. Zielsetzung ausgelegt und bemessen. In vielen Fäl-
die Betriebskosten bzw. die sich daraus ergebende Amorti- len ist eine Reinigung über dieses Ziel hinaus sicherlich
sationszeit enthalten, sofern diese öffentlich zugänglich möglich, dies ist aber oft mit einem zusätzlichen
sind. Diese Angaben sind nur für den speziellen Einzelfall Kostenaufwand verbunden.

172
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Rahmenbedingungen preise, die Ausbaugröße, die Entsorgungsmöglichkeiten


und -kosten für Abfälle usw. Weitere Beispiele für kos-
• Die Charakteristik des Abwassers entscheidet maßgeb- tenbeeinflussende Rahmenbedingungen sind in der
lich über die Investitionen und die Betriebskosten einer Abbildung 3-4 genannt.
Membrananlage. Selbst für Abwasser eines einzelnen
Industriezweigs liegen die Kosten für dessen Reinigung Planung und Pilotierung und die Wahl des
nicht zwingend in der gleichen Größenordnung. Eine Membranverfahrens
Angabe von Zahlen ist nicht sinnvoll, da dies u. U. zu
einer falschen Einschätzung der Wirtschaftlichkeit • Da das Abwasser jedes Betriebs spezifisch ist, muss in
einer Membrananlage führt. jedem Fall eine detaillierte Pilotierungs- und Planungs-
phase erfolgen, um die Einsatzmöglichkeit zu prüfen
• Das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Membrananlage und die Kosten abzuschätzen. Zu den Kosten für eine
kann sich aufgrund vieler Rahmenbedingungen entwe- Membrananlage gehört auch der Aufwand für die Pilo-
der positiv oder negativ darstellen. Zu diesen Rahmen- tierung, welcher sehr unterschiedlich ausfallen kann.
bedingungen gehören z. B. die Wasser- und Abwasser-

Abb. 3-4
Einflussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit einer Membrananlage

Aufgabenstellung / Ziele

Rahmenbedingungen
hydraulische
Qualitäts- Abwasser- Frischwasser-
Standort Anfallmenge Leistungs- Energiekosten ...
anforderung gebühren preise
fähigkeit

Planung und Pilotierung

Membranbelebungsverfahren Membranverfahren

Investitionen Betriebskosten Nutzen

• Membranmaterial • Betriebsweise • Standortsicherung


• Membranfläche • Jahresbetriebszeit • Einhalten von Grenzwerten
• Modulform • Energiebedarf • Minimierung von Abwassergebühren
• Peripherie • Reinigung • Minimierung von Entsorgungskosten
• Reinigungsmittel • Kreislaufführung
• Reinigungsintervall • Rückgewinnung von Wertstoffen
• Membranersatz
• Entsorgungskosten
• Personal, Wartung
• Versicherungen
• Gebäudekosten

173
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Eine detaillierte Planung und Pilotierung trägt dazu bei, Für die Rentabilität einer Membrananlage ist die Ausnut-
eine unwirtschaftliche Anlagenauslegung zu vermei- zung der Membranfläche durch eine optimale Betriebs-
den, mögliche Betriebsschwierigkeiten zu erkennen weise entscheidend, da mit zunehmender Membranfläche
und diesen durch die Anlagengestaltung und Betriebs- die Kosten steigen. Allerdings folgt aus einer Verdopp-
führung im Vorfeld entgegenzuwirken. lung der Membranfläche nicht die Verdopplung der
Kosten, da zu einer Membrananlage auch der Aufwand
• Die Art des Membranverfahrens – Membranbelebungs- für die Anlagenperipherie wie z. B. die Steuerungs- und
verfahren oder Membranverfahren – wirkt sich auf die Regelungstechnik gehört, welcher kleinere Anlagen stär-
Investitionen und Betriebskosten aus. Das Membran- ker belastet [z. B. VOßENKAUL, MELIN 2001].
belebungsverfahren wird bereits seit 1997 für konzen-
trierte Abwässer, wie z. B. einige Industrieabwässer, als Die Betriebskosten setzen sich aus mehreren Kompo-
wirtschaftliche Alternative bewertet [ROSENWINKEL nenten zusammen. Ein wesentlicher Bestandteil der Be-
ET AL. 1997], während dies für die kommunale Abwas- triebskosten sind die Energiekosten, welche von der Jah-
serreinigung bislang noch nicht uneingeschränkt gilt. resbetriebszeit und der Betriebsweise – Crossflow oder
Dead-End – abhängen. Der Energiebedarf von Anlagen
Bei jeder Anlage ist zwischen Investitionen und Betriebs- im Dead-End-Betrieb ist eine Größenordnung niedriger
kosten zu unterscheiden, die jeweils in weitere Einzelfak- als von Anlagen im klassischen Crossflow-Betrieb.
toren aufgeschlüsselt werden können.
Je nach Anwendungsfall sind die Kosten für die Reini-
Die Höhe der Investitionen hängt insbesondere bei gung der Membranen nicht zu vernachlässigen. Eine
großen Anlagen u. a. vom Membranmaterial bzw. den optimierte Reinigung (Chemikalien, Reinigungsinter-
Modulkosten und der installierten Membranfläche ab. vall) trägt dazu bei, diese Kosten zu minimieren und
Membranmaterial, Membranfläche und Modulform wer- möglicherweise gleichzeitig die Standzeit der Membranen
den nach Abwägung einer Reihe von Kriterien für den zu verlängern. Je größer die Standzeit der eingesetzten
Einzelfall gewählt. STROH ET AL. [1997] vergleichen für Membranen ist, desto geringer werden die Membraner-
zwei Anwendungen – Fruchtsaft-Klärfiltration und satzkosten, welche teilweise einen sehr hohen Anteil an
Öl/Wasser-Emulsionsfiltration – die Höhe der Investitio- den Gesamtkosten ausmachen. Die Standzeit von Mem-
nen und Betriebskosten, wenn Polymer- oder Keramik- branen ist je nach Material, Abwasserbeschaffenheit, Vor-
membranen zum Einsatz kommen. Es zeigt sich, dass die reinigung, Betriebszeit und Betriebsweise sehr unter-
Investitionen und der elektrische Leistungsbedarf für die schiedlich (Kapitel 3.5 und Kapitel 3.6, Praxisbeispiele).
Membranen aus Keramik höher ausfallen, gleichzeitig Für einige Anwendungen (z. B. Reinigung von Deponie-
aber die Membranwechselkosten aufgrund der längeren sickerwasser) sind Standzeiten von 5 Jahren und mehr in
Standzeit geringer sind. Bezogen auf den Kubikmeter Fil- der Praxis üblich.
trat ist im einen Anwendungsfall der Einsatz von Kera-
mikmembranen günstiger, im anderen der von Polymer- Überdies zählen die Kosten für Entsorgung, Versiche-
membranen. Die Autoren betonen daher, dass ohne rungen, Gebäude sowie Personal und Wartung zu den
genauen Bezug auf eine Anwendung lediglich eine allge- Betriebskosten. Personal- und Wartungskosten werden
meine Bewertung möglich ist und sich bei einzelnen in den meisten Fällen pauschal in Prozent der Investi-
Anwendungsfällen die Kostenvorteile verschieben kön- tionskosten abgeschätzt, sind aber auch von der Anla-
nen. Durch die Weiterentwicklung auf dem Gebiet der gengröße abhängig. Beispielsweise hat die Prüfung der
Membrantechnik (Membranen, Module, Energiebedarf Wirtschaftlichkeit von Anlagen zur Schlammwasserauf-
usw.) werden sich auch die Kostenverhältnisse für ver- bereitung ergeben, dass dieser Wert für kleine Anlagen
schiedene Materialien und Module verändern. Aufgrund in der Regel nach oben und für größere Anlagen eher
der Produkt- und Marktentwicklung ist im Allgemeinen nach unten korrigiert werden sollte [VOßENKAUL
von fallenden Preisen für Membranen auszugehen. ET AL. 2000].

174
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Die Aufschlüsselung der Investitionen und Betriebskosten das eingesetzte Membranverfahren, die erreichten Ziele
entfällt für den Nutzer der Anlage, wenn diese nach bzw. der Nutzen der Anlage genannt.
einem Betreibermodell installiert wird, z. B. „BOO“
(Build-Own-Operate). Bei dieser Abrechnungsvariante In der Tabelle 3-3 sind alle Beispiele aufgeführt, die im
vergütet der Nutzer der Anlage die Menge des gereinigten Folgenden beschrieben werden. Die Anschriften der
Abwassers nach einem mengenspezifischen Preis, der alle genannten Firmen bzw. Unternehmen sind im Anhang
Kosten der Abwasserreinigung bereits enthält. zusammengestellt.

Der Kostenaufwand für eine Membrananlage wird immer Soweit Informationen zur Gesamtwirtschaftlichkeit der
in Relation zu dem erwarteten Nutzen bzw. den zu erwar- beschriebenen Verfahren verfügbar waren, werden in den
tenden Einsparungen gestellt. Der Nutzen kann z. B. in nachfolgenden Praxisbeispielen dazu Aussagen gemacht.
einer Standortsicherung für den Betrieb, der Einhaltung Für die Gesamtwirtschaftlichkeit einer Membrananlage
von Grenzwerten oder der Reduzierung von Abwasserge- ist neben der Bauweise vor allem die Wahl der Betriebs-
bühren und Entsorgungskosten bestehen. Einsparungen parameter entscheidend, welche im Detail erst an der
lassen sich auch durch eine Kreislaufführung (Brauchwas- fertig gestellten Anlage optimiert werden können. Da
serrecycling oder Rückgewinnung von Wertstoffen) errei- die gezeigten Beispiele teilweise noch sehr jung sind bzw.
chen. Fallweise sind diese Einsparungen sehr hoch und sich in der Planungsphase befinden, liegen von einigen
führen so zu einer relativ kurzen Amortisationszeit der der angeführten Anlagen noch keine langjährigen Be-
Membrananlage. Wie hoch die Einsparungen gegenüber triebserfahrungen – insbesondere zur Membranstandzeit –
den Kosten im einzelnen Anwendungsfall sind und mit vor. Erst nach längerer Anwendung in der Praxis wird
welcher Amortisationszeit gerechnet werden kann, bleibt sich herausstellen, wie erfolgreich und wirtschaftlich der
jedoch im Einzelfall zu prüfen. Einsatz der Membrantechnik im Einzelfall ist.

3.5 Die beschriebenen Anlagen sind Beispiele für die groß-


Anwendungsbeispiele in Deutschland technische Realisierung des Membranverfahrens und
können in der Regel nicht als Standardlösung auf einen
In den Kapiteln zu 3.5 wird der Einsatz verschiedener anderen Betrieb des gleichen Industriezweigs übertragen
Membranverfahren in Deutschland in unterschiedlichen werden. Für jeden Anwendungsfall ist der Einsatz der
Industriebranchen anhand von ausgewählten Beispielan- Membrantechnik sowohl hinsichtlich der technischen
lagen vorgestellt, die bereits großtechnisch realisiert und Machbarkeit als auch der Wirtschaftlichkeit erneut zu
erfolgreich in Betrieb sind, bzw. sich in der Planung prüfen.
befinden. Einige der Anlagen wurden mit Fördermitteln
des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-
Westfalen (MUNLV NRW) errichtet. Beispiele aus der
internationalen Praxis sind in den Kapiteln zu 3.6 be-
schrieben.

Die Praxisbeispiele sind, abweichend von der Sortie-


rung der Anlagen für den kommunalen Bereich (siehe
Kapitel 2.2), nach ihrem Einsatz in Industriezweigen ge-
ordnet, denn in der industriellen Abwasserbehandlung
werden auch Kombinationen verschiedener Membranver-
fahren eingesetzt. Eine kurze Einführung in den betref-
fenden Industriezweig ist den Beispielen vorangestellt.
Als einleitende Übersicht zu jedem Praxisbeispiel werden

175
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Tab. 3-3
Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen Abwasserbehandlung
in Deutschland

Branche Firma Ort Inbetrieb- Membran- Module Membran- Kapitel


2
nahme verfahren fläche m
Kartoffelstärke- Emsland Stärke Emlichheim 1997 UO Rohrmodule 5.000 3.5.1.1

industrie

Mälzerei Durst Malz Gernsheim 1997 UO Wickelmodule 1.333 3.5.1.2.1

– H. Durst

Malzfabriken
Nahrungsmittel- Beeck Feinkost Hamburg 1994 UF Rohrmodule 100 3.5.1.3

industrie

Druckindustrie Peter Leis Solms 1998 UF keramische 2,4 3.5.2

Rohrmodule
Papierfabrik Papierfabrik Eltmann 1999 NF Spiralwickel- 15.000 3.5.3.1

Palm modul
Textilindustrie Drews Meerane Meerane 2001 UF getauchte 2.200 3.5.4.1

Kapillarmodule
Textilindustrie Seidenweberei Mühltroff 2004 MF Plattenmodule 320 3.5.4.2

Pongs
Textilindustrie Gerhard van Hamminkeln- UF/NF/UO: 997 MF/UF/ MF: Rohrmodule MF: 225 3.5.4.3

Clewe Dingden MF: 2001 NF/UO UF: keramische UF/NF/UO: k. A.

Rohrmodule

NF/UO: Wickel-

module
Faserindustrie Vulkanfiber Geldern 1997 UO Wickelmodule 312 3.5.5

Kunststoff- Troplast Troisdorf 1998 UF keramische 38 3.5.6

industrie Rohrmodule
Wäscherei Wäscherei Alsco Kaiserslautern 2000 UF/NF UF: Rohrmodul UF: 44 3.5.7.1

NF: Wickelmodul NF: 180


Wäscherei Textilservice Groß Kienitz 1998 UF/NF UF: keramische UF: 60 3.5.7.2

Mewa Rohrmodule NF: 135

NF: Wickel-

module
Metallverarbei- Rasselstein Andernach 1999 UF keramische 4,56 3.5.8.1

tende Industrie Hoesch GmbH Rohrmodule


Metallverarbei- Faurecia, Stadthagen 2000 UF Flachmem- 1,1 3.5.8.2

tende Industrie Bertrand Faure branen

Sitztechnik
Metallverarbei- Galvanikbetrieb Bielefeld- 1993 Membran- 2 Zellen pro 3.5.8.3

tende Industrie Rudolf Jatzke Sennestadt Elektrolyse Dialysator


Metallverarbei- Wieland Werke Langenberg 1998 UF Kapillarmodule 44 3.5.8.1

tende Industrie

176
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Tab. 3-3 (Fortsetzung)


Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen Abwasserbehandlung
in Deutschland

Branche Firma Ort Inbetrieb- Membran- Module Membran- Kapitel


2
nahme verfahren fläche m
Lackwasser- DaimlerChrysler Düsseldorf 1998 UF Plattenmodule 30 3.5.9.1

aufbereitung

Lackwasser- Ford Werk Köln 2001 NF k.A. k.A. 3.5.9.2

aufbereitung

Pharmaindustrie Schering Bergkamen 2003 UF Kapillarmodule 15.840 3.5.10

Deponiesicker- Deponie Alsdorf 1999 UO Scheiben- 460 3.5.11.1.1

wasser Alsdorf-Warden Rohr-Module


Fischzucht Pilotanlage 2004 MF Plattenmodule 21 3.5.11.2

Kraftwerke GuD Dresden Dresden 1996 UF keramische Mul- 15,2 3.5.11.3

tikanal-Elemente
Bilgenentölung 1989 UF Rohrmodule 23,6 3.5.11.4

Schwimmbad Aquana Würselen 1998 UF/UO UF: Kapillar- UF: 42 3.5.11.5.1

Freizeitbad module UO: 140

UO: Spiralwickel-

module
Schwimmbad Freizeitbad Herten 1998 UF Hohlfasermodule 300 3.5.11.5.2

Copa Ca

Backum

3.5.1
Nahrungsmittelindustrie

Unter dem Oberbegriff der Lebensmittelbranche sind zahl- Kartoffelstärkeproduktion, die Feinkostherstellung und
reiche Produktionsbetriebe zusammengefasst, wie z. B. die die Malzproduktion, näher beschrieben und anhand von
Milch und Fleisch verarbeitende Industrie, die Gemüsever- Praxisbeispielen dargestellt.
arbeitung und Fertigproduktherstellung, die Getränke-
industrie usw. Entsprechend unterschiedlich sind die Ab- Neben der Abwasserreinigung wird die Membrantechnik
wässer der einzelnen Industriezweige zusammengesetzt, in der Lebensmittelindustrie auch für andere Zwecke, wie
gemeinsam ist ihnen lediglich die meist hohe organische Aufkonzentrierung (z. B. von Saft, Milch, Molke, Eiklar),
Belastung. Klarfiltration (z. B. von Saft, Wein, Bier) und Bierentalko-
holisierung, eingesetzt. Die bei der Entalkoholisierung
Stellvertretend für den Einsatz der Membrantechnik als anfallende Alkoholfraktion ist in der Abwasserreinigung
Aufbereitungsverfahren für Abwässer aus der Lebens- als Substrat für die Denitrifikation (als Methanolersatz)
mittelindustrie werden hier drei Produktionszweige, die gut geeignet.

177
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.5.1.1
Kartoffelstärkeproduktion

In der Bundesrepublik Deutschland werden vier Stärke- Die Kartoffelstärkeproduktion erfolgt im Kampagnebetrieb.
sorten produziert: Mais-, Kartoffel-, Weizen- und Reisstärke. Die Düngeverordnung (1996) fordert eine Speicherung von
Von den jeweiligen Rohstoffen weist die Kartoffel den Kartoffelfrucht- und Verregnungswasser zwischen dem
größten Wassergehalt auf. Zur Produktion der Stärke wer- 15. November und 15. Januar (bei Frost auch länger) und
den die Kartoffeln in einer Vorwäsche gründlich gesäubert begrenzt die Herbstausbringung mit max. 80 kg Nges/ha.
und anschließend zerrieben (Reibsel), vom Fruchtwasser
getrennt (0,76 m3 Fruchtwasser pro Tonne Kartoffeln) Bei diesen Randbedingungen bietet sich eine Aufkonzen-
und ausgewaschen. Aus dem Reibsel wird die Stärke ge- trierung des Fruchtwassers sowie eine Wasserkreislauf-
wonnen, aus dem Fruchtwasser im Allgemeinen Kartoffel- schließung im Betrieb an. Dies kann durch verschiedene
eiweiß erzeugt (Abbildung 3-5). Das entstehende Rest- Verfahren (z. B. durch Membrantechnik) erreicht werden.
fruchtwasser wird auf landwirtschaftlichen Flächen ver-
regnet oder eingedampft. Die Kartoffelpülpe ist der Rest-
bestandteil, der feingemahlene Schale, Zellwände, Stärke-
reste und Fruchtwasser enthält. Sie wird entwässert und
in Deutschland und den Benelux-Staaten seit vielen Jah-
ren als Futtermittel für Milch- und Jungvieh und teil-
weise auch für Mastvieh verwertet.

Bei dem gesamten Prozess fallen somit Schwemm- und


Waschwässer, Frucht- und Stärkewaschwässer an. Pro
Tonne Stärke ist mit einem Waschwasseranfall von ca. 1,8
bis 2,8 m3 zu rechnen. Charakteristische Inhaltsstoffe
sind Kartoffelfruchtwasserbestandteile, Fasern und mine-
ralische Bestandteile (Erde, Sand usw.).

Abb. 3-5
Fließschema der Kartoffelstärkeproduktion

Kartoffeln Stärke

Reibe Fraktionierung im Nassverfahren

Fasern Kartoffelfruchtwasser

Eiweißausfällung Kartoffeleiweiß

Lösliche Stoffe

Kartoffelpülpe

178
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.1.1.1 UO

Nahrungsmittelindustrie, Emsland Stärke GmbH

Membranverfahren Umkehrosmose

Inbetriebnahme 1997

Ziele Reduzierung der Abwassermenge und Trinkwassermenge, höhere Eiweißausbeute

Membranfläche 5.000 m2

Module Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 62 m3/h

Vorbehandlung Trennung von Fasern und Fruchtwasser

Nutzen Einsparung von Energie, Wasser, Abwasser bei gleichzeitiger Erzielung einer höheren Eiweißausbeute

Das Unternehmen Emsland Stärke GmbH ist der größte Im Werk Emlichheim wurde 1997 eine Umkehrosmose-
deutsche Kartoffelstärkeproduzent und gehört weltweit anlage der Fa. Stork in Betrieb genommen, durch welche
zu den führenden Herstellern von Stärkeveredlungspro- die Entsorgungsmenge reduziert, Trinkwasser eingespart
dukten, Kartoffeleiweiß, Aminosäuren, Kartoffelprodukten und mehr Eiweiß zurückgewonnen wird. Bei 40 bar Be-
und Verzuckerungsprodukten wie Glukosesirup. Heute triebsdruck wird das Kartoffelfruchtwasser aus der Stärke-
zählt das 1928 in Emlichheim gegründete Stammwerk produktion im Crossflow-Verfahren abgetrennt. Die ein-
allein 405 Mitarbeiter. Bei der Herstellung von Kartoffel- gesetzten Rohrmodule haben eine gesamte Membranfläche
stärke, Stärkederivaten und Kartoffeleiweiß wird Wasser von 5.000 m2, mit der ein Feed-Volumenstrom von 140 m3/h
in Trinkwasserqualität eingesetzt, das nach Gebrauch als bewältigt wird. Bei täglicher Rückspülung und Reinigung
Abwasser (Schwemm- und Waschwasser, Derivatabwasser) mit handelsüblichen Reinigungsmitteln auf Enzymbasis
entsorgt werden muss. beträgt die Standzeit der Membranen etwa 6.000 Stunden.
Während des Kampagnebetriebs der Kartoffelstärkeproduk-
tion (ca. 120 Tage pro Jahr) ist die Anlage 24 Stunden in
Betrieb, so dass nach ca. zwei Kampagnen die Membranen
ausgewechselt werden müssen.

Abb. 3-6
Fließschema zur Aufbereitung von Prozess- und Kartoffelfruchtwasser bei der Emsland Stärke GmbH
[nach LOTZ 2000]

Kartoffeln

Fasern Kartoffelpülpe
Stärkefabrik mit
verbessertem Kartoffel-
Wasserversorgung Permeat zur
Kartoffelaufschluss fruchtwasser
Umkehrosmose
Kartoffelwäsche
Prozesswasser Retentat
Dünger
Futtermittel Eindampfung Eiweißgewinnung Kartoffeleiweiß
Melasse Brüdenkondensat
betriebseigene
Überschuss
Aufbereitung Kläranlage für
Brüdenkondensate Vorfluter

Abwasser aus Aufbereitung

179
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Das Permeat (ca. 62 m3/h) aus der Umkehrosmoseanlage 3.5.1.2


wird für die Kartoffelwäsche eingesetzt, während aus dem Mälzerei
Retentat Kartoffeleiweiß gewonnen wird. Das noch ver-
bleibende Restkartoffelfruchtwasser wird anschließend ein- Malz wird als Rohstoff für die Alkoholgewinnung aus stär-
gedampft, die Brüdenkondensate werden der betriebsei- kehaltigen Produkten benötigt. Von einem großen Teil der
genen Kläranlage (ausschließlich für die Brüdenkonden- Brauereien wird heute das Malz von Handelsmälzereien
sate) zugeführt und nach weiterer Aufbereitung als Be- bezogen, die für die Malzbereitung vorwiegend Gerste
triebswasser in Trinkwasserqualität in den Produktions- (pro Jahr etwa 2,5 Mio. Tonnen [GUTSCH, HEIDENREICH
prozess zurückgeführt (siehe auch Abbildung 3-6). 2001]) und teilweise Weizen verwenden. Vereinfachend
lässt sich die Malzherstellung in die Schritte Reinigen,
Durch die Wasserkreislaufführung werden neben Ener- Weichen, Keimen und Darren aufteilen [KRAFT, MENDE
3
gie pro Jahr mehr als 500.000 m Wasser eingespart 1997]. Durch den hohen Wasserverbrauch im Wasch-
(250.000 m3 Waschwasser durch Permeat der Umkehr- und Weichprozess entstehen für Mälzereien enorme
3
osmoseanlage und mehr als 250.000 m durch Kreislauf- Kosten für den Frischwasserbezug und die Abwasserent-
schließung mit dem Brüdenkondensat). Weitere Vorteile sorgung [GUTSCH, HEIDENREICH 2001].
des Membraneinsatzes sind die drastische Reduzierung
der zu entsorgenden Abwassermengen sowie die höhere Für Abwasser, dessen Schmutzfracht im Wesentlichen aus
Eiweißausbeute. der Herstellung von Malz aus Getreide stammt und das
direkt in ein Gewässer eingeleitet wird, sind die Grenz-
werte nach Anhang 21 der Abwasserverordnung [ABWV
2002] maßgebend. Die anfallenden Abwassermengen und
-konzentrationen sind in den Malzfabriken je nach ange-
wendetem Verfahren sehr unterschiedlich. Inhaltsstoffe
der Abwässer sind suspendierte Stoffe (Staub, erdige
Bestandteile, Getreidereste, Spelzenreste), Zucker, stick-
stoffhaltige Substanzen (lösliche Eiweißstoffe, Pflanzen-
fibrin) und anorganische Stoffe sowie eventuell Gummi
und Polyphenole.

Zur Aufbereitung von Mälzereiabwasser kann die Mem-


brantechnik in verschiedenen Kombinationen eingesetzt
werden, die auf den konkreten Anwendungsfall abge-
stimmt werden müssen. Neben dem angeführten Beispiel
ist auch eine Aufbereitung mittels Mikrofiltration im
Unterdruckverfahren in Kombination mit einer biologi-
schen Stufe und einer Kreislaufführung des Prozesswas-
sers möglich [KRAFT, MENDE 1997].

180
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.1.2.1 UO

Mälzerei, Durst Malz


– H. Durst Malzfabriken GmbH & Co. KG

Membranverfahren Umkehrosmose

Inbetriebnahme 1997

Ziele Reduzierung der Abwassermenge und -kosten

Membranfläche 1.333 m2

Module Wickelmodule

Permeatvolumenstrom ca. 470 m3/d

Vorbehandlung Biologische Reinigung (SBR), Fällung

Nutzen Einsparungen auf der Frischwasserseite und Kostenreduzierung auf der Abwasserseite

Das Heidelsheimer Unternehmen H. Durst Malzfabriken Filterfläche von 1.333 m2 bei einem Betriebsdruck von ca.
GmbH & Co. KG hat sich auf die Malz-Herstellung für Pil- 10 bar alle unerwünschten Mälzerei-Rückstände aus dem
sener Bier spezialisiert, liefert aber auch Spezialmalze für Wasser. Das entstehende Permeat entspricht den Anforde-
andere Brauarten. Im Werk Gernsheim, einem der vier rungen der Trinkwasserverordnung und wird zu 100 % in
Betriebe, die pro Jahr zusammen rund 230.000 Tonnen die Gerstenweiche zurückgeführt. Das verbleibende Reten-
Malz herstellen, sind heute 25 Mitarbeiter beschäftigt. tat (ca. 25 bis 30 % des gesamten Zulaufs zur Membran-
anlage) wird in der kommunalen Kläranlage behandelt.
Die hohen Abwassermengen und -kosten führten Durst Um den Betrieb der Wickelmodule zu gewährleisten, wird
Malz zu einer Kooperation mit der Bad Vilbeler Schwander ein Antiscalingmittel eingesetzt und eine tägliche Spülung
GmbH, die zusammen mit der Frings Recycling-Anlagen der Module mit Zitronensäure vorgenommen.
GmbH (heute imb + frings watersystems gmbh) das paten-
tierte FriSch-Verfahren® zur Aufbereitung von Betriebs- Der Einsatz der Membrananlage führte zu einer Verminde-
wasser in der Malz- und Getränkeindustrie entwickelte. rung des Wasserbedarfs und zu erheblichen Kosteneinspa-
rungen bei der Abwasserabgabe. Der modulare Aufbau der
Mit Förderung durch die Hessische Landes- und Treuhand- Anlage ist ein weiterer Vorteil, da so eine problemlose Anpas-
gesellschaft (HLT) Wiesbaden, der heutigen Investbank sung an sich ändernde Produktionsparameter möglich ist.
Hessen (IBH), konnte 1997 in Gernsheim eine Anlage zur
Aufbereitung des Mälzereiabwassers in Betrieb genom-
men werden (Abbildung 3-7). Seitdem werden täglich Abb. 3-7
3
700 m Wasser, das sich aus dem Weichwasser der Gerste Umkehrosmoseanlage bei der Durst Malzfabriken
und dem Waschwasser der Produktionsanlagen zusam- GmbH & Co. KG, Gernsheim [LINDEMANN 2001]
mensetzt, behandelt.

Das Mälzereiabwasser hat einen hohen CSB-Gehalt von


ca. 2.500 bis 3.000 mg/l. Durch eine biologische (SBR-
Verfahren1) ) und chemisch-physikalische (Eisenchlo-
rid-Fällung) Behandlung mit anschließender Feinfiltra-
tion wird diese Konzentration bis auf 30 mg/l im Zulauf
der Umkehrosmoseanlage herabgesetzt. Anschließend
entfernen in der Umkehrosmoseanlage (imb + frings
watersystems gmbh) Wickelmodule mit einer gesamten

1) SBR-Verfahren: Sequencing-Batch-Reaktor-Verfahren: Alle Phasen des Reinigungsprozesses laufen zeitlich nacheinander in einem Reaktor ab.

181
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.5.1.3 UF

Nahrungsmittelindustrie, BEECK Feinkost


GmbH & Co. KG

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 1994

Ziele Einhaltung der geforderten Grenzwerte und Senkung der Abwassergebühren (Starkverschmutzerzuschlag)

Membranfläche 100 m2

Module Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 3,5 – 6 m3/h, produktionsabhängig

Vorbehandlung Vorfiltration

Nutzen Einsparung von Abwassergebühren

Im Unternehmen BEECK Feinkost GmbH & Co. KG wer- scheider reichte nicht aus, um die Grenzwerte für die
den Delikatessen und Salatdressings hergestellt. Am Stand- CSB-Konzentration einzuhalten, so dass für diesen Para-
ort Hamburg sind über 200 Mitarbeiter beschäftigt. meter ein Starkverschmutzerzuschlag entrichtet werden
musste.
Für die Zubereitung von Delikatessen und Salatdressings
werden Tanks und Geräte benötigt, welche anschließend Zur Senkung der Abwassergebühren ist seit 1994 eine
mit Wasser und Reinigungsmitteln gesäubert werden. Ultrafiltrationsanlage der Firma Koch-Glitsch GmbH
Dabei gelangen Feststoffe sowie emulgierte Fette und Öle in Betrieb. In einer Vorfiltration werden zunächst die
in das Wasser, die eine hohe CSB-Konzentration verursa- Feststoffe aus dem gesammelten Abwasser abgetrennt.
chen. Die Reinigung des Abwassers durch einen Fettab-

Abb. 3-8
Verfahrensskizze der Abwasseraufbereitung bei BEECK Feinkost GmbH [nach KOCH-GLITSCH GMBH 2001]

Kreislaufführung
Abwasser 100 % nach Abschaltung
des Zulaufs

Pumpenschacht
Tank
Konzentrat
80 m3
Vorfiltration Ultrafiltration

Konzentrat
Partikel
Sammelbehälter Filtrat

Entsorgung 1%

Kanalisation 99 %

Messung/Überwachung Neutralisation

182
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Das vorfiltrierte Wasser wird anschließend in einen Tank triert wird. Bei erreichter Aufkonzentration wird das Kon-
geleitet, aus dem die Beschickung der Ultrafiltrationsanla- zentrat (1 % des Zulaufwassers) entsorgt, das gewonnene
ge erfolgt (Abbildung 3-8). Die Anlage ist mit Rohrmodu- Filtrat (99 % des Zulaufwassers) wird nach Neutralisation
2)
len aus PVDF -Membranen mit einer Trenngrenze von in die Kanalisation abgeleitet.
250.000 Dalton (KOCH-GLITSCH GMBH) ausgestattet,
die im Crossflow-Verfahren überströmt werden. Unter Die Membranen werden einmal in der Woche chemisch
einem Betriebsdruck von maximal 6,2 bar werden ins- gereinigt. Bei dieser Betriebsweise beträgt die Standzeit
3
gesamt ca. 3,5 bis 6 m Abwasser pro Stunde (produk- vier bis fünf Jahre.
tionsabhängig) durch die 100 m2 große Membranfläche
filtriert. Neben ökologischen bringt die Anlage auch wirtschaftli-
che Vorteile: Durch die Einsparung des Starkverschmut-
In Abhängigkeit von der Produktion wird der Zulauf zum zerzuschlags haben sich die Investitionen der Anlage
Tank geschlossen, so dass das Abwasser durch Kreislauf- bereits nach drei Jahren amortisiert.
führung über die Ultrafiltrationsanlage weiter aufkonzen-

3.5.2 UF

Druckindustrie, Peter Leis

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme Herbst 1998

Ziele Herstellung eines wieder verwendbaren Produkts aus verschmutzten Waschölen

Membranfläche 2,4 m2

Module Keramische Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 30 l/h

Vorbehandlung Mikro-Anschwemmfiltration zur Entfernung der Grobstoffe, Ölabscheider

Nutzen Einsparung von Entsorgungskosten und neuen Waschölen

Die Grafische Handelsvertretung Peter Leis in Solms ver- Das Gesamtsystem besteht aus einer Mikro-Anschwemm-
sorgt mit fünf Mitarbeitern Druckereien unter anderem filtration zur Entfernung der Grobstoffe, einem Ölabschei-
mit Druckwalzen und Chemikalien, wie beispielsweise der zur Trennung von Öl und Wasser sowie einer Ultra-
Reinigungsölen für Druckmaschinen. filtration zur Reinigung der Ölphase. Mit einer gesam-
ten Membranfläche von 2,4 m2 produzieren keramische
Zum Service des Unternehmens gehört die Rücknahme Rohrmodule (Firma Tami) bei einem Betriebsdruck von
von gebrauchten Druckereiwaschölen von den Kunden. ca. 3 bar etwa 30 l Permeat pro Stunde. Die Ultrafiltrations-
Gemeinsam mit den Firmen CARO Umwelttechnik GmbH anlage (Abbildung 3-9) ist durchschnittlich 6 bis 8 Stun-
(jetzt Kontakt über NERAtec AG) und Altenburger Elektro- den pro Tag in Betrieb. Eine Reinigung der Membranen
nic GmbH wurde daher ein Verfahren entwickelt, mit durch Ausbau und Ausbrennen wird nach einem Durch-
dem aus den verschmutzten Waschölen ein hochwertiges, satz von ca. 5.000 l erforderlich, das Ende der Standzeit
wieder verwendbares Produkt hergestellt wird. der Membran ist im Durchschnitt nach 20.000 l erreicht.
Das Filtrat wird als hochwertiges Recyclingwaschöl (Re-
Seit Herbst 1998 trennt eine Anlage mit Membrantechnik cyclingwaschmittel) erneut eingesetzt, das Konzentrat
die Inhaltsstoffe Öl, Wasser, Farbpartikel und Papierstaub. wird in die Anschwemmfiltration zurückgeführt.

2) Polyvinylidenfluorid

183
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Neben den positiven Auswirkungen auf die Umwelt durch 3.5.3


die Produktkreislaufschließung ergeben sich auch wirt- Papierindustrie
schaftliche Vorteile durch den Einsatz dieser Verfahrens-
kombination. So konnten die jährlichen Entsorgungskosten Papierfabriken gehören zu den Wasser-Großverbrauchern,
halbiert und der Einsatz neuer Waschöle auf nur 25 % denn Wasser wird bei der Erzeugung von Pressedruckpa-
gesenkt werden, wovon nicht zuletzt auch die Abnehmer pieren sowohl bei der Aufbereitung der Faserrohstoffe als
profitieren. Die Amortisation der 51.000 EUR-Investition auch im eigentlichen Erzeugungsprozess auf der Papier-
benötigt unter den jetzigen Betriebsbedingungen zwei maschine benötigt. Das Wasser wird meist als Oberflächen-
Jahre. Diese Betriebsbedingungen wurden ca. 1,5 Jahre wasser Flüssen oder Seen entnommen und biologisch ge-
nach der Inbetriebnahme erreicht. reinigt wieder abgegeben. Die Jahresproduktion von Papier
und Pappe in Deutschland beträgt ca. 20 Mio. Tonnen, wo-
bei pro Tonne Produkt durchschnittlich 10 m3 Abwasser
Abb. 3-9 anfallen [VDP 2004]. Für das Einleiten von Abwasser in
Ultrafiltrationsanlage in der Grafischen Handelsvertretung Gewässer, das aus der Herstellung von Papier und Pappe
Peter Leis [LEIS IN EFA 2000] stammt, gilt Anhang 28 der AbwV [ABWV 2002].

Für die Herstellung neuen Druckpapiers aus Altpapier müs-


sen aufgetragene Druckfarben entfernt werden. Neben
Wasser und Luft werden dafür Hilfsstoffe wie Seife, Natron-
lauge, Wasserglas, Wasserstoffperoxyd und Komplexbild-
ner benötigt. Für die Herstellung von Magazinpapieren
muss der Faserstoff gebleicht werden.

Generell ist das Abwasser aus Papierfabriken organisch be-


lastet. Die Zusammensetzung und weitere Inhaltsstoffe
hängen jedoch stark von den eingesetzten Rohstoffen und
der Art des hergestellten Papiers ab und unterscheiden
sich daher erheblich. Membranverfahren spielen heute für
die Reinigung von Papierabwässern noch eine untergeord-
nete Rolle. Insbesondere die bei der Altpapieraufbereitung
anfallenden Abwässer können nahezu calciumgesättigt
sein und zu Scaling führen und sind außerdem vielfach
durch hohe Ligningehalte und einen hohen Anteil von
Faserstoffen gekennzeichnet. Der Einsatz eines Membran-
verfahrens und erforderliche Vorbehandlungsmaßnahmen
sind aus diesen Gründen sorgfältig zu prüfen und zu pilo-
tieren.

184
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.3.1 NF

Papierfabrik Palm, Werk Eltmann

Membranverfahren Nanofiltration

Inbetriebnahme Dezember 1999

Ziele Einhaltung der Anforderungen für Direkteinleiter

Membranfläche 15.000 m2

Module Spiralwickelmodule

Permeatvolumenstrom ca. 175 m3/h

Vorbehandlung Biologische Reinigung, Sandfiltration

Nutzen Einhaltung der Einleitebedingungen, Einsparung von Brauchwasser nach erfolgter

Wasserkreislaufschließung

Die Papierfabrik Palm mit Unternehmenssitz in Aalen- Bislang erfolgt täglich eine Spülung der Module und ca.
Neukochen, Baden-Württemberg, gehört zu den führen- wöchentlich (je nach Betriebsdruck) eine chemische Rei-
den europäischen Herstellern von Zeitungsdruckpapier nigung. Bei diesem Betrieb beträgt die Standzeit der
und Wellpappenrohpapieren. Im Werk Eltmann in Bayern Membranen 2 bis 5 Jahre. Diese Betriebsparameter der
sind 250 Mitarbeiter an der Herstellung von Zeitungs- Membranspülung und Reinigung werden derzeit noch
druckpapier aus 100 % Altpapier beteiligt. optimiert.

Bei der Stoffaufbereitung und Papiererzeugung fällt Ab- Die Membrananlage im Werk Eltmann sichert die Einhal-
wasser an, das CSB- und AOX-belastet ist sowie Salze und tung der Einleitbedingungen und dient damit vorrangig
Farben enthält. Um die Einleitbedingungen für Direktein- dem Umweltschutz. Die geplante Schließung des Wasser-
leiter einzuhalten, wird das Abwasser seit Dezember 1999 kreislaufs und die Nutzung des Permeats als Prozesswasser
biologisch gereinigt und nach einer anschließenden wird Frischwasser einsparen und lässt damit auch wirt-
Sandfiltration mit einer Nanofiltrationsanlage der schaftliche Vorteile erwarten.
Wehrle Werk AG im Crossflow-Verfahren behandelt. Die
Anlage wurde durch die Deutsche Ausgleichsbank im
Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert.

Die in der Nanofiltration eingesetzten Spiralwickelmodule


(KOCH-GLITSCH GMBH) auf Polyamidbasis sind in einer
Feed-and-Bleed-Struktur (siehe Kapitel 1.5 bzw. Abbildung
3-10) angeordnet. Bei einem Betriebsdruck von 3 bis 7 bar
bewältigt die gesamte Membranfläche von 15.000 m2
einen Feed-Volumenstrom von maximal 19 m3 in der
Stunde. Bei einer Ausbeute von ca. 90 % werden dabei
175 m3/h Permeat gewonnen, welches zurzeit noch in den
Vorfluter geleitet wird. Eine Rückführung des Permeats
und die Nutzung als Prozesswasser ist geplant. Das Kon-
zentrat wird mit Kalkmilch und Flockungsmitteln behan-
delt, wobei eine Optimierung der Konzentratbehandlung
ebenfalls in Planung ist.

185
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-10
Nanofiltrationsanlage in der Papierfabrik Palm, Werk Eltmann (links) [SCHIRM 2001] und
Teilausschnitt der Rohrmodul-Anordnung in einer Feed-and-Bleed-Struktur (rechts) [nach SCHIRM 2001]

Feed Permeat
1. Zirkulation
Konzentrat

Permeat
2. Zirkulation
Konzentrat

Permeat
3. Zirkulation
Konzentrat

Permeat
4. Zirkulation
Konzentrat

Konzentrat Permeat

3.5.4
Textilindustrie

In Deutschland existieren ca. 1.100 Textilbetriebe, davon Da viele mittelständische Textilveredlungsunternehmen


ca. 150 Veredlungsbetriebe meist klein- und mittelständi- Indirekteinleiter sind, ergeben sich in der kommunalen
scher Struktur [GESAMTTEXTIL 2004]. In den verschiede- Abwasserbehandlung Probleme durch die Parameter CSB
nen Produktionsbereichen fallen Prozessabwässer an, und Farbigkeit [GUTSCH, HEIDENREICH 2001]. Für die
deren Zusammensetzung die vielfältigen Betriebsstrukturen Direkteinleitung sind die Grenzwerte gemäß Anhang 38
und die jahreszeitlich schwankenden Produktionspro- der Abwasserverordnung [ABWV 2002] einzuhalten. Eine
gramme widerspiegelt. Die Entsorgung dieser Prozess- weitergehende Entfärbung textiler Abwässer kann neben
abwässer verursacht steigende Kosten. Verfahren wie Fällung, Flockung und chemische Oxida-
tion auch unter Einsatz der Membrantechnik erreicht
Die Verfahrensvielfalt in der Textilveredlung lässt verall- werden.
gemeinernde Aussagen zum Wasserverbrauch kaum zu,
im Durchschnitt fallen bei der Veredlung von 1 kg Texti- Die Vielfalt der Abwässer aus der Textilveredlung macht
lien ca. 60 bis 80 l – zum Teil stark farbiges – Abwasser an es allerdings unmöglich, den Einsatz, die Leistungsfähig-
[MARZINKOWSKI 1999]. Abwässer aus der Farbküche, die keit sowie die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Mem-
beim Waschen von Farbansatzbehältern entstehen, sind branverfahren in diesem Bereich pauschal zu beurteilen.
hochkonzentriert. Hingegen sind Abwässer aus der Färberei Der mögliche Einsatz und die Leistungsfähigkeit der
mit Farbstoffen in geringeren Konzentrationen belastet. Membrantechnik erfordern eine individuelle Anpassung
Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind diese Farbstoffe an die jeweiligen Erfordernisse für jeden Einzelfall und
unter aeroben Bedingungen biologisch nicht oder nur jeden Standort und sind durch ausführliche Pilotversuche
sehr schwer abbaubar [BRAUN ET AL. 1997]. zu prüfen. Für die Wirtschaftlichkeit sind die Behandlung
und der Verbleib bzw. die Entsorgung des Retentats von
Interesse [MACHENBACH 1998].

186
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Verschiedene Verfahrenskombinationen werden zur Rei- lung der Konzentrate in einem biologischen Festbettre-
nigung von Abwässern aus der Textilindustrie getestet aktor nachgewiesen werden. Diese Verfahrenskombina-
bzw. bereits in der Praxis eingesetzt: tion ist aber noch nicht großtechnisch in Deutschland
realisiert [SCHÄFER ET AL. 1997; GUTSCH, HEIDEN-
• Zur Realisierung eines geschlossenen Wasserkreislaufs REICH 2001].
in der Textilveredlung gab es Versuche zur Kombination
aus biologischer Stufe (Scheibentauchkörper), Cross- • In einer Großanlage werden Färbereiabwässer mit einer
flow-Mikrofiltration und Aktivkohle-Adsorption (voll- Kombination aus biologischer Stufe, Adsorption, nach-
ständige Entfärbung) [WAIZENEGGER ET AL. 2000]. geschalteter Umkehrosmoseanlage und Aktivkohlefil-
tration bis auf Direkteinleiterqualität gereinigt und der
• In Versuchen konnte die Eignung einer Nanofiltration überwiegende Teil des gereinigten Wassers als univer-
zur Behandlung von Abwässern aus der Textilindustrie selles Brauchwasser in der Produktion wieder verwen-
bzw. eine Wasserkreislaufschließung durch Kombina- det [BRAUN ET AL. 1997].
tion von Ultra- und Nanofiltration sowie die Behand-

3.5.4.1 UF

Textilindustrie, Drews Meerane GmbH

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2001

Ziele Wiederverwendung des gereinigten Abwassers

Membranfläche 2.200 m2

Module getauchte Kapillarmembranen

Permeatvolumenstrom ca. 34 m3/h

Vorbehandlung Bogensieb

Nutzen Reduzierung des Frischwasserverbrauchs und der Abwassermenge, Kosteneinsparung

Die Drews Meerane GmbH betreibt eine Textilveredlung, Die geringer belasteten Abwässer werden durch ein anae-
bei der hoch belastete Abwässer anfallen. Die CSB-Kon- rob-aerob-Verfahren mit anschließender Schlammabtren-
zentrationen liegen zwischen 1.000 und 1.500 mg/l, und nung in einem Lamellenseparator (Abbildung 3-11) be-
die Abwässer sind durch eine starke Farbigkeit gekenn- handelt. Das gereinigte Abwasser wird anschließend zur
zeichnet, die durch gut wasserlösliche Azofarbstoffe her- kommunalen Kläranlage geleitet.
vorgerufen wird.
Die höher belasteten Abwässer werden zunächst in einem
Das neue Konzept zum Wasser- und Abwassermanagement Anaerobreaktor behandelt, wobei die Azo- und andere
sieht die getrennte Behandlung der höher und geringer Farbstoffe gespalten werden. Die Spaltprodukte sind sehr
belasteten Abwasserteilströme vor. In der Abwasserbehand- viel kleiner und haben eine gelbliche Färbung oder sind
lungs- und -aufbereitungsanlage werden täglich etwa farblos.
3
1.500 m Abwasser behandelt, wobei der Anteil der höher
belasteten Abwässer ca. 60 % beträgt. Die CSB-Konzen- Danach erfolgt eine aerobe Behandlung des Abwassers.
trationen in den höher belasteten Teilströmen betragen Im anschließenden Lamellenseparator wird der einge-
ca. 1.400 mg/l, in den geringer belasteten Teilströmen dickte Schlamm abgetrennt und in den Anaerobreaktor
ca. 1.100 mg/l. zurückgeführt.

187
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-11
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungs- und -aufbereitungsanlage bei Drews Meerane GmbH
[nach ZENON GMBH 2004]

Abwasserbehandlungsanlage
Lamellenseparator
Anaerob- Aerob-
reaktor reaktor
Brunnenwasser

Rücklaufschlamm (RS)

Abwasserbehandlungsanlage
Abfluss zur
Rezirkulation (RZ) kommunalen
Membranstufe
Lamellenseparator Kläranlage

Anaerob- Aerob-
reaktor reaktor

Gebläse-
Rücklaufschlamm (RS)
station
aufbereitetes Abwasser Ozonung

Dem Lamellenabscheider ist eine Ultrafiltrationsan- Durch dieses Behandlungskonzept konnte die kommuna-
lage mit getauchten Kapillarmodulen der Firma Zenon le Kläranlage um eine CSB-Fracht von rund 500 kg/d ent-
nachgeschaltet, in der die vollständige Fest-Flüssigtren- lastet werden. Die Wirtschaftlichkeit der Aufbereitungs-
nung realisiert wird. Die Membrananlage besteht aus sechs anlage im Vergleich mit einer konventionellen Abwasser-
Kassetten des Typs 500c mit einer gesamten Membran- behandlungsanlage wird bei einer Recyclingquote von
2
fläche von 2.200 m . Bei der Behandlung der höher belas- ca. 26 % erreicht, wobei die tatsächlich erzielte Recycling-
teten Abwässer mit dieser Verfahrenskombination wird quote sehr viel höher ist.
ein CSB-Abbaugrad von 90 % erreicht. Ein Teil des Filtrats
der Membrananlage wird nach einer Restentfärbung durch Das Vorhaben wurde von der Deutschen Bundesstiftung
Ozon als Recyclingwasser mit einer durchschnittlichen Umwelt gefördert und erhielt im Jahr 2002 den Techno-
CSB-Konzentration von 160 mg/l für Spül- und Reini- logieförderpreis 2002 der IHK Braunschweig.
gungszwecke vorwiegend in der Textildruckerei einge-
setzt.

188
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.4.2 MF

Seidenweberei PONGS

Membranverfahren Mikrofiltration

Inbetriebnahme 2004

Ziele Wiederverwendung des Abwassers/Schließung von Wasserkreisläufen

Membranfläche 320 m2

Module Doppeldeckmodule / Plattenmembranen

Permeatvolumenstrom ca. 2,5 m3/h

Vorbehandlung Schwingsieb

Nutzen Erweiterung der Abwasserbehandlungskapazität, Einsparung von Frischwasser- und Abwasserkosten

Die PONGS Textil GmbH produziert und veredelt am Angesichts steigender Produktions- und Abwassermengen
Standort Mühltroff seit 1993 unter anderem großflächige sowie der daraus resultierenden Entsorgungskosten stand
Spezialgewebe mit einer Breite von bis zu 6,20 m. Dafür der Textilbetrieb 1999 vor der Entscheidung, die Produk-
werden geschlichtete Ketten- und Schussgarne verarbeitet. tion an einen anderen Standort zu verlagern oder ein Ver-
fahrenskonzept umzusetzen, das die geforderte Reinigungs-
Vor der Weiterverarbeitung wird die Rohware gewaschen, leistung trotz starker Frachtschwankungen im Abwasser
um anhaftende Schlichtemittel sowie Wachse und Öle, sicherstellt und eine Wiederverwendung des gereinigten
die in der Regel biologisch schwer abbaubar sind, zu ent- Abwassers zu einem hohen Anteil in der Produktion er-
fernen. In Abhängigkeit der an der Rohware anhaftenden laubt.
Stoffe (Schlichte) beträgt die Waschtemperatur zwischen
60 °C und 95 °C.

Abb. 3-12
Umbau der Abwasserreinigungsanlage bei PONGS Textil GmbH; links: Umbau der bestehenden Tropf-
körperanlage [Foto: A3 GMBH 2004]; rechts: neue Membranbelebungsanlage [Foto: A3 GMBH 2004]

Membranbelebungsanlage

189
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Mit dem Ziel, die Umbaukosten der bereits bestehenden Der jetzigen Abwasserreinigungsanlage laufen täglich etwa
Abwasserreinigungsanlage gering zu halten, wurde in den 60 m3 Abwasser mit CSB-Konzentrationen von 8.000 mg/l
Jahren 1999-2000 die vorhandene Tropfkörperanlage zu bis 15.000 mg/l zu. Das Abwasser der Firma PONGS wird
einer Membranbelebungsanlage umgestaltet (Abbildung in einem Misch- und Ausgleichsbecken gepuffert und
3-12). über ein Schwingsieb mit einer Trenngrenze von 100 µm
der Membranbelebungsstufe zugeführt. Das Belebungsvo-
Bis zu einer weiteren Kapazitätserhöhung im Jahr 2004 lumen beträgt 240 m3. Die Membrananlage besteht aus
wurde diese als Kaskade ausgeführte Membranbelebungs- vier Doppeldeckmodulen (Plattenmodulen) der Firma A3.
anlage betrieben. Sie bestand aus zwei in Reihe angeord- Die enthaltenen Membranen haben eine Porengröße von
neten, intensiv belüfteten Behältern, von denen der zweite ca. 0,4 µm und weisen eine gesamte Fläche von 320 m2
mit getauchten Membranmodulen der Firma A3 ausge- auf.
stattet war. Die Filtrationsleistung der Anlage konnte
ohne eine chemische Reinigung der Membranmodule Das aufbereitete Abwasser wird zu einem hohen Anteil
über Zeiträume von sechs Monaten aufrecht erhalten im Produktionsprozess wieder verwendet. Für die Wieder-
werden. Das gereinigte Abwasser wurde je nach Bedarf zu verwendung des gereinigten Abwassers wurden von der
einem großen Anteil als Brauchwasser im Textilbetrieb Firma PONGS CSB-Konzentrationen < 200 mg/l vorgege-
eingesetzt oder in das Kanalnetz der Gemeinde abgeleitet. ben. Diese Vorgabe wird mit CSB-Ablaufkonzentrationen
von weniger als 100 mg/l erreicht.
Der Betrieb der Anlage zeigte, dass die Behandlung von
Abwasser aus der Entschlichtung mittels Membranbele-
bungsverfahren technisch möglich und auch wirtschaft-
lich ist. Die aufgrund steigender Produktionskapazitäten
notwendig werdende Kapazitätserweiterung wurde im
Jahr 2004 ebenfalls mit dem Membranbelebungsverfahren
realisiert.

Abb. 3-13
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei der Fa. PONGS [nach A3 GMBH 2004]

zur
Produktion
Membranstufe

Produktions-
abwasser
Misch- und
Schwingsieb
Ausgleichs-
100 µm zur
becken Kanalisation

Gebläse-
station

190
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.4.3 MF UF NF UO

Textilveredlung Gerhard van Clewe GmbH & Co. KG

Membranverfahren Mikrofiltration

Inbetriebnahme 2001

Ziele Senkung der Entsorgungskosten und Einhaltung der Bedingungen für Indirekteinleiter

Membranfläche 225 m2

Module Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 2,5 m3/h

Vorbehandlung Flüssigpolymer- und Tonmineralzudosierung zur Teilchenvergrößerung

(Verbesserung der Abscheidefähigkeit)

Membranverfahren Ultrafiltration, Nanofiltration, Umkehrosmose

Inbetriebnahme 1997

Membranfläche k. A.

Module Keramische Rohrmodule (UF), Wickelmodule (NF und RO)

Permeatvolumenstrom Gesamt 12 m3/h

Vorbehandlung Siebfiltration (Discotrainer) vor der Ultrafiltration zur Abtrennung von Flusen und sonstigen gröberen

Teilchen, Beutelfilter vor Nanofiltration

Nutzen Einsparung von Brauchwasser und Kostenreduzierung auf der Abwasserseite

In Hamminkeln-Dingden wurde 1954 die Firma Gerhard stiftung Umwelt, Osnabrück, gefördert und wissenschaft-
van Clewe gegründet. 1973 erweiterte das Unternehmen lich durch die Universität Wuppertal begleitet wurde,
seinen Betrieb durch eine Färberei. Heute sind insgesamt werden heute die zwei Teilströme aus der Färberei getrennt
190 Mitarbeiter mit der Ausrüstung und Veredlung texti- über die Membrananlage geführt. Mit Betriebsdrücken
ler Flächen aller Art beschäftigt. zwischen 5,5 bar und 27 bar werden dabei maximal
12 m3/h Permeat gewonnen und als Recyclingwasser in
In Textilveredlungsbetrieben fallen in den Produktionsbe- die Vorbehandlung und Färberei zurückgeführt.
reichen Vorbehandlung, Färberei, Farbküche, Waschma-
schinen und Appretur unterschiedliche Prozessabwässer Zur Aufbereitung des Teilstroms, der Abwässer aus der
an, deren Entsorgung steigende Kosten verursacht. Um Baumwollfärberei und Maschenausrüsterei enthält, dient
diese Kosten zu senken, wurde im Unternehmen van Cle- die dreistufige, im Crossflow-Verfahren betriebene Mem-
we zunächst begonnen, den Wassereinsatz im Vered- brananlage. Sie besteht aus den Stufen Ultrafiltration
lungsprozess soweit wie möglich zu reduzieren. Als Folge (Bau und Auslegung durch RIK, Dülmen), Nanofiltration
stiegen jedoch die Konzentrationen im Abwasser an, und und Umkehrosmose. Zur Abtrennung von Flusen und
die Grenzwerte für AOX und Schwermetalle zur Einlei- sonstigen gröberen Teilchen ist der Ultrafiltrationsstufe
tung in die kommunale Kläranlage konnten nicht mehr eine Siebfiltration (Discotrainer) vorgeschaltet. In der
eingehalten werden. Ultrafiltrationsstufe (Abbildung 3-14) trennen keramische
Rohrmodule der Firma atech innovations gmbh feinparti-
Basierend auf den Ergebnissen zahlreicher Versuche mit kuläre und gelöste, polymere Stoffe aus dem Abwasser-
einer Pilotanlage wurde 1996 eine großtechnische Mem- strom ab. Das Filtrat wird über einen nachgeschalteten
brananlage der Firma CSM Filtrationssysteme GmbH & Beutelfilter (Schutzfunktion) der Nanofiltration zugeführt.
Co. KG, Bretten, in Betrieb genommen. Nach einer Erwei- In der Nanofiltrationsstufe wird eine Entfärbung und Teil-
terung der Anlage 1997, die durch die Deutsche Bundes- entsalzung unter Einsatz von Wickelmodulen aus synthe-

191
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

tischem Polymer der Firma Osmonics erreicht. Die Haupt- der Firma BKT Burggräf GmbH gebaut wurde. Die Anlage
salzmenge und der Großteil der CSB-Fracht des Abwassers wird im Crossflow-Verfahren betrieben und ist mit Rohr-
werden durch Umkehrosmose mittels Wickelmodulen aus modulen (Microdyn Modulbau GmbH) aus Polymermem-
Polymermembranen (Fa. Osmonics) entfernt. branen ausgestattet. Die gesamte Membranfläche von
50 m2 bewältigt einen Permeatvolumenstrom von 2,5 m3/h.
Der zweite Teilstrom ist kleiner und geringer belastet und Die Rohrmodule werden periodisch rückgespült und ein-
enthält Abwasser mit Pigmentfarbstoffen aus der Farbkü- mal pro Woche vollautomatisch chemisch gereinigt.
che bzw. Farbbeschichtung, Abwässer aus den Spannrah-
men sowie aus der Abluftreinigung der Spannrahmen. Das Permeat ist nach der Umkehrosmose farblos und ent-
Nach einer Zudosierung von Tonmineralen und Koagulie- hält lediglich noch 3 % der ursprünglichen CSB-Fracht.
rungsmitteln zur Vergrößerung der Partikel und Verbesse- Aufgrund dieser Qualität kann das Permeat aus der Mem-
rung der Abscheidfähigkeit wird dieser Teilstrom seit An- brananlage (einstufig und dreistufig) als Prozesswasser
fang 2001 über eine Mikrofiltrationsanlage gefahren, wieder verwendet werden. Dadurch wird eine Recycling-
die durch MDS Prozesstechnik GmbH ausgelegt und von rate von bis zu 50 % des gesamten Abwassers des Vered-
lungsbetriebes erreicht. Das anfallende Konzentrat aller
Stufen wird eingedampft, über Dünnschichttrockner
Abb. 3-14 getrocknet und anschließend über eine Hausmüllverbren-
Ultrafiltrationsanlage im Textilveredlungsbetrieb nung entsorgt.
van Clewe [BÖTTGER 2001]
Eine Rückspülung der Membranen ist lediglich für die Stufe
der Ultrafiltration alle drei Minuten notwendig. Bei dieser
Betriebsweise sind die Ultrafiltrationsmembranen seit
sieben Jahren ohne Leistungsverlust (Stand August 2005)
im Einsatz. Die Standzeiten der Membranen in Nanofil-
tration und Umkehrosmose betragen 1,5 Jahre. Eine Rei-
nigung der Membranen ist lediglich zum Wochenende
mit speziellen Membranreinigern erforderlich.

Neben der Gewährleistung der Indirekteinleitebedingun-


gen werden durch die Membrananlage Abwasserkosten in
Höhe von ca. 50 % durch die Kreislaufführung des Prozess-
wassers eingespart.

192
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.5 UO

Faserindustrie, Vulkanfiber

Membranverfahren Umkehrosmose

Inbetriebnahme 1997

Ziele Kostengünstige Alternative zur Reduzierung der Spülwassermenge und Behandlung des

zinkchloridhaltigen Abwassers

Membranfläche 312 m2

Module Wickelmodule

Permeatvolumenstrom 4 m3/h

Vorbehandlung Vorfiltration

Nutzen Einsparung von Fällungs- bzw. Flockungsmitteln, Frischwasser, Abwasser und Zinkchlorid

Die Vulkanfiber ist ein vielseitiger Werkstoff aus nach- Die für den Produktionsprozess benötigte Spülwasser-
wachsenden Rohstoffen. Sie wird aus ungeleimten Spezi- menge von ca. 30.000 m3 im Jahr und die Behandlung
alpapieren aus Baumwoll-Linters und Zellstoff durch Ein- des zinkchloridhaltigen Abwassers mit herkömmlichen
wirkung einer Zinkchloridlösung hergestellt und zeichnet Fällungs- und Flockungsverfahren verlangten nach
sich durch Antistatik, Elastizität und geringes Gewicht aus. kostengünstigeren Alternativlösungen. Das Forschungsin-
stitut für Wasser- und Abfallwirtschaft e. V. (FiW) verglich
Die 50 Mitarbeiter der Gelderner Ernst Krüger GmbH & in einer Vorstudie verschiedene Verfahren und stellte den
Co. KG stellen unter anderem Dichtungen, Webführun- Kontakt zu Amafilter Deutschland GmbH her.
gen und Stanzteile aus Vulkanfiber für die Automobil-,
Elektro- und Textilindustrie her. Ein wesentlicher Schritt
bei der Herstellung ist das Auswaschen des Zinkchlorids
in mehreren hintereinander geschalteten Waschbädern,
wobei Abwasser mit einer Restkonzentration von Zink-
chlorid anfällt.

Abb. 3-15
Verfahrensfließbild der Prozesswasseraufbereitung in der Vulkanfiberfabrik Ernst Krüger GmbH & Co. KG
[AMAFILTER 2001]

Wasserbad Laugenbad Pergamentierbad 70% ZnCl2

Ausgleich
Verluste

5m3/h

Verdampfer
Zinkchlorid
Permeat Umkehrosmose Konzentrat
4 m3/h 1m3/h

193
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Seit 1997 werden aus dem anfallenden Abwasser sowohl Durch den gewährten Zuschuss in Höhe von 50 % eines
Reinstwassser für Spülzwecke als auch eine hochwertige Förderprogramms 3) des Landes Nordrhein-Westfalen hat
Zinkchloridlösung für das Prozessbad zurückgewonnen. sich die Anlage nach ca. vier Jahren amortisiert.
Dies wird durch eine Vorfiltration mit nachgeschalteter
Umkehrosmoseanlage (Amafilter Deutschland GmbH) Der Einsatz der Umkehrosmoseanlage in der kontinuier-
erreicht, die im Ablauf des Wasserbades ständig im Einsatz lichen Vulkanfiber-Herstellung, der Anschluss weiterer
ist (Abbildung 3-15 und Abbildung 3-16). Die Wickelmo- Abwasserströme und des Kühlwassers an die Umkehros-
2
dule mit einer gesamten Filterfläche von 312 m leisten moseanlage hat wirtschaftliche und ökologische Vorteile.
unter einem Betriebsdruck von 25 bar einen Permeat- So verminderte sich durch die Wasserkreislaufschließung
3
Volumenstrom von 4 m pro Stunde. Der Praxisbetrieb die Abwassermenge im Betrieb um insgesamt 80 % und der
hat gezeigt, dass die Standzeit der Membranen größer als Frischwasserbedarf um 90 % (jährlich etwa 18.000 m3).
drei Jahre ist (bis zu sechs Jahre Standzeit). Bei dem ersten Dadurch sinken auch die Kosten für die Frischwasserauf-
Membranwechsel wurde auf eine andere Membran umge- bereitung (Enthärtung von Brunnenwasser).
stellt, was zu einer Kapazitätserhöhung führte.
Außerdem werden Fällungs- und Flockungsmittel einge-
Das Permeat der Umkehrosmose hat die Qualität von voll spart, und das Zinkchlorid verbleibt durch die gezielte
entsalztem Wasser und kann dem Wasserbad wieder Wertstoffrückgewinnung im Kreislauf des Produktions-
zugeführt werden. Das Retentat enthält das Zinkchlorid prozesses, was den zusätzlichen Bedarf an Zinkchlorid
und wird im Laugenbad der Produktion wieder einge- minimiert.
setzt.
3) Förderprogramm (1997 – 1999) „Initiative ökologische und nachhaltige

Wasserwirtschaft NRW“ [MURL 1996]

Abb. 3-16
Umkehrosmoseanlage in der Vulkanfiberfabrik Ernst Krüger GmbH & Co. KG [Foto: AMAFILTER]

194
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.6 UF

Kunststoffindustrie, Troplast

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 1998

Ziele Kreislaufführung von produktberührtem Kühlwasser

Membranfläche 38 m2

Module Keramische Rohrmodule

Permeatvolumenstrom Ca. 9,5 m3/h

Vorbehandlung Grobfilter, Siebfilter, Kerzenfilter

Nutzen Einsparung von Frischwasser und Reduzierung der Abwasserkosten

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden bei der HT Tro- Neben ökologischen bringt die Anlage auch wirtschaftli-
plast AG in Troisdorf Spezial-Kunststoffe hergestellt. Heu- che Vorteile. Durch die Verringerung des Volumens und
te beschäftigt das Unternehmen dort 1.500 Mitarbeiter, die Wasserkreislaufführung werden Abwasserkosten ein-
davon ca. 180 im Unternehmensbereich Trosifol, in dem gespart und gleichzeitig Grundwasserressourcen geschont,
Sicherheitsglas-Folien für die Automobil- und Bauindus- da der Wasserverbrauch zwischen 75 % und 80 % gesenkt
trie hergestellt werden. Im Herstellungsprozess wird Tro- werden konnte. Des Weiteren hat die sichere und war-
sifol, eine flexible Folie auf der Basis von Polyvinylbuty- tungsarme Prozessführung dazu beigetragen, dass sich die
ralharz, gekühlt. Dabei gelangen ungelöste Weichmacher Anlage trotz der vergleichsweise hohen Investitionskos-
(ölartig) in das Kühlwasser. ten von 348.000 Euro, die durch Vollautomatisierung
und entsprechende Regeltechnik bedingt waren, bereits
Zur Abtrennung der Weichmacher aus dem anfallenden nach 2,5 bis 3 Jahren amortisiert hat.
Prozesswasser entschied sich das Unternehmen 1998 nach
Untersuchung verschiedener Verfahren und Gesprächen
mit der Firma Amafilter Deutschland GmbH für die Inbe- Abb. 3-17
triebnahme einer Ultrafiltrationsanlage, welcher ein Ultrafiltrationsanlage bei der HT Troplast AG
Filter zur Abscheidung von Grobstoffen vorgeschaltet ist [Foto: HT TROPLAST]
(Grobfilter, Siebfilter, Kerzenfilter). Die Ultrafiltrationsan-
lage ist mit keramischen Rohrmodulen der Firma atech
innovations gmbh ausgestattet und wird durch einen
Wärmetauscher zur Kühlung des Wassers ergänzt (Ab-
bildung 3-17).

Im Crossflow-Verfahren bewältigt die 38 m2 große Mem-


branfläche unter einem Betriebsdruck von 4 bar stünd-
lich einen Feed-Volumenstrom von 10 m3. 95 % des Zu-
laufvolumenstroms werden als Filtrat gewonnen und in
den Wasserkreislauf zurückgeführt, das verbleibende Kon-
zentrat wird über das Abwassersystem entsorgt. Es wird
eine Standzeit der Membranen von mehr als zehn Jahren
erwartet.

195
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.5.7
Wäschereien

Das Abwasser aus Wäschereien kann mit gefährlichen Für Abwasser, das direkt in ein Gewässer eingeleitet wird
Abwasserinhaltsstoffen belastet sein und wird heute über- und dessen Schmutzfracht im Wesentlichen aus dem
wiegend mit oder ohne Vorbehandlung in kommunale Waschen von verunreinigten Textilien, Teppichen, Matten
Kläranlagen eingeleitet. Vereinzelt gibt es noch Wäsche- und Vliesen in Betrieben und öffentlichen Einrichtungen
reien, die das Abwasser ungeklärt in Vorfluter einleiten stammt, gilt Anhang 55 der Abwasserverordnung [ABWV
[GUTSCH, HEIDENREICH 2001]. Zur Aufbereitung von 2002]. Für Abwasser aus der Chemischreinigung von Tex-
gering belastetem Abwasser aus Wäschereien (z. B. aus der tilien, Teppichen und Waren aus Pelzen und Leder hat
Wäsche von Krankenhaus- und Hoteltextilien) mit an- Anhang 52 der Abwasserverordnung [ABWV 2002] Gül-
schließender Kreislaufführung kommen derzeit neben tigkeit.
biologischen Reinigungssystemen und deren Kombinatio-
nen mit chemischen Fällungsverfahren vor allem Mem-
branfiltrationsverfahren zur Anwendung [MENGE 2001].
Anlagen zur Kreislaufschließung in Wäschereien bestehen
entweder aus einer Kombination von Mikrofiltration und
Nanofiltration oder aus einem Umkehrosmosesystem
[MENGE 2001].

3.5.7.1 UF NF

Wäscherei ALSCO

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2000

Ziele Abwasserbehandlung

Membranfläche 44 m2

Module Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 6,5 m3/h

Vorbehandlung Rüttelsieb

Nutzen Vorbehandlung der Nanofiltration

Membranverfahren Nanofiltration

Inbetriebnahme 2000

Ziele Abwasseraufbereitung

Membranfläche 180 m2

Module Wickelmodul

Permeatvolumenstrom ca. 6 m3/h

Vorbehandlung Ultrafiltration

Nutzen Einsparung von Frisch- und Abwasserkosten

196
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Die Fa. ALSCO betreibt seit Mai 2000 eine gewerbliche Das Abwasser des Teilstromes „Blau- und Mattenwäsche“
Wäscherei am Standort Kaiserslautern. Das Wäscheauf- wird in einem unterirdischen Becken mit einer Größe
kommen wird entsprechend dem Verschmutzungsgrad von ca. 5 m3 gesammelt. Von dort wird es zur Abtren-
speziellen Maschinengruppen zugeordnet, so dass die nung von Flusen und sonstigen gröberen Teilchen über
verschiedenen Abwasserteilströme separat erfasst und ein Rüttelsieb geführt. Nach dem Rüttelsieb wird das
behandelt werden können (Abbildung 3-18). Abwasser über einen Kondensationskühlturm auf eine
Temperatur von 38 °C gekühlt und in einen ca. 65 m3 fas-
Das Abwasser aus dem Teilstrom „Matten/Blauwäsche“ senden, belüfteten Mengenausgleichsbehälter gefördert.
setzt sich aus 30 m3/d Abwasser aus der Blauwäsche sowie Von dort wird das Abwasser dem ebenfalls 65 m3 fassen-
3
45 m /d aus der Mattenwäsche zusammen. Bei einem Be- den Belebungsreaktor zugeführt.
trieb über 5 Tage in der Woche ergibt sich eine jährliche
Abwassermenge aus der „Matten/Blauwäsche“ von Im Anschluss an die Belebungsstufe wird das Abwasser
18.750 m3. bzw. der Belebtschlamm in der Cross-Flow-Ultrafiltrations-
anlage auf ca. 4 % Feststoffgehalt eingedickt. Im Mittel
Der Teilstrom aus der„Weißwäsche“ stammt aus der Be- werden 10 m3/Monat als Nassschlamm in einer Kläranlage
rufsbekleidungs-, Flach- und Handtuchwäsche und beträgt der chemischen Industrie entsorgt.
ca. 95 m3/d. Dieses Abwasser wird gesammelt und einem
Kühlturm zur Temperaturreduzierung zugeführt. Im An- Die Ultrafiltrationsanlage (Abbildung 3-19) ist mit
schluss erfolgt eine Neutralisationsstufe mittels CO2. Das vier Druckrohren je 11 m2 Membranfläche sowie zwei
so gereinigte Abwasser der Weißwäsche wird über die Ka- Leerrohren für eine spätere Erweiterung ausgerüstet. Die
nalisation einer kommunalen Kläranlage zugeführt. eingesetzten Membranmodule sind mit organischen Rohr-
membranen der Fa. Berghof mit einem freien Strömungs-
kanal von 10,2 mm bestückt. Der Permeatvolumenstrom
beträgt ca. 6,5 m3/h.

Abb. 3-18
Verfahrensschema der Abwasserbehandlung in der Wäscherei ALSCO [nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]

Wasch-
wasser Sammel- Neutrali-
Weißwäsche Kühlturm Kanalisation
becken sation

Rezirkulation (RZ)
Prozesswasserrückführung

Blau- und Mengen-


Sammel- Belebungs- Ultra- Nano-
Matten- Rüttelsieb Kühlturm ausgleichs-
wäsche becken becken filtration filtration
becken

Gebläse-
station
Konzentrat
Konzentrat- zur
schlamm Kanalisation

197
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-19
Membrananlage in der Wäscherei ALSCO [Fotos: WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
links: Ultrafiltrationsanlage; rechts: Gesamtanlage

Die CSB-Konzentration im Abwasser der Matten/Blau- Die Kosten für die Reinigung der Ultrafiltrationsmem-
wäsche beträgt im Mittel 2.800 mg/l und maximal branen betragen etwa 1 bis 2 Cent pro m3 Permeat.
5.000 mg/l. Im Permeat der Ultrafiltration liegen die CSB-
Konzentrationen zwischen 80 mg/l und 150 mg/l. Da im Die Standzeit der UF-Membranen ist mit vier bis sechs
Waschprozess vollständig auf den Einsatz von Chlor- Jahren kalkuliert worden. Bei einer Standzeit von vier
bleichlauge verzichtet wird, spielen AOX-Verbindungen Jahren werden Membranwechselkosten von ca. 15 Cent
im Abwasser der Wäscherei ALSCO keine Rolle. Das Per- je m3 Abwasser erforderlich.
meat der Ultrafiltration erfüllt die Anforderungen nach
Anhang 55 der Abwasserverordnung und kann in die ört- Die spezifischen Betriebskosten der Ultrafiltrationsanlage
liche Kanalisation eingeleitet werden. Der spezifische als Summe aus Energie-, Membranwechsel-, sowie Reini-
Energieverbrauch der Ultrafiltrationsanlage beträgt etwa gungskosten betragen nach Angaben des Lieferanten der
3
4,0 kWh je m Permeat. Anlage (WEHRLE UMWELT GMBH) etwa 0,40 s/m3 Ab-
wasser.
Um die Frisch- und Abwasserkosten am Standort der
Wäscherei ALSCO zu reduzieren, wird das über die Ultra-
filtrationsanlage gereinigte Abwasser in einer einstufigen
Nanofiltrationsanlage mit Wickelmodulen der Fa. Desal
weiter aufbereitet. Das Permeat wird wieder als Wasch-
wasser eingesetzt und das Konzentrat (10 bis 15 m3/d)
unter Einhaltung der Indirekteinleitervorschriften und
der örtlichen Abwassersatzung mit dem Abwasser der
Weißwäsche in die kommunale Kläranlage abgeleitet.

198
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.7.2 UF NF

Textilservice Mewa GmbH

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 1998

Ziele Kreislaufführung von Waschwasser

Membranfläche 60 m2

Module Keramikrohrmodule

Permeatvolumenstrom ca. 4 m3/h

Vorbehandlung Vorfiltration/Flusensieb

Nutzen Reduzierung des Frischwasserbedarfs und Einsparung von Waschmitteln

Membranverfahren Nanofiltration

Inbetriebnahme 1998

Ziele Kreislaufführung von Waschwasser

Membranfläche 135 m2

Module Wickelmodule

Permeatvolumenstrom ca. 1,5 m3/h

Vorbehandlung Ultrafiltration

Nutzen Reduzierung des Frischwasserbedarfs

Der Textilservice Mewa reinigt am Standort Groß Kienitz etc. Aufgrund gesetzlicher Auflagen wurde im Jahr 1997
stark verschmutzte Berufsbekleidung aus den Bereichen eine Verfahrensergänzung zur Behandlung der Abwässer
Metallindustrie, Maschinenbau, Kraftfahrzeugbetriebe erforderlich. Vor der Indirekteinleitung in die öffentliche

Abb. 3-20
Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage der Textilservice Mewa GmbH [nach ENVIRO CHEMIE 2004]

Ultra-
filtration 2

Konzentrat-
Konzentrat zur
speicher
externen Verbrennung

Puffer und Ultra- Nano-


Vorfiltration
Fällung filtration 1 filtration

Kanalisation

1,5 m2/h 1,5 m2/h


Recyclingwasser 1 Recyclingwasser 2
für Vor- und für Spülwasser
Hauptwäsche Hauptwäsche

199
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Kanalisation sind im Wesentlichen Schwermetalle und im Recyclingwasser können aber rund 20 % der Wasch-
Kohlenwasserstoffe gemäß Anhang 55 der Abwasserver- mittel eingespart werden.
ordnung zu entfernen.
Das verbleibende Permeat der ersten Ultrafiltrationsstufe
Seit 1998 wird am Standort der Wäscherei eine Aufberei- wird in einer nachgeschalteten Nanofiltrationsanlage
3
tungsanlage betrieben, mit der 100 m /d Wäschereiab- aus Wickelmodulen mit einer Membranfläche von 135 m2
wasser so weit gereinigt werden, dass eine Wiederverwen- weiter aufbereitet (Abbildung 3-22).
dung im Waschprozess möglich ist. Abbildung 3-20 zeigt
das Verfahrensschema der Aufbereitungsanlage. Pro Stunde werden ca. 1,5 m3/h Permeat erzeugt (Recycling-
wasser 2). Das Recyclingwasser 2 ist soweit aufbereitet
Das Abwasser wird über eine Vorfiltration und eine Fäl- (siehe Tabelle 3-4), dass es für Spülprozesse der Haupt-
lung in die erste Ultrafiltrationsstufe geleitet, die aus wäsche eingesetzt wird und damit den Frischwasserbedarf
sechs Modulen mit 47 Keramikstäben pro Rohrmodul weiter senkt.
besteht (Abbildung 3-21).
Die Gesamtrecyclingquote des anfallenden Abwasservolu-
Durch die Filtration über die gesamte Membranfläche menstroms beträgt mit dieser mehrstufigen Abwasserbe-
von ca. 60 m2 wird ein Permeatvolumenstrom von etwa handlung etwa 70 %.
3
4 m /h erreicht. Etwa 30 % des Permeatvolumenstroms
werden als Recyclingwasser 1 wieder eingesetzt. Das Recy-
clingwasser 1 muss den Anforderungen CSB < 1.000 mg/l
und Restgehalt an Mineralölen < 20 mg/l genügen. Auf-
grund der organischen Restbelastung kann es nur be-
schränkt für Waschprozesse in der Vor- und Hauptwäsche
wiedereingesetzt werden. Durch den hohen Tensidanteil

Abb. 3-21 Abb. 3-22


Ultrafiltrationsanlage in der Textilservice Nanofiltrationsanlage in der Textilservice
Mewa GmbH [Foto: ENVIRO CHEMIE 2004] Mewa GmbH [Foto: ENVIRO CHEMIE 2004]

200
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Tab. 3-4
Qualität des Recyclingwassers 2 [ENVIRO CHEMIE 2004]

Parameter Einheit Konzentration

CSB mg/l 100

Leitfähigkeit µs/cm 500

Keime KBE/ml 100

3.5.8
Metall verarbeitende Industrie

In der Metall verarbeitenden Industrie werden vorzugs- wird ein abwasserfreier Betrieb erreicht. Allerdings ist es
weise Metall-, aber auch Nichtmetalloberflächen (soweit nicht möglich, einen abwasserfreien Betrieb „von der
diese metallisiert werden) mit wässrigen Lösungen, Emul- Stange“ zu erwerben, da sowohl die Aufbereitungstechnik
sionen, Aufschlämmungen, aber auch mit Salzschmelzen als auch die Fertigungshilfsstoffe, wie z. B. Reinigungsmit-
behandelt (mechanisch, chemisch, elektrochemisch und tel, aufeinander abgestimmt und an die Produktionsanla-
thermisch). Die dabei anfallenden Abwässer sind vielfältig, gen angepasst werden müssen [SPECHT 1997]. Umfang-
vorwiegend mit anorganischen Inhaltsstoffen belastet reiche Vorversuche helfen, Fehler zu vermeiden und
und durch ihren hohen Metallgehalt charakterisiert. Des Kosten zu sparen.
Weiteren sind organische Stoffe wie Mineralöle, besonders
in den Kühlschmiermitteln, Mineralfette, Lackbestand-
teile, Chlorkohlenwasserstoffe und andere Lösungsmittel
enthalten.

Für die Ableitung von Abwasser aus dem Metallgewerbe


sind der Anhang 40 der Abwasserverordnung [ABWV
2002] bzw. die Anforderungen der Ortsatzung und Indi-
rekteinleiterverordnung maßgebend. Die Einhaltung der
Grenzwerte ist nur nach einer innerbetrieblichen Aufbe-
reitung der Prozessabwässer möglich, anderenfalls müssen
diese kostenintensiv als Sonderabfall entsorgt werden.

Die Senkung von Kosten (für Entsorgung und Rohstoffe)


ist in erster Linie auch die Motivation eines Unterneh-
mens für den Kauf einer innerbetrieblichen Prozess- oder
Abwasserbehandlungsanlage, die gleichzeitig einen Bei-
trag zum Umweltschutz leistet. Eine Möglichkeit zur Ver-
ringerung der Entsorgungsmenge und damit der Entsor-
gungskosten ist die Aufbereitung bzw. Aufkonzentrierung
der flüssigen Abfälle mittels Membranfiltration und
Vakuumverdampfung [SPECHT 1997]. Das gewonnene
Permeat kann eventuell im Kreislauf geführt und erneut
innerbetrieblich genutzt werden. Bei vollständiger
Wiederverwendung des Permeats und des Konzentrats

201
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.5.8.1 UF

Metall verarbeitende Industrie,


Rasselstein Hoesch GmbH

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 1999

Ziele Reduzierung der Abwasserbelastung mit Palmfett bzw. Reduzierung der Reinigungen

der Entfettungsanlage und des Neuansatzes der Entfettungsbäder

Membranfläche 4,56 m2

Module Keramische Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 1 m3/h (ca. 90 % des Feed werden als Filtrat gewonnen)

Vorbehandlung Keine

Nutzen Einsparung von Frischwasser und Chemikalien, Reduzierung der Abwassermenge

und der Entsorgungskosten

Die Rasselstein Hoesch GmbH mit Sitz in Andernach und Das erzeugte Filtrat (ca. 90 % des Feed) wird als saubere
Produktionsstätten in Andernach und Dortmund nimmt Entfettungslösung direkt in das Bad zurückgeführt, wäh-
eine Spitzenposition unter den europäischen Weißblech- rend das Konzentrat der Walzfettaufbereitung zugeführt
herstellern ein. Weißblech ist kaltgewalztes Feinstblech mit und anschließend thermisch entsorgt wird.
einer Dicke zwischen 0,12 mm und maximal 0,49 mm
und wird in erster Linie als Verpackungsmaterial ver- Nach anfänglichen Betriebsschwierigkeiten zeigen sich die
wendet. Vorteile der Anlage: Bei gleichbleibender Qualität des Pro-
zessbades fallen durch die Kreislaufführung 9 m3 pro Stunde
Beim Kaltwalzprozess wird Palmfett eingesetzt, das vor weniger Abwasser an, und gleichzeitig werden Trinkwas-
der Weiterverarbeitung durch ein Entfettungsverfahren ser und Chemikalien eingespart. Des Weiteren ist die
wieder entfernt werden muss. Das dabei entstehende Ab- Reduzierung der CSB-Fracht (um 24 %) und damit auch
wasser ist durch das Palmfett organisch belastet. Diese der Entsorgungskosten zu nennen. Die Gesamtinvestition
Abwasserbelastung, die in regelmäßigen Abständen not- von 358.000 Euro hatte sich nach weniger als zwei Jahren
wendige Reinigung der Entfettungsanlage und der Neu- amortisiert.
ansatz des Entfettungsbades benötigen erhebliche Men-
gen an Entfettungsmittel. Abb. 3-23
Ultrafiltrationsanlage im Unternehmen Rasselstein
Diese Gründe führten 1999 in Zusammenarbeit mit der Hoesch [Foto: MFT GMBH]
Membran-Filtrations-Technik-GmbH (MFT) zur Inbetrieb-
nahme einer Ultrafiltrationsanlage (Abbildung 3-23).
Keramische Rohrmodule entfernen bei einem Betriebs-
druck zwischen 6 und 8 bar den störenden Palmfettanteil
in den Entfettungsbädern. Die 4,56 m2 große Ultrafiltra-
tionsmembran bewältigt einen Feed-Volumenstrom von
1 m3 pro Stunde und wird automatisch alle 120 Stunden
gereinigt (zuerst alkalisch, dann sauer und anschließend
Spülung mit Wasser). Die Anlage läuft bereits seit sechs
Jahren (Stand September 2005), wobei die Membranen
nach fünf Jahren ausgetauscht wurden.

202
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.8.2 UF

Metall verarbeitende Industrie,


Faurecia Betrand Faure Sitztechnik

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme Oktober 2000

Ziele Einsparung von Kosten durch Standzeitverlängerung der Entfettungsbäder und

Gewährleistung einer gleichbleibenden Produktqualität

Membranfläche 1,1 m2

Module Flachmembranen auf Edelstahlstützkörper gewickelt

Permeatvolumenstrom 0,3 m3/h

Vorbehandlung Fett- und Ölabscheidung

Nutzen Einsparung von Frischwasser, Abwasser und Entfettungschemikalien sowie Reduzierung

der Abwassergebühren

Die Faurecia Autositze GmbH & Co. KG hat sich zu einer matisierungstechnik GmbH (Abbildung 3-24) geleitet
internationalen Unternehmensgruppe entwickelt, welche wird.
die Automobilindustrie beliefert. Die gesamte Faurecia
Gruppe unterhält heute ca. 100 Werke in 25 Ländern. Im Die Ultrafiltrationsanlage trennt seit Oktober 2000
Werk Stadthagen fertigen ca. 800 Mitarbeiter Metallbe- weiteres Öl nach einem patentrechtlich geschützten
schläge und Sitzkomponenten (Sitz- und Lehnengestelle) Crossflow-Verfahren über Rührorgane (Atec-Overflow-
für die Automobilindustrie. System) ab. Die eingesetzten Flachmembranen aus Kunst-
stoff mit einer Trenngrenze von 30.000 Dalton sind auf
Die Beschichtung mit einer Kathodischen-Tauch-Lackie- Edelstahlstützkörper gewickelt. Die gesamte Filterfläche
rung auf den Gestellen setzt eine vorherige Entfettung beträgt 1,1 m2 und leistet unter einem Betriebsdruck von
mit speziellen Entfettungschemikalien voraus. Die von
den Metalloberflächen entfernten Verunreinigungen
gelangen in das Entfettungsbad und verringern kontinu- Abb. 3-24
ierlich die Reinigungsleistung, bis ein ausreichender Rei- Ultrafiltrationsanlage in der Fa. Faurecia, Bertrand
nigungserfolg nicht mehr erreicht wird und das Entfet- Faure Sitztechnik GmbH & Co. KG [KASTEN 2001]
tungsbad erneuert werden muss.

Die Einsparung von Kosten durch die Verlängerung der


Standzeit der Entfettungsbäder und Gewährleistung einer
kontinuierlichen Qualität führten im Unternehmen Fau-
recia zum Einsatz einer Verfahrenskombination mit
Membrantechnik. Zur Vorbehandlung des Abwassers aus
der Entfettung der Sitzgestelle dient ein Becken, in wel-
chem Fette und Öle aufschwimmen und schwere Schmutz-
partikel und Metallschlämme gesammelt und durch eine
separate Ablassvorrichtung wöchentlich separiert werden.
Nach einer Verweildauer von drei Stunden ist der Ölgehalt
in dem Öl-Wasser-Gemisch auf 0,2 % gesunken, welches
dann in die Ultrafiltrationsanlage der Firma Atec Auto-

203
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

2 bar einen filtratseitigen Volumenstrom von 0,3 m3 pro Die Ultrafiltrationsanlage hat neben umweltrelevanten
Stunde. Die Membranen werden wöchentlich zweimal auch wirtschaftliche Vorteile durch die Einsparung von
gereinigt und nach ca. 12 Monaten ausgewechselt. Da Entfettungschemikalien, Wasser und Abwasser. Der Che-
das Filtrat in den Prozesskreislauf zurückgeführt wird, mikalienbedarf reduziert sich um 85 %, der Wasserbedarf
muss lediglich das anfallende Konzentrat entsorgt wer- um 90 %, und auch die Entsorgungskosten sind um 90 %
den. Mit dieser Betriebsweise verlängerte sich die Stand- geringer, so dass sich die Anlage laut Berechnung des Ver-
zeit der Entfettungsbäder von zwei Wochen auf sechs antwortlichen für Oberflächen- und Umwelttechnik in
Monate. weniger als zwei Jahren amortisiert haben wird.

3.5.8.3
Metall verarbeitende Industrie,
Galvanikbetrieb Rudolf Jatzke

Membranverfahren Membran-Elektrolyse

Inbetriebnahme 1993

Ziele Standzeitverlängerung der Elektrolytlösung und Reduzierung des Chemikalienverbrauchs

Membranfläche 1) Ca. 0,25 m2

Module 2 Zellen pro Dialysator (Standard)

Permeatvolumenstrom k. A.

Vorbehandlung keine

Nutzen Einsparung von Frischwasser, Reduzierung des Chemikalienbedarfs,

Verringerung der Schwermetallschlammmenge

1) Die Ausbeute des Chromdialysators ist in erster Linie nicht von der Membrangröße abhängig, sondern von der Strommenge, und der begrenzende Faktor

ist die Stromdichte. Wird diese zu groß, kommt es zur Zerstörung der Membran.

In dem seit 1979 von Inhaber Klaus Wickbold geführten lich waren. Aus diesem Grund wurde in Zusammenarbeit
Galvanikbetrieb Rudolf Jatzke in Bielefeld-Sennestadt mit der Universität Bielefeld und später mit der Universität-
sind heute 14 Mitarbeiter im Bereich der technischen Gesamthochschule Paderborn mit Förderung der Bundes-
Hartverchromung tätig. Die Werkstücke, welche zum Teil stiftung Umwelt, Osnabrück, eine Membran-Elektrolyse-
Sonderanfertigungen für Auftraggeber aus allen Branchen Anlage (genannt Chromdialysator) entwickelt, die seit
sind, werden durch die Verchromung gegen Verschleiß 1993 abwasserfrei arbeitet und zur Eisenrückgewinnung
und Korrosion geschützt. Während des Verchromungs- und Chromoxidation dient. Durch diese Anlage der
vorgangs gelangen durch Ätzen von der Werkstückober- Fa. Atotech erreichen die Chrombäder eine theoretisch
fläche abgetragene Metallkationen, vor allem Eisen und unbegrenzte Standzeit.
Chrom(III), in den Elektrolyten. Dies wirkt sich negativ
auf die Anwendungsqualität aus und erfordert eine stän- Bei der Membran-Elektrolyse finden sowohl ein Trans-
dige Reinigung bzw. eine regelmäßige Entsorgung und port geladener Teilchen durch ionenselektive Membranen
einen Neuansatz der hochgiftigen Lösungen. als auch Elektrodenreaktionen wie Reduktion bzw. Oxida-
tion statt (siehe Abbildung 3-25).
Bisher wurde für die Reinigung der Lösung ein Kationen-
austauscher eingesetzt, wobei jedoch große Mengen Die ionenselektive Membran trennt den Anolyten (Chrom-
schwermetallbelastetes Abwasser anfielen, zu deren Ent- säure) vom Katholyten (Polycarbonsäure). Nur die Katio-
sorgung wiederum große Mengen Chemikalien erforder- nen, wie z. B. die metallischen Verunreinigungen, kön-

204
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-25 Als Ergänzung zur Membran-Elektrolyse-Anlage ist die


Funktionsweise der Membran-Elektrolyse Fa. Jatzke mit einem computergesteuerten Kühlwasserkreis-
[SCHMIDT 2002] lauf und einer Vakuumverdampfung für das Spülwasser
ausgestattet. Die Fa. Jatzke wurde im Jahr 2000 mit dem
ersten Preis der Effizienz-Agentur NRW (EFA) für produk-
Kathode tionsintegrierten Umweltschutz ausgezeichnet.
Anode

Metallische Verunreinigungen
Fe3+
Cu2+
6+
Cr Zn2+
3+
Cr Ni2+
(Cr3+)

Chrombad (Anolyt)

Membran

nen die Membran passieren. Aufgrund der angelegten


Spannung werden die Kationen durch die Membran zur
Kathode transportiert und dort reduziert und als Metall
abgeschieden. Gleichzeitig wird das im Verchromungs-
prozess reduzierte Chrom (Cr 3+ ) an der Anode oxidiert
(Cr 6+ ) und in den Kreislauf zurückgeführt. Da diese Oxi-
dation schneller abläuft als der Ionentransport Richtung
Kathode, passiert nur ein sehr kleiner Anteil des Chroms
die Membran.

Gegenüber der vorher eingesetzten Kationenaustauscher-


anlage wird der jährliche Wasserverbrauch um 28.000 m3
und der Chemikalienbedarf um 25.000 kg gesenkt. So
werden jährlich nur noch 750 kg unbedenklicher Zitro-
nensäure statt 10.000 Liter Schwefelsäure eingesetzt und
7,5 t Schwermetallschlamm vermieden. Neben diesen
umweltrelevanten Vorteilen resultiert aus der Umstellung
auf kontinuierliche Beschichtungsverfahren bei gleichzei-
tiger Qualitätssicherung eine Reduzierung des jährlichen
Stromverbrauchs um 10 %.

Im Jahr 1997 wurde für das Membran-Elektrolyse-Verfahren


ein Europäisches Patent erteilt. Die Membran-Elektrolyse
ist nicht nur für Chrombäder, sondern für eine große
Anzahl weiterer Verfahren (Chromatierungen, Beizen)
anwendbar.

205
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.5.8.4 UF UO

Metall verarbeitende Industrie, Wieland Werke AG

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 1998

Ziele Wassereinsparung

Membranfläche 44 m2

Module Kapillarmodule

Permeatvolumenstrom bis 6 m3/h

Vorbehandlung Papierbandfilter, Kerzenfilter

Nutzen Einsparung von Frischwasser und Reduzierung der Abwassermenge

Membranverfahren Umkehrosmose

Inbetriebnahme 2001

Ziele Wassereinsparung

Module Kissenmodule

Permeatvolumenstrom ca. 24 m3/d

Vorbehandlung Ultrafiltration

Nutzen Einsparung von VE-Wasser und Reduzierung der Abwassermenge

Das Werk Langenberg der Wieland-Werke AG ist ein Kalt- des Landes Nordrhein-Westfalen 4) ein durch ausführliche
walzbetrieb, in dem 361 Mitarbeiter mit der Weiterverar- Pilotierung bestätigtes Konzept zur Wasser-Einsparung
beitung von Vorwalzbändern aus Kupfer und Kupferlegie- realisiert. Gemäß diesem wird das Abwasser aus den
rungen zu Fertigprodukten von hochwertiger Qualität Bürstmaschinen nach Durchlauf eines Papierband- und
(u. a. für die Elektronikindustrie) beschäftigt sind. Kerzenfilters mit Ultrafiltration im Dead-End-Betrieb
gereinigt. Jede der in dieses Konzept eingebundenen vier
Nach jedem Walzen werden den Bändern in Glüh- und Bürstmaschinen bildet mit einer Ultrafiltrationsanlage
Beizanlagen die notwendigen Eigenschaften verliehen. (Abbildung 3-26) einen internen „örtlichen“ Wasserkreis-
Anschließend reinigen Bürstmaschinen mechanisch die lauf. Die pro Anlage installierten Kapillarmodule von X-
Oberfläche der Bänder. Das Abwasser aus diesen Bürstma- Flow haben eine gesamte Filterfläche von 44 m2 und pro-
schinen (ca. 80 m3/h) wurde früher zusammen mit ande- duzieren bei einem transmembranen Druck von bis zu
ren Betriebsabwässern durch Neutralisation, Fällung/Flo- max. 1 bar bis zu 6 m3 Filtrat pro Stunde. Dieses Filtrat
ckung und Kiesfiltration aufbereitet und ein Teilstrom wird wieder in den Bürstmaschinen eingesetzt.
hiervon in den Betrieb zurückgeführt. Stündlich mussten
jedoch noch 46 m3 Abwasser über die öffentliche Kanali- Das partikelhaltige Rückspülwasser (je Anlage 0,5 m3/h)
sation abgeleitet und durch frisches Wasser aus einem aus der Rückspülung der Ultrafiltrationsanlage wird dem
Fließgewässer ersetzt werden. betriebsinternen Wasserkreislauf zugeführt. Dadurch ver-
ringern sich die Wassermenge im Betriebskreislauf, der
Im Jahr 1998 wurde im Werk Langenberg in Kooperation Frischwasserbedarf sowie der Verbrauch an Neutralisa-
mit der Dr.-Ing. Peters Consulting für Membrantechnolo- tions- und Fällungsmitteln bei der Abwasserbehandlung
gie und Umwelttechnik (CMU), Neuss, und der RWW um 60 %. Der anfallende kupferhaltige Schlamm wird in
Wassertechnologie GmbH, Nettetal, sowie einem Zuschuss der Hüttenindustrie verwertet.

4) Förderprogramm (1997 – 1999) „Initiative ökologische und nachhaltige Wasserwirtschaft NRW“

206
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-26 Die Anwendung der Ultrafiltration im Dead-End-Betrieb


Ultrafiltrationsanlage im Werk Langenberg und der Niederdruck-Umkehrosmose im vorgestellten
der Wieland Werke AG [MUNLV 2001] Unternehmen ist erstmalig für ein Nichteisen-Kaltwalz-
werk und stellt in dieser Branche eine Verbesserung des
Standes der Technik dar.

Die umweltrelevanten Investitionen (229.800 Euro, vom


Land NRW mit 100.000 Euro bezuschusst) bringen Vor-
teile: Neben der Abwassermenge, die jetzt nur noch ca.
4 m3/h beträgt, wurde auch der Wasserverbrauch durch die
interne Kreislaufführung deutlich (bis zu 90 %) reduziert.
Des Weiteren werden durch den Einsatz der Ultrafiltra-
tion sowie der Niederdruck-Umkehrosmose die partikulä-
ren und gelösten Stoffe aus den einzelnen Wasserkreisläu-
fen weitestgehend entfernt, so dass durch die verbesserte
Wasserqualität eine zuverlässig reproduzierbare hohe
Reinheit der Oberflächen der Endprodukte erreicht wird.
Nach erfolgreichem Abschluss einer durch ROCHEM UF-
Systeme GmbH, Hamburg, und CMU, Neuss, begleiteten
Pilotierungsphase zur Entsalzung des Filtrates aus diesen
Ultrafiltrationsanlagen mittels Niederdruck-Umkehros-
mose wurden in 2001 die Wasserkreisläufe an den Bürst-
maschinen durch entsprechende Anlagen erweitert. Diese
sind mit dem FM (Flach-Membran)-Modul ausgerüstet,
einem Kissenmodul. Das Permeat ist weitestgehend ent-
salzt und trägt zur Einsparung von hochpreisigem, voll-
entsalztem (VE-) Wasser für den Nachspülvorgang bei.

207
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.5.9
Lackwasseraufbereitung

3.5.9.1 UF

Lackwasseraufbereitung DaimlerChrysler

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 1998

Ziele Reduzierung der Entsorgungskosten für Lackschlämme

Membranfläche 30 m2

Module Plattenmodule

Permeatvolumenstrom 1,0 – 1,4 m3/h

Vorbehandlung Vorfiltration, chemische Konditionierung

Nutzen Einsparung von Lack, Reduzierung von Transportwegen durch Wegfall von Lackschlamm

Im Werk Düsseldorf der DaimlerChrysler AG sind 5.400 Verfahren die Hälfte des Lacks als „Overspray“ neben die
Mitarbeiter an der Herstellung von Transportern beteiligt. Karosserie. Dieser musste als ausgeflockter und entwässer-
Für die Lackierung der Fahrzeug-Karosserie werden insge- ter Lackschlamm kostenintensiv entsorgt werden.
samt drei Lackschichten in jeweils gesonderten Prozes-
sen aufgetragen. Die zweite Lackschicht, der sogenannte Durch die Umstellung des Lackier-Verfahrens wurde der
Füller, federt Steinschläge ab und gleicht kleine Unregel- Anteil des Overspray deutlich reduziert und gleichzeitig
mäßigkeiten im Blech aus. ein wasserlöslicher Lack eingesetzt, der im geschlossenen
Kreislauf geführt und durch ein Lackrecycling-Verfahren
Beim Aufsprühen des Füllers auf die Karosserie über ein wieder verwertbar wird.
druckluftbetriebenes Handsprühsystem geriet im früheren
Wichtiger Bestandteil der 1998 in Betrieb genommenen
Recyclinganlage (Fa. Eisenmann Lacktechnik KG) für
Abb. 3-27 wasserlösliche Lacke ist neben einer Vorfiltration und che-
Ultrafiltrationsanlage bei DaimlerChrysler in mischen Konditionierung die Ultrafiltrationsanlage
Düsseldorf [HARMEL 2001] (Abbildung 3-27). Darin trennen Plattenmodule aus Poly-
mermembranen (Firma Rhodia) bei einem Betriebsdruck
zwischen 3,5 und 4,5 bar die Lackpartikel von der Wasser-
phase.

Abhängig vom Feststoffanteil bewältigt die 30 m2 große


Membranfläche stündlich einen Permeatvolumenstrom
zwischen 1.060 und 1.400 l. Nach ein bis zwei Wochen
werden die Membranen gespült und einmal jährlich
mechanisch gereinigt. Pro Jahr werden 10 Prozent der
Membranfläche ausgewechselt. Das gewonnene Filtrat
wird zur Qualitätsverbesserung des System-Umlaufwassers
verwendet, während das Konzentrat als recycelter, voll-
wertiger Lack erneut zur Lackierung der Karosserien ein-
gesetzt wird.

208
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Der Einsatz der Membrantechnik für das Lackrecycling zusätzlich Transportwege eingespart werden. Neben dem
zeigt, dass ökologische Vorteile gleichzeitig auch von umweltrelevanten Aspekt sind diese Einsparungen so
ökonomischem Nutzen sein können. Jährlich werden groß, dass sich die Investitionen von rund 358.000 s
durch die Wiederaufbereitung ca. 30 t Lack eingespart. nach voraussichtlich dreieinhalb Jahren amortisiert
Außerdem entfällt die Entsorgung der bisher angefallenen haben werden.
50 t Lackschlamm (70 % dieser Lackierlinie), wodurch

3.5.9.2 NF

Lackwasseraufbereitung aus der Ersatzteilfertigung


im Ford Werk Köln

Membranverfahren Nanofiltration

Inbetriebnahme 2001

Ziele Wertstoffrückgewinnung und Wiedereinsatz von Permeat und Konzentrat im Produktionsprozess

Membranfläche k. A.

Module k. A.

Permeatvolumenstrom ca. 2 m3/h

Vorbehandlung Feinsieb

Nutzen Geringerer Frischwasserverbrauch, geringere Frachten im Abwasser,

reduzierte Chemikalienkosten, Senken der Gesamtkosten

Abb. 3-28
Verfahrensschema der Lackierung [IMB + FRINGS WATERSYSTEMS GMBH 2004]

1. Schritt: Entfettung 2. Schritt: Phosphatierung 3. Schritt: Lackierung

zu lackierende Autoteile

Entfettung Spülbäder Phosphatierung Spülbäder KTL Spülbäder

UF NF
RO UF

Konzentrat zur Einleitung

209
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-29 Im Anschluss an die Entfettung werden die Fahrzeugteile


Nanofiltrationsanlage im Ford Werk Köln einer Phosphatierung unterzogen und anschließend ge-
[Foto: IMB + FRINGS WATERSYSTEMS GMBH 2004] spült. Die Prozessabwässer aus der Spülung werden bereits
seit 2001 über eine Nanofiltrationsanlage aufbereitet, um
Schwermetalle und Phosphate zu recyceln. Das Konzen-
trat wird wieder in der Phosphatierung eingesetzt und
das Permeat mit Additiven zur Spülung der Automobiltei-
le nach der Entfettung verwendet. Über die Nanofiltra-
tionsanlage (Abbildung 3-29) werden rund 2 m3/h Prozess-
abwässer behandelt. Die Standzeit der Membranen be-
trägt etwa drei Jahre.

Durch den Betrieb der Nanofiltrationsanlage konnten der


Frischwasserverbrauch gesenkt, die Abwasserfrachten
reduziert und der Chemikalieneinsatz verringert werden.
Die Gesamtkosten des Prozessablaufs konnten so um
15 % gesenkt werden.

Das vorgestellte Verfahrenskonzept sieht als abschließen-


Die Behandlung und das Recycling einzelner Prozesswas- den Schritt auch die Kreislaufführung des Anolyten in der
serströme bietet sich in der Automobilindustrie an, da Lackierung (kathodische Tauchlackierung – KTL) mittels
kleine Volumenströme effektiv behandelt und zusätzlich ein- oder mehrstufiger Umkehrosmose und die Standzeit-
Wertstoffe zurück gewonnen werden können. Diese Wert- verlängerung der KTL-Bäder durch die Aufbereitung der
stoffe sind u. a. in den Prozesswasserströmen enthalten, Badflüssigkeit mittels einer Ultrafiltrationsanlage vor. Die
die bei der Lackierung von Automobilteilen anfallen. Realisierung dieser Maßnahmen zur weiteren Reduzie-
rung des Frischwasserbedarfs und zur Senkung des Che-
Für die Ersatzteilfertigung der Ford Werke GmbH in Köln mikalieneinsatzes ist geplant.
wurde von der Firma imb + frings watersystems gmbH in
Kooperation mit der Henkel Surface Technologies ein
Verfahrenskonzept zum Wasser- und Wertstoffrecycling
für Prozesswasserströme aus der Lackierung erarbeitet,
das schrittweise umgesetzt wird. Das Konzept sieht vor,
die Prozesswässer aus der Entfettung, der Phosphatierung
und der Lackierung jeweils separat zu behandeln (Abbil-
dung 3-28). Die Behandlung der Abwässer aus der Phos-
phatierung mittels Nanofiltration ist bereits umgesetzt.

Die Prozessabwässer aus dem Entfettungsbad zur Reini-


gung der Oberflächen der Fahrzeugteile sollen über eine
Ultrafiltrationsanlage aufbereitet und das gewonnene
Permeat zur Spülung wieder eingesetzt werden. Dadurch
kann der Frischwasser- und Chemikalieneinsatz reduziert
werden. Das anfallende Konzentrat wird als Abwasser
abgeleitet.

210
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.10 UF

Pharmazeutische Industrie, Schering

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2003

Ziele Optimierte Abwasserbehandlung nach dem Stand der Technik

Membranfläche 15.840 m2

Module Kassetten/Kapillarmembranen

Permeatvolumenstrom ca. 150 m3/h

Vorbehandlung Vorklärung

Nutzen Reduzierung der Abwasserkosten

Der Grundstein der Firma Schering wurde 1851 von Ernst Um eine nach dem Stand der Technik und den Erforder-
Schering im Norden von Berlin mit der Eröffnung der nissen des Gewässers zur Renaturierung entsprechende
„Grünen Apotheke“ gelegt. Heute beschäftigt die Sche- Abwasserbehandlung zu gewährleisten, wurden die Mög-
ring AG rund 26.000 Mitarbeiter in 140 Tochtergesell- lichkeiten einer eigenen Kläranlage nach dem Membran-
schaften mit dem Schwerpunkt der Entwicklung und Pro- belebungsverfahren durch die Schering AG erprobt und
duktion von Arzneimitteln. als ökonomisch und ökologisch effektiv ermittelt. Seit
2003 ist diese derzeit bundesweit größte Membrananlage
Am Standort Bergkamen werden Wirkstoffe zur Arznei- zur Reinigung industrieller Abwässer in Betrieb (siehe
mittelproduktion hergestellt. Aufgrund einer wechselnden, Abbildung 3-30). Das gereinigte Abwasser wird seit dem
chargenweisen Produktion schwankt die Zusammenset- 1. Juli 2004 direkt eingeleitet.
zung des Abwassers stark. Das Abwasser wurde bis zum
Jahr 2003 nach einer Vorklärung und Pufferung in einem In der Membranbelebungsanlage am Standort Bergkamen
Misch- und Ausgleichsbecken zur nahe gelegenen kom- werden im Schnitt 3.500 m3 Abwasser am Tag behandelt,
munalen Kläranlage geleitet. das wie in Tabelle 3-5 dargestellt, beschaffen ist.

Abb. 3-30
Luftaufnahme der Kläranlage bei der Schering AG [Fotos: SCHERING AG 2004]
links: Gesamtansicht; rechts: Seitenansicht der Membrananlage

211
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Tab. 3-5
Zulaufkonzentrationen, Einleitungsgrenzwerte und Betriebswerte der Anlage bei der Schering AG
[SCHERING AG 2004]

Parameter Einheit Zulauf (im Mittel) Grenzwerte zur Einleitung* Betriebswerte

CSB mg/l 3.500 > 90 % Reduktion Anforderungen eingehalten

BSB5 mg/l 1.500 unter Nachweisgrenze

Nges mg/l 95 < 50 mg/l Anforderungen eingehalten

Pges mg/l 8 < 2 mg/l Anforderungen eingehalten

* gemäß § Anhang 22 AbwV

Abb. 3-31
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Schering AG in Bergkamen
[nach SCHERING AG 2004]

Membranstufe

Denitri- Nitri-
fikation fikation

Neutralisations-
Abwasser und Vorklärstufe

Puffer-
becken

Vorfluter

Notauffang-
becken

Rezirkulation (RZ)
Schlamm-
Überschussschlamm speicher

Das Verfahren der Abwasserbehandlung zeigt Abbildung Die Belebungsstufe mit einem Gesamtvolumen von 9.000 m3
3-31. Die erste Stufe besteht aus zwei in Reihe geschalteten ist dreistraßig mit vorgeschalteter Denitrifikation, Nitrifi-
Vorklärbecken mit jeweils 1.000 m3 Beckenvolumen, in kation und anschließender vierstraßiger Membranstufe
denen das Abwasser neutralisiert, Fällungs- und Flockungs- ausgeführt. Für die Ultrafiltration stehen in der Membran-
mittel zudosiert sowie die Feststoffe und die Fällungspro- anlage 36 Membrankassetten des Typs ZW 500c der Firma
dukte abgeschieden werden. Zenon (Abbildung 3-32) mit einer gesamten Membran-

212
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

fläche von 15.840 m2 zur Verfügung. Das gereinigte Ab- Abb. 3-32
wasser wird im Anschluss an die Membranfiltration in Membranmodul bei der optischen Überprüfung
den Vorfluter eingeleitet. [Foto: SCHERING AG 2004]

Für die Stapelung des Überschussschlammes wurden zwei


belüftete Schlammspeicher mit einem Gesamtvolumen
von 1.700 m3 errichtet. Als Notauffangbecken stehen heu-
te drei Becken mit insgesamt 20.500 m3 Volumen zur Ver-
fügung.

Die Investitionen für den Neubau der Anlage, im Wesent-


lichen der Belebungsbecken und der Membrananlage,
betrugen rund 10 Mio. Euro, wovon 1,6 Mio. Euro vom
Land NRW als Fördergelder bewilligt wurden.

3.5.11
Sonstiges

3.5.11.1
Deponiesickerwässer

Eine der wesentlichen Emissionen einer Siedlungsabfall- • die Kombination aus biologischer Stufe und Oxidation
deponie ist neben Gas und Geruch das Deponiesicker- bzw. Aktivkohle (Abbildung 3-33) und
wasser, welches erstmals 1986 bei der Novellierung des
WHG als „behandlungsbedürftiges Abwasser“ definiert • die Kombination aus Umkehrosmose, Hochdruckum-
wurde [HENß, OPITZER 1995]. Es ist in der Regel hoch kehrosmose, ggf. Nanofiltration und Reststoffentsor-
mit organischen und anorganischen Inhaltsstoffen belas- gung.
tet, wobei die Belastung zeitlich sehr stark schwanken
kann. Neben diesen genannten Verfahrenvarianten sind weitere
im Einsatz, z. B. die Erweiterung der biologischen Vorbe-
Für die Behandlung von Sickerwasser zur Erzeugung eines handlung aus Punkt eins um eine integrierte Membran-
einleitfähigen Permeats (Abwasserverordnung, Anhang stufe.
51 [ABWV 2002]) gibt es vielfältige Verfahren bzw. Ver-
fahrenskombinationen [ATV 1993, VDMA 1994], da ein Das Umkehrosmoseverfahren zur Sickerwasseraufberei-
einzelnes Verfahren meist nicht das gewünschte Ergebnis tung gehört zum Stand der Technik [ATV 1993]. Der
erzielen kann. langjährige Dauerbetrieb zahlreicher großtechnischer
Anlagen weist nach, dass mit der Umkehrosmose die im
In den letzten Jahren haben sich zwei Verfahrenskombi- Sickerwasser gelösten organischen und anorganischen
nationen zur Behandlung und Aufbereitung von Depo- Inhaltsstoffe mit vergleichsweise geringem Gesamtauf-
niesickerwasser herauskristallisiert [PETERS 1996]: wand zu 98 bis 99 % abgetrennt werden können, wenn

213
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-33
Verfahrenskombination nach dem Stand der Technik zur Behandlung von Deponiesickerwasser ohne
Einsatz der Membranverfahren [ROSENWINKEL, BAUMGARTEN 1998]

Kohlenstoffquelle Energie
Überschussschlamm

Oxidation (Ozon)
Rohsickerwasser
Biologische Vorbehandlung Gereinigtes Sickerwasser
Aktivkohle

Regeneration

Abb. 3-34
Verfahrenskombination nach dem Stand der Technik zur Behandlung von Deponiesickerwasser
unter Einsatz der Membranverfahren mit und ohne biologische Vorbehandlung
[ergänzt nach ROSENWINKEL, BAUMGARTEN 1998]

Kontrollierte, zeitlich und örtlich begrenzte


Infiltration in den Deponiekörper

Konzentrat

Verbrennung
Oxidation Eindampfung
Reststoff
Aktivkohle Trocknung
Einbindung

Rückführung Entsorgung

Rohsickerwasser Membranverfahren
Biologische Vorbehandlung Gereinigtes Sickerwasser
(Umkehrosmose/Nanofiltration)

Kontrollierte, zeitlich und örtlich begrenzte


Infiltration in den Deponiekörper
Reststoff
Konzentrat
Stickstoff-
verbindung Stickstoff- Eindampfung Verbrennung
Reststoff
ausschleusung Aktivkohle Einbindung

Rückführung Entsorgung

Rohsickerwasser Membranverfahren
Kiesfilter Gereinigtes Sickerwasser
(Umkehrosmose)

214
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

problemadaptierte Modul- und Anlagensysteme verwen- Bei Einsatz der Membrantechnik gibt es drei Alternativen
det werden [PETERS 1998, PETERS 2000]. Betriebsergeb- zur Entsorgung der Sickerwasserkonzentrate [PETERS
nisse halb- und großtechnischer Membrananlagen zur 2000]:
Sickerwasserbehandlung wurden von BAUMGARTEN
[1998] dokumentiert und ausgewertet. Untersuchungen • Verbrennung des Konzentrats in entsprechend ausgerüs-
von THEILEN [2000] zeigen, dass eine Kombination aus teten und zertifizierten Anlagen für die Entsorgung
herkömmlicher Filtration (Beutel- oder Kerzenfilter) und hochbelasteter Flüssigkeiten
einer oder zwei Membranstufen sehr gut zur Behandlung
von Rohsickerwasser geeignet ist. Mit einer ersten Mem- • Einbindung des Konzentrats mit verschiedenen Materi-
branstufe (z. B. Kissen- oder Rohrmodule) und der even- alien mit anschließender Ablagerung der trockenen
tuell erforderlichen zweiten Stufe (Kissen- oder Wickel- Reststoffe auf der Deponie
module) kann aus dem hoch belasteten Sickerwasser ein
Permeat produziert werden, welches annähernd Oberflä- • Kontrollierte zeitlich und örtlich begrenzte Konzentrat-
chenwasserqualität besitzt. Verfahrenskombinationen zur Infiltration in den Deponiekörper, um den biochemi-
Behandlung von Deponiesickerwasser unter Einsatz der schen Abbauprozess der organischen Abfallstoffe zu
Membranverfahren (Umkehrosmose, Nanofiltration) mit verbessern und die angestrebte Immobilisierung des
und ohne biologische Vorbehandlung nach dem Stand organischen Materials zu beschleunigen
der Technik zeigt Abbildung 3-34.
Die letztgenannte Lösung führt zu einer erhöhten Gas-
Membranverfahren erreichen jedoch auch bei der Sicker- produktion und damit zu einer beschleunigten Abnahme
wasserbehandlung Grenzen durch das Auftreten irrever- des organischen Anteils in einer Deponie. Umfangreiche
sibler Deckschichten auf der Membran. Da die Sickerwas- Untersuchungen und langjährig gesammelte Erkennt-
sermatrix sehr komplex ist, können diese Verfahrensgren- nisse und Erfahrungen auf Deponien, die mit der kon-
zen nicht auf der Basis von Analyseergebnissen bestimmt trollierten Infiltration betrieben werden, bestätigen, dass
werden, sondern müssen individuell für jedes Sickerwas- langfristig keine auffallenden Veränderungen im abflie-
ser in Versuchen vor Ort neu bestimmt werden [ROSEN- ßenden Sickerwasser festzustellen sind [PETERS 2000].
WINKEL, BAUMGARTEN 1998].

215
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.5.11.1.1 UO

Deponie Alsdorf-Warden

Membranverfahren zweistufig: Umkehrosmose, Hochdruckumkehrosmose

Inbetriebnahme 1999

Ziele Gewährleistung der Sickerwasserreinigung und damit Sicherung der Deponie

Membranfläche ca. 460 m2

Module Scheiben-Rohr-Module (disc tube module)

Permeatvolumenstrom ca. 4,8 m3/h

Vorbehandlung Kiesfilter zur Grobstoffabscheidung und Kerzenfilter

Nutzen Gewährleistung der Sickerwasserreinigung

Das Unternehmen Abfallwirtschaft Kreis und Stadt Aachen Die zweistufige Umkehrosmoseanlage (Abbildung
GmbH (AWA) betreibt die Zentraldeponie Alsdorf-Warden 3-35) zur Sickerwasserreinigung wird im sogenannten
(Inbetriebnahme 1976), auf der heute nur noch anorga- O & O-Verfahren (Own and Operate) von der Firma Pall
nische Abfälle abgelagert werden. Das Einzugsgebiet um- seit 1999 betrieben.
fasst den Kreis und die Stadt Aachen. Im Rahmen ihrer
Leistungsfähigkeit nimmt die Zentraldeponie auch Inert- Beide Stufen sind mit Scheiben-Rohr-Modulen, soge-
stoffe externer Körperschaften an. nannten DT-Modulen (disc tube module der Firma Pall),
ausgestattet. Zum Schutz der Anlage sind ein Kiesfilter
Zur Behandlung des Deponiesickerwassers werden zwei zur Grobstoffabscheidung und ein Kerzenfilter vorgeschal-
Anlagen eingesetzt, von denen hier die zweistufige Um- tet. Die Membrananlage enthält insgesamt 60 Module,
kehrosmoseanlage beschrieben wird, welche die Entsor- von denen 44 auf die Sickerwasserstufe, 13 auf die erste
gung der Deponie sicherstellt. Konzentratstufe (120 bar) und drei auf die zweite Konzen-
tratstufe (150 bar) entfallen. Jedes Modul weist eine
Membranfläche von ca. 7,6 m2 auf, so dass insgesamt
eine Membranfläche von ca. 460 m2 zur Verfügung steht.
Derzeit werden mit der Anlage 5 m3/h Sickerwasser
Abb. 3-35 behandelt, von denen 92 bis 95 % als Permeat gewonnen
Umkehrosmoseanlage auf der Deponie werden. Das Permeat wird zur Kläranlage geleitet und das
Alsdorf-Warden [MAURER 2001] Retentat extern entsorgt.

Bei den eingesetzten Membranen handelt es sich um


Komposit-Membranen, deren aktive Schicht aus Poly-
amid besteht (Abbildung 3-36). Ein- bis zweimal in der
Woche ist eine Reinigung der Membranen notwendig,
eine Auswechslung der Membranen war seit Inbetrieb-
nahme noch nicht erforderlich.

Die Behandlung von Deponiesickerwasser hat ausschließ-


lich umweltrelevante Gründe, so dass der „Nutzen“ der
zweistufigen Umkehrosmoseanlage hier in der Sicherung
des umweltgerechten Betriebs und ggf. einer Nachsorge-
phase der Deponie zu sehen ist.

216
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-36
Aufbau der Kompositmembran [MAURER 2001]

Ultradünne aktive Schicht


aus modifiziertem Polyamid

Mikroporöse Zwischenschicht
aus Polysulfon

0,2 µm

40 µm

Stützgewebe
aus Polyester 120 µm

In Nordrhein-Westfalen wird an zahlreichen weiteren


Standorten (z. B. Essen, Köln, Mönchengladbach) Depo-
niesickerwasser mittels Membrantechnik bzw. einer Ver-
fahrenskombination aus Membrantechnik und biologi-
scher Behandlung bzw. weiteren Verfahren (z. B. Aktiv-
kohleadsorption) gereinigt.

217
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.5.11.2 MF

Fischzucht

Membranverfahren Mikrofiltration

Inbetriebnahme 2004 (Pilotanlage)

Ziele Wiederverwendung des Abwassers / Schließung von Wasserkreisläufen

Membranfläche 21 m2

Module Eindeckplattenmodule

Permeatvolumenstrom max. 8 m3/d

Vorbehandlung Nicht notwendig

Nutzen Einsparung von Frischwasser- und Abwasserkosten

In der Süßwasser-Aquakultur werden seit Mitte der 70er Zur Gewährleistung eines internen Schlammkreislaufs
Jahre erhebliche Anstrengungen unternommen, Techno- zwischen Nitrifikation und Denitrifikation fördert die
logien zu entwickeln, die eine wirtschaftliche und um- Zirkulationspumpe Schlamm aus dem Filterbehälter zur
weltgerechte und intensive Fischzucht ermöglichen. Von Denitrifikationsstufe.
besonderer Bedeutung ist dabei die Entwicklung von so
genannten Kreislaufanlagen. Seit Mitte der 90er Jahre Das gereinigte Wasser wird mit der Permeatpumpe durch
steht mit der MBR-Technik eine innovative Technologie die Membranen gesaugt und zurück in das Hälterungs-
zur Realisation von Kreislaufanlagen zur Verfügung. Die becken gefördert. Die Pumpe läuft im Dauerbetrieb mit
Eignung dieses Verfahrens zur Reinigung der Abwässer regelmäßigen Pausen, die der besseren Abreinigung der
aus der Fischzucht wurde durch den Betrieb einer MBR- Filterflächen dienen. Des Weiteren ist die Wasser-Aus-
Pilotanlage auf dem Versuchsfeld Marienfelde des Umwelt- tauschrate im Hälterungsbecken von den Lauf- und Pausen-
bundesamts in Berlin bestätigt (siehe Abbildung 3-37). zeiten und dem Förderstrom der Permeatpumpe abhängig,
der zwischen 1 und 8 m3/d eingestellt werden kann.
Die Pilotanlage besteht aus einem ca. 4 m hohen Hälte-
rungsbecken aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) Der Überschussschlamm und der Teil des Abwassers aus
und der Aufbereitungsanlage. Eine Pumpe fördert das dem Hälterungsbecken, der nicht im Kreislauf geführt
Wasser und das abgesetzte Sediment aus dem Hälterungs- wird, werden zur Kläranlage geleitet.
becken mit einem Förderstrom von 1,7 l/s intervallweise
zur Denitrifikationsstufe, die aus drei mit Rührwerken Die Entwicklung dieses Verfahrens bis zur Marktreife wird
ausgestatteten PE-Behältern besteht. Das Volumen der in einem Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Denitrifikationsstufe kann durch einen höhenverstell- (DBU) fortgeführt.
3
baren Überlauf zur Membranstufe zwischen 0,4 m und
1,4 m3 variiert und damit dem Versuchsbetrieb angepasst
werden. Die Nitrifikation erfolgt in der Membranstufe,
die ein Volumen von 1 m3 fasst. Eingesetzt wird ein aus
35 Filterplatten bestehendes Membranmodul mit einer
Filterfläche von insgesamt 2 m2. Die Porenweite der
Membranen beträgt 0,4 µm. Die Belüfter zur Abreinigung
der Filterflächen und zur Sauerstoffversorgung des
Schlammes sind unterhalb des Moduls angeordnet. Ein
zweites Modul ist vorhanden und kann zur Verdopplung
der Filterfläche nachgerüstet werden.

218
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-37
Verfahrensschema einer Kreislaufanlage zur Reinigung von Abwasser aus der Fischzucht
[UMWELTBUNDESAMT 2004]

Frischwasser Recyclingstrom
Hälterungsbecken

Membranstufe
Nitrifikation

Denitrifikationsstufe
Abwasser zur Überschuss-
Kläranlage DN 1 DN 2 DN 3 schlammabzug

Gebläse-
station
Rezirkulation (RZ)

3.5.11.3 UF

Kraftwerke, Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD) Dresden

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 1996

Ziele Reinigung ölkontaminierter Kühlwasser- oder Heiz-Kreisläufe durch Abtrennung

von emulgiertem Öl aus dem Kreislaufwasser mittels Ultrafiltration

Membranfläche 15,2 m2

Module keramische Multikanal-Elemente

Permeatvolumenstrom bis zu 2,5 m3/h

Vorbehandlung Kerzenfilter < 1 µm

Nutzen Wiederherstellung der Kühl- bzw. Heiz-Leistung nach Kontamination der Kühl-

bzw. Heiz-Kreisläufe mit Öl bei Stillstandszeiten des Kraftwerks

Das 1995 gebaute Gas- und Dampfturbinen-Heizkraft- wassersystem des Kraftwerks gelangt und lagerte sich an
werk Dresden, Nossener Brücke, verfügt über eine elektri- unterschiedlichen Wärmeübertragungsflächen im System
sche Leistung von 270 MW, eine thermische Leistung ab, was zu einer deutlichen Verschlechterung des Wärme-
von 455 MW Heizwasser und 25 MW Dampf. Seit 1997 übergangs und damit der Kühlleistung einzelner Aggrega-
gehört das Kraftwerk zur DREWAG. Mitte des Betriebsjah- te führte.
res 1996 war Turbinenöl in das verzweigte Zwischenkühl-

219
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Da das System aus Rohrleitungen unterschiedlicher Durch- Eine als mobile Einheit konzipierte und flexibel an die
messer und verschiedenen Aggregaten mit hydraulischen örtlichen Gegebenheiten anzupassende RÖKU-Anlage
Totzonen besteht, hätte die erforderliche Reinigung des besteht aus den Hauptkomponenten Vorfiltration, Roh-
Kühlsystems durch einen Austausch der im Kreislauf wasservorlage, Ultrafiltrations-Einheit mit vier in Serie
befindlichen ca. 90 m3 Kühlwasse sowie gezielte Spülun- geschalteten Modulen à 3,8 m2 Membranfläche, Zirkula-
gen des Kühlwassersystems nicht erzielt werden können. tionstank, Filtrattank und einer CIP-Einrichtung für die
Alternativ hätten alle apparatetechnischen Komponenten Reinigung der Membranen (Abbildung 3-39).
einzeln ausgekoppelt und gespült werden müssen. Neben
dem Aufwand für die Reinigung der einzelnen Aggregate Im Falle des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks Dresden
wäre dabei auch mit einem temporären Stillstand des wurde mit Hilfe eines problemspezifisch ausgewählten,
Kraftwerkes zu rechnen gewesen. dem Kühlwasser beigemischten Emulgators das an den
wasserberührten Oberflächen des Kühlkreislaufes anhaf-
Zur Problemlösung wurde ein gemeinsam von der THERM- tende Öl emulgiert. Diese Emulsion wurde über die im
SERVICE für Kraftwerke und Industrie GmbH und der Bypass geschaltete, mit keramischen Membranen ausge-
Dr.-Ing. Peters Consulting für Membrantechnologie und rüstete und im Cross-Flow betriebene Ultrafiltrations-
Umwelttechnik (DPC) unter Einbindung der Modultech- Anlage behandelt. Die Behandlung erfolgte chargenweise.
nik der atech innovations GmbH entwickeltes Verfahren Das Permeat, das noch einen Teil des Emulgators enthält,
eingesetzt. Dieses patentierte Verfahren wurde unter dem wird wieder in den Kreislauf eingespeist. Das Konzentrat,
Namen „RÖKU (Reinigung ölkontaminierter Kühlwasser- in dem sich die aus der Emulsion abgetrennten Öl-Mikro-
kreisläufe mit Ultrafiltration und Emulgierung bei laufen- tröpfchen aufkonzentrieren, wurde entsorgt. Aus dem
dem Blockbetrieb)“ eingeführt. Es bietet im Vergleich zur Zwischenkühlwasserkreislauf des Gas- und Dampfturbinen-
konventionellen Vorgehensweise geringere Kosten und Heizkraftwerkes Dresden, Nossener Brücke, wurden so
vermeidet kostenintensive Betriebsausfallzeiten. Abbil- ca. 1.600 l Öl entfernt. Nach Erreichen des gewünschten
dung 3-38 zeigt das Verfahrensschema des RÖKU-Verfah- Restölgehaltes wird der Emulgator aus dem Kreislaufwas-
rens. ser entfernt und dieses entsprechend konditioniert.

Abb. 3-38
Schema des RÖKU-Verfahrens [nach DPC 1997]

Permeat-
Kühlwasser ölfrei behälter

Ultra-
filtration 1

Kühlwasser- Rohwasser- Zirkulations-


Kerzenfilter
kreislauf vorlage tank
Kühlwasser ölbelastet

Emulgator Öl-Ausschleusung

220
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Weitere Beispiele für den Einsatz dieses Verfahrens waren Abb. 3-39
1997 die Sanierung im Heizkraftwerk Zolling der Isar- Ultrafiltrations-Anlage für das Verfahren RÖKU
Amper-Werke, bei der ca. 1.000 l Schmieröl aus dem Zwi- [Foto: THERM-SERVICE]
3
schenkühlwasserkreislauf mit 300 m Inhalt abgetrennt
wurden, und 1998 die Reinigung eines Zwischenkühlwas-
serkreislaufes mit 130 m3 Inhalt und 400 Heizkörpern in
einem Krankenhaus in Rottweil, aus dem 2.600 l Schmier-
öl entfernt werden konnten.

3.5.11.4 UF

Bilgenentölung

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 1989

Ziele Entsorgung der Bilgenwässer

Membranfläche 23,6 m2

Module Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 3 m3/h

Vorbehandlung Ölabscheidung

Nutzen Volumeneinsparung auf dem Schiff, Beitrag zum Umweltschutz

An Bord von Schiffen fallen durch den Schiffsbetrieb ver- und Korrosionsschutzmitteln, Reinigungsmitteln sowie
schiedene Arten von Ölrückständen an, die sich an der Fluss- bzw. Seewasser in unbekannten Konzentrationsver-
tiefsten Stelle im Maschinenraum, der Bilge, sammeln. hältnissen [FURTMANN ET AL. 2001]. Die Bilge muss des-
Das ölhaltige Schmutzwasser, genannt Bilgenwasser, ist halb periodisch gelenzt, d. h. das Öl-Wasser-Gemisch aus
ein Gemisch aus Öl, Schmierfett, Treibstoffresten, Kühl- der Bilge entsorgt werden. Früher wurde der Bilgeninhalt
und Kondenswasser, in geringen Mengen Frostschutz- in das Gewässer gelenzt, was aber seit 1963 verboten ist.

221
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-40
Verfahrensskizze der Bilgenentölung [nach DEUTSCH 2001]

Landabgabe
Absaugung Ölphase
aus Schiffsbilge Separator
Altöl-Sammelbehälter

Wasserphase

Konzentrat Kreislaufführung
nach Abschaltung
Ultrafiltration des Zulaufs

Permeat

Um die Entsorgung der Bilgenwässer zu gewährleisten, gesammelt und je nach Wassergehalt einer Verwertung
haben die rheinanliegenden Bundesländer 1965 den Bil- (Zweitraffinat) oder Entsorgung (thermisch) zugeführt,
genentwässerungsverband als Körperschaft des öffent- die andere Gesellschaften übernehmen.
lichen Rechts gegründet, welcher der Rechtsaufsicht des
Landes Nordrhein-Westfalen untersteht. Zur Durchfüh- Die Wasserphase gelangt in die nach dem Crossflow-Ver-
rung seiner Aufgaben bedient sich der Verband der Bil- fahren betriebene Ultrafiltrationsanlage (Firma Berghof).
genentölungsgesellschaft mbH, die das Bilgenwasser allen Dort trennen Rohrmodule mit Polymermembranen mit
Schiffen (unabhängig vom Herkunftsland) kostenlos einer Trenngrenze von 100.000 Dalton bei einem Betriebs-
abnimmt und behandelt. druck von 7 bar weiteres Öl von der Wasserphase ab. Mit
der gesamten Membranfläche (23,6 m2) wird pro Stunde
Die Bilgenentölungsgesellschaft mbH wurde 1961 ge- 3,0 m3 Filtrat produziert, das die vorgegebenen Grenzwer-
gründet und beschäftigt heute 25 Mitarbeiter. Sie ist für te laut Bescheid der zuständigen Wasserbehörde einhält
die Bilgenentölung aller Binnenschiffe in der Bundesre- und direkt ins Gewässer geleitet wird.
publik südlich von Münster zuständig. (Für Hamburg,
Bremen und Berlin übernehmen andere Institutionen Das Konzentrat wird erneut über die Ultrafiltrationsanla-
diese Aufgabe, zum Teil gegen Gebühr.) Die Gesellschaft ge geleitet und weiter aufkonzentriert. Nach mehreren
betreibt mehrere Bilgenentölungsboote (Bibo), die das Öl Durchläufen verbleiben nur wenige Liter ölhaltiges Kon-
von der Wasserphase mittels Schwerkraftabscheider und zentrat, das ebenfalls im Ölbehälter gesammelt und einer
seit 1989 zusätzlich mittels Ultrafiltration trennen. Verwertung oder Entsorgung zugeführt wird. Je nach Ein-
satz werden die Membranen ein- bis zweimal wöchent-
Das abgesaugte Bilgenwasser wird zunächst über einen lich gespült. Die Praxis hat gezeigt, dass die Standzeit der
Kaskadenölabscheider (Separator) vorabgeschieden (siehe Membranen ca. 15.000 Betriebsstunden, teilweise auch
Abbildung 3-40). Die Ölphase wird in einem Behälter mehr, beträgt.

222
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.11.5 Von Zeit zu Zeit muss der Filter durch Rückspülung


Schwimmbäder (meist mit Schwallwasser) gereinigt werden. Das Schlamm-
wasser aus der Rückspülung wird zunächst aufgefangen
Im Schwimmbadwasser sammeln sich neben Schmutz- und anschließend in das öffentliche Abwassernetz geleitet.
teilchen auch wasserlösliche und emulgierbare Substanzen
(z. B. Hautschweiß, Reste von Hautcreme, Sonnenschutz- Pro Badegast werden mindestens 30 l [DIN 19643] bis
öl), die nur in bestimmten Konzentrationen vorliegen 120 l Trinkwasser durch die Ableitung von Wasser in die
dürfen. Im üblichen Schwimmbadbetrieb wird dies durch Kanalisation und Zumischung von frischem Trinkwasser
die Verdünnung mit Trinkwasser erreicht, das in das gefüllte verbraucht.
Schwimmbecken gepumpt wird. Durch dieses Hineinpum-
pen und die Wasserverdrängung durch Badende läuft Durch Wasserverdunstung und Nachfüllung steigt die
Wasser – Schwallwasser – durch die Überlaufrinne in einen Wasserhärte an, die aus Kalk und Magnesiumsalzen besteht.
Schwallwasserbehälter ab. Von dort wird es durch einen Durch die Chlorung und pH-Wert-Korrektur entstehen
Sandfilter gepumpt, in dem Schmutz- und Trübstoffe weitere Salze. Zudem kommt es in großen Schwimmbad-
zurückgehalten werden. Nach einer Konditionierungs- betrieben mit Solebecken zur Verschleppung von Sole in
strecke gelangt das filtrierte Wasser wieder in das das normale Schwimmbadwasser.
Schwimmbecken.

3.5.11.5.1 UF UO

Schwimmbad, Aquana Freizeitbad

Membranverfahren Ultrafiltration (UF), Umkehrosmose (RO)

Inbetriebnahme 1998

Ziele Reduzierung der benötigten Frischwassermengen

Membranfläche 42 m2 (UF), 140 m2 (RO)

Module Kapillarmodule (UF), Spiralwickel (RO)

Permeatvolumenstrom Gesamt (UF und RO) 5 m3/h

Vorbehandlung Vorfiltration

Nutzen Einsparung von Frischwasser und Energie für Aufheizung

Die 1998 gegründete Freizeiteinrichtung mit seinen 30 Mit- Die Anlage ist nicht in den Schwimmbadwasserkreislauf
arbeitern wird zu 100 % von der Stadt Würselen getragen. eingebunden, sondern dient dazu, von der großen Was-
sermenge, die zur Rückspülung der Sandfilter notwendig
Um die großen Frischwassermengen, die durch den übli- ist, rund 70 % zurückzugewinnen.
chen Filtrationsbetrieb benötigt werden, zu reduzieren,
wurde 1998 im Zuge der Neubaumaßnahme eine Ultrafil- Dazu sind zwei Membranfilter-Kreisläufe hintereinander
trations- und Umkehrosmoseanlage (degebran® GmbH geschaltet, die im Crossflow-Verfahren Schlammwasser
Anlagenbau) für das Aquana Freizeitbad geplant und ge- (aus der Rückspülung der Filter), Dusch- und Waschbe-
liefert. cken- und Regenwasser aufbereiten und dabei Substanzen

223
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-41
Wasserkreislaufführung und Aufbereitung im Aquana Freizeitbad [nach DEGEBRAN ® ]

Schwimmbecken Überlaufrinne

Schwallwasserbecken

Normalbetrieb Filterrückspülung

Dusch-
abwasser

Reinwasser
Regen-
Adsorberstufe wasser
Schlammwasser
mit Aktivkohle

Permeat
Filtrat
Umkehrosmose Ultrafiltration Vorfilter Rohwasser

Retentat als Konzentrat


Brauchwasser

wie organische Chlorverbindungen, Wasch- und Reini- Mit diesem Verfahren werden bis zu 80 % der früher be-
gungsmittel und Urinbestandteile entfernen (Abbildung nötigten Frischwassermenge, die als Füllwasser gebraucht
3-41). Nach einem Vorfilter trennen rückspülbare Kapil- wird, eingespart. Zusätzlich wird der Energiebedarf redu-
2
larmembranen mit einer gesamten Filterfläche von 72 m ziert, da das Permeat warm in den Beckenkreislauf zu-
in der ersten Ultrafiltrationsstufe feste Schmutz- und rückgeführt werden kann, ohne erneut aufgeheizt werden
Schwebestoffe ab. Aus diesem Filterkreislauf werden kon- zu müssen. Neben dem ökologischen Vorteil, Wasser zu
tinuierlich 10 % Konzentrat ausgeschleust und als Abwas- sparen, wird auch eine erhebliche Kosteneinsparung
ser entsorgt. Das Filtrat gelangt in die zweite Stufe, die erreicht. Die Amortisationszeit der 383.000 EUR-Investi-
Umkehrosmoseanlage, in der Spiralwickelmodule tion ist mit drei Jahren berechnet.
2
(140 m Filterfläche) auch gelöste Substanzen zurückhal-
ten. Das Permeat dieser zweiten Stufe wird über eine Ad-
sorberstufe mit Aktivkohle in den Schwimmbadwasser-
kreislauf zurückgeleitet, während das salzreichere Reten-
tat als Brauchwasser eingesetzt wird. Die Systemleistung
beträgt insgesamt 5 m3 pro Stunde.

224
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.5.11.5.2 UF

Schwimmbad, Freizeitbad Copa Ca Backum

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme August 1998

Ziele Reduzierung der benötigten Frischwassermenge und Gewährleistung von keimfreiem Wasser

Membranfläche 300 m2

Module Hohlfasermodule

Permeatvolumenstrom 10 m3/h

Vorbehandlung Sedimentation, Partikelabtrennung durch Sieb

Nachbehandlung Oxidation, Adsorption, Desinfektion

Nutzen Einsparung von Frischwasser und Energie

Das Freizeitbad Copa Ca Backum wird von den Hertener Zur Beseitigung der gebildeten Membrandeckschicht ist
Stadtwerken GmbH betrieben. Mit dem Ziel, die großen eine halbstündliche Rückspülung (durch Umkehrung des
benötigten Frischwassermengen zu reduzieren und keim- Flusses), kombiniert mit einer Luftreinigung (stündlich),
freies Wasser zu gewährleisten, entwickelten die Hertener erforderlich. Eine chemische (alkalische) Reinigung der
5)
Stadtwerke GmbH und das L. V. H. T.- Institut , Essen, Membranen erfolgt alle vier Wochen. Bei dieser Betriebs-
(wissenschaftliche Unterstützung) ein Verfahren zur Auf- weise wird mit einer Standzeit der Membranen von fünf
bereitung von Betriebsabwässern für öffentliche Bäder Jahren gerechnet.
und Gewerbebetriebe. Seit August 1998 wird diese Ver-
fahrenskombination, die u. a. die Membrantechnik ein- Nach weiteren Aufbereitungsstufen (Oxidation sowie
setzt, im Freizeitbad Copa Ca Backum zur Aufbereitung Adsorption an Aktivkohle und Nachdesinfektion auf
von Becken-, Schlamm- und teilweise Duschabwasser Chlorbasis) hat das Filtrat Trinkwasserqualität. Es wird in
angewendet. einem Vorratsbehälter gesammelt und als Reinwasser zur
Füllung des Schwimmbeckens bzw. für die Spülung der
Das abgebadete Wasser und ein Teil des Duschwassers Filter verwendet.
werden in einem Rohwasserbehälter gesammelt, in dem
bereits partikuläre Stoffe sedimentieren und über ein Sieb Das Schlammwasser aus der Rückspülung der Filter
abgetrennt werden (Abbildung 3-42). Die nachgeschaltete wird in den Rohwasserbehälter geleitet und durchläuft
Ultrafiltrationsanlage dient der Voraufbereitung des gemeinsam mit dem abgebadeten Beckenwasser und
kombinierten Betriebswassers. Polymere Hohlfasermem- Duschwasser den beschriebenen Aufbereitungskreislauf.
branen (System Pall) trennen im Dead-End-Betrieb unge- Wasserverluste, die bei der Aufbereitung und durch Ver-
löste Teilchen bzw. Trübungen sowie Öle, Fette und Salben dunstung und Verschleppung im Bad entstehen, werden
ab, so dass den weiteren Verfahrensschritten ausschließ- durch Zufuhr von Frischwasser ausgeglichen.
lich tatsächlich gelöste Stoffe zugeleitet werden. Insge-
samt bewältigen 6 Module mit je 50 m2 Filterfläche einen
Permeat-Volumenstrom von 10 m3 pro Stunde.

5) L. V. H. T. – Lehr- und Versuchsgesellschaft für innovative Hygiene-Technik mbH, Institut für angewandte Bau- und Bäderhygiene GmbH, Essen

225
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-42
Wasseraufbereitung im Freizeitbad Copa Ca Backum [nach L. V. H. T. 2001]

Anteil Duschwasser
Schwimmbecken

Füllwasser
Schlammwasser Schlammwasser
Rohwasser Vorratsbehälter
aus Rückspülung

Filtrat
Ultrafiltration Oxidation Adsorption Nachdesinfektion

Spülwasser

Obwohl regelmäßig Frischwasser zugeführt wird, kommt In der vorgestellten Verfahrenskombination wird die
es durch die Kreislaufführung des Rückspülwassers und Membrantechnik nur als vorgeschaltete Aufbereitungs-
Verdunstungsverluste zu einer Aufsalzung des Schwimm- stufe eingesetzt, die wirtschaftlichen Vorteile wie Frisch-
badwassers von etwa 10 bis 15 % im Jahr. Dies ist aber wasser- und Energiekosteneinsparung beziehen sich
nicht von Bedeutung, da gemäß DIN 19643 das gesamte daher auf das Gesamtsystem. Bei einer Frischwasserein-
Beckenwasser einmal pro Jahr ausgetauscht wird. sparung von 60 % und der prognostizierten Energieein-
sparung von 50 % hatte sich die Anlage nach 3,5 Jahren
amortisiert.

226
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.6
Anwendungsbeispiele außerhalb Deutschlands

In den Kapiteln zu 3.5 wird der Einsatz verschiedener erfolgt wie in Kapitel 3.5 aufgrund der Industriezweige,
Membranverfahren in Deutschland vorgestellt, in den in denen die Anlagen eingesetzt werden. In der Tabelle 3-6
folgenden Kapiteln werden Beispiele aus der internatio- sind alle Beispiele aufgeführt, die im Folgenden beschrie-
nalen Praxis beschrieben. Die Sortierung der Beispiele ben sind.

Tab. 3-6
Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Membrantechnik in der industriellen Abwasserbehandlung
in Deutschland

Branche Firma Ort Inbetrieb- Membran- Module Membran- Kapitel

nahme verfahren fläche m 2


Nahrungsmittel- Kellogg Manchester 2004 UF Rohrmodule 5  216 3.6.1.1

industrie (Großbritannien)
Stärkegrund- Raisio Chemicals Veurne 2004 UF getauchte, 1.188 3.6.1.2

produktion (Belgien) rotierende

Plattenmodule
Nahrungsmittel- Dairygold Mitchelstown 2000 UF Rohrmodule 648 3.6.1.3

industrie (Irland)
Nahrungsmittel- Dairy Crest Davidstow 2003 UF Rohrmodule 486 3.6.1.4

industrie Camelford

(Großbritannien)
Mälzerei Sobelgra n. v. Antwerpen 2004 UF getauchte 8.000 3.6.1.5

(Belgien) Kapillarmodule
Wäscherei Wäscherei Kerkrade 1998 UO Wickelmodule 250 3.6.2

Massop (Niederlande)
Pharmaindustrie Sandoz/ Barcelona 2003 MF getauchte 1.440 3.6.3

BIOCHEMIE (Spanien) Plattenmodule


Tierkörperbesei- SARIA Bayet 2000 UF getauchte 1.800 3.6.4.1

tigung (Frankreich) Kapillarmodule


Mechanisch-bio- Tirme Mallorca 2004 UF Rohrmodule 100 3.6.4.3

logische Abfall- (Spanien)


behandlung

227
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.6.1
Nahrungsmittelindustrie

3.6.1.1 UF

Müsliproduktion bei der Kellogg Company,


Großbritannien

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2004

Ziele Einhaltung der Anforderung für Indirekteinleitung und Senkung der Abwasserkosten

Membranfläche 5 Module á 216 m2

Module Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 60-80 m3/h

Vorbehandlung Trommelsieb und Dekanter

Nutzen Reduzierung der Abwassergebühren, ausbaufähige Abwasserbehandlungsanlage mit

geringem Platzbedarf

Die Kellogg Company stellt heute in 19 Ländern mehr als Je nach Produktionscharge können Feststoffe im Abwas-
50 verschiedene Getreideprodukte her und verfügt über ser enthalten sein, die über ein Trommelsieb entnommen
25.000 Mitarbeiter. werden. Kakaopulver lässt sich jedoch nicht mit einer
Siebung abtrennen. Deshalb wird das kakaopulverhaltige
Am Standort Manchester wird Frühstücksmüsli herge- Abwasser durch eine Trübungsmessung detektiert und
stellt. Bei der Produktion fallen erhebliche Mengen Spül- einer Dekantierzentrifuge zugeführt, in der die Feststoffe
und Abwässer mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen abgetrennt werden. Die Flüssigphase wird in die biologi-
(Getreidebestandteile, Kakao, Zucker etc.) an. Das Abwas- sche Reinigungsstufe geleitet, in der die gelösten organi-
ser wurde bis 2003 lediglich durch ein Bogensieb zur schen Bestandteile abgebaut werden. Die biologische Stu-
Abtrennung der Feststoffe gereinigt. Die stetig steigenden fe ist als Belebungsverfahren in Kombination mit einer
Abwassergebühren führten im Jahr 2003 zur Planung extern aufgestellten Ultrafiltration zur Biomasseab-
einer leistungsfähigen Kläranlage, die 2004 in Betrieb trennung nach dem BIOMEMBRAT ®-Verfahren der Wehrle
genommen wurde. Umwelt GmbH ausgeführt. Die fünfstraßige Ultrafiltrations-
anlage (Abbildung 3-44) wird im Cross-Flow-Verfahren
Rahmenbedingung für die Erweiterung der Abwasserrei- betrieben und erzeugt 60 – 80 m3/h Permeat. Je nach Ab-
nigungsanlage war die Wahl eines platzsparenden Verfah- wasseranfall können die einzelnen UF-Straßen zu- oder
rens, das den stark schwankenden Schadstofffrachten abgeschaltet werden. Der anfallende Überschussschlamm
und Abwassermengen gerecht wird und ausbaufähig im wird mit dem kakaohaltigen Abwasser in der belüfteten
Hinblick auf eine Recyclingmöglichkeit des gereinigten Vorlage der Dekantierzentrifuge vermischt. Anschließend
Abwassers ist. Abbildung 3-43 zeigt das Verfahrenssche- werden die Feststoffe in der Dekantierzentrifuge abge-
ma der Abwasserbehandlungsanlage. trennt und entsorgt.

228
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-43
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Kellogg Company in Manchester
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]

Ultrafiltrations-
membrananlage

Belebungs-
Puffer
becken

Zulauf Flüssigphase

Trommelsieb
Vorfluter

Trübungs-
Feststoff messung Vorlage
Dekanter
Dekanter

Feststoff

Abb. 3-44 der biologischen Reinigungsstufe und den Energiekosten


Cross-Flow-Ultrafiltration bei der Kellogg Company für die Belebtschlammabtrennung in der Cross-Flow-
in Manchester [Foto: WEHRLE UMWELT GMBH 2004] Ultrafiltration zusammen. Hinzu kommen die Kosten für
den Membranersatz (Membranwechsel alle vier Jahre pro-
gnostiziert) sowie die Kosten für den Einsatz von Mem-
branreiniger (chemische Reinigung nach Erfahrungswer-
ten von anderen Anlagen alle 6 – 8 Wochen).

Der Energieverbrauch der biologischen Reinigungsstufe


hängt von der zugeführten CSB-Fracht ab, wobei die
Energieaufnahme der Cross-Flow-Ultrafiltration eine
Funktion der spezifischen Filtratleistung ist. Die Möglich-
keit der Zuschaltung einzelner UF-Straßen je nach Abwas-
seranfall und die automatische Regelung der Belüftungs-
einrichtungen erlaubt eine Energie sparende Betriebs-
weise der Abwasserreinigungsanlage.

Die Investition für die Membrananlage betrug 930.000 Euro.


Die Betriebskosten für die Cross-Flow-Ultrafiltrationsanla-
Die Kosten für die Reinigung des Abwassers setzen sich ge belaufen sich auf 0,36 s/m3 Permeat, die der biologi-
im Wesentlichen aus den Energiekosten für die Belüftung schen Reinigungsstufe auf 0,38 s/m3.

229
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.6.1.2 UF

Stärkegrundproduktion bei
Raisio Chemicals, Belgien

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2004

Ziele Leistungsfähige und kompakte Abwasserbehandlung

Membranfläche 1.188 m2

Module Getauchte, rotierende Plattenmodule

Permeatvolumenstrom max. 12 m3/h

Vorbehandlung keine mechanische Vorbehandlung

Nutzen Reduzierung des Frischwasserbedarfs und des Abwasseranfalls, Kostensenkung

Abb. 3-45
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei Raisio Chemicals [nach HUBER AG 2004]

Membranbelebungsanlage Permeat-
behälter

Abwasser-
stapelung
Abwasser
aus der
Produktion Gebläse-
station

Produktionsprozess

Die finnische Firma Raisio Chemicals, die im März 2004 Abb. 3-46
von Ciba Spezialitätenchemie übernommen wurde, stellt Huber VRM ®-Verfahren (rotierende Module)
am Standort Veurne in Belgien Stärkegrundprodukte für [Fotos: HUBER AG 2004]
die Nahrungsmittel- und Photoindustrie sowie die phar-
mazeutische Industrie her.

Die Aufbereitung der Stärkegrundprodukte erfordert viel


Frischwasser, weshalb sich unter ökonomischen und öko-
logischen Aspekten ein geschlossener Wasserkreislauf
anbietet. Für den Standort Veurne musste eine geeignete
Abwasseraufbereitungsanlage nicht nur leistungsfähig,
sondern aufgrund der beengten Platzverhältnisse auch
kompakt sein.

230
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Die Verfahrenstechnik der 2004 in Betrieb genommenen heit des VRM®-Verfahrens besteht in den im Abwasser
Gesamtanlage besteht aus einem Misch- und Ausgleichs- eingetauchten und rotierenden Plattenmembranen.
becken, der Membranbelebungsanlage und einem Perme- Durch die rotierenden Membranplatten soll in Verbin-
atsammelbehälter (Abbildung 3-45). Das Abwasser aus dung mit der eingeblasenen Luft eine optimierte Deck-
der Produktion wird zunächst vergleichmäßigt und dann schichtabreinigung erreicht werden. Die Membrananlage
3
der Belebungsstufe (V= 1.800 m ) zugeführt, in der zwei kann auf zwei Module des Typs VRM® 20/252 erweitert
®
getauchte Module des Typs VRM 20/198 der Firma werden. Das gereinigte Abwasser wird über einen Permeat-
Huber installiert sind (Abbildung 3-46). Eine Besonder- sammelbehälter dem Produktionsprozess zugeführt.

3.6.1.3 UF

Molkerei Dairygold Food Products, Irland

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2000

Ziele Einhaltung der Einleitgrenzwerte in der Milchsaison

Membranfläche 648 m2

Module Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 80 – 90 m3/h

Nutzen Entlastung der vorhandenen Belebungsanlage, Einhaltung der Einleitgrenzwerte

Dairygold Food Products ist europaweit eine der größten Das Konzept beinhaltet den Betrieb der Membrananlage
und führenden Molkereien mit Sitz in Mitchelstown, in den belastungsstarken Sommermonaten und die
Irland. Dairygold Food Products stellt Milchpulver, Käse Außerbetriebnahme im Winter. Die Membranmodule
und Butter her und betreibt eine Fleisch- und Wurstfabrik. werden während der Winterzeit konserviert und eingela-
3
Am Standort Mitchelstown fallen 5.000 m /d Abwasser gert. Besonders wichtig ist die kurze Einfahrphase der
an, die in einer konventionellen Belebungsanlage behan- Anlage zu Beginn der Saison. Gerade in Zeiten von Belas-
delt werden. Während der Milchsaison von März bis tungsspitzen kann durch den Betrieb der Membrananlage
November steigt die Abwassermenge aufgrund der Molke- eine deutliche Verbesserung der Ablaufkonzentrationen
3
verarbeitung auf 7.000 m /d an. Der Anstieg der Abwas- der Gesamtabwasserbehandlungsanlage erreicht werden.
sermenge und der CSB-Frachten überstieg die Behand- Abbildung 3-47 zeigt das Verfahrensschema der Abwas-
lungskapazität der vorhandenen Belebungsanlage, so dass serbehandlungsanlage.
die bestehende biologische Reinigungsstufe in der Milch-
saison überlastet wurde und dies zu einer Überschreitung
der Einleitgrenzwerte führte. Aufgrund dieser Situation
wurde die separate Behandlung der Abwässer aus der
Molkeverarbeitung mit ca. 2.000 m3/d in einem Mem-
branbioreaktor technisch und wirtschaftlich geprüft und
führte im Jahr 2000 zum Neubau einer Anlage nach dem
BIOMEMBRAT ®-Verfahren der Wehrle Umwelt GmbH.

231
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-47
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei Dairygold Food Products, Irland
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]

Deni-/Nitrifikationsbecken

Nachklärbecken

Rezirkulation (RZ)

Rücklaufschlamm (RS)

Zulauf Membranstufe Vorfluter

Saison-
betrieb

Deni-/Nitrifikationsbecken

Rezirkulation (RZ)

Rezirkulation (RZ)

Abb. 3-48 Die Membranbelebungsanlage besteht aus einem vorge-


Gesamtanlage bei Dairygold Food Products schalteten Denitrifikationsbecken (V = 400 m3 ), einem
mit der Membrananlage im Vordergrund Nitrifikationsbecken (V = 2.000 m3 ) sowie einer anschlie-
[WEHRLE UMWELT GMBH 2004] ßenden vierstraßigen Ultrafiltrationsanlage, die nach dem
Cross-Flow-Verfahren betrieben wird und zur Abtrennung
der Biomasse dient. Die vier Straßen der Ultrafiltration
haben jeweils eine Membranfläche von 162 m2 und kön-
nen je nach Abwasseranfall einzeln zu- oder abgeschaltet
werden. Als Membranen sind Rohrmodule mit einem
Innendurchmesser der Rohrmembranen von 8 mm im
Einsatz. Die mittlere transmembrane Druckdifferenz im
Betrieb beträgt 0,8 bar. Die einzelnen Ultrafiltrationsstra-
ßen müssen im Abstand von ca. 4 – 6 Wochen chemisch
gereinigt werden, um eine konstante Filtrationsleistung
sicherzustellen. Ein Membranaustausch ist in den zurück-
liegenden vier Jahren noch nicht erfolgt, es wird eine
Standzeit von fünf bis sechs Jahren erwartet.

232
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Die CSB-Konzentration im Zulauf von bis zu 3.600 mg/l schen Reinigungsstufe im Wesentlichen von der CSB-
(im Mittel 2.600 mg/l) wird auf 50 mg/l im Ablauf redu- und Stickstofffracht abhängig ist.
ziert. Die Anforderungen an die Ablaufwerte für BSB 5
< 12 mg/l, TKN < 15 mg/l und Pges < 10 mg/l werden Der Energiebedarf der Ultrafiltration und die Membran-
sicher eingehalten. wechselkosten betragen etwa 23 % der gesamten Be-
triebskosten. Die spezifischen Betriebskosten der gesam-
Der spezifische Energieverbrauch betrug in den Jahren ten Membranbelebungsanlage betragen ca. 0,90 Euro
3
2000 bis 2003 durchschnittlich ca. 5 kWh/m . Davon pro m3 Permeat. Allerdings ist zu beachten, dass die
wurden ca. 2,8 kWh/m3 für die Belüftung und die Rezir- Membrananlage nur etwa sieben Monate pro Jahr in
3
kulation sowie 2,2 kWh/m für die Membranfiltration Betrieb ist. Die Investition für die Membrananlage betrug
aufgewendet, wobei der Energieverbrauch der biologi- ca. 700.000 Euro.

3.6.1.4 UF

Molkerei Diary Crest Limited, Großbritannien

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2003

Ziele Kapazitätserweiterung der Abwasserbehandlungsanlage

Membranfläche 486 m2

Module Rohrmodule

Permeatvolumenstrom ca. 50 m3/h

Vorbehandlung Flotation

Nutzen Erhöhung der Produktionskapazität am gleichen Standort

Die Fa. Dairy Crest ist eine der führenden Molkereien in Nach der Flotation wird der Abwasserstrom von ca.
England und hat am Standort Camelford in der David- 2.000 m3/d aufgeteilt. Der bestehenden konventionellen
stow Creamery ihre Produktionskapazität erhöht. Mit der Anlage werden 800 m3/d und der neu errichteten Mem-
Produktionskapazität stiegen auch der Abwasseranfall branbiologie 200 m3/d zugeführt und behandelt. Der
und die enthaltenen Frachten. Da die Kläranlage der Fir- Ablauf der zwei parallel betriebenen Anlagen wird an-
ma Dairy Crest nicht über entsprechende Reservekapa- schließend zusammengeführt und in den Vorfluter einge-
zitäten verfügte, musste diese erweitert werden. Es wurde leitet. Die Membrananlage besteht aus drei Straßen, in
das gleiche Verfahrenskonzept zur Abwasserbehandlung denen Rohrmodule mit einer Membranfläche von 162 m2
wie bei Dairygold Food Products, Irland, umgesetzt. pro Straße eingesetzt werden. Die Erweiterung der Anlage
um eine vierte Straße ist möglich.
Die ursprünglich bestehende konventionelle Belebungs-
anlage war zweistraßig ausgeführt. Eine der Straßen wurde Die BIOMEMBRAT ®-Anlage in der Davidstow Creamery
bei der Erweiterung durch eine BIOMEMBRAT ® -Anlage in Camelford reduziert die zulaufende CSB-Fracht um
ersetzt (Abbildung 3-49). Des Weiteren wurde der biologi- ca. 98 % und die Nges- und Pges-Frachten um jeweils ca.
schen Reinigungsstufe eine Flotation vorgeschaltet, um 90 %. Die Anforderungen an die Ablaufwerte für BSB5
Fette und Schwebstoffe abzuscheiden und somit die nach- < 10 mg/l, NH4-N < 6 mg/l werden somit sicher eingehalten.
geschalteten Reinigungsstufen zu entlasten.
Die Investition für die Membrananlage betrug 550.000 Euro.

233
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-49
Verfahrensschema der Abwasserbehandlung bei Diary Crest, Großbritannien
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]

Deni-/Nitrifikationsbecken

Nachklärbecken

Rezirkulation (RZ)

Rücklaufschlamm (RS)

Puffer Flotation

Vorfluter

Membranstufe

Deni-/Nitrifikationsbecken

Rezirkulation (RZ)

3.6.1.5 UF

Mälzerei Sobelgra n. v., Belgien

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2004

Ziele Kompakte, Platz sparende und leistungsfähige Abwasserbehandlungsanlage,

Vorbehandlung vor einer geplanten Umkehrosmoseanlage

Membranfläche 8.000 m2

Module Getauchte Kapillarmembranen

Permeatvolumenstrom 80 – 100 m3/h

Vorbehandlung Bogensieb

Nutzen Erweiterung der Abwasserbehandlungskapazität ohne größere bautechnische Maßnahmen

am Standort, spätere Nutzung eines Teils des aufbereiteten Abwassers

234
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-50 Die Werkskläranlage behandelt Abwasser aus der Gerste-


Luftaufnahme der Mälzerei Sobelgra im Antwer- verarbeitung mit einer Kombination aus mechanischer
pener Hafen [Foto: PURON AG] Vorsiebung, biologischer Stufe und Membranfiltration
(Abbildung 3-51).

Nach einer Entfernung der groben Verunreinigungen


durch zwei Bogensiebe (Maschenweite 1,0 mm) gelangt
das Abwasser in die Belebungsstufe der Anlage, die aus
zwei in Reihe geschalteten Becken zur Denitrifikation
und Nitrifikation besteht. Der Belebungsstufe ist die
Membranstufe nachgeschaltet, die der Abtrennung des
Belebtschlamms dient. Die sechzehn Kapillarmembran-
modulen (Abbildung 3-52) der Firma PURON AG wurden
in zwei separaten Kammern installiert. Eine dritte Kam-
mer steht für zukünftige Erweiterungen der Anlage zur
Verfügung (in Abbildung 3-51 gestrichelt dargestellt).
Die Kammern werden von unten beschickt, so dass der
Belebtschlamm die Membranmodule von unten nach
Die belgische Mälzerei Sobelgra liegt im Antwerpener oben über- bzw. durchströmt. Dabei wird das Permeat
Hafen und gehört zur Boortmalt-Gruppe. Sobelgra produ- über einen Unterdruck aus den Membranmodulen abge-
ziert Malz für Brauereien und vergrößert aktuell die Pro- saugt. Der sich dabei aufkonzentrierende Belebtschlamm
duktion von 110.000 auf 250.000 t/a, wodurch das Werk wird in die Belebungsbecken zurückgeführt. Die Mem-
zur größten unabhängigen Mälzerei in Belgien wird. branfläche in den getauchten Modulen beträgt 8.000 m2
und kann das gesamte Abwasser des Unternehmens auf-
Im Zuge der Produktionserweiterung musste auch die bereiten. Die Anlage verfügt damit über eine Kapazität
Kapazität der bestehenden Werkskläranlage verdoppelt von mehr als 2.000 m3/d. Um die Filtrationsleistung der
werden. Aufgrund der beschränkten räumlichen Gegeben- Membranmodule aufrechtzuerhalten, erfolgt in regelmä-
heiten auf dem Fabrikgelände (Abbildung 3-50) konnte ßigen Intervallen eine Filtratrückspülung kombiniert mit
die Kläranlage nicht nach dem konventionellen Belebungs- einer Luftspülung der Membranmodule. Die Kammern
verfahren erweitert werden. Für die Installation des Mem- können für Reinigungs- und Wartungszwecke unabhän-
branbelebungsverfahrens sprachen insbesondere die gig voneinander entleert werden.
kompakte Anlagengröße und die hohe volumenspezifi-
sche Abbaukapazität. Nach Installation der geplanten Umkehrosmoseanlage
können etwa 80 % des gereinigten Abwassers in der Pro-
duktion wiedereingesetzt werden.

235
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Abb. 3-51
Verfahrensschema der Werkskläranlage der Fa. Sobelgra [nach PURON AG]

Gebläse-
Membranstufe
station

Bogensieb 1,0 mm
Belebungsstufe

Abwasser

Bogensieb 1,0 mm

Rezirkulation (RZ)

Wiederverwendung

Abb. 3-52
Schema der Membranbelebungsanlage (links) und Membranmodule (rechts) [Foto: PURON AG]

236
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

3.6.2 UO

Wäscherei Massop, Niederlande

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 1998

Ziele Einsparung von Wasser und Energie

Membranfläche Ca. 250 m2

Module Wickelmodule

Permeatvolumenstrom 8 m3/h

Vorbehandlung Integrierter zweistufiger Filter (Flusensieb)

Nutzen Einsparung von Frischwasser, Energie und Chemikalien

Das folgende Beispiel beschreibt den Einsatz der Mem- Über einen (integrierten) zweistufigen Filter (Flusensieb)
brantechnik zur Aufbereitung von Wäschereiabwasser. gelangt das Abwasser in die Umkehrosmoseanlage, welche
Die beschriebene Anlage wird in einer Wäscherei in den mit Wickelmodulen aus Polyethylen-Membranen ausge-
Niederlanden eingesetzt und steht stellvertretend für stattet ist. Unter einem Betriebsdruck von 10 bar wird auf
zwei gleiche Anlagen, die in einer Wäscherei in Lemgo der 250 m2 -Membranfläche pro Stunde ein Permeat-Volu-
und in einer Wäscherei in Olsberg realisiert wurden. Die menstrom von etwa 8 m3 erreicht. Das anfallende Permeat
Realisierung wurde durch Mittel eines Förderprogramms 6) wird als Waschwasser wiederverwendet und das Retentat
des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirt- in das öffentliche Kanalnetz eingeleitet.
schaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-
Westfalen (MUNLV) unterstützt. Die Membranen werden einmal täglich gespült und alle
drei Monate chemisch mit handelsüblichen Produkten
Bei der Firma Massop in Kerkrade wird Wäsche aus dem gereinigt. Der Praxisbetrieb hat gezeigt, dass unter diesen
Krankenhaus- und Hotelbetrieb gereinigt. Das Abwasser Bedingungen die Standzeit der Membranen zwei Jahre
aus dem Waschbetrieb ist mit Schmutzstoffen, Tensiden, beträgt.
Bakterien und Salzen belastet und muss gereinigt werden.
Abb. 3-53
Die Einsparmöglichkeit von Wasser und Energie war der Umkehrosmoseanlage in der Wäscherei Massop,
Anlass für den Einsatz einer Membrananlage. Bei der Pla- Kerkrade [ROTH 2001]
nung musste vor allem die enge Wechselbeziehung zwi-
schen der Membran und dem eingesetzten Waschmittel
berücksichtigt werden. Für die parallele Entwicklung der
Umkehrosmoseanlage (Abbildung 3-53) und des pas-
senden Waschmittels kooperierte die Firma Henkel-Ecolab
GmbH & Co. OHG (Wasch- und Waschhilfsmittelherstel-
lung) mit der Firma Wientjens, NL. Die Anlage wird seit
1998 mit gutem Erfolg betrieben und dient zur Aufberei-
tung des Wassers und zur Wiederverwendung als Brauch-
wasser im Waschprozess.

6) Förderprogramm zum Produktionsintegrierten Umweltschutz (PIUS): „Initiative ökologische und nachhaltige Wasserwirtschaft NRW“.

237
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

Der Einsatz der Umkehrosmose zur Reinigung des Abwas- Die Entwicklung und Anwendung von Membranverfahren
sers und der Wiedereinsatz als Brauchwasser bedeuten zur Reinigung von Wäschereiabwässern wird heute kon-
ökologische und wirtschaftliche Vorteile. Neben einem zentriert verfolgt. Neben dem beschriebenen existieren
geringeren Waschmitteleinsatz werden Wasser (80 %), weitere Membranverfahren zur Reinigung von Wäscherei-
Energie (50 %) und Enthärtungschemikalien (80 %) einge- abwasser bzw. befinden sich in der Entwicklung. Entschei-
spart. Die Anlage in Kerkrade ist geleast und stellt für den dend bei der Planung ist die Berücksichtigung der Wech-
Betreiber eine wirtschaftliche Lösung dar. Je nach Stand- selbeziehung zwischen der Membran und dem eingesetz-
ort und Rahmenbedingungen, wie z. B. den Wasser-, Ab- ten Waschmittel, so dass eine Kooperation zwischen dem
wasser- und Energiekosten, ist die Amortisationszeit der Anlagenbauer bzw. Membranhersteller und dem Wasch-
Anlage unterschiedlich lang und für den Einzelfall zu mittelhersteller unentbehrlich ist.
bestimmen.

3.6.3 MF

Pharmazeutische Industrie, Penicillinproduktion


bei der Firma Sandoz, Spanien

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2003

Ziele Erweiterung der Abwasserbehandlungskapazität am Standort der Werkskläranlage

Membranfläche 1.440 m2

Module Getauchte Plattenmodule

Permeatvolumenstrom ca. 400 m3/d

Vorbehandlung

Nutzen Standortsicherung bei Produktionserweiterung

Die Firma Sandoz (ehemals Fa. Biochemie) ist mit welt- Das Membranbelebungsverfahren unter Einsatz von
weit rund 13.000 Mitarbeitern im Bereich der Entwick- getauchten Plattenmodulen der Firma Kubota wurde im
lung und Herstellung pharmazeutischer, biopharmazeuti- Rahmen von Pilotversuchen im Vergleich mit anderen
scher und industrieller Produkte tätig und produziert in Modulsystemen am Standort der Firma Sandoz in Kundl
Barcelona Penicillin zur Herstellung von Medikamenten. untersucht und bereits 1999 großtechnisch umgesetzt.
Die Abwasserbehandlungsanlage in Kundl wurde im Jahr
Die Abwässer aus der Produktion wurden am Standort 2002 auf eine Membranfläche von 1.440 m2 erweitert.
Barcelona bisher konventionell gereinigt, wobei die Qua-
lität des gereinigten Abwassers sehr stark schwankte. Die Die Membranbelebungsanlage am Standort Barcelona
geplante Vergrößerung des Produktionsvolumens am wurde aufgrund der Erfahrungen in Kundl und der ver-
Standort Barcelona erforderte auch eine Erweiterung der gleichbaren Randbedingungen ohne Pilotierung mit einer
betriebseigenen Kläranlage, die aufgrund des begrenzten Membranfläche von 1.440 m2 ausgerüstet. Abbildung
Platzangebots nach konventioneller Verfahrenstechnik 3-54 zeigt das Verfahrensschema der Membranbelebungs-
nicht möglich war. So wurde die Errichtung einer Mem- anlage am Standort Barcelona.
branbelebungsanlage beschlossen, die im Februar 2003 in
Betrieb genommen wurde.

238
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-54
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage in Barcelona [nach AGGERWASSER GMBH 2004]

Belebung

Membranstufe
1

Gebläse-
station Vorfluter

Abwasser

Gebläse-
station
3

Rezirkulation (RZ)

Der Abwasservolumenstrom mit etwa 400 m3/d gelangt straßig aufgebaut und besteht aus sechs Plattenmodulen
nach der Behandlung in der aus drei Reaktoren bestehen- der Firma Kubota des Typs EK300. Im Betrieb wird bei
den Hochlastbiologie in die Membrantrennstufe. Der TS- einem konstanten transmembranen Druck von 0,05 –
Gehalt in den Belebungsbecken wurde für den Betrieb der 0,15 bar filtriert. Die chemische Reinigung erfolgt voll
Membrananlage von ca. 6 g/l auf 12 – 16 g/l angehoben. automatisch zweimal pro Jahr in situ. Das Permeat wird
Damit soll die biologische Abbaukapazität der Kläranlage in eine kommunale Kläranlage zur weiteren Behandlung
etwa verdoppelt werden. Die Membrananlage ist zwei- abgeleitet.

Abb. 3-55
Membranbelebungsanlage und Membranmodule während der Bauphase bei der Fa. Sandoz in Spanien
[Fotos: AGGERWASSER GMBH 2004]

239
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.6.4
Sonstiges

3.6.4.1 UF

Tierkörperbeseitigungsanlage der
SARIA Bio-Industries, Frankreich

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2000, Erweiterung 2002

Ziele Einhaltung steigender Anforderungen an die Ablaufqualität und Anpassung an Kapazitätserweiterung

Membranfläche 1.800 m2

Module Getauchte Kapillarmodule

Permeatvolumenstrom ca. 40 – 50 m3/h

Vorbehandlung Feinsieb

Nutzen Wirtschaftliche Erweiterung und Anpassung der Abwasserbehandlungsanlage

an den Stand der Technik

Bei der Tierkörperbeseitigung fallen hoch belastete Ab- Die einzelnen Abwasserströme aus der TBA werden teil-
wässer an, die u. a. Ammoniumkonzentrationen von 200 weise mittels Flotation vorbehandelt, über ein Feinsieb
bis 4.700 mg/l und CSB-Konzentrationen von 1.800 bis mechanisch gereinigt und in einem Misch- und Speicher-
26.500 mg/l aufweisen [ATV 1986]. becken vergleichmäßigt. Das so vorbehandelte Abwasser
wird in ein 4.000 m3 großes Belebungsbecken gefördert,
Die SARIA Bio-Industries betreibt in Bayet, Zentralfrank- in dem der Abbau der organischen Substanzen erfolgt
reich eine Tierkörperbeseitigungsanlage (TBA). Am Stand- (Abbildung 3-56). Anschließend wird der Belebtschlamm
ort Bayet werden jährlich bis zu 240.000 t Schlachtabfälle zum Schutz der Membranen vor Grobstoffen über ein
und verendete Tiere verarbeitet. Dabei fallen täglich rund Bogensieb mit einer Lochweite von 750 µm im freien
1.100 m3 Produktionsabwasser mit einer mittleren CSB- Überlauf in die Membranstufe geführt. Die Membranstufe
Konzentration von 16.000 mg/l an. Vor dem Hintergrund ist vierstraßig ausgeführt (Abbildung 3-57). Jede Straße ist
steigender Anforderungen an die Ablaufqualität und in einem Filtrationscontainer untergebracht und enthält
wachsender betrieblicher Kapazitäten musste die Abwas- Kapillarmembranmodule der Firma Zenon (Abbildung
serbehandlungsanlage am Standort Bayet an den Stand 3-58). Derzeit sind rund 1.800 m2 Membranfläche in zwei
der Technik angepasst werden. Straßen installiert. Dabei besteht Membranstraße 1 aus
vier getauchten Modulen des Typs 500a und die Straße 2
Die Entscheidungsträger der TBA entschlossen sich im aus zwei getauchten Modulen des Typs 500c.
Jahr 2000 zum Umbau der vorhandenen Kläranlage zur
Membranbelebungsanlage und erweiterte diese nach Durch die Behandlung der Abwässer in der Membranbe-
erfolgreichem zweijährigen Betrieb bereits im Jahr 2002. lebungsanlage werden CSB-Ablaufkonzentrationen von
< 300 mg/l erreicht. Damit wird die CSB-Fracht in der An-
lage um 98 % reduziert.

240
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-56
Verfahrensschema der Membranbelebungsanlage bei SA-RIA Bio-Industries in Bayet
[nach ZENON GMBH 2004]

Vorfluter
Gebläse-
station

Belebungsbecken Feinsieb
4.000 m3 750 µm
Zulauf

Gebläse-
station

Rezirkulation (RZ)

Abb. 3-57 Abb. 3-58


Gesamtansicht der Membranbelebungsanlage Container mit eingebauten Modulen bei SARIA
der TBA in Bayet [Foto: ZENON GMBH 2004] Bio-Industries in Bayet [Foto: ZENON GMBH 2004]

Membranbelebungsanlage

241
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

3.6.4.2
Mechanisch biologische Abfallbehandlungsanlage
(MBA)

Die mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage Je nach Aufbereitungsverfahren fällt im Mittel rund die


(MBA) hat sich in Europa zur Aufbereitung von Sied- Hälfte des behandelten Abfalls als behandlungsbedürftiges
lungsabfällen etabliert. Die biologische Umsetzung kann Abwasser an. Die Zusammensetzung des Abwassers hängt
in Kompostierungsanlagen (aerob) oder in Vergärungsan- in erster Linie vom Rohabfall (Wassergehalt, organischer
lagen (anaerob) erfolgen. Durch den biologischen Abbau Anteil) und vom Vergärungsverfahren (nass, trocken) ab.
der organischen Inhaltsstoffe in einer MBA sollen das Die Konzentrationen der einzelnen Parameter weisen da-
Abfallvolumen reduziert und ein stabilisiertes Endpro- bei eine hohe Variationsbreite auf. Grundsätzlich folgen
dukt erzeugt werden. Bei der biologischen Umsetzung aus einer intensiveren Umsetzung auch höhere Schadstoff-
und der Entwässerung entsteht ein komplexes, hoch konzentrationen im Prozessabwasser.
belastetes Abwasser.

3.6.4.2.1 UF

Abfallentsorgung bei der Firma Tirme, Spanien

Membranverfahren Ultrafiltration

Inbetriebnahme 2004

Ziele Kreislaufführung von Produktionswasser

Membranfläche 100 m2

Module Rohrmodule

Permeatvolumenstrom 5 – 6 m3/h

Vorbehandlung Feinsieb, Trenngrenze 200 µm

Nutzen Einsparung von Frischwasser und Abwasser

Die Firma TIRME betreibt auf Mallorca neben einer Ab- besteht aus einer mechanischen Vorreinigung, einer
fallverbrennungsanlage auch eine Anlage zur Stofftren- Belebungsstufe und einer Ultrafiltrationsanlage (Abbil-
nung und mechanisch-biologischen Abfallbehandlung dung 3-59).
3
(MBA). Jährlich fallen an diesem Standort ca. 45.000 m
hoch belastetes Abwasser an, welches hauptsächlich aus Die Abwasserbehandlungsanlage ist für einen Durchsatz
der MBA-Anlage stammt. Darüber hinaus fallen auch von rd. 45.000 m3/a bzw. 140 m3/d Abwasser mit einer
Abwässer aus der Hof- und Fahrzeugreinigung sowie der CSB-Konzentration von 7.300 mg/l und NH4-N-Konzen-
Abluftbehandlung an. Die vielfältige Stoffzusammenset- tration von 2.500 mg/l ausgelegt. Im Ablauf muss die
zung des Abwassers erfordert eine Kombination von CSB-Konzentration unter 1.500 mg/l liegen, was einer
Reinigungsverfahren. Verringerung von ca. 80 % entspricht. Ammonium wird
vollständig abgebaut, um das gereinigte Abwasser als
Für das MBA-Verfahren wird verfahrensbedingt stickstoff- Prozesswasser in der MBA wieder einzusetzen.
freies Prozesswasser benötigt. Die von der Fa. Wehrle
Umwelt GmbH neu installierte Abwasserbehandlungsan- Die mechanische Vorbehandlung des Abwassers erfolgt
lage bereitet die Abwässer so auf, dass dafür ein Teil des durch Sedimentation mit anschließender Filtration über
gereinigten Abwassers genutzt werden kann. Die Anlage ein Feinsieb mit einer Trenngrenze von 200 µm. Das

242
Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung 3

Abb. 3-59
Verfahrensschema der Abwasserbehandlungsanlage bei der Firma TIRME, Spanien
[nach WEHRLE UMWELT GMBH 2004]

Belebungsbecken

Feinstsieb Denitri- Nitri- Ultrafiltrations-


Zur MBA
200 µm fikation fikation anlage
Zulauf

Rezirkulation (RZ)
Vorfluter

ÜSS Ultrafiltrations-
anlage

Abb. 3-60
Abwasserreinigungsanlage bei der Firma Tirme [Fotos: WEHRLE UMWELT GMBH 2004]
links: Membrananlage; rechts: Bioreaktoren

mechanisch gereinigte Abwasser der MBA-Anlage wird wobei die Membranen mit einer Geschwindigkeit von
dann in der Belebungsstufe behandelt, die aus einer vor- 5 m/s überströmt werden. Die gesamte Membranfläche
geschalteten Denitrifikation mit anschließender Nitrifika- beträgt ca. 100 m2. Der anfallende Überschussschlamm
tion (Abbildung 3-60) besteht. Der Belebtschlamm wird wird über die biologische Stufe der MBA entsorgt.
in der anschließenden zweistraßigen Ultrafiltrations-
anlage (Abbildung 3-60) abgetrennt. Die Filtrationsstra- Die Investition für die Anlagentechnik betrug 850.000 Euro.
ßen bestehen aus je vier Rohrmodulen und können un- Die Betriebskosten sind vom Anlagenlieferanten mit
abhängig voneinander betrieben und gereinigt werden. 4 – 5 s/m3 kalkuliert worden, können aber erst nach län-
Die Membrananlage wird im Cross-Flow-Verfahren mit gerer Laufzeit der Anlage genauer angegeben werden.
einem mittleren Transmembrandruck von 4 bar betrieben,

243
3 Membrantechnik in der industriellen Abwasserreinigung

244
Richtlinien und Normen 4
in der Membrantechnik
4 Richtlinien und Normen in der Membrantechnik

Wie die vorstehenden Kapitel zeigen, sind die Einsatzberei- eingesetzten Membran, sondern auf die Änderung der
che der Membrantechnik zur Abwasseraufbereitung und Belebungsbeckendimensionierung gegenüber dem kon-
die mit ihr verfolgten Ziele vielfältig (siehe 3.2). Für jeden ventionellen Belebungsverfahren. Die Änderung ergibt
Anwendungsfall muss der Einsatz einer Membrananlage sich aus dem möglichen höheren Trockensubstanzgehalt
geprüft und der spezifischen Aufgabenstellung angepasst und besteht im Wesentlichen aus einem anderen Berech-
werden, wodurch das Fehlen von DIN-Normen und die nungsansatz für die Überschussschlammproduktion und
geringe Anzahl vorhandener Richtlinien erklärt werden den Sauerstoffverbrauch sowie in der Definition eines
kann. Eine Standardlösung für die Anwendung der Mem- minimalen Schlammalters und einer minimalen Über-
brantechnik und die Auslegung einer Membrananlage schussschlammproduktion.
existiert nicht, es kann aber für einzelne Anwendungen
bereits auf viele Erfahrungen zurückgegriffen werden. Die DWA-Arbeitsgruppe IG 5.5 „Membrantechnik“ hat
einen Arbeitsbericht unter dem Titel „Aufbereitung von
Die baulichen Anforderungen an Membrananlagen sind Industrieabwässern und Prozesswasser mit Membranver-
durch Richtlinien aus dem Anlagenbau festgelegt. Die fahren und Membranbelebungsverfahren“ erarbeitet
Bemessung von Anlagen mit einer bestimmten Leistungs- [ATV-DVWK 2002]. Dieser Arbeitsbericht besteht aus zwei
fähigkeit und die Anforderungen an eine Membran rich- Teilen. Teil 1 befasst sich mit Membranverfahren zur Ab-
ten sich nach dem jeweils definierten Ziel und den Rah- trennung von ungelösten, kolloidalen oder gelösten Stof-
menbedingungen. fen. In Teil 2 wird speziell auf das Membranbelebungsver-
fahren eingegangen. Hier wird insbesondere auf die Unter-
Das vorrangige Ziel in der Abwasseraufbereitung bzw. schiede hingewiesen, die sich bei der Anwendung des
-behandlung besteht in der Einhaltung vorgegebener Membranbelebungsverfahrens zur Reinigung industrieller
Grenzwerte, die in den Bedingungen für die Einleitung in Abwässer gegenüber kommunalen Abwässern ergeben.
Gewässer [ABWV 2002] und in das öffentliche Kanalnetz Wegen der Vielfalt der Anwendungsfälle und der Unter-
(Indirekteinleiterverordnungen der Länder und Satzungs- schiedlichkeit der Abwässer werden diese Arbeitsberichte
rechte) definiert sind und auf § 7a des Wasserhaushalts- keine Bemessungsrichtlinien enthalten können. Sie geben
gesetzes [WHG 1996] basieren. Es gibt Merkblätter mit jedoch Hinweise auf besonders geeignete und auch auf
Empfehlungen für die Behandlungsmöglichkeiten der eher ungeeignete Anwendungsfälle und listen Einsatz-
charakteristischen Emissionen einzelner Industriezweige, beispiele auf.
um diese Grenzwerte einhalten zu können. In einigen
Merkblättern wird auch der Einsatz von Membranverfah- Weitere Richtlinien, die den Einsatz der Membrantechnik
ren genannt, so z. B. zur Behandlung von Emissionen aus in der Abwasser- und Wasserbehandlung betreffen, werden
der metallverarbeitenden Industrie [ATV-DVWK 2000b]. im Folgenden kurz beschrieben.
Bemessungshinweise sind jedoch nicht vorhanden.
Für den Einsatz der Membrantechnik in der Deponie-
Zum Thema der Membrantechnik in der Abwasserbe- sickerwasserbehandlung hat der Verband Deutscher
handlung haben sich bei der DWA der Fachausschuss Maschinen- und Anlagenbau e.V. ein Einheitsblatt heraus-
KA-7 „Membranbelebungsverfahren“ und die gegeben [VDMA 1994]. Dieses Einheitsblatt versteht sich
Arbeitsgruppe IG-5.5 „Membrantechnik“ gebildet. als vorläufige Richtlinie, die bei Beratungen zur Normung
oder zur Präzisierung europäischer Normen herangezogen
Der erstgenannte Fachausschuss hat für das Membranbe- werden kann. Die darin enthaltenen Hinweise zur
lebungsverfahren bereits zwei Arbeitsberichte „Membran- Dimensionierung von Membrananlagen sind qualitativer
belebungsverfahren“ veröffentlicht [ATV-DVWK 2000a; Art. Zum einen werden die zu bestimmenden Größen
DWA 2005]. Die Berichte enthalten Grundlagen zum genannt (erforderliche Membranfläche, mengenmäßige
Membranbelebungsverfahren, Bemessungsansätze und Abschätzung der Volumenströme für Permeat und Reten-
notwendige Vorbehandlungsmaßnahmen. Die Bemes- tat bzw. Konzentrat) und zum anderen die notwendigen
sungsansätze beziehen sich nicht auf die Auslegung der Planungsschritte (Laborversuche, Pilotanlage und Techni-

246
Richtlinien und Normen in der Membrantechnik 4

kumversuche vor Ort, siehe auch 3.3). Besonders betont


wird, dass zur Ermittlung der Betriebsparameter (z. B.
Betriebsdruck, Überströmgeschwindigkeit, Prozesstempe-
ratur, spezifischer Permeatfluss) aus der Praxis bekannte
oder in Versuchen ermittelte Werte herangezogen werden
sollen, wobei die Randbedingungen sorgfältig zu prüfen
sind, unter denen diese Werte zustande gekommen sind
[VDMA 1994]. Diese Vorgehensweise bei der Planung von
Membrananlagen kann auf alle anderen Einsatzbereiche
übertragen werden.

Des Weiteren hat der Arbeitskreis „Membrantechnik“ der


Bundesvereinigung der Firmen im Gas und Wasserfach e. V.
(FIGAWA)1) einige Merkblätter sowie Technische Mittei-
lungen zum Thema der Membrantechnik in der Wasser-
und Abwasseraufbereitung herausgegeben. In verschiede-
nen Mitteilungen werden die elektrochemische Entsal-
zung [FIGAWA 1999], die Umkehrosmose [FIGAWA
1996a; FIGAWA 1996b; FIGAWA 1985], die Crossflow-
Mikrofiltration [FIGAWA 1992], die Elektrodialyse und
Diffusionsdialyse [FIGAWA 1991] und Membranprozesse
(RO, UF, Elektrodialyse) in der Frisch- und Abwasserauf-
bereitung [MARQUARDT 1988] erläutert. In allen Techni-
schen Mitteilungen und Merkblättern werden neben der
Funktionsweise des jeweiligen Verfahrens die Einsatzmög-
lichkeiten genannt, wobei auch hier keine konkreten
Dimensionierungshinweise enthalten sind.

1) FIGAWA: unabhängiger technisch-wissenschaftlicher Fachverband, 1926 gegründet. Hauptaufgabe ist die Förderung der Technik und Wissenschaft im

Gas- und Wasserfach. Der Arbeitskreis „Membrantechnik“ wurde 1975 innerhalb der Fachgruppe „Wasseraufbereitung“ gegründet und begleitet im Fach

kontinuierlich die einschlägige Regelwerksgebung sowie die technische Weiterentwicklung der entsprechenden Anlagen und Geräte [FIGAWA 1999].

247
4 Richtlinien und Normen in der Membrantechnik

248
Zusammenfassung und Ausblick 5
5 Zusammenfassung und Ausblick

Die Membrantechnik stellt heute für viele Bereiche eine industriellen Abwasseraufbereitung steht der Einsatz der
bewährte Alternative zu klassischen Verfahren in der kom- Membrantechnik oft im Zusammenhang mit produk-
munalen und industriellen Abwasserreinigung dar und tionsintegriertem Umweltschutz (PIUS). Da Wasser das
kann zur Reduzierung der Ver- und Entsorgungs- sowie meistgenutzte Lösemittel darstellt, ist es Ziel des PIUS, die
Produktionskosten und Minderung von Umweltbelastun- z. T. gelösten Stoffe zu vermeiden oder, sofern dies nicht
gen beitragen. Die vorliegende Publikation gibt eine Ein- möglich ist, wieder aus dem Wasser herauszutrennen und
führung in die Membrantechnik und ihren Einsatz in der auf diese Weise eine Kreislaufführung des Wassers zu er-
kommunalen und industriellen Abwasserreinigung in möglichen. Selbst wenn sich kein vollständig geschlosse-
Deutschland gemäß dem Stand der Technik und der ner Kreislauf realisieren lässt, kann eine geschickte Mehr-
Wissenschaft. Die Einsatzfähigkeit und Leistungsfähigkeit fachnutzung die Abwassermenge deutlich reduzieren.
von Membrananlagen wird an großtechnisch realisierten
Anlagen aus dem kommunalen und industriellen Bereich Neben den in dieser Publikation gezeigten Beispielen exis-
beispielhaft gezeigt. tieren weitere Einsatzgebiete für die Membrantechnik.
Aufgrund der großen Auswahl an verfügbaren Memb-
Der Anteil der kommunalen an den weltweit zur Abwas- ranen und Modulen lässt sich für fast jede Aufgabenstel-
serbehandlung eingesetzten Membrananlagen ist derzeit lung ein technisch geeignetes System finden, das dann
aufgrund wirtschaftlicher Aspekte, insbesondere was den auch unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichts-
Membranersatz und den Energiebedarf betrifft, noch punkten zu prüfen ist. Unabhängig vom Einsatzbereich
gering. Bei bestimmten Randbedingungen kann sich der eines Membranverfahrens sollten der Auswahl stets eine
Einsatz von Membranverfahren bei der kommunalen genaue Bestandsaufnahme der vorhandenen Rahmenbe-
Abwasserreinigung jedoch als wirtschaftlich erweisen: dingungen und ein Wirtschaftlichkeitsvergleich zu alter-
Dazu gehören weitergehende oder zusätzliche Anforde- nativen Verfahren vorausgehen. Zu betonen ist aber, dass
rungen an die Ablaufqualität, ein geringes Flächenange- in der Mehrheit der Fälle keine Standardlösung existiert,
bot für den Anlagenneubau bzw. die Anlagenerweiterung so dass für den erfolgreichen Betrieb einer Membranan-
und Möglichkeiten zur anschließenden Verwendung des lage immer eine ausführliche Pilotierung und Planung
gereinigten Abwassers. unter Berücksichtigung der gegebenen Randbedingungen
durch Fachleute erforderlich ist. Versuche im labor- und
Die Anwendung der Niederdruck-Verfahren hat gezeigt, halbtechnischen Maßstab tragen dazu bei, ein praktika-
dass Abwasserreinigung mit Membrantechnik mit hoher bles System mit mehr Sicherheit zu planen. Besonderes
Biomassenkonzentration im Belebungsbecken technisch Augenmerk gilt dem Bedarf an Energie und Reinigungs-
möglich und wirtschaftlich sein kann. Die mit einer chemikalien sowie der Standzeit der Membranen. Stei-
modernen konventionellen Anlage verbundenen Investi- gende Wasser- und Abwasserkosten sowie fallende Mem-
tionen und die einer Membranbelebungsanlage liegen branpreise führen allerdings zu einer stetigen Verbesse-
heute bereits in gleicher Größenordnung, wobei die rung der wirtschaftlichen Situation von Membranverfah-
Behandlungskosten bei einer Membrananlage derzeit ren im Vergleich zu anderen Abwasserbehandlungs- bzw.
noch etwas höher veranschlagt werden müssen. Zur -aufbereitungsverfahren.
Reduzierung dieser Kosten, die eine Membranbelebungs-
anlage auch in wirtschaftlicher Hinsicht mit einer kon- Die Entwicklung der Membrantechnik im Bereich der
ventionellen Anlage konkurrieren lässt, müssen sich For- Wasser- und Abwasseraufbereitung ist nicht abgeschlos-
schung und Entwicklung auf die Steigerung des Permeat- sen. Der Ausblick für die nahe Zukunft lässt ein noch
flusses, die Senkung des spezifischen Energieverbrauchs breiter gefächertes Anwendungsspektrum erwarten. Auf-
und die Erhöhung der Membranstandzeit konzentrieren. gabenstellungen, die in der Vergangenheit aufgrund der
Beschaffenheit der aufzubereitenden Flüssigkeiten dem
Im Gegensatz zum kommunalen Bereich ist die Anwen- Einsatz von Membranverfahren entzogen waren, können
dung der Membrantechnik in der Industrie äußerst viel- durch die fortlaufende Entwicklung von Membranmateri-
fältig und durch zahlreiche Referenzen belegt. In der alien und Modulkonstruktionen einerseits und von Pro-

250
Zusammenfassung und Ausblick 5

zessgestaltung und Verfahrenstechnik andererseits gelöst


werden. Es ist daher wichtig, neben der Beurteilung lau-
fender Anlagen stets auch technische Neuentwicklungen
aufmerksam zu verfolgen und zu prüfen. Forschungsbe-
darf besteht bei der Anlagenauslegung und den betriebs-
bestimmenden Parametern sowie bei der Kontrolle von
Foulingeffekten.

251
5 Zusammenfassung und Ausblick

252
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ser, Jg. 44, Nr. 5, S. 793 – 800.
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262
Anhang A
A Anhang

A.1
Adressen (genannt in den Praxisbeispielen)

A.1.1
Standorte der Membrananlagen in Deutschland

Kommunale Abwasserreinigung

KA Büchel Aggerverband KA Schramberg-Waldmössingen Stadtwerke Schramberg

KA Seelscheid Postfach 340240 GmbH & Co. KG

51624 Gummersbach Am Hammergraben 8

Herr Dr. Scheuer 78713 Schramberg

www.aggerverband.de Herr Rosenbohm

www.stadtwerke-schramberg.de

KA Kaarst Erftverband

KA Rödingen Paffendorfer Weg 42 KA Xanten-Vynen Linksniederrheinische Entwässe-

KA Glessen 50126 Bergheim rungs-Genossenschaft (LINEG)

Herr N. Engelhardt Friedrich-Heinrich-Allee 64

Frau K. Drensla 47475 Kamp-Lintfort

www.erftverband.de Herr Dr. Kühn

www.lineg.de

KA Knautnaundorf KW Leipzig GmbH

KA Markranstädt Johannisgasse 7 – 9 KA Eitorf Gemeindewerke Eitorf

04103 Leipzig Ver- und Entsorgungsbetriebe

Frau S. Stein Auf dem Erlenberg 3

www.wasser-leipzig.de 53783 Eitorf

Herr Neulen

KA Simmerath Wasserverband Eifel Rur www.eitorf.de

KA Konzen Eisenbahnstraße 5

KA Rurberg-Woffelsbach 52325 Düren KA Kohlfurth Wupperverband

Herr T. Rolfs Untere Lichtenplatz Straße 100

www.wver.de 42289 Wuppertal

Herr Dr. Erbe

KA Geiselbullach Amperverband www.wupperverband.de

Verwaltung Eichenau

Bahnhofstraße 7 KA Merklingen Gemeinde Merklingen

82223 Eichenau Hauptstraße 31

Herr T. Kopmann 89188 Merklingen

www.amperverband.de

KA Richtheim Gemeinde Ursensollen

KA Monheim Stadt Monheim Rathausstraße 1

Marktplatz 23 92289 Ursensollen

86653 Monheim www.ursensollen.de

Herr Wild

www.monheim.de

264
Anhang A

Kommunale Abwasserreinigung (Fortsetzung)

KA Hailfingen Abwasserzweckverband KA Golfplatz St. Wendel Stadt St. Wendel

Bondorf-Hailfingen Rathaus IV, Abwasserwerk

Rathaus Marienstraße 1

Marktplatz 18 66606 St. Wendel

72108 Rottenburg am Neckar Herr Schmidt

KA Dormagen Stadt Dormagen Bundeswehr Bundesamt für Wehrtechnik

Stadtentwässerung und Beschaffung

Tiefbauamt Ferdinand-Sauerbruch-Straße 1

Mathias-Giesen-Straße 11 56073 Koblenz

41540 Dormagen www.bwb.org

KA Piene Stadtwerke Gummersbach

Rathausplatz 1

51643 Gummersbach

Herr Bock

Industrielle Abwasserreinigung

Industriezweig Unternehmen Industriezweig Unternehmen

Lebensmittel Kartoffelstärkeproduktion Druckindustrie Grafische Handelsvertretung

Emsland Stärke GmbH Peter Leis

Emslandstr. 58 Mühlweg 32

49824 Emlichheim 35606 Solms

Herr Dr. M. Lotz Herr P. Leis

www.emsland-staerke.de

Papierindustrie Papierfabrik Palm

„Deutsche See“ GmbH & Co. KG Werk Eltmann

BEECK Feinkost – Hamburg Industriestraße 23

Albert-Schweitzer-Ring 35 97483 Eltmann

22045 Hamburg Herr R. Schirm

Herr L. Diederichs www.wellenwunder.de/

www.beeck-feinkost.de palm-gruppe/main.htm

Mälzerei Heinrich Durst Malz- Faserindustrie Vulkanfiber Ernst Krüger

fabriken GmbH & Co. KG, GmbH & Co. KG

Betrieb Gernsheim Postfach 1262

Mainzer Staße. 15 – 16 47592 Geldern

64579 Gernsheim Nordwall 39

Herr M. Filip 47608 Geldern

www.durst-malz.de Herr Dr. M. Joseph

www.hornex.de

265
A Anhang

Industrielle Abwasserreinigung (Fortsetzung)

Industriezweig Unternehmen Industriezweig Unternehmen

Textilindustrie Gerhard van Clewe Wäscherei (Fortsetzung) Textilservice MEWA GmbH

GmbH & Co. KG Hermann-Gebauer-Straße 1

Loikumer Straße 10 15831 Groß Kienitz

46499 Hamminkeln-Dingden Herr Lehmann

Herr A. van Clewe www.mewa.de

www.van-clewe.de/vanclewe.html

Metallverarbeitende Industrie Rasselstein GmbH

Drews Meerane GmbH Koblenzer Straße 141

Äußere Crimmitschauer Straße 80 56626 Andernach

08393 Meerane Frau Dr. S. Arnold

Herr Ellmer www.rasselstein-hoesch.de/

www.drews-meerane.de deutsch/index.htm

Pongs Textil GmbH Faurecia Autositze

Boschstraße 2 GmbH & Co. KG

48703 Stadtlohn Werk Stadthagen

H. Wening Industriestraße 3

www.pongs.de 31655 Stadthagen Ort

Herr K. Kasten

Kunststoffindustrie HT Troplast AG www.faurecia.com

TROSIFOL

Mülheimer Straße 26 Wieland Werke AG

53840 Troisdorf Werk Langenberg

Herr U. Offermann Ziegeleiweg 20

www.ht-troplast.de 42555 Velbert

Herr H.- U. Koböcken

Wäscherei Rentex Fortex B. V. www.wieland.de

Locatie Massop

Grisenstraat 5 Galvanik Rudolf Jatzke

NL-6465 CE Kerkrade Edisonstraße 7

Herr P. Massop 33689 Bielefeld

www.fortex.nl Herr K. Wickbold

ALSCO Berufskleidungs-Service Lackaufbereitung DaimlerChrysler AG

GmbH Werk Düsseldorf

Niederlassung Kaiserslautern Ratherstraße 51

Otto-Hahn-Straße 1 40467 Düsseldorf

67661 Kaiserslautern Herr T. Bergmann

Herr Winter www.daimlerchrysler.com

www.alsco.de

266
Anhang A

Industrielle Abwasserreinigung (Fortsetzung)

Industriezweig Unternehmen Industriezweig Unternehmen

Lackaufbereitung (Fortsetzung) Ford-Werke GmbH Schwimmbäder Aquana Freizeitbad

Henry-Ford-Straße 1 GmbH & Co. KG

50725 Köln Willy-Brandt- Ring 100

Herr S. Baumeister 52146 Würselen

www.ford.de Herr M. Dovermann

www.aquana.de

Pharmazeutische Industrie Schering AG

Ernst-Schering-Str. 14 Hertener Stadtwerke GmbH

59192 Bergkamen Schwimmbad COPA CA BACKUM

Herr Dr. Neuhaus Herner Straße 21

45699 Herten

Kraftwerke DREWAG Herr H. Kuhlmann

Gas- und Dampfturbinen www.freizeitbad.de/deutschland/

Heizkraftwerk Dresden copacabackum.html

Rosenstraße 32

01065 Dresden Freizeitbad Bergische Sonne

www.drewag.de GmbH & Co.

Lichtscheider Straße 90

Deponiesickerwasser Abfallwirtschaft Kreis und Stadt 42285 Wuppertal

Aachen (AWA) GmbH Herr G. Geier

Deponie Alsdorf-Warden www.bergische-sonne.de

Postfach 1459

52243 Eschweiler Fischaufzucht Umweltbundesamt

Herr R. Koch Fachgebiet III 3.5

www.awa-gmbh.de Postfach 33 00 22

14191 Berlin

Bilgenentölung Bilgenentölungsgesellschaft mbH Herr Dr. Pluta

August-Hirsch-Straße 3 www.umweltbundesamt.de

47119 Duisburg

Herr R. Deutsch

www.bilgenentoelung.de

267
A Anhang

A.1.2 Im Folgenden sind daher nur Adressen der Firmen und


Anlagenplaner, Anlagenbauer, Membranhersteller, Büros zusammengestellt, die in den vorangegangenen
Beratende Ingenieure Kapiteln ausdrücklich erwähnt wurden und einen größe-
ren Informationsbeitrag, z. B. für die Praxisbeispiele, leis-
Die Zahl der auf dem Gebiet der Membrantechnik tätigen teten. Diese Auswahl erhebt daher keinen Anspruch auf
Anlagenplaner, Anlagenbauer, Membranhersteller bzw. Vollständigkeit. Weitere Informationsquellen und wichtige
der Beratenden Ingenieure ist groß und selbst für Deutsch- Institutionen im Zusammenhang mit dem Thema Mem-
land, auch bedingt durch z. T. hohe Fluktuationen kaum brantechnik sind im Anschluss zusammengestellt.
vollständig zu erfassen.

A3-Abfall-Abwasser- Magdeburger Straße 16 b ATEMIS GmbH Dennewartstraße 25 – 27

Anlagentechnik GmbH 45881 Gelsenkirchen 52068 Aachen

Herr U. Brüss www.atemis.net

www.3a-gmbh.de

Atotech Deutschland GmbH Industriestraße 69

Aggerwasser GmbH AV Aggerwasser GmbH 90537 Feucht

Sonnenstraße 40 Postfach 12 40

51645 Gummersbach 90532 Feucht

www.aggerwasser.de Herr Dr. R. Schmidt

www.atotech.com

ACO Passavant GmbH Ulsterstraße 3

D-36269 Phillipsthal Berghof Filtrations- und Harretstraße 1

www.aco-passavant.de Anlagentechnik GmbH & Co. KG 72800 Eningen

Herr H.- U. Roth

Altenburger Elektronic GmbH Schlossweg 2 – 5 www.berghof.com

77960 Seelbach

Herr Dr. S. Siegfried BKT Burggräf GmbH Zum alten Zollhaus 20 – 22

www.altenburger.de/index.html 42281 Wuppertal

Herr H. Burggräf

amafilter Deutschland GmbH Am Pferdemarkt 11

30853 Langenhagen BUSSE GmbH Zaucheweg 6

Herr Dr. G. Baumgarten 047316 Leipzig

www.amafilter.com Herr R.-P. Busse, Herr C. Belz

www.busse-gmbh.de

ATEC Automatisierungstechnik Emmi-Noether-Straße 6

GmbH 89231 Neu-Ulm CSM Filtrationssysteme Gewerbestr. 32

Herr G. Enderle GmbH & Co. KG 75015 Bretten-Gölshausen

www.atec-nu.de Frau R. Verschaeve

www.guthgroup.de

atech innovations GmbH Am Wiesenbusch 26

45966 Gladbeck degebran GmbH Anlagenbau Resser Straße 65

Herr P. Bolduan 44653 Herne

www.atech.daw.com Herr K. Paulus, Herr H.- J. Krein

www.degebran.de

268
Anhang A

DHV Water BV Postbus 484 Hans Huber AG Maschinen- und Anlagenbau


3800 AL Amersfort Maria-Hilf-Straße 3 – 5
Herr H.F. an der Roest 92334 Berching
www.dhv.nl Herr Dr. O. Christ

www.huber.de
Dr. Dahlem – Bonsiepen 7

Beratende Ingenieure 45136 Essen Hydro-Ingenieure GmbH Stockkampstraße 10

www.drdahlem.de 40477 Düsseldorf

www.hydro-ingenieure.de

Earth-Tech GmbH Forumstraße 24


HST-Systemtechnik Sophienweg 3
41468 Neuss
59872 Meschede
www.axeljohnson.de
www.systemtechnik.net

Eisenmann Lacktechnik KG Heinrich-Hertz-Straße 8


iat-Ingenieurberatung für Taubenheimstraße 69
74351 Besigheim-Ottmarsheim
Abwassertechnik GmbH 70372 Stuttgart
Herr E. Neubauer
www.iat-stuttgart.de
www.eisenmann.de

inge AG Flurstraße 17
EnviCare Wittekeweg 9
86926 Greifenberg
A - 8010 Graz
Herr M. Hank
www.envicare.at
www.inge-ag.de

ENVIRO-CHEMIE In den Leppsteinswiesen 9


Ingenieurbüro Dr. Resch Lehenwiesenweg 31
Abwassertechnik GmbH 64380 Roßdorf
91781 Weißenburg
Frau J. Quaiser
Herr Dr. H. Resch
www.enviro-chemie.de

imb + frings water systems gmbh Horbeller Straße 15


Erftverband Paffendorfer Weg 42 50858 Köln
50126 Bergheim Herr Dr. J. Lindemann
www.erftverband.de www.imbfrings.de

Fraunhofer IGB Nobelstraße 12 I-T-G GmbH, Ingenieurgemein- Buchenstraße 24


70569 Stuttgart schaft für Umwelttechnologie 72810 Gomaringen

Frau J. Knödler
Henkel-Ecolab GmbH & Co. OHG Henkel-Ecolab Deutschland www.itg-gmbh.de
Reisholzer Werftstraße 38 – 42

40554 Düsseldorf ItN Nanovation Untertürkheimer Straße 25

Herr R. Krack 66117 Saarbrücken

www.ecolab.de www.itn-nanovation.de

Keppel Seghers Belgium NV Hoofd 1


Hese Umwelt GmbH/A3 GmbH Magdeburger Straße 16a
B -2830 Willebroek
45881 Gelsenkirchen
www.segherskeppel.com
www.hese-umwelt.de

269
A Anhang

Klapp-Müller GmbH, Rehwinkel 15 Memcor Australia 40 Blackman Crescent

Ingenieurbüro für Umwelt- 51580 Reichshof (siehe Siemens AG) South Windsor, NSW 2576

und Bautechnik Herr Dr. S. Schilling Memtec Mergenthalerallee 45 – 47

www.klapp-mueller.de 65760 Eschborn

Herr Baur

KOCH-GLITSCH GmbH Membrane Systems Divisions

Neusser Straße 33 Membrain Kontakt über ZENON GmbH

40219 Düsseldorf

Herr J. Hadler MDS Prozesstechnik GmbH Bahnhofstraße 315

www.kochmembrane.com 47447 Moers

Herr Dr. D. Böttger

KOCH Membrane Systems Krantzstraße 7, Eingang D www.mds-prozesstechnik.com

GmbH 52070 Aachen

Herr Dr. S. Schäfer MFT Membran-Filtrations-Technik GmbH

www.puron.de Eupener Straße 150

50933 Köln

Krüger-Wabag Baumeisterallee 13 – 15 Herr H.- U. Hübbel

(siehe Veolia Water) 04442 Zwenkau www.mft-koeln.de

Standort Ratingen

Lise-Meitner-Straße 4a MICRODYN-NADIR Kalle Albert Industriepark

40878 Ratingen Filtration GmbH Rheingaustraße 190

www.wabag.com 65174 Wiesbaden

Herr W. Ruppricht

Kubota In Lizenz über Aggerwasser GmbH www.microdyn-nadir.de

L. V. H. T. Lehr- und Versuchsgesellschaft für NERAtec AG Max-Planck-Straße 7b

innovative Hygiene-Technik mbH 52249 Eschweiler

Am Zehnthof 191a Herr U. Kolbe

45307 Essen www.neratec.de

Herr Dr. D. Pacik

www.lvht.de NORIT N. V. P. O. Box 89

7620 AB Borne

Mall GmbH Hüfingerstraße 39 – 45 The Netherlands

78166 Donaueschingen www.norit.com

Herr S. Klemens

www.mallbeton.de OSMONICS 230, rue Robert Schumann

Z. A. des Uselles

Martin Systems AG Ackerstaße 40 B. P. 85

96515 Sonnenberg 77350 Le Mee sur Seine

Herr M. Grigo Frankreich

www.Martin-Systems.de www.osmonics.com

270
Anhang A

Pall GmbH Pall GmbH Toray Deutschland GmbH Hugenottenallee 175

Philipp-Reis-Straße 6, 63263 Neu-Isenburg

63303 Dreieich

Herr Dr. H. Eipper, Herr C. Maurer Tuttahs & Meyer Bismarckstrasse 2 – 8

www.pall.com Ingenieurgesellschaft 52066 Aachen

www.tuttahs-meyer.de

PURON AG siehe KOCH Membrane Systems

GmbH US-FilterMEMCOR Products 441 Main Streel

www.puron.de (siehe Siemens AG) Sturbridge, MA 01566

www.usfilter.com

Dr.-Ing. Peters Consulting Dr.-Ing. Peters Consulting für

(CMU) Membrantechnologie und VA TECH WABAG AG VA TECH WABAG

Umwelttechnik Siemensstraße 89

Broichstraße 91 1210 Vienna

41462 Neuss www.vatechwabag.com

Herr Dr. T. A. Peters

Veolia Water Deutschland GmbH Unter den Linden 21

ROCHEM UF-Systeme GmbH Stadthausbrücke 1 – 3 10117 Berlin

Fleethof www.veoliawater.de

20355 Hamburg

www.rochemuf.com WEHRLE-WERK AG Bismarckstraße 1 – 11

79312 Emmendingen

Rhodia Stadelstraße 10 Herr G. Streif

60595 Frankfurt www.wehrle-werk.de

Herr Hoffmann, Herr Linz

www.rhodia.com Weise Water Systems Steinbruchstraße 6b

GmbH & Co. KG 35428 Langgöns

RWW Wassertechnologie GmbH Heinrich-Haanenstraße 6 www.weise-water-systems.com

41334 Nettetal-Lobberich

Herr B. Lang Wientjens b. v. Im Sprokkelveld 9

www.rww-wt.de NL-6596 DH Milsbeek

www.wientjens.com

Schwander GmbH Theodor-Heuss-Straße 38

61118 Bad Vilbel X-Flow B. V. Bedrijvenpark Twente 289

Herr Dr. T. Jäger (siehe auch NORIT N. V.) NL-7602 KK Almelo

www.schwander.de Herr B. Brocades Zaalberg

www.xflow.nl

Siemens AG Water Technologies Nonnendammallee 101

13569 Berlin ZENON GmbH Nikolaus-Otto-Straße 4

www.siemens.com/water 40721 Hilden

Herr H. Möslang

TAMI Deutschland GmbH Heinrich-Hertz-Strasse 2/4 www.zenonenv.com

07629 Hermsdorf

Herr B. Ruschel

www.tami-industries.com

271
A Anhang

A.1.3
Wissenschaftliche Begleitung bei der Erstellung dieser Publikation

MUNLV Ministerium für Umwelt und Institut für Siedlungswasserwirt- Mies-van-der-Rohe-Str. 1

Naturschutz, Landwirtschaft und schaft der RWTH Aachen (ISA) 52056 Aachen

Verbraucherschutz des Landes Herr S. Baumgarten

Nordrhein-Westfalen Herr Dr. S. Köster

40190 Düsseldorf Univ. Prof. Dr.-Ing. J. Pinnekamp

www.munlv.nrw.de www.isa.rwth-aachen.de

LUA NRW Landesumweltamt Gutachter Prof. Dr.- Ing. P. Cornel

Nordrhein-Westfalen (Leitung der Arbeitsgruppe

Wallneyer Staße. 6 IG-5.5 „Membrantechnik“

45133 Essen der ATV-DVWK bzw. DWA)

www.lua.nrw.de Technische Universität Darmstadt

Institut WAR

EFA NRW Effizienz- Agentur NRW Petersenstraße 13

Mühlheimer Straße 100 64287 Darmstadt

47057 Duisburg www.iwar.bauing.tu-darmstadt.de

www.efanrw.de

Herr Prof. Dr.-Ing. F.-B. Frechen

BEW Bildungszentrum für die (i. V. für Fachausschuss KA-7

Entsorgungs- und Wasser- „Membranbelebungsverfahren“

wirtschaft GmbH der ATV-DVWK bzw. DWA)

Bildungsstätte Essen Universität Kassel

Wimberstraße 1 FG Siedlungswasserwirtschaft

45239 Essen Kurt-Wolters-Straße 3

www.bew.de 34125 Kassel

www.uni-kassel.de

DGMT Deutsche Gesellschaft für

Membrantechnik e. V. Herr Dr. Firk

Eupener Straße 150 Wasserverband Eifel Rur

50933 Köln Eisenbahnstraße 5

www.dgmt.org 52353 Düren

www.wver.de

Forschungsinstitut für Wasser- Mies-van-der-Rohe-Straße 17

und Abfallwirtschaft an der 52056 Aachen Herr Dr. J. Oles,

RWTH Aachen (FiW) e. V. Frau M. Lange Herr U. Voss

Herr Dr. F.-W. Bolle Oswald Schulze GmbH & Co. KG

Herr J. Schunicht Krusenkamp 22 – 24

www.fiw.rwth-aachen.de 45964 Gladbeck

www.oswald-schulze.de

272
Anhang A

Herr Dr. T. A. Peters Prof. Dr. rer. nat. W. Schmidt

Dr.-Ing. Peters Consulting für Fachbereich Versorgungs-

Membrantechnologie und und Entsorgungstechnik

Umwelttechnik Fachhochschule Gelsenkirchen

Broichstraße 91 45877 Gelsenkirchen

41462 Neuss http://www.fh-gelsenkirchen.de/

fb03/ent/enthf.html

Mitglieder der AG Herr Dr. V. Mertsch

Membranhandbuch Ministerium für Umwelt, Frau Dr. J. R. Tschesche

Naturschutz, Landwirtschaft und Frau I. Dierschke

Verbraucherschutz des Landes Effizienz-Agentur NRW (EFA NRW)

Nordrhein-Westfalen (MUNLV) Mühlheimer Straße 100

40190 Düsseldorf 47057 Duisburg

www.munlv.nrw.de www.efanrw.de

Frau K. Drensla Herr T. Wozniak

Erftverband Aggerverband

Abteilung Abwassertechnik Sonnenstraße 40

Forschung und Entwicklung 51645 Gummersbach

Paffendorfer Weg 42 www.aggerverband.de

50126 Bergheim

www.erftverband.de Herr S. Tenkamp

Staatliches Umweltamt Krefeld

Frau A. Kaste (StUA Krefeld)

Frau C. Wiedenhöft St. Töniser Straße 60

Frau Dr. K. Dreher 47803 Krefeld

Landesumweltamt www.stua-kr.nrw.de

Nordrhein-Westfalen (LUA)

Wallneyer Straße 6

45133 Essen

www.lua.nrw.de

Herr RBD A. Schmidt

Bezirksregierung Köln

Zeughausstraße 2 – 10

50667 Köln

www.bezreg-koeln.nrw.de

273
A Anhang

A.1.4
Weitere Institutionen und Personen, die zu den Inhalten beigetragen haben

BMU Bundesministerium für Umwelt, Prof. Dr. rer. nat. J. Marzinkowski Bergische Universität,

Naturschutz und Reaktorsicherheit Gesamthochschule Wuppertal

Alexanderplatz 6 Fachbereich 14, Sicherheitstechnik

10178 Berlin Gaußstraße 20

www.bmu.de 42097 Wuppertal

Prof. Dr. rer. nat. J. Marzinkowski

DBU Deutsche Bundesstiftung Umwelt www.uni-wuppertal.de/FB14

Postfach 1705

49007 Osnabrück Prof. Dr.-Ing. habil. N. Räbiger Universität Bremen

www.dbu.de Institut für Umweltverfahrens-

technik

DECHEMA e. V. Gesellschaft für Chemische Postfach 330440

Technik und Biotechnologie e. V. 28334 Bremen

Theodor-Heuss-Allee 25 www.fb4.uni-bremen.de

60486 Frankfurt am Main

Herr Dr. L. Nick Tuttahs & Meyer Tuttahs & Meyer Ingenieurgesell-

www.dechema.de schaft mbH

Bismarckstraße 2 – 8

FIGAWA FIGAWA Bundesvereinigung 52066 Aachen

der Firmen im Gas- und www.tuttahs-meyer.de

Wasserfach e. V.

Marienburger Straße 15 Universität Wuppertal Fachgebiet Sicherheitstechnik/

50968 Köln Umweltschutz der Bergischen

www.figawa.de Universität Wuppertal

Campus Freudenberg, Gebäude FF

PIA e. V. Prüf- und Entwicklungsinstitut Rainer-Gruenter-Straße 21

für Abwassertechnik an der 42097 Wuppertal

RWTH Aachen (PIA) e. V. Frau D. Kunz

Mies-van-der-Rohe Straße 1 www.uws.uni-wuppertal.de

52074 Aachen

www.pia.rwth-aachen.de

Frau E. Brands Wasserverband Eifel-Rur

Eisenbahnstraße 5

52352 Düren

www.wver.de

274
Anhang A

A.1.5
Weitere Informationsquellen zum Thema Membrantechnik

• ATV-DVWK-Branchenführer Abwasser-Abfall 2001 Informationen im Internet

Hrsg.: Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e. V. Das Internet-Portal www.pius-info.de ist ein Kooperationsprojekt der

Theodor-Heuss-Allee 17 Länder Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.

53773 Hennef Das Angebot umfasst u. a. Informationen zu durchgeführten Projekten,

www.gfa-verlag.de Literatur, Software und Fördermöglichkeiten und wird kontinuierlich

aktualisiert, erweitert und von weiteren Partnern inhaltlich unterstützt.

• ENVITEC-Internationale Fachmesse

für Ver- und Entsorgung mit Fachkongress Im Januar 2002 erfolgte bereits die erste Auszeichnung durch die Verlei-

www.envitec.de hung des Umwelt-Online-Awards in Silber, dem Gütesiegel für moderne

Umweltkommunikation.

• IFAT

Internationale Fachmesse für Wasser – Abwasser – Abfall – Recycling Geschäftsstelle PIUS - Internet-Portal

www.ifat.de c/o Die Effizienz-Agentur NRW

Mülheimer Straße 100

Tagungen zum Thema Membrantechnik 47057 Duisburg

• AMK – Aachener Membran Kolloquium (Institut für Verfahrenstechnik Herr H. H. Sittel, Frau A. Schmitt

(IVT) an der RWTH Aachen) www.pius-info.de

• ATSV – Aachener Tagung Siedlungswasserwirtschaft und Verfahrens-

technik (Institut für Verfahrenstechnik (IVT) und Institut für Siedlungs-

wasserwirtschaft (ISA) an der RWTH Aachen)

• Bremer Colloquium „Produktionsintegrierte Wasser-/Abwassertechnik“

(IUV – Institut für Umweltverfahrenstechnik, Universität Bremen und

GVC – VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik, Düsseldorf)

275
A Anhang

A.2 Investitionen, z. B. in Form von Beteiligungen, Darlehen,


Fördermöglichkeiten Zuschüssen. Um den Weg zum richtigen Förderprogramm
zu verkürzen und Entscheidungen zu erleichtern, sind
Die Planung und Umsetzung von Maßnahmen, die einen nachfolgend einige Förderprogramme zur Thematik
Beitrag zum Umweltschutz leisten, wie z. B. der Einsatz „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“
einer Membrananlage zur Abwasserreinigung können auf aufgeführt. Die genannten Institutionen und Ansprech-
verschiedene Weise gefördert werden. Umfassende Förder- partner erteilen weitere Auskünfte und beraten – über-
programme der Länder, des Bundes und der EU fördern wiegend kostenlos – bei der Auswahl eines geeigneten
die Beratung, unterstützen finanziell Innovationen und Förderprogramms für den Einzelfall.

A.2.1
Förderprogramme und Förderberatung des Bundes

Förderprogramme des Bundes Ansprechpartner

KfW-Umweltprogramm Kreditanstalt für Wiederaufbau

Palmengartenstraße 5 – 9

60325 Frankfurt am Main

Informationszentrum:

Tel.: 0 18 01/33 55 77 (zum Ortstarif)

www.kfw.de

ERP – Umwelt- und Energiesparprogramm Deutsche Ausgleichsbank

DtA – Umweltprogramm Ludwig-Erhard-Platz 1 – 3

BMU – Programm zur Förderung von Demonstrationsvorhaben 53179 Bonn

Info-Line:

Tel.: 01 8 01/24 24 00 (zum Ortstarif)

www.dta.de

Verschiedene Förderbereiche DBU DBU – Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Postfach 1705

49007 Osnabrück

An der Bornau 2

49090 Osnabrück

Tel.: 05 41/96 33- 0

Fax: 05 41/96 33- 190

276
Anhang A

Förderberatung des BMWi


Förderdatenbank des Bundesministeriums

für Wirtschaft und Technologie


In der Auskunftsstelle erhalten Ratsuchende schnell und
www.bmwi.de
unbürokratisch Informationen zu den Förderprogrammen
des Bundes, der Länder und der EU für Existenzgründer
und kleine und mittlere Unternehmen. Die Auskünfte
schließen Angaben zu Verfahrenswegen zur Erlangung Die Nutzung der Förderdatenbank kann immer nur ein
von Fördermitteln, Anlaufstellen und Konditionen der erster Schritt sein. Das vielfältige Beratungsangebot der
Förderprogramme ein. Kammern und Verbände, der freien Unternehmens- oder
Steuerberatung und der Banken hilft, alle konzeptionellen,
Nach Terminvereinbarung können Existenzgründer und steuerlichen oder rechtlichen Fragen zu klären.
Investoren kostenlose Informationen über die Förder-
möglichkeiten auch im persönlichen Gespräch erhalten. A.2.2
Förderprogramme der Bundesländer

Förderberatung des BMWi Ansprechpartner für die Förderprogramme der Länder


Tel.: 0 18 88/6 15-76 49, -76 55 sind jeweils die Umweltministerien bzw. Landesumwelt-
Fax: 0 18 88/6 15-70 33 ämter, deren Adressen in Tabelle A-1 zusammengestellt
E-Mail: foerderberatung@bmwi.bund.de sind. Des Weiteren ist dort eine Auswahl bekannter För-
derprogramme zur Thematik „Abwasservermeidung,
Prozesswasserkreislaufführung“ mit den zugehörigen An-
sprechpartnern genannt.
Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums
Besonders hinzuweisen ist im Bundesland Nordrhein-
Die Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums Westfalen auf die Effizienz-Agentur NRW (EFA)
steht als zentrale Informationsquelle für Privatpersonen, – eine Initiative des Ministeriums für Umwelt und Natur-
Existenzgründer, Unternehmen und Berater zur Verfügung. schutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW–
Sie richtet sich gleichermaßen an Benutzer ohne Vor- welche seit Ende 1998 erste Anlaufstelle für alle Fragen
kenntnisse wie an die Kenner der Wirtschaftsförderung rund um den Produktionsintegrierten Umweltschutz
und ermöglicht die Recherche nach Fördermitteln und – kurz PIUS – ist.
einem geeigneten Förderprogramm.
Die EFA berät und unterstützt kleine und mittelständische
Die Förderdatenbank des Bundes gibt einen vollständigen Unternehmen bei der Einführung integrierter Umwelt-
und aktuellen Überblick über die Förderprogramme des schutzmaßnahmen, vermittelt Kontakte zu Know-how-
Bundes, der Länder und der Europäischen Union. Das Trägern und zeigt neue Wege und Möglichkeiten für
Fördergeschehen wird unabhängig von der Förderebene zukunftsweisende wirtschaftliche Strukturen auf. Die
oder dem Fördergeber nach einheitlichen Kriterien und Erstanalyse der Produktion durch die Ingenieure der EFA
in einer konsistenten Darstellung zusammengefasst. zeigt Potenziale auf; die nachfolgende gezielte Beratung
Dabei werden auch die Zusammenhänge zwischen den in Zusammenarbeit mit externen Fachleuten hilft den
einzelnen Programmen aufgezeigt, die für eine effiziente Unternehmen, sie zu nutzen (PIUS ®-Check). Dabei steht
Nutzung der staatlichen Förderung von Bedeutung sind. im Vordergrund, durch eine Effizienzsteigerung der ein-
gesetzten Rohstoffe gleichermaßen die Produktionskosten
Die breit angelegte Vernetzung im Internet bietet darüber und die Umweltbelastung zu senken. Darüber hinaus
hinaus die Möglichkeit, vertiefende Informationen der
unterschiedlichen Anbieter von Förderinformationen
bereitzustellen. 1) PIUS® ist ein eingetragenes Warenzeichen der Effizienz-Agentur NRW

277
A Anhang

informiert die EFA über aktuelle Fördermöglichkeiten


EFA – Die Effizienz-Agentur NRW:
kleiner und mittlerer Unternehmen und hilft bei der
„Förderprogramme für den Produktionsintegrierten Umweltschutz“.
Suche nach dem geeigneten Förderprogramm zur Finan-
Zielgerichtet planen. Effizient umsetzen. Umfassend profitieren.
zierung geplanter PIUS-Vorhaben. Sitz der EFA ist das
Stand 06/2000.
Haus der Wirtschaftsförderung in Duisburg, vier Regio-
nalbüros in Aachen, Bielefeld, Münster und Siegen sor-
gen seit Anfang des Jahres für den direkten Kontakt in
den verschiedenen Wirtschaftsregionen NRWs. Neben vielen weiteren Informationen zum Produktions-
integrierten Umweltschutz bietet das Internet-Portal
Einen Überblick über verschiedene Förderungsmöglich- www.pius-info.de Informationen über Fördermöglich-
keiten gibt außerdem die Broschüre „Förderprogramme keiten zu dieser Thematik. Das Internet-Portal ist ein
für den Produktionsintegrierten Umweltschutz“. Kooperationsprojekt der Länder Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein und wird konti-
nuierlich aktualisiert und erweitert.

Tab. A-1
Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“

Bundesland Ansprechpartner Förderprogramme

Baden-Württemberg Landesanstalt für Umweltschutz (LfU) Umweltschutz- und Energiesparförderprogramm

Baden-Württemberg Ansprechpartner:

Griesbachstraße 1 L-Bank

76185 Karlsruhe Wirtschaftsförderung II

Postfach 21 07 52 Friedrichstraße 24

76157 Karlsruhe 70174 Stuttgart

Tel.: 07 21/9 83-0 Telefon-Hotline: 07 11/1 22-23 45

Fax: 07 21/9 83-14 56 Faxabruf Konditionen: 07 11/1 22-26 74

www.lfu.baden-wuerttemberg.de www.l-bank.de

Bayern Bayerisches Staatsministerium für Landesentwick- Zusatzprogramm der LfA-Umweltschutz

lung und Umweltfragen Ansprechpartner:

Rosenkavalierplatz 2 LfA Förderbank Bayern

81925 München Königinstraße 17

Tel.: 0 89 / 92 14-00 80539 München

Fax: 0 89 / 92 14-22 66 Tel.: 01 8 01/21 24 24 (Ortstarif)

www.umweltministerium.bayern.de www.lfa.de

Berlin Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Das Umweltentlastungsprogramm – UEP

Brückenstraße 6 Ansprechpartner:

10179 Berlin Beratungs- und Servicegesellschaft Umwelt mbH

(B & SU)

Tel.: 0 30/90 25-0 Hohenzollerndamm 44

Fax: 0 30/90 25-29 20 10713 Berlin

www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt

Tel: 0 30/3 90 42-84

www.uep-berlin.de

278
Anhang A

Tab. A-1 (Fortsetzung)


Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“

Bundesland Ansprechpartner Förderprogramme

Brandenburg Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz

und Raumordnung des Landes Brandenburg

Heinrich-Mann-Allee 103

14473 Potsdam

Tel.: 03 31/8 66-0

Fax: 03 31/8 66-70 68, -70 69, -70 71

www.brandenburg.de/land/mlur

Bremen Der Senator für Bau und Umwelt

Hanseatenhof 5

28195 Bremen

Tel.: 04 21/3 61-21 36

Fax: 04 21/3 61-60 13

www.umwelt.bremen.de

Hamburg Freie und Hansestadt Hamburg Förderprogramm für Umwelttechnologie

Behörde für Umwelt und Gesundheit Ansprechpartner:

Fachamt für Energie und Immissionsschutz (I1) siehe links

Billstaße. 84 Freie und Hansestadt Hamburg

20539 Hamburg Behörde für Umwelt und Gesundheit

Tel.: 040/4 28 45-0

www.hamburg.de/Behoerden/Umweltbehoerde Innovationsstiftung Hamburg

Alter Steinweg 4

20459 Hamburg

Tel.: 0 40/4 28 41-17 59

www.hamburg.de/Behoerden/Umweltbehoerde

Hessen Hessisches Ministerium für Umwelt,

Landwirtschaft und Forsten

Bereich Umwelt und Energie

Mainzer Straße 80

65189 Wiesbaden

Tel.: 06 11/8 15-0

Fax: 06 11/8 15-19 41

www.mulf.hessen.de

Mecklenburg-Vorpommern Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern

Allgemeine Information und Koordinierung

der Förderprogramme

Schlossstraße 6 – 8

19053 Schwerin

Tel.: 03 85/5 88-0, -8 20

Fax: 03 85/5 88-87 17

www.um.mv-regierung.de

279
A Anhang

Tab. A-1 (Fortsetzung)


Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“

Bundesland Ansprechpartner Förderprogramme

Niedersachsen Niedersächsisches Umweltministerium

Postfach 4107

30041 Hannover

Tel.: 05 11/1 20-0

Fax: 05 11/1 20-33 99

www.mu.niedersachsen.de

Nordrhein-Westfalen Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Initiative ökologische und nachhaltige

Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Wasserwirtschaft in NRW

Landes Nordrhein-Westfalen Förderbereich 1 Innovativer bzw. erprobter

Schwannstraße 3 produktionsintegrierter Umweltschutz

40 476 Düsseldorf Ansprechpartner:

Tel.: 02 11/45 66-0 siehe links, außerdem

Fax: 02 11/45 66-3 88

www.munlv.nrw.de Investitions-Bank NRW

Zentralbereich der WestLB

Landesumweltamt NRW Friedrichstraße 56

Wallneyer Straße 6 40217 Düsseldorf

45133 Essen Tel.: 02 11/8 26-09

Tel.: 02 01/79 95-0 Fax: 02 11/8 26-84 59

Fax: 02 01/79 95-14 48

www.lua.nrw.de

Effizienz-Agentur NRW

Mülheimer Straße 100

47057 Duisburg

Tel.: 02 03/3 78 79-58

Fax: 02 03/3 78 79-44

www.efanrw.de

Rheinland-Pfalz Ministerium für Umwelt und Forsten ISB-Mittelstandsdarlehen im Rahmen

Kaiser-Friedrich-Straße 1 des Umweltschutzes

55116 Mainz Ansprechpartner:

Tel.: 0 61 31/16-0 Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz

Fax: 0 61 31/16 46 46 (ISB) GmbH

www.muf.rlp.de Holzhofstraße 4

55116 Mainz

Tel.: 0 61 31/9 85-3 50

www.isb.rlp.de

280
Anhang A

Tab. A-1 (Fortsetzung)


Ansprechpartner für Förderprogramme der Bundesländer und ausgewählte Förderprogramme
zur Thematik „Abwasservermeidung, Prozesswasserkreislaufführung“

Bundesland Ansprechpartner Förderprogramme

Saarland Ministerium für Umwelt

Keplerstraße 18

66117 Saarbrücken

Tel.: 06 81/5 01-00

Fax: 06 81/5 01-45 21

www.umwelt.saarland.de

Sachsen Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und

Landwirtschaft

Archivstraße 1

01097 Dresden

Tel.: 03 51/5 64-0

Fax: 03 51/5 64-22 09

www.smul.sachsen.de

Sachsen-Anhalt Ministerium für Landwirtschaft

und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt

Olvenstedter Straße 4

39108 Magdeburg

Tel.: 03 91/5 67-01

Fax: 03 91/5 67-17 27

www.mrlu.sachsen-anhalt.de

Schleswig-Holstein Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Zusammenstellung aktueller Förderprogramme im

Schleswig-Holstein (LANU) Bereich Energie und Umwelt

Hamburger Chaussee 25 Ansprechpartner:

24220 Flintbek Investitionsbank Schleswig-Holstein

Tel.: 0 43 47/7 04-0 Fleethörn 29-31

Tel.: 0 43 47/7 04-12 24103 Kiel

www.umwelt.schleswig-holstein.de Tel.: 0431 / 900 3651

www.lanu.landsh.de

Thüringen Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,

Naturschutz und Umwelt

Beethovenplatz 3

99096 Erfurt

Tel.: 03 61/37-9 00

Fax: 03 61/37-9 99 50

www.thueringen.de/de/tmlnu

281
A Anhang

A.2.3 Ziel 2 fördert die wirtschaftliche und soziale Umstellung


Förderprogramme der EU für den Bereich von Gebieten mit Strukturproblemen. Im Zeitraum 2000-
Umweltschutz bzw. den Bereich Wasserwirtschaft 2006 wird zwischen vier Arten von Gebieten mit Struk-
turproblemen unterschieden:
Struktur- und Regionalförderung
• Industriegebiete
Die Struktur- und Regionalförderung durch die Europäi- • Ländliche Gebiete
sche Union wird durch die vier europäischen Struktur- • Städtische Gebiete
fonds getragen. Zu nennen sind: Europäische Fonds für • Von der Fischerei abhängige Gebiete
regionale Entwicklung (EFRE), Europäische Sozialfonds
(ESF), Europäische Ausrichtungs- und Garantiefonds für Die Förderung von Maßnahmen im Rahmen der Ziele 1
die Landwirtschaft (EAGFL) und das Finanzinstrument und 2 erfolgt in der Form der Kofinanzierung, wobei in
für die Ausrichtung der Fischerei (FIAF). Der EFRE stellt Deutschland bei Ziel 1 der maximale Anteil der EU 75 %
im Hinblick auf umweltschützende Maßnahmen den und bei Ziel 2 maximal 50 % beträgt
wichtigsten Strukturfonds der EU dar.
Förderprogramme zum Schutze der Umwelt
• Strukturfonds
Die nachfolgend beschriebenen Förderprogramme sind
Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) primär zum Schutze der Umwelt bzw. zur Weiterentwick-
fördert Maßnahmen, mit denen die Unterschiede in der lung der gemeinschaftlichen Umweltpolitik gedacht.
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung zwischen den
verschiedenen Regionen und Mitgliedstaaten der Union LIFE III Programm
ausgeglichen werden sollen. Die EFRE – Mittel werden für Ziel des LIFE-Programms ist die Umsetzung und Weiter-
bestimmte benachteiligte Gebiete bereitgestellt und haupt- entwicklung der Umweltpolitik und des Umweltrechts
sächlich dazu verwendet, Verbesserungen der Infrastruktur, der Gemeinschaft.
der produktiven Investitionen, der lokalen Entwicklung,
der Humanresourcen und des Umweltschutzes zu finan- LIFE bietet finanzielle Unterstützung für Maßnahmen zu-
zieren. gunsten der Umwelt in der Gemeinschaft und bestimm-
ten Drittländern (Länder, die an das Mittelmeer oder die
Bei der Förderung wird in Ziel-1- und Ziel-2-Regionen Ostesee angrenzen, Länder Mittel- und Osteuropas, die
unterschieden. Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Gemein-
schaft abgeschlossen haben).
Ziel 1 fördert die Entwicklung und strukturelle Anpas-
sung der Regionen mit Entwicklungsrückstand. Darunter Durch LIFE werden folgende Bereiche gefördert:
fallen Regionen, deren Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt
weniger als 75 % des Gemeinschaftsdurchschnitts beträgt. • europäische Gemeinschaft und Mittel- und Osteuropäi-
sche Länder (MOEL): Naturschutz, Förderung einer
Es sind fünf Aktionsschwerpunkte vorgesehen: nachhaltigen Entwicklung der industriellen Tätigkeiten,
Einbeziehung von Umweltaspekten in Raumordnungs-
• Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und politik, Abfallwirtschaft, Luftverschmutzung und
der Klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) Gewässserbewirtschaftung;
• Entwicklung von Infrastruktur
• Umweltschutz • andere Drittländer: technische Unterstützung bei der
• Förderung des Arbeitskräftepotenzials Schaffung administrativer Strukturen, Erhaltung bzw.
• Entwicklung des ländlichen Raums Sanierung von Lebensräumen bedrohter Arten, Förde-
rung einer nachhaltigen Entwicklung.

282
Anhang A

Die Förderfähigkeit hängt vor allem davon ab, ob: Membran-Bioreaktoren“. Dieses Vorhaben wird bis Dezem-
ber 2006 unter dem Namen ENREM laufen. Durchführende
• die Maßnahmen in der Europäischen Gemeinschaft Institution ist das Kompetenzzentrum Wasser Berlin GmbH.
von gemeinschaftlichem Interesse sowie innovativ
zuverlässig und durchführbar sind und Kontakt bei der EU:
Generaldirektion Umwelt
• die Maßnahmen außerhalb der Gemeinschaft technisch LIFE-Programme
und finanziell durchführbar sind und zu einer nachhal- Bruno Julien
tigen Entwicklung und Zusammenarbeit führen. Generaldirektion Umwelt D. 1
BU 2/01
Die Aktion wird in den betreffenden fünf Jahren (2000- Rue de la Loi 200
2004) auf drei wichtige Bereiche konzentriert: B-1049 Brüssel
E-Mail: bruno.julien@cec.eu.int
• Naturschutz („LIFE-Natur“): Maßnahmen zum Schutz
der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Strukturpolitisches Instrument zur Vorbereitung auf
Tiere und Pflanzen von gemeinschaftlichem Interesse den Beitritt (ISPA) zur EU
(NATURA 2000).
Durch die Förderung des Programms sollen die Länder
• Umwelt („LIFE-Umwelt“): Beitrag zur Einbeziehung (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei,
von Umweltaspekten in den übrigen politischen Berei- Ungarn, Slowenien, Rumänien, Bulgarien) auf den Bei-
chen der Union sowie zur Umsetzung und Fortschrei- tritt vorbereitet werden. Es werden Investitionsvorhaben
bung der Umweltpolitik bei in den Bereichen Verkehr und Umwelt gefördert.

• Drittstaaten („LIFE-Drittländer“): Technische Unterstüt- Die Laufzeit ist von Anfang 2002 bis Ende 2006. Das Ge-
zung bei der Schaffung von Verwaltungsstrukturen für samtbudget beträgt 7 Mrd. s. Gefördert bis zu 75 % der
den Bereich Umwelt, Maßnahmen zum Gesamtkosten in Form von nicht-rückzahlbaren Beihilfen
werden öffentliche Verwaltungen und öffentliche Un-
• Schutz der Natur und Demonstrationsmaßnahmen zur ternehmen.
Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in einigen
Drittländern im Mittelmeer- und Ostseeraum. Weitere Informationen:
http://www.europa.eu.int/comm/regional_policy/
Bei Maßnahmen, die über das LIFE-Programm finanziert index_en.htm
werden, beträgt die Höhe der zuschussfähigen Kosten 50 %.
Im Rahmen des LIFE-Umwelt-Programms stehen Mittel Kontakt bei der EU:
zur Unterstützung von Demonstrationsvorhaben zur Ver- Generaldirektion Regionalpolitik
fügung, die jedoch keine Forschung, Studien oder Inves- Rue de la Loi
titionen in die Infrastruktur darstellen dürfen. Die Vor- B-1049 Bruxelles
schläge müssen innovative Pilotmaßnahmen oder Maß- E-Mail: luis.riera-figueras@cec.eu.in
nahmen der technischen Unterstützung zum Gegenstand
haben, durch die eine messbare Verbesserung der Umwelt-
bedingungen erreicht wird und die an anderen Orten der
Europäischen Union wiederholbar sind.

In Deutschland werden im Jahr 2004 im Rahmen von


LIFE-Umwelt acht Projekte gefördert, davon eins im
Abwasserbereich zum Thema „Nährstoffentfernung mit

283
A Anhang

A.3
Kurzchecklisten zu Abbildung 2-1

1 Anlass und Zielsetzung

Zieldefinition

Ausbau/Ertüchtigung von Belebungsstufen

Neubau

Nachrüstung zur Einhaltung weitergehender Anforderungen


2 Analyse IST-Zustand

Technische Rahmenbedingungen

Ablaufanforderungen (Mindest-/weitergehende Anforderungen)

Leistungsfähigkeit einer vorhandenen Kläranlage

Entwässerungssystem

Zulaufcharakteristik

Umrüstung/Ergänzung Membranen in bestehende Becken möglich

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Investitionen, insbesondere spezifische Membrankosten

Investitionszuschüsse

Betriebskosten (Membranersatzkosten, Reinigung, Energieverbrauch)

Abwasserabgabe


3 Variantenbetrachtung

Einbeziehung vorhandener Becken

Becken- und Membranstufenneubau

Auswahl und Anordnung der Membranmodule

Notwendige Vorbehandlungsmaßnahmen

Gestaltung und Durchführung der Membranreinigung


4 Planung, Bemessung und konstruktive Gestaltung

Bemessung

Schlammalter, Schlammbelastung, Überschussschlammproduktion

Feststoffgehalt im Belebungsbecken

Mindestdurchflusszeit, Misch- und Ausgleichsbecken

Aufteilung Denitrifikations-, Nitrifikations- und Variobereich

Sauerstoffverschleppung durch Rezirkulation

Notwendige Membranfläche für dauerhaft stabile Flussraten

Temperatureinfluss auf die Permeabilität

Zur Verfügung stehende Membranfläche bei Reinigungen

Modulbelüftung gemäß Herstelleranforderungen

Sauerstoffeintrag in Abhängigkeit des Feststoffgehaltes

Phosphorelimination

Schlammbehandlung: Entwässerung und Faulbarkeit

284
Anhang A

4 Planung, Bemessung und konstruktive Gestaltung (Fortsetzung)

Konstruktive Gestaltung

Güte der Vorreinigung (Rechen, Leichtstoffabscheider)

Pufferbecken im Zulauf oder auf der Anlage

Zwei- oder mehrstraßige Ausführung

Hydraulische Entkopplung mehrerer Straßen

Kurze Membranaustausch- und Lieferzeiten

Einrichtungen für die Reinigung der Membranen

Stromversorgung und Einspeisung


5 Betrieb und Kontrolle

Betriebsstabilität

Schulung/Einweisung Personal

Sicherstellung der Filtrationsleistung

Kontrolle der Membranbeschaffenheit (Verzopfung etc.) und der Permeabilität

Regelmäßige Membranreinigung (Zwischen-, Intensivreinigungen)

Betriebskosten

Stromverbrauch von Becken- und Modulbelüftung

Membranstandzeit

Kosten Reinigungsmittel

Regelmäßige Membranreinigung (Zwischen-, Intensivreinigungen)

Arbeitssicherheit

Umgang mit Reinigungsmitteln

285
A Anhang

A.4
Kurzchecklisten zu Abbildung 3-1

1 Anlass und Zielsetzung

Anforderungen einhalten

Kosten senken

Einsparung von Wasser

Einsparung von Chemikalien

Einsparung von Energie

Rückgewinnung von Wertstoffen

Reduzierung der Entsorgungskosten

Reduzierung der Transportkosten

Reduzierung der Abwassergebühren


2 Analyse IST-Zustand

Datenaufnahme

Produktionsverfahren

Eingehende und ausgehende Ressourcenströme

Erfassung der Stoffströme und Ort des Anfalls

Abwasserströme

Anfallmenge, chemische und physikalische Beschaffenheit

Enthaltene Wert- und Störstoffe des zu behandelnden Stroms

Prozesslimitierende Prozesse und andere Begrenzungen

Kosten für den IST-Zustand, d. h. ohne Rückgewinnung und Recycling unter monetärem und umwelttechnischem Aspekt

Verbesserungsvorschläge/-potenziale

Vermeidungsmöglichkeiten in der Produktion

Behandlung der Reststoffe

Rückgewinnung wertvoller Ressourcen aus dem Stoffstrom möglich?


Nutzung/Verbleib der rückgewonnenen Wertstoffe


3 Verfahrensauswahl

Zieldefinition

Mögliche Separationsverfahren

Änderung Produktionsprozess erforderlich bzw. möglich?

Effektivität der Verfahren?

Erreichbarkeit der geforderten Ziele mit dem Prozess

Wirtschaftlichkeitsvergleich

Laborversuche, Pilotversuche

286
Anhang A

3 Verfahrensauswahl (Fortsetzung)

Wirtschaftlichkeitsvergleich

Bestehender Prozess, keine Änderung

Wasserversorgungskosten

Energiekosten

Chemikalienkosten

Rohmaterialkosten

Entsorgungskosten flüssig

Entsorgungskosten fest

Laborkosten

Membranverfahren installiert

Investitionen für Neuanlage

Membranersatzkosten

Investitionen für Peripherie, Pumpen, Ausgleichsbecken …

Abgetrennter Wertstoff

Fördermöglichkeiten


4 Planung und Pilotierung

Versuche auf verschiedenen Maßstabsebenen

Vorversuche

Laborversuche

Membranauswahl

Pilotversuche

Anlagenplanung


5 Betrieb und Kontrolle

Betreibermodell oder Eigenbetrieb

z. B. „BOO Build-Own-Operate“

Vertragsregelung

Vertragslaufzeit

Garantiezeit, Standzeit der Membranen

Preisregelung

287
A Anhang

A.5 Unter Mitarbeit von:


Arbeitsbericht der ATV-DVWK-Arbeitsgruppe IG-5.5
„Membrantechnik“: Aufbereitung von Industrie- Dipl.-Biol. Annette Achtabowski, Bergkamen
abwasser und Prozesswasser mit Membranverfahren Dipl.-Ing. Stefan Krause, Darmstadt
und Membranbelebungsverfahren Prof. Dr. Winfried Schmidt, Gelsenkirchen
Dipl.-Ing. Jens Wagner, Hannover
Der vorliegende Arbeitsbericht wurde von der ATV-DVWK-
Arbeitsgruppe IG-5.5 „Membrantechnik“ im ATV-DVWK Teil I
Fachausschuss IG-5 Industrieabwasserreinigung erstellt. Membranverfahren
Der Arbeitsbericht besteht aus mehreren Teilen.
A.5.1
Teil 1 befasst sich mit den Membranverfahren an sich, Einleitung
d. h. dem Einsatz dieser Verfahrensstufe zur Abtrennung
von ungelösten, kolloidalen oder gelösten Stoffen. Membranverfahren sind rein physikalisch arbeitende Ver-
fahren zur Stofftrennung, bei denen das zu behandelnde
In Teil 2 wird auf das Membranbelebungsverfahren ein- Abwasser oder Prozesswasser in gereinigtes Wasser (Filtrat-
gegangen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Verfah- bzw. Permeat) und eine aufkonzentrierte Phase (Konzen-
renseinheit, bestehend aus dem biologischen Abbau im Be- trat) getrennt wird (Abb. A-1). Die Triebkraft für die
lebungsbecken und der Abtrennung der Biomasse durch Trennoperationen ist die transmembrane Druckdifferenz.
Membranen. Es wird insbesondere auf die Anforderungen Diese druckgetriebenen Verfahren unterscheiden sich in
und Besonderheiten der Membranbelebung im Unterschied der Höhe der Druckdifferenz. Membranverfahren mit
zum konventionellen Belebungsverfahren eingegangen. anderen Triebkräften, wie z. B. einem elektrischen Feld
oder einer Konzentrationsdifferenz, sollen hier aufgrund
Es ist geplant, in einem dritten Berichtsteil Praxisbeispiele, der geringen praktischen Bedeutung für die Abwasserbe-
Betriebserfahrungen und Bemessungshinweise zusammen- handlung nicht diskutiert werden. Im Gegensatz zu der
zustellen. konventionellen Filtrationstechnik erlauben druckgetrie-
bene Membranverfahren eine Trennung bis in den mole-
Der ATV-DVWK-Arbeitsgruppe gehören folgende kularen Bereich.
Mitglieder an:
Für den Erfolg eines Membranverfahrens sind zwei Eigen-
Dr.-Ing. Goetz Baumgarten, Langenhagen schaften von zentraler Bedeutung:
Dr.-Ing. Martin Brockmann, Hilden
Dipl.-Biol. Ulrich Brüß, Herten • Die Selektivität der Membranen, d. h. ihre Fähigkeit,
Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel, Darmstadt (Sprecher) zwischen den Komponenten einer Mischung zu unter-
Dr.-Ing. Oliver Debus, Hamburg scheiden (z. B. zwischen Öl und Wasser oder zwischen
Dipl.-Ing. Michael Kiefer, Stuttgart Ionen und Wasser). Die Membran setzt dabei dem
Dr.-Ing. Angelika Kraft, Essen Transport verschiedener Komponenten unterschiedliche
Prof. Dr. Peter M. Kunz, Mannheim Widerstände entgegen.
Dr.-Ing. Otto Neuhaus, Bergkamen
Dr.-Ing. Thomas Peters, Neuss • Die Leistungsfähigkeit der Membranen (oft Membran-
Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Rosenwinkel, Hannover flux genannt), d. h. der zu erzielende Permeat- bzw.
(stellvertr. Sprecher) Filtratfluss (üblicherweise in l/(m2 h) angegeben)
Prof. Dr.-Ing. em. Carl Franz Seyfried, Hannover (Obmann) unter bestimmten Betriebsbedingungen.
Dr.-Ing. Jianming Shang, Hamm
Prof. Dr.-Ing. Ulf Theilen, Gießen
Dr.-Ing. Frieder Wagner, Heuweiler

288
Anhang A

Abb. A-1
Schematische Darstellung des Grundprinzips eines Membranverfahrens

Abwasser Membranverfahren gereinigtes Abwasser


(Feed) (Permeat /Filtrat)
100 % z. B. 90 %

konzentriertes Abwasser
bzw. Wertstoff
(Konzentrat)
z. B. 10 %

Abb. A-2
Zuordnung der Membran- und Filtrationsverfahren

Kochsalze Viren Bakterien


Metallsalze Farbpigmente

200
100
Umkehrosmose
Druckdifferenz [bar]

10 Nanofiltration

Ultrafiltration

1 Mikrofiltration

Filtration

0,1

0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10 100


Partikel- bzw. Molekülgröße [µm]

Abbildung A-2 zeigt die Einordnung der Membranverfah- Mit Membranverfahren können Inhaltsstoffe wie z. B.
ren als Funktion der Partikel- bzw. Molekülgröße und der
Druckdifferenz. • Feststoffe,
• gelöste Stoffe,
• kolloidale Stoffe und
• Flüssigkeiten einer zweiten Phase

abgetrennt werden.

289
A Anhang

Unabhängig vom Verfahren bzw. der Trennaufgabe können • Die Porenmembranen besitzen eine poröse Struktur mit
mit Hilfe der Membrantechnik unterschiedliche Behand- Kanälen. Die Selektivität beruht auf einem Siebeffekt,
lungsziele verfolgt werden, die wirtschaftlich interessant der durch die Porengrößenverteilung der Membranen
sind. Diese können sein: bestimmt wird. Der Stofftransport erfolgt rein konvektiv
nach den Gesetzen der laminaren Kapillarrohrströmung
1. Reinigung des Wassers, z. B. zur (Hagen-Poisseuille-Gesetz) als Resultat der Druckdiffe-
• Einhaltung von Einleitgrenzwerten renz zwischen beiden Seiten der Membran. Dieses
• Wiederverwendung Modell beschreibt theoretisch die Trennwirkung von
Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen. In der Praxis
2. Konzentrierung der Inhaltsstoffe, z. B. zur werden diese Prozesse jedoch in aller Regel von einer
• Wertstoffrückgewinnung Deckschicht kontrolliert. Diese Deckschicht („Sekun-
• Reduzierung der Entsorgungskosten därmembran“) bildet sich aus den vor der Membran
aufkonzentrierten Inhaltsstoffen.
Zum Verständnis der Selektivität von Membranen wurden
Modelle entwickelt, die sich für einen groben Überblick Bedingt durch die sich beim Betrieb rohwasserseitig vor
auf zwei Grenzfälle verdichten lassen. Man unterscheidet der Membran einstellende Aufkonzentrierung der von
die so genannten Lösungs-Diffusions-Membranen (Um- der Membran zurückgehaltenen Wasserinhaltsstoffe, kön-
kehrosmose, Nanofiltration) und die Porenmembranen nen auf der Membranoberfläche und an den Komponen-
(Mikro- und Ultrafiltration). ten der Membranelemente bzw. des Membranmoduls
folgende Effekte auftreten, die sich negativ auf die Leis-
• Die Lösungs-Diffusions-Membranen besitzen eine ho- tungsfähigkeit einer Membrananlage auswirken:
mogene, mit einem Gel vergleichbare Trennschicht.
Um die Membran passieren zu können, muss der Stoff Scaling
sich im Membranmaterial lösen. Die Selektivität beruht Ablagerung anorganischer Wasser-inhaltsstoffe nach
demzufolge auf der unterschiedlichen Löslichkeit und deren Ausfällung durch Übersättigung, Kristallbildung
der unterschiedlichen Durchtrittsgeschwindigkeit der
zu trennenden Substanzen durch das Membranmaterial. Fouling
Der Stofftransport durch die Membran erfolgt nach den Deckschichtbildung durch organische Wasserinhaltsstoffe
Gesetzen der Diffusion (Ficksches Gesetz). Triebkraft für
die gelösten Stoffe bei allen diffusionskontrollierten Biofouling
Membranprozessen ist die Differenz des chemischen Ausbildung eines Biofilms, der u. a. durch Mikroorganis-
bzw. elektrochemischen Potenzials zu beiden Seiten der men gebildet wird
Membran, während die Triebkraft für das Lösungsmittel,
d. h. das Wasser die Druckdifferenz ist. Dieses Modell Diese Effekte können durch entsprechende Maßnahmen
beschreibt die Trennwirkung von Umkehrosmosemem- verhindert oder zumindest vermindert werden. Die Ver-
branen. Für die Beschreibung der Trenneigenschaften meidung der Ausfällung anorganischer Komponenten
von Nanofiltrationsmembranen sind zusätzlich elektro- wie CaSO4 oder CaCO3 gelingt beispielsweise durch Ver-
chemische Wechselwirkungen mit der in der Regel schiebung des pH-Wertes – und damit der Löslichkeits-
negativ geladenen Membranoberfläche zu berücksich- grenze – und/oder der Dosierung von Antiscalingmitteln
tigen. (Komplexbildner, z. B. Phosphonsäure, Polykarbonsäure).
Die Verhinderung bzw. Verminderung des Wachstums
eines Biofilms kann durch eine entsprechende Voraufbe-
reitung bzw. ein einsatzfallspezifisches Spül- und Reini-
gungs-Regime erzielt werden.

290
Anhang A

Tab. A-2
Membranverfahren und deren Einsatzbereiche

Abtrennbare Trenngrenze Verfahren Betriebsdruck

Wasserinhaltsstoffe (Porengröße) [Membran-Typ] kPa (bar)

Partikel > 0,1 µm 0,1 – 1 µm Mikrofiltration (MF) 50 – 300 kPa

emulgierte Stoffe [Poren-Membranen] (0,5 – 3 bar)

Kolloide, Makromoleküle 2.000 – 200.000 g/mol Ultrafiltration (UF) 50 – 1.000 kPa

Molmasse > 2.000 g/mol (0,004 – 0,1 µm) [Poren-Membranen] (0,5 – 10 bar)

emulgierte Stoffe

Organische Moleküle > 200 g/mol Rückhaltung Nanofiltration (NF) 500 – 4.000 kPa

mehrwertige, anorganische Ionen für MgSO4 > 90 % [Lösungs-Diffusions-Membranen (5 – 40 bar)

(0,001 – 0,005 µm) mit eingebauten ionogenen

Gruppen]

organische Moleküle und alle Ionen < 200 g/mol Rückhaltung Umkehrosmose (UO) 500 – 7.000 kPa

für NaCl > 95 % Hochdruck-UO (HD-UO) (5 – 70 bar)

[Lösungs-Diffusions-Membranen] bis 12.000 kPa

(bis 120 bar)

A.5.2 grenzen entsprechen den von den Herstellern üblicher-


Bestimmung des Membranverfahrens weise verwendeten Begriffen. Die angegebene Einheit
(g/mol) für das Molekulargewicht entspricht der an ande-
Bei der Auswahl eines Membranverfahrens sind zunächst ren Stellen verwendeten Einheit Dalton.
vier wesentliche Festlegungen zu treffen:
A.5.2.2
• Bestimmung der erforderlichen Trenngrenze einer Bestimmung des Membranmaterials
auszuwählenden Membran
• Bestimmung des Membranmaterials Heute stützt sich nahezu die gesamte Membrantechnik im
• Festlegung des Modultyps Bereich der Wasser- und Abwasserbehandlung auf synthe-
• Festlegung des Verfahrens tische Polymermembranen über die nachfolgend ein kurzer
Überblick gegeben wird. In jüngster Zeit haben sich dabei
Die Kriterien für diese Auswahl werden im Folgenden trotz der hohen Investitionskosten auch keramische Mem-
beschrieben. branen im Bereich spezieller Anwendungsgebiete (hohe
Temperaturen, aggressive Medien, Lösemittel) etabliert.
A.5.2.1
Bestimmung der erforderlichen Trenngrenzen Aus den allgemeinen Stofftransportgesetzen (Konvektion,
Diffusion) ist bekannt, dass der Permeatfluss [in l/(m2 h)]
Die Art der aus einem Abwasser oder Prozesswasser abzu- umgekehrt proportional zur Länge der Transportstrecke
trennenden Komponenten bzw. die erforderliche Selekti- ist. Aus diesem Grund hat man sich bei der Membran-
vität bestimmt die Art der einzusetzenden Membran. Ein- herstellung bemüht, Trennschichten geringer Dicke zur
zelne Beispiele in Tabelle A-2 verdeutlichen die Zuord- Verfügung zu stellen. Dennoch muss die mechanische
nung der Abtrennung von Wasserinhaltsstoffen zu den Festigkeit der Membran gewährleistet sein.
Membranarten. Bei den porösen Membranen ist dabei die
in der Praxis mehrheitlich verwendete Porengröße ange- Während bei der Mikrofiltration in der Regel symmetri-
geben. Die in der Tabelle benutzten Einheiten und Trenn- sche Membranen eingesetzt werden, haben sich für die

291
A Anhang

Ultra- und Nanofiltration sowie für die Umkehrosmose Abb. A-3


vor allem die asymmetrischen Membranen durchgesetzt. Querschnitt durch eine Phaseninversionsmembran
Hier kann je nach Herstellungsverfahren zwischen Phasen- am Beispiel einer UF-Hohlfasermembran
inversions- und Kompositmembranen unterschieden
werden. Während bei einer Phaseninversionsmembran
die aktive Schicht und die Unterstruktur aus dem glei-
chen Material hergestellt sind, wird bei den Komposit-
membranen auf die Stützstruktur eine homogene, mög-
lichst dünne Polymerschicht aufgebracht, weshalb eine
getrennte Optimierung der Schichten möglich ist. Die
Abbildungen A-3 und A-4 zeigen den prinzipiellen Auf-
bau von Phaseninversions- und Kompositmembranen.

Die früher häufig eingesetzten Membranen aus Cellulo-


sederivaten sind heute weitgehend durch Membranen
aus vollsynthetischen Polymeren (Polysulfon, Polyether-
sulfon, Polyamid, Polypropylen, Polyacrylnitril, etc.)
ersetzt worden. Diese weisen insbesondere den Vorteil
der besseren Medienbeständigkeit auf. Tabelle A-3 ist eine
Übersicht der gängigsten Membranmaterialien für die
verschiedenen Membranverfahren.

Abb. A-4
Kompositmembran,
Links: Prinzipieller Aufbau einer Kompositmembran, Rechts: Schnitt durch eine Kompositmembran

mikroporöses Trägermaterial
bis zu 50 µm Dicke

poröses Polyesternetz
bis zu 125 µm Dicke
aktive Schicht bis zu 2500 Å
= 1/4000 mm Dicke Barriereschicht

2500 Å

292
Anhang A

Tab. A-3
Übersicht der gängigsten Membranmaterialien für die verschiedenen Membranverfahren

Verfahren Aktive Schicht

Mikrofiltration Polypropylen (PP)

Polyvinylidenfluorid (PVDF)

Polysulfon (PSU)

-Aluminiumoxid

Edelstahl, Titandioxid

Zirkonoxid

Ultrafiltration Polysulfon (PSU)

reg. Cellulose

Polyacrylnitril (PAN)

Polyethersulfon (PES)

Titanoxid, Zirkonoxid

Polyvinylidenfluorid (PVDF)

Nanofiltration Polyamid (PA)

(Zirkonoxid), PES,

Celluloseacetat (CA)

Umkehrosmose Polyamid (95 %)

Celluloseacetat (5 %)

A.5.2.3 Da kein Modul aufgrund dieser in sich widersprüchlichen


Bestimmung des Membranmoduls Anforderungen alle Aspekte optimal erfüllt, gibt es ver-
schiedene Modulbauarten, die teilweise gezielt für be-
Das Kernstück jeder Membrananlage bildet das Modul, stimmte Anwendungen entwickelt worden sind. Die ver-
in dem die Membranfläche in einer technisch nutzbaren schiedenen Module lassen sich, sieht man von konstruk-
Einheit angeordnet ist. Das ideale Modul gewährleistet tiven Einzelheiten ab, in zwei Gruppen aufteilen:
die folgenden Aspekte:
Module mit rohrförmigen Membranen
• gute und gleichmäßige Überströmung der Membranen • Rohrmodul
ohne Totwasserzonen, • Kapillarmodul
• mechanische, chemische und thermische Stabilität, • Hohlfasermodul
• geringe Druckverluste,
• große Packungsdichte, Module mit flachen Membranen
• kostengünstige Fertigung, • Plattenmodul
• gute Reinigungsmöglichkeit, • Wickelmodul
• gute Membranwechselmöglichkeit, • Kissenmodul
• geringe Verblockungsneigung. • Rotationsmodul

293
A Anhang

Tab. A-4
Eigenschaften und Anwendungsgebiete verschiedener Modulformen

Bauform (Beispiele) Packungsdichte [m2/m3] Spez. Kosten pro m2 Deckschichtkontrolle Einsatzgebiete

Rotationsmodul 10 – 50 ––– +++ MF und UF

Rohrmodul 20 – 90 –– ++ MF, UF, NF, RO

Platten- bzw. Kissenmodul 100 – 250 – ++ MF, UF, NF, RO

Kapillarmodul 600 – 1.200 0 + MF, UF, NF

Wickelmodul 700 – 1.000 + – RO, NF, UF

Hohlfasermodul > 1.000 ++ –– RO, UF

– negativ 0 durchschnittlich + positiv

Die Größe und damit die Investitions- und Betriebskosten Dies bedeutet für abwassertechnische Anwendungen, dass
einer Membrananlage sind eng mit der spezifischen Per- Art und Konzentration der einer Membrananlage zuge-
meatleistung und der zu installierenden Membranfläche führten Feststoffe bzw. die während des Prozesses gebilde-
verbunden. Diese gilt es so günstig und damit so kompakt ten Feststoffe das zu wählende Modulsystem maßgeblich
wie möglich anzuordnen, ohne jedoch die Betriebssicher- mit beeinflussen. Die Tabelle A-4 gibt einen Überblick
heit zu gefährden. über die Eigenschaften und Einsatzgebiete der verschie-
denen Modulformen.

Der Aufbau der verschiedenen Module ist in den Abbil-


dungen A-5 bis A-7 dargestellt.

Abb. A-5 Abb. A-6


Stirnseitige Ansicht eines Rohrmoduls mit Abbildung eines Kissenmoduls [Typ ROCHEM FM]
5,5 mm-Rohrmembranen [Foto: X-FLOW]

294
Anhang A

Abb. A-7
Prinzipieller Aufbau eines Spiral-Wickelmoduls

wird aufgerollt Permeat-


Rohrwasserseitiges Sammelrohr
Distanzgeflecht
(Feed-Spacer)

Rohrwasser

Rohrwasserseitiges
Distanzgeflecht
Konzentrat

Permeat
Permeatseitiges
Drainagevlies
Permeatseitiges
Drainagevlies
Abfließen des Permeats
nach Durchtritt durch
die Membran

Membran
Rohrwasserseitiges
Drainagevlies Membran
Verklebung der Membrantaschen

A.5.2.4 Im Gegensatz hierzu steht die „Dead-End“-Betriebsweise.


Bestimmung der Betriebsweise von Membran- Wie bei der klassischen kuchenbildenden statischen Fil-
anlagen tration nimmt die Filtratleistung mit zunehmender Deck-
schichtdicke ab. Kombiniert mit einer effizienten Rück-
Die Art der Betriebsweise eines Membranverfahrens wird spültechnik wird diese Betriebsweise erfolgreich bei ent-
– wie die Auswahl des Moduls – von der Belastung bzw. sprechenden Anwendungen der Mikrofiltration und
der Konzentration der gelösten und/oder ungelösten Ultrafiltration eingesetzt. Verfahren mit einer Kombina-
Inhaltsstoffe des jeweiligen Abwassers oder Prozesswassers tion von Merkmalen aus beiden Verfahren werden Semi-
bestimmt. Sie beeinflusst über den spezifischen Energie- Crossflow-Verfahren genannt.
bedarf die Wirtschaftlichkeit und damit die Realisierbar-
keit der einzelnen Anwendungen. Die beiden Betriebsweisen Dead-End und Crossflow
unterscheiden sich wesentlich hinsichtlich des Energiebe-
Membranverfahren werden in der Regel im „Crossflow“ darfs. Reine Crossflow-Verfahren benötigen einen Ener-
betrieben, auch als Tangentialstrom- oder Querstrom-Fil- giebedarf in der Größenordnung zwischen 2 kWh/m3
tration bezeichnet. Durch tangentiale Anströmung der und 10 kWh/m3 (für MF und UF) bzw. zwischen 0,5
retentat- bzw. konzentratseitigen Membranoberfläche und 5 kWh/m3 (für NF und RO), während reine Dead-
wird versucht, die Deckschichtbildung auf der Membran End-Verfahren mit einem Energieeinsatz zwischen 0,1
zu begrenzen und damit den Permeatfluss auf einem und 0,3 kWh/m3 auskommen.
möglichst hohen Niveau konstant zu halten.

295
A Anhang

A.5.3 A.5.4
Einsatzbeispiele Projektierung von Membrananlagen

Im Folgenden sind Einsatzgebiete, in denen sich druckge- A.5.4.1


triebene Membranverfahren bewährt haben, aufgelistet. Grundlagenermittlung
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Als Grundlage für die Konzeptionierung und Planung
• Filtration von Beizsäuren (MF, UF) einer membrantechnischen Anlage sind für das aufzube-
• Aufbereitung von Abwasser aus CP-Anlage in der reitende Abwasser bzw. Prozesswasser alle relevanten
Galvanotechnik (RO) Daten bezüglich Volumenstrom bzw. Chargenmenge,
• Reinigung von Deponie-Sickerwasser (NF, RO) chemisch/physikalischer Parameter sowie sonstiger pro-
• Standzeitverlängerung von Entfettungsbädern (MF, RO) zessspezifischer gelöster und ungelöster Wasserinhaltsstoffe
• Rückgewinnung von Wertstoffen aus Farbabwässern (UF) (siehe Kapitel A.5.6 „Fragebogen Prozessdatenerhebung“)
• Reinigung von Flexofarbabwasser (MF) für einen möglichst langen Zeitraum zu erfassen und ent-
• Reinigung von Funkenerodier-Abwasser (MF) sprechend zu dokumentieren.
• Reinigung von Gleitschleif-Abwasser (MF)
• Aufbereitung von Grauwasser auf Schiffen (RO) Neben der Abwassersituation beim aktuellen Betriebszu-
• Wasserrecycling von feststoffhaltigen Abwässern aus stand muss dabei auch der Wasserhaushalt des gesamten
der Herstellung von Halbleiterbauelementen Betriebes erfasst werden, um Grundlagen für die Spezifi-
(CMP, Schleifen, Sägen) (UF) kation der Zielvorstellung und die überschlägige Bewer-
• Wiederverwendung in der Halbleiterindustrie (RO) tung der Auswirkungen eines neuen Verfahrenskonzeptes
• Ölabtrennung aus Kompressor-Kondensaten (MF) auf den Betriebsablauf zu erhalten. Die Abschätzung des
• Aufkonzentrierung von Kühlschmieremulsionen (UF) Einsparpotenzials bzw. der erwarteten Ergebnisse sollte
• Aufbereitung von Laugen (MF, UF, NF) dabei durch Teilstrombetrachtungen sowie die Überprü-
• Wiederverwendung in der Lebensmittelindustrie (RO) fung von Änderungen bei vorgeschalteten Prozessschritten
• Aufbereitung von Spülwasser aus der Entfettung ergänzt werden.
in der Metallverarbeitung (RO)
• Reinigung von Kreislaufwasser in der NE-Metall- A.5.4.2
Verarbeitung (UF) Projektierung und Bemessung
• Abtrennung von biologisch schwer abbaubaren
organischen Komponenten (NF) Nachdem die Grundlagenermittlung ergeben hat, dass ein
• Reinigung von Rauchgaswäsche-Abwasser (MF) bestimmtes Membranverfahren einsetzbar ist, hat sich das
• Aufbereitung von Säure (NF) nachfolgend beschriebene Vorgehen zur Projektierung
• Aufbereitung von Schlammwasser (Filterrückspülwasser) solcher Anlagen in der Praxis bewährt. Der erfolgreiche
(UF) Betrieb kann in der Regel nur durch die beschriebene
• Aufbereitung von Schlammwasser im Schwimmbad- Vorgehensweise sichergestellt werden.
Bereich (RO)
• Aufkonzentrierung vor thermischen Verfahren (RO) A.5.4.2.1
• Voraufbereitung von Abwässern für die Weiterbehand- Vorversuche im Labormaßstab
lung in einer Umkehrosmose (MF, UF)
• Schließung von Wasserkreisläufen (UF, NF, RO) Die Vorversuche dienen der ersten Orientierung und wer-
• Rückgewinnung von Wertstoffen aus Wasserlacken (UF) den in der Regel unter folgenden Gesichtspunkten durch-
• Keimreduktion von Kläranlagen-Ablauf (MF, UF), geführt:
siehe Teil 2 des Arbeitsberichtes
• Schlammrückhaltung bei Membran-Bioreaktoren
(MF, UF), siehe Teil 2 des Arbeitsberichtes

296
Anhang A

• Membran- und Modulauswahl mit Feststellung der Die optimale chemische Reinigung der Membranen ist
grundsätzlichen Eignung eines Mediums für die wesentlich für die dauerhafte Funktion der Membranen.
Behandlung mit dem gewählten Membranverfahren Je nach Art der Verschmutzung sind unterschiedliche
Chemikalien anzuwenden. Auch wenn die Reinigungs-
• Vorauswahl ggf. erforderlicher Vorbehandlungsmaß- strategie in jedem Einzelfall ausgearbeitet werden muss,
nahmen mit Abschätzung des Scaling-, Fouling- und um optimale Ergebnisse zu erhalten, so kommen für die
Biofoulingpotenzials und Vorversuchen zur Membran- verschiedenen Verschmutzungsarten doch prinzipiell fol-
reinigung gende Chemikalienarten zum Einsatz:

• Näherungsweise Bestimmung der wichtigsten Prozess- bei Membranverschmutzung durch Scaling:


parameter wie z. B. Druck, Temperatur, Überströmungs- Membranreinigung durch Säure, z. B. Zitronensäure,
geschwindigkeit und erzielbare Ausbeute Salzsäure, ggf. Komplexbildner

A.5.4.2.2 bei Membranverschmutzung durch Fouling:


Pilotversuche vor Ort Membranreinigung durch Oxidationsmittel, z. B. Wasser-
stoffperoxid, Peressigsäure, Natriumhypochlorit
Die auf der Basis der Ergebnisse der Laborversuche zu
entwerfenden Pilotversuche dienen der Ermittlung der bei Membranverschmutzung durch Biofouling:
eigentlichen Auslegungsbasis, der Reinigungsstrategien Membranreinigung durch Oxidationsmittel oder durch
und sonstiger verfahrenstechnischer und anlagenspezifi- Lauge, z. B. Natronlauge
scher Randbedingungen. Dabei ist die Pilotanlage so zu
konzipieren, dass die hydraulischen Randbedingungen Zwischen den einzelnen Reinigungsstufen muss die Anlage
(Überströmbedingungen der Membran, Modulverschal- jeweils mit Wasser ausgespült werden, damit Wechselwir-
tung) der Membranelemente bzw. der Module auf die der kungen zwischen den einzelnen Chemikalien vermieden
geplanten Betriebsanlage übertragbar sind. Nur damit werden. Beispielhaft kann folgende Reinigungsstrategie
wird das Up-Scaling problemlos möglich. Anwendung finden:

Die Pilotversuche sollten unter folgenden Gesichtspunkten 1. Verdrängung des Prozesswassers aus der Anlage
durchgeführt werden: 2. Reinigug mit Zitronensäure/Salzsäure bei pH 3 zur Ab-
lösung anorganischer Beläge, Dauer ca. 1 – 4 Stunden
• Betrieb einer halbtechnischen Pilotanlage im Dauerbe- bei leicht erhöhter Temperatur
trieb unter Praxisbedingungen vor Ort mit Aufnahme 3. Zwischenspülung mit Wasser, d. h. Verdrängung der
aller bemessungsrelevanten Daten einschließlich der vorigen Reinigungslösung
Vorbehandlung 4. Behandlung mit NaOCl/NaOH bei pH 11 zur Oxidation
bakterieller Ablagerungen, Dauer ca. 5 – 8 Stunden bei
• Bestimmung der Permeatleistung als Funktion der leicht erhöhter Temperatur
Prozessstrecke und der Zeit 5. Schlussspülung mit Wasser zur vollständigen Verdrän-
gung aller Chemikalien aus dem System
• Sicherstellung der Reinigbarkeit der Membranen, Be- 6. Wiederanfahren der Anlage mit Prozessabwasser
stimmung der Reinigungsintervalle, Optimierung der
Reinigungsoperationen, Bestimmung des Chemikalien- Je nach Verschmutzungsgrad kann die Zeitdauer der ein-
bedarfes zelnen Schritte variieren oder es kann notwendig sein,
einen dieser Schritte mehrfach durchzuführen.

297
A Anhang

Abb. A-8
Material- und Stoffströme beim Betrieb einer Membrananlage

Chemikalien für Betrieb

Chemikalien für chemische Reinigungen

Betriebsmittel (Elektrische Energie, Druckluft)

Sonstige Verbrauchsstoffe (Ersatzfilter etc.)

gereinigtes Wasser (Permeat bzw. Filtrat)


Abwasserzulauf
Membrananlage
Konzentrat

Abwasser aus Spülungen

Abwasser aus chemischen Reinigungen

A.5.4.2.3 Die folgende Checkliste soll für den künftigen Anlagen-


Anlagenplanung betreiber als Checkliste für seine eigenen Arbeiten bzw.
für die Bewertung von Angeboten dienen.
Auf der Basis der Ergebnisse der Pilotierung kann die
Anlagenplanung durchgeführt werden. Folgende Punkte A.5.5.1
sind hierbei abzuarbeiten: Technische Bewertung eines Membranverfahrens
hinsichtlich Einsatz und Vollständigkeit
• Versuchsdatenauswertung mit der Bestimmung der am
Ende der erwarteten Membranlebensdauer noch vor- A.5.5.1.1
handenen Permeabilität [definiert als l/(m h bar)]
2
Definition der Aufgabenstellung
an jeder Stelle im Membranprozess als wesentlichste
Bemessungsgröße • Sind die im Abwasser enthaltenen Inhaltsstoffe aus-
• Anlagenentwurf unter Beachtung der sich tatsächlich reichend spezifiziert und dokumentiert?
ergebenden Betriebsbedingungen der eingesetzten • Sind Schwankungen des Abwassers hinsichtlich
Membranen und Module Qualität und Quantität definiert?
• Einbindung des Membranverfahrens in den Gesamt- • Wurden bei der Angabe der Abwasserdaten auch
prozess im Herstellungsprozess seltene, zyklisch auftretende
Bedingungen berücksichtigt?
A.5.5
Bewertungskriterien zur Auswahl einer A.5.5.1.2
Membrananlage Material- und Stoffströme beim Betrieb einer
Membrananlage
Nach der Durchführung der beschriebenen Vorgehens-
weise sollte vor der endgültigen Realisierung nochmals • Sind die genannten Mengenströme schlüssig, d. h. geht
eine Bilanzierung der durchgeführten Auswahlverfahren die Gesamtbilanz auf? (Summe Zuläufe = Summe Ab-
erfolgen. läufe! Abb. A-8)

298
Anhang A

• Sind die notwendigen Messgeräte für die Bilanzierung A.5.5.1.5


des Anlagenbetriebes enthalten? Technische Ausführung
• Können Zeiträume für chemische Reinigungen durch
innerbetriebliche Maßnahmen oder Pufferbehälter • Wie hoch ist der Automatisierungsgrad der Anlage?
überbrückt werden? • Ist dieser für die betrieblichen Belange ausreichend?
• Ist die Anlagenauslegung so gewählt, dass der durch • Ist die angebotene Anlage konzeptionell in der Lage,
diese Reinigungen entstehende Mehranfall an Abwasser auf die zu erwartenden Schwankungen im Abwasser
in vernünftigen Zeiträumen abgearbeitet werden kann? zu reagieren?
• Ist die Entsorgung von Abfällen (getauschte Membranen,
Vorfilter) problematisch? A.5.5.1.6
• Wenn ja, wie hoch sind die Kosten hierfür? Redundanzen

A.5.5.1.3 • Welche Folgen hat ein Ausfall der Gesamtanlage über


Verwendung bzw. Entsorgung der entstehenden einige Stunden/einige Tage für den Betrieb? (Entsorgungs-
Produkte kosten/Entsorgungssicherheit/Produktionsausfall/Folge-
kosten)
• Entspricht das erzeugte gereinigte Wasser (Permeat bzw. • Sind die in der Anlage berücksichtigten Redundanzen
Filtrat) den Anforderungen an die Einleitung in die im Hinblick auf die ggf. entstehenden Kosten bei Anla-
Kanalisation oder den Vorfluter bzw. den Qualitätsan- genausfall ausreichend?
forderungen zur Wiederverwendung?
• Erfolgt diesbezüglich eine kontinuierliche Kontrolle der A.5.5.1.7
Qualität? Referenzen/Ähnliche Anwendungen
• Kann das erzeugte Konzentrat innerbetrieblich verwen-
det werden bzw. entspricht dieses Konzentrat den • Gibt es für den Anwendungsfall bereits realisierte Bei-
Anforderungen an die Einleitung in die Kanalisation spiele?
oder den Vorfluter? • Hat das anbietende Unternehmen Referenzen für die
• Hat das Recycling von Abwasser Auswirkungen auf die gewählte Membrantechnik, ggf. in ähnlichen Anwen-
bestehende Abwassereinleitung bzw. auf die bestehende dungen?
Abwasseranlage (Konzentrationserhöhung)?
• Wie werden entstehende Abwässer aus der chemischen A.5.5.2
Reinigung der Anlage entsorgt? Betriebskosten

A.5.5.1.4 A.5.5.2.1
Vorreinigung Betriebsmittel

• Benötigen die eingesetzten Membranmodule bzw. • Wie hoch ist der Anschlusswert/der Verbrauch an elek-
Membranen eine Vorreinigung? trischer Energie?
• Ist diese Vorreinigung technisch und preislich berück- • Wie hoch ist der Verbrauch/sind die Kosten für Druck-
sichtigt? luft?
• Was passiert bei Ausfall der Vorreinigung (Notmaßnah- • Wie hoch ist der Verbrauch von zusätzlich benötigtem
men zur Absicherung der Membranen)? Wasser (z. B. für chemische Reinigungen, Rückspülun-
• Sind Sicherheitsmaßnahmen (Messtechnik, Sicherheits- gen)?
filter) bei unzureichender Vorreinigung getroffen? • Reicht das zur Verfügung stehende Wasser für diese
Maßnahmen hinsichtlich Quantität und Qualität aus?
• Welche Chemikalien sind für den normalen Anlagen-
betrieb erforderlich?

299
A Anhang

• Sind diese Chemikalien im Betrieb vorhanden? • Hydraulische Veränderungen im Zulauf oder innerhalb
Wie werden sie bereitgestellt? der Anlage, z. B. durch nachlassende Pumpenleistung
• Sind die Verbräuche dieser Chemikalien bekannt? • Veränderung der Zulaufqualität, z. B. durch Verände-
Jährliche Kosten? rung der Fracht oder durch zusätzliche Inhaltsstoffe
• Wie hoch sind die jährlichen Analysenkosten? (Einsatz von Prozesschemikalien anderer Lieferanten
oder Wechsel des Produktionsprozesses)
A.5.5.2.2 • Membranwechsel (Wechsel zu einem anderen Membran-
Betriebshilfsmittel lieferanten)
• Unzureichende Wartung der Mess- bzw. Analysentech-
• Standzeit/jährliche Kosten für eventuelle Vorfilter? nik (z. B. pH-Elektroden)
(Verschleißteilangebot vorhanden?)
Diese Auflistung von in der Vergangenheit beobachteten
A.5.5.2.3 Betriebsproblemen zeigt deutlich, dass der Wartung einer
Personalkosten Membrananlage wesentliche Bedeutung zukommt. Sicher-
lich lassen sich Änderungen der Zulaufqualität des zu rei-
• Welcher tägliche/wöchentliche Personalaufwand ist für nigenden Abwassers nicht vermeiden, da Änderungen im
den Betrieb der Anlage erforderlich? Produktionsprozess immer möglich sind. Üblicherweise
werden geringfügige Änderungen keinen Einfluss auf die
A.5.5.2.4 Reinigungsanlage haben. Trotzdem ist dringend anzura-
Lebensdauer und Membranersatz ten, dass bei wesentlichen Änderungen ein enger Kontakt
zum Anlagenhersteller gehalten wird, da oftmals auch
• Wie hoch ist die Standzeit der eingesetzten Membranen? wesentliche Veränderungen im zulaufenden Wasser durch
Erwartete Lebensdauer/garantierte Lebensdauer (garan- geringfügige Modifikationen der Membrananlage gut ver-
tierter Wert mindestens zwei Drittel des Erwartungs- kraftet werden können. Voraussetzung hierfür ist aber
werts)? auch, dass der Anlagenbetreiber durch innerbetriebliche
• Liegt ein langfristiges Angebot für Ersatzmembranen vor? Maßnahmen von diesen Änderungen rechtzeitig unter-
• Ist der Arbeitsaufwand für den Austausch der Membra- richtet wird.
nen enthalten?
Ein Literaturverzeichnis des Anhangs A.5 finden Sie auf
A.5.5.3 den Seiten 316 – 317.
Änderungen der Bedingungen bei Betrieb der
Anlage A.5.5.4
Sonstige Punkte
Neben der Bewertung eines Membranverfahrens hinsicht-
lich Vollständigkeit, Kosten und Verfahrenssicherheit sind A.5.5.4.1
beim Betrieb der Anlage verschiedene Randparameter ein- Störungen
zuhalten, die bei Nichtbeachtung teilweise zu Betriebspro-
blemen bzw. Schäden führen können. Bei ausgeführten An- • Sind im Notfall Ersatzmembranen bzw. -module in der
lagen wurden beispielsweise folgende Punkte beobachtet: erforderlichen Menge kurzfristig verfügbar?
• Ist diese Zeit für den Betrieb akzeptabel (ggf. Ausfall
• Korrosion einzelner Anlagenteile durch Veränderung der Anlage für diesen Zeitraum)?
der Reinigungschemikalien
• Änderung der Inhaltsstoffe von Reinigungschemikalien,
beispielsweise durch Veränderung der Bezugsquelle
• Veränderung der Abfolge von Reinigungsschritten
• Änderung der Temperatur während der Reinigung

300
Anhang A

A.5.5.4.2 A.5.6.3
Vorversuche Fragen zur Anlagenauslegung

• Wurden für den Anwendungsfall Vorversuche durch- • Welche Verarbeitungsmenge ist zu erwarten? Wie fällt
geführt? diese an? Gibt es ggf. Misch- und Ausgleichsmöglich-
• Wenn ja, stimmen die Angaben des Angebotes mit den keiten? Zukünftige Entwicklung? (Ganglinien der
Daten der Vorversuche überein? Mengen und Inhaltsstoffkonzentrationen, Angaben in
m3/h, m3/d und m3/a)
A.5.6 • Welche Permeatausbeute (= %, bezogen auf Verarbei-
Fragebogen Prozessdatenerhebung tungsmenge) soll mindestens erreicht werden?
• Gibt es Möglichkeiten, die Prozesstemperatur zu be-
A.5.6.1 einflussen?
Beschreibung der Trennaufgabe, die mit einem
Membranverfahren gelöst werden soll A.5.6.4
Anforderungen an Ausführung und Bau der
• Um was für ein Abwasser handelt es sich? Herkunft? Membrananlage
Zusammensetzung? Physikalische und chemische Ana-
lysendaten (u. a. Temperatur, pH-Wert, elektrische Leit- • Welche Anforderungen werden an die einzusetzenden
fähigkeit, Härte, Foulingneigung, Feststoffgehalt, Art Werkstoffe gestellt? Gibt es Werkstoffe, die nicht einge-
der Feststoffe) setzt werden können oder dürfen?
• Welche Komponenten sollen aus dem Medium entfernt • Welche sonstigen Anforderungen werden an die Mem-
werden? brananlage gestellt? (z. B. Ex-Schutz, Sanitärausführung,
• Welche Anforderungen werden an die Permeatqualität Betrieb unter Lebensmittelbedingungen, CIP-Fähigkeit)
gestellt? • Gibt es Vorgaben zum Automatisierungsgrad der Anla-
• Sind im Medium membranschädigende Substanzen ge bzw. zur Art der Anlagensteuerung?
enthalten? (Orientierung an Substanzliste im Anhang). • Welcher Platz steht für eine mögliche Membrananlage
Wenn ja, welche? zur Verfügung?
• Handelt es sich um ein mikrobiologisch auffälliges
Medium? Anhang

A.5.6.2 In Abhängigkeit von der Konzentration und der Betriebs-


Zur Bewertung bzw. zur Integration eines Mem- weise können sich folgende Stoffe und Substanzen negativ
branverfahrens in ein Gesamtbehandlungskonzept auf die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems auswirken
und sind deshalb auch genauer zu überprüfen: Oxidations-
• Gibt es sowohl für das Permeat bzw. Filtrat, als auch für mittel [z. B. Chlor, Peroxyd, Chrom (VI)], kationische
das Konzentrat eine Verwertung? (z. B. Wiedereinsatz Tenside, Flockungsmittel, Entschäumer, Polymere, Silikone,
im Betrieb, Wertstoffrückgewinnung) organische Lösemittel, Silikate, Calcium, Barium, Stron-
• Falls eine Konzentratbehandlung erforderlich ist, wel- tium, Eisen/Mangan, Zinn, Säuren/Laugen (pH-Wert),
che Möglichkeiten gibt es? Wie sind ggf. Entsorgungs- Gips, Kalk, abrasive Stoffe.
wege und -kosten zu bewerten?
• Wie hoch sind die durch den Einsatz eines Membran-
verfahrens ggf. erreichbaren Kosteneinsparungen?
(Chemikalien, Wasser- und Abwassergebühren etc.)
• Welche (zum Membranprozess) konkurrierenden Ver-
fahren sind zu beachten?

301
A Anhang

Abb. A-9
Schematischer Vergleich des konventionellen Belebungsverfahrens mit dem Membranbelebungsverfahren

Membran
Zulauf NK Ablauf Zulauf Ablauf
BB BB

ÜSS ÜSS

Teil II Der vorliegende Arbeitsbericht gliedert sich in die Be-


Aerobe Membranbelebungsverfahren schreibung des konstruktiven Aufbaus von Membranbele-
bungsanlagen (Kapitel A.5.8) und die Anforderungen an
A.5.7 den Zulauf (Kapitel A.5.9). Im Kapitel A.5.10 werden
Allgemeines Bemessungshinweise gegeben und im Kapitel A.5.11 auf
einige Besonderheiten von Membranbelebungsanlagen
Der vorliegende Arbeitsbericht richtet sich an Betreiber, im Vergleich zu konventionellen Belebungsverfahren ein-
Planer und Anlagenbauer, die sich mit der Industrieab- gegangen. Das Kapitel A.5.12 enthält Hinweise zur Wirt-
wasserreinigung befassen. Er ist der zweite Teil des Arbeits- schaftlichkeit von Membranbelebungsanlagen. Eine Liste
berichtes „Aufbereitung von Industrieabwasser und Pro- von Beispielanlagen im Bereich der Industrieabwasserrei-
zesswasser mit Membranverfahren und Membranbele- nigung im europäischen Raum schließt den Bericht ab.
bungsverfahren“ und baut auf dem vom Fachausschuss 2.7
erarbeiteten Arbeitsbericht „Membranbelebungsverfahren“ A.5.8
für kommunale Anlagen auf, in dem die wesentlichen Konstruktiver Aufbau
Grundlagen und Definitionen dargestellt sind.
Membranbelebungsanlagen bestehen aus dem Belebungs-
In Membranbelebungsanlagen wird die Nachklärung becken, in dem mittels belebtem Schlamm die biologi-
durch eine Mikrofiltration bzw. Ultrafiltration ersetzt. sche Behandlung des Abwassers durchgeführt wird, und
Hierdurch ergeben sich zwei wesentliche Vorteile: der Filtrationseinheit, in der mittels den in Modulen ein-
gebauten Membranen der belebte Schlamm zurückgehal-
• ein feststofffreier Ablauf ten und ein feststofffreier Ablauf ermöglicht wird.
• die Unabhängigkeit der Biomassekonzentration vom
Sedimentierverhalten A.5.8.1
Anordnung
In Membranbelebungsanlagen können daher im Ver-
gleich zu konventionellen Belebungsanlagen wesentlich Es sind eine Reihe verschiedener Membranen und Mem-
höhere Trockensubstanzgehalte erreicht werden. Um den branmodule am Markt, die sich hinsichtlich der Modul-
gleichen Faktor ist eine Beckenvolumeneinsparung reali- konstruktion, der Trenngrenze (Mikro- oder Ultrafiltrations-
sierbar, sofern nach den gleichen Bemessungsansätzen membran), des Membranaufbaus (Flach-, Rohr- und
vorgegangen wird. Kapillarmembranen), der Filtrationsrichtung (von innen
nach außen oder umgekehrt), des Aufstellungsorts (tro-
In Abbildung A-9 ist schematisch eine Membranbelebungs- cken aufgestellte und getauchte Systeme) und der Be-
anlage im Vergleich zu einer konventionellen Belebungs- triebsweise unterscheiden. Wegen der hohen Feststoffge-
anlage dargestellt. halte belebter Schlämme wird die Filtrationseinheit der
Membranbelebungsanlagen in der Regel als Crossflow-

302
Anhang A

Abb. A-10 Abb. A-11


Anordnung der getauchten Membranmodule im Anordnung der getauchten Membranmodule in
aeroben Teil des Belebungsbeckens einem externen Filtrationsbecken

Abb. A-12
Anordnung der trocken aufgestellten Membranmodule

Modus betrieben, d. h. das Schlamm-Wasser-Gemisch A.5.8.1.2


wird tangential über die Membranoberfläche gefördert, Trocken aufgestellte Membranmodule
wobei ein Teilstrom die Membran durchdringt und als
Filtrat abgezogen wird. Der Deckschichtaufbau kann Bei trocken aufgestellten Anordnungen wird das Schlamm-
durch Variation der Bedingungen bei der Überströmung Wasser-Gemisch dem Belebungsbecken entnommen und
beeinflusst werden. durch das Modul gepumpt. Die Crossflow-Strömung wird
durch eine Pumpe erzeugt. Aufgrund des hohen Strö-
Im Vergleich zu trocken aufgestellten Membranmodulen mungsdruckverlustes in den heute üblichen Modulen ist
ist der spezifische Energiebedarf zur Erzeugung der Cross- der Energiebedarf höher als bei getauchten Systemen. Die
flow-Strömung bei getauchten Systemen geringer, es sind sehr wirksame Deckschichtkontrolle führt allerdings auch
aber größere Membranflächen vorzuhalten, da auch der zu einem höheren spezifischen Fluss. Folgende Abbildung
Fluss [l/(m h)] geringer ist.
2
A-12 zeigt die Anordnung schematisch.

A.5.8.1.1 A.5.8.2
Getauchte Membranmodule Deckschichtkontrolle

Die getauchten Membranmodule werden im aeroben Teil A.5.8.2.1


des Belebungsbeckens oder in einem separaten „Filtra- Deckschichtkontrolle bei getauchten Systemen
tionsbecken“ installiert (Abb. A-10 und A-11). Eine unter
den Membranen angeordnete grobblasige Belüftung und/ Getauchte Systeme werden direkt in die Belebung oder in
oder eine mechanische Bewegung erzeugt die erforderliche ein externes Filtrationsbecken eingehängt (vgl. Abb. A-10
Querströmung (Crossflow). Das Filtrat wird mittels eines und A-11). Die Kontrolle der Deckschicht erfolgt durch
Unterdrucks von ca. 0,05 bis 0,6 bar (möglichst gering) Lufteintrag im Fußbereich der Module. Die aufsteigenden
abgezogen. Luftblasen erzeugen an der Membranoberfläche unzäh-

303
A Anhang

lige kleine Wirbel. Die Druckunterschiede in den Wirbeln Abb. A-13


lösen anhaftende Partikel von der Membranoberfläche. Qualitativer Zusammenhang zwischen erforder-
licher Membranfläche, Energiebedarf und Fluss
Bei Hohlfasermembranen werden durch die Vielzahl der
Wirbel großflächige Bewegungen der Hohlfasern zueinan-

Spezifische Membranfläche [m2/(m3·h)]


der erzeugt. Diese Bewegung kann durch eine intermittie-
rende Belüftung unterstützt werden, dabei entsteht ein
Fluss
Pumpeffekt der eine Querströmung innerhalb der Faser-

flow [l /(m2·h)]
bündel induziert. Diese verbesserte Deckschichtkontrolle
hat den weiteren Vorteil, dass der Energieverbrauch für
den Lufteintrag vermindert wird.
Fläche

Bei Flachmembranen kann durch einen Einbau (Kasten-


struktur um die Membran herum) oder eine mechanische Energiebedarf (kWh/m3)

Bewegung eine Zwangsströmung entlang der Membran Getauchte Trocken aufgestellte


Membranmodule Membranmodule
erzeugt werden. Der resultierende Druckluftheber fördert
den belebten Schlamm bei manchen Systemen, z. B. bei
Plattenmembranen, erst dann in effektiver Weise, wenn
unterhalb der Membran ein freier Aufströmkanal zur Be-
schleunigung des Luft-Schlamm-Gemisches angeordnet A.5.8.2.3
ist. Generell

A.5.8.2.2 Die Erzeugung dieses „Crossflows“ trägt wesentlich zum


Deckschichtkontrolle bei trocken aufgestellten spezifischen Energiebedarf der Membranfiltration bei.
Systemen Ziel zahlreicher Verfahrensentwicklungen ist die Mini-
mierung des Energieeinsatzes durch Reduzierung des
Die Membranfiltration beim Membranbelebungsverfahren Cross-flows bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines
wird bei trocken aufgestellten Systemen im „Crossflow“ hohen Flusses. Damit werden die erforderlichen Membran-
betrieben. Durch tangentiale Anströmung der Membran- flächen und somit die Investitions- und Membranersatz-
oberfläche auf der feststoffhaltigen Seite wird die Deck- kosten minimiert.
schichtbildung durch Ablagerung abfiltrierter Partikel be-
grenzt, um einen konstanten Filtratfluss auf hohem Abbildung A-13 stellt den theoretischen Zusammenhang
Niveau zu erreichen. Der Fluss ist um so höher, je durch- zwischen Membranfläche, Energiebedarf und Fluss für die
lässiger, d. h. in der Regel auch je dünner, die filtrierende Membranbelebungsverfahren dar.
Deckschicht auf der Membran ist. Um eine wirksame
Deckschichtkontrolle zu erzielen, wird ein mehrfaches A.5.8.3
des Zuflusses (Feed) rezirkuliert. Übliche Geschwindigkeit Reinigungsstrategien
für die Querstrom- oder Crossflow-Filtration betragen je
nach Modulaufbau ca. 1 bis 4 m/s. Eine Reinigung der Membranen ist erforderlich, um dem
Rückgang des Flusses [genauer: der Permeabilität, ausge-
drückt in l/(m2 h bar)], vorbeugend entgegenzuwirken
bzw. bei zurückgegangenem Durchsatz die Permeabilität
wieder zu erhöhen. Ursachen für Permeabilitätsverluste
können sein:

304
Anhang A

• Ablagerung von (kolloidalen) organischen und anorga- der Filtrationsphase) und dem Nettofluss, d. h. dem über
nischen Partikeln eine komplette Sequenz aus Filtration und Rückspülung
• Ablagerung und Ausfällung von Salzen (siehe Scaling) unter Berücksichtigung der Rückspülmenge erzielten Fluss
• Ablagerung von organischen Makromolekülen zu unterscheiden.
• Biofouling, d. h. Penetration und Aufwuchs von Mikro-
organismen und/oder deren Ausscheidungen wie En- Unter Spülung versteht man in der Regel den kurzzeitigen
zyme, EPS (extrazelluläre polymere Substanzen) in und Betrieb mit klarem Wasser ohne Umkehrung der Permea-
an der Membran tionsrichtung, um die Deckschicht abzuschwemmen und
auszutragen. Dies wird üblicherweise bei trocken aufge-
Entsprechend der Verschiedenartigkeit der Ursachen sind stellten Membranmodulen angewandt.
die Reinigungsstrategien an die Abwasserzusammenset-
zung, an die Betriebsweise der Belebungsstufe und an die Zwischenreinigung
eingesetzten Membranen und Membranmodule anzupas- (maintenance cleaning; chemical enhanced backwash)
sen.
Bei der (Zwischen-)Reinigung werden dem (Rück-)Spülwas-
Dabei ist zu unterscheiden zwischen prozessgesteuerten ser Chemikalien wie z. B. Zitronensäure oder oxidierende
integrierten Spülungen, periodischen in situ-Zwischenrei- Chemikalien (z. B. Hypochlorit) zugesetzt. Die Reinigung
nigungen z. B. durch Rückspülung mit Chemikalienzusatz erfolgt in situ, d. h. die Membrane bleibt in der Regel in
und unregelmäßig durchgeführten diskontinuierlichen Kontakt zum Schlamm-Wasser-Gemisch (das Schlamm-
Hauptreinigungen mit Chemikalien unter Außerbetrieb- Wasser-Gemisch kann auch abgelassen werden). Das Zeit-
nahme der Filtrationseinheit. intervall zwischen zwei Spülungen, die Art der Chemika-
lien und deren Konzentration sind anwendungsspezifisch.
Alle Reinigungsvorgänge laufen bei erhöhten Temperaturen
schneller ab. Zudem wird die gleiche Wirkung mit gerin- Typische Zwischenreinigungsintervalle, z. B. mit Natrium-
gerer Chemikalienkonzentration erzielt, d. h. die Reinigung Hypochlorit (NaOCl) oder Säure, betragen wenige Tage
erfolgt schonender. Für organische Membranen liegen bis mehrere Wochen. Die Spülung erfolgt mit sehr gerin-
großtechnische Erfahrungen bis ca. 35 – 40 °C vor. gem Rückspülfluss – häufig in einem mehrfach durchlau-
fenen Zyklus von kurzzeitigem Spülen – Einwirken lassen
Da Reinigungsprozeduren stark von dem Membran- und – Spülen – um den Chemikalieneintrag und die uner-
Modultyp abhängen und einer raschen Weiterentwick- wünschte Schadstoffneubildung (AOX) zu minimieren.
lung unterliegen, können hier nur generelle Hinweise
von exemplarischem Charakter gegeben werden. Hauptreinigung (intensive cleaning)

Spülung/Rückspülung In größeren Abständen – je nach Anwendung ca. einmal


monatlich bis zweimal jährlich – kann es erforderlich sein,
Unter Rückspülung versteht man eine intervallweise, eine intensive Reinigung durchzuführen. Dazu werden
kurzfristige Umkehrung der Strömungsrichtung in den entweder die Membranmodule in ein separates Reini-
Membranen zur Ablösung der beim Filtrationsvorgang gungsbecken gegeben oder es wird das Schlamm-Wasser-
angelagerten „Partikel“ (Deckschicht). Diese Rückspülung Gemisch abgezogen und gegen Reinigungslösungen aus-
erfolgt in der Regel mit Filtrat. getauscht.

Ein typisches Beispiel für ein am Markt befindliches Hohl- Die Reinigungschemikalien hängen naturgemäß vom
fasermodul ist eine Filtration von 5 – 8 Minuten Dauer, Anwendungsfall ab. Es ist zweckmäßig, die Reinigung mit
gefolgt von einen Rücklspül intervall von ca. 30 – 40 s. warmem Wasser durchzuführen. Eine typische Reinigungs-
Anmerkung: Bei einer solchen Betriebsweise ist bei der sequenz kann z. B. aus folgenden Schritten bestehen:
Angabe des Flusses, zwischen Bruttofluss (Fluss während

305
A Anhang

• Spülen/Abspülen der Membranen mit Wasser Je aggressiver die Chemikalie, je höher die Konzentra-
• Behandlung mit Säure, z. B. Zitronensäure (250 – 2.000 tion und je länger die Einwirkzeit, umso größer ist die
ppm) unter Zusatz von Salz- oder Schwefelsäure zur Membranschädigung. Einige Membranhersteller geben
Einstellung des pH-Wertes auf 2 – 3, zur Ablösung/ chemikalienspezifische Maximalwerte für das Produkt
Entfernung anorganischer Beläge Einwirkzeit 0,5 h bis aus Chemikalienkonzentration und Einwirkzeit an. Bei-
ca. 4 h, Wechsel zwischen Rückspülung und Einwirkzeit spiel: 250.000 ppmh freies Chlor bedeuten 500 h mit
• Zwischenspülung (Neutralisation) um Salzablagerungen 500 ppm Lösung, oder 100 h mit 2.500 ppm Lösung.
und Wärmeentwicklung in der Membran (Neutralisa- • Reinigungschemikalien können durch chemische Reak-
tionswärme) zu vermeiden, wenn nachfolgend bei alka- tionen ihrerseits Störungen hervorrufen oder Schad-
lischen pH-Werten gereinigt wird stoffe bilden. Als Beispiele seien genannt:
• Reinigung mit oxidativen Chemikalien zur Oxidation – Verseifung durch Reaktion von NaOH mit Fetten und
von organischen und bakteriellen Ablagerungen, z. B. Ölen " starke Schaumbildung. Maßnahme: gutes
0,05 %ige Lösung (Gew. %) (= 500 ppm (500 mg/l) Nachspülen mit Wasser
bezogen auf aktives Chlor), d. h. ca. 0,4 %ige NaOCl- – Salzablagerungen in der Membran durch Neutralisa-
Lösung (= 4.000 ppm NaOCl) bei pH 11 für 5 bis 20 h tionsreaktionen. Maßnahme: ausreichend Zwischen-
Einwirkzeit ggf. bei erhöhter Temperatur spülung mit Wasser

• Schlussspülung mit Wasser zum Auswaschen der Natron- – AOX-Bildung durch Reaktion von OCl mit organi-
lauge (NaOH). Dadurch wird das Scalingpotenzial ver- schen Inhaltsstoffen. Maßnahmen: Verwendung von
ringert und die Gefahr einer Verseifung (Reaktion der Trinkwasser (statt Filtrat) zum Ansetzen der Reini-
NaOH mit Fett und Öl zu Glycerin und Na-Salzen der gungslösung; Verwendung halogenfreier Oxidations-
Fettsäuren), durch die eine unerwünschte Schaument- mittel wie z. B. H2O2, Peressigsäure (Reinigungswir-
wicklung auftreten kann, vermindert. kung prüfen!)
• Reinigungslösungen sind ordnungsgemäß zu lagern
Generell ist zu beachten, dass die Reinigungslösung je nach und können ggf. aufbereitet und mehrfach eingesetzt
Verschmutzungsgrad der Membranen nachgeschärft oder werden. Alle Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit
ausgetauscht wird. Chemikalien sind zwingend einzuhalten.
• Die Reinigungslösungen sind ordnungsgemäß zu ent-
Hinweise und Erfahrungen zur Reinigung sorgen. (In der Regel können sie der Belebungsanlage
zugeführt werden – prüfen!)
Der Vielzahl der Anwendungsfälle und der Verschieden- • Bereits bei der Planung ist zu berücksichtigen, ob die
artigkeit der Membranen und Membranmodule entspre- meist notwendigen Hauptreinigungen in situ oder in
chend sind Reinigungskonzepte und Erfahrungen nicht einem externen Reinigungsbecken erfolgen sollen. Dies
beliebig übertragbar. Allgemein ist jedoch zu beachten: hat kostenrelevante Konsequenzen bezüglich der Mate-
rialwahl (z. B. Behälterbeschichtungen, Armaturen),
• Reinigungschemikalien können – vor allem in konzen- sowie hinsichtlich der Logistik von Entnahme und
trierter Form – Membranen, Stützgewebe der Membra- Transport der Membranen, Durchführbarkeit einer Rei-
nen, Komponenten der Membranmodule, aber auch nigung bei erhöhter Temperatur, Flexibilität bezüglich
Behälterwandungen und Armaturen angreifen. der Chemikalienauswahl etc.
– Dies gilt insbesondere bei niedrigen (hohen) pH-Wer- • Bei der Konzentrationsangabe von Reinigungslösungen
ten, wobei zu beachten ist, dass z. B. durch chemi- sind präzise Angaben von Nöten. Insbesondere bei der
sche Reaktionen lokal deutlich höhere pH-Werte auf- Verwendung von Hypochlorit ist anzugeben, ob sich

treten können als im Reaktor gemessen/berechnet die Konzentrationsangabe auf NaOCl, HOCl, OCl , das
(Beispiel: pH-Anstieg durch die Oxidation von orga- rechnerisch enthaltene Cl oder das freie (aktive) Chlor
nischen Stoffen mit Na-Hypochlorit). bezieht. Bei der Umrechnung von Liter auf kg, Gew-%
• Oxidierende Chemikalien greifen organische Membra- oder ppm ist die Dichte der handelsüblichen NaOCl-
nen an und führen zu einer beschleunigten Alterung. Lösung (Chlorbleichlauge) von  = 1,2 kg/l zu berück-

306
Anhang A

sichtigen. Die Lösung enthält maximal 12 – 13 % wirk- chend. Ist eine Vorklärung vorgeschaltet, so übt eine
sames (freies, aktives) Chlor. Siebanlage vorrangig eine Sicherheitsaufgabe aus.
• Es ist sinnvoll, die Reinigungsprozeduren mit dem Mem-
branlieferanten/-hersteller detailliert abzusprechen und Fett- und Leichtstoffabscheidung
die Durchführung der Reinigungen genau zu protokol-
lieren. Insbesondere bezüglich der Garantieleistungen Ungelöste, schwer abbaubare Fette und Öle sind vor der
sollten Vereinbarungen über Reinigungskonzepte, Beschickung der Membranbelebungsanlage aus dem
-intervalle und zu protokollierende Parameter getroffen Abwasser zu entfernen, da diese die Filtratleistung beein-
werden. trächtigen können. Gut abbaubare Fett- und Leichtstoffe
stellen in der Regel kein Problem dar.
A.5.9
Anforderungen an den Zulauf Vorklärung

A.5.9.1 Eine Vorklärung sollte bei hohen Konzentrationen an


Allgemeines Feststoffen vorgesehen werden, um den aktiven Anteil
des belebten Schlamms nicht so stark abzusenken, dass
Bevor das Abwasser einer Membranbelebungsanlage zuge- die biologische Reinigungsleistung negativ beeinflusst
führt wird, müssen störende Stoffe, wie z. B. langfaserige, wird.
fädige oder stark abrasive, scharfkantige Stoffe, die je nach
Aufbau die Module verstopfen oder die Membranen A.5.9.3
mechanisch zerstören können, entfernt werden. Misch- und Ausgleichsbecken

Darüber hinaus ist zu beachten, dass auch gelöste Abwas- Der hydraulische Ausgleich ist bei Membranbelebungsan-
serinhaltsstoffe Membranen schädigen können. Gegebe- lagen von großer Bedeutung. Die Membranfläche muss
nenfalls sind membrantypische Spezifikationen (Grenz- äquivalent zur Nachklärung auf die maximale Wasser-
werte) zu beachten. Dies betrifft einerseits die im Abwas- menge bemessen werden. Da die Bereitstellung großer
ser enthaltenen (nicht abbaubaren) organischen Lösemit- Membranflächen kostenintensiv ist und eine Durchsatz-
tel, aber auch Stoffe, die bei der Abwasserbehandlung erhöhung bei starkem Abwasseranfall nur sehr begrenzt
zugesetzt werden, wie z. B. Entschäumer (muss silikonfrei möglich wäre, ist der Abwasserzufluss zweckmäßigerweise
sein!) und organische Polymere. Im spezifischen Anwen- zu vergleichmäßigen. Hierzu eignen sich Mengenaus-
dungsfall sollten die Erfahrungen der Hersteller und Lie- gleichsbecken, unabhängig von Erwägungen zum Kon-
feranten genutzt werden. zentrationsausgleich.

A.5.9.2 Wenn der Abwasseranfall nur geringen Schwankungen


Mechanische Vorbehandlung unterliegt, kann das notwendige Speichervolumen im
Becken selbst bereit gestellt werden, da das Belebungs-
Siebe becken in begrenztem Umfang aufgestaut werden kann.

Bei allen Membranbelebungsanlagen sind verzopfende, A.5.9.4


scharfkantige und verklumpende Stoffe sicher zurückzu- Calcium-Gehalt
halten. Die verschiedenen Industriezweige zeigen in ihrer
Abwasserzusammensetzung große Unterschiede in diesem Höhere Ca 2+ -Konzentrationen (> 200 mg/l) im Bereich der
Bereich. Fasermengen, wie sie im kommunalen Abwasser Membranen, sei es aus dem Einsatz in der Produktion,
enthalten sind, kommen nur in wenigen Branchen vor. vorgeschalteten Fällungsverfahren oder aus der Neutrali-
Siebanlagen mit 0,5 – 2 mm Lochweite bzw. Spaltsiebe sation von sauren Abwässern mit Kalkmilch, können pro-
mit 0,5 – 1,0 mm Spaltweite sind im Allgemeinen ausrei- blematisch sein. Durch den hohen Lufteintrag, der bei

307
A Anhang

getauchten Membranen für ausreichend turbulente Strö- Membranbelebungsanlagen unterscheiden sich jedoch
mung an den Membranen sorgt, wird ein großer Teil des von konventionellen Anlagen insbesondere durch den
im Belebungsbecken gebildeten CO2 ausgetrieben. Die hohen TS-Gehalt im Belebungsbecken (üblicherweise
damit verbundene pH-Wert-Erhöhung (Stichwort: Kalk- 10 bis 20 g/l, konventionell 3 bis 5 g/l) und die dadurch
Kohlensäure-Gleichgewicht, Löslichkeitsprodukt) kann bedingten veränderten Schlammeigenschaften. Während
ebenso wie eine mögliche Freisetzung von CO2 bei Passage Belebungsbecken nach der abzubauenden Fracht bemessen
durch die Membran – bei großem Druckgefälle über die werden, bestimmt sich die Membranfläche entsprechend
Membran – zum Ausfallen von CaCO3 (= Scaling) auf der dem Nachklärbecken nach dem hydraulischen Durchsatz.
Membran und damit zum Rückgang der Filtrationsleis- Wegen der höheren Kostenrelevanz der Filtrationseinheit
tung führen. Als Folge können vermehrt Reinigungen der ist auf die hydraulische Dimensionierung besondere Sorg-
Membranen mit Säure erforderlich sein. falt zu legen (vgl. Kapitel A.5.12).

A.5.9.5 Vergleiche von Betriebsergebnissen von Membranbele-


Eisen- und Aluminiumgehalt bungsanlagen mit theoretischen Modellen haben ergeben,
dass der Schlammertrag relativ gut abgebildet werden
Industrielle Teilströme verschiedener Branchen können kann, besonders mit detaillierteren Modellen, wie dem
Eisen- und Aluminiumsalze enthalten. Häufig werden sie Activated Sludge Model der International Water Associa-
als Fällmittel zur Unterstützung einer Vorklärung einge- tion, aber auch mit einfacheren Ansätzen, sofern die spe-
setzt, teilweise sind sie schon im Teilstrom selbst enthalten. zifischen Randbedingungen des jeweiligen industriellen
Oxidierte Formen und partikuläre Verbindungen sind Abwassers ausreichend berücksichtigt werden; bei hohen
ohne Einfluss auf die Membran und die Filtrationseigen- Schlammaltern empfiehlt es sich gegebenenfalls die
schaften. Gelöste Verbindungen, die unter den aeroben Berechnung auf Erhaltungsstoffwechselbasis durchzufüh-
Bedingungen in einer Belebung oxidiert werden, können ren [WICHERN UND ROSENWINKEL 2002].
eine Belagbildung bewirken. Die Oxidation erfolgt zum
Teil direkt auf der Membran, so dass die dann ungelöste Die Referenzlage zeigt insgesamt, dass die aktuelle inge-
Ausfällung an der Oberfläche haftet. Die resultierende nieurmäßige Bemessung auf der Grundlage halbtechni-
sichtbare Färbung kann bei Bedarf durch eine gezielte scher Vorversuche die Basis für viele gut funktionierende
Säuerung entfernt werden. Anlagen ist.

A.5.10 A.5.10.2
Bemessungshinweise für Membranbelebungs- Flächenbedarf
anlagen
Bei der industriellen Abwasserreinigung ist der Flächen-
A.5.10.1 bedarf der Anlage häufig ein entscheidendes Kriterium.
Allgemeines Bei Neuansiedlungen kann dies meist noch berücksichtigt
werden, bei über Jahrzehnten gewachsenen Industriebe-
Der biologische Abbau organischer Stoffe in Membranbe- trieben ist eine Abwasserbehandlung auf dem Betriebs-
lebungsanlagen unterscheidet sich nicht grundsätzlich gelände oft nur schwer oder gar nicht möglich.
von dem in konventionellen Anlagen, d. h. diese werden
unter Energiegewinn zu CO2 oxidiert und zum Zellaufbau Durch die Reduktion der erforderlichen Belebungsbe-
genutzt. Die gebildete Biomasse fällt – gemeinsam mit ckengröße auf ca. die Hälfte bis ein Viertel gegenüber
den eingetragenen nicht abbaubaren und unlöslichen einer konventionellen Belebungsanlage und den Wegfall
partikulären Substanzen – als Überschussschlamm an der Nachklärung wird der Flächenbedarf der Kläranlage
(Kapitel A.5.11.1.3.). stark reduziert. Dies ist häufig für Industriebetriebe ein
entscheidender Vorteil, bzw. ermöglicht erst eine Abwas-
seraufbereitung vor Ort.

308
Anhang A

A.5.10.3 Im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen wir-


Eliminationsraten ken sich Frachtstöße aufgrund der geringeren Verdün-
nung, bedingt durch das geringere Belebungsbeckenvolu-
Bei einer Betriebsweise mit geringem Überschussschlamm- men bei gleicher Schlammbelastung, stärker auf die Ab-
anfall sind der stark erhöhte Sauerstoffverbrauch, die laufkonzentration aus. Generell gilt, dass bei sehr geringer
Ablaufqualität und die potenziell mögliche Akkumulation Schlammbelastung [BTS < 0,03 kg BSB5/(kg TS d)] auf-
von Schad- und Hemmstoffen am belebten Schlamm zu grund der geringeren Aktivität der Biomasse Frachtstöße
beachten. schlechter abgebaut werden können.

Der spezifische Sauerstoffverbrauch steigt mit sinkender Ein gehemmter Abbau durch die Akkumulation von
Schlammbelastung, d. h. mit abnehmendem spezifi- Schwermetallen im belebtem Schlamm ist aus einzelnen
schem Überschussschlammanfall, da die organische Subs- Industriebranchen bekannt. Bei erhöhten Schwermetall-
tanz dann weitgehend zu CO2 oxidiert werden muss konzentrationen im Abwasser ist bei Membranbelebungs-
[CORNEL 2000]. anlagen in besonderem Maße auf die Kontrolle des
Schlammalters zu achten.
Im Einzelfall ist – im Vergleich zu einer konventionellen
Belebung – zwischen den folgenden zwei Grenzfällen zu Die Phosphorelimination in Membranbelebungsanlagen
entscheiden, die eine Membranbelebungsanlage durch ist in einfacher Weise durch eine Simultanfällung mit
die erhöhten TS-Gehalte potenziell bietet: Eisensalzen möglich. Da die Ultrafiltration auch sehr kleine
Flocken schon sicher zurückhält, sind insgesamt bessere
• Kleinere Belebungsvolumina bei gleicher Schlammbe- Ablaufwerte zu erreichen. Das Mol-Verhältnis kann dabei
lastung und gleichem Überschussschlammanfall oder sogar etwas günstiger eingestellt werden. Durch die An-
passung der Reinigungsstrategien und der Reinigungs-
• gleiche Belebungsbeckenvolumen und geringere mittel kann der Anlagerung von Fällmittelresten an der
Schlammbelastung bei geringerem Schlammanfall aber Membranoberfläche sicher entgegengewirkt werden. Die
den damit verbundenen deutlich höheren Energiekosten. Membranfiltration selbst wird in in der Regel nicht durch
eine regelmäßige Fällmitteldosierung beeinflusst. Bei ent-
Eine Realisierung sämtlicher „positiven“ Eigenschaften – sprechender Auslegung der Anlage ist die biologische
wenig Energie, wenig Überschussschlamm und kleine Phosphorelimination auch bei Einstellung des Schlamm-
Belebungsbecken – ist in einer Anlage nicht möglich, da alters im Stabilisierungsbereich möglich.
sie sich zum Teil gegenseitig ausschließen.
Eine Membranfiltration erzeugt feststofffreies Abwasser,
Wie sich eine Betriebsweise mit geringem Überschuss- welches weitestgehend entkeimt ist. Vergleichbare Ab-
schlammanfall, d. h. bei niedriger Schlammbelastung, auf laufwerte sind mit herkömmlichen mechanisch-biologi-
die Ablaufqualität („refraktäre Stoffe“) auswirkt, ist im schen Verfahren nicht zu erreichen, selbst wenn eine
Einzelfall zu klären und hängt von den Inhaltsstoffen konventionelle Filtration, beispielsweise ein Sandfilter,
und den Betriebsbedingungen (Schlammalter) ab. Ultra- nachgeschaltet wird.
und Mikrofiltrationsmembranen selbst halten praktisch
keine niedermolekularen Substanzen zurück, jedoch ist A.5.10.4
ein verstärkter Abbau von sehr langsam abbaubaren Stof- Belüftung
fen bei hohen Schlammaltern möglich, gegebenenfalls
auch ein Rückhalt von Makromolekülen durch die Deck- Der Stoffübergang des Sauerstoffs aus der Gasblase in die
schicht. An Partikeln gebundene Inhaltsstoffe, z. B. adsor- wässrige Phase wird u. a. durch die Parameter Salzkonzen-
bierte AOX–Verbindungen, werden von der Membranan- tration, Viskosität des Mediums, grenzflächenaktive Stoffe,
lage zurückgehalten. Oberflächenspannung, Feststoffgehalt, Belüftungssystem,
Turbulenz und Druck (Wassertiefe) beeinflusst. Ein gene-

309
A Anhang

reller Richtwert von Sauerstoffeinträgen und -Werten dauerhafter Erhöhung der Abwassermenge ermöglicht der
kann für industrielle (Membran-)Belebungsanlagen nicht modulare Aufbau eine einfache Nachrüstung und Anpas-
angegeben werden. In Industriekläranlagen mit konven- sung an die Erfordernisse. Auf eine möglichst gleiche Be-
tioneller Verfahrenstechnik können sich aufgrund ver- aufschlagung der einzelnen Module sollte sowohl plane-
schiedener Abwasserinhaltsstoffe und vor allem durch risch als auch betrieblich Wert gelegt werden.
hohe Salzkonzentrationen (> 5 g/l) auch -Werte > 1 ein-
stellen. Diese wirken über ihre koaleszenzmindernde Wir- A.5.10.5.2
kung positiv auf den Sauerstoffübergang. Da der Sauer- Rezirkulation
stoffeintrag jedoch von der dynamischen Viskosität und
diese wiederum auch stark von der Schlammkonzentration Der belebte Schlamm dickt an der Membran durch den
abhängt, ist bei höheren TS-Gehalten mit niedrigeren - Abzug von Filtrat ein. Werden getauchte Membranen
Werten als in konventionellen Belebungen, bei erhöhten direkt in die Belebung eingehängt, so ist die gezielte Strö-
Salzgehalten jedoch mit relativ höheren -Werten als im mungsführung durch ein Mischaggregat als Ausgleichs-
kommunalen Bereich zu rechnen. maßnahme ausreichend.

Der Eintrag von Luft bzw. Reinsauerstoff ist auch mit In- Sind die Membranen in separaten Tanks eingebaut oder
jektorsystemen möglich. Im Fall von Abwässern, die zu trocken aufgestellt, so ist eine ausreichende Rezirkulation
Ausfällungen neigen, sollte berücksichtigt werden, dass sicherzustellen. Die Rezirkulationsmenge ist im Allgemei-
in intensiv belüfteten Zonen ein Anstieg des pH-Wertes nen im Bereich des mindestens Vier- bis Fünffachen der
eintreten wird. Bedingt ist dies durch die Strippung des aktuell abgezogenen Filtratmenge zu wählen.
CO2, welches sich umgekehrt bei der Belüftung mit Rein-
sauerstoff und folglich geringem CO2-Austrag, anreichern In Filtrationstanks mit getauchten Modulen sollte der
kann. Ablauf dem Zulauf gegenüberliegen, um Kurzschluss-
strömungen zu vermeiden.
Bei der Übertragbarkeit der Ergebnisse von Sauerstoffein-
tragsmessungen im halbtechnischen- oder Labormaßstab Der Rezirkulationsstrom ist im Falle der getauchten Mem-
auf großtechnische Anlagen ist zu beachten, dass die fluid- branen mit Sauerstoff angereichert. Diese Tatsache ist zu
dynamischen Kenngrößen nur bedingt abgebildet und berücksichtigen, falls dieser Strom direkt in die Denitrifi-
übertragen werden können. Sauerstoffeintragsmessungen kation zurückgeführt werden soll.
sollten an Versuchsanlagen mit dem zu behandelnden
Abwasser und den angestrebten Schlammkonzentrationen A.5.10.6
durchgeführt werden, möglichst bei gleicher Einblastiefe. Temperatureinfluss

Bei der Behandlung von Abwasser tritt als Folge des bio-
A.5.10.5 logischen Abbaus je abgebautem g/l CSB ein Temperatur-
Hydraulik anstieg von ca. 2 – 3 °C auf. Dieser Temperaturanstieg
muss bei der Behandlung hochbelasteter industrieller
A.5.10.5.1 Abwässer gegebenenfalls berücksichtigt werden, bei nie-
Flexibilität drigen Temperaturen ist dies jedoch unproblematisch.
Für trocken aufgestellte Systeme ist zu prüfen, ob auch
Der modulare Aufbau von Membrananlagen erlaubt die durch den Energieeintrag der elektrischen Aggregate,
Anpassung an Durchsatzschwankungen durch An- und z. B. der Pumpen zur Erzeugung des Crossflow, mit einem
Abschalten einzelner Module. Insbesondere bei niedri- Temperaturanstieg in der Belebung zu rechnen ist.
gem Durchsatz ist die Abschaltung einzelner Module
in der Regel energieeffizienter als die Durchsetzung des
Flusses bei Nutzung der kompletten Membranfläche. Bei

310
Anhang A

Bezüglich der Flusseigenschaften erweisen sich erhöhte gesamt sowie dem organischen Anteil im TS-Gehalt und
Temperaturen beim Einsatz von Membranen durchaus als der physiologischen Beschaffenheit der Biologie [z. B.
vorteilhaft. Bei Belebungsanlagen ist die Temperatur auf Ausbildung von extrazellulären polymeren Substanzen
37 – 39°C zu begrenzen. (EPS) unter bestimmten Betriebsbedingungen], z. B. Flo-
ckenstress durch Umpumpen. Eine einfache Korrelation
A.5.11 zwischen Viskosität und TS-Gehalt von belebten Schläm-
Besonderheiten von Membranbelebungsanlagen men aus unterschiedlichen Anlagen ist deshalb nicht
möglich.
A.5.11.1
Schlammeigenschaften Soll als Hilfsparameter zur Beschreibung des Stoffübergangs
(d. h. des Sauerstoffeintrags) der Zusammenhang zwischen
A.5.11.1.1 der Viskosität und dem TS-Gehalt der Biologie ermittelt
Schlammcharakterisierung werden, so muss das für jede Anlage/jedes Abwasser gege-
benenfalls auch jeden Belastungszustand individuell
Die Schlammeigenschaften unterscheiden sich aufgrund erfolgen. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass es auf-
des erhöhten Feststoffgehalts deutlich von belebten grund des mehr oder weniger stark ausgeprägten struktur-
Schlämmen aus konventionellen Anlagen. Insbesondere viskosen Fließverhaltens des belebten Schlamms keine
die in Crossflow-Anlagen auftretenden hohen Scherbe- einheitliche Viskosität im gesamten Klärbecken gibt, son-
anspruchungen tragen mit dazu bei, dass sich im mikros- dern diese sich abhängig von der lokalen Scherbeanspru-
kopischen Bild vermehrt Einzelbakterien finden lassen. chung einstellt. Somit ist jede Aussage über „die“ Visko-
Der Schlamm kann je nach Biozönose in Abhängigkeit sität eines belebten Schlamms nur sinnvoll, wenn gleich-
von der Abwasserqualität zäh, dickflüssig und auch gelartig zeitig die zugehörige Scherbeanspruchung (Schergefälle
sein. Bei entsprechend hohen Feststoffgehalten kann es D in s-1) mit angegeben wird.
zum Einschluss von Sauerstoffbläschen kommen. Die
Viskosität ist in der Regel gegenüber konventionellem Die Konsistenz, Anzahl freier Bakterien, Flockenstruktur,
belebten Schlamm deutlich erhöht. Die Feststoffgehalte inerte Anteile etc. haben naturgemäß großen Einfluss auf
betragen die Filtrierbarkeit des belebten Schlamms. Obschon inner-
halb einer Anlage die Filtrierbarkeit ggf. mit dem TS-
• bei getauchten Modulen: 10 – 15 g TS/l und Gehalt korreliert, ist dieser Parameter zur Bemessung der
• bei trocken aufgestellten Modulen: bis zu 30 g TS/l. erforderlichen Membranfläche zu ungenau. Hier sind
Versuche durchzuführen.
Der Trockensubstanzgehalt ist nicht direkt korrelierbar
mit der Viskosität und der Filtrierbarkeit. Innerhalb einer Die betriebsmäßige Erfassung der rheologischen Eigen-
Anlage kann dieser jedoch als Indikator verwendet wer- schaften, z. B. durch kontinuierliche Messung der Viskosi-
den. tät bei einem bestimmten Schergefälle bzw. die Messung
von Fließkurven, kann für Membranbelebungsanlagen
A.5.11.1.2 – in Verbindung mit der TS-Bestimmung sowie der regel-
Rheologische Eigenschaften mäßigen optischen Beurteilung der Biozönose im mikros-
kopischen Bild – eine sinnvolle Ergänzung der Prozess-
Belebte Schlämme zeigen ein mehr oder weniger stark parameter zur Steuerung der Belebungsanlage darstellen
ausgeprägtes strukturviskoses Fließverhalten, d. h. mit (vgl. hierzu GÜNDER 1999; KRAUSE ET AL. 2001).
steigender Scherbeanspruchung nimmt die Viskosität ab.
Die Viskosität des sich in der Membranbelebung entwi-
ckelnden belebten Schlamms ist von vielen Faktoren ab-
hängig, z. B. von Größe und Struktur der Schlammflocken,
der Zusammensetzung des Abwassers, dem TS-Gehalt ins-

311
A Anhang

A.5.11.1.3 A.5.11.1.4
Überschussschlammproduktion Schlammbehandlung

Die Schlammproduktion ergibt sich aus dem Wachstum Grundsätzlich können sämtliche auf dem Markt einge-
der heterotrophen und autotrophen Biomasse sowie dem setzten Systeme zur Entwässerung verwendet werden. Auf
biologisch inerten Anteil der zufließenden Feststoffe und eine optimale Einmischung der Polymere ist aufgrund
dem durch Absterben der Biomasse gebildeten inerten der bei höheren TS-Gehalten höheren Viskosität des
Material. Während der organische Anteil bei unendlich Überschussschlammes zu achten.
hohem Schlammalter zumindest theoretisch nahezu voll-
ständig biologisch abgebaut werden kann, verbleibt der Je nach Abwassersituation kann es sinnvoll sein, den bio-
unlösliche partikuläre mineralische Anteil in der Bele- logischen Überschussschlamm nicht separat zu behan-
bung und muss als Überschussschlamm abgezogen wer- deln, sondern in Mischung mit gegebenenfalls anfallen-
den. Da die Wachstumsraten bei üblichen Systemeinstel- dem Primärschlamm aus einer Vorklärstufe zu entwäs-
lungen stets größer sind als die Sterberaten, entsteht sern. Damit kann unter Umständen der Verbrauch an
auch ein organischer Anteil am Überschussschlamm. Konditionierungsmitteln reduziert werden. Es wurde fest-
gestellt, dass sich die Beimischung von z. B. verbrauchter
Es gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie bei allen und daher ohnehin zu entsorgender Aktivkohle positiv
Belebungsverfahren, d. h. der Schlammertrag sinkt bei auf das Entwässerungsverhalten auswirken kann. Dies
dürfte auch für andere strukturbildende Zusatzstoffe gelten.
• sinkender Schlammbelastung, d. h. steigendem
Schlammalter, In jedem Einzelfall sollte darauf geachtet werden, dass
• sinkendem Feststoffeintrag und membranverträgliche Polymere zur Schlammentwässe-
• steigender Temperatur. rung eingesetzt werden. Diese sollten durch Labor- oder
Technikumversuche geprüft werden.
Industrielle Abwässer zeichnen sich häufig durch hohe
Temperaturen und geringe Feststoffgehalte aus. Dies A.5.11.1.5
begründet, warum bei industriellen Abwässern der Über- Schaumbildung
schussschlammanfall, bezogen auf die behandelte Fracht,
häufig niedriger ist als im kommunalen Bereich. Diese Die bei trocken aufgestellten Membranen erforderlichen
Tendenz wird durch den Einsatz einer niedrig belasteten Druckunterschiede sowie Anströmbedingungen können
Membranbelebung noch verstärkt. zu einem erheblichen Stress der Biozönose und damit zu
erhöhter EPS-Bildung führen, was wiederum insbesonde-
Der abgezogene Überschussschlamm stellt beim Bele- re im Zusammenhang mit der intensiven Belüftung zur
bungsverfahren die Senke für viele nicht abbaubare, aber erheblichen Schaumbildung führen kann.
sorbierbare Substanzen dar. Entfällt diese Ausschleusung,
so finden sich die Stoffe entweder im Filtrat wieder oder Konstruktive Möglichkeiten sind z. B. flache Behälter mit
sie akkumulieren – sofern sie nicht membrangängig sind großer Oberfläche (vorteilhaft gegenüber schlanken
– im System. Da etliche nicht abbaubare Stoffe oberhalb Behältern) oder mechanische oder physikalische Schaum-
bestimmter Schwellenkonzentrationen biologisch hem- zerstörung. Bei Verwendung von Entschäumern ist auf
mend oder bakterientoxisch wirken, sollte auch aus die- deren Membranverträglichkeit zu achten.
sem Grund in jedem Einzelfall ein regelmäßiger Über-
schussschlammabzug erwogen werden.

312
Anhang A

A.5.12 Die gewählte Membranfläche, die Anzahl der Module


Wirtschaftlichkeit (und der Reserven), das resultierend benötigte Volumen
an Reaktoren bestimmt die Höhe der Investition, die
A.5.12.1 Betriebsweise die Höhe der Energie-, Personal- und Reini-
Definition der Wirtschaftlichkeit gungskosten. Aspekte, die sich auf die Kosten auswirken,
sind:
Obwohl der Begriff Wirtschaftlichkeit ständig in Technik
und Wirtschaft verwendet wird, gibt es keine generelle A.5.12.2
Definition als Maßstab für die Angabe einer Wirtschaft- Investition/Kapitalkosten
lichkeit. Man muss für jeden Einzelfall Wirtschaftlichkeit
definieren. Da Membranbelebungsverfahren mit großer Wesentlich auf die Höhe der Kapitalkosten bei Membran-
Wahrscheinlichkeit bei entsprechenden Anforderungen belebungsverfahren wirken sich die angesetzten Nutzungs-
an die Ablaufqualität des gereinigten Abwassers zum Ein- und Abschreibungsdauern der einzelnen Komponenten
satz gelangen werden, kann man eine Vergleichsgröße zu aus. Hier muss der Planer nach Angaben der Membran-
anderen Abwasserreinigungsverfahren definieren: „Das hersteller Vorschläge erarbeiten und der Auftraggeber die
Membranbelebungsverfahren ist wirtschaftlicher als ein Festlegungen treffen.
konventionelles Verfahren, wenn der Barwert (oder Kapi-
talwert) der abgezinsten Ausgaben nach X Jahren gleich Größten Einfluss auf die Kapitalkosten haben die erfor-
oder größer ist als der Barwert für die alternativen Verfah- derlichen Beckenvolumina und die notwendigen Mem-
ren bei vergleichbaren Reinigungsergebnissen“. Die Be- brantrennflächen, wobei die benötigte (und in Reserve
rechnung des Barwertes wird von der ATV–DVWK emp- gehaltene) Membranfläche durch die Wahl des Verfah-
fohlen, die Berechnung des Kapitalwertes wird in der rens bestimmt wird (Wahl kleinerer Trennflächen führt
industriellen Praxis häufiger angewendet – sie unterschei- im Allgemeinen zu größeren Energie- und Reinigungskos-
den sich jedoch nur dadurch, dass man im einen Fall auf ten; siehe dazu auch Abbildung A-13). Bei getauchten
den Anfangszeitpunkt und im anderen auf den Wert am Modulen sind größere Membranflächen vorzuhalten als
Ende des Betrachtungszeitraumes abstellt. bei trocken aufgestellten, da der Fluss [l/(m2 h)] geringer
ist.
Die Berechnung des Barwertes setzt voraus, dass die Auf-
wendungen für die Finanzierung der Investition (Zins Während bei Belebungs- und Nachklärbecken die spezifi-
und Tilgung) sowie die Betriebskosten eines Jahres und schen Kosten mit steigender Anlagengröße nur degressiv
für die kommenden Jahre bekannt sind. Die Art der ansteigen, steigen die Kosten für die Filtrationseinheit der
Finanzierung der Anschaffung und die angesetzte Lebens- Membranverfahren hingegen nahezu linear (Kosten pro
dauer (von Anlagen, Maschinen und Ersatzteilen) wirken Modul).
sich auf den Anteil der fixen Kosten aus. Die Betriebskos-
ten setzen sich im Wesentlichen aus den Energie- und Häufig ist der Flächenbedarf ein entscheidendes Krite-
Reinigungskosten, den Ersatzkosten für die Membranen rium für die Überprüfung des Einsatzes einer Membran-
sowie für Personal, Hilfsstoffe usw. zusammen. Eventuell belebungsanlage. Durch die Reduktion der erforderlichen
können die vermiedenen Kosten (beispielsweise für ein- Belebungsbeckengröße auf ca. die Hälfte bis ein Viertel
gesparte Flächen, weitergehende Reinigungsschritte, gegenüber einer konventionellen Belebungsanlage und
erhöhte Ablaufqualität etc.) in die Betrachtung einbezogen den Wegfall der Nachklärung können der Flächenbedarf
werden. und damit die Kapitalkosten stark reduziert werden.
Gegenüber der Flächeneinsparung bei der Belebung darf
Das verfahrenstechnische Konzept bestimmt sowohl die allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass fall-
Höhe der fixen Kosten, da die Art und Größe der Anlage weise Fläche für Misch- und Ausgleichsbecken und gege-
das Investitionsvolumen und damit die Höhe der jähr- benenfalls für Reinigungsbecken benötigt wird.
lichen Belastungen festlegt, als auch die variablen Kosten.

313
A Anhang

A.5.12.3 Membranersatz- und Membranentsorgungskosten


Betriebskosten
Die Lebensdauer der Membranen hängt von verschiede-
Energiekosten nen Faktoren ab, wie z. B.:

Die Erzeugung einer Überströmung über die Membran • Art des Abwassers
trägt wesentlich zum spezifischen Energiebedarf der • Art und Häufigkeit der Reinigung
Membranfiltrationsanlagen bei. Ziel zahlreicher Verfah-
rensentwicklungen ist die Minimierung der Energie durch Generelle Standzeiten und pauschalisierte Entsorgungs-
Reduzierung der Energiemenge für die Deckschichtkon- kosten können nicht angegeben werden. Membranersatz-
trolle (Überströmung der Membran) bei gleichzeitiger Auf- und Membranentsorgungskosten sind jedoch zu berück-
rechterhaltung hoher Flussleistungen zur Minimierung sichtigen.
der notwendigen Membranfläche (Beispiele: drehende
Module, pendelnde Module usw.). A.5.12.4
Kostenrelevante Faktoren im Vergleich
Die Erzeugung einer Crossflow-Strömung bei getauchten
Systemen benötigt im Vergleich zu trocken aufgestellten Folgende Faktoren verbessern die Wirtschaftlichkeit
3
Membranmodulen weniger Energie; ca. 0,5 bis 1,5 kWh/m gegenüber konventionellen Anlagen:
werden für die Deckschichtkontrolle bei getauchten und
1 bis 4 kWh/m3 für die trocken aufgestellten Anlagen • hohe Zulaufkonzentrationen
genannt. • geringe Konzentration an Scaling und/oder Fouling
verursachenden Inhaltsstoffen
Reinigungskosten • hohe Grundstückskosten
• gleichmäßige hydraulische Belastung
Die Art der Reinigung und die Reinigungsintervalle hän- • hohe Ansprüche an die Ablaufqualität
gen stark von der Abwasserqualität, aber auch von der • Wiedereinsatz des gereinigten Abwassers
Art der Membran und der Module ab. Insofern können
auch keine verallgemeinerbaren spezifischen Kosten Membranbelebungsverfahren können im Vergleich zu
angegeben werden. Außer den benötigten Chemikalien herkömmlichen Belebungsverfahren wirtschaftlicher sein,
inklusive deren Lagerung, sind insbesondere auch die wenn die Zulaufkonzentration hoch und der Volumen-
Personalkosten, gegebenenfalls die Energiekosten zur Auf- strom klein und insbesondere sehr gleichmäßig ist.
heizung der Reinigungslösungen und gegebenenfalls
auch die Entsorgungskosten zu berücksichtigen. Je nach Ein Membranbelebungsverfahren wird sicherlich immer
Art der Reinigung, können auch zusätzliche Investitionen dann in Betracht gezogen werden, wenn die Ansprüche
für separate Reinigungsbecken inklusive der notwendigen an die Ablaufqualität hoch sind oder ein Wiedereinsatz
Hebe- und Transporteinrichtungen oder spezielle chemi- des Wassers vorgesehen ist, beispielsweise als Betriebswas-
kalienbeständige Beschichtungen der Filtrationsbecken ser.
anfallen.
Wenn das Filtrat wieder eingesetzt werden kann, sind in
die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vermiedene Abwasser-
abgabe – für Indirekteinleiter vermiedene Abwasserge-
bühren – nach Abwassersatzung und vermiedene Frisch-
wasserkosten einzubeziehen.

314
Anhang A

Tab. A-5
Membrananlagen in der westeuropäischen Industrie

Branche/Anwendung Anzahl gesamt Anzahl getaucht Anzahl trocken Durchsatz m3/d


Abfallbehandlung ≥1 ≥1 – 140

Automobil ≥1 ≥1 – 230

Chemie ≥ 15 ≥7 ≥8 50 – 1.400

Deponie Hausmüll ≥ 48 ≥9 ≥ 39 10 – 900

Druckerei ≥1 – ≥1 25

Grundwassersanierung ≥1 – ≥1 20

Kosmetik ≥3 ≥3 - 120 – 700

Laborwasser ≥1 – ≥1 10

Lebensmittel ≥9 ≥4 ≥5 100 – 480

Lederherstellung/Gerberei ≥5 ≥3 ≥2 30 – 820

Mälzerei ≥1 ≥1 ≥1 100

Pharma ≥ 15 ≥ 14 ≥1 50 – 1.500

Schiffsabwässer ≥ 15 ≥5 ≥ 10 4 – 740

Tankreinigung ≥1 ≥1 – 200

Textil ≥5 ≥3 ≥2 100 – 1.500

Tierkörperverwertung ≥4 ≥3 ≥1 427 – 960

Wäscherei ≥5 ≥1 ≥4 30 – 820

A.5.13
Beispiele im Bereich Industrieabwasser (Europa)

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind in der Tabelle


A-5 beispielhafte Anwendungen aus dem westeuropäischen
Raum aufgelistet. Die Beispiele entstammen den Referenz-
listen der Hersteller und Anlagenbauer, ergänzt durch
Kenntnisse der Arbeitsgruppenmitglieder. In zahlreichen
weiteren Branchen wurden und werden Versuchsanlagen
betrieben.

Ein Literaturverzeichnis des Anhangs A.5 finden Sie auf


den Seiten 316 – 317.

315
A Anhang

A.5.14
Literaturverzeichnis

Baumgarten, G. (1998): Behandlung von Deponiesicker- Henze et al. (1987): Activated Sludge Model No. 1,
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Brockmann, M. (1998): Beitrag zur membranunterstützten
biologischen Abwasserreinigung. Veröffentlichungen des Kiefer, M. (1995): Prozessnahe Aufbereitung von Abwasser
Institutes für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik, aus der Chemie und Halbleiterindustrie und Rückgewin-
Universität Hannover, Heft 98. nung von Einsatzchemikalien mit Ionenaustausch und
Membrantechnik. Handbuch Fachveranstaltung „Aufbe-
Cornel, P. (2000): Membranbelebung: biologische Ab- reitung und Entsorgung von Industrieabwässern und Pro-
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WAR, Bd. 128.
Kraft, A. (2000): Abwasserbehandlungskonzepte in der
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Diverse Autoren: Preprints zum 1. bis 8. Aachener Mem- Überlegungen zur Messung des Sauerstoffeintrags in
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zur Siedlungswasserwirtschaft, Band 153. Siedlungswasserwirtschaft und Verfahrenstechnik.

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316
Anhang A

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Rautenbach, R.; Melin, T.; Dohmann, M. (1997): Mög-


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wasserwirtschaft und Verfahrenstechnik.

Rautenbach, R.; Melin, T.; Dohmann, M. (1998): Mem-


brantechnik in der öffentlichen Wasseraufbereitung und
Abwasserbehandlung – Bemessung, Umsetzung, Kosten,
Begleitbuch zur 2. Aachener Tagung Siedlungswasserwirt-
schaft und Verfahrenstechnik.

Rautenbach, R.; Melin, T.; Dohmann, M. (2000): Mem-


brantechnik in der Wasseraufbereitung und Abwasserbe-
handlung, Begleitbuch zur 3. Aachener Tagung Siedlungs-
wasserwirtschaft und Verfahrenstechnik.

Rautenbach, R. (1997): Membranverfahren – Grundlagen


der Modul- und Anlagenauslegung, Springer-Verlag Berlin,
Heidelberg.

Wagner, J.; Rosenwinkel, K.-H. (1999): Sludge production


in membrane bioreactors under different conditions, In-
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ber 1999.

Wichern, M.; Rosenwinkel, K.-H. (2002): Bemessung


von Sauerstoffbedarf und Überschussschlammanfall für
die Membranbelebung auf Basis des ATV-DVWK-A 131
(2000); KA (49) Nr. 5, Mai 2002.

317
A Anhang

A.6 A.6.1
2. Arbeitsbericht des DWA Fachausschusses KA-7 Einführung
„Membranbelebungsverfahren“ vom 19.01.2005
Seit dem 1. Arbeitsbericht Membranbelebungsverfahren
Der vorliegende zweite Arbeitsbericht wurde von dem [ATV-DVWK, 2000b] haben sich durch Betriebserfahrungen
DWA-Fachausschuss KA-7 „Membranbelebungsverfahren“ mit großtechnischen Anlagen und Forschungsprojekte
erarbeitet. Diesem Fachausschuss gehören folgende die Erkenntnisse vertieft. Der vorliegende 2. Arbeitsbe-
Personen an: richt greift die Inhalte des ersten auf, ergänzt diese und
beschreibt die Erkenntnisse aus dem Betrieb der groß-
Dipl.-Ing. Eberhard Back, Ulm technischen Anlagen. Bemessungsparameter wie der
Dipl.-Biol. Evelyn Brands, Düren Sauerstoffeintrag können nun mit Daten aus der Groß-
Dr.-Ing. Elmar Dorgeloh, Aachen technik präzisiert werden. Behandelt werden die Themen:
Dipl.-Ing. Kinga Drensla, Bergheim
Prof. Dr.-Ing. Franz-Bernd Frechen, Kassel (Obmann) • Vorbehandlung des Rohabwassers
Dr.-Ing. Werner Fuchs, Tulln • Chemische Reinigung
Dipl.-Ing. Regina Gnirß, Berlin • Schlammbehandlung
Dipl.-Ing. Karl-Heinz Greil, Kundl • Energieverbrauch
Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Rosenwinkel, Hannover • Inbetriebnahme
Dr.-Ing. Wernfried Schier, Kassel • Membranbelebungsverfahren zur Kläranlagen-
Prof. Dr. rer. nat. Dirk Schoenen, Bonn ertüchtigung
Dipl.-Chem. Simone Stein, Leipzig • Orientierende Kostenangaben für Membran-
Prof. Dr.-Ing. Ulf Theilen, Gießen belebungsanlagen
Dipl.-Ing. Helle van der Roest, Amersfort
Dr.-Ing. Klaus Voßenkaul, Aachen Zu beachten ist, dass die Membrantechnologie sich der-
Dipl.-Ing. Detlef Wedi, Braunschweig zeit insbesondere in dem hier betrachteten Bereich der
Dipl.-Ing. Thomas Wozniak, Gummersbach kommunalen Anwendung mit einem erheblichen Tempo
Dipl.-Ing. Petra Zastrow, Merseburg weiterentwickelt, was sich nicht zuletzt in einer hohen
Frequenz an Sitzungen des Fachausschusses ablesen lässt.
und Gäste. Daher wird auch der Inhalt dieses zweiten Arbeitsberich-
tes in einigen Punkten sicher recht bald durch neue
Erkenntnisse ergänzt worden sein.

Als nächstes Schriftstück des Fachausschusses wird nun


ein Merkblatt erstellt, welches voraussichtlich in 2006
erscheinen wird.

318
Anhang A

A.6.2 Mikrofiltrationsmembranen mit einer Trenngrenze von


Beschreibung des Membranbelebungsverfahrens maximal 0,4 µm eingesetzt.

Prinzip Hinsichtlich der Anordnung der Module lassen sich beim


Membranbelebungsverfahren zwei Varianten unterschei-
Die Kombination aus einem Belebungsbecken und einer den.
Membranfiltration zur Abtrennung des belebten Schlam-
mes wird als Membranbelebungsverfahren bezeichnet. • Membranbelebungsverfahren mit trocken
Die Membranfiltration übernimmt anstelle der konven- aufgestellter Membranfiltration
tionellen Nachklärung die Abtrennung des belebten
Schlammes. Während in den Nachklärbecken nur der Die Membranfiltration wird im Anschluss an das Bele-
Anteil vom belebten Schlamm abgeschieden werden bungsbecken in einer externen geschlossenen Filtrations-
kann, der auch sedimentiert, d. h. absetzbare Flocken bil- einheit durchgeführt. Die Module (z. B. Rohrmodule) sind
det, werden bei der Membranfiltration alle Anteile des trocken aufgestellt (siehe Abbildung A-14). Der belebte
belebten Schlammes abgeschieden, die größer als die Schlamm wird hindurchgepumpt, wodurch bei diesem
Trenngrenze der Membran sind. Dadurch wird die Verfahren auch höhere Drücke (über 1 bar) möglich sind.
Abtrennung des belebten Schlammes vom gereinigten
Abwasser unabhängig von den Sedimentationseigen- Diese externe Membranfiltration ist bisher auf kommu-
schaften des belebten Schlammes und ist nur von der nalen Anlagen noch nicht zu finden und ist daher auch
eingesetzten Membran abhängig. noch nicht Gegenstand dieses Arbeitsberichtes. Informa-
tionen finden sich in Arbeitsbericht IG 5.5 Teil 2 [ATV-
Um den belebten Schlamm mit seinen Mikroorganismen DVWK, 2002].
und Partikeln vom gereinigten Abwasser abzutrennen,
werden beim Membranbelebungsverfahren üblicherweise

Abb. A-14
Trocken aufgestellte Membranfiltration

Belebungsbecken
trocken aufgestellte
Membranfiltration

Zulauf Permeat

Überschuss-
Konzentrat (Rücklaufschlamm) schlamm

319
A Anhang

Abb. A-15
Einbaumöglichkeiten einer getauchten Membranfiltration

A) getauchte Membranfiltration B) getauchte Membranfiltration


im Belebungsbecken im separaten Filtrationsbecken
Konzentrat
Belebungsbecken Belebungsbecken (Rücklaufschlamm)
Überschussschlamm

Zulauf Permeat Zulauf Permeat

Überschuss-
schlamm Filtrations-
becken
Membranfiltration Crossflow- Membranfiltration Crossflow-
Belüftung Belüftung

• Membranbelebungsverfahren mit getauchter Bei der getauchten Anordnung wird die zur Deckschicht-
Membranfiltration kontrolle erforderliche Überströmung üblicherweise durch
grobblasige Belüftung erzeugt. Hierzu ist ein entsprech-
Bei dieser Variante befinden sich die Membranmodule im endes Gebläse mit Luftzufuhreinrichtungen unter den
Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch. Die Membranmodule getauchten Membranmodulen sowie eine geeignete Strö-
können entweder im Belebungsbecken selbst oder in einem mungsführung zur Erzeugung der Überströmung erforder-
separaten Filtrationsbecken untergebracht sein. Abbildung lich. Neben der Modulbelüftung ist üblicherweise auch
A-15 zeigt beide Einbaumöglichkeiten. eine separate Belüftung im Belebungsbecken notwendig.

Für die Funktion des Membranbelebungsverfahrens sind Die transmembrane Druckdifferenz kann durch eine Per-
folgende Grundvoraussetzungen zu erfüllen: meatpumpe oder hydrostatisch erzeugt werden. Grund-
sätzlich ist ein möglichst niedriger Transmembrandruck
• Sauerstoffversorgung des belebten Schlammes, im laufenden Betrieb günstig.
• Umwälzung und Durchmischung des Belebungs-
beckens,
• transmembrane Druckdifferenz als Triebkraft für den
Filtrationsvorgang,
• Kontrolle der Deckschichtbildung.

320
Anhang A

Bauformen und Betriebsweisen Hohlfasermodule bestehen aus Membran-Hohlfasern,


die mit einem innenliegenden Stützgewebe verstärkt sein
Beim Membranbelebungsverfahren werden bisher in der können. Die Filtration erfolgt von außen nach innen. Für
Großtechnik ein Modul wird eine größere Anzahl von Fasern zu einem
Bündel zusammengefasst und an einem oder beiden
• Plattenmembrane und Enden eingeharzt und an eine Permeatsammelleitung
• Hohlfasermembrane angeschlossen. Die Hohlfasermembranen werden je nach
Anbieter in horizontaler oder vertikaler Ausrichtung in
verwendet. Membrane werden modular in verschiedenen das Modul eingebaut.
Bauformen eingesetzt.
Die Modulbelüftung ist zumeist in das Modul integriert.
Plattenmodule werden aus parallel angeordneten Mem- Weitere Modulbauweisen befinden sich in einem unter-
branplatten konfektioniert. Diese bestehen aus einer Stütz- schiedlichen Erprobungsstadium.
platte mit Drainageeinrichtung, auf die die Flachmembran
meist beidseitig aufgebracht ist. Die Flachmembranen wer-
den von dem Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch überströmt
und die Filtration erfolgt von außen nach innen. Der Per-
meatabzug aus dem Inneren der Platte erfolgt durch eine
Absaugleitung.

Abb. A-16
Beispielhafte schematische Darstellung verschiedener Module

A) Plattenmodul B) Hohlfasermodul

vertikal ausgerichtet horizontal ausgerichtet

Permeat Permeat seitliche Permeat


Einharzungen

obere
Einharzung
(anbieterabhängig)

flexible
Hohlfasermembran

Flachmembran
auf Stützplatte untere
Einharzung

Modulbelüftung Modulbelüftung

321
A Anhang

Abb. A-17
Übliche Betriebsweisen der Membranmodule

Zyklus Zyklus

Filtration Pause Filtration Rückspülung


Permeatvolumen

Permeatvolumen

ux
x
flu

fl
tto
to
ut

Bru
x

x
Br

flu

flu
to

to
et

et
N

N
Zeit Zeit

Membranmodule werden diskontinuierlich betrieben. In • Es werden so viele Module abgeschaltet, dass die noch
Abhängigkeit von der Modulkonstruktion werden zur in Betrieb befindlichen Module mit dem für den Dauer-
Minimierung der Deckschicht periodische Filtrationspau- betrieb zulässigen Fluss arbeiten. Es ist auf eine gleich-
sen oder eine Rückspülung mit Permeat eingesetzt. Des- mäßige Betriebszeit der einzelnen Module zu achten.
wegen müssen Brutto- und Nettopermeatfluss voneinan- Diese Betriebsweise stellt zudem sicher, dass für die ein-
der unterschieden werden (siehe Abbildung A-17). zelnen Module ausreichende Erholungsphasen (Phasen
ohne Betrieb) eingehalten werden. Diese Betriebsweise
Zur weitgehenden Regeneration der Module und zur Ent- ist i. d. R. energetisch sinnvoller als die erstgenannte.
fernung von Membranfouling ist eine zusätzliche chemi-
sche Reinigung erforderlich (siehe Kapitel A.6.5).

Zur Anpassung der Filtrationsleistung an die Zuflussgan-


glinie kommen prinzipiell zwei Betriebsweisen in Frage:

• Der Permeatfluss aller Module wird gleichermaßen


verändert.

322
Anhang A

Leistungsfähigkeit des Membranbelebungsverfahrens Voraussetzung für das hohe Rückhaltevermögen der


Membranbelebungsanlagen gegenüber den Krankheitser-
Die Vorteile des Membranbelebungsverfahrens resultieren regern ist, dass keine Kurzschlüsse zwischen gereinigtem
aus den möglichen höheren Trockensubstanzgehalten im und nicht gereinigtem Abwasser bestehen und die Mem-
Belebungsbecken und der vollständigen Abtrennung aller bran und Anschlüsse stets dicht sind. Diese Forderung
Feststoffe durch die Membranen. Hierdurch ergibt sich scheint trivial, in der Praxis sind aber entsprechende
eine verbesserte Elimination von Nährstoffen und Mikro- Kontrollen erforderlich.
organismen. Stickstoff, Phosphor und Kohlenstoff sind
daher im Ablauf von Membranbelebungsanlagen um den Die Elimination von Mikroschadstoffen, z. B. Arzneimit-
Anteil reduziert, der bei konventionellen Anlagen aus tel-Reststoffe und endokrin wirksame Substanzen, setzt
Feststoffen stammt. biologische Prozesse oder Adsorption an den Schlamm
voraus, da die beim Membranbelebungsverfahren einge-
Membranfilter halten Mikroorganismen in einem sehr setzten Membranen keinen Rückhalt von gelösten Sub-
hohen Maße zurück. Im Permeat werden die hygienischen stanzen bieten.
Anforderungen der EU-Badegewässerrichtlinie 76/160/EWG
(Rat der EG 1976) hinsichtlich der mikrobiologischen A.6.3
Parameter gesamtcoliforme Bakterien, fäkalcoliforme Bakte- Hinweise zur Planung und Bemessung
rien und Streptokokken eingehalten. Untersuchungen auf
der KA Rödingen und der KA Markranstädt in den ersten Vorbehandlung des Rohabwassers
Betriebsmonaten (im Jahr 2000) zeigten, dass die Konzen-
tration aller in der EU-Badegewässerrichtlinie genannten Die ausreichende Vorbehandlung des Abwassers ist eine
Mikroorganismen unabhängig von den Witterungsbedin- grundlegende Voraussetzung für den Betrieb von Mem-
gungen (Trockenwetter, Starkregen, Dauerregen) bis auf branbelebungsanlagen. Insbesondere Haare und Fette
Werte nahe der Nachweisgrenze vermindert werden können zu Verzopfungen an den Modulen führen und
konnten. Dabei wurden ausnahmslos die Grenz- und erhebliche Betriebsprobleme verursachen. Ein Sand- und
Leitwerte der EU-Badegewässerrichtlinie unterschritten. Fettfang ist prinzipiell notwendig.
Untersuchungen auf der KA Rödingen nach einigen
Betriebsjahren (in den Jahren 2002 und 2003) zeigen die Die Grobstoffentnahme kann ein- oder zweistufig ausge-
Keimreduktion weiterhin auf einem zwar hohen Niveau, führt werden. Rechen mit bisher üblichen Stabweiten
deuten jedoch an, dass mit zunehmender Betriebszeit sind als alleinige Grobstoffentnahme nicht ausreichend.
möglicherweise mit einer Verringerung der Eliminations- Daher sind Rechen entweder mit Sieben oder mit einer
rate zu rechnen ist. Dieser Aspekt muss weiterhin unter- Vorklärung zu kombinieren.
sucht werden.
Siebe sollten eine Durchgangsweite ≤ 3 mm aufweisen
Auch Viren, die kleinsten Krankheitserreger, die theore- und sind vorzugsweise mit Strömungsumlenkung auszu-
tisch durch die Membranporen hindurchtreten können, führen. Die Durchgangsweite von Sieben sollte unter
werden im Membranbelebungsverfahren zurückgehalten. Berücksichtigung folgender Randbedingungen gewählt
Die Viren lagern sich typischerweise an Partikel und werden:
Mikroorganismen an, so dass sie durch die Elimination
größerer Partikel auch aus dem Abwasser entfernt werden. • Art des Entwässerungssystems (Misch- oder Trennsy-
In den vorstehend genannten Untersuchungen konnten stem, Regenbeckenentleerung und -reinigung, etc.),
die Konzentrationen an Darmviren deutlich verringert • Empfindlichkeit der Membranmodulkonstruktion
werden. Eine sichere Einhaltung der Grenzwerte der EU- bezüglich faseriger Inhaltsstoffe,
Badegewässerrichtlinie kann jedoch nicht gewährleistet • sonstige Vorbehandlungseinrichtungen, insbesondere
werden. die Durchgangsweite des Rechens, sofern vorhanden.

323
A Anhang

Daher können auch Siebdurchgangsweiten ≤ 1 mm erfor- Permeabilitätsabnahme beschleunigen. Daher wird emp-
derlich sein. fohlen, dass das Abwasser erst nach einer für den biologi-
schen Abbau der Abwasserinhaltsstoffe ausreichenden
Sollte eine Vorklärung anstelle eines Siebes genutzt werden, Zeit an die Membran geführt wird. Dies kann durch ent-
so sind besondere Vorkehrungen nötig, um das Übertreten sprechende hydraulische Gestaltung der Beckenvolumina
von Schwimmstoffen in die Belebungsstufe zu verhindern. (Kaskadierung, Pfropfenströmung) erfolgen. Kurzschluss-
Erfahrungen zeigen, dass eine als sog. Grobentschlammung Strömungen des Abwassers hin zu den Membranmodulen
ausgeführte Vorklärung nicht ausreicht, um Störstoffe sind auf jeden Fall zu vermeiden.
effektiv zurückzuhalten.
Die Separierung der Membranstufe in einem Filtrations-
Um die Membran effektiv vor Grobstoffen zu schützen, becken ist in der Regel auch von Vorteil für die Handhab-
wird nachdrücklich empfohlen, Rechen und Siebe redun- barkeit bei Reinigungs- und Wartungsarbeiten.
dant auszuführen und keine der mechanischen Reini-
gungsstufen mit einem Notumlauf auszustatten. Um eine zu hohe Aufkonzentrierung des belebten Schlam-
mes in separaten Filtrationsbecken zu verhindern, ist ein
Bemessung und Konstruktion ausreichend großer Rücklaufschlammvolumenstrom vom
Filtrationsbecken zurück in das Belebungsbecken einzu-
Die Ermittlung von Bemessungsdaten für die biologische stellen. Der maximale Feststoffgehalt an der Membran
Reinigung in einer Membranbelebungsanlage ist entspre- kann je nach System bis zu 18 g/l betragen. Der erforder-
chend der Vorgehensweise für konventionelle Abwasser- liche Rücklaufschlammvolumenstrom errechnet sich aus
reinigungsanlagen aus dem Arbeitsblatt A 198 [ATV- den Feststoffgehalten im Belebungsbecken und im voll
DVWK, 2003] durchzuführen. Im Wesentlichen sind für durchmischten Filtrationsbecken. Auf eine gleichmäßige
den maßgebenden Belastungszeitraum die Frachten, die Durchmischung des Filtrationsbeckens ist zu achten, um
Zuflüsse sowie die Abwassertemperaturen zu ermitteln. Ablagerungen zu vermeiden und eine optimale Mem-
branfunktion zu gewährleisten.
Die Berechnung der Größe der Belebungsbecken kann
nach dem ATV-DVWK Arbeitsblatt A 131 [ATV-DVWK, Das der Kläranlage zufließende Abwasser muss jederzeit
2000a] erfolgen, wobei zur Ermittlung der Volumina ein durch die zur Verfügung stehende Membranfläche fil-
erhöhter Feststoffgehalt anzusetzen ist, der in der derzei- trierbar sein. Bemessungsgrundlage für die Membranflä-
tigen Praxis nicht größer als 12 g/l gewählt wird. Gegebe- che ist daher der Mischwasserzufluß QM bei der niedrig-
nenfalls vorhandene Filtrationsbecken können zum Volu- sten Temperatur im Jahresverlauf, da der Permeatfluss
men VBB hinzugezählt werden abzüglich des durch die temperaturabhängig ist. Abweichend von dem A 198
Einbauten verdrängten Volumens. Bei den anzusetzenden [ATV-DVWK, 2003] sind Tagesmittelwerte der Abwasser-
Lastfällen sind Stillstandszeiten von Filtrationsbecken zu temperatur maßgebend.
berücksichtigen.
Der Netto-Permeatfluss ausgelegter Anlagen (Auslegungs-
Membranbelebungsanlagen haben gegenüber üblichen fluss im Dauerbetrieb) als Quotient des Mischwasserzuflusses
Belebungsanlagen (Belebungs- und Nachklärbecken) ein QM und der installierten Membranfläche AM liegt je nach
deutlich geringeres Gesamtvolumen, was bei Stoßbelas- Modulart bei 8 l/(m2 h) bis 30 l/(m2 h). Bei der Ausle-
tungen aus hydraulischer Gründen zu erhöhten Konzen- gung sind erforderliche Außerbetriebnahmen wegen chemi-
trationsspitzen im Ablauf führt. scher Reinigung, Störfälle, Modulwechsel, etc. zu berück-
sichtigen. Für die Dauer solcher Außerbetriebnahmen muss
Bisherige Erfahrungen aus dem Betrieb von Versuchs- die verbleibende Membranfläche in der Lage sein, den
und Großanlagen legen den Schluß nahe, dass nicht maximalem Abwasserzufluss QM zu filtrieren. Je nach
abgebaute Komponenten des Abwassers in den Membra- Membransystem besteht die Möglichkeit zeitlich begrenzt
nen ein Foulingproblem verursachen und dadurch die erheblich höhere Netto-Permeatflüsse zu erreichen.

324
Anhang A

Tab. A-6
Kenndaten ausgelegter Membranbelebungsanlagen [WEDI 2002a]

Nennporenweite µm < 0,1 – 0,4

Membranmaterial PVDF, mod. PVC,

PES, PAN oder PE 1)

pH-Beständigkeit 2 – 11
2
Filterfläche pro Modul m 240 – max 2.880

Netto-Permeatfluss (Q M/AM) l/(m2 h) 8 – 30

Permeabilität l/(m hbar)


2
100 – 400

maximaler Arbeitsdruck mbar 300 – 400

mittlerer Arbeitsdruck mbar 20 – 200

„Foot-Print“ (Module im eingebauten Zustand) m2/m2 70 – 165

(Filterfläche pro Grundfläche Becken)

Packungsdichte (Module im eingebauten Zustand) m2/m3 40 – 100

(Filterfläche pro Modulvolumen)

Einblastiefe Modul-Belüftung m 1,5 – 5,5


3
Energiebedarf Modul-Belüftung 2) kWh/m ZUFLUSS 0,25 – 0,80

Energiebedarf Permeatpumpe kWh/m3 ZUFLUSS 0,06 – 0,07

1) PVDF: Polyvinylidenfluorid; PVC: Polyvinylchlorid; PES: Polyethersulfon; PAN: Polyacrylnitril; PE: Polyethylen
2) je nach Betriebsweise der Module

Zum Abfangen von hydraulischen Spitzen kann alterna- Sauerstoffeintrag


tiv zur Vorhaltung von Membranfläche auch ein Puffer
in Form vorgeschalteter Becken, Stauräume oder als vari- Generell muss bei Membranbelebungsanlagen zwischen
ables Niveau im Belebungsbecken sinnvoll sein. der eher grobblasigen Belüftung der Module und der
meist feinblasigen Belüftung in den Belebungsbecken –
Aus den Herstellerdaten und bisher auswertbaren Betriebs- also der für die biologischen Vorgänge erforderlichen
ergebnissen wurde Tabelle A-6 mit orientierenden Daten Belüftung – unterschieden werden. Bei der Bemessung
zu Membransystemen zusammengestellt [WEDI 2002a]. der Belebungsbecken ist zu beachten, dass der für den
Mit dem Fortschritt der Erkenntnisse und der Modulent- Lufteintrag in das Belebungsbecken anzusetzende -Wert
wicklung unterliegen auch die Daten der Veränderung. aufgrund des höheren TS-Gehaltes des Schlammes deut-
lich geringer anzusetzen ist.
Übliche Zykluszeiten liegen im Bereich von Minuten. Es
gibt jedoch auch Anlagen, bei denen über mehrere Stun- Die Abnahme des -Wertes als Folge erhöhter Feststoff-
den kontinuierlich filtriert wird. konzentrationen ist in allen Untersuchungen tendenziell
gleich.
Angaben zur Standzeit (Jahre bis zum Austausch der
Membranen) können noch nicht getroffen werden.

325
A Anhang

Abb. A-18
Einfluss der Feststoffkonzentrationen auf den -Wert für feinblasige Druckbelüftungsanlagen

1,00

0,75
alpha

0,50

0,25

0
0 5 10 15 20 25

TS in g/l

Rödingen/Cornel et al. (2001) Markranstädt/Cornel et al. (2001) Beverwijk

Rödingen/Wagner, Krause (2003) Arbeitsbericht KA-7, nur Versuchsanlagen (2000)

Der -Wert hängt auch von anderen Einflussfaktoren ab. reduzierte -Werte vor, sollte eine entsprechende Abmin-
Neben den konkret eingesetzten Belüftersystemen existie- derung vorgenommen werden.
ren auch Abhängigkeiten von der Messmethode (Messun-
gen mit oder ohne Abwasserzufluss), vom Salzgehalt, der Wird die Crossflow-Belüftung der Membranen bemessungs-
Tensidkonzentration sowie vom spezifischen Luftvolumen- seitig zur Deckung des Sauerstoffbedarfes mit berücksich-
strom oder der Durchströmung im Becken. Messungen aus tigt, so ist dies durch den Planer unter Berücksichtigung
Rödingen legen nahe, dass sich auch die Eigenschaften der Einbausituation sowie der Lastfälle gesondert nachzu-
des belebten Schlammes bzw. biogen erzeugte und evtl. weisen. Je nach Anordnung der Membranen im System
zurückgehaltene Substanzen beim Membranbelebungs- kann dieser Sauerstoffeintrag zur Betriebskostenreduzierung
verfahren (z. B. EPS) auf den Sauerstoffeintrag auswirken. angesetzt werden. Für die Installation der Membranen in
den Nitrifikationsbecken wird von KRAUSE/CORNEL [2003]
Es wird empfohlen, bei der Auslegung feinblasiger Druck- eine mittlere Energieeinsparung in Höhe von 15 %
belüftungsanlagen beim Membranbelebungsverfahren genannt. Werden die Membranen in separaten Filtrations-
einen gegenüber konventionellen Belebtschlammanlagen kammern angeordnet, ist der energetische Vorteil geringer.
reduzierten -Wert von 0,5 für den üblichen Feststoffge- Auf jeden Fall aber sind die Hinweise in Abschnitt A.6.3
halt von 10 g/l bis 12 g/l zu verwenden. Liegen Kennt- zur Reaktorform und zum Verweilzeitverhalten zu beach-
nisse über bereits bei niedrigeren TS-Konzentrationen ten.

326
Anhang A

Stickstoffelimination Die vermehrte biologische P-Elimination in der Membran-


belebung wurde bisher nur im Rahmen von Forschung
Die Bemessung für Stickstoffelimination erfolgt nach und Entwicklung angewendet [GNIRß, 2003], [DICHTL
dem ATV-DVWK-Arbeitsblatt-A 131 [ATV-DVWK, 2000a]. ET AL., 2004].

Mit dem aus dem separaten Filtrationsbecken oder aus Überschussschlammproduktion


der Filtrationszone des Belebungsbeckens rückgeführten
Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch wird infolge der Modul- Die bislang übliche Bemessung einer Membranbele-
belüftung insbesondere bei Mischwasserzufluss eine nicht bungsanlage führt zu einem Schlammalter im Bereich der
unerhebliche Menge an Sauerstoff mitgeführt. Dies ist bei simultanen aeroben Schlammstabilisierung. Grundsätzlich
der Verfahrensführung zu beachten. ist somit davon auszugehen, dass sich die biologischen
Stoffumsätze in Membranbelebungsanlagen nicht wesent-
Phosphorelimination lich von denen in konventionellen Belebungsanlagen
unterscheiden [u. a. ROSENWINKEL/WAGNER, 2000]. Für
Die Phosphorelimination kann beim Membranbelebungsver- die Reinigung kommunaler Abwässer ist im Vergleich zu
fahren durch eine Vorfällung in der Vorreinigungsstufe oder konventionellen Systemen nicht von einer signifikanten
durch eine Simultanfällung in der Belebungsstufe erfolgen. Reduktion der gebildeten Überschussschlämme auszugehen.

Für eine Vorfällung können alle gängigen Fällmittel ein- Nach GÜNDER [1999] kann, indem ein extrem hohes
gesetzt werden. Hier besteht kein Unterschied zu einem Schlammalter eingestellt wird, die Überschussschlamm-
konventionellen Belebungsverfahren. Nachteil der Vorfäl- produktion minimiert werden. Die dafür notwendigen
lung ist ein wesentlich erhöhter Schlammanfall in der BSB5-Schlammbelastungen von unter 0,01 kg/(kg d)
Vorreinigung, der bei der Bemessung der Schlammbe- sind jedoch i. d. R. nicht wirtschaftlich.
handlung berücksichtigt werden muss.
Die Ermittlung der Überschussschlammproduktion kann
In der Belebungsstufe kann die Phosphorelimination durch in Anlehnung an das ATV-DVWK-A 131 und die ASM-
chemische Simultanfällung oder durch eine vermehrte Modelle [HENZE ET AL. 1987, HENZE ET AL. 1999, GUJER
biologische Phosphorelimination, in der Regel kombiniert ET AL. 1999] erfolgen.
mit einer Simultanfällung, stattfinden. Beim Membranbe-
lebungsverfahren können deutlich niedrigere Ablaufkon- A.6.4
zentrationen für Gesamtphosphor erreicht werden als bei Schlammbehandlung
einem konventionellen Belebungsverfahren, da
Allgemeines
• die partikulären Phosphorverbindungen vollständig
abgetrennt werden und Die Überschussschlämme aus den großtechnischen Mem-
• ortho-Phosphat nicht in einem Nachklärbecken rück- branbelebungsanlagen Rödingen, Markranstädt und
gelöst werden kann. Monheim werden in einem Stapelbehälter gelagert und
entweder periodisch zu einer Sammelstelle auf einem
Je nach Fällmitteleinsatz sind bei der üblichen Membran- zentralen Klärwerk zur gemeinschaftlichen Behandlung
reinigung die Reinigungsmittel anzupassen. Bisher wurden mit Schlämmen aus konventionellen Anlagen gebracht
keine Anzeichen für einen erhöhten Reinigungsaufwand oder zurzeit noch landwirtschaftlich verwertet. Daher lie-
der Membrane durch den Einsatz von Fällmitteln festge- gen bisher in Deutschland keine Betriebserfahrungen aus
stellt. Empfohlen wird eine räumliche Distanz zwischen großtechnischen Schlammbehandlungsanlagen vor.
der Dosierstelle und den Membranmodulen. Generell
sind Zusätze in die Kläranlage, also auch Fällmittel, mit
den Membranherstellern abzustimmen.

327
A Anhang

Die Schlämme der großtechnischen Anlagen, insbesondere Die vorliegenden Erfahrungen deuten an, dass im Ver-
der Kläranlage Rödingen, sind umfangreichen Untersu- gleich zu herkömmlichen Schlämmen nicht von einem
chungen unterzogen worden, die nachfolgend erläutert Mehraufwand zur Schlammentwässerung auszugehen ist.
werden. Bei Einsatz von Siebanlagen in der mechanischen Vorrei-
nigung werden Strukturstoffe entnommen, wodurch die
Entwässerbarkeit Entwässerbarkeit beeinträchtigt werden kann.

Schlämme aus Membranbelebungsanlagen besitzen in Eine Sonderlösung wurde für die Kläranlage auf dem Sän-
der Regel eine geringe Flockengröße (rd. 50 µm, teilweise tigsgipfel (Schweiz) gewählt [MÖRGELI 2001]. Hier wird
nur 10 µm). Trotz der damit verbundenen Vergrößerung der Überschussschlamm in spezielle Säcke gefüllt. Das
der spezifischen Flockenoberfläche wurde keine ver- Wasser tropft ab und der Schlamm kompaktiert. Danach
schlechterte Entwässerbarkeit festgestellt. Tabelle A-7 ist der Schlamm bereit für den Abtransport mit der Seil-
zeigt Kenndaten großtechnischer Untersuchungen. bahn. Mit dieser Methode wird ein TR von rd. 20 % er-
zielt. Das System ist mittlerweile auch auf der Kläranlage
In einem großtechnischen Versuch auf einer Hochleis- Schwägalp realisiert worden.
tungszentrifuge wurde mit dem Schlamm aus der Kläran-
lage Rödingen ein TR von knapp 30 % erreicht. Laborver- Faulfähigkeit
suche bestätigten diese Entwässerbarkeit mit Ergebnissen
von 27 % im Jahresmittel bei Maximalwerten bis zu 31 % Trotz der zumeist geringen Schlammbelastung, die der
bei einem organischen Anteil des Schlammes von GV einer simultan aeroben Stabilisierungsanlage gleicht bzw.
61 % bis 48 %. Bei geringerem organischen Anteil ließ sie noch unterschreitet, variiert der organische Trocken-
sich der Schlamm besser entwässern. Hierbei lag der Poly- substanzanteil der Überschussschlämme aus großtechni-
merbedarf im Mittel mit 2,9 g WS/kg TR weit unter dem schen Anlagen und auch Pilotanlagen zwischen 46 % bis
Polymerbedarf von 15 untersuchten konventionellen hin zu 69 %. Dieser hohe organische Anteil war Anlass
Belebtschlammanlagen mit aerober Schlammstabilisie- für eine Überprüfung der Fäulnisfähigkeit bzw. das Rest-
rung, die im Durchschnitt 5,9 g WS/kg TR benötigten. gaspotenzial nach DIN 38 414 S8 [N. N. 1999].

Insgesamt zeigen die bisherigen Untersuchungen, dass Ein weiterer Anlass zur Prüfung der Fäulnisfähigkeit liegt
der Flockungshilfsmittelbedarf vergleichbar dem Flockungs- darin, dass das Membranbelebungsverfahren auch als
hilfsmittelbedarf konventioneller Anlagen ist oder sogar Ertüchtigungsvariante bei bestehenden Anlagen mit ana-
geringer ausfallen kann. erober Schlammstabilisierung in Frage kommen kann.

Tab. A-7
Untersuchungen zur Entwässerbarkeit von Überschussschlämmen (ÜS) auf einer großtechnischen Zentrifuge

Gerät/Methode Anlage TR des ÜS TR nach Entwässerung

GV des ÜS

Zentrifuge Markranstädt 2,4 % TR 24,5 %

65 % GV

Rödingen 3,8 % TR 29,9 %

46 % GV

Monheim 1,0 % TR 28 %

54 % GV

328
Anhang A

In der Literatur werden für die Ausfaulung von Über- Zurzeit werden folgende Reinigungsverfahren praktiziert:
schussschlamm 200 Normliter produzierten Gases pro kg
organischer Trockenmasse (NL/kg oTS) bis 300 NL/kg oTS • in-situ-Reinigung (im eingebauten Zustand)
angegeben [BAHRS ET AL. 1994]. Die Überschussschlämme
aus den Membranbelebungsanlagen erreichen bei der • im belebten Schlamm:
Untersuchung diesen Literaturwert. Die Membranmodule verbleiben während der chemi-
schen Reinigung im eingetauchten Zustand im beleb-
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Schlämme aus ten Schlamm. Die Zugabe der Chemikalien erfolgt
den Membranbelebungsanlagen eine mit Schlamm aus über die Permeatseite. Die Menge der in den belebten
konventionellen Anlagen vergleichbare (Rest-) Gaspro- Schlamms übertretenden Reinigungsflüssigkeit ist in
duktion besitzen. starkem Maße abhängig vom Konzept des Reini-
gungsprozesses.
A.6.5
Chemische Reinigung der Membranmodule • in Reinigungslösung:
Der belebte Schlamm wird aus dem Becken gepumpt,
Zum Erhalt bzw. zur Anhebung der Permeabilität und zur danach wird das Becken mit Reinigungschemikalien
Hygienisierung der Permeatleitungen ist von Zeit zu Zeit gefüllt, bis die Module überstaut sind.
eine chemische Reinigung der Membranen erforderlich.
Es gibt keine einheitliche Reinigungsempfehlung. Es findet • an Luft:
eine laufende Optimierung unter Berücksichtigung groß- Der belebte Schlamm wird in der Regel bis zur Modul-
technischer Erfahrungen statt. unterkante abgesenkt. Die Membranmodule hängen
im eingebauten Zustand frei in der Luft. Die Zugabe
Oxidierende Chemikalien dienen der Entfernung von der Chemikalien erfolgt ebenfalls permeatseitig. Die
organischen Belägen. Um AOX-Bildung zu vermeiden, Einwirkzeit beträgt 5 bis 10 Minuten.
sollten möglichst chlorfreie Chemikalien angewendet
werden, beispielsweise Wasserstoffperoxid. Die besten • externe Reinigung
Reinigungserfolge hat man jedoch bisher unabhängig
von der Membran mit Natriumhypochlorit-Lösung als Die Membranmodule werden aus dem Membranbele-
Oxidationsmittel erzielt. bungsbecken herausgezogen und in eine externe
„Waschzelle“ eingeführt.
Je nach Anforderung und insbesondere zur Entfernung
anorganischer Ablagerungen werden weitere Reinigungs- Die in-situ-Reinigung in Reinigungslösung oder an Luft
schritte hinzugefügt. Hier ist der Einsatz folgender Che- eignet sich vor allem für Anlagen mit separaten Filtra-
mikalien möglich: Zitronensäure, organische Peroxidver- tionsbecken.
bindungen, Oxalsäure, Essigsäure, mineralische Säuren,
Tenside, Detergentien und herstellerspezifische Kombina- Bisher unterscheidet man je nach Chemikalienkonzentra-
tionsprodukte. tion und Reinigungsintervall die Hauptreinigung und die
Zwischenreinigung.
In der Regel findet eine zweistufige Reinigung mit einem
Oxidationsmittel und einer organischen Säure Anwendung. Die Hauptreinigung ist in der Regel mindestens jährlich
erforderlich zur deutlichen Erhöhung der Permeabilität.
Bei der Auswahl und Dosierung der Reinigungschemika- Sie kann beispielsweise mit hohen Oxidationsmittelkon-
lien muss darauf geachtet werden, dass die Membranen zentrationen (z. B. NaOCl – 1.000 mg/l Cl oder H2O2
durch die Reinigung möglichst wenig belastet werden. – 2.000 mg/l) und einer sauren Reinigung im Anschluss
Die Reinigung muss mit dem Hersteller abgestimmt werden. (z. B. Zitronensäure) durchgeführt werden. Die Reinigungs-
zyklen sind dabei vorteilhafterweise so zu legen, dass die

329
A Anhang

maximale hydraulische Leistungsfähigkeit mit Beginn der Da bisher die Reinigungsprozeduren noch einer ständi-
kalten Jahreszeit vorliegt. gen Weiterentwicklung unterliegen und möglicherweise
für den Einzelfall optimiert werden müssen, sollten bei
Die Zwischenreinigung, typischerweise mit geringer Oxi- der Ausführung des Chemikalienlagers und der Dosieran-
dationsmittelkonzentration (z. B. NaOCl – 150 mg/l Cl), lagen möglichst viele Optionen unter Beachtung relevanter
soll der Vergrößerung der Hauptreinigungsintervalle die- sicherheitstechnischer Aspekte offen gehalten werden. In
nen. Sie wird im Abstand von 2 bis 7 Tagen durchgeführt. Deutschland sind neben den Vorschriften gem. WHG je
Damit eine Zwischenreinigung dauerhaft erfolgreich rea- nach Kombination der Chemikalien auch Aspekte u. a.
lisiert werden kann, ist es erforderlich, diese Reinigungs- der Arbeitssicherheit, des Brandschutzes und des Immis-
technik bereits in der ersten Betriebszeit bei einer relativ sionsschutzes zu berücksichtigen. Insbesondere können
verschmutzungsfreien Membrane einzusetzen. Die Zwi- bzw. müssen Anwendung finden:
schenreinigung wird nicht bei allen Modulbauformen
angewendet. • Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS),
speziell TRGS 515,
Die in-situ-Reinigung kann als Hauptreinigung oder auch • Vorschriften und Merkblätter der Berufsgenossen-
als Zwischenreinigung verwendet werden. Die externe schaften,
Reinigung wird ausschließlich als Hauptreinigung einge- • Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV),
setzt. • Kennzeichnungen der Anlagen gem. Gefahrstoff-
Verordnung (GSV),
Der betriebliche Aufwand einer externen Reinigung ist • ggf. Verordnung für brennbare Flüssigkeiten (VbF),
sehr hoch. Daher wird sie bei einigen Anlagen durch die • ggf. VCI-Konzept zur gemeinsamen Lagerung von
oben beschriebene in-situ-Reinigung ersetzt. Chemikalien, Festlegungen der Gefahrengruppen zur
Lagerung mit Festlegung der Gefahrengruppen,
Wenn die Reinigung direkt in Reinigungslösung durchge- • ggf. Löschwasser-Rückhalte-Richtlinie (LöRüRL),
führt wird, kann eine wesentlich bessere Wirkung erzielt • ggf. Dichtigkeitsprüfungen gem. DVGW,
werden, da sie ohne Verdünnung durch belebten Schlamm • ggf. weitere landesspezifische Verordnungen.
an der Membranoberfläche zur Wirkung kommen. Weiter-
hin besteht auch die Möglichkeit, die Temperatur des Die Planung und Genehmigung der Anlagen sollte in Ab-
Reinigungswassers auf ca. 30 °C bis 35 °C zu erhöhen. Um stimmung mit Behörden und Fachstellen wie z. B. den
eine Verbesserung der Vermischung der eingesetzten Che- Gewerbeaufsichtsämtern, dem TÜV oder arbeitsmedizini-
mikalien im Waschbehälter zu erreichen, wird die Mem- schen Diensten erfolgen.
brane während der Reinigung zusätzlich belüftet.
A.6.6
In jedem Fall sollte der Betreiber eines Membranbelebungs- Energiebedarf
verfahrens eine detaillierte Anleitung zur sachgerechten
Durchführung der Membranreinigung und zu den not- Die laufenden Betriebskosten von Membranbelebungs-
wendigen Reinigungsintervallen vom Errichter der Anlage anlagen werden neben dem Energiebedarf für den Sauer-
bzw. dem Membranhersteller einfordern. stoffeintrag zur biologischen Abwasserreinigung erheb-
lich vom Energiebedarf für die Crossflow-Belüftung
Bei der Planung von Membranbelebungsanlagen sind beeinflusst.
entsprechend der ausgewählten Chemikalien geeignete
Lagerräume, Dosiereinrichtungen, geeignete Materialien Diese wiederum ist abhängig vom spezifischen Belüftungs-
für Becken und Leitungen und der Arbeitsschutz zu bedarf der eingesetzten Membran und der Eintauchtiefe
berücksichtigen [WEDI, 2002b]. der entsprechenden Belüftungseinrichtungen. Für die
gegenwärtig eingesetzten Membranmodule schwanken
diese Werte in einem weiten Bereich für den spez. Luft-

330
Anhang A

bedarf von 0,2 Nm3/(m2 h) bis 0,45 Nm3/(m2 h) und Konkrete Daten zum Energiebedarf und dessen Aufteilung
Eintauchtiefen von 2 Metern bis 5 Metern. liegen für die Membranbelebungsanlagen Markranstädt
und Monheim vor. Beide Anlagen sind mit Hohlfaser-
Die derzeitigen großtechnischen Betriebserfahrungen zei- membranen ausgerüstet. Aus beiden Abbildungen wird
gen einen spezifischen Energiebedarf für die Crossflow- ersichtlich, dass der spezifische Energiebedarf umso ge-
3 3
Belüftung von ca. 0,25 kWh/m ZUFLUSS bis 0,8 kWh/m ZUFLUSS ringer wird, je mehr sich der tatsächliche Abwasserdurch-
im Jahresmittel. satz der Vollauslastung annähert.

Die Einsparpotenziale liegen somit vor allem in der Ver- Der spezifische Energiebedarf, bezogen auf den mittleren
ringerung des spezifischen Luftbedarfes und in der Erhö- Zufluss (ca. 43 % bzw. 35 % von Q max) liegt für beide Anla-
hung der Filtrationsleistung der Membranen (z. B. zu- gen im Bereich von 0,8 kWh/m3 bis 0,9 kWh/m3. Verglichen
flussabhängiges Zu- und Abschalten einzelner Module). mit konventionellen Belebungsanlagen mit einem durch-
schnittlichen spezifischen Energieverbrauch von 0,3 kWh/m3
Erfolgt der Permeatabzug mittels Pumpen, ist von einem bis 0,5 kWh/m3 und zusätzlichen Erweiterungen für z. B.
spezifischen Energiebedarf in Höhe von 50 W/m3 bis Raumfiltrations- und Bestrahlungsanlagen mit zusammen
3
70 W/m auszugehen. Je nach Systemkonfiguration ist gege- ca. 0,15 kWh/m3 bis 0,25 kWh/m3 ist der Energiebedarf
benenfalls die Rezirkulation des aufkonzentrierten belebten von Membranbelebungsanlagen noch erhöht. Zu beach-
3
Schlammes aus separaten Filtrationskammern mit ca. 15W/m ten ist bei diesem Vergleich, dass die Leistungsfähigkeit
bis 20 W/m3 zu berücksichtigen. Infolge des niedrigeren der Membranbelebungsanlage insbesondere bezüglich der
-Wertes steigt auch der Energieverbrauch für feinblasige hygienerelevanten Parameter, deutlich höher ist.
Belüftungsanlagen um den Faktor  konv./ Membran an.

Abb. A-19
Spezifischer Energieverbrauch der KA Markranstädt [STEIN, KERKLIES 2003]

2,0

Mikrofiltration 500A
spez. Energieverbrauch [kWh/m3]

ohne Air-Cycling
(Jun-Jul 2001)
1,5

Mikrofiltration 500A
ohne Air-Cycling
(Jan-Nov 2002)

1,0
Mikrofiltration 500C
mit Air-Cycling
(Jan-Jun 2003)

0,5
0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000

Zufluss [m3/d]

331
A Anhang

Abb. A-20
Spezifischer Energieverbrauch der KA Monheim [WEDI 2003]

4,0
Inbetriebnahme, nicht optimierter Betrieb im Juli /Aug 2003
3,5
spez. Stromverbrauch [kWh/m3]

3,0

2,5

2,0 künftiger Median des Zuflusses, 35 % v. Qmax

1,5

1,0

0,5
min. Verbrauch Filtration

0,0
0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000

3
Zufluss [m /d]

A.6.7 Bei Umstellung der Phasentrennung von Sedimentation


Ertüchtigung bestehender kommunaler Kläranlagen auf Membranfiltration bietet es sich an, das vorhandene
Nachklärbeckenvolumen als zusätzlichen Belebungsbe-
Zukünftig wird sich der Schwerpunkt der erforderlichen ckenraum zu nutzen. So kann oft nicht nur auf den Neu-
Investitionen in der Abwasserreinigung weg von Kläran- bau von Belebungsbecken verzichtet werden, sondern es
lagenneubauten hin zu Sanierungs- und Ertüchtigungs- ergibt sich eine TS BB -Konzentration, die deutlich unter-
maßnahmen in Kombination mit Erweiterungsvorhaben halb der ansonsten beim Membranbelebungsverfahren
verschieben. Auch für derartige Aufgabenstellungen kann üblichen TS BB -Konzentration liegt. Abhängig vom Grad
das Membranbelebungsverfahren eine verfahrenstech- der Unterkapazität der existierenden Anlage ist dann bei
nisch und zunehmend auch wirtschaftlich sinnvolle der Bemessung der TS BB -Konzentration neben dem zur
Lösungsvariante darstellen [SCHIER 2003]. Günstige Kon- Verfügung stehenden Belebungsvolumen die Gewährleis-
stellationen sind dort gegeben, wo im Zuge der anstehen- tung des aeroben Schlammalters zu berücksichtigen. Meist
den Kläranlagenertüchtigung entweder in erheblichem ergeben sich TS BB -Konzentrationen von 4 g/l bis 7 g/l
Umfang neues Beckenvolumen geschaffen werden müs- [FRECHEN, SCHIER, WETT 2001 und 2003]. Lässt sich
ste, wo Probleme infolge unzureichender Nachklärbe- ein solches Konzept realisieren, könnten die üblichen
ckenleistungsfähigkeit bestehen, besonders aber dort, wo Nachteile von Membranbelebungsanlagen (Empfindlich-
beide Fragestellungen zu bearbeiten sind. Voraussetzung keit gegenüber Stoßbelastungen, schlechter -Wert) weit-
ist, dass der bauliche Zustand der vorhandenen Belebungs- gehend kompensiert werden.
und Nachklärbecken eine weitere Nutzung zulässt.

332
Anhang A

Neben der ohnehin erhöhten Ablaufqualität des Permeats Funktionstest


sind weitere verfahrens- und ausbauspezifische Vorteile
dieses Ertüchtigungskonzeptes zu nennen: Membranbelebungsanlagen sind komplexe technische
Anlagen, bei denen es auf die Funktionsfähigkeit und das
• erhebliche biologische Reservekapazitäten bei späterem Zusammenwirken der einzelnen Komponenten in beson-
Erweiterungsbedarf, derem Maße ankommt, um einen prozessstabilen Betrieb
dauerhaft gewährleisten zu können. Umfassende Funk-
• sparsamer Umgang mit Platzresourcen. tionstests der einzelnen Komponenten sowie der gesam-
ten zusammenhängenden eingesetzten Verfahrens- und
Bislang wurde dieses Ertüchtigungskonzept großtech- EMSR-Technik sind unabdingbar. Die eingesetzten Pro-
nisch noch nicht umgesetzt. In einem ersten Forschungs- gramme zur Steuerung der Membrananlage sind system-
vorhaben wurden in halbtechnischen Versuchen verschie- spezifisch auf das jeweilige Projekt zugeschnitten.
dene Membransysteme hinsichtlich der Betriebs- und
Bemessungsparameter untersucht [UNI KASSEL 2004]. Von besonderer Bedeutung ist die Funktionstüchtigkeit
Es wurde neben der generellen technischen Machbarkeit der membranspezifischen Verfahrenskomponenten wie
und technischen Eignung des Membranbelebungsverfah- der mechanischen Vorreinigungsstufe und der chemi-
rens zur Ertüchtigung der untersuchten Kläranlagen fest- schen Reinigung.
gestellt, dass bezüglich der hydraulischen Leistungsfähig-
keit die untersuchten Hohlfasersysteme Fluxraten erreich- Dichtigkeitstest
ten, die bei bzw. sogar leicht über den Betriebs- bzw.
Bemessungsfluxraten großtechnisch realisierter Anlagen Zur Feststellung von produktionsbedingten oder im Zu-
lagen. Danach kann für den Betrieb einer Membranbele- sammenhang mit der Errichtung der Anlage entstandenen
bungsanlage mit verfahrensspezifisch niedrigen TS BB -Kon- Fehlern an den Membranen und deren Installationen ist
zentrationen nicht von einer verminderten hydrauli- ein Funktionstest erforderlich, um die Dichtigkeit zu prü-
schen Leistungsfähigkeit ausgegangen werden. Soll von fen. Folgende Maßnahmen sind hierfür denkbar:
einer erhöhten Leistung ausgegangen werden, so sind
Vorversuche anzuraten. Die Untersuchungen hierzu dau- • filtratseitiger Luftdruckhaltetest (Unterdruck) bei ent-
ern gegenwärtig noch an (Universität Kassel). leertem Becken,

Ebenfalls ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, eine • filtratseitiger Luftdruckhaltetest (Überdruck) mit kon-
Ertüchtigung bestehender Anlagen durch Teilstrombe- stantem oder mit bei der Messung ansteigendem Klar-
handlung mit dem Membranbelebungsverfahren durch- wasserspiegel.
zuführen.
Die Höhe des für den Dichtigkeitstest eingesetzten Druckes
A.6.8 ist auf das jeweilige Membransystem (Rückspülfähigkeit
Hinweise zur Inbetriebnahme z. B. bei Plattenmodulen) abzustimmen.

Grundsätze Anfahrbetrieb

Bei der Inbetriebnahme einer Membranbelebungsanlage Nach erfolgreichen Funktions- und Dichtigkeitsprüfun-
gelten prinzipiell ähnliche Grundsätze wie bei konventio- gen wird die Anlage mit Belebtschlamm gefüllt. Wenn
nellen Anlagen in Bezug auf die biologischen Eigenschaf- kein adaptierter Schlamm einer kommunalen Membran-
ten und Reinigungsleistungen. Nachfolgend wird auf anlage verfügbar ist, kann Rücklaufschlamm einer kon-
einige spezifische Aspekte bei der Inbetriebnahme einer ventionellen Anlage genutzt werden. Dieser belebte
Membranbelebungsanlage eingegangen. Schlamm ist von faserigen Inhaltsstoffen zu befreien
(z. B. Siebung).

333
A Anhang

Beim Anfahren der Anlage und der damit verbundenen sen oder bei architektonisch besonderen Ansprüchen.
Steigerung des TS-Gehaltes auf die Bemessungswerte (vgl.
Kap. A.6.3) kann sich die Flockenstruktur ändern. Als Verstärkt wird dies in besonderem Maße für Anforderun-
Nebeneffekt kann bei TS-Gehalten von ca. 8 g/l bis 10 g/l gen an die Keimverminderung im Abwasser infolge spe-
ein starkes Schäumen eintreten, das z. B. mit Entschäu- zieller Vorflutbedingungen.
mern behandelt werden kann. Nachdem dieser Prozess
abgeschlossen ist, sinkt die Neigung zur Schaumbildung. Aufgrund der höheren Trockensubstanzgehalte in der
Erfahrungen zeigen, dass mit der Bildung einer Schaum- Belebung bietet es sich an, beim Membranbelebungsver-
decke im Bereich < 10 cm gerechnet werden kann. fahren auch für größere Kläranlagen die Möglichkeit
einer simultanen aeroben Schlammstabilisierung zu prü-
A.6.9 fen. Daraus ergeben sich erhebliche planerische Freihei-
Kosten ten. Es ergibt sich eine deutlich verringerte Größe der
Belebungsbecken, auf Sedimentations- und ggf. erforder-
Allgemeines licher Filtrationseinrichtungen kann ebenso verzichtet
werden wie auf nachgeschaltete Keimreduktionsanlagen.
Kostenvergleiche müssen die aus Betrieb und Kapitaldienst Je nach Möglichkeit können ggf. separate Verfahren der
entstehenden Jahreskosten berücksichtigen. Generell Schlammstabilisierung und Vorklärungen entfallen. Es
haben Kostenabschätzungen und -vergleiche bei Berück- sind dabei aber die Auswirkungen erhöhter, der Belebung
sichtigung einer eher jungen Verfahrenstechnik den zufließender Schmutzfrachten und ggf. entfallendes Faul-
Nachteil, dass sie normalerweise nach kurzer Zeit an gas energetisch zu berücksichtigen.
Aktualität einbüßen, weil Entwicklungen bei der Verfah-
rensoptimierung und marktwirtschaftliche Gesetzmäßig- Investitionen
keiten die Kosten beeinflussen, üblicherweise derart, dass
junge Verfahren zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit Mehraufwendungen bei den Anschaffungskosten für eine
gewinnen. Solche Abschätzungen und Vergleichsrech- Membranbelebungsanlage entstehen infolge einer not-
nungen deuten an, dass die Membrantechnologie abhän- wendigen, sehr sorgfältig auszurüstenden mechanischen
gig von den jeweiligen Randbedingungen durchaus öko- Vorreinigung (vgl. Kap. A.6.3), durch die Membrananlage
nomisch interessant werden kann [RAUTENBACH ET AL. selbst, leistungsstärkere Belüftungsanlagen, das Chemika-
2000]. lienlager und die Dosieranlagen sowie der dafür insge-
samt erforderlichen Elektro- und Steuerungstechnik.
Bei der Kostenbetrachtung von Membranbelebungsanla-
gen ist zu berücksichtigen, dass diese aufgrund der physi- Die zusätzlichen Investitionen für einstufige Sieb- bzw.
kalischen Barriere eine höhere Reinigungsqualität aufwei- Rechenanlage sind insbesondere bei einer Neuerstellung
sen als „konventionelle“ Verfahren zur Keimreduktion der Anlage trotz erheblich gestiegener Anforderungen an
von Abwässern. Auch aus diesem Grund ist zurzeit ein Siebgutentnahme, Redundanz und Prozessstabilität
einfacher Vergleich von Membranbelebungsanlagen mit begrenzt. Bezogen auf die Erstellungskosten einer neuen
Belebtschlammanlagen gemäß ATV-DVWK-A 131 ohne Membranbelebungsanlage liegen diese im Bereich von
Keimreduktion nur eingeschränkt sinnvoll und Sonder- 2 % bis 4 %. Eine zweistufige Rechen-/Siebanlage inkl. des
fällen vorbehalten. Zurzeit sind Membrananlagen im Ver- damit verbundenen umbauten Volumens führt zu zusätz-
gleich zu konventionellen Belebungsanlagen in der Regel lichen Baukosten.
noch teurer.
Gegenüber einer konventionellen Anlage ist weniger
Da Membranbelebungsanlagen nur aus wenigen Bau- Belebungsbeckenvolumen vorzuhalten, die Nachklärung
körpern bestehen, sind sie verfahrensbedingt vorteilhaft entfällt. Die Minderkosten fallen nicht so hoch aus wie
bei besonderen Randbedingungen, wie z. B. räumlich der reine Volumenvergleich vermuten läßt, insbesondere
begrenzten Standorten, schwierigen Baugrundverhältnis- wenn Filtrationsbecken erstellt werden.

334
Anhang A

Abb. A-21
Beispiel einer Aufteilung von Errichtungskosten einer Membranbelebungsanlage für ca. 300 m 3/h
[WEDI 2003]

Lüftung/Sanitär Sonstiges
3% 1%

E-Technik
13 %

Bautechnik
39 %

(Filtrationskammern: 4 %)
(Belebungsbecken: 5 %)

Maschinentechnik
44 %

(ges. Membranfiltrationsanlage) incl. EMSR: 34 %


(2 Kompaktanlagen Siebung/Sandfang: 5 %)

alle Angaben bezogen auf die gesamten Errichtungskosten

Abbildung A-21 zeigt eine Aufteilung der Investitionen Werden die Kosten der betriebsfertigen Membrananlage
im Fall eines Neubaus einer Membranbelebungsanlage auf den maximalen Zufluss der Anlagen umgerechnet,
(KA Monheim) für einen maximalen Zufluss von ca. ergibt sich vereinfacht der gegenwärtige, zuflussspezifi-
300 m3/h. Bei der maschinellen Ausrüstung dominiert sche Systempreis nur der Membranfiltrationsanlage ohne
die Membrananlage mit ca. 34 % deutlich. Von geringerer die baulichen Gewerke der Kläranlage. Die zuflussspezifi-
Bedeutung sind Aufwendungen für Siebanlagen und Be- sche Darstellung ermöglicht auch einen Vergleich mit
lebungsbecken. Membransystemen, die abweichende spezifische Filtra-
tionsleistungen aufweisen.
Die in Abbildung A-22 dargestellte orientierende Funk-
tion berücksichtigt Kosten für Platten- und Hohlfasermo- In diesen Angaben ist die betriebsfertige Filtrationsanlage
dulsysteme von in Deutschland angebotenen Systemen mit Pumpen, Gebläsen, verbindenden Leitungen, Chemi-
im Zeitraum 1999 bis 2002, die jeweils für vergleichbare kaliendosieranlagen und der notwendigen Schaltanlage
Flüsse für „übliche“ Bedingungen (kommunales Abwas- berücksichtigt. Auch enthalten sind Kostenanteile für
ser, Temperaturen 8°C – 12°C) von ca. 22 l/(m2 h) bis ausrüstungstechnisches Engineering, Inbetriebnahme
30 l/(m h) ausgelegt wurden [WEDI 2003].
2
und in der Regel eine fünfjährige Garantie auf die Mem-
branen. Der relative Anteil dieser Leistungen nimmt mit
zunehmender Anlagengröße deutlich ab. Nicht enthalten
sind bauliche Teile einer Kläranlage oder Ausrüstungen
zur mechanischen Vorbehandlung.

335
A Anhang

Abb. A-22
Orientierende Netto-Kostenrichtwerte für die betriebsfertige Membranfiltrationsanlage ohne baulichen
Teil [WEDI 2003]

10.000
Stand 1999 - 2002
9.000

8.000
spezifische Kosten [o/(m3/h)]

7.000

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0
0 300 600 900 1.200 1.500 1.800 2.100 2.400

Bemessungszufluss [m3/h]

Der nur auf die Membranen entfallende Anteil beträgt ca. teilen gegenüber zu stellen. Infolge der zurzeit niedrigen
50 % bis 65 % und steigt mit zunehmender Anlagengröße Preissituation ergeben sich speziell für die Systeme mit
bzw. maximalem Zufluss. Aktuell schwanken die flächen- Filtrationsbecken wenig Einsparmöglichkeiten im Bereich
spezifischen Preise für in Deutschland großtechnisch ein- der Kosten für die Belebungsbecken. Die Mehraufwen-
2 2
gesetzte Membranen zwischen 60 s/m und 100 s/m dungen für spezielle Einbauten, Beschichtungen oder
(Erstinvestition). Es werden aber auch Membranen mit zusätzlicher maschineller Ausrüstung sind in der Größen-
niedrigeren spezifischen Filtrationsleistungen und ent- ordnung mit den Kosten für größere Belebungsbecken
sprechend geringeren Preisen angeboten. häufig vergleichbar.

Die sich aus Abbildung A-21 ergebenden Investitionen Die weltweite Nachfrage nach Membrananlagen lässt in
und diejenigen für die mechanische Vorbehandlung sind den nächsten Jahren eine weitere Reduzierung der spezi-
den Einsparungen für eventuell nicht erforderliche Anla- fischen Kosten erwarten. Ebenso sind im Bereich der
genteile wie Nachklärung, Raumfiltrationen, Bestrahlungs- maschinellen Ausrüstung noch technische Vereinfachun-
anlage, ggf. Vorklärung bzw. separate Schlammstabilisie- gen zu erwarten.
rungsanlagen sowie den standortspezifischen Kostenvor-

336
Anhang A

A.6.10 betriebliche Maßnahmen, die zu einer Verlängerung der


Jahreskosten Standzeit der Membranen führen.

A.6.10.1 A.6.10.2
Kapitaldienst und Membranersatz Betriebskosten

Grundsätzlich ist auf die veränderte Kostenstruktur bei Im Vergleich zu konventionellen Belebungsanlagen fallen
Umsetzung des Membranbelebungsverfahrens hinzuwei- bei Membranbelebungsanlagen erhöhte Betriebskosten
sen. Während bei neu zu bauenden konventionellen für den Energie- sowie den Chemikalienbedarf an. Wesent-
Belebungsanlagen der bauliche gegenüber dem maschi- licher Kostenfaktor ist dabei der Energiebedarf für die
nentechnischen Anteil deutlich überwiegt (etwa im Ver- Crossflow-Belüftung.
hältnis 2 :1), dreht sich dies Verhältnis bei Membranbele-
bungsanlagen aufgrund des fehlenden Nachklärbeckens Der Chemikalienbedarf für die verschiedenen Membran-
und des kleineren Belebungsbeckens sowie des höheren systeme ist höchst unterschiedlich. Je nach den erforder-
maschinentechnischen Aufwandes mindestens um. Dies lichen Intervallen der Zwischen- und Hauptreinigungen
Verhältnis kann sich noch mehr verschieben, wenn es sowie der einzusetzenden Chemikalien wurden spezifische
sich nicht um einen Anlagenneubau, sondern eine Anla- Kosten von ca. 0,2 s/(m2 a) bis 1,1 s/(m2 a) ermittelt.
genertüchtigung handelt, bei der vorhandene Beckenvo- Diese große Spannbreite deutet an, dass bei der Membran-
lumina genutzt werden (siehe Kap. A.6.7). reinigung noch Optimierungsbedarf besteht.

Die Investitionen für den Membranteil sind zu untertei- A.6.11


len in diejenigen Bereiche, die üblichen maschinentech- Schlussbemerkung
nischen Abschreibungszeiträumen unterliegen und die
Membran selbst, die nach Ablauf der Standzeit ersetzt Ein Wirtschaftlichkeitsvergleich ist ausschließlich auf der
wird. Die Membranersatzkosten sind über den Kapital- Basis der Jahreskosten (Summe aus Kapitaldienst und
dienst zu erfassen. Als Abschreibungszeit ist die Standzeit Betriebskosten) vorzunehmen. Ein Vergleich lediglich der
der Membran anzusetzen, die üblicherweise kürzer ist als Investition ist unseriös.
der maschinentechnische Abschreibungszeitraum.

Tabelle A-8 unterstreicht den wesentlichen Einfluss des


Membranersatzes auf die Jahreskosten von Membranbele-
bungsanlagen. Von größter Bedeutung sind daher

Tab. A-8
Beispielhafte Darstellung membrantypischer Jahreskostenanteile

Kosten [Ct/m3] Sparte1)

Crossflow-Belüftung 0,20 – 0,75 kWh/m3 2,0 – 7,5 B


3
Permeat/Rezirkulation 0,08 – 0,10 kWh/m 0,8 – 1,0 B

zusätzlicher Belüftungsbedarf 0,08 – 0,10 kWh/m3 0,8 – 1,0 B


2
Chemikalien 0,20 – 1,10 m/m a 0,3 – 1,8 B

Membranersatz 10 – 5 a 13,3 – 26,6 K

1) B = Betriebskosten; K = Kapitaldienst

Strom: 10 Ct/kWh; Abwasseranfall 90 m3/(EW a), spez. Membranfläche: 1,5 m2/EW,

marktübliche Chemikalienkosten für H2O2, Säuren und Laugen, Membrankosten: 80 m/m2

337
A Anhang

A.6.12 Risiken und Nachteile


Vorteile und Risiken des Membranbelebungs-
verfahrens Im Einzelfall ist abzuwägen, welche Risiken und Nachtei-
le bei Realisierung einer Membranbelebungsanlage von
A.6.12.1 Bedeutung sind. Nachfolgend sind mögliche kritische
Allgemeines Punkte angeführt, welche je nach gegebenen Rahmenbe-
dingungen zu überprüfen sind:
Aus den vorangehenden Ausführungen kann entnommen
werden, dass das Membranbelebungsverfahren wesentli- • erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Stossbelastungen
che Vorteile gegenüber dem konventionellen Belebungs- aufgrund geringerer Beckenvolumina,
verfahren aufweist. Es darf aber nicht übersehen werden,
dass auch Risiken und Nachteile damit verbunden sind. • erhöhter Gesamtenergiebedarf insbesondere für die
Im Einzelfall hat eine Gewichtung der Vor- und Nachteile Modulbelüftung,
zu erfolgen, um eine gewissenhafte Verfahrensentschei-
dung zu ermöglichen. An dieser Stelle werden daher die • die Membranmodule können durch Faserstoffe, zu
wichtigsten Argumente nochmals angeführt. hohe Biomassekonzentration oder schlechte Durchmi-
schung im Filtrationsbereich verblocken oder ver-
Vorteile schlammen, weshalb stets auf eine korrekte Funktions-
weise der Modulbelüftung zu achten ist,
Die besonderen Vorteile des Membranbelebungsverfah-
rens lassen sich wie folgt zusammenfassen: • membranschädigende Abwasserinhaltsstoffe, die z. B.
auch durch Störfälle in die Kläranlage gelangen, kön-
• geringerer Platzbedarf, weil durch den höheren TS- nen zu einer erheblichen und irreversiblen Reduktion
Gehalt die Belebungsbeckenvolumina kleiner gewählt der Filtrationsleistung führen,
werden können und auf die Nachklärung ganz verzich-
tet werden kann, • erhöhter apparativer Aufwand und zusätzliche Anforde-
rungen an die Prozesssteuerung,
• wesentlich einfachere Möglichkeit zur Einhausung von
Kläranlagen und somit höherer Akzeptanz in dicht • Einbringung/Produktion von Schadstoffen durch Reini-
besiedelten Gebieten, gungschemikalien (z.B. AOX durch chlorhaltige Oxida-
tionsmittel),
• hygienisch einwandfreie Ablaufqualität, weil keine
abfiltrierbaren Stoffe im Ablauf enthalten sind und • Errichtung von geeigneten Chemikalienlagern.
dadurch der Keimgehalt stark reduziert ist,
A.6.13
• Verbesserung der Betriebssicherheit durch Vermeidung Glossar
von Beeinträchtigungen der Ablaufqualität durch Bläh-
schlamm, Schwimmschlamm und Schlammabtrieb, Die für das Membranbelebungsverfahren besonders
bedeutsamen Begriffe werden nachfolgend kurz beschrie-
• Reduktion der organischen Restverschmutzung, ben.

338
Anhang A

Arbeitsdruck Filtrat

Der Arbeitsdruck ist erforderlich, um eine Filtrationsleis- Teil des Stoffgemisches, der bei der Mikro- und Ultrafil-
tung zu erzielen. Der Arbeitsdruck setzt sich zusammen tration die Membran passiert (siehe auch Permeat).
aus:
Fluss (engl.: flow)
• Transmembrandruck und Volumen pro Zeiteinheit
• Leitungsverlusten.
Flux (engl.: flux oder permeate flux)
Der Arbeitsdruck wird üblicherweise als Differenz zwi- spezifischer Filtratvolumenstrom je Flächen- und Zeitein-
schen der Saugseite der Pumpe/Regelarmatur und dem heit (je m2 Membranfläche, je Stunde), Einheit [l/(m2 h)]
Umgebungsdruck unter Berücksichtigung der Wasserspie-
gellage (siehe auch Transmembrandruck).

Biofouling
F =
QF
AM
=
1
AM

∆VF
∆t [ m
l
2
 h ]
Ausbildung eines Biofilms auf der Membranoberfläche
oder in der Membran durch Wachstum von Mikroorga- mit: vF = Permeatflux (l/(m2 h))
nismen; Biofouling bewirkt eine Leistungs- bzw. Permea- QF = Permeatvolumenstrom (l/h)
bilitätsminderung (siehe auch Fouling und Scaling). AM = Membranfläche (m2)

Brutto-Permeatflux Bei stationären Verhältnissen errechnet sich der Permeat-


flux aus dem Permeatvolumenstrom (QF) bezogen auf die
aktueller Permeatflux während der Filtrationsphase eines Membranfläche (AM). Bei instationären Verhältnissen
Zyklusses (siehe Abbildung A-17 und Netto-Permeatflux). kann nur ein mittlerer Permeatflux angegeben werden.
Dieser wird durch Wahl eines genügend großen Zeitinter-
Crossflow valls (∆t) und des zugehörigen Permeatvolumens (∆VF)
ermittelt.
Der Begriff Crossflow stammt aus dem Bereich der im
Druckrohr betriebenen trocken aufgestellten Membransys- Fouling
teme. Bei diesem Prozess werden die Membranen über-
strömt (Querströmung = Crossflow), um die Deckschicht- allgemein: Ablagerung von Stoffen auf der Membran, an
bildung auf der Membranoberfläche zu begrenzen. Bei oder in den Poren. Je nach foulingverursachenden Stof-
Membranbelebungsanlagen mit getauchter Membranfil- fen wird unterschieden nach organischem Fouling, anor-
tration entsteht durch die eingetragene Luft (üblicher- ganischem Fouling und Bio-Fouling unterschieden. Fou-
weise grobblasig) eine Querströmung an der Membran- ling bewirkt immer eine Leistungs- bzw. Permeabilitäts-
oberfläche, die ebenfalls als Crossflow bezeichnet wird verminderung der Membran (siehe auch Biofouling und
und der Deckschichtkontrolle dient. Die Wirkmechanis- Scaling).
men unterscheiden sich jedoch aufgrund der Zweiphasen-
strömung deutlich von dem Prinzip des klassischen Konzentrat
Crossflow-Betriebes innendurchströmter Druckrohrsysteme.
Teilstrom des Stoffgemisches, in dem der von der Mem-
Deckschicht bran zurückgehaltene, belebte Schlamm aufkonzentriert
ist und der üblicherweise als Rücklaufschlamm in das Be-
Anlagerung der an der Membranoberfläche zurückgehal- lebungsbecken zurückgeführt wird (siehe Abbildung A-15).
tenen Komponenten.

339
A Anhang

Membran Permeabilität

Barriere, die bei Membranbelebungsanlagen den Partikel- Kenngröße zur Beschreibung der Durchlässigkeit einer
rückhalt bewirkt. Membran. Quotient aus dem Brutto-Permeatflux und
dem Transmembrandruck; Einheit: [l/(m2  h  bar)]. Die
Membranfläche A M Permeabilität sollte auf eine Bezugstemperatur korrigiert
werden, um die Vergleichbarkeit von Angaben zu verbes-
Für den Filtrationsprozess zur Verfügung stehende Mem- sern.
branoberfläche:

Vp l
innen durchströmte Systeme: Innenfläche, bei rohrför-
migen Systemen definiert durch den Innendurchmesser;
Lp =
∆pTM [ m 2  h  bar ]
außen umströmte Systeme: Außenfläche, bei rohrförmi-
gen Systemen definiert durch den Außendurchmesser.
mit: vP = Brutto-Permeatflux (l/(m2 h))
Modul ∆p TM = Transmembrandruck (bar)

anschlussfertige, funktionsfähige Anlagenkomponente Permeat


bestehend aus
Teil des Stoffgemisches, der bei der Nanofiltration und
• Membranen bzw. Membranelementen, Umkehrosmose die Membran passiert (siehe auch Filtrat).
• interne Rohrleitungen,
• Modulbelüftung, Anmerkung: Obwohl es sich gemäß den verwendeten
• Armaturen, Anschlussteile, Membranporendurchmessern beim Membranbelebungs-
• sonstige Halterungen. verfahren in der kommunalen Abwasserreinigung um
eine Mikro- bzw. Ultrafiltration handelt, hat sich – ent-
Netto-Permeatflux gegen der formalen Definition – in der Praxis, in der
Literatur und in den Fachdiskussionen der Begriff Permeat
Der tatsächlich im Dauerbetrieb erzielbare spezifische etabliert. Dies soll durch diesen 2. Arbeitsbericht nicht
Permeatflux, der in einem Zyklus der Membrananlage verändert werden.
erreicht wird [l/(m2 h)]; zu berücksichtigen sind:

• Filtrationspausen,
• Rückspülzeiten, Schaltzeiten und
• die für die Rückspülung benötigte Permeatmenge.

Für die Reinigung benötigte Betriebspausen sowie Permeat-


mengen sind bei der konzeptionellen Planung zu berück-
sichtigen.

Netto – Permaflux =
Permeatatmenge während eine Zyklusses [ l ] – Rückspülverluste [ l ]
Zykluszeit [ h ]  Membranfläche [ m 2]
[ m
l
2
 h ]

340
Anhang A

Porendurchmesser

Die Poren bei Porenmembranen sind in der Regel nicht


uniform, d. h. sie weisen eine mehr oder weniger starke
Porengrößenverteilung auf. Als nominaler Porendurch-
messer (Einheit i. d. R. [µm]) wird der Porendurchmesser
bezeichnet, bei der die Porengrößenverteilung ein Maxi-
mum aufweist (nach RAUTENBACH, „Membranverfah-
ren“, Springer-Verlag). Der maximale Porendurchmesser
kann mit der Blasendruckmethode (bubble point) nach
DIN 58 355, Teil 2, ermittelt werden, bei der festgestellt
wird, welcher Druck erforderlich ist, um die ersten Luft-
blasen durch die Membran hindurchzupressen. Der maxi-
male Porendurchmesser ist dann über eine Formel zu
errechnen.

Rückspülung

Intervallweise, kurzfristige Umkehrung der Strömungs-


richtung durch die Membran zur Ablösung der beim
Filtrationsvorgang angelagerten „Partikel“ (Deckschicht),
i. a. R. mit Permeat.

Scaling

Ablagerung anorganischer Wasserinhaltsstoffe an der


Membran nach deren Ausfällung (siehe auch Fouling und
Biofouling).

Transmembrandruck, transmembraner Druck ∆p TM

Druckunterschied bzw. Druckverlust über die Membran


(zwischen Außen- und Innenseite der Membran); engl.:
transmembrane pressure; abgekürzt: TMP (siehe auch
Arbeitsdruck).

Zyklus

Zeitliche Summe aus Filtrationsphase und anschließender


Rückspülphase bzw. Stillstandsphase (siehe Abbildung
A-17).

341
A Anhang

A.6.14 Engelhardt, E., Rothe, J. (2001): Sind großtechnische


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342
Anhang A

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343
A Anhang

A.7
Großtechnisch realisierte Membrananlagen zur Trinwasseraufbereitung in Deutschland

Ort Kapazität m3/h Rohwasser Inbetriebnahme Hersteller Membranverfahren


Neckarburg 70 Karstquelle 9’1998 Aqua-source UF

Hermeskeil 140 Quelle u. Prims Talsperre 2’1999 X-Flow UF

Sundern 250 Sorpe Talsperre 3’2001 X-Flow UF

Marmagen 45 Karstquelle 3’2001 Zenon UF

Denkingen 15 Karstquelle 6’2001 X-Flow UF

Neustadt, Saale 70 Fluss 7’2001 X-Flow UF

Olpe, Elspetal 80 Bach/Quelle 8’2001 X-Flow UF

Calw, Hirsau 50 Quelle 3’2001 X-Flow UF

Jachenhausen 72 Karstquelle 8’2002 Inge UF

Partenstein 35 Karstquelle 11’2002 Inge UF

Olef 750 Olef Talsperre 1’2003 X-Flow UF

Regnitzlosau 27 Brunnen 1’2003 Zenon UF

Bad Herrenalb 36 Pelzkappenquelle 2’2003 X-Flow UF

Kandern 50 Quelle 3’2003 X-Flow UF

Lauterhofen 90 Brunnen 5’2003 X-Flow UF

Miltenberg 80 Brunnen 6’2003 Zenon UF

Waldberg 210 Quelle 6’2003 Zenon UF

Burglauer 30 Brunnen 7’2003 Inge UF

Bad Kissingen 120 Brunnen 11’2003 Inge UF

Heinrichsthal 13 Brunnen 11’2003 Inge UF

Sulzbach-Lauf. 36 Quelle 12’2003 X-Flow UF

Bad Ditzenbach 22 Quelle 12’2003 X-Flow UF

Günterstal 60 Quelle 1’2004 PALL UF

Fellen 18 Quelle 1’2004 Inge UF

Gaggenau 15 Quelle 4’2004 Inge UF

Bad Herrenalb 18 Quelle 4’2004 X-Flow UF

Roetgen 6.000 Talsperre in Bau X-Flow UF

344
Anhang A

A.8
Glossar

Schlagwort Erläuterung

Abwasserfreier Betrieb Kreislaufschließung, bei der keine Emissionen durch Abwasser entstehen. Für Membranverfahren bedeutet das,

dass sowohl das Permeat als auch das Konzentrat wiederverwendet werden können.

Ausbeute Verhältnis von produziertem Permeat (Filtrat) zur eingespeisten Rohwassermenge.

Crossflow-Filtration/ Betriebsweise: Der Feedstrom überströmt die Membranoberfläche parallel.

Dynamische Filtration

Dead-End-Filtration/ Betriebsweise: Die Membranoberfläche wird orthogonal mit dem Feedstrom beaufschlagt.

Statische Filtration

Deckschicht Feedseitige Anlagerung der von der Membran zurückgehaltenen Komponenten an der Membranoberfläche.

Deckschichtkontrollierte Filtration Die Höhe und Dichte der Deckschicht kann durch den angelegten Druck und die Überströmgeschwindigkeit

beeinflusst werden, so dass die Filtereigenschaften der Deckschicht dadurch gezielt genutzt werden können.

Dalton [D] Einheit für das Molekulargewicht.

Dynamische Filtration Siehe Crossflow-Filtration.

End-of-pipe-Maßnahmen Maßnahmen zur Reduzierung entstandener Emissionen am Ende einer Verfahrenskette.

Feed Zu behandelndes Stoffgemisch im Zulauf (Rohlösung bei flüssigen Stoffgemischen).

Feed-and-Bleed-Struktur Schaltungsvariante von Modulen: Das Konzentrat aus dem vorgeschalteten Modul wird jeweils in den

Feed-Volumenstrom des nachgeschalteten Moduls geführt.

Filtrat, Permeat Teil des Stoffgemisches, der die Membran passiert.

Fluss (flächenspezifischer) oder Flux Auf die Membranfläche bezogener Filtrat- bzw. Permeatvolumenstrom. Durchsatz durch die Membran.

Einheit [ l/(m2  h)].


Fouling Deckschichtbildung auf der Membran durch organische Bestandteile, die zu einer Abnahme der

Filtrationsleistung führt.

Irreversibles Fouling Fouling, welches sich durch Rückspülungen bzw. Spülungen und chemische Reinigungen nicht mehr entfernen lässt.

Konzentrat Teilstrom des Stoffgemisches, welcher von der Membran zurückgehalten wird bzw. aus dem Feedstrom

abgetrennt wird.

Leistungsfähigkeit Flächenspezifischer Permeatfluss einer Membran unter definierten Betriebsbedingungen.

Lösungs-Diffusions-Membranen Membranen, die eine unterschiedliche Löslichkeit und Diffusivität der Stoffkomponenten zur Trennung nutzen,

(LDM) Umkehrosmose- und Nanofiltrationsmembranen.

Membran Selektive Barriere zwischen zwei Phasen unterschiedlicher Konzentration [RAUTENBACH 1997].

Modul Anschlussfertige, funktionsfähige Anlagenkomponente, bestehend aus Membran bzw. Membranelementen,

Druckbehälter und modulspezifischen Apparateteilen [MARQUARDT 1998].

Nährstoffelimination Abbau bzw. Elimination von Stickstoff- und Phosphorverbindungen.

Nominaler Porendurchmesser Porengröße, die als Maximum in der Porengrößenverteilung (einer Membran) auftritt.

Parallelschaltung Modulschaltung, bei dem der Feedstrom auf zwei oder mehr Module aufgeteilt wird.

Permeabilität Größe zur Beschreibung der Durchlässigkeit einer Membran. Quotient aus dem flächenspezifischen Fluss und dem

transmembranen Druck. Einheit: [ l/(m2  h  bar].

Permeat, Filtrat Teil des Stoffgemisches, der die Membran passiert.

Porenmembranen Membranen, bei denen die Trennung auf einem Siebeffekt beruht, der durch Deckschichtbildung verbessert

werden kann, Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen.

Reihenschaltung Modulschaltung: Der Konzentratstrom eines Moduls dient als Feedstrom des folgenden Moduls.

Das Permeat der einzelnen Module wird zusammengeführt.

Retentat/Konzentrat Teilstrom des Stoffgemisches, der durch die Membran zurückgehalten wird.

Rezirkulation Rückführung des Konzentratstroms bzw. eines Teils des Konzentratstroms in den Feedstrom.

345
A Anhang

Schlagwort Erläuterung

Rückspülung Intervallweise, kurzfristige Umkehrung der Strömungsrichtung zur Ablösung der beim Filtrationsvorgang

angelagerten „Partikel“ (Deckschicht), i. d. R. mit Filtrat.

Scaling Durch anorganische Ausfällungen (Kristallisation) gebildete Beläge auf der Membran.

Selektivität Fähigkeit einer Membran, zwischen den abzutrennenden Komponenten eines Stoffgemisches zu unterscheiden.

Semi-Crossflow- oder Kombination von Dead-End- und Crossflow-Verfahren, z. B. durch Dead-End-Filtration mit diskontinuierlicher

Semi-Dead-End-Verfahren membranparalleler Überströmung.

Spülung Kurzzeitiger Betrieb mit klarem Wasser ohne Umkehrung der Permeationsrichtung.

Statische Filtration Siehe Dead-End-Filtration.

Stufe (Druckstufe) In sich funktionierende Einheit einer Membrananlage, bestehend aus Modulen, Pumpen, Ventilen usw.

Tannenbaumstruktur Schaltungsvariante: Die Module innerhalb der in Reihe geschalteten Blöcke sind parallel geschaltet. Der Konzentrat-

volumenstrom wird dabei von Block zu Block weiter aufkonzentriert bzw. minimiert, die Permeatausbeute entspre-

chend gesteigert. Das Permeat wird in jedem Block abgezogen, wodurch sich der zu behandelnde Volumenstrom

von Block zu Block reduziert.

Transmembrane Druckunterschied bzw. Druckverlust über die Membran (von der Feed- bzw. Konzentratseite zur Permeatseite).

Druckdifferenz

Trenngrenze Die Trenngrenze einer Membran wird durch das sogenannte Cut-Off-Molekulargewicht angegeben. Hierunter ist die

spezifische Masse eines Makromoleküls zu verstehen, welches zu 95% von der jeweiligen Membran zurückgehalten

wird.

Weitergehende Abwasserreinigung Ursprünglich: Behandlungsschritte, die über die Abtrennung absetzbarer Stoffe und die Kohlenstoffelimination hin-

ausgehen.

Heute werden darunter oftmals Maßnahmen, die über die Nährstoffelimination hinausgehen, zusammengefasst

(z. B. Sandfiltration, Desinfektion, Stoffabtrennung und Aufbereitung mit Membrantechnik).

Zwischenreinigung Dem (Rück-) Spülwasser werden Chemikalien wie z. B. Zitronensäure oder oxidierende Chemikalien (z. B. Hypochlo-

rit) zugesetzt.

346
Anhang A

A.9
Abkürzungsverzeichnis

Abkürzung Bedeutung

AbwV Abwasserverordnung, Fassung vom 20. September 2001

AFS Abfiltrierbare Stoffe

BB Belebungsbecken

BSB5 Biochemischer Sauerstoffbedarf innerhalb von fünf Tagen

CSB Chemischer Sauerstoffbedarf

EW Einwohnerwert

KA Kläranlage

M Membranstufe

MF Mikrofiltration

MUNLV Ministerium für Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW

NF Nanofiltration

NK Nachklärbecken

Pges Gesamtheit der Phosphorverbindungen (Einheit: mg/l)

Qd Täglicher Abwasserzufluss bei Trockenwetter

Qt Maximaler Trockenwetterzufluss als 2h-Mittel bei Trockenwetter

RE Rechen

RO Umkehrosmose (engl.: Reverse Osmosis)

SFF Sand-/ Fettfang

TS Trockensubstanz: der TS-Gehalt entspricht der Biomassekonzentration (Einheit: g/l)

UF Ultrafiltration

UO Siehe RO

VK Vorklärbecken

WHG Wasserhaushaltsgesetz

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350
ISBN 3-939377-00-7

ISBN 978-3-939377-00-9

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