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DWA-Regelwerk
Merkblatt DWA-M 229-1
Systeme zur Belüftung und Durchmischung von Belebungsanlagen
– Teil 1: Planung, Ausschreibung und Ausführung

September 2017, korrigierte Fassung: Stand Februar 2021


Für Käufer des Belebungsexperts
www.dwa.de

DWA-Regelwerk
Merkblatt DWA-M 229-1
Systeme zur Belüftung und Durchmischung von Belebungsanlagen
– Teil 1: Planung, Ausschreibung und Ausführung

September 2017, korrigierte Fassung: Stand Februar 2021


Für Käufer des Belebungsexperts
DWA-M 229-1

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) setzt sich intensiv
für die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Wasser- und Abfallwirtschaft ein. Als politisch
und wirtschaftlich unabhängige Organisation arbeitet sie fachlich auf den Gebieten Wasserwirt-
Für Käufer des Belebungsexperts

schaft, Abwasser, Abfall und Bodenschutz.

In Europa ist die DWA die mitgliederstärkste Vereinigung auf diesem Gebiet und nimmt durch ihre
fachliche Kompetenz bezüglich Regelsetzung, Bildung und Information sowohl der Fachleute als
auch der Öffentlichkeit eine besondere Stellung ein. Die rund 14 000 Mitglieder repräsentieren die
Fachleute und Führungskräfte aus Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden und Unter-
nehmen.

Impressum
Herausgeber und Vertrieb: Satz:
DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Christiane Krieg, DWA
Abwasser und Abfall e. V. (DWA) Druck:
Theodor-Heuss-Allee 17 druckhaus köthen GmbH & Co KG
53773 Hennef, Deutschland
Tel.: +49 2242 872-333
ISBN:
978-3-88721-512-5 (Print)
Fax: +49 2242 872-100
978-3-88721-513-2 (E-Book)
E-Mail: info@dwa.de
Internet: www.dwa.de Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

© DWA, 1. Auflage, korrigierte Fassung: Stand Februar 2021, Hennef 2021

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Merkblatts darf ohne
schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Digitalisierung oder irgendein ande-
res Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare
Sprache übertragen werden.

2 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Vorwort
Die Belüftung und Durchmischung von Belebungsanlagen zählen mit großem Abstand zu den größ-
ten Energieverbrauchern einer Kläranlage. Je nach verfahrenstechnischer Auslegung einer Bele-
bungsanlage entfallen zwischen 50 % und 80 % des Gesamtenergiebedarfs der Abwasserreinigung
auf die Belüftung und Durchmischung. Daher kommt einer energieeffizienten Planung nicht nur bei
der erstmaligen Erstellung einer Belebungsanlage, sondern zunehmend auch bei anstehenden Re-
investitionsmaßnahmen eine große Bedeutung zu. In diesem Sinne will das vorliegende Merkblatt
Hinweise zur verfahrens- und energieoptimierten Auslegung von Belüftungs- und Durchmischungs-
einrichtungen bei Belebungsanlagen geben.

Das vorliegende Merkblatt greift die grundlegenden Ansätze zur Bemessung von Belebungsanlagen
und Ermittlung des Sauerstoffbedarfs aus dem Regelwerk der DWA auf und führt sie konsequent
fort. Es werden sowohl für Druck- wie auch für Oberflächenbelüftungssysteme konkrete Bemes-
sungsvorgaben formuliert, sodass für die jeweiligen Belüftungssysteme eine detaillierte Auslegung
erfolgen kann.

Ein wesentlicher Schwerpunkt der inhaltlichen Gestaltung dieses Merkblatts liegt auf der detaillier-
ten Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen Belüftung und Durchmischung einschließlich kon-
kreter Hinweise zur Anordnung von Belüftungseinrichtungen und Durchmischungsaggregaten in
Abhängigkeit von der Beckenform. Angesichts der vielfältigen Beckenformen von Belebungsanlagen
ist es aber nicht Ziel dieses Merkblatts, allgemein gültige Hinweise für jede mögliche Beckengeo-
metrie zu geben, sondern vielmehr durch das Aufzeigen von möglichen Wechselwirkungen dem
Planer Hinweise und Richtlinien zu vermitteln, die es ihm ermöglichen, eine entsprechend optimier-
te Lage für Durchmischung und Belüftung festzulegen.

Eine verfahrenstechnisch und energetisch optimierte Auslegung bedeutet, dass neben einer unter
Berücksichtigung der Grundsätze dieses Merkblatts erfolgten Auslegung der Belüftungs- und
Durchmischungseinrichtungen von Belebungsanlagen auch die Grundsätze der Automatisierung,
insbesondere im Hinblick auf die Nährstoffelimination sowie die konkreten Hinweise zur Überprü-
fung der Garantiewerte von Belüftungseinrichtungen beachtet werden. Insofern stellt dieses Merk-
Für Käufer des Belebungsexperts

blatt eine notwendige Ergänzung des im Regelwerk der DWA vorliegenden Merkblatts DWA-M 209
„Messung der Sauerstoffzufuhr von Belüftungseinrichtungen in Belebungsanlagen in Reinwasser
und in belebtem Schlamm“ und des Arbeitsblatts DWA-A 268 „Automatisierung von einstufigen Be-
lebungsanlagen“ dar.

Der vorliegende erste Teil des Merkblatts befasst sich vorrangig mit den Grundlagen, der Dimensio-
nierung, der konkreten Planung und Anordnung von Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen
sowie deren Ausschreibung. Im zweiten Teil werden ergänzend die betrieblichen Aspekte im Zu-
sammenhang mit Wartung und Instandhaltung, Überwachung der Leistungsfähigkeit und Energie-
effizienz sowie dem Erkennen des richtigen Zeitpunkts für eine mögliche Erneuerung und weitere
wichtige betriebliche Aspekte behandelt.

Im Juni 2016 erschien das Arbeitsblatt DWA-A 131 „Bemessung von einstufigen Belebungsanlagen“.
Die in diesem Arbeitsblatt getroffenen Festlegungen sowie neue Erkenntnisse zum Einfluss von
Meersalz auf die Sauerstoffzufuhr sowie Empfehlungen zur Wahl von α-Werten waren Anlass für die
vorliegende redaktionelle Überarbeitung.

Änderungen
Gegenüber dem Merkblatt DWA-M 229-1 (05/2013) wurden folgende Ergänzungen und Änderungen
vorgenommen:
a) Berücksichtigung des Einflusses von Meersalz auf die Sauerstoffzufuhr auf Basis neuester For-
schungsergebnisse und technischer Untersuchungen;
b) Einführung der Faktoren β-Wert (Salzfaktor Sauerstoffsättigung) und fS-Wert (Salzfaktor Belüf-
tungskoeffizient);

September 2017 DWA-Regelwerk 3


DWA-M 229-1

c) Anpassung der üblichen Betriebsbereiche an die neuesten Entwicklungen (Unterabschnitt


4.1.2.4);
d) Hinweis auf Luftvolumenstrommessungen (Unterabschnitt 4.1.2.5);
e) textliche Anpassung auf Basis der Empfehlungen im Merkblatt DWA-M 229-2;
f) Streichung des Unterabschnitts 4.2.5 „Leerrohrgeschwindigkeit“;
g) Anpassung von Gleichung (16) an die Anforderungen des Arbeitsblatts DWA-A 131 (Unterab-
schnitt 4.3.1);
h) Ergänzung der neuen Tabelle 1 mit Empfehlungswerten für den α-Wert (Unterabschnitt 4.3.2);
i) Anpassung der Tabellenblätter in Anhang A.1 und A.2 an die Formeln zur Berücksichtigung des
Meersalzeinflusses;
j) neues Beispiel zum Meersalzeinfluss;
k) Anpassung der Ermittlung des minimalen Sauerstoffbedarfs an das neue Arbeitsblatt DWA-
A 131;
l) Anpassung an die europäische Normung und zwischenzeitlich eingetretene Veränderungen hin-
sichtlich Gesetzen und Verordnungen.

In diesem Merkblatt wird im Hinblick auf einen gut verständlichen und lesefreundlichen Text für
personenbezogene Berufs- und Funktionsbezeichnungen verallgemeinernd die männliche Form
verwendet. Alle Informationen beziehen sich in gleicher Weise auf alle Geschlechter.

Frühere Ausgaben
Merkblatt DWA-M 229-1 (05/2013)
Für Käufer des Belebungsexperts

4 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Verfasser
Das Merkblatt wurde von der DWA-Arbeitsgruppe KA-6.5 „Belüftung und Durchmischung“ im DWA-
Fachausschuss KA-6 „Aerobe biologische Abwasserreinigungsverfahren“ redaktionell überarbeitet.
Mitglieder der DWA-Arbeitsgruppe KA-6.5:
BAUMANN, Peter Prof. Dr.-Ing., Stuttgart
FREY, Wilhelm Dr.-Ing., Leobendorf
FRÖSE, Gero Dipl.-Ing., Cremlingen
GÜNKEL-LANGE, Tobias Dr.-Ing., Griesheim
HUNZE, Michaela PD Dr.-Ing. habil., Hannover
JARDIN, Norbert Prof. Dr.-Ing., Essen (Sprecher)
PETER-FRÖHLICH, Anton Dr.-Ing., Berlin (Mitglied bis Juni 2013)
LÜDICKE, Carsten Dipl.-Ing., Berlin (Mitglied seit Juni 2013)
SEIBERT-ERLING, Gerhard Dr.-Ing., Frechen
WAGNER, Martin Prof. Dr.-Ing., Darmstadt
WEICHGREBE, Dirk Dr.-Ing., Hannover (Mitglied bis Januar 2014)

Als Gast hat mitgewirkt:


SANDER, Stephan M.Sc., Wülfrath

Projektbetreuer in der DWA-Bundesgeschäftsstelle:


WILHELM, Christian Dr.-Ing., Hennef
Abteilung Wasser- und Abfallwirtschaft
Für Käufer des Belebungsexperts

September 2017 DWA-Regelwerk 5


DWA-M 229-1

Inhalt
Vorwort .................................................................................................................................... 3

Verfasser .................................................................................................................................... 5

Bilderverzeichnis ........................................................................................................................ 9

Tabellenverzeichnis .................................................................................................................... 9

Benutzerhinweis .......................................................................................................................... 10

1 Anwendungsbereich .................................................................................................. 10

2 Verweisungen............................................................................................................. 11

3 Begriffe ....................................................................................................................... 12
3.1 Vorbemerkungen ........................................................................................................ 12
3.2 Definitionen ................................................................................................................. 12
3.2.1 Standard-Sauerstoffsättigungswert .......................................................................... 12
3.2.2 Standard-Sauerstoffzufuhr in Reinwasser (Standard Oxygen Transfer Rate SOTR) ... 12
3.2.3 Standard-Sauerstoffzufuhr in belebtem Schlamm
(Standard Oxygen Transfer Rate αSOTR) ...................................................................... 13
3.2.4 Sauerstoffertrag in Reinwasser (Standard Aeration Efficiency SAE) ........................... 13
3.2.5 Sauerstoffertrag in belebtem Schlamm (Standard Aeration Efficiency αSAE) ........... 13
3.2.6 Spezifische Standard-Sauerstoffausnutzung und spezifische
Standard-Sauerstoffzufuhr (Specific Standard Oxygen Transfer Efficiency SSOTE) .... 13
3.2.7 Belüftungskoeffizient.................................................................................................. 14
3.2.8 α-Wert (Grenzflächenfaktor) ...................................................................................... 14
Für Käufer des Belebungsexperts

3.2.9 Belegungsdichte ......................................................................................................... 14


3.2.10 Luftbeaufschlagung .................................................................................................... 15
3.2.11 β-Wert (Salzfaktor Sauerstoffsättigungswert) ........................................................... 15
3.2.12 fS-Wert (Salzfaktor Belüftungskoeffizient) ................................................................. 15
3.3 Abkürzungen und Symbole ......................................................................................... 16
3.4 Chemische Elemente und Verbindungen, Summenparameter ................................. 22

4 Belüftung .................................................................................................................... 23
4.1 Arten von Belüftungssystemen .................................................................................. 23
4.1.1 Allgemeines ................................................................................................................ 23
4.1.2 Druckbelüftungssysteme ........................................................................................... 23
4.1.2.1 Sauerstoffübergang .................................................................................................... 23
4.1.2.2 Material von Belüfterelementen ................................................................................ 24
4.1.2.3 Bauformen von Belüfterelementen............................................................................ 25
4.1.2.4 Drucklufterzeuger für die Abwasserbelüftung .......................................................... 26
4.1.2.5 Rohrleitungen und Armaturen ................................................................................... 27
4.1.2.6 Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (EMSR) .......................................... 28
4.1.3 Oberflächenbelüftungssysteme ................................................................................. 28
4.1.3.1 Sauerstoffübergang .................................................................................................... 28
4.1.3.2 Walzenbelüfter (Rotoren) ........................................................................................... 28
4.1.3.3 Kreiselbelüfter ............................................................................................................ 29

6 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

4.1.4 Sondersysteme ........................................................................................................... 30


4.1.4.1 Allgemeines ................................................................................................................ 30
4.1.4.2 Injektorbelüfter ........................................................................................................... 30
4.1.4.3 Ejektorbelüfter ............................................................................................................ 30
4.1.4.4 Statische Mischer (Kaminbelüfter)............................................................................. 31
4.2 Einflussparameter und Kennwerte von Belüftersystemen ....................................... 31
4.2.1 Allgemeines ................................................................................................................ 31
4.2.2 Einblas- und Eintauchtiefe ......................................................................................... 31
4.2.3 Belegungsdichte ......................................................................................................... 32
4.2.4 Luftbeaufschlagung .................................................................................................... 32
4.2.5 Grenzflächenfaktor (α-Wert) ...................................................................................... 32
4.2.6 Sonstige Einflussfaktoren .......................................................................................... 33
4.3 Dimensionierung von Belüftungssystemen ............................................................... 33
4.3.1 Grundlagen ................................................................................................................. 33
4.3.2 Druckluftbelüftungssysteme ...................................................................................... 36
4.3.3 Oberflächenbelüftungssysteme ................................................................................. 41
4.3.4 Sondersysteme ........................................................................................................... 42
4.4 Überwachung der Effizienz ......................................................................................... 42

5 Durchmischung .......................................................................................................... 43
5.1 Allgemeine Aufgaben.................................................................................................. 43
5.2 Bauarten von Rührwerkssystemen ............................................................................ 43
5.3 Einflussparameter und Kennwerte von Rührwerkssystemen ................................... 44
5.3.1 Allgemeines ................................................................................................................ 44
5.3.2 Einflussgrößen ............................................................................................................ 44
5.3.2.1 Rühraufgabe ............................................................................................................... 44
Für Käufer des Belebungsexperts

5.3.2.2 Medium ....................................................................................................................... 44


5.3.2.3 Beckendesign ............................................................................................................. 44
5.3.2.4 Betriebsweise des Beckens........................................................................................ 44
5.3.3 Kennwerte ................................................................................................................... 45
5.3.3.1 Anzahl der Rühraggregate ......................................................................................... 45
5.3.3.2 Leistungsparameter ................................................................................................... 45
5.3.4 Anordnung .................................................................................................................. 45
5.4 Auslegungshinweise von Rührwerken in Belebungsbecken ..................................... 46

6 Konstruktive Auslegung und Leistung von Belüftung und Durchmischung ........... 48


6.1 Allgemeines ................................................................................................................ 48
6.2 Anordnung von Belüftungseinrichtungen und Rührwerken ...................................... 48
6.2.1 Druckluftbelüftungssysteme ohne Rührwerke .......................................................... 48
6.2.2 Druckluftbelüftungssysteme mit Rührwerken .......................................................... 49
6.2.3 Oberflächenbelüftungssysteme ................................................................................. 51
6.2.3.1 Allgemeines ................................................................................................................ 51
6.2.3.2 Becken mit Walzenbelüftern ...................................................................................... 52
6.2.3.3 Kreiselbelüfter ............................................................................................................ 54
6.3 Hinweise zur Auslegung von Belüftersystemen im Bestand ..................................... 55

7 Mathematische Modellierung von Belüftung und Durchmischung ......................... 56

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DWA-M 229-1

8 Wirtschaftlichkeit von Belüftungs- und Durchmischungssystemen ...................... 57


8.1 Allgemeines ................................................................................................................ 57
8.2 Investitionskosten ....................................................................................................... 58
8.3 Laufende Kosten (Betriebskosten) ............................................................................. 59
8.4 Jahreskosten bzw. Projektkostenbarwerte ............................................................... 60

9 Ausschreibung, Vergabe und Abnahme .................................................................... 60


9.1 Inhalte der Ausschreibung ......................................................................................... 60
9.1.1 Vorbemerkung ............................................................................................................ 60
9.1.2 Detaillierungsgrad der Ausschreibung ...................................................................... 61
9.1.3 Garantiewerte ............................................................................................................. 62
9.1.3.1 Allgemeines ................................................................................................................ 62
9.1.3.2 Belüftungssystem ....................................................................................................... 62
9.1.3.3 Rührwerke .................................................................................................................. 64
9.2 Vergabekriterien und Wertung ................................................................................... 66
9.3 Abnahme ..................................................................................................................... 68

10 Kosten- und Umweltauswirkungen .......................................................................... 70

Anhang A Beispiele zur Bemessung von Belüftungssystemen ................................................ 71


A.1 Bemessung einer Druckluftbelüftung .......................................................................... 71
A.2 Bemessung einer Druck- und Oberflächenbelüftung (Wirtschaftlichkeitsvergleich) .. 79
A.3 Bemessung einer Druckbelüftung bei niedrigen und hohen Meersalzgehalten ....... 89

Anhang B Formblatt für die Zusammenstellung von Randbedingungen


für Strömungssimulationen für Belebungsbecken.................................................. 92

Anhang C Umrechnung der Belüfterbeaufschlagung von Norm- auf


Für Käufer des Belebungsexperts

Betriebsbedingungen ................................................................................................ 95

Anhang D Ermittlung der Mischenergie aus der eingetragenen


Luft bei Druckluftbelüftung ....................................................................................... 96

Quellen und Literaturhinweise ................................................................................................... 96

8 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Bilderverzeichnis
Bild 1: Schnitt durch ein Belebungsbecken mit einem Walzenbelüfter ......................... 29
Bild 2: Schnitt durch ein Belebungsbecken mit einem Kreiselbelüfter ......................... 29
Bild 3: Weniger günstige und günstige Belüfteranordnung in Mischbecken ................. 49
Bild 4: Walzenströmung an den Rändern eines Belüfterfelds in Umlaufbecken........... 50
Bild 5: Anordnung von Belüfterelementen im Umlenkbereich von Umlaufbecken
zur Verbesserung der Durchströmung und des Sauerstoffeintrags .................. 50
Bild 6: Abstand aufeinander folgender Walzenbelüfter mit gekennzeichneten
Sauerstofffahnen .................................................................................................. 52
Bild 7: Anordnung von Walzenbelüftern ......................................................................... 52
Bild 8: Beispielhafte Darstellung eines Belebungsbeckens mit Walzenbelüftern ........ 53
Bild 9: Beispielhafte Anordnung des Leitschilds ............................................................ 53
Bild 10: Anordnung von Dämpfungsplanken in Ringbecken (Angabe in cm) ................... 54
Bild 11: Anordnung von Kreiselbelüftern in quadratischen Becken ................................ 54
Bild 12: Anordnung von Kreiselbelüftern im Umlaufbecken ............................................ 55
Bild 13: Kreiselbelüfter mit Stabilisator ........................................................................... 55
Bild A.1: Entwicklung der Projektkostenbarwerte bei Variation der
Preissteigerungsrate der Stromkosten ............................................................... 87
Bild A.2: Entwicklung der Projektkostenbarwerte bei Variation des Realzinssatzes ....... 88

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Richtwerte der α-Werte für den maximalen, den mittleren und den
minimalen Lastfall entsprechend der einzelnen Reinigungsziele
bzw. Verfahrensvarianten .................................................................................... 37
Für Käufer des Belebungsexperts

Tabelle 2: Richtwerte für Druckluftbelüftungssysteme ....................................................... 37


Tabelle 3: Typische Beaufschlagung von Druckbelüfterelementen .................................... 40
Tabelle 4: Leistungs- und Regelbereich von Oberflächenbelüftern .................................... 41
Tabelle 5: Kategorisierung der Durchmischungsaggregate ................................................ 43
Tabelle 6: Empfohlene Nutzungsdauer (n) für Wirtschaftlichkeitsvergleiche
in Jahren (a).......................................................................................................... 59
Tabelle A.1: Ausgangsdaten (Zulauf Belebung) der Bemessung der Belebungsanlage ........ 71
Tabelle A.2: Auslegung einer Druckluftbelüftung für die Beispielanlage A.1......................... 75
Tabelle A.3: Auslegung der Verdichterstation für die Beispielanlage A.1 .............................. 77
Tabelle A.4: Ergebnisübersicht der Bemessung für die vier betrachteten Lastfälle.............. 78
Tabelle A.5: Auslegung einer Druckluftbelüftung für die Beispielanlage A.2......................... 81
Tabelle A.6: Auslegung der Verdichterstation für die Beispielanlage A.2 .............................. 83
Tabelle A.7: Ergebnisübersicht der Bemessung für die vier betrachteten Lastfälle.............. 84
Tabelle A.8: Vergleich der Wirtschaftlichkeit von Druck- und
Oberflächenbelüftungssystemen ......................................................................... 88
Tabelle A.9: Zahlungsplan der Investitionen und Reinvestitionen für den
Wirtschaftlichkeitsvergleich einer Druck- und einer Oberflächenbelüftung ..... 89
Tabelle A.10: Auslegung einer Druckluftbelüftung für die Beispielanlage A.3
bei niedrigen und hohen Salzgehalten ................................................................ 91

September 2017 DWA-Regelwerk 9


DWA-M 229-1

Benutzerhinweis
Dieses Merkblatt ist das Ergebnis ehrenamtlicher, technisch-wissenschaftlicher/wirtschaftlicher
Gemeinschaftsarbeit, das nach den hierfür geltenden Grundsätzen (Satzung, Geschäftsordnung der
DWA und dem Arbeitsblatt DWA-A 400) zustande gekommen ist. Für dieses besteht nach der Recht-
sprechung eine tatsächliche Vermutung, dass es inhaltlich und fachlich richtig ist.

Jedermann steht die Anwendung des Merkblatts frei. Eine Pflicht zur Anwendung kann sich aber aus
Rechts- oder Verwaltungsvorschriften, Vertrag oder sonstigem Rechtsgrund ergeben.

Dieses Merkblatt ist eine wichtige, jedoch nicht die einzige Erkenntnisquelle für fachgerechte
Lösungen. Durch seine Anwendung entzieht sich niemand der Verantwortung für eigenes Handeln
oder für die richtige Anwendung im konkreten Fall; dies gilt insbesondere für den sachgerechten
Umgang mit den im Merkblatt aufgezeigten Spielräumen.

1 Anwendungsbereich
Dieses Merkblatt soll Planern, Betreibern, Herstellern und Fachbehörden als praxisorientierte,
wissenschaftlich fundierte Arbeitshilfe zur verfahrenstechnischen und energetisch optimierten Aus-
legung und Bewertung von Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen dienen. Es ergänzt ins-
besondere das bereits vorliegende Merkblatt DWA-M 209 „Messung der Sauerstoffzufuhr von Belüf-
tungseinrichtungen in Belebungsanlagen in Reinwasser und in belebtem Schlamm“ und das
Arbeitsblatt DWA-A 268 „Automatisierung von einstufigen Belebungsanlagen“.

Dieses Merkblatt gilt für die Planung und den Bau von Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen
in kommunalen Belebungsanlagen mit üblichen Feststoffgehalten im Belebungsbecken zwischen
TSBB = 2 g/l und TSBB = 5 g/l. In diesem Bereich ist nicht von einer die Dimensionierung und den Be-
Für Käufer des Belebungsexperts

trieb von Belüftungs- und Durchmischungssystemen maßgeblichen Beeinflussung durch die Visko-
sität des belebten Schlamms auszugehen.

Eine Abgrenzung besteht in Bezug auf den Feststoffgehalt im Belebungsbecken aber gegenüber
Membranbelebungsanlagen, bei denen es gerade bei hohen Feststoffgehalten zu einer deutlichen Ver-
änderung der Viskosität des belebten Schlamms kommt. Die erhöhte Feststoffkonzentration beein-
flusst nicht nur den Sauerstoffübergang in erheblichem Maße (α-Wert), sondern hat auch starken Ein-
fluss auf die Anordnung und Leistung der Durchmischungsaggregate.

Dieses Merkblatt gilt auch nicht für die Auslegung von Reinsauerstoffanlagen, für die beispielsweise
in HEGEMANN (1974) und SENGEWEIN (1989) umfangreiche Hinweise zur Auswahl und Dimensionierung
geeigneter Belüftungseinrichtungen gegeben werden.

Die Gültigkeit der Dimensionierungs- und Auslegungsempfehlungen für Belüftungs- und Durchmi-
schungseinrichtungen in Belebungsanlagen in diesem Merkblatt wird weder durch die Anschlussgröße
der Anlage noch durch die Wassertiefe im Belebungsbecken eingeschränkt, sodass auch eine Bemes-
sung der Belüftung und Durchmischung in tiefen Belebungsbecken möglich ist. Die bisherigen Erfah-
rungswerte sind allerdings auf Wassertiefen bis hBB = 20 m beschränkt.

10 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

2 Verweisungen
Im Rahmen der Merkblatterarbeitung wurden die europäischen und deutschen Normen berücksichtigt.

Die folgenden Dokumente, die in diesem Merkblatt teilweise oder als Ganzes zitiert werden, sind für
die Anwendung dieses Merkblatts erforderlich. Bei datierten Verweisungen gilt nur die in Bezug
genommene Ausgabe. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe des in Bezug genomme-
nen Dokuments (einschließlich aller Änderungen).

DIN 1343, Referenzzustand, Normzustand, Normvolumen; Begriffe und Werte

DIN 38409-1:1987, Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung;


Summarische Wirkungs- und Stoffkenngrößen (Gruppe H); Bestimmung des Gesamttrockenrück-
standes, des Filtrattrockenrückstandes und des Glührückstandes (H 1)

DIN EN 12255-6, Kläranlagen – Teil 6: Belebungsverfahren

DIN EN 12255-15, Kläranlagen – Teil 15: Messung der Sauerstoffzufuhr in Reinwasser in Belüftungsbe-
cken von Belebungsanlagen

DIN EN 16323: Wörterbuch für Begriffe der Abwassertechnik

DIN EN ISO 5167-1, Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen
mit Kreisquerschnitt – Teil 1: Allgemeine Grundlagen und Anforderungen

DIN EN ISO 5167-2, Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen
mit Kreisquerschnitt – Teil 2: Blenden

DIN EN ISO 5167-3, Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen
mit Kreisquerschnitt – Teil 3: Düsen und Venturidüsen

DIN EN ISO 5167-4, Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen
mit Kreisquerschnitt – Teil 4: Venturirohre
Für Käufer des Belebungsexperts

DIN EN ISO 5814, Wasserbeschaffenheit – Bestimmung des gelösten Sauerstoffs – Elektrochemisches


Verfahren

DIN ISO 2533, Normatmosphäre

ISO 1217, Displacement compressors - Acceptance tests. [Verdrängerkompressoren – Abnahmetests]

ISO 21630, Pumps – Testing – Submersible mixers for wastewater and similar applications. [Pumpen –
Prüfungen – Rührwerke für Abwasser und ähnliche Anwendungen]

DWA-A 131, Bemessung von einstufigen Belebungsanlagen. Arbeitsblatt

ATV-DVWK-A 198, Vereinheitlichung und Herleitung von Bemessungswerten für Abwasseranlagen.


Arbeitsblatt

DWA-A 222, Grundsätze für Bemessung, Bau und Betrieb von kleinen Kläranlagen mit aerober biologi-
scher Reinigungsstufe bis 1.000 Einwohnerwerte. Arbeitsblatt

DWA-A 226, Grundsätze für die Abwasserbehandlung in Belebungsanlagen mit gemeinsamer aerober
Schlammstabilisierung ab 1.000 Einwohnerwerte. Arbeitsblatt

DWA-A 268, Automatisierung von einstufigen Belebungsanlagen. Arbeitsblatt

DWA-M 209, Messung der Sauerstoffzufuhr von Belüftungseinrichtungen in Belebungsanlagen in Rein-


wasser und in belebtem Schlamm. Merkblatt

September 2017 DWA-Regelwerk 11


DWA-M 229-1

DWA-M 210, Belebungsanlagen mit Aufstaubetrieb (SBR). Merkblatt

DWA-M 229-2, Systeme zur Belüftung und Durchmischung von Belebungsanlagen – Teil 2: Betrieb.
Merkblatt

DWA-M 256-1, Prozessmesstechnik auf Kläranlagen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen. Merkblatt

DWA-M 264, Gasdurchflussmessungen auf Abwasserbehandlungsanlagen. Merkblatt

VDMA Einheitsblatt 24656, Rührwerke in Belebungsbecken von Abwasserreinigungsanlagen – Hinweise


zur Planung, Projektierung und Ausführung

3 Begriffe
3.1 Vorbemerkungen
Im Folgenden werden die in diesem Merkblatt verwendeten Fachbegriffe, Abkürzungen, Kurzzeichen
und Einheiten erläutert. Dazu wird auch auf DIN EN 16323 „Wörterbuch für Begriffe der Abwasser-
technik“ sowie auf das Arbeitsblatt ATV-DVWK-A 198 „Vereinheitlichung und Herleitung von Bemes-
sungswerten für Abwasseranlagen“ und DIN EN 12255-6 verwiesen.

Abkürzungen für rechtliche Grundlagen (Gesetze, Verordnungen, Richtlinien) sowie Eigennamen


oder Firmennamen werden nicht erläutert.

3.2 Definitionen

3.2.1 Standard-Sauerstoffsättigungswert
Für Käufer des Belebungsexperts

Der Standard-Sauerstoffsättigungswert CS,St,T in mg/l stellt sich in Wasser bei konstanter und glei-
cher Temperatur von Wasser, wassergesättigter Luft bei einem Druck von 1.013 hPa und einem
Salzgehalt STDS,St von 0 mg/l ein. Standard-Sättigungswerte sind in DIN EN ISO 5814 tabelliert.

3.2.2 Standard-Sauerstoffzufuhr in Reinwasser


(Standard Oxygen Transfer Rate SOTR)
SOTR (Standard Oxygen Transfer Rate) in kg/h ist der Massenstrom an Sauerstoff, der in einem reprä-
sentativen Zeitraum im stationären Zustand von einer Belüftungseinrichtung beim Sauerstoffgehalt
von C = 0 mg/l, bei einer Wassertemperatur von TW = 20 °C und atmosphärischem Normaldruck
3
(pN = 1.013 hPa) in einem mit Reinwasser gefüllten Becken bestimmter Größe (V in m ) gelöst wird.
Der Einfluss von Salzen auf den Sauerstoffsättigungswert βSt ist zwar gering, muss aber ebenso wie
der Einfluss auf den Belüftungskoeffizienten fS,St in Reinwasser bei der Definition von SOTR berück-
sichtigt werden. Es gilt:

V ⋅ fS,St ⋅ kL a20 ⋅ β St ⋅ CS,20


SOTR = (kg/h) (1)
1.000

12 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

3.2.3 Standard-Sauerstoffzufuhr in belebtem Schlamm


(Standard Oxygen Transfer Rate αSOTR)
αSOTR (Standard Oxygen Transfer Rate) in kg/h ist die Masse (kg) an Sauerstoff, die von einer Belüf-
tungseinrichtung beim Sauerstoffgehalt von C = 0 mg/l, bei einer Wassertemperatur von TW = 20 °C
und atmosphärischem Normaldruck (pN = 1.013 hPa) in einer Stunde in einem mit belebtem
Schlamm gefüllten Becken bestimmter Größe gelöst wird. Es gilt in Abhängigkeit der Salzfaktoren
für den Betriebszustand βα für die Sauerstoffsättigung und fS,α für den Belüftungskoeffizienten:

V ⋅ α ⋅ fS,α ⋅ kL a20 ⋅ βα ⋅ CS,20


αSOTR = (kg/h) (2)
1.000

3.2.4 Sauerstoffertrag in Reinwasser (Standard Aeration Efficiency SAE)


SAE (Standard Aeration Efficency) in kg/kWh ist die Masse an Sauerstoff (kg) bezogen auf die dafür
erforderliche elektrische Arbeit (kWh), die einem mit Reinwasser gefüllten Becken über einen
repräsentativen Zeitraum im stationären Zustand und unter Standardbedingungen zugeführt wird.

Die Leistungsaufnahme P (kW) der Belüftungseinrichtung ist gegebenenfalls einschließlich zugehöri-


ger Mischeinrichtungen zu bestimmen, es gilt:

SOTR
SAE = (kg/kWh) (3)
P

3.2.5 Sauerstoffertrag in belebtem Schlamm


(Standard Aeration Efficiency αSAE)
αSAE in kg/kWh ist die Masse an Sauerstoff (kg), die pro Kilowattstunde (kWh) einem mit belebtem
Für Käufer des Belebungsexperts

Schlamm gefüllten Becken unter Standardbedingungen zugeführt wird. Die Leistungsaufnahme P


(kW) der Belüftungseinrichtung ist gegebenenfalls einschließlich zugehöriger Mischeinrichtungen zu
bestimmen, es gilt:

αSOTR
αSAE = (kg/kWh) (4)
P

3.2.6 Spezifische Standard-Sauerstoffausnutzung und spezifische


Standard-Sauerstoffzufuhr
(Specific Standard Oxygen Transfer Efficiency SSOTE)
Die spezifische Standard-Sauerstoffausnutzung SSOTE (Specific Standard Oxygen Transfer Efficiency)
in %/m ist ein Bezugswert, der zum Vergleich von Druckluft-Belüftungseinrichtungen benutzt wird.
3
Es gilt mit QL,N (m /h), angesaugter trockener Luft bei TN = 0 °C und pN = 1.013 hPa und des Sauer-
3 3 3 3
stoffgehalts der Luft von 300 g/m (0,2095 m O2/m Luft · 1.429 g O2/m Luft) für die Sauerstoffaus-
nutzung:

100 ⋅ SOTR
SSOTE = (%/m) (5)
hD ⋅ (QL,N ⋅ 0,3)

September 2017 DWA-Regelwerk 13


DWA-M 229-1

Die spezifische Standard-Sauerstoffzufuhr SSOTR (Specific Standard Oxygen Transfer Rate) in


g/( mN3 ·m) ist ein in Deutschland gebräuchlicher Bezugswert, für den die obigen Vorgaben gelten:

SOTR
SSOTR = ⋅ 1.000 (g/( mN3 ·m)) (6)
hD ⋅ QL,N

Aus Messungen in belebtem Schlamm ergibt sich αSSOTE bzw. αSSOTR.

3.2.7 Belüftungskoeffizient
–1
Der Belüftungskoeffizient kLaT in h (bzw. 1/h) ist der Kennwert für die in einem bestimmten Becken
auf eine bestimmte Leistung eingestellte Belüftungseinrichtung. Er wird aus dem Sauerstoffzufuhr-
versuch bei der Wassertemperatur im Belebungsbecken TW (°C) errechnet. Bei gleicher Belüftungs-
einstellung steigt kLaT (bzw. αkLaT) mit steigender Temperatur. Es gilt nach DIN EN 12255-15:2004:

kLa20 = kL aT ⋅ 1,024(20−TW ) (1/h) (7)

Sauerstoffzufuhrmessungen sollten in einem Wassertemperaturbereich von TW = 4 °C bis 30 °C


durchgeführt werden. In diesem Bereich kann bei der Umrechnung des Belüftungskoeffizienten kLaT
auf den Standardwert kLa20 der in allen national und international maßgebenden Messanleitungen
aufgeführte Temperaturkorrekturfaktor θ = 1,024 angewendet werden. Bei niedrigen Wassertempe-
raturen (TW < 4 °C) und bei hohen Wassertemperaturen (TW > 30 °C) ist die Umrechnung des
kLaT-Werts auf den kLa20-Wert fehlerbehaftet (STENSTROM & GILBERT 1981, WAGNER & GUENKEL 2010).

3.2.8 α-Wert (Grenzflächenfaktor)


Der α-Wert ist ein empirischer Faktor, der als Verhältnis der Belüftungskoeffizienten unter Betriebs-
und Reinwasserbedingungen definiert ist:
Für Käufer des Belebungsexperts

kL a20 in belebtem Schlamm


α= (–) (8)
kL a20 in Reinwasser

Durch verschiedene Abwasserinhaltsstoffe, vorrangig grenzflächenaktive Stoffe, ist bei sonst glei-
chen Bedingungen, insbesondere bei Belüftung mit Druckluft, kLaT im Abwasser bzw. belebten
Schlamm meist kleiner als in Reinwasser.

Beide kLa20-Werte müssen dabei im gleichen Becken mit der gleichen Belüftungseinrichtung und mit
gleicher Belüftungsintensität bestimmt werden, weil α nicht nur von der Abwasserbeschaffenheit,
sondern in stärkerem Maße vom Belüftungssystem abhängt.

3.2.9 Belegungsdichte
Die Belegungsdichte (BD) ergibt sich als Verhältnis der abgasenden Fläche der Belüfter (nBel · aBel)
durch die Beckengrundfläche (ABB). Alternativ kann auch ein räumlich abgegrenzter belegter Anteil
der Beckengrundfläche verwendet werden. Bei Rohrbelüftern wird nur die abgasende Oberfläche
berücksichtigt, bei Membran-Rohrbelüftern beispielsweise nur die perforierte Oberfläche. In Abhän-
gigkeit der verfahrenstechnischen Randbedingungen liegt die tatsächlich aktive Gasungsfläche bei
Rohrbelüftern zwischen 50 % und 80 % der perforierten Oberfläche.

nBel ⋅ aBel
BD = (–) (9)
ABB

14 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Die Belegungsdichte wird grundsätzlich nur für Becken mit flächendeckender Belüftung angegeben
und kann in Abhängigkeit der verfahrenstechnischen Funktion der Becken (Selektor, reiner Kohlen-
stoffabbau, Nitrifikation, simultan aerobe Schlammstabilisierung) Werte zwischen 5 % und 25 %
annehmen.

3.2.10 Luftbeaufschlagung
Die Luftbeaufschlagung (qL,Bel) ist der Luftvolumenstrom bezogen auf die abgasende Belüfterfläche.
Je nach Form des Belüfters wird er auf die Fläche, das Stück oder die Länge bezogen. Der Luftvolu-
menstrom wird aufgrund fehlender Informationen zum tatsächlichen Betriebszustand häufig auf
Normbedingungen bezogen.

Zur Berechnung des Druckverlusts der Belüfterelemente ist der Luftvolumenstrom im Betriebszu-
stand entscheidend. Näherungsweise kann für den Gesamtdruck der Luftdruck zuzüglich des hydro-
statischen Drucks (Einblastiefe) und für die Temperatur die Wassertemperatur zuzüglich 5 °C ver-
wendet werden. Mit diesen Zustandsgrößen ist der Luftvolumenstrom im Belüfter abschätzbar.

3.2.11 β-Wert (Salzfaktor Sauerstoffsättigungswert)


Der Sauerstoffsättigungswert wird durch Neutralsalze verringert. Dies wird durch den Salzfaktor für
die Sauerstoffsättigung, den β-Wert, ausgedrückt. Es wird zwischen dem βα-Wert unter Betriebs-
bedingungen und dem βSt-Wert unter Reinwasserbedingungen unterschieden.

In kommunalen Abwässern geht der βα-Wert gegen 1,0 und ist deshalb vernachlässigbar. Überschlägig
kann man für kommunale Abwässer mit erheblichem Meerwasseranteil oder industrielle Abwässer
den βα-Wert mithilfe des Gesamtgehalts an Salzen in Abwasser, STDS,α (g/l), berechnen (Merkblatt
DWA-M 209:2007):
Für Käufer des Belebungsexperts

β α = 1,00 − 0,01⋅ STDS,α (-) (10)

Für die Bemessung von Belüftungssystemen ist es zudem erforderlich, den Salzgehalt der Betriebs-
bedingungen auf den Salzgehalt unter Reinwasserbedingungen umzurechnen. Es gilt dann in Ab-
hängigkeit des Gesamtgehalts an Salzen in Reinwasser, STDS,St (g/l):

β St = 1,00 − 0,01⋅ STDS,St (–) (11)

3.2.10 fS-Wert (Salzfaktor Belüftungskoeffizient)


Während die Sauerstoffsättigungskonzentration durch den Salzgehalt reduziert wird, steigt der Be-
lüftungskoeffizient bei feinblasigen Druckbelüftungssystemen mit dem Salzgehalt an. Dies wird
durch den Salzfaktor für den Belüftungskoeffizienten, den fS-Wert, ausgedrückt. Analog zum Salz-
faktor für die Sauerstoffsättigung wird auch hier zwischen dem fS,α-Wert unter Betriebsbedingungen
und dem fS,St-Wert unter Reinwasserbedingungen unterschieden.

In kommunalem Abwasser mit geringen Salzgehalten ist der fS,α von untergeordneter Bedeutung und
geht gegen 1,0. Ansonsten gilt:

fS,α = 1,00 + 0,08 ⋅ STDS,α (–) (12)

September 2017 DWA-Regelwerk 15


DWA-M 229-1

Für die Bemessung von Belüftungssystemen ist es zudem erforderlich, den Salzgehalt der Betriebs-
bedingungen auf den Salzgehalt unter Reinwasserbedingungen umzurechnen. Es gilt dann in Ab-
hängigkeit des Gesamtgehalts an Salzen in Reinwasser, STDS,St (g/l):

fS,St = 1,00 + 0,08 ⋅ STDS,St (–) (13)

Die Gleichungen besitzen bis zu Salzgehalten von 10 g/l Gültigkeit. Bei höheren Konzentrationen tritt
bei feinblasigen Druckbelüftungssystemen keine weitere Verbesserung des Belüftungskoeffizienten
auf. Hier sind fS,α und fS,St dann mit 1,8 anzusetzen.

Der Einfluss von Salzen auf den Belüftungskoeffizienten ist ionenspezifisch. Die aufgeführten Glei-
chungen gelten lediglich für Abwässer, deren Salze sich in erster Linie aus Natrium- und Chlorid-Ionen
zusammensetzen, wie beispielsweise kommunale Abwässer mit erheblichem Meerwasseranteil.

3.3 Abkürzungen und Symbole

Kurzzeichen Einheit Erläuterung


2
ABB m Grundfläche des Belebungsbeckens
2
aBel m Abgasungsfläche eines Belüfterelements
2
ages m Gesamte Abgasungsfläche

BD % Belegungsdichte

Laufende Kosten (Betriebskosten) für Wartung und Instandhaltung für


BKWI,BT €
die Bautechnik

€ Laufende Kosten (Betriebskosten) für Wartung und Instandhaltung für


BKWI,EMSR
Für Käufer des Belebungsexperts

die Elekro-, Mess-, Steuer und Regelungstechnik

€ Laufende Kosten (Betriebskosten) für Wartung und Instandhaltung für


BKWI,MT
die Maschinentechnik

CS,20 mg/l Sauerstoffsättigungskonzentration bei 20 °C

CS,St,T mg/l Standard-Sauerstoffsättigungswert

CS,T mg/l Sauerstoffsättigungskonzentration bei TW (°C):


2.234,34
(TW + 45,93)1,31403

Cx mg/l Sauerstoffkonzentration im Belebungsbecken

DRühr m Durchmesser des Rührwerks

EPDM – Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk

ET cm Eintauchtiefe

EW E Einwohnerwert (Summe aus Einwohnerzahl und Einwohnergleichwerte);


Einheit Einwohner (E)

fC – Stoßfaktor für die Kohlenstoffatmung

16 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Kurzzeichen Einheit Erläuterung

fC,min – Stoßfaktor für die Kohlenstoffatmung in den Zeiten minimaler Belas-


tung

fd – Tiefenfaktor bei der Druckluftbelüftung:


h 0,5 ⋅ hD
1+ D ( 1 + )
20,7 10,33
Tiefenfaktor bei der Oberflächenbelüftung:
h
1 + BB
150

fint – Faktor zur Erhöhung des Sauerstoffbedarfs bei der intermittierenden


Belüftung

fN – Stoßfaktor für die Ammoniumoxidation

fN,min – Stoßfaktor für die Ammoniumoxidation in den Zeiten minimaler Belas-


tung

fS,St – Salzfaktor Belüftungskoeffizient in Reinwasser

fS,α – Salzfaktor Belüftungskoeffizient unter Betriebsbedingungen

fSBR – Faktor zur Erhöhung des Sauerstoffbedarfs bei SBR-Anlagen

hBB m Wassertiefe

hD m Einblastiefe

hgeo m.ü.NN Geodätische Höhe, auf der das Belüftungssystem installiert ist

IKBT € Investitionskosten Bautechnik


Für Käufer des Belebungsexperts

IKEMSR € Investitionskosten EMSR-Technik

IKGeb € Investitionskosten Maschinentechnik: Gebäude

IKRohr € Investitionskosten Maschinentechnik: Rohrleitungen

IKRot € Investitionskosten Maschinentechnik: Rotoren (Walzenbelüfter)

ISV ml/g Schlammvolumenindex


–1
kLa h Belüftungskoeffizient
–1
kLaT h Belüftungskoeffizient für Reinwasser bei T (°C)

MBR – Membran-Bioreaktor

L m Länge der Walzenbelüfter

m – Koeffizient zur Berechnung des Belüftungskoeffizienten aus der


Gasleerrohrgeschwindigkeit
–1
mZ d Anzahl der SBR-Zyklen pro Tag

n – Koeffizient zur Berechnung des Belüftungskoeffizienten aus der


Gasleerrohrgeschwindigkeit

September 2017 DWA-Regelwerk 17


DWA-M 229-1

Kurzzeichen Einheit Erläuterung

nBel a Nutzungsdauer Maschinentechnik: Belüftung

nBel – Anzahl der Belüfterelemente

nBel,erf – Erforderliche Anzahl der Belüfterelemente

nBel,tat – Gewählte Anzahl der Belüfterelemente

nBT a Nutzungsdauer Bautechnik

nEMSR a Nutzungsdauer EMSR-Technik

nG U/min Gebläsedrehzahl

nGeb a Nutzungsdauer Maschinentechnik: Gebäude

nGebläse – Anzahl der Gebläse

nRohr a Nutzungsdauer Maschinentechnik: Rohrleitungen

nRot a Nutzungsdauer Maschinentechnik: Rotoren (Walzenbelüfter)

OVd,C,aM kg/d Mittlerer täglicher Sauerstoffverbrauch der Kohlenstoffatmung im


Jahresmittel

OVd,C,max kg/d Maximaler täglicher Sauerstoffverbrauch der Kohlenstoffatmung

OVd,C,min kg/d Minimaler täglicher Sauerstoffverbrauch der Kohlenstoffatmung

OVd,C,Prog kg/d Täglicher Sauerstoffverbrauch der Kohlenstoffatmung im Prognose-


Zustand
Für Käufer des Belebungsexperts

OVd,D,aM kg/d Mittlerer täglicher Sauerstoffverbrauch für die Kohlenstoffelimination,


der durch die Denitrifikation gedeckt wird, im Jahresmittel

OVd,D,max kg/d Maximaler täglicher Sauerstoffverbrauch für die Kohlenstoffelimination,


der durch die Denitrifikation gedeckt wird

OVd,D,min kg/d Minimaler täglicher Sauerstoffverbrauch für die Kohlenstoffelimination,


der durch die Denitrifikation gedeckt wird

OVd,D,Prog kg/d Täglicher Sauerstoffverbrauch für die Kohlenstoffelimination, der durch


die Denitrifikation gedeckt wird, im Prognose-Zustand

OVd,N,aM kg/d Mittlerer täglicher Sauerstoffverbrauch der Nitrifikation im Jahresmittel

OVd,N,max kg/d Maximaler täglicher Sauerstoffverbrauch der Nitrifikation

OVd,N,min kg/d Minimaler täglicher Sauerstoffverbrauch der Nitrifikation

OVd,N,Prog kg/d Täglicher Sauerstoffverbrauch der Nitrifikation im Prognose-Zustand

OVh,aM kg/h Mittlerer stündlicher Sauerstoffverbrauch im Jahresmittel

OVh,max kg/h Maximaler stündlicher Sauerstoffverbrauch

OVh,max,Prog kg/h Maximaler stündlicher Sauerstoffverbrauch im Prognose-Zustand

OVh,min kg/h Minimaler stündlicher Sauerstoffverbrauch

18 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Kurzzeichen Einheit Erläuterung

OVh,Prog kg/h Stündlicher Sauerstoffverbrauch im Prognose-Zustand

P kW Leistung
3
PBB W/ mBB Spezifische Mischenergie im Belebungsbecken

PK kW Kupplungsleistung
Q0 ·Δp
+ PV
600

PN kW PK
Netzleistung
ηges

Pth kW Q0 ·Δp
Verdichterleistung
600

PV kW Verlustleistung

PLS – Prozessleitsystem

p hPa Druck

p1,abs hPa Absoluter Druck auf der Saugseite des Gebläses


patm – Δp1

p2,abs hPa Absoluter Druck auf der Druckseite des Gebläses (Austrittsdruck)
p1,abs + Δp

patm hPa Atmosphärischer Luftdruck am Anlagenstandort

pB hPa Absoluter Druck des Luftvolumenstroms im Zustand B


Für Käufer des Belebungsexperts

pN hPa Normluftdruck: 1.013,25 hPa

pS hPa Sättigungsdampfdruck
 17,62·TL,1 
6,112·EXP  
 243,12 + T 
 L,1 

3
Q0 m /h Theoretischer Ansaugvolumenstrom Q1 + QV
3
Q1 m /h Volumenstrom der angesaugten Luft

QL mN3 /h Erforderlicher Luftbedarf

QL,B mN3 /h Luftvolumenstrom mit den Zustandsgrößen B (Druck, Temperatur)

QL,N mN3 /h Luftvolumenstrom im Normzustand nach DIN 1343:1990


(TN = 0 °C, pN = 1013 hPa, rF = 0 %)
Angaben gemäß ISO 2533:1975 oder ISO 1217:2009 weichen davon auf-
grund anderer Bezugstemperaturen und -drücke ab.
3
QM m /h Mischwasserabfluss zur Kläranlage
3
QT,d,aM m /d Mittlerer täglicher Trockenwetterabfluss im Jahresmittel
3
QT,h,max m /h Maximaler stündlicher Trockenwetterabfluss

September 2017 DWA-Regelwerk 19


DWA-M 229-1

Kurzzeichen Einheit Erläuterung


3
QV m /h Verlustvolumenstrom
1,293·Δp
QV100 ·
100·ρ1

3
QV100 m /h Verlustvolumenstrom bei 100 hPa

q0 l/U Theoretisches Fördervolumen

qL,BB mN3 /( mBB


3
·h) Spezifischer Luftvolumenstrom bezogen auf das Belebungsbecken-
volumen

qL,Bel mN3 /(St·h) Luftbeaufschlagung, spezifischer Luftvolumenstrom je Belüfter-


element

qL,Bel,erf mN3 /(St·h) Luftbeaufschlagung, erforderlicher spezifischer Luftvolumenstrom je


Belüfterelement

qL,Bel,tat mN3 /(St·h) Luftbeaufschlagung, tatsächlicher spezifischer Luftvolumenstrom je


Belüfterelement
2
r – Bestimmtheitsmaß bei der Berechnung des Belüftungskoeffizienten aus
der Gasleerrohrgeschwindigkeit

rF % Relative Feuchte

STDS,St g/l Salzgehalt in Reinwasser


(Abdampfrückstand gemäß DIN 38409 H1:1989)

STDS,α g/l Salzgehalt unter Betriebsbedingungen


(Abdampfrückstand gemäß DIN 38409 H1:1989)
Für Käufer des Belebungsexperts

SAE kg/kWh engl. Standard Aeration Efficiency; Sauerstoffertrag in Reinwasser

SBR – engl. Sequencing Batch Reactor

SOTR kg/h engl. Standard Oxygen Transfer Rate; Standard-Sauerstoffzufuhr in


Reinwasser

SSOTE %/m engl. Specific Standard Oxygen Transfer Efficiency;


Spezifische Standard-Sauerstoffausnutzung

SSOTR g/( mN3 ·m) engl. Specific Standard Oxygen Transfer Rate; Spezifische Standard-
Sauerstoffzufuhr

TB °C Temperatur im Zustand B

TBB °C Maßgebende Wassertemperatur im Belebungsbecken

TL,1 °C Temperatur der angesaugten Luft (auf der Saugseite des Gebläses)

TL,2 °C Temperatur der komprimierten Luft (auf der Druckseite des Gebläses);
Austrittstemperatur

TN K Temperatur im physikalischen Normzustand (T = 0 °C), entspricht 273,15 K

TW °C Maßgebende Wassertemperatur im Belebungsbecken

20 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Kurzzeichen Einheit Erläuterung

TDS g/l engl. Total Dissolved Solids


3
TSBB kg/m Feststoffgehalt des belebten Schlamms im Belebungsbecken

tR h Dauer der SBR-Reaktionsphasen

tTS d Schlammalter
3
V m Volumen
3
VBB m Volumen des Belebungsbeckens
3
VDN m Volumen des Denitrifikationsbeckens
3
VN m Volumen des Nitrifikationsbeckens

v m/s Strömungsgeschwindigkeit

W J Energie

Wv kJ/kg Volumenänderungsarbeit

 1,4 − 1

 p  1,4

1,4 · 287,12 · (TN + TL,1) ·  2,abs 
 − 1
p
 1,abs  
(1,4 − 1) · 1.000

α – α-Wert (Grenzflächenfaktor)

αmax – Maximaler Grenzflächenfaktor zur Ermittlung der Sauerstoffzufuhr im


Lastfall 3
Für Käufer des Belebungsexperts

αmin – Minimaler Grenzflächenfaktor zur Ermittlung der Sauerstoffzufuhr im


Lastfall 2

αmittel – Mittlerer Grenzflächenfaktor zur Ermittlung der Sauerstoffzufuhr im


Lastfall 1
–1
αkLaT h Belüftungskoeffizient in belebtem Schlamm bei T (°C)

αSAE kg/kWh engl. Standard Aeration Efficiency; Sauerstoffertrag in belebtem


Schlamm

αSOTR kg/h engl. Standard Oxygen Transfer Rate; Standard-Sauerstoffzufuhr in


belebtem Schlamm

βα – Salzfaktor Sauerstoffsättigungswert unter Betriebsbedingungen

βSt – Salzfaktor Sauerstoffsättigungswert in Reinwasser

Δp hPa erforderliche Druckerhöhung

Δp1 hPa Druckverlust auf der Saugseite

ΔpBel hPa Druckverlust eines Belüfterelements

September 2017 DWA-Regelwerk 21


DWA-M 229-1

Kurzzeichen Einheit Erläuterung

ΔpBel,B hPa Druckverlust eines Belüfterelements bei Betrieb mit einem


Luftvolumenstrom mit den Zustandsgrößen B (Druck, Temperatur)

ΔpBel,N hPa Druckverlust eines Belüfterelements bei Betrieb mit einem


Luftvolumenstrom mit den Zustandsgrößen N (Druck, Temperatur)

Δtth °C Temperaturerhöhung durch das Gebläse

ζ – Druckverlustbeiwert

ηFU – Wirkungsgrad des Frequenzumformers

ηges – Gesamtwirkungsgrad des Elektroantriebs ηFU · ηMot

ηMot – Wirkungsgrad des Antriebsmotors

ηV – Q1
Volumetrischer Wirkungsgrad des Gebläses
Q0

ηVer – Wirkungsgrad des Gebläses


Q1 · ρ1 · Wv
60 · PK

θ – Temperaturkorrekturfaktor: 1,024

ρ1
3
kg/m Dichte im Ansaugzustand

ρB
3
kg/m Dichte der Luft mit den Zustandsgrößen B (Druck, Temperatur)

ρN
3 3
kg/m Dichte der Luft unter Normbedingungen: 1,293 kg/m

ρS
3
kg/m Wasserdampfdichte im Sättigungszustand:
Für Käufer des Belebungsexperts

pS · 0,018015
⋅ 100
8,314 · (273,15 + TL,1)

ϕ % Relative Luftfeuchtigkeit

3.4 Chemische Elemente und Verbindungen, Summenparameter

Kurzzeichen Einheit Erläuterung

CSB kg/d Chemischer Sauerstoffbedarf

KN kg/d engl. Kjeldahl Nitrogen; Kjeldahlstickstoff (KN = org. N + NH4-N)

NH4-N kg/d Ammoniumstickstoff

Norg kg/d Organischer Stickstoff

NOX-N kg/d Oxidierter Stickstoff (Summe aus Nitrat- und Nitritstickstoff)

Pges kg/d Gesamt-Phosphor-Gehalt

22 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

4 Belüftung
4.1 Arten von Belüftungssystemen

4.1.1 Allgemeines
Die Aufgabe von Belüftungssystemen ist es, den für den Stoffwechsel der aeroben Mikroorganismen
benötigten Sauerstoff in das Belebungsbecken einzutragen. Dazu werden Druckbelüftungs- und
Oberflächenbelüftungssysteme eingesetzt.

Unter dem Begriff Belüftungssystem sind alle Komponenten zu verstehen, die erforderlich sind, um
Sauerstoff in das Becken einzutragen.

4.1.2 Druckbelüftungssysteme

4.1.2.1 Sauerstoffübergang
Bei Druckbelüftungssystemen erfolgt der Sauerstoffübergang durch die im Wasser aufsteigenden
Luftblasen. Es wird immer nur ein Teil des enthaltenen Sauerstoffs in das Wasser übertragen. In
Sonderfällen kann auch technisch reiner Sauerstoff eingeblasen werden. Wie viel Sauerstoff über-
tragen wird, ist von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig, z. B.:

 Blasengröße:
Die ins Abwasser übertragene Sauerstoffmenge ist umso größer, je größer die durch die Oberflä-
che der Luftblasen gebildete Grenzfläche zwischen Luft und Abwasser ist. Je kleiner die einzel-
3
nen Luftblasen sind, umso größer ist die Gesamtoberfläche der Luftblasen (z. B. hat 1 m Luft bei
2
einer mittleren Blasengröße von 3 mm eine Oberfläche von 2.000 m , bei einem mittleren Bla-
2
sendurchmesser von 1 cm allerdings nur eine Oberfläche von 600 m ).
Für Käufer des Belebungsexperts

In einem Kubikmeter Luft sind im physikalischen Normzustand (pN = 1.013 hPa und T = 0 °C) etwa
3
300 g Sauerstoff enthalten. Wenn 1 m Druckluft durch Reinwasser einen Meter aufsteigt, werden
bei feinblasiger Belüftung (Blasengröße 2 mm bis 5 mm) bis zu 25 g Sauerstoff in sauerstofffreies
Wasser übertragen. Bei zunehmender Blasengröße sinkt der Sauerstoffübergang auf bis zu
5 g Sauerstoff pro Kubikmeter Luft und pro Meter Einblastiefe ab.

 Turbulenz in der Phasengrenzschicht:


Der Transport des Sauerstoffs aus der Luftblase in das Wasser erfolgt in mehreren Teilschritten.
Ein wesentlicher Teilschritt ist die Transportgeschwindigkeit des Sauerstoffs von der Phasen-
grenzfläche durch die Phasengrenzschicht in den Wasserkörper. Diese wird durch die Bewegung
der Wasserteilchen in der Phasengrenzschicht beeinflusst (z. B. DANKWERTS 1951, HIGBIE 1935,
LEWIS & WHITMAN 1924).

 Aufenthaltszeit der Blasen im Wasser:


Je länger die Aufenthaltszeit der Luftblasen im Wasser ist, desto mehr Sauerstoff kann übertra-
gen werden. Die Aufenthaltszeit der Blasen im Wasser ist von drei Faktoren abhängig: der Was-
sertiefe, der vertikalen Wasserbewegung und der Steiggeschwindigkeit der Luftblasen, die wie-
derum durch die Koaleszens beeinflusst wird.

Luftblasen steigen in ruhendem Wasser nach einer kurzen Beschleunigungsstrecke mit einer
praktisch konstanten Geschwindigkeit von 25 cm/s auf. Bei ungünstiger Belüfterverteilung treten
aufwärts gerichtete Strömungen im Belebungsbecken auf. Durch die Überlagerung der Blasen-
aufstiegsgeschwindigkeit mit der Aufströmgeschwindigkeit des Wassers wird die Aufenthaltszeit
der Blase im Wasser verkürzt und damit die Sauerstoffzufuhr verringert.

BEISPIEL: Bei einer Einblastiefe von 4 m bleiben die Blasen ca. 16 s im Wasser. Sind Strömungs-
walzen mit einer Vertikalgeschwindigkeit von z. B. 20 cm/s im Becken vorhanden, bewegen sich

September 2017 DWA-Regelwerk 23


DWA-M 229-1

die Luftblasen mit einer Absolutgeschwindigkeit von 45 cm/s nach oben. Dadurch sinkt die Auf-
enthaltszeit der Luftblasen auf ca. 9 s und die Sauerstoffzufuhr geht deutlich zurück (typischer
Wert: minus 30 %).

 Sauerstoffkonzentration im Belebungsbecken:
Die pro Zeiteinheit transportierte Sauerstoffmasse ist direkt proportional der Differenz zwischen
dem Sättigungswert minus aktuellem Sauerstoffgehalt (Sättigungsdefizit = treibende Kraft für
den Stofftausch). Je größer der aktuelle Sauerstoffgehalt im Belebungsbecken ist, desto kleiner
wird die Sauerstoffzufuhr. Die größte Sauerstoffzufuhr tritt daher bei einem gelösten Sauerstoff-
gehalt von C = 0 mg/l auf.

 Temperatur:
Mit steigender Temperatur im Belebungsbecken sinkt der Sättigungswert und steigt der Belüf-
tungskoeffizient. Details können dem Merkblatt DWA-M 209 entnommen werden. Steigt die Tem-
peratur von TW = 10 °C auf TW = 20 °C, so erhöht sich die Standard-Sauerstoffzufuhr in Reinwasser
um ca. 2 %.
 Abwasserinhaltsstoffe:
In Abwasser wird gegenüber Reinwasser der Sauerstoffeintrag verändert. Von Einfluss sind, ne-
ben den Feststoffen (belebter Schlamm), grenzflächenaktive Stoffe (z. B. Waschmitteltenside)
und Salze. Diese Stoffe beeinflussen unter anderem die Blasenbildung, die Aufstiegsbewegung
der Blasen im Wasser und die Blasenkoaleszenz (Zusammenschließen kleinerer zu größeren
Blasen) (WAGNER 1991, TSCHUI et al. 1996).

Mit steigendem Salzgehalt wird die Koaleszenzneigung der Blasen geringer und die Sauerstoff-
zufuhr steigt (z. B. Merkblatt DWA-M 209, ZLOKARNIK 1980). Bei Anwesenheit von geringen Men-
gen an Tensiden wird die Sauerstoffzufuhr deutlich reduziert (WAGNER 1991, TSCHUI et al. 1996). In
der Regel werden bei feinblasiger Belüftung im Abwasser nur etwa 40 % bis 70 % der Sauerstoff-
zufuhr in Reinwasser erreicht. Bei größeren Blasen ist der Einfluss des Abwassers wesentlich
schwächer, d. h. es werden 80 % bis 90 % der Ausnutzung im Reinwasser erreicht.

 Meerwassereinträge:
Salze gelangen nicht nur über das zu behandelnde Schmutzwasser in den Kläranlagenzulauf. In
Für Käufer des Belebungsexperts

Küstenstädten kann das Grundwasser aufgrund des direkten Kontakts zum Meerwasser einen
erhöhten Salzgehalt aufweisen, sodass hier erhöhte Salzgehalte im Kläranlagenzulauf auch auf
Fremdwasser zurückgeführt werden können (WAGNER & SANDERS 2015). Auch in Städten in denen
Meerwasser zur Toilettenspülung eingesetzt wird wie beispielsweise Hong Kong (YU et al. 2002),
ist mit erhöhten Salzgehalten im Zulauf zu rechnen.

4.1.2.2 Material von Belüfterelementen


Für die Herstellung von Belüfterelementen werden Keramik, mineralisches Granulat, Hartkunst-
stoffgranulat und Elastomere eingesetzt.

Die Formgebung von mechanisch und chemisch beständigen starr-porösen Belüfterelementen kann
durch mechanisches Bearbeiten von Rohlingen erfolgen. Mineralische Körner werden mit Klebstoff
vermengt und in Form gepresst. Je feiner die Körnung ist, desto kleinere Hohlräume entstehen und
desto kleinere Blasen können erzeugt werden. Dadurch steigt aber auch die Verstopfungsanfällig-
keit. Elemente aus keramischem Material und mineralischen Körnern haben einen vergleichsweise
geringen Druckverlust, weil die Poren immer offen sind und nicht erst eine Membran durch einen
Vordruck gedehnt werden muss. Beim Abstellen der Luft sinkt der Druck im Belüfterelement auf
den Wasserdruck ab und belebter Schlamm kann in die Poren eindringen. Wird die Luft wieder an-
gestellt, wird nur ein Teil des Schlamms wieder verdrängt, wodurch es zu einer Erhöhung des
Druckverlusts kommt. In der Regel eignen sich starr-poröse Elemente nicht für einen intermittie-
renden Betrieb. Im Einzelfall und unter Beachtung bestimmter Randbedingungen können sie jedoch
auch für eine intermittierende Belüftung verwendet werden.

24 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Der anfängliche Druckverlust nach der Installation von starr-porösen Belüftern (Neuzustand) liegt je
nach Bauform und Luftbeaufschlagung bei 15 hPa bis 20 hPa.

Zur Herstellung von Belüfterelementen aus Hartkunststoffgranulat (z. B. Hochdruckpolyethylen)


werden die Körner gesintert oder verklebt. Üblicherweise haben diese Elemente eine gröbere Kör-
nung als die vorgenannten Systeme, wodurch die Blasengröße steigt. Gleichzeitig nimmt die Ver-
stopfungsneigung ab. Auch sie sind jedoch in der Regel nicht für einen intermittierenden Betrieb
geeignet.

Für Belüfterelemente aus Elastomeren (auch Membranbelüfter genannt) kommen folgende Mate-
rialien zum Einsatz:
 EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer),
 PU (Polyurethan),
 Silikon.

Das schwarze EPDM hat eine hohe mechanische Festigkeit und ist chemisch weitgehend beständig.
EPDM ist kein „reiner“ Kunststoff, sondern besteht aus einigen „Zutaten“. Je nach Rezeptur und
Verarbeitung ergeben sich große Unterschiede in den Gebrauchseigenschaften, die sich insbesonde-
re auf die Härte, die Reißfestigkeit, Reißdehnung, den Weiterreißwiderstand und die Beständigkeit
gegen chemischen Angriff sowie Temperatur beziehen. Ein im Betrieb auftretendes Problem kann
das durch mikrobielle Abbauprozesse verursachte Herauslösen der im EPDM vorhandenen Weich-
macher und die dadurch eintretende Versprödung des Materials („Alterung“) sein. Als Reaktion da-
rauf werden auch „weichmacherarme“ EPDM-Membranen angeboten, für die inzwischen erste
Langzeit-Betriebserfahrungen vorliegen, nach denen die früher beobachtete Versprödung nun nicht
mehr auftritt. Der anfängliche Druckverlust nach der Installation von EPDM-Belüftern (Neuzustand)
liegt je nach Bauform und Luftbeaufschlagung bei 20 hPa bis 40 hPa. Der typische erforderliche
Mindestdruck zur Öffnung der Poren bei EPDM-Membranen beträgt ca. 15 hPa.

Polyurethan (PU) wird als dünne Folie (0,5 mm bis 2 mm) verwendet. Es ist sehr reißfest und gegen
viele Chemikalien beständig. Mit feiner Nadelung können mit diesem Material sehr kleine Blasen
Für Käufer des Belebungsexperts

(< 1 mm) erzeugt werden. Der Druckverlust ist dann aber deutlich höher als bei anderen Systemen
(typischer Wert im Neuzustand: 60 hPa).

Auch Silikon wird für Abwasserbelüfter eingesetzt. Es wird mit einer Materialstärke von 1 mm bis
3 mm hergestellt. Silikon ist chemisch sehr beständig und wird daher auch in Industriekläranlagen
oder Anlagen mit hohem Industrie- und Gewerbeanteil eingesetzt. Silikon wird häufig an Schlauchbe-
lüftern verbaut. Der Druckverlust liegt je nach Bauform und Luftbeaufschlagung im Neuzustand bei
20 hPa bis 40 hPa. In Einzelfällen wurde in der Vergangenheit über gerissene Silikonbelüfter berichtet.

Alle auf Elastomeren basierende Belüftungselemente sind für den intermittierenden Betrieb geeig-
net, da sie beim Abschalten weitgehend selbstabdichtend sind.

4.1.2.3 Bauformen von Belüfterelementen


Die häufigsten Bauformen von Belüfterelementen sind:
 Rohrbelüfter (Quarzsand/Kunstharzgemisch, Elastomere mit Stützkörper):
Durchmesser: 50 mm – 100 mm;
Länge: 500 mm – 1.000 mm

 Schlauchbelüfter ohne Stützkörper (Elastomere):


Durchmesser: 50 mm – 100 mm;
Länge: 500 mm – 1.000 mm
(in Ausnahmefällen auch bis zu 5 m)

September 2017 DWA-Regelwerk 25


DWA-M 229-1

 Dombelüfter (Quarzsand/Kunstharzgemisch):
Durchmesser: 200 mm

 Tellerbelüfter (Quarzsand/Kunstharzgemisch, Elastomere):


Durchmesser: 200 mm – 500 mm

 Plattenbelüfter (Elastomere):
Breite × Länge: 100 mm × 500 mm bis 1.000 mm × 2.000 mm
Die Grundkörper bei Membranbelüftern bestehen in der Regel aus Kunststoff. Systembedingt verfü-
gen bestimmte Membranbelüfter über eine Drossel und/oder eine Rückschlagsicherung. Die Dros-
sel reduziert den Luftdurchsatz, falls die Membran beschädigt wird. Die Rückschlagsicherung ver-
hindert das Eindringen von Wasser (und Schlamm) in das Rohrleitungssystem bei Beschädigungen
der Membran oder bei intermittierendem Betrieb.

4.1.2.4 Drucklufterzeuger für die Abwasserbelüftung


Je nach der vorhandenen Einblastiefe und dem erforderlichen Luftvolumenstrom kommen in der Ab-
wassertechnik folgende Typen von Drucklufterzeugern zum Einsatz:
 Drehkolbengebläse (zwei- und dreiflügelig):
– maximale Druckdifferenz: ca. 1.000 hPa
3
– üblicher Luftvolumenstrom bis: 3.000 m /h
3
– maximal bis: 15.000 m /h
– Funktionsprinzip: Verdrängungsprinzip
Die Luft wird quer zu den Kolbenwellen durch das Gehäuse gefördert und auf der Druckseite
durch die gegenläufigen Kolben, die mit gleicher Drehzahl laufen, aus dem Gehäuse hinausge-
schoben. Der Förderstrom pulsiert konstruktionsbedingt bei zweiflügeligen Gebläsen stärker als
bei Dreiflügeligen.

 Niederdruck-Schraubenverdichter:
Für Käufer des Belebungsexperts

– maximale Druckdifferenz: ca. 1.500 hPa


3
– üblicher Luftvolumenstrom bis: 1.500 m /h
3
– maximal bis: 9.000 m /h
– Funktionsprinzip: Verdrängungsprinzip

Die Luft wird parallel zu den Kolbenwellen durch das Gehäuse gefördert. Die positiv und nega-
tiv ausgeformten Kolben laufen mit unterschiedlicher Drehzahl. Dadurch erfolgt bereits im Ge-
häuse eine Verdichtung der Luft und der Förderstrom ist weitgehend pulsationsfrei.

 Turboverdichter (einstufig) mit Leitapparaten:


– maximale Druckdifferenz: 2.000 hPa
3
– üblicher Luftvolumenstrom bis: 30.000 m /h
3
– maximal bis: 100.000 m /h
– Funktionsprinzip: Turbogebläse arbeiten nach dem Strömungsprinzip der hydrodynamischen
Förderung ähnlich wie Kreiselpumpen.

Die Luft strömt zentrisch über das Vorleitgitter in das Laufrad, wird von diesem beschleunigt und
radial über das Nachleitgitter in das Spiralgehäuse gefördert. Die verdichtete Luft strömt pulsati-
onsfrei über den Druckstutzen in die Rohrleitung. Das Laufrad dreht sich mit hoher, konstanter
Drehzahl (typischer Wert: 17.000 U/min). Der Luftvolumenstrom wird über eine Verstellung der
Leitapparate variiert.
 Drehzahlverstellbare Turboverdichter (einstufig) ohne Leitapparate:
– maximale Druckdifferenz: ca. 1.200 hPa
3
– Luftvolumenstrom bis: ca. 15.000 m /h
– Funktionsprinzip: wie Turboverdichter

26 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Das magnet-, luft- oder foliengelagerte Laufrad dreht sich mit sehr hoher, variabler Drehzahl
(typischer Wert: bis zu 40.000 U/min). Die Regelung des Luftvolumenstroms erfolgt durch Dreh-
zahländerung des Hochgeschwindigkeitsmotors, der über einen speziellen Frequenzumrichter
angesteuert wird.

Darüber hinaus werden insbesondere im Ausland mehrstufige Seitenkanalverdichter (Radialverdich-


ter) eingesetzt. Im Vergleich zu den oben aufgeführten Drucklufterzeugern weisen diese jedoch ei-
nen deutlich geringeren Wirkungsgrad auf.

Gerade bei tiefen Becken kann im Einzelfall auch eine Wärmerückgewinnung aus der verdichteten
Luft wirtschaftlich interessant werden, sofern eine Abnahmemöglichkeit der Wärme besteht.

Weitergehende Informationen zu den spezifischen Eigenschaften von Drucklufterzeugern finden sich


im NRW-Energiehandbuch 2.0 (MKULNV NRW 2017).

4.1.2.5 Rohrleitungen und Armaturen


Für den Transport der verdichteten Luft vom Gebläse zu den Belüfterelementen sind Transport- und
Verteilleitungen vorzusehen. Um die Energieverluste möglichst gering zu halten, sollten die Rohr-
dimensionen so ausgewählt werden, dass der Druckverlust im gesamten Leitungssystem, d. h. von den
Gebläsen bis zu den Belüftern, einen Wert von 40 hPa bis 50 hPa nicht überschreitet.

Besondere Sorgfalt ist bei der Auswahl und beim Einbau von Einrichtungen zur Messung des Luftvo-
lumenstroms erforderlich. Hinweise zur richtigen Auslegung der Vor- und Nachlaufstrecken bzw.
Plausibilitätsprüfung/Kalibrierung der Messeinrichtungen sind beispielsweise dem Merkblatt DWA-
M 264 zu entnehmen. Werden Drosselgeräte zur Bestimmung des Luftvolumenstroms (z. B. Blen-
den, Düsen oder Venturi-Düsen gemäß DIN EN ISO 5167 Teile 1 bis 4) eingesetzt, so ist deren Regel-
bereich sorgfältig zu bestimmen. Da der Wirkdruck mit dem Durchfluss quadratisch ansteigt, kommt
der richtigen Auslegung dieser Einrichtungen besondere Bedeutung zu. Auch ist auf die Größe des
Druckverlusts von gegebenenfalls erforderlichen Strömungsgleichrichtern und/oder Reduzierungen zu
Für Käufer des Belebungsexperts

achten.

Für betriebliche Zwecke eignen sich Messgeräte, die nach dem Verfahren des Hitzdrahtanemome-
ters arbeiten. Damit kann der Luftmassenstrom direkt gemessen werden. Daraus ergibt sich unmit-
telbar die Luftmenge im Normzustand. Die Sonde besteht aus einem Stab mit kleinem Durchmesser,
der in der Regel nur vernachlässigbare Verluste verursacht. Wie bei den anderen Verfahren sind
aber auch hier die hohen Anforderungen an die Länge der Ein- und Auslaufstrecken zu beachten.

Zur Regelung des Luftvolumenstroms und Verteilung der Luft auf einzelne Becken oder Beckenab-
schnitte kommen unterschiedliche Armaturen zum Einsatz (z. B. Klappen, Blendenregulierschieber
mit verschiedenen Geometrien, Ringkolbenventile, Ventile weiterer Bauarten). Klappen besitzen nur
einen kleinen nutzbaren Regelbereich verbunden mit einem relativ hohen Druckverlust und sollten
daher für Regel- und Verteilaufgaben nicht mehr eingesetzt werden. Sie sollten lediglich als Absperr-
armatur genutzt werden.

Für Luft entwickelte und optimierte Blendenregulierschieber weisen einen deutlich größeren linea-
ren Betriebsbereich als Klappen auf, können aber bei ungünstiger Nennweite auch relativ hohe
Druckverluste im Regelbetrieb und entsprechend hohe zusätzliche Betriebskosten aufweisen. Re-
gelventile verfügen in der Regel über eine weitestgehend lineare Betriebskennlinie. Auf eine strö-
mungstechnisch günstige Form und somit relativ geringen Druckverlust im typischen Regelbereich
sollte geachtet werden, um die Druckverluste und somit die Betriebskosten gering zu halten (siehe
DIN EN ISO 5167).

Spätestens bei der Werkplanung sind die Eigenfrequenz des Rohrleitungssystems (bzw. Abschnitten
davon) und die vorhandenen Erregerfrequenzen (z. B. durch das Gebläse) zu ermitteln, um Lärm-

September 2017 DWA-Regelwerk 27


DWA-M 229-1

probleme mit Resonanzfrequenzen zu vermeiden. Nachträglich ausgeführte Dämmmaßnahmen sind


meist erheblich ineffektiver und teurer als entsprechend optimierte Leitungen (WAGNER 2008).

Die Absperr- und Regelarmaturen sind gemäß den Anforderungen an die Automatisierung der Luft-
verteilung bei Minimierung der Druckverluste (siehe oben) anzuordnen. Insbesondere bei druck-
oder luftmengenbasierten Automatisierungslösungen mit einer sauerstoffgeführten, lokalen Dros-
selregelung ist darauf zu achten, dass die Regelarmaturen auch kleine Luftmengen sachgerecht
regeln und verteilen können. Dazu haben sich im Gegensatz zu Plattenschiebern vor allem Mehreck-
blendenregulierschieber oder strömungstechnisch günstige Regelventile bewährt. Ist durch die
Regelarmatur – wie bei der intermittierenden Nitrifikation/Denitrifikation – ein sicherer Luftab-
schluss zu gewährleisten, sollte die gewählte Armatur selbst gasdicht schließen.

Es wird auch empfohlen, Entwässerungsleitungen vorzusehen und diese für eine regelmäßige Kon-
trolle in einfacher Weise zugänglich zu machen. Manche Systeme (Platten- und Rohrbelüfter) ver-
zichten häufig auf Entwässerungsleitungen, weil das Wasser auch über den Belüfter selbst austre-
ten kann. Diese Vorgehensweise ist im Einzelfall kritisch zu hinterfragen.

4.1.2.6 Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (EMSR)


Für die Automatisierung der Belüftung steht in Abhängigkeit der Anlagenkonfiguration eine große
Zahl von Steuer- und Regelstrategien unter Einbindung von kontinuierlichen Messgeräten zur Verfü-
gung (siehe Arbeitsblatt DWA-A 268 und Merkblatt DWA-M 256-1). Vorzuziehen ist bei größeren An-
lagen mit Druckluftbelüftung eine belastungsabhängige und druckoptimierte Regelung der Sauer-
stoffzufuhr. Eine genaue, frühzeitige Abstimmung der aus der Bemessung und Auslegung
bestimmten klärtechnischen Elemente (Belüfter, Verdichter, Luftverteilung, Regelarmaturen) mit
der geplanten Automatisierungslösung ist dabei von hoher Bedeutung. Da beide Gewerke in der
Funktion untrennbar miteinander verbunden sind, ist bei der Planung eine parallele Bearbeitung von
Belüftungstechnik und EMSR-Technik unabdingbar.
Für Käufer des Belebungsexperts

4.1.3 Oberflächenbelüftungssysteme

4.1.3.1 Sauerstoffübergang
Der Sauerstoffeintrag erfolgt bei dieser Art der Belüfter durch die mechanische Einwirkung der
Belüfter an der Wasseroberfläche, wobei sich die Mechanismen im Einzelnen bei Kreisel- und Wal-
zenbelüftern (Rotoren) etwas unterscheiden. Neben dem Sauerstoffeintrag erzeugen Oberflächen-
belüfter auch ein Strömungsfeld, wodurch der belebte Schlamm und die Inhaltsstoffe des Abwassers
miteinander vermischt und Schlammablagerungen verhindert werden. Ein Oberflächenbelüftungs-
system besteht aus dem Belüfterrotor, einem Getriebe und dem Antriebsmotor. Dabei wird zwischen
Systemen mit horizontaler Achse (Walzenbelüfter) und solchen mit vertikaler Achse (Kreiselbelüfter)
unterschieden.

Bei Oberflächenbelüftern kann mit 90 % bis 100 % der Reinwassersauerstoffzufuhr in Abwasser


gerechnet werden.

4.1.3.2 Walzenbelüfter (Rotoren)


Walzenbelüfter (siehe Bild 1) bestehen aus einer horizontalen Hohlwelle mit daran befestigten
Flachstäben (Stahl oder glasfaserverstärkter Kunststoff), die in Form von „Sternen“ angeordnet
sind. Die Bestückung besteht aus mehreren achsparallelen Reihen, die geringfügig versetzt ange-
ordnet sind, um einen geräuscharmen und stoßfreien Betrieb zu gewährleisten.

28 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Bild 1: Schnitt durch ein Belebungsbecken mit


einem Walzenbelüfter

Der Antrieb des Walzenbelüfters erfolgt über eine elastische Torsionskupplung zwischen Hohlwelle
und Getriebe. Walzenbelüfter werden mit einem Durchmesser von 700 mm und 1.000 mm herge-
stellt, wobei letztere den Standard darstellen. Die Länge der Walzen kann bis zu 9,0 m betragen. Die
Umfangsgeschwindigkeit liegt typischerweise bei 3 m/s bis 4 m/s.

Durch die Rotation der Walze wird hinter den Stabwalzen ein stark turbulentes Luftblasen-
Wassergemisch erzeugt, Energie in den Wasserkörper übertragen und dadurch eine Strömung induziert.

Walzenbelüfter werden senkrecht (quer) zur Strömungsrichtung angeordnet und erfordern daher in
der Regel Becken mit einer gerichteten Strömung. Zu nennen sind hierfür: Oxidationsgräben, Schlei-
fen- bzw. Carrousel-Becken und Kreisringbecken.

Der Sauerstoffeintrag erfolgt bei Walzenbelüftern fast ausschließlich über die Aufrauung der Was-
seroberfläche und die damit verbundene Grenzflächenerneuerung. Die Belüftung über eingesaugte
Luftblasen spielt eine untergeordnete Rolle.

Die auftretenden Geräusch- und Aerosolemissionen von Walzenbelüftern lassen sich durch techni-
sche Maßnahmen, wie Verbreiterung der Betonbrücken, Schalldämmung der Antriebe und durch
Aerosolsperren, weitgehend vermeiden.
Für Käufer des Belebungsexperts

4.1.3.3 Kreiselbelüfter
Kreiselbelüfter (siehe Bild 2) sind ähnlich aufgebaut wie Pumpenlaufräder und rotieren um eine
vertikale Welle. Man unterscheidet eine offene Bauform mit einer horizontalen Grundplatte und
daran angebrachten, vertikal angeordneten Schaufeln sowie eine geschlossene Bauform. Heute
angebotene Kreiseltypen haben fast immer eine offene Bauform, da deren Fertigung meist einfacher
und preiswerter als diejenigen der geschlossenen Bauformen ist. Der Kreiseldurchmesser liegt
üblicherweise im Bereich zwischen 1,5 m und 4 m. Die Umfangsgeschwindigkeit beträgt 4 m/s bis
6 m/s.

Kreiselbelüfter werden in annähernd quadratischen Mischbecken und in den letzten Jahren ver-
mehrt auch in Umlaufbecken eingesetzt.

Bild 2: Schnitt durch ein Belebungsbecken mit


einem Kreiselbelüfter

September 2017 DWA-Regelwerk 29


DWA-M 229-1

Sie erzeugen – auf den Beckenquerschnitt bezogen – eine kreisförmige Walzenströmung, die das
Wasser vom Beckenboden ansaugt, beschleunigt und radial über die Wasseroberfläche in Richtung
des Beckenrands auswirft. Dabei wird ein Teil des Wassers als Tröpfchen durch die Luft geschleu-
dert, wobei Sauerstoff aufgenommen wird. Der Sauerstoffeintrag erfolgt in erster Linie durch diese
Aufrauung der Wasseroberfläche, wodurch die Stoffübergangsfläche vergrößert wird. Gleichzeitig
werden Luftblasen am Kreiselumfang mit in das Wasser eingetragen und mit der Strömung bis in
tiefe Beckenbereiche transportiert, wodurch der Anteil am Sauerstoffeintrag durch den Übergang
aus den Luftblasen ca. 20 % ausmachen kann.

Durch die starke Ansaugströmung unter dem Kreisel wird das frisch belüftete und sauerstoffreiche
Wasser von der Wasseroberfläche am Beckenrand in die Tiefe gezogen. Zur Ausbildung dieses An-
saugeffekts spielt die Beckengeometrie eine entscheidende Rolle.

Um die Belästigung durch die Spritzwirkung möglichst gering zu halten, sollte der Wurfbereich der
Kreisel durch konstruktive Maßnahmen begrenzt werden, beispielsweise durch ein Herabziehen der
Brückenwangen bis zur Wasseroberfläche oder durch entsprechend gestaltete Aerosolsperren.

4.1.4 Sondersysteme

4.1.4.1 Allgemeines
Sondersysteme sind häufig dadurch gekennzeichnet, dass sie auf einzelne Komponenten verzichten,
mehrere Aufgaben gleichzeitig ausführen und/oder besondere Betriebseigenschaften besitzen.

4.1.4.2 Injektorbelüfter
Bei den Injektorbelüftern handelt es sich klassischerweise um selbstansaugende Belüftungssyste-
me, die keine separaten Gebläse oder Verdichter zur Luftzugabe benötigen. In den letzten Jahren
Für Käufer des Belebungsexperts

wurde das Konzept um Ausführungen mit externen Drucklufterzeugern zur Steigerung des Luftvo-
lumenstroms erweitert (sogenannte Systeme mit Vordruck). Typische Injektorbelüfter können auf-
grund ihres Eigengewichts ohne separate Befestigungsvorrichtungen am Beckenboden installiert
werden. Bei Bedarf (z. B. zu Wartungszwecken) können sie ohne Beckenleerung an einer Kette bzw.
an einem Seil herausgehoben werden.

Injektorbelüfter werden meist in konventionellen Belebungsanlagen, aber auch in SBR-Anlagen


eingesetzt. Weitere Anwendungen sind Misch- und Ausgleichsbecken, (aerobe) Schlammstabilisie-
rungsbecken und belüftete Abwasserteiche. Aufgrund ihrer selbstansaugenden Eigenschaften kön-
nen Injektorbelüfter im Fall von Betriebsstörungen oder zeitaufwendigeren Instandhaltungsmaß-
nahmen an den bestehenden Belüftungseinrichtungen temporär genutzt werden. Darüber hinaus
sind sie zur Ergänzung des Sauerstoffeintrags unter besonderen Betriebsbedingungen verwendbar.
Sie werden in diesen Fällen im Bedarfsfall und „quasi-mobil“ eingesetzt. Sie sind auch zur Notbelüf-
tung in Teichen, Seen oder Flüssen geeignet.

Selbstansaugende Tauchbelüfter sind mit Motoren von bis zu 75 kW ausgestattet.

4.1.4.3 Ejektorbelüfter
Der Ejektorbelüfter entspricht in seinem Aufbau einer Strahlpumpe. Durch eine geeignete Umwälz-
pumpe wird dem Belebungsbecken ein Teilstrom entnommen und dem Ejektor als Treibstrom zuge-
führt. Im Ejektor sind die Strömungsquerschnitte so gewählt, dass in der Treibdüse der Druck abfällt
und die Geschwindigkeit ansteigt. Hinter der Treibdüse liegt der Bereich mit dem niedrigsten stati-

30 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

schen Druck. Hier tritt die Luft in den Ejektor ein, wird vom Treibstrahl in feine Blasen zerteilt und
intensiv mit ihm vermischt. Dabei wird die Bewegungsenergie des Treibstroms auf das Gas übertra-
gen und das Gemisch aus Luftblasen und Wasser (belebter Schlamm) tritt mit hoher Turbulenz ins
Belebungsbecken ein. Dadurch wird eine Strömung in den Wasserkörper induziert. Der Strahlaus-
tritt ist schräg nach unten gerichtet und verhindert damit Ablagerungen am Boden des Belebungs-
beckens.

Ejektoren werden entweder „mehrstrahlig“ als radial abströmende Einheiten oder „einstrahlig“ – auch
in der Beckenwand installiert – ausgeführt. Durch entsprechende Ausrichtung der Ejektoren kann in
Umlaufbecken auch eine Horizontalströmung aufrechterhalten werden.

Zur Reduzierung des Energieverbrauchs und Verbesserung der Regelbarkeit wird in den meisten
Fällen die Luft auf den hydrostatischen Druck am Einbauort des Ejektors vorverdichtet. Dieser Ver-
zicht auf einen nennenswerten Druckgewinn im Ejektor reduziert dessen Druckverlust und
Treibstrom.

Das System kann auch mit einem Vordruck (aufgeladen) im Luftsystem betrieben werden. Strahldü-
senbelüfter werden in kommunalen Abwasserreinigungsanlagen bislang nur im Ausnahmefall ein-
gesetzt. Das Haupteinsatzgebiet sind die industrielle Abwasserreinigung oder Blasensäulenreakto-
ren in der chemischen Industrie.

Wendelbelüfter als spezielle Form der Ejektorbelüfter tragen Luft durch einen schnell laufenden Wen-
delpropeller nahe der Wasseroberfläche in das Becken ein. Er bewirkt dadurch einen Sauerstoff-
eintrag und einen Strömungsimpuls.

4.1.4.4 Statische Mischer (Kaminbelüfter)


Statische Mischer bestehen üblicherweise aus einem Spiralrohr (Durchmesser = 300 mm; Länge =
2.000 mm) mit eingebauten Prallblechstreifen. Der Belüfter wird stehend in einem Abstand von
Für Käufer des Belebungsexperts

ca. 150 mm vom Beckenboden auf Abstandhaltern montiert. Im unteren Drittel wird Luft in das Rohr
eingeblasen. Die aufsteigende Luft reißt das Wasser mit nach oben (Kamineffekt) und wird an den
Prallblechen in kleine Luftblasen zerteilt (mittelblasiges Druckbelüftungssystem). Die Sauerstoffaus-
nutzung ist nicht so groß wie bei feinblasigen Systemen, wodurch bei geringer Alkalität und Nitrifikati-
on der pH-Wert stabilisiert wird (SCHWAGER & GUJER 1987). Statische Mischer eignen sich besonders für
schwebstoffreiche Abwässer. Sie sind praktisch verstopfungsfrei und werden vorrangig bei Zellstoff-
und Papierfabriken (in tiefen) Becken eingesetzt.

4.2 Einflussparameter und Kennwerte von Belüftersystemen

4.2.1 Allgemeines
Die Bewertung der Leistungsfähigkeit von Belüftungssystemen erfolgt über den Parameter Sauer-
stoffzufuhr und den dafür notwendigen Energiebedarf (Sauerstoffertrag SAE).

4.2.2 Einblas- und Eintauchtiefe


Die Einblastiefe (hD) ist definiert als Abstand zwischen der Oberkante des Belüftungselements und
der Wasseroberfläche im Ruhezustand. Übliche Einblastiefen sind zwischen 4 m bis 6 m. In Sonder-
fällen wurden in kommunalen Kläranlagen auch erheblich größere Einblastiefen von bis zu 17 m
realisiert. Tendenziell ergibt sich unter ansonsten gleichen Bedingungen bei größeren Einblastiefen

September 2017 DWA-Regelwerk 31


DWA-M 229-1

auch eine höhere Sauerstoffzufuhr SOTR bzw. αSOTR im Vergleich zu einer geringen Einblastiefe. Die
spezifische Sauerstoffzufuhr nimmt dagegen mit steigender Einblastiefe ab, wobei nur begrenzte
wissenschaftlich und betrieblich abgesicherte Informationen über den Umfang dieser Abnahme
vorliegen. Bezogen auf eine bestimmte spezifische Sauerstoffzufuhr bei einer Beckentiefe von etwa
4 m kann bei zunehmender Einblastiefe mit einer Abnahme der spezifischen Sauerstoffzufuhr um
etwa 3 %/m gerechnet werden.

Bei sehr tiefen Belebungsbecken (>> 6 m) sollte rechnerisch nachgewiesen werden, dass kein die
Nitrifikation möglicherweise beeinträchtigendes Absinken des pH-Werts im Ablauf auf Werte unter
pH 6,6 erfolgt. Gegebenenfalls ist eine Entgasungszone oder eine Zugabe von Alkalien einzuplanen.

Bei den Oberflächenbelüftern bezeichnet die Eintauchtiefe die Tiefe (m), die das Aggregat von der
Oberfläche aus in das Wasser eintaucht. Bei Walzenbelüftern beträgt diese Tiefe maximal 0,3 m, bei
Kreiselbelüftern ca. 0,5 m.

4.2.3 Belegungsdichte
Ein weiterer wichtiger Parameter zur Charakterisierung von Druckluftbelüftungssystemen ist die
Belegungsdichte (BD). Übliche Belegungsdichten bei Becken, die auf den Verfahrensschritt Nitrifika-
tion/Denitrifikation ausgelegt sind, liegen zwischen 10 % bis 25 %. In Stabilisierungsanlagen werden
Belegungsdichten unterhalb von 10 % realisiert.

Unter ansonsten gleichen Bedingungen ergibt sich mit einer höheren Belegungsdichte auch eine höhe-
re Sauerstoffzufuhr SOTR bzw. αSOTR. In Umlaufbecken ist die Belegungsdichte grundsätzlich nicht
geeignet, um Rückschlüsse auf die erreichbare Sauerstoffzufuhr zuzulassen.

4.2.4 Luftbeaufschlagung
Für Käufer des Belebungsexperts

Die Luftbeaufschlagung bzw. der Luftvolumenstrom (QL,N) wird oft spezifisch angegeben: beispielsweise
bezogen auf das Belebungsbeckenvolumen (qL,BB), auf die Länge der Belüftungselemente (qL,Bel in
2
mN3 /(m⋅h)), auf die abgasende Fläche der Belüftungselemente (qL,Bel in mN3 /(m ⋅h)) oder auf die Anzahl
3
der Belüftungselemente (qL,Bel in mN /(St⋅h)).

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass sich bei einem höheren Luftvolumenstrom eine höhere
Sauerstoffzufuhr SOTR bzw. αSOTR, aber auch eine geringere Sauerstoffausnutzung ergibt.

Zur Umrechnung von Betriebs- auf Norm-Kubikmeter ( mN3 ) sind die Hinweise im Merkblatt DWA-
M 229-2 zu beachten.

4.2.5 Grenzflächenfaktor (α-Wert)


Ein α-Wert ist ein empirischer Faktor und wird durch das Schlammalter, den Trockensubstanzgehalt
im Belebungsbecken, die Beckenkonfiguration sowie den Tages- bzw. Wochengang der Abwasserbe-
schaffenheit bestimmt. Einen sehr großen Einfluss auf den α-Wert hat das Belüftungssystem selbst.

Während bei Oberflächenbelüftungssystemen ein α-Wert zwischen 0,90 bis 0,95, unter günstigen
Bedingungen auch bis zu 1,0, üblich ist, ist ein typischer Bereich bei Druckluftbelüftungssystemen in
konventionellen Belebungsanlagen für den minimalen α-Wert mit dem Verfahrensziel Nitrifikati-
on/Denitrifikation zwischen 0,5 und 0,65. Bei geringerem Schlammalter (nur Kohlenstoffelimination)
liegt der minimale α-Wert tendenziell unterhalb dieses Empfehlungsbereichs (0,3 bis 0,4), bei

32 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Anlagen mit simultaner aerober Schlammstabilisierung und entsprechend hohem Schlammalter


tendenziell darüber (0,7 bis 0,8).

Die weiteren Einflussfaktoren auf den α-Wert wirken sich hauptsächlich bei Druckluftbelüftungssys-
temen aus.

 Bei hohen Trockensubstanzgehalten ist der α-Wert grundsätzlich geringer als bei niedrigen TS-
Konzentrationen. Diese Tatsache wird u. a. durch die bei hohen Trockensubstanzgehalten höhere
Viskosität des belebten Schlamms erklärt. Im Bereich üblicher Trockensubstanzgehalte von Be-
lebungsanlagen (2 g/l bis 5 g/l) ist der Einfluss auf den α-Wert von untergeordneter Bedeutung.
Bei hohen Feststoffgehalten, wie sie heute teilweise bei Membranbelebungsanlagen erreicht
werden (8 g/l bis 15 g/l), ist mit einem signifikanten Einfluss auf den α-Wert zu rechnen. In die-
sem Fall sind beim Verfahrensziel Nitrifikation/Denitrifikation (tTS = 10 bis 15 Tage) α-Werte von
0,4 bis 0,6 (unter Berücksichtigung des positiven Einflusses der Cross-Flow-Belüftung) zu erwar-
ten (HENKEL 2010). Eine Zusammenstellung gemessener α-Werte in Abhängigkeit des Feststoff-
gehalts findet sich beispielsweise in (GÜNKEL-LANGE 2013).

 Auf den meisten kommunalen Anlagen liegt der Salzgehalt des Abwassers unter 1 g/l TDS und es
liegt kein signifikanter Einfluss des Salzes auf den α-Wert vor. Aufgrund des Einflusses von
Meerwasser werden auf einigen kommunalen Anlagen jedoch auch deutlich höhere Salzgehalte
gemessen. Bis zu einem Salzgehalt von ca. 10 g/l TDS ergeben sich hier bei feinblasigen Druck-
belüftungssystemen dann auch deutlich höhere α-Werte. Dies ist auf die koaleszenzhemmende
Wirkung der meisten Salze zurückzuführen (ZLOKARNIK 1980). Bei erhöhten Salzgehalten und der
Verwendung eines Druckbelüftungssystems wird deswegen empfohlen, die α-Werte bei der Be-
messung durch die Berücksichtigung eines Salzfaktors zu erhöhen.

 Bei längs durchströmten Becken ist eine deutliche Profilausbildung mit einer Zunahme des α-Werts
im Längsverlauf festzustellen. Gleichzeitig nimmt die Konzentration an oberflächenaktiven Stof-
fen durch den biologischen Abbau ab.

 Der α-Wert kann einen ausgeprägten Tages- bzw. Wochengang aufweisen. Dieser Tages- bzw.
Wochengang wird im Wesentlichen durch die im Zulauf vorhandenen oberflächenaktiven Stoffe
verursacht, die über häusliche Wasch- und Reinigungsmittel bzw. industrielle Abwässer einge-
Für Käufer des Belebungsexperts

tragen werden.

Über den α-Wert wird die erforderliche Sauerstoffzufuhr unter Betriebsbedingungen zur Ausle-
gung von Belüftungssystemen auf Standardbedingungen in Reinwasser umgerechnet. Aufgrund
der Vielzahl von Einflüssen und Abhängigkeiten sollte der α-Wert nicht pauschal für alle Anlagen-
typen und Lastfälle mit einem festen Wert angenommen werden.

4.2.6 Sonstige Einflussfaktoren


Als weitere physikalische Einflussfaktoren auf die Sauerstoffzufuhr sind die Temperatur, die Viskosi-
tät, die Aktivität des belebten Schlamms (Zehrung) und die Oberflächenspannung zu nennen.

4.3 Dimensionierung von Belüftungssystemen

4.3.1 Grundlagen
Die Auslegung von Belüftungssystemen beginnt mit der Ermittlung des Sauerstoffverbrauchs und
der erforderlichen Sauerstoffzufuhr. Die Berechnung dieser grundlegenden Größen ist dem DWA-
Regelwerk zu entnehmen.

Für alle Belebungsanlagen gelten grundsätzlich die Ausführungen des Arbeitsblatts DWA-A 131 zur
Berechnung des Sauerstoffbedarfs und zur Auslegung der biologischen Stufe. Unterhalb einer Aus-

September 2017 DWA-Regelwerk 33


DWA-M 229-1

baugröße von 1.000 E sind die Hinweise des Arbeitsblatts DWA-A 222 und ab 1.000 E das Arbeitsblatt
DWA-A 226 für Anlagen mit gemeinsamer aerober Schlammstabilisierung zu beachten.

Vorausgesetzt wird dabei immer eine sachgerechte Grundlagenermittlung unter Beachtung des
Arbeitsblatts ATV-DVWK-A 198. Nach Möglichkeit ist die Bemessung hierbei unter Verwendung von
2-Wochen-Mittelwerten der maßgeblichen Schmutzstofffrachten und der Temperatur vorzunehmen,
um eine wirtschaftliche und verfahrenstechnisch angepasste Auslegung der Belüftung sicherstellen
zu können. Eine ausschließliche Dimensionierung auf Basis von 85-Perzentilen liefert nur unter
besonderen Randbedingungen eine Auslegung nach den zuvor genannten Gesichtspunkten (JARDIN
2015). Das im DWA-Regelwerk beschriebene und formalisierte Vorgehen zur Auslegung von Bele-
bungsanlagen sieht jeweils eine Lastfallbetrachtung für verschiedene Temperaturbereiche und ge-
gebenenfalls unterschiedliche Beckenkonfigurationen (beispielsweise saisonal unterschiedliche
belüftete Volumina) vor. Für die Auslegung der Belüftungseinrichtung sind dabei mindestens vier
Lastfälle zu betrachten. Dabei sind für jeden Lastfall die erforderlichen verfahrenstechnischen Pa-
rameter mit einer gesonderten Berechnung zu ermitteln.
\ Lastfall 1: Durchschnittlicher Sauerstoffbedarf im Ist-Zustand, OVh,aM
Dieser Lastfall dient der Ermittlung des Jahresenergieverbrauchs der Belüftung und ist damit
der maßgebliche Lastfall zur Ermittlung der Jahreskosten bzw. des Projektkostenbarwertes im
Rahmen eines Variantenvergleichs bzw. bei einer weitgehend funktionalen Ausschreibung zum
Vergleich der Angebote. Für diesen Lastfall ist der Sauerstoffbedarf unter Verwendung der im
Jahresmittel zu erwartenden Schmutzfrachten sowie der Jahresmitteltemperatur für den Ist-
Zustand unmittelbar nach der Inbetriebnahme zu ermitteln.

(OVd,C,aM − OVd,D,aM ) + OVd,N,aM


OVh,aM = (kg/h O2) (14)
24

\ Lastfall 2: Maximaler Sauerstoffbedarf im Ist-Zustand, OVh,max


Dieser Lastfall dient der Dimensionierung der Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen
und ergibt sich meist entweder als Sauerstoffbedarf in Phasen der höchsten Abwassertempera-
tur oder in den Wintermonaten bei niedrigster Abwassertemperatur unmittelbar nach der Inbe-
triebnahme. Sofern saisonale Schwankungen vorliegen, sind diese gesondert mit der in dieser
Für Käufer des Belebungsexperts

Zeit maßgebenden Temperatur zu berücksichtigen. Weiterhin kann es zweckmäßig sein, bei nur
kurzzeitigen Belastungen den erforderlichen Sauerstoffgehalt im Becken (Cx) schon bei der Be-
messung von üblicherweise 2 mg/l auf bis zu 1 mg/l zu reduzieren.

fC ⋅ (OVd,C,max − OVd,D,max ) + fN ⋅ OVd,N,max


OVh,max = (kg/h O2) (15)
24

\ Lastfall 3: Minimaler Sauerstoffbedarf im Ist-Zustand, OVh,min


Dieser Lastfall dient ebenfalls der Dimensionierung der Belüftungs- und Durchmischungsein-
richtungen und ist entscheidend für die notwendige Abstufung der Drucklufterzeuger sowie den
Nachweis der Mindestbeaufschlagung der Belüfterelemente unmittelbar nach der Inbetriebnah-
me. Darüber hinaus dient dieser Lastfall zur Ermittlung des notwendigen Arbeitsbereichs von
Oberflächenbelüftern und der gegebenenfalls notwendigen Kombination mit zusätzlichen Rühr-
werken.
Der minimale Sauerstoffbedarf auf Anlagen ohne einen signifikanten, auch in den Nachtstunden
zufließenden Frachtanteil ergibt sich vereinfacht über den Ansatz der endogenen Atmung nach
Arbeitsblatt DWA-A 131:2016 Gleichung (63):

OVd,C,aM
OVh,min = (kg/h O2) (16)
 3,92 
 + 1,66  · 24
 t · 1,072 w
(T −15) 
 TS 

mit TW als der Temperatur im Jahresmittel sowie mit tTS als dem für diesen Lastfall ermittelten
Schlammalter.

34 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Bei Anlagen mit einem signifikanten, auch in den Nachtstunden zufließenden Frachtanteil, z. B.
durch Industrieabwasser, sollte der minimale Sauerstoffbedarf für die belastungsschwache Jah-
reszeit berechnet werden, wobei analog zur Ermittlung des maximalen Sauerstoffbedarfs Mini-
mumfaktoren für den Frachtanteil in den Nachtstunden entweder messtechnisch ermittelt oder
näherungsweise abgeschätzt werden sollten:

fC,min ⋅ (OVd,C,min − OVd,D,min ) + fN,min ⋅ OVd,N,min


OVh,min = (kg/h O2) (17)
24

Eine nicht hinreichende Berücksichtigung des minimalen Sauerstoffbedarfs bei der Auslegung
von Belüftungssystemen führt meist zu einem erhöhten Sauerstoffeintrag in die belüftete Zone
und in Abhängigkeit des verfahrenstechnischen Konzepts der Denitrifikation zu einer Beeinträch-
tigung der Stickstoffelimination.

 Lastfall 4: Sauerstoffbedarfswerte für den Prognose- und gegebenenfalls Revisions-Zustand


Zusätzlich sind die oben genannten Kennwerte des Sauerstoffbedarfs auch für den Prognose-
Zustand bzw. die planerisch zu berücksichtigenden Revisionszustände zu ermitteln. Diese Kenn-
zahlen werden nicht für die Dimensionierung der Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen
genutzt, sondern dienen im Wesentlichen zur Sicherstellung einer ausreichenden verfahrens-
technischen Flexibilität bei zunehmender Belastung der Anlage.

Bei intermittierenden Anlagen ist auch das Automatisierungskonzept der Belüftung vorzugeben.
Auszugehen ist dabei vom gegebenenfalls saisonal unterschiedlichen erforderlichen Verhältnis
VDN/VBB unter Beachtung der reinigungsspezifischen (Ablaufwerte) sowie der verfahrenstechnischen
(aerobe Stabilisation) Anforderungen.

Die Festlegung des α-Werts obliegt grundsätzlich dem Planer. Bei der Festlegung des konkreten
Werts sind neben den verfahrenstechnischen Randbedingungen, wie Schlammalter und Feststoffge-
halt im Belebungsbecken, auch die Abwassercharakteristik sowie die Alterung der Belüfterelemente
zu berücksichtigen. Sofern konkrete Betriebserfahrungen über Veränderungen des α-Werts im Lau-
fe der Betriebszeit vorliegen, sollte dieser Einfluss in einem gesonderten Lastfall Berücksichtigung
Für Käufer des Belebungsexperts

finden.

Zur Abschätzung der spezifischen Sauerstoffausnutzung existieren Leistungstabellen für die unter-
schiedlichen Belüftungssysteme, die im Rahmen der Auslegung, beispielsweise zum wirtschaftli-
chen Vergleich verschiedener Belüftungssysteme, verwendet werden können. Nach endgültiger
Entscheidung über das zum Einsatz kommende Belüftungssystem sind die beispielsweise im Rah-
men einer Ausschreibung garantierten Angaben der Hersteller in der Regel geeigneter, um eine
detaillierte Dimensionierung der gesamten Belüftung vorzunehmen.

Die endgültige Auswahl eines Belüftungssystems im Hinblick auf eine Oberflächen- oder Druckluft-
belüftung (gegebenenfalls mit mehreren Untervarianten) erfolgt nach betrieblichen und wirtschaftli-
chen Kriterien unter besonderer Beachtung des notwendigen Arbeitsbereichs, der Beckengeomet-
rie, der verfahrenstechnischen Anforderungen im Hinblick auf die Sicherstellung der avisierten
Reinigungsziele und des Bestands. Peripheriekomponenten, die unter Umständen durch die
Auswahl des Belüftungssystems mit beeinflusst werden, sind dabei ebenfalls zu beachten. Dazu
gehören in der Regel vor allem Einrichtungen zur Homogenisierung des Beckeninhalts bzw. zur
Erzeugung gerichteter Strömungen im Belebungsbecken sowie zur Erleichterung des Zugangs (Be-
dienstege, etc.).

Bei intermittierender Belüftung sind die belüftungsfreien Zeiten über einen Erhöhungsfaktor (fint)
entsprechend zu berücksichtigen:
1
fint = (–) (18)
1− VD / VBB

September 2017 DWA-Regelwerk 35


DWA-M 229-1

Ebenso ist bei SBR-Anlagen der Sauerstoffbedarf OV zusätzlich auf die Reaktionszeiten (biologische
Behandlungszeit, Dauer der Reaktionsphase) nach Merkblatt DWA-M 210 umzurechnen:
24
fSBR = (–) (19)
mZ ⋅ tR

4.3.2 Druckluftbelüftungssysteme
Die Auslegung von Druckluftbelüftungssystemen geht von dem für die einzelnen Lastfälle ermittel-
ten Sauerstoffbedarf aus. Hieraus wird die notwendige Sauerstoffzufuhr SOTR als maßgebliche Di-
mensionierungsgröße für die Bemessung der Belüftung ermittelt.

fd ⋅ CS,20
SOTR = ⋅ OVh (kg/h O2) (20)
α ⋅ (fd ⋅ CS,T − Cx ) ⋅ θ (T
W −20)

Ab einer Höhe von 600 m. ü. NN und bei Salzgehalten STDS,α < 2 g/l wird empfohlen, zusätzlich auch
noch den Einfluss der Höhenlage auf die Sauerstoffsättigungskonzentration zu berücksichtigen:

fd ⋅ CS,20
SOTR = ⋅ OVh (kg/h O2) (21)
p
α ⋅ (fd ⋅ CS,T ⋅ atm − Cx ) ⋅ θ (TW −20)
1.013

Bei Salzgehalten STDS,α > 2 g TDS/l sollten die Einflüsse des Salzes im Abwasser auf den Sauer-
stoffsättigungswert (βSt und βα) und auf den Belüftungskoeffizienten (fS,St und fS,α) berücksichtigt
werden:

fd ⋅ β St ⋅ CS,20 ⋅ fS,St
SOTR = ⋅ OVh (kg/h O2) (22)
p
α ⋅ fS,α ⋅ (fd ⋅ β α ⋅ CS,T ⋅ atm − Cx ) ⋅ θ (TW −20)
1.013
Für Käufer des Belebungsexperts

Die Salzfaktoren βST und βα finden generell ab Salzgehalten > 2 g TDS/l Anwendung. Die Abhängig-
keit von fS,α von der Salzkonzentration (Gl. 12) gilt bis zu einer Konzentration STDS,α ≤ 10 g/l. Bei STDS,α
> 10 g/l ist fS,α mit 1,8 anzusetzen. Die Salzfaktoren dürfen nur zur Anwendung gelangen, wenn
sämtliche der folgenden Anforderungen erfüllt sind:
 Der förderliche Effekt von Salzen auf den Belüftungskoeffizienten kommt lediglich zum Tragen,
wenn keine weiteren oberflächenaktiven Substanzen wie beispielsweise Tenside in signifikanten
Konzentrationen im Ablauf und im belebten Schlamm gelöst vorliegen.

 Die aufgeführten Gleichungen für fS,α und fS,St sind aus Untersuchungen mit Meerwasser (haupt-
sächlich NaCl) abgeleitet und können deswegen nur zur Anwendung gelangen, wenn die erhöh-
ten Salzkonzentrationen im Anlagenzulauf im Wesentlichen auf den Einfluss von Meersalz
zurückzuführen sind. Bei anderen Salzen kann der Salzfaktor in Abhängigkeit der Salzkonzentra-
tion einen anderen funktionalen Verlauf als durch die Gleichungen beschrieben annehmen. Eini-
ge Salze weisen auch gar keinen Effekt auf den Belüftungskoeffizienten auf.

 Die Salzfaktoren fS,α und fS,St gelten lediglich für kommunale Abwässer. Da der Ablauf von Indust-
rieabwasserbehandlungsanlagen häufig erhebliche Konzentrationen an oberflächenaktiven Sub-
stanzen aufweist und sich die dort vorkommenden Salze häufig deutlich von Meersalz unter-
scheiden, können die Salzfaktoren hier nicht zur Anwendung gelangen.

Die Sauerstoffzufuhr ist jeweils getrennt für alle Lastfälle zu errechnen und auszuweisen. Analog zu
dem lastfallabhängigen Sauerstoffverbrauch ist auch der α-Wert in Abhängigkeit des jeweiligen
Lastfalls anzusetzen: für den maximalen Lastfall der kleinste α-Wert (αmin), für den mittleren und
den minimalen Lastfall die entsprechend höheren α-Werte (αmittel und αmax). Die Empfehlungen in
Form von Richtwerten für die minimalen, mittleren und maximalen α-Werte für die jeweiligen Last-

36 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

fälle und die unterschiedlichen Verfahrensvarianten sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Die Anwen-
dung der in dieser Tabelle angegebenen α-Werte entbindet nicht von der Pflicht, den jeweiligen Ein-
zelfall zu prüfen. So gelten die tabellierten α-Werte beispielsweise nicht für stark industriell gepräg-
tes Abwasser.

Tabelle 1: Richtwerte der α-Werte für den maximalen, den mittleren und den minimalen Lastfall
entsprechend der einzelnen Reinigungsziele bzw. Verfahrensvarianten (GÜNKEL-LANGE 2013, GÜNKEL-LANGE &
WAGNER 2015)

Verfahrensvariante Richtwerte
Lastfall 2 Lastfall 1 Lastfall 3
(maximaler (durchschnittlicher (minimaler
Sauerstoffbedarf Sauerstoffbedarf Sauerstoffbedarf
im Ist-Zustand) im Ist-Zustand) im Ist-Zustand)
αmin αmittel αmax

Stickstoffelimination mit kontinuierlichem


1) 0,60 0,75 0,85
Durchfluss
2)
SBR-Verfahren zur Stickstoffelimination 0,50 0,65 0,80
2)
MBR-Verfahren (TS ~ 12 g/l, tTS = 25 d) 0,50 0,60 0,70
1)
Simultane aerobe Stabilisierung 0,70 0,80 0,90
1)
Kohlenstoffelimination 0,35 0,50 0,60

ANMERKUNGEN
1) von Messwerten abgeleitet.
2) von Literaturwerten abgeleitet.
Für Käufer des Belebungsexperts

Die Errechnung der notwendigen Luftmenge ergibt sich dann über die spezifische Sauerstoffzufuhr
SSOTR (g/( mN3 ·m) O2) oder die spezifische Sauerstoffausnutzung SSOTE (%/m) gemäß den Kennwer-
3
ten des jeweiligen Belüfterherstellers. Bei Sauerstoffgehalten von 300 g/m kann SSOTE aus
SSOTR/3 einfach abgeschätzt werden.

Der Luftbedarf errechnet sich schließlich unter Verwendung der spezifischen Standard-
Sauerstoffausnutzung zu:
1.000 ⋅ SOTR
QL,N = ( mN3 /h) (23)
3 ⋅ SSOTE ⋅ hD

3
Die spezifische Standard-Sauerstoffzufuhr SSOTR ergibt sich bei Sauerstoffgehalten von 300 g/m zu:

SSOTR = SSOTE · 3 (g/( mN3 ·m) O2) (24)

Tabelle 2: Richtwerte für Druckluftbelüftungssysteme (alle Werte für Reinwasserbedingungen bis


zu einer Einblastiefe von 6 m)

Günstig Mittel
System
SSOTE SAE SSOTE SAE
(%/m) (kg/kWh) (%/m) (kg/kWh)

flächendeckend 8,0 – 8,7 4,2 – 4,5 6,0 – 7,0 3,3 – 3,4

Umwälzung und Belüftung 6,7 – 8,0 3,7 – 4,2 5,0 – 7,0 3,2 – 3,3

September 2017 DWA-Regelwerk 37


DWA-M 229-1

Die dargestellten Richtwerte beruhen auf Messwerten, wobei die mittleren Messwerte für eine typi-
sche Luftbeaufschlagung als „günstig“ bezeichnet werden. Die Bezeichnung „mittel“ beschreibt
75 % der Werte unter „günstigen Bedingungen“.

Die spezifische Standard-Sauerstoffausnutzung wird in der Regel von den Herstellern der Belüf-
terelemente angegeben und garantiert, kann aber auch für die Zwecke von Verfahrensvergleichen
der Tabelle 2 entnommen werden. Hier sind die in zahlreichen Untersuchungen ermittelten Kenn-
werte für die spezifische Standard-Sauerstoffausnutzung und den Sauerstoffertrag jeweils für güns-
tige und mittlere Bedingungen angegeben.

Zur Auslegung der Gebläse ist eine Umrechnung des für den Normzustand ermittelten Luftbedarfs
in den Volumenstrom im Ansaugzustand unter Berücksichtigung von Temperatur, Feuchte und Hö-
henlage der Anlage erforderlich. Näherungsweise kann der erforderliche Volumenstrom für trocke-
ne Luft aber auch wie folgt errechnet werden:

pN ⋅ (TL,1 + TN ) 3
Q1 = ⋅ QL,N (m /h) (25)
p1,abs ⋅ TN

Für eine genaue Ermittlung der erforderlichen Luftmenge ist zunächst der Luftdruck (patm) in Abhän-
gigkeit von der geodätischen Höhenlage der Anlage zu ermitteln:

5,255
 288 − 0,0065 ⋅ hgeo 
patm = 1.013,25 ⋅   (hPa) (26)
 288 

Abzüglich der Verluste auf der Saugseite (z. B. Luftfilter, Saugleitung: Δp1) errechnet sich der An-
saugdruck (p1,abs) zu:

p1,abs = patm – Δ p1 (hPa) (27)

Die Dichte im Ansaugzustand (ρ1) lässt sich wie folgt ermitteln:


Für Käufer des Belebungsexperts

TN p − ϕ ⋅ pS
+ ϕ ⋅ ρS
3
ρ1 = ρN ⋅ ⋅ 1,abs (kg/m ) (28)
TN + TL,1 pN

Damit ergibt sich der Ansaugvolumenstrom (Q1) schließlich zu:

TN + TL,1 pN 3
Q1 = ⋅ ⋅ QL,N (m /min) (29)
TN p1,abs − ϕ ⋅ pS

Für die Auslegung der Verdichterstation ist aber nicht nur der Bemessungslastfall mit dem maximalen
Luftvolumenstrom maßgebend, sondern in besonderem Maße auch der erforderliche Regelbereich der
Gebläse. Der Flexibilität eines Belüftungssystems und der notwendigen Einrichtungen sind allerdings
technische Grenzen gesetzt. So ist der Regelbereich der Verdichter in der Regel begrenzt:
 bei Turbo-Gebläsen auf 45 % bis 100 %,
 bei Schraubenverdichtern auf 30 % bis 100 % und

 bei Drehkolbengebläsen auf 25 % bis 100 %.


Bei Drehkolbengebläsen kann aufgrund der Auslegung der untere Betriebspunkt durch die mi-
nimale Maschinendrehzahl (Schmierung) oder durch die bei kleinen Drehzahlen und hoher
Druckdifferenz auftretende Erwärmung begrenzt sein.

Eine Verbesserung des Arbeitsbereichs des Belüftungssystems ist nur durch die Kopplung mehrerer
Gebläse auf eine Luftleitung mit gegebenenfalls anschließender separater Verteilung auf die Be-
ckeneinheiten möglich.

38 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Bei der Verwendung von einem Drehkolbengebläse mit Frequenzumformer kann beispielsweise ein
Regelbereich von maximal 25 % bis 100 % abgedeckt werden, bei zwei Gebläsen kann der Regelbe-
reich auf ca. 13 % bis 100 % und bei Nutzung von drei Gebläsen bis auf etwa 8 % bis 100 % erweitert
werden.

Zur energetisch optimierten Auslegung der Gebläsestation ist es insbesondere hilfreich, wenn lang-
jährige Aufzeichnungen über tages- und jahreszeitliche Schwankungen des Luftbedarfs vorliegen.
Diese Daten ermöglichen eine zielgerichtete und energetisch optimierte Auslegung der Gebläse auf
die häufigsten Bedarfsfälle. Im Bereich des häufigsten Luftbedarfs sollte die Gebläsestation beson-
ders effizient zu betreiben sein, während bei maximalem und minimalem Luftbedarf durchaus Ab-
striche an die Energieeffizienz in Kauf genommen werden können, da diese Lastsituationen deutlich
seltener vorkommen als die mittleren Bedarfsfälle.

Weiterhin ist für die Gebläseauslegung der Differenzdruck als Summe aller Verluste im Belüftungs-
system zu ermitteln. Neben der Einblastiefe sind hier vor allem die Druckdifferenz der Belüfterele-
mente und der Druckverlust im Rohrleitungssystem einschließlich aller Armaturen und Einbauten
zu berücksichtigen.

Die Temperatur auf der Druckseite sollte nach Auswahl des Gebläses errechnet werden (siehe Bemes-
sungsbeispiel im Anhang A). Sie kann näherungsweise auch durch Ansatz einer Temperaturerhöhung
von 10 °C je 100 hPa Druckdifferenz abgeschätzt werden. Die Strömungsgeschwindigkeit in den Haupt-
Rohrleitungen sollte einen Wert von 20 m/s nicht übersteigen. Zur Minimierung der Rohrleitungsver-
luste und zur Vermeidung von Geräuschentwicklungen ist, insbesondere in den Luftverteilleitungen für
die Belüfterfelder, eine Strömungsgeschwindigkeit von unter 10 m/s anzustreben.

Die Berechnung der Anzahl der Belüftungselemente erfolgt im Rahmen der Entwurfsplanung über die
herstellerspezifische, empfohlene Beaufschlagung für einen energetisch wirtschaftlichen Betrieb.

Nachzuweisen sind nach der herstellerspezifischen Wahl der Anzahl der Belüfter weitere Lastfälle
der Bemessung (minimale und maximale Luftzufuhr, Revisionsfälle) und die Kontrolle der sich dann
einstellenden Beaufschlagung im Hinblick auf die Zulässigkeit durch den Hersteller. Die minimale
Für Käufer des Belebungsexperts

und maximale Beaufschlagung sind somit lastfallabhängig zu beachten. Sollten zwischen Ist- und
Prognose-Zustand zu große Differenzen auftreten, kann beispielsweise bei Eintreten des Prognose-
falls eine Nachrüstung von Belüftern erfolgen.

Im Rahmen von Variantenvergleichen können auch die in der Tabelle 3 angegebenen typischen Be-
aufschlagungen in Abhängigkeit der Elementform und des Materials genutzt werden. Hierbei handelt
es sich um typische Angaben der Beaufschlagung, die in Abhängigkeit von Form und Hersteller auch
abweichende Werte annehmen können.

Bei Anlagen mit schwankender Einblastiefe (SBR-Reaktoren) ist die Berechnung für verschiedene
Wasserspiegellagen zu erstellen, um hier die maßgeblichen Bemessungsfälle abzuleiten.

Die ermittelte Anzahl der notwendigen Belüfterelemente ist schließlich im Belüftungsbecken entspre-
chend zu verteilen. Sofern es sich hierbei um nur ein belüftetes Becken handelt, beispielsweise ein voll
durchmischtes Becken einer intermittierenden Denitrifikation, sind hierbei lediglich die Maximalab-
stände (siehe 6.2.1) der Belüfterelemente und eine gleichmäßige Verteilung auf der Grundfläche des
Beckens zu beachten.

September 2017 DWA-Regelwerk 39


DWA-M 229-1

Tabelle 3: Typische Beaufschlagung von Druckbelüfterelementen (Angaben des Luftvolumenstro-


mes in Normkubikmeter 1. Zeile: Min – Max; 2. Zeile: typischer Bereich)

System Material Einheit

Elastomere starrporös

20 – 160 2
Dom mN3 /(h·m )
75

2 – 15 2 – 12
Rohr mN3 /(h·m)
5–8 7

35 – 150 35 – 150 2
Teller mN3 /(h·m )
75 75

2 – 60 2
große Platten mN3 /(h·m )
30

20 – 140 25 – 200 2
kleine Platten mN3 /(h·m )
65 100

Insbesondere bei anspruchsvollen verfahrenstechnischen Konzepten mit kaskadierten Becken, Be-


ckengeometrien zur Erzeugung einer Rohrströmung oder der Anordnung von aeroben Selektoren ist
der gestaffelten Anordnung der Belüfterelemente besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Es ist
sicherzustellen, dass in Zonen hoher Substratkonzentration der Lufteintrag ausreicht, um die ge-
wünschte Sauerstoffkonzentration zu erzielen und gleichzeitig in den Zonen mit geringer Substrat-
konzentration und geringem Sauerstoffbedarf eine ausreichende Durchmischung erfolgt.

Bei komplexer Beckenkonfiguration ist eine auf der Bemessung aufbauende dynamische Simulation
Für Käufer des Belebungsexperts

und Ermittlung des Sauerstoffbedarfs für die einzelnen Beckenzonen ein wertvolles Hilfsmittel, um
eine verfahrenstechnisch angepasste Verteilung der Belüfterelemente zu erreichen.

Die genannten Randbedingungen können dazu führen, dass die errechneten minimalen und maximalen
Luftmengen für den Zeitpunkt nach der Inbetriebnahme und den Bemessungszeitraum mit der glei-
chen Belüfterkonfiguration nicht sichergestellt werden können. In diesem Fall ist zu empfehlen, einen
abgestuften Ausbau der Belüftung vorzunehmen. Die Maßnahmen dazu können sein:
 späterer Austausch/Ergänzung der Verdichter,
 geringere Belegungsdichte mit möglicher Nachrüstung im Ausbaulastfall.

Zu beachten ist, dass der nachträgliche Einbau von neuen Belüftern und eine Mischung mit dem Altbe-
stand zu unterschiedlichen Druckverlusten mit der Folge einer ungleichmäßigen Luftverteilung oder
einer Erschwerung der automatisierten, druckbasierten Luftverteilung führen kann.

Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass die Auslegung des Belüftungssystems nach der Submis-
sion durch gegenüber der Ausschreibung bzw. dem Entwurf geänderten Leistungsdaten von Ver-
dichtern und Belüftungselementen (beispielsweise höherer SSOTE als angenommen) entsprechend
abzugleichen bzw. zu ändern ist.

40 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

4.3.3 Oberflächenbelüftungssysteme
Wie bei den Druckbelüftungssystemen erfolgt die Auslegung von Oberflächenbelüftern auf Basis der
im Rahmen der Lastfallbetrachtung ermittelten Kennwerte für den Sauerstoffbedarf. Da der förder-
liche Effekt von Salzen auf den Belüftungskoeffizienten nur bei feinblasigen Druckbelüftungssyste-
men auftreten kann, dürfen die Salzfaktoren des Belüftungskoeffizienten bei Oberflächenbelüf-
tungssystemen nicht angesetzt werden.

Mit Oberflächenbelüftungssystemen (Kreisel und Walzen) kann unter günstigen Bedingungen eine
Eintragseffizienz (SAE) von 1,8 kg/kWh O2 bis 2,0 kg/kWh O2 erreicht werden. Unter mittleren Ver-
hältnissen liegt die Eintragseffizienz im Bereich von 1,6 kg/kWh O2 bis 1,8 kg/kWh O2.

Dabei gilt, dass bei allen Oberflächenbelüftern die Sauerstoffzufuhr mit zunehmender Eintauchtiefe
und daraus folgender zunehmender Leistungsaufnahme ansteigt.

Die Eintauchtiefe von Walzenbelüftern sollte zur Vermeidung stehender Wellen bei etwa 0,25 m bis
0,3 m liegen. In diesem Bereich kann auch von einem Optimum in Bezug auf den Sauerstoffertrag
ausgegangen werden. Bei Kreiselbelüftern sollte die Eintauchtiefe einen Wert von 0,5 m nicht über-
schreiten.

Die Regelung der Walzenbelüfter muss stets an die verfahrenstechnischen Anforderungen ange-
passt werden, wobei dies zumeist durch Ab- und Zuschaltung einzelner Belüfter in Abhängigkeit
einer geeigneten Steuergröße erfolgt.

Grundsätzliche Möglichkeiten zur Regelung von Kreiselbelüftern bieten die Zu- und Abschaltung, die
Veränderung der Drehzahl oder die Variation der Eintauchtiefe in Abhängigkeit von einer geeigneten
Steuergröße. Letzteres kann durch eine höhenverstellbare Lagerung des Belüfteraggregats oder
durch eine Änderung des Wasserstands realisiert werden. Die höhenverstellbare Lagerung hat sich
wegen der erheblichen maschinentechnischen Anforderungen in der betrieblichen Praxis jedoch nicht
durchgesetzt. Die Wasserstandsänderung kann prinzipiell mithilfe von Ablaufwehren geregelt werden.
Zu Automatisierungszwecken ist sie mit Elektroantrieben zu realisieren. Die Anpassung des Sauerstof-
feintrags an den Verbrauch erfolgt über ein Schaltwerk, welches das Ablaufwehr schrittweise betätigt.
Für Käufer des Belebungsexperts

Eine plötzliche Wasserstandsänderung durch die abrupte Betätigung der Wehrklappe ist aufgrund der
damit verbundenen hydraulischen Stoßbelastungen der Nachklärung unbedingt zu vermeiden. Insge-
samt ist aus Sicht der Automatisierung die Drehzahlregelung der Motoren mittels geeigneter Frequen-
zumrichter zu bevorzugen. Tabelle 4 fasst die wirtschaftlichen Regelbereiche der Oberflächenbelüf-
tung in Abhängigkeit des gewählten Steuerungs-/Regelungskonzepts zusammen.

Tabelle 4: Leistungs- und Regelbereich von Oberflächenbelüftern

Belüftertyp Mögliche Sauerstoff- Art der Wirtschaftlicher Regelbereich


zufuhr SOTRmax Regelung/Steuerung in % von SOTRmax
in kg/h

Kreisel 5 – 450 intermittierend: 0 – 100

Eintauchtiefe: 55 – 100

Drehzahl: 30 – 100

Walzen 5 – 90 intermittierend: 0 – 100


bzw.
Eintauchtiefe: 40 – 100
5 – 9 kg/(m·h)
Drehzahl: 70 – 100

September 2017 DWA-Regelwerk 41


DWA-M 229-1

Analog zur Belegungsdichte ist bei Oberflächenbelüftern die Bestückungszahl zu ermitteln. Sie gibt
an, wie viele Aggregate im Becken installiert werden. Konkrete Hinweise zur Anordnung von Ober-
flächenbelüftern im Belebungsbecken finden sich in 6.2.3.

4.3.4 Sondersysteme
Die Auslegung und Anordnung von Sondersystemen (Ejektor, Injektor, statische Mischer etc.) erfolgt
gemäß den herstellerspezifischen Vorgaben.

4.4 Überwachung der Effizienz


Bereits bei der Planung von Belüftungssystemen sollten Überlegungen zur Überwachung im Hin-
blick auf die Energieeffizienz und die Veränderung der Belüftereigenschaften berücksichtigt werden.

Es wird empfohlen, die Leistungsaufnahme der Belüftung zumindest als Gesamtgröße mittels eines
Energiezählers zu erfassen und kontinuierlich im PLS aufzuzeichnen. Bei größeren Anlagen kann es
auch sinnvoll sein, die Energie für die Belüftung von einzelnen Becken bzw. durch einzelne Aggrega-
te (z. B. Gebläse, Walzenbelüfter) zu erfassen.

Ebenso sollte bei Druckluftbelüftungssystemen bereits bei der Planung eine Drucküberwachung be-
rücksichtigt werden. Dies kann in einfacher Weise durch eine manometrische Drucküberwachung in
der Luftleitung unmittelbar vor der Verteilung auf die einzelnen Belüftungsstränge am Beckenrand
geschehen. Der Druck wird monatlich bei annähernd gleichem Luftvolumenstrom erfasst und im Be-
triebstagebuch notiert. Solchermaßen manuell registrierte Druckmessungen geben bereits einen gu-
ten Anhalt über mögliche Veränderungen des Druckverlusts der Belüfterelemente. Bei größeren Anla-
gen bzw. unter kritischen Verfahrensrandbedingungen (z. B. hoher Anteil industriellen Abwassers,
Druckverlustanstiege in der Vergangenheit) empfiehlt sich eine kontinuierliche Erfassung des Drucks,
der Luftförderleistung und der Lufttemperatur auf der Druckseite der Gebläse. Alternativ kann der
Für Käufer des Belebungsexperts

Druckverlust auch regelmäßig mittels einer Luftlanze und Messung des Differenzdrucks zwischen
Luftlanze und Luftleitung gemessen werden.

Weiterhin sollte bei Druckluftbelüftungssystemen grundsätzlich bereits in der Planungsphase die


Möglichkeit geschaffen werden, Belüfterfelder regelmäßig mit der maximalen Luftmenge zu beauf-
schlagen und gegebenenfalls auch eine Druckentlastung vorzusehen. Solche Spülprogramme sind
unbedingt automatisiert im PLS zu hinterlegen.

Sofern die betriebliche Erfahrung der Vergangenheit gezeigt hat, dass es aufgrund der verfahrens- und
abwassertechnischen Randbedingungen nach einer bestimmten Betriebszeit zu einem Anstieg des
Druckverlusts der Belüfterelemente kommt, sollten auch Vorrichtungen zur automatisierten Reinigung
der Elemente mit Säure planerisch berücksichtigt werden.

Weitere detaillierte Informationen zur betrieblichen Überwachung und Reinigung von Belüfterele-
menten werden im Teil 2 des Merkblatts behandelt (Merkblatt DWA-M 229-2).

42 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

5 Durchmischung
5.1 Allgemeine Aufgaben
Rührwerke in Abwasserreinigungsanlagen haben im Wesentlichen folgende Aufgaben:
 Homogenisieren (Ausgleich von Konzentrations- und Temperaturgefälle),

 Suspendieren (Vermeidung und Mobilisierung von Ablagerungen) im System fest/flüssig bzw.


fest/flüssig/gasförmig,

 Vermeiden von Kurzschlussströmungen,

 Einbringen einer gerichteten Strömung.

In einigen Zonen der Belebungsanlage werden die Rührwerke dabei ausschließlich (z. B. Selektor-,
Denitrifikations- oder Fällungsbecken) oder in Kombination mit Belüftungseinrichtungen (z. B. Nitri-
fikation, intermittierende Denitrifikation) für notwendige Mischoperationen eingesetzt. Der Grad der
Homogenisierung oder der Suspendierung wird durch den Energieeintrag und die bauliche Ausfüh-
rung des Mischbeckens bestimmt.

5.2 Bauarten von Rührwerkssystemen


Eine Einteilung der Rührwerke kann nach der Drehzahl, dem Durchmesser und der Bauform vorge-
nommen werden. Die in Tabelle 5 zusammengestellte Auflistung gibt einen Überblick über die in
Abwasseranlagen eingesetzten Aggregate.

Tabelle 5: Kategorisierung der Durchmischungsaggregate

Aggregattyp Lage der Richtung der Durchmesser Drehzahl bevorzugte


Antriebswelle Abströmung typischer typischer Beckenform
Für Käufer des Belebungsexperts

Wert (m) Wert (U/min)

Langsamlaufende
H, V H, V 1,0 – 3,0 < 100 U, K
Propeller-Rührer

Hyperboloid-
V H 1,0 – 2,0 < 100 R
Rührer

Paddel-Rührer V H 1,0 – 4,0 1–2 U

ANMERKUNGEN
H horizontal,
V vertikal,
U Umlaufbecken, Belebung,
R Rechteckbecken, Belebung,
K Kreis- bzw. Kreisringbecken, Belebung.

Propellerrührer werden in Ausführungen mit zwei oder drei Blättern angeboten.

Für die Kennzeichnung der Rührwerksleistung ist die Kraftwirkung, die an das Wasser übertragen
wird, entscheidend (Schub). Als Ersatzwert wird häufig die aufgenommene Motorleistung bezogen
auf das Beckenvolumen herangezogen.

September 2017 DWA-Regelwerk 43


DWA-M 229-1

5.3 Einflussparameter und Kennwerte von Rührwerkssystemen

5.3.1 Allgemeines
Zur Bewertung der Leistungsfähigkeit eines Rührwerkssystems sind Angaben zur Anzahl der zu
installierenden Rühraggregate und ihrer Leistungsparameter notwendig.

5.3.2 Einflussgrößen

5.3.2.1 Rühraufgabe
Die Rühraufgabe ist eine wesentliche Größe im Hinblick auf die richtige Auswahl eines Rühraggre-
gats. In 5.1 finden sich die wesentlichen Aufgaben, die ein Rührwerk im Rahmen der Abwasserreini-
gung zu erfüllen hat.

5.3.2.2 Medium
Mit Medium wird der zu rührende Beckeninhalt bezeichnet. Im Rahmen der kommunalen Abwasser-
reinigung mit TS-Werten in den Denitrifikations- und Nitrifikationsbecken von 2 g/l bis 5 g/l ist von
keinen wesentlichen Viskositätsveränderungen gegenüber Reinwasser auszugehen, die zu einer
Leistungsminderung der Rühraggregate führen können.

5.3.2.3 Beckendesign
Die Gestaltung des Beckens wie auch die Anordnung von Zu- und Ablauf haben einen Einfluss auf die
Leistungsfähigkeit des Rühraggregats. Die unterschiedlichen Strömungsverhältnisse in Rund-,
Für Käufer des Belebungsexperts

Rechteck-, Umlauf- und Kreisringbecken führen zu Änderungen in der Anströmung der Rühraggre-
gate, wodurch sich ihr Energieeintrag verändert.

5.3.2.4 Betriebsweise des Beckens


Bei der Betriebsweise des Beckens ist zwischen unbelüftetem und belüftetem Betrieb zu unter-
scheiden. In unbelüfteten Becken stehen die Rühraggregate nur in Wechselwirkung mit den vorab
genannten Parametern.

Ist das Becken belüftet, so muss noch unterschieden werden, ob die Belüftung durch ein bodennah
angeordnetes Druckluftsystem oder durch Walzenbelüfter bzw. Kreisel erfolgt. Bei Kreiseln ist ein
gemeinsamer Betrieb bei sehr großen Becken mit langen Fließstrecken dann sinnvoll, wenn durch
die Rühraggregate eine ausreichende Strömungsgeschwindigkeit zwischen den einzelnen Kreiseln
sichergestellt werden muss. Bei Walzenbelüftern kommen Rühraggregate während der Belüftungs-
phase nur bei tiefen Becken von mehr als 4 m zum Einsatz (siehe 6.2.3.2), um die Einmischung des
Sauerstoffs und ausreichende bodennahe Geschwindigkeiten zu gewährleisten.

Bei der Kombination von Druckluftsystem und Rühraggregat entsteht eine Interaktion zwischen
eingetragener Luft und der Wasserphase. Hierbei gelangen Luftblasen unter Umständen in den
Wirkbereich des Rührers. Dadurch wird zwar einerseits die Aufenthaltszeit der Luftblasen im Be-
cken vergrößert, andererseits führt der große Dichteunterschied zwischen Wasser und Luft aller-
dings zwangsläufig zu einer ungleichförmigen Anströmung und einem unruhigen Lauf des Rühr-
werks. Daher ist ein genügend großer Abstand zum Belüftungsfeld zu wählen. Ferner ist im
Belüftungsfeld aufgrund der eingetragenen Luftblasen mit einer lokalen Volumenvergrößerung und

44 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

damit einer Wasserspiegelerhöhung zu rechnen, die mit Betrieb eines Rührwerks durch den damit
verbundenen Druckanstieg weiter erhöht wird.

5.3.3 Kennwerte

5.3.3.1 Anzahl der Rühraggregate


Die Anzahl der Rühraggregate ergibt sich aus den Anforderungen und den Leistungsparametern des
gewählten Rühraggregats.

5.3.3.2 Leistungsparameter
Die Leistungsparameter betreffen zum einen das Rühraggregat und zum anderen den zugehörigen
Motor.

Zu den Leistungsparametern eines Rührwerks gehören neben Angaben zum Fabrikat, Typ, Rühror-
gan, Flügelzahl, Durchmesser und Drehzahl im Wesentlichen die Leistungsaufnahme (kW) und der
Rührwerksschub (N).

Insbesondere die Leistungsaufnahme (aufgenommene Motorleistung bezogen auf das zu durchmi-


schende Beckenvolumen) ist für den Betreiber eine wichtige Größe, da sie letztendlich über die ent-
stehenden Betriebskosten entscheidet. Bezogen auf ein Becken ergibt sich aus der Leistungsauf-
3
nahme der spezifische Leistungseintrag (W/m ), der als weiterer Leistungsparameter für ein Becken
bezeichnet werden kann.

Allerdings kann aus der Größe dieses Werts keine Aussage im Hinblick auf das Rührergebnis ge-
troffen werden, denn auch mit einer geringen spezifischen Leistungsaufnahme kann unter Um-
ständen bei der richtigen Rührwerkswahl und -positionierung die Rühraufgabe erfüllt werden. Die
Für Käufer des Belebungsexperts

spezifische Leistungsaufnahme sollte daher nur zur Auswahl zwischen gleichwertigen (im Hin-
blick auf das Rührergebnis) Rühraggregaten herangezogen werden.
3
Typische Werte für den spezifischen Leistungseintrag liegen im Bestand heute zwischen 2 W/m bis
3
5 W/m , wobei im Rahmen von energetischen Optimierungen oder bei Neuplanungen in Abhängigkeit
der jeweiligen Randbedingungen auch mit deutlich geringeren Leistungseinträgen von bis zu unter
3
1 W/m unter Umständen eine ausreichende Durchmischung erreicht werden kann. Mit den heute
verfügbaren Rührwerken mit integrierter Drehzahlverstellung kann eine optimale Anpassung an die
jeweilige Aufgabenstellung erfolgen.

Leistungsparameter des Motors sind neben Fabrikat, Typ und weiteren betriebsrelevanten Angaben
insbesondere die Motorleistung, die Motornennleistung sowie der Wirkungsgrad.

5.3.4 Anordnung
In quadratischen oder runden Mischbecken (anaerobes Becken, Selektorzone, Denitrifikation) ohne
Belüftung wird die Umwälzung durch zentrisch angeordnete Rührwerke oder an der Peripherie an-
geordnete Rührwerke erreicht.

Bei den zentrisch angeordneten Rührwerken wird unterschieden in Tauchmotorrührwerke und in


Rührwerke mit einer über dem Wasserspiegel angeordneten Antriebseinheit. In Abhängigkeit der
horizontalen Anordnung des Rührkörpers und dessen Gestaltung wird die Umwälzung durch zentri-

September 2017 DWA-Regelwerk 45


DWA-M 229-1

sche Aufwärtsströmung oder bei in Bodennähe angeordneten Rührern durch eine nach außen ge-
richtete Radialströmung erreicht.

In anaeroben und anoxischen Zonen sind Turbulenzen an der Wasseroberfläche zu vermeiden, um


den Sauerstofftransport aus der Luft in das Abwasser minimal zu halten.

Die in Umlaufbecken durch Kreisel oder Walzenbelüfter erzeugte Umwälzung und Belüftung kann ab
einer Beckentiefe von 3,5 m bis 5 m durch den Einbau von getauchten Propellerrührern unterstützt
werden.

Die Positionierung von Rührwerken und auch der Leistungseintrag beeinflussen maßgeblich die Ge-
brauchsdauer und Energieeffizienz und sind für den jeweiligen Rührwerkstyp anzupassen. Zum Bei-
spiel sind langsam laufende getauchte Rührwerke gegenüber mittelschnell- und schnelllaufenden
Rührwerken hinsichtlich der Strömungsführung sehr empfindlich. Eine ungünstige Positionierung
kann hier zu starken Vibrationen, hohen Turbulenzen und damit verbundenem erhöhtem Geräuschpe-
gel und unruhigem Lauf der Maschine führen. Hieraus resultiert ein starkes Schwanken bzw. Verdre-
hen des Führungsrohrs, Schwankungen in der elektrischen Leistungsaufnahme und eine erhöhte
Trombenbildung.

Tauchmotorrührwerke können weitgehend frei im Becken positioniert werden. Die Propellerschub-


kraft erzeugt einen Strahl, der die umgebende Flüssigkeit mit sich reißt. Je weiter sich der Strahl
ungehindert über eine gerade Strecke ausbreiten kann, desto besser ist die Übertragung in das um-
gebende Fluid und desto geringer sind die Verluste.

Tauchrührwerke beeinflussen sich aber auch gegenseitig im Saugbereich, sodass zwischen den Rühr-
werken ein Abstand von > DRühr eingehalten werden oder durch eine Trennwand dieser Einfluss vermie-
den werden muss.

Von den Beckenwänden und dem Beckenboden hat sich für Tauchmotorrührwerke ein Mindestab-
stand von 300 mm zur Propellerspitze als sinnvoll erwiesen. Auch ist ein genügend großer Abstand
zur rückwärtigen Beckenwand zu gewährleisten, damit sich eine ungestörte Saugströmung ausbil-
Für Käufer des Belebungsexperts

den kann.

Zur Wasseroberfläche sollte der Abstand mindestens 800 mm betragen, um eine Trombenbildung an
der Saugseite zu verhindern.

5.4 Auslegungshinweise von Rührwerken in Belebungsbecken


Die Auslegung von belüfteten oder unbelüfteten Becken mit Rührwerken erfolgt zumeist durch den
Rührwerkshersteller. Um dem Planer jedoch eine Hilfestellung im Hinblick auf die Auswahl des für
seinen Anwendungsfall am besten geeigneten Rührwerks zu geben, wurde vom Verband Deutscher
Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) das Einheitsblatt 24656 „Rührwerke in Belebungsbecken von
Abwasserreinigungsanlagen – Hinweise zur Planung, Projektierung und Ausführung“ erstellt. Dieses
bietet eine Parameterliste, die es dem Planer ermöglicht, auf einheitliche Weise die notwendigen Grö-
ßen bei den verschiedenen Rührwerksherstellern zu erfragen, um eine verlässliche Basis für seine
Aggregatauswahl zu schaffen.

Für die richtige Auslegung eines Beckens benötigt der Rührwerkshersteller neben Informationen
zur Abwasserzusammensetzung und dem grundsätzlichen Ablauf der Abwasserreinigung auf der
betreffenden Anlage einschließlich der Schlammeigenschaften (TSBB, ISV) Angaben zur Rühraufgabe
sowie zur Beckenart, Beckenform, Beckenausführung und den zugehörigen Betriebszuständen.
Auch sollten dem Rührwerkshersteller konkrete Angaben zur Belüftung gemacht werden, wie bei-
spielsweise: Belüftertyp, Luftmengen bei verschiedenen Betriebszuständen, Belegungsfläche, An-
zahl und Lage der Belüfterfelder. Auf Basis dieser Daten erhält der Planer im Allgemeinen die vom

46 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

jeweiligen Hersteller zu empfehlenden Rühraggregate einschließlich einer Angabe zur Positionie-


rung der Aggregate.

Da vom Rührwerkshersteller eine Garantie im Hinblick auf das zu erreichende Rührziel zu erbringen
ist, ist zu erwarten, dass er die Positionierung der Aggregate vorschreibt. Vor diesem Hintergrund
wird auch verständlich, warum keine einheitlichen Richtlinien zur Beckenauslegung mit Rührwerken
vorliegen. Die Hersteller bieten meist Auslegungshinweise an, die allerdings zum Teil spezifisch für
ihre Produkte gelten und nicht allgemein übertragbar sind.

Die im Arbeitsblatt DWA-A 131:2016 angegebene Empfehlung einer zu installierenden Leistungs-


dichte des Rührwerks in Watt pro Kubikmeter Beckenvolumen ist im Hinblick auf die zu erfüllende
Rührwerksaufgabe meist unzureichend, da die Leistungsaufnahme des Rührwerks stark von der
Rührwerksart (Langsamläufer, Schnellläufer, Sohlenrührwerk) beeinflusst wird.

Im Allgemeinen kann festgestellt werden, dass die eingetragene Energie sicherstellen muss, dass
Geschwindigkeiten erzeugt werden, die ein permanentes Absetzen verhindern. Bei einem gut ab-
setzbaren Schlamm (ISV < 80 ml/g) und geringen Feststoffkonzentrationen im Belebungsbecken
(TSBB < 2 g/l) mit entsprechend höheren Sinkgeschwindigkeiten ist davon auszugehen, dass eine boden-
nahe Geschwindigkeit von mindestens 0,25 m/s zur Vermeidung von Ablagerungen ausreichend ist,
wobei „Geschwindigkeit“ den Geschwindigkeitsbetrag meint, der eine Resultierende aus allen drei Ge-
schwindigkeitskomponenten darstellt. Bei schwerer absetzbarem Schlamm (ISV > 130 ml/g) und höhe-
ren Feststoffgehalten (TSBB > 4 g/l) und damit geringeren Sinkgeschwindigkeiten des belebten
Schlamms kann von einer bodennahen Geschwindigkeit von mehr als 0,1 m/s ausgegangen werden, um
Ablagerungen zu vermeiden.

Eine deutliche Energieeinsparung kann insbesondere bei zu groß bemessenen Rührwerken durch
einen bedarfsgerechten Betrieb oder durch eine intermittierende Fahrweise erreicht werden. Soll
beispielsweise in einem runden oder rechteckigen Denitrifikationsbecken nur sichergestellt werden,
dass es zu keinen permanenten Ablagerungen kommt, so kann es ausreichend sein, das Rührwerk
im Wechsel für jeweils einen definierten Zeitraum an- und abzuschalten. Es muss dabei sicherge-
stellt werden, dass der Rührwerksstrahl bei Wiederinbetriebnahme des Rührwerks über den Boden
Für Käufer des Belebungsexperts

entlang streicht und während der Betriebspause sedimentiertes Material wieder aufwirbelt. Weiter-
hin ist betrieblich darauf zu achten, dass es nicht zu einer starken Entmischung von Abwasser und
belebtem Schlamm kommt, um eine zielgerichtete Denitrifikation sicherzustellen. Durch diese in-
termittierende Betriebsweise kann so eine verfahrenstechnisch einwandfreie und gleichzeitig ener-
gieeffiziente Betriebsweise realisiert werden.

September 2017 DWA-Regelwerk 47


DWA-M 229-1

6 Konstruktive Auslegung und Leistung von Belüftung


und Durchmischung
6.1 Allgemeines
Aufgrund der Vielzahl möglicher verfahrenstechnischer Anlagenkonfigurationen und Beckenkon-
struktionen ist eine allgemeingültige Beschreibung der Konstruktion von Belüftungs- und Durchmi-
schungsaggregaten nicht möglich.

Nachfolgend werden daher eher grundsätzliche Hinweise zur Anordnung der Belüftung und der
Durchmischung gegeben, die in Abhängigkeit der speziellen Randbedingungen des Einzelfalls ent-
sprechend zu übertragen sind.

6.2 Anordnung von Belüftungseinrichtungen und Rührwerken

6.2.1 Druckluftbelüftungssysteme ohne Rührwerke


Bei der Anordnung von Belüftern in Becken ist darauf zu achten, dass die Abstände zwischen den
Belüfterelementen und Wänden nicht zu groß werden. Überschreiten diese Abstände gewisse Maxi-
malwerte, so bilden sich starke Strömungswalzen aus, die die Luftblasen rascher an die Becken-
oberfläche befördern, wodurch die Aufenthaltszeit der Blasen im Wasserkörper reduziert und die
Wirtschaftlichkeit des Gesamtsystems verringert wird. Eine nur mäßige Ausbildung von Strömungs-
walzen kann sich dagegen durchaus positiv auf den Sauerstoffeintrag ausbilden.

Für Rohrbelüfter zeigen praktische Erfahrungen, dass sich bei zu großen Abständen zwischen den
Rohrenden von Belüfterfeldern, beispielsweise mehr als 800 mm bei einer Wassertiefe von ca. 5,5 m,
Strömungswalzen einstellen, die meist negativ auf den Sauerstoffeintrag wirken. Weiterhin sollte der
Abstand von Achse zu Achse zweier Rohrbelüfter einen Wert von ca. 500 mm nicht überschreiten.
Für Käufer des Belebungsexperts

Bei Becken mit Vouten an der Beckensohle ergibt sich das Problem, dass Belüfter von der Wand
abgerückt werden müssen. Die Vouten unterstützen die Strömungswalzen, wodurch meist ebenfalls
negative Effekte auftreten. Es ist darauf zu achten, dass die Belüfter an der Sohle gleichmäßig ver-
teilt sind.

Bei Mischbecken mit Sohlenrührwerk muss der Bereich des Rührwerks ausgespart werden, um
Walzenströmungen zu vermeiden.

Zur Montage der Belüfter auf der Beckensohle wird empfohlen, zur besseren Reinigung einen Ab-
stand von ca. 10 cm anzustreben und die Beckensohle mit einem leichten Gefälle auszuführen. Bei
größeren Becken ist es darüber hinaus empfehlenswert, diese Sohlenneigung so herzustellen, dass
die geneigten Sohlenabschnitte in Rinnen entwässern, die wiederum in einen oder mehrere Pum-
pensümpfe geführt werden, sodass bei Außerbetriebnahme des Beckens eine schnelle Reinigung
und Restentleerung des Beckens möglich wird. Bei Ausführung der Beckensohle in geneigter Form
ist allerdings durch Aufständerung der Belüfter darauf zu achten, dass diese in exakt gleicher Höhe
montiert werden.

Inwieweit es sinnvoll ist, Belüftereinheiten so einzubauen, dass sie im laufenden Betrieb aus dem
gefüllten Belebungsbecken herausgehoben werden können, sollte planerisch kritisch geprüft wer-
den. Trotz höherer Investitionskosten kann eine solche Lösung gerade auf einstraßigen Anlagen, bei
denen eine Beckenentleerung im laufenden Betrieb eher schwierig ist, durchaus sinnvoll sein. Ande-
rerseits können durch den Einsatz von entsprechend versierten Tauchern auch im gefüllten Becken
einzelne Belüfterelemente in der Regel problemlos ausgetauscht werden.

48 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Die geübte Praxis, möglichst viele Belüfter an einem Belüfterrohr anzuordnen und möglichst wenige
Belüfterrohre nebeneinander in das Becken zu legen, ist ungünstig. Es sollten möglichst gleichmä-
ßige Abstände zwischen den Belüftern vorliegen und im Zweifelsfall ein oder zwei Verteilrohre mehr
in das Becken hineingelegt werden (siehe Bild 3).

Bild 3: Weniger günstige (links) und günstige (rechts) Belüfteranordnung in Mischbecken

Einen Sonderfall stellt die temporäre Umwälzung des Beckeninhalts, vor allem bei Anlagen mit in-
termittierender Nitrifikation/Denitrifikation, dar. Dabei wird der Beckeninhalt in frei wählbaren Ab-
ständen (5 min bis 10 min) stoßweise belüftet (< 30 s), sodass eventuell abgesetzter Schlamm wieder
in Schwebe gebracht wird. Wirtschaftliche Vorteile bietet diese Verfahrenstechnik in der Regel bei
langen, schmalen Becken, die ungünstig für einen wirtschaftlichen Rührwerksbetrieb sind. Nachtei-
lig ist, dass eine strikte Entkopplung von Umwälzung und Belüftung wie bei Rührwerken nicht mög-
lich ist, d. h., die notwendige Luft muss aus dem bestehenden Luftverteilungssystem entnommen
werden. Sind mehrere Beckenteile in unterschiedlichen Sequenzen zu belüften, erfordert dies zu-
sätzliche Stellglieder zur Luftverteilung sowie eine entsprechende Steuerung, die dieses Verfahren
dann aufwendig machen. Bei gutem Absetzverhalten und hoher Sinkgeschwindigkeit des Schlamms
können die erforderlichen Belüftungsintervalle sehr klein werden, mit der Folge hoher Schalthäufig-
keit und negativer Auswirkungen auf die Denitrifikation.

6.2.2 Druckluftbelüftungssysteme mit Rührwerken


Für Käufer des Belebungsexperts

Aus verfahrenstechnischen Gründen werden Umlaufbecken häufig mit langsam laufenden Horizon-
talrührwerken ausgestattet. Es ist üblich, die Belüfter in den geraden Gerinnebereichen anzuordnen.

Von den Rührwerksherstellern werden Mindestwerte für Wandabstand, Sohlenabstand, Abstand zu


Belüftern, der Wasseroberfläche und der Rührwerke untereinander gefordert (HIGBIE 1935). Die An-
gaben der verschiedenen Hersteller sind nicht einheitlich. Typische Werte sind:
 Abstand zwischen Rührwerk und Belüfterfeld
sowie zu Umlenkungen (in beiden Richtungen): 4m–7m

 Abstand zwischen zwei Rührwerken: 1 · DRühr

 Abstand zur Seitenwand: 0,3 · DRühr – 1 · DRühr

 Abstand zur Wasseroberfläche: > 0,8 m

 Abstand zur Beckensohle: 0,3 m – 0,5 m, bei tiefen Becken auch mehr.

Bei Becken, die nicht mindestens 6-mal so lang sind wie die Gerinnebreite, steht nur wenig Fläche
für die Anordnung der Belüfter zur Verfügung. Diesem Sachverhalt wird bei der Planung in der Regel
zu wenig Beachtung geschenkt und die Belüfter in einem engen Raster, d. h. mit hoher Belegungs-
dichte, eingebaut.

Es ist nicht empfehlenswert, die Belüfter auf einem kleinen Bereich der Beckensohle zusammenzu-
drängen. In Umlaufbecken kommt es in diesen Fällen zu einer Ausbildung von starken Strömungs-
walzen an den Rändern der Belüftungsfelder, die die Sauerstoffzufuhr meist negativ beeinträchtigen.

September 2017 DWA-Regelwerk 49


DWA-M 229-1

Der Effekt beruht auf der Überlagerung der Blasenaufstiegsgeschwindigkeit mit der nach oben ge-
richteten Wasserströmung und der dadurch verkürzten Aufenthaltszeit der Luftblasen im Wasser-
körper.

Bei zielgerichteter Auslegung der Belüftung zur Vermeidung von Strömungswalzen können je nach
Lage des Zu- und Ablaufs und der Beckengeometrie unter Umständen Kurzschlussströmungen
dadurch entstehen, dass sich eine vorwiegend oberflächennahe Strömung ausbildet und es nicht zu
einer vollständigen Durchmischung des Beckeninhalts kommt. Diese sind durch geeignete Anord-
nung von Zu- und Ablauf bzw. gegebenenfalls auch Leitschilden/-wänden zu vermeiden.

Weiterhin ist es günstig, die Belüfter auf die maximal mögliche Beckengrundfläche zu verteilen, ohne
dass dabei maximale Abstände überschritten werden (siehe 6.2.1: Bild 3). Hierbei sind selbstverständ-
lich auch andere verfahrenstechnische Randbedingungen (Durchmischung, Denitrifikationszonen) bei
der Festlegung der zu belegenden Fläche zu beachten. Durch das „Auseinanderziehen“ der Belüfterfel-
der verkleinert sich der Einfluss der Randbereiche im Verhältnis zur gesamten Fläche des Belüfterfelds,
d. h. der Bereich, in dem die Luftblasen ungestört aufsteigen können, wird vergrößert (siehe Bild 4).

Bild 4: Walzenströmung an den Rändern eines Belüfterfelds in Umlaufbecken

Bei kurzen Umlaufbecken (das sind Becken, bei denen das Verhältnis Länge/Gerinnebreite < 6 be-
trägt) ist es in der Regel notwendig, Belüfterelemente auch in die Umlenkung einzubauen. Grund-
sätzlich sollten die Belüfterfelder so angeordnet werden, dass möglichst wenige Randwalzen (im
günstigsten Fall nur zwei) auftreten.
Für Käufer des Belebungsexperts

Es hat sich gezeigt, dass die Anordnung von Belüftern in der Umlenkung von Umlaufbecken einen
positiven Effekt hat (siehe Bild 5). Dies ist nicht nur alleine auf die Erhöhung der Anzahl der Belüfter
und die damit einhergehende Reduktion der spezifischen Luftbeaufschlagung zurückzuführen, son-
dern auch auf die weitgehende Unterbindung von Randwalzen mit ihren nachteiligen Einflüssen auf
die Sauerstoffzufuhr.

Bild 5: Anordnung von Belüfterelementen im Umlenkbereich von Umlaufbecken zur Verbesserung


der Durchströmung und des Sauerstoffeintrags

Messtechnische Überprüfungen der Sauerstoffzufuhr, beispielsweise auf dem Hauptklärwerk in


Wien, haben eine deutliche Steigerung, und zwar über den theoretisch aufgrund der erhöhten Belüf-
terzahl erwarteten Wert, ergeben (FREY 2007). Durch die Anordnung von Belüftern in der Umlenkung
von Umlaufbecken konnte in einigen Fällen eine deutliche Verbesserung der Umlaufströmung bei
gleich bleibender Leistung der Rührwerke erreicht werden.

50 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Ursache für die verbesserte Umlaufströmung ist, dass der Strömungswiderstand der Umlenkung
durch das Einblasen von Luft in der Umlenkung reduziert wird. In der Umlenkung strömt ein
3-Phasengemisch aus Wasser, belebtem Schlamm und Luftblasen. Dieses hat andere rheologische
Eigenschaften als ein Gemisch aus Abwasser und belebtem Schlamm. So ist unter anderem die
(scheinbare) Viskosität durch den Luftblasenanteil (0,5 % bis 2 % Luftvolumenanteil) geringer,
wodurch sich der Strömungsverlust in der Umlenkung verringert.

In Umlaufbecken steigt durch Erhöhung der Wassergeschwindigkeit im Umlaufkanal die Sauerstoff-


zufuhr SOTR an. Neben der Wassergeschwindigkeit hat auch die Anordnung der Belüftungselemente
Einfluss auf den Sauerstoffeintrag und -ertrag. Obwohl die örtlichen Verhältnisse eine wesentliche
Rolle spielen, kann dennoch der von GILLOT & HÉDUIT (2005) für verschiedene Anlagen mit Umlaufbe-
cken in Frankreich gefundene Zusammenhang zwischen Strömungsgeschwindigkeit und verbesser-
ter Sauerstoffzufuhr grundsätzlich bestätigt werden.

Bei Kreis- und Kreisringbecken gelten die zu Umlaufbecken gemachten Ausführungen analog. Infol-
ge des kleinen Verhältnisses von Gerinnebreite zur Umlauflänge lassen sich jedoch oft keine zwei
Rührwerke nebeneinander anbringen, sodass bei zwei (oder mehr) Rührwerken diese dann gegen-
über bzw. im gleichen Abstand zueinander angeordnet werden. Dieses hat einen wesentlichen Ein-
fluss auf die Anzahl und Anordnung der Belüfterfelder. Zielrichtung muss auch hier sein, möglichst
wenig getrennte Belüfterfelder zur Minimierung einer negativen Walzenbildung – eventuell verbun-
den mit Rückströmungen – zuzulassen. Hilfreich ist auch die Vermeidung von größeren Abständen
der Belüfter zu den beiden Beckenwänden, um eine querverlaufende Randwalzenbildung zu unter-
drücken. Optimal erscheint damit eine Rührwerksposition mit einem anschließenden Belüftungsfeld.
Bei nur einem Rührwerk sind dann aber Fragestellungen der Redundanz (Vorhaltung eines Ersatz-
aggregats zur Durchmischung bei sehr guter Zugänglichkeit der Rührwerke, beispielsweise über
einen Bediensteg) zu beachten.

Ein zu geringer Schub der Rührwerke führt auch hier zu Rückströmungen und Walzenbildung mit
negativen Effekten auf Durchmischung und Sauerstoffzufuhr bzw. Sauerstoffertrag. Insbesondere
bei einem Verhältnis von Luftmenge/Beckenvolumen > 1 und einer Luftbeaufschlagung der Belüf-
tung von > 25 mN3 /h pro Quadratmeter Belüfterfläche ist die lastfallabhängige Funktionsfähigkeit des
Für Käufer des Belebungsexperts

gewählten Systems in enger Abstimmung der Lieferanten und Planer zu prüfen.

6.2.3 Oberflächenbelüftungssysteme

6.2.3.1 Allgemeines
Obwohl Oberflächenbelüfter schon wesentlich länger als Druckluftsysteme für die Sauerstoffzufuhr
in Belebungsbecken eingesetzt werden, fehlen heutzutage oft Kenntnisse, wie diese Aggregate effi-
zient einzusetzen sind. Die Ursache hierfür liegt darin, dass in den letzten zwei Jahrzehnten ver-
mehrt Druckbelüftungssysteme zum Einsatz kamen, sodass die Erfahrungsweitergabe nur in unzu-
reichendem Maße erfolgte.

Nachfolgend wird versucht, grundsätzliche Erkenntnisse aus dem langjährigen Betrieb von Anlagen
mit Oberflächenbelüftern zu verallgemeinern, um daraus konkrete Hinweise zur Anordnung und zur
Konstruktion abzuleiten.

Bei der Auslegung der Belebungsbecken mit Oberflächenbelüftern sind Becken mit Walzenbelüftern
und Becken mit Kreiselbelüftern zu unterscheiden.

September 2017 DWA-Regelwerk 51


DWA-M 229-1

6.2.3.2 Becken mit Walzenbelüftern


Walzenbelüfter werden, wie in 4.1.3 dargestellt, zumeist in Umlauf- oder Schleifenbecken eingesetzt,
finden ihre Anwendung aber auch in Kreisringbecken. Die Wassertiefe der Becken beträgt im Allge-
meinen bis zu 3,50 m, eine Ausführung mit Tiefen bis zu 7,50 m ist jedoch problemlos möglich, wie
Erfahrungen der letzten Jahre zeigen. In diesen Fällen sind zusätzlich Rührwerke zur Verteilung des
eingetragenen Sauerstoffs sowie zur Durchmischung notwendig.

Die Anordnung der Walzenbelüfter beeinflusst in erheblichem Maße die Effektivität des Sauer-
stoffeintrags wie auch die Ausbildung des Strömungsfelds. Um negative Beeinflussungen auf den
Sauerstoffeintrag so gering wie möglich zu halten, ist der Abstand zwischen den Walzenbelüftern so
groß wie möglich zu wählen, wobei ein Mindestabstand von 20 m nur in Sonderfällen unterschritten
werden sollte (siehe Bild 6).

In einem reinen Nitrifikationsbecken werden die Belüfter gleichmäßig im Becken angeordnet (siehe
Bild 7).

Bild 6: Abstand aufeinander folgender Walzenbelüfter mit gekennzeichneten Sauerstofffahnen


Für Käufer des Belebungsexperts

Bild 7: Anordnung von Walzenbelüftern

Der Abstand eines Walzenbelüfters von einer Umlenkung (L1) sollte dabei die Kanalbreite betragen,
mindestens aber 4,50 m. L2 bezeichnet den Abstand eines Belüfters zum folgenden Belüfter und
sollte, wie oben bereits erwähnt, nicht kleiner als 20 m sein.

Soll im Becken simultan denitrifiziert werden, so ist dies auch bei einer gleichmäßigen Anordnung
der Walzenbelüfter im Becken zu realisieren. Aufgrund der Ausbildung von Sauerstoffgradienten
über die Beckentiefe (HUNZE et al. 2002) entstehen in den unteren Beckenbereichen Zonen, in denen
die Denitrifikation ablaufen kann. Durch eine angepasste Betriebsweise der Belüfter lässt sich der
Bereich jedoch noch vergrößern. Zusätzlich kann dieser Denitrifikationsbereich aber auch durch
eine angepasste Anordnung der Walzenbelüfter geschaffen werden, indem ein Beckenbereich aus-
gewählt wird, in dem keine Aggregate positioniert werden. Bild 8 zeigt beispielhaft eine mögliche
Variante. In dem Schleifenbecken – bestehend aus vier Bahnen – bleibt Bahn II unbelüftet, sodass in
diesem Bereich gesichert denitrifiziert werden kann.

52 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

II

III

IV

Bild 8: Beispielhafte Darstellung eines Belebungsbeckens mit Walzenbelüftern

Auch in dieser Variante kann je nach Betrieb der Belüfteraggregate der Denitrifikationsbereich in Teil-
bereiche oder auf die gesamte Bahn III ausgedehnt oder vermindert und dadurch das Denitri-
fikationsvolumen den Anforderungen an das Prozessgeschehen angepasst werden.

Bei einer Wassertiefe > 3,5 m oder bei intermittierender Denitrifikation sind zusätzlich Rührwerke zu
positionieren.

Die Anordnung der Rührwerke erfolgt zweckmäßigerweise bei Umlauf- oder Schleifenbecken am
Anfang einer Bahn. Sind dort auch Walzenbelüfter angeordnet, so sind die Rührwerke an der Ab-
strömseite der Walzenbelüfter anzuordnen. Diese Anordnung stellt den ungestörten Sauerstoffein-
trag durch die Belüfter sicher. Eine negative Beeinflussung der Rührwerke durch das von der Walze
abströmende Wasser konnte in der Praxis bisher nicht beobachtet werden.

Die Abstände der Rührwerke von Wänden oder vom Boden hängen von der Größe des jeweiligen
Rührwerks ab und sind mit dem Hersteller abzustimmen. Der Abstand der Rührwerksachse von der
Walzenbelüfterachse ist nicht definiert. Dieser Abstand ergibt sich konstruktionsbedingt, da die Hal-
terung für das Rührwerk in der Regel an der Brücke des Belüfters montiert wird.

Walzenbelüfter sollten grundsätzlich nur in Kombination mit Leitschilden betrieben werden, da diese
Für Käufer des Belebungsexperts

eine Steigerung des Sauerstoffeintrags um bis zu 20 % bewirken. Die Anordnung von Leitschilden
und die wesentlichen Maße verdeutlicht Bild 9.

Bild 9: Beispielhafte Anordnung des Leitschilds

In Einzelfällen, z. B. bei einer dichten Anordnung mehrerer Aggregate hintereinander, kann es zu ho-
hen Geschwindigkeiten an der Wasseroberfläche kommen, sodass die Relativgeschwindigkeit zwi-
schen Wasser und Walzenbelüfter vermindert und dadurch das Eintragsverhalten ungünstig beein-
flusst wird. Bremswände können in diesem Zusammenhang ein geeignetes Hilfsmittel zur
Verbesserung der Anströmcharakteristik des Belüfters darstellen. Ihr Einsatz ist jedoch im Einzelfall
zu prüfen, da unter Umständen eine negative Beeinflussung der Energieaufnahme die positiven Aus-
wirkungen auf das Sauerstoffeintragsverhalten übersteigt und damit der Ökonomiewert vermindert
wird. Versuche zur Auswirkung von Bremswänden werden z. B. in (STALZER & FLECKSEDER 1975) be-
schrieben.

September 2017 DWA-Regelwerk 53


DWA-M 229-1

In Kreisringbecken werden gelegentlich Wellenbildungen an der Oberfläche sowie hydraulische


Schwingungen beobachtet, die zu Schädigungen der Walzenbelüfter führen können. In diesen Be-
cken sind daher grundsätzlich Dämpfungsplanken einzubauen. Bild 10 verdeutlicht ihre Anordnung
im Becken.

Bild 10: Anordnung von Dämpfungsplanken in Ringbecken (Angabe in cm)

Die Dämpfungsplanken sollten dabei horizontal ca. 25 cm (bei ET = 30 cm) unter dem Wasserspiegel
angebracht werden. Die erforderliche Dämpfungsfläche beträgt ca. 1,5 % bis 2 % der Beckenober-
fläche.

6.2.3.3 Kreiselbelüfter
Kreiselbelüfter werden in Rechteckbecken oder Umlaufbecken eingesetzt.

Die zur Mischung erforderliche spezifische Leistung ist nach KALBSKOPF (1972) von der Beckengeo-
metrie abhängig.
Für Käufer des Belebungsexperts

Für einen wirtschaftlichen Betrieb hinsichtlich des Sauerstoffeintrags wird ein Verhältnis von Be-
ckenbreite zu Beckentiefe von > 4 für Rechteckbecken empfohlen. Die Wassertiefe beträgt bei
Rechteckbecken bis zu 4,50 m und bei Umlaufbecken bis zu 5,0 m.

Die Anordnung der Belüfteraggregate erfolgt in einem quadratischen Becken in der Mitte des Beckens
(siehe Bild 11) und in Rechteckbecken in gleichmäßiger Verteilung. In Umlauf- oder Schleifenbecken
werden die Kreiselbelüfter in den Umlenkungen angeordnet (siehe Bild 12).

Bild 11: Anordnung von Kreiselbelüftern in


quadratischen Becken

Zusätzliche Rührwerke können in Umlauf- oder Schleifenbecken sinnvoll und notwendig sein, wenn
eine intermittierende Denitrifikation erfolgen soll, oder aber wenn die Fließlängen zwischen den
Kreiselbelüftern zu groß sind und keine ausreichenden bodennahen Geschwindigkeiten erzeugt
werden können, um permanente Ablagerungen zu unterbinden.

54 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Bild 12: Anordnung von Kreiselbelüftern im


Umlaufbecken

Stabilisator
In Rechteckbecken sind unterhalb des Belüfters Stabilisatoren anzuordnen. Bild 13 zeigt eine mögli-
che Anordnung einer solchen Konstruktion.

Bild 13: Kreiselbelüfter mit Stabilisator

Der Stabilisator stabilisiert das zum Belüfter strömende Wasser und unterdrückt gleichzeitig
hydraulische Schwingungen, sodass die Beanspruchungen der Maschine verringert werden.

Zur Vermeidung von Kavitation wird empfohlen, an der Beckensohle Stahlplatten unterhalb der Krei-
Für Käufer des Belebungsexperts

selaggregate zu montieren. Verbunden mit kreuzförmigen Stabilisatoren können diese auch dazu die-
nen, eine Relativgeschwindigkeit zwischen dem Wasserkörper und dem Belüftungskreisel sicherzu-
stellen, wodurch der Sauerstoffeintrag verbessert wird.

6.3 Hinweise zur Auslegung von Belüftersystemen im Bestand


Für die Neuauslegung von Belüftungssystemen im Bestand gelten grundsätzlich die Ausführungen
in 4.3. Bei der Durchführung von Erneuerungs- oder Optimierungsmaßnahmen sind im Zuge der
Grundlagenermittlung hierbei jedoch zusätzlich:
 die tatsächliche Ausführung des Belüftungssystems in Bezug auf die letzte Planung zu überprü-
fen (Einblastiefen, Anzahl der Belüfterelemente, Rohrleitungsdurchmesser, Leistungsfähigkeit
der Verdichter),

 die Druckverlustsituation wie die energetische Situation über Kennzahlen zu erheben und zu
bewerten,
 das Automatisierungskonzept zu erheben und zu bewerten,

 die Randbedingungen der Lastfälle (Bemessungsfrachten, Temperatur etc.) neu festzulegen und

 bei größeren Anlagen unter Umständen Messungen zum Sauerstoffeintrag und gegebenenfalls
Sauerstoffertrag unter dem laufenden Betrieb durchzuführen.

September 2017 DWA-Regelwerk 55


DWA-M 229-1

Davon ausgehend ist eine erneute Auslegung unter Beachtung der gegebenenfalls neuen Rahmen-
bedingungen durchzuführen. Ein einfacher „1:1“-Austausch von Elementen des Belüftungssystems
sollte nur bei sicher unveränderten Rahmenbedingungen und einer verfahrenstechnisch wie energe-
tisch hohen Effizienz der Belüftung realisiert werden.

Bei der sukzessiven Erneuerung von Belüftungselementen oder bei einem Fabrikatwechsel in Teil-
bereichen der belüfteten Becken sind die dann auftretenden unterschiedlichen Druckverluste in
Bezug auf die (automatisierte) Luftverteilung vorher zu bewerten.

7 Mathematische Modellierung von Belüftung und


Durchmischung
Die mathematische Modellbildung zur Beschreibung von Prozessen der Abwassertechnik wird schon
seit vielen Jahren verwendet. Dabei steht in den meisten Fällen der Einsatz eines Tools zur Unterstüt-
zung von Auslegung und Bemessung im Vordergrund. Derartige Modelle basieren auf sogenannten
0-dimensionalen Ansätzen (Rührkesselmodelle) und bieten die Möglichkeit, die Prozesse in voll
durchmischten Reaktorvolumina zu beschreiben und damit Aussagen über die Wirkungsweise und den
Wirkungsgrad einer Kläranlage zu treffen (HOEN et al. 1994). Der Einfluss der Strömung wie auch
räumliche Strukturen können nur vereinfacht berücksichtigt werden.

Im Gegensatz dazu bieten mehrdimensionale mathematische Modelle – sogenannte CFD-Modelle (CFD


Computational Fluid Dynamics) – die Möglichkeit, ein einzelnes Becken räumlich abzubilden und einen
umfassenden Einblick in die ablaufenden Prozesse zu erhalten (HUNZE 2005).

Für die Untersuchung eines Belebungsbeckens wird das 3-dimensionale Strömungsfeld auf Basis von
Kontinuitäts- und Impulserhaltung ermittelt, wobei bei einem druckbelüfteten Belebungsbecken die
Gleichungen nicht für reines Wasser, sondern für das 2-Phasengemisch Wasser und Luft angewendet
werden. Da die Strömungen im Belebungsbecken stets turbulent sind, wird die Turbulenz der Strö-
mung durch ein Turbulenzmodell abgebildet (LAUNDER & SPALDING 1974).
Für Käufer des Belebungsexperts

Eine Berücksichtigung der Schlammphase für Fragestellungen im Hinblick auf die Belüftung und die
Durchmischung ist im Allgemeinen nicht notwendig, da die TS-Konzentration in einer Belebung bei
2 g/l bis 5 g/l liegt und dadurch keine relevante Veränderung der Viskosität gegeben ist.

Die Durchführung 3-dimensionaler Strömungssimulationen wird zur Unterstützung von Neuplanun-


gen, Sanierungen und Optimierungen eingesetzt. Fragestellungen im Hinblick auf die Positionierung
der Aggregate wie Belüfter und Rührwerke und ihr Einfluss auf die sich einstellenden Systemver-
hältnisse können untersucht und eine verfahrenstechnisch optimale wie auch energieeffiziente Be-
triebsweise des Beckens ermittelt werden.

Typische Fragestellungen, die mithilfe eines 3-dimensionalen Simulationsmodells untersucht wer-


den, beziehen sich auf die:
 Einmischung des Zulaufstroms in das Becken,

 Entstehung von Kurzschlussströmungen zwischen Zu- und Ablauf,

 Ausbildung von Totzonen oder Bereichen geringer bodennaher Geschwindigkeiten, wodurch es


zu permanenten Ablagerungen kommen kann,

 Positionierung der Belüfter,

 Positionierung von Rührwerken (hierbei steht neben der Frage, wie die Rührwerke im Hinblick
auf eine energieeffiziente Betriebsweise positioniert werden müssen, noch die Frage nach den
Wechselwirkungen mit den Belüfteraggregaten im Vordergrund) und die

 Verteilung des Sauerstoffs im Becken.

56 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Die Durchführung derartiger Simulationsstudien erfolgt durch Büros, die auf Strömungssimulatio-
nen spezialisiert sind. Um verlässliche Ergebnisse zu erhalten, ist es wichtig, dass dem ausführen-
den Büro die für die Simulationsstudien notwendigen Randbedingungen zur Verfügung gestellt wer-
den. Eine Übersicht über die wesentlichen hierzu benötigten Informationen findet sich in Anhang B.

8 Wirtschaftlichkeit von Belüftungs- und


Durchmischungssystemen
8.1 Allgemeines
Die Wahl eines wirtschaftlichen Belüftungs- und Durchmischungssystems hat angesichts eines An-
teils von 50 % bis 80 % an den gesamten Energiekosten einer konventionellen Belebungsanlage eine
überragende Bedeutung. Dies betrifft nicht nur die erstmalige Festlegung auf ein bestimmtes Belüf-
tungs- und Durchmischungssystem, die Beckengeometrie und die Auswahl geeigneter maschinen-
technischer Aggregate, sondern im Rahmen von Ersatzinvestitionen auch die Frage, ob das zu Be-
ginn des Lebenszyklus einer Anlage gewählte Belüftungs- und Durchmischungssystem vor dem
Hintergrund der zwischenzeitlich eingetretenen Entwicklungen immer noch wirtschaftlich ist. Inso-
fern gehört die regelmäßige Überprüfung der Wirtschaftlichkeit zu einer wichtigen Aufgabe im Anla-
genbetrieb.

Einen ersten Hinweis auf die Notwendigkeit einer detaillierten Wirtschaftlichkeitsüberprüfung lie-
fern häufig die inzwischen regelmäßigen und für große Kläranlagen nahezu selbstverständlichen
Energieanalysen sowie die jährlichen Überprüfungen der Energieeffizienz der Belüftung, wie sie
ebenfalls inzwischen bei großen Anlagen üblich sind.

Damit ergeben sich zwei grundsätzlich unterschiedliche Anwendungsfelder für Wirtschaftlichkeits-


vergleiche bei Belüftungs- und Durchmischungssystemen:
 Erstauswahl eines wirtschaftlichen Belüftungs- und Durchmischungssystems:
Für Käufer des Belebungsexperts

gekennzeichnet durch hohe planerische Freiheit im Hinblick auf Belüftungs- und Durchmi-
schungssysteme sowie Beckengeometrie und -konfiguration;

 Ersatzmaßnahmen von Belüftungs- und Durchmischungssystemen:


gekennzeichnet durch eingeschränkte planerische Freiheit durch in der Regel vorgegebene Becken-
geometrie und -konfiguration sowie bei Druckbelüftungssystemen der vorhandenen Verrohrung.

In beiden Fällen wird empfohlen, sich der Methodik der Kostenvergleichsrechnung (KVR) zu bedie-
nen (DWA 2012).

Nachfolgend werden ergänzend zur grundsätzlichen Anwendung der Kostenvergleichsrechnungen


detaillierte Empfehlungen zur Durchführung der Berechnungen gegeben. Der Wirtschaftlichkeits-
vergleich kann dabei entweder auf Basis einer Betrachtung der Jahreskosten oder der Projektkos-
tenbarwerte erfolgen. Es wird empfohlen, beide Kenngrößen im Rahmen des Wirtschaftlichkeitsver-
gleichs zu ermitteln und auszuweisen.

Eine besondere Bedeutung haben Sensitivitätsprüfungen beim Vergleich unterschiedlicher Belüf-


tungssysteme, da gerade im Falle eines Vergleichs von Oberflächen- und Druckbelüftungssystemen
die Anteile der Investitionskosten und der laufenden Kosten an den Gesamtkosten sehr unterschied-
lich sein können.

Hierbei muss auch berücksichtigt werden, dass die Leistung der Oberflächenbelüftungs- im Gegensatz
zu Druckluftbelüftungssystemen weitgehend konstant ist. Zur Aufrechterhaltung eines wirtschaftlichen
Sauerstoffeintrags ist bei der Druckluftbelüftung davon auszugehen, dass die Belüftungselemente
regelmäßig ausgetauscht werden müssen. Die Abstände zwischen dem Belüfteraustausch sind aller-

September 2017 DWA-Regelwerk 57


DWA-M 229-1

dings von einer Vielzahl von Faktoren (u. a. Abwasserbeschaffenheit, regelmäßige Reinigung der Ele-
mente, verfahrenstechnische Randbedingungen wie Schlammalter und Schlammzusammensetzung
usw.) abhängig und liegen meist zwischen 5 und 10 Jahren. Oberflächenbelüfter können dagegen über
Zeiträume von mehr als 25 Jahren ohne wesentliche Leistungseinbuße betrieben werden. Durch die-
sen Umstand können gegebenenfalls Leistungsvorteile der Druckluftbelüftung durch die Langzeit-
konstanz der Oberflächenbelüftungssysteme kostenmäßig ausgeglichen werden.

Insbesondere die Entwicklung der Energiekosten sowie Verschleiß bzw. regelmäßiger Ersatz von
Belüfterelementen bei Druckbelüftungssystemen sollten Gegenstand einer Szenarienbetrachtung
sein, bei der der Einfluss von möglichen Preissteigerungen bei den Energiekosten bzw. die Häufig-
keit eines Ersatzes der Belüfterelemente (Nutzungsdauer) in realistischen Grenzen im Sinne einer
Szenarienanalyse untersucht werden.

8.2 Investitionskosten
Zu den Investitionskosten bei einem Wirtschaftlichkeitsvergleich von Belüftungssystemen zählen
insbesondere:
 Baukosten für Gebläsestation bei Druckbelüftungssystemen,

 Drucklufterzeugung,

 Rohrleitungen und Armaturen,

 Oberflächenbelüfter,
 Baukosten für Befestigungsbrücken bei Oberflächenbelüftung,

 Belüfterelemente,

 Durchmischungsaggregate einschließlich der Baukosten für Brücken und Befestigung,


 EMSR-Technik.
Für Käufer des Belebungsexperts

Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsdauer der aufgeführten Aggregate muss im Rahmen eines
Variantenvergleichs aufgrund der methodenbedingten Forderungen einer Nutzengleichheit und
damit einer gleichen Betrachtungsdauer der zu untersuchenden Varianten in der Regel eine Annah-
me im Hinblick auf die anschließend zu tätigende Reinvestition erfolgen.

Im einfachsten Fall wird diese Reinvestition in gleicher Höhe wie die Erstinvestition angenommen,
um die unterschiedlichen Nutzungsdauern der zu vergleichenden Varianten zu berücksichtigen.
Auch wenn diese Annahme gerade bei dem im Lebenszyklus eines Belüftungssystems häufig vorzu-
nehmenden Austausch der Belüfterelemente methodisch nur bedingt überzeugt, ist der Fehler, der
hierbei durch möglicherweise nur eingeschränkt zutreffende Annahmen gemacht wird, im Vergleich
zu der ungleich sensitiveren Festlegung der Nutzungsdauer für die Belüftungselemente in der Regel
akzeptabel.

Zur Wahl einer geeigneten Nutzungsdauer gibt die Tabelle 6 entsprechende Hinweise.

58 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Tabelle 6: Empfohlene Nutzungsdauer (n) für Wirtschaftlichkeitsvergleiche in Jahren (a)

Element Nutzungsdauer
in
Jahren (a)

Bauwerke 30

Belüfterelemente Elastomere 5 – 10

Belüfterelemente starr-porös 15 – 20

Rührwerke 15

Drucklufterzeuger 10 – 20

Rohrleitungen 30

Oberflächenbelüfter 10 – 20

EMSR-Technik 10

Allerdings sollte bei jedem Wirtschaftlichkeitsvergleich eine Plausibilisierung der gewählten Nut-
zungsdauern aufgrund der Erfahrungen aus der bisherigen Nutzung von Belüftungseinrichtungen
des Betreibers erfolgen. Insbesondere die Nutzungsdauer von Belüftungselementen auf Elastomer-
basis weist eine große Spannbreite auf. So werden einerseits Nutzungsdauern von 5 Jahren angege-
ben, andererseits aber auch über Betriebsdauern von bis zu 15 Jahren bei gleichbleibend hoher
Effizienz berichtet.

Ähnliches gilt auch für die anzusetzende Nutzungsdauer von Verdichtern und Oberflächenbelüftern.
Auch hier sollten betriebliche Erfahrungen – sofern vorhanden – genutzt werden, um eine für den je-
Für Käufer des Belebungsexperts

weiligen Betrachtungsfall zuverlässige Einschätzung der zu erwartenden Nutzungsdauer zu erhalten.

8.3 Laufende Kosten (Betriebskosten)


Zu den laufenden Kosten bei einem Wirtschaftlichkeitsvergleich von Belüftungssystemen zählen:
 Energiekosten:
für den Betrieb der Verdichter bei Druckbelüftungssystemen bzw. von Oberflächenbelüftern und
für den Betrieb von Durchmischungsaggregaten;

 Personalkosten:
in der Regel von untergeordneter Bedeutung; werden durch die Wartungs- und Instandhaltungs-
kosten meist abgedeckt;

 Sachkosten:
in der Regel von untergeordneter Bedeutung; werden durch die Wartungs- und Instandhaltungs-
kosten meist abgedeckt;

 Wartungs- und Instandhaltungskosten:


1,5 % für die Maschinentechnik,
2,5 % für die EMSR-Technik.

Die Energiekosten für den Wirtschaftlichkeitsvergleich werden aus dem Lastfall 1 (siehe 4.3.1) abgelei-
tet und müssen sich damit immer auf den Sauerstoff- bzw. Energiebedarf im Jahresmittel beziehen.

September 2017 DWA-Regelwerk 59


DWA-M 229-1

8.4 Jahreskosten bzw. Projektkostenbarwerte


Auf Basis der ermittelten Investitions- und Betriebskosten werden dann unter Verwendung der
finanzmathematischen Umrechnungen der Kostenvergleichsrechnung (DWA 2012) die Jahreskosten
bzw. die Projektkostenbarwerte ermittelt.

Bei der Annahme eines Realzinssatzes wird grundsätzlich empfohlen, mit einem Wert von 3 % zu
rechnen, in dem sowohl der Nominalzinssatz wie auch die Inflation eingerechnet sind (DWA 2012).
Grundsätzlich sollte aber, insbesondere bei stark unterschiedlichen Anteilen von Investitionskosten
und laufenden Kosten, eine Empfindlichkeitsprüfung im Sinne einer Szenarienuntersuchung durch-
geführt werden und der Realzinssatz in einem Bereich zwischen z. B. 2 % und 6 % variiert werden.

Daneben sollte im Falle unterschiedlicher Anteile von Investitionskosten und laufenden Kosten an
den Gesamtkosten auch unbedingt die Empfindlichkeit der Wirtschaftlichkeitsentscheidung im Hin-
blick auf mögliche Energiepreissteigerungen untersucht werden.

Eine beispielhafte Kostenvergleichsrechnung für die Untersuchung der Wirtschaftlichkeit zweier


unterschiedlicher Belüftungssysteme findet sich in Anhang A.2.

9 Ausschreibung, Vergabe und Abnahme


9.1 Inhalte der Ausschreibung

9.1.1 Vorbemerkung
Üblicherweise werden in vielen Fällen die Belüftung und die Rührwerke im Rahmen der gesamten
klärtechnischen Ausrüstung in Einzelpositionen ausgeschrieben, sodass die Belüftung oder Rühr-
werke nur einen Teil der Liefer- und Montagekomponenten darstellt.
Für Käufer des Belebungsexperts

Als Alternative besteht die Möglichkeit, die Belüftung komplett mit den notwendigen Peripherieeinrich-
tungen und den gegebenenfalls notwendigen Aggregaten zur Durchmischung wie auch die Durchmi-
schung selbst als gesamtheitliche Funktionalausschreibung zur Vergabe auszuschreiben. Im letztge-
nannten Fall kommen vor allem Bietergemeinschaften von Ausrüstern und Hersteller von Belüftungs-
und Durchmischungssystemen als Auftragnehmer in Frage. Unabhängig davon wird empfohlen, zu
fordern, dass die Ausrüstungsfirma eine schriftliche Bestätigung zur sachgerechten Auslegung und
Prüfung des Zusammenwirkens zwischen Homogenisierung und Belüftung im Zuge der Ausschreibung
vorlegt.

Diese Vorgehensweise bietet den Vorteil einer möglichen Kostenoptimierung in Bezug auf die Jah-
reskosten. Nachteilig ist, dass hier gegebenenfalls unterschiedliche Ausrüster vor Ort sind, und dass
bezüglich der Ausschreibung höchster Wert auf eine sachgerechte, umfassende Beschreibung der
lokalen Rahmenbedingungen und der Wertungskriterien sowie der Schnittstellen zwischen den ein-
zelnen Gewerken zu legen ist.

Welche Form der Ausschreibung letztlich gewählt wird, hängt nicht zuletzt von der verfahrenstechni-
schen Kompetenz und des Erfahrungsschatzes des Betreibers bzw. des ausschreibenden Büros ab. Ein
versierter und erfahrener Betreiber bzw. Planer wird durchaus in der Lage sein, eine detaillierte Aus-
schreibung eines Belüftungs- und Durchmischungssystems zu erarbeiten und damit eine sichere Basis
für einen wirtschaftlichen Betrieb zu schaffen.

Andererseits muss aber ausdrücklich davor gewarnt werden, die Anforderungen an eine funktionale
Ausschreibung zu gering einzuschätzen. Tatsächlich gelingt es in der Praxis nur dann, die Vorteile
einer funktionalen Ausschreibung vollständig zu nutzen, wenn die Rahmenbedingungen, unter denen
angeboten werden soll, zweifelsfrei und unmissverständlich beschrieben und gleichzeitig eindeutige

60 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Kriterien für den durchzuführenden Wirtschaftlichkeitsvergleich vorgegeben werden, auf dessen


Basis in der Regel die Vergabe erfolgt. Mit zunehmender Größe der Anlage sowie bei einer komplet-
ten Neuausrüstung der gesamten Belüftungs- und Durchmischungstechnik kann die funktionale
Ausschreibung aufgrund ihrer Offenheit für unterschiedliche Lösungsansätze Vorteile aufweisen.

Bei einer getrennten Ausschreibung von Klärtechnik, Belüftung und Rührwerken in beispielsweise
drei Losen, ist auf die Schnittstellen von Belüftung und Homogenisierung sorgsam zu achten. Im
Einzelfall ist die vorgezogene Vergabe der Belüftung sinnvoll.

Sofern detaillierte Kriterien zur Vergabe zur Anwendung kommen sollen (z. B. Preis, Energiever-
brauch, Betriebskosten, Jahreskosten) sind diese bereits im Vorfeld in der Bekanntmachung mit der
gewählten Gewichtung anzugeben.

9.1.2 Detaillierungsgrad der Ausschreibung


Im Zuge der Ausschreibung sind dem Ausrüster alle maßgeblichen Informationen der Auslegung
und der Installation des Belüftungssystems darzulegen. Dazu gehören auch verfahrenstechnische
Angaben (Schlammbelastung, Schlammalter, erwarteter Feststoffgehalt, Betriebsweise der Abwas-
serreinigung, Anordnung von Rührwerken) sowie die klassischen Ausschreibungsbestandteile
bezüglich der Verdichter (Arbeitsbereich bezüglich der Luftmenge, Druckverhältnisse, Temperatur-
bedingungen etc. und gegebenenfalls Vorzugsfabrikat), des Rohrleitungssystems (Material, Durch-
messer, Spezifikation der Armaturen) sowie der Belüftungselemente.

Hier bestehen unterschiedliche Vorgehensweisen von Planern und Betreibern bezüglich der Vorgabe
von Funktion (abschaltbar, dauerbelüftet) und Material (Keramik, EPDM, Silikon etc.). Auch hier sind
die Randbedingungen (Luftmenge bei unterschiedlichen Lastfällen, Einblastiefe usw.) detailliert zu
benennen. Eine möglichst detaillierte, aufgabenbezogene Darstellung des ausgeschriebenen Ge-
samtsystems vereinfacht zudem die Wertung von Nebenangeboten und verhindert entsprechende
Nachträge.
Für Käufer des Belebungsexperts

Bei der Ausschreibung und Installation von Rührwerken gelten grundsätzlich die gleichen Ausfüh-
rungen bezüglich der verfahrenstechnischen Angaben wie bei der oben beschriebenen Belüftung.
Die klassischen Ausschreibungsbestandteile umfassen zusätzlich den Zweck der Rührwerke, das
umzuwälzende Volumen, Beckentiefe und Beckeneinbauten (wie die Belüftung) sowie den vorgese-
henen Standort mit Lageplan. Zusätzlich sind die geplante Art des Rührwerks, die Abschalthäufig-
keiten und die Automatisierung der Rührwerke zu benennen. Weitere Angaben zu den notwendigen
Informationen für die Ausschreibung von Rührwerken finden sich im VDMA-Einheitsblatt 24656.

Zur Installation der Einrichtungen sind Angaben zu Einbau- und Montageerschwernissen sowie den
Zeiträumen der Installation (insbesondere bei sukzessiven Außerbetriebnahmen mit hohem Zeitdruck)
unabdingbar. Weiterhin sind hierbei Aufgaben der Beckenreinigung und die Darstellung von Zugäng-
lichkeiten (vorhandene Einstiegsleitern, Kranstandorte) im Vorfeld zu benennen.

Bei funktionalen Ausschreibungen sind zusätzlich unzulässige Abweichungen vom Hauptentwurf


eindeutig aufzuzeigen (gegebenenfalls Art des Belüftungssystems, Geometrie der Reaktoren, Mate-
rialien von Luftleitungen und Belüftungselementen, Leitungstrassen).

Die Abnahmemessungen sollten unabhängig von der maschinentechnischen Ausrüstung ausge-


schrieben und beauftragt werden. Der Ausrüster sollte dabei aber die Verantwortung für das Her-
stellen geeigneter Randbedingungen haben.

September 2017 DWA-Regelwerk 61


DWA-M 229-1

9.1.3 Garantiewerte

9.1.3.1 Allgemeines
Eine Überprüfung der Garantiewerte von Belüftern und Durchmischungsaggregaten sollte grund-
sätzlich erfolgen, wenn die Anlage eine Ausbaugröße von mehr als 100.000 EW aufweist oder wenn
es sich bei dem ausgeführten Belüftungssystem um einen Sondervorschlag handelt.

Für Anlagen im Bereich von 10.000 EW bis 100.000 EW wird eine Überprüfung empfohlen. Für kleine-
re Anlagen (unter 10.000 EW) kann auf den Nachweis des Sauerstoffeintrags und -ertrags in Rein-
wasser verzichtet werden, wenn der Ausrüster oder Hersteller entsprechende Ergebnisse bauglei-
cher Anlagen vorlegen kann. Der Begriff „baugleich“ ist in diesem Zusammenhang allerdings sehr
eng zu fassen, da bereits geringfügige Unterschiede hinsichtlich der Beckengeometrie und der Be-
lüfteranordnung (gegebenenfalls auch der Verdichterkonfiguration) deutlich abweichende Eintrags-
und Ertragswerte zur Folge haben können.

Wenn der Ausrüster alle Komponenten des Belüftungs- und gegebenenfalls Umwälzsystems gelie-
fert und installiert hat, sollte die Garantie alle genannten Parameter umfassen. Ist der Ausrüster nur
für einen Teil des Systems verantwortlich, muss unter Umständen auf bestimmte Nachweise ver-
zichtet werden. Beispielweise wird ein Ausrüster in der Regel keinen Sauerstoffertrag garantieren,
wenn die Gebläse nicht in seinem Lieferumfang enthalten sind. In einem solchen Fall ist es sinnvoll,
einen Garantiewert für den spezifischen Sauerstoffeintrag vertraglich zu vereinbaren. Entsprechen-
des gilt auch für Umrichter und Stromzuführungen sowie – vor allem bei Oberflächenbelüftern – für
Antriebe.

Die Forderung der Überprüfung der Leistungsfähigkeit von Abwasserrührwerken resultiert aus dem
Zusammenwirken von Belüftungseinrichtungen und Rührwerken in Belebungsbecken. Für gleichzei-
tig belüftete und durchmischte Belebungsbecken müssen für die Sauerstoffzufuhr und die Durchmi-
schung getrennte Garantiewerte formuliert werden.

Häufig wird bei Nichterreichen von Garantiewerten für die Sauerstoffzufuhr dem Rührwerk das Ver-
Für Käufer des Belebungsexperts

schulden zugewiesen. Dieser Sachverhalt beruht darauf, dass die Lieferanten von Belüfterelementen
eine gerichtete horizontale Anströmung der Belüfter von 20 cm/s bis 30 cm/s voraussetzen. Diese
Bedingung findet sich dann auch in der Formulierung der Garantiewerte wieder. Der Nachweis der
Strömung im Bereich der Belüfterelemente bei Luftbeaufschlagung ist aber praktisch nicht möglich.

Umgekehrt wird, z. B. wenn Ablagerungen im Belebungsbecken festgestellt werden, das Belüf-


tungssystem dafür verantwortlich gemacht.

Die Formulierung von Garantiewerten für Rühreinrichtungen sollte sich in der Praxis an der verfah-
renstechnischen Aufgabenstellung orientieren. Es wird empfohlen, bereits bei der Abfassung der
Ausschreibungsunterlagen und Festlegung der Garantiewerte die Machbarkeit der Messungen und
den dafür notwendigen Aufwand zu betrachten.

9.1.3.2 Belüftungssystem
Bei neu gebauten Anlagen sollte die Garantie alle Bereiche umfassen, also Sauerstoffzufuhr, Sauer-
stoffertrag und auch die Durchmischung. Bei Umbaumaßnahmen, wenn beispielsweise Gebläse des
Bestands Verwendung finden, wird es schwierig, den Lieferanten des Belüftungssystems an einen
Sauerstoffertragswert zu binden. In diesem Fall wird man sich mit der Angabe einer Sauerstoffzufuhr
bei einer bestimmten Luftmenge einigen müssen. Das Problem stellt in diesen Fällen häufig die Er-
mittlung der Luftmenge dar. Nur in seltenen Fällen stehen Luftvolumenstrommessgeräte mit der
erforderlichen Messgenauigkeit zur Verfügung. Außerdem sind Verluste, die durch Luftvolumen-
strommessgeräte erzeugt werden, bei der Bewertung zu berücksichtigen. Mithilfe der gemessenen

62 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Drehzahl der Gebläse und der Zustandsgrößen der Luft lässt sich der Luftvolumenstrom allerdings mit
ausreichender Genauigkeit (±5 %) ermitteln.

Im Allgemeinen ist es bei einer Überprüfung des Sauerstoffeintrags sinnvoll, den maximalen Sauer-
stoffeintrag sowie den Eintrag bei einer mittleren, im Normalbetrieb häufig vorkommenden Einstellung
des Belüftungssystems zu bestimmen. Eine Ermittlung des minimalen Sauerstoffeintrags ist dagegen in
den meisten Fällen überflüssig, da sich der Wert aus Messungen bei den vorgenannten Betriebseinstel-
lungen mit ausreichender Genauigkeit extrapolieren lässt. Eine Ausnahme machen hier Anlagen, bei
denen eine Beeinträchtigung der Denitrifikation durch zu großen minimalen Sauerstoffeintrag in benach-
barte Becken bzw. Beckenzonen zu befürchten ist. Der Sauerstoffertrag sollte als Maß für die Wirtschaft-
lichkeit vorrangig bei der mittleren Betriebseinstellung ermittelt werden. Bei der im Betrieb erwartungs-
gemäß selten auftretenden Maximalanforderung dürfte die Wirtschaftlichkeit dagegen nicht von
entscheidender Bedeutung sein. Für Druckbelüftungen sollte zusätzlich der Druckverlust an den Belüf-
terelementen im Neuzustand garantiert werden. Darüber hinaus ist es sinnvoll, vom Hersteller eine An-
gabe zum Druckverlustanstieg in Abhängigkeit der Betriebszeit, beispielsweise nach 1, 3, 5 oder 8 Jahren
Betriebszeit, zu fordern.

Bei der Planung und Ausschreibung von Messprogrammen sollte darüber hinaus berücksichtigt
werden, dass es oft mit vergleichsweise geringem Mehraufwand möglich ist, zusätzliche, vom oben
skizzierten „Standardprogramm“ abweichende Einstellungen zu untersuchen, um bestimmte Ein-
flüsse auch im Hinblick auf eine Optimierung des Anlagenbetriebs quantifizieren zu können (Bei-
spiel: Einfluss von Rührwerken bzw. Beckendurchströmung auf den Sauerstoffeintrag).

Messungen im Reinwasser sind gegenüber Messungen im belebten Schlamm vorteilhaft, wenn an-
lagenspezifische Einflüsse gezielt ausgeblendet werden sollen, um eine möglichst weitgehende
Vergleichbarkeit von Systemen bzw. Anlagen untereinander zu erreichen oder um den Einfluss be-
stimmter Betriebsparameter isoliert zu untersuchen. Garantiemessungen werden meist in Reinwas-
ser durchgeführt, da sich die Hersteller bzw. Ausrüster nicht in der Lage sehen, die anlagenspezifi-
schen Einflüsse hinreichend genau zu quantifizieren.

Für den Betreiber einer Abwasserreinigungsanlage sind allerdings Messungen in Reinwasser nur
Für Käufer des Belebungsexperts

von geringer Bedeutung, da die real erreichbaren Werte oft erheblich von den entsprechenden
Reinwasserwerten abweichen können. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass der reale Sauer-
stoffeintrag auch bei konstanter Einstellung des Belüftungssystems abwasser- und lastbedingte
Schwankungen aufweist und dass diese Schwankungen im Einzelfall erheblich sein können.

Messungen im belebten Schlamm sind darüber hinaus im Hinblick auf die Verfolgung anlagenspezi-
fischer Veränderungen über längere Zeitspannen von Bedeutung, da es im Allgemeinen aus Gründen
des Aufwands sowie eventueller Störungen des Anlagenbetriebs nicht möglich ist, Reinwassermes-
sungen zu wiederholen, um bestimmte Veränderungen zu erfassen.

Die Vorgehensweise bei der Bestimmung des Sauerstoffeintrags einschließlich der daraus abgeleite-
ten Kenngrößen (SSOTR, SSOTE, SAE) wird im Merkblatt DWA-M 209 (für Messungen in Reinwasser und
in belebtem Schlamm) sowie in DIN EN 12255-15 (für Messungen in Reinwasser) detailliert festgelegt.
Wegen der bei der Absorptionsmethode nicht unerheblichen Umweltbelastung wird im Regelfall die
Anwendung der Desorptionsmethode empfohlen (Merkblatt DWA-M 209). Bei derzeitigem Preisstand
3
der Chemikalien ist die Desorptionsmethode ab einer Beckengröße von ca. 1.500 m auch kostengüns-
tiger. Wenn im Einzelfall mehrere Messmethoden in Betracht kommen, sollte die Wahl der Methode in
Abhängigkeit der örtlichen Randbedingungen zwischen Betreiber, Planer und der die Messung ausfüh-
renden Institution abgestimmt werden.

Vom Planer festzulegen ist der Umfang des Messprogramms, d. h. Angabe der zu überprüfenden
Einstellungen des Belüftungssystems, Festlegung des Beckens bzw. der Becken oder Beckenab-
schnitte, die zu untersuchen sind.

September 2017 DWA-Regelwerk 63


DWA-M 229-1

9.1.3.3 Rührwerke
Zur Feststellung der Effizienz von Rührwerken sind ISO 21630 und das VDMA-Einheitsblatt 24656 zu
beachten. Darin wird der Schub (Kraft, die vom Rührwerk auf das Wasser wirkt) als wichtiger Para-
meter eingeführt. Um Rührwerke verschiedener Bauweisen und verschiedener Hersteller besser
vergleichen zu können, wird die spezifische Schubleistung (N/kW) abgeleitet. Je größer die spezifi-
sche Schubleistung ist, desto effektiver ist das Rühraggregat.

Die Ausführungen und Messvorschriften nach ISO 21630 eignen sich jedoch nicht zur Überprüfung,
ob das Rührwerk in der Lage ist, die gestellten Rühraufgaben, z. B. Homogenisieren, Dispergieren,
zu befriedigen.

Für Mischeinrichtungen gibt es derzeit keine allgemein gültigen Vorschriften zur Durchführung von
Leistungsnachweisen in Belebungsbecken. Bei der Festlegung von Garantiewerten sollte gleichzeitig
bedacht werden, welchen messtechnischen und personellen Aufwand die Überprüfung dieser Werte
auslöst. Nicht selten steht der Aufwand für die Überprüfung vorgegebener Garantiewerte bei
Durchmischungsaggregaten in einem ungünstigen Verhältnis zu den Kosten der Rührwerke.

Für die Überprüfung der Leistungsfähigkeit der Rührwerke kommen folgende Prüfungen und Mes-
sungen in Betracht (FREY 2009):
 Kontrolle auf Ablagerungen,

 Messung der Strömungsgeschwindigkeit,

 Messung der Feststoffverteilung im Becken,


 Messung des Durchmischungsverhaltens – Markierungsversuche (Tracermessung).

In Becken mit gerichteter Strömung, beispielsweise einem Umlaufbecken, wird empfohlen, die
Strömungsgeschwindigkeit oder die Feststoffverteilung als Prüfgröße zu nutzen, bei Becken mit
ungerichteter Strömung, beispielsweise einem voll durchmischten Rundbecken, wird empfohlen,
ausschließlich die Feststoffverteilung als Prüfgröße zu verwenden.
Für Käufer des Belebungsexperts

Um zu verhindern, dass sich Ablagerungen bilden, ist weder die Richtung (Sohlengeschwindigkeit in
Umlaufrichtung) noch ein Mittel- oder Medianwert der Strömungsgeschwindigkeit wichtig. Vielmehr
sind Spitzenwerte und deren Häufigkeit dafür verantwortlich, dass Ablagerungen, falls vorhanden,
wieder aufgewirbelt werden. Eine Formulierung könnte lauten: „Es ist zu prüfen, ob an der Stelle A in
mindestens 10 % der Messzeit (z. B. 5 Minuten) eine bestimmte Mindestgeschwindigkeit eingehalten
wird.“ Die Mindestgeschwindigkeit richtet sich im Wesentlichen nach der Absetzgeschwindigkeit des
belebten Schlamms, für die der Schlammvolumenindex und gegebenenfalls der Feststoffgehalt als
maßgebender Parameter herangezogen werden kann. Für einen Schlammindex von mehr als
130 ml/g wird als Mindestgeschwindigkeit ein Wert von 10 cm/s empfohlen, bei einem ISV von weni-
ger als 80 ml/g eine Mindestgeschwindigkeit von 25 cm/s. Grundsätzlich ist bei höherem Feststoff-
gehalt von einer geringeren Sinkgeschwindigkeit auszugehen.

Bei voll durchmischten Einzelbecken und der Gefahr von Kurzschlussströmungen ist daneben auch
eine Tracermessung zur Ermittlung des Verweilzeitverhaltens eine sinnvolle Form der Überprüfung
der Reaktordurchströmung.

Grundsätzlich können reine Strömungsmessungen oder Untersuchungen zur Ermittlung des Ver-
weilzeitverhaltens mittels Tracermessungen auch in Reinwasser durchgeführt werden. Beim Nach-
weis der Homogenisierung sollten die Messungen sinnvollerweise aber mit belebtem Schlamm
durchgeführt werden, auch wenn über das angenommene Absetzverhalten des Schlamms, bei-
spielsweise in Abhängigkeit des Schlammvolumenindexes, grundsätzlich auch eine theoretische
Beurteilung der Feststoffverteilung aufgrund durchgeführter Strömungsmessungen möglich ist.

Eine Möglichkeit, einen Garantienachweis für die Wirksamkeit von Rührwerken zu erbringen, ist es,
zu kontrollieren, ob das Becken bei verschiedenen Betriebszuständen frei von den Betrieb störenden

64 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Ablagerungen bleibt. Dies betrifft vor allem eine Reduzierung des aktiven Beckenvolumens und die
Beeinträchtigung der Belüftung. Dies ist jedoch erst im laufenden Betrieb zu einem relativ späten
Zeitpunkt möglich und birgt die zusätzliche Schwierigkeit, konkrete Garantiewerte für die Ablage-
rungsfreiheit zu formulieren.

Für die Messung der Strömungsgeschwindigkeit in Flüssigkeiten gibt es mobile Messgeräte, die
nach verschiedenen Messprinzipien arbeiten:
 hydrometrische Messflügel,
 magnetisch-induktive Messgeräte,

 Ultraschall-Doppler-Messgeräte.

Die Messsonden werden üblicherweise an einer Stange befestigt und im Becken an definierten Stellen
positioniert.

Ultraschall-Doppler-Messgeräte und magnetisch-induktive Messgeräte sind bei entsprechender Aus-


führung in der Lage, einen dreidimensionalen Strömungsvektor zu erfassen. Hydrometrische Mess-
flügel messen dagegen nur eindimensional.

Eine simultan mehrdimensionale Messung ließe sich zwar theoretisch mit einer entsprechenden
Anordnung mehrerer dieser Geräte durchführen, ist aber wegen des damit verbundenen Aufwands
nicht sinnvoll. Diese Geräte sollten daher nur dann verwendet werden, wenn die Strömung eine
deutlich ausgeprägte Hauptrichtung aufweist oder bewusst nur eine Strömungskomponente erfasst
werden soll. Ein Beispiel hierfür ist die Messung der Horizontalströmung in Umlaufbecken.

Allgemein ist im Hinblick auf die korrekte Erfassung von Spitzengeschwindigkeiten bei der Auswahl
eines Messgeräts bzw. Messverfahrens darauf zu achten, dass mit einer ausreichend hohen Messfre-
quenz gearbeitet werden kann. Für schnell wechselnde Strömungen, wie sie beispielsweise in Recht-
eckbecken typischerweise auftreten, sollte die Messfrequenz nicht unter zwei Messungen pro Sekunde
liegen.
Für Käufer des Belebungsexperts

Durch Messung der Feststoffverteilung, also der Trockensubstanz an verschiedenen Positionen im


Belebungsbecken, kann eine inhomogene Verteilung bzw. Fraktionierung des belebten Schlamms und
eine Sedimentation erkannt werden. Die Messung der Trockensubstanz kann gravimetrisch oder mit
Feststoffsonden erfolgen.

Feststoffsonden werden ähnlich wie Geschwindigkeitssensoren an einer Stange montiert. Vor der
Messung werden die Sonden mit dem Schlamm aus der Anlage kalibriert.

Bei der gravimetrischen Feststoffmessung sind aus dem Becken Proben zu entnehmen.

In der Praxis hat sich die Verwendung speziell konstruierter Probennehmer bewährt. Diese verfügen in
der Regel über eine Probenkammer, die an der gewünschten Entnahmestelle geöffnet und nach dem
Einströmen der Probe geschlossen wird. Bei dieser Technik ist darauf zu achten, dass die Proben mög-
lichst störungsfrei (d. h. ohne Aufwirbelung von Schlamm) entnommen werden können.

Alternativ kann die Entnahme von Feststoffproben auch mit Pumpen durchgeführt werden. Dabei wer-
den Tauchpumpen (z. B. 4 Stück) an einer Kette in festgelegten Abständen befestigt und gleich lange
Schläuche montiert. Die Schläuche werden zu vier Behältern mit einem nicht zu kleinen Volumen (z. B.
150 l) geführt. Die Förderleistung der Pumpen muss so groß sein, dass es zu keiner Entmischung des
Schlamms im Schlauch kommen kann und die Behälter in wenigen Minuten gefüllt werden können.
Nach dem Abstellen der Pumpen werden die Behälter gut durchmischt und eine Mehrfachbestimmung
(z. B. 3-fach) der Trockensubstanz durchgeführt. Diese Versuche sind zeitintensiv und aufwendig.

Als einzuhaltender Referenzwert wird empfohlen, den gemessenen Mittelwert des Feststoffgehalts
in mittlerer Beckentiefe an verschiedenen repräsentativen Positionen des Beckens festzulegen. Bei

September 2017 DWA-Regelwerk 65


DWA-M 229-1

allen weiteren Probennahmen sollte eine Abweichung von nicht mehr als 20 % nachgewiesen wer-
den. Die Anzahl der erforderlichen Probennahmen richtet sich im Wesentlichen nach der Becken-
größe und der -geometrie und sollte 20 Proben nicht unterschreiten.

Bei einer Tracermessung wird eine leicht nachweisbare Substanz (z. B. Uranin als organischer Farb-
stoff oder Natriumbromid bzw. Lithiumchlorid als nicht-reaktives Salz) dem Becken zugegeben. Man
kann Versuche mit und ohne Durchfluss durchführen. Bei der Durchführung von Tracerversuchen
wird empfohlen, eine Abstimmung mit den zuständigen Aufsichtsbehörden herbeizuführen.

Bei den Versuchen ohne Durchfluss (Standversuche) wird die Tracersubstanz an einer Stelle zuge-
geben und der Konzentrationsverlauf an verschiedenen Messpunkten registriert. Je rascher sich
eine gleichmäßige Konzentration einstellt, desto besser ist die Mischleistung des Rührwerks.

Bei Durchlaufversuchen wird dem Zulauf entweder einmalig oder kontinuierlich eine Markierungssub-
stanz zugegeben. Aus dem zeitlichen Verlauf der Konzentration der Tracersubstanz im Ablauf kann
ermittelt werden, welche Aufenthaltszeit diese Substanz im Becken hat, d. h., wie lange es dauert, bis
die gesamte Tracersubstanz bei anhaltendem Zulauf aus dem Becken ausgewaschen wird. Außerdem
ist aus der Kurvenform der Ablaufkonzentration eine Aussage über das Einmischen des Zulaufs (z. B.
Toträume und Kurzschlussströmungen) möglich.

Als Garantiewert ist die zulässige Abweichung des gemessenen vom theoretisch errechneten Ver-
weilzeitverhalten festzulegen.

Beispielsweise könnte formuliert werden: „Bis zu einer Aufenthaltszeit von nicht mehr als 10 % der
nominellen hydraulischen Aufenthaltszeit eines voll durchmischten Beckens und bei kontinuierlicher
Zugabe eines nicht-reaktiven Tracers liegt kein Wert der Ablaufkonzentration (C) höher als 10 % der
Tracer-Anfangskonzentration (C0).“

Sofern die Tracermessung unter realen Bedingungen ergibt, dass die tatsächlich gemessene Kon-
zentration über 10 % der Anfangskonzentration des Tracers liegt, besteht offensichtlich eine Kurz-
schlussströmung.
Für Käufer des Belebungsexperts

Anders als bei der Überprüfung der Garantiewerte für die Belüftung ist eine klare Vorgabe und
Überprüfung von Garantiewerten bei Durchmischungsaggregaten ungleich schwieriger. Daher sollte
bei Ausschreibungen versucht werden, möglichst einfache Vorgaben im Hinblick auf die Überprü-
fung der Durchmischung zu formulieren. Bei anspruchsvollen Aufgaben der Durchmischung, bei-
spielsweise bei komplexen Beckengeometrien und/oder großen Anlagen sollten Planer und Betrei-
ber bereits im Vorfeld eines Ausschreibungsverfahrens eine fachtechnische Diskussion mit
verschiedenen Herstellern von Durchmischungsaggregaten und gegebenenfalls mit auf diesem
Gebiet ausgewiesenen Fachplanern führen, um eine möglichst zutreffende Form der Leistungsbe-
schreibung und der Überprüfung möglicher Garantiewerte zu erreichen.

9.2 Vergabekriterien und Wertung


Grundsätzlich sollte ein Belüftungssystem für den jeweiligen Einsatzfall geeignet sein und bei mög-
lichst geringen Investitions- und Betriebskosten über eine lange Zeitspanne zuverlässig und mit hoher
Effizienz funktionieren.

Zur differenzierten Bewertung von Systemen im Rahmen der Vergabe auf der Basis einer Ausschrei-
bung mit Einzelpositionen für Belüftung und Rührwerke, sind die vom Bieter abgefragten technischen
Variablen sachgerecht zu bewerten. Als Vergabekriterium ist der Preis der Investition allein nicht aus-
reichend, um das „wirtschaftlichste Angebot“ tatsächlich zu erhalten. Vielmehr sind auch die:
 technische Glaubwürdigkeit bzw. Realisierungsfähigkeit von Bieterangaben, insbesondere im
Hinblick auf den Sauerstoffertrag und die Wartung,

66 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

 Betriebskosten und
 Investitionskosten

zu beurteilen. Die Wertung von Kriterien der Wirtschaftlichkeit bedingt jedoch schon in der Aus-
schreibung eine eindeutige Beschreibung des Wertungsablaufs und der dabei angesetzten Randbe-
dingungen (wie Sauerstoffbedarf, Nutzungsdauer etc.) durch den Auftraggeber. Die Durchführung
der Berechnung sollte durch den Auftraggeber selbst erfolgen.

Sehr problematisch ist in diesem Zusammenhang die unanfechtbare Ermittlung des „günstigsten
Angebots“ bei Ausschreibungen, in denen die Belüftung und/oder Durchmischung nur einen Teil des
Liefer- und Montageumfangs darstellt, da eine einfache Addition der Einzelpreise jetzt nicht mehr
möglich ist. Abhilfe kann hier eine vorgegebene Gewichtung der unterschiedlichen Einzelgewerke
schaffen.

Noch schwieriger scheint die zusätzliche Bewertung betrieblicher Faktoren mit nicht-monetärer
Bewertung von unterschiedlichen Faktoren (Referenzen, Garantiezeit, Reinigungsaufwand, Zu-
gänglichkeit, Lärmemissionen etc.). Bei einer zu bevorzugenden getrennten Ausschreibung von Be-
lüftung/Durchmischung und anderen Teilen der klärtechnischen Ausrüstung (Pumpen, Leitern, Ge-
länder etc.) ist die beschriebene Vorgehensweise jedoch viel einfacher zu realisieren. Zu beachten
sind jedoch eine genaue Abgrenzung des Leistungsumfangs und die erforderliche Abstimmung mit
anderen Gewerken der Klärtechnik. Von großem Vorteil ist hier die vorgezogene Ausschreibung der
Belüftung/Durchmischung, sodass dann für die restlichen Komponenten der Klärtechnik der Leis-
tungsumfang im Detail geklärt ist.

Bei einer vollständig funktionalen Ausschreibung ist die angebotene Variante zusätzlich unter fol-
genden Fragestellungen, als unvollständige Auswahl, zu beleuchten:
 Ist das System für eine gegebene Beckengeometrie und für eine gegebene Prozessführung ge-
eignet? (Ist z. B. ein intermittierender Betrieb möglich?)

 Ist das System im Hinblick auf die chemische Beständigkeit der verwendeten Materialien sowie
einen verstopfungs- und ablagerungsfreien Betrieb für die gegebene Abwasserbeschaffenheit
Für Käufer des Belebungsexperts

geeignet?

 Welche Effizienzkennwerte (z. B. Sauerstoffertrag, spezifischer Sauerstoffeintrag) weist das Sys-


tem auf und wie sind diese Kennwerte ermittelt worden (nach welcher Norm bzw. anerkannten
Richtlinie; auf vergleichbaren Anlagen oder in Versuchsanlagen)?
 Welche Lebensdauer ist zu erwarten und/oder wird vom Hersteller garantiert?

 Welche leistungs- und effizienzrelevanten Veränderungen sind über die Lebensdauer bzw. zwi-
schen Wartungsintervallen zu erwarten (Art und Umfang)?

 Welche Wartungsarbeiten fallen in welchen Zeitabständen an und wie werden diese konkret, d. h.
auch im Hinblick auf die erforderliche Qualifikation des Wartungspersonals, ausgeführt? (Können
die Arbeiten allein durch das Personal der Abwasserreinigungsanlage durchgeführt werden oder
müssen Fachfirmen, wie z. B. Taucher oder Firmen mit speziellen Geräten, hinzugezogen werden?)

 Wie wirken sich Wartungsarbeiten auf den Betrieb der Anlage aus?
 Was passiert beim Ausfall von Systemteilen und welche Einrichtungen sind vorhanden, um auf
bevorstehende Ausfälle bzw. auch auf Verschleiß hinzuweisen?
 Wie und in welchem Maße ist das System bedarfsgerecht einstellbar und wie verhält sich die
Effizienz des Sauerstoffeintrags im gesamten Einstellbereich?
 Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Belüftungsintensität und hydraulischen Verhält-
nissen?

September 2017 DWA-Regelwerk 67


DWA-M 229-1

Auch hier sollten im Vorfeld die Ausschlusskriterien (wie nicht nachvollziehbare technische Spezifi-
kationen) und die Entscheidungskriterien weitgehend geklärt sein, um die notwendigen Fragestel-
lungen auch schon bei der Ausschreibung benennen zu können.

9.3 Abnahme
Die Vorbereitung und Durchführung von Abnahmemessungen an Belüftungssystemen und Rührwer-
ken erfordert theoretisches Wissen, praktische Fertigkeiten und Erfahrung. Details findet man unter
anderem bei (BAUMANN 2000, FREY 1997, KAYSER 1997, WAGNER 1997).

Die prinzipielle Vorgehensweise bei einer Messung ist in den einschlägigen technischen Regeln
(Merkblatt DWA-M 209 und DIN EN 12255-15) detailliert beschrieben. In Ausschreibungen sollte auf
diese Richtlinien in ihrer aktuellen Fassung Bezug genommen werden – der Verweis auf ältere Richtli-
nien kann hinsichtlich der Durchführung und Auswertung der Messungen erhebliche Unklarheiten
schaffen.

Die allgemeinen Angaben und Beschreibungen in den Richtlinien sind im konkreten Fall durch anla-
genspezifische Festlegungen zu ergänzen. So ist in erster Linie der Umfang des Messprogramms
festzulegen, d. h. es ist anzugeben, in welchen Becken bzw. Beckenabschnitten die Messungen er-
folgen sollen und bei welchen Betriebseinstellungen die Untersuchung durchzuführen ist. Darüber
hinaus muss festgelegt werden, ob und wie Umrechnungen auf andere Randbedingungen erfolgen
sollen. Dies betrifft Umrechnungen auf Standard-Salzkonzentrationen, Umrechnung der Leistungs-
aufnahme von Gebläsen auf andere Ansaugbedingungen, Umrechnung auf andere Wasser- und Ein-
blastiefen. Entsprechende Umrechnungsformeln sind in den Richtlinien angegeben.

Für Systeme mit getrennter Belüftung und Umwälzung muss definiert werden, ob die Leistungsauf-
nahme der Umwälzaggregate bei der Berechnung des Sauerstoffertrags einbezogen werden soll.
Dies ist grundsätzlich sinnvoll, wenn der Ausrüster für beide Komponenten verantwortlich ist.

Garantiemessungen für Belüftungssysteme sollten vorzugsweise im Reinwasser erfolgen, da nur so


Für Käufer des Belebungsexperts

optimale Voraussetzungen für reproduzierbare und vergleichbare Messungen vorliegen. Als Rein-
wasser kann in diesem Zusammenhang sowohl Trinkwasser als auch geeignetes Grundwasser be-
trachtet werden. In der Praxis wird es allerdings immer wieder Fälle geben, in denen Reinwasser-
messungen nicht möglich sind (terminliche Gründe, Aufrechterhaltung des Betriebs notwendig). In
solchen Fällen sind Messungen unter Betriebsbedingungen (in belebtem Schlamm) nach den glei-
chen Prinzipien wie auch in Reinwasser möglich. Es sollten dazu aber besondere Vereinbarungen
zwischen den Beteiligten getroffen und auch zusätzliche Messungen zur Absicherung der Ergebnisse
in das Messprogramm einbezogen werden.

Im Vorfeld von Garantiemessungen sollte grundsätzlich geprüft werden, ob sich die in der Aus-
schreibung festgelegten Randbedingungen realisieren lassen. Eventuell notwendige Veränderungen
und Ergänzungen sind vor der Messung zwischen allen Beteiligten abzustimmen. Darüber hinaus
sind folgende Punkte zu klären:
 Sind alle beteiligten Komponenten betriebsbereit, ausreichend eingearbeitet und funktionieren
sie auch problemlos über die Dauer des geplanten Messprogramms?

 Welche Vorbereitungen sind auf der betreffenden Anlage erforderlich?

 Wer ist für die Vorbereitungen sowie das Herstellen der Randbedingungen und Betriebseinstel-
lungen zuständig und verantwortlich?

 Sind besondere Schwierigkeiten, wie z. B. Wasseraustausch mit benachbarten Becken, unzu-


reichende Durchmischung, zu erwarten und wenn ja: welche Maßnahmen können zur Vermei-
dung bzw. Verringerung dieser Schwierigkeiten ergriffen werden?

 Wie und wo werden Chemikalien dosiert?

68 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

 Ist das zu untersuchende Becken zum Zeitpunkt der Untersuchung auch für den Chemikalien-
transport zugänglich?

 Werden bauseits installierte Messeinrichtungen benötigt und falls ja: erfüllen diese Messgeräte
die Anforderungen im Rahmen des Messprogramms?

 Wird Hilfspersonal oder Mitwirkung des Anlagenpersonals benötigt?


 Welche Auswirkungen ergeben sich auf den Betrieb der Anlage?

 Welche Beschaffenheit hat das zur Beckenfüllung vorgesehene Wasser?

 Welche Analysen und Sonderuntersuchungen sind zur Beurteilung der Wasserqualität erforder-
lich und in welcher Weise werden die Ergebnisse dieser Untersuchungen bei der Bewertung der
Ergebnisse berücksichtigt?

 Besteht die Gefahr einer Sekundärverschmutzung der Beckenfüllung durch Algenbildung?

 Ist die Entsorgung des mit Chemikalien versetzten Wassers gesichert?

Wenn die Ausschreibung nicht bereits entsprechende Festlegungen enthält, kommen gegebenen-
falls folgende Punkte hinzu:
 Wo und wann wird gemessen (Beckenstraße/Beckenabschnitt, Termin/Ausführungszeitplan)?
 Bei welchen Betriebseinstellungen werden die Messungen durchgeführt?

 Sind begleitende Messungen, wie z. B. Messung der Leistungsaufnahme, Bestimmung des Luft-
volumenstroms, Messung des Sättigungswerts, erforderlich und falls ja: wie werden diese kon-
kret ausgeführt? (z. B. Messgeräte und Vorgehensweise bei Leistungs- und Luftvolumenstrom-
messungen)

 Ist eine eindeutige Zuordnung aller Messwerte (Leistungsaufnahme bzw. Luftvolumenstrom zur
Sauerstoffzufuhr im untersuchten Becken bzw. Beckenabschnitt) möglich?

 Wie wird verfahren, wenn die realen Messbedingungen von den entsprechenden Garantievorga-
ben abweichen (Beispiel: Umrechnung von Luftvolumenstrom und Verdichterleistung)?
Für Käufer des Belebungsexperts

 Was geschieht, wenn sich bestimmte Randbedingungen überhaupt nicht herstellen lassen (dies kann
sich unter Umständen erst kurz vor dem Messtermin oder während der Durchführung des Messpro-
gramms herausstellen. Beispiel: witterungsbedingte Wassertemperatur)?

 Sind über die allgemeinen Kriterien und Anforderungen (Merkblatt DWA-M 209, DIN EN 12255-
15) hinaus weitere Vereinbarungen zu treffen?

Die aus der Beantwortung resultierenden Maßnahmen, Vereinbarungen und Konsequenzen sollten
allen Beteiligten in schriftlicher Form zur Bewertung vorgelegt werden. Falls erforderlich, ist das
Messprogramm zu überarbeiten. In der Regel ist eine Vorbesprechung in Verbindung mit einer Anla-
genbesichtigung durchzuführen und zu protokollieren, bei aufwendigen Versuchsprogrammen oder
schwer überschaubaren örtlichen Verhältnissen ist dies zwingend erforderlich. Zwischen dem Be-
sprechungs- und dem Messtermin muss so viel Zeit eingeräumt werden, dass eventuell vereinbarte
Maßnahmen noch vollständig realisiert werden können.

Den geltenden Richtlinien entsprechend sollten Garantiemessungen bei diskontinuierlichen Mess-


verfahren wie der Absorptions- bzw. Desorptionsmethode als Doppelmessungen ausgeführt werden
– Ausnahmen sollten nur in begründeten Fällen zugelassen sein, z. B. wenn das Messprogramm
sehr umfangreich ist, also beispielsweise Messungen bei mehr als zwei Betriebseinstellungen am
selben System vorgesehen sind oder wenn sich bei der Vor-Ort-Auswertung zweifelsfrei heraus-
stellt, dass Garantiewerte nicht erreicht werden und durch geänderte Einstellung des Belüftungs-
systems die Möglichkeit geschaffen wird, der Ursache des Problems nachzugehen. Darüber hinaus
sollten alle gegebenen Möglichkeiten zur Plausibilitätsprüfung der Messwerte genutzt werden. Dies
geschieht einerseits durch die Ermittlung von Kenndaten, die einen Vergleich mit Erfahrungs- und
Literaturwerten sowie theoretisch abgeleiteten Größen erlauben, andererseits durch die Bestim-

September 2017 DWA-Regelwerk 69


DWA-M 229-1

mung desselben Parameters auf verschiedenen, möglichst unabhängigen Wegen. Beispiele für
Kenndaten sind der Verdichtungsaufwand, der spezifische Sauerstoffeintrag bzw. die Sauerstoffaus-
nutzung und der Sauerstoffertrag sowie Wirkungsgrade von Antrieben und Umrichtern. Auch diese
Plausibilitätsprüfungen sollten bereits im Rahmen einer weitgehenden Vor-Ort-Auswertung erfol-
gen, um eventuell notwendige Korrekturen und Ergänzungen der Randbedingungen, der Messan-
ordnung oder des Messprogramms vornehmen zu können.

Im Hinblick auf die Nachvollziehbarkeit sollte die Dokumentation einer Garantiemessung neben dem
obligatorischen Versuchsbericht umfassen:
 Videoaufzeichnungen des Blasenbilds bei Druckbelüftungen bzw. des Wurfbilds bei Oberflächen-
belüftern und
 eine Zusammenstellung aller Original-Messdaten in gedruckter Form bzw. in einem standardi-
sierten Datenformat.

Garantiemessungen sollten stets im Beisein von entscheidungsbefugten Repräsentanten aller Betei-


ligten durchgeführt werden, um in den Fällen, in denen vom ursprünglich geplanten Versuchskon-
zept abgewichen werden muss, eine schnelle und verbindliche Abstimmung über die Fortführung
der Messungen vornehmen zu können.

10 Kosten- und Umweltauswirkungen


Die Belüftung und Durchmischung von Belebungsanlagen zählen mit großem Abstand zu den größ-
ten Energieverbrauchern einer Kläranlage. Je nach verfahrenstechnischer Auslegung einer Bele-
bungsanlage entfällt zwischen 50 % und 80 % des Gesamtenergiebedarfs der Abwasserreinigung auf
die Belüftung und Durchmischung.

Daher kommt der Planung einer energieeffizienten Belüftung und Durchmischung nicht nur bei der
erstmaligen Erstellung einer Belebungsanlage, sondern zunehmend auch bei anstehenden Reinves-
Für Käufer des Belebungsexperts

titionsmaßnahmen eine große Bedeutung zu.

Dieses Merkblatt gibt weitreichende Empfehlungen zur Dimensionierung, Konstruktion und betrieb-
lichen Überwachung von Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen beim Belebungsverfahren.
Hierbei werden insbesondere die Wechselwirkungen zwischen Belüftung und Durchmischung in
besonderem Maße betrachtet.

Einen wesentlichen Schwerpunkt der planerischen Arbeit stellt die Auswahl eines wirtschaftlich und
verfahrenstechnisch optimalen Belüftungs- und Durchmischungssystems dar. Hierzu werden kon-
krete Empfehlungen zur Durchführung von Kostenvergleichsrechnungen gegeben und an einem
Beispiel erläutert.

Bei Beachtung der Grundsätze dieses Merkblatts sollten Planer und Betreiber von Belebungsanla-
gen in der Lage sein, ein Belüftungs- und Durchmischungssystem auszuwählen, das im Hinblick auf
die Kosten- und Umweltauswirkungen optimal ist.

70 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Anhang A Beispiele zur Bemessung von


Belüftungssystemen
A.1 Bemessung einer Druckluftbelüftung
Im Rahmen der Erweiterung einer kommunalen Kläranlage wurde vorlaufend zur Planung eine
Grundlagenermittlung gemäß den Vorgaben des Arbeitsblatts ATV-DVWK-A 198 durchgeführt. Die
Bemessung der Belebungsanlage erfolgte aufbauend auf dem Arbeitsblatt DWA-A 131. Vorgesehen
war eine Stickstoffelimination unter Nutzung der intermittierenden Denitrifikation in zwei getrennten
Belebungsbecken.

Die in Tabelle A.1 aufgeführten Kenndaten der Abwasserbeschaffenheit im Zulauf der Belebungsan-
lage dienen der Bemessung nach Arbeitsblatt DWA-A 131 als Basis für die Ermittlung des notwendi-
gen Beckenvolumens und des Anteils der Denitrifikation.

Tabelle A.1: Ausgangsdaten (Zulauf Belebung) der Bemessung der Belebungsanlage nach Arbeits-
blatt DWA-A 131:2016

Parameter Einheit Ist Prognose

Mittel Bemessung
3
QT,d,aM m /d 12.360 9.160
3
QT,h,max m /d 610 500
3
QM m /d 1.260 1.260

CSB kg/d 1.900 2.900 3.100

NH4-N kg/d 180 240 270


Für Käufer des Belebungsexperts

Norg kg/d 50 75 80

KN kg/d 230 315 350

NOX-N kg/d 0 6 0

Nges kg/d 230 315 350

Pges kg/d 33 49 54

TS0 kg/d 900 900 1.000

Die nachfolgend mit den wesentlichen Ergebnissen der Bemessung aufgeführten vier Lastfälle wur-
den im Rahmen der Auslegung für die Belüftung betrachtet.

 Lastfall 1: Durchschnittlicher Sauerstoffbedarf im Ist-Zustand


Hierzu wurden unter Verwendung der mittleren Frachten für den Ist-Zustand im Zulauf der Bele-
bung die maßgebenden Sauerstoffbedarfswerte bei einer mittleren Jahrestemperatur ermittelt:

OVd,C,aM = 932 kg/d


OVd,D,aM = 136 kg/d
OVd,N,aM = 717 kg/d
fC = 1,0
fN = 1,0
OVh,aM = 63,0 kg/h

September 2017 DWA-Regelwerk 71


DWA-M 229-1

TW = 14 °C
αmittel = 0,75

 Lastfall 2: Maximaler Sauerstoffbedarf im Ist-Zustand


Hierzu wurden unter Verwendung der maßgebenden Frachten (2-Wochen-Max bzw. 85-Perzentil)
für den Ist-Zustand im Zulauf der Belebung die maßgebenden Sauerstoffbedarfswerte ermittelt.
In diesem Fall ergab sich der maximale Sauerstoffbedarf bei höchster Temperatur in den Som-
mermonaten:
OVd,C,max = 1.470 kg/d
OVd,D,max = 334 kg/d
OVd,N,max = 990 kg/d
fC = 1,15
fN = 2,0
OVh,max = 129,8 kg/h
TW = 18 °C
αmin = 0,65

 Lastfall 3: Minimaler Sauerstoffbedarf im Ist-Zustand


Hierzu wurde Gl. (18) verwendet und die Stoßfaktoren fC und fN = 1 gesetzt:
OVd,C,min = 508 kg/d
OVd,D,min = 0 kg/d
OVd,N,min = 0 kg/d
OVh,min = 21,2 kg/h
TW = 14 °C
αmax = 0,80

 Lastfall 4: Maximaler Sauerstoffbedarf im Prognose-Zustand


Hierzu wurden unter Verwendung der maßgebenden Frachten (2-Wochen-Max bzw. 85-Perzentil)
für den Prognose-Zustand im Zulauf der Belebung die maßgebenden Sauerstoffbedarfswerte
Für Käufer des Belebungsexperts

ermittelt.

OVd,C,Prog = 1.597 kg/d


OVd,D,Prog = 505 kg/d
OVd,N,Prog = 1.147 kg/d
fC = 1,15
fN = 2,0
OVh,max,Prog = 141,1 kg/h
TW = 18 °C
αmin = 0,65

Die Auslegung der gesamten Belüftungsanlage erfolgt basierend auf dem Lastfall 2. Für die weite-
ren Lastfälle werden anschließend die maßgebenden Parameter der Belüftungsanlage ermittelt und
für die detaillierte Auslegung wie folgt genutzt:
 Lastfall 1: OVh,aM
Basis für die Ermittlung der Wirtschaftlichkeit untersuchter Belüftungssysteme

 Lastfall 2: OVh,max
Bemessungslastfall

 Lastfall 3: OVh,min
Nachweis der Mindestbeaufschlagung und Bestimmung der unteren Grenze des Regelbereichs
der Gebläse

72 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

 Lastfall 4: OVh,max,Prog
Ermittlung des erforderlichen Ergänzungsbedarfs von Belüfterelementen bei Erreichen der Progno-
sebelastung

Am Beispiel des Lastfalls 2 ist der Ablauf der Bemessung in Tabelle A.2 übersichtlich dargestellt. Zu
beachten ist hierbei, dass die Auslegung der Übersichtlichkeit halber nur für ein Belebungsbecken
erfolgt.

Die Bemessung von Druckluftbelüftungsanlagen folgt grundsätzlich folgendem Ablauf:


 Ermittlung des erforderlichen maximalen stündlichen Sauerstoffbedarfs im Ist-Zustand: OVh,max

 Festlegung der geometrischen Beckenkennwerte: hD, ABB

 Festlegung der lastfallabhängigen α-Werte


 Festlegung der Soll-Sauerstoffkonzentration im Belebungsbecken: Cx

 Berücksichtigung einer intermittierenden Denitrifikation (soweit erforderlich): fint

Mit diesen Vorgaben ergibt sich schließlich die erforderliche Sauerstoffzufuhr SOTR im Reinwasser.
Dieser Wert kann nun als eine Anforderungsgröße im Rahmen der Ausschreibung formuliert werden.

Sofern der Planer eine detaillierte Auslegung der Belüftung, beispielsweise zur Optimierung der
Beckengeometrie und der Abstimmung mit einer zusätzlichen Durchmischung beabsichtigt, ist im
nächsten Schritt die Belüftung im Detail zu dimensionieren.

Hierzu werden die Kenndaten der Belüftungselemente, die der Planer beabsichtigt einzubauen, von
den Herstellern erfragt:
1. Spezifische Sauerstoffzufuhr in Reinwasser unter Standardbedingungen: SSOTR

2. Spezifische Beaufschlagung pro Belüfterelement: qL,Bel

3. Mindestbeaufschlagung pro Belüfterelement


Für Käufer des Belebungsexperts

4. Abgasungsfläche: aBel

Mit diesen Angaben kann die Anzahl der erforderlichen Belüfterelemente (nBel) ermittelt und die
Belegungsdichte (BD) errechnet werden. Darüber hinaus wird empfohlen, gleichzeitig auch für jeden
Lastfall die spezifische Beckenbeaufschlagung mit Druckluft (qL,BB) und die eingetragene Mischener-
gie (PBB) zu berechnen.

Zur Auslegung der Gebläsestation ist nun zunächst eine überschlägliche Ermittlung der Verluste im
Rohrleitungssystem erforderlich. Unter Berücksichtigung der Einblastiefe ergibt sich schließlich die
erforderliche Druckerhöhung (Δp) des Gebläses.

Aufgrund der Größe der Kläranlage erfolgt im vorliegenden Fall eine planerische Festlegung auf die
Drucklufterzeugung mittels eines Drehkolbengebläses. Folgende Daten sind hierzu vorzugeben:
5. Aufstellhöhe der Gebläse: hgeo

6. Relative Feuchte der angesaugten Luft: ϕ


7. Druckverluste auf der Saugseite: Δp1

8. Ansaugtemperatur: TL,1

September 2017 DWA-Regelwerk 73


DWA-M 229-1

Damit ergibt sich nun der Ansaugvolumenstrom (Q1) als Basis für die Gebläseauswahl. Aus den Un-
terlagen der Hersteller sind für Drehkolbengebläse beispielsweise nun folgende Kenngrößen vorzu-
geben:
9. Verlustvolumenstrom bei 100 hPa: QV100
10. Theoretisches Fördervolumen: q0
11. Verlustleistung: PV

Mithilfe dieser Vorgaben erfolgt abschließend die Auswahl eines geeigneten Gebläses (siehe Tabelle
A.3), wobei für den Auslegungsfall sicherzustellen ist, dass die Gebläsedrehzahl etwa bei 90 % der
Maximaldrehzahl liegt, um einen wirtschaftlichen Betrieb auch bei geringerem Sauerstoffbedarf zu
ermöglichen.

In diesem Fall werden zwei Gebläse je Becken gewählt und mittels Frequenzumformer geregelt.
Regelgröße ist in diesem Fall der Sauerstoffgehalt im Belebungsbecken. Oftmals ist es bei einem
weiten erforderlichen Regelbereich des Luftbedarfs sinnvoll, mehrere Gebläse einem Becken oder
einer gemeinsamen Luftleitung zuzuordnen. Hierbei können beispielsweise ein oder mehrere Geblä-
se polumschaltbar und zusätzliche Aggregate mit Frequenzumformer geregelt werden, um eine
energetisch effiziente Auslegung der gesamten Gebläsestation zu erreichen. Dies gelingt in der Re-
gel dann, wenn die einzelnen Gebläse immer nahe an der Maximaldrehzahl betrieben werden, um
die Verluste zu minimieren.

Die Ergebnisübersicht in Tabelle A.4 für die vier verschiedenen Lastfälle zeigt, dass eine große
3
Schwankungsbreite des Ansaugvolumenstroms von 2,9 m /min im Lastfall 3 mit minimalem Sauer-
3
stoffbedarf und 20,9 m /min im Prognose-Lastfall 4 abzudecken wäre.

Mit den hier für den Bemessungslastfall ausgewählten zwei Gebläsen ließe sich eine maximale
Luftmenge erzeugen, die auch ausreichen würde, um den Prognose-Zustand abzudecken. Dennoch
wird ein zusätzliches Redundanzaggregat gleicher Baugröße in der Verdichterstation aufgestellt, das
in der Lage ist, beide Becken mit Luft zu versorgen, um bei Ausfall eines Gebläses noch eine ausrei-
chende Reserve vorzuhalten.
Für Käufer des Belebungsexperts

Der Lastfall 3 mit dem minimalen Sauerstoffbedarf kann durch Variation der Belüftungszeit der
intermittierenden Denitrifikation einfach abgedeckt werden.

Ebenso wird die Anzahl der zu installierenden Belüfterelemente basierend auf dem Ist-Zustand des
Lastfalls 2 festgelegt, allerdings erfolgt die Belegung des Beckens so, dass noch fünf weitere Ele-
mente zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden können.

74 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Tabelle A.2: Auslegung einer Druckluftbelüftung für die Beispielanlage A.1


(Auslegung jeweils nur für ein Becken)

Ergebnisse der Bemessung nach Formel Einheit Wert


Arbeitsblatt DWA-A 131:2016

maximaler stündlicher
OVh,max kg/h O2 64,9
Sauerstoffbedarf

maßgebende Wassertemperatur
TBB °C 18
im Belebungsbecken

Ermittlung der erforderlichen Sauer- Formel Einheit Wert


stoffzufuhr

hD Einblastiefe m 5,85

hD – 1,28
fd Tiefenfaktor 1+
20,7

αmittel Grenzflächenfaktor – 0,65

STDS,St Salzgehalt in Reinwasser g/l 0,0

βSt Salzfaktor CS in Reinwasser βSt = 1 – 0,01 · STDS,St – 1,00

fS,St Salzfaktor kLa in Reinwasser fS,St = 1 + 0,08 · STDS,St – 1,00

Sauerstoffsättigungskonzentration mg/l O2 9,1


CS,20
bei 20 °C
Für Käufer des Belebungsexperts

Salzgehalt unter g/l 0,0


STDS,α
Betriebsbedingungen

Salzfaktor CS unter – 1,00


βα βα = 1 – 0,01 · STDS,α
Betriebsbedingungen

Salzfaktor kLa unter – 1,00


fS,α fS,α = 1 + 0,08 · STDS,α
Betriebsbedingungen

Sauerstoffsättigungskonzentration 2234,34 mg/l O2 9,5


CS,T
bei der maßgebenden Temperatur (TBB + 45,93)1,31403

Soll-Sauerstoffkonzentration im mg/l O2 2,0


Cx
Becken

Erhöhungsfaktor für intermittie- 1 – 1,4


fint
rende Belüftung 1− VD / VBB

fd ·β St · CS,20 · fS,St kg/h O2 172,0


erforderliche Sauerstoffzufuhr in · OVh · fint
SOTR
Reinwasser αfS,α ·(fd ·β α ·CS,T · 1patm
.013 − Cx ) · θ
W −20)
(T

September 2017 DWA-Regelwerk 75


DWA-M 229-1

Tabelle A.2 (Ende)

Ermittlung des erforderlichen Luftbedarfs und der Anzahl Formel Einheit Wert
der Belüfterelemente

Fabrikat und Typ des gewählten Belüfters Musterbelüfter, Typ xyz

spezifische Sauerstoffzufuhr in Reinwasser unter


SSOTR Standardbedingungen g/(m N3 ·m) 18,0
(T = 20 °C, p = 1013 hPa, C = 0 mg/l)

spezifische Sauerstoffausnutzung in Reinwasser


SSOTE unter Standardbedingungen %/m 6,0
(T = 20 °C, p = 1013 hPa, C = 0 mg/l)

spezifische Luftbeaufschlagung je
qL,Bel,erf m N3 /(St·h) 40,0
Belüfterelement

tatsächliche spezifische Luftbeaufschlagung je


qL,Bel,tat m N3 /(St·h) 40,8
Belüfterelement

spezifische Luftbeaufschlagung des Belebungs- 3


qL,BB m N3 /(m ·h) 0,72
beckens
3
PBB durch die Belüftung eingetragene Mischenergie W/m 9,5
2
aBel Abgasungsfläche je Belüfterelement m /Stück 2,00
1000 · SOTR
QL,N erforderlicher Luftbedarf m N3 /h 1.633
3 · SSOTE · hD

QL,N
nBel,erf erforderliche Anzahl der Belüfterelemente -
qL,Bel

nBel,tat gewählte Anzahl der Belüfterelemente - 40


2
Für Käufer des Belebungsexperts

ages gesamte Abgasungsfläche nBel · aBel m 80


2
ABB Beckenoberfläche m 380

ages
BD Belegungsdichte · 100 % 21
ABB

Ermittlung der Druckverluste Formel Einheit Wert


Schalldämpfer und Rückschlagklappe hPa 25

Regelarmaturen hPa 5

Druckleitung zum Becken hPa 15

Verteilleitung am Becken hPa 5

Fallleitung und Verteilerleitung am Beckenboden hPa 5

Drosselorgan im Belüfter hPa 20

Belüftermembran hPa 30

Einblastiefe hD · 10 · 9,81 hPa 574

Sicherheitszuschlag hPa 0

Δp erforderliche Druckerhöhung des Verdichters hPa 729

76 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Tabelle A.3: Auslegung der Verdichterstation für die Beispielanlage A.1 (Auslegung jeweils nur für
ein Becken)

Auslegung des Verdichters Formel Einheit Wert

hgeo Aufstellhöhe m.ü.NN 400

ϕ relative Feuchte der angesaugten Luft % 60


17,62 · TL,1
6,122 · EXP ( )
pS Sättigungsdampfdruck 243,12 + · TL,1 hPa 23,3

pS · 0,018015
Wasserdampfdichte im · 100
ρS
3

Sättigungszustand 8,314 · (273,15 + TL,1) kg/m 0,0173

5,255
 288 − 0,0065 · hgeo 
patm Umgebungsluftdruck 1.013,25 ·   hPa 966
 288 

Druckverluste auf der Saugseite


Δp1 Annahme hPa 25
(Saugleitung, Saugfilter usw.)

p1,abs Ansaugdruck patm – Δ p1 hPa 941

TL,1 Ansaugtemperatur °C 20
TN p − ϕ·pS
ρN · · 1,abs + ϕ ·ρ S
ρ1
3
Dichte im Ansaugzustand TN + TL,1 pN kg/m 1,1128

nGebläse Anzahl der Gebläse – 2


TN + TL,1 pN 1
· · QL,N · 3
Q1 Ansaugvolumenstrom TN p1,abs − ϕ·pS 60 m /min 16,0
Für Käufer des Belebungsexperts

Fabrikat und Typ des gewählten


 Musterbelüfter, Typ xyz
Belüfters

Verlustvolumenstrom bei 100 hPa 3


QV100 m /min 1,08
(Angaben durch Gebläsehersteller)

theoretisches Fördervolumen
q0 l/U 5,6
(Angaben durch Gebläsehersteller)

1,293 · Δp
QV100 · 3
QV Verlustvolumenstrom 100 · ρ1 m /min 3,1

3
Q0 theoretischer Ansaugvolumenstrom Q1 + QV m /min 19,1
Q0 · 1000
nG Gebläsedrehzahl q0 – 3.394

ηV volumetrischer Wirkungsgrad Q1/Q0 – 0,84


Δp
Δtth Temperaturerhöhung 10 · η V · ρ1 · 1,005 °C 78

TL,2 Austrittstemperatur t1 + Δtth °C 98

p2,abs Austrittsdruck p1,abs + Δp hPa 1.670

September 2017 DWA-Regelwerk 77


DWA-M 229-1

Tabelle A.3 (Ende)

Auslegung des Verdichters Formel Einheit Wert

Q0 · Δp
Pth Verdichtungsleistung kW 23,2
600
Verlustleistung (Angaben durch
PV kW 1,0
Gebläsehersteller) (ca. 4 % von PK)
Q0 · Δp
PK Kupplungsleistung + PV kW 24,2
600

 1,4 − 1

 p  1,4

1,4·287,12·(TN + TL,1)· 2,abs 
 − 1
Wv Volumenänderungsarbeit p kJ/kg 52,5
 1,abs  
(1,4 − 1)·1.000

Q1 · ρ1 · Wv
ηVer Wirkungsgrad Verdichter – 0,64
60 · PK

ηFU Wirkungsgrad Frequenzumformer – 0,95


ηMot Wirkungsgrad Antriebsmotor – 0,95
Gesamtwirkungsgrad elektrischer
ηges ηMot · ηFU – 0,90
Antrieb
PK
PN Netzleistung kW 26,8
ηges

Tabelle A.4: Ergebnisübersicht der Bemessung für die vier betrachteten Lastfälle

Ergebnisse der Auslegung der Lastfall 1 Lastfall 2 Lastfall 3 Lastfall 4


Druckluftbelüftung (Angaben je
Für Käufer des Belebungsexperts

Becken) Durch- Maximaler Minimaler Maximaler


schnittlicher Sauerstoff- Sauerstoff- Sauerstoff-
Sauerstoff- bedarf bedarf bedarf im
bedarf im im im Prognose-
Ist-Zustand Ist-Zustand Ist-Zustand Zustand

Erforderlicher
QL m N3 /h 598 1.633 151 2.142
Luftbedarf

Spezifische Luft-
beaufschlagung
qL,Bel m N3 /(St·h) 15 41 4 54
je Belüfterele-
ment

Spezifische Luft-
3
beaufschlagung m N3 /(m ·h)
qL,BB 0,26 0,72 0,07 0,94
des Belebungs-
beckens

Durch die
Belüftung ein- 3
PBB W/m 3,4 9,5 0,9 12,5
getragene
Mischenergie

Erforderliche
Δp Druckerhöhung hPa 669 729 669 729
des Verdichters

78 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Tabelle A.4 (Ende)

Ergebnisse der Auslegung der Lastfall 1 Lastfall 2 Lastfall 3 Lastfall 4


Druckluftbelüftung (Angaben je
Becken) Durch- Maximaler Minimaler Maximaler
schnittlicher Sauerstoff- Sauerstoff- Sauerstoff-
Sauerstoff- bedarf bedarf bedarf im
bedarf im im im Prognose-
Ist-Zustand Ist-Zustand Ist-Zustand Zustand

Anzahl der 1 2 1 2
nGebläse –
Gebläse

Ansaugvolu- 3 11,6 16,0 2,9 20,9


Q1 m /min
menstrom

Gebläsedreh- 2.598 3.394 1.053 4.277


nG –
zahl

Kupplungs-
PK kW 17,0 24,2 6,9 30,5
leistung

Wirkungsgrad
ηges – 0,62 0,64 0,39 0,67
Verdichter

Gesamtwir-
ηges kungsgrad – 0,86 0,90 0,81 0,90
Motor

Netzleistung
PN kW 19,9 26,8 8,5 33,8
pro Gebläse

Netzleistung
PN kW 19,9 53,6 8,5 67,5
gesamt
Für Käufer des Belebungsexperts

A.2 Bemessung einer Druck- und Oberflächenbelüftung


(Wirtschaftlichkeitsvergleich)
Im Rahmen der Erweiterung einer kommunalen Kläranlage wurde vorlaufend zur Planung eine
Grundlagenermittlung gemäß den Vorgaben des Arbeitsblatts ATV-DVWK-A 198:2003 durchgeführt.
Die Bemessung der Belebungsanlage erfolgte aufbauend auf dem Arbeitsblatt DWA-A 131:2006.

Die bestehende Kläranlage verfügt über zwei Umlaufbecken mit Druckluftbelüftung. Im Zuge der
Erweiterung der Anlage mit dem Ziel einer weitergehenden ganzjährigen Stickstoffelimination wurde
als eine mögliche Variante die Umnutzung dieser beiden bislang im Sommer als simultane Denitrifi-
kation genutzten Becken als ausschließlich belüftete Nitrifikationszonen betrachtet. Die erforderli-
che Denitrifikation ließe sich in dieser Variante in dem bestehenden Nachklärbecken einrichten,
wobei bei dieser Variante ein neues Nachklärbecken errichtet werden müsste, womit in der weiteren
Konsequenz auch der Feststoffgehalt im Belebungsbecken angehoben werden könnte. Die beste-
henden Umlaufbecken weisen eine Tiefe von 3,2 m auf.

Im vorliegenden Beispiel galt es also zu untersuchen, welche Form der Belüftung unter den vorge-
gebenen Bedingungen die wirtschaftlich Günstigste ist.

Die Bemessungsdaten und Sauerstoffbedarfe für die einzelnen Lastfälle entsprechen denen aus dem
Beispiel 1.

September 2017 DWA-Regelwerk 79


DWA-M 229-1

Zunächst erfolgte ähnlich wie im Beispiel 1 eine Bemessung der Druckluftbelüftung. Als bevorzugte
Belüfterelemente wurden planerisch Tellerbelüfter aus EPDM ausgewählt.

Die Ergebnisse dieser Bemessung sind für den Lastfall 2 in Tabelle A.5 und Tabelle A.6, die Ergeb-
nisübersicht für alle betrachteten Lastfälle in Tabelle A.7 dokumentiert.

Im Auslegungslastfall 2 sind insgesamt 370 Belüfterelemente je Becken erforderlich, die beiden


Gebläse benötigen eine motorische Antriebsleistung von insgesamt 42,5 kW je Becken. Der mittlere
Energiebedarf im Lastfall 1 liegt bei 18,6 kW je Becken. Zusätzlich werden zur Durchmischung des
3
Beckeninhalts von 1.200 m noch Rührwerke mit einem mittleren Leistungsbedarf von insgesamt
2 kW je Becken benötigt.

Anschließend wurde für den gleichen Beispielfall die Auslegung einer Oberflächenbelüftung vorge-
nommen. Für den Lastfall 2 ergibt sich folgender Bemessungsgang:
hBB 3,2
fd = 1 + = 1+ = 1,021 (A.1)
150 150

Als Grenzflächenfaktor wird ein Wert von 0,95 gewählt. Damit ergibt sich SOTR zu:
fd ⋅ CS,20
SOTR = ⋅ OVh (A.2)
α ⋅ (fd ⋅ CS,T − Cx ) ⋅ θ (TW −20)

1,021⋅ 9,1
SOTR = ⋅ 64,9
0,95 ⋅ (1,021⋅ 9,5 − 2) ⋅ 1,024(18−20)

SOTR = 86,8 kg/h O2

Gewählt werden für diesen Bemessungsfall wegen der eher als ungünstig eingeschätzten geometri-
schen Verhältnisse der Belebungsbecken Walzenbelüfter mit einem Sauerstoffertrag von 1,6 kg/kWh
bei einer Eintauchtiefe von 30 cm. Damit ergibt sich ein Leistungsbedarf im Bemessungsfall von:
Für Käufer des Belebungsexperts

SOTR 86,8
P= = = 54,3 kW (A.3)
SAE 1,6

Der mittlere Leistungsbedarf im Lastfall 1 errechnet sich bei einer erforderlichen Sauerstoffzufuhr
von 41,7 kg/h zu 26,1 kW.

Die erforderliche Länge der Walzenbelüfter ergibt sich bei einer Sauerstoffeintragsleistung von etwa
8,0 kg/(h·m) zu:

SOTR 86,8
L= = = 10,85 m (A.4)
SSOTR 8,0

Gewählt werden drei Rotoren mit einer jeweiligen Länge von 4 m.

80 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Tabelle A.5: Auslegung einer Druckluftbelüftung für die Beispielanlage A.2


(Auslegung jeweils nur für ein Becken)

Ergebnisse der Bemessung nach Ar- Formel Einheit Wert


beitsblatt DWA-A 131:2016

maximaler stündlicher Sauer- kg/h O2 64,9


OVh,max
stoffbedarf

maßgebende Wassertemperatur 18
TBB °C
im Belebungsbecken

Ermittlung der erforderlichen Sauer- Formel Einheit Wert


stoffzufuhr

hD Einblastiefe m 3,1

hD
fd Tiefenfaktor 1+ – 1,15
20,7

αmittel Grenzflächenfaktor – 0,65

STDS,St Salzgehalt in Reinwasser g/l 0,0

βSt Salzfaktor CS in Reinwasser βSt = 1 – 0,01 · STDS,St – 1,00

fS,St Salzfaktor kLa in Reinwasser fS,St = 1 + 0,08 · STDS,St – 1,00

Sauerstoffsättigungskonzentration
CS,20 mg/l O2 9,1
bei 20 °C
Für Käufer des Belebungsexperts

Salzgehalt unter Betriebsbedin-


STDS,α g/l 0,0
gungen

Salzfaktor CS unter
βα βα = 1 – 0,01 · STDS,α – 1,00
Betriebsbedingungen

Salzfaktor kLa unter fS,α = 1 + 0,08 · STDS,α


fS,α – 1,00
Betriebsbedingungen

Sauerstoffsättigungskonzentration 2234,34
CS,T (TBB + 45,93)1,31403 mg/l O2 9,5
bei der maßgebenden Temperatur

Soll-Sauerstoffkonzentration im
Cx mg/l O2 2,0
Becken

Erhöhungsfaktor für intermittie- 1


fint
rende Belüftung 1 − VD / VBB – 1,0

fd ·β St · CS,20 · fS,St
erforderliche Sauerstoffzufuhr in · OVh · fint
SOTR
Reinwasser α fS,α ·(fd ·β α ·CS,T · 1patm
.013 − Cx ) · θ
W −20)
(T kg/h O2 123,2

September 2017 DWA-Regelwerk 81


DWA-M 229-1

Tabelle A.5 (Ende)

Ermittlung des erforderlichen Luftbedarfs und der Anzahl Formel Einheit Wert
der Belüfterelemente

Fabrikat und Typ des gewählten Belüfters Musterbelüfter, Typ xyz

spezifische Sauerstoffzufuhr in Reinwasser unter


SSOTR Standardbedingungen g/(m N3 ·m) 18,0
(T = 20 °C, p = 1013 hPa, C = 0 mg/l)

spezifische Sauerstoffausnutzung in Reinwasser


SSOTE unter Standardbedingungen %/m 6,0
(T = 20 °C, p = 1013 hPa, C = 0 mg/l)

qL,Bel,erf spezifische Luftbeaufschlagung je Belüfterelement m N3 /(St·h) 60

tatsächliche spezifische Luftbeaufschlagung je


qL,Bel,tat m N3 /(St·h) 6,0
Belüfterelement

spezifische Luftbeaufschlagung des Belebungs- 3


qL,BB m N3 /(m ·h) 0,97
beckens
3
PBB durch die Belüftung eingetragene Mischenergie W/m 7,6
2
aBel Abgasungsfläche je Belüfterelement m /Stück 0,07

1000 · SOTR
QL,N erforderlicher Luftbedarf m N3 /h 2.208
3 · SSOTE · hD

QL,N
nBel,erf erforderliche Anzahl der Belüfterelemente – 368
qL,Bel

nBel,tat gewählte Anzahl der Belüfterelemente – 370


2
Für Käufer des Belebungsexperts

ages gesamte Abgasungsfläche nBel · aBel m 24


2
ABB Beckenoberfläche m 710

ages
BD Belegungsdichte · 100 % 3
ABB

Ermittlung der Druckverluste Formel Einheit Wert


Schalldämpfer und Rückschlagklappe hPa 25

Regelarmaturen hPa 5

Druckleitung zum Becken hPa 15

Verteilleitung am Becken hPa 5

Fallleitung und Verteilerleitung am Beckenboden hPa 5

Drosselorgan im Belüfter hPa 20

Belüftermembran hPa 30

Einblastiefe hD · 10 · 9,81 hPa 304

Sicherheitszuschlag hPa 50

Δp erforderliche Druckerhöhung des Verdichters hPa 459

82 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Tabelle A.6: Auslegung der Verdichterstation für die Beispielanlage A.2 (Auslegung jeweils nur für
ein Becken)

Auslegung des Verdichters Formel Einheit Wert

hgeo Aufstellhöhe m.ü.NN 400

relative Feuchte der angesaugten


ϕ % 60
Luft
17,62 · TL,1
6,122 · EXP ( )
pS Sättigungsdampfdruck 243,12 + · TL,1 hPa 23,3

pS · 0,018015
Wasserdampfdichte im · 100
ρS
3

Sättigungszustand 8,314 · (273,15 + TL,1) kg/m 0,0173

5,255
 288 − 0,0065 · hgeo 
patm Umgebungsluftdruck 1.013,25 ·   hPa 966
 288 

Druckverluste auf der Saugseite


Δp1 Annahme hPa 25
(Saugleitung, Saugfilter usw.)

p1,abs Ansaugdruck patm – Δ p1 hPa 941

TL,1 Ansaugtemperatur °C 20
TN p − ϕ·pS
ρN · · 1,abs + ϕ ·ρ S
ρ1
3
Dichte im Ansaugzustand TN + TL,1 pN kg/m 1,1128

nGebläse Anzahl der Gebläse – 2


TN + TL,1 pN 1
· · QL,N · 3
Q1 Ansaugvolumenstrom TN p1,abs − ϕ·pS 60 m /min 21,6
Für Käufer des Belebungsexperts

Fabrikat und Typ des gewählten


Musterbelüfter, Typ xyz
Belüfters

Verlustvolumenstrom bei 100 hPa 3


QV100 m /min 1,08
(Angaben durch Gebläsehersteller)

theoretisches Fördervolumen
q0 l/U 5,6
(Angaben durch Gebläsehersteller)

1,293 · Δp
QV100 · 3
QV Verlustvolumenstrom 100 · ρ1 m /min 2,5

3
Q0 theoretischer Ansaugvolumenstrom Q1 + QV m /min 24,1
Q0 · 1000
nG Gebläsedrehzahl q0 – 4.276

ηV volumetrischer Wirkungsgrad Q1/Q0 – 0,9


Δp
Δtth Temperaturerhöhung 10 · η V · ρ1 · 1,005 °C 46

TL,2 Austrittstemperatur t1 + Δtth °C 66

p2,abs Austrittsdruck p1,abs + Δp hPa 1.400

September 2017 DWA-Regelwerk 83


DWA-M 229-1

Tabelle A.6 (Ende)

Auslegung des Verdichters Formel Einheit Wert

Q0 · Δp
Pth Verdichtungsleistung kW 18,4
600
Verlustleistung (Angaben durch
PV kW 0,8
Gebläsehersteller) (ca. 4 % von PK)

Q0 · Δp
PK Kupplungsleistung + PV kW 19,2
600

 1,4 − 1

 p  1,4

1,4·287,12·(TN + TL,1)· 2,abs 
 − 1
Wv Volumenänderungsarbeit p kJ/kg 35,4
 1,abs  
(1,4 − 1)·1.000

Q1 · ρ1 · Wv
ηVer Wirkungsgrad Verdichter – 0,74
60 · PK

ηFU Wirkungsgrad Frequenzumformer – 0,95


ηMot Wirkungsgrad Antriebsmotor – 0,95
Gesamtwirkungsgrad elektrischer
ηges ηMot · ηFU – 0,90
Antrieb
PK
PN Netzleistung kW 21,3
ηges

Tabelle A.7: Ergebnisübersicht der Bemessung für die vier betrachteten Lastfälle

Ergebnisse der Auslegung der Lastfall 1 Lastfall 2 Lastfall 3 Lastfall 4


Für Käufer des Belebungsexperts

Druckluftbelüftung (Angaben je
Becken) Durchschnitt- Maximaler Minimaler Maximaler
licher Sauer- Sauerstoff- Sauerstoff- Sauerstoff-
stoffbedarf bedarf bedarf bedarf im
im im im Prognose-
Ist-Zustand Ist-Zustand Ist-Zustand Zustand

Erforderlicher
QL m N3 /h 922 2.208 290 2.399
Luftbedarf

Spezifische
Luftbeaufschla-
qL,Bel m N3 /(St·h) 2 6 1 6
gung je
Belüfterelement

Spezifische
Luftbeaufschla- 3
qL,BB m N3 /(m ·h) 0,41 0,97 0,13 1,06
gung des Bele-
bungsbeckens

Durch die
Belüftung ein- 3
PBB W/m 3,1 7,6 1,0 8,3
getragene
Mischenergie

Erforderliche
Δp Druckerhöhung hPa 399 459 399 459
des Verdichters

84 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Tabelle A.7 (Ende)

Ergebnisse der Auslegung der Lastfall 1 Lastfall 2 Lastfall 3 Lastfall 4


Druckluftbelüftung (Angaben je
Becken) Durchschnitt- Maximaler Minimaler Maximaler
licher Sauer- Sauerstoff- Sauerstoff- Sauerstoff-
stoffbedarf bedarf bedarf bedarf im
im im im Prognose-
Ist-Zustand Ist-Zustand Ist-Zustand Zustand

Anzahl der
nGebläse – 1 2 1 2
Gebläse

Ansaugvolu- 3
Q1 m /min 17,9 21,6 5,6 23,5
menstrom

Gebläsedreh-
nG – 3.595 4.276 1.414 4.608
zahl

Kupplungsleis-
PK kW 14,0 19,2 5,5 0,74
tung

Wirkungsgrad
ηges – 0,74 0,74 0,59 0,74
Verdichter

Gesamtwir-
ηges kungsgrad – 0,86 0,90 0,81 0,90
Motor

Netzleistung
PN kW 16,4 21,3 6,8 22,9
pro Gebläse

Netzleistung
PN kW 16,4 42,5 6,8 45,8
gesamt

Nun gilt es im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu überprüfen, welches der beiden


Für Käufer des Belebungsexperts

Belüftungssysteme die geringeren Jahreskosten bzw. den geringeren Projektkostenbarwert auf-


weist. Hierzu wird ein Kostenvergleich entsprechend den Empfehlungen in den Leitlinien zur Durch-
führung dynamischer Kostenvergleichsrechnungen (DWA 2012) durchgeführt.

Bei diesem Beispiel ist darauf hinzuweisen, dass die angesetzten Kostengrößen fiktive Annahmen
sind, die lediglich dazu dienen sollen, das methodische Vorgehen zu verdeutlichen. Grundsätzliche
Schlussfolgerungen zur Wirtschaftlichkeit können hieraus in keiner Weise abgeleitet werden.

Folgende Annahmen wurden hierzu getroffen:

Druckluftbelüftung
 Investitionskosten (IKBT) und Nutzungsdauer Bautechnik (nBT)

IKBT = 300.000 €
nBT = 30 a

 Investitionskosten (IKGeb, IKBel und IKRohr) und Nutzungsdauer Maschinentechnik (nGeb, nBel und nRohr)
IKGeb = 60.000 €
nGeb = 15 a
IKBel = 25.000 €
nBel = 5a
IKRohr = 80.000 €
nRohr = 30 a

September 2017 DWA-Regelwerk 85


DWA-M 229-1

 Investitionskosten (IKEMSR) und Nutzungsdauer (nEMSR) EMSR-Technik


IKEMSR = 80.000 €
nEMSR = 10 a

 Laufende Kosten: Wartung und Instandhaltung für die Bau- (BKWI,BT), die Maschinen- (BKWI,MT) und
die EMSR-Technik (BKWI,EMSR)
BKWI,BT = 0,5 %/a der Bautechnik
BKWI,MT = 1,5 %/a der Maschinentechnik
BKWI,EMSR = 2,5 %/a der EMSR-Technik

 Laufende Kosten: Energiekosten


Energiebedarf des Lastfalls 1 bei 0,15 €/kWh
(18,3 kW + 2 kW): ca. 178.000 kWh/a

 Reinvestitionskosten
100 % der ursprünglichen Investitionskosten

Oberflächenbelüftung
 Investitionskosten (IKBT) und Nutzungsdauer Bautechnik (nBT)

IKBT = 100.000 €
nBT = 30 a

 Investitionskosten (IKRot) und Nutzungsdauer Maschinentechnik (nRot)


IKRot = 200.000 €
nRot = 15 a

 Investitionskosten (IKEMSR) und Nutzungsdauer EMSR-Technik (nEMSR)

IKEMSR = 80.000 €
nEMSR = 10 a
Für Käufer des Belebungsexperts

 Laufende Kosten: Wartung und Instandhaltung für die Bau- (BKWI,BT), die Maschinen- (BKWI,MT) und
die EMSR-Technik (BKWI,EMSR)

BKWI,BT = 0,5 %/a der Bautechnik


BKWI,MT = 1,5 %/a der Maschinentechnik
BKWI,EMSR = 2,5 %/a der EMSR-Technik

 Laufende Kosten: Energiekosten


Energiebedarf des Lastfalls 1 bei 0,15 €/kWh
(26,1 kW): ca. 229.000 kWh/a

 Reinvestitionskosten
100 % der ursprünglichen Investitionskosten

Der Betrachtungszeitraum für die beiden Varianten wird auf 30 Jahre festgelegt, wodurch mehrfache
Reinvestitionen bei den beiden Varianten anfallen, die jeweils in Höhe des nominellen Gegenwarts-
werts berücksichtigt wurden.

Nochmals ist darauf hinzuweisen, dass die hier aufgeführten Annahmen lediglich der Erläuterung der
anzuwendenden Methodik dienen. Sie sind im Einzelfall detailliert zu erheben bzw. abzuschätzen. Ein
häufiges Problem bei derartigen Kostenvergleichsrechnungen ergibt sich aus der methodisch notwen-
digen Nutzengleichheit der zu untersuchenden Varianten, was insbesondere bedeutet, dass der Be-
trachtungszeitraum für die Varianten gleich lang ist und damit in Abhängigkeit der Nutzungsdauer der
einzelnen Investitionsgegenstände teilweise deutlich über den üblichen Betrachtungshorizont von
Belüftungssystemen hinausgeht. Zur Vermeidung einer Restwertkalkulation bedingt dies in der Regel

86 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

mehrfache Reinvestitionen einzelner Investitionsgegenstände (z. B. Belüfterelemente) und wirft damit


die Frage nach einer zutreffenden Kalkulation der Höhe solcher Reinvestitionen auf. Im vorliegenden
Beispiel wurde vereinfachend davon ausgegangen, dass die Reinvestitionen jeweils zum nominalen
Gegenwartswert erfolgen, was bei einem Betrachtungszeitraum von 30 Jahren sicherlich einer kriti-
schen Prüfung bedarf.

Tabelle A.8 fasst die Annahmen und die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsberechnung übersichtlich
zusammen. Tabelle A.9 zeigt den Zahlungsplan aller Investitionen und Reinvestitionen.

Demnach wäre in diesem Fall die Oberflächenbelüftung mit einem Projektkostenbarwert in Höhe von
1.318.564 € günstiger als die Druckluftbelüftung mit 1.445.668 €. Da die Stromkosten allerdings
einen erheblichen Anteil am gesamten Projektkostenbarwert haben, ist in solchen Fällen nach-
drücklich zu empfehlen, eine Szenarienanalyse durchzuführen, um die Auswirkungen unterschiedli-
cher Annahmen bezüglich einer möglichen Preissteigerung bei den Stromkosten berücksichtigen zu
können.

Hierzu wurde die Preissteigerungsrate der Stromkosten in einem Bereich von 0 %/a bis 7 %/a vari-
iert und die Auswirkungen auf den Projektkostenbarwert der beiden Varianten quantifiziert. Bild A.1
zeigt das Ergebnis dieser Berechnungen und macht deutlich, dass erst ab einer realen jährlichen
Preiserhöhung von etwa 4,5 % die Variante „Druckluftbelüftung“ wirtschaftlicher wird.

Eine ebenfalls durchgeführte Variationsrechnung im Hinblick auf den angenommenen Realzinssatz


(Bild A.2) zeigt dagegen keine Veränderung der wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit der untersuchten
Varianten. Im betrachteten Bereich von 2 % bis 5 % ist die Variante „Oberflächenbelüftung“ immer
wirtschaftlicher als die Variante „Druckluftbelüftung“.

2.800.000 €
Druckluftbelüftung
2.600.000 € Oberflächenbelüftung

2.400.000 €
Für Käufer des Belebungsexperts

Projektkostenbarwert

2.200.000 €

2.000.000 €

1.800.000 €

1.600.000 €

1.400.000 €

1.200.000 €

1.000.000 €
0,0 %/a 1,0 %/a 2,0 %/a 3,0 %/a 4,0 %/a 5,0 %/a 6,0 %/a 7,0 %/a
Preissteigerung Stromkosten

Bild A.1: Entwicklung der Projektkostenbarwerte bei Variation der Preissteigerungsrate der
Stromkosten

September 2017 DWA-Regelwerk 87


DWA-M 229-1

1.700.000 €
Druckluftbelüftung
Oberflächenbelüftung
1.600.000 €

1.500.000 €
Projektkostenbarwert

1.400.000 €

1.300.000 €

1.200.000 €

1.100.000 €

1.000.000 €
2,0 % 3,0 % 4,0 % 5,0 %
Realzinssatz

Bild A.2: Entwicklung der Projektkostenbarwerte bei Variation des Realzinssatzes

Zur abschließenden Beurteilung der wirtschaftlichsten Variante kommt schließlich der Einschätzung
der zukünftigen Preisentwicklung der Stromkosten eine entscheidende Rolle zu. Wird in diesem
Zusammenhang berücksichtigt, dass die Strompreise in den letzten 10 Jahren (2000 bis 2010) jähr-
lich um etwa 3,7 % gestiegen sind, ist in erster Näherung durchaus davon auszugehen, dass dieses
Maß an Preissteigerung wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren mindestens zu erwarten ist.
Angesichts der massiven Veränderungen bei der Stromerzeugung in Deutschland ist es aber auch
möglich, dass die Preissteigerungen in den nächsten Jahren sogar noch etwas höher ausfallen wer-
den und damit die Variante „Druckluftbelüftung“ insgesamt wirtschaftlicher würde.

Grundsätzlich ist daher zu empfehlen, derartige Kostenvergleichsrechnungen bei Belüftungssyste-


men immer durch Szenarienanalysen zu ergänzen und hierbei nicht nur wie im vorliegenden Bei-
spiel die Preissteigerungen beim Strombezug, sondern auch andere in die Kostenvergleichsrech-
nung einfließende Parameter und Annahmen, wie beispielsweise die Nutzungsdauer oder die
Für Käufer des Belebungsexperts

notwendigen Reinvestitionen, einer eingehenden Überprüfung zu unterziehen.

Tabelle A.8: Vergleich der Wirtschaftlichkeit von Druck- und Oberflächenbelüftungssystemen

Kostenart Nutzungs- Variante 1 Variante 2


dauer Druckluft- Oberflächen-
belüftung belüftung

Investitionskosten (IK)
Summe Bautechnik (Brutto) 30 300.000 € 100.000 €
Summe M-Technik Gebläse (Brutto) 15 60.000 €
Summe M-Technik Belüfter (Brutto) 5 25.000 €
Summe M-Technik Rohrleitungen (Brutto) 30 80.000 €
Summe M-Technik Mammutrotoren (Brutto) 15 200.000 €
Summe EMSR-Technik (Brutto) 10 80.000 € 60.000 €

Summe Investitionskosten (Brutto) 545.000 € 360.000 €

Laufende Kosten (LK)


Stromkosten heute 0,15 €/kWh 20,3 kW 26,1 kW
Preissteigerung der Stromkosten 0,5 %/a 26.674 €/a 34.295 €/a
Instandhaltungskosten Bautechnik 0,5 %/a 1.500 €/a 500 €/a
Instandhaltungskosten M-Technik 1,5 %/a 2.475€/a 0 €/a
Instandhaltungskosten EMSR-Technik 2,5 %/a 2.000 €/a 1.200 €/a

Summe Jahreskosten (Brutto) 32.649 €/a 35.995 €/a

88 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Tabelle A.8 (Ende)

Kostenart Nutzungs- Variante 1 Variante 2


dauer Druckluft- Oberflächen-
belüftung belüftung

Projektkostenbarwerte
Investitionskosten 769.329 € 566.239 €
Laufende Kosten 676.338 € 752.325 €

Gesamtsumme Projektkostenbarwerte 1.445.668 € 1.318.564 €

Tabelle A.9: Zahlungsplan der Investitionen und Reinvestitionen für den Wirtschaftlichkeitsver-
gleich einer Druck- und einer Oberflächenbelüftung
Für Käufer des Belebungsexperts

A.3 Bemessung einer Druckbelüftung bei niedrigen und hohen


Meersalzgehalten
Im vorliegenden Beispiel wird der Einfluss von Meersalz auf die Bemessung von Druckbelüftungs-
systemen exemplarisch dargestellt. Hierzu werden die Druckbelüftungssysteme zweier Beispielan-
lagen bemessen, die sich hinsichtlich des Salzgehalts unter Betriebsbedingungen voneinander un-
terscheiden. Die Bemessung erfolgt hier bespielhaft anhand des maximalen Lastfalls 2. Der
maximale stündliche Sauerstoffbedarf und die Bemessungsdaten entsprechen denen aus dem Bei-
spiel A.1.

Variante 1
Der Salzgehalt unter Betriebsbedingungen STDS,α ist bei dieser Variante < 2 g/l und sämtliche Salzfakto-
ren werden bei der Bemessung gleich 1,0 gesetzt. Die Beispielrechnung für die Variante 1 entspricht
somit ohne Veränderungen der Beispielanlage aus Anhang A.1. SOTR berechnet sich zu 172,0 kg/h O2.

September 2017 DWA-Regelwerk 89


DWA-M 229-1

Variante 2
Der Salzgehalt unter Betriebsbedingungen STDS,α entspricht bei dieser Variante 10 g/l. Es handelt sich
um die Erweiterung einer bestehenden kommunalen Anlage, bei der die hohe Salzkonzentration
eindeutig auf den Einfluss von Meerwasser zurückgeführt werden kann. Der belebte Schlamm ist an
die hohen Salzkonzentrationen adaptiert und die gewünschte Reinigungsleistung der Anlage kann
sicher eingehalten werden. Es werden somit sämtliche Anforderungen zur Anwendung der Salzfak-
toren erfüllt.

Der Salzfaktor des Belüftungskoeffizienten unter Betriebsbedingungen fS,α berechnet sich bei einem
Salzgehalt unter Betriebsbedingungen STDS,α von 10 g/l zu:

fS,α = 1 + 0,08 · STDS,α

fS,α = 1 + 0,08 · 10 = 1,8

Der Salzfaktor der Sauerstoffsättigungskonzentration unter Betriebsbedingungen βα berechnet sich


bei einem Salzgehalt unter Betriebsbedingungen STDS,α von 10 g/l zu:

βα = 1 - 0,01 · STDS,α

βα = 1 - 0,01 · 10 = 0,9

Durch die Anwendung der Salzfaktoren unter Betriebsbedingungen fS,α und βα wird SOTR auf einen
Salzgehalt von 0 g/l umgerechnet. Bei der Bemessung von Druckbelüftungssystemen bei erhöhten
Salzgehalten ist allerdings zusätzlich zu berücksichtigen, dass sich die Leistungsangaben von Belüf-
terelementen in der Regel nicht auf einen Salzgehalt von 0 g/l, sondern auf einen Salzge-
halt entsprechend Reinwasserbedingungen beziehen. Dieser als STDS,St bezeichnete Wert variiert
örtlich und ist beim Hersteller zu erfragen. Über die Salzfaktoren in Reinwasser fS,St und βSt wird
SOTR dann auf die Bedingungen entsprechend STDS,St umgerechnet.

In der vorliegenden Beispielanlage liegt STDS,St laut Herstellerangaben bei 0,3 g/l. Der Salzfaktor des
Für Käufer des Belebungsexperts

Belüftungskoeffizienten in Reinwasser fS,St berechnet sich somit zu:

fS,St = 1 + 0,08 · STDS,St

fS,St = 1 + 0,08 · 0,3 = 1,02

Der Salzfaktor der Sauerstoffsättigungskonzentration in Leitungswasser βSt berechnet sich bei ei-
nem Salzgehalt in Reinwasser gemäß Herstellerangaben STDS,St von 0,3 g/l zu:

βSt = 1 - 0,01 · STDS,St

βSt = 1 - 0,01 · 0,3 = 1,00

SOTR berechnet sich bei Variante 2 zu 110,8 kg/h O2. Durch die Berücksichtigung der Salzfaktor wird
das Belüftungssystem hier im Vergleich zu Variante 1 um ca. 35 % kleiner ausgelegt.

Erhöhte Salzkonzentrationen sind bei der Bemessung feinblasiger Druckbelüftungssysteme ledig-


lich bei der Ermittlung von SOTR zu berücksichtigen. Die weitere Bemessung entspricht ohne Unter-
schiede dem in den vorangegangenen Beispielrechnungen beschriebenen Vorgehen. Die Ermittlung
von SOTR ist für beide Varianten in Tabelle A.10 zusammengestellt.

Im Rahmen der Erweiterung einer kommunalen Kläranlage wurde vorlaufend zur Planung eine
Grundlagenermittlung gemäß den Vorgaben des Arbeitsblatts ATV-DVWK-A 198:2003 durchgeführt.
Die Bemessung der Belebungsanlage erfolgte aufbauend auf dem Arbeitsblatt DWA-A 131:2016.

90 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Tabelle A.10: Auslegung einer Druckluftbelüftung für die Beispielanlage A.3 bei niedrigen (V1) und
hohen (V2) Salzgehalten (Auslegung jeweils nur für ein Becken)

Ergebnisse der Bemessung nach Formel Einheit Variante Variante


Arbeitsblatt DWA-A 131:2016 1 2

maximaler stündlicher Sauer-


OVh,max kg/h O2 64,9 64,9
stoffbedarf

maßgebende Wassertemperatur
TBB °C 18 18
im Belebungsbecken

Ermittlung der erforderlichen Sauer- Formel Einheit Variante Variante


stoffzufuhr 1 2

hD Einblastiefe m 5,85 5,85

hD
fd Tiefenfaktor 1+ – 1,28 1,28
20,7

αmittel Grenzflächenfaktor – 0,65 0,65

STDS,St Salzgehalt in Reinwasser g/l 0,0 0,3

βSt Salzfaktor CS in Reinwasser βSt = 1 – 0,01 · STDS,St – 1,00 1,00

fS,St Salzfaktor kLa in Reinwasser fS,St = 1 + 0,08 · STDS,St – 1,00 1,02

Sauerstoffsättigungskonzentration
CS,20 mg/l O2 9,1 9,1
bei 20 °C

Salzgehalt unter
STDS,α g/l 0,0 10,0
Betriebsbedingungen
Für Käufer des Belebungsexperts

Salzfaktor CS unter
βα βα = 1 – 0,01 · STDS,α – 1,00 0,90
Betriebsbedingungen

Salzfaktor kLa unter fS,α = 1 + 0,08 · STDS,α


fS,α – 1,00 1,80
Betriebsbedingungen

Sauerstoffsättigungskonzentration 2234,34
CS,T (TBB + 45,93)1,31403 mg/l O2 9,5 9,5
bei der maßgebenden Temperatur

Soll-Sauerstoffkonzentration im
Cx mg/l O2 2,0 2,0
Becken

Erhöhungsfaktor für intermittie- 1


fint – 1,4 1,4
rende Belüftung 1− VD / VBB

erforderliche Sauerstoffzufuhr in
SOTR kg/h O2 172,0 110,8
Reinwasser

fd ·β St · CS,20 · fS,St
· OVh · fint
α fS,α ·(fd ·β α ·CS,T · 1patm
.013 − Cx ) · θ
W −20)
(T

September 2017 DWA-Regelwerk 91


DWA-M 229-1

Anhang B Formblatt für die Zusammenstellung


von Randbedingungen für Strömungs-
simulationen für Belebungsbecken
 Die Angaben gelten für ein Becken!

 Die Angaben pro Formblatt gelten für eine Studie!


 DB – Druckbelüftung

 OB – Oberflächenbelüftung

Daten zur Beckengeometrie

Beckentyp

Rechteckig ____________________________________________________________________________ 

Rund _________________________________________________________________________________ 

Umlaufbecken _________________________________________________________________________ 

Schlaufenbecken _______________________________________________________________________ 

Sonstiges _____________________________________________________________________________ 

Beckenabmessungen

Länge: __________________________________________________________________________ (m)

Breite: __________________________________________________________________________ (m)

Wassertiefe: _____________________________________________________________________ (m)


Für Käufer des Belebungsexperts

Durchmesser: ____________________________________________________________________ (m)


(bei Rundbecken)

Kanalbreite: _____________________________________________________________________ (m)


(bei Umlauf- und Schlaufenbecken)

Zulaufgestaltung

Rohr

Durchmesser: ______________________________________________________________ (m)

Position: __________________________________________________________________
(bodennah, oberflächennah, Sonstiges)

Überfall

Länge: ____________________________________________________________________ (m)

Position: __________________________________________________________________
(bodennah, oberflächennah, Sonstiges)

Wandöffnung
2
Abmessung: _______________________________________________________________ (m )

Position: __________________________________________________________________
(bodennah, oberflächennah, Sonstiges)

92 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Anhang B (fortgesetzt)
Daten zur Beckengeometrie
Ablaufgestaltung

Rohr
Durchmesser: _____________________________________________________________ (m)

Position: __________________________________________________________________
(bodennah, oberflächennah, Sonstiges)

Überfall
Länge: ___________________________________________________________________ (m)

Position: __________________________________________________________________
(bodennah, oberflächennah, Sonstiges)

Wandöffnung
2
Abmessung:_______________________________________________________________ (m )

Position: __________________________________________________________________
(bodennah, oberflächennah, Sonstiges)

Weitere Durchbrüche und Verbindungen zu anderen Becken

Größe: ___________________________________________________________________

Position (Zeichnung): _______________________________________________________

Funktion: _________________________________________________________________

Belüfterelemente
Für Käufer des Belebungsexperts

Belüftertyp

Abmessung:_______________________________________________________________
(Länge, Breite)

Durchmesser: _____________________________________________________________

Drehzahl (bei OB): __________________________________________________________

Belüfterfelder/Belüfteraggregate

Anzahl (–): ______________________________________________________________


Belüfter pro Feld (–):______________________________________________________
(bei DB)
2
Begasungsfläche: ________________________________________________________ (m )
(bei DB)

Abstand der Belüfter zueinander: ___________________________________________ (m)

Position (Zeichnung): _____________________________________________________


Höhe der Belüfter: _______________________________________________________ (m)
über Boden (bei DB)
Eintauchtiefe: ___________________________________________________________
(bei OB)
Luftbeaufschlagung: ______________________________________________________ (m N3 /h)
pro Belüfterfeld (bei DB)

September 2017 DWA-Regelwerk 93


DWA-M 229-1

Anhang B (Ende)
Rühraggregate

Typ: __________________________________________________________________________

Anzahl: _______________________________________________________________________

Position mit Förderrichtung: ______________________________________________________


(Zeichnung)

Durchmesser: _________________________________________________________________ (m)

Höhe der Rührwerks-


achse über Boden: ______________________________________________________________ (m)

Schubkraft (N): _________________________________________________________________

Leistung (kW): _________________________________________________________________

Betriebsrandbedingungen
3
Zuflussmenge gesamt über den Einlauf: _________________________________________ (m /h)
(Wasserzufluss + Rezirkulationsmengen)

Weitere Zuflüsse über andere Verbindungen: _____________________________________


Für Käufer des Belebungsexperts

3
Menge: _________________________________________________________________ (m /h)

Ort des Eintrags: _________________________________________________________

Eigenschaften des belebten Schlammes

ISV: ____________________________________________________________________ (ml/g)

TSBB: ___________________________________________________________________ (g/l)

Zusatzinformationen
 Zeichnung des Beckens inklusive Anordnung der Belüfter und Rührwerke

 Informationen zum Verfahrensablauf (Skizze mit Verbindungsströmen)

94 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

Anhang C Umrechnung der Belüfterbeaufschlagung


von Norm- auf Betriebsbedingungen
In der Regel geben die Belüfterhersteller die Luftbeaufschlagung unter Normbedingungen (TN = 0 °C
und pN = 1.013 hPa, ρN = 1,293 kg/m ) in Normkubikmeter mN3 anstelle von Betriebskubikmeter m an.
3 3

Für die Bewertung der Gebrauchseigenschaften des Belüfters sind die Betriebskubikmeter aller-
dings entscheidend, da die Strömungsgeschwindigkeiten im Belüfterelement und in den Rohrleitun-
gen nur von den aktuellen Betriebskubikmetern abhängig sind und nicht vom Massenstrom ausge-
drückt als Normkubikmeter. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb die im Becken bei einer
Einblastiefe von zum Beispiel 5 m gemessenen Druckverluste eines Belüfters immer kleiner sind als
die in den Datenblättern auf Normbedingungen bezogenen Druckverluste.

Für den Druckverlust eines Belüfterelements (ΔpBel) gilt in Abhängigkeit der Luftgeschwindigkeit (v),
der Dichte (ρ) und der Summe der Druckverlustbeiwerte (Σ ζ = konstant):


v2
Δ pBel = ζ ⋅ ρ⋅ (C.1)
2

Für die Umrechnung des Luftvolumenstroms für verschiedene Zustandsgrößen gilt unter der An-
nahme von Luft als ideales Gas:
TB ⋅ pN
QL,B = QL,N ⋅ (C.2)
TN ⋅ pB

Für die Lufttemperatur an den Austrittsöffnungen im Becken kann dann vereinfacht die Wassertempe-
ratur zugrunde gelegt werden. Für die Umrechnung der Dichte für verschiedene Zustandsgrößen gilt:
TN ⋅ pB
ρB = ρN ⋅ (C.3)
TB ⋅ pN
Für Käufer des Belebungsexperts

Berechnet man nun die Druckverluste bei verschiedenen Zustandsgrößen der Luft (aber konstantem
Massenstrom) unter der Annahme, dass die Summe der Druckverlustbeiwerte (ζ) konstant ist, erhält
man nach Umformung:
TB ⋅ pN
ΔpBel,B = ΔpBel,N ⋅ (C.4)
TN ⋅ pB

Beispiel: Ein Belüfterhersteller bestimmt den Druckverlust seiner Belüfterelemente, indem er die
Belüfter in einem Tauchbecken mit 20 cm Wasserüberdeckung montiert. Die Temperatur der durch-
geblasenen Luft beträgt ca. 20 °C. Der Umgebungsluftdruck beträgt 1.000 hPa. Der Luftvolumen-
strom vom Gebläse beträgt 3 mN3 /h. Der Messwert des Druckverlusts am Belüfterelement wird mit
30 hPa gemessen.

Auf dem Typenblatt des Belüfters ist angegeben: Druckverlust bei einem Luftvolumenstrom von
3
3 mN3 /h beträgt 30 hPa. Der tatsächliche Luftvolumenstrom ist 3,11 m /h, d. h., die Abweichung ist
vernachlässigbar gering.

Nun werden diese Belüfter in ein Becken mit einer Einblastiefe von 5 m und einer Wassertemperatur
von 10 °C eingebaut. Der Umgebungsluftdruck beträgt wieder 1.000 hPa. Über die Gebläse wird ein
Luftvolumenstrom umgerechnet auf Normbedingungen von 3 mN3 pro Belüfter und Stunde einge-
stellt. Unter der Annahme, dass sich die Lufttemperatur der Wassertemperatur nahezu angleicht,
3
beträgt der tatsächliche Luftvolumenstrom 2,04 m /h. Die Luftbeaufschlagung ist also geringer als
angenommen. Der Druckverlust wird theoretisch auf 19,4 hPa reduziert.

In der Praxis wird sich auch der ζ-Wert der Membranporen verändern und der Unterschied des
Druckverlusts geringer ausfallen.

September 2017 DWA-Regelwerk 95


DWA-M 229-1

Anhang D Ermittlung der Mischenergie aus der


eingetragenen Luft bei Druckluftbelüftung
Die Ermittlung der Mischenergie dient der Überprüfung der Durchmischung in Zeiten geringer Be-
lüftung (z. B. im Nachtbetrieb) bzw. bei Stoß- bzw. Impulsbelüftung.

Die mit der eingeblasenen Luft eingetragene Mischenergie kann aus dem Energieeintrag der Was-
3
serverdrängung berechnet werden. Zum Heben von einem Kubikmeter (m ) Wasser um einen Meter
ist eine Arbeit von:
 
W = F ⋅ s = 1.000 ⋅ 9,81⋅ 1 = 9.810 J = 2,72 Wh (D.1)

erforderlich. Unter der Annahme, dass für die Mischung das Luftvolumen bezogen auf die Zu-
standsgrößen in halber Einblastiefe maßgeblich ist, gilt:

 h 
1.013 + 98,1⋅ D 
PBB  2 273
qL = ⋅ ⋅ (D.2)
2,72 1.013 ⋅ hD (273 + TW )

Beispiel: Für eine Einblastiefe von 5 m, einer Wassertemperatur von 10 °C und einer erforderlichen
3
spezifischen Mischenergie von 3 W/ mBB berechnet man den spezifischen Luftvolumenstrom zu
3 3
0,26 mN /( mBB ·h).

Quellen und Literaturhinweise


Technische Regeln
DIN-Normen
Für Käufer des Belebungsexperts

DIN 1343 (Januar 1990): Referenzzustand, Normzustand, Normvolumen – Begriffe und Werte

DIN 38409-1 (Januar 1987): Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung; Summa-
rische Wirkungs- und Stoffkenngrößen (Gruppe H); Bestimmung des Gesamttrockenrückstandes, des Filtrattrocken-
rückstandes und des Glührückstandes (H 1)

DIN EN 12255-6 (April 2002): Kläranlagen – Teil 6: Belebungsverfahren. Deutsche Fassung EN 12255-6:2002

DIN EN 12255-15 (April 2004): Kläranlagen – Teil 15: Messung der Sauerstoffzufuhr in Reinwasser in Belüftungsbecken
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DIN EN ISO 5167-1 (Januar 2004): Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen
mit Kreisquerschnitt – Teil 1: Allgemeine Grundlagen und Anforderungen (ISO 5167-1:2003). Deutsche Fassung EN
ISO 5167-1:2003

DIN EN ISO 5167-2 (Januar 2004): Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen
mit Kreisquerschnitt – Teil 2: Blenden (ISO 5167-2:2003). Deutsche Fassung EN ISO 5167-2:2003

DIN EN ISO 5167-3 (Januar 2004): Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen
mit Kreisquerschnitt – Teil 3: Düsen und Venturidüsen (ISO 5167-3:2003). Deutsche Fassung EN ISO 5167-3:2003

DIN EN ISO 5167-4 (Januar 2004): Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen
mit Kreisquerschnitt – Teil 4: Venturirohre (ISO 5167-4:2003). Deutsche Fassung EN ISO 5167-4:2003

DIN EN ISO 5814 (Februar 2013): Wasserbeschaffenheit – Bestimmung des gelösten Sauerstoffs – Elektrochemisches
Verfahren (ISO 5814:2012). Deutsche Fassung EN ISO 5814:2012

DIN ISO 2533 (Dezember 1979): Normatmosphäre

96 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

ISO 1217 (July 2009): Displacement compressors – Acceptance tests [Verdrängerkompressoren – Abnahmetests]

ISO 21630 (August 2007): Pumps – Testing – Submersible mixers for wastewater and similar applications [Pumpen –
Prüfungen – Rührwerke für Abwasser und ähnliche Anwendungen]

DWA-Regelwerk
DWA-A 131 (Juni 2016): Bemessung von einstufigen Belebungsanlagen. Arbeitsblatt

ATV-DVWK-A 198 (April 2003): Vereinheitlichung und Herleitung von Bemessungswerten für Abwasseranlagen. Arbeits-
blatt

DWA-A 222 (Mai 2011): Grundsätze für Bemessung, Bau und Betrieb von kleinen Kläranlagen mit aerober biologischer
Reinigungsstufe bis 1.000 Einwohnerwerte. Arbeitsblatt

DWA-A 226 (August 2009): Grundsätze für die Abwasserbehandlung in Belebungsanlagen mit gemeinsamer aerober
Schlammstabilisierung ab 1.000 Einwohnerwerte. Arbeitsblatt

DWA-A 268 (August 2016): Automatisierung von einstufigen Belebungsanlagen. Arbeitsblatt

DWA-A 400 (Januar 2008): Grundsätze für die Erarbeitung des DWA-Regelwerkes. Arbeitsblatt

DWA-M 209 (April 2007): Messung der Sauerstoffzufuhr von Belüftungseinrichtungen in Belebungsanlagen in Reinwas-
ser und in belebtem Schlamm. Merkblatt

DWA-M 210 (Juli 2009): Belebungsanlagen mit Aufstaubetrieb (SBR). Merkblatt

DWA-M 229-2 (September 2017): Systeme zur Belüftung und Durchmischung von Belebungsanlagen – Teil 2: Betrieb.
Merkblatt

DWA-M 256-1 (Juni 2011): Prozessmesstechnik auf Kläranlagen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen. Merkblatt

DWA-M 264 (Mai 2015): Gasdurchflussmessungen auf Abwasserbehandlungsanlagen. Merkblatt


Für Käufer des Belebungsexperts

Sonstige technische Regeln


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September 2017 DWA-Regelwerk 97


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98 DWA-Regelwerk September 2017


DWA-M 229-1

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Dissertation. FB 13, TH Darmstadt, WAR 53

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verbundes „Exportorientierte Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Wasserver- und -entsorgung, Teil II:
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WAGNER, M.; SANDER, S. (2015): Belüften unter besonderen Rahmenbedingungen. ÖWAV-Seminar „Belüftung auf Abwas-
serreinigungsanlagen“ am 19.05.2015 in Wien

WAGNER, W. (2008): Rohrleitungstechnik. Vogel Buchverlag, Kamprath-Reihe. ISBN 978-3-8343-3133-5

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Für Käufer des Belebungsexperts

Bezugsquellen
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Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,
Abwasser und Abfall e. V., Hennef
<www.dwa.de>

DIN-Normen:
Beuth Verlag GmbH, Berlin
<www.beuth.de>

September 2017 DWA-Regelwerk 99


www.dwa.de/software

Belebungs-Expert Kombi 3.0


Software zum Arbeitsblatt DWA-A 131 und
Merkblatt DWA-M 229-1
Bemessungen von einstufigen Belebungsanlagen und Systeme zur Belüftung und
Durchmischung von Belebungsanlagen
Mit dem gravierenden Schritt weg vom BSB5 hin zu CSB als Parameter für die organische
Belastung änderte sich 2016 das Arbeitsblatt DWA-A 131 und entsprechend die Software.
Durch die neu geforderte Anzahl an Lastfallberechnungen (mind. 5) waren die bisher ein-
zeln angebotenen Programme Belebungs- und Belüftungs-Expert inhaltlich viel enger
aneinander gebunden und so wird der Belüftungs-Expert ausschließlich in Kombination
mit dem Belebungs-Expert 3.0 angeboten.

Aufgrund des Arbeitsblatts DWA-A 131 von 2016 sowie neuer Erkenntnisse zum Einfluss
von Meersalz und zur Wahl von α-Werten erscheint das Merkblatt DWA-M 229-1 2017
überarbeitet. Diese Neuerungen sind in der Software-Kombi beinhaltet.

\\ Belebungs-Expert 3.0 (DWA-A 131) Neu


– Bemessung und Nachrechnung von einstufigen Belebungsanlagen
– Neue Gliederung der Rechenschrittabfolge
– Integriertes Verwaltungstool für Bildschirm-, Druck- und Exportvorlagen
Für Käufer des Belebungsexperts

– Meldungen zu Grenz- und Richtwertverletzungen


– Fremdsprachige Ergebnisberichte auswählbar
– Datenexport über HTML-Format
\\ Belebungs-Expert Kombi 3.0 mit Modul Belüftung (DWA-A 131, -M 229-1) zusätzlich
– Bemessung und Nachrechnung von Druckbelüftungssystemen
– Vollständige Abdeckung der im Regelwerk geforderten Lastfälle
– Direkte Datenübergabe je Lastfallberechnung an die Belüftung

Entscheiden Sie sich zwischen:


\\ Einzelplatzlizenz Belebungs-Expert 3.0

\\ Einzelplatzlizenz Belebungs-Expert Kombi 3.0

\\ Upgrade Belebung 3.0 auf Kombi 3.0

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08/2017

DWA . Theodor-Heuss-Allee 17 . 53773 Hennef . Deutschland . Tel.: +49 2242 872-333 . E-Mail: info@dwa.de . Internet: www.dwa.de
www.dwa.de
Zwischen 50 % und 80 % des Gesamtenergiebedarfs der Abwasserreinigung entfallen auf die Belüftung und Durch-
mischung von Belebungsanlagen. Aufgrund der Bedeutung einer energieeffizienten Planung, auch bei anstehen-
den Reinvestitionsmaßnahmen, will das vorliegende Merkblatt Hinweise zur verfahrens- und energieoptimierten
Auslegung von Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen bei Belebungsanlagen geben.

Der erste Teil des Merkblatts befasst sich vorrangig mit den Grundlagen, der Dimensionierung, der konkreten
Planung und Anordnung von Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen sowie deren Ausschreibung. Die de-
taillierte Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen Belüftung und Durchmischung einschließlich konkreter
Hinweise zur Anordnung von Belüftungseinrichtungen und Durchmischungsaggregaten in Abhängigkeit von der

DWA-Regelwerk
Beckenform bildet einen wesentlichen Schwerpunkt.

Bei der Neuauflage des Merkblatts wurde insbesondere der Einfluss von Meersalz auf die Sauerstoffzufuhr auf Ba-
sis neuester Forschungsergebnisse und technischer Untersuchungen berücksichtigt. Daneben wurde die Ermitt-
lung des minimalen Sauerstoffbedarfs an das Arbeitsblatt DWA-A 131 angepasst. Neue Empfehlungen zur Wahl
eines geeigneten Grenzflächenfaktors (α-Wert) wurden aufgenommen.

Dieses Merkblatt soll Planern, Betreibern, Herstellern und Fachbehörden als praxisorientierte und wissenschaft-
lich fundierte Arbeitshilfe zur verfahrenstechnischen und energetisch optimierten Auslegung und Bewertung von
Merkblatt DWA-M 229-1
Belüftungs- und Durchmischungseinrichtungen dienen.
Systeme zur Belüftung und Durchmischung von Belebungsanlagen
– Teil 1: Planung, Ausschreibung und Ausführung

September 2017
Für Käufer des Belebungsexperts

Merkblatt DWA-M 229-1

ISBN: 978-3-88721-512-5 (Print)


978-3-88721-513-2 (E-Book)

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA)


Theodor-Heuss-Allee 17 · 53773 Hennef
Telefon: +49 2242 872-333 · Fax: +49 2242 872-100
info@dwa.de · www.dwa.de

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