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Regelungen und Empfehlungen Gebäude angrenzend erfordern meist

aufwendige Fugenkonstruktionen.
für wasserundurchlässige
(WU-)Bauwerke aus Beton 2 Begriffe

Von Thomas Freimann, Nürnberg Weiße Wannen


Wasserundurchlässig geplante Bau-
werke in Form einer geschlossenen
Wanne, bei der Abdichtung und
Tragwirkung vom Baustoff Beton
1 Allgemeines che äußere hautförmige Abdichtung übernommen werden. Die Planung
erstellt werden und allein aufgrund beinhaltet Aussagen zur Rissvertei-
Bauwerke, die unterhalb der Gelände- des Baustoffs und besonderer kon- lung bzw. einen Nachweis zur Be-
oberkante erstellt werden, müssen struktiver Maßnahmen wie Fugenab- grenzung der Rissbreite sowie eine
gegen außen anstehende Boden- dichtung und Rissbreitenbegrenzung detaillierte Vorgabe der Fugen-
feuchtigkeit, Sickerwässer oder ge- einen Wasserdurchtritt in flüssiger sicherungsmaßnahmen. Sinnvoll ist
gen drückendes Grundwasser abge- Form verhindern (Bild 1). Eine Dif- eine Optimierung in konstruktiver,
dichtet werden. fusion von Wasserdampf wird nicht betontechnischer und ausführungs-
unterbunden. WU-Bauwerke aus Be- technischer Hinsicht, um Eigen- und
Man unterscheidet starre und haut- ton gehören zu der Gruppe der star- Zwangspannungen im Bauwerk ge-
förmige Abdichtungen. Hautför- ren Abdichtungen und verbinden die ring zu halten. Die in der Regel hel-
mige, auf der wasserzugewandten tragende und abdichtende Funktion len Betonoberflächen haben zu der
Seite aufgebrachte Abdichtun- in einer Schicht miteinander. Vorteil Namensgebung geführt.
gen sind nach DIN 18195 [1] ge- dieser Bauweise ist die einfache, ein-
normt und entkoppeln tragende schichtige Konstruktion der Wand, Schwarze Wannen
und abdichtende Funktion des Bau- die gegenüber mechanischen Angrif- Bauwerke mit hautförmiger, früher
werks. Der Anwendungsbereich der fen von außen unempfindlich ist. Die häufig schwarzer, meist bituminöser
DIN 18195 beinhaltet jedoch kei- Herstellung ist witterungsunabhän- oder kunststoffhaltiger Abdichtung,
ne wasserundurchlässigen Bauwerke. gig. Eventuelle Undichtigkeiten las- die als Bahnen bzw. als Anstrich oder
DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“ sen sich leicht räumlich eingrenzen. gespachtelt aufgetragen werden. Die
ist daher für WU-Bauwerke aus Be- Ausführung ist in DIN 18195 genormt.
ton nicht anzuwenden! Nachteilig ist ein höherer Planungs-
aufwand der Baukonstruktion, auf Braune Wannen
Als wasserundurchlässige (WU-) Kon- den nachfolgend eingegangen wird. Bauwerke mit spezieller außen auf-
struktionen bezeichnet man Bau- Raum- bzw. Dehnfugen zwischen getragener Bentonitabdichtung.
werke aus Beton, die ohne zusätzli- Gebäudeteilen oder an bestehende Bentonit ist ein bräunliches Ton-
mineral mit hohem Quellvermögen
und damit abdichtender Wirkung.
Bild 1: Wasserun- Diese Form der Abdichtung ist im
durchlässige Bau- Wohnungsbau selten zu finden, sie
werke aus Beton stammt aus dem Spezialtiefbau.
ohne zusätzliche
hautförmige Ab-
dichtung. Bauwei- 3 Regelwerke
sen aus Ortbeton,
Elementwänden
Bis vor kurzem gab es in Deutsch-
(Halbfertigteile)
mit Kernbeton oder land kein einheitliches Regelwerk für
Vollfertigteilen. den Bau wasserundurchlässiger Bau-
Arbeits- und Soll- werke aus Beton, obwohl (oder viel-
rissfugen mit Fu- leicht weil) Weiße Wannen seit Jahr-
genabdichtungen. zehnten erfolgreich gebaut werden.
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Auf der Grundlage allgemeiner gen an Planung und Ausführung weis der Gebrauchstauglichkeit nach
Regelwerke für den Betonbau wie stellt (Tafel 2). Bauphysikalische DIN 1045-1 dar. Bei der Planung ei-
DIN 1045 / DIN EN 206-1 [2] gibt es Besonderheiten und weitere nut- nes WU-Bauwerks sollte sie daher im
Merkblätter mit empfehlendem zungsbedingte Anforderungen sind Bauvertag vertraglich vereinbart sein.
Charakter vom Deutschen Beton- allerdings weiterhin vom Planer ge-
und Bautechnik-Verein und von sondert zu berücksichtigen und Ergänzend zur WU-Richtlinie wird
der ehemaligen Bauberatung Ze- nicht Bestandteil der WU-Richtlinie. ein Erläuterungsband erscheinen,
ment (Tafel 1). Daneben musste sich der weitergehende Informationen
der Planer auf verschiedene Ver- Nach der WU-Richtlinie können was- zur Auslegung einzelner Anforde-
öffentlichungen in der Fachlitera- serundurchlässige Wände aus Ortbe- rungen enthält.
tur stützen. Im Mai 2004 ist vom ton, Elementwänden (Gitterträger-
Deutschen Ausschuss für Stahlbe- Halbfertigteile, Dreifachwände) oder Als maßgebliche Begriffe sind fest-
ton (DAfStb) die Richtlinie „Wasser- Vollfertigteilen hergestellt werden. gelegt:
undurchlässige Bauwerke aus Beton
(WU-Richtlinie)“ [3] veröffentlicht Die Regelungen der Richtlinie stel- Wasserundurchlässigkeit
worden, die erstmalig Anforderun- len eine Ergänzung zum Nach- Im Sinne der Richtlinie ist Wasserun-
durchlässigkeit erreicht, wenn die An-
Tafel 1: Regelwerke und Empfehlungen für den Bau von wasserundurchlässigen
forderungen an die Begrenzung des
Bauwerken aus Beton Wasserdurchtritts durch den Beton,
durch Fugen, Arbeitsfugen und Soll-
DIN 1045 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton (07/2001) rissquerschnitte, durch Einbauteile
Teil 1: Bemessung und Konstruktion (Durchdringungen) und Risse erfüllt
Teil 2: Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1
werden. Hier wird eine ganzheitliche
Teil 3: Bauausführung
Teil 4: Ergänzende Regeln für die Herstellung und die Konformität von Fertigteilen Betrachtung des Bauwerks angestrebt
DIN-Fachbericht 100: Beton. Zusammenstellung von DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 und im Weiteren auf die Planungs-
(1. Auflage 2001) verantwortung für die genannten
einzelnen Elemente hingewiesen.
DIN EN 206-1 Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung, Konformität (07/2001)
Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)“ (November Beanspruchungsklasse
2003), Deutscher Ausschuss für Stahlbeton Die Beanspruchungsklasse wird vom
Merkblätter Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein E.V. (DBV), Berlin Anwender (Planer) festgelegt und
Wasserundurchlässige Baukörper aus Beton (06/1996) berücksichtigt die Art der Beauf-
Fugendichtungen im Hochbau (1996) schlagung des Bauwerks oder Bau-
Fugenausbildung für ausgewählte Baukörper aus Beton (04/2001) teils mit Feuchte oder Wasser. Zur
Verpresste Injektionsschläuche für Arbeitsfugen (06/1996) Festlegung der Beanspruchungsklas-
Abstandhalter (06/1996) se ist u.a. die Kenntnis des Bemes-
Betonierbarkeit von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton (11/1996) sungswasserstands erforderlich.
Sachstandsbericht „Quellfähige Fugeneinlagen für Arbeitsfugen“ (02/1999)
Zementmerkblätter: Schriftenreihe der Bauberatung Zement, Verlag Bau+Technik
VBT, Düsseldorf 4 Lastfall Wasser /
H10 Wasserundurchlässige Bauwerke (08/2002) Feuchtetransport
B22 Arbeitsfugen (01/2002)
DIN 7865 Elastomer-Fugenbänder zur Abdichtung von Fugen in Beton, Teile 1 und 2 Lastfall Wasser
(2/1982) WU-Konstruktionen verhindern
DIN 18541 Fugenbänder aus thermoplastischen Kunststoffen zur Abdichtung von den Durchtritt von Wasser in flüs-
Fugen in Beton, Teile 1 und 2 (11/1992) siger Form. Die Kenntnis über den
E DIN 18197 Abdichten von Fugen in Beton mit Fugenbändern (7/2000) außen anstehenden Lastfall „Was-
Lohmeyer, G.: Weiße Wannen – einfach und sicher. Verlag Bau+Technik, ser“ ist deshalb von großer Bedeu-
Düsseldorf 2004 tung. Die Bandbreite der Beanspru-
chung reicht von Bodenfeuchte über
Hohmann, R.: Fugenabdichtungen bei wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton.
Sicker- und Schichtenwasser (stau-
Frauenhofer IRB Verlag, Stuttgart 2004
end oder nicht stauend) bis hin zu
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Tafel 2: Inhalt der DAfStb-Richtlinie: Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton Neben dem hydrostatischen Wasser-
(WU-Richtlinie) druck muss ein eventueller chemi-
1 Anwendungsbereich 9 Bewehrungs- und Konstruktionsregeln
scher Angriff des Wassers berück-
2 Verweisungen 9.1 Bewehrungsführung sichtigt werden. Ergibt die Wasser-
3 Begriffe 9.2 Fugenausbildung, Sollrissquer- analyse nach DIN 4030-2 einen
4 Aufgaben der Planung schnitte Angriffsgrad XA2 aufgrund eines pH-
5 Festlegungen 10 Fugenabdichtungen Werts < 5,5 oder aufgrund von Kalk
5.1 Wasserundurchlässigkeit 10.1 Anwendungsregeln
lösender Kohlensäure, dürfen die in
5.2 Beanspruchungsklassen 10.2 Unbeschichtete Fugenbleche
5.3 Nutzungsklassen 11 Ausführung der WU-Richtlinie aufgeführten Re-
6 Anforderungen 11.1 Allgemeines chenwerte für die Trennrissbreiten
6.1 Beton 11.2 Zusätzliche Maßnahmen nicht in Ansatz gebracht werden!
6.2 Bauteildicke 12 Dichten von Rissen und Instandset-
6.3 Fugen und Durchdringungen zung von Fehlstellen Feuchtetransport
7 Entwurf 12.1 Allgemeines
Feuchtetransport und Diffusion in-
8 Berechnung und Bemessung 12.2 Wasserseitige Dichtungsmaß-
8.1 Einwirkungen nahmen nerhalb eines ungestörten Bauteil-
8.2 Lagerungsbedingungen 12.3 Füllen von Rissen, undichten querschnitts aus wasserundurch-
8.3 Zwang Fugen und undichtem Beton- lässigem Beton kann nach neueren
8.4 Vorspannung gefüge Untersuchungen [4] wie im Bild 2
8.5 Nachweise 12.4 Instandsetzung von Fehlstellen zusammengefasst werden. Die ka-
pillare Wasseraufnahme auf der
wasserzugewandten Seite erfolgt
nicht drückendem und drückendem Aus der Höhe der Druckwasserbelas- unabhängig vom hydrostatischen
Wasser. Der Bemessungswasserstand, tung wird in Abhängigkeit von der Wasserdruck maximal bis in eine Tie-
also der höchstmögliche Wasser- Wand- oder Sohlplattendicke die fe von etwa 7 cm. Auf der luftzuge-
stand durch Grund-, Schichten- oder maximale Rissbreite bestimmt, die wandten Seite trocknet das Bauteil
Hochwasser während der Nutzungs- unter Berücksichtigung der Selbst- langsam aus. Dieser Diffusionsbereich
phase, muss dem Planer bekannt heilung der Risse rechnerisch ange- beschreibt die Zone, in der das Über-
sein. Die Weiße Wanne sollte bis nommen werden darf. Die Art der schusswasser des Betons an die In-
mindestens 30 cm über den Bemes- Wasserbeanspruchung wird in eine nenluft abgegeben wird (Entweichen
sungswasserstand geführt werden. Beanspruchungsklasse eingestuft. der Baufeuchte). Die Austrocknungs-
tiefe im Diffusionsbereich liegt maxi-
mal bei etwa 8 cm, weil der Diffusi-
onswiderstand mit der Tiefe im Beton
zunimmt. Zudem wirkt die bei raum-
seitiger Nutzung durch Personen ab-
gegebene Feuchtemenge der Aus-
trocknung durch Diffusion entgegen.
Solange sich Kapillarbereich und Dif-
fusionsbereich nicht überschneiden
(z.B. Bauteildicken > 20 cm), findet
im Kernbereich offensichtlich kein
Feuchtetransport statt. Das bedeutet,
dass sich die raumseitige Feuchteab-
gabe bei ausreichender Dicke nahe-
zu unabhängig von den Randbedin-
gungen und der Feuchtesituation auf
der Außenseite verhält. Bei Bauwer-
ken mit hochwertiger Nutzung ver-
langsamt sich die Diffusion im Aus-
trocknungsbereich im Laufe der Zeit
Bild 2: Arbeitsmodell für Feuchtebedingungen im Betonquerschnitt bei einseitiger und erreicht einen Gleichgewichts-
Wasserbeaufschlagung in Anlehnung an [4] zustand, da das Temperaturgefäl-
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le von innen (ca. 20 °C) nach außen  Bauphysik truktion müssen diese Risse mit Hil-
(ca. 8 °C) der Wasserdampfabgabe Wärmedämmung, Lüftung, Nut- fe von Bewehrung auf eine vorher
nach innen entgegenwirkt. zungsanforderungen bestimmte maximale Rissbreite be-
grenzt werden. Alternativ kann auch
Insbesondere die Anforderungen aus versucht werden, die Entstehung der
5 Elemente einer WU-Planung der Nutzung sind im Vorwege mit Zwangspannungen durch eine güns-
dem Auftraggeber zu klären und tige zwangarme Konstruktion zu
Eine wasserundurchlässige Beton- vertraglich festzulegen. In der WU- vermindern. Zusammengefasst sind
konstruktion erfordert mehr als nur Richtlinie werden Nutzungsklassen drei Wege möglich, eine Weiße Wan-
den Baustoff „wasserundurchlässiger genannt, die vertraglich zu verein- ne zu konstruieren:
Beton“ oder „Beton mit hohem Was- baren sind. Die Besonderheiten der
sereindringwiderstand“, um funkti- diffusionsoffenen Konstruktion muss  Bauweise mit vermindertem
onsfähig zu sein. Die in der Planung dem Nutzer im Hinblick auf Nut- Zwang (keine unkontrollierte
zu berücksichtigenden einzelnen zungsänderungen deutlich gemacht Trennrissbildung). Durch günstige
Elemente sind (Bilder 3 a, b): werden, um spätere Feuchteschäden Konstruktion oder enge Scheinfu-
auszuschließen. genabstände nur geringe Zwang-
 Baustoff spannungen im Bauwerk. Wenig
Beton mit hohem Wasserein- Bewehrung; ggf. viele Fugen
dringwiderstand (neue Bezeich- 6 Konstruktionsschritte
nung nach DIN 1045-2) (früher:  Bauweise mit beschränkter Riss-
wasserundurchlässiger Beton oder Durch die kraftschlüssige Verbin- bildung. (Voller Zwang à Trenn-
WU-Beton) dung der zu unterschiedlichen Zeit- rissbildung mit Rissbreitenbegren-
punkten betonierten Sohlplatte zung). Nachweis zur Begrenzung
 Zwangspannungen im Bauwerk; und Wände werden die Verformun- der Rissbreite; höhere Beweh-
Aussagen zur Rissbreite, gen der Bauteile behindert. Auch rungsgehalte; wenig Fugen
Bewehrungsführung; Nachweis die Reibung auf der Unterseite von
zur Begrenzung der Rissbreite, Sohlplatten sowie die Gebäudegeo-  Bauweise mit zugelassenen Trenn-
Ziel: Optimierung der Konstrukti- metrie behindern Verformungen, rissen und nachträglich vorgese-
on hinsichtlich Zwang die sich im Beton z.B. aufgrund von henen Dichtungsmaßnahmen.
Temperaturänderungen oder Trock- Wenig Bewehrung; kaum Fugen;
 Fugenplanung nungsschwinden (Verkürzen durch entstehende Risse werden plan-
Auswahl und Anordnung von Austrocknung) einstellen wollen. mäßig verpresst. (Zugänglichkeit
Fugenabdichtungen Dadurch entstehen Zwangspannun- der Bauteile muss sichergestellt
gen, die die Zugfestigkeit des Be- sein.)
 Bauausführung tons überschreiten können. An die-
Betonierbarkeit, Verdichtung, sen Stellen reißt der Beton. Bei einer Unabhängig von den nachfolgend
Nachbehandlung wasserundurchlässigen Betonkons- speziell für WU-Bauwerke durchzu-

a) b)
Bilder 3a und 3b: Planungsanforderungen an wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton
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führenden Planungsschritten müs- benheiten: der höchste planmäßige nem durch Grundwasserförderung
sen allgemeine Festlegungen nach Wasserstand.“ bedingten Absenkungsbereich befin-
DIN 1045 / DIN EN 206-1 getroffen det (z.B. Braunkohletagebau). Über
werden. Dazu gehört z.B. die Auswahl Dies zeigt, dass der Bemessungswas- lange Zeiträume zu erwartende ge-
der Expositionsklassen, die wiederum serstand vom Planer mit einer be- plante Aufspiegelungen sind im Sin-
Mindestdruckfestigkeitsklassen und sonderen Sorgfalt ermittelt werden ne der WU-Richtlinie als „zukünftige
die Maße für die Betondeckungen muss. Rückfragen in der Bau-Nach- Gegebenheiten“ zu berücksichtigen.
nach sich zieht. Die Anforderungen barschaft oder Schürfungen vor Ort Der Grundwasserstand, der sich ohne
an den Beton können durchaus höher allein reichen nicht aus. Als erste Grundwasserförderung in extremen
sein als diejenigen aus den Vorgaben Planungsgrundlage können Grund- Nassperioden einstellen würde, ist
an eine WU-Konstruktion. wasserstände bzw. Grundwasser- der zu berücksichtigende höchste
ganglinien bei den örtlichen Stadt- Bemessungsgrundwasserstand.
Folgende Konstruktionsschritte sind entwässerungsämtern angefordert
bei der Planung von WU-Bauwerken bzw. Grundwasserflurstandskarten Für die in Tafel 3 genannten „wenig
durchzuführen (Bild 4): eingesehen werden und hieraus die durchlässigen Bodenschichten“, die
höchsten gemessenen Grundwasser- zu einem Aufstau von Sickerwasser
6.1 Ermittlung des Bemessungs- stände (HGW) festgestellt werden. führen können, sind in der Richtli-
wasserstands und der Bean- nie keine Durchlässigkeitsbeiwerte kf
spruchungsklasse Je nach örtlicher Aufzeichnung von vorgegeben. Zur Information sind in
außergewöhnlichen Niederschlags- Tafel 4 die Durchlässigkeitsbereiche
Neben der Höhe des Wasserdrucks ereignissen werden Zuschläge zum von Böden nach DIN 18130 mit den
bzw. der Art des auftretenden Was- HGW (kurzzeitige Grundwasseran- zugehörigen Bodenarten dargestellt.
sers ist auch ein eventueller chemi- stiege) abgeschätzt und ein Bemes-
scher Angriff durch das Grundwasser sungswasserstand ermittelt. In der 6.2 Festlegung der Nutzungsklasse
zu berücksichtigen. Bei der Festle- Nähe von Überschwemmungsgebie-
gung der Beanspruchungsklasse (Ta- ten gestaltet sich die Abschätzung Vom Planer ist in Abstimmung mit
fel 3) geht das Ergebnis des Boden- eines maximalen Hochwasserpegels dem Bauherrn bzw. in Abhängigkeit
gutachtens entscheidend mit ein. (z.B. HW100: hundertjähriges Hoch- von der Funktion und der angestreb-
Der Bemessungswasserstand ist defi- wasser) als sehr schwierig. Hier sollte ten Nutzung eine Nutzungsklas-
niert als „...der höchste innerhalb der eine Abstimmung mit den Wasser- se A oder B festzulegen (Bild 5). Als
planmäßigen Nutzungsdauer zu er- wirtschaftsämtern oder Baugrund- höherwertige Anforderung dürfen
wartende Wasserstand (Grundwasser, instituten vorgenommen werden. z.B. in der Nutzungsklasse A keine
Schichtenwasser, Hochwasser) unter Ebenso ist vom Planer bzw. Boden- Feuchtstellen auf der Bauteilober-
Berücksichtigung langjähriger Beo- gutachter in Erfahrung zu bringen, fläche innen als Folge eines Wasser-
bachtungen und zukünftiger Gege- ob sich der Bauwerksstandort in ei- durchtritts auftreten. „Feuchtstellen“
im Sinne der Richtlinie sind feuchte-
bedingte Dunkelfärbungen oder
auch die Bildung von Wasserperlen.

Zur Unterbindung von Tauwasser auf


den Innenflächen müssen zusätzliche
raumklimatische Maßnahmen (Lüf-
tung, außen liegende Wärmedäm-
mung, Heizung) getroffen werden.
Bild 4: Bei Vereinbarung der Nutzungsklas-
Vorgehens- se A muss der Planer den Bauherrn
weise bei
hierauf gesondert hinweisen.
der Planung
von was-
serundurch- Bei der Nutzungsklasse B sind Feucht-
lässigen stellen auf der Bauteiloberfläche zu-
Bauwerken lässig. Im Gegensatz zur Nutzungs-
aus Beton klasse A wird somit eine nur begrenz-
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Tafel 3: Zuordnung der Beanspruchungsklassen

Beanspruchungsklasse 1 Beanspruchungsklasse 2

drückendes Wasser nicht stauendes Sickerwasser


q Grundwasser, Schichtenwasser, Hochwasser oder anderes q Wasser, das bei sehr stark durchlässigen Böden
Wasser, dass einen hydrostatischen Druck ausübt (auch (kf ≥ 10-4 m/s) ohne Aufstau absickern kann
zeitlich begrenzt) q Wasser, das bei wenig durchlässigen Böden durch dauer-
haft funktionierende Dränung nach DIN 4095 abgeführt
wird.

nicht drückendes Wasser Bodenfeuchte


q Wasser in tropfbarer flüssiger Form mit geringem hydrosta- q kapillar im Boden gebundenes Wasser
tischen Druck (Wassersäule ≤ 10 cm)

zeitweise aufstauendes Sickerwasser


q Wasser, das sich auf wenig durchlässigen Bodenschichten
ohne Dränung aufstauen kann. Bauwerkssohle liegt min-
destens 30 cm über Bemessungswasserstand

Tafel 4: Durchlässigkeitsbereiche von Böden nach DIN 18130 mit den zugehörigen te Wasserundurchlässigkeit gefordert.
Bodenarten Feuchtstellen dürfen im Bereich von
Trennrissen, Sollrissquerschnitten, Fu-
kf [m/s] Bereich Bodenart gen und Arbeitsfugen auftreten.
unter 10 -8
sehr schwach durchlässig toniger Schluff
10-8 bis 10-6 schwach durchlässig Fein- bis Mittelschluff Die Nutzungsklasse A stellt die
Variante für hochwertig genutzte
über 10-6 bis 10-4 durchlässig Mittel- bis Grobschluff
Bauwerke dar. Daher sind neben
über 10-4 bis 10-2 stark durchlässig Sand
den Anforderungen an die Was-
über 10-2 sehr stark durchlässig Kies
serundurchlässigkeit i.d.R. auch
raumklimatische Anforderungen aus
der Energieeinsparverordnung zu
beachten. Mit einer außen liegen-
den Wärmedämmung wird gleichzei-
tig einem möglichen Tauwasseranfall
auf der Innenseite entgegengewirkt.

6.3 Bestimmung der Mindestbau-


teildicken

In der WU-Richtlinie werden Min-


destbauteildicken empfohlen (Bild 6).
Bei drückendem Wasser sollte eine
Ortbetonwand oder eine Element-
wand mindestens 24 cm dick sein
(nur für Beton mit 16 mm Größtkorn
und mit besonderen Anforderungen
Nutzungsklasse A:
an die Betonzusammensetzung; siehe
• Standard für Wohnungsbau
Abschnitt 7). Bei Wänden aus Voll-
• Lagerräume mit hochwertiger Nutzung
Nutzungsklasse B: Bild 5: Nut- fertigteilen kann die Dicke auf 20 cm
• Einzelgaragen, Tiefgaragen zungsklassen herabgesetzt werden. Bodenplatten
• Installations- und Versorgungsschächte und -kanäle nach der WU- sollten mit mindestens 25 cm Dicke
• Lagerräume mit geringen Anforderungen Richtlinie ausgeführt werden.
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Die Wanddicken und die Beweh- cke an der betrachteten Stelle (po- sentliche Einflussgröße die Neubil-
rungsanordnungen müssen einen tenzieller Ort der Rissbildung) ermit- dung von Calciumcarbonat an den
risikofreien Betoneinbau und eine telt. Anhand des Druckgefälles wird Rissflanken. Die Calcitkristalle errei-
ausreichende Verdichtung bei innen die maximale rechnerische Rissbrei- chen dabei annähernd Größen, die
liegenden Fugenabdichtungen er- te in der WU-Richtlinie vorgegeben der Rissbreite entsprechen. Von nur
lauben. In Abhängigkeit vom Größt- (Bilder 8a und 8b), die unter der geringem Einfluss ist das Quellen so-
korn im Beton werden darüber hi- Voraussetzung der Selbstheilung wie eine Nachhydratation des Ze-
naus Mindestbreiten bW,i zwischen einen Wasserdurchtritt unterbindet. mentsteins. Durch Feinststoffe im
den Bewehrungslagen gefordert, um (Als Selbstheilung eines Risses wird Wasser kann die Leckrate schneller
einen einwandfreien Betoneinbau die zeitliche Abnahme des Wasser- abnehmen, da sie ein mechanisches
zu ermöglichen. Nur für Beanspru- durchtritts bezeichnet.) An dieser Zusetzen des Risses bewirken kön-
chungsklasse 1 und bei innen liegen- Stelle muss darauf hingewiesen wer- nen. Als Zeitraum für die Selbsthei-
den Fugenabdichtungen gilt: den, dass sich die rechnerisch ange- lung von statischen Rissen werden in
nommenen Rissbreiten aufgrund von [6] etwa 20 Tage angegeben (Bild 9).
 8 mm Größtkorn: bW,i ≥ 12 cm Streuungen bei Materialeigenschaf- Der größte Rückgang der Leckraten
 16 mm Größtkorn: bW,i ≥ 14 cm ten und Ausführung sowie Vereinfa- auf etwa 1 % bis 20 % der anfäng-
 32 mm Größtkorn: bW,i ≥ 18 cm chungen bei der Rissberechnung von lichen Leckrate findet in den ersten
den tatsächlich auftretenden Rissen 3 bis 5 Tagen statt. Dynamische Ris-
Für einen Beton mit einem Größt- unterscheiden können [5]. se dagegen erfordern je nach Riss-
korn von 32 mm ergibt sich bei Be- bewegung einen längeren Zeitraum
anspruchungsklasse 1 bei üblicher Grundlage der rechnerischen Riss- der Selbstheilung, der bis zu 25 Wo-
Betondeckung und je nach Beweh- breiten ist die Annahme einer po- chen betragen kann (Bild 10). Die
rungsdurchmesser damit eine Min- tenziellen Selbstheilung im Riss, Selbstheilung ist nahezu unabhän-
destdicke etwa zwischen 27 cm und wenn das Druckgefälle und damit gig von der Zementart. Vorsicht ist
30 cm (Bild 7). die Strömungsgeschwindigkeit im beim Vorhandensein von säurehal-
Riss nicht zu groß wird. Der Prozess tigen Wässern geboten, da dann die
der Selbstheilung im Beton und da- Calciumcarbonat-Neubildung er-
6.4 Druckgefälle i berechnen und raus abgeleitete Empfehlungen für heblich beeinträchtigt wird. Die WU-
rechnerische Rissbreite wk Rissbreiten wurden in [6] ausführlich Richtlinie begrenzt daher z.B. den
festlegen beschrieben und bilden die Grund- Gehalt an CO2 auf ≤ 40 mg/l und
lage für die Rissbreiten in der WU- den pH-Wert auf ≥ 5,5. Ebenfalls
Das Druckgefälle i wird als Quotient Richtlinie. Verantwortlich für die dürfen nur dynamische Risse bis ma-
der Wasserdruckhöhe zur Bauteildi- Selbstheilung von Rissen ist als we- ximal Δw ≤ 10 % auftreten.

Bild 6: Empfohlene Mindestbauteildicken für wasserun- Bild 7: Bauteildicken aufgrund der Mindestanforderungen
durchlässige Betonbauwerke an das lichte Maß bwi zwischen den Bewehrungslagen
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Bild 8a: Bestimmung des Druckgefälles Bild 8b: Maximale Trennrissbreite

a) b)

Bild 9: Grenzen von rechnerischen Rissbreiten in Anlehnung an DIN 1045-1 (Bild 9a) und bei Ausnutzung der Selbstheilung
in Rissen (Bild 9b)

6.5 Konstruktion hinsichtlich


Zwangbeanspruchung opti-
mieren

Risse entstehen im Festbeton, wenn


durch behinderte Dehnungen die
Zugspannungen im Bauteil die Zug-
festigkeit des Betons überschreiten.
Dies kann durch äußere Lasten wie
Eigengewicht oder Verkehrslasten
oder durch lastunabhängige behin-
derte Verformungen geschehen. Last-
unabhängige Verformungen kön-
nen sowohl zu Eigenspannungen als
auch zu Zwangspannungen führen.
Ursachen lastunabhängiger Bean-
spruchungen können sein:

Bild 10: Prozess der Selbstheilung auf der Außenseite eines Wasserbehälters etwa  thermisch
2 Wochen nach der Probefüllung (Druckgefälle i = 25; Risse mit w < 0,15 mm – Abfließen der Hydratations-
waren anfänglich Wasser führend) wärme
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Tafel 5: Rechenwerte von Reibungsbeiwerten bei unterschiedlichen Trennschich- den. Diese müssen den Querschnitt
ten (in Anlehnung an die DAfStb-Richtlinie „Betonbau beim Umgang mit wasser- um mindestens 1/3 der Bauteildicke
gefährdenden Stoffen“, Entwurf 2004) schwächen. Größere Bewehrungs-
Untergrund Gleitschicht 1. Verschiebung mengen sollten über Sollrissfugen
vermieden werden, damit die geplan-
Mineralgemisch (Kies) keine 1,4 … 2,1
ten Risse ohne Begrenzung entstehen
Sandbett keine 0,9 … 1,1 können. Sollrissfugen müssen mit ei-
Unterbeton 2 Lagen PE-Folie 0,6 … 1,0 ner Fugenabdichtung versehen wer-
Unterbeton PTFE (Teflon)-beschichtete Folie 0,2 … 0,5 den. Bewegungsfugen (Raumfugen)
sind nach Möglichkeit zu vermeiden,
Bitumen 5 bis 8 mm dick
Unterbeton
Sorten 30/45, 50/70 oder 70/100
≈ 0 (bei T > 0°C) da hierfür sehr aufwendige Fugenab-
dichtungen notwendig werden.

Weitere konstruktive Maßnahmen


– Temperaturänderungen rung der Betonzusammensetzung zur Verringerung der Rissgefahr in
– Frost und der Ausführung (Nachbehand- WU-Bauteilen sind:
 hygrisch lung) kann bereits das Bauwerk
– Schwinden (Trocknungsschwin- selbst zwangarm konstruiert werden.  Begrenzung der Bauteilabmes-
den) (Feuchte) Vorteilhaft ist eine ebene, reibungs- sungen
– Schrumpfen (chemisches + arme Sohlplatte mit gleichmäßiger  Begrenzung und wechselseiti-
autogenes Schwinden) Dicke (Bild 11). Querschnittsände- ge Anordnung von Betonierab-
– Quellen rungen, Versprünge oder Vouten be- schnitten
 chemisch günstigen dagegen eine Rissbildung
– Treibreaktionen (z.B. Alkalireak- (Bild 12). Durch die Anordnung von Je kleiner einzelne Betonierabschnit-
tion; Ettringitbildung) Trenn- oder Gleitschichten können te sind, desto geringer ist die Verfor-
– Bewehrungskorrosion rechnerische Reibungsbeiwerte zwi- mungsbehinderung für den Lastfall
schen Sohle und Baugrund verrin- „Abfließen der Hydratationswärme“
Das Ziel jeder WU-Planung soll- gert werden (Tafel 5). (Bild 13). In geschosshohen Wänden
te eine geometrisch einfache, mög- treten bei Behinderung der Längs-
lichst zwangarme Bauwerkskons- Als Alternative zu Lagerungsbedin- verformungen durch die bereits er-
truktion in Verbindung mit einer gungen mit geringer Verformungsbe- kaltete Sohlplatte (bzw. das Funda-
risikoarmen, kontrollierbaren Aus- hinderung können auch Sollrissfugen ment) vereinfacht etwa im Abstand
führung sein. Neben einer Optimie- (Scheinfugen) angeordnet wer- der zweifachen Wandhöhe Risse auf,

Bild 12: Entstehung von Zwangspan-


Bild 11: Entstehung von Zwangspannungen nungen durch Sohlenvertiefung
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Geregelte Fugenabdichtungen
 unbeschichtete Fugenbleche
(innen liegend)
 Fugenbänder (innen/außen lie-
gend; für Raumfugen ausschließ-
lich)

Nicht geregelte Fugenabdichtungen


 Injektionsschläuche / Verpress-
schläuche (innen)
 Quellprofile (innen liegend)
 Dichtrohre (innen liegend)
 Bentonitfolien (außen liegend)
 beschichte Fugenbleche (innen
liegend)
 streifenförmige außen liegende
Dichtungen (außen)
 Kombinationen (z.B. Fugenblech
Bild 13: Eigenspannungen über den Querschnitt bzw. Zwangspannungen in + Quellprofil)
Längsachse der Wand durch Abfließen der Hydratationswärme (ungleichmäßige
Wärmeverteilung über den Bauteilquerschnitt und Behinderung der Längsverfor- Zukünftig wird von jedem nicht ge-
mung durch Sohlplatte) regelten Fugenabdichtungssystem
ein Verwendbarkeitsnachweis in
Form eines allgemeinen bauaufsicht-
die entweder durch die Festlegung eingeplant werden, da die ordnungs- lichen Prüfzeugnisses (ABP) verlangt,
von Betonierabschnitten (Sollrissfu- gemäße Ausführung sehr aufwendig in dem die Anwendungsbereiche
gen) gezielt geführt werden können ist. Auswahl und Festlegung des Ab- festgelegt und durch eine amtliche
oder durch Bewehrung verteilt und dichtungssystems sowie die Ausbil- Prüfung nachgewiesen sind.
in der Breite begrenzt werden müs- dung der Knotenpunkte fallen ein-
sen. Da bei kurzen Betonierabschnit- deutig in den Verantwortungsbereich Eine Liste mit geprüften „nicht ge-
ten jedoch der Aufwand durch die des Planers! regelten“ Fugenabdichtungssys-
größere Anzahl planmäßiger Fugen- temen mit Angabe des Verwen-
dichtungen zunimmt, ist das Fest- Das Fugenabdichtungssystem muss dungsbereichs (Wasserdruck)
legen baupraktisch sinnvoller Beto- als geschlossenes System an den ist im Internet unter www.abp-
nierabschnitte in Kombination mit Stoßpunkten zwischen horizonta- fugenabdichtungen.de zu finden.
noch vertretbaren Bewehrungsge- len und vertikalen Fugen miteinan-
halten nicht zuletzt eine wirtschaft- der verbunden sein. Fugenabdich- Zusammenfassende Angaben zur
liche Abwägung. tungssysteme können sein (Bild 14): Planung und zum Einbau von Fu-
Fugenbleche, Fugenbänder, Injekti- genabdichtungssystemen enthält [8].
6.6 Fugenaufteilung und Abdich- onsschläuche, Dichtrohre, Bentonit-
tungssystem festlegen folien, Quellprofile, Kompressions- 6.7 Einbauteile, Durchdringungen
dichtungen, streifenförmige, außen
Hierunter fallen Arbeitsfugen an Be- liegende Dichtungen oder Kombina- Alle Durchdringungen durch was-
tonierabschnitten, geplante Schein- tionen aus diesen wie z.B. beschich- serundurchlässige Bauwerke müssen
fugen zur Zwangverminderung und tete Fugenbleche. sorgfältig geplant und abgedichtet
Raumfugen (Bewegungsfugen) zwi- werden. Dies betrifft nicht nur Rohr-
schen Gebäudeabschnitten. Die Art Die Verwendung von Fugenbändern durchführungen oder Leitungska-
des Fugenabdichtungssystems ist auf ist in DIN 18197 geregelt. Für unbe- näle, sondern auch Ankerhülsen aus
das Druckgefälle abzustimmen. Be- schichtete Fugenbleche nennt die dem Verspannen der Schalung. Die
wegungsfugen sollten nur wenn un- WU-Richtlinie besondere Verwen- richtige Auswahl von wassersperren-
bedingt notwendig (z.B. Setzungs- dungsregeln, die in Bild 15 darge- den Schalungsankern und geeigne-
unterschiede, Gebäudetrennfugen) stellt sind. ten Abstandhaltern (z.B. aus Faserze-
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Bild 14: Systeme von Fugenabdichtungen mit zugehörigen Bild 15: Anforderungen an unbeschichtete Fugenbleche
Regelungen nach WU-Richtlinie

ment) für die Bewehrung gehört zur Rohre können z.B. mit einer EPDM- Beton mit hohem Wassereindring-
vollständigen Planungsleistung (sie- Schraubdichtung wirksam abgedich- widerstand zu vereinbaren. Die er-
he Abschnitt 9). Grundsätzlich soll- tet werden (Bild 16). forderliche Dichtigkeit wird bei übli-
ten alle Rohrdurchführungen die chen Bauteildicken bis zu 40 cm über
Wände oder Sohlplatte rechtwinklig 6.8 Bauphysikalische Anforderun- einen maximalen äquivalenten Was-
auf möglichst kurzem Weg durch- gen aus der Nutzung serzementwert (w/z)eq ≤ 0,60 sicher-
stoßen. Zwischen den Bewehrungs- gestellt. Dies entspricht bei Nor-
lagen eingebaute parallel verlau- Bei hochwertiger, wohnraumarti- malbeton einer Mindestdruckfestig-
fende Rohrleitungen wirken durch ger Nutzung muss eine wasserbe- keitsklasse C25/30 mit einem Min-
die Querschnittsverminderung wie ständige außen liegende Perime- destzementgehalt von 280 kg/m3.
eine nicht abgedichtete Scheinfuge ter-Wärmedämmung vorgesehen Aus der statischen Berechnung her-
und führen meist zu Undichtigkei- werden. Sofern Wand- und Fußbo- aus kann eine höhere Festigkeitsklas-
ten. Für Rohrdurchführungen bietet deninnenflächen nutzungsbedingt se notwendig werden. Die Dauerhaf-
die Industrie beispielsweise Faserze- z.B. durch Fußbodenaufbauten, PVC- tigkeit der Betonrandzone wird über
menteinsätze oder Dichtmanschet- Beläge oder dergleichen diffusions- die vom Planer festzulegenden Ex-
ten an. Nachträglich eingebaute dicht verschlossen werden, muss un- positionsklassen und somit durch die
ter diesen Flächen eine Abdichtung dafür geforderte Betonzusammen-
angeordnet werden. Die verhinderte setzung sichergestellt. Ein Beispiel
Dampfdiffusion kann sonst im Lau- für die Festlegung zeigt Bild 17. Ge-
fe der Zeit zu Feuchteansammlun- gebenenfalls werden durch Auswahl
gen führen, da das Gleichgewicht im besonderer Expositionsklassen wie
Austrocknungsbereich gestört wird. z.B. XA2 (mäßiger chemischer An-
Alternativ können vorgefertigte auf- griff) höhere Anforderungen an die
geständerte Fußbodensysteme Ab- Betonzusammensetzung erforder-
hilfe schaffen und eine Luftzirkulati- lich. In Abhängigkeit von den Exposi-
on ermöglichen. tionsklassen wird die Betondeckung
festgelegt. Die Einbaukonsistenz des
Betons sollte der Konsistenzklasse F3
7 Anforderungen an den oder weicher entsprechen.
Beton
Bild 16: Ausführung einer Rohrdurch- Bei Ausnutzung der Mindestwanddi-
dringung mit einer EPDM-Schraub- Als besondere Betoneigenschaft nach cken nach der WU-Richtlinie und bei
dichtung gegen Faserzementeinsatz DIN 1045 und DIN EN 206-1 ist ein Beanspruchungsklasse 1 ist ein Be-
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mit einem maximalen Größtkorn von entwicklung (NW-Zemente) oder
16 mm vorzusehen. Eine Zusammen- von Zement mit normaler An-
stellung aller Anforderungen an den fangsfestigkeit, z.B. CEM 32,5 N
Beton sowie an die Größtkorn-Be- (vorzugsweise CEM III-Zemente)
grenzung bei innen liegenden Fu-  niedrige Frischbetontemperatur
genabdichtungen zeigt Bild 18. (bzw. Begrenzung der Frischbe-
tontemperatur im Sommer)
Um Zwangspannungen innerhalb  Begrenzung des Zementleimvo-
des Bauwerks und somit die Rissge- lumens auf VZL ≤ 290 l/m3 (in An-
fahr möglichst gering zu halten, sind lehnung an die DAfStb-Richtli-
ggf. weitere Vorgaben an die Be- nie „Betonbau beim Umgang mit
tonzusammensetzung sinnvoll. Last- wassergefährdenden Stoffen“)
unabhängige Verformungen durch
Bild 17: Beispiel für die Festlegung Hydratationswärme und Trocknungs-
von Expositionsklassen für eine Weiße
schwinden lassen sich durch geeig- 8 Nachweise
Wanne
nete Betone vermindern. Mögliche
Maßnahmen sind: Die erforderlichen Nachweise rich-
ton mit einem (w/z)eq ≤ 0,55 (ent- ten sich nach den gewählten Ent-
spricht C30/37) zu verwenden. Für  Verwendung von Zement mit wurfsgrundsätzen für die Nutzungs-
Wände ist in diesem Fall ein Beton niedriger Hydratationswärme- klassen (Bild 19). Der Nachweis der

Bild 18: Anforderungen an die Betonzusammensetzung für wasserundurchlässige Betonbauwerke nach der WU-Richtlinie
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Wasserundurchlässigkeit ist ein Der dabei verwendete Beiwert k zur fasern können die Mikrorissbildung
zusätzlicher Gebrauchstauglich- Berücksichtigung von nicht linear (die etwa ab Erreichen der 0,8fachen
keitsnachweis. Für den Nachweis verteilten Betonzugspannungen Betonzugfestigkeit entsteht) und die
zur Begrenzung der Rissbreite gilt (s. DIN 1045-1 Abschnitt 11.2.2, Nachrisseigenschaften günstig be-
DIN 1045-1, Abschnitt 11.2. Dabei Absatz 5) ist nach Vorgabe aus der einflusst werden.
ist stets von der häufigsten Einwir- WU-Richtlinie stets k = 1.
kungskombination auszugehen. Beim Einsatz von Elementwänden
Die Nachweise zur Begrenzung wird eine bestimmte Rauigkeit der
Neben den in der WU-Richtlinie der Rissbreiten müssen in dem je- Schaleninnenflächen gefordert, um
geforderten Nachweisen sind zur weiligen Entstehungszeitraum der einen guten Verbund zum auf der
Sicherstellung der Tragfähigkeit, Zwangschnittgrößen geführt wer- Baustelle eingebrachten Kernbeton
Gebrauchstauglichkeit und Dauer- den. Dies kann einen Nachweis zu zu erreichen. Die mittlere Rautie-
haftigkeit die für übliche tragende unterschiedlichen Zeitpunkten, z.B. fe muss Rt ≥ 0,9 mm betragen und
Stahlbetonbauwerke geltenden Erhärtungsphase und Nutzungspha- vom Elementwandhersteller nach-
Anforderungen zu erfüllen wie se, erforderlich machen. gewiesen werden. Die Rautiefe ist
an drei Stellen nach DIN EN 1766
 Nachweise in den Grenzzu- Für Ortbetonbauteile und Element- (Sandflächenverfahren) zu prüfen
ständen der Tragfähigkeit und wände mit abgedichteten Sollriss- und zu mitteln. Die Prüfung ist an
Gebrauchtauglichkeit nach querschnitten gilt der Nachweis der gesondert hergestellten mindestens
DIN 1045-1 Trennrissfreiheit als erbracht, wenn 1 m2 großen Platten einmal im Mo-
die Sollriss- oder Fugenabstände so nat während der Produktion durch-
 Festlegung von Expositionsklas- gewählt werden, dass Risse infol- zuführen.
sen nach DIN 1045-2 mit der zu- ge Lasten und Zwang in den dazwi-
sätzlichen Anforderung „Beton schen liegenden Bereichen vermie- Da Elementwände auch im Hochbau
mit hohem Wassereindringwider- den werden. verwendet werden und dort eine ge-
stand“ (weitere Hinweise siehe ringere Rauigkeit aufweisen dür-
Kapitel 7) Eine Rissbreitenbegrenzung kann fen, sollte der Planer bereits im Leis-
auch durch eine Kombination aus tungsverzeichnis einen Hinweis mit
Bei zwangbeanspruchten Bauwerken Stabstahl- und Stahlfaserbeweh- aufnehmen, dass die eingesetzten
ist stets eine Mindestbewehrung zur rung (Berechnung nach dem DBV- Elementwände den „Anforderungen
Begrenzung der Rissbreite bei Erst- Merkblatt „Stahlfaserbeton“) er- der WU-Richtlinie des DAfStb“ ent-
rissbildung anzuordnen, wenn keine reicht werden. Dies ermöglicht eine sprechen müssen.
genauere Berechnung geführt wird. Abminderung der Stabstahlbeweh-
Für Stahlbetonbauwerke ohne Vor- rung und kann den Einbau des Be-
spannung gilt: tons ggf. erleichtern. Durch Stahl- 9 Bauausführung

Zu den Maßnahmen während der


Bauausführung gehören neben dem
Einbau der Bewehrung die Überwa-
chung des regelkonformen Beton-
einbaus sowie die Nachbehandlung
des Betons.

Betondeckung
Die Betondeckungen richten sich
nach den Expositionsklassen, die für
das Bauteil festgelegt worden sind.
Wenn keine besonderen Beeinträch-
tigungen durch Chlorid (z.B. Tausal-
ze) gegeben sind, wird in aller Regel
die Expositionsklasse XC2 maßge-
bend für die Betondeckung sein
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 Stababstände bei kreuzweiser An-
ordnung der Bewehrungsstäbe:
s ≥ ∅ Größtkorn + 1 cm

 Betonieröffnungen in der Beweh-


rung ≥ ∅ Schüttrohr bzw. Pum-
penschlauch + 4 cm
à ∅ Schüttrohr 10 ... 18 cm
à ∅ Pumpenschlauch 8 ... 15 cm
Abstand von Betonieröffnungen
ca. 2,50 m (bei enger Bewehrung
ca. 1,50 m)

 Abstand der Rüttellücken


(-gassen) in cm = ∅ Innen-
rüttler in mm
– z.B.: Rüttler mit 50 mm ∅:
ca. 50 cm
– Breite der Rüttellücke/-gasse
b = 6 ... 10 cm, vorzugsweise
10 cm (Bild 21)

 Bewehrung in der geplanten Hö-


henlage unverschieblich einbauen

 Betondeckung nach den Vorga-


ben des Bewehrungsplans durch
ausreichende Anzahl stabiler Ab-
standhalter mit der Eignung „was-
serundurchlässig“ sicherstellen

Abstandhalter und Schalungsanker


dürfen die Wasserundurchlässigkeit
des Bauwerks nicht beeinträchtigen.
Geeignete Abstandhalter können z.B.
nach dem DBV-Merkblatt „Abstand-
halter“ als wasserundurchlässig ge-
kennzeichnet sein (Bilder 22 und
23). Spezielle Schalungsanker –
z.B. mit aufgeschweißter Wasser-
sperrplatte oder als mehrteiliger An-
kerstab mit Wassersperre (Bild 24) –
sind vor allem bei Druckwasserbe-
Bild 19: Nachweisführung der Rissbegrenzung bei wasserundurchlässigen Bau-
werken nach WU-Richtlinie anspruchung zur Sicherstellung der
Wasserundurchlässigkeit erforderlich.

(Bild 20). Für Stabdurchmesser bis Einbau der Bewehrung Arbeits- und Betonierfugen
20 mm ist damit ein Verlegemaß von Die Bewehrungsführung muss ein Arbeits- und Betonierfugen sind vor
cV = 3,5 cm bei einem Vorhaltemaß einwandfreies Einbauen und Ver- dem nächsten Betonierabschnitt von
von Δc = 1,5 cm einzuhalten. Beide dichten des Betons ermöglichen. Bei Verunreinigungen, losem Beton und
Maße müssen auf dem Bewehrungs- dichter Bewehrung sind Rüttellücken Zementschlempe zu reinigen und
plan eingetragen werden. und Einfüllöffnungen einzuplanen. ausreichend vorzunässen. Zum Zeit-
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Bild 20: Betondeckung nach DIN 1045-1 Bild 21: Breite und Abstand von Rüttelöffnungen

punkt des Anbetonierens muss die mit dem Innenrüttler zu vernadeln. dass eine Verlängerung der Einschal-
Oberfläche des älteren Betons matt- Die oberste Betonierlage in Wänden dauer bis zu einem annähernden
feucht sein. Es darf kein sichtbarer ist grundsätzlich nachzuverdichten. Temperaturausgleich im Bauteilin-
Wasserfilm auf der Fläche haften, der nern eine günstige Nachbehand-
den Verbund beeinträchtigen könnte. Nachbehandlung lungsmaßnahme darstellt. In be-
Beim Betoneinbau im Winter sollten Unmittelbar nach Fertigstellung sonderen Fällen empfiehlt sich eine
die Arbeitsfugen und der neue Beto- der Betonoberflächen (Sohlplat- Kontrolle der Temperaturunter-
nierabschnitt bis zum Erreichen der ten) bzw. nach dem Entschalen schiede zwischen Kern und Rand,
Gefrierbeständigkeit (> 5 N/mm2) vor der Wände muss die Betonoberflä- um gegebenenfalls mit einer wär-
dem Gefrieren geschützt werden. che vor zu schneller Austrocknung medämmenden Auflage (z.B. Luft-
durch geeignete Nachbehandlungs- polsterfolie) reagieren zu können.
Elementwände maßnahmen (z.B. Folienabdeckung) Als Näherungswert sollte der Tempe-
Bei der Montage von Elementwän- geschützt werden. Eine Nachbe- raturunterschied aufgrund der Riss-
den ist besonders darauf zu achten, handlung ist unabhängig von der re- gefahr durch Eigenspannungen 15 K
dass die Anschlussfuge Sohle–Wand lativen Luftfeuchte stets vorzuneh-
frei von Verunreinigungen ist und men. Die Nachbehandlungsdauer ist
die Fertigteilschalen keine Risse auf- nach DIN 1045-3 festzulegen. Nach-
weisen. Die Wände müssen mindes- behandlungsmaßnahmen sind so
tens 30 mm aufgeständert werden. zu wählen, dass Eigen- und Zwang-
Vor dem Betonieren sind die Innen- spannungen infolge Hydratations-
seiten ausreichend lange vorzunäs- wärme möglichst gering bleiben.
sen. Die Oberflächentemperatur der
Fertigteile muss über 0 °C liegen. Vor allem bei dickeren Bauteilen ist
daher darauf zu achten, dass der
Einbau des Betons Temperaturgradient zwischen Kern
Die freie Fallhöhe des Betons darf und Randzone gerade zum Zeit-
1 m nicht überschreiten, um Entmi- punkt des Ausschalens (i.d.R. nach
schungen am Wandfußpunkt sicher Überschreitung des Temperaturma-
vorzubeugen. Bei Überschreitung der ximums im Kern) nicht zu hoch wird
Fallhöhe ist ein Fallpolster aus Be- (vgl. Bild 13). Grundsätzlich ist der
ton mit 8 mm Größtkorn mindestens Temperaturgradient bei Verwendung
30 cm hoch (bzw. Höhe = Bauteildi- von CEM III-Zementen zu diesem
cke) vorzusehen. Zeitpunkt günstiger als bei CEM I-
und CEM II-Zementen. Eine Schal-
Die einzelnen Schüttlagen sind auf haut aus Holz dämpft den Wärme- Bild 22: Geeignete Abstandhalter (z.B.
maximal 50 cm zu begrenzen und abfluss in der Randzone wirksam, so bei Sohlplattenbewehrung)
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Bild 23: Auswahl geeigneter Abstandhalter Bild 24: Schalungsanker für wasserundurchlässige Bauwerke

bis 18 K nicht überschreiten. Bei Bo- darf die Überwachungsklasse 1 ange- wachung) erforderlich. Eine Zu-
denplatten kann bis zum Erreichen wendet werden. Damit gilt die Aus- sammenstellung der Überwachungs-
des Temperaturmaximums (Ausdeh- nahmeregelung auch für die Lastfäl- tätigkeiten zeigt Tafel 6.
nungsphase; ca. 8 h bis 16 h) die Be- le nicht stauendes Sickerwasser und
tonoberfläche durchaus mit einem Bodenfeuchtigkeit. Erfolgt eine Ein- Die Prüfung der Wassereindringtie-
dünnen Wasserfilm gekühlt werden. stufung in die Expositionsklasse XA fe wird weder in DIN 1045-2 noch
Gerade an heißen Sommertagen (chemischer Angriff) oder XS (Meer- in der WU-Richtlinie gefordert. Falls
wird dadurch einem zusätzlichen wasser) oder wird aus statischen eine Wassereindringprüfung ge-
Wärmestau unter einer Folienabde- Gründen ein C30/37 eingesetzt, wünscht wird, müssen Prüfverfahren,
ckung entgegengewirkt und Wär- muss ohne Ausnahme nach Überwa- Prüfhäufigkeiten und Konformitäts-
me aus dem Bauteil abgeführt [9]. chungsklasse 2 überwacht werden. kriterien zwischen den Vertragspart-
Nach Überschreiten des Tempera- nern vereinbart werden. Der Prüfab-
turmaximums muss die Platte dann Im Rahmen der Überwachungsklas- lauf der Wassereindringtiefe ist neu
aber vor zu schneller Abkühlung ge- se 2 erfolgt die Überwachung des in DIN EN 12390 Teil 8 geregelt. Kon-
schützt und eine Vergleichmäßigung Betoneinbaus durch das Bauunter- formitätskriterien zur Beurteilung
der Temperaturen sowie ein langsa- nehmen meist in Zusammenarbeit der Ergebnisse sind dort nicht ent-
mer Abkühlprozess angestrebt wer- mit einer ständigen Betonprüfstel- halten, sondern müssen festgelegt
den. Dadurch können entstehende le. Zusätzlich ist eine Überwa- werden (z.B. 5 cm Wassereindring-
Zugspannungen zu einem Teil durch chung durch eine dafür anerkannte tiefe als Mittelwert aus 3 Probekör-
Relaxation wieder abgebaut werden. Überwachungsstelle (Fremdüber- pern je vorgegebenem Bauabschnitt).
Günstig ist bei starker Sonnenein-
strahlung ein Verlegen des Betonier-
zeitpunkts in den Nachmittag hin-
ein, um ein zusätzliches Aufheizen
der Oberfläche zu vermeiden.

Überwachung auf der Baustelle


Wasserundurchlässige Bauwerke mit
Druckwasserbeanspruchung sind
nach DIN 1045-3 [2] grundsätzlich
in die Überwachungsklasse 2 einzu-
ordnen (Bild 25). Eine Ausnahme be- Bild 25: Über-
steht, wenn der Baukörper maximal wachungsklas-
nur zeitweise aufstauendem Sicker- sen für was-
wasser ausgesetzt ist und wenn in serundurchläs-
der Projektbeschreibung nichts an- sige Bauwerke
deres festgelegt ist. In diesem Fall aus Beton

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Als Probekörper sind nicht nur die Tafel 6: Überwachungstätigkeiten auf der Baustelle
früher verwendeten „Wasserplatten“
Beton nach Eigenschaften
(20 cm x 20 cm x 12 cm), sondern
auch Würfel mit einer Kantenlänge ÜK 1 ÜK 2
von 15 cm verwendbar.
Lieferschein jedes Lieferfahrzeug

Konsistenzmessung im Zweifel – beim ersten Einbringen


10 Häufige Fehler / – bei Herstellung von Pro-
Fehlerbeseitigung bekörpern für fck
– in Zweifelsfällen
Einige der typischen Fehler, die zu Gleichmäßigkeit Stichprobe jedes Fahrzeug
Feuchteschäden führen können, sind
Druckfestigkeit im Zweifel 3 Proben je 300 m³
nachfolgend aufgeführt.
oder je 3 Betoniertage

Bauphysik nicht beachtet Luftgehalt – zu Beginn jedes


a) Auf der Innenseite der Wän- (nur bei LP-Beton) Betonierabschnitts
de kann es bei fehlender Wärme- Techn. Einrichtung Verdichtungsgeräte, Messgeräte überprüfen
dämmung und hoher Luftfeuch-
tigkeit zu einer Tauwasserbildung
kommen („Bierglaseffekt“). An den
vom Erdreich gekühlten Wänden ren Zeitraum verdunsten können. Verpressmaterialien: PUR-Polyure-
findet eine Kondensation statt. Zumindest in den ersten Monaten thanharz (dehnfähig); EP-Epoxidharz
Vermeidung: Lüftungsverhalten kommt es daher zu höheren Ver- (kraftschlüssig); Zementleim (ZL)
anpassen. dunstungsraten auf den luftzuge- oder Zementsuspension (ZS) (kraft-
wandten Oberflächen. Bei fehlender schlüssig).
b) Wird die Diffusion der Sohle oder Lüftung oder kalten Wandinnenflä-
Wand auf der luftzugewandten chen können ebenfalls durch Kon- Fugenundichtigkeiten
Seite behindert bzw. ganz unter- densation Feuchtstellen entstehen. Durch fehlerhaften Einbau der Fu-
drückt, können im Laufe der Zeit Vermeidung: Lüftungsverhalten an- genabdichtungen oder falsche Über-
Feuchtstellen unterhalb der ab- passen. gangslösungen in den Kreuzungs-
schließenden Schicht (z.B. dich- punkten von Fugen entstehen auch
ter Bodenbelag) auftreten. Dies Verdichtungsmängel bei ordnungsgemäßem Betoneinbau
ist kein Durchfeuchtungsscha- Unzureichende Verdichtung (z.B. undichte Stellen.
den, sondern auf geändertes Nut- durch zu hohe Schüttlagen, sehr Beseitigung: Verpressen durch In-
zungsverhalten zurückzuführen. dicht liegende Bewehrung) wäh- jektion.
Der Gleichgewichtszustand im rend des Betonierens hinterlässt un-
Diffusionsbereich verändert sich kontrollierte, große Poren im Beton- Unkontrollierte, Wasser
unter einer dicht abschließenden gefüge. Diese Zonen sind i.d.R. nicht führende Risse
Schicht hin zu einem höheren mehr wasserundurchlässig, so dass Die Spannweite des Wasseran-
Feuchtigkeitsgehalt, was letzt- bei Druckwasser Feuchtstellen ent- falls von Wasser führenden Rissen
endlich zu erkennbarer Feuch- stehen oder sogar fließendes Wasser reicht vom Feuchtwerden der Riss-
tigkeit unter der abschließenden durchtreten kann. Insbesondere der ufer (Dunkelfärbung) über Tropfen-
Schicht führen kann. Übergang zwischen Sohlplatte und bildung bis hin zu starkem Wasser-
Vermeidung: Diffusionsoffene Belä- Fußbereich der Wände ist durch Ent- durchtritt. Bei den ersten beiden
ge bzw. Aufbauten verwenden oder mischungen des Betons oder fehlen- Erscheinungen (niedrige Fließge-
Fläche abdichten. de Verdichtung gefährdet. schwindigkeit, geringe Wassermen-
Beseitigung: z.B. Verpressen durch ge) besteht die Chance, dass sich der
Bautrocknungsphase Injektion. Das Füllen von Rissen oder Riss durch die so genannte „Selbst-
Der Überschusswasseranteil (Was- undichtem Betongefüge erfolgt heilung“ (vereinfacht: im Wesentli-
seranteil, der nicht zur Reaktion be- nach der DAfStb-Richtlinie „Schutz chen Neubildung von Calciumcarbo-
nötigt wird) bei der Herstellung und Instandsetzung von Betonbau- nat) nach etwa 1 bis 3 Wochen von
des Betons muss über einen länge- teilen“, Teil 2 [10]. innen heraus abdichtet.
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Beseitigung bei starkem Wasser- 11 Literatur [5] Timm, G.: Wasserundurchlässige
durchtritt: Verpressen durch Injek- Bauwerke aus Beton – von der
tion mit schnell reagierenden Ver- [1] DIN 18195: Bauwerksabdich- Planung bis zur Ausführung,
füllmaterialien, die auch unter Was- tungen (August 2000). Beton- und Stahlbetonbau 99
serdruck eingebaut werden können. (2004) H. 7, S. 514 - 519.
[2] DIN 1045-1: Tragwerke aus
Feuchtstellen an Ankerhülsen und Beton, Stahlbeton und Spann- [6] Edvardsen, C. K.: Wasserdurch-
Durchdringungen beton; Teil 1: Bemessung und lässigkeit und Selbstheilung
Bei falscher Auswahl von Ankerhül- Konstruktion (Juli 2001). von Trennrissen in Beton. Deut-
sen und nachlässiger Ausführung scher Ausschuss für Stahlbe-
von Durchdringungen können Un- DIN EN 206-1: Tragwerke aus ton, H. 455, (1996), Beuth Ver-
dichtigkeiten entstehen. Die Stellen Beton, Stahlbeton und Spann- lag GmbH Berlin Wien Zürich.
sind leicht erkennbar, aber nur sehr beton; Beton – Festlegung, Ei-
schwer abzudichten. Häufig dringt genschaften, Herstellung und [7] Onken, P.; Rostasy, F.: Wirksame
Wasser an Nahtstellen zwischen Konformität (Juli 2001). Betonzugfestigkeit im Bauwerk
Kunststoff und Beton hindurch, da bei früh einsetzendem Tem-
zwischen diesen beiden Baustof- DIN 1045-2: Tragwerke aus peraturzwang. Deutscher Aus-
fen keine wasserdichte Verbindung Beton, Stahlbeton und Spann- schuss für Stahlbeton, Heft 449,
möglich ist. beton; Beton - Festlegung, (1995), Beuth Verlag GmbH
Beseitigung: Vorsichtiges Verpressen Eigenschaften, Herstellung Berlin Wien Zürich.
(führt nicht immer zum Erfolg) oder und Konformität; Anwen-
Abdichtung von außen. dungsregeln zu DIN EN 206-1 [8] Hohmann, R.: Fugenausbil-
(Juli 2001). dung und -abdichtung bei was-
Aufsteigende Feuchtigkeit serundurchlässigen Bauwerken
Wenn zwischen Betonsohle und DIN 1045-3: Tragwerke aus aus Beton. Beton-Informatio-
nachträglich gemauerten Innenwän- Beton, Stahlbeton und Spann- nen 45 (2005) H. 3/4, S. 73 - 87.
den keine Folie zum Schutz gegen beton; Teil 3: Bauausführung
kapillar aufsteigende Feuchtigkeit (Juli 2001). [9] Springenschmid, R.: Zum Ein-
eingebaut wird, können Feuchtstel- fluß der Temperatur während
len im Fußbereich von Innenwänden [3] Richtlinie „Wasserundurchläs- der Nachbehandlung auf Ris-
auftreten. sige Bauwerke aus Beton (WU- se in Bodenplatten und Weißen
Beseitigung: z.B. Abdichtung durch Richtlinie)“ (November 2003). Wannen. Beton- und Stahlbe-
Tränken des Mauerwerks. Deutscher Ausschuss für Stahl- tonbau 98 (2003) H.11,
beton (DAfStb). S. 654 - 660.

[4] Beddoe, R.; Springenschmid, R.: [10] Richtlinie „Schutz und Instand-
Feuchtetransport durch Bautei- setzung von Betonbauteilen“
le aus Beton. Beton- und Stahl- (Mai 2001). Deutscher Aus-
betonbau 94 (1999) H. 4, schuss für Stahlbeton (DAfStb).
S. 158 - 166.

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