Diplomarbeit
(Kurzfassung)
erarbeitet von
Roland Ochsenkühn
1 Einleitung ................................................................................................... 3
2 Aufgabenstellung ....................................................................................... 4
6 Stoffgesetze ............................................................................................... 8
10 Zusammenfassung ................................................................................. 22
11 Literaturverzeichnis ............................................................................... 23
2
1 Einleitung
1 E INLEITUNG
In immer stärkerem Maße erhalten neue und auch bestehende Bauwerke im innerstädtischen
Bereich zur effektiveren Nutzung der Baugrundstücke mehrere Untergeschosse. Dies
erfordert immer tiefere Baugruben vor bestehenden Gebäuden.
Bei deren Herstellung bietet die rückwärtige Verankerung gegenüber einer konventionellen
Aussteifung den großen Vorteil der freien Baugrube. In die verankerte Baugrube kann das
Bauwerk ohne Behinderung durch Steifen und Verbände zeitsparend gebaut werden.
Bei der Erstellung von Baugruben entstehen so an Bestandsgebäuden immer wieder für das
Bauwerk nicht verträgliche Beanspruchungen, die sich in Form von Rissen oder sonstigen
Schäden äußern.
Der Einfluss von Ankerlänge, Ankerneigung und Ankerkraft für verschiedene Gebäudetypen
soll untersucht werden, um die Geometrie zukünftig so zu wählen, dass die Beanspruchungen
an den Gebäuden möglichst gering gehalten werden können.
Es muß jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass Schäden, resultierend aus
Hebungen infolge Nachverpressen bzw. Erschütterungen aus dem Bohrvorgang oder auch
eine fehlerhafte Ausführung auf der Baustelle in den vorliegenden Berechnungen nicht erfasst
werden können.
3
2 Aufgabenstellung
2 A UFGABENSTELLUNG
Schäden an Bestandsgebäuden bei der Errichtung von Baugruben treten aufgrund vielfältiger
Ursachen auf. Dies sind zum einen verfahrenstechnische Ursachen wie Erschütterungen,
Entspannungen etc. und zum anderen Verformungen und damit resultierende
Gebäudesetzungen aus der Verbauwand selbst, sowie Entspannungen, Zerrungen und
Setzungen im Bereich der Ankerenden bei verankerten Verbauten. Gegenstand der
Diplomarbeit ist es, zu dem letzten Ursachenfeld Auswirkung der Ankerlänge und
Auswirkung der Lage der Verpresskörper zu den Bestandsgebäuden zu untersuchen.
Im Rahmen der Diplomarbeit soll für den Fall einer einlagig geankerten, ausreichend steifen
Bohrpfahlwand in einem Baugrund mit mittlerer Tragfähigkeit durch verschiedene
Variationsberechnungen untersucht werden, ob es günstige Ankerneigungen und günstige
Ankerlängen je nach Eigenart der Konstruktion des Nachbargebäudes gibt. Es sind die
folgenden Parameter zu variieren:
Zum ersten ist die Eigenart des Gebäudes unterschiedlich in Ansatz zu bringen:
• die Ankerlänge
• die Ankerneigung
• die Vorspannkraft
zu variieren.
4
3 Verankerter Baugrubenverbau
3 V ERANKERTER B AUGRUBENVERBAU
3.1 Verbauwände
Für die Erstellung großer Baugruben stehen im wesentlichen vier verschiedene Verbauweisen
zur Verfügung. Darunter fallen die Trägerbohlwände, die Spundwände sowie massivere
Bauweisen wie Schlitzwände und Pfahlwände. Als eine besonders wirtschaftliche Alternative
zu Trägerbohl- und Spundwänden hat sich zusätzlich das „Mixed-in-Place“ - kurz MIP-
Verfahren erwiesen. Die hier beschriebenen Verbauwände können alle verankert ausgeführt
werden. Die Wahl der Verbaumethode erfolgt nach örtlichen, technischen und
wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Für eine sachgemäße, optimale Lösung sind neben
Einheitskosten für den Verbau und die Erdmassenbewegungen folgende Kriterien
ausschlaggebend:
• Tiefe und Abmessungen der Baugrube
• Baugrund- und Grundwasserverhältnisse
• Gründungstiefe, Fundamentausbildung und Abstand angrenzender Bauwerke
• Belastungen und Erschütterungen innerhalb und außerhalb der Baugrube [14]
3.2 Verpressanker
Anker werden nach der Art der Abtragung der Zugkräfte im Boden unterschieden. Beim
Verpressanker wird die Zugkraft im hinteren Bereich des Ankers durch Mantelreibung
abgetragen. Die Aktivierung der Mantelreibung erfolgt durch Verpressen des ringförmigen
Hohlraumes zwischen Spannglied und Bohrlochwand. Für die Bemessung, Ausführung und
Prüfung von Verpressankern im Boden und Fels gilt DIN 4125. Die Norm unterscheidet
Temporäranker (Kurzzeitanker) und Permanentanker (Daueranker).
Kurzzeitanker dienen zur Sicherung von Baumaßnahmen über einen Zeitraum von maximal
zwei Jahren. Es handelt sich hierbei um die übliche Ankerart für Baugrubenverbauten.
5
4 Statische Berechnungen
4 S TATISCHE B ERECHNUNGEN
4.1 Statische Nachweise
Wie jede Stützwand kann auch eine Baugrubenwand insgesamt versagen. Damit dieser Fall
nicht auftritt, ist für den ungünstigsten Bruchmechanismus nachzuweisen, dass dieser noch
ausreichende Tragreserven hat. Abb. 4-1 zeigt zwei unterschiedliche Versagensfälle. In der
Fachliteratur wird der Fall a) als „Geländebruch“, der Fall b) als „Bruch in der tiefen
Gleitfuge“ bezeichnet.
a) b)
Das Programm Walls ist ein Produkt des Unternehmens FIDES DV-Partner GmbH München
und dient der Untersuchung von Spund-, Schlitz-, Trägerbohl- und Bohrpfahlwänden als
Baugrubenumschließungen. Den Berechnungen liegen die Empfehlungen des Arbeitskreises
„Baugruben“ EAB, die Empfehlungen des Arbeitskreises „Ufereinfassungen“ EAU der
Deutschen Gesellschaft für Erd- und Grundbau e.V. sowie die DIN 4085
(Berechnungsgrundlagen für die Ermittlung des Erddrucks) zugrunde. Nach einer
Beschreibung der Baugrundschichten und nach Vorgabe von Verkehrs- und Gebäudelasten
kann die Baugrubenumschließung je nach Art statisch berechnet werden.
6
5 Plaxis: Finite-Elemente-Programm in der Geotechnik
Numerische Methoden wie die Methode der Finiten Elemente bieten in der Geotechnik
hinsichtlich verschiedenster Randbedingungen Vorteile gegenüber den überschlägigen
empirischen Methoden. Diese werden, wie auch gewisse Einschränkungen, an dieser Stelle
kurz aufgeführt.
Die numerische Berechnung mit der Methode der Finiten Elemente erfolgt mit dem
Programmsystem Plaxis 2D, Version 7.2, der Firma PLAXIS B. V. Niederlande. Es wurde
speziell für die Berechnung von Verformungsproblemen in Lockerböden und Festgestein
entwickelt und besteht jeweils aus 4 Unterprogrammen, die für eine komplette FEM-Analyse
nacheinander abzuarbeiten sind: Input (Eingabe), Calculations (Berechnung), Output
(Ausgabe) und Curves (Diagramme). Alle Unterprogramme verfügen über eine graphische
Benutzeroberfläche, über welche die Dateneingabe erfolgt.
7
6 Stoffgesetze
6 S TOFFGESETZE
Die Elementsteifigkeitsmatrix bei einer FEM-Analyse nimmt gerade in der Geotechnik eine
zentrale Stellung ein. Erfahrungsgemäß sollte deshalb der Wahl der Stoffgesetze und der
Bestimmung der entsprechenden Bodenparameter besondere Sorgfalt zuteil werden, um bei
einer numerischen Berechnung zu verwertbaren Ergebnissen zu gelangen. Eine umfangreiche
Erfahrung im Bereich der Parameterbestimmung ist daher unumgänglich.
Unter Stoffgesetzen versteht man dabei mathematische Modelle, die das Verhalten des
Bodens in mechanischer Hinsicht beschreiben. Sie geben an, wie die Spannungen von den
Dehnungen abhängen [12].
Das Programm Plaxis unterstützt verschiedene Stoffmodelle, um das Verhalten von Boden
und anderen Kontinua zu modellieren. Für die vorliegende Arbeit sind das linear-elastische-,
das Mohr-Coulomb-, sowie das Hardening Soil-Modell von Bedeutung.
Nach einer ausführlichen Beschreibung der einzelnen Stoffgesetze wird anhand von
Beispielberechnungen aufgezeigt, dass das linear-elastische-Modell ungeeignet und das
Mohr-Coulomb-Modell für verschiedene Arten von Problemstellungen erhebliche
Unzulänglichkeiten aufweist.
Die Verwendung eines einheitlichen Steifemoduls führt dazu, dass bei der Entlastung die
Verformungen nahezu wieder vollständig zurückgehen. Dies wird im Hardening Soil-Modell
durch die Eingabe eines Erst- und Wiederbelastungsmodul berücksichtigt, so dass zwischen
Erst- und Wiederbelastung unterschieden werden kann und plastische irreversible
Verformungen erfasst werden.
Eine weitere Einschränkung ist die Annahme eines konstanten Steifemoduls über die gesamte
Tiefe, der sich jedoch als spannungsabhängig erweist.
In [19] kommt Vermeer nach der Untersuchung einer verankerten Stützwand zu der Aussage,
dass es durch eine einfache Erweiterung des Mohr-Coulomb-Modells, dem Hardening Soil-
Modell, gelingt, im Labor beobachtetes Steifigkeitsverhalten von Böden realistisch zu
erfassen.
Ein geringfügig höherer Aufwand bei der Bestimmung der normalisierten Steifigkeiten, für
welche dieselben Versuche benutzt werden können (die in der Regel ohnehin bei Verwendung
des Mohr-Coulomb-Modells ausgewertet werden) reicht aus, um eine wesentlich genauere
Erfassung des tatsächlichen Spannungs-Dehnungsverhaltens zu erzielen.
Auf Grund dieser Untersuchungen wird für die Berechnung des Bodenverhaltens in der
vorliegenden Arbeit das Hardening Soil-Modell verwendet.
8
7 Modellierung der Aufgabenstellung
Ausgehend von den statischen Berechnungen in Kapitel 4 soll das im Programm Plaxis zu
modellierende Verbausystem mit rückwärtiger Bebauung in bindigem Boden noch einmal
kurz beschrieben werden: Bei einer 40 m breiten Baugrube wird ein Geländesprung von 6,0 m
durch eine 1-fach verankerte hinreichend steife Verbauwand gesichert. Die Baugrube sei
ausreichend lang, so dass räumliche Stützeffekte vernachlässigbar sind und von einem ebenen
Verformungszustand ausgegangen werden kann. Die Verbauwand mit 6,32 m Einbindetiefe
besteht aus einer überschnittenen Pfahlwand mit einer Dicke von 0,75 m und ist durch
Litzenanker mit Ankerabstand a = 1,30 m gestützt.
9
7 Modellierung der Aufgabenstellung
In der vorliegenden Parameterstudie wird als typischer Boden für den gesamten diskretisierten
Bereich überkonsolidierter Ton (tertiäre Tone und Tonmergel) gewählt, für den drainiertes
Verhalten angenommen wird. Die herzustellende Baugrube soll somit die
Baugrundverhältnisse im Frankfurter Bereich widerspiegeln. Grundwasser findet sich erst
weit unter der Baugrubensohle, so dass es für diese Problemstellung nicht zu berücksichtigen
ist.
Die Materialparameter der vorliegenden Arbeit für Frankfurter Ton stammen aus einem
Artikel von Herrn Y.El-Mossallamy, erschienen anläßlich der „Tenth International
Conference on Computer Methods and advances in Geomechanics“ [21]. Sie haben sich
sowohl in zahlreichen Tests anerkannter Labors als auch an ähnlichen bereits ausgeführten
Projekten bestätigt.
Tab. 7-1: Materialparameter für Frankfurter Ton nach dem Modell Hardening-Soil [21]
10
8. Parameterstudie der Gebäudekonstruktion I
10 11
20,0 m
21,7 m
9 87 4 3
6,0 m 15
6 5
16
12 13
6,32 m 17
14
20,0 m 50,0 m
30,0 m
0 x 1 2
Abb. 8-1: Modellierung der Gebäudekonstruktion I und der verankerten Verbauwand in Plaxis
11
8. Parameterstudie der Gebäudekonstruktion I
Das vollständige Modell der Gebäudekonstruktion I mit dem generierten Netz ist in Abb. 8-2
dargestellt.
Im Folgenden werden Länge, Neigung und Vorspannkraft der Anker des generierten Modells
variiert. Alternativ wird zusätzlich ein unendlich langes Gebäude untersucht.
12
8. Parameterstudie der Gebäudekonstruktion I
Als erste Einflussgröße soll die Auswirkung der Vorspannkraft untersucht werden. Für diese
Berechnungen wird der Anker so lang gewählt, dass der Verpresskörper hinter dem Gebäude
zu liegen kommt. Es soll untersucht werden, ob mit zunehmender Vorspannkraft an dem
Bestandsgebäude eine Art Einspannwirkung entstehen kann, die sich günstig auf die
Verformungen und damit verbundenen Dehnungen ausüben würde. Bei konstanter
Ankerlänge von 40 m und einer Neigung der Anker von 25° zeigt Abb. 8-3 die
Wandverschiebungen in Abhängigkeit der Vorspannkraft.
Geländeoberfläche
Vorspannkraft
nach EAB
Anker
Tiefe unter Geländeoberkante [m]
Verbauwand
Baugrubensohle
-6,0
30
Vorspannkraft: 50kN/m
100kN/m
188kN/m
200kN/m
250kN/m
300kN/m
-12,32
23,7
-12,00 -10,00 -8,00 -6,00 -4,00 -2,00 0,00 2,00 4,00 6,00 8,00
horizontale Wandverschiebung [mm]
Die Verformungen im Wandfuß bleiben konstant. Dagegen nehmen sie am Wandkopf mit
größerer Vorspannkraft ab.
13
8. Parameterstudie der Gebäudekonstruktion I
1,000
0,904
0,900
0,818
0,800
0,723
maximale horizontale Dehnung [mm/m]
0,700
0,600
20° Ankerneigung
0,500 25° Ankerneigung
30° Ankerneigung
0,400
0,368
0,322
0,300 0,286
0,286 0,232
0,234
0,200 0,166
0,161
0,116 0,115
0,143 0,102 0,080
0,100 0,099
0,059 0,068
0,069
0,072
EAB 0,030 0,045 0,055
0,000
0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0
Ankerlänge [m]
Abb. 8-4: Maximale auftretende Dehnungen bei Interaktion von Ankerlänge und –neigung
9,00
7,93
8,00
7,64
7,11
7,00
maximale horizontale Dehnung [mm/m]
6,00
5,00
20° Ankerneigung
25° Ankerneigung
3,89 30° Ankerneigung
4,00
3,75
3,76 3,40
3,00 2,95
2,88
2,25
2,00 2,01
1,84 1,46 1,43
1,28
1,13 0,95
1,00 0,72 0,77
0,73
0,73 0,45
EAB 0,45
0,30
0,00
0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0
Ankerlänge [m]
14
8. Parameterstudie der Gebäudekonstruktion I
8.4 Bewertung
Die Größe der Dehnungen nimmt mit zunehmender Ankerlänge ab, erreicht jedoch bei großer
Verlängerung einen konstanten Wert. Um die für Mauerwerk verträgliche Dehnung von
∆ ε H ≤ 0,20 mm/m zu erreichen, reicht eine Verlängerung der Anker von 11,5 m auf 15 m
unabhängig von der Ankerneigung bereits aus.
Grundsätzlich ist der Einfluss der Ankerneigung auf die Beanspruchung der Wand relativ
gering. Eine Ankerneigung zwischen 20° und 30° erweist sich als günstig.
Deutlich erkennbar ist, dass sich bei größeren Ankerlängen eine flachere Ankerneigung
vermindernd auf die Dehnungsbeanspruchung auswirkt. Der Abstand des Verpresskörpers
zum Bauwerk muss nur groß genug sein (> 3,0 m).
Eine Erhöhung der Vorspannkraft wirkt sich nur geringfügig aus. Bei der nach EAB
errechneten Vorspannung sind die elastischen Ankerstahldehnung bereits vorweggenommen.
Das Aufbringen einer höheren Vorspannkraft kann zwar die Dehnungbeanspruchungen an der
Gebäudeunterseite reduzieren, jedoch entstehen dann an der Oberseite des Gebäudes für das
Mauerwerk nur schlecht aufnehmbare Zugspannungen.
Die Verschiebung der verankerten Baugrubenwand wird in erster Linie von der Ankerlänge
beeinflusst. Eine Variation der Ankerneigung hat nur geringe, die Erhöhung der
Vorspannkraft nur örtliche Auswirkungen im Bereich des Ankeransatzpunktes.
Die Untersuchung am unendlich langen Gebäude zeigt prinzipiell die gleichen Ergebnisse. Es
erweist sich jedoch als günstig, den Verpresskörper gesamt hinter das Gebäude zu legen. Aus
der Untersuchung lässt sich schließen, dass es bei den unendlich langen Mauerwerksscheiben
nicht möglich ist, die Dehnungen durch Erhöhung der Ankerlänge in dem Maße zu
reduzieren, wie bei der räumlich begrenzten durch Verlängerung der Anker bis hinter das
Gebäude.
15
9 Parameterstudie der Gebäudekonstruktion II
B
A A
27 28 29
8,0 m
30 31 32
5 4 12
33
24
3415 16
37
25
3819 20
35
26
3623 3
6,0 m 9 1314 17 18 21 22
10
6 7
6,32 m
11
20,0 m
8
20,0 m 50,0 m
30,0 m
0 1 2
Abb. 9-1: Modellierung der Gebäudekonstruktion II und der verankerten Verbauwand in Plaxis
16
9 Parameterstudie der Gebäudekonstruktion II
Das vollständige Modell der Gebäudekonstruktion II mit dem generierten Netz ist in der
Abb.9-2 dargestellt.
13,0m
10°
8,0m
17,5°
13,0m
20,0m
25,0m
35,0m
25°
17
9 Parameterstudie der Gebäudekonstruktion II
9.3 Auswertung
Die vertikalen Verschiebungen des mittleren Streifenfundamentes lassen sich sowohl in
Abhängigkeit von der Ankerneigung als auch im Vergleich zum Abstand des Fundaments
vom Verpresskörper angeben. Die ermittelten Berechnungsergebnisse sind dabei in Tab. 9-1
dargestellt.
Die Verschiebungen werden dabei explizit für den Baugrubenaushub einschließlich der
Erstellung von Pfahlwand und Einbringung der Anker ermittelt. Die Fundamentsetzungen aus
der Gebäudelast wurden bereits im vorangegangenen Berechnungsschritt zu Null
zurückgesetzt. Es zeigt sich eine Abhängigkeit der Verschiebungen vom Abstand Fundament-
Verpresskörper. Mit zunehmendem Abstand nehmen die Setzungen des Fundaments deutlich
ab. Die daraus resultierende verminderte Beanspruchung der nichttragenden Wände zeigen
die Dehnungsverteilungen in Abb. 9-4 und Abb. 9-5.
18
9 Parameterstudie der Gebäudekonstruktion II
Die Veränderung der Gebäudebeanspruchung mit zunehmender Ankerlänge zeigen Abb. 9-6
bis 9-10.
19
9 Parameterstudie der Gebäudekonstruktion II
Bei einer Verlängerung der Anker von 8 auf 13 m bleiben die Dehnungsverteilungen
konstant, bzw. verstärken sich in einigen Bereichen sogar. Dies resultiert aus der ungünstigen
Lage des Verpresskörpers direkt unterhalb der Fundaments und der damit entstehenden
Setzungsmulde bei einer Ankerlänge von 13 m.
Ersichtlich ist, dass bei einer Verlängerung der Anker bis hinter das mittlere Fundament
(Ankerlänge = 20 m) die Beanspruchung des Gebäudes minimal werden und eine weitere
Verlängerung der Anker keine weiteren Dehnungsverminderungen hervorrufen
20
9 Parameterstudie der Gebäudekonstruktion II
9.4 Bewertung
Bei der Herstellung von Verbauwänden vor bestehenden Gebäuden von der Art der
Gebäudekonstruktion II, kommen sowohl der Lage, als auch dem Abstand des
Verpresskörpers zum Fundament entscheidende Bedeutung zu.
Dies resultiert aus der Entstehung einer Setzungsmulde, deren Ort und Größe im
Wesentlichen durch die Lage des Verpresskörpers bestimmt wird.
Eine Minimierung der Gefährdung der rückwärtigen Bebauung wird jedoch am besten durch
eine Ankerverlängerung über das Bauwerksende hinaus erreicht, so dass das gesamte
Bauwerk durch das Verbausystem erfasst wird.
Ist dies nicht möglich, sollte durch eine Vergrößerung der Ankerneigung oder eine
Verlängerung der Anker unterhalb des Gebäudes gewährleistet werden, dass der
Verpresskörper in größerer Tiefe und nicht im Fundamentbereich zu liegen kommt.
21
10 Zusammenfassung
10 Z USAMMENFASSUNG
Bei der Herstellung von Baugruben vor bestehenden Gebäuden treten Spannungsänderungen
im Boden auf, die sowohl Geländesetzungen als auch horizontale Geländeverformungen zur
Folge haben. Daher wurde die Parameterstudie anhand der Modellierung von zwei
unterschiedlichen Gebäudekonstruktionen durchgeführt.
Eine Minimierung der Gefährdung rückwärtiger Bebauung wird aber vor allem durch eine
Verlängerung der Anker über das Bauwerksende hinaus erreicht, so dass das gesamte
Bauwerk durch das Verbausystem erfasst wird.
Ist dies nicht möglich, so ist zumindest auf einen ausreichenden Abstand des Verpresskörpers
zu bestehender Bebauung zu achten. Bei Verlängerung der Anker bis zur Verdoppelung der
Ankerlänge nach EAB lassen sich Dehungsreduktionen von 50 bis 90% erreichen. Die ersten
30% der Verlängerung haben dabei die größten Beanspruchungsminderungen zur Folge.
22
11 Literaturverzeichnis
11 L I TE RA T UR VE R ZE I C H N I S
[2] Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V.: Empfehlungen des Arbeitskreises „Baugruben“.
Ernst & Sohn, 3. Auflage, 1994.
[4] Grundmann, Harry: Finite Elemente. Ernst & Sohn, 1. Auflage, 1985.
[5] Smoltczyk, Ulrich: Grundbau-Taschenbuch Teil 1-3. Ernst & Sohn, 6. Auflage, 2001.
[8] Weißenbach, Anton: Baugruben Teil III: Berechnungsverfahren. Ernst & Sohn; 1977.
[10] Stroh, Dieter: Berechnung verankerter Baugruben nach der Finite Element Methode. Mitteilungen der
Versuchsanstalt für Bodenmechanik und Grundbau der Technischen Hochschule Darmstadt; Heft 13;
1974.
[11] Dörken/Dehne: Grundbau in Beispielen Teil 1-2. Werner Verlag; 1.Auflage; 1995.
[12] Kolymbas, Dimitrios: Geotechnik – Bodenmechanik und Grundbau. Springer-Verlag; 1.Auflage; 1998.
[14] Simmer, Konrad: Grundbau Teil 1+2.Teubner Verlag; 18. Auflage; 1999.
[16] Kuntsche, Konrad: Geotechnik. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH; 2000.
[17] Schad, H.: Vorlesungsskript Geotechnik 2 – Numerische Verfahren. Institut für Geotechnik der
Universität Stuttgart; 1999.
[18] Förster, Wolfgang: Mechanische Eigenschaften der Lockergesteine. Teubner Verlag; 1996.
[19] Vermeer, P.A., Schanz, T.: Die Steifigkeit des Bodens und ihr Einfluss auf die Fußeinspannung einer
Stützwand. Mitteilungen des Instituts für Geotechnik der Technischen Universität Dresden; Heft 4;
1997.
23
11 Literaturverzeichnis
[20] Schanz, T.: Verformungsprognosen in der Geotechnik - Möglichkeiten und Grenzen. Schriftenreihe
Geotechnik der Bauhaus-Universität Weimar; Heft 2; 1999.
[21] Mossallamy, Y.El: Performance of deep excavation in overconsolidated clay. Proceeding of the tenth
International Conference on Computer Methods and advances in Geomechanics; Tucson/USA; 2001.
[22] Wendehorst, R.: Bautechnische Zahlentafeln. Teubner Verlag; 23. Auflage; 1987.
[23] Häring, S.: Technologie der Baustoffe. C.F.Müller Verlag; 13. Auflage; 1996.
24