Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Zürich, 04.07.2023
Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Impressum
Impressum
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschliesslich
Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, sind vorbehalten.
2
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Impressum
Inhaltsverzeichnis
IMPRESSUM ............................................................................................................................................................................ 2
ZUSAMMENFASSUNG DEUTSCH ................................................................................................................................... 4
RÉSUMÉ EN FRANÇAIS ...................................................................................................................................................... 9
SINTESI ITALIANO............................................................................................................................................................... 14
SUMMARY ENGLISH .......................................................................................................................................................... 19
1 EINLEITUNG ..........................................................................................................................................................................25
Hintergrund ................................................................................................................................................................................................................ 25
Zielsetzung der Studie........................................................................................................................................................................................... 25
4 METHODIK............................................................................................................................................................................. 37
Kompetenzen für ökologisch nachhaltiges Bauen .................................................................................................................................. 37
Bewertung der Kompetenzen ........................................................................................................................................................................... 38
Weiterbildungen....................................................................................................................................................................................................... 39
Umfragen und Interviews .................................................................................................................................................................................... 39
5 RESULTATE ............................................................................................................................................................................ 41
Ausbildungen............................................................................................................................................................................................................. 41
Weiterbildungen....................................................................................................................................................................................................... 47
Umfragen und Interviews ....................................................................................................................................................................................49
Fachkräftebedarf ..................................................................................................................................................................................................... 53
6 DISKUSSION..........................................................................................................................................................................56
Soll-Bild Kompetenzen ......................................................................................................................................................................................... 56
Thesen ........................................................................................................................................................................................................................... 57
Handlungsempfehlungen ................................................................................................................................................................................... 58
Limitationen ............................................................................................................................................................................................................... 58
Weiteres Vorgehen und Roadmap ................................................................................................................................................................. 60
7 ANHANG .................................................................................................................................................................................62
Definitionen ................................................................................................................................................................................................................ 62
Aus- und Weiterbildungen.................................................................................................................................................................................. 63
Fragebogen ................................................................................................................................................................................................................66
3
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Zusammenfassung Deutsch
Zusammenfassung Deutsch
Hintergrund Folgende Grundsatzfragen werden verfolgt:
Die Schweizer Planungs- und Baubranche hat einen 1. Welche Kompetenzen werden in der Konzeptions-
grossen Effekt bezüglich des Energie- und Ressour- phase eines Bauwerks für ökologisch nachhalti-
cenverbrauchs sowie der Treibhausgasemissionen. ges und kreislauffähiges Bauen benötigt?
Zudem verursacht das Bauen einen Grossteil der 2. Wie gut ist ökologisch nachhaltiges und kreislauf-
Schweizer Abfallmengen. fähiges Bauen in den bestehenden Aus- und
Weiterbildungen für Architektur- und Ingenieur-
Die vorliegende Studie geht auf das Postulat «Die wesen (Tertiärbildung) in der Schweiz verankert?
Hürden gegen Ressourceneffizienz und Kreislauf- 3. Wie kann ökologisch nachhaltiges und kreis-
wirtschaft abbauen» von Ständerat Ruedi Noser lauffähiges Bauen besser im Aus- und Weiterbil-
sowie den zugehörigen Bericht des Bundesrates dungsangebot für die Konzeptionsphase der
zurück. Darin wird empfohlen, die Aus- und Weiter- Bautätigkeit verankert werden?
bildung im Architektur- und Ingenieurwesen gezielt
zu analysieren und zu optimieren, damit die Kreis- Unter der Konzeptionsphase werden hier die
lauffähigkeit der Bauwirtschaft verbessert werden Planungsschritte von der ersten Idee bis zur Aus-
kann. schreibung verstanden, in denen die Ausgestaltung
eines Bauwerks im Wesentlichen definiert wird.
Das Bundesamt für Umwelt setzt diese Empfehlung
in einem ersten Schritt mit der vorliegenden Studie
«Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- Methodik
und Weiterbildungen» um. Es hat die Fragestellung
nicht allein auf die Kreislaufwirtschaft fokussiert, Die Studie analysiert die wichtigsten Aus- und
sondern mit einem generellen Blick auf ein ökologisch Weiterbildungen für Fachleute, welche im Rahmen
nachhaltiges Bauen etwas breiter gefasst. der Konzeptionsphase von Bauwerken eine wichtige
Rolle spielen.
4
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Zusammenfassung Deutsch
In der Studie werden fachbezogene Kompetenzen Untersucht wird, inwieweit diese Kompetenzen in
in sechs Themenfeldern hergeleitet, welche die oben den jeweiligen Modulbeschreibungen1 der Studien-
erwähnten Fachpersonen befähigen, ökologische gänge bzw. Weiterbildungen abgebildet sind. Die
Nachhaltigkeit in der Bauplanung umzusetzen (Tabelle Analysen der Studie werden ergänzt und abgestützt
1). Zudem wird die Sozialkompetenz «Kooperation» durch eine schriftliche Befragung sowie strukturierte,
für die Bewertung herangezogen, da eine gute inter- mündliche Interviews mit Fachexpert/innen aus
disziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fach- Bildung, Wirtschaft und Verbänden.
personen im Bauplanungsprozess als essenziell
angesehen wird.
1
Beim/bei der Dipl. Techniker/in Bauplanung Architektur bzw. Ingenieurbau (HF) ist es der Rahmenlehrplan
5
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Zusammenfassung Deutsch
80%
Kooperation
(Interdisziplinarität, Treibhausgasemissionen
60% integrale Bauplanung)
40%
20%
0%
6
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Zusammenfassung Deutsch
7
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Zusammenfassung Deutsch
8
Construction écologiquement durable – Analyse des formations initiales et continues
Résumé en français
Résumé en français
Contexte de route pour leur mise en œuvre. Les questions
fondamentales suivantes sont explorées:
Le secteur suisse de la planification et de la construc-
tion a un impact important en termes de consom- 1. Quelles sont les compétences requises lors de
mation d’énergie et de ressources, ainsi que d’émissions la phase de conception d’un ouvrage écologi-
de gaz à effet de serre. En outre, la construction quement durable et conçu selon les principes de
génère une grande partie des déchets en Suisse. l’économie circulaire?
2. Dans quelle mesure la construction écologique-
La présente étude fait suite au postulat «Pour ment durable et circulaire est-elle ancrée dans
une levée des obstacles à l’utilisation efficace des les formations initiales et continues existantes
ressources et à la mise en place d’une économie du domaine de l’architecture et de l’ingénierie
circulaire» du conseiller aux États Ruedi Noser et au (formation tertiaire) en Suisse?
rapport y relatif du Conseil fédéral. Elle recommande 3. Comment mieux ancrer la construction écologi-
d’analyser et d’optimiser de manière ciblée la quement durable et circulaire dans l’offre de
formation initiale et continue dans le domaine de formation initiale et continue pour la phase de
l’architecture et de l’ingénierie afin d’améliorer la conception de l’activité de construction?
circularité dans le secteur de la construction.
La phase de conception désigne ici les étapes de
L’Office fédéral de l’environnement met en œuvre planification, de l’idée initiale à l’appel d’offres, au
cette recommandation dans un premier temps par cours desquelles l’essentiel de la conception d’un
le biais de la présente étude «Construction écologi- ouvrage est défini.
quement durable – Analyse des formations initiales
et continues». Il ne focalise pas la question unique-
ment sur l’économie circulaire, mais la considère dans Méthodologie
une perspective plus large avec un regard général
sur une construction écologiquement durable. L’étude analyse les principales formations initiales
et continues pour les professionnels qui jouent
un rôle important durant la phase de conception
Objectif de l’étude d’ouvrages.
L’objectif de l’étude est d’élaborer les bases néces- L’étude porte sur 32 formations proposées en Suisse
saires à l’analyse et à l’éventuelle amélioration ciblée pour les filières suivantes:
des offres de formation initiale et continue pour
architectes, ingénieur-e-s et autres corps de métier • Architecte (EPF, HES)
concernés. Ceux-ci doivent disposer d’un savoir-faire • Ingénieur-e en génie civil (EPF, HES)
suffisant pour pouvoir concevoir et planifier des • Technicien-ne en technique des bâtiments (HES)
ouvrages écologiquement durables et conçus selon • Technicien-ne diplômé-e en planification des
les principes de l’économie circulaire, aussi bien dans travaux Architecture ou Génie civil (ES)
le bâtiment que dans le génie civil.
Les formations continues sont essentielles pour
L’offre de formation actuelle en Suisse est comparée l’acquisition de compétences des professionnels en
aux besoins en compétences pour une construction matière de planification d’ouvrages écologiquement
écologiquement durable. En outre, les besoins actuels durables. Dans le paysage de la formation continue en
et futurs en spécialistes de la construction sont Suisse, diverses offres transmettent des compétences
discutés. Des recommandations sont formulées sur dans le domaine de la construction écologiquement
la base des conclusions, discutées avec des parties durable. Dans le cadre de la présente étude, 55 de
prenantes du secteur et intégrées dans une feuille ces formations continues sont analysées.
9
Construction écologiquement durable – Analyse des formations initiales et continues
Résumé en français
L’étude définit, dans six domaines thématiques, des Il s’agit d’examiner dans quelle mesure ces compé-
compétences techniques permettant aux profes- tences sont prises en compte dans les descriptions
sionnels susmentionnés de mettre en œuvre la dura- de modules1 des filières et des formations continues.
bilité écologique dans la planification d’ouvrages Les analyses présentées dans l’étude sont complétées
(tableau 1). En outre, la compétence sociale «coopé- et étayées par un sondage écrit et des interviews
ration» est prise en compte dans l’évaluation car une orales structurées avec des spécialistes du domaine
bonne collaboration interdisciplinaire entre les diffé- de la formation, de l’économie et des associations.
rents professionnels est considérée comme essen-
tielle dans la planification d’ouvrages.
1
Pour le/la technicien-ne diplômé-e en planification des travaux Architecture ou Génie civil (ES), il s’agit du plan d’études cadre
10
Construction écologiquement durable – Analyse des formations initiales et continues
Résumé en français
80%
Coopération
Émissions de gaz
(interdisciplinarité, planification
60% à effet de serre
intégrale d’ouvrages)
40%
20%
0%
12
Construction écologiquement durable – Analyse des formations initiales et continues
Résumé en français
13
Costruire in modo ecologicamente sostenibile – Analisi dei corsi di formazione professionale e continua
Sintesi italiano
Sintesi italiano
Contesto 1. Quali sono le competenze necessarie, in fase di
prima progettazione, affinché un’opera possa
Il settore svizzero della pianificazione e della costru- essere realizzata in modo ecologicamente soste-
zione ha una forte ricaduta sul consumo di energia nibile e circolare?
e di risorse, ma anche sulle emissioni di gas serra. Le 2. In che misura i principi di sostenibilità ecologica
costruzioni generano inoltre una fetta consistente e circolarità delle costruzioni sono integrati nei
dei rifiuti prodotti in Svizzera. corsi di formazione e di formazione continua per
architetti e ingegneri (formazione terziaria) in
Il presente studio fa riferimento al postulato «Abolire Svizzera?
gli ostacoli all’uso efficiente delle risorse e all’economia 3. In che modo è possibile consentire una maggiore
circolare» del consigliere agli Stati Ruedi Noser e integrazione dei principi di sostenibilità ecologica
al relativo rapporto, che raccomanda l’analisi e e circolarità delle costruzioni nell’offerta formati-
l’ottimizzazione mirate dei corsi di formazione e di va (formazione e formazione continua) relativa
formazione continua per architetti e ingegneri, al alla fase di prima progettazione dell’attività di
fine di migliorare la circolarità del settore delle costruzione?
costruzioni.
Per fase di prima progettazione si intendono le
Con il presente studio «Costruire in modo ecologi- attività di pianificazione che vanno dall’ideazione
camente sostenibile – Analisi dei corsi di formazione iniziale fino al bando, ovvero la fase che concerne la
professionale e continua», l’Ufficio federale dell’am- definizione sostanziale dell’opera.
biente compie un primo passo verso l’attuazione di
questa raccomandazione. Il lavoro non è unicamente
incentrato sull’economia circolare, ma offre una Metodo
panoramica generale e più ampia anche sull’edilizia
ecologicamente sostenibile. Lo studio analizza i principali corsi di formazione e
formazione continua per specialisti che svolgono
attività rilevanti nella fase di prima progettazione
Finalità dello studio delle opere.
Lo studio ha lo scopo di definire delle basi per l’analisi Sono stati presi in esame 32 corsi di studio dell’offerta
e l’eventuale modifica, in senso migliorativo e mirato, formativa svizzera per:
dei corsi di formazione e di formazione continua per
architetti, ingegneri e profili professionali correlati. • Architetto/a (PF, SUP)
Queste figure dovranno disporre del know-how • Ingegnere civile (PF, SUP)
adeguato per poter progettare e pianificare opere, • Tecnico/a di immobili (SUP)
di edilizia e genio civile, ecologicamente sostenibili • Tecnico/a dipl. progettazione edile,
e circolari. architettura/ingegneria (SSS)
Lo studio confronta l’attuale offerta formativa svizzera I corsi di formazione continua rivestono un ruolo
rispetto alle competenze necessarie per costruire importante nell’acquisizione delle competenze di
secondo i principi della sostenibilità ecologica e progettazione edile ecologicamente sostenibile da
affronta il tema del fabbisogno odierno e futuro di parte di queste figure professionali specializzate. In
personale specializzato. Dai risultati ottenuti sono Svizzera, sono numerosi i corsi di formazione continua
emerse raccomandazioni che sono state poi discusse su queste competenze e, nel quadro del presente
con i portatori d’interesse del settore e inserite in studio, ne sono stati esaminati 55.
una roadmap attuativa. Le questioni centrali affrontate
sono le seguenti:
14
Costruire in modo ecologicamente sostenibile – Analisi dei corsi di formazione professionale e continua
Sintesi italiano
Lo studio ha individuato le competenze tecniche, Lo studio esamina le descrizioni dei vari moduli1 dei
relative a sei campi specifici, in grado di consentire corsi di studio e dei corsi di formazione continua per
ai professionisti summenzionati di attuare i principi comprendere fino a che punto queste competenze
della progettazione ecologicamente sostenibile sono rappresentate. Le analisi condotte sono integrate
(Tabella 1). Dato che l’interazione interdisciplinare tra e supportate da un sondaggio scritto e da colloqui
diverse figure professionali è considerata indispen- strutturati con persone esperte e specializzate
sabile nel processo di progettazione, la valutazione provenienti dal mondo della formazione, dell’eco-
tiene conto anche della competenza sociale della nomia e delle associazioni.
«collaborazione».
Sufficienza, densificazione, consumo Inserire e ottimizzare un progetto edile nel quadro dello sviluppo sociale
di terreno (ad es. pianificazione del territorio e degli spazi liberi, fabbisogno di
superficie).
Collaborazione Garantire una collaborazione interdisciplinare con altri specialisti e
(interdisciplinarità, progettazione professionisti coinvolti nelle varie fasi di costruzione e con altre figure,
integrale) facendo confluire nella pianificazione il rispettivo apporto.
1
Per il percorso di Tecnico/a dipl. progettazione edile, architettura/ingegneria (SSS) è stato esaminato il piano di formazione.
15
Costruire in modo ecologicamente sostenibile – Analisi dei corsi di formazione professionale e continua
Sintesi italiano
16
Costruire in modo ecologicamente sostenibile – Analisi dei corsi di formazione professionale e continua
Sintesi italiano
17
Costruire in modo ecologicamente sostenibile – Analisi dei corsi di formazione professionale e continua
Sintesi italiano
18
Ecologically Sustainable Construction – Analysis of Training and Further Education
Summary English
Summary English
Background roadmap for implementation. The following key
issues are examined:
The Swiss planning and construction sector has a
significant impact on the consumption of energy 1. Which competences are required in the design
and resources as well as greenhouse gas emissions. phase of a building for ecologically sustainable
Furthermore, the construction industry is responsible and circular construction?
for a significant proportion of Switzerland's waste. 2. How well is ecologically sustainable and circular
construction rooted in existing training and
This study is based on the principle of "Removing further education options for architecture and
the barriers to resource efficiency and the circular engineering (tertiary level) in Switzerland?
economy" by Ruedi Noser, Councillor of States, and 3. How can ecologically sustainable and circular
the accompanying report by the Federal Council. construction be better rooted in the training and
The report recommends that training and further further education offer for the design phase of
education in the areas of architecture and engineering construction activity?
should be analysed and optimised in a targeted
manner to improve the construction industry's In this context, design phase is understood to be
capacity for recycling. the planning stages from the initial idea to the
tender, during which the design of a structure is
As a first step, the Federal Office for the Environment defined in its essential elements.
is implementing this recommendation with the
study "Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der
Aus- und Weiterbildungen" (Ecologically Sustainable Methodology
Construction – Analysis of Training and Further
Education). It did not focus solely on the circular The study analyses the most important training and
economy, but examined the bigger picture by taking further education for professionals who play a vital
a general look at ecologically sustainable construction. role in designing buildings.
The study aims to develop a basis for the analysis • Architect (ETH, FH – Federal Institute of
and, if necessary, targeted improvement of training Technology, University of Applied Sciences)
and further education programmes for architects, • Civil engineer (ETH, FH – Federal Institute of
engineers and other relevant professional groups. Technology, University of Applied Sciences)
These groups should have sufficient know-how in • Building technology specialist (FH – University
both structural and civil engineering to be able to of Applied Sciences)
design and plan ecologically sustainable and circular • Diploma of Engineering in Construction
structures. Planning, Architecture or Civil Engineering
(HF – Professional College)
The current training offer in Switzerland is compared
with the competence requirements for ecologically Further education is important for specialists to
sustainable construction. In addition, current and acquire competences in ecologically sustainable
future demand for specialists is discussed. Recom- building planning. Among the courses on offer in
mendations are made based on the findings, discussed Swiss further education institutions, there are several
with industry stakeholders and integrated into a that are designed to instruct competences in the
19
Ecologically Sustainable Construction – Analysis of Training and Further Education
Summary English
area of ecologically sustainable construction. For the between a range of specialists in the construction
purposes of this study, 55 of these further education planning process is considered to be vital.
programmes are analysed.
The study examines the extent to which these
In the study, subject-related competences are competences are reflected in the respective module
divided into six thematic areas allowing the above- descriptions1 of the study programmes or further
mentioned professionals to implement ecological education courses. The study analyses are supple-
sustainability in construction planning (Table 1). In mented and supported by a written survey and
addition, the social competence "cooperation" is used structured oral interviews with experts from educa-
for assessment, as good interdisciplinary cooperation tion, business and professional bodies.
Environmental impact Planners understand and minimise the environmental impacts of building
(pollutants, noise, heat, etc.) and operating buildings.
Natural environment and landscape, Planners know what effects buildings have on their environment (e.g. soil,
biodiversity, water, soil, outdoor groundwater, biodiversity, landscape quality, ecological connectivity) or
spaces with regard to heat islands, and minimise these effects.
Sufficiency, densification, land Planners classify a building project in the context of social development
consumption (e.g. spatial planning, open space planning, space requirements) and
optimise it.
Cooperation Planners ensure interdisciplinary cooperation with relevant specialists and
(interdisciplinarity, integral other persons in the individual construction phases and disciplines, and
construction planning) incorporate the resulting findings in construction planning.
1
In the case of Diploma of Engineering in Construction Planning, Architecture or Civil Engineering (HF – Professional College),
it is the framework curriculum.
20
Ecologically Sustainable Construction – Analysis of Training and Further Education
Summary English
80%
40%
20%
0%
21
Ecologically Sustainable Construction – Analysis of Training and Further Education
Summary English
22
Ecologically Sustainable Construction – Analysis of Training and Further Education
Summary English
23
1
Einleitung
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Einleitung
1 Einleitung
Hintergrund Das aktuelle Bildungsangebot soll dabei mit dem
Kompetenzbedarf für nachhaltiges und kreislauf-
Die Schweizer Planungs- und Baubranche (nachfol- fähiges Bauen verglichen, Lücken identifiziert und
gend «Schweizer Bauwirtschaft») hat sowohl aus Massnahmen zur Beseitigung dieser Lücken erarbeitet
Sicht der Volkswirtschaft als auch der Nachhaltigkeit werden. Zudem wird der heutige und zukünftige
eine hohe Bedeutung. Die Erstellung von Neubauten Bedarf an Fachpersonen diskutiert. Die Massnahmen
und die Sanierung von Bestandsbauten haben einen werden in der Folge mit Stakeholdern aus der Bran-
grossen Impact, insbesondere auf den Ressourcen- che erörtert und in eine Umsetzungs-Roadmap
und Energieverbrauch sowie die CO2-Emissionen integriert.
der Schweiz2.
Folgende Grundsatzfragen sollen in der Studie
Die vorliegende Studie wurde initiiert durch das beantwortet werden:
Postulat «Die Hürden gegen Ressourceneffizienz
und Kreislaufwirtschaft abbauen»3 von Ständerat 1. Welche Kompetenzen werden in der Konzeptions-
Ruedi Noser sowie den zugehörigen Bericht des phase eines Bauwerks für ökologisch nachhalti-
Bundesrates4. Dieser sieht vor, die Aus- und Weiter- ges und kreislauffähiges Bauen benötigt?
bildung im Architektur- und Ingenieurwesen gezielt 2. Wie gut ist ökologisch nachhaltiges und kreislauf-
zu analysieren und zu optimieren, damit die Kreis- fähiges Bauen in den bestehenden Aus- und
lauffähigkeit der Bauwirtschaft verbessert werden Weiterbildungen für Architektur- und Ingenieur-
kann. wesen (Tertiärbildung) in der Schweiz verankert?
3. Wie kann ökologisch nachhaltiges und kreis-
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat daraufhin lauffähiges Bauen besser im Aus- und Weiter-
die pom+Consulting AG mit vorliegender Studie bildungsangebot für die Konzeptionsphase der
beauftragt. Für spezifische Aspekte der Bildung für Bautätigkeit verankert werden?
nachhaltige Entwicklung wurde das Institut für
Wissen, Energie und Rohstoffe Zug (WERZ) der Unter der Konzeptionsphase werden hier die
Ostschweizer Fachhochschule (OST) beigezogen. Planungsschritte von der ersten Idee bis zur Aus-
schreibung verstanden, in denen die Ausgestaltung
eines Bauwerks im Wesentlichen definiert wird.
Zielsetzung der Studie
Das Ziel der Studie ist die Ausarbeitung von
Grundlagen zur gezielten Entwicklung von Aus- und
Weiterbildungsangeboten für Architekt/innen,
Ingenieur/innen und weitere relevante Berufs-
gruppen. Diese sollen über genügend Know-how
verfügen, um ökologisch nachhaltige und kreislauf-
fähige Bauwerke sowohl im Hoch- als auch im
Tiefbau entwerfen zu können.
27
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Ökologische Nachhaltigkeit in der Schweizer Bauwirtschaft
Nachhaltigkeitsstandards
Im Hochbau wird in der Schweiz eine grosse Anzahl Die vorliegende Studie verwendet als Vergleichs-
unterschiedlichster Nachhaltigkeitsstandards, -labels grundlage einerseits die Umweltkriterien der
etc. angewendet. Einen guten Überblick dazu gibt SIA 112/1 «Nachhaltiges Bauen – Hochbau»10 (Abbil-
die «Landkarte Standards und Labels Nachhaltiges dung 2), andererseits die Umweltkriterien des
Bauen Schweiz»9 des Netzwerks Nachhaltiges Bauen «Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz» (SNBS)
Schweiz. Im Tiefbau ist die Auswahl gering und die für den Hoch-11 und Infrastrukturbau12 (Abbildung 3).
Anwendung von Nachhaltigkeitsstandards wenig
verbreitet.
9 Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz, Landkarte Standards und Labels Nachhaltiges Bauen Schweiz
10 Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein, SIA 112/1:2017, Nachhaltiges Bauen - Hochbau - Verständigungsnorm
zu SIA 112
11 Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz, SNBS 2.1 Hochbau, Kriterienbeschrieb Nutzungsarten Wohnen, Verwaltung,
Bildungsbauten, Gewerbenutzung im Erdgeschoss
12 Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz, SNBS 1.0 Infrastruktur, Kriterienbeschrieb Bereiche Mobilität/Transport, Energie,
Wasser, Kommunikation, Schutzinfrastruktur
28
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Ökologische Nachhaltigkeit in der Schweizer Bauwirtschaft
Zum Thema Kreislaufwirtschaft im Bauen gibt es in sie diese gegenwärtig zum Teil noch konkreter aus.
der Schweiz noch kaum spezifische Standards, Entsprechend werden die zuständigen Organi-
Normen o.ä. Die verbreiteten Standards wie SNBS, sationen zeitnah neue Varianten ihrer Standards
DGNB, LEED oder BREEAM kennen jedoch alle mit spezifischeren Kreislaufwirtschaftskriterien
Kreislaufwirtschaftskriterien. Zudem formulieren publizieren.
Energie
Rohstoffe, Energie und
Bodennutzung
Klima
Ressourcen- und
Umweltschonung
Gefahrenprävention
Natur und Landschaft
29
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Ökologische Nachhaltigkeit in der Schweizer Bauwirtschaft
Phasen Teilphasen
1 Strategische Planung 11 Bedürfnisformulierung, Lösungsstrategien
2 Vorstudien 21 Definition des Bauvorhabens, Machbarkeitsstudie
22 Auswahlverfahren
3 Projektierung 31 Vorprojekt
32 Bauprojekt
33 Baubewilligungsverfahren / Auflageprojekt
4 Ausschreibung 41 Ausschreibung, Offertvergleich, Vergabe
5 Realisierung 51 Ausführungsprojekt
52 Ausführung
53 Inbetriebnahme, Abschluss
6 Bewirtschaftung 61 Betrieb
62 Überwachung / Überprüfung / Wartung
63 Instandhaltung
14 Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein, SIA 112:2014 Modell Bauplanung, SN 509 112
30
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Ökologische Nachhaltigkeit in der Schweizer Bauwirtschaft
15 www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bevoelkerung/zukuenftige-entwicklung/schweiz-szenarien.html, abgerufen
am 07.04.2023
16 www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/dossiers/klimaschutzgesetz.html, abgerufen am 19.04.2023
17 www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20200433, abgerufen am 19.04.2023
18 Heeren, N. and Hellweg, S. (2019), Tracking Construction Material over Space and Time: Prospective and Geo-referenced
Modeling of Building Stocks and Construction Material Flows. Journal of Industrial Ecology, 23: 253-267.
https://doi.org/10.1111/jiec.12739
31
3
Tertiärstufe
Höhere Berufsbildung
Weiterbildungen
Weiterbildungen
Hochschulen
Universitäten und Fachhochschulen, PHs Berufs- und Höhere Fachprüfungen,
Höhere Fachschulen
Sekundarstufe II
Berufliche Grundausbildung / Allgemeinbildende Schulen
19 Schweizer EQR-Zuordnungsbericht, 2015, Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI
33
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Ökologisch nachhaltige Bauplanung in der Aus- und Weiterbildung
Zusätzlich zu den in Tabelle 4 aufgeführten angebote werden jedoch nicht explizit im Rahmen
Abschlüssen haben diverse Berufsgruppen eine dieser Studie ausgewertet. Die Datenlage lässt es
hohe Bedeutung für das Bauwesen, da diese in den nicht zu, die genaue Anzahl der Absolvent/innen zu
verschiedenen Teilbereichen des Bauens spezifische bestimmen, welche in der ökologisch nachhaltigen
Themengebiete abdecken und so das ökologisch Bauplanung tätig sind. Vorliegende Studie konzentriert
nachhaltige Bauen unterstützen. Diese sind unter sich daher bei der Auswertung der Ausbildungsan-
anderem Umweltingenieurwesen, Energie- und gebote primär auf die Ausbildung von Generalist/
Umwelttechnik, Raumplanung oder Landschafts- innen.
architektur. Diese spezialisierten Ausbildungs-
Vor-/Bauprojekt
Baubewilligung
Ausschreibung
Niveau gemäss NQR
Vorstudien
Strategie
31-32
21-22
33
41
11
Abschlüsse
Bauingenieur/in FH, ETH 6-8 (X) X X X
Hochschulen Architekt/in FH, ETH 6-8 (X) X X X X
Gebäudetechniker/in FH 6/7 X X X
Der Bund unterstützt die Aus- und Weiterbildung Führungskräften zu stärken. Die Unterstützung
in den Themenfeldern Umwelt, Klima, Ressourcen erfolgt unter anderem durch folgende Aktivitäten
und Energie, um die Kompetenzen von Fach- und und Initiativen:
35
4
Methodik
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Methodik
4 Methodik
Die Auswertung der betrachteten Aus- und Weiter- dem NQR sowie den erweiterten Beschreibungen
bildungen wird aufgrund der unterschiedlichen der Kompetenzen zur Bildung für Nachhaltige
Konzeptionen der jeweiligen Angebote auf zwei Entwicklung (BNE-Kompetenzen) der Stiftung
verschiedenen Wegen durchgeführt. Die Ausbil- éducation2123 (Abbildung 7). Vorliegende Studie
dungsgänge werden anhand von massgebenden fokussiert auf diejenigen Fachkompetenzen, welche
Themenfeldern und Kompetenzen qualitativ und die Fachpersonen befähigen, Wissen über ökologisch
quantitativ ausgewertet und beschrieben. Die zu nachhaltige Bauplanung anzuwenden. Zudem wird
bewertenden Themenfelder werden anhand der die Sozialkompetenz «Kooperation» für die Bewertung
massgebenden Aspekte ökologisch nachhaltigen herangezogen, da eine interdisziplinäre Zusammen-
Bauens in Anlehnung an SIA 112/1 und des SNBS- arbeit verschiedener Disziplinen und Fachleute in
Standards entwickelt. Bei den Weiterbildungen einem Bauplanungsprozess als essenziell angesehen
werden, basierend auf denselben Themenfeldern, wird. Es wird angenommen, dass die weiteren
die Inhalte bewertet, welche in den jeweiligen Ange- Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen als
boten vermittelt werden. Grundlage für die Konzeption der jeweiligen Aus-
bildungsgänge dienen und als grundlegende
Kompetenzen vermittelt werden. Sie sind somit
Kompetenzen für nicht spezifisch für den ökologisch nachhaltigen
ökologisch nachhaltiges Bauplanungsprozess und werden daher hier nicht
Bauen weiter vertieft.
Die Formulierungen des massgebenden Kompetenz- Die Fachkompetenzen, welche für die Bewertung
konzepts für ökologisch nachhaltiges Bauen basiert der Ausbildungsangebote herangezogen werden,
auf den Kompetenzbeschreibungen der OECD22 und sind in der folgenden Übersicht beschrieben.
22 www.oecd.org/education/skills-beyond-school/definitionandselectionofcompetenciesdeseco.htm
23 www.education21.ch/de/bne-kompetenzen
37
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Methodik
Themenfelder Kompetenzen
Energiebedarf Die Planenden beurteilen und optimieren den Energiebedarf über den
kompletten Lebenszyklus eines Bauwerks.
Treibhausgasemissionen Die Planenden beurteilen und optimieren den Ausstoss von
Treibhausgasen über den kompletten Lebenszyklus eines Bauwerks.
Stoffkreisläufe und Die Planenden verstehen die Umwelteinflüsse, die bei der Gewinnung,
Ressourceneffizienz Herstellung, Verarbeitung und Entsorgung von Baustoffen entstehen. Sie
denken und planen in Kreisläufen und optimieren Materialisierungen
entsprechend.
Umweltbelastungen Die Planenden verstehen die Umweltbelastungen, die durch den Bau und
(Schadstoffe, Lärm, Hitze ...) Betrieb eines Objektes entstehen, und minimieren diese.
Natur und Landschaft, Biodiversität, Die Planenden kennen die Einflüsse, die ein Objekt auf seine Umwelt (z.B.
Wasser, Boden, Aussenraum den Boden, das Grundwasser, die Biodiversität, die Landschaftsqualität,
die ökologische Vernetzung) oder bezüglich Hitzeinseln hat, und
minimieren diese.
Suffizienz, Verdichtung, Die Planenden ordnen ein Bauprojekt im Kontext der gesellschaftlichen
Flächenverbrauch Entwicklung (z.B. Raumplanung, Freiraumplanung, Flächenbedarf) ein und
optimieren dieses.
Kooperation Die Planenden gewährleisten eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit
(Interdisziplinarität, integrale relevanten Fach- und anderen Personen in den einzelnen Bauphasen und
Bauplanung) Gewerken und implementieren daraus folgende Erkenntnisse in die
Bauplanung.
24 Beim/bei der Dipl. Techniker/in Bauplanung Architektur bzw. Ingenieurbau (HF) ist es der Rahmenlehrplan
38
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Methodik
39
5
Resultate
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
5 Resultate
Ausbildungen Auf Stufe höhere Berufsbildung wurden zwei relevante
HF-Abschlüsse identifiziert, die einen bedeutenden
Angebot Einfluss auf das ökologisch nachhaltige Bauen in
In dieser Studie wurden fünf Studiengänge mit der Konzeptionsphase aufweisen. Diese sind der
bedeutendem Einfluss auf die SIA-Phasen 1–4 Ausbildungsgang zum/zur diplomierten Techniker/in
identifiziert (siehe Tabelle 4). In Tabelle 6 sind HF Bauplanung bzw. Gebäudetechnik.
diese Studiengänge, die Anzahl der angebotenen
Studiengänge in der Schweiz sowie die ungefähre Kompetenzprofile
durchschnittliche Anzahl der Absolvierenden pro Von den insgesamt 34 identifizierten Studiengängen
Jahr abgebildet. Eine detaillierte Auflistung ist im konnten 32 bewertet werden. Von einem Bachelor
Anhang zu finden. Bauingenieurwesen und einem Master Architektur
wurden die Modulbeschreibungen nicht zurVerfügung
Zur Förderung der Qualität und des Wissens- gestellt. Zudem konnten im fachhochschulübergrei-
austausches gibt es – vorwiegend unter den Fach- fenden Master Bauingenieurwesen (MSE) zur
hochschulen – mehrere gemeinsame Angebote, wie Gewährleistung der Vergleichbarkeit nur die gemein-
beispielsweise den Master Architektur der Hochschule samen Theoriemodule bewertet werden, da die
Luzern und Fachhochschule Nordwestschweiz Studierenden an den Hochschulen mehrheitlich
oder den Master Engineering (MSE), in welchem die Projektarbeiten bearbeiten und daher die Modul-
Theoriemodule im Zusammenschluss aller Fachhoch- beschreibungen generisch gehalten sind (sofern
schulen mit einem Master in Bauingenieurwesen vorhanden). Die von den Fachhochschulen angebo-
angeboten werden. tenen Master Bauingenieurwesen wurden somit als
ein Studiengang behandelt und bewertet.
In der Schweizer Bildungslandschaft gibt es zahlrei- Bei der Betrachtung der erreichten Punktzahl ergibt
che Anbieter von Bildungsgängen für die hier sich ein differenziertes Bild. Die Mehrheit der Aus-
betrachteten Abschlüsse HF. Da die einzelnen Lehr- bildungsinstitutionen bewegt sich um die Hälfte
pläne nicht öffentlich sind, werden beide Rahmen- der möglichen 14 Punkte. Ausreisser nach oben gibt
lehrpläne als Bewertungsgrundlage herangezogen. es keine, jedoch fällt Nummer 9 klar ab. Viele der
Diese beiden Rahmenlehrpläne sind jedoch generisch Bildungsinstitutionen beschreiben die Themenfelder
gehalten und unterscheiden sich nur in gewissen teilweise (1 Punkt). Bei einer erreichten Punktzahl
Punkten, was in einer identischen Bewertung von 7 kann dennoch davon ausgegangen werden,
resultiert. Deshalb werden die beiden höheren dass die Mehrheit der Themenfelder während der
Berufsbildungsabschlüsse zu einer Bewertung Ausbildung generell vermittelt werden.
zusammengefasst.
Bachelor Architektur 10
Punktzahl
42
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Abbildung 9: Kompetenzprofil 6
Bachelor Bauingenieurwesen 4
2
14
0
12 1 2
FH/Uni (anonymisiert)
10
Punktzahl
8
Kooperation (Interdisziplinarität, integrale Bauplanung)
6 Suffizienz, Verdichtung, Flächenverbrauch
Natur und Landschaft, Biodiversität, Wasser, Boden
4
Umweltbelastungen (Schadstoffe, Lärm, Hitze ...)
2 Stoffkreisläufe und Ressourceneffizienz
Treibhausgasemissionen
0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Energiebedarf
FH/Uni (anonymisiert)
43
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Master Architektur erreicht diese Institution 10 Punkte. Sie ist auch die
Die Ausprägungen der Themenfelder sind allgemein einzige, welche alle Themenfelder in den Modul-
eher niedrig. Insbesondere im Vergleich zum Bachelor beschreibungen abdeckt.
Architektur sind die Themen weniger vollständig
in den Modulbeschreibungen abgebildet. Wie zu Master Bauingenieurwesen
erkennen ist, sind die Themenfelder Energiebedarf, Die Abbildung 12 zeigt, dass die Ausbildungs-
Stoffkreisläufe und Ressourceneffizienz, Umwelt- institutionen alle gleich viele Punkte erreichen.
belastungen und Kooperation insgesamt gleich Dabei werden die Themenfelder Energiebedarf und
ausgeprägt, jedoch unterschiedlich verteilt. Es gibt Stoffkreisläufe und Ressourceneffizienz am ausführ-
eine Bildungsinstitution, welche durch eine ausführ- lichsten abgebildet, während die Themen Natur und
liche Beschreibung der Themenfelder in ihrem Stu- Landschaft sowie Suffizienz nicht in den Modul-
diengang auffällt, wie in der Abbildung 11 erkennbar beschreibungen abgebildet sind. Gesamthaft errei-
ist. Während sich die restlichen Ausbildungs- chen die Master Bauingenieurwesen 3 von 14
institutionen zwischen 1 bis 3 Punkten bewegen, möglichen Punkten.
14
12
10
Punktzahl
0
1 2 3 4 5 1 2 3
FH/Uni (anonymisiert)
44
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Diplome Höhere Fachschulen Bauplanung und einer jeweils ausführlichen Erwähnung (siehe Abbil-
Gebäudetechnik dung 13). Die restlichen Themenfelder werden in den
Wie in den Resultaten der oben stehenden Studien- Rahmenlehrplänen nicht genannt. Diese bewegen
gänge sind auch in den Rahmenlehrplänen HF Bau- sich jedoch auf einer höheren Flugebene und sind
planung und Gebäudetechnik die Themenfelder daher weniger detailliert ausgeführt als die Modul-
Energiebedarf, Kooperation sowie Stoffkreisläufe beschreibungen.
und Ressourceneffizienz am ausgeprägtesten, mit
Energiebedarf
100%
75%
Kooperation
(Interdisziplinarität, Treibhausgasemissionen
integrale Bauplanung)
50%
25%
0%
45
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Energiebedarf
100%
80%
Kooperation
(Interdisziplinarität, Treibhausgasemissionen
60% integrale Bauplanung)
40%
20%
0%
46
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Weiterbildungen
Angebot Themenprofile
In der Weiterbildungslandschaft Schweiz gibt es Die Bewertung der 55 Weiterbildungsangebote
diverse Angebote, welche Kompetenzen im Bereich wurde anhand der Beschreibungen auf den jeweiligen
ökologisch nachhaltiges Bauen vermitteln. Für diese Webseiten gemäss den in der Tabelle 5 beschriebenen
Studie wurden 55 Weiterbildungen analysiert. Die Themenfeldern vorgenommen. Einzig das Themen-
Weiterbildungen sind unterteilt in Tages- und feld Kooperation wurde weggelassen, da in den
Semesterkurse, um die unterschiedlichen zeitlichen Beschreibungen vorwiegend auf den Inhalt der Kurse
Möglichkeiten und Tiefen der behandelten Kursthemen und nicht auf die zu erlangenden Kompetenzen
zu berücksichtigen und um eine bessere Vergleich- eingegangen wird. Die Resultate werden nachfolgend
barkeit zu gewährleisten. Die Tageskurse fokussieren einzeln in einem Spider-Diagramm für die
sich mehrheitlich auf ein spezifisches Thema, wäh- Tages- und Semesterkurse dargestellt. Dabei zeigen
rend Semesterkurse die Möglichkeit bieten, Themen die jeweiligen Linien das Verhältnis der Anzahl
übergreifend und vertiefter zu behandeln. MAS- Abbildungen eines Themenfeldes zur Anzahl
Kurse, wie z.B. der MAS EN Bau, werden nicht geson- der jeweiligen Kursart auf.
dert ausgewiesen, da diese im Allgemeinen durch
das Ablegen von einzelnen CAS-Semesterkursen
absolviert werden. Die Inhalte sind dementsprechend
durch die Auswertung der einzelnen CAS abgedeckt.
Die Tabelle 7 zeigt die Kursarten und die Anzahl der
jeweiligen Kurse an. Eine detailliertere Übersicht der
Weiterbildungsangebote ist im Anhang aufgelistet.
Diese Auflistung ist nicht abschliessend.
47
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Tageskurse Semesterkurse
Die Abbildung 15 stellt die Ausprägungen der Wie in Abbildung 16 zu erkennen ist, gestalten sich
Themenfelder in den Tageskursen dar. In den Tages- die Ausprägungen einzelner Themenfelder unter-
kursen sind Energiebedarf sowie Stoffkreisläufe und schiedlich zu den Tageskursen. Einzig das Themen-
Ressourceneffizienz die am häufigsten abgedeckten feld Energiebedarf ist ebenfalls häufig abgebildet.
Themenfelder. Gesamthaft betrachtet, werden alle Das Themenfeld Suffizienz ist hingegen in keinem
Themenfelder durch mindestens einen Kurs abge- der betrachteten Semesterkurse vorhanden. Die
deckt. Da es sich um Kurse mit spezifischen Inhalten restlichen Themenfelder sind wenig abgebildet.
handelt, können die Teilnehmenden die zu behan- Auch die Semesterkurse behandeln jeweils spezifische
delnden Themenfelder mit der Auswahl des geeig- Themen, womit die Teilnehmenden auch bei diesen
neten Tageskurses selbst bestimmen und so gemäss ihren Bedürfnissen auswählen können.
Wissenslücken gezielt schliessen. Dennoch ist ein klarer Fokus auf das Themenfeld
Energiebedarf zu erkennen.
80%
60%
Suffizienz, Verdichtung,
Treibhausgasemissionen
Flächenverbrauch
40%
20%
0%
Umweltbelastungen
(Schadstoffe, Lärm, Hitze ...)
80%
60%
Suffizienz, Verdichtung,
Treibhausgasemissionen
Flächenverbrauch
40%
20%
0%
Umweltbelastungen
(Schadstoffe, Lärm, Hitze ...)
48
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Heraus- Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Heraus-
forderung, welche die Bau- und Immobilienbranche forderung, welche die Bau- und Immobilienbranche
kurzfristig (1 – 10 Jahre) meistern muss? langfristig (10 – 30 Jahre) meistern muss?
Fachkräfte
9% 9% Nachhaltigkeit
16%
22% Energie
Digitalisierung
17% 18%
Automatisierung
23%
18%
17% 21%
49
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Bei der Frage, welche Abschlüsse für die ökologisch werden, was den breiten Charakter des Themas
nachhaltige Bauplanung wichtig sind, zeigt sich, ökologische Nachhaltigkeit und das notwendige
dass ökologische Nachhaltigkeit ein Querschnitts- Wissen für die am Planungsprozess beteiligten
thema ist und nicht von einer Berufsgruppe allein Fachpersonen verdeutlicht. Es zeigt sich aber auch,
bearbeitet werden sollte. Die Befragten haben dass die Mehrheit der Befragten glaubt, dass diese
mehrheitlich alle identifizierten Akteure im Bau- Kompetenzen mehrheitlich zu wenig oder nur teils
planungsprozess als «sehr wichtig» oder «eher im Schweizer Bildungsangebot (Tertiärbereich)
wichtig» bewertet. Daraus lässt sich schliessen, abgedeckt sind. Einzig das Thema Energiebedarf
dass auch für all diese Abschlüsse ökologische wird als bereits gut abgebildet deklariert, was auch
Nachhaltigkeit in der Ausbildung verankert sein mit den Resultaten aus Kapitel 5.1.2 einhergeht.
sollte. Zusätzlich unterstreichen die Befragten die Dring-
lichkeit, diese Kompetenzen entsprechend in der
In Abbildung 19 sind die Antworten zum Themen- Aus- und Weiterbildung zu verankern. Die Mehrheit
block «Kompetenzen» visualisiert. Es wird sichtbar, der Befragten glaubt, dass die Wichtigkeit zunimmt
dass alle identifizierten Themenfelder und die im oder zumindest gleich bleibt, wodurch ein
Rahmen dieser Studie identifizierten Kompetenzen Handlungsbedarf in der Aus- und Weiterbildung
(vgl. Tabelle 5) von den befragten Expert/innen als entsteht.
«sehr wichtig» oder «eher wichtig» eingestuft
Welche Abschlüsse sind für die ökologisch nachhaltige Bauplanung Ihrer Meinung nach wichtig?
20
15
10
0
Unwichtig Eher unwichtig Eher wichtig Sehr wichtig Kann ich
nicht beurteilen
50
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
20
15
10
0
Unwichtig Eher unwichtig Eher wichtig Sehr wichtig Kann ich
nicht beurteilen
Wie gut sind diese Kompetenzen Ihrer Meinung nach im Schweizer Bildungsangebot (Tertiär) abgebildet?
20
15
10
0
Nicht abgebildet Zu wenig abgebildet Teilweise abgebildet Gut abgebildet Kann ich
nicht beurteilen
Wird die Wichtigkeit dieser Kompetenzen Ihrer Meinung nach in Zukunft zu- oder abnehmen?
20
15
10
0
Nimmt ab Bleibt gleich Nimmt zu Kann ich
nicht beurteilen
51
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Auf die Frage hin, welchen Stellenwert die Ausbil- Stellenwert der unterschiedlichen Bildungsangebote
dungsangebote für die Ausbildung ökologisch für das Schliessen von potenziellen Ausbildungs-
nachhaltiger (Fach-)Kompetenzen haben (Abbildung lücken (Abbildung 21). Über 50 % der Befragten
20), machten die Befragten deutlich, dass alle gaben an, dass der Stellenwert der Weiterbildungen
betrachteten Angebote «sehr wichtig» oder «eher und Fachhochschulen am grössten ist, wenn es um
wichtig» sind. Dieses Resultat ist konsistent mit den das Schliessen von Bildungslücken im Hinblick auf
Resultaten der Frage, welche Abschlüsse für die die ökologisch nachhaltige Bauplanung geht. Dies
ökologisch nachhaltige Bauplanung wichtig sind, deutet auf den notwendigen Praxisbezug der Aus-
und zeigt erneut auf, dass ökologische Nachhaltigkeit bildung hin, welche die unterschiedlichen Akteure
ein Querschnittsthema verschiedenster Akteure in vor allem in den Weiterbildungen und in den Studien-
der Bauplanung darstellt. Dies zeigt sich auch im gängen der Fachhochschule erhalten.
20
15
10
0
Unwichtig Eher unwichtig Eher wichtig Sehr wichtig Kann ich
nicht beurteilen
18%
26%
52
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Steigt stark an
6% Steigt an
Stagniert
Geht zurück
44% Geht stark zurück
50%
15
10
0
Geht stark zurück Geht zurück Stagniert Steigt an Steigt stark an Kann ich
nicht beurteilen
Bauingenieur/innen Gebäudetechniker/innen Raum- und Landschaftsplaner/innen Baubiolog/innen
Architekt/innen Umweltingenieur/innen Dipl. Techniker/innen Bauplanung Bauphysiker/innen
53
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Resultate
Aktuelle Studien bestätigen diese Aussagen. Berufsgruppen ein hohes «grünes Potenzial» aus-
Eine Studie des Nationalen Forschungsprogramms gewiesen. Dies entspricht auch den Erkenntnissen
73 (NFP73) an der Universität Basel29 identifiziert aus den Umfragen und den Interviews mit den
für die hier relevanten Berufsgruppen einen gene- Expert/innen.
rellen Fachkräftemangel (siehe Tabelle 8). So wird
z.B. ein «Shortage Indicator» von 0.65 für Architekt/ Zu vergleichbaren Ergebnissen im Hinblick auf den
innen und ein Wert von 3.15 für Umweltingenieur/ Fachkräftemangel kommt das Staatssekretariat für
innen ausgewiesen. Der Schweizer Mittelwert Wirtschaft SECO. Dieses hatte bereits 2014 eine
beträgt 0.02, was auf einen erhöhten Fachkräfte- Studie beauftragt, die ein Indikatorsystem zur Bewer-
bedarf bei den betrachteten Berufsgruppen hinweist. tung des Fachkräftemangels entwickelt hat30. Die
Weiterhin wird ebenfalls das «Green Potential» Resultate zeigen, dass besonders die Ingenieurberufe,
ausgewiesen, welches das Potenzial zur Erfüllung worunter auch die hier betrachteten Berufsgruppen
umweltfreundlicher Arbeiten beschreibt. Ein grünes Architekt/in, Bauingenieur/in, Landschaftsplaner/in
Potenzial von etwa 0.5 entspricht gemäss der Studie etc. fallen, das stärkste Anzeichen für einen Fach-
einem relativ hohen grünen Potenzial. Mit einem kräftemangel aufweisen.
Bereich von 0.77–1.0 wird für die hier betrachteten
Quelle: Matthias Niggli und Christian Rutzer, 2020, Greening and the Labor Market, https://cieb.shinyapps.io/nrp_73_green_potential/,
abgerufen am 17.04.2023
6
5.4
5
4
3
2
1
0
Transport/Verkehr
Ingenierberufe
Managementberufe
Techniker/innen
Rechtswesen
Gesundheitsberufe
Informatikberufe
Werb./Tourism./Treuh.
Unterricht/Bildung
Technische Fachkräfte
Soz./Geist./Nat.-Wiss.
Sport/Unterhaltung
Erziehung/Fürs./Seelsorge
Gesamtwirtschaft
Medienschaffende uvB
Maschinisten/Maschinistinnen
Chemie-/Kunststoffverf.
Bergbau/Steinarb.
Bank-/Vers.berufe
Künstlerische Berufe
Holzverarb./Papierherst.
Baugewerbe
Metallver./Masch.bau
Techn. Zeichnerberufe
Reinigung/Körperpflege
Kaufm./admin. Berufe
Gastgew./Hauswirtsch.
Ordnung/Sicherheit
Elektr./Uhr./Fahrz. uvB
Landw./Forstw./Tierz.
Graph. Industrie
Lebens-/Genussmittelherst.
Übrige be-/verarb. Berufe
Handels-/Verkaufsberufe
Textil-/Lederherst.
Keramik-/Glasverarb.
Post-/Fernmeldewesen
Diskussion
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Diskussion
6 Diskussion
Soll-Bild Kompetenzen
Das auf Seite 31 beschriebene Zukunftsbild der Schweiz in Gebieten mit einer hohen Bebauungs-
Bautätigkeit wird auch die Fachpersonen in der dichte zum Tragen kommt, ist Baukultur und Weiter-
ökologisch nachhaltigen Bauplanung vor grosse bauen im Bestand. Die Planenden müssen im Zuge
Herausforderungen stellen. Für die neuen Aufgaben, der Verdichtungsdiskussion mit den gegebenen
Prozesse und Materialien benötigt es vertiefte Randbedingungen in stark bebauten Gebieten mit
Kompetenzen. Dies zeigen auch die Ergebnisse der teils historischer Bausubstanz umgehen und ihre
Umfrage. Ökologische Nachhaltigkeit wird vor allem Objekte entsprechend ausrichten können.
langfristig eine der grössten Herausforderungen
bleiben und entsprechende Kompetenzen voraus- Die Autoren erweitern daher aufgrund der Rückmel-
setzen. Neben den in der Umfrage erwähnten Kom- dung der befragten Expert/innen die in Tabelle 5
petenzbereichen (vgl. Abbildung 19), welche alle als identifizierten aktuellen Themenfelder mit den in
«eher wichtig» oder «sehr wichtig» betrachtet und Tabelle 9 aufgelisteten zukünftig notwendigen
grösstenteils auch mit ansteigender Wichtigkeit Themenfeldern. Eine Überprüfung der aktuellen
bewertet werden, haben die in den persönlichen Modulbeschreibungen der Ausbildungsangebote
Interviews befragten Expert/innen weitere Kom- auf die zusätzlichen Themenfelder hin wurde nicht
petenzen erwähnt, welche für die zukünftige öko- durchgeführt.
logisch nachhaltige Bauplanung von Bedeutung
sein werden. So wird von Expert/innen grundsätzlich Es wird deutlich, dass die zukünftigen Fachpersonen
das systemische Denken der Fachpersonen hervor- in der ökologisch nachhaltigen Bauplanung nicht
gehoben, welches sie benötigen, um einerseits nur ein erweitertes Kompetenzprofil aufweisen,
Objekte zu planen, welche an zukünftige komplexe sondern auch mit einem ausgeprägten Fachkräfte-
Klimaszenarien angepasst sind, und andererseits, mangel zurechtkommen müssen (vgl. Seite 53). Es
um Unsicherheiten abzuschätzen und abzumindern. stellt sich somit die Frage, ob in der ökologisch
Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation nachhaltigen Bauplanung anstatt Spezialist/innen
der Bauindustrie wurde ebenfalls die Notwendigkeit eher Generalist/innen notwendig sind, die im gesam-
digitaler Kompetenzen erwähnt, um die richtigen ten Bauplanungsprozess eine Schnittstellenfunktion
digitalen Tools anzuwenden und die Vielzahl von einnehmen und vertiefte Grundkenntnisse der
Daten/Indikatoren mit Bezug auf die ökologische ökologischen Nachhaltigkeit aufweisen müssen,
Nachhaltigkeit auszuwerten und im Planungsprozess um dem Systemwandel hin zu einer ökologisch
zu implementieren. Ein weiterer Kompetenzbereich, nachhaltigen Bau- und Immobilienbranche Rechnung
welcher stark von der zukünftigen Entwicklung der zu tragen.
Bautätigkeit abhängig ist und vor allem in der
Themenfeld Kompetenzen
Systemisches Denken und Klimaadaption Die Planenden verstehen den Kontext, in dem das zu planende Objekt in
Bezug zu seiner Umwelt und den zukünftigen (klimatischen) Entwicklungen
steht, und berücksichtigen dies in ihrer Planung entsprechend.
Digitale Planung Die Planenden wenden die aktuellen digitalen Tools sicher in der Planung
an und nutzen die Möglichkeiten zur Optimierung des Objektes.
Baukultur und Weiterbauen im Bestand Die Planenden verstehen, in welchem räumlichen und zeitlichen Kontext
das zu planende Objekt steht, und optimieren ihren Entwurf entsprechend.
56
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Diskussion
Thesen
Der Aus- und Weiterbildung von Fachpersonen im Studie will die Diskussionen betreffend die Kompe-
Bereich ökologisch nachhaltige Bauplanung kommt tenzen im Bereich ökologisch nachhaltige Baupla-
eine grosse Bedeutung zu. Es sind diese Fachkräfte, nung aktiv fördern. In diesem Sinn werden hier
welche mit ihren entsprechenden Kompetenzen die prägnante und bewusst verkürzte Thesen formuliert,
Herausforderungen der Bau- und Immobilienbranche um diese Diskussion breit anzustossen:
im Bereich Nachhaltigkeit meistern müssen. Diese
Mehr Bedarf: Eine steigende Wohnbevölkerung, Wirtschaftswachstum, höhere Anforderungen wie das
klimagerechte Bauen, Verdichtung, Kreislaufwirtschaft und weitere Effekte führen zu einem steigenden
Bedarf an qualifizierten Fachkräften in der ökologisch nachhaltigen Bauplanung.
Risiko neuer Aus- und Weiterbildungen: Die Entwicklung von Aus- und Weiterbildungen ist risikobehaftet.
Für Bildungsinstitutionen ist es aufwändig und teuer, einen Ausbildungsgang zu überarbeiten oder neu
auf dem Markt anzubieten. Sie konzipieren neue Angebote, ohne dass sie Gewähr haben, genügend
Studierende dafür zu finden. Dieses «Trial und Error» ist insbesondere ökonomisch riskant. Dies führt zu
einer gewissen Risikoaversion gegenüber «neuen» wissenschaftlichen Themen und Trends sowie der
Marktnachfrage. Dies gilt sowohl für Aus- als auch für Weiterbildungen.
Hierarchische Prägung beeinflusst Interdisziplinarität: Die Wissenschaft, die Lehre und die Berufswelt in
der Bau- und Immobilienwirtschaf sind tendenziell hierarchisch. Viele Forschende, Dozierende und erfahrene
Fachpersonen haben in ihren seinerzeitigen Ausbildungen und frühen Berufsjahren hierarchische Prägungen
erfahren. Diese zu überwinden und zu einer interdisziplinären, diversen und hierarchiearmen Zusammenarbeit
zu finden, ist anspruchsvoll. Der relativ starre Planungsprozess gemäss den SIA-Phasen, die vielen Gesetze,
Normen, Standards etc. sowie die hohe Arbeitsteilung in der Planungs- und Baubranche erschweren das
interdisziplinäre Zusammenarbeiten ebenfalls.
Die Jungen sind nachhaltigkeitsaffin: Die junge Generation zeigt ein grosses Interesse an Fragen der
Nachhaltigkeit. Studierende fordern die Einbindung von Nachhaltigkeit in den Unterricht. Ihnen ist die
Sinnhaftigkeit ihrer beruflichen Tätigkeit sehr wichtig.
Die Wirtschaft kann beschränkt zur Vision beitragen: Die Wirtschaft kann beschränkt zur Vision beitragen:
Wirtschaft und Verbände sind von dem anhaltenden Bauboom und den Auswirkungen des aktuellen
Fachkräftemangels absorbiert. Ihnen fehlt teilweise die Kraft, die Zeit und das Geld, Visionen für die
Ausbildung zukünftiger Fachkräfte zu entwickeln und von den Bildungsinstitutionen einzufordern.
57
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Diskussion
58
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Diskussion
Verbände
und Wirtschaft
•• Systematische Vernetzung der Akteure aus Bildung, Wirtschaft und Behörden fördern.
Sensibilisierung von Verbandsmitgliedern im Bereich ökologische Nachhaltigkeit.
• Sensibilisierungsaktionen in den Bereichen Fachkräftebedarf sowie Attraktivität und Image der
Bau- und Planungsberufe.
• Aus- und insbesondere Weiterbildungen im Bereich ökologisch nachhaltige Bauplanung
bedarfsspezifisch (mit-)entwickeln und/oder anbieten.
• Ausbildung von Hochschulabsolvent/innen «on the job», Vermittlung von Praxiskompetenzen.
2 Befähigen der Fachkräfte für gegenwärtige und künftige Herausforderungen über nichtformale Bildung
2A Stärken der Fachkompetenzen durch mit den Trägerschaften koordinierte Weiterbildungen
2A_1 Entwickeln neuer, bedürfnisgerechter nichtformaler Weiterbildungsangebote und Aktualisierung
bestehender nichtformaler Weiterbildungsangebote
2A_2 Koordination und Bekanntmachung der nichtformalen Weiterbildungsangebote
2A_3 Qualitätssicherung/-entwicklung (QS/QE) der Weiterbildungsangebote
2B Fördern der Teilnahme an Weiterbildungen
2B_1 Schaffen des Bewusstseins und der Möglichkeiten für Return on Investment von Weiterbildungen
2B_2 Schaffen von Anreizen für Betriebe und/oder Arbeitnehmende zur Förderung der Weiterbildung
3 Steigern der Attraktivität und Verbessern des Images
3B Aufwerten des Images und Darstellen der Sinnhaftigkeit der Branche
3B_1 Sensibilisieren der breiten Bevölkerung zur Imageaufwertung
60
7
Anhang
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Anhang
7 Anhang
Definitionen
In der vorliegenden Studie werden die genannten Begriffe wie folgt definiert und verwendet:
31 Vereinigte Nationen, Report of the World Commission on Environment and Development, Our Common Future
(«Brundtland Report»), 1987
32 Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates; Parlamentarische Initiative 20.433 Schweizer
Kreislaufwirtschaft stärken; Bericht vom 11. Oktober 2021
33 dito
34 Schweizerischer Ingenieurs- und Architektenverein, SIA 112:2014 Modell Bauplanung, SN 509 112
35 Nach https://de.wikipedia.org («Hochbau»)
36 Nach https://de.wikipedia.org («Tiefbau»)
62
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Anhang
40 Fasst die Angebote der HEPIA Genf und HEIA Fribourg zusammen
64
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Anhang
65
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Anhang
Fragebogen
1. Einstieg
1.1. Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Herausforderung, welche die Bau- und
Immobilienbranche kurzfristig (1 – 10 Jahre) bzw. langfristig (10 – 30 Jahre) meistern muss:
Kurzfristig
Langfristig
1.2. Wie schätzen Sie die Bildungssituation der aktuell in der Bauplanung tätigen Fachpersonen
im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung des Bauwerks Schweiz ein?
Freitext
1.3. Welche Abschlüsse sind für die ökologisch nachhaltige Bauplanung Ihrer Meinung nach
wichtig?
Bauingenieurwesen
Architektur
Gebäudetechnik
Umweltingenieurwesen
Raum- und
Landschaftsplanung
Technik Bauplanung
Baubiologie
Bauphysik
Andere: ……..
66
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Anhang
2. Kompetenzen
2.1. Wie schätzen Sie die Wichtigkeit von ökologisch nachhaltigen Kompetenzen in den
folgenden Bereichen für die Bauplanung ein?
Energiebedarf
Treibhausgasemissionen
Stoffkreisläufe und
Ressourceneffizienz
Umweltbelastungen
(Schadstoffe, Lärm, Hitze …)
Natur und Landschaft,
Biodiversität, Wasser, Boden
Suffizienz, Verdichtung,
Flächenverbrauch
Kooperation
(Interdisziplinarität, integrale
Bauplanung)
Andere: ……..
2.2. Wie gut sind diese Kompetenzen Ihrer Meinung nach im Schweizer Bildungsstandort
(Tertiär) abgebildet?
Energiebedarf
Treibhausgasemissionen
Stoffkreisläufe und
Ressourceneffizienz
Umweltbelastungen
(Schadstoffe, Lärm, Hitze …)
Natur und Landschaft,
Biodiversität, Wasser, Boden
Suffizienz, Verdichtung,
Flächenverbrauch
Kooperation
(Interdisziplinarität, integrale
Bauplanung)
Andere: ……..
67
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Anhang
2.3. Wird die Wichtigkeit von ökologisch nachhaltigen Kompetenzen in den folgenden
Bereichen der Bauplanung Ihrer Meinung nach in Zukunft zu- oder abnehmen?
Energiebedarf
Treibhausgasemissionen
Umweltbelastungen (Schadstoffe,
Lärm, Hitze …)
Suffizienz, Verdichtung,
Flächenverbrauch
Kooperation (Interdisziplinarität,
integrale Bauplanung)
Andere: ……..
2.4. Welche Kompetenzen fehlen Ihrer Meinung nach den aktuell tätigen Fachpersonen im
Kontext der ökologisch nachhaltigen Bauplanung und warum?
Freitext
2.5. Gibt es beim Kompetenzmangel Unterschiede zwischen den aktuell in der Bauplanung
tätigen Berufsgruppen?
Freitext
2.6. Wie könnte aus Ihrer Sicht dieser Kompetenzmangel gelöst werden?
Freitext
68
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Anhang
3. Bildung
Fachhochschulen (FH)
Weiterbildungen
3.2. In welcher Stufe (Aus- und/oder Weiterbildung) würden Sie die in Absatz 2 identifizierten
Lücken prioritär in der Ausbildung schliessen? Max. 2
Fachhochschulen (FH)
Weiterbildungen
69
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Anhang
4. Fachkräfte
4.1. Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach innerhalb der nächsten 5 – 10 Jahre auf
übergeordneter Ebene der Bedarf an Fachpersonen in der Bauplanung, welche über
ökologisch nachhaltige Kompetenzen verfügen?
Geht stark Geht zurück Stagniert Steigt an Steigt stark an Kann ich nicht
zurück beurteilen
4.2. (Wenn «Steigt an» oder «Steigt stark an») Was ist für Sie der wichtigste Treiber für den
Bedarfsanstieg?
Freitext
4.3. (Wenn «Geht stark zurück» oder «Geht zurück») Was ist für Sie der wichtigste Treiber für
den Bedarfsrückgang?
Freitext
4.4. Glauben Sie, der Bedarf nimmt für einzelne Gruppen ab- oder zu?
Architekt/innen
Gebäudetechniker/innen
Umweltingenieur/innen
Raum- und
Landschaftsplaner/innen
Dipl. Techniker/innen
Bauplanung
Baubiolog/in
Bauphysiker/in
Andere: ……..
70
Ökologisch nachhaltiges Bauen – Analyse der Aus- und Weiterbildungen
Anhang
Freitext
Freitext
7. Memorandum of Understanding
Wie könnte ein MoU mit «der Branche» aussehen? Wer müsste wie involviert werden?
Freitext
8. Abschluss
Freitext
Besten Dank!
71
Let’s make
it real!
pom+Consulting AG
Limmatstrasse 214
8005 Zürich